N - vdlufa
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Verband Deutscher Landwirtschaftlicher<br />
Untersuchungs- und Forschungsanstalten<br />
KONGRESSBAND 2006 Freiburg<br />
Vorträge zum Generalthema<br />
„Landnutzungskonzepte heute und morgen —<br />
dargestellt am Beispiel der Region südlicher Oberrhein“<br />
und weitere Beiträge aus den öffentlichen Sitzungen und<br />
Workshops des 118. VDLUFA-Kongresses<br />
Vom 19. bis 22. September 2006<br />
VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 62/2007<br />
ISBN 3-922712-93-2<br />
1
© 2007 by VDLUFA-Verlag, Darmstadt<br />
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der photomechanischen<br />
Wiedergabe und der Übersetzung vorbehalten.<br />
Herausgeber:<br />
Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten, c/o<br />
LUFA Speyer, Obere Langgasse 40, D-67346 Speyer<br />
Telefon: 06232 / 136121, Fax: 06232 / 136122, E-Mail: info@VDLUFA.de<br />
Verlag:<br />
VDLUFA-Verlag, c/o LUFA Speyer, Obere Langgasse 40, D-67346 Speyer<br />
Telefon: 06232 / 136121, Fax: 06232 / 136122, E-Mail: info@VDLUFA.de<br />
Endredaktion und herstellerische Betreuung:<br />
Dr. H.-G. Brod, c/o LUFA Speyer, Obere Langgasse 40, D-67346 Speyer<br />
Telefon: 06232 / 136121, Fax: 06232 / 136122, E-Mail: info@VDLUFA.de<br />
Die inhaltliche, orthographische und grammatikalische Verantwortung liegt beim Autor.<br />
2
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S Seite<br />
Grußworte 13<br />
Plenartagung 32<br />
Landwirtschaft und Umwelt I 62<br />
Boden / Freie Themen 128<br />
Tierische Produktion u. Futtermittel 169<br />
Landwirtschaft und Umwelt II 324<br />
Düngerbedarfsermittlung 481<br />
Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven 526<br />
Saatgut 563<br />
Düngemittel 590<br />
Separate Einreichungen – Nachträge 604<br />
Referentenverzeichnis 617<br />
3
Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />
Grußwort<br />
Grußwort des Referatsleiters für Acker- und Pflanzenbau des Bundesministeriums für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
MinR Friedel Cramer 13<br />
Grußwort des Abteilungsleiters für Landwirtschaft des Ministeriums für Ernährung und<br />
Ländlichen Raum Baden-Württemberg<br />
Ministerialdirigent Joachim Hauck 16<br />
Grußwort des Prorektors der Universität Freiburg<br />
Prof. Dr. Gerhard Schneider 23<br />
Grußwort des Dekans der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften, Albert-Ludwigs-<br />
Universität Freiburg<br />
Prof. Dr. E. E. Hildebrand 25<br />
Plenartagung<br />
Landwirtschaft am Oberrhein und den angrenzenden Gebieten –<br />
Entwicklungsmöglichkeiten unter dem Aspekt zukünftiger Entwicklungen<br />
Zeddies, Jürgen 32<br />
Zukünftige Nutzung des Grünlandes in Baden-Württemberg - Gibt es energetische<br />
Alternativen?<br />
Raab, Konrad; Rösch, Christine; Stelzer, Volker 45<br />
Der intensive Ackerbau am Oberrhein aus der Sicht der elsässischen Landschaft<br />
Lichtenberger, Aimé 54<br />
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt I“<br />
Vorträge<br />
Nachhaltige Bewirtschaftungspläne/Maßnahmen mit entsprechenden Bestandaufnahmen<br />
und Zielsetzungen zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL 2000) in der<br />
Landwirtschaft aus der Sicht ihrer Nährstoffhaushalte<br />
Isermann, Klaus; Isermann, Renate 62<br />
Stickstoff-Überschuss in der Landwirtschaft Deutschlands:<br />
Wo bleibt die Trendwende?<br />
Nieder, Rolf; Köster, Werner; Kersebaum, Kurt-Christian 72<br />
Betriebliches Umweltmanagement in der Landwirtschaft – Anwendung der<br />
Ökobilanzmethode SALCA im Gebiet des südlichen Oberrheins<br />
Baumgartner, Daniel U.; Gaillard, Gérard; Freiermuth Knuchel, Ruth 80<br />
4
Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />
Betriebliches Umweltmanagement in der Landwirtschaft: Vergleich der Methoden INDIGO,<br />
KUL/USL, REPRO und SALCA<br />
Bockstaller, C.; Gaillard, G.; Baumgartner, D.; Freiermuth Knuchel, R.; Reinsch, M.;<br />
Brauner, R.; Unterseher, E 88<br />
Einfluss der Ökologisierung in der Landwirtschaft auf den Nitratgehalt des Grundwassers<br />
in der Schweiz<br />
Spiess, E.; Herzog, F.; Richner, W.; Prasuhn, V. 95<br />
Ergebnisse der flächenhaften Nitrataustragsmodellierung im Oberrheingraben - Prognose<br />
des Nitrataustrags bei veränderter Landnutzung und Bewirtschaftungspraxis<br />
Finck, Margarete; Beha, Anita; Deller, Berthold; Lambrecht, Hendrik; Korte,<br />
Stephanie; Grimm-Strele, Jost; van Dijk, Paul; Casper, Markus 102<br />
Verbesserung der N-Ausnutzung im Gemüsebau im Hinblick auf die Forderungen der<br />
Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />
Armbruster, Martin; Laun, Norbert; Seibert, Kurt; Wiesler, Franz 110<br />
Fraktionierung der organischen Bodensubstanz zur Beurteilung des<br />
Stickstoffnachlieferungs-vermögens landwirtschaftlicher genutzter Böden<br />
Lioy, Rocco; Bolduan, Rainer; Mokry, Markus 120<br />
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“<br />
Vorträge<br />
Entwicklung der C-Masse und C-Verteilung in der Ackerkrume in Abhängigkeit einer<br />
langjährig differenzierten Bodenbearbeitung<br />
Nitzsche, Olaf; Schmidt, Walter; Keller, Toralf; Heinrich; Jürgen 128<br />
Einfluss differenzierter Bodenbearbeitung auf den P-Gehalt einer Löss-Schwarzerde und<br />
den P-Entzug in einer Vierfelderfruchtfolge<br />
Bischoff, Joachim; von Wulffen, Hans Ulrich; Holz, Falko 136<br />
Die exakte Bodenartbestimmung im Zusammenhang mit Gesetzen und Verordnungen und<br />
als Instrument der Beratung in Niedersachsen<br />
Merkel, Detlef 142<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Kalkanwendung zur Immobilisierung von Cadmium auf<br />
belasteten Grünlandstandorten<br />
König, Volkmar 146<br />
Vergleich der gesättigten Wasser- und der Luftleitfähigkeit von ungestörten Bodenproben<br />
mit definiertem Wassergehalt<br />
Deller, Berthold 155<br />
Eignung mikrobieller Parameter zur ökotoxikologischen Beurteilung von Altlast-Standorten<br />
Tischer, Sabine; Tanneberg, Hartmut; Guggenberger, Georg 161<br />
5
Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“<br />
Vorträge<br />
Industrielle und landwirtschaftliche Tierproduktion aus der Sicht der Nachhaltigkeit<br />
Isermann, Klaus 169<br />
Szenarien zu Auswirkungen der neuen Düngeverordnung auf Tierhaltungsbetriebe in der<br />
intensiven Veredlungsregion Südoldenburg<br />
Ebenthal, Timo; Brauckmann, Hans-Jörg; Broll, Gabriele 178<br />
Grüne Gentechnik: Risiko und Nutzen - ein Überblick über die begleitende Forschung<br />
Speck, Brigitte; Leist, Norbert 187<br />
Probenahme zur Überwachung gentechnisch veränderter Organismen in Futtermitteln<br />
Roth, Brigitte; Leist, Norbert 194<br />
Arsenspeziesbestimmung in Futterpflanzen<br />
Haßler, Sina; Klose, Ralf 201<br />
Ergebnisse eines Monitorings zu Jod-Gehalten im Mischfutter<br />
Grünewald, Karl-Hermann; Steuer, Georg 209<br />
Jod in der Milch - Stand und Steuerungsmöglichkeiten<br />
Schöne, Friedrich; Leiterer, Matthias; Flachowsky, Gerhard; Lebzien, Peter;<br />
Bemmann, Doreen; Breitschuh, Gerhard 214<br />
Wird der Energiegehalt von Milchleistungsfutter über in vitro-Parameter richtig geschätzt?<br />
Pries, Martin; Menke, Annette; Steevens, Ludger; Tholen, Ernst 220<br />
Einfluss von Vegetationsstadium, Sorte, Standort und Konservierung von Silomais auf den<br />
Gehalt an Rohprotein- und Kohlenhydrat-Fraktionen sowie den ruminalen in situ-Abbau<br />
der Trockenmasse<br />
Gruber, Leonhard; Taferner, K.; Steiner, B.; Maierhofer, G.; Urdl, M.;<br />
Gasteiner, J. 226<br />
Angabe diverser Proteinkennwerte im Milchleistungsfutter<br />
Grünewald, Karl-Hermann; Steuer, Georg 240<br />
Ertrag und Futterqualität von Silomais in Abhängigkeit von Vegetationsstadium, Sorte und<br />
Standort<br />
Gruber, Leonhard, Hein, Waltraud 244<br />
Eiweißversorgung in der Aufzucht von Fressern<br />
Spiekers, Hubert; Horn, Andy; Preißinger, Wolfgang; Schwab, Michael 260<br />
6
Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“<br />
Poster<br />
Neue Probenahmegeräte für Kompost und Silage<br />
Mönicke, Rolf; Schulze, Dieter 268<br />
Ein Verfahren zur Optimierung der Grundfutteruntersuchung mit NIRS und RFA<br />
Horst, Hartmut; Janßen, Enno 270<br />
Jodkonzentration der Milch unter dem Einfluss von Rapsextraktionsschrot im Futter<br />
Schöne, Friedrich; Sperrhake, Kati; Engelhard, Thomas; Leiterer, Matthias 278<br />
Schätzung des Energiegehaltes von Raps- und Sojaerzeugnissen für Wiederkäuer<br />
Rutzmoser, Karl 281<br />
Schätzung des Energiegehaltes von Raps- und Sojaerzeugnissen für Schweine<br />
Rutzmoser, Karl 284<br />
Schätzung von Aminosäuregehalten von Raps- und Sojaerzeugnissen<br />
Rutzmoser, Karl 287<br />
Ergebnisse zu Mykotoxinuntersuchungen im Rahmen der amtlichen Futtermittelkontrolle in<br />
Brandenburg 2000 - 2005<br />
John, Ingrid; Böhm, Lothar; Körber, Roland 289<br />
Verhalten von Fusarientoxinen bei der Ethanolerzeugung aus belastetem Getreide<br />
Hanschmann, Gudrun; Krieg, Doris 290<br />
Stärkeres Toasten bei der Rapsextraktionsschrotherstellung inaktiviert Glucosino-late und<br />
verändert die Proteinqualität<br />
Schöne, Friedrich; Schumann, Wolfgang; Schubert, Rainer; Steingaß, Herbert;<br />
Kinast, Carmen 297<br />
Einsatz von Rapsprodukten in Kälberstartern<br />
Jilg, Thomas 301<br />
Einsatz von NSP-Enzymen bei Mastschweinen<br />
Richter, Gerhard; Otto, Fred; Hartung, Horst; Bargholz, Jürgen 306<br />
Einsatzwürdigkeit von Trockenschlempe aus der Bioethanolproduktion bei Küken und<br />
Junghennen<br />
Richter, Gerhard; Herzog, Elke; Leiterer, Matthias; Chudaske, Christine 312<br />
Möglichkeiten zur Differenzierung von Aminosäure-Spurenelement-Chelaten<br />
Kampf, Detlef; Riesen, Guido 319<br />
7
Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“<br />
Vorträge<br />
Potenzial von neuen Ureaseinhibitoren zur Minderung von NH3-Verlusten nach<br />
oberflächiger Harnstoffdüngung unter verschiedenen Verlustsituationen<br />
Schraml, Martine; Gutser, Reinhold; Schmidhalter, Urs; Weber, Andreas 324<br />
Einsatz von Zusatzstoffen / Futterergänzungsmitteln auf Basis von Meeresalgen -<br />
Auswirkungen auf die organischen Dünger (1. Mitteilung)<br />
Mokry, Markus 330<br />
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“<br />
Poster<br />
Entwicklung und Vergleich von optimierten Anbausystemen für die landwirtschaftliche<br />
Produktion von Energiepflanzen unter den verschiedenen Standortbedingungen<br />
Deutschlands<br />
Gödeke, Katja; Nehring, Arlett; Vetter, Armin 334<br />
Versuchsanlage zur Messungen von Ertragspotenzialen und Gärverhalten verschiedener<br />
Kofermentate<br />
Zerr, Walter; Janßen, Enno; Winkler, Jörg 341<br />
Gefügeveränderungen auf einem mit Pflug und pfluglos bearbeitetem Auenboden<br />
Paul, Rainer; Blödner, Martin 346<br />
Einflussgrößen auf bodenbiologische Parameter bei unterschiedlicher Bodenbearbeitung<br />
Flaig, Holger 351<br />
Beeinflussung von fruchtbarkeitsrelevanten Bodeneigenschaften durch Aufforstung<br />
ehemals landwirtschaftlich genutzter Flächen<br />
Both, Steffen; Tischer, Sabine; Tanneberg, Hartmut; Hofmann, Bodo;<br />
Christen, Olaf 359<br />
Vergleichende Untersuchungen zwischen konventioneller und ökologischer<br />
Bewirtschaftung<br />
Herold, Lothar; Wagner, Sabine 362<br />
Untersuchung stabiler Isotope des Nitrats als Beitrag zur Aufklärung des Stoffaustragsgeschehens<br />
aus landwirtschaftlich genutzten Böden<br />
Kahle, Petra; Deutsch, Barbara; Tiemeyer, Bärbel; Lennartz, Bernd 367<br />
Phosphor-Bilanzen der Landwirtschaft in Europa und ihre Auswirkungen auf die (inter-)<br />
nationale Politik des Phosphor-Nährstoffmanagments: Notwendigkeit auch einer EU-<br />
Phosphor-Direktive<br />
Isermann, Renate; Isermann, Klaus 375<br />
8
Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />
Bewertung der Qualität von VDLUFA-Methoden im Bereich der Bodenuntersuchung<br />
mittels Horwitz-Ratios<br />
Nätscher, Ludwig 383<br />
Ein kombiniertes Testverfahren zur Ermittlung der Pflanzenverfügbarkeit von<br />
Schwermetallen<br />
Horak, Othmar; Friesl, Wolfgang; Stimpfl, Elmar 390<br />
Variabilität der Nmin-Gehalte auf heterogenen Praxisschlägen und ihre Berücksichtigung<br />
bei der 1. N-Gabe<br />
Schliephake, Wilfried; Pößneck, Jörg; Albert, Erhard 395<br />
Restnitratgehalte in Rebböden der Region südlicher Oberrhein - Ergebnisse aus 17<br />
Jahren SchALVO-Kontrollaktion<br />
Bechtold, Karin; Übelhör, Walter 401<br />
Grundnährstoffversorgung im südlichen Oberrhein<br />
Übelhör, Walter; Berger, Eric 405<br />
Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />
I. N-turnover and net N-mineralisation in incubation experiments<br />
Schlegel, Isabell; Li, Zhifang; von Schenck zu Schweinsberg-Mickan, Mario; Schulz,<br />
Rudolf; Müller, Torsten 409<br />
Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />
II. Yield response in organic vegetable production and nitrogen turnover (pot experiments)<br />
Riehle, Judith; Schulz, Rudolf; Müller, Torsten 403<br />
Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />
III. Yield response in organic vegetable production and nitrogen turnover (field<br />
experiments)<br />
Riehle, Judith; Schulz, Rudolf; Müller, Torsten 417<br />
Düngewirkung von Fleischknochenmehl in Gefäßversuchen sowie Einsatzempfehlungen<br />
Albert, Erhard 421<br />
Aktuelle Nährstoff- und Mikronährstoffgehalte in hessischen Stallmisten, Güllen und<br />
Biogas-güllen<br />
Schaaf, Harald 429<br />
Organische Schadstoffe in Klärschlämmen aus der kommunalen Abwasser-behandlung<br />
von Mecklenburg-Vorpommern<br />
Kape, H.-E.; Pöplau, R.; Didik, H.; Schaecke, B. 432<br />
Untersuchungen zur P-Düngewirkung von Phosphit<br />
Gerendás, Jóska; Ratjen, Arne 438<br />
Ringversuchsdesign zum Nachweis von Salmonellen in Kompost<br />
Winkler, Jörg 446<br />
9
Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />
Diagnose von Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen mit dem System VISUPLANT ®<br />
Heß, Hubert; Zorn, Wilfried; Marks, Gerhard; Bergmann, Werner;<br />
Gernat, Holger 451<br />
Einfluss der Mn-Ernährung auf Ertrag und Mehltaubefall von 2 Winterweizensorten<br />
Victor, Kristin; Marks, Gerhard; Zorn, Wilfried 457<br />
Einsatz der Nah-Infrarot-Spektroskopie zur Bestimmung des Stickstoffgehaltes in frischen<br />
Zierpflanzenstecklingen<br />
Lohr, Dieter; Tillmann, Peter; Zerche, Siegfried; Meinken, Elke; Röber, Rolf;<br />
Nast, Dieter 462<br />
Quantifizierung und Eingrenzung von Risiken in der Kunden-Lieferanten-Beziehung<br />
zwischen Kartoffelerzeuger und Kartoffelverarbeiter am Beispiel eines Betriebes in<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Flick, Gerhard; Henze, Silke; Herold, Luzia; Pieper, Olaf 469<br />
Spritzbrühenkontrollen auf bienengefährliche Wirkstoffe in Baden-Württemberg<br />
Trenkle, Armin 475<br />
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“<br />
Vorträge<br />
Abschätzung<br />
Niedersachsen<br />
des Stickstoffnachlieferungspotentials ausgewählter Sandböden in<br />
Overesch, Mark; Heumann, Sabine 481<br />
Hat die Höhe der mineralischen N-Düngung deutliche Auswirkungen auf die N-<br />
Mineralisation von Böden in langjährigen Düngungsversuchen?<br />
Heumann, Sabine; Böttcher, Jürgen 485<br />
Zur Zuverlässigkeit und Akzeptanz der Stickstoffdüngeempfehlung am Beispiel<br />
Winterweizen<br />
Fritsch, Friedhelm 491<br />
Stand und Entwicklung des SBA-Systems Sachsen-Anhalt<br />
von Wulffen, H.-U.; Holz, F.; Roschke, M. 496<br />
Optimierung der Düngeeffizienz durch teilflächenspezifische Landbewirtschaftung<br />
Jungert, Stefan; Schmidhalter, Urs; Ebertseder, Thomas; Gutser, Reinhold;<br />
Hege, Ulrich 501<br />
Ermittlung pflanzenverfügbarer Elementgehalte in landwirtschaftlich genutzten Böden nach<br />
DIN 19715 (Entwurf)<br />
Strumpf, Thomas 505<br />
P-Versorgung Thüringer Böden und Auswirkung auf P-Ernährung und Ertrag<br />
landwirtschaftlicher Kulturen<br />
Zorn, Wilfried; Schröter, Hubert 512<br />
10
Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />
Alternativen der Düngeberatung in Ungarn<br />
Loch, Jakab 520<br />
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“<br />
Vorträge<br />
Grundlagen und Grundsätze der Silierung<br />
Pahlow, Günter 526<br />
Stand der Technik der Silagebereitung<br />
Wagner, Andrea 533<br />
Siliermittel: Rechtssituation und Wirksamkeitsergebnisse DLG-geprüfter Produkte<br />
Thaysen, Johannes; Honig, Hans; Spiekers, Hubert; Staudacher, Walter 541<br />
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“<br />
Poster<br />
Veränderungen der Osmolalität in Deutschem Weidelgras während der Konservierung<br />
Hoedtke, Sandra; Gabel, Martin; Friedel, Klaus 548<br />
"Rostocker Fermentationstest" zur Prüfung der Wirksamkeit verschiedener biologischer<br />
Siliermittel in ökologisch und konventionell erzeugtem Wiesengras<br />
Richter, Wolfgang Imanuel Friedrich; Schuster, Manfred; Kölln, Karin; Zimmermann<br />
Natalie; Baranowski, Antoni 552<br />
Siliermitteleffekte zu Grassilagen für den Einsatz in der Pferdefütterung<br />
Thaysen, Johannes; Lamp, Jürgen 558<br />
Öffentliche Sitzung „Saatgut“<br />
Vorträge<br />
Kreuzungen zwischen panmiktischen und apomiktischen Formen<br />
Hackl, Christian; Voit, Benno; Killermann, Berta 563<br />
Einfluss chemischer Beizmittel auf die Keimfähigkeit von mechanisch geschädigtem<br />
Getreidesaatgut<br />
Müller, Günter 568<br />
Steinbrand (Tilletia caries) bei Weizen – Neueste Ergebnisse aus einem Praxisversuch<br />
Voit, Benno; Killermann, Berta 573<br />
Entwicklung von immunochemischen und PCR Methoden zum qualitativen Nachweis von<br />
Tilletia Arten in Ökosaatgut<br />
Kellerer, Thomas; Killermann, Berta 575<br />
11
Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />
Die Vorratsproteine von Saatmais. Ein Vergleich von Sorten über 20 Jahre<br />
Jonitz, Andrea; Leist, Norbert 580<br />
Öffentliche Sitzung „Saatgut“<br />
Poster<br />
Unterschiede in der Anthocyanfärbung der Koleoptilen als Hilfsmittel zur Abgrenzung von<br />
xTriticosecale<br />
Müller, Günter 588<br />
Öffentliche Sitzung „Düngemittel“<br />
Vorträge<br />
Düngewirkung von Triplesuperphosphat, organischen Handelsdüngern und Silikatdüngern<br />
auf alkalischen Lössböden<br />
Deubel, Annette; Merbach, Wolfgang 590<br />
Fleischknochenmehl als Dünger?<br />
Schröter, Hubert; Zorn, Wilfried 597<br />
Separate Einreichungen - Nachträge<br />
Poster<br />
Verbreitung unterschiedlicher mikrobieller Phytasen bei der Konzeption von Mischfutter<br />
Grünewald, Karl-Hermann; Staudacher, Walter; Steuer, Georg 604<br />
Bestimmung von kurzkettigen freien Fettsäuren in Fermentergülle<br />
Pfaff, Harald; Janßen, Enno; Winkler, Jörg 609<br />
Vortrag<br />
Beitrag mikroskopischer Methoden zur Risikoanalyse von tierischen Bestandteilen in<br />
Futtermitteln gemäß VO (EG) Nr. 1292/2005<br />
Hormisch, Diana;Kühl, Jochen 612<br />
Referentenverzeichnis 617<br />
12
Grußworte<br />
Grußwort des Referatsleiters für Acker- und Pflanzenbau des Bundesministeriums<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
MinR Friedel Cramer<br />
Herr Präsident Prof. Wiesler,<br />
Herr Ministerialdirigent Hauck (Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-<br />
Württemberg)<br />
Herr Prof. Schneider (Prorektor Albrechts-Ludwig-Universität Freiburg)<br />
Herr Prof. Hildebrand (Dekan Forst- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Freiburg)<br />
Frau Stadträtin Dr. Hehn (Stadtrat Freiburg)<br />
sehr geehrte Kongressteilnehmer,<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
Gerne hätte Herr Dr. Wendisch als zuständiger Abteilungsleiter heute zu Ihnen<br />
gesprochen. Zu seinem Bedauern ist ihm dies aber wegen eines kurzfristigen, nicht<br />
verschiebbaren Termins nicht möglich.<br />
Deshalb habe ich Ehre, Ihnen die Grüße des Herrn Bundesministers Seehofer zu<br />
überbringen.<br />
Diese Aufgabe habe ich sehr gerne übernommen, gibt Sie mir doch auch die Möglichkeit,<br />
Ihnen auch persönlich für die gute Zusammenarbeit zu danken.<br />
Und die Gelegenheit zu einer Reise in das schöne Freiburg<br />
Der VDLUFA ist in der deutschen Agrarforschung eine feste Größe. Er bietet ein wichtiges<br />
Forum für den wissenschaftlichen Austausch – auch über die Grenzen der Fachdisziplinen<br />
hinaus. Seine Stellungnahmen zu aktuellen Fragen der Landwirtschaft haben Gewicht.<br />
Bei der Wahl seiner Kongressthemen hat Ihr Verband stets ein gutes Gespür für aktuelle<br />
Fragestellungen bewiesen. Das gilt auch für den diesjährigen, den 118. Kongress.<br />
Landnutzungskonzepte heute und morgen spannt den Bogen in die richtige Richtung. Die<br />
Anforderungen der Gesellschaft an die standortgerechte Landnutzung - mit anderen<br />
Worten an einen nachhaltigen Acker- und Pflanzenbau – werden sich weiter ändern. Und<br />
sie werden vermutlich weiter steigen.<br />
Diese Anforderungen werden schnell zu Forderungen an Politik und Verwaltung, Regeln<br />
oder Vorschriften zu erlassen. Die Entwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU<br />
zeigt diese Entwicklung deutlich auf.<br />
Standen ursprünglich Marktordnungsmaßnahmen mit Produktionsanreizen und später in<br />
Zeiten von Überschüssen die Beschränkung der Erzeugung im Vordergrund, spielen heute<br />
umwelt- und tiergerechte Produktionsverfahren eine dominierende Rolle.<br />
Mit der GAP-Reform des Jahres 2003 wurde hier ein entsprechender neuer<br />
Agrarpolitischer Weg eingeschlagen:<br />
Die so genannten Direktzahlungen wurden von der Produktion entkoppelt,<br />
13
Grußworte<br />
Staatliche Leistungen erhalten nur die Betriebe in vollem Umfang, die die Standards der<br />
guten fachlichen Praxis einhalten – Ihnen allen ist dieser Ansatz unter dem<br />
Schlagwort Cross-Compliance bekannt.<br />
Politik und Verwaltung brauchen kompetente Ratgeber, wenn sie aus dem vielstimmigen<br />
Gesang der Forderungen<br />
Tatsachen von Behauptungen,<br />
Machbares von Wünschenswertem<br />
Risiken von Ängsten und<br />
Angemessenes von Überzogenem<br />
trennen wollen.<br />
Im VDLUFA sind solche Ratgeber versammelt - und sie organisieren den<br />
Erkenntnisfortschritt durch koordiniertes Forschen und intensive Erörterung der<br />
Ergebnisse.<br />
Eines Ihrer zentralen Foren ist der jährliche VDLUFA-Kongress, den das BMELV deshalb<br />
auch finanziell unterstützt – wir wissen den Wert Ihrer Arbeit zu schätzen!<br />
Und das aus gutem Grunde, wie folgende Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit<br />
deutlich machen:<br />
die Humusbilanzierung der Direktzahlungen-Verpflichtungenverordnung basiert auf einem<br />
entsprechenden VDLUFA - Standpunkt,<br />
bei der Bewertung von Knochenbestandteilen in pflanzlichen Futtermitteln wirkte der<br />
VDLUFA maßgeblich mit,<br />
in die Weiterentwicklung des Düngemittelrechts sind Mitglieder des VDLUFA – auch im<br />
Wissenschaftlichen Beirat für Düngungsfragen des Ministeriums – intensiv<br />
eingebunden<br />
14
Grußworte<br />
Welchen Anforderungen müssen künftige Landnutzungskonzepte gerecht werden?<br />
Die Antwort ist eigentlich sehr einfach: Sie müssen nachhaltig sein.<br />
Das heißt, sie müssen ökologischen, ökonomischen und sozialen Anforderungen gerecht<br />
werden:<br />
Landnutzung muss wirtschaftlich sein und marktkonforme Produkte hervorbringen – und<br />
dabei Umweltbelastungen auf ein vertretbares Maß begrenzen.<br />
Daher ist es nur konsequent, dass sich die meisten Beiträge dieser Tagung mit dem<br />
effizienten Einsatz knapper Ressourcen beschäftigen.<br />
Die Tagungsergebnisse werden den Landwirten Hilfestellung gegeben, entsprechend den<br />
natürlichen und ökonomischen Standortbedingungen die eigenen Landnutzungskonzepte<br />
zu optimieren.<br />
Gleichzeitig werden Möglichkeiten und Grenzen der guten fachlichen Praxis aufgezeigt<br />
werden, die bei der Weiterentwicklung des Fachrechts zu berücksichtigen sind.<br />
Als Aufgabengebiete möchte ich<br />
Herr Präsident, meine eine Damen und Herren,<br />
anlässlich dieses Kongresses konstituierte sich der neue Beirat des VDLUFA. Ihr Verband<br />
hat sich damit den gesellschaftlich relevanten Gruppen geöffnet mit dem Ziel, seine eigene<br />
Arbeit noch stärker an den fachlichen und politischen Erfordernissen von Landwirtschaft<br />
und Verbrauchern auszurichten.<br />
Dies wird auch die Diskussionen des diesjährigen Kongresses bereichern und dazu<br />
beitragen, dass der VDLUFA auch seine Position als Ratgeber von Politik und Verwaltung<br />
ausbauen kann<br />
Ich bin zuversichtlich, dass auch diese Veranstaltung einen Beitrag leisten wird,<br />
Landnutzungskonzepte weiter zu entwickeln im Interesse von Verbrauchern,<br />
Landwirtschaft und Umwelt.<br />
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihrer Tagung einen guten und<br />
erfolgreichen Verlauf.<br />
15
Grußworte<br />
Grußwort des Abteilungsleiters für Landwirtschaft des Ministeriums für Ernährung<br />
und Ländlichen Raum Baden-Württemberg<br />
Ministerialdirigent Joachim Hauck<br />
Sehr geehrter Herr Präsident Prof. Wiesler<br />
Sehr geehrter Herr Ministerialrat Cramer (BMELV)<br />
Sehr geehrter Herr Prorektor Prof. Schneider (Universität Freiburg)<br />
Sehr geehrter Herr Prof. Hildebrand (Dekan der Fakultät für Forst- und<br />
Umweltwissenschaften, Freiburg)<br />
Sehr geehrte Frau Stadträtin Dr. Hehn<br />
Sehr geehrte Gäste aus dem Ausland<br />
sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,<br />
Zunächst darf ich Ihnen die Grüße von Herrn Minister Hauk<br />
übermitteln, der Ihrer Veranstaltung einen guten und<br />
erfolgreichen Verlauf wünscht und Sie in seinem Namen in<br />
Freiburg willkommen heißen.<br />
Der VDLUFA-Kongress findet nun zum 118. Male statt. Das diesjähriges Generalthema<br />
lautet:<br />
Landnutzungskonzepte heute und morgen - dargestellt am Beispiel der Region südlicher<br />
Oberrhein.<br />
Der VDLUFA hat für diese Thematik mit Südbaden eine höchst vielseitige und<br />
interessante Region ausgewählt und es freut uns ganz besonders, dass der VDLUFA<br />
bereits nach sechs Jahren wieder den Weg nach Baden-Württemberg gefunden hat und<br />
der Kongress zum zweiten Male seit 1948 in Freiburg stattfindet.<br />
Der Standort Südbaden ist durch das trocken-warme Klima begünstigt, der Ackerbau<br />
durch Mais dominiert. Im südlichen Oberrhein konzentrieren sich bundesweit 10 % der<br />
gesamtem Wein- und Obstbauflächen und parallel dazu befindet sich hier eines der<br />
größten Grundwasservorkommen Mitteleuropas. Andererseits finden sich ganz in der<br />
Nähe die Bergregionen des Schwarzwaldes und der Vogesen auf der französischen<br />
Seite des Rheins mit extensiver Viehhaltung.<br />
16
Grußworte<br />
ITADA<br />
Damit spreche ich eine weitere Besonderheit dieser Region an. Wir befinden uns im<br />
Dreiländereck Baden, Elsaß und Nordwestschweiz, was sich auch in der kulinarischen<br />
und kulturellen Vielfalt widerspiegelt. Aus dieser Gesamtkonstellation heraus intensive<br />
Landbewirtschaftung und ökologische Anforderungen des Grundwasserschutzes<br />
entstand hier mit der Unterstützung der beteiligten Länder und der EU das Institut zur<br />
rentablen, umweltgerechten Landbewirtschaftung, das ITADA. Einige der Ergebnisse<br />
dieser nun 12jährigen erfolgreichen trinationalen Zusammenarbeit werden wir auch auf<br />
dieser Tagung hören.<br />
17
Grußworte<br />
Veränderungen in der und Anforderungen an die Landwirtschaft<br />
Das Thema des VDLUFA-Kongresses widmet sich den Veränderungen, die wir derzeit<br />
in der Landwirtschaft erleben.<br />
Bis vor wenigen Jahren war die öffentliche Debatte über Landwirtschaft von<br />
Schlagworten wie Überschüsse, Getreideberge und Agrarsubventionen geprägt. In<br />
jüngster Zeit kommen jedoch andere Begriffe ins Spiel: Es geht jetzt um<br />
Biomasseerzeugung, um Bioenergie und um die Frage, ob Flächen vorrangig für die<br />
Lebensmittelerzeugung oder für die Energiebereitstellung genutzt werden sollten.<br />
Getreide und Zuckerrüben sind heute nicht mehr nur Ausgangsstoffe für Lebensmittel,<br />
aus ihnen wird auch Bioethanol hergestellt, und Raps liefert nicht nur ein hochwertiges<br />
Speiseöl, sondern ist auch Ausgangsstoff für Biodiesel. Silomais dient nicht nur als<br />
Viehfutter, sondern ist ein wichtiges Ausgangssubstrat für die Biogas - und die daraus<br />
folgende Stromerzeugung. Bei der Wärmeerzeugung geht es nicht nur um die<br />
Verwertung von Restholz. Vielmehr wird die Getreideverbrennung intensiv diskutiert; die<br />
immissionsschutzrechtlichen Voraussetzungen hierfür werden gerade geschaffen.<br />
Beim Grünland steht die Problematik der Offenhaltung der Landschaft im Vordergrund.<br />
Dabei müssen wir uns auch die Frage stellen, ob es keine Möglichkeit gibt, die Nutzung<br />
gerade des weniger intensiven Grünlandes wirtschaftlicher zu gestalten. Die vor kurzem in<br />
Aulendorf stattgefundnen internationale Weidetagung unter dem Motto "Mehr Milch aus<br />
Gras" hat hierzu interessante Denkanstöße zur hohen Kunst der Beweidung geliefert.<br />
Wo liegen die Ursachen für diese Entwicklung?<br />
Vordergründig lässt sich das große Interesse an der Bioenergie vor allem mit hohen<br />
Energiepreisen für die fossilen Energieträgern begründen. Auch die<br />
Versorgungssicherheit spielt eine wesentliche Rolle. Dagegen wird eine andere<br />
Entwicklung häufig unterschätzt. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnisse<br />
steigt nämlich global vor allem wegen des wirtschaftlichen Wachstums in den<br />
bevölkerungsreichen Ländern Asiens. Die dortigen Wohlstandsgewinne führen zu einer<br />
gestiegenen Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten mit höherem<br />
Veredlungsgrad. Zwar ist auch der Produktivitätsfortschritt in der Landwirtschaft<br />
ungebrochen. Ein Blick auf die wichtigsten Märkte zeigt jedoch mit Ausnahme des<br />
Milchmarktes, dass die globale Absatzsituation bei vielen landwirtschaftlichen Produkten<br />
so günstig wie schon lange nicht mehr ist.<br />
18
Grußworte<br />
Vor dem Hintergrund eines globalisierten Wettbewerbs bei der Erzeugung von<br />
Nahrungsmitteln und von Biomasse führt kein Weg an einer kostengünstigen Produktion<br />
vorbei. Trotz der beschriebenen vergleichsweise günstigen Situation beim Absatz<br />
landwirtschaftlicher Produkte bleibt es bei einer ausgeprägten Konkurrenzsituation<br />
zwischen den einzelnen Erzeugungsregionen. Unsere Landwirte müssen dabei teilweise<br />
mit Regionen mit deutlich niedrigen Standards konkurrieren.<br />
Sowohl die Erzeugung von Biomasse zur Energieerzeugung als auch die höhere<br />
Nachfrage nach Nahrungsmitteln werden sich über kurz oder lang in der Art der<br />
Landbewirtschaftung niederschlagen. Es ist davon auszugehen, dass die Intensität der<br />
Landbewirtschaftung eher zunehmen wird. So lässt sich bereits heute absehen, dass es<br />
das befürchtete Brachfallen von Flächen (zumindest über mehrere Jahre) nicht geben<br />
wird. Für eine nachhaltig intensive Landbewirtschaftung ist aber ein hohes Maß an<br />
Bodenfruchtbarkeit und deren Aufrechterhaltung eine unverzichtbare Voraussetzung.<br />
Die Landbewirtschaftung wird sich dabei auch in Zukunft im Spannungsfeld zwischen<br />
wirtschaftlichen Zwängen und gesellschaftlicher Akzeptanz bewegen. Nicht zuletzt wegen<br />
den EU-Direktzahlungen müssen sich die Landwirte den gesellschaftlichen Anforderungen<br />
stellen. Dies hat sich im Rahmen der EU-Agrarreform in den Bestimmungen zu Cross<br />
Compliance niedergeschlagen. EU-Direktzahlungen sind heute an die Einhaltung von<br />
gesetzlichen Standards gebunden. Dazu gehört auch, dass Flächen in einem guten<br />
landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand gehalten werden müssen. Am<br />
konkretesten manifestiert sich dies in den Bestimmungen zur Erosionsvermeidung und zur<br />
Erhaltung der organischen Substanz im Boden in der<br />
Direktzahlungenverpflichtungenverordnung.<br />
19
Grußworte<br />
Beitrag der Agrarforschung<br />
All diesen Herausforderungen muss sich unsere Landwirtschaft stellen. Sie kann diesen<br />
Herausforderungen nur gerecht werden, wenn sie sich zum technischen Fortschritt<br />
bekannt. Dabei ist unsere Landwirtschaft und auch die Verwaltung auf eine<br />
problemorientierte und innovative landwirtschaftliche Forschung angewiesen. Ich darf an<br />
dieser Stelle für die bisherige Arbeit des VDLUFA danken und gleichzeitig an die<br />
Wissenschaft appellieren, umsetzbare und praxisgerechte Lösungsansätze im Auge zu<br />
behalten.<br />
Landesagrarpolitik<br />
Auch die Landesagrarpolitik kann bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben<br />
unterstützend wirken. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, auch zukünftig eine<br />
standortangepasste, flächendeckende und leistungsfähige Landwirtschaft zu erhalten.<br />
Eine bessere Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe steht dabei ganz weit im Vordergrund.<br />
Betriebe mit guter Rentabilität und entsprechender Entlohnung ihrer Arbeit können auch<br />
Funktionen für die Landschaft und den ländlichen Raum wahrnehmen, die über das<br />
wirtschaftliche Interesse des einzelnen Landwirts hinausgehen. Diese Betriebe sind<br />
Garanten der mulitfunktionalen Landwirtschaft.<br />
Gegenwärtig werden die Programme für den ländlichen Raum für die neue Förderperiode<br />
2007 bis 2013 neu ausgerichtet. Die dafür von der EU bereit gestellten Mittel wurden um<br />
jährlich 30 Mio. € gekürzt. Auf Landesebene setzen wir jedoch alles daran, die bisherigen<br />
Haushaltsansätze für diese Programme zu halten. Unsere Förderprogramme waren<br />
schon bisher zielgenau und haben sich bewährt. Zu nennen ist hier insbesondere unser<br />
Agrarumweltprogramm der Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich. Wir<br />
werden diese Programme zukunftsgerecht weiter entwickeln.<br />
20
Grußworte<br />
Schluss<br />
Meine Damen und Herren<br />
Ich möchte es nicht versäumen, den Organisatoren dieser Tagung, allen voran der<br />
Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften der Universität Freiburg und der LUFA<br />
Augustenberg und auch den Vortragsrednern ganz herzlich zu danken.<br />
Es erwartet Sie nun gemäß den verschiedenen VDLUFA-Fachgruppen ein bunter Strauß<br />
von Fachvorträgen vom Saatgut das in den Boden gelegt wird, über Fragen zur Düngung<br />
bis hin zur Verfütterung der Ernteprodukte einschließlich der Betrachtung der<br />
Umweltwirkungen der landwirtschaftlichen Produktion.<br />
Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie sich in Freiburg wohl fühlen, ein spannendes und<br />
informatives Programm mit ausreichend Diskussionsmöglichkeiten, so dass Sie nach<br />
einem fruchtbaren Meinungsaustausch gesund und voller neuer Anregungen nach Hause<br />
zurückkehren werden, und dass Sie gerne an Südbaden zurückdenken.<br />
21
Grußworte<br />
22
Grußworte<br />
Grußwort des Prorektors der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />
Prof. Dr. Gerhard Schneider<br />
Sehr geehrter Herr Präsident Prof. Wiesler,<br />
Spectabilis Hildebrand,<br />
sehr geehrte Ehrengäste,<br />
meine Damen und Herren,<br />
im Namen der Albert-Ludwigs-Universität begrüße ich Sie ganz herzlich zu dem 118.<br />
Kongress der VDLUFA. Es freut mich, dass dieser traditionsreiche Verband, dessen<br />
Anliegen die angewandte landwirtschaftliche Forschung ist, die Universität Freiburg als<br />
Tagungsort ausgewählt hat. Die VDLUFA tagt, wenn ich richtig informiert bin, nach 1948<br />
nun zum zweiten Mal hier in Freiburg.<br />
Ich denke, Sie haben mit Freiburg als Tagungsdomizil eine gute Wahl getroffen; Die<br />
Region um Freiburg zeichnet sich wie keine andere aus<br />
durch große geologische und bodenkundliche Vielfalt,<br />
durch eine hohe Diversität forst- und landwirtschaftlicher Land-nutzungssysteme,<br />
durch eine bewegte Geschichte, die vor allem auch in der Stadt Freiburg selbst einmalige<br />
Kulturdenkmäler hinterlassen hat. Das bedeutendste Bauwerk ist sicher das Freiburger<br />
Münster. Es ist die einzige gotische Kathedrale in Deutschland, die in gotischer Zeit (also<br />
noch im 15. Jahrhundert) im Wesentlichen fertig gestellt worden ist.<br />
Fünf kurze Sätze zu Ihrer Gastgeberin: Die Albert-Ludwigs-Universität gehört zu den<br />
ältesten in Deutschland und feiert im kommenden Jahr ihr 550jähriges Bestehen. Sie ist<br />
nicht nur traditionsreich, sondern auch modern und innovativ. Alle Hochschulrankings<br />
weisen sie als eine der Spitzenuniversitäten Deutschlands aus. Über 22 000 Studierende<br />
sind an unserer Universität eingeschrieben, davon ein Sechstel aus dem Ausland.<br />
Zusammen mit dem Universitätsklinikum haben wir rund 14 000 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter und sind der größte Arbeitgeber der Region.<br />
23
Grußworte<br />
Meine Damen und Herren, Sie haben als Generalthema gewählt:<br />
Landnutzungskonzepte heute und morgen – dargestellt am Beispiel der Region südlicher<br />
Oberrhein<br />
und ich denke, dass gerade der südliche Oberrheingraben aufgrund seiner starken<br />
orographischen und klimatischen Differenzierung eine einzigartige Musterregion darstellt,<br />
um den Zusammenhang zwischen Landschaft und der Entwicklung von<br />
Nutzungssystemen zu analysieren.<br />
Mit der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften verfügt die Albert-Ludwigs-<br />
Universität über eine sehr forschungsstarke Fakultät, in der auf sehr verschiedenen Raum-<br />
/Zeitskalen landschaftsbezogene Forschung betrieben wird. Beispielhaft sei hier das<br />
Graduiertenkolleg Gegenwartsbezogene Landschaftsgenese erwähnt, in dem<br />
versucht wird, mit interdisziplinären Ansätzen den Wandel der Landschaft zu verstehen<br />
und daraus Lehren für die zukünftige Landschaftsgestaltung zu ziehen. Ich freue mich<br />
daher besonders, dass die Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften und<br />
insbesondere das Institut für Bodenkunde und Waldernährungslehre Gastgeber sind für<br />
diese bedeutende Jahrestagung und ich wünsche mir, dass dies zu einem fruchtbaren<br />
Dialog zwischen Land- und Forstwirtschaft führt. Wie in keinem anderen Land sind ja in<br />
Deutschland Land- und Forstwirtschaft traditionell getrennt, obwohl eine Vielzahl<br />
gemeinsamer Interessen und gleichartiger Forschungsansätze bestehen. Dies hat ja auch<br />
in den jüngsten Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Lage der<br />
Agrarwissenschaften und der benachbarten Fächer in Deutschland seinen<br />
Niederschlag gefunden. Ich freue mich, dass dieser Dialog hier in Freiburg bereits<br />
stattfindet und ich wünsche Ihnen allen, dass das stimulierende Umfeld Freiburgs und der<br />
Albert-Ludwigs-Universität sich günstig auswirkt sowohl auf den Wissenstransfer innerhalb<br />
ihres Verbandes als auch auf die Kommunikation mit den benachbarten Disziplinen. Ich<br />
wünsche Ihnen spannende Vorträge und weiterführende Diskussionen und auch einen<br />
angenehmen Aufenthalt hier in Freiburg, wo der Schwarzwald gleich hinter dem Münster<br />
beginnt und wo Frankreich und die Schweiz ganz nah sind.<br />
24
Grußworte<br />
Grußwort des Dekans der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften, Albert-<br />
Ludwigs-Universität Freiburg<br />
Prof. Dr. E. E. Hildebrand<br />
Die Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />
A. Profil<br />
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />
Wir sind eine von insgesamt 11 Fakultäten einer klassischen, traditionsreichen Universität<br />
mit nahezu der vollständigen Bandbreite akademischer Fächer, mehr als 20000<br />
Studierende und ein großes Angebot an kulturellen und sportlichen Aktivitäten runden das<br />
Bild ab.<br />
Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />
Hier seien einige Kennzahlen unsrer Fakultät genannt:<br />
Das 10-fache der Haushaltsmittel wird als Forschungsdrittmittel eingeworben, ohne diese<br />
Einwerbung liefe an unserer Fakultät buchstäblich „nichts“, wir sehen uns als<br />
forschungsstarke Fakultät, das möchte ich in der nächsten Folie verdeutlichen:<br />
25
Grußworte<br />
Leistungsorientierte Mittelzuweisung 2006<br />
Leistungsvergleich aller 11 Fakultäten incl. Materialforschungsinstitut,<br />
5 Kriterien<br />
Kriterium Drittmitteleinwerbung: FFU absolut an 2. Stelle, pro Professur an 1. Stelle<br />
B. Geschichte<br />
Geschichte der Fakultät I :<br />
Lange Tradition forstwirtschaftlicher und geographischer Lehre, 1920<br />
„Forstwissenschaftliches Institut“<br />
Geschichte der Fakultät II :<br />
1970 Gründung der Fakultät (davor war die Forstwissenschaft eine Abteilung der math.<br />
natw. Fakultät)<br />
1999: Weichenstellung für den Herderbau<br />
2002 Neuer Fakultätenzuschnitt (mind. 20 Professuren); zu den Instituten der<br />
ehemaligen Forstwissenschaftlichen Fakultät kommen dazu Teile der ehemaligen<br />
26
Grußworte<br />
geowissenschaftlichen Fakultät: Meteorologie, Hydrologie, Physische Geographie<br />
Kulturgeographie mit zwei Professuren: Realisierung des „Mehrwertes“ dieses<br />
Zusammenschlusses in Forschung und Lehre<br />
Ab 2005 BSc- und MSc-Studiengänge<br />
C. Forschungs- und Lehrstruktur<br />
Unsere Fakultät vertritt in Forschung und Lehre die Disziplinen<br />
Forstwissenschaft<br />
Geographie<br />
Hydrologie,<br />
ZWF<br />
Frühjahr 2006 Gründung des transdisziplinären Zentrums für Wasserforschung ( ZWF)<br />
Beispiel für Wasserthemen<br />
Erosion ausgehend von Forststrassen<br />
Keine voyeuristische Zurschaustellung von Armut sondern dieses Bild vermittelt klar, dass<br />
die Engpässe zu Lösung des Wasserproblems der Menschheit nur interdisziplinär<br />
gelöst werden können.<br />
27
Grußworte<br />
Alleinstellungsmerkmal der FFU:<br />
verschiedene Raum-/Zeitskalen:<br />
Wir sind die Spezialisten für den Hektar- und Quadratkilometerbereich. Das liegt<br />
möglicherweise nicht ganz im Mainstream der Forschungsförderung: dort herrscht nach<br />
meinem Eindruck eher das Prinzip vor: je kleiner umso wichtiger und grundsätzlicher.<br />
Dabei übersieht man jedoch, dass komplexe Systeme auf unterschiedliche Raum-<br />
/Zeitskalen unterschiedlichen Ordnungsparametern unterliegen.<br />
Beispiel: Pilzhyphe im Stein<br />
Beitrag der Steine zum Pool des pflanzenverfügbaren Magnesiums im Südschwarzwald<br />
28
Grußworte<br />
D. Umstellung der Lehrstruktur nach den Vorgaben von BOLOGNA<br />
Grundständige Studiengänge:<br />
Wald als Lehrobjekt zu Ausbildung von Nachhaltigkeitsexperten<br />
Gemeinsame Lehrmodule Geografie und Forstwissenschaften<br />
Nebenfächer:<br />
Nebenfächer: Mehrwert einer Fächervielfalt:<br />
Konkurrenzvorteil gegenüber Fachhochschulen, bislang nur interne Nebenfächer<br />
29
Grußworte<br />
Aufbaustudiengänge: englischsprachig, erfolgreich angelaufen<br />
Promotionsstudiengänge:<br />
GK Gegenwartsbezogene Landschaftsgenese<br />
IPP Forestry in Transition<br />
Binaltionale Promotionsprogramm: Risk Management in Forestry<br />
Graduiertenschule „Integrierte Wasserforschung“ bei der Exzellenzinitiative knapp in der<br />
zweiten - eher forschungspolitischen Bewertungshierarchie – gescheitert. Wir sind<br />
dabei, einen zweiten – diesmal hoffentlich erfolgreichen Anlauf zu unternehmen<br />
30
Grußworte<br />
E. Ausblick<br />
Analogie zwischen gotischer Kathedrale, strukturreichen Plenterwäldern und hochdiversen<br />
Kulturlandschaften:<br />
Alle drei Strukturen brauchen einen Energieimput, um in Raum und Zeit zu überleben:<br />
thermodynamisch dissipative Strukturen<br />
Art, Dosierung und zeitliches Muster des Energieinputs muss durch Wissen strukturiert<br />
sein, man kann das Münster nicht dadurch erhalten, indem man es schlicht erwärmt,<br />
analoges gilt für Plenterwälder und Kulturlandschaften.<br />
Die Fakultät versteht sich als Institution, wo dieses Wissen generiert und<br />
anwendungstauglich gemacht wird.<br />
31
Plenartagung<br />
Landwirtschaft am Oberrhein und den angrenzenden Gebieten –<br />
Entwicklungsmöglichkeiten unter dem Aspekt zukünftiger Entwicklungen<br />
Zeddies, Jürgen (Universität Hohenheim):<br />
Vorbemerkungen<br />
Die folgenden Ausführungen befassen sich mit der möglichen Entwicklung der zukünftigen<br />
Rahmenbedingungen der Landwirtschaft, deren Auswirkungen auf Produktion, die<br />
finanzielle Situation und die agrarstrukturelle Entwicklung. Zukunftsentwicklungen sind nur<br />
mit großer Unsicherheit prognostizierbar. Deshalb sind die Ausführungen lediglich als<br />
Anregungen zum Nachdenken zu verstehen. Entscheidungen in landwirtschaftlichen<br />
Unternehmen oder auf politischer Ebene bedürfen einer vorherigen sorgfältigen Prüfung.<br />
Den folgenden Ausführungen liegt eine Powerpoint-Präsentation zu Grunde, die durch<br />
ergänzende Erläuterungen kommentiert wird. Dabei geht es zunächst um die<br />
Auswirkungen der teilweise noch laufenden Umsetzung der Agrarreformen der<br />
Europäischen Union des Jahres 2003. Im Anschluss daran werden Perspektiven für die<br />
Landwirtschaft mit Blick auf die Märkte für Nahrungsmittel und Bioenergie erörtert und<br />
darauf aufbauend schließlich Schlussfolgerungen zu den mittel- und langfristigen<br />
Perspektiven der Landwirtschaft gezogen.<br />
Umsetzung und Auswirkung der Agrarreform der EU des Jahres 2003<br />
Wie<br />
Übersicht 1 zeigt, sind mit der Entkopplung der Direktzahlungen unter Einbeziehung des<br />
Milchmarktes und kürzlich des Zuckermarktes tief greifende Veränderungen der<br />
politischen Rahmenbedingungen eingetreten. Während für Marktfrüchte im Jahr 2003 nur<br />
noch marginale Veränderungen beschlossen wurden, sind für die Milchmarktordnung<br />
Beschlüsse gefasst worden, die zu einer drastischen Preissenkung bei vollständiger<br />
Entkopplung der Direktzahlungen führen.<br />
Übersicht 1:<br />
Die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik<br />
aus dem Jahr 2003<br />
• Entkopplung der Direktzahlungen von der Produktion<br />
• Zuteilung der Zahlungsansprüche und ZA- Handel<br />
• Einbeziehung des Milchmarktes<br />
• Fortsetzung des Quotensystems<br />
• Preissenkung bei Milch<br />
• Milchprämie – zukünftig auch entkoppelt<br />
• Modulation – Kürzung der Direktzahlungen zugunsten<br />
von Agrarumweltprogrammen<br />
• Völlige Umsetzung der Reform bis zum Jahr 2013<br />
• Weitere Reformen initiiert, z.B. Zucker<br />
Da die Preis- und Prämienbeschlüsse über mehrere Jahre gestreckt werden, ist der<br />
Zeitraum der Umsetzung der EU-Agrarreformen erst 2012/13 abgeschlossen.<br />
32
Plenartagung<br />
Auswirkungen auf landwirtschaftliche Unternehmen<br />
Um die Auswirkungen auf landwirtschaftliche Unternehmen zu analysieren, sind<br />
Buchführungsergebnisse herangezogen worden. Es wird ausgegangen von einem 3-<br />
Jahres-Durchschnitt der Betriebsergebnisse vor der Reform des Jahres 2000 (Agenda).<br />
Diese Basisergebnisse werden hochgerechnet unter Berücksichtigung von<br />
Ertragssteigerungen und betrieblichem Flächenwachstum (nach Trendberechnungen aus<br />
den Buchführungsergebnissen unter Berücksichtigung der Preisentwicklung der<br />
Betriebsmittel und unter Berücksichtigung der von den agrarpolitischen Beschlüssen<br />
ausgehenden Wirkung auf Preise, Prämien usw.). Vergleichend dargestellt werden die<br />
Einkommensübertragungen und der Gewinn sowie die Einkommensänderung und<br />
Eigenkapitaländerung. Betriebe, die eine so ungünstige Gewinnentwicklung aufweisen,<br />
dass die Eigenkapitalverluste die Grenze der Existenzfähigkeit und Liquiditätserhaltung<br />
überschreiten, fallen aus der Stichprobe raus und bilden ein Potenzial für die Aufstockung<br />
in den verbleibenden Betrieben. Die Darstellung für die Ackerbaubetriebe in Südbaden<br />
(Übersicht 2) zeigt, dass in dieser Gruppe 8 % der Betriebe im Zeitraum von fast 15<br />
Jahren ausscheiden wegen mangelnder Entwicklungsfähigkeit.<br />
Übersicht 2: Ackerbaubetriebe Haupterwerb Südbaden<br />
Kennwert Einheit<br />
Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />
Wirtschaftsjahr<br />
Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />
-04/05 2006 2010 2014<br />
Zahl der Betriebe 535 - 8 %<br />
Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 96,8 96,8 105,4 105,4<br />
Ackerfläche ha 86,3 86,3 94,0 94,0<br />
Getreideertrag dt/ha 46,1 46,3 47,1 47,4<br />
Körnermaisertrag dt/ha 72,6 74,0 77,3 79,7<br />
Prämien gesamt € 21.846 26.909 31.396 31.310<br />
Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 21.602 26.380 28.754 31.310<br />
Tierprämien/BIP € 243 529 2.642 0<br />
Einkommensänderung € 0 4.987 8.735 8.629<br />
Einkommensänderung % 0,0 10,2 17,8 17,6<br />
Gewinn €/Untern. 49.158 54.145 57.892 57.787<br />
Eigenkapitaländerung €/Untern. 14.449 19.436 23.183 23.078<br />
In Wirklichkeit werden nach bisherigen Trends aber jährlich etwa 4 % der Betriebe<br />
aufgeben, weil dort die Hofnachfolge nicht gesichert ist und andere Gründe vorliegen.<br />
Daraus ergibt sich ein zusätzliches Wachstumspotenzial für die verbleibenden Betriebe.<br />
Insofern sind die Projektionen der Gewinne und Eigenkapitalveränderung unterschätzt.<br />
Die Entwicklung des Gewinnes und der Eigenkapitalveränderung der Ackerbaubetriebe in<br />
Südbaden zeigt ein überdurchschnittlich gutes und einen deutlichen Trend zu einem<br />
besseren finanziellen Ergebnis bis 2013/14. Im Vergleich dazu werden von dem<br />
erfolgreichen Drittel der Ackerbaubetriebe in Südbaden sehr gute Gewinne und eine<br />
deutliche positive Gewinn- und Eigenkapitalentwicklung erreicht bzw. zu erwarten sein<br />
(Übersicht 3).<br />
33
Plenartagung<br />
Übersicht 3: Erfolgreiche Ackerbaubetriebe Südbaden (oberes Drittel)<br />
Kennwert Einheit<br />
Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />
Aber auch hier werden jährlich 6 % der Betriebe in Zukunft wegen finanzieller<br />
Schwierigkeiten aufgeben müssen. Die erfolgreichen Betriebe liegen insgesamt auf einem<br />
niedrigeren Niveau der Produktionskosten.<br />
Bei den Futterbau-Milchviehbetrieben in Südbaden (Übersicht 4) zeigen die strukturellen<br />
Kennzahlen ein ähnliches, die finanziellen Kennzahlen ein ungünstigeres Ergebnis.<br />
Hier wird der tatsächliche Strukturwandel viel stärker voranschreiten. Es werden nicht nur<br />
die in finanziell ausweglosen Schwierigkeiten befindlichen Betriebe, sondern auch andere<br />
wegen mangelnder Bereitschaft zur Hofübernahme aufgeben. Bei dieser Gruppe von<br />
Betrieben ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass die Agrarreform in den nächsten Jahren<br />
eine ständig steigende Grünlandprämie einführt.<br />
Übersicht 4: Futterbaubetriebe Haupterwerb (FB-MI) Südbaden<br />
Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />
Wirtschaftsjahr<br />
Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />
-04/05 2006 2010 2014<br />
Zahl der Betriebe 178 - 6 %<br />
Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 89,6 89,6 98,7 98,7<br />
Ackerfläche ha 77,5 77,5 85,9 85,9<br />
Getreideertrag dt/ha 48,3 48,5 48,7 48,9<br />
Körnermaisertrag dt/ha 78,6 80,1 82,9 85,4<br />
Prämien gesamt € 21.226 24.002 27.698 28.678<br />
Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 21.164 23.437 26.114 28.678<br />
Tierprämien/BIP € 62 565 1.584 0<br />
Einkommensänderung € 0 2.776 5.343 6.324<br />
Einkommensänderung % 0,0 3,9 7,4 8,8<br />
Gewinn €/Untern. 72.137 74.914 77.480 78.461<br />
Eigenkapitaländerung €/Untern. 30.101 32.877 35.444 36.425<br />
Kennwert Einheit<br />
Wirtschaftsjahr<br />
Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />
-04/05 2006 2010 2014<br />
Zahl der Betriebe 2054 - 1 %<br />
Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 48,0 48,0 48,4 48,4<br />
Grünland ha 39,0 39,0 39,3 39,3<br />
Bestand Milchkühe Stück 31,6 31,6 31,9 31,9<br />
Milchleistung kg/Kuh 5.671 5.840 6.289 6.576<br />
Erlöse Milch € 58.369 52.830 48.509 48.052<br />
Prämien gesamt € 4.321 11.039 12.846 15.004<br />
Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 2.372 5.545 5.592 15.004<br />
Tierprämien/BIP € 1.949 5.494 7.254 0<br />
Einkommensänderung € 0 424 -4.183 -3.769<br />
Einkommensänderung % 0,0 1,8 -17,7 -15,9<br />
Gewinn €/Untern. 23.690 24.114 19.507 19.921<br />
Eigenkapitaländerung €/Untern. 3.550 3.974 -633 -218<br />
34
Plenartagung<br />
Der Prämienzufluss ist in den Berechnungen berücksichtigt, aber nicht die Wirkungen auf<br />
die Pachtpreise für Grünland, die zweifellos ansteigen werden und im gleichen Ausmaß<br />
die Gewinne der Futterbau-Milchviehbetriebe nach dem Anteil der zugepachteten<br />
Grünlandflächen schmälern werden. Das erfolgreiche Drittel der Milchviehbetriebe erzielt<br />
ein befriedigendes Ergebnis, das sich aber auch tendenziell verschlechtert (<br />
Übersicht 5).<br />
Die flächenreichen Grünlandbetriebe, wie die Ergebnisse der Betriebe in Deutschland wie<br />
auch in Südbaden erzielen schon jetzt bessere finanzielle Ergebnisse als die in Südbaden<br />
klein strukturierten Milchviehbetriebe (Übersicht 6).<br />
Übersicht 5: Erfolgreiche Futterbaubetriebe (FB-MI) Südbaden (oberes Drittel)<br />
Kennwert Einheit<br />
Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />
Übersicht 6: Sonstige Futterbaubetriebe Haupterwerb (FB-SO) Südbaden<br />
Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />
Wirtschaftsjahr<br />
Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />
-04/05 2006 2010 2014<br />
Zahl der Betriebe 685 +- 0 %<br />
Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 46,6 46,6 46,9 46,9<br />
Grünland ha 38,1 38,1 38,4 38,4<br />
Bestand Milchkühe Stück 28,7 28,7 28,7 28,7<br />
Milchleistung kg/Kuh 6.222 6.422 6.919 7.235<br />
Erlöse Milch € 59.632 54.094 49.689 49.235<br />
Prämien gesamt € 4.176 10.520 12.181 14.536<br />
Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 2.324 5.323 5.344 14.536<br />
Tierprämien/BIP € 1.852 5.197 6.838 0<br />
Einkommensänderung € 0 -26 -4.840 -4.241<br />
Einkommensänderung % 0,0 -0,1 -11,8 -10,3<br />
Gewinn €/Untern. 41.141 41.115 36.302 36.900<br />
Eigenkapitaländerung €/Untern. 11.765 11.740 6.926 7.524<br />
Kennwert Einheit<br />
Wirtschaftsjahr<br />
Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />
-04/05 2006 2010 2014<br />
Zahl der Betriebe 87 +- 0 %<br />
Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 85,5 85,5 85,5 85,5<br />
Grünland ha 64,5 64,5 64,5 64,5<br />
Bestand Mutterkühe Stück 49,6 49,6 49,6 49,6<br />
Bestand männl. Mastrinder Stück 5,0 5,0 5,0 5,0<br />
Prämien gesamt € 22.630 27.103 27.397 26.497<br />
Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 1.248 11.020 11.020 26.497<br />
Tierprämien/BIP € 21.382 16.083 16.377 0<br />
Einkommensänderung € 0 3.525 2.849 1.683<br />
Einkommensänderung % 0,0 12,1 9,7 5,8<br />
Gewinn €/Untern. 29.253 32.778 32.101 30.936<br />
Eigenkapitaländerung €/Untern. -9.999 -6.474 -7.151 -8.316<br />
35
Plenartagung<br />
Vergleichsweise günstige Ergebnisse erzielen die spezialisierten großen<br />
Schweinebetriebe (Übersicht 7)<br />
Übersicht 7: Große Schweineproduktionsbetriebe Haupterwerb Südbaden<br />
Kennwert Einheit<br />
Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />
Übersicht 8: Erfolgreiche große Schweineproduktionsbetriebe Südbaden<br />
(oberes Drittel)<br />
Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />
Wirtschaftsjahr<br />
Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />
-04/05 2006 2010 2014<br />
Zahl der Betriebe 258 +- 0 %<br />
Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 134,1 134,1 137,2 137,4<br />
Ackerfläche ha 120,2 120,2 122,7 122,8<br />
Getreideertrag dt/ha 49,8 50,0 50,4 50,7<br />
Körnermaisertrag dt/ha 69,1 70,6 74,1 76,2<br />
Bestand Muttersauen Stück 68,2 68,2 68,2 68,2<br />
Bestand Mastschweine Stück 247,4 247,4 247,4 247,4<br />
Prämien gesamt € 34.879 38.508 40.664 42.141<br />
Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 33.770 37.425 38.203 42.141<br />
Tierprämien/BIP € 1.109 1.084 2.461 0<br />
Einkommensänderung € 0 3.508 5.755 7.216<br />
Einkommensänderung % 0,0 7,3 12,0 15,1<br />
Gewinn €/Untern. 47.798 51.305 53.553 55.014<br />
Eigenkapitaländerung €/Untern. 11.165 14.673 16.920 18.381<br />
Kennwert Einheit<br />
Wirtschaftsjahr<br />
Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />
-04/05 2006 2010 2014<br />
Zahl der Betriebe 86 +- 0 %<br />
Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 168,1 168,1 172,2 172,3<br />
Ackerfläche ha 155,5 155,5 158,8 158,9<br />
Getreideertrag dt/ha 46,9 47,1 47,6 47,9<br />
Körnermaisertrag dt/ha 77,0 78,8 82,9 85,4<br />
Bestand Muttersauen Stück 104,9 104,9 104,9 104,9<br />
Bestand Mastschweine Stück 107,8 107,8 107,8 107,8<br />
Prämien gesamt € 43.431 48.425 51.346 52.930<br />
Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 43.107 48.059 49.097 52.930<br />
Tierprämien/BIP € 324 366 2.249 0<br />
Einkommensänderung € 0 4.994 8.228 9.808<br />
Einkommensänderung % 0,0 5,7 9,4 11,2<br />
Gewinn €/Untern. 87.916 92.910 96.144 97.724<br />
Eigenkapitaländerung €/Untern. 42.699 47.693 50.927 52.507<br />
36
Plenartagung<br />
Die mit einem Anteil von 70 % in Südbaden vertretenen Nebenerwerbsbetriebe erzielen<br />
aus der Landwirtschaft kein besonders hohes aber ein überdurchschnittliches<br />
Gesamteinkommen (<br />
Übersicht 9).<br />
Übersicht 9: Nebenerwerbsbetriebe Südbaden<br />
Kennwert Einheit<br />
Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />
Insgesamt lässt sich als Fazit aus diesen Kalkulationen und Überlegungen ziehen, dass<br />
die politischen Rahmenbedingungen bis zum Jahr 2012/13 nicht gewährleisten, dass die<br />
Durchschnittseinkommen auf dem Niveau der Ausgangssituation vor den Reformen<br />
gehalten werden können. Dies gilt insbesondere für die Milchviehbetriebe, dies gilt nicht<br />
für die Schweine- und Ackerbaubetriebe. Dies gilt nicht für extensive Grünlandbetriebe.<br />
Die Überlegungen und Kalkulationen zeigen eindeutig, dass eine zukünftige<br />
Existenzsicherung in allen Betrieben nur möglich ist bei betrieblichem Wachstum über<br />
höhere Flächenerträge und Flächenaufstockung. Allgemein bestätigt sich die Erfahrung,<br />
dass die Betriebe sich umso besser entwickeln, je mehr betriebliches Wachstum möglich<br />
ist. Aber auch hier ist betriebswirtschaftliches Denken und Handeln wichtig. Vor allem bei<br />
Milchviehbetrieben sind die Risiken von Investitionen in Gebäude und Milchquoten<br />
beträchtlich und die Rentabilität von Investitionen nur in Einzelfällen unter<br />
Berücksichtigung des Risikos vertretbar.<br />
Zwischenfazit zur Agrarreform<br />
Wirtschaftsjahr<br />
Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />
-04/05 2006 2010 2014<br />
Zahl der Betriebe 11.770 - 6 %<br />
Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 27,8 27,8 29,5 29,5<br />
Ackerfläche ha 12,1 12,1 12,8 12,8<br />
Getreideertrag dt/ha 40,2 40,4 41,1 41,3<br />
Bestand Milchkühe Stück 7,8 7,8 8,3 8,3<br />
Milchleistung kg/Kuh 5.200 5.358 5.665 5.924<br />
Erlöse Milch € 12.647 11.394 10.768 10.661<br />
Prämien gesamt € 3.950 6.831 7.773 9.083<br />
Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 3.073 4.758 5.047 9.083<br />
Tierprämien/BIP € 877 2.073 2.726 0<br />
Einkommensänderung € 0 1.460 1.214 2.125<br />
Einkommensänderung % 0,0 15,7 13,1 22,9<br />
Gewinn €/Untern. 9.293 10.753 10.507 11.418<br />
Eigenkapitaländerung €/Untern. -135 1.326 1.079 1.990<br />
Gesamteinkommen €/Untern. 27.232<br />
Zu den Perspektiven ist festzuhalten, dass nach der Agrarreform für die Marktfrüchte keine<br />
weiteren Preissenkungen zu erwarten sind. Bei kräftigem betrieblichen Wachstum gibt es<br />
für 30 - 50 % der Betriebe gute Entwicklungsmöglichkeiten. Bei Milch sind weitere<br />
Preissenkungen, insbesondere nach der letzten Absichtserklärung in WTO-Verhandlungen<br />
nicht auszuschließen. Ohnehin wird die mittelfristige Einkommenssituation für die<br />
Mehrzahl der Betriebe ungünstiger. Betriebliches Wachstum in der Milchproduktion ist<br />
sehr risikobehaftet, Pachtpreise für zugepachtetes Grünland steigen, so dass<br />
37
Plenartagung<br />
Milchviehbetriebe sich unbedingt auch nach anderen Wachstumsmöglichkeiten,<br />
beispielsweise über Biogasanlagen zur Verwertung von Grünland und Abstockung des<br />
Viehbestandes, nachdenken sollten.<br />
Perspektiven der Landwirtschaft unter Zukunftsaspekten<br />
Die letzten vier Jahrzehnte der landwirtschaftlichen Entwicklung waren in Deutschland und<br />
auch in der EU in den ersten zwei Jahrzehnten gekennzeichnet von defizitärer<br />
Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln (Ausnahme Milch und Zucker) bei hohen Importen<br />
von Futtermitteln und in den letzten zwei Jahrzehnten von eklatanten Überschüssen auf<br />
den wichtigsten Märkten. Mit der gesellschaftlichen Neuorientierung in der Energie- und<br />
Klimapolitik, zusammentreffend mit einer offenbar anhaltenden Steigerung der Ölpreise<br />
und anderer fossiler Energieträger, stellt sich die Frage, ob die Ressourcen der<br />
Agrarwirtschaft in Zukunft für neue sehr große Märkte genutzt werden können. Dabei geht<br />
es im Folgenden um die Frage der landwirtschaftlichen Potenziale und die Frage der<br />
Märkte und Preise für Agrarprodukte und Energieträger in Zukunft. Schon die in<br />
Umsetzung befindlichen Agrarreformen, insbesondere die Zuckermarktordnung, haben<br />
neue Potenziale für Bioenergieträger geschaffen.<br />
Zu unterscheiden sind technische und wirtschaftliche Potenziale. Sie sind definiert als<br />
Verfügbarkeit ungeachtet der Rentabilität und Verfügbarkeit bei gegebenen<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Ressourcen des technischen Potenzials der<br />
Landwirtschaft für Bioenergie sind Brachflächen und Flächen, auf denen strukturelle<br />
Überschüsse produziert werden, die mit Exportsubventionen entsorgt werden. Schon in<br />
der gegenwärtigen Situation gibt es erhebliche Potenziale, die sich in Zukunft noch<br />
verstärken durch die Entwicklung von Bevölkerung und Pro-Kopf-Verbrauch für<br />
Nahrungsmittel, die durch Ertragssteigerungen in der Pflanzen- und Tierproduktion weit<br />
überkompensiert werden. In einer umfassenden Studie im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit wurden die Potenziale<br />
für die Basissituation und die Jahre 2010 und 2020 abgeschätzt. Für Deutschland ergibt<br />
sich nach Übersicht 10 derzeitig ein Potenzial von 2,4 Mio. ha bzw. 14 % der<br />
landwirtschaftlich genutzten Fläche, das bis 2020 auf etwa 7,3 Mio. ha bzw. 43 %<br />
anwachsen könnte.<br />
Übersicht 10: Zusammenstellung der Biomassepotenziale für Bioenergieträger in der<br />
Basis, Deutschland<br />
Ressource ha % der landw. genutzten Fläche<br />
Brachfläche<br />
Abbau der Überproduktion<br />
861.657 5,06<br />
- Pflanzenproduktion<br />
- Tierproduktion<br />
1.082.614 6,36<br />
- Milch 125.415 0,74<br />
- Rindfleisch 339.616 2,00<br />
- Schweinefleisch<br />
1)<br />
-160.192 -0,94<br />
- Geflügelfleisch<br />
2)<br />
-52.302 -0,31<br />
Saldo Flächenpotenzial 3) 2.409.302<br />
Landw. genutzte Fläche 17.022.667<br />
dgl. in % 14,15 14,15<br />
1) 3,75 t Getreide je t Schweinefleisch<br />
2) 1,8 t Getreide je t Geflügelfleisch<br />
3) ohne Schweine- und Geflügelfleisch<br />
Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />
38
Plenartagung<br />
Dabei ist ein geringes Bevölkerungswachstum, ein etwas steigender Pro-Kopf-Verbrauch,<br />
Flächenumwidmung für Siedlung und Verkehr und Fortschreibung der bisherigen<br />
Ertragssteigerung berücksichtigt.<br />
Die Grafik (<br />
Abbildung 1) zeigt die entsprechenden Ergebnisse für die Mitgliedsstaaten der EU und<br />
Beitrittsanwärterstaaten. Daraus folgt, dass im wesentlichen die Länder Deutschland,<br />
Frankreich, Spanien, Ungarn, Polen, Bulgarien und Rumänien große Potenziale für<br />
Biomasse besitzen. Wenn man die Einfuhrstaaten für Nahrungsmittel Großbritannien und<br />
Italien gegenrechnet, werden in der EU-25 ca. 30 % der Flächen zukünftig für die<br />
Nahrungsmittelproduktion nicht mehr benötigt. Bei Verzicht auf energetische Nutzung der<br />
agrarischen Ressourcen müsste die obligatorische Flächenstilllegung bei Fortsetzung der<br />
agrarpolitischen Rahmenbedingungen in dieser Größenordnung festgesetzt werden. Dies<br />
hätte nicht nur Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch auf den<br />
ländlichen Raum und seine gesellschaftlich erwünschten Funktionen.<br />
Abbildung 1: Technisches Potenzial für Bioenergieträger in ha Fläche 2000, 2010 und<br />
2020 in Mitglieds- und Beitrittsanwärterstaaten<br />
Quelle: Thrän et.al. (2006)<br />
1000 ha<br />
18000<br />
15000<br />
12000<br />
9000<br />
6000<br />
3000<br />
0<br />
-3000<br />
D<br />
GB<br />
F<br />
I<br />
E<br />
NL<br />
B/L<br />
GR<br />
P<br />
Ackerland Grünland<br />
linke Säule 2000; mittlere Säule 2010; rechte Säule 2020<br />
S<br />
A<br />
DK<br />
SF<br />
IRL<br />
CY<br />
CZ<br />
ES<br />
HU<br />
LV<br />
LT<br />
M<br />
PL<br />
SK<br />
SLO<br />
BG<br />
RO<br />
TR<br />
Entwicklung auf den Märkten für Agrarprodukte, fossile Energie und Bioenergie<br />
Land<br />
Die Märkte für Agrarprodukte werden laufend von wissenschaftlichen Instituten analysiert<br />
(FAPRI, OECD, FAO u.a.). Danach ist von Preissteigerungen in den nächsten zehn<br />
Jahren in der Größenordnung zwischen 5 und 20 % für Getreide, Ölpflanzen und Zucker<br />
auszugehen. Diese Studien berücksichtigen nicht den Zusammenhang zwischen dem<br />
Ölpreis und den Agrarpreisen, der auf den Weltmärkten zweifellos begrenzt ist. Regional<br />
besteht allerdings die Möglichkeit unter Markteinführungsprogrammen für Bioenergie<br />
einen beträchtlichen Teil der Wertschöpfung zu realisieren und auch in der Landwirtschaft<br />
zu behalten. Schließlich muss bemerkt werden, dass die Preisprognosen dollarbasiert<br />
39
Plenartagung<br />
sind. Wenn sich der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar verändert, variieren<br />
entsprechend die Agrarpreise in der EU. Die Preisentwicklung für Agrarprodukte wurde<br />
insbesondere aus der Entwicklung zur Ernährungssicherung hergeleitet. Diese ist durch<br />
ein Bevölkerungswachstum von 0,7 %, einen steigenden Pro-Kopf-Verbrauch in<br />
Schwellenländern und erheblichem Ressourcenverlust an Nutzfläche gekennzeichnet, die<br />
zukünftig das Produktivitätswachstum übersteigen könnten. Während die Entwicklung<br />
bisher von sinkenden Agrarpreisen auf dem Weltmarkt gekennzeichnet war, wird es nach<br />
den Prognosen zu einer Umkehr kommen. Da 70 % der „Armen“ dieser Welt Kleinbauern<br />
sind, werden steigende Agrarpreise für diesen Anteil der Armen vorteilhaft sein, nicht<br />
allerdings für die restlichen 30 %, die überwiegend in urbanen Regionen leben.<br />
Die Ölpreisentwicklung<br />
Die Rohölpreise am Weltmarkt sind in den letzten zwei Jahren auf ein Niveau von über<br />
60$/Barrel angestiegen und im Gefolge davon beispielsweise die Heizölpreise in<br />
Deutschland fast deckungsgleich auf ein Niveau von mehr als 60 €/100 l. Darüber hinaus<br />
schafft die Politik Nachfrage nach Bioenergieträgern durch politische Entscheidungen, wie<br />
sie in für Deutschland mit dem Erneuerbare Energiengesetz und der<br />
Mineralölsteuerbefreiung für Biokraftstoffe geschaffen worden sind. Mit besonderer<br />
Dynamik werden sich die Märkte für biogene Treibstoffe entwickeln. Neben den bekannten<br />
Energieträgern Biodiesel, Bioethanol und Biogas ermöglicht die Herstellung synthetischer<br />
Kraftstoffe aus Holz, Getreide, Stroh und andere Roh- und Reststoffe ein großes<br />
Absatzpotenzial auch auf dezentraler Ebene. Der Bedarf an Biotreibstoff zur Erfüllung der<br />
EU-Direktive ist enorm hoch und würde in Deutschland ca. 1 Mio. ha Fläche<br />
beanspruchen. In der EU (<br />
Übersicht 11) würden etwa 7 Mio. ha Fläche benötigt, allein um für Ottomotoren den Anteil<br />
von 5,75 % Biotreibstoff zu erfüllen. Dies würde den Umfang der derzeitigen<br />
obligatorischen Flächenstilllegung erreichen.<br />
Übersicht 11: Bedarf an Fläche für Ottomotoren<br />
Benötigte Fläche<br />
Annahme: 5,75 Energie-% Ethanolbeimischung<br />
Ethanolbedarf EU-25 (gemäß COLBERT): 132 Mio hl<br />
• Getreide 85 %: 112 Mio hl<br />
• Zuckerrübe 15 %: 20 Mio hl<br />
Rohstoffbedarf:<br />
• Getreide 31,8 mio t<br />
• Zuckerrübe 19,9 mio t<br />
Benötigte Fläche: 6,4 mio ha<br />
• Getreide 6,1 mio ha<br />
• Zuckerrübe 0,3 mio ha<br />
Landwirtschaftl. Nutzfläche EU-25: 167 Mio ha<br />
Stilllegungsfläche EU-25: 7,0 Mio ha<br />
Rahmenbedingungen D und EU<br />
Quelle: Daten nach COLBERT, D: EU Need for Biofuel Import? FO Licht World Ethanol Conference 2004,<br />
London, 9. Nov. 04<br />
40
Plenartagung<br />
Es entwickelt sich langsam auch ein weltweiter Handel mit Bioethanol, derzeit etwa 17<br />
Mio. Hektoliter. Dieser Handel, bezogen auf etwa 400 Mill Hektoliter Gesamtherstellung an<br />
Bioethanol ist allerdings immer noch sehr gering. Gleichwohl zeigt sich in Brasilien, dass<br />
dem Preisanstieg bei Benzin auch ein Preisanstieg bei Ethanol, das dort etwa 50 % des<br />
Treibstoffbedarfs deckt, folgt, und dass als Folge davon auch der Zuckerpreis an der<br />
Londoner Börse ansteigende Tendenz zeigt. Mitte des Jahres 2006 ist der<br />
Weißzuckerpreis am Weltmarkt sogar auf etwa 370 €/t und der Bio-Ethanolpreis in<br />
Brasilien auf etwa 40 ct/Liter angestiegen.<br />
Im internationalen Vergleich kann Ethanol in Brasilien aus Zuckerrohr wesentlich<br />
kostengünstiger produziert werden als in der EU. Die Einfuhr in die EU wird allerdings mit<br />
einem Zoll von knapp 20 ct/l Ethanol belegt. Unter den bestehenden<br />
Einfuhrschutzmechanismen und der Befreiung von der Mineralölsteuer werden derzeit bei<br />
der Herstellung und Verwendung von Ethanol für Ottomotoren vergleichsweise gute<br />
Gewinnspannen realisiert. Dennoch bestehen erhebliche Investitionshemmnisse, die<br />
potenzielle Anlagenbetreiber zögern lassen, die enorm hohen Investitionskosten bei hoher<br />
Politikabhängigkeit zu tätigen. Aus politischer Sicht ist allerdings mit zu berücksichtigen,<br />
dass Bioethanol auch Beiträge zu vielen anderen gesellschaftlichen Erwartungen und<br />
Problemlösungen zu leisten vermag. Schließlich stellt sich auch die Frage für die<br />
Zuckerindustrie, ob es gelingen kann, bei Bioethanolerzeugung aus Zuckerrüben einen<br />
wesentlichen Teil der Wertschöpfung zu sichern und auch an die Rübenbauer<br />
weiterzugeben.<br />
In<br />
sind die Preisbeziehungen zwischen Rohöl, Biokraftstoffen und Agrarrohstoffen noch<br />
einmal für vier unterschiedliche Preisszenarien für Rohöl von 20 US$ bis 80 US$ je Barrel<br />
dargestellt. Dabei wurde unterstellt, dass die gesamte Wertschöpfung den agrarischen<br />
Rohstoffen zu Gute kommt. Dies mag gelingen, wenn die Verbrennung von Getreide<br />
generell zugelassen würde.<br />
Übersicht 12: Preisbeziehungen zwischen Rohöl, Biotreibstoffen und Agrarrohstoffen<br />
Preisszenario<br />
Rohöl je Barrel US$ 20 40 60 80<br />
Einstandspreis Rohöl frei Raffinerie c/ltr 20 40 60 80<br />
Verbraucherpreis Diesel (fossil) c/ltr 85 106 130 155<br />
Biodiesel Tankstelle<br />
(ohne Mineralölsteuer)<br />
c/ltr 75 96 117 140<br />
Rapspreis €/t 15 28 42 55<br />
Bioethanol frei Raffinerie<br />
(ohne Mineralölsteuer)<br />
c/ltr 45 60 75 90<br />
Rübenpreis €/t (-10) 10 30 50<br />
Weizenpreis €/t (-30) 43 116 190<br />
Weizenwert bei Verbrennung €/t 80 160 240 320<br />
Quelle: Eigene Berechnungen<br />
Bei einem Rohölpreis von 60 US$ je Barrel und einem entsprechenden Einstandspreis für<br />
Heizöl von 60 ct/l würde sich aus der alternativen Verwendung von Getreide als Brennstoff<br />
eine Verwertung von 240 €/t Weizen und dadurch ein zweieinhalb mal höherer<br />
Verwertungspreis für Getreide erzielen lassen (allerdings entstehen etwas höhere Kosten<br />
41
Plenartagung<br />
der Anlagen). Bei Herstellung von Bioethanol würde Weizen zu einem Verwertungspreis<br />
von 116 €/t und Zuckerrüben zu einem Verwertungspreis von 30 €/t zu entlohnen sein.<br />
Dies zeigt, dass nur dann die Landwirtschaft von den neuen Produktionslinien im<br />
Energiesektor profitiert, wenn sie die gesamte oder einen beträchtlichen Teil der<br />
Wertschöpfung für sich erwirtschaften kann.<br />
Der wichtigste Aspekt für die zukünftigen Perspektiven ergibt sich aus der<br />
Weiterentwicklung der Agrarpreise. Wie schon im Zusammenhang mit der<br />
Welternährungssicherung festgestellt wurde, gehen internationale Institute von einem<br />
Anstieg der Agrarpreise zur Sicherung der Welternährung aus. Dabei wurden bisher die<br />
Wirkungen mittelfristig und langfristig höherer Preise für fossile Energien nicht<br />
berücksichtigt. Nach neuesten Vorausschätzungen der Internationalen Energieagentur der<br />
OECD über die Entwicklung der Agrarpreise von 2005 - 2014 ergibt sich beispielsweise<br />
bei einem nachhaltigen Rohölweltmarktpreis von 60 US$/Barrel eine Steigerung der<br />
Weltmarktpreise für Getreide um 15 %, Weißzucker um 20 %, Ölsaaten und Pflanzenöle<br />
um 30 % (<br />
Übersicht 13).<br />
Übersicht 13: Neueste Vorausschätzung der Agrarpreise der OECD<br />
(Internationale Energieagentur)<br />
Vorschätzungszeitraum 2005-2014<br />
Szenario: Rohölpreis 60 US$/Barrel<br />
Steigerung der Weltmarktpreise:<br />
• Weizen 15 %<br />
• Mais 15 %<br />
• Weißzucker 20 %<br />
• Ölsaaten 28 %<br />
• Pflanzenöle 30 %<br />
• Ölschrot 25 %<br />
Quelle: Lampe (2006)<br />
Unterstellt man die prognostizierten Agrarpreise für die Einkommensvorschätzung der<br />
landwirtschaftliche Buchführungsbetriebe, ergeben sich die in Übersicht 14<br />
zusammengestellten finanziellen Ergebnisse für die Betriebsformen in Südbaden. Bei<br />
Ackerbau und Verbundbetrieben steigen die Einkommen allerdings nur um etwa 10%.<br />
Daraus folgt, dass eine Abschaffung der Direktzahlungen dann keinesfalls schon<br />
einkommensneutral möglich wäre.<br />
42
Plenartagung<br />
Übersicht 14: Einkommensentwicklung der Betriebe in Südbaden<br />
Betriebswirtschaftliche Erfolg Wirtschaftsjahr<br />
Ausrichtung Ø 02/03-04/05 2005/2006 2013/2014<br />
Ackerbau (HE) Durchschnitt 49.158 54.145 57.787<br />
erfolgreich 72.137 74.914 78.461<br />
Futterbau-Milch (HE) Durchschnitt 23.690 24.114 19.921<br />
erfolgreich 41.141 41.115 36.900<br />
Futterbau-Sonstige (HE) Durchschnitt 29.253 32.778 30.936<br />
Schweine-Groß (HE) Durchschnitt 47.798 51.305 55.014<br />
erfolgreich 87.916 92.910 97.724<br />
Verbund (HE) Durchschnitt 35.714 34.953 34.652<br />
erfolgreich 67.848 63.300 61.533<br />
Ackerbau (HE) Preissteigerung Durchschnitt 49.158 54.145 63.894<br />
Verbund (HE) Preissteigerung Durchschnitt 35.714 34.953 38.347<br />
Nebenerwerbsbetriebe Durchschnitt 9.293 10.753 11.418<br />
erfolgreich 26.812 29.282 31.724<br />
Quelle: Eigene Berechnungen<br />
Schlussfolgerungen und Zukunftsvision<br />
Mit Bioethanol und Biodiesel werden wichtige Bioenergieträger mit großen Absatzmengen<br />
produziert werden können. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen wird auch in<br />
Biogasanlagen bei einer noch längeren Preisgarantie für Strom nach dem EEG rentabel<br />
investiert und produziert. Zukünftig könnte bei einem Aufbau von Anlagen zur Herstellung<br />
von synthetischem Kraftstoff aus Biomasse (BtL) ein noch breiteres Spektrum von<br />
Ressourcen erfasst werden, insbesondere Schnellwuchsplantagen und Reststroh. Wenn<br />
es gelingt, die Getreideverbrennung technisch umweltfreundlich zu gestalten und die<br />
direkte Wärmenutzung aus Getreide möglich wäre, könnte auch in Kleinfeuerungsanlagen<br />
in landwirtschaftlichen Betrieben Getreide das Heizöl ersetzten. 1 t Getreide substituiert<br />
mehr als 400 l Heizöl und ist schon bei Heizölpreisen von über 40 ct/l wettbewerbsfähig.<br />
Die verschiedenen Verfahren der Bioenergieerzeugung sind nicht nur durch<br />
unterschiedliche Rentabilität, sondern auch durch unterschiedliche Möglichkeiten zur<br />
Nutzung der Wertschöpfung zu unterscheiden. Es bieten vor allem die Getreide- und<br />
Strohverbrennung, die Biogaserzeugung und die Nutzung von natürlichem Rapsöl eine<br />
volle Wertschöpfung für die Agrarwirtschaft, wenn es sich um einzelbetriebliche oder<br />
kooperative Investitionen handelt. Bei Biodiesel aus Raps und Ethanol aus Getreide wird<br />
beim Erzeuger der Rohstoffe keine Wertschöpfung bleiben. Die Frage ist, ob es nicht der<br />
Landwirtschaft in Konsensverhandlungen gelingt, mit der Zuckerindustrie Wertschöpfung<br />
bei der Ethanolherstellung zu sichern. Ähnliche Modelle wären für Biogas für das<br />
Erdgasnetz und für die neue Produktionslinie synthetischer Kraftstoff aus Biomasse zu<br />
entwickeln.<br />
43
Plenartagung<br />
Insgesamt ergeben sich Perspektiven für agrarische Ressourcen. Die Trends der<br />
Entwicklungen sprechen eher für eine Verbesserung der Wettbewerbsposition der<br />
Bioenergie gegenüber der fossilen Energie. Eindeutig ist auch, dass sich die neuen Märkte<br />
nicht ohne Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen entwickeln. Die Agrarpolitik ist<br />
aber in einem Dilemma, denn bis zu 30 % der Flächen müssen bis 2020 in Brachflächen<br />
oder Naturschutzflächen überführt werden. Wenn es gelingt, die Wertschöpfung besser im<br />
Agrarsektor zu sichern, ergeben sich gute Perspektiven für die Landwirtschaft. Gleichwohl<br />
bleibt es bei der bekannten Situation, dass nur etwa 30 % der von einer Generation<br />
bewirtschafteten Betriebe in der nächsten Generation weitergeführt werden. Das bedeutet<br />
sozialer Anpassungsdruck, das bedeutet auch Verlust von wertvollem kulturellen Erbe,<br />
insbesondere im ländlichen Raum.<br />
Literatur<br />
COLBERT, D: EU Need for Biofuel Import? FO Licht World Ethanol Conference 2004,<br />
London, 9. Nov. 04<br />
LAMPE, M. von (2006): Agricultural market impact of future growth in the production of<br />
biofuels. Agr/CA/APM (2005) 24/Final. OECD, Paris<br />
THRÄN, D.,W. Weber, A. Scheuermann, N. Fröhlich, J. Zeddies, A. Henze, C. Thoroe, J.<br />
Schweinle, U. Fritzsche, W. Jenseit, L. Rausch, K. Schmid (2006): Sustainable<br />
strategies for biomass use in the European context. IE- Report, Edition 1/2006,<br />
Institut für Energetik und Umwelt.<br />
44
Plenartagung<br />
Zukünftige Nutzung des Grünlandes in Baden-Württemberg - Gibt es energetische<br />
Alternativen?<br />
Konrad Raab, Christine Rösch, Volker Stelzer:<br />
1 Einleitung<br />
Grünland übernimmt neben seiner Nutzung als Futterlieferant vielfältige Funktionen im<br />
Boden- und Wasser- sowie im Arten- und Biotopschutz. Das durch Wiesen und Weiden<br />
geprägte Landschaftsbild spielt eine wichtige Rolle für den Tourismus. Aufgrund des<br />
züchterischen und technischen Fortschritts ist allerdings die Grünlandnutzung durch die<br />
Rindviehhaltung rückläufig. Seit 1991 ist die Milchleistung in Baden-Württemberg um 35 %<br />
gestiegen und – bei einer bedingt durch die Milchquote weitgehend konstanten Menge an<br />
erzeugter Milch – der Bestand an Kühen um rund 31 % zurückgegangen. Eine<br />
Umwandlung von Grünlandflächen ist aus Gründen des Umwelt-, Natur- und<br />
Landschaftsschutzes zukünftig nur noch begrenzt möglich. Auf der anderen Seite wurden<br />
durch die neuen agrar- und energiepolitischen Regelungen (Stichwort: Grünlandprämie,<br />
Novellierung des EEG) Anreize geschaffen, Grünland zu erhalten und Biomasse verstärkt<br />
energetisch zu nutzen.<br />
Vor diesem Hintergrund führt das Institut für Technikfolgenabschätzung und<br />
Systemanalyse (ITAS) am Forschungszentrum Karlsruhe im Auftrag des Ministeriums für<br />
Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg eine Untersuchung über die<br />
Bestimmung der derzeit und zukünftig überschüssigen Grünlandflächen und über die<br />
Nutzung dieser Flächen zur Energieerzeugung durch.<br />
2 Flächenbilanz Überschussgrünland<br />
Die Berechnung des aktuellen Umfangs überschüssiger Grünlandflächen erfolgte auf der<br />
Basis verfügbarer statistischer Daten über Tierbestände (Rinder, Pferde und Schafe),<br />
Grundfutterbedarf, Flächennutzung und landwirtschaftliche Erträge in Baden-Württemberg.<br />
Für die Entwicklung bis 2015 wurden für Pferde und Schafe wachsende und für<br />
Mutterkühe gleich bleibende Tierzahlen unterstellt. Für Milchkühe wurde aufgrund der<br />
weiter steigenden Milchleistung bei konstanter Milcherzeugung ein verringerter<br />
Tierbestand angenommen. Regionale Verschiebungen der Milchproduktion wurden<br />
entsprechend des Milchquotenhandels der vergangenen Jahre berücksichtigt.<br />
Eine Reihe von Kreisen erreicht nach dieser Berechnung im Jahr 2015 – bezogen auf die<br />
gesamte Grünlandfläche – einen Grünlandüberschuss von 6.000 ha und mehr (Abb. 1).<br />
Für das gesamte Land ergibt sich ein Grünlandüberschuss von 167.000 ha bzw. 26 %.<br />
Der Heizwert des gesamten Aufwuchses auf diesen Flächen beträgt pro Jahr ca.<br />
15.000 TJ.<br />
45
Plenartagung<br />
Legende<br />
Gesamt-Überschussgrünland (Hektar)<br />
0 - 2000<br />
2001 - 4000<br />
4001 - 6000<br />
6001 - 8000<br />
Emmendingen<br />
> 8000<br />
Baden-Baden<br />
Rastatt<br />
Ortenaukreis<br />
Lörrach<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
Karlsruhe<br />
Calw<br />
Freudenstadt<br />
Waldshut<br />
Heilbronn<br />
Rottweil Zollernalbkreis<br />
Tuttlingen<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
Breisgau-Hochschwarzwald<br />
Enzkreis<br />
Böblingen<br />
Konstanz<br />
Main-Tauber-Kreis<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
Ludwigsburg<br />
Tübingen<br />
Esslingen<br />
Reutlingen<br />
Sigmaringen<br />
Hohenlohekreis<br />
Schwäbisch Hall<br />
Rems-Murr-Kreis<br />
Göppingen<br />
Alb-Donau-Kreis<br />
Biberach<br />
Bodenseekreis<br />
Ravensburg<br />
Ostalbkreis<br />
Heidenheim<br />
Heizwert<br />
Gesamt-Aufwuchs<br />
TJ/a<br />
200<br />
Heizwert<br />
Biogas<br />
TJ/a<br />
Abb. 1: Grünlandüberschuss in Baden-Württemberg, Flächenumfang sowie Heizwerte des gesamten<br />
Aufwuchses und des Biogases von geeigneten Flächen<br />
Grünlandaufwuchs in Form von Grassilage wird heute bereits als Koferment zu Gülle oder<br />
Mais und anderen Energiepflanzen eingesetzt. Eine solche Nutzung setzt jedoch voraus,<br />
dass auf den Grünlandüberschussflächen ein hoher Ertrag pro Schnitt und eine gute<br />
Biogas-Futterqualität erzielt sowie eine leistungsfähige Erntetechnik eingesetzt werden<br />
können. Bisher für die Tierfütterung intensiv genutztes Grünland ist demnach am besten<br />
geeignet zur Bereitstellung von Biogasfutter. Nicht nutzbar hierfür sind dagegen Flächen<br />
mit einer Hangneigung größer 25 %, Biotope und FFH-Wiesen. Zu den eingeschränkt<br />
geeigneten überschüssigen Grünlandflächen gehören Streuobst- und extensiv genutzte<br />
Zwei-Schnittwiesen. Insgesamt kann in Baden-Württemberg weniger als die Hälfte des<br />
Überschussgrünlandes so intensiv bewirtschaftet werden, dass eine energetische Nutzung<br />
als Grassilage in Biogasanlagen wirtschaftlich möglich ist. Für knapp 90.000 ha<br />
Überschussflächen kommt dagegen insbesondere aufgrund der unzureichenden Qualität<br />
des Aufwuchses als Biogassubstrat vor allem eine thermische Nutzung in Frage.<br />
Regional sind die für Biogasnutzung geeigneten Flächen sehr unterschiedlich verteilt. In<br />
Abb. 1 ist dem Heizwert des Aufwuchses auf dem gesamten Überschussgrünland der<br />
Heizwert des Biogases gegenübergestellt, das vom Aufwuchs auf den dafür geeigneten<br />
Flächen erzeugt werden könnte. Es zeigt sich, dass z. B. im Südosten ein Großteil des<br />
Überschussgrünlandes für Biogasgewinnung zur Verfügung steht, während es im<br />
200<br />
46
Plenartagung<br />
Schwarzwald aufgrund der hohen Zahl von Hangflächen rechnerisch keine geeigneten<br />
Flächen gibt. Für ganz Baden-Württemberg beträgt der Heizwert des Biogases von den<br />
dafür geeigneten Flächen ca. 4.500 TJ pro Jahr.<br />
3 Bereitstellungskosten für Gras- und Maissilage beim Einsatz in Biogasanlagen<br />
Zur Biogasgewinnung eignet sich sowohl frisches Gras als auch Heu oder Grassilage. Die<br />
Biogaserträge unterscheiden sich dabei nur in geringem Umfang. Aufgrund von Vorteilen<br />
beim Verfahren und bei den Kosten wird hier jedoch nur der Einsatz von Grassilagen<br />
betrachtet. Die Bereitstellungskosten (Vollkosten) wurden auf Datenbasis des KTBL<br />
(2004) kalkuliert 1 . Bei der Nutzung des Gärrückstandes als Düngemittel wurden nur<br />
Ausbringungskosten, aber kein Düngerwert berechnet, da von einer Kreislaufwirtschaft der<br />
Nährstoffe ausgegangen wird. In die Kalkulation einbezogen sind die flächenbezogenen<br />
Prämien 2 .<br />
Unter gegenwärtigen Bedingungen kann Maissilage mit 7,8 Ct/kWhel zu 13 % niedrigeren<br />
Kosten bereitgestellt werden als die preiswerteste Grassilage (dreischürige Variante mit<br />
hohem Ertrag) mit knapp 9 Ct/kWhel (Abb. 2). Grassilage von dreischürigen Wiesen mit<br />
durchschnittlichem Ertrag erreichen mit knapp 10 Ct/kWhel die höchsten<br />
Bereitstellungskosten.<br />
EUR / kWh el<br />
0,17<br />
0,16<br />
0,15<br />
0,14<br />
0,13<br />
0,12<br />
0,11<br />
0,10<br />
0,09<br />
0,08<br />
0,07<br />
Grassilagen von vierschüriger Wiese<br />
dreischüriger Wiese, hoher Ertrag<br />
dreischüriger Wiese<br />
zweischüriger Wiese<br />
Maissilagen<br />
ohne Ertragssteigerung<br />
mit 1 %<br />
2 %<br />
3 %<br />
4 % Ertragssteigerung pro Jahr<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
2012<br />
2013<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
2017<br />
2018<br />
2019<br />
2020<br />
2021<br />
Einspeisevergütung<br />
nach EEG<br />
bei 250kW<br />
Anlage<br />
Abb. 2: Bereitstellungskosten für Gras- und Maissilagen über 20 Jahre (inkl. aller Prämien, ohne Düngerwert<br />
für Gärrest)<br />
1 Schlaggröße 5 ha, Feld-Hof-Entfernung 3 km, Eigenmechanisierung, Ernte mit Lohnunternehmer,<br />
Erträge Grünland 6 bis 9 t TM, Mais 13,5 t TM<br />
2 Berücksichtigt sind Grünlandprämie (72 €/ha), Beihilfen für den Energiepflanzenanbau (45 €/ha ab<br />
einem Ertrag von 38 m³/ha), Ausgleichszulage (50 €/ha) sowie die Grünland-Grundförderung<br />
(90 €/ha) nach der Richtlinie zum Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich in Baden-<br />
Württemberg (MEKA)<br />
2022<br />
2023<br />
2024<br />
47
Plenartagung<br />
Als Folge der Gewährleistung der Stromeinspeisevergütung für 20 Jahre werden in der<br />
Regel für diesen Zeitraum der Betrieb einer Biogasanlage geplant und die Investitionen<br />
abgeschrieben. Während allerdings die Einspeisevergütung über 20 Jahre konstant bleibt,<br />
erhöhen sich die jährlichen Bereitstellungskosten für die Substrate selbst bei moderaten<br />
Annahmen zur Preissteigerung (je nach Kostenpunkt jährlich zwischen 1 und 2 %, für<br />
Treibstoffe 4,3 %) um ca. 30 % für Grassilagen und um rund 50 % für Maissilage (Abb. 2).<br />
Ab 2007 verteuern sich die Bereitstellungskosten für Grassilagen durch eine geplante<br />
Kürzung von MEKA-Prämien deutlich. Durch die Anhebung der Grünlandprämie auf das<br />
Niveau der Ackerprämie verringern sie sich wieder ab 2011 und liegen dann auf einem<br />
ähnlichen Niveau wie die für Maissilagen – trotz dem unterstellten Wegfall der MEKA-<br />
Zuwendung zu diesem Zeitpunkt. Der Anstieg der Bereitstellungskosten führt dazu, dass<br />
im Jahr 2024 70 bis 77 % der Einspeisevergütung für das Gärsubstrat ausgegeben<br />
werden müssen; 2005 lag dieser Wert noch bei 46 bis 59 %. Werden bei Mais für die<br />
Zukunft Ertragssteigerungen angenommen, können die Kostensteigerungen deutlich<br />
verringert, und ab einer Steigerung von ca. 4 % pro Jahr weitgehend kompensiert werden.<br />
Ähnliche Ertragssteigerungen sind für das Grünland wegen der starken Abhängigkeit vom<br />
Niederschlag nicht zu erwarten.<br />
4 Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen zur Stromgewinnung beim Einsatz von<br />
Grassilagen<br />
Wegen der erhöhten Stromvergütung für regenerative Energien und des Bonus bei der<br />
ausschließlichen Verwendung nachwachsender Rohstoffe (EEG 2004) ist derzeit für die<br />
energetische Nutzung von Grünlandaufwuchs die Vergärung in Biogasanlagen mit<br />
anschließender Stromerzeugung besonders interessant. Eine Vollkostenrechnung über<br />
eine Betriebsdauer von 20 Jahren zeigt, dass die durchschnittlichen<br />
Stromgestehungskosten von Biogasanlagen mit Substratmischungen aus Mais- und<br />
Grassilagen ab 500 kWel Leistung unterhalb der Einspeisevergütung liegen (Abb. 3) und<br />
diese somit über die gesamte Laufzeit wirtschaftlich betrieben werden können. Anlagen<br />
mit 250 kWel Leistung sind bei dieser Substratmischung nur wirtschaftlich, wenn für<br />
größere Mengen (im berechneten Beispiel 50 %) der nutzbaren Wärme eine Verwertung<br />
angenommen wird. Hofanlagen mit 100 kWel Leistung kommen in die Nähe der<br />
Wirtschaftlichkeit, wenn vorhandene Infrastruktur (Betriebsfläche, Silolager, Wasser- und<br />
Stromanschluss) und betriebseigene Maschinen verwendet sowie Wohn- und<br />
Betriebsgebäude mit Wärme versorgt werden können.<br />
48
Plenartagung<br />
EUR EUR / / kWh kWh el<br />
0,18<br />
0,17<br />
0,16<br />
0,15<br />
0,14<br />
Stromgestehungskosten bei Vollkostenrechnung über 20 Jahre und<br />
Substratmix aus 45% Gras-, 50% Maissilage, 5% Gülle (TS-Gehalte)<br />
Einspeisevergütung nach EEG<br />
durchschnittliche Entlohnung über 20 Jahre bei Berechnung ohne<br />
Lohnansatz<br />
100 kW<br />
Hofanlage<br />
250 kW 250 kW<br />
mit Wärmenutzung<br />
500 kW<br />
Abb. 3: Wirtschaftlichkeit und Arbeitsentlohnung über 20 Jahre beim Einsatz von<br />
Grassilage in Biogasanlagen<br />
Wird die Kostenberechnung ohne Berücksichtigung eines Lohnansatzes für die<br />
Bereitstellung von Gras- und Maissilagen und den Betrieb der Biogasanlage durchgeführt,<br />
ergibt sich bei den betrachteten Varianten eine Entlohnung je Arbeitsstunde zwischen 11<br />
und 30 EUR. Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Produktionsverfahren, die zum<br />
Teil deutlich unter 10 EUR/AKh liegen, ist dies relativ hoch.<br />
Die Verwendung von Grassilage als Monosubstrat wird derzeit erst in wenigen Anlagen<br />
praktiziert. Inwieweit sich dieses Verfahren aufgrund häufig prognostizierter technischer<br />
und wirtschaftlicher Probleme etablieren wird, muss abgewartet werden. Die Nutzung von<br />
Grassilage als Kosubstrat wird dagegen bereits in vielen Anlagen realisiert, sie trägt<br />
insbesondere an Standorten mit begrenzt verfügbarer Energiemais-Fläche zur<br />
Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen bei.<br />
5 Verbrennungstechnik<br />
Ausgelöst durch einerseits steigende Heizölpreise und andererseits sinkende<br />
Erzeugerpreise für Getreide wurden in der jüngsten Zeit neue Kleinfeuerungsanlagen (bis<br />
100 kW Nennleistung) zur Verbrennung alternativer Biobrennstoffe (insbesondere<br />
Getreide und Stroh) entwickelt, die zum Teil auch mit Heu als Brennstoff erfolgreich<br />
getestet wurden.<br />
Für die Verfeuerung ganzer Stroh-Rundballen wurde von der Fa. Herlt 3 ein Ganzballen-<br />
Vergaserkessel entwickelt, mit dem die Grenzwerte der TA Luft eingehalten werden<br />
können (UBG 2003). Abbrandversuche mit Heu, in denen annähernd die Grenzwerte der<br />
TA Luft erreicht werden konnten (Kiesewalter 2005), bestätigen das gute<br />
Emissionsverhalten des Ganzballen-Vergasers.<br />
3 Fa. HERLT SonnenEnergieSysteme, 17194 Vielist<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
EUR / Akh<br />
49
Plenartagung<br />
Zur Verbrennung von Heu-Hochdruckballen eignet sich der Kessel der Fa. REKA 4 . Über<br />
Förderband und Ballen-Zerkleinerer wird das Heu lose in die Feuerung auf einen<br />
Treppenrost dosiert. Die Emissionswerte liegen für CO und NOx im Bereich der TA Luft-<br />
Grenzwerte. Bei den Staubemissionen können dagegen erst mit einem nachgeschalteten<br />
Edelstahlfilter der Fa. Winkel 5 Werte unter 10 mg/m³ erreicht werden (Oechsner 2006).<br />
Der Probebetrieb mit Getreide und Halmgutpellets in für Holzpellets konstruierten<br />
Verbrennungsanlagen zeigte, dass für diese Brennstoffe spezielle, an deren spezifische<br />
Eigenschaften angepasste Kessel entwickelt werden müssen. In den Feuerungsanlagen<br />
der neuen Generation (z.B. der Pelletkessel der Fa. Agroflamm 6 ) ist die<br />
Verschlackungsgefahr beherrschbar und die Emissionen liegen nahe der TA-Luft-<br />
Grenzwerte (Hering et al. 2006).<br />
6 Wirtschaftlichkeit der Heuverfeuerung<br />
In Abb. 4 sind die errechneten Brennstoffkosten 7 pro Kilowattstunde für unterschiedliche<br />
Mechanisierungsgrade den Handelspreisen für als Brennstoff verwendbare Biomassen<br />
und Heizöl gegenübergestellt. Es wird deutlich, dass Heu gegenwärtig nur unter günstigen<br />
Bedingungen und unter Einbeziehung der agrarpolitischen Flächenprämien 8 mit den<br />
anderen Brennstoffen konkurrieren kann. Stroh wird zu 20 bis 30 % niedrigeren, Getreide,<br />
Holzpellets und Heizöl zu z. T. deutlich höheren Preisen 9 gehandelt als Heu. Werden<br />
allerdings nur vergleichbar aufbereitete Brennstoffe verglichen, zeigt sich, dass die<br />
Bereitstellungskosten von Heupellets trotz angenommener günstiger Pelletierungskosten<br />
von 50 EUR/t deutlich über den Handelspreisen für Getreide liegen (Abb. 4). Im Vergleich<br />
zu Holzpellets liegen die Preise etwa gleich, gegenüber dem gegenwärtigen Heizölpreis<br />
dagegen sichtbar günstiger.<br />
4<br />
Maskinfabrikken REKA, DK-9600 Aars, für größere Leistungen können auch Rundballen eingesetzt<br />
werden<br />
5<br />
Fa. Oskar Winkel, 92224 Amberg<br />
6<br />
Fa. Agroflamm Feuerungstechnik, 51491 Overath-Untereschbach<br />
7<br />
Vollkostenrechnung auf Datenbasis des KTBL (2004), Schlaggröße 5 ha, Feld-Hof-Entfernung 3 km,<br />
Eigenmechanisierung, Ernte mit Lohnunternehmer, einmal genutzte Zwei-Schnittwiese, Ertrag 3,9 t<br />
TM<br />
8<br />
Berücksichtigt sind Grünlandprämie (72 €/ha), Ausgleichszulage (50 €/ha) sowie die Grünland-<br />
Grundförderung (90 €/ha) und die Förderung von artenreichem Grünland (50 €/ha) nach der<br />
Richtlinie zum Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich in Baden-Württemberg (MEKA)<br />
9<br />
Preisannahmen: Getreide 90 €/t, Holzpellets 200 €/t, Heizöl 60 Cent/l<br />
50
Plenartagung<br />
Cent / kWh<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
ohne Prämien<br />
mit Prämien<br />
HD-Ballen<br />
Rundballen<br />
Quaderballen<br />
Eigenverbrauch inkl. Transport HD-, Rund- und<br />
Quaderballen<br />
Heu<br />
Heupellets<br />
Bereitstellungskosten Handelspreise<br />
Heu<br />
Abb. 4: Bereitstellungskosten für Heu frei Feuerungsanlage und Handelspreise für Biomassebrennstoffe und<br />
Heizöl<br />
Die Wärmegestehungskosten hängen außer von den Brennstoffkosten v. a. von den<br />
Investitionen für die Feuerungsanlage und die dafür notwendigen baulichen Maßnahmen<br />
sowie von den Kosten für Wartung und Betrieb der Anlage ab. Die gesamten<br />
Investitionskosten inkl. baulicher Maßnahmen der in Kapitel 0 vorgestellten Anlagen<br />
betragen für einen 40 kW-Halmgut-Pelletkessel rd. 800 €, für einen 89 kW-<br />
Ganzballenvergaser ca. 1.000 € und für eine 30 kW-Treppenrostfeuerung für Hochdruck-<br />
Ballen rd. 1.700 € je Kilowatt installierter Leistung. Wird bei der Rostfeuerung ein 90 kW-<br />
Kessel und eine Rundballenauflösung eingesetzt, sinken die Investitionskosten auf gut<br />
1.000 €/kW.<br />
Unter Einbeziehung aller Investitions-, Verbrauchs- 10 und Betriebskosten (inkl.<br />
Arbeitskosten) und bei einer Betriebsdauer von 2.000 Volllaststunden pro Jahr errechnen<br />
sich als Wärmegestehungskosten ab Biomasse-Feuerungsanlage beim Einsatz von Heu<br />
rund 9 Cent/kWh, nur die Rostfeuerung mit HD-Ballen ist mit 15 Cent/kWh deutlich teurer<br />
(Abb. 5). Bei gleichen Randbedingungen ergeben sich beim Einsatz von Getreide und<br />
Holzpellets Wärmegestehungskosten von jeweils rund 8 Cent/kWh, bei Heizöl von ca.<br />
8,5 Cent/kWh. Diese Kosten sind aber nicht direkt miteinander vergleichbar, da zum einen<br />
die Feuerungswärmeleistungen nicht auf gleichem Niveau liegen und keine konkreten<br />
Versorgungsaufgaben definiert wurden.<br />
10 Heu-Brennstoffkosten mit Berücksichtigung der Prämien für Extensivgrünland<br />
Stroh<br />
Getreide<br />
Holzpellets<br />
Heizöl<br />
51
Plenartagung<br />
Cent/kWh th<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
30 kW 89 kW 40 kW 40 kW 40 kW 40 kW 40 kW<br />
REKA Herlt Agroflamm Agroflamm<br />
HD-Ballen Rundballen Pellets Körner<br />
Wärmegestehungskosten<br />
Brennstoffkosten<br />
Heu Heu Heu Getreide Holzpellets Pappel-<br />
Hackschnitzel<br />
Heizöl<br />
Abb. 5: Wärmegestehungskosten bei Einsatz von Heubrennstoffen sowie vergleichbarer<br />
Biomassebrennstoffe und Heizöl<br />
Eine Erhöhung der Volllaststunden z. B. durch einen Einsatz im Grundlastbetrieb<br />
verbessert die Wirtschaftlichkeit von Biomassefeuerungen gegenüber fossil befeuerten<br />
Anlagen, da die relativ hohen Investitionskosten auf mehr Betriebsstunden verteilt werden.<br />
So sinken die Wärmegestehungskosten der Heuballen-Feuerungsanlagen um 30 bis<br />
35 %, wenn die Zahl der Volllaststunden von 2.000 auf 4.000 angehoben werden kann.<br />
Bei der v. a. von den Brennstoffkosten abhängigen Ölheizung werden dagegen nur 7 %<br />
Kosteneinsparung erreicht.<br />
Die Heuverbrennung ist den Berechnungen zufolge trotz Einbeziehung von<br />
agrarpolitischen Prämien für extensive Grünlandbewirtschaftung derzeit wirtschaftlich<br />
ungünstiger als die Verfeuerung von Getreide, Holzpellets oder Hackschnitzel. Auch<br />
gegenüber Stroh stellt sich die Heuverbrennung ökonomisch schlechter dar. Im Vergleich<br />
zu den gegenwärtig hohen Heizölpreisen kommt die Wärmeversorgung mit Heupellets<br />
dagegen in die Nähe der Wirtschaftlichkeit.<br />
7 Zusammenfassung<br />
Nicht mehr für die Tierfütterung benötigter Grünlandaufwuchs kann entweder als Substrat<br />
für Biogasanlagen oder als Brennstoff für Feuerungsanlagen verwendet werden. Rund die<br />
Hälfte des in Baden-Württemberg nicht mehr für die Raufuttererzeugung erforderlichen<br />
Grünlands ist prinzipiell geeignet zur Herstellung eines Biogassubstrats. Als Kosubstrat mit<br />
Maissilage oder Gülle kann Grassilage von ertragreichen Flächen in bestimmten<br />
Biogasanlagen wirtschaftlich zur Stromerzeugung eingesetzt werden. Die Nutzung der<br />
anfallenden Wärme trägt dabei maßgeblich zur Erreichung bzw. Verbesserung der<br />
Wirtschaftlichkeit des Anlagenbetriebs bei. Dagegen ist die Verbrennung von Heu aus<br />
52
Plenartagung<br />
ertragsarmen Grünlandflächen lediglich bei Versorgungsaufgaben mit hohen<br />
Volllaststundenzahlen wirtschaftlich umsetzbar. Eine Nutzung von Extensivgrünland zur<br />
Brennstofferzeugung in größerem Umfang könnte erst bei weiter steigenden Heizölpreisen<br />
oder durch zusätzliche Förderung realisiert werden. Sowohl bei den biologischen als auch<br />
bei den thermischen Verfahren haben agrarpolitische Subventionen (Grünlandprämie,<br />
Ausgleichszulage, Länderprogramme für extensive Nutzung von Grünland wie z. B.<br />
MEKA) und energiepolitische Förderungen (z. B. EEG) einen entscheidenden Anteil an<br />
der Wirtschaftlichkeit der Energiegewinnung aus dem Grünland. Dies betrifft insbesondere<br />
extensive Grünlandflächen<br />
8 Literatur<br />
EEG (2004): Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien. BGBl I 2004, 1918.<br />
Hering, Th.; Peisker, D.; Vetter, A. (2006): Stand der Felduntersuchungen an<br />
Kleinfeuerungsanlagen mit Biobrennstoffen. Vortrag auf der Seminarveranstaltung Energetische<br />
Nutzung von Getreide und alternativen Biobrennstoffen in Kleinfeuerungsanlagen am 11.05.2006<br />
in Berlin<br />
Kiesewalter, S. (2005): Aufbereitung und Verbrennung halmgutartiger Biomasse. Vortrag auf der<br />
Baulehrschau Fachtag „Biomasse – Heizenergieträger im ländlichen Raum“ am 02.12.2005 in<br />
Köllitsch<br />
KTBL – Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (2004): Betriebsplanung<br />
Landwirtschaft 2004/05. Darmstadt<br />
KTBL – Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (2005): Gasausbeute in<br />
landwirtschaftlichen Biogasanlagen. Darmstadt.<br />
UBG – Staatliche Umweltbetriebsgesellschaft Sachsen (2003): Bericht über die Durchführung von<br />
Emissionsmessungen an der Strohfeuerungsanlage der Wiesenburger Land e. G. in Wiesenburg.<br />
Berichts-Nr.: 42/04/02/03<br />
Oechsner, H. (2006): Neues aus der Getreide- und Heuverbrennung. Vortrag auf der Tagung der<br />
Akademie Ländlicher Raum „Bioenergienutzung in Baden-Württemberg – Auf dem Weg zum<br />
nachhaltigen Ausbau“ am 13.02.2006 in Stuttgart<br />
53
Plenartagung<br />
Der intensive Ackerbau am Oberrhein aus der Sicht der elsässischen Landschaft<br />
Lichtenberger, Aimé ( Landwirtschaftskammer Haut-Rhin):<br />
Das Departement Haut-Rhin wird durch vier natürliche Gebiete beschrieben:<br />
- die Vogesen<br />
- das Piemont der Vogesen mit seinen Weinbergen<br />
- die Rheinebene<br />
- das Sundgau.<br />
Vor mehr als zwanzig Jahren wurden Mischkulturen durch das System der Spezialkulturen<br />
ersetzt (Getreide, Wein, Milchwirtschaft). Diese Entscheidungen haben auch einen starken<br />
Einfluß auf die Raumnutzung: ausschließlich Präirial-Gebiete in den Vogesen, vorrangig<br />
Maisanbau in der Rheinebene, Weinbau am /im Piemont und Fruchtwechsel im<br />
Sundgau).<br />
Die öffentlichen Politiken, die Bodenaufteilung in der Ebene des Sundgaus sowie der<br />
technologische Fortschritt waren hierfür die drei Hauptfaktoren.<br />
I. DIE LANDWIRTSCHAFTLICHE NUTZUNG IST EINE RAUMTÄTIGKEIT , DIE<br />
DURCH EUROPÄISCHE ENTSCHEIDUNGEN GEPRÄGT WURDE<br />
Das Department Haut-Rhin, zeichnet sich durch eine einheitliche Beschaffenheit seiner<br />
landwirtschaftlichen Nutzflächen aus: sie sind von mittlerer Größe, und sowohl für<br />
Mischwirtschaft wie auch für spezialisierten Anbau geeignet.<br />
Dank der ersten gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die zwischen 1962 und 1982 in Kraft<br />
trat, kann sich die Landwirtschaft dieses Departements, trotz ihrer wenig bedeutender<br />
Bodenfläche, im Wettbewerb behaupten. Einige jüngere politische Maßnahmen, setzten<br />
jedoch das System einer wirtschaftlichen Gefahr aus.<br />
A. Leistungsstarke mittelgroße Betriebe<br />
54% (828) der professionellen Betriebe nutzen eine Fläche, die weniger als der Hälfte der<br />
Referenzeinheit entspricht: dieser Betriebe bauen mindestens 12 ha Weizen oder 9 ha<br />
Mais an und nutzen mindestens 0,75 EH landwirtschaftlicher Arbeitskraft. Eine halbe<br />
Referenzeinheit entspricht 50 ha in der Ebene und im Sundgau, oder 40 ha<br />
Hügellandschaft unterhalb der Vogesen. Fast 13% der Betriebe (190) bewirtschaften eine<br />
Fläche, die größer als eine Referenzeinheit (100ha) ist.<br />
Die durchschnittliche Produktion pro Hektar innerhalb der letzten fünf Jahre belief sich auf:<br />
- 102 Doppelzentner Mais (108 bis 123 DZ in der Ebene) – der durchschnittliche<br />
landesweite Ertrag liegt bei 87 DZ.<br />
- 70 Doppelzentner Weizen (der französische Durchschnitt liegt bei 73 DZ).<br />
Der Mais-Schlag nimmt 84% der Getreidefläche ein, der Weizen 15% der Fläche.<br />
54
Plenartagung<br />
Der Mais ist auf Grund von sechs Faktoren vorherrschend:<br />
- Optimale pedologische und klimatische Bedingungen.<br />
- Niedrigeres landwirtschaftliches Risiko als bei Weizen-, Öl- und Eiweißsaaten<br />
(daher die regelmäßige Erträge).<br />
- Ein starkes Bewässerungspotential und gute Reizbeantwortung der Pflanze.<br />
- Höhere Bruttomarge pro Hektar im Vergleich zu anderen Getreidesorten,<br />
insbesondere bedingt durch einen sehr hohen Ertrag, aber auch durch<br />
Prämienzahlungen im Rahmen der GAP-Reform von 1992, die bewässerten und<br />
nicht bewässerten Mais unterscheidet (siehe genaue Werte *)<br />
- Eine wettbewerbsfähige Marktorganisation und eine effiziente Struktur an<br />
Erntelager. Desweiteren liegt ein logistischer KKV (komparativer Konkurrenzvorteil)<br />
vor, der durch die Nähe zum Rhein begründet ist.<br />
- Guter anbautechnischer Wissensstand.<br />
*<br />
Bruttomargen pro Hektar (Produkt + anteilsmäßige Aufwandsentschädigung<br />
der GAP)<br />
• Bewässerter Mais in der Ebene 974€ bis zu 1189 €<br />
• Bewässerter Weizen in der Ebene 480€ bis zu 818 €<br />
• Mais im Sundgau 731€ bis zu 997 €<br />
• Weizen im Sundgau 535€ bis zu 796 €<br />
B. Die erste GAP als Grundstein landwirtschaftlichen Entwicklung<br />
Für die Gesamtheit der Mitgliedsländer der europäischen Gemeinschaft gilt es<br />
festzustellen, daß die europäische Agrarpolitik, die durch wichtige nationale Maßnahmen<br />
unterstützt wurde, die Treibfeder für die Entwicklung und Modernisierung unserer Betriebe<br />
gewesen ist.<br />
Während der ganzen Periode von 1962 bis 1992, schützten Garantiepreise und<br />
Zuzahlungen die europäischen Landwirte vor Kursschocks der Weltmärkte. Zugleich<br />
ermöglichten diese Zahlungen den Unternehmen einen ausreichenden ökonomischen<br />
Planungshorizont, um ihre die Entwicklungsprojekte aufbauen und realisieren zu können.<br />
Zeitgleich nahm das Departement Haut-Rhin in Sachen Flurbereinigung eine<br />
Pionierstellung ein. Dieser Schritt wurde um so leichter angenommen, da er die<br />
Rationalisierung der Feldarbeit ermöglichte. Durch die Nutzung neuen Geräts konnten die<br />
Landwirte am technologischen Fortschritt teilhaben: damals auf dem Gebiet der<br />
Mechanisierung heute vorwiegend auf dem Gebiet der Wurzelbewässerung.<br />
Für Europa und den Nationalstaaten war die landwirtschaftliche Entwicklung von hoher<br />
Priorität gewesen. Die Verbesserung der Produktivität war (somit) zugleich:<br />
• Ein politisches Ziel.<br />
• Eine Erwartung von Seiten der Gesellschaft.<br />
Dank der Möglichkeiten die das Elsaß gemeinsam mit seinen Einwohner bot, konnten<br />
beide Ziele erfüllt werden.<br />
55
Plenartagung<br />
Sowohl die erste Reform der GAP, (mit Ausnahme der Reform Mac Sharry, die die<br />
Milchquote im Jahr 1992 einführte) wie auch die weitere Reform im Jahre 1999 (Paquet<br />
Santer), betonten beide stark den Produktionsausbau an Mais. Dies ging wiederum zu<br />
Lasten des Anbaus an Öl- und Eiweiß-Saaten.<br />
Bis auf wenige Gebiete des Piemonts, die nicht bewässerbar sind, verschwanden Raps<br />
und Soja vollständig (noch vor 15 Jahren wurden hiervon zusammen 5000 ha angebaut.<br />
Als Grund für den Fruchtwechsel in der Ebene ist die Reform von 1992 zu nennen: die<br />
Hilfezahlungen, auch « Kompensationszahlungen » genannt, wurden seither stark<br />
reduziert.<br />
Das wirtschaftliche Interesse lag in der Stärkung der Maisproduktion, da der Mais die<br />
ertragsstärkste Pflanze in der elsässischen Ebene war(sowohl im Bezug auf Rendite, wie<br />
auch hinsichtlich des Konkurrenzvorteils durch die Nähe zum Rhein).<br />
Allerdings konnte die Mehrzahl der Betriebe keine ausreichenden Einnahmen nur<br />
aufgrund der Hilfezahlungen generieren. Seither leiden die Betriebe wirtschaftlich unter<br />
einer fehlenden Konkurrenzfähigkeit begründet durch:<br />
• Die Höhe der Getreidezahlungen<br />
• Den Anteil der Produktionskosten<br />
Und dies trotz im Landesverglich überdurchschnittlicher Ertragsmengen.<br />
56
Plenartagung<br />
II. DER PFAD DER TECHNISCHEN NEUERUNGEN BERÜCKSICHTIGT<br />
MITTELERWEILE DIE BEDROHUNG DURCH UMWELTSCHÄDEN<br />
Wirtschaftliche, wie auch sozio-ökologische Interessen können nicht getrennt betrachtet<br />
werden.<br />
Gegensätzlich zur vorherrschenden Meinung ist die Produktionsleistung nicht<br />
ausschließlich das Ergebnis der Einführung von Mineraldüngung.<br />
Zu den drei weiteren Hauptdeterminanten für die heutige Leistungsstärke gehören<br />
agronomisches Wissen, Kenntnisse um die Artenauswahl und der technische und<br />
wissenschaftliche Fortschritt auf dem Gebiet des Pflanzenschutzes.<br />
Hätte man nur die Ertragskraft als alleiniges Ziel verfolgt (dies wurde lange Zeit durch<br />
öffentliche Politiken propagiert), wäre es voraussichtlich zu einem übermäßigen Einsatz<br />
von Dünge- und Pflanzenschutzmittel gekommen.<br />
Dieser Fehlentwicklung konnte man dank kollektiver Maßnahmen und der Sensibilisierung<br />
des Einzelnen in der Landwirtschaft Tätigen gut entgegenwirken.<br />
A. Eine Landwirtschaft, die Produktionsleistung und Umweltschutz vereint.<br />
Eine Empfehlung mit dem Ziel der Absenkung der Erträge, ist kaum vorstellbar und erst<br />
recht nicht umsetzbar.<br />
Es genügt bereits die Entfaltung des vorhandenen Potentials zu optimieren. Dies kann<br />
sowohl auf qualitativer wie auch quantitativer Ebene der Pflanzenkulturen geschehen<br />
(Ausschöpfung der Böden und des Genpotentials der Pflanzen).<br />
Bereits jetzt sollte man die Forschung und die Vermittlungstätigkeit in Richtung des:<br />
• Vernünftigen Gebrauchs von Dünger, Wasser und Pflanzenschutzmittel orientieren.<br />
Dabei geht es Konkret um: handelt es sich die Beschreibung der Maßnahmen:<br />
• den richtigen Zeitpunkt<br />
• das richtige Maß<br />
• und die richte Wahl<br />
des richtigen Pflanzenschutzmittels. Besonders hinsichtlich der Auswirkungen auf die<br />
Wasserqualität ist auf öko-toxikologischen Eigenschaften zu achten.<br />
Die wissenschaftliche Forschungstätigkeit der Pflanzenschutzhersteller führte in den<br />
letzten Jahrzehnten zu riesigen Fortschritten.<br />
Das Verbot von Atrazine führte wiederum zur Verwendung anderer Mittel, deren<br />
Auswirkungen auf den Boden man nicht ausreichend kennt. (Migrationsgeschwindigkeit,<br />
Umfang an Metaboliten)<br />
57
Plenartagung<br />
Im Blickfeld des Milieuschutzes und hierbei insbesondere des Wasserschutzes, wurden<br />
mehrere Maßnahmen ergriffen. Diese wären:<br />
• Die Programme FERIMIEUX auf der Stufe eines einheitlichen geografischen<br />
Sektors, auf dem Gebiet der Topographie und der Produktionssysteme (drei<br />
Sektoren wurden eingegrenzt: Hardt/Ried, Sundgau, Weinberge). Diese<br />
Programme unterteilen sich in unterschiedliche Aufgaben :<br />
o Erforschung und Erprobung der Filter- Reinigungskräfte bedingt durch das<br />
Säen von Gras.<br />
o Eine Studie über Praktiken der Landwirte<br />
o Informations- und Gesprächsveranstaltungen zum Thema vernünftiger<br />
Einsatz von Dünger und sparsamer Bewässerung.<br />
o Unterstützung bei der Handhabung von Abwässern in der Tierzucht.<br />
Diese Sammlung an Maßnahmen hat zu einer Verringerung des Einsatzes von Mineralien<br />
geführt und die Wasserqualität im Bezug auf ihren Nitratgehalt stabilisiert, wenn nicht<br />
verbessert.<br />
(Kurve APRONA)<br />
B. Zunehmend einschränkende Umweltschutzbestimmungen<br />
Die Qualitätsnormen für Grundwassers, welches für die menschliche<br />
Nahrungsmittelproduktion genutzt wird, sind immer strenger.<br />
Die Wasserqualität muss den geltenden Trinkwasser-Obergrenzen entsprechen, welche<br />
sind:<br />
• Weniger als 50 mg/l Nitrat<br />
• Weniger als 0,1 µg/l Pflanzenschutzmittel (eines identifizierten Mittels)<br />
• Weniger als 0,5 µg/l an Pflanzenschutzmittel (in der Summe)<br />
Das Pflanzenschutzmittel ATRAZINE, das künftig verboten ist, ist im Elsaß (phreatisches<br />
Grundwasser und Sundgau) stark vorhanden und die Richtwerte für Trinkwasser<br />
übersteigen um mehr als 10% die gewöhnlichen Werte (Quelle: Bestandsaufnahme<br />
APRONA 2003). Ander Pflanzenschutzmittel werden im phreatischen Grundwasser und<br />
Sundgau ebenfalls nachgewiesen und gemessen: SIMAZINE, TERBULYSINE, DIURON,<br />
METOLACHLORE, ALACHLORE, BENAZONE…)<br />
Die Situation führt zu strengeren Regelungen und zu starken Einschränkungen für neue<br />
Wasser-Entnahmegebiete (Verbot aller chemischen Mittel der angrenzenden Gebiete).<br />
1. Aktionsplan für die Fassung von Wasser<br />
Die Vorgehensweise besteht aus einer Diagnostischen Studie, welche durch einen<br />
präventiven oder korrigierenden Aktionsplan gefolgt wird (Kulturwechsel, Begrünen von<br />
Landstreifen, Ortung von Brachland, Ortung von Graslandschaften, Ausmaß und Wahl von<br />
Pflanzenschutzmittel).<br />
58
Plenartagung<br />
Um diesen neuen Herausforderungen entsprechen zu können, hat die<br />
Landwirtschaftskammer in Verbindung mit den Wasserwerken, den öffentlichen Diensten<br />
und den Landwirten einige Vorkehrungen getroffen. Drei Ziele sind hierbei zu erfüllen:<br />
• Eine mittel- bis langfristige Verbesserung der Wasserqualität.<br />
• Vorwegnahme der vorgeschriebenen Regularien und idealerweise deren<br />
Bewahrung.<br />
• Unterstützung und Legitimierung abweichender Maßnahmen seitens der<br />
Wasserwerke, wenn diese notwendig sind.<br />
2. Der Kampf gegen Überflutungen und Bodenerosion<br />
Schon aus alter Zeit führte das Phänomen der Schlammströme aufgrund seiner Häufigkeit<br />
und Größe der Schäden zur Verzweiflung der Landwirte, zu Enttäuschung der<br />
Wählerschaft und erzürnte die zu Flutopfer gewordenen Bewohner.<br />
Die Verantwortung hierfür liegt zum einen bei den Landwirten, die sich dazu entschlossen,<br />
neue Bodenflächen zu bebauen, mit dem Ziel das Produktionssystem zu rationalisieren.<br />
Auf der anderen Seite liegt die Verantwortung in der öffentliche Hand, die die Entwicklung<br />
von städtischen Gebieten in gefährdeten Zonen unterstützten.<br />
Das SAUD hat 2004 eine Methode zur Risikoanlyse entwickelt, die es ermöglicht,<br />
bedrohte Zonen anhand der dort angewendeten landwirtschaftlichen Praktiken zu<br />
identifizieren und letztendlich Karte von Risikogebieten zu erstellen.<br />
Das SAUD hat unter anderen ein Methodologie formalisiert welche:<br />
• Das Ausmaß der tatsächlich von den Landwirten umgesetzten Veränderungen im<br />
Bereich der landwirtschaftlichen Praktiken anzeigt.<br />
• Die ökonomischen Auswirkungen dieser Änderungen beziffert und damit bei der<br />
Suche nach kompensatorischen Lösungen hilft.<br />
Dieses Werkzeug bietet den Vorteil der Zusammenführung verschiedener Teilnehmer, die<br />
die Lösung des Problems der Schlammströme verfolgen. Dabei soll aber auch auf die<br />
wirtschaftlichen und technischen Einschränkungen seitens der Landwirte, von denen man<br />
die Veränderungen fordert, Rücksicht genommen werden.<br />
Diese Arbeitsweise scheint uns der einzige Garant für eine gute Annahme der<br />
Maßnahmen und deren zügigen Umsetzung seitens der Landwirte zu sein. Außerdem<br />
scheint dies zur „Befriedung“ der möglichen auftretenden örtlichen Konflikte beizutragen.<br />
C. ?????.Weitere Gefahren<br />
Die Chrysomele (Diabrotika Vigifera) ist zum ersten Mal im Sommer 2003 in der Gegend<br />
von SAINT-LOUIS aufgetreten:<br />
Ein Erlaß der Präfektur (vom 11. August 2003) ordnete folgende Maßnahmen für den<br />
Kampf gegen dieses Insekt an:<br />
• Einteilung in drei Zonen: Brennpunkt, Sicherheit, Puffer.<br />
• Verpflichtender Kulturwechsel<br />
59
Plenartagung<br />
• Obligatorische Bekämpfung der Larven und Erwachsenen im Jahr 2004<br />
Das Ersetzen des Mais durch andere Kulturen schwächte den Getreideanbau und die<br />
Viehhaltung.<br />
Ungeachtet der Reformen bezgl. der Direkthilfen und der Wiederherstellung des<br />
Möglichkeit von Einzelzahlungen die von der Produktion losgelöst sind (75%), liegt der<br />
Unterschied der Bruttomarge zwischen Mais und anderen Erzeugnissen bei 150€/ha.<br />
Der Wechsel auf andere Weizen, Öl- und Eisweißsaaten hat zur Folge, dass neue Ernte-<br />
und Verarbeitungsmaterial angeschafft werden mußten.<br />
Die Substituierung der Maiskultur durch andere Getreidesorten (insbesondere durch den<br />
Weizen) hatte auch für Lagerhalter erhebliche finanzielle Folgen. Bezogen auf den<br />
Fruchtwechsel innerhalb der Zonen Brennpunkt und Sicherheit und den Regularien der<br />
Präfektur kam es zu folgenden Schäden:<br />
• Verluste auf dem Gebiet des Trocknens innerhalb der zwei Jahre die auf 850.000€<br />
geschätzt werden.<br />
• Der Verlust an Gewinnmargen aus Beiträgen beläuft sich auf 550.000€ innerhalb<br />
der zwei Jahre. Dies gilt nur für 10% des Mais-Schlags innerhalb des<br />
Departements Haut-Rhin.<br />
Diese Beträge dürften in ihrer Gesamtheit auf den Getreidebereich des Haut-Rhin<br />
aufprallen, insbesondere zu Lasten der Hersteller.<br />
Die Ausdehnung der Chrysomele und die Mittel der Bekämpfen seitens der Präfektur<br />
bescherte den Lagerorganisationen einen Verlust von 13 Mio. € innerhalb der letzten zwei<br />
Jahre.<br />
Des Weiteren hatte dies Auswirkungen auf:<br />
• Die Arbeitsplätze direkt<br />
• Den Zwischenhandel<br />
• Nachgelagerte Bereiche der Stärkeproduzenten und Mehlhersteller (900.000 t Mais<br />
werden pro Jahr vor Ort umgewandelt). Das Ersetzen des Mais durch Getreide<br />
hatte große logistische Probleme zur Folge, da kein Erntesilo für eine kurzfristige<br />
Getreidehaltung ausgerichtet war. Dies verdeutlicht die Grenzen der behördlichen<br />
Maßnahmen.<br />
C. Eine angegriffene und verletzbare Wirtschaft<br />
Berücksichtig man die Vergütung von 13.000€/Jahr einer Arbeitskraft, müßten die Erträge<br />
folgende sein:<br />
Mais €/t<br />
• Mit PAC-Prämien<br />
• Ohne PAC Prämien<br />
Getreide €/t<br />
• Mit PAC-Prämien<br />
• Ohne PAC Prämien<br />
Mit<br />
88<br />
133<br />
88<br />
137<br />
104<br />
150<br />
Für einen<br />
Referenzpreis von<br />
95€/t Mais<br />
Für einen<br />
Referenzpreis von<br />
95€/t Getreide<br />
60
Plenartagung<br />
Diese Zahlen zeigen klar den Grad der Abhängigkeit von den Hilfezahlungen auf. Die<br />
Tendenz zur Absenkung der Hilfezahlungen der ersten Säule der PAC, aber auch die<br />
Konkurrenz auf dem Weltmarkt bzw. des intra-europäischen Markts, wird das<br />
wirtschaftliche Risiko erhöhen.<br />
In der Vorausschau geht es um:<br />
• Gründung von Versicherungsvereinen hinsichtlich der Produktionsfaktoren Material<br />
und Mensch (Betriebsgesellschaften – Genossenschaften zur gemeinsamen<br />
Nutzung von Maschinen – Arbeitgeberverbände).<br />
• Die Integration in die Qualitätssicherung (Bsp. : Alsepi).<br />
Eine starke Tendenz liegt in der Erhöhung der Bebauungsflächen, einzelner Pflanzen<br />
(Getreidemonokulturen) oder von Mischkulturen in Verbindung mit Viehzucht.<br />
Zusammenfassung:<br />
Die Ausdehnung der Getreideflächen in der Elsässischen Ebene ist eine Utopie.<br />
Wir müssen unsere Anstrengungen in Richtung einer Verknüpfung einer zum einen<br />
optimalen produktiven und technischen Nutzung und zum anderen einem schonenden<br />
Umgang mit der Umwelt<br />
Die Elsässische Ebene wird nie unter Wassermangel leiden.<br />
Die notwendige Bewässerung in Verbindung mit einem maßvollen Zutun wird das<br />
Überleben des Getreideanbaus ermöglichen.<br />
61
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Nachhaltige Bewirtschaftungspläne/Maßnahmen mit entsprechenden<br />
Bestandaufnahmen und Zielsetzungen zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen-<br />
Richtlinie (WRRL 2000) in der Landwirtschaft aus der Sicht ihrer Nährstoffhaushalte<br />
Isermann, Klaus (Büro für Nachhaltige Land(wirt)schaft und Agrikultur BNLA); Isermann,<br />
Renate:<br />
I EINLEITUNG: Anlässe/ Schutzgüter<br />
Auf der Grundlage entsprechender Bestandsaufnahmen von Gewässereinzugsgebieten<br />
und ihrer Zielsetzungen (z.B. LAWA-Gewässerklassifikation (1998/2005)[Tab.2] sind<br />
nunmehr notwendige nachhaltige Bewirtschaftungspläne/Maßnahmenkataloge zur<br />
Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL 2000) und ihrer (unter-)gesetzlichen<br />
Regelwerke (z.B. EU-Nitratrichtlinie (1991), (Entwürfe der) EU-Grundwasserrichtlinie 2006,<br />
-Meeresstrategie 2006, -Bodenrichtlinie 2002/2005, Düngeverordnung (2006) etc.<br />
wesentliche Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung der Land(schafts)bewirtschaftung aus<br />
der Sicht ihrer Nährstoffhaushalte, hier insbesondere des Ernährungsbereiches mit<br />
Landwirtschaft und seiner Pflanzen- und Tierproduktion (~ernährung), Humanernährung<br />
sowie Abwasser- und Abfallwirtschaft , der Forstwirtschaft und der (Trink-<br />
)Wasserwirtschaft . Vorrangig betrifft dies hier primär die eutrophierenden Nährstoffe N<br />
und P, sekundär aber auch C (Humus) und S, insbesondere , wenn man<br />
notwendigerweise die Interaktionen mit anderen Umweltbeeinträchtigungen wie<br />
Luftschadstoffen (Versauerung / Waldschäden) und Klimaveränderungen/Treibhauseffekt<br />
zugleich berücksichtigt. – Schutzgüter sind hier also die Hydrosphäre mit<br />
Grundwasser und Oberflächengewässer aber auch die Pedosphäre (Böden) aus<br />
Anlaß ihrer Eutrophierung (Hypertrophierung) insbesondere mit N und P und nicht<br />
aus Anlass der Gefährdung der Hydrosphäre mit vermeintlich und längst<br />
widerlegten indirekt humantoxikologischem Nitrat [Methämoglobinaemie, (Magen-<br />
)Krebs].<br />
II: ERGBNISSE, DISKUSSION UND SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />
1. Ausgangslage Deutschland (Ø 1998/2000) [Tab. 1]<br />
1.1 An den gesamten jährlichen N-Einträgen von 687 000 t N (= 19,3 kg N/ha GF) bzw.<br />
33 163 (=0,93 kg P/ha GF) [ jeweils 100%] in die Oberflächengewässer Deutschlands mit<br />
entsprechenden durchschnittlichen Konzentrationen von 6,45 mg TN/l bzw. 0,310 mg TP/l<br />
sind beteiligt (Behrendt et al. 2003)<br />
• Der natürliche Hintergrund mit 126 750 t N = 3,6% bzw. 3 859 t P = 12% mit<br />
errechneten (ermittelten) Konzentrationen von 1,18 (0,71) mg TN/l bzw. 0,036 (0,034)<br />
mg TP/l<br />
• Anthropogene Einträge mit 561 220 t N= 82% bzw. 29 304 t P = 88%, davon:<br />
> Punktquellen mit 131 360 t N = 19% bzw. 9 068 t P = 27%<br />
> Diffuse Quellen mit 556 610 t N = 81% bzw. 24 095 t P = 73%, davon mit überra-<br />
gendem Anteil die Landwirtschaft mit 390 040 t N = 57% (= 22,8 kg N/ha LFB)<br />
und 16 698 t P = 50%(= 0,98 kg P/ha LFB)<br />
1.2 Der Grundwasserpfad ist an diesen N-Einträgen zu 69 (43-78) % und P-<br />
Einträgen zu 24 (18-27) % beteiligt.<br />
62
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
1.3 Seit 1985 bis 2000 ergaben sich folgende Veränderungen dieser N- und P-<br />
Einträge in die Oberflächengewässer:<br />
• Gesamt: N: -39% bzw. P: - 69%, davon:<br />
• Punktquellen: Kommunale Kläranlagen: N: -62% bzw. P: -86%;<br />
Industrielle Direkteinleiter: N: -87% bzw. P: -87%<br />
• Diffuse Quellen: N: -19% bzw. P: -16%, davon:<br />
• Landwirtschaft: N: -20% bzw. P: +4%<br />
2. Zielsetzungen<br />
2.1 Ursachenorientierter und hinreichender Schutz von Grundwasser und<br />
Oberflächengewässern vor N- und P-Einträgen<br />
• gemessen sowohl an kritischen N- und P-Konzentrationen und –Frachten<br />
• nicht nur in austragsgefährdeten Gebieten („vulnerable zones“), sondern<br />
flächendeckend und raumerfüllend (z.B. Gewässer-, Grundwasser-Einzugsgebiete)<br />
hinsichtlich aller N- und P-Austragsrichtungen (~ Pfade) und –Formen.<br />
• Ausgestattet mit tolerierbaren Zeithorizonten zur Zielerfüllung<br />
• Ursächlich gibt es keine austragsgefährdeten Gebiete („vulnerable zones“), sondern<br />
nur ebensolche Wirtschaftsweisen der Verursacher, z.B. der Landwirte<br />
2.2 Gemessen an den Zielsetzungen der kritischen Eintragskonzentrationen und –<br />
frachten, z.B. von LAWA I / II (1998) (≈ 2fache Hintergrundwerte) von [Tab.2] :<br />
• 1,5 mg NO3-N (= 11,0 mg NO3 ) / l = 90% TN) , entspr. 267 500 t NO3 -N/a = 7,5 kg<br />
NO3-N / ha GF . a, welche z.B. im deutschen Einzugsgebiet Oberrheintal im Jahre<br />
1950 mit 3,0 mg NO3 / l bereits eingehalten wurden (Grimm-Strele 2006)<br />
• 0,080 mg TP/l entspr. 16 050 t TP/a= 0,45 kg TP/ha GF . a ergeben sich hinsichtlich<br />
der o.e. Ausgangssituation (Ø 1998/2000) notwendige Minderungen der<br />
gesamten N-Einträge von -77% bzw. der P-Einträge von -74%. Angesichts<br />
unwesentlicher Veränderungen im Zeitraum 1985/2000 sind diese Minderungen<br />
überwiegend von der Landwirtschaft zu erbringen hinsichtlich N mit -80% bzw.<br />
P mit -76%<br />
2.3 Gemessen am maximal zulässigen Zielwert der EU-Nitratrichtlinie (1991) und<br />
ihrer untergesetzlichen Regelwerke (z.B. Düngeverordnung 2006) von 50 mg NO3 / l<br />
(= 11,3 mg NO3-N/l) bewirkt dieser hinsichtlich der Ausgangssituation (Ø 1998/2000)<br />
eine Zunahme der N-Einträge (und indirekt auch der P-Einträge über<br />
Wirtschaftsdünger) um +76%!<br />
2.4Die EU-Grundwasserrahmenrichtlinie mit Änderungen des EuropaParlamentes<br />
vom 13. Juni 2006 wird nun auch der langjährigen Forderung von BNLA insbesondere<br />
hinsichtlich der Ziele zur N-Belastung des Grundwassers und der Oberflächengewässer<br />
durch das Amendment 3 (new) gerecht: „The level of protection against new<br />
discharges, emissions and losses must be at least comparable to that for surface<br />
water of good chemical status“, sowie das Amendment 44 (new): „This directive<br />
shall not prevent individual Member States from maintaining or introducing stricter<br />
measures.”<br />
2.5 Aufgrund der 3-4fach zu hohen NHy-N-Einträge der Landwirtschaft in die<br />
Forstwirtschaft (Waldzustandbericht 2005) ergibt sich auch die Notwendigkeit somit<br />
63
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
integrierter Bewirtschaftungspläne/Maßnahmenkataloge mit zugleich ökologischer,<br />
sozialer und ökonomischer Bewertung in qualitativer, quantitativer und zeitlicher<br />
Hinsicht.<br />
3. Die EU-Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL 2000): Bestandsaufnahme 2004 in<br />
Deutschland (BMU 2005) [Tab.3]<br />
3.1 Neben den Belastungsursachen Hydromorphologie, weitere Schadstoffe, sonstige<br />
Belastungen und Wasserentnahme haben die Nährstoffbelastungen 1. Priorität beim<br />
Schutz von Grundwasser und Oberflächengewässern<br />
3.2 die Zielerreichung hinsichtlich der Anforderungen der WRRL ist insbesondere<br />
wegen dieser bisherigen und auch zukünftigen Nährstoffbelastungen vorwiegend<br />
durch die Landwirtschaft:<br />
• bei Oberflächengewässern zu 60% unwahrscheinlich +26% unsicher = 86% und<br />
nur zu 14% wahrscheinlich<br />
• beim Grundwasser zu 53% unwahrscheinlich und 47% wahrscheinlich<br />
3.3 Ergebnisse und Schlussfolgerungen<br />
• Fließgewässer: Ein großer Teil der Flüsse und Bäche wird die Umweltziele der<br />
WRRL ohne konsequente Umsetzung entsprechender Maßnahmen zur Verbesserung<br />
des Gewässerzustandes voraussichtlich verfehlen (=> Bezug zum Meeresschutz?)<br />
• Seen: Die häufigste Ursache dafür, dass ein See die Umweltziele der Richtlinie<br />
möglicherweise verfehlt, sind zu hohe Nährstoffbelastungen<br />
• Küsten- und Übergangsgewässer: Auch für diese ist die Eutrophierung das<br />
gravierendste Problem.<br />
• Oberflächengewässer: Quelle von Nähr- und Schadstoffbelastungen der<br />
Oberflächengewässer ist in erster Linie die Landwirtschaft, gefolgt von Abwasser-<br />
und Regenwassereinleitungen<br />
• Grundwasser: Für die hohe stoffliche Belastung vieler Grundwasserkörper sind meist<br />
Nährstoffeinträge aus landwirtschaftlich (=> und forstwirtschaftlich) genutzten Flächen<br />
verantwortlich. Etwa 85% der Grundwasserkörper, die die Ziele der WRRL derzeit<br />
wahrscheinlich nicht erreichen würden, sind durch Stoffeinträge aus diffusen Quellen<br />
beeinträchtigt.<br />
• Diffuse Quellen: Bei Nährstoffen [insbesondere N, (und P)], Schwermetallen,<br />
Pestiziden und einer Reihe weiterer Schadstoffe spielen diffuse Quellen eine größere<br />
Rolle als Punktquellen. Der Anteil der diffusen Einträge lag für N –bezogen auf den<br />
Gesamteintrag- in den Jahren 1998/2000 in Deutschland bei rund 80%, für P bei<br />
rund 70%. Die Mengen sind dort besonders groß, wo hohe Tierbestände auf<br />
austragsgefährdeten Böden (?) gehalten werden. Trotz deutlicher Reduktionen der<br />
Emissionen sind Nährstoffgehalte in den Gewässern auch heute noch immer zu hoch.<br />
Bei der Bestandsaufnahme haben die Bundesländer insbesondere Einträge von N-<br />
und P-Verbindungen sowie von Pestiziden beurteilt. Für alle 3 Stoffgruppen gilt, dass<br />
sie in erster Linie von landwirtschaftlich intensiv benutzten Flächen stammen<br />
64
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
4. Ursachenorientierte und hinreichende Bewirtschaftungspläne / Maßnahmen zur<br />
Zielerfüllung<br />
4.1 Vorauszusetzende strukturelle / systemorientierte Maßnahmen<br />
a) Entsprechend der seit ca. 15 Jahren von BNLA dargestellten Notwendigkeiten und<br />
nunmehr wie o.e. auch Forderungen des BMU (2005) bedarf es einer an<br />
nachhaltigem Tierkonsum angepassten Tierproduktion (weitere Ausführungen<br />
hierzu siehe Publikation hier: Isermann, K.:Industrielle und landwirtschaftliche<br />
Tierproduktion aus der Sicht der Nachhaltigkeit“ /Öffentliche Sitzung „Tierische<br />
Produktion und Futtermittel“<br />
b) Wie für eine nachhaltige, gesunde Tierkonsumtion (Humanernährung/ Haushalte)<br />
mit entsprechender Tierproduktion (Landwirtschaft) gelten auch für diesen o.e.<br />
gesamten Ernährungsbereich mit Pflanzenernährung, Tierernährung und<br />
Humanernährung zugleich soziale (Suffizienz), ökologische (Konsistenz),<br />
ökonomische (Effizienz) sowie hygienische und ethische Erfordernisse<br />
c) Primär aus sozialer Sicht (gesunder Ernährung), folgeorientiert aber auch aus<br />
ökologischer, ethischer und ökonomischer Sicht gelten die Erfordernisse einer<br />
maximal zulässigen Tierkonsumtion von 0,1 GV (50 kg LG) / Einwohner mit<br />
entsprechender Tierproduktion und bei optimaler C (Humus), N-, P-, S-<br />
Versorgung der Böden einer maximal zulässigen betrieblichen<br />
Tierbestandsdichte von (> 0,4) bis 1,0 GV/ha LF. – Darüber beginnt die<br />
Massentierhaltung der industriellen Tierproduktion, welche somit auch in Betrieben mit<br />
relativ kleinen Viehbeständen stattfinden kann (z.B. Kreis Vechta). Daraus leitet sich<br />
ein maximal tolerierbarer und zugleich optimaler Tierbestand von 8,3 Mio. GV<br />
(EUROSTAT-Definition) ab, der um 56% geringer ist als der gegenwärtige (2003)<br />
Tierbestand von 18,7 Mio. GV.<br />
d) Diesbezüglich ergibt sich die Notwendigkeit einer drastischen Minderung der<br />
Tierproduktion / Tierbestände sowohl in den Ländern der EU-15 von -66 (Italien:-<br />
43 bis Irland: -94)% in den neuen EU-10+2 Beitrittsländern von -62 (Slowakei: -44<br />
bis Zypern: -72) %, in der EU-25+2 von -64% sowie in Deutschland von-56<br />
(Rheinland-Pfalz/Saarland:+7 bis Schleswig-Holstein:-79%). In Deutschland sind<br />
z.B. von dieser notwendigen Viehbestandsminderung 55% der tierhaltenden und<br />
40% aller Betriebe betroffen, in den ABL 56 bzw. 41 % und in den NBL 33 bzw.<br />
24%<br />
e) Trotz optimaler Ernährung in Deutschland (BRD + DDR) in 1950/53 auch mit tierischen<br />
Nahrungsmitteln (insbesondere Fleisch) waren die Tierbestände (BMELV-Definition)<br />
damals mit 14,6 Mio. GV um 9% höher als 2003 mit 13,5 Mio. GV (ohne Pferde) und<br />
der einwohnerspezifische Tierbesatz mit 0,210 GV/E um 22% höher als in 2003 mit<br />
0,163 GV/ E, was auf entsprechend schlechtere Effizienz der tierischen Produktion in<br />
1950/53 verglichen mit 2003 zurückzuführen war.<br />
f) Herbeigeführt sollen diese Tierbestandsminderungen durch Lenkungsabgaben<br />
auf tierische Nahrungsmittel und Rückführung dieser Erlöse in die<br />
Landwirtschaft mit entsprechenden Produktionsobergrenzen und<br />
Außenhandelsschutz.<br />
g) Als Folge solchermaßen aus nachhaltiger Sicht optimierter Tierbestände und<br />
Tierbesatzdichten ergeben sich:<br />
A) Aus sozialer Sicht eine weitgehende Verringerung z.B. in Deutschland:<br />
- der (über-)ernährungs(mit-)bedingten Krankheiten, insbesondere durch tierische<br />
Nahrungsmittel entsprechend gegenwärtig (2001) mit ca. 77 Mrd. €/a = 34% der<br />
jährlichen Krankheitskosten von 226 Mrd. €/a (= 100%)<br />
65
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
- der derzeit 78% vorzeitiger Todesfälle (667 000/a) von insgesamt 860 000 To-<br />
desfällen /a (=100%)<br />
B) Aus ökologischer Sicht verringern sich somit die Nährstoffüberschüsse und<br />
missionen der Landwirtschaft insbesondere an reaktiven Verbindungen des C, N, P<br />
und S um ca. 50%, bei gleichzeitiger Anwendung technischer Minderungsmaßnahmen<br />
um die erforderlichen 70- 80%<br />
C) Aus ökonomischer Sicht:<br />
- stehen brutto mit 5,7 Mio. ha ca. 56% der bisherigen Futterflächen und 34 % der<br />
LF sowie netto mit 3,8 Mio. ha ca. 22% der LF für die Gewinnung von Bioenergie<br />
und Rohstoffen sowie zur Aufforstung zur Verfügung.<br />
- Futtermittelimporte entfallen gänzlich mit entsprechend mehr Futter- und Nah-<br />
rungsmittel für die Entwicklungsländer.<br />
- Auch die Subventionen der Landwirtschaft von gegenwärtig (2004) national: 4,8<br />
und EU: 6,0 = 10,8 Mrd. €/a erübrigen sich. Diese entsprechen z.B. dem Mehrerlös:<br />
• entweder durch Erhöhung der gegenwärtigen Erlöse des Landwirts nur für Fleisch<br />
(Schlachtgewicht) um ca. 50% mit Hilfe der o.e. Lenkungsabgabe.<br />
• oder durch entsprechenden Preisaufschlag auf alle Nahrungsmittel und<br />
alkoholfreien Getränke in Höhe der Subventionen von 10,8 Mrd. € / a = 131 €/E . a.<br />
Dadurch erhöhen sich diese Ausgaben von 1 763 €/E . a auf 1 894 €/E . a<br />
entsprechend um 7,4% bzw. von 11,0 auf 11,8% der gesamten Konsumausgaben<br />
von 15 903 €/E . a (=100%).<br />
- Wird bei allen 25 EU-Ländern so verfahren, verringert sich der EU-25-Haushalt von<br />
gegenwärtig (2006) 112,5 Mrd. €/a entsprechend den wegfallenden Agrarausgaben<br />
um 54,2 Mrd. € oder um 48%.<br />
- Exporte insbesondere an tierischen Nahrungsmitteln entfallen ebenfalls weitgehend<br />
und somit erübrigen sich auch weitere Auseinandersetzungen mit der WTO und den<br />
Entwicklungsländern um Subventionierung der Landwirtschaft und Schaffung von<br />
Dumping-Preisen für Agrarprodukte auf dem Weltmarkt durch Deutschland und die<br />
EU 25 (+2)<br />
4.2 Technische Maßnahmen : werden hier nicht mehr im Einzelnen dargestellt, da diese<br />
und deren allein nicht ausreichenden Minderungen der Nährstoffausträge hinlänglich<br />
bekannt sind.<br />
4.3 Erfolgsabschätzung mit entsprechenden Szenarien, hier z.B. im<br />
Donaueinzugsgebiet (EU-RP-5-Projekt-2/2001 bis 1/ 2005) [Tab. 4]<br />
Gemessen an der Ausgangssituation 1999/2000 bewirken:<br />
a) eine Anpassung der Donauländer flussabwärts ab Ungarn an die Wirtschafts-<br />
und Lebensweisen von Bayern und Baden-Württemberg und damit an den Globalen<br />
Markt:<br />
• eine Zunahme der N-Überschüsse der Landwirtschaft um +114%<br />
• eine Zunahme der N- und P-Einträge in das Donaudelta gesamthaft von +9 bzw.<br />
+30%<br />
b) Zusätzlich der Einsatz bester verfügbarer Technik:<br />
• Eine Zunahme der N-Überschüsse der Landwirtschaft „nur“ noch um +72%<br />
• Eine Abnahme der N- und P-Einträge in das Donaudelta gesamthaft um 9 bzw. -<br />
41%<br />
c) Zusätzlich nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweisen bei drastischer Senkung<br />
der Tierkonsumtion und –Produktion um -65%:<br />
• Erstmals eine Abnahme der N-Überschüsse der Landwirtschaft um -33%<br />
66
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
• Eine Abnahme der N-und P-Einträge in das Donaudelta gesamthaft um -31 bzw. -<br />
56%<br />
d) Die Umsetzung der EU-Politik und ihrer Gesetzgebung auch flussabwärts ab<br />
Ungarn:<br />
• Eine Zunahme der N-Überschüsse der Landwirtschaft um +43 %<br />
• Eine Abnahme der N- und P-Einträge in das Donaudelta gesamthaft von nur noch -<br />
14 bzw. -2<br />
5. Die Haupthemmnisse mangelnder Umsetzung nicht nur der WRRL (2000),<br />
sondern auch nachhaltiger Lebens- und Wirtschaftsweisen insgesamt<br />
5.1 Die Prognose der Tierbestände z.B. in Deutschland für 2010 lässt gemessen an<br />
ihrem gegenwärtigen Umfang von 2003 gar noch eine Steigerung um 5% bei<br />
„geringen“ Tierbeständen und um 9% bei „hohen“ Tierbeständen erwarten<br />
(Osterburg 2002/ FAL)<br />
5.2 Ursächlich läuft also die bisherige und insbesondere die in die Zukunft<br />
gerichtete gegenwärtige nationale (z.B. Deutschland), internationale (z.B. EU<br />
25+2) und globale (z.B. WTO) Politik jedoch der o.e. wünschenswerten<br />
Entwicklung einer nachhaltigen Tier-Konsumtion und entsprechenden -<br />
Produktion entgegen, durch weitere Förderung der industriellen<br />
Massentierproduktion möglichst in „geschlossenen Systemen“ weniger<br />
Anlagen(~betreiber). Diese Politik vernichtet somit die Wirtschafts- und<br />
Existenzgrundlagen der landwirtschaftlichen Tierproduktion sowohl z.B. in den USA, in<br />
VR China, in der EU-25+2 und hier näher erläutert auch in Deutschland durch:<br />
a) eine weitgehend nichtnachhaltige und insbesondere umweltunverträgliche<br />
Gesetzgebung wie z.B. durch die:<br />
• Düngeverordnung (2006) mit max. 3-4 GV/ ha LF<br />
• TA-Luft (2002) mit > 2 GV/ha Landesfläche ( ! )<br />
• BimSchV (2001) mit > 2GV/ha LF mit angeblicher UVP<br />
• Novellierung des Gesetzes zur Anpassung steuerlicher Vorschriften der Land- und<br />
Forstwirtschaft (STAG 1998) mit bis zu 10 GV/ha LF<br />
• AG-N-Einträge (2005/2006) mit Anpassung der kritischen N-Einträge für naturnahe<br />
Ökosysteme von 5 bis 70 kg N/ha . a an die aktuellen N-Einträge in gleicher<br />
Größenordnung<br />
b) eine perverse Agrarpreispolitik der EU sowohl für pflanzliche wie tierische<br />
Agrarprodukte, erstere mit Preisen unter ihrem Heizwert� Preisdumping!<br />
c) Weitere Steigerung der Agrarausgaben der EU-25 von gegenwärtig (2006) 54,2<br />
Mrd. € entsprechend 48% der gesamten Ausgaben von 112,6 Mrd. €/a (=100%)<br />
mit einem Subventionsanteil der Landwirtschaft von 43,7 Mrd. €/a<br />
entsprechend 80% der Agrarausgaben.<br />
d) Somit erhält die Landwirtschaft Deutschlands gegenwärtig (2004) national: 4,8<br />
Mrd. €/a [= 11 310 €/Betrieb . a = 280€ /ha LF . a] und EU: 6,0 Mrd. €/a [ = 14 342<br />
€/Betrieb . a= 355 €/ ha LF . a] = insgesamt 10,8 Mrd. €/a [ = 25 652 € / Betrieb . a<br />
(ABL: 18 000 bzw. NBL: 123 000 €/Betrieb . a) = 635 €/ha LF . a] ohne<br />
Gegenleistungen trotz ihres geringen Beitrages zum Bruttoinlandsprodukt von 0,7%.<br />
Abzüglich dieser Subventionen verbleibt eine negative Wertschöpfung der deutschen<br />
Landwirtschaft von -3,8Mrd.€/a und unter Einbezug der von ihr verursachten<br />
Umweltschäden von ca. 50 Mrd. €/a eine Netto-Unwertschöpfung von ca. -54 Mrd.<br />
€/a.<br />
67
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
5.3 Nicht nur die Landwirtschaft mit ihren Subventionen von 10,8 Mrd. €/a und somit<br />
einem Anteil von 11% an der jährlichen Neuverschuldung von Deutschland von<br />
57,1 Mrd. €/a (2005) (=81 000 €/ 1 Neugeborenen bzw. 4 000 €/20 Neugeborenen<br />
einer Generation) und der Gesamtverschuldung des Staates von 1,48 Billionen €<br />
(=2,1 Mio. €/1 Neugeborenen bzw. 103 000 €/20 Neugeborenen einer Generation)<br />
befindet sich somit auch der gesamte Staat nicht nur im ökonomischen, sondern<br />
auch im ökologischen (Schädigung der Umwelt) und sozialen (z.B. Arbeits-,<br />
Renten-, Gesundheitssituation) Kollaps. - Dieser mehrfache Kollaps ist wohl die<br />
Voraussetzung zur nachhaltigen Entwicklung wie z.B. hier von Deutschland und<br />
seiner Wirtschaft, mit eingeschlossen hier des gesamten o.e.<br />
Ernährungsbereiches, da sich die Politik und somit die Politiker auch weiterhin<br />
nur an Mehrheiten orientieren und nicht notwendigerweise wenig wahlträchtige<br />
Wahrheiten zur Grundlage ihrer Zielsetzungen und Handlungen machen.<br />
III LITERATUR: Der ausführliche Vortrag kann als ppt-Version bei den Verfassern<br />
angefordert werden. K.u.R. Isermann Manuskriptvorlage<br />
2006VDLUFAII<br />
68
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
A) Stickstoff (N) – und Phosphor (P)-Einträge in die Oberflächengewässer von Deutschland (Ø 1998/2000)<br />
Tab. 1: B) Entsprechende N- und P-Konzentrationen (Ist-Situationen ) und aus deren Sollwerten abgeleitete<br />
notwendige Reduktionen dieser N- und P-Konzentrationen und –Einträge<br />
C) im Vergleich zu den bereits 1985 – 2000 eingetretenen Veränderungen der N- und P-Einträge<br />
[nach Behrendt et al. 2003 / UBA-Texte 92/03]<br />
GF= 35 697 000 ha<br />
LFB = 17 100 000 ha<br />
LFN = 16 000 000 ha<br />
A) Einträge<br />
1. Diffuse Quellen<br />
…davon Landwirtschaft<br />
2. Punktquellen<br />
3. Gesamt<br />
…davon: a) anthropogen<br />
b) Hintergrund<br />
(Vergleiche: Hintergrundkonzentrationen<br />
Behrendt et al. 2003)<br />
B) Konzentrationen<br />
[Abfluss: 299 mm/a= 107 . 10 12 l / a]<br />
1. Ist:<br />
2. Soll:<br />
2.1 2x Hintergrund (Behrendt et al. 03)<br />
� notwendige Reduktion<br />
2.2 LAWA I / II<br />
� notwendige Reduktion<br />
2.3 LAWA II<br />
� notwendige Reduktion<br />
C) Veränderungen N+P-Einträge 2000/1985<br />
(Q normiert)<br />
Gesamt<br />
…davon:<br />
C 1) Diffuse Quellen:<br />
…davon Landwirtschaft<br />
C 2) Punktquellen<br />
a) kommunale Kläranlagen<br />
b) Industrielle Direkteinleiter<br />
N – Einträge P-Einträge<br />
t / a kg / ha kg/ha kg / ha t/ a kg / ha kg/ha<br />
GF LFB LFN<br />
GF LFB<br />
556 610 (81)<br />
390 040 (57)<br />
131 360 (19)<br />
687 970 (100)<br />
561 220 (82)<br />
126 750 (3,6)<br />
(1,18 mg TN/l;<br />
ermittelt:<br />
0,71 mg TN/l)<br />
15,6<br />
10,9<br />
3,7<br />
19,3<br />
15,7<br />
3,6<br />
22,8 24,4<br />
24 095 (73)<br />
16 698 (50)<br />
9 068 (27)<br />
33 163 (100)<br />
29 304 (88)<br />
3 859 (12)<br />
(0,036 mg TP/l;<br />
ermittelt:<br />
0,034 TP/l)<br />
0,67<br />
0,47<br />
0,25<br />
0,93<br />
0,82<br />
0,11<br />
N-Konzentrationen (mg TN / l) P-Konzentrationen (mg TP / l)<br />
6,45 (100)<br />
1,42 (22)<br />
-78%<br />
1,50 (23)<br />
-77% (Landwirtschaft: -80%)<br />
3,00 (47)<br />
-53%<br />
-39%<br />
-19%<br />
-20 %<br />
-62%<br />
-87%<br />
0,310 (100)<br />
0,068 (22)<br />
-78%<br />
0,080 (26)<br />
-74% (Landwirtschaft: -76%)<br />
0,150 ( 48)<br />
-52%<br />
-65 %<br />
-16%<br />
+4%<br />
kg / ha<br />
LFN<br />
0,98 1,04<br />
-86%<br />
-87% re0774<br />
69
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Nährstoffe<br />
Tab. 2: Oberflächengewässer (= Grundwasser/Draft EU-Groundwater Directive 2006)-Güteklassifikation<br />
der Nährstoffe C, N, P, S (LAWA / UBA 2006)<br />
(Vergleichswert: 90-Perzentil)<br />
[http:// www. umweltbundesamt.de/wasser/themen/ow_s3_3.htm]<br />
Einheit<br />
Nährstoffbezogene chemische Gewässergüteklasse<br />
I I-II II 1) II-III III III-IV IV<br />
Anthropogen<br />
unbelastet<br />
Geogener<br />
Hintergrund<br />
Sehr geringe<br />
Belastung<br />
½<br />
Zielvorgabe<br />
Mäßige<br />
Belastung<br />
Einhaltung<br />
Zielvorgabe<br />
Deutliche<br />
Belastung<br />
bis 2x<br />
Zielvorgabe<br />
Erhöhte<br />
Belastung<br />
bis 4x<br />
Zielvorgabe<br />
Hohe<br />
Belastung<br />
bis 8x<br />
Zielvorgabe<br />
Sehr hohe<br />
Belastung<br />
> 8x<br />
Zielvorgabe<br />
Dunkelblau Hellblau Grün Hellgrün Gelb Orange Rot<br />
1. TOC mg / l
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Table 4:<br />
1. Average N-surplus of agriculture within the Danube Basin (kg . ha -1 . yr -1 )<br />
[Soil Surface Balance = Field balance] and<br />
2. Total Input of N and P (kt . yr -1 ) of point and diffuse sources to the Delta of the river Danube<br />
(� Black Sea)<br />
A) Reference situations: at present (2000) [100]<br />
B) with different Scenarios 1- 5<br />
Situations<br />
[Isermann, K. , Isermann., R.,<br />
Zessner, M.: D3.1/3.2, D3.3<br />
2004]<br />
A) Reference situations:<br />
at present (1999/2000)<br />
B) Scenarios:<br />
1. Business as usual<br />
(BAU)<br />
2. Worst case: Global<br />
Markets (WC � 1989)<br />
3. Best available technique<br />
(BAT)<br />
4. Sustainability: Regional<br />
Markets<br />
(Green Scenario)<br />
5. Prognosis: Policy<br />
1. N-surplus agriculture<br />
(kg . ha -1 . yr -1 )<br />
[Behrendt 2004]<br />
2. Input to the Delta (diffuse + point sources)<br />
(kt . ha -1 . yr -1 )<br />
[van Gils 2004]<br />
N P<br />
27.1 (100) 1) 451 (100) 20.2 (100)<br />
27.1 (100) 1)<br />
58.1 (214) (100)<br />
46.7 (172) (80)<br />
21.0 (77) (36)<br />
38.9 (143) (67)<br />
406 (90)<br />
493 (109) (100)<br />
410 (91) (83)<br />
310 (69) (63)<br />
424 (94) (86)<br />
18.6 (92)<br />
26.3 (130) (100)<br />
12.0 (59) (46)<br />
8.8 (44) (33)<br />
19.7 (98) (75)<br />
1)<br />
Compare: Bavaria + Baden-Württemberg: 81.6 re0628<br />
Ukraine: 13.4<br />
71
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Stickstoff-Überschuss in der Landwirtschaft Deutschlands:<br />
Wo bleibt die Trendwende?<br />
Nieder, Rolf (TU Braunschweig); Köster, Werner; Kersebaum, Kurt-Christian:<br />
Kurzfassung<br />
Seit den 1950er Jahren wird auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland<br />
mehr Stickstoff (N) ausgebracht als mit den Ernteprodukten abgefahren. Der kumulative<br />
N-Überschuss beträgt von 1950 bis heute in den Alten Bundesländern über 4.000 kg ha -1<br />
LF. Zurzeit umfasst der mittlere N-Überhang in Deutschland mindestens 85 kg N ha -1 a -1<br />
und dürfte zum überwiegenden Teil in die Gewässer bzw. in die Atmosphäre gelangen.<br />
Einleitung<br />
Von 1950 bis 2000 stand in Deutschland einer Verdreifachung der Getreideerträge (von<br />
durchschnittlich 2,3 t ha -1 auf 6,8 t ha -1 ) eine Erhöhung des Mineraldünger-N-Verbrauchs<br />
um das Fünffache gegenüber (Nieder, 2000). Das Verhältnis der N-Abfuhren in<br />
Marktprodukten zur Summe der externen N-Zufuhren liegt in Deutschland derzeit bei<br />
lediglich 30-40% (Nieder et al., 2006). Die Überdüngung trägt seit vielen Jahrzehnten<br />
erheblich zur Belastung benachbarter terrestrischer und aquatischer Systeme sowie der<br />
Atmosphäre bei. So wird die Eutrophierung ganzer Ökosysteme vor allem als Folge der N-<br />
Belastung neben der Verminderung der Artenvielfalt als das drängendste Problem des<br />
Naturschutzes angesehen.<br />
Bilanzüberschüsse werden häufig als quantitative Schätzgröße für das<br />
Emissionspotenzial von Nährstoffen sowie als Kontrollinstrument zu Hilfe genommen. Im<br />
Zusammenhang mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie haben Stoffbilanzen als Indikatoren<br />
für eine nachhaltige Landnutzung ein großes Gewicht erhalten. Aus der Größe „N-<br />
Überschuss“ lässt sich jedoch nicht ableiten, wie sich die N-Emissionen auf die<br />
Kompartimente Atmosphäre und Hydrosphäre verteilen.<br />
Stickstoff-Bilanzen in der Landwirtschaft Deutschlands von 1950 bis 2000<br />
Berechnungen<br />
Die für die Berechnung erforderlichen Daten wurden für die Alten Bundesländer den<br />
Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes (Anonym 1) entnommen. Für die<br />
Neuen Bundesländer wurden die Daten von einem wissenschaftlichen Institut (Anonym 2)<br />
zur Verfügung gestellt. Für die N-Abfuhren wurden die Erträge und die jeweiligen N-<br />
Gehalte der vom Betrieb exportierten Marktfrüchte (Getreide, Ölfrüchte, Kartoffeln und<br />
Zuckerrüben) zu Grunde gelegt. Für Grünlandaufwuchs, Feldfutter und Ernterückstände<br />
wurde ein Verbleib in den Betrieben angenommen.<br />
Bei der Mineraldünger-N-Zufuhr wurde von einer Ausbringung der gehandelten N-<br />
Mengen im jeweiligen Wirtschaftsjahr ausgegangen. Bei den N-Zufuhren mit dem<br />
Kraftfutter wurde leistungsgerechte Fütterung zugrundegelegt. Es wurde unterstellt, dass<br />
Futter für Hühner und Schweine sowie Kraftfutter für Rinder und Pferde ausschließlich<br />
über den Handel bezogen wurden. Die N-Abfuhren mit tierischen Produkten (Fleisch,<br />
Milch, Eier) wurden vom Futterbedarf abgezogen. Die übrigen landwirtschaftlichen Früchte<br />
und Sonderkulturen sowie Zufuhren aus organischen Handelsdüngern, industriellen und<br />
kommunalen Abfällen blieben unberücksichtigt, da sie nur unwesentlich am<br />
Gesamtumsatz beteiligt sind. Sie können jedoch regional bedeutsam sein.<br />
Atmosphärische N-Einträge und biologische N2-Fixierung wurden ebenfalls nicht<br />
berücksichtigt.<br />
72
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Ergebnisse<br />
In den 1950er Jahren lagen die N-Überschüsse in Deutschland mit jährlich < 30 kg N ha -1<br />
LF noch auf einem relativ niedrigen Niveau (Abbildung 1). In den folgenden Dekaden<br />
stiegen diese kontinuierlich an und erreichten in den späten 1970er Jahren zunächst in der<br />
DDR und in den 1980er Jahren in der BRD ihr Maximum. Bis zur Wiedervereinigung 1990<br />
verlief die Entwicklung der N-Bilanzüberschüsse in der BRD und in der DDR durchaus<br />
ähnlich. Der N-Überhang reduzierte sich durch den Zusammenbruch der Landwirtschaft in<br />
den Neuen Bundesländern (NBL) nach der Wiedervereinigung zunächst extrem. Mit dem<br />
Wiederaufleben der Landwirtschaft in den NBL ist bis heute ein anhaltender Zuwachs des<br />
N-Überhanges verbunden, was sowohl durch Zunahme der Mineraldünger-N-Anwendung<br />
als auch des N-Inputs über Kraftfutter bedingt ist (Nieder et al., 2006). Die weitere<br />
Zunahme des Mineraldünger-N-Inputs in den NBL bis 2005 deutet darauf hin, dass dieser<br />
Trend anhalten wird, möglicherweise bis ein ähnliches Niveau wie in den Alten<br />
Bundesländern (ABL) erreicht sein wird. In den ABL streut mit Ausnahme des Jahres 2003<br />
der N-Überhang seit den 1990er Jahren - bei leicht gestiegenen N-Inputs über Kraftfutter<br />
und gleichzeitig rückläufigem Mineraldünger-N-Einsatz - um etwa 100 kg ha -1 LF, in<br />
Deutschland umfasst dieser zurzeit ca. 85 kg ha -1 LF.<br />
(hier Abbildung 1 einfügen)<br />
Der kumulative N-Überschuss von 1950 bis heute dürfte in den ABL mittlerweile 4.000 kg<br />
N ha -1 LF überschritten haben (Abbildung 2). In den NBL beträgt dieser rund 3.500 kg N<br />
ha -1 LF.<br />
(hier Abbildung 2 einfügen)<br />
Die o.g. Daten (Abbildung 1 und 2) lassen sich nicht auf einzelne Bereiche der<br />
Landwirtschaft übertragen. Von Bach et al. (1997) kalkulierte Hoftorbilanzen für<br />
Haupterwerbsbetriebe in Deutschland (ABL + NBL) zeigten für das Wirtschaftsjahr<br />
1995/96 N-Überschüsse in Veredelungsbetrieben von durchschnittlich 166 kg N ha -1 a -1 , in<br />
Futterbaubetriebe von 107 kg N ha -1 a -1 und in Marktfruchtbetrieben von 20 kg N ha -1 a -1 .<br />
Gebietsweise ist der N-Überhang in Marktfruchtbetrieben aber deutlich höher, was vor<br />
allem mit einer geringen N-Effizienz im Raps- (vor allem Schleswig-Holstein) und<br />
Qualitätsweizenanbau (z.B. östliches Schleswig-Holstein und Bördenlandschaften<br />
Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens und Sachsen-Anhalts) zusammenhängt (Nieder et<br />
al., 2003).<br />
N-Auswaschungsverluste<br />
Auf der LF Deutschlands beträgt die mittlere N-Auswaschungsrate (Bezug: 0-90 cm<br />
Tiefenkompartiment) 40 kg N ha -1 a -1 (Nieder et al., 2003). Zurzeit trägt die Landwirtschaft<br />
in Deutschland mit etwa 80% zur Nitratanreicherung der Grundwässer bei. Etwa 30% der<br />
Brunnen des bundesweiten Grundwasserbeobachtungsnetzes weisen<br />
Nitratkonzentrationen oberhalb des Richtwertes der Trinkwasserverordnung (TVO) von 25<br />
mg NO3 L -1 auf (Umweltbundesamt, 2004). Der Anteil der Landwirtschaft an der diffusen<br />
Belastung der Oberflächengewässer wird mit 62% beziffert (Umweltbundesamt, 2004).<br />
Atmosphärische Stickstoffeinträge<br />
Die durchschnittliche atmosphärische N-Deposition (trockene und nasse Deposition) auf<br />
der Gesamtfläche Deutschlands beträgt etwa 10-20 kg N ha -1 a -1 an NOx-N (überwiegend<br />
aus dem Transport- und Energiesektor) und 20 kg N ha -1 a -1 an NHy-N (überwiegend aus<br />
der Tierhaltung) (Nieder et al., 2003). Ein erheblicher Teil des Ammoniaks wird in relativer<br />
Nähe zu seiner Quelle wieder immittiert und kann so zur N-Belastung benachbarter<br />
naturnaher Ökosysteme (Heideflächen, Magerwiesen, Moore, Forsten) beitragen. Durch<br />
zusätzliche N-Ausfilterung? im Kronenbereich kann für die Waldökosysteme Deutschlands<br />
73
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
von einer mittleren N-Deposition von rund 50 (20 bis 80) kg N ha -1 a -1 ausgegangen<br />
werden.<br />
Gasförmige Stickstoffverluste<br />
Die N-Verluste durch Denitrifikation übersteigen, abgesehen von (zeitweise)<br />
wassergesättigten Böden wie Gleyen, Pseudogleyen, Mooren und Böden aus stark<br />
reduktomorphem Gestein (z.B. aus Lias-Ton und pyrithaltigen Sedimenten) auf den<br />
meisten Böden kaum 20 kg N ha -1 und a -1 (Nieder et al., 2003). Die Emissionen von<br />
Ammoniak (NH3) aus der Tierproduktion, der Lagerung und Ausbringung von<br />
wirtschaftseigenen Düngern sowie der unsachgemäßen Ausbringung von Harnstoff sind<br />
dagegen gebietsweise extrem hoch. Sie umfassen im Mittel der Bundesrepublik etwa 35<br />
kg N ha -1 (Nieder et al., 2003). Im Sinne einer nationalen Stickstoff-Bilanz mögen die N-<br />
Verluste durch Ammoniak-Verflüchtigung aber deutlich niedriger sein, da ein erheblicher<br />
Teil dieses Ammoniaks für gewöhnlich in relativer Nähe zu seiner Quelle wieder immittiert<br />
wird.<br />
N-Akkumulation in vertieften Ackerkrumen<br />
Bedeutung der Stickstoff-Festlegung für die N-Bilanz der Landwirtschaft<br />
Unsere Studien ergaben, dass ein erheblicher Teil des N-Überhanges durch<br />
Humusaufbau nach der in allen intensiv bewirtschafteten Gebieten der ABL um etwa 1970<br />
durchgeführten Krumenvertiefung angereichert wurde (Abbildung 3).<br />
(hier Abbildung 3 einfügen)<br />
Untersuchungen zur N-Akkumulation (1970-1998) auf zahlreichen Schlägen in<br />
Niedersachsen zeigten eine kumulative Anreicherung bis zu etwa 1 t N ha -1 in Lössböden<br />
von Marktfruchtbetrieben mit Zuckerrüben-Winterweizen-Winterweizen- (Wintergerste-)<br />
Rotationen. In sandigen Böden von Veredelungsbetrieben wurden mit durchschnittlich<br />
rund 2 t N ha -1 noch deutlich größere N-Mengen festgelegt. Das entspricht jährlichen N-<br />
Anreicherungsraten zwischen ca. 30 (Marktfruchtbetriebe) und 70 (Veredelungsbetriebe),<br />
im Mittel rund 50 kg N ha -1 .<br />
Da die Krumenvertiefung nahezu flächendeckend und gleichzeitig in allen Gebieten<br />
der ABL durchgeführt wurde, war ein direkter Vergleich der N-Austräge aus Ackerböden<br />
mit unterschiedlicher Bearbeitungstiefe nicht möglich. Auf der anderen Seite bestätigen<br />
Untersuchungen an einer gleichmäßig über Niedersachsen verteilten Rasterbeprobung<br />
von 256 Schlägen über drei aufeinanderfolgenden winterlichen Auswaschungsperioden<br />
(1985-1988), dass die N-Festlegung in den vertieften Krumen über Jahrzehnte hinweg zu<br />
einer deutlichen Verminderung der Stickstoffauswaschung geführt hat (Nieder et al.,<br />
1995). Bereits heute dürfte aber in den meisten Krumen kein überschüssiger Stickstoff<br />
mehr festgelegt werden, da der Prozess der langfristigen N-Festlegung nach unseren<br />
Untersuchungen auf 30 Jahre begrenzt ist.<br />
Vor diesem Hintergrund wird bei konventioneller Bearbeitung häufig weitere<br />
Krumenvertiefung als Möglichkeit zusätzlicher Festlegung überschüssiger Nährstoffe<br />
diskutiert. Dies wäre mit den heutigen Schleppern durchaus möglich und könnte<br />
insbesondere bei den noch relativ geringen Bearbeitungstiefen in den NBL in Betracht<br />
gezogen werden. Neben einer schweren Kalkulierbarkeit der N-Festlegungsraten im<br />
Hinblick auf die Düngungsempfehlung sprechen mögliche physikalische Wirkungen (z.B.<br />
Labilisierung der Unterkrume; stärkere Neigung zur Schleppersohlenverdichtung) sowie<br />
der deutlich höhere Treibstoffaufwand eindeutig dagegen. Überdies fehlt nach derzeitiger<br />
Kenntnis für die meisten Böden der Nachweis einer Ertragswirkung von Krumentiefen >30<br />
cm.<br />
74
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Mineralisationsverhalten des festgelegten Stickstoffs<br />
Um Aussagen über das Mineralisationsverhalten des über mehrere Jahrzehnte<br />
festgelegten Stickstoffs zu erhalten, haben wir Labor-Brutversuche mit südniedersächsischen<br />
Lössböden aus Marktfruchtbetrieben durchgeführt. Mit diesen<br />
Versuchen konnte das langfristige N-Mineralisationsverhalten unter optimalen<br />
Bedingungen (Temperatur, Wassergehalt, Belüftung, Nährstoffe) ermittelt werden. Anhand<br />
von früheren Untersuchungen wurde für die späten 1970er Jahre ein mittleres N-<br />
Mineralisationspotential in diesen Lössböden von etwa 800 kg ha -1 30 cm -1 bestimmt<br />
(Abbildung 2).<br />
(hier Abbildung 4 einfügen)<br />
Eigene Untersuchungen 5 Jahre nach der Krumenvertiefung haben dann gezeigt, dass<br />
das N-Mineralisationspotential mit ca. 600 kg N ha -1 35 cm -1 im Vergleich zu den ersten<br />
Untersuchungen deutlich geringer war. Wir haben dies auf Festlegungsprozesse in den<br />
soeben vertieften Krumen zurückgeführt. Alle später (10, 20 und 30 Jahre nach der<br />
Krumenvertiefung) durchgeführten Untersuchungen demonstrieren eine kontinuierliche<br />
Zunahme des N-Mineralisationspotentials bis heute, d.h. 30 Jahre nach der<br />
Krumenvertiefung. Rückblickend auf die 1970er Jahre ist es um mindestens 30%<br />
angestiegen. Somit wurde ein überproportionaler Anteil (rund 400 kg N ha -1 35 cm -1 ) des in<br />
den vertieften Lösskrumen akkumulierten Stickstoffs (ca. 1 t N ha -1 35 cm -1 ) im „aktiven“<br />
Vorrat der organischen Bodensubstanz (OBS) angereichert.<br />
Diese N-Mengen können zwar in einer üblichen Rotation z.B. während einer<br />
Vegetationszeit nur zu einem geringen Teil mineralisiert werden. Sie sind aber im Zuge<br />
einer Bewirtschaftungsänderung (z.B. Wechsel der Fruchtfolgen, Erhöhung der<br />
Bearbeitungsfrequenz) langfristig zu einem erheblichen Teil wieder mobilisierbar.<br />
Ähnliches haben z.B. die in den 1970er Jahren weit verbreiteten Grünlandumbrüche<br />
gezeigt, durch welche erhebliche N-Mengen im Zuge des Abbaus von OBS freigesetzt<br />
wurden. Noch heute sind die Aquifere unter ehemaligem Grünland daher erheblich mit<br />
Nitrat belastet. Für den Schutz der Umwelt bedeutet dies, dass einmal im Boden<br />
angereicherter Stickstoff durch eine nachhaltige Nutzung auch langfristig erhalten werden<br />
muss.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Vergleicht man den N-Überschuss der Landwirtschaft (in den ABL etwa 100 kg N ha -1 a -1 )<br />
zuzüglich der N-Deposition (mindestens 30 kg ha -1 a -1 auf dem Freiland) mit den N-<br />
Verlusten (jährlich etwa 40 kg ha -1 Auswaschungs- und rund 40 kg ha -1 gasförmige<br />
Verluste) und der N-Akkumulation in der Krume von rund 50 kg ha -1 a -1 , so zeigt sich für<br />
die ABL für die letzten 2-3 Dekaden eine relativ „schlüssige“ Bilanz. Nach Ausklang der N-<br />
Akkumulationsphase in diesem Jahrzehnt hat die Umweltgefährdung durch N-Emissionen<br />
weiter zugenommen. Der kumulative N-Überschuss von 1950-2000 (siehe Tabelle 1)<br />
beträgt in den ABL im Durchschnitt ca. 4000 kg ha -1 (in den NBL fast die gleiche<br />
Größenordnung). In den ABL wurden davon in der Zeit von 1970-2000 im Mittel aller<br />
Betriebstypen ca. 1500 kg N ha -1 in den vertieften Ackerkrumen festgelegt. Der Rest<br />
wurde in die Atmosphäre, die Hydrosphäre bzw. in naturnahe Ökosysteme (z.B. Wälder,<br />
Moore) emittiert. In den NBL dürfte aufgrund der kaum erfolgten Krumenvertiefung der<br />
überwiegende Teil des N-Überschusses zu Umweltbelastungen beigetragen haben.<br />
Im Marktfruchtbereich ist zwar bereits eine weitgehende Anpassung der Düngung<br />
an die Entzüge erfolgt. Berücksichtigt man jedoch, dass Marktfruchtbetriebe i.d.R. auf<br />
speicherfähigen Substraten mit relativ geringen Grundwasserneubildungsraten (z.B. im<br />
niedersächsischen Lössgebiet ~140 mm a -1 ) angesiedelt sind, so liegen selbst bei<br />
-<br />
geringen N-Überschüssen noch relativ hohe NO3 -Konzentrationen im Sickerwasser vor.<br />
75
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Bei einer angenommenen N-Auswaschungsrate von 10 kg ha -1 (= 50% des mittleren N-<br />
-<br />
Überschusses im Marktfruchtbereich) liegt bei der o.g. Sickerrate der NO3 -Gehalt bei<br />
immerhin noch 32 mg NO - -1<br />
3 L und überschreitet damit den Richtwert der TVO (25 mg<br />
NO 3 - L -1 = 5,5 mg N l -1 ). Bereits bei einer angenommenen N-Auswaschung von 20 kg N<br />
ha -1 würde der Grenzwert der TVO (50 mg NO 3 - L -1 = 11 mg N L -1 ) deutlich überschritten.<br />
-<br />
Weitaus höher können die NO3 -Konzentrationen in trockeneren Regionen (z.B. östliches<br />
Niedersachsen, Ostbrandenburg und mitteldeutsches Trockengebiet) sein, in denen die<br />
Sickerwassermengen noch deutlich geringer sind.<br />
Vor allem aufgrund des Verlustes der N-Pufferkapazität in den vertieften<br />
Ackerkrumen aber auch infolge der gegenüber früheren Jahrzehnten deutlich erhöhten<br />
Verfügbarkeit des Stickstoffs aus der OBS ist jede Überdüngung ökologisch und<br />
ökonomisch ungerechtfertigt. Ein zu hohes N-Angebot kann überdies einen negativen<br />
Einfluss auf den Nährwert (Gehalt an Zucker, Stärke, Protein, essentiellen Aminosäuren,<br />
Geschmacksstoffen, Vitaminen, etc.) und den Verarbeitungswert (Gehalt an Zucker und<br />
Alpha-Amino-N bei Zuckerrüben, Proteingehalt bei Brot-, Brau- und Futtergetreide,<br />
Ölgehalt von Raps, Lein und Sonnenblume, Lagerfähigkeit von Obst, Gemüse und<br />
Kartoffeln, etc.) ausüben. Ein hoher Nitratgehalt in Gemüse ist aus gesundheitlichen<br />
Gründen unerwünscht. Eine Überversorgung mit Stickstoff kann die Anfälligkeit für<br />
Schaderreger erhöhen bzw. die Resistenz verringern, sowie die Infektionsgefahr durch<br />
Veränderung des Kleinklimas im zu dichten Bestand steigern.<br />
Mit Hilfe moderner Prognoseverfahren ist auch in Marktfruchtbetrieben eine weitere<br />
Reduzierung der N-Düngung durchaus möglich, ohne dass Ertragseinbußen zu befürchten<br />
sind (Kersebaum et al., 2006). Im Gegensatz zur sollwertbasierten Nmin-Methode<br />
ermöglichen moderne Sensortechnik und Computer-Simulationsmodelle heute die<br />
Bestimmung des N-Düngungsbedarfs zu allen wichtigen phänologischen Terminen.<br />
Darüber hinaus bieten Empfehlungen nach Modellrechnung besonders in Jahren mit<br />
extremem Witterungsverlauf oder in Fruchtfolgegliedern mit speziellem Einfluss auf das N-<br />
Nachlieferungsvermögen höhere Sicherheiten als einzelterminliche Messungen des Nmin-<br />
Gehaltes und können so auch Landwirten mit gutem Schätzvermögen zusätzliche wichtige<br />
Informationen liefern.<br />
Erhebliche N-Belastungen der Umwelt gehen von der flächenintensiven Tierhaltung<br />
aus, da der Stickstoff vom Tier selbst nur zu einem geringen Anteil ausgenutzt wird. In der<br />
Tierproduktion legt der Stickstoff in einer Kette von Prozessen (z.B. Düngung der<br />
Futterpflanzen, Futtergewinnung auf den Flächen, Fütterung, Verdauung, Ausscheidung,<br />
Lagerung der Wirtschaftsdünger, Versorgung der Flächen mit Wirtschaftsdüngern)<br />
Transportstrecken zwischen der landwirtschaftlichen Fläche und dem Stall zurück. Die<br />
Viehbesatzdichte als ein Indikator für das N-Gefährdungspotenzial unterstellt eine<br />
theoretisch gleichmäßige Verteilung der anfallenden Wirtschaftsdünger auf der<br />
versorgbaren LF. Eine Überdüngung hofnaher Flächen spiegelt sich in diesem Indikator<br />
ebenso wenig wider wie ein überbetrieblicher oder überregionaler Nährstoffausgleich, wie<br />
er insbesondere in Gebieten mit flächenintensiver Tierhaltung stattfindet. Zu Beginn der<br />
1990er Jahre hat der Viehbesatz in Deutschland aufgrund des Zusammenbruchs weiter<br />
Teile der Landwirtschaft in den NBL zunächst deutlich abgenommen. Seit 1996 zeichnet<br />
sich eine Wiederzunahme der Viehbesatzdichten ab. Derzeit weisen die<br />
Veredelungsbetriebe in Deutschland eine Viehbesatzdichte von mehr als 4<br />
Großvieheinheiten (GV) ha -1 LF auf, in Futterbau- und Gemischtbetrieben liegt der<br />
Viehbesatz aktuell unter 2 GV ha -1 LF (Barunke, 2002). In diesen Betrieben sind hohe N-<br />
Verluste (zumeist in Form von NH3 und NH4 + ) aufgrund teilweise extrem hoher N-<br />
Ausscheidungen unvermeidbar.<br />
76
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Die Regionen Vechta-Cloppenburg, das Münsterland und Ostwestfalen weisen<br />
