Das letzte Hemd – Memento mori - Christophorus Hospiz Verein e.V.
Das letzte Hemd – Memento mori - Christophorus Hospiz Verein e.V.
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CHVaktuell Nummer 63 Mai 2012<br />
<strong>Das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Hemd</strong> <strong>–</strong> <strong>Memento</strong> <strong>mori</strong><br />
Angelika Westrich: <strong>Das</strong> Totenhemd<br />
Uve Hirsch: Die verdammte Sterberei<br />
Julia Hagmeyer: Leichenschmaus
Karl Albert Denk<br />
(Bestattermeister)<br />
✆<br />
Unsere Beratungsräume<br />
München<br />
Individuelle<br />
Gestaltung<br />
Kompetente und<br />
familiäre Betreuung<br />
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Persönliche und familiäre Betreuung.<br />
Karl Albert Denk knüpft an eine beispielhafte Familientradition<br />
an. Seit über vier Generationen pflegt die Familie<br />
Denk eine einzigartige Bestattungs- und Trauerkultur, die<br />
nun wieder neu belebt wird. Die Würde das Menschen zu<br />
wahren und zu bewahren, ist uns ein wichtiges Anliegen.<br />
Kommen Sie und sprechen Sie mit uns. Auf Wunsch kommen<br />
wir zu Ihnen nach Hause, selbstverständlich kostenlos<br />
und unverbindlich.<br />
089-64 24 86 80<br />
Tag und Nacht für Sie da, auch an Sonn- und Feiertagen.<br />
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Grünwald, Tölzer Straße 37<br />
Erding, Kirchgasse 2a<br />
Freising, Prinz-Ludwig-Str. 5<br />
www.karlalbertdenk.de<br />
Persönliche<br />
Abschiednahme
Editorial<br />
Liebe Mitglieder und Freunde des CHV,<br />
wie Hermann Hesse schon sagt: Jedem Anfang<br />
wohnt ein Zauber inne. Deshalb freue ich mich, dass<br />
ich mich Ihnen an dieser Stelle unserer Zeitschrift<br />
CHV aktuell vorstellen darf.<br />
Mein Name ist Leonhard Wagner, ich bin 42 Jahre<br />
alt und seit 1. Januar 2012 neuer Geschäftsführer<br />
des <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong>s. Vor meiner<br />
Aufgabe beim CHV war ich lange Jahre in der<br />
Behindertenhilfe tätig, zuletzt als Geschäftsführer<br />
einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in<br />
München.<br />
Ich freue mich, die Geschicke des <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong>s lenken zu dürfen und<br />
mit den Menschen zusammenzuarbeiten, die <strong>–</strong> ehrenamtlich oder hauptamtlich <strong>–</strong> bisher<br />
schon so viel für den CHV geleistet haben. Allen, die mich in den <strong>letzte</strong>n Wochen so<br />
freundlich und herzlich aufgenommen haben, möchte ich Danke sagen. Ein besonderer<br />
Dank geht an meine Vorgängerin Frau Westrich, die mir ein gut bestelltes Haus übergeben<br />
hat.<br />
Meine Aufgabe als Geschäftsführer übernehme ich mit Respekt und Demut. Ich möchte<br />
dazu beitragen, den Umgang der Gesellschaft mit Sterben, Tod und Trauer im Sinne der<br />
<strong>Hospiz</strong>idee zu verändern. Besonders wichtig ist mir, unser Engagement für den Erhalt<br />
der bestmöglichen Lebensqualität von Menschen am Ende ihres Lebens weiter mit den<br />
nötigen Ressourcen sicherzustellen.<br />
Die Gesellschaft für den <strong>Hospiz</strong>gedanken zu sensibilisieren, ist weiterhin eine wichtige<br />
Aufgabe des CHV und der gesamten <strong>Hospiz</strong>bewegung. Die kürzliche Berichterstattung<br />
in der Presse über den assistierten Suizid des früheren Fußballers Timo Konietzka zeigt<br />
das wieder ganz deutlich. Der Medizinethiker Giovanni Maio schreibt in diesem Zusammenhang:<br />
„Ein Mensch tötet sich selbst und Teile der Medien berichten geradezu euphorisch<br />
von einem Kampf für den eigenen Tod, gar von einem würdevollen Tod, und kaum<br />
jemand zeigt Bestürzung.“ Eine Gesellschaft, die einen Suizid zu einer nachvollziehbaren<br />
Tat erklärt, gibt ein falsches Signal, erst recht und gerade an sterbende Menschen. Viele<br />
Menschen haben weniger Angst vor dem Tod als vielmehr vor einem langen leidvollen<br />
Sterben. Sterben ist ein angstbesetztes und tabuisiertes Thema. Viele wissen zu wenig<br />
über das Sterben und die Hilfen, die Medizin und Pflege bieten.<br />
1
Die Erfahrung der <strong>Hospiz</strong>bewegung zeigt, dass es zentrale gesellschaftliche Aufgabe sein<br />
muss, den Menschen, die angesichts einer schweren Erkrankung verzweifelt sind, etwas<br />
zu geben, nämlich Beistand, Linderung von Schmerzen und die Zuversicht, nicht allein<br />
gelassen zu sein. Der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe bei schwerkranken und sterbenden<br />
Menschen schwindet, wenn sie eine gute palliativmedizinische und pflegerische Versorgung<br />
erfahren und sich menschlich und sozial geborgen fühlen.<br />
<strong>Hospiz</strong>, sagt die Ehrenvorsitzende des CHV Dr. Gustava Everding, bietet keine Sterbehilfe,<br />
sondern Hilfe beim Sterben. Die <strong>Hospiz</strong>idee steht für ein Leben bis zuletzt. Eine<br />
humane Sterbebegleitung mit stationären und ambulanten <strong>Hospiz</strong>en und einer leistungsfähigen<br />
Schmerztherapie bietet die Möglichkeit, die Lebensqualität auch in der<br />
<strong>letzte</strong>n Lebensphase eines Menschen zu erhalten. Mit diesem Konzept kann Menschen<br />
wirksam geholfen werden. Deshalb sollten statt aktiver Sterbehilfe und assistiertem Suizid<br />
die Konzepte einer humanen Sterbebegleitung gefördert werden. Menschen benötigen<br />
in ihrer <strong>letzte</strong>n Lebensphase keine Anreize für einen vorzeitigen Tod <strong>–</strong> sondern eine<br />
umfassende medizinische, pflegerische, soziale und psychische Betreuung auf qualitativ<br />
hohem Niveau.<br />
Ihr<br />
Leonhard Wagner<br />
2
Inhalt<br />
„Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen”, das mittelalterliche<br />
Kirchenlied, wurde 1524 von Martin Luther aus dem<br />
Lateinischen übersetzt. Sterben und Tod begleiten das Leben<br />
von Anfang an, das sollten wir uns immer wieder ins<br />
Bewusstsein rufen.<br />
4 Zur Person:<br />
Leonhard Wagner, seit Jahresbeginn<br />
neuer Geschäftsführer des CHV<br />
Uve Hirsch<br />
6 Ahnenkult <strong>–</strong><br />
Totenrituale <strong>–</strong> <strong>Memento</strong> Mori<br />
Uve Hirsch<br />
8 <strong>Das</strong> Totenhemd<br />
Die <strong>letzte</strong> Bekleidung. Mehr Fantasie für<br />
Grabbeigaben Angelika Westrich<br />
11 Die verdammte Sterberei <strong>–</strong><br />
die <strong>letzte</strong>n Tage von Ruth Albrecht<br />
Uve Hirsch<br />
13 Grosser schwarzer Vogel<br />
„Gänsehautnah“ hieß seine <strong>letzte</strong> Tournee,<br />
seine sanften, düsteren Lieder sind<br />
sein Vermächtnis. Ludwig Hirsch starb<br />
am 24.11.2011<br />
15 <strong>Das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Hemd</strong> ist bunt <strong>–</strong><br />
Buchbesprechung<br />
Der Bestatter Fritz Roth plädiert für eine<br />
neue Sterbe-, Trauer- und Bestattungskultur<br />
Irene Braun<br />
17 Leichenschmaus<br />
Beerdigung und Bratwurst<br />
Julia Hagmeyer<br />
19 Palliativmedizin<br />
Hin zum natürlichen Sterben <strong>–</strong> Die<br />
Schmerzen in den Griff bekommen<br />
Heinz Klein<br />
Titelbild: Suschna/Wordpress<br />
21 Zukunft der Palliativ- und<br />
<strong>Hospiz</strong>arbeit Dr. Claudia Bausewein<br />
24 Vom Sterben heute<br />
Zur gesellschaftlichen Bedeutung von<br />
<strong>Hospiz</strong>kultur Prof. Dr. Werner Schneider<br />
26 Leben im <strong>Hospiz</strong><br />
Sterbehaus, aber ohne bedrückende<br />
Atmosphäre Friedhelm Meiners<br />
29 Selbstbestimmt sterben <strong>–</strong><br />
was am Lebensende wichtig ist<br />
Silvia Plahl<br />
33 Gedicht<br />
34 Totentanz<br />
Bilder aus fünf Jahrhunderten<br />
38 Symposium und Abschied<br />
Langjährige Geschäftsführerin Angelika<br />
Westrich wird verabschiedet<br />
41 Ein Chor im <strong>Hospiz</strong> zum Advent<br />
Ulrike Zielonka-Grambow<br />
Rubriken<br />
42 Gedicht „Testament”<br />
43 Aus dem <strong>Verein</strong><br />
45 Stifterkreis <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong><br />
46 Termine<br />
48 Impressum<br />
3
Leonhard Wagner, 42 Jahre, geboren in<br />
Burgau/Schwaben, Bankkaufmann und<br />
Diplom-Sozialwirt<br />
• Sie haben ja viele Jahre in der Behindertenhilfe<br />
gearbeitet. Was hat Sie veranlasst,<br />
die neue Aufgabe als Geschäftsführer im CHV<br />
zu übernehmen und wie können Sie hier ihre<br />
Erfahrungen nutzen?<br />
Ich wollte nach 13 Jahren in der Behindertenhilfe<br />
noch einmal eine neue Herausforderung.<br />
Wie bei den meisten, die sich in der<br />
<strong>Hospiz</strong>bewegung engagieren, hatte auch ich<br />
einen persönlichen Zugang. Mein Vater ist<br />
vor zweieinhalb Jahren gestorben. <strong>Das</strong> war<br />
für mich eine der intensivsten Erfahrungen<br />
meines Lebens. Er starb im Krankenhaus<br />
meines Heimatlandkreises Günzburg auf<br />
einer onkologischen Station. Diese Station<br />
wurde früher von Herrn Prof. Dr. Schreml<br />
geleitet, einem der Pioniere der <strong>Hospiz</strong>bewegung.<br />
Die Schwestern und Pfleger dort<br />
hatten eine Palliative Care Ausbildung. Ich<br />
habe erlebt, wie wichtig es war, dass mein<br />
Vater und wir als Familie in dieser Zeit an<br />
die Hand genommen wurden und jemand<br />
uns in unserer Hilflosigkeit beigestanden ist.<br />
<strong>Das</strong> hat mich noch mal ganz nah an das<br />
Thema <strong>Hospiz</strong> herangeführt.<br />
Die pflegerischen, psychosozialen und<br />
strukturellen Aspekte des Themas <strong>Hospiz</strong><br />
sind neu für mich. Hier lerne ich jeden Tag<br />
dazu.<br />
Erfahrungen die ich nutzen kann, sind Leitungsaufgaben.<br />
Dazu gehören zum einen die<br />
Überprüfung und Gestaltung der wirtschaftlichen<br />
Grundlagen einschließlich<br />
Wirtschafts-, Finanz- und Investitionsplanung,<br />
zum anderen die Verhandlung mit<br />
Kostenträgern und nicht zuletzt alle The-<br />
4<br />
CHV aktuell Interview mit Leonhard Wagner<br />
men die das Personal betreffen, von der<br />
Gehaltsabrechnung über die Personalführung<br />
bis zur Personalentwicklung.<br />
• Wie sieht für Sie humane Sterbebegleitung<br />
aus?<br />
Humane Sterbebegleitung bedeutet für<br />
mich, sterbenden und schwerstkranken<br />
Menschen so beizustehen, dass sie ihre <strong>letzte</strong><br />
Phase des Lebens gut bewältigen können. Zu<br />
diesem Beistand gehört neben einer umfassenden<br />
pflegerischen und medizinischen<br />
Versorgung die Linderung von Schmerzen<br />
und Ängsten sowie eine persönliche und psychosoziale<br />
Betreuung, die es ermöglicht, sich<br />
menschlich geborgen zu fühlen. Stationäre<br />
<strong>Hospiz</strong>e und ambulante <strong>Hospiz</strong>dienste bieten<br />
diese humane Sterbebegleitung, sodass<br />
Lebensqualität auch in der <strong>letzte</strong>n Lebensphase<br />
eines Menschen erhalten werden kann.<br />
• Sie sind in einer schwierigen Zeit Geschäftsführer<br />
geworden. Alarmierende Nachrichten,<br />
die Zukunft des CHV sei gefährdet, weil die<br />
Krankenkassen nicht wie vereinbart, 90 Prozent<br />
der <strong>Hospiz</strong>kosten übernehmen, machten<br />
in <strong>letzte</strong>r Zeit die Runde.<br />
In einem Artikel im Münchner Teil des Süddeutschen<br />
Zeitung wurde die finanzielle Situation<br />
unseres stationären <strong>Christophorus</strong>-<br />
<strong>Hospiz</strong>es thematisiert, das neben den<br />
ambulanten Diensten einen großen Bereich<br />
des CHV ausmacht. Ende <strong>letzte</strong>n Jahres<br />
sind Verhandlungen mit den Kassen zur Finanzierung<br />
des <strong>Hospiz</strong>es gescheitert. Deshalb<br />
haben wir uns entschieden, die Situation<br />
auch der Öffentlichkeit über diesen<br />
Presseartikel bekannt zu machen. Der CHV<br />
muss natürlich <strong>–</strong> wie auch immer schon <strong>–</strong><br />
die Finanzierung seiner Angebote genau im
Blick haben. Die „existenzielle Gefährdung“<br />
des stationären <strong>Hospiz</strong>es von der im Artikel<br />
die Rede ist, weist auf die tatsächlich dort<br />
vorhandene große Finanzierungslücke hin.<br />
Der CHV wird aber <strong>–</strong> neben der Auseinandersetzung<br />
mit den Kassen <strong>–</strong> selbstverständlich<br />
auch andere Wege zur Lösung des<br />
Finanzierungsproblems suchen.<br />
• Bis 2009 finanzierte der Trägerverein einen<br />
Großteil der Kosten und auch die Patienten<br />
mussten 10 Prozent zuzahlen. Hat die gesetzliche<br />
Regelung der Kostenübernahme durch die<br />
Kassen dazu geführt, dass man sich zu viele<br />
kostenintensive Aufgaben zugemutet hat?<br />
Nein, die Entwicklung der Kosten hat sich<br />
seit der Gesetzesänderung nicht verändert.<br />
Man muss wissen, dass bisher noch nie ein<br />
Satz vereinbart werden konnte, der die tatsächlich<br />
entstehenden Kosten im <strong>Christophorus</strong><br />
<strong>Hospiz</strong> angemessen berücksichtigt.<br />
Die <strong>Hospiz</strong>e in Bayern sind erst jetzt erstmals<br />
an dem Punkt, mit den Kostenträgern<br />
Vergütungssätze auf realistischer Kalkulationsbasis<br />
zu verhandeln.<br />
Es gibt in München nur zwei <strong>Hospiz</strong>e, unser<br />
<strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> mit 16 Betten und<br />
das Johannes-<strong>Hospiz</strong> der Barmherzigen<br />
Brüder mit 12 Betten. Insgesamt ist Bayern<br />
mit <strong>Hospiz</strong>betten unterversorgt, weil die<br />
Finanzierung so ist wie sie ist. Wir setzen uns<br />
dafür ein, dass sich das verändert. Die Situation<br />
der Versorgung mit <strong>Hospiz</strong>betten darf<br />
sich nicht verschlechtern.<br />
• Nun hat der CHV ja mittlerweile über 60<br />
festangestellte Mitarbeiter. Was machen die,<br />
sind das nicht enorme Personalkosten? Wo ist<br />
der Unterschied zu einem Pflegeheim oder<br />
Krankenhaus?<br />
Die Personalkosten machen etwa 80% der<br />
Gesamtkosten aus, ähnlich wie in einem<br />
Pflegeheim, Krankenhaus oder einer anderen<br />
sozialen Einrichtung.<br />
Die von uns versorgten Menschen sind oft<br />
Krebspatienten, die Schmerzen haben, die<br />
große Wunden haben, die erbrechen und<br />
die aufgrund dessen im Pflegeheim nicht<br />
ausreichend versorgt werden könnten. Wir<br />
sind auf Krisen eingestellt, die bei fortschreitenden<br />
Erkrankungen auftreten können, damit<br />
die Menschen nicht wieder ins Krankenhaus<br />
müssen. <strong>Das</strong> alles erfordert einen<br />
höheren pflegerischen und personellen Aufwand,<br />
als er im Pflegeheim möglich ist. Dieser<br />
Aufwand ist aber notwendig. Wir sehen<br />
keinen Spielraum, um an der Personalausstattung<br />
oder an der Qualität zu sparen.<br />
Ein stationäres <strong>Hospiz</strong> ist vom Aufwand,<br />
den die zu betreuenden Menschen benötigen,<br />
einer Palliativstation im Krankenhaus<br />
viel ähnlicher als einem Pflegeheim. Allerdings<br />
ersetzen <strong>Hospiz</strong>e die auf Palliativstationen<br />
vorhandene ärztliche Präsenz durch<br />
hoch qualifiziertes pflegerisches Personal.<br />
Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass<br />
Palliativstationen organisatorisch an ein<br />
Krankenhaus angebunden sind, während<br />
<strong>Hospiz</strong>e als Kleinsteinrichtungen die gesamte<br />
Organisation selbst übernehmen müssen.<br />
