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Raps im Herbst - DSV

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<strong>Raps</strong> <strong>Raps</strong><br />

<strong>Raps</strong> <strong>im</strong> <strong>Herbst</strong> –<br />

darauf sollten Sie achten<br />

Siegfried Eickelberg, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Kreisstelle Ruhr-Lippe<br />

Wer be<strong>im</strong> <strong>Raps</strong> hohe Erträge einfahren will, muss bereits bei der Aussaat darauf achten,<br />

dass die Bedingungen rund um Saat, Ke<strong>im</strong>ung und Jugendentwicklung möglichst<br />

opt<strong>im</strong>al sind. Nicht umsonst wird in vielen Fachbeiträgen darauf hingewiesen, dass<br />

bereits 70 % des <strong>Raps</strong>ertrages <strong>im</strong> <strong>Herbst</strong> angelegt werden. Im Anschluss an die Saat<br />

müssen alle anderen Maßnahmen, die <strong>im</strong> September/Oktober durchgeführt werden,<br />

ein Ziel haben: Den <strong>Raps</strong> gesund und gut entwickelt, jedoch nicht zu üppig, über den<br />

Winter gehen zu lassen.<br />

Schnecken<br />

Schnecken haben in den vergangenen Jahren<br />

(außer 2003), insbesondere in engen <strong>Raps</strong>fruchtfolgen,<br />

zunehmend Probleme bereitet.<br />

Der vergangene, regional sehr nasse Juli mit<br />

Schneckenfraß am stehenden Getreide lässt<br />

für die <strong>Raps</strong>saat wieder ein entsprechendes<br />

Auftreten erwarten. Schon vor der <strong>Raps</strong>aussaat<br />

erschwert eine intensive Stoppelbearbeitung<br />

mit unbedingt notwendiger Rückverfestigung<br />

die Schneckenvermehrung, denn<br />

ohne Hohlräume fehlt den Schnecken weitgehend<br />

die Möglichkeit der Eiablage. Auf tonigen<br />

Böden kann die Ringelwalze sowohl vor<br />

als auch direkt nach der Saat gute Dienste<br />

gegen Schnecken leisten, gleichzeitig werden<br />

die Auflaufquoten verbessert. Nebenwirkungen<br />

von Kalkstickstoff oder Kali gegen Schnecken<br />

sind bekannt, aber selten zufrieden stel-<br />

12 · Innovation 3/2004<br />

lend. Da die Schnecken in der Regel in allen<br />

Stadien auftreten, ist es kaum möglich, nach<br />

der Saat gezielt irgendwelche Fraßwellen<br />

abzuwarten. Wo Schnecken vermutet werden,<br />

muss innerhalb von 1–3 Tagen nach der Saat<br />

mit Schneckenkorn gehandelt werden, weil<br />

der Ke<strong>im</strong>ling schon vor dem Durchstoßen<br />

gefährdet ist. Bei geringer Gefahr hat sich<br />

eine Randbehandlung bewährt oder das<br />

Anlegen von Schneckenkorn-Köderstellen, die<br />

in trockenen Perioden abgedeckt werden sollten.<br />

Sind bei den täglichen Kontrollen wäh-<br />

rend der Ke<strong>im</strong>phase erste Schle<strong>im</strong>spuren,<br />

Schnecken oder Fraßstellen am Ke<strong>im</strong>ling zu<br />

erkennen, kann eine Flächenbehandlung sinnvoll<br />

sein. Ist flächenspezifisch ein hohes Gefahrenpotenzial<br />

bekannt, kommt man in nasskalten<br />

Jahren um eine prophylaktische Flächenbehandlung<br />

nicht umhin. Für kritische<br />

Bedingungen eignen sich Mesurol mit 5 kg/ha<br />

(10 m Abstand zum Gewässer), Metarex<br />

(7 kg/ha) oder die neu zugelassenen Delicia<br />

Schneckenlinsen (3 kg/ha). Metarex und die<br />

Schneckenlinsen enthalten den Wirkstoff Metaldehyd,<br />

der nicht schädigend für Regenwürmer<br />

und einige Laufkäferarten ist. Die Delicia<br />

Schneckenlinsen sind besser formuliert als<br />

Metarex und damit regenfester, was in nassen<br />

Perioden von Bedeutung ist. Andererseits ist<br />

der Wirkstoffgehalt <strong>im</strong> Metarex (345 g/ha) <strong>im</strong><br />