einen extrem hohen Viehbesatz auf. Hier werden mehr als 2,5 GV ha -1 LF gehalten mit<br />
einem gebietsweisen N-Bilanzüberschuss von mehr als 300 kg N ha -1 LF lediglich aus der<br />
Tierhaltung (Barunke, 2002). Ein weiterer Verdichtungspunkt mit Viehbesatzdichten<br />
zwischen 2,0 und 2,5 GV ha -1 LF liegt im südlichen Bayern. In den ackerbaulichen<br />
Gunstregionen der ABL ist der Viehbesatz dagegen gering. Dies gilt derzeit auch noch<br />
grundsätzlich für die NBL. Eine Wiederaufstockung der Tierbestände zeichnet sich hier<br />
bereits ab, nicht zuletzt aufgrund von Werbekampagnen seitens der Landesregierungen.<br />
Abgesehen von Gesetzgeber (siehe Düngeverordnung) und Offizialberatung hat der<br />
Verbraucher einen erheblichen Einfluss auf die Nährstoffbilanzen. Eine Reduzierung des<br />
individuellen Fleischkonsums wäre eine wirksame Maßnahme zur Rückführung der N-<br />
Bilanzüberschüsse und der damit direkt im Zusammenhang stehenden Folgen.<br />
Literatur<br />
Anonym 1: Statistisches Bundesamt, Land- und Forstwirtschaft: Fachserie 3, Reihe 1, und<br />
Produzierendes Gewerbe, Fachserie 4, Reihe 8,2, Jahrgänge 1950 bis 2005.<br />
Anonym 2: Zentralinstitut für Physikalische Chemie, Rudower Chaussee 5, 12489 Berlin.<br />
Bach, M., H.G. Frede und G. Lang (1997): Entwicklung der Stickstoff-, Phosphor- und<br />
Kalium-Bilanz in der Bundesrepublik Deutschland. (Studie im Auftrag des<br />
Bundesarbeitskreises Düngung, Frankfurt a.M.). Gesellsch. f. Boden- und<br />
Gewässerschutz e.V., Wettenberg, 77 S.<br />
Barunke, A. (2002): Die Stickstoffproblematik in der Landwirtschaft – Erfahrungen mit<br />
Stickstoffminderungspolitiken. Wissenschaftsverlag Vauk Kiel KG, 227 S.<br />
Kersebaum, K.C., R. Nieder und W. Köster (2006): Brennpunkt Stickstoff II: Neue<br />
Chancen für eine effizientere N-Düngung. WasserWirtschaft, im Druck.<br />
Nieder, R., K.C. Kersebaum and J. Richter (1995): Significance of nitrate leaching and<br />
long term N immobilization after deepening the plough layers for the N regime of<br />
arable soils in N.W. Germany. Plant and Soil 173, 167-175.<br />
Nieder, R., 2000: Nährstoffanreicherung in Ackerkrumen vor dem Hintergrund des Boden-,<br />
Klima- und Gewässerschutzes. Z. f. Kulturtechnik und Landentwicklung 41, 49-56.<br />
Nieder, R. und J. Richter, 2000: C and N accumulation in arable soils of NW Germany –<br />
Develop-ments 1970 to 1998. Journal of Plant Nutrition and Soil Science, 163, 65-<br />
72.<br />
Nieder, R., H.P. Dauck and D.K. Benbi, 2001: Mineralization of newly accumulated<br />
nitrogen. In: W.J. Horst et al. (Eds), Plant nutrition – Food security and sustainability<br />
of agro-ecosystems. Kluver Academic Publishers, Netherlands, 940-941.<br />
Nieder, R., W. Köster, H.P. Dauck und S. Brinkmann (2003): Nährstoff-Überschüsse in<br />
Deutschland von 1950 bis 2000: Quellen, Senken und Wirkungen auf die Umwelt. I.<br />
N-Überhang der Landwirtschaft. Landnutzung und Landentwicklung 44, 172-178.<br />
Nieder, R., W. Köster und K.C. Kersebaum (2006): Brennpunkt Stickstoff I: Beitrag der<br />
Landwirtschaft zu diffusen N-Einträgen. WasserWirtschaft, im Druck.<br />
Umweltbundesamt, 2004: Jahresbericht 2004, 142 S. (www.umweltbundesamt.de)<br />
77
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
N-Bilanzüberschuss [kg N / ha]<br />
Abbildung 1: Stickstoff-Bilanz der Bundesrepublik Deutschland (Alte und Neue<br />
Bundesländer 1950-2003<br />
kumulierter N-Bilanzüberschuss [kg N / ha]<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
1950-54<br />
Alte Bundesländer<br />
Neue Bundesländer<br />
1955-59<br />
1960-64<br />
1965-69<br />
Alte Bundesländer<br />
Neue Bundesländer<br />
1950-54<br />
1955-59<br />
1960-64<br />
1965-69<br />
1970-74<br />
1970-74<br />
1975-79<br />
1975-79<br />
1980-84<br />
1980-84<br />
1985-89<br />
1985-89<br />
1990-94<br />
1990-94<br />
1995-99<br />
1995-99<br />
2000-03<br />
2000-03<br />
Abbildung 2: Kumulativer N-Bilanzüberschuss seit 1950 in den Alten und Neuen<br />
Bundesländern<br />
78
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Abbildung 3: Stickstoff-Akkumulation nach Vertiefung der Ackerkrumen (16 Betriebe, 120<br />
Schläge) um 1970 von 35 cm (südliches Niedersachsen; Quellen: Nieder, 2000;<br />
Nieder und Richter, 2000)<br />
Abbildung 4: Kumulative N-Mineralisation (Inkubationsversuche) in niedersächsischen<br />
Löss-Ackerböden vor (a) sowie 5, 10, 20 und 30 Jahre nach der Krumenvertiefung<br />
(Quellen: Nieder et al., 2001; 2003)<br />
79
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Betriebliches Umweltmanagement in der Landwirtschaft – Anwendung der<br />
Ökobilanzmethode SALCA im Gebiet des südlichen Oberrheins<br />
Baumgartner, Daniel U. (Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zürich);<br />
Gaillard, Gérard; Freiermuth Knuchel, Ruth:<br />
Zusammenfassung<br />
Im Zuge von gesellschaftlichen Veränderungen und deren politischen Implikationen nimmt<br />
die Bedeutung der ökologischen Optimierung der Landbewirtschaftung zu. Die<br />
Ökobilanzmethode SALCA der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />
bietet dem Landwirt das notwendige Instrumentarium für das betriebliche<br />
Umweltmanagement. Sie besteht aus einer Datenbank mit Ökoinventaren, Modellen für<br />
die Ermittlung der Emissionen und einer Auswahl von Methoden für die Abschätzung von<br />
Umweltwirkungen besonderer Relevanz. Verschiedene Berechnungswerkzeuge<br />
integrieren die vorgenannten Methodenbestandteile. Die Betriebsergebnisse werden<br />
anhand von Referenzwerten ausgewertet und in grafischer und tabellarischer Form<br />
dargestellt.<br />
Im Rahmen eines EU-Interreg-Projektes wurde SALCA aufgrund der Kriterien Fachlichkeit,<br />
Machbarkeit und Nutzen bewertet. Die Beurteilung zeigte, dass die Methode SALCA<br />
Resultate von hoher fachlicher Qualität liefert und sich durch eine grosse Transparenz bei<br />
den Berechnungen sowie den verwendeten Modellen und Referenzen auszeichnet. Auch<br />
bei der Klarheit der Präsentation der Ergebnisse und der Kommunizierbarkeit erzielte<br />
SALCA gute Werte.<br />
Anhand des Beispiels eines Gemischtbetriebs mit Schwerpunkt Milch werden ein Ökoprofil<br />
und die daraus abgeleiteten Empfehlungen dargelegt. Analysiert werden das Ressourcen-,<br />
Nährstoff- und Schadstoffmanagement. Die Umweltwirkungen des Beispielbetriebs sind<br />
vergleichsweise gut. Für den Landwirt brachten die Ergebnisdiskussion und Empfehlungen<br />
neue Erkenntnisse für die Betriebsführung, welche bereits teilweise umgesetzt wurden.<br />
Die Methode SALCA eignet sich im praktischen Einsatz für das betriebliche<br />
Umweltmanagement und wird in einem Folgeprojekt auf einem Netz mit 300 Betrieben in<br />
der Schweiz eingesetzt.<br />
Einleitung<br />
In der Folge des Umwelt-Gipfels von Rio 1992 sieht sich die intensive moderne<br />
Landwirtschaft zunehmend mit politischen und gesellschaftlichen Forderungen nach<br />
nachhaltiger Bewirtschaftung konfrontiert. In der Schweiz wurden die Weichen dazu mit<br />
der im Jahr 1992 verabschiedeten Agrarreform des Bundesrates gestellt (Schweizerischer<br />
Bundesrat, 1992). Diese Neuorientierung führte zur Entkoppelung von Preis- und<br />
Einkommenspolitik, einer Einführung von produktionsunabhängigen Direktzahlungen<br />
sowie zu einer verstärkten ökologischen Ausrichtung der Agrarpolitik. Letztere umfasst<br />
gezielte Massnahmen zur Extensivierung und zur Förderung umweltschonender<br />
Bewirtschaftungsformen, wie integrierte Produktion (IP) und biologischer Landbau. Das<br />
Eidgenössische Landwirtschaftsgesetz von 1998 verlangt für die Auszahlung von<br />
Direktzahlungen die Einhaltung ökologischer Minimalstandards, welche mit dem<br />
ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) belegt werden müssen. Zusätzlich wurden auf<br />
nationaler und kantonaler Ebene ergänzende, freiwillige Agrar-Umweltprogramme<br />
eingeführt.<br />
Neben gezielten Anreizen gilt es aber auch, mit einem betrieblichen Umweltmanagement<br />
auf freiwilliger Basis die Umweltwirkungen von Landwirtschaftsbetrieben zu analysieren<br />
und entsprechende Massnahmen abzuleiten. Zu diesem Zweck wurde ein<br />
80
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
agrarökologisches Evaluierungsinstrument basierend auf der Ökobilanzmethode SALCA<br />
(Swiss Agricultural Life Cycle Assessment) entwickelt.<br />
Im Rahmen des EU-Interreg-Projektes COMETE, welches verschiedene Methoden für das<br />
betriebliche Umweltmanagement in der Landwirtschaft verglich (Bockstaller et al., 2006),<br />
wurde die Methode SALCA hinsichtlich verschiedener Kriterien bewertet und auf einem<br />
Betriebsnetz von 13 Landwirtschaftsbetrieben im südlichen Oberrhein angewandt. Die<br />
entsprechende Projektergebnisse fliessen in den vorliegenden Artikel ein.<br />
Die Ökobilanzmethode SALCA<br />
SALCA dient der Analyse und Optimierung der Umweltwirkungen der landwirtschaftlichen<br />
Produktion. Die Methode wird vorwiegend in der agrarökologischen Forschung (z.B.<br />
Nemecek et al., 2005) eingesetzt, dient aber ebenfalls als Basis für das betriebliche<br />
Umweltmanagement von Landwirtschaftsbetrieben (Rossier, 1998; Rossier und Gaillard,<br />
2001 und 2004), die Errechnung von Agrar-Umweltindikatoren (Gaillard et al., 2003) und<br />
die Ermittlung von Umweltinventaren im Kontext der Integrierten Produktpolitik der<br />
Schweiz (Nemecek et al., 2004b).<br />
Die Grundsätze der Ökobilanzierung sind in den ISO-Normen 14040 und14043 (ISO,<br />
2006a und 2006b) festgelegt. Sie umfasst die vier Schritte Festlegung des Ziels und des<br />
Untersuchungsrahmens, Sachbilanz, Wirkungsabschätzung und Interpretation. Die<br />
Ökobilanz wurde ursprünglich für industrielle Anwendungen entwickelt. Durch die<br />
Anpassung an die Eigenheiten der Landwirtschaft erweitert SALCA das<br />
Anwendungsgebiet der Ökobilanzierung auf die Beurteilung landwirtschaftlicher Produkte<br />
(z.B. Kartoffeln, Milch) und Systeme (z.B. Anbausysteme, Landwirtschaftsbetriebe).<br />
SALCA besteht aus den folgenden Elementen (Abb. 1):<br />
- Einer Datenbank mit Ökoinventaren für die Landwirtschaft. Zurzeit beinhaltet die<br />
SALCA-Datenbank, welche in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizer Zentrum für<br />
Ökoinventare ecoinvent erstellt wurde (Nemecek et al., 2004b), über 700<br />
Ökoinventare. Sie wird laufend weiter ausgebaut.<br />
- Modellen für die Ermittlung von direkten Feld- und Hofemissionen, wie Nitrat (Richner<br />
et al., 2006), Lachgas, Methan, Ammoniak, Phosphor (Prasuhn, 2006), Schwermetalle<br />
(Freiermuth, 2006), etc.<br />
- Einer Auswahl von Methoden für die Wirkungsabschätzung für Umweltfragen<br />
besonderer Relevanz für landwirtschaftliche Systeme: Bedarf an nicht erneuerbaren<br />
Energieressourcen, Flächenbedarf, Treibhauspotenzial, Eutrophierung, Versauerung,<br />
Ozonbildung, Humantoxizität und Ökotoxizität (Gewässer und Boden) (Gaillard et al.,<br />
2007).<br />
- Methoden für die Wirkungsabschätzung für die bisher in Ökobilanzen kaum<br />
berücksichtigten Kategorien Biodiversität (Jeanneret et al., 2006) und Bodenqualität<br />
(Oberholzer et al., 2006).<br />
- Berechnungswerkzeugen für häufig untersuchte landwirtschaftliche Systeme (Kulturen<br />
auf Schlagebene und Landwirtschaftsbetriebe). Mit Hilfe der Ökobilanz-Software TEAM<br />
von PricewaterhouseCoopers-Ecobilan sind die benötigten Ökoinventare aus der<br />
SALCA-Datenbank, die Modelle für die Berechnung der direkten Feld- und<br />
Hofemissionen sowie die zugehörigen Verknüpfungen zu einem Gesamtsystem<br />
zusammengeführt worden.<br />
81
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Technische Produktionsdaten<br />
des Landwirtschaftsbetriebs<br />
SALCA-<br />
Emissionsmodelle<br />
z.B.<br />
Nitratauswaschung<br />
Ressourcenverbrauch und<br />
Emissionen (Sachbilanz)<br />
SALCA-<br />
Wirkungsabschätzung<br />
Energiebedarf, Eutrophierung,<br />
Ökotoxizität, etc.<br />
SALCA-<br />
Datenbank<br />
Erfassung z.B. mittels<br />
Betriebsführungs-Software AGRO-<br />
TECH<br />
Ökoinventare z.B.:<br />
Dieselproduktion<br />
Düngerproduktion<br />
z.B. Rohölverbrauch<br />
Ammoniak-Emission<br />
Cadmium-Emission<br />
SALCA<br />
Software<br />
Abb. 1: Schematische Darstellung der Methode SALCA und ihrer Elemente.<br />
Umweltwirkungen<br />
Zur Darstellung der Umweltwirkungen eines Landwirtschaftsbetriebs dienen folgende<br />
Wirkungskategorien:<br />
Energiebedarf: Der Energiebedarf wird gemessen anhand der Ausschöpfung nicht<br />
erneuerbarer Energieressourcen, das heisst energetischer Rohstoffe, die in der Natur<br />
als Erz (Uran) und fossile Vorkommen (z.B. Rohöl, Braunkohle) zu finden sind. Diese<br />
werden ausgedrückt in Megajoule (MJ)-Äquivalenten.<br />
Gesamteutrophierung: Betrachtet werden die Nährstoffanreicherung in Wasser und<br />
Boden, insbesondere von empfindlichen Ökosystemen wie Seen und Wälder, durch<br />
Zufuhr von Stoffen mit Düngewirkung (Stickstoff und Phosphor). Die Einheit ist kg<br />
Phosphat (PO4)-Äquivalente.<br />
Aquatische Toxizität: Beurteilt werden die Schäden an Flora und Fauna der<br />
Oberflächengewässer. Diese werden ausgedrückt in g Zink (Zn)-Äquivalenten<br />
Terrestrische Toxizität: Hier wird eine Abschätzung der Schäden an Flora und Fauna im<br />
Boden vorgenommen. Die Einheit ist g Zink (Zn)-Äquivalente.<br />
Gemeinsam vertreten sie drei wichtige Bereiche der Umweltwirkungen (vgl. Nemecek et<br />
al., 2005): Die Ausschöpfung nicht erneuerbarer Energieressourcen vertritt den<br />
Ressourcenverbrauch, die Gesamteutrophierung den Bereich der Nährstoffverluste;<br />
aquatische und terrestrische Toxizität repräsentieren den Bereich der Schadstoffe.<br />
Wie oben erwähnt sind die Umweltwirkungen in den vier Wirkungskategorien in<br />
Äquivalenten ausgedrückt. Diese dienen dazu, die ökologischen Wirkungen durch die<br />
verschiedenen Stoffe vergleichbar zu machen. Dabei ist zu beachten, dass die Werte der<br />
emittierten Stoffe mit Wirkungsfaktoren gewichtet sind, welche die Schädlichkeit der<br />
jeweiligen Stoffe wiedergeben.<br />
Je nach betrachteter Funktion der Landwirtschaft liegt der Ökobilanz eine andere<br />
Bezugsgrösse zugrunde: Steht die Funktion der landwirtschaftlichen Nutzung im<br />
Vordergrund, wie in dieser Arbeit, ist die Bezugsgrösse 1 ha landwirtschaftliche<br />
Nutzfläche. Das Ziel ist es, eine bestimmte Fläche mit möglichst geringer<br />
Umweltbelastung zu bewirtschaften. Je nach Fragestellung können aber auch der Ertrag<br />
82
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
in kg (produktive Funktion) oder die Rohleistung in Euro (finanzielle Funktion) als<br />
Bezugsgrösse dienen (vgl. Nemecek et al., 2005).<br />
Ein Bestandteil der Methode SALCA ist es, die betrieblichen Resultate anhand von<br />
Referenzwerten auszuwerten. Diese stammen von so genannten Modellbetrieben, welche<br />
von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART erarbeitet wurden. Die 27<br />
Modellbetriebe repräsentieren jeweils bestimmte Betriebsgruppen aufgeteilt nach<br />
Betriebstyp (gemäss Typologie FAT 99 / S4, vgl. Hausheer & Meier, 2003),<br />
Produktionsregion (Tal, Hügel, Berg) und Landbauform (integriert, biologisch). Dies erlaubt<br />
eine Analyse der Beiträge der verschiedenen Inputs an den Wirkungskategorien und die<br />
einfache Ableitung von Empfehlungen (Nemecek et al., 2004a).<br />
Im Projekt wurde die Methode SALCA in ihrer Version 1.31 (Stand 2004) angewandt. Für<br />
die aquatische und terrestrische Ökotoxizität wurden die CST97-Methoden sowie deren<br />
Weiterentwicklung eingesetzt (Jolliet & Crettaz ,1997; Margni et al., 2002). Die jüngsten<br />
Entwicklungen, wie in Gaillard et al. (2007) beschrieben, insbesondere die neuen Ansätze<br />
zur Schwermetallbilanzierung und Nitratauswaschung sowie die neuen<br />
Wirkungskategorien Biodiversität und Bodenqualität, konnten hier nicht berücksichtigt<br />
werden.<br />
Bewertung der Ökobilanzmethode SALCA<br />
Im Rahmen des Projektes COMETE wurde die Methode SALCA mittels 15<br />
Bewertungskriterien (Bockstaller et al., 2006) beurteilt.<br />
Bereich Bereich Nutzen Nutzen<br />
Abdeckung aller<br />
Umweltbereiche<br />
Kommunizierbarkeit 5<br />
Abd. der landwirtsch.<br />
der Resultate<br />
Eindeutigkeit der Aussage<br />
4<br />
Produktionszweige<br />
Berücksichtigung<br />
der Resultate<br />
3<br />
der Produktionsfaktoren<br />
Abdeckung<br />
der Bedürfnisse<br />
Zeitaufwand<br />
Integrationsgrad mit<br />
bestehenden EDV<br />
-Hofprogrammen<br />
Benutzerfreundlichkeit<br />
Rückgriff auf externe<br />
Dienstleistung<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Indikatortyp /<br />
Analysentiefe<br />
Vermeidung fehlerhafter<br />
Aussagen<br />
Transparenz / Offenlegung<br />
Zugänglichkeit<br />
der Daten<br />
Qualifikation des Anwenders<br />
Bereich Bereich Fachlichkeit<br />
Fachlichkeit<br />
SALCA<br />
Bereich Machbarkeit<br />
Abb. 2: Ergebnis der Bewertung der Methode SALCA. Die Boniturskala reicht von 1<br />
(negativ) bis 5 (sehr positiv). Quelle: Bockstaller et al., 2006.<br />
Die Stärken der Methode SALCA liegen in den Bereichen Fachlichkeit und Nutzen. Die<br />
breite Abdeckung der landwirtschaftlichen Produktionszweige und die umfassende<br />
Berücksichtigung von Produktionsfaktoren sowie die hohe Transparenz über die Art der<br />
Berechnungen und der verwendeten Referenzwerte verschaffen der Methode SALCA ein<br />
gutes Bewertungsresultat für den Bereich Fachlichkeit. Die zweite Stärke hat SALCA im<br />
Bereich Nutzen: Eine gute Bewertung wird für die Kommunizierbarkeit der Resultate –<br />
dank der Verwendung von Referenzwerten – sowie für die Präsentation der Ergebnisse in<br />
graphischer und in Textform inklusive der Beratungsempfehlung (Kriterium: Eindeutigkeit<br />
der Aussage der Resultate) erzielt (Abb. 2). Positiv erwähnt wird im Weiteren der<br />
83
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
quantitative Ansatz der Methode mit dem wissenschaftlichen Hintergrund der<br />
Lebenszyklusanalyse.<br />
Die Grenzen von SALCA hingegen liegen im Bereich der Machbarkeit, wo eine tiefe<br />
Bewertung für den Integrationsgrad mit bestehenden EDV-Hofprogrammen sowie mittlere<br />
Bewertungen für die Benutzerfreundlichkeit und die Qualifikation des Anwenders<br />
ausgewiesen werden. Diese Punkte wurden dank der in der Zwischenzeit durchgeführten<br />
Software-Programmierung und der Verknüpfung zu einem existierenden Hofprogramm<br />
(AGRO-TECH) wesentlich verbessert (Abb. 2).<br />
Anwendung der Ökobilanzmethode SALCA im südlichen Oberrhein<br />
Das nachfolgende Fallbeispiel zeigt die Umweltanalyse mittels SALCA. Der untersuchte<br />
Betrieb ist ein Gemischtbetrieb mit Schwerpunkt Milchproduktion und 18 ha<br />
landwirtschaftlicher Nutzfläche. Auf rund der Hälfte der Fläche werden Ackerkulturen<br />
(Winterweizen, Wintergerste, Zuckerrüben, Soja, Silomais) angebaut. Die andere Hälfte ist<br />
Grasland. Eine Besonderheit des Betriebs ist, dass 20% seiner Nutzfläche ökologische<br />
Ausgleichsflächen sind (definiert nach der Direktzahlungsverordnung, 1998).<br />
Die Resultate bei den vier Hauptwirkungskategorien für das betriebliche<br />
Umweltmanagement zeigen, dass der Betrieb im Vergleich mit den Werten des<br />
Referenzbetriebs ähnliche oder gar günstigere Umweltwirkungen hat. Einzig bei der<br />
aquatischen Ökotoxizität für das Betriebsjahr 2002 sind die Umweltwirkungen eindeutig<br />
ungünstig (Abb. 3).<br />
Die Stärken des Betriebs liegen beim Energiebedarf im Bereich der Energieträger, bei der<br />
Gesamteutrophierung im Bereich Tierhaltung und bei der terrestrischen Ökotoxizität im<br />
Bereich der zugekauften Futtermittel (Tab. 1).<br />
Energiebedarf: Im Vergleich zum Referenzbetrieb verbraucht der Beispielsbetrieb pro ha<br />
nur halb so viel Treibstoff. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Betrieb gut<br />
arrondiert ist und 20% der Flächen ökologische Ausgleichsflächen sind, auf denen die<br />
Anzahl der Maschinengänge gering sind.<br />
Gesamteutrophierung: Im Bereich Tierhaltung ist Ammoniak (NH3) die wichtigste<br />
Emission. Im Beispielbetrieb entstehen aus mehreren Gründen weniger<br />
Ammoniakemissionen als beim Referenzbetrieb (vgl. Menzi et al., 1997):<br />
- Durch die geringere Viehdichte (1,0 GVE anstatt 1,2 GVE) ist der Hofdüngeranfall<br />
reduziert, was sich direkt auf die NH3-Emissionsmenge auswirkt.<br />
- Die Abdeckung des Güllenlagers vermindert die NH3-Verluste ebenfalls.<br />
- Im Anbindestall, welches das Aufstallungssystem des Beispielbetriebs ist, liegen die<br />
Exkremente der Tiere weniger lang an der Oberfläche und sind auch über eine kleinere<br />
Stallfläche verteilt als im Laufstall, welcher beim Referenzbetrieb das Haltungssystem<br />
ist. Dabei wird weniger NH3 freigesetzt.<br />
- Die erhöhte Weidehaltung führt zu einer weiteren Reduktion der NH3-Verluste. Bei der<br />
Stallhaltung gehen mehr als 30% des ausgeschiedenen Stickstoffs als NH3 verloren;<br />
auf der Weide sind es nur 5%.<br />
Terrestrische Ökotoxizität: Die günstigere Umweltwirkung des Beispielbetriebs ist auf<br />
die geringeren Schwermetallausträge infolge des Zukaufs von Futtermitteln<br />
zurückzuführen. Beim Referenzbetrieb wird das Defizit in der Grundfutterbilanz durch den<br />
Zukauf von Heu ausgeglichen. Bei der Erzeugung von Heu wird mehr Zink freigesetzt als<br />
bei der Produktion von Gerste, welches in Form von Malztreber das zugekaufte<br />
Futtermittel des Beispielbetriebs ist. Für die Produktion von Heu wird Gülle eingesetzt.<br />
Diese ist deutlich stärker mit Zink belastet als Mineraldünger (Desaules & Studer, 1993;<br />
Menzi & Kessler, 1998).<br />
84
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Abweichung vom Referenzbetrieb (in %)<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
-10%<br />
-20%<br />
-30%<br />
Energiebedarf<br />
[MJ-Äq./ha]<br />
-10% -11%<br />
Gesamteutrophierung<br />
[kg PO4-Äq./ha]<br />
-12%<br />
Jahr 2002 Jahr 2003<br />
1%<br />
34%<br />
24%<br />
aquatische<br />
Ökotoxizität<br />
[g Zn-Äq./ha]<br />
Gesamtbetriebliche<br />
Umweltwirkungen (pro ha)<br />
terrestrische<br />
Ökotoxizität<br />
[g Zn-Äq./ha]<br />
-15%<br />
-26%<br />
Werte über +25%:<br />
ungünstigere<br />
Umweltwirkungen als<br />
Referenzbetrieb<br />
Werte zwischen -20%<br />
und +25%: ähnliche<br />
Umweltwirkungen wie<br />
Referenzbetrieb<br />
Werte unter -20%:<br />
günstigere<br />
Umweltwirkungen als<br />
Referenzbetrieb<br />
Abb. 3 : Ergebnisse der Methode SALCA für den Beispielbetrieb auf Betriebsebene mit<br />
Bezugnahme auf die Werte des Referenzbetriebs (0%-Linie). Dargestellt sind die<br />
Ergebnisse für 2002 und 2003 für die Bezugsgrösse 1ha LN.<br />
Trotz positiver Trends gibt es beim Energiebedarf im Bereich Maschinen sowie bei der<br />
aquatischen Ökotoxizität in den Bereichen Düngung und Nährstoffe resp. Futtermittel noch<br />
Verbesserungspotenzial (Tab. 1).<br />
Energiebedarf: Der Maschinenpark ist im Verhältnis zur Fläche gross. Da bei der<br />
Ökobilanz die Herstellung der Geräte mitberücksichtig wird, wirkt sich dies negativ auf den<br />
Energiebedarf aus.<br />
Aquatische Ökotoxizität: Der Betrieb setzt doppelt soviel mineralischen P-Dünger ein<br />
wie der Referenzbetrieb. Dies führt zu einer stark erhöhten Freisetzung von Cadmium, das<br />
insbesondere für Wasserlebewesen stark toxisch ist. Daher wirkt sich dies vor allem in der<br />
Wirkungskategorie aquatische Ökotoxizität aus. Bei den zugekauften Futtermitteln hat die<br />
Wahl von Gerste den Effekt, dass die Cadmiumfracht deutlich höher ist als beim im<br />
Referenzbetrieb zugekauften Heu. Dies ist auf die üblicherweise mineralische P-Düngung<br />
der Gerste, im Vergleich zum Gülleeinsatz bei Heu, zurückzuführen. Mineralischer P-<br />
Dünger enthält mehr Cadmium als Gülle (Desaules & Studer, 1993; Menzi & Kessler,<br />
1998).<br />
Für das Umweltmanagement lassen sich aus den Ergebnissen folgende<br />
Handlungsempfehlungen ableiten:<br />
Vermieten der eigenen Maschinen, resp. vermehrter Einsatz von Maschinen aus einem<br />
Maschinenring oder von Lohnunternehmern sowie Verzicht auf den Ersatz bestimmter<br />
Maschinen.<br />
Reduzierung der mineralischen P-Düngung<br />
Ersetzen von Malztreber (Brauereinebenprodukt aus Gerste) durch ein anderes<br />
Proteinfuttermittel, z.B. Sonnenblumenextraktionsschrot.<br />
Die gesamtbetriebliche Umweltanalyse des Beispielbetriebs hat bereits zu ersten<br />
Umsetzungen durch den Betriebsleiter geführt. Im Futterbau stellte er für die<br />
Graskonservierung von Hochsilo auf Siloballen um. Damit verbunden war der Verkauf der<br />
Futterbaumaschinen, welche bis dahin unternutzt waren.<br />
85
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Tab. 1: Die wichtigsten Stärken (+) und Schwächen (-) des Beispielbetriebs auf Stufe der<br />
Inputgruppen.<br />
+ Energiebedarf �<br />
+ Gesamteutrophierung �<br />
+ Terrestrische Ökotoxizität �<br />
Wirkungskategorie �<br />
Inputgruppe<br />
Energieträger<br />
Tierhaltung<br />
Futtermittel<br />
- Energiebedarf � Maschinen<br />
-<br />
-<br />
Aquatische Ökotoxizität �<br />
Düngung und Nährstoffe<br />
Aquatische Ökotoxizität �<br />
Futtermittel<br />
Vergleich mit Referenzbetrieb Grund<br />
Treibstoffeinsatz ist ca. die Hälfte pro<br />
ha<br />
geringere Ammoniakemissionen<br />
dominierendes Schwermetall ist Zink,<br />
welches im günstigen Bereich liegt<br />
grösserer Energiebedarf durch<br />
Bereitstellung und Nutzung von<br />
Maschinen (graue Energie)<br />
stark ungünstige Umweltwirkung, v.a.<br />
Cadmium (Cd) stark erhöht<br />
Tendenz zu ungünstiger<br />
Umweltwirkung, v.a. stark erhöhte<br />
Cadmiumwerte<br />
20% ökologische Ausgleichsflächen<br />
gut arrondierter Betrieb, ebene<br />
Parzellen<br />
geringere Viehdichte<br />
Güllenlager gedeckt<br />
Anbindestall<br />
mehr Weidehaltung<br />
Gerste als Futtermittel setzt in der<br />
Erzeugung weniger Zink frei als Heu.<br />
Gerste wird im Beispielsbetrieb mit<br />
Mineraldünger gedüngt, während Heu<br />
mit Gülle gedüngt wird. Gülle hat<br />
höhere Zink-Gehalte als<br />
Mineraldünger.<br />
grosser Maschinenpark im Verhältnis<br />
zur Fläche, daher schlechte<br />
Auslastung<br />
Betrieb setzt doppelte Menge an<br />
mineralischem P-Dünger ein wie<br />
Referenzbetrieb. Diese enthalten Cd.<br />
Die Produktion von Gerste setzt mehr<br />
Cd frei (wegen Einsatz von<br />
mineralischem P-Dünger) als jene<br />
von Heu (Düngung mit Gülle)<br />
Schlussfolgerungen und Ausblick<br />
Die von Bockstaller et al. (2006) durchgeführte Beurteilung der Methode SALCA<br />
bescheinigt ihr die Bereitstellung von Resultaten mit hoher fachlicher Qualität (vgl. auch<br />
Kritische Prüfung von Prof. U. Köpke in Nemecek et al., 2005). Überzeugen konnte<br />
SALCA auch durch die Klarheit in der Präsentation der Ergebnisse und die einfache<br />
Kommunizierbarkeit durch die Wahl von Referenzbetriebe als Vergleichsgrösse.<br />
Der Praxiseinsatz von SALCA hat gezeigt, dass sich die Methode für das betriebliche<br />
Umweltmanagement eignet und damit ihren Zweck erfüllt. Die Stärken der Methode,<br />
insbesondere im Bereich Nutzen, welche sich aus der Beurteilung anhand von Kriterien<br />
ergeben haben, konnten auch im Praxistest bestätigt werden. Insbesondere haben die<br />
Betriebsleiter die Ergebnis- und Analyseunterlagen positiv aufgenommen. Es wurde<br />
ebenfalls deutlich, dass die teilnehmenden Landwirte an einer ökologischen Optimierung<br />
ihres Betriebs interessiert sind.<br />
Mehrere Weiterentwicklungen sind bei SALCA im Gange oder zwischenzeitlich umgesetzt:<br />
Die Methode wurde um zwei neue Wirkungsabschätzungen, Bodenqualität und<br />
Biodiversität, ergänzt. Die Emissionsmodelle für Nitrat, Schwermetalle und Phosphor<br />
wurden aktualisiert. Schliesslich laufen mehrere Neuprogrammierungen für die Software,<br />
welche eine vereinfachte Datenerfassung und -aufbereitung sowie<br />
Ergebnisplausibilisierung und -auswertung erlauben werden.<br />
86
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Die Methode findet aktuell Anwendung im Projekt Zentrale Auswertung von Ökobilanzen<br />
landwirtschaftlicher Betriebe, bei welchem 300 Landwirtschaftsbetriebe mit<br />
unterschiedlichen Betriebstyp, Landbauform und Region in der ganzen Schweiz bilanziert<br />
werden.<br />
Literatur<br />
Bockstaller C., Gaillard G., Baumgartner D., Freiermuth Knuchel R., Reinsch M., Brauner R. & Unterseher E., 2006.<br />
Betriebliches Umweltmanagement in der Landwirtschaft: Vergleich der Methoden INIDIGO, KUL/USL, REPRO und<br />
SALCA. ITADA, Colmar, 134 S. http://www.art.admin.ch/themen/00617/00618/index.html?lang=de.<br />
Desaules A. & Studer C., 1993. NABO – Nationales Beobachtungsnetz, Messresultate 1985-1991. Schriftenreihe<br />
Umwelt Nr. 200. Bern: Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL.<br />
Direktzahlungsverordnung, 1998. SR 910.19. Verordnung vom 7. Dezember 1998 über die Direktzahlungen an die<br />
Landwirtschaft. http://www.admin.ch/ch/d/sr/c910_13.html<br />
Freiermuth R., 2006. Modell zur Berechnung der Schwermetallflüsse in der Landwirtschaftlichen Ökobilanz. Bericht.<br />
Agroscope FAL Reckenholz, 38 S. http://www.art.admin.ch/themen/00617/00622/index.html?lang=de.<br />
Gaillard G., Ramsauer M., Vonarburg U., Daniel O., Desaules A., Flisch R., Herzog F., Hofer G., Jeanneret P., Nemecek<br />
T., Oberholzer H.R., Prasuhn V., Richner W., Schüpbach B., Spiess E., Walter T. & Weisskopf P., 2003. Agrar-<br />
Umweltindikatoren – Machbarkeitsstudie für die Umsetzung in der Schweiz. Schriftenreihe der FAL 47, 68 S.<br />
Gaillard G., Freiermuth Knuchel R., Baumgartner D., Calanca P.L., Jeanneret P., Nemecek T., Oberholzer H.R., Prasuhn<br />
V., Richner W. & Weisskopf P., 2007. Methode zur Ökobilanzierung landwirtschaftlicher Systeme. Schriftenreihe der<br />
ART, in Vorbereitung.<br />
Hausheer J. & Meier B., 2003. Grundlagenbericht 2002. Ergebnisse der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten.<br />
FAT Tänikon, 180 S.<br />
ISO, 2006a. ISO 14040, 2nd Edition, - Environmental management - Life cycle assessment - Principles and framework,<br />
Geneva, 20 p.<br />
ISO, 2006b. ISO 14044, 1st Edition, - Environmental management - Life cycle assessment - Requirements and<br />
guidelines, Geneva, 46 p.<br />
Jeanneret P., Baumgartner D., Freiermuth R. & Gaillard G., 2006. Méthode d’évaluation de l’impact des activités<br />
agricoles sur la biodiversité dans les bilanz écologiques – SALCA-BD. Bericht. Agroscope FAL Reckenholz, 67 S.<br />
http://www.art.admin.ch/themen/00617/00622/index.html?lang=de.<br />
Margni M., Jolliet O., Rossier D. & Crettaz P., 2002. Life Cycle Impact Assessment of Pesticides on Human Health and<br />
Ecosystems. Agriculture, Ecosystems and Environment, 93 (1-3): 379-392.<br />
Menzi H., Frick R. & Kaufmann R., 1997. Ammoniak-Emissionen in der Schweiz: Ausmass und technische Beurteilung<br />
des Reduktionspotentials. Schriftenreihe der FAL 26, 107 S.<br />
Menzi H. & Kessler J., 1998. Heavy metal content of manures in Switzerland. In: Martinez J. & Maudet M.N., eds.<br />
Proceedings 8 th International Conference on the FAO ESCORENA Network on Recycling of Agricultural, Municipal and<br />
Industrial Residues in Agriculture (RAMIRAN 98); Rennes: 495-506.<br />
Nemecek T., Gaillard G. & Zimmermann A., 2004a. Referenzwerte für Ökobilanzen von Landwirtschaftsbetrieben.<br />
AGRARForschung, 11 (8): 324-329.<br />
Nemecek T., Heil A., Huguenin O., Meier S. Erzinger S., Blaser S., Dux D. & Zimmermann A., 2004b. Life Cycle<br />
Inventories of Agricultural Production Systems. Final report ecoinvent 2000 No. 15. Swiss Centre for Life Cycle<br />
Inventories, Dübendorf, CH., 289 S.<br />
Nemecek T., Huguenin-Elie O., Dubois D., Gaillard, G., 2005. Ökobilanzierung von Anbausystemen im Acker- und<br />
Futterbau, Schriftenreihe der FAL 58, 156 S.<br />
Oberholzer H.R., Weisskopf P., Gaillard G., Weiss F. & Freiermuth Knuchel R., 2006. Methode zur Beurteilung der<br />
Wirkungen landwirtschaftlicher Bewirtschaftung auf die Bodenqualität in Ökobilanzen – SALCA-BQ. Bericht. Agroscope<br />
FAL Reckenholz, 57 S plus Anhang. http://www.art.admin.ch/themen/00617/00622/index.html?lang=de.<br />
Prasuhn V., 2006. Erfassung der PO4-Austräge für die Ökobilanzierung – SALCA-Phosphor. Bericht. Agroscope FAL<br />
Reckenholz, 20 S. http://www.art.admin.ch/themen/00617/00622/index.html?lang=de.<br />
Richner W., Oberholzer H.R., Freiermuth R., Huguenin O. & Walther U., 2006. Modell zur Beurteilung des Nitratauswaschungspotenzials<br />
in Ökobilanzen – SALCA-Nitrat. Bericht. Agroscope FAL Reckenholz, 25 S.<br />
http://www.art.admin.ch/themen/00617/00622/index.html?lang=de.<br />
Rossier D., 1998. Ecobilan – Adaptation de la méthode écobilan pour la gestion environnementale de l’exploitation<br />
agricole, SRVA, 49 p. et annexes<br />
Rossier D., Gaillard G., 2001. Bilan écologique de l’exploitation agricole : Méthode et application à 50 entreprises, SRVA<br />
et FAL, 105 p. et annexes<br />
Rossier D., Gaillard G., 2004. Ökobilanzierung des Landwirtschaftsbetriebs: Methode und Anwendung in 50<br />
Landwirtschaftsbetrieben. Schriftenreihe der FAL 53, 142 S.<br />
Schweizerischer Bundesrat, 1992. Siebter Landwirtschaftsbericht über die Lage der schweizerischen Landwirtschaft und<br />
die Agrarpolitik des Bundes. Bern. 419 S.<br />
87
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Betriebliches Umweltmanagement in der Landwirtschaft: Vergleich der Methoden<br />
INDIGO, KUL/USL, REPRO und SALCA<br />
Bockstaller, C. (UMR INPL-(ENSAIA)-INRA Agronomie et Environnement, Nancy-Colmar);<br />
Gaillard, G.; Baumgartner, D.; Freiermuth Knuchel, R.; Reinsch, M.; Brauner, R.;<br />
Unterseher, E.:<br />
Mit Hilfe von: Recknagel, J.; Blatz, A.; Schweitzer, A.; Blaser, S.; Nemecek, Th.; Weibel, P.; Bunke, D.<br />
Zusammenfassung<br />
Vier Methoden wurden systematisch hinsichtlich ihrer Fachlichkeit, ihrer Machbarkeit und<br />
ihres Nutzens als Instrumente für das Betriebsmanagement evaluiert: SALCA (Schweiz),<br />
INDIGO ® (Frankreich), REPRO und KUL/USL (beide Deutschland). Die Bewertung wurde<br />
mittels einer eigens entwickelten Methode anhand von 15 Bewertungskriterien für den<br />
jeweiligen Stand der Methoden 2004 durchgeführt. Für jedes Kriterium wurden<br />
Entscheidungsregeln festgelegt. Jede Methode hat ihre besonderen Stärken und<br />
Schwächen: SALCA deckt sehr gut die verschiedenen Umweltbereiche ab, ihre<br />
elektronische Datenerfassung ist aber wenig benutzerfreundlich; INDIGO ® erlaubt eine<br />
tiefgehende Analyse von Anbausystemen, jedoch nicht der Tierhaltung; REPRO deckt<br />
sehr gut die landwirtschaftlichen Produktionsverfahren ab, ist aber zeitaufwändig und die<br />
Ergebnisse von KUL/USL sind leicht verständlich dargestellt, jedoch auf Kosten der<br />
Transparenz. Die Anwendung der Methoden in einem Netzwerk von 13<br />
Landwirtschaftsbetrieben aus drei Ländern zeigte eine gute Übereinstimmung aller<br />
Methoden bezüglich der Rangfolge der Umweltverträglichkeit. Bei den<br />
Beratungsempfehlungen an die Landwirte gab es jedoch größere Abweichungen, was vor<br />
allem auf die unterschiedlichen konzeptuellen Ansätze der Methoden zurückzuführen ist.<br />
Einführung<br />
Politik und Gesellschaft erwarten von den Landwirten eine umweltfreundliche<br />
Produktionsweise. In der Europäischen Union und in der Schweiz werden diese<br />
Anforderungen mit Agrar-Umwelt-Programmen unterstützt, die zu einer Harmonisierung<br />
zwischen Landwirtschaft und Ökologie beitragen sollen. Unabhängig von<br />
Regierungsinitiativen existiert ein Bedarf an Management-Instrumenten, welche die<br />
Landwirte in ihren eigenen Anstrengungen um eine umweltverträglichere Bewirtschaftung<br />
unterstützen. In vielen Ländern wurden verschiedene Methoden entwickelt, alle auf der<br />
Grundlage von agrar-ökologischen Indikatoren, jedoch von unterschiedlichen Ansätzen<br />
ausgehend. Es stellt sich die Frage, inwieweit die angebotenen Instrumente den<br />
Bedürfnissen der Landwirte und der Beratungsdienste entsprechen. Der Vergleich einiger<br />
der verbreitetsten Methoden für das Umweltmanagement landwirtschaftlicher Betriebe in<br />
Deutschland, Frankreich und der Schweiz sollte zur Klärung dieser Frage beitragen.<br />
Folgende Betriebsmanagement-Instrumente wurden untersucht:<br />
• SALCA (Swiss Agricultural Life Cycle Assessment), entwickelt durch Agroscope<br />
Reckenholz-Tänikon ART (früher Agroscope FAL Reckenholz), Zürich (Schweiz) für<br />
die Erhebung von Umweltwirkungen der landwirtschaftlichen Produktion,<br />
beschrieben in Rossier und Gaillard (2004)<br />
• INDIGO®, entwickelt durch die INRA in Colmar (Frankreich), hauptsächlich auf der<br />
Grundlage von operationellen Modellen und Fuzzy Logics, beschrieben in<br />
Bockstaller und Girardin (2002)<br />
88
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
• REPRO, eine modular aufgebaute Indikatoren-Methode auf der Grundlage von<br />
Modellen und Stoffflussstrom-Gleichgewichten, entwickelt an der Martin-Luther-<br />
Universität Halle-Wittenberg (Deutschland), beschrieben in Hülsbergen (2003)<br />
• KUL/USL, eine Kriterien-Methode auf der Grundlage von Nährstoff- und<br />
Energiebilanzen und Checklisten mit der Möglichkeit, ein Zertifikat zu vergeben<br />
(Eckert et al. 2002).<br />
Die Methoden wurden auf dem jeweiligen Entwicklungsstand Mitte des Jahres 2004<br />
verglichen. Bei REPRO wurde lediglich ein Teilset der verfügbaren Indikatoren mit hoher<br />
Relevanz für Umweltziele untersucht. Eine ausführliche Berichterstattung lässt sich in<br />
Bockstaller et al. (2006) finden.<br />
Bewertung der Methoden als Umweltmanagementinstrumente<br />
Verschiedene Autoren haben Listen mit Kriterien für den Vergleich von Methoden zur<br />
agrar-ökologischen Evaluierung vorgeschlagen (van der Werf und Petit, 2002; Reus et al.,<br />
2002; Girardin, 2001; Baelemans und Muys, 1998; Gebauer und Bäuerle, 2000; Hertwich<br />
et al., 1997). Diese Listen erschienen jedoch unvollständig und nicht transparent genug<br />
um angewandt zu werden.<br />
Die Bewertung erfolgte mittels einer speziell entwickelten Methode basierend auf 15<br />
Bewertungskriterien (Abb. 1). Diese Kriterien wurden unterteilt in die 3 Bereiche<br />
´Fachlichkeit´, ´Machbarkeit´ und ´Nutzen´. Für jedes Kriterium wurden anhand von<br />
Entscheidungskriterien Bewertungen von 1 (am schlechtesten) bis 5 (am besten)<br />
vergeben. Zum Beispiel beruht das Kriterium ´Abdeckung aller Umweltbereiche´ auf dem<br />
Mittelwert der Analyse von 18 Umweltaspekten (Nitratauswaschung, Pestizidbelastung<br />
usw.). Die Bewertung wurde von allen Projektpartnern, die als Autoren dieses Beitrags<br />
aufgeführt sind, mit wechselseitiger Kontrolle vorgenommen. Die Stellungnahmen der<br />
Autoren der Methoden REPRO und KUL/USL, welche im Gegensatz zu denen von SALCA<br />
und INDIGO ® nicht direkt an dieser Bewertung beteiligt waren, wurden berücksichtigt. In<br />
die Bewertungen in den Bereichen ´Machbarkeit´ und ´Nutzen´ flossen auch die<br />
Erfahrungen im Rahmen der Anwendung der vier Methoden während zweier Jahre in<br />
einem Netz von 13 Landwirtschaftsbetrieben in Frankreich, Deutschland und der Schweiz<br />
ein.<br />
Bereich Nutzen<br />
Eindeutigkeit der Aussage<br />
der Resultate<br />
Abdeckung<br />
der Bedürfnisse<br />
Zeitaufwand*<br />
Integrationsgrad mit<br />
bestehenden EDV<br />
-Hofprogrammen<br />
Kommunizierbarkeit<br />
der Resultate<br />
Benutzerfreundlichkeit<br />
Rückgriff auf externe Dienstleistung<br />
Bereich Fachlichkeit<br />
Abdeckung aller<br />
Umweltbereiche<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Abd. der landwirtsch.<br />
Produktionszweige<br />
Berücksichtigung<br />
der Produktionsfaktoren<br />
Zugänglichkeit<br />
der Daten<br />
Qualifikation des Anwenders<br />
Indikatortyp / Analysentiefe<br />
Vermeidung fehlerhafter<br />
Aussagen<br />
Transparenz / Offenlegung<br />
Bereich Machbarkeit<br />
INDIGO<br />
SALCA<br />
KUL<br />
REPRO<br />
89
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Abb. 1: Bewertung der Umweltmanagement-Methoden SALCA, INDIGO ® , REPRO<br />
und KUL/USL anhand von 15 Bewertungskriterien, unterteilt in die Bereiche<br />
´Fachlichkeit´, ´Machbarkeit´ und ´Nutzen´. 1 ist die schlechteste, 5 die<br />
bestmögliche Note. Quelle: Bockstaller et al. (2006)<br />
Für den Bereich ´Fachlichkeit´ weist SALCA die insgesamt besten Bewertungen auf. Keine<br />
der Methoden war jedoch in der Lage, alle relevanten Umweltbereiche abzudecken<br />
(besonders den Bereich der Biodiversität). Die Bewertung von INDIGO ® bezüglich des<br />
Kriteriums ´Abdeckung der landwirtschaftlichen Produktionszweige´ sowie<br />
´Berücksichtigung der Produktionsverfahren´ ergibt sich aus der Nicht-Berücksichtigung<br />
der Tierhaltung. Die Bewertungen von KUL und REPRO für das Kriterium<br />
´Indikatortyp/Analysentiefe´ ist darauf zurückzuführen, dass deren Indikatoren<br />
hauptsächlich vom Typ ´Antriebskräfte´ sind. Die Bewertung von KUL/USL beim Kriterium<br />
´Transparenz´ liegt an der mangelnden Zugänglichkeit der Software. Für den Bereich<br />
´Machbarkeit´ bekommt KUL/USL die besten Noten aufgrund seiner wohl durchdachten<br />
Organisationsform. Dagegen ist bei SALCA die elektronische Datenerfassung wenig<br />
benutzerfreundlich. REPRO ist im Vergleich zu den anderen Methoden zeitaufwändiger.<br />
Im Bereich ´Nutzen´ wurden insgesamt keine großen Unterschiede festgestellt. Die<br />
bessere Bewertung von KUL/USL beim Kriterium ´Kommunizierbarkeit der Resultate´ -<br />
dank der Möglichkeit der Vergabe eines Zertifikats - wird kompensiert durch das Fehlen<br />
der Möglichkeit für schlagspezifische Empfehlungen.<br />
Einfluss der Wahl einer Umweltmanagement-Methode auf die Ergebnisse<br />
Nicht nur die Methodeneigenschaften sind relevant. Eine andere wichtige Frage ist, ob die<br />
Ergebnisse von der Wahl der Methode abhängen. Die Anwendung der vier Methoden in<br />
einem Betriebsnetz von 13 Betrieben ergab die folgenden Hauptergebnisse:<br />
• Zwischen SALCA, REPRO und INDIGO ® (mit KUL/USL wurden nicht genügend<br />
Betriebe untersucht, um diese Frage beantworten zu können) gab es eine gute<br />
Korrelation bezüglich der Reihenfolge der Umweltverträglichkeit der untersuchten<br />
Betriebe (Spearman-Koeffizienten zwischen 0,72 and 0,88, s. Abb. 2). Das heißt, es<br />
gibt keinen Anlass zu der Befürchtung, dass die Wahl der Umweltmanagement-<br />
Methode darüber entscheidet, ob ein Betrieb bezüglich seiner Umweltverträglichkeit als<br />
gut oder schlecht eingestuft wird, zumindest nicht bei Verwendung der hier<br />
untersuchten Methoden. Quelle: Bockstaller et al. (2006)<br />
2002<br />
REPRO<br />
Ohne Verbindung<br />
INDIGO<br />
SALCA<br />
rS =< 0,45<br />
rS>0,45<br />
rS>0,55<br />
rS>0,65<br />
rS>0,75<br />
2003<br />
REPRO<br />
INDIGO<br />
Ohne Verbindung<br />
SALCA<br />
rS =< 0,45<br />
rS>0,45<br />
rS>0,55<br />
rS>0,65<br />
rS>0,75<br />
90
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Abb. 2: Analyse der Spearman-Korrelation für die Reihenfolge der<br />
Umweltverträglichkeit von 13 mit den Methoden INDIGO ® , REPRO und SALCA<br />
untersuchten Betrieben in den Jahren 2002 und 2003. Der Wert 1 bezeichnet eine<br />
perfekte Korrelation.<br />
• Im Gegensatz hierzu ergab sich nur eine schwache Korrelation - in manchen Fällen<br />
auch gar keine - wenn man den Konformitätsindex für die mit den drei Methoden<br />
ermittelten Beratungsempfehlungen für die Landwirte miteinander vergleicht (s. Abb.<br />
3). Diese Abweichungen lassen sich durch größere konzeptuelle Unterschiede<br />
zwischen den betrachteten Methoden erklären, insbesondere bei a) den von der<br />
Methode berücksichtigten Umweltaspekten, b) den für die Berechnung der Indikatoren<br />
jeweils berücksichtigten Produktionsfaktoren und c) bei den für die Ableitung von<br />
Empfehlungen zu ähnlichen Indikatoren zweier Methoden verwendeten<br />
Schwellenwerten. Das heißt, durch die Wahl der Management-Methode entscheidet<br />
der Landwirt darüber, welche Art von Empfehlungen er bekommt und welche er von<br />
vorneherein ausschließt.<br />
Ohne Verbindung<br />
REPRO<br />
IK>0,65<br />
IK>0,75<br />
INDIGO<br />
IK =< 0,45<br />
IK>0,45<br />
IK>0,55<br />
SALCA<br />
REPRO<br />
Ohne Verbindung<br />
KUL/USL<br />
INDIGO<br />
IK =< 0,45<br />
IK>0,45<br />
IK>0,55<br />
IK>0,65<br />
IK>0,75<br />
SALCA<br />
Abb. 3: Konformitätsanalyse der mit den Methoden INDIGO ® , REPRO, SALCA und<br />
KUL/USL (nur bei 3 Betrieben) im Jahr 2002 für 13 Betriebe abgeleiteten<br />
Empfehlungen. Ein Wert von 1 zeigt eine perfekte, einer von 0 keine<br />
Übereinstimmung an. Quelle: Bockstaller et al. (2006)<br />
Tab. 1: Zusammenstellung der Stärken und Schwächen der Methoden. Quelle:<br />
Bockstaller et al. (2006)<br />
Stärken Schwächen<br />
INDIGO - Transparenz der Methode<br />
- Bereich Fachlichkeit: (Fehlen<br />
- Benutzerfreundlichkeit<br />
der Tierhaltung, manche<br />
Umweltthemen sowie manche<br />
- Bereich Nutzen: erlaubt eine tiefe Indikatoren nur qualitativ)<br />
Analyse der Anbausysteme (in Bezug<br />
auf Stickstoff, PSM)<br />
- Aufwand der Datenerfassung im<br />
1. Jahr (Bodenbeschreibung<br />
Anbaugeschichte)<br />
91
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
KUL/USL - Bereich Machbarkeit: jeder kann die<br />
Methode anwenden (da Berechnung und<br />
Interpretation als Dienstleistung<br />
vergeben werden)<br />
-Bereich Nutzen (Kommunizierbarkeit<br />
der Ergebnisse durch ein Zertifikat)<br />
REPRO - Bereich Fachlichkeit: Abdeckung der<br />
Produktionszweige, Zugänglichkeit der<br />
Daten<br />
- Bereich Nutzen: Energie- und<br />
Stickstoffbilanzierung<br />
- größtmögliche Auflösung bis zur Ebene<br />
des (Teil-) Schlags/-Stalls<br />
SALCA - Bereich Fachlichkeit: breite Abdeckung<br />
der Produktionszweige und -faktoren<br />
- Bereich Nutzen: Kommunizierbarkeit<br />
der Ergebnisse, Eindeutigkeit der<br />
Ergebnisaussage.<br />
- Quantitativer Ansatz mit dem festen<br />
wissenschaftlichen Hintergrund der<br />
Lebenszyklusanalyse.<br />
- Bereich Fachlichkeit: Art der<br />
Indikatoren (Typ `Antriebskräfte´)<br />
- externe Dienstleistung<br />
erforderlich<br />
- Zeitaufwand<br />
- nur wenige Zielwerte verglichen<br />
mit der großen Anzahl an<br />
Indikatoren<br />
- Bereich Machbarkeit:<br />
geringe Benutzerfreundlichkeit<br />
mangels<br />
Verknüpfung zu EDV-<br />
Hofprogrammen<br />
- Bereich Nutzen:<br />
Beratungsempfehlungen im Detail<br />
nur mit direktem Zugriff auf<br />
Berechnungssoftware einfach<br />
möglich<br />
Diskussion und Schlussfolgerungen<br />
Die vorliegende Arbeit zeigt die Bedeutung eines systematischen Vergleichs und<br />
Bewertung, um Landwirte und andere Anwender mit objektiven Kriterien für die Auswahl<br />
einer geeigneten Methode zum betrieblichen Umweltmanagement auszustatten.<br />
Außerdem erlaubt sie den Methodenentwicklern, die Verbesserungsprioritäten zu<br />
erkennen und zu erfahren, welche Anstrengungen nötig sind, um die Anforderungen der<br />
Nutzer besser zu erfüllen.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Bewertungsmethode für den Vergleich von Methoden<br />
für das Umweltmanagement landwirtschaftlicher Betriebe entwickelt. Einige Kriterien wie<br />
die Gesamtkosten des Einsatzes wären noch zu ergänzen (bisher liegen für INDIGO und<br />
SALCA keine Preise vor). Im vorliegenden Fall zeigten alle Methoden Stärken und<br />
Schwächen (s. Tab. 1), so dass die Auswahl der Methode nach den Bedürfnissen und<br />
Möglichkeiten des Anwenders zu richten gilt.<br />
Der kulturelle, regionale und ökonomische Hintergrund der Methoden (z.B. Betriebsgröße,<br />
Betriebszweige, Wahrnehmung von Umweltproblemen, Sprache etc.) spielt bei der<br />
Auswahl einer Methode für das Umweltmanagement landwirtschaftlicher Betriebe im<br />
Einzelfall ebenfalls eine große Rolle Außerdem ist zu beachten, dass der Einsatz einer<br />
Methode im Ausland Probleme verursachen kann (Verfügbarkeit von Eingabedaten wie<br />
z.B. Bodendaten, unterschiedliche Rahmenbedingungen, Sprache der Software, etc.).<br />
92
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Hinweis<br />
Die in den Abbildungen 1-3 und in Tabelle 1 vorgestellten Ergebnisse entsprechen dem<br />
Stand der Methoden im Jahr 2004. Inzwischen wurden von den Entwicklern<br />
Verbesserungen geplant und teilweise auch schon eingeführt.<br />
Danksagung<br />
Diese Arbeit wurde durchgeführt im Rahmen des ITADA (Institut transfrontalier<br />
d’application et de développement économique) und u.a. von der Europäischen Union, der<br />
République Française, der Région Alsace, dem Land Baden-Württemberg, der<br />
Schweizerischen Eidgenossenschaft und den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft<br />
und Aargau finanziell unterstützt (Programm Interreg 3).<br />
Literatur<br />
Baelemans, A., Muys, B., 1998. A Critical Evaluation of Environmental Assessment Tools for Sustainable<br />
Forest Management, Agro-Industry and Forestry., D., C., (Ed.), International Conference on Life Cycle<br />
Assessment in Agriculture, Brussels, VITO, Mol, Belgium.<br />
Bockstaller C., Girardin P., 2002. Mode de calcul des indicateurs agri-environnementaux de la méthode<br />
INDIGO, Doc. INRA-ARAA, 113 pp.<br />
Bockstaller, C., Gaillard, G., Baumgartner, D., Freiermuth Knuchel, R., Reinsch, M., Brauner, R., Unterseher,<br />
E., 2006. Méthodes d’évaluation agri-environnementale des exploitations agricoles : Comparaison des<br />
méthodes INDIGO, KUL/USL, REPRO et SALCA, Colmar, ITADA, p. 112.<br />
Eckert H., Breitschuh G., Sauerbeck D., 2000. Criteria and Standards for Sustainable Agriculture. J. Plant<br />
Nutrition and Soil Science 163, 337-351.<br />
Gebauer, J., Bäuerle, A. S., 2000. Betriebliche Umweltinformationstechniken für die Landwirtschaft. Berichte<br />
über Landwirtschaft 78, 354-392.<br />
Girardin, P., 2001. Les méthodes françaises d’évaluation environnementales des exploitations agricoles,<br />
Forum ITADA "Agriculture durable : peut-on mesurer les prestations environnementales des exploitations<br />
agricoles ?", Sissach (CH), ITADA, pp. 33-42.<br />
Hertwich, E. G., Pease, W. S., Koshland, C. P., 1997. Evaluating the environmental impact of products and<br />
production processes: A comparison of six methods. The Science of the Total Environment, 196, 13-29.<br />
Hülsbergen K.-J., 2003. Entwicklung und Anwendung eines Bilanzierungsmodells zur Bewertung<br />
landwirtschaftlicher Systeme. Habilitation Thesis. Shaker Verlag, Aachen, 257 pp.<br />
Reus, J., Leenderste, P., Bockstaller, C., Fomsgaard, I., Gutsche, V., Lewis, K., Nilsson, C., Pussemier, L.,<br />
Trevisan, M., van der Werf, H., Alfarroba, F., Blümel, S., Isart, J., McGrath, D., Seppälä, T., 2002.<br />
Comparing and evaluating eight pesticide environmental risk indicators developed in Europe and<br />
recommendations for future use. Agriculture Ecosystems and Environment 90, 177-187.<br />
Rossier, D., Gaillard, G., 2004. Ökobilanzierung des Landwirtschaftsbetriebs - Methode und Anwendung in<br />
50 Landwirtschaftsbetrieben. Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau (FAL), Zürich; FAL-<br />
Schriftenreihe 53, 142 p.<br />
Van der Werf, H. G. M., Petit, J., 2002. Evaluation of environmental impact of agriculture at the farm level: a<br />
comparison and analysis of 12 indicator-based methods. Agriculture Ecosystems and Environment 93, 131-<br />
145.<br />
93
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Einfluss der Ökologisierung in der Landwirtschaft auf den Nitratgehalt des<br />
Grundwassers in der Schweiz<br />
Spiess, E. (Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zürich); Herzog, F.;<br />
Richner, W.; Prasuhn, V.:<br />
Zusammenfassung<br />
Im Rahmen der Evaluation der Ökomaßnahmen in der schweizerischen Landwirtschaft<br />
wurde die zeitliche Entwicklung der Nitratgehalte von Trinkwasserfassungen im Kanton<br />
Bern verfolgt. Die Nitratgehalte haben im gesamten Kanton zwischen den Referenzjahren<br />
1990-92 und dem Jahr 2004 um durchschnittlich 3,2 mg NO3/l abgenommen. Die<br />
Abnahme war mit je 4,4 NO3/l im Mittelland und in den Voralpen am höchsten. Das Ziel<br />
einer Reduktion um 5 mg NO3/l bis 2005 wurde vermutlich nur in diesen beiden Regionen<br />
erreicht, nicht aber im Kanton Bern als Ganzes. Eine Abschätzung mit dem<br />
Stoffflussmodell MODIFFUS zeigt, dass der Rückgang der Getreide- und der<br />
Kartoffelfläche, der geringere N-Düngereinsatz im Ackerbau sowie der vermehrte Anbau<br />
von Zwischenkulturen am meisten zur Verringerung der Nitratauswaschung beigetragen<br />
haben. Über die Hälfte der Reduktion dürfte eine Folge der 1993 eingeführten<br />
Ökomaßnahmen sein.<br />
1 Einleitung<br />
In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts kam es infolge der Intensivierung in der<br />
schweizerischen Landwirtschaft zu einem starken Anstieg der Nitratgehalte im<br />
Grundwasser (BUWAL 1993). Dieser führte dazu, dass der Nitratgehalt des Trinkwassers<br />
in den achtziger Jahre an vielen Orten über dem Anforderungswert der<br />
Gewässerschutzverordnung von 25 mg NO3/l lag. Bei einigen Wasserfassungen wurde<br />
auch der in der Fremd- und Inhaltsstoffverordnung festgelegte Toleranzwert für<br />
Trinkwasser von 40 mg NO3/l überschritten.<br />
Mit den 1993 eingeführten Direktzahlungen und den damit verbundenen Ökomaßnahmen<br />
hat sich das Bundesamt für Landwirtschaft unter anderem zum Ziel gesetzt, den<br />
Nitratgehalt des Grundwassers um durchschnittlich 5 mg NO3/l zu reduzieren. Dies soll an<br />
ausgewählten, insgesamt repräsentativen Fassungen zwischen den Referenzjahren 1990-<br />
92 und dem Jahr 2005 beobachtet werden.<br />
Zum Bezug von allgemeinen Direktzahlungen ist berechtigt, wer den "ökologischen<br />
Leistungsnachweis" erfüllt. Dieser beinhaltet unter anderem eine ausgeglichene<br />
Stickstoffbilanz, eine geregelte Fruchtfolge, einen angemessenen Anteil an ökologischen<br />
Ausgleichsflächen und einen geeigneten Bodenschutz. Ökobeiträge werden auch für<br />
verschiedene Typen von ökologischen Ausgleichsflächen, den extensiven Anbau von<br />
Getreide und Raps sowie für den Biolandbau ausgerichtet (Direktzahlungsverordnung<br />
1998).<br />
Im Rahmen der Evaluation der Ökomaßnahmen, die aufgrund der Nachhaltigkeitsverordnung<br />
durchzuführen ist, wurde in drei Projekten untersucht (Herzog und<br />
Richner 2005), ob das oben genannte Ziel erreicht wird. Nachfolgend werden Resultate<br />
aus dem Projekt "Nitratauswaschung im Kanton Bern" vorgestellt, in dem a) die zeitliche<br />
Entwicklung der Nitratgehalte von Trinkwasserfassungen verfolgt (Nitratdatenreihe) und b)<br />
der Einfluss verschiedener Einflussfaktoren auf die Reduktion der Nitratauswaschung<br />
mittels des Stoffflussmodells MODIFFUS (Prasuhn und Mohni 2003) untersucht wird.<br />
94
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
2 Material und Methoden<br />
2.1 Auswahl der Wasserfassungen und statistische Auswertung der<br />
Nitratdatenreihe<br />
Zur Verfolgung der zeitlichen Entwicklung der Nitratgehalte von Trinkwasserfassungen im<br />
Kanton Bern wurden Nitratanalysen ausgewertet, die im Kantonalen Laboratorium im<br />
Rahmen der Trinkwasserkontrolle durchgeführt worden waren. Analysen von<br />
Probenahmestellen, welche Mischwasser enthielten und deshalb nicht einer einzelnen<br />
Wasserfassung zugeordnet werden konnten, wurden ausgeschieden. Zudem wurden nur<br />
Fassungen berücksichtigt, von denen in den Perioden 1990-92, 1993-95, 1996-98, 1999-<br />
2001 und 2002-04 mindestens je eine Nitratanalyse vorhanden war. Einige Fassungen,<br />
welche in der Untersuchungsperiode infolge zu hoher Nitratgehalte oder anderer Gründe<br />
außer Betrieb genommen worden waren und deren Wasser nicht mehr analysiert wurde,<br />
konnten nicht einbezogen werden.<br />
Die ausgewählten Wasserfassungen wurden einer der vier Regionen "Alpen", "Voralpen",<br />
"Mittelland" und "Jura" (Tab. 1) zugeordnet und aufgrund der Bodennutzung im<br />
oberirdischen Einzugsgebiet in zwei Nutzungskategorien eingeteilt: Die Kategorie<br />
"Landwirtschaft" umfasste 182 Wasserfassungen, deren Einzugsgebiet vollständig oder<br />
teilweise landwirtschaftlich genutzt wurde. Im Gegensatz dazu setzte sich das<br />
Einzugsgebiet der 41 Wasserfassungen in der Kategorie "Wald" ausschließlich aus Wald<br />
und vegetationslosen Flächen zusammen. Bei letzteren Wasserfassungen sollte geprüft<br />
werden, ob der Verlauf des Nitratgehaltes in der Untersuchungsperiode ähnlich war wie<br />
bei den Fassungen in Gebieten mit landwirtschaftlicher Bewirtschaftung.<br />
Tab. 1: Höhenlage und Bodennutzung in den vier Regionen des Kantons Bern.<br />
Region Höhe ü.M. Wald<br />
Acker<br />
Dauerwiesen<br />
Rest<br />
Alpen 550 - 4200 27% 0% 33% 39%<br />
Voralpen 500 - 1500 36% 24% 33% 7%<br />
Mittelland 400 - 900 25% 41% 12% 21%<br />
Jura 450 - 1600 53% 11% 30% 6%<br />
Für die statistische Auswertung wurde für jede Fassung eine lineare Regression vom<br />
Jahresmittel des Nitratgehaltes auf das Jahr berechnet. Der Regressionskoeffizient gibt<br />
an, wie stark der Nitratgehalt pro Jahr zu- oder abnimmt. Mit Hilfe eines t-Tests gegen 0<br />
mg NO3/l und Jahr wurde für jede Nutzungskategorie geprüft, ob eine allfällige Abnahme<br />
des Nitratgehaltes signifikant oder nur zufällig ist. Ein zweiter t-Test gegen -0,36 mg NO3/l<br />
und Jahr zeigte, ob das Ziel einer Reduktion des Nitratgehaltes um 5 mg NO3/l bis 2005<br />
erreicht werden konnte, wenn der Trend des Nitratgehaltes gleich blieb wie zwischen 1990<br />
und 2004. Eine Abnahme um 0,36 mg NO3/l und Jahr entspricht dem Ziel einer Reduktion<br />
von 5 mg NO3/l in 14 Jahren. Zuletzt wurde mit einer einfachen Varianzanalyse abgeklärt,<br />
ob bei den beiden Kategorien "Landwirtschaft" und "Wald" eine unterschiedliche<br />
Entwicklung der Nitratgehalte beobachtet werden kann.<br />
2.2 Stoffflussmodell MODIFFUS<br />
MODIFFUS ist ein Modell zur Abschätzung der diffusen Einträge von Stickstoff und<br />
Phosphor in die Gewässer und wurde detailliert in Prasuhn und Mohni (2003) beschrieben.<br />
Für die vorliegende Arbeit wurden nur die Module "Wasserhaushalt" und<br />
"Nitratauswaschung" von MODIFFUS verwendet. Das Modell beruht auf diversen<br />
naturräumlichen, klimatischen, pedologischen und landwirtschaftlichen Eingangsdaten,<br />
95
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
welche mittels eines geographischen Informationssystems miteinander verknüpft wurden.<br />
Als räumliche Einheit dienten Rasterzellen von einer Hektare Grösse. In einem ersten<br />
Schritt wurden die Wasserflüsse für jede Rasterzelle mit MODIFFUS berechnet. Die<br />
Sickerwassermenge ergab sich aus der Differenz zwischen dem Niederschlag einerseits<br />
und der Evapotranspiration, dem Oberflächenabfluss und dem Drainageabfluss<br />
andererseits. Infolge der Verwendung von langjährigen Mittelwerten wurde für 1990 und<br />
1999 mit den gleichen Sickerwassermengen gerechnet. In einem zweiten Schritt erfolgte<br />
die Berechung der ausgewaschenen Nitratmenge. Ein nutzungsspezifischer<br />
Ausgangswert für die Nitratauswaschung wurde mit den in Prasuhn und Mohni (2003)<br />
beschriebenen Korrekturfaktoren für Unterschiede in der Sickerwassermenge, der<br />
Höhenlage, des Bodens, der Wirtschaftsdüngermenge, der Denitrifikation und der<br />
Drainage verrechnet.<br />
3 Resultate und Diskussion<br />
3.1 Aktuelle Nitratgehalte und zeitliche Entwicklung<br />
In der Periode 2002-04 betrug der Nitratgehalt der 182 Wasserfassungen, deren<br />
Einzugsgebiet mindestens zu einem Teil oder ausschließlich landwirtschaftlich genutzt<br />
wird, im Durchschnitt 16,5 mg NO3/l (Tab. 2). Im Mittelland lag er mit 24,4 mg NO3/l über,<br />
im Jura und insbesondere in den Alpen dagegen mit 7,9 bzw. 2,6 mg NO3/l deutlich unter<br />
dem Durchschnitt. Bei den 41 Fassungen mit bewaldeten und vegetationslosen Flächen<br />
im Einzugsgebiet betrug der durchschnittliche Nitratgehalt 6,9 mg NO3/l und die<br />
Unterschiede zwischen den Regionen fielen weit geringer aus.<br />
Bei den Fassungen mit landwirtschaftlich genutztem Einzugsgebiet wurde im Mittelland in<br />
der Periode 2002-04 der Toleranzwert von 40 mg NO3/l bei zwei von 81 Fassungen und<br />
der Anforderungswert der Gewässerschutzverordnung von 25 mg NO3/l bei fast der Hälfte<br />
der Fassungen überschritten. In den Voralpen traten nur noch Überschreitungen des<br />
Anforderungswertes bei 10% der Fassungen auf. Im Jura und in den Alpen sowie bei der<br />
Nutzungskategorie "Wald" lagen die Mittelwerte bei allen Fassungen deutlich unter 25 mg<br />
NO3/l.<br />
Tab. 2: Durchschnittliche Nitratgehalte der Wasserfassungen mit bzw. ohne landwirtschaftlichen Einfluss im<br />
Einzugsgebiet.<br />
Kategorie Nitratgehalt (mg NO3/l)<br />
Region 1990-<br />
92<br />
1993-<br />
95<br />
1996-<br />
98<br />
1999-<br />
01<br />
2002-<br />
04<br />
Differenz<br />
1)<br />
Landwirtsc<br />
haft<br />
19,7 20,2 18,7 17,8 16,5 -3,2<br />
Alpen 2,3 2,5 2,6 2,3 2,6 0,3<br />
Voralpen 20,6 20,8 18,7 17,3 16,2 -4,4<br />
Mittellan<br />
d<br />
28,8 29,6 27,6 26,7 24,4 -4,4<br />
Jura 9,0 8,9 9,1 7,9 7,9 -1,1<br />
Wald 7,0 7,2 7,2 6,8 6,9 -0,1<br />
Alpen 2,9 2,8 2,8 2,7 3,0 0,1<br />
Voralpen 10,8 11,1 11,1 10,2 9,9 -0,9<br />
Mittellan 9,8 10,3 10,0 9,5 9,9 0,1<br />
d<br />
Jura 2,9 2,7 4,8 4,6 4,4 1,5<br />
1) Differenz zwischen den Perioden 2002-04 und 1990-92<br />
96
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Zwischen den Perioden 1990-92 und 2002-04 hat der Nitratgehalt bei den<br />
Wasserfassungen mit landwirtschaftlich genutztem Einzugsgebiet im Mittel um 3,2 mg<br />
NO3/l abgenommen (Tab. 2). Während zwischen 1990-92 und 1993-95 noch ein leichter<br />
Anstieg beobachtet wurde, konnte danach bis zur letzten Periode 2002-04 eine stärkere<br />
Abnahme verzeichnet werden. Im Mittelland und in den Voralpen war der Rückgang über<br />
die ganze Untersuchungsperiode mit je 4,4 mg NO3/l am höchsten. In den Alpen und im<br />
Jura waren dagegen nur geringe Veränderungen festzustellen. Im Jura betrug der<br />
durchschnittliche Nitratgehalt in der Periode 1990-92 9 mg NO3/l; eine Zielerreichung<br />
dürfte hier deshalb sehr schwierig sein. In den Alpen lag der Ausgangswert von 1990-92<br />
bei fast allen Fassungen schon unter 5 mg NO3/l. Somit ist eine Reduktion um 5 mg NO3/l<br />
unmöglich. Damit das Ziel für den gesamten Kanton Bern erreicht werden kann, muss<br />
deshalb der Nitratgehalt im Mittelland und in den Voralpen um mehr als 5 mg NO3/l<br />
zurückgehen.<br />
Bei der Nutzungskategorie "Wald" war gesamthaft nur eine geringfügige Abnahme um 0,1<br />
mg NO3/l zu verzeichnen. Die durchschnittlichen Nitratgehalte waren bei diesen<br />
Fassungen allerdings weniger als halb so hoch als bei den Fassungen mit<br />
landwirtschaftlicher Nutzung im Einzugsgebiet.<br />
Der t-Test der Regressionskoeffizienten gegen 0 mg NO3/l und Jahr ergab, dass nur die<br />
Abnahme des Nitratgehaltes der Nutzungskategorie "Landwirtschaft" im Mittelland und in<br />
den Voralpen signifikant ist (p < 0,001; Abb. 1). Mit dem t-Test gegen -0,36 mg NO3/l und<br />
Jahr konnte festgestellt werden, dass bei gleich bleibendem Trend das Ziel einer<br />
Reduktion des Nitratgehaltes um 5 mg NO3/l in diesen beiden Regionen erreicht werden<br />
kann. Die einfache Varianzanalyse ergab, dass sich die beiden Nutzungskategorien<br />
"Landwirtschaft" und "Wald" ebenfalls nur in diesen beiden Regionen unterscheiden. Ein<br />
Unterschied weist darauf hin, dass die Abnahme des Nitratgehaltes auf Änderungen in der<br />
landwirtschaftlichen Bewirtschaftung zurückgeführt werden kann. Neben den Ökomaßnahmen<br />
waren diese Änderungen auch durch weitere Einflussfaktoren bedingt:<br />
Geringere Produktepreise infolge veränderter agrarpolitischer und wirtschaftlicher<br />
Rahmenbedingungen dürften an den Verschiebungen in den Kulturanteilen mitbeteiligt<br />
sein (z.B. Abnahme der Getreideproduktion). Die veränderten Ernährungsgewohnheiten<br />
haben zu einem sinkenden Fleischkonsum geführt, wodurch die Tierzahlen und damit der<br />
N-Anfall in den Wirtschaftsdüngern abgenommen haben. Dank Leistungssteigerungen in<br />
der Landwirtschaft wie z.B. der höheren Milchleistung pro Kuh werden weniger Kühe zur<br />
Produktion der gleichen Milchmenge benötigt. Die einzelne Kuh scheidet zwar etwas mehr<br />
Stickstoff aus, durch die geringere Tierzahl sinkt aber gesamthaft der N-Anfall in den<br />
Wirtschaftsdüngern.<br />
97
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Abb. 1: Regressionskoeffizienten der einzelnen Gruppen von Fassungen (Lw. =<br />
Landwirtschaft). Die durchgezogene Linie bei 0 stellt den Zustand bei konstantem<br />
Nitratgehalt während der ganzen Periode dar, diejenige bei -0,36 die Zielgrösse mit<br />
der Abnahme um 5 mg NO3/l in 14 Jahren. Wenn sich die Vertrauensintervalle<br />
zweier Verfahren nicht überschneiden, besteht ein signifikanter Unterschied.<br />
Diese Einflussfaktoren haben dazu geführt, dass der N-Überschuss der schweizerischen<br />
Landwirtschaft schon seit 1980 rückläufig ist und bis 2000 von rund 152'000 t N um ein<br />
Viertel auf 113'000 t N abgenommen hat (Spiess 2005). Als Folge davon müssen auch die<br />
N-Verluste beträchtlich abgenommen haben, weil eine größere N-Anreicherung im Boden<br />
als einziger weiterer Senke unwahrscheinlich ist. Stickstoff geht hauptsächlich über die<br />
Ammoniakverflüchtigung, die Denitrifikation und die Nitratauswaschung verloren. Die<br />
Ammoniakverluste haben gesamtschweizerisch zwischen 1980 und 2000 etwa gleich stark<br />
abgenommen haben wie der N-Überschuss (Menzi et al. 1997, Menzi 2005), die<br />
Lachgasverluste dagegen bedeutend weniger (Schmid et al. 2000, Leifeld 2005). Somit<br />
müssten die Nitratverluste aus der Landwirtschaft infolge des sinkenden N-Überschusses<br />
um mindestens ein Viertel zurückgegangen sein.<br />
Bei der Interpretation der vorliegenden Resultate muss berücksichtigt werden, dass das im<br />
Boden versickernde Wasser im Durchschnitt mehrere Jahre benötigt, bis es in eine<br />
Wasserfassung gelangt. Die Auswirkungen der 1993 eingeführten Ökomaßnahmen auf<br />
den Nitratgehalt des Trinkwassers können folglich erst mit einer Verzögerung von einigen<br />
Jahren festgestellt werden.<br />
3.2 Abschätzung mit MODIFFUS<br />
Die Abschätzungen mit dem Stoffflussmodell MODIFFUS ergaben, dass eine bedeutende<br />
Reduktion der ausgewaschenen Nitratmenge zwischen 1990 und 1999 vor allem unter<br />
den Ackerflächen im Mittelland und in den Voralpen erreicht worden ist (Abb. 2).<br />
98
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Abb. 2: Veränderung der mit MODIFFUS berechneten ausgewaschenen Nitratmengen<br />
im Kanton Bern zwischen 1990 und 1999 (in kg N/ha).<br />
Fünf Einflussfaktoren (Tab. 3), welche sich zwischen 1990 und 1999 verändert haben,<br />
konnten in MODIFFUS berücksichtigt werden. Nach der Modellrechnung haben<br />
veränderte Kulturanteile im Ackerbau, der geringere Einsatz von N-Düngern im Ackerbau<br />
sowie der vermehrte Anbau von Zwischenkulturen am meisten zu den tieferen<br />
Nitratgehalten im Grundwasser beigetragen. Die Auswirkungen der restlichen Faktoren<br />
waren dagegen gering. Insgesamt dürfte über die Hälfte der 12-prozentigen Reduktion der<br />
Nitratauswaschung zwischen 1990 und 1999 eine Folge der verschiedenen<br />
Ökomaßnahmen sein.<br />
Tab. 3: Geschätzte Reduktion der Nitratauswaschung zwischen 1990 und 1999<br />
durch verschiedene Einflussfaktoren (in % der 1990 unter der gesamten<br />
Fläche ausgewaschenen N-Menge).<br />
Einflussfaktor Beitrag<br />
veränderte<br />
Ackerbau<br />
Kulturanteile im 4%<br />
geringerer N-Düngereinsatz im 4%<br />
Ackerbau<br />
vermehrter Anbau von 3%<br />
Zwischenkulturen<br />
geringere N-Deposition 1%<br />
Extensivierung im Futterbau < 1%<br />
Total 12%<br />
Veränderung der Kulturanteile im Ackerbau<br />
Während die Ackerfläche zwischen 1990 und 1999 nahezu konstant blieb, traten bei<br />
einzelnen Kulturen zum Teil große Flächenänderungen auf. Bezogen auf den gesamten<br />
Kanton verzeichneten das Getreide (- 16%) sowie die Kartoffeln (- 27%) bedeutende<br />
Abnahmen, Zunahmen wurden dagegen vor allem bei den Ansaatwiesen (+ 18%) und den<br />
Rüben (+ 32%) beobachtet. Die Nitratauswaschung wurde durch diese Entwicklung<br />
reduziert. Bei der Kartoffelernte wird der Boden intensiv bearbeitet und viel Sauerstoff<br />
99
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
gelangt in die oberste Bodenschicht. Dies fördert die N-Mineralisierung. Da im Spätherbst<br />
die N-Aufnahme durch die Nachkultur häufig gering ist, können hohe N-Verluste<br />
entstehen. Dies ist zum Beispiel bei Wintergetreide nicht nur nach Kartoffeln, sondern<br />
auch nach dem Umbruch einer Ansaatwiese der Fall. Zuckerrüben dagegen nehmen bis<br />
spät in den Herbst Stickstoff auf und hinterlassen nach der Ernte geringe Nmin-Mengen im<br />
Boden. Die größere Ansaatwiesenfläche dürfte die bedeutendste Auswirkung auf die<br />
Nitratauswaschung gehabt haben. Durch den dauernden Bodenbewuchs wird wenig Nitrat<br />
ausgewaschen. Zu größeren Verlusten kommt es erst nach dem Umbruch der<br />
Ansaatwiese.<br />
Geringerer N-Düngereinsatz im Ackerbau<br />
Lysimeterversuche zeigen, dass die Nitratauswaschung unter Ackerkulturen mit<br />
steigender N-Düngung zunimmt (Nievergelt 2002, Stauffer und Spiess 2005). Durch die<br />
ausgeglichene N-Bilanz wird die Höhe der N-Düngung begrenzt. Seit der Einführung der<br />
Ökomaßnahmen hat deshalb der Einsatz von N-Mineraldüngern (- 23% in der Schweiz<br />
zwischen 1990 und 1999) und die Wirtschaftsdüngermenge (- 9% im Kanton Bern) weiter<br />
abgenommen.<br />
Vermehrter Anbau von Zwischenkulturen<br />
Die Fläche mit Zwischenkulturen war 1990 und 1999 fast gleich groß. Da aber die Fläche<br />
der im Frühjahr gesäten Kulturen, vor denen Zwischenkulturen normalerweise angebaut<br />
werden, abnahm, war dies mit weniger Winterbrache und einer geringeren<br />
Nitratauswaschung verbunden. Dies ist vermutlich zu einem großen Teil auf die<br />
Anforderungen des ökologischen Leistungsnachweises in Bezug auf die Bodenbedeckung<br />
zurückzuführen.<br />
100
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Geringere N-Deposition<br />
Die N-Deposition aus der Luft geht seit 1980 kontinuierlich zurück, weil die Tierbestände<br />
und die damit verbundenen Ammoniakverluste abgenommen haben und die Stickoxid-<br />
Emissionen aus Verkehr und Industrie reduziert werden konnten. Dadurch verminderte<br />
sich der atmosphärische N-Eintrag in den Boden.<br />
Extensivierung im Futterbau<br />
Durch die Förderung der Ökologischen Ausgleichsflächen wird auf vielen Wiesen weniger<br />
oder kein N-Dünger ausgebracht. Dies dürfte mit einer geringeren Nitratauswaschung<br />
verbunden sein, wobei die Reduktion pro Flächeneinheit vermutlich wesentlich geringer<br />
ausfällt als bei der Extensivierung im Ackerbau.<br />
Literatur<br />
BUWAL (Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft) (1993): Situation der<br />
Trinkwasserversorgung. Schriftenreihe Umweltschutz Nr. 212. Bern, 128 S.<br />
Direktzahlungsverordnung (1998). SR 910.13. www.admin.ch/ch/d/sr/sr.html.<br />
Fremd- und Inhaltsstoffverordnung (1995): Verordnung des EDI über Fremd- und<br />
Inhaltsstoffe in Lebensmitteln. SR 817.021.23.<br />
Gewässerschutzverordnung (1998). SR 814.201. www.admin.ch/ch/d/sr/sr.html.<br />
Herzog F und Richner W. (Hrsg.) (2005): Evaluation der Ökomassnahmen – Bereich<br />
Stickstoff und Phosphor. Schriftenreihe der FAL Nr. 57, 132 S. Agroscope FAL<br />
Reckenholz, CH-8046 Zürich.<br />
Leifeld J. (2005): Lachgas-Emissionen aus der Schweizer Landwirtschaft. Schriftenreihe<br />
der FAL Nr. 57, 66-69.<br />
Menzi H. (2005): Ammoniak-Emissionen aus der Schweizer Landwirtschaft. Schriftenreihe<br />
der FAL Nr. 57, 59-65.<br />
Menzi H., Frick R. und Kaufmann R. (1997): Ammoniak-Emissionen in der Schweiz:<br />
Ausmass und technische Beurteilung des Reduktionspotentials. Schriftenreihe der FAL Nr.<br />
26, 107 S.<br />
Nachhaltigkeitsverordnung (1998): Verordnung über die Beurteilung der Nachhaltigkeit in<br />
der Landwirtschaft. SR 919.118. www.admin.ch/ch/d/sr/sr.html.<br />
Nievergelt J. (2002): Nitrat und Fruchtfolgen 20 Jahre lang beobachtet. Agrarforschung 9,<br />
28-33.<br />
Prasuhn V. und Mohni R. (2003): GIS-gestützte Abschätzung der Phosphor- und<br />
Stickstoffeinträge aus diffusen Quellen in die Gewässer des Kantons Bern. Eidg.<br />
Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau (FAL), Zürich-Reckenholz, 223 S.<br />
www.art.admin.ch/themen/00544/00813/index.html?lang=de.<br />
Schmid M., Neftel A. und Fuhrer J. (2000): Lachgasemissionen aus der Schweizer<br />
Landwirtschaft. Schriftenreihe der FAL Nr. 33, 131 S.<br />
Spiess E. (2005): Stickstoffbilanz. Schriftenreihe der FAL Nr. 57, 24-29.<br />
Stauffer W. und Spiess E. (2005): Einfluss unterschiedlicher Nutzung und Düngung auf<br />
Sickerwassermenge und Nitratauswaschung. In: Gebietsbilanzen bei unterschiedlicher<br />
Landnutzung. Bericht über die 11. Gumpensteiner Lysimetertagung, Irdning, 213-215.<br />
101
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Ergebnisse der flächenhaften Nitrataustragsmodellierung im Oberrheingraben -<br />
Prognose des Nitrataustrags bei veränderter Landnutzung und<br />
Bewirtschaftungspraxis<br />
Finck, Margarete (LUFA Augustenberg); Beha, Anita; Deller, Berthold Dr. (LUFA<br />
Augustenberg); Lambrecht, Hendrik; Korte, Stephanie; Grimm-Strele, Jost Dr. (LUBW<br />
Karlsruhe); van Dijk, Paul Dr. (ARAA, Schiltigheim); Casper, Markus (Uni Trier)<br />
Im Rahmen des INTERREG-III A-Projektes Monit „Modellierung des Grundwasserbelastung<br />
durch Nitrat im Oberrheingraben“ wurde ein Modellsystem entwickelt, zur<br />
vergleichenden Bewertung von Bewirtschaftungsmaßnahmen auf den N-Austrag und die<br />
längerfristige Prognose der Nitratkonzentrationen im Grundwasser<br />
Abschätzung möglicher Entwicklungen in der Landwirtschaft aufgrund sozio-ökonomischer<br />
Veränderungen und deren Auswirkungen auf den N-Austrag bzw. die längerfristige<br />
Prognose der Nitratkonzentrationen im Grundwasser (LUBW, 2006).<br />
In dem Modellsystem werden die Bereiche<br />
Landnutzungsänderungen mit Hilfe eines sozio-ökonomischen Modells,<br />
Nitrataustrag (inklusive Nitrataustragsänderungen durch Bewirtschaftungsauflagen) durch<br />
ein N-Bilanzmodell und ein prozessorientiertes Boden-Pflanzen-Modell und<br />
Grundwasserströmung und Nitrattransport auf der Basis eines detaillierten<br />
hydrogeologischen Modells in Verbindung mit Modellen zur Grundwasserneubildung,<br />
Randzustrom und Interaktion Fließgewässer-Grundwasser abgebildet.<br />
Nach Durchlaufen der Modellkette wird als Ergebnis die Verteilung von Nitrat im Grundwasser<br />
ausgegeben. Für die Nitrataustragsmodellierung wurde das N-Bilanzmodell<br />
STOFFBILANZ der TU Dresden (Gebel, 2003) und das prozessorientierte N-Haushaltsmodell<br />
STICS der INRA Avignon (Brisson et al., 2003) eingesetzt. Beide Modelle wurden<br />
für den Einsatz im Oberrheingraben angepasst (Finck et al., 2005, Beha et al., 2005). Die<br />
Modellierung des Nitratabbaus und –transports im Grundwasser erlaubt es, zur Verifizierung<br />
der Modellergebnisse auf die detaillierten Daten der grenzüberschreitenden<br />
Bestandsaufnahmen der Grundwasserqualität (Région Alsace, 2000 und 2005) zurückzugreifen.<br />
Projektgebiet<br />
Das Projektgebiet erstreckt sich in seiner Nord-Süd-Ausdehnung von Basel bis südlich von<br />
Karlsruhe über etwa 170 km. Die eigentliche Rheinebene, auch als inneres Projektgebiet<br />
bezeichnet, ist ca. 30 km breit und weist somit eine Fläche von 4 293 km 2 auf. Das äußere<br />
Projektgebiet umfasst die flankierenden Mittelgebirge, die Vogesen im Westen und den<br />
Schwarzwald im Osten bis zu den oberirdischen Einzugsgebietsgrenzen.<br />
Die Landnutzung hat sich im Betrachtungszeitraum seit den 80er Jahren teilweise erheblich<br />
verändert. Beiderseits des Rheins wurde Grünland in Ackerland umgewandelt und<br />
Siedlungsflächen haben sich ausgedehnt. Heute wird nahezu die Hälfte der Fläche des<br />
inneren Projektgebietes ackerbaulich genutzt. Das Anbauverhältnis der ackerbaulichen<br />
Kulturen hat sich insbesondere auf Kosten von Winterweizen zugunsten von Körnermais<br />
verschoben. Auf deutscher Seite liegt der Flächenanteil für Körnermais heute bei 50% und<br />
auf französischer Seite bei 68% der Ackerbaufläche. Das milde Klima begünstigt den<br />
Anbau von Sonderkulturen wie Tabak und Wein. Die landwirtschaftliche Produktion in der<br />
Rheinebene hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich in Richtung Pflanzenproduktion<br />
102
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
verschoben. Der Viehbesatz ist im inneren Projektgebiet mittlerweile relativ unbedeutend<br />
(Abb. 1b).<br />
Nitrataustragsmodellierung<br />
Um die derzeitige Gefährdung des Grundwassers im Oberrheingraben abschätzen zu<br />
können, wurden mit dem Modell STOFFBILANZ flächendeckende Daten zum N-Austrag<br />
gewonnen. Basierend auf satellitengestützten Landnutzungsdaten wurden N-Flächenbilanzen<br />
für die Hauptnutzungsformen Ackerland, Grünland, Weinbau, Obstbau, Wald,<br />
Siedlung und Gewässer erstellt und der N-Austrag räumlich differenziert im 500 m-Raster<br />
ermittelt (Abb. 1).<br />
a<br />
a) b) c)<br />
Abb. 1 Projektgebiet a) Landnutzung 2000, b) Viehbesatz GV/ha Gemeinde/Canton 2000<br />
und c) N-Austrag 2000 (berechnet)<br />
Ferner erfolgten die Abschätzungen des N-Austrags auch für die Vergangenheit, denn der<br />
Prozess, der zu den heute vorliegenden Nitratkonzentrationen in dem enorm großen<br />
Grundwasserspeicher von 80 Mrd. m 3 führte, sollte simuliert werden. Der N-Austrag wurde<br />
für die Zeitpunkte 1980, 1990 und 2000 anhand entsprechender Landnutzungsdaten und<br />
landwirtschaftlicher Bewirtschaftungsdaten abgeschätzt. Zur Ermittlung der N-Überschüsse<br />
im Ackerbau wurden kulturspezifische N-Salden berechnet und gemäß der<br />
Anbaustatistik der Gemeinde bzw. des Kantons flächengewichtet (Finck et al., 2005).<br />
Historische Entwicklung des N-Austrags<br />
Der N-Austrag über alle Hauptnutzungsformen verringerte sich für das innere Projektgebiet<br />
von 41 kg N/ha zum Zeitpunkt 1980 über 27 kg für 1990 auf 17 kg N/ha zum Zeitpunkt<br />
2000. Für das deutsche und französische Teilgebiet ist das Niveau sehr ähnlich,<br />
während das Schweizer Teilgebiet etwas darunter liegt. Der rückläufige Trend der N-Überschüsse<br />
ist für die Hauptnutzugsform Acker noch stärker ausgeprägt (Abb. 2).<br />
103
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
N-Austrag kg N/ha<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abb. 2: Berechnete N-Überschüsse für das innere Projektgebiet insgesamt sowie für die<br />
jeweiligen länderspezifischen Teilgebiete differenziert. Werte für 1980, 1990 und 2000 bei<br />
Ackernutzung sowie im Mittel für die Hauptnutzungsformen insgesamt.<br />
Anhand der satellitengestützten Landnutzungsdaten wurde die N-Fracht abgeschätzt.<br />
Insgesamt hat sich die N-Fracht von 19 kt N (1980), über 12 kt N (1990) auf 8 kt N (2000)<br />
um mehr als 50% verringert. Ursachen sind:<br />
• Ertragssteigerungen im Ackerbau<br />
• Rückgang des Viehbesatzes<br />
• Anpassung der Düngepraxis (insbesondere auch im Weinbau)<br />
• Rückgang des Viehbesatzes<br />
69<br />
41<br />
44<br />
27<br />
• Reduzierung der atmosphärischen Deposition<br />
29<br />
inneres<br />
Projektgebiet<br />
1980 Acker 1980 Gesamtfläche<br />
1990 Acker 1990 Gesamtfläche<br />
2000 Acker 2000 Gesamtfläche<br />
75<br />
45<br />
48<br />
29<br />
32<br />
17 17 17<br />
Gegenläufige Faktoren, wie die Zunahme der Ackerfläche bei gleichzeitig starkem Rückgang<br />
der Grünlandflächen und die Zunahme der Anbaufläche Körnermais auf Kosten von<br />
Winterweizen haben den rückläufigen Trend zwar abgeschwächt, aber nicht umgekehrt.<br />
Plausibilisierung der Modellbausteine Nitrataustrag und Grundwassermodell<br />
Mit Hilfe der Grundwasserneubildungsverteilung wurden aus den mit dem Modell STOFF-<br />
BILANZ ermittelten flächendeckenden N-Austragsdaten für 2000, 1990 und 1980 die<br />
Nitratkonzentrationen im Sickerwasser berechnet. Diese wurden dann als Eingangsdaten<br />
an das Grundwassermodell weitergegeben. Zwischen den oben genannten Jahren wurde<br />
die Nitratkonzentration linear interpoliert. Zusätzlich erfolgte eine grobe Abschätzung der<br />
Nitrateintragsverteilung für 1950, mit der die Anfangsverteilung im Aquifer ermittelt wurde.<br />
Die Ergebnisse des Simulationslaufs bis 2003 und die gemessene Nitratkonzentrationsverteilung<br />
im Grundwasser zeigen eine gute Übereinstimmung (Abb. 3). Die räumliche<br />
Differenzierung der Nitratbelastung ist mit einer Ausnahme (nordwestlich von Lahr) gut<br />
abgebildet. Die Ursache liegt vermutlich in der unzureichenden Datenlage für den in dieser<br />
Region umfangreichen Tabakanbau.<br />
67<br />
38<br />
42<br />
Deutschland Frankreich Schweiz<br />
26<br />
28<br />
77<br />
28<br />
53<br />
12<br />
49<br />
8<br />
104
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
a) b)<br />
Abb. 3: Nitratkonzentrationsverteilung im Grundwasser für das Jahr 2003. a) berechnete<br />
und b) gemessene Werte.<br />
Trotz vereinfachender Annahmen und teilweise erheblicher Datenunsicherheiten führt das<br />
mit dem Modell STOFFBILANZ ermittelte räumlich differenzierte Muster des N-Austrags<br />
zu Nitratkonzentrationen im Grundwasser, die mit den regionalisierten Nitratmesswerten<br />
relativ gut korrespondieren<br />
Tab. 1: Vergleich zwischen gemessenen und berechneten NO3-Konzentrationen an den<br />
Messstellen der Bestandsaufnahme 2003 sowie Vergleich der berechneten und<br />
gemessenen Abnahme für die konsistenten Messstellen 1997 und 2003 (Région Alsace,<br />
2000 und 2005).<br />
Tiefe [m]<br />
0 - 200<br />
0 - 10<br />
10 - 40<br />
> 40<br />
Anzahl<br />
Messstellen<br />
903<br />
610<br />
256<br />
37<br />
NO3 [mg/l] 2003<br />
gemessen<br />
MW<br />
26,1<br />
27,6<br />
23,9<br />
16,1<br />
berechnet<br />
24,2<br />
26,1<br />
21,0<br />
14,8<br />
Differenz<br />
Der Vergleich der berechneten und gemessenen mittleren Nitratkonzentration zeigt, dass<br />
das Modell die Nitratkonzentration um 1 bis 3 mg/l unterschätzt. Die gemessene Abnahme<br />
der Konzentration mit der Tiefe wird richtig wiedergegeben. Hinsichtlich der Prognosefähigkeit<br />
ist die Wiedergabe der Tendenz bedeutend. Die Modellrechnung ergibt eine<br />
etwas stärkere Abnahme von 1997 nach 2003 als der Vergleich zwischen den Messwerten<br />
für die konsistenten Messstellen aus den Bestandsaufnahmen. Insgesamt ist das Modellsystem<br />
N-Austrag und Grundwassermodell aber hinreichend genau, um zumindest<br />
vergleichende Aussagen für die Zukunft zu machen.<br />
-1,9<br />
-1,5<br />
-2,9<br />
-1,3<br />
Anzahl<br />
696<br />
481<br />
196<br />
19<br />
Abnahme<br />
1997 nach 2003<br />
gemessen<br />
-1,3<br />
-1,5<br />
-0,5<br />
-2,3<br />
berechnet<br />
-3,2<br />
-3,7<br />
-2,3<br />
1,3<br />
105
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Prognose des Nitrataustrags<br />
Projektziel ist, mögliche Entwicklungen der Nitratbelastung zu prognostizieren, die sich<br />
aus veränderter Landnutzung und Bewirtschaftungspraxis ergeben. Die Ergebnisse der N-<br />
Austragsberechnung 2000 (siehe Abb. 1c) dienen als Referenzzustand, um die Wirkung<br />
verschiedene Bewirtschaftungsmaßnahmen vergleichend zu bewerten. Die acht<br />
modellierten Maßnahmen werden im Projektgebiet bereits in unterschiedlichem Umfang<br />
realisiert.<br />
M 1 Düngung<br />
a. ordnungsgemäße Düngung bei Körnermais<br />
b. um weitere 20% reduzierte Düngung bei Körnermais<br />
c. ordnungsgemäße Düngung von Körnermais und Winterweizen<br />
M 2 Zwischenfruchtanbau<br />
M3 Umwandlung von 20% Ackerland in Grünland, jeweils an den Stellen mit<br />
a. höchstem N-Austrag im inneren Projektgebiet (Rheinebene)<br />
b. höchstem N-Austrag je Gemeinde<br />
c. mit ungünstigen Standorteigenschaften<br />
M 4 Kombination aus M1a, M2 und M3a<br />
Die Wirkung der Maßnahmen zur Düngung wurde für verschiedene Standorteigenschaften<br />
abgeschätzt. Dabei wurden 43 Boden-Niederschlagszonen berücksichtigt, welche 85 %<br />
der Ackerfläche im inneren Projektgebiet abdecken. Die entsprechenden 43 repräsentativen<br />
Standorte wurden mit dem prozessorientierten Boden-Pflanzen-Modell STICS für die<br />
Klimareihe 1985 bis 2002 simuliert. Abb. 4 zeigt den Ertrag und die N-Auswaschung von<br />
Körnermais bei praxisüblicher Düngung, ordnungsgemäßer Düngung und reduzierter<br />
Düngung für die 8 verschiedenen Böden in der Niederschlagszone 3 auf deutschem<br />
Projektgebiet.<br />
Ertrag [t/ha TM<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
17Std<br />
17ogD<br />
17reD<br />
20Std<br />
20ogD<br />
20reD<br />
22Std<br />
22ogD<br />
22reD<br />
23Std<br />
23ogD<br />
Boden Nr. 17 20 22 23 28 29 30 33<br />
23reD<br />
Abb. 4: Berechnungsergebnisse (STICS) zu Körnermais. Mittelwerte für Ertrag [t/ha]<br />
und N-Auswaschung [kg N/ha] bei praxisüblicher (Std) und ordnungsgemäßer (ogD)<br />
und um weitere 20% reduzierte Düngung (reD). Minimum und Maximum ergibt sich<br />
aus der Variation des Klimas der Jahre 1985 bis 2002.<br />
28Std<br />
28ogD<br />
28reD<br />
29Std<br />
29ogD<br />
29reD<br />
30Std<br />
30ogD<br />
30reD<br />
33Std<br />
33ogD<br />
33reD<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
N-Auswaschung [kgN/ha]<br />
106
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Auf französischer Seite wurden zusätzlich vier Bewirtschaftungsregionen mit unterschiedlichen<br />
praxisüblichen Düngemengen differenziert. Durch Zuordnung des entsprechenden<br />
Mittelwertes auf die durch die repräsentativen Standorte nicht erfassten Restflächen<br />
konnten die Ergebnisse des schlagbezogenen Modells STICS auf 94% der Ackerfläche im<br />
inneren Projektgebiet übertragen werden.<br />
Die Übertragung der Ergebnisse erfolgte als relative Verringerung des N-Austrags bei<br />
ordnungsgemäßer Düngung bzw. reduzierter Düngung gegenüber der praxisüblichen<br />
Düngung. Die Verringerung des N-Austrags in % wurde auf den N-Austrag im Modell<br />
STOFFBILANZ für den Referenzzustand 2000 angewendet. Die Abbildungen 5 a - c sind<br />
sogenannte Differenzkarten. Sie stellen die Verringerung des N-Austrags in kg N/ha<br />
gegenüber dem Referenzzustand 2000 (Abb. 1c) dar.<br />
a) b)<br />
Abb. 5: Differenzkarten des N-Austrags bei a) ordnungsgemäße Düngung von Körnermais<br />
und Winterweizen (M 1c) , b) Zwischenfruchtanbau (M 2), c) Umwandlung von 20%<br />
Ackerfläche mit ungünstigen Standorteigenschaften in Grünland (M 3c)<br />
Um die Maßnahmen vergleichend bewerten zu können, wurde ihre längerfristige Wirkung<br />
auf die Nitratkonzentrationen im Grundwasser prognostiziert. Als Indikator für den zeitlichen<br />
Verlauf der Grundwasserqualität werden der Mittelwert (mg NO3/l) und die Flächen<br />
(ha), die eine Konzentration von 50mg NO3/l bzw. 25 mg/l überschreiten herangezogen<br />
(Abb. 6). Damit werden zwei wesentliche Aspekte der Grundwasserqualität charakterisiert,<br />
nämlich das gesamte Ausmaß der Belastung (Mittelwert) und das Auftreten lokaler<br />
Belastungsschwerpunkte (Überschreitungsflächen). Um die Maßnahmen in ihrer Wirkung<br />
einordnen zu können, dienen der Referenzlauf und der Nulllauf. Beim Referenzlauf wird<br />
der Nitrateintrag 2000 (Abb. 1c) auch für die Zukunft angenommen, beim Nulllauf wird der<br />
N-Eintrag vollständig reduziert.<br />
c)<br />
107
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Überschreitungsfläche 50mg/l [ha]<br />
a)<br />
20.000<br />
18.000<br />
16.000<br />
14.000<br />
12.000<br />
10.000<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
0<br />
2005 2015 2025 2035 2045<br />
Jahr<br />
R<br />
M1c<br />
M2<br />
M3c<br />
M4<br />
N<br />
Abb. 6: Indikatoren für die Grundwasserqualität: a) Überschreitungsfläche 50 mg/l und<br />
b) Nitrat-Mittelwert mg/l jeweils bezogen auf die obersten 10 m des Grundwasserleiters.<br />
R = Referenzlauf, N = Nulllauf.<br />
Der hypothetische Nulllauf zeigt, dass die Verbesserung der Grundwasserqualität erst mit<br />
großer zeitlicher Verzögerung erfolgt und auch im Jahr 2050 noch eine gewisse Belastung<br />
erkennbar ist (Abb. 6 b). Bei unveränderter Bewirtschaftung (Referenzlauf) wird die Überschreitungsfläche<br />
50 mg/l von 17.360 ha bis zum Jahr 2050 auf 5.900 ha verringert (Abb.<br />
6 a). Dieses Ergebnis kann bei vollständiger Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen<br />
bereits deutlich früher erreicht werden. Die größte Wirkung zeigt der Rechenlauf für M4,<br />
der Kombination aus ordnungsgemäßer Düngung bei Körnermais (M 1a), dem Zwischenfruchtanbau<br />
(M 2) und der Umwandlung von 20% Ackerland mit dem höchsten Austrag im<br />
inneren Projektgebiet in Grünland (M 3a).<br />
Zukunftsszenarien der Landwirtschaft<br />
Ergänzend zu den acht oben genannten Bewirtschaftungsmaßnahmen wurde die Wirkung<br />
auf den Nitrataustrag auch für Landnutzungsänderungen, die sich aus der Veränderung<br />
landwirtschaftlicher Produktionsbedingungen ergeben, abgeschätzt und die Nitratkonzentration<br />
im Grundwasser prognostiziert (LUBW, 2006). Als Haupttriebkräfte der<br />
sozio-ökonomischen Veränderung wurden die Reform der europäischen Agrarpolitik, die<br />
Ausbreitung des Maiswurzelbohrers, Energiekosten, Energiepflanzenanbau, Wasserpreis<br />
und Arbeitskosten betrachtet. Drei Szenarien wurden definiert; das Tendenzszenario gibt<br />
die – nach Expertenmeinung - wahrscheinlichste Entwicklung wieder, Szenario A 1 ist<br />
durch Liberalisierungspolitik und Wettbewerb geprägt, Szenario B 2 entspricht einer<br />
Zukunftsvision, in der die Landwirtschaft sich durch Diversifizierung ihrer Produktion (bes.<br />
Bio-Treibstoffe) unter Einbeziehung strengerer umweltpolitischer Auflagen weiterentwickelt.<br />
Für die drei Szenarien wurden die entsprechenden Änderungen im Anbauverhältnis<br />
der Kulturarten ermittelt und die Auswirkungen auf den Nitrataustrag und die<br />
Nitratkonzentration im Grundwasser prognostiziert. Ergebnis ist, dass für das Tendenz-<br />
Nitrat-Mittelwert [mg/l]<br />
b)<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
R<br />
M1c<br />
M2<br />
M3c<br />
M4<br />
N<br />
0,0<br />
2005 2015 2025 2035 2045<br />
Jahr<br />
108
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
szenario und das Szenario A 1 tendenziell eine geringe Verringerung der Nitratbelastung<br />
zu erwarten ist, für Szenario B2 allerdings tendenziell eine Verschlechterung.<br />
Literatur<br />
Beha, A.; Finck, M.; Korte, S.; van Dijk, P.; Casper, M. (2005): Beurteilung der Effizienz<br />
von Maßnahmen zur Verringerung des Nitrataustrags - prozessorientierte Modellierung mit<br />
STICS. VDLUFA-Kongressband 2005 Bonn, VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 61/2006 (ISBN 3-<br />
922712-92-4).<br />
Brisson, N., Gary, C., Justes, E., Roche, R., Mary, B., Ripoche, D., Zimmer, D., Sierra, J.,<br />
Bertuzzi, P., Burger, P., Bussiere, F., Cabidoche, Y.M., Cellier P., Debaeke, P., Gaudillere,<br />
J.P., Henault C., Maraux, F., Seguin, B. & Sinoquet, H., (2003): An overview of the crop<br />
model STICS. European journal of agronomy, Vol. 18, Nr. 3-4, p. 309-332.<br />
Finck, M.; Steiner, M., Deller B.; Korte, S.; Grimm-Strele, J..; Lambrecht, H.; van Dijk, P.;<br />
Casper, M.; Gebel, M. (2005): Modellierung des Nitrataustrags aus der<br />
landwirtschaftlichen Nutzfläche im Oberrheingraben. VDLUFA-Kongressband 2005 Bonn,<br />
VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 61/2006 (ISBN 3-922712-92-4).<br />
Gebel, M. (2003): Die Berücksichtigung von N-Umsatzprozessen auf Ackerflächen bei der<br />
Quantifizierung von Stickstoffeinträgen in Flussgebieten mit dem Modell STOFFBILANZ.<br />
In: Geoökodynamik 24 (3-4), 249-259.<br />
LUBW Ba-Wü. (Hrsg.) (2006): MONIT: Prognosen zur Entwicklung der Nitratbelastung/Perspectives<br />
d’évolution de la pollution par les nitrates.<br />
Région Alsace (Hrsg.) (2000): Inventaire de la qualité des eaux souterraines dans la vallée<br />
du Rhin supérieur - Bestandsaufnahme der Grundwasserqualität im Oberrheingraben.<br />
Strasbourg.<br />
Région Alsace (Hrsg.) (2005): Inventaire de la qualité des eaux souterraines dans la vallée<br />
du Rhin supérieur - Bestandsaufnahme der Grundwasserqualität im Oberrheingraben.<br />
Strasbourg.<br />
109
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Verbesserung der N-Ausnutzung im Gemüsebau im Hinblick auf die Forderungen<br />
der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />
Armbruster, Martin (LUFA Speyer); Laun, Norbert; Seibert, Kurt; Wiesler, Franz:<br />
1 Einleitung<br />
Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG) ist mit ihrer<br />
Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union am 22.12.2000 in Kraft getreten.<br />
Sie soll einen Ordnungsrahmen für den flächenhaften Schutz der<br />
Binnenoberflächengewässer, der Übergangsgewässer, der Küstengewässer und des<br />
Grundwassers schaffen. Der erste, inzwischen abgeschlossene Schritt im Vollzug der EU-<br />
Wasserrahmenrichtlinie war die Bestandsaufnahme im Jahr 2004. Im Bundesland<br />
Rheinland-Pfalz wurden dabei 31 % der Grundwasserkörper in die Kategorie<br />
„Zielerreichung unwahrscheinlich“ eingestuft (Ministerium für Umwelt und Forsten<br />
Rheinland-Pfalz, 2004). In Ihnen liegen 90 % aller in den letzten 10 Jahren untersuchten<br />
Grundwassermessstellen mit Nitratwerten von mehr als 50 mg L -1 . Es handelt sich dabei<br />
ausschließlich um Gebiete mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung, so mit intensiver<br />
Tierhaltung und Regionen mit intensiver Pflanzenproduktion wie etwa Gemüsebau (z.B.<br />
Vorderpfalz, Vorhaardt). Der weitere Vollzug der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />
wird in diesen Gebieten ein Maßnahmenprogramm zur Verminderung der N-<br />
Bilanzüberschüsse erforderlich machen. Die Ergebnisse der im Folgenden vorgestellten<br />
Feldversuche mit verschiedenen Maßnahmen zur Verbesserung der N-Ausnutzung im<br />
Gemüsebau sollen nach Prüfung der ökologischen und ökonomischen Effizienz die<br />
Grundlage für ein solches Maßnahmenprogramm bilden.<br />
2 Material und Methoden<br />
Als Ergebnis einer Schwachstellenanalyse ergibt sich, dass eine Verbesserung der<br />
Stickstoffausnutzung im Gemüsebau der Vorderpfalz durch<br />
• die Entwicklung optimierter Fruchtfolgen einschließlich des Anbaus von<br />
Zwischenfrüchten,<br />
• ein optimiertes Management der Ernterückstände,<br />
• die Entwicklung optimierter Verfahren der Düngerbedarfsermittlung<br />
erreicht werden könnte.<br />
Es wurde ein umfangreiches Versuchsprogramm entwickelt (Tab. 1), das unterschiedliche<br />
Managementsysteme beinhaltet. Die Untersuchungen werden auf zwei Standorten mit<br />
vergleichbarem Klima (N: 500-600 mm; T: 10-11 °C) aber unterschiedlichen Böden<br />
durchgeführt. Der Boden auf dem Standort „Rinkenbergerhof“ ist eine pseudovergleyte<br />
Braunerde mit vorwiegend anlehmigem Sand. Der Boden auf dem Standort<br />
„Queckbrunnerhof“ ist eine Parabraunerde aus Löß mit vorwiegend sandig-schluffigem<br />
Lehm. Es werden 4 Fruchtfolgen, die auch Zwischenfrüchte sowie eine Gemüse-<br />
/Getreide-Fruchtfolge beinhalten, untersucht (Tab. 1). Die im Projekt untersuchten<br />
Fruchtfolgen unterscheiden sich sehr stark in ihrer N-Auswaschungsgefährdung. Diese ist<br />
am höchsten in Fruchtfolge 1 (hohe N-Mengen in Ernterückständen, keine<br />
Winterbegrünung), vermutlich reduziert in Fruchtfolge 2 (intensive biologische N-<br />
Konservierung durch die Sommerzwischenfrucht; hier Hirse), Fruchtfolge 3<br />
(Winterbegrünung) und Fruchtfolge 4 (Einbeziehung einer tiefwurzelnden<br />
landwirtschaftlichen Kultur in die Fruchtfolge).<br />
110
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
An beiden Standorten wird die N-Düngung nach Faustzahlen (ohne Berücksichtigung der<br />
Nmin-Bodengehalte) mit dem von der Offizialberatung empfohlenen N-Expert-Verfahren<br />
(Feller et al., 2001) verglichen. Zusätzlich wird ein Verfahren entwickelt, in dem die Pflanze<br />
als Indikator für den N-Versorgungsgrad dient. Dabei wird ein SPAD-Chlorophyllmeter<br />
(Minolta SPAD 502 DL Meter) eingesetzt, wobei die relative Grünfärbung einer optimal (N-<br />
Expert) und einer reduziert mit N gedüngten Variante gemessen wird. In letzterer Variante<br />
werden die Pflanzen zur Kopfdüngung nur mit 2/3 der durch das N-Expert-Verfahren<br />
empfohlenen N-Menge gedüngt. Eine zusätzliche N-Düngung erfolgt erst, wenn die<br />
relative Grünfärbung der Variante „Diagnose“ unter 95 % des Wertes der Variante „N-<br />
Expert“ absinkt.<br />
Das Management der Ernterückstände beinhaltet am Standort „Rinkenbergerhof“ die<br />
sofortige Einarbeitung, die verzögerte Einarbeitung und die Abfuhr der Ernterückstände<br />
vom Feld zur Nutzung in einer Biogasanlage.<br />
Tab. 1: Versuchsvarianten des Projektes<br />
I Standorte<br />
1. Rinkenbergerhof (pseudovergleyte Braunerde, anlehmiger Sand)<br />
2. Queckbrunnerhof (Parabraunerde aus Löss, sandig-schluffiger Lehm)<br />
II Fruchtfolgen<br />
1. Intensive Gemüsefruchtfolge ohne Zwischenfruchtanbau<br />
2. Intensive Gemüsefruchtfolge mit Zwischenfruchtanbau (Sommerbegrünung)<br />
3. Intensive Gemüsefruchtfolge mit Zwischenfruchtanbau (Winterbegrünung)<br />
4. Gemüse-/Getreidefruchtfolge<br />
III Management der Ernterückstände<br />
1. Verbleib auf dem Feld mit Einarbeitung<br />
2. Verbleib auf dem mit verzögerter Einarbeitung<br />
3. Abfuhr vom Feld und Verarbeitung in Biogasanlage<br />
IV Düngerbedarfsermittlung<br />
1. Düngung nach Faustzahlen<br />
2. Düngung nach N-Expert<br />
3. Düngung nach Pflanzendiagnose<br />
Die begleitenden Messungen beinhalten den Ertrag und die Qualität der Ernteprodukte,<br />
die N-Aufnahme (Ernteprodukte und Ernterückstände), Nitrattiefenprofile im Boden und die<br />
N-Mineralisierung aus den Ernterückständen. Zusätzlich wird an ausgewählten Varianten<br />
die Nitratauswaschung über Saugkerzen (zusätzliche Messungen zum<br />
Bodenwasserhaushalt) sowie über Austauscherharze ermittelt. Als wichtiger Parameter für<br />
die Einschätzung der ökologischen Effizienz werden aus der N-Zufuhr durch die Düngung<br />
und den N-Entzügen mit den Ernteprodukten N-Salden berechnet. Zusätzlich zur<br />
ökologischen Effizienz werden die verschiedenen N-Managementsysteme im Hinblick auf<br />
ihre ökonomischen Auswirkungen untersucht.<br />
3 Ergebnisse<br />
3.1 Ertrag und Qualität<br />
In den ersten beiden Versuchsjahren (2004: Blumenkohl) und (2005: Salat) wurden in der<br />
intensiven Gemüsefruchtfolge bezüglich Ertrag und Qualität keine eindeutigen, über alle<br />
Gemüsesätze hinweg konsistenten Effekte zwischen den Düngungsvarianten festgestellt.<br />
Die in der intensiven Gemüsefruchtfolge applizierten N-Düngergaben sind in Tab. 2<br />
zusammengestellt. Bei Blumenkohl war eine zusätzliche N-Düngung der reduziert<br />
gedüngten Varianten „Diagnose“ aufgrund der Chlorophyll-Messungen nicht erforderlich.<br />
111
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Bei Salat wurden in zwei Untervarianten der Variante Düngebedarfsermittlung „Diagnose“<br />
aufgrund der Chlorophyll-Messungen nachgedüngt.<br />
Tab. 2: Stickstoff-Düngergaben für Blumenkohl (2004) und Salat (2005) in der<br />
intensiven Gemüsefruchtfolge (Einarbeitung Ernterückstände) an den Standorten<br />
„Rinkenbergerhof“ und „Queckbrunnerhof“. Werte in Klammern beziehen sich jeweils auf<br />
den zweiten Satz Gemüse. Alle Angaben in kg N ha -1 .<br />
Rinkenbergerhof Queckbrunnerhof<br />
Düngung 2004 2005 2004 2005<br />
Faustzahlen 375 (300) 190 (150) 375 (250 a ) 190 (150)<br />
N-Expert 225 (125) 130 (85) 285 (0 a ) 121 (67)<br />
Diagnose 167 (150) 105 (85)<br />
a Erster Gemüsesatz konnte nicht beerntet werden, daher geringere Düngergabe bei<br />
Variante „Faustzahlen“ sowie keine Düngung bei Variante „N-Expert“ erforderlich.<br />
Beispielhaft sind in Tab. 3 und Tab. 4 die Erträge der intensiven Gemüsefruchtfolge bei<br />
Einarbeitung der Ernterückstände dargestellt. Der Frischmasseaufwuchs für Blumenkohl<br />
im Jahr 2004 lag im Bereich um 700 bzw. 850 dt FM ha -1 , wobei am Standort<br />
„Queckbrunnerhof“ die geringeren Werte ermittelt wurden. Während für den ersten Satz<br />
Blumenkohl am Standort „Rinkenbergerhof“ mit abnehmender Düngergabe tendenziell ein<br />
geringerer Gesamtaufwuchs ermittelt wurde, war für den zweiten Satz Blumenkohl bei der<br />
Düngerbedarfsermittlung „Diagnose“ ein tendenziell höherer Gesamtaufwuchs und<br />
Marktertrag zu verzeichnen. Eine Reduktion in Gesamtaufwuchs, Markertrag und der<br />
Ausbeute (Anteil vermarktungsfähiger Pflanzen) wurde am Standort „Rinkenbergerhof“ im<br />
ersten Satz Salat bei Düngung nach „Diagnose“ festgestellt. Für den zweiten Satz wurden<br />
dagegen bei Düngung nach Pflanzendiagnose die höheren Werte festgestellt. Am<br />
Standort „Queckbrunnerhof“ (Tab. 4) waren die Markterträge bei Blumenkohl (zweiter Satz<br />
2004) in beiden Düngungsvarianten identisch. Der erste Satz Blumenkohl konnte an<br />
diesem Standort nicht abgeerntet werden. Bei Salat wurden im ersten Satz bei Düngung<br />
nach N-Expert ein höherer Aufwuchs und Marktertrag erzielt, im zweiten Satz waren<br />
dagegen keine Unterschiede zu erkennen.<br />
Tab. 3: Frischmasseaufwuchs (dt FM ha -1 ) und Ausbeute der beiden Gemüsesätze<br />
2004 und 2005 (in Klammern Werte für zweiten Satz) am Standort „Rinkenbergerhof“.<br />
Beide Sätze mit Einarbeitung der Ernterückstände.<br />
Jahr<br />
(Kultur)<br />
Düngung Gesamtaufwuchs<br />
[dt FM ha -1 ]<br />
Marktware<br />
[dt FM ha -1 ]<br />
Ausbeute<br />
[%]<br />
2004 Faustzahlen 817 (848) 379 (371) 90 (93)<br />
(Blumenkohl) N-Expert 762 (855) 387 (393) 93 (90)<br />
Diagnose 778 (876) 382 (411) 95 (93)<br />
2005 Faustzahlen 408 (680) 361 (523) 98 (94)<br />
(Salat) N-Expert 382 (734) 299 (559) 84 (97)<br />
Diagnose 367 (732) 285 (573) 86 (99)<br />
Die Stickstoff-Aufnahme zeigte am Standort „Rinkenbergerhof“ bei Blumenkohl eine<br />
deutliche Abhängigkeit von der eingesetzten Düngermenge (Tab. 5). Dabei war die N-<br />
Aufnahme der vermarktungsfähigen Pflanzenteile vor allem im zweiten Satz nahezu<br />
112
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
identisch. Bei Salat war nur bei Dünung nach Pflanzendiagnose eine geringere Stickstoff-<br />
Aufnahme zu erkennen.<br />
Tab. 4: Frischmasseaufwuchs (dt FM ha -1 ) und Ausbeute der beiden Gemüsesätze<br />
2004 und 2005 (in Klammern Werte für zweiten Satz) am Standort „Queckbrunnerhof“.<br />
Beide Sätze mit Einarbeitung der Ernterückstände. Erster Satz Blumenkohl im Jahr 2004<br />
konnte nicht beerntet werden.<br />
Jahr<br />
(Kultur)<br />
Düngung Gesamtaufwuchs<br />
[dt FM ha -1 ]<br />
Marktware<br />
[dt FM ha -1 ]<br />
Ausbeute<br />
[%]<br />
2004 Faustzahlen - (679) - (337) - (96)<br />
(Bumenkohl) N-Expert - (718) - (340) - (95)<br />
2005 Faustzahlen 480 (504) 474 a (434) 97 (97)<br />
(Salat) N-Expert 528 (517) 525 a (427) 98 (97)<br />
a Markware aufgrund Virusbefall des gesamten Versuches nicht eindeutig zu ermitteln<br />
Am Standort „Queckbrunnerhof“ konnte der erste Satz Blumenkohl (2004) nicht abgeerntet<br />
werden. Somit lagen für die Folgekultur erhebliche N-Mengen aus der Düngung und der<br />
eingearbeiteten Pflanzenmasse vor. Die N-Aufnahme des zweiten Satzes unterschied sich<br />
für die untersuchten Düngevarianten nicht (Tab. 6). Auch die beiden Salatsätze im Jahr<br />
2005 hatten an diesem Standort identische Stickstoff-Aufnahmen.<br />
Während bei Blumenkohl (2004) etwa 60-65 % des aufgenommenen Stickstoffs mit den<br />
Ernterückständen auf dem Feld verbleibt (130-190 kg N ha -1 ) war dieser Anteil bei Salat<br />
(2005) mit 13-38 % wesentlich geringer (ca. 10-50 kg N ha -1 ).<br />
Tab. 5: Stickstoff-Aufnahme (kg N ha -1 ) unterteilt in Marktware und Ernterückstände<br />
der beiden Gemüsesätze (in Klammern Werte für zweiten Satz) in den Jahren 2004 und<br />
2005 am Standort „Rinkenbergerhof“. Intensive Gemüsefruchtfolge mit Einarbeitung der<br />
Ernterückstände.<br />
Jahr<br />
(Kultur)<br />
Düngung N-Aufnahme<br />
[kg N ha -1 ]<br />
Marktware<br />
[kg N ha -1 ]<br />
Ernterückstände<br />
[kg N ha -1 ]<br />
2004 Faustzahlen 275 (285) 95 (94) 180 (191)<br />
(Blumenkohl) N-Expert 229 (227) 87 (91) 141 (136)<br />
Diagnose 207 (232) 79 (95) 128 (137)<br />
2005 Faustzahlen 85 (131) 75 (82) 10 (49)<br />
(Salat) N-Expert 82 (144) 71 (106) 11 (37)<br />
Diagnose 76 (127) 61 (98) 15 (29)<br />
Die Abfuhr der Ernterückstände hatte im Vergleich zur sofortigen Einarbeitung der<br />
Ernterückstände keinen Effekt auf Ertrag und Qualität von Blumenkohl (2004, nicht<br />
dargestellt). Die N-Aufnahme war allerdings in den Düngungsvarianten „N-Expert“ und<br />
„Diagnose“ bei Abfuhr der Ernterückstände tendenziell niedriger (nicht dargestellt). Bei<br />
Salat wurde im ersten Satz bei Abfuhr der Ernterückstände geringere, im zweiten Satz<br />
dagegen höhere Erträge und Ausbeuten festgestellt (nicht dargestellt).<br />
Nach Sommer- und Winterbegrünung wurden für Salat tendenziell höhere Markterträge<br />
und Ausbeuten festgestellt (nicht dargestellt). In der Gemüse- / Getreide-Fruchtfolge<br />
wurden am Standort „Queckbrunnerhof“ im Mittel höhere Markterträge erzielt. Allerdings<br />
unterschieden sich die Düngungsvarianten „Faustzahlen“ und „N-Expert“ deutlich in dieser<br />
Fruchtfolge. Während bei Düngung nach „Faustzahlen“ erhöhte Markerträge ermittelt<br />
113
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
wurden, waren diese bei Düngung nach „N-Expert“ im Vergleich zur intensiven<br />
Gemüsefruchtfolge deutlich vermindert (nicht dargestellt).<br />
Tab. 6: Stickstoff-Aufnahme (kg N ha -1 ) unterteilt in Marktware und Ernterückstände<br />
der beiden Gemüsesätze (in Klammern Werte für zweiten Satz) in den Jahren 2004 und<br />
2005 am Standort „Queckbrunnerhof“. Intensive Gemüsefruchtfolge mit Einarbeitung der<br />
Ernterückstände.<br />
Jahr<br />
(Kultur)<br />
Düngung N-Aufnahme<br />
[kg N ha -1 ]<br />
Marktware<br />
[kg N ha -1 ]<br />
Ernterückstände<br />
[kg N ha -1 ]<br />
2004 Faustzahlen - a (227) - a (80) - a (147)<br />
(Blumenkohl) N-Expert - a (231) - a (84) - a (147)<br />
2005 Faustzahlen 106 (89) 104 b (75) 1 b (14)<br />
(Salat) N-Expert 103 (89) 102 b (72) 1 b (17)<br />
a Erster Satz Blumenkohl 2004 konnte nicht beerntet werden.<br />
b Markware aufgrund Virusbefall des gesamten Versuches nicht eindeutig zu ermitteln<br />
3.2 Nmin-Gehalte im Boden<br />
Nach zweijähriger Versuchdauer zeigten sich für die Nmin-Gehalte im Boden deutliche<br />
Differenzierungen hinsichtlich Standort, Fruchtfolge sowie Düngerbedarfsermittlung (Abb.<br />
6). So wurden - mit Ausnahme der Gemüse-/Getreidefruchtfolge bei Düngung nach<br />
Faustzahlen - am Standort „Queckbrunnerhof“ die höheren Nmin-Gehalte gemessen. In der<br />
intensiven Gemüsefruchtfolge wurden am Standort „Queckbrunnerhof“ bei Düngung nach<br />
Faustzahlen nach zwei Jahren über 550 kg N ha -1 in 0-90 cm Bodentiefe gemessen. Bei<br />
gleichen Düngergaben und ähnlichen Entzügen über die Ernteprodukte wurden dagegen<br />
am Standort „Rinkenbergerhof“ 250 kg N ha -1 in 0-90 cm Bodentiefe gemessen. Am durch<br />
schluffige-lehmige Böden geprägten Standort „Queckbrunnerhof“ sind im Vergleich zum<br />
durch sandige Böden geprägten Standort „Rinkenbergerhof“ wesentlich geringere<br />
Sickerraten zu erwarten, wodurch sich diese hohen Stickstoff-Mengen im Boden<br />
akkumulieren konnten, während am Standort „Rinkenbergerhof“ von einer erheblichen<br />
Auswaschung von Stickstoff auszugehen ist.<br />
Die Düngung nach N-Expert führte an beiden Standorten in allen Fruchtfolgen zu einer<br />
deutlichen Reduktion der Nmin-Bodengehalte (Faktor etwa 0,5). Die niedrigsten Nmin-<br />
Gehalte wurden im Herbst 2005 erwartungsgemäß in der Fruchtfolge<br />
„Sommerzwischenfrucht“ ermittelt, da hier die unmittelbare Vorfrucht (Hirse) nicht gedüngt<br />
wurde. Die Fruchtfolgen „Winterzwischenfrucht“ und „Gemüse-/Getreide“ waren<br />
hinsichtlich der Nmin-Gehalte im Herbst 2005 als nahezu identisch einzustufen. Bei allen<br />
tiefwurzelnden landwirtschaftlichen Kulturen (Zwischenfrüchte und Getreide) war im<br />
Vergleich zur intensiven Gemüsefruchtfolge im Herbst 2005 eine deutliche Reduktion der<br />
Nmin-Gehalte in den tieferen Bodenkompartimenten zu erkennen.<br />
Die Düngebedarfsermittlung nach Pflanzendiagnose am Standort „Rinkenbergerhof“ führte<br />
mit Ausnahme der Winterzwischenfrucht zu einer weiteren Verminderung der Nmin-<br />
Gehalte. Ebenso hatte die Abfuhr der Ernterückstände eine Reduktion der Nmin-Gehalte<br />
zur Folge (nicht dargestellt).<br />
114
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
N [kg N ha min -1<br />
]<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Faustzahlen<br />
Gemüse<br />
intensiv<br />
N-<br />
Expert<br />
Sommerzwischenfrucht<br />
Faustzahlen<br />
RinkenbergerQueckbrunnerhofhof N-<br />
Expert<br />
.<br />
.<br />
.<br />
Winterzwischenfrucht<br />
0-30<br />
30-60<br />
60-90<br />
Faustzahlen<br />
N-<br />
Expert<br />
Abb. 6: Nmin-Gehalte im Boden im Herbst 2005 an den beiden<br />
Untersuchungsstandorten (Einarbeitung der Ernterückstände).<br />
3.3 N-Salden<br />
Gemüse /<br />
Getreide<br />
Faustzahlen<br />
N-<br />
Expert<br />
Der durchschnittliche N-Bilanz-Saldo (Tab. 7) der ersten beiden Untersuchungsjahre zeigt,<br />
wie zu erwarten, deutliche Abhängigkeiten von Düngebedarfsermittlung, Fruchtfolge und<br />
Behandlung der Ernterückstände (Einarbeitung vs. Abfuhr). Während in der intensiven<br />
Gemüsefruchtfolge bei Düngung nach Faustzahlen durchschnittliche N-Bilanz-Salden von<br />
340-350 kg N ha -1 ermittelt wurden reduziert sich dieser Wert bei Düngung nach N-Expert<br />
auf ca. 100 kg N ha -1 . Die Extensivierung der Fruchtfolge führte v.a. bei Düngung nach<br />
Faustzahlen zu einer Reduktion der N-Salden. Bei Bedarfsgerechter Düngung nach „N-<br />
Expert“ sind die Unterschiede zwischen den Fruchtfolgen wesentlich geringer. Am<br />
Standort „Rinkenbergerhof“ wurde hier im Mittel bei Sommer- bzw. Winterbegrünung eine<br />
Reduktion im N-Saldo um ca. 15-25 kg N ha -1 ermittelt. Am Standort „Queckbrunnerhof“<br />
wurde dagegen in der Gemüse-Getreide-Fruchtfolge eine Reduktion im N-Saldo von ca.<br />
15 kg N ha -1 festgestellt. Bei Düngung nach N-Expert wies die Sommerbegrünung an<br />
diesem Standort im Vergleich zur Intensiven Gemüsefruchtfolge dagegen bislang einen<br />
erhöhten N-Saldo auf. Dies dürfte an diesem Standort auf Nachwirkungen des nicht<br />
beernteten ersten Satzes Blumenkohl im Jahr 2004 zurückzuführen sein.<br />
Die Düngung nach Pflanzendiagnose am Standort „Rinkenbergerhof“ führte im Vergleich<br />
zur Düngung nach N-Expert in allen Fruchtfolgen zu einer weiteren Reduktion der N-<br />
Salden. Ebenso erfolgte bei Abfuhr der Ernterückstände eine drastische Reduktion der N-<br />
Salden. Bei Düngung nach Faustzahlen und Pflanzendiagnose wurden in allen<br />
Fruchtfolgen im Mittel negative N-Salden im Bereich von -33 bis -92 kg N ha -1 ermittelt.<br />
115
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Tab. 7: Durchschnittliche jährliche N-Salden (Düngung – Entzug) der<br />
Untersuchungsjahre 2004 und 2005. Alle Werte in kg N ha -1 . Werte in Klammern für<br />
Standort „Rinkenbergerhof“ bei Abfuhr der Ernterückstände.<br />
Standort<br />
Düngung<br />
Rinkenbergerhof<br />
Gemüse Intensiv Sommerbegrünung<br />
Winter-<br />
begrünung<br />
Gemüse / Getreide<br />
Faustzahlen 335 (121) 197 (18) 263 (30) 273 (89)<br />
N-Expert 105 (-41) 91 (-74) 81 (-81) 102 (-33)<br />
Diagnose 87 (-70) 61 (-92) 65 (-87) 73 (-42)<br />
Queckbrunnerhof<br />
Faustzahlen 353 231 309 276<br />
N-Expert 118 155 120 104<br />
3.4 Nitrat-Konzentrationen im Saugkerzenwasserwasser und N-Auswaschung in der<br />
intensiven Gemüsefruchtfolge<br />
Erste Messungen der Nitratkonzentrationen im Saugkerzenwasser erfolgten im Dezember<br />
2004. In Abb. 2 sind die Konzentrationsverläufe in der intensiven Gemüsefruchtfolge (vgl.<br />
Tab. 1) an beiden Standorten in Abhängigkeit von der Düngungsvariante dargestellt. Auf<br />
dem durch leichte Böden geprägten Standort „Rinkenbergerhof“ zeigte sich bereits zu<br />
Beginn der Untersuchungen eine deutliche Differenzierung der Nitrat-Konzentrationen in<br />
Abhängigkeit von der Düngungsvariante. So lagen die Nitratkonzentrationen im<br />
Saugkerzenwasser der Variante „Faustzahlen“ deutlich über den Varianten „N-Expert“ und<br />
„Diagnose“. Im weiteren Verlauf zeigte die Variante „Diagnose“ im Vergleich zu „N-Expert“<br />
zeitweise geringere Konzentrationen.<br />
Der durch sandig-schluffige Böden und langjährigen Gemüseanbau geprägte Standort<br />
„Queckbrunnerhof“ zeigte dagegen erst im Juli / August 2005 eine sich abzeichnende<br />
leichte Differenzierung zwischen den Düngungsvarianten „Faustzahlen“ und „N-Expert“.<br />
Wie zu erwarten, werden durch den schwereren Boden dieses Standortes<br />
bewirtschaftungsbedingte Effekte stärker abgepuffert, was sich in der verzögerten<br />
Reaktion der Nitratkonzentrationen auf die differenzierte Düngung auswirkte. Seit Beginn<br />
der Vegetationsperiode 2006 lagen die Sickerwasserkonzentrationen des Standortes<br />
„Queckbrunnerhof“ deutliche über denen des Standortes „Rinkenbergerhof“.<br />
Der Einfluss der Abfuhr der Ernterückstände auf die Nitrat-Konzentrationen im<br />
Saugkerzenwasser (Standort „Rinkenbergerhof“; vgl. Abb. 8) zeigte sich etwa ab April des<br />
Jahres 2005. Wie anhand der Nmin-Werte und der N-Salden zu erwarten, sind die<br />
Nitratkonzentrationen ab diesem Zeitpunkt bei Abfuhr der Ernterückstände deutlich<br />
vermindert. Von März 2006 bis Mai 2006 waren die Sickerwasserkonzentrationen der<br />
Versuchsvarianten „Einarbeitung“ und „Abfuhr“ allerdings nahezu identisch. Ab Juni 2006<br />
zeigte sich in der Düngevariante „Faustzahlen“ wieder ein deutlicher Einfluss der Abfuhr<br />
der Ernterückstände.<br />
116
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
NO -N [mg N l 3 -1<br />
]<br />
NO -N [mg N l 3 -1<br />
]<br />
Düngungsvariante:<br />
Rinkenbergerhof<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Queckbrunnerhof<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Faustzahlen N-Expert Diagnose<br />
1. Satz<br />
Salat<br />
Sellerie<br />
2. Satz 1. Satz 2. Satz<br />
Salat<br />
1. Satz 2. Satz<br />
1. Satz<br />
NovDez<br />
Jan FebMrz<br />
Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan FebMrz<br />
Apr Mai Jun Jul Aug<br />
2004 2005 2006<br />
Sellerie<br />
2. Satz<br />
Abb. 7: Nitrat-Konzentrationen im Saugkerzenwasser in 105 cm Bodentiefe im<br />
Zeitraum von Dezember 2004 – August 2005. Intensive Gemüsefruchtfolge: 2004 zwei<br />
Sätze Blumenkohl; 2005 zwei Sätze Salat; 2006 zwei Sätze Staudensellerie. Einfluss von<br />
Standort und Düngungsvariante.<br />
Düngungsvariante:<br />
Faustzahlen Faustzahlen (Abfuhr ER) N-Expert N-Expert (Abfuhr ER<br />
1. Satz<br />
Salat<br />
2. Satz<br />
Sellerie<br />
1. Satz 2. Satz<br />
250<br />
NO -N [mg N l 3 -1<br />
]<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
NovDez<br />
Jan FebMrz<br />
Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan FebMrz<br />
Apr Mai Jun Jul Aug<br />
2004 2005 2006<br />
Abb. 8: Nitrat-Konzentrationen im Saugkerzenwasser in 105 cm Bodentiefe im<br />
Zeitraum von Dezember 2004 – August 2005. Intensive Gemüsefruchtfolge: 2004 zwei<br />
Sätze Blumenkohl; 2005 zwei Sätze Salat; 2006 zwei Sätze Staudensellerie. Einfluss der<br />
Abfuhr der Ernterückstände (ER in Graphik).<br />
117
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Die Berechnung der Sickerwassermengen ist derzeit noch nicht für alle Fruchtfolgen<br />
abgeschlossen. In Tab. 8 sind die Nitrat-Austräge der intensiven Gemüsefruchtfolge für<br />
das Jahr 2005 zusammengefasst. Die Austräge wurden auf der Basis von<br />
Sickerwassermengen die i) über die klimatische Wasserbilanz (mit Berücksichtigung des<br />
Bodenspeichers) sowie ii) mit Hilfe Bodenwasserhaushaltsmodells berechnet.<br />
Bei Düngung nach Faustzahlen betrug der Stickstoff-Austrag in 105 cm Bodentiefe am<br />
Standort „Rinkenbergerhof“ im Jahr 2005 etwa zwischen 440<br />
(Bodenwasserhaushaltsmodell) und 520 kg N ha -1 (klimatische Wasserbilanz); am<br />
Standort „Queckbrunnerhof“ dagegen zwischen 170 und 220 kg N ha -1 . Die<br />
Größenordnung dieser Stickstoff-Austräge wurde durch den Vergleich mit den erweiterten<br />
N-Bilanzen (Düngung - Entzug ± Veränderung im Boden) der Jahre 2004 und 2005 als<br />
plausibel bestätigt (nicht dargestellt).<br />
Bei Düngung nach N-Expert wurden die N-Austräge am Standort „Rinkenbergerhof“ auf<br />
etwa 45 % des Austrags bei Düngung nach Faustzahlen reduziert. Für den Standort<br />
„Queckbrunnerhof“ betrug die Reduktion im Jahr 2005 etwa 30 - 40 kg N ha -1 (entspricht<br />
15 – 20 %). Für die Folgejahre dürfte aufgrund der Konzentrationsverläufe (vgl. Abb. 2)<br />
diese Reduktion eine ähnliche Größenordnung wir für den Standort „Rinkenbergerhof“<br />
erreichen.<br />
Tab. 8: Nitratausträge (kg N ha -1 ) im Kalenderjahr 2005 in 105 cm Bodentiefe für die<br />
intensive Gemüsefruchtfolge in Abhängigkeit von der Düngebedarfsermittlung sowie der<br />
Behandlung der Ernterückstände (Verbleib mit sofortiger Einarbeitung vs. Abfuhr).<br />
Klimatische WB: Bestimmung der Wasserflüsse nach klimatischer Wasserbilanz; WHH-<br />
Modell: Bestimmung der Wasserflüsse mit Bodenwasserhaushaltsmodell.<br />
Rinkenbergerhof Queckbrunnerhof<br />
Düngung Ernterückstände Klimatische WB WHH-Modell Klimatische WB WHH-Modell<br />
Faustzahlen Einarbeitung 519 441 218 167<br />
N-Expert Einarbeitung 226 192 176 141<br />
Diagnose Einarbeitung 191 156<br />
Faustzahlen Abfuhr 318 276<br />
N-Expert Abfuhr 136 103<br />
Bei Düngebedarfsermittlung nach Pflanzendiagnose konnten in der intensiven<br />
Gemüsefruchtfolge bei Verbleib der Ernterückstände die Stickstoff-Austräge im Jahr 2005<br />
im Vergleich zur Düngung nach N-Expert um 30 bis 40 kg N ha -1 reduziert werden.<br />
Durch die Abfuhr der Ernterückstände wurde im Jahr 2005 am Standort „Rinkenbergerhof“<br />
bei Düngung nach Faustzahlen im Jahr 2005 eine Reduktion des N-Austrags um 160 bis<br />
200 kg N ha -1 erreicht (35 – 40 %). Bei Düngung nach N-Expert betrug diese im Jahr 2005<br />
mit ca. 50 bis 90 kg N ha -1 ebenfalls 35 – 40 %.<br />
4 Schlussfolgerungen und Ausblick<br />
Die unterschiedlichen Verfahren der Düngerbedarfsermittlung hatten einen deutlichen<br />
Einfluss auf die Stickstoffsalden und somit die Stickstoffverluste. Hinsichtlich Ertrag und<br />
der Qualität zeigten sich dagegen bislang keine eindeutigen Effekte. Die Auflockerung der<br />
Fruchtfolge durch eine Zwischenfrucht bzw. die Einbeziehung einer landwirtschaftlichen<br />
Kultur in die Fruchtfolge führte zu deutlich verminderten Nmin-Gehalten im Boden im Herbst<br />
und zu einer Reduktion der N-Salden.<br />
118
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Die ersten Ergebnisse der ökonomischen Bewertung für den Standort „Queckbrunnerhof“<br />
zeigten, dass die Düngebedarfsermittlung (Faustzahlen vs. N-Expert) an diesem Standort<br />
keinen erkennbaren Einfluss auf die erwirtschafteten Deckungsbeiträge hat. Die<br />
Extensivierung der Gemüsefruchtfolge in jeder Form verringerte die Deckungsbeiträge<br />
dagegen deutlich.<br />
Die Untersuchungsergebnisse des ersten beiden Versuchsjahre bestätigen damit, dass<br />
eine Beeinflussung der Stickstoffausnutzung durch die im Forschungsvorhaben<br />
untersuchten Maßnahmen zu erwarten ist. Zur Übertragung der Versuchsergebnisse in die<br />
Fläche ist im weiteren die Anwendung eines Prozessmodells geplant. An beiden<br />
Standorten wird derzeit das Simulationssystems CANDY (CArbon and Nitrogen<br />
DYnamics; Franko et al., 1995) implementiert. Die vom Modellsystem berechneten<br />
Sickerwasserraten wurde bereits zur Berechnung von Nitrat-Austrägen herangezogen (vgl.<br />
oben). Ziel der weiteren Modellanwendung ist es, die Grundlagen für eine Übertragung der<br />
an Einzelstandorten erzielten Ergebnisse auf größere Gebiete zu erarbeiten. Aufbauend<br />
darauf kann im weiteren eine Bewertung der unterschiedlichen Maßnahmen zur<br />
Verbesserung der N-Effizienz im Maßstab der Region Vorderpfalz erfolgen.<br />
5 Zitierte Literatur<br />
Feller, C.; Fink, M.; Maync, A.; Paschold, P.J.; Scharpf, H.-G.; Schlaghecken, J.;<br />
Strohmeyer, K.; Weier U.; Ziegler, J. (2001): Düngung im Freilandgemüsebau.<br />
Schriftenreihe des IGZ Großbeeren/Erfurt e.V. Heft 4.<br />
Franko, U.; Oelschlägel, B.; Schenk, S. (1995): Modellierung von Bodenprozessen in<br />
Agrarlandschaften zur Untersuchung der Auswirkungen möglicher Klimaveränderungen,<br />
UFZ-Bericht 3/1995.<br />
Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Abteilung Wasserwirtschaft (Hrsg.)<br />
(2004): Vorläufige Ergebnisse der Bestandsaufnahme der rheinland-pfälzischen<br />
Gewässer nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Bericht der Ministeriums für<br />
Umwelt und Forsten, Mainz.<br />
Richtlinie 200/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines<br />
Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik vom<br />
23.10.2000.<br />
119
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Fraktionierung der organischen Bodensubstanz zur Beurteilung des Stickstoff-<br />
Nachlieferungsvermögens landwirtschaftlicher genutzter Böden<br />
Lioy, Rocco (CONVIS – Société Coopérative), Bolduan, Rainer, Mokry, Markus:<br />
1. Einleitung<br />
Im Rahmen des EU-CRAFT-Projektes „BIONIRS“ (allgemeine Informationen sind unter<br />
www.bionirs.info abrufbar) wurden 60 Bodenproben aus Luxemburg auf C und N-Gehalte<br />
analysiert. Des Weiteren wurden verschiedene Extraktionsmethoden erprobt, um das N-<br />
Nachlieferungsvermögen von Böden unter landwirtschaftlicher Nutzung beurteilen zu<br />
können. Die Analysen wurden vor dem Hintergrund durchgeführt, die nasschemischen<br />
Werte mit den Analysen der Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) vergleichen zu können.<br />
Eine erste Übersicht über die Ergebnisse der NIRS-Messung ist im Beitrag von Mokry und<br />
Bolduan beim VDLUFA-Kongreß 2005 zu finden. Die hier vorgelegten Ergebnisse<br />
beziehen sich ausschließlich auf die nasschemische Messung der Böden und deren<br />
Extrakte.<br />
2. Material und Methoden<br />
Die Böden stammen von verschiedenen Standorten Luxemburgs (Abb.1), die zum Teil<br />
erhebliche Unterschiede in der Bodennutzung (Acker bzw. Grünland), Textur, Geologie<br />
sowie in den klimatischen Bedingungen aufweisen. Auch die Stickstoffintensität der<br />
Betriebe (Tab.1) variiert in einem breiten Umfang. Als Extraktionsmittel wurden<br />
Calciumchlorid (2-stündige Extraktion mit 0,01 M CaCl2-Lösung bei Raumtemperatur)<br />
sowie eine gepufferte Lösung von Phosphat-Borat (Extraktion mit 12,2 g<br />
Natriumdihydrogenphosphat-Monohydrat und 8,91 g Natriumtetraborat-10-hydrat mit pH<br />
6,7 - 6,75 bei 39°C) verwendet (PBP-Lösung). Die C- und N-Gehalte der Extrakte wurden<br />
anschließend im Elementaranalyser bestimmt. Die verschiedenen Extrakte stehen für<br />
Fraktionen der organischen Substanz mit unterschiedlichem Nachlieferungsvermögen. Da<br />
auch der Nmin-Gehalt bestimmt wurde, ist zusammen mit der Analyse des<br />
Gesamtstickstoffs und Kohlenstoffs des Bodens sowie der Bodenextrakte eine komplette<br />
Bilanzierung der N- und C-Fraktionen der organischen Substanz der untersuchten Böden<br />
möglich.<br />
3. Ergebnisse<br />
Die Einteilung der C- und N-Gehalte von Böden und Bodenextrakten nach Region (Abb. 2<br />
und 3) weist auf Unterschiede zwischen den Standorten hin. Die Böden im Süd-Westen<br />
sowie im Süd-Osten des Landes haben, bedingt durch die schwerere Textur, mehr C und<br />
N im Boden als die Böden in der Mitte und im Mitte-Nord-Bereich. Dagegen sind die<br />
Gehalte an C und N der Böden im Norden Luxemburgs (Hochplateau mit 500 m<br />
Durchschnittshöhe) deutlich höher als in den anderen Regionen, weil in dieser Gegend mit<br />
kalten Wintern und hoher Feuchtigkeit die Standortbedingungen zu einer Akkumulation an<br />
organischer Substanz führen. Die C- und N-Gehalte nach Region in den Extrakten folgen<br />
nur zum Teil der beschriebenen Reihenfolge, da z.B. im Süd-Osten der C-Gehalt im<br />
Phosphat-Borat-Extrakt niedriger ist als in der Region Mitte, welche aber weniger C im<br />
Boden aufweist. Bei der Bodenutzung (Abb. 5 und 6) sowie bei der Textur (Abb.8 und 9)<br />
zeigen die Ergebnisse höhere C- und N-Werte bei Acker im Vergleich zu Grünland sowie<br />
bei den schwereren Böden im Vergleich zu den leichteren.<br />
Bei den C/N-Verhältnissen (Abb.4, 6 und 10) ist festzustellen, dass die Böden in den<br />
Regionen Mitte sowie Mitte-Nord am nachlieferungsträgsten sind (weites C:N = geringe<br />
Neigung zur Mineralisierung), während Grünlandböden engere C:N aufweisen im<br />
120
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
Vergleich zum Acker. Bei der Bodentextur sind es die mittleren Böden, welche die<br />
günstigsten Bedingungen (engeres C:N) für die N-Mineralisierung aufweisen.<br />
Neben diesen qualitativen Unterschieden zwischen den Böden erlauben es die ermittelten<br />
Werte auch, die unterschiedlichen N-Fraktionen im Boden zu bilanzieren. Wie aus Abb.11<br />
ersichtlich ist, wurde der Gesamtstickstoff in 5 Fraktionen unterteilt. Davon sind die CaCl2-<br />
sowie die PBP-Fraktionen diejenige, welche am Mineralisierungsprozess der organischen<br />
Bodensubstanz beteiligt sind. Die Bilanzierung der Ackerböden nach Region (Tab.2a und<br />
2b) ergibt, dass die Ackerböden im Norden deutlich größere N-Nachlieferungspotentiale<br />
haben als die anderen Standorte. Die Regionen Süd-Ost, Mitte und Mitte-Nord nehmen<br />
hier eine mittlere Stellung ein, während die Ackerböden im Süden nur sehr geringe<br />
nachlieferbare Reserven haben. Im Grünlandbereich (Tab. 3a und 3b) ändert sich das<br />
Bild: Hier sind es die Böden im Süden, welche das größte N-Nachlieferungspotential<br />
aufweisen, gefolgt von den Böden im Norden und schließlich von den anderen drei<br />
Standorten. Gruppiert nach der Textur (Tongehalt) weisen mittlere und schwere Böden<br />
eine höhere Löslichkeit auf als leichte, allerdings ist die leichter mineralisierbare Fraktion<br />
(CaCl2-Extrakt) in den schweren Böden stärker vertreten, während die schwerer<br />
mineralisierbare Fraktion (PBP-Extrakt) anteilmäßig eher in den mittleren Böden<br />
vorzufinden ist. Allen Bilanzierungen ist gemeinsam, dass der am Mineralisierungsprozess<br />
nicht beteiligte Stickstoff (Nrec) mit Anteilen zwischen 94 und 98% deutlich üben denen<br />
der anderen Fraktionen liegt.<br />
4. Schlußfolgerungen<br />
• Die Fraktionierung der organischen Bodensubstanz ist hilfreich zur Charakterisierung<br />
von Böden und zur Beurteilung ihres N-Nachlieferungsvermögens. Dies gilt besonders<br />
beim Vergleich von Böden ähnlicher Standorten.<br />
• Die CaCl2-Fraktion umreißt eine leichter mineralisierbare Fraktion des Norg als die<br />
PBP-Fraktion. Letztere ist eher als die maximal mineralisierbare N-Menge unter den<br />
günstigsten Bedingungen zu verstehen (Bodenreserve).<br />
• Die untersuchten Böden zeigen Unterschiede in der potentiellen N-Nachlieferung<br />
abhängig von der Region (Nord>Süd-West>Süd-Ost≅Mitte>Mitte-Nord), der<br />
Bodennutzung (Grünland>Acker) und der Bodenart (Lehm>Ton>Sand).<br />
• Es bleibt festzuhalten: Die Ausschöpfung des über die Extrakte gemessenen Potentials<br />
und die definitive Abschätzung der N-Nachlieferung hat in Ergänzung zur Beurteilung<br />
von Standort- und Witterungsdaten zu erfolgen.<br />
5. Weiterführende Literatur<br />
BOLDUAN, R., MOKRY, M. (2005): Analytik von C- und N-Gehalten in verschiedenen Böden<br />
mittels Nahinfrarotspektroskopie (NIRS). Bonn 27-30. September 2005, VDLU-<br />
FA-Kongreß im Tagungsband S. 24<br />
MATSUMOTO S., AE N., YAMAGATA M. (2000): Extraction of mineralizable organic nitrogen<br />
from soils by a neutral phoshate buffer solution. Soil Biol. Biochem. 32, SS.<br />
1293-1299<br />
OLFS H.-W., WERNER W. (1993): Methodische Ansätze zur Erfassung des N- Nachlieferungsvermögens<br />
des Bodens. In: Berichte über Landwirtschaft – Bodennutzung<br />
und Bodenfruchtbarkeit, Band 5 Nährstoffhaushalt, SS. 141-159, Paul Parey –<br />
Hamburg und Berlin<br />
SAUERBECK D. (1992): Funktionen und Bedeutung der organischen Substanzen für die<br />
Bodenfruchtbarkeit. In: Berichte über Landwirtschaft – Bodennutzung und Bodenfruchtbarkeit,<br />
Band 4 Humushaushalt, SS. 13-29, Paul Parey – Hamburg und Berlin<br />
121
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
WENZL (1996): Bestimmung der Speicherung wasserlöslicher organischer Substanzen<br />
(WOS) und der N-Nachlieferung des Bodens als wesentlicher Faktor für Düngeempfehlungen<br />
auf der Grundlage von Nährstoffbilanzierungen. In: Stoffbilanzierung<br />
in der Landwirtschaft, Wien 20-21. Juni 1996, im Tagungsband SS. 49-63<br />
B<br />
F<br />
2<br />
1<br />
5<br />
3<br />
ANHANG: ABBILDUNGEN UND TABELLEN<br />
4<br />
D<br />
Luxemburg:<br />
Geogr. Zonen<br />
Süd-<br />
West<br />
Abb1: Regionale Herkunft der Böden und Bodenbeschaffenheit<br />
Tab.1: Strukturdaten der ausgewählten Betriebe<br />
Region<br />
Süd-West<br />
Süd-Ost<br />
Mitte<br />
Mitte-Nord<br />
Nord<br />
Standort<br />
Bertrange<br />
Dippach<br />
Pafebierg<br />
Dickweiler<br />
Waldbillig<br />
Körich<br />
Stegen<br />
Erpeldange<br />
Neidhausen<br />
Huldange<br />
Betrieb<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Milchvieh<br />
Milchvieh<br />
Milchvieh<br />
Milchvieh<br />
Nord<br />
Mitte-<br />
Nord<br />
Mitte<br />
Süd-Ost<br />
Tierproduktion<br />
Mutterkuh-Bullenmast<br />
Milchvieh-Bullenmast<br />
Milchvieh-Bullenmast<br />
n = 60<br />
12<br />
12<br />
12<br />
12<br />
12<br />
Mutterkuh-Fresserverkauf<br />
Milchvieh-Mutterkuh-Bullenmast<br />
Milchvieh-Mutterkuh-Bullenmast<br />
Geologie;<br />
Bodenart<br />
Schiefer;<br />
Lehm-Sand<br />
Gipskeuper-<br />
Buntsandstein;<br />
Sand-Lehm<br />
Luxb. Sandstein;<br />
Sand<br />
Keuper-Muschelkalk;<br />
Lehm-Ton<br />
Lias-Dogger;<br />
Ton-Lehm<br />
Viehbesatz<br />
(GVE/ha)<br />
2,38<br />
1,62<br />
0,83<br />
2,67<br />
1,53<br />
0,97<br />
0,88<br />
1,75<br />
0,92<br />
1,03<br />
N-Bilanz<br />
(kg/ha)<br />
39<br />
56<br />
89<br />
209<br />
141<br />
119<br />
104<br />
88<br />
113<br />
109<br />
122
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
C%-Extrakte<br />
Abb.2: Kohlenstoffgehalte von Boden und Bodenextrakten nach Region<br />
N%-Extrakte<br />
0,20<br />
0,16<br />
0,12<br />
0,08<br />
0,04<br />
0,00<br />
Süd-West Süd-Ost Mitte Mitte-Nord Nord<br />
Abb.3: Stickstoffgehalte von Boden und Bodenextrakten nach Region<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0,020<br />
0,016<br />
0,012<br />
0,008<br />
0,004<br />
0,000<br />
PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />
PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />
Süd-West Süd-Ost Mitte Mitte-Nord Nord<br />
Boden PBP-extract CaCl2-extract<br />
Abb.4: C/N-Verhältnis von Boden und Bodenextrakten nach Region<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
0,35<br />
0,30<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
0,00<br />
Süd-West Süd-Ost Mitte Mitte-Nord Nord<br />
C%-Boden<br />
N%-Boden<br />
123
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
C%-Extrakte<br />
Abb.5: Kohlenstoffgehalte von Boden und Bodenextrakten nach Bodennutzung<br />
N%-Extrakte<br />
0,2<br />
0,16<br />
0,12<br />
0,08<br />
0,04<br />
0<br />
0,020<br />
0,016<br />
0,012<br />
0,008<br />
0,004<br />
0,000<br />
Acker Grünland<br />
Abb.6: Stickstoffgehalte von Boden und Bodenextrakten nach Bodennutzung<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />
PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />
Acker Grünland<br />
Boden PB-Extrakt CaCl2-Extrakt<br />
Acker Grünland<br />
Abb.7: C/N-Verhältnis von Boden und Bodenextrakten nach Bodennutzung<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
0,35<br />
0,3<br />
0,25<br />
0,2<br />
0,15<br />
0,1<br />
0,05<br />
0<br />
C%-Boden<br />
N%-Boden<br />
124
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
C%-Extrakte<br />
Abb.8: Kohlenstoffgehalt von Boden und Bodenextrakten nach Textur<br />
N%-Extrakte<br />
Abb.9: Stickstoffgehalt von Boden und Bodenextrakten nach Textur<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0,2<br />
0,16<br />
0,12<br />
0,08<br />
0,04<br />
0<br />
0,020<br />
0,016<br />
0,012<br />
0,008<br />
0,004<br />
0,000<br />
PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />
Leicht Mittel Schwer<br />
PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />
Leicht Mittel Schwer<br />
Boden PB-Extrakt CaCl2-Extrakt<br />
0<br />
Leicht (Ton30%)<br />
Abb.10: C/N-Verhältnis von Boden und Bodenextrakten nach Textur<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
0,35<br />
0,30<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
0,00<br />
C%-Boden<br />
N%-Boden<br />
125
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
N org [REC]<br />
N tot<br />
N org = N tot -N min<br />
Norg Norg [PBP] =<br />
N ges [PBP] –N ges [CaCl2]<br />
Norg [REC] =Norg –(Norg [PBP] + N org [CaCl2 ] )<br />
Norg [REC] =Norg –(Norg [PBP] + N org [CaCl2 ] )<br />
Abb.11: Die unterschiedlichen Norg-Fraktionen<br />
Norg [CaCl2] = Norg [CaCl2] =<br />
N ges [CaCl2] –N min<br />
Tab.2a und 2b: Bilanzierung der N-Mengen im Ackerboden nach Region<br />
(absolut und relativ)<br />
Tab.3a und 3b: Bilanzierung der N-Mengen im Grünlandboden nach Region<br />
N min<br />
N tot N org N rec Norg PBP Norg CaCl2 Nmin<br />
Region n (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha)<br />
Süd-West 6 6120 6051 5972 58 21 69<br />
Süd-Ost 6 11100 10998 10763 188 48 102<br />
Mitte 5 6660 6600 6354 207 39 60<br />
Mitte-Nord 6 5550 5503 5318 158 28 47<br />
Nord 7 12975 12771 12180 525 66 204<br />
N tot N org N rec Norg PBP Norg CaCl2 Nmin<br />
Region n (%)<br />
(%)<br />
(%)<br />
(%)<br />
(%)<br />
(%)<br />
Süd-West 6 100 98,9 97,6 0,9 0,34 1,1<br />
Süd-Ost 6 100 99,1 97,0 1,7 0,43 0,9<br />
Mitte 5 100 99,1 95,4 3,1 0,58 0,9<br />
Mitte-Nord 6 100 99,1 95,4 3,1 0,58 0,9<br />
Nord 7 100 99,2 95,8 2,8 0,51 0,8<br />
126
Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />
(absolut und relativ)<br />
N tot N org N rec Norg PBP Norg CaCl2 Nmin<br />
Region n (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha)<br />
Süd-West 6 17325 16960 16245 555 160 365<br />
Süd-Ost 6 14400 14208 13935 188 86 192<br />
Mitte 7 14207 14000 13738 186 76 207<br />
Mitte-Nord 6 8250 8194 7868 240 87 56<br />
Nord 5 18900 18558 18180 304 74 342<br />
N tot N org N rec Norg PBP Norg CaCl2 Nmin<br />
Region n (%)<br />
(%)<br />
(%)<br />
(%)<br />
(%)<br />
(%)<br />
Süd-West 6 100 97,9 93,8 3,2 0,92 2,1<br />
Süd-Ost 6 100 98,7 96,8 1,3 0,59 1,3<br />
Mitte 7 100 98,5 96,7 1,3 0,53 1,5<br />
Mitte-Nord 6 100 99,3 95,4 2,9 1,05 0,7<br />
Nord 5 100 98,2 96,2 1,6 0,39 1,8<br />
Tab.4a und 4b: Bilanzierung der N-Mengen im Boden nach Bodenart<br />
(absolut und relativ)<br />
Bodenart n<br />
N tot<br />
(kg/ha)<br />
N org ges<br />
(kg/ha)<br />
Norg REC<br />
(kg/ha)<br />
Norg PBP<br />
(kg/ha)<br />
Norg CaCl2<br />
(kg/ha)<br />
Nmin<br />
(kg/ha)<br />
Leicht (Ton30%) 18 14375 14182 13875 218 89 193<br />
Bodenart n<br />
N tot<br />
(%)<br />
N org ges<br />
(%)<br />
Norg REC<br />
(%)<br />
Norg PBP<br />
(%)<br />
Norg CaCl2<br />
(%)<br />
Leicht (Ton30%) 18 100 98,7 96,5 1,5 0,62 1,3<br />
Nmin<br />
(%)<br />
127
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Entwicklung der C-Masse und C-Verteilung in der Ackerkrume in Abhängigkeit einer<br />
langjährig differenzierten Bodenbearbeitung<br />
Nitzsche, Olaf (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft); Schmidt, Walter; Keller,<br />
Toralf; Heinrich; Jürgen:<br />
Einleitung<br />
Der Humusgehalt bzw. der Gehalt an organisch gebundenem Kohlenstoff von Ackerböden<br />
nimmt wesentlichen Einfluss auf wichtige physikalische, chemische und biologische<br />
Bodeneigenschaften. Nur beispielhaft seien die Wasseraufnahmefähigkeit und das<br />
Wasserhaltevermögen, die Kationenaustauschkapazität und die Aggregierung von<br />
Bodenpartikeln genannt (Van-Camp et al. 2004). Der Humusgehalt von Ackerböden wird<br />
durch den Standort (Boden, Klima) geprägt und kann durch die Bewirtschaftung in<br />
gewissen Grenzen beeinflusst werden (Van-Camp et al. 2004). Neben der Fruchtfolge und<br />
der Form und Menge der (organischen) Düngung beeinflussen auch<br />
Bodenbearbeitungsmaßnahmen direkt und indirekt die Ab- und Umbauprozesse der<br />
organischen Bodensubstanz. Direkt wird durch die Bodenbearbeitung eine Lockerung und<br />
Durchlüftung des Bodens erzielt, was zu einem verstärkten Humusabbau beitragen kann.<br />
Gleichzeitig wird organische Substanz in den Boden eingearbeitet und dadurch eine<br />
Inkorporation dieser Substanz in den Humuspool ermöglicht. Die indirekte Wirkung der<br />
Bodenbearbeitung betrifft z.B. die Beeinflussung des Bodenlebens (NITZSCHE et al. 2001),<br />
welches wiederum auf die Humusbildung Einfluss nehmen kann.<br />
Schon die Form der Bodenbearbeitung (konventionell, konservierend, Direktsaat) sowie<br />
deren Intensität haben erheblichen Einfluss auf wichtige Bodeneigenschaften, so dass<br />
davon auszugehen ist, dass auch die Humus- bzw. C-Dynamik beeinflusst wird. Diese<br />
Arbeit soll die Frage beantworten, in welchem Ausmaß auf einem typischen sächsischen<br />
Ackerstandort durch die dauerhafte Anwendung unterschiedlicher<br />
Bodenbearbeitungsverfahren Einfluss auf die Entwicklung der C-Masse und auf die C-<br />
Verteilung genommen wird.<br />
Material und Methoden<br />
Die Untersuchungen wurden im Jahr 2005 auf einer Versuchsfläche im Sächsischen<br />
Lößhügelland am Standort Lüttewitz durchgeführt. Das Untersuchungsgebiet ist durch ein<br />
ausgeprägtes Relief und mächtige Lößbedeckung (Bodenart Ut4) charakterisiert. Die<br />
naturräumlichen Eigenschaften in Kombination mit einer vorwiegend ackerbaulichen<br />
Nutzung der sehr ertragsstarken Böden führen zu einer sehr hohen Erosionsgefährdung,<br />
die die Umsetzung geeigneter Schutzmaßnahmen zwingend erforderlich macht.<br />
Im Jahr 1992 wurde durch die Südzucker AG und das Institut für Zuckerrübenforschung<br />
ein Bodenbearbeitungsversuch mit vier verschiedenen Bodenbearbeitungsverfahren in<br />
Großparzellen von jeweils 4 bis 5 ha angelegt, in denen seitdem konsequent die in Tabelle<br />
1 für das Anbaujahr 2004/2005 charakterisierten Bodenbearbeitungsverfahren zur<br />
Anwendung kommen. Vor der Versuchsanlage wurde der Gesamtschlag einheitlich<br />
bewirtschaftet.<br />
Der Bodenbearbeitungsversuch wurde seit 1992 mit einer dreijährigen<br />
Zuckerrübenfruchtfolge mit zwei Wintergetreidegliedern und einer Zwischenfrucht vor der<br />
Zuckerrübe (Gelbsenf) durchgeführt. In den letzten zwei Rotationen kam als<br />
Wintergetreide ausschließlich Winterweizen zum Anbau. Zuckerrübenblatt und<br />
Getreidestroh verbleiben auf der Fläche.<br />
128
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Mit Ausnahme des Pflanzenschutzes erfolgen alle sonstigen<br />
Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie Fruchtfolge, Sortenwahl oder Düngung in allen<br />
Versuchsvarianten einheitlich. Bei der Pflanzenschutzmittelanwendung wird auf die<br />
verfahrensbedingten Unterschiede der Bodenbearbeitungssysteme reagiert.<br />
Tab. 1: Bodenbearbeitungs- und Bestellmaßnahmen in den<br />
Bodenbearbeitungsvarianten<br />
Bearbeitung Pflug - P Mulch Locker - ML Mulch – M Direktsaat - D<br />
Tiefes Lockern** Tiefenmeißel<br />
~30 cm, 01.09.2004<br />
Bodenbearbeitung Grubber 10 Grubber 20 cm<br />
/<br />
cm<br />
06.09.04<br />
Saatbettbereitung 06.09.04<br />
Zwischenfrucht- Gelbsenf Gelbsenf<br />
aussaat* 06.09.04 06.09.04<br />
Bodenbearbeitung Pflügen 27 cm<br />
18.10.04<br />
Saatbettbereitung Grubber 5 cm Grubber 5 cm<br />
06.04.05 06.04.05<br />
Aussaat Zuckerrübe<br />
06.04.05<br />
Zuckerrübe<br />
06.04.05<br />
Grubber 10<br />
cm<br />
06.09.04<br />
Gelbsenf<br />
06.09.04<br />
Grubber 5 cm<br />
06.04.05<br />
Zuckerrübe<br />
06.04.05<br />
*: Durchführung nur einmal in der Rotation, nach der Stoppelweizenernte<br />
**: Durchführung nur einmal in der Rotation zur Zuckerrübenaussaat<br />
Gelbsenf<br />
06.09.04<br />
Grubber 3<br />
cm**<br />
06.04.05<br />
Zuckerrübe<br />
06.04.05<br />
Im April 2005 erfolgte nach dem Feldaufgang der Zuckerrübe auf der Versuchsfläche eine<br />
georeferenzierte Probenahme an insgesamt 48 Probenahmepunkten, die anhand der auf<br />
der Versuchsfläche auftretenden Bodentypen und Reliefpositionen repräsentativ verteilt<br />
wurden. Auf einem Großteil der Versuchsfläche treten Parabraunerden auf, z.T. mit<br />
Anzeichen von Pseudovergleyung. Darüber hinaus lassen sich Kolluvisole in den<br />
Senkenbereichen und auf einer Kuppe in sehr geringem Flächenumfang eine gekappte<br />
Parabraunerde über Glimmerschiefer nachweisen. Letztere Bodentypen verdeutlichen die<br />
auch auf dieser Fläche bestehende starke Bodenerosionsgefährdung.<br />
Ziel der Probenahme war es, die vertikale Verteilung der Ct-Gehalte sowie die<br />
Trockenrohdichte in dem aktuellen Bearbeitungshorizont und dem rezenten Pflughorizont<br />
sowie in dem direkt unter der humosen Krume liegenden Bereich zu ermitteln. Bei der<br />
Probenahme wurden an jedem Beprobungspunkt in 4 Tiefenstufen jeweils drei<br />
Stechzylinderproben (100 cm³) sowie in sieben Tiefenstufen jeweils eine Boden-<br />
Mischprobe entnommen. Die Tiefenstufen der Probenahme sind in Tabelle 2 dargestellt.<br />
Insgesamt wurden also 576 Stechzylinderproben und 336 Boden-Mischproben<br />
entnommen.<br />
Tab. 2: Tiefenstufen der Stechzylinder- und Bodenprobenentnahme<br />
Probe Tiefenstufen der Probenahme [cm]<br />
Stechzylinder 0-10 10-20 20-30 > 30<br />
Mischprobe 0-2,5 2,5-5 5-10 10-15 15-20 20-30 >30<br />
129
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Die Stechzylinderproben wurden im Labor bis zur Gewichtskonstanz bei 105°C getrocknet,<br />
gewogen und so die Trockenrohdichte bestimmt. Die Boden-Mischproben wurden im<br />
Labor zur Vorbereitung der Analytik getrocknet und auf 2 mm gesiebt. An den Proben<br />
wurden neben dem Parameter Ct auch die Parameter Nt, P (CAL) und K(CAL) gemessen.<br />
In diesem Beitrag werden ausschließlich die Ergebnisse der Ct-Analytik dargestellt.<br />
Aus Trockenrohdichte und Bodengehalten konnte die Masse des Gesamtkohlenstoffes im<br />
Boden berechnet werden. Problematisch ist dabei jedoch die Abgrenzung der direkt<br />
bodenbearbeitungsbedingten Einflüsse von beispielsweise erosionsbedingten<br />
Veränderungen des C-Gehaltes. Gleichfalls wurde angestrebt, eine streng<br />
bodenmasseäquivalente Erfassung der C-Masse durchzuführen. Hierbei sind<br />
insbesondere die je nach Bodenbearbeitung unterschiedlichen Lockerungs- und<br />
Aufhöhungseffekte der verschiedenen Bearbeitungsverfahren zu berücksichtigen. Als<br />
Bezugsgröße für die masseäquivalente Berechnung wurde die durch die tiefste wendende<br />
bzw. mischende Bodenbearbeitung, also den Pflugeinsatz, bewegte Bodenmasse gewählt.<br />
Dabei wurde jeweils eine Berechnung für die Pflugtiefe 27 und 30 cm durchgeführt. Die<br />
Trockenrohdichte vor Bearbeitung wurde nicht gemessen. Aufgrund der Kenntnis des<br />
Standortes kann jedoch eine durchschnittliche Dichte von 1,5 g*cm³ angenommen<br />
werden. Das bedeutet bei 27 cm Pflugtiefe eine bewegte Bodenmasse von ca. 4.000 t*ha -1<br />
und bei 30 cm Pflugtiefe eine Masse von 4500 t*ha -1 .<br />
Ergebnisse<br />
Die in Abbildung 1 dargestellten Werte der Trockenrohdichte (TRD) zeigen sehr deutlich<br />
die lockernde Wirkung der Bodenbearbeitung im jeweils bearbeiteten Horizont. Die der<br />
Stechzylinderentnahme im April vorausgehende Bodenbearbeitung mit dem Pflug (P) im<br />
November des Vorjahres bewirkte eine Reduzierung der TRD im gesamten<br />
Krumenbereich im Vergleich mit den anderen Bearbeitungsvarianten. Auch die Variante<br />
ML zeigt bis zur Krumenbasis zwar eine höhere TRD als die Variante P, jedoch geringere<br />
Werte als die beiden anderen nicht gepflügten Varianten M und D. Im Bereich der<br />
Unterkrume wird der lockernde Effekt der Krumenbasisbearbeitung deutlich. Einen<br />
typischen Effekt der dauerhaft flachen Bodenbearbeitung zeigt der Verlauf der TRD in der<br />
Variante M. Im bearbeiteten Krumenbereich bis 10 cm ergaben sich keine Unterschiede<br />
zur Variante P. Direkt unterhalb des bearbeiteten Horizontes steigt die TRD jedoch auf die<br />
höchsten gemessenen Werte der Versuchsreihe an, was die beginnende Ausprägung<br />
einer Bearbeitungssohle aufgrund der konsequent eingehalten flachen Bearbeitung<br />
vermuten lässt. Die mit Ausnahme der sehr flachen Saatbettbereitung nicht mehr<br />
gelockerte Variante D zeigt einen gleichmäßigen Verlauf der TRD von der Oberkrume bis<br />
in den Unterbodenbereich, mit Werten um 1,5 g*cm -3 .<br />
Die Steigerung der TRD von der Unterkrume in den Unterboden ist bei allen nicht<br />
gepflügten Varianten gering und zeigt in der Variante P einen deutlichen Sprung, wobei im<br />
Unterboden keine statistisch absicherbaren Unterschiede der TRD zwischen den<br />
Bearbeitungsvarianten gemessen wurden.<br />
130
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Abb. 1: Trockenrohdichte in Abhängigkeit von der Tiefenstufe und der<br />
Bodenbearbeitungsvariante.<br />
Aus der Trockenrohdichte in der Krume nach erfolgter Bodenbearbeitung und Aussaat<br />
lässt sich die Mächtigkeit einer Bodenmasse von 4000 t Boden*ha -1 (entspr. 27 cm<br />
Bearbeitungstiefe bei Ausgangsdichte 1,5 g*cm - ³) bzw. 4500 t Boden*ha -1 (entsprechend<br />
30 cm Bearbeitungstiefe) errechnen. Durch die Aufhöhung der Krume aufgrund der<br />
bearbeitungsbedingten Lockerung ergeben sich die in Tabelle 3 dargestellten<br />
Krumenmächtigkeiten nach Bearbeitung für die jeweils betrachtete Bodenmasse.<br />
Tab. 3: Krumenmächtigkeit in cm nach Lockerung durch Bodenbearbeitung bei<br />
Betrachtung einer einheitlichen Bodenmasse in Abhängigkeit vom<br />
Bodenbearbeitungssystem<br />
4000 t Boden*ha -<br />
1<br />
4500 t Boden*ha -<br />
1<br />
Statistischer Vergleich der TRD<br />
zwischen den Bearbeitungsvarianten*<br />
Tiefenstufe<br />
0-10 cm<br />
10-20 cm<br />
20-30 cm<br />
30 + cm<br />
P ML M D<br />
29,0 28,1 27,6 27,1<br />
32,3 31,5 30,9 30,4<br />
Der Verlauf der C-Gehalte in der Krume (Abb. 2) zeigt eine deutliche Anreicherung in der<br />
Oberkrume bei nicht wendender Bodenbearbeitung, der eine Reduzierung der Gehalte in<br />
der Unterkrume zwischen 15 und 30 cm gegenübersteht.<br />
In der Variante P wurden nahezu einheitliche C-Gehalte von etwa 1 % im gesamten<br />
Krumenbereich gemessen. Die drei anderen, nicht gepflügten Varianten, zeigten einen<br />
unterschiedlich stark ausgeprägten Anstieg in den oberen 10 cm des Bodens (Abb. 2).<br />
Auffallend ist der mit der Bodentiefe sehr rasche Rückgang der C-Gehalte in der Variante<br />
D. Im Bereich 10 – 15 cm Bodentiefe hatten alle Varianten nahezu gleiche und statistisch<br />
nicht zu trennende C-Gehalte, wogegen die Variante P im darunter liegenden Bereich der<br />
P<br />
a<br />
a<br />
a<br />
a<br />
ML<br />
a<br />
ab<br />
b<br />
a<br />
M<br />
a<br />
c<br />
b<br />
a<br />
*ANOVA, LSD, p=0,05<br />
D<br />
b<br />
bc<br />
b<br />
a<br />
131
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Unterkrume höhere Werte aufwies, als die nicht gepflügten Varianten, die hier<br />
untereinander keine Differenzen zeigten.<br />
Im Unterboden wiesen alle vier Bearbeitungsvarianten einen nahezu einheitlichen C-<br />
Gehalt von knapp 0,4 % auf.<br />
Statistischer Vergleich der Ct-Gehalte<br />
zwischen den Bearbeitungsvarianten *<br />
Tiefenstufe<br />
0-2,5 cm<br />
2,5-5 cm<br />
5-10 cm<br />
10-15 cm<br />
15-20 cm<br />
20-30 cm<br />
30 + cm<br />
Abb. 2: C-Gehalt in Abhängigkeit von der Tiefenstufe und der<br />
Bodenbearbeitungsvariante.<br />
Aus der Verrechnung von TRD und C-Gehalten ergibt sich die C-Masse im jeweiligen<br />
Bodenhorizont. In den Tabellen 4 und 5 sind die errechneten Werte dargestellt und zwar<br />
differenziert nach der maximalen Bearbeitungstiefe von 27 cm oder 4000 t bewegter<br />
Bodenmasse*ha -1 (Tab. 4) und 30 cm Bearbeitungstiefe, entsprechend 4500 t bewegter<br />
Bodenmasse* ha -1 (Tab. 5). Die dieser Berechnung zugrunde liegende jeweilige<br />
Krumenmächtigkeit nach Bearbeitung ist in Tabelle 3 dargestellt.<br />
Tab. 4: Absolute [tC*ha -1 ] und relative (Pflug=100) C-Masse in 4000 t Boden*ha -1 in<br />
Abhängigkeit von der Bodenbearbeitung<br />
Tiefenstufe Pflug Mulch Locker Mulch Direktsaat<br />
0-2,5 cm 3,1 4,6 5,2 6,2<br />
2,5-5 cm 3,1 4,4 5,0 5,1<br />
5-10 cm 6,3 8,4 8,2 7,7<br />
10-15 cm 6,9 7,3 7,2 7,4<br />
15-20 cm 7,3 6,3 6,6 6,2<br />
20-x cm 12,2 9,2 9,5 8,4<br />
Summe in 4000<br />
38,9<br />
t<br />
40,2 41,7 41,0<br />
Relativ 100 103 107 105<br />
P<br />
a<br />
a<br />
a<br />
a<br />
a<br />
a<br />
a<br />
ML<br />
b<br />
b<br />
b<br />
a<br />
b<br />
b<br />
a<br />
M<br />
c<br />
c<br />
b<br />
a<br />
b<br />
b<br />
a<br />
D<br />
c<br />
bc<br />
a<br />
a<br />
b<br />
b<br />
a<br />
*ANOVA, LSD, p=0,05<br />
132
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Tab. 5: Absolute [tC*ha -1 ] und relative (Pflug=100) C-Masse in 4500 t Boden*ha -1 in<br />
Abhängigkeit von der Bodenbearbeitung<br />
Tiefenstufe Pflug Mulch Locker Mulch Direktsaat<br />
0-2,5 cm 3,1 4,6 5,2 6,2<br />
2,5-5 cm 3,1 4,4 5,0 5,1<br />
5-10 cm 6,3 8,4 8,2 7,7<br />
10-15 cm 6,9 7,3 7,2 7,4<br />
15-20 cm 7,3 6,3 6,6 6,2<br />
20-30 cm 13,6 11,3 12,5 11,9<br />
30-x cm 1,2 0,8 0,5 0,2<br />
Summe in 4500 t 41,6 43,1 45,0 44,7<br />
Relativ 100 104 108 108<br />
Die in Tabelle 4 und Tabelle 5 dargestellten Werte verdeutlichen, dass neben einer<br />
Umverteilung der organischen Substanz auch eine Steigerung der C-Masse bei<br />
dauerhaftem Pflugverzicht festzustellen ist. Je nach Bodenbearbeitungsvariante und<br />
betrachteter Bodenmasse steigt die Masse des Gesamtkohlenstoffes im Vergleich zur<br />
gepflügten Variante um 3 bis 8 % an. Dies bedeutet eine zusätzliche Speicherung<br />
zwischen 1,3t C*ha -1 und 3,4t C*ha -1 im Krumenbereich der Ackerfläche bei<br />
konservierender Bodenbearbeitung oder Direktsaat.<br />
Diskussion<br />
Die festgestellte Anreicherung von Kohlenstoff in der Oberkrume nach 13-jähriger<br />
konservierender Bodenbearbeitung im Vergleich zum regelmäßigem Pflugeinsatz bestätigt<br />
Ergebnisse anderer Untersuchungen (Nitzsche et al 2001, Van-Camp et al. 2004). Auch<br />
die im Rahmen dieser Untersuchung durchgeführte vertikal sehr hoch aufgelöste<br />
Probenahme, zeigte keine abweichenden Ergebnisse, verdeutlicht jedoch, dass sich mit<br />
zurückgehender Bearbeitungsintensität und –tiefe eine feinschichtig stark zunehmende<br />
Differenzierung der Humusgehalte im oberen Krumenbereich ergibt.<br />
Neben der Erhöhung der C-Gehalte in der Oberkrume und der leichten Reduzierung in der<br />
Unterkrume konnte für den Untersuchungsstandort auch ein deutlich positiver Nettoeffekt<br />
in Bezug auf die Erhöhung der C-Masse um bis zu 8 % im Boden bei konservierender<br />
Bodenbearbeitung bzw. Direktsaat festgestellt werden. Die Erhöhung der C-Masse hat<br />
verschiedene, kaum voneinander zu trennende Ursachen. Neben der verringerten<br />
Mineralisierung aufgrund reduzierter Bodenbearbeitungsintensität bei Verzicht auf den<br />
Einsatz des Pfluges, ist von einem Einbau des Kohlenstoffs in die entstehenden stabileren<br />
Bodenaggregate (Nitzsche et al. 2001) in der Oberkrume auszugehen, was die C-<br />
Mineralisation weiter reduzieren hilft. Darüber hinaus bewirkt die konservierende<br />
Bodenbearbeitung eine deutliche Minderung der Bodenerosion (Schmidt et al. 2001) und<br />
führt so auch zu verringerten C-Verlusten im Vergleich zur wendenden Bodenbearbeitung.<br />
Die Anreicherung von organischer Substanz im Boden bei Änderung der Bewirtschaftung<br />
erstreckt sich über einen langen Zeitraum. Es kann davon ausgegangen werden, dass<br />
sich im Laufe der 13-jährigen Versuchsdauer noch kein neues Gleichgewicht eingestellt<br />
hat. Lal et al. (1998) gehen davon aus, dass über einen Zeitraum von 25-50 Jahren bei der<br />
konsequenten Anwendung konservierender Bodenbearbeitung eine Akkumulation<br />
organischer Substanz auftritt. Nach Smith et al. (1998) sind sogar 50-100 Jahre zu<br />
veranschlagen.<br />
133
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Die Frage der Dauerhaftigkeit der C-Anreicherung ist von erheblicher Bedeutung. Im<br />
dargestellten Fall hängt der Erhalt der C-Anreicherung insbesondere von der dauerhaften<br />
Beibehaltung des Bewirtschaftungssystems ab. Der Mineralisierungsschub, der z.B. bei<br />
einem Umbruch von Dauergrünland zu beobachten ist, tritt ebenso bei einem erneuten<br />
Einsatz des Pfluges nach langjähriger konservierender Bodenbearbeitung auf (Reicosky et<br />
al. 1999). Dies bedeutet, dass Bewirtschaftungssysteme, die einen periodischen<br />
Pflugeinsatz vorsehen, unter dem Focus der dauerhaften C-Anreicherung klar abzulehnen<br />
sind. Gleiches gilt auch bei Betrachtung anderer Effekte des Pflugverzichtes, wie z.B. der<br />
Förderung einer Vielzahl von Lebensgemeinschaften im und am Boden (Kreuter 2005).<br />
Potenzial und Dauerhaftigkeit der C-Anreicherung in der Krume hängen neben der<br />
Bodenbearbeitung, der (organischen) Düngung und der Fruchtfolge insbesondere auch<br />
vom Standort (Bodenart, Klima) ab. Bei den hier vorgestellten Ergebnissen ist aufgrund<br />
der angebauten Zuckerrübenfruchtfolge von einer nur unvollständigen Ausschöpfung des<br />
C-Anreicherungspotenzials auszugehen, da durch die bei der Zuckerrübenernte intensive<br />
Bodenbewegung und durch die leicht abbaubaren Ernterückstände (Zuckerrübenblatt)<br />
eine limitierende Wirkung auf die C-Akkumulation zu erwarten ist. Die Übertragbarkeit der<br />
Ergebnisse auf andere Standorte ist ebenso zu prüfen.<br />
Die Anreicherung von C auf dauerhaft konservierend bearbeiteten Ackerflächen kann im<br />
Zusammenhang mit dem Ziel der Senkung der CO2-Gehalte in der Atmosphäre im Sinne<br />
der internationalen Klimaschutzbemühungen als ein möglicher und wichtiger Beitrag der<br />
Landwirtschaft eingestuft werden (Lal et al. 1998). In diesem Fall ist jedoch die zukünftige<br />
Bewirtschaftung des Standortes zwingend festzuschreiben, da ein erneuter Pflugeinsatz<br />
die C-Anreicherung innerhalb kürzester Zeit rückgängig macht.<br />
Unabhängig von Klimaschutzzielen hat eine an den Standortbedingungen orientierte<br />
Erhöhung des Gehaltes organischer Bodensubstanz durch den dauerhaften Einsatz<br />
konservierender Bodenbearbeitungsverfahren eine Vielzahl positiver Wirkungen, wie z.B.<br />
die Stabilisierung der Bodenoberfläche zur Erhöhung der Wasserinfiltration und zur<br />
Minderung der Bodenerosion (Schmidt et al. 2001), die Verbesserung vieler<br />
bodenphysikalischer Eigenschaften (Nitzsche et al. 2001) die ebenso wie eine verbesserte<br />
Nachlieferung von Nährstoffen aus dem Boden zu einer Förderung des<br />
Pflanzenwachstums beiträgt und so zu einer Absicherung der Ertragsbildung, auch bei<br />
wetterbedingten Extremsituationen führt.<br />
Literatur<br />
Kreuter, T. (2005): Biodiversität sächsischer Ackerflächen. Schriftenreihe der Sächsischen<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft 10 (Heft 9).<br />
Lal, R., Kimble, J.M., Follett, R.F., Cole, C.V. (1998): The potential of US cropland to<br />
sequester carbon and mitigate the greenhouse effect. Ann Arbor Press, Chelsea, MI,<br />
128 S.<br />
Lal, R. (2004): Agricultural activities and the global carbon cycle. Nutrient Cycling in<br />
Agroecosystems 70, 103-116<br />
Nitzsche, O., Krück, S., Schmidt, W., Richter, W. (2001): Reducing soil-erosion and<br />
phosphate losses and improving soil biological activity through conservation tillage<br />
systems. In: I World Congress on Conservation Agriculture. Madrid, 1-5 October,<br />
2001: Garcia-Torres, L., Benites, J., Martinez-Vilela, A. (Hrsg), Volume II, S. 185-189<br />
Reicosky, D.C., Reeves, D.W., Prior, S.A., Runion, G.B., Rogers, H.H., Raper, R.L.<br />
(1999): Effects of residue management and controlled traffic on carbon dioxide and<br />
water loss. Soil Tillage Res. 52, 153-165<br />
Schmidt, W., Stahl, H., Nitzsche, O., Zimmerling, B., Krück, S., Zimmermann, M., Richter,<br />
W. (2001): Konservierende Bodenbearbeitung, die zentrale Maßnahme des<br />
134
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
vorsorgenden und nachhaltigen Bodenschutzes. Mitt. d. Dtsch. Bodenkundlichen.<br />
Gesell. 96 (2), 771-772<br />
Smith, P., Powlson, D.S., Glendining, M.J., Smith, J.U. (1998): Preliminary estimates of<br />
the potential for carbon mitigation in European soils through no till farming. Global<br />
Change Biology 4, 679-685<br />
Van-Camp, L., Bujarrabal, B., Gentile, A-R., Jones, R.J.A., Montanarella, L., Olazabal, C.,<br />
Selvaradjou, S-K. (2004): Reports of the Technical Working Groups Established<br />
under the Thematic Strategy for Soil Protection. EUR 21319 EN/3, 872 S. Office for<br />
Official Publications of the European Communities, Luxembourg<br />
135
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Einfluss differenzierter Bodenbearbeitung auf den P-Gehalt einer Löss-Schwarzerde<br />
und den P-Entzug in einer Vierfelderfruchtfolge.<br />
Bischoff, Joachim (Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG)<br />
Sachsen-Anhalt); von Wulffen, Hans Ulrich; Holz, Falko:<br />
Einleitung<br />
Eine wichtige Aufgabe der Bodenbearbeitung ist es, organische und mineralische Dünger<br />
in die Bodenkrume einzuarbeiten. Bei Pflugverzicht lagern sich langfristig organische<br />
Substanz und Nährstoffe in der Oberkrume an. In der vertikalen Verteilung der<br />
Düngerphosphate wird jedoch ein grundlegender Nachteil der konservierenden<br />
Bodenbearbeitung gesehen, weil aufgrund der geringen Beweglichkeit die<br />
Phosphatausnutzung beeinträchtigt sein kann. Deshalb wird das Einarbeiten des<br />
Düngerphosphats in größere Tiefen empfohlen und damit auch die Notwendigkeit des<br />
periodischen Pflügens begründet. Die bodenkundlichen und klimatischen Besonderheiten<br />
des östlichen Harzvorlandes mit seinen Löss-Schwarzerden waren Anlass, den Einfluss<br />
differenzierter Bodenbearbeitung auf den Phosphorgehalt des Bodens und den<br />
Phosphorentzug (Trockenmasseertrag * Phosphorgehalt) über zwei Rotationen einer<br />
Vierfelderfruchtfolge zu untersuchen.<br />
Material und Methoden<br />
Der Versuchsstandort Bernburg-Strenzfeld liegt im südöstlichen Teil der Magdeburger<br />
Börde. Er gehört nach bodenkundlicher Kartieranleitung (AD-HOC-Arbeitsgruppe, 2004)<br />
bodentypologisch zu den Schwarzerden beziehungsweise Tschernosemen (KA5:<br />
Normtschernosem). Die Textur des Bodens setzt sich aus 22 % Ton, 70 % Schluff und 8<br />
% Sand (Ut4, stark toniger Schluff) zusammen. Das Ausgangsmaterial für die<br />
Bodenbildung ist Löss, der sich in der Weichseleiszeit durch äolische Akkumulation<br />
angereichert hat. Bernburg ist mit einem Anteil von 60 % Lö1 und 20 % Lö2 und mit<br />
Ackerzahlen von 85-96 ein charakteristischer Schwarzerdestandort des mitteldeutschen<br />
Trockengebietes. Die langjährige mittlere Jahrestemperatur liegt bei 9,1 °C und die<br />
mittlere Jahresniederschlagsmenge beträgt 469 mm.<br />
Experimentelle Grundlage ist ein Bodenbearbeitungsversuch, der im Herbst 1997 angelegt<br />
wurde. Zu jeder Kultur der 4-feldrigen Fruchtfolge: 1. Zuckerrüben (ZR), 2. Sommergerste<br />
(SG), 3. Winterweizen (WW) und 4. Wintergerste (WG) sind der konventionellen<br />
Pflugarbeit auf ≥ 25 cm zwei Verfahren Stroh-/ Rübenblatt-Mulchsaat (I u. II) und die<br />
Direktsaat gegenübergestellt (siehe Tabelle 1). Bei der Mulchsaat wird der Boden jeweils<br />
durch Grubber und/ oder Scheibenegge auf 10-15 cm beziehungsweise durch eine<br />
Vorsaatbearbeitung auf 4-6 cm Tiefe gelockert. Rübenblatt und Stroh verbleiben auf dem<br />
Feld. Kurz nach der Ernte wurden Bodenproben auf Krumentiefe (0–15–30 cm)<br />
entnommen und die doppellaktatlöslichen Phosphorgehalte analysiert [VDLUFA (Hrsg.)<br />
1997]. Die Phosphordüngung erfolgte in Höhe der Abfuhr durch das Erntegut mit 20 kg<br />
Phosphor je Hektar und Jahr als Vorratsdüngung mit Triplesuperphosphat.<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
In den Abbildungen 1 bis 3 sind die Versuchsergebnisse dargestellt. Zur Vereinfachung<br />
der Diskussion wird in Abbildung 2 der jährliche P-Entzug durch das Erntegut (Rüben,<br />
Korn) als Durchschnittswert aller vier Fruchtarten dargestellt.<br />
Der Versuchsstandort Bernburg ist mit Phosphor hoch versorgt. In Krumentiefe (0–30 cm)<br />
betrugen die PDL-Gehalte, bezogen auf 100g Boden:<br />
9,9 mg in der Pflugvariante,<br />
10,3 mg bei mitteltiefer nichtwendender,<br />
136
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
10,7 mg bei flacher nichtwendender Bearbeitung sowie<br />
9,9 mg bei Direktsaat.<br />
Die Werte liegen in der Gehaltsklasse (GK) D nach der Doppellaktat-Methode. (DL). Nach<br />
VDLUFA-Empfehlung [VDLUFA (Hrsg.) 1997] besteht für den Versuchsstandort nur ein<br />
schwacher P-Düngungsbedarf. Bei nichtwendender Bodenbearbeitung und Direktsaat<br />
zeigte sich eine deutliche Differenzierung der Phosphatverteilung zwischen Ober- und<br />
Unterkrume. In der Oberkrume (0 bis 15 cm) betrugen die PDL-Gehalte (bezogen auf 100g<br />
Boden):<br />
10,0 mg in der Pflugvariante,<br />
11,8 mg bei mitteltiefer pflugloser und<br />
12,1 mg bei flacher pflugloser Bearbeitung sowie<br />
12,4 mg bei Direktsaat.<br />
Pflugverzicht führte zu einer P-Anreicherung in der Oberkrume und zu einem<br />
Konzentrationsgefälle in Richtung Unterkrume. Bei flacher Bearbeitung und Direktsaat lag<br />
die Oberkrume in Gehaltsklasse E. Der Unterschied zwischen Ober- und Unterkrume<br />
betrug in der Direktsaatvariante zwei Gehaltsklassen. Bei konsequentem Pflugverzicht und<br />
flachmulchender Bodenbearbeitung kommt es allmählich zu einer Kopflastigkeit der<br />
Ackerkrume. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, die Grundnährstoffuntersuchung<br />
des Bodens in zwei Schichttiefen vorzunehmen: 0 bis 15 cm und 15 bis 30 cm, wenn über<br />
Jahre pfluglos gearbeitet wurde. Ist eine Unterteilung nicht möglich, sollte von bisher 20<br />
cm Beprobungstiefe auf 30 cm übergegangen werden.<br />
Tabelle 1: Bodenbearbeitung in der Fruchtfolge (FF)<br />
FF Bodenbearbeitung (BB)<br />
Pflug/ Packer Mulch I<br />
n. Ernte<br />
Mulch II<br />
v. Saat<br />
Direktsaat<br />
≥ 25 cm 10-15 cm 4-6 cm -<br />
Arbeiten nach der Ernte<br />
1. ZR Blatt n. Vorwelken<br />
eingearbeitet auf ≥ 15 cm<br />
2. SG Grubber 8-10 cm<br />