Eine Palliativstation kann aufgrund der dort<br />
begrenzten Verweilzeit von zwei bis drei<br />
Wochen häufig die betroffenen Menschen<br />
nicht bis zum Tod begleiten. Sie kann also<br />
kein Ort sein oder werden, an dem diese<br />
Menschen einen Platz zum Bleiben bekommen.<br />
Diese Sicherheit können wir den betroffenen<br />
Menschen im stationären <strong>Hospiz</strong><br />
geben. Würde es das Angebot der <strong>Hospiz</strong>e<br />
nicht mehr geben, würde sich die Frage<br />
stellen, wer diese Menschen in Zukunft<br />
versorgt.<br />
Die Fragen stellte Uve Hirsch<br />
5
Ahnenkult und Totenrituale sind so alt<br />
wie die Menschheit. In allen Kulturen, seit<br />
der Steinzeit, seit 50.000 bis 70.000 Jahren<br />
wird versucht, die Toten angemessen<br />
zu bestatten. Grabbeigaben schon bei den<br />
Neandertalern legen nahe, dass jenseitige<br />
Mächte gütig gestimmt werden sollten<br />
und ein Weiterexistieren der Verstorbenen<br />
in anderer Form vorstellbar war. Für dieses<br />
„weitere Leben“ wurden im alten<br />
Ägypten den Pharaonen Totentempel und<br />
Pyramiden gebaut, ihre Körper einbalsamiert.<br />
Durch die Mumifizierung sollten<br />
sie den Tod überdauern, kostbare Opfergaben<br />
und aufwändige Bestattungsrituale<br />
die Reise ins Reich des Totengottes Osiris<br />
erleichtern.<br />
<strong>Das</strong> Jenseits als düsteres Schattenreich, als<br />
trostlosen Hades beschreibt im antiken<br />
Griechenland des 8. Jahrhunderts v. Chr.<br />
der Dichter Homer. Erst zu dieser Zeit<br />
finden sich auch Vorstellungen von der<br />
Unsterblichkeit der Seele, die nach dem<br />
Tode weiterexistiert. In römischer Zeit versuchte<br />
dagegen vor allem der Philosoph<br />
Lucretius (ca.90 v.Chr.) den Menschen die<br />
Angst vor dem Tod zu nehmen indem er<br />
28 Beweise für die Sterblichkeit der Seele<br />
entwickelte, die mit dem Körper vergehe.<br />
Die im Atrium römischer Patrizierhäuser<br />
ausgestellten Ahnenbildnisse und Skulpturen<br />
dienten weniger der Erinnerung und<br />
Verehrung der Vorfahren sondern mehr<br />
der Selbstdarstellung der Familie.<br />
Der Siegeszug des Christentums verhieß<br />
den Gläubigen Unsterblichkeit, der<br />
6<br />
Ahnenkult <strong>–</strong> Totenrituale - memento <strong>mori</strong><br />
Von Uve Hirsch<br />
menschliche Tod wurde zum Übergang in<br />
die ewige Vollkommenheit oder Verdammnis.<br />
Die Erdbestattung wurde gegenüber<br />
der jahrhundertelang vollzogenen<br />
Verbrennung die verbreitetste Bestattungsform.<br />
Der Tod verlor seine Schreckensvision,<br />
die Erwartung eines besseren Jenseits<br />
bestimmte den Alltag <strong>–</strong> „mitten im<br />
Leben sind wir vom Tod umfangen“ (media<br />
vita in morte sumus) oder „der Tod ist<br />
gewiss, seine Stunde ungewiss“ (mors<br />
certa, hora incerta). Die „Gemeinschaft<br />
der Lebenden und der Toten“ (communio<br />
vivorum et mortuorum) vollzog sich besonders<br />
auf den Kirchhöfen, die nicht nur<br />
den Toten Ruhe boten, sondern gleichzeitig<br />
auch als Gerichts-, Markt-, Fest-, Versammlungs-<br />
und Zufluchtsorte dienten.<br />
Ahnenkult ist in christlicher und jüdischer<br />
Tradition Gotteslästerung. Mehr als zwei<br />
Drittel der Weltbevölkerung beziehen aber<br />
noch heute ihre Verstorbenen auf Hausaltären,<br />
mit Gedenkfeiern und Gebeten in<br />
ihr tägliches Leben ein. Die Grenzen<br />
zwischen Kult und Verehrung sind schwer<br />
zu ziehen. <strong>Das</strong>s die Toten großen Einfluss<br />
auf die Lebenden haben, wird vor allem in<br />
den nichtchristlichen Religionen Afrikas<br />
und Asiens geglaubt. In der katholischen<br />
Kirche wird dies nur der Gemeinschaft der<br />
Heiligen zugestanden. Die Rolle der Ahnen<br />
ist noch immer ein umstrittenes Thema<br />
unter den weltweit 1,8 Milliarden<br />
Christen.<br />
„<strong>Memento</strong> <strong>mori</strong>endum esse“, bedenke,<br />
dass du sterben musst, wurden siegreiche
ömische Feldherren beim Triumphzug<br />
gemahnt nicht in Überheblichkeit zu verfallen.<br />
„Vor dem Tod sind alle Menschen<br />
gleich“, das Bewusstsein der Vergänglichkeit<br />
war im Mittelalter selbstverständlich.<br />
Besonders nach den Pestepidemien, dem<br />
„schwarzen Tod“ des 14. Jahrhunderts,<br />
dem mehr als ein Drittel der Bevölkerung<br />
Europas zum Opfer fiel, beherrschte das<br />
„<strong>Memento</strong> <strong>mori</strong>“ <strong>–</strong> dass es im Leben am<br />
wichtigsten sei, sich auf den Tod vorzubereiten,<br />
die Gedanken der Menschen. Die<br />
Kunst, gut zu sterben, „ars bene <strong>mori</strong>endi“,<br />
im Angesicht des Todes Bilanz zu<br />
ziehen, zu beichten und versehen mit den<br />
Sterbesakramenten im Kreis der Angehörigen<br />
dahinzuscheiden, vor einem plötzlichen,<br />
unvorbereitetem Tod bewahrt zu<br />
bleiben, das war ein sehnlicher Wunsch<br />
der Menschen des Mittelalters. <strong>Das</strong> „Gedenke<br />
des Todes“ begleitete sie von Geburt<br />
an bis zum Ende ihres Lebens.<br />
7<br />
Grundsätzlich hat sich in den Jahrzehnten<br />
seit dem Zweiten Weltkrieg die Haltung zu<br />
Tod und Sterben so radikal verändert, wie<br />
zuvor Jahrhunderte nicht. Trauer wird zurückgehalten,<br />
der Tod verdrängt. Nicht<br />
mehr die Familie, Freunde und Nachbarn<br />
begleiten die <strong>letzte</strong>n Stunden. Ärzte, Krankenpfleger<br />
und <strong>Hospiz</strong>helfer betreuen die<br />
zum Sterben in Heime abgeschobenen<br />
alten Menschen, ein „sozialer Tod“, vor<br />
dem biologischen. Die „Abwicklung“ des<br />
Todesfalls übernehmen Bestattungsinstitute.<br />
Nicht zuletzt aber hat der medizinische<br />
Fortschritt, haben die Konsequenzen aus<br />
der modernen Intensiv-Medizin mit ihren<br />
vielfältigen Möglichkeiten der Lebensverlängerung<br />
in den <strong>letzte</strong>n Jahren zu einer<br />
breiten öffentlichen Diskussion um Sterbehilfe<br />
und menschenwürdiges Sterben<br />
geführt.<br />
Max Buri, Leichenschmaus; Berner Kunstmuseum;<br />
Foto: Marburg<br />
7
Wer will denn heute noch so etwas? Ein<br />
weißes <strong>Hemd</strong> mit billiger Spitze und dünnem<br />
Stoff als <strong>letzte</strong> Bekleidung für die<br />
Menschen, die wir in einen Sarg betten<br />
müssen?<br />
Bestatter haben vielleicht einfach noch<br />
nicht darüber nachgedacht, dass solche<br />
konfektionierten <strong>Hemd</strong>en resp. Kleider<br />
möglicherweise nicht mehr (oder noch<br />
nie) den Wünschen und Bedürfnissen der<br />
Angehörigen entsprochen haben. Angehörige<br />
dürfen und sollen sich durchaus Gedanken<br />
darüber machen, was sie ihren Verstorbenen<br />
anziehen wollen, wenn sie sie in<br />
den Sarg legen. Gibt es ein Lieblingskleid,<br />
ein wichtigstes Kleid (Hochzeitskleid?),<br />
ein geliebtes Jackett oder einen Pulli, der<br />
mit ihm oder ihr eine Geschichte hat, ihm<br />
lieb war oder, ganz funktional, ihn wärmen<br />
soll in der Kälte seines Grabes <strong>–</strong> auch<br />
wenn das rational natürlich nicht haltbar<br />
ist? So hatte eine Tochter auf das Anlegen<br />
eines Persianermantels bei ihrer Mutter bestanden.<br />
Nach erster Ablehnung durch<br />
den Bestatter <strong>–</strong> die Kleidung müsse verrottbar<br />
sein <strong>–</strong> durfte sie ihre Mutter<br />
schließlich doch in diesem Mantel beerdigen.<br />
Und auch die geliebte Goldbrosche<br />
wurde (ungefragt und unter dem Mantel<br />
nicht sichtbar) angesteckt.<br />
Totenhemden und andere Zusatzleistungen<br />
stehen auf den Angebotslisten von<br />
Bestattern. Da gibt es spitzenverzierte<br />
Rüschenkissen als Kopfunterlage, geraffte<br />
Stoffbahnen als Innenwandverkleidung<br />
des Sarges und ein eher konventionelles<br />
8<br />
<strong>Das</strong> Totenhemd<br />
Von Angelika Westrich<br />
Foto: Suschna/Wordpress<br />
und konfektioniertes Sargangebot, das<br />
sich zwischen edlem Mahagoni, schwerer<br />
Eiche in „Gelsenkirchener“- Barock-Imitat<br />
mit antik anmutenden Beschlägen und<br />
schlichtem Fichtenholz bewegt. Dazu<br />
haben wir die Wahl zwischen diversen<br />
Serviceleistungen, die teils nötig und sinnvoll<br />
sind, manchmal aber auch nur den<br />
Umsatz eines Bestatters erhöhen. Und wir<br />
werden sanft gefragt, ob wir nicht doch<br />
noch dies und das für unseren lieben Verstorbenen<br />
zusätzlich auswählen möchten;<br />
uns vielleicht doch für den Eichensarg<br />
entscheiden, damit die „anderen“ nicht<br />
denken, dass wir an diesen <strong>letzte</strong>n Dingen<br />
und letztlich am Verstorbenen sparen.<br />
Eine Ausstellung von künstlerisch gestalteten<br />
Särgen, Urnen und Trauerschmuck
des Bayerischen Kunstgewerbe-<strong>Verein</strong>s im<br />
<strong>letzte</strong>n Jahr hat mich angeregt, darüber<br />
nachzudenken, wie wir uns schon zu<br />
Lebzeiten bewusster auf unser Sterben<br />
einlassen können. Es gab dort zum Beispiel<br />
Särge, die bis zu ihrem eigentlichen<br />
Verwendungszweck als Schränke oder Truhen<br />
dienen können. Zunächst ist der Gedanken<br />
befremdlich <strong>–</strong> aber bei näherer Betrachtung<br />
kann ich ihm durchaus etwas<br />
abgewinnen. Ein Möbelstück, das mir lieb<br />
und vertraut ist, das vielleicht mir wichtige<br />
Dinge birgt, wird einmal für mich zu meiner<br />
<strong>letzte</strong>n „Wohnung“. Ich könnte es zusätzlich<br />
ausgestalten, es bemalen (oder von<br />
meinen Angehörigen bemalen lassen),<br />
meinen Lieblingsduft darin verspritzen<br />
und so den Gedanken an meinen Tod vertrauter<br />
und realistischer in meinen Alltag<br />
integrieren. Gewissermaßen ein memento<br />
<strong>mori</strong> (gedenke, dass du sterblich bist) in<br />
Griff- und Sichtweite.<br />
Es gibt heute Kurse, die uns, unter fachlicher<br />
Anleitung, helfen, ein ganz individuelles<br />
Totenhemd zu nähen oder Stoffbahnen<br />
zu bemalen, die uns einmal einhüllen.<br />
Für den Ein- oder Anderen unter uns kann<br />
es beruhigend wirken, wenn er weiß, in<br />
welchen Gewändern und in welchem Sarg<br />
er einmal in sein Grab gelegt werden wird.<br />
Unsere Vorfahren kannten diesen Brauch,<br />
zu Lebzeiten ein Totenhemd zu nähen<br />
(oder nähen zu lassen) noch gut.<br />
In einer Fernsehsendung empfahl ein Arzt<br />
seinem Patienten, dem er sagen musste,<br />
dass seine Lebenszeit nur noch begrenzt<br />
sei, quasi als Bewältigungsstrategie, doch<br />
bei einem Steinmetz seinen Grabstein<br />
selbst zu gestalten. Nach anfänglicher Weigerung,<br />
dann einem Umdeuten des Ar-<br />
beitziels in einen Stein, der etwas von seiner<br />
Persönlichkeit widerspiegeln solle und<br />
den er in seinem Garten aufstellen wollte,<br />
konnte er zuletzt erkennen, dass er tatsächlich<br />
seinen Grabstein gestaltet hatte. Die<br />
Beschäftigung mit dem Stein und seine<br />
Ausgestaltung halfen dem Mann, sich mit<br />
seiner Erkrankung und seinem absehbaren<br />
Tod auseinanderzusetzen und sein Schicksal<br />
zu akzeptieren.<br />
Bei Kinderbegräbnissen erleben wir vermehrt,<br />
wie viel persönlicher wir Bestattungen<br />
gestalten können. Da werden Lieblingsteddys<br />
in oder auf den Sarg gelegt,<br />
aber auch der geliebte Fußball oder ein anderes<br />
Sportgerät. Persönliche <strong>letzte</strong> Briefe<br />
und Zeichnungen werden nachgeworfen,<br />
Särge sind bunt oder mit Blumen und Tieren<br />
bemalt und Luftballons werden mit<br />
Grüßen und Wünschen an das tote Kind<br />
in den Himmel geschickt. Die Musik ist<br />
eher fröhlich und zitierte Texte passen zu<br />
dem verstorbenen Kind, sind vielleicht<br />
Passagen aus seinem Lieblingsmärchen<br />
oder einer Geschichte aus dem zuletzt gelesenen<br />
Buch. Bei der Beerdigung einer jungen<br />
Frau wurden in der Kirche von ihr<br />
angemerkte Absätze aus einem Buch vorgelesen,<br />
das wir auf ihrem Nachttisch fanden<br />
und in dem sie noch vor ihrem Tod gelesen<br />
hatte. In diesen Augenblicken war sie<br />
für uns, die wir um sie trauerten, ganz nah.<br />
Es waren für sie wichtige Sätze und Aussagen,<br />
die uns nun mit ihr verbanden.<br />
Mit etwas Fantasie, mit dem Mut, das auszudrücken,<br />
was uns ganz persönlich passend<br />
für den Verstorbenen und unsere Beziehung<br />
zu ihm erscheint, können wir<br />
sicher auch für Erwachsene mehr und andere<br />
Formen der Bestattungsrituale fin-<br />
9
den. Der Tod findet mitten unter uns statt<br />
<strong>–</strong> und so können und dürfen wir ihm auch<br />
begegnen. <strong>Das</strong> muss nicht heißen, dass wir<br />
alle vertrauten Rituale ersetzen. Aber wir<br />
dürfen sie erweitern, ergänzen und neu<br />
interpretieren.<br />
Wie oft lese ich in Beerdigungsanzeigen,<br />
dass keine Beileidsbekundung erwünscht<br />
sei oder er/sie „in aller Stille“ beigesetzt<br />
wurde ohne dass Bekannte, Freunde und<br />
Nachbarn die Möglichkeit hatten, mit<br />
dem Verstorbenen gemeinsam einen <strong>letzte</strong>n<br />
Weg zu gehen, vielleicht sogar den Sarg<br />
oder die Urne mitzutragen. Ist es die<br />
Angst, von Gefühlen übermannt zu werden<br />
oder will man sich vor „unechten“<br />
Trauerbekundungen schützen? Trauen wir<br />
uns nicht mehr, Gefühle zu zeigen, uns<br />
den Trostversuchen anderer Menschen<br />
hinzugeben? Mit ihnen nach dem Begräbnis<br />
einen Leichenschmaus abzuhalten, in<br />
dem natürlich viele Erinnerungen an den<br />
Toten erzählt werden, ihn noch einmal in<br />
Facetten zu erleben, die nicht alle von ihm<br />
gekannt haben, der aber auch ein erster<br />
Schritt wieder ins Leben sein kann. Ein<br />
Schritt zu einem Leben, das wir nun ohne<br />
den Verstorbenen leben müssen.<br />
Bestattungen sind in Deutschland durch<br />
die jeweilige Kommune bzw. durch<br />
Ländergesetze relativ genau geregelt. Es<br />
gibt wenig Spielraum für eigene Wünsche<br />
10<br />
und Vorstellungen der Hinterbliebenen.<br />
Scheuen Sie sich nicht nachzufragen, ob<br />
und wie auch individuelle Rituale und<br />
Abläufe möglich sind. Trauen Sie sich, bei<br />
einem Begräbnis eigene Ideen durchzusetzen,<br />
von den herkömmlichen Ausgestaltungen<br />
abzuweichen und dadurch die<br />
Beisetzung sehr persönlich auf den Verstorbenen<br />
abzustimmen.<br />
Ein wunderbarer Bildband, der die teilweise<br />
sehr prächtigen und opulent ausgestatteten<br />
Gräber und Grab-Beigaben unserer<br />
Vorvorahnen weltweit dokumentiert, zeigt<br />
mir, wie unsere Vorfahren gelebt haben<br />
und gestorben sind, was sie gedacht haben<br />
und was ihnen wichtig war. Hauptsächlich<br />
dadurch ist es uns heute möglich, ihre Kultur<br />
zu begreifen, auch 30- bis 50-tausend<br />
Jahre später. Was werden unsere Nachfahren<br />
beim Öffnen unserer Gräber über uns<br />
erfahren? Sie finden keine Lieblingstasse,<br />
keinen Schmuck, keine Essensbeigaben.<br />
Nichts, was bleibt und Zeugnis geben<br />
könnte von unserer Zeit. Dabei könnte ich<br />
mir gut vorstellen, dass der Ein- oder Andere<br />
dem Verstorbenen ganz gerne eine<br />
Packung seiner Lieblingszigaretten, eines<br />
Getränkes oder vielleicht sogar eine Dose<br />
seines Lieblingsessens mit „auf den Weg“<br />
geben möchte. So ganz genau weiß man ja<br />
schließlich doch nicht, wie der Weg sein<br />
wird, den der Tote vor sich hat.