Vergleich zu den Delicia Schneckenlinsen (90<br />

g/ha) fast 4-mal so hoch. Erste Versuchsergebnisse<br />

zeigen vergleichbare Ergebnisse.<br />

Mitentscheidend für den Wirkungserfolg sind<br />

die Anzahl der Köder/m2 . Während die genannten<br />

Mittel zwischen 35 und 45 Köder/m2 aufweisen, fallen bei Billigprodukten (12 e/ha<br />

Preisvorteil) wie Schneckenkorn Urania nur 22<br />

Körner/m2 . Auch durch die eingeschränkte<br />

Regenfestigkeit sind diese Produkte nur in<br />

wüchsigen Perioden bei geringem Besatz zu<br />

empfehlen. Um ein geringes Gefahrenpotenzial<br />

preiswert abzusichern, bestehen sehr gute<br />

Erfahrungen mit der Mischung aus 50 %<br />

Metarex (oder Mesurol) + 50 % Billigprodukt<br />

wie Schneckenkorn Urania.<br />

Kohlfliege<br />

Ein anderer Schädling, der schon ab Ke<strong>im</strong>blattstadium<br />

die <strong>Raps</strong>wurzeln besiedeln kann,<br />

ist die Larve der Kohlfliege, die in den Vorjahren<br />

besonders in Mecklenburg-Vorpommern<br />

deutliche Schäden angerichtet hat. In NRW<br />

konnte der <strong>Raps</strong> den Buchtenfraß an den<br />

Wurzeln fast schadlos überwachsen. Je wärmer<br />

die Witterung während der Jugendentwicklung,<br />

umso intensiver der Flug dieses stubenfliegenähnlichen<br />

Schädlings. Eine wirksame<br />

Strategie der Schadensmin<strong>im</strong>ierung ist<br />

das Hinauszögern der Aussaat. Die insektizide<br />

Kohlfliegenmaden an <strong>Raps</strong><br />

Beizung sowie gezielte Behandlungen mit<br />

Pyrethroiden waren nicht zufrieden stellend.<br />

D<strong>im</strong>ethoate sind nicht zugelassen.<br />

Herbizide<br />

Ein weiteres Muss für den Bestandesaufbau<br />

ist das rechtzeitige Ausschalten von Schadpflanzen,<br />

die nicht nur Konkurrenz und<br />

Aussamungspotenzial darstellen, sondern<br />

über ein feuchteres Mikrokl<strong>im</strong>a auch Wurzelhals-<br />

und Stängelfäulen fördern können. Die<br />

seit Jahren bewährte Herbizidpalette für die<br />

verschiedenen Problemlösungen wird auch<br />

zur kommenden Aussaat zur Verfügung ste-<br />

hen. Die Wahl des Bodenherbizides muss bis<br />

spätestens 10 Tage nach der Saat entschieden<br />

werden, abgesehen von Pradone Kombi, das<br />

noch bis zum 31. Dezember 2004 zugelassen<br />

ist. Nach der Ausverkaufsaktion gilt die 2-jährige<br />

Aufbrauchfrist, die die Anwendung ab<br />

dem 1.1.07 verbietet. Zugelassen ist das<br />

Mittel aber nur gegen Acker-Krummhals und<br />

Ochsenzunge, die besonders in einigen<br />

Regionen in Mecklenburg-Vorpommern von<br />

Bedeutung sind.<br />

Der Standard für die Normalverunkrautung<br />

bleibt das Butisan Top. Frühe Anwendungen<br />

bis 8 Tage nach der Saat sind besonders<br />