Grubber ≥ 15 cm<br />
3. WW wie 2. dto.<br />
4. WG wie 2. dto.<br />
Blatt bleibt bis zur Saat liegen<br />
Stroh bleibt bis zur Saat liegen<br />
Die P-Entzüge durch das Erntegut bezogen auf Fruchtfolge, Hektar und Jahr betrugen 18<br />
kg in der Pflugvariante, 19 kg bei mitteltiefer, 20 kg bei flacher Bearbeitung und Direktsaat<br />
(in Abbildung 2 sind die Pflug- und Direktsaatvariante dargestellt).<br />
137
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
P (25)<br />
M (10-15)<br />
M (4-6)<br />
DS<br />
PDL (mg/100g)<br />
0,0 5,0 10,0 15,0<br />
0-15 cm Entnahmetiefe<br />
15-30 cm Entnahmetiefe<br />
7,3 GK C<br />
10,0 Gehaltsklasse D<br />
9,7<br />
8,8 GK D<br />
9,3<br />
GK D<br />
GK D<br />
11,8 GK D<br />
12,1 GK E<br />
12,4 GK E<br />
Legende: P (25): Pflug/ Packer (Arbeitstiefe: ≥ 25 cm), M (10-15 cm): Grubber/<br />
Scheibenegge, M (4-6 cm): Vorsaatbearbeitung mit Scheibenegge, DS: Direktsaat ohne<br />
jede Bodenbearbeitung.<br />
Abbildung 1: PDL-Gehalt einer Löss-Schwarzerde (pH-Wert > 7).<br />
kg P-Erntegut/ha/a<br />
30<br />
24<br />
18<br />
12<br />
6<br />
0<br />
18<br />
21<br />
17<br />
20<br />
15<br />
18<br />
22<br />
26<br />
21<br />
20<br />
17<br />
16<br />
25 25<br />
P-Entzug (P)<br />
P-Entzug (DS)<br />
P-Boden (P)<br />
P-Boden (DS)<br />
15<br />
14<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Abbildung 2: P-Entzug (Rüben, Korn) einer Vierfelderfruchtfolge und PDL-Gehalt im<br />
Boden.<br />
30<br />
24<br />
18<br />
12<br />
6<br />
0<br />
mg P/ 100g Boden<br />
138
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
kg P-Erntegut/ha<br />
32<br />
24<br />
16<br />
8<br />
0<br />
GK A GK B GK C GK D<br />
GK E<br />
= 3,0 3,1 - 5,5 5,6 - 8,0 8,1 - 12,0 = 12,1<br />
y = 16,7 + 0,28 x<br />
B = 0,04<br />
0 4 8 12 16<br />
mg P/100g Boden<br />
Abbildung 3: Beziehung zwischen P-Entzug (Rüben, Korn) und PDL-Gehalt im<br />
Boden.<br />
Die konservierende Bodenbearbeitung erzielte dank eines effektiven<br />
Verdunstungsschutzes und mehr pflanzenverfügbaren Bodenwassers im Wurzelraum zum<br />
Teil beträchtliche Mehrerträge zu Zuckerrüben, Sommergerste und Winterweizen –<br />
insbesondere in Jahren mit starker Vorsommertrockenheit. Wintergerste reift gewöhnlich<br />
früh genug ab und entzieht sich damit dem Trockenstress im Vorsommer. Mit der<br />
Rübenernte wurden durchschnittlich 60 % des aufgenommenen Phospats vom Feld<br />
abgefahren, bei Weizen und Gerste waren es 88 %. Gegenüber der wendenden<br />
Pflugarbeit stieg bei flacher Bodenbearbeitung und Direktsaat der ertragsabhängige P-<br />
Entzug um durchschnittlich 2 kg je Hektar und Jahr. Nach Abbildung 2 wurden in der<br />
Pflugvariante bei PDL-Gehalten im Bereich von 7,5 bis 13,9 mg P/100g Boden zwischen 14<br />
und 25 kg P/ha und a dem Boden durch die Ernte entzogen. In der Direktsaatvariante<br />
waren es bei 7,3 bis 14,7 mg P/100g Boden zwischen 15 und 26 kg P/ha und a. Infolge<br />
der optimalen bis sehr hohen P-Versorgung des Standorts besteht nach Abbildung 3 kein<br />
unmittelbarer Zusammenhang zwischen der P-Versorgung des Bodens und dem<br />
jährlichen P-Entzug durch die Ernte. Für die Praxis heißt das: um den P-Bedarf einer<br />
Vierfelderfruchtfolge zu decken, ist die Gehaltsklasse C ausreichend. Selbst für hohe bis<br />
sehr hohe Erträge sind die Gehaltsklassen D und E nicht erforderlich [VDLUFA (Hrsg.)<br />
1999]. Bei entsprechendem Düngungsbedarf hat sich zu Raps, Mais und Rüben wegen<br />
des geringen Aneignungsvermögens während der Jugendentwicklung die<br />
Unterfußdüngung mit Stickstoff und einem wasserlöslichen Phosphat bewährt.<br />
Düngungsempfehlungen gehen von der Voraussetzung aus, dass das ermittelte<br />
Nährstoffangebot auch tatsächlich wirksam ist. Jedoch ist die Ausnutzung des gedüngten<br />
Phosphats im Ackerbau geringer als bei anderen Hauptnährstoffen. Zugeführtes<br />
Düngerphosphat wird in kurzer Zeit in stabile Bodenphosphate umgewandelt (SCHEFFER<br />
139
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
& SCHACHTSCHABEL, 1989). Im neutralen und alkalischen pH-Bereich werden<br />
Kalziumphosphate und Magnesiumphosphate gebildet, im sauren, tonhaltigen Boden<br />
schwer lösliche Eisen- und Aluminiumphosphate. Die Wasserversorgung des Bodens<br />
beeinflusst die Phosphatwirkung insofern, als der Erhalt einer gleichmäßig feuchten Krume<br />
durch Pflugverzicht zu gesteigerten P-Entzügen im vorliegenden Feldversuch führte – trotz<br />
eines in der Krumentiefe rasch abnehmenden P-Gehaltes. Offensichtlich wurde durch<br />
mehr biologische Aktivität in der Oberkrume und durch eine intensive<br />
Krumendurchwurzelung die Ausnutzung der Bodennährstoffe nachhaltig verbessert. Nach<br />
Tabelle 2 führte die Anreicherung der Oberkrume mit organischer Substanz als Folge der<br />
nichtwendenden Bearbeitung zu einer gesteigerten Enzymaktivität, nicht aber zu einer<br />
vermehrten CO2-Abgabe.<br />
Parameter/ Variante Bodentiefe [cm]<br />
Bearbeitungstiefe [cm] 0-10 10-20 20-30 30-40<br />
Mikrobielle Biomasse [µgC/gTS]<br />
Pflug/ Packer (25) 214 253 205 135<br />
Grubber/ Scheibenegge (10-15) 276 245 147 128<br />
Direktsaat 299 178 110 142<br />
ß-Glucosidase [µg Sal./g Boden]<br />
Pflug/ Packer (25) 63,7 70,0 55,7 31,6<br />
Grubber/ Scheibenegge (10-15) 88,3 74,6 43,6 28,8<br />
Direktsaat 94,6 56,2 34,2 40,3<br />
Basalatmung [µgC-CO2/gTS/h]<br />
Pflug/ Packer (25) 0,81 0,88 0,83 0,66<br />
Grubber/ Scheibenegge (10-15) 0,83 0,90 0,70 0,66<br />
Direktsaat 0,83 0,69 0,59 0,64<br />
Tabelle 2: Einfluss differenzierter Bodenbearbeitung auf mikrobielle Biomasse,<br />
Enzymaktivität und Basalatmung des Bodens *)<br />
*) Die bodenbiologischen Untersuchungen wurden an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg dem<br />
Fachbereich für Agrarwissenschaften von Frau Dr. S. Tischer durchgeführt.<br />
In enger Beziehung zur mikrobiellen Biomasse steht die umsetzbare organische<br />
Bodensubstanz, der als Nahrungsgrundlage der Bodenorganismen eine entscheidende<br />
140
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Bedeutung für die Speicherung und Freisetzung von Phosphor zukommt. Gemessen an<br />
der ß-Glucosidase-Enzymaktivität und Basalatmung erweist sich die Unterkrume als<br />
biologisch aktiv und garefähig. Unterhalb der Krume im krumennahen Unterboden war ein<br />
Rückgang der biologischen Aktivität zu verzeichnen. Mehrjährige Direktsaat hatte in 10 bis<br />
20 cm und 20 bis 30 cm Tiefe eine verminderte, dagegen in 30 bis 40 cm eine gesteigerte<br />
mikrobielle Aktivität zur Folge. Ursache dafür ist eine Anreicherung von organischer<br />
Substanz, hervorgerufen durch eine vor der Bearbeitungsumstellung auf Direktsaat<br />
entstandene Krumenbasisverdichtung, die sich unter den vorherrschenden<br />
Bodenverhältnissen langsam regeneriert. Für die Phosphatversorgung der Pflanze ist eine<br />
optimale Durchwurzelung der Krume – wo der größte Teil der Düngerphosphate festgelegt<br />
ist – entscheidend (CLAASSEN, 1990). Starkes Wurzelwachstum fördert bei wenig<br />
beweglichen Nährstoffen wie dem Phosphat die Aufnahme über eine Verkürzung der<br />
Transportwege. In der vertikalen Verteilung der Düngerphosphate wird ein grundlegender<br />
Nachteil der konservierenden Bodenbearbeitung gesehen, weil aufgrund der geringen<br />
Beweglichkeit die Phosphatausnutzung beeinträchtigt sein kann. Deshalb wird das<br />
Einarbeiten des Düngerphosphats in größere Tiefen empfohlen und damit auch die<br />
Notwendigkeit des periodischen Pflügens begründet. Die Versuchsergebnisse sind ein<br />
beredtes Beispiel dafür, dass auf den basenreichen nicht auswaschungsgefährdeten<br />
Böden der trockenen Lagen auch langfristig auf die wendende Pflugarbeit verzichtet<br />
werden kann. Sind aber durch Schadverdichtungen die Durchlüftung und der<br />
Wasserhaushalt des Bodens beeinträchtigt, hat das zur Folge, dass unter Wassermangel<br />
sowohl die Verfügbarkeit des Phosphats als auch das Wurzelwachstum leiden. Kommt es<br />
dagegen zur Staunässe im Boden, wird die Verfügbarkeit zwar verbessert, aber das<br />
Wurzelwachstum und die Phosphataufnahme sind wegen Sauerstoffmangels gestört. Die<br />
Auswaschung von Boden- und Düngerphosphaten ist auf Lössböden eher minimal, doch<br />
können durch Oberflächenabfluss und Bodenabtrag ganz erhebliche Phosphatverluste<br />
entstehen [VDLUFA (Hrsg.) 2001]. Deshalb ist es wichtig, durch Beseitigung der<br />
Bodenmängel die Ausnutzung der Boden- und Düngerphosphate zu verbessern.<br />
Fazit<br />
Wird zum Wohle des Bodens auf das Pflügen verzichtet, beeinträchtigt die<br />
ungleichmäßige P-Verteilung in der Krume die P-Ernährung nicht, wenn die Versorgung<br />
über Vorratsdüngung beziehungsweise bei anspruchsvollen Kulturen über<br />
Unterfußdüngung erfolgt. Durch konsequenten Pflugverzicht wurde in einer vierfeldrigen<br />
Fruchtfolge der ertragsabhängige P-Entzug um durchschnittlich 10% je Fruchtart, Hektar<br />
und Jahr gesteigert. Die Ursachen für die verbesserte Ausnutzung der Boden- und<br />
Düngerphosphate sind eine höhere bodenbiologische Aktivität, mehr pflanzenverfügbares<br />
Bodenwasser im Wurzelraum und offensichtlich auch ein leistungsfähigeres<br />
Wurzelsystem.<br />
Literatur<br />
AD-HOC-Arbeitsgruppe Boden (2004): Bodenkundliche Kartierungsanleitung. 5. Auflage, Hannover.<br />
CLAASSEN, N. (1990): Nährstoffaufnahme höherer Pflanzen aus dem Boden. Ergebnis von Verfügbarkeit<br />
und Aneignungsvermögen. Severin Verlag Göttingen.<br />
SCHEFFER, F. & SCHACHTSCHABEL, P. (1989): Lehrbuch der Bodenkunde. 12. Auflage, Enke-Verlag,<br />
Stuttgart.<br />
VDLUFA (Hrsg.) 1997: Phosphordüngung nach Bodenuntersuchung und Pflanzenbedarf. VDLUFA-<br />
Standpunkt 16.09.1997.<br />
VDLUFA (Hrsg.) 1999: Hohe P-Gehalte im Boden – mögliche Folgen für die Umwelt – Konsequenzen für die<br />
Ausbringung von phosphorhaltigen Düngemitteln. VDLUFA-Schriftenreihe 50.<br />
VDLUFA (Hrsg.) 2001: Mögliche ökologische Folgen hoher Phosphatgehalte im Boden und Wege zu ihrer<br />
Verminderung. VDLUFA-Standpunkt 10.12.2001.<br />
141
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Die exakte Bodenartbestimmung im Zusammenhang mit Gesetzen und<br />
Verordnungen und als Instrument der Beratung in Niedersachsen<br />
Merkel, Detlef (LUFA Nord-West):<br />
1. Bestimmungsmethoden und Definitionen für die Bodenart.<br />
Die Bodenart wird durch die %-Anteile der Korngrößen Sand, Schluff und Ton eines<br />
Bodens definiert. Bei der Korngrößenanalyse werden zunächst die Sandanteile durch<br />
Siebung und anschließend die Schluff- und Tonanteile durch Sedimentation bestimmt.<br />
Klassische Endbestimmungsverfahren hierfür sind die Pipett- und die Aräometermethode.<br />
Für Serienuntersuchungen steht die Röntgensedimentometeranalyse zur Verfügung.<br />
Ein alternatives und weniger aufwändiges Verfahren ist die Schätzung der Bodenart mit<br />
der sogenannten Fingerprobe. Durch Reiben einer angefeuchteten Bodenprobe zwischen<br />
Daumen und Zeigefinger kann eine Grobklassifizierung vorgenommen werden. Eine<br />
Hauptschwierigkeit liegt in der nicht hinreichend genauen Quantifizierung des<br />
Schluffgehaltes. Die Methode ist als Feldmethode beschrieben, wird aber üblicherweise<br />
auch im Labor angewendet.<br />
2. Gesetzliche Bestimmungen.<br />
Die AbfKlärV hat in §§ 4 (8) und 4 (12) bei Bodenart Sand - < 5 % Ton - niedrigere<br />
Grenzwerte für Cadmium und Zink festgesetzt und verlangt in Anhang 1, Pkt. 2.2.4, die<br />
Tongehaltsbestimmung mittels Korngrößenanalyse nach DIN-Norm 18123 (1983) durch<br />
zuführen.<br />
Die BBodSchV gibt für die Hauptbodenarten Sand - Lehm/Schluff - Ton unterschiedliche<br />
Vorsorgewerte für die Schwermetalle Cd, Cr, Cu, Hg, Ni, Pb und Zn an, z.B. für Cd 0,7 -<br />
1,0 - 1,5 mg/kg Boden. Die gleichen Werte wurden als Grenzwerte in die BioAbfV<br />
aufgenommen. Angaben zur Methodik der Bodenartbestimmung fehlen in beiden<br />
Verordnungen.<br />
3. Die Bodenuntersuchung als Beratungsinstrument.<br />
In der Düngeberatung werden in Abhängigkeit von der Bodenart unterschiedliche<br />
Gehaltsklassenschemata für die CaO-, P-, K- und Mg-Empfehlungen zugrunde gelegt. Als<br />
Beispiel ist in Tab. 1 ein Auszug aus den niedersächsischen Kalkempfehlungen<br />
aufgeführt. Zur Erreichung bzw. Erhaltung der jeweiligen optimalen pH-Werte werden in<br />
Abhängigkeit von der Bodenart stark unterschiedliche Kalkmengen benötigt. Im<br />
Allgemeinen wird für die Düngeberatung die Schätzung per Fingerprobe als ausreichend<br />
angesehen. Auch der Humusgehalt ist von Einfluss auf die Düngeempfehlungen, worauf<br />
im Rahmen der vorliegenden Arbeit aber nicht näher eingegangen werden kann. Die<br />
Schätzung des Humusgehaltes an Hand der Färbung einer Bodenprobe an Stelle einer<br />
Exaktbestimmung ist ähnlich problematisch wie die Fingerprobe.<br />
142
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
pH - Klasse<br />
Bodenart A B C D E<br />
S 25 - 40 9 - 21 5 - 7 0 0<br />
l‘S, U 31 - 55 12 - 27 7 - 10 0 0<br />
lU 46 - 62 15 - 42 7 - 10 0 0<br />
IIS,tU 63 - 87 17 - 58 10 - 14 0 0<br />
sL, ttU 76 - 117 23 - 70 12 - 17 0 0<br />
t'L, tL, uuT, uT, T 98 - 160 25 - 90 12 - 20 0 0<br />
Abbildung 1: Kalkempfehlungen für Ackerland, 0 – 4 % Humus, gemäß den Richtwerten<br />
für die Düngung in Niedersachsen.<br />
Der Schluffgehalt ist als zentraler Bestandteil des Bodenerodierbarkeitsfaktors K der<br />
Allgemeinen Bodenabtragsgleichung ein Maß für die Gefährdung gegenüber<br />
Wassererosion. Diese Faktoren liegen z.B bei reinem bis stark lehmigem Sand und<br />
sandigem bis tonigem Lehm unter 0,3, bei schwach bis stark tonigem Schluff über 0,6.<br />
4. Ergebnisse aus Niedersachsen.<br />
In Niedersachsen ist aufgrund der Vorgaben der AbfKlärV bei ca. 70 000 Bodenproben die<br />
Korngrößenbestimmung durchgeführt worden. Die Werte sind im<br />
Bodeninformationssystem POLARIS abgelegt und brauchen für jeden Standort nur einmal<br />
bestimmt werden. Abb. 2 gibt die %-Anteile tonreicher, Abb. 3 die %-Anteile schluffreicher<br />
Böden niedersächsischer Landkreise wieder.<br />
Die Küstenregion mit ihren Marsch- und Auenböden weist mittlere, der Bereich der<br />
norddeutschen Tiefebene nur geringe Anteile an tonreichen Böden auf, während es sich<br />
bei den Böden im südlichen Niedersachsen fast ausschließlich um tonreiche Böden<br />
handelt. Neben diesen bekanntermaßen unterschiedlichen Tongehalten der<br />
niedersächsischen Bodenlandschaften zeigt die Zusammenstellung bemerkenswerte<br />
Unterschiede bei den Schluffgehalten. So sind die tonreichen Böden in der Küstenregion,<br />
wie auch die Geschiebelehme Nordniedersachsens, deutlich schluffärmer als die<br />
Lehmböden der Börde und des südniedersächsischen Hügellandes.<br />
Eine Aufgliederung der schluffreichen Böden ergibt bei den Marsch- und Auenböden in<br />
den Landkreisen Cuxhaven, Osterholz und Nienburg vor allem stark schluffigen und<br />
schluffigen Ton, bei den Sandlössen in den Landkreisen Diepholz, Gifhorn und Hannover<br />
hohe Anteile an lehmigem bis stark tonigem Schluff und bei den südniedersächsischen<br />
Lössböden fast ausschließlich tonigen Schluff bis stark schluffigen Ton (Abb.4).<br />
143
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
57 24 5 3<br />
CUX STD CUX STD<br />
24 0 0 6 10 0 1 1<br />
OHZ ROW WL LG OHZ ROW WL LG<br />
55 1 3 10 1 0 4 0<br />
VER SFA UE DAN VER SFA UE DAN<br />
14 26 2 13 13 6 1 2<br />
DH NI CE GF DH NI CE GF<br />
94 27 69 77 49 83 14 57 55 14<br />
SHG H PE SZ HE SHG H PE SZ HE<br />
99 100 95 92 92 63<br />
HM HI WF HM HI WF<br />
97 100 88 91<br />
HOL GS HOL GS<br />
98 98 91 86<br />
NOM OHA NOM OHA<br />
99 77<br />
GÖ GÖ<br />
Abbildung 2: %-Anteil tonreicher Böden Abbildung 3: %-Anteil schluffreicher Böden<br />
(> 12 % T) niedersächsischer Landkreise (> 50 % U) niedersächsischer Landkreise<br />
(”CUX” usw. sind die Autokennzeichen für Cuxhaven usw.)<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
CUX OHZ NI DH GF H HM HI W F<br />
Abbildung 4: %-Anteile unterschiedlicher schluffreicher Böden in einzelnen<br />
niedersächsischen Landkreisen<br />
uT<br />
uuT<br />
ttU<br />
tU<br />
lU<br />
144
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
5. Schlussfolgerungen.<br />
Die Festsetzung reduzierter Grenzwerte für Cd und Zn bei Böden mit weniger als 5 % Ton<br />
in § 4 AbfKlärV ist explizit auf “leichte Böden im Rahmen der Bodenschätzung” und den<br />
pH-Wert-Bereich zwischen 5,1 und 5,9 beschränkt. Aufgrund einer verschachtelten<br />
Formulierung ist strittig, ob dieser pH-Bereich nur für die “leichten” oder für alle Böden gilt.<br />
(Im letzteren Fall müsste auch bei den nicht leichten Böden mit Tongehalten unter 5 %<br />
und einer gleichermaßen erhöhten Pflanzenverfügbarkeit von Cd und Zn bei pH-Werten<br />
unter 6,0 gerechnet werden, was faktisch nicht zutrifft). Da ein aktuell festgestellter pH-<br />
Wert keine auf Dauer konstante Größe darstellt, ist die Beschränkung auf einen<br />
bestimmten pH-Bereich überhaupt unzweckmäßig. Im übrigen sind „leichte Böden“ in der<br />
Bodenschätzung gar nicht definiert. Diese Sachlage hat dazu geführt, dass an Stelle der<br />
vorgeschriebenen Bestimmungsmethode für die Bodenart mehrheitlich die Schätzmethode<br />
Fingerprobe angewendet wird (mit der „fachlichen“ Begründung, dass die aktuellen<br />
Schwermetallgehalte im Regelfall ohnehin auch die reduzierten Grenzwerte deutlich<br />
unterschreiten).<br />
Es ist zu erwarten, dass bei der anstehenden Novellierung der AbfKlärV die<br />
Vorsorgewerte der BBodSchV übernommen werden. Da diese in Abhängigkeit von der<br />
Bodenart unterschiedlich sind, muss die Bestimmungsmethode hierfür eindeutig festgelegt<br />
werden.<br />
In Abhängigkeit von der Korngrößenzusammensetzung eines Bodens werden sehr<br />
unterschiedliche Kalkmengen empfohlen. Ähnliches gilt für die Nährstoffe P, K und Mg.<br />
Dabei steht die Ungenauigkeit des Schätzverfahrens Fingerprobe in einem Missverhältnis<br />
zur Präzision der chemischen Analysen. Die möglichen Konsequenzen für die<br />
Düngeempfehlungen entsprechen denen grober Analysenfehler. Das gilt für die Düngung<br />
nach „guter fachlicher Praxis in der Landwirtschaft“ ebenso wie für den abfallrechtlich<br />
geregelten Bereich. Bei der Klärschlammdüngung wird aufgrund einer fehlerhaften<br />
Schätzung der Bodenart<br />
- zu viel oder wenig Kalk empfohlen und ggf. die Verwertung von<br />
kalkstabilisiertem Schlamm nicht gestattet,<br />
- zu viel oder zu wenig Phosphor empfohlen und ggf. die<br />
Klärschlammverwertung in Gehaltsklasse E nicht gestattet.<br />
Im übrigen haben sich Berater und Labors in zunehmendem Maße auf bodenphysikalische<br />
Fragestellungen, wie die Ermittlung der Erosionsgefährdung eines Standortes,<br />
einzustellen. In diesem Zusammenhang sind die Schluffgehalte der Böden von<br />
wesentlicher Bedeutung. An dem niedersächsische Beispiel wird gezeigt, dass die<br />
Schluffgehalte ein ebenso breites Spektrum aufweisen wie die Tongehalte. Für die<br />
Bestimmung der Korngrößenzusammensetzung eines Bodens mit vertretbarem Aufwand<br />
stehen die Röntgen-Sedimentometermethode, die Aräometermethode oder mechanisierte<br />
Verfahren der Pipettmethode zur Verfügung. Bei entsprechender Datenhaltung beim<br />
Landwirt, bei der Untersuchungs- oder einer Beratungsinstitution brauchen die Werte nur<br />
einmal gemessen zu werden.<br />
145
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Kalkanwendung zur Immobilisierung von Cadmium<br />
auf belasteten Grünlandstandorten<br />
König, Volkmar (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />
Problem- und Zielstellung<br />
Cadmium (Cd) weist im Vergleich zu anderen Schwermetallen die höchste<br />
Umweltrelevanz auf, weil es sich aufgrund seiner relativ hohen Mobilität im Boden in<br />
Nahrungs- und Futterpflanzen anreichern kann. Daraus resultiert eine Gesundheitsgefahr<br />
für Mensch und Tier, wenn es durch chronische Anreicherung in den Nieren zu<br />
Funktionsstörungen kommt (ALLOWAY, 1999). Weitere mögliche Gesundheitsstörungen<br />
sind Skelettschäden und Einschränkungen der Reproduktionsfunktion. Daher wurden z. B.<br />
die Höchstgehalte in der Verordnung (EG) Nr. 466/2001 zur Festsetzung der<br />
Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln so niedrig angesetzt, wie<br />
dies vernünftigerweise zu erreichen ist (EU-KOMMISSION, 2001).<br />
Im Rahmen der Untersuchungstätigkeit (Schwermetallmonitoring) der Thüringer<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) sind landwirtschaftlich genutzte Flächen festgestellt<br />
worden, die stark differenzierte, teilweise deutliche Cd-Belastungen aufweisen. In der<br />
Region 1 handelt es sich um Dauergrünlandflächen. Diese grenzen an einen<br />
abwasserführenden Bach, der in der Vergangenheit von einem heute nicht mehr<br />
existierenden Leuchtstoffwerk zur Entsorgung von Cd-haltigen Schlämmen genutzt wurde.<br />
Die Schlämme sedimentierten bei Hochwasserereignissen in Abhängigkeit von der<br />
Fließgeschwindigkeit des Wassers, dem Relief der angrenzenden Flächen und deren<br />
Entfernung zum Bachlauf. Dadurch ist es zu einer stark differenzierten Cd-Belastung der<br />
Böden gekommen (Tab. 1). Eine beachtliche Belastung mit Chrom und Zink ist nur im<br />
unmittelbaren Grabenrandbereich festgestellt worden.<br />
Tabelle 1: Cd-Belastung von Grünlandflächen in der Region 1<br />
Standortgruppe<br />
Grabenrand 13<br />
Senke 40<br />
Ebene 90<br />
Unterhang 50<br />
Oberhang 103<br />
1) königswasserlöslich<br />
Entfernung<br />
zum Bach<br />
(m)<br />
Bodentiefe<br />
(cm)<br />
0... 10<br />
11...20<br />
0... 10<br />
11...20<br />
0... 10<br />
11...20<br />
0... 10<br />
11...20<br />
0... 10<br />
11...20<br />
x¯ pH-Wert<br />
5,7<br />
5,7<br />
5,5<br />
5,6<br />
5,5<br />
5,2<br />
5,3<br />
5,5<br />
4,9<br />
5,3<br />
Mittl. Cd-Gehalte 1)<br />
(mg/kg Boden)<br />
548<br />
247<br />
155<br />
34,7<br />
2,8<br />
0,5<br />
3,2<br />
1,1<br />
0,5<br />
0,9<br />
Mit den Untersuchungen der TLL ist ein weiteres Cd-Belastungsgebiet (Region 2)<br />
festgestellt worden. Dabei handelt es sich um ehemalige Ackerflächen, die in den<br />
Fünfziger Jahren mit Klärschlamm gedüngt wurden. Es handelte sich um Cd-haltigen<br />
Klärschlamm aus einer Kläranlage, in die Abwässer aus der Galvanikindustrie eingeleitet<br />
worden sind. Die ökotoxische Problematik der Schwermetalle war den Landwirten in<br />
dieser Zeit nicht bekannt. So wurde der Klärschlamm in gutem Glauben an die<br />
Unbedenklichkeit des Düngestoffs ausgebracht. Die nunmehr festgestellte Cd-Belastung<br />
der Böden differiert flurstücksbezogen und hängt davon ab, wie oft die Flächen mit dem<br />
Klärschlamm beaufschlagt worden sind (Tab. 2).<br />
146
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Tabelle 2: Cd-Belastung der untersuchten Flächen (ca. 38 ha) in Region 2<br />
Bodentiefe<br />
(cm)<br />
Cd-Gehaltsklassen 1)<br />
(mg/kg Boden)<br />
≤ 0,5 0,6... 1 1,1... 5 5,1... 10 10,1... 30 30,1... 60 > 60<br />
Flächenanteil (%)<br />
0... 30 2 24 14 12 18 23 7<br />
31... 50 35 4 24 17 20 - -<br />
1) königswasserlöslich<br />
Die Untersuchungsergebnisse haben die Frage aufgeworfen, inwieweit eine Minderung<br />
des Gefährdungspotenzials hinsichtlich der landwirtschaftlichen Nutzung durch<br />
Schutzmaßnahmen möglich ist. Die Klärung dieser Frage ist wichtig, um gemäß § 5 Abs. 3<br />
Bundes-Bodenschutzverordnung (BBodSchV) die Gefahrenabwehr in Form einer<br />
geeigneten Sicherungsmaßnahme zu erreichen. In Anbetracht der häufig hohen Cd-<br />
Belastung ist keine Sanierung (Dekontamination z. B. durch Bodenaustausch) möglich.<br />
Die Bedeutung der Kalkung für die Immobilisierung von Schwermetallen ist seit geraumer<br />
Zeit bekannt. Durch Erhöhung des pH-Wertes im Boden auf > pH 6,5 kann bei Cd die<br />
Mobilität im Boden deutlich verringert werden (HERMS U. BRÜMMER, 1980; DIETZ ET AL,<br />
1992; HORNBURG, 1991; BLUME ET AL, 1990). Deshalb wurde es für notwendig gehalten, die<br />
Wirkung der Aufkalkung des Bodens unter den gegebenen Standortbedingungen und bei<br />
unterschiedlichem Cd-Belastungsgrad anhand von Parzellenfeldversuchen zu überprüfen.<br />
Als Versuchsfrage standen folgende Schwerpunkte:<br />
1. Welchen Beitrag kann die Aufkalkung unterschiedlich mit Cadmium belasteter<br />
Grünlandstandorte zur Verringerung<br />
• der Gehalte des mobilen (wasserlöslichen und austauschbaren) Cd im Boden und<br />
• der Cd-Gehalte im Grünlandaufwuchs erbringen?<br />
Kann der immobilisierende Effekt der Kalkdüngung anhand des Zusammenhangs<br />
zwischen den Cd-Gehalten in Böden und Pflanzen in Abhängigkeit von den<br />
Einflussfaktoren prognostiziert werden?<br />
Methodik<br />
In den beiden Untersuchungsgebieten sind im Zeitraum 1995... 2005 vier Parzellen-<br />
Feldversuche mit Kalksteigerungsstufen auf mehrjährigen Dauergrünlandflächen<br />
durchgeführt worden. Das Hauptkriterium für die Flächenauswahl war ein differenzierter<br />
Cd-Belastungsgrad der Böden im o. g. Cd-Gehaltsbereich und möglichst pH-Werte < pH<br />
5,0 (Tab. 3).<br />
Die Versuchsanlage erfolgte mit 4 Prüfgliedern (Tab. 3) und 4 Wiederholungen in Form<br />
eines Lateinischen Quadrats. Die Parzellengröße betrug 9 m². Für die Aufkalkung wurde<br />
überwiegend granulierter Magnesium-Branntkalk mit 53,8 % CaO und 36,2 % MgO<br />
verwendet. Zielgröße für die Aufkalkung waren pH-Werte im Bereich von pH 6,7... 7,8. Die<br />
dafür erforderlichen teilweise sehr hohen Kalkmengen sind einmalig im Herbst auf die<br />
Grünlandnarbe ohne Einarbeitung in den Boden ausgebracht worden. Es wurden keine<br />
daraus resultierenden bemerkenswerten Pflanzenschäden in der Folgezeit beobachtet.<br />
Ein beachtlicher Teil des Kalkes war bei den hohen und sehr hohen Aufwandmengen bis<br />
zum vierten Versuchsjahr in der Narbe noch gut sichtbar.<br />
147
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
•Tabelle 3: Kennzeichnung der Versuchsstandorte<br />
Parameter Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3 Versuch 4<br />
Region 1 1 1 2<br />
Humusgehalt (%) 3,3 2,8 10,1 3,4<br />
Tongehalt (%) 15 15 25 12<br />
Bodenart<br />
Mittl. Cd-Belastung<br />
(mg/kg Boden) 1)<br />
Stark<br />
lehmiger<br />
Sand<br />
Stark<br />
lehmiger<br />
Sand<br />
Schluffiger<br />
Lehm<br />
8 15 706 96<br />
pH-Wert bei Versuchsbeginn 5,7 5,9 5,7 5,2<br />
Kalkstufe Ziel-pH Kalkdüngermengen (dt CaO/ha)<br />
ohne Kalk - - - - -<br />
mittel 6,7 63 63 120 132<br />
hoch 7,2 140 140 230 215<br />
sehr hoch 7,8 245 245 387 332<br />
1) Königswasserlösliche Gehalte<br />
Sandiglehmiger<br />
Schluff<br />
Die NPK-Düngung erfolgte zu jedem Aufwuchs, wobei jeweils ca. 60 kg N/ha ausgebracht<br />
worden sind. In Abhängigkeit von der Witterung wurden jährlich 2... 3 Aufwüchse geerntet.<br />
Die Versuchslaufzeit betrug 6 Jahre.<br />
Die Bodenprobenahme erfolgte mindestens einmal jährlich nach der Ernte in den<br />
Bodentiefen 0... 10 cm, 11... 20 cm und 21... 30 cm. Als relevante Parameter sind in der<br />
Regel pH-Wert, das mobile, leichtlösliche (ammoniumnitratlösliche) Cd (Cdan) und einmal<br />
jährlich das (königswasserlösliche) Gesamt-Cd (Cdkw) bestimmt worden. In den Pflanzen<br />
wurden der Cd-Gehalt und fakultativ die Mineralstoffe analysiert.<br />
Bodenuntersuchungsergebnisse<br />
pH-Werte<br />
Die Entwicklung der pH-Werte zeigt am Beispiel des Versuches 3 in Tab. 4, dass die<br />
Kalkdüngung die Bodenreaktion in der Bodentiefe 0... 10 cm bereits ab dem ersten<br />
Versuchsjahr erhöht hat. Die pH-Unterschiede zwischen den Kalkstufen sind für alle<br />
Prüfglieder mit Kalkdüngung ab dem 3. Versuchsjahr gegenüber der Kontrolle und<br />
teilweise auch zwischen den Prüfgliedern mit Kalkdüngung statistisch gesichert. Die<br />
teilweise relativ hohen Grenzdifferenzen (GD) zeigen aber auch, dass erheblich streuende<br />
pH-Werte vorgelegen haben. Die pH-Werte der Kontrollvariante ohne Kalk sind über die<br />
Versuchslaufzeit auch in den anderen Versuchen um 0,2... 0,3 pH-Einheiten abgesunken.<br />
Die maximale Neutralisationswirkung war meistens bereits im 2. Versuchsjahr erreicht<br />
(Abb. 1).<br />
Diese Aussagen gelten im Trend für alle Versuche. Nach der Aufkalkung lagen als<br />
Maximalwerte folgende pH-Bereiche vor: Kalkstufe mittel - pH-Bereich 6,5... 6,8, Kalkstufe<br />
hoch: pH-Bereich 7,0... 7,2 und Kalkstufe sehr hoch: pH-Bereich 7,3... 7,6.<br />
Hinsichtlich der pH-Veränderungen in den tieferen Bodenschichten ergibt sich in<br />
abgeschwächtem Maße ein ähnlicher Trend (Abb.1).<br />
148
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Tabelle 4: Mittlere pH-Werte des Versuches 3 in 0... 10 cm Bodentiefe<br />
Kalkstufe<br />
Versuchsjahr<br />
1 2 3 4 5 6<br />
ohne Kalk 5,9 5,5 5,5 5,6 5,8 5,6<br />
mittel 6,3 6,1 6,2<br />
pH-Wert<br />
8,0<br />
7,5<br />
7,0<br />
6,5<br />
6,0<br />
5,5<br />
0…10 cm<br />
Versuch 1<br />
11…20 cm 21…30 cm<br />
Vers.anlage<br />
2. Vers.jahr<br />
4. Vers.jahr<br />
6. Vers.jahr<br />
5,0<br />
Kalkstufen<br />
Abbildung 1: pH-Werte des Versuches 1 in verschiedenen<br />
Bodentiefen in Abhängigkeit von den Kalkstufen<br />
und der Versuchslaufzeit<br />
1) 6,3 6,6 6,8<br />
hoch 6,6 7,0 6,5 6,6 7,0 7,2<br />
sehr hoch 6,7 7,2 6,9 7,1 7,5 7,6<br />
GD(Tukey, 5%) 0,4 0,6 0,4 0,4 0,3 0,7<br />
1)<br />
Statistisch gesicherte pH-Unterschiede zu ohne Kalk mit Fettdruck<br />
Die diesbezügliche ähnliche<br />
pH-Entwicklung kann wie in<br />
Abb. 1 ersichtlich für alle Versuche<br />
folgendermaßen zusammengefasst<br />
werden:<br />
Die Bodenreaktion ist auch<br />
in der Bodentiefe 11... 20<br />
cm bereits ab dem 2.<br />
Versuchsjahr in den<br />
Kalkvar-ianten deutlich<br />
erhöht. Der pH-Wert 6,5 ist<br />
in allen sehr hoch<br />
gekalkten Var-ianten im 4.<br />
Versuchsjahr und in der<br />
Kalkstufe hoch im 6.<br />
Versuchsjahr überschritten<br />
worden.<br />
In der Bodentiefe 21… 30<br />
cm unterscheiden sich die<br />
pH-Werte der Varianten ohne, mittel und hoch wenig, allerdings ist der Trend<br />
ansteigender pH-Werte erkennbar. Der pH-Wert 6,5 wurde aber bei hohen und sehr<br />
hohen Kalkmengen im 6. Versuchsjahr in den Versuchen 1 und 2 überschritten.<br />
Cdkw-<br />
Gehalte<br />
(mg/kg<br />
Boden)<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1<br />
2 3 4<br />
ohne Kalk<br />
mittel<br />
hoch<br />
sehr hoch<br />
Versuch 1<br />
Cdkw-Gehalte bei<br />
Versuchsanlage<br />
W iederholung<br />
1 2 3 4<br />
Block A 5,20 6,90 6,90 8,20<br />
Block B 6,00 6,50 8,50 8,60<br />
Block C 7,00 14,20 12,30 13,30<br />
Block D 6,80 9,10 6,90 8,50<br />
Abbildung 2: Cdkw-Gehalte des Versuches 1 in 0… 10 cm<br />
Bodentiefe bei Versuchsanlage<br />
ohne Kalk<br />
mittel<br />
hoch<br />
sehr hoch<br />
ohne Kalk<br />
mittel<br />
hoch<br />
sehr hoch<br />
Cdkw-Gehalte<br />
Die Cdkw-Gehalte<br />
haben innerhalb und<br />
zwischenden Versuchsparzellen<br />
in allen<br />
Bodentiefen eine beträchtliche<br />
Streuung<br />
aufgewiesen. Der<br />
Variationskoeffizient der<br />
Cdkw-Gehalte der Versuchsparzellen<br />
lag in<br />
0... 10 cm Bodentiefe<br />
bei den Versuchen 2<br />
und 4 im Bereich von 6...<br />
10 %, in den Versuchen 1<br />
und 3 sogar bei 19... 41<br />
%. Das ist durch die<br />
Historie der Kontamination bedingt.<br />
149
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Während die Streuung des Versuchs 4 mit eingearbeitetem Klärschlamm als<br />
Belastungsursache relativ mäßig ist, hat der Versuch 1 durch die offensichtlich kleinräumig<br />
differenzierte Sedimentation des Cd-haltigen Abwasserschlamms eine beträchtliche<br />
Schwankungsbreite der Cdkw-Gehalte. Dieser Sachverhalt muss bei der Bewertung des<br />
Cd-Transfers aus dem Boden in die Pflanzen berücksichtigt werden. Ein Einfluss der<br />
Kalkanwendung auf die Differenziertheit der Cdkw-Gehalte in der Versuchslaufzeit war<br />
nicht festzustellen.<br />
Cdan-Gehalte<br />
Die Cdan-Gehalte der Versuchsböden sind in starkem Maße durch die Anhebung der<br />
Bodenreaktion abgesenkt worden. Am Beispiel des Versuchs 1 wird in Abb. 3 deutlich,<br />
dass die beträchtliche Reduzierung der Cdan-Gehalte bei den Prüfgliedern mit<br />
Kalkdüngung im Vergleich zu ohne Kalk bereits im 1. Versuchsjahr stattgefunden hat. Die<br />
Gehaltsunterschiede zwischen ungekalkt und gekalkt sind in allen Versuchsjahren<br />
statistisch gesichert. Das ist in Abb. 3 daran erkennbar, dass die mittleren Cdan-Gehalte<br />
der Variante ohne Kalk abzüglich der Grenzdifferenz (horizontale Linien) unterschritten<br />
sind. Die Gehaltsunterschiede zwischen den gekalkten Prüfgliedern waren demgegenüber<br />
gering und statistisch nicht gesichert. Die relativ hohen Grenzdifferenzen resultierten aus<br />
der häufig hohen Schwankungsbreite der Cdan-Gehalte innerhalb der Prüfglieder. Die<br />
Cdan-Gehalte der Variante ohne Kalk zeigen in der Versuchslaufzeit einen ansteigenden<br />
Trend. Bemerkenswert ist, dass bei den Varianten mit Kalkanwendung im Versuch 1 das<br />
Cdan-Gehaltsniveau des 6. Versuchsjahrs bereits im 1. Versuchsjahr erreicht war.<br />
Analoge Trends<br />
Cdan-Gehalte (mg/kg Boden)<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,0<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />
ohne Kalk 0,43 0,38 0,42 0,58 0,51 0,69<br />
mittel 0,12 0,11 0,13 0,11 0,12 0,18<br />
hoch 0,08 0,11 0,10 0,08 0,12 0,08<br />
sehr hoch 0,07 0,07 0,06 0,07 0,09 0,08<br />
GD (Tukey 5%) 0,14 0,21 0,29 0,25 0,16 0,25<br />
ohne Kalk-GD 0,29 0,17 0,13 0,33 0,35 0,44<br />
Abbildung 3: Mittlere Cdan-Gehalte des Versuchs 1 in 0...<br />
10 cm Bodentiefe in Abhängigkeit von den<br />
hinsichtlich der<br />
mittleren Cdan-<br />
Gehalte lagen<br />
auch in den anderenBodentiefen<br />
des Versuchs<br />
1 vor. Allerdings<br />
war hier<br />
die Gehaltsreduzierung<br />
zu ungekalkt<br />
mit zunehmenderBodentiefe<br />
geringer.<br />
Erst ab dem<br />
4. Versuchsjahr<br />
wiesen die hoch<br />
und sehr hoch<br />
gekalkten Parzellen<br />
wesentlich<br />
niedrigere Cdan-<br />
Gehalte im Vergleich zu ungekalkt auf (Tab. 5). Allerdings bestanden hier nur teilweise<br />
signifikante Unterschiede.<br />
Die dargestellten Effekte sind in ähnlicher Weise auch bei den anderen Versuchen<br />
insbesondere in den letzten drei Versuchsjahren festgestellt worden (Tab. 5). Die<br />
Absenkung der Cdan-Gehalte bei den Kalkvarianten war in 0... 10 cm Bodentiefe trotz<br />
beachtlicher Streuung der Gehalte in der Regel statistisch gesichert.<br />
150
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Tabelle 5: Mittlere Cdan-Gehalte des 4. bis 6. Versuchsjahres in Prozent zur Variante ohne Kalk<br />
Mittlere Cdan-Gehalte in Prozent zu ohne Kalk (4. bis 6. Versuchsjahr)<br />
Kalkstufe<br />
Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3 Versuch 4<br />
Versuchs<br />
mittel<br />
ohne Kalk<br />
0... 10 cm Bodentiefe<br />
100 (0,59 mg/kg) 100 (1,16 mg/kg) 100 (29,3 mg/kg) 100 (9,5 mg/kg) 100<br />
mittel 22 26 26 17 23<br />
hoch 16 10 18 16 15<br />
sehr hoch 14 9 13 19 14<br />
ohne Kalk<br />
11... 20 cm Bodentiefe<br />
100 (0,46 mg/kg) 100 (0,64 mg/kg) 100 (18,9 mg/kg) 100 (21,2 mg/kg) 100<br />
mittel 55 51 48 31 46<br />
hoch 36 22 24 14 24<br />
sehr hoch 21 17 8 14 15<br />
ohne Kalk<br />
21... 30 cm Bodentiefe<br />
100 (0,23 mg/kg) 100 (0,37 mg/kg) 100 (5,1 mg/kg) - 100<br />
mittel 104 50 66 - 73<br />
hoch 73 36 44 - 51<br />
sehr hoch 50 27 18 - 32<br />
In der Bodentiefe 11... 20 cm trifft das im Gegensatz zu Versuch 1 auch für alle Prüfglieder<br />
mit Kalkdüngung der anderen Versuche zu. Selbst in 21... 30 cm Bodentiefe sind in allen<br />
Versuchen noch beachtliche Gehaltsreduzierungen vorhanden. Diese waren allerdings für<br />
eine statistische Sicherung mit zu hoher Streuung behaftet.<br />
Im Mittel aller Versuche wird noch einmal die enorme Cdan-Gehaltsreduzierung infolge<br />
der Kalkung in der obersten 20 cm-Bodenschicht deutlich. Bereits ab der Kalkstufe mittel<br />
(pH-Werte 6,5... 6,8) wurden die Cdan-Gehalte auf < 25 % (0... 10 cm) bzw. < 50% (11...<br />
20 cm) abgesenkt. Der starke Immobilisierungseffekt wird besonders bei den hoch<br />
aufgekalkten Varianten (pH-Werte > 7,0) sichtbar.<br />
Die regressionsanalytische Prüfung des Einflusses der pH-Werte und Cdkw-Gehalte auf<br />
die Cdan-Gehalte ergab, dass der pH-Wert das entscheidende Kriterium ist. Weitere<br />
Ausführungen hierzu sind in der gedrängten Form nicht möglich.<br />
Pflanzenuntersuchungsergebnisse<br />
Die gesteigerte Aufkalkung der Böden hat in allen Versuchen zu einer beachtlichen<br />
Absenkung der mittleren Cd-Gehalte in den Grünlandaufwüchsen geführt (Tab. 6).<br />
Bereits durch die Kalkstufe mittel mit pH-Werten im Bereich pH 6,5... 6,8 wurden die Cd-<br />
Gehalte auf etwa zwei Drittel im Vergleich zu ungekalkt abgesenkt. Die höheren<br />
Kalksteigerungen reduzierten die Cd-Gehalte auf teilweise unter 50 %. Wesentlich dabei<br />
ist, dass in allen Cd-Belastungsbereichen der Versuche (8... 706 mg Cdkw/kg Boden)<br />
ähnliche Absenkungsraten festgestellt worden sind.<br />
Tabelle 6: Mittlere Cd-Gehalte (gew. Mittelwerte im 2. bis 6. Vers.jahr) in Prozent zur Variante ohne<br />
Kalk<br />
Kalkstufe Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3 Versuch 4 Gesamtmittel<br />
ohne Kalk 100 100 100 100 100<br />
mittel 67 66 68 61 66<br />
hoch 68 56 59 51 59<br />
sehr hoch 49 52 51 43 49<br />
Abb. 4 zeigt dies am Beispiel des Versuchs 2. Beachtlich sind aber ebenso wie bei den<br />
Cdan-Gehalten im Boden die relativ hohen Grenzdifferenzen, die eine große Streuung der<br />
Cd-Gehalte innerhalb der Prüfglieder anzeigen. Dennoch sind zumindest die Cd-<br />
151
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Gehaltsunterschiede zwischen den Kalkvarianten und ungekalkt in der Regel signifikant<br />
gesichert.<br />
Cd-Gehalte<br />
gew. Mittel<br />
(mg/kg TM)<br />
2. bis 6. Vers.jahr<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
Versuch 2: 15 mg Cdkw/kg Boden<br />
1.<br />
Aufwuchs<br />
2.<br />
Aufwuchs<br />
3.<br />
Aufwuchs Gesamt<br />
Kontrolle 2,48 3,13 5,25 2,85<br />
Prüfglied 2 1,63 2,00 3,35 1,90<br />
Prüfglied 3 1,62 1,88 2,75 1,69<br />
Prüfglied 4 1,20 1,83 2,70 1,55<br />
GD (Tukey, 5 %) 0,84 0,76 1,59 0,66<br />
Kontrolle - GD 1,64 2,37 3,66 2,19<br />
Abbildung 4: Mittlere Cd-Gehalte in den Pflanzen des Versuchs 2<br />
im 2. bis 6. Versuchsjahr<br />
Es ist erkennbar, dass der<br />
Effekt der Cd-Gehaltsabsenkung<br />
in ähnlichem<br />
Maße wie beim 1. Aufwuchs<br />
auch bei den in der Regel<br />
höheren Cd-Gehaltsniveaus<br />
der 2. und 3. Aufwüchse<br />
auftritt. Die Cd-Konzentrationen<br />
sind dort höher,<br />
weil die Cd-Aufnahme in die<br />
Pflanzen ebenso wie die<br />
Mineralstoffaufnahme der<br />
Trockenmassebildung vorausgeht.<br />
Die blaue Linie markiert den<br />
Grenzwert 1,14 mg Cd/kg<br />
TM der Futtermittelverordnung<br />
(FUMV, 2002).<br />
Trotz der deutlichen<br />
Reduzierung der Cd-<br />
Gehalte in den Varianten<br />
mit Kalkdüngung ist der<br />
Grenzwert der FuMV auch<br />
bei den Versuchen mit den<br />
niedrigeren Cdkw-Gehalten<br />
nicht unterschritten worden.<br />
Einfluss der pH-Werte, Cdkw- bzw. Cdan-Gehalte im Boden auf die Cd-Gehalte in<br />
den Pflanzen<br />
Die regressionsanalytische Auswertung der Versuchsdaten ergab für den multiplen<br />
Einfluss der pH-Werte und Cdkw-Gehalte auf die Cd-Gehalte in den Pflanzen zumeist<br />
einen relativ engen Zusammenhang. Der multiple Funktionsansatz mit pH-Wert bzw.<br />
Cdkw-Gehalt war in der Regel von höherer Güte als die getrennte Einbeziehung der<br />
Parameter. Der Cdan-Gehalt im Boden erwies sich als ähnlich relevanter Einflussfaktor<br />
auf die Cd-Pflanzengehalte (Tab. 7).<br />
Aus Tab. 7 ist am Beispiel von Versuch 4 weiterhin ersichtlich, dass pH-Wert und Cdkw-<br />
Gehalt im Vergleich zum Cdan-Gehalt in der Regel etwas höhere Bestimmtheitsmaße<br />
aufweisen. Die partiellen Korrelationskoeffizienten zeigen aber auch, dass der Cdkw-<br />
Gehalt im Vergleich zum pH-Wert von geringerer Bedeutung ist. Die zusätzliche<br />
Einbeziehung des Cdkw-Gehalts in die mathematische Formulierung der<br />
Zusammenhänge war aber dennoch von Vorteil, insbesondere dann, wenn die Cdkw-<br />
Gehalte auf den Versuchsflächen größere Schwankungen aufwiesen.<br />
Tabelle 7: Ergebnisse der Regressionsanalyse für den Zusammenhang<br />
pH-Werte/Cdkw-Gehalte bzw. Cdan-Gehalte auf die Cd-Gehalte<br />
in den Pflanzen des Versuchs 4<br />
Funktionsansätze:<br />
Cd(Pflanze)=b0+(b1*e^(F*pH))+(b2*Cdkw) (F=-1...-1,5)<br />
Cd(Pflanze)=b0+(b1*e^(F*Cdan)) (F=-0,01...-6)<br />
152
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Cdan pH und Cdkw<br />
VersuchsjahrBestimmtheitsmaßBestimmtheitsmaß<br />
part. Korr.koeffizienten<br />
pH Cdkw<br />
2 0,67 0,67 0,81 0,12<br />
3 0,76 0,73 0,85 0,21<br />
4 0,85 0,90 0,94 0,40<br />
5 0,56 0,63 0,74 0,62<br />
6 0,76 0,91 0,95 0,33<br />
Zusammenfassende Diskussion und Fazit<br />
In vier sechsjährigen Freilandversuchen auf Dauergrünland wurde die Cdimmobilisierende<br />
Wirkung von Düngekalk geprüft. Die Anwendung hoher und sehr hoher<br />
Kalkmengen hatte keine negativen Auswirkungen auf den Pflanzenbestand. Das<br />
Neutralisationsmaximum des Kalkes war ebenso wie in früheren Untersuchungen (KÖNIG,<br />
1987) meist bereits ab dem 2. Versuchsjahr erreicht und die entsprechenden pH-Werte<br />
blieben über die Versuchslaufzeit weitgehend erhalten. Mit der Kalkanwendung wurde die<br />
angestrebte Anhebung der Bodenreaktion auf pH-Werte > 6,5 insbesondere mit hohen<br />
und sehr hohen Kalkmengen bis in eine Bodentiefe von 20 cm sicher erreicht. Auch in<br />
21...30 cm Bodentiefe ist in der Regel bei den Kalkstufen noch eine deutliche pH-Wert-<br />
Anhebung festgestellt worden.<br />
Die Cdkw-Gehalte der Versuchsparzellen wiesen bedingt durch die Belastungsszenarien<br />
teilweise beträchtliche Spannweiten auf. Es ist anzunehmen, dass die daraus<br />
resultierenden Unterschiede im Cd-Vorrat der Böden eine wesentliche Ursache für die<br />
beträchtliche Streuung der Cdan-Gehalte im Boden und der Cd-Gehalte in den Pflanzen<br />
waren. Auf die Differenzierung der Cdkw-Gehalte während der Versuchslaufzeit hatte die<br />
Kalkanwendung keinen Einfluss.<br />
Die Cdan-Gehalte der gekalkten Parzellen wurden in 0... 20 cm Bodentiefe bereits mit<br />
mittleren Kalkmengen (pH-Werte ca. 6,5...6,8) auf < 50 % und mit den höheren<br />
Kalkmengen (pH-Werte deutlich über pH 7) auf bis zu ca. 10 % der Cdan-Gehalte von den<br />
Kontrollparzellen abgesenkt. Diese Wirkung ist in abgeschwächtem Maße auch noch in<br />
der Bodentiefe 21...30 cm festgestellt worden. Es bestand in der Regel ein enger<br />
Zusammenhang zwischen dem pH-Wert des Bodens und den Cdan-Gehalten. HORNBURG<br />
(1991) ermittelte bei Erhöhung des pH-Wertes im Bereich von pH 4,5... 7,5 ähnliche<br />
Absenkungsraten bei den mittels CaCl2-Extraktion analysierten mobilen Cd-Gehalten.<br />
Die Cd-Gehalte in den Pflanzen wurden im Mittel der vier Versuche auf 66 % (Kalkstufe<br />
mittel), 59 % (Kalkstufe hoch) und 49 % (Kalkstufe sehr hoch) der Cd-Gehalte der<br />
Kontrollpflanzen abgesenkt. Auf ähnliche Ergebnisse verweisen POLETSCHNY (1987) bei<br />
Grünland sowie KÖNIG (1986) bei Winterweizen und KÖNIG UND KRÄMER (1985) bei<br />
Zuckerrüben.<br />
Der Cd-Grenzwert der Futtermittelverordnung wurde in den untersuchten<br />
Grünlandaufwüchsen im geprüften Cdkw-Belastungsbereich des Bodens von > 8 mg<br />
Cdkw/kg Boden nicht unterschritten. Daraus resultiert die Schlussfolgerung, dass es trotz<br />
der starken immobilisierenden Wirkung des Kalkes bei Überschreitung eines bestimmten<br />
Cd-Belastungsgrades im Boden nicht möglich ist, unbedenkliches Futter gemäß<br />
Futtermittelverordnung zu erzeugen. Aus den Versuchen konnte nicht abgeleitet werden,<br />
in welchem Cdkw-Balatungsbereich dies möglich ist.<br />
Es wurde ein in der Regel deutlicher Zusammenhang zwischen den pH-Werten bzw. den<br />
Cdan-Gehalten im Boden und den Cd-Gehalten in den Pflanzen festgestellt. Die<br />
Abschätzung der Cd-Gehalte in den Pflanzen konnte bei den Versuchen anhand der<br />
Cdan-Gehalte oder der pH-Werte in Verbindung mit den Cdkw-Gehalten des Bodens mit<br />
153
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
zufriedenstellender Schätzgenauigkeit vorgenommen werden. Der multiple funktionale<br />
Zusammenhang von pH-Wert, Cdkw-Gehalt im Boden und dem Cd-Gehalt in den Pflanzen<br />
war für die Schätzgenauigkeit häufig besser als allein auf Basis des Cdan-Gehalts.<br />
Zwei Versuche werden weitergeführt, wobei zusätzlich die Immobilisierungsleistung von<br />
eisenhaltigem Wasserwerkschlamm in der Prüfung ist.<br />
Literatur<br />
ALLOWAY, B. J. (1999): Schwermetalle in Böden – Analytik, Konzentrationen,<br />
Wechselwirkungen.- Springer-Verlag, ISBN 3-540-62086-9<br />
BLUME ET AL (1990): Handbuch des Bodenschutzes.- ecomed-Verlag Landsberg, ISBN 3-<br />
609-65850-9, S. 279-280<br />
DIETZ, TH. ET AL (1992): Schwermetall-Aufnahme und –Austrag von extrem belasteten<br />
Böden unter pflanzenbaulicher Nutzung.- Landwirtsch. Jahrbuch 69. Jahrg. Heft 1/92<br />
S.51-71<br />
EU-KOMMISSION (2001): Verordnung (EG) Nr. 466/2001 der Kommission vom 8. März 2001<br />
zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln.-<br />
Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 77/1 v. 16.3.2001<br />
FUMV (2002): Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7.<br />
Mai 2002 über unerwünschte Stoffe in der Tierernährung<br />
HERMS, U. U. G. BRÜMMER, (1980): Einfluss der Bodenreaktion auf Löslichkeit und<br />
tolerierbare Gesamtgehalte an Nickel, Kupfer, Zink, Cadmium und Blei in Böden und<br />
kompostierten Siedlungsabfällen.-Landwirtsch. Forschung 33,4, S.408-423<br />
HORNBURG V. (1991): Untersuchungen zur Mobilität und Verfügbarkeit von Cadmium, Zink,<br />
Mangan, Blei und Kupfer in Böden.- Univ. Bonn, Bonner Bodenkdl. Abhandl. Band 2, ISSN<br />
0939-7809, S. 81-89<br />
KÖNIG, V. (1987): Untersuchungen zum Kalkbedarf des Dauergrünlands auf<br />
Mineralböden.- Akad. d. Landwirtschaftswiss. Berlin, Dissertation, 96 S.<br />
KÖNIG, W. UND KRÄMER, F. (1985): Schwermetallbelastung von Böden und Kulturpflanzen<br />
in Nordrhein-Westfalen.- Schriftenreihe d. LÖLF NW, Bd. 10<br />
KÖNIG, W. (1986): Schwermetallbelastung von Böden und Kulturpflanzen im<br />
Einflussbereich verschiedener Belastungsursachen – Ergebnisse einer<br />
Erhebungsuntersuchung in Nordrhein-Westfalen.- VDLUFA-Verlag Darmstadt,<br />
Schriftenreihe, 16, Kongressband 1985, 239-247<br />
POLETSCHNY, H. (1987): Verringerung der Schwermetallaufnahme in Futter- und<br />
Nahrungsmitteln.-in: Schadstoffbelastung in Böden und Kulturpflanzen in Nordrhein-<br />
Westfalen, NZNRW-Seminarberichte Heft 2, 1987.- S. 20 - 24<br />
154
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Vergleich der gesättigten Wasser- und der Luftleitfähigkeit von ungestörten<br />
Bodenproben mit definiertem Wassergehalt<br />
Deller, Berthold (LUFA Augustenberg):<br />
1 Einleitung<br />
Für den Gasaustausch zwischen dem Wurzelraum der Pflanzen und der Atmosphäre ist<br />
neben dem Anteil an Poren im Boden deren Durchgängigkeit entscheidend. Sie kann im<br />
Gelände durch Bestimmung der Wasserinfiltrationsrate im Doppelzylinder-Infiltrometer<br />
(DIN, 1997) bzw. der Luftdurchlässigkeit nach dem Gasometer-Prinzip (DIN, 1972) oder<br />
mit dem Messgerät PL 300 (ANONYM, o.J.; Paul et al., 2004) erfolgen. Für die Bestimmung<br />
beider Parameter an ungestörten Bodenproben existieren im VDLUFA-Methodenbuch,<br />
Band I, folgende Methodenbeschreibungen:<br />
a) Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit von Böden im wassergesättigten Zustand<br />
(PAUL, 2004)<br />
b) Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Böden im Feld und im Labor (PAUL et al., 2004)<br />
Ergebnis der Wasserdurchlässigkeitsmessung ist der kf-Wert, nachfolgend in der<br />
Maßeinheit [cm s -1 ] angegeben, während der Parameter, der die Luftdurchlässigkeit<br />
kennzeichnet, nach dem verwendeten Messgerät als PL-Wert bezeichnet wird. Die<br />
Maßeinheit ist die gleiche und bedeutet auch das gleiche, da in beiden Fällen die<br />
hydraulische Druckdifferenz der Durchflussstrecke in der Maßeinheit „cm Wassersäule“ (=<br />
hPa) zugrundegelegt wird.<br />
Nach gängiger Lehrmeinung dienen vor allem die weiten Grobporen (> 50 µm) dem<br />
Wasserfluss im Boden (schnell dränendes Wasser; DIN, 1998). Nach Entwässerung<br />
stehen die gleichen Poren für die Durchströmung mit Luft zur Verfügung. Man kann also<br />
erwarten, dass in definiert (bei pF 1,8) entwässerten, ungestörten Proben ein Porensystem<br />
besteht, das zu annähernd gleichen Strömungswerten für die Fluide Wasser und Luft<br />
führen sollte, denn beide gehorchen der DARCY-Gleichung, wenn deren Randbedingungen<br />
eingehalten sind. Dies ist bei der Bestimmung von kf- und PL-Wert der Fall (ANONYM, o.J.).<br />
Ziel der nachfolgend beschriebenen Untersuchungen war, folgende Fragen zu klären:<br />
- Welche Beziehung besteht zwischen der Wasserleitfähigkeit im<br />
wassergesättigten Zustand (kf) und der Luftleitfähigkeit unter den<br />
gewählten definierten Bedingungen?<br />
- Führen beide Messverfahren zur gleichen Einschätzung der untersuchten<br />
Böden?<br />
- Kann gegebenenfalls die seit langem gängige Methode zur Bestimmung<br />
des kf-Wertes durch das weniger zeitaufwändige Verfahren zur Ermittlung<br />
des PL-Wertes ersetzt werden?<br />
2 Material und Methoden<br />
2.1 Proben<br />
Die Proben stammten von Schlägen des Projektes „Systemvergleich Bodenbearbeitung“ in<br />
Baden-Württemberg. So weit als möglich wurden jeweils drei Stechzylinderproben (100<br />
cm 3 ) senkrecht entnommen aus zwei Teilflächen von jeweils drei Bearbeitungsvarianten<br />
(Pflug, Mulch, Direktsaat) in jeweils vier Tiefenstufen (0-5, 10-15, 20-25, 30-35 cm).<br />
155
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
2.2 Methoden<br />
Die Proben wurden nach Wassersättigung im Labor zunächst auf keramischen Platten im<br />
Drucktopf bei einem Überdruck von 63 hPa (pF 1,8) entwässert.<br />
Die Bestimmung der Luftleitfähigkeit erfolgte anschließend mit dem Messgerät PL 300 der<br />
Firma UGT Umwelt-Geräte-Technik GmbH, Müncheberg. Dazu wurden die entwässerten<br />
Proben auf ein grobmaschiges Sieb gesetzt, der Messgeräte-Adapter des PL 300 so<br />
aufgesetzt, dass der obere Rand der Stechringe luftdicht umschlossen war, und die<br />
Luftleitfähigkeit nach der VDLUFA-Methode C 6.1 (Laborverfahren, PAUL et al., 2004)<br />
gemessen.<br />
Danach kamen die Proben in ein Labor-Permeameter der Firma Eijkelkamp, NL-Giesbeek,<br />
in dem gleichzeitig 25 Proben untersucht werden können, wurden über Nacht mit Wasser<br />
gesättigt und die kf-Werte nach der VDLUFA-Methode C 5.1.1 (PAUL, 2004) bestimmt.<br />
Die Bewertung der gemessenen Leitfähigkeiten erfolgte zum einen (kf) nach der<br />
Einstufung in der Bodenkundlichen Kartieranleitung, KA 5 (AG Boden, 2005, Tab. 80). In<br />
der Bedienanleitung des PL 300 sind den Grenzen dieser kf-Stufen äquivalente PL-Werte<br />
gegenübergestellt, die nach der DARCY-Gleichung unter Berücksichtigung der<br />
unterschiedlichen Viskositäten von Wasser und Luft errechnet sind (ANONYM, o.J.). Eine<br />
Überprüfung, ob die Vergleichbarkeit tatsächlich gegeben ist, erfolgte nach Auskunft des<br />
Geräteherstellers (persönliche Mitteilung) bislang nicht.<br />
3 Ergebnisse<br />
3.1 Standort Efringen-Kirchen<br />
In Abb. 1 sind zunächst die kf- und PL-Werte von Proben des Standortes Efringen-Kirchen<br />
(Oberrheinebene, ca. 10 km nördlich Basel, Brauner Auenboden, ehemals Grünland)<br />
einander gegenübergestellt. Man erkennt im logarithmischen Maßstab, der wegen der<br />
großen Spannweite der Messwerte (kf über etwa fünf, PL-Werte über etwa vier Dekaden<br />
gehend) für die visuelle Darstellung unerlässlich ist, eine einigermaßen brauchbare<br />
Beziehung (r = 0,47***, n =71, da ein Datenpaar mit PL = 0 nicht berücksichtigt).<br />
kf (cm/s)<br />
1<br />
0,1<br />
0,01<br />
0,001<br />
0,0001<br />
0,00001<br />
0,000001<br />
0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10 100<br />
PL-Wert (cm/s)<br />
156
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Abbildung 1: Vergleich der Luft- und Wasserleitfähigkeit von Proben des Standortes<br />
Efringen-Kirchen<br />
Die in Abb. 1 zusätzlich eingezeichneten waagerechten Geraden kennzeichnen die<br />
Grenzen der kf-Stufen nach der Bodenkundlichen Kartieranleitung (AG Boden, 2005, Tab.<br />
80) von kf1 (sehr niedrig) bis kf6 (äußerst hoch). Entsprechend teilen die senkrechten<br />
Geraden die PL-Werte in die Stufen PL1 bis PL6 mit gleicher Bedeutung. Es zeigt sich:<br />
- Die meisten Proben fallen in die Stufe kf6 (äußerst hoch) bzw. (noch verstärkt) in die<br />
Stufe PL6, während die Stufe kf1 nur dreifach, kf2 siebenfach besetzt ist.<br />
- Verbindet man, ausgehend vom Ursprung, die Eckpunkte der Rechtecke, die durch die<br />
Leitfähigkeitsstufen gebildet werden, durch eine Gerade, dann liegen die meisten PL-<br />
Werte rechts davon. Im Vergleich zu kf bewerten also die PL-Werte die Leitfähigkeit der<br />
Proben in der Regel zu hoch. Dies gilt besonders in den Stufen 1 bis 5.<br />
- In den genannten Stufen stimmt daher auch die Bewertung der Leitfähigkeit nach beiden<br />
Messverfahren nur in einem Fall überein. Dieser betrifft die Probe, von der ein PL-Wert<br />
von 0 cm s -1 bestimmt wurde. Da sich ein solcher Wert logarithmisch nicht darstellen<br />
lässt, wurde er in Abb. 1 willkürlich auf 0,001 cm s -1 gesetzt. In Wirklichkeit trifft hier kf1<br />
und PL1 zusammen.<br />
3.2 Alle Standorte<br />
In Tab. 1 sind die Ergebnisse der Einstufung von insgesamt vier Standorten aufgeführt.<br />
Bei zwei von ihnen (mit Lössböden) liegt der Anteil der Proben, die in kf6 eingestuft<br />
wurden, bei weniger als 50 % und damit deutlich niedriger als im Fall von Efringen-Kirchen<br />
oder auch Grünsfeld. In Grünsfeld liegt ein aus Muschelkalk entwickelter humoser,<br />
tonreicher und daher gut strukturierter, jedoch auch flachgründiger Boden vor, daher<br />
waren dort weniger Proben entnehmbar als sonst.<br />
Tabelle 1: Zusammenfassung der Leitfähigkeitsbewertung von Proben verschiedener<br />
Standorte<br />
Anzahl Proben in den Kategorien<br />
Unterschiede in der Einstufung von kf gegenüber PL<br />
Standorte gesa<br />
kf6 PL6 (Anzahl Stufen; -: kf liegt niedriger als PL)<br />
mt<br />
0 1 -1 2 -2 3 -3 -4<br />
Efringen-K. 72 51 56 50 1 12 0 6 0 3 0<br />
Grünsfeld 47 39 43 41 0 4 0 1 0 1 0<br />
Odenheim 72 17 36 20 4 17 2 18 0 11 0<br />
Hochdorf 72 25 57 27 0 19 0 13 0 10 3<br />
Alle 263 132 192 138 5 52 2 38 0 25 3<br />
Es lässt sich feststellen:<br />
- Je niedriger der Anteil an Proben ist, der in die höchste Leitfähigkeitsstufe fällt, um so<br />
niedriger ist auch der Anteil, der von beiden Messverfahren gleich eingestuft wird. Über<br />
alle vier Standorte liegt dieser Anteil bei 52 %.<br />
- Die Einstufung nach dem PL-Wert führt in vielen Fällen (45 %) zu einer mehr oder<br />
weniger deutlichen Höherbewertung der Leiteigenschaften gegenüber kf, das Gegenteil<br />
ist weit seltener der Fall (3 %). Dies deutet auf systematische Ursachen für die<br />
Abweichungen.<br />
157
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Angesichts dieser Sachlage wurde versucht, die Einstufung nach dem PL-Wert durch<br />
Regressionsrechnungen zu korrigieren. Dazu wurde mit den logarithmierten Werten aller<br />
Proben (Ausnahme solche mit PL = 0) eine lineare Regression berechnet. Sie ergab<br />
folgende Regressionsgleichung (r = 0,755***, n = 258):<br />
lg( PL) = 1,<br />
2 + 0,<br />
52 ⋅ lg( kf )<br />
(1)<br />
mit PL = PL-Wert, kf = kf-Wert, jeweils in cm s -1 .<br />
Mit Hilfe von Gleichung 1 wurden anschließend PL-Werte berechnet, welche den Grenzen<br />
der kf-Stufen entsprechen. Sie sind in Tab. 2 als modifizierte Richtwerte den<br />
ursprünglichen Richtwerten (ANONYM, o.J.) gegenübergestellt.<br />
Tabelle 2: Obere Grenzen der Luftleitfähigkeitsstufen auf Basis der ursprünglich<br />
vorhandenen bzw. modifizierten PL-Richtwerte<br />
Stufe 1 2 3 4 5 6<br />
PL-Wert original < 0,00065 ≤ 0,0065 ≤ 0,026 ≤ 0,065 ≤ 0,190 > 0,190<br />
PL-Wert modifiziert < 0,043 ≤ 0,14 ≤ 0,29 ≤ 0,47 ≤ 0,83 > 0,83<br />
Auf Basis dieser modifizierten Richtwerte erfolgte eine zweite Gegenüberstellung der<br />
Leitfähigkeitsbewertung des Probenkollektivs, deren Ergebnisse in Tab. 3 aufgeführt sind.<br />
Tabelle 3: Gegenüberstellung der Leitfähigkeitsbewertung des Probenkollektivs auf der<br />
Basis originärer bzw. modifizierter PL-Richtwerte<br />
Anzahl Proben in den Kategorien<br />
Unterschiede in der Einstufung von kf gegenüber PL<br />
Alle Standorte gesa<br />
kf6 PL6 (Anzahl Stufen; -: kf liegt niedriger als PL)<br />
mt<br />
0 1 -1 2 -2 3 -3 4 -4<br />
Original-<br />
263 132 192 138 5 52 2 38 0 25 0 3<br />
Richtwerte<br />
Modifizierte<br />
258 132 135 138 43 33 21 7 5 3 3 *) 4<br />
Richtwerte<br />
*): In einem Fall lag die Einstufung von kf sogar um 5 Stufen über PL<br />
Man erkennt:<br />
- Die Anzahl an Proben in der höchsten Leitfähigkeitsstufe (kf6 bzw. PL6) ist nunmehr<br />
annähernd gleich, vorher lag sie nach der PL-Messung deutlich höher als bei Einstufung<br />
nach kf.<br />
- Die Anzahl an Proben mit identischer Einstufung bleibt gleich, ihr Anteil erhöht sich auf<br />
53 % wegen der Nichtberücksichtigung von Proben mit PL = 0.<br />
- Positive und negative Abweichungen der Einstufung auf Basis der PL-Werte im Vergleich<br />
zur Einstufung nach den kf-Werten treten annähernd in gleicher Häufigkeit auf.<br />
- Die Anzahl an Proben, die um nicht mehr als eine Stufe voneinander abweichen, liegt<br />
nunmehr bei 83 %, vorher lag sie bei 74 %.<br />
4 Diskussion<br />
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen bestätigen grundsätzlich die eingangs<br />
aufgestellte Hypothese, dass die weiten Grobporen (> 50 µm) maßgeblich für den<br />
Wasserfluss im Boden (kf) verantwortlich sind und nach ihrer Entwässerung für den<br />
Luftaustausch zur Verfügung stehen. Dies spricht auch für die Verwendung von Proben<br />
mit definiertem Feuchtezustand bei der Bestimmung des PL-Wertes. Sie vorher zu<br />
trocknen und die „gesättigte Luftleitfähigkeit“ (ANONYM, o.J.) zu bestimmen, scheint<br />
demgegenüber nachteilig, da die Trocknung bindiger Böden zu Schrumpfungsvorgängen<br />
und damit zu einer Erhöhung des Anteils an Grobporen führt, die im natürlichen<br />
158
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Bodenverband kaum stattfindet. Die Vergleichbarkeit zwischen kf- und PL-Wert wird<br />
dadurch verschlechtert.<br />
Die Beziehung zwischen der Wasserleitfähigkeit im wassergesättigten Zustand und der<br />
Luftleitfähigkeit von Proben, die bei pF = 1,8 entwässert wurden, ist allerdings nicht so<br />
eng, dass man aus der Luftleitfähigkeit, wie sie sich aus dem angewandten Verfahren<br />
ergibt, den kf-Wert mit genügender Genauigkeit berechnen kann. Besonders fragwürdig<br />
wäre ein solches Vorgehen im Bereich niedriger Permeabilität. Die Gründe dafür sind:<br />
- In Proben mit sehr geringer und geringer Wasserleitfähigkeit (kf1, kf2) ist<br />
wahrscheinlich der Anteil an weiten Grobporen sehr gering und der Wasserfluss erfolgt<br />
großenteils in Poren mit einem Durchmesser < 50 µm. Diese werden jedoch bei pF =<br />
1,8 nicht entwässert und stehen daher nachfolgend auch nicht für die Durchleitung von<br />
Luft zur Verfügung.<br />
- Die Nachweisgrenze des Messgerätes PL 300 liegt nur bei 0,01 cm s -1 . Für die<br />
ausreichend genaue Bestimmung der Luftleitfähigkeit von Proben mit kf-Werten < 10 -4<br />
cm s -1 wäre eine Erweiterung des Messbereichs nach unten um mindestens eine<br />
Dekade erforderlich.<br />
Nach der DARCY-Gleichung sind die zu erwartenden PL-Werte etwa um den Faktor 50<br />
höher als die äquivalenten PL-Werte (Anonym, o.J., siehe auch Abb. 1). Abb. 1 und die<br />
zuvor aufgeführten Daten belegen, dass die gemessenen PL-Werte nochmals im<br />
Durchschnitt etwa um den Faktor 10 höher waren als die nach DARCY aus den kf-Werten<br />
berechneten Vergleichswerte der Luftleitfähigkeit. Dies ist zunächst überraschend, da die<br />
Messbedingungen im Vergleich dazu eher zu niedrige PL-Werte erwarten ließen, weil das<br />
bei pF = 1,8 vorhandene Bodenwasser einen Teil der Bodenporen verschließt, „der damit<br />
nicht zur pneumatischen Leitfähigkeit beiträgt“ (ANONYM, o.J.).<br />
Das Phänomen ist möglicherweise dadurch erklärbar, dass der Wasserfluss in engen<br />
Poren und bei niedrigem hydraulischem Gradienten auf Grund von Adhäsionskräften nicht<br />
streng dem DARCY-Gesetz folgt. Hinweise dafür gibt es in der Literatur (BOHNE, 1998). Da<br />
diese Kräfte auf Gase deutlich weniger einwirken, wäre eine Erhöhung der Permeabilität<br />
gegenüber dem Fluid Wasser nicht völlig ausgeschlossen. Messfehler sind jedenfalls als<br />
Ursache für die beobachteten systematischen Abweichungen unwahrscheinlich, da<br />
Vergleichsmessungen einer gerätespezifischen Kalibrierdrossel den werksseitig<br />
angegebenen Sollwert bestätigten.<br />
Trotz der somit gegebenen Einschränkungen bringt die Bestimmung der Luftleitfähigkeit<br />
von Stechzylinderproben nach dem geschilderten Verfahren einige nicht zu<br />
unterschätzende Informationen:<br />
1. Aus den vorliegenden Vergleichsmessungen lässt sich z.B. schließen, dass Proben mit<br />
PL-Werten > 1 cm s -1 mit hoher Wahrscheinlichkeit (> 95 %) der<br />
Wasserleitfähigkeitsstufe kf6 zuzuordnen sind. Dieser PL-Wert kann also als<br />
vorläufiger Richtwert für die Aussonderung von Proben dienen, an denen sich die<br />
Bestimmung des kf-Wertes nicht lohnt, wenn Ziel der Untersuchungen lediglich die<br />
Ermittlung der Leitfähigkeitsstufe ist. Wegen des sehr unterschiedlichen Zeitaufwandes<br />
(in den eigenen Untersuchungen war die kf-Bestimmung etwa um den Faktor 7,5<br />
zeitaufwändiger als die PL-Bestimmung) kann sich dadurch eine erhebliche<br />
Kosteneinsparung ergeben.<br />
2. Durch Vergleichsmessungen der Wasser- und Luftleitfähigkeit kann die<br />
ordnungsgemäße Funktion der verwendeten Geräte überprüft werden. Zu Beginn der<br />
159
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
eigenen Untersuchungen wurde z.B. festgestellt, dass einige Proben im Vergleich zum PL-<br />
Wert einen untypisch hohen kf-Wert aufzuweisen hatten (Abb. 2, eingekreiste Punkte).<br />
Die Überprüfung des Laborpermeameters ergab, dass das Einklemmen der Stechringe<br />
in die Probenhalterung mit der Schneide nach oben nicht zuverlässig genug zu dem<br />
gewünschten wasserdichten Verschluss führte. Durch umgekehrtes Einsetzen der<br />
Proben konnte dieser Fehler beseitigt werden.<br />
kf-Wert (cm/s)<br />
1<br />
0,1<br />
0,01<br />
0,001<br />
0,0001<br />
0,00001<br />
0,000001<br />
0,01 0,1 1 10 100<br />
PL-Wert (cm/s)<br />
Abbildung 2: Beispiel für das Erkennen von Messfehlern bei der kf-Bestimmung;<br />
Vergleichsmessungen an Proben vom Standort Dossingen<br />
5 Literatur<br />
AG Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung. 5. Aufl., E. Schweizerbart’sche<br />
Verlagsbuchhandlung, Stuttgart<br />
ANONYM (ohne Jahresangabe): Bedienanleitung - PL 300 -. UGT Umwelt-Geräte-Technik<br />
GmbH, Selbstverlag<br />
BOHNE, K. (1998): Wasserbewegung und Wasserleitfähigkeit des Bodens. In: Handbuch<br />
der Bodenkunde, Kapitel 2.6.2.4, 5. Erg. Lfg.; Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg<br />
/Lech<br />
DIN (1972): Bodenuntersuchungsverfahren im landwirtschaftlichen Wasserbau -<br />
Felduntersuchungen - Teil 9: Bestimmung der Luftdurchlässigkeit. Beuth Verlag GmbH,<br />
Berlin (zurückgezogene Norm)<br />
DIN (1997): Bodenuntersuchungsverfahren im landwirtschaftlichen Wasserbau -<br />
Felduntersuchungen - Teil 7: Bestimmung der Infiltrationsrate mit dem Doppelzylinder-<br />
Infiltrometer. Beuth Verlag GmbH, Berlin<br />
DIN (1998): Bodenkundliche Standortbeurteilung - Kennzeichnung, Klassifizierung und<br />
Ableitung von Bodenkennwerten (normative und nominale Skalierungen). Beuth Verlag<br />
GmbH, Berlin (in Überarbeitung)<br />
PAUL, R. (2004): Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit von Böden im wassergesättigten<br />
Zustand. In: Methodenbuch, Band I, 4. Teillfg., Methode C 5.1.1; VDLUFA-Verlag,<br />
Darmstadt<br />
PAUL, R., DELLER, B. und PUNZEL, J. (2004): Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von<br />
Böden im Feld und im Labor. In: Methodenbuch, Band I, 4. Teillfg., Methode C 6.1;<br />
VDLUFA-Verlag, Darmstadt<br />
160
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Eignung mikrobieller Parameter zur ökotoxikologischen Beurteilung von Altlast-<br />
Standorten<br />
Tischer, Sabine (Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg); Tanneberg, Hartmut;<br />
Guggenberger, Georg:<br />
1. Einleitung<br />
Das Bundesbodenschutzgesetz fordert u.a., die Funktion des Bodens als „Lebensgrundlage<br />
und Lebensraum für Bodenorganismen“ zu schützen (§ 2 BBodSchG, 1998). Die<br />
Bodenfauna und -flora übernehmen im Rahmen der Transformatorfunktion bis zu 80 % der<br />
Umsatzleistungen im Boden, was wiederum bedeutet, dass der Lebensraum dieser Organismen<br />
in besonderer Weise zu sichern ist. Die Beeinträchtigung oder gar ein Verlust der<br />
bodenbiologischen Aktivität durch stoffliche Belastungen hat eine Schwächung der<br />
Regelungsfunktion zur Folge und weist auf eine Einschränkung der Lebensraumfunktion<br />
hin. Es ist davon auszugehen, dass zum Schutz der Lebensraumfunktion im Rahmen<br />
einer Novellierung des BBodSchG in Zukunft ergänzend zu den bereits abgestimmten Wirkungspfaden<br />
Boden�Mensch, Boden�Pflanze, Boden�Grundwasser (BBodSchV, 1999)<br />
weitere stoffbezogene Prüfwerte für den Pfad Boden�Bodenorganismen festgelegt<br />
werden. Die Risikobetrachtung von schädlichen Bodenveränderungen erfolgt durch Abschätzung<br />
des ökotoxikologischen Gefährdungspotenzials einer Substanz im Umweltkompartiment<br />
Boden. Dazu wird die Beeinträchtigung struktureller und funktioneller Parameter<br />
unter standardisierten, reproduzierbaren Bedingungen gemessen und Prüfwerte für die jeweilige<br />
Substanz für den Pfad Boden�Bodenorganismen ermittelt (Wilke et al., 2001). Zur<br />
Überprüfung, ob hinsichtlich der o.g. Schutzziele bereits schädliche Bodenveränderungen<br />
eingetreten oder diese zu befürchten sind, bedarf es in Ergänzung zur chemischen<br />
Analytik einer auf die jeweilige Problematik abgestimmten ökotoxikologischen Testbatterie.<br />
Ökotoxikologische Tests sind bisher jedoch nicht in der BBodSchV aufgeführt (Hund-Rinke<br />
et al., 2002). Probleme dabei sind das Fehlen validierter genormter biologischer Methoden<br />
sowie offene Fragen in der Bewertung der Testergebnisse.<br />
Ziel der Untersuchungen war in vorliegender Arbeit die Überprüfung der Eignung von<br />
mikrobiologischen Methoden zur ökotoxikologischen Beurteilung von belasteten Böden.<br />
Dabei handelt es sich um funktionelle und strukturelle Parameter, die die Schädigung der<br />
mikrobiellen Aktivität / Biodiversität (z.B. Enzymaktivität, Respiration, Leuchtbakterientest)<br />
und die Schädigung der biogenen Umsatzleistungen (z.B. Substratverwertung über Biolog-<br />
Verfahren) widerspiegeln sollen. Neben den etablierten Methoden wie der Bestimmung<br />
der Aktivität der Bodenmikroflora mittels Atmungskurven und dem Leuchtbakterientest,<br />
wurde die mikrobielle Struktur von Phospholipid-Fettsäuren (PLFA) ermittelt und die<br />
Feststellung der Substratverwertungsmuster (metabolischer Fingerprint) durch Mikroorganismen<br />
mit dem Biolog-Verfahren (Eco-Plates) vorgenommen. Mit der Bestimmung der<br />
PLFA sollte geklärt werden, ob es zu einer Verschiebung in der mikrobiellen Struktur im<br />
Boden durch unterschiedliche Schadstoffe /-mengen gekommen ist. Die PLFA-Erfassung<br />
ist im Gegensatz zur SIR-Methode zur Bestimmung der mikrobiellen Biomasse keine<br />
physiologische Methode, sondern es werden mit ihr die Phospholipid-Fettsäuren, die Zellbestandteile<br />
von Pilzen und Bakterien sind, extrahiert. Es werden sowohl eine Gesamtfraktion<br />
von PLFA als auch die jeweiligen Anteile der Fettsäuren von Bakterien und Pilzen<br />
entsprechend bestimmter Molekularstrukturen gewonnen. Mit der PLFA-Verteilung als<br />
Biomarker können Aussagen zur mikrobiellen Struktur eines Bodens getroffen werden,<br />
jedoch nicht zur metabolischen Aktivität. Diese metabolische Aktivität kann ergänzend<br />
über das Biolog-Verfahren ermittelt werden. Die zwei untersuchten Standorte sind mit<br />
Schwermetallen kontaminierte Flächen im Land Sachsen-Anhalt. Da Schadstoffe im<br />
Boden sowohl festgelegt als auch frei verfügbar vorliegen können, ist die Feststellung des<br />
161
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Gesamtgehaltes von Schwermetallen nicht ausreichend, um Gefährdungen für den<br />
Lebensraum Boden zu erkennen. Entscheidend für die Bewertung des Gefährdungspotenzials<br />
sind die Mobilisierbarkeit und die Bioverfügbarkeit der Schadstoffe. Aus diesem<br />
Grund erfolgte die Schwermetallbestimmung im Königswasser-Aufschluss bzw. im<br />
NH4NO3- und EDTA-Extrakt. Der Einfluss der organischen Schadstoffe war in früheren<br />
Untersuchungen ermittelt worden (Hübner, 2002).<br />
2. Material und Methoden<br />
2.1 Standorte<br />
Der Standort Teufe befindet sich ca. 20 km westlich von Halle/Saale im Uferbereich des<br />
ehemaligen Salzigen Sees (51 0 28´n.B., 11 0 40´ö.L.). Er liegt im Mitteldeutschen Trockengebiet.<br />
Die langjährige Niederschlagsmenge beträgt 477 mm (1971-2000) und die mittlere<br />
Jahrestemperatur 9 0 C (DWD, 2002). 1894 wurde der Salzige See wegen wiederholter<br />
Wassereinbrüche beim Kupferschieferbergbau trocken gelegt. Dazu wurde ein oberirdisches<br />
Entwässerungssystem etabliert, das auch gegenwärtig noch eingeschränkt arbeitet<br />
und so den ehemaligen Seeboden weitgehend trocken hält (Frühauf et al., 1998).<br />
Nachdem der Bergbau 1981 eingestellt wurde und die Flutung der Stollen erfolgte, wird<br />
jetzt die Fragestellung diskutiert, ob der Salzige See wieder entstehen soll. Altlasten im<br />
ehemaligen Uferbereich erschweren jedoch diese Entscheidung. Seit 1866 wurde am<br />
Standort Teufe eine Teerproduktion und -verarbeitung betrieben, die 1923 mit dem Abriss<br />
der Fabrik und der Zuschüttung der Werksdeponie endete. Zur Verfüllung der Deponie<br />
wurden Braunkohleasche, Hausmüll sowie Bauschutt verwendet. In den Jahrzehnten der<br />
Teerherstellung war es durch Havarien des Öfteren zur Freisetzung von Öl, Teer und<br />
anderen Kohlenwasserstoffen gekommen.<br />
Entsprechend der Standortverhältnisse wurden Röhricht- und Hochstaudenfluren in Gewässernähe<br />
und an den trockneren Standorten 2 und 3 Arten von trockenem relativ<br />
sandigem kalkhaltigem Boden festgestellt (Hübner, 2002).<br />
Das Untersuchungsgebiet Biberwerder ist Teil einer Auenlandschaft und liegt südlich der<br />
Saale-Elbemündung am Elbe-km 290. Die geographischen Daten lauten 51 0 57´n.B. und<br />
11 0 57´ö.L. Der langjährige Jahresniederschlag beträgt 495 mm und die mittlere Jahrestemperatur<br />
8,7 0 C. Das Gebiet liegt am Rande des Mitteldeutschen Trockengebietes.<br />
Standort 1 liegt am Elbufer und ist eine Grünbrache mit stark dominierendem Bewuchs<br />
von Urtica dioica L. B3 liegt am tiefer gelegenen Saaleufer, das häufiger länger unter Wasser<br />
steht als die beiden Standorte 1 und 2. Die Standorte 2 und 3 bestehen aus einem<br />
naturnahen Stieleichen-Ulmen-Hartholzauenwald. Die Böden sind durch Auenlehme geprägt.<br />
Auf den Standorten 1 und 2 hat sich eine Auenlehm-Vega entwickelt und an dem<br />
mehr durch Grundwasser beeinflussten Saaleufer ein Auenlehm-Humusgley (Tab. 1).<br />
Viele Untersuchungen der Auenböden in diesem Gebiet belegen eine starke Anreicherung<br />
von Schwermetallen im Überflutungsbereich (Rinklebe, 2004 u.a.).<br />
Tabelle 1: Standortdaten der Altlast-Standorte Biberwerder und Teufe<br />
Standort Bodentyp Bodenart Bewuchs<br />
Biberwerder B1 Auenlehm-Vega Lu Grünbrache<br />
B2 Auenlehm-Vega Lu Auenwald<br />
B3 Auenlehm-Humusgley Lu Auenwald<br />
Teufe T1 Technosol Slu Grünbrache mit Röhricht<br />
T2 Technosol Slu Grünbrache mit Baumbewuchs<br />
T3 Technosol Slu Grünbrache; Grasland<br />
162
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
2.2 Methoden<br />
Die Probenahme erfolgte Ende Oktober 2004 und 2005 in vierfacher Wiederholung jeweils<br />
aus Mischproben von ca. 10 Einstichen mit einer Entnahmetiefe von 0-20 cm. Auf jedem<br />
Standort wurden drei Beprobungsareale (30 x 30 m) mit unterschiedlichen Schadstoffbelastungen<br />
ausgewählt. Folgende Parameter wurden untersucht:<br />
• Bestimmung der pH-Werte (CaCl2), Corg-Gehalt (DIN ISO 10694); TIC (DIN ISO 10693)<br />
• Schwermetalle: Königswasser-Aufschluss (DIN ISO 11446 am ICP-OES); NH4NO3-<br />
Extrakt (DIN 19730); EDTA-Extrakt (nach Liebe et al., 1997)<br />
• Mineralölkohlenwasserstoffe (DIN 38409, Teil 18); Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />
(nach EPA; DIN ISO 13877)<br />
• Akivität der Bodenmikroflora mittels Atmungskurven (DIN ISO 17155:2003-06) mit der<br />
Messapparatur nach Heinemeyer et al.(1989)<br />
• Leuchtbakterientest als Toxizitätsscreening (DIN 38412, Teil 37)<br />
• ß-Glucosidaseaktivität (nach Hoffmann et al., 1965, EC 3.2.1.2)<br />
Die PLFA-Analyse wurden nach Frostegård et al. (1993) und Bååth et al. (2003)<br />
durchgeführt. Die Zuordnung der PLFA als Biomarker für die einzelnen Organismengruppen<br />
erfolgte nach Waldrop et al. (2004), Frostegård et al. (1993) sowie Bååth et al. (2003).<br />
Folgende individuelle Biomarker wurden verwendet. Die Gram-negativen Bakterien<br />
wurden identifiziert durch: 16:1ω7c, 16:1ω9c; 17:0cy; 19:0cyω9, 18:1ω7c; die Bakterien<br />
allgemein durch die gesättigten Fettsäuren: 14:0; 15:0; 16.0; 17:0; 18:0 und 20:0 sowie<br />
18:1ω9t (u.a.) und die Pilze durch 18:1ω9c, 18:2ω6,9.<br />
Für das Biolog-Verfahren (Eco-Plates) wurde eine modifizierte Methode nach Widmer et<br />
al. (2001) und Yao et al. (2002) angewendet. Es werden 10 g naturfeuchter Boden (TS-<br />
Äqivalent) in 90 ml einer 0,9%igen NaCl-Lösung eingewogen, 30 Minuten geschüttelt und<br />
danach 10 Minuten bei 750g zentrifugiert. Von der Lösung werden 1 ml in 99 ml Aqua<br />
dest. pipettiert. Von der Endverdünnung (10 -3 ) werden jeweils 150 µl in die Mikrotiterplatten<br />
gegeben. Die Platten werden bei 28 0 C 7 Tage inkubiert. Die Farbentwicklung wird<br />
bei λ=595 nm gegen Wasser mit einem Elisa-Reader (Microplate-Reader Benchmark,<br />
Firma BioRad) nach Zeitintervallen (0, 4, 20, 24, 48, 72, 96, 120 h) gemessen. Der<br />
Diversitäts/Stoffgruppenindex wird bei einer durchschnittlichen Farbentwicklung (AWCD)<br />
von eins ermittelt (ZAK et al., 1994) oder wenn keine Zunahme dieser mehr eintrat. Das<br />
war bei den Untersuchungen nach 96 h der Fall. Es wird die Verwertung von 31<br />
Substraten mit dreifacher Wiederholung geprüft.<br />
3. Ergebnisse<br />
3.1 Bodenchemische Kennwerte<br />
Bei den pH-Werten ergaben sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den<br />
einzelnen Flächen innerhalb des jeweiligen Standortes (Tab. 2). Die Schwermetallgehalte<br />
übersteigen fast alle den Vorsorgewert nach dem BBodSchV (1999). Beim Standort Teufe<br />
sind in den mobilen Fraktionen aber nur sehr geringe Mengen feststellbar. Günstig wirken<br />
sich hier der hohe pH-Wert, Corg- und Kalkgehalt aus. Der Anteil der mobilen Fraktion ist<br />
demzufolge in Biberwerder und der Teufe sehr unterschiedlich. Bei Cadmium und Kupfer<br />
ist in Biberwerder der Anteil der EDTA-Fraktion am Gesamtgehalt mit 80 % bzw. 60 % wesentlich<br />
höher als bei den Teufestandorten mit 40 % und 30%. Neben den überhöhten<br />
Schwermetallgehalten gibt es auf dem Standort T1 stark erhöhte Werte für die Mineralölkohlenwasserstoffe<br />
(991 mg kg -1 , bei T2 waren es 34 mg/kg -1 ). Die PAK-Gehalte betragen<br />
hierbei 75,7 und 41,1 mg/kg -1 .<br />
3.2 Mikrobiologische Kennwerte<br />
Die Bodenatmungskurven (nach Palmborg et al., 1993) geben Aufschluss über die<br />
Aktivität und Vitalität der Mikroorganismen im Boden. Sie zeigen Beeinflussungen einer<br />
163
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
großen Anzahl von Mikroorganismen und geben damit einen allgemeinen Überblick über<br />
die Lebensraumfunktion des Bodens für die mikrobielle Biozönose. Bewertungskriterien für<br />
die Toxizität eines Bodens waren QR > 0,3 (Quotient aus Basalatmung und substratinduzierter<br />
Atmung); die Lag-Phase > 20 h (Zeit zwischen Substratzugabe und exponentiellem<br />
Anstieg der Atmungsrate) und Tmax > 40 h (Zeitspanne von Substratzugabe bis zum<br />
Auftreten des Peak-Maximums; bei Doppelpeaks das zweite Maximum). Die Absolutwerte<br />
von Basalatmung und substratinduzierter Atmung können nicht zur Bewertung eingesetzt<br />
werden, da sie einzeln betrachtet nichts über die Toxizität des Bodens aussagen (Winkel<br />
et al., 2002). Die Ergebnisse zeigen, dass mit dem respiratorischen Aktivierungsquotient<br />
(QR) von den sechs untersuchten Standorten vier auf eine ökotoxikologische Bedenklichkeit<br />
hinweisen. Das Gleiche trifft auf das Peak-Maximum zu. Die Beurteilung der Lag-<br />
Phase entspricht nicht den Erwartungen. Insbesondere der mit MKW hoch kontaminierte<br />
Boden wies eine sehr kurze Lag-Phase auf. Da es sich offensichtlich um speziell an die<br />
Schadstoffe adaptierte Mikroorganismen handelt, verwerten diese das zugegebene leicht<br />
abbaubare Substrat sehr schnell, so dass die Lag-Phase nur bedingt als Bewertungskriterium<br />
für derartig kontaminierte Böden verwendet werden kann. Einen Beleg dafür<br />
liefert das Biolog-Verfahren.<br />
Beim Leuchtbakterientest sollte bei einer Toxizität die Hemmung über 20 % liegen. Das ist<br />
nur beim Standort Teufe 1 mit der hohen MKW-Belastung der Fall. Das Fehlen einer Toxizität<br />
auf den anderen Standorten ist mit den relativ geringen Schwermetallgehalten in den<br />
mobilen Fraktionen zu erklären. Die Glucosidaseaktivität ist ebenfalls weniger geeignet, da<br />
hier offensichtlich die verwertbaren Substanzen eine wichtigere Rolle spielen als die<br />
Schadstoffgehalte. Ein ähnliches uneinheitliches Bild ergibt sich, wenn man die mikrobielle<br />
Biomasse und die Gesamtgehalte der PLFA betrachtet (Abb. 1).<br />
Tabelle 2: Bodenchemische Kennwerte von zwei Altlast-Standorten mit jeweils drei<br />
Untersuchungsarealen (Entnahmetiefe 0-20 cm), fett gekennzeichnete Werte liegen über<br />
dem Vorsorgewert für Königswasseraufschluss nach BBodSchV (1999)<br />
Kennwert Biberwerder Teufe<br />
1 2 3 1 2 3<br />
pH (CaCl2) 4,9 5,0 5,3 7,5 7,5 7,5<br />
Corg (%) 4,28 5,01 6,31 12,19 12,24 4,30<br />
TIC (%) 0 0 0 5,06 2,85 1,60<br />
Schwermetalle (Königswasser) mg kg -1<br />
Zn 806,0 621,7 953,1 108,5 240,5 179,4<br />
Pb 271,5 203,3 216,1 297,1 113,6 107,3<br />
Cd 7,6 5,4 9,7 0,5 0,8 0,3<br />
Ni 46,4 40,1 58,0 12,7 12,0 11,1<br />
Cr 115,6 90,4 170,2 17,1 17,7 16,5<br />
Cu 156,9 115,5 206,8 107,4 106,5 32,8<br />
Schwermetalle (NH4NO3-Extrakt) mg kg -1<br />
Zn 54,82 42,03 41,63 0 0,06 0,03<br />
Pb 0,10 0,09 0 0,02 0,06 0,07<br />
Cd 0,78 0,47 0,47 0,01 0 0<br />
Ni 1,51 1,18 1,00 0 0,01 0,01<br />
Cu 0,31 0,26 0,32 0,30 0,18 0,14<br />
Schwermetalle (EDTA-Extrakt) mg kg -1<br />
Zn 225,69 220,26 368,20 24,40 60,30 64,00<br />
Pb 126,25 103,51 106,14 134,20 57,00 47,90<br />
Cd 5,88 4,35 7,74 0,15 0,32 0,13<br />
Ni 10,23 10,58 14,33 2,26 2,00 1,90<br />
Cr 6,57 5,56 11,98 0,91 0,49 0,91<br />
Cu 89,72 70,66 133,66 18,48 22,18 11,49<br />
164
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
Tabelle 3: Mikrobielle Kenngrößen der Atmungskurven, des Toxizitätsscreenings im<br />
Leuchtbakterientest (LB), der Enzymaktivität ß-Glucosidase und Diversitätsindices<br />
Kennwert<br />
Biberwerder Teufe<br />
1 2 3 1 2 3<br />
SIR µg C g TS -1 h -1 8,7 12,6 12,9 93,1 c 76,8 47,0 a<br />
QR 0,4 0,3 0,3 0,3 0,1 0,1<br />
Lag-Phase [h] 13 20 18 6 12 10<br />
Peak max [h] 51 49 47 55 c 31 21 a<br />
LB (Hemmung %) 3,5 7,3 3,5 45,9 bc 4,5 a 5,4 a<br />
Gluc. µg Sal.gTS -1 38,9 bc 116,8 ac 70,4 ab<br />
59,1 bc 106,6 a 95,2 a<br />
Diversitätsindex (PLFA) 2,36 2,52 2,53 2,40 2,41 2,42<br />
Diversitätsindex (Eco) n.b. 2,38 c<br />
2,84 b<br />
3,20 3,22 3,15<br />
PLFA tot µg g TS -1<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
1 2 3 1 2 3<br />
Biberwerder Teufe<br />
c<br />
2000<br />
1600<br />
1200<br />
Abbildung 1: PLFA-Gesamtgehalte und mikrobielle Biomasse unterschiedlich<br />
kontaminierter Böden (signifikant innerhalb des Standortes Teufe bei p < 0,01)<br />
Absorbance value 595<br />
1,4<br />
1,2<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
-0,2<br />
Teufe 1<br />
Teufe 2<br />
Teufe 3<br />
Biberw . 2<br />
Biberw . 3<br />
AWCD ECO<br />
a<br />
800<br />
400<br />
4 20 24 28 48 72 96 120 144 168<br />
Inkubationszeit [h]<br />
0<br />
Abbildung 2: Substratverwertung mit durchschnittlicher Farbentwicklung von 31 Substraten<br />
In Abbildung 2 ist die Substratverwertung von 31 Substraten mit dem Biolog-Verfahren mit<br />
Eco-Plates dargestellt. Die höchsten Werte sind bei den Teufe-Standorten 1 und 2<br />
festzustellen; T3, B2 und B3 zeigen wiederum ähnliche durchschnittliche Farbentwicklungen<br />
(AWCD). Neun der 31 Substrate sind als Wurzelexsudate im Boden bekannt. Sie<br />
sind vor allem den Amino- und Carbonsäuren zuzuordnen. In diesen biochemischen Kategorien<br />
waren die Unterschiede zwischen den Böden nicht so hoch wie zum Beispiel bei<br />
Cmik µg C g TS -1<br />
165
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
den Kohlenhydraten und polymeren Verbindungen. Der Diversitätsindex zur 96. Stunde<br />
entspricht den Werten der durchschnittlichen AWCD (Abb. 3).<br />
Absorbance value 595<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
bc<br />
c<br />
a<br />
c<br />
c<br />
a<br />
a<br />
KH (10)<br />
Polymere(4)<br />
Carbons.(7)<br />
Aminos.(6)<br />
Phenolcarb.(2)<br />
Amine(2)<br />
Teufe 1 Teufe 2 Teufe 3 Biberw . 2 Biberw . 3<br />
b<br />
Abbildung 3: Substratverwertung mit durchschnittlicher Farbentwicklung zur 96. Stunde<br />
(72. Stunde bei Teufe 1), Zuordnung zu biochemischen Kategorien (signifikant für Standort<br />
Teufe bei p < 0,01)<br />
3.3 Zusammenhänge zwischen den mikrobiellen Kennwerten<br />
Aus der Korrelationsmatrix (Tab. 4) ist zu ersehen, dass es unterschiedliche<br />
Abhängigkeiten gibt. Die PLFA der Pilze und der übrigen Bakterien sowie die<br />
Glucosidaseaktivität zeigten keine Korrelationen mit den anderen Parametern und sind<br />
deswegen nicht aufgeführt. Das Peak-Maximum korreliert nur mit dem QR-Kennwert mit<br />
r²=0,44*.<br />
Tabelle 4: Regressionskoeffizienten (nach Pearson) der mikrobiellen Kennwerte von zwei<br />
kontaminierten Standorten mit jeweils drei Probenarealen mit Belastungsgradienten (n=24;<br />
bei Biolog n=20), (*p
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
(Tab. 5). Im NH4NO3-Extrakt waren die Gehalte für Cr sehr niedrig, so dass keine<br />
Berechnung erfolgen konnte.<br />
Tabelle 5: Regressionskoeffizienten (nach Pearson) der mikrobiellen Kennwerte mit den<br />
Schwermetallgehalten von zwei kontaminierten Standorten mit jeweils drei Probenarealen<br />
(n=24; bei Biolog n=20), (*p
Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />
verwertet. Gorlenko et al. (1997) fand für diese Verbindung ähnliches bei gestörten<br />
Mikrobengemeinschaften. Die Phenolcarbonsäure 2-Hydroxybenzoesäure wurde auf<br />
keinem Standort umgesetzt. Die aufgeführten Beispiele geben Hinweise auf<br />
Stoffwechselveränderungen von Bodenmikroorganismen auf kontaminierten Böden. Das<br />
Biolog-Verfahren (Eco-Plates) kann deshalb neben der Ermittlung der Atmungskurven und<br />
den PLFA gut für die ökotoxikologische Bewertung von Böden angewendet werden.<br />
4. Literatur<br />
Anderson, T.-H., H.-J. Weigel (2003): On the current debate about soil biodiversity. Landbauforschung<br />
Völkenrode 53, 223-233.<br />
Bååth, E., T.-H. Anderson (2003): Comparison of soil fungal/bacterial ratios in a pH gradient using<br />
physiological and PLFA-based techniques. Soil Biol. Biochem. 35, 955-963.<br />
Degens, B.P., L. A. Schipper, G. P. Sparling (2001): Is the microbial community in a soil with<br />
reduced catabolic diversity less resistant to stress or disturbance? Soil Biol. Biochem. 33, 1143-<br />
1153.<br />
Frostegård, Ă., A. Tunlid, E. Bååth (1993): Phospholipid fatty acid composition, biomass, and<br />
activity of microbial communities from two soil types experimentally exposed to different heavy<br />
metals. Appl. Environmental Microbiol. 59, 3605-3617.<br />
Frühauf, M., G. Schmidt (1998): Wird der Salzige See wiederentstehen? Scientia halensis, 6 (1),<br />
26-27.<br />
Gorlenko, M. V., T. N. Majarova, P. A. Kozhevin (1997): Disturbance and their influence on<br />
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communities. Springer-Verlag Berlin, 84-93.<br />
Heinemeyer, O., H. Insam, H. Kaiser, G. Walenzik (1989): Soil microbial biomass and respiration<br />
measurements: an automated technique based on infrared gas analysis. Plant and Soil 116, 191-<br />
195.<br />
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im Boden. Z. Pflanzenern. Bodenkde. 100, 195-201.<br />
Hofman, J., J. Svihalek, I. Holoubek (2004): Evaluation of functional diversity of soil microbial<br />
communities-a case study. Plant, Soil and Environment 50, 141-148.<br />
Hübner, T. (2002): Eignung verschiedener Pflanzen zur Sicherung und Langzeitdekontamination<br />
für feste bis pastöse Kontaminationen aus der carbo- und petrolchemischen Industrie. (Diss.)<br />
Hallenser Bodenwiss. Abhandl. 2, 146 S.<br />
Hund-Rinke, K., W. Kördel, S. Heiden , R. Erb (2002): Ökotoxikologische Testbatterien. Initiativen<br />
z. Umweltschutz, 45. Schmidt-Verlag Berlin.<br />
Liebe, F., G. Welp, G. W. Brümmer (19997): Mobilität anorganischer Schadstoffe in Böden Nordrhein-Westfalens.<br />
Materialien zur Altlastensanierung und zum Bodenschutz 2, LUA NRW, 383 S.<br />
Palmborg, C., A. Nordgren (1993): MATS Guideline Test 16: soil respiration curves, a method to<br />
test the abundance, activity and vitality of the microflora in forest soils.<br />
Rinklebe, J. (2004): Differenzierung von Auenböden der Mittleren Elbe und Quantifizierung des<br />
Einflusses von Bodenkennwerten auf die mikrobielle Biomasse. (Diss.) M.-Luther-Univ. Halle.<br />
Tischer, S., (2005): Microbial biomass and enzyme activities on soil monitoring sites. Arch. of<br />
Agronomy Soil Sci. 51, 673-685.<br />
Waldrop, M., M. K. Firestone (2004): Altered utilization patterns of young and old soil C by microorganisms<br />
caused by temperature shifts and N additions. Biogeochemistry 67, 235-248.<br />
Widmer, F., A. Fließbach, E. Laczko u.a. (2001): Assessing biological characteristics. Soil Biol.<br />
Biochem. 33, 1029-1036.<br />
Wilke, B.-M. (Redaktion) (2001): Eckpunkte zur Beurteilung des Wirkungspfades Bodenverunreinigungen-Bodenorganismen.<br />
Fachausschuss „Biologische Bewertung von Böden“ BVB, Fachgr. 4<br />
Winkel, B., B.-M. Wilke (2002): V. Bodenmikroflora. In: Hund-Rinke, K., W. Kördel, S. Heiden , R.<br />
Erb: Ökotoxikologische Testbatterien. Initiativen z. Umweltschutz, 45, 158-185.<br />
Yao, H., C. Huang, Z. He (2002): Application of Biolog sole carbon source utilization tests in<br />
Chinese red soils.17 th WCSS, 14.-22.August 2002, Thailand, 710-1-710-9.<br />
Zak, J.C., M. R. Willig (1994): Functional diversity of microbial communities: a quantitative<br />
approach. Soil Biol. Biochem. 26, 1101-1108.<br />
168
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Industrielle und landwirtschaftliche Tierproduktion aus der Sicht der Nachhaltigkeit<br />
Isermann, Klaus (Büro für Nachhaltige Land(wirt)schaft und Agrikultur BNLA):<br />
I EINLEITUNG<br />
• Mit der Agenda 21 von Rio (1992) haben sich 186 Länder zur Nachhaltigkeit<br />
verpflichtet, darunter auch die Länder der EU sowie (Nachhaltiges) Deutschland(2002),<br />
insbesondere die Landbewirtschaftung und den gesamten Ernährungsbereich mit<br />
Landwirtschaft, Humanernährung sowie Abwasser- und Abfallwirtschaft betreffend. In<br />
erster Linie motiviert aus Wettbewerbsgründen hinsichtlich der industriellen<br />
Tierproduktion z.B. in Dänemark, Belgien, den Niederlanden, USA und insbesondere<br />
periurban in VR China wird diese nun sowohl von der Politik (Min. für Landwirtschaft<br />
und Umwelt Sachsen-Anhalt 2005) als auch von der Wissenschaft (IAMO und MLU-<br />
Halle, ISTA-Vechta 2005) insbesondere für die NBL hinsichtlich der<br />
Schweineproduktion gefordert [ z.B.Allstedt /Sachsen-Anhalt, Hassleben/Brandenburg)<br />
mit ca. 87 500 Mastschweineplätzen x Umtrieb 2,8 = 245 000 Mastschweine/a].<br />
• Wie für eine nachhaltige, gesunde Tierkonsumtion (Humanernährung/ Haushalte)<br />
mit entsprechender Tierproduktion (Landwirtschaft) gelten auch für diesen o.e.<br />
gesamten Ernährungsbereich mit Pflanzenernährung, Tierernährung und<br />
Humanernährung zugleich soziale (Suffizienz), ökologische (Konsistenz),<br />
ökonomische (Effizienz) sowie hygienische und ethische Erfordernisse.<br />
II ERGEBNISSE, DISKUSSION UND SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />
1. Die GV-Definition nach BMVEL (2005) z.B. für Deutschland 2003 wird zwar dem<br />
Tierbestand zum Erfassungsmonat mit 14,3 Mio. GV und dem Nährstoff-Anfall aus der<br />
Tierhaltung gerecht, jene nach EUROSTAT (2005) hier aber treffender unter<br />
Berücksichtigung der Umtriebsfaktoren dem Tierbestand und Tierproduktion im<br />
Bezugsjahr mit 18,7 Mio. GV.<br />
2. Primär aus sozialer Sicht (gesunder Ernährung), folgeorientiert aber auch aus<br />
ökologischer, ethischer und ökonomischer Sicht gelten die Erfordernisse einer<br />
maximal zulässigen Tierkonsumtion von 0,1 GV (≙50 kg LG) / Einwohner [Tab. 1]<br />
mit entsprechender Tierproduktion und bei optimaler C (Humus), N-, P-, S-<br />
Versorgung der Böden einer maximal zulässigen betrieblichen<br />
Tierbestandsdichte von (> 0,4) bis 1,0 GV/ha LF [Tab. 2]. – Darüber beginnt die<br />
Massentierhaltung der industriellen Tierproduktion, welche somit auch in Betrieben mit<br />
relativ kleinen Viehbeständen stattfinden kann (z.B. Kreis Vechta). Daraus leitet sich<br />
z.B. für Deutschland ein maximal tolerierbarer und zugleich optimaler Tierbestand von<br />
8,3 Mio. GV (EUROSTAT-Definition) ab, der um 56% geringer ist als der gegenwärtige<br />
(2003) Tierbestand von 18,7 Mio. GV.<br />
3. Diesbezüglich ergibt sich die Notwendigkeit einer drastischen Minderung der<br />
Tierproduktion / Tierbestände sowohl in den Ländern der EU-15 von -66 (Italien:- 43<br />
bis Irland: -94)% in den neuen EU-10+2 Beitrittsländern von -62 (Slowakei: -44 bis<br />
Zypern: -72) %, in der EU-25+2 von -64% sowie in Deutschland von-56 (Rheinland-<br />
Pfalz/Saarland:+7 bis Schleswig-Holstein:-79%) [Tab. 3]. In Deutschland sind z.B. von<br />
dieser notwendigen Viehbestandsminderung 55% der tierhaltenden und 40% aller<br />
Betriebe betroffen, in den ABL 56 bzw. 41 % und in den NBL 33 bzw. 24%.<br />
169
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
4. Trotz optimaler Ernährung in Deutschland (BRD + DDR) in 1950/53 auch mit tierischen<br />
Nahrungsmitteln (insbesondere Fleisch) waren die Tierbestände (BMELV-Definition)<br />
damals mit 14,6 Mio. GV um 9% höher als 2003 mit 13,5 Mio. GV (ohne Pferde) und<br />
der einwohnerspezifische Tierbesatz mit 0,210 GV/E um 22% höher als in 2003 mit<br />
0,163 GV/ E, was auf entsprechend schlechtere Effizienz der tierischen Produktion in<br />
1950/53 verglichen mit 2003 zurückzuführen war [Tab. 4].<br />
5. Bei der notwendigen neuen Bewertung der Gehaltsklassen der P-Versorgung der<br />
Böden hinsichtlich ihrer Düngungswürdigkeit (max. 5 mg CAL/DL-P/100g Boden<br />
anstatt bisher 9 mg/100 g Boden) sind in Deutschland gegenwärtig nur noch 27% der<br />
LF, 41% des Grünlandes und 21% des Ackerlandes mit P düngungswürdig, also auch<br />
mit Wirtschaftsdüngern aus der Tierhaltung mit Nährstoffen (bes. C (Humus), N, P, S,<br />
K) noch zu versorgen. – Dann ergibt sich bei optimaler Situation hinsichtlich des<br />
maximal tolerierbaren Viehbestandes (BMELV-Definition) von 6 137 120 GV ein<br />
entsprechender durchschnittlicher Viehbesatz von 0,36 GV/ ha LF und 0,91 GV/ha GF<br />
sowie 0,13 GV/ha AF.<br />
6. Herbeigeführt sollen diese Tierbestandsminderungen durch Lenkungsabgaben<br />
auf tierische Nahrungsmittel und Rückführung dieser Erlöse in die<br />
Landwirtschaft mit entsprechenden Produktionsobergrenzen und<br />
Außenhandelsschutz [Abb. 1] mit entsprechend quantitativer Bewertung:<br />
7. Als Folge solchermaßen aus nachhaltiger Sicht optimierter Tierbestände und<br />
Tierbesatzdichten ergeben sich:<br />
A) Aus sozialer Sicht eine weitgehende Verringerung z.B. in Deutschland:<br />
a) der (über-)ernährungs(mit-)bedingten Krankheiten, insbesondere durch tierische<br />
Nahrungsmittel entsprechend gegenwärtig (2001) mit ca. 77 Mrd. €/a = 34% der<br />
jährlichen Krankheitskosten von 226 Mrd. €/a (= 100%);<br />
b) der derzeit 78% vorzeitiger Todesfälle (667 000/a) von insgesamt 860 000 To<br />
desfällen /a (=100%).<br />
B) Aus ökologischer Sicht verringern sich somit die Nährstoffüberschüsse und Emis<br />
sionen der Landwirtschaft insbesondere an reaktiven Verbindungen des C, N, P<br />
und S um ca. 50%, bei gleichzeitiger Anwendung technischer Minderungsmaß-<br />
nahmen um 70- 80%.<br />
C) Aus ökonomischer Sicht:<br />
a) stehen brutto mit 5,7 Mio. ha ca. 56% der bisherigen Futterflächen und 34 % der<br />
LF sowie netto mit 3,8 Mio. ha ca. 22% der LF für die Gewinnung von<br />
Bioenergie und Rohstoffen sowie zur Aufforstung zur Verfügung.<br />
b) Futtermittelimporte entfallen gänzlich mit entsprechend mehr Futter- und<br />
Nahrungsmittel für die Entwicklungsländer.<br />
c) Auch die Subventionen der Landwirtschaft von gegenwärtig (2004) national: 4,8<br />
und EU: 6,0 = 10,8 Mrd. €/a [Tab. 5 (1/2)]erübrigen sich. Diese entsprechen<br />
z.B. dem Mehrerlös [Tab. 5 (2/2)]:<br />
• entweder durch Erhöhung der gegenwärtigen Erlöse des Landwirts nur für Fleisch<br />
(Schlachtgewicht) um ca. 50% mit Hilfe der o.e. Lenkungsabgabe.<br />
• oder durch entsprechenden Preisaufschlag auf alle Nahrungsmittel und<br />
alkoholfreien Getränke in Höhe der Subventionen von 10,8 Mrd. € / a = 131 €/E . a.<br />
Dadurch erhöhen sich diese Ausgaben von 1 763 €/E . a auf 1 894 €/E . a<br />
entsprechend um 7,4% bzw. von 11,0 auf 11,8% der gesamten Konsumausgaben<br />
von 15 903 €/E . a (=100%).<br />
170
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
d) Wird bei allen 25 EU-Ländern so verfahren, verringert sich der EU-25-Haushalt<br />
von gegenwärtig (2006) 112,5 Mrd. €/a entsprechend den wegfallenden<br />
Agrarausgaben um 54,2 Mrd. € oder um 48%.<br />
e) Exporte insbesondere an tierischen Nahrungsmitteln entfallen ebenfalls<br />
weitgehend und somit erübrigen sich auch weitere Auseinandersetzungen mit<br />
der WTO und den Entwicklungsländern um Subventionierung der<br />
Landwirtschaft und Schaffung von Dumping-Preisen für Agrarprodukte auf dem<br />
Weltmarkt durch Deutschland und die EU 25 (+2)<br />
8. Die Prognose der Tierbestände z.B. in Deutschland für 2010 lässt gemessen an<br />
ihrem gegenwärtigen Umfang von 2003 gar noch eine Steigerung um 5% bei<br />
„geringen“ Tierbeständen und um 9% bei „hohen“ Tierbeständen erwarten (Osterburg<br />
2002/ FAL)<br />
9. Ursächlich läuft also die bisherige und insbesondere die in die Zukunft<br />
gerichtete gegenwärtige nationale (z.B. Deutschland), internationale (z.B. EU<br />
25+2) und globale (z.B. WTO) Politik jedoch der o.e. wünschenswerten<br />
Entwicklung einer nachhaltigen Tier-Konsumtion und entsprechenden -<br />
Produktion entgegen, durch weitere Förderung der industriellen<br />
Massentierproduktion (Ebenthal et al. 2006, hier) möglichst in „geschlossenen<br />
Systemen“ weniger Anlagen(~betreiber). Diese Politik vernichtet somit die<br />
Wirtschafts- und Existenzgrundlagen der landwirtschaftlichen Tierproduktion<br />
sowohl z.B. in den USA, in VR China, in der EU-25+2 und hier näher erläutert auch in<br />
Deutschland durch:<br />
e) eine weitgehend nichtnachhaltige und insbesondere umweltunverträgliche<br />
Gesetzgebung (Isermann und Isermann 2005) wie z.B. durch die:<br />
• Düngeverordnung (2006) mit max. 3,6-4,3 GV/ ha LF [Tab. 6] (Ebenthal et al. 2006,<br />
hier)<br />
• TA-Luft (2002) mit > 2 GV/ha Landesfläche ( ! )<br />
• BimSchV (2001) mit > 2GV/ha LF mit angeblicher UVP<br />
• Novellierung des Gesetzes zur Anpassung steuerlicher Vorschriften der Land- und<br />
Forstwirtschaft (STAG 1998) mit bis zu 10 GV/ha LF<br />
• AG-N-Einträge (2005/2006) mit Anpassung der kritischen N-Einträge für naturnahe<br />
Ökosysteme von 5 bis 70 kg N/ha . a an die aktuellen N-Einträge in gleicher<br />
Größenordnung<br />
f) eine perverse Agrarpreispolitik der EU sowohl für pflanzliche wie tierische<br />
Agrarprodukte, erstere mit Preisen unter ihrem Heizwert � Preisdumping!<br />
g) Weitere Steigerung der Agrarausgaben der EU-25 von gegenwärtig (2006) 54,2<br />
Mrd. € entsprechend 48% der gesamten Ausgaben von 112,6 Mrd. €/a (=100%) mit<br />
einem Subventionsanteil der Landwirtschaft von 43,7 Mrd. €/a entsprechend 80%<br />
der Agrarausgaben.<br />
h) Somit erhält die Landwirtschaft Deutschlands gegenwärtig (2004) national: 4,8<br />
Mrd. €/a [= 11 310 €/Betrieb . a = 280€ /ha LF . a] und EU: 6,0 Mrd. €/a [ = 14 342<br />
€/Betrieb . a= 355 €/ ha LF . a] = insgesamt 10,8 Mrd. €/a [ = 25 652 € / Betrieb . a<br />
(ABL: 18 000 bzw. NBL: 123 000 €/Betrieb . a) = 635 €/ha LF . a] ohne<br />
Gegenleistungen trotz ihres geringen Beitrages zum Bruttoinlandsprodukt von 0,7%<br />
[Tab. 5 (1/2)] . Abzüglich dieser Subventionen verbleibt eine negative Wertschöpfung<br />
der deutschen Landwirtschaft von -3,8Mrd.€/a und unter Einbezug der von ihr<br />
171
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
i) verursachten Umweltschäden von ca. 50 Mrd. €/a eine Netto-Unwertschöpfung<br />
von ca. -54 Mrd. €/a (Isermann 2003).<br />
10. Nicht nur die Landwirtschaft mit ihren Subventionen von 10,8 Mrd. €/a und somit einem<br />
Anteil von 11% an der jährlichen Neuverschuldung von Deutschland von 57,1 Mrd. €/a<br />
(2005) (=81 000 €/ 1 Neugeborenen bzw. 4 000 €/20 Neugeborenen einer Generation)<br />
und der Gesamtverschuldung des Staates von 1,48 Billionen € (=2,1 Mio. €/1<br />
Neugeborenen bzw. 103 000 €/20 Neugeborenen einer Generation) befindet sich somit<br />
auch der gesamte Staat nicht nur im ökonomischen, sondern auch im ökologischen<br />
(Schädigung der Umwelt) und sozialen (z.B. Arbeits-, Renten-, Gesundheits-,<br />
Bildungssituation) Kollaps. - Dieser mehrfache Kollaps ist wohl die Voraussetzung<br />
zur nachhaltigen Entwicklung wie z.B. hier von Deutschland und seiner<br />
Wirtschaft, miteingeschlossen hier des gesamten o.e. Ernährungsbereiches, da<br />
sich die Politik und somit die Politiker auch weiterhin nur an Mehrheiten<br />
orientieren und nicht notwendigerweise wenig wahlträchtige Wahrheiten zur<br />
Grundlage ihrer Zielsetzungen und Handlungen machen.<br />
III LITERATUR<br />
Die ausführliche ppt-Version dieses Vortrages kann beim Verfasser angefordert<br />
werden.<br />
BMELV (2005): Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (2005)<br />
des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.<br />
Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster-Hiltrup 2005<br />
Düngeverordnung der Bundesrepublik Deutschland mit der 1. Änderungsverordnung und<br />
ihren Fassungen vom 13. bzw. 10. Januar 2006 sowie 22. September 2006 (BMELV<br />
2006)<br />
EUROSTAT (2005): Agricultural Statistics 5/2005: European Commission<br />
Ebenthal, T., Broll, G. und H.J. Braukmann (2006, hier): Szenarien zu Auswirkungen der<br />
neuen Düngeverordnung aus Tierhaltungsbetriebe in der intensiven Veredelungsregion<br />
Süd-Oldenburg. Kongressband 118. VDLUFA-Kongress/Freiburg, 19.-22. Sept. 2006<br />
(CD-ROM)<br />
Isermann, K. (2003): Die Stickstoff-Flüsse im Ernährungsbereich unter besonderer<br />
BErücksichtigung der Landwirtschaft. Schriftenreihe der FAL Reckholz, CH-8046<br />
Zürich, 15-19<br />
Isermann, K. und R. Isermann (2005): Möglichkeiten und Grenzen des Kreislaufes der<br />
Nährstoffe C, N, P, K innerhalb des Ernährungsbereiches und Landwirtschaft-<br />
Kongressband 117. VDLUFA-Kongress/Bonn, 27.-30.Sept, 2005 (CD-ROM)<br />
Isermann, R. und K. Isermann (2006, hier): Phosphor-Bilanzen der Landwirtschaft in<br />
Europa und ihre Auswirkungen auf die (Inter-)nationale Politik des Phosphor-<br />
Nährstoffmanagements. Notwendigkeit auch einer EU-Phosphor-Direktive,<br />
Kongressband 118. VDLUFA-Kongress/Freiburg, 19.-22. Sept. 2006 (CD-ROM)<br />
Osterburg, B. (2002): Rechnerische Abschätzung der Wirkungen möglicher politischer<br />
Maßnahmen auf die Ammoniak-Emissionen aus der Landwirtschaft in Deutschland im<br />
Jahr 2010. Studie Institut für Betriebswirtschaft, Agrarstruktur und ländlichen Raum der<br />
FAL im Auftrag des BMVEL (April 2002)<br />
K. Isermann Manuskriptvorlage 2006 VDLUFAII<br />
172
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tab. 1: Linkage between sustainable and healthy human nutrition with animal food<br />
and corresponding needed sustainable animal production of agriculture<br />
exemplarily shown for Germany in 2000 (BMVEL 2001)<br />
Animal food<br />
Milk and<br />
milk products<br />
Meat<br />
Eggs<br />
Sustainable / Healthy human nutrition<br />
Needed animal food<br />
(kg . cap -1 . yr -1 )<br />
� Tab. 12<br />
Milk: 45.6 (4.2% fat)<br />
Butter: 2.9 (80% fat)<br />
Cheese: 7.3<br />
(i.e. Emmentaler:<br />
8 kg cheese = 100 kg milk)<br />
23.4<br />
3.7 / 7.7<br />
= 60 / 124 eggs with 62 g . egg -1<br />
Milk equivalents<br />
(kg . cap -1 . yr -1 )<br />
46<br />
55<br />
91<br />
Total: 192<br />
Corresponding needed animal<br />
production of agriculture with<br />
0.1 AU . cap -1 = 50 kg life weight<br />
Milk cows: 1 AU = 6127 kg milk . yr -1<br />
32% of animal stock<br />
= 16 kg life weight<br />
50 kg life weight<br />
x 49% efficiency of meat yield<br />
= 24.5 kg meat . cap -1 . yr -1<br />
� Tab. 21<br />
with 196 kg milk . cap -1 . yr --1<br />
60/124 eggs x 276 eggs . laying hen -1. yr -1<br />
= 0.22/ 0.45 laying hen . cap -1 . yr -1<br />
Re0768<br />
173
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Table 2: Summary of the reference value:<br />
A) both for healthy human nutrition especially with animal food consumption<br />
B) and corresponding sustainable agriculture especially with animal food production<br />
C) with practically no impacts on waste and waste water<br />
Energy<br />
Nutritious matters<br />
Meat<br />
1. Energy<br />
2. Protein<br />
% Energy<br />
3. Fat<br />
% Energy<br />
4. Meat<br />
5. Phosphorus<br />
6. Carbohydrates<br />
% Energy<br />
7. Dietary crude fibre<br />
A) H U M A N N U T R I T I O N<br />
Average<br />
total daily<br />
intake<br />
per capita<br />
2100 kcal<br />
53g<br />
10-15<br />
70g<br />
25-30<br />
64g<br />
700 mg<br />
275 g<br />
50-60<br />
30f<br />
%<br />
Share<br />
B) A G R I C U L T U R E<br />
Animal food consumption Animal food production<br />
20<br />
40<br />
50<br />
100<br />
(30)<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Daily<br />
intake per<br />
capita<br />
420 kcal<br />
21 g<br />
35 g<br />
64 g<br />
(210 mg)<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Maximum animal<br />
stocks<br />
� Maximum animal unit<br />
(AU) equivalent :<br />
0.1 AU . Capita -1<br />
(= 50 kg animal live<br />
weight)<br />
Maximum animal densities<br />
with optimum conditions<br />
(i.e. nutrient supply of soils)<br />
Maintenance balances :<br />
1. C : 2.0 t ROS . ha-1 . yr -1<br />
2. N : Output with yield<br />
+ (20-) 50 kg N . ha -1 . yr -1<br />
3. P: Output with yield<br />
± 0 kg P . ha -1 . yr -1<br />
� Maximum animal densities:<br />
(> 0.4-) 1.0 AU . ha -1<br />
C) WASTE<br />
AND<br />
WASTE<br />
WATER<br />
Practically<br />
no impacts<br />
of human<br />
nutrition<br />
and<br />
agriculture<br />
on the N<br />
and P inputs<br />
into waste<br />
and waste<br />
water<br />
Re0600a<br />
Tab.3: Notwendige Reduktion der Tierproduktion und der Tierbestände der Landwirtschaft<br />
in Ländern der EU-25+2 sowie in den Bundesländern von Deutschland<br />
gemessen am aktuellen einwohnerspezifischen Tierbesatz (GV/E) im Vergleich zum maximal tolerierbaren Tierbesatz<br />
von 0,1 GV/E (Isermann und Isermann 1995/2006)<br />
aufgrund einer gesunden Ernährung (Konsumtion/Haushalte) mit tierischen Nahrungsmitteln, insbesondere mit Fleisch<br />
[(Netto: max. 23,4 kg /E . a; DGE (2000/2001) anstelle von z.B. in Deutschland aktuell (2002): 60 kg /E . a]<br />
mit Bezugsjahr 2003<br />
[Aktuelle Tierbestände und Bevölkerung: EUROSTAT 2005]<br />
Land Aktueller<br />
Tierbesatz<br />
1.Irland<br />
2.Dänemark<br />
3.Frankreich<br />
4.Belgien<br />
5.Niederlande<br />
6.Zypern<br />
7.Luxemburg<br />
8.Spanien<br />
9.Litauen<br />
10. Österreich<br />
11.Rumänien<br />
(GV/E)<br />
1.606<br />
0,846<br />
0,390<br />
0,382<br />
0,380<br />
0,359<br />
0,355<br />
0,341<br />
0,339<br />
0,308<br />
0,304<br />
Notwendige<br />
Reduktion<br />
(%)<br />
-94<br />
-88<br />
-74<br />
-74<br />
-74<br />
-72<br />
-72<br />
-71<br />
-71<br />
-67<br />
-67<br />
EU-15 0,294 -66<br />
12.Slowenien 0,293<br />
-66<br />
13. Polen<br />
0,292<br />
-66<br />
EU-25+2<br />
0,290<br />
-64<br />
EU-10+2<br />
0,275<br />
-64<br />
Land Aktueller<br />
Tierbesatz<br />
14. Ungarn<br />
15. Bulgarien<br />
16. Estland<br />
17. Ver. Königreich<br />
18. Griechenland<br />
19. Finnland<br />
20. Deutschland<br />
21. Portugal<br />
22. Tschech. Rep.<br />
23. Schweden<br />
24. Lettland<br />
25. Slowakei<br />
26. Italien<br />
27. Malta<br />
(GV/E)<br />
0,263<br />
0,254<br />
0,241<br />
0,240<br />
0,238<br />
0,227<br />
0,226<br />
0,226<br />
0,224<br />
0,205<br />
0,197<br />
0,177<br />
0,174<br />
0,123<br />
Notwendige<br />
Reduktion<br />
(%)<br />
-62<br />
-61<br />
-59<br />
-58<br />
-58<br />
-56<br />
-56<br />
-56<br />
-55<br />
-51<br />
-49<br />
-44<br />
-43<br />
-19<br />
Deutschland<br />
Bundesländer<br />
1. Schleswig-Holstein<br />
2. Niedersachsen<br />
+Hamburg<br />
+Bremen<br />
3. Mecklenburg-Vorp.<br />
4. Bayern<br />
5. Sachsen-Anhalt<br />
6. Thüringen<br />
Deutschland<br />
7. Sachsen<br />
8. Nordrhein-Westf.<br />
9. Baden-Württemb.<br />
10. Brandenburg<br />
+Berlin<br />
11. Hessen<br />
12. Rheinland-Pfalz +<br />
Saarland<br />
Aktueller<br />
Tierbesatz<br />
(GV/E)<br />
0,466<br />
0,456<br />
0,404<br />
0.311<br />
0,252<br />
0,232<br />
0,226<br />
0,156<br />
0,154<br />
0,140<br />
0,130<br />
0,106<br />
0,094<br />
Notwendige<br />
Reduktion<br />
(%)<br />
-79<br />
-78<br />
-75<br />
-68<br />
-60<br />
-57<br />
-56<br />
-36<br />
-35<br />
-29<br />
-23<br />
-6<br />
+7<br />
Re0747<br />
174
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
…davon:<br />
3.1 Rinder<br />
3.2 Schafe<br />
3.3 Ziegen<br />
3.4 Schweine<br />
3.5 Geflügel<br />
Tab.4: Fleischverzehr und Viehbestände in Deutschland 1950/53 im Vergleich zu 2003<br />
8 986<br />
133<br />
97<br />
1 243<br />
219<br />
Deutschland 1950/53) Deutschland (2003)<br />
BRD DDR D D<br />
1. Einwohner [Mio.] 51,0 18,4 69,4<br />
82,5<br />
2. Fleisch-Verzehr<br />
[Brutto: kg E<br />
(100)<br />
(119)<br />
. a]<br />
2.1 Ist mit SG (%)<br />
39,7 (94)<br />
31,6 (69)<br />
37,5 (89)<br />
89,4 (94)<br />
(114)<br />
(91)<br />
(107)<br />
(256)<br />
2.2 Soll (DGE 2000/01)<br />
34,9<br />
34,9<br />
34,9<br />
34,9<br />
(100)<br />
(100)<br />
(100)<br />
(100)<br />
3. GV (ohne Pferde) [x 1000] 10 627<br />
4 005<br />
14 632<br />
13 450<br />
(100)<br />
(92)<br />
2 883<br />
119<br />
113<br />
786<br />
102<br />
4. GV / E . a 0,208 0,217<br />
5. Tierische Leistungen:<br />
5.1 kg Milch / Kuh<br />
5.2 Laktationen<br />
5.3 Umtriebsfaktoren:<br />
a) Mastschwein + Ferkel<br />
b) Junghennen<br />
c) Masthähnchen<br />
5.4 Eier/Legehenne<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
1 828<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
94<br />
11 869<br />
252<br />
210<br />
2 029<br />
321<br />
0,210<br />
(100)<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
9 748<br />
223<br />
-<br />
2 985<br />
494<br />
0,163<br />
(78)<br />
6 537<br />
?<br />
2,8<br />
2,2<br />
7,0<br />
277<br />
Re0769<br />
175
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
1/ 2<br />
Tab. 5: Nationale und EU-Subventionen der Landwirtschaft von Deutschland in 2004<br />
(BMVEL 2005)<br />
A) Nationale Subventionen (Bund/Länder)<br />
Subventionen bei 420 697 Betrieben Mrd. € / a<br />
1. Maßnahmen der nationalen Agrarpolitik (Bund)<br />
…davon u.a. landwirtschaftliche Sozialpolitik<br />
…davon a) Altershilfe (ca. 80% des gesamten Rentenaufkommens!)<br />
b) Krankenversicherung<br />
c) Unfallversicherung<br />
2. Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur (Bund / Länder)<br />
…davon u.a. „nachhaltige Landbewirtschaftung“<br />
(Ausgleichszulagen sowie markt- u. standortangepaßte Landbewirtschaftung)<br />
4,140 [100]<br />
(87) 3,778 [91]<br />
2,348<br />
1,028<br />
0,250<br />
--------<br />
0,274<br />
( 6 )<br />
3,626 [88]<br />
0,080<br />
( < 2)<br />
3. Förderung „benachteiligter“ Gebiete<br />
0,344<br />
(4,6 Mio. ha = 27% der LF mit 75 €/ha bzw. 2 360 €/ Betrieb)<br />
( 7 )<br />
Gesamt ( 1. – 3.) [44] 4,758 (= 280 € /ha LF)<br />
(100)<br />
B) EU-Subventionen<br />
Gesamt:<br />
…davon u.a. Markt(un)ordnungsausgaben<br />
…davon u.a. Direktzahlungen für:<br />
1. Ackerkulturen<br />
2. Tierische Erzeugnisse (ohne Fisch)<br />
…davon für a) Rindfleisch(u.a. 2 179 419 Rinderprämien in 2002)<br />
b) Milch(-erzeugnisse)<br />
C) Nationale und EU-Subventionen<br />
( �Eigenfinanzierung durch Fleischlenkungsabgabe siehe 2 / 2)<br />
[56] 6,034 (= 355 €/ha LF)<br />
(100)<br />
(vgl.: 22,218 von D an EU)<br />
5,234 [100]<br />
(87) (= 308 €/ha LF)<br />
3 590 [69]<br />
1 244 [24]<br />
963 [18]<br />
230 [4]<br />
[100] 10,792 1) = 131 €/E . a)<br />
= 635 €/ ha LF<br />
Tab. 5: Nationale und EU-Subventionen der Landwirtschaft von Deutschland in 2004<br />
(BMVEL 2005)<br />
2/ 2<br />
1)<br />
Diese gesamten Subventionen von 10,792 Mrd. €/ a könnten auch vom Verbraucher konsumorientiert<br />
aufgebracht werden:<br />
1. durch einen Preisaufschlag von 1,46 €/kg SG ? 2,18 €/ kg Fleisch (Faktor 0,67) z.B. auf:<br />
€ / Betrieb . a<br />
8 980<br />
11 310<br />
14 342<br />
12 441<br />
5 581<br />
2 443<br />
594<br />
---------<br />
8 618<br />
25 652<br />
ABL: 18 000<br />
NBL:123 000<br />
Re0756<br />
a) Schweinefleisch von gegenwärtig (2004/05) 1,43 €/kg SG ? 2,14 €/kg Fleisch auf 2,89 €/kg SG ? 4,31 €/kg<br />
Fleisch, also um 50%<br />
b) Rindfleisch von gegenwärtig (2004/05) 2,37 €/kg SG ? 3,54 €/kg Fleisch auf 3,83 €/kg SG ? 5,72 €/kg Fleisch,<br />
also um 50%<br />
(Grundlagen 2003: Fleischverzehr (Brutto) 89,4 kg SG/E . a ? (Netto) 59,8 kg Fleisch/E . a von 82,5 Mio. Einwohnern)<br />
2. durch Preisaufschlag auf alle Nahrungsmittel und alkholfreie Getränke im selben Ausmaß<br />
82 532 000 Einwohner Mrd. €/a € / E Relativ<br />
. a<br />
a b c<br />
1. Verfügbares Einkommen<br />
… davon:<br />
1447,390 17 537 (100) - -<br />
1.1 Konsumausgaben insgesamt<br />
1312,530 15 903 (90) (100) -<br />
1.2 Ausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie<br />
Getränke<br />
145,510 1 763 (10) (11) (100)<br />
2. Subventionen Landwirtschaft 10,792 131 (0,7) (0,8) (7,4)<br />
3. Ausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie<br />
Getränke<br />
einschließlich Preisaufschlag<br />
entsprechend Subventionen Landwirtschaft (= 1.2 + 3.)<br />
156,302 1 894 (10,7) (11,8) (107,4) 1)<br />
1) entspricht der bisherigen Mehrwertsteuer für Nichtnahrungsmittel-Erzeugnisse von 16%<br />
anstelle der erhobenen MwSt für Nahrungsmittel von nur 7% (bei deren unverändertem Konsum trotz Preisaufschlag)<br />
176
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Abb. 1 : Tax Levy Model for Animal Products to Relieve the Environment and Public Health<br />
(van der Ploeg 2002) (Re0715)<br />
more food<br />
for the 3rd world<br />
fewer coronary<br />
heart diseases,<br />
strokes,<br />
less diabetes,<br />
cancer, etc.<br />
fewer<br />
public health<br />
costs<br />
fewer<br />
imports<br />
of fodder<br />
less need of<br />
pharmaceuticals<br />
higher<br />
food quality<br />
reduced<br />
consumption<br />
fewer agricultural<br />
subsidies<br />
more money for<br />
public health<br />
less suffering<br />
of animals<br />
smaller stocks in<br />
animal husbandry<br />
indirect taxes on<br />
meat,<br />
eggs,<br />
cheese,<br />
and butter<br />
more money for an environmentcompatible<br />
agriculture<br />
less<br />
domestic<br />
fodder production<br />
fewer<br />
N2O-emissions,<br />
NH3-emissions,<br />
CH4-emissions,<br />
NO3-emissions,<br />
PO4-emissions<br />
higher tax<br />
revenues<br />
more money for<br />
environmental<br />
repairs<br />
less environmetal<br />
encumbrance<br />
fewer costs for<br />
environmental<br />
repairs<br />
Tab. 6: „Unavoidable“ gaseous N losses with animal manure as well as tolerated with them maximum<br />
animal densities and P excretions according to the fertilizing regulation of Germany (13 th January 2006)<br />
compared with sustainable NH3-N losses and P excretions shown by 2 examples<br />
(arable land/liquid manure from fattening pigs and 3 x cutted + 1 x grazed grassland) respectively<br />
Maximum applicated N<br />
(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />
“Unavoidable” gaseous N losses<br />
(90% NH3-N)<br />
a) %<br />
b) (kg N . ha -1 . yr -1 )<br />
Tolerable NH3-N losses<br />
(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />
Maximum tolerated N excretion<br />
(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />
N excretion of 1 animal unit ? tolerable<br />
animal density (kg N . ha -1 . yr -1 )<br />
Tolerated animal densities (AU . ha -1 )<br />
(1 AU ? 500 kg life weight)<br />
…with tolerated P excretion<br />
(kg P2O5 . ha -1 . yr -1 )<br />
Tolerable P excretion with 1 AU<br />
(kg P2O5 . ha -1 . yr -1 )<br />
Arable land / liquid manure<br />
from fattening pigs<br />
170<br />
(Compare Austria: Total N input 170)<br />
3x cutted and 1x grazed grassland/<br />
liquid manure and urine/excretion from<br />
dairy cows (6200 kg milk . cow -1 . yr -1<br />
(1 st Amending regulation 10/01/06)<br />
230<br />
(compare Austria: Total N input 210)<br />
40<br />
28<br />
105<br />
89<br />
10<br />
10<br />
(actually: 29)<br />
(actually: 29)<br />
262 319<br />
6.25 fattening pig places (? 16 pigs . yr -<br />
1<br />
)<br />
Feeding:<br />
a) monophasic: 73<br />
b) more phasic: 61<br />
a) monophasic: 262/ 73 = 3.6<br />
(58 fatteining pigs)<br />
b) more phasic: 262/61 = 4.3<br />
(69 fattening pigs)<br />
a) monophasic: 139 (P surplus: 79)<br />
b) more phasic: 110 (P surplus: 38)<br />
a) monophasic: 38 (P surplus: 21)<br />
b) more phasic: 26 (P surplus: 9)<br />
96 (115 . cow -1 . yr -1 )<br />
319 / 96 = 3.3<br />
(? 2.8 cows)<br />
2.7 x 40 = 108<br />
(P surplus: 108-47= 61)<br />
34<br />
(P surplus: 17)<br />
Re0738<br />
177
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Szenarien zu Auswirkungen der neuen Düngeverordnung auf Tierhaltungsbetriebe in der<br />
intensiven Veredlungsregion Südoldenburg<br />
Ebenthal, Timo (Hochschule Vechta); Brauckmann, Hans-Jörg; Broll, Gabriele<br />
1. Einleitung<br />
Die Region Südoldenburg, bestehend aus den beiden niedersächsischen Landkreisen<br />
Cloppenburg und Vechta, stellt das Zentrum der deutschen Veredlungswirtschaft dar und<br />
nimmt auch innerhalb des generell von intensiver Tierhaltung geprägten Weser-Ems-<br />
Raumes in agrarwirtschaftlicher Hinsicht eine Sonderstellung ein. In dem vorliegenden<br />
Beitrag werden anhand zweier Modellrechnungen für ausgewählte repräsentative<br />
tierhaltende Betriebe die Auswirkungen der Anfang dieses Jahres neu gefassten<br />
Düngeverordnung (DüV) auf die Veredlungsregion Südoldenburg skizziert.<br />
1.1. Agrarische und agrarwirtschaftliche Strukturen in Südoldenburg<br />
Die Landwirtschaft in der Region Südoldenburg wird dominiert von der<br />
flächenunabhängigen Veredlungswirtschaft. Basierend auf den Zahlen der aktuellsten<br />
verfügbaren Agrarstatistik (NLS 2004) ergibt sich bezüglich der agrarischen Strukturen das<br />
in der Tabelle 1 dargestellte Bild: Neben etwa 265.000 Rindern wurden hier im Bezugsjahr<br />
2003 knapp zwei Millionen Schweine sowie etwa 20 Millionen Stück Geflügel (inklusive<br />
Truthühner, Enten und Gänse) gehalten. Der Schwerpunkt hinsichtlich der Tierhaltung<br />
liegt dabei auf der Schweine- und Geflügelmast sowie der Legehennenhaltung (v. a. im LK<br />
Vechta).<br />
Tabelle 1: Agrarische Strukturen in der Region Südoldenburg<br />
LK Cloppenburg LK Vechta Südoldenburg<br />
Rinder gesamt 167.623 97.907 265.530<br />
Schweine gesamt 1.075.159 885.757 1.960.916<br />
Geflügel gesamt 7.806.874 12.105.633 19.912.507<br />
Großvieheinheiten<br />
(GV)<br />
286.562 203.989 490.551<br />
Landwirtschaftliche<br />
Nutzfläche (LN, ha)<br />
95.563 64.619 160.182<br />
Ackerland (ha) 78.719 55.869 134.588<br />
Mais (inklusive<br />
Silomais, ha)<br />
Getreide (ohne<br />
Körnermais, ha)<br />
Quellen: KTBL (2006), NLS (2004)<br />
34.890 24.055 58.945<br />
31.535 21.034 52.569<br />
Bezüglich der Flächenausstattung ist anzumerken, dass im Jahre 2003 etwa 160.000 ha<br />
landwirtschaftliche Nutzflächen zur Verfügung standen (davon etwa 7.600 ha<br />
Stilllegungsflächen), von denen wiederum etwa 84 % Ackerland waren (vgl. NLS 2004).<br />
Der Anteil des Getreides (vorwiegend Winterweizen sowie Winter- und Sommergerste)<br />
und des Mais (Körnermais, Corn-Cob-Mix und Silomais) am Ackerland war im Bezugsjahr<br />
2003 mit zusammen ca. 83 % als sehr hoch einzustufen (vgl. NLS 2004).<br />
178
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Basierend auf diesen Zahlen wiederum ergibt sich bezüglich der Viehdichten folgendes<br />
Bild: Je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) (d. h. ohne Berücksichtigung der<br />
stillgelegten Flächen) wurden in Südoldenburg im Bezugsjahr 2003 1,74 Rinder, 12,9<br />
Schweine sowie 131 Stück Geflügel gehalten. Dabei sind die Viehdichten mit Ausnahme<br />
der Rinder im LK Vechta höher als im LK Cloppenburg und erreichen bei den Schweinen<br />
und dem Geflügel Werte von 14,6 bzw. 199 Tieren je ha LF (LK Cloppenburg: 11,8<br />
Schweine je ha LF sowie 86 Stück Geflügel je ha LF). Betrachtet man die<br />
Gesamtviehdichten (GV) wiederum je ha LF, so lagen diese im Jahr 2003 bei 3,35 GV je<br />
ha LF im LK Vechta bzw. bei 3,15 GV je ha LF im LK Cloppenburg (Südoldenburg gesamt:<br />
3,23 GV je ha LF).<br />
1.2. Nährstoffanfall aus Wirtschaftsdüngern in Südoldenburg<br />
Basierend auf der in Abbildung 2 dargestellten Vorgehensweise lässt sich der<br />
Nährstoffanfall aus Wirtschaftsdüngern je ha LF für die Region Südoldenburg ermitteln.<br />
Bei der Kalkulation des Nährstoffanfalls aus der Tierhaltung sind folglich nicht nur die<br />
absoluten Viehzahlen gemäß Agrarstrukturerhebung zu berücksichtigen, sondern<br />
insbesondere auch die Art der Fütterung sowie die generelle Intensität der Tierhaltung,<br />
was sich bei der Tiermast v. a. an der Höhe der Tageszunahmen bzw. der pro Jahr<br />
realisierten Umtriebe festmachen lässt.<br />
Abbildung 2: Vorgehensweise zur Ermittlung der Nährstoffmengen aus<br />
Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft<br />
Quelle: Eigene Erstellung<br />
Nach Festlegung dieser Parameter, wobei in diesem Falle von mittleren Leistungsniveaus<br />
sowie einer teilweise nährstoffreduzierten Fütterung ausgegangen wurde, lässt sich<br />
anhand von Faustzahlen (vgl. DLG 2005, KTBL 2005a, 2006, LKW NIEDERSACHSEN 2006)<br />
der Nährstoffanfall aus der Tierhaltung näherungsweise bestimmen. Entsprechend kann<br />
man für den LK Cloppenburg einen Bruttostickstoffanfall aus Wirtschaftsdüngern (d. h.<br />
179
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
ohne Berücksichtigung unvermeidlicher gasförmiger N-Verluste in Form von Ammoniak)<br />
von etwa 270 kg N je ha LF kalkulieren, während es im LK Vechta sogar ca. 330 kg N je<br />
ha LF sind. Bezogen auf den Phosphor aus Wirtschaftsdüngern betragen die Werte etwa<br />
55 kg P je ha LF im LK Cloppenburg sowie ca. 80 kg P je ha LF im LK Vechta.<br />
2. Kernpunkte der neuen Düngeverordnung (DüV)<br />
Bei der Darstellung der Kernpunkte der neuen DüV verglichen mit den Regelungen der<br />
alten DüV liegt der Fokus auf den Vorgaben, die bezüglich der Erstellung von<br />
Nährstoffbilanzen bzw. der maximal mit Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft je ha LF<br />
ausbringbaren Nährstoffmengen von Relevanz sind. Generell ist dabei festzuhalten, dass<br />
die Höchstaufwandmenge aus Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft in der neuen DüV<br />
prinzipiell auf 170 kg N je ha LF abgesenkt wurde (§ 4 Abs. 3), wenngleich eine<br />
Ausnahmegenehmigung für intensiv genutztes Grünland bei der Europäischen<br />
Kommission beantragt worden ist. Gegenüber den Regelungen der alten DüV können<br />
dabei insbesondere im Bereich der Schweine- und Geflügelhaltung wesentlich höhere<br />
gasförmige N-Verluste bezüglich der 170 kg N-Grenze angerechnet werden (Anlage 2<br />
Zeilen 6-9 Spalten 4-5).<br />
Nährstoffbilanzen müssen nun nur noch für N und P erstellt werden, nicht mehr jedoch für<br />
Kalium (§ 5 Abs. 2). Während diese Nährstoffbilanzen gemäß der alten DüV nicht bewertet<br />
wurden, sondern nur zu erstellen waren, legt die neue DüV tolerierbare Überschüsse für N<br />
und P im Mittel von drei bzw. sechs Jahren fest (§ 6 Abs. 2). Überschreitungen dieser<br />
Bilanzüberschüsse, die im Falle von P nur auf hoch mit P versorgten Böden gültig sind (§<br />
6 Abs. 2 Nr. 2), stellen jedoch keine Ordnungswidrigkeiten im Sinne der DüV dar (im<br />
Gegensatz zu einer Überschreitung der 170 kg N-Grenze etwa) und sind im Falle von N<br />
zumindest bislang auch nicht Cross Compliance relevant. Die Möglichkeit, nichtsdestotrotz<br />
regulierend einzugreifen, leitet sich aus einer Änderung des Düngemittelgesetzes (DüMG)<br />
ab, wonach die zuständige Behörde bei Verstößen gegen § 1a des DüMG (gute fachliche<br />
Praxis beim Düngen) oder gegen auf dessen Basis erlassene Rechtsvorschriften (z. B. die<br />
DüV) eingreifen kann, aber eben nicht zwingend muss (§ 8a).<br />
Zudem ist in der neuen DüV § 3 Abs. 6 der alten DüV ersatzlos gestrichen worden,<br />
wonach auf mit P oder K sehr hoch versorgten Böden Wirtschaftsdünger tierischer<br />
Herkunft maximal bis in Höhe des Pflanzenentzugs aufgebracht werden durften. Dies hat<br />
insbesondere für eine Region wie Südoldenburg eine große Bedeutung, da die Böden hier<br />
im Mittel hoch bis sehr hoch mit P versorgt sind (vgl. LEINWEBER et al. 1993, 1997a, b,<br />
VDLUFA 1999).<br />
3. Modellrechnungen<br />
3.1. Vorgehensweise bei der Erstellung der Modellrechnungen<br />
Im Folgenden werden die Auswirkungen der neuen Düngeverordnung auf<br />
Tierhaltungsbetriebe in der intensiven Veredlungsregion Südoldenburg anhand zweier<br />
Modellrechnungen skizziert. In Modellrechnung 1 handelt es sich dabei um einen Betrieb<br />
mit Mastschweinhaltung, während in der zweiten Modellrechnung ein<br />
Hähnchenmastbetrieb betrachtet wird. Dabei werden jeweils mittlere Leistungsniveaus<br />
angesetzt, und es wird in einem ersten Schritt jeweils von Standardfuttermischungen<br />
ausgegangen. Bezüglich der von den Nutztieren ausgeschiedenen Nährstoffmengen bzw.<br />
180
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
dem Gesamtanfall an Exkrementen wird wiederum auf die unter Kapitel 0 erwähnte<br />
Literatur zurückgegriffen (DLG 2005, KTBL 2005a, 2006, LKW NIEDERSACHSEN 2006).<br />
Die Ermittlung des Düngebedarfs der landwirtschaftlichen Nutzfläche basiert auf den<br />
typischen Nährstoffgehalten des jeweiligen Ernteguts gemäß einschlägiger Faustzahlen<br />
(KTBL 2005a, 2006, LKW NIEDERSACHSEN 2006) sowie auf den für die Region<br />
Südoldenburg typischen Erträgen, wobei hierzu einerseits wiederum die Empfehlungen<br />
der LWK Niedersachsen herangezogen sowie andererseits zusätzlich die Erntestatistiken<br />
des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik seit 1991 ausgewertet wurden (NLS<br />
2006). Der Düngebedarf wird hier folglich dem jeweiligen N- und P-Entzug des<br />
erntefähigen Haupt- und Nebengutes gleichgesetzt, so dass die verfügbaren N-Mengen<br />
der Böden (Nmin-Gehalte) unberücksichtigt bleiben. Des Weiteren wird davon<br />
ausgegangen, dass sich die Böden der Modellbetriebe bezüglich der P-Versorgung in den<br />
Gehaltsklassen D und höher befinden, was wiederum typisch für die Region Südoldenburg<br />
ist (vgl. LEINWEBER et al. 1993, 1997a, b, VDLUFA 1999, 2001). Darüber hinaus ist zu<br />
beachten, dass die landwirtschaftlichen Nutzflächen in den beiden Modellrechnungen<br />
ausschließlich aus Ackerland bestehen (inklusive Stilllegungsflächen), was indes als<br />
charakteristisch für spezialisierte Veredlungsbetriebe in Südoldenburg angesehen werden<br />
kann.<br />
3.2. Modellrechnung 1: Betrieb mit Schweinemast<br />
In dieser ersten Modellrechnung wird ein Schweinemastbetrieb mit einer Kapazität von<br />
3.000 Stallplätzen betrachtet. Wie in Abbildung 3 dargestellt, werden etwa 2,4 Umtriebe<br />
pro Jahr realisiert, was einem Zuwachs je Stallplatz und Jahr von 210 kg entspricht. Des<br />
Weiteren wird unterstellt, dass von dem Betrieb Standardfutter eingesetzt wird, was in<br />
Nährstoffausscheidungen von etwa 12 kg N und 2,4 kg P je Stallplatz und Jahr resultiert.<br />
Entsprechend fallen pro Jahr etwa 36 t Brutto-N sowie 7,2 t P aus Wirtschaftsdüngern an.<br />
Zudem wird von einer Gesamtgüllemenge von ca. 4.500 t a -1 ausgegangen, was im<br />
Umkehrschluss bedeutet, dass je Stallplatz und Jahr 1,5 t Gülle anfallen.<br />
Abbildung 3: Übersichtsschema zu Modellrechnung 1: Schweinemastbetrieb<br />
Quelle: Eigene Erstellung<br />
181
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche des Betriebs umfasst 130 ha, wobei etwa 10 ha<br />
Brache sind, die nicht gedüngt werden dürfen. Auf den übrigen 120 ha werden zu gleichen<br />
Anteilen Winterweizen (Ertrag: 12,6 t ha -1 a -1 , davon 7 t Haupterntegut), Wintergerste (11,7<br />
t ha -1 a -1 , davon 6,5 t Haupterntegut) sowie Silomais (Ertrag: 45 t ha -1 a -1 ) angebaut.<br />
Hieraus resultiert ein Düngebedarf der landwirtschaftlichen Nutzfläche von etwa 18,7 t N<br />
und ca. 3,9 t P pro Jahr.<br />
Bei der Berechnung des Gülle-N-Anfalls je ha LF (170 kg N-Grenze, vgl. Kapitel 0) dürfen<br />
30 % des Brutto-N als gasförmige N-Verluste in Abzug gebracht werden (Anlage 2 Zeile 7<br />
Spalte 2 DüV). Dies resultiert in einem N-Anfall je ha LF von 210 kg a -1 , was zu einem<br />
Betriebsüberschuss von 4,8 t N a -1 führt (40 kg N ha -1 a -1 ). Unterstellt man einen N-Gehalt<br />
in der Gülle (nach Abzug der gasförmigen Haltungs- und Lagerungsverluste) von ca. 0,6<br />
%, so beläuft sich der Gülleüberschuss auf etwa 800 t a -1 . Nach den Regelungen der alten<br />
DüV hätten hingegen nur 10 % des Brutto-N in Abzug gebracht werden dürfen, was einen<br />
N-Anfall je ha LF von 270 kg a -1 bedeutet hätte. Der Betriebsüberschuss hätte sich<br />
demnach auf 12 t N a -1 belaufen (100 kg N ha -1 a -1 ), was wiederum einen Gülleüberschuss<br />
von etwa 1.700 t a -1 nach sich gezogen hätte (entsprechender N-Gehalt der Gülle: etwa<br />
0,7 %)<br />
Bei der Erstellung der N-Bilanz ist anzumerken, dass die gesamte anfallende Güllemenge<br />
berücksichtigt wird, obwohl infolge des Überschreitens der 170 kg N-Grenze etwa 800 t<br />
Gülle nicht auf den betriebseigenen Flächen verwertet werden können. In dieser<br />
Beispielrechnung dürfen 40 % des Brutto-N als gasförmige Verluste in Abzug gebracht<br />
werden (Anlage 2 Zeile 7 Spalte 4 DüV). Ohne Berücksichtigung weiterer Düngemittel<br />
bzw. Nährstoffträger würde dies zu einem N-Überschuss von 24 kg ha -1 a -1 führen. Damit<br />
bliebe dieser Betrieb unterhalb des tolerierbaren Bilanzüberschusses gemäß § 6 Abs. 2<br />
Nr. 1 der DüV, allerdings wohlgemerkt ohne Berücksichtigung mineralischer Düngemittel<br />
oder auch weiterer Nährstoffträger (z. B. Bioabfälle, etc.).<br />
Bezüglich der Erstellung der P-Bilanz ist anzumerken, dass sich in dieser<br />
Beispielrechnung der Betriebsüberschuss auf ca. 3,3 t P a -1 (27,5 kg P ha -1 a -1 ) beläuft.<br />
Dies würde bei einem durchschnittlichen P-Gehalt der Gülle von etwa 0,16 % zu einem<br />
Gülleüberschuss von ca. 2.000 t a -1 führen. Berücksichtigt man den tolerierbaren P-<br />
Bilanzüberschuss von knapp 9 kg P ha -1 a -1 (§ 6 Abs. 2 Nr. 2 DüV), verbliebe noch ein<br />
Überschuss von 2,2 t P a -1 (18,5 kg P ha -1 a -1 ). Dies wiederum hätte, erneut bei einem<br />
angenommen P-Gehalt der Gülle von 0,16 %, einen Gülleüberschuss von ca. 1.400 t a -1<br />
zur Folge.<br />
3.3. Modellrechnung 2: Betrieb mit Hähnchenmast<br />
In der zweiten Modellrechnung wird ein Hähnchenmastbetrieb mit insgesamt 85.000<br />
Stallplätzen betrachtet. Die allgemeinen Betriebsdaten wiederum sind in Abbildung 4<br />
dargestellt. Demnach realisiert der Betrieb 7,1 Umtriebe pro Jahr und erreicht je Mastplatz<br />
einen Zuwachs von 14,2 kg pro Jahr (2 kg pro Tier). Auch in diesem Betrieb wird<br />
Standardfutter eingesetzt, was einen Mistanfall (inklusive Einstreu) von etwa 9 kg sowie<br />
einen Nährstoffanfall von 0,36 kg N und 0,09 kg P jeweils je Stallplatz und Jahr zur Folge<br />
hat. Entsprechend fallen pro Jahr etwa 765 t Mist sowie 30,6 t N und 7,3 t P an.<br />
182
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Die landwirtschaftliche Nutzfläche des Betriebs umfasst 100 ha, von denen wiederum 8 ha<br />
Stilllegungsflächen sind, die nicht für eine Düngung zur Verfügung stehen. Auf den übrigen<br />
92 ha wird zu gleichen Anteilen Wintergerste (Ertrag: 11,7 t ha -1 a -1 , davon 6,5 t<br />
Haupterntegut) und Körnermais (Ertrag: 18,4 t ha -1 a -1 , davon 8 t Haupterntegut)<br />
angebaut. Dies bedingt einen Düngebedarf der landwirtschaftlichen Nutzfläche von etwa<br />
14,4 t N und 3,3 t P pro Jahr.<br />
Abbildung 4: Übersichtsschema zu Modellrechnung 2: Hähnchenmastbetrieb<br />
Quelle: Eigene Erstellung<br />
Bei der Berechnung des betrieblichen N-Anfalls aus Wirtschaftsdüngern tierischer<br />
Herkunft nach § 4 Abs. 3 der DüV können in dieser Modellrechnung 40 % des Gesamt-N<br />
aus dem Hähnchenmist als gasförmige N-Verluste in Abzug gebracht werden (Anlage 2<br />
Zeile 8 Spalte 3 DüV). Daraus resultiert ein Mist-N-Anfall je ha LF von 200 kg a -1 , was<br />
einen Betriebsüberschuss von 2,8 t N a -1 nach sich zieht (30 kg N ha -1 a -1 ). Bei einem<br />
unterstellten N-Gehalt in dem Mist von 2,4 % (wiederum nach Abzug haltungs- und<br />
lagerungsbedingter gasförmiger Verluste) führt dies zu einem Mistüberschuss von ca. 115<br />
t. Basierend auf den Regelungen der alten DüV, wonach lediglich 25 % des Gesamt-N als<br />
gasförmige N-Verluste in Abzug gebracht werden durften, wären es noch 250 kg Mist-N je<br />
ha LF und Jahr gewesen. Dies hätte zu einem betrieblichen N-Überschuss von knapp 7,4 t<br />
N a -1 (80 kg N ha -1 a -1 ) und somit zu einem Mistüberschuss von ca. 245 t a -1 (unterstellter<br />
N-Gehalt des Mistes: etwa 3 %) geführt.<br />
Bei der Erstellung der betrieblichen N-Bilanz dürfen in diesem Fall 50 % des Brutto-N-<br />
Anfalls als gasförmige N-Verluste in Abzug gebracht werden (Anlage 2 Zeile 8 Spalte 5<br />
DüV). Dabei ist wie schon in Modellrechnung 1 darauf hinzuweisen, dass die gesamte<br />
anfallende Mistmenge angerechnet wird, obwohl infolge des Überschreitens der 170 kg N-<br />
Grenze ein Überschuss von etwa 115 t Hähnchenmist besteht. Wiederum ohne<br />
Berücksichtigung von Mineraldüngern und weiteren Nährstoffträgern resultiert dies in<br />
einem N-Überschuss von 10 kg ha -1 a -1 . Damit bliebe auch dieser Betrieb unterhalb des<br />
tolerierbaren Bilanzüberschusses nach § 6 Abs. 2 Nr. 1 der DüV.<br />
183
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Aus der Erstellung der betrieblichen P-Bilanz ergibt sich in dieser Modellrechnung ein P-<br />
Überschuss von ca. 4 t P a -1 (43,5 kg P ha -1 a -1 ). Daraus lässt sich, unter der Annahme,<br />
dass der Mist einen P-Gehalt von 0,95 % aufweist, ein Mistüberschuss von ca. 420 t a -1<br />
kalkulieren. Nach Abzug der tolerierbaren P-Bilanzüberschüsse (9 kg P ha -1 a -1 , § 6 Abs. 2<br />
Nr. 2 DüV) würde ein P-Überschuss von ca. 3,2 t P a -1 verbleiben (34,5 kg P ha -1 a -1 ), was<br />
wiederum einen Mistüberschuss von etwa 330 t a -1 bedingt.<br />
4. Schlussfolgerungen<br />
Nach den Vorgaben der neuen DüV fallen in einer typischen Veredlungsregion wie<br />
Südoldenburg die N-Überschusse bezogen auf die 170 kg N-Grenze geringer aus als nach<br />
den Regelungen der alten DüV. Zurückzuführen ist dies auf die verglichen mit den<br />
Regelungen der alten DüV deutlich höheren anrechenbaren gasförmigen N-Verluste bei<br />
der Haltung der Nutztiere und der Lagerung der Wirtschaftsdünger, was insbesondere auf<br />
die Schweine- und Geflügelhaltung zutrifft. Entsprechend kann in beiden<br />
Beispielrechnungen bezogen auf die 170 kg N-Grenze, deren Überschreitung nicht nur<br />
eine Ordnungswidrigkeit im Sinne der DüV darstellt, sondern die darüber hinaus auch<br />
Cross Compliance relevant ist, ein höherer Anteil der anfallenden Wirtschaftsdünger auf<br />
den eigenen Flächen verwertet werden als nach den Vorgaben der alten DüV. Während in<br />
Modellrechnung 1 der Gülleüberschuss nach der neuen DüV etwa 18 % (800 t) der<br />
Gesamtmenge von 4.500 t beträgt, wären dies nach den Vorgaben der alten DüV noch<br />
etwa 38 % (1.700 t) gewesen. In Modellrechnung 2 beträgt der Mistüberschuss demnach<br />
etwa 15 % (115 t) der Gesamtmistmenge von 765 t verglichen mit einem Anteil von 32 %<br />
(245 t) gemäß den Vorgaben der alten DüV.<br />
Durch die Streichung des § 3 Abs. 6 der alten DüV, wonach Wirtschaftsdünger tierischer<br />
Herkunft auf sehr hoch mit P (oder K) versorgten Böden maximal bis in Höhe des P- oder<br />
K-Pflanzenentzugs aufgebracht werden durften, existiert in der neuen DüV kein<br />
ordnungsrechtliches Instrument zur Begrenzung der P-Düngung mehr. Zwar wird ein<br />
maximal tolerierbarer Bilanzüberschuss festgelegt, eine Überschreitung dieses<br />
Bilanzüberschusses stellt indes keine Ordnungswidrigkeit im Sinne der DüV dar. Zudem<br />
sind die Vorgaben für P prinzipiell auch nicht Cross Compliance relevant. Selbst für den<br />
Fall, dass der maximal tolerierbare Bilanzüberschuss von 9 kg P ha -1 a -1 nicht<br />
überschritten wird, wird eine weitere P-Anreicherung der im Mittel in Südoldenburg bereits<br />
hoch bis sehr hoch mit P versorgten Böden stattfinden. Dies wiederum ist auf das N/P-<br />
Verhältnis in den Exkrementen insbesondere von Nichtwiederkäuern, die in der neuen<br />
gegenüber der alten DüV höheren anrechenbaren gasförmigen N-Verluste (170 kg N-<br />
Grenze) sowie den N- und P-Düngebedarf der landwirtschaftlichen Nutzflächen<br />
zurückzuführen.<br />
Durch die Verwendung von nährstoffreduzierten Futtermitteln bzw. einer generell noch<br />
besser an den Bedarf der Nutztiere angepassten Fütterung lassen sich sowohl die N- wie<br />
auch die P-Ausscheidungen der Nutztiere verringern, und zwar um bis zu 25 % (vgl. DLG<br />
2005, KTBL 2005a, 2006, LKW NIEDERSACHSEN 2006). Hierbei ist das Reduktionspotenzial<br />
beim Phosphor speziell in der Geflügelhaltung zwar etwas höher als beim Stickstoff,<br />
nichtsdestotrotz ist das N/P-Verhältnis der Wirtschaftdünger auch bei<br />
nährstoffangepasster Fütterung von Nichtwiederkäuern als nicht optimal bezüglich des N-<br />
und P-Düngebedarfs der landwirtschaftlichen Nutzflächen zu charakterisieren. Folglich<br />
würde es auch bei der ausschließlichen Verwendung nährstoffreduzierter Futtermittel in<br />
184
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
einer Region wie Südoldenburg zu einer weitergehenden P-Anreicherung der Böden<br />
kommen, wenngleich sich hierdurch die Wirtschaftsdünger- und damit auch die N- und P-<br />
Überschüsse verringern lassen.<br />
Dass von einer solchen weitergehenden P-Anreicherung ökologische Probleme ausgehen<br />
(z. B. Eutrophierung von Oberflächengewässern), ist aus verschiedenen Studien aus den<br />
Niederlanden (OENEMA et al. 2003, 2005, TAMMINGA 2003) wie auch aus Deutschland (ILG<br />
et al. 2005, LEINWEBER et al. 1997a, b, SIEMENS et al. 2004, VDLUFA 1999, 2001) bekannt.<br />
Ob es indes speziell zu Problemen in der Region Südoldenburg kommt bzw. kommen<br />
wird, kann ohne weitergehende Untersuchungen nicht geklärt werden. Fakt ist jedoch,<br />
dass bei einer Kombination aus einem hohen Wirtschaftsdüngeraufkommen mit<br />
sorptionsschwachen Böden (v. a. sandige und moorige Substrate) und hoch anstehenden<br />
Grundwasserkörpern bzw. flachen Drainagen die Gefahr der vertikalen P-Verlagerung<br />
nicht unerheblich ist. Letzteres kann zukünftig nicht zuletzt vor dem Hintergrund der EU-<br />
Wasserrahmenrichtlinie von großer Bedeutung sein.<br />
Insofern erscheint es sinnvoll, zukünftig den Phosphor in der Gesetzgebung sowohl auf<br />
Bundesebene wie auch auf Ebene der EU stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Würde<br />
beispielsweise die Aufbringungsmenge von Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft<br />
insbesondere von Nichtwiederkäuern eher bzw. stärker am Phosphor ausgerichtet<br />
werden, würde man gleichzeitig auch die Vorgaben für Stickstoff einhalten können. Zudem<br />
würde hierdurch ein Beitrag zum Ressourcenschutz geleistet werden, da die P-Reserven<br />
bekanntermaßen endlich sind und die Qualität der Mineraldünger (Cd-Belastung) zukünftig<br />
eher schlechter werden wird (KTBL 2005b, SCHNUG et al. 2003).<br />
Literatur<br />
DEUTSCHE LANDWIRTSCHAFTSGESELLSCHAFT (DLG) (Hrsg.) (2005): Bilanzierung der Nährstoffausscheidungen<br />
landwirtschaftlicher Nutztiere. DLG-Band 199. Frankfurt a. M.<br />
DÜNGEMITTELGESETZ (DÜMG) vom 15.11.1977 i. d. F. vom 21.10.2005<br />
ILG, K., SIEMENS, J., LANG, F., KAUPENJOHANN, M. (2005): Colloidal and dissolved phosphorus in sandy soils<br />
as affected by P saturation. Journal of Environmental Quality 34, 926-935<br />
KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) (Hrsg.) (2005a): Faustzahlen für die<br />
Landwirtschaft. 13. Auflage. Darmstadt<br />
KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) (Hrsg.) (2005b): Assessment and<br />
reduction of heavy metal input into agro-ecosystems. KTBL-Schrift 432. Darmstadt<br />
KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) (Hrsg.) (2006): Betriebsplanung<br />
Landwirtschaft 2006/2007. Daten für die Betriebsplanung in der Landwirtschaft. 20. Auflage. Darmstadt<br />
LWK (Landwirtschaftskammer) NIEDERSACHSEN (2006): Richtwerte für die Berechnung der Feld-Stall-Bilanz.<br />
URL: http://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/pflanze/nav/340/article/5987.html<br />
LEINWEBER, P., GEYER-WEDELL, K., JORDAN, E. (1993): Phosphorversorgung der Böden im agrarischen<br />
Intensivgebiet Südoldenburg. Vechta.<br />
LEINWEBER, P., LÜNSMANN, F., ECKARDT, K.-U. (1997a): Phosphorus sorption capacities and saturation<br />
degrees of soils in two regions with different livestock densities in Northwest Germany. Soil Use and<br />
Management 13, 82-89<br />
LEINWEBER, P., HAUMAIER, L., ZECH, W. (1997b): Sequential extractions and 31 P-NMR spectroscopy of<br />
phosphorus forms in animal manures, whole soils and particle-size separates from a densely populated<br />
livestock area in northwest Germany. Biology and Fertility of Soils 25, 89-94<br />
NLS (Niedersächsisches Landesamt für Statistik) (2004) (Hrsg.): Agrarstrukturerhebung 2003. Hannover<br />
NLS (Niedersächsisches Landesamt für Statistik) (2006) (Hrsg.): Statistische Berichte Niedersachsen:<br />
Bodennutzungs- und Erntestatistiken 1991-2005. Hannover.<br />
185
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
URL: http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/ernte03/ernte03.htm<br />
OENEMA, O., KROS, H., DE VRIES, W. (2003): Approaches and uncertainties in nutrient budgets: implications<br />
for nutrient management and environmental policies. European Journal of Agronomy 20, 3-16<br />
OENEMA O, VAN LIERE L, SCHOUMANS O (2005): Effects of lowering nitrogen and phosphorus surpluses in<br />
agriculture on the quality of groundwater and surface water in the Netherlands. Journal of Hydrology 304,<br />
289-301<br />
Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung<br />
eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (EU-<br />
WASSERRAHMENRICHTLINIE)<br />
SCHNUG, E., ROGASIK, J., SCHÜLINGKAMP, E., BLANK, R. (2003): Quantitative und qualitative Anforderungen<br />
der deutschen Landwirtschaft an Phosphor für die Düngung. Tagungsband zum Symposium am 06.02.-<br />
07.02.2003 in Berlin „Rückgewinnung von Phosphor aus in der Landwirtschaft und aus Abwasser und Abfall“<br />
SIEMENS, J., ILG, K., LANG, F., KAUPENJOHANN, M. (2004): Adsorption controls mobilization of colloids and<br />
leaching of dissolved phosphorus. European Journal of Soil Science 55, 253-263<br />
TAMMINGA, S. (2003): Pollution due to nutrient losses and its control in European animal production.<br />
Livestock Production Science 84, 101-111<br />
VDLUFA (Verband deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten) (Hrsg.) (1999):<br />
Hohe P-Gehalte im Boden – mögliche Folgen für die Umwelt – Konsequenzen für die Ausbringung von<br />
phosphorhaltigen Düngemitteln. VDLUFA-Schriftenreihe 50/1999. Münster<br />
VDLUFA (Verband deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten) (Hrsg.) (2001):<br />
Mögliche ökologische Folgen hoher Phosphatgehalte im Boden und Wege zu ihrer Verminderung. VDLUFA-<br />
Standpunkt. Darmstadt<br />
Verordnung über die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und<br />
Pflanzenhilfsmitteln nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis beim Düngen (DÜNGEVERORDNUNG –<br />
DÜV) vom 10.01.2006 i. d. F. vom 27.07.2006.<br />
Verordnung (EG) Nr. 1782/2003 des Rates vom 29. September 2003 mit gemeinsamen Regeln für<br />
Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und mit bestimmten Stützungsregelungen für<br />
Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe (CROSS COMPLIANCE)<br />
186
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Grüne Gentechnik: Risiko und Nutzen - ein Überblick über die begleitende<br />
Forschung<br />
Speck, Brigitte (LUFA Augustenberg); Leist, Norbert:<br />
� Einleitung<br />
Grüne Gentechnik - was versteht man darunter? Die Anwendung gentechnischer<br />
Verfahren in der Pflanzenzüchtung, die Nutzung gentechnisch veränderter Pflanzen in der<br />
Landwirtschaft und im Lebensmittelsektor [1].<br />
8<br />
10<br />
5<br />
10<br />
Züchtungsziele<br />
11<br />
13<br />
Diagramm 1: Prozentuale Anteile der Züchtungsziele [2]<br />
43<br />
Herbizid Toleranz<br />
Insektenresistenz<br />
Virusresistenz<br />
Produktqualität<br />
Männliche Sterilität<br />
Nährwertsteigerung<br />
Sonstige<br />
In Diagramm 1 sind die vielfältigen Züchtungsziele, welche mittels molekularbiologischer<br />
Methoden verfolgt werden, aufgezeigt. Die Befürworter gehen dabei von folgenden<br />
Chancen und effektiven Nutzen aus:<br />
o Einsparung von Insektiziden: die optimierte Spezifität könnte sich positiv auf die<br />
Biodiversität auswirken. Ferner sind geringere Mykotoxingehalte im Erntegut zu<br />
erwarten (z.B. wg. der Korrelation von Insektenbefall und Pilzbefall).<br />
o Herbizidtolerante Nutzpflanzen ermöglichen eine schonende Bodenbearbeitung und<br />
somit die Verringerung von Erosion sowie durch vermehrte Biomasse in den oberen<br />
Schichten eine erhöhte Regenwurmaktivität.<br />
o Ökonomische Vorteile durch höhere Erträge<br />
o Gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe<br />
o Ausweitung der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche<br />
In Deutschland ist dennoch der Anteil der Skeptiker besonders groß. Vor allem der Anbau<br />
von gentechnisch veränderten Organismen (GVO), wie aktuell einer insektentoleranten<br />
Maissorte, wird mit größtem Argwohn beäugt. Negative Auswirkungen auf das Ökosystem<br />
sind neben gesundheitlichen Aspekten, welche durch den Verzehr von GVO’s<br />
hervorgerufen werden könnten, als Hauptkritikpunkte zu nennen.<br />
Daher stehen Sicherheit und Wahlfreiheit für die den Landwirt die Wirtschaft und den<br />
Endverbraucher im Bereich der grünen Gentechnik von Seiten des Verbraucherschutzes<br />
im Vordergrund.<br />
187
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
� Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
Ein neuer GVO wird zunächst in Laboren und Gewächshäusern ausführlich untersucht<br />
und beobachtet. Geprüft wird auf mögliche Allergene und andere unerwartete Effekte. In<br />
diesem Zusammenhang werden auch sämtliche Inhaltsstoffe des GVO durch<br />
Spektrenvergleiche mit denen der isogenen Linie verglichen. Darüber hinaus werden die<br />
physikalischen Eigenschaften gegenübergestellt. Mit zunehmender Erfahrung und<br />
Sicherheitsbewertung schließen sich Freisetzungsversuche an, welche im räumlichen wie<br />
zeitlichen Rahmen zunehmen.<br />
Bei Antragstellung ist ein Beobachtungsplan vorzulegen, aus dem hervorgeht, dass keine<br />
Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt zu erwarten sind. Erst wenn sich auf allen<br />
vorgegebenen Stufen der Sicherheitsbewertung keine Risiken gezeigt haben kann das<br />
Inverkehrbringen des neuen GVO beantragt werden.<br />
Zusammen mit nationalen Behörden ist die Europäische Behörde für<br />
Lebensmittelsicherheit (European Food and Safty Administration - EFSA) für die<br />
wissenschaftliche Bewertung der Sicherheit verantwortlich. Sie überprüft u.a. die<br />
Einhaltung der EU-Verordnung 1829/03 über genetisch veränderte Lebensmittel und<br />
Futtermittel.<br />
In der EU-Verordnung 1830/03 wird die Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung geregelt.<br />
Die EU-Freisetzungs-Richtlinie (2001/18/EG) über die absichtliche Freisetzung genetisch<br />
veränderter Organismen in die Umwelt regelt das Vorsorgeprinzip, die<br />
Umweltverträglichkeitsprüfung, die Information der Öffentlichkeit über GVO-Standorte<br />
(Standortregister), das Anbaubegleitende Monitoring zur Überprüfung von<br />
Langzeiteffekten sowie die Befristung der Zulassung auf 10 Jahre. Mit der ersten<br />
GenTRNeuordG (Neuordnung des Gentechnikrechts) im Februar 2005 wurde die<br />
Richtlinie auch in der Bundesrepublik Deutschland in geltendes nationales Recht<br />
umgesetzt.<br />
Zweck des Gesetzes zur Regelung der Gentechnik (GenTG) ist es:<br />
1. unter Berücksichtigung ethischer Werte, Leben und Gesundheit von Menschen, die<br />
Umwelt in ihrem Wirkungsgefüge, Tiere, Pflanzen und Sachgüter vor schädlichen<br />
Auswirkungen gentechnischer Verfahren und Produkte zu schützen und Vorsorge<br />
gegen das Entstehen solcher Gefahren zu treffen,<br />
2. die Möglichkeit zu gewährleisten, dass Produkte, insbesondere Lebens- und<br />
Futtermittel, konventionell, ökologisch oder unter Einsatz gentechnisch veränderter<br />
Organismen erzeugt und in den Verkehr gebracht werden können,<br />
3. den rechtlichen Rahmen für die Erforschung, Entwicklung, Nutzung und Förderung der<br />
wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Gentechnik zu<br />
schaffen. [3]<br />
188
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
� Koexistenz; gute fachliche Praxis<br />
Um Fragen der Koexistenz besser beantworten zu können werden im Rahmen eines<br />
umfangreichen Bundes-Forschungsprogramms auch 2006 an sechs Standorten auf 75<br />
Hektar Anbauversuche durchgeführt. Dabei werden ausschließlich zugelassene Bt-Mais-<br />
Sorten angebaut. Fragen zur Pollenausbreitung und Einkreuzungsrate, Einflüsse einer<br />
Mantelsaat (Abb. 1), verschiedener Kulturarten auf den Zwischenflächen, oder von<br />
unterschiedlicher Drillrichtung im konventionellen Mais (Reihen quer oder längs zur<br />
Windrichtung) sollen dabei beantwortet werden. Darüber hinaus wird untersucht, wie ein<br />
sachgerechter Umgang mit GVO’s von der Saatgutlagerung über Aussaat, Ernte und<br />
Transport wahre Koexistenz ermöglichen kann [4].<br />
m<br />
0<br />
7<br />
1<br />
.<br />
a<br />
c<br />
H auptwindrichtung<br />
S G<br />
c a<br />
m<br />
.<br />
7<br />
5<br />
m<br />
2<br />
4<br />
4 0 m<br />
4 0 m 4 0 m 4 0 m<br />
a<br />
n<br />
H<br />
f<br />
2 0<br />
m<br />
m<br />
5<br />
1 m<br />
7<br />
8<br />
c a . 4 4<br />
D 2<br />
o m<br />
n o r<br />
ca. 190 m<br />
314 m<br />
S G<br />
4 0 m<br />
4 0 m<br />
GVO, 3 ha<br />
Hanf<br />
Mantelsaat<br />
Weizen, 1ha<br />
Rezipient, 4,5ha<br />
Abbildung 5: Koexistenzversuch zur Prüfung des Einflusses einer Mantelsaat (Quelle:<br />
Landesanstalt für Pflanzenbau Forchheim)<br />
4 0 m<br />
Mantelsaa<br />
(8<br />
R ih )<br />
Die Ergebnisse sollen auch dazu dienen, die anbaurelevanten Vorschriften im<br />
Gentechnikgesetz: „gute fachliche Praxis“ beim Umgang mit gentechnisch veränderten<br />
Organismen, bis zur nächsten Aussaat zu definieren. Auf europäischer Ebene wurde in<br />
diesem Jahr eine umfangreiche Studie von der gemeinsamen Forschungsstelle der EU-<br />
Kommission (JRC) veröffentlicht. Spanische, französische und deutsche<br />
Forschungsinstitutionen untersuchten in sechs Einzelstudien unter welchen<br />
Voraussetzungen Koexistenz möglich ist. Beispielkulturen waren Raps, Mais und<br />
Kartoffeln. Es zeigte sich, dass die Ergebnisse nur begrenzt verallgemeinerbar sind und<br />
Feldversuche auf keinen Fall ersetzt werden können.<br />
189
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Ein BVL-Forschungsprogramm im Jahr 2005 widmete sich speziell der Untersuchung über<br />
den Einfluss verschiedener Zwischenflächen auf den Pollenflug von Bt-Mais. Als<br />
Zwischenfrüchte wurden Erbsen, Sommergerste, Kartoffeln, Weidelgras und<br />
Sonnenblumen untersucht. Die Auswertung der Versuche lies den Schluss zu, dass<br />
Sonnenblumen keine physiologische Barriere darstellen. Durch differenzierte Auswertung<br />
der vielzähligen Probenahmepunkte konnten Nachbarfelder unterschiedlichster Geometrie<br />
und Größe modelliert werden.<br />
Ähnliche Modellierungen wurden bereits im Jahr 2003 im Rahmen eines<br />
Freisetzungsversuches in Spanien durchgeführt (IRTA, Institut de recera i tecnologia).<br />
Demnach müsste ein direkt an ein GVO-Feld angrenzendes konventionelles Feld in<br />
quadratischer Form eine Mindestgröße von einem Hektar haben, um den Schwellenwert<br />
von 0,9 % für eine zufällige und technisch unvermeidbare Beimengung von GVO sicher zu<br />
unterschreiten.<br />
� Forschung zu Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt am Beispiel Bt-Mais<br />
Die möglichen Auswirkungen von Bt-Mais auf Mensch, Tier und Umwelt wurden in<br />
umfangreichen Forschungsprogrammen untersucht [4]:<br />
1. Mögliche Auswirkungen auf verschiedene Arthropoden und andere Nicht-<br />
Zielorganismen<br />
3 Versuchsjahre RWTH Aachen, Institut für Umweltforschung<br />
Untersucht wurden über 500 000 Schmetterlinge, Käfer, Fliegen, Spinnmilben und weitere<br />
auf dem Bt-Feld, sowie dem Feld mit isogener Linie mit bzw. ohne Insektizidbehandlung<br />
auf folgende Parameter:<br />
� das Vorkommen auf Ackerbegleitpflanzen<br />
� Zahl und Spektrum der Blütenbesucher<br />
� die Anzahl von Aphidophagen im Vergleich<br />
Es konnte kein signifikanter Einfluss von Bt-Mais festgestellt werden. Für das<br />
anbaubegleitende Monitoring wurden Empfehlungen für geeignete Monitoring-Organismen<br />
und Methoden formuliert. [4]<br />
2. Mögliche Anreicherung von Bt-Toxin im Boden<br />
zweijähriges Forschungsprojekt der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft<br />
Teil des Projektes war die Entwicklung eines hoch sensitiven ELISAs (Enzym linked<br />
immuno sorbent assay) zum Nachweis von Bt-Gehalten im Boden. Ähnlich einem<br />
genetischen Fingerabdrucks wurde die Bakterienvielfalt in der Rhizosphäre gemessen<br />
190
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Die Bt-Werte stiegen zwar an, waren jedoch zu gering, um die Bodenmikroben negativ zu<br />
beeinflussen. Die größte Bt-Quelle sind Wurzelreste nach der Ernte.<br />
In Pflanzenresten des Vorjahres konnten mittels PCR Transgene nachgewiesen werden,<br />
ein Horizontaler Gentransfer ist nach Einschätzung der Wissenschaftler dennoch sehr<br />
unwahrscheinlich. [4]<br />
3. Mögliche Auswirkungen auf Blattläuse und deren spezialisierte Gegenspieler<br />
Abteilung Agrarentomologie der Universität Göttingen; 3 J.<br />
Der Getreideblattlausbefall von sieben verschiedenen Maissorten wurde erfasst<br />
Es gab keinen Einfluss der untersuchten transgenen Maissorten auf die<br />
Populationsentwicklung der Blattläuse auch nicht auf die Parasitierungsleistung der<br />
Parasitoide, oder auf die Zusammensetzung der Schlupfwespenpopulationen (Parasitoide<br />
und Hyperparasitoide). [4]<br />
4. Mögliche Auswirkungen auf blütensuchende Insekten und räuberische Spinnen<br />
Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft; 3 J.<br />
Der Einfluss von Bt-Mais auf Wechselwirkungen zwischen Pollen sammelnden<br />
Fluginsekten und Spinnen in der Krautschicht stand dabei im Vordergrund.<br />
Geeignete "Indikator-Tiere" konnten nach Abschluss des Projektes benannt werden.<br />
Die Effekte auf die Spinnenpopulationen waren in allen drei Jahren unterschiedlich. Die<br />
Richtung der Wirkungen scheint jedoch von zusätzlichen (nicht vom GVO), noch<br />
unbekannten Umwelt-Faktoren, abhängig zu sein.<br />
In Laborversuchen zeigten drei Radnetzspinnenarten nach Aufnahme von Bt-Toxin, Bt-<br />
Maispollen und/oder von Bienen mit Bt-Maispollentracht keine negativen Effekte. [4]<br />
5. Mögliche Auswirkungen auf terrestrische Nahrungsketten<br />
Biologische Bundesanstalt in Braunschweig; 3 J.<br />
Am Beispiel von Trauermückenlarven als Zersetzer wurde untersucht, ob diese durch die<br />
Aufnahme von Bt-Toxin-haltigen Pflanzenteilen beeinflusst werden. Eine mögliche<br />
Beeinträchtigung der Lebensgemeinschaft im Boden mit einhergehender Störung der<br />
Stoffkreisläufe könnte sich negativ auf die Bodenfruchtbarkeit auswirken.<br />
191
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Die Ergebnisse sind im Folgenden zitiert:<br />
„Die Entwicklungsverzögerung lässt sich nicht wegdiskutieren“ [Dr. Wolfgang Büchs; 4]<br />
Auffallend war jedoch auch, dass die Verfütterung von Bt-Mais mit deutlich höherem<br />
Toxingehalt keinen Einfuß hatte. Daher zieht Herr Büchs den Schluss, dass mehrere Bt-<br />
Maissorten vergleichend untersucht werden müssen und er wirft ferner die Frage auf, ob<br />
nicht auch konventionelle Sorten in das anbaubegleitende Monitoring einbezogen werden<br />
müssten. Zitat: „Herkömmliche Sorten werden bislang nur nach Anbau- und<br />
Ertragskriterien geprüft, obwohl sie ähnliche Auswirkungen auf das Ökosystem haben<br />
können wie gentechnisch veränderte Sorten.“<br />
[4: http://www.biosicherheit.de/de/mais/zuensler/308.doku.html]<br />
� Übersicht<br />
Die USA führte seit 1987 8000 Freilandversuche zur Überprüfung möglicher Auswirkungen<br />
von Gentechnisch Veränderten Organismen durch. [7]<br />
In Europa wurden zwischen 1985 und dem Jahr 2000 81 Projekte zur<br />
Sicherheitsforschung durchgeführt [6]. Die beiden folgenden Diagramme geben einen<br />
Überblick zu den Freisetzungsversuchen in Europa, Diagramm 2 im Ländervergleich für<br />
das Jahr 2005 und Diagramm 3 im zeitlichen Verlauf.<br />
200<br />
Freisetzungen 2005<br />
54 90 112810 830<br />
297<br />
6<br />
30<br />
203<br />
Diagramm 2: Freisetzungen* gentechnisch veränderter Organismen [5]<br />
*Unter der Annahme, dass die beantragten Freisetzungen auch durchgeführt wurden<br />
383<br />
Frankreich<br />
Spanien<br />
Italien<br />
Großbritanien<br />
Deutschland<br />
Niederlande<br />
Belgien<br />
Schweden<br />
Dänemark<br />
Finnland<br />
Griechenland<br />
Portugal<br />
Ungarn<br />
Sonstige<br />
192
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
1990<br />
1992<br />
1994<br />
1996<br />
1998<br />
Diagramm 3: Zahl der Freisetzungsgenehmigungen* je EU-Land [5]<br />
*Unter der Annahme, dass die beantragten Freisetzungen auch durchgeführt wurden.<br />
Da wie bereits erwähnt die Sicherheit für Mensch und Natur sowie die Wahlfreiheit im<br />
Bereich der grünen Gentechnik auf alle Fälle im Vordergrund stehen, wird es auch in<br />
Zukunft im Rahmen des anbaubegleitenden Monitorings, wie auch in der grundlegenden<br />
Forschung zahlreiche Forschungsprojekte geben. Für die Einhaltung des Vorsorgeprinzips<br />
erscheint es auch notwendig weitere Versuche durchzuführen, um unter anderem<br />
mögliche Langzeiteffekte rechtzeitig erkennen zu können.<br />
� Literatur<br />
[1] Wikipedia<br />
[2] Geo 6/98<br />
[3] Gentechnikgesetz (http://bundesrecht.juris.de/gentg/index.html)<br />
[4] http://www.biosicherheit.de<br />
[5] http://www.bba.de/gentech<br />
[6] www.oeko.de<br />
[7] Joachim Schiemann: Sicherheitsbewertung und Genehmigungsverfahren<br />
transgener Pflanzen (2002), Akademie-Journal 1/2002, S. 39ff<br />
2000<br />
2002<br />
2004<br />
193
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Probenahme zur Überwachung gentechnisch veränderter Organismen in<br />
Futtermitteln<br />
Roth, Brigitte (LUFA Augustenberg); Leist, Norbert:<br />
Der Handel und Transport von Agrarmassenware birgt die Möglichkeit der Verschleppung<br />
von GVO’s in konventionelle Ware. Diese Verschleppungen werden in der Regel nicht<br />
gleichmäßig in einer Partie verteilt, sondern eher in einzelnen Nestern zu finden sein. Dies<br />
war bereits 1996 und 1998 bei Aktionen der Umweltschutzorganisation Greenpeace zu<br />
Tage getreten. Der Probenahme kommt daher eine entscheidenden Rolle für<br />
repräsentative Analysen zu.<br />
Im Auftrag von ENGL (European Network of GMO Laboraties) wurden systematische Erhebungen<br />
an großen Partien im Rahmen des KeLDA Projektes (Kernel Lot Distribution<br />
Assesment) durchgeführt. Ziel dieser Untersuchungen war das Abschätzen der Verteilung<br />
und des Verteilungsmusters sowie das Maß der Heterogenität zu bestimmen [1]. Aus den<br />
Ergebnissen dieser Studie wurde die Empfehlung 2004/787/EG der Kommission zu einer<br />
technischen Anleitung für Probenahme und Nachweis von gentechnisch veränderten Organismen<br />
und von aus gentechnisch veränderten Organismen hergestelltem Material als<br />
Produkte oder in Produkten im Kontext der Verordnung (EG) Nr. 1830/2003 abgeleitet.<br />
Diese Empfehlung verweist auf die ISO-Norm 542 für die Probenahme bei Ölsaaten und<br />
auf die ISO-Norm 2859 für verpackte Erzeugnisse.<br />
Die Probenahme für Futtermittel erfolgt nach der Futtermittel-Probenahme- und Analyseverordnung<br />
unter Berücksichtigung des GVO Orientierungsrahmens zur Überwachung des<br />
Herstellens, Behandelns, Verwendens und Inverkehrbringens von Futtermitteln im Zusammenhang<br />
mit gentechnisch veränderten Organismen.<br />
Die Arbeitsgruppe „Überwachung gentechnisch veränderter Lebensmittel“ des Arbeitskreises<br />
Lebensmittelchemischer Sachverständiger (ALS) hat für unverpackte und verpackte<br />
Lebensmittel ein Probenahmeschema Gentechnik erstellt. Dieses Probenahmeschema<br />
bezieht sich ausschließlich auf die Probenahme von Materialien zur Untersuchung auf<br />
gentechnisch veränderte Bestandteile und basiert auf dem Normentwurf prCEN/TS 21568<br />
„Lebensmittel - Verfahren zum Nachweis von gentechnisch modifizierten Organsimen und<br />
ihren Produkten – Probenahme“ (11/2005), der Futtermittel-Probenahme- und -<br />
Analysenverordnung (11/2004), der EN ISO 542 „Ölsamen – Probenahme“ (4/1995), der<br />
EN ISO 13690 „Getreide, Hülsenfrüchte und gemahlene Erzeugnisse - Probenahme von<br />
statischen Partien“ (1999) und der Empfehlung der EU-Kommission 2004/787/EG.<br />
Die Probenahme für Saatgut erfolgt nach den Vorgaben der ISTA.<br />
Wie unterschiedlich die Vorgaben für die Probenahme in den Vorschriften sind, zeigt die<br />
Gegenüberstellung ausgewählter Punkte dieser Vorschriften. Diese Gegenüberstellung ist<br />
für die Probenahme bei verpackten (Tabelle 1) und unverpackten Materialien (Tabelle 2)<br />
unten aufgelistet.<br />
Die Überwachung für Lebens -und Futtermittel im Sinne der Verordnungen<br />
(EG) 1829/2003 und (EG) 1830/2003 unterliegen gemeinsamen Vorschriften, in der<br />
Analytik werden dieselben Methoden angewandt. Eine einheitliche Vorgehensweise auch<br />
bei der Probenahme wäre daher wünschenswert.<br />
194
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Probenahme von verpackter Ware<br />
Empfehlung 2004/787/EG<br />
Für verpackte Erzeugnisse verweist die Empfehlung 2004/787/EG auf die ISO-Norm 2859,<br />
diese Norm ist an die Qualitätssicherung der Industrie für Wareneingangskontrollen<br />
angelehnt, konkrete Empfehlungen für eine Probennahme sind dieser Norm nicht zu<br />
entnehmen.<br />
Futtermittel Probenahme und Analysenverordnung sowie das ALS Schema<br />
Die Futtermittel Probenahme und Analysenverordnung sowie das ALS Schema sehen bei<br />
Probenahme von verpackter Ware ein Sammelprobenverfahren vor.<br />
Bei verpackter Ware geht man davon aus, dass durch die Umverpackung /<br />
Weiterverarbeitung zunehmend eine Durchmischung des Materials stattgefunden und<br />
damit die Verteilung des gentechnisch veränderten Materials in der Partie sich mehr und<br />
mehr einer statistischen Verteilung genähert hat. In diesem Fall ist es ausreichend, über<br />
die Partie verteilt Einzelproben zu ziehen, sie zu vermischen und als Sammel- bzw. dann<br />
als Laborprobe zu untersuchen. Durch eine ausreichend große Zahl von Einzelproben<br />
kann mit dem Sammelprobeverfahren eine repräsentative Laborprobe gezogen werden.<br />
Verfahren<br />
Zahl<br />
Einzelproben<br />
Mindestmenge<br />
Einzelproben<br />
Zahl<br />
Sammelproben<br />
Mindestmenge<br />
Sammelproben<br />
Umfang der<br />
Laborprobe<br />
Futtermittel-Probenahme<br />
und Analyseverordnung<br />
Sammelprobeverfahren<br />
Packungen bis 1 kg 4<br />
800 Packungen<br />
4 Proben)<br />
bis 1 kg: Inhalt von 4 Packg<br />
über 1 kg: 4 kg<br />
Abweichung: Stoffe, die inhomogen<br />
verteilt sein können: mindestens 4 kg<br />
Teilung Sammelprobe in mind. 3<br />
Endproben (2 amtliche, 1 private)<br />
Heu, Stroh: 250 g<br />
Weidepfl., Saftfutter: 1 kg<br />
Sonstige Futtermittel: 500 g<br />
Verpackte Erzeugnisse<br />
EU-Empfehlung<br />
2004/787/EG<br />
Verweis auf die<br />
ISO-Norm 2859<br />
ISO 542<br />
Ölsamen<br />
Sammelprobenverfahren<br />
- gilt für max. 500 t<br />
Kopra, mittelgroße bis<br />
große Samen:<br />
jeweils 200<br />
Kleine Samen:<br />
250<br />
Kopra: 1 kg<br />
Mittlere Samen: 0,5 kg<br />
Kleine Samen: 0,2 kg<br />
1<br />
Kopra: 200 kg<br />
Mittlere Samen: 100 kg<br />
(nach ISO 664)<br />
kleine Samen: 50 kg<br />
(nach ISO 664)<br />
Kopra: 5 kg<br />
Mittlere bis große<br />
Samen : 2,5-5 kg<br />
kleine Samen: 1-2 kg<br />