Die „verdammte Sterberei“ <strong>–</strong> die <strong>letzte</strong>n Tage<br />
von Ruth Albrecht<br />
Ein hartes Leben hat sie geführt.<br />
Wie ihre ganze Generation.<br />
Geboren in den Hungerjahren<br />
nach dem ersten Weltkrieg,<br />
aufgewachsen im kurzlebigen<br />
„Dritten Reich“ und geprägt<br />
von den Schrecken der Kriegsund<br />
Nachkriegszeit. Danach<br />
mehr als ein halbes Jahrhundert<br />
berufliches und soziales Engagement,<br />
ungebrochene Vitalität, Lebenslust,<br />
Optimismus.<br />
Und jetzt die Diagnose: Krebs, nichts<br />
mehr zu machen.<br />
Wie reagiert ein Mensch, der den Tod anderer<br />
dutzendfach aus nächster Nähe miterlebt<br />
und begleitet hat, der schon seit der<br />
Kindheit, seit dem schrecklichen Unfalltod<br />
des jüngsten Bruders, mit dem Sterben<br />
vertraut ist, auf die Gewissheit, dass<br />
ihm sein eigenes Ende bevorsteht?<br />
„Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber<br />
was kommt danach?“, sagt sie, Tränen fließen.<br />
Rasch lenkt sie ab, tröstet sich: „Ich<br />
bin ja so dankbar, dass ich hier sein kann,<br />
hier im <strong>Hospiz</strong>, hier geht’s mir gut“.<br />
Kaum zu glauben, Ruth Albrecht, seit<br />
Gründung des <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong><br />
<strong>Verein</strong>s, seit ihrer Pensionierung, seit 25<br />
Jahren bis vor wenigen Monaten aktiv als<br />
<strong>Hospiz</strong>helferin, als Ratgeberin, als Spenderin,<br />
verbringt selbst ihre <strong>letzte</strong>n Tage<br />
Von Uve Hirsch<br />
im <strong>Christophorus</strong>-Haus. „Es ist<br />
schon ein großer Unterschied,<br />
ob man Jemanden beim Sterben<br />
begleitet oder selbst stirbt“<br />
meint sie und zitiert eine alte<br />
Dame, die immer von der „verdammten<br />
Sterberei“ gesprochen<br />
habe. „Jetzt versteh’ ich sie<br />
erst richtig, man kann sich das<br />
einfach nicht vorstellen. So leb’<br />
ich halt vor mich hin, wart’ drauf, bin gespannt<br />
drauf, wie es sein wird“.<br />
Über den Tod zu sprechen, ist Ruth Albrecht<br />
nie schwer gefallen. Eines der prägendsten<br />
Ereignisse in ihrem Leben war<br />
für sie der plötzliche Herztod ihrer Mutter:<br />
„Ich stand neben ihr in der Küche, sie<br />
sagte, mir ist schlecht, ich muss mich hinlegen.<br />
Kaum lag sie, hörte sie auf zu<br />
atmen. Bis heute bin ich froh, dass ich<br />
dabei sein konnte. Es war so friedlich“.<br />
Ganz selbstverständlich übernahm sie<br />
nach dem frühen Tod ihrer Eltern die<br />
Verantwortung für ihre Brüder, leitete als<br />
Krankenschwester während des Zweiten<br />
Weltkrieges ein Lazarett und führte später<br />
als Volksschullehrerin Generationen von<br />
Schülern ins Leben.<br />
Immer für andere aktiv hat sie ehrenamtlich<br />
den <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong><br />
mit aufgebaut und dafür gesorgt, dass<br />
Hunderte von Menschen in Würde sterben<br />
konnten. Gedanken über den eigenen<br />
Tod machte sie sich nur wenig, „man<br />
11
weiß ja nie, wann und wie er kommt“.<br />
Deshalb war sie „schon überrascht“, als<br />
sie die Diagnose bösartiger Tumor in der<br />
Bauchspeicheldrüse bekam.<br />
Was verändert sich, wenn die Tage gezählt<br />
sind?<br />
„Ich leb‘ noch“, rief sie immer zur Begrüßung<br />
bei meinen Besuchen in ihrem<br />
blumengeschmückten, lichtdurchfluteten<br />
<strong>Hospiz</strong>zimmer. Ihr Humor, die Fähigkeit<br />
über sich selbst zu lachen, sind ihr bis zuletzt<br />
geblieben. Damit half sie auch den<br />
vielen Menschen, die an ihrem Krankenbett<br />
von ihr Abschied nahmen über die bedrückende<br />
Situation hinweg. „Mir geht’s<br />
gut, ich hab‘ keine Schmerzen, heut‘ hatte<br />
ich ein wunderbares Frühstück“ <strong>–</strong> jeder,<br />
der sich mit ihr unterhielt, fühlte sich ge-<br />
12<br />
tröstet. Die Frage, was sie erwartet in der<br />
anderen Welt, beantwortete sie sich selbst<br />
mit ihrem Lebensmotto: „Kein Leid, kein<br />
Streit, nur Liebe und Friede“. Ihre Lebensbilanz<br />
drei Tage vor ihrem Tod:<br />
„Es war eine schwierige, aber herrliche Zeit“!<br />
„Wie wird er sein, der Schritt hinüber“?<br />
Um diesen Gedanken kreisten unsere<br />
Gespräche. „Schade, dass ich es dir nicht<br />
mehr mitteilen kann“ meinte sie immer<br />
wieder.<br />
Für Andere da sein, <strong>–</strong> auch in ihren <strong>letzte</strong>n<br />
Tagen war und bleibt uns Ruth Albrecht<br />
ein wunderbares Vorbild.<br />
Danke, liebe Ruth.<br />
Foto: Mia Springer
Komm großer schwarzer Vogel<br />
Komm großer schwarzer Vogel, komm jetzt!<br />
Schau, das Fenster ist weit offen,<br />
Schau, ich hab’ Dir Zucker aufs Fensterbrett g’straht.<br />
Komm großer schwarzer Vogel, komm zu mir!<br />
Spann’ Deine weiten, sanften Flügel aus<br />
und leg’s auf meine Fieberaugen!<br />
Bitte, hol’ mich weg von da!<br />
Und dann fliegen wir rauf, mitten in Himmel rein,<br />
in a neue Zeit, in a neue Welt.<br />
Und ich werd’ singen, ich werd’ lachen,<br />
ich werd’ „das gibt’s net“, schrei’n,<br />
weil ich werd’ auf einmal kapieren<br />
worum sich alles dreht.<br />
Komm großer schwarzer Vogel, hilf mir doch!<br />
Press’ Deinen feuchten, kalten Schnabel auf<br />
meine Wunde, auf meine heiße Stirn!<br />
Komm großer schwarzer Vogel,<br />
jetzt wär’s grad günstig!<br />
Die anderen da im Zimmer schlafen fest<br />
und wenn wir ganz leise sind,<br />
hört uns die Schwester nicht?<br />
Bitte, hol mich weg von da!<br />
Und dann fliegen wir rauf, mitten in Himmel rein,<br />
in a neue Zeit, in a neue Welt.<br />
Und ich werd’ singen, ich werd’ lachen,<br />
ich werd’ „das gibt’s net“, schrei’n,<br />
weil ich werd’ auf einmal kapieren<br />
worum sich alles dreht.<br />
13
14<br />
Ja, großer schwarzer Vogel, endlich!<br />
Ich hab’ Dich gar nicht reinkommen g’hört,<br />
wie lautlos Du fliegst mein Gott,<br />
wie schön Du bist!<br />
Auf geht’s, großer schwarzer Vogel, auf geht’s!<br />
Baba, ihr meine Lieben daham!<br />
Du, mein Mädel, und du, Mama, baba!<br />
Bitte, vergesst’s mich nicht!<br />
Auf geht’s, mitten in den Himmel eine,<br />
nicht traurig sein, na, na, na ist kein Grund zum Traurigsein!<br />
Ich werd’ singen, ich werd’ lachen, ich werd’ „das gibt’s net“ schrei’n.<br />
Ich werd’ endlich kapieren, ich werd’ glücklich sein!<br />
Ich werd’ singen, ich werd’ lachen, ich werd’ „des gibt’s net“ schrei’n.<br />
Ich werd’ endlich kapieren, ich werd’ glücklich sein!<br />
Ich werd’ singen, ich werd’ lachen, ich werd’ endlich glücklich sein!<br />
© Edition Karl Scheibmaier, Wien
<strong>Memento</strong> <strong>mori</strong> <strong>–</strong> bedenke, dass du sterblich<br />
bist. Ich wurde daran erinnert <strong>–</strong> und<br />
auch an den innovativen Bestattungsexperten<br />
Fritz Roth, als mich vor kurzem<br />
eine Werbeanzeige ansprang: ein Laubwald,<br />
grün, golden, schwarz. Frage:<br />
Möchten sie die Natur bis in alle Ewigkeit<br />
genießen? <strong>Das</strong> Foto zieht einen hinein.<br />
Der Weg hat schillernde Pfützen <strong>–</strong> (man<br />
spürt förmlich den Frühtau auf der Haut)<br />
<strong>–</strong> und führt aus dem durchbrochenen<br />
Schatten durch einen goldenen Morgendunst<br />
direkt ins weiße Licht.<br />
Ja, ich möchte die Natur bis in alle Ewigkeit<br />
genießen! Ja!<br />
„Sorgen Sie vor <strong>–</strong> mit einer Waldbestattung“,<br />
schreibt der Bestatterund das mitten<br />
in der tief in Traditionen verwurzelten<br />
oberbayerischen Provinz!<br />
Im Oktober 2011 erschien in Frankfurt<br />
a.M. Fritz Roths Sachbuch „<strong>Das</strong> <strong>letzte</strong><br />
<strong>Hemd</strong> ist bunt <strong>–</strong> Die neue Freiheit in der<br />
Sterbekultur“. Der Autor arbeitete als<br />
Unternehmensberater, bevor er Trauerbegleiter<br />
wurde und ein Bestattungshaus<br />
übernahm, den ersten Privatfriedhof<br />
Deutschlands gründete und ein „Haus<br />
der menschlichen Begleitung“.<br />
Im <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> wurde er bekannt<br />
durch die Ausstellung „Ein Koffer<br />
für die <strong>letzte</strong> Reise“ in der ehemaligen<br />
Karmeliterkirche im <strong>letzte</strong>n Herbst. Etliche<br />
Menschen, die sich an der Aktion beteiligten,<br />
schrieben dazu: „<strong>Das</strong> <strong>letzte</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Hemd</strong> ist bunt<br />
Buchbesprechung von Irene Braun<br />
<strong>Hemd</strong> hat keine Taschen“. Fritz Roth<br />
weiß das und packt das Thema deshalb<br />
beim <strong>Hemd</strong>zipfel. Mit Sterbehemden<br />
kennt er sich aus. Mit Vorschriften und<br />
Verordnungen ebenfalls. Seine „stille Revolte“<br />
gegen viele Verbote ist nicht gerade<br />
brandneu. Auch nicht der Wunsch mancher<br />
Menschen, ihre Asche ins Meer oder<br />
von einem Berggipfel in die Winde streuen<br />
zu lassen.<br />
Meine erste bunte Beerdigung, das heißt<br />
Beerdigung in bunter Kleidung, erlebte<br />
ich vor zwölf Jahren. Der Verstorbene, ein<br />
junggebliebener „Um-die-Fünfziger“ mit<br />
schillerndem Charakter hatte es sich so<br />
gewünscht: Jeder zieht an, was ihm besonders<br />
gefällt. <strong>Das</strong> Ergebnis war 99-mal<br />
mehr der Verstorbene als bei einheitlichem<br />
Schwarz. Und: jeder fühlte sich so<br />
viel deutlicher anwesend! Kein Verstecken,<br />
kein Aufgehen in der Menge. Fast<br />
ein bisschen wie nackt. Ungeschützt. Exponiert.<br />
Konfrontiert.<br />
<strong>Das</strong> Buch „<strong>Das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Hemd</strong> ist bunt“ stellt<br />
viele hergebrachte Konventionen in Frage,<br />
begreift sich als stille Revolte gegen das Verdrängen<br />
des Todes, als ein Plädoyer für die<br />
Realität des Todes. Ein Plädoyer für alle individuellen<br />
Arten und Erscheinungen des<br />
Trauerns und Abschiednehmens.<br />
Nichts davon ist neu <strong>–</strong> aber das Buch soll<br />
und kann ermutigen, das Erleben und<br />
Fühlen zuzulassen und entsprechende<br />
Gestaltungsmöglichkeiten zu finden.<br />
Trauer als Power!<br />
15
Der Tod als Lehrmeister ist wertvoll,<br />
meint Fritz Roth. Er lehrt uns, wozu unsere<br />
Endlichkeit gut ist. Worin Wert und<br />
Schönheit des Lebens bestehen: nicht<br />
Perfektion, sondern Einzigartigkeit, Unwiederbringlichkeit<br />
und Unwiederholbarkeit<br />
jedes einzelnen Augenblicks. Wozu<br />
Krisen gut sind? Brüche im Leben<br />
werfen uns zurück auf unsere Fähigkeiten<br />
und ermöglichen uns so neuen Aufbruch.<br />
Mutiger. Bewusster. Stark! Auch wenn<br />
man vergleichende Ausblicke auf Arbeitswelt<br />
und Unternehmen vor dem beruflichen<br />
Hintergrund des Autors sehen muss:<br />
16<br />
diese Botschaft ist jedem zugänglich, Lebenskrisen<br />
wie Arbeitsplatzverlust, Scheidung,<br />
Abschied, Trennung sind wie kleine<br />
Tode, und Trauer kann helfen, sich<br />
neu zu erfinden, oder wie man das heute<br />
so nennt. Trauer als Power!<br />
Unabhängig davon, ob das <strong>letzte</strong> <strong>Hemd</strong><br />
Taschen hat oder keine oder welche Farbe<br />
<strong>–</strong> Schritte heraus aus Konventionen, Erstarrung<br />
und Vorschriften können Tod<br />
und Trauer bewusster und sinnvoll<br />
machen und damit neue Blicke eröffnen<br />
auf das Leben.<br />
<strong>Das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Hemd</strong> ist bunt: Die neue Freiheit in der Sterbekultur; Fritz Roth, 2011,<br />
Campusverlag GmbH, Frankfurt am Main
Beerdigung und Bratwurst <strong>–</strong><br />
wie ich lernte, den Leichenschmaus zu schätzen<br />
Was Beerdigungen anging, war meine<br />
Oma kompromisslos: Ohne ein paar Bratwürste<br />
zum Leichenschmaus war es für sie<br />
keine „richtige“ Beerdigung. Wenn nun jemand<br />
zu Grabe getragen wurde, mit dem<br />
sie nicht verwandt oder sehr vertraut war,<br />
sondern vielleicht ein Bekannter, eine<br />
Nachbarin oder jemand, den sie von einem<br />
Schwätzchen beim Bäcker kannte<br />
und sie nicht mit zum offiziellen Leichenschmaus<br />
ging, ließ sie es sich nicht<br />
nehmen, manchmal ganz alleine nur für<br />
sich, im Anschluss an die Beerdigung in<br />
einem Gasthaus ein paar Bratwürste zu<br />
essen.<br />
Dazu muss man erklären, dass ein simpler<br />
Leichenschmaus in meiner Heimatregion<br />
ein Hefezopf <strong>–</strong> Kranz <strong>–</strong> mit Kaffee ist. Ein<br />
„besserer” Leichenschmaus findet jedoch<br />
statt, wenn die Beerdigung am Vormittag<br />
war. In diesem Fall gibt es für die Trauergemeinschaft<br />
ein Paar Bratwürste, eine ganz<br />
bestimmte Sorte, mit Kartoffelsalat und<br />
Roten Wecken <strong>–</strong> das ist eine mit Wasser<br />
eingenetzte und sehr knusprige Semmel.<br />
Anschließend essen alle noch Kranz und<br />
Kaffee und danach kann sich die Trauergesellschaft<br />
auflösen.<br />
Ich mochte weder Leichenschmäuse noch<br />
die entsprechenden Bratwürste. <strong>Das</strong> Konzept<br />
des Leichenschmauses war mir zuwider.<br />
Wie konnten die Menschen, die enge<br />
Angehörige verloren hatten, gerade eben<br />
noch weinten, nun sogar lachen, Anekdo-<br />
Von Julia Hagmeyer<br />
Beim Leichenschmaus; Foto: unbekannt<br />
ten erzählen und sich mit den unvermeidlichen<br />
Bratwürsten vollstopfen? Ich verstand<br />
es nicht. Wenn es unvermeidlich war<br />
und ich mich bei einem Leichenschmaus<br />
