Europa und die USA - Junge Union NRW
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deshalb in den Hintergr<strong>und</strong><br />
getreten weil sich <strong>die</strong> dortige<br />
Sicherheitslage innerhalb der<br />
letzten Monaten aufgr<strong>und</strong> der<br />
„troop surge“ Strategie dramatisch<br />
verbessert hat. Die<br />
amerikanischen Verluste im<br />
Monat Dezember 2007 waren<br />
<strong>die</strong> zweitniedrigsten seit<br />
Beginn der US-Militärintervention<br />
vor knapp fünf Jahren!<br />
Die Bereiche Außen- <strong>und</strong><br />
Sicherheitspolitik bzw. Terrorismus<br />
werden bei den Republikanern<br />
zusammen mit der<br />
Begrenzung der illegalen Einwanderung<br />
<strong>die</strong> entscheidenden<br />
Themen sein. Bei den Demokraten<br />
sind neben dem oft<br />
diffusen Wunsch nach einem<br />
klaren Bruch bzw. „change“<br />
mit den Politiken der verhass -<br />
ten Bush-Administration (Irak,<br />
Guantanamo, Kyoto, etc.)<br />
The men aus dem Bereich der<br />
Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />
besonders wichtig.<br />
BISS 35: Und welche Kandidaten<br />
profitieren davon (<strong>und</strong><br />
warum)?<br />
GARTZKE: Für McCain,<br />
dem klaren Verfechter des<br />
„troop surge“, ist der Irak <strong>die</strong><br />
ZUM AUTOR<br />
wichtigste Trumpfkarte. Sollte<br />
sich in den kommenden Wochen<br />
<strong>und</strong> Monaten beispielsweise<br />
<strong>die</strong> Situation in Pakistan<br />
nach dem Bhutto-Attentat<br />
weiter zuspitzen würde das<br />
vor allem den Republikaner<br />
(insbesondere McCain) nutzen,<br />
da <strong>die</strong>se in Fragen der<br />
Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik<br />
gegenüber den Demokraten<br />
aus Sicht der Öffentlichkeit<br />
traditionell klare Kompetenzvorteile<br />
haben.<br />
BISS 35: Wagen Sie eine<br />
Prognose, wer am Ende <strong>die</strong><br />
Nase vorn hat?<br />
GARTZKE: Eine Prognose zu<br />
<strong>die</strong>sem frühen Zeitpunkt ist in<br />
jedem Fall extrem gewagt.<br />
Dennoch glaube ich dass<br />
John McCain mit Mike Hu -<br />
ckabee als Vize-Präsidentschafts-Kandidat<br />
<strong>die</strong> Wahlen<br />
am 4. November gewinnen<br />
könnte. Barack Obama hat<br />
zwar gute Aussichten <strong>die</strong> Vorwahlen<br />
der Demokraten zu<br />
gewinnen. Doch spätestens in<br />
der heißen Endphase des eigentlichen<br />
US-Wahlkampfs<br />
dürfte ihm seine relative Unerfahrenheit<br />
– vor allem in<br />
Ulf Gartzke ist seit Juli 2004<br />
Leiter der Verbindungsstelle<br />
Washington der Hanns-Seidel-Stiftung.<br />
Vor seiner Tätigkeit<br />
bei der Hanns-Seidel-Stiftung<br />
arbeitete er für<br />
das World Economic Forum<br />
in Genf. Dem voraus gingen<br />
Tätigkeiten für <strong>die</strong> Vertretung<br />
von DaimlerChrysler<br />
in Washington, dem<br />
Center for Strategic & International<br />
Stu<strong>die</strong>s (CSIS), der<br />
Weltbank in Paris sowie in<br />
der CSU-Parteizentrale in<br />
München. Ulf Gartzke stu<strong>die</strong>rte<br />
Politikwissenschaften<br />
<strong>und</strong> internationale Beziehungen an der Universität Augsburg,<br />
an der Georgetown University in Washington, am Institut<br />
d'Etudes Politiques (Sciences Po) in Paris sowie an der London<br />
School of Economics. Darueber hinaus ist er contributing<br />
blogger des US-Magazins „Weekly Standard“.<br />
der Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik<br />
– zum Verhängnis werden.<br />
Das Rennen ums Weiße<br />
Haus ist aber noch weit offen.<br />
So könnte z.B. <strong>die</strong> potenzielle<br />
Kandidatur des unabhängigen<br />
New Yorker Bürgermeisters<br />
Michael Bloomberg <strong>die</strong><br />
Wahlprognosen vieler Exper-<br />
Es bleibt spannend<br />
von Ulf Gartzke<br />
VORWAHLKAMPF IN DEN <strong>USA</strong><br />
ten komplett durcheinander<br />
bringen in dem er Republikanern<br />
oder Demokraten entscheidende<br />
Stimmen wegnimmt.<br />
�<br />
Das Interview führte der<br />
Chefredakteur der BISS 35,<br />
Nathanael Liminski<br />
Amerikas Präsidentschaftswahlkampf 2008 bleibt spannend.<br />
Vor allem <strong>die</strong> Demokraten dürfen sich mindestens bis zum<br />
Parteitag auf ein erbittertes Kopf-an-Kopf Rennen zwischen<br />
Hillary Clinton <strong>und</strong> Barack Obama einstellen. Beide benötigen<br />
jeweils <strong>die</strong> magische Zahl an 2025 Delegierten, um Ende<br />
August in Denver bei der Democratic National Convention<br />
offiziell für das höchste Amt Amerikas nominiert zu werden.<br />
Bei den Republikanern hingegen genießt John McCain mittlerweile<br />
klaren Favoritenstatus. Durch seine Wahlsiege in<br />
wichtigen US-B<strong>und</strong>esstaaten wie z.B. New York, Missouri, Il -<br />
linois <strong>und</strong> Kalifornien sowie seine Erfolge in South Carolina<br />
<strong>und</strong> Florida konnte der 71-jährige Senator aus Arizona unter<br />
Beweis stellen, dass er sowohl moderate Republikaner <strong>und</strong><br />
„Independents“ als auch christlich-konservative Wähler für<br />
sich zu gewinnen vermag. Gerade weil sich McCain in der<br />
Vergangenheit wiederholt in wichtigen Fragen aus Überzeugung<br />
gegen <strong>die</strong> eigene Parteilinie gestellt hat (Guantanamo,<br />
Folterverbot, Klimaschutz, Irak etc.), ist er der einzige Republikaner<br />
dem überhaupt eine Chance eingeräumt werden<br />
darf <strong>die</strong> Demokraten mit ihrem Schlachtruf nach „Wechsel“<br />
beim Kampf ums Weiße Haus am 4. November zu besiegen.<br />
McCains Parteirivale Mitt Romney hingegen war im direkten<br />
Vergleich mit den Demokraten chancenlos. Mike Huckabee<br />
war zwar bislang überraschend stark <strong>und</strong> wird vorläufig<br />
weiterhin im Republikaner-Rennen bleiben, dennoch kann er<br />
bestenfalls darauf hoffen, von McCain als Vize-Kandidat nominiert<br />
zu werden – als Dank dafür, dass er Romney zur richtigen<br />
Zeit christlich-konservative Wählerstimmen abgenommen<br />
hat.<br />
Obwohl das Demokraten-Rennen noch offen ist, laufen <strong>die</strong><br />
US-Präsidentschaftswahlen wohl am ehesten auf einen<br />
Kampf zwischen McCain <strong>und</strong> Clinton hinaus. Die Ex-First Lady<br />
hofft u.a. darauf, dass sie in Denver auch aufgr<strong>und</strong> der<br />
persönlichen Unterstützung vieler nicht direkt gewählter „super<br />
delegates“ des Partei-Establishments <strong>die</strong> Nase vorn haben<br />
wird. Das wiederum hilft McCain, der bei seinem dem<br />
Versuch Hillarys Rückkehr ins Weiße Haus zu verhindern auf<br />
<strong>die</strong> Unterstützung aller Republikaner, vieler Independents<br />
<strong>und</strong> selbst zahlreicher Demokraten bauen könnte.<br />
Der Autor ist Leiter der Verbindungsstelle Washington der<br />
Hanns-Seidel-Stiftung.<br />
BISS 35 � 1/2008 9