ALS-<br />
Probenahmeschema<br />
Sammelprobenverfahren<br />
P = 1 - 10<br />
BB: N x 3 (mind. 12); S/V: N x 1<br />
P = 10 – 100<br />
BB: 10 x 3 S/V: 10 x 1<br />
P > 100<br />
BB: N x 3 S/V: N x 1<br />
(N = Zahl der zu beprobenden Einheiten)<br />
2 kg (Archiv-Einzelprobenverfahren<br />
mit Gegenprobe)<br />
1 kg (Sammelprobenverfahren)<br />
1<br />
Je nach Zahl der Packungen und<br />
Art des Produkts mindestens<br />
800g (Raps,<br />
Verarbeitungsprod.) bzw. 6 kg<br />
(Mais und Soja)<br />
Sojabohnen: 2 kg<br />
Mais: 3 kg<br />
andere Getreidearten,<br />
zerkleinerte Lebensmittel:<br />
400g – 500g<br />
Tab. 1: Eckpunkte der verschiedenen Probenahmeverfahren für verpackte Erzeugnisse<br />
195
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Die Anzahl der Einzelproben für die zu erstellende Sammelprobe ist von der Anzahl und<br />
der Größe der Verpackungseinheiten abhängig (siehe Tabelle 1). Die Futtermittel<br />
Probenahme und Analysenverordnung differenziert zwischen Verpackungen bis 1 kg und<br />
größer 1 kg, das ALS Schema unterscheidet die Größe der Packungen in Big Bags (BB),<br />
Säcke (S) und andere Verpackungen (V).<br />
Bei verpackten Waren werden nach dem ALS-Schema aus der Sammelprobe zwei Laborproben<br />
(amtliche Probe und Gegenprobe) gewonnen. Jede Laborprobe für die Untersuchung<br />
auf gentechnisch veränderte Bestandteile sollte eine Größe von mindestens 10.000<br />
Körner bzw. Partikel haben [2]. Diese Probengröße berücksichtigt, dass gentechnisch veränderte<br />
Bestandteile in der zu beprobenden Partie inhomogen verteilt sein können, insbesondere<br />
bei aus großen Partikeln bestehenden Rohmaterialien wie Samen oder Körner.<br />
Demzufolge muss die Laborprobe bei Sojabohnen einen Umfang von mindestens 2 kg und<br />
bei Maiskörnern von mindestens 3 kg haben. Bei Rapssamen und<br />
Verarbeitungsprodukten reicht für die Laborprobe eine Probenmenge von mindestens<br />
400 g aus.<br />
Das ALS-Probenahmeschema für verpackte Ware könnte für die Probenahme von verpackten<br />
Futtermitteln angewandt werden, die Vorgabe der Größe der Laborprobe ist aus<br />
analytischer Sicht unumgänglich. Nach § 7 der Futtermittel-Probenahme-und -Analyseverordnung<br />
sind aus der Sammelprobe mindestens drei Endproben zu bilden, das ALS-<br />
Schema bezieht sich aber nur auf zwei Laborproben.<br />
Sind bei der Probenahme von Futtermitteln, wie allgemein üblich, drei Laborproben mit der<br />
im ALS-Schema beschriebenen Probenmenge bereitzustellen, ist abweichend vom ALS-<br />
Schema bei geringer Anzahl an Verpackungseinheiten die Größe der Einzelproben so zu<br />
erhöhen, dass die Sammelprobe ausreichend Probenmaterial für drei Laborproben enthält.<br />
Probenahme von unverpackter Ware<br />
Futtermittel Probenahme und Analysenverordnung<br />
Die Futtermittel Probenahme und Analysenverordnung sieht für unverpackte Partien ein<br />
Sammelprobeverfahren vor, Zahl und Mindestmenge der Einzelproben sind von der<br />
Partiegröße abhängig. (Tab. 2).<br />
Um der besonderen Problematik der GVO Überwachung gerecht zu werden, haben die<br />
Probenehmer in Baden-Württemberg eine gezielte Vorgehensweise entwickelt. Es werden<br />
in der Regel Partien größer 2,5 t beprobt, die Entnahme der Einzelproben erfolgt aus<br />
bewegtem Material während Be- und Entladevorgängen. Die Zahl der Einzelproben ist<br />
nach der Futtermittel Probenahme und Analysenverordnung aus der Wurzel des 20fachen<br />
des Gewichtes der Partie zu berechnen, eine Obergrenze für die Zahl der zu<br />
entnehmenden Einzelproben, wie in der Futtermittel Probenahme und<br />
Analysenverordnung vorgesehen, wird hier nicht eingesetzt. Um das Risiko von<br />
Kreuzkontaminationen zu minimieren, wird für jede Partie ein gereinigtes, separat<br />
verpacktes Set zu Probenahme und Teilung der Sammelprobe verwendet.<br />
EU Empfehlung 2004/787/EG<br />
Für Agrarmassengüter ist in der EU Empfehlung 2004/787/EG eine Probenahme nach<br />
dem Archiveinzelprobeverfahren vorgesehen. Mit dem Archiv-Einzelprobenverfahren wird<br />
eine Inhomogenität der Partie hinsichtlich der Verteilung gentechnisch veränderter<br />
Materialien besser als mit dem Sammelprobenverfahren berücksichtigt. Die Zahl der<br />
Entnahmepunkte, an denen die Einzelproben für die Zusammenstellung der Sammelprobe<br />
196
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
und die Archiveinzelproben entnommen werden, richtet sich nach der Größe der Partie. Es<br />
sind maximal 100 Einzelprobe von 1 kg zu entnehmen, diese werden in zwei Teilproben<br />
aufgeteilt: eine Hälfte für die Zusammenstellung der Sammelprobe, die andere Hälfte zur<br />
einzelnen Archivierung (Abb. 1). Diese Vorgehensweise ist sehr aufwendig und wird<br />
derzeit für Futtermittel nicht angewandt.<br />
Verfahren<br />
Zahl<br />
Einzelproben<br />
Mindestmenge<br />
Einzelproben<br />
Zahl<br />
Sammelproben<br />
Mindestmenge<br />
Sammelproben<br />
Umfang der<br />
Laborprobe<br />
Futtermittel-Probenahme<br />
und Analyseverordnung<br />
Sammelprobeverfahren<br />
Heu, Silage etc.(>100 kg): 20<br />
Weidepfl. (>100 kg): 50<br />
Sonstige<br />
(>100 kg): ? 2,5 t 7<br />
> 2,5 t Wurzel aus 20fachen<br />
Gewicht der Partie in t,<br />
höchstens 40<br />
Abhängig von Größe der<br />
Sammelprobe bzw. Partiegröße<br />
1 Abweichung: Stoffe, die inhomogen<br />
verteilt sein können:<br />
? 1 t 1<br />
? 10t 2<br />
? 40 t 3<br />
> 40 t 4<br />
Heu, Stroh: 1 kg<br />
Sonstige 4 kg<br />
Abweichung: Stoffe, die inhomogen<br />
verteilt sein können:<br />
jede Sammelprobe mindestens 4 kg<br />
Teilung Sammelprobe in mind. 3<br />
Endproben (2 amtliche, 1 private)<br />
Sonstige Futtermittel: 500 g<br />
Unverpackte Erzeugnisse<br />
EU-Empfehlung<br />
2004/787/EG<br />
Archiv-Einzelprobenverfahren<br />
Abweichungen:<br />
- Material größer als Körner<br />
(Früchte, Rhizomen etc.) nach<br />
ISO 2859<br />
- Ölsaaten nach ISO 542<br />
< 50 t 10<br />
50 – 500 t 2 x Menge der<br />
Sammelprobe in kg<br />
> 500 t 100<br />
1 kg<br />
< 50 t 5 kg<br />
50 – 500 t 0,01%<br />
der Partiegröße<br />
> 500 t 50 kg<br />
1<br />
Nicht beschrieben<br />
ISO 542<br />
Ölsamen<br />
Sammelprobeverfahren<br />
für max. 500 t<br />
Kopra, mittelgroße bis<br />
große Samen: 200<br />
Kleine Samen: 250<br />
Kopra: 1 kg<br />
Mittlere Samen: 0,5 kg<br />
Kleine Samen: 0,2 kg<br />
1<br />
Kopra: 200 kg<br />
Mittlere Samen: 100 kg<br />
(nach ISO 664)<br />
kleine Samen: 50 kg<br />
(nach ISO 664)<br />
Kopra: 5 kg<br />
Mittlere bis große<br />
Samen : 2,5-5 kg<br />
kleine Samen: 1-2 kg<br />
ALS-<br />
Probenahmeschema<br />
Sammelprobenverfahren<br />
Archiv-Einzelprobenverfahren<br />
[GVO-Anteil in Nähe des<br />
Schwellenwertes vermutet<br />
(±50%) bzw. vorangegangene<br />
Untersuchungen]<br />
< 50 t 10<br />
50 – 500 t 2 x Menge der<br />
Sammelprobe in kg<br />
> 500 t 100<br />
2 kg (Archiv-Einzelprobenverfahren<br />
mit Gegenprobe)<br />
1 kg (Sammelprobenverfahren)<br />
1<br />
< 50 t 5 kg<br />
50 – 500 t 0,01%<br />
der Partiegröße<br />
> 500 t 50 kg<br />
Sojabohnen: 2 kg<br />
Mais: 3 kg<br />
andere Getreidearten,<br />
zerkleinerte Lebensmittel:<br />
400g – 500g<br />
Tab. 2: Eckpunkte der verschiedenen Probenahmeverfahren für unverpackte Erzeugnisse<br />
Ergibt die Untersuchung der Laborprobe einen Gehalt an gentechnisch veränderten<br />
Bestandteilen im Bereich des Schwellenwertes ± 50%, so sind nach der EU-Empfehlung<br />
2004/787/EG zunächst alle bzw. mindestens 20 Archiv-Einzelproben separat quantitativ zu<br />
untersuchen. Die Untersuchung der Archiv-Einzelproben dient zur Schätzung des Gehalts<br />
an gentechnisch veränderten Bestandteilen in der Partie und des dazugehörigen<br />
Stichprobenfehlers (Unsicherheit), angegeben als Standardabweichung. Das JRC hat<br />
dieses Verfahren statistisch durchdacht und in Praxisversuchen im Hafen bei der<br />
Entladung von Überseeschiffen geprüft. Bei der Probenahme aus Überseeschiffen kann<br />
die Verteilung von gentechnisch veränderten Bestandteilen (bzw. GVO) nicht statistisch<br />
beschrieben werden. Im Überseehafen wird das Schiff mit Lkw- bzw. Waggonladungen<br />
aus verschiedenen Regionen mit unterschiedlichen GVO-Anteilen nacheinander beladen<br />
(Schichtung). Dieser Umstand wird mit dem Archiv-Einzelprobenverfahren berücksichtigt.<br />
197
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Probenahme und Aufteilung der Proben bei Agrarmassengütern nach EU-Empfehlung 2004/787/EG<br />
je 1 kg<br />
je<br />
0,5 kg<br />
Abb. 1: Vorgehen bei Probenahme im Archiveinzelprobeverfahren nach EU-Empfehlung<br />
ALS-Schema<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Archivierung<br />
Einzelprobe<br />
alle oder mindestens<br />
20 Archiv-Einzelproben<br />
Analyse der<br />
Archiv-Einzelproben<br />
Schätzung der Unsicherheit<br />
als Standardabweichung<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Einzelprobe<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Analysenwert<br />
nahe am Schwellenwert<br />
(± 50% dieses Wertes)<br />
Einzelprobe<br />
Partie<br />
Sammelprobe<br />
(nach ISO 13690 und 6644)<br />
Das ALS-Schema sieht für die Probenahme bei unverpackten Waren sowohl das Sammelproben-<br />
als auch das Archiv-Einzelprobenverfahren vor. Der Probenehmer bzw. die mit<br />
der Futtermittelüberwachung beauftragte Behörde hat vor der Probenahme zu<br />
entscheiden, welches der beiden Verfahren eingesetzt werden soll.<br />
Bei routinemäßigen Planproben ist das Sammelprobenverfahren anzuwenden. Das Archiv<br />
Einzelprobenverfahren beschränkt sich lediglich auf Proben, bei denen der Anteil an<br />
gentechnisch veränderten Bestandteilen der zu beprobenden Partie in der Nähe des<br />
Schwellenwertes (+/- 50%) vermutet wird (Verdachtsproben) bzw. vorangegangene Untersuchungen<br />
dies bestätigt haben (Verfolgsproben).<br />
Beim Archiv-Einzelprobenverfahren nach dem ALS-Schema (Abbildung 2) werden die Einzelproben<br />
(je 2 kg) in amtliche Probe (1 kg) und Gegenprobe (1 kg) geteilt. Die Archiv-Einzelproben<br />
werden durch Teilung der amtlichen Proben gewonnen. Ein Teil der amtlichen<br />
Probe (0,5 kg) fließt in die Sammelprobe ein, der andere Teil (0,5 kg) wird als Archiv-Einzelprobe<br />
separat archiviert. Aus der Sammelprobe werden zwei Laborproben erstellt. Die<br />
eine Laborprobe geht ins Labor und wird auf gentechnisch veränderte Bestandteile<br />
untersucht. Die andere Laborprobe hat den Status einer Rückstellprobe für<br />
Nachuntersuchungen.<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Laborprobe<br />
(nach ISO 13690 und<br />
6644)<br />
Analysenprobe<br />
Analyse<br />
Einzelprobe<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Einzelprobe<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Einzelprobe<br />
Erstellt von K. Westphal, Leipzig<br />
198
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
je 2 kg<br />
je 1 kg<br />
je 1 kg<br />
je<br />
0,5 kg<br />
Probenahme bei unverpackten Lebensmitteln - Probenahme aus Containern, Silos, Schiffen etc. (Vorschlag der ALS-AG)<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Archivierung<br />
Einzelprobe<br />
Amtl.<br />
Probe<br />
Gegenprobe<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Einzelprobe<br />
Amtl.<br />
Probe<br />
Gegenprobe<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Einzelprobe<br />
Amtl.<br />
Probe<br />
Laborprobe<br />
Gegenprobe<br />
Partie<br />
Sammelprobe<br />
Einzelprobe<br />
Einzelprobe<br />
Abb. 2: Vorgehen bei Probenahme im Archiveinzelprobeverfahren nach ALS-Schema<br />
Einzelprobe<br />
Die einzelnen Gegenproben, die im beprobten Betrieb verbleiben, haben eine Größe von<br />
1 kg. Aus ihnen sind bei Gegenuntersuchungen ebenfalls eine Sammelprobe und Archiv-<br />
Einzelproben herzustellen.<br />
Das Archiv-Einzelprobenverfahren ist im Vergleich zum Sammelprobenverfahren mit<br />
einem wesentlich höheren Aufwand (Zeit- und Materialaufwand sowie Lagerkapazität für<br />
die Archiv-Einzelproben) verbunden. Bei großen zu beprobenden Partien kann die Sammelprobe<br />
einen Umfang erreichen, der mit den herkömmlichen Geräten hinsichtlich Homogenisierung<br />
und Teilung der Sammelprobe (z. B. Größe der Probenahmegeräte, Gerät<br />
zur Homogenisierung der Sammelprobe, Fassungsvermögen Probenteiler) nicht mehr zu<br />
bewältigen ist.<br />
Der große Aufwand des Archiv-Einzelprobenverfahrens und der Umstand von vorangegangenen<br />
Umverteilungen rechtfertigt die Durchführung nach dem Sammelprobeverfahren<br />
für Routineproben. Hat die Untersuchung einer Routineprobe ein Ergebnis in der Nähe<br />
des Schwellenwertes ergeben, so rechtfertigt dies bei mindestens einer folgenden Beprobung<br />
des Betriebes ein Vorgehen nach dem Archiv-Einzelprobenverfahren. Dies spiegelt<br />
den momentanen Diskussionstand des Arbeitskreises PCR der Fachgruppe VI des<br />
VDLUFA wieder, mit einer Empfehlung dieses Gremiums zur Probenahme ist in nächster<br />
Zeit zu rechnen.<br />
Die Entnahme der Einzelproben sollte bei unverpackter Ware, sofern möglich aus bewegtem<br />
Material erfolgen (z. B. Be- und Entladung). Problematisch ist die Probenahme beim<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Amtl.<br />
Probe<br />
Gegenprobe<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Gegenprobe<br />
Amtl.<br />
Probe<br />
Gegenprobe<br />
Archiv-<br />
Einzelprobe<br />
Amtl.<br />
Probe<br />
Gegenprobe<br />
Erstellt von K. Westphal, Leipzig<br />
199
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Abkippen von Lkw-Ladungen in unterirdische Silos. Hier spielt der Zeitfaktor eine nicht zu<br />
unterschätzende Rolle. Der Abkippvorgang erfolgt relativ schnell und wird nicht unterbrochen.<br />
Ist eine Probenahme bei bewegten Materialien nicht möglich, sind die Einzelproben,<br />
gleichmäßig verteilt, über die Lkw-Ladung/Schiffsluke oder Container zu entnehmen.<br />
Die Anzahl der Einzelproben ist abhängig von der Größe der zu beprobenden Partie<br />
(Tab. 2). Es werden maximal 100 Einzelproben entnommen, die Zahl der<br />
Probenahmepunkte ist von der Partiegröße abhängig.<br />
Sollten bei unverpackten Futtermittelpartien, wie in der Futtermittel-Probenahme- und -<br />
Analysenverordnung festgelegt, ebenfalls drei Laborproben genommen werden, ist die<br />
Größe der Sammelprobe beim Sammelprobenverfahren abweichend vom ALS-Schema<br />
ggf. zu erhöhen, damit für alle Laborproben ausreichend Material (bei Maiskörnern je 3 kg<br />
pro Laborprobe, bei Sojabohnen je 2 kg pro Laborprobe) zur Verfügung steht.<br />
Problematik Vermeidung von Kontaminationen bei der Probenahme<br />
Leider wird in keinem der vorgestellte Verfahren auf die Problematik der Reinigung von<br />
Probenahmegeräte eingegangen. Dieser Punkt ist für die Probenehmer wichtig, da<br />
Kreuzkontaminationen unbedingt vermieden werden müssen.<br />
Lediglich der Normentwurf prCEN/TS 21568 „Lebensmittel - Verfahren zum Nachweis von<br />
gentechnisch modifizierten Organsimen und ihren Produkten – Probenahme“ (11/2005)<br />
geht im Punkt 5 Prüfeinrichtungen auf diese Problematik ein. Auf die besondere Sorgfalt<br />
bei der Probenahme wird hingewiesen. Die Probenahmeeinrichtungen müssen sauber<br />
sein, damit eine Kontamination der zu untersuchenden Partie vermieden wird. Bei der<br />
Probenahme ist darauf zu achten, dass die Proben, die Probenahmegeräte und der<br />
Probenbehälter gegen Verunreinigungen geschützt sind. Probenahmeeinrichtungen<br />
müssen sorgfältig gereinigt werden (z. B. durch DNA zerstörende Substanzen).<br />
Diese Formulierungen sind sehr allgemein gehalten und geben somit dem Probenehmer<br />
keine konkreten Anweisungen. Konkrete, bundesweit einheitliche Vorgaben zur<br />
Vermeidung von Kontaminationen - insbesondere für die Reinigung von<br />
Probenahmeeinrichtungen - sind für eine sachgerechte und gerichtsfähige Probenahme<br />
erforderlich.<br />
Literatur<br />
[1] Paoletti et al. 2006: Kernel lot distribution assesment (KeLDA: a study on the distribution<br />
of GMO in large soybean shipments. Eur. Food Res. Technol.<br />
[2] P. Hübner, H.-U. Waiblinger, K. Pietsch und P. Brodmann: Validation of PCR Methods<br />
for Quantitation of Genetically Modified Plants in Food. Journal of<br />
AOAC International Vol. 84, No. 6, 2001, 1855 - 1864<br />
200
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Arsenspeziesbestimmung in Futterpflanzen<br />
Haßler, Sina (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft); Klose, Ralf:<br />
Inhalt<br />
Hintergrund – Arsenproblematik in der Sächsischen Landwirtschaft<br />
Untersuchungsschwerpunkte und Methodik<br />
Untersuchungsschwerpunkte<br />
Probenahme<br />
Bestimmung von As-Spezies in Pflanzen mittels HPLC-ICP-MS<br />
Ergebnisse<br />
Anteile organischer As-Spezies am As-Gehalt von Grünlandpflanzen<br />
Einfluss der Silierung auf die Toxizität des Arsens im Grünfutter<br />
Einfluss verschiedener Umweltfaktoren auf die Arsenbelastung des Grünlandes<br />
Ausblick<br />
Hintergrund – Arsenproblematik in Sachsen<br />
Sachsens hohe Arsen-Hintergrundwerte von Leitbodengesellschaften über Festgestein<br />
der Grundgebirgseinheiten stellen im Vergleich zu anderen Bundesländern eine einzigartige<br />
Situation dar. Diese sind überwiegend geogen bedingt, besonders durch zahlreiche<br />
polymetallische Lagerstätten, Zink-Wolfram-Vererzungen und uranführende Mineralisationen<br />
des Erzgebirges, die sich durch eine starke As-Führung auszeichnen. Hinzukommend<br />
erhöhten anthropogene Einträge, wie Arsentrioxidemissionen aus der Hüttentätigkeit<br />
sowie Staubverwehungen aus kontaminierten Böden und dem Abriss von<br />
Hüttenanlagen die Bodenbelastung noch [1].<br />
Tabelle 2: Bedeutende großflächige Arsenanomalien in Sachsen<br />
und deren Gehalte im Oberboden (nach [1])<br />
As-Anomalie Medianwert Maximalwert<br />
Raum Freiberg 115 > 2000<br />
Erzgebirge (besonders Ehrenfriedersdorf<br />
und Westerzgebirge)<br />
400 > 4400<br />
Auenbereiche<br />
(Elbe, Zschopau, Freiberger,<br />
Zwickauer und Vereinigte Mulde)<br />
5500<br />
Für den sächsischen Landwirt ergibt sich das Problem, dass der Maßnahmewert für Arsen<br />
von 50 mg/kg für die Nutzung des Bodens als Grünland zum Teil erheblich und flächendeckend<br />
überschritten ist. So liegt bei 47 000 ha, dies entspricht 25% des sächsischen<br />
Grünlandes, der Arsengehalt des Bodens oberhalb dieses Grenzwertes.<br />
Laut BBodSchG ist bei Überschreitung des Maßnahmewertes mit einer Wahrscheinlichkeit<br />
von über 50% mit einer Überschreitung des höchsten zulässigen Pflanzenwertes zu<br />
rechnen.<br />
201
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Es liegt eine schädliche Bodenveränderung vor, die eine Gefahr für das entsprechende<br />
Schutzgut darstellt. Im Falle der Grünlandnutzung ist das Schutzgut das Nutztier, der<br />
höchste zulässige Pflanzenwert ist der Futtermittelgrenzwert, welcher nach EG-Richtlinie<br />
2002/32/EG auf 2 mg As/kg (TM von 88%) festgesetzt wurde.<br />
2. Untersuchungsschwerpunkte und Methodik<br />
Untersuchungsschwerpunkte<br />
Vorausgehende Untersuchungen von As-Gehalten in Böden und Grünlandaufwüchsen im<br />
Gebiet der Vereinigten Mulde [2] bestätigten zwar die Höhe des Maßnahmewertes für die<br />
Einhaltung des Futtermittelgrenzwertes, jedoch zeigte sich, dass auch bei weit höher<br />
liegenden As-Gehalten im Boden unbelastete Grünlandaufwüchse auftreten. Ein linearer<br />
Zusammenhang zwischen dem Arsengehalt im Boden und dem Arsengehalt in Pflanzen<br />
konnte nicht gefunden werden. In einem von August 2004 bis April 2006 laufenden Projekt<br />
sollte deshalb untersucht werden:<br />
Welche anderen Faktoren wie z.B. Standort (V, Al) Pflanzenart, Verschmutzung<br />
nehmen einen maßgebenden Einfluss auf den Arsentransfer Boden-Grünland?<br />
Der Futtermittelgrenzwert bezieht sich auf den As-Gesamtgehalt im Futter. Die akute und<br />
chronische Toxizität des Arsens für Organismen hängt jedoch nicht allein von der Dosis<br />
des aufgenommenen Arsens, sondern in starkem Maße auch von der chemischen Form<br />
des Arsens ab. Besonders groß ist der Unterschied der Toxizität anorganischer As-<br />
Verbindungen wie As 3+ und As 5+ gegenüber methylierten organischen As-Spezies, wie<br />
MMA oder DMA. In dem Projekt sollte geprüft werden:<br />
Gibt es einen bedeutenden Anteil an mindertoxischen organischen Arsenspezies im<br />
Grünland oder in bestimmten Pflanzenarten?<br />
Um diese Möglichkeit zu prüfen, sollte ein breites Spektrum an Gras-, Kraut- und<br />
Leguminosearten bezüglich ihrer As-Spezieszusammensetzung untersucht werden. Bei<br />
sich ergebenden bedeutenden Anteilen an organischen Spezies wäre eine Grundlage für<br />
die Diskussion des bestehenden Futtermittelgrenzwertes geschaffen.<br />
Weiterhin sollte die Frage geklärt werden:<br />
Findet während der Silierung von Grünfutter eine Umwandlung von anorganischen in<br />
organische Spezies (oder umgekehrt) und damit eine Toxizitätsveränderung des<br />
Arsens im Futter statt?<br />
Aus der Fachliteratur [3, 4] ist bekannt, dass As-Verbindungen durch mikrobielle Prozesse<br />
auf vielfache Weise ineinander umgewandelt werden können. Da bei Silierungsprozessen<br />
eine Reihe von Mikroorganismen beteiligt sind [5], ist eine Veränderung der Arsenspezies<br />
und eine damit einhergehende Toxizitätsveränderung im Futter wahrscheinlich.<br />
Ergeben sich bedeutende Unterschiede des silierten gegenüber dem frischen Futter<br />
bezüglich ihres Anteils an mindertoxischen organischen As-Spezies, ist eine Empfehlung<br />
zur Silierung bzw. gerade zur Reduzierung der Silierung in arsenbelasteten Gebieten<br />
ableitbar.<br />
202
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Probenahme<br />
Für die Untersuchung wurde der Grünlandaufwuchs von drei Standorten auf 4 m 2 großen<br />
Probenahmeflächen verwendet. Es wurden 3 Standorte ausgewählt, deren Oberböden<br />
sowohl einen breiten Bereich an As-Gehalten, beginnend unterhalb des Maßnahmewertes<br />
bis weit darüber hinaus, aufweisen, zum anderen über eine große Varianz der As-Gehalte<br />
innerhalb einer kleinen Fläche verfügen. Es handelte sich dabei um zwei Auenstandorte<br />
der Mulde und einen Verwitterungsstandort im Raum Freiberg. Die As-Bodengehalte der<br />
41 beprobten 4 m 2 -Teilflächen deckten einen Bereich zwischen 29 bis 778 mg/kg ab 1 , der<br />
mittlere As-Gehalt (Median) lag bei 309 mg As/kg. Einen umfassenden Überblick über die<br />
Beprobung der Grünlandflächen sowie die Probenaufbereitung und -analyse liefert Abb. 1.<br />
Trennung in 29<br />
Arten, anschließend<br />
in gewaschen<br />
/ungewaschen<br />
2 Auenstandorte und 1 Verwitterungsstandort<br />
pro Standort je 6 bis 10 Probenahmeflächen (á 4 m 2 )<br />
Probenahme vor 1. u. 2. Schnitt, pro Fläche Entnahme von:<br />
Pflanzenmischprobe<br />
As-Gesamtgehalt nach<br />
Mikrowellenaufschluss<br />
(HNO3/ H2O2), As-<br />
Speziesverteilung nach<br />
H2O-Extraktion (460)<br />
Bodenprobe<br />
Trocknung und Siebung<br />
Bestimmung As-<br />
Gehalt nach Königswasseraufschluss<br />
(41)<br />
1 frische<br />
Probe<br />
Bestimmung von As-Spezies in Pflanzen mittels HPLC-ICP-MS<br />
Der Untersuchung der Arsenspezies eines breiten Spektrums an Grünlandpflanzenarten<br />
ging eine umfangreiche Methodenentwicklung voraus. Ziel war es die in Pflanzen<br />
vorkommenden Arsenspezies Arsenit (As 3+ ), Arsenat (As 5+ ), Monomethylarsonsäure<br />
(MMA), Dimethylarsinsäure (DMA) und Arsenobetain (AsB) aus den Pflanzen extrahieren<br />
und anschließend mittels HPLC-ICP-MS präzise voneinander trennen zu können.<br />
Die Entwicklung/Optimierung einer geeigneten Extraktionsmethode erfolgte unter folgenden<br />
Maßgaben: Die Extraktionsausbeute sollte möglichst hoch, die Speziesumwandlung<br />
minimal und die Methode routinemäßig anwendbar sein (minimaler Zeitaufwand).<br />
Nachdem eine Reihe von Extraktionsarten und -mittel, unterschiedliche Einwaagen,<br />
Extraktionszeiten und -temperaturen getestet wurden, erwies sich die Extraktion mittels<br />
Wasser in einer Mikrowellendruckapparatur, 12 Minuten bei 120°C als die am besten<br />
geeignete Methode 2 .<br />
1 Eine Teilfläche wies einen Extremwert von 2260 mg As/kg Boden auf.<br />
2 Als Orientierung für mögliche Extraktionsmethoden für Arsen wurde [6] verwendet.<br />
Pflanzenmischprobe<br />
1 silierte<br />
Probe<br />
As-Gesamtgehalt<br />
(41)u. As-Spezies<br />
-verteilung (34)<br />
Abbildung 1:<br />
Schema der<br />
Probennahme<br />
und -analyse<br />
(Zahlen in<br />
Klammern:<br />
jeweilige<br />
Probenanzahl)<br />
203
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Dabei konnte im Mittel 80 % des As-Gesamtgehaltes der Pflanzen erfasst werden und<br />
eine hinreichend hohe Stabilität (Wiederfindungsraten für die organischen Spezies von 5<br />
%) während der Extraktion erzielt werden (Abb. 2).<br />
Anschließend erfolgte die Auswahl/Optimierung der chromatographischen Trennmethode.<br />
Dabei wurden verschiedene Säulen und Eluenten in verschiedenen Elutionsprogrammen<br />
getestet. Als optimale Lösung erwies sich die Methode nach [7] (geringfügig verändert)<br />
mittels einer Anionenaustauscher-Säule von Dionex unter Verwendung 2 verschieden<br />
stark verdünnter Lösungen an HNO3 als Eluenten (Tab. 2) womit die 5 Arsenspezies<br />
innerhalb 12 Minuten voneinander trenn- und quantifizierbar sind. Die nach DIN 32645<br />
ermittelten Bestimmungsgrenzen für die einzelnen As-Spezies liegen zwischen 0,1 und<br />
0,5 µg/l.<br />
Intensity [counts / s]<br />
time [s]<br />
Abbildung 2: Vergleich der Chromatogramme eines Pflanzenextraktes mit<br />
Zusatz eines As-Standards (5 As-Spezies) vor (a) und nach der Extraktion (b)<br />
Tabelle 2: Geräte- und Analysenparameter für die Trennung/ Bestimmung<br />
von 5 As-Spezies in Pflanzenextrakten<br />
Säule DIONEX-Ionpac AG7/AS7<br />
ICP-MS ELAN 6000 (Perkin Elmer)<br />
Pumpe/ Druck Perkin Elmer Series 200/ 139 bar<br />
Eluent A 0,5 mM HNO3 + 0,5 % CH3OH + 0,05 M BDSS*<br />
Eluent B 50 mM HNO3 + 0,5 % CH3OH + 0,05 M BDSS<br />
Fließrate (Flow rate) 1,3 ml/min<br />
Zerstäubergasstrom 0,92 l/min<br />
Eluentenprogramm Schritt pH Zeit [Min] Gradient<br />
1 3.50 2 100% A<br />
2 1.76 1 50% A linear<br />
3 1.76 3.3 50% A<br />
4 3.50 0.5 100% A linear<br />
5 3.50 5 100% A<br />
* BDSS: Benzen 1,2 -Disulfonsäure<br />
204
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
3. Ergebnisse<br />
Anteile organischer As-Spezies am As-Gehalt von Grünlandpflanzen<br />
Der mittels Wasserextraktion extrahierbare Anteil am Arsengehalt eines breiten Spektrums<br />
an Grünlandpflanzenarten setzt sich zum größten Teil aus den anorganischen As-Formen<br />
As 3+ und As 5+ in unterschiedlichen Anteilen zusammen (Tab. 3).<br />
Zusätzlich treten in 13 % der Proben geringe Anteile von maximal 10 % an organischen<br />
Spezies (MMA und DMA) auf. AsB konnte nicht nachgewiesen werden.<br />
Tabelle 3: Anteile der einzelnen As-Spezies am H2O-extrahierbaren<br />
As-Gehalt der untersuchten Grünlandpflanzenproben (n=264;<br />
29 Pflanzenarten; gewaschene und ungewaschene Teilproben)<br />
Kenngröße As 3+ As 5+ Σ MMA/ DMA<br />
MW 36 63 0,4<br />
MIN 0 2 0<br />
MAX 98 100 10<br />
Vorkommen in % der Proben 100 100 13<br />
Für das Vorkommen organischer Spezies konnte weder eine Abhängigkeit von der<br />
Pflanzenart noch von der Eingruppierung in Kraut/Gras oder vom Standort festgestellt<br />
werden, auch treten keine signifikanten Unterschiede des As-Speziesspektrums zwischen<br />
gewaschenen und ungewaschenen Proben auf.<br />
⇒ Eine Diskussion zur Änderung des aktuellen Futtermittelgrenzwertes ist auf der Basis<br />
der As-Spezieszusammensetzung der Grünlandpflanzen leider nicht möglich.<br />
Einfluss der Silierung auf die Toxizität des Arsens im Grünfutter<br />
Die vergleichende Untersuchung der As-Speziesanteile von frischen und silierten Grünschnittproben<br />
zeigte, dass sich während des Silierprozesses keine Umwandlung toxischer<br />
anorganischer As-Spezies in mindertoxische organische Spezies vollzieht (Abb. 3).<br />
Al-Standort 1 Al-Standort 2 V-Standort<br />
Abbildung 3: Arsenspeziesspektrum frischer (MA) und der dazugehörigen<br />
silierten (SA) Grünschnittproben; N=17*2 (jeweils Doppelprobe)<br />
205
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Es wurde hingegen eine signifikante Zunahme des sehr toxischen As 3+ in den Silagen<br />
(MW: 72%) gegenüber dem frischen Grünschnitt (MW: 42%) nachgewiesen (Abb. 3).<br />
Die Klärung der Frage nach der Bedeutung dieses erhöhten As 3+ -Anteils in den Silagen<br />
gegenüber frischem Grünschnitt für die Gefährdung des Viehs bei der Futteraufnahme,<br />
bedarf noch weiterer Forschung.<br />
⇒ Silierung von Grünfutter bringt keine Abhilfe für die Landwirte in den Arsenproblemgebieten.<br />
Einfluss verschiedener Umweltfaktoren auf die Arsenbelastung des Grünlandes<br />
Die Untersuchung ergab für Grünlandflächen mit As-Bodengehalten unterhalb des Maßnahmewertes<br />
von 50 mg/kg bis weit darüber hinaus (167 mg/kg) die Einhaltung des<br />
Futtermittelgrenzwertes. Zwischen dem As-Gehalt im Boden (KW) und dem As-Gehalt im<br />
Grünlandaufwuchs konnte auch bei Einbeziehung der Faktoren Standort und Schnittnutzung<br />
kein linearer Zusammenhang nachgewiesen werden.<br />
Der Vergleich des Arsentransfers Boden – Pflanze zwischen dem Verwitterungsstandort<br />
(V) und den Auenstandorten (Al) zeigt einen signifikant höheren Arsentransfer auf den Al-<br />
Standorten (Abb. 4). Grund hierfür ist vermutlich die stärkere Bindung des Arsens im<br />
Verwitterungsboden gegenüber in Auenböden häufig wechselnden Redoxverhältnissen<br />
und einer damit einhergehenden erhöhten Pflanzenverfügbarkeit des As unter zeitweilig<br />
reduzierenden Bedingungen.<br />
%-Anteil Anteil As-Pflanze von As-Boden [%]<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
,8<br />
,6<br />
,4<br />
,2<br />
0,0<br />
N =<br />
25<br />
53 17<br />
18<br />
20<br />
11<br />
H ilbersdorf V-Standort Al-Standort Wurzen 1 Al-Standort Colditz 2<br />
Abbildung 4: As-Aufnahme des 1.Grünlandaufwuchses in Abhängigkeit vom Standort,<br />
getrennt nach Kräutern und Gräsern (gewaschen)<br />
Gräser<br />
G räser<br />
Kräuter<br />
Der Einfluss der Pflanzenart auf den Arsentransfer Boden – Pflanze wird aufgrund der<br />
Untersuchungsergebnisse als hoch eingeschätzt. Die As-Gehalte der Arten können bei<br />
gleichem As-Bodengehalt um den Faktor 17 differieren 3 . Dabei besteht insbesondere ein<br />
bedeutender Unterschied zwischen Gras- und Kräuterarten, letztere reichern im Mittel<br />
dreimal so viel Arsen an wie Gräser (siehe auch Abb. 4). 4<br />
3 D.h. bei einem Bodengehalt von 334 mg As/kg (einer 4 m 2 -Probenahmefläche des V-Standortes) wies<br />
die Pflanzenart A einen As-Gehalt von 7,5 mg/kg, eine andere Pflanzenart B dagegen nur einen Gehalt<br />
von 0,44 mg As/kg auf.<br />
4 Aufgrund der unterschiedlichen Vegetationszusammensetzung der Standorte konnte innerhalb dieses<br />
Projektes keine generelle Rangfolge der Arten bezüglich ihres Arsentransfers ermittelt werden.<br />
Kräuter<br />
206
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Einen deutlichen Einfluss auf den Arsengehalt im Grünlandaufwuchs nimmt zudem der<br />
Verschmutzungsgrad: Der verschmutzungsbedingte Anteil des Arsengesamtgehaltes der<br />
untersuchten Grünlandpflanzen beträgt im Mittel 16%, der Maximalwert liegt bei 74%.<br />
⇒ Es wurden daher dringend Maßnahmen zur Verminderung der Verschmutzung von<br />
Grünfutter (z.B. Vermeidung lückenhafter Pflanzenbestände oder die Erhöhung der<br />
Schnitthöhe) und des Kräuteranteils empfohlen.<br />
⇒ Zur Empfehlung von Arten mit geringer Arsenaufnahme finden in einem Anschlussprojekt<br />
Arten- und Sortenversuche unter definierten Bedingungen im Gewächshaus<br />
hinsichtlich ihres As-Transfers statt. Dabei sollen vor allem bestandsbildende Kräuter<br />
und Leguminosen berücksichtigt werden, da diese, wie die Untersuchungen zeigten,<br />
deutlich mehr Arsen aufnehmen als Gräser und die Arsenbelastung des Grünlandbestandes<br />
daher viel stärker beeinflussen.<br />
Ausblick<br />
Ein Lebensmittelgrenzwert für Arsen ist derzeit nicht in Kraft, laut Mitteilung des BMELV ist<br />
dieser jedoch in Vorbereitung. Bei Einführung eines Lebensmittelgrenzwertes im Zuge der<br />
Harmonisierung von Futter- und Lebensmittelrecht in Höhe des früheren Richtwertes der<br />
ZEBS von 0,2 mg/kg FM wären in Sachsen bei der Nahrungsmittelproduktion Grenzwertüberschreitungen<br />
zu erwarten.<br />
Die Prüfung der Arten- und Sortenabhängigkeit der Arsenaufnahme auch bei Getreide mit<br />
anschließender Empfehlung von Arten mit geringer Arsenaufnahme kann die Einhaltung<br />
des Lebensmittelgrenzwertes gewährleisten helfen.<br />
Aus der Fachliteratur ist bekannt, dass Phosphor und Arsen aufgrund ihres ähnlichen<br />
chemischen Charakters bei der Aufnahme über die Wurzel konkurrieren. Die Nutzbarkeit<br />
dieser Konkurrenz für die Verringerung des Arsentransfers Boden → Nutzpflanze durch P-<br />
Düngung soll in einem Anschlussprojekt der LFL Sachsen geprüft werden.<br />
Bezüglich des As-Bodengehaltes, bei dem eine Einhaltung des Futtermittelgrenzwertes<br />
noch gewährleistet ist, wurden die Ergebnisse früherer Untersuchungen bestätigt: erst bei<br />
weit über dem Maßnahmewert liegenden As-Bodengehalten (in diesem Projekt: > 167<br />
mg/kg, in früheren Untersuchungen im Bereich der Vereinigten Mulde [9]: > 180 mg/kg)<br />
konnten Grenzwertüberschreitungen im Grünlandaufwuchs nachgewiesen werden. Hauptaugenmerk<br />
zukünftiger Forschung auf dem Gebiet der Arsenproblematik in Sachsen sollte<br />
daher darin liegen, flächendeckend diese Erkenntnis zu prüfen und damit eine fundierte<br />
Basis für die Diskussion des aktuellen Maßnahmewertes für Arsen zu haben. Des<br />
Weiteren sollte geprüft werden, ob es einen signifikanten Unterschied hinsichtlich der<br />
Höhe des Arsentransfers ins Grünfutter zwischen Auen- und Verwitterungsstandorten gibt,<br />
um standortabhängige kritische Bodengehalte hinsichtlich der Einhaltung des Futtermittelgrenzwertes<br />
ableiten zu können.<br />
207
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Literatur:<br />
[1] SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (Hrsg.) (2000a):<br />
Bodenatlas, Teil 3: Bodenmessprogramm. Bodenraster 4 km x 4 km.<br />
[2] SÄCHSISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT; SÄCHSISCHES<br />
LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (Hrsg.) (2004): Abschlussbericht<br />
Landwirtschaftliche und Gärtnerische Nutzung auf schadstoffbelasteten Flächen im<br />
Freistaat Sachsen – Pilotprojekt Auenböden der Vereinigten Mulde.<br />
[3] JACKSON, C. R. et al. (2003): Microbial transformations of arsenite and arsenate in<br />
natural environments. Resent Research Developments in icrobiology 7, S. 103-118.<br />
[4] KLOKE, A. (Hrsg.) (1994): KREYSA, G.; Wiesner, J.: Beurteilung von Schermetallen in<br />
Böden und Ballungsgebieten: Arsen, Blei, Cadmium. – Internationale Expertenbeiträge<br />
und Resümee der DECHEMA -Arbeitsgruppe „Bewertung von Gefährdungspotentialen<br />
im Bodenschutz. –DECHEMA. – Frankfurt/ Main.<br />
[5] CULLEN, W.R. & REIMER, K.J. (1989): Arsenic Speciation in the Environment: Chem.<br />
Rev. 89, 713-764.<br />
[6] SCHMIDT, A.-C.; W. REISSER; J. MATTUSCH; POPP P.; WENNRICH R. (2000): -<br />
Evaluation of extraction procedures for the ion chromatographic determination of<br />
arsenic species in plant materials.- Journal of Chrom. A. 889 (2000), S. 83-91<br />
[7] KOHLMEYER, U.; KUBALLA J.; JANTZEN, E. (2002): Simultaneous Separation of 17<br />
inorganic and organic arsenic compounds in marine biota by means of high performance<br />
liquid chromatography/ inductively coupled plasma mass spectrometry. Rapid<br />
Comm. Mass Spectrom. 16, 965-974.<br />
208
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Ergebnisse eines Monitorings zu Jod-Gehalten im Mischfutter<br />
Grünewald, Karl-Hermann (Verein Futtermitteltest 5 ); Steuer, Georg:<br />
Einleitung<br />
Jod kommt als essentiellem Spurenelement bei der Ernährung von Mensch und Tier eine<br />
große Bedeutung zu. Insbesondere pflanzliche Lebens- und Futtermittel sind jodarm.<br />
Im Körper liegt Jod als anorganisches oder organisches Jod hauptsächlich in der<br />
Schilddrüse vor. Durch die hormonelle Wirkung von Trijodtthyronin (T3) und Thyroxin (T4)<br />
wird der Grundumsatz gesteuert, was sich unter anderem auch auf Wachstum,<br />
Fruchtbarkeit und Milchleistung auswirkt.<br />
Ein Mangel von Jod in der Nahrung führt zu Beeinträchtigung der Hormonbildung. Dies ist<br />
äußerlich erkennbar durch eine vergrößerte Schilddrüse (Kropf) - quasi als<br />
kompensatorische Maßnahme. Ursache für einen Mangel kann ein geringer Jodgehalt in<br />
der Nahrung oder ein relativer Jodmangel (durch goitrogene Inhaltsstoffe ausgelöst) sein.<br />
Zum Ausgleich der Mangelsituation werden Mischfutter üblicherweise mit Jod<br />
supplementiert.<br />
Neben einer Unterversorgung mit Jod sollte auch ein deutlicher Jod-Überschuss<br />
vermieden werden, da dieser zu verminderter Leistung und Fruchtbarkeit und auch zu<br />
höheren Jod-Gehalten in Milch, Fleisch und Eiern führen kann (Flachowsky et al. 2006a).<br />
Die Jodversorgung der Menschen ist in Mitteleuropa ebenfalls knapp, was durch<br />
entsprechende Ergänzung ausgeglichen werden soll (Jodierung von Speisesalz,<br />
Verwendung von jodiertem Salz in der Lebensmittelverarbeitung, Konsumierung von<br />
tierischen Lebensmitteln mit höheren Jodgehalten oder spezielle Jodpräparate).<br />
Bei einer Minderheit der Bevölkerung liegt eine Jodempfindlichkeit vor. Da im Gegensatz<br />
zur Ernährung der Nutztiere im humanen Bereich die Nährstoffversorgung nicht durch<br />
Zuteilung einer ausbilanzierten Ration erfolgt, kann es bei Nutzung verschiedener mit Jod<br />
angereicherter Lebensmittel zu deutlich höheren Jodaufnahmen kommen, so dass bei<br />
diesen Personen nachteilige Auswirkungen zu befürchten sind.<br />
Zur Vermeidung erhöhter Jodgehalte in tierischen Lebensmitteln (Milch als Hauptquelle<br />
der Jodversorgung des Menschen) stehen daher auch die Jodgehalte der Futtermittel für<br />
Nutztiere in der Diskussion (EFSA 2005). Es ergeben sich daher folgende Fragen:<br />
Welche Jodgehalte werden im Mischfutter für Nutztiere in der Praxis tatsächlich erreicht?<br />
Wie sind diese Gehalte gegenüber den Versorgungsempfehlungen einzuordnen?<br />
Wie sind diese Gehalte futtermittelrechtlich einzuordnen?<br />
In welchem Umfang wird Jod in den Futtermitteln supplementiert?<br />
Material und Methoden<br />
Um eine Übersicht zu den Jodgehalten im Nutztierfutter zu erhalten, wurde aus den im<br />
Rahmen des VFT-Warentests beprobten Mischfuttern eine Stichprobe (n=132)<br />
ausgewählt. Die Stichprobe umfasst verschiedene Futtertypen (51 Milchleistungsfutter<br />
(MLF), 8 Rindermastfutter (RMF), 46 Allein- und Ergänzungsfutter für Mastschweine, 3<br />
Ergänzungsfutter für Sauen, 24 Allein- und Ergänzungsfutter für Legehennen) aus<br />
verschiedenen Regionen Deutschlands.<br />
5 Die Prüfung von Mischfutter durch den Verein Futtermitteltest e.V. wird insbesondere durch Zuschüsse des<br />
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert.<br />
209
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Die Beprobung erfolgte bei Abfertigung der Ware im Werk oder bei Anlieferung beim<br />
Landwirt unter Beachtung der üblichen Probenahmeregeln. Die Jodanalyse erfolgte im<br />
Auftrag des VFT bei verschiedenen LUFA-Labors unter Anwendung der ICP-MS-Methode.<br />
Zur Beurteilung der ermittelten Jodgehalte der einzelnen Futtermitteltypen wurde<br />
folgendes Vorgehen gewählt:<br />
Berücksichtigung der Jodgehalte aus Grundfutter bzw. Getreide bei der Beurteilung der<br />
ermittelten Jodgehalte der Ergänzungsfutter,<br />
Vergleich mit den Empfehlungen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GFE 1987,<br />
GfE 1999, GfE 2001)<br />
Vergleich mit den futtermittelrechtlichen Vorschriften (FMV 2005, EU 2006).<br />
Ergebnisse des Monitorings<br />
Ermittelte Jodgehalte<br />
Tabelle 2 zeigt die ermittelten Jodgehalte für die einzelnen Futtertypen mit Mittelwert und<br />
Spanne auf. Auffällig sind die relativ großen Spannen zwischen den geringsten und den<br />
höchsten Messwerten. Die drei geprüften Sauenfutter weisen alle relativ hohe Werte auf,<br />
da es sich um Ergänzungsfutter handelt. Die für Mastschweine und Legehennen geprüften<br />
Futter waren teils Allein-, teils Ergänzungsfutter, weshalb breitere Spannen resultieren. Bei<br />
den Futtermitteln für Milchkühe und Mastrinder handelt es sich grundsätzlich um<br />
Ergänzungsfutter.<br />
Tabelle 2: Jodgehalte im Mischfutter für unterschiedliche Tierkategorien (n=132)<br />
Milchkühe Mastrinder Mastschweine Sauen Legehennen<br />
Anzahl n 51 8 46 3 24<br />
Mittelwert mg/kg T 1,27 1,48 2,27 9,98 1,27<br />
Minimal mg/kg T 0,49 0,25 0,32 5,75 0,54<br />
Maximal mg/kg T 5,70 4,58 8,48 13,29 2,64<br />
Beurteilung der Jodgehalte<br />
Zur Bewertung der Ergänzungsfutter ist zu berücksichtigen, dass diese zusammen mit<br />
Grobfutter (bei Rindern) bzw. mit Getreide u.a. (bei Schweinen und Geflügel) eingesetzt<br />
werden. Diesbezüglich wurde in der vorliegenden Auswertung auf Basis tabellierter Werte<br />
(Jeroch et al. 1993) bei der Rinderfütterung ein Wert für Grobfutter von 0,35 mg Jod/kg T<br />
und bei der Schweine- bzw. der Geflügelfütterung ein Wert für Getreide von 0,33 bzw.<br />
0,29 mg Jod/kg T unterstellt. Für die Beurteilung der Jodgehalte im Rinderfutter wurde ein<br />
„Kraftfutteranteil“ von 50% bei Milchkühen und 30 % bei Mastrindern unterstellt. Bei den<br />
Ergänzungsfuttermitteln für Schweine und Legehennen wurde der jeweils angegebene<br />
Mischungsanteil berücksichtigt. Die hieraus resultierenden Jodgehalte der gefütterten<br />
Ration bzw. Mischung zeigt Tabelle 3.<br />
Tabelle 3: Jodgehalte im Mischfutter, berechnet auf die gefütterte Mischung<br />
Milchkühe Mastrinder Mastschweine Sauen Legehennen<br />
Anzahl n 51 8 46 3 24<br />
Mittelwert mg/kg T 0,79 0,72 1,51 2,71 1,09<br />
minimal mg/kg T 0,45 0,35 0,32 0,99 0,50<br />
maximal mg/kg T 3,04 1,35 5,04 4,34 2,16<br />
In Tabelle 4 sind die fachlichen Empfehlungen und rechtliche Maximalwerte aufgeführt. Zu<br />
berücksichtigen ist hier, dass es futtermittelrechtlich keine Höchstwerte für den Jodgehalt<br />
gibt, sondern die Supplementierung von Jod lediglich durch Regelungen für Zusatzstoffe<br />
210
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
begrenzt ist. Aufgrund von Hinweisen zum Anstieg der Jodgehalte in der Milch und der<br />
damit deutlich höheren Jodversorgung der Menschen über Milch (bis zu 50 % der<br />
Jodaufnahme aus Milch – Flachowsky et al. 2000b) wurden die Maximalwerte für die<br />
Jodsupplementierung von Futter für Milchkühe und Legehennen halbiert (EU 2005).<br />
Tabelle 4: Empfehlungen und Maximalwerte für Jodgehalte in Mischfutter<br />
Milchkühe Mastrinder Mast- Sauen LegeschweinehennenVersorgungsempfehlungen<br />
(GfE)<br />
mg/kg T 0,50 0,25 0,15 0,5-0,6 0,50<br />
Maximalwert<br />
(bis 08.09.06 gültig)<br />
mg/kg 10 10 10 10 10<br />
Maximalwert<br />
(ab 09.09.06 gültig)<br />
mg/kg 5 10 10 10 5<br />
Eine Beurteilung der ermittelten Werte im Vergleich zu den Empfehlungen zur<br />
Jodversorgung ist nur unter Berücksichtigung des Einsatzzweckes, bei Ergänzungsfutter<br />
also unter Berücksichtigung von Grobfutter / Getreide möglich (siehe oben). Die in der<br />
Tabelle 3 aufgeführten Mittelwerte und Spannen zeigen, dass die<br />
Versorgungsempfehlungen im Mittel zwar deutlich überschritten, die rechtlichen<br />
Maximalwerte aber noch deutlich unterschritten werden. Zur Beurteilung der „Verteilung“<br />
der berechneten Jodgehalte für die „gefütterte Ration bzw. Mischung“ sind in den<br />
Abbildungen 1 - 3 die Jodgehalte in aufsteigender Reihenfolge für die Rinder-, Schweine-<br />
und Legehennenfutter aufgeführt. Es ist zu erkennen, dass nur wenige Milchleistungsfutter<br />
die Versorgungsempfehlungen unterschritten. Da diese im Bereich des<br />
Analysenspielraums liegen, sollte das nicht überbewertet werden.<br />
Überwiegend liegen die Jodgehalte deutlich unter den Maximalwerten, lediglich einzelne<br />
Futter kommen näher an diese heran. Die Mittelwerte liegen um den Faktor 5 bis10, die<br />
höchsten Werte um den Faktor 1,5 bis 2,5 unter den erlaubten Maximalwerten. Da die<br />
Analysen vor Inkrafttreten der neuen Maximalwerte für Jod in Futter für Milchkühe und<br />
Legehennen durchgeführt wurden, ist davon auszugehen, dass sich die Jodergänzung der<br />
Futter nicht an den futtermittelrechtlichen Grenzen orientiert.<br />
mg/kg T<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
1<br />
5<br />
9<br />
13<br />
Jod im Rinderfutter<br />
17<br />
21<br />
25<br />
29<br />
33<br />
37<br />
41<br />
45<br />
51 MLF, 8 Rindermastf. (in Ration)<br />
Abbildung 1: Jodgehalte im Mischfutter für Rinder<br />
(gefütterte Mischung)<br />
49<br />
53<br />
57<br />
Höchstwert<br />
Rd.mast.<br />
10 mg/kg<br />
Höchstwert<br />
Milchkühe<br />
5 mg/kg<br />
Empf.<br />
Kühe<br />
Empf.<br />
Mastrd.<br />
211
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
mg/kg T<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1<br />
5<br />
9<br />
Jod im S ch w e ine futte r<br />
13<br />
17<br />
21<br />
25<br />
alle Allein- + Ergänzungsfutter (w ie gefüttert)<br />
29<br />
33<br />
37<br />
41<br />
45<br />
49<br />
Höchstwert<br />
Empf.<br />
Sauen<br />
Empf.<br />
Mast<br />
Abbildung 2: Jodgehalte im Mischfutter für Schweine<br />
(gefütterte Mischung)<br />
mg/kg T<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
1<br />
3<br />
5<br />
7<br />
Jod im Legefutter<br />
9<br />
11<br />
13<br />
15<br />
17<br />
19<br />
alle Allein- + Ergänzungsfutter (w ie gefüttert)<br />
21<br />
23<br />
Höchstwert<br />
Empf.<br />
Abbildg. 3: Jodgehalte im Mischfutter f. Legehennen<br />
(gefütterte Mischung)<br />
Werden im Mischfutter Komponenten eingesetzt, die goitrogene Inhaltsstoffe aufweisen<br />
(z.B. Glucosinolat aus Rapsprodukten), ist ein relativer Jodmangel zu vermeiden. Hierzu<br />
wird seitens der GfE eine Jodversorgung in zweifacher Höhe der üblichen<br />
Versorgungsempfehlung als ausreichend angesehen. Wie die Abbildungen zeigen, ist eine<br />
ausreichende Jodversorgung auch in solchen Fällen möglich, ohne die Jodgehalte weit<br />
anzuheben und den Maximalwerten näher zu kommen.<br />
Bei Betrachtung von Versuchen zum Einfluss steigender Jodversorgung auf Jodgehalte in<br />
den Nahrungsmitteln (Milch, Fleisch und Eier) ist festzustellen, dass je nach Tierart<br />
unterschiedlich hohe Einflüsse vorliegen (Flachowsky et al. 2006b). Bei Gehalten in Höhe<br />
der hier gemessenen Mittelwerte sind kaum höhere Jodgehalte in den Produkten (tierische<br />
Lebensmittel) zu erwarten. Die maximal mögliche Jodergänzung im Futter könnte aber zu<br />
höheren Gehalten, vor allem in Milch und Eiern führen. Auch wenn die vorliegende<br />
Auswertung im Mittel rel. niedrige Jodgehalte in der Praxis aufzeigt, sind die in diesem<br />
Rahmen ermittelten höheren Gehalte einzelner Mischfutter bezüglich deren Notwendigkeit<br />
zu hinterfragen.<br />
Neuere Untersuchungen von Getreide und Brot (ohne Anwendung von Jodsalz) weisen<br />
Jodgehalte von ca. 30 µg/kg auf (Schöne et al. 2000), die in der Nähe der<br />
Bestimmbarkeitsgrenze liegen. Diese Werte weichen deutlich von früheren tabellierten<br />
Werten ab. Möglicherweise ist dies auch durch Fortschritte in der Analytik bedingt. Unter<br />
Berücksichtigung dieser neuen, im Vergleich zu den genannten Tabellenwerten um den<br />
Faktor 10 niedrigeren Werte für Getreide, wären die Jodgehalte in den vorgelegten<br />
Rationen bzw. Mischungen noch einmal niedriger einzuschätzen als die in Tabelle 3 und in<br />
den Abbildungen 1-3 aufgezeigten Kalkulationen.<br />
Die hier dargestellten Werte zeigen die Gesamtgehalte an Jod auf. Eine Information zur<br />
Höhe einer durchgeführten Supplementierung ist im Rahmen dieses Monitorings nicht<br />
möglich gewesen. Dies müsste durch zusätzliche Analysen oder Befragung der Hersteller<br />
separat erfolgen.<br />
Zusammenfassung<br />
Im Rahmen einer Stichprobe (n=132) wurden Mischfutter auf Jod untersucht. Die<br />
Jodgehalte differierten stark (0,25 bis 13,29 mg/kg T), was insbesondere auf Unterschiede<br />
zwischen Allein- und Ergänzungsfutter zurückzuführen ist. Bei Berücksichtigung des<br />
Mischungsanteils an Grobfutter / Getreide resultieren Gehalte bis maximal 5 mg/kg T in<br />
der zu verfütternden Ration bzw. Mischung. Die Beurteilung der so ermittelten Jodgehalte<br />
zeigt, dass die Versorgungsempfehlungen eingehalten werden. Die Jodgehalte liegen bei<br />
212
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
allen Futtern unter den Maximalgehalten, wobei diese meist sogar sehr deutlich<br />
unterschritten werden. Die Jodgehalte in den geprüften Futtern für Milchkühe und<br />
Legehennen liegen auch noch deutlich unter den neuen aktuell gültigen Maximalwerten.<br />
Literatur<br />
EFSA (2005): Opinion of the Scientific Panel on Additives and Products or Substances<br />
used in Animal Feed on the request from the Commission on the use of iodine in<br />
feedingstuffs. The EFSA Journal 168: 1-42.<br />
EU (2005): Verordnung (EG) Nr. 1459/2005 der Kommission zur Änderung der<br />
Bedingungen für die Zulassung der Spurenelemente. Amtsblatt der<br />
Europäischen Union, L 233/8-10 vom 09.09.2005.<br />
Flachowsky, G., F. Schöne, A. Berk (2006): Zur Jodversorgung und zum Jodtransfer in<br />
von Schweinen und Geflügel stammenden Lebensmitteln. Proc. 9. Tagung Schweine-<br />
und Geflügelernährung, 28.-30.11.2006, Halle, im Druck<br />
Flachowsky, G., F. Schöne, G. Jahreis (2006b): Zur Jodanreicherung in Lebensmitteln<br />
tierischer Herkunft. Ernährungs-Umschau 53: 17-21.<br />
FMV (2005): Neufassung der Futtermittelverordnung. Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 15,<br />
10.03.2005.<br />
GfE (Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1987): Empfehlungen zur Energie- und<br />
Nährstoffversorgung von Schweinen. DLG-Verlag, Frankfurt<br />
GfE (Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1999): Empfehlungen zur Energie- und<br />
Nährstoffversorgung der Legehennen und Masthühner (Broiler). DLG-Verlag, Frankfurt<br />
GfE (Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (2001): Empfehlungen zur Energie- und<br />
Nährstoffversorgung der Milchkühe und Aufzuchtrinder. DLG-Verlag, Frankfurt<br />
Jeroch, H., G. Flachowsky, F. Weißbach (1993): Futtermittelkunde, Anhang<br />
Mineralstoffgehalte in Futtermitteln, 485-494. Verlag Gustav Fischer, Stuttgart<br />
Schöne, F., U. Kirchheim, B. Meixner, M. Leiterer, J. Bargholz (2000): Brot aus Thüringen.<br />
In 8. Ernährungsfachtagung der DGE Sektion Thüringen, 26.10.2000, Jena, 68-84.<br />
Autoren<br />
Dr. Karl-Hermann Grünewald, Verein Futtermitteltest e.V., Endenicher Allee 60, 53115<br />
Bonn<br />
Georg Steuer, VFT-Koordinierungsstelle bei der DLG, Max-Eyth-Weg 1, 64823 Groß-<br />
Umstadt<br />
213
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Jod in der Milch - Stand und Steuerungsmöglichkeiten<br />
Schöne, Friedrich (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Leiterer, Matthias;<br />
Flachowsky, Gerhard; Lebzien, Peter; Bemmann, Doreen; Breitschuh, Gerhard:<br />
Das Spurenelement Jod ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und<br />
Tetrajodthyronin = Thyroxin (T4). Ein Nahrungsjoddefizit vermindert die Hormonsynthese<br />
der Schilddrüse und führt zu Kropf.<br />
Für Jugendliche und Erwachsene empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine<br />
Zufuhr von 200 µg Jod/Tag (D-A-CH 2000). Jedoch beträgt die geschätzte Jodaufnahme<br />
nur zwei Drittel der Empfehlungen (Gärtner et al. 2001). Große Teile der Bevölkerung<br />
scheiden noch immer weniger als 100 µg Jod/Person und Tag mit dem Urin aus, erreichen<br />
also diese untere Grenze einer nach WHO-Einstufung ausreichenden Jodversorgung<br />
nicht.<br />
Der noch immer unzureichenden Jodversorgung wird durch Jodanreicherung von<br />
Lebensmitteln begegnet - zum einen direkt durch Jodsalzverwendung in der Verarbeitung<br />
besonders zu Backwaren und Wurst (Großklaus und Jahreis 2004) zum anderen indirekt<br />
durch Jod im Tierfutter mit einer Konzentrationserhöhung des Spurenelementes vor allem<br />
in der Milch (Flachowsky et al 2006). Jodverbindungen und Dosierungen für die<br />
Nutztierarten sind gesetzlich fixiert (EU 2003, 2005). Erhebungen zeigen, dass mit der<br />
Futterjodierung – als Beispiel ist Ostdeutschland vor und nach 1985 aufgeführt - die<br />
Milchjodkonzentration von 20 1) (Tab. 1) auf mehr als 100 µg/kg angestiegen ist. Mittlere<br />
Konzentrationen im Bereich 100 bis 200 µg Jod/kg Milch weisen ebenfalls die neueren<br />
nicht in der Übersicht aufgeführten Erhebungen in Thüringen (Schöne et al. 2003, Bader<br />
et. al. 2005) und Sachsen (Launer und Richter, 2005) aus, wobei sich eine weitere<br />
Häufigkeitsabnahme jodarmer Milchchargen (Kennzeichen: < 50 µg Jod/kg Milch)<br />
abzeichnet.<br />
Hauptgegenstand der vorliegenden Arbeit war es in einem Versuch mit Milchkühen die<br />
Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen dem Jod des Futters und der Milch zu ermitteln.<br />
Weiterhin soll über Statuserhebungen der Milchjodkonzentration in ausgewählten<br />
Thüringer Milchviehherden in Beziehung zur Wirtschaftsweise (ökologisch gegenüber<br />
konventionell) berichtet werden.<br />
Material und Methoden<br />
Dosis- Wirkungs- Versuch Milchkühe<br />
An 5 Kühe der Rasse Holstein, im letzten Laktationsdrittel, wurden 4 Joddosierungen<br />
verabreicht: als Calciumjodat-Hexahydrat mit dem Mineralfutter (150 g/Tag) über vier<br />
Perioden zu jeweils 14 Tagen. Den Tieren in Einzelfressständen wurden Rationen<br />
bestehend aus Gras- sowie Maissilage und Kraftfutter gefüttert. Die je Tag verabreichte<br />
Menge Trockenmasse (T) von 13,3 kg entsprach 15 kg Futter auf Basis 880 g T/kg,<br />
wonach die EU für alle Nutztierarten die zulässigen Zusatzstoffdosierungen definiert (EU<br />
2003, 2005). Bezogen auf 1 kg Futter mit 880 g T/kg wurden in der zweiten, dritten und<br />
vierten Periode 1, 4 und 10 mg zugesetzt, in der ersten Periode erhielten die Tiere<br />
Mineralfutter ohne Zusatz. Je kg T entspricht das in der Reihenfolge der Perioden 0; 1,1;<br />
4,5 und 11,4 mg/kg T. Die analysierten Gehalte betrugen in der Reihenfolge der Perioden<br />
0,2 (Grundration); 1,3; 5,1; 10,1 mg Jod /kg T der Gesamtration entsprechend 2,96; 16,8;<br />
67,6;134 mg Jod/d insgesamt. Blutserum- und Milchproben wurden von jeder Kuh am 10.,<br />
12.und 14. Tag jeder Periode genommen. Die Jodanalyse erfolgte mittels ICP MS (Leiterer<br />
et al.2001) nach Extraktion der gefriergetrockneten Milch mit<br />
Tetramethylammoniumhydroxid (TMAH). Die<br />
214
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Ergebnisse sind als Mittelwert und Standardabweichung angegeben. Die statistischen<br />
Berechnungen beinhalteten die zweifaktorielle Varianzanalyse (die Faktoren Joddosierung<br />
und Probennahmetag) und den DUNNETT Test.<br />
Erhebungen in Milchviehherden mit ökologischer versus konventioneller Wirtschaftsweise<br />
Es kamen Tankmilchproben des Zeitraumes 2001 bis 2006 29mal aus konventioneller,<br />
23mal aus ökologischer Erzeugung zur Jodanalyse nach dem vorstehend beschriebenen<br />
Verfahren. Die Fütterung, eingeschlossen die Mineralstoffversorgung wurde in<br />
ausgewählten Betrieben erfasst und befindet sich im Rahmen einer Diplomarbeit in der<br />
Auswertung (Graf 2007).<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Dosis- Wirkungs- Versuch Milchkühe<br />
Mit steigender Joddosierung in den 4 Perioden erhöhte sich die Jodkonzentration des<br />
Serums signifikant (Abb. 1). Die jeweils 5 Proben wurden über die drei Probennahmetage<br />
zusammengefasst, bestand doch im Ergebnis der zweifaktoriellen Varianzanalyse kein<br />
Einfluss des Faktors Probennahmetag (nicht gezeigt). Für die Milchjodkonzentration (Tab.<br />
2, Abb. 2) konnte in der zweifaktoriellen ANOVA ebenfalls ein statistisch gesicherter<br />
Einfluss der Jodsupplementation nachgewiesen werden (P < 0,001): Mit zunehmender<br />
Jodgabe stieg die Milchjodkonzentration an. Im Gegensatz dazu hatte der<br />
Probennahmetag (Tab.2) keinen Einfluss (P=0,89) und es bestand keine Wechselwirkung<br />
(P annähernd 1).<br />
Für die aus dem höchsten getesteten Futterjodzusatz resultierende Milch-Jod-Konzentration<br />
würde bereits ein Viertelliter Milch das obere Limit der Jodversorgung des<br />
Menschen von 500 µg/Tag (Deutsche Gesellschaft für Ernährung 2000) überschreiten. Als<br />
Ergebnis dieses Modellversuches mit Milchkühen wurde das gegenwärtige Maximum des<br />
Jodzusatzes in Milchkuhrationen von 10 mg/kg Futter auf 5 mg/kg Futter gesenkt (Basis<br />
880 g Trockenmasse/kg, EU 2003, 2005). Diese Absenkung ist vorbeugender<br />
Verbraucherschutz, zumal die in der Praxis angewandten Jodgaben ebenfalls die neue<br />
gesetzliche Höchstdosierung unterschreiten.<br />
Bei etwa 20 kg Milchleistung je Kuh und Tag ergaben sich für die pro Tag ausgeschiedene<br />
Milchjodmenge ähnliche Relationen zwischen den Jodaufnahmeniveaus wie bereits für die<br />
Milchjodkonzentration beschrieben. Bezieht man die in der Reihenfolge der<br />
Jodaufnahmeniveaus= Perioden ermittelten Tagesdurchschnitte der Milchjodmenge von<br />
2,22; 7,21; 24,0 und 51,0 (die Differenzen sind im DUNNETT Test statistisch gesichert)<br />
auf die in Material und Methoden aufgeführten Gesamtaufnahmen an Jod, so ergibt sich<br />
ein relativer Anteil des Milchjods am aufgenommenen Jod von 75, 43, 36 und 39 %. Dabei<br />
ist die hohe Rate bei der niedrigen Jodaufnahme (Futterration ohne Jodzusatz) ein<br />
Artefakt, wird doch während der Synthese und dem Abbau der Schilddrüsenhormone Jod<br />
freigesetzt, welches bei dem marginalem Jodangebot von 0,2 mg/kg T (die Empfehlung<br />
der GfE, 2001, lautet 0,5 mg Jod/kg T) zu dem Milchjod beisteuern dürfte. Der prozentuale<br />
Jodübergang bei den drei geprüften moderaten, höheren und sehr hohen Zusätze<br />
unterscheidet sich statistisch nicht, wonach bei Jodzufuhr in diesem Bereich mit gut einem<br />
Drittel Übergang in die Milch zu rechnen wäre. Hierzu sind aber weitere Untersuchungen<br />
notwendig.<br />
Milchjod aus Herden mit ökologischer und konventioneller Wirtschaftsweise im Vergleich<br />
Die 29 Tankmilchproben aus konventionellen Milchviehherden enthielten 158 ± 49 µg<br />
Jod/kg, die 23 aus ökologisch wirtschaftenden Betrieben 104 ± 93 µg Jod/kg, Signifikanz<br />
215
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
der Differenz im t Test nach STUDENT. Vergleicht man die Gehaltsklassen, so waren<br />
Tankmilchproben mit Konzentrationen von weniger als 50 µg Jod/kg Milch bei<br />
ökologischer Erzeugung stärker vertreten als bei der konventionellen Wirtschaftsweise<br />
(Tab. 3). In einigen wenigen kleineren Ökobetrieben waren Futterkalk und Viehsalz die<br />
einzigen Mineralstoffquellen, woraus für Jodmangelbedingungen charakteristische<br />
Jodkonzentrationen der Milch resultieren.<br />
Nach den vorliegenden Erfahrungen werden Statuserhebungen in Milchkuhherden<br />
dadurch erschwert, dass die Milchjodkonzentration von mehreren möglichen Jodquellen<br />
wie Mineralfutter, Mischfutter, Grundfutter, tierärztlicher Medikation oder jodhaltigen<br />
Zitzendesinfektionsmittel beeinflusst wird. Der oft diskutierte Einfluss der letztgenannten<br />
Jodeintragsmöglichkeit erwies sich im Exaktversuch (Spolders et al. 2006) als<br />
vergleichsweise gering.<br />
Fazit<br />
Jodkonzentrationen in Milchviehrationen von 0,2; 1,3; 5,1 und 10,1 mg kg T führten zu<br />
Jodkonzentrationen der Milch von 101, 343, 1215 und 2762 µg kg. Die Obergrenze der<br />
Jodzufuhr von 500 µg/Tag (D-A-CH 2000) der Jodzufuhr würde bereits mit einem<br />
Viertelliter Milch von den Kühen mit 10 mg Jod/kg T im Futter überschritten. Die<br />
Halbierung der zulässigen Jodmenge seit 09/05 ist deshalb Ausdruck des vorsorgenden<br />
Verbraucherschutzes. Die Jodversorgung der Milchkühe, besonders in den<br />
konventionellen Betrieben, erscheint stabil. In den ökologisch wirtschaftenden Betriebe ist<br />
die ordnungsgemäße Verabreichung eines „vollwertigen Mineralfutters“ stärker zu<br />
beachten. Weitere Versuche und Erhebungen ebenfalls bei höherem Leistungsniveau sind<br />
notwendig, um die Beziehung zwischen Jodaufnahme und Milchjod zu quantifizieren.<br />
Literatur<br />
Bader, N.; Moller, U.; Leiterer, M.; Franke, K.; Jahreis, G.: Tendency of increasing iodine<br />
content in human milk and cow's milk. Exp. Clin. Endocrinol. Diabetes 113 (2005) 8-12<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung....., D.A.CH.: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr.<br />
Umschau Braus GmbH, Verlagsgesellschaft, Frankfurt/M., 1. Aufl. (2000)<br />
European Union, EU: Regulation (EC) No 1831/2003 of the European Parliament and of<br />
the Council of 22 September 2003 on additives for use in animal nutrition. Official<br />
Journal of the European Union 46, L 268/29 - L268/43<br />
European Union, EU: Verordnung (EG) Nr. 1459/2005 der Kommission zur Änderung der<br />
Bedingungen für die Zulassung der Spurenelemente. Amtsblatt der Europäischen<br />
Union, L 233/8-10 vom 09.09.2005<br />
Gesellschaft für Ernährungsphysiologie, GfE: Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung<br />
der Milchkühe und Aufzuchtrinder. Nr. 8, DLG-Verlag, Frankfurt, 136<br />
pp (2001)<br />
Flachowsky, G.; Schöne, F.; Jahreis, G: Zur Jodanreicherung in Lebensmitteln tierischer<br />
Herkunft. Ernährungsumschau Ernährungs-Umschau 53 (2006) 17-21<br />
Gärtner, R.; Manz, F.; Grossklaus, R. Representative data of iodine intake and urinary<br />
excretion in Germany. Experimental Clinical Endocrinology and Diabetes 109 (2001) 2-<br />
7<br />
Graf, Tanja: Der Spurenelementstatus der Milch in Beziehung zur Versorgung der<br />
Milchkühe in ausgewählten Thüringer Betrieben und Ableitung von Empfehlungen für<br />
die Milchkuhfütterung (Arbeitsthema), Diplomarbeit in Vorbereitung, Institut für<br />
Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität, Jena (2007)<br />
216
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Jahreis, G.; Leiterer, M.; Franke, K.; Maichrowitz, W.; Schöne, F.; Hesse, V.: Jodversorgung<br />
bei Schulkindern und zum Jodgehalt der Milch. Kinderärztl. Praxis 16 (1999)<br />
172-181<br />
Launer, P.; Richter, O.: Untersuchungen zur Iodkonzentration im Blutserum von<br />
Milchkühen aus Sachsen sowie in Kuhmilch und Milchprodukten (Säuglingsnahrung).<br />
Berl. Münch. Tierärztl. Wochenschr. 118 (2005), Heft 11/12, 502-508<br />
Leiterer, M.; Truckenbrodt, D.; Franke, K.: Determination of iodine species in milk using ion<br />
chromatographic separation and ICP-MS detection. European Food Research<br />
Technology 213 (2001)150 – 153<br />
Preiss, U.; Alfaro Santos, C.; Spitzer, A.; Wallnöfer, P.R.: Iodine content of Bavarian<br />
consumer milk. Z. Ernährungswiss. 36 (1997) 220-224<br />
Schöne, F.; Leiterer, M.; Hartung, H.; Kinast, C.; Greiling, A.; Böhm, U.; Jahreis, G.: Trace<br />
elements and further nutrition-related constituents of milk and cheese.<br />
Milchwissenschaft 58 (2003) 486-490<br />
Souci, F.W.; Fachmann, W.; Kraut, H.: Food Consumption and Nutrition Tables, 6th rev.<br />
edn. Medpharm, Scientific Publishers, Stuttgart, Germany(2000)<br />
Spolders, M.; Bemmann, Doreen; Lebzien, P.; Leiterer, M.; Schöne, F.; Flachowsky, G.:<br />
The influence of an iodized udder disinfection solution on the iodine content of milk<br />
from dairy cows (Zum Einfluss eines jodhaltigen Zitzendesinfektionsmittels auf den<br />
Jodgehalt von Kuhmilch). Proc.Soc.Nutr. Physiol. (2006). 15<br />
Tabelle 1: Ausgewählte Erhebungen zum Jodgehalt von Milch<br />
Gehalt laut Nährwerttabelle 27 µg/kg (Souci et al. 2000)<br />
Land<br />
Jahr<br />
Ostdeutschland<br />
bis 1985 1)<br />
1987 2)<br />
1990 2)<br />
Bayern<br />
1995<br />
Thüringen<br />
1996<br />
Anzahl<br />
k.A.<br />
368<br />
61<br />
0 ± s<br />
(Min. – Max.)<br />
Jod µg/kg<br />
17 ± 10<br />
53 ± 35<br />
81 ± 11<br />
114<br />
(26 – 298)<br />
111 ± 71<br />
(15 –290)<br />
Quelle<br />
1) vor 2) nach der Mineralfutterjodierung (Zitiert bei Flachowsky et al. 2006)<br />
Anke et al. 1993<br />
Preiss et al. 1997<br />
Jahreis et al. 1999<br />
217
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Jod µg/l<br />
48 d ± 12<br />
66 c ± 16<br />
Abbildung 1: Milchkuhversuch – Serumjod<br />
Mittelwert ± Standardabweichung (5 Kühe x 3 Proben)<br />
Tabelle 2:Milchjodkonzentration, µg/kg, bei unterschiedlicher Futterjodierung an den<br />
Tage Fütterung bzw.<br />
Probennahme<br />
10<br />
12<br />
14<br />
drei Tagen der Probennahme (jeweils 5 Kühe)<br />
131 b ± 37<br />
290 a ± 75<br />
2,96 16,8 67,6 134<br />
0,2<br />
88 ± 34<br />
109 ± 22<br />
107 ± 39<br />
Aufnahme Jod mg/d<br />
Jod im Futter (mg kg -1 T)<br />
1,3<br />
311 ± 82<br />
362 ± 126<br />
357 ± 129<br />
5,1<br />
1224 ± 258<br />
1277 ± 245<br />
1145 ± 187<br />
10,1<br />
2750 ± 742<br />
2837 ± 1078<br />
2698 ± 903<br />
218
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
Jod µg/kg<br />
101 d ± 32<br />
343 c ± 109<br />
1215 b ± 222<br />
2762 a ± 852<br />
2,96 16,8 67,6 134<br />
Aufnahme Jod (mg/d)<br />
Abbildung 2: Milchkuhversuch – Milchjodkonzentration Mittelwert ± Standardabweichung<br />
(5 Kühe x 3 Tagesproben)<br />
Tabelle 3: Häufigkeiten in den Milchjodgehaltsklassen für konventionell oder öko-<br />
logisch wirtschaftende Thüringer Betriebe (2001 bis 2006)<br />
Jod µg/kg<br />
12 – 50<br />
50 – 100<br />
100 – 200<br />
über 200 (bis 370)<br />
konventionell<br />
-<br />
2<br />
19<br />
8<br />
ökologisch<br />
6<br />
11<br />
1<br />
5<br />
219
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Wird der Energiegehalt von Milchleistungsfutter über in vitro-Parameter richtig<br />
geschätzt?<br />
Pries, Martin (Landwirtschaftskammer NRW); Menke, Annette; Steevens, Ludger; Tholen,<br />
Ernst:<br />
Ein wichtiges Qualitätskriterium für Mischfutter ist die Angabe des Energiegehaltes, da<br />
dessen Kenntnis für den zielgerichteten Einsatz erforderlich ist. Beim Wiederkäuer erfolgt<br />
die Energieangabe auf Basis der Metabolisierbaren Energie (ME) bzw. speziell für<br />
Milchkühe auf Basis der Nettoenergie-Laktation (NEL).<br />
Die Errechnung der ME wird nach einer von der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie<br />
(GfE), 1995 angegebenen Gleichung aus den verdaubaren Rohnährstoffen vorgenommen.<br />
Da Verdauungsversuche zeitaufwendig und teuer sind, wurden ebenfalls von der GfE<br />
(1996) Schätzgleichungen zur Ermittlung des ME- bzw. NEL-Gehaltes mitgeteilt. Die<br />
Futtermittelverordnung bestimmt, dass Energieangaben für in den Handel gebrachte<br />
Wiederkäuermischfutter auf Basis dieser Schätzgleichungen zu erfolgen haben.<br />
Die Zusammensetzung der Mischfutter unterliegt dem Wandel, da höhere physiologische<br />
Ansprüche an die Futter gestellt werden, technologische Veränderungen in der Produktion<br />
wirken, neue Komponenten zum Einsatz kommen und schließlich ökonomische Aspekte<br />
eine Rolle spielen. Beispielhaft zeigt die Abbildung 1 die Entwicklung des Stärkegehaltes<br />
von 284 Milchleistungsfuttern, die von 2000 bis 2005 im Rahmen der Energetischen<br />
Futterwertprüfung in Haus Riswick, Kleve untersucht wurden. Grund für den deutlichen<br />
Anstieg des Stärkegehaltes ist der zunehmende Einsatz von Getreide im Mischfutter, der<br />
derzeit bei 45 % liegt (ZMP, 2006).<br />
In den Abbildungen 2 und 3 erfolgt ein Vergleich der Energiegehalte aus der<br />
Verdaulichkeitsmessung am Hammel mit den Ergebnissen der Schätzgleichungen.<br />
Deutlich wird, dass es inbesondere bei den Futtern mit einem höheren Energiewert zu<br />
einer merklichen Unterschätzung kommt. Hieraus leitet sich die Forderung nach einer<br />
Anpassung der derzeitigen Schätzgleichungen ab.<br />
Material und Methoden<br />
Für die Ableitung neuer Schätzgleichungen konnten Mischfutter für Wiederkäuer<br />
herangezogen werden, die in den Jahren 1999 bis 2005 im Rahmen der Energetischen<br />
Futterwertprüfung in Haus Riswick einer Verdaulichkeitsbestimmung gemäß den GfE-<br />
Vorgaben (1991) unterzogen wurden. Von 402 zur Verfügung stehenden Futtern wurden<br />
322 Datensätze für Schätzdatei und 80 Datensätze entsprechend 20 % für die<br />
Validierungsdatei bestimmt. Die Datensätze in der Schätzdatei umfassten 263<br />
Michleistungsfutter, 39 Rindermastfutter, 16 Schaffutter und 4 Kälberkraftfutter. Neben den<br />
Rohnährstoffen standen für alle Futter die Gehalte an Stärke und Zucker, die<br />
Detergenzienfasern sowie die in vitro Parameter Gasbildung gemäß Hohenheimer<br />
Futterwerttest (HFT) und ELOS zur Verfügung. Die mittleren Gehalte, Streuungen sowie<br />
Minima und Maxima der Nährstoffgehalte zeigt die Tabelle 1.<br />
Die Ableitung verschiedener Schätzgleichungen wurde am Institut für Tierwissenschaften<br />
der Universität Bonn mit Hilfe der SAS-Prozedur vorgenommen.<br />
220
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Ergebnisse<br />
Die Tabelle 2 zeigt für verschiedene ME-Schätzgleichungen Bestimmtheitsmaß und<br />
Schätzfehler, womit die Qualität der Gleichungen beurteilt werden kann. Dargestellt sind<br />
die Werte für die GfE-Schätzgleichung von 1996 sowie im Vergleich dazu die Angaben für<br />
alternative Schätzgleichungen. Die Bestimmtheitsmaße für die neuen Schätzgleichungen<br />
variieren zwischen 73,9 und 80,4, womit deutlich bessere Werte im Vergleich zur<br />
Schätzgleichung von 1996 erzielt werden. Auch sind die Schätzfehler durchgehend<br />
niedriger. Gleichungen, die die Gasbildung des HFT nutzen, schneiden besser ab als<br />
solche, die mit dem ELOS-Wert arbeiten.<br />
Es wurden auch quadratische und kubische Gleichungen geprüft, die zu einer<br />
Verbesserung der Bestimmtheitsmaße von 0,3 bis 1,2 %-Punkten führten.<br />
In der Tabelle 3 sind die Schätzgleichungen mit den höchsten Genauigkeitswerten<br />
dargestellt. Die Vorzeichen der verschiedenen Parameter erscheinen sachlogisch. So sind<br />
Rohasche, Rohfaser und ADF mit negativen Vorzeichen versehen.<br />
Die Tabelle 4 zeigt das Ergebnis der Validierung der Schätzgleichungen an 80<br />
Datensätzen. Die höchste Genauigkeit erzielt die Gleichung, die zusätzlich zu den<br />
Weender Rohnährstoffen und dem HFT noch Stärke und Zucker als Schätzparameter<br />
verwendet.<br />
In der Abbildung 4 erfolgt für die ME-Schätzgleichung von 1996 und für die neue<br />
Schätzgleichung auf Basis Weender + HFT + Stärke + Zucker eine Gegenüberstellung der<br />
Energiewerte aus der Verdaulichkeitsmessung und den geschätzten Energiegehalten.<br />
Dabei zeigt sich, dass die aktualisierte Schätzgleichung auch für Mischfutter mit einem<br />
höheren Energiewert zu zuverlässigen Energieangaben führt. Dies gilt nicht für die GfE-<br />
Schätzformel von 1996.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Da die Zusammensetzung der Mischfutter dem stetigen Wandel unterliegt, müssen<br />
Gleichungen zur Energieschätzung in regelmäßigen Abständen überprüft und<br />
gegebenenfalls angepasst werden. Höhere physiologische Anforderungen führen zu<br />
einem größeren Anteil an Mischfuttern mit 7,0 und mehr MJ NEL/kg. Dies sind oftmals<br />
stärkereiche Futter mit einem höheren Getreideanteil. Gerade bei diesen Futtern besteht<br />
eine größere Diskrepanz zwischen dem Energiegehalt aus der Verdaulichkeitsprüfung am<br />
Hammel und der Energieschätzung mittels GfE-Gleichung von 1996.<br />
Die Ableitung neuer Schätzgleichungen an 322 Datensätzen der Energetischen<br />
Futterwertprüfung, die neben den Weender Rohnährstoffen die Gasbildung des HFT und<br />
den Gehalt an Stärke und Zucker bzw. ADF verwenden, führt zu deutlich gesteigertem<br />
Bestimmtheitsmaß und verringertem Schätzfehler. Eine Anpassung der<br />
Schätzgleichungen scheint daher geboten. Hierbei sollten die Daten von weiteren<br />
Forschungseinrichtungen berücksichtigt werden.<br />
221
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Abbildung 1:<br />
Abbildung 2:<br />
250<br />
240<br />
230<br />
220<br />
210<br />
200<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
Änderungen am Beispiel des Stärkegehaltes<br />
Energetische Futterwertprüfung Haus Riswick<br />
Milchleistungsfutter, n = 284<br />
Stärke, g/kg TM<br />
Stärke, g/kg TM<br />
Anzahl<br />
Anzahl geprüfter Futter<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Jahr<br />
Vergleich der Energiegehalte nach Verdaulichkeitsmessung<br />
und Schätzgleichung (n = 284 MLF)<br />
ME, MJ/kg TM<br />
Schätzgleichung mit<br />
ELOS<br />
14,0<br />
13,5<br />
13,0<br />
12,5<br />
12,0<br />
11,5<br />
11,0<br />
10,5<br />
10,0<br />
10,0 10,5 11,0 11,5 12,0 12,5 13,0 13,5 14,0<br />
ME, MJ/kg TM; Verdaulichkeitsmessung<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
222
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Abbildung 3:<br />
Abbildung 4:<br />
Tabelle 1:<br />
8,5<br />
8,0<br />
7,5<br />
7,0<br />
6,5<br />
Vergleich der Energiegehalte nach Verdaulichkeitsmessung<br />
und Schätzgleichung (n = 284 MLF)<br />
NEL, MJ/kg TM<br />
Schätzgleichung mit<br />
Gasbildung<br />
9,0<br />
6,0<br />
6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5 9,0<br />
ME,<br />
ME,<br />
ME/kg<br />
ME/kg<br />
TM<br />
TM<br />
HFT<br />
HFT<br />
+<br />
+<br />
ADF<br />
ADF<br />
14,0<br />
14,0<br />
13,5<br />
13,5<br />
13,0<br />
13,0<br />
12,5<br />
12,5<br />
12,0<br />
12,0<br />
11,5 11,5<br />
NEL, MJ/kg TM; Verdaulichkeitsmessung<br />
Vergleich von ME-Schätzgleichungen;<br />
ME auf Basis HFT + ADF<br />
ME, ME (GfE 2006 1996)<br />
ME, (GfE 1996)<br />
11,0<br />
11,0 11,5 12,0 12,5 ME, MJ/kg TM TM VQ VQ<br />
13,0 13,0 13,5 13,5 14,0 14,0<br />
TM, g<br />
XA, g<br />
XP, g<br />
XL, g<br />
XF, g<br />
Stärke, g<br />
Zucker, g<br />
NDF, g<br />
ADF, g<br />
Materialbeschreibung, in kg TM, n = 322<br />
HFT, ml/200 mg<br />
ELOS, %<br />
NEL, MJ<br />
ME, MJ<br />
mittel<br />
889<br />
79<br />
231<br />
42<br />
108<br />
198<br />
87<br />
327<br />
154<br />
57<br />
78<br />
7,65<br />
12,3<br />
s<br />
114<br />
15<br />
53<br />
1<br />
24<br />
81<br />
22<br />
88<br />
40<br />
5<br />
5<br />
0,4<br />
0,5<br />
min<br />
837<br />
51<br />
142<br />
20<br />
50<br />
32<br />
34<br />
58<br />
55<br />
41<br />
56<br />
6,32<br />
10,5<br />
max<br />
922<br />
141<br />
455<br />
95<br />
216<br />
463<br />
160<br />
669<br />
260<br />
65<br />
89<br />
8,79<br />
13,9<br />
223
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabelle 2:<br />
Tabelle 3:<br />
Tabelle 4:<br />
Bezeichnung<br />
GfE ´96<br />
2006<br />
2006<br />
2006<br />
Güte von ME-Schätzgleichungen<br />
für Wiederkäuermischfutter<br />
Parameter<br />
Weender + ELOS (quadrat.)<br />
Weender + HFT<br />
Weender + ELOS<br />
Weender + ADF + HFT<br />
Weender + ADF + ELOS<br />
Weender + Stärke + Zucker + HFT<br />
Weender + Stärke + Zucker + ELOS<br />
Bestimmtheitsmaß,<br />
%<br />
64,6<br />
77,7<br />
73,9<br />
80,3<br />
73,9<br />
80,4<br />
74,3<br />
Schätzfehler,<br />
%<br />
2,11<br />
1,89<br />
2,06<br />
1,78<br />
2,07<br />
1,84<br />
2,13<br />
ME-Schätzgleichungen für Wiederkäuer Mischfutter<br />
ME, MJ/kg TM =<br />
8,36786<br />
-XAx 0,12606<br />
+ XP x 0,06041<br />
+ XL x 0,18007<br />
-XF x 0,07448<br />
+ HFT x 0,06314<br />
ME, MJ/kg TM =<br />
4,53535<br />
- XA x 0,08754<br />
+ XP x 0,044161<br />
+ XL x 0,1175<br />
- ADF x 0,03924<br />
+ HFT x 0,05177<br />
Rohnährstoffe: g/kg TM, Gb: ml/200mg TM<br />
ME, MJ/kg TM =<br />
2,42738<br />
-XAx 0,05772<br />
+ XP x 0,05612<br />
+ XL x 0,13853<br />
+ XS x 0,02576<br />
+ XZ x 0,03114<br />
+ HFT x 0,05298<br />
Validierung von ME-Schätzgleichungen<br />
an 80 Datensätzen<br />
Parameter<br />
Schätzfehler<br />
Abweichung ME zur<br />
ME-Schätzung<br />
% s min - max<br />
GfE ´96, Weender + ELOS<br />
2006<br />
Weender + HFT<br />
Weender + ADF + HFT<br />
Weender + Stärke + Zucker + HFT<br />
2,40<br />
1,81<br />
1,81<br />
1,59<br />
0,29<br />
0,22<br />
0,22<br />
0,20<br />
-0,57 – 0,97<br />
-0,63 – 0,64<br />
-0,66 – 0,65<br />
-0,47 – 0,51<br />
224
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Empfehlungen der GfE zur Futterbewertung (Schätzgleichungen u. a. )<br />
GfE (Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1996):<br />
Formeln zur Schätzung des Gehaltes an Umsetzbarer Energie und Netto-<br />
energie-Laktation in Mischfuttern<br />
Proc. Soc. Nutr. Physiol. (1996) 5, 153 – 155<br />
GfE (Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1995):<br />
Zur Energiebewertung beim Wiederkäuer<br />
Proc. Soc. Nutr. Physiol. (1995) 4, 121 – 123<br />
GfE (Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1995):<br />
Leitlinien zur Bestimmung der Verdaulichkeit von Rohnährstoffen an Wieder-<br />
käuern<br />
J. Anim. Physiol. A. Anim. Nutr. 65, 229 – 234<br />
ZMP 2006: Steigen die Preise weiter?<br />
in: DLG-Nachrichten 9/2006 62-64<br />
225
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Einfluss von Vegetationsstadium, Sorte, Standort und Konservierung von Silomais<br />
auf den Gehalt an Rohprotein- und Kohlenhydrat-Fraktionen sowie den ruminalen in<br />
situ-Abbau der Trockenmasse<br />
Gruber, Leonhard (HBLFA Raumberg-Gumpenstein ) 1 , Taferner; K. 1 , Steiner, B. 2;<br />
Maierhofer, G. 1; Urdl, M. 1 ; Gasteiner, J 3 :<br />
Zusammenfassung<br />
Material und Methoden: 54 Silomaisproben, Erntejahr 2003: 3 Vegetationsstadien (Ende<br />
Milchreife, Mitte und Ende Teigreife), 3 Sorten (Fuxxol RZ 240, Romario RZ 270, Atalante<br />
RZ 290), 3 Standorte (Lambach, OÖ; Kobenz, Stmk; Gumpenstein, Stmk), 2 Konservierungsformen<br />
(Grünmais, Maissilage). Untersuchungsmethoden: Weender Analyse<br />
(VDLUFA 1976), Detergenzienanalyse (Van Soest 1994), Protein- und Kohlenhydratfraktionen<br />
des Cornell Net Carbohydrate and Protein Systems (Krishnamoorthy et<br />
al. 1982, Van Soest et al. 1991, Fox et al. 1992, Russell et al. 1992, Sniffen et al. 1992,<br />
Licitra et al. 1996) sowie in situ-Methode (Ørskov & McDonald 1979, Huntington & Givens<br />
1995, Mertens 1993, Südekum 2005). In situ-Versuche mit vier pansenfistulierten Ochsen,<br />
Inkubation mit 9 Zeitstufen in 7 Tagen (0, 3, 6, 10, 14, 24, 34, 72, 168 h).<br />
Ergebnisse: Von den 4 Versuchsfaktoren übten vor allem Konservierung und Standort signifikante<br />
Einflüsse auf den Nährstoffgehalt aus, weniger dagegen Erntezeitpunkt und<br />
Sorte. Die Silierung erhöhte den Gehalt an Rohfaser bzw. Gerüstsubstanzen und<br />
verminderte dementsprechend den Gehalt an NfE bzw. Nichtfaser-Kohlenhydraten. Diese<br />
Entwicklung zeigte sich auch in den Kohlenhydrat- und Proteinfraktionen des Cornell-<br />
Systems. Mit Ausnahme des Rohfettgehaltes übte der Faktor Erntezeitpunkt nur auf die<br />
Proteinfraktionen signifikante Einflüsse aus (Verringerung der Fraktion A und Erhöhung<br />
der Fraktion B2 mit fortschreitender Reife). Erwartungsgemäß wirkte sich der Faktor<br />
Standort – durch seinen Einfluss auf die Vegetationsdauer – signifikant auf die meisten<br />
Nährstoffparameter aus. Besonders die Gerüstsubstanzen sowie die Anteile an Faser- und<br />
Nichtfaser-Kohlenhydraten zeigten sich stark abhängig von diesen klimatischen Voraussetzungen,<br />
die sowohl die Kolbenbildung als auch den Alterungsprozess der Restpflanze<br />
entscheidend beeinflussen.<br />
Während der Einfluss der Sorte auf den Nährstoffgehalt sehr gering war, zeigten sich<br />
hochsignifikante Unterschiede zwischen den Sorten bei den in situ-Abbauparametern der<br />
TM. Spätreife Sorten weisen eine höhere lösliche Fraktion (a) und eine niedrigere<br />
potentiell fermentierbare Fraktion (b) auf, ihre potentielle Abbaubarkeit [a + b] ist somit<br />
gleich. Einen signifikanten Einfluss auf die Abbauparameter a und b übten auch<br />
Vegetationsstadium und Standort aus. Die Fraktion a war höher bei frühem Erntezeitpunkt<br />
und Standorten mit kürzerer Vegetationsdauer. Diese Bedingungen führen zu niedrigen<br />
Kolben- jedoch höheren Restpflanzenanteilen und folglich zu höherem Gehalt an Gerüst-<br />
Kohlenhydraten. Diese morphologische Zusammensetzung bedingt niedrigere Abbauraten<br />
(c) jüngerer Maispflanzen (Zellulose wird wesentlich langsamer abgebaut als Stärke). Die<br />
in der Untersuchung angewandten Methoden (Cornell-System, in situ-Abbaubarkeit)<br />
erlauben eine über die Weender Analyse hinausgehende Charakterisierung des<br />
Futterwertes von Silomais.<br />
1 Univ.-Doz. Dr. Leonhard GRUBER, Dipl.-Ing. Karin TAFERNER, Ing. Günter MAIERHOFER, Dipl.-Ing.<br />
Marcus URDL, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Nutztierforschung, Gumpenstein, A-8952<br />
Irdning, leonhard.gruber@raumberg-gumpenstein.at, 0043 (0)3682 22451 260<br />
2 Barbara STEINER, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Abteilung für Analytik, Gumpenstein, A-8952 Irdning<br />
3 Dr. vet.med. Johann GASTEINER, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Artgerechte Tierhaltung<br />
und Tiergesundheit, Gumpenstein, A-8952 Irdning<br />
226
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Schlüsselwörter: Silomais, Kohlenhydrate, Protein, Cornell-System, in situ-TM-Abbau<br />
Abstract<br />
Influence of vegetative stage, variety, location and conservation on the content of<br />
protein and carbohydrate fractions as well as on the ruminal in situ degradation of<br />
dry matter in forage maize<br />
The experiment investigated the effects of vegetative stage, variety, location and<br />
conservation form of forage maize on the content of carbohydrates and protein according<br />
to the Cornell Net Carbohydrate and Protein System (CNCPS) as well as on the in situ<br />
degradation of dry matter. The objective was to characterize forage maize more precisely<br />
than the Weende analysis does in order to better estimate ruminal availability.<br />
The maize samples (n = 54) were harvested in the year 2003. They differed by stage of<br />
maturity (late milk stage [< 25 % DM], early dent stage [25 – 30 % DM], late dent stage [30<br />
– 35 % DM]); variety (Fuxxol FAO 240, Romario FAO 270, Atalante FAO 290); location<br />
(Lambach, Upper Austria; Kobenz, Styria; Gumpenstein, Styria) and conservation form<br />
(fresh maize, maize silage). The samples were analysed by different methods: Weende<br />
analysis (VDLUFA 1976), detergent analysis (Van Soest 1994), analysis according to the<br />
Cornell Net Carbohydrate and Protein System (Krishnamoorthy et al. 1982, Van Soest et<br />
al. 1991, Fox et al. 1992, Russell et al. 1992, Sniffen et al. 1992, Licitra et al. 1996) and<br />
the in situ method (Ørskov & McDonald 1979, Huntington & Givens 1995, Mertens 1993,<br />
Südekum 2005). The in situ analyses to determine the ruminal degradation of dry matter<br />
were carried out with four rumen cannulated steers with an incubation time of up to 168<br />
hours.<br />
Nutrient content was mainly influenced by conservation form and location. Stage of<br />
maturity and variety had only marginal effects. Due to fermentation processes of non-fibre<br />
carbohydrates during conservation, silages showed higher amounts of crude fibre and<br />
lower contents of N-free extracts. Van Soest detergent fibre as well as Cornell carbohydrate<br />
and protein fractions supported these results. With the exception of crude fat<br />
content, stage of maturity had a significant effect only on protein fractions (decrease in<br />
rapidly available fraction [A] and increase in slowly available fraction [B2] due to maturity).<br />
As expected, the factor location had significant effects on most of the chemical parameters<br />
by determining the length of vegetation period. Detergent fibre content and fiber/non-fiber<br />
ratio were mainly dependent on climatic conditions, which significantly influenced ear<br />
growth as well as aging of residual plants.<br />
Although variety only slightly influenced nutrient contents, it had a highly significant impact<br />
on in situ degradation characteristics of dry matter. Late maturing varieties had higher<br />
soluble fractions (a) and lower potentially degradable fractions (b), whereas the potential<br />
degradability [a + b] was equal to the other varieties. Fractions a and b were significantly<br />
affected by stage of maturity and location. Fraction a increased in early stages of maturity<br />
and locations with short vegetation periods. Those circumstances cause lower ear<br />
development but higher residual plant proportions, which lead to higher amounts of<br />
structural carbohydrates. Younger maize plants show lower degradation rates (c)<br />
(degradability of cellulose is lower than for starch). As the Cornell fractions showed,<br />
fermentation processes (lactate formation, partly destruction of protein matrix) increased<br />
soluble fractions (a) in feedstuffs, but reduced degradation rates (c) due to relative<br />
accumulation of fibre. Except for stage of maturity, potential degradability was not affected<br />
by the factors investigated. Effects on effective degradability, however, differed<br />
significantly. The reason is that for calculation of effective degradability, fraction a is<br />
included as a whole, while fraction b is weighted according to rate of passage. These<br />
results show that the methods used in this investigation (Cornell System, in situ technique)<br />
227
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
lead to a more precise characterisation of nutritive value of forage maize than the classical<br />
Weende analysis.<br />
Keywords: Forage maize, Carbohydrates, Protein, Cornell System, in situ DM degradation<br />
Einleitung und Fragestellung<br />
Für die Ernährung, sowohl der Wiederkäuer als auch der Pansenmikroben, stellen die<br />
Kohlenhydrate die wesentliche Energiequelle dar. Die sog. Strukturkohlenhydrate erfüllen<br />
durch ihre Wirkung auf den Speichelfluss und damit über die pH-Wert–Regulation<br />
zusätzlich eine wichtige Aufgabe für die Funktion der Vormägen. In der Weender Analyse<br />
sollten mit der Rohfaser die Gerüstsubstanzen (mit niedriger Verdaulichkeit) und mit den<br />
N-freien Extraktstoffen die hochverdaulichen Nichtfaser-Kohlenhydrate erfasst werden.<br />
Unter Gerüstsubstanzen wird die in neutraler Detergenzien-Lösung vollständig unlösliche<br />
Matrix-Faser verstanden (Van Soest et al. 1991). Sie besteht aus Zellulose, Hemizellulose<br />
und Lignin. Van Soest (1982, 1994) hat allerdings gezeigt, dass die Rohfaser die Gerüstsubstanzen<br />
aus mehreren Gründen nur unzureichend beschreibt. Erstens wird Hemizellulose<br />
überhaupt nicht erfasst und zweitens geht bei der Rohfaser-Bestimmung Lignin<br />
zum Teil in Lösung und wird daher, so wie auch die Hemizellulose, den N-freien<br />
Extraktstoffen zugerechnet. Ein weiteres Problem besteht darin, dass sich die<br />
Zusammensetzung der Gerüstsubstanzen zwischen den Pflanzenspecies unterscheidet,<br />
somit das Verhältnis von Rohfaser zu NDF nicht konstant ist.<br />
Auch das Protein ist in den Futtermitteln hinsichtlich seiner Abbauraten im Pansen sehr<br />
unterschiedlich zusammengesetzt (Russell et al. 1992, Sniffen et al. 1992). Die Proteinabbaubarkeit<br />
wird neben der Herkunft (Species) vor allem von der Konservierung und der<br />
technologischen Verarbeitung beeinflusst. Das Cornell Net Carbohydrate and Protein<br />
System (CNCPS) unterscheidet 5 verschiedene Proteinfraktionen entsprechend ihrer<br />
Abbaugeschwindigkeit im Pansen (NPN, lösliches Protein, Protein mit mittlerer und<br />
geringer Abbaubarkeit, mit Zellulose assoziiertes nicht verfügbares Protein, Fox et al.<br />
2004). Die Berücksichtigung der Proteinabbauraten ist wichtig für die Formulierung von<br />
Rationen mit hoher Effizienz der mikrobiellen Proteinsynthese. Diese wird erreicht, wenn<br />
Protein und Kohlenhydrate synchron abgebaut werden (Russell et al. 1992, Sinclair et al.<br />
1993 und 1995, Blank et al. 1998).<br />
Die in situ-Methode hat sich zu einem Standard in der Futterbewertung entwickelt (Ørskov<br />
et al. 1980, MAFF 1992, Sauvant et al. 2004). Die in situ ermittelten Ergebnisse des<br />
Proteinabbaues werden in den meisten Proteinbewertungssystemen als Schätzwert für<br />
das unabgebaute Futterprotein (UDP, undegraded dietary protein) herangezogen (INRA<br />
1989, AFRC 1993, NRC 2001). Darüber hinaus sind die Abbauwerte der Trockenmasse<br />
und des Proteins im neuen Futterbewertungssystem Großbritanniens die Grundlage für<br />
die Ermittlung des Mikrobenproteins (FiM 2004).<br />
Aus diesem Grund werden an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in einem umfangreichen<br />
Forschungsprojekt die für die Ernährung der Wiederkäuer wesentlich Grob- und<br />
Kraftfutter über die Weender Analyse hinaus auch hinsichtlich der Gerüstsubstanzen (Van<br />
Soest et al. 1991), der Kohlenhydrat- und Protein–Fraktionen des CNCPS sowie auch der<br />
in situ-Abbaubarkeit analysiert. In der vorliegenden Arbeit wird über die Ergebnisse der<br />
Untersuchungen von Silomais berichtet.<br />
228
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Material und Methoden<br />
Fragestellung und Versuchsplan<br />
Der Versuch hatte zum Ziel, Silomais sehr unterschiedlicher Qualität zu erzeugen. Es<br />
wurde angestrebt, Restpflanzen mit sehr verschiedener Verdaulichkeit zu erhalten und<br />
auch der Kolbenanteil an der Gesamtpflanze sollte einen weiten Bereich abdecken. Das<br />
wurde durch die Versuchsfaktoren „Vegetationsstadium“, „Sorte“ und „Standort“ erreicht.<br />
Da durch die Fermentation bei der Silierung auch Änderungen des Nährstoffgehaltes<br />
erfolgen (Kohlenhydrate, Proteinabbau), wurde sowohl „Grünmais“ als auch „Maissilage“<br />
untersucht. Der Versuchsplan bestand daher aus 4 Faktoren mit 3 bzw. 2 Faktorstufen (3<br />
× 3 × 3 × 2 = 54):<br />
Vegetationsstadium: Ende Milchreife, Mitte Teigreife, Ende Teigreife<br />
Sorte: Fuxxol (RZ 240), Romario (RZ 270), Atalante (RZ 290) [RZ = Reifezahl]<br />
Standort: Lambach (Oberösterreich), Kobenz (Steiermark), Gumpenstein (Steiermark)<br />
Konservierung: Grünmais, Maissilage<br />
Die Standorte sind hinsichtlich Seehöhe und Klima sehr unterschiedlich und<br />
repräsentieren verschiedene Anbaugebiete. Dadurch war ein starker Einfluss auf Wachstumsverlauf,<br />
Ertrag und Kolbenbildung des Silomaises zu erwarten.<br />
Lambach: 366 m Seehöhe, 8.2 °C Jahrestemperatur, 957 mm Niederschlag<br />
Kobenz: 630 m Seehöhe, 6.8 °C Jahrestemperatur, 850 mm Niederschlag<br />
Gumpenstein: 700 m Seehöhe, 6.8 °C Jahrestemperatur, 1010 mm Niederschlag<br />
Der Versuch wurde in den Jahren 2002 und 2003 durchgeführt. Die Untersuchungen der<br />
Fraktionen des CNCPS und der in situ-Abbaubarkeit erfolgten nur im Jahr 2003. Die<br />
beiden Versuchsjahre waren durch besonders hohe Temperaturen gekennzeichnet, wobei<br />
im August 2002 sintflutartige Regenfälle zu verzeichnen waren. Die Niederschlagswerte<br />
lagen im Jahr 2002 rund 30 % höher als im langjährigen Durchschnitt. Im Jahr 2003<br />
herrschte eine extreme Trockenheit, die sich am stärksten am Standort Kobenz auswirkte,<br />
während die Niederschläge sowohl in Gumpenstein als auch in Lambach trotz einer<br />
Reduzierung um rund 20 % für eine entsprechende Ertragsbildung ausreichten. An jedem<br />
Standort wurde ein Feldversuch in vierfacher Wiederholung angelegt, die pflanzenbaulichen<br />
Maßnahmen entsprachen jenen der Sortenversuche. Bei der Ernte wurde der<br />
Silomais in Kolben und Restpflanze getrennt, der Ertrag beider Pflanzenteile an<br />
Frischmasse gewogen und die Trockenmasse bestimmt (24 h bei 105 °C). Weitere Angaben<br />
zur Versuchsdurchführung und den pflanzenbaulichen Ergebnissen (Ertrag,<br />
Futterwert, Kolbenanteil etc.) finden sich bei Gruber & Hein (2006).<br />
Chemische Analysen<br />
Die Analysen wurden im Labor der HBLFA Raumberg-Gumpenstein durchgeführt. Die<br />
Weender Analyse und die Untersuchung der Gerüstsubstanzen erfolgten nach den<br />
Methoden des VDLUFA (1976) und der ALVA (1983).<br />
Die Kohlenhydrat-Fraktionen des CNCPS wurden nach den Vorgaben von Van Soest et<br />
al. (1991) sowie Sniffen et al. (1992) und die Protein-Fraktionen des CNCPS entsprechend<br />
den Arbeiten von Krishnamoorthy et al. (1982) sowie Licitra et al. (1996) ermittelt.<br />
Die Kohlenhydrate (CHO) werden mit der Van Soest-Analytik in Faser- und Nichtfaser-<br />
Kohlenhydrate (FC, NFC) unterschieden. Unter FC sind die Gerüstsubstanzen zu<br />
verstehen, die in nicht-verfügbare (C) und verfügbare Faser (B2) unterteilt werden. Die<br />
NFC bestehen aus Zucker (A) und Stärke (B1). Der Gehalt an Stärke wurde aus den DLG-<br />
229
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabellen für Wiederkäuer (1997) entnommen, und zwar nach der von der Beziehung zur<br />
Rohfaser abgeleiteten linearen Regression:<br />
Stärke = 107,16 – 0,057 × XF (Gehalte in g/kg TM)<br />
Die Kohlenhydrate werden wie folgt ermittelt:<br />
CHO = 1000 – (XP + XL + XA)<br />
C = ADL × 2,4<br />
B2 = NDF – (NDFIP + C)<br />
FC = C + B2<br />
NFC = CHO – FC<br />
B1 = XS + Pektin<br />
A = NFC – B1 (= XZ)<br />
Protein wird in 5 Fraktionen unterteilt, die unterschiedlichen Proteinabbauraten entsprechen.<br />
Zuerst wird das lösliche Protein (SolXP) mit einem Phosphat-Borat-Puffer<br />
ermittelt. Das darin enthaltene echte Protein (B1) wird durch Trichlor-Essigsäure<br />
präzipitiert. Der Rest ist NPN (Fraktion A). Das in der ADF-Matrix enthaltene Protein<br />
(ADFIP, acid detergent insoluble protein) wird als nichtverfügbares Protein betrachtet<br />
(Fraktion C). NDFIP (Neutral detergent insoluble protein) minus ADFIP stellt das langsam<br />
abbaubare Protein dar. Die Fraktion B2 (mittlere Proteinabbaurate) wird als Differenz zum<br />
Rohprotein ermittelt.<br />
Rohprotein (XP) = Kjehldal-N × 6,25<br />
SolXP = A + B1<br />
A = SolXP – B1<br />
[NPN]<br />
B1 = SolXP – A [Albumin, Globulin]<br />
C = ADFIP<br />
B3 = NDFIP – ADFIP [Extensin, Prolamin]<br />
B2 = XP – (A + B1 + B3 + C) [Glutelin]<br />
in situ-Untersuchungen<br />
Die in situ-Untersuchungen wurden nach den Vorgaben von Ørskov et al. (1980),<br />
Michalet-Doreau et al. (1987), Madsen & Hvelplund (1994), Huntington & Givens (1995),<br />
NRC (2001) und Südekum (2005) durchgeführt. Die nylon bags kamen von der Firma<br />
Ankom (Maschenweite 53 μm; Fairport, New York, USA). Das Verhältnis Einwaage zu<br />
Beutel-Oberfläche betrug etwa 15 mg pro cm², d.h. 6 g Probe pro Beutel (20 × 10 cm, d.h.<br />
für Grobfutter). Die Proben wurden gefriergetrocknet, durch ein 2 mm-Sieb gemahlen und<br />
lufttrocken eingewogen. Für die Inkubationen wurden 4 pansenfistulierte Ochsen (Bar<br />
Diamond-Fisteln, im Mittel 1.200 kg Lebendmasse) herangezogen, die in 4 Mahlzeiten pro<br />
Tag eine Ration auf Erhaltungsniveau erhielten (75 % Grundfutter, 25 % Kraftfutter). Die<br />
Ration war vielseitig zusammengesetzt (Grundfutter: ⅓ Heu, ⅓ Grassilage, ⅓ Maissilage;<br />
Kraftfutter: 35 % Gerste, 25 % Weizen, 15 % Trockenschnitzel, 15 % Sojaextraktionsschrot,<br />
7 % Weizenkleie, 3 % Mineralstoffmischung). Die Inkubationszeiten waren mit 0, 3,<br />
6, 10, 14, 24, 34, 72 und 168 h festgesetzt. Die beiden letzten Zeitstufen (3 und 7 Tage)<br />
wurden gewählt, um die Asymptote genau schätzen zu können (Mertens 1993). Der<br />
Waschvorgang zur Bestimmung der Wasserlöslichkeit wurde mit einer Haushaltswaschmaschine<br />
mit kaltem Wasser 45 min lang schonend durchgeführt (Programm Wolle). Die<br />
Daten wurden nach dem Modell von Ørskov & McDonald (1979) ausgewertet. Eine<br />
Korrektur auf Grund von Partikelverlusten in den bags (Weisbjerg et al. 1990) wurde nicht<br />
vorgenommen, da sich die Proben nur schwer filtrieren ließen (Verklebung des Filters):<br />
deg = a + b × (1 – exp(–c × (t – L))) für t > L<br />
230
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
deg = Abbau eines Futtermittels (Nährstoffs) zur Zeit t (%)<br />
a = rasch und vollständig lösliche Fraktion (%)<br />
b = unlösliche, potenziell abbaubare Fraktion (%)<br />
c = Abbaurate (pro h)<br />
Da die Abbaubarkeit wesentlich von der Passagerate im Verdauungstrakt beeinflusst wird,<br />
wurde auch die effektive Abbaubarkeit (ED2, ED5, ED8) bei einer unterstellten Passagerate<br />
von k = 0.02, 0.05 bzw. 0.08 (pro h) nach den Angaben von McDonald (1981)<br />
errechnet:<br />
ED = a + [(b × c) / (k + c)] × exp(-k × L)<br />
Statistische Analysen<br />
Der Datencheck, die deskriptive Statistik und die Auswertung der in situ-Daten nach dem<br />
Modell von Ørskov & McDonald (1979) erfolgte mit dem Programm Statgraphics Plus 5<br />
(2000). Die Ergebnisse wurden mit dem Statistik-Paket von Harvey (1987)<br />
varianzanalytisch ausgewertet. Das Modell bestand aus den fixen Effekten<br />
„Vegetationsstadium“, „Sorte“, „Standort“ und „Konservierung“ sowie den Zweifach-<br />
Interaktionen. Die paarweisen Vergleiche wurden nach Newman-Keuls mit Statgraphics<br />
Plus 5 (2000) ermittelt und durch unterschiedliche Hochbuchstaben gekennzeichnet (P ≦<br />
0,05).<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Der Gehalt des Silomaises an Trockenmasse (TM) wurde durch alle Versuchsfaktoren<br />
signifikant beeinflusst (Tab. 1). Er erhöhte sich mit Fortschreiten der Vegetation von 29,3<br />
auf 35,7 bzw. 38,1 %, war höher auf Standorten mit langer Vegetationsdauer (Lambach ><br />
Kobenz > Gumpenstein) und geringer bei Sorten mit hoher Reifezahl (Fuxxol > Romario ><br />
Atalante). Die physiologische Ursache ist, dass sich mit der Vegetation sowohl der Anteil<br />
des TM-reichen Kolbens erhöht und auch der TM-Gehalt der Restpflanze ansteigt (u. a.<br />
Groß 1979). Der TM-Gehalt des Kolbens wird daher von vielen Versuchsanstellern als der<br />
aussagekräftigste Parameter zur Beschreibung der physiologischen Reife des Silomaises<br />
angesehen (Groß 1979, Groß & Peschke 1980a, b, c; Gruber et al. 1983). Letztlich lassen<br />
sich alle Versuchsfaktoren auf die Frage reduzieren, welcher Vegetationszeitraum den<br />
einzelnen Versuchsvarianten für ihre Entwicklung zur Verfügung stand. Das gilt auch für<br />
den Gehalt an wertbestimmenden Nährstoffen (besonders Faser- und Nicht-Faser–<br />
Kohlenhydrate) und auch die ruminale Abbaubarkeit, wobei dem Anteil des Kolbens die<br />
entscheidende Rolle zukommt.<br />
Nährstoffgehalt und Fraktionen des CNCPS<br />
Der Nährstoffgehalt und die Fraktionen des CNCPS sind in Tabelle 1 angeführt. Auf den<br />
Gehalt an Rohprotein wirkten sich Sorte und Standort hochsignifikant aus, tendenziell<br />
auch das Vegetationsstadium, nicht dagegen die Silierung. Als Ursachen für die<br />
Differenzen im Rohprotein-Gehalt sind vor allem das Verhältnis Restpflanze/Kolben, das<br />
physiologische Alter der Restpflanze sowie Sorten- und Standortunterschiede (Boden und<br />
Klima) anzusehen (Zscheischler et al. 1974, Groß & Peschke 1980a und b, Gruber et al.<br />
1983, Pex et al. 1996, Schwarz et al. 1996, Ettle & Schwarz 2003).<br />
231
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Bezüglich der Proteinfraktionen des Cornell-Systems wirkte sich der Versuchsfaktor<br />
Konservierung am deutlichsten aus, außerdem auch das Vegetationsstadium. Dagegen<br />
übten Standort und Sorte kaum einen Einfluss auf den Anteil der Proteinfraktionen am XP-<br />
Gehalt aus (Tab. 1). Die Silierung führte zu einem signifikanten Anstieg der Fraktion A<br />
(NPN) von 31 auf 57 % des XP, was auf einen starken Proteinabbau im Zuge des<br />
Gärprozesses hinweist. Im Gegenzug verminderten sich die Fraktionen B1 und besonders<br />
B2 (von 50 auf 30 % des XP) sowie auch B3 (von 13 auf 8 %). Mit steigendem<br />
Vegetationsstadium verminderte sich die Fraktion A (von 50 auf 41 %) und erhöhte sich<br />
dementsprechend die Fraktion B2 von 34 auf 44 %. Die Verschiebung der Anteile der<br />
einzelnen Proteinfraktionen während der Vegetation ist vor allem mit dem Anstieg des<br />
Kolbenanteils zu erklären. Das Protein des Maiskornes ist wesentlich langsamer abbaubar<br />
als das Protein von Maisrestpflanzen.<br />
Hinsichtlich Rohfaser und Gerüstsubstanzen übte der Faktor Konservierung den größten<br />
Einfluss aus (Tab. 1). Im Zuge des Gärverlaufes werden leicht lösliche Kohlenhydrate<br />
fermentiert und der Gehalt an Gerüstsubstanzen steigt dadurch an (21 bzw. 23 % XF, 47<br />
bzw. 50 % NDF). Dies ist auch eindeutig an den Kohlenhydrat-Fraktionen des CNCPS<br />
abzulesen. Die NFC (Nonfiber-carbohydrates) machen in Grünmais 46,4 und in Maissilage<br />
42,7 % aus.<br />
Tabelle 1: Gehalt an Nährstoffen und Gerüstsubstanzen sowie Anteil der Protein- und<br />
Kohlenhydratfraktionen (Haupteffekte)<br />
Parameter Konservierung Vegetationsstadium Standort Sorte RSD P-Wert R²<br />
Grünmais <br />
Maissilage<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife <br />
Lambach<br />
Kobenz<br />
Gumpenstein <br />
Fuxxol <br />
Romario<br />
Atalante<br />
Konservierung <br />
Vegetationsstadium <br />
Standort<br />
Sorte Modell<br />
Probenanzahl<br />
Rohnährstoffe<br />
27 27 18 18 18 18 18 18 18 18 18<br />
TM g/kg FM 355 332 293 357 381 422 340 269 366 347 317 17 0,000 0,000 0,000 0,000 0,977<br />
XP g/kg TM 79 79 80 81 77 73 86 79 83 81 74 6 0,889 0,122 0,000 0,000 0,750<br />
XL g/kg TM 28 29 25 29 32 32 25 29 28 30 27 3 0,907 0,000 0,000 0,032 0,874<br />
XF g/kg TM 212 230 231 217 216 203 227 233 228 216 219 21 0,004 0,061 0,001 0,223 0,674<br />
XX g/kg TM 642 621 622 635 638 656 614 625 620 634 640 25 0,004 0,152 0,000 0,055 0,699<br />
XA g/kg TM 41 43 43 42 41 38 47 41 43 40 42 4 0,061 0,396 0,000 0,141 0,750<br />
Gerüstsubstanzen<br />
NDF g/kg TM 471 497 494 477 481 459 496 496 492 478 482 39 0,018 0,407 0,010 0,559 0,605<br />
ADF g/kg TM 237 263 253 247 249 234 254 262 259 245 246 19 0,000 0,579 0,001 0,072 0,733<br />
ADL g/kg TM 29 33 31 30 32 31 30 32 32 31 29 5 0,003 0,456 0,266 0,223 0,621<br />
Proteinfraktionen<br />
A % des XP 31,3 56,9 49,5 41,9 40,8 43,6 44,4 44,2 44,6 43,3 44,4 5,8 0,000 0,000 0,900 0,781 0,921<br />
B1 % des XP 2,4 0,9 1,5 1,7 1,9 1,9 1,5 1,7 1,7 1,6 1,8 0,4 0,000 0,027 0,007 0,305 0,913<br />
B2 % des XP 50,4 29,8 33,9 42,7 43,7 41,5 40,4 38,3 39,6 42,0 38,8 6,8 0,000 0,000 0,367 0,352 0,865<br />
B3 % des XP 12,5 8,3 11,5 10,1 9,7 9,2 10,3 11,8 10,3 9,6 11,4 2,5 0,000 0,093 0,017 0,105 0,720<br />
C % des XP 3,3 4,1 3,5 3,7 3,9 3,8 3,3 4,0 3,9 3,5 3,6 0,6 0,000 0,110 0,002 0,081 0,747<br />
CHO-Fraktionen<br />
CHO g/kg TM 854 851 853 852 853 859 840 858 848 851 859 15 0,459 0,931 0,001 0,100 0,565<br />
FC % der CHO 53,6 57,3 56,5 54,7 55,2 52,4 57,7 56,3 56,6 54,9 54,8 4,5 0,006 0,475 0,004 0,422 0,632<br />
NFC % der CHO 46,4 42,7 43,5 45,3 44,8 47,6 42,3 43,7 43,4 45,1 45,2 4,5 0,006 0,475 0,004 0,422 0,632<br />
A % der CHO 19,6 2,5 12,4 10,3 10,4 7,7 12,8 12,6 12,0 10,0 11,1 4,5 0,000 0,298 0,003 0,417 0,898<br />
B1 % der CHO 26,8 40,2 31,1 35,0 34,4 39,9 29,5 31,0 31,4 35,1 34,1 6,7 0,000 0,185 0,000 0,247 0,815<br />
B2 % der CHO 45,6 48,0 47,8 46,3 46,2 43,8 49,3 47,3 47,5 46,2 46,6 4,3 0,047 0,444 0,002 0,687 0,605<br />
C % der CHO 8,1 9,3 8,7 8,4 9,0 8,6 8,4 9,0 9,2 8,7 8,2 1,3 0,002 0,444 0,386 0,131 0,635<br />
232
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabelle 2: Gehalt an Nährstoffen und Gerüstsubstanzen sowie Anteil der Protein- und<br />
Kohlenhydratfraktionen (Wechselwirkungen)<br />
Parameter Grünmais Maissilage Fuxxol Romario Atalante P-Wert<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Probenanzahl 9 9 9 9 9 9 6 6 6 6 6 6 6 6 6<br />
Rohnährstoffe<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife<br />
Kons.<br />
× Veg.<br />
TM g/kg FM 300 368 396 285 346 366 304 379 416 301 354 386 273 337 342 0,461 0,029<br />
XP g/kg TM 79 82 77 81 80 77 83 85 80 81 82 80 76 75 71 0,730 0,979<br />
XL g/kg TM 24 30 31 25 28 33 24 28 33 27 31 33 24 28 30 0,147 0,853<br />
XF g/kg TM 218 205 213 238 228 224 236 222 226 230 203 216 227 225 205 0,773 0,382<br />
XX g/kg TM 632 649 645 612 621 630 606 630 624 629 643 632 632 632 657 0,766 0,382<br />
XA g/kg TM 42 41 40 44 43 42 45 42 42 41 41 40 42 43 42 0,894 0,807<br />
Gerüstsubstanzen<br />
NDF g/kg TM 497 451 464 491 503 498 508 479 488 493 460 481 481 492 474 0,181 0,865<br />
ADF g/kg TM 245 227 238 261 266 260 261 255 260 251 237 246 248 248 242 0,461 0,126<br />
ADL g/kg TM 30 26 30 31 34 34 31 31 35 30 30 33 31 29 28 0,076 0,452<br />
Proteinfraktionen<br />
A % des XP 36,0 29,2 28,5 63,1 54,6 53,0 52,0 43,5 38,2 49,8 41,0 39,1 46,8 41,2 45,1 0,801 0,133<br />
B1 % des XP 2,3 2,5 2,6 0,7 0,9 1,2 1,5 1,4 2,0 1,4 1,6 1,9 1,7 2,0 1,8 0,590 0,137<br />
B2 % des XP 44,9 52,8 53,6 23,0 32,5 33,8 31,4 41,3 46,2 34,9 43,8 47,1 35,5 43,0 37,8 0,888 0,197<br />
B3 % des XP 13,2 12,4 12,1 9,8 7,7 7,4 11,4 9,7 9,6 10,4 10,0 8,4 12,7 10,4 11,2 0,695 0,801<br />
C % des XP 3,6 3,1 3,2 3,4 4,2 4,5 3,6 4,1 4,0 3,4 3,5 3,6 3,4 3,4 4,1 0,001 0,441<br />
CHO-Fraktionen<br />
CHO g/kg TM 855 854 854 852 850 852 843 852 850 859 846 848 858 857 862 0,979 0,421<br />
FC % der CHO 56,6 51,4 53,0 56,5 58,0 57,4 58,9 54,8 56,2 56,1 53,1 55,6 54,6 56,2 53,7 0,092 0,502<br />
NFC % der CHO 43,4 48,6 47,0 43,5 42,0 42,6 41,1 45,2 43,8 43,9 46,9 44,4 45,4 43,8 46,3 0,092 0,502<br />
A % der CHO 22,1 18,1 18,6 2,7 2,4 2,3 13,6 10,8 11,6 11,8 7,9 10,3 11,8 12,1 9,4 0,449 0,669<br />
B1<br />
% der<br />
CHO<br />
21,4 30,5 28,4 40,8 39,5 40,4 27,5 34,4 32,2 32,1 39,0 34,1 33,6 31,6 36,9 0,073 0,316<br />
B2<br />
% der<br />
CHO<br />
48,0 44,2 44,5 47,6 48,4 47,9 50,0 46,1 46,3 47,6 44,8 46,3 45,8 48,1 45,9 0,244 0,427<br />
C % der<br />
CHO<br />
233<br />
Sorte ×<br />
Veg.<br />
8,5 7,2 8,5 8,8 9,6 9,5 8,9 8,7 9,9 8,4 8,4 9,2 8,7 8,2 7,8 0,061 0,401
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabelle 3: Parameter des ruminalen in situ-Abbaues der Trockenmasse (Haupteffekte)<br />
Parameter Konservierung Vegetationsstadium Standort Sorte RSD P-Wert R²<br />
Grünmais <br />
Maissilage<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife <br />
Lambach <br />
Kobenz <br />
Gumpenstein <br />
Fuxxol <br />
Romario<br />
Probenanzahl 27 27 18 18 18 18 18 18 18 18 18<br />
Abbau-Parameter<br />
Atalante <br />
Konservierung <br />
Vegetationsstadium <br />
Standort<br />
Sorte Modell<br />
a % 33,9 36,8 37,7 34,4 33,9 34,3 35,8 35,8 34,2 34,6 37,2 2,5 0,000 0,000 0,146 0,002 0,747<br />
b % 47,2 44,4 44,3 46,6 46,6 46,7 45,3 45,4 47,1 46,7 43,7 2,3 0,000 0,006 0,136 0,000 0,751<br />
c pro h 0,047 0,039 0,037 0,046 0,045 0,046 0,042 0,041 0,040 0,044 0,045 0,007 0,000 0,002 0,112 0,206 0,692<br />
lag h 1,44 0,44 0,41 1,23 1,17 1,83 0,71 0,27 1,30 1,01 0,50 0,84 0,000 0,011 0,000 0,026 0,784<br />
[a +<br />
b]<br />
% 81,1 81,2 82,0 80,9 80,5 81,1 81,2 81,2 81,2 81,3 80,9 1,6 0,802 0,032 0,972 0,725 0,511<br />
ED2 % 65,8 65,5 65,8 66,0 65,3 65,2 65,8 66,0 64,5 65,7 66,8 1,9 0,587 0,536 0,448 0,005 0,546<br />
ED5 % 55,0 55,6 55,9 55,3 54,6 54,4 55,6 55,9 53,6 55,1 57,1 2,2 0,328 0,261 0,111 0,000 0,639<br />
ED8 % 49,3 50,7 51,1 49,8 49,1 48,8 50,4 50,8 48,2 49,7 52,1 2,4 0,046 0,060 0,034 0,000 0,689<br />
Tabelle 4: Parameter des ruminalen in situ-Abbaues der Trockenmasse<br />
(Wechselwirkungen)<br />
Parameter Grünmais Maissilage Fuxxol Romario Atalante P-Wert<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Probenanzahl 9 9 9 9 9 9 6 6 6 6 6 6 6 6 6<br />
Abbau-Parameter<br />
a % 35,6 33,1 32,8 39,8 35,6 35,0 36,2 33,0 33,2 37,7 33,6 32,6 39,3 36,5 35,9 0,477 0,850<br />
b % 46,0 47,4 48,3 42,5 45,8 44,9 45,6 48,0 47,6 45,4 47,6 47,2 41,8 44,2 45,0 0,363 0,940<br />
c pro h 0,044 0,048 0,048 0,030 0,044 0,042 0,033 0,046 0,042 0,037 0,050 0,045 0,042 0,043 0,048 0,117 0,187<br />
lag h 1,97 1,56 0,78 0,63 0,46 0,22 0,25 2,08 1,56 0,66 1,18 1,20 0,32 0,42 0,77 0,581 0,167<br />
[a +<br />
b]<br />
% 81,7 80,5 81,1 82,3 81,4 79,9 81,8 81,0 80,9 83,0 81,1 79,8 81,1 80,7 80,9 0,124 0,224<br />
ED2 % 66,5 65,4 65,5 65,0 66,6 65,0 64,1 65,0 64,4 66,1 66,8 64,3 67,1 66,3 67,1 0,151 0,310<br />
ED5 % 56,1 54,5 54,3 55,6 56,2 54,9 53,9 53,6 53,3 55,9 56,0 53,5 57,8 56,4 57,1 0,369 0,500<br />
ED8 % 47,6 48,9 51,5 48,8 50,5 52,7 49,1 47,8 47,7 50,9 50,3 47,9 53,1 51,4 51,8 0,651 0,672<br />
Ende<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Milchreife<br />
Noch viel deutlicher zeichnet sich der Gärprozess im Gehalt der Fraktionen A (19,6 bzw.<br />
2,5 % Zucker) und B1 ab (26,8 bzw. 40,2 % Stärke und Pektin in Grünmais bzw.<br />
Maissilage).<br />
Mit steigendem Vegetationsstadium verminderte sich der Gehalt an Rohfaser (P = 0,06),<br />
der Gehalt an Gerüstsubstanzen (NDF, ADF, ADL) zeigte dagegen keinen statistisch<br />
signifikanten Einfluss und betrug im Mittel 484 g NDF, 250 g ADF und 31 g ADL in der TM<br />
(Tab. 1). Auch die Kohlenhydrat-Fraktionen des CNCPS waren vom Vegetationsstadium<br />
nicht beeinflusst. Der Faktor Standort beeinflusste den Gehalt an Gerüstsubstanzen<br />
erwartungsgemäß in dem Sinn, dass der Gehalt an NDF, ADF, ADL und XF signifikant<br />
umso niedriger war, je länger die Vegetationsperiode bzw. je günstiger die klimatischen<br />
Wachstumsbedingungen für Silomais an einem Standort waren. Die physiologische<br />
Ursache dafür liegt in den höheren Kolbenanteilen, die durch diese Wachstumsbedingungen<br />
begünstigt werden. Dies spiegelt sich auch in den signifikant<br />
unterschiedlichen Kohlenhydrat-Fraktionen des CNCPS wider (Tab. 1). Der Versuchsfaktor<br />
Sorte führte zu keinen Unterschieden im Gehalt an Gerüstsubstanzen, was<br />
allerdings durch die Versuchsanstellung bedingt ist, durch welche alle Sorten bei<br />
vergleichbaren Vegetationsstadien geerntet wurden.<br />
In Tabelle 2 werden die Interaktionen [Vegetationsstadium × Konservierung] und [Vegetationsstadium<br />
× Sorte] mit den entsprechenden P-Werten angeführt. Bis auf ganz wenige<br />
Ausnahmen traten in keinem der Nährstoffparameter Wechselwirkungen auf, d.h. der<br />
Mitte<br />
Teigreife<br />
Ende<br />
Teigreife<br />
Kons.<br />
×<br />
Veg.<br />
234<br />
Sorte<br />
×<br />
Veg.
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Einfluss der Versuchsfaktors Vegetationsstadium wirkte unabhängig vom Einfluss der<br />
Faktoren Konservierung bzw. Sorte.<br />
Ruminaler in situ-Abbau der Trockenmasse<br />
Die Resultate des ruminalen in situ-Abbaues der Trockenmasse sind in den Tabellen 3<br />
und 4 sowie in den Abbildungen 1 und 2 angeführt. Auf die Parameter des in situ-Abbaues<br />
(a, b, c) nach Ørskov & McDonald (1979) wirkten sich die Versuchsfaktoren<br />
Konservierung, Vegetationsstadium und Sorte hochsignifikant aus (P < 0,01), nicht<br />
dagegen der Faktor Standort. Durch die Silierung erhöhte sich die rasch lösliche Fraktion<br />
a gegenüber Grünmais von 34 auf 37 % und die Fraktion b (nicht löslich, potenziell<br />
fermentierbar) verminderte sich im Gegenzug von 47 auf 44 %. Dies bedeutet, dass die<br />
potenzielle Abbaubarkeit [a + b] in beiden Konservierungsformen identisch ist (81 %). Die<br />
effektive Abbaubarkeit [ED] unterscheidet sich (bei allen Versuchsfaktoren) umso mehr, je<br />
höher die Passagerate angenommen wird, was methodisch bedingt ist (es wird nur die<br />
Fraktion b mit der Passagerate gewichtet, McDonald 1981). Die Abbaurate (c) vermindert<br />
sich durch die Silierung von 4,7 auf 3,9 % pro Stunde. Mit steigendem Vegetationsstadium<br />
geht die Fraktion a von 38 auf 34 % zurück und die Fraktion b erhöht sich von 44 auf 47<br />
%. Die Abbaurate in der Milchreife ist mit 3,7 gegenüber 4,6 % in der Teigreife signifikant<br />
niedriger. Auch dies ist über den Kolbenanteil erklärbar, der Abbau von Stärke (= Kolben)<br />
erfolgt wesentlich rascher als der Abbau von Zellulose (= Restpflanze) (Gruber et al. 2005<br />
und 2006). Der Anstieg der Abbaurate mit steigendem Kolbenanteil ist in Abb. 2<br />
dargestellt. Die potenzielle Abbaubarkeit geht folglich von 82,0 auf 80,5 % zurück.<br />
Im Gegensatz zum Gehalt an Gerüstsubstanzen und den Fraktionen des Cornell-Systems<br />
zeigten die in situ-Untersuchungen signifikante Unterschiede zwischen den Sorten. Je<br />
spätreifer die Sorte, desto höher war der lösliche Anteil (a) der TM (34, 35 bzw. 37 %) und<br />
desto niedriger war der potenziell fermentierbare Anteil (b) der TM (47, 47 bzw. 44 %), mit<br />
dem Ergebnis, dass keine Unterschiede in der potenziellen Abbaubarkeit auftraten. Die<br />
Ergebnisse hinsichtlich der Sortenunterschiede sind in gleicher Weise wie die des<br />
Vegetationsstadiums zu interpretieren. Varianten mit höherem Kolbenanteil (frühreife<br />
Sorten) weisen eine niedrigere Fraktion a (rasch löslich) und eine höhere Fraktion b<br />
(potenziell fermentierbar) auf. Allerdings wiesen die spätreiferen Sorten auch eine höhere<br />
Abbaurate auf. Ein Grund dafür könnten überreife Restpflanzen der frühreifen Sorte<br />
Fuxxol sein. Kurtz & Schwarz (2005) fanden eine signikant negative Beziehung zwischen<br />
der in situ-Abbaubarkeit von Mais-Restpflanzen und dem NDF-Gehalt bei frühem<br />
Erntezeitpunkt (r = –0,74**), nicht jedoch bei später Ernte (r =<br />
–0,26 n.s. ). Wie beim Nährstoffgehalt, traten auch bei den Ergebnissen der ruminalen<br />
Abbaubarkeit zwischen Vegetationsstadium und Konservierung bzw. Sorte keine Wechselwirkungen<br />
auf.<br />
235
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Abbildung 1: Ruminaler in situ-Abbau der Trockenmasse in Abhängigkeit von Vegetationsstadium,<br />
Sorte, Standort und Konservierung<br />
Abbau der TM im Pansen (%)<br />
Abbau der TM im Pansen (%)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Vegetationsstadium<br />
100<br />
90<br />
Sorte<br />
a b c a + b ED 5<br />
Ende Milchreife 37,7 44,3 3,7 82,0 55,9<br />
Mitte Teigreife 34,4 46,6 4,6 80,9 55,3<br />
Ende Teigreife 33,9 46,6 4,5 80,5 54,6<br />
0<br />
0 24 48 72<br />
Inkubationszeit (h)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Ende Milchr. Mitte Teigr. Ende Teigr. Fuxxol Romario Atalante<br />
Standort<br />
a b c a + b ED 5<br />
Lambach 34,3 46,7 4,6 81,1 54,4<br />
Kobenz 35,8 45,3 4,2 81,2 55,6<br />
Gumpenstein 35,8 45,4 4,1 81,2 55,9<br />
0<br />
0 24 48 72<br />
Inkubationszeit (h)<br />
Lambach Kobenz Gumpenstein<br />
Abbau der TM im Pansen (%)<br />
Abbau der TM im Pansen (%)<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
a b c a + b ED 5<br />
Fuxxol 34,2 47,1 4,0 81,2 53,6<br />
Romario 34,6 46,7 4,4 81,3 55,1<br />
Atalante 37,2 43,7 4,5 80,9 57,1<br />
0<br />
0 24 48 72<br />
Inkubationszeit (h)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Konservierung<br />
a b c a + b ED 5<br />
Grünmais 33,9 47,2 4,7 81,1 55,0<br />
Maissilage 36,8 44,4 3,9 81,2 55,6<br />
0<br />
0 24 48 72<br />
Inkubationszeit (h)<br />
Grünmais Maissilage<br />
236
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Abbildung 2: Beziehungen zwischen dem Kolbenanteil und den Abbauparametern (a, b, c)<br />
nach Ørskov & McDonald (1979) sowie dem NDF-Gehalt<br />
Lösliche Fraktion „a“ (%)<br />
Abbaurate „c“ (pro h)<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
55<br />
Lösliche Fraktion „a“ Potenziell abbaubare Fraktion „b“<br />
a = 44,7 - 0,21 * KA<br />
R2 a = 29,2 + 0,55 * KA - 0,008 * KA<br />
= 0,68<br />
2<br />
R2 a = 44,7 - 0,21 * KA<br />
25<br />
R = 0,19<br />
25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />
2 a = 29,2 + 0,55 * KA - 0,008 * KA<br />
= 0,68<br />
2<br />
R2 25<br />
= 0,19<br />
25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />
0,07<br />
0,06<br />
0,05<br />
0,04<br />
0,03<br />
0,02<br />
Kolbenanteil (%)<br />
Grünmais Maissilage<br />
Abbaurate je Stunde „c“<br />
c = 0,06 - 0,0012 * KA + 0,00002 * KA<br />
Kolbenanteil (%)<br />
2<br />
R2 = 0,28<br />
c = 0,06 - 0,0014 * KA + 0,00002 * KA2 R2 0,01<br />
c = 0,06 - 0,0012 * KA + 0,00002 * KA<br />
0,00<br />
= 0,21<br />
25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />
Kolbenanteil (%)<br />
2<br />
R2 = 0,28<br />
c = 0,06 - 0,0014 * KA + 0,00002 * KA2 R2 0,01<br />
0,00<br />
= 0,21<br />
25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />
Grünmais Maissilage<br />
Potenziell abbaubare Fraktion „b“ (%)<br />
NDF (g/kg TM)<br />
b = 38,0 + 0,18 * KA<br />
R<br />
Kolbenanteil (%)<br />
2 b = 37,0 + 0,14 * KA<br />
= 0,46<br />
R2 b = 38,0 + 0,18 * KA<br />
R = 0,14<br />
30<br />
25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />
Kolbenanteil (%)<br />
2 b = 37,0 + 0,14 * KA<br />
= 0,46<br />
R2 = 0,14<br />
30<br />
25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />
Grünmais Maissilage<br />
Gerüstsubstanzen (g/kg TM)<br />
NDF = 353 + 8,8 * KA - 0,124 * KA<br />
Kolbenanteil (%)<br />
2<br />
R2 = 0,45<br />
NDF = 507 + 0,6 * KA - 0,014 * KA2 R2 350<br />
NDF = 353 + 8,8 * KA - 0,124 * KA<br />
300<br />
= 0,03<br />
25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />
Kolbenanteil (%)<br />
2<br />
R2 = 0,45<br />
NDF = 507 + 0,6 * KA - 0,014 * KA2 R2 350<br />
300<br />
= 0,03<br />
25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />
Grünmais Maissilage<br />
Als Schlussfolgerung ist abzuleiten, dass die in der Untersuchung angewandten Methoden<br />
(Cornell-System, in situ-Abbaubarkeit) eine über die Weender Analyse hinausgehende<br />
Charakterisierung des Futterwertes von Silomais erlauben. Besonders die Veränderungen<br />
durch den Gärprozess bei der Silierung (Bildung von Gärsäuren durch Fermentation von<br />
Zucker, teilweise Auflösung der Proteinmatrix) spiegeln sich in den Kohlenhydrat- und<br />
Protein-Fraktionen des Cornell-Systems wider. Auch die durch die Versuchsanstellung<br />
(Vegetationsstadium, Sorte, Standort) bedingten Veränderungen des Kolbenanteils und<br />
der Verdaulichkeit der Maisrestpflanzen werden durch die Analyse der Gerüstsubstanzen<br />
und besonders durch die in situ-Abbaubarkeit wesentlich besser abgebildet als durch die<br />
herkömmliche Analyse der Rohnährstoffe.<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
237
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Literatur<br />
ALVA (Arbeitsgemeinschaft landwirtschaftlicher Versuchsanstalten), 1983: Österreichisches Methodenbuch<br />
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Groß, F. und W. Peschke, 1980a: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 2. Mitteilung:<br />
Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Maisstroh (Maispflanze ohne Kolben). Das wirtschaftseig.<br />
Futter 26, 104-117.<br />
Groß, F. und W. Peschke, 1980b: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 3. Mitteilung:<br />
Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit der Maiskolben. Das wirtschaftseig. Futter 26, 184-192.<br />
Groß, F. und W. Peschke, 1980c: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 4. Mitteilung:<br />
Einfluss der Kolbenbildung auf Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. Das wirtschaftseig.<br />
Futter 26, 193-206.<br />
Gruber, L., H. Kopal, F. Lettner und F. Parrer, 1983: Einfluss des Erntezeitpunktes auf den Nährstoffgehalt<br />
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Gruber, L. und W. Hein, 2006: Ertrag und Futterqualität von Silomais in Abhängigkeit von<br />
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Gruber, L., J. Häusler, A. Steinwidder, A. Schauer und G. Maierhofer, 2006: Influence of cutting<br />
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238
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
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Schwarz, F.J., E.J. Pex und M. Kirchgeßner, 1996: Zum Sorteneinfluss von Silomais auf Verdaulichkeit<br />
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Sinclair, L.A., P.C. Garnsworthy, J.R. Newbold und P.J. Buttery, 1995: Effects of synchronizing the rate<br />
of dietary energy and nitrogen release in diets with similar carbohydrate composition on rumen<br />
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University Press, Ithaca und London.<br />
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and nonstarch polysaccharides in relation to animal nutrition. J. Dairy Sci. 74, 3583-3597.<br />
VDLUFA (Verband deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten), 1976 inkl.<br />
Ergänzungsblätter 1983, 1988, 1993, 1997: Methodenbuch Band III – Die chemische Untersuchung<br />
von Futtermitteln. VDLUFA-Verlag, Darmstadt.<br />
Weisbjerg, M.R., P.K. Bhargava, T. Hvelplund und J. Madsen, 1990: Use of degradation curves in feed<br />
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Animal Science, Foulum, Denmark (in Dänisch), 32 S.<br />
Zscheischler, J., F. Groß und L. Hepting, 1974: Einfluss von Schnittzeit, Sorte und Standweite auf<br />
Ertrag und Futterwert von Silomais. Bayer. Landw. Jahrb. 51, 611-636.<br />
239
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Angabe diverser Proteinkennwerte im Milchleistungsfutter<br />
Grünewald, Karl-Hermann (Verein Futtermitteltest 2 , Bonn); Steuer, Georg:<br />
Einleitung<br />
Für die Proteinversorgung der Milchkühe wird in Deutschland von der Gesellschaft für<br />
Ernährungsphysiologie als Proteinbewertungssystem das System des nutzbaren<br />
Rohproteins (nXP) und der ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) empfohlen (GfE 2001). Diese<br />
wissenschaftliche Empfehlung ist auch Basis der Fütterungsberatung (DLG 1998). Im<br />
Rahmen der firmengebundenen Beratung und bei ungebundenen Beratungseinrichtungen<br />
werden unterschiedliche Systeme berücksichtigt (deutsches nXP-System, holländisches<br />
DVE-System). Die Umsetzung der Rationsgestaltung in der Praxis erfolgt durch unterschiedliche<br />
Rationsberechnungsprogramme. Aufgrund der Abstimmungen im Rahmen des<br />
Bundesarbeitskreises der Fütterungsreferenten berücksichtigen die Programme überwiegend<br />
den Parameter nXP, teils besteht eine Wahlmöglichkeit.<br />
In der Praxis ist beim Landwirt für eine Berücksichtigung in den Rationsberechnungsprogrammen<br />
die Kenntnis und Einschätzung der Proteinqualitäten notwendig. Für<br />
bestimmte Einzelfuttermittel gibt es hierzu tabellierte Werte, wobei die Datengrundlage<br />
jedoch recht dünn ist.<br />
Durch verschiedene Behandlungsverfahren und die Komponentenauswahl, kann der<br />
Mischfutterhersteller spezielle Produkte mit sehr niedrigen oder hohen nXP-Gehalten<br />
herstellen und somit dem Landwirt für den Einsatz in unterschiedlichen Situationen (zu<br />
unterschiedlichen Grobfuttermitteln) anbieten. Ein optimierter Einsatz ist daher nur mit<br />
entsprechenden Hinweisen zu dem eingestellten nXP-Gehalt sinnvoll.<br />
Im Rahmen der Futtermittelverordnung (FMV 2005) wird die Kennzeichnung der<br />
Futtermittel im Hinblick auf die wertbestimmenden Inhaltsstoffe geregelt, wobei<br />
insbesondere in den §§ 13 und 14 die obligatorischen bzw. die darüber hinaus gehenden<br />
freiwilligen Parameter gelistet sind. Die Angabe eines nXP-Gehaltes ist durch die<br />
Futtermittelverordnung nicht vorgesehen. Nach § 14 Abs. 6 müssen zusätzliche Angaben<br />
nachprüfbar sein. Entgegen den Angaben in den Warenbegleitpapieren (Deklarationsunterlage)<br />
können in zusätzlichen Informationsschriften auch weitere Informationen und<br />
Hinweise enthalten sein. Mit der amtlichen Kontrolle wurde die Möglichkeit der Angabe<br />
von nXP-Werten als „zusätzlicher Fütterungshinweis” abgestimmt. Um den Anschein einer<br />
überhöhten Genauigkeit zu vermeiden wurde im Rahmen der Beratung die Angabe in 5 g<br />
Schritten abgestimmt. Somit können die Milchleistungsfutter (MLF) mittlerweile mit<br />
Informationen zur Proteinqualität gekennzeichnet werden, was dem Landwirt eine korrekte<br />
Rationsberechnung ermöglicht.<br />
Aus Sicht der Wissenschaft und aus Sicht der Beratung, stellen sich folgende Fragen:<br />
In welchem Umfang enthalten Milchleistungsfutter Angaben zur „Proteinqualität”?<br />
Welche Parameter werden hierzu neben Rohprotein angegeben?<br />
Welche Form der Angabe wird dabei gewählt?<br />
2 Die Prüfung von Mischfutter durch den Verein Futtermitteltest e.V. wird insbesondere durch<br />
Zuschüsse des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft<br />
(BMVEL) gefördert.<br />
240
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Material und Methoden<br />
Im Rahmen der vom VFT durchgeführten Warentests werden jährlich bundesweit 400 bis<br />
500 Milchleistungsfutter geprüft. Die vorliegende Auswertung umfasst die Milchleistungsfutter<br />
aus dem Prüfprogramm 2004 und 2005 des VFT. Die Futter wurden in<br />
unterschiedlichen Regionen der Bundesrepublik Deutschland bei der Abfertigung im Werk<br />
oder der Auslieferung beim Landwirt beprobt. Damit können in dem Probenkontingent<br />
auch einzelne Futter aus dem Ausland einbezogen sein. Die regionale Aufteilung der in<br />
die Auswertung einbezogenen Proben wird in Tabelle 1 dargestellt. Es handelte sich um<br />
unterschiedliche Futtertypen (ausgeglichenes MLF, Ausgleichsfutter, Futter zum Verschnitt<br />
mit Getreide). Auf eine weitere Untergliederung dieser Futtertypen wurde verzichtet.<br />
Tabelle 1: Regionale Aufteilung der ausgewerteten Milchleistungsfutter<br />
BW BY Hannover HE/RP<br />
(NI)<br />
MV NW SH SN TH<br />
Anzahl 109 141 144 256 56 28 35 123 59<br />
Bei dieser Prüfung liegen auch die Deklarationsunterlagen vor. Aus diesen wurden die dort<br />
verfügbaren Angaben zum Protein erfasst. Im Rahmen der Auswertung wurden nur die<br />
Informationen der Deklarationsunterlagen genutzt. Es erfolgte keine Überprüfung sonstiger<br />
Informationsmaterialien sowie keine Nachfrage bei den Herstellern hinsichtlich des<br />
kalkulierten nXP-Gehaltes.<br />
Ergebnisse<br />
Die Durchsicht der Deklarationsunterlagen zeigte, dass neben der obligatorischen Angabe<br />
des Rohproteingehaltes zwei unterschiedliche Typen an weitergehenden Angaben zum<br />
Protein vorlagen, zum einen Angaben zur „Proteinqualität”, zum anderen Angaben zum<br />
Milcherzeugungswert nach Protein. Die Häufigkeit der einzelnen Angaben sind in Tabelle<br />
2 aufgeführt.<br />
Tabelle 2: Häufigkeit der Angaben zu diversen Proteinkennwerten (n=951)<br />
„Gehaltsangaben” Milcherzeugungswert nach<br />
nXP DVE Proteinab- XP oder nXP DVE<br />
baurate<br />
Eiweiß<br />
Anzahl 295 56 9 158 137 8<br />
relativ, % 27,7 5,3 0,8 14,8 12,9 0,8<br />
Die Angabe von nutzbarem Rohprotein überwiegt deutlich, meist in Verbindung mit<br />
Angaben zur ruminalen Stickstoffbilanz, teils wird aber auch nur der nXP-Wert genannt.<br />
Bei rd. 5 % der Futter werden Angaben nach dem holländischen DVE-System gemacht.<br />
Bei einzelnen Proben erfolgt eine Kennzeichnung der Proteinabbaurate.<br />
Vielfach werden auch Milcherzeugungswerte (MEW) angegeben, wobei üblicherweise<br />
MEW nach Energie und nach Protein angegeben werden. Die Angaben für den Bereich<br />
„MEW nach Protein” unterscheiden sich durch die Bezugsgröße (Rohprotein, Eiweiß, nXP,<br />
DVE). Die Häufigkeit der MEW-Angaben nach Rohprotein oder Eiweiß liegt auf gleichem<br />
Niveau wie die Häufigkeit der Angabe des MEW nach Rohprotein. Angaben MEW nach<br />
DVE kommen nur in Einzelfällen vor. In der Tabelle 3 wird die Häufigkeit der Angaben<br />
nach regionaler Aufgliederung gezeigt.<br />
241
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabelle 3: Häufigkeit der Angaben zu Proteinkennwerten nach Regionen (in %)<br />
n = „Gehaltsangaben” Milcherzeugungswert nach<br />
nX DVE Proteinab XP oder nXP DVE<br />
P<br />
baurate Eiweiß<br />
Baden-Württemberg 109 22 2 39 14<br />
Bayern 141 31 4 5 39 17 4<br />
Hannover 144 16 6<br />
Hessen / Rheinl.-Pfalz 256 31 15 0,4 12 27<br />
Mecklenb.-Vorpommern 56 77<br />
Nordrhein-Westfalen 28 36 14 36 4<br />
Schleswig-Holstein 41 66<br />
Sachsen 117 3 1<br />
Thüringen 59 22 5 24 3<br />
Es ist zu erkennen, dass in einzelnen Regionen so gut wie keine Angaben zur<br />
Proteinqualität bzw. zum nXP gemacht werden. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-<br />
Vorpommern sind ca. 70 % der Futter mit einer nXP-Angabe versehen, die Futter in<br />
Sachsen enthalten mit wenigen Ausnahmen keine nXP-Angabe. In Hessen, Rheinland-<br />
Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind ca. 15 % der Futter mit DVE-Angaben versehen.<br />
Die Häufigkeit der einzelnen Angaben zur „Proteinqualität” bzw. zu den Milcherzeugungswerten<br />
ist in den Abb. 1 und 2 für die einzelnen Regionen dargestellt. Es ist festzustellen,<br />
dass abhängig von der Region große Differenzen bei der Häufigkeit zusätzlicher Protein-<br />
Angaben bestehen. Diese Unterschiede sind auch firmenspezifisch bedingt. Einige Firmen<br />
machen bei allen Milchleistungsfuttern eine zusätzliche Angabe zum Protein, bei einigen<br />
Firmen wird eine solche Angabe gar nicht aufgeführt, bei anderen Firmen erfolgt eine<br />
solche Angabe teilweise. Einzelne Firmen nutzen das holländische Proteinbewertungssystem<br />
und machen Angaben in DVE, die meisten Angaben erfolgen im deutschen nXP-<br />
System.<br />
Weiterhin gibt es Differenzen bei der Form der Angabe von „Proteinqualitäten”.<br />
Überwiegend erfolgen die Angaben zu nXP, DVE, Abbaubarkeiten oder MEW als<br />
errechnete Werte im Bereich des Fütterungshinweises (bzw. im nicht amtlichen Teil der<br />
Deklaration). In einigen Fällen werden nXP und RNB-Gehalte bei den Inhaltsstoffen<br />
gelistet.<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
XP-Abbaubarkeit<br />
DVE-Angabe<br />
nXP-Angaben<br />
BW BY HA HE/RP MV NW SH SN TH<br />
Abbildung 1: Häufigkeit unterschiedlicher<br />
Angaben zur Proteinqualität, %<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
MEW nach Eiweiß<br />
MEW nach Rohprotein<br />
MEW nach DVE<br />
MEW nach nXP<br />
BW BY HA HE/RP MV NW SH SN TH<br />
Abbildung 2: Häufigkeit der Angaben zu div.<br />
Milcherzeugungswerten, %<br />
242
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Auch MEW werden nicht bundesweit sondern vorrangig in bestimmten Regionen in<br />
größerem Umfang angegeben. Hierbei erfolgt die Angabe allerdings häufig noch auf der<br />
Basis Rohprotein, wobei teils sogar ein MEW auf Basis Rohprotein neben einer nXP-<br />
Angabe zum Futter gemacht wird. Zu einem kleineren Teil werden sowohl Angaben zum<br />
nXP-Gehalt, als auch zum MEW, gemacht.<br />
Milchleistungsfutter mit Angaben zum nXP-Gehalt können im Rahmen der Rationsberechnung<br />
optimal berücksichtigt werden. Bei fehlenden Angaben oder von nXP<br />
abweichenden Angaben ist die Rationsberechnung erschwert. Seitens der Beratung ist zu<br />
wünschen, dass eine informelle Angabe der kalkulierten nXP- und RNB-Gehalte in<br />
größerem Umfang erfolgt.<br />
Zusammenfassung und Fazit<br />
Ausgehend von den im Warentest des VFT geprüften Milchleistungsfuttern der Jahre 2004<br />
und 2005 wurden die Deklarationsunterlagen von 951 Mischfuttern auf Angaben zu über<br />
den Rohprotein-Gehalt hinausgehenden Proteinkennwerten (als Angabe zur „Proteinqualität”<br />
oder Milcherzeugungswert) erfasst. Nur cirka ein Drittel der Milchleistungsfutter<br />
enthalten weiterführende Angaben zur „Proteinqualität”, überwiegend erfolgten Angaben<br />
nach dem in Deutschland gültigen nXP-System (27,7 % der Futter). Zum Teil wurden auch<br />
Milcherzeugungswerte angegeben. Es gibt firmenspezifische und regionale Präferenzen<br />
bei der Auswahl des Parameters und der Form der Angabe. Teils passen die Informationen<br />
nicht zusammen. Bei fehlenden Angaben zur „Proteinqualität“ oder Angaben<br />
nach holländischem System (DVE) ist die Rationsberechnung und Rationskontrolle<br />
erschwert.<br />
Literatur<br />
DLG (1998): DLG-Information 1/1998, Die bedarfsgerechte Proteinversorgung der<br />
Milchkuh, DLG, Frankfurt am Main<br />
GfE (2001): Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Milchkühe und<br />
Aufzuchtrinder, Energie und Nährstoffbedarf landwirtschaftlicher Nutztiere Nr. 8, DLG-<br />
Verlag, Frankfurt am Main<br />
FMV (2005): Futtermittelverordnung, Bundesgesetzblatt Nr.15 vom 10.03.2005, S. 524ff<br />
Autoren<br />
Dr. Karl-Hermann Grünewald, Verein Futtermitteltest, Endenicher Allee 60, 53115 Bonn<br />
Georg Steuer, VFT-Koordinierungsstelle bei der DLG, Max-Eyth-Weg 1, 64823 Groß-<br />
Umstadt<br />
243
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Ertrag und Futterqualität von Silomais in Abhängigkeit von Vegetationsstadium,<br />
Sorte und Standort<br />
Gruber, Leonhard (HBLFA Raumberg-Gumpenstein) 3 ; Hein, Waltraud: 4<br />
Einleitung und Fragestellung<br />
Die Anbaufläche von Silomais beträgt mit 75.600 ha nur 2,3 % der landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche (LN) in Österreich und hat sich seit 1980 (106.300 ha) deutlich vermindert.<br />
Silomais macht 5,5 % der Ackerfläche und 32,4 % der Feldfutterfläche aus (BMLFUW<br />
2005). Obwohl daher in Österreich auf Grund der geographischen Lage und<br />
topographischen Situation das Grünland für die Grobfutterversorgung der Wiederkäuer<br />
eine überragende Rolle spielt (1.810.400 ha (55,6 % der LN), davon jeweils die Hälfte<br />
Wirtschafts- und Extensivgrünland, BMLFUW 2005), hat der Silomais in klimatisch<br />
geeigneten Lagen (Donauraum, östliches Flach- und Hügelland, Kärntner Becken, Alpenvorland,<br />
begünstigte inneralpine Täler und Becken) einen wesentlichen Anteil in Rinderrationen.<br />
In der spezialisierten Rindermast stellt Silomais das vorwiegende Grobfutter dar<br />
(Gruber & Lettner 1985, BMLFUW 2006), in der Milchviehfütterung beträgt der Anteil der<br />
Maissilage in diesen Gebieten bis zu 30 % des Grobfutters (Gruber & Steinwender 1992,<br />
Steinwidder & Guggenberger 2003).<br />
Sowohl für Ertrag als auch Futterwert spielen Vegetationsstadium, Sorte und Standort eine<br />
entscheidende Rolle (Meisser & Weiss 2002). Im Lauf der Vegetation erhöht sich der<br />
Anteil des energiereichen Kolbens, gleichzeitig vermindert sich jedoch der Futterwert der<br />
Restpflanze signifikant (Groß 1970, Zscheischler et al. 1974, Groß 1979, Gruber et al.<br />
1983, Daccord et al. 1995). Auch die Standweite (Pflanzenanzahl pro m²) wirkt sich stark<br />
auf den Ertrag sowie den Kolbenanteil und folglich auch den Futterwert der Gesamtpflanze<br />
aus (Zscheischler et al. 1974). Über einen weiten Bereich der Vegetation heben sich<br />
Verschlechterung der Restpflanze und Zunahme des Kolbenanteils in ihrer Wirkung auf<br />
die Verdaulichkeit der Gesamtpflanze mehr oder weniger auf (Groß 1979, Groß &<br />
Peschke 1980a und 1980b, Gruber et al. 1983, Pex et al. 1996). Wenn verschiedene<br />
Sorten bei ähnlichem Vegetationsstadium verglichen werden, sind die Unterschiede<br />
zwischen den Sorten hinsichtlich Verdaulichkeit und Energiekonzentration relativ gering<br />
(Zscheischler et al. 1974, Schwarz et al. 1996, Hein & Gruber 2003). Aus den<br />
Untersuchungen von Pex et al. (1996) sowie Schwarz et al. (1996) geht außerdem hervor,<br />
dass zwischen Rind und Schaf deutliche Unterschiede im Verdauungsvermögen<br />
besonders der Rohfaser von Maissilage bestehen, wobei zusätzlich des<br />
Vegetationsstadium (d.h. Stärkegehalt) mitspielt. In verdauungsphysiologischer Hinsicht<br />
ergeben allerdings früh und spät geernteter Silomais trotz ähnlicher Verdaulichkeiten eine<br />
sehr unterschiedliche Produktion an flüchtigen Fettsäuren im Pansen und damit Wirkung<br />
im Stoffwechsel (Jochmann et al. 1999, Beever & Mould 2000). In den letzten Jahren<br />
wurden Maissorten auch hinsichtlich der Verdaulichkeit der Restpflanze („stay green“) und<br />
der Abbaubarkeit der Stärke im Pansen untersucht (Ettle et al. 2001, Steingaß & Siegel<br />
2002, Kurtz & Schwarz 2005). Dazu wurden Milchvieh- und Rindermastversuche,<br />
Verdauungsversuche, die in situ-Methodik und Untersuchungen mit pansen- und<br />
dünndarmfistulierten Kühen durchgeführt (u.a. Akbar et al. 2002, Ettle et al. 2001, Ettle et<br />
al. 2002, Ettle & Schwarz 2003, Höner et al. 2002, Langenhoff et al. 2003, Kurtz &<br />
Schwarz 2005).<br />
3 Univ.-Doz. Dr. Leonhard GRUBER, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Nutztierforschung,<br />
Gumpenstein, A-8952 Irdning, leonhard.gruber@raumberg-gumpenstein.at, 0043 (0)3682 22451 260<br />
4 Dipl.-Ing. Waltraud HEIN, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Biologische Landwirtschaft und<br />
Biodiversität der Nutztiere, Gumpenstein, A-8952 Irdning, waltraud.hein@raumberg-gumpenstein.at,<br />
0043 (0)3682 22451 430<br />
244
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Um diese Zusammenhänge für aktuelle Sorten in Österreich zu beschreiben und zu<br />
quantifizieren, wurde in den Jahren 2002 und 2003 ein Silomaisversuch mit den Faktoren<br />
Sorte, Vegetationsstadium und Standort durchgeführt.<br />
Material und Methoden<br />
Versuchsplan und Erhebungen<br />
Der Versuchsplan bestand aus 3 Faktoren mit jeweils 3 Faktorstufen (3 × 3 × 3 = 27):<br />
Vegetationsstadium: Ende Milchreife (I), Mitte Teigreife (II), Ende Teigreife (III)<br />
Sorte: Fuxxol (RZ 240), Romario (RZ 270), Atalante (RZ 290)<br />
Standort: Lambach (Oberösterreich), Kobenz (Steiermark), Gumpenstein (Steiermark)<br />
Die Standorte sind hinsichtlich Seehöhe und Klima sehr unterschiedlich und<br />
repräsentieren verschiedene Anbaugebiete. Dadurch war ein starker Einfluss auf<br />
Wachstumsverlauf, Ertrag und Kolbenbildung des Silomaises zu erwarten.<br />
Lambach: 366 m Seehöhe, 8.2 °C Jahrestemperatur, 957 mm Niederschlag<br />
Kobenz: 630 m Seehöhe, 6.8 °C Jahrestemperatur, 850 mm Niederschlag<br />
Gumpenstein: 700 m Seehöhe, 6.8 °C Jahrestemperatur, 1010 mm Niederschlag<br />
Die beiden Versuchsjahre waren durch besonders hohe Temperaturen gekennzeichnet,<br />
wobei im August 2002 sintflutartige Regenfälle zu verzeichnen waren. Die<br />
Niederschlagswerte des Jahres 2002 liegen rund 30 % höher als die des langjährigen<br />
Durchschnittes. Im Jahr 2003 herrschte eine extreme Trockenheit, die sich am stärksten<br />
am Standort Kobenz auswirkte, während die Niederschläge sowohl in Gumpenstein als<br />
auch in Lambach trotz einer Reduzierung um rund 20 % für eine entsprechende<br />
Ertragsbildung ausreichten. An jedem Standort wurde ein Feldversuch in vierfacher<br />
Wiederholung angelegt, die pflanzenbaulichen Maßnahmen entsprachen jenen der<br />
Sortenversuche. Die Anbau- und Erntetermine sind in Tab. 1 angeführt. Bei der Ernte<br />
wurde der Silomais in Kolben und Restpflanze getrennt, der Ertrag beider Pflanzenteile an<br />
Frischmasse gewogen und die Trockenmasse bestimmt (24 h bei 105° C).<br />
Tabelle 1: Anbau- und Erntezeitpunkte des Silomaises in den beiden Versuchsjahren<br />
Fuxxol Romario Atalante<br />
Standort L K G L K G L K G<br />
2002<br />
Anbau 28.04. 06.05. 07.05. 28.04. 06.05. 07.05. 28.04. 06.05. 07.05.<br />
Ende Milchreife 28.08. 04.09. 05.09. 09.09. 04.09. 16.09. 09.09. 04.09. 16.09.<br />
Mitte Teigreife 09.09. 17.09. 16.09. 23.09. 17.09. 26.09. 23.09. 17.09. 26.09.<br />
Ende Teigreife 23.09. 27.09. 26.09. 03.10. 27.09. 03.10. 03.10. 27.09. 03.10.<br />
2003<br />
Anbau 17.04. 24.04. 05.05. 17.04. 24.04. 05.05. 17.04. 24.04. 05.05.<br />
Ende Milchreife 18.08. 13.08. 21.08. 18.08. 13.08. 21.08. 18.08. 13.08. 21.08.<br />
Mitte Teigreife 25.08. 26.08. 03.09. 25.08. 26.08. 03.09. 25.08. 26.08. 03.09.<br />
Ende Teigreife 02.09. 02.09. 17.09. 02.09. 02.09. 17.09. 02.09. 02.09. 17.09.<br />
L = Lambach, K = Kobenz, G = Gumpenstein<br />
Analysen und Auswertung<br />
Chemische Analysen<br />
Die chemischen Analysen erfolgten im Labor der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Die<br />
Weender Analyse und die Untersuchung der Gerüstsubstanzen (Van Soest et al. 1991)<br />
245
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
wurden nach den Methoden des VDLUFA (1976) und der ALVA (1983) durchgeführt. Die<br />
Verdaulichkeit und Energiekonzentration von Kolben und Restpflanze wurde nach den<br />
Formeln von Groß & Peschke (1980a und 1980b) errechnet. Die Daten für die<br />
Gesamtpflanze wurden additiv entsprechend dem Anteil an Trockenmasse für alle<br />
Inhaltsstoffe ermittelt.<br />
Statistische Analyse<br />
Der Datencheck und die deskriptive Statistik erfolgte mit dem Programm STATGRAPHICS<br />
Plus 5 (2000). Die statistische Auswertung wurde mit dem Programm LSMLMW PC-1<br />
Version vorgenommen (Harvey 1987). Das statistische Modell bestand aus den fixen<br />
Effekten Vegetationsstadium, Sorte und Standort sowie den Zweifach-Interaktionen. Die<br />
paarweisen Vergleiche wurden nach Newman-Keuls mit STATGRAPHICS Plus 5 (2000)<br />
ermittelt und durch unterschiedliche Hochbuchstaben gekennzeichnet (P ≦ 0,05).<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Erträge und morphologische Zusammensetzung<br />
Die Erträge an Frisch- und Trockenmasse (TM) sowie an Energie (ME) sind in den<br />
Tabellen<br />
2a bis 2c angeführt, ebenso die morphologische Zusammensetzung. Die<br />
Vegetationsdauer betrug im Mittel 132 Tage, in den drei Vegetationsstadien 122, 132 bzw.<br />
142 Tage. Die Versuchsfaktoren Vegetationsdauer, Standort und Jahr wirkten sich<br />
signifikant auf den TM-Ertrag aus (P < 0,01), auch der Einfluss der Sorte zeigte deutliche<br />
Unterschiede (P = 0,079). Mit steigendem Vegetationsstadium erhöhte sich der Ertrag von<br />
19.820 auf 21.449 bzw. 23.134 kg TM. Der für den Maisanbau günstige Standort Lambach<br />
übertraf die beiden anderen Standorte Kobenz und Gumpenstein um etwa 3.000 kg TM<br />
(23.245, 20.410, 20.748 kg TM). Hinsichtlich der Sorten stiegen die Erträge mit höherer<br />
Reifezahl an (20.800, 21.410, 22.194 kg TM für Fuxxol, Romario und Atalante). Auch in<br />
den bayerischen Untersuchungen von Zscheischler et al. (1974) wiesen die Sorten mit<br />
höherer Reifezahl höhere Erträge auf. Bezüglich des Ertrages an ME zeigten sich die<br />
gleichen Trends bei den jeweiligen Versuchsfaktoren. Mit Ausnahme des Jahres wirkten<br />
sich alle Versuchsfaktoren signifikant auf die morphologische Zusammensetzung aus, d.h.<br />
auf den Anteil von Kolben und Restpflanze. Die Sorte Romario (54,8 %) wies signifikant<br />
höhere Kolbenanteile auf als Fuxxol (51,4 %) und Atalante (49,3 % der TM).<br />
Hinsichtlich des Ertrages an TM und ME bestanden zwischen Sorte und den anderen<br />
Versuchsfaktoren keine signifikanten Wechselwirkungen. Allerdings traten<br />
Wechselwirkungen zwischen Vegetationsstadium und Standort bzw. Jahr auf, d.h. der<br />
Faktor Vegetationsstadium ist nicht unabhängig von der Wirkung des Standortes bzw.<br />
Jahres (siehe Tabelle 2c im Anhang).<br />
Inhaltsstoffe der Restpflanze<br />
Der Gehalt an Inhaltsstoffen der Maisrestpflanzen in Abhängigkeit von den<br />
Versuchshauptfaktoren ist in den Tabellen 3a und 3b angegeben, für die Wechselwirkung<br />
Sorte × Vegetationsstadium in Tabelle 3c (Anhang). Alle vier Versuchsfaktoren<br />
beeinflussten den Gehalt an TM hochsignifikant (P < 0,001). Der Rohproteingehalt betrug<br />
im Mittel 51 g/kg TM und verminderte sich im Lauf der Vegetation (52, 52, 47 g/kg TM).<br />
Erwartungsgemäß stieg der Gehalt an Rohfaser im Lauf der Vegetation an (327, 340, 360<br />
g/kg TM), ebenso die Gerüstsubstanzen (638, 656, 682 g/kg TM). Dadurch verminderten<br />
sich Verdaulichkeit der OM und Energiekonzentration (8.46, 8.08, 7.85 MJ ME/kg TM).<br />
246
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Wie auch bei anderen Gramineen ist der Mineralstoffgehalt bei älteren Pflanzen niedriger.<br />
Auch der Versuchsfaktor Sorte wirkte sich bei vielen Nähr- und Mineralstoffen signifikant<br />
aus (nicht jedoch auf Verdaulichkeit und<br />
Tabelle 2a: Trockenmasse- und Energieertrag (pro Hektar) sowie morphologische<br />
Zusammensetzung (LS means der Haupteffekte)<br />
Parameter Einheit Sorte Vegetationsstadium Standort Jahr RSD<br />
Fuxxol Romario Atalante I II III Lambach Kobenz Gumpen<br />
.<br />
2002 2003<br />
Vegetation Tage 131 133 133 122 132 142 136 129 131 139 124 3<br />
Frischmasse-Ertrag<br />
Gesamtpflanze kg FM 60.754 a<br />
64.220 a 71.581 b 68.573 b 65.386 ab 62.596 a 60.194 a 66.569 b 69.793 b 72.543 a 58.493 b<br />
5.609<br />
Restpflanze kg FM 39.200 a 40.724 a 49.392 b 47.079 c 43.124 b 39.114 a 36.086 a 45.209 b 48.021 b 48.714 a 37.497 b<br />
4.618<br />
Kolben kg FM 21.376 a 23.312 b 21.990 ab 21.296 a 22.052 ab 23.330 b 24.008 b 21.091 a 21.579 a 23.570 a 20.882 b<br />
1.938<br />
Trockenmasse-Ertrag<br />
Gesamtpflanze kg TM 20.800 21.410 22.194 19.820 a 21.449 b 23.134 c 23.245 b 20.410 a 20.748 a 22.152 a 20.784 b<br />
1.776<br />
Restpflanze kg TM 9.935 a 9.601 a 11.071 b 10.424 10.116 10.068 9.855 a 9.985 a 10.768 b 10.479 9.926 1.100<br />
Kolben kg TM 10.864 a 11.809 b 11.123 ab 9.396 a 11.333 b 13.066 c 13.390 b 10.426 a 9.980 a 11.673 a 10.858 b<br />
Energie-Ertrag<br />
1.054<br />
Gesamtpflanze GJ ME 215,567 225,167 228,954 205,636 a b<br />
222,594<br />
241,457<br />
c 244,573 b 210,793 a 214,322 a 231,296 a 215,16<br />
2 b 8,322<br />
Restpflanze GJ ME 80,644 a 77,997 a 90,462 b 88,333 b 81,769 a 79,001 a 77,544 a 81,312 a 90,246 b 85,881 a 80,187 b<br />
9,596<br />
Kolben GJ ME 134,923 a 147,169 b 138,492 a<br />
b 117,303 a b<br />
140,825<br />
162,456<br />
c 167,029 b 129,481 a 124,075 a 145,415 a 134,97<br />
5 b 3,127<br />
Morph. Zusammensetzung<br />
Kolbenanteil % TM 51,40 a 54,77 b 49,31 a 46,62 a 52,73 b 56,13 c 57,16 c 50,47 b 47,86 a 52,67 50,98 3,35<br />
Kolbenanteil % ME 61,65 a 64,89 b 59,40 a 56,05 a 63,06 b 66,83 c 67,76 c 60,67 b 57,51 a 62,73 61,23 3,66<br />
Tabelle 2b: P-Werte für Haupteffekte und Interaktionen, Variationskoeffizienten (CV) sowie<br />
Bestimmtheitsmaß (R²)<br />
Sorte<br />
Vegetati<br />
on<br />
Standort Jahr<br />
Sor×Ve<br />
g<br />
Sor×Ort Sor×Jahr Veg×Ort Veg×Jah<br />
r<br />
Ort×Jahr CV R²<br />
Vegetation<br />
Frischmasse-Ertrag<br />
0,113 0,000 0,000 0,000 0,999 0,078 0,113 0,560 0,002 0,818 2,4 0,963<br />
Gesamtpflanze 0,000 0,013 0,000 0,000 0,799 0,021 0,067 0,099 0,000 0,026 8,6 0,927<br />
Restpflanze 0,000 0,000 0,000 0,000 0,906 0,002 0,064 0,095 0,000 0,044 10,7 0,936<br />
Kolben 0,018 0,013 0,000 0,000 0,348 0,045 0,265 0,380 0,000 0,025 8,7 0,855<br />
Trockenmasse-Ertrag<br />
Gesamtpflanze 0,079 0,000 0,000 0,009 0,479 0,288 0,268 0,030 0,000 0,027 8,3 0,886<br />
Restpflanze 0,001 0,580 0,040 0,076 0,819 0,019 0,282 0,305 0,000 0,021 10,8 0,776<br />
Kolben 0,033 0,000 0,000 0,008 0,271 0,048 0,417 0,012 0,000 0,002 9,4 0,940<br />
Energie-Ertrag<br />
Gesamtpflanze 0,096 0,000 0,000 0,003 0,400 0,317 0,224 0,033 0,000 0,025 8,2 0,892<br />
Restpflanze 0,001 0,020 0,002 0,038 0,789 0,023 0,238 0,429 0,000 0,019 11,6 0,784<br />
Kolben 0,027 0,000 0,000 0,007 0,273 0,041 0,384 0,018 0,000 0,002 9,4 0,939<br />
Morph. Zusammensetzung<br />
Kolbenanteil 0,000 0,000 0,000 0,073 0,911 0,005 0,793 0,743 0,000 0,000 6,5 0,896<br />
Kolbenanteil 0,001 0,000 0,000 0,141 0,899 0,012 0,765 0,629 0,000 0,000 5,9 0,897<br />
247
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabelle 3a: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie<br />
Verdaulichkeit der Restpflanze (LS means der Haupteffekte)<br />
Parameter Einheit Sorte Vegetationsstadium Standort Jahr RSD<br />
Fuxxol Romario Atalante I II III Lambach Koben Gumpe 2002 2003<br />
Nährstoffe<br />
Trockenmasse g/kg FM 270 c 247 b 233 a 232 a 250 b 268 c 276 c 246 b 228 a 223 a 277 b 14<br />
Rohprotein g/kg TM 51 49 51 52 b 52 b 47 a 45 a 59 b 48 a 49 52 5<br />
Rohfett g/kg TM 16 15 14 17 b 14 a 14 a 14 15 16 19 a 11 b 3<br />
Rohfaser g/kg TM 350 b 348 b 329 a 327 a 340 a 360 b 349 b 331 a 346 b 346 339 20<br />
N-freie Extr.stoffe g/kg TM 513 a 520 a 538 b 538 b 526 b 508 a 525 519 527 517 a 530 b 22<br />
Rohasche g/kg TM 70 68 67 67 69 70 66 a 76 b 63 a Zellwandbestandteile<br />
69 68 6<br />
NDF g/kg TM 666 662 648 638 a 656 b 682 c 668 651 657 673 a 644 b 24<br />
ADF g/kg TM 392 388 375 367 a 383 b 404 c 384 386 384 393 a 376 b 21<br />
ADL g/kg TM 46 b 46 b 41 a 43 44 46 44 44 46 47 a 42 b 5<br />
Verdaulichkeit und Energie<br />
Verdaulichkeit OM % 58,8 58,8 59,1 61,1 c 58,6 b 57,1 a 57,0 a 59,4 b 60,4 c 59,2 58,6 1,2<br />
ME MJ/kg 8,11 8,12 8,17 8,46 c 8,08 b 7,85 a 7,88 a 8,14 b 8,37 c 8,20 a 8,06 b 0,21<br />
NEL MJ/kg 4,64 4,64 4,68 4,88 c 4,62 b 4,46 a 4,48 a 4,67 b 4,81 c 4,70 a 4,61 b Mineralstoffe<br />
0,14<br />
Calcium g/kg TM 3,5 3,6 3,5 3,6 b 3,6 b 3,3 a 3,7 b 3,4 a 3,5 a 3,5 3,5 0,3<br />
Phosphor g/kg TM 1,3 ab 1,2 a 1,4 b 1,5 b 1,3 b 1,1 a 1,0 a 1,5 b 1,4 b 1,3 1,3 0,3<br />
Magnesium g/kg TM 1,5 b 1,4 ab 1,2 a 1,4 1,4 1,3 1,7 b 1,3 a 1,1 a 1,2 a 1,6 b 0,3<br />
Kalium g/kg TM 18,5 b 16,9 a 18,6 b 17,9 18,2 18,0 13,8 a 22,3 c 18,0 b 18,3 17,8 1,5<br />
Natrium g/kg TM 0,30 0,30 0,26 0,29 0,28 0,28 0,27 0,32 0,26 0,20 a 0,37 b 0,09<br />
Tabelle 3b: P-Werte für Haupteffekte und Interaktionen, Variationskoeffizienten (CV) sowie<br />
Bestimmtheitsmaß (R²)<br />
, Sorte Vegetation<br />
n<br />
Standort Jahr<br />
Sor×Ve<br />
g<br />
Sor×Ort Sor×Jahr Veg×Ort Veg×Jah<br />
r<br />
Ort×Jahr CV R²<br />
Nährstoffe<br />
Trockenmasse 0,000 0,000 0,000 0,000 0,663 0,233 0,000 0,000 0,721 0,000 5,6 0,959<br />
Rohprotein 0,359 0,007 0,000 0,110 0,224 0,115 0,482 0,002 0,049 0,004 10,2 0,842<br />
Rohfett 0,363 0,015 0,388 0,000 0,812 0,196 0,466 0,002 0,014 0,136 17,1 0,877<br />
Rohfaser 0,007 0,000 0,022 0,247 0,979 0,719 0,199 0,179 0,290 0,002 5,9 0,737<br />
N-freie Extraktstoffe 0,004 0,002 0,516 0,038 0,948 0,994 0,124 0,025 0,103 0,006 4,2 0,719<br />
Rohasche 0,193 0,335 0,000 0,759 0,264 0,451 0,190 0,099 0,866 0,277 8,1 0,756<br />
Zellwandbestandteile<br />
NDF 0,069 0,000 0,120 0,000 0,588 0,041 0,887 0,207 0,666 0,007 3,7 0,769<br />
ADF 0,056 0,000 0,951 0,005 0,847 0,107 0,959 0,400 0,659 0,000 5,4 0,761<br />
ADL 0,013 0,222 0,422 0,001 0,991 0,042 0,963 0,960 0,140 0,000 11,5 0,822<br />
Verdaulichkeit und Energie<br />
Verdaulichkeit der OM 0,751 0,000 0,000 0,092 0,973 0,962 0,818 0,338 0,022 0,000 2,0 0,909<br />
ME 0,677 0,000 0,000 0,022 0,857 0,961 0,610 0,705 0,146 0,000 2,6 0,875<br />
NEL 0,647 0,000 0,000 0,041 0,889 0,970 0,628 0,700 0,110 0,000 3,1 0,876<br />
Mineralstoffe<br />
Calcium 0,180 0,003 0,024 0,370 0,290 0,003 0,362 0,048 0,113 0,123 7,7 0,730<br />
Phosphor 0,035 0,003 0,000 0,680 0,852 0,649 0,513 0,214 0,869 0,102 19,6 0,747<br />
Magnesium 0,005 0,402 0,000 0,000 0,406 0,680 0,910 0,215 0,656 0,000 18,3 0,852<br />
Kalium 0,003 0,877 0,000 0,220 0,062 0,698 0,018 0,023 0,424 0,406 8,3 0,925<br />
Natrium 0,371 0,878 0,148 0,000 0,780 0,825 0,742 0,011 0,923 0,061 31,9 0,741<br />
248
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabelle 4a: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie Verdaulichkeit<br />
des Kolbens (LS means der Haupteffekte)<br />
Parameter Einheit Sorte Vegetationsstadium Standort Jahr RSD<br />
Fux<br />
xol<br />
Romario Atalante I II III<br />
Lamb<br />
ach<br />
Koben<br />
z<br />
Gumpen. 2002 2003<br />
Nährstoffe<br />
Trockenmasse g/kg FM 503 505 496 435 a 513 b 555 c 556 c 489 b 459 a 494 508 36<br />
Rohprotein g/kg TM 92 88 91 90 89 91 91 ab 94 b 86 a 82 a 98 b 8<br />
Rohfett g/kg TM 40 a 43 b 41 a 40 a 41 a 45 b 48 c 40 b 38 a 42 a 41 b 3<br />
Rohfaser g/kg TM 75 80 77 84 b 79 b 69 a 73 79 80 73 a 82 b 9<br />
N-freie Extr.stoffe g/kg TM 776 771 774 769 773 778 773 769 779 786 a 761 b 13<br />
Rohasche g/kg TM 18 17 17 18 17 17 16 a 18 b 18 b 17 a 18 b 1<br />
Zellwandbestandteile<br />
NDF g/kg TM 236 245 236 256 b 238 ab 223 a 231 247 239 224 a 254 b 27<br />
ADF g/kg TM 97 101 95 106 b 97 a 91 a 91 a 105 b 98 ab 90 a 106 b 13<br />
ADL g/kg TM 17 18 18 19 17 17 18 18 17 17 a 19 b 3<br />
Verdaulichkeit und Energie<br />
Verdaulichkeit OM % 81,0 81,0 81,1 81,7 c 80,9 b 80,5 a 80,5 a 81,2 b 81,4 c 81,1 81,0 0,4<br />
ME MJ/kg TM 12,4 12,47 12,46 12,50 b 12,42 a 12,44 a 12,49 12,43 12,44 12,46 12,44 0,07<br />
NEL MJ/kg TM 7,72 7,74 7,74 7,77 b 7,71 a 7,72 a 7,75 7,72 7,74 7,75 7,72 0,05<br />
Mineralstoffe<br />
Calcium g/kg TM 0,2 0,2 0,2 0,2 b 0,2 a 0,2 a 0,2 b 0,2 a 0,2 a 0,2 0,2 0,0<br />
Phosphor g/kg TM 2,7 2,7 2,7 2,7 2,7 2,7 2,5 a 2,7 b 2,9 c 2,7 2,7 0,2<br />
Magnesium g/kg TM 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 0,1<br />
Kalium g/kg TM 5,2 b 4,7 a 4,7 a 5,3 b 4,8 a 4,4 a 4,1 a 5,0 b 5,4 c 4,4 a 5,2 b 0,5<br />
Natrium g/kg TM 0,32 0,29 0,37 0,35 0,34 0,30 0,34 0,36 0,29 0,52 a 0,13 b 0,17<br />
Tabelle 4b: P-Werte für Haupteffekte und Interaktionen, Variationskoeffizienten (CV) sowie<br />
Bestimmtheitsmaß (R²)<br />
Sorte Vegetation Standort Jahr Sor×Veg Sor×Ort Sor×Jahr Veg×Ort Veg×Jahr Ort×Jahr CV R²<br />
Nährstoffe<br />
Trockenmasse 0,754 0,000 0,000 0,162 0,971 0,966 0,823 0,406 0,022 0,000 7,2 0,902<br />
Rohprotein 0,436 0,779 0,012 0,000 0,952 0,111 0,952 0,229 0,859 0,760 8,5 0,751<br />
Rohfett 0,008 0,000 0,000 0,043 0,573 0,113 0,858 0,007 0,026 0,000 7,0 0,890<br />
Rohfaser 0,189 0,000 0,056 0,001 0,454 0,527 0,995 0,045 0,006 0,002 11,2 0,780<br />
N-freie Extraktstoffe 0,487 0,084 0,099 0,000 0,979 0,831 0,957 0,127 0,118 0,459 1,7 0,739<br />
Rohasche 0,571 0,075 0,000 0,000 0,546 0,274 0,544 0,266 0,147 0,004 6,8 0,800<br />
Zellwandbestandteile<br />
NDF 0,482 0,004 0,215 0,000 0,253 0,393 0,342 0,019 0,073 0,055 11,3 0,725<br />
ADF 0,384 0,006 0,010 0,000 0,218 0,741 0,745 0,053 0,183 0,010 13,5 0,735<br />
ADL 0,238 0,090 0,941 0,025 0,726 0,732 0,463 0,003 0,038 0,000 16,4 0,732<br />
Verdaulichkeit und Energie<br />
Verdaulichkeit der OM 0,754 0,000 0,000 0,162 0,971 0,966 0,823 0,406 0,022 0,000 0,4 0,902<br />
ME 0,292 0,012 0,045 0,246 0,752 0,270 0,696 0,062 0,828 0,001 0,6 0,684<br />
NEL 0,400 0,002 0,318 0,089 0,744 0,384 0,699 0,055 0,634 0,000 0,7 0,711<br />
Mineralstoffe<br />
Calcium 0,728 0,014 0,015 0,174 0,588 0,443 0,561 0,127 0,227 0,000 14,1 0,693<br />
Phosphor 0,792 0,501 0,000 0,693 0,140 0,299 0,053 0,723 0,657 0,021 7,1 0,709<br />
Magnesium 0,156 0,728 0,365 0,676 0,596 0,938 0,360 0,424 0,288 0,020 8,0 0,502<br />
Kalium 0,003 0,000 0,000 0,000 0,534 0,293 0,407 0,411 0,013 0,232 9,7 0,870<br />
Natrium 0,345 0,617 0,375 0,000 0,433 0,826 0,637 0,293 0,658 0,643 50,3 0,770<br />
249
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabelle 5a: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie Verdaulichkeit<br />
der Gesamtpflanze (LS means der Haupteffekte)<br />
Parameter Einheit Sorte Vegetationsstadium Standort Jahr RSD<br />
Fuxxol Romari<br />
o<br />
Atalante I II III<br />
Lam<br />
bach<br />
Kobenz Gump<br />
en.<br />
2002 2003<br />
Nährstoffe<br />
Trockenmasse g/kg FM 354 b 342 b 318 a 297 a 340 b 377 c 389 c 324 b 300 a 312 a 364 b 20<br />
Rohprotein g/kg TM 72 71 71 70 72 72 72 b 76 c 66 a 67 a 76 b 6<br />
Rohfett g/kg TM 28 a 31 b 28 a 28 a 28 a 32 b 34 c 28 b 26 a 32 a 27 b 2<br />
Rohfaser g/kg TM 207 b 200 a 202 ab 210 c 202 b 196 a 191 a 201 b 217 c 201 205 7<br />
N-freie Extr.stoffe g/kg TM 650 a 659 b 656 b 649 a 656 b 660 b 667 b 648 a 650 a 659 a 651 b 9<br />
Rohasche g/kg TM 43 b 40 a 42 b 44 b 42 ab 40 a 37 a 47 c 41 b Zellwandbestandteile<br />
41 43 3<br />
NDF g/kg TM 443 430 441 455 b 435 a 424 a 418 a 443 b 453 b 436 440 17<br />
ADF g/kg TM 238 b 229 a 235 ab 243 b 232 a 228 a 216 a 242 b 245 b 233 235 9<br />
ADL g/kg TM 30 30 30 31 29 30 29 a 30 a 32 b 31 a 29 b 3<br />
Verdaulichkeit und Energie<br />
Verdaulichkeit OM % 70,7 a 71,3 b 70,4 a 71,1 70,7 70,6 70,8 70,8 70,8 71,1 a 70,5 b 0,7<br />
ME MJ/kg TM 10,35 a 10,52 b 10,31 a 10,37 10,38 10,43 10,5<br />
b<br />
10,32 a 10,33 a 10,45 a 10,34 b NEL MJ/kg TM 6,24<br />
0,13<br />
a 6,35 b 6,21 a 6,25 6,26 6,30 6,36 b<br />
6,22 a 6,22 a 6,31 a 6,23 b Mineralstoffe<br />
0,09<br />
Calcium g/kg TM 1,8 1,7 1,8 2,0 c 1,8 b 1,6 a 1,7 a 1,8 ab 1,9 b 1,8 1,8 0,2<br />
Phosphor g/kg TM 2,0 2,0 2,1 2,1 2,0 2,0 1,8 a 2,1 b 2,1 b 2,0 2,0 0,2<br />
Magnesium g/kg TM 1,3 b 1,2 b 1,1 a 1,2 1,2 1,2 1,4 b 1,2 a 1,1 a 1,1 a 1,3 b 0,1<br />
Kalium g/kg TM 11,7 b 10,3 a 11,8 b 12,0 c 11,2 b 10,5 a 8,3 a 13,6 c 11,9 b 11,0 11,5 0,9<br />
Natrium g/kg TM 0,31 0,30 0,31 0,33 0,31 0,29 0,30 0,34 0,28 0,37 a 0,25 b 0,09<br />
Tabelle 5b: P-Werte für Haupteffekte und Interaktionen, Variationskoeffizienten (CV) sowie Bestimmtheitsmaß (R²)<br />
Sorte Vegetation Standort Jahr Sor×Veg Sor×Ort Sor×Jahr Veg×Ort Veg×Jah Ort×Jahr CV R²<br />
Nährstoffe<br />
Trockenmasse 0,000 0,000 0,000 0,000 0,946 0,268 0,005 0,003 0,151 0,000 5,8 0,954<br />
Rohprotein 0,802 0,313 0,000 0,000 0,582 0,205 0,733 0,473 0,068 0,656 8,1 0,754<br />
Rohfett 0,000 0,000 0,000 0,000 0,697 0,064 0,808 0,000 0,000 0,000 6,9 0,934<br />
Rohfaser 0,025 0,000 0,000 0,113 0,518 0,003 0,086 0,019 0,001 0,042 3,6 0,892<br />
N-freie Extraktstoffe 0,018 0,004 0,000 0,002 0,841 0,141 0,056 0,029 0,217 0,467 1,4 0,806<br />
Rohasche<br />
Zellwandbestandteile<br />
0,013 0,005 0,000 0,103 0,440 0,021 0,367 0,143 0,059 0,231 7,0 0,850<br />
NDF 0,058 0,000 0,000 0,293 0,444 0,114 0,487 0,273 0,001 0,023 3,8 0,820<br />
ADF 0,016 0,000 0,000 0,424 0,177 0,250 0,675 0,034 0,000 0,646 3,9 0,875<br />
ADL<br />
Verdaulichkeit und Energie<br />
0,519 0,076 0,007 0,044 0,962 0,427 0,765 0,098 0,011 0,000 8,4 0,845<br />
Verdaulichkeit der OM 0,001 0,074 0,990 0,007 0,975 0,009 0,823 0,502 0,510 0,001 1,0 0,722<br />
ME 0,000 0,305 0,000 0,002 0,746 0,001 0,854 0,871 0,034 0,232 1,3 0,789<br />
NEL<br />
Mineralstoffe<br />
0,000 0,257 0,000 0,002 0,781 0,001 0,841 0,836 0,035 0,216 1,4 0,794<br />
Calcium 0,207 0,000 0,006 0,811 0,358 0,115 0,720 0,280 0,492 0,384 9,4 0,791<br />
Phosphor 0,787 0,453 0,000 0,751 0,580 0,299 0,063 0,544 0,396 0,001 8,0 0,729<br />
Magnesium 0,001 0,283 0,000 0,000 0,278 0,463 0,752 0,555 0,176 0,000 9,9 0,845<br />
Kalium 0,000 0,000 0,000 0,067 0,190 0,143 0,076 0,114 0,017 0,307 8,2 0,935<br />
Natrium 0,798 0,437 0,083 0,000 0,355 0,826 0,769 0,099 0,831 0,896 27,9 0,637<br />
250
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Energiekonzentration). Der Einfluss der Sorte dürfte allerdings vom Faktor<br />
Vegetationsstadium überlagert sein, da frühreifere Sorten einen höheren Gehalt an<br />
Rohfaser bzw. Gerüstsubstanzen aufwiesen (Fuxxol > Romario > Atalante – 666, 662, 648<br />
g NDF/kg TM). Ebenso spiegelt der Versuchsfaktor Standort auf Grund unterschiedlicher<br />
Wachstumsbedingungen zum Teil eine unterschiedliche Vegetationsdauer wider. Deshalb<br />
ist der Rohfasergehalt in den Maisgunstlagen (Lambach) höher und die Verdaulichkeit<br />
niedriger, weil die Pflanzen wegen der besseren Wachstumsbedingungen physiologisch<br />
älter waren. Folglich betrug die Verdaulichkeit der OM in Lambach, Kobenz und<br />
Gumpenstein 57.0, 59.4 bzw. 60.4 %. Allerdings traten zwischen den Versuchsfaktoren<br />
Sorte, Vegetationsstadium und Standort keine Wechselwirkungen auf, d.h. ein Faktor<br />
wirkte auf den jeweils anderen Faktor in gleicher Weise (Tab. 3b und 3c).<br />
Der Einfluss der in dieser Arbeit untersuchten Faktoren auf den Nährstoffgehalt von Maisrestpflanzen<br />
wurde in zahlreichen Untersuchungen beschrieben (Zscheischler et al. 1974,<br />
Groß & Peschke 1980a, Gruber et al. 1983, Pex et al. 1996, Schwarz et al. 1996, Kurtz &<br />
Schwarz 2005). Daraus geht klar hervor, dass sich der Futterwert (Verdaulichkeit, Energiekonzentration)<br />
im Laufe der Vegetation deutlich vermindert, was – wie bei allen Gramineen<br />
– auf die starke Lignifizierung zurückzuführen ist. Außerdem bestehen auch Sortenunterschiede,<br />
die auf intensiver Züchtungsarbeit beruhen („stay green- und dry down-Sorten“).<br />
Inhaltsstoffe des Kolbens<br />
Der Gehalt an Inhaltsstoffen der Maiskolben in Abhängigkeit von den Versuchshauptfaktoren<br />
ist in den Tabellen 4a und 4b angeführt, für die Wechselwirkung Sorte × Vegetationsstadium<br />
in Tabelle 4c (Anhang). Der Gehalt an TM wurde durch die<br />
Versuchsfaktoren Vegetationsstadium und Standort hochsignifikant (P < 0,001)<br />
beeinflusst. Der TM-Gehalt betrug im Mittel 50 % und stieg im Lauf der Vegetation stark an<br />
(43.5, 51.3, 55.5 %). Der TM-Gehalt des Kolbens wird von Groß (1979) als der<br />
entscheidende Parameter zur Beurteilung des physiologischen Reifegrades von Silomais<br />
beschrieben, der im Gegensatz zum TM-Gehalt der Maisganzpflanze von den<br />
klimatischen Bedingungen in wesentlich geringerem Maß beeinflusst wird.<br />
Der Proteingehalt ist wesentlich höher als in der Restpflanze (im Durchschnitt 90 g/kg TM)<br />
und wurde von Standort und Jahr, nicht jedoch von Sorte und Vegetationsstadium<br />
beeinflusst. Der Gehalt an Rohfett (im Mittel 42 g/kg TM) trägt nicht unwesentlich zum<br />
Energiegehalt des Maiskolbens bei und erhöht sich im Lauf der Vegetation (40, 41, 45<br />
g/kg TM). Der Rohfettgehalt ist auch höher auf Standorten mit längerer Vegetationsdauer<br />
(38, 40, 48 g/kg TM in Gumpenstein, Kobenz und Lambach). Der Gehalt an Rohfaser bzw.<br />
Gerüstsubstanzen wurde durch die Versuchsfaktoren Vegetationsstadium und Jahr<br />
signifikant beeinflusst, nicht jedoch von Sorte und Standort. Mit fortschreitender Vegetation<br />
nahm der Gehalt an NDF von 256 auf 238 bzw. 223 g/kg TM ab, was auf zunehmende<br />
Stärkeeinlagerung schließen läßt. Dies wurde in eingehenderen Untersuchungen nach<br />
dem Cornell Net Carbohydrate and Protein System (Fox et al. 2004) am selben<br />
Probenmaterial bestätigt (Versuchsjahr 2003). Die Fraktion B1 (= Stärke) machte in den<br />
Vegetationsstadien I, II, und III 21.4, 30.5 bzw. 28.4 der Kohlenhydrate von frischem,<br />
unsiliertem Silomais aus (Gruber et al. 2006). Auch in der DLG-Tabelle für Wiederkäuer<br />
nimmt der Stärkegehalt mit fortschreitender Vegetation zu (DLG 1997). Die Verdaulichkeit<br />
und Energiekonzentration gingen von Stadium I auf II leicht zurück, zwischen<br />
Vegetationsstadium II und III bestand kein signifikanter Unterschied (12.50, 12.42, 12.44<br />
MJ ME/kg TM). Auch in den Untersuchungen von Groß & Peschke (1980b) sowie Gruber<br />
et al. (1983) zeigte sich ein leichter Rückgang der Verdaulichkeit des Kolbens gegen<br />
Vegetationsende. Ettle et al. (2001) haben festgestellt, dass sich die ruminale in situ-<br />
251
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Abbaubarkeit der organischen Substanz des Kolbens im Zuge der Reifung stark<br />
vermindert.<br />
Hinsichtlich der Mineralstoffe übten die Versuchsfaktoren bei den Maiskolben zum größten<br />
Teil keinen wesentlichen Einfluss aus. Zwischen Maiskolben und Restpflanze bestehen<br />
eindeutige Unterschiede im Mineralstoffgehalt: Maiskolben weisen mehr Phosphor auf (2,7<br />
bzw. 1,3 g/kg TM), Maisrestpflanzen sind dagegen reicher an Calcium (3,5 bzw. 0,2 g/kg<br />
TM), Magnesium (1,4 bzw. 1,1 g/kg TM) und Kalium (18,8 bzw. 4,8 g/kg TM).<br />
Inhaltsstoffe der Gesamtpflanze<br />
Der Gehalt an Inhaltsstoffen der Mais-Gesamtpflanzen in Abhängigkeit von den Versuchshauptfaktoren<br />
ist in den Tabellen 5a und 5b dargestellt, für die Wechselwirkung Sorte ×<br />
Vegetationsstadium in Tabelle 5c (Anhang). Der Gehalt an TM war von allen vier<br />
Versuchsfaktoren hochsignifikant beeinflusst (P < 0,001). Er erhöhte sich mit Fortschreiten<br />
der Vegetation von 29,7 auf 34,0 bzw. 37,7 %, war höher auf Standorten mit langer<br />
Vegetationsdauer (Lambach > Kobenz > Gumpenstein) und geringer bei Sorten mit hoher<br />
Reifezahl (Fuxxol > Romario > Atalante). Die physiologische Ursache ist, dass sich mit der<br />
Vegetation sowohl der Anteil des TM-reichen Kolbens erhöht und auch der TM-Gehalt der<br />
Restpflanze ansteigt (u. a. Groß 1979). Der TM-Gehalt des Kolbens wird daher von vielen<br />