wiederfand, aß ich anstandshalber eine<br />
halbe Bratwurst und versuchte anschließend<br />
die Reste auf die Menschen an meinem<br />
Tisch zu verteilen. Unnötig zu sagen,<br />
dass ich auch für Filterkaffee und Hefezopf<br />
keine große Neigung hegte. Insgesamt war<br />
ich jedes Mal froh, dem für mich bizarren<br />
Szenario zu entkommen.<br />
Ich wurde älter und verstand nach und<br />
nach, warum ein Leichenschmaus wichtig<br />
ist, dass es wichtig ist, sich mit Menschen,<br />
die denselben Menschen verloren hatten,<br />
über den Verstorbenen auszutauschen.<br />
Dennoch verschlug mir eine Beerdigung<br />
relativ nachhaltig den Appetit und ich<br />
konnte frühestens wieder mit gutem Gefühl<br />
essen, wenn ich nicht mehr Teil der<br />
17
Trauergemeinschaft war, mich umgezogen<br />
und den Ort gewechselt hatte <strong>–</strong> egal<br />
wie nah oder fern ich dem Verstorbenen<br />
stand.<br />
Dann starb meine Oma. Es war klar, dass<br />
es einen „richtigen“ Leichenschmaus geben<br />
würde. Aller unvermeidlicher Alptraum.<br />
Schließlich saß ich verheult und<br />
deplaziert vor einem Teller mit zwei<br />
weißen Bratwürsten und einem Batzen<br />
Kartoffelsalat, den Roten Wecken in<br />
Griffweite. Und dann aß ich. Ich aß alles<br />
auf, bis zum <strong>letzte</strong>n Fitzelchen und spürte<br />
mit jedem Bissen, wie die Lebenskräfte in<br />
mich zurückkehrten. Die Bratwurst entfernte<br />
mich von der morbiden Stimmung<br />
der Aussegnungshalle, der Trauer über<br />
den Verlust des geliebten Menschen, den<br />
Gedanken über die eigene Sterblichkeit<br />
und darüber, wen man wohl als Nächsten<br />
verlieren würde. Diese deftige, fettige<br />
Speise weckte meine Lebensgeister und<br />
machte es möglich, mich an den Gesprä-<br />
18<br />
chen über meine Großmutter zu beteiligen.<br />
Konnte ich es bei vergangenen Gelegenheiten<br />
kaum erwarten, das Restaurant<br />
zu verlassen, brauchte ich nun jede einzelne<br />
Sekunde, um mich langsam wieder auf<br />
die Realität einlassen zu können, den surrealen<br />
Schwebezustand zwischen Tod und<br />
Beerdigung zu verlassen, der mich als Angehörige<br />
befallen hatte.<br />
Wenn ich nun auf eine Beerdigung gehe,<br />
ist diese erst abgeschlossen, wenn eine<br />
deftige, fettige Speise vor mir steht und ich<br />
den ersten Bissen nehme. Anders als meine<br />
Oma bin ich jedoch etwas flexibler, auch<br />
Käsespätzle oder Fleischpflanzerl sind als<br />
Gerichte akzeptabel <strong>–</strong> zumal der Verfügbarkeitsradius<br />
der Spezial-Bratwürste begrenzt<br />
ist. Einig bin ich mit ihr dahingehend,<br />
dass eine Beerdigung ohne einen<br />
„richtigen“ Schmaus nicht komplett ist,<br />
und ich gehe im Zweifel auch alleine in ein<br />
Gasthaus, um ein Mahl zu Ehren des Verstorbenen<br />
zu mir zu nehmen.<br />
Foto: LWL-Archiv-Schmidthaus
Zehn Jahre Palliativmedizin:<br />
Hin zum natürlichen Sterben<br />
Keine Magensonden, keine Infusionen:<br />
Todkranke dürfen verlöschen. Doch leichtfüßig<br />
gehen nur die, die den Tod nicht ein<br />
Leben lang verdrängt haben.<br />
Dr. Roland Braun ist ein Arzt, der nicht<br />
heilt. Seine Profession ist das Lindern und<br />
Leichtermachen. Er nimmt Schmerzen<br />
und Ängste, soweit es geht. Der 49-Jährige<br />
mit der jugendlichen Erscheinung leitet<br />
die Klinik für Palliativmedizin am Krankenhaus<br />
der Barmherzigen Brüder in Regensburg.<br />
300 bis 350 Patienten kommen<br />
jährlich zu Dr. Braun. „Etwa 100 gehen<br />
noch einmal heim. Und 200 gehen heim<br />
zu Gott“, sagt er.<br />
Den <strong>letzte</strong>n Weg beschreitet jeder anders,<br />
mancher leichtfüßiger, mancher mit quälend<br />
schweren Schritten. „Jeder stirbt seinen<br />
eigenen Tod“, hat Roland Braun in<br />
den fünf Jahren, in denen er nun die Palliativklinik<br />
leitet, erfahren. Doch um die<br />
Auseinandersetzung mit dem Tod kommt<br />
<strong>–</strong> außer jenen fünf Prozent, die den<br />
Sekundentod sterben <strong>–</strong> wohl niemand<br />
herum. Wer sich damit bereits befasst hat,<br />
bevor es ans Sterben geht, hat vielleicht<br />
einen Teil der Arbeit schon getan. Wer<br />
dagegen den Tod ein Leben lang verdrängt<br />
hat, der hat die ganze Bewältigungsarbeit<br />
noch vor sich. Denn am<br />
Ende, das weiß der Palliativmediziner,<br />
klappt es mit dem Verdrängen nicht<br />
mehr. Dann muss sich jeder der bitteren<br />
Realität stellen.<br />
Von Heinz Klein<br />
Krebs ist der große Lieferant<br />
Reden, zuhören und begleiten, das sind die<br />
Aufgaben von Roland Braun und seinem<br />
Team. Auch wenn sie keinen ihrer Patienten<br />
mehr gesund machen können, ernten<br />
sie doch ungeheuer viel Dankbarkeit. Daraus<br />
ziehen Palliativpfleger und -ärzte viel<br />
von der Kraft, die sie für ihre Arbeit<br />
brauchen.<br />
Der Krebs ist mit 330.000 Tumorerkrankungen<br />
jedes Jahr in Deutschland die häufigste<br />
Todesursache. Auch von Dr. Brauns<br />
Patienten sind nahezu 95 Prozent Krebsfälle.<br />
Die haben beim Lebensalter keineswegs<br />
nur eine Sieben, Acht oder Neun vorne<br />
dran stehen. Auch eine Drei oder Vier<br />
sieht der Palliativmediziner öfter. „Tendenz<br />
steigend“, sagt er traurig. Dann sitzen<br />
Kinder an den Krankenbetten, dann geht<br />
es in den Gesprächen nicht um die Rückschau<br />
auf ein erfülltes Leben, sondern darum,<br />
wie es für eine Familie weitergehen<br />
soll, die nun ihren Ernährer verliert. <strong>Das</strong><br />
sind Situationen, die auch Ärzte und<br />
Pfleger hart ankommen.<br />
Bei den meisten Patienten bekommt die<br />
Palliativmedizin die Schmerzen gut in den<br />
Griff. Doch nicht bei allen. Bei ein bis zwei<br />
Prozent <strong>–</strong> meist sind es Patienten mit Knochenmetastasen<br />
<strong>–</strong> ist das extrem schwierig.<br />
„Dann bleibt oft nur eine palliative Sedierung“,<br />
erzählt Roland Braun. Dieser narkoseähnliche<br />
Zustand, in dem mit dem<br />
Patienten auch das Leiden schläft, ist aber<br />
19
wegen des Wirkungsverlusts der Medikamente<br />
nicht beliebig lange aufrechtzuerhalten.<br />
„Es ist ein Notnagel für die <strong>letzte</strong>n<br />
Tage“, sagt Dr. Braun. Bei der Bekämpfung<br />
von Tumorschmerzen sind nach wie<br />
vor Opiate die meistverwendeten Medikamente.<br />
Neben den Schmerzen ist es vor<br />
allem die Atemnot, die Palliativpatienten<br />
zu schaffen macht: „Die Angst, keine Luft<br />
mehr zu bekommen, ist existenziell.“<br />
Zurück zum natürlichen Sterben<br />
9,4 Tage verbringen die Patienten im<br />
Schnitt in der Klinik für Palliativmedizin<br />
der Barmherzigen Brüder. Manche sind<br />
keine 24 Stunden da, andere viele Wochen.<br />
63 Tage war die bislang längste<br />
Verweildauer eines Patienten, bis ihn der<br />
Tod von seinem Krebsleiden erlöste.<br />
Viele Patienten bringen Patientenverfügungen<br />
mit, in denen inzwischen sehr<br />
konkret geregelt ist, was Ärzte tun und vor<br />
allem, was sie lassen sollen. Dr. Roland<br />
Braun ist dankbar dafür und hält sich sehr<br />
genau daran. Ohnehin ist man in der Palliativmedizin<br />
wieder zu einem natürlicheren<br />
Sterben zurückgekehrt, erzählt er.<br />
Appetitlosigkeit ist ein natürlicher Krankheitsbegleiter.<br />
„Die Krankheit hat es so<br />
20<br />
eingerichtet, dass man einfach nichts mehr<br />
runterkriegt.“ Auch das Durstgefühl hört<br />
auf. Dr. Braun kämpft nicht mit Magensonden<br />
dagegen an. Auch mit Infusionen<br />
hält man sich zurück, befeuchtet lieber nur<br />
die Lippen. Denn Menschen sterben<br />
schwer, wenn sie bis zuletzt mit Feuchtigkeit<br />
vollgepumpt werden <strong>–</strong> auch, weil das<br />
Wasser sich in den Lungen sammelt und<br />
die Atmung behindert. Vielmehr scheint<br />
das Austrocknen die Ausschüttung von<br />
körpereigenen Opiaten zu fördern. Und so<br />
dürfen sterbende Menschen langsam verlöschen.<br />
Oft bäumt sich der Körper noch ein <strong>letzte</strong>s<br />
Mal auf. Dann geht es todkranken Patienten<br />
plötzlich wieder erstaunlich gut. „Der<br />
<strong>letzte</strong> Tag vor dem Tod ist oft ein guter<br />
Tag“, hat Roland Braun immer wieder beobachtet.<br />
Wenn es dann ans Sterben geht, tut dies jeder<br />
Mensch auf seine Art: Dr. Braun hat<br />
eine junge Frau erlebt, die mit 33 Jahren<br />
gefasst und in völliger Akzeptanz des nahenden<br />
Todes verstarb. Und er weiß von<br />
einer 94-jährigen Ordensschwester, die<br />
schwer mit ihrem Schicksal haderte und<br />
sich noch am Todestage bei ihrem Herrgott<br />
beklagte, bevor sie sterben durfte.<br />
Foto: Christine Sarraj
Palliativmedizin in 20 Jahren<br />
Die Bevölkerung in<br />
Deutschland wird<br />
sich in den nächsten<br />
20 Jahren<br />
deutlich verändern.<br />
Während es derzeit<br />
ca. 83 Millionen<br />
Deutsche gibt, sind<br />
für 2030 nur noch<br />
77 Millionen Bundesbürger<br />
vorausgesagt bei einem gleichzeitigen<br />
Anstieg der über 65-Jährigen von<br />
15,8 auf 22 Millionen. Bei weiterhin fallender<br />
Geburtenrate werden wir einen<br />
Anstieg der absoluten Todesfälle von derzeit<br />
880.000/ Jahr auf ca. 990.000 haben<br />
mit gleichzeitigem Anstieg der absoluten<br />
Todesfälle im Krankenhaus. In den<br />
nächsten 20 Jahren wird es zu einer Zunahme<br />
der Krebsneuerkrankungen um<br />
50% kommen, genauso werden chronische<br />
Erkrankungen und besonders auch<br />
die Zahl der Demenzpatienten weiter<br />
zunehmen. Der medizinische Fortschritt<br />
führt dazu, dass die Lebenserwartung<br />
steigt, die Menschen aber gleichzeitig<br />
auch länger mit chronischen Erkrankungen<br />
leben müssen. Die arbeitende Bevölkerung<br />
wird abnehmen, was zu<br />
steigenden Anforderungen für die Professionellen<br />
führen wird.<br />
Die sich verändernde Situation bringt<br />
große Herausforderungen für die <strong>Hospiz</strong>und<br />
Palliativbetreuung mit sich. Um diesen<br />
Herausforderungen gewachsen zu<br />
sein, müssen wir uns jetzt überlegen,<br />
welche Patienten welche Art der Palliativ-<br />
Von Claudia Bausewein<br />
betreuung zu welchem Zeitpunkt bedürfen,<br />
und welche Voraussetzungen für eine<br />
optimale Betreuung geschaffen sein<br />
müssen.<br />
Welche Patienten?<br />
Auch 20 Jahre nach Entstehung der <strong>Hospiz</strong>-<br />
und Palliativbetreuung in Deutschland<br />
werden überwiegend Patienten mit<br />
Tumorerkrankungen betreut. Hier besteht<br />
sicher ein großer Bedarf, aber die<br />
Krankheitsverteilung spiegelt weder die<br />
derzeitige Realität der Sterbenden in<br />
Deutschland noch die zukünftige Entwicklung<br />
wider, bei der chronische Herzund<br />
Lungenerkrankungen zu den führenden<br />
Diagnosen gehören. Zudem gibt es<br />
viele Menschen mit einer besonderen Lebenssituation<br />
wie Behinderte, ethnische<br />
Minderheiten, Gefangene oder Obdachlose,<br />
die bisher so gut wie keinen Zugang<br />
zu Palliativbetreuung haben.<br />
Art der Palliativbetreuung<br />
Wir unterscheiden bisher allgemeine und<br />
spezielle Palliativbetreuung. Die allgemeine<br />
Palliativversorgung sollte integraler<br />
Bestandteil des Gesundheitswesens sein<br />
und durch alle im Gesundheitswesen Tätigen<br />
erfolgen. Es fehlt allerdings nicht<br />
nur eine klare Definition, sondern auch<br />
eine adäquate Vergütung. Spezialisierte<br />
Palliativversorgung fokussiert sich auf<br />
Patienten und deren Angehörige mit besonders<br />
komplexen Palliativbedürfnissen<br />
sowohl körperlicher, psychischer, sozialer<br />
21
als auch spiritueller Natur. Der Bedarf für<br />
eine palliativmedizinische Einschätzung<br />
wurde bei Tumorpatienten auf 90% und<br />
bei Nicht-Tumorpatienten auf 50%, für<br />
eine kontinuierliche Mitbetreuung auf 70<br />
bzw. 30%, und für eine stationäre Betreuung<br />
auf 20% bzw. 10% geschätzt. Wenn<br />
diese Zahlen auf die derzeitigen Häufigkeiten<br />
der Tumor- und Nicht-Tumorerkrankungen<br />
umgerechnet werden, müssen<br />
unsere Bedarfsberechnungen z.B. für<br />
stationäre Betten mit 35-50 <strong>Hospiz</strong>- und<br />
Palliativbetten pro 1 Million Einwohner<br />
deutlich nach oben angepasst werden.<br />
Für die Zukunft heißt das aber auch, dass<br />
für jedes Krankenhaus ein palliativmedizinischer<br />
Konsiliar-Dienst, flächendeckende<br />
spezialisierte ambulante Palliativversorgung<br />
und auch neu zu schaffende<br />
Tageseinrichtungen gefordert werden<br />
müssen, um diesen Bedarf zu decken.<br />
Speziell für demenzkranke Menschen<br />
muss palliative Geriatrie integraler Bestandteil<br />
von Alten- und Pflegeheimen<br />
werden, die sich nicht nur auf das Lebensende<br />
konzentriert, sondern auch<br />
schon frühzeitig im Krankheitsverlauf einen<br />
Schwerpunkt auf Kommunikation<br />
und Erfassung von bisher unterdiagnostizierten<br />
Schmerzen und anderen Symptomen<br />
legt.<br />
Wann beginnt Palliativbetreuung?<br />
Diese Frage beschäftigt uns schon jetzt<br />
und wird in Zukunft zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnen. Es wird immer mehr<br />
erkannt, dass Palliativbetreuung nicht erst<br />
in den <strong>letzte</strong>n Tagen und Wochen des<br />
Lebens erfolgen, sondern viel früher in<br />
den Krankheitsverlauf integriert werden<br />
sollte. Dabei konnte bei Patienten mit<br />
22<br />
Lungenkarzinom gezeigt werden, dass<br />