gegen Flachke<strong>im</strong>er wie Kamille oder Phacelia<br />

die sicheren Termine. Die Reduzierung der<br />

Aufwandmenge auf 1,5 l/ha Butisan Top ist<br />

möglich, wenn opt<strong>im</strong>ale Bedingungen (milde<br />

Lehmböden mit entsprechendem Saatbett,<br />

Bodenfeuchtigkeit) und ein geringer Besatz<br />

an Klette vorliegen. In Mulchsaaten sind oftmals<br />

2,0 l/ha Butisan Top knapp bemessen.<br />

Hier hilft ein Splitting: ca. 1,0 l/ha Butisan 5<br />

Tage nach der Saat gefolgt von 1,0–1,3 l/ha<br />

Butisan Top 8–10 Tage später. Tritt gleichzeitig<br />

massiv Ausfallgetreide auf, kann dem Butisan<br />

Top eine reduzierte Gräsermittelmenge wie<br />

z.B. 0,3–0,4 l/ha Agil oder 0,6–0,8 l/ha Targa<br />

Super zugesetzt werden mit der Option, eine<br />

angepasste Aufwandmenge vor Bestandesschluss<br />

gegen Nachläufer folgen zu lassen.<br />

Auf den allermeisten Flächen ist aber eine<br />

einmalige Behandlung ca. 4 Wochen nach der<br />

Saat gegen Ausfallgetreide und sonstiger<br />

Ungräser wie Ackerfuchsschwanz, Trespenarten<br />

oder Quecke ausreichend. Triticale als<br />

Ausfallgetreide ist besonders konkurrenzfähig<br />

und hat schon aus phytosanitären Gründen<br />

<strong>im</strong> <strong>Raps</strong> nichts zu suchen.<br />

In Großbetrieben mit der technischen Ausstattung,<br />

in einem Arbeitsgang spritzen und<br />

säen zu können, hat sich die Einarbeitung von<br />

Trifluralinpräparaten (z. B. Treflan, Scirocco)<br />

bewährt. Einschließlich der Nachlage von ca.<br />

1,0 l/ha Butisan werden Mittelkosten von ca.<br />

20 e eingespart. In Regionen mit regelmäßigen<br />

Starkregenereignissen wie in NRW ist<br />

diese Alternative mit Trifluralin wegen der<br />

damit verbundenen Schädigungsgefahr mit<br />

hohem Risiko belastet.<br />

Auf Standorten mit kreuzblütigen Unkräutern<br />

wie Wegrauke, Riesenrauke, Hirtentäschel<br />

oder Hellerkraut haben sich Produkte auf<br />

Clomazone-Basis bewährt. Der Einsatz muss<br />

unbedingt vor dem Auflaufen der Saat erfolgen.<br />

Während Cirrus eine Nachlage von<br />

Butisan gegen Kamille und Fuchsschwanz verlangt,<br />

erfassen die Kombi-Produkte N<strong>im</strong>bus<br />

CS (2,5–3,0 l/ha) oder Brasan (2,0–3,0 l/ha)<br />

alle wichtigen Schadpflanzen mit Ausnahme<br />

des Ausfallgetreides. Die Spritzfolge Cirrus/<br />

Butisan kann auf leichten Standorten<br />

Verträglichkeitsvorteile haben. Das N<strong>im</strong>bus CS<br />

unterscheidet sich in der Formulierung vom<br />

„alten“ N<strong>im</strong>bus. Das CS steht für Mikroverkapselung,<br />

die das Clomazone stabilisiert.<br />

Aufhellungen am <strong>Raps</strong> und benachbarter<br />

Pflanzen sind deshalb weniger wahrscheinlich,<br />

als mit der alten Formulierung. Die NT-<br />