Versuchsanstellern als der aussagekräftigste Parameter zur Beschreibung der<br />
physiologischen Reife des Silomaises angesehen (Groß 1979, Groß & Peschke 1980a, b,<br />
c; Gruber et al. 1983). Letztlich lassen sich alle Versuchsfaktoren auf die Frage<br />
reduzieren, welcher Vegetationszeitraum den einzelnen Versuchsvarianten für ihre<br />
Entwicklung zur Verfügung stand. Das gilt auch für den Gehalt an wertbestimmenden<br />
Nährstoffen (besonders Faser- und Nicht-Faser–Kohlenhydrate) und auch die<br />
Verdaulichkeit, wobei dem Anteil des Kolbens die entscheidende Rolle zukommt.<br />
Auf den Gehalt an Rohprotein wirkten sich Standort und Jahr hochsignifikant aus, nicht<br />
jedoch Sorte und Vegetationsstadium. Als Ursachen für die Differenzen im Rohprotein-<br />
Gehalt sind vor allem das Verhältnis Restpflanze/Kolben, das physiologische Alter der<br />
Restpflanze sowie Standortunterschiede (Boden und Klima) anzusehen (Zscheischler et<br />
al. 1974, Groß & Peschke 1980a und b, Gruber et al. 1983, Pex et al. 1996, Schwarz et al.<br />
1996, Ettle & Schwarz 2003). Auch auf den Gehalt an Rohfett übten alle Versuchsfaktoren<br />
einen signifikanten Einfluss aus, wofür der unterschiedliche Anteil des fettreichen Kolbens<br />
als Ursache anzusehen ist (Tab. 4). Mit steigendem Vegetationsstadium verminderte sich<br />
der Gehalt an Rohfaser und Gerüstsubstanzen hochsignifikant (P < 0,001). Der NDF-<br />
Gehalt betrug in den Vegetationsstadien I, II und III 455, 435 bzw. 424 g/kg TM. Auch die<br />
Sorten unterschieden sich im Gehalt an Gerüstsubstanzen. Der Faktor Standort<br />
beeinflusste den Gehalt an Gerüstsubstanzen erwartungsgemäß in dem Sinn, dass der<br />
Gehalt an NDF, ADF, ADL und Rohfaser signifikant umso niedriger war, je länger die<br />
Vegetationsperiode bzw. je günstiger die klimatischen Wachstumsbedingungen für<br />
Silomais an einem Standort waren. Die physiologische Ursache dafür liegt in den höheren<br />
Kolbenanteilen, die durch diese Wachstumsbedingungen begünstigt werden.<br />
Als Konsequenz aus dem Gehalt an Nährstoffen (besonders Faser- und Nichtfaser-<br />
Kohlenhydrate) in Abhängigkeit von den untersuchten Einflussfaktoren ergibt sich die<br />
Verdaulichkeit und Energiekonzentration. Diese wurden vor allem durch den<br />
Versuchsfaktor Sorte beeinflusst. Der ME-Gehalt der Sorte Fuxxol, Romario bzw. Atalante<br />
betrug 10.35, 10.52 und 10.31 MJ/kg TM. Dafür ist vor allem der höhere Kolbenanteil<br />
verantwortlich (Tab. 2). Das Vegetationsstadium übte dagegen keinen signifikanten<br />
Einfluss auf Verdaulichkeit und Energiekonzentration aus. Damit bestätigt auch diese<br />
Untersuchung, dass sich die beiden negativ korrelierten Faktoren „Qualität der<br />
Restpflanze“ und „Kolbenanteil“ hinsichtlich Energiekonzentration der Gesamtpflanze<br />
252
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
großteils aufheben (Gruber et al. 1983). In verdauungsphysiologischer Hinsicht ergeben<br />
allerdings früh und spät geernteter Silomais trotz ähnlicher Verdaulichkeiten eine sehr<br />
unterschiedliche Produktion an flüchtigen Fettsäuren im Pansen und damit Wirkung im<br />
Stoffwechsel (Jochmann et al. 1999, Beever & Mould 2000).<br />
Zusammenfassung<br />
SILOMAIS IST AUF GRUND DER HOHEN ENERGIEKONZENTRATION, DES<br />
GERINGEN PROTEINGEHALTES UND DER EINFACHEN KONSERVIERBARKEIT EINE<br />
WICHTIGE UND HÄUFIGE RATIONSKOMPONENTE FÜR WIEDERKÄUER. FÜR DEN<br />
FUTTERWERT SIND VOR ALLEM DER ANTEIL DES HOCHVERDAULICHEN KOLBENS<br />
UND DIE QUALITÄT DER RESTPFLANZE ENTSCHEIDEND. DIESE BEIDEN<br />
FAKTOREN STEHEN IN NEGATIVER BEZIEHUNG ZUEINANDER UND WERDEN<br />
DURCH DAS VEGETATIONSSTADIUM GESTEUERT, WOBEI AUCH DER ERTRAG AN<br />
TM BEEINFLUSST WIRD.<br />
Um diese Zusammenhänge für aktuelle Sorten zu klären und zu quantifizieren, wurde in<br />
den Jahren 2002 und 2003 ein drei-faktorieller Silomaisversuch mit den Faktoren Sorte<br />
(Fuxxol RZ 240, Romario RZ 270, Atalante RZ 290), Vegetationsstadium (Ende<br />
Milchreife, Mitte Teigreife, Ende Teigreife) und Standort (Lambach OÖ, Kobenz Stmk,<br />
Gumpenstein Stmk) durchgeführt. Bei der Ernte wurde die Pflanze in Kolben und<br />
Restpflanze getrennt, der Gehalt an TM durch Trocknung festgestellt und beide<br />
Pflanzenteile chemisch analysiert (Weender Analyse, Gerüstsubstanzen, in vitro<br />
Verdaulichkeit mit Zellulase). Die wesentlichen Ergebnisse sind in der Tabelle angeführt:<br />
Sorte Vegetationsstadium<br />
Fuxxol Romario Atalante I II III<br />
Ertrag (kg TM je ha) 20.800 21.410 22.194 19.820 a 21.449 b 23.134 c<br />
Kolbenanteil (% d. TM) 51,40 a 54,77 b 49,31 a 46,62 a 52,73 b 56,13 c<br />
Restpflanze<br />
Rohprotein (g/kg TM) 51 49 51 52 b 52 b 47 a<br />
Rohfaser (g/kg TM) 350 b 348 b 329 a 327 a 340 a 360 b<br />
NDF (g/kg TM) 666 662 648 638 a 656 b 682 c<br />
ME (MJ/kg TM) 8,11 8,12 8,17 8,46 c 8,08 b 7,85 a<br />
Kolben<br />
Rohprotein (g/kg TM) 92 88 91 90 89 91<br />
Rohfaser (g/kg TM) 75 80 77 84 b 79 b 69 a<br />
NDF (g/kg TM) 236 245 236 256 b 238 ab 223 a<br />
ME (MJ/kg TM) 12,43 12,47 12,46 12,50 b 12,42 a 12,44 a<br />
Gesamtpflanze<br />
Rohprotein (g/kg TM) 72 71 71 70 72 72<br />
Rohfaser (g/kg TM) 207 b 200 a 202 ab 210 c 202 b 196 a<br />
NDF (g/kg TM) 443 430 441 455 b 435 a 424 a<br />
ME (MJ/kg TM) 10,35 a 10,52 b 10,31 a 10,37 10,38 10,43<br />
DAS VEGETATIONSSTADIUM WIRKTE STÄRKER AUF ERTRAG UND FUTTERWERT<br />
ALS DIE SORTE. DOCH DIE SORTEN UNTERSCHIEDEN SICH IM KOLBENANTEIL<br />
UND BEEINFLUSSTEN DADURCH DIE ENERGIEKONZENTRATION DER<br />
GESAMTPFLANZE. ZWISCHEN DEN VERSUCHSFAKTOREN BESTANDEN<br />
VIELFÄLTIGE WECHSELWIRKUNGEN, DA FÜR SILOMAIS HINSICHTLICH ERTRAG<br />
253
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
UND FUTTERWERT DER ZUR VERFÜGUNG STEHENDE VEGETATIONSZEITRAUM<br />
ENTSCHEIDET.<br />
Schlüsselwörter: Silomais, Vegetationsstadium, Sorte, Ertrag, Futterwert, Kolbenanteil<br />
254
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
SUMMARY<br />
Yield and feed value of forage maize as influenced by vegetative stage, variety and<br />
location<br />
DUE TO ITS HIGH ENERGY AND LOW PROTEIN CONTENT AS WELL ITS EASY<br />
CONSERVABILITY FORAGE MAIZE IS AN IMPORTANT AND FREQUENTLY USED<br />
COMPONENT IN RUMINANT RATIONS. THE FEED VALUE IS MAINLY DETERMINED<br />
BY THE PROPORTION OF HIGHLY DIGESTIBLE EAR AND THE QUALITY OF THE<br />
RESIDUAL PLANT. THESE TWO FACTORS CORRELATE NEGATIVELY AND ARE<br />
AFFECTED BY THE VEGETATIVE STAGE. BESIDES, THE DM YIELD IS ALSO<br />
INFLUENCED BY THE VEGETATIVE STAGE.<br />
IN ORDER TO INVESTIGATE AND QUANTIFY THESE RELATIONSHIPS, A THREE-<br />
FACTORIAL EXPERIMENT WITH FORAGE MAIZE WAS CARRIED OUT IN THE YEARS<br />
2002 AND 2003. THE FOLLOWING FACTORS WERE EXAMINED:<br />
VARIETY: FUXXOL (FAO 240), ROMARIO (FAO 270), ATALANTE (FAO 290)<br />
VEGETATIVE STAGE: LATE MILK STAGE, EARLY DENT STAGE, LATE DENT STAGE<br />
LOCATION: LAMBACH (UPPER AUSTRIA), KOBENZ (STYRIA), GUMPENSTEIN<br />
(STYRIA)<br />
At harvest the whole plant was seperated into ear and residual plant. The DM content was<br />
determined by oven drying (105°C) and both plant parts were analysed (Weende analysis,<br />
cell walls (Van Soest 1982, 1994), in vitro digestibility using cellulase). The main results<br />
are presented in the table:<br />
Variety Vegetative stage<br />
Fuxxol Romario Atalante I II III<br />
Yield (kg DM per ha) 20,800 21,410 22,194 19,820 a 21,449 b 23,134 c<br />
Ear proportion (% of<br />
DM) 51.40 a 54.77 b 49.31 a 46.62 a 52.73 b 56.13 c<br />
Residual plant<br />
Crude protein (g/kg DM) 51 49 51 52 b 52 b 47 a<br />
Crude fibre (g/kg DM) 350 b 348 b 329 a 327 a 340 a 360 b<br />
NDF (g/kg DM) 666 662 648 638 a 656 b 682 c<br />
ME (MJ/kg DM) 8.11 8.12 8.17 8.46 c 8.08 b 7.85 a<br />
Ear<br />
Crude protein (g/kg DM) 92 88 91 90 89 91<br />
Crude fibre (g/kg DM) 75 80 77 84 b 79 b 69 a<br />
NDF (g/kg DM) 236 245 236 256 b 238 ab 223 a<br />
ME (MJ/kg DM) 12.43 12.47 12.46 12.50 b 12.42 a 12.44 a<br />
Whole plant<br />
Crude protein (g/kg DM) 72 71 71 70 72 72<br />
Crude fibre (g/kg DM) 207 b 200 a 202 ab 210 c 202 b 196 a<br />
NDF (g/kg DM) 443 430 441 455 b 435 a 424 a<br />
ME (MJ/kg DM) 10.35 a 10.52 b 10.31 a 10.37 10.38 10.43<br />
THE VEGETATIVE STAGE HAD A MORE SIGNIFICANT IMPACT ON YIELD AND FEED<br />
VALUE THAN VARIETY. HOWEVER, THE VARIETIES DIFFERED IN EAR<br />
PROPORTION, THEREBY INFLUENCING THE ENERGY CONTENT OF THE WHOLE<br />
PLANT. THERE WERE SIGNIFICANT AND MULTIFARIOUS INTERACTIONS BETWEEN<br />
255
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
THE EXPERIMENTAL FACTORS, SINCE IT IS THE AVAILABLE SPACE OF<br />
VEGETATIVE TIME WHICH PRIMARILY DETERMINES YIELD AND FEED VALUE OF<br />
FORAGE MAIZE.<br />
Keywords: Forage maize, vegetative stage, variety, yield, feed value, ear proportion<br />
Literatur<br />
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GROSS, F., 1970: Einfluss des Erntezeitpunktes auf den Futterwert von Maisgärfutter. Das wirtschaftseig.<br />
Futter 16, 306-336.<br />
GROSS, F., 1979: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 1. Mitteilung: Bewertung von Silomais.<br />
Das wirtschaftseig. Futter 25, 215-225.<br />
GROSS, F. und W. PESCHKE, 1980a: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 2. Mitteilung:<br />
Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Maisstroh (Maispflanze ohne Kolben). Das wirtschaftseig. Futter<br />
26, 104-117.<br />
GROSS, F. und W. PESCHKE, 1980b: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 3. Mitteilung:<br />
Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit der Maiskolben. Das wirtschaftseig. Futter 26, 184-192.<br />
GROSS, F. und W. PESCHKE, 1980c: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 4. Mitteilung:<br />
Einfluss der Kolbenbildung auf Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. Das wirtschaftseig.<br />
Futter 26, 193-206.<br />
GRUBER, L., H. KOPAL, F. LETTNER und F. PARRER, 1983: Einfluss des Erntezeitpunktes auf den<br />
Nährstoffgehalt und den Ertrag von Silomais. Das wirtschaftseig. Futter 29, 87-109.<br />
GRUBER, L. und F. LETTNER, 1985: Einfluss verschieden hoher Kraftfuttergaben in der Rindermast mit<br />
energiereicher Maissilage auf Mast- und Schlachtleistung und Wirtschaftlichkeit. Das wirtschsaftseig.<br />
Futter 31, 243-272.<br />
GRUBER, L. und R. STEINWENDER, 1992: Nähr- und Mineralstoffversorgung von Milchkühen aus dem<br />
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Bodenkultur 43, 65-79.<br />
GRUBER, L., K. TAFERNER, B. STEINER, G. MAIERHOFER, M. URDL, J. GASTEINER, 2006: Einfluss<br />
von Vegetationsstadium, Sorte, Standort und Konservierung von Silomais auf den Gehalt an Rohprotein-<br />
256
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
und Kohlenhydrat-Fraktionen sowie den ruminalen in situ-Abbau der Trockenmasse. 118. VDLUFA-<br />
Kongress, Freiburg/Breisgau, im Druck 244<br />
HARVEY, W.R., 1987: User’s Guide for LSMLMW PC-1 Version. Mixed Model Least-Squares and Maximum<br />
Likelihood Computer Program. Ohio State University, USA, 59 S.<br />
HEIN, W. und L. GRUBER, 2003: Unterschiede österreichischer Silomais-Sorten hinsichtlich Ertrag und<br />
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HÖNER, K., P. LEBZIEN, T. ETTLE, F.J. SCHWARZ und G. FLACHOWSKY, 2002: Einfluss von Silagen<br />
aus unterschiedlichen Maishybriden auf die Umsetzungen im Verdauungstrakt von Kühen.<br />
Landbauforschung Völkenrode 52, 149-156.<br />
JOCHMANN, K., P. LEBZIEN, R. DAENICKE und G. FLACHOWSKY, 1999: Zum Einfluss des<br />
Reifestadiums von Maispflanzen und des Einsatzes von Milchsäurebakterien bei ihrer Silierung auf die<br />
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KURTZ, H. und F.J. SCHWARZ, 2005: In situ-Abbaukinetik von Restpflanzen verschiedener Maishybriden<br />
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LANGENHOFF, M., R. DAENICKE, P. KÖHLER, U. MEYER und G. FLACHOWSKY, 2003: Einfluss von<br />
zwei Silomaishybriden auf Mast- und Schlachtleistung von Mastbullen. Landbauforschung Völkenrode<br />
53, 43-51.<br />
MEISSER, M. und G. WEISS, 2002: Nährwert von Silomais. Agrarforschung 9, 506-511.<br />
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SCHWARZ, F.J., E.J. PEX und M. KIRCHGESSNER, 1996: Zum Sorteneinfluss von Silomais auf<br />
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STEINGASS, H. und M. SIEGEL, 2002: Werden stärkereiche Silomaishybriden richtig bewertet? Innovation<br />
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VDLUFA (Verband deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten), 1976 inkl.<br />
Ergänzungsblätter 1983, 1988, 1993, 1997: Methodenbuch Band III – Die chemische Untersuchung von<br />
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ZSCHEISCHLER, J., F. GROSS und L. HEPTING, 1974: Einfluss von Schnittzeit, Sorte und Standweite auf<br />
Ertrag und Futterwert von Silomais. Bayer. Landw. Jahrb. 51, 611-636.<br />
257
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabellenanhang:<br />
Tabelle 2c: Trockenmasse- und Energieertrag (pro Hektar) sowie morphologische<br />
Zusammensetzung<br />
(Wechselwirkung Sorte × Vegetationsstadium)<br />
Sorte Fuxxol Romario Atalante<br />
Vegetationsstadium I II III I II III I II III<br />
Vegetation Tage 121 131 141 123 133 142 123 133 142<br />
Frischmasse-<br />
Ertrag<br />
Gesamtpflanze kg FM 63.163 61.624 57.476 67.438 64.915 60.307 75.116 69.620 70.006<br />
Restpflanze kg FM 42.511 b 39.913 b 35.175 a 44.453 b 41.229 b 36.490 a<br />
54.273 48.229 45.675<br />
Kolben kg FM 20.430 21.542 22.155 22.808 23.475 23.652 20.650 21.138 24.183<br />
Trockenmasse-<br />
Ertrag<br />
Gesamtpflanze kg TM 18.991 a 21.103 b 22.305 b<br />
20.173 21.642 22.416 20.297 a 21.603 ab 24.681 b<br />
Restpflanze kg TM 9.890 10.108 9.808 10.008 9.513 9.284 11.374 10.728 11.112<br />
Kolben kg TM 9.101 a 10.995 b 12.497 c 10.165 a 12.129 b 13.132 b<br />
8.923 a 10.876 a 13.569 b<br />
Energie-Ertrag<br />
Gesamtpflanze GJ ME 197,09 a 218,41 b 231,20 b<br />
211,16 227,85 236,49 208,66 a 221,52 a 256,68 b<br />
Restpflanze GJ ME 83,66 82,06 76,21 84,23 76,83 72,92 97,10 86,42 87,87<br />
Kolben GJ ME 113,42 a 136,36 b 154,99 c 126,92 a 151,01 b 163,57 b 111,56 a 135,11 a 168,81 b<br />
Morph. Zusammensetzung<br />
Kolbenanteil % TM 46,68 a 51,95 ab 55,57 b 49,86 a 55,89 b 58,56 b 43,32 a 50,35 b 54,26 b<br />
Kolbenanteil % ME 56,14 a 62,30 ab 66,52 b 59,47 a 66,09 b 69,11 b 52,55 a 60,81 b 64,85 b<br />
Tabelle 3c: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie<br />
Verdaulichkeit der Restpflanze<br />
(Wechselwirkung Sorte × Vegetationsstadium)<br />
Sorte Fuxxol Romario Atalante<br />
Vegetationsstadium<br />
Nährstoffe<br />
I II III I II III I II III<br />
Trockenmasse g/kg FM 246 274 289 233 a 244 ab 263 b 217 a 231 b 251 c<br />
Rohprotein g/kg TM 53 56 45 50 50 47 53 51 50<br />
Rohfett g/kg TM 17 15 15 17 14 14 16 13 14<br />
Rohfaser g/kg TM 332 349 370 332 344 367 316 326 344<br />
N-freie Extr.stoffe g/kg TM 531 511 496 532 524 505 550 541 525<br />
Rohasche g/kg TM 67 69 75 68 67 67 65 69 67<br />
Zellwandbestandteile<br />
NDF g/kg TM 645 670 683 637 a 654 a 695 b ADF g/kg TM 372<br />
633 643 667<br />
a 388 a 416 b 371 384 409 360 377 388<br />
ADL g/kg TM 45 46 47 45 45 48 40 40 44<br />
Verdaulichkeit und Energie<br />
Verdaulichkeit OM % 61,0 b 58,6 ab 56,9 a 60,9 b 58,4 a 57,1 a 61,4 b 58,6 ab 57,2 a<br />
ME MJ/kg TM 8,45 b 8,10 ab 7,78 a 8,41 b 8,07 ab 7,87 a 8,53 8,07 7,90<br />
NEL MJ/kg TM 4,87 b 4,63 ab 4,42 a 4,85 b 4,61 ab 4,47 a Mineralstoffe<br />
4,93 4,62 4,50<br />
Calcium g/kg TM 3,5 3,7 3,2 3,8 b 3,6 a Phosphor g/kg TM 1,5 1,3 1,2 1,3<br />
3,4 3,6 3,5 3,3<br />
b 1,1 ab 1,0 a 1,5 1,5 1,2<br />
Magnesium g/kg TM 1,6 1,6 1,3 1,4 1,4 1,4 1,2 1,3 1,2<br />
Kalium g/kg TM 18,4 ab 17,6 a 19,5 b 17,1 17,2 16,5 18,2 19,7 18,0<br />
Natrium g/kg TM 0,30 0,32 0,27 0,30 0,28 0,31 0,28 0,23 0,27<br />
258
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabelle 4c: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie<br />
Verdaulichkeit des Kolbens (Wechselwirkung Sorte × Vegetationsstadium)<br />
Sorte Fuxxol Romario Atalante<br />
Vegetationsstadium I II III I II III I II III<br />
Nährstoffe<br />
Trockenmasse g/kg FM 438 a 511 ab 560 b 443 a 517 ab 554 b 425 a 511 ab 552 b<br />
Rohprotein g/kg TM 93 91 91 87 87 90 91 89 92<br />
Rohfett g/kg TM 39 39 43 40 43 47 40 40 44<br />
Rohfaser g/kg TM 79 75 71 89 83 69 82 b 80 b 68 a<br />
N-freie Extr.stoffe g/kg TM 771 777 779 766 769 777 769 774 780<br />
Rohasche g/kg TM 18 18 17 17 18 17 18 17 17<br />
Zellwandbestandteile<br />
NDF g/kg TM 241 236 230 278 239 218 248 239 219<br />
ADF g/kg TM 99 95 96 117 100 87 103 95 89<br />
ADL g/kg TM 18 15 17 20 17 16 19 18 18<br />
Verdaulichkeit und Energie<br />
Verdaulichkeit OM % 81,7 b 80,9 ab 80,4 a 81,6 b 80,9 ab 80,5 a 81,8 b 80,9 ab 80,5 a<br />
ME MJ/kg TM 12,48 12,41 12,40 12,49 12,45 12,47 12,52 12,41 12,44<br />
NEL MJ/kg TM 7,76 7,71 7,69 7,76 7,73 7,74 7,79 7,71 7,72<br />
Mineralstoffe<br />
Calcium g/kg TM 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2<br />
Phosphor g/kg TM 2,8 2,6 2,6 2,6 2,8 2,7 2,8 2,6 2,6<br />
Magnesium g/kg TM 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,2 1,1 1,1 1,1<br />
Kalium g/kg TM 5,7 5,1 4,8 5,0 4,5 4,5 5,3 b 4,7 ab 4,1 a<br />
Natrium g/kg TM 0,30 0,36 0,31 0,28 0,28 0,32 0,47 0,38 0,27<br />
Tabelle 5c: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie<br />
Verdaulichkeit der Gesamtpflanze (Wechselwirkung Sorte ×<br />
Vegetationsstadium)<br />
Sorte Fuxxol Romario Atalante<br />
Vegetationsstadium I II III I II III I II III<br />
Nährstoffe<br />
Trockenmasse g/kg FM 310 a 358 b 394 b 304 a 343 b 377 b 276 a 318 b 358 c<br />
Rohprotein g/kg TM 71 74 70 68 71 72 69 71 74<br />
Rohfett g/kg TM 27 a 28 a 31 b 29 31 33 27 27 31<br />
Rohfaser g/kg TM 211 206 203 209 b 198 a 192 a 211 202 194<br />
N-freie Extr.stoffe g/kg TM 647 649 654 651 661 664 649 658 662<br />
Rohasche g/kg TM 44 42 43 43 40 38 44 b 43 b 40 a<br />
Zellwandbestandteile<br />
NDF g/kg TM 452 445 432 453 422 416 460 c 438 b 424 a<br />
ADF g/kg TM 241 236 238 242 b 225 a 221 a 245 234 226<br />
ADL g/kg TM 32 30 30 32 30 29 30 29 29<br />
Verdaulichkeit und Energie<br />
Verdaulichkeit OM % 71,1 70,6 70,4 71,6 71,3 71,1 70,7 70,2 70,2<br />
ME MJ/kg TM 10,36 10,35 10,36 10,46 10,52 10,57 10,29 10,27 10,38<br />
NEL MJ/kg TM 6,24 6,23 6,24 6,31 6,36 6,39 6,19 6,18 6,26<br />
Mineralstoffe<br />
Calcium g/kg TM 1,9 b 1,9 b 1,5 a 2,0 c 1,7 b 1,5 a 2,1 b 1,8 ab 1,6 a<br />
Phosphor g/kg TM 2,1 2,0 2,0 2,0 2,1 2,0 2,1 2,1 2,0<br />
Magnesium g/kg TM 1,4 1,3 1,2 1,2 1,2 1,3 1,1 1,1 1,1<br />
Kalium g/kg TM 12,5 b 11,1 a 11,4 a 11,1 b 10,2 ab 9,5 a 12,5 12,3 10,6<br />
Natrium g/kg TM 0,31 0,33 0,30 0,30 0,28 0,31 0,37 0,31 0,26<br />
259
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Eiweißversorgung in der Aufzucht von Fressern<br />
Spiekers, Hubert (Bayer. Landesanstalt für Landwirtschaft, Poing); Horn, Andy; Preißinger,<br />
Wolfgang; Schwab, Michael:<br />
1. Einführung<br />
In der Mast von Bullen der Rasse Fleckvieh hat sich eine spezialisierte Fresseraufzucht in<br />
der Phase von etwa 80 bis 220 kg Lebendmasse etabliert. Die Aufzüchter verfolgen<br />
hierbei als Ziel eine hohe Tageszunahme und eine gute „Kondition“ beim Verkauf in die<br />
Mastbetriebe. Der Versorgung der Fresser mit Eiweiß kommt hierbei eine besondere<br />
Bedeutung zu. Dies betrifft die Leistung der Tiere und die Problematik der<br />
Nährstoffausscheidung. Zur erforderlichen Versorgung mit Rohprotein liegen bis 150 kg<br />
Lebendmasse Empfehlungen der GfE (1999) für verschiedene Aufzuchtverfahren vor. Ab<br />
175 kg Lebendmasse sind Empfehlungen für die Bullenmast bei Schwarzbunten- und<br />
Fleckviehbullen verfügbar (GfE, 1995).<br />
Von 150 auf 175 kg Lebendmasse zeigt sich bei Fleckvieh allerdings ein erheblicher<br />
Anstieg und damit ein Bruch in den Empfehlungen. In der Fütterungspraxis werden sehr<br />
unterschiedliche Empfehlungen gegeben, um die divergierenden Werte<br />
zusammenzuführen (Anonym, 2005). Um einen Beitrag zur Diskussion der<br />
Eiweißversorgung von Fressern der Rasse Fleckvieh zu liefern, wurden Erhebungen in<br />
Praxisbetrieben durchgeführt und Fütterungsversuche ausgewertet bzw. gezielt angestellt.<br />
Den Arbeiten lagen folgende Fragen zugrunde:<br />
1. Welche Eiweißversorgung ist bei Fressern üblich?<br />
2. Welche Eiweißversorgung hat sich bewährt und wie passt sich diese in die<br />
vorliegenden Empfehlungen zur Versorgung ein?<br />
2. Material und Methoden<br />
Zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragen wurden eine Erhebung in 6 Praxisbetrieben<br />
Bayerns durchgeführt (Schwab und Spiekers, 2006) und 4 Fütterungsversuche mit<br />
Fressern ausgewertet (Spiekers et al., 2005, Spiekers et al., 2006). In den Erhebungen<br />
sollte die Fütterung sowie der Gülle- und Nährstoffanfall erfasst werden. Die<br />
Fütterungsversuche waren zur Prüfung verschiedener Eiweißträger angelegt. Im<br />
abschließenden Versuch wurde gezielt die Rohproteinversorgung im Kälberkraftfutter<br />
variiert (Horn, 2006).<br />
Die Erhebung erfolgte in 6 spezialisierten Aufzuchtbetrieben im Zeitraum 2005 bis 2006.<br />
Alle Betriebe wurden durch den Fleischerzeugerring betreut. Folgende Daten wurden<br />
erfasst:<br />
- Durchgänge mit Tierzahl sowie Ein- und Ausstallgewichte<br />
- Futterverbrauch durch Erfassung der Rationspläne und der Aufzeichnungen zur<br />
Fütterung<br />
- Beprobung und Analyse der Grob- und Kraftfutter; Deklaration bei Mineralfutter<br />
- Erfassung des Gülleanfalls durch Vermessung der Grube und Messung der<br />
Füllstände<br />
- Beprobung und Analyse der Gülle<br />
260
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Aus den Daten wurden die täglichen Zunahmen, der Futter- und Nährstoffaufwand, die<br />
Nährstoffausscheidungen und der Anfall an Nähr- und Mineralstoffen mit der Gülle<br />
kalkuliert.<br />
Die Fresserversuche erfolgten mit jeweils 2 Gruppen mit je 21 Tieren ab etwa 85 kg<br />
Lebendmasse. Milchaustauscher und Kälberkraftfutter wurde über Tränkeautomaten bzw.<br />
Kraftfutterautomaten zugeteilt und der Abruf fürs Einzeltier erfasst. Ergänzend erhielten<br />
die Tiere am Trog Maissilage und Heu, dessen Verbrauch für die Gruppe erfasst wurde.<br />
Alle Futter wurden beprobt und auf Rohnährstoffe analysiert. Die eingesetzten<br />
Kraftfuttermischungen wurden an Hammeln im Differenzversuch auf ihre Verdaulichkeit<br />
untersucht.<br />
Bei den Versuchen differierte die Zusammensetzung des eingesetzten Kälberkraftfutters,<br />
um unterschiedliche Eiweißträger zu prüfen. Aus der Tabelle 1 ist die Planung zu<br />
entnehmen. Die analysierten Rohproteingehalte in den Kraftfuttern sind ergänzend<br />
aufgeführt. Im Versuch 1 und 3 beim Vergleich von Weizenschlempe und<br />
Rapsextraktionsschrot sollten sich diese entsprechen. Beim Versuch 2 waren gleiche<br />
Rohproteingehalte je MJ ME eingestellt, bei energiegleicher Zuteilung des Kraftfutters. Auf<br />
Grund der beschränkten Verfügbarkeit von Weizenschlempe (Ware aus Schweden) wurde<br />
der 1. Versuch nur bis 165 kg Lebendmasse durchgeführt.<br />
Tabelle 1: Konzept der Fresserversuche<br />
Versuch Behandlung<br />
Kälberkraftfutter mit:<br />
1* Weizenschlempe<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
2 Rapsextraktionsschrot<br />
Sojaextraktionsschrot<br />
3 Weizenschlempe<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
4 16 % XP<br />
19 % XP<br />
*bis 165 kg LM<br />
XP im Kraftfutter<br />
g/kg TM<br />
209<br />
212<br />
206<br />
232<br />
193<br />
195<br />
187<br />
212<br />
Im 4. Versuch wurde bei gleicher Zusammensetzung durch Variation der Anteile der<br />
Rohproteingehalt auf 19 bzw. 16 % eingestellt (s. Tabelle 2). Die Variante mit 19 %<br />
Rohprotein sollte dabei in etwa die „Norm“ abdecken. Über die Versuche hinweg ist die<br />
Konzeption der Futter und der Fütterung vergleichbar.<br />
Tabelle 2: Zusammensetzung des Kälberaufzuchtfutters in Versuch 4 (Anteile in %)<br />
Rohproteinniveau: „Norm“ niedrig<br />
Weizen-/Gersteschlempe, getrocknet 18,0 12,5<br />
Rapsextraktionsschrot 18,0 12,5<br />
Gerste 25,0 28,0<br />
Weizen 24,0 27,0<br />
Melasseschnitzel 10,0 15,0<br />
Mineralfutter 4,0 4,0<br />
Rapsöl 1,0 1,0<br />
261
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
3. Ergebnisse<br />
3.1 Praxiserhebung<br />
Die wichtigsten Kenngrößen der erfassten Betriebe sind aus der Tabelle 3 ersichtlich.<br />
Insgesamt wurden 1.775 Fresser ausgewertet. Das Leistungsniveau der Betriebe ist mit im<br />
Mittel 1.248 g Tageszunahme sehr hoch. Erzielt wird dies durch einen relativ hohen<br />
Verbrauch an Milchaustauscher von im Mittel 40 kg/Kalb und eine insgesamt<br />
energiebetonte Fütterung mit 12,6 MJ ME/kg Trockenmasse. Vorgelegt wird das Festfutter<br />
in der Regel kontrolliert satt als Mischration. Die Rohproteingehalte des insgesamt<br />
verbrauchten Futters liegen zwischen 171 und 192 g je kg Trockenmasse und 13,7 und<br />
15,2 g je MJ ME. Der höchste Wert resultiert bei dem Betrieb, dessen Aufzucht nur bis<br />
179 kg Lebendmasse erfasst wurde (Schwab und Spiekers, 2006).<br />
Tabelle 3: Erhebung zur Fütterung in bayerischen Fresserbetrieben, n = 6<br />
Merkmal Mittelwert Minimum Maximum<br />
Erfasste Plätze/Betrieb 102 26 415<br />
Anfangsgewicht, kg 76 65 94<br />
Endgewicht, kg 202 179 216<br />
Tageszunahme, g 1.248 1.158 1.319<br />
MAT*, kg/Kalb 40 38 41<br />
Maissilage, kg TM/d 1,02 0,5 1,4<br />
MJ ME/kg TM 12,6 12,3 13,1<br />
XP, g/kg TM 179 171 192<br />
XP, g/MJ ME 14,2 13,7 15,2<br />
P, g/kg TM 4,5 3,6 5,1<br />
Futteraufwand, kg TM/kg<br />
Zuwachs<br />
2,35 2,04 2,54<br />
ME-Aufwand, MJ/kg Zuwachs 29,3 26,3 32,4<br />
*Milchaustauscher<br />
Die Erhebungen zeigen, dass in der spezialisierten Praxis relativ hohe Rohproteingehalte<br />
bei hohen Leistungen und geringem Futter- und Energieaufwand eingesetzt werden. Als<br />
Eiweißfutter findet in erster Linie Sojaextraktionsschrot Verwendung.<br />
3.2 Fresserversuche<br />
Zur vergleichenden Darstellung sind in Tabelle 4 die wichtigsten Kenndaten zur Leistung<br />
und zum Energie- und Rohproteinaufwand aufgeführt. Zur weiterführenden Information sei<br />
für Versuch 1 und 2 auf Spiekers et al. (2005) und für Versuch 3 auf Spiekers et al. (2006)<br />
verwiesen. In Versuch 1 und 2 hatte die Eiweißquelle keinen Einfluss auf Tageszunahme<br />
sowie ME- und Rohproteinaufwand. Mit Rapsextraktionsschrot konnten vergleichbare<br />
Leistungen erzielt werden wie mit Sojaextraktionsschrot.<br />
262
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabelle 4: Daten zu den Fresseraufzuchtversuchen mit unterschiedlicher<br />
Zusammensetzung des Kälberkraftfutters<br />
Ver- Behandlung XP* Tages- XP ME XP<br />
such<br />
g/kg TM zunahme g/MJ ME MJ/kg g/kg<br />
Kraftfutter mit:<br />
g<br />
Zuwachs Zuwachs<br />
1** Weizenschlempe 209 1008 13,4 29,8 399<br />
Rapsextraktionss. 212 1039 14,0 28,4 397<br />
2 Rapsextraktionss. 206 1181 13,1 28,9 380<br />
Sojaextraktionss. 232 1168 13,7 28,6 397<br />
3 Weizenschlempe 193 1108 13,2 30,8 407<br />
Rapsextraktionss. 195 1179 13,6 29,5 389<br />
4 16 % XP 187 1129 12,1 31,2 387<br />
19 % XP 212 1149 12,8 31,4 411<br />
*im Mischfutter; **nur bis 165 kg Lebendmasse<br />
Bei der getrockneten Weizenschlempe aus der Produktion von Bioethanol zeigte sich in<br />
Versuch 3 eine tendenziell geringere Tageszunahme. Eine getrennte Auswertung der<br />
Versuche für die Phasen mit und ohne Tränke verdeutlichte, dass in der Tränkephase in<br />
allen Versuchen kein Unterschied zwischen den Gruppen resultierte. Für die Phase ab<br />
etwa 110 kg Lebendmasse ohne Tränke zeigt sich ein etwas anderes Bild. Für den<br />
Versuch 3 sind die Daten aus Tabelle 5 ersichtlich.<br />
Tabelle 5: Gewichtsentwicklung der Fleckviehfresser in Versuch 3*<br />
- Absetzen (110/109 kg LM) MAT bis Versuchsende -<br />
Kraftfutter mit: Rapsextraktionsschrot Weizenschlempe<br />
Gewicht Versuchsende, kg 198 ± 12 191 ± 13<br />
Zunahmen im Abschnitt, g/Tag 1419 a ± 121 1319 b ± 112<br />
Aufnahme Kraftfutter, kg TM/Tag 2,49 ± 0,01 2,51 ± 0,02<br />
TM-Aufnahme gesamt, kg/Tag 4,03 3,88<br />
Energieaufnahme, MJ ME/Tag 47,7 46,3<br />
Rohproteinaufnahme, g/Tag 618 612<br />
ME-Aufnahme/kg Zuwachs, MJ 33,6 35,1<br />
XP-Aufnahme/kg Zuwachs, g 436 464<br />
*bei ungleichen Hochbuchstaben signifikante Differenz, p = 0,05<br />
Für die Fresser mit Weizenschlempe zeigt sich eine um 100 g signifikant niedrigere<br />
Tageszunahme. Zu erklären ist dies mit dem Aminosäuremuster. Bei der Weizenschlempe<br />
ist ein sehr geringes Niveau an Lysin gegeben (Spiekers et al., 2005). Für die anfangs<br />
aufgeworfenen Fragen ist der Versuch 4 mit der unterschiedlichen Proteinversorgung von<br />
besonderem Interesse. Die Daten sollen daher näher erläutert werden.<br />
Das unterschiedliche Rohproteinniveau konnte bei gleichen Energiegehalten in den<br />
Kälberaufzuchtmischungen (s. Tabelle 6) eingestellt werden. Bei Unterstellung der UDP-<br />
Anteile aus den DLG-Futterwerttabellen (1997) und der gemessenen ME ergeben sich<br />
nXP-Werte von 190 und 182 g je kg TM. Für Rapsextraktionsschrot ist dabei ein UDP-<br />
Anteil von 30 % und für Weizenschlempe von 40 % unterstellt.<br />
263
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
Tabelle 6: Inhaltsstoffe der Kälberaufzuchtmischungen in Versuch 4<br />
Rohproteinniveau: „Norm“ niedrig<br />
Trockenmasse (g/kg) 896 896<br />
Rohasche (g/kg TM) 77 71<br />
Rohprotein (g/kg TM) 212 187<br />
Rohfett (g/kg TM) 43 40<br />
Rohfaser g/kg TM) 69 64<br />
ME (MJ/kg TM)<br />
12,7 ±<br />
12,8 ±<br />
(VQ, 4 Hammel)<br />
0,05<br />
0,04<br />
nXP (g/kg TM) 190 182<br />
Die Leistungen in den verschiedenen Abschnitten des Versuchs sind aus der Tabelle 7<br />
ersichtlich. Sowohl für die Phase mit Tränke als auch ohne ist kein Einfluss des<br />
Rohproteinniveaus im Kälberkraftfutter zu beobachten. Dies obwohl in der Phase ohne<br />
Milchaustauscher eine merkliche Differenz in der Rohproteinversorgung realisiert werden<br />
konnte. Entsprechend reduziert waren die Gehalte an Harnstoff-N im Blut. Nach dem<br />
Absetzen der Tränke betrug der Gehalt an Harnstoff-N 8,5 mg/100 ml Blutserum in der<br />
Gruppe mit 19 % Rohprotein und 4,5 mg in der Gruppe mit 16 % Rohprotein. Zum Ende<br />
des Versuchs betrugen die Werte 4,2 mg Harnstoff-N/100 ml in der „Norm“ Gruppe und<br />
2,5 mg in der niedriger versorgten Gruppe. Ein Unterschied im Lysingehalt war bei einer<br />
Stichprobe von 2-mal 5 Tieren zu Versuchsende jedoch nicht zu verzeichnen (Horn,<br />
2006).<br />
Tabelle 7: Ergebnisse aus dem Fresserversuch 4 mit unterschiedlicher Versorgung<br />
an Rohprotein über das Kälberkraftfutter (21 Fresser je Gruppe, 111 Tage<br />
Versuchsdauer)<br />
Rohproteinniveau „Norm“ niedrig*<br />
Alter bei Versuchsbeginn, Tage 32 ± 5 33 ± 4<br />
Einstallgewicht, kg 78 ± 5 78 ± 4<br />
Endgewicht, kg 206 ± 16 203 ±11<br />
Tageszunahme, g 1149 ± 132 1129 ± 97<br />
1. Tränkeperiode mit Milchaustauscher<br />
Gewicht Abschnittsende, kg 109 ± 8 106 ± 7<br />
Tageszunahme, g 760 ± 166 684 ± 157<br />
Aufnahme, g TM/Tag<br />
- Milchaustauscher 636 ± 28 640 ± 19<br />
- Kraftfutter 405 ± 139 388 ± 95<br />
- gesamt, kg TM/Tag 1,34 1,28<br />
- Energie, MJ ME/Tag 18,7 18,1<br />
- Rohprotein, g/Tag 275 256<br />
2. Periode ohne Milchaustauscher<br />
Tageszunahme, g 1378 ± 159 1.390 ± 84<br />
Aufnahme:<br />
- Kraftfutter, kg TM/Tag 2,00 ± 0,07 2,02 ± 0,05<br />
- gesamt, kg TM/Tag 4,12 3,98<br />
- Energie, MJ ME/Tag 48,8 47,4<br />
- Rohprotein, g/Tag 606 549<br />
* 20 Tiere in der Auswertung<br />
264
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
4. Diskussion<br />
Die dargestellten Ergebnisse aus den Praxisbetrieben und den Versuchen zeigen, dass in<br />
der spezialisierten Aufzucht von männlichen Fleckviehkälbern hohe Tageszunahmen mit<br />
einem relativ geringen Futteraufwand zu realisieren sind. In den Versuchen und in den<br />
Praxisbetrieben besteht im Energieaufwand mit etwa 30 MJ ME je kg Zuwachs<br />
weitgehende Übereinstimmung. Der Wert liegt niedriger als von der DLG (2005)<br />
unterstellt. Für den Abschnitt von 80 bis 220 kg wird für die Abschätzung der<br />
Nährstoffausscheidung 35 MJ ME je kg Zuwachs berechnet.<br />
Die vorliegenden Daten zeigen, dass in der Tränkephase kein Einfluss der<br />
Eiweißversorgung über das Kälberkraftfutter ersichtlich ist. Für die Diskussion der<br />
erforderlichen Proteinversorgung kommt daher der Phase nach Absetzen der Tränke<br />
größere Bedeutung zu. Aus der Tabelle 8 sind daher die Daten der Fresserversuche nach<br />
dem Absetzen der Tränke aufgeführt. In dieser Phase erfolgt der Übergang zum<br />
Wiederkäuer. Dies erfordert durch die Umsetzungen im Vormagen höhere<br />
Rohproteinmengen.<br />
In den Versuchen 1 bis 3 konnten bei Einsatz von Rapsextraktionsschrot mit 13 g<br />
Rohprotein je MJ ME relativ hohe Leistungen erzielt werden. Der Abfall der Leistung bei<br />
Einsatz großer Mengen an Weizenschlempe wird durch das sehr ungünstige<br />
Aminosäuremuster erklärt (Spiekers et al., 2006). Auf Grund der relativ hohen UDP-Anteile<br />
erklären sich auch entsprechend hohe nXP-Gehalte in den Mischungen (Spiekers et al.,<br />
2005). Für die Diskussion der erforderlichen Rohproteinversorgung ist der 4. Versuch von<br />
besonderem Interesse.<br />
Tabelle 8: Aufwand an ME und XP in den Versuchen zur Fresseraufzucht<br />
(Absetzen MAT bis Versuchsende)<br />
Versuch Behandlung<br />
Tageszu- XP ME<br />
Kraftfutter<br />
nahme** g/MJ MJ/kg<br />
mit:<br />
g ME Zuwachs<br />
1* Weizenschlempe<br />
1365 12,9 37,0<br />
Rapsextraktionsschrot 1390 13,7 35,2<br />
2 Rapsextraktionsschrot 1650 12,7 30,8<br />
Sojaextraktionsschrot 1611 13,7 31,6<br />
3 Weizenschlempe<br />
1319<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
a<br />
1419 b<br />
13,2 35,1<br />
13,0 33,6<br />
4 16% XP<br />
1390 11,6 34,1<br />
19% XP<br />
1378 12,4 35,4<br />
*bis 165 kg Lebendmasse<br />
**bei ungleichen Hochbuchstaben signifikante Differenz p = 0,05<br />
XP<br />
g/kg<br />
Zuwachs<br />
480<br />
482<br />
392<br />
432<br />
464<br />
Die Absenkung der Rohproteinversorgung auf unter 12 g Rohprotein je MJ ME führte nicht<br />
zu einem Absinken der Leistung. Offensichtlich konnte im Vormagen genügend Stickstoff<br />
und am Darm genügend Eiweiß bereitgestellt werden. Die angeführten Daten zum<br />
Harnstoff-, Gesamteiweiß- und Lysingehalt des Serums stützen diese Aussage. In der<br />
Literatur finden sich sehr unterschiedliche Ergebnisse zur erforderlichen<br />
Proteinversorgung (Schwab et al., 2005).<br />
Die Mehrzahl der Versuche bezieht sich jedoch nicht auf Fresser einer fleischbetonten<br />
Rasse, sondern auf die Aufzucht von weiblichen Kälbern. So auch die Arbeit von Devant<br />
et al. (2001). Bei stark mit Kraftfutter gefütterten Holsteinfärsen ab 112 kg Lebendmasse<br />
konnte kein Einfluss der Rohproteinversorgung zwischen 14 und 17 % festgestellt werden.<br />
436<br />
395<br />
440<br />
265
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
In einer Untersuchung von Schwarz et al. (1997) wurde die erforderliche Versorgung von<br />
Fleckviehfressern im Lebendmassebereich von 120 bis 190 kg auf 16,7 % Rohprotein in<br />
der Trockenmasse bzw. 14,2 g je MJ ME abgeleitet.<br />
Zur weiteren Diskussion sind in Tabelle 9 die erforderlichen Rohproteingehalte nach<br />
Maßgaben der GfE (1999 und 1995) aufgeführt. Zum Vergleich sind die in Versuch 4<br />
realisierten Werte dargestellt. Bei Lebendmassen über 150 kg sind die Werte der GfE<br />
(1995) für Fleckvieh aufgeführt. Die Werte sind erheblich höher als in der Phase zuvor. In<br />
Versuch 4 lag die Versorgung mit Rohprotein in etwa auf dem Niveau der GfE (1999).<br />
Oberhalb von 150 kg werden die Werte der GfE (1995) jedoch weit unterschritten. Dies ist<br />
auf einen „Bruch“ in den Empfehlungen der GfE zurückzuführen. Untersuchungen von<br />
Steinwidder et al. (2006) an Fleckviehbullen ab 158 kg Lebendmasse zeigen, dass mit<br />
Anhebung des Rohprotein- und Energieniveaus auf bis zu 14,4 g Rohprotein je MJ ME die<br />
Mastleistung anstieg.<br />
Dies steht in gewissen Widerspruch zu den Ergebnissen von Versuch 4, in dem die<br />
Absenkung der Rohproteinversorgung keinen Einfluss auf die Leistung hatte. In diesem<br />
Zusammenhang ist jedoch auch die gesamte Rationsgestaltung mit einzubeziehen. Teils<br />
ergeben sich Vorteile durch höhere Rohproteingehalte im Bereich der Futteraufnahme und<br />
in einer Minderung der Acidoseanfälligkeit auf Grund geringerer Mengen an Stärke und<br />
Zucker. In Versuch 4 wurde die Menge an Kraftfutter an Abrufautomaten zugeteilt und auf<br />
maximal 2,5 kg je Kalb und Tag beschränkt.<br />
Aus den vorliegenden Versuchen lässt sich schließen, dass eine Versorgung oberhalb der<br />
Empfehlungen der GfE (1999) nicht erforderlich ist. Ob eine Absenkung möglich ist, ist auf<br />
Basis der vorliegenden Versuche nicht abschließend zu beurteilen. Weitere Versuche mit<br />
gestaffelten Rohproteingehalten bei unterschiedlichen Fütterungsregimen sind hierzu<br />
erforderlich. Zu prüfen ist auch die Frage, ob mittels nXP eine bessere Vorhersage der<br />
Leistung möglich ist als mit Rohprotein.<br />
Tabelle 9: Vergleich der Rohproteinversorgung von Fressern in Versuch 4 mit der „GfE-<br />
Norm“<br />
Lebend- Tageszu- GfE, 1999<br />
Versuch 4<br />
masse, nahme<br />
XP,<br />
XP, g/Tag<br />
kg g g/Tag 19% 16%<br />
85 600 270 250 210<br />
100 1000 450 345 320<br />
125 1150 610 480 445<br />
150 1200 650 640 570<br />
175 1200 800* 650 590<br />
200 1300 850* 690 625<br />
*GfE, 1995 für Fleckvieh<br />
5. Zusammenfassung/Fazit<br />
- In der Aufzucht von Fleckviehfressern hat sich der Einsatz von Soja- und<br />
Rapsextraktionsschrot bewährt.<br />
- Getrocknete Weizenschlempe kann einen erheblichen Teil der Extraktionsschrote<br />
ersetzen; Die Versorgung mit Aminosäuren ist dabei zu beachten.<br />
- Die Empfehlungen der GfE (1999) für Rohprotein können ohne Zuschläge Verwendung<br />
finden.<br />
- Weitere Versuche zur Proteinversorgung sind erforderlich um die Empfehlungen zu<br />
präzisieren und eventuelle Vorteile durch Nutzung von nXP abzuklären.<br />
266
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />
6. Literatur<br />
Anonym (2005): Gruber Tabelle zur Fütterung der Fresser, Bullen, Ochsen, Kalbinnen,<br />
Kühe; 11. Auflage/2005<br />
LfL-Information, www.LfL.Bayern.de, 24.09.2006<br />
DLG (1997): Futterwerttabellen Wiederkäuer<br />
DLG-Verlag, Frankfurt/Main<br />
DLG (2005): Bilanzierung der Nährstoffausscheidungen landwirtschaftlicher Nutztiere<br />
Arbeiten der DLG/Band 199; DLG-Verlag, Frankfurt a. M.<br />
Devant, M.; A. Ferret; S. Calsamiglia; R. Casals; J. Gasa (2001): Effect of nitrogen source<br />
in high-concentrate, low protein beef cattle diets on microbial fermentation studied in vivo<br />
and in vitro<br />
J. Animal, Sci. 2001 79, 1944-1953<br />
GfE (1995): Energie- und Nährstoffbedarf landwirtschaftlicher Nutztiere; Nr. 6<br />
Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Mastrindern<br />
DLG-Verlag, Frankfurt a. M.<br />
GfE (1999): Empfehlungen zur Proteinversorgung von Aufzuchtkälbern<br />
Proc. Soc. Nutr. Physiol. 8, 155-164<br />
Horn, A. (2006): Experimentelle Untersuchung zur Rohproteinversorgung von Fressern<br />
der Rasse Fleckvieh im Gewichtsbereich von 80 – 200 kg.<br />
Abschlussarbeit Hochschule Anhalt (FH) in Vorbereitung<br />
Schwab, C. G.; P. Huhtanen; C. W. Hunt; T. Hvelpund (2005): Nitrogen Requirements of<br />
Cattle<br />
in: Nitrogen and Phosphorus Nutrition of Cattle; Edited by E. Pfeffer and A.Hristov CABI<br />
Publishing; Cambridge USA, 13 - 70<br />
Schwab, M.; H. Spiekers (2006): Nährstoffausscheidung in Fresserbetrieben<br />
LfL-Information (in Vorbereitung)<br />
Schwarz, F; U. Heindl; M. Kirchgessner (1997): Gewichtsentwicklung und<br />
Nährstoffaufnahme von Aufzuchtkälbern bei unterschiedlicher Rohproteinzufuhr und<br />
Auswirkungen auf den Rohproteinbedarf<br />
Proc. Soc. Nutr. Physiol. 6, 79<br />
Spiekers, H.; Südekum, K.-H.; Preißinger, W.; Chudaske, C. (2005): Futterwert und<br />
Einsatz von Getreideschlempe bei Wiederkäuern. VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 61/2006,<br />
143-151<br />
Spiekers, H.; Urdl, M.; Preißinger, W.; Gruber, L. (2006): Bewertung und Einsatz von<br />
Getreideschlempen beim Wiederkäuer. Tagungsband Boku-Symposium Tierernährung 5<br />
(im Druck)<br />
Steinwidder, A.; L. Gruber; T. Guggenberger; G. Maierhofer; A. Schauer; J. Häusler; J.<br />
Frickh; J. Gasteiner (2006): Einfluss der Rohprotein- und Energieversorgung auf Mast-<br />
und Schlachtleistung sowie ökonomische und ökologische Parameter in der Fleckvieh-<br />
Stiermast<br />
in: 33. Viehwirtschaftliche Fachtagung, Gumpenstein, S. 63-85<br />
267
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Neue Probenahmegeräte für Kompost und Silage<br />
Mönicke, Rolf (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft); Schulze, Dieter:<br />
Problemstellung<br />
Die Repräsentanz der Probenahme ist für den Gesamtfehler und damit die<br />
Aussagefähigkeit eines Untersuchungsergebnisses von ausschlaggebender Bedeutung.<br />
Deshalb müssen Probenahmegeräte für Kompost und Silage so beschaffen sein, dass sie<br />
die Probenahme an repräsentativer Stelle sowie in der Aktualität und Nutzbarkeit des<br />
Analysenergebnisses angepassten Tiefe des Haufwerkes bzw. Silostocks ermöglichen.<br />
Bisherige Probenahmegeräte, wie Spaten oder Topfbohrer, sind nur für eine Probenahme<br />
an der Oberfläche des Haufwerkes bzw. am Anschnitt des Silostocks geeignet.<br />
Motorgetriebene Bohrschnecken können in der Regel nur zum Beproben des Silostocks<br />
von oben eingesetzt werden, sind unhandlich, erfordern zwei Arbeitskräfte und zerstören<br />
die Siloabdeckung, was einen Futterverderb in diesem Bereich nach sich ziehen kann.<br />
Lösungsansatz<br />
Gelöst wird o. g. Problem dadurch, dass ein Probenahmegerät verwendet wird, das eine<br />
Kombination von Einzugs-, Freischneid- und Speicherelement darstellt.<br />
Für Silage<br />
Das Probenahmegerät für Silage besteht im vorderen Teil (Abb. 1) aus einer<br />
Einzugsschnecke mit Schneidkante. Der Einzugsschnecke folgt in Förderrichtung ein im<br />
Abstand einstellbarer Speicherzylinder. Die Vorderkante des Speicherzylinders ist<br />
schneckenwendelartig gestaltet und mit Schneidzähnen versehen.<br />
Zur Probenahme (Abb. 1) wird das Gerät per Hand in den Silostock gedreht, dabei zieht<br />
es sich durch die konisch gestaltete Einzugsschnecke hinein, gleichzeitig wird durch die<br />
Vorderkante des Speicherzylinders die Silage pfropfenartig herausgeschnitten und<br />
durchläuft den an den Stirnseiten offenen Speicherzylinder so lange, bis die<br />
Entnahmetiefe erreicht ist. Danach wird das Probenahmegerät zurückgezogen und mit<br />
einem Spachtel wird die Silage über einer Sammelwanne aus der Einzugsschnecke und<br />
dem Speicherzylinder entfernt.<br />
Für die Beprobung von kurzgehäckselter Maissilage ist ein kleiner Abstand zwischen dem<br />
Ende der Einzugsschnecke und dem Beginn des Speicherzylinders zu wählen, während er<br />
für langfaserige Silage größer sein soll.<br />
Abb. 1: Probenahmegerät für<br />
Silage während der Probenahme<br />
268
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Für Kompost<br />
Das Probenahmegerät für Kompost besteht aus einer Einzugs- und Speicherschnecke, die<br />
im vorderen Teil mit einer Schneide beginnt und dessen erster und letzter<br />
Schneckenwendel mit einer nach vorn bzw. nach hinten gerichteten Sägeverzahnung<br />
versehen ist (Abb. 2). Auf der Zentralwelle befindet sich ein frei verschiebbarer Zylinder.<br />
Zur Probenahme wird das Gerät per Hand in den Komposthaufen gedreht (Abb. 2). Die<br />
Schneide und der nach vorn gerichtete sägezahnartige Rand des ersten<br />
Schneckenwendels erleichtern das Hineindrehen in das strukturierte Material, was axial so<br />
lange durch die Schnecke läuft, bis die Probenahmetiefe erreicht ist. Der Zylinder bleibt<br />
dabei auf der Oberfläche des Komposthaufens stehen und wird auf der Welle mit dem<br />
Eindringen der Schnecke in Richtung Handgriff verschoben. Nach dem Erreichen der<br />
Probenahmetiefe wird die Schnecke bei weiterer Drehbebewegung zurückgezogen. Dabei<br />
dient die Sägeverzahnung des letzten Schneckenwendels dem Freischneiden des<br />
Gerätes. Sobald die Schnecke das Haufwerk verlässt, wird per Fuß der Zylinder<br />
übergestülpt. Dabei wird ein Herausfallen des Probematerials verhindert.<br />
Über der Sammelwanne wird der Zylinder in Richtung Handgriff gezogen und gibt dabei<br />
die Windungen der Schnecke frei. Mittels eines Spachtels wird die Kompostprobe aus den<br />
Schneckenwindungen entfernt.<br />
Durch die freie Zugänglichkeit der Schneckenwindungen und des Zylinders können beide<br />
nachgereinigt und desinfiziert werden und ein Rückstau des Kompostes im beidseitig<br />
offenen Zylinder, was zu Gutverschleppungen führten könnte, ist nicht möglich.<br />
Abb. 2: Probenahmegerät für Kompost<br />
während der Probenahme<br />
Hersteller für beide Geräte:<br />
Gerätetechnik-Metallbau<br />
P. Schnabel<br />
Dorfstraße 48<br />
04683 Klinga<br />
Tel.: 034293/32087<br />
269
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Ein Verfahren zur Optimierung der Grundfutteruntersuchung mit NIRS und RFA<br />
Horst, Hartmut (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor); Janßen, Enno:<br />
Einführung<br />
Die Röntgenfluoreszenz (RFA) ist ein etabliertes Verfahren zur<br />
Mineralstoffgehaltsbestimmung in unterschiedlichen Matrizes.<br />
Für die Probenvorbereitung fester Probensubstanz für RFA – Messungen sind<br />
Vermahlung, Homogenisierung und das Herstellen von Presslingen mit einem Druck von<br />
ca. 1 t/ cm ² notwendig.<br />
Diese Probenvorbereitung entspricht, abgesehnen vom Herstellen der Presslinge, auch<br />
der für die Messung von organischen Inhaltsstoffen mittels Nahinfrarotspektroskopie<br />
(NIRS). Da die NIRS- Küvetten in die Probenhalterung der RFA passen, stellt sich die<br />
Frage, ob Probenpresslinge auch für die NIRS - Messung nutzbar sind.<br />
Welche Vorteile sich durch die Vereinheitlichung der Probenvorbereitung bieten, ist in<br />
Tabelle 1 dargestellt.<br />
Probenvorbereitung: Trocknung, Vermahlung<br />
Übliches Verfahren Neues Verfahren<br />
Bestimmung des Küvetten für NIRS Automatische Pressling für RFA<br />
TM-Gehaltes<br />
füllen Bestimmung von und NIRS<br />
(2 Wägungen)<br />
TM- und<br />
Aschegehalt<br />
(1 Wägung)<br />
herstellen<br />
Bestimmung des Bestimmung<br />
Bestimmung<br />
Aschegehaltes organischer<br />
organischer<br />
(2 Wägungen) Inhaltsstoffe<br />
Inhaltsstoffe<br />
Lösen der Asche in<br />
Mineralsäure<br />
und filtrieren<br />
Verdünnen eines<br />
Aliquotes<br />
(NIRS)<br />
(NIRS)<br />
Bestimmung<br />
Bestimmung<br />
Mineralstoffgehalte<br />
Mineralstoffgehalte<br />
(ICP)<br />
(RFA)<br />
Die Ergebnisse werden nach einer Qualitätskontrolle ins LIMS importiert<br />
Tabelle 1 Gegenüberstellung der Arbeitsschritte der Verfahren<br />
Im Folgenden werden die NIRS- Ergebnisse von Presslingen mit denen von losem<br />
Material in Küvetten, unter Verwendung der gleichen Kalibrierungsfunktion, verglichen.<br />
Material und Methoden<br />
NIRS –Messsystem: NIRS – Systems 5000 mit automatischem Probengeber unter<br />
Verwendung von Standard Powder Reflectance Cells (Küvetten). Eine Küvette besteht aus<br />
einem Aluminiumring mit einem Außendurchmesser von ca. 5 cm und einem<br />
Innendurchmesser von ca. 3,8 cm. Zur Lichtquelle ist ein Quarzglasfenster angebracht.<br />
270
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Mit Pressling wird die in einen Küvettenring mit einem Druck von ca. 1 t/ cm² gepresste<br />
Probensubstanz bezeichnet. In Abbildung 1 sind ein Pressling und eine Küvette<br />
abgebildet.<br />
Abbildung 1: links Pressling, rechts Küvette mit einer Grassilagenprobe gefüllt.<br />
Kalibriergleichung: VDLUFA Methode 30.1 (GS2005)<br />
Es wurden 165 getrocknete Grassilagen aus Praxisbetrieben standardmäßig mit einer<br />
CAMAS Schlagkreuzmühle auf eine Feinheit von 1 mm vermahlen. Das homogenisierte<br />
Mahlgut jeweils einer Probe wurde für die NIRS – Messung zur Doppelbestimmung in 2<br />
Küvetten gefüllt. Parallel dazu wurden 2 Presslinge hergestellt.<br />
Ergebnisse:<br />
Folgende Abbildungen zeigen die Gegenüberstellung der NIRS- Messergebnisse von<br />
Messungen der Küvetten und der für die RFA- Messung verwendeten Presslinge.<br />
Pressling getrocknet<br />
27<br />
22<br />
17<br />
12<br />
7<br />
7 12 17 22 27<br />
Küvette<br />
y=0,86 * x+2,67; Bestimmtheitsmaß= 0,96<br />
Abbildung 2: Rohproteingehalt (%);Gegenüberstellung der NIRS Messergebnisse Küvette/<br />
Pressling.<br />
271
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Pressling getrocknet<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
15 20 25 30<br />
Abbildung 3: Rohfasergehalt (%); Gegenüberstellung der NIRS Messergebnisse Küvette/<br />
Pressling getrocknet.<br />
Pressling getrocknet<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Küvette<br />
y=0,99 * x+1,11; Bestimmtheitsmaß= 0,93<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Küvette<br />
y=0,94 * x+0,37; Bestimmtheitsmaß=0,89<br />
Abbildung 4: Rohfettgehalt (%); Gegenüberstellung der NIRS Messergebnisse Küvette/<br />
Pressling.<br />
272
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Pressling getrocknet<br />
Abbildung 5: Zuckergehalt (%); Gegenüberstellung der NIRS Messergebnisse Küvette/<br />
Pressling. Die Regression hat die Gleichung y=0,97*x+0,77 mit dem Bestimmtheitsmaß:<br />
r²= 0,94<br />
Pressling getrocknet<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
38<br />
33<br />
28<br />
23<br />
0 5 10 15<br />
Küvette<br />
y=0,97 * x+0,77; Bestimmtheitsmaß= 0,94<br />
23 28 33 38<br />
Küvette<br />
y=0,92 * x+1,87; Bestimmtheitsmaß= 0,92<br />
Abbildung 6: Organische Säure-Detergentien-Faser (OADF) (%); Gegenüberstellung der<br />
NIRS Messergebnisse Küvette/ Pressling.<br />
273
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Pressling getrocknet<br />
Abbildung 7: Organische Neutrale-Detergentien-Faser (ONDF) (%); Gegenüberstellung<br />
der NIRS Messergebnisse Küvette/ Pressling.<br />
Pressling getrocknet<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
57<br />
52<br />
47<br />
42<br />
37<br />
35 40 45 50 55 60<br />
Küvette<br />
y=0,89 * x+4,46; Bestimmtheitsmaß= 0,91<br />
37 42 47 52 57<br />
Küvette<br />
y=0,74 * x+13,81; Bestimmtheitsmaß= 0,88<br />
Abbildung 8: Gasbildung nach Hohenheimer Futterwerttest (ml/200 mg);<br />
Gegenüberstellung der NIRS Messergebnisse Küvette/ Pressling. Die Regression hat die<br />
Gleichung y=0,74*x+13,81 mit dem Bestimmtheitsmaß r²= 0,88<br />
274
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Pressling getrocknet<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 1 2 3 4<br />
Küvette<br />
Abbildung 9: Gegenüberstellung der H-Distances der NIRS Spektren Küvette/ Pressling.<br />
Abbildung 10: 2. Ableitung von Doppelspektren (Küvette und Pressling) von einer<br />
Grassilage<br />
275
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Tabelle 2: Vergleich der Wiederholbarkeit von Doppelbestimmungen von NIRS –<br />
Messungen; Küvetten und Presslinge (165 Grassilagen)<br />
Protein Faser Fett Zucker OADF ONDF HFT<br />
Standardabweichung Küvette 1,45 1,35 1,89 12,50 1,06 1,12 0,99<br />
Standardabweichung Pressling 0,57 0,48 0,72 5,14 0,46 0,45 0,42<br />
Mit der Gleichwertigkeitsprüfung nach DIN 38402 Teil 71 wurden die Ergebnisse der NIRS<br />
Messungen von Küvetten und Presslingen überprüft. Es wurden die Spektren einer<br />
Grassilage mit der VDLUFA – Kalibrierung ausgewertet. (siehe Tabelle 3).<br />
Tab.: 3 Gleichwertigkeitsprüfung nach DIN 38402 Teil 71 von jeweils 10 NIRS Messungen<br />
(Küvette und Pressling für RFA ) (HFT: Hohenheimer Futterwerttest)<br />
Protein Rohfaser Fett OADF ONDF HFT Zucker<br />
Küvette Pressl. Küvette Pressl. Küvette Press. Küvette Pressl. Küvette Press. Küvette Pressl. Küvette Pressl.<br />
Mitte 15,89 16,41 26,44 27,12 2,60 2,72 31,62 32,14 51,70 52,74 50,13 50,67 5,81 7,54<br />
Bias -0,52 -0,68 -0,12 -0,51 -1,04 -0,54 -1,73<br />
t- PW 10,78 8,44 8,26 5,62 6,48 1,54 21,22<br />
t-Test 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88<br />
F- PW 0,36 0,99 0,10 0,21 0,84 0,32 0,09<br />
F-Test 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35<br />
Die Gleichwertigkeitsprüfung nach DIN 38402 Teil 71 zwischen den Ergebnissen der NIRS<br />
Messungen von Küvetten und Presslingen ergab die in Tab. 4 dargestellten Ergebnisse.<br />
Es wurden die Spektren einer Grassilage mit der VDLUFA – Kalibrierung ausgewertet.<br />
Tab.: 4 Gleichwertigkeitsprüfung nach DIN 38402 Teil 71 von jeweils 10 NIRS Messungen<br />
(Referenzwerte/ Pressling für RFA ) (HFT: Hohenheimer Futterwerttest)<br />
Protein Rohfaser Fett OADF ONDF HFT Zucker<br />
Refer. Pressl. Refer. Pressl. Refer. Pressl. Refer. Pressl. Refer. Pressl. Refer. Pressl. Refer. Pressl.<br />
Mitte 14,29 16,41 29,10 27,12 2,74 2,72 34,33 32,14 54,67 52,74 49,62 50,67 10,11 7,54<br />
Bias -2,12 1,98 0,02 2,19 1,93 -1,05 2,57<br />
t- PW 33,20 24,13 0,96 10,68 7,63 4,02 25,37<br />
t-Test 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88<br />
F- PW 0,05 0,91 0,00 0,00 0,04 0,57 0,02<br />
F-Test 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35<br />
Diskussion:<br />
Die Gegenüberstellungen der NIRS - Messergebnisse von 165 Grassilageproben als<br />
Küvetten oder als Pressling gemessen (Abb. 2 bis 8) zeigen große Übereinstimmungen.<br />
Die Steigungen der Regressionsgeraden liegen nahe an 1,0. Abweichungen des<br />
Achsenabschnitts, lassen sich durch eine BIAS- Korrektur anpassen. Einige<br />
Messergebnisse zeigen in allen Faserfraktionen aber auch im Fettgehalt extreme<br />
Abweichungen von der Regressionsgeraden. Dies ist auf ungenügende Vermahlung des<br />
Probenmaterials zurückzuführen. Abweichungen beim Zuckergehalt finden keine<br />
Entsprechung bei anderen Inhaltsstoffen.<br />
Die H- Distances (Abbildung 8) sind erwartungsgemäß bei der Messung von Presslingen<br />
größer als bei Küvetten. Ganz besonders zeigt rohfaserreiches Material oftmals H-Werte<br />
276
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
über 3,0. Wir konnten feststellen, dass rohfaserreiches Material durch eine erneute<br />
Vermahlung nicht mehr auffällig ist.<br />
Presslinge zeigen eine sehr bessere Wiederholbarkeit (siehe Tabelle 2). Das mag mit der<br />
gleichmäßigen Probendichte begründet sein. Dieses Ergebnis wird auch durch Abb. 10<br />
bestätigt, Doppelspektren von Presslingen liegen dichter nebeneinander.<br />
Im Methodenvergleich der NIRS- Messergebnissen Küvette/ Pressling zeigt der Vergleich<br />
der Mittelwerte (T-Test) außer beim HFT Methodenunterschiede, obgleich der Bias der<br />
Bestimmungen minimal abweicht und sich stets im Bereich der Analysentoleranz bewegt<br />
(siehe Tabelle 3). Unterschiede in den Standardabweichungen der<br />
Wiederholungsmessungen (F-Test Vergleich der Standardabweichungen) treten nicht auf.<br />
Der Methodenvergleich stellt die Ergebnisse nur einer Grassilage dar und ist deswegen<br />
nicht für alle Grassilagen übertragbar.<br />
Im Methodenvergleich der NIRS- Messergebnissen Referenzwerte/ Pressling zeigt der<br />
Vergleich der Mittelwerte (T-Test) außer beim Fettgehalt Methodenunterschiede, obgleich<br />
der Bias der Bestimmungen minimal abweicht und sich stets im Bereich der<br />
Analysentoleranz bewegt (sieheTabelle 4). Unterschiede in den Standardabweichungen<br />
der Wiederholungsmessungen (F-Test Vergleich der Standardabweichungen) treten auch<br />
hier nicht auf. Nur die Mittelwerte der Proteinbestimmung und des HFT weichen von den<br />
Referenzwerten stärker ab, als bei der Messung mit Küvette, wobei die Abweichung der<br />
Werte des HFT minimal sind. Dieser Methodenvergleich stellt die Ergebnisse nur einer<br />
Grassilage dar und ist deswegen nicht für alle Grassilagen übertragbar.<br />
Presslinge zeigen nur im Bereich von 1830- 1960 nm eine stärkere Extinktion wie<br />
Abbildung 10 zeigt, in den anderen Bereichen ist die Extinktion schwächer.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Nutzung der Presslinge für die Mineralstoffbestimmung mit RFA als auch für die<br />
Inhaltsstoffbestimmung mit NIRS rationalisiert wesentlich den gesamten Verfahrensablauf.<br />
Die Kalibrierung von Grassilagen (VDLUFA) zeigt eine hohe Übereinstimmung der<br />
Messergebnisse zwischen Presslingen und Küvetten.<br />
Eine Erweiterung der bestehenden NIRS- Kalibrierung durch Presslinge ist bisher noch<br />
nicht erfolgt.<br />
Bei einer NIRS- Neukalibrierung ist durch die bessere Messwiederholbarkeit von<br />
Presslingen mit einem Zuwachs an Präzision zu rechnen.<br />
277
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Jodkonzentration der Milch unter dem Einfluss von Rapsextraktionsschrot im Futter<br />
Schöne, Friedrich (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Sperrhake, Kati;<br />
Engelhard, Thomas; Leiterer, Matthias:<br />
Die Jodkonzentration der Milch wird durch das Jod des Futters bestimmt; die Rolle von<br />
Jodantagonisten wie die der Glucosinolate (GSL) des Rapsextraktionsschrotes wurde<br />
bisher wenig untersucht bzw. stellt sich widersprüchlich dar. Ältere Befunde an Milchkühen<br />
mit glucosinolatreichem Raps (PAPAS et al., 1979) charakterisieren Glucosinolate (GSL)<br />
als Iodantagonisten. Für glucosinolatarmen Raps muss die These einer<br />
Konzentrationsminderung des Spurenelementes in der Milch nicht zutreffen, weshalb<br />
Rapsextraktionsschrot einer 00 Herkunft im Milchkuhversuch zu prüfen war.<br />
Material und Methoden<br />
In einem Versuch mit 2 Gruppen zu je 24 Holstein-Kühen ohne Rapsextraktionsschrot im<br />
Futter oder mit im Mittel 1,8 kg Rapsextraktionsschrot /Tier und Tag wurden Milchproben<br />
von 9 Tieren jeder Gruppe gewonnen. Gefüttert wurden totale Mischrationen (Tab.1), in<br />
der Kontrolle mit Lupinen als alleinigem Eiweißkonzentrat (18 % der Trockenmasse, T, der<br />
Ration) oder in der Versuchsgruppe mit 11% Lupinen + 8 % Rapsextraktionsschrot<br />
(Details bei KLUTH et al., 2005). Die Milchproben stammten aus dem zweiten<br />
Versuchsabschnitt – Dauer 12. bis 19. Laktationswoche, Milchleistung 36 kg EKM/Tag,<br />
Probennahme nach 5 Wochen Fütterung der jeweiligen Ration.<br />
Die Jodanalyse erfolgte mittels ICP MS (LEITERER et al.2001) nach Extraktion der<br />
gefriergetrockneten Milch mit Tetramethylammoniumhydroxid (TMAH). Der<br />
Glucosinolatgehalt des Rapsextraktionsschrotes wurde mittels HPLC analysiert (EU 1999,<br />
Details bei ROTHE et al. 2004). Die Ergebnisse sind als Mittelwert und<br />
Standardabweichung angegeben. Der Mittelwertsvergleich erfolgte mittels STUDENTs` t<br />
Test.<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Das Rapsextraktionsschrot enthielt 5,9 mmol GSL/ kg Futter. Der Jodgehalt des<br />
Mineralfutters wurde mit 59,6 mg/kg Mineralfutter bestimmt; das entspricht zwei Drittel der<br />
Herstellerangaben von 100 mg/kg. Da die Mineralfutterproben erst ein halbes Jahr nach<br />
Versuchsende untersucht werden konnten, ist von Verlusten des Spurenelementes<br />
auszugehen. Bei im Mittel 230 g Mineralfutter/Tag war demnach die mittlere<br />
Tagesjodaufnahme zwischen 13,7 mg (nach dem analysierten Gehalt) und 23 mg (nach<br />
dem deklarierten Gehalt. Das entspricht bei 23 kg mittlerer täglicher Aufnahme an T 0,6<br />
oder 1 mg Jodzusatz/kg T. Für beide Fälle ist das über den Empfehlungen der GfE (2001)<br />
von 0,5 mg Jod/kg T.<br />
Unter dem Einfluss des Rapsextraktionsschrotes (0,4 mmol GSL / kg Futtertrockenmasse)<br />
war der Jodgehalt der Milch signifikant erniedrigt: 162 ± 38 µg /kg Milch gegenüber 356 ±<br />
39 µg Jod /kg Milch in der raps- bzw. glucosinolatfreien Kontrollgruppe (P< 0,001).<br />
Trotzdem lassen Jodgehalte der Milch von deutlich über 100 µg/kg ebenfalls in der<br />
Rapsgruppe auf eine angemessene Versorgung mit dem Spurenelement schließen.<br />
Fazit<br />
278
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Rapsextraktionsschrot, selbst mit geringem GSL Gehalt und selbst in niedrigen<br />
eingesetzten Mengen, verminderte die Milchjodkonzentration drastisch. Um<br />
Milchjodkonzentrationen von mehr als 100 µg/Liter auch mit glucosinolathaltigen Rationen<br />
zu erreichen, sollte die Empfehlung Jod in Gegenwart von Rapsfuttermitteln mindestens in<br />
Höhe des zweifachen Bedarfes zu ergänzen aufrecht erhalten werden.<br />
Tabelle 1: Futterrezeptur und -probenzusammensetzung, 24 Milchkühe je Gruppe<br />
Die Trockensubstanzaufnahme betrug in beiden Gruppen 23 kg/Tag.<br />
Rapsextraktionsschrot Ohne Mit<br />
Futtermischung (% der T)<br />
Grassilage, 1. Schnitt<br />
Maissilage<br />
Stroh<br />
Biertrebersilage<br />
Gerste, gequetscht<br />
Lupine<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
Mineralstoffgemisch<br />
Rest 1<br />
Jodgehalt (µg / kg<br />
Futterwertdaten<br />
NEL, MJ/kg T<br />
nXP<br />
Rohfaser*<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
15,9<br />
39,3<br />
1,6<br />
6,1<br />
15,7<br />
18,3<br />
-<br />
1,0<br />
2,1<br />
7,4<br />
166<br />
157<br />
* in g / kg T<br />
1 Propylenglykol, geschütztes Fett, Futterkalk, Viehsalz<br />
15,9<br />
38,6<br />
1,5<br />
5,8<br />
15,9<br />
10,9<br />
8,4<br />
1,0<br />
2,0<br />
7,3<br />
171<br />
154<br />
ohne Rapsextraktionsschrot mit Rapsextraktionsschrot<br />
Abb. Jodkonzentration der Milch nach 5 Wochen Fütterung (Mittelwert ±<br />
Standardabweichung)<br />
279
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Literatur<br />
EUROPEAN COMMUNITY (1990). Oilseeds - determination of glucosinolates - high<br />
performance liquid chromatography. Official Journal of European Commission. L 170, 27-<br />
34.<br />
GfE - Gesellschaft für Ernährungsphysiologie der Haustiere (2001): Empfehlungen zur<br />
Energie- und Nährstoffversorgung der Milchkühe und Aufzuchtrinder. DLG-Verlags GmbH<br />
Frankfurt am Main, 136 Seiten<br />
KLUTH, H. ; J. BOGUHN, T. ENGELHARD, M. BULANG UND M. RODEHUTSCORD (2006):<br />
Bewertung von thermisch behandelten Lupinen als Rationskomponente für<br />
Hochleistungskühe. Bericht ufop Projekt, 25 Seiten<br />
LEITERER, M.; D. TRUCKENBRODT, K. FRANKE: Determination of iodine species in milk using<br />
ion chromatographic separation and ICP-MS detection. European Food Research<br />
Technology 213 (2001)150 – 153<br />
PAPAS, A:; J.R. INGALLS, L.D. CAMPBELL (1979): Studies on the effects of rapeseed meal on<br />
thyroid status of cattle, glucosinolate and iodine content of milk and other parameters. J.<br />
Nutr. 109, 1129 - 1139<br />
ROTHE, R., H. HARTUNG, G. MARKS, H. BERGMANN, R. GÖTZ, F. SCHÖNE:<br />
Glucosinolate content in vegetative tissues of winter rape cultivars. Journal of Applied<br />
Botany 78 (2004) 41 – 47.<br />
280
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Schätzung des Energiegehaltes von Raps- und Sojaerzeugnissen für Wiederkäuer<br />
Rutzmoser, Karl (Bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />
Fragestellung und Zielsetzung<br />
Die Leistung von Tieren ist am engsten mit der Energieaufnahme verknüpft, darum stellt<br />
der Energiegehalt den wichtigsten Kennwert der Futtermittel dar. Die Erzeugnisse aus<br />
Rapssamen und Sojabohnen unterscheiden sich erheblich in Inhaltsstoffen und Futterwert.<br />
Deshalb sind aussagekräftige Schätzverfahren aus kostengünstigen und gängigen<br />
Analysenergebnissen wichtig, um eine optimale Verwertung der hier betrachteten<br />
Futtermittel zu sichern. In diesem Beitrag soll eine Vorgehensweise dargestellt werden,<br />
womit der ME-Gehalt für Wiederkäuer in Raps- und Sojaerzeugnsissen aus den<br />
Rohnährstoffwerten der Weender Analyse (Rohprotein XP, Rohfett XL, Rohfaser XF, NfE<br />
XX) geschätzt werden kann.<br />
Umsetzbare Energie<br />
Für die ME für Wiederkäuer ist folgende Gleichung vorgeschlagen (DLG 1997):<br />
ME (MJ) = 0,0312 * DXL + 0,0136 * DXF + 0,0147 * (DOM – DXL – DXF) + 0,00234 * XP,<br />
wobei DXL verdauliches Rohfett und DXF verdauliche Rohfaser darstellen. Das dritte<br />
Glied der Gleichung mit DOM = DXP + DXL + DXF + DXX kann umgeformt werden zu<br />
DXP + DXX. Wenn weiter die verdaulichen Rohnährstoffe als Produkt von Rohnährstoff<br />
und Verdaulichkeit (DXP = XP * dP / 100 ...) dargestellt werden, kann die ME-Gleichung in<br />
folgender Form geschrieben werden:<br />
ME (MJ) = 0,0147 * XP * dP / 100 + 0,0312 * XL * dL / 100 + 0,0136 * XF * dF / 100 +<br />
0,0147 * XX * dX / 100 + 0,00234 * XP<br />
In dieser Form der Darstellung ist erkenntlich, dass zu den analytisch messbaren<br />
Rohnährstoffen deren Verdaulichkeiten hinzu zuordnen sind, wofür Schätzwerte abgeleitet<br />
werden sollen.<br />
Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe<br />
Für die Ableitung der Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe wurden zum einen die Daten der<br />
DLG-Tabellen mit den Werten der Futtermittel aus Raps oder Soja herangezogen. Zum<br />
anderen wurden von Instituten im deutschsprachigen Raum neuere Verdauungsversuche<br />
mit diesen Futtermitteln abgefragt, die für die Auswertung geeignet waren. Diese werden<br />
zur Unterscheidung mit Validierungsproben bezeichnet, auch wenn sie in die Bewertung<br />
einbezogen worden sind.<br />
Aus diesen Verdauungsversuchen mit Hammeln standen Ergebnisse zu folgenden<br />
Futtermitteln zur Verfügung:<br />
16 Rapsextraktionsschrote<br />
4 Rapskuchen<br />
9 Sojaextraktionsschrote<br />
1 Sojabohnensamen<br />
1 Sojaschalen.<br />
Zur Entwicklung der Schätzgleichungen wurden aus Umformungen von<br />
Rohnährstoffwerten solche Bezugsgrößen gebildet, welche eine möglichst gute<br />
Anpassung an die Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe zeigten. Mit derartigen<br />
Transformationen konnten dann einfache Regressionsgleichungen formuliert werden.<br />
281
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Verdaulichkeit Rohprotein<br />
Als Bezugsgröße für die Verdaulichkeit des Rohproteins hat sich das Verhältnis von<br />
Rohprotein zu der Summe von Rohprotein, Rohfaser und NfE (XPFX = XP / (XP + XF +<br />
XX) ) als zweckmäßig gezeigt. Es kann auch als Anteil des Rohproteins an der fettfreien<br />
organischen Masse beschrieben werden. Bei den hier behandelten Futtermitteln steigt die<br />
Verdaulichkeit mit mehr Rohprotein an, d. h. Rohprotein ist besser verdaulich, wenn es mit<br />
weniger Kohlenhydraten, auch mit weniger Faserbestandteilen verbunden ist. Folgende<br />
Formeln zur Schätzung des VQ XP werden vorgeschlagen:<br />
dP (Raps) = 57 + 0.06 * XPFX<br />
dP (Soja) = 58 + 0.06 * XPFX<br />
Verdaulichkeit Rohfett<br />
Die Verdaulichkeit des Rohfettes fällt bei niedrigen Rohfettgehalten stark ab. Dies kann mit<br />
einer logarithmischen Transformation des Rohfettes auf der Basis 10 (dekadischer<br />
Logarithmus, LOG10(XL) ) gut abgebildet werden. Zur Schätzung der Verdaulichkeit von<br />
Rohfett bieten sich diese Gleichungen an:<br />
dL (Raps) = 75 + 7 * LOG10(XL)<br />
dL (Soja) = 56 + 14 * LOG10(XL)<br />
Verdaulichkeit Rohfaser<br />
Als Bezugsgröße der Verdaulichkeit der Rohfaser wird der Anteil der Rohfaser an der<br />
Summe von Rohfaser und NfE (XFX = XF / (XF + XX) ) verwendet. Im allgemeinen ist mit<br />
steigendem Rohfaseranteil ein gewisser Abfall in deren Verdaulichkeit zu erwarten.<br />
Allerdings deutet sich bei Rapserzeugnissen ein leichter Anstieg an, wenn auch auf<br />
niedrigem Niveau, was möglicherweise das Ergebnis von neu gezüchteten Sorten ist.<br />
Folgende Gleichungen werden vorgeschlagen:<br />
dF (Raps) = 30 + 0.04 * XFX<br />
dF (Soja) = 85 – 0.01 * XFX<br />
Verdaulichkeit NfE<br />
Dafür wird als Bezugswert ebenfalls der Anteil der Rohfaser an der Summe von Rohfaser<br />
und NfE (XFX = XF / (XF + XX) ) verwendet. Bei beiden Futtermittelgruppen zeigt sich mit<br />
höherem Rohfaseranteil eine Verringerung der NfE-Verdaulichkeit, die mit diesen<br />
Gleichungen beschrieben wird:<br />
dX (Raps) = 99 – 0.05 * XFX<br />
dX (Soja) = 96 – 0.03 * XFX<br />
Beispielsberechnung<br />
Die Anwendung der Schätzgleichungen soll am Beispiel eines (fiktiv gewählten)<br />
Rapskuchens mit 360 g XP, 130 g XL, 120 g XF, 320 g XX (je kg TM) gezeigt werden.<br />
Daraus ergeben sich die folgenden umgerechneten (transformierten) Bezugsgrößen:<br />
XPFX = XP / (XP + XF + XX) = 360 / (360 + 120 + 320) = 450<br />
LOG10(XL) = LOG10(130) = 2,114<br />
XFX = XF / (XF + XX) = 120 / (120 + 320) = 273<br />
Die VQ-Gleichungen für Rapserzeugnisse ergeben diese Werte:<br />
dP (Raps) = 57 + 0.06 * XPFX = 57 + 0.06 * 450 = 84,0<br />
dL (Raps) = 75 + 7 * LOG10(XL) = 75 + 7 * 2,114 = 89,8<br />
dF (Raps) = 30 + 0.04 * XFX = 30 + 0.04 * 273 = 40,9<br />
dX (Raps) = 99 – 0.05 * XFX = 99 – 0.05 * 273 = 85,4<br />
282
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Diese Verdaulichkeiten in die ME-Gleichung eingesetzt, errechnet sich folgender<br />
Energiegehalt des Rapskuchens:<br />
ME (MJ) = 0,0147 * 360 * 84,0 / 100 (4,45) (XP)<br />
+ 0,0312 * 130 * 89,8 / 100 (3,64) (XL)<br />
+ 0,0136 * 120 * 40,9 / 100 (0,67) (XF)<br />
+ 0,0147 * 320 * 85,4 / 100 (4,02) (XX)<br />
+ 0,00234 * 360 (0,84) (XP)<br />
= 13,61 MJ ME / kg TM.<br />
Schätzgenauigkeit<br />
Wird die Schätzung auf alle Datensätze (Tabellen-, Validierungsdaten) angewendet, ergibt<br />
sich ein Standardfehler von 0,42 MJ ME für Raps- und 0,53 MJ ME für Sojaerzeugnisse.<br />
Allerdings muss von einer gewissen Zufallsstreuung der gemessenen<br />
Verdaulichkeitswerte ausgegangen werden. Bei einem Verdauungsversuch können die<br />
betrachteten Futtermittel nur in begrenztem Anteil in der Gesamtration an Hammel<br />
verabreicht werden Bei der üblichen Auswertung als Differenzversuch sind deshalb<br />
Zufallsfehler in einem gewissen Ausmaß unvermeidlich. Folglich sind auch die<br />
Tabellenwerte mit wenigen Verdauungsversuchen mit Unsicherheiten behaftet, welche<br />
ebenfalls zu den Abweichungen zwischen Messwert und Schätzwert beitragen.<br />
Anwendung und Zusammenfassung<br />
Es werden Gleichungen vorgeschlagen, mit denen aus Ergebnissen der Weender Analyse<br />
die Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe und damit der Energiegehalt für Raps- und<br />
Sojaerzeugnisse geschätzt werden kann. Dieses Verfahren kann bei der Untersuchung<br />
von Einzelproben verwendet werden. Es kann auch mit dieser Vorgehensweise bei den<br />
verschiedenen Futtermitteln aus Raps und Soja mit durchschnittlichen<br />
Rohnährstoffgehalten die erwartete Verdaulichkeit ermittelt und damit der Energiegehalt<br />
berechnet werden.<br />
Literaturhinweise<br />
DLG (1997) DLG-Futterwerttabellen – Wiederkäuer, 7. Auflage, Frankfurt a. Main<br />
Rutzmoser, K. (2006): Schätzverfahren für Energie und Aminosäuren bei Raps- und<br />
Sojaprodukten, Bericht UFOP-Projektnummer 524/052<br />
283
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Schätzung des Energiegehaltes von Raps- und Sojaerzeugnissen für Schweine<br />
Rutzmoser, Karl (Bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />
Fragestellung und Zielsetzung<br />
In der Fütterung von Schweinen ist der Energiegehalt eine entscheidende Größe bei der<br />
Bewertung der Futtermittel, denn zumindest bei wachsenden Tieren bestimmt in erster<br />
Linie die aufgenommene Energie die Leistung. Es bestehen erhebliche Unterschiede in<br />
Inhaltsstoffen und Futterwert bei den Erzeugnissen aus Rapssamen und Sojabohnen.<br />
Aussagekräftige Schätzverfahren aus den Ergebnissen kostengünstiger und üblicher<br />
Analysenverfahren sind deshalb wichtig, um die hier betrachteten Futtermittel optimal zu<br />
verwerten. In diesem Beitrag soll eine Vorgehensweise dargestellt werden, womit der ME-<br />
Gehalt für Schweine in Raps- und Sojaerzeugnsissen aus den Rohnährstoffwerten der<br />
Weender Analyse (Rohprotein XP, Rohfett XL, Rohfaser XF, NfE XX, in g/kg<br />
Trockenmasse TM) sowie Stärke und Zucker geschätzt werden kann.<br />
Umsetzbare Energie<br />
Folgende Gleichung ist zur Ermittlung der ME für Schweine aus den verdaulichen<br />
Rohnährstoffen (DXP verdauliches Rohprotein, DXL verdauliches Rohfett, ... )<br />
vorgeschlagen (DLG 1991):<br />
ME (MJ) = 0,0210 * DXP + 0,0374 * DXL + 0,0144 * DXF + 0,0171 * DXX<br />
– 0,0014 * XZ – 0,0068 * (BFS – 100)<br />
wobei der Abzug beim Zucker XZ ab 80 g/kg TM gilt, dann für die gesamte XZ-Menge,<br />
BFS sind die bakteriell fermentierbaren Substanzen DXF + DXX – XS – XZ, die<br />
verdaulichen Kohlenhydrate ohne Stärke und Zucker.<br />
Die ME-Formel kann so umgestaltet werden, indem die verdaulichen Rohnährstoffe als<br />
Produkt von Rohnährstoff und Verdaulichkeit (DXP = XP * dP / 100 ...) dargestellt werden,<br />
dass Rohnährstoffe und Verdaulichkeiten direkt erscheinen::<br />
ME (MJ) = 0,0210 * XP * dP / 100 + 0,0374 * XL * dL / 100 + 0,0144 * XF * dF / 100<br />
+ 0,0171 * XX * dX / 100 – 0,0014 * XZ – 0,0068 * (BFS – 100)<br />
Zur Auflösung dieser Gleichung sind zu den analytisch bestimmbaren Rohnährstoffen<br />
deren Verdaulichkeiten einzusetzen. Für diese sollen Schätzwerte abgeleitet werden.<br />
Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe<br />
Die Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe wurden zum einen aus den Daten der DLG-<br />
Tabellen mit den Werten der Futtermittel aus Raps oder Soja abgeleitet. Weiter wurden<br />
von Instituten im deutschsprachigen Raum neuere Verdauungsversuche mit diesen<br />
Futtermitteln abgefragt, die für die Auswertung geeignet waren, im weiteren zur<br />
Unterscheidung mit Validierungsproben bezeichnet, auch wenn sie in die Bewertung<br />
einbezogen worden sind. Es standen Ergebnisse von Verdauungsversuchen mit<br />
Schweinen für folgende Futtermittel zur Verfügung:<br />
4 Rapsextraktionsschrote<br />
1 Rapskuchen<br />
2 Rapssamen<br />
3 Sojaextraktionsschrote, ungeschälte Saat<br />
1 Sojaextraktionsschrot HP, geschälte Saat<br />
1 Sojabohnenkuchen<br />
1 Sojabohnensamen<br />
1 Sojaschalen.<br />
284
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Aus Umformungen von Rohnährstoffwerten wurden solche Bezugsgrößen gebildet,<br />
welche bei der Ableitung der Schätzgleichungen eine möglichst gute Anpassung an die<br />
Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe zeigten. Mit solchen Transformationen wurden dann<br />
einfache Regressionsgleichungen entwickelt.<br />
Verdaulichkeit Rohprotein<br />
Für die Verdaulichkeit des Rohproteins hat sich als Bezugsgröße das Verhältnis von<br />
Rohprotein zu der Summe von Rohprotein, Rohfaser und NfE (XPFX = XP / (XP + XF +<br />
XX) ) als günstig erwiesen. Es kann auch als Anteil des Rohproteins an der fettfreien<br />
organischen Masse beschrieben werden. Bei den hier behandelten Futtermitteln steigt die<br />
Verdaulichkeit mit mehr Rohprotein an, d. h. Rohprotein ist besser verdaulich, wenn es mit<br />
weniger Kohlenhydraten, auch mit weniger Faserbestandteilen verbunden ist. Folgende<br />
Formeln zur Schätzung des VQ XP bei Schweinen werden vorgeschlagen:<br />
dP (Raps) = 11 + 0,15 * XPFX<br />
dP (Soja) = 32,5 + 0,1 * XPFX<br />
Verdaulichkeit Rohfett<br />
Die Verdaulichkeit des Rohfettes fällt bei niedrigen Rohfettgehalten stark ab. Dies kann mit<br />
einer logarithmischen Transformation des Rohfettes auf der Basis 10 (dekadischer<br />
Logarithmus, LOG10(XL) ) gut abgebildet werden. Zur Schätzung der Verdaulichkeit von<br />
Rohfett bieten sich diese Gleichungen an:<br />
dL (Raps) = 23 + 25 * LOG10(XL)<br />
dL (Soja) = 21 + 26 * LOG10(XL)<br />
Verdaulichkeit Rohfaser<br />
Als Bezugsgröße der Verdaulichkeit der Rohfaser wird der Anteil der Rohfaser an der<br />
Summe von Rohfaser und NfE (XFX = XF / (XF + XX) ) verwendet. Im allgemeinen ist mit<br />
zunehmendem Rohfaseranteil ein gewisser Abfall in deren Verdaulichkeit zu erwarten.<br />
Allerdings deutet sich bei Rapserzeugnissen ein geringer Anstieg an, wenn auch auf<br />
niedrigem Niveau, was das Ergebnis von neu gezüchteten Sorten sein könnte. Folgende<br />
Gleichungen werden vorgeschlagen:<br />
dF (Raps) = 32 + 0,04 * XFX<br />
dF (Soja) = 80 – 0,04 * XFX<br />
Verdaulichkeit NfE<br />
Dafür wird als Bezugswert ebenfalls der Anteil der Rohfaser an der Summe von Rohfaser<br />
und NfE (XFX = XF / (XF + XX) ) verwendet. Während bei Soja ein höherer Rohfaseranteil<br />
zu einer Verringerung der NfE-Verdaulichkeit führt, zeigt sich bei den neueren<br />
Untersuchungen der Rapsfuttermittel ein leichter Anstieg. Diese Effekte werden mit diesen<br />
Gleichungen beschrieben:<br />
dX (Raps) = 70 + 0,03 * XFX<br />
dX (Soja) = 98 – 0,04 * XFX<br />
Beispielsberechnung<br />
Die Anwendung der Schätzgleichungen soll am Beispiel eines (fiktiv gewählten)<br />
Rapskuchens mit 360 g XP, 130 g XL, 120 g XF, 320 g XX (je kg TM) gezeigt werden. Für<br />
Stärke und Zucker werden die Tabellenwerte 0 g XS, 83 g XZ eingesetzt.<br />
Daraus ergeben sich die folgenden umgerechneten (transformierten) Bezugsgrößen:<br />
XPFX = XP / (XP + XF + XX) = 360 / (360 + 120 + 320) = 450<br />
LOG10(XL) = LOG10(130) = 2,114<br />
XFX = XF / (XF + XX) = 120 / (120 + 320) = 273<br />
285
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Die VQ-Gleichungen für Rapserzeugnisse ergeben diese Werte:<br />
dP (Raps) = 11 + 0,15 * XPFX = 11 + 0,15 * 450 = 78,5<br />
dL (Raps) = 23 + 25 * LOG10(XL) = 23 + 25 * 2,114 = 75,8<br />
dF (Raps) = 32 + 0,04 * XFX = 32 + 0,04 * 273 = 42,9<br />
dX (Raps) = 70 + 0,03 * XFX = 70 + 0,03 * 273 = 78,2<br />
Bei der ME-Berechnung für Schweine ist die BFS zu berechnen, die sich hier ergibt zu:<br />
BFS = 120 * 42,9 / 100 + 320 * 78,2 / 100 – 0 – 83 = 219<br />
Die geschätzten Verdaulichkeiten in die ME-Gleichung eingesetzt, ergeben folgende<br />
Berechnung des Energiegehalts des Rapskuchens:<br />
ME (MJ) = 0,0210 * 360 * 78,5 / 100 (5,93) (XP)<br />
+ 0,0374 * 130 * 75,8 / 100 (3,69) (XL)<br />
+ 0,0144 * 120 * 42,9 / 100 (0,74) (XF)<br />
+ 0,0171 * 320 * 78,2 / 100 (4,28) (XX)<br />
– 0,0014 * 83 (-0,12) (XZ)<br />
– 0,0068 * (219 –100) (-0,81) (BFS)<br />
= 13,71 MJ ME / kg TM.<br />
Schätzgenauigkeit<br />
Wird die Schätzung auf alle Datensätze (Tabellen-, Validierungsdaten) angewendet, ergibt<br />
sich ein Standardfehler von 1,06 MJ ME für Raps- und 0,74 MJ ME für Sojaerzeugnisse.<br />
Darin eingeschlossen ist aber auch eine gewisse Zufallsstreuung der gemessenen<br />
Verdaulichkeitswerte. Die betrachteten Futtermittel können in einem Verdauungsversuch<br />
nur zu einem gewissen Anteil in der Gesamtmischung enthalten sein und bei der üblichen<br />
Auswertung als Differenzversuch sind deshalb Zufallsfehler in einem gewissen Ausmaß<br />
bei einem einzelnen Versuch unvermeidlich. Folglich sind Tabellenwerte mit wenigen<br />
Verdauungsversuchen mit Unsicherheiten behaftet, welche ebenfalls zu den<br />
Abweichungen zwischen Messwert und Schätzwert beitragen.<br />
Anwendung und Zusammenfassung<br />
Mit den vorgeschlagen Gleichungen können aus Ergebnissen der Weender Analyse die<br />
Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe und damit der Energiegehalt für Raps- und<br />
Sojaerzeugnisse geschätzt werden. Dieses Verfahren kann bei der Untersuchung von<br />
Einzelproben verwendet werden. Diese Vorgehensweise ist auch bei den verschiedenen<br />
Futtermitteln aus Raps und Soja anwendbar, indem mit durchschnittlichen<br />
Rohnährstoffgehalten die erwartete Verdaulichkeit ermittelt und daraus der Energiegehalt<br />
berechnet wird.<br />
Literaturhinweise<br />
DLG (1991) DLG-Futterwerttabellen – Schweine, 6. Auflage, Frankfurt a. Main<br />
Rutzmoser, K. (2006): Schätzverfahren für Energie und Aminosäuren bei Raps- und<br />
Sojaprodukten, Bericht UFOP-Projektnummer 524/052<br />
286
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Schätzung von Aminosäuregehalten von Raps- und Sojaerzeugnissen<br />
Rutzmoser, Karl (Bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />
Fragestellung und Zielsetzung<br />
In der Ernährung monogastrischer Tiere ist nach der Energie die Versorgung mit<br />
essentiellen Aminosäuren leistungsbestimmend. Da sowohl Raps- wie Sojaerzeugnisse<br />
als typische Eiweissfuttermittel eingesetzt werden, ist der Gehalt an essentiellen<br />
Aminosäuren eine wichtige Bewertungsgröße für den Einsatz und in der Gestaltung von<br />
Futtermischungen für Schweine und auch Geflügel. Die Analyse von Aminosäuren ist<br />
relativ aufwändig, deshalb sind Schätzverfahren für die bedeutsamen Aminosäuren aus<br />
üblichen Kennwerten eine wichtige Hilfestellung in der zielgerichteten Verwendung von<br />
Futtermitteln aus Raps und Soja.<br />
Bei der Ableitung von Aminosäuregehalten kann man die biologische Gegebenheit nützen,<br />
dass die Anteile an Aminosäuren einer Proteinart konstant sind. Weiter darf in gewissem<br />
Maße unterstellt werden, dass Verschiebungen der Proteinarten mit der Proteinmenge<br />
einher gehen. Deshalb sind Schätzungen aus dem Rohproteingehalt erstellbar.<br />
Gehalte und Anteile von Aminosäuren (AS)<br />
Umfassende Angaben zu Gehalten von Aminosäuren sind in den Tabellenwerken der<br />
DEGUSSA (2001) enthalten. Aus diesen Angaben lassen sich die Anteile der<br />
Aminosäuren im Rohprotein ableiten. Diese können, wie nachfolgend beschrieben, als<br />
Aminosäurefaktoren zur Schätzung von Aminosäuregehalten genutzt werden.<br />
Bei Sojafuttermitteln ist eine große Spannbreite im Rohproteingehalt (XP) möglich, von<br />
Sojaschalen bis zu Hochproteinsojaschrot aus geschälter Saat. Die Veränderung von<br />
Aminosäureanteilen wurde berechnet, indem die Gehalte von Sojaschalen (mit 125 g<br />
XP/kg Trockenmasse TM) und Extraktionsschrot (534 g XP/kg TM) mit einer<br />
Regressionsrechnung verknüpft wurden. Das entspricht einer Interpolation zwischen<br />
diesen beiden Futtermitteln, damit wird die gesamte Breite an Rohproteingehalten<br />
abgedeckt.<br />
Schätzung mit Aminosäurefaktoren<br />
In der folgenden Tabelle sind die Aminosäurefaktoren der in der Fütterung bedeutsamen<br />
essentiellen Aminosäuren für Raps- und Sojafuttermittel sowie die Regressionsfaktoren für<br />
Soja aufgeführt.<br />
Aminosäure AS-Faktoren AS-Faktoren Regressionsgleichung<br />
Raps<br />
Soja<br />
Sojaerzeugnisse<br />
Lysin 0,0531 * XP 0,0600 * XP 0,0597 * XP + 0,16<br />
Methionin 0,0198 * XP 0,0136 * XP 0,0144 * XP – 0,44<br />
Cytsin 0,0234 * XP 0,0150 * XP 0,0144 * XP + 0,36<br />
Met + Cys 0,0442 * XP 0,0285 * XP 0,0289 * XP – 0,08<br />
Threonin 0,0428 * XP 0,0387 * XP 0,0397 * XP – 0,52<br />
Tryptophan 0,0131 * XP 0,0133 * XP 0,0136 * XP – 0,22<br />
In der Anwendung ist der Aminosäurefaktor der betreffenden Futtergruppe mit dem<br />
Rohproteingehalt mal zunehmen und ergibt dann den Gehalt an Aminosäure in der<br />
gleichen Dimension wie beim Protein. Die Form der Dimension, ob beispielsweise in<br />
Futtermittel oder in TM, in Prozent oder g ist unerheblich, sie braucht nur gleich auf<br />
Rohprotein und Aminosäure angewendet werden.<br />
287
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Diese Art der Schätzung ist bei allen Rapsfuttermitteln angebracht, weil die Proteingehalte<br />
der fettfreien organischen Masse nicht sehr weit streuen und die betreffenden Kriterien<br />
durch die üblichen technologischen Behandlungen keine merklichen Veränderungen<br />
erfahren.<br />
Bei entfetteten Sojaerzeugnissen ist die Berechnung mit der aufgeführten<br />
Regressionsgleichung möglich. Allerdings muss dabei die Dimension, hier g/kg TM<br />
beachtet werden. Bei einem Vergleich der Ergebnisse aus der Schätzung nach<br />
Aminosäurefaktoren und Regressionsgleichung zeigen sich aber nur unbedeutende<br />
Differenzen, wie schon aus den geringen Unterschieden zwischen den<br />
Aminosäurefaktoren und Regressionsfaktoren in obiger Tabelle abgeleitet werden kann.<br />
Offensichtlich verändert sich das Protein in Sojafuttermitteln in seinem Aminosäureprofil<br />
nur unwesentlich auch bei sehr unterschiedlichen Rohproteingehalten. Um die<br />
Eingrenzungen der Regressionsgleichung zu umgehen, erscheint es auch bei den<br />
Sojaerzeugnissen angebracht, in der praktischen Anwendung die Gehalte an<br />
Aminosäuren mit den betreffenden Aminosäurefaktoren zu schätzen.<br />
Beispielsberechnung<br />
Es wird angenommen, ein Rapskuchen hat in der Untersuchung 360 g Rohprotein je kg<br />
TM erbracht. Aus der Multiplikation mit den betreffenden Aminosäurefaktoren für Raps aus<br />
der Tabelle errechnen sich die zu erwartenden Gehalte an Aminosäuren (wie Rohprotein<br />
in g/kg TM):<br />
AS (g/kg TM) = Aminosäurefaktor * XP (g/kg TM)<br />
Lysin = 0,0531 * 360 = 19,1 (g/kg TM)<br />
Methionin = 0,0136 * 360 = 4,9 (g/kg TM)<br />
Anwendung und Zusammenfassung<br />
Mit den dargestellten Aminosäurefaktoren können durch Multiplikation mit dem<br />
Rohproteingehalt die Gehalte an Aminosäuren in Raps- und Sojaerzeugnisse geschätzt<br />
werden.<br />
Literaturhinweise<br />
DLG (1991) DLG-Futterwerttabellen – Schweine, 6. Auflage, Frankfurt a. Main<br />
DEGUSSA (2001): The Amino Acid Composition of Feedstuffs. 5 th completely revised<br />
edition<br />
Rutzmoser, K. (2006): Schätzverfahren für Energie und Aminosäuren bei Raps- und<br />
Sojaprodukten, Bericht UFOP-Projektnummer 524/052<br />
288
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
John<br />
289
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Verhalten von Fusarientoxinen bei der Ethanolerzeugung aus belastetem Getreide<br />
Hanschmann, Gudrun (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft); Krieg, Doris:<br />
Die Erzeugung von Energie und Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen gewinnt<br />
durch die Begrenztheit der natürlichen Ressourcen und durch die ausgeglichene CO2-<br />
Bilanz im Hinblick auf die Gefahr der globalen Erwärmung an Bedeutung. Bioethanol wird<br />
seit längerem in Amerika und neuerdings auch in Europa großtechnisch hergestellt. Wenn<br />
auch das Haupterzeugnis Ethanol darstellt, fällt doch zu etwa 50 % als Gärrückstand<br />
Schlempe an, die als Futtermittel vermarktet werden kann.<br />
Seit etwa 3 Jahren gibt es auch in Deutschland großtechnische Anlagen, die aus Getreide<br />
Ethanol herstellen. In diesen Anlagen wird vor allem Roggen, Weizen und Triticale<br />
verarbeitet. Die dabei anfallende Schlempe wird in zwei unterschiedlichen Zuständen auf<br />
den Markt gebracht:<br />
1. als Feuchtschlempe mit einer Trockenmasse (TM) von ca. 35 %<br />
2. als Trockenschlempe mit ca. 95 % TM<br />
Der Futterwert der Schlempe wird vor allem durch die Hauptinhaltsstoffe bestimmt. Er<br />
könnte aber nachhaltig negativ beeinflusst werden, wenn unerwünschte Stoffe, wie z.B.<br />
Mykotoxine in der Schlempe enthalten sind.<br />
Mykotoxine können in das Ausgangsgetreide vor allem über Fusarienpilze, die ubiquitär<br />
am Boden, oder auf ungenügend eingearbeiteten Pflanzenrückständen auf dem Feld<br />
vorhanden sind, in das aufwachsende Getreide vordringen und dort unter bestimmten<br />
Bedingungen Mykotoxine bilden. Die am häufigsten vorkommenden Mykotoxine sind das<br />
Deoxynivalenol (DON) und das Zearalenon (ZEA). Zur Vermeidung des Pilzbefalls gibt es<br />
eine ganze Reihe von Strategien, die der Landwirt anwenden kann, dennoch bleibt die<br />
Witterung, vor allem zum Zeitpunkt der Blüte ein wesentlicher, nicht zu beeinflussender<br />
Faktor, der über hohe oder niedrige Mykotoxingehalte im Erntegut entscheidet. Wenn<br />
Grenzwerte (1) überschritten sind, darf das Getreide weder in der Nahrungsmittel- noch in<br />
der Futtermittelproduktion eingesetzt werden.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit sollte deshalb geprüft werden:<br />
• wo die Mykotoxine, speziell DON und ZEA, beim Vergärungsprozess verbleiben<br />
• ob die bei der Vergärung anfallende Schlempe als Futtermittel geeignet ist<br />
(niedriger DON-Gehalt) oder<br />
• durch Silierung der Schlempe eine Verminderung des DON-Gehaltes erreicht<br />
werden kann.<br />
Literatur zu diesem Problem existiert praktisch nicht, lediglich auf der Internetseite der<br />
Minnesota Universität, die sehr viele Untersuchungen mit der Gärrückständen von Mais<br />
durchgeführt hat, wird berichtet, dass beim Maischen und Brennen kein Abbau der<br />
Mykotoxine erfolgt und es auf Grund des Masseverlustes in der Schlempe zu einer<br />
Anreicherung der Mykotoxine auf das 3-fache kommt (2).<br />
Zur Klärung dieser Fragen wurde folgendermaßen vorgegangen:<br />
1. Anpassung der Mykotoxinanalytik an die Matrizes Wasser, Schlempe und silierte<br />
Schlempe<br />
2. Vergärung von Getreide (hier Triticale) mit definiertem DON- und ZEA-Gehalt und<br />
Kontrolle des DON und ZEA in allen Verfahrensstufen<br />
3. Silierversuch mit Schlempe und Verfolgung des DON-und ZEA-Gehaltes<br />
290
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
1. Anpassung der Mykotoxinanalytik an die Matrizes Wasser, Schlempe,<br />
konservierte Schlempe<br />
Zur Bestimmung von Mykotoxinen werden in unserem Labor für die Matrizes Getreide und<br />
Mischfuttermittel validierte VDLUFA-Methoden (3, 4) eingesetzt. Für wässrige Systeme<br />
und Silagen sind diese Verfahren bisher nicht getestet.<br />
Zur Testung wurde Bierwürze ausgewählt, ein beim Bierbrauen anfallender wässriger<br />
Extrakt mit ca. 8 % TS, der den bei der Bioethanolproduktion anfallenden Extrakten ähnelt.<br />
Die Wiederfindungsversuche wurden in folgender Form durchgeführt: zu je 100 ml<br />
Bierwürze wurden 3 verschiedene Konzentrationen an DON dosiert: 100, 500 und 1000<br />
µg/l, vermischt, filtriert und ohne weitere Aufarbeitung 1 ml davon über die<br />
Immunoaffinitätssäule gegeben, und entsprechend VDLUFA-Methode (Nr 16.12.1)<br />
weiterverarbeitet.<br />
Sollkonzentration (µg/l) Istkonzentration (µg/l) Wiederfindung (%)<br />
Bierwürze Blindwert
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Bezeichnung Zugabe Verlust Bilanz Prozessschritt Bemerkung<br />
(kg) (kg) (kg)<br />
Triticale 33 0 33 Maischen gemessen<br />
Wasser 94 0 127 Maischen gemessen<br />
Enzyme 1 0 128 Maischen gemessen<br />
Sudhausverluste 0 8 120 Süßmaische geschätzt<br />
Probe Süßmaische 0 5 115 Süßmaische gemessen<br />
Hefezugabe 7 0 122 Gärung gemessen<br />
CO2 0 9 113 Gärung berechnet<br />
Probe Sauermaische 0 7 106 Sauermaische gemessen<br />
Destillat 0 25 81 Destillation gemessen<br />
Verdampfung 0 3 78 Destillation geschätzt<br />
Probe Rückstand 0 5 73 Dest.rückstand gemessen<br />
Filtrationsverluste 0 5 68 Filtration geschätzt<br />
Filtrat 0 50 18 Filtration gemessen<br />
Probe Schlempe 0 2 16 Schlempe gemessen<br />
Schlempe 0 16 0 Silierung gemessen<br />
Tab.3: Mengenbilanz des Brauversuches<br />
Die Alkoholergiebigkeit aus dem Vorversuch konnte erreicht und damit die technologisch<br />
einwandfreie Versuchsdurchführung bestätigt werden.<br />
Abbildung1 zeigt den Verlauf des Versuches und die Probeentnahmestellen in einem<br />
Fließbild.<br />
Bioethanolversuch - Mykotoxinbilanzierung<br />
Probe (1kg)<br />
Probe (2 l)<br />
Probe Probe (5 l) Probe (5 l)<br />
gemahlenes<br />
Getreide<br />
29,1kg<br />
Wasser<br />
Enzyme<br />
4kg<br />
Schlempe<br />
3,9kg<br />
94 l<br />
Filtrat<br />
1 kg<br />
Süßmaische Hefen<br />
Gärtank<br />
26kg<br />
Rückstand<br />
Probe (5l)<br />
•Eingesetzte Mengen bezogen auf absolute TS<br />
Abb.1: Fließschema des Brauversuches<br />
7 kg<br />
9kg<br />
9kg<br />
Destillation<br />
10 l<br />
Ethanol<br />
9 kg<br />
CO 2<br />
292
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
2.2. Ergebnisse und Auswertung<br />
Von den gezogenen Proben wurden die Trockenmassen und die DON - und ZEA-Gehalte<br />
bestimmt. Die Messwerte und die daraus berechneten Gehalte sind in Tabelle 2<br />
zusammengestellt.<br />
Versuchsschritte<br />
absolute<br />
Menge<br />
DON-Gehalt<br />
DON-<br />
Gehalt<br />
ZEA-Gehalt<br />
ZEA-<br />
Gehalt<br />
Frischmasse TS Frischmasse TS<br />
gemahlenes<br />
kg µg/kg µg/kg µg/kg µg/kg<br />
Getreide 29,1 3200 3636 38 43<br />
Süßmaische 26,4 779 3534 39 47<br />
Sauermaische<br />
Rückstand<br />
9,2 118 13733 94 106<br />
Destillation 9,2 1638 13880 123 132<br />
Filtrat 3,9 1229 15740 30 34<br />
Schlempe 4,1 1900 7879 151 160<br />
konservierte<br />
Schlempe<br />
4 1244 5228 30 122<br />
Tab.2: TM, DON- und ZEA-Gehalte in den einzelnen Verfahrensstufen<br />
Zur Überprüfung des Mykotoxinverbleibs im Verlauf des Brauversuches wurde eine Bilanz<br />
erstellt. In Tabelle 3 sind die absoluten Mengen an DON und ZEA, die in Form von 33 kg<br />
Triticale in den Braubottich eingebracht wurden und ihre Gehalte in den einzelnen<br />
Fraktionen, bezogen auf absolute TS, berechnet.<br />
DON<br />
(absolute<br />
ZEA<br />
(absolute<br />
absolute<br />
DiffeDiffe-<br />
Menge Mengen) renz Mengen) renz<br />
kg µg % µg %<br />
gemahlenes Getreide 29,1 105600 0 1254 0<br />
Süßmaische 26,4 93437 -12 1244 1<br />
Sauermaische 9,2 126321 20 977 22<br />
Rückstand Destillation 9,2 127756 21 1212 -4<br />
Filtrat, gesamt<br />
Schlempe nach<br />
3,9 61465 132<br />
Schleudern<br />
Summe Filtrat und<br />
4,1 34188 689<br />
Schlempe<br />
Verhältnis des<br />
Mykotoxingehaltes<br />
von Schlempe zum<br />
8,0 95653 -9 821 -35<br />
Filtrat ca. 1:2 ca. 5:1<br />
Tab.3: Bilanz der DON- und ZEA-Gehalte<br />
An Hand der Ergebnisse ist ersichtlich, dass DON eine weitgehend ausgeglichene Bilanz<br />
hat, es wird während des Brau- und Destillationsvorganges nicht abgebaut.<br />
Schwankungen, die bis zu 20 % betragen, resultieren aus Probenahmefehlern, der<br />
293
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Messunsicherheit der Analysenverfahren und dem Hochrechnen kleiner analysierter<br />
Mengen auf die eingesetzte Gesamtmenge. Eine Differenz von 35 % zum Ausgangsgehalt<br />
bei Zearalenon lässt sich mit derartigen Schwankungen nicht mehr erklären. Zearalenon<br />
verschwindet teilweise während der Destillation. Ob es dabei zu einem Abbau bzw.<br />
Metabolisierung kommt, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht geklärt werden. Beide<br />
Toxine unterscheiden sich auch in ihrer Wasserlöslichkeit, wie man am Verhältnis von<br />
Schlempe zu Filtrat sehen kann. Es löst sich etwa doppelt soviel DON im Filtrat wie in der<br />
Schlempe, während nur etwa ein Fünftel des noch vorhandenen ZEA´s im Filtrat zu finden<br />
ist, vier Fünftel bleiben in der Schlempe zurück. Diese Zahlen beziehen sich auf eine<br />
Trockenmasse der Schlempe von ca. 24 %. Bei der großtechnischen<br />
Pressschlempeherstellung unter kontinuierlichen Bedingungen wird bis auf ca. 35 % TM<br />
abgepresst, allerdings wird ein Viertel des Filtrates bis zu sieben mal in den Braukreislauf<br />
zurückgeführt, um einen Teil des löslichen Proteins, welches beim Abpressen in das Filtrat<br />
übergeht, zurückzugewinnen. Dadurch besteht die Gefahr, dass auch wieder das stark<br />
wasserlösliche DON in den Kreislauf eingeschleust wird. Legt man obige Zahlen (25 % TM<br />
in der Schlempe, Filtrat sieben mal in den Kreislauf zurück) zugrunde und geht von einem<br />
gleich bleibend hohem DON-Gehalt des Ausgangsgetreides von 2000 µg/kg (niedrigster<br />
Orientierungswert in der Rinderfütterung; worst case) aus, so ergäbe sich ein maximal<br />
möglicher zusätzlicher Anstieg des DON-Gehaltes in der Schlempe von 17 %.<br />
Bezogen auf die Trockenmasse von 25 % ergab sich in unserem Versuch ein Anstieg des<br />
DON-Gehaltes auf das 2,3-fache und des ZEA-Gehaltes in der Schlempe auf das 3,8fache<br />
des Ausgangstoxingehaltes. Abbildungen 2 und 3 veranschaulichen noch einmal die<br />
Zunahmen der Toxine in den Schlempen.<br />
µg/kg DON<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Ausgangsgetreide Schlempe<br />
Abb.2 Anstieg des DON-Gehaltes in der Schlempe (TS)<br />
µg/kg ZEA<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Ausgangsgetreide Schlempe<br />
Abb. 3: Anstieg des ZEA-Gehaltes in der Schlempe (TS)<br />
294
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Für DON und ZEA in Futtermitteln gibt es bisher noch keine Grenzwerte. Grundlage der<br />
Beurteilung einer Belastung sind im Moment die Orientierungswerte des<br />
Bundesministeriums für Verbraucherschutz. Diese beziehen sich auf die gesamte Ration<br />
bei einem Trockenmassegehalt von 88 %. (5)<br />
Schlempe wird in der Praxis hauptsächlich in der Rinderfütterung eingesetzt und dort zu<br />
bis zu 15 % der Ration beigemischt.<br />
Legt man die niedrigsten Orientierungswerte für Rinder (2 mg/kg DON, 0,25 mg/kg ZEA)<br />
zugrunde und postuliert eine Verdreifachung des Mykotoxingehaltes in der Schlempe,<br />
könnte der Gehalt des Ausgangsgetreides 4,4 mg/kg FM DON und 0,5 mg/kg FM ZEA<br />
betragen. Voraussetzung wäre, dass die restliche Ration mykotoxinfrei ist.<br />
Unter Berücksichtigung eines möglichen weiteren Eintrags von Mykotoxinen in die Ration<br />
durch belastetes Getreide oder Mais sowie in den Gärprozess durch kontaminiertes Filtrat<br />
sollten die Mykotoxingehalte im Ausgangsgetreide für die Bioethanolherstellung die<br />
gesetzlichen Grenzwerte der EU für Lebensmittel (1) von 1,25 mg/kg DON und 0,1 mg/kg<br />
für ZEA nicht überschreiten. Es gibt aus unserer Sicht aber auch keinen Grund,<br />
Mykotoxinwerte unter diesen Grenzen zu fordern, um futtermittelrechtlich unbedenkliche<br />
Schlempe erzeugen zu können.<br />
3. Silierversuch mit Schlempe und Verfolgung des DON-und ZEA-Gehaltes<br />
Die beim Destillieren zurückbleibende Dünnschlempe wurde abgelassen, im noch warmen<br />
Zustand abgeschleudert und sofort ohne weitere Konservierungsstoffe in Silierschläuche<br />
verbracht und luftdicht verschlossen. Ohne Konservierung oder Silierung zeigt die frische<br />
Schlempe bereits nach einem Tag Verderbniserscheinungen (6). Nach 3-monatiger<br />
Silierung wurden die Silierschläuche geöffnet, und die silierte Schlempe auf<br />
Futterinhaltsstoffe und Mykotoxine untersucht. Die Gärqualität, der Futterwert und der<br />
mikrobiologische Zustand wurden als sehr gut eingeschätzt.<br />
Die Mykotoxingehalte (Tabelle 2) betragen zwischen 70 und 80 % der unsilierten<br />
Schlempen. Diese etwas niedrigeren Befunde gegenüber der Ausgangsschlempen lassen<br />
sich nicht als Zeichen des Mykotoxinabbaus deuten, da sie im Fehlerbereich des<br />
eingesetzten Analysenverfahrens liegen.<br />
Die Silierung von frischer Mykotoxin belasteter Pressschlempe unter den beschriebenen<br />
Bedingungen ist daher ebenso kein Mittel zur Reduzierung der Mykotoxingehalte.<br />
4. Zusammenfassung<br />
In einem Gärversuch mit 33 kg Triticale, die 3200 µg/kg DON und 35 µg/kg ZEA<br />
enthielten, wurde der Verbleib beider Mykotoxine untersucht.<br />
Die Bilanzierung der absoluten Mykotoxingehalte ergab, dass kein Deoxynivalenol im<br />
Prozess verloren ging. Vom Zearalenon dagegen konnten nach dem Brennnen nur noch<br />
etwa 65 % der Ausgangsmenge gefunden werden. Auf Grund der Masseverluste bei der<br />
Bioethanolherstellung (aus 33 kg Getreide entstehen 8 kg Schlempe) kommt es zu einer<br />
Anreicherung des Mykotoxingehaltes um den Faktor 2 bis 4.<br />
Da DON gut wasserlöslich ist, verliert die Schlempe beim Abfiltrieren/Abpressen einen Teil<br />
des DON´s. Dieses Filtrat wird aber in kontinuierlichen Anlagen im Kreislauf gefahren,<br />
und stellt so eine ständige Quelle für den DON-Eintrag in den Gärprozess dar.<br />
Pressschlempe wird hauptsächlich in der Rinderfütterung eingesetzt und zu etwa 15 % der<br />
Ration beigemischt.<br />
Unter Berücksichtigung eines möglichen Eintrags von Mykotoxinen über weitere<br />
Bestandteile der Ration und durch kontaminiertes Filtrat in den Gärprozess sollten<br />
295
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
die Mykotoxingehalte im Ausgangsgetreide die gesetzlichen Grenzwerte der EU von<br />
1,25 mg/kg DON und 0,1 mg/kg für ZEA nicht überschreiten.<br />
Bei der zur Haltbarmachung eingesetzten Konservierung der Schlempe in<br />
Silierschläuchen fand ebenfalls kein Mykotoxinabbau statt.<br />
5. Literatur<br />
(1) Verordnung (EG) Nr. 856/2005 der Kommission vom 06. Juni 2005 zur Änderung der<br />
Verordnung (EG) Nr. 466/2001 in Bezug auf Fusarientoxine (Abl. Nr. L143/3; 07.06.2005)<br />
(2) http://www.ddgs.umn.edu/feeding-swine/exampleswinediets-revised.pdf<br />
(3) VDLUFA-Methodenbuch Bd.III „Die chemische Untersuchung von Futtermitteln“,<br />
Kap.16.12.1<br />
(4) VDLUFA-Methodenbuch Bd.III „Die chemische Untersuchung von Futtermitteln“,<br />
Kap.16.9.2<br />
(5) Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BML),<br />
Orientierungswerte zur Mykotoxinbelastung von Futtermitteln mit Deoxynivalenol und<br />
Zearalenon im Rahmen des § 3 des deutschen Futtermittelgesetzes; 30.06.2000 (Quelle:<br />
VDM 27/00, S. 2-3).<br />
(6) Steinhöfel, O. und Engelhardt, T.: Pressschlempe: Interessantes Futtermittel und<br />
lagerfähig, Z. dlz-Agrarmagazin, 1 (2006), 108-111<br />
296
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Stärkeres Toasten bei der Rapsextraktionsschrotherstellung inaktiviert Glucosinolate<br />
und verändert die Proteinqualität<br />
Schöne, Friedrich (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Schumann, Wolfgang;<br />
Schubert, Rainer; Steingaß, Herbert; Kinast, Carmen:<br />
Der Glucosinolatgehalt von Rapsextraktionsschroten wird zum einen vom<br />
Glucosinolatgehalt der eingesetzten Rapssaat, zum anderen von der Verarbeitung und<br />
hier besonders von der Temperatur und Verweildauer im Toaster bestimmt. In den<br />
Ölmühlen werden die doppelwandigen Bleche der Etagentrockner ( Desoventizer/ Toaster)<br />
aus bis zu 130 ° C beheizt, dies bei 20 bis 60 min Verweildauer MÜNCH 2005).<br />
In einer Erhebung an Rapsextraktionsschroten aus zehn Ölmühlen unterschied sich deren<br />
Glucosinolatgehalt sehr stark, obwohl die eingesetzte Rapssaat Glucosinolatgehalte in<br />
ähnlicher Größenordnung aufwies (SCHUMANN et al. 2003). Als Ausgangshypothese der<br />
Untersuchung wurde für die Extraktionsschrote mit niedrigen Glucosinolatgehalten ein<br />
stärkeres Toasten unterstellt mit einer möglichen Proteinschädigung, welche es<br />
nachzuweisen galt. Mittels „in vitro“ Tests sollten an Rapsextraktionsschroten mit<br />
Unterschieden in der Glucosinolatkonzentration und damit im Grad des Toastens<br />
Aussagen zum Aminosäuregehalt – als Referenzaminosäure diente Lysin – bzw. zum<br />
Grad einer Proteinschädigung getroffen werden.<br />
Zur Anwendung kamen die Aminosäureanalytik und die Homoarginin-Methode zur<br />
Bestimmung des verfügbaren Lysins. Das (verfügbare) Lysin wurde sowohl auf das<br />
Futtermittel als auch auf das Protein bezogen. Der für die Messung der Lysinverfügbarkeit<br />
gewählte Homoarginin-Nachweis basiert auf der Guanidierung der freien ε-Aminogruppe<br />
des verfügbaren Lysins zu Homoarginin. Hitzegeschädigtes Lysin mit mehr oder weniger<br />
blockierten ε-Aminogruppen wird nicht guanidiert und damit unverändert als Lysin und<br />
nicht als Homoarginin nachgewiesen. In die Untersuchungen einzubeziehen waren<br />
Maßstäbe der Proteinqualität für den Wiederkäuer, charakterisiert durch das Pansen-<br />
Durchflussprotein (undegradable protein = UDP) und das am Duodenum nutzbare Protein<br />
(nXP).<br />
Material und Methoden<br />
Zur Analyse kamen Proben aus zwei Ölmühlen mit im Hinblick auf Glucosinolate ähnlichen<br />
Saatqualitäten ( Tab. 1) aber unterschiedlicher Toastung: stärker in Ölmühle A –<br />
Glucosinolate niedrig - und scwächer in Ölmühle J – Glucosinolate hoch.<br />
Jeweils 10 Proben des Rapsextraktionsschrotes wurden untersucht: verfügbares Lysin<br />
nach der Homoarginin- Methode (mod. nach Mauron und Bujard 1964 ), nXP und UDP<br />
nach dem mod. Hohenheimer Gastest (STEINGAß et al. 2001). Die Bestimmung des<br />
Rohproteins, der Trockenmasse und der Aminosäuren erfolgte laut VDLUFA-<br />
Methodenbuch (BASSLER UND BUCHHOLZ, 1997).<br />
Die Ergebnisse erscheinen als Mittelwert und Standardabweichung. Die<br />
Signifikanzprüfung im Zweistichprobenvergleich erfolgte als t Test nach STUDENT:<br />
297
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Tab. 1 Glucosinolate in Rapssaat und Rapsextraktionsschrot in den<br />
Ölmühlen A und J ( SCHUMANN, 2005)<br />
Ölmühlen<br />
Proben (Anzahl)<br />
Rapssaat<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
Davon für die<br />
Proteinuntersuchung<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
A<br />
mmol/kg T<br />
14,6 ± 5,9<br />
(141)<br />
2,5 ± 1,9<br />
(80)<br />
2,4 ± 0,8<br />
(10)<br />
J<br />
15,3 ± 3,9<br />
(153)<br />
14,4 ± 3,2<br />
(41)<br />
13,8 ± 2,8<br />
(10)<br />
Bei Rohproteinkonzentrationen der Rapsextraktionsschrotserien in ähnlicher<br />
Größenordnung traten im Lysingehalt und in der Lysinverfügbarkeit signifikante<br />
Unterschiede auf (Tab. 2). Diese Differenzen bestanden zuungunsten der<br />
Rapsextraktionsschrotchargen mit dem niedrigeren Glucosinolatgehalt, im Vergleich zu<br />
den Chargen mit dem hohen Glucosinolatgehalt.<br />
Das Schrot mit dem niedrigen Glucosinolatgehalt besaß im Vergleich zu dem mit dem<br />
hohen Glucosinolatgehalt eine um 9 % niedrigere Lysinkonzentration (P
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Tab.2 Proteinqualität von Rapsextraktionsschroten aus zwei Ölmühlen (jeweils n = 10)<br />
ausgenommen das Rohprotein Signifikanz der Unterschiede in Students` t Test -<br />
Toasten Stärker Schwächer<br />
Rohprotein<br />
g/kg T<br />
394<br />
±<br />
Lysin g/kg T 20,3 ± 0,8 22,2 ± 0,8<br />
Lysin<br />
g/100 g RP 5,15 ± 0,13 5,74 ± 0,16<br />
Verfügbares<br />
Lysin<br />
Verfügbares<br />
Lysin<br />
Verfügbares<br />
Lysin<br />
Nutzbares<br />
Protein, nXP<br />
Unabbaubares<br />
Protein, UDP<br />
Fazit<br />
75,1<br />
±<br />
12<br />
3,2<br />
387<br />
79,6<br />
g/kg T 15,2 ± 0,8 17,7 ± 0,7<br />
g/100 g RP 3,86 ± 0,18 4,56 ± 0,16<br />
g/kg T<br />
331<br />
g/kg T 230<br />
±<br />
16<br />
298<br />
±<br />
±<br />
±<br />
9<br />
2,0<br />
± 20 192 ± 10<br />
Stärkeres Toasten des Rapsextraktionsschrot kann das nXP erhöhen, jedoch vermindert<br />
es das verfügbare Lysin für Schwein und Geflügel.Rapsextraktionsschrot mit<br />
verarbeitungsbedingt niedrigerem Glucosinolatgehalt ist für den Wiederkäuer zu<br />
bevorzugen. Für Monogastriden erfordert ein solches Schrot den Extra-Zusatz von Lysin.<br />
Das Toasten des Rapsextraktionsschrot darf aber auch im Hinblick auf den Wiederkäuer<br />
nicht so stark sein, dass die Qualität des UDP leidet.<br />
Nach wie vor hat für die Verminderung des Glucosinolatgehaltes die 00-Strategie der<br />
Pflanzenzüchtung Vorrang vor einem verarbeitungs-technischen Schritt wie dem (zu)<br />
intensiven Toasten.<br />
(BASSLER, R., BUCHHOLZ, H. (ed.): Die chemische Untersuchung von Futtermitteln,<br />
Methodenbuch Bd. II, Verband der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und<br />
Forschungsanstalten, VDLUFA Verlag Darmstadt, einschließlich 4. Ergänzungslieferung,<br />
1997)<br />
MAURON, J. und BUJARD, E. (1964): Guanidination of alternative approach to the<br />
determination of available lysine in foods. In: Proc. 6th Int. Congr. Nutr. Edinburgh, 489-<br />
490<br />
MÜNCH, E:; LIPPRO Consulting Verden: persönl. Information vom Mai 2005<br />
6<br />
299
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
SCHUMANN, W. (2005): Untersuchungen zum Glucosinolatgehalt von in Deutschland<br />
erzeugten und verarbeiteten Rapssaaten und Rapsfuttermitteln. Union zur Förderung von<br />
Öl- und Proteinpflanzen e.. V. Berlin UFOP- Schriften, Heft 27 , Seiten 40 und 44<br />
STEINGAß, H., D. NIBBE, K.-H. SÜDEKUM, P. LEBZIEN und H. SPIEKERS (2001): Schätzung<br />
des nXP-Gehaltes mit Hilfe des modifizierten Hohenheimer Futterwerttests. Abstracts 113.<br />
VDLUFA-Kongress, Berlin, 114.<br />
300
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Einsatz von Rapsprodukten in Kälberstartern<br />
Jilg, Thomas (Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf (LVVG)):<br />
Einleitung, Fragestellung<br />
Der Anbau von Körnerraps hat durch die Entwicklung auf dem Energiesektor neue<br />
Aktualität gewonnen. Der Produktion von Rapsschrot ist von 1995 bis 2005 von 1,5 Mio.<br />
Tonnen auf 3,2 Mio. Tonnen gestiegen. Schätzungen zufolge wird die Produktion bis 2007<br />
auf 4,6 Mio. Tonnen ansteigen (Groß, 2006). Diese Entwicklung wird zu einem verstärkten<br />
Angebot auf dem Markt führen. Die landwirtschaftliche Praxis ist deshalb aufgerufen,<br />
Rapsprodukte in der Fütterung einzusetzen. Die LVVG Aulendorf hat sich in den<br />
vergangenen 20 Jahren intensiv mit der Verfütterung von Rapsextraktionsschrot und<br />
Rapskuchen an Milchkühe und Mastbullen beschäftigt. Nun war es an der Zeit zu prüfen,<br />
ob Rapsprodukte auch an Kälber in der Tränkephase ohne Nachteile verfüttert werden<br />
können. Rapskuchen wird in dezentralen Ölmühlen hergestellt und enthält 10 bis 20 %<br />
Fett. Beim Rapsextraktionsschrot (RES) wird das Fett nach der Pressung noch mit<br />
Lösungsmitteln extrahiert. Beim Raproplus wird das Gut vor der Extraktion noch Druck und<br />
Wärme ausgesetzt. Die vermindert die Pansenabbaubarkeit des Proteins und die<br />
Glucosinolatgehalte. Sojaextraktionsschrot (SES) wird durch Fettextraktion mit<br />
Lösungsmitteln gewonnen.<br />
Material und Methoden<br />
42 Fleckviehkälber, die innerhalb von 6 Monaten geboren wurden, wurden auf 4 Gruppen<br />
mit 10 bzw. 11 Kälber aufgeteilt. Die Tränke erfolgte mit 220 kg Vollmilch in 7<br />
Tränkewochen (Tabelle 1). Die ersten 3 Wochen waren die Kälber in Einzelbuchten<br />
aufgestallt, danach in einem Gruppenlaufstall mit Stroheinstreu. Das Kraftfutter wurde dort<br />
mit Kraftfutterabrufautomaten gefüttert. Heu wurde allen Kälbern zur freien Aufnahme zur<br />
Verfügung gestellt. Die Messung des Heuverzehrs war nicht möglich.<br />
Tabelle 1: Tränkeplan<br />
Lebenswoche 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Vollmilch,<br />
Liter/Tag<br />
Biestmilch<br />
5<br />
ca. 4 Liter<br />
5 4 4 3 2 1<br />
301
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Tabelle 2 Kraftfuttermischungen<br />
Futtermittel KF-Sojaextraktionsschrot<br />
KF-Raps-<br />
extraktionsschrot<br />
KF-<br />
Raproplus<br />
KF-<br />
Rapskuchen<br />
Trockenschnitzel, % 20 20 20 20<br />
Gerste, % 15 14 14 14<br />
Hafer, % 15 11 11 11<br />
Weizen, % 14 14 14 14<br />
Sojaextraktionsschrot, % 15<br />
Rapsextraktionsschrot,<br />
20<br />
%<br />
Raproplus, % 20<br />
Rapskuchen, % 20<br />
Leinkuchen, % 12 12 12 12<br />
Melasse, % 5 5 5 5<br />
Mineralfutter, % 4 4 4 4<br />
Summe, % 100 100 100 100<br />
In Tabelle 2 ist die Zusammensetzung der Kraftfuttermischungen dargestellt. Die<br />
Mischungen bestanden aus 12 % Leinkuchen 45 - 50 % Getreide, 20 % Trockenschnitzel,<br />
5 % Malasse, 4 % Mineralfutter je nach Mischung aus 15 % Sojaextraktionsschrot oder 20<br />
% eines der Rapsprodukte Rapsextraktionsschrot , Raproplus oder Rapskuchen. Tabelle 3<br />
zeigt die Nährstoffgehalte der Proteinkomponenten. Der verwendete Rapskuchen hatte<br />
11,9 % Fett in der TM.<br />
Tabelle 3: Nährstoffgehalte der Rapsprodukte und des Sojaextraktionsschrotes<br />
TM GB XP XF XL XA ME NEL UDP nXP RNB P K CA MG<br />
g/kg g/kg TM MJ/kg TM % g/kg TM<br />
Rapsextraktionsschrot 905 43,8 372 155 33 78 11,16 6,73 28 225 24 17,0 12,2 10,4 4,20<br />
Rapskuchen 917 41,5 317 148 119 73 12,26 7,39 25 206 18 17,0 12,2 11,5 4,70<br />
Raproplus 897 43,8 368 160 50 75 11,52 6,96 60 317 8 15,5 13,4 10,4 5,10<br />
Sojaextraktionsschrot 895 52,0 476 86 27 71 13,24 8,19 30 278 32 8,9 17,3 4,2 2,90<br />
Die wesentlichen Inhaltsstoffe der Kraftfuttermischungen sind in Tabelle 4 aufgeführt.<br />
Tabelle 4: Nährstoffgehalte der Kälberstarterfutter<br />
Futtermittel KF-Sojaextraktionsschrot<br />
KF-Raps-<br />
extraktionsschrot<br />
KF-<br />
Raproplus<br />
KF-<br />
Rapskuchen<br />
TM, g/kg 892 883 882 895<br />
NEL,MJ/kg FM 6,60 6,40 6,43 6,55<br />
Rohprotein, g/kg FM 176 173 173 166<br />
nXP, g/kg TM/FM 159 154 158 151<br />
Rohfaser, g/kg FM 86 97 98 97<br />
GSL in Rapskomponente<br />
µmol/g TM<br />
--- 10,4 5,5 17,0<br />
302
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Ergebnisse<br />
Lebendmasseentwicklung<br />
In Tabelle 5 werden die Lebendmassen nach der Geburt, im Alter von 3 Wochen, 7<br />
Wochen und 12 Wochen dargestellt. Die Lebendmassen lagen nach der Geburt zwischen<br />
41 und 45 kg, nach drei Wochen zwischen 54 und 55 kg, nach 7 Wochen zwischen 71 und<br />
76 kg und nach 12 Wochen zwischen 99 und 107 kg. Die Unterschiede in der<br />
Lebendmasseentwicklung waren nicht signifikant.<br />
Tabelle 5: Gewichtsentwicklung (kg LM) in den ersten 12 Lebenswochen<br />
Lebenswoche<br />
0 3 7 12<br />
Raproplus n = 10 45 54 73 107<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
n= 10 45 55 76 106<br />
Sojaextraktionsschrot<br />
n=11 45 55 73 99<br />
Rapskuchen n=11 41 55 71 101<br />
Die Zusammenhänge sind auch in Abbildung 1 dargestellt.<br />
k gLM<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Lebendmasse<br />
Raproplus<br />
Rapsextraktionsschrot<br />
Sojaextraktionsschrot<br />
Rapskuchen<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Alter in wochen<br />
Abbildung 1: Lebendmasseentwicklung<br />
Tabelle 6: Tageszunahmen in den ersten 12 Lebenswochen<br />
Lebenswoche<br />
1 bis 3 4 bis 7 8 bis 12 1 bis 7 1 bis 12<br />
Raproplus n =10 443 b 657 ab 980 a 565 738<br />
Rapsextraktionsschrot n=10 476 b 757 a 837 ab 637 720<br />
Sojaextraktionsschrot n=11 485 b 656 ab 740 b 583 648<br />
Rapskuchen n=11 654 a 594 b 834 ab a, b<br />
p
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Zunahmen mit RES-haltigem Kraftfutter signifikant höher als mit Rapskuchen - haltigem<br />
Kraftfutter. In Abbildung 2 sind die wichtigsten Zahlen graphisch dargestellt.<br />
Aus den Ergebnissen der Gewichtsentwicklung ist zu folgern, dass in<br />
Kälberaufzuchtfuttern Sojaextraktionsschrot durch Rapsprodukte ersetzt werden kann.<br />
Gramm/Tag<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
565<br />
980<br />
Tageszunahmen<br />
1. bis 7. Wo. 8. bis 12. Wo. 1. bis 12. Wo.<br />
837<br />
738 720<br />
740<br />
637 648<br />
583 620<br />
Raproplus-KF RES-KF SES-KF Rapskuchen-KF<br />
Abbildung 2 : Gewichtsentwicklung bei Verfütterung von rapshaltigen Kraftfuttern<br />
Im Vergleich zur Verfütterung von Kraftfuttern mit Sojaextraktionsschrot.<br />
Futteraufnahme<br />
Abbildung 3 zeigt den Futterverzehr in Abhängigkeit von der Kraftfuttermischung.<br />
Gramm/Tag<br />
2250<br />
2000<br />
1750<br />
1500<br />
1250<br />
1000<br />
750<br />
500<br />
250<br />
0<br />
LW1<br />
LW2<br />
Kraftfutterverzehr<br />
Raproplus-KF<br />
Rapsextraktionsschrot-KF<br />
Sojaextraktionsschrot-KF<br />
Rapskuchen-KF<br />
Abbildung 3: Entwicklung der Kraftfutteraufnahme<br />
LW3<br />
LW4<br />
LW5<br />
LW6<br />
LW7<br />
LW8<br />
LW9<br />
LW10<br />
LW11<br />
LW12<br />
Zur Zeit des Abtränkens lag der Kraftfutterverzehr zwischen 500 und 1000 Gramm pro<br />
Tag, um dann zügig anzusteigen. Die Menge wurde auf 2 kg pro Tag limitiert.<br />
834<br />
709<br />
304
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Tabelle 7: Verbrauch an Kälberaufzuchtfutter in 12 Aufzuchtwochen<br />
Verbrauch in 12 Wochen<br />
kg<br />
Zuwachs<br />
in 12 Wochen<br />
kg<br />
kg Kraftfutter pro<br />
kg Zuwachs<br />
Raproplus 67 62 1,1<br />
Rapsextraktionsschrot 71 61 1,2<br />
Sojaextraktionsschrot 75 54 1,4<br />
Rapskuchen 73 60 1,2<br />
In Tabelle 7 ist der Gesamtverbrauch pro Kalb zusammengestellt. Er liegt zwischen 67<br />
und 75 kg. Pro kg Zuwachs wurde mit Raproplus-KF 1,1 kg verbraucht, mit sojahaltigem<br />
Kraftfutter 1,4 kg.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Mit Sojaextraktionsschrot im Aufzuchtfutter konnte keine höhere Aufzuchtleistung erreicht<br />
werden als mit Rapsprodukten. Am erfolgreichsten war das Kraftfutter mit der Komponente<br />
Raproplus.<br />
Literatur<br />
Groß, K.J. (2006): Rapsschrot und Rapskuchen. Vortrag anlässlich der 101. Tagung des<br />
Bundesarbeitskreises der Fütterungsreferenten am 6./7.4.2006, Fulda.<br />
305
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Einsatz von NSP-Enzymen bei Mastschweinen<br />
Richter, Gerhard (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena); Otto, Fred; Hartung,<br />
Horst; Bargholz, Jürgen:<br />
Problemstellung<br />
Die physikalisch-chemischen Eigenschaften der vorrangig in den Zellwänden lokalisierten<br />
Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP) sind für deren negative Wirkungen bei Monogastriden<br />
verantwortlich. Die unlösliche Fraktion der NSP behindert die vollständige Verdauung von<br />
Zellinhaltsstoffen (Käfigeffekt), während die lösliche Fraktion in erster Linie durch eine<br />
Erhöhung der Viskosität des Darminhaltes die Verdauung vermindert und letztlich eine<br />
ungünstige Veränderung der Exkrementkonsistenz bewirken kann. Ziel der Versuche war<br />
die Testung von zwei NSP-hydrolisierenden Enzymprodukten bei Mastschweinen, denen<br />
Getreiderationen mit sehr hohem Anteil der Nebenprodukte Weizennachmehl,<br />
Weizengrießkleie und Weizenkleie gefüttert wurden.<br />
Material und Methode<br />
In zwei Versuchen mit PIC-Mastschweinen (PiHa x C23) in Einzelhaltung wurden dem<br />
Vormast- bzw. Endmastfutter 100 g Belfeed® 1100 (Gruppe 2) oder 1000 g Porzyme<br />
9300® (Gruppe 3) jeweils pro t Mischfutter zugesetzt. Die Gruppe 1 fungierte als<br />
Kontrollvariante und enthielt keinen Zusatz. Die Hauptaktivität in den Enzymprodukten ist<br />
die Endo-1,4-Beta-Xylanase.<br />
In beiden Versuchen kamen 16 Börgen/Gruppe in der zweiphasigen Mastperiode zur<br />
Einstallung. Das Vormastfutter erhielten die Tiere von 24 - 63 kg und das Endmastfutter<br />
von 63 - 115 kg Lebendmasse. Die Zusammensetzung und Nährstoffgehalte der<br />
eingesetzten Rationen wird in Tabelle 1 dargestellt. In den Mischfuttern variierten die<br />
Anteile an Weizennachmehl, Weizengrießkleie und Weizenkleie in der Summe von 14,8 %<br />
bis 47,4 %. Der rechnerische Energiegehalt der Rationen lag zwischen 12,2 und 13, 4 MJ<br />
ME/kg Mischfutter. Die Rohnährstoffanalysen der Mischfutter ergaben bei den jeweiligen<br />
Rationen keine nennenswerten Abweichungen. Die Zusammensetzung des Prämixes ist in<br />
Tabelle 2 dargestellt.<br />
306
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Tabelle 1: Zusammensetzung und wertbestimmende Inhaltsstoffe der verwendeten<br />
Rationen (g/kg Mischfutter)<br />
Versuch A Versuch B<br />
Komponenten/<br />
Gehalte<br />
Vormastfutter Endmastfutter Vormastfutter Endmastfutter<br />
Weizen 143 65 172 144<br />
Gerste 150 170 200 200<br />
Triticale 200 170 200 200<br />
Weizennachmehl 200 170 120 100<br />
Weizengrießkleie 60 152 28 59<br />
Weizenkleie<br />
Sojaextraktionsschrot,<br />
60<br />
-<br />
152<br />
-<br />
49<br />
Sojaextraktionsschrot,<br />
44<br />
40 30 80 -<br />
Rapskuchen 40 - 60 60<br />
Erbsen 50 40 - 80<br />
Pflanzenöl L 10 24 20 24 24<br />
Prämix 5 5 5 5<br />
Futterkalk, fein 13 14 13 14<br />
Monocalciumphosphat 1,5 - 2 1<br />
Viehsalz 3,8 3,2 4 4<br />
Lysin-HCl 3,5 2,8 3 3<br />
Threonin 0,2 - - -<br />
Ameisensäure 6 6 6 6<br />
Energie (MJ ME) 13,0 12,2 13,4 13,0<br />
Rohprotein<br />
150,7 142,3 182,4 153,4<br />
Lysin<br />
9,1<br />
8,1<br />
11,1<br />
9,2<br />
Methionin<br />
2,5<br />
2,3<br />
3,0<br />
2,5<br />
Methionin/Cystin<br />
5,6<br />
5,2<br />
6,6<br />
5,7<br />
Rohfett<br />
51<br />
47<br />
51<br />
53<br />
Rohfaser<br />
43<br />
52<br />
39<br />
45<br />
Rohasche<br />
49<br />
51<br />
52<br />
51<br />
Stärke<br />
382<br />
344<br />
370<br />
386<br />
Zucker<br />
43<br />
44<br />
45<br />
41<br />
Calcium<br />
7,0<br />
6,9<br />
7,2<br />
7,2<br />
Phosphor<br />
5,0<br />
5,7<br />
4,8<br />
5,0<br />
Zur biostatistischen Auswertung der Versuchsergebnisse wurden die Varianzanalyse und<br />
zur Prüfung der Mittelwertdifferenzen der Tukey-Test angewendet.<br />
-<br />
83<br />
60<br />
40<br />
307
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Tabelle 2: Zusammensetzung des Prämix<br />
Parameter Maß-<br />
einheit<br />
Parameter Maß-<br />
einheit<br />
Vitamin A IE 2.000.000 Eisen (Eisen-sulfat) mg 25.000<br />
Vitamin D3 IE 300.000 Kupfer (Kupfer-II-sulfat) mg 3.000<br />
Vitamin E mg 16.000 Mangan (Manganoxid) mg 16.000<br />
Vitamin B1 mg 800 Zink (Zink-II-sulfat) mg 20.000<br />
Vitamin B2 mg 3.200 Jod (Ca-Jodat) mg 400<br />
Vitamin B6<br />
Vitamin B12<br />
Vitamin K3-Men.<br />
Cholinchlorid<br />
mg<br />
mcg<br />
mg<br />
mg<br />
1.200<br />
16.000<br />
400<br />
60.000<br />
Nicotinsäure mg 20.000<br />
Pantothensäure mg 12.000<br />
Folsäure mg 400<br />
Biotin mcg 30.000<br />
Kobald (basisches Co-II-<br />
Karbonat)<br />
Selen (Natrium-selenit)<br />
BHT (Antioxidans)<br />
6-Phytase EC 3.1.3.26<br />
mg<br />
mg<br />
mg<br />
U<br />
160<br />
80<br />
20.000<br />
150.000<br />
Ergebnisse<br />
- Belfeed® 1100<br />
Die Supplementation von Belfeed zum Vormast- oder Endmastfutter nahm keinen<br />
signifikanten Einfluss auf den Futterverzehr (Tab. 3 und 4). Im Versuch A verzehrten die<br />
Schweine in der gesamten Mast 2,8 % weniger und im Versuch B 1,0 % mehr Futter als<br />
die Kontrolltiere. Die Körpermassezunahme konnte durch den Enzymzusatz um 0,5 %<br />
bzw. 2,7 % erhöht werden (p > 0,05). Im Futteraufwand wurden in allen Prüfabschnitten<br />
niedrigere Werte bei Enzymsupplementation nachgewiesen (p > 0,05). In der gesamten<br />
Mastperiode benötigten die Schweine des Versuchs A 3,1 % und des Versuches B 1,7 %<br />
weniger Futter für die Synthese von 1 kg Körpermasse. Der Trockensubstanzgehalt der<br />
Exkremente betrug 23,2 % in der Belfeed-Gruppe im Vergleich zu 24,6 % in der<br />
Kontrollgruppe. Ein Einfluss der Fütterung bestand also nicht.<br />
308
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Tabelle 3: Leistungen von Mastschweinen bei Futter ohne und mit NSP-spaltenden<br />
Enzymen (p > 0,05, Versuch A)<br />
Parameter<br />
Gruppen<br />
Kontrolle + Belfeed + Porzyme<br />
0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀<br />
Futterverzehr, g/Tier + Tag<br />
VM-Periode 2111 84 2024 129 2060 157<br />
EM-Periode 3394 148 3334 136 3345 294<br />
Gesamtmast 2812 101 2734 109 2762 190<br />
relativ 100 97,2 98,2<br />
Zunahme, g/Tier + Tag<br />
VM-Periode 763 90 735 129 766 64<br />
EM-Periode 944 109 976 136 949 92<br />
Gesamtmast 862 85 866 72 866 64<br />
relativ 100 100,5 100,5<br />
Futteraufwand, kg/kg Zunahme<br />
VM-Periode 2,77 0,30 2,75 0,65 2,69 0,18<br />
EM-Periode 3,59 0,36 3,42 0,39 3,53 0,38<br />
Gesamtmast 3,26 0,28 3,16 0,23 3,19 0,22<br />
relativ 100 96,9 97,9<br />
Tierabgänge, % 0 0 0<br />
Trockensubstanz von Kot, % 24,6 23,2 23,1<br />
Mastdauer, Tage 108,0 107,0 108,0<br />
Anteil Handelsklasse, %<br />
E<br />
87,5<br />
66,7<br />
50,0<br />
U<br />
12,5<br />
33,3<br />
50,0<br />
Schlachtmasse, warm, kg 91,3 5,6 90,5 5,6 90,7 3,2<br />
Anteil Magerfleisch, % 57,1 1,9 56,0 2,4 55,7 2,3<br />
Fleischmaß, mm 59,3 4,4 59,6 4,2 57,5 4,5<br />
Speckmaß, mm 15,0 2,2 16,3 3,1 16,3 2,4<br />
Reflexionswert, % 42,8 5,2 40,4 3,4 42,6 6,4<br />
Preis/kg Schlachtmasse, € 1,46 0,03 1,43 0,06 1,43 0,05<br />
Infolge eines geringeren Magerfleischanteiles lag der Anteil Handelsklasse E-Schweine in<br />
den Enzymgruppen niedriger als in den Kontrollgruppen. Das Speckmaß war in den<br />
Versuchsgruppen erhöht. Der Preis je kg Schlachtmasse lag im Versuch A 3 Cent<br />
niedriger, im Versuch B 1 Cent höher. Letzterer ist dadurch bedingt, dass in der<br />
Kontrollgruppe 3 Schweine < 83 kg Schlachtmasse erreichten und dementsprechend ein<br />
Abzug vorgenommen wurde.<br />
Im Mittel der beiden Versuche führte die Belfeed-Supplementation zu 1,1 % geringerer<br />
Futteraufnahme, 1,4 % höhere Körpermassezunahme bei 2,6 % günstigerem<br />
Futteraufwand (p > 0,05). Der Anteil Handelsklasse-E-Schweine lag 12,9 %-Punkte unter<br />
dem der Kontrollgruppen. Das Speckmaß stieg von 14,9 mm in den Kontrollgruppen auf<br />
16,1 mm in den Belfeedgruppen (p < 0,05) und der Magerfleischanteil fiel von 57,3 % auf<br />
56,4 % (p < 0,07). Der Gesundheitszustand der Schweine war gut und es gab keine<br />
Tierabgänge in der Versuchsgruppe.<br />
Eine Differenzrechnung der beeinflussten Leistungen (Futterverzehr, Körpermasse,<br />
Magerfleischanteil) und Kosten (Belfeed) ergibt ein Saldo von + 1,20 €/Schwein, wenn<br />
9,95 €/kg Belfeed und 135 €/t Mischfutter angenommen werden.<br />
309
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
- Porzyme 9300®<br />
Bei Zusatz von Porzyme zu Rationen mit hohem Anteil Getreidenebenprodukten<br />
verzehrten die Schweine in der gesamten Mastperiode in beiden Versuchen statistisch<br />
nicht gesichert 1,8 % bzw. 0,7 % weniger Futter (Tab. 3 und 4). Im Versuch A stieg die<br />
Masttagszunahme bei Enzymsupplementation nur um 4 g (0,5 %) und im Versuch B<br />
nahmen die Versuchsschweine 1,5 % weniger zu (p > 0,05). In der Futterverwertung<br />
bestanden ebenfalls gegensätzliche Ergebnisse. Im ersten Versuch war der Futteraufwand<br />
2,1 % günstiger, im 2. Versuch 0,7 % schlechter (p > 0,05). Der Trockensubstanzgehalt<br />
der Exkremente von den Versuchstieren lag 1,5 %-Punkte unter dem der Kontrolltiere und<br />
war vom Enzymzusatz nicht beeinflusst.<br />
Infolge des verringerten Magerfleischanteiles in den Versuchen A bzw. B um 1,4 % bzw.<br />
0,7 %-Punkte und den erhöhten Speckmaß fällt auch der Anteil Handelsklasse-E-<br />
Schweine um 37,5 %- bzw. 11,7 %-Punkte (Tab. 3 und 4).<br />
Tabelle 4: Leistungen von Mastschweinen bei Futter ohne und mit NSP-spaltenden<br />
Enzymen (p > 0,05, Versuch B)<br />
Parameter<br />
Gruppen<br />
Kontrolle + Belfeed + Porzyme<br />
0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀<br />
Futterverzehr, g/Tier + Tag<br />
VM-Periode 1882 203 1938 147 1901 151<br />
EM-Periode 3328 323 3351 216 3276 216<br />
Gesamtmast 2621 238 2647 129 2602 147<br />
relativ<br />
Zunahme, g/Tier + Tag<br />
100 101,0 99,3<br />
VM-Periode 813 119 854 83 833 56<br />
EM-Periode 944 158 953 95 899 126<br />
Gesamtmast 880 115 904 64 867 71<br />
relativ 100 102,7 98,5<br />
Futteraufwand,<br />
Zunahme<br />
kg/kg<br />
VM-Periode 2,31 0,22 2,27 0,19 2,28 0,17<br />
EM-Periode 3,53 0,48 3,52 0,31 3,64 0,54<br />
Gesamtmast 2,98 0,26 2,93 0,20 3,00 0,22<br />
relativ 100 98,3 100,7<br />
Tierabgänge, % 6,2 0 0<br />
Mastdauer, Tage<br />
Anteil Handelsklasse, %<br />
100,3 98,3 100,0<br />
E<br />
86,7<br />
81,2<br />
75,0<br />
U<br />
13,3<br />
18,8<br />
25,0<br />
Schlachtmasse, warm, kg 86,4 5,7 86,5 4,6 88,3 4,1<br />
Anteil Magerfleisch, % 57,4 2,6 56,8 2,0 56,7 3,8<br />
Fleischmaß, mm 59,8 5,4 61,6 5,6 62,2 6,4<br />
Speckmaß, mm 14,7 2,8 15,9 2,0 16,1 3,4<br />
Reflexionswert, % 39,2 9,7 38,9 6,1 38,1 7,5<br />
Preis/kg Schlachtmasse, € 1,48 0,11 1,49 0,08 1,48 0,08<br />
Im Mittel der Versuche A und B verzehrten die Schweine von den mit Porzyme ergänzten<br />
Rationen 1,4 % weniger Futter und erreichten nur 99,4 % der Körpermassezunahme bei<br />
310
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
1,0 % verbesserter Futterverwertung (p > 0,05). Das Speckmaß der Enzymschweine war<br />
signifikant höher als das der Kontrollschweine. Dadurch sank der Magerfleischanteil um<br />
1,1 %-Punkte (p < 0,07) und der Anteil Handelsklasse-E-Schweine um 24,6 %-Punkte im<br />
Vergleich zu den Kontrollgruppen. Die intensivere Fettsynthese weist auf eine günstigere<br />
Energieverwertung infolge der Enzymsupplementation hin. Allerdings wirkte sich diese<br />
nicht auf ein besseres Wachstum aus. In den Versuchsgruppen traten keine Tierverluste<br />
auf.<br />
Eine Differenzrechnung der beeinflussten Leistungen (Futterverzehr, Körpermasse,<br />
Magerfleischanteil) und Kosten (Porzyme) ergibt ein Saldo von - 2,02 €/Schwein, wenn<br />
2,30 €/kg Porzyme und 135 €/t Mischfutter angenommen werden.<br />
Zusammenfassung<br />
In zwei Mastschweineversuchen wurden Rationen mit hohem Anteil<br />
Getreidenebenprodukten eingesetzt und die NSP-Enzyme Belfeed und Porzyme<br />
supplementiert. Die beiden Enzyme brachten im Mittel der beiden Versuche und in der<br />
Gesamtmast 1,4 % bessere bzw. 0,6 % schlechtere Zunahmen bei 2,6 % bzw. 1,0 %<br />
günstigeren Futteraufwand. Aufgrund des verminderten Magerfleischanteils bei<br />
Enzymzusatz und der erreichten zootechnischen Leistungen unter den geprüften<br />
Bedingungen ist der Einsatz von Belfeed möglich und der von Porzyme nicht zu<br />
empfehlen.<br />
311
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Einsatzwürdigkeit von Trockenschlempe aus der Bioethanolproduktion bei Küken<br />
und Junghennen<br />
Richter, Gerhard, (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Herzog, Elke; Leiterer,<br />
Matthias; Chudaske, Christine<br />
Bioethanol kann aus zucker- oder stärkehaltigen Rohstoffen gewonnen werden und als<br />
Nebenprodukt fällt die Schlempe an. Darin sind alle Inhaltsstoffe aus den Rohstoffen<br />
enthalten, ohne die zur Bildung von Alkohol verbrauchten Kohlenhydrate. In der<br />
Vergangenheit sind Schlempen feucht direkt an vorwiegend Rinder verfüttert worden. Die<br />
leichte Verderblichkeit der Nassschlempen führte zu futterhygienischen Problemen. In<br />
Deutschland wurden und werden mehrere Großanlagen zur Herstellung von Bioethanol<br />
errichtet. In den modernen Anlagen ist die Trocknung der anfallenden Nebenprodukte<br />
möglich und es entstehen hochwertige Eiweißfuttermittel, z. B. getrocknete<br />
Weizenschlempe. Um die verschiedenen Getreideschlempen in der Nutztierfütterung<br />
erfolgreich einzusetzen, muss der Futterwert in Verdauungs- und Fütterungsversuchen<br />
ermittelt werden. In einem Mehrländerprojekt der Landesanstalten für Landwirtschaft sind<br />
vielfältige Untersuchungen vorgesehen, um den Landwirten entsprechende<br />
Einsatzempfehlungen zu geben. Vorhandene Trockenschlempen auf vorwiegend<br />
Maisbasis werden in USA zu etwa 80 % an Rinder, 15 % an Schweine und 5 % an<br />
Geflügel verfüttert.<br />
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war, die Einsatzwürdigkeit zwei getrockneter Schlempen<br />
verschiedener Herkunft aus Weizen in Fütterungsversuchen mit Küken und Junghennen<br />
zu testen.<br />
Material und Methoden<br />
In zwei Versuchen mit Küken (0 - 8 Wochen) und Junghennen der Legerichtung (9 - 18<br />
Wochen) mit 12 Untergruppen á 7 LSL- (Versuch A) bzw. 7 LB-Tieren (Versuch B) pro<br />
Gruppe sind 5 Rationstypen mit 0, 5, 10, 15 und 20 % Trockenschlempe verglichen<br />
worden. Die Mischfutter mit 15 % Trockenschlempe erhielten zusätzlich ein NSPhydrolisierendes<br />
Enzym supplementiert. Im Versuch A wurden dem Futter 150 g ZY68<br />
(1000 FXU Endo-1,4 ∃-Xylanase/g) und im Versuch B 500 g Kemzyme W Dry (∀-Amylase,<br />
∃-Glucanase, Cellulase, Protease, Xylanase) jeweils pro t Mischfutter zugesetzt. Die<br />
Jungtiere ohne und mit 15 % Trockenschlempeanteil der Gruppen 1 und 4 wurden bei<br />
gleicher Haltung und Fütterung in der Legeperiode weiter geprüft (18 Untergruppen á 3<br />
Hennen).<br />
Im Versuch A wurde eine schwedische Trockenschlempe auf Weizenbasis (DDGS -<br />
Destiller’s Dried Grains with Solubles) und im Versuch B die deutsche Trockenschlempe<br />
auf Weizenbasis mit dem Handelsnamen „ProtiGrain“ eingesetzt. Analysierte Inhaltsstoffe<br />
von ProtiGrain werden in den Tabellen 1 und 2 mitgeteilt. Bei den Rationsberechnungen<br />
wurde ein zu hoher Energiegehalt im Ansatz gebracht (10,3 MJ ME/kg ProtiGrain). Mit<br />
zunehmenden Trockenschlempeanteil im Mischfutter nimmt der Energie-, Stärke- und<br />
Lysingehalt etwas ab und der Protein-, Fett- und Phosphoranteil steigt lt. Analysen an.<br />
Die Zusammensetzung und analysierten wertbestimmenden Inhaltsstoffe der eingesetzten<br />
Rationen des Versuchs B sind in Tabelle 3 dargestellt. Im Versuch A waren die Rationen<br />
ähnlich gestaltet. Die Fütterung der Jungtiere erfolgte ad libitum und die Rückwaage der<br />
Futterreste am 56. und 126. Lebenstag. Im Alter von 8 und 18 Wochen wurden die Tiere<br />
312
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
einzeln gewogen. Zur biostatistischen Auswertung der Ergebnisse kam die<br />
Standardabweichung und der Tukey-Test zur Anwendung.<br />
Ergebnisse<br />
- Trockenschlempe<br />
Die Verfütterung von Küken- und Junghennenfutter in den Gruppen 1, 2, 3, 4 und 6 mit 0,<br />
5, 10, 15 oder 20 % Trockenschlempe verschiedener Herkunft nahm keinen Einfluss auf<br />
den Futterverzehr der Tiere (Tab. 4 und 5). Im Mittel der beiden Versuche verzehrten die<br />
Küken 1952 g und in der gesamten Aufzucht 7142 g jeweils pro Tier und Periode. Analog<br />
dem Futterverzehr erreichten die Küken im Alter von 8 Wochen in den Gruppen mit<br />
unterschiedlichen Trockenschlempeanteil gleiche Körpermassen, im Mittel 653 g/Tier. Am<br />
Ende der Aufzucht lagen die Lebendmassen der Junghennen in den Gruppen mit 5, 15<br />
und 20 % des Versuchs A im Bereich der Kontrollgruppe. Die Tiere der Gruppe mit 10 %<br />
Trockenschlempe waren signifikant schwerer als die Tiere ohne Schlempe in der Ration.<br />
Im Versuch B wogen die Junghennen der Schlempegruppen geringfügig weniger als die<br />
Kontrolltiere. Im Mittel der beiden Versuche bestehen keine nennenswerten Unterschiede<br />
in der durchschnittlichen Lebendmasse der Junghennen von 1437 g, wenn 5, 10, 15 oder<br />
20 % Trockenschlempe im Mischfutter enthalten war.<br />
In der Futterverwertung der trockenschlempehaltigen Kükenrationen bestanden keine<br />
wesentlichen Unterschiede (Tab. 4 und 5). Auch in der Junghennenperiode von 9 - 18<br />
Wochen und ebenfalls in der gesamten Aufzuchtperiode von 0 - 18 Wochen bestanden<br />
keine signifikanten Unterschiede im Futteraufwand in Abhängigkeit vom<br />
Trockenschlempeanteil zwischen 5 % und 20 %. Im Mittel der beiden Versuche benötigten<br />
die Jungtiere 5,09 kg Futter/kg Zunahme.<br />
Die Tierabgangsrate sowohl in der Küken- als auch Junghennenperiode war unabhängig<br />
von der Fütterung und im Mittel der Versuche mit 0,6 % sehr niedrig. Um einen<br />
eventuellen Einfluss der Trockenschlempe auf die Exkrementkonsistenz zu erfassen,<br />
wurden die Exkremente bei 60 °C getrocknet und die Lufttrockensubstanz ermittelt (n =<br />
14). Es bestanden keine signifikanten Unterschiede im Trockensubstanzgehalt zwischen<br />
den Gruppen, allerdings in der Tendenz zunehmend.<br />
Die Leistungen in der Legeperiode sind letztlich das entscheidende Kriterium für den<br />
Aufzuchterfolg. Die Jungtiere ohne und mit 15 % Trockenschlempe im Futter wurden bei<br />
gleicher Fütterung und Haltung in der Legeperiode weiterverfolgt. Es bestanden keine<br />
signifikanten Unterschiede in den zootechnischen Leistungen zwischen den<br />
unterschiedlich ernährten Jungtieren des Versuchs A (Tab. 6). Vom Aufzuchtversuch B<br />
dauert die Legeperiode noch an.<br />
- Enzymsupplementation<br />
Trockenschlempen aus Getreide enthalten einen hohen Anteil von Nicht-Stärke-<br />
Kohlenhydraten (Gerüstsubstanzen). In den Gruppen 5 mit 15 % Trockenschlempeanteil<br />
prüften wir deshalb die Wirkung von zwei NSP-spaltenden Enzymkomplexen. Im Versuch<br />
A mit der schwedischen Trockenschlempe erhöhte in Gruppe 5 der Zusatz von ZY68 die<br />
Futteraufnahme in der Küken- bzw. gesamten Aufzuchtperiode um jeweils 1,2 % im<br />
Vergleich zu Gruppe 4 mit ebenfalls 15 % Trockenschlempe. Die Lebendmasse der Tiere<br />
im Alter von 8 Wochen war zwischen den Gruppen mit 15 % Trockenschlempe gleich und<br />
am Ende des Versuches in Gruppe 5 1,6 % erhöht. Im Vergleich zur Kontrollgruppe 1<br />
313
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
ohne Schlempeanteil betrug die Erhöhung signifikant 1,9 %. Im Futteraufwand bestanden<br />
nur zufällige Unterschiede (Tab. 4).<br />
Tabelle 1: Mittlere Nährstoffgehalte des verwendeten ProtiGrain in der Originalsubstanz<br />
(n = 2)<br />
Inhaltsstoffe<br />
Trockensubstanz, % 93,45 Ca, % 0,09<br />
Rohasche, % 4,18 P, % 0,94<br />
Rohprotein, % 36,1 Na, % 0,29<br />
Rohfaser, % 6,25 Chlorid, % 0,14<br />
Rohfett, % 5,95 Cu, mg/kg 4,3<br />
Gesamtzucker, % 2,50 Mn, mg/kg 73<br />
Stärke, % 2,70 Zn, mg/kg 62<br />
Energie (MJ ME) 8,45 Fe, mg/kg 107<br />
Tabelle 2: Fettsäurenmuster von ProtiGrain (% der Gesamtfettsäuren)<br />
Zahl der<br />
C-Atome<br />
Trivialname bzw.<br />
chemische<br />
Bezeichnung<br />
Zahl der<br />
C-<br />
Atome<br />
Trivialname bzw.<br />
chemische<br />
Bezeichnung<br />
C 14:0 Myristinsäure 0,07 C 20:0 Arachinsäure 0,15<br />
C 15:0 Pentadecansäure 0,10 C 20:1 Eicosensäure 0,66<br />
C 16:0 Palmitinsäure 17,12 C 20:2 Eicosadiensäure 0,13<br />
C 16:1 Palmitoleinsäure 0,18 C 20:5 Eicosapentaensäure 0,02<br />
C 17:0 Margarinsäure 0,11 C 22:0 Behensäure 0,11<br />
C 17:1 Heptadecensäure 0,05 C 22:1 Erucasäure 0,10<br />
C 18:0 Stearinsäure 1,45 C 22:2 Docosadiensäure 0,07<br />
C 18:1 Ölsäure 14,57 C 23:0 Tricosansäure 0,01<br />
C 18:2 Linolsäure 59,41 C 24:0 Tetracosansäure 0,13<br />
C 18:3a Linolensäure 4,83 C 24:1 Nervonsäure 0,07<br />
314
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Gruppen<br />
Komponenten<br />
Kükenfutter Junghennenfutter<br />
1 2 3 4/5 1) 6 1 2 3 4/5 1) 6<br />
Weizen 400 400 400 399,4 394,8 416,9 386 306,2 300,6 306,4<br />
Gerste 63,6 46,8 29,8 13,6 - 233,7 250 250 235,9 213,9<br />
Mais 150 150 150 150 150 40 39,7 97,2 100 100<br />
Sojaextraktionsschrot 225,3 191 156,9 122,7 89,2 145 116,4 88,2 54,5 20<br />
ProtiGrain - 50 100 150 200 - 50 100 150 200<br />
Erbsen 50 50 50 50 50 40 40 40 40 40<br />
Weizengrießkleie 70 70 70 70 70 90 90 90 90 90<br />
Sojaöl 9,2 9,5 9,9 10,3 11,2 - - - - -<br />
Mineralfutter 25 25 25 25 25 20 20 20 20 20<br />
Kalkstein 5,5 5,7 5,9 6,1 6,2 6,1 6,2 6,3 6,5 6,7<br />
Natriumchlorid 0,7 0,5 0,3 0,1 - 0,8 0,7 0,5 0,2 -<br />
Lysin-HCl - 0,6 1,3 2,0 2,7 - 0,1 0,7 1,4 2,1<br />
Methionin 1 0,9 0,9 0,8 0,9 1,0 0,9 0,9 0,9 0,9<br />
Energie (MJ ME) 11,6 11,6 11,4 11,3/11,3 11,2 11,3 11,2 11,2 11,0/11,2 11,0<br />
Rohprotein 180 182 180 184/182 196 170 170 169 173/174 173<br />
Stärke 422 417 411 392/395 378 439 429 421 406/418 408<br />
Lysin 10,0 10,5 9,9 10,0/9,8 9,6 8,3 7,9 7,4 7,7/7,9 7,2<br />
Methionin/Cystin 6,8 6,8 6,8 7,2/6,6 7,0 7,0 7,2 7,1 7,3/7,5 7,3<br />
Calcium 8,9 8,7 8,7 9,1/8,5 8,2 7,2 6,9 6,9 7,0/6,6 7,0<br />
Phosphor 5,9 6,0 6,1 6,4/6,6 6,4 5,5 5,7 5,8 6,1/6,1 6,4<br />
Natrium 1,6 1,6 1,9 1,9/1,9 1,9 1,4 1,4 1,6 1,4/1,4 1,6<br />
1) plus 500 g Kemzyme W Dry/t Mischfutter<br />
315
Parameter<br />
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Anteil Trockenschlempe, %<br />
0 5 10 15 15 1) 20<br />
Gruppen<br />
1 2 3 4 5 6<br />
0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀<br />
Futterverzehr,<br />
g/Tier + Periode<br />
0 - 8 Wochen 2004 39 2016 46 2030 43 1988 36 2012 27 2010 78<br />
relativ 100 100,6 101,3 99,2 100,4 100,3<br />
9 - 18 Wochen 4836 80 4963 230 4910 257 4875 77 4933 229 4877 242<br />
0 - 18 Wochen 6840 109 6979 268 6940 294 6863 82 6945 237 6887 279<br />
relativ<br />
Körpermasse,<br />
g/Tier<br />
100 102,0 101,5 100,3 101,5 100,7<br />
8 Wochen 645 39 641 45 651 44 644 49 643 44 645 51<br />
relativ 100 99,4 100,9 99,8 99,7 100<br />
18 Wochen 1284 83 1288 88 1315* 97 1288 98 1308* 90 1291 96<br />
relativ<br />
Futteraufwand,<br />
kg/kg Zunahme<br />
100 100,3 102,4 100,3 101,9 100,5<br />
0 - 8 Wochen 3,30 0,11 3,34 0,13 3,31 0,10 3,27 0,14 3,32 0,13 3,31 0,17<br />
relativ 100 101,2 100,3 99,1 100,6 100,3<br />
9 - 18 Wochen 7,57 0,22 7,67 0,55 7,40 0,47 7,57 0,35 7,42 0,42 7,55 0,47<br />
0 - 18 Wochen 5,48 0,08 5,58 0,18 5,43 0,25 5,49 0,15 5,46 0,15 5,49 0,21<br />
relativ<br />
Tierabgänge, %<br />
100 101,8 99,1 100,2 99,6 100,2<br />
0 - 8 Wochen 0 0 0 0 1,2 3,8 2,4 8,3<br />
9 - 18 Wochen 0 1,2 3,8 0 0 0 0<br />
0 - 18 Wochen 0 1,2 3,8 0 0 1,2 3,8 2,4 8,3<br />
Trockensubstanz<br />
der Exkremente, %<br />
24,6 1,2 26,9 0,7 25,8 1,6 26,8 0,6 26,6 0,1 26,1 0,2<br />
1)<br />
plus 150 g ZY68/t Mischfutter; *signifikanter Unterschied zur Kontrollgruppe 1, p < 0,05<br />
316
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Tabelle 5: Leistungen von Küken und Junghennen in Abhängigkeit vom Anteil<br />
ProtiGrain (Versuch B)<br />
Anteil ProtiGrain, %<br />
0 5 10 15 15 1) 20<br />
Parameter<br />
Gruppen<br />
1 2 3 4 5 6<br />
0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀<br />
Futterverzehr, g/Tier<br />
+ Periode<br />
0 - 8 Wochen 1888 40 1902 15 1904 13 1891 26 1891 19 1894 24<br />
relativ 100 100,7 100,8 100,2 100,2 100,3<br />
9 - 18 Wochen 5539 276 5435 28 5484 159 5430 37 5454 19 5455 34<br />
0 - 18 Wochen 7427 291 7337 36 7388 164 7321 52 7345 26 7349 39<br />
relativ<br />
Körpermasse, g/Tier<br />
100 98,8 99,5 98,6 98,9 98,9<br />
8 Wochen 664 64 665 69 664 69 654 58 681* 67 665 58<br />
relativ 100 100,2 100 98,5 102,6 100,2<br />
18 Wochen 1582 139 1561 120 1579 139 1571 130 1620** 137 1575 115<br />
relativ<br />
Futteraufwand,<br />
kg/kg Zunahme<br />
100 98,7 99,8 99,3 102,4 99,6<br />
0 - 8 Wochen 3,02 0,18 3,04 0,15 3,04 0,11 3,07 0,11 2,94* 0,13 3,02 0,09<br />
relativ 100 100,7 100,7 101,7 97,4 100<br />
9 - 18 Wochen 6,03 0,50 6,07 0,26 5,99 0,16 5,86 0,22 5,81 0,34 5,99 0,16<br />
0 - 18 Wochen 4,81 0,16 4,82 0,09 4,79 0,07 4,78 0,07 4,64** 0,16 4,78 0,10<br />
relativ<br />
Tierabgänge, %<br />
100 100,2 99,6 99,4 96,5 99,4<br />
0 - 8 Wochen 1,2 4,1 0 0 0 0 0<br />
9 - 18 Wochen 0 0 1,2 4,1 0 0 0<br />
0 - 18 Wochen<br />
Trockensubstanz<br />
der Exkremente, %<br />
1,2 4,1 0 1,2 4,1 0 0 0<br />
Küken 23,1 23,8 24,8 24,4 25,2 26,6<br />
Junghennen 22,8 2,4 20,8 2,2 23,8 2,9 22,0 1,4 24,7 2,9 23,9 1,2<br />
1)<br />
plus 500 g Kemzyme W Dry/t Mischfutter; *signifikanter Unterschied zu Gruppe 4, **signifikante Unterschiede zu allen<br />
Gruppen<br />
317
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Tabelle 6:<br />
A)<br />
Leistungen von Hennen bei unterschiedlicher Aufzuchternährung (Versuch<br />
Kontrollgruppe 15 % Schlempe<br />
Parameter<br />
ohne Schlempe in der Aufzucht<br />
0 s ∀ 0 s ∀<br />
Futterverzehr, g/Henne und Tag 118,0 1,9 119,1 4,7<br />
Alter bei 50 % Legeleistung, Tage 143,2 4,6 141,3 5,3<br />
Legeleistung, % 92,2 1,7 92,2 3,1<br />
Einzeleimasse, g 63,0 1,8 62,1 2,0<br />
Futteraufwand, kg/kg Eimasse 2,03 0,05 2,08 0,12<br />
Körpermassezunahme, g 306 64 362 151<br />
Bonitierung Federkleid 2,2 1,0 2,2 0,9<br />
Tierabgänge, % 1,8 7,8 1,8 7,8<br />
Im Versuch B mit 15 % ProtiGrain und Kemzyme W-Zusatz in Gruppe 5 nahmen die<br />
Küken bzw. Junghennen mit 4,1 % bzw. 3,1 % höherer Lebendmasse signifikant mehr zu<br />
als die Probanden der Gruppe 4 mit 15 % ProtiGrain ohne Enzymzusatz. Die höhere<br />
Lebendmasse am Ende der Junghennenperiode war zwischen der Gruppe 5 und den<br />
übrigen Gruppen auch signifikant. In der Enzymgruppe lag die Futterverwertung in allen<br />
Perioden günstiger als in allen weiteren Gruppen. Der bessere Futteraufwand in Gruppe 5<br />
mit Enzymzusatz im Vergleich zu Gruppe 4 mit 15 % ProtiGrain ohne Enzym war in der<br />
Kükenperiode signifikant. Zwischen der Gruppe 5 und den übrigen Gruppen konnten die<br />
bessere Futterverwertung in der gesamten Aufzucht ebenfalls statistisch gesichert werden.<br />
In der Periode 9 - 18 Wochen bestanden nur nicht gesicherte Unterschiede.<br />
Zusammenfassung<br />
In zwei Versuchen mit LSL- bzw. LB-Küken und Junghennen wurden 5, 10, 15 und 20 %<br />
Trockenschlempe auf Weizenbasis im Mischfutter getestet. Bis 20 % Trockenschlempe<br />
veränderten die Aufzuchtleistungen, die Tierabgangsrate und den Trockensubstanzgehalt<br />
der Exkremente nicht. Der Zusatz der Enzyme ZY68 zur Ration mit 15 %<br />
Trockenschlempe verbesserte die zootechnischen Leistungen geringfügig und der von<br />
Kemzyme W die Körpermasse und Futterverwertung signifikant. Die Leistungen der<br />
Hennen in der Legeperiode waren infolge der unterschiedlichen Aufzuchternährung ohne<br />
oder mit 15 % Trockenschlempe nicht beeinflusst. Bei den extensiv wachsenden Küken-<br />
und Junghennen der Legerichtung ist der Einsatz von 20 % Trockenschlempe auf<br />
Weizenbasis möglich.<br />
318
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Kampf, Detlef; Riesen, Guido (Orffa Deutschland GmbH):<br />
Möglichkeiten zur Differenzierung von Aminosäure-Spurenelement-Chelaten<br />
Einleitung<br />
Die Bedeutung der Spurenelementversorgung ist für die Erhaltung von Gesundheit<br />
und Leistungsbereitschaft der Nutztiere seit langem bekannt. Aufgrund der meist als<br />
unzureichend einzuschätzenden natürlichen Gehalte an Spurenelementen werden<br />
Futtermittel größtenteils mit Spurenelementen ergänzt. Neben dieser<br />
Versorgungsabsicherung stellt sich aber immer häufiger die Frage, nach dem<br />
Verbleib der nicht vom Tier genutzten Spurenelemente im Boden. Die in diesem<br />
Zusammenhang diskutierte Absenkung der Spurenelementzufuhr eröffnet<br />
zwangsläufig die Frage nach Produkten mit einer hohen Bioverfügbarkeit, um so<br />
auch bei niedrigen Gehalten im Futter, in speziellen Belastungsphasen oder bei<br />
Wechselwirkungen mit anderen antagonistisch wirkenden Elementen oder<br />
Futterinhaltsstoffen eine adäquate Versorgung der Tiere gewährleisten zu können.<br />
Futtermittelrechtlich sind verschiedene Spurenelementquellen zugelassen. Am<br />
häufigsten werden anorganische Quellen wie Sulfate und Oxide eingesetzt, die<br />
aufgrund ihrer unterschiedlichen Löslichkeiten im wässrigen Medium unterschieden<br />
werden können. Sulfaten wird dabei eine höhere Verfügbarkeit gegenüber Oxiden<br />
zugeschrieben (Kegley und Spears 1994, NRC 2001). Organisch gebundene<br />
Spurenelemente (Spurenelement-Aminosäure-Chelate) sollen aufgrund ihrer<br />
chemischen Struktur noch besser vom Tier aufgenommen werden. Ihr Vorteil wird<br />
vordergründig in einer Abkopplung vom Löslichkeitsverhalten anorganischer<br />
Spurenelementquellen, aber auch in der Verminderung absorptionshemmender<br />
Reaktionen im Verdauungstrakt gesehen (McDowell 2003). Verschiedene Studien<br />
belegen eine bessere Wirkung von Spurenelement-Aminosäure-Chelaten gegenüber<br />
anorganischen Verbindungen (Henry et al. 1992, Kincaid et al. 1997, Nockels et al.<br />
1993, Wedekind et al. 1992, Wessels et al. 2003).<br />
Spurenelement-Aminosäure-Chelate sind seit einigen Jahren in der Fütterung von<br />
landwirtschaftlichen Nutztieren in der EU zugelassen. Diese Zulassung ist allerdings<br />
an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. So wird ein Chelat als eine Verbindung<br />
von hydrolysiertem Sojaprotein und den Spurenelementen Zink, Mangan, Kupfer<br />
oder Eisen im Bindungsverhältnis von einem Molekül Spurenelement mit einem bis<br />
maximal drei Molekülen Aminosäuren beschrieben (VO (EG) Nr. 1334/2003).<br />
Bisher erfolgte eine Produktbeurteilung und Differenzierung zu anderen Produkten<br />
lediglich anhand der Spurenelementkonzentration im Produkt. Für die Überprüfung<br />
organisch gebundener Verbindungen stellt dieser Untersuchungsansatz allerdings<br />
keine ausreichende Bewertungsmöglichkeit dar, da hier die eingesetzte Quelle, also<br />
das Chelat, nicht berücksichtigt wird. Es stellt sich somit die Frage, wie auf einem<br />
einfachen analytischen Wege Informationen über die Qualität der verschiedenen im<br />
Markt befindlichen Produkte gewonnen werden können. Dazu soll im Folgenden ein<br />
einfaches Screeningverfahren näher vorgestellt werden.<br />
Material und Methode<br />
Als Basis für diese Untersuchung wurden die gesetzlich vorgegebenen Kriterien<br />
hinsichtlich Molekülgewicht und Proteinprofil eines Spurenelement-Aminosäure-<br />
319
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Chelates herangezogen. Danach muss ein Chelat aufgrund des Molekülgewichtes<br />
des Metalls, sowie des mittleren Molekülgewichts von Sojaprotein für eine 1:1<br />
Bindung im Vergleich zum Spurenelementgehalt mindestens den zweifachen Gehalt<br />
an Protein aufweisen (Tabelle 1).<br />
Tabelle 1: Molekulargewichte von Sojaprotein (Mittel), Zink und Kupfer sowie<br />
erforderlicher hydrolysierter Proteinanteil im Chelatprodukt (bezogen auf 10 %<br />
Spurenelementgehalt)<br />
Spurenelement Zn Cu<br />
Molekulargewicht vom Spurenelement (g/Mol) 65,4 63,6<br />
mittleres Molekulargewicht vom Sojaprotein (g/Mol) 131,7 131,7<br />
Verhältnis Spurenelement/Sojaprotein = 1 : 2,01 2,07<br />
notwendiger Proteinanteil im 10%igen Marktprodukt (g/kg) 201,4 207,2<br />
Darüber hinaus muss das Protein einen entsprechenden Hydrolysegrad besitzen, um<br />
gemäß den futtermittelrechtlichen Vorgaben eine ausreichende Menge hydrolysiertes<br />
Protein für die Bildung von Chelaten zur Verfügung stellen zu können.<br />
Für das Screeningverfahren wurden verschiedene Produktproben aus dem Markt<br />
verwendet. Im Einzelnen wurden von jedem zu untersuchenden Produkt 5 g<br />
eingewogen und mit 75 ml Natriumacetat/Essigsäurepuffer (pH 3,0; 1mol/l) versetzt<br />
und unter Rühren und mittels Ultraschallbehandlung gelöst. Zum Abscheiden von<br />
Trägerstoffen wurde die Lösung anschließend durch einen Faltenfilter gegeben. Das<br />
Filtrat wurde danach mittels Ultrafiltrationsanlage (Amiconzelle) mit einem 1.000<br />
Dalton-Filter filtriert (Ghosh und Cui 2000, Millipore Corporation 2006). In dem<br />
Ursprungsprodukt sowie nach der Ultrafiltration erfolgte die Rohproteinanalyse nach<br />
Kjehldahl (Naumann und Bassler 1993). Die Auswahl der Filtergröße für die<br />
Ultrafiltrationsanlage erfolgte in Anlehnung an die futtermittelrechtlichen Vorgaben<br />
(VO (EG) Nr. 1334/2003). Dabei wurde unterstellt, dass die Rohproteinmenge nach<br />
dem Ultrafiltrationsprozess eine ausreichende Einschätzung des Hydrolysegrades<br />
ermöglicht.<br />
Die gemessenen Gehalte an Rohprotein und an hydrolysiertem Protein (nach dem<br />
1.000 Dalton-Filter) wurden anschließend mit dem auf Basis der Molekulargewichte<br />
von Sojaprotein und Spurenelement berechnetem notwendigem Proteinanteil im<br />
Spurenelement-Aminosäure-Chelat-Produkt (Tabelle 1) verglichen.<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Ergebnisse des Screeningverfahrens der untersuchten Kupferprodukte zeigt<br />
Abbildung 1. Die untersuchten Marktprodukte variierten danach sehr deutlich im<br />
Rohproteingehalt (201 bis 346 g/kg; korrigiert auf 10 % Spurenelementgehalt), was<br />
einem Unterschied von bis zu 42 % zwischen den einzelnen Produkten entspricht. Im<br />
Anteil an hydrolysiertem Protein wiesen die geprüften Produkte noch beträchtlichere<br />
Differenzen auf (20 bis 247 g/kg; korrigiert auf 10% Spurenelementgehalt), hier<br />
wichen die Produkte um bis zu 92 % voneinander ab. Der Vergleich von analysiertem<br />
mit notwendigem Anteil an hydrolysiertem Protein (gestrichelte Linie) verdeutlichte,<br />
dass der überwiegende Teil der Produkte einen nicht ausreichenden Gehalt an<br />
320
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
hydrolysiertem Protein enthielt. Dies muss gleichbedeutend mit einer nicht<br />
ausreichenden Hydrolyse und somit mit einem geringen Anteil an enthaltenen<br />
Chelatverbindungen (auf Basis Bindungsverhältnis von 1:1) im Produkt gesehen<br />
werden. Bei einzelnen Produkten beträgt der mögliche Anteil an chelatgebundenem<br />
Kupfer somit nur 10 % des Gesamtgehaltes an Kupfer.<br />
Weiterhin fiel auf, dass bei zwei der untersuchten Kupferchelatprodukte kaum mehr<br />
Rohprotein enthalten war, als an hydrolysiertem Protein benötigt wurde (Abbildung 1,<br />
Produkte C+D). Die anderen Produkte wiesen dagegen deutlich höhere Gehalte an<br />
Rohprotein aus. Trotzdem ließ sich keine Beziehung zwischen den Gehalten an<br />
Rohprotein und hydrolysiertem Protein feststellen. Dies wurde beim Vergleich der<br />
Produkte A+B und E+F deutlich. Diese Produkte zeichneten sich zwar alle durch<br />
sehr hohe Gehalte an Rohprotein aus, im Anteil an hydrolysierten Protein wichen sie<br />
jedoch sehr stark voneinander ab. Lediglich die Produkte E+F enthielten genügend<br />
hydrolysiertes Protein, um die Anforderungen an ein Chelat nach geltendem<br />
Futtermittelrecht erfüllen zu können.<br />
400<br />
(g/kg)<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Rohprotein<br />
Rohprotein nach 1000 Dalton-Filter<br />
A B C D E F<br />
Produkt<br />
Abbildung 1: Proteingehalte im Ausgangsprodukt und nach Ultrafiltration (1000 Da)<br />
von Kupferchelaten, gestrichelte Linie zeigt notwendigem Anteil an hydrolysiertem<br />
Protein (alle Produkte auf 10 % Spurenelementgehalt kalkuliert!)<br />
Die Ergebnisse des Screeningverfahrens der Zinkprodukte sind Abbildung 2 zu<br />
entnehmen. Bei den untersuchten Marktprodukten variierten die Rohproteingehalte<br />
ebenfalls sehr deutlich (171 bis 368 g/kg; korrigiert auf 10 % Spurenelementgehalt).<br />
Der Unterschied zwischen einzelnen Produkten betrug hier bis zu 53 %. Die Anteile<br />
an hydrolysiertem Protein differierten ebenso wie bei den Kupferprodukten sehr stark<br />
(11 bis 250 g/kg; korrigiert auf 10% Spurenelementgehalt), hier wichen die Produkte<br />
sogar um bis zu 96 % voneinander ab. Der Vergleich der gemessenen mit dem<br />
notwendigen Anteil an hydrolysiertem Protein (gestrichelte Linie) zeigte auch hier,<br />
dass die Mehrzahl der Produkte nicht genügend hydrolysiertes Protein enthielt. Bei<br />
einzelnen Produkten lag der mögliche Anteil an chelatgebundenem Kupfer lediglich<br />
bei 5 % des Gesamtkupfergehaltes.<br />
321
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Im Einzelnen enthielten zwei der geprüften Produkte im Vergleich zum notwendigen<br />
Mindestproteingehalt (Tabelle 1) weniger Rohprotein (Abbildung 2, Produkt A+C).<br />
Weitere Produkte zeigten, wie schon bei den untersuchten Kupferprodukten<br />
beschrieben, hohe Rohproteingehalte und sehr niedrige Gehalte an hydrolysiertem<br />
Protein (Produkt D+E+F+G). Auch hier erreichten nur zwei Produkte den geforderten<br />
Mindestwert an hydrolysiertem Protein (Produkt H+I). Im Gegensatz zu den<br />
Kupferprodukten war aber festzustellen, dass einige Produkte einen Anteil an<br />
hydrolysiertem Protein aufwiesen, der nur geringfügig unterhalb des geforderten<br />
Grenzwertes lag (Produkt B) oder einen sehr hohen Hydrolysegrad widerspiegelte<br />
(Produkt A).<br />
400<br />
(g/kg)<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Rohprotein<br />
Rohprotein nach 1000 Dalton-Filter<br />
A B C D E F G H I<br />
Produkt<br />
Abbildung 2: Proteingehalte im Ausgangsprodukt und nach Ultrafiltration (1000 Da)<br />
von Zinkchelaten, gestrichelte Linie zeigt notwendigem Anteil an hydrolysiertem<br />
Protein (alle Produkte auf 10 % Spurenelementgehalt kalkuliert!)<br />
Fazit<br />
Spurenelement-Aminosäure-Chelate sind seit einigen Jahren in der Fütterung von<br />
landwirtschaftlichen Nutztieren in der EU zugelassen (Voraussetzung: ein Molekül<br />
Zn, Mn, Cu oder Fe gebunden an max. drei Aminosäuren aus hydrolysiertem<br />
Sojaprotein). Die analytische Überprüfung von Chelaten ist allerdings schwierig, da<br />
mit Standarduntersuchungen, wie z.B. der Messung des Spurelementgehaltes, die<br />
eingesetzte Quelle, also das Chelat, nicht bewertet werden kann.<br />
Mit einer Methode, die die Proteinbestimmung im Ursprungsprodukt sowie nach<br />
Ultrafiltration durch einen 1.000 Dalton Filter beinhaltet, wurden verschiedene<br />
marktgängige Chelatprodukte (Zn und Cu) untersucht. Erste Untersuchungen zeigten<br />
deutliche Unterschiede im Rohproteingehalt zwischen den einzelnen Produkten auf<br />
(171 bis 368 g/kg; korrigiert auf 10 % Spurenelementgehalt). Die Gehalte an<br />
hydrolysiertem Protein variierten sogar noch stärker (11 bis 250 g/kg; korrigiert auf<br />
10% Spurenelementgehalt). Den auf Basis der Molekulargewichte von Sojaprotein<br />
und Spurenelement berechneten notwendigen Mindestgehalt an hydrolysiertem<br />
322
Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />
Protein (> 200 g/kg) wurde von der Mehrheit der geprüften Produkte nicht erreicht.<br />
Nur jeweils 2 Kupfer- bzw. Zinkprodukte wiesen einen ausreichenden Gehalt an<br />
hydrolysiertem Protein auf.<br />
Ein zu niedriger Gehalt an hydrolysiertem Protein deutet auf eine unzureichende<br />
Proteinhydrolyse hin und wirkt sich nachteilig auf den Anteil an chelatgebundenem<br />
Spurenelement im Produkt aus. Somit lassen sich mit diesem Screeningverfahren<br />
die verschiedenen im Markt befindlichen Produktqualitäten zuverlässig einstufen.<br />
Literatur<br />
Ghosh R., Z.F. Cui (2000): Protein purification by ultrafiltration with pre-treated<br />
membrane. J.Membrane Sci. 167: 47-53<br />
Henry, P.R., C.B. Ammerman, R.C. Little (1992): Relative Bioavailability of<br />
Manganese from a Manganese-Methionine Complex and Inorganic Sources for<br />
Ruminants. J.Dairy.Sci. 75: 3473-3478<br />
Kegley E.B., J.W. Spears (1994): Bioavailability of Feed-Grade Copper Sources<br />
(Oxide, Sulfate, or Lysine) in Growing Cattle. J.Anim.Sci. 72: 2728-2734<br />
Kincaid, R.L., B.P. Chew, J.D. Cronrath (1997): Zinc Oxide and Amino Acids as<br />
Sources of Dietary Zinc for Calves: Effects on Uptake and Immunity. J.Dairy.Sci.<br />
80: 1381–1388<br />
McDowell, L.R. (2003): Minerals in Animal and Human Nutrition (second edition).<br />
Elsevier Science B.V.: Chapter 17, 523-541<br />
Millipore Corporation (2006): Ultrafiltration Handbook. http://www.millipore.com<br />
National Research Council (2001): Nutrient Requirements of Dairy Cattle (seventh<br />
received edition). National Academic Press: Chapter 6, 132-161<br />
Naumann, C., R. Bassler (1993): Die chemische Untersuchung von Futtermitteln,<br />
Methodenbuch, Band III, VDLUFA-Verlag<br />
Nockels C.F., J. DeBonis, J. Torrent (1993): Stress Induction Affects Copper and<br />
Zinc Balance in Calves Fed Organic and Inorganic Copper and Zinc Sources.<br />
J.Anim.Sci. 71: 2539-2545<br />
VO (EG) Nr. 1334/2003: zur Änderung der Bedingungen für die Zulassung einer<br />
Reihe von zur Gruppe der Spurenelemente zählenden Futtermittelzusatzstoffen.<br />
Amtsblatt der Europäischen Union vom 25. Juli 2003<br />
Wedekind, K.J., A.E. Hortin, D.H. Baker (1992): Methodology for Assessing Zinc<br />
Bioavailability: Efficacy Estimates for Zinc-Methionine, Zinc Sulfate, and Zinc Oxide.<br />
J.Anim.Sci. 70: 178-187<br />
Wessels, A., F.J. Schwarz, H. Schenkel (2003): Effect of varied sulfur supply on<br />
growth, feed intake and trace element concentrations in different tissues of growing<br />
bulls. Proc.Soc.Nutr.Physiol. 12: 39<br />
323
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />
Potenzial von neuen Ureaseinhibitoren zur Minderung von NH3-Verlusten nach<br />
oberflächiger Harnstoffdüngung unter verschiedenen Verlustsituationen<br />
Schraml, Martine (TU München, Freising); Gutser, Reinhold; Schmidhalter, Urs (TU<br />
München, Freising); Weber, Andreas (ALB Bayern e.V., Freising)<br />
Abstract<br />
Addition of a urease inhibitor (UI) to the mineral fertilizer urea represents a promising tool<br />
for minimization of NH3 losses. In model experiments granulated urea with or without the<br />
UI P204/98 (in a concentration of 0,4% related to the N content) were surface applied on<br />
different soils under conditions favouring high NH3 losses (high temperature, high soil<br />
water content). With dynamic chambers and a measuring system based on<br />
chemiluminescence NH3 emissions were continuously measured within the first 10 days<br />
following fertilization. Parallel to the direct emission measurements, pH as well as water<br />
content, NH4 + , NO3 - and urea were determined in the soil. Maximum NH3 losses amounted<br />
to 5% (1.3 – 4,8%) of fertilized N and could be reduced by 40% by means of addition of a<br />
UI.<br />
Einleitung<br />
Von den weltweit 43 Mt a -1 [FAO, 2001] an anthropogenen Ammoniak (NH3) -Emissionen<br />
ist die Landwirtschaft Verursacher von mehr als 90%. Direkt nach der Tierhaltung (60%)<br />
folgt der Einsatz von Mineraldüngern (25%) als bedeutende landwirtschaftliche Quelle für<br />
NH3-Emissionen [FAO, 2001]. Aufgrund der Bedeutung von NH3 als umweltrelevantes<br />
Gas, das unter anderem zur Versauerung und Eutrophierung von Ökosystemen führt, wird<br />
im Rahmen des UNECE-Protokolls eine Reduzierung dieser Emissionen gefordert (BRD:<br />
764 kt in 1990 um 28% auf 550 kt in 2010) [UNECE, 1999].<br />
Einen problematischen Mineraldünger in Hinblick auf NH3-Emissionen stellt neben<br />
Ammoniumbicarbonat auch der Harnstoff dar. Bei dessen Hydrolyse im Boden zu CO2 und<br />
NH3, welche durch das ubiquitäre Enzym Urease katalysiert wird, kann bei oberflächiger<br />
Applikation des Düngers ein Teil des gebildeten NH3 in die Atmosphäre verloren gehen.<br />
Die Höhe der N-Verluste in Form von NH3 nach Düngung von Harnstoff wird weltweit mit<br />
15 - 20% (7,3 Mt NH3-Emissionen a -1 ) vom applizierten Dünger angegeben [FAO, 2001].<br />
Besondere Beachtung wird dem Harnstoff geschenkt, da er mit 55% Marktanteil (34,4 Mt<br />
a -1 ) weltweit der bedeutendste Mineraldünger ist [ifa, 2002].<br />
Eine unmittelbare Einarbeitung des Düngers nach Ausbringung auf unbedeckten Boden<br />
verhindert weitgehend das Auftreten von NH3-Verlusten. Um die Emissionen nach<br />
Düngung in einen stehenden Bestand ebenfalls zu verringern, haben sich<br />
Ureaseinhibitoren (UI) als aussichtsreichstes Mittel bewiesen. Diese Wirkstoffe blockieren<br />
reversibel das aktive Zentrum der Urease.<br />
Im Rahmen der vorgestellten Versuche sollen zwei Versuchsfragen geklärt werden. Zum<br />
Einen soll die grundsätzliche Höhe auftretender NH3-Emissionen nach Düngung von<br />
granuliertem Harnstoff erfasst werden. Zum Anderen soll gemessen werden, inwieweit der<br />
UI P204/98 (Wirkstoffgruppe der Phosphorsäuretriamide; in einer Konzentration von 0,4%<br />
bezogen auf den N-Gehalt des Düngers) in der Lage ist, diese auftretenden NH3-<br />
Emissionen unter verschiedenen Boden- und Nutzungsbedingungen zu minimieren.<br />
324
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />
Material und Methoden<br />
In Modellversuchen wurden auf mehreren unbepflanzten (mit Ausnahme von Grünland), in<br />
Großwannen (198 x 78 x 15 cm) befindlichen Versuchsböden die nach Düngung von<br />
granuliertem Harnstoff auftretenden NH3-Emissionen erfasst. Die ausgewählten Böden<br />
unterschieden sich in Textur, pH, Gehalt an organischer Substanz sowie Nutzung (Acker,<br />
Grünland) (Tabelle 1). Alle Messungen wurden an der Versuchsstation Dürnast des<br />
Lehrstuhls für Pflanzenernährung der TU München im Gewächshaus durchgeführt.<br />
Tabelle 3: Kenndaten der im Versuch verwendeten Böden.<br />
Bodentextur<br />
Nr.<br />
Bodenart<br />
Nutzung pH<br />
T<br />
[%]<br />
U<br />
[%]<br />
S<br />
[%]<br />
C org<br />
[% der TM]<br />
Ureaseaktivität<br />
[µg NH 4-N<br />
(g TS Boden) -1 (2 h) -1 ]<br />
1 Ss 4,7 6,8 88,5 Acker 5,1 0,50 14,4<br />
2 Sl3 11,7 21,5 66,8 Acker 5,5 1,30 54,0<br />
3 Lu 24,7 54,9 20,4 Acker 5,7 1,43 40,3<br />
4 Lu 17,4 53,6 29,0 Acker 5,8 1,24 52,7<br />
5 Lu 17,4 53,6 29,0 Grünland 6,2 1,64 108,5<br />
6 Tu4 25,3 66,5 8,2 Acker 6,5 1,72 71,6<br />
7 Tu2 53,2 34,6 12,2 Acker 7,3 4,83 90,5<br />
Die Böden wurden in den beiden Versuchsvarianten „Harnstoff“ und „Harnstoff +<br />
Ureaseinhibitor“ jeweils mit 80 kg N ha -1 in Form von granuliertem Harnstoff gedüngt.<br />
Unter Einstellung verlustfördernder Bedingungen (hohe Temperaturen, hohe<br />
Bodenfeuchte) wurden in den der Düngung folgenden zehn Tagen online die NH3-<br />