onkologische Betreuung mit integrierter<br />
Palliativbetreuung gegenüber alleiniger<br />
onkologischer Betreuung zu einer verbesserten<br />
Lebensqualität, weniger Depressionen,<br />
aber auch weniger aggressiven<br />
Therapien und einem Überlebenszeitvorteil<br />
von 2,5 Monaten führte.<br />
Palliativmedizinische Betreuung sollte<br />
weder von der Diagnose noch der Prognose<br />
der Patienten abhängen, sondern<br />
vielmehr von ihren Bedürfnissen. Um<br />
diese zu erkennen, ist ein regelmäßiges<br />
Screening mit Einschätzung der palliativmedizinischen<br />
Bedürfnisse notwendig.<br />
Der Zeitpunkt des Screenings sollte an<br />
krankheitsspezifische Indikatoren, wie<br />
z.B. Erkrankungsstadium gebunden sein.<br />
Sowohl für onkologische als auch für<br />
nicht-onkologische Erkrankungen wie<br />
COPD, chron. Herz- oder Niereninsuffizienz<br />
gibt es hier bereits erste<br />
Vorschläge. Palliativmedizinische Betreuungskonzepte<br />
müssen gegebenenfalls angepasst<br />
werden, da eine dauerhafte Mitbetreuung<br />
durch spezialisierte Teams über<br />
eine lange Zeit weder sinnvoll noch möglich<br />
ist. Intermittierende Betreuungskonzepte<br />
könnten ein Weg in der Zukunft<br />
sein.<br />
Notwendige Voraussetzungen<br />
für palliativmedizinische Betreuung<br />
in der Zukunft<br />
Um diesen Herausforderungen begegnen<br />
zu können, braucht es eine feste Etablierung<br />
der Palliativmedizin in die Ausbildungscurricula<br />
aller im Gesundheitswesen<br />
Tätigen. Für Medizinstudenten und<br />
auch Auszubildende in der Pflege ist das
zumindest auf dem Papier erreicht. Es<br />
wird aber um die entsprechende Umsetzung<br />
mit ausreichender Stundenzahl gehen.<br />
Neben der Zusatzweiterbildung Palliativmedizin<br />
für Ärzte wird in Zukunft<br />
auch ein Facharzt für Palliativmedizin<br />
notwendig sein, um den zunehmenden<br />
speziellen Fragestellungen, komplexeren<br />
Krankheitsverläufen und multiplen Komorbiditäten<br />
der Patienten gerecht zu<br />
werden. In der palliativmedizinischen<br />
Forschung gibt es eine Fülle unbeantworteter<br />
Fragen, z.B. nach der besten Symptomkontrolle,<br />
den Wünschen der Patienten<br />
am Lebensende, den Bedürfnissen<br />
unterversorgter Gruppen, oder von sozialen,<br />
kulturellen, religiösen und spirituellen<br />
Aspekten. Die Akademisierung der<br />
Palliativmedizin hat in den <strong>letzte</strong>n Jahren<br />
große Fortschritte gemacht, aber es<br />
braucht weitere Lehrstühle für Palliativmedizin,<br />
und Professuren für Palliativpflege,<br />
Soziale Arbeit in der Palliativbetreuung,<br />
oder Spirituelle Begleitung. Die<br />
Finanzierung der Palliativbetreuung muss<br />
gerechter werden und die Komplexität<br />
der Patienten mit einbeziehen.<br />
Palliativbetreuung stellt uns in 20 Jahren<br />
vor große Herausforderungen. Wir müssen<br />
jetzt damit beginnen, brennende Fragen<br />
zu beantworten und neue Konzepte<br />
zu entwickeln, damit wir auch in Zukunft<br />
eine gute und qualitativ hochwertige Betreuung<br />
für alle Menschen anbieten können,<br />
die sie benötigen.<br />
Foto: Christiane Sarraj<br />
23
Sterben erscheint gemeinhin als ein primär<br />
körperlicher Vorgang, dem eine höchst<br />
individuelle <strong>–</strong> leibliche <strong>–</strong> Erfahrung des je<br />
eigenen Sterbens, welche nur der Betreffende<br />
für sich selbst machen kann, zur<br />
Seite steht:<br />
Jeder von uns wird diese ganz eigene, ‚intime‘<br />
Erfahrung einmal für sich und nur für<br />
sich selbst machen <strong>–</strong> machen müssen.<br />
Dies erscheint uns infolge unseres Wissens<br />
um die eigene Sterblichkeit so plausibel<br />
wie es soziologisch betrachtet in die Irre<br />
führt. Denn Sterben ist immer auch und<br />
vor allem ein sozialer Prozess. Für die Soziologie<br />
ist Sterben weniger als ein primär<br />
physiologischer Vorgang denn als soziales<br />
Phänomen zu betrachten. <strong>Das</strong> Sterben eines<br />
Menschen wird von der Gesellschaft,<br />
in der er lebt, bestimmt und von den<br />
jeweiligen institutionellen Bezügen und<br />
Rahmen ausgeformt. Wir sterben also<br />
nicht einfach so, sondern wir werden<br />
sterben gemacht <strong>–</strong> und zwar in den je<br />
typischen Formen, welche die jeweilige<br />
Gesellschaft bereitstellt, in der gelebt und<br />
gestorben wird.<br />
Für unsere heutige Gesellschaft gilt: Wir<br />
leben in einer ‚Gesundheitsgesellschaft‘ <strong>–</strong><br />
so lautet die Diagnose von Trendforschern<br />
und Gesundheitsexperten. Der Patient,<br />
ehemals ‚der Kranke‘, der sich nun zunehmend<br />
zum Klienten bzw. Kunden verwandelt,<br />
soll durch aktive Teilhabe am<br />
‚Gesundheitsmarkt‘ Lebensqualität (Ge-<br />
24<br />
Vom Sterben heute <strong>–</strong><br />
Zur gesellschaftlichen Bedeutung von <strong>Hospiz</strong>kultur<br />
Von Prof. Dr. Werner Schneider<br />
sundheit, Fitness, Wellness etc.) nachfragen,<br />
er soll aus den vielfältigen <strong>–</strong> präventiven,<br />
kurativen oder einfach nur erlebnisorientierten<br />
<strong>–</strong> Angeboten möglichst<br />
selbstbestimmt wählen, und vor allem soll<br />
er konsumieren. Von dieser Produktionslogik<br />
bleibt auch das Lebensende nicht<br />
verschont. <strong>Das</strong> sogenannte ‚gute Sterben‘,<br />
das vielen so wünschenswert erscheint,<br />
weil es auf Lebensqualität bis zum Lebensende<br />
zielt, gewinnt seine immer prägnantere<br />
Gestalt im Sinn eines von jedem<br />
vorsorglich zu planenden, würdevollen,<br />
weil selbstbestimmten und selbstorganisierten<br />
Sterbens: <strong>Das</strong> <strong>letzte</strong> Lebensprojekt,<br />
dem sich das autonome, freie Markt-Subjekt<br />
möglichst zeitig widmen soll und dabei<br />
das Wie, Wo und womöglich gar<br />
Wann‘ des Sterbens aus den vorhandenen<br />
Optionen individuell für sich zusammenstellt<br />
…<br />
Aber: Wird es sich wirklich gut sterben<br />
lassen, in dieser Gesundheitsgesellschaft?<br />
Besteht in dieser bereits heute erkennbaren<br />
Zukunftsvision nicht die Gefahr, den<br />
sterbenden Menschen mit seinen Angehörigen<br />
in der von ihnen erlebten existenziellen<br />
Grenzsituation aus den Augen zu<br />
verlieren?<br />
Dieser Gefahr entgegenzutreten, darin<br />
liegt die Bedeutung von <strong>Hospiz</strong>kultur und<br />
<strong>Hospiz</strong>arbeit. Der Tendenz einer umfassenden<br />
Vermarktung des Sterbens unter<br />
dem Deckmantel der Selbstbestimmung
steht die <strong>Hospiz</strong>idee mit ihrer markanten<br />
Position gegenüber: <strong>Hospiz</strong>kultur heißt<br />
vor allem Vertrauen haben zu können <strong>–</strong><br />
Vertrauen in jene Institutionen, die durch<br />
<strong>Hospiz</strong>kultur gekennzeichnet sind: jede<br />
Klinik, jedes Pflegeheim, jede ambulante<br />
Betreuung zuhause, wo Menschen <strong>Hospiz</strong>kultur<br />
leben. <strong>Hospiz</strong>kultur meint einen<br />
‚ganzheitlichen’ Umgang mit Sterbenden<br />
und ihren Angehörigen, der gleichermaßen<br />
körperliche, psychische, soziale, spirituelle<br />
Aspekte in ihren unhintergehbaren<br />
Wechselwirkungen umfasst und sich uneingeschränkt<br />
amBedarf und Bedürfnissen<br />
der Patienten und deren Angehörigen<br />
ausrichtet.<br />
Entscheidend für die Ausgestaltung des<br />
Sterbeprozesses <strong>–</strong> so jedenfalls die Programmatik<br />
der <strong>Hospiz</strong>bewegung <strong>–</strong> sollen<br />
also nicht Marktmechanismen und Marktlogiken<br />
sein, sollen nicht die für eine<br />
‚erfolgreiche‘ Marktteilnahme jeweils verfügbaren<br />
Ressourcen und Kapitalien der<br />
Betroffenen sein. Und dabei kann es auch<br />
nicht um Selbstbestimmung um jeden<br />
Preis und bis zum <strong>letzte</strong>n Atemzug gehen,<br />
sondern letztlich um Selbstbestimmung<br />
dort, wo sie gewünscht wird, sowie um<br />
Verantwortungsübernahme seitens anderer<br />
<strong>–</strong> der Betreuer und Begleiter <strong>–</strong> dann, wenn<br />
sie von den Patienten und Angehörigen<br />
angefragt wird.<br />
Von Oscar Wilde wird überliefert, er hätte<br />
sein eigenes Sterben, verarmt in einem<br />
Pariser Hotelzimmer liegend, wie folgt<br />
kommentiert: „Ich sterbe, wie ich gelebt<br />
habe <strong>–</strong> über meine Verhältnisse!“ Dieses<br />
Zitat, wie historisch verbürgt es auch immer<br />
sein mag, illustriert in seinem Bezug<br />
zu den ‚Verhältnissen‘, in und nach denen<br />
man stirbt, dass das ‚Wie‘ des Sterbens in<br />
seiner sozialen Organisation auch und vor<br />
allem eine Frage von sozialer Ungleichheit<br />
ist. Welche Lebenschancen, Lebensrisiken,<br />
Lebensgrenzen werden Menschen aufgrund<br />
welcher Merkmale von der Gesellschaft<br />
zuerkannt oder aberkannt, zugewiesen<br />
oder vorenthalten <strong>–</strong> gerade auch am<br />
Lebensende? Eine wichtige Rolle der<br />
<strong>Hospiz</strong>bewegung auch für die Zukunft<br />
besteht darin, Sensibilität und Aufmerksamkeit<br />
gegenüber sozialer Ungleichheit<br />
und gegenüber einer Ausgrenzung von<br />
Menschen am Lebensende zu zeigen, die<br />
aufgrund ihres Lebensweges während ihres<br />
Lebens keineswegs immer ‚selbstbestimmt<br />
in der Mitte der Gesellschaft’ stehen<br />
konnten.<br />
Prof. Dr. Werner Schneider, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche<br />
Fakultät an der Universität Augsburg<br />
25
Steve Jobs, der Gründer von Apple, hat vor<br />
seinem Tod eine vielbeachtete Rede vor<br />
Studenten gehalten. Er sagte: „Mir ins Gedächtnis<br />
zu rufen, dass ich bald sterbe, ist das<br />
wichtigste Hilfsmittel, um weitreichende<br />
Entscheidungen zu treffen. Fast alles <strong>–</strong> alle<br />
Erwartungen von außen, jegliche Art von<br />
Stolz, alle Angst vor Peinlichkeit oder Versagen<br />
<strong>–</strong> das alles fällt im Angesicht des Todes<br />
einfach ab. Nur das, was wirklich zählt,<br />
bleibt. Sich daran zu erinnern, dass man eines<br />
Tages sterben wird, ist in meinen Augen<br />
der beste Weg, um nicht zu denken, man<br />
hätte etwas zu verlieren. Man ist bereits<br />
nackt. Es gibt keinen Grund, nicht dem Ruf<br />
des Herzens zu folgen.“<br />
An Steve Jobs muss ich denken, als ich<br />
unser <strong>Hospiz</strong> in Braunschweig besuche.<br />
Als ich das erste Mal hierher kam, wusste<br />
ich nicht, was mich hier erwarten würde.<br />
Vor allem: Wer? Und kann ich das überhaupt?<br />
Menschen begleiten, die auf ihrem<br />
<strong>letzte</strong>n Weg sind? Was soll ich sagen, wenn<br />
ich überhaupt etwas raus kriege?<br />
Inzwischen bin ich mehrmals die Woche<br />
im <strong>Hospiz</strong>:<br />
Eine weiße Villa mit großen Fenstern, hell<br />
und licht. Wenn ich sie betrete, stehe ich<br />
zunächst in einer lichtdurchfluteten Halle.<br />
Im Dach sind große Glasflächen eingebaut<br />
und wenn ich nach oben schaue sehe ich<br />
den Himmel.<br />
Helle, leichte Möbel, ein großes Mobile<br />
mit Natur- und Kinderbildern spielt im<br />
26<br />
Leben im <strong>Hospiz</strong><br />
Von Friedhelm Meiners<br />
Wind, ein Tisch mit Infomaterial. Hier ist<br />
alles so ganz anders, als manche vermuten.<br />
Was wir so gerne trennen, hier kannst du<br />
lernen: es gehört zusammen <strong>–</strong> Leben<br />
UND Tod. Aber das zu lernen <strong>–</strong> ist nicht<br />
leicht …<br />
Ja, es ist ein Sterbehaus, aber es ist kein<br />
dunkles Haus mit einer bedrückenden<br />
Atmosphäre. Der Leiter des Hauses sagt:<br />
„Im <strong>Hospiz</strong> wird gelebt, bis zum <strong>letzte</strong>n<br />
Moment. Wenn unsere Gäste einen<br />
Wunsch haben, dann sehen wir zu, dass<br />
wir ihn möglichst erfüllen können. Wünsche<br />
aufschieben können wir hier nicht.“<br />
Genau das habe ich in den <strong>letzte</strong>n fünf Jahren<br />
erlebt: <strong>Das</strong> <strong>Hospiz</strong> ist ein Ort des Lebens<br />
<strong>–</strong> mit seinen schönen und mit seinen<br />
tragischen und dramatischen Seiten. Die<br />
Menschen, die hier leben, sind Gäste und<br />
keine Patienten. Sie brauchen Unterstützung<br />
und medizinische Versorgung. Ihre<br />
<strong>letzte</strong>n Monate und Wochen verbringen<br />
sie, soweit sie es noch können, selbstbestimmt.<br />
Hier wird gelebt. Aber hier ist<br />
auch der Tod gegenwärtig. Verdrängen,<br />
weglaufen und wegsehen <strong>–</strong> all das findet<br />
hier nicht statt. Vieles gelingt noch <strong>–</strong> vieles<br />
aber auch nicht mehr. Hier wird gestorben<br />
und Abschied genommen.<br />
In der Küche, bei einer Tasse Kaffee, begegne<br />
ich einer älteren Frau. Sie wirkt müde<br />
und verunsichert. „Wissen Sie, ich habe<br />
meinen Mann lange zu Hause gepflegt.<br />
Aber es ging nicht mehr. Ich habe es einfach<br />
nicht mehr geschafft. Mein Mann
und ich hatten das schon lange so besprochen.<br />
Und wir sind beide froh, dass er jetzt<br />
hier ist. Aber unsere Kinder verstehen das<br />
überhaupt nicht. Papa ist im <strong>Hospiz</strong>? <strong>Das</strong><br />
geht doch nicht! Zuhause ist es doch am<br />
schönsten!“<br />
Zuhause ist es am schönsten … <strong>–</strong> diesen<br />
Satz höre ich immer wieder. Aber wo ist<br />
ein Mensch denn „zuhause“?<br />
Wo seine Möbel stehen?<br />
Mein Zuhause ist da, wo ich mich geborgen<br />
fühle, wo meine Lieben nicht nur da<br />