Auflagen (Einsatz bei unter 25 °C und auf<br />

einer Breite von 20 m zu Nachbarflächen mit<br />

eine 90 % abdriftmindernden Düse), die auch<br />

für die anderen clomazonehaltigen Produkte<br />

gelten, bleiben bestehen.<br />

Wachstumsregler<br />

Ab Mitte September bis Oktober steht die<br />

Wachstumsregulierung <strong>im</strong> Vordergrund. Die<br />

Anzahl der <strong>Raps</strong>blätter ab 4 cm Länge ist das<br />

Hauptkriterium für oder gegen eine Einkürzungsmaßnahme.<br />

Setzt man voraus, dass für<br />

die Bildung eines <strong>Raps</strong>blattes eine Temperatursumme<br />

von ca. 90 °C benötigt wird und<br />

z. B. in NRW (ausgenommen Höhenlagen) bis<br />

Ende November mit Wachstum zu rechnen ist,<br />

Innovation 3/2004 · 13


<strong>Raps</strong> <strong>Raps</strong><br />

muss ein Bestand, der um den 15.–20. September<br />

mindestens 4 Laubblätter hat, mit<br />

Folicur oder Caramba möglichst frühzeitig<br />

winterhart gemacht werden. Denn in der verbleibenden<br />

Zeit werden bei einer errechneten,<br />

langjährigen, durchschnittlichen Temperatursumme<br />

von 625 °C noch 7 Blätter gebildet<br />

und das bedeutet den Beginn des Längenwachstums<br />

und damit Auswinterungsgefahr.<br />

Hat der <strong>Raps</strong> zur Monatswende September/<br />

Oktober max. 4 Blätter entwickelt, kann die<br />

Behandlung eingespart werden. Fehlen N-<br />

Reserven <strong>im</strong> Boden, sollte die Winterfestigkeit<br />

durch eine N-Düngung gesichert werden.<br />

Der Vegetationskegel muss unbedingt am<br />

Erdboden bleiben, um vor Kahlfrösten geschützt<br />

zu sein. In sehr dichten Beständen ist<br />

die Streckungsgefahr schon ab dem 7.–8.<br />

Blatt gegeben, entsprechend ist die Aufwandmenge<br />

nach oben anzupassen. Gleiches trifft<br />

für wüchsige, N-mobile Standorte (z. B. Gülle)<br />

sowie für Hybridsorten zu. Allerdings wird<br />

beobachtet, dass Tauben in zu stark eingekürzten<br />

Beständen besonders gerne einfliegen.<br />

Folicur hat in den beiden vergangenen<br />

Jahren <strong>im</strong> <strong>Herbst</strong>einsatz tendenziell besser<br />

abgeschnitten als Caramba. Die Aufwandmengen<br />

variieren be<strong>im</strong> Folicur zwischen 1,0<br />

l/ha (früher Termin + wüchsiger Standort +<br />

dichter Bestand) bis 0,4 l/ha (dünner Bestand<br />

+ kein Güllestandort + Liniensorte). Wüchsige<br />

Temperaturen von über 15 °C fördern die<br />

Wirksamkeit. Taunasse, weiche Blätter verbessern<br />

die Wirkstoffaufnahme. Neben der Stärkung<br />

der Winterhärte zeigt sich durch Folicur<br />

<strong>Herbst</strong>anwendung von Wachstumsreglern:<br />

0,75 l/ha Folicur <strong>im</strong> <strong>Herbst</strong> (oben); <strong>im</strong><br />