Emissionen erfasst. Damit war auch innerhalb der Messkammern trotz des ständigen<br />
Luftaustausches über die gesamte Messzeit hinweg in der obersten Bodenschicht eine für<br />
den N-Umsatz ausreichende Feuchte gewährleistet. Für die direkte Erfassung der NH3-<br />
Emissionen wurde die sogenannte dynamische Kammermethode verwendet. In den auf<br />
dem Versuchsboden aufsitzenden Kammern wurde aus dem durchfließenden Luftstrom<br />
kontinuierlich am „Kopf“ eine Probe gezogen und dem Messsystem, das den NH3-Gehalt<br />
der Probenluft über Chemilumineszenz detektiert, zugeführt (Abbildung 1). Die<br />
auftretenden NH3-Verluste wurden somit durchgehend direkt erfasst, was eine Verfolgung<br />
des Emissionsverlaufs ermöglichte.<br />
325
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />
Abbildung 6: Aufbau des Messsystems zur direkten Erfassung der NH3-Emissionen nach<br />
Düngung von granuliertem Harnstoff auf unbedeckten Boden (eigenes Foto; Schema von<br />
Weber, 2001).<br />
Um gleichzeitig auch den Verlauf der N-Umsetzung im Boden zu verfolgen, wurden exakt<br />
gedüngte Teilflächen angelegt. Diese wurden parallel zu den online Messungen der NH3-<br />
Emissionen nach 1, 2, 5 und 10 Tagen nach der Düngung zur Bestimmung von pH,<br />
Wassergehalt sowie Gehalten an NO3 - , NH4 + und Harnstoff entnommen.<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Trotz der herrschenden verlustfördernden Bedingungen belaufen sich die als NH3<br />
auftretenden, gemessen N-Verluste nur auf 1,3% bis maximal 4,8% des in Form von<br />
granuliertem Harnstoff gedüngten N (Tabelle 2).<br />
Tabelle 4: Nach Düngung von 80 kg N ha -1 granuliertem Harnstoff auf unterschiedlichen,<br />
unbedeckten Böden auftretende gasförmige N-Verluste in Form von NH3 in % vom<br />
applizierten Dünger-N und Reduzierung dieser Verluste durch Zugabe des<br />
Ureaseinhibitors P204/98 (0,4% N-bezogen).<br />
Bodenart Nutzung pH<br />
C org<br />
[% der TM]<br />
beheizte<br />
FEP-Schläuche<br />
FEP-Schläuche<br />
Flussmesser<br />
Ureaseaktivität<br />
[µg NH4-N (g TSBoden) -1 (2 h) -1 ]<br />
Magnetventile<br />
Ausgang<br />
NH - 3<br />
Analyser<br />
NH 3<br />
Emissionen<br />
ohne UI<br />
[% vom Dünger-N]<br />
Ausgang<br />
Ausgang<br />
Eingang Außenluft<br />
Reduktion der<br />
NH 3 Emissionen<br />
durch UI<br />
[%]<br />
Ss Acker 5,1 0,50 14,4 2,7 66<br />
Sl3 Acker 5,5 1,30 54,0 4,1 28<br />
Lu Acker 5,7 1,43 40,3 3,3 23<br />
Lu Acker 5,8 1,24 52,7 2,0 40<br />
Lu Grünland 6,2 1,64 108,5 4,8 51<br />
Tu4 Acker 6,5 1,72 71,6 3,4 37<br />
Tu2 Acker 7,3 4,83 90,5 1,3 35<br />
326
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />
Somit liegt das Verlustniveau von granuliertem Harnstoff für NH3 deutlich unter dem<br />
durchschnittlich angenommenen von 15 - 20% [FAO, 2001]. Die früher von Weber et al.<br />
[2001] für Freilandbedingungen in Südbayern mitgeteilten Verlustraten an NH3 von 0,5 –<br />
5% des Harnstoffdünger-N werden damit bestätigt.<br />
Abbildung 7: Verlauf der NH3-Emissionen nach oberflächiger Düngung von 80 kg N ha -1 in<br />
Form von granuliertem Harnstoff auf unbedeckten Boden (Sl3; pH 5,5) und Reduzierung<br />
dieser Verluste durch Zugabe des Ureaseinhibitors P204/98 (0,4% N-bezogen).<br />
Abbildung 2 zeigt einen typischen Verlauf auftretender NH3-Emissionen nach Düngung<br />
von granuliertem Harnstoff. Die Verlustphase erstreckt sich meist auf einen Zeitraum von<br />
einer Woche (7 Tage) nach Applikation des granulierten Harnstoffes. In dieser Zeit sind<br />
ca. 90% der Verluste aufgetreten.<br />
Unter – für das Auftreten von NH3-Emissionen – günstigeren Bedingungen kann sich<br />
dieser Verlustzeitraum auch verkürzen. Abbildung 3 zeigt den Verlauf auftretender NH3-<br />
Emissionen nach Düngung eines hoch ureaseaktiven Grünlands (108,5 µg NH4 + -N (g<br />
TSBoden) -1 (2 h) -1 ). Durch die schneller ablaufende Hydrolyse des Harnstoffes treten die<br />
NH3-Emissionen ebenfalls früher und zeitlich in den ersten vier Tagen nach der Düngung<br />
konzentriert auf. Trotz der hier nochmals verstärkten Verlustbedingungen für NH3-Verluste<br />
belaufen sich diese dennoch nur auf 5% des applizierten Dünger-N.<br />
Abbildung 8: Verlauf der NH3-Emissionen nach oberflächiger Düngung von 80 kg N ha -1 in<br />
NH 3-Emissionen [g NH 3-N ha -1 d -1 ]<br />
NH 3-Emissionen [g NH 3-N ha -1 d -1 ]<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
-200<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Tage nach der Düngung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Tage nach der Düngung<br />
Harnstoff<br />
Harnstoff + P204/98 0,4%<br />
Harnstoff<br />
Harnstoff + P204/98 0,4%<br />
Form von granuliertem Harnstoff auf Grünland (Lu; pH 6,2; hohe Ureaseaktivität) und<br />
Reduzierung dieser Verluste durch Zugabe des Ureaseinhibitors P204/98 (0,4% Nbezogen)<br />
327
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />
Der UI reduziert die auf den unterschiedlichen Böden auftretenden NH3-Emissionen um<br />
durchschnittlich 40% (23 bis 66%) (Tabelle 2). Hierbei entfaltet er unmittelbar mit dem<br />
Zeitpunkt der Düngung seine Wirkung und sichert diese über den gesamten, für das<br />
Auftreten von NH3-Verlusten kritischen Zeitraum von einer Woche (7 Tage) nach der<br />
Düngung (Abbildungen 2 und 3). In den parallel zu den direkten NH3-<br />
Emissionsmessungen durchgeführten Analysen auf NO3 - -, NH4 + - und Harnstoff-Gehalte<br />
sowie pH (CaCl2) im Boden kann die vollständige Hydrolisierung des Harnstoffes im<br />
Boden innerhalb von einer Woche nach der Düngung beobachtet werden (Abbildung 4).<br />
Nach einem anfänglichen Anstieg der NH4 + -Konzentration geht diese, bedingt durch die<br />
einsetzende Nitrifikation, zugunsten eines Anstiegs der NO3 - -Konzentration bis zum letzten<br />
Probentermin (Tag 10 nach der Düngung) zurück. Diese Konzentrationsverläufe können<br />
tendenziell in jedem der Versuchsböden zeitlich mehr oder weniger verschoben<br />
beobachtet werden. Bedingt durch einen relativ hohen Messfehler (Probenahme, schneller<br />
Umsatz von Harnstoff) ist eine quantitative Bilanzierung der unterschiedlichen N-<br />
Fraktionen nicht immer zu erreichen. Zudem kann auch beim Abbau des Harnstoffs<br />
systembedingt unterschiedlich hohe Mengen an Nitrit auftreten mit Auswirkungen auf<br />
gasförmige N-Verluste. Auch die mikrobielle N-Immobilisation im Boden bleibt<br />
unberücksichtigt.<br />
Gehalte [mg (100 g Boden) -1 Gehalte [mg (100 g Boden) ]<br />
-1 ]<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
7 0 1 3 2 0 0 5 10<br />
Tage nach der Düngung<br />
Harnstoff<br />
Harnstoff<br />
Abbildung 9: Umsetzungsvorgänge des gedüngten Harnstoff-N im Boden nach Düngung<br />
von 80 kg N ha -1 granuliertem Harnstoff auf unbedeckten Boden (Lu; pH 5,7) unter<br />
optimalen Bedingungen für NH3-Verluste.<br />
Der Einsatz des UI verzögert durch das Blockieren des Enzyms Urease die Hydrolisierung<br />
des Harnstoffs (Abbildung 4). In diesem zur Verdeutlichung beispielhaft gewählten Boden<br />
ist auch der, durch diese Blockierung bedingte, verzögerte Anstieg der NH4 + -Konzentration<br />
bei Zugabe des UI zu verfolgen. Entsprechend verzögert sich auch die Nitrifikation. Die in<br />
den UI-Varianten im Boden zum Versuchsende ermittelten höheren NO3 - - und/oder NH4 + -<br />
Mengen verdeutlichen die ammoniakemissionvermindernde Wirkung des Inhibitors.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Zugabe eines Ureaseinhibitors (UI) zu mineralischem Harnstoffdünger stellt ein<br />
aussichtsreiches Mittel zur Minimierung von NH3-Verlusten dar. In Modellexperimenten<br />
wurden die auf unterschiedlichen Böden unter optimalen Verlustbedingungen als NH3<br />
NH +<br />
4<br />
- NO 3<br />
Harnstoff + P204/98 0,4%<br />
Harnstoff<br />
+ NH 4<br />
NO -<br />
3<br />
328
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />
auftretenden N-Verluste nach oberflächig appliziertem granuliertem Harnstoff mit und ohne<br />
Zugabe des UI P204/98 (in einer Konzentration von 0,4% N-bezogen) über einen Zeitraum<br />
von 10 Tagen nach der Düngung mittels dynamischer Kammermethode online gemessen.<br />
Parallel wurden pH, Wassergehalt sowie Gehalte an NH4 + , NO3 - und Harnstoff im Boden<br />
bestimmt. Die gemessenen N-Verluste in Form von NH3 betragen maximal 5% (1,3 –<br />
4,8%) des gedüngten N und können durch Zugabe des UI unabhängig vom Verlustniveau<br />
um durchschnittlich 40% (23 – 66%) reduziert werden. Die im Boden ermittelten N-<br />
Fraktionen (Harnstoff-, NO3 - - und NH4 + -N) bestätigen die gute Wirkung des Hemmstoffes.<br />
Literatur<br />
FAO (2001) Global estimates of gaseous emissions of NH3, NO and N2O from agricultural<br />
land. ISBN 92-5-104698-1.<br />
ifa (2002) Statistics - Fertilizer indicators.<br />
http://www.fertilizer.org/ifa/statistics/indicators/ind_cn_world.asp<br />
UNECE (1999) Protocole à la convention de 1979 sur la pollution atmosphérique<br />
transfrontière à longue distance, relatif à la réduction de l‘acidification, de l‘eutrophisation<br />
et de l‘ozone troposphérique.<br />
http://www.unece.org/env/lrtap/multi_h1.htm<br />
Weber A., Gutser R. and U. Schmidhalter (2001) Field Emissions of NH3 and NOx<br />
Following Urea Application to Wheat. Proceedings of the IPNC 2001, Hannover, 884-885.<br />
329
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />
Einsatz von Zusatzstoffen / Futterergänzungsmitteln auf Basis von Meeresalgen -<br />
Auswirkungen auf die organischen Dünger (1. Mitteilung)<br />
Mokry, Markus (LUFA Augustenberg):<br />
Einleitung<br />
Zunehmend kommen in der Landwirtschaft die verschiedensten Zusatzstoffe (Pflanzen-<br />
und Bodenhilfsstoffe, Fermentationshilfsmittel u.s.w.) zum Einsatz bzw. werden der<br />
Landwirtschaft die unterschiedlichsten Versprechungen hierzu gemacht. Da die Vielzahl<br />
an Produkten - auch auf der Basis von Meeresalgen - nicht alle geprüft werden können<br />
und häufig nicht vergleichbar sind - beispielsweise wegen unterschiedlicher Zusammensetzung<br />
und Produktqualität - , prüft die LUFA Augustenberg seit mittlerweile mehr als 10<br />
Jahren das Meeresalgenprodukt Glenor KR+, das - nach Angaben des Herstellers - für<br />
alle Tierarten als Mineralfutterzusatz, aber auch zur Güllebehandlung alleine verwendet<br />
werden kann.<br />
Tab. 1: Ziele einer Behandlung organischer Dünger<br />
Verbesserung der Fließfähigkeit<br />
Verbesserung der Homogenität<br />
Minderung von Geruchs- und Schadstoffen<br />
Hygienisierung und Reduktion von Unkrautsamen<br />
Verbesserung der Wurzel- und Pflanzenverträglichkeit<br />
Erhalt (evtl. Erhöhung) des Ammonium-N-Anteils<br />
Energie- und Feststoffgewinnung<br />
Material<br />
Tab. 2: Versuchsprodukt<br />
Biologischer Schnellkomposter/Ergänzungsfuttermittel<br />
Zusammensetzung:<br />
Rotalgen „Lithothamnium calcareum“<br />
50% CaCO3<br />
ca. 6% MgCO3<br />
Bentonit-Montmorillonit (34%)<br />
biologischer Aktivator (Güllerotter)<br />
Kräuter<br />
Beistoffe: Spurenelemente (Zn, Se in organisch gebundener Form)<br />
Im Rahmen definierter Laborexperimente wurden Kenngrößen zur NH3-Emission bei einer<br />
Ausbringung unbehandelter bzw. mit Glenor KR+ behandelter Rinder- und Schweinegülle,<br />
die Pflanzenverfügbarkeit des mineralischen Stickstoffs sowie die Pflanzenverträglichkeit<br />
der jeweiligen Gülle geprüft. Im folgenden werden Ergebnisse zum Emissionsverhalten<br />
und zur N-Verfügbarkeit untersuchter Güllen dargestellt.<br />
Ergebnisse<br />
Umwelt-Atmosphäre<br />
Die mögliche Reduzierung von Ammoniakverlusten im Stall- und Lagerbereich sowie bei<br />
der Ausbringung von Gülle stellt einen wichtigen Bereich im Sinne eines nachhaltigen<br />
Klimaschutzes dar. Einen sinnvollen Beitrag zur Reduzierung der Ammoniakverluste kann<br />
330
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />
die Zugabe von Glenor KR + insbesondere dort leisten, wo andere Maßnahmen, wie sie<br />
nach guter fachlicher Praxis empfohlen werden, nicht durchgeführt werden können.<br />
Beispielsweise bei der Gülleausbringung auf Grünland, wo keine Einarbeitung möglich ist,<br />
oder dann, wenn aufgrund hohen Kostendrucks auf emissionsarme Applikationstechniken<br />
(noch) verzichtet werden muss.<br />
Monetär sind die Auswirkungen der Ammoniakfreisetzung auf Atmosphäre und Boden<br />
sowie auf das Globalklima durch die nachgewiesene Reduktion der Ammoniakverluste<br />
schwer zu bewerten. In diesem Zusammenhang dürfen jedoch die volkswirtschaftlichen<br />
Schäden der Ammoniak-Emissionen bei der Eutrophierung sensibler Flächen wie<br />
Hochmoore, Heiden und Magerrasen, die Bodenversauerung, Säureschäden an<br />
(historischer) Bausubstanz und die Beeinflussung des Klimas nicht bagatellisiert werden.<br />
Jedoch kann - ähnlich einer N-Stabilisierung - von einer Verminderung der Lachgasemissionen<br />
ausgegangen werden.<br />
� Laborversuche - NH3-Emission und -Verfügbarkeit aus Rinder- und Schweinegülle<br />
Tab. 3: Kenndaten der Güllen (Test 3-fach wiederholt)<br />
Gülleart/-herkunft/-behandlung pH<br />
TS<br />
[%]<br />
Gesamt N Ammonium-N<br />
[% FM]<br />
Rindergülle unbehandelt 7,90 10,21 0,41 0,17<br />
Rindergülle Glenor KR+ eingemischt 7,93 10,57 0,39 0,15<br />
Rindergülle Glenor KR+ verfüttert 7,66 11,39 0,37 0,20<br />
Schweinegülle (Mast) unbehandelt 7,85 1,94 0,33 0,25<br />
Schweinegülle (Mast) Glenor KR+ eingemischt 7,99 2,06 0,36 0,29<br />
Schweinegülle (Zucht) unbehandelt 7,79 1,42 0,31 0,24<br />
Schweinegülle (Zucht) Glenor KR+ eingemischt 7,81 1,38 0,27 0,24<br />
Schweinegülle (Zucht) Glenor KR+ verfüttert 7,88 1,37 0,41 0,26<br />
Tab. 4: Ammoniakfreisetzung im Laborversuch (auf 7,5% TS normiert)<br />
Gülleart/-herkunft/-behandlung<br />
Zufuhr Ammonium-N<br />
[mg]<br />
emittierter Ammonium-N<br />
[mg] [%]<br />
Rindergülle unbehandelt 255 120 47<br />
Rindergülle Glenor KR+ eingemischt 225 84 37<br />
Rindergülle Glenor KR+ verfüttert 300 89 30<br />
Schweinegülle (Mast) unbehandelt 375 206 55<br />
Schweinegülle (Mast) Glenor KR+ eingemischt 435 171 39<br />
Schweinegülle (Zucht) unbehandelt 360 194 54<br />
Schweinegülle (Zucht) Glenor KR+ eingemischt 360 160 44<br />
Schweinegülle (Zucht) Glenor KR+ verfüttert 390 169 43<br />
Durch einen Zusatz von Glenor KR+ etwa 12 Stunden vor Applikation ist eine Reduzierung<br />
der NH3-Verluste von 6 bis 10% gegenüber unbehandelt möglich (Tab. 4). Wird Glenor<br />
KR+ als Futterergänzungsmittel eingesetzt, verbessert sich die Reduktion der NH3-<br />
Emission bei Rindergülle nochmals um 5 bis 10%; im Falle der Schweinegülle ist dieser<br />
331
[kg N/ha]<br />
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />
Zusatzeffekt nicht so deutlich, wohl in Folge höherer pH-Werte und folglich stärkeren NH3-<br />
Drucks (Tab. 3). Hier wäre die Höhe der verfütterten Glenor-Gabe zu überprüfen.<br />
Mittels aerober Bebrütung im Labormaßstab (Abb. 1) wurde aufgezeigt, dass die Vorlage<br />
größerer N-Mengen (u.a. an Algen- und Tonmineralsubstanz adsorbierter Ammonium-N)<br />
umgesetzt und letztendlich pflanzenverfügbar waren (Tab. 5).<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
RG ohne Glenor KR+ Nitrat RG ohne Glenor KR+ Ammonium<br />
Start 10 Tage 20 Tage 30 Tage 40 Tage 50 Tage 60 Tage<br />
Bebrütungsdauer (20°C, aerob, 60 % nFK)<br />
Abb. 1: Ammonium- und Nitratverlauf im Bebrütungsversuch<br />
RG Glenor KR+ verfüttert Nitrat RG Glenor KR+ verfüttert Ammonium<br />
� Gefäßversuche zur Bewertung der Verfügbarkeit von NH3 aus Rinder- und Schweinegülle<br />
mit Körner- und Silomais<br />
Tab. 5: Kornertrag (rel. zum Versuchsmittel) von Körnermais im Gefäßversuch<br />
Versuchsdüngung<br />
Kornertrag rel.<br />
[100% = 78,2 g/Gef.]<br />
ohne N-Düngung 33<br />
mineralisch N (1g/Gef.) 95<br />
mineralisch N (2g/Gef.) 135<br />
RG 1 unbehandelt 95<br />
RG 1 Glenor KR+ eingemischt 103<br />
RG 1 Glenor KR+ verfüttert 118<br />
RG 2 unbehandelt 107<br />
RG 2 Glenor KR+ verfüttert 114<br />
Die Kornerträge (Tab. 5) sowie die Mineral-N-Äquivalente von Körner- und Silomais (Tab.<br />
6) belegen, dass das höhere N-Angebot der behandelten Gülle ertragswirksam wurde.<br />
Versuche auf Grünland (2002 bis 2006) mit ausschließlicher Gülledüngung bestätigen die<br />
Ergebnisse der Gefäßversuche; im Mittel der Versuchsjahre waren die TM-Erträge der<br />
332
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />
Varianten mit Rindergülle (Glenor KR+ verfüttert) um ca. 10% höher als mit unbehandelter<br />
Gülle.<br />
Tab. 6: Mineralstickstoff-Äquivalente von Rindergülle bei Körner- und Silomais<br />
Versuchsgülle Korn Stroh Ges. Pflanze<br />
RG 1 unbehandelt 0,61 1,10 0,83<br />
RG 1 Glenor KR+ eingemischt 0,66 1,08 0,86<br />
RG 1 Glenor KR+ verfüttert 0,77 1,12 0,94<br />
RG 2 unbehandelt 0,66 1,15 0,89<br />
RG 2 Glenor KR+ verfüttert 0,71 1,15 0,91<br />
Zusammenfassung<br />
Zu den Fragen (i) nach einer Beeinflussung physikalischer Gülleeigenschaften, (ii) einer<br />
Möglichkeit, N-Verluste in Form von Ammoniak zu verringern und (iii) der Pflanzenverfügbarkeit<br />
des durch einen Güllezusatz möglichen höheren löslichen N-Angebots lässt sich zu<br />
Schweine- und Rindergülle folgendes festhalten:<br />
Physikalische Eigenschaften der Gülle +(+)<br />
Zusammensetzung der Gülle (N) +(+)<br />
Reduktion der NH3-Verluste (Ausbringung) ++<br />
N-Verfügbarkeit / Ertragswirkung ++<br />
Forderungen des Klimaschutzes +(+)<br />
++ sehr gute Wirkung; + gute Wirkung; +(+) Wirkung von Variabilität der Gülle stärker abhängig<br />
Literatur<br />
Mokry, M. (1997): Güllefermentierung kann Stickstoffausnutzung und Kornertrag von Mais<br />
verbessern. AGRARfinanz-Sonderheft 2/97, „Tierhaltung.<br />
Mokry, M. (2005): Ein besseres Stallklima - Positive Wirkungen durch den Einsatz von<br />
Meeresalgenprodukten. BLW 37, Jhg. 2005, 24-25.<br />
Mokry, M. (2005): Schonung für die Wurzeln - Meeresalgenpräparat steigert den Wert der<br />
Gülle im Pflanzenbau. BLW 37, Jhg. 2005, 26.<br />
Gueinzius, I. und Mokry, M. (2005): Die Wirkung von Glenor KR+ auf die<br />
Ammoniakemission aus Rindergülle. Versuchsbericht LUFA Augustenberg, 21 Seiten.<br />
Gueinzius, I. und Mokry, M. (2006): Die Wirkung von Glenor KR+ auf die<br />
Ammoniakemission aus Gülle (Rinder-, Schweine und Biogasgülle). Versuchsbericht<br />
LUFA Augustenberg, 20 Seiten.<br />
333
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Entwicklung und Vergleich von optimierten Anbausystemen für die<br />
landwirtschaftliche Produktion von Energiepflanzen unter den verschiedenen<br />
Standortbedingungen Deutschlands<br />
Gödeke, Katja (Thüringer Landesanstalt für Ladwirtschaft, Jena); Nehring, Arlett; Vetter,<br />
Armin:<br />
Einleitung<br />
In den vergangenen Jahren haben sich auf dem Energiemarkt erhebliche Veränderungen<br />
vollzogen. Günstige politische Rahmenbedingungen sowie die absehbare<br />
Ressourcenverknappung der fossilen Rohstoffe, haben das Interesse an nachwachsenden<br />
Rohstoffen verstärkt. Im Bereich der Biogasproduktion hat sich die Nachfrage<br />
hauptsächlich auf Mais als Koferment beschränkt, wobei es sich um eine in Anbau, Ernte<br />
und Verarbeitung bekannte Fruchtart handelt. Mit steigender Anbaufläche und an die<br />
Anbaugrenzen stoßender Fruchtfolgeanteile des Mais, wird nun zunehmend nach<br />
Alternativkulturen gesucht, die diese „Marktlücke“ der Biomasse schließen können. Viele<br />
alte und neue Kulturen werden diskutiert, die dem Anbauer und Verarbeiter reichlich<br />
Biomasseerträge und Biogaspotenzial versprechen. Es liegen jedoch kaum Informationen<br />
vor bzgl. Düngung und Pflanzenschutz, Sorten, Erntezeitpunkt, Inhaltsstoffe, Siliereignung,<br />
Vergärbarkeit und Biogasertrag. Zudem taucht die immer häufiger werdende Frage auf,<br />
welche Fruchtart, vielleicht sogar welche Sorte, sich für bestimmte Standorte am besten<br />
eignet. Der Landwirt muss jedoch eine Grundlage haben, auf der er verlässliche<br />
Kalkulationen zur Betriebswirtschaft im gesamten agrotechnischen Regime des Betriebes<br />
vornehmen kann. Dabei sind die Anforderungen einer nachhaltigen Produktion zu<br />
berücksichtigen.<br />
Ziele des Verbundvorhabens<br />
Um der Landwirtschaft Entscheidungshilfen für den Energiepflanzenanbau bereitzustellen<br />
sollen in diesem Verbundvorhaben grundsätzliche Fragen beantwortet werden. Mit der<br />
Umsetzung neuer ackerbaulicher Konzepte im Versuch sollen hohe Brutto- und<br />
Nettoenergieerträge je Flächeneinheit unter der Betrachtung von Qualitätsaspekten<br />
erreicht werden. Neben dem Nettoenergieertrag je Flächeneinheit ist es mit der gewählten<br />
Aufgabenstellung möglich, Fruchtfolgeeffekte, wie Mehr- und Mindererträge, Einflüsse auf<br />
den Nährstoff-, Wasser- und Humusgehalt des Bodens, phytosanitäre Effekte, wie z.B.<br />
Mykotoxinbelastung bei Getreide sowie die Einhaltung agrotechnischer Zeitspannen, z. B.<br />
für die Rapsaussaat, zu erfassen. Es gilt somit das gesamte System über mehrere Jahre<br />
zu bewerten und nicht den Ertrag einer Fruchtart im jeweiligen Anbaujahr. Unter<br />
Einbeziehung neuer Kulturarten zur Erhöhung der Biodiversität, wird eine Verbesserung<br />
von Ertragspotential und Ertragssicherheit angestrebt. Bei geringem Faktoreinsatz soll<br />
somit ein optimierter Gewinn je ha Anbaufläche erzielt werden. Mit diesem Verbundprojekt<br />
ist es zudem möglich eine Gesamtbewertung von Anbausystemen hinsichtlich Ökonomie<br />
und Ökologie im Fruchtfolgesystem vorzunehmen. Hiermit können also Aussagen über<br />
Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit erzielt werden, was wiederum zu einer breiten<br />
gesellschaftlichen Akzeptanz führt, wenn diese Aspekte in Einklang gebracht werden<br />
können. Schlussendlich soll am Ende der Projektlaufzeit die folgende Empfehlung<br />
gegeben werden können: „Am Standort X sind aus pflanzenbaulicher,<br />
betriebswirtschaftlicher und ökologischer Sicht die Fruchtarten A und D im Anbausystem Y<br />
am sinnvollsten anzubauen.“<br />
334
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Aufbau des Gesamtprojektes<br />
Das Gesamtprojekt gliedert sich in sechs Teilprojekte, wobei im Teilprojekt 1 neben den<br />
grundsätzlichen Fragestellungen der Fruchtfolgen, auch der Anbau und die Verwertung<br />
von Ackerfutter sowie Mischfruchtvarianten und Minimierungsstrategien, in Bezug zum<br />
produktionstechnischen Aufwand, betrachtet werden. Zudem werden verschiedene<br />
Erntezeitpunkte zur Optimierung der Ertrags- und Biogasausbeute untersucht. Da<br />
Deutschland eine reichhaltige naturräumliche Gliederung mit unterschiedlichen<br />
Standortbedingungen aufzeigt, müssen die Systeme standortangepasst entwickelt und<br />
bewertet werden. Die Einzigartigkeit dieses Verbundvorhabens liegt in dem zeitgleichen<br />
Anbau von fünf gleichen Fruchtfolgen an sieben verschiedenen Standorten, mit einjährig<br />
zeitversetzter Wiederholung der Anlage, um Jahreseffekte auszuschließen. An dieser<br />
Stelle soll nun eine kurze Einordnung der Teilprojekte in das Gesamtprojekt erfolgen. Das<br />
Teilprojekt 1 dient als Kern des Gesamtprojektes und damit als Grundanlage und<br />
Bezugsbasis (siehe Abb. 1).<br />
Ö<br />
K<br />
O<br />
N<br />
O<br />
M<br />
I<br />
E<br />
(UNI-Gießen) [Teilprojekt III]<br />
Ö<br />
K<br />
O<br />
L<br />
O<br />
G<br />
I<br />
E<br />
(ZALF) [Teilprojekt II]<br />
Zweikultur-Nutzungssystem<br />
[Teilprojekt VI] (UNI-Kassel)<br />
Mischanbau<br />
Optimierung Fruchtfolgeglieder (LSV etc.)<br />
Ackerfutter<br />
Zusatzbewässerung<br />
[Teilprojekt V] (FAL)<br />
Mischanbau<br />
Silierung/Biogas<br />
[Teilprojekt IV] (ATB)<br />
Das Teilprojekt 1 wird an sieben verschiedenen Standorten in Deutschland, die sechs<br />
typische Anbauregionen repräsentieren, gleichzeitig durchgeführt (siehe Abb. 2).<br />
Die ertragsschwachen und, aufgrund ihrer sandigen Böden,<br />
problematischen Anbauregionen sind wegen ihrer<br />
Bedeutung in den neuen Bundesländern doppelt vertreten.<br />
Beteiligte Institutionen im Grundversuch an den gezeigten<br />
Standorten, sind in Thüringen die Thüringer Landesanstalt<br />
für Landwirtschaft (TLL), in Mecklenburg-Vorpommern die<br />
Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei<br />
(LFA), in Sachsen die Sächsische Landesanstalt für<br />
Landwirtschaft (SLL), in Brandenburg das Landesamt für<br />
Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung<br />
(LVLF), in Niedersachsen die Landwirtschaftskammer<br />
Niedersachsen (LWK-NS), in Baden-Württemberg die<br />
Landesanstalt für Pflanzenbau Forchheim (LAP) und in<br />
Ackerfutter <br />
Ackerfutter<br />
Entwicklung standortangepasster<br />
Anbausysteme<br />
[Teilprojekt I]<br />
für Energiepflanzen<br />
MV SN TH BY BW BB NS<br />
Minimier<br />
Erntezeitpunkte<br />
Abb. 1: Struktur und Vernetzung des Verbundvorhabens (Teilprojekte I - VI)<br />
Abb. 2: Standorte Teilprojekt 1<br />
P<br />
R<br />
A<br />
X<br />
I<br />
S<br />
V<br />
E<br />
R<br />
S<br />
U<br />
C<br />
H<br />
E<br />
335
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Bayern das Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende<br />
Rohstoffe (TFZ).<br />
An diesen 7 Standorten wird die Vorzüglichkeit bestimmter Fruchtfolgen in den einzelnen<br />
Regionen bewertet, indem verschiedene Energiepflanzen und solche, die es werden<br />
könnten, in unterschiedlichen Fruchtfolgestellungen zum Anbau kommen. Die Kulturarten<br />
werden dabei im Anbausystem, d.h. in Hauptfruchtstellung mit und ohne<br />
Sommerzwischen-frucht, Winterzwischenfrucht – Zweitfruchtstellung und als Mischkultur in<br />
der Fruchtfolge untersucht. Außer in Sachsen (SN → Winterroggen) und Brandenburg (BB<br />
→ Winterroggen), schließen alle Fruchtfolgen nach vier Jahren, mit dem Winterweizen ab,<br />
um evtl. auftretende Fruchtfolgeeffekte feststellen zu können (siehe Tab. 1).<br />
Tab. 1: Darstellung der fünf Standardfruchtfolgen<br />
Prüfglied 1 2 3 4 5<br />
2005<br />
Sommer-<br />
Gerste<br />
(Ganzpflanze)<br />
Ölrettich<br />
(Sommer-<br />
Zwischenfr.)<br />
Sudangras<br />
Futterroggen<br />
(Winter-<br />
Zwischenfr.)<br />
Mais<br />
Futterroggen<br />
(Winter-<br />
Zwischenfr.)<br />
Sommer-<br />
Gerste<br />
(Ganzpflanze)<br />
Untersaat<br />
Luzerne- oder<br />
Kleegras<br />
Hafer-<br />
Sortenmischung<br />
(Ganzpflanze)<br />
2006 Mais<br />
Mais<br />
(Zweitfrucht)<br />
Sudangras<br />
(Zweitfrucht)<br />
Luzerne- oder<br />
Kleegras<br />
Winter-Triticale<br />
(Ganzpflanze)<br />
2007 Wintertriticale Wintertriticale Wintertriticale<br />
Luzerne- oder<br />
Kleegras<br />
Winterraps<br />
2008 Winterweizen Winterweizen Winterweizen Winterweizen Winterweizen<br />
Biogassubstrate Kornnutzung<br />
Ergänzt werden diese, unter allen Standortbedingungen vertretbaren Fruchtfolgen durch<br />
mindestens drei regional-spezifische Fruchtfolgen, die jeder Partner selbst gewählt hat<br />
(siehe Tab. 2).<br />
Tab. 2: Darstellung der zusätzlichen, landesspezifischen Fruchtfolgen<br />
Bunde<br />
s-land<br />
Prüfglied<br />
2005 2006 2007 2008<br />
MV 6 E-Mais Gerstgras Winterraps WW<br />
7 E-Mais Futterroggen Ackergras WW<br />
8<br />
Artenmischung<br />
S-Roggen + S-Triticale<br />
Winterraps WW WW<br />
TH 6 Hafer (GPS)<br />
Artenmischung<br />
WT+WW+WG<br />
Winterraps WW<br />
7 E-Mais E-Mais E-Mais WW<br />
8 Topinambur Topinambur (2-j.) Topinambur (3-j.) WW<br />
BB 6<br />
S-Roggen (GPS)<br />
Senf (Wi-ZwF)<br />
Lupine (ZF) Winterraps WRo<br />
7<br />
Sonnenblume (GPS)<br />
Ölrettich (Wi-ZwF)<br />
Körnererbsen W-Triticale (GPS) WRo<br />
8 Topinambur Topinambur (2-j.) Topinambur (3-j.) WRo<br />
9<br />
Artenmischung<br />
Hafer + Erbse+<br />
Leindotter<br />
Winterraps<br />
W-Roggen (Wi-ZwF)<br />
Mais (ZF) WRo<br />
336
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Fortsetzung Tab. 2: Darstellung der zusätzlichen, landesspezifischen Fruchtfolgen<br />
Bunde<br />
s-land<br />
Prüfglied<br />
2005 2006 2007 2008<br />
BW 6 Zuckerhirse<br />
Artenmisch. WRo+WG<br />
(GPS)<br />
W-Triticale WW<br />
7 Sonnenblume (GPS) W-Triticale (Wi-ZwF) E-Mais WW<br />
8 E-Mais E-Mais E-Mais WW<br />
9<br />
Sommergerste (GPS)<br />
Wi-Erbse<br />
Mais (ZF) W-Triticale WW<br />
SN<br />
6 S-Roggen (GPS)<br />
Winterraps (GPS)<br />
Landsb.-Gem. (Wi-<br />
ZwF)<br />
Sudangras WRo<br />
7<br />
Mais<br />
Futterroggen (Wi-ZwF)<br />
Zuckerhirse<br />
Kartoffel<br />
(Knollen)<br />
WRo<br />
8<br />
S-Triticale (GPS)<br />
Gelbsenf (GPS)<br />
Sonnenblume (GPS)<br />
Phacelia (Wi-ZwF)<br />
Hanf (GPS) WRo<br />
NS 6<br />
E-Mais<br />
Futterroggen<br />
E-Mais (ZF)<br />
Futterroggen<br />
E-Mais (ZF) WW<br />
7 E-Mais W-Triticale<br />
Wintergerste<br />
(GPS)<br />
WW<br />
8 Körnermais WW (GPS) Wintergerste WW<br />
BY 6<br />
Silomais<br />
Futterroggen<br />
Silomais (ZF)<br />
Wi-Erbse (GPS)<br />
Sudangras (ZF) WW<br />
7 Körnermais<br />
WW (GPS)<br />
Winterraps (GPS)<br />
Sudangras (ZF) WW<br />
8<br />
Körnermais<br />
Welsches Weidelgras<br />
Kartoffeln (ZF)<br />
WW (GPS)<br />
Erbsen (ZF) WW<br />
Biogassubstrate Kornnutzung<br />
Die Verbundpartner ziehen bei der Auswertung weitere Versuche der Länder, wie z.B.<br />
Sortenversuche zu Futterpflanzen oder Düngungsversuche, heran. Damit können die<br />
eigenen im Verbundvorhaben gewonnenen Ergebnisse objektiviert werden. Die TLL hat<br />
den Grundversuch mit den acht Fruchtfolgen im Frühjahr 2005 zusätzlich auch als<br />
Minimalbodenbearbeitungsvariante, d.h. konservierend ohne Pflug, angelegt. Eine weitere<br />
Minimierungsstrategie, die drastische Reduzierung des PSM-Einsatzes, wird an den drei<br />
Fruchtfolgen 3, 6 und 8 am Standort Ascha (Bayern) geprüft. Dabei wird „ortsüblich<br />
optimal“ zu „reduziert 1“ (- 30 kg N/ha) und „reduziert 2“ (- 30 kg N/ha, ohne Herbizid- u.<br />
Fungizideinsatz) untersucht. In Brandenburg und Baden-Württemberg (nur 2005) werden<br />
in allen Fruchtfolgen je zwei Erntetermine pro Fruchtart geprüft. Es ist immer der direkte<br />
Bezug zum Grundversuch gegeben. Eine weitere Möglichkeit zur Senkung der Kosten je<br />
Produkteinheit bei gleichzeitiger Erhöhung der Artendiversität wird im Mischfruchtanbau<br />
gesehen. Aus diesem Grund kam ein Versuch an zwei Standorten in Bayern und an zwei<br />
Standorten in Mecklenburg Vorpommern zur Anlage (s. Tab. 3). Mit der<br />
Versuchsanstellung sind Mischungen zu Reinsaaten direkt miteinander vergleichbar, so<br />
dass standortbezogen die besten Mischungen hinsichtlich Nettoenergieertrag und<br />
Faktoreinsatz ermittelt werden können.<br />
337
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
III. Tab. 3 : Varianten des Mischfruchtanbaus**<br />
BY Winterungen (Ascha, Aholfing) Sommerungen (Aholfing)<br />
1 Roggen Wicken Lupine Saflor Gerste<br />
2 Landsberger Gemenge Gerste Erbse<br />
3 Gerste Rübsen Wicken Gerste Leindotter<br />
4 Gerste Rübsen Futtererbse Leindotter<br />
5 Roggen Steinklee Gerste Senf<br />
6 Gerste Senf Futtererbse<br />
MV Winterungen (Gülzow, Bandow) Sommerungen (Gülzow, Bandow)<br />
1 Roggen Wicken Mais Bokharaklee<br />
2 Roggen Bokharaklee Sudangras Bokharaklee<br />
3 Gerste Wicke Rübsen Sudangras Lupine<br />
4 Kleegras Roggen Gerste Hafer<br />
5 Landsberger Gemenge Roggen Bokharaklee<br />
6 Raps Wicke Lupine Bokharaklee Gerste<br />
7 Gerste Raps Lupine Saflor Gerste<br />
8 Gerste Rübsen Lupine Gerste<br />
* Die unterstrichenen Mischungen stimmen in beiden Bundesländern überein.<br />
** Alle Mischungspartner werden auch in Reinsaat angebaut.<br />
Zusätzlich werden in Thüringen, Niedersachsen und Brandenburg bis zu 8<br />
Ackerfuttermischungen an bis zu 4 Standorten auf Ihre Anbaueignung zur<br />
Biogaserzeugung geprüft (siehe Tab. 4 und 5)<br />
Tab. 4: Standorte der Ackerfutterproduktionsversuche<br />
Standort Land Anbaugebiet Bodenart AZ<br />
Niederschlag<br />
(l. M. in mm)<br />
Haufeld TH sommertrockene Lagen Lehm 31-68 635<br />
Burkersdorf TH günstige<br />
Übergangslagen<br />
sandiger Lehm<br />
36 642<br />
Dornburg TH Lö-Ackerebene Lehm 46-80 578<br />
Oberweißbac<br />
h<br />
TH Mittelgebirgslage Schluff-Lehm<br />
23 842<br />
Sophienhof NS maritimes Klima Seemarsch 80 837<br />
Wehnen NS Nordwestdeutsche<br />
Tiefebene, Binnenland<br />
humoser Sand<br />
28-32 742<br />
Bramstedt NS Nordwestdeutsche<br />
Tiefebene, Binnenland<br />
sandiger Lehm<br />
55 769<br />
Vreschen- NS Nordwestdeutsche (Übergangs-) Moor<br />
Bokel<br />
Tiefebene,<br />
Klima<br />
maritimes<br />
30 745<br />
Paulinenaue BB grundwasserbeeinflusst humoser Sand 30 521<br />
Berge BB Havelland lehmiger Sand D4 30-45 502<br />
338
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Tab. 5: Ackerfuttermischungen in den jeweiligen Bundesländern<br />
Nr. TH BB NS<br />
1 Rotkleegras Weidelgras A2 Weidelgras A2<br />
2 Luzernegras Weidelgras A3 Weidelgras A1 diploid<br />
3 Luzerne-Rotkleegras Weidelgras A3 mit Rotklee Weidelgras A1 tetraploid<br />
4<br />
Weidelgras A3<br />
Gräsermischung (WS, WL)<br />
Weidelgras A3<br />
5<br />
Gräsermischung (DWG,<br />
WS, WL)<br />
mit Rotklee<br />
Gräsermischung (WS, WL)<br />
mit Luzerne /<br />
Bastardweidelgras mit<br />
Rotklee<br />
Bastardweidelgras<br />
6 Luzerne-Rotklee Weidelgras A5<br />
7 Weidelgras A3 mit Rotklee<br />
8<br />
Bastardweidelgras mit<br />
Rotklee<br />
* Die unterstrichene Mischung wird in allen Bundesländern angebaut.<br />
Die enge Vernetzung zum Verbundprojektpartner ZALF (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung<br />
e.V., Teilprojekt II, s. Abb. 1) wird darin deutlich, dass in dem Versuch an<br />
jedem Standort bis zu 54 notwendige Parameter zur Biotik und Abiotik, also zur<br />
Abschätzung der „ökologischen Folgewirkungen des Energiepflanzenanbaus“, seitens der<br />
Projektpartner erhoben werden. Diese Daten dienen gleichzeitig zur Beurteilung des<br />
Biomassezuwachses der 2-3 Probeernten in den verlängerten Endversuchsparzellen<br />
sowie der Nährstoffvergleiche und zur Beurteilung des Wasserverbrauchs. Die Erfassung<br />
der Humusgehalte und die Erstellung von Nährstoff- und Wasserbilanzen runden das<br />
Untersuchungs- und Erhebungsspektrum ab.<br />
Die Arbeitsgänge sowie die Aufwendungen an Produktionsmitteln werden erfasst und dem<br />
Institut für Betriebslehre der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Universität Gießen (UNI-<br />
Gießen) für das Teilprojekt III (s. Abb. 1) „Ökonomische Bewertung des Anbaus und der<br />
Nutzung von Energiepflanzen für die Biomassenutzung“, unter Einbeziehung von<br />
Praxisdaten, zur Verfügung gestellt. Aus diesen Werten kann der Brutto- und unter<br />
Hinzuziehung der Produktionsaufwendungen der Nettoenergieertrag berechnet werden.<br />
In den wenigsten Fällen wird in Biogasanlagen frisches Erntegut eingesetzt. In der Regel<br />
kommt Silage zur Anwendung. Für die Beurteilung der Siliereignung wird vom Leibniz-<br />
Institut für Agrartechnik Bornim e.V. (ATB) das Teilprojekt IV (s. Abb. 1) „Ermittlung des<br />
Einflusses der Pflanzenart und der Silierung auf Substratqualität und Biogasausbeute in<br />
Labor und in der Praxis“ im Rahmen dieses Verbundprojektes bearbeitet. Nach der Ernte<br />
werden dazu von einzelnen Versuchsanstellern (BW, NS, BB, SN) entsprechende Proben<br />
an das ATB geliefert, die der Beurteilung der Siliereignung sowie der Ermittlung des<br />
Gasertrages dienen. Um die Ergebnisse zum Methanertrag weiter abzusichern, soll an der<br />
TLL der Hohenheimer Biogastest (HBT) im Rahmen des Projektes zum Einsatz kommen.<br />
Niederschläge und Bodenwasserbereitstellung können unter den stark abweichenden<br />
bodenklimatischen Bedingungen der Standorte entscheidend für das Abschneiden der<br />
Anbausysteme und die sich daraus ableitenden Empfehlungen sein. Ergänzende<br />
Aussagen zur Wasserproblematik sind deshalb aus dem Teilprojekt V (s. Abb. 1) „Einfluss<br />
von Zusatzbewässerung auf den Biogasertrag von Energiepflanzen in Reinbestand,<br />
Mischung und Anbausystem“ der FAL (Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft), zu<br />
erwarten. Partner in diesem Vorhaben sind das ZALF (Müncheberg, BB) und die LAP<br />
(Forchheim, BW).<br />
339
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Zum Herbst 2005 wurde ein weiteres Teilprojekt VI (s.<br />
Abb. 1) „Systemversuch zum Zweikultur-Nutzungssystem<br />
auf sieben Standorten im Bundesgebiet“ in den<br />
Verbund integriert. Diese Themenstellung wird von der<br />
Universität Kassel (UNI-Kassel, Witzenhausen) bearbeitet<br />
und soll Aufschluss geben über die Eignung<br />
dieses Systems für den Energiepflanzenanbau. Im<br />
Prinzip wird die im Grundversuch geprüfte Variante<br />
Winterzwischenfrucht Winterroggen - Zweitfrucht Mais<br />
mit weiteren Kombinationen untersetzt und einer<br />
vertiefenden Betrachtung unterzogen. Partner und<br />
Standorte sind in diesem Projekt die Uni-Kassel<br />
(Witzenhausen, HE), die TLL (Dornburg, TH), die Uni-<br />
Gießen (Eichhof, HE), das TFZ (Ascha, BY), die LFA<br />
(Gülzow, MV), die LWK-NS (Werlte, NS) und die LWK-<br />
NRW (Haus Düsse, NRW; siehe Abb. 3).<br />
Oldenburg<br />
Lübesse/Güstrow<br />
Kaltensundheim/Kornhoch<br />
-heim/Pahren<br />
Mauern<br />
Abb. 4: Standorte der Praxisbetriebe<br />
Abb. 3: Standorte Teilprojekt 6<br />
Um die Wissenschaft mit der Praxis zu verbinden, sind bereits zeitgleich mit dem<br />
Verbundprojekt, für die ökologischen und ökonomischen Bewertungen, Praxisversuche (s.<br />
Abb. 1 auf S. 2) angelaufen, die eine direkte Einschätzung von Energiepflanzenkulturen<br />
unter Praxisbedingungen ermöglichen. Die Standorte der Praxisbetriebe sind in Abb. 4<br />
dargestellt, die angebauten Fruchtarten in Tabelle 6.<br />
Tab. 6: Angebaute Fruchtarten der Praxisbetriebe<br />
Bundesland Fruchtart<br />
� Erbsen-Leindotter-Gemenge<br />
BY � Hafer-Leindotter-Gemenge<br />
� Wi-Weizen (Referenz)<br />
� Sudangras<br />
� Ackerbohne-So-Triticale-<br />
TH<br />
�<br />
Gemenge<br />
mehrjähriges<br />
Ackerfuttergemenge<br />
� Mais (Referenz)<br />
NS<br />
�<br />
�<br />
Mais<br />
Triticale<br />
� Mais (red. Bodenbearbeitung)<br />
MV � Lupine-Leindotter-Gemenge<br />
� Mais (Referenz)<br />
Weitere Praxisversuche mit aussichtsreichen<br />
Pflanzenarten und Pflanzenartenmischungen sollen in Verbindung mit der Verwertung in<br />
Biogasanlagen folgen, um die gesamte technologische Kette zu demonstrieren.<br />
Dieses Verbundvorhaben wird vom BMVEL über die FNR gefördert.<br />
Weitere Informationen unter www.tll.de/vbp.<br />
340
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Versuchsanlage zur Messungen von Ertragspotenzialen und Gärverhalten<br />
verschiedener Kofermentate<br />
Zerr, Walter (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor); Janßen, Enno; Winkler, Jörg:<br />
Einleitung<br />
Genaue Kenntnisse über das gärbiologische Verhalten von Kofermentaten ist<br />
Voraussetzung für einen optimalen Biogasertrag. Neben dem Gasertragspotenzial muss<br />
auch die Dynamik des Gärverlaufs bekannt sein. Dies gilt besonders auch im Hinblick auf<br />
Substratmischungen.<br />
In einer praxisnahen Versuchsanlage mit 80 Gärbehältern am LHL Standort Eichhof<br />
werden seit 2004 verschiedene Pflanzenarten in Abhängigkeit von pflanzenbaulichen<br />
Parametern und klimatischen Bedingungen auf ihr Ertragspotenzial hin beurteilt. Die mit<br />
einer Rühreinrichtung versehenen robusten 20Liter Gärbehälter bestehen aus Polyethylen,<br />
können variabel mit Messfühlern bestückt werden und stellen ein preisgünstige Alternative<br />
zu den bisher verwendeten Glas- und Stahlgefäßen dar.<br />
Zunehmend werden in der Praxis Möglichkeiten zur Erhöhung der Gärgeschwindigkeit und<br />
der damit verbundenen Gasertragsleistung diskutiert. Dabei erfolgen Vergleiche von<br />
NawaRo-Silagen mit unterschiedlichen Häcksellängen und Vermahlungen verschiedener<br />
Feinheiten. Vergoren werden auch Presssäfte verschiedener pflanzlicher Silagen. Zur<br />
Differenzierung ist es besonders wichtig, die Verarbeitung repräsentativer Probenmengen<br />
zu gewährleisten. Dazu sind für die Vergärungen relativ große Impfschlammmengen<br />
(>15Liter) erforderlich, die aber in den Behältern leicht zu händeln sind.<br />
Neben der Beurteilung von Kofermentaten im Batch-Versuch sind für den<br />
Anlagenbetreiber Empfehlungen für eine optimale Verweilzeit und eine dem Zusatz<br />
angepasste Faulraumbelastung von großer Bedeutung. Zusätzliche Füll- bzw.<br />
Entnahmeeinrichtungen an den Behältern ermöglichen Reihenuntersuchungen im<br />
kontinuierlichen Betrieb. Dabei werden Verweilzeiten und Faulraumbelastungen variiert.<br />
Material und Methoden<br />
ApparaturZur Messung der Ertragspotenziale und der Gärdynamik im Batch-Betrieb<br />
werden die 20 Liter Gärbehälter mit Impfschlamm und Kofermentat mit aufgesetzter<br />
Rühreinrichtung und Gasentnahmeeinrichtung (in Anlehnung an die VDI Vorschrift 4630)<br />
in Gruppen von 10 bis 20 Stück in Wasserbädern über den Versuchszeitraum temperiert.<br />
Für Gärversuche mit verschiedenen Faulraumbelastungen und Verweilzeiten im<br />
kontinuierlichen Betrieb wird eine modifizierte Version der Apparatur verwendet. Dazu<br />
wurden die Gärgefäße zur Zugabe von flüssigen und vermahlenen Kofermentaten mit<br />
einem Zulauf versehen, der durch die Oberseite der Gehäuse führt und gasdicht mit der<br />
Gefäßwand verschraubt wurde.<br />
Außen ist die Durchführung mit einem Kugelhahn oder einem Stopfen verschließbar, im<br />
Inneren ist ein Rohr aufgesteckt, das durch den Gasraum führt und in das Substrat<br />
eintaucht. Diese Vorrichtung ermöglicht auch ein Absaugen von Behälterinhalt. Für<br />
strukturierte, grobe Materialien wurden wegen des notwendigen größeren Querschnittes<br />
des Zulaufs größere Behälter verwendet. Jeweils 10 bis 20 Behälter stehen in einem<br />
Wasserbad bei 37±1 °C.<br />
MethodikZu Beginn aller Versuche werden die leicht handelbaren Kunststoffbehälter am<br />
Großreaktor befüllt und die Substratmasse im Labor bestimmt.<br />
Zur Bestimmung der Biogasertragspotenziale erfolgt die Zugabe des Kofermentates in der<br />
gleichen Konsistenz wie in der Praxis. Gasmenge und -qualität werden täglich bestimmt.<br />
Messungen am Substrat zu Beginn und am Ende der Versuche. Als Impfschlamm kann an<br />
341
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Stelle der Fermentergülle auch anderes biologisch aktives Material verwendet werden.<br />
Blindprobe und Standard ermöglichen eine Beurteilung der Aktivität.<br />
Abbildung 1: Gärbehälter im Temperierbad Abbildung 2: Entnahme von Substrat im<br />
kontinuierlichen Versuch<br />
Im kontinuierlichen Betrieb erfolgt nach der Temperierung der Fermentergülle die erste<br />
Kofermentatzugabe durch den Einfüllstutzen des Zulaufs. Ab dem zweiten Versuchstag<br />
wird jeweils vor der Zugabe eine bestimmte Substratmenge abgesaugt. Damit kann eine<br />
vorgesehene Verweilzeit eingestellt werden. Der entnommene Reaktorinhalt wird zu<br />
Statusuntersuchungen wie der Gesamtsäurekonzentration, der Gehalte einzelner<br />
Fettsäuren, der organischen Trockensubstanz, des pH-Wertes, usw. verwendet.<br />
Durch Vermischen mit Wasser kann der oTS-Gehalt der Zugabemenge variiert werden<br />
und damit neben Verweilzeiten auch Faulraumbelastungen eingestellt werden.<br />
Durch einen regelmäßigen Substrataustausch ist ein Übergang zur Monovergärung<br />
möglich. Mit zusätzlichen Güllegaben kann jedoch auch eine Mischvergärung untersucht<br />
werden.<br />
In der Praxis der Großanlagenbetreiber erfolgt die Kofermentatzugabe, abhängig von der<br />
Vergärbarkeit, in bis zu 24 Einzelportionen und mehr pro Tag. In dieser konventionellen<br />
Methode werden bei einer Substratentnahme drei Zugaben pro Tag durchgeführt. Der<br />
Substratwechsel wird nicht einer fermentatspezifischen Gärgeschwindigkeit angepasst,<br />
sondern die Umsetzung aller Zusätze erfolgt unter gleichen Bedingungen. Die Dauer der<br />
Versuche erstreckt sich jeweils über die dreifache Verweilzeit.<br />
Zur Ermittlung des Einflusses der Teilchengröße auf die Dynamik des Gärprozesses<br />
wurden in Reihenuntersuchungen Silagen verschiedener Pflanzen in praxisüblicher<br />
Häcksellänge sowohl im Batch - Versuch wie auch im kontinuierlichen Betrieb mit<br />
vermahlenem Material und mit Silagepresssäften verglichen.<br />
Durchführung von Gärversuchen Bestimmung von Ertragspotenzialen<br />
Das Biogasertragspotenzial ist die wichtigste Kenngröße zur Beurteilung eines<br />
Kofermentats. Sie dient als Berechnungsgrundlage für die ökonomische Betriebsführung.<br />
Da die Zusätze in gleicher Form wie in der Praxis untersucht werden, sind zur Erlangung<br />
repräsentativer Proben an siliertem Material Probemengen von 500g und mehr<br />
erforderlich. Zur Umsetzung sind Impfschlammmengen von mindestens 15 Litern<br />
notwendig.<br />
342
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Die Versuchsdauer muss als allgemeine Konvention noch festgelegt werden. Abbildung 3<br />
zeigt die Gaserträge aus einem schnell umsetzbaren Kofermentat, während Grassilagen<br />
(hier nicht dargestellt) Summenkurven mit wesentlich flacherem, aber zeitlich längerem<br />
Anstieg zeigen.<br />
Liter bez. auf kg org TS unter<br />
NB<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Biogas<br />
Methan<br />
Biogas<br />
Methan<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26<br />
Versuchstage<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Tagesmengen/kg oTS u.NB<br />
Abbildung 3: Tägliche und summierte Gasmengen aus<br />
der Umsetzung einer schnell vergärenden Biertreberprobe<br />
Optimierung von Verweilzeiten und Faulraumbelastungen<br />
Die Abbildung 4 zeigt die Methanentwicklung einer zerkleinerten Maissilage bei<br />
unterschiedlichen Verweilzeiten. In Reihenuntersuchungen wird die Gärstabilität bei<br />
verschiedenen Austauschvolumina erfasst. An Hand der dargestellten drei Varianten wird<br />
die Instabilität der geringen Verweilzeiten deutlich. Gegenüber dem theoretischen<br />
Methanertragspotenzial liegen die erzielten Methanmengen jedoch selbst bei der stabilen<br />
l Methan/kg oTS u. NB<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1<br />
3<br />
5<br />
7<br />
9<br />
11<br />
13<br />
15<br />
17<br />
19<br />
21<br />
23<br />
25<br />
27<br />
29<br />
31<br />
33<br />
35<br />
37<br />
39<br />
Messtage<br />
Methanertragspotenzial<br />
10 Tage Verweilzeit 1<br />
Zugabe/Tag<br />
15 Tage Verweilzeit 1<br />
Zugabe/Tag<br />
15 Tage Verweilzeit 4<br />
Zugaben/Tag<br />
Variante (20 Tage) deutlich niedriger. Um einen höheren Gasertrag zu erzielen muss die<br />
Aufenthaltsdauer erhöht werden bzw. eine Rückführung oder Fixierung der Organismen,<br />
z.B. an Festbetten, erfolgen.<br />
Abbildung 4: Einfluss der Verweilzeit auf den Gärverlauf Am Beispiel der 15 - Tage -<br />
Variante (Abbildungen 5 und 6) mit einem Zusammenbruch des Systems ab dem 22.ten<br />
Versuchstag zeigen die Säuregehalte schon 6 Tage zuvor eine Erhöhung der<br />
Säurekonzentration und damit eine Störung des biologischen Systems an.<br />
Ein weiterer wichtiger Parameter ist der Methananteil im Gas, der bei zunächst gleich<br />
hohen Biogasmengen kontinuierlich abnimmt. Diese Abnahme wird ebenfalls durch<br />
höhere Säuregehalte hervorgerufen.<br />
343
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abbildung 250 5: Abhängigkeit der<br />
Methanentwicklung von der<br />
Liter Methan u. NB / kg oTS<br />
200<br />
Säurekonzentration<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26<br />
Messtage<br />
Vergleich der Gärdynamik<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
EQ [mg Essigsäure /l Subst.]<br />
Methan(15d Verwz)<br />
EQ(15d Verwz.)<br />
Abbildung 50 6: Gasentwicklung und<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
Messtage Biogas<br />
Methanmenge<br />
Die Abbildung 7 zeigt die ersten 16 Versuchstage eines Vergleiches einer Silage in<br />
Häcksellänge und einer fein gemahlenen Probe.<br />
Liter Methan u.NB/kg oTS<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1<br />
3<br />
5<br />
7<br />
9<br />
11<br />
Methansummenkurven<br />
13<br />
15<br />
Messtage<br />
17<br />
19<br />
Häcksellänge<br />
1xVermahlung<br />
1xVerm+Enzym<br />
21<br />
23<br />
25<br />
27<br />
Methananteile einer Versuchsvariante mit<br />
40<br />
steigendem Säuregehalt im Substrat<br />
Abbildung 7: Methansummenkurven einer<br />
Maissilage unterschiedlicher Mahlfeinheit<br />
sowie mit CellulasezusatzObwohl die Biogaserträge nach einer Gärzeit von 50 Tagen nahezu<br />
gleich waren, so wurde, je nach Mahlfeinheit in den ersten 3 bis 4 Tagen bis 50 % mehr<br />
organische Trockensubstanz umgesetzt.<br />
Enzymzusätze beeinflussen dabei nicht die Gärdynamik, sondern erhöhen den<br />
Gesamtumsatz.Zusammenfassung<br />
Es wird ein Untersuchungssystem vorgestellt, mit dem praxisnah und preisgünstig die<br />
wichtigsten Gärparameter Ertragspotenzial, Verweilzeit, Faulraumbelastung und<br />
Gärdynamik erfasst werden können.<br />
Die Gärbehälter bestehen aus robustem Kunststoffmaterial. Da sie am Großreaktor befüllt<br />
werden, entfällt der Umgang mit Impfschlamm im Labor. Die preisgünstigen Reaktoren<br />
erlauben Paralleluntersuchungen von Verfahrensparametern.<br />
Durch weitere gasdichte Verschraubungen können Messsonden zur Bearbeitung weiterer<br />
Fragestellungen in den Behälter installiert werden.<br />
Literatur<br />
Anomyn: DIN 38 414 Teil 8, Juli 1985, Schlamm und Sedimente (Gruppe S) Bestimmung<br />
des Faulverhaltens<br />
344
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Anomyn: DIN 38409-7, März 2004, Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser<br />
und Schlammuntersuchung- Summarische Wirkung- und Stoffkenngrößen (Gruppe H)-<br />
Teil 7: Bestimmung der Säure- und Basenkapazität (H7)<br />
KTBL: Gasausbeute in landwirtschaftlichen Biogasanlagen, 2005 Darmstadt<br />
VDI 4630 Entwurf August 2004, Vergärung organischer Stoffe<br />
Walter Zerr: Versuchsanlage zur energetischen Beurteilung von Substraten und<br />
Kofermentaten für Biogasanlagen (9 Seiten)<br />
UWSF, im Druck Okt 2006*) Anmerkungen zum Verfahren<br />
Zum Patent hinterlegt unter Nr. 10 2006 043 534,6 aber noch nicht offengelegt<br />
Walter Zerr<br />
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />
Schloß Eichhof<br />
36251 Bad Hersfeld<br />
Dr. Enno Janssen, Dr. Jörg Winkler<br />
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />
Am Versuchsfeld 13<br />
34128 Kassel - Harleshausen<br />
345
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Gefügeveränderungen auf einem mit Pflug und pfluglos bearbeitetem Auenboden<br />
Paul, Rainer (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena), Blödner, Martin:<br />
1. Problemstellung<br />
Der Anteil pfluglos bearbeiteter Flächen nimmt vor allem aus Gründen der<br />
Kosteneinsparung und des Erosionsschutzes zu. Zudem wird der pfluglosen<br />
Bodenbearbeitung mit nur noch flacher Lockerung (der Oberkrume) eine<br />
gefügeschonende Wirkung auf die tieferen Schichten, vor allem des Unterbodens,<br />
beigemessen.<br />
Der bodenschonende Effekt ergibt sich aus dem Aufbau eines festen Gefüges unterhalb<br />
der flacheren Eingrifftiefe der Werkzeuge. Dieses Gefüge soll eine höhere Tragfähigkeit<br />
erreichen, die den Bodendruck so abstützt und verteilt, dass den Unterboden keine<br />
verformungswirksamen Drücke mehr erreichen (Ehlers 2003; Van der Veer u.a. 2006).<br />
Der Pflug wird dagegen als weniger gefügeschonend angesehen. Das Krumengefüge<br />
würde aufgebrochen und die dann lose Aggregatpackung rasch unter Verlust der<br />
kontinuierlichen Grobporen rückverdichtet. Die Tragfähigkeit des gepflügten Bodens wäre<br />
deshalb niedrig. Auch würden auch hohe Anteile des Bodendruckes an den Unterboden<br />
weitergegeben werden und diesen verdichten. Zusätzlich erfolgt beim Pflügen eine<br />
unmittelbare Druckbelastung des Unterbodens.<br />
Bisherige Ergebnisse aus Praxisversuchen (Deller, 2005; Paul 2006) zeigen, dass bei<br />
pflugloser Bodenbearbeitung eine dichte Krume unter der bearbeiteten Schicht entsteht.<br />
Die für die Pflanzenentwicklung wichtigen Eigenschaften dieser Schicht wie die Durchlüft-<br />
und Durchwurzelbarkeit sowie die Wasserleitfähigkeit verändern sich und können kritische<br />
Zustände erreichen. Dafür nimmt die Belastbarkeit zu, wenn man diese an der<br />
Vorbelastung oder an der Spurtiefe beurteilt.<br />
Um eine ausreichende Versorgungsfunktion des Bodens zu erhalten, ist ein hinsichtlich<br />
Umfang und Kontinuität ausreichendes Grobporensystem notwendig. Der Erhalt dieses<br />
Grobporensystems erfordert ggf. unter Verzicht auf den Belastbarkeitszuwachs boden-<br />
und bodenfeuchteabhängige Begrenzungen des Bodendruckes (Horn u.a. 2006). Dieser<br />
standortgerechte Bodendruck kann gemessen, aber auch aus bodenphysikalischen<br />
Eigenschaften bestimmt werden (VDLUFA-Methodenbuch Band 1).<br />
Pflügen lockert auf allen Böden die Krume auf. Die folgende Setzung verringert das<br />
Grobporenvolumen wieder, jedoch kann ein ausreichendes Grobporenvolumen erhalten<br />
bleiben, wenn auch hier der Bodendruck in Grenzen bleibt. Auswirkungen auf Schichten<br />
unterhalb der Krume waren dann nicht festgestellt worden (Paul 2006).<br />
Die Untersuchungen betrafen bisher grundwasserferne Standorte. Im Jahre 2001 ergab<br />
sich die Gelegenheit, einen Praxisversuch auf einem Auenboden bodenphysikalisch zu<br />
begleiten. Diese Standorte sind für die Verdichtungsproblematik interessant, weil sie eine<br />
mit dem Bodenwassergehalt stark wechselnde Verdichtungsempfindlichkeit besitzen, die<br />
bei hohem Grundwasserstand niedrig ist und mit der Absenkung und Abtrocknung des<br />
Bodens stark ansteigt. Zudem wird der Standort mit leistungsstarker Technik im<br />
praxisüblichem Einsatz bewirtschaftet.<br />
2. Standort und Methoden<br />
Die Versuchsfläche befindet auf einem Vega-Gley der Bodenart stark toniger Schluff. Es<br />
sind zwei Varianten angelegt, die Variante pfluglos wird bis 15 cm tief gelockert, die<br />
Variante Pflug jährlich bis 30 cm tief gepflügt. Die Grundbodenbearbeitung erfolgt immer<br />
im zeitigen Herbst.<br />
Die Probenahmeflächen für die physikalischen Untersuchungen befinden sich am Rand<br />
der Erntefläche in ausreichender Entfernung vom Schlagrand.<br />
346
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Die Gefügeuntersuchung erfolgt zweijährig mit Volumenproben.<br />
Beprobt werden 4 Tiefen, die obere Krume (4...10 cm), die untere Krume (15...21 cm), die<br />
Krumenbasis (30...36 cm) und der krumennahe Unterboden (45...51 cm) in zwei Profilen je<br />
Variante mit sechs Wiederholungen je Schicht.<br />
An den Volumenproben werden die Parameter Trockenrohdichte, kf-Wert, Luftkapazität<br />
(Grobporenanteil bei einer Wasserspannung von pF 1,8) und Wasserspeicherfähigkeit<br />
bestimmt, an den gestörten Proben einmalig die Korngrößenzusammensetzung und zu<br />
jeder Beprobung die Materialdichte, die Wasserspeicherfähigkeit am permanenten<br />
Welkepunkt und die Aggregatdichte. Die Untersuchungsverfahren sind im Methodenbuch<br />
Band I des VDLUFA beschrieben. Die gewählten Parameter kennzeichnen<br />
Veränderungen des Gefüges durch Druck- und Schereinwirkung wie die Kompression des<br />
Grobporensystems und die Zerscherung von Poren.<br />
3. Ergebnisse<br />
3.1 Ausgangssituation<br />
Im Jahr vor der Anlage des Versuches war die Fläche nur mit dem Grubber 15 cm tief<br />
bearbeitet und nicht gepflügt worden. Diese Bearbeitung teilte die Krume in eine lockere<br />
obere und eine festere untere Schicht. Unter der Krume folgt eine dichtere Krumenbasis<br />
und ein wieder lockerer und durchlässigerer Unterboden. Schadverdichtungen (kf 45 1,35 9,7 308<br />
3.2 Bodenfeuchteverlauf:<br />
In den Versuchsjahren 2002 und 2004 fielen in der Ernteperiode überdurchschnittlich hohe<br />
Niederschlagsmengen. Diese haben das gesamte Profil so aufgesättigt, dass sehr<br />
druckempfindliche Bodenverhältnisse im Frühjahr bis April und im Spätsommer und Herbst<br />
bestanden. Im Frühjahr 2003 kam es zur Überflutung des Standortes (Abb. 1).<br />
%<br />
160,0<br />
140,0<br />
120,0<br />
100,0<br />
80,0<br />
60,0<br />
40,0<br />
20,0<br />
0,0<br />
Bodenwasservorrat im Verhältnis zur FK<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Monat<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
FK<br />
347
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abbildung 1: Bilanzierter Bodenwasservorrat im Verhältnis zur Feldkapazität (pF 1,8)<br />
3.3 Ergebnisse nach 4 Versuchsjahren<br />
3.3.1 Trockenrohdichte<br />
Deutliche Unterschiede zwischen den Varianten bestehen in der Krume. Die pfluglose<br />
Bodenbearbeitung erhält die Teilung in eine lockere obere und eine dichtere untere<br />
Krume. In der Pflugvariante ist die Schichtung abgeschwächt und umgekehrt, der obere<br />
Teil ist etwas dichter als der untere. Die Krume ist aber insgesamt locker. Die tieferen<br />
Horizonte sind in beiden Varianten gegenüber der Krume dichter, zwischen den Varianten<br />
und gegenüber der Ausgangssituation bestehen keine Unterschiede (Abb.2).<br />
g/cm3<br />
Abbildung 2: Vergleich der Trockenrohdichte bei pflugloser Bodenbearbeitung und<br />
Pflugarbeit nach 4 Jahren.<br />
3.3.2 Luftkapazität:<br />
Die Luftkapazität ist in beiden Varianten in der Krume höher als in den tieferen Schichten..<br />
Unterschiede zwischen den Varianten bestehen in der Krume (Abb. 3).<br />
LK (Vol.-%)<br />
1,50<br />
1,45<br />
1,40<br />
1,35<br />
1,30<br />
1,25<br />
1,20<br />
1,15<br />
1,10<br />
1,05<br />
1,00<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
Trockenrohdichte<br />
4 bis 15 15 bis 30 30 bis 45 >45<br />
Schicht (cm)<br />
Luftkapazität<br />
4 bis 15 15 bis 30 30 bis 45 >45<br />
Schicht (cm)<br />
Pfluglos<br />
Pfluglos<br />
Abbildung 3: Vergleich der Luftkapazität bei pflugloser Bodenbearbeitung und Pflugarbeit<br />
nach 4 Jahren<br />
Pf lug<br />
Pflug<br />
348
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Die obere Krume der pfluglosen Variante ist grobporenreich, die untere enthält dagegen<br />
fast 10 Vol.-% weniger Grobporen und nähert sich einem kritischen Gehalt an. Die<br />
Unterschiede sind signifikant. In der gepflügten Krume ist der Grobporenanteil im oberen<br />
Teil etwas geringer als im unteren, insgesamt ist er ausreichend hoch.. In den tieferen<br />
Schichten entsprechend die Grobporenanteile der Ausgangssituation und unterscheiden<br />
sich zwischen den Varianten nicht.<br />
3.3.3 Gesättigte Wasserleitfähigkeit<br />
Die Wasserleitfähigkeit nimmt in beiden Varianten an der Krumenbasis gegenüber der<br />
Krume deutlich ab und steigt im Unterboden wieder stark an. Zwischen den Varianten<br />
bestehen Unterschiede in der Krume und der Krumenbasis. Die obere Krume der<br />
pfluglosen Variante ist extrem durchlässig, die Durchlässigkeit der unteren ist dagegen<br />
erheblich geringer.<br />
In der gepflügten Variante ist die Krume im oberen Teil noch ausreichend, im unteren hoch<br />
durchlässig.<br />
Die Krumenbasis der pfluglosen Variante ist ähnlich durchlässig wie zu Versuchsbeginn,<br />
die der gepflügten Variante ist praktisch undurchlässig geworden.<br />
Die Lockerheit der oberen Krume der Pfluglosvariante beruht auf der Bildung gröberer<br />
Krümel mit dem angereicherten organischen Material (die Aggregatdichte ist niedriger<br />
geworden), zwischen denen gröbere und durchgängige Interaggregatporen bestehen.<br />
Diese Krümel scheinen stabil zu sein. In der Pflugvariante sind die Aggregate gegenüber<br />
Wasser und Druck empfindlicher, so dass die Oberkrume zur Verschlämmung neigt.<br />
Die Abnahme der Wasserdurchlässigkeit in der ungepflügten unteren Krume folgt dem<br />
geringeren Grobporenanteil. Zwar sollen bei pflugloser Bodenbearbeitung Regenwürmer<br />
leistungsfähige Röhren anlegen, die einen Rückgang der Durchlässigkeit der Schicht<br />
verhindern, unter Praxisbedingungen scheint das aber nicht im notwendigen Umfang<br />
stattzufinden.<br />
Die geringe Leitfähigkeit der Krumenbasis der Pflugvariante ist, weil der Grobporenanteil<br />
gleich dem der ungepflügten Variante ist, durch Verkneten der Porenaustritte verursacht<br />
worden. Die Verknetung trat vermutlich beim wiederholten Pflügen bei zu hoher<br />
Bodenfeuchte (siehe Abb. 1) ein (Abb. 4).<br />
cm/d<br />
1000<br />
100<br />
10<br />
1<br />
Gesättigte Wasserleitfähigkeit<br />
4 bis 15 15 bis 30 30 bis 45 >45<br />
Schicht (cm)<br />
Pfluglos<br />
Pflug<br />
Abbildung 4: Vergleich der gesättigten Wasserleitfähigkeit bei pflugloser<br />
Bodenbearbeitung und Pflugarbeit nach 4 Jahren<br />
349
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
3.3.4 Aggregatdichte<br />
Die Aggregatdichte unterscheidet sich deutlich in der oberen Krume. Sie ist in der pfluglos<br />
bearbeiteten Variante wesentlich niedriger als in der gepflügten. Ursache kann der Einbau<br />
des spezifisch leichteren organischen Materials in die Aggregate sein.<br />
In den tieferen Schichten sind praktisch keine Unterschiede erkennbar.<br />
4. Diskussion und Schlussfolgerungen<br />
Auf Auenböden ist wegen seiner Grundwassernähe häufiger mit kritischen<br />
Bodenwassergehalten für die Befahr- und Bearbeitbarkeit zu rechnen. Das schränkt die<br />
Zeitspannen für die Bearbeitbarkeit ein bzw. erhöht das Risiko schädlicher<br />
Gefügeveränderungen. Andererseits weisen sie wie der vorliegende Boden ein stabiles<br />
Krümelgefüge auf, das bei optimaler Bodenfeuchte (steifplastische Konsistenz bei<br />
Matrixpotential pF 2,5 und trockener) die gegenwärtig übliche Druckbelastung so abstützt,<br />
dass zwar Verdichtungen eintreten, die Gefügefunktionen aber im mindesterforderlichen<br />
Umfang erhalten bleiben.<br />
Unter der entscheidenden Voraussetzung, dass der Bodendruck nicht höher als die<br />
Druckbelastbarkeit des Bodens ab der unteren Krume und in tieferen Schichten ist, kann<br />
die pfluglose Bodenbearbeitung auf diesem Standort eine kostensparende Alternative zum<br />
Pflug sein. Andererseits bestätigen sich die Annahmen nachteiliger Auswirkungen des<br />
Pfluges auf das Gefüge nicht. Wenn der Pflug bei optimaler Bodenfeuchte (steifplastische<br />
Konsistenz und fester) und möglichst im on-land-Verfahren eingesetzt wird, sorgt er für<br />
eine gut durchlüftete Krume, ohne tiefere Schichten zu schädigen. Dabei erhöht er nicht<br />
nur den Interaggregatporenanteil, sondern er kann, indem er verfestigte Aggregate an die<br />
Oberfläche bringt, wo sie starken natürlichen Kräften ausgesetzt sind (Quellung,<br />
Schrumpfung, Frost), auch die Bildung krümeliger Aggregate fördern.<br />
5. Literatur<br />
DELLER,B.; FLAIG, H.; UNTERSEHER,E. (2006): Auswirkungen langjährig reduzierter<br />
Bodenbearbeitung auf physikalische Bodeneigenschaften.<br />
Kongressband 117. VDLUFA-Kongress in Bonn, 2006, S. 454-463<br />
EHLERS, W. (2003): Boden unter Druck. Bauernzeitung Nr. 14/2003, S. 13-15<br />
R. HORN, O. FAZEKAS, S.PETH (2006): Alteration of soil structure geometry caused by<br />
mechanically applied stress and its consequence on soil strength (in Vorbereitung)<br />
PAUL,R.(2006): Pfluglos auf dem Vormarsch? Getreidemagazin 11 (2006) 3, S. 182-187<br />
VAN DER VEER,S.; MEYER,M.; CHERVET,A.; STUNY,W. (2006): Direktsaat verbessert<br />
Tragfähigkeit. Landwirtschaft ohne Pflug, 1/2006, S. 28-35<br />
VDLUFA: Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik –<br />
VDLUFA_Methodenbuch Band I Die Untersuchung von Böden.<br />
C 7.3.1 Bestimmung des Drucksetzungsverhaltens (Ödometerversuch) (in Vorbereitung)<br />
C 7.4.1 Ermittlung der mechanischen Belastbarkeit (Vorbelastung) von Böden. (in<br />
Vorbereitung)<br />
350
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Einflussgrößen auf bodenbiologische Parameter bei unterschiedlicher Bodenbearbeitung<br />
Flaig, Holger (LUFA Augustenberg):<br />
1 Einführung<br />
Unter Federführung des Ministeriums für Ernährung und ländlichen Raum Baden-<br />
Württemberg wird seit 1995 ein Langzeitversuch, der sogenannte „Systemvergleich<br />
Bodenbearbeitung“, durchgeführt, der langjährige Auswirkungen von unterschiedlichen<br />
Bodenbearbeitungsverfahren erfassen soll. Die insgesamt zwölf Standorte liegen über<br />
ganz Baden-Württemberg verteilt und weisen große Unterschiede bezüglich Höhenlage,<br />
Klima, Bodenart und Ackerzahl auf. An jedem Standort werden Großparzellen ohne<br />
Wiederholung in drei Bearbeitungsvarianten bewirtschaftet: Pflug, Mulch- oder Direktsaat.<br />
Im Kongressband zum VDLUFA-Kongress 27. - 29. 9. 2005 in Bonn wurden die Versuchskonzeption<br />
und erste bodenphysikalische und bodenbiologische Ergebnisse vorgestellt<br />
(DELLER et al. 2006, FLAIG 2006). In diesem Artikel werden die Ergebnisse von acht langjährigen<br />
Versuchsstandorten in der Zusammenschau analysiert und wichtige Einflussgrößen<br />
auf die gemessenen bodenbiologischen Parameter herausgearbeitet. Wegen des<br />
regionalen Bezugs des Kongressthemas (südlicher Oberrhein) wird der Standort Efringen-<br />
Kirchen bei der Ergebnisdarstellung besonders berücksichtigt.<br />
Im bodenbiologischen Untersuchungsprogramm wurden, differenziert nach fünf Horizonten,<br />
folgende Parameter untersucht:<br />
– Mikrobielle Biomasse über das Verfahren der substratinduzierten Respiration,<br />
– allgemeine Stoffwechselaktivität über die Aktivität der Dehydrogenase,<br />
– die Stickstoffmineralisierung über den anaeroben Brutversuch,<br />
– die Charakterisierung des C-Umsatzes über die Xylanase-Aktivität,<br />
die Charakterisierung des P-Umsatzes über die Aktivität der alkalischen Phospho-<br />
Monoesterase,<br />
die Abschätzung des Anteils pilzlicher Biomasse über den Ergosterol-Gehalt.<br />
2 Material und Methoden<br />
2.1 Standorte, Probenahme und Probenvorbereitung<br />
Die Bodenproben wurden mit Hilfe eines Bohrstocks aus 0-5, 5-10, 10-20, 20-30 und 30-<br />
50 cm Tiefe und verteilt über die gesamte Fläche der jeweiligen Bearbeitungsvariante<br />
entnommen. Sie wurden gekühlt transportiert und gelagert (4-8 °C), auf eine Partikelgröße<br />
von ≤ 2 mm gesiebt (ggf. nach vorsichtigem Abtrocknen unter Kühlung), für die verschiedenen<br />
Analysen portioniert und bei -18 °C eingefroren. Mindestens 12 Stunden vor der<br />
weiteren Verarbeitung wurden sie im Kühlschrank (4-8 °C) aufgetaut. Ein Aliquot wurde<br />
zur Bestimmung des Trockengewichts verwendet und über Nacht bei 105 °C getrocknet.<br />
351
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Tabelle 1: Standortcharakterisierung und Probenahmetermine. Vier Standorte wurden im<br />
Frühjahr im wachsenden Bestand oder nach Zwischenfrucht (ZWF) beprobt, vier Standorte<br />
nach der Ernte der Hauptfrucht im Sommer/Herbst.<br />
Standort m über<br />
NN<br />
Ackerzahl Probenahmetermin<br />
bei/nach<br />
Frucht<br />
Dossenheim 100 80-85 5. 4. 04 in<br />
Winterweizen<br />
Kirchhausen 165 61-72 19./20.8.04 nach<br />
Winterweizen<br />
Efringen-<br />
Kirchen<br />
Grünsfeld-<br />
Hausen<br />
Nagold-<br />
Hochdorf<br />
250 80 17./18.11.04 nach<br />
Körnermais<br />
315 35 22. 3. 05 nach<br />
Wintergerste<br />
und ZWF<br />
570 54 24. 3. 05 nach<br />
Wintergerste<br />
und ZWF<br />
Biberach 570 52 29. 3. 05 in Winterraps<br />
Odenheim 180 65 1. 8. 05 nach<br />
Winterroggen<br />
Neresheim-<br />
Dossingen<br />
540 32-60 2. 8. 05 nach<br />
Wintergerste<br />
2.2 Mikrobielle Biomasse:<br />
Die Menge an mikrobieller Biomasse wurde über die Methode der substratinduzierten<br />
Respiration bestimmt. Dazu wurden die Bodenproben auf die Hälfte der maximalen<br />
Wasserkapazität befeuchtet und in belüfteten Plastikbeuteln mehrere Tage bei 22 °C<br />
äquilibriert. Die Bestimmung der Biomasse erfolgte nach Zumischung von Glucose über<br />
den Anstieg der Atmungsaktivität und die Analyse des Konzentrationsanstiegs von CO2<br />
nach HEINEMEYER et al. (1989).<br />
2.3 Dehydrogenase-Aktivität:<br />
Die Bestimmung der Dehydrogenase-Aktivität erfolgte nach DIN 19733-2:1998-07:<br />
Bestimmung der Dehydrogenase-Aktivität in Böden, Teil 2: Verfahren mit INT (DIN 2001).<br />
2.4 Xylanase-Aktivität:<br />
Die Bestimmung der Xylanase-Aktivität erfolgte nach VON MERSI und SCHINNER in<br />
SCHINNER et al. (1993). Die enzymatisch freigesetzten Zucker aus Xylan als Substrat<br />
reduzieren K-Hexacyanoferrat-III in alkalischer Lösung; in einer Folgereaktion entsteht<br />
Berliner Blau, dessen Konzentration photometrisch bestimmt wird.<br />
352
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
2.5 Phosphatase-Aktivität:<br />
Bestimmt wurde die Aktivität der alkalischen Phospho-Monoesterase nach ÖHLINGER in<br />
SCHINNER et al. 1993. Das aus Phenylphosphat-Lösung enzymatisch abgespaltene Phenol<br />
wird mit 2,6-Dibromchinon-Chlorimid angefärbt und photometrisch bestimmt.<br />
3 Ergebnisse<br />
3.1 Mikrobielle Biomasse<br />
Die Verteilung der mikrobiellen Biomasse über die Bodenhorizonte an den Standorten<br />
zeigen die Abbildungen 1A und B, gruppiert nach Beprobungsterminen. Die Tiefenverteilung<br />
der Biomasse ist spezifisch für die Bearbeitungsvariante. Der Beprobungstermin<br />
wirkt sich besonders bei der Verteilung in der Pflugvariante und der Differenzierung<br />
zwischen Mulch- und Direktsaat in den oberen Horizonten aus.<br />
Abb. 1: Durchschnitt der mikrobiellen Biomasse von jeweils vier Standorten mit Beprobung:<br />
A: im Frühjahr und B: nach der Ernte (ausgedrückt in Mikrogramm mikrobieller<br />
Kohlenstoff (Cmic) pro Gramm trockener Boden). TM: Trockenmasse.<br />
A [µg Cmic / g TM]<br />
B<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Bodentiefe [cm]<br />
0-5<br />
5-10<br />
10-20<br />
20-30<br />
30-50<br />
Pflug Mulch Direkt<br />
0-5<br />
5-10<br />
10-20<br />
20-30<br />
30-50<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
An allen Standorten ist die mikrobielle Biomasse bei den Varianten mit geringerer<br />
Bearbeitungsintensität in den oberen Bodenhorizonten angereichert und nimmt mit zunehmender<br />
Bodentiefe ab. In der Pflugvariante ist eine gleichmäßigere Verteilung zu messen;<br />
bei Frühjahrsbeprobung ist ein Pflughorizont in ca. 20 cm Tiefe zu erkennen.<br />
Neben dem Probenahmezeitpunkt im Jahres- und Vegetationsverlauf ist der pH-Wert des<br />
Bodens eine weitere wichtige Einflussgröße (Tab. 1). Böden mit einem durchschnittlichen<br />
pH-Wert > 7 haben zumindest in der Mulch- und Direktsaatvariante höhere Gehalte an<br />
mikrobieller Biomasse. Trotz unterschiedlicher Standortbedingungen und entsprechend<br />
hoher Varianz zeigt eine Gruppierung der Standorte nach dem pH-Wert des Bodens in<br />
den oberen Horizonten signifikante Unterschiede. In der Pflugvariante sind die Unterschiede<br />
nicht so ausgeprägt: Die Bodenschichtung wird regelmäßig durchmischt; der pH-Wert<br />
liegt nicht unter 6,0.<br />
Bodentiefe [cm]<br />
[µg Cmic / g TM]<br />
Pflug Mulch Direkt<br />
353
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Tab. 1: Mikrobielle Biomasse in Abhängigkeit vom durchschnittlichen pH-Wert des<br />
Bodens. � bedeutet: Signifikanzniveau bei 90% und höher (t-Test). MW: Mittelwert.<br />
* Am Standort Dossenheim lagen die oberen zwei Horizonte der Direktsaatvariante bei pH<br />
6,6 – 6,8.<br />
# Am Standort Grünsfeld-Hausen konnte nur bis 30 cm Tiefe beprobt werden.<br />
� Ein Wert (Standort Biberach, pH < 7) war etwa doppelt so hoch wie die anderen.<br />
Vermutlich spielt hier die Fruchtfolge eine dominierende Rolle (Winterraps nach<br />
Stilllegung, im Frühjahr beprobt).<br />
Variante<br />
pH > 7<br />
pH 7,0 – 7,7*<br />
pH < 7<br />
pH 5,2 – 6,5<br />
Bodentiefe [cm]<br />
MW 5 (4)<br />
Standorte #<br />
MW 3 Standorte<br />
Mulch 0 – 5 549 426 �<br />
Mulch 5 – 10 453 308 �<br />
Mulch 10 – 20 279 183 �<br />
Mulch 20 – 30 178 129<br />
Mulch 30 – 50 126 79<br />
[µg Cmic / g TM]<br />
Direkt 0 – 5 665 456 �<br />
Direkt 5 – 10 347 267 �<br />
Direkt 10 – 20 233 185<br />
Direkt 20 – 30 180 127 �<br />
Direkt 30 – 50 110 73<br />
Um die Frage zu klären, ob sich nicht nur die Verteilung der Biomasse mit der Bodentiefe<br />
zwischen den Bearbeitungsvarianten unterscheidet, sondern ob auch die Menge an mikrobieller<br />
Biomasse im Bodenkörper insgesamt unterschiedlich ist, empfiehlt sich das Bodenvolumen<br />
als Bezugssystem. Die Werte der Trockenrohdichte (bzw. des Raumgewichts)<br />
wurden von DELLER et al. (2006) im Rahmen der parallel durchgeführten bodenphysikalischen<br />
Untersuchungen in vier Tiefenstufen ermittelt (0-5, 10-15, 20-25 und 30-35 cm).<br />
Die Werte wurden für die teilweise korrespondierenden Tiefenstufen der vorliegenden<br />
Untersuchung übernommen und zur Berechnung eingesetzt. Die daraus resultierende<br />
Menge an mikrobieller Biomasse in einer Boden“säule“ von einem Quadratmeter bis in<br />
eine Tiefe von 50 cm zeigt Tabelle 2. Die Aufsummierung über das untersuchte Bodenvolumen<br />
zeigt, dass sich trotz differenzierter Tiefenverteilung die Menge an mikrobieller<br />
Biomasse zwischen den unterschiedlichen Bearbeitungsintensitäten nicht wesentlich<br />
unterscheidet.<br />
Tab. 2: Durchschnittliche Summe der<br />
mikrobiellen Biomasse im Solum<br />
[g Cmic / m 2 * 0,5 m]. Für den Horizont<br />
5-10 cm wurde (nochmals) der Wert der<br />
Trockenrohdichte für 0-5 cm verwendet;<br />
die Dichte in 30-35 cm Tiefe wurde für den<br />
gesamten Horizont 30-50 cm eingesetzt.<br />
Probenahme Frühjahr nach Ernte<br />
Pflug 152 127<br />
Mulch 148 126<br />
Direkt 148 126<br />
354
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
3.2 Dehydrogenase<br />
Die Aktivität der Dehydrogenasen als Indikator für die allgemeine Stoffwechselaktivität<br />
folgt in etwa der Biomasseverteilung (Abb. 2). Der Standort Efringen-Kirchen (B) zeigt trotz<br />
Probenahme kurz nach der Ernte (2004) in den Mulch- und Direktsaat-Varianten geringe<br />
Aktivitäten. Dies korrespondiert mit relativ niedrigen Biomassegehalten (im Vergleich zu<br />
Humusgehalten von 4,1 – 5,8% in den oberen 30 cm). Beide Befunde sind durch den fehlenden<br />
Fruchtwechsel (Körnermais als Monokultur) erklärbar. Bei Fruchtfolgebewirtschaftung<br />
sind Biomasse und Aktivitäten in der Regel höher.<br />
Abb. 2: Dehydrogenaseaktivitäten im Vergleich: A: Biberach (Frühjahr 2005) und B:<br />
Efringen-Kirchen (nach Ernte 2004). INF: 2-(4-Jodphenyl)-3-(4-Nitrophenyl)-5-phenyltetrazolium-Formazan;<br />
TM: Trockenmasse.<br />
Bodentiefe [cm]<br />
A B<br />
0-5<br />
5-10<br />
10-20<br />
20-30<br />
30-50<br />
[µg INF / g TM*18h]<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
3.3 Xylanase<br />
Pflug Mulch Direkt<br />
Bodentiefe [cm]<br />
[µg INF / g TM*18h]<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />
Die Xylanase-Aktivität zeigt als Enzym des primären Streuabbaus eine Assoziation mit<br />
dem Vorhandensein von Ernteresten zum Zeitpunkt der Probenahme. So ist die frühere<br />
Bodenoberfläche in den Pflugvarianten anhand der Aktivität sehr gut lokalisierbar (Abb. 3).<br />
Mulch- und Direktsaat zeigen die charakteristische Tiefenverteilung. Die Direktsaatvariante<br />
von Efringen-Kirchen (B) besitzt die höchste Aktivität aller Standorte (Erntereste von Körnermais).<br />
Abb. 3: Xylanase-Aktivität im Vergleich: A: Dossenheim (Frühjahr 2004) und B: Efringen-<br />
Kirchen (nach Ernte 2004). Gluc.äq.: Glucoseäquivalente.<br />
A B<br />
Bodentiefe [cm]<br />
0-5<br />
5-10<br />
10-20<br />
20-30<br />
30-50<br />
[µg Gluc.äq. / g TM*24h]<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />
Pflug Mulch Direkt<br />
Bodentiefe [cm]<br />
0-5<br />
5-10<br />
10-20<br />
20-30<br />
30-50<br />
0-5<br />
5-10<br />
10-20<br />
20-30<br />
30-50<br />
Pflug Mulch Direkt<br />
[µg Gluc.äq. / g TM*24h]<br />
0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000<br />
Pflug Mulch Direkt<br />
355
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
3.4 Alkalische Phosphatase<br />
Die alkalische Phosphatase ist bei allen Standorten gleichmäßiger über die Bodentiefe<br />
verteilt als andere Enzyme (Abb. 4). Die Aktivität zeigt insbesondere bei Bezug auf<br />
Biomasse („Spezifische Aktivität“) ein Maximum in etwa 10 cm Tiefe (FLAIG 2006). Bestimmende<br />
Faktoren für die alkalische Phosphatase sind auch der Gehalt anorganischen<br />
Phosphats und der pH-Wert des Bodens. Efringen-Kirchen weist bei hohen Phosphat-<br />
Gehalten und niedrigem pH-Wert bei Mulch- und Direktsaat die niedrigsten Phosphatase-<br />
Aktivitäten aller Standorte auf.<br />
Abb. 4: Phosphatase-Aktivität im Vergleich: A: Odenheim (nach Ernte 2005) und B:<br />
Efringen-Kirchen (nach Ernte 2004).<br />
A B<br />
Bodentiefe [cm]<br />
0-5<br />
5-10<br />
10-20<br />
20-30<br />
30-50<br />
[µg Phenol / g TM*3h]<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />
3.5 Ergosterol<br />
Der Ergosterol-Gehalt als Biomarker für Pilze zeigt eine Tiefenverteilung ähnlich der Biomasse<br />
– in der Pflugvariante bis zur Bearbeitungstiefe recht homogen, bei Mulch- und<br />
Direktsaat in den oberen Horizonten höher. Allerdings waren bei 5 von 8 Standorten nicht<br />
in der Direktsaat-, sondern in der Mulchvariante die höchsten Werte zu finden. Legt man<br />
einen Umrechnungsfaktor zwischen Ergosterol-Gehalt und mikrobiellem Kohlenstoff von<br />
90 (DJAJAKIRANA et al. 1996) zugrunde, so beträgt der pilzliche Anteil an der Biomasse bei<br />
den Pflugvarianten zwischen 20 und 40%, kann aber bei Mulchsaat und hohen Humusgehalten<br />
bis zu 80% betragen.<br />
4 Diskussion<br />
Pflug Mulch Direkt<br />
[µg Phenol / g TM * 3h]<br />
0 200 400 600 800 1000<br />
Nach bis zu 10 Jahren unterschiedlicher Bodenbearbeitung hat sich eine typische<br />
Tiefenverteilung der mikrobiellen Biomasse herausgebildet. In den Varianten geringer<br />
Bearbeitungsintensität konzentriert sich die Biomasse in den oberen Horizonten. Auf das<br />
Volumen des Solums bis 50 cm Tiefe bezogen unterscheiden sich die Varianten in der<br />
Menge an Biomasse insgesamt jedoch nicht. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die<br />
Proben für die Trockenrohdichte, deren Werte in die Volumenberechnung einfließen, nicht<br />
exakt aus denselben Tiefenstufen stammen wie die Mischproben für die bodenbiologischen<br />
Untersuchungen. So konnte auch keine Unterscheidung hinsichtlich des Volumens<br />
zwischen 0-5 und 5-10 cm getroffen werden. Gerade in diesem Bereich finden sich<br />
aber deutliche Unterschiede in den bodenbiologischen Parametern bei Bezug auf<br />
Trockenmasse, vor allem in den Mulch- und Direktsaatvarianten. Insofern kann ein<br />
Bodentiefe [cm]<br />
0-5<br />
5-10<br />
10-20<br />
20-30<br />
30-50<br />
Pflug Mulch Direkt<br />
356
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Volumenbezug erst bei einer feineren Differenzierung der Lagerungsdichte bzw. der<br />
Trockenrohdichte in den oberen 10 cm der Böden aussagekräftiger interpretiert werden.<br />
Die höhere mikrobielle Biomasse der Böden mit pH-Werten >7 könnte mit daran liegen,<br />
dass Actinomyceten in diesen pH-Bereichen günstigere Lebensbedingungen vorfinden<br />
(THALMANN 2006, pers. Mitt.). Anzumerken ist, dass die Menge an mikrobieller Biomasse<br />
noch nichts über die qualitative Zusammensetzung aussagt. Vermutlich unterscheidet sich<br />
die Population in der Pflugvariante von denjenigen in Mulch- oder Direktsaat. Die Ergebnisse<br />
zum Ergosterol als Biomarker für Pilze sind in der Tat ein erster Anhaltspunkt für<br />
solche Unterschiede.<br />
Die Aktivitätswerte, -unterschiede und -verteilungen für Dehydrogenase, Xylanase und<br />
alkalischer Phosphatase wurden für drei unterschiedliche Standorte bereits in FLAIG (2006)<br />
diskutiert. Hingewiesen sei lediglich nochmals darauf, dass die messbare Phosphatase-<br />
Aktivität als das Resultat eines Wechselspiels zwischen aktiver Biomasse einerseits und<br />
möglicherweise inhibierend wirkender Phosphatgehalte in den oberen Bodenschichten<br />
andererseits erklärt werden kann. Modulierend kommt der pH-Wert des Bodens hinzu, auf<br />
den die mikrobielle Biomasse und besonders die alkalische Phosphatase sensitiv reagiert.<br />
Der Standort Efringen-Kirchen weist mehrere Besonderheiten auf:<br />
- Die oberen Horizonte gerade bei Mulch- und Direktsaat weisen einen relativ niedrigen<br />
pH-Wert < 6 auf.<br />
- Körnermais wird in Monokultur angebaut. Ein Fruchtwechsel findet nicht statt.<br />
- Der Boden zeichnet sich durch relativ hohe Humusgehalte und hohe Phosphatwerte<br />
aus. Der Grund liegt wahrscheinlich in langjähriger Düngung mit Gülle vor Beginn des<br />
Versuchszeitraums.<br />
Diese spezifischen Eigenschaften können die für den Humusgehalt niedrigen Biomasse-<br />
Gehalte, entsprechend geringe Dehydrogenase-Aktivitäten und die im Vergleich sehr niedrigen<br />
Aktivitäten der alkalischen Phosphatase am Standort Efringen-Kirchen erklären.<br />
Im Falle der Ergosterol-Gehalte überrascht, dass gemulchte Böden oftmals höhere Pilzanteile<br />
besitzen als in Direktsaat bestellte. Neben dem Humusgehalt scheinen Faktoren<br />
wie die höhere Lagerungsdichte bei Direktsaat (Sauerstoffgehalt, Hyphenwachstum) sowie<br />
die Lichtempfindlichkeit des Ergosterols und die Variabilität der Ergosterol-Gehalte in<br />
Pilzen eine Rolle zu spielen.<br />
Als entscheidende Einflussgrößen auf bodenbiologische Parameter haben sich bei den<br />
bisherigen Untersuchungen zu diesem Langzeitversuch herausgestellt:<br />
- die Art und Weise der Bodenbearbeitung,<br />
- der Probenahmezeitpunkt,<br />
- der Gehalt an organischer Substanz,<br />
- der pH-Wert des Bodens,<br />
- die Fruchtfolge,<br />
- der Gehalt an anorganischem Phosphat (Phosphatase).<br />
357
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
5 Literatur<br />
DELLER, B., FLAIG, H. & UNTERSEHER, E. (2006): Auswirkungen langjährig reduzierter<br />
Bodenbearbeitung auf physikalische Bodeneigenschaften. VDLUFA-Schriftenreihe<br />
61/2006, S. 454-463. VDLUFA-Verlag, Darmstadt, ISBN 3-922712-92-4.<br />
DIN 2001: DIN 19733-2: Bestimmung der Dehydrogenase-Aktivität in Böden. Teil 2:<br />
Verfahren mit INT. In: BLUME, H.-P., DELLER, B., LESCHBER, R., PAETZ, A., SCHMIDT, S.,<br />
WILKE, B.-M.: Handbuch der Bodenuntersuchung, Abschnitt 4.1.2.5b, DIN 19733-2: 1998-<br />
07. Wiley-VCh/Beuth, Berlin. ISBN: 3-410-14590-7 (Loseblattwerk, 4. Ergänzungslieferung<br />
2001).<br />
DJAJAKIRANA, G., JOERGENSEN, R. G. & MEYER, B. (1996): Ergosterol and microbial biomass<br />
relationship in soil. Biol. Fertil. Soils 22: 299-304.<br />
FLAIG, H. (2006): Bodenmikrobiologische Differenzierung bei mehrjähriger unterschiedlicher<br />
Bodenbearbeitung. VDLUFA-Schriftenreihe 61/2006, S. 494-502. VDLUFA-Verlag,<br />
Darmstadt, ISBN 3-922712-92-4.<br />
HEINEMEYER, O., INSAM, H., KAISER E. A., WALENZIK, G. (1989): Soil microbial biomass and<br />
respiration measurements: An automated technique based on infra-red gas analysis. Plant and Soil<br />
116: 191-195.<br />
SCHINNER, F., ÖHLINGER, R., KANDELER, E., MARGESIN, R. (1993): Bodenbiologische Arbeitsmethoden.<br />
Springer-Verlag, Berlin. ISBN 3-540-56206-0.<br />
6 Danksagung<br />
Für die Untersuchung der Humus- und der Phosphatgehalte danke ich dem Team des<br />
Referats „Chemische Bodenuntersuchung, Nährstoffe und Düngung“ der LUFA Augustenberg.<br />
Dr. ERICH UNTERSEHER vom Institut für umweltgerechte Landbewirtschaftung<br />
Müllheim stellte uns die Proben vom Standort Efringen-Kirchen zur Verfügung. Mein Dank<br />
gilt weiterhin INGO GUEINZIUS und Dr. BERTHOLD DELLER für wertvolle Hinweise sowie<br />
BETTINA HERRMANN für ihre Hilfe bei den Analysen.<br />
358
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Beeinflussung von fruchtbarkeitsrelevanten Bodeneigenschaften durch Aufforstung<br />
ehemals landwirtschaftlich genutzter Flächen<br />
Both, Steffen (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg); Tischer, Sabine; Tanneberg,<br />
Hartmut; Hofmann, Bodo; Christen, Olaf:<br />
1. Einleitung<br />
Das Gebiet um den „Süßen See“ in Seeburg (Landkreis Mansfelder Land, Land Sachsen-<br />
Anhalt) ist durch Hangneigung, landwirtschaftliche Nutzung und intensiven Obstbau stark<br />
erosionsgefährdet. Mit der Aufforstung besonders exponierter Flächen und durch die Einrichtung<br />
von Dauergrünland sollen die Devastierungen langfristig eingedämmt bzw. völlig<br />
verhindert werden. Die an dieser Stelle dargestellten Untersuchungen verfolgen das Ziel,<br />
die bisher eingetretenen Auswirkungen der Nutzungsänderungen auf ausgewählte bodenphysikalische<br />
Eigenschaften, den Kohlenstoffgehalt und die mikrobielle Aktivität im Boden<br />
zu ermitteln.<br />
2. Material und Methoden<br />
Die Untersuchungen wurden im Frühjahr 2004 im mitteldeutschen Löß-Trockengebiet bei<br />
verschiedenen Hangdispositionen und den Nutzungsformen Acker (Zuckerrüben), Grünland<br />
und Aufforstung (Pflanzung 2000) durchgeführt. An dieser Stelle werden Ergebnisse<br />
vom Oberhang vorgestellt. Bodenseitig handelt es sich hierbei um Pararendzinen. In der<br />
Ackerkrume bestehen sie aus der Bodenart stark toniger Schluff (Ut4, 19.4 % Ton, 70.4 %<br />
Schluff, 10.4 % Sand).<br />
Für die bodenphysikalischen Untersuchungen (u.a. Trockenrohdichte, Luftkapazität, Gesamtgrobporenvolumen,<br />
nutzbare Feldkapazität, Luft- und Wasserleitfähigkeit nach DIN<br />
ISO 11272, 11274 und DIN 19683-9) wurden 250 cm³-Stechzylinder verwendet. Die Zylinder<br />
wurden in 10-facher Wiederholung vertikal aus den jeweiligen Bodentiefen 0 – 6 , 16 –<br />
22 , 24 – 30 und 32 – 38 cm entnommen.<br />
Die Beprobung zur Bestimmung der bodenchemischen Werte erfolgte in 10 cm-Abständen<br />
bis in 40 cm Bodentiefe. Eine Ausnahme bildete dabei die obere Krume. Um den<br />
Differenzierungsprozess detailliert zu erfassen, wurden hier die Beprobungstiefen 0-5 und<br />
5-10 cm gewählt.<br />
Zur Bestimmung der Kohlenstoffgehalte wurden folgende Methoden angewandt: Corg (DIN<br />
ISO 10694) und Chwl nach VDLUFA-Vorschrift. Die Ermittlung der Basalatmung und der<br />
mikrobielle Biomasse erfolgten nach Anderson et al. (1978) und Heinemeyer et al. (1989)<br />
sowie unter Berücksichtigung der Vorschriften DIN ISO 16072 bzw. DIN ISO 14240-1.<br />
3. Ergebnisse und Diskussion<br />
Seit Beginn der Umnutzung (2000) haben sich im Zeitraum von 4 Jahren im Oberboden<br />
bereits signifikante Differenzierungen bei wesentlichen bodenphysikalischen Eigenschaften<br />
herausgebildet. Die Trockenrohdichte steigt von der Grünland- und Aufforstungsfläche<br />
zur Ackernutzung signifikant an (Tab.1). In analoger Weise nehmen die Luftkapazität bzw.<br />
das gesamte Grobporenvolumen und die gesättigte Wasserleitfähigkeit systematisch ab.<br />
Luftkapazitäten < 8 Vol.-% (0 – 6 cm) und kf-Werte < 10 cm/d (0 – 22 cm) signalisieren bei<br />
Ackernutzung in den oberflächennahen Bodenbereichen schon erhebliche Oberflächen-<br />
bzw. Krumenverdichtungen.<br />
Auch verweisen die im Vergleich zum Grünland bei Ackernutzung tendenziell höheren<br />
TRD-Werte auf z.T. partiell vorliegende Bearbeitungssohlen in der Unterkrume (24 – 30<br />
cm). In der Krumenbasis (32 – 38 cm) sind dagegen die Unterschiede mit Ausnahme der<br />
Erstaufforstung nicht so deutlich. Die Aufforstungsfläche war offensichtlich bereits bei<br />
359
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Beginn der Nutzungsänderung in der Unterkrume und Krumenbasis durch eine ausgeprägte<br />
Vorverdichtung gekennzeichnet. Derartige Effekte wurden auch von Evers (2001) auf<br />
Tab. 1: Bodenphysikalische Eigenschaften (Frühjahr 2004)<br />
Nutzungs-<br />
Bodentiefe [cm]<br />
art<br />
Trockenrohdichte [g/cm<br />
0 – 6 16 – 22 24 – 30 32 – 38<br />
3 ]<br />
Acker (Zuckerrüben) 1.44 a 1<br />
1.43 a 1.48 a 1.41 a<br />
Grünland 1.29 b 1.31 b 1.43 a 1.39 a<br />
Aufforstung<br />
Luftkapazität [Vol.-%]<br />
1.36 b 1.35 b 1.56 b 1.55 b<br />
Acker (Zuckerrüben) 7.3 a 10.1 a 6.2 8.1<br />
Grünland 14.0 b 13.1 b 6.8 7.3<br />
Aufforstung 11.6 c 13.8 b 6.5 5.1<br />
Gesättigter Wasserleitfähigkeit (kf-Wert) [cm/d]<br />
Acker (Zuckerrüben) 4 a 4a 7 10<br />
Grünland 51 b 46 b 9 10<br />
Aufforstung<br />
1<br />
signifikant tα 5 %<br />
73 b 86 b 10 9<br />
Basis von Penetrometer- und Trockenrohdichtemessungen in Verbindung mit Wurzeluntersuchungen<br />
bei Erstaufforstung von Ackerland mit Bergahorn nachgewiesen. Künftige<br />
Erhebungen an den markierten Messpunkten im Seeburger Gebietes sollen deshalb detaillierte<br />
Angaben über die weitere Gefügeentwicklung bringen.<br />
Die Gehalte an organischem Kohlenstoff (Corg), heißwasserlöslichem Kohlenstoff (Chwl)<br />
und mikrobieller Biomasse (Cmic) zeigen bereits nach relativ kurzer Umnutzungsdauer in<br />
den oberen Bodenschichten (0 – 5, 5 – 10 und z. T. auch 10 – 20 cm) deutliche Veränderungen<br />
zugunsten der Grünlandnutzung und der Aufforstungsflächen (Tab.2). Als Ursachen<br />
kommen dafür besonders die anfallenden oberirdischen Pflanzenreststoffe und die<br />
verbleibenden umsetzbaren Wurzelmengen in Betracht. Aber auch der nicht mehr erforderliche<br />
periodische mechanische Bodeneingriff wirkt sich fördernd auf die C-Anreicherung<br />
aus.<br />
Unter verschiedenen Waldbeständen konnte Evers (2001) bei Erstaufforstung ebenfalls<br />
vergleichbare Befunde ermitteln. Insgesamt deutet sich in den vorliegenden Kurzzeituntersuchungen<br />
im Seeburger Gebiet eine Akkumulation von Kohlenstoff an, die zwischen<br />
langjähriger Acker- und Waldnutzung bereits von Rinklebe und Makeschin (2003) auf<br />
lößbürtiger Parabraunerde bzw. Pseudogley-Parabraunerde im mainfränkischen Klimage-<br />
Tab. 2: Organischer und heißwasserlöslicher Kohlenstoff sowie mikrobielle Biomasse<br />
(Frühjahr 2004)<br />
Nutzungs-<br />
Bodentiefe [cm]<br />
art 0 – 5 5 – 10 10 – 20 20 – 30 30 – 40<br />
Corg-Gehalt [M.-%]<br />
Acker<br />
(Zuckerrüben)<br />
1.06 a 1<br />
1.05 a 1.10 0.76 0.64 a<br />
Grünland 1.66 b 1.31 b 1.26 0.94 0.84 b<br />
Aufforstung 1.82 b 1.35 b 1.20 0.90 0.48 a<br />
Chwl-Gehalt [mg C/100 g Boden]<br />
Acker<br />
(Zuckerrüben)<br />
35.8 a 34.7 37.1 18.4 a 13.6<br />
Grünland 65.9 b 41.9 39.8 12.8 a 11.0<br />
360
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Aufforstung<br />
Cmic-Gehalt [μg C/g TS]<br />
71.8 b 46.9 40.5 33.4 b 12.2<br />
Acker<br />
(Zuckerrüben)<br />
219 a 230 a 235 117 a 109<br />
Grünland 566 b 266 a 234 92 a 79<br />
Aufforstung<br />
1<br />
signifikant bei tα 5 %<br />
695 b 344 b 264 207 b 110<br />
biet beschrieben wurde. Eine Anreicherung von organischer Bodensubstanz weisen auch<br />
Kahle und Hildebrand (2006) bei 12-jährigem Anbau von schnellwachsenden Baumarten<br />
auf ehemals landwirtschaftlich genutzter Braunerde bzw. Parabraunerde in Mecklenburg-<br />
Vorpommern nach.<br />
In größeren Bodentiefen (speziell 20 – 30 cm) sind besonders die gegenüber Ackernutzung<br />
höheren Corg-Gehalte hervorzuheben, die bei den aufgeforsteten Oberhangflächen<br />
im Zusammenhang mit den Gehalten an heißwasserlöslichem Kohlenstoff und der intensiven<br />
mikrobiellen Aktivität stehen. Die in dieser Bodentiefe vorherrschenden C- Differenzierungen<br />
sind allerdings nicht allein auf die vorgenommene Nutzungsumstellung<br />
zurückzuführen, sondern dürften noch wesentlich durch die vorherige Bewirtschaftung<br />
geprägt sein.<br />
Zwischen Corg-, Chwl- und Cmic- Gehalten bestehen signifikante positive lineare Beziehungen.<br />
Die hohen Gehalte an umsetzbarer organischer Substanz wirken sich nicht nur auf<br />
die mikrobiellen Kennwerte, wie beispielsweise die Enzymaktivitäten Katalase, Arginin-<br />
Ammonifikation und β- Glucosidase fördernd aus, sondern auch auf das Lumbricidenvorkommen<br />
(Abundanz, Biomasse und Artendiversität).<br />
Das Datenmaterial bildet die Grundlage für weitere langfristige Beobachtungen zur<br />
komplexen Bewertung der nutzungsbedingten Veränderungen des Ökosystems Boden im<br />
Einzugsgebiet des „Süßen Sees“ in Seeburg.<br />
5. Schlussfolgerungen<br />
Die Umstellungen in der Landnutzung führen bereits nach relativ kurzer Zeit zu Veränderungen<br />
wesentlicher physikalischen Bodeneigenschaften und in der vertikalen Verteilung<br />
der C-Gehalte.<br />
Erstaufforstung von Ackerland und die Etablierung von Dauergrünland fördern besonders<br />
die C-Anreicherung in der obersten Bodenschicht (0 – 5 cm) und tragen zur Verbesserung<br />
der Porositätsbedingungen sowie der Wasserleitfähigkeitseigenschaften in der Oberkrume<br />
(0 – 20 cm) bei.<br />
Künftig sollen Langzeituntersuchungen detaillierte Kenntnisse über die weitere Entwicklung<br />
der Bodenstruktur, die Veränderungen des Kohlenstoffhaushaltes und der bodenbiologischen<br />
Eigenschaften liefern.<br />
6. Literatur<br />
Anderson, J. P. E., K.-H. Domsch (1978): A physiological method for the quantitative measurement<br />
of microbial biomass in soils. Soil Biol. Biochem. 10, 215-221.<br />
Evers, J. (2001): Stoffhaushalt und Waldbautechnik bei Erstaufforstung ehemals landwirtschaftlicher<br />
Nutzflächen. LÖBF-Schriftenreihe (Nordrh.-Westf.), Band 19.<br />
Heinemeyer, O., H. Insam, H. Kaiser, G. Walenzik (1989): Soil microbial biomass and respiration<br />
measurements: an automated technique based on infrared gas analsysis. Plant and Soil 116, 191-<br />
195.<br />
Kahle, P. und E. Hildebrand (2006): Schnellwachsende Baumarten auf landwirtschaftlichen Flächen:<br />
Bodeneigenschaften nach mehrjähriger Nutzung. Mitt. Ges. Pflanzenbauwiss. 18, 236-237.<br />
Rinklebe, J. und F. Makeschin (2003): Der Einfluss von Acker- und Waldnutzung auf Boden und<br />
Vegetation - ein Zeitvergleich nach 27 Jahren. Forstwiss. Cbl. 122, 81-98.<br />
361
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Vergleichende Untersuchungen zwischen konventioneller und ökologischer<br />
Bewirtschaftung<br />
Herold, Lothar (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena); Wagner, Sabine:<br />
Einleitung<br />
Zu Beginn des neuen Jahrtausends war es politischer Wille den ökologischen Landbau in<br />
Deutschland stärker zu fördern und dessen Anteil auf ca. 10 % der Anbaufläche<br />
auszudehnen.<br />
Aus diesem Grund wurden zwei langfristig angelegte Monitoringprogramme mit<br />
repräsentativer Flächenauswahl genutzt, um vergleichende Untersuchungen zwischen<br />
konventionellem (herkömmlichem) und ökologischem Anbau durchzuführen und den<br />
Einfluss der Bewirtschaftungsweise auf Nmin-Gehalt und N-Saldo sowie Ertrag und<br />
Qualitätsparameter von Winterweizen und Winterroggen zu ermitteln.<br />
Ergebnisse<br />
1. Nmin-Monitoring<br />
Der Verzicht auf die Mineraldüngung bei ökologischer Bewirtschaftung führte im Mittel der<br />
Jahre 1999 bis 2004 nach der Ernte zu einem um 26 kg Nmin/ha (33 %) niedrigeren<br />
Nmin-Gehalt im Vergleich zu konventioneller Bewirtschaftung (Abb. 1).<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abb. 1: Nmin- Gehalt des Bodens nach Art der Bewirtschaftung<br />
1999 bis 2004<br />
80<br />
81<br />
58<br />
konvent ionell ( n= 1462) ökologisch (n= 78)<br />
Bewirtschaftung<br />
Nmin nach der Ernte Nmin Herbst Nmin Frühjahr<br />
Die Differenz verringerte sich bis zum Herbst auf 15 kg Nmin/ha (25 %) und bis zum<br />
folgenden Frühjahr auf 11 kg Nmin/ha (20 %).<br />
Eine verstärkte organische Düngung und Leguminosenanbau sowie zusätzliche<br />
Bodenbearbeitungsmaßnahmen, die in der Regel zu einem Mineralisierungsschub führen,<br />
erhöhten auf den Ökoflächen die organische Substanz des Bodens und sorgten für eine<br />
stärkere N-Nachlieferung aus dem Boden.<br />
54<br />
60<br />
47<br />
362
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Der N-Saldo auf den konventionell bewirtschafteten Flächen ist positiv (+36 kg N/ha)<br />
währenddessen die Ökoflächen im Mittel einen negativen N-Saldo (-27 kg N/ha) aufwiesen<br />
(Abb. 2).<br />
Kg N/ha<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
Abb. 2: N- Zufuhr, N- Abfuhr und N- Saldo nach Art der Bewirtschaftung<br />
1999 bis 2004<br />
172<br />
136<br />
36<br />
konventionell (n= 2292) ökologisch (n= 88)<br />
Bewirtschaftung<br />
N- Zufuhr N- Abfuhr N- Saldo<br />
Fazit:<br />
Der negative N-Saldo deutet langfristig betrachtet auf eine Aushagerung des Bodens mit<br />
Nährstoffen (hier speziell Stickstoff) und damit auf keine nachhaltige Landbewirtschaftung<br />
hin.<br />
2. Getreide – Qualitätsmonitoring<br />
Der Kornertrag auf Ökoflächen erreichte nur die Hälfte bis knapp zwei Drittel der<br />
konventionell bewirtschafteter Flächen (Abb. 3).<br />
64<br />
91<br />
-27<br />
363
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
dt/ha (bei 86% TS)<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abb. 3: Kornertrag von konventionell und ökologisch angebautem Winterweizen<br />
und Winterroggen 2001 bis 2005<br />
73,5<br />
42,0<br />
konventionell n=572 ökologisch n=13 konventionell n=135 ökologisch n=10<br />
Winterweizen Winterroggen<br />
66,8<br />
Bewirtschaftung<br />
Der Schwarzbesatz, d.h. der Anteil artfremder Beimengungen war auf Ökoflächen auf<br />
Grund des Verzichtes von Pflanzenschutzmittelbehandlungen z.T. deutlich höher.<br />
Deutlich geringer hingegen fiel der Rohproteingehalt bei ökologischem Anbau aus. Bei<br />
Winterweizen lag er im Mittel um 3,0 % und bei Winterroggen um 2,3 % niedriger (Abb.<br />
4).<br />
% bzw. ml<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abb. 4: Rohproteingehalt und Sedimentation von konventionell und<br />
ökologisch angebautem Winterweizen 2001 bis 2005<br />
14,0<br />
54<br />
11,0<br />
konventionell n=572 ökologisch n=13<br />
Winterweizen<br />
Rohproteingehalt Sedimentation<br />
Gleiches tritt auf den Sedimentationswert bei Winterweizen zu, der auf Ökoflächen von<br />
durchschnittlich 54 ml auf 33 ml (-40 %) zurückging.<br />
34,2<br />
33<br />
364
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Von der Bewirtschaftungsweise weitgehend unbeeinflusst waren Tausendkorngewicht und<br />
Keimfähigkeit.<br />
Positiv hervorzuheben ist die Qualität von Winterweizen und Winterroggen aus<br />
ökologischem Anbau hinsichtlich Auswuchs und Mutterkorn mit deutlich geringerem<br />
Besatz und höherer Fallzahl bei Winterroggen (Abb. 5).<br />
0,25<br />
0,2<br />
0,15<br />
%<br />
0,1<br />
0,05<br />
0<br />
Abb. 5: Mutterkornbesatz und Fallzahl von konventionell und ökologisch<br />
angebautem Winterroggen 2003 bis 2005<br />
0,21<br />
207<br />
247<br />
0,01<br />
konventionell n=135 ökologisch n=10<br />
Winterroggen<br />
Mutterkorn Fallzahl<br />
220<br />
s<br />
210<br />
Auf konventionell bewirtschafteten Flächen war der Fusariumbesatz drei- bis zehnmal so<br />
hoch wie auf Ökoflächen und auch der DON-Gehalt lag zwei- bis fünffach darüber wobei<br />
festzuhalten ist, dass im Mittel bei beiden Bewirtschaftungsformen die zulässigen<br />
Höchstgehalte nicht überschritten wurden (Abb. 6).<br />
250<br />
240<br />
230<br />
200<br />
190<br />
180<br />
365
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Tsd.KBE/g<br />
5<br />
4,5<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
Abb. 6: Fusariumbesatz und DON- Gehalt bei konventionell und<br />
ökologisch angebautem Winterweizen und Winterroggen 2001 bis 2005<br />
4,41<br />
292<br />
141<br />
1,41<br />
344<br />
3,62<br />
62<br />
0,33<br />
konventionell n=572 ökologisch n=13 konventionell n=135 ökologisch n=10<br />
Winterweizen Winterroggen<br />
Bewirtschaftung<br />
Fusariumbesatz DON- Gehalt<br />
Fazit:<br />
Es ist festzustellen, dass überall dort wo die Getreidequalität durch die Stickstoffdüngung<br />
direkt beeinflussbar ist (Ertrag, Rohproteingehalt, Sedimentation) der konventionelle<br />
Anbau von Vorteil ist, während der Ökolandbau dort Vorzüge aufweist, wo es um die<br />
Vermeidung von unerwünschten Stoffen in der Rohware geht.<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
µg/kg<br />
366
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Untersuchung stabiler Isotope des Nitrats als Beitrag zur Aufklärung des<br />
Stoffaustragsgeschehens aus landwirtschaftlich genutzten Böden<br />
Kahle, Petra (Universität Rostock); Deutsch, Barbara; Tiemeyer, Bärbel; Lennartz, Bernd:<br />
1 Hintergrund und Zielstellung<br />
In Mecklenburg-Vorpommern weisen 34 % der Standgewässer, 90 % der Fließgewässer<br />
und 100 % der Küstengewässer keinen „guten ökologischen Zustand“ auf. Bei den<br />
Fließgewässern sind Strukturdefizite und erhöhte Nährstoffkonzentrationen als<br />
wesentliche Gründe dafür zu nennen. Im Hinblick auf die Nährstoffbelastung zeigt sich ein<br />
differenziertes Bild, da die Gehalte an Phosphor und Ammonium-Stickstoff seit Jahren<br />
deutlich abnehmen, während dieser Trend für Nitrat-Stickstoff nicht zutrifft. Beleg dafür ist<br />
der Anteil der die jeweiligen LAWA-Zielwerte einhaltenden Fließgewässer-Messstellen.<br />
Dieser beträgt bei Orthophosphat-P (≤ 0,1 mg/l) 80 %, bei Ammonium-N (≤0,3 mg/l) 60 %<br />
und bei Nitrat-N (≤2,5 mg/l) lediglich 20 % (Gewässergütebericht, 2004).<br />
Modellrechnungen zum Stickstoff-Eintrag in die Ostsee aus den Fließgewässern Mecklenburg-Vorpommerns<br />
weisen die Dränung mit 47 % als dominanten Pfad aus (Behrendt &<br />
Bachor, 1998), erklärlich aus hohem Dränflächenanteil und kurzer Aufenthaltsdauer des<br />
Dränwassers in der biologisch aktiven Zone. Abgesehen von diesen Abschätzungen<br />
existiert derzeit keine ausreichende Basis an belastbaren langfristigen Untersuchungsdaten<br />
zur Frage des Stoffaustrages über Dränung in Nordostdeutschland in einer für die<br />
Prozessidentifikation ausreichenden hohen zeitlichen Auflösung (Kahle et al., 2005).<br />
Der vorliegende Beitrag zielt darauf ab, in einem kleinen Flachlandeinzugsgebiet<br />
Nordostdeutschlands (I) den Nitrataustrag über die Maßstabsebenen Dränfläche, Graben<br />
und Bach zu verfolgen und (II) unter Hinzuziehung der Ergebnisse einer zusätzlich<br />
durchgeführten Studie im Untersuchungsraum (Deutsch et al., 2006) zu den stabilen<br />
Isotopenverhältnissen (δ 15 N, δ 18 O des Nitrats) zu prüfen, ob sich neben den hier<br />
ermittelten Nitratausträgen auch die für die Nitratbildung verantwortlichen Prozesse<br />
identifizieren lassen und dadurch zur Quellenidentifikation der Gewässerbelastung<br />
beigetragen werden kann.<br />
2 Material und Methoden<br />
2.1 Untersuchungsprogramm<br />
Am Standort Dummerstorf (15 km südöstlich von Rostock), gelegen im pleistozän<br />
geprägten Flachland Mecklenburg-Vorpommerns mit Böden aus mineralischen und<br />
organogenen Substraten wurde im Zeitraum 2003-2005 ein hierarchisches<br />
Untersuchungsprogramm mit den räumlichen Skalen Dränfläche (I), Graben(II) und Bach<br />
(III) realisiert (Kahle et al., 2005, Tiemeyer et al. 2006).). An der Dränmessstation wird<br />
über einen Sammler eine konventionell bewirtschaftete Ackerfläche (Dränfläche 4,2 ha)<br />
mit der Fruchtfolge Silomais (2003), Winterweizen (2004) und Winterraps (2005) beprobt.<br />
Die Sammler münden in einen ebenfalls beprobten Graben, der 180 ha konventionell<br />
bewirtschaftetes Ackerland entwässert (80% Dränung bei 1,1 m Dräntiefe und 8 und 22 m<br />
Dränabstand). Schwergewicht der Fruchtfolge ist Winterweizen, Winterraps, Silomais und<br />
Zuckerrüben. Die Stickstoffdüngung erfolgt mit mineralischen und/ oder organischen<br />
Düngemitteln und erreicht im Mittel 220 kg/(ha*a). Im Zeitraum 2002 bis 2005 variierten<br />
die Bilanzüberschüsse (Schlagbilanz) im Bereich von 23-66 kg/(ha*a) N mit abnehmendem<br />
Trend über die Zeit (Tiemeyer et al. 2006).<br />
Messstation III befindet sich an der Zarnow (Einzugsgebiet 16 km 2 ), einem Nebenfluss der<br />
Warnow, mit eindeutig landwirtschaftlicher Flächennutzung (48 % Ackerland, 28 %<br />
367
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Grünland, 14 % Forst) und extensiver Entwässerung über Dränung und Gräben. Im<br />
Untersuchungsraum erfolgt Ackernutzung ausschließlich auf mineralischen Böden,<br />
während Grünland und Forst verbreitet auf organischen Böden vorkommen.<br />
2.2 Methodik<br />
Zur Durchflussmessung dient an Station I (Dränauslass) ein Venturigerinne mit<br />
Drucksensor. An den übrigen Stationen erfolgt die Wasserstandsmessung mittels<br />
Ultrasonic-Messgerät (Station II Graben) bzw. Drucksonde (Station III). Häufige<br />
Fließgeschwindigkeitsmessungen an den Stationen II bis III bilden die Basis für die Durchflussberechnung.<br />
Die Entnahme der Wasserproben erfolgt an allen Stationen über automatisch arbeitende<br />
ISCO-Sampler in zeitlich hoher Auflösung (3h Probenahmeintervall). Die täglichen<br />
Mischproben werden bis zur Analyse mittels Ionenchromatographie tiefgefroren (-20 °C).<br />
Die Stofffracht leitet sich aus der Verknüpfung von Stoffkonzentration und Abfluss ab. Die<br />
vorgestellten Untersuchungen zum Abfluss- und Stoffaustragsverhalten betreffen die<br />
hydrologischen Winterhalbjahre 2003/04 und 2004/05. Parallel dazu wurden wichtige<br />
meteorologische Kennwerte (Niederschlag, Lufttemperatur, Wind) am Standort<br />
aufgenommen.<br />
Die Untersuchung der stabilen Isotopenverhältnisse δ 15 N und δ 18 O im Nitrat erfolgte nach<br />
der Methode von Silva et al. (2000) und ist detailliert beschrieben (Deutsch et al., 2006).<br />
Es standen 42 während der Hauptabflussperiode 2003/04 (30.1.-13.3.2004) entnommene<br />
Wasserproben zur Verfügung, verteilt auf Dränwasser (22), Graben und Bach (jeweils 10).<br />
3. Ergebnisse<br />
3.1 Fortpflanzung des Dränsignals<br />
In den hydrologischen Winterhalbjahren 2003/04 und 2004/05 zeigte sich an den<br />
Messstationen Dränfläche (I), Graben (II) und Bach (III) ein eng an die<br />
Niederschlagstätigkeit angekoppeltes Abflussgeschehen (Bild 1 und 2) mit Abflussspitzen<br />
im Februar (7.2.04) bzw. März (16.3.05). 2003/04 waren die durch die Dominanz eines<br />
Hauptereignisses charakterisiert, während 2004/05 mehrere kleinere Abflussspitzen dem<br />
Abflusspeak vorausgingen.<br />
In beiden Abflussperioden wurden ein paralleler Verlauf der Abflusskurven und eine<br />
zeitliche Übereinstimmung der Abflussereignisse der geprüften räumlichen Skalen<br />
deutlich, woraus die besondere Bedeutung der Dränung für das Gebietsverhalten<br />
abzuleiten ist.<br />
Mit 244 mm (2003/04) bzw. 269 mm (2004/05) weisen die hydrologischen Winterhalbjahre<br />
ähnliche, aber im Vergleich zum langjährigen Mittel (283 mm) unterdurchschnittliche<br />
Niederschläge auf. Demgegenüber sind die daraus resultierenden Abflüsse deutlich<br />
verschieden (vgl. Tab. 1). In 2003/04 wurden mit 87 mm (I), 86 mm (II) und 43 mm (III)]<br />
insgesamt geringere Werte als 2004/05 [126 mm (I), 147 mm (II) und 86 mm (III)] erreicht.<br />
Als Ursache hierfür kommen sowohl das Niederschlagsdefizit von 36 % des Vorjahres<br />
(2002/03) und dessen Nachwirkung als auch die Beeinflussung der Abflusssummen durch<br />
die Schneeschmelze in 2004/05 in Frage. Die geringen Abflüsse im Bach sind durch<br />
Schwierigkeiten bei der Einzugsgebietsabgrenzung sowie durch das Vorhandensein abflussloser<br />
Senken bedingt.<br />
Die Nitrat-N-Konzentrationen der untersuchten Wässer überschreiten durchweg den<br />
Zielwert nach WRRL (≤ 2,5 mg/l NO3-N) und deren 90. Perzentile (Tabelle 1) belegen<br />
368
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abfluss [mm/d]<br />
NO 3-N-Konzentration [mg/l]<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
30<br />
1.11.03 1.12.03 31.12.03 30.1.04 29.2.04 30.3.04 29.4.04<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Niederschlag<br />
Dränfläche (I)<br />
Graben (II)<br />
Bach (III)<br />
Dränfläche (I)<br />
Graben (II)<br />
Bach (III)<br />
0<br />
1.11.03 1.12.03 31.12.03 30.1.04 29.2.04 30.3.04 29.4.04<br />
Abb. 1: Täglicher Niederschlag und Abfluss sowie Nitrat-Stickstoffkonzentrationen an den<br />
Stationen Dränfläche, Graben und Bach während des hydrologischen<br />
Winterhalbjahres 2003/04<br />
0<br />
5<br />
10<br />
15<br />
20<br />
25<br />
Niederschlag [mm/d]<br />
369
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abfluss [mm/d]<br />
NO 3-N-Konzentration [mg/l]<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
30<br />
1.11.03 1.12.03 31.12.03 30.1.04 29.2.04 30.3.04 29.4.04<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Niederschlag<br />
Dränfläche (I)<br />
Graben (II)<br />
Bach (III)<br />
Dränfläche (I)<br />
Graben (II)<br />
Bach (III)<br />
0<br />
1.11.03 1.12.03 31.12.03 30.1.04 29.2.04 30.3.04 29.4.04<br />
Abb. 2: Täglicher Niederschlag und Abfluss sowie Nitrat-Stickstoffkonzentrationen an den<br />
Stationen Dränfläche, Graben und Bach während des hydrologischen<br />
Winterhalbjahres 2004/05<br />
erhöhte (≤ 10 mg/l NO3-N) bis sehr hohe (> 20 mg/l NO3-N) Belastungen. Die höheren<br />
NO3-N-Konzentrationen im Dränwasser 2003/04 gegenüber 2004/05 können als Folge des<br />
vorangegangenen Trockenjahres 2002/03 und der dadurch ausgebliebenen<br />
Nitratverlagerung interpretiert werden. Die N-Düngung entfällt als differenzierender Faktor,<br />
weil 2004 vergleichsweise weniger Stickstoff (133 kg N/ha) appliziert wurde als 2005 (200<br />
kg N/ha). Über die Maßstabsebenen Dränfläche, Graben und Bach zeigt sich eine direkte<br />
Verknüpfung von Abflüssen und NO3-N-Konzentrationen, wobei höhere Abflüsse mit<br />
0<br />
5<br />
10<br />
15<br />
20<br />
25<br />
Niederschlag [mm/d]<br />
370
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
höheren NO3-N-Konzentrationen korrespondieren (Bild 1 u. 2). Dieser Effekt stellt einen<br />
gewissen Widerspruch zu vorliegenden Angaben aus der Literatur dar. Aus langjährigen<br />
Untersuchungen ist beispielsweise keine eindeutige Beziehung zwischen NO3-N-<br />
Konzentration und Dränabfluss bekannt (Tomer et al., 2003). Unabhängig davon<br />
unterstreicht der vorgefundene Effekt die Rolle der Dränung für die Fließgewässerqualität.<br />
Die in höheren Maßstabsebenen in Form reduzierter NO3-N-Konzentrationen feststellbare<br />
Verdünnung beschreibt einen Skaleneffekt (vgl. Tabelle 1), bedingt durch<br />
Landnutzungsunterschiede, Eintrag weniger belasteter Grundwässer sowie gewässerinterner<br />
Umwandlungsprozesse.<br />
Tabelle 1: Abfluss, Nitrat-Stickstoff-Konzentrationen und Nitrat-Stickstoff-Konzentrationen<br />
in den Maßstabsbereichen Dränfläche, Graben und Bach<br />
Dränfläche Graben Bach<br />
Maßstabsebene I II III<br />
2003/04<br />
Abfluss [mm] 87 86 43<br />
NO3-N [mg/l] Mittel 14,8 9,2 5,3<br />
Min 6,1 0,4 0,3<br />
Max 29,1 23,3 16,5<br />
90. Perzentil 22,7 19,2 12,4<br />
NO3-N-Fracht [kg/(ha*a)] 14,7 11,7 3,3<br />
2004/05<br />
Abfluss [mm] 126 147 86<br />
NO3-N [mg/l] Mittel 11,7 11,6 6,6<br />
Min 6,5 1,0 0,4<br />
Max 17,2 22,3 19,2<br />
90. Perzentil 16,8 16,8 11,2<br />
NO3-N-Fracht [kg/(ha*a)] 14,2 21,8 7,1<br />
3.2 Stabile Isotope des Nitrats<br />
Der von Deutsch et al. (2006) angewandte duale Ansatz zur Erfassung der<br />
Isotopenverhältnisse im Nitrat des Dränwassers lieferte die in Bild 3 dargestellten<br />
Ergebnisse. Danach lagen die δ 15 N Werte zu Untersuchungsbeginn (30.1.04) bei 15 ‰,<br />
um innerhalb der nachfolgenden vier Tage auf 9,2 ‰ abzunehmen und im weiteren<br />
Untersuchungsverlauf (4.2. bis 13.3.04) zwischen 8,5 und 11,8 ‰ zu variieren. In Analogie<br />
dazu ergab sich das Verteilungsmuster für δ 18 O-NO3 - durch eine Abnahme von 4,3 ‰ auf<br />
1,8 ‰ im Vergleichszeitraum und nachfolgende Einregelung auf den Größenbereich<br />
zwischen 1,8 und 4,2 ‰. Die δ 15 N-NO3 - Werte (8,5 bis 15 ‰) widerspiegeln die<br />
Düngungspraxis der Vorjahre mit organischen und mineralischen Düngemitteln (Kendall,<br />
1998), und die δ 18 O-NO3 - Werte bestätigen den für die Nitrifikation bekannten<br />
Größenbereich von -2 bis 15 ‰ aus anderen Untersuchungen (Mayer et al., 2001).<br />
Aus dem Vergleich von Dränwasser, Graben und Bach geht das Dränwasser durch<br />
höhere NO3-N-Werte (vgl. Kap. 3.1) hervor. Die Isotopensignaturen weisen in allen<br />
Skalenebenen sehr ähnliche Verhältnisse auf, sofern man die Werte der vier letzten<br />
Beprobungstermine zunächst unberücksichtigt lässt (vgl. Bild 3). Aus den parallelen<br />
Verläufen der NO3-N-Konzentrationen und der Isotpensignaturen ist abzuleiten, dass das<br />
Nitrat des Grabens und der Zarnow vorrangig aus Dränflächen stammt. Die niedrigeren<br />
Nitratkonzentrationen in der Zarnow lassen zudem den Schluss zu, dass es hier einerseits<br />
371
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
zu einer Mischung mit geringer belasteten Wässern (z.B. Grundwasser) kommt und<br />
andererseits vor allem in Niedrigwasserperioden gewässerinterne Prozesse eine<br />
Reduzierung der Nitratkonzentrationen bewirken. Das würde der unter Kap. 3.1<br />
geäußerten Vermutung entsprechen.<br />
Die am 23.02.2004 realisierte Düngung der Dränfläche und weiterer 92 ha des<br />
Grabeneinzugsgebietes bewirkte keine Veränderung der Isotopensignatur, erklärlich aus<br />
den herrschenden äusseren Bedingungen für die N-Umsetzungen (niedrige Temperatur<br />
und geringe Niederschlagsmenge).<br />
Bemerkenswert ist der simultane Anstieg der δ 15 N-NO3 - Werte und der δ 18 O-NO3 - Werte<br />
zum Ende des Abflussereignisses in Graben und Bach, die als Anzeichen einer<br />
veränderten Isotopenzusammensetzung im Nitrat zu werten sind. Als Ursache hierfür<br />
kommen insbesondere Denitrifikation und N-Aufnahme durch Primärproduzenten in Frage<br />
(Böttcher et al., 1990, Kendall, 1998). Auf der Dränfläche erscheinen steigende<br />
Denitrifikationsraten eher unwahrscheinlich, da die Grundwasserflurabstände aufgrund<br />
geringer Niederschläge auf 1,10 bis 1,20 m sinken. In den Einzugsgebieten von Graben<br />
und Bach ist die Denitrifikation aufgrund anstehender organogener Böden hingegen nicht<br />
auszuschließen. Zusätzlich ist in den vorhandenen Zeiträumen mit positiven Temperaturen<br />
auch mit der N-Aufnahme durch im und am Gewässer wachsende Pflanzen zu rechnen.<br />
Beide Prozesse bewirken die im Vergleich zum Dränwasser stärker fallenden NO3-N-<br />
Konzentrationen in Graben und Bach. Darüber hinaus sind Mischungen mit Wässern<br />
geringerer Nitratbelastung, vornehmlich aus forstwirtschaftlich genutzten Bereichen, zu<br />
berücksichtigen.<br />
4 Fazit<br />
Aus der vorliegenden Untersuchung zu quantitativen und qualitativen Aspekten des<br />
Stoffaustrages über die Maßstabsebenen Dränfläche, Graben und Bach geht die Dränung<br />
als eindeutiger Belastungsfaktor für die Fließgewässerqualität hervor. Die einbezogene<br />
Messung der stabilen Isotope des Nitrats ist geeignet, Zusatzinformationen zu den<br />
mikrobiologischen Prozessen im Boden und Gewässer zu liefern und dadurch die<br />
Aussagekraft erhobener Stoffaustragsdaten zu erweitern. Fortführende Arbeiten sollten<br />
darauf ausgerichtet werden, die Beziehung zwischen Abflussverhalten und<br />
Stoffkonzentration zu prüfen und niederschlagsreiche Jahre zu berücksichtigen.<br />
372
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
NO3-N [mg/l]<br />
NO3-N [mg/l]<br />
NO3-N [mg/l]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
30.01.2004 09.02.2004 19.02.2004 29.02.2004 10.03.2004<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
A<br />
NO3-N δ 18 O-NO3 δ 15 N-NO3<br />
0<br />
0<br />
02.02.2004 12.02.2004 22.02.2004 03.03.2004 13.03.2004<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
B<br />
C<br />
NO3-N δ 18 O-NO3 δ 15 N-NO3<br />
NO3-N δ 18 O-NO3 δ 15 N-NO3<br />
0<br />
0<br />
02.02.2004 12.02.2004 22.02.2004 03.03.2004 13.03.2004<br />
Bild 3: Nitrat-Stickstoffkonzentration und Isotopenverhältnisse im Nitrat des Dränwassers<br />
(A), des Grabens (B) und des Baches (C), verändert nach Deutsch et al. (2006).<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
delta-Verhältnisse [°%]<br />
delta-Verhältnisse [°%]<br />
delta-Verhältnisse [°%]<br />
373
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Literatur<br />
Behrendt, H.; Bachor, A.: Point and diffuse load of nutrients to the Baltic Sea by river<br />
basins of North East Germany (Mecklenburg-Vorpommern). In: Wat. Sci. Tech. 38<br />
(1998), Heft 10, 147-155.<br />
Böttcher, J., Strebel, O., Voerkelius, S., Schmidt, H.-L.: Using isotope fractionation of<br />
nitrate-nitrogen and nitrate-oxygen for evaluation of microbial denitrification in a sandy<br />
aquifer. In: Journal of Hydrology 114 (1990), 413-424.<br />
Deutsch, B., Kahle, P., Voss, M. Assessing the impact of tile drainage nitrate on adjacent<br />
surface waters: a stable isotope study. In: Agronomy for Sustainable Development<br />
(2006) (in press).<br />
Gewässergütebericht Mecklenburg-Vorpommern 2000/2001/2002: Ergebnisse der<br />
Güteüberwachung der Fließ-, Stand- und Küstengewässer und des Grundwassers in<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Hrsg.: Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie<br />
Mecklenburg-Vorpommern (2004), 159 S.<br />
Kahle, P.; Tiemeyer, B.; Lennartz, B.: Stoffausträge aus landwirtschaftlichen Nutzflächen<br />
über Dränung.In: Wasserwirtschaft, 12 (2005), 12-16.<br />
Kendall, C.: Tracing nitrogen sources and cycles in catchments. In: Kendall, C. Mc<br />
Donnell, J.J. (Eds.) Isotope Tracers in Catchment Hydrology, Elsevier, Amsterdam,<br />
(1998), 519-576.<br />
Mayer, B.; Bollwerk, S.M.; Mansfeldt, T.; Hütter, B.; Veizer, J.: The Oxygen Isotope<br />
Composition of Nitrate Generated by Nitrification in acid Forest Floors. In:<br />
Geochimica et Cosmochimica Acta 65 (2001), 2743-2756.<br />
Renger, M., Wessolek, G., Schwärzel, K., Sauerbrey, R., Siewert, C.: Aspects of peat<br />
conservation and water management. In: J. Plant Nutr. Soil Sci. 165 (2002), 487-493.<br />
Tiemeyer, B.; Kahle, P.; Lennartz, B. (2006): Nutrient losses from artificially drained<br />
catchments in North Eastern Germany at different scales. In: Agricultural Water<br />
Management 85 (2006), 47-57.<br />
Tomer, M.D.; Meek, D.W.; Jaynes, D.B.; Hatfield, J.L. (2003): Evaluation of nitrate nitrogen<br />
fluxes from a tile-drained watershed in Central Iowa. In: J. Environ. Qual. 32 (2003),<br />
642-653.<br />
Anschrift der Verfasser:<br />
Dr. agr. Petra Kahle, Dipl. Ing. Msc. Bärbel Tiemeyer, Prof. Dr. Bernd Lennartz<br />
Universität Rostock, Institut für Landnutzung, 18051 Rostock, Justus-von-Liebig-Weg 6<br />
Email: petra.kahle@uni-rostock.de<br />
Dr. Barbara Deutsch<br />
Institut für Ostseewasserforschung, 18119 Warnemünde, Seestr. 15<br />
Email: barbara.deutsch@io-warnemuende.de<br />
374
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Phosphor-Bilanzen der Landwirtschaft in Europa und ihre Auswirkungen auf die<br />
(inter-)nationale Politik des Phosphor-Nährstoffmanagments: Notwendigkeit auch<br />
einer EU-Phosphor-Direktive<br />
Isermann, Renate (Büro für Nachhaltige Land(wirt)schaft und Agrikultur BNLA); Isermann,<br />
Klaus:<br />
I EINLEITUNG<br />
Grundlagen: P-Bodenuntersuchungen und P-Bilanzen bedingen einander<br />
unabdingbar wechselseitig: Also keine P-Bodenuntersuchungen ohne<br />
entsprechende P-Bilanzen und vice versa, keine P-Bilanzen ohne entsprechende P-<br />
Bodenuntersuchungen! � Koexistenz<br />
II ERGEBNISSE UND SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />
1. Ausgangssituation: Gegenwärtig (2001-2003) sind 26% der Böden z.B. der<br />
Landwirtschaft von Deutschland entsprechend dem bisherigen (1997)<br />
Bewertungsschema des VDLUFA 2004 mit P unterversorgt, 38% optimal versorgt und<br />
trotz drastisch zurückgegangener P-Bilanzsalden insbesondere seit 1989 sowohl<br />
wesentlich in Europa [Tab. 1] als auch hier z.B. in Deutschland zu 36% überversorgt<br />
[VDLUFA 2004] bei einem P-Überschusssaldo- (Feldbilanz) von 1,3 kg P/ha . a (Bach<br />
2005) [Tab. 2] (s.auch Isermann 2006a)<br />
2. Die aus nachhaltiger Sicht hinsichtlich des Schutzes der Ver- und<br />
Entsorgungsressourcen nicht tolerierbare Anreicherung der Böden nicht nur mit<br />
P, sondern auch mit C, N (und S) erfolgt in erster Linie durch nicht tolerierbare:<br />
2.1 Tierbestände von:>0,1GV/Einwohner (≙50 kg Tier-Lebendgewicht/Einwohner)<br />
2.2 Tierbesatzdichten von: > 1,0 GV/ha LF bei optimal mit Nährstoffen versorgter<br />
landwirtschaftlicher Nutzfläche,<br />
2.3 begleitet durch eine (inter-)nationale nichtnachhaltige Preispolitik<br />
(Preisdumping), insbesondere für tierische Agrarprodukte� Notwendigkeit<br />
von Lenkungsabgaben (s. Isermann, K. 2006b hier).<br />
Diese Regionen mit derartiger Massentierhaltung stellen hier in besonderem Ausmaß<br />
eine Gefahr für die (N- und) P- Eutrophierung der Gewässer dar ( BMU) Bestandsauf-<br />
nahme 2004 WRRL/2005) und sind maßgeblich verantwortlich für die auch in Deutsch<br />
land von 1985- 2000 ausgebliebene Reduktion (+4%) der P- Einträge in die Gewässer<br />
(Behrendt et al. 2003, OSPAR 2003). Zudem erschöpfen sich auch somit die minerali-<br />
schen P-Reserven innerhalb der nächsten 30 (Cd-arm) bzw. 100 Jahre (Cd-reich).<br />
3. Die ausführlich in Tab. 3 + 4 sowie zusammenfassend in Tab. 5 dargestellten<br />
Phosphor (P)-Hoftor- und Feld-Bilanzen der Landwirtschaft in Deutschland bei<br />
verschiedenen Düngesystemen (A-E) im Vergleich zum Ist-Zustand (Ø 2001/2003)<br />
lassen folgende Schlussfolgerungen zu:<br />
3.1 Düngeverordnung (DÜVO 2006) = System A [Tab. 3+ 5] Die aktuelle (inter-<br />
)nationale nährstoff- und düngungsrelevante Gesetzgebung, z.B. EU-Nitratrichtlinie<br />
(1991) bzw. die Düngeverordnung insbesondere mit ihrer 1. Änderungsverordnung<br />
(2006) hält die nichtnachhaltige Entwicklung der Nährstoffhaushalte, hier also von P<br />
aufrecht bzw. beschleunigt diese gar noch mit unveränderten oder sogar gesteigerten<br />
P-Überschusssalden von 8,2 kg P/ha LF . a. (Hoftorbilanz= HB) bzw. 10,0 kg P/ha LF .<br />
a (Feldbilanz= FB)- Besonders deutlich wird dies:<br />
• An den mit der DÜVO tolerierten im Vergleich zu den tolerierbaren P-<br />
Ausscheidungen der Mastschweine von Tab. 6 mit den entsprechenden P-<br />
Überschusssalden von 38-79 kg P/ha . a<br />
375
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
• Sowie an den mit der DÜVO gesamthaft tolerierten P-Überschusssalden von 20 kg<br />
P2O5 /ha . a (8,7 kg P/ha . a) auch auf den mit P hypertrophierten Böden der<br />
Gehaltsklassen D und E von Tab. 7.<br />
3.2 P-Zufuhr = Abfuhr unabhängig von den Gehaltsklassen (Hege et al. 2006)<br />
[Tab. 3 + 5] . Definitionsgemäß wird hier das P-Saldo generell auf 0 reduziert, jedoch<br />
nichtnachhaltig die Oligotrophie und Hypertrophie der Böden mit P aufrechterhalten.<br />
3.3 P-Zufuhr ≙ bisherigen P-Gehaltsklassen [Tab. 8] mit entsprechenden P-<br />
Düngeempfehlungen = System C≙ VDLUFA 1997 [Tab. 4+5]<br />
Dadurch deuten sich gering negative P-Salden mit -0,9 kg P/ha . a (HB) bzw. -1,9 (FB)<br />
kg P/ha . a an.<br />
3.4 P-Zufuhr ≙ P-Gehaltsklassen mit entsprechenden P-Düngeempfehlungen,<br />
aber keine P-Zufuhr in Gehaltsklasse D = System D [Tab. 4+5]<br />
Erst dadurch ergeben sich deutlich negative P-Salden von -2,4 kg P/ha . a (HB) bzw. -<br />
4,7 (FB) kg P/ha . a<br />
3.5 P-Zufuhr entsprechend den neuen P-Gehaltsklassen mit ihren jeweiligen<br />
Düngeempfehlungen von Tab. 8 = System E [Tab. 4+5]<br />
3.5.1 Die Optimierung der P-Versorgung der Böden (CAL/DL-mg P/100g Boden)<br />
erfolgt nunmehr innerhalb eines 3 Bereiche- Systems {Tab. 8] mit einem P-<br />
Zufuhr/Abfuhr-Saldo = 0 im anzustrebenden Bereich B mit 3-5 mg P bisher C= 4,5-9.0<br />
mg P] (Köster und Nieder 2004, Isermann 1997, 2006) durch Anreicherung (P-Zufuhr<br />
> P-Abfuhr) von mit P unterversorgten Böden im Bereich A mit < 2 mg P und durch<br />
Abreicherung (P-Zufuhr=0) von mit P überversorgten Böden im Bereich C (bisher<br />
C+D+E) mit > 6 mg P vorübergehend gesamthaft deutlich negativen P-Salden von –<br />
5,6 kg P/ha . a (HB) bzw. -7,6 (FB) kg P/ha . a, solange bis alle Böden optimale P-<br />
Gehalte aufweisen �zielorientiert also keine Koexistenz von mit P-unter-und überver-<br />
sorgten Böden. Aufgrund der neuen Definition der Gehaltsklassen sind nun nur noch<br />
5% der Böden unzureichend mit P versorgt anstelle von 26 % mit der bisherigen De-<br />
finition des VDLUFA (1997) [Tab. 4+5]<br />
3.5.2 Weitere Grundvoraussetzung hierzu ist die Optimierung der Viehbestände<br />
und Viehbesatzdichten aus nachhaltiger Sicht entsprechend Punkt 2 und Tab. 7,<br />
welche eine Reduktion der Viehbestände in Deutschland von -56% (Schleswig-<br />
Holstein: -79% bis Rheinland-Pfalz + Saarland: +7%) zur Folge hat, in der EU-25+2<br />
von -64% (Irland: -94% bis Malta:-19%) [Tab. 9] (s. Isermann 2006b, hier).<br />
4. Erforderlich sind (inter-)nationale, nachhaltig gestaltete Rahmenrichtlinien nicht<br />
etwa nur bezüglich einer Nährstoff-Form (z.B. EU-Nitratrichtlinie 1991), sondern<br />
entsprechend Abb. 1<br />
4.1 insbesondere für die Nährstoffe C (Humus), N, P (und S)<br />
4.2 für den gesamten Ernährungsbereich von Landwirtschaft mit Pflanzen- und<br />
Tierernährung (Produzenten), Humanernährung (Konsumenten) sowie Abwas-<br />
ser- und Abfallwirtschaft (Destruenten)<br />
4.3 zum ursachenorientierten und hinreichenden Schutz der:<br />
4.3.1 Atmosphäre (z.B. NEC Directive 2001/81 EC)<br />
4.3.2 Hydrosphäre (z.B. EU-Wasserrahmenrichtlinie 2000, Entwürfe EU-<br />
Grundwasserrahmenrichtlinie 2005/2006 ,Meeresstrategie (2005/2006)<br />
4.3.3 Biosphäre (z.B. EU Habitat Directive 82/43/ EEC)<br />
4.3.4 Lithosphäre [z.B. � fossile, mineralische P- und C- (Energie-) Res-<br />
sourcen] letztlich integriert mit:<br />
4.3.5 Pedosphäre (z.B. Entwurf EU –Bodenrahmenrichtlinie (2005/2006)<br />
III LITERATUR: kann bei den Autoren erbeten werden.<br />
Manuskriptvorlage R. IsermannVDLUFAII<br />
376
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Table 1: Surplus/deficit of National Phosphorus Farm Gate (FGB) and / or Field Balances (FB) in European Agriculture<br />
Countries References<br />
Phosphorus balances<br />
Type [kg P . ha -1 . yr -1 ] Main P surplus<br />
reducing causes<br />
(- decrease;<br />
+ increase)<br />
1.<br />
Tunney et al. FB 1970:37, 1980, 41;1990:36, 2000: 27<br />
1.– fertilizer<br />
Netherlands (2003)<br />
Chardon et al. FGB 1950:26, 1960:30, 1970: 37, 1980:43, 1990:40, 1995:35, 2000: 34, 2003:26<br />
2.–animal<br />
(2004)<br />
manure<br />
2. Denmark Kyllingsbaek FGB 1979/80: 28, 1984/85:23, 1989/90:18, 1994/95:18, 1999/00:16, 2002/03:13 1.– fertilizer<br />
(2005)<br />
2.+plant and<br />
animal products<br />
3. Ireland EPA of Ireland<br />
(2001)<br />
FB 1988:10.3, 1997/98:11.8 (10.8-13.7/3 different scenarios) -<br />
4. Norway Flatebo 2005) FB 1989:15.9, 1995/99:10.5, 2000/04: 9.8,<br />
1. - fertilizer<br />
Gronlund (2005) FB 1985:24.9, 1990:13.0, 1995:14.9, 2000:14,4, 2002:13.2<br />
5. Italy Sibbesen &<br />
Runge-Metzger<br />
(1995)<br />
FB 1989:17.0 -<br />
6. United Withers (1999) FB 1935:5; 1970: 13; 1993:9 ; 2003: 5<br />
-<br />
Kingdom Sibbesen<br />
&Runge-<br />
Metzger (1995)<br />
1995: 5.4<br />
7. Finland Turtola (2005) FB 1985:30, 1990:25, 1995: 19, 2000:8, 2002:8,2 1. – fertilizer<br />
2. – manure<br />
8. Greece Simonis (1990)<br />
cit. Isermann<br />
(1999)<br />
FB 1961: 5, 1982:11, 1988:13<br />
-<br />
Sibbesen &<br />
Runge-Metzger<br />
(1995)<br />
1989: 7,3<br />
9.<br />
Frossard et al. FB 2002: input 20% more than needed<br />
1. – fertilizer<br />
Switzerland (2003)<br />
2. –imported<br />
feeds<br />
Spiess (2005) FGB 1975:24, 1980:29, 1985:25, 1990:19, 1995:9, 2000:6, 2001:5, 2003:6<br />
Re0693<br />
Table 1: Surplus/deficit of National Phosphorus Farm Gate (FGB) and / or Field Balances (FB) in European Agriculture<br />
(Continued)<br />
Countries References<br />
National surplus/ deficit of Phosphorus balances<br />
Type [kg P . ha -1 . yr -1 ] Main P surplus<br />
reducing causes<br />
(- decrease;<br />
+ increase)<br />
10. Bach & Frede<br />
90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 Ø 01-03 1. –fertilizer<br />
Germany (2005)<br />
FB 11.4 8.3 8.6 6.0 5.7 5.5 4.3 3.2 2.8 2.4 2.6 1.3 2. –imported feeds<br />
3. –domestic feeds<br />
FGB 16.7 16.4 14.4 14.0 13.1 14.4 12.3 12.8 11.9. 12.5 11.9 8.3 4. – manure<br />
5. + plant products<br />
11. Lioy, R. (2005) FGB 1995:10.5, 1006:11.8, 1997:10.5, 1998:10.0, 1999: 8.3, 2000:7.9, 2001:4,8, 2002;4.8,<br />
Luxembourg<br />
2003; 6.1, 2004:4.8<br />
12.Portugal Sibbesen &<br />
Runge-Metzger<br />
FB 1989 : 7.5<br />
-<br />
13. Spain (1995) 1989 : 6.5 -<br />
14. Sweden Sibbesen &<br />
Runge-Metzger<br />
(1995)<br />
FB 1989: 2.3 -<br />
Statistics FB 2001: 2.5, 2003: 2.1 -<br />
Sweden (2005) FBG 2001: 3.2, 2003: 2.6 -<br />
15. Poland Igras (2005) FB 1985: 24, 1989:20, 1990:16, 1991:8, 1995:4, 2000:5, 2003:4 Economic collapse<br />
1989:- Fertilizer<br />
- Manure<br />
Sapek (1998) FGB 84/85: 19.0, 91/92: 4.3, 92/93: 4.4, 93/94: 5.2, 95/96; 6.9, 96/97: 7.0<br />
16. Hungary Csathó (2002) FB 1901/10: 0.04, 1991/20: 0.17, 1921/30: -0.26, 1931/40: -1.48, 1941/50: -1.27, 1951/60: - Economic collapse<br />
0.21, 1961/70: 24.9, 1971/80: 17.2, 1981/90: 13.0, 1991/00: -5.8<br />
1989: - Fertilzer<br />
17. Czech Baier (1998) cit. FB 1961/65: 9.3, 1971/75; 16.2, 1981/85: 22.0, 1986: 19.0, 1987: 17.7, 1988: 18.7, 1989: economic collapse<br />
Republic Csatho (2002)<br />
15.5, 1990: 13.2, 1991: -7.4<br />
1989: - Fertilizer<br />
18. Slovak Torma (2005) FB 1989:23.1, 1990:24,4, 1992: -1.3, 1994: -5.2, 1996: -5.2, 1998: -5.2, 2000: -2.6,<br />
economic collapse<br />
Republic<br />
2002: -5.7, 2003: -3.1<br />
1989: -fertilizer<br />
19. Danube EU/AR/102A FB Romania: 23.2/8.7, Bulgaria: 8.4/-2.3<br />
economic collapse<br />
Countries (1996)<br />
1988/ Moldova: 17.4/5.6, Hungary: 23.9/1.5<br />
1989 (except<br />
within<br />
89 Slovenia: 4.9/3.1, Czech Republic : 29.5/7.8<br />
Austria/ Germany)<br />
Danube<br />
vs. Austria: 7.6/5.9, Ukraine : 5.5/11.7<br />
- Fertilizer;<br />
Basin<br />
1992 Germany: n.d. (ca. 12/11)<br />
- manure<br />
20. Compare LIU (2005) FB 1996: 13<br />
-<br />
PR China Isermann (2005) FGB 1996: 18<br />
re0693<br />
377
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Table 2: Phosphorus status in European agricultural soils (plant available P for each country using its standard and<br />
methodology for soil test phosphorus /STP) according to table 3) and actual Phosphorus Field balances (FB)<br />
Countries Years References<br />
1. Western Countries<br />
- Norway<br />
- Denmark<br />
- Netherlands<br />
- Sweden<br />
- United Kingdom<br />
- Ireland<br />
- Greece<br />
- France<br />
- Germany<br />
- Austria<br />
- Finland<br />
2. CEE Countries<br />
- Bulgaria<br />
- Czech Republic<br />
- Hungary<br />
- Latvia 1<br />
- Poland<br />
- Romania 1<br />
- Slovakia 1<br />
- Slovenia 1<br />
- Ukraine<br />
1996 Sten (2000)<br />
1977-80<br />
1983-95<br />
1977-81<br />
1980-85<br />
1991-94<br />
1985<br />
1976-80<br />
199297<br />
1977-80<br />
1 Only arable land ; 2 Farm Gate Balance (FGB)<br />
Csatho (2002)<br />
Insufficient<br />
(very low + low)<br />
23<br />
6<br />
14<br />
15<br />
15<br />
16<br />
20<br />
24<br />
28<br />
30<br />
52<br />
59<br />
26<br />
16<br />
52<br />
39<br />
40<br />
26<br />
25<br />
59<br />
Phosphorus status soils (% of area)<br />
Optimum<br />
(medium)<br />
50<br />
42<br />
18<br />
40<br />
68<br />
32<br />
40<br />
37<br />
40<br />
45<br />
35<br />
27<br />
51<br />
36<br />
29<br />
26<br />
34<br />
46<br />
24<br />
27<br />
Over supplied<br />
(high + very high)<br />
27<br />
52<br />
68<br />
45<br />
17<br />
52<br />
40<br />
38<br />
32<br />
25<br />
13<br />
13<br />
23<br />
48<br />
19<br />
35<br />
35<br />
28<br />
51<br />
13<br />
Actual<br />
Phosphorus<br />
Field Balances<br />
[kg P . ha -1 . yr -1 ]<br />
(see table 3)<br />
13.2 (2002)<br />
13.0 (2002/3) 2<br />
27.0 (2002)<br />
21.0 (2003)<br />
5.0 (1995)<br />
11.8 (1997/98)<br />
7.3 (1989)<br />
n.d.<br />
38.0 (2003)<br />
5.9 (1992)<br />
8.2 (2002)<br />
-2.3 (1992)<br />
7.8 (1992)<br />
-5.8 (1991/00)<br />
n.d.<br />
4.0 (2003)<br />
8.7 (1992)<br />
n.d.<br />
3.1 (1992)<br />
11.7 (1992)<br />
Table 2(Continued):Phosphorus status in European agricultural soils (plant available P for each country using its<br />
standard and methodology for soil test phosphorus /STP) according to table 3) and actual Phosphorus Field balance<br />
(FB)<br />
Countries Years References<br />
3. Newest datas<br />
- Netherlands<br />
a) arable land<br />
b) grassland<br />
- Denmark<br />
- Norway<br />
- Ireland<br />
- Germany<br />
a) arable land<br />
b) grassland<br />
- Finland<br />
- Poland<br />
- Luxembourg<br />
- Switzerland<br />
a) arable land<br />
b) temporary grassland<br />
c) permanent grassland<br />
- England and Wales<br />
a) arable land<br />
b) grassland<br />
- Austria<br />
a) Lower Austria<br />
b) Upper Austria<br />
c) Burgenland<br />
d) Styria<br />
e) Tyrol<br />
1999-2000<br />
1999<br />
1999<br />
2003<br />
2004<br />
1998<br />
2001<br />
1995-98<br />
2004<br />
2002<br />
2002<br />
1969-73<br />
1995-99<br />
1969-73<br />
1995-99<br />
1986-1996<br />
RIVM (2004)<br />
Oenema (2005)<br />
Oenema (2005)<br />
Pedersen (2004)<br />
Gronlund (2005)<br />
EPA (2001)<br />
VDLUFA (2004)<br />
Yli-Halla (1999)<br />
Igras (2005)<br />
Lioy (2005)<br />
Neyroud (2005)<br />
Declerck (2001)<br />
Withers et al.<br />
(2005)<br />
Danneberg et al.<br />
(1997)<br />
Insufficient<br />
(very low + low)<br />
(under-fertilized)<br />
4<br />
0<br />
10<br />
9<br />
14<br />
17<br />
26<br />
21<br />
41<br />
37<br />
38<br />
33<br />
41<br />
41<br />
45<br />
6<br />
3<br />
13<br />
11<br />
46<br />
64<br />
56<br />
73<br />
93<br />
Phosphorus status soils(% of area)<br />
Optimum<br />
(medium)<br />
29<br />
20<br />
30<br />
48<br />
52<br />
34<br />
38<br />
38<br />
35<br />
54<br />
n.d.<br />
44<br />
27<br />
22<br />
27<br />
69<br />
80<br />
75<br />
82<br />
39<br />
24<br />
32<br />
16<br />
3<br />
Over supplied<br />
(high + very high)<br />
(over-fertilized)<br />
67<br />
80<br />
60<br />
40<br />
35<br />
49<br />
36<br />
41<br />
24<br />
9<br />
n.d.<br />
22<br />
32<br />
27<br />
28<br />
25<br />
17<br />
12<br />
7<br />
15<br />
12<br />
12<br />
11<br />
4<br />
re0694<br />
Actual<br />
Phosphorus<br />
Field Balances<br />
[kg P . ha -1 . yr -1 ]<br />
(see table 3)<br />
26 (2003) 1<br />
1 Farm Gate Balances (FGB) re0694<br />
13 (2002/03)<br />
13 (2002)<br />
12 (1997/98)<br />
1 (2001/03)<br />
8 (2000/02)<br />
4 (2003)<br />
5 (2004) 1<br />
6 (2003) 1<br />
13 (1970) 1<br />
5 (2003) 1<br />
13 (1970) 1<br />
5 (2003) 1<br />
6 (1992)<br />
378
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
1/2<br />
Tab. 3: Phosphor (P)-Hoftor und –Feldbilanzen der Landwirtschaft von Deutschland (LF= 17,0 Mio. ha)<br />
bei verschiedenen P-Düngesystemen (A-E) im Vergleich zum Ist-Zustand (Ø 2001/2003)<br />
1. Ist-Zustand<br />
Hoftorbilanz<br />
Feldbilanz<br />
vs.<br />
(Gesamtbilanz)<br />
(Flächenbilanz)<br />
2. – 6. Düngesystem (A-E) t P /a kg P / ha . a t P /a kg P / ha . 1. Ist-Zustand (Ø 2001/2003)<br />
[Bach 2005]<br />
a<br />
1.1 Zufuhr ( Z )<br />
339 202 [100] 20,0<br />
411 828 [100] 24,2<br />
1.2 Abfuhr ( A )<br />
197 369<br />
11,6<br />
390 134<br />
22,9<br />
1.3 Saldo ( S )<br />
141 833<br />
8,4<br />
21 694<br />
1,3<br />
2. Düngeverordnung (2006)<br />
[BMLEV] (System A)<br />
2.1 Zufuhr(Z) ? Gehaltslasse 1)<br />
(A) 855 000 ha x Ax2.0 (+> 8.7) ( 5%)<br />
(B) 3 570 000 ha x A x 1,5 (+> 8,7) (21%)<br />
(C) 6 460 000 ha x A + 8.7 (38%)<br />
(D) 4 250 000 ha x A + 8,7 (25%)<br />
(E) 1 870 000 ha x A + 8.7 (11%)<br />
(A-E)1 7000 000 ha (100%)<br />
2.2 Abfuhr<br />
2.3 Saldo<br />
3. Zufuhr ?Abfuhr (System B) (Hege 2006)<br />
3.1 Zufuhr (Z)<br />
3.2 Abfuhr (A)<br />
3.3 Saldo (S)<br />
19 836<br />
62 118<br />
131 138<br />
86 275<br />
37 961<br />
337 328 [99]<br />
197 369<br />
139 959<br />
197 369 [58]<br />
197 369<br />
0<br />
1) ohne Schleswig-Holstein und Saarland (VDLUFA 2004)<br />
23,2<br />
17,4<br />
20,3<br />
20,3<br />
20,3<br />
19,8<br />
11,6<br />
8,2<br />
11,6<br />
11,6<br />
0,0<br />
39 159<br />
122 630<br />
204 136<br />
134 300<br />
59 092<br />
559 317 [136]<br />
390 134<br />
169 183<br />
390 134 [95]<br />
390 134<br />
0<br />
45,8<br />
34,4<br />
31,6<br />
31,6<br />
31,6<br />
32,9<br />
22,9<br />
10,0<br />
22,9<br />
22,9<br />
0,0<br />
Re0740/1<br />
Tab. 4: Phosphor (P)-Hoftor und –Feldbilanzen der Landwirtschaft von Deutschland (LF= 17,0 Mio. ha)<br />
bei verschiedenen P-Düngesystemen (A-E) im Vergleich zum Ist-Zustand (Ø 2001/2003)<br />
2/2<br />
1. Ist-Zustand<br />
Hoftorbilanz<br />
Feldbilanz<br />
vs.<br />
(Gesamtbilanz)<br />
(Flächenbilanz)<br />
2. – 6. Düngesystem (A-E) t P /a kg P / ha . a t P /a kg P / ha . 4. Zufuhr ? P-Gehaltsklassen (2001)<br />
a<br />
1)<br />
[VDLUFA 1997]<br />
4.1 Zufuhr (Z)<br />
(A) 855 000 ha x A x 2.0 ( 5%)<br />
(B) 3 570 000 ha x A x 1,5 (21%)<br />
(C) 6 460 000 ha x A x 1,0 (38%)<br />
(D) 4 250 000 ha x A x 0,5 (25%)<br />
(E) 1 870 000 ha x A x 0,0 (11%)<br />
19 836<br />
62 118<br />
74 936<br />
24 650<br />
0<br />
23,2<br />
17,4<br />
11,6<br />
5,8<br />
0,0<br />
39 159<br />
122 630<br />
147 934<br />
48 663<br />
0<br />
45,8<br />
34,3<br />
22,9<br />
11,5<br />
0,0<br />
(A-E)17 000 000 ha (100%)<br />
4.2 Abfuhr (A)<br />
4.3 Saldo (S)<br />
5. Wie 3.,aber Zufuhr D = 0 x A(System D)<br />
5.1 Zufuhr (Z) 17 000 000 ha x A x 2.0 -1.0<br />
5.2 Abfuhr (A)<br />
5.3 Saldo (S)<br />
6. Erhaltungsklasse B? C (VDLUFA 1997)<br />
[Köster u. Nieder 2004, Isermann 2006]<br />
(System E)<br />
6.1 Zufuhr (Z)<br />
(A) 855 000 ha x A = 2,0 (5%)<br />
(B) 3 570 000 ha x A = 1,0 (21%)<br />
(C) 122 575 999 ha X A= 0,0 (74%)<br />
(A-C) 17 000 000 ha (100%)<br />
6.2 Abfuhr (tierische Produkte - 56%<br />
6.3 Saldo (S)<br />
181 549 [54]<br />
197 369<br />
- 15 829<br />
156 890 [46]<br />
197 369<br />
- 40 479<br />
19 836<br />
41 412<br />
0<br />
61 248 [18]<br />
157 284 2)<br />
-96 036<br />
10,7<br />
11,6<br />
-0,9<br />
9,2<br />
11,6<br />
-2,4<br />
23,2<br />
11,6<br />
0,0<br />
3,6<br />
9,2<br />
- 5,6<br />
358 386 [87]<br />
390 134<br />
- 31 748<br />
309 723 [75]<br />
390 134<br />
- 80 411<br />
39 159<br />
81 753<br />
0<br />
120 912 [29]<br />
249 685 2)<br />
-128 773<br />
1) ohne Schleswig-Holstein und Saarland (VDLUFA 2004);<br />
2) Anteil der Futtererzeugung an der landwirtschaftlichen Produktion anstelle bisher 60% jetzt nur noch 24%<br />
21,1<br />
22,9<br />
-1,9<br />
18,2<br />
22,9<br />
- 4,7<br />
45,8<br />
22,9<br />
0,0<br />
7,1<br />
14,7<br />
- 7,6<br />
Re0740/2<br />
379
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Tab. 5: Phosphor (P)-Hoftor- und Feld-Bilanzen der Landwirtschaft in Deutschland<br />
bei verschiedenen Düngesystemen (A- E) im Vergleich zum Ist-Zustand (Ø 2001/2003) [Auszug von re0737]<br />
1. Ist-Zustand<br />
vs.<br />
2.-6. Düngesysteme (A-E) Hoftorbilanz<br />
1. Ist-Zustand (Ø 2001/2003)<br />
[Bach 2005]<br />
1.1 Zufuhr (Z)<br />
1.2 Abfuhr (A)<br />
1.3 Saldo (S)<br />
2. Düngeverordnung (2006) = System A<br />
[BMELV 2005]<br />
2.1 Zufuhr (Z)<br />
2.2 Abfuhr (A)<br />
2.3 Saldo (S)<br />
3. Zufuhr = Abfuhr = System B<br />
[Hege 2006]<br />
3.1 Zufuhr (Z)<br />
3.2 Abfuhr (A)<br />
3.3 Saldo (S)<br />
4. Zufuhr = P-Gehaltsklassen (2001) = System C<br />
[VDLUFA 1997]<br />
4.1Zufuhr (Z)<br />
4.2 Abfuhr (A)<br />
4.3 Saldo (S)<br />
5. Wie 4. aber Gehaltsklasse D= 0xA = System D<br />
5.1Zufuhr (Z)<br />
5.2 Abfuhr (A)<br />
5.3 Saldo (S)<br />
6. Erhaltungsklasse B? C (VDLUFA 1997) = System E<br />
[Köster u. Nieder 2004; Isermann 2006<br />
� Tierische Produktion: - 60%<br />
6.1 Zufuhr (Z)<br />
6.2 Abfuhr (A)<br />
6.3 Saldo (S)<br />
(Gesamtbilanz)<br />
(Z= 1,7 . A) 20,0 [100]<br />
11,6<br />
8,4<br />
(Z= 1,7 . A) 19,8 [99]<br />
11,6<br />
8,2<br />
(Z= 1,0 . A) 11,6 [58]<br />
11,6<br />
0,0<br />
(Z= 0,9 . A) 10,7 [54]<br />
11,6<br />
-0,9<br />
(Z= 0,8 . A) 9,2 [46]<br />
11,6<br />
-2,4<br />
(Z=0,4 . A) 3,6 [18]<br />
9,2 1)<br />
-5,6<br />
P-Bilanzen [ kg P/ ha LF . a]<br />
Feldbilanz<br />
(Flächenbilanz)<br />
(Z= 1,1 . A) 24,2 [100]<br />
22,9<br />
1,3<br />
(Z= 1,4 . A) 32,9 [136]<br />
22,9<br />
10,0<br />
(Z= 1,0 . A) 22,9 [95]<br />
22,9<br />
0,0<br />
(Z= 0,8 . A) 21,1 [87]<br />
22,9<br />
-1,9<br />
(Z= 0,8 . A) 18,2 [75]<br />
22,9<br />
- 4,7<br />
(Z= 0,5 . A) 7,1 [29]<br />
14,7 1)<br />
- 7,6<br />
1) Anteil der Futtererzeugung an der landwirtschaftlichen Produktion statt bisher 60% jetzt nur noch 24% Re0736<br />
Tab. 6: „Unavoidable“ gaseous N losses with animal manure as well as tolerated with them maximum<br />
animal densities and P excretions according to the fertilizing regulation of Germany (13 th January 2006)<br />
compared with sustainable NH3-N losses and P excretions shown by 2 examples<br />
(arable land/liquid manure from fattening pigs and 3 x cutted + 1 x grazed grassland) respectively<br />
Maximum applicated N<br />
(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />
“Unavoidable” gaseous N losses<br />
(90% NH3-N)<br />
a) %<br />
b) (kg N . ha -1 . yr -1 )<br />
Tolerable NH3-N losses<br />
(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />
Maximum tolerated N excretion<br />
(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />
N excretion of 1 animal unit ? tolerable<br />
animal density (kg N . ha -1 . yr -1 )<br />
Tolerated animal densities (AU . ha -1 )<br />
(1 AU ? 500 kg life weight)<br />
…with tolerated P excretion<br />
(kg P2O5 . ha -1 . yr -1 )<br />
Tolerable P excretion with 1 AU<br />
(kg P2O5 . ha -1 . yr -1 )<br />
Arable land / liquid manure<br />
from fattening pigs<br />
170<br />
(Compare Austria: Total N input 170)<br />
3x cutted and 1x grazed grassland/<br />
liquid manure and urine/excretion from<br />
dairy cows (6200 kg milk . cow -1 . yr -1<br />
(1 st Amending regulation 10/01/06)<br />
230<br />
(compare Austria: Total N input 210)<br />
40<br />
28<br />
105<br />
89<br />
10<br />
10<br />
(actually: 29)<br />
(actually: 29)<br />
262 319<br />
6.25 fattening pig places (? 16 pigs . yr -<br />
1<br />
)<br />
Feeding:<br />
a) monophasic: 73<br />
b) more phasic: 61<br />
a) monophasic: 262/ 73 = 3.6<br />
(58 fatteining pigs)<br />
b) more phasic: 262/61 = 4.3<br />
(69 fattening pigs)<br />
a) monophasic: 139 (P surplus: 79)<br />
b) more phasic: 110 (P surplus: 38)<br />
a) monophasic: 38 (P surplus: 21)<br />
b) more phasic: 26 (P surplus: 9)<br />
96 (115 . cow -1 . yr -1 )<br />
319 / 96 = 3.3<br />
(? 2.8 cows)<br />
2.7 x 40 = 108<br />
(P surplus: 108-47= 61)<br />
34<br />
(P surplus: 17)<br />
Re0738<br />
380
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Tab.7: A) Maximum tolerated „unavoidable“ P-surplus of soils with optimal and hypertrophied P<br />
contents according to the fertilizing regulation in Germany (13 /01 /2006)<br />
B) Compared with maximum sustainable P surpluses<br />
A)<br />
Maximum tolerated P surpluses<br />
Fertilizing Regulation Germany<br />
(13.01.2006)<br />
[ kg P2 O5 . ha -1 . yr -1 ]<br />
1. Not essential P input 30<br />
2. Classification Soil-P<br />
(mg CAL-/DL-P2O5 . 100g soil -1 )<br />
2.1 Optimal ( C ): 10-20 (25)<br />
2.2 Hypertrophied:<br />
2.2.1 (D): 21-34<br />
20 1)<br />
20 1)<br />
20 1)<br />
B)<br />
Maximum sustainable tolerable P<br />
surpluses<br />
[ kg P2 O5 . ha -1 . yr -1 ]<br />
± 0<br />
± 0 (also VDLUFA)<br />
< 0 no P fertilisation<br />
< 0 (also VDLUFA) no P fertilisation<br />
2.2.2 (E): > 35<br />
Re0739<br />
1)<br />
Compare Mineral accounting system (MINAS) of the Netherlands:<br />
2003: Tolerated P surplus: 20 kg P2 O5 . ha -1 . yr -1 : The EC condemned MINAS in 2003 also a.o. causes because levy-free<br />
surpluses were too high<br />
2004: Consequently maximum tolerated P surplus was reduced to 1.0 kg P2 O5 . ha -1 . yr -1<br />
Tab. 8: Definition der P-Gehaltsklassen für den leichtlöslichen (pflanzenverfügbaren) DL bzw. CAL Phosphor im Boden<br />
und P-Düngungsempfehlungen<br />
A) Neu (u.a. Köster und Nieder 2004, Isermann 1997/ 2006)<br />
B) Bisher (VDLUFA-P-Standpunkt 1997)<br />
Gehaltsklasse<br />
(GK)<br />
A<br />
(zu niedrig)<br />
B<br />
(anzustreben)<br />
C<br />
(zu hoch)<br />
A) Neu: 3- Bereiche-System<br />
Richtwerte<br />
[mg P/100g Boden]<br />
�potentielle<br />
Eutrophierung<br />
Oberflächengewässer<br />
< 3,0 (< 2,0)<br />
� gering<br />
? 3,0 – 5,0<br />
� mittel<br />
> 5,0 (> 6,0)<br />
� hoch<br />
+<br />
Ressourcenvernichtung<br />
von P<br />
B) Bisher: 5-Bereiche-System<br />
Düngebedarf Düngewirkung Gehaltsklasse Richtwerte Düngebedarf Düngewirkung<br />
GK [mg P<br />
Zufuhr (Z)<br />
-------------<br />
Abfuhr (A)<br />
Mehrertrag Δ P-<br />
Gehalte<br />
der<br />
/100g<br />
Boden]<br />
Zufuhr (Z)<br />
-------------<br />
Abfuhr (A)<br />
Mehrertrag Δ P-<br />
Gehalte<br />
der<br />
Böden<br />
Böden<br />
Z= 2,0 x A oft gegeben steigt A<br />
< 2,0 Z= 2,0 x A hoch steigt<br />
deutlich (sehr niedrig)<br />
deutlich<br />
B<br />
(niedrig)<br />
Z = A keiner konstant C<br />
(anzustreben)<br />
Z= 0 x A keiner nimmt<br />
deutlich<br />
ab<br />
D<br />
(hoch)<br />
E<br />
(sehr hoch)<br />
2,1– 4,4<br />
Z= 1,5 x A<br />
mittel<br />
steigt<br />
4,5 – 9,0 Z= A gering konstant<br />
9,1 – 15,0<br />
> 15,1<br />
Z= 0,5 x A<br />
Z = 0 x A<br />
nur bei<br />
Blattfrüchten<br />
keiner<br />
nimmt<br />
langsam<br />
ab<br />
nimmt ab<br />
Re0775<br />
381
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Tab. 9: Notwendige Reduktion der Tierproduktion und der Tierbestände der Landwirtschaft<br />
in Ländern der EU-25+2 sowie in den Bundesländern von Deutschland<br />
gemessen am aktuellen einwohnerspezifischen Tierbesatz (GV/E) im Vergleich zum maximal tolerierbaren Tierbesatz<br />
von 0,1 GV/E (Isermann und Isermann 1995/2006)<br />
aufgrund einer gesunden Ernährung (Konsumtion/Haushalte) mit tierischen Nahrungsmitteln, insbesondere mit Fleisch<br />
[(Netto: max. 23,4 kg /E . a; DGE (2000/2001) anstelle von z.B. in Deutschland aktuell (2002): 60 kg /E . a]<br />
mit Bezugsjahr 2003<br />
[Aktuelle Tierbestände und Bevölkerung: EUROSTAT 2005]<br />
Land Aktueller<br />
Tierbesatz<br />
1.Irland<br />
2.Dänemark<br />
3.Frankreich<br />
4.Belgien<br />
5.Niederlande<br />
6.Zypern<br />
7.Luxemburg<br />
8.Spanien<br />
9.Litauen<br />
10. Österreich<br />
11.Rumänien<br />
(GV/E)<br />
1.606<br />
0,846<br />
0,390<br />
0,382<br />
0,380<br />
0,359<br />
0,355<br />
0,341<br />
0,339<br />
0,308<br />
0,304<br />
Notwendige<br />
Reduktion<br />
(%)<br />
-94<br />
-88<br />
-74<br />
-74<br />
-74<br />
-72<br />
-72<br />
-71<br />
-71<br />
-67<br />
-67<br />
EU-15 0,294 -66<br />
12.Slowenien 0,293<br />
-66<br />
13. Polen<br />
0,292<br />
-66<br />
EU-25+2<br />
0,290<br />
-64<br />
EU-10+2<br />
0,275<br />
-64<br />
Land Aktueller<br />
Tierbesatz<br />
14. Ungarn<br />
15. Bulgarien<br />
16. Estland<br />
17. Ver. Königreich<br />
18. Griechenland<br />
19. Finnland<br />
20. Deutschland<br />
21. Portugal<br />
22. Tschech. Rep.<br />
23. Schweden<br />
24. Lettland<br />
25. Slowakei<br />
26. Italien<br />
27. Malta<br />
(GV/E)<br />
0,263<br />
0,254<br />
0,241<br />
0,240<br />
0,238<br />
0,227<br />
0,226<br />
0,226<br />
0,224<br />
0,205<br />
0,197<br />
0,177<br />
0,174<br />
0,123<br />
Notwendige<br />
Reduktion<br />
(%)<br />
-62<br />
-61<br />
-59<br />
-58<br />
-58<br />
-56<br />
-56<br />
-56<br />
-55<br />
-51<br />
-49<br />
-44<br />
-43<br />
-19<br />
Deutschland<br />
Bundesländer<br />
1. Schleswig-Holstein<br />
2. Niedersachsen<br />
+Hamburg<br />
+Bremen<br />
3. Mecklenburg-Vorp.<br />
4. Bayern<br />
5. Sachsen-Anhalt<br />
6. Thüringen<br />
Deutschland<br />
7. Sachsen<br />
8. Nordrhein-Westf.<br />
9. Baden-Württemb.<br />
10. Brandenburg<br />
+Berlin<br />
11. Hessen<br />
12. Rheinland-Pfalz +<br />
Saarland<br />
Aktueller<br />
Tierbesatz<br />
(GV/E)<br />
0,466<br />
0,456<br />
0,404<br />
0.311<br />
0,252<br />
0,232<br />
0,226<br />
0,156<br />
0,154<br />
0,140<br />
0,130<br />
0,106<br />
0,094<br />
Abb. 1: Existing (�) and needed (�) Framework Directives (FD) in the anthroposphere nutrition<br />
on the fundamentals of the Agenda 21 of Rio (1992) and<br />
related to the main nutrients C, N, P, S, (fossil) energy and contaminants (i.e. heavy metals,xenobiotics)<br />
PRODUCTION: AGRICULUTRE<br />
HYDROSPHERE – FD<br />
1. Surface Water<br />
� WFD (2000)<br />
� Shelf ?<br />
� Ocean?<br />
2. Groundwater<br />
Directive<br />
Draft EU-KOM (2003) final<br />
ANTHROPOSPHERE NUTRITION: HUMAN HEALTH AND CULTURE<br />
CARBON ( C ) – FD � ? NITROGEN ( N ) -FD � ?<br />
ATMOSPHERE-FD<br />
� IPCC-Directive (1996)<br />
� Kyoto-Protokoll (1997)<br />
� UN/EC Protocol (1999)<br />
�NEC Directive (2001)<br />
�Ozone-Directive (2003/3/EC)<br />
SOIL-FD (Pedosphere) � ?<br />
1. Cultivated: Terrestrial ~ � ?<br />
1.1 Agricultural ~ � ?<br />
1.2 Forestral ~ � ?<br />
2. Natural ~ � ?<br />
2.1 Terrestrial ~ � ?<br />
2.2 Subhydric ~ � ?<br />
LITHOSPHERE –FD � ?<br />
PHOSPHORUS ( P ) –FD � ? SULPHUR ( S ) –FD � ?<br />
CONSUMPTION: HOUSEHOLDS<br />
BIOSPHERE – FD<br />
�UN-Convention<br />
of Biological Diversity<br />
-CBD (1999)<br />
�EC-Habitat Directive<br />
92/43/EEC<br />
(Natura 2000)<br />
Re0627ppt<br />
DISPOSAL: WASTE AND WASTEWATER<br />
Notwendige<br />
Reduktion<br />
(%)<br />
Re0747<br />
-79<br />
-78<br />
-75<br />
-68<br />
-60<br />
-57<br />
-56<br />
-36<br />
-35<br />
-29<br />
-23<br />
-6<br />
+7<br />
382
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Bewertung der Qualität von VDLUFA-Methoden im Bereich der Bodenuntersuchung<br />
mittels Horwitz-Ratios<br />
Nätscher, Ludwig (Bioanalytik Weihenstephan):<br />
1. Zielsetzung<br />
An analytische Verfahren werden verschiedene Anforderungen gestellt: sie sollen gut<br />
reproduzierbar, selektiv, auf eine breite Palette von Probenmaterialien anwendbar, robust<br />
hinsichtlich der Umgebungsbedingungen und praktikabel bezüglich Geräteausstattung und<br />
Kosten sein. Zudem wird ein starkes Gewicht auf die Vergleichbarkeit von<br />
Messergebnissen verschiedener Laboratorien gelegt, speziell bei Untersuchungen im<br />
gesetzlich geregelten Bereich.<br />
Die Fachgruppe Bodenuntersuchung des VDLUFA veranstaltet regelmäßig Ringuntersuchungen,<br />
um die Qualität von Analysen zu prüfen. Die vorliegenden Enquete-<br />
Ergebnisse der Jahre 1992 bis 2005 wurden mit Hilfe des Konzeptes von W. Horwitz<br />
ausgewertet und die Qualität der einzelnen Verfahren bewertet.<br />
2. Datenmaterial<br />
Zur Auswertung stehen 14 Ringuntersuchungen der Fachgruppe Bodenuntersuchung von<br />
1992 bis 2005 (72. bis 85. Enquete) zur Verfügung. An insgesamt 27 Bodenproben<br />
wurden lösliche Fraktionen von Hauptnährstoffen (Nitrat, Ammonium, Phosphor, Kalium,<br />
Magnesium, Schwefel) sowie Spurenelementen (Bor, Kupfer, Mangan, Zink) und<br />
außerdem Gesamtgehalte (Kohlenstoff, Stickstoff) bestimmt. Es kamen verschiedene<br />
Extraktionsmethoden wie CAL, DL, CaCl2, EDTA, CAT und andere zur Anwendung.<br />
Insgesamt wurden 32 Parameter ausgewertet. Nach Literaturangaben gehorchen<br />
allerdings physikalische Methoden (z.B. Korngrößenbestimmung u.a.) nicht der<br />
Horwitzfunktion, weshalb die Auswertung auf chemische Methoden beschränkt wurde.<br />
Die Anzahl der Ergebnisse pro Parameter ist maximal 27, bei neu eingeführten Methoden<br />
wie bei dem CAT-Verfahren oder bei Spezial-Methoden, z.B. Zink nach Trierweiler, auch<br />
weniger. Zum Vergleich mit der Horwitzkurve genügen pro Parameter zwei statistische<br />
Kenngrößen aus der Enqueteauswertung und zwar Mittelwert und Vergleichsvariationskoeffizient<br />
(VK).<br />
3. Auswertung und Ergebnisse<br />
In Abb. 1 ist die aus einer Vielzahl von Ringuntersuchungen empirisch ermittelte Horwitz-<br />
Gleichung, d.h. der Zusammenhang von VK und der Konzentration dargestellt. Die<br />
Gleichung lautet: VK(%) = 2 (1-0,5*log c) . Zusätzlich zur Horwitz-Kurve ist der auf ± 50%<br />
eingestellte Toleranzbereich dargestellt. Die eingezeichneten Punkte (Abb. 1)<br />
repräsentieren beispielhaft die in Ringuntersuchungen ermittelten VK. Liegen diese im<br />
Toleranzbereich (Fall 1), so weist die Methode eine typische und akzeptable<br />
Vergleichbarkeit auf. Punkte, die oberhalb des Toleranzbereiches liegen (Fall 2), weisen<br />
auf größere Streuungen hin, die z.B. durch Proben-Inhomogenität oder analytische<br />
Schwierigkeiten verursacht werden. Ein steil ansteigender „Seitenast“ der Horwitzkurve<br />
(Fall 3) tritt regelmäßig auf, wenn die zu messenden Konzentrationen nahe oder unterhalb<br />
der Bestimmungsgrenze liegen.<br />
Der Quotient von ermitteltem VK mit dem zu erwartenden VK nach Horwitz wird auch als<br />
Horwitz-Ratio oder kurz „HORRAT-Wert“ bezeichnet. Der in der Graphik eingezeichnete<br />
Toleranzbereich deckt also HORRAT-Werte im Bereich von 0,5 bis 1,5 ab. In der Tabelle<br />
1 sind die gemittelten HORRAT-Werte (72.-85. Enquete) angeben und zusätzlich der<br />
prozentuale Anteil an HORRAT-Werten, die über 1,5 liegen.<br />
383
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Vergleichs-Variationskoeffizient VK (%)<br />
75<br />
50<br />
25<br />
Horwitz-Kurve<br />
0<br />
1,0E-09 1,0E-06 1,0E-03 1,0E+00<br />
Konzentration (log)<br />
Abb. 1: Horwitzkurve mit Toleranzbereich und Vergleichsvariationskoeffizienten aus<br />
Ringuntersuchungen (Beispiel).<br />
3<br />
Tabelle 1 zeigt, dass 17 von 28 Parametern einen mittleren HORRAT-Wert von unter 1,5<br />
haben. Es handelt sich hauptsächlich um Methoden zur Bestimmung von löslichen<br />
Fraktionen der Hauptnährstoffe und Spurenelemente. Sie haben keine auffällig hohe<br />
Streuung und können als zuverlässige Verfahren beurteilt werden. In Einzelfällen gibt es<br />
aber auch bei diesen Verfahren HORRAT-Werte >1,5, die dann auftreten, wenn die<br />
Elementgehalte in der Nähe oder unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen (siehe Tabelle<br />
1, letzte Spalte).<br />
Bei weiteren 11 Parametern liegen die HORRAT-Werte größer 1,5 zum Teil sogar<br />
erheblich darüber. Als verbesserungswürdige Verfahren sind zu nennen: Bor (CAT), Bor<br />
heißwasserlöslich, Mangan (EDTA), Mangan nach Schachtschabel, sowie Ammonium<br />
(CaCl2) und Ammonium (CAT). Die Ursachen hierfür sind sicher Element-spezifisch und<br />
werden weiter unten ausführlicher diskutiert.<br />
2<br />
1<br />
384
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Tabelle 1: Parameter, geordnet nach aufsteigenden Horwitz-Ratios<br />
(Mittelwert der 72.-85. Enquete)<br />
lfd.<br />
Nr.<br />
Parameter<br />
Methode Anzahl<br />
Mittelwert<br />
HORRAT<br />
Anzahl<br />
>1,5<br />
Anteil %)<br />
>1,5<br />
mögliche<br />
Ursachen für hohe<br />
HORRAT-Werte<br />
1 Mg CaCl2 27 0,8 0 0<br />
2 K CaCl2 20 0,8 1 5<br />
3 Mg CAT 23 0,9 0 0<br />
4 NO3-N CaCl2 27 0,9 2 7 * BG unterschritten<br />
5 K DL 27 1,0 1 4<br />
6 Zn CAT 24 1,0 2 8<br />
7 Cu CAT 24 1,0 4 17<br />
8 NO3-N CAT 24 1,1 4 17 BG unterschritten<br />
9 K CAL 27 1,2 3 11 BG unterschritten<br />
10 Zn Trierw. 16 1,2 3 19<br />
11 Zn EDTA 25 1,2 5 20<br />
12 P DL 27 1,3 6 22 BG unterschritten<br />
13 S CaCl2 20 1,3 5 25<br />
Ausfällung von Mn<br />
14 Mn CAT 23 1,3 8 35<br />
bei hohem pH<br />
15 P CAL 27 1,4 5 19 BG unterschritten<br />
16 Cu EDTA 27 1,4 8 30<br />
17 N Kjeldahl 23 1,4 8 35<br />
18 Cu Westerh. 23 1,6 7 30<br />
19 B CAT 24 1,6 9 38<br />
BG unterschritten;<br />
Bor-Adsorption (?)<br />
20 N Dumas 25 1,6 11 44<br />
21 B hwl 27 1,6 13 48 Bor-Adsorption (?)<br />
22 Na CAT 22 1,7 10 45 BG unterschritten<br />
BG unterschritten<br />
23 NH4-N CaCl2 27 2,0 18 67<br />
NH3-Verlust (pH>7)<br />
24 Na CaCl2 24 2,1 17 71 BG unterschritten<br />
BG unterschritten<br />
25 NH4-N CAT 24 2,3 16 67<br />
NH3-Verlust (pH>7)<br />
Ausfällung von Mn<br />
26 Mn EDTA 18 2,5 14 78<br />
bei hohem pH<br />
27 C org Lichterf. 17 2,5 15 88<br />
Ausfällung von Mn<br />
28 Mn Schacht. 21 3,9 18 86<br />
bei hohem pH<br />
* BG: Bestimmungsgrenze<br />
385
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
4. Diskussion und Schlussfolgerungen<br />
Die Vergleichbarkeit der Nitrat- und Magnesiumbestimmung im CaCl2-Extrakt (Abb. 2<br />
und 3) ist sehr gut, die VK liegen überwiegend bzw. vollständig im Toleranzbereich der<br />
Horwitzfunktion, so dass diese beiden Parameter stellvertretend für zuverlässige<br />
Messverfahren aufgeführt werden können.<br />
Im Falle von Ammonium (siehe Abb. 4) liegen die durchschnittlichen HORRAT-Werte bei<br />
2,0 (CaCl2) bzw. 2,3 (CAT). Der Vergleich mit dem parallel extrahierten und gemessenen<br />
Nitrat ist besonders auffällig und aufschlussreich: Die günstigen HORRAT-Werte von<br />
Nitrat belegen, dass die Homogenität der Proben, die Probenvorbereitung im Labor, die<br />
Extraktion und die Messung in Ordnung waren. Die starke Streuung bei den<br />
Ammoniumgehalten steht im Zusammenhang mit der Bodenreaktion und ist besonders<br />
hoch bei Proben mit pH-Werten über 7,0 (nicht dargestellt). Gleichzeitig wurden bei<br />
Proben mit alkalischen pH-Werten sehr niedrige Ammoniumgehalte festgestellt, die nahe<br />
oder unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen. Die hohe Variation geht vermutlich auf<br />
zwei Effekte zurück: Zum einen geht in alkalischen Extrakten NH4-N als gasförmiges NH3<br />
verloren, und zwar umso stärker, je höher der pH-Wert, je höher die<br />
Umgebungstemperatur und je länger die Standzeit der Extrakte ist. Zum zweiten sinken<br />
dadurch die NH4-N-Konzentrationen soweit ab, dass die Bestimmungsgrenze erreicht<br />
wird.<br />
Bei Mangan wurden hohe VK über den gesamten Konzentrationsbereich festgestellt, und<br />
zwar am stärksten ausgeprägt bei dem Verfahren nach Schachtschabel, gefolgt vom<br />
EDTA-Extrakt (Abb. 5) und am wenigsten gravierend im CAT-Extrakt. Als Ursache wird die<br />
Ausfällung von Manganoxiden oder auch Mangancarbonaten in der Zeit zwischen<br />
Filtration und Endbestimmung vermutet.<br />
Die Borgehalte aus dem Heißwasser- und auch aus dem CAT-Extrakt (Abb. 6) haben<br />
ebenfalls hohe VK. Als mögliche Ursache wird angenommen, dass Bor an den<br />
Gefäßwänden sorbiert und somit der Lösung entzogen wird. Der gegenteilige Effekt, die<br />
Freisetzung von Bor aus borhaltigen Laborgläsern ist ebenfalls als Variationsursache in<br />
Betracht zu ziehen.<br />
Die Natriumgehalte aus dem CaCl2- und CAT-Extrakt zeigen ebenfalls hohe VK (Abb. 7).<br />
Grund ist ein hoher Anteil an Proben, die in der Nähe oder unterhalb der<br />
Bestimmungsgrenze liegen. Die Untersuchung auf Natrium wird meist als Ergänzung zu<br />
anderen (Nähr)stoffanalysen vorgenommen und steht meist nicht in deren Mittelpunkt.<br />
Deswegen wurde auch nicht darauf geachtet, den relevanten Konzentrationsbereich<br />
gleichmäßig abzudecken.<br />
5. Zusammenfassung<br />
• Das Konzept nach Horwitz ist gut anwendbar auf chemische Messverfahren der<br />
Fachgruppe Bodenuntersuchung des VDLUFA, wie z.B. die Methoden zur<br />
Bestimmung von Mengen- und Spurenelementen. Physikalische Methoden wie<br />
Korn-größenanalyse oder Carbonatgehalt gehorchen nicht der Horwitzfunktion.<br />
• Alle Verbandsmethoden haben im Zeitraum 1992 bis 2005 durchschnittliche<br />
HORRAT-Werte
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Veränderung der Filtrate nach der Extraktion z.B. durch Stoffverlust (NH4/NH3),<br />
Ausfällung (Mangan/Manganoxid bzw. Adsorption an Gefäßwänden (Bor) vermutet.<br />
Zur Stabilisierung der Extraktionslösungen wird die Zugabe von Säure<br />
vorgeschlagen, so wie auch bei der Untersuchung von Wässern verfahren wird.<br />
• Im Falle von Natrium in CaCl2 und CAT sind stark streuende Ergebnisse<br />
größtenteils durch niedrige Konzentrationen unterhalb der Bestimmungsgrenze<br />
bedingt und müssen als unvermeidlich eingestuft werden.<br />
VK %<br />
VK %<br />
50,0<br />
45,0<br />
40,0<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
NO3-N (CaCl2)<br />
0,0<br />
0 0,0001 0,0002 0,0003 0,0004 0,0005<br />
16,0<br />
14,0<br />
12,0<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
Konzentration (g/g)<br />
Mg (CaCl2)<br />
0 0,00005 0,0001 0,00015 0,0002 0,00025<br />
Konzentration (g/g)<br />
Abb. 2<br />
Abb. 3<br />
387
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
VK %<br />
VK%<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
40,0<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
NH4-N (CaCl2)<br />
0 0,00001 0,00002 0,00003 0,00004 0,00005 0,00006 0,00007<br />
Konzentration (g/g)<br />
Mn (EDTA)<br />
0,0<br />
0 0,0001 0,0002 0,0003 0,0004 0,0005 0,0006 0,0007<br />
Konzentration (g/g)<br />
Abb. 4<br />
Abb. 5<br />
388
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
VK %<br />
VK %<br />
6. Literatur<br />
80,0<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
Bor CAT<br />
0,0<br />
0 5E-07 0,000001 1,5E-06 0,000002 2,5E-06 0,000003<br />
Konzentration<br />
Na (CAT)<br />
0,0<br />
0 0,00001 0,00002 0,00003 0,00004 0,00005 0,00006 0,00007 0,00008<br />
Konzentration (g/g)<br />
Abb.6<br />
Abb. 7<br />
Horwitz, W. 1982 a: Evaluation of analytical methods used for regulation of foods and drugs. Anal.<br />
Chem., 54, 67A -76A<br />
Horwitz W. and Albert, R. 2006: The Horwitz Ratio (HorRat): A useful index of method<br />
performance with respect to precision; Journal of AOAC International Vol. 89, No.4, 2006, 1095-<br />
1109<br />
389
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Ein kombiniertes Testverfahren zur Ermittlung der Pflanzenverfügbarkeit von<br />
Schwermetallen<br />
Horak, Othmar (ARC Seibersdorf research); Friesl, Wolfgang; Stimpfl, Elmar:<br />
1. Einleitung<br />
Schwermetallbelastungen des Bodens können einerseits das Pflanzenwachstum hemmen,<br />
andererseits zum Eintritt toxischer Elemente in die Nahrungskette führen. Am Standort<br />
Arnoldstein (Kärnten) liegen verbreitet hohe Bodengehalte an Pb, Zn und Cd vor, die aus<br />
langjähriger Verarbeitung von Blei- und Zinkerzen stammen. In mehreren Untersuchungen<br />
wurde gezeigt, dass in der Grünlandvegetation vor allem Cd den Futtermittelgrenzwert<br />
überschreitet und zum Teil auch Zn in deutlich erhöhten Konzentrationen vorliegt (Tabelle<br />
1). Blei hingegen ist weniger mobil und wird nicht so stark in den Pflanzen angereichert<br />
(HORAK, 2001). Seit dem Jahr 2003 werden Versuche im Glashaus und an<br />
Freilandstandorten durchgeführt, deren Ziel die Immobilisierung der Schwermetalle durch<br />
Applikation von Bodenzusätzen (Kalk, Kiesschlamm, Eisenoxide und andere Stoffe) ist<br />
(FRIESL et al. 2006). Von großer Bedeutung für Bodensanierungsversuche ist die<br />
begleitende Kontrolle durch ein geeignetes Monitoring-System auf Basis von<br />
pflanzenverfügbaren Metallfraktionen. Der vorliegende Beitrag berichtet über ein<br />
Untersuchungsprogramm, in dem Böden aus Arnoldstein und von anderen kontaminierten<br />
Standorten zur Prüfung gelangten. Insbesondere wurden auch mit Cu belastete Böden<br />
aus Südtiroler Weinbaugebieten und aus einem Immissionsgebiet (Brixlegg, Tirol) in die<br />
Versuche einbezogen. In diesen wurden junge Gerstenpflanzen auf den verschieden<br />
belasteten Böden in Kombination mit einer mobilen Metallfraktion, extrahierbar mit 1 M<br />
Ammoniumnitrat, untersucht und bewertet.<br />
2. Methoden<br />
Böden wurden mit Königswasser bzw. mit 1 M Ammoniumnitrat (20 g / 50 ml) extrahiert,<br />
die pH-Bestimmung erfolgte in 0,01 M CaCl2. Pflanzen wurden mit Salpeter- und<br />
Perchlorsäure aufgeschlossen. Die Messung der Schwermetalle erfolgte in Abhängigkeit<br />
von der Konzentration mittels ICP-OES oder Flammen-AAS, in mobilen Bodenauszügen<br />
ausschließlich mit ICP-MS. Testversuche mit Sommergerste „Messina“ wurden im<br />