sind, sondern auch Zeit für mich haben.<br />
Eben nicht den ganzen Tag mit der Organisation<br />
des Alltags und der medizinischen<br />
Versorgung beschäftigt.<br />
Mal eine Stunde am Bett sitzen können;<br />
einfach nur da sein, reden und schweigen <strong>–</strong><br />
das ist Zuhause.<br />
Wo ist ein Mensch in seinen <strong>letzte</strong>n Wochen<br />
am besten aufgehoben? Zuhause oder<br />
im <strong>Hospiz</strong>? Ich maße mir keine Antwort<br />
auf diese Frage an. Aber eins habe ich gelernt:<br />
Egal ob zuhause oder im <strong>Hospiz</strong>:<br />
Wenn dir ein Mensch anvertraut ist, wenn<br />
du für ihn sorgen musst, dann glaub nicht,<br />
dass du es alleine schaffen kannst oder<br />
musst; dann hol dir so viel Hilfe und Unterstützung,<br />
wie du bekommen kannst.<br />
Du hast immer noch genug zu tun.<br />
Sie sitzt mir gegenüber, die ältere Dame<br />
in der Küche, dreht die Kaffeetasse unruhig<br />
in der Hand. Sie war immer stark, hat<br />
immer gekämpft. Sie hat die Kunst der<br />
Ärzte als großen Segen erlebt. Sie ist<br />
dankbar für die schönen Jahre, die ihnen<br />
trotz der Krankheit noch geschenkt<br />
wurden.<br />
Sie erinnert sich aber auch genau an seinen<br />
<strong>letzte</strong>n Krankenhausaufenthalt, an den<br />
Tag, als der Arzt sagte: „Wir können nichts<br />
mehr für ihren Mann tun.“<br />
„Keine Chemo mehr … <strong>–</strong> bricht er dann<br />
nicht zusammen?“, ging es ihr sofort durch<br />
den Kopf.<br />
„Und meinem Mann ging es ganz ähnlich“<br />
erzählt sie. „Der dachte: Wenn ich ihr jetzt<br />
sage, dass ich übers <strong>Hospiz</strong> nachdenke,<br />
nehme ich ihr dann nicht die <strong>letzte</strong><br />
Hoffnung?“<br />
Kämpfen oder fügen? Im Krankenhaus<br />
oder zu Hause ums Leben ringen <strong>–</strong> oder<br />
im <strong>Hospiz</strong> in Frieden sterben? Es ist oft<br />
unendlich schwer, den richtigen Zeitpunkt<br />
für diese Entscheidung zu finden. Und es<br />
ist noch viel schwerer, darüber zu reden.<br />
Aber es ist wie so oft im Leben: Wenn Dinge<br />
unausgesprochen zwischen uns stehen,<br />
wenn wir uns nicht trauen zu reden, verlieren<br />
wir kostbare Zeit.<br />
„Herr, lehre mich bedenken, dass ich sterben<br />
muss, auf dass ich klug werde.“ heißt<br />
es in der Bibel:<br />
Damit ich den richtigen Zeitpunkt nicht<br />
verpasse <strong>–</strong> und furchtlos über meine Gefühle<br />
rede <strong>–</strong> über das, worüber ich mich<br />
freue <strong>–</strong> und wovor ich Angst habe.<br />
Ich denke an Karl. Ein Gast, der diesen<br />
Schritt schon vor einiger Zeit gegangen ist.<br />
In seinem Zimmer hängen überall an den<br />
Wänden wunderschöne Gemälde: leuchtende<br />
Blumen, bunte Landschaften, la-<br />
27
chende Menschen. „Die sind aber schön!“.<br />
sage ich. „Wo haben Sie die denn her?“<br />
Karl lächelt stolz: „Die sind von mir. Alle<br />
im <strong>letzte</strong>n halben Jahr gemalt.“<br />
Und dann erzählt er: „Wissen Sie, ich habe<br />
Kunst studiert. Aber dann wurde unsere<br />
älteste Tochter geboren. Und mir war<br />
gleich klar: Mit deiner Kunst kannst du<br />
keine Familie ernähren. Also bin ich in die<br />
Industrie gegangen. Ich war beruflich<br />
ziemlich erfolgreich, aber zum Malen bin<br />
ich nicht mehr gekommen. Erst in der<br />
Therapie habe ich wieder damit angefangen.<br />
Und es ging noch! Nach all den Jahren!<br />
Ich bin dann jeden Morgen um fünf<br />
aufgestanden. Bis das Leben im Haus langsam<br />
erwachte habe ich erst mal zwei Stunden<br />
gemalt.“ Offen sein für die Geschenke,<br />
die das Leben mir macht. Verschüttete<br />
Talente wieder entdecken und entfalten.<br />
Karl hat mir gezeigt: das geht. Auch in den<br />
schweren Zeiten des Lebens, manchmal<br />
sogar bis ganz zuletzt.<br />
„Herr, lehre mich bedenken, dass ich sterben<br />
muss, auf das ich klug werde.“<br />
Damit ich meine Talente nutze und mich<br />
und andere mit ihnen erfreue.<br />
Wir sitzen noch immer in der Küche, der<br />
Kaffee ist längst kalt geworden, sie hat nur<br />
wenig getrunken. Sie ist verzweifelt. Es<br />
ging alles so rasend schnell.<br />
28<br />
Ihr Mann war immer kerngesund. Sie erinnert<br />
sich an den Anfang der Krankheit.<br />
Erst klagte er über Schmerzen. Dann die<br />
Diagnose, Heilungsversuche, nun das<br />
<strong>Hospiz</strong> …<br />
Ja, Leben kann schön sein, kann gelingen<br />
bis zum Schluss. Aber es gibt auch die<br />
dunklen Täler. Es gibt Tage, da bleibt dir<br />
nichts als Tränen und Klage. Tage, an denen<br />
du froh bist, wenn einfach jemand da<br />
ist. Ein Mensch, der deinen Schmerz aushält,<br />
der schweigen kann. Einer, der dir<br />
nicht widerspricht; auch nicht, wenn du<br />
nur noch sagen kannst: „Mein Gott, mein<br />
Gott, warum hast du mich verlassen?“<br />
Heinz Zahrnt schreibt: „Wohin der Tod<br />
auch kommt, dort ist immer schon Gott.“<br />
Wenn ich ihr doch etwas von dieser Zuversicht<br />
mitgeben könnte. Ich wünsche ihr so<br />
sehr, dass sie das glauben kann.<br />
Wir stehen auf, ich begleite sie an seine<br />
Zimmertür. „Es ist alles so furchtbar!“,<br />
schluchzt sie. Da hören wir aus dem Zimmer<br />
die Stimme ihres Mannes, sie klingt<br />
fest, fast fröhlich:<br />
„Nichts ist furchtbar!“.<br />
Amen.<br />
Predigt, gehalten am 29.1. in einem Radiogottesdienst<br />
für den NDR: Friedhelm Meiners ist<br />
Pastor der St. Martinikirche in Braunschweig.
Selbstbestimmt sterben <strong>–</strong><br />
was am Lebensende wichtig ist<br />
Menschen sollten bis zu ihrem Lebensende<br />
die Möglichkeit zur Selbstbestimmung<br />
haben. Doch für Ärzte ist es oft<br />
schwierig, die Wünsche der Menschen<br />
zu erfüllen, ohne an medizinische, ethische<br />
oder juristische Grenzen zu stoßen.<br />
Wie geht man damit um?<br />
Sterbenskranke Menschen spüren meist,<br />
dass sie bald sterben werden. Ihr Tod<br />
wird nicht unerwartet kommen, er ist absehbar.<br />
Rund zwei Drittel der Menschen<br />
in den Industrienationen sterben heute<br />
auf vergleichbare Weise. Sie treten nicht<br />
plötzlich aus dem Leben, sondern in einer<br />
kürzeren oder längeren Phase und<br />
werden dabei ärztlich begleitet. Die Frage,<br />
wie eine solche Sterbebegleitung aussehen<br />
und ablaufen soll, rückt daher immer<br />
stärker in den Vordergrund und mit<br />
ihr auch die Frage, wie die Menschen ihr<br />
Lebensende selbst bestimmen und gestalten<br />
können.<br />
Was ist würdevolles Sterben?<br />
Die meisten Patienten wünschen sich am<br />
Lebensende möglichst wenig Schmerz und<br />
Von Silvia Plahl<br />
Leid und möglichst wenig Verlust der<br />
Selbstkontrolle. Ärzte, Pflegekräfte, Angehörige<br />
und auch die Patienten benötigen<br />
Kenntnisse über die körperlichen und<br />
seelischen Vorgänge in der Sterbephase.<br />
Daneben muss es die Möglichkeit geben,<br />
persönliche Anliegen zu äußern und diese<br />
auch zu verwirklichen.<br />
Auch psychologische Betreuung ist notwendig<br />
Ziel ist es, die Patienten auf ihre <strong>letzte</strong><br />
Lebensphase vorzubereiten. Dazu steht an<br />
erster Stelle die Aufgabe, sie mit den richtigen<br />
Medikamenten möglichst schmerzfrei<br />
zu entlassen. Viele Patienten leiden<br />
auch unter Atemnot. Die lässt sich in vielen<br />
Fällen mit Atemtherapie lindern.<br />
Wichtig in der Palliativmedizin und der<br />
<strong>Hospiz</strong>arbeit ist die psychologische Betreuung<br />
der Patienten: Unverarbeitete Erlebnisse,<br />
Konflikte, Einsamkeit, Unerledigtes<br />
oder auch die Angst vor dem<br />
Sterben bereiten vielen Menschen am Lebensende<br />
leidvolle Stunden, bis hin zur<br />
Hoffnungslosigkeit oder einem gesteigerten<br />
Todeswunsch.<br />
Der Wille des Patienten zählt<br />
Der Gesetzgeber hat 2009 dazu rechtsverbindlich<br />
festgelegt, dass jeder Mediziner<br />
dem Behandlungswunsch oder auch<br />
Nicht-Behandlungswunsch zu folgen hat,<br />
der etwa in einer Patientenverfügung<br />
29
formuliert ist. Heute gilt: Es zählt in jedem<br />
Fall der Wille der Patienten, egal ob sie<br />
diesen bereits erklärt haben und egal, in<br />
welchem Zustand sie sich befinden. Dazu<br />
müssen oft laufend neue Entscheidungen<br />
getroffen werden, und Ärzte, Pflegepersonal,<br />
die Patienten selbst und ihre Familien<br />
sind zu einem intensiven Dialog angehalten.<br />
Sie alle orientieren sich dabei<br />
zunehmend an einem selbstbestimmten,<br />
immer auch individuellen Sterben der<br />
Menschen.<br />
Gerade in der Medizin galt lange Zeit fast<br />
ausschließlich das Credo, das Lebensende<br />
der Patienten möglichst lange aufzuschieben.<br />
Therapieziel ist die Heilung,<br />
wenn man irgendjemanden nicht heilen<br />
kann, hat man das Therapieziel verfehlt.<br />
Doch die Begründerin des ersten <strong>Hospiz</strong>es<br />
Cicely Saunders sagt: „Es ist wichtig,<br />
nicht dem Leben mehr Tage zu geben,<br />
sondern den Tagen mehr Leben zu<br />
geben.“<br />
Auch Ärzte müssen umdenken<br />
Dafür müssen die Ärzte jedoch umdenken,<br />
müssen lernen, dass nicht jede Therapie<br />
Sinn macht. Und das bedeutet eben auch,<br />
die Rolle des Arztes auch einmal zu verlassen,<br />
einfach mal nur als Mensch für den<br />
Patienten da zu sein. Auf dieser Basis kann<br />
man dann einem Patienten auch sagen,<br />
dass eine weitere Chemotherapie gar<br />
keinen Nutzen für ihn haben würde: <strong>Das</strong><br />
Erbrechen und die schädlichen Nebenwirkungen<br />
würden aller Voraussicht nach<br />
überwiegen. Erst im gegenseitigen Vertrauen<br />
kann man mit Patienten darüber<br />
sprechen, ein bislang verfolgtes Therapieziel<br />
zu ändern.<br />
30<br />
Die meisten würden lieber zu Hause<br />
sterben<br />
„Palliativmedizin, Palliative Care gehört in<br />
die Köpfe, nicht in die Mauern!“ fordert<br />
Professor Gian Domenico Borasio in seinem<br />
im Herbst 2011 erschienenen Buch<br />
„Über das Sterben“. Er gilt als einer der<br />
führenden Palliativmediziner in Europa<br />
und lehrt in München und Lausanne. Borasio<br />
legt dar, dass es für die meisten Patienten<br />
grundsätzlich möglich wäre, zuhause<br />
zu sterben. Denn die wenigsten<br />
Menschen benötigen am Lebensende das<br />
spezialisierte Angebot von Palliativstationen,<br />
<strong>Hospiz</strong>-Stationen oder palliativ betreuten<br />
anderen Stationen im Krankenhaus.<br />
Nur etwa zehn Prozent der<br />
Deutschen sterben dort, wie eine Erhebung<br />
der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin<br />
zeigt.<br />
90 Prozent aller Sterbenden, schreibt Borasio,<br />
können problemlos von Haus- und<br />
Fachärzten und besonders ausgebildeten<br />
Pflegediensten begleitet werden, ergänzt<br />
durch ambulante <strong>Hospiz</strong>- und Palliativdienste.<br />
Diese Hauptsäule der persönlichen<br />
Sterbebegleitung, die so genannte allgemeine<br />
ambulante Palliativversorgung,<br />
sei auszubauen und zu fördern. Jedoch vergüten<br />
die Krankenkassen derzeit etwa eine
Stunde Hausbesuch eines Hausarztes pauschal<br />
mit nur rund 19 Euro.<br />
Eine spezielle Palliativversorgung hingegen<br />
wird von den Kassen gesondert genehmigt<br />
und ist finanziell viel besser gestellt. So<br />
wird weiter zunächst in Krankenhäusern<br />
und stationären Einrichtungen das erforscht,<br />
was später dahin übertragen werden<br />
soll, wo die meisten Menschen sterben<br />
wollen: In ihrem Zuhause, umgeben von<br />
Angehörigen oder Freunden, betreut von<br />
einem Arzt ihres Vertrauens.<br />
Wille des Sterbenden oft unklar<br />
Zwar wollen die meisten Menschen am<br />
liebsten zuhause sterben, verwirklichen<br />
können dies jedoch nur etwa 30 Prozent.<br />
So die Daten der Deutschen Gesellschaft<br />
für Palliativmedizin. Etwa 25 Prozent<br />
sterben in Pflegeheimen, mit steigender<br />
Tendenz. Für 40 Prozent der Deutschen ist<br />
statistisch gesehen das Krankenhaus der<br />
Sterbeort. Doch wird in den Kliniken dem<br />
Sterben oft kein eigener Raum gegeben. Es<br />
mangelt an Zeit, Aufmerksamkeit und Zuwendung<br />
für die Patienten in ihrer <strong>letzte</strong>n<br />
Lebensphase.<br />
Vorsorgevollmacht <strong>–</strong> noch wichtiger als<br />
Patientenverfügung<br />
Der Münchner Palliativmediziner Ralf Jox<br />
ist der Meinung, dass vor allem schwer<br />
und chronisch kranke Menschen eine Patientenverfügung<br />
verfassen sollen <strong>–</strong> und<br />
auf jeden Fall immer in Absprache mit der<br />
Familie und mit Haus- und Fachärzten.<br />
Eine Patientenverfügung sieht er als Türöffner<br />
für weitere Gespräche zwischen allen<br />
Beteiligten.<br />
Ralf Jox hält aber die so genannte Vorsorgevollmacht<br />
für das eigentlich wichtigere<br />
Dokument. In ihr legt eine Person fest,<br />
wer stellvertretend für sie am Lebensende<br />
rechtsverbindliche Entscheidungen trifft <strong>–</strong><br />
auch über medizinische Behandlungen.<br />
Insgesamt, urteilt der Medizinethiker,<br />
stünden wir in Deutschland gesetzlich<br />
ganz gut da zu allen Fragen, die das Sterben<br />
betreffen. Auch in dem sehr schwierigen<br />
Bereich: dem Zulassen des Sterbens.<br />
Ralf Jox: „Wir dürfen lebenserhaltende<br />
Maßnahmen beenden oder eben nicht<br />
beginnen, wenn sie entweder nicht mehr<br />
indiziert sind, nicht mehr medizinisch angezeigt<br />