Spritzfenster 70 % Auswinterung (unten)<br />

(Caramba) eine Homogenisierung der Pflanzen<br />

und durch die Verbesserung der Bestandesarchitektur<br />

wird Lager reduziert, was sich<br />

in den Versuchsergebnissen, in denen keine<br />

Auswinterungen auftraten, ertraglich aber<br />

nur min<strong>im</strong>al auswirkte. Auch werden zeitnahe<br />

Phomainfektionen miterfasst. Welche Potenz<br />

das neue Fungizid Eria mit dem Wirkstoff<br />

Difenoconazol (den Rübenbauern unter Score<br />

oder früher Bardos bekannt) gegen Phoma<br />

hat, müssen aktuelle Versuche ausweisen. Da<br />

Eria keine wachstumsregulierende Wirkung<br />

hat, können zukünftig Mischungen mit z. B.<br />

Folicur eine Lösungsmöglichkeit gegen die in<br />

engen <strong>Raps</strong>fruchtfolgen ertraglich nicht zu<br />

unterschätzenden Wurzelhalsvermorschungen<br />

darstellen. Was bringen Additive? Die Versuchsergebnisse<br />

aus 2002 weisen tendenziell<br />

die besten Erträge ohne Additive aus.<br />

Ergebnisse mit Superbenetzern wie Break<br />

Thru werden erst zur jetzigen Ernte erwartet.<br />

<strong>Raps</strong>erdfloh<br />

Zur Bestandesführung gehört unbedingt das<br />

Aufstellen von mit entspanntem Wasser gefüllten<br />

Gelbschalen zur Kontrolle der <strong>Raps</strong>erdflöhe.<br />

Die gängigen Beizen (Chinook oder<br />

neuerdings auch Cruiser) erfassen den Erdfloh<br />

nur etwa bis zum ersten Laubblattpaar. Sind<br />

ab dem 3. Laubblatt innerhalb von 3 Wochen<br />

mehr als 50 Käfer/Gelbschale zu finden, lohnt<br />

eine gezielte Behandlung. Der Anwendungstermin<br />

sollte zu Beginn des Larvenschlupfes<br />

eingeplant werden, in NRW in aller Regel zwischen<br />

Anfang und Mitte Oktober (das System<br />

proPlant liefert hier wertvolle Hilfestellungen).<br />

Bei intensivem Erdflohauftreten kann<br />

über 10 % der Blattfläche durchlöchert<br />

werden<br />

Bewährt haben sich wegen der längeren<br />

Wirkungsdauer vorwiegend Pyrethroide wie<br />

Karate Zeon, Decis oder Fastac SC.<br />

Alternativ kann in Ausnahmejahren, wenn<br />

sonnige Witterung zu einem intensiven Erdflohzuflug<br />

führt oder über 10 % der Blattfläche<br />

durchlöchert wird, eine Behandlung<br />

innerhalb von 5–7 Tagen nach Zuflugbeginn<br />

die Eiablage und damit den Larvenschlupf<br />

Mehr Infos zum Thema:<br />

@<br />

www.rapool-ring.de<br />

www.dsv-saaten.de<br />

verhindern. Spritzungen nach der Eiablage<br />

und weit vor dem 2–3 Wochen später stattfindendem<br />

Larvenschlupf verfehlen das Ziel. In<br />

späten Jahren kann sich der Schlupf der Erdflohlarven<br />

bis Ausgang Winter hinziehen.<br />

Werden dann ab Ende Februar <strong>im</strong> unteren Teil<br />

der überwinterten Blattstiele oder Stängel<br />

mehr als 3 junge Larven pro Pflanze gezählt,<br />

lohnt eine Nachbehandlung.<br />

Andere Insekten wie Blattläuse, die in NRW<br />

trotz der Gefahr der Virusübertragung noch<br />

nie zu gesicherten Ertragseinbußen geführt<br />

haben, werden miterfasst. Auch gegen die<br />

graugrünen bis schwarzen, 1–2 cm langen<br />

Blattwespenlarven, die gelegentlich an den<br />

<strong>Raps</strong> –<br />

Erntenachlese 2004<br />

Viele haben es nicht geglaubt und den<br />

5 t-<strong>Raps</strong> für eine Option einiger weniger<br />

Betriebe auf exponierten Böden<br />

gehalten. Dieses Jahr zeigt eindrucksvoll,<br />

welche Möglichkeiten auf Deutschlands<br />

Äckern bestehen. Was<br />

ist die Ursache für diese hohen Erträge?<br />

Ist es Glück, Können oder technischer<br />

Fortschritt? Wenn man es genauer<br />

betrachtet, dann ist es von Allem etwas.<br />

Opt<strong>im</strong>ale <strong>Herbst</strong>entwicklung<br />

Es fing mit einer hervorragenden Bodenstruktur<br />

nach dem trockenen Jahr 2003<br />

an. <strong>Raps</strong> als Hackfrucht ist besonders<br />

dankbar für einen hohen Sauerstoffanteil<br />

und für funktionierenden Gasaustausch in<br />

der Krume. Das hohe Nährstoffangebot<br />