Glashaus in quadratischen Kunststoffgefäßen mit 1 Liter Volumen in vierfacher<br />
Wiederholung durchgeführt (Abbildung1). Nach der Keimung wurde auf neun Pflanzen je<br />
Gefäß vereinzelt und nach einer 18-tägigen Wachstumsperiode erfolgten der Schnitt und<br />
die nachfolgende Schwermetallbestimmung.<br />
3. Ergebnisse und Diskussion<br />
Tabelle 1 zeigt ausgewählte Ergebnisse aus bisherigen Untersuchungen an Freilandstandorten<br />
im Raum Arnoldstein. Die Gehalte der Pflanzen sind durchwegs höher als der<br />
Hintergrundwert (Öhlinger, 2000). Nach dem Futtermittelrecht gibt es bei Cd durchwegs<br />
Überschreitungen. Kritische Zn-Gehalte für das Pflanzenwachstum (Sauerbeck, 1982)<br />
treten in einigen Fällen auf, wobei sich mit Sicherheit auch geringe Sorptionskraft und<br />
niedriger pH-Wert nachteilig auswirken. Es ist ersichtlich, dass bei niedrigem pH-Wert<br />
auch relativ geringe Gesamtbelastung des Bodens mit hohen Zn- und Cd-Anreicherungen<br />
in der Vegetation verbunden ist. Pb ist gegenüber den beiden anderen Elementen deutlich<br />
weniger mobil und erreicht in der Regel nicht die für die Tierernährung kritischen Werte in<br />
der Pflanzensubstanz. Es treten allerdings auch Ausnahmen wie der Boden Arnoldstein A<br />
(Tabelle 2) mit erhöhter Aufnahme in die Pflanze auf.<br />
390
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abbildung 1: Ausschnitt aus dem Gefäßversuch; links sind chlorotische Pflanzen mit<br />
deutlich sichtbaren Cu-Toxizitätssymptomen.<br />
Tabelle 1: Schwermetallgehalte in mg.kg -1 von Boden und Vegetation an drei typischen<br />
Grünlandstandorten im Raum Arnoldstein.<br />
Bezeichnung Probenart Blei Zink Cadmium<br />
Messpunkt 38a Grünlandaufwuchs 7,1 208 2,21<br />
Boden, pH = 5,96 981 762 7,2<br />
Stossau, nahe<br />
Grünlandaufwuchs 12,1 163 2,8<br />
Versuchsfläche C Boden, pH = 6,67 2632 4093 31,6<br />
Stossau, nahe<br />
Knäuelgras<br />
8,5 188 2,0<br />
Versuchsfläche B Sauerampfer<br />
11,1 1337 5,9<br />
Boden, pH = 4,61 820 340 3,2<br />
Futtermittelgrenzwert *<br />
35,2<br />
1,14<br />
Kritischer Wert Pflanze<br />
200<br />
Referenzwert Gras **<br />
0,8 60 0,4<br />
*) EU-Richtlinie, umgerechnet auf 100% TS.<br />
**) Öhlinger (2000)<br />
In Tabelle 2 sind einige Beispiele aus den Gersten-Testversuchen mit verschiedenen<br />
Böden aus dem Raum Arnoldstein zusammengestellt. A, B und C sind Böden aus den<br />
Parzellen des Freilandversuches; zwei weitere stammen aus einem Langzeitversuch in<br />
Großgefäßen, die im Jahre 1999 mit immobilisierenden Bodenzusätzen wie z.B.<br />
391
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Rotschlamm (Eisenoxide) behandelt wurden. Als Vergleichsvariante dient der unbelastete<br />
Boden aus dem Seibersdorfer Versuchsfeld, der bei allen untersuchten Parametern<br />
typische Hintergrundwerte aufweist. Deutlich zeigt sich bei den beiden Varianten aus dem<br />
Langzeitversuch, dass die immobilisierende Bodenbehandlung auch nach sieben Jahren<br />
noch wirksam ist. Die Versuche können anhand der Pflanzenwerte beurteilt werden. Zn<br />
kann ab 200 mg.kg -1 als kritisch für das Pflanzenwachstum betrachtet werden (Sauerbeck,<br />
1982), für Cd und Pb ist der Futtermittelgrenzwert (vgl. Tab. 1) als Bezugswert zu<br />
verwenden. Gleichfalls können die von Prüess (1994) vorgeschlagenen Richtwerte für<br />
mobile Schwermetalle als Vergleichsbasis dienen. Nach diesen gilt für Cd 0,025 mg.kg -1<br />
als kritische Grenze bei Nahrungspflanzen und für Zn 5 mg.kg -1 als kritische Grenze bei<br />
Futterpflanzen.<br />
Nach den eigenen Versuchen kann Zn bereits ab einer mobilen Konzentration von<br />
1 mg.kg -1 einen für Pflanzen toxischen Bereich erreichen. Cd kann bei mobiler Boden-<br />
Konzentration von >0,05 mg.kg -1 in der Gerstenpflanze den Futtermittelgrenzwert<br />
erreichen bzw. überschreiten und Pb zeigte sich variabel in seinem<br />
Akkumulationsverhalten. Es ist hier anzumerken, dass auf dem Boden Arnoldstein A auch<br />
im Freiland stets eine hohe Anreicherung von Pb in Pflanzen ermittelt wurde. Werte von<br />
54 mg.kg -1 traten im Silomais auf (Horak 2001), und Spitzwegerich enthielt 49 mg.kg -1 .<br />
Tabelle 2: Ergebnisse vom Gersten-Testversuch. Gesamte und in Ammoniumnitrat<br />
extrahierbare (mobile) Schwermetallgehalte im Vergleich zu den Gehalten in jungen<br />
Gerstenpflanzen. Werte in mg.kg -1<br />
Boden pH Element Gesamt Mobil Pflanze<br />
Zink 973 1,11 483<br />
Arnoldstein A 7,3<br />
Arnoldstein B 6,8<br />
Arnoldstein,<br />
Langzeitversuch<br />
Rotschlamm 1999<br />
Arnoldstein,<br />
Langzeitversuch<br />
Nicht behandelt<br />
Stossau C<br />
Grünlandparzelle<br />
Seibersdorf<br />
unbelastet<br />
7,1<br />
6,9<br />
6,7<br />
7,4<br />
Blei 2983 1,083 98<br />
Cadmium 15,1 0,196 8,4<br />
Zink 524 0,38 127<br />
Blei 912 0,185 2,48<br />
Cadmium 5,5 0,054 1,93<br />
Zink 1573 0,88 190<br />
Blei 3553 0,236 2,4<br />
Cadmium 10,1 0,034 0,59<br />
Zink 1853 1,71 253<br />
Blei 4823 0,480 3,5<br />
Cadmium 11,7 0,058 1,16<br />
Zink 2133 35,0 1064<br />
Blei 1383 1,20 24<br />
Cadmium 14,7 0,54 8,8<br />
Zink 76 0,03 46<br />
Blei 16,8
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Böden aus dem Weinbaugebiet Tramin in Südtirol (Nummer 6 und 7), können als hoch<br />
belastet eingestuft werden. In beiden Varianten traten optisch sichtbare Symptome des<br />
Cu-Überschusses an den Gerstenpflanzen in Form von Chlorosen auf (Abbildung 1);<br />
gleichfalls war das Wachstum der Pflanzen eingeschränkt. Der Unterschied in den<br />
Pflanzen auf beiden Böden könnte (bei annähernd gleichen mobilen Gehalten) durch die<br />
Kationenaustauschkapazität bedingt sein, die im Boden 6 19,8 mval, im Boden 7 jedoch<br />
nur 9,7 mval pro 100 g beträgt. Beide Böden besitzen einen Anteil von 52% an Carbonat<br />
bei entsprechend hohen pH-Werten. Auffallend ist auch die in den Varianten 4 und 5<br />
(Weyersdorf) auftretende verhältnismäßig hohe Pflanzenverfügbarkeit bei relativ niedrigen<br />
mobilen Bodenkonzentrationen. Diese Böden wurden im Jahr 1987 durch Zusatz löslicher<br />
Schwermetallsulfate mit Zn, Cu, Ni, Cd kontaminiert und weisen außerdem schwache<br />
Sorptionseigenschaften auf. Der Zusatz von Rotschlamm (Böden 2 und 4) hat auf die<br />
Verfügbarkeit von Cu keinen Einfluss, womit frühere Ergebnisse des Langzeitversuches<br />
bestätigt werden.<br />
mg/kg<br />
mg/kg<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
9,2<br />
0,13<br />
28,1<br />
3,75<br />
32,6<br />
2,63<br />
Gerstenpflanzen<br />
25,1<br />
mobile Fraktion<br />
0,59 0,55<br />
5,45<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
26<br />
30,9<br />
40,8<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
5,3<br />
25,8<br />
1,29<br />
Bezeichnung der Böden<br />
(Cu-Gesamt in mg.kg -1 )<br />
1 Seibersdorf (26,3)<br />
2 Brixlegg (794), mit<br />
Rotschlamm behandelt<br />
3 Brixlegg (646), unbehandelt<br />
4 Weyersdorf (151) mit<br />
Rotschlamm behandelt<br />
5 Weyersdorf (162), unbehandelt<br />
6 Tramin 1 (805), Weinbau<br />
7 Tramin 2 (737), Weinbau<br />
8 Terlan (420), Weinbau<br />
Abbildung 2: Versuchsergebnisse mit kupferbelasteten Böden. Oben: Cu in mg.kg -1<br />
Pflanzen-Trockensubstanz, unten: mobile Cu-Fraktion in mg.kg -1 Boden.<br />
4. Literatur<br />
Beckett, P.H.T. und R.D. Davis (1977): Upper critical levels of toxic elements in plants.<br />
New Phytologist 79, 95 – 106.<br />
Friesl, W., J. Friedl, K. Platzer, O. Horak, M.H. Gerzabek (2006): Remediation of<br />
contaminated agricultural soils near a former Pb/Zn smelter in Austria: Batch, pot and field<br />
experiments. Environmental Pollution 144, 40 - 50.<br />
Horak, O. (2001): Kärntner Restmüllverwertungs GmbH; Umweltverträglichkeitserklärung,<br />
Fachbereiche Boden und Landwirtschaft. 72 Seiten, 21. 02. 2001.<br />
393
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Öhlinger, R. (2000): Biomonitoring von Luftschadstoffen und deren Bewertung aus<br />
landwirtschaftlicher Sicht. Veröffentlichungen des Bundesamtes für Agrarbiologie,<br />
Linz/Donau, Nr. 22, 115 – 136.<br />
Prüeß, A. (1994): Einstufung mobiler Spurenelemente in Böden. In: Ergänzbares<br />
Handbuch der Maßnahmen und Empfehlungen für Schutz, Pflege und Sanierung von<br />
Böden, Landschaft und Grundwasser. 15. Lieferung I/94 8 (Hrsg.: Rosenkranz, Einsele,<br />
Harress). Erich Schmidt Verlag, Berlin.<br />
Sauerbeck, D. (1982): Welche Schwermetallgehalte in Pflanzen dürfen nicht überschritten<br />
werden, um Wachstumsbeeinträchtigungen zu vermeiden. Landw. Forsch. Sonderheft 39,<br />
Kongressband, Seite 108 – 129.<br />
Diese Arbeit wurde durch die Kommunalkredit Austria AG (INTERLAND, Projektpaket 3)<br />
gefördert<br />
394
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Variabilität der Nmin-Gehalte auf heterogenen Praxisschlägen und ihre<br />
Berücksichtigung bei der 1. N-Gabe<br />
Schliephake, Wilfried (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft); Pößneck, Jörg;<br />
Albert, Erhard:<br />
Einleitung<br />
Mit der Größe der Ackerschläge nimmt zumeist auch die Heterogenität des Bodens zu.<br />
Auf Schlagebene ist sie oft die Ursache für auftretende Ertragsunterschiede. Deutlich<br />
sichtbar wird dies in Jahren mit längerer Frühjahrs- bzw. Vorsommertrockenheit, die in<br />
Mitteldeutschland regelmäßig auftreten. Unter diesen Bedingungen kommt der<br />
Wasserbereitstellung aus dem Boden entscheidende Bedeutung für die Ertragsbildung zu.<br />
Das wirkt sich auf den N-Bedarf und auf die Ausnutzung des Dünger-N aus. Unter diesen<br />
Bedingungen lässt sich nur durch eine teilschlagspezifische Ausbringung verhindern, dass<br />
nach der Ernte auf Teilflächen erhebliche Nmin-Reste verbleiben. In den Schlagbereichen<br />
mit zumeist niedrigem Ertragsniveau reichen zudem die häufig begrenzten<br />
Winterniederschläge aus, um den verbliebene Nitratstickstoff aus dem potenziellen<br />
Wurzelbereich auszutragen. Unter derartige Standortbedingungen sind oft bereits zu<br />
Beginn einer Vegetationsperiode gerichtete Unterschiede hinsichtlich des<br />
pflanzenverfügbaren Boden-N zu erwarten. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den<br />
Einfluss von Bodenheterogenität auf den Nmin im Frühjahr zu untersuchen und<br />
Möglichkeiten zu erproben, wie bereits zur ersten N-Gabe darauf reagiert werden kann.<br />
Material und Methoden<br />
Die mehrjährigen Untersuchungen erfolgten auf Schlägen des Lehr- und Versuchsgutes<br />
Köllitsch. Die Differenzierung des Bodens erstreckt sich hier vom lehmigen Sand bis zum<br />
tonigen Lehm und ist auch innerhalb einzelner Schläge beachtlich.<br />
Im Mittel der letzten zwanzig Jahre wurden an diesem Standort 505 mm Niederschlag<br />
gemessen. Das entspricht etwa den Werten, wie sie im mitteldeutschen Trockengebiete<br />
typisch sind. In der Zeit von Oktober bis März fallen davon rund 210 mm. Dieser Betrag<br />
reicht lediglich dazu aus, auf den lehmigen Schlagteilen die Feldkapazität des Bodens bis<br />
in 100 bzw. 120 cm Tiefe aufzufüllen.<br />
Abbildung 1: Karte der scheinbaren elektrischen Leitfähigkeit eines heterogenen<br />
Ackerschlages im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch<br />
Die Nmin-Beprobungen erfolgten zum Teil in starren Rastern bzw. wurden gezielt<br />
entsprechend der vorhandenen Bodenunterschiede vorgenommen.<br />
395
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Zur Charakterisierung der Heterogenität des Bodens wurde die scheinbare elektrische<br />
Leitfähigkeit herangezogen. In Abbildung 1 ist beispielhaft ein Ackerschlag dargestellt. Die<br />
aus den Messwerten erstellte Karte weist markante Unterschiede auf. Die so ermittelten<br />
Muster finden sich oft in den Ertragskarten wieder (Abb. 2). Dargestellt sind in der<br />
Abbildung die mittleren Relativerträge aus vier Getreideernten. In den Bereichen mit hoher<br />
elektrischer Leitfähigkeit wurden regelmäßig die höchsten Erträge erzielt.<br />
Abbildung 2: Abweichungen vom mittleren Ertrag auf einem heterogenen Ackerschlag<br />
(Relativwerte aus vier Getreidejahren)<br />
Auf markanten Schlägen wurden die differenzierten Nmin-Werte genutzt, um bereits die<br />
erste N-Gabe teilschlagspezifisch auszubringen. Neben konstanter Ausbringung wurde die<br />
N-Düngung mittels Applikationskarten realisiert, die sich an der elektrischen Leitfähigkeit<br />
des Bodens orientieren. Entsprechend der Differenzierung im Nmin wurden die<br />
Stickstoffmengen korrigiert. Die späteren N-Gaben wurden nach festem Schema über<br />
Applikationskarten bzw. dem Yara-N-Sensor ausgebracht.<br />
Ergebnisse<br />
Das Niveau des Nmin war zwischen den Jahren sehr unterschiedlich. Es wurde vom<br />
Düngungs- und Ertragsniveau der Vorfrucht, den Witterungsbedingungen im Herbst und<br />
Winter sowie den angebauten Früchten beeinflusst. Die Variabilität auf den Schlägen war<br />
jedoch beachtlich.<br />
Auf dem in Abbildung 3 dargestellten Schlag fand sich nach einem insgesamt trockenen<br />
Jahr (385 mm Niederschlag) ein Wertebereich von 80 bis 200 kg Nmin/ha in 0-60 cm<br />
Bodentiefe. Im darauf folgenden Frühjahr lagen die Nmin-Gehalte an den gleichen<br />
Probenpunkten auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Die Verteilung auf dem Schlag<br />
wies allerdings ein ähnliches Muster auf.<br />
In beiden Fällen ergaben sich enge Beziehungen zwischen der Leitfähigkeit des Bodens<br />
und den ermittelten Nmin-Werten (Abb. 4). Auf den Schlagteilen mit leichterem Boden<br />
wurden zu Vegetationsbeginn regelmäßig niedrigere Werte ermittelt. Auch auf den<br />
anderen untersuchten Schlägen ergaben sich gute, zum Teil sogar sehr enge<br />
Beziehungen zur elektrischen Leitfähigkeit des Bodens.<br />
Festgestellt werden konnte auch, dass deutliche Parallelen zwischen Nmin- und Smin-<br />
Gehalten bestehen (Abb. 5). Die insgesamt hohen Gehalte an pflanzenaufnehmbarem<br />
396
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Sulfat resultieren vornehmlich aus einer regelmäßigen Versorgung mit organischen<br />
Düngern.<br />
Abbildung 3: Verteilung des Nmin zu Vegetationsbeginn auf einem heterogenen<br />
Ackerschlag in zwei aufeinander folgenden Jahren<br />
N min (kg/ha)<br />
180<br />
150<br />
120<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
Standardabweichung<br />
R 2 = 0,41<br />
R 2 = 0,71<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Scheinbare elektrische Leitfähigkeit (mS/m)<br />
Abbildung 4: Mittlere Nmin-Gehalte zu Vegetationsbeginn in Abhängigkeit von der<br />
Leitfähigkeit des Bodens in zwei aufeinander folgenden Jahren<br />
397
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
N min bzw. S min (kg/ha)<br />
200<br />
160<br />
120<br />
80<br />
40<br />
0<br />
lehmiger Sand sandiger Lehm Lehm toniger Lehm<br />
N min 26 46 54 92<br />
S min 45 77 128 121<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />
Scheinbare elektrische Leitfähigkeit (mS/m)<br />
Abbildung 5: Nmin und Smin zu Beginn der Vegetation auf einem heterogenen<br />
Winterrapsschlag<br />
Auf diese differenzierten Nmin-Werte wurde in Versuchen mit einer bereits zur ersten N-<br />
Gabe teilschlagspezifischen N-Düngung reagiert. Bei ausreichenden Niederschlägen<br />
führte eine zeitige variable N-Düngung mit einem Ausgleich des Nmin auf den leichteren<br />
Schlagteilen zu einem einheitlichen Ertragsniveau auf der gesamten Teilfläche. Das war<br />
bei konstanter Stickstoffanwendung nicht der Fall.<br />
In Jahren mit begrenztem Wasserangebot trat die Differenzierung des Ertrages in<br />
Abhängigkeit vom Boden in allen Prüfgliedern und den einbezogenen Fruchtarten<br />
(Winterraps, Wintergerste und Winterweizen) auf. Am Beispiel eines<br />
Wintergerstenschlages soll dies beispielhaft aufgezeigt werden (Abb.6). Auf den leichteren<br />
Schlagteilen war dann selbst bei niedrigem Nmin eine noch verminderte Andüngung von<br />
Vorteil. Unter diesen Bedingungen erbrachte die variable N-Düngung zwar ertraglich<br />
keinen Vorteil. Im Vergleich zur einheitlichen Düngung erhöhte sich durch eine zeitige<br />
variable Ausbringung die Effizienz des eingesetzten Stickstoffs jedoch deutlich (Abb. 7).<br />
Für Winterraps ergab sich, dass bei gleichen Erträgen durch eine variable Düngung für die<br />
Bildung von 1 dt Korn etwa 0,7 kg N weniger ausreichend waren. Besonders deutlich war<br />
der Unterschied bei niedriger Leitfähigkeit (leichte Schlagteile).<br />
398
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Kornertrag (dt/ha bei 86%)<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
R 2 = 0,63<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Scheinbare elektrische Leitfähigkeit (mS/m)<br />
Abbildung 6: Kornertrag von Wintergerste in Abhängigkeit von der Leitfähigkeit des<br />
Bodens<br />
kg Dünger-N je dt Rapsertrag<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
variable N-Düngung konstante N-Düngung<br />
7,4 8,7 5,9 6,3 3,9 4,8 3,6 4,3 3,6 4,3<br />
< 8 8 bis 16 16 bis 24 24 bis 32 > 32<br />
Leitfähigkeitsklasse (mS/m)<br />
Abbildung 7: Effizienz des gedüngten Stickstoffs auf einem heterogenen<br />
Winterrapsschlag bei variabler und konstanter N-Düngung.<br />
399
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />
Viele landwirtschaftlich genutzte Böden weisen eine beachtliche Heterogenität auf. Mit<br />
zunehmender Größe der Ackerschläge verstärken sich diese Unterschiede. Die<br />
Differenziertheit in der Nährstoffdynamik sowie dem Wasserhaushalt kann dadurch ein<br />
beachtliches Ausmaß erreichen. Unter den Witterungsbedingungen Mitteldeutschlands<br />
kommt besonders dem Bodenwasservorrat eine große Bedeutung für die Ertragsbildung<br />
zu. Er entscheidet häufig über das erreichbare Ertragspotential. Im Hinblick auf die<br />
ökonomischen sowie ökologischen Erfordernisse ist der Stickstoffeinsatz darauf<br />
auszurichten.<br />
Die vorliegenden Untersuchungen haben gezeigt, dass Bodenheterogenität bei<br />
begrenzten Winterniederschlägen häufig mit beachtlicher Differenzierung im Nmin zu<br />
Beginn der Vegetation verbunden ist. Unter praktischen Bedingungen liefern starre bzw.<br />
zufällige Bodenbeprobungen nur unzureichende Orientierungshilfen für eine präzise N-<br />
Düngung. Sie dürften Ursache für unzulängliche Düngungsempfehlungen auf für den<br />
Ertrag markanten Teilflächen sein. Durch eine gezielte Probennahme nach Bodenkarte<br />
oder Ertragspotentialkarte mit festen, georeferenzierten Messpunkten erhöht sich die<br />
Aussagefähigkeit. Die auf dieser Weise erzielten Analysenergebnisse erlauben in<br />
Abhängigkeit von den vorhandenen Unterschieden bereits zu Vegetationsbeginn eine<br />
differenzierte N-Düngung.<br />
Unter den Bedingungen eines begrenzten Wasserangebotes lassen sich die Bestände so<br />
gezielter Führen und es verringert sich die Gefahr von N-Überhängen. In den parallel<br />
durchgeführten Versuchen erbrachte eine variable, teilschlagspezifische N-Düngung nicht<br />
immer einen signifikanten Ertragszuwachs. Sie führte jedoch zumeist zu einer höheren<br />
Effizienz des eingesetzten Düngerstickstoffs.<br />
Eine entsprechend den vorhandenen Bodenunterschieden bzw. Ertragspotenzialen<br />
vorgenommene Nmin-Beprobung ermöglicht eine teilschlagspezifische N-Düngung auch zu<br />
den Fruchtarten, bei denen die gegenwärtig vorhandenen „Echtzeit-Verfahren“ nicht<br />
greifen.<br />
400
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Restnitratgehalte in Rebböden der Region südlicher Oberrhein - Ergebnisse aus 17<br />
Jahren SchALVO-Kontrollaktion<br />
Bechtold, Karin (LUFA Augustenberg), Übelhör, Walter:<br />
Einleitung<br />
Im Rahmen der Schutzgebiets- und Ausgleichs-Verordnung (SchALVO) Baden-<br />
Württembergs werden seit 1989 jährlich zum Vegetationsende die Böden vieler Standorte<br />
in Wasserschutzgebieten auf auswaschungsgefährdete Nitratstickstoffgehalte<br />
(Restnitratgehalte) kontrolliert.<br />
Abbildung 1: Weinbaugebiete in der Region<br />
„Südlicher Oberrhein“<br />
Quelle: Weinbauinstitut Freiburg<br />
Im Untersuchungszeitraum 1989 - 2005<br />
liegen der LUFA Augustenberg Ergebnisse<br />
von ca. 5400 Rebstandorten aus der Region<br />
„Südlicher Oberrhein“ (ausschließlich<br />
Junganlagen, unbestockte Flächen und<br />
Rebschulflächen) vor.<br />
Für die Auswertung werden die<br />
Weinanbaugebiete Kaiserstuhl und<br />
Tuniberg als vorwiegend trockene Standorte<br />
sowie Ortenau, Breisgau und<br />
Markgräflerland mit relativ viel Niederschlag<br />
und Hanglagen in die zwei Regionen KT<br />
und OBM eingeteilt.<br />
Durch die zusätzlichen Angaben „Reben<br />
begrünt“, „Reben teilbegrünt“ und „Reben<br />
unbegrünt/offen“ (siehe Tabelle 1) wird<br />
versucht, die Bedeutung einer Begrünung<br />
auf die Reduzierung des Restnitratgehaltes<br />
im Herbst aufzuzeigen.<br />
Tabelle 1: verschiedene Bodenbegrünungsarten während der Kontrollaktion<br />
Bodenbegrünungsart<br />
begrünt<br />
teilbegrünt<br />
unbegrünt<br />
während der Kontrollaktion<br />
Begrünung in allen Gassen<br />
Begrünung in jeder 2. Gasse<br />
kein Pflanzenaufwuchs<br />
Als Begrünung werden die Systeme „Dauerbegrünung“ und „Winterbegrünung“<br />
angewandt. Während die Dauerbegrünung ganzjährig grünlandähnlich vorhanden ist, wird<br />
als Nachteil die Wasser- und Nährstoffkonkurrenz während der Hauptbedarfszeit der<br />
Reben vor allem in niederschlagsarmen Gebieten angeführt. Beim System<br />
“Winterbegrünung“ wird im Frühjahr bei der Einarbeitung und im Spätsommer bei der<br />
Aussaat zu den Hauptbedarfszeiten durch Mineralisationsschübe mehr Stickstoff für die<br />
Reben verfügbar gemacht. Auch bei der „Dauerbegrünung“ kann durch Unterschneiden<br />
401
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
oder Stören der Begrünung zur Hauptbedarfszeit die Mineralisation angeregt werden. Es<br />
sind Kombinationen dieser Systeme durch Einsaaten in jeder 2. Gasse möglich.<br />
Ergebnisse<br />
Häufigkeit der beprobten Begrünungsarten und Anzahl der Standorte der Regionen<br />
Kaiserstuhl / Tuniberg (KT) und Ortenau / Breisgau / Markgräflerland (OBM) über alle<br />
Jahre<br />
Anteil in % (akkumuliert)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
��<br />
Region KT Region OBM<br />
��<br />
Anzahl beprobter Standorte<br />
��<br />
��<br />
begrünt<br />
�� ��<br />
Anzahl<br />
350<br />
30<br />
�� 20<br />
�� ��<br />
�� ��<br />
�� teilbegrünt<br />
��<br />
��<br />
�� ��<br />
100<br />
��<br />
50<br />
10<br />
unbegrünt<br />
0<br />
0<br />
1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
Anteil in % (akkumuliert)<br />
100<br />
Anzahl<br />
350<br />
�<br />
�<br />
� �<br />
90<br />
80<br />
300<br />
�<br />
70<br />
Anzahl beprobter Standorte<br />
�<br />
�<br />
250<br />
60<br />
�<br />
� � �<br />
�<br />
�<br />
200<br />
50<br />
40 �<br />
�<br />
begrünt<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
150<br />
30<br />
20<br />
�<br />
100<br />
10<br />
teilbegrünt<br />
50<br />
unbegrünt<br />
0<br />
0<br />
1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
�<br />
90<br />
80<br />
300<br />
70<br />
Anzahl beprobter Standorte<br />
�<br />
�<br />
250<br />
60<br />
� � �<br />
�<br />
�<br />
200<br />
50<br />
40<br />
�<br />
begrünt<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
150<br />
30<br />
20<br />
�<br />
100<br />
10<br />
teilbegrünt<br />
50<br />
unbegrünt<br />
0<br />
0<br />
1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Abbildung 2: Häufigkeit der beprobten Begrünungsarten und Anzahl der Standorte beider<br />
Regionen über alle Jahre<br />
Die Anzahl der beprobten Rebflächen (Linien) verändert sich im Laufe der Jahre. Bei der<br />
Region KT ist ein deutlich erhöhter Probenumfang in den Jahren 1995 bis 1997 zu<br />
verzeichnen.<br />
Ab 1996 erhöht sich der Anteil der teilbegrünten Flächen mit vorübergehendem Rückgang<br />
um das Jahr 2000. Dieser Anstieg ist größer bei der Region KT. Auch der Anteil an<br />
unbegrünten Flächen ist bei dieser Region bis zum Jahr 2003 höher.<br />
Restnitratgehalte in Rebböden mit verschiedenen Begrünungsarten der Regionen<br />
Kaiserstuhl / Tuniberg (KT) und Ortenau / Breisgau / Markgräflerland (OBM) in<br />
einzelnen Jahren<br />
Selektiert wurden nur Jahre, in denen die Verhältnisse der verschiedenen Begrünungen<br />
möglichst ausgeglichen waren. Nur bei der Region KT konnten unbegrünten Rebstandorte<br />
in die Auswertung einbezogen werden.<br />
In der Region KT lagen die Restnitratgehalte der Profile (0-90 cm) im Mittel des gesamten<br />
selektierten Zeitraums bei den begrünten Standorten bei 33 kg, den teilbegrünten bei 49<br />
kg und den unbegrünten bei 48 kg Nitrat-N / ha (Median). Die Region OBM zeigte über<br />
den selektierten Zeitraum gemittelt 38 kg bei den begrünten und 37 kg Nitrat-N / ha<br />
(Median) bei den teilbegrünten beprobten Standorten.<br />
Die einzelnen Jahre reagieren unterschiedlich. Unbegrünte Standorte weisen jedoch<br />
häufiger höhere Nitratwerte auf.<br />
402
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
kg Nitrat-N / ha (Median)<br />
Säule links: begrünt<br />
Säule mitte: teilbegrünt<br />
Säule rechts: unbegrünt<br />
Region KT Region OBM<br />
kg Nitrat-N / ha (Median)<br />
60<br />
00 - 90 cm<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Mittel<br />
1993 1996 1997 1998 1999 2001 2002 2003<br />
Novellierung der SchALVO 2001<br />
kg Nitrat-N Nitrat-N Nitrat-N / ha (Median) (Median) (Median)<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Säule links: begrünt<br />
Säule rechts: teilbegrünt<br />
kg kg Nitrat-N Nitrat-N / ha (Median) (Median)<br />
60 60<br />
00 - 90 cm<br />
50 50<br />
40 40<br />
30 30<br />
20<br />
10 10<br />
0<br />
Mittel<br />
1992 1996 1997 1999 2000 2003 2004 2005<br />
Novellierung der SchALVO 2001<br />
Abbildung 3: Restnitratgehalte im Boden von Reben mit unterschiedlicher Begrünungsart<br />
während der SchaLVO-Kontrollaktion beider Regionen (nur einzelne<br />
ausgewählte Jahre)<br />
Restnitratgehalte in Reb- und Getreideböden über alle Jahre<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
kg Nitrat-N / ha (Median)<br />
0-30 cm<br />
30-60 cm<br />
60-90 cm<br />
2. Jahreshälfte<br />
niederschlagsreich<br />
2. Jahreshälfte<br />
überwiegend trocken<br />
linke Säule: Rebland Region KT<br />
mittlere Säule: Rebland Region OBM<br />
rechte Säule: Getreide Region OBM<br />
1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Novellierung der SchALVO 200<br />
Abbildung 4: Restnitratgehalte im Boden von Reb- und Getreidestandorten während der<br />
SchALVO-Kontrollaktion (alle Jahre)<br />
403
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Als Vergleich werden hier Nitratwerte der Rebböden beider Regionen den Werten von<br />
Getreideböden (Getreide als Hauptfrucht bis Sommer der Region OBM) gegenüber<br />
gestellt.<br />
Die Region OBM weist in der ersten Hälfte des Untersuchungszeitraum meist höhere oder<br />
gleiche Nitratwerte als Region KT auf. Dieses Verhältnis kehrt sich in der zweiten Hälfte<br />
um.<br />
Über die Jahre nimmt der Abstand zwischen Reben und Getreide auffällig zu. Ein Grund<br />
dafür ist sicher die Steigerung des Anteils einer Zwischenfrucht nach Getreide von<br />
ca. 15 % zu Beginn auf über 60 % am Ende des Untersuchungszeitraums. Zusätzlich<br />
werden zur gezielten Stickstoffmineralisation seit Mitte der 90er Jahre vermehrt<br />
Bodenbearbeitungsmaßnahmen durchgeführt. Der dadurch erfolgte Humusabbau kann im<br />
Herbst zu einem erhöhten Restnitratgehalt führen.<br />
Zusammenfassung<br />
Damit vergleichbare Auswertungen erhalten werden, ist das Datenmaterial in 2 Regionen<br />
(Kaiserstuhl/Tuniberg und Ortenau/Breisgau/Markgräflerland) eingeteilt worden.<br />
Der Restnitratgehalt im Boden ist stark vom Jahr abhängig.<br />
Im Laufe der untersuchten Jahre 1989 bis 2005 hat sich das Verhältnis der<br />
Restnitratgehalte zu Ungunsten der Region Kaiserstuhl/Tuniberg bzw. Reben (allgemein)<br />
im Vergleich zu Getreide entwickelt.<br />
Die Auswertung der Begrünungsart ist bei den verwendeten Praxisdaten aufgrund selten<br />
unbegrünter bzw. teilbegrünter Standorte und unterschiedlicher Produktionstechnik<br />
schwierig und erbringt nicht immer das erwartete Ergebnis.<br />
404
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Grundnährstoffversorgung im südlichen Oberrhein<br />
Übelhör, Walter (LUFA Augustenberg, Karlsruhe); Berger, Eric:<br />
Einleitung und Datenbasis<br />
Für die Auswertung wird die in der LUFA Augustenberg vorhandene Datei mit Ergebnissen<br />
der Bodengrunduntersuchungen verwendet, die zur Zeit fast 900.000 Datensätze aus den<br />
Jahren 1995 bis heute enthält. Durch die Reduzierung des Datenmaterials auf das<br />
Landwirtschaftliche Vergleichsgebiet Nummer 3 (Rheinebene = 100.000 Datensätze), auf<br />
die Landkreise von Rastatt bis Lörrach (86.000 Datensätze) und die Selektion ab dem<br />
Jahr 2000 verbleiben noch 52.000 Datensätze. Bei diesen 52.000 Schlägen handelt es<br />
sich um 25.000 Acker-, 14.700 Reben-, 7.000 Grünland- und 2.700 Obstflächen.<br />
Dargestellt werden die Ergebnisse von Acker- und Rebstandorten für die Parameter pH-<br />
Wert, Phosphor, Kalium und Magnesium.<br />
Die Verteilung der Gehaltsklassen wird für jede Gemeinde, Nährstoff und Nutzung in eine<br />
Maßzahl umgerechnet. Je nach Höhe dieser Maßzahl wird die Gemeindefläche mit<br />
verschiedener Farbe angezeigt, wodurch die unterschiedliche Nährstoffversorgung der<br />
Gemeinden in einer Karte gut dargestellt werden kann. Das genaue Rechenschema wurde<br />
auf den vergangenen VDLUFA-Kongressen bereits ausführlich beschrieben.<br />
Die in den Karten berechneten Farben orientieren sich an dem Verhältnis der<br />
Gehaltsklassen innerhalb einer Region. Obwohl für die beiden dargestellten Nutzungen<br />
die Grenzwerte für die Gehaltsklasseneinteilung vor allem bei pH und Magnesium<br />
unterschiedlich sind, zeigen die für die Gemeinde Ehrenkirchen in Tabelle 1 als Beispiel<br />
aufgeführten Zahlen jedoch, dass auch die Mittelwerte der Nährstoffe innerhalb eines<br />
begrenzten Gebietes bei unterschiedlicher Nutzung sich teilweise deutlich unterscheiden.<br />
Tabelle 1: Mittelwerte der Gemeinde Ehrenkirchen und Bereich der Gehaltsklasse C<br />
für die Nutzungen Acker und Reben<br />
Nutzung pH-Wert P 2O 5<br />
K 2O/<br />
mittl. Boden<br />
Mg/<br />
mittl. Boden<br />
Mittelwert in mg/100g (Stichprobe)<br />
Acker 6,4 (158) 18 (165) 28 (129) 11 (129)<br />
Reben 7,1 (201) 42 (103) 42 (112) 18 (112)<br />
Bereich der Klasse C in mg/100g<br />
Acker 6,1-7,0 13-24 15-25 8-13<br />
Reben 5,5-6,4 15-28 15-34 13-25<br />
405
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Ergebnisse<br />
Acker<br />
Abbildung 1: Grundnährstoffversorgung von Acker im südlichen Oberrhein<br />
406
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Reben<br />
Abbildung 2: Grundnährstoffversorgung von Reben im südlichen Oberrhein<br />
407
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Zusammenfassung<br />
Acker:<br />
In der gesamten nördlichen Hälfte des untersuchten Gebietes ist der Ackerboden häufig<br />
sehr schlecht mit Kalk versorgt. Im Raum Freiburg und Emmendingen sind die<br />
Kaliumgehalte überdurchschnittlich hoch. Die anderen Gebiete liegen bei Kalium,<br />
Phosphor und Magnesium in der Regel im mittleren Versorgungsbereich.<br />
Reben:<br />
Während Kalk und Kalium sehr häufig in die Klasse E eingestuft werden, sind die<br />
Rebstandorte im Bereich der Ortenau sehr niedrig mit Magnesium versorgt. Allerdings<br />
werden bei Reben im Vergleich zu Acker für eine gute Klasseneinteilung hohe Messwerte<br />
gefordert. Die Phosphorgehalte liegen mit Ausnahme des Ortenaukreises im hohen bis<br />
sehr hohen Versorgungsbereich.<br />
Die Auswertung zeigt, dass sich die Nährstoffversorgung im Boden in gleichen Regionen<br />
(Gemeinden) in Abhängigkeit von der Nutzung deutlich unterscheiden kann. Außer bei<br />
Magnesium sind Reben deutlich besser als Ackerland versorgt.<br />
408
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />
I. N-turnover and net N-mineralisation in incubation experiments<br />
Schlegel, Isabell (Universität Hohenheim); Li, Zhifang; von Schenck zu Schweinsberg-<br />
Mickan, Mario; Schulz, Rudolf; Müller, Torsten:<br />
Introduction<br />
In organic farming, traditionally, animal waste products were used as organic nitrogen<br />
fertilisers because they are easily degradable in soils due to their high N concentrations<br />
and very low C:N ratios. With the BSE crisis, blood, cadaver and bone meal were<br />
prohibited by German regulations. Only pure horn products are still allowed. As an<br />
alternative, organic fertilisers, predominantly or completely based on plants and fungi<br />
(PBOFs), attracted more interest and the question arises, if they can replace the fertilisers<br />
derived from animal waste. A crucial period with respect to a fast release of plant available<br />
N especially in organic vegetable production is the early spring with still low soil<br />
temperatures and thus low soil microbial activity. Therefore, the aim of an 8-weeks<br />
incubation study was to test, if PBOFs have the potential to replace fertilisers derived from<br />
animal waste products, especially at low soil temperatures.<br />
Materials and Methods<br />
In the incubation experiment at 5 and 20°C the following fertilisers were investigated with<br />
respect to their apparent net N-mineralisation of fertiliser derived N and the sum of<br />
biologically available N fractions (Nsum) (including Nmin, extractable organic N (Norg) and<br />
microbial biomass N (Nmic)):<br />
Purchasable PBOFs:<br />
- Bioilsa® (animal hair, feather meal, plant oil-cake),<br />
- Maltaflor® (malt germs, vinasse),<br />
- OrganoPlantN® (residues from food production) and<br />
- OrganoQuickN® (vinasse) ,<br />
On farm produced PBOFs:<br />
- seed meal from Yellow lupine (Lupinus luteus) and faba bean (Vicia faba) ,<br />
Organic reference fertilisers:<br />
- horn meal and coarse horn meal<br />
Mineral N fertiliser:<br />
- calcium ammonium nitrate (KAS) (26 % N).<br />
N concentration (producers information and own measurements with an elemental<br />
analyzer), C concentration and C:N ratios of the investigated organic fertilisers are shown<br />
in Tab. 1. Fertilisers derived from animal waste products (horn meal) or with animal waste<br />
compounds (Bioilsa) have higher N concentrations and lower C:N ratios than the PBOFs<br />
based solely on plant products.<br />
409
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Table 1: N concentration (producers information and own measurements), C concentration<br />
and C:N ratio of the investigated organic fertiliser<br />
Organic fertiliser<br />
Coarse horn meal<br />
Horn meal<br />
Bioilsa®<br />
OrganoPlantN®<br />
OrganoQuickN®<br />
Maltaflor®<br />
Yellow lupin seed meal<br />
Faba bean seed meal<br />
N Producer<br />
(% FM)<br />
14<br />
12<br />
11<br />
6<br />
5<br />
4<br />
N measured<br />
(% FM)<br />
15.5<br />
14.4<br />
11.0<br />
4.9<br />
5.1<br />
3.8<br />
6.3<br />
3.9<br />
C measured<br />
(% FM)<br />
47.1<br />
44.8<br />
44.4<br />
27.3<br />
27.5<br />
40.6<br />
45.3<br />
43.8<br />
C:N<br />
3.0<br />
3.1<br />
4.0<br />
5.5<br />
5.4<br />
10.7<br />
7.2<br />
11.2<br />
A control treatment with un-amended soil was also included. All treatments were replicated<br />
3 times. Soil sampling was done after 1, 2, 4 and 8 weeks. For each sampling date,<br />
separate incubation vessels containing 120 g soil were prepared. All vessels were covered<br />
by a plastic coating during incubation.<br />
The soil material for this study was taken from the A horizon of a Luvisol located at<br />
“Kleinhohenheim”, the experimental organic farm of the University of Hohenheim in<br />
Stuttgart. Soil texture is a silty clay loam. Water content of the soil was adjusted to 60% of<br />
the maximum water holding capacity and controlled regularly by weighing of individual<br />
pots.<br />
N-fertilisation was 230 mg N kg -1 soil (corresponding to 300 kg N ha -1 10 cm -1 ). Nmin of the<br />
soil at the start of the experiment was 3 mg kg -1 soil.<br />
Soil microbial biomass N (Nmic) was estimated by chloroform fumigation extraction (CFE)<br />
(Brookes et al., 1985; Vance et al., 1987), using a TOC/tNb analyzer „multi N/C 2100“<br />
(Jenoptik) for analysis of extracts. Calculations were done according to Jörgensen and<br />
Müller (1996).<br />
Mineral N (Nmin) (NO3 - + NH4 + ) was measured in the non fumigated 0.5 M K2SO4-extracts<br />
using segmented continuous flow analysis (Autoanalyzer) and Norg (soluble organic N) was<br />
calculated by subtracting Nmin from tNb in the non fumigated extracts.<br />
Results and Discussion<br />
At 20°C the horn products showed the highest net N-mineralisation of fertiliser derived N<br />
(increase in NO3 - and NH4 + as compared to control), followed by Bioilsa and<br />
OrganoQuickN (Fig. 1). Up to 60% of the applied total N of the organic fertilisers (230 μg N<br />
g -1 soil) was mineralised. After 2 weeks (sampling date 2) the NH4 + of the fertilisers was<br />
almost nitrified, in the treatments with OrganoPlantN, OrganoQuickN and Maltaflor even<br />
completely.<br />
At the end of the experiment (sampling date 4 after 8 weeks) the mineralised N of PBOFs<br />
was immobilised, especially in the treatments with OrganoPlantN and Maltaflor. The<br />
reason could be that at this date the turnover of C-rich tissue components like lignin starts.<br />
410
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Nsum (µg g -1 )<br />
Fig.1: Nsum (sum of microbial N (Nmic), K2SO4-soluble organic N (Norg) and mineral N (NH4-<br />
N and NO3-N) at 20°C; sampling after 1, 2, 4 (date 3) and 8 weeks (date 4)<br />
Nsum (µg g -1 )<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4<br />
control KAS coarse<br />
horn meal<br />
1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4<br />
control KAS coarse<br />
horn meal<br />
horn meal Bioilsa O-Plant O-Quick Maltaflor yellow<br />
lupin<br />
fertiliser and sample-date<br />
horn meal Bioilsa O-Plant O-Quick Maltaflor yellow<br />
lupin<br />
fertiliser and sample-date<br />
Nmic (µg g-1)<br />
Norg(µg g-1)<br />
NH4 (µg g-1)<br />
NO3 (µg g-1)<br />
Nmic (µg g-1)<br />
Norg(µg g-1)<br />
NH4 (µg g-1)<br />
NO3 (µg g-1)<br />
Fig. 2: Nsum (sum of microbial N (Nmic), K2SO4-soluble organic N (Norg) and mineral N (NH4-<br />
N and NO3-N) at 5°C; sampling after 1, 2, 4 (date 3) and 8 weeks (date 4)<br />
faba<br />
bean<br />
faba<br />
bean<br />
411
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
As expected, net N-mineralisation of fertiliser N as well as nitrification was delayed and<br />
decreased at 5°C (Fig. 2). Particularly the N-mineralisation of the horn products was<br />
negatively affected by the low temperature. In contrast to horn products N-mineralisation of<br />
the PBOFs was not as much affected by the low temperature. Especially after 2 weeks<br />
(sampling date 2) legume seed meals and OrganoQuickN showed a higher Nmineralisation<br />
than the two animal waste derived fertiliser (Fig. 2). A comparison of the<br />
Nmin data at 20°C and 5°C shows that after 4 weeks net N-mineralisation of faba bean<br />
seed meal was even higher at the low temperature than at 20°C.<br />
Apparent net N-turnover may be estimated as the difference between treatments and nonamended<br />
control of Nsum. Nsum of PBOFs was higher at 5°C than at 20°C and higher than<br />
the N-turnover of the horn products. This was mainly due to differences in Nmic (Fig. 1 and<br />
2). This result is in agreement with previous investigations (Müller und von Fragstein,<br />
2006), which showed faster apparent net N-turnover of selected PBOFs at low<br />
temperatures than at high temperatures. The authors hypothesised that the temporarily<br />
increased net N-mineralization during the decomposition of legume seed meals at low<br />
temperatures is due to a reduced gross N immobilisation induced by a hampered turnover<br />
of cellulose and other biopolymers containing little or no N. At 20°C N-turnover of PBOFs<br />
was similar to horn products. The seed meals from legumes had a similar N-turnover as<br />
compared with the purchasable PBOFs (Fig. 1). Soluble organic N (Norg) decreased to the<br />
last sample date for the benefit of increased Nmic values or it is immobilised in not soluble<br />
necrotic microbial substances.<br />
In the treatments with calcium ammonium nitrate, OrganoQuickN, OrganoPlantN and<br />
legume seed meals, more N was recovered than added at 20°C and 5°C (priming effects).<br />
Conclusion<br />
The results confirm that PBOFs may have the potential to replace fertilisers derived from<br />
animal waste products in organic vegetable production, especially in early spring when<br />
temperatures are still low.<br />
References<br />
Brookes, P.C., Landman, A., Pruden, G. and Jenkinson, D.S. 1985: Chloroform fumigation<br />
and the release od soil nitrogen: A rapid direct extraction method for measuring microbial<br />
biomass nitrogen. Soil Biol. Biochem. 17, 837-842.<br />
Jörgensen, R.G. and Müller, T. 1996: The fumigation-extraction method to estimate soil<br />
microbial biomass: Calibration of the Ken value. Soil Biol. Biochem. 28, 33-37.<br />
Müller, T. und von Fragstein und Niemsdorff, P. 2006: Organic fertilizers derived from plant<br />
materials. Part I: Turnover in soil at low and moderate temperatures. J. Plant Nutr. Soil Sci.<br />
169, 255-264.<br />
Vance, E.D., Brookes, P.C. and Jenkinson, D.S. 1987: An extraction method for<br />
measuring soil microbial biomass C. Soil Biol. Biochem. 19, 703-707.<br />
We thank Biofa AG, Münsingen, for financial support.<br />
412
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />
II. Yield response in organic vegetable production and nitrogen turnover<br />
(pot experiments)<br />
Riehle, Judith (Universität Hohenheim); Schulz, Rudolf; Müller, Torsten:<br />
Introduction<br />
Organic fertilisers containing animal waste products such as horn meal, which are<br />
traditionally used in organic vegetable production have been criticised as a result of the<br />
BSE crisis. As an alternative, plant and fungi based organic fertilisers (PBOFs) appeared<br />
on the market. However, these products still originate from conventional farming. Legume<br />
seed meals, which are also suitable to be used as fertilisers, can be grown by the farmers<br />
themselves and therefore match best with the idea of a closed farm nutrient cycle. Earlier<br />
results showed N-availabilities from legume seed meals similar to commercial organic<br />
fertilisers, especially at low temperatures.<br />
The aim of the pot trial was to get further insights in yield response and N release of the<br />
different groups of fertilisers mentioned.<br />
Materials and Methods<br />
From October 2005 to January 2006, lettuce (Lactuca sativa L. var. capitata L.) and rocket<br />
(Eruca sativa Mill.) were grown in pots in the greenhouse (light intensity: 10 kLux 12 h per<br />
day).<br />
The following fertiliser treatments were used, classified into different groups of fertilisers:<br />
Purchasable PBOFs:<br />
- MALTaflor® (malt germs, vinasse)<br />
- Castor cake seed meal (oil cake of Rizinus communis L.)<br />
- OrganoPlantN® (residues from food production)<br />
Purchasable mixed fertiliser:<br />
- Bioilsa® (animal hair, feather meal, plant oil cake)<br />
Animal waste derived fertiliser:<br />
- Horn meal<br />
- Animal hair<br />
On farm produced PBOFs:<br />
- seed meal of faba bean (Vicia faba)<br />
- seed meal of Blue lupin (Lupinus angustifolius) and<br />
- seed meal of Yellow lupin (Lupinus luteus);<br />
Mineral reference fertiliser:<br />
- Calcium ammonium nitrate CAN (KAS) (26% N).<br />
An unfertilized control treatment was also included. N concentration (producers information<br />
and own measurements with an elemental analyzer), C concentration and C:N ratios of the<br />
investigated organic fertilisers are shown in Tab. 1.<br />
413
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Table 1: N concentration (producers information and own measurements), C<br />
concentration and C:N ratio of the investigated organic fertiliser<br />
Organic fertiliser<br />
Horn meal<br />
Bioilsa®<br />
Animal hair (pig bristles)<br />
Maltaflor®<br />
OrganoPlantN®<br />
Castor cake seed meal<br />
Faba bean seed meal<br />
Blue lupin seed meal<br />
Yellow lupin seed meal<br />
N Producer<br />
(% FM)<br />
12<br />
11<br />
13<br />
5<br />
6<br />
5<br />
N measured<br />
(% FM)<br />
14.4<br />
11.0<br />
14.6<br />
3.8<br />
4.9<br />
5.1<br />
3.9<br />
5.2<br />
5.8<br />
C measured<br />
(% FM)<br />
44.8<br />
44.4<br />
48.3<br />
40.6<br />
27.3<br />
46.5<br />
43.8<br />
43.2<br />
42.4<br />
C:N<br />
3.1<br />
4.0<br />
3.3<br />
10.7<br />
5.6<br />
9.1<br />
11.2<br />
8.3<br />
7.3<br />
All treatments were replicated 5 times in the lettuce experiment and 4 times in the rocket<br />
experiment.<br />
Soil material was a mixture of 50 % of a silty clay loam taken from the A horizon of a<br />
Luvisol located at “Kleinhohenheim”, the experimental organic farm of the University of<br />
Hohenheim in Stuttgart, and 50 % of quartz sand. K2SO4 and MgSO4 as well as Bio-<br />
Superphosphate, consisting of 80 % rock phosphate and 20 % elementary sulphur, were<br />
added in order to avoid growth inhibition effects caused by other nutrients than N.<br />
The N demand of lettuce and rocket was assumed to be 150 kg N ha -1, corresponding to<br />
240 mg N kg -1 soil in the lettuce experiment (1 plant per pot, 5.1 kg soil per pot) and 120<br />
mg N kg -1 soil in the rocket experiment (7 plants per pot, 3.2 kg soil per pot), respectively.<br />
At harvest the average fresh and dry matter weights of the plants was determined. N<br />
contents of the dried plant material were measured by combustion in the elemental<br />
analyzer Vario MAX CN (Elementar Analysensysteme GmbH).<br />
Soil microbial biomass N (Nmic) was estimated by chloroform fumigation extraction (CFE)<br />
(Brookes et al., 1985; Vance et al., 1987), using a TOC/tNb analyzer „multi N/C 2100“<br />
(Jenoptik) for analysis of extracts. Prior to CFE, intact roots and plant particles, interfering<br />
with the estimation of microbial biomass, were removed using a combined wet sievingsedimentation<br />
method (MÜLLER et al., 1992, modified by MAYER, 2003). Calculations were<br />
done according to Jörgensen and Müller (1996).<br />
Mineral N (Nmin) (NO3 - + NH4 + ) was measured in the non fumigated 0.5 M K2SO4-extracts<br />
using segmented continuous flow analysis (Autoanalyzer) and Norg (soluble organic N) was<br />
calculated by subtracting Nmin from tNb in the non fumigated extracts.<br />
Results and Discussion<br />
Rocket yields were between 35 and 67 g FM/pot and lettuce yields were between 126 and<br />
194 g/head. Plant biomass of lettuce and rocket was significantly higher in the fertilized<br />
treatments than in the control treatment. In the lettuce experiment all organic fertilisation<br />
treatments reached higher yields than the CAN treatment. Further more, the plant based<br />
organic fertilisers tended to yield higher than the fertilisers derived from animal waste<br />
products. In contrast, such trend could not be observed in the rocket experiment, and the<br />
highest yield was measured in the CAN treatment.<br />
414
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Among the organic fertilisers, castor cake seed meal and Yellow lupin seed meal led to the<br />
highest yield of both plant species lettuce and rocket. All other organic fertiliser treatments<br />
varied very much between the two vegetable species, which might be due to different Nuptake<br />
mechanisms or rhizosphere effects Lettuce<br />
of the two plant<br />
species.<br />
mg N kg -1 soil<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
mg N kg -1 soil<br />
start<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
control<br />
a<br />
KAS<br />
e<br />
a<br />
hornmeal<br />
c<br />
b<br />
bcd cd bc<br />
Bioilsa<br />
animal hair<br />
b<br />
Maltaflor<br />
b<br />
b bc<br />
Organoplant<br />
b<br />
castor cake<br />
d<br />
b<br />
faba bean<br />
bc<br />
b<br />
blue lupin<br />
b<br />
Rocket<br />
cd cd<br />
yellow lupin<br />
Fig. 1: Nsum (Nshoot + Nmic + Norg + Nmin) after the harvest of lettuce and rocket<br />
Nsum reached highest values with CAN fertilisation (KAS) and lowest values without N<br />
fertilisation (control) (Fig. 1). Nsum data of the organically fertilized treatments were in<br />
between and significantly different from control and CAN treatment. Among the organic<br />
fertilisers, castor cake seed meal and Blue lupine seed meal led to highest Nsum values.<br />
After the harvest of lettuce, in the CAN treatment 120 mg N kg -1 soil were still available in<br />
mineral form, which is half of the applied N and indicates N over-fertilisation. In the<br />
organically fertilized treatments, Nmin values ranged between 6 and 44 mg N kg -1 soil.<br />
In the rocket experiment, Nmin values were near to zero, even in the CAN treatment,<br />
indicating N under-fertilisation.<br />
In both the lettuce and rocket experiments, Nmic values in faba bean and Blue lupin seed<br />
meal treatments were highest, whereas Nmic values of Maltaflor and Organoplant<br />
treatments are high in the experiment with lettuce but lowest in the experiment with rocket.<br />
The net N release of the organic fertilisers ranged between 49% for animal hair and 72%<br />
for castor cake seed meal in the lettuce experiment and between 28% for Maltaflor and<br />
60% for castor cake seed meal in the rocket experiment (Table 2). This values match well<br />
with data from Laber (2003) who found similar ranges of net N release.<br />
b<br />
b<br />
Nshoot Nshoot<br />
Nmic Nmic<br />
extr. Norg Norg<br />
NH +<br />
4 -N<br />
NO -<br />
3 -N<br />
415
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
The net N release of the CAN treatment reached 107% in the lettuce experiment, which<br />
means that more nitrogen has been mineralized from the soil as compared with the<br />
unfertilized control.<br />
Table 2: Nsum (Nshoot+Nmic+Norg+Nmin) and estimated Nroot (25% of Nshoot) in % of applied N<br />
Nsum and estimated Nroot in % of applied fertiliser N<br />
Fertiliser<br />
CAN<br />
Horn meal<br />
Bioilsa®<br />
Animal hair (pig bristles)<br />
Maltaflor®<br />
OrganoPlantN®<br />
Castor cake seed meal<br />
Faba bean seed meal<br />
Blue lupin seed meal<br />
Yellow lupin seed meal<br />
Conclusion<br />
Lettuce Rocket<br />
107<br />
66<br />
50<br />
49<br />
56<br />
67<br />
72<br />
55<br />
66<br />
64<br />
The results show that the investigated commercial PBOFs as well as legume seed meals<br />
have similar effects regarding yield response and N-release as compared to animal waste<br />
derived fertiliser. Especially seed meal of Yellow lupin as a fertiliser produced organically<br />
has the potential to substitute commercial fertilisers of unknown origin.<br />
References<br />
Brookes, P.C., Landman, A., Pruden, G. and Jenkinson, D.S. 1985: Chloroform fumigation<br />
and the release of soil nitrogen: A rapid direct extraction method for measuring microbial<br />
biomass nitrogen. Soil Biol. Biochem. 17, 837-842.<br />
Jörgensen, R.G. and Müller, T. 1996: The fumigation-extraction method to estimate soil<br />
microbial biomass: Calibration of the Ken value. Soil Biol. Biochem. 28, 33-37.<br />
Laber, H., 2003: N-Freisetzung aus organischen Handelsdüngern – Übersicht und eigene<br />
Versuchsergebnisse im ökologischen Gemüsebau. In: Rahmann, G. und Nieberg, H.<br />
(Hrsg.) Ressortforschung für den ökologischen Landbau 2002, Agricultural Research, RAL<br />
Braunschweig, Sonderheft 259, 17-20.<br />
Mayer, J. 2003: Root effects on the turnover of grain legume residues in soil. PhD thesis,<br />
Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, Universität Kassel.<br />
Müller, T., Jörgensen, R.G. and Meyer, B. 1992: Estimation of soil microbial biomass C in<br />
the presence of living roots by fumigation-extraction. Soil Biol. Biochem. 24, 179-181.<br />
Vance, E.D., Brookes, P.C. and Jenkinson, D.S. 1987: An extraction method for<br />
measuring soil microbial biomass C. Soil Biol. Biochem. 19, 703-707.<br />
90<br />
41<br />
50<br />
39<br />
28<br />
37<br />
60<br />
37<br />
53<br />
50<br />
We thank Biofa AG, Münsingen, for financial support.<br />
416
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />
III. Yield response in organic vegetable production and nitrogen turnover<br />
(field experiments)<br />
Riehle, Judith (Universität Hohenheim); Schulz, Rudolf; Müller, Torsten:<br />
Introduction<br />
In organic vegetable production, additional organic N fertilisers are widely used due to high<br />
N demand within a short period of time, and in order to compensate the N gap occurring<br />
between demand and mineralisation rate in early spring. Traditionally these fertilisers<br />
consisted of horn and other animal derived waste products (AWPs). However, with the<br />
BSE crisis, most of these products were banded in Germany except horn products.<br />
Therefore, alternative plant and fungi based organic fertilisers (PBOFs) were developed. In<br />
previous incubation experiments, PBOFs showed a net N release similar to AWPs,<br />
especially at low temperatures.<br />
The aim of this field experiment was to investigate yield response and N turnover of AWPs<br />
and PBOFs under field conditions in early spring.<br />
Materials and Methods<br />
The field experiment was conducted in early spring 2005 at “Kleinhohenheim”, the<br />
experimental station for organic farming at the University of Hohenheim in Stuttgart,<br />
Southern Germany. Soil type is a Luvisol with silty clay loam in the A-horizon. As plant<br />
species, lettuce (Lactuca sativa L. var. capitata L.) of the cultivar ‚Latino’ and white<br />
cabbage (Brassica oleracea L. var. capitata L. f. alba) of the cultivar ‚Parel F1’ were grown<br />
because of their high N demand.<br />
A latin square 4 x 4 with unequal edges was set up for each of the plant species. Seed bed<br />
preparation, fertiliser application and incorporation (10 cm depth) and planting were done<br />
on March 25, 2005. Planting density equalled 10 plants m -2 for lettuce and 6.7 plant m -2 for<br />
white cabbage. During the whole vegetation period, plants were covered with a net in<br />
order to avoid infestation with harmful insects and to establish a more constant<br />
microclimate.<br />
Maltaflor®, Bioilsa® and horn meal were used as fertiliser treatments (C and N<br />
concentrations are given in the previous paper from Riehle et al.) as well as an unfertilised<br />
control treatment. The Nmin “Sollwerte” were assumed to be 130 kg N ha -1 for lettuce and<br />
240 kg N ha -1 for white cabbage. N demand was calculated according to the method used<br />
for conventional farming as follows: N-demand = Nmin “Sollwert” - Nmin in soil.<br />
Applied fertiliser N was 124 kg N ha -1 for lettuce and 218 kg N ha -1 for white cabbage.<br />
For each of the plant species, plant material was collected at two different harvest times:<br />
the intermediate harvest on April 28 and on May 19, 2005 for lettuce and white cabbage,<br />
respectively, and the final harvest on May 19, 2005 for lettuce and on June 30, 2005 for<br />
white cabbage. The average fresh matter weight of the whole plant as well as - after<br />
removal of the dirty outer leaves - the weight of the marketable plants were measured<br />
immediately on the field. Subsequently the plants or aliquots of them were dried at 60°C<br />
and average dry matter weight was determined. Soil samples were taken using an auger<br />
in a depth of 0-30 cm at the beginning of the experiment and at each of the harvest dates.<br />
417
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
N content of the dried plant material was measured by combustion in the elemental<br />
analyzer Vario MAX CN (Elementar Analysensysteme GmbH).<br />
Soil microbial biomass N (Nmic) was estimated by chloroform fumigation extraction (CFE)<br />
(Brookes et al., 1985; Vance et al., 1987), using a TOC/tNb analyser „multi N/C 2100“<br />
(Jenoptik) for analysis of extracts. Prior to CFE, intact roots and plant particles, interfering<br />
with the estimation of microbial biomass, were removed using a combined wet sievingsedimentation<br />
method (MÜLLER et al., 1992, modified by MAYER, 2003). Calculations were<br />
done according to Jörgensen and Müller (1996).<br />
Mineral N (Nmin) (NO3 - + NH4 + ) was measured in the non fumigated 0.5 M K2SO4-extracts<br />
using segmented continuous flow analysis (Autoanalyzer) and Norg (soluble organic N) was<br />
calculated by subtracting Nmin from tNb in the non fumigated extracts.<br />
Results and Discussion<br />
Fertilisation with Maltaflor and Bioilsa led to the same fresh matter yields as horn meal for<br />
both vegetable species (ca. 390 g/head for lettuce, 1190 g/head for white cabbage).<br />
However, at the intermediate harvest after half of the growing time, Maltaflor showed a<br />
significantly higher yield response (118 g and 875 g) than horn meal (97 g and 773 g for<br />
lettuce and cabbage, respectively).<br />
In the field experiment with lettuce, the Nsum values of the treatments showed significant<br />
differences at the intermediate harvest but not at the final harvest (Fig. 1). The Nsum value<br />
for the Maltaflor treatment at the final harvest was lower than at the intermediate harvest.<br />
In the cabbage experiment, the Nsum values in the control treatment were significantly<br />
lower than in the fertilized treatments at all sampling times.<br />
The Nmin data at the sampling date end of April were considerably higher in all fertilized<br />
treatments than in the control treatment (Fig. 1). Even though this finding is only significant<br />
in the cabbage experiment, the conclusion can be drawn that all three fertilisers tested in<br />
this experiment are suitable to overcome the N gap in early spring. Later on, Nmin was<br />
subsequently taken up by the plants, so that mid of May all fertiliser treatments reached<br />
again the low level of 40 kg N ha -1 of the control treatment.<br />
Microbial biomass N did not differ between the treatments (Fig. 1). The Nmic values of the<br />
control and the fertiliser treatments are on the same level, meaning that fertilisation did not<br />
affect soil microbial N.<br />
418
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
kg N ha-1<br />
kg N ha-1<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
control<br />
Start 6<br />
April<br />
2005<br />
control<br />
Lettuce<br />
a<br />
control<br />
Cabbage<br />
Start 6<br />
April<br />
2005<br />
b<br />
horn<br />
meal<br />
bc<br />
Bioilsa<br />
c<br />
Maltaflor<br />
Intermediate harvest 28<br />
April 2005<br />
a<br />
control<br />
b<br />
horn<br />
meal<br />
b<br />
Bioilsa<br />
b<br />
Maltaflor<br />
a<br />
control<br />
a<br />
control<br />
horn<br />
meal<br />
a a a<br />
Bioilsa<br />
Maltaflor<br />
Final harvest 19<br />
May 2005<br />
b<br />
horn<br />
meal<br />
b<br />
Bioilsa<br />
b<br />
Maltaflor<br />
28 April 2005 Intermediate harvest 19<br />
May 2005<br />
a<br />
control<br />
b<br />
horn<br />
meal<br />
Nshoot Nshoot<br />
Nmic Nmic<br />
extr. Norg Norg<br />
NH +<br />
4 -N<br />
NO -<br />
3 -N<br />
b<br />
Bioilsa<br />
b<br />
Maltaflor<br />
Final harvest 30<br />
June 2005<br />
Fig. 1: N sum (N shoot + N mic + N org + N min) after the harvest of lettuce and white cabbage<br />
A net N release varying between 13% and 22% of the applied fertiliser-N was calculated<br />
for lettuce at the final harvest (horn meal > Bioilsa > Maltaflor) (Table 1). For white<br />
cabbage, the values were between 59% and 73% (Bioilsa > horn meal > Maltaflor).<br />
However, at the intermediate harvest, Maltaflor showed the highest N release. Hence, N<br />
from Maltaflor was released quickest and should therefore be used especially in cases<br />
where an immediate effect is desired by fast growing vegetables with a short vegetation<br />
period. With a longer vegetation time (cabbage), however, less expensive Bioilsa and horn<br />
meal seem to catch up and reach the same yield as Maltaflor. Despite the apparent fast N<br />
release by Maltaflor, nitrate contents of lettuce and cabbage were considerably (partly<br />
significantly) lower than in the variants with Bioilsa and horn meal.<br />
419
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Table 1: Percent of fertiliser derived N (= (N fert - N control) / N-fertiliser x 100 %), N min, N mic,<br />
N org, N shoot, N sum (N shoot + N mic + N org + N min) and estimated Nroot (25% of N shoot)<br />
Lettuce<br />
Horn meal<br />
Bioilsa<br />
Maltaflor<br />
Cabbage<br />
Horn meal<br />
Bioilsa<br />
Maltaflor<br />
Conclusion<br />
% of fertiliser derived N<br />
Nmin Nmic extr. Norg Nshoot Nsum Nsum + est.<br />
1<br />
7<br />
0<br />
1<br />
4<br />
2<br />
2<br />
-7<br />
-2<br />
-1<br />
-1<br />
5<br />
It can be concluded that Maltaflor as an organic fertiliser based on plant products leads to<br />
a comparable yield as fertilisers made from animal waste products. Due to their quick N<br />
release they are especially suitable for organic vegetable production in early spring with<br />
low temperatures<br />
References<br />
Brookes, P.C., Landman, A., Pruden, G. and Jenkinson, D.S. 1985: Chloroform fumigation<br />
and the release od soil nitrogen: Arapid direct ectraction method for measuring microbial<br />
biomass nitrogen. Soil Biol. Biochem. 17, 837-842.<br />
Jörgensen, R.G. and Müller, T. 1996: The fumigation-extraction method to estimate soil<br />
microbial biomass: Calibration of the Ken value. Soil Biol. Biochem. 28, 33-37.<br />
Mayer, J. 2003: Root effects on the turnover of grain legume residues in soil. PhD thesis,<br />
Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, Universität Kassel.<br />
Müller, T., Jörgensen, R.G. and Meyer, B. 1992: Estimation of soil microbial biomass C in<br />
the presence of living roots by fumigation-extraction. Soil Biol. Biochem. 24, 179-181.<br />
Vance, E.D., Brookes, P.C. and Jenkinson, D.S. 1987: An extraction method for<br />
measuring soil microbial biomass C. Soil Biol. Biochem. 19, 703-707.<br />
0<br />
-6<br />
-2<br />
0<br />
-3<br />
0<br />
15<br />
18<br />
14<br />
52<br />
59<br />
42<br />
18<br />
12<br />
10<br />
52<br />
59<br />
49<br />
Nroot<br />
22<br />
17<br />
13<br />
65<br />
73<br />
59<br />
We thank Biofa AG, Münsingen, for financial support.<br />
420
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Düngewirkung von Fleischknochenmehl in Gefäßversuchen sowie Einsatzempfehlungen<br />
Albert, Erhard (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />
Einleitung<br />
Auf Grund des zunehmenden Kostendrucks haben in den letzten Jahren viele<br />
Landwirtschaftsbetriebe bei der Grunddüngung drastisch gespart. Vor allem<br />
Marktfruchtbetriebe weisen häufig negative P-Bilanzsalden auf. Ein Absinken der<br />
verfügbaren Nährstoffgehalte der Böden ist vielerorts zu beachten.<br />
Seit dem EU-weiten Verfütterungsverbot von Tiermehl im Jahr 2001 wird zunehmend<br />
Fleischknochenmehl als preiswerter organischer NP-Dünger auf dem Markt angeboten.<br />
Vermarktet werden jährlich ca. 200.000 t. Das entspricht einer P-Menge von etwa 13.300 t<br />
bzw. 10 % des mineralischen P-Düngereinsatzes in Deutschland. Im Interesse einer<br />
sinnvollen Kreislaufnutzung der wertvollen Nährstoffe liegt eine pflanzenbauliche Nutzung<br />
derartiger Mehle auf der Hand. Angesichts der Verknappung der globalen P-Reserven<br />
trägt eine Wiederverwertung geeigneter phosphathaltiger Nebenprodukte zur Schonung<br />
endlicher Ressourcen bei. Vor allem Marktfruchtbetriebe bekunden zunehmend Interesse<br />
an der Nutzung dieses organischen Düngers, um so preisgünstig P-Bilanzdefizite<br />
auszugleichen.<br />
Nährstoffgehalte von Fleischknochenmehl<br />
Im Vergleich zu Stallmist, Gülle und Geflügelkot oder Klärschlamm weist<br />
Fleischknochenmehl mit ca. 7 % Stickstoff und ca. 6,5 % Phosphor hohe Nährstoffgehalte<br />
auf. Die chemische Zusammensetzung dieses Naturproduktes ist jedoch nicht konstant,<br />
sondern wird vom Verhältnis Knochen zu Fleisch stark beeinflusst. Zunehmende<br />
Knochenanteile erhöhen die Phosphor- und reduzieren die Stickstoffgehalte und<br />
umgekehrt.<br />
Bei der Beurteilung von Düngern spielt neben den absoluten Nährstoffgehalten die<br />
Pflanzenverfügbarkeit der Nährstoffe eine wichtige Rolle. Wie Analysenergebnisse von<br />
Fleischknochenmehl zeigen, liegen 94 % des Stickstoffs in organischen Bindungsformen<br />
(Proteine) vor. Dieser Stickstoff wird erst durch Mineralisierungsprozesse<br />
pflanzenverfügbar. Der unmittelbar pflanzenverfügbare Anteil (Ammonium-Stickstoff)<br />
beträgt lediglich 6 %.<br />
Untersuchungen zum N-Mineralisierungsverlauf von Fleischknochenmehl haben jedoch<br />
ergeben, dass bereits 14 Tage nach der Ausbringung und Einarbeitung in den Boden ein<br />
Drittel des organisch gebundenen Stickstoffs mineralisiert worden ist und damit den<br />
Pflanzen als N-Quelle zur Verfügung steht. In der Folgezeit verläuft die Mineralisierung<br />
weniger intensiv.<br />
Phosphor liegt im Fleischknochenmehl in Form von Calciumphosphat vor. Der<br />
vergleichsweise hohe Phosphorgehalt ist daher nur zu einem kleinen Teil von 2 %<br />
wasserlöslich. Mehr als die Hälfte des Gesamt-P ist zitronensäurelöslich und damit als<br />
labiles, relativ leicht verfügbares Phosphat zu bewerten. Der Rest hingegen ist schwer<br />
löslich und als stabiles Phosphat nur eingeschränkt verfügbar.<br />
Neben den Gehalten an Stickstoff und Phosphor ist der an Calcium mit ca. 15 %<br />
beträchtlich, die Kalium- und Magnesiumgehalte hingegen sind gering. Trotz der<br />
vergleichsweise hohen Calciumgehalte ist die Neutralisationswirkung von<br />
Fleischknochenmehl als sehr gering zu bewerten. Günstig im Vergleich zu mineralischen<br />
421
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
P-Düngern ist der extrem niedrige Gehalt an Cadmium zu beurteilen. Eine Anreicherung<br />
dieses Schwermetalls im Boden ist auch bei mehrmaliger Düngung im Gegensatz zu<br />
einigen Klärschlämmen nicht zu befürchten.<br />
Gefäßversuche zur Nährstoffwirkung von Fleischknochenmehl<br />
Zur Prüfung der Stickstoff- und Phosphorwirkung von Fleischknochenmehl wurde im Jahr<br />
2001 von der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft mit der Anlage von<br />
Gefäßversuchen begonnen. In den Versuchen zur Prüfung der N-Verfügbarkeit diente ein<br />
Lößlehmboden (pH: 6,2; PDL: 5,9 mg/100g Boden) als Substrat. Über einen dreijährigen<br />
Zeitraum hinweg wurden Kartoffeln, Winterweizen und Mais angebaut. Die<br />
Stickstoffdüngung erfolgte zum einen als Ammoniumnitrat und zum anderen als<br />
Fleischknochenmehl in jeweils 6 Stufen mit äquivalenten N-Mengen. Bezugsbasis für die<br />
N-Bemessung war bei Fleischknochenmehl der Gesamt-N-Gehalt.<br />
Bei den Versuchen zur Prüfung der P-Wirkung wurden sehr niedrig versorgte<br />
Gneisverwitterungsböden (2,0 bzw. 2,8 mg PDL/100g Boden; pH: 4,5 - 7,0) verwendet. In<br />
den Wirkungsvergleich wurden ein wasserlöslicher P-Dünger (Monocalciumphosphat) und<br />
Fleischknochenmehl einbezogen. Neben einjährigen P-Steigerungsversuchen mit<br />
Kartoffeln werden seit 2004 auch zweijährige Versuche mit Mais und Winterweizen<br />
angelegt, um die P-Nachwirkung zu erfassen. In weiteren Versuchen wurde die P-Wirkung<br />
bei unterschiedlichen Düngungsterminen, bei abgestuften Boden-pH-Werten und bei<br />
Applikation von pelletiertem Fleischknochenmehl geprüft.<br />
Versuchsergebnisse<br />
Die Erträge der in den N-Steigerungsversuchen angebauten Fruchtarten Kartoffeln,<br />
Winterweizen und Mais wurden auf Trockenmassebasis über den Versuchszeitraum von<br />
drei Jahren zusammengefasst. Wie in Abbildung 1 zu ersehen ist, nahmen die Erträge mit<br />
steigendem N-Aufwand bis zur höchsten N-Stufe deutlich zu. Sie lagen jedoch bei<br />
Verwendung von Ammoniumnitrat stets auf etwas höherem Niveau. Im Mittel der N-Stufen<br />
erreichte die N-Wirkung von Fleischknochenmehl immerhin 89 % der des mineralischen N-<br />
Düngers.<br />
Für die Bewertung eines Düngers ist neben seiner Wirkung auf den Trockenmasseertrag<br />
auch die auf den Nährstoffentzug von Interesse, da dieser auf Unterschiede in der<br />
Nährstoffverfügbarkeit sehr sensibel reagiert. Wie die Versuchsergebnisse zeigen,<br />
wuchsen mit steigendem N-Aufwand die N-Entzüge nahezu linear an (Abb. 2). Dabei fällt<br />
der deutlich geringere Anstieg bei Fleischknochenmehl auf, so dass mit zunehmendem N-<br />
Aufwand die entsprechenden Differenzen zur mineralischen Düngung immer größer<br />
wurden. Im Mittel der N-Stufen erreichte Fleischknochenmehl ein auf den N-Entzug<br />
bezogenes Mineraldüngeräquivalent (MDÄ) von 64 %. Die geringeren N-Entzüge bei<br />
Fleischknochenmehldüngung sind mit den durchweg niedrigeren Stickstoffgehalten in den<br />
Ernteprodukten zu erklären.<br />
Aus den Versuchsergebnissen ist dem Fleischknochenmehl aufgrund der vergleichsweise<br />
raschen Mineralisierung des organisch gebundenen Stickstoffs eine insgesamt gute N-<br />
Wirkung auf die Ertragsbildung (MDÄ: 89 %) und eine etwas schwächere auf den N-<br />
Entzug (MDÄ: 64 %) zu attestieren. Der mit diesen Mehlen zugeführte Stickstoff wird im<br />
Anwendungsjahr bereits zu 60 - 70 % verwertet (Abb. 3). Fruchtarten mit langem<br />
Wachstum in den Herbst hinein wie Mais und Rüben dürften den mineralisierten Stickstoff<br />
besonders gut ausnutzen.<br />
422
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Trockenmasseertrag [g/Gefäß]<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
mineralisch<br />
Fleischknochenmehl<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />
N-Düngung [g/Gefäß]<br />
Abb. 1: N-Düngewirkung von Ammoniumnitrat und Fleischknochenmehl auf den<br />
Trockenmasseertrag von Kartoffeln, Winterweizen und Mais<br />
(Gefäßversuche, Mittel 2001 - 2003)<br />
N-Entzug [g/Gefäß]<br />
2<br />
1,6<br />
1,2<br />
0,8<br />
0,4<br />
0<br />
mineralisch<br />
Fleischknochenmehl<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />
N-Düngung [g/Gefäß]<br />
Abb. 2: N-Düngewirkung von Ammoniumnitrat und Fleischknochenmehl auf den<br />
N-Entzug von Kartoffeln, Winterweizen und Mais<br />
(Gefäßversuche, Mittel 2001 - 2003)<br />
423
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
ohne<br />
Stickstoff-<br />
düngung<br />
ohne<br />
Stickstoff-<br />
düngung<br />
mineralische<br />
Düngung<br />
0,5 g N/Gef.<br />
Fleisch-<br />
knochenmehl<br />
0,5 g N/Gef.<br />
mineralische<br />
Düngung<br />
1,0 g N/Gef.<br />
Fleisch-<br />
knochenmehl<br />
1,0 g N/Gef.<br />
mineralische<br />
Düngung<br />
2,0 g N/Gef.<br />
Fleisch-<br />
knochenmehl<br />
2,0 g N/Gef.<br />
Abb. 3: Gefäßversuche zur Untersuchung der Stickstoffwirkung von<br />
Fleischknochenmehl bei Winterweizen<br />
424
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
In dem P-Steigerungsversuch mit Mais kam es aufgrund der sehr geringen P-Versorgung<br />
des verwendeten Gneisverwitterungsbodens zu einer ausgeprägten Ertragserhöhung<br />
(Abb. 4). Diese war bei Düngung mit wasserlöslichem Phosphat wesentlich stärker als bei<br />
Fleischknochenmehl. Der im Folgejahr angebaute, jedoch nicht mit Phosphor gedüngte<br />
Winterweizen reagierte ebenfalls mit einem beträchtlichen Ertragsanstieg auf die im<br />
Vorjahr erfolgte P-Düngung. Dabei bestanden nur geringe Ertragsunterschiede zwischen<br />
Mineraldüngung und Fleischknochenmehl (Abb. 5). Deutliche Unterschiede waren bei den<br />
P-Entzügen bei Mais im Anwendungsjahr festzustellen (Abb. 6). Während sie bei Düngung<br />
mit Monocalciumphosphat bis zur höchsten Aufwandmenge kontinuierlich zunahmen,<br />
stagnierten die P-Entzüge im Falle von Fleischknochenmehl bereits bei mittleren P-Gaben.<br />
Im Nachbaujahr dagegen waren die Unterschiede gering (Abb. 7).<br />
Aus diesen Ergebnissen kann abgeleitet werden, dass die P-Wirkung des<br />
Fleischknochenmehls auf die Ertragsbildung und die P-Entzüge im Anwendungsjahr<br />
deutlich hinter der des wasserlöslichen P-Düngers zurückbleibt. In dem Versuch wurden<br />
Mineraldüngeräquivalente bezogen auf den Mehrertrag von 20 – 50 % und bezogen auf<br />
den Mehrentzug von 20 - 40 % erreicht. Der nachgebaute, mit P ungedüngte<br />
Winterweizen reagierte jedoch überraschend stark auf die P-Zufuhr mit<br />
Fleischknochenmehl im Vorjahr. Immerhin wurden mittlere MDÄ bezogen auf den Ertrag<br />
von 95 % und bezogen auf den P-Entzug von 82 % erreicht. Dieses Ergebnis weist auf<br />
eine verzögert einsetzende, dafür aber nachhaltige P-Wirkung hin. Die Versuche lassen<br />
darauf schließen, dass bei sehr niedriger Bodenversorgung die Mobilisierung des<br />
Fleischknochenmehlphosphates im Anwendungsjahr für eine optimale P-Ernährung vor<br />
allem während der Jugendentwicklung nicht ausreicht. Offenbar ist die Löslichkeit zu<br />
gering, um den hohen P-Bedarf in dieser wichtigen Wachstumsphase abzudecken.<br />
Beobachtete P-Mangelsymptome bei Mais nach dem Auflaufen, die sich später allmählich<br />
verwuchsen, sind ein zusätzlicher Beleg dafür.<br />
Trockenmasse-Ertrag [g/Gefäß]<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
mineralisch<br />
Fleischknochenmehl<br />
0<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />
P-Düngung [g/Gefäß]<br />
Abb. 4: P-Düngewirkung von Monocalciumphosphat<br />
und<br />
Fleischknochenmehl auf den<br />
Trockenmasseertrag von Mais im<br />
Anwendungsjahr<br />
(Gefäßversuch 2004)<br />
Trockenmasse-Ertrag [g/Gefäß]<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
Nachbaujahr (Winterweizen)<br />
mineralisch<br />
Fleischknochenmehl<br />
10<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />
P-Düngung im Anwendungsjahr [g/Gefäß]<br />
Abb. 5: P-Düngewirkung von Monocalciumphosphat<br />
und<br />
Fleischknochenmehl auf den<br />
Trockenmasseertrag von Winterweizen<br />
im Nachwirkungsjahr<br />
425
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
P-Entzug [mg/Gefäß]<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
mineralisch<br />
Fleischknochenmehl<br />
0<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />
P-Düngung [g/Gefäß]<br />
Abb. 6: P-Düngewirkung von Monocalciumphosphat<br />
und<br />
Fleischknochenmehl auf den P-Entzug<br />
von Mais im Anwendungsjahr<br />
(Gefäßversuch 2004)<br />
P-Entzug [mg/Gefäß]<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Nachbaujahr (Winterweizen)<br />
mineralisch<br />
Fleischknochenmehl<br />
0<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />
P-Düngung im Anwendungsjahr [g/Gefäß]<br />
Abb. 7: P-Düngewirkung von<br />
Monocalciumphosphat und<br />
Fleischknochenmehl auf den P-Entzug<br />
von Winterweizen im Nachbaujahr<br />
(Gefäßversuch 2005)<br />
Die Löslichkeit der Calciumphosphate - wie sie im Fleischknochenmehl vorliegen - wird<br />
stark vom pH-Wert des Bodens beeinflusst. Im sauren Bereich sind sie besser löslich als<br />
im neutralen oder basischen. So führte ein Gefäßversuch mit Kartoffeln zu dem Ergebnis,<br />
dass mit ansteigenden pH-Werten des Bodens die P-Wirkung von Fleischknochenmehl<br />
stark zurückging (Abb. 8). Bei neutraler Bodenreaktion kam es sogar zu einem leichten<br />
Minderertrag. Aufgrund dieses Zusammenhanges ist die Ausbringung von<br />
Fleischknochenmehl bevorzugt auf schwach sauren bis sauren Böden anzuraten. Auf<br />
Standorten mit hohen pH-Werten wie beispielsweise Kalkverwitterungsböden oder<br />
Schwarzerden ist der Einsatz derartiger Mehle im Interesse einer guten P-Verwertung<br />
nicht zu empfehlen.<br />
Zur Verbesserung der Streueigenschaften wird seit kurzem Fleischknochenmehl in<br />
pelletierter Form angeboten. Mit der Pelletierung ist allerdings eine Abnahme der<br />
Kontaktfläche zwischen Dünger und Boden verbunden, wodurch Auswirkungen auf die<br />
Nährstoffverfügbarkeit möglich sind. Dieses Problem wurde 2005 in einem Gefäßversuch<br />
mit Kartoffeln in jeweils zwei N- und P-Aufwandsstufen untersucht. Im Hinblick auf die N-<br />
Wirkung bestanden zwischen pulverförmiger und pelletierter Ware keine signifikanten<br />
Unterschiede. Völlig anders ist die Situation in Bezug auf Phosphor zu beurteilen. Das<br />
pelletierte Produkt blieb ohne Ertragswirkung und erhöhte die P-Entzüge nur geringfügig<br />
(Tab. 1). In einem geplanten Nachbauversuch soll untersucht werden, ob der Phosphor<br />
aus dem pelletierten Düngemittel zeitlich verzögert erst im Folgejahr zur Wirkung kommt.<br />
Insgesamt macht dieser Versuch deutlich, dass das Pelletieren von Produkten mit nur<br />
geringen Gehalten an wasserlöslichen P-Verbindungen wie im Fleischknochenmehl zu<br />
einer drastischen Reduktion der P-Verfügbarkeit führt und folglich nicht zu empfehlen ist.<br />
426
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Mehrertrag [TM g/Gefäß]<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
GD 5 % = 5,4<br />
-5,6<br />
hoch<br />
7,0<br />
10,9<br />
mittel<br />
5,6<br />
pH-Wert des Bodens<br />
16,1<br />
niedrig<br />
4,5<br />
Abb. 8: P-bedingter Mehrertrag an Kartoffelknollen (TM g/Gefäß) durch<br />
Fleischknochenmehl gegenüber ohne P-Düngung in Abhängigkeit von dem<br />
pH-Wert des Bodens (Mittel von 4 P-Stufen)<br />
Tab. 1: P-Düngewirkung von Monocalciumphosphat sowie von pelletiertem und<br />
pulverförmigem Fleischknochenmehl auf Knollenertrag und P-Entzüge<br />
P-Düngung Trockenmasse Knollen P-Entzug<br />
g/Gefäß g/Gefäß mg/Gefäß<br />
0 105 126<br />
Monocalciumphosphat<br />
0,6 142 240<br />
1,2 151 358<br />
Fleischknochenmehl pelletiert<br />
0,6 102 131<br />
1,2 108 142<br />
Fleischknochenmehl pulverförmig<br />
0,6 126 190<br />
1,2 129 233<br />
GD 5 % 9 12<br />
Einsatzempfehlungen und Ausbringung von Fleischknochenmehl<br />
Die Düngeverordnung sieht für die Ausbringung von Fleischknochenmehl<br />
Beschränkungen vor. So ist auf Grünland oder zur Kopfdüngung im Gemüse- und<br />
Feldfutterbau der Einsatz verboten. Auf sonstigem Ackerland darf Fleischknochenmehl nur<br />
ausgebracht werden, wenn eine sofortige Einarbeitung in den Boden erfolgt. Dabei muss<br />
das Mehl nach der Einarbeitung mit Bodenmaterial vollständig abgedeckt sein. Unbedingt<br />
sind die Aufzeichnungspflichten bei Einsatz von Fleischknochenmehl zu beachten.<br />
Innerhalb eines Monats sind nachstehende Angaben wie Schlag, Flurstück, Kultur, Art und<br />
427
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Menge sowie Nährstoffgehalte, Termin der Ausbringung, Inverkehrbringen sowie<br />
Düngemitteltyp aufzuzeichnen.<br />
Aus pflanzenbaulicher Sicht sollte dieser organische Dünger grundsätzlich so eingesetzt<br />
werden, dass die düngungsrelevanten Nährstoffe N und P auch effizient verwertet werden<br />
können.<br />
Im Spätsommer bietet sich eine Ausbringung zur Strohrotteförderung und vor allem vor<br />
der Aussaat von Winterraps an. Dieser vermag den zügig mineralisierten Stickstoff im<br />
Herbst optimal in Biomasse zu binden. Winterzwischenfrüchte verwerten den<br />
verabreichten Stickstoff ebenfalls gut. Aufgrund des relativ geringen herbstlichen<br />
N-Bedarfs der Wintergetreidearten sollte zu diesen eine Düngung mit Fleischknochenmehl<br />
auf berechtigte Ausnahmen beschränkt bleiben.<br />
Im Frühjahr ist eine Anwendung vor allem zu Mais, Kartoffeln und auch zu<br />
Sommergetreide empfehlenswert. Wegen der verzögerten P-Wirkung von<br />
Fleischknochenmehl ist dieses Produkt in erster Linie zum Erhalt der Bodenversorgung<br />
geeignet. Bei akutem P-Bedarf bzw. bei sehr niedrigen Bodengehalten sind zusätzlich<br />
wasserlösliche Dünger zu verabreichen, um so den P-Spitzenbedarf in der<br />
Jugendentwicklung der Pflanzen abdecken zu können. Eine Aufdüngung niedrig<br />
versorgter Böden ausschließlich mit Fleischknochenmehl kann nicht empfohlen werden,<br />
da die hierfür erforderlichen hohen Aufwandmengen zu einem Stickstoffüberangebot mit<br />
Risiken für die Umwelt führen würden. Auf Standorten mit hohen pH-Werten sollte<br />
Fleischknochenmehl wegen der hier verminderten P-Verfügbarkeit nicht eingesetzt<br />
werden. Auf sauren und leicht sauren Böden dagegen ist eine bessere Löslichkeit des<br />
Fleischknochenmehlphosphates gegeben. Hier sollte daher der Anwendungsschwerpunkt<br />
liegen.<br />
Bei der Düngebedarfsermittlung sind im Sinne der Düngeverordnung die aktuellen<br />
P-Bodengehalte und die Nmin-Werte zu beachten.<br />
Fazit<br />
� Die reduzierte mineralische P-Zufuhr hat in den letzten Jahren vor allem in<br />
viehlosen und viehschwachen Betrieben zu negativen P-Bilanzsalden und zur<br />
Verschlechterung der P-Bodenversorgung geführt.<br />
� Fleischknochenmehl als organischer NP-Dünger stellt eine preiswerte Düngungsalternative<br />
zur Sicherung der Bodenfruchtbarkeit dar.<br />
� Im Vergleich zur Mineraldüngung erreichte Fleischknochenmehl in Gefäßversuchen<br />
eine auf den Ertrag bezogene N-Wirkung von 70 – 90 % und eine P-Wirkung von 20 –<br />
65 %.<br />
� Die P-Wirkung setzt verzögert ein und ist nachhaltig. Der Einsatz ist daher zum<br />
Erhalt des P-Versorgungszustandes des Bodens zu empfehlen. Bei akutem P-Mangel<br />
bzw. sehr niedriger Bodenversorgung sollten zusätzlich wasserlösliche Produkte<br />
verwendet werden.<br />
� Die P-Verfügbarkeit von Fleischknochenmehl nimmt mit ansteigenden pH-Werten<br />
des Bodens ab. Daher ist die Ausbringung nur auf sauren und leicht sauren Standorten<br />
empfehlenswert.<br />
� Fleischknochenmehl kann zur Strohrotteförderung, zu Winterraps,<br />
Winterzwischenfrüchten, Mais, Kartoffeln und Sommergetreide eingesetzt werden.<br />
Eine sofortige Einarbeitung in den Boden hat zu erfolgen.<br />
428
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Aktuelle Nährstoff- und Mikronährstoffgehalte in hessischen Stallmisten, Güllen und<br />
Biogasgüllen<br />
Schaaf, Harald (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor):<br />
1 Einleitung<br />
Bei der Anwendung von Organischen Düngemitteln sind neben den gesetzlichen Auflagen<br />
(DüV, 2005) Obergrenzen der Stickstoffzufuhr und Fragen der Zufuhr mit Schwefel,<br />
Kalium und Phosphor zu beachten. Die planenden Einzelgaben sind mit den Regeln der<br />
guten fachlichen Praxis in Einklang zu bringen. Das einfachste Verfahren ist die<br />
Anwendung auf der Grundlage einer aus dem Anwendungsjahr vorliegenden<br />
Untersuchung der wirtschaftseingenen organischen Düngemittel. Ansonsten ist die<br />
Anwendung nach Faustzahlen zu berechnen, die Offizialberatungen der Bundesländer zur<br />
Verfügung stellen.<br />
2 Material und Methoden<br />
Nachdem in den vergangenen Jahren auch in Hessen Wirtschaftsdünger vermehrt<br />
untersucht wurden, werden nunmehr aus den Prüfjahren 2003 – 2006 die Prüfwerte mit<br />
Mitten der Deskriptivstatistik ausgewertet und vorgestellt. Es handelt sich um 143 Miste<br />
und 16 Jauchen und 1007 Güllen verschiedener Aufbereitung. Die Daten wurden auf<br />
verschiedene Arten ausgewertet. In einem ersten Auswertungsschritt werden die Daten<br />
nach Nutztieren und Fest- bzw. Flüssigmisten getrennt als Medianwerte (jeweils 1<br />
Nachkommastelle) angegeben. Diese Daten können für Beratungszwecke weiter gerundet<br />
werden. In einem zweiten Auswertungsschritten wurden im Prüfjahr 2006 den Landwirten<br />
neue Probenahmeformulare zur Verfügung gestellt und eine statistische Auswertung der<br />
Prüfwerte auf der Basis der Angaben der Landwirte vorgenommen. Die<br />
Probenahmeformulare trennten in der Schweinehaltung nach Vor- bzw. Endmast und in<br />
Rinderhaltung nach Milchvieh, Jungvieh und Bullenmast. Schließlich wurden Biogasgüllen<br />
abgefragt. Die nach diesen Angaben geschichteten Prüfwerte wurden nach Percentilen<br />
(25., 50. und 75. Percentil) ausgewertet. Dabei wird das Ziel verfolgt für definierte<br />
Tierhaltungsformen Bandbereiten für wahrscheinliche Gehalte zu erhalten und<br />
Unterschiede zwischen den Haltungsformen zu erhalten. In einem dritten<br />
Auswertungsschritt wird überprüft, ob es zwischen festgestellten Trockensubstanz- und<br />
Nährstoffgehalten Beziehungen gibt. Hierzu wurden lineare Korrelationen und ihre<br />
Signifikanzen berechnet. In einem vierten Auswertungsschritt wurden ebenfalls nach<br />
Percentilen (25., 50. und 75. Percentil) wahrscheinliche Gehalte der Mikronährstoffe<br />
Kupfer (Cu) und Znik (Zn) in Misten und Güllen ermittelt.<br />
3 Ergebnisse<br />
3.1 Mittlere Nährstoffgehalte in hessischen Misten und Güllen<br />
In den Prüfjahren 2003 bis 2006 wurden die Untersuchungsreihen zusammengefasst<br />
ausgewertet. In die Auswertung einbezogen wurden die Trockensubstanz und die<br />
Stickstoff (Gesamt-N, NH4-N), Phopshor (P), Kalium (K) und Schwefel (S). Die Nährstoffe<br />
werden entweder in kg dt -1 (Miste) oder in kg/t -1 (Güllen) jeweils bezogen auf ihre<br />
Originalsubstanz angegeben. Mit der hessischen Auswertung können erstmals fast<br />
durchgängig Daten für Schwefelgehalte in den verschiedenen Wirtschaftsdüngern<br />
angegeben werden. Schließlich fällt auf, dass bei Schweinegüllen wesentlich beim<br />
Gesamtstickstoff im Mittel der Werte im Vergleich zum bisherigen Beratungswert von 6 kg<br />
t -1 mit 4,5 kgt -1 wesentlich niedrigere mittlere Gehalte statistisch ermittelt werden. Auch bei<br />
Phosphor (P) sind Gehalte in den Schweinegüllen deutlich niedriger. Sehr wahrscheinlich<br />
429
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
kommen in diesen Daten die Begrenzung der N-Zufuhr der Mastration bei gleichzeitiger<br />
Betonung der limitierenden Aminosäuren zum Ausdruck. Durch Phytasezusatz in der<br />
Fütterung kann außerdem die P-Zufuhr in der Ration begrenz werden. Detaillierte Daten<br />
können der Tabelle 1 entnommen werden.<br />
Tabelle 1: Nährstoffgehalte in Misten und Güllen verschiedener Aufbereitung.<br />
Untersuchungen des LHL (Fachgebiet VI.2). Prüfjahre 2003 bis 2006. Miste in kg dt -1 ,<br />
Güllen in kg t -1 jeweils bezogen auf ihre Originalsubstanz<br />
Festmist<br />
Rinder<br />
(n=79)<br />
Schweine<br />
(n=10)<br />
Mischmist<br />
(n=13)<br />
Schafe<br />
(n=5)<br />
Pferde<br />
(n=21)<br />
Huhn<br />
(n=15)<br />
Gülle/Jauche<br />
Rinder<br />
(n=627)<br />
Schwein<br />
(n=325)<br />
Mischgülle<br />
(n=27)<br />
Biogasgüllen<br />
(n=28)<br />
Jauche<br />
(n=16)<br />
TS Ges.-N NH4-N P K S<br />
22<br />
25<br />
26<br />
32<br />
34<br />
35<br />
8,4<br />
4,2<br />
6,4<br />
0,6 0,1<br />
1,0<br />
0,6<br />
0,7<br />
0,4<br />
2,0<br />
3,7<br />
4,5<br />
4,1<br />
0,5<br />
0,1<br />
0,3<br />
0,4<br />
1,1<br />
2,1<br />
3,5<br />
2,6<br />
0,1<br />
0,3<br />
0,1<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,6<br />
0,6<br />
0,7<br />
0,5<br />
0,7<br />
1,0<br />
0,8<br />
1,1<br />
3,7<br />
0,9 2,2<br />
0,8<br />
3,2<br />
0,08<br />
0,1<br />
0,08<br />
-<br />
0,08<br />
0,2<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,4<br />
5,5 4,1 2,6 0,7 3,5 0,4<br />
1,3 1,2 1,0 0,1 2,9 0,1<br />
3.2 Nach Tierhaltungsformen getrennte Nährstoffgehalte in Güllen (Prüfjahr<br />
2006)<br />
Im Prüfjahr 2006 wurden die Daten von Güllen zusätzlich geschichtet ausgewertet. So<br />
wurde bei Schweinegüllen nach Vor- und Endmast, bei Rindergüllen nach Milchvieh bzw.<br />
Jungvieh-/Bullengülle und nach Biogasgüllen (Nawaroh) ausgewertet. In die Auswertung<br />
wurden keine Minimum- und Maximumgehalte, sondern ausschließlich Medianwerte sowie<br />
Gehalte für das 25. und 75. Percentil einbezogen. Damit wurde das Ziel verfolgt,<br />
Gehaltsspannen für wahrscheinlich Gehalte in den verschiedenen Tierhaltungsbereichen<br />
und Aufstallungsformen zu erhalten. Es handelt sich dabei um erste hessische Werte, die<br />
um weitere Auswertungsreihen zu ergänzen sind. Dabei zeigt sich dass die höchsten<br />
Gesamtstickstoffgehalte erwartungsgemäß bei Güllen aus der Schweinehaltung auftreten.<br />
Insgesamt sind die Unterschiede jedoch nur marginal. Dagegen ist die Differenzierung bei<br />
dem wasserlöslichen Ammoniumstickstoff ausgeprägt, wodurch sich die unterschiedlichen<br />
N-Verfügbarkeitenvon Schweine- und Rindergüllen auch erklären lassen. Die höchsten N-<br />
Gehalte werden in Schweinegüllen (Endmast) festgestellt (s. Abbildungen 1a + 1b). Ein<br />
ähnliches Bild ergibt sich bei Phosphor, wobei allerdings in der Schweinehaltung keine<br />
430
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Differenzierung nach End- und Vormast besteht (s. Abbildung 2). Bei Kalium weisen<br />
Rinder- und Biogasgüllen deutlich höhere Gehalte auf als Rindergüllen (s. Abbildung 3).<br />
6<br />
5,5<br />
5<br />
4,5<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
Gesamt - Stickstoff (N) (kg/t in Originalsubstanz)<br />
1 2 3 4 5<br />
75. Percentil/25.Percentil Median<br />
431
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Organische Schadstoffe in Klärschlämmen aus der kommunalen Abwasserbehandlung<br />
von Mecklenburg-Vorpommern<br />
Kape, H.-E. (Landwirtschaftliche Fachbehörde M-V); Pöplau, R.; Didik, H.; Schaecke, B.:<br />
Bei einem Anschlussgrad der Bevölkerung an die zentrale Abwasserentsorgung von ca.<br />
85 % fielen in Mecklenburg-Vorpommern (M-V) in den letzten Jahren etwa 40.000 bis<br />
42.500 t Klärschlamm TM pro Jahr an. Im Mittel der Jahre 2000 - 2005 wurden<br />
25.000 – 30.000 t der angefallenen Klärschlämme aus M-V direkt im eigenen Land<br />
landwirtschaftlich verwertet.<br />
Klärschlämme sind eine Senke für die zivilisatorischen Stoffe. Durch täglichen Gebrauch<br />
sind zahlreiche Verbindungen ubiquitär verbreitet und dadurch auch in kommunalen<br />
Abwässern zu finden. Viele dieser Stoffe sind jedoch gut wasserlöslich und werden nur zu<br />
kleinen Anteilen im Klärschlamm fixiert und gehen zum überwiegenden Anteil mit dem<br />
Abwasser in die Vorfluter. So können Klärschlämme neben den gut untersuchten Stoffen<br />
wie Schwermetallen, AOX, PCB’s und PCDD/PCDF auch zahlreiche wenig bekannte und<br />
unbekannte Stoffe enthalten wie Xenobiotika, Pharmazeutika oder endokrin wirksame<br />
Stoffe. Damit ist ein potentielles Risiko mit dem Klärschlamm-Einsatz verbunden, das um<br />
so höher ausfällt, je industrialisierter die Herkunftsregion ist.<br />
Bei einer landwirtschaftlichen Verwertung gelangen mit dem Klärschlamm neben<br />
Schwermetallen diese organischen Schadstoffe und hormonell wirksame Substanzen in<br />
den Boden.<br />
Zu diesen Substanzen zählen natürliche, körpereigene Hormone, synthetisch hergestellte<br />
Hormone und Arzneimittel sowie verschiedene Industriechemikalien.<br />
Für Klärschlämme, die landwirtschaftlich verwertet werden, gelten derzeit noch die<br />
Parameter und Grenzwerte der AbfKlärV von 1992. Diese Parameter und Grenzwerte<br />
werden als überarbeitungsbedürftig angesehen. Dazu liegen mehrere Vorschläge der<br />
unterschiedlichen Fachgremien vor (national und EU), die eine Anpassung der<br />
Untersuchungsparameter und eine Veränderung der Grenzwerte vorsehen.<br />
Bei den organischen Schadstoffen ist durch die ubiquitäre Ausbreitung neuer Stoffgruppen<br />
vor allem eine Erweiterung des zu untersuchenden Spektrums bei einer<br />
landwirtschaftlichen Verwertung in der Diskussion. Hier werden neben den in der<br />
Klärschlammverordnung von 1992 genannten Stoffen auch weitere Stoffgruppen<br />
hervorgehoben.<br />
Um eine Aussage über die Belastung kommunaler Klärschlämme aus Mecklenburg-<br />
Vorpommern (M-V) mit den in der Diskussion befindlichen organischen Parametern zu<br />
bekommen, wurden orientierende Untersuchungen in den Jahren 2001/2003 und 2005<br />
durchgeführt.<br />
Im Rahmen der Klärschlammverkehrskontrolle der Landwirtschaftlichen Fachbehörde<br />
wurden dazu gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie in<br />
ausgewählten Kläranlagen Klärschlammproben gezogen und neben den in der<br />
Klärschlammverordnung geforderten Kriterien zusätzlich auf folgende Parameter<br />
untersucht:<br />
Chlorierte Kohlenwasserstoffe (DDT, DDD, DDE),<br />
Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Chrysen, Benzo(a)pyren,<br />
Moschusverbindungen u.a. Galaxolid, Tonalid<br />
Phathalte, u.a. Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP),<br />
Tenside, Lineare Alkylbenzolsulfonate (LAS),<br />
Nonyphenole (NPE)<br />
432
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Für die statistische Auswertung der Daten wurden Messwerte, die die 3-fache Standardabweichung<br />
überschritten, als Ausreißer betrachtet und nicht in die Auswertung einbezogen.<br />
Für die Beurteilung der organischen Parameter von Klärschlämmen in M-V wurden die in<br />
den Untersuchungen von 2001, 2003 und 2005 ermittelten Daten zusammengefasst und<br />
gemeinsam in die Auswertung einbezogen, um einen größeren Datenpool zu erhalten. Die<br />
daraus ermittelten statistischen Kennzahlen sind Tabelle 1 (Parameter der<br />
Klärschlammverordnung) und Tabelle 2 (ergänzende Parameter zur Novelle der<br />
Klärschlammverordnung) zu entnehmen.<br />
Für die Parameter der Klärschlammverordnung wurden in den Studien der Jahre 2001,<br />
2003 und 2005 vergleichbare Werte ermittelt, wie sie auch in den Auswertungen des<br />
Klärschlammkataster des Landes M-V ausgewiesen sind.<br />
Die bei den LAS ermittelte große Spanne von 19,9 – 3983 mg/kg TM hat ihre Ursache in<br />
den Schlammbehandlungsverfahren. So weisen Kläranlagen unabhängig von der<br />
Ausbaugröße mit aerober Schlammbehandlung in der Regel LAS-Gehalte unter 100<br />
mg/kg TM auf, während bei Kläranlagen mit anaerober Schlammbehandlung deutlich<br />
höhere Werte (über 1000 mg/kg TM) gefunden werden.<br />
Tabelle 1: Zusammenfassung ausgewählter statistischer Kennzahlen für die untersuchten<br />
organischen Parameter nach AbfKlärV in den erfassten Klärschlämmen der<br />
Studien 2001/03/05 (ohne Ausreißer)<br />
Parameter<br />
Mittelwert* Median* Max.*<br />
mg/kg TM<br />
Min.* 75 Perc.*<br />
Halogenorg. Verbindungen (AOX) 254 258 471 90 301<br />
Polychl. Biphenyle (PCB6) 0,0286 0,0265 0,0599 0,0177 0,033<br />
Polychl. Biphenyle (PCB7) 0,0290 0,0278 0,0410 0,0198 0,033<br />
Polychl. Dioxine/Furane (PCDD/F)<br />
* ohne Ausreißer<br />
** ng ITE-TE/kg TM<br />
6,87** 6,70** 14,80** 2,80** 8,90**<br />
Tabelle 2: Zusammenfassung ausgewählter statistischer Kennzahlen für die untersuchten<br />
ergänzenden Parameter in den erfassten Klärschlämmen der Studien<br />
2001/03/05 (ohne Ausreißer)<br />
Parameter<br />
Mittelwert* Median* Max.* Min.* 75. Perc.*<br />
Chlorierte Kohlenwasserstoffe<br />
(DDT,DDD,DDE)<br />
0,073 0,063<br />
mg/kg TM<br />
0,157 0,035 0,086<br />
polyzyklische nach EPA 2,784 2,267 6,748 0,561 3,995<br />
aromatische PAK9 3,039 2,603 9,833 0,473 3,819<br />
Kohlenwasser- Chrysen 0,266 0,209 0,704 0,041 0,347<br />
stoffe (PAK) Benzo(a)pyren 0,222 0,205 0,509 0,037 0,322<br />
Moschusver- Galaxolid 7,77 7,06 14,12 3,84 9,54<br />
bindungen Tonalid 1,95 1,91 3,14 1,23 2,23<br />
Moschus Xylol < 1** ** ** ** **<br />
Moschus Ambrette < 1** ** ** ** **<br />
Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) 3,23 3,09 10,50 0,88 3,83<br />
Lineare Alkylbenzolsulfonate (LAS) 1371 1201 3983 19,9 2447<br />
Nonylphenole (NPE)***<br />
* ohne Ausreißer<br />
11,86 9,37 25,70 2,86 18,2<br />
** alle ermittelten Werte unterhalb der Bestimmmungsgrenze<br />
*** Studie 2001/2003<br />
433
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Um die in den Jahren 2001, 2003 und 2005 für die ergänzenden Parameter ermittelten<br />
Werte beurteilen zu können, wurden sie mit den von der EU vorgeschlagenen<br />
Grenzwerten, den vom VDLUFA/ATV für die Bewertung von Klärschlämmen genutzten<br />
Parametern und den in der Studie NRW (2005) abgeleiteten Werten verglichen, die in den<br />
nachfolgenden Tabellen 3 und 4 aufgelistet wurden.<br />
Tabelle 3: Grenzwertvorschläge zur Novellierung der AbfKlärV von 1992<br />
Schadstoff in TM AbfKlärV<br />
(1992)<br />
EU-Vorschlag<br />
(2000)<br />
VDLUFA / ATV<br />
(2003)<br />
NRW-Studie<br />
(2005)<br />
AOX mg/kg 500 500 400 -<br />
PCB (Summe) mg/kg PCB6 1,2 PCB7 0,8 PCB6 0,30 PCB6 ≤ 0,05<br />
PCDD/PCDF ng TE/kg 100 100 100 2 – 10<br />
LAS mg/kg - 2600 - 1100 – 1200<br />
NPE mg/kg - 50 - 5 – 10<br />
DEHP mg/kg - 100 60 20 – 50<br />
PAK9 mg/kg - 6 - -<br />
Benzo(a)pyren mg/kg - - 1,0 0,04 – 0,30<br />
Tabelle 4: Vorgeschlagene Grenzwertbereiche für ergänzende organische Schadstoffe<br />
nach der Studie NRW 2005<br />
Stoffgruppe Stoff Grenzwertbereich<br />
mg/kg TM<br />
Chlorphenole Triclosan 0,5 – 3<br />
Moschusverbindungen Galaxolid < 5<br />
Tonalid < 2<br />
Organozinnverbindungen Monobutylzinn 0,1 – 0,2<br />
Dibutylzinn 0,01 – 0,15<br />
Tributylzinn 0,005 – 0,03<br />
Polybromierte Diphenylether Pentabromdiphenylether
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Tabelle 6: Vergleich der mittleren Schadstoffgehalte von Klärschlämmen der Studien M-V<br />
2001/03/05 mit den vorgeschlagenen Grenzwertbereichen für ergänzende<br />
organische Schadstoffe nach der Studie NRW 2005<br />
Stoffgruppe Stoff Studie M-V<br />
2001/03/05<br />
Mittelwert<br />
NRW-Studie<br />
(2005)<br />
Chlorphenole Triclosan nicht erfasst<br />
Moschusverbindungen Galaxolid 7,77 überschritten<br />
Tonalid 1,95 eingehalten<br />
Organozinnverbindungen Monobutylzinn nicht erfasst<br />
Dibutylzinn nicht erfasst<br />
Tributylzinn nicht erfasst<br />
Polybromierte Diphenylether Pentabromdiphenylether nicht erfasst<br />
Decabromdiphenylether nicht erfasst<br />
PAK Chrysen 0,266 eingehalten<br />
Wie aus der Tabelle 5 zu ersehen ist, halten die Mittelwerte der organischen Schadstoffe<br />
der in den Studien 2001/03/05 ermittelten Gehalte die vorgeschlagenen Grenzwerte der<br />
EU und des VDLUFA/ATV ein. Die in der Studie NRW zusätzlich vorgeschlagenen<br />
Grenzwerte für LAS und NPE werden vom Mittelwert der erfassten Klärschlämme aus M-V<br />
nicht eingehalten. Der in der Studie NRW zusätzlich vorgeschlagene Grenzwert für die<br />
Moschusverbindung Galaxolid wurde überschritten, während der Grenzwert für die<br />
Moschusverbindung Tonalid sowie für Chrysen eingehalten wurde, wie der Tabelle 6 zu<br />
entnehmen ist.<br />
Den Vergleich des 75. Percentils der Schadstoffgehalte der Studien M-V 2001/03/05 mit<br />
existierenden Grenzwertvorschlägen zeigen die Tabellen 7 und 8.<br />
Tabelle 7: Vergleich des 75. Percentils der Schadstoffgehalte von Klärschlämmen der<br />
Studien M-V 2001/03/05 mit Grenzwertvorschlägen für organische Schadstoffe<br />
Schadstoff Studie M-V<br />
2001/03/05<br />
75. Percentil<br />
AbfKlärV<br />
(1992)<br />
EU-Vorschlag<br />
(2000)<br />
VDLUFA / ATV<br />
(2003)<br />
NRW-Studie<br />
(2005)<br />
AOX 301 eingehalten eingehalten eingehalten kein Vorschlag<br />
PCB 6 0,033 eingehalten eingehalten* eingehalten eingehalten<br />
PCDD/PCDF 8,9 eingehalten eingehalten eingehalten eingehalten<br />
LAS 2447 kein Vorschlag eingehalten kein Vorschlag überschritten<br />
NPE 18,2 kein Vorschlag eingehalten kein Vorschlag überschritten<br />
DEHP 3,83 kein Vorschlag eingehalten eingehalten eingehalten<br />
PAK9 3,819 kein Vorschlag eingehalten kein Vorschlag kein Vorschlag<br />
Benzo(a)pyren 0,322 kein Vorschlag Kein Vorschlag eingehalten überschritten<br />
*PCB7<br />
Wie der Tabelle 7 zu entnehmen ist, halten die 75. Percentile der organischen Schadstoffe<br />
der Studien 2001/03/05 die Grenzwerte der gültigen Klärschlammverordnung, die<br />
vorgeschlagenen Grenzwerte der EU sowie die Qualitätskriterien des VDLUFA/ATV-<br />
Konzepts ein. Die Grenzwertvorschläge der Studie NRW werden dagegen vom 75.<br />
Percentil bei den LAS, den NPE und dem Benzo(a)pyren sowie den<br />
Moschusverbindungen Galaxolid und Tonalid überschritten.<br />
435
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Lediglich die PCB-, PCDD/PCDF-, DEHP- und Chrysen-Gehalte der untersuchten<br />
Klärschlämme aus M-V (jeweils 75. Percentil) halten die Grenzwertvorschläge von NRW<br />
ein.<br />
Tabelle 8: Vergleich des 75. Percentils der Schadstoffgehalte von Klärschlämmen der<br />
Studien M-V 2001/03/05 mit den vorgeschlagenen Grenzwertbereichen für<br />
ergänzende organische Schadstoffe nach der Studie NRW 2005<br />
Stoffgruppe Stoff Studie MV<br />
2001/03/05<br />
75. Percentil<br />
NRW-Studie<br />
(2005)<br />
Chlorphenole Triclosan nicht erfasst<br />
Moschusverbindungen Galaxolid 9,54 überschritten<br />
Tonalid 2,23 überschritten<br />
Organozinnverbindungen Monobutylzinn nicht erfasst<br />
Dibutylzinn nicht erfasst<br />
Tributylzinn nicht erfasst<br />
Polybromierte Diphenylether Pentabromdiphenylether nicht erfasst<br />
Decabromdiphenylether nicht erfasst<br />
PAK Chrysen 0,347 eingehalten<br />
Den Vergleich des Maximalwertes der Schadstoffgehalte der Studien M-V 2001/03/05 mit<br />
existierenden Grenzwertvorschlägen zeigen die Tabellen 9 und 10.<br />
Tabelle 9: Vergleich des Maximalwertes der Schadstoffgehalte von Klärschlämmen der<br />
Studien M-V 2001/03/05 mit Grenzwertvorschlägen für organische Schadstoffe<br />
Schadstoff Studie M-V<br />
2001/03/05<br />
Maximalwert<br />
AbfKlärV<br />
(1992)<br />
EU-Vorschlag<br />
(2000)<br />
VDLUFA / ATV<br />
(2003)<br />
NRW-Studie<br />
(2005)<br />
AOX 471 eingehalten eingehalten überschritten kein Vorschlag<br />
PCB 6 0,0599 eingehalten eingehalten* eingehalten überschritten<br />
PCDD/PCDF 14,80 eingehalten eingehalten eingehalten überschritten<br />
LAS 3983 kein Vorschlag überschritten kein Vorschlag überschritten<br />
NPE 25,70 kein Vorschlag eingehalten kein Vorschlag überschritten<br />
DEHP 10,50 kein Vorschlag eingehalten eingehalten eingehalten<br />
PAK9 9,833 kein Vorschlag überschritten kein Vorschlag kein Vorschlag<br />
Benzo(a)pyren 0,509 kein Vorschlag kein Vorschlag eingehalten überschritten<br />
*PCB7<br />
Tabelle 10: Vergleich des Maximalwertes der Schadstoffgehalte von Klärschlämmen der<br />
Studien M-V 2001/03/05 mit den vorgeschlagenen Grenzwertbereichen für<br />
ergänzende organische Schadstoffe nach der Studie NRW 2005<br />
Stoffgruppe Stoff Studie M-V<br />
2001/03/05<br />
Maximalwert<br />
NRW-Studie<br />
(2005)<br />
Chlorphenole Triclosan nicht erfasst<br />
Moschusverbindungen Galaxolid 14,12 überschritten<br />
Tonalid 3,14 überschritten<br />
Organozinnverbindungen Monobutylzinn nicht erfasst<br />
Dibutylzinn nicht erfasst<br />
Tributylzinn nicht erfasst<br />
Polybromierte Diphenylether Pentabromdiphenylether nicht erfasst<br />
Decabromdiphenylether nicht erfasst<br />
PAK Chrysen 0,704 überschritten<br />
436
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Wie der Tabelle 9 zu entnehmen ist, halten die Maximalwerte der organischen Schadstoffe<br />
der Studien 2001/03/05 bei den AOX-, PCB-, PCDD/PCDF-, NPE- und DEHP-<br />
Verbindungen die Grenzwerte der gültigen Klärschlammverordnung und die<br />
vorgeschlagenen Grenzwerte der EU sowie die Qualitätskriterien des VDLUFA/ATV-<br />
Konzepts überwiegend ein. Lediglich bei den PAK- und LAS-Gehalten überschreiten die<br />
Maximalwerte der erfassten Klärschlämme von M-V den Grenzwert des EU-Vorschlages<br />
ebenso wie bei den AOX-Gehalten den Richtwert des VDLUFA/ATV-Konzeptes.<br />
Die Grenzwertvorschläge der Studie NRW werden dagegen von allen Maximalwerten der<br />
in der Studie 2001/03/05 untersuchten organischen Schadstoffe (außer DEHP)<br />
überschritten.<br />
Zusammenfassung<br />
Um eine Aussage über die Belastung kommunaler Klärschlämme aus Mecklenburg-<br />
Vorpommern (M-V) mit den in der Diskussion befindlichen organischen Parametern zu<br />
bekommen, wurden orientierende Untersuchungen in den Jahren 2001/2003 und 2005<br />
durchgeführt.<br />
Die durchgeführten orientierenden Untersuchungen zu den organischen<br />
Schadstoffgehalten unter dem Blickwinkel der Novelle der EU-Klärschlammverordnung<br />
erbrachten folgende Ergebnisse:<br />
Die gefundenen Maximalgehalte folgender Verbindungen bzw. Verbindungsgruppen<br />
halten die Grenzwertvorschläge der EU ein, so dass aufgrund dieser Parameter keine<br />
Beeinflussung der landwirtschaftlichen Verwertung von Klärschlämmen aus M-V zu<br />
erwarten ist:<br />
halogenorganische Verbindungen (AOX)<br />
Polychlorierte Biphenyle (PCB)<br />
Polychlorierte Dibenzodioxine und –furane (PCDD/DF)<br />
Nonylphenol (NPE)<br />
Phthalate u.a. Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP)<br />
Die 75. Percentile folgender Verbindungen bzw. Verbindungsgruppen halten die<br />
Grenzwertvorschläge der EU ein, so dass aufgrund dieser Parameter keine wesentliche<br />
Beeinflussung der landwirtschaftlichen Verwertung von Klärschlämmen aus M-V zu<br />
erwarten ist:<br />
Summe polycyclischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK)<br />
lineare Alkylbenzolsulfonate (LAS)<br />
Bei den linearen Alkylbenzolsulfonaten (LAS) könnten insbesondere Klärschlämme aus<br />
Kläranlagen mit anaerober Schlammbehandlung von der landwirtschaftlichen Verwertung<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Bei den in der Studie NRW (2005) vorgeschlagenen zusätzlichen und in der Studie M-V<br />
erfassten Parametern werden bei<br />
den polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK)<br />
Benzo(a)pyren die Grenzwertvorschläge durch den Mittelwert eingehalten,<br />
Chrysen die Grenzwertvorschläge durch das 75. Percentil eingehalten,<br />
den Moschusverbindungen<br />
Galaxolid die Grenzwertvorschläge durch den Mittelwert nicht eingehalten,<br />
Tonalid die Grenzwertvorschläge durch den Mittelwert eingehalten.<br />
437
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Untersuchungen zur P-Düngewirkung von Phosphit<br />
Gerendás, Jóska (Universität Kiel); Ratjen, Arne:<br />
1 Zusammenfassung<br />
Die fungizide Wirkung von Phosphit (Phi) – den anorganischen Salzen der phosphorigen<br />
Säure – ist seit vielen Jahren gut dokumentiert. Seitens der etablierten Hersteller von<br />
Pflanzenschutzmitteln besteht an der Anwendung von anorganischem Phi als Fungizid<br />
hierzulande jedoch kein Interesse, da diese nicht patentfähig ist. Seit etlichen Jahren sind<br />
jedoch im Wein- und Gemüsebau Phi-haltige Pflanzenstärkungsmittel auf dem Markt,<br />
welche gemäß Pflanzenschutzgesetz „ausschließlich dazu bestimmt sind, die<br />
Widerstandskraft von Pflanzen gegen Schadorganismen zu erhöhen oder die Pflanzen<br />
von nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen“. Fungizide Wirkungen können<br />
seitens der Anwender jedoch „rechtlich in Kauf genommen oder genutzt werden“. Vielfach<br />
wird auch auf die Verbesserung der P-Versorgung der Pflanze hingewiesen, allerdings ist<br />
die Wirkung von Phi als P-Quelle äußerst umstritten. Insbesondere unter P-<br />
Mangelbedingungen wurde häufig eine Schädigung bei Phi-Applikation festgestellt. In<br />
einem ersten Gefäßversuch mit Zucchini wurde daher geprüft inwieweit Kaliumphosphit im<br />
direkten Vergleich zu Kaliumphosphat zur P-Ernährung beitragen kann. Hierzu wurden<br />
Zucchinipflanzen auf P-Mangelsubstrat über 4 Wochen mit unterschiedlichen<br />
Konzentrationen (0.0, 0.9, 2.7 und 4.5 g P l -1 ) von Phi bzw. Phosphat (Pha) über Blatt<br />
wöchentlich tropfnass behandelt. Neben einer Bonitur erfolgten am gefriergetrockneten<br />
Material Mineralstoffanalysen und an ausgewählten Proben die Bestimmung löslicher P-<br />
Formen (Phosphit, Phosphat). Die Pflanzen, welche mit Pha behandelt wurden, zeigten<br />
dosisabhängig deutliche Wachstumssteigerungen im Vergleich zur Kontrolle. Die<br />
Varianten die mit Phi behandelt wurden reagierten mit starken Wachstumsdepressionen<br />
und Blattschädigungen bis hin zum völligen Absterben der Pflanzen. Wurde Phi über den<br />
Boden angeboten zeigten sich bereits beim niedrigsten Angebot [99 mg P] extreme<br />
Schäden, verglichen mit einer optimal mit Phosphat [518 mg P] über den Boden<br />
versorgten Variante. In einem zweiten Versuch mit Hafer wurde die Wirkung einer<br />
Blattapplikation (ab EC13 bis zum Rispenschieben) von 3.6 g P l -1 als Phi, Pha und deren<br />
Kombination im Verhältnis 1:9 sowohl auf P-reichem Substrat als auch auf stark Psorbierendem<br />
Ferrasol (mit Sand und Perlit gemischt, gedüngt und gekalkt) geprüft. Auf<br />
Mangelboden traten in Mischung mit Phosphat keine Phosphitschäden auf, ebenso wenig<br />
auf P-reichem Substrat. Die Applikation von Phosphit bei P-Mangelsubstrat führte jedoch<br />
auch hier zu Schädigungen bis hin zu Nekrosen. Zusammenfassend legen die Ergebnisse<br />
den Schluß nahe, daß Kulturpflanzen Phosphit nicht als P-Quelle nutzen können.<br />
2 Einleitung<br />
2.1 Historische Entwicklung<br />
Phosphite (Phi) wurden in der Landwirtschaft schon in den 30er Jahren in Form von K-<br />
und Na-Phosphiten versuchsweise als Düngemittel eingesetzt (Guest und Grant, 1991).<br />
Systematische Studien zur Eignung von Phi als P-Dünger begannen Anfang der 50er<br />
Jahre. MacIntire et al. (1950) berichteten über einen deutlichen Düngeeffekt bei mit Phi<br />
behandelten Parzellen verglichen mit den Null-Parzellen. Allerdings wirkten höhere<br />
Dosierungen von Ca-Phosphit im ersten Jahr toxisch auf die Pflanzen und erst in weiteren<br />
Aufwüchsen günstig. Vermutet wurde daher eine indirekte Düngewirkung über die<br />
Oxidation zu Pha durch Mikroorganismen im Boden und im Pflanzengewebe (Adams et<br />
al., 1953; Casida, 1960; Malacinski und Konetzka, 1966; Bezuidenhout et al., 1987). Bis in<br />
die neunziger Jahre stand jedoch die fungizide Wirkung von Phi im Fokus der Forschung<br />
(Morton und Edwards, 2005). Diese Situation änderte sich erst als Lovatt (1990) Hinweise<br />
438
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
veröffentlichte, nach denen Blattapplikationen von Phi als P-Dünger effektiver seien als<br />
solche mit Pha. Phi wurde hier als kosteneffektive Alternative zu traditioneller P-Düngung<br />
empfohlen, weil sich wegen der guten Verfügbarkeit die Aufwandmenge an P reduzieren<br />
ließe. Diese positive Einschätzung muß jedoch insofern eingeschränkt werden, als viele<br />
Kulturen, sofern sie unter P-Mangel leiden, sehr empfindlich reagieren.<br />
2.2 Aktuelle Präparate und vertriebsrechtliche Einordnung von Phosphit<br />
Phosphorige Säure wird weltweit zunehmend als P-Blattdünger bei Dauerkulturen<br />
(besonders im integrierten Weinbau) eingesetzt. Insbesondere in Norditalien sind eine<br />
Reihe Phi- und Pha-haltiger Blattdünger in der Anwendung, um parallel zur Düngewirkung<br />
die Widerstandskraft der Pflanzen gegen falschen Mehltau zu verbessern (Kauer, 2003).<br />
Als Pflanzenstärkungsmittel sind in Deutschland die drei kaliumphosphithaltigen<br />
Pflanzenstärkungsmittel Ökofluid P (Gesellschaft für innovative Pflanzenpflege,<br />
Jechtingen), Alginure Bio Schutz (Tilco Biochemie GmbH, Reinfeld) und Frutogard<br />
(SpiessUrania, Kleinkarlbach) zugelassen (BVL, 2006). Des weiteren sind auf dem<br />
deutschen Markt die phosphithaltigen Produkte Kalium Plus (Lebosol), Folistar (Jost) und<br />
Phosfik (Kemira GrowHow) erhältlich (Schroetter et al., 2006). Auch in den USA floriert<br />
das Geschäft mit Phi-haltigen Blattdüngern trotz des im Vergleich zu Pha-Produkten<br />
höheren Preises (Morton und Edwards, 2005).<br />
Letztlich muß bedacht werden, daß die Nachfrage nach phosphithaltigen Blattdüngern und<br />
Pflanzenstärkungsmitteln sicherlich auch in deren fungiziden Wirkung begründet liegt. Das<br />
Deklarieren von Phosphit als Dünger in diesem Zusammenhang könnte auch dazu dienen,<br />
die kapitalintensiven und langwierigen Prozesse der Registrierungen als Fungizid zu<br />
umgehen (Callahan, 2001). In Deutschland ist Phosphit in oben genannten<br />
Pflanzenstärkungsmitteln enthalten. Diese grenzen sich gegenüber den<br />
Pflanzenschutzmitteln dadurch ab, dass sie „ausschließlich dazu bestimmt sind, die<br />
Widerstandskraft von Pflanzen gegen Schadorganismen zu erhöhen oder die Pflanzen<br />
von nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen“ (gemäß PflschG, § 2, Nr. 10, BVL,<br />
2006). Diese würden jedoch wahrscheinlich aus der Liste der registrierten<br />
Pflanzenstärkungsmittel gestrichen, sobald phosphorige Säure als<br />
Pflanzenschutzmittelwirkstoff EU-weit registriert werden würde (Kast, 2005). Bei der<br />
Nutzung als Düngemittel darf die Wirkung gegen Oomyceten jedoch rechtlich in Kauf<br />
genommen oder genutzt werden, wenn eine Blattdüngung nach den Vorschriften des<br />
Düngemittelrechts und unter Berücksichtigung der guten fachlichen Praxis erfolgt (Kast,<br />
2005).<br />
1.3 P-Düngewirkung von Phosphit<br />
Rickard (2000) listet einige Beispiele auf, in denen mit Phi oder Phosphonaten behandelte<br />
Kulturarten in Feldversuchen bessere Erträge oder Qualitäten aufwiesen, als die<br />
unbehandelten Kontrollen. Die beobachteten positiven Effekte sind jedoch nicht mit einem<br />
verbesserten P-Status der Pflanzen zu erklären. Vielmehr reagieren P-Mangelpflanzen<br />
von Brassica nigra (Carswell et al. 1996), Tomaten und Paprika (McDonald et al., 2001),<br />
Meersalat (Lee et al., 2005), sowie Mais (Schroetter et al., 2006) sehr empfindlich auf eine<br />
Phi-Behandlung. Phi unterdrückt die typische Reaktion einer phosphatdefizitären Pflanze,<br />
wie verstärktes Wurzelwachstum, erhöhte Wurzelhaardichte und Anthocyan-Verfärbung.<br />
Auch die verstärkte Sekretion von sauren Phosphatasen zur P-Mobilisation in den<br />
Wurzelraum (Baldwin et al., 2001) und die erhöhte Transporteraktivität in der Pflanze wird<br />
durch eine Phosphiternährung reduziert (McDonald et al., 2001; Ticconi et al., 2001). Bei<br />
P-Mangel initiiert die Pflanze zahlreiche, weniger ATP-abhängige Bypass-<br />
Stoffwechselwege (Poirier und Bucher, 2002). Beispielsweise wiesen Sämlinge von<br />
Brassica nigra, die unter P-Mangel litten, bei Phosphitbehandlung stark verminderte<br />
439
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Aktivitäten der Phosphoenolpyruvat-Phosphatase (welche Phosphatmangelsymptome<br />
auslöst) und der pyrophosphatabhängigen Phosphofruktokinase im Vergleich zur<br />
unbehandelten Mangelvariante auf (Carswell et al., 1996). Phosphit unterbricht somit<br />
spezifische Anpassungsprozesse der an P-Mangel leidenden Pflanzen, welche<br />
vermeintlich ausreichend mit P versorgt sind, weil sie nicht hinreichend zwischen Phi und<br />
Pha differenzieren können. Phi vermag jedoch Pha im Stoffwechsel nicht (vollständig) zu<br />
ersetzen. Da Phosphit von Pflanzen kaum metabolisiert wird, ist es über längere Zeit<br />
persistent und akkumuliert in den physiologische ‚sinks’ (McDonald et al., 2001). Trotz der<br />
genannten Nachteile hat Phosphit neben der fungiziden Wirkung einige positive<br />
Eigenschaften: Es dringt sehr gut in Blatt und Wurzel ein (Kauer, 2003; Lovatt, 1990;<br />
Rickard, 2000), ist xylem- und phloemmobil (McDonald et al., 2001; Kauer, 2003) und hat<br />
möglicherweise ein Potential als Langzeitdünger, da es durch biotische und abiotische<br />
Oxidation innerhalb und außerhalb der Pflanze Phosphat bereitstellen kann.<br />
3 Material und Methoden<br />
3.1 Versuchsdurchführung<br />
Der Versuch wurde als zweifaktorieller Versuch mit vier unterschiedlichen<br />
Düngeintensitäten an Zucchini der Hybridsorte Diamant F1 geplant. Verglichen wurde die<br />
Düngewirkung von K-Phi Blattapplikationen (BA), mit der von K-Pha BA auf einem P-<br />
Mangelsubstrat über einen Zeitraum von vier Wochen. Die zu testende K-Phi-Lösung lag<br />
dem Institut als Handelsmuster der Firma Tilco GmbH aus Reinfeld vor. Testspritzungen<br />
an 8 Wochen alten Zucchinipflanzen ergaben, daß ab 5.4 mg P l -1 leichte<br />
Blattschädigungen auftraten. Daraufhin wurden die P-Stufen mit 0 (H2O), 0.9, 2.7, 4.5 mg<br />
P l -1 festgelegt. Die Reinheit des Handelmusters wurde mit Hilfe eines<br />
Ionenchromatographen sichergestellt. Äquivalent zum Handelsmuster wurde eine Pha-<br />
Lösung für die Referenzspritzungen mit gleicher P-Konzentration und gleichem pH-Wert<br />
(2.79 M KH2PO4 und 3.04 M K2HPO4) hergestellt.<br />
Parallel wurde eine Variante optimal Phosphat [518 mg P] in drei Teilgaben über den<br />
Boden versorgt um den Versorgungszustand der anderen Varianten besser einschätzen<br />
zu können. Eine weitere Variante auf P-Mangelsubstrat wurde mit sehr niedrigen<br />
Phosphitgaben [99 mg P] in drei Teilgaben über Boden behandelt, um die Aufnahme über<br />
den Boden abschätzen zu können. Die Düngung erfolgte über das Gießwasser, wobei ein<br />
Liter Nährlösung den gleichen Nährsalzgehalt wie ein Liter Anzugerde hatte. Das P-<br />
Mangelsubstrat (analog TKS1, jedoch ohne P) wurde aus aufgedüngtem, gekalkten (pH<br />
6.0) und durchmischten Floragard Weißtorf hergestellt.<br />
2.3 Bonitur, Ernte und Inhaltstoffanalysen<br />
Die Bonitur wurde ein Tag vor der Ernte am 06.08.2005 durchgeführt. Hierbei wurde die<br />
Entwicklung der generativen Organe aller Pflanzen quantitativ erfaßt (vgl. Tabelle 5). Das<br />
jeweils jüngste vollentwickelte Blatt (soweit vorhanden) wurde in flüssigem Stickstoff<br />
schockgefroren und anschließend 48 Std. gefriergetrocknet. Es wurden 0,2 g Blattmaterial<br />
entnommen, gemahlen und mit jeweils 3 ml konzentrierter Salpetersäure (65 %) im Ofen<br />
acht Stunden lang (mit Aufwärmphase) bei 200°C aufgeschlossen. Anschließend wurden<br />
die Proben mit mineralfreiem H2O auf 50 ml aufgefüllt. Die K-, Mg-, Ca-Gehalte wurden an<br />
der AAS (PU 9200, Philips) mit Acetylen-Luft- (K, Mg) bzw. Lachgas-Acetylen-Flamme<br />
(Ca) bestimmt. Die Bestimmung der P-Gehalte erfolgte photometrisch mit Ammonium-<br />
Vanadat-Molybdat-Reagens (Gericke und Kurmies, 1952), die der löslichen P-Formen<br />
(Phosphit, Phosphat) im wäßrigen Pflanzenextrakt nach Reinigung (C18-Kartusche)<br />
ionenchromatographisch (stationäre Phase: AS-18 Dionex, mobile Phase: NaOH-<br />
Gradient; Detektion: Leitfähigkeit nach chemischer Suppression, Abbildung 10).<br />
440
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
20,0<br />
10,0<br />
2<br />
0,0<br />
-10,0<br />
1 - Zuchini #48 [modified by Ionenchromatograph] Z14 ECD_1<br />
2 - Zuchini #49 [modified by Ionenchromatograph] Std3 ECD_1<br />
µS<br />
1<br />
Standard<br />
Probe<br />
Acetat<br />
Chlorid<br />
-25,0<br />
min<br />
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 11,0 12,0 13,0 14,0 15,0 16,0 17,0 18,2<br />
Phosphit<br />
Nitrat-N<br />
Sulfat-S<br />
Äpfelsäure<br />
Abbildung 10: Ionenchromatographische Trennung von Phi und Pha im NaOH Gradienten.<br />
Oxalat<br />
Phosphat-P<br />
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
4.1 Einfluß von Phosphit auf die Entwicklung der Pflanzen<br />
Die mit Phi behandelten Pflanzen des Versuchs zeichneten sich durch eine erhöhte<br />
Anzahl undifferenzierter Blüten aus (Tabelle 5). Jedoch verkümmerten diese (auf Grund<br />
der schlechten Konstitution der Pflanzen) schnell wieder, sodaß nur wenige Blüten zum<br />
Öffnen kamen und keine Früchte gebildet wurden. Die Gesamtzahl der generativen<br />
Organe war geringer als bei den Pha-behandelten Varianten. Lovatt (1998) berichtete von<br />
verbessertem Fruchtansatz bei Orangen nach einer Blattapplikation mit K-Phi vor der<br />
Blüte. Ob die erhöhte Blütenanlage bei den Phi-behandelten Zucchinipflanzen eine reine<br />
Stressreaktion ist, oder ob Phi tatsächlich ein Potential hat die Anzahl der Blüten zu<br />
erhöhen, ist anhand der Daten nicht zu klären, da der ausgeprägte P-Mangel eine weitere<br />
Entwicklung der Blüten nicht zuließ. Hier wären Folgeversuche mit kombinierter<br />
Blattdüngung, die neben Phi auch ausreichend Pha bereitstellt, aufschlussreich<br />
(vgl. unten).<br />
Tabelle 5: Einfluss der Düngeform (BA: Blattapplikation) und Stufe auf die Mittelwerte der Anzahl<br />
generativer Merkmalsausprägungen. Mittelwerte ±SD (n=4).<br />
Variante Fruchtansatz a) Blütenansatz b) Fruchtanzahl c) Blütenanzahl d)<br />
Form P-Stufe<br />
P[‰]<br />
Kontrolle 0.0 2 2.00± 0.71 4.00± 1.23 0 0.50± 0.50<br />
Phi BA 0.9 3 1.00± 0.71 7.00± 2.00 0 1.00± 0.71<br />
Phi BA 2.7 4 1.25± 0.43 6.50± 1.66 0 0.75± 1.30<br />
Phi BA 4.5 5 1.25± 1.09 8.25± 3.49 0 0.25± 0.43<br />
Mittelwert 1.38 6.44 0 0.63<br />
Kontrolle 0.0 2 1.50± 1.50 4.25± 2.38 0 0.50± 0.50<br />
Pha BA 0.9 6 2.75± 0.43 5.50± 0.87 0 1.25± 1.30<br />
Pha BA 2.7 7 1.50± 0.87 4.50± 1.12 1.00± 0.71 3.00± 1.00<br />
Pha BA 4.5 8 2.50± 1.12 6.25± 1.48 2.00± 1.22 2.00± 0.71<br />
Mittelwert 2.06 5.13 0.75 1.69<br />
Kontrolle* (ohne<br />
Blattbehandlung)<br />
1 1.75± 0.43 4.50± 1.12 0 0.75± 0.83<br />
Phosphat-Boden 1)<br />
[518 mg P]<br />
Phosphit-Boden 1)<br />
9 3.00± 1.87 6.75± 2.38 2.00± 0.71 3.50± 1.66<br />
[99 mg P]<br />
10 Pflanzen waren zur Ernte bereits abgestorben<br />
a)<br />
Blütenansatz: noch undifferenzierte Blüten (Blütenblätter noch grün)<br />
b)<br />
Fruchtansatz: Weibliche Blütenanlagen (mit deutlich abgezeichneten Fruchtknoten)<br />
c)<br />
Fruchtanzahl: Fruchtkörper ist deutlich verdickt, farblich abgesetzt und unbehaart<br />
d)<br />
Blütenanzahl: voll entwickelte, gelbe männliche Blüte geöffnet oder kurz vor dem Öffnen<br />
1)<br />
Grunddüngung nicht berücksichtigt<br />
441
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
4.2 Versorgungszustand der Pflanze<br />
Der deutlich niedrigere Zuwachs an TM der höchsten Phosphatstufe gegenüber der<br />
optimal versorgten Variante 9 zeigt deutlich, dass die drei Spritzungen nicht ausreichten<br />
um eine optimale P-Versorgung über das Blatt sicherzustellen (Tabelle 7).<br />
Tabelle 6: Einfluß von P-Form (BA: Blattapplikation) und Stufe auf die durchschnittlichen<br />
Konzentrationen an Kalium, Magnesium und Calcium im Blatt. Mittelwerte ±SD (n=4).<br />
Elementkonzentration [mg (g TM) -1 Form P-Stufe Variante<br />
]<br />
[‰]<br />
K Mg Ca<br />
Kontrolle 0.0 2 21.79± 2.38 4.47± 0.34 16.34± 0.58<br />
Phi BA 0.9 3 48.57± 15.11 7.68± 6.13 18.52± 5.28<br />
Phi BA 2.7 4 35.56± 10.59 3.65± 0.81 16.16± 4.64<br />
Phi BA 4.5 5 35.55± 2.46 3.45± 0.71 21.69± 9.99<br />
Kontrolle 0.0 2 29.34± 2.06 3.95± 0.84 15.87± 2.04<br />
Pha BA 0.9 6 21.89± 2.90 7.11± 2.57 25.36± 9.26<br />
Pha BA 2.7 7 23.28± 3.16 4.59± 1.12 21.22± 6.10<br />
Pha BA 4.5 8 19.89± 4.46 5.34± 1.96 20.28± 4.99<br />
Kontrolle* ohne BA 1 25.79± 3.98 4.51± 0.32 19.77± 3.48<br />
Phosphat-Boden 1)<br />
[518 mg P]*<br />
Phosphit-Boden 1)<br />
9 20.19± 3.48 5.85± 2.49 29.96± 6.45<br />
[99 mg P]*<br />
10 Pflanzen waren zur Ernte bereits abgestorben<br />
1)<br />
Grunddüngung nicht berücksichtigt<br />
Die relativ hohen P-Konzentrationen (Abbildung 11) legen nahe, dass Phi gut über das<br />
Blatt aufgenommen, jedoch nur unzureichend umgesetzt wird, was durch IC-Analysen<br />
bestätigt wurde (Abbildung 10). Die niedrigeren Ca- und Mg-Konzentrationen deuten auf<br />
eine Verschiebung des Wurzel-Spross-Verhältnisses (Carswell et al., 1996; McDonald et<br />
al., 2001) der Phi-Varianten gegenüber den Pha-Varianten hin. Die Konzentrationen der<br />
übrigen Nährelemente sind, gemessen an den Werten adäquat versorgter Pflanzen,<br />
dagegen bei allen Varianten im normalen Bereich (Bergmann, 1993).<br />
P-Konz. im Blatt [mg/g TM]<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0.69 Ab<br />
Phi Pha<br />
0.71 Aa<br />
2.90 Aa<br />
0.80 Ba<br />
2.45 Aa<br />
0.80 Ba<br />
3.78 Aa<br />
0 0.9 2.7 4.5<br />
P-Konzentration der Spritzlösung [g P l -1 ]<br />
1.19 Aa<br />
Abbildung 11: Einfluß von Form und Stufe auf die P-Konzentration der Blattproben Mittelwerte ±<br />
SD (n = 4). Gleiche Großbuchstaben stehen für nicht signifikant verschiedene Mittelwerte einer P-<br />
Stufe. Gleiche Kleinbuchstaben stehen für nicht signifikant verschiedene Mittelwerte innerhalb der<br />
gleichen P-Form (α = 0.05).<br />
442
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
4.3 Wirkung von Phosphit auf das Pflanzenwachstum<br />
Bei Blattapplikation, insbesondere jedoch bei Angebot über den Boden, reagierten Phibehandelte<br />
Pflanzen im Vergleich zur Kontrolle dosisabhängig mit reduziertem Wachstum<br />
und Blattnekrosen. Bei den Blattapplikationen war die P-Konzentration der Phosphit-Form<br />
im Vergleich zur Phosphat-Form fast dreifach erhöht (2.46 zu 0.88 mg P g TM -1 ), was<br />
teilweise auf einen Konzentrierungseffekt zurückgeführt wird. Zusammenfassend konnte in<br />
den Untersuchungen nicht bestätigt werden, dass Phosphit als P-Quelle durch die Pflanze<br />
unmittelbar nutzbar ist bzw. eine P-Düngewirkung besitzt. Über die Oxidation von Phosphit<br />
zu Phosphat in Böden wurde wiederholt berichtet, es wäre aber zu diskutieren, inwiefern<br />
dies bei der Beurteilung von Phosphit als P-Düngemittel zu berücksichtigen ist.<br />
Tabelle 7: Einfluss von P-Form und Stufe auf die Sproß-TM (Mittelwert±SD)<br />
Blattapplikation<br />
Stufe [g P l -1 ] 0 0.9 2.7 4.5<br />
Phi 8.52±1.03 7±1.17 4.40±1.31 4.62±1.03<br />
Pha<br />
Bodendüngung<br />
7.94±1.51 12.83±1.12 18.85±1.00 24.79±0.54<br />
Stufe Kontrolle [99 mg P/5L Substrat] [518 mg P/5L Substrat]<br />
Phi<br />
Pha<br />
8.70±1.20<br />
3.58±0.64<br />
-<br />
-<br />
34.11±2.39<br />
4.4 Folgeversuch mit Hafer<br />
Hier wurde untersucht, wie sich K-Phi auf ausreichend mit P versorgte (TKS2-Substrat)<br />
Haferpflanzen auswirkt, und ob Phosphit-Schädigungen auf Mangelsubstrat (stark Psorbierendem<br />
Ferrasolboden) durch Beimengungen von Phosphat in der Spritzlösungen<br />
vermieden werden können.<br />
Abbildung 12: Einfluß der Blattapplikation mit Phi bzw. Pha und deren Mischung (1/9) auf das<br />
Wachstum von Haferpflanzen auf P-Mangelsubstrat (Ferrasol-Sand-Perlit-Gemisch).<br />
Es wurden BA mit K-Phi und äquivalentem K-Pha mit einer P-Konzentration von 3.6 g P l -<br />
1 , sowie einer Mischung beide Formen im Verhältnis 1/9, sowohl auf Mangel- wie auf gut<br />
versorgtem Substrat durchgeführt. Es wurden ab EC13 wöchentlich 5 ml je Gefäß bis zum<br />
Rispenschieben appliziert. Varianten: BA mit 0.0 (Kontrolle) und 3.6 g P l -1 als K-Pha bzw.<br />
K-Phi sowie Mischungen beider im Verhältnis 1/9. Es erfolgten keine Inhaltsstoffanalysen.<br />
In Mischung mit Phosphat traten keine Phosphitschäden auf, ebensowenig auf P-reichem<br />
443
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
TKS2-Substrat bei Phi-BA. Bei Phi-BA auf P-Mangelboden kam es auch hier zu<br />
Schädigungen. Nekrosen traten nur bei Phosphitdüngung und gleichzeitigem akutem P-<br />
Mangel auf. Interessanterweise zeigte sich, dass Blattläuse verstärkt die Pflanzen<br />
befielen, welche mit Phi behandelt wurden und auf TKS2-Substrat standen (Abbildung 13).<br />
Dies läßt vermuten, daß in diesen Pflanzen reduzierte lösliche N-Verbindungen<br />
akkumulieren. Was jedoch nicht untersucht wurde, und auch Carswell et al. (1996) stellten<br />
keinen Einfluß der Phi-BA auf den Proteingehalt fest.<br />
Abbildung 13: Stärkerer Blattlausbefall bei Phi-BA (links) im Vergleich zur Pha-BA (rechts).<br />
5 Schlußfolgerungen und Ausblick<br />
Phosphit eignet sich nicht zur gezielten P-Düngung, da es akuten P-Mangel nicht behebt.<br />
Die Anwendung von Phosphit führt vielmehr zu starken Pflanzenschäden, wenn akuter P-<br />
Mangel vorliegt. Da die Pflanze nicht zwischen den beiden P-Formen unterscheiden kann,<br />
werden typische Mangelsymptome wie Anthocyan-Verfärbungen durch Phosphit<br />
unterdrückt. Auch wenn in der Literatur gelegentlich von positiven P-Düngungseffekten<br />
berichtet wurde, halten diese in aller Regel einer kritischen Prüfung nicht stand, da der P-<br />
Status der Pflanzen in Feldversuchen nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Sicherlich<br />
ist eine P-Düngewirkung von Phosphit über den Umweg der Oxidation mittelbar gegeben,<br />
jedoch kann eine P-Form, welche bei P-Mangelpflanzen starke Schäden hervorruft, kaum<br />
als P-Dünger eingestuft werden. An dieser Stelle sei an die bevorstehende Novellierung<br />
der Düngemittelverordnung hingewiesen, welche vorsieht ausschließlich Phosphat als P-<br />
Form in löslichen P-Düngemitteln festzulegen. Dann wäre Phosphit nicht mehr als<br />
Bestandteil von Düngemitteln zugelassen.<br />
6 Literatur<br />
Adams F. und Conrad J.P. (1953) Transition of phosphite to phosphate in soils. Soil<br />
Science 75, 361-371.<br />
Baldwin J.C., Karthikeyan A.S. und Raghothama K.G. (2001) LEPS2, a phosphorus<br />
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737.<br />
Bergmann W. (1993) Ernährungsstörungen bei Pflanzen. Gustav Fischer Verlag, Jena.<br />
Bezuidenhout J.J., Darvas J.M. und Kotze J.M. (1987) The dynamics and distribution of<br />
phosphite in avocado trees treated with phosetyl-Al. South African Avocado Growers’<br />
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444
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
BVL (2006) Pflanzenstärkungsmittel und Zusatzstoffe (Stand: 01.08.2006)<br />
http://www.bvl.bund.de/cln_027/nn_492014/DE/04__Pflanzenschutzmittel/03__Staer<br />
kungsmittelZusatzstoffe/staerkungsmittel__node.html__nnn=true.<br />
Callahan M. (2001) Promotion of fertilizer in oak disease war called "illegal".<br />
http://www.greenbrae.org/news/042901pressdemocrat.html (Zugriff am 27.05.2005).<br />
Carswell C., Grant B.R., Theodorou M., Harris J., Niere J. und Plaxton W. (1996) The<br />
fungicide phosphonate disrupts the Ph starvation response in Brassica nigra<br />
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Casida L.E. (1960) Microbial oxidation and utilization of orthophosphite during growth.<br />
Journal of Bacteriology 80, 237-241.<br />
Gericke S. und Kurmies B. (1952) Die kolorimetrische Phosphorsäurebestimmung in<br />
Ammonium-Vanadat-Molybdat und ihre Anwendung in der Pflanzenanalyse.<br />
Zeitschrift für Pflanzenernährung, Düngung und Bodenkunde 59, 235-247.<br />
Guest B. und Grant B. (1991) The complex action of phosphonates as antifugal agents,<br />
Biological Reviews 66, 156-187.<br />
Kast W.K. (2005) Aufnahme und Persistenz von Phosphonat in die Rebe und Wirkung auf<br />
Plasmopara viticola. 13. Tagung AK Blattdüngung, Frankfurt. Programm und<br />
Kurzfassung der Vorträge. S.15.<br />
Kauer R (2003) Peronosporabekämpfung im ökologischen Weinbau: Sicherheit durch<br />
phosphorige Säure? Das Deutsche Weinmagazin 12, 24-28.<br />
Lee T.-M., Tsai P.-F., Shyu Y.-T. und Sheu F. (2005), Effects of phosphite on phosphate<br />
starvation response of Ulva lactuca (Ulvales, Chlorophyta). Journal of Phycology 41,<br />
975-982.<br />
Lovatt C.J. (1990) A definitive test to determine whether phosphite fertilization can replace<br />
phosphate fertilization to supply P in the metabolism of Hass on Duke 7. Summary of<br />
Avocado Research. Avocado Research Advisory Committee, University of California,<br />
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Lovatt C.J. (1998) Managing yield with foliar fertilization. California Citrograph 84, 8-13.<br />
MacIntire W.H., Winterberg, S.H., Hardin L.J., Sterges, A.J. und Clements, L.B. (1950)<br />
Fertilizer evaluation of certain phosphorus, phosphorous, and phosphoric materials<br />
by means of pot cultures. Agronomy Journal 42, 543-549.<br />
Malacinski, G. und Konetzka W.A. (1966) Bacterial oxidation of orthophosphate. Journal of<br />
Bacteriology 91, 578.<br />
McDonald A.E., Grant B.R. und Plaxton W.C. (2001) Phosphite (phosphorous acid): Its<br />
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starvation response. Journal of Plant Nutrition 24, 1505-1519.<br />
Morton S.C. und Edwards M. (2005) Reduced phosphorus compounds in the environment.<br />
Critical Reviews in Environmental Science and Technology 35, 333-364.<br />
Poirier Y. und Bucher M. (2002) Phosphate transport and homeostasis in Arabidopsis. The<br />
Arabidopsis Book. American Society of Plant Biologists.<br />
http://www.bioone.org/archive/1543-8120/1/1/pdf/i1543-8120-1-1-1.pdf<br />
Rickard D.A. (2000) Review of phosphorus acid and its salts as fertilizer materials. Journal<br />
of Plant Nutrition 23, 161-180.<br />
Schroetter S., Angeles-Wedler D., Kreuzig R. und Schnug E. (2006) Effects of phosphite<br />
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Ticconi C.A., Delatorre C.A. und Abel S. (2001) Attenuation of phosphate starvation<br />
responses by phosphite in Arabidopsis. Plant Physiology 127, 963-972.<br />
445
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Ringversuchsdesign zum Nachweis von Salmonellen in Kompost<br />
Winkler, Jörg (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor):<br />
Einleitung<br />
Ringversuche sind ein wichtiges Instrument der externen Qualitätssicherung. Die<br />
erfolgreiche Teilnahme an einem Ringversuch kann außerdem die Voraussetzung für eine<br />
staatliche Zulassung von Laboratorien bedeuten. Hieraus ergibt sich für den<br />
Ringversuchsveranstalter die Notwendigkeit einer wohldurchdachten Qualitätssicherung<br />
für die Probenvorbereitung. Ringversuche sollten immer realitätsbezogen sein, d. h. die<br />
tägliche Routine in Schwierigkeitsgrad und Untersuchungsumfang widerspiegeln. Im<br />
vorliegenden Fall wird eine Ringversuchsanordnung zum Nachweis von Salmonellen in<br />
Komposten vorgestellt.<br />
� Autochthone Hintergrundflora<br />
Komposte beinhalten eine große Vielfalt unterschiedlichster autochthoner (einheimischer)<br />
Mikroorganismen, wodurch der spezifische Nachweis von Salmonellen erschwert wird.<br />
Daher sollte in Ringversuchsproben ein möglichst hoher Anteil der autochthonen<br />
Mikroflora erhalten bleiben. Bei salmonellenfreien Kontrollproben lässt sich diese Vielfalt<br />
der Mikroflora nur unzureichend simulieren, da das Abtöten eventuell vorhandener<br />
Salmonellen auch zu einer gravierenden Reduzierung der autochthonen Mikroflora führt.<br />
Als Konsequenz hieraus sinkt der Schwierigkeitsgrad und die Realitätsnähe der<br />
Untersuchung. Die Kompetenzüberprüfung der am Ringversuch teilnehmenden Labore ist<br />
somit nur noch bedingt möglich.<br />
� Stabilität zugeführter Salmonellen<br />
Eine möglichst stabile Lebendkeimzahl der zugeführten Salmonellen in den positiv<br />
dotierten Kompostproben bildet einen weiteren wichtigen Aspekt bei der Probenvorbereitung.<br />
Es ist ein bekanntes Phänomen, dass ein Testkeim, welcher in eine Matrix<br />
mit komplexer Hintergrundflora ausgebracht wird, oft eine rasche Abnahme der<br />
koloniebildenden Einheiten (KBE) in der quantitativen Analyse zeigt. Daher muss bei<br />
einem Ringversuch in jedem Fall darauf geachtet werden, dass jede Probe eine<br />
ausreichende Menge des zugesetzten Salmonellen - Serovars enthält. Zusätzlich muss<br />
die „Stabilität“ des zugeführten Serovars über einen längeren Zeitraum überprüft werden.<br />
Das Verhalten eines Testkeims in einer komplexen Matrix mit unbekannter Begleitflora<br />
kann nur experimentell mit dem jeweiligen Prüfkompost ermittelt werden. Da jedoch<br />
zwischen den Stabilitätstests und dem Ringversuchsbeginn einige Monate liegen und die<br />
autochthone Mikroflora sich sehr dynamisch in ihrer Zusammensetzung verhalten kann, ist<br />
es schwierig die Ergebnisse von Stabilitätsuntersuchungen auf die Bedingungen zum<br />
Ringversuchsbeginn zu übertragen. Aus diesem Grund wurden die Stabilitätstests mit<br />
einer definierten Hintergrundflora durchgeführt. Die ermittelten Ergebnisse waren somit auf<br />
die Ringversuchsbedingungen übertragbar.<br />
� Homogene Verteilung der zugeführten Serovare<br />
Organische, poröse Matrices mit einer großen Oberfläche und geringem Wassergehalt<br />
neigen dazu, zugeführte Flüssigkeiten, wie z. B. auch eine Bakteriensuspension, wie ein<br />
Schwamm aufzusaugen. In Ringversuchen werden nur wenige Milliliter<br />
Salmonellensuspension in eine Kompostmenge von ca. 500 g ausgebracht. Eine<br />
homogene Verteilung der Suspension ist hierbei nur zu erreichen, wenn die<br />
Bakteriensuspension in vielen kleinen Portionen auf einer möglichst großen<br />
446
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Kompostoberfläche verteilt wird. Hierfür wurden für jede Ringversuchsprobe (ca. 500 g)<br />
420 Tropfen der Bakteriensuspension auf einer Fläche von ca. 0,2 m 2 Prüfkompost verteilt<br />
(Abbildung 1). Anschließend wurde jede Probe für 10 min in einem Überkopfschüttler in<br />
einem 2-Liter-Gefäß durchmischt. Eine „stehende Säule“ des Komposts wurde durch die<br />
Größe des Durchmischungsgefäßes und durch eine angemessene Umdrehungsgeschwindigkeit<br />
vermieden.<br />
Abbildung 1:<br />
Links: Versuchsaufbau für die homogene Verteilung der Bakteriensuspension in 500 g<br />
Kompost. Die Suspension wird in gleichmäßigen Abständen mit einer 8-Kanal Multipipette<br />
auf die Kompostoberfläche ausgebracht.<br />
Rechts: Weitere Homogenisierung der 500 g Probe in 2 Liter Gefäßen in einem<br />
Überkopfschüttler.<br />
Material und Methoden<br />
Medien und Seren<br />
Folgende Anreicherungs- und Selektivnährmedien wurden verwendet: Rappaport-<br />
Vassiliadis, Tetrathionat nach Müller-Kauffmann, Rambach, XLD, BPLS (Vertrieb über<br />
vwr – International).<br />
Zusätzlich kamen zum Einsatz: Agglutinationsseren von Dade-Behring (ORMT11,<br />
ORMU11, ORMW15, ORMV15). Damit wird folgendes Serovar - Spektrum abgedeckt: A-<br />
E4, F-60, 61-67, A-67.<br />
Für die biochemische Identifizierung von Salmonellen wurde der BBL Enterotube II der<br />
Firma Becton Dickinson eingesetzt.<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Überprüfung der Stabilität der zugesetzten Serovare im Prüfkompost<br />
In Stabilitätstests wurden definierte Mengen der Serovare der Ringversuchsmatrix<br />
ausgesetzt. Hierfür wurde je 500 g autoklavierter Prüfkompost mit S. Senftenberg (DSM<br />
10062), bzw. S. Typhimurium (ATCC 14028) in Zellzahlen von ~10 6 KBE/g beimpft.<br />
Zusätzlich wurden jeweils ~10 6 KBE/g der folgenden Hintergrundflora den beiden<br />
Ansätzen beigemengt: Citrobacter freundii (DSM 15979), Pseudomonas spec. und<br />
Bacillus spec. Da der Prüfkompost bis zu seiner Verwendung möglichst kühl gelagert<br />
werden sollte, wurde der sich anschließende Stabilitätstest bei 4 °C durchgeführt. In<br />
447
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
regelmäßigen Abständen wurde die Veränderung der Serovarkonzentration bestimmt<br />
(Abbildung 2). Abbildung 2 zeigt u. a. ein rasches Absinken von S. Senftenberg innerhalb<br />
der ersten 3 Wochen. Nach ca. 11 Wochen stabilisiert sich die Zellzahl auf einem Niveau<br />
von ca. 2 x 10 3 KBE/g Kompost. Im Gegensatz hierzu zeigt S. Typhimurium bis zur 18.<br />
Woche eine deutlich höhere Überlebensrate. Anschließend sinkt S. Typhimurium bis zur<br />
27. Woche deutlich unterhalb des Niveaus von S. Senftenberg ab. Im Wesentlichen<br />
können hierfür folgende Effekte verantwortlich gemacht werden:<br />
� Anpassungsschwierigkeiten von „Laborstämmen“ an veränderte<br />
Umweltbedingungen<br />
� Anhaftung von Keimen an Kompostpartikeln („Biofilme“) und eine hierdurch<br />
bedingte erschwerte bzw. ungenaue Quantifizierung<br />
� Konkurrenzsituation mit der zugesetzten Hintergrundflora<br />
Weitere nicht zu überschauende Effekte wie die Beeinflussung durch eine autochthone<br />
Begleitflora und durch „grazing“ von Bodenprotozoen wurden durch das Autoklavieren der<br />
Proben bewusst unterbunden.<br />
KBE/g<br />
100000000<br />
108 1000000 106 10000 104 100<br />
102 1<br />
1<br />
Stabilitätstest<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26<br />
Zeit (Woche)<br />
S. Typhimurium S. Senftenberg<br />
Abbildung 2: Je 500 g autoklavierter Kompost wurde mit S. Senftenberg (2,4 x 10 6 KBE/g)<br />
bzw. S. Typhimurium (4,6 x 10 6 KBE/g) und einer definierten Hintergrundflora beimpft.<br />
Anschließend wurden beide Serovare im Verlauf von 27 Wochen quantitativ erfasst.<br />
448
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Überprüfung der Homogenität der zugesetzten Serovare im Prüfkompost<br />
Für die Überprüfung der Homogenität der zugesetzten Serovare wurden 500 g Kompost<br />
mit 1,8 x 10 6 Keimen (S. Senftenberg) bzw. 3 x 10 6 Keimen (S. Typhimurium) beimpft und<br />
für 3 Tage bei 4 °C gelagert. Anschließend wurden die 500 g Proben in jeweils 10 x 50 g<br />
Portionen aufgeteilt und quantifiziert. Abbildung 3 zeigt die Verteilung der Serovare in den<br />
einzelnen Proben in KBE/g Kompost. Unter Berücksichtigung der besonderen<br />
Schwierigkeit, eine Bakteriensuspension in einer trockenen und großflächigen Matrix zu<br />
verteilen, zeigt das Verteilungsmuster eine gute Homogenität. Jede 50 g Einzelprobe<br />
enthält ein Vielfaches der für eine sichere Identifizierung benötigten Keimmenge. Die<br />
geringere Zellzahl und die inhomogenere Verteilung von S. Senftenberg ist vermutlich<br />
darauf zurückzuführen, dass S. Senftenberg bereits nach kurzer Zeit eine matrixbedingte<br />
Abnahme zeigte (siehe Abbildung 2) und auch in geringerer Zellzahl in den Kompost<br />
ausgebracht wurde.<br />
10000000 107 KBE/g<br />
1000000 106 100000 105 10000 104 Homogenitätstest<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Probe<br />
S. Typhimurium S. Senftenberg<br />
Abbildung 3: Verteilung von S. Typhimurium bzw. S. Senftenberg in 10 x 50 g Kompost. 2<br />
x 500 g Kompost wurden jeweils mit S. Senftenberg in einer Zellzahl von 1,8 x 10 6 KBE/g<br />
bzw. mit S. Typhimurium in einer Zellzahl von 3 x 10 6 KBE/g beimpft und 3 Tage lang bei<br />
4°C gelagert. Anschließend wurden die Serovare in 2 x 10 Proben à 50 g Kompost<br />
quantifiziert.<br />
Hitzebehandlung der negativen Kontrollprobe<br />
Ringversuchsproben, welche als salmonellenfreie Kontrollproben verschickt werden,<br />
sollten eine anspruchsvolle Hintergrundflora enthalten. In der Regel werden diese Proben<br />
einer Hitzebehandlung ausgesetzt, sodass evtl. vorhandene, native Salmonellen abgetötet<br />
werden. Diese Hitzebehandlung hat jedoch den unerwünschten Nebeneffekt, dass ein<br />
449
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
erheblicher Anteil der Hintergrundflora abgetötet wird. Die Behandlung mit Hitze sollte<br />
daher so hoch temperiert wie nötig, aber auch so niedrig wie möglich durchgeführt<br />
werden. In einer Untersuchungsreihe wurde das hitzeresistente Serovar S. Senftenberg in<br />
500 g Kompost homogen verteilt und anschließend 3 Tage lang einer Temperatur von<br />
70°C ausgesetzt. Bis zur maximal eingesetzten Zellzahl von 3,5 x 10 8 KBE/g Kompost<br />
wurde anschließend in keiner Probe eine Salmonelle nachgewiesen.<br />
Salmonellennachweis und Bioabfallverordnung<br />
Nach der Bioabfallverordnung (BioAbfV) sind für den Nachweis von Salmonellen in<br />
Kompost drei unabhängige Testsysteme anzuwenden:<br />
- Voranreicherung in Pepton-Wasser und Rappaport/Vassiliadis (RVS-Bouillon). Nachweis<br />
mit Selektivnährböden (XLD und BPLS)<br />
- Serologischer Nachweis<br />
- Biochemische Identifizierung<br />
Für den sicheren Nachweis von Salmonellen sind in jedem Fall alle Tests durchzuführen.<br />
Bei den serologischen Nachweissystemen sollten mehrere spezifische Seren verwendet<br />
werden, welche die Vielfalt der Salmonellen vollständig abbilden (z.B. A-E4, F-60, 61-67).<br />
Omnivalente Seren neigen zu Kreuzreaktionen mit salmonellafremden Taxa und<br />
sollten daher nur in Kombination mit spezifischen Seren verwendet werden.<br />
Für die biochemische Identifizierung gibt es mehrere geeignete Testsysteme (z. B. Rapid<br />
ID 32E, API 20E, BBL Enterotube II), welche jedoch immer eine Vielzahl physiologischer<br />
Parameter erfassen sollten. Diese Testsysteme wurden überwiegend für die klinische<br />
Diagnostik bzw. Lebensmittelchemie entwickelt. Für den Einsatz in komplexen<br />
Umweltproben mit einer vollständig anderen Hintergrundflora gibt es vergleichsweise<br />
wenig Erfahrungswerte.<br />
Bei den Selektivnährmedien schreibt die BioAbfV nach Voranreicherung in RVS-Bouillon,<br />
die Verwendung von BPLS und XLD Selektivnährmedien vor. Nach derzeitigen<br />
Kenntnisstand sollte die Voranreicherung zusätzlich in Tetrathionat- Anreicherungsbouillon<br />
durchgeführt werden, da hierdurch die Anzahl der gefundenen Salmonellen in<br />
Kompostproben erhöht werden kann. Der Einsatz von BPLS sollte zumindest kritisch<br />
hinterfragt werden, da sich dieses Medium in der Praxis als zu wenig selektiv<br />
herausgestellt hat und von vielen Laboren durch andere Medien (Rambach, SMID) ersetzt<br />
bzw. ergänzt wurde.<br />
450
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Diagnose von Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen mit dem System<br />
VISUPLANT ®<br />
Heß, Hubert (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Zorn, Wilfried; Marks, Gerhard;<br />
Bergmann, Werner; Gernat, Holger:<br />
Mineralstoffbedingte Mangel- und Überschusssymptome bei Kulturpflanzen führen zu<br />
mehr oder weniger ausgeprägten Wachstums-, Ertrags- und Qualitätsminderungen. Im<br />
Freiland treten die Ernährungsstörungen zumeist nur auf Teilflächen (nesterweise) auf, nur<br />
selten ist davon der gesamte Schlag betroffen. Wird der Mangelzustand nicht erkannt und<br />
gezielt behoben, sind oft auch in den Folgejahren Ertragsdepressionen zu erwarten. Dabei<br />
vergrößert sich häufig von Jahr zu Jahr der Umfang der geschädigten Fläche.<br />
Ernährungsstörungen treten nach wie vor abhängig von verschiedenen standort- oder<br />
anbaubedingten Umständen im Pflanzen-, Garten- und Obstbau sowie in der Forstwirtschaft<br />
auf. Deren Erkennen und gezieltes Beheben ist daher auch in Gegenwart und<br />
Zukunft von großer Bedeutung.<br />
Akute Ernährungsstörungen können durch sichtbare Wachstumsveränderungen mit mehr<br />
oder weniger typischen Schadsymptome erkannt werden. Dieser Zusammenhang ermöglicht<br />
es, mit Hilfe der Schadsymptomdiagnose sowie von Boden- und Pflanzenanalysen<br />
die Ursache der Ernährungsstörungen zu ermitteln.<br />
Vorteil der visuellen Diagnose gegenüber der Boden- und Pflanzenanalyse ist ihre<br />
schnelle Durchführung, die häufig kurzfristige Korrekturdüngungsmaßnahmen zulässt. Da<br />
in vielen Fällen eine zusätzliche Boden- und Pflanzenanalyse sinnvoll ist, kann mit dem<br />
Ergebnis der visuellen Schadsymptomanalyse der Umfang der Analysen gezielt ausgewählt<br />
und damit begrenzt werden.<br />
Zur Erleichterung der visuellen Diagnose von Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen<br />
wurde von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft das Diagnosesystem<br />
VISUPLANT ® entwickelt. VISUPLANT ® steht im Internet unter www.tll.de/visuplant zur<br />
kostenlosen Nutzung zur Verfügung. Es beinhaltet zurzeit insgesamt 40 Kulturarten mit<br />
600 Bildern, welche mit deutschen und englischen Bildunterschriften versehen sind.<br />
Zur Diagnose stehen dem Nutzer in VISUPLANT ® fünf Wege zur Verfügung, um durch<br />
verschiedene Herangehensweisen die Ursachen von Ernährungsstörungen zu erkennen:<br />
• Diagnoseschema (Abb. 1)<br />
• Suchen und Lernen (Abb. 2)<br />
• Textgestützte Diagnose<br />
• Bildgestützte Diagnose (Abb. 3)<br />
• Diagnose über Bildgruppen<br />
451
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abbildung 14: Diagnoseschema VISUPLANT ®<br />
Abbildung 15: VISUPLANT ® -Diagnoseweg Suchen und Lernen<br />
452
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abbildung 16: VISUPLANT ® -Diagnoseweg Bildgestützte Diagnose<br />
Für alle Mangelkrankheiten erfolgten Angaben zu typischen Symptomen und zum Einfluss<br />
des pH-Wertes auf die Verfügbarkeit des Pflanzennährstoffes im Boden (Beispiel Magnesiummangel<br />
Abb. 4).<br />
´ Abbildung 17: Beschreibung der Mangelsymptome und der pH-Wert-Abhängigkeit, Beispiel<br />
Magnesiummangel<br />
453
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Zu den enthaltenen Kulturen werden Informationen zur Mikronährstoffbedürftigkeit gegeben<br />
(Abb. 5).<br />
Abbildung 18: Mikronährstoffbedürftigkeit von Mais<br />
Als weitere Ernährungsstörungen sind in VISUPLANT ® auch Überschusssymptome,<br />
induziert durch mineralische Pflanzennährstoffe beschrieben und in Beispielbildern<br />
dargestellt (Abb. 6).<br />
Abbildung 19: Beschreibung von Überschusssymptomen, induziert durch mineralische<br />
Pflanzennährstoffe, Beispiel Stickstoffüberschuss<br />
Die monatlichen Zugriffszahlen auf VISUPLANT ® betrugen in den Jahren 2005 und 2006<br />
zwischen 1800 und 5700 Seiten.<br />
454
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Die Abbildungen 7 bis 12 zeigen einige Ernährungsstörungen von verschiedenen Kulturen.<br />
Abbildung 7: N-Mangelsymptome bei Zuckerrübe<br />
(Beta vulgaris saccharifera) unter Feldbedingungen.<br />
Abbildung 9: Blätter von Kartoffeln (Solanum<br />
tuberosum); rechts: mit stark ausgeprägtem K-Mangel;<br />
rechts: gesundes Blatt.<br />
Abbildung 10: Blätter von Roggen (Secale cereale) mit typischen<br />
Mg-Mangelsymptomen (perlschnurartige "Chlorophyllschoppung",<br />
"Tigerung").<br />
Abbildung 8: Maispflanzen (Zea mays)<br />
mit typischen P-Mangelsymptomen.<br />
455
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abbildung 11: Wurzeln von Raps<br />
(Brassica napus oleifera) mit B-Mangelsymptomen:<br />
"Hohlherzigkeit", rechts<br />
gesunde Pflanze.<br />
Abbildung 12: Blumenkohlkopf<br />
(Brassica oleracea var. botrytis) mit<br />
starken Symptomen von B-Mangel.<br />
Fazit:<br />
VISUPLANT ® ist ein interaktives Diagnosesystem zum Erkennen von Ernährungsstörungen<br />
bei Kulturpflanzen und wird im Agrarinformationssystem (AINFO) der Thüringer<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft unter www.tll.de/visuplant zur Nutzung angeboten.<br />
Literatur:<br />
BERGMANN, W. (1993): Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen - Entstehung, visuelle<br />
und analytische Diagnose. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg – Berlin.<br />
ZORN, W.; MARKS, G.; Heß, H.; BERGMANN, W. (2006): Handbuch zur visuellen<br />
Diagnose von Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag<br />
Heidelberg – Berlin.<br />
456
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Einfluss der Mn-Ernährung auf Ertrag und Mehltaubefall von 2 Winterweizensorten<br />
Victor, Kristin (Friedrich-Schiller-Universität Jena); Marks, Gerhard; Zorn, Wilfried:<br />
1 Problemstellung<br />
Das Nährstoffaneignungsvermögen (Nährstoffeffizienz) verschiedener Sorten einer<br />
Pflanzenart kann sich erheblich unterscheiden. Hieraus ergibt sich die Frage, ob eine<br />
unterschiedliche Nährstoffeffizienz auch zu differenzierten Ansprüchen an die<br />
Nährstoffversorgung des Bodens bzw. zusätzlichem Düngebedarf sowie differenzierter<br />
Krankheitsresistenz führt.<br />
In der vorliegenden Arbeit wurde die Wirkung einer unterschiedlichen Mn-<br />
Aufnahmeeffizienz von 2 Winterweizensorten mit deutlich unterschiedlicher Boniturnote für<br />
Mehltauresistenz auf den Mn-Ernährungszustand und den Befall mit phytopathogenen<br />
Pilzen und die Notwendigkeit einer differenzierten Mn-Düngungs- sowie Fungizidstrategie<br />
untersucht.<br />
2 Methodik<br />
Um die Problemstellung zu bearbeiten wurde ein vierfaktorieller Gefäßversuch mit<br />
Niedermoorboden als Substrat (pH-Wert = 6,9 und org. C-Gehalt = 21,8 %) angesetzt. Als<br />
Versuchspflanzen dienten zwei Winterweizensorten, die sich nach hoher (Monopol) und<br />
geringer Anfälligkeit (Dekan) gegenüber dem Mehltauerreger (Erysiphe graminis f. sp.<br />
tritici) unterschieden. Zusätzlich zur differenzierten Mn-Bodendüngung (0, 100 und 400 mg<br />
Mn/Gefäß) erfolgte auf jeder Bodendüngungsstufe eine Mn-Blattapplikation des Weizens<br />
zum Vegetationsstadium ES 29/30 mit 0,1 %iger Mangansulfat-Lösung. Des Weiteren<br />
erhielt die Hälfte der Versuchsvarianten eine Fungizidbehandlung nach Bedarf.<br />
3 Ergebnisse<br />
3.1 Einfluss der Mn-Effizienz auf den Mn-Ernährungszustand in Abhängigkeit der<br />
Weizensorte<br />
Die untersuchten Winterweizensorten Monopol und Dekan unterschieden sich in jeder der<br />
geprüften Mn-Versorgungsstufen 0, 100 und 400 mg Mn/Gefäß in ihrer Manganeffizienz<br />
(Abb. 1). Für Dekan wurde ein nahezu gleiches Wachstum bis ES 29/30 auf dem Mn-<br />
Mangelboden und dem mit Mangan gedüngten Boden beobachtet. Außerdem erfolgte eine<br />
schwächere Ausprägung der typischen Mn-Mangelsymptome bei niedriger Mn-<br />
Versorgung, d.h. ohne Mn-Düngung des Bodens bis zu ES 51. Die Sorte Monopol zeigte<br />
dagegen ein stark gehemmtes Wachstum bereits zu ES 28 auf dem Mn-Mangelboden und<br />
eine sichtbar schwächere Wirkung der Mn-Düngung gegenüber der Sorte Dekan. Akute<br />
Mn-Mangelsymptome waren bei Monopol nicht nur auf dem Mangelboden sondern auch<br />
noch bei der Variante mit 100 mg Mn/Gefäß zu beobachten.<br />
457
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abbildung 20: Einfluss der Mn-Effizienz auf den Mn-Ernährungszustand in Abhängigkeit der Weizensorte.<br />
Links: Dekan, rechts: Monopol, beide auf Mn-Mangelboden und mit Fungizidbehandlung.<br />
3.2 Mehltaubefall in Abhängigkeit der Weizensorte und Manganernährung<br />
Parallel zur unterschiedlichen Mn-Effizienz trat auf der Variante ohne Fungizidspritzung<br />
auch der Befall der beiden Sorten mit Mehltau (Erysiphe graminis f.sp. tritici) verschieden<br />
stark ein (Abb. 2). Dabei war die hohe Mn-Effizienz der Sorte Dekan gleichbedeutend mit<br />
spätem und deutlich schwächerem Mehltaubefall und die geringe Mn-Effizienz der Sorte<br />
Monopol gleichbedeutend mit sehr zeitigem, starkem Mehltaubefall.<br />
Die wiederholte Mn-Blattapplikation zum Vegetationsstadium ES 29/30 bewirkte keine<br />
Reduzierung des Befalles.<br />
ES 20<br />
ES 15/22<br />
ES 14/15<br />
ES 15<br />
Abbildung 21: Mehltaubefall in Abhängigkeit von der Weizensorte. Links: Dekan, rechts: Monopol, beide<br />
auf Mn-Mangelboden und ohne Fungizidbehandlung.<br />
Eine hohe Mn-Versorgung über den Boden wirkte sich positiv auf das Wachstum der<br />
Pflanzen beider Sorten aus, gleichzeitig konnte der Befall mit Erysiphe graminis f.sp. tritici<br />
verringert werden. Besonders die Pflanzen der weniger Mn-effizienten Sorte Monopol<br />
profitierten von der Mangandüngung (Abb. 3).<br />
458
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Monopol, 0 mg Mn<br />
ohne Fungizidbehandlung<br />
Dekan, 0 mg Mn<br />
ohne Fungizidbehandlung<br />
Monopol, 400 mg Mn<br />
ohne Fungizidbehandlung<br />
Dekan, 400 mg Mn<br />
ohne Fungizidbehandlung<br />
3.3 Einfluss des Mn-Ernährungszustandes auf den Kornertrag bei unterbliebener<br />
Fungizidbehandlung<br />
Die zunehmend bessere Mn-Versorgung über den Boden bewirkte eine differenzierte<br />
Ertragsbildung bei beiden Weizensorten nach vorangegangenem, verschieden starkem<br />
Mehltaubefall (Abb. 4, Tab. 1).<br />
Abbildung 22: Vergleich der Sorten Monopol und Dekan. Linkes Bild: beide Sorten ohne Mn-<br />
Düngung, rechtes Bild: beide Sorten mit Mn-Bodendüngung (400 mg Mn/Gefäß).<br />
0 mg, 100 mg, 400 mg Mn<br />
ohne Blattdüngung<br />
0 mg, 100 mg, 400 mg Mn<br />
mit Blattdüngung<br />
Monopol ohne Fungizidbehandlung<br />
0 mg, 100 mg, 400 mg Mn<br />
ohne Blattdüngung<br />
0 mg, 100 mg, 400 mg Mn<br />
mit Blattdüngung<br />
Dekan ohne Fungizidbehandlung<br />
Abbildung 23: Einfluss des Mn-Ernährungszustandes auf das Wachstum zum Zeitpunkt der Ernte.<br />
Bei der Sorte Monopol hatte die steigende Mangandüngung eine hohe Wirkung auf<br />
Wachstum und Kornertrag, während bei der Sorte Dekan aufgrund der höheren Mn-<br />
Effizienz schon auf der mittleren Bodendüngungsstufe nach vorangegangener deutlicher<br />
Reduzierung des Mehltaubefalles im frühen Vegetationsstadium hohe Erträge erzielt<br />
wurden.<br />
459
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Tabelle 8: Relative Kornerträge der Sorten Monopol und Dekan in Abhängigkeit von Mn-Düngung und<br />
Fungizidbehandlung; Höchstertrag entspricht 100 %<br />
Fungizidbehandlung<br />
ohne<br />
mit<br />
Fungizidbehandlung<br />
ohne<br />
mit<br />
Sorte<br />
Sorte<br />
Mn-Bodendüngung<br />
[mg Mn/Gefäß]<br />
Monopol<br />
relativer Kornertrag [%]<br />
ohne Blattdüngung mit Blattdüngung<br />
0 7 11<br />
100 37 53<br />
400 56 53<br />
0 8 71<br />
100 89 100<br />
400 99 96<br />
Mn-Bodendüngung<br />
[mg Mn/Gefäß]<br />
Dekan<br />
relativer Kornertrag [%]<br />
ohne Blattdüngung mit Blattdüngung<br />
0 26 59<br />
100 72 68<br />
400 74 80<br />
0 62 96<br />
100 94 97<br />
400 100 100<br />
Die Mn-Blattapplikation führte vor allem auf dem Mn-Mangelboden zu erheblichen<br />
Mehrerträgen, besonders bei der weniger Mn-effizienten Sorte Monopol.<br />
4 Fazit<br />
Mit zunehmender Mangan-Bodendüngung stiegen sowohl die Erträge als auch die<br />
Mangangehalte in den Pflanzen an. Besonders bei der Variante mit wiederholter<br />
Fungizidapplikation und somit mehltaufreiem Pflanzenbestand wurde, gemessen am<br />
Ertrag und am Mn-Gehalt der Pflanzen, eine wesentlich höhere Mn-Effizienz der Sorte<br />
Dekan im Vergleich mit der Sorte Monopol bei allen Mn-Versorgungsstufen des Bodens<br />
festgestellt.<br />
Die Mn-Blattapplikation steigerte den Ertrag und den Mn-Gehalt bei allen Mn-<br />
Angebotsstufen über den Boden, insbesondere aber bei niedrigen Bodengehalten.<br />
Ein Einfluss der Mn-Blattapplikation auf den Mehltaubefall war für beide Weizensorten<br />
nicht zu beobachten.<br />
Die für die Sorte Dekan im Vergleich mit Monopol gefundene höhere Effizienz gegenüber<br />
dem Mikronährstoff Mn steht in enger Verbindung mit der dieser Sorte eigenen besseren<br />
Resistenz gegenüber Getreidemehltau und somit höherer Ertragsleistung. Zum Erzielen<br />
des Optimalertrages war bei der weniger Mn-effizienten Sorte Monopol ein höherer Mn-<br />
und Fungizidaufwand als bei der Mn-effizienteren Sorte Dekan erforderlich.<br />
Die vorliegenden Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit der stärkeren Berücksichtigung<br />
sortenabhängiger Nährstoffeffizienz in der Pflanzenzüchtung und in der<br />
Sortenbeschreibung hin.<br />
460
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
5 Literatur<br />
Victor, K. (2005): Wirkung unterschiedlicher Manganernährung von Winterweizen auf<br />
den Befall mit phytopathogenen Pilzen sowie auf den Korn- und Strohertrag.<br />
Diplomarbeit, Friedrich-Schiller-Universität Jena / Thüringer Landesanstalt für<br />
Landwirtschaft Jena.<br />
461
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Einsatz der Nah-Infrarot-Spektroskopie zur Bestimmung des Stickstoffgehaltes in<br />
frischen Zierpflanzenstecklingen<br />
Lohr, Dieter (FH Weihenstephan); Tillmann, Peter; Zerche, Siegfried; Meinken, Elke;<br />
Röber, Rolf; Nast, Dieter:<br />
1 Versuchshintergrund<br />
Alle kulturtechnischen Maßnahmen in der Mutterpflanzenkultur zielen darauf ab, in<br />
möglichst kurzer Zeit, möglichst viele Stecklinge von bestmöglicher Qualität ernten zu<br />
können. Neben den Umweltbedingungen wie Licht und Temperatur spielt der<br />
Ernährungszustand der Mutterpflanzen hierbei eine entscheidende Rolle (ANDERSEN<br />
1986). Von Bedeutung ist dabei insbesondere die Stickstoffversorgung der Mutterpflanzen.<br />
Allerdings können in diesem Zusammenhang keine allgemeinen Aussagen getroffen<br />
werden, da zum einen erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Kulturen bestehen<br />
und zum anderen auch Wechselwirkungen zum Beispiel mit der Lichtintensität sowohl<br />
während der Mutterpflanzenkultur als auch später während der Stecklingsbewurzelung zu<br />
beobachten sind (VEIERSKOV 1988).<br />
Bei Chrysanthemen (Dendranthema x grandiflorum) und Poinsettien (Euphorbia<br />
pulcherrima) zeigten unter anderem mehrjährige Versuche am Institut für Gemüse- und<br />
Zierpflanzenbau (IGZ) Großbeeren/Erfurt e.V. in Erfurt eine nachhaltige Limitierung der<br />
Bewurzelungsfähigkeit durch eine Stickstoffunterversorgung der Mutterpflanzen und<br />
dadurch verursachte geringe Stickstoffgehalte der geernteten Stecklinge (KADNER und<br />
ZERCHE 1997, ZERCHE et al. 1999 und ZERCHE und DRÜGE 2005).<br />
Darauf aufbauend wurden erste Versuche durchgeführt, um den Stickstoffgehalt als<br />
Parameter zur Beurteilung der Stecklingsqualität zu nutzen (ZERCHE et al. 2001). Dies<br />
bietet die Möglichkeit den physiologischen Status und damit die innere Qualität der<br />
Stecklinge zu beurteilen und lässt somit direkte Rückschlüsse auf die<br />
Bewurzelungsfähigkeit zu. Mit den bisher üblichen Kriterien wie Größe oder Gewicht kann<br />
nur die äußere Qualität beurteilt werden, eindeutige Aussagen über die<br />
Bewurzelungsfähigkeit lassen sich daraus jedoch nicht ableiten (MOE 1977).<br />
Um diese Erkenntnisse in der gärtnerischen Praxis nutzen zu können, wird eine<br />
Analysenmethode benötigt, mit der der Stickstoffgehalt von Stecklingen schnell, einfach<br />
und mit hinreichender Genauigkeit bestimmt werden kann, ohne die Stecklinge zerstören<br />
zu müssen (DRÜGE et al. 1999). Bei Schnelltests, zum Beispiel der Messung mit<br />
Nitratteststäbchen im Presssaft, ist die Bestimmung zwar relativ schnell und einfach, die<br />
Gewinnung des benötigten Pressaftes wird in der täglichen Praxis aber häufig als<br />
unhandlich empfunden, weshalb die Methode nicht zur Anwendung kommt. Zudem ist die<br />
erreichte Genauigkeit ungenügend. Durch die Verwendung einer selektiven<br />
Nitratelektrode, kann die Genauigkeit zwar gesteigert werden, gleichzeitig steigt dadurch<br />
aber auch der Messaufwand (ZERCHE et al. 2001). Bei nass-chemischen Verfahren ist der<br />
erforderliche Zeit- und Kostenaufwand zu hoch (DOSI et al. 1999). Zudem werden bei all<br />
diesen Methoden die Stecklinge zerstört. Um dieses Problem zu lösen, wurde die<br />
Verwendung der Nah-Infrarot-Spektroskopie an frischen Zierpflanzenstecklingen<br />
untersucht.<br />
462
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
2 Material und Methoden<br />
2.1 NIRS - System<br />
Die Messungen wurden auf einem Dioden-Array-Spektrometer vom Typ Corona 45 NIR<br />
1.7 der Firma Carl Zeiss Jena GmbH, Jena durchgeführt. Die Steuerung der Messung und<br />
die Aufzeichnung der Spektren erfolgte mit der Software CORA, Fa. Carl Zeiss Jena<br />
GmbH, Jena. Für die Kalibrationsentwicklung wurde die Software WinISI-II der Fa.<br />
Infrasoft International, MD (USA) eingesetzt.<br />
2.2 Referenzanalytik<br />
Zur Bestimmung des Trockensubstanzgehaltes (TS) wurden die Proben bei 65 °C für<br />
mindestens 48 Stunden getrocknet und zurückgewogen. Die Einwaage lag sowohl bei<br />
Chrysanthemen als auch Poinsettien zwischen 20 und 30 g Frischmasse (FM).<br />
Die referenzanalytische Bestimmung des Stickstoffgehaltes erfolgte nach dem Dumas-<br />
Verfahren. Durchgeführt wurden die Messungen mit einem LECO CHN-1000, Fa. LECO<br />
Corporation, MI (USA).<br />
2.3 Probenmaterial<br />
Verwendet wurden in der Kalibrationsentwicklung Stecklinge von Chrysanthemen und<br />
Poinsettien. Zum einen stammten diese aus parallel stattfindenden Versuchen zur<br />
Bewurzelungsfähigkeit von Stecklingen unter dem Einfluss einer differenzierten<br />
Stickstoffernährung der Mutterpflanzen. Durch die gezielte Über- beziehungsweise<br />
Unterversorgung der Mutterpflanzen mit Stickstoff waren die Unterschiede im<br />
Stickstoffgehalt der Stecklinge erheblich. Zum zweiten wurden Stecklinge aus<br />
kommerziellen Mutterpflanzenbeständen verwendet, die von insgesamt sieben beteiligten<br />
Jungpflanzenfirmen zur Verfügung gestellt wurden. Tab. 1 fasst die Ergebnisse der<br />
referenzanalytischen Untersuchungen aller Proben zusammen.<br />
Tab. 9: Ergebnisse der Referenzanalysen: Stickstoffgehalt in % Gesamt-N in der<br />