sind, oder wenn sie dem Patientenwillen<br />
widersprechen. Wir wissen, dass in<br />
so einer Situation es rechtlich zulässig ist,<br />
auch ethisch geboten ist, eben sowohl bestimmte<br />
Behandlungen nicht mehr durchzuführen<br />
wie zum Beispiel die Wieder-<br />
31
elebung, als auch schon begonnene Behandlungen<br />
zu beenden, wie etwa die Beatmung,<br />
oder Medikamentengabe oder<br />
ähnliches.“<br />
Sterbebegleitung in Deutschland noch<br />
unzureichend<br />
In der Sterbebegleitung hat Deutschland<br />
im europäischen Vergleich noch aufzuholen,<br />
gemessen an den europäischen<br />
Empfehlungen zur Palliativversorgung<br />
und <strong>Hospiz</strong>arbeit. Es fehlen vor allem<br />
einheitliche politische Strukturen und<br />
Strategien, so die Kritik. Auch würden<br />
überwiegend nur Tumorpatienten palliativ<br />
betreut. <strong>Das</strong> soll sich ändern: Palliativmediziner<br />
in Deutschland untersuchen<br />
mittlerweile, wie Patienten mit<br />
Multipler Sklerose, mit neurologischen<br />
Erkrankungen, wie Demenzkranke oder<br />
auch Wachkomapatienten fachgerecht<br />
begleitet werden können. Lehrstühle für<br />
die spirituelle Betreuung von Sterbenden<br />
und die soziale Arbeit in der Palliativ-<br />
32<br />
versorgung werden eingerichtet. Denn<br />
auch Glaube und Religion und die Klärung<br />
vieler Formalien gehört zu einer<br />
guten Begleitung von Sterbenden und<br />
ihren Familien.<br />
Literatur<br />
<strong>–</strong> Gian Domenico Borasio: Über das Sterben. Was<br />
wir wissen, was wir tun können, wie wir uns darauf<br />
einstellen. Verlag C. H. Beck, 2011<br />
<strong>–</strong> Ralf J.Jox: Sterben lassen. Über Entscheidungen<br />
am Ende des Lebens. Verlag Edition Körber-<br />
Stiftung, 2011<br />
<strong>–</strong> Michael de Ridder: Wie wollen wir sterben? Ein<br />
ärztliches Plädoyer für eine neue Sterbekultur in<br />
Zeiten der Hochleistungsmedizin. Deutsche-<br />
Verlags-Anstalt, 5. Aufl., 2011<br />
<strong>–</strong> Zeitschrift für Palliativmedizin. Organ der<br />
Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.<br />
Thieme Verlag.
Ohne Vorbehalt<br />
und ohne Sorgen<br />
leg ich meinen Tag<br />
in Deine Hand.<br />
Sei mein Heute,<br />
sei mein gläubig Morgen,<br />
sei mein Gestern,<br />
das ich überwand.<br />
Frag mich nicht<br />
nach meinen<br />
Sehnsuchtswegen <strong>–</strong><br />
bin aus Deinem Mosaik<br />
ein Stein.<br />
Wirst mich<br />
an die rechte Stelle legen <strong>–</strong><br />
Deinen Händen bette ich mich ein.<br />
Edith Stein zugeschrieben<br />
33
34<br />
Totentanz<br />
Bilder aus fünf Jahrhunderten<br />
Der Tod, der niemanden verschont <strong>–</strong> von den Zeiten der Pest bis zu den Millionen Opfern der<br />
Weltkriege <strong>–</strong> war und ist Thema in der bildenden Kunst, der Musik und der Literatur.<br />
Pest-Totentanz (um 1200 Probstei Rinchnach <strong>–</strong><br />
Bayer. Wald)<br />
Hans Holbein <strong>–</strong> Totentanz der Krämer 1530<br />
Berner Totentanz im Beinhaus (14./15.Jhdt.)<br />
Niklaus Manuel, Klosterkirche des Dominikanerklosters<br />
(heute Französische Kirche)<br />
Heinrich Knoblochtzer <strong>–</strong> Totentanz,<br />
Der Arzt und derTod, 15. Jhdt.
Hans Holbein der Jüngere <strong>–</strong> Der alte Mann Hans Holbein der Jüngere <strong>–</strong> <strong>Das</strong> Beinhaus 1538<br />
Tizian Vecelli <strong>–</strong> Totentanz 1485 und 1490<br />
Totentanz ca.1500; Metnitz/<strong>–</strong><br />
St. Veit a.d. Glan, Kärnten<br />
35
36<br />
Bernt Notke <strong>–</strong> Dance Macabre <strong>–</strong> Lübecker Totentanz; 1463<br />
Loxstedter Totentanz, 15. Jhdt., St. Marien
Ernst Barlach <strong>–</strong><br />
Illustration für Goethe’s „Der Totentanz”<br />
Slevogt Max; Totentanz 1896<br />
Otto Dix, Totentanz anno 1917 Hans Henny Jahnn; Logo Lübecker Totentanz 2009<br />
37
38<br />
Symposium zur Verabschiedung von<br />
Angelika Westrich<br />
Feier in der von Leo von Klenze von 1826 bis 1837 erbauten Allerheiligen-Hofkirche in München
Von links oben im Uhrzeigersinn: Frau Müller und Herr Michl; Herr Raischl, Herr Dr. Binsack,<br />
Herr Dr. Bertram; Frau Dr. Everding, Frau Westrich, Frau Scheller; Herr Prof. Dr. Gabriel, Frau Westrich,<br />
Herr Biersack; Herr Prof. Dr. Schneider; Frau Schriever und Frau Dr. Wille; An der Harfe Frau Huber<br />
39
Von links oben im Uhrzeigersinn: Frau Westrich und Frau Dr. Lieb; Frau Dr. Bausewein; Frau Wohlleben<br />
und Frau Westrich; Herr Prof. Dr. Gabriel; Herr Sattelberger, Frau Dr. Everding, Frau Westrich;<br />
Herr Dr. Rösch, Herr Prälat Lindenberger, Herr Dr. Frank, Frau Westrich, Herr Raischl; Herr Dr. Binsack,<br />
Frau Dr. Söllner-Schaar, Herr Dr. Bertram und Frau Dr. Hartl<br />
Alle Fotos von: Christiane Sarraj<br />
40
Ein Chor im <strong>Hospiz</strong> zum Advent<br />
Wir sind ein kleiner, bunter Frauenchor<br />
aus dem Münchner Glockenbachviertel.<br />
Auftritte haben wir eigentlich keine. Aus<br />
reiner Freude am gemeinsamen Singen<br />
treffen wir uns und genießen die Gemeinschaft,<br />
nicht selten als kleine Flucht aus<br />
der Alltagsmühle.<br />
Zum dritten Mal kommen wir schon im<br />
Advent ins <strong>Hospiz</strong>. Ein spürbar besonderer<br />
Ort mit einem ungewöhnlichen Publikum.<br />
Der Flur ist unsere „Bühne“, die<br />
Zimmertüren stehen offen. Die Aufmerksamkeit<br />
ist greifbar <strong>–</strong> unser Lampenfieber<br />
auch. Nach dem ersten Stück befreit anerkennender<br />
Applaus unseres unsichtbaren<br />
Publikums, unser Singen.<br />
Zum Schluss möchte eine Bewohnerin<br />
doch gerne den Chor sehen und etwas be-<br />
Von Ulrike Zielonka-Grambow<br />
klommen betreten wir ihr Zimmer, geben<br />
eine Zugabe und werden mit den Worten<br />
„dass es im Himmel hoffentlich auch so<br />
schön klingen möge“ entlassen.<br />
Ungeschminkt, offen und mit geschärften<br />
Sinnen, das spüren wir, wird unsere Musik<br />
hier erlebt. Von Menschen, die gewiss<br />
sind, dass sie zum <strong>letzte</strong>n Mal die erste<br />
Kerze am Adventskranz leuchten sehen.<br />
Beeindruckt und vielleicht ein wenig demütig<br />
gehen wir in den Adventsonntag<br />
und kommen im nächsten Jahr gerne wieder.<br />
„Da berühren sich Himmel und Erde“<br />
würde für diesen Ort gut ins musikalische<br />
Gepäck passen.<br />
Foto: Ulrike Zielonka-Grambow<br />
41
42<br />
Testament<br />
Doch wie soll ich ohne dich leben?, rief sie aus.<br />
Als ich starb, hinterließ ich die ganze Welt dir:<br />
Die Schönheit der Erde, des Himmels, der See;<br />
Die Schwalbe im Fluge und im Walde das Reh;<br />
Den Kuss des Regens und des Windes Hauch;<br />
Die Macht des Sturmes und des Herbstes Rauch;<br />
<strong>Das</strong> Erfühlen der Feder, der Blume, des Steins;<br />
<strong>Das</strong> Ahnen um das Geheimnis des Seins;<br />
<strong>Das</strong> Zelt aus Sternen, die Karawane der Nacht;<br />
<strong>Das</strong> Lied der Grille, die Stimme, die lacht <strong>–</strong><br />
All dies schrieb ich dir in mein Testament<br />
Will es dir schenken <strong>–</strong> weil uns das Schicksal nun trennt.<br />
Doch wie soll ich sie ohne deine Augen sehen,<br />
Erfühlen ohne deine Hand?<br />
Wie soll ich ohne deine Ohren hören<br />
All das, was ich in deinem Herzen fand?<br />
Auch das, auch das,<br />
vermach ich dir!<br />
Aus: „Wie Worte im Wind” von Reeve Lindbergh
Aus dem <strong>Verein</strong><br />
<strong>Das</strong> Jahr 2012 begann für den <strong>Christophorus</strong><br />
<strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> mit einer bedeutenden<br />
Veränderung. Frau Angelika<br />
Westrich, die den <strong>Verein</strong> seit Mitte der<br />
90er Jahre erfolgreich geleitet und entscheidend<br />
mit geprägt hat, verabschiedete<br />
sich im Januar in den Ruhestand und gab<br />
die Geschäftsführung an mich ab. Ich<br />
empfinde es als wertvolle Aufgabe und<br />
Herausforderung, seitdem die Geschicke<br />
des <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong>s zu lenken.<br />
Frau Westrich bleibt dem <strong>Verein</strong> jedoch<br />
als Beauftragte für das Thema Stiftungen<br />
und Spenden erhalten. Sie hat eine<br />
besondere Gabe und Stärke, Menschen für<br />
die Sache <strong>Hospiz</strong> zu begeistern und hat ihre<br />
neue Aufgabe, die sie einmal die Woche<br />
ins Haus führt, engagiert begonnen.<br />
Ende <strong>letzte</strong>n Jahres sind Verhandlungen<br />
mit den Kassen zur Finanzierung unseres<br />
stationären <strong>Hospiz</strong>es, das neben den ambulanten<br />
Diensten einen großen Bereich<br />
des CHV ausmacht, gescheitert. Derzeit<br />
stehen Verhandlungen im Rahmen eines<br />
Schiedsverfahrens an. Im Zuge dieses Verfahrens<br />
haben wir uns im März entschieden,<br />
die Situation auch der Öffentlichkeit<br />
über einen Presseartikel und einen Fernsehbeitrag<br />
bekannt zu machen. In einem<br />
Artikel im Münchner Teil der Süddeutschen<br />
Zeitung wurde die finanzielle Situation<br />
des <strong>Hospiz</strong>es thematisiert. Außerdem<br />
wurde ein kurzer Bericht zum<br />
stationären <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> und<br />
den Verhandlungen mit den Kassen im<br />
Bayerischen Fernsehen gesendet. Der<br />
CHV muss natürlich <strong>–</strong> wie auch immer<br />
schon <strong>–</strong> die Finanzierung seiner Angebote<br />
genau im Blick haben. Die Medienbeiträ-<br />
ge weisen auf die tatsächlich im stationären<br />
Bereich vorhandene große Finanzierungslücke<br />
hin. Der CHV wird aber <strong>–</strong><br />
neben der Auseinandersetzung mit den<br />
Kassen <strong>–</strong> selbstverständlich auch andere<br />
Wege zur Lösung des Finanzierungsproblems<br />
suchen.<br />
Unser Vorstandsmitglied Herr Professor<br />
Dr. Gabriel hat in den <strong>letzte</strong>n Monaten<br />
zusammen mit Herrn Raischl, Frau<br />
Wohlleben und insgesamt sieben weiteren<br />
Kollegen aus dem CHV an einem<br />
Buch mit dem Titel „Praxis Palliative<br />
Geriatrie“ gearbeitet. Mittlerweile ist es<br />
fertiggestellt und wird voraussichtlich in<br />
den nächsten Wochen im Handel angeboten<br />
werden.<br />
Der <strong>Hospiz</strong>helfertag am 16.03. fand unter<br />
dem Motto „Was Sie schon immer über<br />
den CHV wissen wollten“ statt. Nach einer<br />
Einführung konnten die <strong>Hospiz</strong>helfer<br />
an sechs verschiedenen Infostationen Fragen<br />
zu organisatorischen, finanziellen und<br />
politischen Fragen stellen. Der Tag wurde<br />
von den Kolleginnen aus dem Team Soziale<br />
Arbeit sehr gut vorbereitet und hat viele<br />
positive Rückmeldungen gebracht.<br />
Natürlich beschäftigte uns in den <strong>letzte</strong>n<br />
Wochen auch die Vorbereitung für das<br />
Symposium anlässlich der Verabschiedung<br />
von Frau Westrich durch die Fachkollegen<br />
am 16. April in der Allerheiligen Hofkirche<br />
zum Thema „<strong>Hospiz</strong>- und Palliativarbeit<br />
in Deutschland: Herausforderungen<br />
<strong>–</strong> Entwicklungsperspektiven <strong>–</strong> Visionen“<br />
von dem an anderer Stelle hier im „CHV<br />
aktuell“ berichtet wird.<br />
43
Im Bereich der Spezialisierten Ambulanten<br />
Palliativversorgung (SAPV) werden mittlerweile<br />
mehr Menschen versorgt als ursprünglich<br />
für unser SAPV-Team mit 8,5<br />
Mitarbeitern kalkuliert wurde. Ein SAPV-<br />
Team deckt laut Bedarfserhebung der Kassen<br />
ca. 250.000 Bürger ab. Im Stadtgebiet<br />
von München würden daher mehr als fünf<br />
Teams gebraucht. Derzeit gibt es drei<br />
Teams. Der CHV wird sich damit auseinandersetzen<br />
wie er mit diesem Bedarf bzw.<br />
der hohen Nachfrage künftig umgehen<br />
wird.<br />
Die im <strong>letzte</strong>n Jahr begonnenen Arbeiten<br />
zum Fassadenvorbau sind so gut wie abgeschlossen.<br />
Mittlerweile sind auch bereits<br />
neue Bäume gepflanzt als Ersatz für die<br />
Bäume, die im Zuge der Bauarbeiten entfernt<br />
werden mussten.<br />
Am 7. Mai wird die diesjährige Mitgliederversammlung<br />
des <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong><br />
44<br />
<strong>Verein</strong>s stattfinden. Besonders freuen wir<br />
uns, dass Frau Salzmann-Zöbeley für den<br />
vakanten ersten Vorsitz des <strong>Verein</strong>s kandidieren<br />
wird. Frau Salzmann-Zöbeley ist<br />
Mitglied des Beirats des CHV und war<br />
früher auch bereits Vorstandsmitglied. Sie<br />
ist Psychologin und war in ihrem Berufsleben<br />
zuletzt bis zu ihrem Ruhestand Leiterin<br />
der Fachstelle „Wohnen im Alter“ der<br />
GEWOFAG München. Außerdem ist bei<br />
der Versammlung unter anderem auch ein<br />
Fachbeitrag von unserem Pflegedienstleiter<br />
Herrn Heller zum Thema „Was macht ein<br />
stationäres <strong>Hospiz</strong> aus“ geplant.<br />
Schließlich möchte ich es nicht versäumen<br />
mich bei allen, die mich in den <strong>letzte</strong>n<br />
Wochen und Monaten so freundlich und<br />
herzlich aufgenommen haben, von Herzen<br />
zu bedanken.<br />
Ihr Leonhard Wagner<br />
Sr. Dr. Gerburg Elisabeth Vogt SAC<br />
ist am 30. März 2012<br />
nach langer Krankheit gestorben.<br />
Sie war eine enge Mitarbeiterin von Pater Iblacker<br />
und hat für unseren <strong>Verein</strong> zusammen mit ihm vor<br />
allem in den ersten Jahren viel und Wichtiges auf<br />
den Weg gebracht. Wir werden sie nicht vergessen.