nach dem Trockenjahr 2003 entsprach ebenfalls<br />

den Ansprüchen der <strong>Raps</strong>pflanze,<br />

darüber hinaus reichten die wenigen<br />

Niederschläge <strong>im</strong> August/September für die<br />

Ke<strong>im</strong>ung in der Regel aus. Vom 1. Laubblatt<br />

bis zum 6-Blatt-Stadium war es verhältnismäßig<br />

trocken und die sonst üblichen früh<br />

auftretenden Phoma-Infektionen blieben<br />

aus. Damit waren bereits <strong>im</strong> <strong>Herbst</strong> 2003<br />

Blättern zu Loch- oder Kahlfraß führen, sind<br />

selten gezielte Behandlungen notwendig.<br />

Ein starres Schema zur Bestandesführung zu<br />

geben, ist nicht möglich.<br />

Kombinationsmöglichkeiten sind auszunutzen,<br />

sofern es das Anwendungsfenster erlaubt.<br />

Zeitlich passen oftmals Gräsermittel wie Targa<br />

Super, Gallant Super oder Agil in Kombination<br />

mit einer frühen Wachstumsregulierung (synergistische<br />

Wirkung) zusammen oder ab Anfang<br />

Oktober kann ein später Einsatz von Folicur<br />

mit einem Insektizid kombiniert werden.<br />

Selbstverständlich müssen be<strong>im</strong> Einsatz von<br />

Pflanzenschutzmitteln die länder- und produktspezifischen<br />

Abstandsauflagen zum Ge-<br />

Tipps und Trends<br />

beste Voraussetzungen für hohe Erträge<br />

gelegt.<br />

Niederschläge und<br />

Reifebedingungen st<strong>im</strong>mten<br />

Der milde Winter konnte den gut konditionierten<br />

<strong>Raps</strong>beständen nichts anhaben.<br />

Trockenheit <strong>im</strong> Frühjahr, hohe N-Nachlieferung<br />

<strong>im</strong> April und Niederschläge zur<br />

Trockenmasseproduktion <strong>im</strong> Zeitraum von<br />

Mai bis Juli bei gleichzeitig niedrigen<br />

Temperaturen waren geradezu ideale<br />

Bedingungen für den Winterraps. Für 1 t<br />

Trockenmasse pro ha werden etwa 25 l<br />

Wasser benötigt, so konnte aufgrund der opt<strong>im</strong>alen<br />

Niederschlagsverteilung in diesem Jahr<br />

der Winterraps pro Tag und Hektar 65 kg<br />

Kornertrag und ca. 170 kg Trockenmasse bilden.<br />

Die gesamten TM-Erträge pro ha lagen je<br />

nach Region zwischen 18 bis 24 t/ha.<br />

wässer oder bei fehlender Kleinstruktur die zu<br />

Saumbiotopen eingehalten werden. Mit Injektordüsen<br />

sind Abstandsreduzierungen von bis<br />

zu 90 % möglich, die es folglich zu nutzen<br />

gilt.<br />

Im Vergleich dazu wurden <strong>im</strong> Vorjahr nur 16<br />

-18 t/ha erreicht. Da das Korn- Strohverhältnis<br />

3,6:1 bis 4:1 beträgt, konnten<br />

demzufolge Erträge zwischen 4 und 6 t/ha<br />

gedroschen werden. In den Landessortenversuchen,<br />

EU- und Bundessortenversuchen<br />

wurden Erträge über alle Anbaulagen von<br />

über 5 t erreicht, einzelne Standorte erreichten<br />

sogar Werte nahe 7 t. Selbst in<br />

Brandenburg auf den sandigen Standorten<br />

waren Erträge über 5 t realistisch. Die<br />

Erträge 2004 werden auch in den nächsten<br />

Jahren die Messlatte für Hochertrag sein.<br />

Preise erholen sich wieder<br />

Die gute Ernte sorgt derzeit für einige<br />

Spekulationen <strong>im</strong> Hinblick auf die <strong>Raps</strong>preise.<br />

Verstärkt werden die hohen Erntemengen<br />

durch knappen Lagerraum sowie<br />

erste Meldungen über eine Jahrhunderternte<br />

bei Sojabohnen. Dennoch darf man opt<strong>im</strong>istisch<br />

sein, dass der hohe und weiter wachsende<br />

Verbrauch in den nächsten Wochen<br />

wieder zu einer Erholung der Preise führt.<br />

Gleichzeitg werden derzeit erste Meldungen<br />

über reduzierte Ertragserwartungen bei Soja<br />

in den USA und <strong>Raps</strong> in Kanada veröffentlicht.<br />

Daher sollten Sie jetzt nicht überstürzt<br />

reagieren.<br />

14 · Innovation 3/2004 Innovation 3/2004 · 15<br />

Siegfried<br />

Eickelberg<br />

Fon 0 23 03/9 61 61 43<br />

Fax 0 23 03/9 61 61 33<br />

E-Mail: Siegfried.Eickelberg@lwk.nrw.de

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