Stifterkreis<br />
Stifter und ihre Stiftungen setzen Akzente.<br />
Bundesweit kann man eine Reihe von neuen<br />
Stiftungs-Gründungen im Rahmen von<br />
<strong>Hospiz</strong>- und Palliativeinrichtungen beobachten.<br />
Einige Stiftungen werden direkt bei<br />
einer bestimmten Einrichtung gegründet <strong>–</strong><br />
wie z.B. unsere <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> Stiftung<br />
München mit ihrem Stifterkreis, andere<br />
sind Bundes- und Landesstiftungen, Stiftungen<br />
im Rahmen einer überörtlichen<br />
Organisation oder bei Kirchen. Allen gemeinsam<br />
ist der Wille, die hospizliche und<br />
palliative Betreuung und Versorgung von<br />
schwerstkranken und sterbenden Menschen<br />
nachhaltig zu unterstützen, zu fördern und<br />
auszubauen.<br />
Neben engagierten Menschen, die eine eigene<br />
Stiftung im Rahmen eines Stifterkreises<br />
oder einer Landes-Bundesstiftung gründen,<br />
gibt es viele Menschen, die zwar keine eigene<br />
Stiftung gründen wollen, aber gerne einen<br />
Teil ihrer finanziellen Mittel als sog.<br />
Zustiftung einbringen möchten. Dies ist einerseits<br />
ein unkomplizierter und unaufwändiger<br />
Weg, um den Zweck einer Stiftung zu<br />
stärken, andrerseits gibt die Zustiftung ihnen<br />
die Gewissheit, dass ihr Geld nicht im<br />
laufenden Betrieb verbraucht wird, sondern<br />
(aus seinen Anlage-Erträgen) nachhaltig für<br />
die Zwecke der Stiftung verwendet werden<br />
muss.<br />
Immer wieder einmal fragen uns Menschen,<br />
ob sie lieber eine Spende oder eine Zustiftung<br />
machen sollen. Die Frage ist nicht einfach<br />
zu beantworten. Für die Sicherstellung<br />
unserer Arbeit benötigen wir beides <strong>–</strong> Spenden<br />
für die laufende Arbeit, Stiftungsgelder<br />
und Zustiftungen für einzelne Projekte und<br />
Vorhaben, die ansonsten nicht oder nur in<br />
geringem Umfang durchgeführt werden<br />
könnten. Es kommt aber auch stark auf die<br />
persönliche Motivation und die beabsichtige<br />
einzusetzende Summe an. Kleinere Beträge<br />
sind eher als Spenden zu deklarieren, aber einige<br />
Hundert Euro oder mehr machen aus<br />
unserer noch bescheidenen Stiftung hoffentlich<br />
im Verlauf der nächsten Jahre eine dann<br />
doch so große Stiftung, dass tatsächlich auch<br />
größere Projekte sicher geplant und durchgeführt<br />
werden können. Sie müssen bedenken,<br />
dass die Gelder, die eine Stiftung ausschüttet,<br />
immer nur Kapitalerträge aus<br />
nichtspekulativen Anlageformen sind, d.h.<br />
bei dem niedrigen Zinsniveau, das wir in<br />
den <strong>letzte</strong>n Jahren hatten und vermutlich<br />
auch noch längere Zeit haben werden,<br />
braucht es schon eine gewisse Kapitalhöhe,<br />
damit das ausgeschüttete Geld (derzeit ca. 1-<br />
2 % eines zu erhaltenden Grundstockkapitals)<br />
etwas bewirken kann. <strong>Hospiz</strong>arbeit ist<br />
größtenteils Arbeit von Menschen für Menschen.<br />
Der größte Kostenfaktor, aber auch<br />
der uns wertvollste, sind dabei Personalkosten.<br />
Um motivierte und kompetente Mitarbeiter<br />
zu bekommen und langfristig zu behalten,<br />
brauchen wir Spender und Stifter,<br />
brauchen wir Sie.<br />
Sie können sicher sein, dass Sie den Gebrauch<br />
Ihrer Gelder bei uns direkt und auf<br />
kurzem Weg, ohne großen Verwaltungs-Apparat,<br />
verfolgen können. Gerne stehen wir<br />
Ihnen zur Verfügung, um Ihnen transparent<br />
über die Verwendung Ihrer finanziellen Mittel<br />
zu berichten. Und wenn Sie einmal bei<br />
unseren regelmäßigen Stifterveranstaltungen<br />
dabei sein wollen, wir laden Sie gerne<br />
ein <strong>–</strong> ein Anruf bei uns genügt.<br />
Ihre Angelika Westrich<br />
45
Termine<br />
Information und Beratung zur Patientenverfügung<br />
Viele Menschen möchten Vorsorge treffen für den Fall, dass sie durch Unfall, Krankheit<br />
oder Alter nicht mehr in der Lage sind, ihren Willen zu äußern und selbstständig zu entscheiden.<br />
Ein offenes Angebot für alle Interessierten zu Fragen der Patientenverfügung<br />
und Vorsorge-Vollmacht bieten wir jeweils am <strong>letzte</strong>n Mittwoch im Monat von 10:00 bis<br />
12:00 Uhr an. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.<br />
30. Mai 2012<br />
27. Juni 2012<br />
Erfahrene Mitarbeiter/innen unseres Teams informieren Sie an diesen Vormittagen, was<br />
Sie beachten sollten und gehen auf Ihre individuellen Fragen ein.<br />
Teilnahmegebühr: 5 Euro (für Mitglieder 3 Euro)<br />
Vorträge<br />
Sterben zu Hause ermöglichen<br />
07. Mai 2012<br />
Leiden lindern<br />
14. Mai 2012<br />
Abschiednehmen<br />
21. Mai 2012<br />
jeweils von 18:30 <strong>–</strong> 20:00 Uhr<br />
Offene Führungen im <strong>Christophorus</strong>-Haus 2011<br />
<strong>Das</strong> <strong>Christophorus</strong>-Haus vereint alle ambulanten und stationären Angebote des <strong>Christophorus</strong><br />
<strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong>s e.V. unter einem Dach. Mit den offenen Führungen vermitteln<br />
wir Interessierten einen Einblick in unser Haus und unsere Arbeit.<br />
09. Mai 2012 18:00 <strong>–</strong> 20:00 Uhr<br />
04. Juli 2012 18:00 <strong>–</strong> 20:00 Uhr<br />
05. September 2012 14:00 <strong>–</strong> 16:00 Uhr<br />
07. November 2012 10:00 <strong>–</strong> 12:00 Uhr<br />
46<br />
25. Juli 2012<br />
29. August 2012<br />
26. September 2012<br />
Patientenverfügung und<br />
Vorsorgevollmacht<br />
08. Oktober 2012<br />
Bestattungskultur<br />
15. Oktober 2012<br />
31. Oktober 2012<br />
28. November 2012<br />
Testament, Erbe, Besteuerung<br />
des Nachlasses<br />
22. Oktober 2012
Interesse an ehrenamtlicher Mitarbeit?<br />
An diesen Tagen stellen wir Ihnen Möglichkeiten vor, sich im <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong><br />
<strong>Verein</strong> zu engagieren:<br />
15. Mai, 03. September, 17. Oktober 2012<br />
jeweils von 17:00 bis 18:30 Uhr<br />
Offener Trauertreff<br />
Der CHV bietet trauernden Menschen Unterstützung an. Der offene Gesprächskreis<br />
findet zweimal monatlich, jeweils dienstags um 15:00 Uhr statt.<br />
Termine und Anmeldung unter Telefonnummer 089/ 13 07 87- 0<br />
Grundseminare 2012<br />
NEU!<br />
Nachmittagsseminar<br />
07. Mai bis 25. Juni, sechs Mal montags von 14:30 bis 17:00 Uhr (außer Pfingstferien)<br />
Wochenendseminare<br />
Jeweils samstags 10:00 bis 18:00 Uhr und sonntags 10:00 bis 17:00 Uhr<br />
WS 2<br />
WS 3<br />
WS 4<br />
14.-15. Juli 2012<br />
29.-30. September 2012<br />
10.-11. November 2012<br />
Abendseminar<br />
29. Oktober bis 03. Dezember 2012 sechs Montagabende von 19:00 Uhr bis 21:30 Uhr<br />
Kursgebühr für alle Seminare beträgt 60 Euro (50 Euro für Mitglieder)<br />
Alle Kurse finden im <strong>Christophorus</strong>-Haus, Effnerstraße 93, statt.<br />
Bitte melden Sie sich zu den Seminaren frühzeitig schriftlich an über die Internetseite<br />
www.chv.org oder per Mail: bildung@chv.org oder per Telefon: 089 / 13 07 87- 0<br />
Alle oben genannten Veranstaltungen finden in den Räumen des CHV statt.<br />
MVV: U 4 Arabellapark, Tram 16 und 18 bis Effnerplatz, Bus 188 bis Odinstraße.<br />
47
Ergänzung zu den Veranstaltungsterminen:<br />
Sonntag, 08. Juli 2012<br />
Im Rahmen der Bogenhausener Kulturtage veranstalten wir im <strong>Christophorus</strong>-Haus,<br />
Effnerstr. 93 (Marianne Meier Saal) um<br />
11:00 Uhr <strong>–</strong> Ars Moriendi <strong>–</strong><br />
Vortrag und Gespräch mit Dr. Gustava Everding (Ärztin, Familientherapeutin und<br />
Ehrenvorsitzende des CHV)<br />
und um 17:00 Uhr „Abschied und Neubeginn“<br />
<strong>Das</strong> Playback-Theater Blickwechsel spielt Geschichten, die das Leben schrieb. Es handelt sich<br />
um eine besondere Art des Improvisationstheaters, bei dem das Publikum die Szenen vorgibt.<br />
Zwischen dem Vortrag und dem Theater feiert der <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> sein alljährliches<br />
Sommerfest mit unseren Bewohnern, Angehörigen und allen ehrenamtlichen<br />
und hauptamtlichen Mitarbeitern.<br />
48<br />
Impressum<br />
CHV aktuell erscheint zweimal jährlich und wird herausgegeben vom<br />
<strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> e.V., München.<br />
Redaktion: Irene Braun, Julia Hagmeyer, Uve Hirsch, Helmut Nadler, Ingrid Pfuner,<br />
Inge Scheller (v.i.S.d.P.), Leonhard Wagner und Angelika Westrich<br />
Layout und Herstellung: Helmut Nadler<br />
Anzeigenleitung: Helga Ostermeier Tel. (08441) 80 57 37, 0160-580 67 98<br />
Die nächste Ausgabe von CHV aktuell ist für November 2012 vorgesehen.<br />
Geplanter Schwerpunkt: Der Tod und die Kunst<br />
Redaktionsschluss: 15. September 2012<br />
<strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> e.V., Effnerstraße 93, 81925 München,<br />
Tel.( 089) 13 07 87-0, Fax 13 07 87-13; www.chv.org; info@chv.org<br />
Bürozeiten: Montag bis Freitag von 9:00 bis 16:30 Uhr<br />
Sozialbank München, Konto Nr. 98 555 00, BLZ 700 205 00<br />
Commerzbank München, Konto Nr. 42 42 111, BLZ 700 400 41<br />
HOSPIZ
Knobloch Hartmut<br />
- Rechtsanwalt -<br />
Daiserstraße 51<br />
81371 München<br />
Telefon + 49 - (0) 89 / 725 01 42<br />
Fax + 49 - (0) 89 / 725 63 01<br />
hartmut.knobloch@t-online.de<br />
- Erbrecht -<br />
- Testamentsgestaltung -<br />
- Patientenverfügung -<br />
- Vorsorgevollmachten -<br />
- Nachlassabwicklung -<br />
- Testamentsvollstreckung -<br />
- Immobilien- und Mietrecht -