Trockensubstanz, Trockensubstanzgehalt in % TS in der Frischmasse<br />
Inhaltsstoff<br />
Anzahl<br />
Proben<br />
Mittelwert Minimum Maximum<br />
Standardabweichung<br />
Stickstoffgehalt 401 4,98 % N 1,81 % N 7,18 % N 0,88 % N<br />
Trockensubstanzgehalt 401 12,2 % TS 7,0 % TS 18,6 % TS 2,1 % TS<br />
2.4 Probenpräsentation und Probenmessung<br />
Die Messungen erfolgten alle an frischen Stecklingen. Auf die in der NIRS übliche<br />
Probenvorbereitung (Trocknung und Vermahlen) wurde verzichtet. Die Stecklinge hätten<br />
nach der Messung also noch gesteckt werden können.<br />
Da zur Durchführung der Messungen keinerlei Erfahrungen vorlagen, wurde in einem<br />
Vorversuch die optimale Art der Probenpräsentation ermittelt. Dabei zeigte sich, dass bei<br />
Chrysanthemen für eine stabile und damit reproduzierbare Messung in der Regel fünf<br />
Stecklinge notwendig sind, bei sehr kleinen Stecklingen musste die Zahl auf bis zu acht<br />
463
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
erhöht werden. Bei den Poinsettien waren auf Grund der größeren Blattfläche in der Regel<br />
vier Stecklinge ausreichend. Während der Messungen wurden die Stecklinge leicht<br />
beschwert, um eine stabile Lagerung zu gewährleisten.<br />
Alle Proben wurden in vierfacher Wiederholung gemessen, so dass für jede Probe vier<br />
unabhängige Spektren aufgenommen wurden. In der Kalibrationsentwicklung wurde der<br />
Mittelwert über die vier Spektren verwendet. Die Messungen erfolgten an insgesamt acht<br />
Terminen zwischen Kalenderwoche 02/2005 und Kalenderwoche 27/2005.<br />
3 Ergebnisse<br />
3.1 Populationsbeschreibung<br />
Ziel war es nach Möglichkeit eine gemeinsame Kalibration für Chrysanthemen und<br />
Poinsettien zu erstellen. Mittels einer Hauptkomponentenanalyse wurde in einem ersten<br />
Schritt die spektrale Ähnlichkeit der aufgenommenen Spektren verglichen. Abb. 1 [a] zeigt<br />
die Ergebnisse für die beiden ersten Faktoren, Abb. 1 [b] die für den zweiten und dritten.<br />
[a] [b]<br />
Abb. 9: Hauptkomponentenanalyse für den ersten und zweiten sowie den zweiten<br />
und dritten Faktor; jeweils gemeinsam für Chrysanthemen und Poinsettien<br />
In Abb. 1 [a] sind zwei Gruppen von Punkten zu erkennen, die kleinere Gruppe beinhaltet<br />
die Spektren der Poinsettien, die größere die der Chrysanthemen. In Abb. 1 [b], also für<br />
den zweiten und dritten Faktor, ist bereits kein Unterschied mehr zwischen den Spektren<br />
der Chrysanthemen und denen der Poinsettien zu erkennen. Dies deutet darauf hin, dass<br />
eine gemeinsame Kalibration für beide Kulturen möglich ist. Bei der getrennten<br />
Betrachtung der Spektren von Chrysanthemen und Poinsettien waren bei keinem<br />
Faktorenpaar signifikante Auffälligkeiten festzustellen.<br />
3.2 Probenauswahl<br />
Zu Beginn der Kalibrationsentwicklung wurde die Gesamtheit der Proben in ein Kalibrier-<br />
und ein Validierset aufgeteilt. Die Aufteilung erfolgte nach dem geschichteten<br />
Zufallsprinzip, jeweils getrennt für Chrysanthemen und Poinsettien. Dazu wurden die<br />
Proben chronologisch nach dem Datum der NIRS-Messung geordnet und jede vierte<br />
464
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Probe in das Validierset übernommen. Die restlichen Proben bildeten das Kalibrierset.<br />
Anschließend wurden die nach Kulturen getrennten Kalibrier- beziehungsweise<br />
Validiersets zusammengeführt. Die Probenanzahl im Kalibrierset betrug 301, die im<br />
Validierset 100.<br />
3.3 Kalibrationsentwicklung<br />
3.3.1 Datentransformation<br />
Die Parameter bei der mathematischen Datentransformation waren:<br />
● Derivative [Ableitung] 1<br />
● Gap [Schrittweite] 6<br />
● Smooth [1. Glättung] 6<br />
● Smooth 2 [2. Glättung] 1<br />
3.3.2Kalibriergleichung<br />
Die Kalibriergleichung wurde mittels mPLS [modified partial least square regression]<br />
erstellt. Mit acht Hauptkomponenten wurden verhältnismäßig viele Faktoren in die<br />
Kalibriergleichung miteinbezogen, dies ist jedoch mit der Messung an frischen Proben<br />
erklärlich.<br />
Tab. 10: Ergebnis der mPLS-Kalibrierung, Stickstoffgehalt in % Gesamt-N in der TS,<br />
Trockensubstanzgehalt in % TS in der FM; fehlende Proben jeweils automatisch<br />
durch die Software als Ausreißer eliminiert<br />
Stickstoffgehalt Trockensubstanzgehalt<br />
Anzahl Proben 290 287<br />
Mittelwert 4,93 % N 12,1 % TS<br />
Standardfehler der Kalibration [SEC] 0,35 % N 0,55 % TS<br />
Bestimmtheitsmaß [R²] 0,84 0,93<br />
Standardfehler der Kreuzvalidierung<br />
[SECV]<br />
0,39 % N 0,63 % TS<br />
Bestimmtheitsmaß der Kreuzvalidierung [1-<br />
VR]<br />
0,79 0,91<br />
Das Bestimmtheitsmaß von R² = 0,84 für den Stickstoffgehalt ist zufrieden stellend,<br />
allerdings ist der Standardfehler der Kalibration (SEC) mit 0,35 % Gesamt-N in der TS, bei<br />
einem Standardfehler der Labormethode (SEL) von 0,14 % Gesamt-N in der TS<br />
(Berechnung aus eigenen Daten nach TILLMANN 1996), etwas zu hoch. Beim<br />
Trockensubstanzgehalt ist sowohl das R² als auch der SEC zufrieden stellend. Eine<br />
getrennte Kalibrierung für die beiden Kulturen brachte keine signifikant besseren<br />
Ergebnisse.<br />
465
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
3.4 Validierung<br />
Allgemein gilt, dass in der Validierung keine Ausreißer eliminiert werden sollten, außer es<br />
ist fachlich eindeutig zu begründen (TILLMANN 1996). In diesem Fall wurden in der<br />
Validierung für den Stickstoffgehalt vier Proben als Ausreißer eliminiert. Bei allen handelte<br />
es sich um Chrysanthemen-Stecklinge von den gezielt mit Stickstoff über-<br />
beziehungsweise unterversorgten Mutterpflanzen am IGZ Großbeeren/Erfurt die nicht<br />
typisch für praxisüblich kultivierte Stecklinge waren. Bei der Validierung für den<br />
Trockensubstanzgehalt wurden insgesamt drei Proben eliminiert. Bei zweien waren die<br />
Ursache offensichtliche Fehler bei der Trockensubstanzbestimmung im Trockenschrank.<br />
Die dritte Probe wies bei der NIRS-Messung bereits deutliche Fäulnissymptome auf.<br />
Für den Trockensubstanzgehalt ist der Standardfehler der Vorhersage [SEP] mit 0,70 %<br />
TS zufrieden stellend, ebenso das Bestimmtheitsmaß [R²] mit 0,87 sowie die Steigung der<br />
Regressionsgraden [Slope] mit 0,95. Bei der Stickstoffbestimmung ist dagegen die<br />
Genauigkeit noch nicht ausreichend. So ist der SEP mit 0,47 % Gesamt-N mehr als<br />
doppelt so groß wie der Standardfehler der Labormethode [SEL] von 0,14 % Gesamt-N.<br />
Dies drückt sich auch im Bestimmtheitsmaß von 0,64 aus. Die kleinere<br />
Standardabweichung [StDv] der NIRS im Vergleich zur Dumas-Methode bedeutet, dass<br />
Unterschiede zwischen den Proben von der NIRS nicht vollständig erfasst werden. Ein<br />
systematischer Fehler [BIAS] trat weder beim Trockensubstanz- noch beim<br />
Stickstoffgehalt auf. In Tab. 3 sind die Ergebnisse der Validierung zusammengefasst. Abb.<br />
2 zeigt die Güte der Validierung für die Stickstoffbestimmung [a] sowie den<br />
Trockensubstanzgehalt [b].<br />
Tab. 11: Ergebnisse der Validierung für den Stickstoffgehalt in % Gesamt-N in der TS<br />
und die Trockensubstanzgehalt in % TS in der FM; fehlende Proben als Ausreißer<br />
eliminiert<br />
Stickstoffgehalt Trockensubstanzgehalt<br />
Dumas NIRS Trockenschr NIRS<br />
Anzahl Proben 96<br />
ank<br />
97<br />
Mittelwert 5,07 % N 4,94 % N 12,1 % TS 12,1 % TS<br />
Standardabweichung [StDv] 0,75 % N 0,64 % N 2,05 % TS 1,92 % TS<br />
Standardfehler der Vorhersage<br />
[SEP]<br />
Steigung der Regressionsgeraden<br />
[Slope]<br />
0,47 % N 0,70 % TS<br />
0,94 0,95<br />
Bestimmtheitsmaß [R²] 0,64 0,87<br />
Systematischer Fehler [BIAS] 0,14 % N (n.s.) 0,01 % TS (n.s.)<br />
466
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
[a] [b]<br />
Abb. 10: xy-Graph für die Validierung des Stickstoffgehaltes [a] und des Trockensubstanzgehaltes [b]<br />
4 Diskussion<br />
Der Trockensubstanzgehalt der Stecklinge kann mittels NIRS an frischen Proben mit<br />
ausreichender Genauigkeit bestimmt werden. Dies ist zwar für die Qualitätsbeurteilung<br />
selbst nicht von Bedeutung, allerdings für die Anwendung der NIRS selbst bedeutsam.<br />
Beim Stickstoffgehalt konnte eine prinzipielle Eignung der NIRS gezeigt werden, wobei für<br />
erste Aussagen über die Bewurzelungsfähigkeit und damit zur Stecklingsqualität die bisher<br />
erreichte Genauigkeit von etwa 0,5 % Gesamt-N in der Trockensubstanz ausreichend ist.<br />
Dies gilt allerdings nicht für den Routineeinsatz in der gärtnerischen Praxis als Basis eines<br />
kulturbegleitenden Qualitätsmanagementsystems. Hierfür ist eine Genauigkeit von etwa<br />
0,3 % Gesamt-N in der Trockensubstanz anzustreben.<br />
Ansatzpunkte zur Verbesserung der Genauigkeit liefert eine genauere Betrachtung der<br />
Proben mit den höchsten Abweichungen zwischen den mittels NIRS vorhergesagten<br />
Werten und den Ergebnissen der Referenzanalytik. So wurden vor allem Proben mit sehr<br />
geringen Stickstoffgehalten von der NIRS stark überschätzt, während Proben mit sehr<br />
hohen Gehalten von der NIRS stark unterschätzt wurden. Ursache hierfür dürfte unter<br />
anderem der Nitratgehalt der Proben sein, da dieser mit steigender Stickstoffversorgung<br />
der Pflanzen im Vergleich zum Anteil an organisch gebundenem Stickstoff<br />
überproportional zunimmt (MARSCHNER 1990). Dies konnte in einer stichprobenartigen<br />
Nachuntersuchung einiger Proben auf ihren Nitratgehalt bestätigt werden.<br />
Beim zur Referenzanalyse verwendeten Dumas-Verfahren wird im Gegensatz zur NIRS<br />
der Nitrat-Stickstoff miterfasst, wodurch die beobachteten Abweichungen zumindest<br />
teilweise erklärbar sind. Dieses Problem soll in geplanten Folgeversuchen durch eine<br />
geänderte Referenzanalytik gelöst werden. Im Rahmen dieser Versuche ist auch eine<br />
Erweiterung der Kalibrierung auf weitere im Zierpflanzenbau bedeutsame Kulturen<br />
geplant.<br />
5 Zusammenfassung<br />
In Zusammenarbeit der Fachhochschule Weihenstephan mit der VDLUFA<br />
Qualitätssicherung NIRS/NIT GmbH, dem Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau<br />
467
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Großbeeren/Erfurt e.V. sowie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft wurde die<br />
Eignung der Nah-Infrarot-Spektroskopie zur Bestimmung des Stickstoffgehaltes in frischen<br />
Zierpflanzenstecklingen untersucht.<br />
Von Januar bis Juli 2005 wurde mit insgesamt 401 Proben aus Chrysanthemen- und<br />
Poinsettienmutterpflanzenbeständen unterschiedlicher Herkunft eine Kalibration zur<br />
Bestimmung des Stickstoffgehaltes in Zierpflanzenstecklingen entwickelt. Da das Ziel der<br />
Untersuchung ein kulturbegleitendes Qualitätsmanagementsystem ist, wurde auf eine<br />
Probenvorbereitung vor der NIRS-Messung verzichtet. Die Stecklinge hätten also nach<br />
den Messungen noch problemlos gesteckt werden können.<br />
Die prinzipielle Eignung der Nah-Infrarot-Spektroskopie konnte gezeigt werden. Auch sind<br />
mit der entwickelten Kalibration erste Aussagen zur Bewurzelungsfähigkeit der Stecklinge<br />
und damit zu ihrer Qualität möglich. Für einen routinemäßigen Einsatz ist die erreichte<br />
Genauigkeit von etwa einem halben Prozent Gesamtstickstoff in der Trockensubstanz<br />
allerdings noch nicht ausreichend. Eine Verbesserung der Genauigkeit sollte durch eine<br />
geänderte Referenzanalytik möglich sein.<br />
Quellenverzeichnis<br />
ANDERSEN, A. S., 1986: Environmental influences on adventitious rooting in cuttings of<br />
non-woody species. In JACKSON, M. B. (Hrsg.): New root formation in plants and<br />
cuttings. Martinus Nijhoff Publishers, Dordrecht-Boston-Lancaster.<br />
DOSI, E., E. TAMBURINI, S. TOSI, D. LUNGHI und G. VACCARI, 1999: Utilization of near infrared<br />
spectroscopy for determination of nitrogen content in beet leaves. In: DAVIES, A. M. C.<br />
und R. GIANGIACOMO (Hrsg.): Near infrared spectroscopy. Proceedings of the 9th<br />
international conference. NIR Publications.<br />
DRÜGE, U., R. KADNER und S. ZERCHE, 1999: Komplexe Größe - Aspekte zur Qualität von<br />
Zierpflanzenstecklingen. Gärtnerbörse 02, S. 20-24.<br />
KADNER, R. und S. ZERCHE, 1997: Einfluß einer gestaffelten Stickstoffernährung der<br />
Mutterpflanzen auf die Lagerfähigkeit und Bewurzelung von<br />
Chrysanthemenstecklingen (Dendranthema-Grandiflorum-Hybriden).<br />
Gartenbauwissenschaft 62(4), S. 184-189.<br />
MARSCHNER, H., 1990: Mineral nutrition of higher plants. Academic Press, London, 4.<br />
Auflage.<br />
MOE, R., 1977: Effect of light, temperature and CO2 on the growth of Campanula isophylla<br />
stock plants and on the subsequent growth and the development of their cuttings.<br />
Scientia Horticulturae Vol. 6, S. 129-141.<br />
TILLMANN, P., 1996: Kalibrationsentwicklung für NIRS-Geräte - Eine Einführung. Cuvellier<br />
Verlag, Göttingen.<br />
VEIERSKOV, B., 1988: Relations between carbohydrates and adventitious root formation. In<br />
DAVIS, T .D., B. E. HAISSIG und N. SHANKHLA (Hrsg.): Adventitious root formation in<br />
cuttings. Discorides Press, Portland, 2. Auflage.<br />
ZERCHE, S. und U. DRÜGE, 2005: Relevanz des Stickstoff- und Kohlenhydratstatus für die<br />
Bewurzelungsfähigkeit von Euphorbia pulcherrima-Stecklingen. BHGL-Tagungsband<br />
42, S. 130.<br />
ZERCHE, S., U. DRÜGE und R. KADNER, 2001: Nitrat zeigt innere Qualität. Status und<br />
Bewurzelung von Chrysanthemen-Stecklingen. Gärtnerbörse 02, S. 16-19.<br />
ZERCHE, S., und U. DRÜGE, 1999: Effect of cultivar, Nitrogen nutrition and cultivating<br />
system of Chrysanthemum mother plants on cutting yield, Nitrogen concentration and<br />
subsequent rooting of cuttings. Gartenbauwissenschaft 64, S. 272-278.<br />
468
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Quantifizierung und Eingrenzung von Risiken in der Kunden-Lieferanten-Beziehung<br />
zwischen Kartoffelerzeuger und Kartoffelverarbeiter am Beispiel eines Betriebes in<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Flick, Gerhard (Hochschule Neubrandenburg); Henze, Silke; Herold, Luzia; Pieper, Olaf:<br />
Einleitung<br />
In Vorbereitung der Einführung eines betrieblichen Qualitätsmanagementsystems wurden<br />
in den vorliegenden Untersuchungen die an der Schnittstelle Agrarunternehmen/<br />
Lebensmittelverarbeiter relevanten Abläufe und Prozesskennzahlen quantifiziert.<br />
In einem Versuch mit der Agrar GbR Groß-Kiesow (Vorpommern) prüften wir<br />
verschiedene Rodeverfahren hinsichtlich der Verursachung potentieller Schäden sowie die<br />
drei Kartoffelsorten Karlena, Möwe und Mentor bezüglich ihrer Anfälligkeiten auf schwere<br />
Beschädigungen, Fäule, grüne/missgestaltete Knollen und den Anteil von Knollen < 35<br />
mm (Durchmesser). Die Ergebnisse bilden die Grundlage für das Risikomanagement in<br />
der Kartoffelproduktion des Unternehmens mit mehr als 300 ha Kartoffelanbaufläche.<br />
Die vorliegende Auswertung der Prozesse und ihrer Kennzahlen gibt wichtige Hinweise für<br />
die Entwicklung eines verbesserten Risikomanagements, wobei mittels<br />
Verfahrensanweisungen, Flussdiagrammen, der Ermittlung von Fehlerkosten und<br />
Qualitätsregelkarten die Lieferqualität des Betriebes in Anlehnung an die Prüfmethode des<br />
Abnehmers vor Auslieferung erfasst und kontrolliert werden kann.<br />
Material, Methoden und Vorgehensweise in drei Schritten<br />
Material und Methoden<br />
Die angewandten Methoden orientieren sich an den sogenannten „Seven Tools“ (Sieben<br />
Werkzeuge) des Qualitätsmanagements QM), wobei folgende Instrumente verwendet<br />
wurden:<br />
• Flussdiagramm<br />
• Ursachen-Wirkungs-Diagramm (Ishikawa- Diagramm)<br />
• FMEA (Fehler- Möglichkeits- und- Einfluss- Analyse)<br />
• Qualitätsregelkarte<br />
Über die hier dargestellten Sachverhalte hinaus gehörten die Durchführung interner Audits<br />
in den betroffenen Unternehmensbereichen, die Erstellung von Auditjahresplänen,<br />
Checklisten und die Einführung weiterer Elemente des Qualitätsmanagements wie z.B.<br />
Schulung der Mitarbeiter zur Ausarbeitung des Projekts.<br />
Im Folgenden werden in insgesamt drei Schritten die Risiken in der Kunden – Lieferanten<br />
– Beziehung zunächst identifiziert, dann quantifiziert, schließlich eingrenzt und für<br />
Erarbeitung eines Risikomanagementsystems bereitgestellt.<br />
469
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Schritt 1: Darstellung der Prozessabläufe durch Flussdiagramme<br />
Durch die Darstellung der Prozessabläufe der Kartoffelannahme des Verarbeiters (Kunde)<br />
und des Kartoffelproduktionsverfahrens der Agrar GbR (Lieferant) in Flussdiagrammen<br />
wurde ein Überblick über die internen und externen Kunden-Lieferanten Beziehungen in<br />
der Kartoffelproduktion des Lieferanten und im Beschaffungsprozess des Kunden erstellt.<br />
Auf diese Weise konnte die Schnittstelle sicher dokumentiert und mögliche<br />
Schwachstellen in der Kette der Warenbereitstellung waren leichter zu identifizieren.<br />
Schritt 2: Erarbeitung der Lösungsansätze<br />
Zur Erarbeitung der Lösungsansätze wurden ein Ursachen-Wirkungs-Diagramm<br />
(Ishikawa-Diagramm, Abbildung 1) und eine Fehler- Möglichkeits- und Einfluss- Analyse<br />
(FMEA, Abbildung 2) angefertigt. Es ließen sich die einzelnen Ursachen (Mensch,<br />
Maschine, Umwelt, etc.) sowie ihre Wirkungen herausstellen. Mit der Fehler- Möglichkeits<br />
und Einflussanalyse wurde der Einfluss der erarbeiteten Risiken bewertet. Die<br />
berechneten Risikoprioritätszahlen (RPZ) machten deutlich, dass der hohe Steinanteil und<br />
die veralteten Maschinen die Hauptursachen für die Beschädigungen waren. Als<br />
Konsequenz dieser Bewertung folgte die Durchführung eines betriebsinternen Versuches.<br />
Gegenstand war es, die einzelnen Sorten im Hinblick auf ihre Anfälligkeit bezüglich<br />
bestimmter Rodeverfahren zu überprüfen. Langfristig wird der Betrieb darauf hinarbeiten,<br />
dass besonders empfindliche Kartoffelsorten aus der Produktion genommen werden.<br />
Abbildung 1: Ursachen-Wirkungs-Diagramm „Beschädigungen an Kartoffeln“<br />
470
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abbildung 2: Fehler- Möglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA)<br />
B = Bewertungszahl für die Bedeutung (1-10; 10=hoch)<br />
A= Bewertungszahl für die Auftretenswahrscheinlichkeit (1-10; 10=hoch)<br />
E = Bewertungszahl für die Entdeckungswahrscheinlichkeit (1-10; 10=gering)<br />
RPZ = B*A*E (Produkt)<br />
Schritt 3: Kalkulation der Qualitätskosten<br />
Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />
System-FMEA Produkt System-FMEA Prozeß<br />
Typ/Modell/Fertigung/Charge: Pfanni Vertragskartoffeln Sach-Nr: Verantw. Abt.:<br />
Änderungsstand: Firma: Agrar GbR Groß Kiesow Datum:<br />
System-Nr./Systemelement: Druckstellen bei Lieferung Sach-Nr: Verantw. Abt.:<br />
FMEA-Nr.:1<br />
Funktion/Aufgabe: Änderungsstand: Firma: Datum:<br />
Mögliche Fehlerfolgen B Möglicher Fehler<br />
Mögliche<br />
Fehlerursachen<br />
Vermeidungsmaßnahmen<br />
A<br />
Entdeckungsmaßnahmen<br />
E RPZ V/T<br />
Kartoffeln kommen vom<br />
Pfanni Werk zurück<br />
10 Sorte<br />
neuer Stand<br />
anfällige Sorte<br />
Sorte aus Produktion<br />
genommen<br />
1 Schnittprobe 1 10 Fr. Riske<br />
10<br />
Beschädigungen/<br />
Druckstellen<br />
Zu hoher Steinanteil<br />
beim Einlagern<br />
verstärktes<br />
aussortieren<br />
8<br />
visuelle<br />
Einlagerungsbeobach<br />
tung<br />
7 560 Herr Steinberg<br />
10<br />
Zu viele Steine<br />
werden bei Ernte mit<br />
eingesammelt<br />
Roder anders<br />
einstellen<br />
8<br />
Beobachtung bei der<br />
Ernte<br />
7 560 Herr Steinberg<br />
10<br />
vermehrtes Steine<br />
sammeln<br />
8 Feldbegehung 5 400 Herr Steinberg<br />
10 Zu hohe Fallhöhen Fallsegel anschaffen 10 Messen 2 200 Herr Steinberg<br />
10 Lagerung Miete<br />
Umstellung auf<br />
Palettenlagerung<br />
9<br />
Überwachen der<br />
Lagerbedingungen<br />
3 270 Herr Steinberg<br />
10<br />
Zu kurze Abreife auf<br />
Feld<br />
Zeitmangement<br />
beachten<br />
mehr<br />
4 Stichproben vom Feld 4 160 Herr Steinberg<br />
10 Düngemanagement<br />
nicht an Vegetation<br />
angepasst<br />
Bestandskontrollen<br />
und Düngung an<br />
Sattelitenwetter<br />
ausrichten<br />
6<br />
Sicht- und<br />
Schnittproben<br />
6 360 Fr. Riske<br />
Im dritten Schritt wurden die Kosten einer Rückweisung bzw. dem Abzug bei<br />
Qualitätsmängeln gegenübergestellt. So würde die Rückweisung einer Ladung mit 26 t in<br />
diesem Falle 263,76 € (Tabelle 1) kosten. Der Abzug für einen Qualitätsmangel (z.B.<br />
„schwere Beschädigungen“) würde nach vertraglicher Vereinbarung 80,6 € (Tabelle 2)<br />
betragen.<br />
Des weiteren hat die monetäre Bewertung der Rückweisung ergeben, dass es langfristig<br />
zu empfehlen ist, die Kartoffelqualität systematisch zu verbessern, da immer<br />
weiederkehrende Qualitätsabzüge bei der Annahme durch den Kunden in der Summe<br />
teurer sind als gelegentliche (ebenfalls nicht erwünschte) Rückweisungen. Im<br />
Betrachtungszeitraum kam es zu zwei Rückweisungen und 41 Qualitätsabzügen in der<br />
Kampagne 2004/2005 durch den Kunden. Die Kosten für eine Rückweisung betragen<br />
263,76 €, dahingegen belaufen sich die Abzüge für Qualitätsmängel auf 80,60 €. Damit<br />
kosten 41 Qualitätsabzüge 3304,60 € Tabellen 1 und 2)<br />
471
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Gesamtzeitbedarf 3,75 h<br />
Maschinenkosten Traktor 100,61 €<br />
Maschinenkosten Transporteinheit 5,85 €<br />
Dieselkosten bei 0,55 €/l 114,52 €<br />
Lohnkosten 42,78 €<br />
Kosten für Rückweisung 263,76 €<br />
Tabelle 1: Transportkosten bei Rückweisung durch den Abnehmer<br />
Schwere Beschädigungen:<br />
Toleranz in Gew.% 9%<br />
Weigerung in<br />
Gew.% 15%<br />
Ladung 26 t<br />
Abzug/t 3,1 €<br />
Gesamtabzug in € 80,6 €<br />
Tabelle 2: Abzüge des Abnehmers bei Qualitätsmängeln<br />
Ergebnisse<br />
Durch die Analyse der Prozessabläufe mit den Werkzeugen des QM ist es gelungen, die<br />
Komplexität der Einflussfaktoren auf die Kartoffelqualität auf wenige Ursachen<br />
einzugrenzen.<br />
Die Auswertung des Versuchs bei der Agrar-GbR hat ergeben, das die veraltete<br />
Betriebstechnik schwere Beschädigungen an den Kartoffeln bei ungünstiger Witterung mit<br />
begünstigt. Der kombinierte Einsatz von Vorroder und Vollroder bei der Ernte verursachte<br />
5,5 % schwere Beschädigungen, davon verursacht der Vollroder alleine schon 3 %<br />
(Abbildung 3).<br />
Die Betrachtung der Sorten hat gezeigt (Abbildung 4), dass Karlena mit 4,09 % die<br />
höchste Anfälligkeit für schwere Beschädigungen hat, der Anteil von Fäulen ist<br />
vergleichbar mit dem bei der Sorte Möwe und liegt bei 1,53 %. Der Anteil der Knollen <<br />
35mm als auch der Anteil grüner Knollen ist im Vergleich mit den anderen Sorten<br />
mittelmäßig und beträgt 4,33 % bzw. 3,13 %.<br />
Die Sorte Mentor weist im Sortenvergleich die niedrigste Anfälligkeit auf schwere<br />
Beschädigungen auf (2,2 %) aber den größten Anteil
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Bei Möwe fällt der Anteil grüner Knollen mit 4,02 % am höchsten aus. Bei dieser Sorte<br />
wurde der geringste Anteil kleiner Knollen gefunden (2,72 %). Der Fäule-Anteil ist wie<br />
oben bereits erwähnt, vergleichbar mit dem der Sorte Karlena (1,58 %) und bei schweren<br />
Beschädigungen liegt sie mit 3,41 % im mittleren Bereich.<br />
schwere Schäden in %<br />
6,00<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
Beschädigungen durch verschiedene<br />
Ernteverfahren<br />
1<br />
Ernteverfahren<br />
Vollrroder E<br />
nur Vorrodung<br />
GT170<br />
Vorroder + Vollroder<br />
Abbildung 3: Beschädungen durch verschiedene Ernteverfahren (Versuchsbericht Henze,<br />
Herold, Pieper, 2006)<br />
in GEW %<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Auswertung Versuch Groß-Kiesow<br />
Besch Fäule Kleine Grüne<br />
Karlena<br />
Mentor<br />
Abbildung 4: Ausmaß der Qualitätsmängel an den untersuchten Sorten (Versuchsbericht<br />
Henze, Herold, Pieper, 2006), Besch = Beschädigungen<br />
Mit der abschließenden Erarbeitung von Qualitätsregelkarten sollten Grenzwerte<br />
visualisiert und das Risiko einer Rückweisung der Lieferung quantifizierbar gemacht<br />
werden. Die Karten (auch in elektronischer Form, Abbildung 5) werden mit den<br />
entsprechend der Ober- und Untergrenzen für die verschiedenen Schadensklassen (im<br />
Bsp. 9 % bzw. 15 Gew. %) versehen. Die gewonnen Daten zeigen die Schäden in % und<br />
Möwe<br />
473
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Proben je Partie. Sie quantifizieren somit die Risiken in der Produktionskette und geben<br />
Hinweise auf die Überschreitung der Grenzwerte.<br />
Schaden in %<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Abbildung 5: Entwurf einer UEG Regelkarte OEG für schwere die Kontrolle Beschädigungen<br />
auf schwere<br />
Beschädigungen<br />
UEG = Untere Eingriffsgrenze<br />
OEG = Obere Eingriffsgrenze<br />
Konsequenzen<br />
Regelkarte schwere Beschädigungen<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
Probe je Partie<br />
Die Untersuchungen haben gezeigt, daß der konsequente und systematische Einsatz von<br />
QM-Werkzeugen wie z.B. Ishikawa-Diagramm, FMEA und Qualitätsregelkarte in<br />
Verbindung mit einer betrieblichen Vorprüfung der Ware nach den Vorgaben des Kunden<br />
und einer zahlenmäßig erfaßten Leistungsbewerung der Erntemaschinen die<br />
Verkaufsrisiken an der Schnttstelle zum Kunden mindern kann. Durch die zusätzliche<br />
monetäre Bewertung kann entschieden werden, welches Risiko eher eingegangen werden<br />
kann und welches nicht. Damit wird es möglich, die Reihenfolge der<br />
Fehlerbeseitigungsmaßnahmen feszulegen, um in der Konsequenz Verluste an der<br />
Schnittstelle zum Kunden nachhaltig zu vermeiden.<br />
Prof. Dr. sc. agr.Gerhard Flick<br />
B. sc. Silke Henze<br />
B. sc. Luzia Herold<br />
B. sc. Olaf Pieper<br />
Hochschule Neubrandenburg<br />
Fachbereich Agrarirtschaft und Lebensmittelwissenschaften<br />
FG Landw. Chemie/Umweltanalytik,<br />
Quaitätsmanagement und Intensivkulturen<br />
Brodaer Str. 2<br />
17033 Neubrandenburg<br />
Mail: flick@hs-nb.de<br />
474
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Spritzbrühenkontrollen auf bienengefährliche Wirkstoffe in Baden-Württemberg<br />
Trenkle, Armin (LUFA Augustenberg):<br />
Einleitung:<br />
Zur Zeit der Blüte im Acker-, Obst- und Weinbau werden in Baden-Württemberg jedes<br />
Jahr insgesamt 100 - 200 Spritzbrühproben bei den Landwirten und Winzern gezogen. Die<br />
Probenahme erfolgt während der Spritzmittelapplikation direkt aus der Tankfüllung.<br />
Ziel:<br />
Es wird das Einsatzverbot von bienentoxischen Pflanzenschutzmitteln während der<br />
Blütezeit überwacht.<br />
Untersuchungsaufwand:<br />
Pro Probenahme wird eine A-Probe sowie als Rückstellmuster eine B-Probe abgefüllt und<br />
versiegelt. Die A-Probe wird analysiert, die B-Probe bis zum Abschluss der Kontrollaktion<br />
im Kühlraum aufbewahrt. Inzwischen werden die Spritzbrühen auf 94 bienengefährliche<br />
Wirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen untersucht.<br />
Probenvorbereitung:<br />
Abbildung 1: Versiegelte<br />
A- und B-Probe einer<br />
Spritzbrühe<br />
Die auf Kühlschranktemperatur gekühlte Spritzmittelprobe<br />
(A-Probe) wird auf Raumtemperatur gebracht und durch<br />
Schütteln homogenisiert.<br />
Dann wird 1 ml der Spritzbrühe entnommen und in einen<br />
10-ml-Messkolben überführt und mit einem Gemisch aus<br />
Ethanol : Acetonitril : Tetrahydrofuran im Verhältnis 1: 1: 1<br />
auf 10 ml aufgefüllt.<br />
Diese Mischung wird gut geschüttelt, in ein für die<br />
Gaschromatographie geeignetes Gefäß abgefüllt und zur<br />
Messung gegeben.<br />
475
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Messung:<br />
Die Messung erfolgt mittels GC-EI-MS-Screening-Analysen (SIM-Modus). Für die<br />
halbquantitativen Screening-Analysen werden lediglich Ein-Punkt-Kalibrierungen bei einer<br />
Konzentrationsstufe von 10 ng/µl für alle 94 Wirkstoffe durchgeführt. Bei positivem Befund<br />
wird die Behandlungsflüssigkeit nochmals analysiert und der bienengefährliche Wirkstoff<br />
durch eine weitere GC-MS-Messung (SIM-Modus) mit Mehrpunktkalibrierung identifiziert<br />
und quantifiziert.<br />
Abbbildung 2: Gaschromatograph mit massenselektivem Detektor.<br />
Trennsäule: Fused Silica Kapillarsäule<br />
HP-5-MS (30 m x 0,25 mm; Filmdicke 0,25 µm).<br />
Säulentemperatur: Temperaturprogramm:<br />
60 °C 2 min halten, mit 5 °C/min bis 160 °C, 160 °C 5 min<br />
halten, mit 5 °C/min bis 290°C, 290 °C 2 min halten.<br />
Injektor: Kaltaufgabesystem KAS 4:<br />
80 °C 0,1 min halten, mit 10 °C/sec bis 200 °C, 200 °C 1 min<br />
halten, mit 10 °C/sec bis 300 °C, 300 °C 10 min halten.<br />
Detektor: HP 5973 Mass Selective Detector<br />
Transfer Line: 300 °C<br />
Tuneparameter: Atune.u<br />
Quellentemperatur: 230°C<br />
Quadrupoltemperatur: 150°C<br />
Tabelle 1: Beispiel für GC-MSD-Parameter.<br />
476
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
1. Acephat<br />
2. Acrinathrin<br />
3. Alphamethrin<br />
4. Amitraz<br />
5. Azinphosethyl<br />
6. Azinphosmethyl<br />
7. Benfuracarb<br />
8. Bifenthrin<br />
9. Bromophosethyl<br />
10. Bromophosmethyl<br />
11. Butocarboxim<br />
12. Carbaryl<br />
13. Carbosulfan<br />
14. Chlorfenvinphos<br />
15. Chlormephos<br />
16. Chlorpyriphosethyl<br />
17. Chlorpyriphosmethyl<br />
18. Chlorthion<br />
19. Chlorthiophos<br />
20. Cinerin 1 + 2<br />
21. Cyfluthrin<br />
22. Cypermethrin<br />
23. Cyproconazol<br />
24. Deltamethrin<br />
25. Demeton<br />
26. Demeton-S-methyl<br />
27. Demeton-Smethyl-sulphon<br />
28. Diazinon<br />
29. Dichlorphos<br />
30. Dicrotophos<br />
31. Dimefox<br />
32. Dimethoat<br />
33. Diofenolan<br />
34. Dioxathion<br />
35. Disulfoton<br />
36. Esfenvalerat<br />
37. Ethiofencarb<br />
38. Ethion<br />
39. Etrimphos<br />
40. Fenitrothion<br />
41. Fenoxycarb<br />
42. Fensulfothion<br />
43. Fenthion<br />
44. Fenvalerat<br />
45. Fonophos<br />
46. Formothion<br />
47. Furathiocarb<br />
48. γ-HCH<br />
49. Heptenophos<br />
50. Imidacloprid<br />
51. Jasmolin 1 + 2<br />
52. λ-Cyhalothrin<br />
53. Malaoxon<br />
54. Malathion<br />
55. Mephosfolan<br />
56. Mercaptodimethur<br />
57. Metconazol<br />
58. Methamidophos<br />
59. Methidation<br />
60. Metolachlor<br />
61. Mevinphos<br />
62. Monocrotophos<br />
Tabelle 2: Auflistung der in 2006 untersuchten 94 bienengefährlichen Komponenten.<br />
63. Naled<br />
64. Omethoat<br />
65. Oxydemetonmethy<br />
66. Paraoxonethyl<br />
67. Parathionethyl<br />
68. Parathionmethyl<br />
69. Penconazol<br />
70. Permethrin<br />
71. Phenmedipham<br />
72. Phenthoat<br />
73. Phosalon<br />
74. Phosphamidon<br />
75. Piperonylbutoxid<br />
76. Pirimiphosmethyl<br />
77. Propoxur<br />
78. Pymetrozin<br />
79. Pyrazophos<br />
80. Pyrethrin 1+ 2<br />
81. Pyridat<br />
82. Quinalophos<br />
83. Resmethrin<br />
84. Spirodiclofen<br />
85. Sulfotep<br />
86. Tebuconazol<br />
87. Teflubenzuron<br />
88. TEPP<br />
89. Terbutylazin<br />
90. Tetrachlorvinphos<br />
91. Thiometon<br />
92. Triazophos<br />
93. Trichlorphon<br />
94. Vamidothion<br />
477
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Phenmedipham, Peak 1<br />
Parathionmethyl<br />
Dichlorphos<br />
Teflubenzuron 1<br />
Teflubenzuron 2<br />
Acephat<br />
Lückenfüller<br />
Propoxur<br />
Phenmedipham, Peak 2<br />
g-HCH<br />
Phosphamidon<br />
Abbildung 3: Standard 3 „bienengefährliche Pflanzenschutzmittel“, je 10.0 ng/µl GC5890/MSD5970/HP-1,<br />
SIM-Lauf<br />
lambda-<br />
Cyhalothrin<br />
Resmethrin, 2 Peaks<br />
Metolachlor<br />
Malathion Paraoxon<br />
Penconazol<br />
Cyproconazol<br />
Triazophos<br />
Lückenfüller<br />
Abbildung 4: Standard 4 „bienengefährliche Pflanzenschutzmittel“, je 1.0 ng/µl GC5890/MSD5971/KAS3/HP-<br />
5MS, SIM-Lauf<br />
Permethrin, 2 Peaks<br />
Fenoxycarb<br />
Cyfluthrin, 4 Peaks<br />
Cypermethrin, 4 Peaks<br />
Pyrazophos<br />
Fenvalerat, 2 Peaks<br />
Rt.-zeit: 32,33 und 32,80<br />
Esfenvalerat<br />
Pyridat<br />
Deltamethrin<br />
478
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Abbildung 5: Chromatogramm und Massenspektrum einer Spritzbrühe<br />
Befunde:<br />
Die Anzahl der Verstöße gegen die Bienenschutzverordnung waren in den letzten 12<br />
Jahren gering.<br />
Anzahl<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Probenzahl<br />
bienengefährliche Stoffe in Spuren<br />
Verstöße<br />
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Jahr<br />
Abbildung 6: Übersicht über 12 Jahre Spritzbrühenkontrolle in Baden Württemberg<br />
Spuren von Wirkstoffgehalten:<br />
Spuren von Wirkstoffgehalten (
Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />
Fenthion, Imidacloprid, Methamidophos, Methidathion, Oxydemetonmethyl,<br />
Parathionethyl, Parathionmethyl, Permethrin, Phosalon, Sulfotepp.<br />
Verstöße:<br />
Insektizidgehalte ab 0,001 % – 0,01 % (je nach Wirkstofftyp) sind für Bienen schädlich und<br />
gelten als Verstöße gegen die Bienenschutzverordnung.<br />
Ermittelte Wirkstoffe: Azinphosmethyl, lambda-Cyhalothrin/Tebuconazol, Deltamethrin,<br />
Demeton-S-methyl, Dimethoat, Fenoxycarb, Fenthion, Imidacloprid, Oxydemetonmethyl,<br />
Parathionethyl, Parathionmethyl, Propoxur, Sulfotepp.<br />
Beispiel Bienenschaden:<br />
Kultur: Obstanbau<br />
Insektizidgehalt: 0,18 µg pro Biene<br />
Tödliche Dosis: 0,1 – 0,3 µg pro Biene<br />
In den letzten Jahren wurden meist im Rapsanbau bienentoxische Wirkstoffkombinationen<br />
von Alphamethrin sowie lambda-Cyhalothrin mit den synergisch wirkenden Sterol- bzw.<br />
Ergosterol-Biosynthesehemmern Tebuconazol und Metconazol während der Rapsblüte<br />
nachgewiesen.<br />
Nach der Bienenschutzverordnung dürfen die entsprechenden Pflanzenbehandlungsmittel<br />
im Rapsanbau erst abends nach dem Bienenflug appliziert werden.<br />
Zusammenfassung:<br />
In den letzten Jahren war die Zahl der Beanstandungen gering.<br />
Dazu haben die erheblichen Fortschritte der instrumentellen Messtechnik, insbesondere<br />
der GC-MS-Analyse durch eine zweifelsfreie Identifizierung der Wirkstoffe beigetragen.<br />
Lokale Fälle von Bienenschäden belegen die Notwendigkeit der jährlichen<br />
Spritzbrühkontrollen im Raps-, Obst- und Weinbau.<br />
Bei Verzicht der Kontrolluntersuchungen wäre eine Zunahme an Fehlanwendungen und<br />
somit der Bienenschäden zu befürchten.<br />
480
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Abschätzung des Stickstoffnachlieferungspotentials ausgewählter Sandböden in<br />
Niedersachsen<br />
Overesch, Mark (Hochschule Vechta); Heumann, Sabine (Universität Hannover):<br />
Niedersächsische Sandböden weisen oft sehr hohe Gehalte an organischer Bodensubstanz<br />
auf, wobei ein Großteil aufgrund seiner chemischen Eigenschaften abbauresistent<br />
zu sein scheint (SPRINGOB & KIRCHMANN, 2002). Ziel der hier vorgestellten Untersuchungen<br />
war es, das N-Mineralisierungspotential an ackerbaulich genutzten Sandstandorten eines<br />
Trinkwassereinzugsgebietes im Raum Hannover abzuschätzen und dabei verschiedene<br />
Indikatoren der N-Nachlieferung zu vergleichen. Ausgewählt wurden Oberböden (0-30 cm)<br />
mit Tongehalten unter 10 % und der Bodenart Ss, St2, Su2 und Sl2. Neben den Corg- und<br />
Nt-Gehalten wurden die Gehalte an heißwasserlöslichem C (Chwl) und N (Nhwl) nach<br />
VDLUFA (2003) bestimmt. Zudem wurde die Netto-N-Mineralisierung in den Oberböden<br />
unter Optimalbedingungen während einer 200-tägigen Inkubation in Anlehnung an die<br />
Methode von STANFORD & SMITH (1972) gemessen (HEUMANN, 2003). Aus dem Verlauf der<br />
N-Freisetzung wurde ein schnell und ein langsam wirksamer N-Pool ermittelt (Nfast, Nslow,<br />
s. Beitrag von HEUMANN und BÖTTCHER in diesem Band).<br />
Tabelle 1: Spannweiten von Corg, Nt, Corg / Nt und dem Tongehalt (n = 63)<br />
Parameter: Corg [%] Nt [%] Corg / Nt Ton [%] Chwl [mg/kg] Nhwl [mg/kg] Chwl / Nhwl<br />
Minimum –<br />
Maximum:<br />
0,62 - 5,91 0,04 - 0,27 9 - 34 1,5 - 9,6 477 - 1974 28 - 133 8 -24<br />
Die Corg- und die Nt-Gehalte variieren in den untersuchten Sandoberböden stark und<br />
liegen mit maximal 5,9 % bzw. 0,27 % deutlich über den aufgrund der Textur zu erwartenden<br />
Werten (Tab. 1). Gleichzeitig erreichen die Corg/Nt-Verhältnisse mit maximal 34 sehr<br />
hohe Werte. Die Chwl-Gehalte indizieren nach KÖRSCHENS & SCHULZ (1999) mit Werten<br />
über 400 mg kg -1 sehr hohe Gehalte an umsetzbarer organischer Substanz (Tab. 1). Sie<br />
sind relativ eng mit Corg , die Nhwl-Gehalte relativ eng mit Nt korreliert (Tab. 2).<br />
Nfast [mg/kg] Nslow [mg/kg]<br />
Abbildung 1: Histogramm der Nfast-Gehalte Abbildung 2: Histogramm der Nslow-Gehalte<br />
481
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Die Nfast-Gehalte, welche überwiegend durch frische Pflanzenrückstände bestimmt<br />
werden, liegen bei maximal 39 mg/kg (Abb. 1). Bei einer angenommenen Rohdichte von<br />
1,3 g/cm 3 entsprechen die ermittelten Konzentrationen Vorräten zwischen 9 bis 151 kg/ha.<br />
Dagegen erreicht Nslow, welches im Wesentlichen den N der umsetzbaren organischen<br />
Bodensubstanz repräsentiert, Gehalte zwischen 19 und 482 mg/kg (Abb. 2) bzw. Vorräte<br />
zwischen 74 und 1883 kg/ha.<br />
Die Chwl-Gehalte sind signifikant positiv, aber mit r 2 =0,15 nur sehr schwach mit Nfast + Nslow<br />
korreliert (Tab. 2). Sowohl Nt als auch der heißwasserlösliche N (Nhwl) zeigen eine bessere<br />
Beziehung zum potentiell mineralisierbaren N, die mit r 2 =0,37 bzw. 0,38 ähnlich eng ist<br />
(Tab. 2, Abb. 3, 4). Somit gehen, zumindest in der Tendenz, erhöhte Nt-Gehalte mit einer<br />
Akkumulation von leicht verfügbarem organischem N einher. Eine mögliche Ursache<br />
hierfür kann bei einigen Standorten eine Grünlandnutzung oder ein Grundwassereinfluss<br />
in der Vergangenheit sein. Mit einem r 2 von 0,59 zeigt jedoch der Tongehalt die engste<br />
positive Beziehung zum mineralisierbaren N (Tab. 2). Ein Zusammenhang zwischen Tongehalt<br />
und ehemaliger Grünlandnutzung bzw. Grundwassereinfluss ist dabei nicht ersichtlich.<br />
Als Ursache kommen dagegen die Stabilisierung von mineralisierbarer organischer<br />
Substanz durch Tonpartikel oder auch die Beziehung zwischen Ton und der Qualität der<br />
organischen Bodensubstanz, angedeutet durch die Korrelation zwischen Tongehalt und<br />
Corg/Nt (Tab. 2), in Frage.<br />
Tabelle 2: Bestimmtheitsmaße (r 2 ) für die Beziehungen zwischen der Summe der beiden mineralisierbaren<br />
N-Pools, den verschiedenen Parametern der organischen Bodensubstanz und dem<br />
Tongehalt (n = 63; **: p ≤ 0,01, *: p ≤ 0,05; +: positiver, -: negativer Zusammenhang)<br />
Corg Nt Corg / Nt Chwl Nhwl Chwl / Nhwl Ton<br />
∑ Nfast + Nslow 0,05 (+) 0,37** (+) 0,22** (-) 0,15** (+) 0,38** (+) 0,15** (-) 0,59** (+)<br />
Corg 0,64** (+) 0,28** (+) 0,79** (+) 0,46** (+) 0,26** (+) 0,04 (+)<br />
Nt 0,00 (-) 0,69** (+) 0,62** (+) 0,02 (+) 0,37** (+)<br />
Corg / Nt 0,08* (+) 0,00 (-) 0,44** (+) 0,32** (-)<br />
Chwl 0,74** (+) 0,09* (+) 0,10** (+)<br />
Nhwl 0,04 (-) 0,24** (+)<br />
Chwl / Nhwl 0,08* (-)<br />
Die multiple Regression ergibt die in Gleichung 1 dargestellten Beziehungen zwischen<br />
einfachen Bodenparametern und Nslow + Nfast. Neben dem Tongehalt zeigt darin der Gesamtstickstoffgehalt<br />
(Nt) den größten Einfluss. Hohe Chwl/Nhwl-Verhältnisse reduzieren<br />
dagegen die Netto-N-Mineralisierung.<br />
∑ Nfast + Nslow [mg kg -1 ] = 192,7 + 17,5 Ton [%] + 707,2 Nt [%] - 11,8 Chwl / Nhwl<br />
r 2 = 0,70** (Gleichung 1)<br />
482
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
N fast + N slow [mg/kg]<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Vorhersage des bodenbürtigen N-Nachlieferungspotentials<br />
mittels der einfach zu messenden Parameter Nt oder Nhwl bei den untersuchten<br />
Sandböden mit deutlichen Fehlern behaftet ist. Die multiple Regression bietet für die untersuchten<br />
Standorte zwar die Möglichkeit tendenziell das N-Nachlieferungspotential abzuschätzen,<br />
die Vorhersagegenauigkeit ist jedoch verbesserungswürdig (Abb. 5).<br />
N fast + N slow berechnet [mg/kg]<br />
550<br />
440<br />
330<br />
220<br />
110<br />
y = 1114 x + 50,3<br />
0<br />
0,00 0,10 0,20 0,30<br />
Nt [%]<br />
Abbildung 3:<br />
Beziehung zwischen Nt und Nfast + Nslow<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1:1-Linie<br />
y = 0,70 x + 53<br />
0 200 400 600<br />
N fast+ N slow [mg/kg]<br />
y = 2,94 x - 13,3<br />
Abbildung 5: An Messwerte angepasste<br />
und mittels Regressionsgleichung<br />
berechnete Summe aus Nfast + Nslow<br />
Nfast und Nslow wurden bereits zufrieden stellend zur Simulationen der winterlichen N-Freilandmineralisierung<br />
herangezogen (HEUMANN & BÖTTCHER, 2004). Weitere Untersuchun-<br />
N fast + N slow [mg/kg]<br />
550<br />
440<br />
330<br />
220<br />
110<br />
0<br />
20 60 100 140<br />
N hwl [mg/kg]<br />
Abbildung 4:<br />
Beziehung zwischen Nhwl und Nfast + Nslow<br />
483
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
gen sind wünschenswert, um zu klären, ob unter Berücksichtigung aller Standorteigenschaften<br />
auch einfachere Messwerte zu einer hinreichend genauen Simulation der N-<br />
Mineralisierung führen können.<br />
Literatur:<br />
HEUMANN, S. (2003): Parameterizing net N mineralization in NW German sandy arable soils with<br />
different former land-uses. Horizonte, Herrenhäuser Forschungsbeiträge zur Bodenkunde 12.<br />
Der Andere Verlag, Hannover.<br />
HEUMANN, S. & BÖTTCHER, J. (2004): Temperature functions of the rate coefficients of net N mineralization<br />
in sandy arable soils. II. Evaluation via field mineralization measurements. J. Plant<br />
Nutr. Soil Sci. 167, 390-396.<br />
KÖRSCHENS, M. & SCHULZ, E. (1999): Die organische Bodensubstanz - Dynamik, Reproduktion,<br />
ökonomisch und ökologisch begründete Richtwerte. UFZ-Bericht 13/1999.<br />
SPRINGOB, G. & KIRCHMANN, H. (2002): C-rich sandy Ap horizons of specific historical land-use<br />
contain large fractions of refractory organic matter. Soil Biol. Biochem. 34, 1571-1581.<br />
STANFORD, G. & SMITH, S.J. (1972): Nitrogen mineralization potentials of soils. Soil Sci. Soc. Am. J.<br />
36, 465-472.<br />
VDLUFA (2003): Methodenentwurf A 4.3.2 ‚Heißwasserextrahierbarer Kohlenstoff und Stickstoff’.<br />
Verantwortlich: Schulz, E., Deller, B., Hoffmann, G. Methodenbuch I, VDLUFA-Verlag, Bonn.<br />
484
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Hat die Höhe der mineralischen N-Düngung deutliche Auswirkungen auf die N-<br />
Mineralisation von Böden in langjährigen Düngungsversuchen?<br />
Heumann, Sabine (Universität Hannover); Böttcher, Jürgen:<br />
Einleitung<br />
Durch einen reduzierten Einsatz von N-Mineraldüngern könnten, wie oft gefordert wird, die<br />
N-Bilanzüberschüsse in der Landwirtschaft weiter vermindert werden. Um<br />
Ertragseinbußen zu vermeiden, müsste die Düngungshöhe dazu noch enger an den<br />
Bedarf der Pflanzen angepasst werden. Dies kann dadurch erreicht werden, dass bei der<br />
Düngeplanung nach der Nmin-Methode die im Boden mineralisierte N-Menge mit<br />
differenzierteren Sollwertkorrekturfaktoren als bislang üblich berücksichtigt wird.<br />
Bei der in Niedersachsen üblichen, klassischen Nmin-Methode (Abb. 1) wird die Aufnahme<br />
von mineralisiertem N aus Boden und Ernterückständen nur indirekt und meist nur mit<br />
einem mittleren Wert berücksichtigt. Es handelt sich dabei um den Mittelwert aus allen<br />
Versuchen, die zur Sollwertermittlung herangezogen werden. Zu den<br />
Sollwertempfehlungen gibt es zur Zeit nur ein paar Korrekturwerte in Niedersachsen, z.B.<br />
bei hoher organischer N-Düngung oder bei bestimmten Ernterückständen. Diese reichen<br />
aber nicht aus, wie Beispiele von Messungen der N-Freilandmineralisation in<br />
norddeutschen Ackerböden zeigen (Wieker, 2000), da auch eine Kombination zweier<br />
Korrekturwerte hier oft nicht einmal die monatliche Mineralisation (April/Mai) abdeckt.<br />
Zudem können die Werte selbst bei ähnlichen äußeren Bedingungen sehr stark variieren.<br />
Daher ist es notwendig, die standortspezifische N-Mineralisation unter Einbeziehen der<br />
wichtigsten Einflussfaktoren (Bodeneigenschaften, Bewirtschaftung, Wetter) berechnen zu<br />
können. Simulationsmodelle beziehen diese Faktoren zwar ein, ihre<br />
Mineralisationsgleichungen sind aber nicht an die speziellen Boden- und<br />
Standortbedingungen in Niedersachsen angepasst. So passen die Simulationsergebnisse<br />
insgesamt oft relativ gut, allerdings bestehen immer noch große Lücken bei der<br />
Genauigkeit der einzelnen Prozesse wie auch der N-Mineralisation (Diekkrüger et al.,<br />
1995).<br />
kg N ha -1<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Gesamte<br />
N-Aufnahme<br />
der Pflanze<br />
FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG<br />
} }<br />
}<br />
Aufnahme von<br />
mineralisiertem N<br />
N-Düngerbedarf<br />
Nmin-Vorrat zu<br />
Vegetationsbeginn}<br />
Sollwert<br />
Abb. 1: N-Düngebedarfsermittlung nach der Nmin-Methode (nach Baumgärtel und Scharpf, 2002, verändert).<br />
485
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Für die spätere Entwicklung eines N-Düngeplanungsmodells, das den im<br />
Vegetationsverlauf mineralisierten N anrechnet, sollten hier zunächst die Einflüsse des<br />
längerfristig eingestellten Niveaus der mineralischen N-Düngung auf die N-Mineralisation<br />
in typischen niedersächsischen Ackerböden untersucht werden. Denn dieses Niveau wirkt<br />
sich auch auf Menge und Qualität der Ernterückstände sowie der neu produzierten<br />
organischen Substanz aus. So waren in vielen Dauerversuchen bei unterlassener N-<br />
Düngung die Nt-Gehalte oft ca. 5 bis 10% niedriger als in mineralisch gedüngten<br />
Parzellen, die Gehalte an mineralisierbarem N sogar mindestens 20% niedriger<br />
(Glendining und Powlson, 1995). Meistens stiegen die Unterschiede im Gehalt an<br />
mineralisierbarem N zwischen gedüngter und ungedüngter Variante mit der Höhe der N-<br />
Düngung und waren in Kurzzeitinkubationen zudem deutlich größer als in<br />
Langzeitinkubationen. Daher geht es in diesem Beitrag speziell um die Auswirkungen<br />
abgestufter N-Mineraldüngermengen auf verschieden schnell umsetzbare N-Pools, die<br />
auch zur praktischen Modellierung geeignet sind. Für Simulationsmodelle geeignete<br />
Mineralisationspools und -gleichungen werden hier mittels Langzeitlaborinkubationen<br />
experimentell bestimmt (Heumann und Böttcher, 2004).<br />
Material und Methoden<br />
Es wurden Feldversuchsvarianten mit unterschiedlich hoher mineralischer N-Düngung aus<br />
elf Langzeitversuchen (bis 16 Jahre) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen<br />
untersucht. Je Versuch lag eine unterschiedliche Anzahl an Varianten vor, jedoch immer<br />
eine Null- und eine Sollwertvariante (SW). Zusätzlich lagen folgende Varianten vor: SW<br />
minus 40, 30 oder 20% sowie z.T. SW plus 20 oder 40%. Es handelte sich hauptsächlich<br />
um Sandböden, dazu zwei Lössböden und ein Sandlöss. An manchen Standorten gab es<br />
zwei verschiedene Fruchtfolgen, eine konventionelle Fruchtfolge und eine konservierende<br />
mit Zwischenfrüchten und Untersaaten. Manche Versuche wurden zweimal beprobt,<br />
einmal vor der Frühjahrsdüngung und einmal im Herbst nach der Ernte.<br />
Die Mineralisationspools von insgesamt 69 Oberbodenproben (Ap-Horizont) wurden<br />
anhand von Langzeitlaborinkubationen ermittelt. Dazu wurden die Bodenproben feldfeucht<br />
unter anteiliger Zugabe von ebenfalls frischen Ernterückständen in Spritzen eingefüllt und<br />
ca. 200 Tage bei optimalen Temperaturen und Wassergehalten im Labor inkubiert. Bereits<br />
in der Probe vorhandener mineralischer N wurde vor Beginn der Inkubation durch<br />
Auswaschung aus der Probe entfernt. Während der Inkubation mineralisierter Nitrat- und<br />
Ammonium-N wurde in mit der Zeit größer werdenden Abständen ausgewaschen und<br />
bestimmt (Heumann und Böttcher, 2004). An die Kurven der kumulativen N-<br />
Nettomineralisation wurde eine Mineralisationsgleichung mit zwei unterschiedlich schnell<br />
umsetzbaren organischen N-Pools (Gl. 1) angepasst (Abb. 2). Dadurch kann die<br />
Mineralisation aus schnell (hauptsächlich frische Ernterückstände) und langsam<br />
umsetzbarer organischer Substanz rechnerisch getrennt werden (Nfast bzw. Nslow). Bei der<br />
Anpassung der Gleichung wurden hier für die Reaktionskoeffizienten konstante Werte<br />
eingesetzt, damit sich Unterschiede zwischen den Varianten nur in den Poolgrößen<br />
äußern. Diese Vorgehensweise ist gerechtfertigt, weil sich die Güte der Anpassung<br />
dadurch nicht wesentlich ändert.<br />
486
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
N<br />
Kumulative<br />
N-Nettomineralisation<br />
min<br />
( t ) =<br />
N fast : schnell mineralisierbarer organischer N<br />
N slow : langsam mineralisierbarer organischer N<br />
K , k : Reaktionskoeffizienten erster Ordnung<br />
fast slow<br />
N<br />
fast<br />
( 1<br />
e<br />
− k<br />
0 100 200 300 400<br />
Inkubationsdauer<br />
Ergebnisse<br />
−<br />
Nfast + Nslow<br />
t<br />
fast ) + N ( 1 − e<br />
Nslow<br />
Nfast<br />
slow<br />
− k slow t<br />
)<br />
(Gl.1)<br />
Abb. 2: Auftrennung der N-Gesamtmineralisation in<br />
zwei verschieden schnell umsetzbare organische<br />
Pools.<br />
Bei Betrachtung aller Varianten zusammen zeigten sich keine signifikanten Gesamteffekte<br />
der N-Düngungshöhe, weder auf die kumulative Gesamtmineralisation nach etwa 200<br />
Inkubationstagen noch auf die Poolgrößen Nfast und Nslow (Abb.3).<br />
relativ zur Sollwertvariante - %<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
Kumulative N-Mineralisation<br />
SW<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Poolgröße N fast<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
N-Düngung relativ zur Sollwertdüngung - %<br />
Poolgröße N slow<br />
SW SW<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Abb 3: Einfluss der N-Düngungshöhe auf die N-Mineralisation in allen untersuchten Varianten.<br />
Um signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Düngungsvarianten eines Versuchs<br />
zu ermitteln, wurden einfaktorielle Varianzanalysen und Mittelwertvergleiche nach Tukey<br />
getrennt für die einzelnen Fruchtfolgen und Termine an jedem Standort gerechnet. Denn<br />
mehrfaktorielle Varianzanalysen für die verschiedenen Versuche hatten signifikante<br />
Wechselwirkungen zwischen der N-Düngungshöhe und der Fruchtfolge sowie dem<br />
Beprobungstermin ergeben.<br />
487
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Diese Mittelwertvergleiche zeigten, dass signifikante Unterschiede meistens nur zwischen<br />
einzelnen Varianten eines Versuchs vorlagen (Tab. 1), meistens den Varianten mit den<br />
größeren Düngungsunterschieden (z.B. Null- und SW-Variante). Dabei konnten die<br />
Variablen mit der Düngungshöhe ansteigen oder auch absinken. Auffällig war, dass beide<br />
Effekte auch innerhalb eines Versuchs auftreten konnten und dass in den am längsten<br />
andauernden Versuchen auf Löss nicht die stärksten Effekte auftraten. Für Nslow konnten<br />
nur nach mindestens 10 Versuchsjahren überhaupt signifikante Unterschiede festgestellt<br />
werden (Tab. 1).<br />
Tab. 1: Signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Versuchsvarianten in den untersuchten Variablen<br />
(+ d.h. Variable steigt mit der Düngungshöhe; - d.h. Variable sinkt mit der Düngungshöhe; +/- d.h. beide<br />
Effekte treten innerhalb eines Versuchs auf). Alle Versuche, sortiert nach Versuchsdauer und Standort.<br />
Boden Löss Sand- Sand<br />
löss<br />
Standort L1 L2 SL1 S1 S2 S3 S4 S5 S6 S7 S8<br />
Versuchsjahr<br />
Kumulative N-<br />
16 16 16 11 11 11 11 10 10 10 10 8 7 7 7 7 7 6 4 4 3 3<br />
Mineralisation + +/- + + + +<br />
Poolgröße<br />
Nfast - +/- + + + + + + + + - +/- + + -<br />
Poolgröße<br />
Nslow + - +/- + + +<br />
Nach weniger als 10 Versuchsjahren bestanden also generell nur in der Poolgröße des<br />
schnell mineralisierbaren Pools Nfast signifikante Unterschiede (Tab. 1). Auf zwei Standorten<br />
mit Maismonokulturen sank Nfast mit der Düngungshöhe oder es zeigte sich kein<br />
eindeutiger Effekt (S5 und S8, Tab. 2). In der Maismonokultur auf dem Standort S7 stieg<br />
jedoch Nfast mit der Düngungshöhe, wie auch in den Getreidefruchtfolgen S3, S4 und S6.<br />
Daher trat in diesen unter 10-jährigen Versuchen im Mittel kein signifikanter Gesamteffekt<br />
auf die Poolgrößen bzw. die kumulative N-Mineralisation auf - auch nicht, wenn die<br />
Maismonokulturen gesondert betrachtet wurden.<br />
Tab. 2: Signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Versuchsvarianten in den untersuchten Variablen<br />
(+ d.h. Variable steigt mit der Düngungshöhe; - d.h. Variable sinkt mit der Düngungshöhe; +/- d.h. beide<br />
Effekte treten innerhalb eines Versuchs auf). Versuche mit weniger als 10-jähriger Dauer,<br />
unterschieden in Maismonokulturen und Getreidefruchtfolgen.<br />
Fruchtfolge Maismonokulturen Getreidefruchtfolgen<br />
Standort S5 S7 S8 S3 S4 S6<br />
Versuchsjahr 7 7 7 4 4 3 3 8 7 7 6<br />
Kumulative N-<br />
Mineralisation +<br />
Poolgröße<br />
Nfast - +/- + + - + +<br />
Poolgröße<br />
Nslow<br />
488
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Nach mindestens 10 Versuchsjahren zeigte sich im Mittel aller Versuche ein deutlicher,<br />
wenn auch nicht signifikanter Gesamteffekt auf Nfast (Abb. 4). Nfast war in den Nullvarianten<br />
im Mittel um 15% kleiner als in den SW-Varianten, allerdings schwankte der Wert<br />
erheblich, von ca. -40 bis +35%. Auch nach dieser längeren Zeitspanne war noch kein<br />
signifikanter Gesamteffekt auf die kumulativen Werte oder Nslow zu sehen, nur an<br />
einzelnen Standorten traten signifikante Unterschiede auf, z.B. S2 (s. Tab. 1).<br />
Kumulative N-Mineralisation Poolgröße Nfast Poolgröße Nslow relativ zur Sollwertvariante - %<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Abb 4: Einfluss der N-Düngungshöhe auf die N-Mineralisation in den Versuchen mit mehr als 10-jähriger<br />
Dauer.<br />
Diskussion und Fazit<br />
SW<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
SW SW<br />
N-Düngung relativ zur Sollwertdüngung - %<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Im Mittel waren nach 3- bis 16-jähriger Versuchsdauer die Einflüsse der Höhe der<br />
mineralischen N-Düngung in den untersuchten Böden nicht signifikant. Das deutet darauf<br />
hin, dass die Veränderung der N-Mineralisationsdynamik hier mehr Zeit benötigt und/oder<br />
weniger stark ausfällt als von Glendining und Powlson (1995) beschrieben (s. Einleitung).<br />
Die Variabilität zwischen den Versuchen muss hier allerdings als sehr hoch angesehen<br />
werden, weil in einzelnen Versuchen durchaus signifikante Unterschiede zwischen den<br />
Düngungsvarianten auftraten. Dafür kommen mehrere Einflussfaktoren in Betracht, denen<br />
z.T. noch analytisch nachgegangen wird:<br />
1. Feldheterogenität: Kann es sein, dass z.B. die Nullvariante zufällig auf Parzellen liegt,<br />
die vor Versuchsbeginn im Durchschnitt mehr organischen N oder mehr Ton enthielten als<br />
die Sollwertparzellen und die Poolgröße Nslow davon stärker beeinflusst wird als von der<br />
Mineraldüngung? � Korrelationsrechnungen mit Corg, Nt, Tongehalt usw. der einzelnen<br />
Varianten sollen zeigen, inwiefern dies eine Rolle spielt.<br />
2. Austauschbares/“fixiertes“ Ammonium: Kann der im Vergleich zu Sandböden schwache<br />
Effekt in den Lössböden in der immer noch andauernden Nachlieferung aus der Fraktion<br />
des austauschbaren/„fixierten“ Ammoniums begründet sein? In Lössböden liegen bis zu<br />
850 mg fixiertes NH4-N kg -1 vor, in Sandböden nur etwa 80 mg kg -1 (Scheffer, 2002). Die<br />
Differenzen ‚gedüngt minus ungedüngt‘ in der kumulativen N-Mineralisation waren hier<br />
selten größer als 20 mg kg -1 . � Die unterschiedlichen Düngevarianten sollen hierauf<br />
untersucht werden.<br />
3. Methodik: Die Zugabe frischer Ernterückstände in relativ geringen Mengen ermöglicht<br />
evtl. nicht immer eine repräsentative Einwaage von Spross- sowie Wurzelmaterial. � Die<br />
489
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Proben wurden jedoch bewusst nicht durch Trocknen und Mahlen homogenisiert, weil sich<br />
dadurch deren Abbaubarkeit sehr stark verändert hätte.<br />
Ob überhaupt mittlere Gesamteffekte der N-Mineraldüngungshöhe auf unterschiedlichen<br />
Standorten zur Simulation benutzt werden können bzw. welche weiteren Einflussfaktoren<br />
berücksichtigt werden müssen, wird sich jedoch erst im Projektverlauf zeigen. Zur Zeit<br />
werden weitere Bewirtschaftungs- und Standorteinflüsse sowie die Temperatur- und die<br />
Wassergehaltsabhängigkeit der Reaktionskoeffizienten kfast und kslow untersucht. Dazu<br />
werden mehrere typische Bodenproben zusätzlich bei suboptimalen Temperaturen und<br />
Wassergehalten inkubiert. Mit diesen Temperatur- und Wassergehaltsfunktionen sowie<br />
den bereits ermittelten Poolgrößen kann die N-Mineralisation für bestimmte Temperatur-<br />
und Wassergehaltsverläufe simuliert werden. Durch Korrelation der Simulationsergebnisse<br />
mit der gemessenen N-Mineralisation im Freiland (Heumann und Böttcher, 2004) lassen<br />
sich schließlich die im Labor ermittelten Poolgrößen und Funktionen überprüfen. Für die<br />
Messungen der Freilandmineralisation wurden von etwa 20 Standorten in ganz<br />
Niedersachsen jeweils sechs ungestörte Bodensäulen (Durchmesser 20 cm) bis zur<br />
Untergrenze des Ap-Horizontes entnommen. Gleichzeitig wurde direkt daneben eine Nmin-<br />
Probe gezogen, um den Start-Nmin der Säulen zu bestimmen. Die Säulen wurden an<br />
einem zentralen Ort ebenfalls im Freiland aufgestellt und dabei zum Schutz vor<br />
Auswaschung und direkter Bestrahlung mit Folien abgedeckt. Die Temperatur in Boden<br />
und Luft sowie die Bodenfeuchtigkeit wird regelmäßig gemessen. Nach mehreren<br />
Monaten wird der End-Nmin-Gehalt der Säulen destruktiv bestimmt. Die Differenz zum<br />
Start-Nmin ergibt dann die N-Nettomineralisation im Freiland.<br />
Danksagungen<br />
Wir danken der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für die finanzielle Unterstützung.<br />
Literatur<br />
Baumgärtel, G., und H.-C. Scharpf (2002): Gute fachliche Praxis der Stickstoffdüngung. AID Bonn.<br />
Heft 1017.<br />
Diekkrüger, B., Söndgerath, D., Kersebaum, K.C., und C.W. McVoy (1995): Validity of<br />
agroecosystem models - A comparison of results of different models applied to the same data<br />
set. Ecological modelling 81: 3-29.<br />
Glendining, M.J., und D.S. Powlson (1995): The effects of long continued applications of inorganic<br />
Nitrogen fertilizer on soil organic Nitrogen – A review. In: Lal, R., und B.A. Stewart: Soil<br />
Management: Experimental basis for sustainability and environmental quality. Adv. Soil Sci.,<br />
Boca Raton, Fl, USA.<br />
Heumann, S., und J. Böttcher (2004): Temperature functions of the rate coefficients of net N<br />
mineralization in sandy arable soils. II. Evaluation via field mineralization measurements. J.<br />
Plant Nutr. Soil Sci. 167: 390-396.<br />
Scheffer, F., ed. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde. Blackwell Scientific.<br />
490
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Zur Zuverlässigkeit und Akzeptanz der Stickstoffdüngeempfehlung am Beispiel<br />
Winterweizen<br />
Fritsch, Friedhelm (Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, Bad Kreuznach):<br />
Einleitung<br />
In den Nmin-Sollwertsystemen der Beratungsinstitutionen der Bundesländer werden<br />
insbesondere Standort und Zielertrag, aber auch die Nmin-Gehalte selbst, in<br />
unterschiedlicher Weise berücksichtigt. Daraus können sich Konflikte hinsichtlich<br />
Akzeptanz und Zuverlässigkeit der N-Düngeempfehlungen ergeben. Neben den<br />
Empfehlungen der Offizialberatung wird die Entscheidung des Landwirts über die Höhe<br />
und Aufteilung der N-Gaben beim Weizen von den vom Rohproteingehalt abhängigen<br />
Erlösen stark beeinflusst. Daneben trägt die Zuverlässigkeit der Bodenlabors zur<br />
Akzeptanz der Nmin-basierten Düngeempfehlung bei.<br />
Stickstoffdüngungsversuche zu Winterweizen<br />
Anhand von 30 N-Düngungsversuchen mit jeweils 4 N-Stufen (ohne N, reduzierte N-<br />
Düngung, Nmin-Sollwert, erhöhte N-Düngung) an verschiedenen Standorten in Rheinland-<br />
Pfalz wird deutlich, dass die N-Düngeempfehlung auf Basis der landesspezifischen N-<br />
Sollwerte im Durchschnitt das ökonomische Optimum trifft (Abb.1 ). Zwischen den drei<br />
gedüngten Varianten unterscheiden sich die Erlöse jeweils nur geringfügig. An einzelnen<br />
Standorten, insbesondere mit Vorsommertrockenheit (Bsp. Rheinhessen) oder hoher<br />
organischer Düngung (Bsp. Eifel), ist die N-Düngeempfehlung jedoch zu hoch, während<br />
sie bei sehr hohen Erträgen (Bsp. Hunsrück) zu niedrig ausfallen kann.<br />
dt/ha kg N/ha<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
0<br />
152<br />
218<br />
285<br />
Vorderpfalz-<br />
Sand<br />
0<br />
144<br />
199<br />
256<br />
N-Düngungsversuche Winterweizen 2001-2005<br />
0<br />
99<br />
167<br />
222<br />
0<br />
140<br />
170<br />
200<br />
0<br />
138<br />
197<br />
256<br />
Hunsrück Rheinhessen Westpfalz Westerwald-<br />
Osteifel<br />
Ertrag Korn-N-Abfuhr ber. Erlös<br />
0<br />
152<br />
217<br />
284<br />
0<br />
127<br />
182<br />
237<br />
0<br />
136<br />
193<br />
248<br />
Eifel Vorderpfalz-Durchschnitt<br />
Löß<br />
Abb. 1: Kornertrag, Korn-N-Abfuhr und um die N-Düngungskosten bereinigter Erlös<br />
bei Winterweizen (Basis: 30 Düngungsversuche in Rheinland-Pfalz)<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Euro/ha<br />
491
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Bei den Auswertungen wurden Weizenpreise festgesetzt, die bis zu einem Gehalt von<br />
13,5 % Rohprotein je 0,1 % RP um 0,05 €/dt steigen.<br />
N-Düngeempfehlungen im Vergleich<br />
Das in Rheinland-Pfalz<br />
seit 1998 verwendete<br />
Nmin-Sollwertsystem ist<br />
relativ detailliert und<br />
berücksichtigt mit<br />
Ertragsziel und<br />
Ackerzahl<br />
standortspezifisch den<br />
N-Bedarf und die N-<br />
Verwertung (Abb. 2).<br />
N-Düngeempfehlungen<br />
werden alljährlich im<br />
Frühjahr aufgrund<br />
repräsentativer Nmin-<br />
Beprobungen in den<br />
einzelnen Regionen für<br />
bestimmte<br />
Fruchtfolgeglieder<br />
tabellarisch veröffentlicht<br />
(Landwirtschaftliche<br />
Nmin-Methode Rheinland-Pfalz Winterweizen<br />
1. N-Gabe (Vegetationsbeginn)<br />
Sollwert Ackerzahl bis 60 75<br />
Ackerzahl ab 61 Ertragsziel in dt/ha minus 10 _____<br />
+ bis zu 20 kg N/ha für schwache Bestände / träge Böden<br />
- bis zu 20 kg N/ha für starke Bestände / tätige Böden _____<br />
- kg Nmin 0 - 30 cm _____<br />
Düngung in kg N/ha (min. 20, max. 1 kg N/dt bis 80 kg N/ha) _____<br />
2. N-Gabe (Schoßbeginn)<br />
Sollwert = Ertragsziel in dt/ha _____<br />
- 50 % von kg Nmin 30 - 60 cm _____<br />
- 0,5 kg N / Ackerzahl über 40 _____<br />
- 25 % der N-Nachlieferung aus Vorfrucht-<br />
Ernteresten und organischer Düngung _____<br />
Düngung in kg N/ha (min. 0,4 kg N/dt, max. 80 kg N/ha) _____<br />
3. und ggf. 4. N-Gabe (ab Erscheinen des Fahnenblattes)<br />
Sollwert für 70 dt/ha 75 (+/ - 10 dt/ha: +/ - 5) _____<br />
- 0,5 kg N / Ackerzahl über 40 _____<br />
- 75 % der N-Nachlieferung aus Vorfrucht-<br />
Ernteresten und organischer Düngung _____<br />
Düngung in kg N/ha (max. 1 kg N/dt bis 70 kg N/ha) _____<br />
Qualitätsdüngung zusätzlich ca. 30 kg N/ha<br />
Wochenblätter, Internet, schriftliche Pflanzenbauinformationen). Abb. 2: Nmin-Sollwert<br />
für Winterweizen in Rheinland-Pfalz<br />
Zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen werden relativ statische Nmin-Sollwerte benutzt, die<br />
Statisches Sollwertsystem Bsp. LK NW<br />
nicht den<br />
sondern<br />
Ertrag,<br />
lediglich<br />
extreme<br />
Standortverhältnisse<br />
berücksichtigen (Abb.<br />
3), aber für den<br />
Anwender leicht<br />
nachvollziehbar sind.<br />
Abb. 3: Nmin-Sollwerte für Getreide in Nordrhein-Westfalen<br />
Die<br />
Bewirtschaftungsverhä<br />
ltnisse (Vorfrucht,<br />
organische Düngung)<br />
werden von beiden<br />
Systemen ungefähr<br />
gleich bewertet, der<br />
Nmin-Gehalt selbst<br />
jedoch in ganz<br />
unterschiedlicher<br />
Weise.<br />
492
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Abb. 4 zeigt den Vergleich der Treffsicherheit der beiden unterschiedlichen<br />
Sollwertsysteme anhand der 30 N-Düngungsversuche der typischen Standorte in<br />
Rheinland-Pfalz. Angenommen wurden die o. a. vom Rohproteingehalt abhängigen<br />
Weizenpreise, und ebenfalls wurden die N-Düngungskosten berücksichtigt. Wird eine<br />
Abweichung von 50 kg N/ha vom wirtschaftlichen Optimum toleriert, so führt das<br />
detaillierte Sollwertsystem in 22 und das statische in 17 von 30 Fällen zur optimalen N-<br />
Düngung.<br />
N-Düngeempfehlung kg/ha<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
R 2 = 0,2541<br />
Vergleich N-Sollwertsysteme<br />
30 N-Düngungsversuche Winterweizen 2001-2005<br />
R 2 = 0,0007<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Optimale N-Düngung kg/ha<br />
Nmin<br />
detail RP<br />
8–<br />
22 +<br />
Nmin<br />
statisch<br />
13 –<br />
17 +<br />
Abb. 4: Vergleich der Treffsicherheit des detaillierten mit einem statischen Nmin-<br />
Sollwertsystem<br />
Im Durchschnitt wurden mit dem detaillierten 179 und mit dem statischen Sollwertsystem<br />
174 kg N/ha als Düngeempfehlung ermittelt. Zu hohe N-Empfehlungen lieferten beide<br />
System bei Notreife (durch Hitze und Trockenheit) und zu niedrige Empfehlungen vor<br />
allem das statische System bei sehr hohen Erträgen.<br />
Interessant ist die Beobachtung, dass die Differenz in der Korn-N-Abfuhr von der Variante<br />
ohne N zur optimalen N-Düngung, multipliziert mit Faktor zwei, im Durchschnitt relativ<br />
genau dem Düngungsoptimum entspricht (in Abb. 4 Regressionsgerade fast<br />
deckungsgleich mit der Winkelhalbierenden).<br />
Einfluss des qualitätsabhängigen Weizenpreises<br />
Abhängig von der Gestaltung der Weizenpreise ergeben sich unterschiedliche<br />
Düngungsoptima (Abb. 5). Anhand der zugrunde liegenden 30 N-Düngungsversuche sind<br />
bei einem Fixpreis von z.B. 10 €/dt Weizen 190 kg N/ha optimal. Wird ab 13,5 %<br />
Rohprotein (RP) ein Zuschlag von 0,5 € auf einen Grundpreis von 9,75 €/dt gezahlt,<br />
beträgt das Düngungsoptimum 192 kg N/ha. Gibt es stattdessen ab 14,5 % RP einen<br />
Zuschlag von 1 €/dt, erhöht sich das N-Optimum auf 250 kg/ha. Da der Landwirt aber nicht<br />
weiß, bei welcher N-Düngungshöhe er den notwendigen RP-Gehalt erreicht, ist er verführt,<br />
mit der N-Düngung vorzuhalten.<br />
493
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Eine „qualitätsgerechte“ Bezahlung kann mit einem in Abhängigkeit vom RP-Gehalt<br />
feinstufigen Preissystem so gestaltet werden, dass kein Anreiz für eine überhöhte N-<br />
Düngung besteht.<br />
Wird Weizen in der Fütterung eingesetzt und verdrängt mit steigenden RP-Gehalten<br />
zunehmend z. B. Sojaschrot aus der Futtermischung, so kann das N-Düngungsoptimum<br />
z.B. bei 214 kg N/ha liegen (0,025 € Mehrwert/dt Weizen pro 0,1 % mehr Rohprotein).<br />
ber. Erlös<br />
€/ha<br />
800<br />
750<br />
700<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
Einfluss des qualitätsabhängigen Weizenpreises<br />
auf das N-Düngungsoptimum<br />
0 40 80 120 160 200 240 280 320<br />
kg N/ha<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
% RP dt/ha kg N/ha<br />
Futter-RPgerecht<br />
RP-gerecht<br />
Zuschl. 1 €/dt<br />
>14,5 % RP<br />
Zuschl. 0,5 €/dt<br />
>13,5 % RP<br />
Fixpreis<br />
Korn-N<br />
Kornertrag<br />
RP-Gehalt<br />
N-Bilanz<br />
Abb. 5: Einfluss des qualitätsabhängigen Preises auf das N-Düngungsoptimum<br />
Qualität der Bodenlabors<br />
kg Nmin<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Nmin Ringuntersuchung<br />
Bsp.: Winterweizenschlag, Hunsrück, 31. Januar 2000<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 MW<br />
14<br />
in RP tätige Bodenlabors<br />
60 - 90 cm<br />
30 - 60 cm<br />
0 - 30 cm<br />
Das Ergebnis der Nmin-<br />
Bodenuntersuchung hängt<br />
nicht nur von der Qualität der<br />
Analyse, sondern auch von<br />
der Probenentnahme, dem<br />
Transport und der<br />
Probenbehandlung vor der<br />
Analyse ab.<br />
Abb. 6 zeigt die Nmin-Werte<br />
von 13 Labors aus dem<br />
ganzen Bundesgebiet, die<br />
ihre Dienste in Rheinland-<br />
Pfalz anbieten, nachdem<br />
diese Labors alle zur<br />
494
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
gleichen Zeit ein etwa 900 m² großes Teilstück eines Weizenschlages beprobt hatten.<br />
Abb. 6: Ergebnisse einer Nmin-Ringuntersuchung<br />
Fazit<br />
Zur Verbesserung der Akzeptanz der Nmin-gestützten Düngeempfehlung ist es notwendig,<br />
die verschiedenen Sollwertsysteme auf ihre Eignung an verschiedenen Standorten zu<br />
prüfen und gegebenenfalls anzunähern oder für bestimmte Standortgruppen auszuweisen.<br />
Eine Abgrenzung nach Bundesländern erscheint wenig sinnvoll.<br />
Nmin-Sollwertsysteme sind möglichst einfach und für den Landwirt nachvollziehbar zu<br />
formulieren.<br />
Der „aufnehmenden Hand“ müssen die Auswirkungen der vom Rohproteingehalt<br />
abhängigen Weizenpreise auf das N-Düngungsverhalten bewusst werden, um<br />
„gerechtere“ Preissysteme zu ermöglichen.<br />
Die Überprüfung von Bodenlabors zur Qualitätssicherung bei der Nmin-Methode sollte die<br />
Probenentnahme, den Transport und die Probenaufbereitung umfassen.<br />
495
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Stand und Entwicklung des SBA-Systems Sachsen-Anhalt<br />
von Wulffen, H.-U. (Bernburg); Holz, F.; Roschke, M.:<br />
Einleitung:<br />
Entsprechend den Vorgaben der guten fachlichen Praxis werden in Sachsen-Anhalt jedes<br />
Frühjahr ca. 2500 – 4500 Bodenproben gezogen und auf ihren Nmin-Gehalt hin analysiert.<br />
Neben den Untersuchungsergebnissen erhalten die Landwirte auch<br />
Düngungsempfehlungen für die erste und zweite N-Gabe. Hierzu nutzen viele Labore das<br />
der LLFG entwickelte Programm SBA (Stickstoff-Bedarfs-Analyse), Version Sachsen-<br />
Anhalt.<br />
Auch in anderen Bundesländern werden durch die Offizialberatung Programme zur<br />
Berechnung von N-Düngungsempfehlungen auf der Basis der Nmin-Frühjahrswerte<br />
angeboten. Die hierfür genutzten Programme (z.B. BEFU in Sachsen) führen zwar im<br />
Mittel zu vergleichbaren Empfehlungen, unterscheiden sich aber in ihren<br />
Modellvorstellungen mehr oder minder deutlich.<br />
Im Hinblick auf die Novellierung der Düngeverordnung mit ihren bundesweit einheitlichen<br />
Vorgaben ist es daher überlegenswert, auch die Modellvorstellungen der Bundesländer<br />
zur N-Düngung weiter zu harmonisieren. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der<br />
Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), in der festgelegt wurde, dass sich<br />
zukünftig die Vorgaben für die Bewirtschaftung der Flächen an den Grenzen der<br />
Grundwasserkörper und Flussgebietseinheiten und nicht mehr an den Ländergrenzen zu<br />
orientieren hat. Im Hinblick auf diese Entwicklungen wurde das Programm SBA durch die<br />
LLFG so erweitert, dass die Modellverstellungen mehrerer Bundesländer jetzt in einem<br />
Programm berücksichtigt werden können.<br />
kg N/ha (Mittelwert)<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
ANMOOR<br />
LEHM<br />
LEHMIGER SAND<br />
0 - 30 cm<br />
30 - 60 cm<br />
60 -90 cm<br />
LEHMIGER TON<br />
Bodenart<br />
SAND<br />
SANDIGER LEHM<br />
SCHWARZERDE<br />
Abbildung 24: Nmin-Gehalte im Frühjahr 2006 (arithmetische Mittelwerte), differenziert<br />
nach Bodenart; Angaben in kg N/ha; Nmin-Werte der Schicht 60 – 90 cm zum Teil über<br />
Schätzfunktion ermittelt<br />
496
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Stand:<br />
Seit dem Frühjahr 1993 wird in Sachsen-Anhalt das ursprünglich an der Hessischen<br />
Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt entwickelte Beratungsprogramm SBA zur Bewertung<br />
und Attestierung der im Frühjahr gezogenen Nmin-Proben verwendet. Da viele Standorte<br />
des Landes Sachsen-Anhalt nur sehr geringe Sickerwasserspenden haben, liegen im<br />
Landesmittel die Nmin-Frühjahrswerte auf einem relativ hohen Niveau (Abbildung 24). Bei<br />
der Berechnung der ersten und ggf. auch der zweiten N-Gabe berechnete das hessische<br />
Programm bei den in Sachsen-Anhalt gezogenen Bodenproben daher häufig „0-<br />
Düngungsempfehlungen“. Diese Empfehlungen standen aber im Widerspruch zu den<br />
Ergebnissen vieler Feldversuche (von WULFFEN, HOLZ; 1994).Daher wurde in den<br />
Jahren 1993/1996 das hessische SBA-Programm an die in Sachsen-Anhalt<br />
vorherrschenden Bedingungen angepasst, so dass eine anhand der Bodenarten<br />
differenzierte Bewertung des bodenbürtigen Nmin-Gehaltes möglich wurde.<br />
In den folgenden Jahren wurde das SBA-System an mehreren Standorten mit<br />
verschiedenen Kulturen geprüft. Im Hinblick auf die Zielgröße „Optimierung der Erträge<br />
abzüglich Düngungskosten“ führten die vom Programm berechneten<br />
Düngungsempfehlungen im Regelfall zu den höchsten monetären Erträgen (Abbildung<br />
25).<br />
Erlös - D-Kosten<br />
900,00 €<br />
850,00 €<br />
800,00 €<br />
750,00 €<br />
700,00 €<br />
650,00 €<br />
600,00 €<br />
Express<br />
Joker/Pronto<br />
0 kg N SBA - 30 % SBA Empfehlung SBA + 30 % SBA in Form ASS<br />
Düngungsvariante<br />
Abbildung 25: Ergebnisse der SBA-Düngungsversuche zu Winterraps in den Jahren 1997<br />
– 2001<br />
Neuerungen<br />
In den Jahren 1994 bis 2003 wurden musste das SBA-System Sachsen-Anhalt um<br />
zahlreiche Kulturen (Obst, Gemüse, Dauerkulturen) erweitert werden. Hierbei zeigte sich<br />
die Notwendigkeit,<br />
die Sollwerte auch anhand der standörtlichen Gegebenheiten differenzieren zu können,<br />
bei der Bewertung des bodenbürtigen Stickstoffs die Wechselwirkung von<br />
Wasserversorgung, Bodenart und Kultur zu berücksichtigen und<br />
auch die N-Nachlieferung aus Vorfrucht, Zwischenfrucht und organischer Düngung in<br />
Abhängigkeit von den Kulturen zu differenzieren.<br />
497
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Das SBA-System wurde daher neu in stark modularer Form programmiert. Weitere<br />
Modellvorstellungen können jetzt relativ einfach in das Programm aufgenommen werden.<br />
Notwendigkeit der Harmonisierung der N-Düngungsberatung<br />
Die von der Offizialberatung (Kammern, Landesanstalten) entwickelten N-<br />
Düngungsprogramme weisen zum Teil erhebliche fachliche Differenzen auf. Beispielhaft<br />
sei hier auf eine Erhebung von BAUMGÄRTEL aus dem Jahr 1995 verwiesen (Tabelle 9<br />
und Tabelle 10). Trotz dieser Differenzen kommen die Programme „im Mittel“ häufig zu<br />
vergleichbaren N-Düngungsempfehlungen. Zum Teil erhebliche Differenzen können sich<br />
aber bei Sonderfällen wie z.B. sehr hohen Ertragserwartungen, Sonderkulturen oder einer<br />
sehr hohen bodenbürtigen N-Nachlieferung ergeben.<br />
Tabelle 9: Berücksichtigte Parameter bei der Korrektur des Nmin-Wertes aufgrund von<br />
Bodeneigenschaften; (nach Baumgärtel 1995)<br />
Korrektur des Nmin-Wertes<br />
Hannover (Weser-Ems)<br />
Schleswig.-Holstein<br />
Steingehalt + + + + + +<br />
Bodenart + + + + +<br />
Ackerzahl + + + +<br />
Durchwurzelungstiefe + + + + +<br />
Entwicklungsstadium +<br />
MDÄ (Mineraldüngeräquivalente) +<br />
Tabelle 10: Berücksichtigte Parameter bei der Korrektur des Sollwertes aufgrund von<br />
Bodeneigenschaften; (nach Baumgärtel 1995)<br />
Bodeneigenschaften<br />
Hannover (Weser-Ems)<br />
Schleswig.-Holstein<br />
Korrektur des Nmin-Wertes + + + + + + +<br />
Nmin als Korrekturfaktor +<br />
Humusgehalt (hoch/niedrig) + + +<br />
Bodenart + + + + + + +<br />
Bodentyp + +<br />
Ackerzahl + + +<br />
Nachlieferung (gut/schlecht) + + +<br />
Bodengare/Struktur (gut/schlecht) +<br />
Die von den Kammern und Landesanstalten erarbeiteten Beratungsprogramme und<br />
Empfehlungen orientierten sich lange Zeit vorrangig an den Adressaten „Landwirt“. Aus<br />
Sicht der Referenten ist dies heute nicht mehr zeitgemäß, da die umweltpolitischen<br />
Diskussionen der vergangenen Jahre dazu geführt hat, dass sich derzeit viele<br />
gesellschaftliche Gruppen mit dem Düngungsverhalten der Landwirtschaft mehr oder<br />
minder kritisch auseinandersetzen.<br />
Rheinland West.-Lippe<br />
Rheinland West.-Lippe<br />
Rheinland-P./Saarland<br />
Rheinland-P./Saarland<br />
Baden-Württemberg<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Bayern<br />
Hessen<br />
Hessen<br />
Meckl.-Vorpommern<br />
Meckl.-Vorpommern<br />
Brandenburg*<br />
Brandenburg<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Thüringen<br />
Thüringen<br />
Sachsen*<br />
Sachsen<br />
498
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Erhöhte N-Konzentrationen im Grund- und Oberflächengewässern werden in der<br />
öffentlichen Diskussion fälschlicherweise vorrangig nur dem „fehlerhaften<br />
Düngungsverhalten“ der Landwirtschaft angelastet. Die sich aus dieser Schuldzuweisung<br />
ergebenden Lösungsvorschläge wie Umwandlung des Ackerlandes in extensiv genutztes<br />
Grünland etc. gehen aber häufig an der Realität vorbei. Zur Versachlichung der Diskussion<br />
sollte daher versucht werden, die bisherigen Maßnahmen, die schon zur (deutlichen)<br />
Verbesserung der N-Effizienz und damit verbunden zu einer deutlichen Verringerung der<br />
N-Einträge in die Gewässer geführt haben, offensiv in der öffentlichen Diskussion zu<br />
vertreten. Im Rahmen dieser Diskussion sind aber die in den Tabellen 1 und 2<br />
dargestellten fachlichen Unterschiede nur schwer zu vermitteln.<br />
Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass nach den Vorgaben der Europäischen<br />
Wasserrahmenrichtlinie die Bewirtschaftungspläne für landwirtschaftliche Nutzflächen<br />
vorrangig an den länderübergreifenden Flussgebietsgemeinschaften zu orientieren sind. In<br />
einer länderübergreifenden Flussgebietsgemeinschaft sollte es daher in Zukunft nicht<br />
mehr x verschiedene Ländermodelle zur N-Düngebedarfsermittlung geben.<br />
Eine schlagspezifische Dokumentation der Düngungsplanung unter Beachtung der<br />
Vorgaben der Düngeverordnung ist ein wesentlicher Baustein im Nachweis der Einhaltung<br />
der guten fachlichen Praxis. Die von den Kammern und Landesanstalten bereitgestellten<br />
Programme zur Düngungsplanung sollten hierbei auch die in den landwirtschaftlichen<br />
Betrieben vorhandenen Datenbestände (Ackerschlagkarteien) nutzen können, d.h. eine<br />
Schnittstelle zu den betrieblichen Ackerschlagkarteien haben.<br />
Um die von den Ländern entwickelten Programme sowohl im Hinblick auf die<br />
Schnittstellen als auch auf die ständigen rechtlichen Veränderungen weiter nutzen zu<br />
können, sind in vielen Fällen ganz erhebliche programmtechnische Veränderungen<br />
notwendig, die viele Landesanstalten und Kammern sowohl personell als auch finanziell<br />
überfordern dürften.<br />
Aus Sicht der Autoren ist es daher angezeigt, dass sich eine Arbeitsgruppe konstituiert,<br />
die zunächst die Modellvorstellungen der einzelnen Bundesländer sichtet und in einem<br />
neuen „Gesamtmodell“ zusammenführt. In diesem „Gesamtmodell“ werden dann die<br />
regionalen Besonderheiten durch differenzierte Stammdaten repräsentiert. Diese<br />
Unterschiede – zum Beispiel eine Differenzierung der Erträge in Abhängigkeit von<br />
Bodengüte und Region – dürfte dann in der öffentlichen Diskussion eher zu vermitteln sein<br />
als die gegenwärtig vorhandenen Differenzen in den zu berücksichtigenden Faktoren. Es<br />
geht somit nicht darum, dass in Zukunft die Düngungsempfehlungen von Sachsen-Anhalt<br />
den Empfehlungen Bayerns entsprechen. Bei der Ableitung der Modellvorstellungen und<br />
der Auswahl der Faktoren, die zu berücksichtigen sind, sollten aber beide Länder den<br />
gleichen, und vor allem einen für Landwirte leicht nachvollziehbaren Rechenweg<br />
anwenden.<br />
Nach der Umsetzung des „Gesamtmodells“ in ein EDV-Programm sollte dieses<br />
„Gesamtmodell“ dann in verschiedenen Bundesländern getestet und an die Stammdaten<br />
an regionalen Besonderheiten angepasst werden.<br />
Das von der LLFG neu entwickelte Programm SBA kann hierzu als Plattform dienen, da es<br />
schon in der gegenwärtigen Form weitestgehend geeignet ist, die Modellvorstellungen der<br />
Länder Hessen, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern<br />
abzubilden.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
BAUMGÄRTEL, GERHARD (1995): Mündliche Mitteilung vom September 2006;<br />
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Hannover<br />
499
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
VON WULFFEN, ULRICH; HOLZ, FALKO (1994): Berechnung der ersten N-Düngergabe<br />
anhand der Nmin-Gehalte und des Düngungsberatungsmodells SBA (Stickstoff-Bedarf-<br />
Analyse). Erste Erfahrungen über die Anwendbarkeit des Verfahrens in Sachsen-Anhalt;<br />
VDLUFA Kongressband 1994, Darmstadt<br />
500
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Optimierung der Düngeeffizienz durch teilflächenspezifische Landbewirtschaftung<br />
Jungert, Stefan (TU München); Schmidhalter, Urs; Ebertseder, Thomas; Gutser, Reinhold;<br />
Hege, Ulrich:<br />
Einleitung<br />
Die teilflächenspezifische Stickstoffdüngung auf heterogenen Feldern hat zum Ziel die<br />
Pflanzen auf jeder Teilfläche optimal mit Stickstoff zu versorgen und damit die Düngung<br />
ökonomisch (Reduzierte N-Düngung bei Beibehaltung des Ertrages) wie auch ökologisch<br />
(Verbesserung der N-Effizienz, geringeres Potential für Nitratauswaschung) zu<br />
optimieren.<br />
Material und Methoden<br />
In den Jahren 2002-2005 wurden zur Entwicklung teilflächenspezifischer Düngestrategien<br />
hierzu auf 7 Ackerflächen (Schlaggröße: 4 bis 33 ha) in 4 unterschiedlichen Regionen<br />
Bayerns (Böden, Klima) Untersuchungen durchgeführt (Abbildung 1).<br />
Felder<br />
Betrieb<br />
Region<br />
Temperatur<br />
Niederschlag<br />
Schlaggröße<br />
Bodenart<br />
Ursache der<br />
Heterogenität<br />
[°C]<br />
[mm]<br />
[ha]<br />
Waldacker / Pfadacker<br />
Gieshügel<br />
Südzucker AG<br />
nahe Würzburg<br />
8.9<br />
550<br />
15<br />
schluffiger Lehm bis<br />
lehmiger Ton<br />
nFK, Textur<br />
Durchwurzelungstiefe<br />
Schlag 4 / Seuversholz<br />
Adelschlag<br />
nahe Eichstätt<br />
15-30<br />
sandiger Lehm und<br />
schluffiger Lehm<br />
(nFK), Textur<br />
Durchwurzelungstiefe<br />
Abbildung 1: Charakterisierung der Versuchsstandorte<br />
Die Heterogenität der Flächen wurde erfasst mittels Ertragskartierung, Bodenkartierung<br />
(elektrische Leitfähigkeit), spektral-sensorischer Aufnahmen der Pflanzenbestände sowie<br />
gezielter Bodenbeprobung und Profilansprache. Mit diesen Methoden ist es möglich<br />
Ertragszonen abzugrenzen (Selige und Schmidhalter, 2001; Schmidhalter et al., 2001a).<br />
Auf allen Schlägen wurden Streifenversuche mit teilflächenvariabler N-Düngung angelegt<br />
(Tabelle 1). Dabei wurden sowohl 'Mapping-Ansätze' (Düngung nach<br />
teilflächenspezifischer Ertragserwartung) als auch eine Sensor-basierte Düngerapplikation<br />
(Online-Düngung mit 'Yara N-Sensor') geprüft.<br />
8.0<br />
670<br />
A16 / A17<br />
Scheyern<br />
FAM<br />
Forschungsverbund<br />
Agrarökosysteme München<br />
nahe Pfaffenhofen<br />
7.6<br />
805<br />
6<br />
sandig bis toniger<br />
Lehm<br />
(nFK), Steingehalt<br />
Durchwurzelungstiefe<br />
501
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Tabelle 1: Stickstoff Düngung auf den Versuchsflächen (ausgewählte Beispiele)<br />
Ort Jahr Feld Frucht Ertragszone<br />
Stickstoff-Düngungs-Ansatz<br />
einheitlich mapping Sensor<br />
Düngung (kg N ha -1 )<br />
Scheyern 2002 A17 Winterweizen mittel 200 160<br />
hoch 200 200<br />
Kolluvium 200 180<br />
2003 A16 Winterweizen mittel 160 130<br />
hoch 160 160<br />
Kolluvium 160 170<br />
Gieshügel 2004 Wald Winterweizen niedrig 180 138 199<br />
mittel 180 163 184<br />
hoch 180 199 165<br />
2005 Wald Triticale niedrig 171 130 166<br />
mittel 171 150 156<br />
hoch 171 170 149<br />
Die Effizienz der verschiedenen teilflächenspezifischen N-Düngestrategien im Vergleich zu<br />
einer betriebsüblichen flächeneinheitlichen Düngung (In Anlehnung an das<br />
Düngeberatungssystem Stickstoff (Hege et al., 2001)) wurden anhand von Ertrags- und<br />
Sensorkartierungen sowie der Ernte von über die Schläge verteilten Kleinparzellen<br />
(Tabelle 2 und 3) ermittelt. Die Versuche wurden über 4 Erntejahre als stationäre<br />
Dauerversuche durchgeführt. Die Kulturen (Getreide, Zuckerrüben, Silomais, Raps)<br />
variierten in den Einzeljahren entsprechend der betriebsspezifischen Fruchtfolgen.<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Versuche zeigten in allen Versuchsjahren und auf allen Standorten ähnliche<br />
Ergebnisse. Obschon in Abhängigkeit von Witterung und Standort eine unterschiedlich<br />
starke Ausprägung von kleinräumigen Ertragsunterschieden festgestellt werden konnte,<br />
war die Abgrenzung von Teilflächen (Managementzonen) auf Basis von Ertrags- und<br />
Sensorkarten weitgehend stabil. Durch Variation der N-Düngung auf Basis abgegrenzter<br />
Ertragszonen ('Mapping-Ansatz', Düngung nach Ertragserwartung) konnte je nach<br />
Standort und Witterung insbesondere auf Teilflächen mit geringem Ertrags- jedoch hohem<br />
Verlustpotenzial (flachgründige, leichte Böden) die Effizienz der N-Düngung um 5-20%<br />
gesteigert werden (verminderte N-Düngung), bei vergleichbaren Erträgen wie bei<br />
einheitlicher Stickstoff-Düngung. Damit ergab sich ein geringeres Potential für<br />
Stickstoffverluste in das Grundwasser durch niedrigere Stickstoffüberschüsse nach der<br />
Ernte.<br />
Auf Hochertragszonen, Bereiche mit erhöhter N- Mineralisation (Kolluvien) ist ebenso eine<br />
Erhöhung der N-Effizienz möglich (Scheyern 10 %, Adelschlag 30 %) und somit auch eine<br />
verringerte Lagergefahr.<br />
502
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Mit dem Mapping-Ansatz konnten auf den mäßig heterogenen Versuchsflächen in<br />
Abhängigkeit von Standort und Jahreswitterung 5-15 kg N ha -1 eingespart werden bei<br />
optimaler einheitlicher Düngung (Ø 170 kg N ha -1 ; hohe N-Effizienz).<br />
Der N-Sensor führte in Niedrigertragszonen (mit Wassermangel) dagegen zu einer<br />
Verringerung der N-Effizienz (erhöhte N-Düngung ohne entsprechende Ertragsreaktion).<br />
Auf Hochertragsflächen (hohe Wasserverfügbarkeit und N-Nachlieferung aus dem Boden)<br />
hatte die Erfassung des aktuellen N-Versorgungszustandes der Pflanzen mittels N-Sensor<br />
dagegen Vorteile (Steigerung der N-Effizienz um bis zu 10 %) sowohl gegenüber der<br />
einheitlichen Düngung als auch gegenüber der Düngung nach Ertragserwartung.<br />
Eine Kombination von Sensor- und Mapping-Ansätzen ("Online Sensor mit Mapping-<br />
Overlay") scheint für viele Standorte eine praktikable Lösung, um die N-Düngung<br />
hinsichtlich Effizienz und Verlustgefährdung weitgehend zu optimieren.<br />
Tabelle 2: Kornertrag bei unterschiedlicher Stickstoffdüngung<br />
Ort Jahr Feld Frucht Ertragszone<br />
Stickstoff-Düngungs-Ansatz<br />
einheitlich mapping Sensor<br />
Korn Ertrag (dt ha -1 )<br />
Scheyern 2002 A17 Winterweizen mittel 88,4 Aa 1 84,1 Ab<br />
hoch 94,7 Ba 95,2 Ba<br />
Kolluvium 99,7 Ca 100,2 Ca<br />
2003 A16 Winterweizen mittel 53,8 Aa 55,5 Aa<br />
hoch 52,3 Aa 52,0 Aa<br />
Kolluvium 62,6 Ba 63,0 Ba<br />
Gieshügel 2004 Wald Winterweizen niedrig 64,8 Aa 65,6 Aa 65,2 Aa<br />
mittel 88,2 Ba 87,4 Ba 84,3 Ba<br />
hoch 103,5 Ca 101,2 Ca 105,0 Ca<br />
2005 Wald Triticale niedrig 46,7 Aa 58,1 Aa 54,7 Aa<br />
mittel 77,2 Ba 73,7 Ba 71,6 Ba<br />
hoch 100,4 Ca 100,6 Ca 99,2 Ca<br />
1 Die Mittelwerte in Spalten mit demselben Großbuchstaben sind nicht signifikant bei P = 0.05 TukeyTest<br />
Die Mittelwerte in Reihen mit demselben Kleinbuchstaben sind nicht signifikant bei P = 0.05 TukeyTest<br />
Tabelle 3: Stickstoff-Effizienz (berechnet aus N-Abfuhr Korn / N-Düngung)<br />
503
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Ort Jahr Feld Frucht Ertragszone<br />
Stickstoff-Düngungs-Ansatz<br />
einheitlich mapping Sensor<br />
N-Effizenz (%)<br />
Scheyern 2002 A17 Winterweizen mittel 83 Aa 1<br />
93 Ab<br />
hoch 90 Ba 91 Aa<br />
Kolluvium 96 Ca 106 Bb<br />
2003 A16 Winterweizen mittel 71 Aa 91 Ab<br />
hoch 69 Aa 66 Ca<br />
Kolluvium 82 Ba 79 Ba<br />
Gieshügel 2004 Wald Winterweizen niedrig 81 Aa 1<br />
103 Ab 72 Aa<br />
mittel 103 Ba 111 Ba 110 Ba<br />
hoch 110 Ca 100 Ba 115 Ba<br />
2005 Wald Triticale niedrig 73 Aa 104 Ab 83 Aa<br />
mittel 104 Ba 109 Aa 106 Aa<br />
hoch 124 Ca 124 Ba 121 Ba<br />
1 Die Mittelwerte in Spalten mit demselben Großbuchstaben sind nicht signifikant bei P = 0.05 TukeyTest<br />
Die Mittelwerte in Reihen mit demselben Kleinbuchstaben sind nicht signifikant bei P = 0.05 TukeyTest<br />
Schlussfolgerungen<br />
Die Vorteile durch eine teilflächenspezifische Landbewirtschaftung werden bestimmt durch<br />
die Intensität und Flächenanteile der Heterogenität eines Standortes sowie das<br />
gegenwärtig praktizierte Niveau des Betriebsmitteleinsatzes (Referenzdüngung), wie auch<br />
durch die klimatischen Verhältnisse, vor allem die Wasserverfügbarkeit.<br />
Danksagung<br />
Dieses Projekt ist finanziert vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und<br />
Forsten.<br />
Literatur<br />
Hege, U., Offenberger, K. and König, H. 2001. DSN (Düngeberatungssystem Stickstoff) -<br />
Ableitung der Düngeempfehlung für die wichtigsten landwirtschaftlichen Feldfrüchte<br />
(DSN Nitrogen fertiliser advising system - nitrogen recommendation for agricultural<br />
crops). Stand 01(01). Bavarian Research Centre for Agronomy, Freising, Germany.<br />
Selige, T. and Schmidhalter, U. 2001. Site-specific soil resource mapping using remote<br />
sensing. In: Proceedings of the 3rd European Conference on Precision Agriculture.<br />
Eds. Grenier, G., Blackmore, S., agro Montpellier, Montpellier, France, pp. 307-311.<br />
Schmidhalter, U., Zintel, A. and Neudecker, E. 2001a. Calibration of electromagnetic<br />
induction measurements to survey the spatial variability of soils. In: Proceedings of the<br />
3rd European Conference on Precision Agriculture. Eds. Grenier, G., Blackmore, S.,<br />
agro Montpellier, Montpellier, France. pp. 479-484.<br />
504
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Ermittlung pflanzenverfügbarer Elementgehalte in landwirtschaftlich genutzten<br />
Böden nach DIN 19715 (Entwurf)<br />
Strumpf, Thomas (Biologische Bundesanstalt):<br />
Einleitung<br />
Das Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG vom 17. März 1998, BGBl. I, S.502) geht<br />
vom Schutz des Bodens in seinen natürlichen Funktionen und in seinen<br />
Nutzungsfunktionen aus und betont den Erhalt seiner Leistungsfähigkeit unter dem Prinzip<br />
der Vorsorge.<br />
Die Festlegung von Prüf- und Maßnahmewerten in dem zugehörigen untergesetzliche<br />
Regelwerk einer Durchführungsverordnung [Bundes-Bodenschutz- und<br />
Altlastenverordnung (BBodSchV) vom 12. Juli 1999, BGBl. I, S. 1554 – BBodSchV] zur<br />
Gefahrenbeurteilung bei schädlichen Bodenveränderungen und Altlasten unterscheidet<br />
nach Nutzung des Bodens und durch diese bedingte Wirkungspfade, die ein Stoff auf dem<br />
Weg zum Schutzgut nehmen kann. Schutzgüter sind dabei die menschliche Gesundheit,<br />
die Qualität von Nahrungs- und Futterpflanzen sowie das Bodensickerwasser auf dem<br />
Weg zum Grundwasser.<br />
Für die Beurteilung des Übergangs von Bodenschadstoffen (Metalle und Halbmetalle) in<br />
Nahrungs- und Futterpflanzen sind in Anhang 2 Nr. 2 Prüfwerte nach § 8 Abs. 1 Satz 2 Nr.<br />
1 BBodSchG vorgesehen. Dies betrifft die Schadelemente (Schwermetalle) Blei (Pb), Cadmium<br />
(Cd), Chrom (Cr), Kupfer (Cu), Nickel (Ni), Quecksilber (Hg) und Zink (Zn). Die<br />
Bestimmung der Schwermetallgesamtgehalte erfolgt nach Königswasser-Extraktion der<br />
lufttrockenen Bodenprobe mittels spektrometrischer Bestimmung nach normierten<br />
Vorschriften. Die Schadwirkung wird anhand der gemessenen pflanzenverfügbaren<br />
Bodengehalte aus dem Ammoniumnitrat - Extrakt für die Schadelemente Arsen (As), Blei<br />
(Pb), Cadmium (Cd), Kupfer (Cu), Nickel (Ni), Thallium (Tl) und Zink (Zn) erfasst.<br />
Überschreitungen von Prüf-, Maßnahme- und Vorsorgewerten nach BBodSchV resultieren<br />
i.d.R. aus punktuellen ‚Altlasten‘ verschiedener Herkunft und Belastungen aus dem Umfeld<br />
von Ballungsgebieten.<br />
Die Anlage von Nutz-/Kleingärten erfolgte in der Vergangenheit teilweise auf punktuellen<br />
Altlasten. Um die Erzeugung unbelasteten Ernteguts auf belasteten Flächen zu<br />
gewährleisten, werden im Falle einer Überschreitung der vorgegebenen Werte, die<br />
verfügbaren Schadelementanteile schutzgutbezogen (Erntegut, Wasser) bewertet, da die<br />
Bodengesamtgehalte keine Rückschlüsse auf die zu erwartende Belastungssituation<br />
zulassen.<br />
Deshalb ist für die Beurteilung von Schadelementgehalten in Böden die Konzentration<br />
dieser in der Bodenlösung von entscheidender Bedeutung, weil sowohl der Transfer in die<br />
Pflanze (Nahrungskette) als auch die Versickerung ins Grundwasser (Trinkwasser) über<br />
die gelöste Form erfolgt.<br />
Gewinnung pflanzenverfügbarer Elementgehalte<br />
Die Gewinnung pflanzenverfügbarer Elementgehalte erfolgte auf der Grundlage der DIN<br />
19715 „Probennahme von Bodenwasser zur Bestimmung der Inhaltsstoffe und<br />
Abschätzung von Sickerfrachten“. Gegenstand dieses Normentwurfs sind Verfahren, die<br />
weitestgehend eine zerstörungsfreie und wiederholbare in - situ - Beprobung des<br />
505
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Bodenwassers erlauben. Diese Kriterien gelten uneingeschränkt für den Einbau von<br />
Saugkerzen, Saugplatten oder Drainagen, im Unterschied zu anderen in der Frage<br />
anwendbaren Verfahren, bei denen Bodenmaterial zur Herstellung eines Eluats oder<br />
Zentrifugats entnommen wird.<br />
Zur Gewinnung des Bodenwassers wurden SKA 100 FF Röhrentiegel (Aluminiumoxid -<br />
Saugkerzen) der Fa. Morgan Advanced Ceramics Sales B.V. verwendet. Diese wurden<br />
vor ihrem Einbau 14 Tage in 2n HNO3 eingeweicht, um nicht erwünschte Elemente zu<br />
entfernen und anschließend erschöpfend mit bidestilliertem Wasser gespült.<br />
Um die pflanzenverfügbare Lösung zu erfassen, wurde eine Saugspannung bis -0,95 bar<br />
angelegt. Die Unterdruckanlage wurde mit einer Vakuumpumpe mit 1000 l/min<br />
Saugvermögen betrieben.<br />
Die Saugkerzen wurden im Frühjahr eingebaut und nach einer 4 – 6wöchigen Wartezeit<br />
die erste Probenahme durchgeführt. Das gewonnene Bodenwasser wurde verworfen, um<br />
Verfälschungen bei der Gewinnung pflanzenverfügbarer Elementgehalte zu vermeiden.<br />
Modellpflanzen<br />
Pflanzen reichern Schwermetalle unterschiedlich stark an; sie zeigen unterschiedliche<br />
Aufnahme- und Verteilungsmusters gegenüber Schwermetallen. Anhand der<br />
Modellpflanzen Nicotiana tabacum (Tabak) und Beta vulgaris var. altissima L.<br />
(Zuckerrübe) wurden die pflanzenverfügbaren Gehalte ausgewählter Nähr- und<br />
Schadelemente in kontaminierten Modellböden bestimmt. Tabak als Flachwurzler und<br />
Zuckerübe als Tiefwurzler dienen als Modellpflanzen für Blatt- bzw. Wurzelgemüse. Beide<br />
Pflanzen wurden jeweils über eine ganze Vegetationsperiode kultiviert, was zur Ableitung<br />
gesicherter Aussagen des Aufnahme- und Verteilungsmusters von Schadelementen führt.<br />
Modellpflanzen sollten zudem eine große Blattoberfläche (hohe Transpirationsrate und<br />
damit hohes Aufnahmevermögen) besitzen und in Böden mit erhöhten<br />
Schwermetallgesamtgehalten kultiviert werden.<br />
Modellböden<br />
Das Versuchsfeld der Biologischen Bundesanstalt in Berlin-Dahlem kann als typisch für<br />
urbane Standorte mit naturbedingt und großflächig siedlungsbedingt erhöhten<br />
Hintergrundgehalten an Schadelementen eingestuft werden.<br />
Tab. 1: Wichtige Bodenparameter der untersuchten Böden der Betonrahmenparzellen<br />
Parzelle ohne Cd I Cd II V I V II Cr I Cr II Ni I Ni II<br />
pH-Wert 6.2 6.1 5.9 6.0 6.0 6.0 6.0 6.1 5.9<br />
org. Subst. 2.1 2.0 1.9 2.0 2.0 2.3 2.2 1.9 2.0<br />
Sand 78.6 74.0 76.1 80.2 77.1 76.4 77.1 76.4 74.8<br />
Schluff % 17.3 24.3 16.6 14.7 16.3 17.7 16.0 16.7 14.9<br />
Ton 4.1 1.7 7.3 5.1 6.6 6.0 6.9 6.9 10.3<br />
506
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Der lehmige Sandboden wurde von KLOKE und Mitarbeitern 1973 in<br />
Betonrahmenparzellen (1m x 1m 1m) gefüllt und mit ausgewählten Schadelementen<br />
zweier Belastungsstufen kontaminiert. Die Schwermetalle sind inzwischen an die<br />
organische Substanz oder an Ton- und Schluffbestandteile des Bodens weitgehend<br />
gebunden und somit nur zu einem geringen Anteil pflanzenverfügbar.<br />
Der Einfluss des Wurzelwachstums auf die Pflanzenverfügbarkeit von geogenen<br />
Elementgehalten bei den gewählten Nutzpflanzen wurde exemplarisch für die<br />
Schwermetalle Cd, Cr, Ni und V untersucht.<br />
Versuchsaufbau<br />
Die Bodenlösungsgehalte von Cd, Cr, Ni und V wurden im Beprobungszeitraum in<br />
Abhängigkeit des Abstands der Saugkerzen von der Pflanze aus dem Mittelwert von 4<br />
Versuchsgliedern bestimmt.<br />
SK30 SK5<br />
SK15<br />
S30<br />
SF30<br />
S15<br />
SF15<br />
SF5<br />
Abb. 1: Schematischer Versuchsaufbau zur Ermittlung pflanzenverfügbarer<br />
Elementgehalte in Modelböden<br />
Die Bestimmung der pflanzenverfügbaren Nährstoff- und Schadelement-Gehalte in der<br />
Bodenlösung erfolgte direkt mit einem IRIS Intrepid der Fa. Thermo mittels ICP-OES<br />
(Inductively Coupled Plasma Optical Emission Spectrometry).<br />
Ergebnisse<br />
Wiederholung 1<br />
S5<br />
M<br />
M<br />
SF5<br />
S5<br />
SK15 SK5<br />
Wiederholung 2<br />
S15<br />
SK30<br />
Wiederholung 3<br />
Wiederholung 4<br />
Für die Beurteilung von Schadelementgehalten in Böden ist die Konzentration dieser in<br />
der Bodenlösung von entscheidender Bedeutung, weil der Transfer in die Pflanze<br />
(Nahrungskette) über die gelöste Form erfolgt.<br />
Vor einer Aufnahme in die Pflanze müssen die Elemente aus dem Boden ’herausgelöst’<br />
werden. Dies erfolgt, indem die Wurzelhyphen ein aus niedermolekularen organische<br />
Säuren (Oxalsäure, Äpfelsaure, Citronensäure etc.) bestehenden Extrakt (Exudat)<br />
ausscheiden und anschließend die in der Bodenlösung vorhandenen pflanzenverfügbaren<br />
M<br />
SF15 SF30 SF30 SF15 SF5 SF5 SF15 SF30<br />
S30<br />
SK30 SK5<br />
SK15<br />
S30<br />
S15<br />
SK15<br />
S5 S15<br />
M<br />
S5<br />
SK5<br />
S30<br />
SK30<br />
M Modellpflanze<br />
SF Saugflaschen für Bodenlösungsmischprobe<br />
in 5, 15<br />
und 30 cm Entfernung zur<br />
Kulturpflanze<br />
SK Saugkerze (SKA-100FF)<br />
in 5, 15 und 30 cm Entfernung<br />
zur Kulturpflanze, Einbautiefe<br />
25-30cm<br />
S Saugschläuche (gewerbliche<br />
PVC-Schläuche Original<br />
Guttasyn 6/3 BD (23bar/20°C)<br />
verschiedene Längen<br />
507
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Anteile in Abhängigkeit des Wasserverbrauchs in oberirdischen Pflanzenteilen mit einer<br />
Saugspannung bis 0,95 bar mit dem Transpirationsstrom aufnehmen.<br />
Die Ausscheidung von niedermolekularen Säuren im Wurzelspitzenbereich führt zu einer<br />
spezifischen Veränderung der Schwermetallverfügbarkeit.<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
Parzelle Cd II<br />
Bodengesamtgehalte<br />
70 … 95 mg Cd/kg (TS)<br />
Abb. 2: Cadmium – Gehalte in der Bodenlösung in Abhängigkeit des pH – Werts<br />
während des Beprobungszeitraums bei der Kultur von Tabak<br />
Bereits zu Beginn des Beprobungszeitraums am 11.06. hatten die Wurzelspitzen den<br />
Bereich der im Abstand von 30 cm zum Stamm der Tabakpflanze eingebauten<br />
Saugkerzen erreicht. Durch Ausscheidung von niedermolekularen Säuren im<br />
Wurzelspitzenbereich kommt es zu einer deutlichen pH – Wert Absenkung, welche zu<br />
einer Erhöhung der Cd – Mobilität (Pflanzenverfügbarkeit) führt und mit einem Anstieg der<br />
Bodenlösungsgehalte einhergeht (Abb. 2).<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
[mg Cd/l]<br />
pH-Wert<br />
11.06. 25.06. 06.07. 20.07. 06.08. 31.08.<br />
5cm 15cm 30cm pH 5cm pH 15cm pH 30cm<br />
[mg Cd/l]<br />
Parzelle Cd II<br />
Tabak<br />
Beta-Rübe<br />
6.7. 22.7. 5.8. 19.8.<br />
pH-Wert<br />
5cm 15cm 30cm pH 5cm pH 15cm pH 30cm<br />
8,0<br />
7,6<br />
7,2<br />
6,8<br />
6,4<br />
6,0<br />
5,6<br />
5,2<br />
4,8<br />
4,4<br />
4,0<br />
8,0<br />
7,6<br />
7,2<br />
6,8<br />
6,4<br />
6,0<br />
5,6<br />
5,2<br />
4,8<br />
4,4<br />
4,0<br />
Bodengesamtgehalte<br />
70 … 95 mg Cd/kg (TS)<br />
508
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Abb. 3: Cadmium – Gehalte in der Bodenlösung in Abhängigkeit des pH – Werts<br />
während des Beprobungszeitraums bei der Kultur von Zuckerrübe<br />
Im Laufe des Beprobungszeitraums wuchs ein Großteil der Wurzelspitzen über den<br />
Einzugsbereich der Saugkerzen hinaus, was zu einem Anstieg des pH – Werts in den<br />
Bodenlösungen führte. Damit verbunden war eine Verringerung der Pflanzenverfügbarkeit<br />
des Cd.<br />
Die hohen Cd – Gehalte in den Bodenlösungen resultieren auch aus der hohen<br />
Bodenbelastung. Bei dem Tiefwurzler Zuckerrübe führte das fehlende Breitenwachstum im<br />
Wurzelbereich nicht zu so deutlichen Veränderungen des pH – Werts in den<br />
Bodenlösungen während des Beprobungszeitraumes (Abb. 3).<br />
Ein gravierender Einfluss des Wurzelwachstums auf die Pflanzenverfügbarkeit der<br />
Hauptnährelemente Mg, Na, P und S wurde nicht festgestellt. Von den untersuchten<br />
Spurennährelementen B, Cu, Fe, Mnund Zn zeigte nur Zn eine deutliche Abhängigkeit von<br />
der aus dem Wurzelwachstum resultierenden pH – Wert Änderung der gewonnenen<br />
Bodenlösungen während des Beprobungszeitraums.<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
mg/l<br />
Hauptnährelemente Spurennährelemente<br />
Ca K Mg Na P S<br />
5 cm pH 7,0 15 cm pH 6,8 30 cm pH 6,7<br />
Mittelwerte aus 6 Beprobungen<br />
Abb. 4: Vergleich der Bodenlösungsgehalte der Hauptnährelemente Ca, K, Mg, Na, P, S<br />
und der Spurennährelemente B, Cu, Fe, Mn, Zn bei Tabak im Kontrollboden<br />
während des Beprobungszeitraums 11.06. – 31.08.2004<br />
Die Leistungsfähigkeit der Methode zur direkten Gewinnung pflanzenverfügbarer<br />
Elementgehalte nach DIN 19715 (Entwurf) wurde mit anderen Extraktionsverfahren<br />
verglichen. Als Maß dafür dienen die Korrelationskoeffizienten aus den Elementgehalten in<br />
den Modellböden und im Erntegut.<br />
0,28<br />
0,24<br />
0,20<br />
0,16<br />
0,12<br />
0,08<br />
0,04<br />
0,00<br />
mg/l<br />
B Cu Fe Mn Zn<br />
5 cm pH 7,0 15 cm pH 6,8 30 cm pH 6,7<br />
509
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Tab. 2: Vergleich der Korrelationskoeffizienten für den Pfad Boden/Pflanze nach DIN<br />
19715 (Entwurf) mit anderen Extraktionsverfahren für die Schwermetalle Cd, Ni,<br />
Cr und V<br />
Die mittels Saugkerzen direkt gewonnenen pflanzenverfügbaren Schwermetall - Gehalte in<br />
der Bodenlösung korrelieren gut mit den im Erntegut ermittelten Elementgehalten (Tab. 2).<br />
Das Verfahren zur „Probennahme von Bodenwasser zur Bestimmung der Inhaltsstoffe und<br />
Abschätzung von Sickerfrachten“ nach DIN 19715 (Entwurf) erwies sich aber als wenig<br />
geeignet, den Nährstoffstatus zu bestimmen (Tab. 3).<br />
Aus den Modellversuchen wird geschlussfolgert, dass die Saugkerzen vor ihrem Einbau<br />
gereinigt und im gleichen Abstand zwischen den Kulturpflanzen eingebaut werden sollten,<br />
um agrarkulturelle Maßnahmen nicht zu stören. Es empfiehlt sich nach einer Wartezeit<br />
mindestens 6 Beprobungen in der Vegetationsperiode durchzuführen.<br />
510
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Tab. 3: Vergleich der Korrelationskoeffizienten für den Pfad Boden/Pflanze nach DIN<br />
19715 (Entwurf) mit anderen Extraktionsverfahren für die ausgewählten<br />
Nährelemente Ca, K, Mg und P<br />
Zusammenfassung<br />
Der Transfer von Schadstoffen in die Nahrungskette über den Pfad Boden/Pflanze hängt<br />
von den Bodenparametern, ihren Bodengehalten sowie ihrer Pflanzenverfügbarkeit ab.<br />
Werden die vorgegebenen Grenz-, Prüf- und Massnahmewerte nach BBodSchV<br />
überschritten, so sind die verfügbaren Schadstoffanteile schutzgutbezogen (Erntegut,<br />
Wasser) zu bewerten, da die Bodengesamtgehalte keine Rückschlüsse auf die zu<br />
erwartende Belastungssituation zulassen.<br />
Für die Beurteilung von Schadelementgehalten in Böden ist die Konzentration dieser in<br />
der Bodenlösung (Sickerwasser) von entscheidender Bedeutung, weil sowohl der Transfer<br />
in die Pflanze (Nahrungskette) als auch die Versickerung ins Grundwasser (Trinkwasser)<br />
über die gelöste (bioverfügbare) Form erfolgt.<br />
Die Ausscheidung von niedermolekularen Säuren im Wurzelspitzenbereich führt zu einer<br />
spezifischen Veränderung der Schwermetallverfügbarkeit.<br />
Die mittels Saugkerzen direkt gewonnenen pflanzenverfügbaren Schwermetall - Gehalte in<br />
der Bodenlösung korrelieren gut mit den im Erntegut ermittelten Elementgehalten. Das<br />
Verfahren zur „Probennahme von Bodenwasser zur Bestimmung der Inhaltsstoffe und<br />
Abschätzung von Sickerfrachten“ nach DIN 19715 (Entwurf) erwies sich aber zur Ableitung<br />
von Aussagen zum Nährstoffstatus als ungeeignet.<br />
511
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
P-Versorgung Thüringer Böden und Auswirkung auf P-Ernährung und Ertrag<br />
landwirtschaftlicher Kulturen<br />
Zorn, Wilfried (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Schröter, Hubert:<br />
1. Problemstellung<br />
Nach 1990 hat eine Vielzahl Thüringer Landwirtschaftsbetriebe aus Kostengründen die P-<br />
Düngung stark reduziert oder ganz unterlassenen. Infolge des gleichzeitig reduzierten<br />
Tierbesatzes auf
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
mittleren und hohen P-Gehalten hat abgenommen, die sehr hoch versorgten dagegen<br />
nicht.<br />
In den ausgewerteten Zeitraum fallen 2 Methodenwechsel, die aufgrund des hohen Anteils<br />
an Carbonatböden notwendig waren. Mehr als 50 % der Thüringer Ackerfläche verfügt<br />
über geogen bedingtes CaCO3. Im Jahr 1991 wurde deshalb die DL-Methode durch die<br />
CAL-Methode abgelöst. Damit wurde die P-Verfügbarkeit vieler Böden präziser, d. h.<br />
höher bewertet. Die Einführung der modifizierten CAL-Methode führte nochmals zu<br />
höheren P-Gehalten auf ca. 15 % der Ackerfläche. Beide Methodenwechsel haben zu<br />
einer höheren P-Extraktion bzw. Bewertung der P-Verfügbarkeit eines nicht exakt<br />
bezifferbaren Flächenanteils geführt. Auf einzelnen Standorten mit sehr hohem Kalkgehalt<br />
wird die Einstufung der P-Versorgung in Gehaltsklassen um 2 bis 3 Stufen verbessert.<br />
Damit ist die Abnahme der P-Versorgung Thüringer Ackerböden noch dramatischer als in<br />
Tabelle 1 ausgewiesen.<br />
In Erhebungsuntersuchungen auf Testflächen sowie P-Düngungsversuchen wurden die<br />
Auswirkungen der restriktiven P-Düngung auf die P-Ernährung der Ackerkulturen<br />
untersucht. Die Ergebnisse werden nachfolgend dargestellt.<br />
2. Ergebnisse<br />
2.1 P-Gehalt der Unterböden<br />
Die Bewertung der Nährstoffversorgung der Böden erfolgt in Thüringen durch<br />
Untersuchung der Bodenschicht 0 bis 20 cm. Auf diese Bodentiefe beziehen sich die<br />
Richtwerte zur Einstufung in Gehaltsklassen und zur Ableitung der<br />
Düngungsempfehlungen. Zur Untersuchung des Einflusses des Düngemanagements der<br />
letzten Jahrzehnte auf die P-Versorgung des Unterbodens wurden 2004/2005 auf 417<br />
Testflächen auf Ackerland zusätzlich Bodenproben aus 20... 40 und 40... 60 cm Tiefe<br />
entnommen und auf den P-Gehalt analysiert. Die Analysen erfolgten jeweils nach der<br />
CAL-Methode.<br />
Erwartungsgemäß nimmt mit zunehmender Bodentiefe der P-Gehalt deutlich ab. Der<br />
relative P-Gehalt in 20 bis 40 cm Tiefe beträgt im Mittel (Medianwert) auf den l`S-<br />
Standorten 68 % des Gehaltes im Oberboden, auf allen anderen Böden 56... 59 %. In 40<br />
bis 60 cm Tiefe sind unabhängig von der Bodenart 24... 27 % des Gehaltes in 0 bis 20 cm<br />
vorhanden. Die P-Gehalte im Unterboden korrelieren hoch signifikant mit den Gehalten in<br />
0 – 20 cm. Abbildung 2 verdeutlicht diesen Zusammenhang.<br />
Mit abnehmender P-Versorgung in 0 – 20 cm gehen auch die P-Gehalte in 20 – 40 und 40<br />
– 60 cm zurück. Die Böden mit hohem Gehalt im Oberboden (Gehaltsklasse D) weisen im<br />
Mittel 5,5 bzw. 2,6 mg P/100g in 20 – 40 bzw. 40 – 60 cm auf. Bei niedriger P-Versorgung<br />
(Gehaltsklasse B) in 0 – 20 cm beträgt der P-Gehalt im Unterboden nur noch 2,3 bzw. 1,1<br />
mg P/100g sowie bei sehr niedrigem P-Gehalt (Gehaltsklasse A) lediglich 1,4 bzw. 0,6 mg<br />
P/100g. Aufgrund dieses Zusammenhanges liegen mit großer Wahrscheinlichkeit auch im<br />
Unterboden unterdurchschnittliche P-Gehalte vor, wenn der Oberboden unzureichend mit<br />
P versorgt ist. Unter den Bedingungen niedriger und sehr niedriger P-Versorgung in 0 – 20<br />
cm Tiefe ist demzufolge in der Regel ein wesentlicher Beitrag des Unterbodens zur P-<br />
Ernährung der Pflanzen nicht zu erwarten.<br />
513
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
cm Bodentiefe<br />
0 - 20<br />
20 - 40<br />
40 - 60<br />
0 - 20<br />
20 - 40<br />
40 - 60<br />
0 - 20<br />
20 - 40<br />
40 - 60<br />
0 - 20<br />
20 - 40<br />
40 - 60<br />
0 - 20<br />
20 - 40<br />
40 - 60<br />
0 2 4 6 8 10 12<br />
mg P/100g<br />
Gehaltsklasse<br />
in 0 - 20 cm<br />
Abbildung 26: Medianwerte der P-Gehalte von 417 Thüringer Ackerstandorten bis 60 cm Tiefe in<br />
Abhängigkeit von der Gehaltsklasse in 0 – 20 cm (Probenahme: 2004/2005)<br />
2.2 Ursachen ernährungsbedingter Wachstumsminderungen im Ackerbau<br />
Die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft führt mit Hilfe von Boden- und<br />
Pflanzenanalysen sowie der Symptomdiagnose Untersuchungen zur Aufklärung der<br />
Ursachen ernährungsbedingter Wachstumsminderungen bei Acker- und<br />
Feldgemüsekulturen durch. In diesem Zusammenhang wurde ein hoher Anteil an P-<br />
Mangelernährung als Schadursache eindeutig festgestellt (Abb. 3).<br />
Mo<br />
3 %<br />
Mn<br />
5%<br />
N<br />
10%<br />
S<br />
14%<br />
Mg<br />
2%<br />
Kalk<br />
17%<br />
B<br />
4%<br />
Cu, Zn<br />
0%<br />
K<br />
24%<br />
E<br />
P<br />
21%<br />
Abbildung 27: Ursachen Ernährungsbedingter Wachstumsminderungen im Thüringer Acker-<br />
und Feldgemüsebau (302 eindeutig aufgeklärte Fälle, 1995 – 2005)<br />
D<br />
C<br />
B<br />
A<br />
514
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Nach K-Mangelernährung stellt eine unzureichende P-Ernährung die zweithäufigste<br />
Schadursache dar. Sichtbarer P-Mangel trat unabhängig von der geologischen Herkunft<br />
der Bodenbildung auf verschiedenen Standorten in Erscheinung, teilweise in Verbindung<br />
mit einer starken Versauerung des Bodens. Ausgelöst wurde der P-Mangel zumeist durch<br />
langjährig negative P-Bilanzen infolge unterlassener Düngung. Die Böden dieser Flächen<br />
waren in der überwiegenden Mehrzahl sehr niedrig bis niedrig (Gehaltsklassen A und B)<br />
mit P versorgt.<br />
2.3 Auswirkung der P-Versorgung der Böden auf den P-Ernährungszustand von<br />
Winterweizen<br />
Die gezielte Anwendung der Pflanzenanalyse ermöglicht bei unterlassener oder<br />
suboptimaler P-Düngung eine Bewertung der P-Versorgung des Bodens unter den<br />
jeweiligen Jahresbedingungen. In den Jahren 2003 und 2005 wurden auf ausgewählten<br />
Testflächen mit Winterweizenanbau Pflanzenproben entnommen und auf die Gehalte an<br />
Makronährstoffen (N, P, K, Mg, S) sowie die für Weizen relevanten Mikronährstoffen (Cu,<br />
Mn, Zn) untersucht. Die Bewertung der Ergebnisse in niedrigem, ausreichendem und<br />
hohem Ernährungszustand erfolgte nach den aktuellen Richtwerten der Thüringer<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft, die zuletzt durch BREUER et al. (2003) publiziert<br />
wurden. Anlass für die Durchführung des Monitorings war unter anderem die<br />
Untersuchung der Auswirkung der gesunkenen Nährstoffvorräte im Boden auf den<br />
Ernährungszustand der Pflanzen. In die vorliegende Auswertung sind im Jahr 2005 die<br />
Ergebnisse Thüringer Pflanzenproben eingeflossen, die im Rahmen eines vom<br />
Arbeitskreis Düngeberatung und Nährstoffhaushalt beim Verband der<br />
Landwirtschaftskammern initiierten Monitorings erhalten wurden.<br />
2.3.1 Ernährungszustand von Winterweizen im Jahr 2003<br />
Für die Erhebungsuntersuchung wurden im Trockenjahr 2003 auf 97 Test-Flächen im<br />
BBCH-Stadium 31 bis 36 Pflanzenproben entnommen und analysiert. Die Bewertung des<br />
Ernährungszustandes des Weizens in niedrig, ausreichend und hoch ernährt zeigt Tabelle<br />
2.<br />
Tabelle 2: Ernährungszustand von Winterweizen (gesamte oberirdische Pflanze) im BBCH-Stadium 31 - 36<br />
auf 97 Nährstoffdynamik-Testflächen im Jahr 2003<br />
Ernährungszustan<br />
Anzahl Flächen<br />
d<br />
N P K Mg S Cu Mn Zn<br />
niedrig 2 30 10 0 1 0 7 4<br />
ausreichend 82 65 83 85 96 97 89 92<br />
hoch 13 2 4 12 - - 1 1<br />
Infolge der gesunkenen P-Versorgung auf dem Ackerland war unter den Bedingungen des<br />
Jahres 2003 mit anhaltender Trockenheit (76 % des langjährigen Niederschlagsmittels)<br />
und überdurchschnittlichen Temperaturen (+1,2 K zum langjährigen Mittel) fast ein Drittel<br />
der Weizenpflanzen mit P unterversorgt. Davon waren neben den Flächen mit Gehaltsklasse<br />
A und B auch ein Teil der Flächen mit mittlerer P-Versorgung des Bodens<br />
(Gehaltsklasse C) betroffen (Tabelle 3). Einen niedrigen K-Ernährungszustand wiesen ca.<br />
1/10 der Proben auf. Auf 7 Schlägen lag eine niedrige Mn-Ernährung vor, vermutlich<br />
infolge der anhaltenden Trockenheit, die zu Oxidation pflanzenverfügbarer Mn 2+ - zu nicht<br />
pflanzenaufnehmbaren Mn 4+ -Ionen im Boden führt. Dagegen war unter den Bedingungen<br />
des Jahres 2003 eine N-, Mg-, S-, Cu- und Zn-Unterernährung des Weizens nur in<br />
wenigen Fällen aufgetreten.<br />
515
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Tabelle 3 gibt einen Überblick über die Beziehung zwischen dem P-Gehalt im Boden und<br />
dem P-Ernährungszustand des Winterweizens. Bei sehr niedrigem Boden-P-Gehalt<br />
(Gehaltsklasse A) wiesen die Weizenpflanzen in jedem Fall eine unzureichende P-<br />
Ernährung auf, bei niedrigem Gehalt (Gehaltsklasse B) in der Mehrzahl der Flächen. Eine<br />
mittlere P-Versorgung im Boden (Gehaltsklasse C) ermöglichte nur bei zwei Drittel der<br />
untersuchten Flächen eine ausreichende P-Aufnahme durch die Pflanzen. Bei einem<br />
weiteren Drittel wurde trotz mittlerem P-Gehalt im Boden eine unzureichende P-Ernährung<br />
festgestellt. Eine hohe bzw. sehr hohe P-Versorgung des Bodens (Gehaltsklassen D und<br />
E) führten mit Ausnahme von 2 Flächen mit N-Mangelernährung zu einer ausreichenden<br />
P-Aufnahme durch die Pflanzen.<br />
Die Ergebnisse der Erhebungsuntersuchung im Trockenjahr 2003 zeigen, dass unter<br />
ungünstigen Bedingungen für die Nährstoffaufnahme auch Böden mit mittlerer P-<br />
Versorgung bei unterlassener P-Düngung eine ausreichende P-Ernährung der Pflanzen<br />
nicht immer gewährleisten können.<br />
Tabelle 3: Beziehung zwischen P-Ernährungszustand von Winterweizen im BBCH-Stadium 31 - 36 auf<br />
97 Nährstoffdynamik-Testflächen im Jahr 2003 und der P-Versorgung des Bodens<br />
P-Gehaltsklasse N<br />
Anzahl Flächen mit P-Ernährungszustand<br />
niedrig ausreichend hoch<br />
A 4 4 0 0<br />
B 17 14 3 0<br />
C 30 10 20 0<br />
D 30 2 *) 26 2<br />
E 16 0 16 0<br />
gesamt 97 30 65 2<br />
*) = niedriger P-Ernährungszustand infolge N-Mangelernährung<br />
2.3.2. Ernährungszustand von Winterweizen im Jahr 2005<br />
Im Jahr 2005 wurde das Monitoring auf 61 ausgewählten Winterweizenflächen wiederholt.<br />
Die Ergebnisse zeigt Tabelle 4.<br />
Tabelle 4: Ernährungszustand von Winterweizen (gesamte oberirdische Pflanze) im<br />
BBCH-Stadium 32 auf 61 Testflächen im Jahr 2005<br />
Ernährungszustan<br />
Anzahl Flächen<br />
d<br />
N P K Mg S Cu Mn Zn<br />
niedrig 2 19 13 0 6 1 0 11<br />
ausreichend 52 42 48 57 47 60 61 50<br />
hoch 7 0 0 4 8 0 0 0<br />
Die Pflanzen von 19 von 61 Testflächen wiesen einen niedrigen P-Ernährungszustand auf<br />
(= 31 %) und bestätigen damit auch unter besseren Bedingungen für die<br />
Nährstoffaufnahme die infolge der langjährig unterlassenen bzw. suboptimalen P-Düngung<br />
verminderte P-Verfügbarkeit der Böden. Tabelle 4 ist zu entnehmen, dass bei hohem und<br />
sehr hohem P-Gehalt die Böden in der Lage waren, bei unterlassener bzw. suboptimaler<br />
P-Düngung eine ausreichende P-Ernährung des Weizens zu ermöglichen. Eine sehr<br />
niedrige oder niedrige P-Versorgung des Bodens führte bei weitgehend guten<br />
Bedingungen für die Nährstoffaufnahme im Frühjahr 2005 auf etwa der Hälfte der<br />
516
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
untersuchten Flächen zu einer unzureichenden P-Ernährung der Pflanzen und bestätigt für<br />
diese Bedingungen einen akuten P-Düngebedarf. Teilweise verfügten Pflanzen, die auf<br />
Böden mit mittlerer P-Versorgung gewachsen waren, ebenfalls nur einen niedrigen P-<br />
Ernährungszustand.<br />
Tabelle 4: Beziehung zwischen dem P-Ernährungszustand von Winterweizen im BBCH-Stadium 32 auf<br />
61 Nährstoffdynamik-Testflächen im Jahr 2005 und der P-Versorgung des Bodens<br />
P-Gehaltsklasse n<br />
Anzahl Flächen mit P-Ernährungszustand<br />
niedrig ausreichend hoch<br />
A 4 3 1 0<br />
B 28 12 16 0<br />
C 18 4 14 0<br />
D 5 0 5 0<br />
E 6 0 6 0<br />
gesamt 61 19 42 0<br />
2.4 Ergebnisse langjähriger Feldversuche zur P-Düngung<br />
Im Jahr 1993 wurden auf verschiedenen Thüringer Ackerstandorten statische<br />
Feldversuche zur P-Düngung angelegt. Zielstellung der Versuche ist die Überprüfung der<br />
Düngungsempfehlungen und die Untersuchung der Auswirkungen der unterlassenen P-<br />
Düngung auf die Ertragsbildung. Als aktueller Aspekt kommt entsprechend der Diskussion<br />
zum Klimawandel mit der prognostizierten Zunahme von Trockenperioden bzw. –jahren<br />
die Bewertung der P-Düngewirkung bzw. des P-Düngebedarfes bei Trockenheit hinzu. Die<br />
Versuche umfassen 4 Prüfglieder (ohne P, P nach Entzug, P-Entzug +30 %, P-Entzug –30<br />
%). Die Böden der Versuchsstandorte wiesen zu Versuchsbeginn eine mittlere bis sehr<br />
hohe P-Versorgung auf und sind daher geeignet, die Wirkung der unterlassenen P-<br />
Düngung auf die Ertragsbildung unter solchen Bedingungen, wie sie in der Thüringer<br />
Landwirtschaft häufig anzutreffen sind, zu untersuchen. Abbildung 4 zeigt als Beispiel die<br />
Entwicklung der P-Gehalte des statischen P-Düngungsversuches auf der tiefgründigen<br />
Lößgriserde Dornburg/Saale in Abhängigkeit von der P-Düngung.<br />
Deutlich ist die starke Abnahme des P-Gehaltes der Variante ohne P zu erkennen. Der zu<br />
Versuchsbeginn vorhandene hohe P-Gehalt (Gehaltsklasse D) ist in den niedrigen<br />
Gehaltsbereich gesunken, während der Boden-P-Gehalt der Varianten mit P-Düngung<br />
weitgehend der Gehaltsklasse D zuzuordnen ist.<br />
Die P-Düngung führte in der Mehrzahl der letzten Jahre zu wirtschaftlichen Mehrerträgen.<br />
Abbildung 5 zeigt die Ertragserhöhung im Mittel der 3 Varianten mit P-Düngung. In den<br />
Jahren 2003 bis 2005, in denen in der Variante ohne P bereits ein niedriger P-Gehalt im<br />
Boden (Gehaltsklasse B) vorlag, betrugen die Mehrerträge durch P je 5 dt/ha bei<br />
Winterroggen und –weizen sowie 3 dt/ha bei Winterraps. Die hier nicht dargestellten<br />
Ergebnisse auf anderen Versuchsstandorten mit Abfall der P-Bodengehalte in die<br />
Gehaltsklasse B bestätigen die Ergebnisse des Feldversuches in Dornburg.<br />
517
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
mg P/100g<br />
3. Fazit<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Entzug +30 %<br />
Entzug<br />
Entzug -30%<br />
ohne P<br />
Gehaltsklasse<br />
Abbildung 28: Entwicklung der CAL-löslichen P-Gehalte im Boden des statischen P-Düngungsversuches<br />
Dornburg/Saale im Zeitraum 1993 bis 2005<br />
dt/ha<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
SG<br />
22 dt/ha<br />
Ka<br />
1993<br />
1994<br />
WW<br />
SG<br />
WG<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
WRa<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
Infolge der starken Reduzierung der P-Düngung und des stark zugenommenen Anbaus<br />
von Marktfrüchten und des damit verbundenen Nährstoffexports sind die P-Gehalte der<br />
Thüringer Ackerböden dramatisch gesunken. 41 % der Thüringer Ackerfläche weist eine<br />
sehr niedrige oder niedrige P-Versorgung (Gehaltsklasse A und B) auf. Pflanzenanalysen<br />
auf Praxisflächen belegen die zunehmenden Probleme bei der P-Ernährung der<br />
Ackerkulturen. Trockenjahre und –phasen wirken sich zusätzlich ungünstig auf die P-<br />
SG<br />
Trockenheit<br />
Lager<br />
Erbs<br />
WW<br />
WRo<br />
WRa<br />
Abbildung 29: Mittlerer Mehrertrag durch P-Düngung im Vergleich zur Kontrolle ohne P (statischer<br />
P-Düngungsversuch Dornburg/Saale)<br />
WW<br />
E<br />
D<br />
C<br />
B<br />
A<br />
WW<br />
518
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Aufnahme der Pflanzen aus den Böden mit abnehmenden P-Gehalten aus. Im Jahr 1993<br />
angelegte statische P-Düngungsversuche auf Standorten mit überwiegend hoher bzw.<br />
mittlerer P-Versorgung die Versuche belegen die starke Abnahme des P-Gehaltes im<br />
Boden bei langjährig unterlassener Düngung und zunehmende, wirtschaftliche<br />
Mehrerträge durch P-Düngung. In Trockenjahren wurde auf mehreren Standorten eine<br />
überdurchschnittlich hohe P-Düngewirkung erzielt. Unter diesen Bedingungen kommt der<br />
P-Düngung offensichtlich eine größere Bedeutung als auf Standorten bzw. Jahren mit<br />
ausreichender Wasserversorgung zu. Hierbei stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit<br />
einer stärkeren regionalen Differenzierung der Konzepte für die P-Düngung. Aufgrund der<br />
dargestellten Entwicklung der P-Versorgung Thüringer Böden ist eine Rückkehr der<br />
Landwirte zu einer bedarfsgerechten P-Düngung dringend erforderlich.<br />
4. Literatur<br />
BREUER, J.; KÖNIG, V.; MERKEL, D.; OLFS, H.-W.; STEINGROBE, B.; STIMPFL, E.;<br />
WISSEMEIER, A.; ZORN, W. (2003): Die Pflanzenanalyse zur Diagnose des<br />
Ernährungszustandes von Kulturpflanzen. Agrimedia Bergen/Dumme.<br />
519
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Alternativen der Düngeberatung in Ungarn<br />
Loch, Jakab (Universität Debrecen, Landwirtschaftliche Fakultät):<br />
Wie viel düngen?<br />
Eine entscheidende Frage für Produktion und Umwelt. Weltweit steht die nachhaltige<br />
Landbewirtschaftung (sustainable management) im Vordergrund. Zur Verwirklichung der<br />
nachhaltigen Wirtschaftsweise ist die Bewahrung der Bodenfruchtbarkeit, mit minimaler<br />
Belastung der Umwelt am wichtigsten. Die Produktion soll dabei nicht nur umweltgerecht,<br />
sondern auch wirtschaftlich sein. Erfüllung all dieser Ziele ist mit Berücksichtigung der<br />
ökologischen und ökonomischen Bedingungen, mit einer wissenschaftlich fundierten<br />
Düngeberatung erreichbar.<br />
Die Empfehlungen der Beratungssysteme beruht im Allgemeinen auf dem Bilanzprinzip.<br />
Das heißt, mit der Düngung sollen die Nährstoffverluste des Bodens, die mit dem<br />
Pflanzenentzug der Ernte entstehen ausgeglichen werden. Dabei soll aber der<br />
Nährstoffversorgungsgrad und das Nährstoffnachlieferungsvermögen der Böden<br />
berücksichtigt werden. Kriterien, die das einfache Grundprinzip komplizieren. Die<br />
Abweichungen der verschiedenen Beratungen unterscheiden sich eben darin, wie der<br />
Faktor Boden berücksichtigt wird.<br />
Düngeempfehlungen und Agrarpolitik<br />
Die jeweiligen Düngeempfehlungen eines Landes dienen zu jeder Zeit den<br />
agrarpolitischen Zielen, die auf Landesebene, mit Berücksichtigung der aktuellen<br />
Bedingungen erreicht werden sollen, wie z.B. Intensivierung, Extensivierung der<br />
Produktion. Diese Wirkung ist sowohl in den früheren als auch in den neuen Tendenzen<br />
der Düngeberatung nachweisbar.<br />
In Ungarn begünstigen die ökologischen Bedingungen die landwirtschaftliche Produktion.<br />
Daraus ausgehend wurde nach dem zweiten Weltkrieg ein Programm zur Steigerung der<br />
Erträge ausgearbeitet. Das Programm beruhte auf der Erhöhung des Nährstoffaufwandes<br />
in Form von Mineraldüngern, da infolge des niedrigen Tierbestandes (0,4/ha) die zur<br />
Verfügung stehenden organischen Düngermengen nicht ausreichten (Bocz, 1962).<br />
Der Düngeraufwand stieg zwischen 1960 und 70 von 30 kg/ha Reinnährstoff (Σ<br />
N+P2O5+K2O) auf 270 kg/ha. In den Jahren 1975-85 wurde der Nährstoffverbrauch der<br />
westeuropäischen Länder erreicht. Nach Berechnungen von Kádár (1987) wurde die<br />
Nährstoffbilanz in der Mitte der 70ger Jahre auf Landesebene ausgeglichen. Die vorher<br />
praktizierte, bodenerschöpfende Nährstoffwirtschaft wurde durch eine bodenbereichernde<br />
Düngung abgelöst. Der steigende Düngeraufwand hob das Nährstoffpotential, der<br />
Versorgungsgrad der Böden verbesserte sich nachweisbar. Die gleichzeitige Einführung<br />
der Weizen Intensivsorten und ertragsfähigen Maishybriden führte zur zwei bis dreifachen<br />
Erhöhung der Weizen und Maisernte auf Landesebene (Loch 2000). Der steigende<br />
Düngeraufwand in den 70er, 80er Jahren wurde durch die damals gültige, offizielle<br />
Beratung unterstützt.<br />
Grundlagen der Düngeempfehlung in Ungarn<br />
Die Empfehlungen des Beratungssystems der 70iger Jahre beruhen auf dem<br />
Bilanzprinzip, berücksichtigen den Nährstoffbedarf der Pflanzen, den Versorgungsgrad der<br />
Böden, sowie die Eigenschaften des Standortes (Antal et al. 1979).<br />
Der theoretische Nährstoffbedarf (Nährstoffentzug) kann aus der Ertragserwartung Q<br />
(t/ha) und dem spezifischen Nährstoffgehalt des Erntegutes f (kg/t) berechnet werden:<br />
520
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Nährstoffentzug (kg/ha) = Q.f (1)<br />
Der tatsächliche Nährstoffbedarf kann je nach Versorgungsgrad des Bodens größer oder<br />
kleiner sein als der theoretische Bedarf.<br />
Der tatsächliche Nährstoffbedarf wird mit der Formel<br />
Nährstoffbedarf (kg/ha) = Q.f* (2)<br />
errechnet, wobei f* der korrigierte spezifische Nährstoffbedarf (kg/t) nicht nur die<br />
Pflanzenart, sondern auch den Nährstoffversorgungsgrad der Böden und den Standorttyp<br />
berücksichtigt. Damit wird der Boden als bestimmender Faktor zweifach in Rechnung<br />
gezogen. Entscheidend ist, dass der zu erwartende Ertrag (Q) richtig geschätzt wird, dazu<br />
werden die Erträge der 5 Vorjahre berücksichtigt.<br />
Der Nährstoffversorgungsgrad wird aufgrund der Bodenuntersuchungswerte bestimmt. Zur<br />
Bewertung werden außer Messwerten Standorttyp und einzelne Bodeneigenschaften, wie<br />
pH-Wert, Kalziumkarbonat- und Tongehalt einbezogen. Anfangs wurden fünf, später sechs<br />
Versorgungsklassen unterschieden: sehr schwach, schwach, mittelmäßig, (entsprechend)<br />
gut, sehr gut versorgt.<br />
Die vorgestellte Düngeberatung hat den Erwartungen gemäß zur Erhöhung der Erträge<br />
und Verbesserung der Bodenversorgungsgrade beigetragen. Die geförderte Weizen- und<br />
Maisproduktion, sowie die gestützten Düngemittelpreise verlockte einzelne Betriebe zu<br />
einem verschwenderischen Aufwand. Der teilweise übermäßige Verbrauch an<br />
Düngemitteln hatte zwei Folgen: die Effizienz der Düngung war nicht überall befriedigend<br />
und führte stellenweise zu vermeidbaren Belastungen der Umwelt.<br />
Nach der politischen Wende im Jahre 1989 sank der Düngemittelverbrauch auf das<br />
Niveau der 60-iger Jahre. Mangel an Kapital, die verzögernd vor sich gehende<br />
Umstrukturierung der Landwirtschaft, die Unsicherheiten der Produktion bzw. Vermarktung<br />
der Produkte, sowie die hohen Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelpreise hatten einen<br />
sehr starken Rückgang im Verbrauch der Chemikalien zur Folge. Nicht nur der Verbrauch<br />
an Mineraldünger ging drastisch zurück, sondern wegen Halbierung der Tierbestände (auf<br />
0,2 GVE) auch der Einsatz an organischem Dünger. Es entstand erneut eine negative<br />
Nährstoffbilanz, die zum Rückgang der Erträge führte.<br />
Neue Überlegungen in der Nährstoffwirtschaft<br />
Die neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation, Anstieg der vorher unterstützten<br />
Düngemittelpreise, die veränderten Absatzmöglichkeiten erforderten neue Überlegungen<br />
in der Nährstoffwirtschaft. Die Grundsätze einer neuen Düngeempfehlung wurden von<br />
Várallyay et al. (1992) im Forschungsinstitut für Agrikulturchemie und Bodenkunde der<br />
Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA-TAKI) verfasst. Es wurde die Neue<br />
wirtschaftliche und umweltschonende Düngeberatung unter Mitwirkung weiterer Institute<br />
erarbeitet.<br />
Die wichtigsten Merkmale der Beratung sind:<br />
Die differenzierten Empfehlungen beruhen nach wie vor auf dem Bilanzprinzip, aber<br />
auf niedrigeren Nährstoffgrenzwerten. Die Grenzwerte wurden aufgrund der Erträge<br />
und Bodenuntersuchungen in langjährigen Düngungsversuchen überprüft und neu<br />
festgelegt (Csathó et al. 1998, Csathó et al. 2003).<br />
Die minimale Gabe „A“ und die umweltschonende Gabe „B“ werden als Kosten<br />
schonend, ohne Erzielung des Höchstertrages auf umweltsensiblen Böden empfohlen.<br />
521
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Die höheren Gaben „C“ und „D“ werden zur intensiveren Bewirtschaftung für Betriebe<br />
mit besseren finanziellen Möglichkeiten zum Erreichen der höheren Erträge, bzw. des<br />
Höchstertrages angeboten.<br />
Im Weiteren wird die unterschiedliche N-, P-, K- Bedürftigkeit der Pflanzenarten<br />
berücksichtigt.<br />
Berechnung des Nährstoffbedarfes<br />
Die Berechnung beruht nach dem Bilanzprinzip auf den Ertragserwartungen, dem<br />
Pflanzenentzug, mit Berücksichtigung der Bodengehalte. Der Bedarf wird mit folgender<br />
Formel geschätzt:<br />
Nährstoffbedarf kg/ha = (T.Ft.sz) ± Korrektionen<br />
T = Ertragserwartung Q (t/ha)<br />
Ft = spezifischer Nährstoffgehalt des Erntegutes (kg/t)<br />
sz = Multiplikationsfaktor<br />
Der Faktor sz ist vom Nährstoffgehalt des Bodens und der Ertragserwartung ab. Der<br />
errechnete Nährstoffbedarf wird mit Berücksichtigung der Vorfrucht, der organischen<br />
Düngung der Vorjahre, Einarbeitung von Ernteresten (z.B. Maisstroh) korrigiert. Neben<br />
den Ähnlichkeiten der früheren und neuen Berechnungsmethode, bestehen in den Zielen<br />
der Beratung Unterschiede.<br />
Die Autoren der neuen Düngeempfehlung kennzeichnen die Unterschiede der früheren<br />
Düngeempfehlung der Zentrale für Agrochemie und Pflanzenschutz des Ministeriums für<br />
Landwirtschaft (MÉM-NAK) und der neuen, im Forschungsinstitut für Agrikulturchemie und<br />
Bodenkunde der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA-TAKI) entwickelten<br />
Methode mit folgenden Merkmalen:<br />
MÉM-NAK (1979) MTA-TAKI<br />
Intensive Nährstoffversorgung,<br />
Ziel: Erreichen von Höchsterträgen<br />
Umweltschonende Versorgung,<br />
Ziel: ökonomische Erträge<br />
„Bodendüngung“ Versorgung der Pflanzen<br />
Erreichen und Erhalten eines guten, bzw.<br />
sehr guten PK Versorgungsgrades im<br />
Boden<br />
Erreichen und Erhalten des mittleren bis<br />
guten PK Versorgungsgrades im Boden<br />
Schnelle PK Aufdüngung Langsame PK Aufdüngung<br />
Jährliche PK Düngung Fruchtwechsel PK Düngung<br />
PK Düngung auch bei hohen<br />
Bodengehalten<br />
PK Düngung nur bei mittleren und<br />
niedrigen Bodengehalten<br />
Einheitliche Bodengrenzwerte Unterschiedliche Bodengrenzwerte je<br />
nach PK Bedürftigkeit der Pflanzenarten<br />
Einheitliche spezifische Nährstoffgehalte<br />
zur Berechnung des Nährstoffbedarfes<br />
An die Ertragserwartungen angepasste<br />
spezifische Nährstoffgehalte<br />
522
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Die Handhabung der Düngeberatung wird durch die elektronische Datenverarbeitung<br />
erleichtert. Die Unterschiede zwischen den differenzierten Gaben A, B, C, D der neuen<br />
und den Empfehlungen der früheren Beratung sind beachtenswert. Somit kann die<br />
Düngung der einzelnen Betriebe weitgehend den Standortbedingungen und den<br />
finanziellen Möglichkeiten angepasst werden. Nach den ersten Ergebnissen der<br />
vergleichenden Versuche können mit den niedrigeren Gaben – ohne Gefahr der<br />
Umweltbelastung – ähnliche Erträge mit bedeutenden Ersparnissen erreicht werden<br />
(Csathó et al, 1998).<br />
Die beschriebenen Beratungssysteme beruhen auf der Bodenuntersuchung. In der Mitte<br />
der 70-er Jahre wurde die regelmäßige Bodenuntersuchung mit einheitlichen Methoden<br />
und einem erweiterten Untersuchungsprogramm (Makro- und Mikronährstoffe) eingeführt<br />
im Rahmen dessen wurden die Ackerböden bis 1990 im Drei-Jahreszyklus untersucht. In<br />
den 90-iger Jahren sind außer dem Düngerverbrauch, auch die<br />
Bodennährstoffuntersuchungen zurückgegangen.<br />
Die inzwischen erschienenen Regelungen zur Durchsetzung der guten fachlichen Praxis,<br />
sowie die Vorschriften zum Erreichen der EU Unterstützungen gaben einen neuen<br />
Aufschwung der Bodenuntersuchung. Außer den staatlichen Institutionen gibt es zurzeit<br />
mehrere akkreditierte Bodenlaboratorien, die Bodenuntersuchungen durchführen und<br />
Empfehlungen geben. Die Düngemittelindustrie, sowie Firmen die sich mit der<br />
Vermarktung von Mineraldüngern beschäftigen bieten Dienstleistungen von der<br />
Bodenprobenahme und Bodenuntersuchung bis zur Beratung und Verwendung der<br />
eigenen Produkte an.<br />
Steigender Düngemittelverbrauch seit 1996<br />
Nach angaben des Zentralamtes für Statistik (KSH) kann seit dem im Jahre 1995<br />
erreichten Tiefpunkt im Düngemittelverbrauch ein allmählicher Anstieg verzeichnet werden<br />
(Tabelle 1). Es ist erfreulich, dass neben den leicht ansteigenden Stickstoffverbrauch sich<br />
der vorher vernachlässigte Phosphat- und Kaliumaufwand zwischen 1996 und 2003<br />
verdoppelte. Dabei kann festgestellt werden, dass die Mittelwerte große Unterschiede<br />
verdecken.<br />
Die auf Landesebene durchgeführten Erhebungen haben nachgewiesen, dass im Jahre<br />
2002 nur auf 48% der landwirtschaftlichen Nutzfläche mit Mineraldüngern gedüngt wurde.<br />
Organische Düngung wurde auf 7% der Flächen durchgeführt. Daraus ist zu schließen,<br />
dass nur einzelne Kulturen den Bedürfnissen entsprechend gedüngt wurden, gleichzeitig<br />
aber auf einem bedeutenden Teil der Flächen noch immer eine sehr extensive, die<br />
Bodenfruchtbarkeit gefährdende Bewirtschaftung geführt wird.<br />
Tabelle 1 Nährstoffverbrauch und die Weizen-, Maiserträge in Ungarn (1996-2003)<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
Nährstoffverbrauch im Acker-, Obst- und Gemüsebau kg/ha<br />
NPK 56 57 65 69 74 82 91 88<br />
N 42 41 49 52 54 57 63 58<br />
P2O5 7 8 8 8 9 12 13 13<br />
K2O 7 8 8 9 11 13 15 17<br />
Weizenerträge kg/ha<br />
3280 4210 4140 3590 3600 4310 3510 2640<br />
Maiserträge kg/ha<br />
5610 6410 5950 6380 4150 6220 5050 3950<br />
523
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Aus Tabelle 1 ist ersichtlich, dass im angegeben Zeitraum nur die Maiserträge das Niveau<br />
der Vorjahre mit starken Schwankungen erreicht haben, die Weizenerträge dagegen<br />
weiterhin abnahmen. Die unterschiedliche Tendenz ist damit erklärbar, dass der Weizen<br />
auf die Nährstoffversorgung und der Mais auf die Witterungsverhältnisse empfindlicher<br />
reagiert (Loch – Szász, 2001).<br />
In der Zukunft sollten die Regelungen des Ministeriums für Landwirtschaft und<br />
Landesentwicklung zur Verwirklichung der guten landwirtschaftlichen Praxis und zur<br />
Bewahrung des guten Umweltzustandes, sowie die Durchsetzung der EU Richtlinien zu<br />
einer bewussteren Nährstoffwirtschaft führen. Dazu müsste aber auch eine bessere<br />
Relation der Produktionskosten und Aufkaufspreise erreicht werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Düngeempfehlungen eines Landes dienen zu jeder Zeit den agrarpolitischen Zielen,<br />
die mit Berücksichtigung der aktuellen Bedingungen erreicht werden sollen, wie z.B.<br />
Intensivierung, Extensivierung der Produktion. Ziel der in den 1970er Jahren<br />
ausgearbeiteten Beratung war die Anreicherung der Böden mit Phosphor und Kalium,<br />
Verbesserung des Versorgungsgrades der Böden, Intensivierung der Produktion. Die Ziele<br />
wurden erreicht, mit steigendem Mineraldüngerverbrauch und Einführung der<br />
Intensivsorten stiegen die Weizen- und Maiserträge, auf das zwei- bis dreifache.<br />
Nach 1990 sank der Düngemittelverbrauch auf das Niveau der 60-iger Jahre. Den starken<br />
Rückgang verursachten: Mangel an Kapital der Produzenten, die verzögernd vor sich<br />
gehende Umstrukturierung der Landwirtschaft, die Unsicherheiten der Produktion bzw.<br />
Vermarktung der Produkte, sowie die hohen Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelpreise.<br />
Die Weizen und Maiserträge nahmen ab, der Nährstoff-versorgungsgrad der Böden ließ<br />
nach.<br />
Die neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation, Anstieg der vorher unterstützten<br />
Düngemittelpreise, die veränderten Absatzmöglichkeiten erforderten neue Überlegungen<br />
in der Nährstoffwirtschaft. Es wurden die Grundlagen einer neuen, wirtschaftlichen und<br />
umweltschonenden Düngeberatung geschaffen. Die neue Beratung beruht, ebenso, wie<br />
die frühere auf dem Bilanzprinzip. Die differenzierten Empfehlungen ermöglichen eine<br />
Anpassung an die ökologischen und ökonomischen Bedingungen. Durch die<br />
Neubearbeitung der Bodengrenzwerte aufgrund von langjährigen Düngungsversuchen<br />
werden allgemein kleinere Düngergaben empfohlen.<br />
Nach den bisherigen Ergebnissen der vergleichenden Versuche können mit den<br />
niedrigeren Gaben – ohne Gefahr der Umweltbelastung – ähnliche Erträge, mit<br />
bedeutenden Ersparnissen erreicht werden.<br />
Die Regelungen zur Durchsetzung der guten fachlichen Praxis, sowie die EU Direktiven<br />
gaben der Bodenuntersuchung und Düngeberatung einen neuen Aufschwung. Im<br />
Düngeraufwand ist zum Tief der 90ger Jahre ein allmählicher Anstieg zu verzeichnen.<br />
Dabei sind neben den statistischen Mittelwerten in der Praxis noch immer unerwünschte<br />
Unterschiede zu verzeichnen.<br />
Stichworte: Düngeberatung, umweltschonend, wirtschaftlich<br />
524
Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />
Literatur<br />
Antal, J.-Buzás, I.-Debreceni, B.-Nagy, M.-Sipos, S.-Sváb, J. /szerk.: Buzás, I.-Fekete, A. -Buzás,<br />
I.né-Csengeri, P.né –Kovács, Á.né/: A műtrágyázás irányelvei és üzemi számítási<br />
módszer. I. rész. N, P, K műtrágyázási irányelvek. MÉM Növényvédelmi és<br />
Agrokémiai Központ, Budapest, 1979, 1-47.p.<br />
Bocz, E.: Előtanulmány a 20 éves növénytermesztési célkitűzések elérésének feltételeiről. Készült<br />
az Országos Távlati Tudományos Tervkészítő Bizottság kertében, az Országos<br />
Tervhivatal megbízásából. (1962), 55. p.<br />
Buzás, I.-Elek, É. –Nyíri, L. –Loch, J. –Keresztény, B. -Kotz T. /szerk.: Buzás, I.-Fekete, A.-Buzás,<br />
I.né –Csengeri, P.né –Kovács, Á.né/: A műtrágyázás irányelvei és üzemi<br />
számítási módszer. II. rész. Ca, Mg és mikroelem műtrágyázási irányelvek. MÉM<br />
Növényvédelmi és Agrokémiai Központ, Budapest, 1979, 48-66.p.<br />
Csathó, P. – Árendás, T. – Németh, T.: New, environmentally friendly fertilizer recommendation<br />
system based on the data set of the Hungarian long term field trials set up<br />
between 1960 and 1995. Commun. Soil Sci. Plant Anal. 29. (1998), 2161-2174.<br />
Csathó, P. – Árendás, T. – Németh, T.: Új környezetkímélő trágyázási szaktanácsadási rendszer a<br />
korszerű kukorica növénytáplálás szolgálatában. In: Ötven éves a magyar hibridkukorica.<br />
(Szerk : Marton, L. Cs. és Árendás, T.) MTA Mezőgazdasági Kutatóintézet, Martonvásár,<br />
(2003), 99-104.<br />
Kádár, I.: Földművelésünk ásványi tápanyagforgalmáról. Növénytermelés 36. (1987), 517-526.<br />
Loch, J.: Nachhaltige Landwirtschaft – Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, VDLUFA Kongress,<br />
Stuttgart-Hohenheim. VDLUFA Schriftenreihe 55/VI. (2000/a), 39-44.<br />
Loch, J.: Aspekte einer nachhaltigen Landwirtschaft in Ungarn, Thünen Symposium, Rostock.<br />
Berichte über Landwirtschaft. (2000/b), Sonderheft 215.<br />
Loch, J.: Die Bedeutung der Düngung und Bodenuntersuchung in der Bewahrung der<br />
Bodenfruchtbarkeit. VI. Konsultativtreffen der Mittel- und Osteuropäischer Länder,<br />
Warschau. Nawozy i Nawozenie. 3/b (2000/c), 66-74.<br />
Loch, J. –Szász, G.: Das ökologische Potential und die Pflanzenproduktion in Ungarn. VDLUFA<br />
Kongress Berlin. VDLUFA Schriftenreihe 57/1. (2001), 87-97.<br />
Várallyay, Gy. – Buzás, I. – Kádár, I. – Németh, T.: New plant nutrition advisory system in<br />
Hungary. Commun. Soil Sci. Plant Anal. 23. (1992), 2053-2073.<br />
525
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Grundlagen und Grundsätze der Silierung<br />
Pahlow, Günter (Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft):<br />
Einleitung<br />
Silagebereitung dient dazu, den Energiewert der Ausgangsmaterialien weitestgehend zu<br />
erhalten. Das gilt unabhängig vom geplanten Verwendungszweck, ob zur Verfütterung<br />
oder zur Methanerzeugung. Im üblicherweise spontan ablaufenden<br />
Konservierungsprozess vergären Laktobakterien unter Sauerstoffausschluss<br />
Kohlenhydrate zu organischen Säuren. Dadurch sinkt der pH-Wert im Endprodukt so weit<br />
ab, dass der säureempfindliche Teil der konkurrierenden Mikroorganismen nicht<br />
überdauern kann. Davon ausgenommen sind z. B. Hefen sowie Bakterien mit<br />
Dauersporen.<br />
Die wichtigsten Voraussetzungen für einen optimalen Silierverlauf sind ausreichender<br />
Feuchtegehalt, genügend Zucker, optimaler Luftabschluss sowie eine nach Art und Zahl<br />
geeignete Gärflora aus Milchsäurebakterien (MSB). Die meisten dieser Anforderungen<br />
sind durch technische Maßnahmen erfüllbar. Nicht zu beeinflussen oder auch nur<br />
kurzfristig zu ermitteln ist jedoch der natürliche, epiphytische Besatz mit MSB auf dem<br />
Siliergut. Hier bietet sich eine wichtige Eingriffsmöglichkeit zur Verbesserung des<br />
Gärverlaufes durch spezielle, biologische Siliermittel, mit denen sich dieser verbreitete<br />
Mangel wirksam beheben lässt.<br />
Der Silierprozess gliedert sich in vier Phasen (Pahlow et al., 2003):<br />
1. Aerobe Phase<br />
Die Länge der ersten, noch von Luft beeinflussten Phase, hängt von der Befüllungsdauer<br />
sowie der beim Festwalzen erzielten Dichtlagerung des Silostocks ab. Ganz zu Beginn<br />
existiert noch keinerlei Säureschutz gegen die Aktivität von Gärschädlingen, weil die<br />
Laktobakterien zunächst nur einen winzigen Bruchteil der Gesamtmikroflora ausmachen.<br />
Von dieser Konkurrenz wird laufend ein erheblicher Anteil der Zucker aus dem Siliergut<br />
ohne jeglichen Nutzen für den Konservierungsprozess zu Kohlendioxid, Wasser und<br />
Wärme veratmet. Bei Ausgangsmaterial, das nur knapp mit Kohlenhydraten versorgt ist,<br />
kann diese Verlustquelle ausschlaggebend für das Misslingen der Silierung sein.<br />
Jegliche Luftzufuhr sollte deshalb so bald wie möglich unterbunden werden. Allein schon<br />
mit dieser Maßnahme werden nämlich alle sauerstoffabhängigen Bakterien sowie die<br />
meisten Schimmelpilze erfolgreich unterdrückt. Anschließend bleiben gemeinsam mit den<br />
erwünschten Milchsäurebildnern nur noch solche Bakterien und Hefen aktiv, die ebenfalls<br />
ohne Sauerstoff wachsen können, also durch Gärung Energie gewinnen. Um diese<br />
Forderung zu erfüllen, ist zügiges Einlagern in dünnen Schichten und optimale<br />
Verdichtung sowie unverzüglicher Folienabschluss unabdingbar. Füllunterbrechungen<br />
machen eine Zwischenabdeckung erforderlich. Die negativen Spätfolgen technischer<br />
Fehler bei der Anlage des Silos zeigen sich erst bei der Entnahme und sind nachträglich<br />
nicht mehr zu korrigieren.<br />
526
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
2. Hauptgärphase<br />
Der nächste Abschnitt der Silierung beginnt nach Verbrauch der letzten Spuren von<br />
Sauerstoff und dauert unter unseren Klimaverhältnissen ca. eine Woche, bei tieferen<br />
Umgebungstemperaturen auch länger. Das Pflanzengewebe stirbt ab und seine<br />
Inhaltsstoffe werden für die Silagemikroflora verfügbar. Bei einem anfänglichen pH-Wert<br />
von ca. 6,5 bleiben zunächst noch sämtliche Keimgruppen aktiv, die sich auch ohne<br />
Sauerstoffgegenwart vermehren können. Dazu in der Lage sind z.B. Enterobakterien,<br />
Clostridien, Listerien, bestimmte Bacillusarten sowie Hefepilze. Sie sind wegen ihrer<br />
giftigen oder qualitätsmindernden Stoffwechselprodukte wie Enterotoxine, Buttersäure<br />
oder Alkohole grundsätzlich unerwünscht. Während dieses Zeitraumes können neben der<br />
Gärungskohlensäure auch die hochgiftigen nitrosen Gase aus dem Abbau von Nitrat<br />
entstehen. Sie sind bräunlich gefärbt, schwerer als Luft und treten daher am unteren Rand<br />
der Abdeckfolien bzw. den tiefstgelegenen Öffnungen von Hochsilos aus. Ihr Einatmen ist<br />
unbedingt zu vermeiden. Noch nach mehrstündiger Verzögerung können sie bei Mensch<br />
und Tier tödlich wirken, da sie sich in der Lunge zu salpetriger Säure lösen und dort<br />
schwere Verätzungen verursachen (Lungenödem). Ihre Produktion beschränkt sich in der<br />
Regel auf etwa fünf bis sieben Tage. Im weiteren Silierverlauf werden die Folgeprodukte<br />
der nitrosen Gase zu unschädlichen Verbindungen abgebaut und beeinflussen nicht mehr<br />
den Futterwert der Silage. Während der Entstehung entfalten sie sogar eine<br />
clostridienhemmende Wirkung.<br />
Der Konservierungserfolg hängt letztlich davon ab, ob die oben erwähnten, zahlenmäßig<br />
weit überlegenen Keimgruppen möglichst rasch und vollständig durch die stark säuernden<br />
MSB ersetzt werden. Deren Gärungsprodukte, vor allem Milchsäure, daneben aber je<br />
nach Gärsubstrat und Stoffwechseltyp auch Essigsäure, unterdrücken wirksam die<br />
überwiegende Mehrzahl der bakteriellen Konkurrenz. Nur die Hefepilze ertragen einen<br />
noch tieferen pH-Wert als die Milchsäurebakterien.<br />
Neben der Ausschaltung der Schädlingsflora reduzieren die Gärsäuren auch die Aktivität<br />
der eiweißabbauenden Enzyme unterschiedlichen Ursprungs. Das schützt nicht nur den<br />
Eiweißanteil der Silage, es vermindert letztlich auch die Bildung basischer, puffernder<br />
Substanzen wie Ammoniak. Diese Abbauprodukte erschweren eine schnelle Ansäuerung,<br />
die in diesem Stadium besonders wichtig ist. Auch nachdem die Hauptgärung<br />
abgeschlossen ist, sollte die Silage bis zur Nutzung noch einige Zeit lagern. Beim<br />
Siloanschnitt vor einer Mindestdauer von vier bis sechs Wochen drohen<br />
Stabilitätsprobleme. Sie äußern sich in erhöhter Verderbneigung der noch unreifen Silage<br />
unter Lufteinfluss. Auch die Siliermittel auf Basis heterofermentativer MSB erfordern für<br />
einen zuverlässigen Stabilisierungseffekt eine Mindesteinwirkungszeit in dieser<br />
Größenordnung.<br />
3. Lagerphase<br />
Nachlassende Intensität des Fermentationsprozesses leitet über zur Lagerphase. Im fertig<br />
vergorenen Futter bleiben zu diesem Zeitpunkt nur noch einige besonders säuretolerante<br />
Enzyme aktiv. Sie sorgen durch laufende, schwache Hydrolyse der Speicher- und<br />
Gerüstsubstanzen für den notwendigen Nachschub an leicht vergärbaren Kohlenhydraten<br />
und gleichen die bei längerer Lagerung praktisch unvermeidbaren Zuckerverluste aus. In<br />
Silagen mit genügend Gärsubstrat kann diese stabile Phase theoretisch beliebig lange<br />
dauern. Wesentliche Veränderungen des Futters treten nicht mehr auf, solange sämtlicher<br />
Luftzutritt auch weiterhin zuverlässig verhindert wird. Das erfordert jedoch regelmäßige<br />
Kontrollen und ggf. unverzügliche Folienreparaturen.<br />
527
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
4. Entnahmephase<br />
Wird das Silo zur Verfütterung geöffnet, hat die Luft wieder freien Zutritt zur<br />
Anschnittfläche und den dahinter liegen Silageschichten. Nun zeigt sich die Qualität der<br />
geleisteten Walzarbeit beim Befüllen.<br />
Tabelle 1.: Anforderungen an die Verdichtung von Silagen in Abhängigkeit vom<br />
Trockenmassegehalt unterschiedlicher Futterarten (nach Honig, 1987)<br />
Futterart (Siliergut) % Trockenmassegehalt kg TM/m 3<br />
Gras 15...50 140...260<br />
Luzerne und GPS 15...50 160...280<br />
Ganzpflanzenmais 25...35 210...290<br />
Corn-Cob-Mix 50...60 400...480<br />
Selbst in optimal verdichteten Silagen, bei denen der Gasabfluss auf den technisch<br />
möglichen Grenzwert von 20 l/h/m 2 beschränkt wurde (HONIG, 1987, Tabelle 1), können<br />
kleinste Mengen an Sauerstoff bis zu 1 m tief in den Futterstock eindringen. Die sich dabei<br />
ergebenden Konzentrationen von 30 cm Dicke eingebrachten Futterlage verursacht werden,<br />
weil diese später weder durch Walzen noch durch den Pressdruck des gefüllten Silos im<br />
erforderlichen Umfang nachverdichtet wird.<br />
Die geschilderten 4 Phasen der Silierung bilden den Normalfall, von dem unter<br />
praxisüblichen Bedingungen und bei Vermeidung siliertechnischer Fehler auszugehen ist.<br />
Abweichungen davon ergeben sich jedoch durch zwei verbreitete Silagemängel. Sie sollen<br />
speziell betrachtet werden, weil beide den Erfolg des Konservierungsprozesses wieder<br />
zunichte machen können. Sie beruhen auf schwer vergärbarem Ausgangsmaterial bzw.<br />
technischen Verfahrensfehlern.<br />
Fehler Nr.1 tritt auf, wenn zumeist feuchteres Siliergut nicht genügend vergärbare<br />
Kohlenhydrate enthält oder diese von untauglichen Milchsäurebakterien unökonomisch<br />
verwertet werden. In dem Fall sinkt der pH-Wert der Silage nicht rasch und tief genug ab,<br />
um eine anhaltend stabile Lagerung zu gewährleisten. Es kommt zu verlustreichen<br />
Fehlgärungen. Speziell in verschmutztem Futter wird dabei durch Clostridien die bereits<br />
528
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
gebildete Milchsäure zur schwächeren Buttersäure umgebaut. Hierbei treten hohe<br />
gasförmige Verluste auf. Oftmals dauert die Buttersäurebildung an, bis sämtliche<br />
Milchsäure aufgezehrt ist. Daran schließt sich in der Regel noch ein Eiweißabbau durch<br />
andere Clostridienarten an. Deren Stoffwechsel verursacht fallweise hohe<br />
Ammoniakgehalte und kann zum völligen Verderb der Silage führen. (Abb. 1).<br />
Gärsäure (g/kg FM)<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0<br />
10<br />
20<br />
30<br />
Milchsäure<br />
pH - Wert<br />
40<br />
50<br />
60<br />
70<br />
Silierdauer in Tagen<br />
Buttersäure<br />
Abb. 1.: Buttersäurebildung in zuckerarmen Silagen<br />
80<br />
90<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
pH - Wert<br />
Milchsäure<br />
Buttersäure<br />
pH - Wert<br />
Dasselbe Risiko tritt heutzutage jedoch zunehmend auch in relativ trockenmassereichen<br />
Silagen auf, seit eine allgemein reduzierte Stickstoffdüngung verbreitet zu niedrigen<br />
Nitratgehalten im Futter führt. Diese Mengen reichen nicht aus, um während der Silierung<br />
stärker verschmutzten Futters eine Fehlgärung durch Buttersäureclostridien zu verhindern<br />
(Abb. 2). Die von der jeweiligen Vergärbarkeit des Futters abhängige Konzentration<br />
zwischen 1,5 und 6,5 g Nitrat pro kg TM wird in Deutschland vielerorts nicht mehr erreicht.<br />
Dem muss mit geeigneten Siliermitteln oder einen höheren Anwelkgrad begegnet werden.<br />
Das Anwelken ist allerdings wegen der abnehmenden Verdichtbarkeit auf ca. 45%<br />
Trockenmassegehalt zu begrenzen. Zudem senkt abnehmende Wasserverfügbarkeit<br />
generell die Säuerungsgeschwindigkeit.<br />
529
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Gärsäuren (g/kg FM)<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
Milchsäure<br />
pH - Wert<br />
Buttersäure<br />
50<br />
60<br />
Silierdauer in Tagen<br />
Abb. 2.: Buttersäurebildung in nitratarmen Silagen<br />
70<br />
80<br />
90<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Milchsäure<br />
Buttersäure<br />
pH - Wert<br />
Der zweite, in der Praxis noch bedeutsamere Silagemangel tritt stets auf, wenn<br />
Sauerstoffeinfluss durch Undichtigkeiten am Silo zu einem kritischen Besatz von etwa 100<br />
000 Hefen pro g Silage geführt hat. Dann vermehren sich diese Gärfutterschädlinge bei<br />
erneutem, uneingeschränktem Luftzutritt nahezu sprunghaft weiter bis um das<br />
Tausendfache. Dabei werden die schützenden Gärsäuren unter spürbarer Erwärmung zu<br />
Kohlendioxyd und Wasser veratmet. Weil hierbei der pH-Wert wieder ansteigt, schließt<br />
sich häufig noch bakterieller Verderb an. Die dabei entstehenden Futterverluste können in<br />
den betroffenen Partien mehr als 3 % täglich betragen. Damit erreichen sie dieselbe<br />
Größenordnung wie sie sich in sorgfältig verschlossenen Silos erst nach mehrmonatiger<br />
Lagerung ergeben.<br />
Tab. 2.: Temperaturerhöhung und Verluste instabiler Silagen mit unter-<br />
schiedlichem Trockenmassegehalt (nach Honig u. Woolford, 1980)<br />
TM-Gehalt<br />
Erhöhung über Umgebungstemperatur<br />
des<br />
5°C 10°C 15°C 20°c 25°C<br />
Futters Tägliche TM-Verluste in %<br />
20 % 1,6 3,2 - - -<br />
30 % 1,2 2,3 3,5 - -<br />
50 % 0,7 1,5 2,2 2,9 3,7<br />
In Grassilagen sind milchsäureabbauende Hefen die maßgeblichen Verursacher des<br />
aeroben Verderbs. Zu welchen Folgen das Überschreiten der o.g. kritischen Keimdichte<br />
von 100 000 Hefen pro g Silage während der Entnahmephase führt, ist in der Abb. 3<br />
dargestellt. Der kurzfristige pH - Anstieg über einen Wert von 5 hinaus ist ein deutliches<br />
Zeichen für rasch einsetzende Nacherwärmungen mit hohen Verlusten.<br />
530
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Ig KBE/g FM<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Krit. Keimzahl<br />
Hefen<br />
pH - Wert<br />
Lagerphase (3 Monate) Entnahmephase (7 Tage)<br />
Nacherwärmung, verursacht durch Hefen<br />
Ig KBE/g FM<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Krit. Keimzahl<br />
Hefen<br />
Acetobacter<br />
pH - Wert<br />
Lagerphase (3 Monate) Entnahmephase (7 Tage)<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
pH - Wert<br />
pH - Wert<br />
Hefen<br />
Kritische<br />
Keimzahl<br />
pH - Wert<br />
Hefen<br />
Acetobacter<br />
Kritische<br />
Keimzahl<br />
pH - Wert<br />
Abb.<br />
3:<br />
Speziell in Maissilagen wurden neben Hefen auch Essigsäurebakterien (Acetobacter) als<br />
Auslöser der aeroben Instabilität nachgewiesen (Abb.4). Diese Bakteriengruppe wächst<br />
nur in Sauerstoffgegenwart. Sie bevorzugt den in vergorenem Mais praktisch immer<br />
vorhandenen Alkohol als Kohlenstoffquelle. Zunächst wird dieser nur zu Essigsäure<br />
oxydiert und daraus Energie gewonnen. Der pH-Wert bleibt deshalb vorübergehend noch<br />
im tiefen Bereich. Ist jedoch der Alkohol aufgezehrt, erfolgt auch der Abbau der<br />
zwischenzeitlich gebildeten Essigsäure bis zur Stufe von Kohlendioxyd und Wasser.<br />
Nacherwärmung, verursacht durch Hefen und Bakterien<br />
Abb.<br />
4:<br />
Weil dabei natürlich der pH-Wert markant ansteigt, können sich dann auch die weniger<br />
säurefesten Silageschädlinge wie z.B. Bacillusarten reichlich vermehren. Diese führen<br />
rasch zu hohen Verlusten. In der Praxis kommen übrigens die verursachenden Hefen und<br />
Essigsäurebakterien oft gemeinsam vor, weil die zeitlich begrenzt erzeugten<br />
Essigsäuremengen meist noch unterhalb der Hemmkonzentration für die pilzlichen<br />
531
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Verderberreger bleiben. Dieser Zusammenhang erklärt, wieso es in der Regel schwieriger<br />
ist, Nacherwärmungen in Maissilage durch Siliermittel zu verhindern als in Grassilage. In<br />
Mais müssen die Zusätze über eine Doppelwirkung sowohl gegen Hefen als auch gegen<br />
schädliche Bakterien verfügen, um das Problem zuverlässig zu beherrschen. Dies wird mit<br />
Siliermitteln angestrebt, die entweder als rein chemische Produkte eine Wirkstoffmischung<br />
einschließlich altbewährter, pilzhemmender Komponenten wie Propionat enthalten oder<br />
alternativ Substanzen wie Benzoat oder Sorbat mit gut säuernden MSB kombinieren. Im<br />
tiefen pH-Bereich wird der Hemmeffekt der organischen Säuren maximiert. Dieser<br />
Produkttyp erfordert jedoch separate Applikation beider Wirkstoffe wenn eine<br />
Aktivitätsminderung der MSB durch die konzentrierte chemische Komponente sicher<br />
vermieden werden soll.<br />
Zusammenfassung<br />
Zuverlässiger Luftabschluss und intensive Säurebildung bilden die gemeinsame<br />
siliertechnische und gärungsbiologische Basis der Futterkonservierung durch Silierung.<br />
Die natürlichen Voraussetzungen für eine Spontansäuerung sind in der Praxis oft weit vom<br />
möglichen Optimalzustand entfernt. Erhebliche Chancen liegen heute in der Anwendung<br />
geeigneter Siliermittel, deren Potentiale in der freiwilligen Wirksamkeitsprüfung für die<br />
Vergabe des DLG-Gütezeichens ermittelt und laufend überwacht werden.<br />
Ihr strategischer Einsatz zur Optimierung des Konservierungsprozesses sollte deshalb<br />
zum festen Bestandteil des Verfahrens werden. Damit lassen sich in der Mehrzahl aller<br />
Mais- und Anwelksilagen eventuelle Mangelsituationen des natürlichen Besatzes mit MSB<br />
sicher ausschließen. Auf diese Weise werden sämtliche der eingangs genannten<br />
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Silagebereitung ohne Fehlgärungen bzw.<br />
Nacherwärmungen erfüllt<br />
Verwendete Literatur:<br />
Honig, H. and Woolford, M. K. 1980: Changes in silage on exposure to air. In: ed. C.<br />
Thomas, Proceedings of a Conference on Forage Conservation in the 80’s, 27.-30.<br />
November 1979, Brighton UK (Occasional Symposium No. 11, British Grassland Society<br />
Honig, H. 1987: Influence of forage type and consolidation on gas exchange and losses in<br />
silo. In : Summary of Papers, Eighth Silage Conference. AFRC Institute for Grassland and<br />
Animal Production, Hurley, Maidenhead, Berks. SL6 5LR, p. 51-52<br />
Pahlow, G., Muck, R. E., Driehuis, F., Oude Elferink, S. J. W. H. and Spoelstra, S. 2003:<br />
Microbiology of Ensiling. In: Silage Science and Technology, Agronomy Monograph no.<br />
42 . p. 31-93<br />
532
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Stand der Technik der Silagebereitung<br />
Wagner, Andrea (Universität Bonn):<br />
Die zunehmend ganzjährige Stallhaltung von Milchkühen in Verbindung mit durchgängiger<br />
Silagefütterung und entsprechend langer Lagerungsdauer stellt verschärfte Anforderungen<br />
an die Futterernte und -konservierung. Ähnliche Tendenzen zeichnen sich ab im Bereich<br />
der energetischen Nutzung von Silage aufgrund der zunehmenden Leistung von<br />
Biogasanlagen und der damit verbundenen zunehmenden Größe von Siloanlagen.<br />
Neben der Futterpflanze (Zusammensetzung des zu silierenden Ausgangsmaterials) und<br />
den Siliermitteln beeinflusst die Siliertechnik über das Anwelken, die Zerkleinerung und die<br />
Lagerungsbedingungen die Silagequalität. Ziel der Silagebereitung und –lagerung muss<br />
ein nahezu abraumfreies Futter mit einem hohen Energiewert und einer besten Gärqualität<br />
ohne Nacherwärmung und Verschimmelung sein (THAYSEN, 2004).<br />
Verfahren und Technik zur Steuerung der Milchsäuregärung passen sich den<br />
mikrobiologischen Erfordernissen an, mit dem Ziel, den Gärprozess im Sinne einer guten<br />
Silagequalität positiv zu beeinflussen. Dabei spielt die Zeit zur Reduzierung von<br />
Atmungsverlusten und auch zur Gewährleistung des Gärungsprozesses eine wichtige<br />
Rolle, zusätzlich ist die Vermeidung von Verschmutzungen des Erntegutes eine<br />
Voraussetzung, die in der Ernte- und Konservierungstechnik starke Berücksichtigung<br />
findet.<br />
Bei optimaler Durchführung des Silier-Verfahrens, 1-2 Tage Feldliegezeit, 1-2 Tage<br />
Silobefülldauer und sorgfältige Abdeckung des Futterstapels nach der Befüllung, ist der<br />
durch die Silierung bedingte Rückgang des Futterwertes gegenüber dem Grünfutter mit<br />
ca. 0,2 (0,1 bis 0,3) MJ NEL/kg TM relativ gering (KAISER 2000). Bei verlängerter<br />
Feldliegezeit und / oder verzögerter Silobefüllung und –zudeckung kann der Futterwert<br />
aber sehr schnell um 0,5 bis 0,6 MJ NEL/kg TM zurückgehen. Nicht selten findet auch<br />
noch ein Nährstoffverlust bei der Silageentnahme statt. Diese Verschlechterung des<br />
Futterwertes infolge mangehafter Siliertechnik kann durch nichts ausgeglichen werden.<br />
Eine Optimierung des Verfahrens ist die einzige Möglichkeit, den Futterwertrückgang<br />
während der Silierung gering zu halten (KAISER 2000).<br />
Der im Folgenden beschriebene Stand der Technik beschreibt technische Möglichkeiten<br />
der Silagebereitung zum heutigen Zeitpunkt. Die technischen Entwicklungen zur<br />
Silagebereitung sind geprägt durch die Fortsetzung der enormen Schlagkraftsteigerung<br />
innerhalb der Prozesskette. Dazu im Einzelnen die Verfahrensschritte vom Mähen über<br />
die Futterwerbung bis zur Futterbergung und Konservierung, nachfolgend der Trend in<br />
Richtung Precision Crop Farming, der sich zunehmend auch für den Futterbau abzeichnet.<br />
Technische Entwicklungen bei Mähwerken sind durch Erhöhung der Arbeitsbreite<br />
geprägt. Höchste Mähleistungen erzielen vor allem Dreifachkombinationen an Traktoren<br />
oder Trägerfahrzeugen sowie selbstfahrende Mähgeräte mit Arbeitsbreiten von bis zu 14<br />
m (GEISCHEDER et al. 2006).<br />
Mit der Vergrößerung der Arbeitsbreite steigt auch die Bedeutung mittig gezogener<br />
Mähwerke, die im Gegensatz zu angebauten Mähwerken ein eigenes Fahrwerk besitzen<br />
und sich durch eine erhöhte Manövrierfähigkeit des gesamten Fahrzeugs auszeichnen.<br />
Das derzeit größte gezogene Scheibenmähwerk als Alternative zum Selbstfahrer weist<br />
eine Arbeitsbreite von 12 m auf (EIKEL 2006). Die Arbeitsgeschwindigkeit beim Mähen<br />
liegt je nach Flächeneigenschaften und Schlepperleistungen zwischen 10 – 16 – (19)<br />
km/h. Damit können theoretische Flächenleistungen von 20 ha/h erreicht werden.<br />
533
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Großflächenmäher erreichen auch auf kleinen Flächen im Durchschnitt Mähleistungen von<br />
> 7 ha/h. Im praktischen Einsatz verringern sich diese Leistungen durch Transport- und<br />
Stillstandszeiten um 30-40% auf etwa 5 ha/h (GEISCHEDER et al., 2006).<br />
Der Schwerpunkt der Weiterentwicklung bei den Mähwerken ist eindeutig auf die<br />
Verbesserung der Arbeitsqualität und das schnelle Auswechseln von Verschleißteilen<br />
gerichtet (BERNHARDT 2006). Neben einem Aufbreiter, der die Trocknungsdauer<br />
reduziert, bieten gezogene Mähwerke auch die Möglichkeit, das Gras bei guten<br />
Trocknungsbedingungen direkt über eine Schwadzusammenführung im Schwad<br />
abzulegen. Schwadleger sind vor allem bei geringen Aufwüchsen sinnvoll<br />
(GERIGHAUSEN 2005). In Verbindung mit dieser Technologie (gezogenes<br />
Scheibenmähwerk mit Aufbereiter und Schwadleger) wurde ein kontinuierliches<br />
Durchsatz- und Ertragsmesssystem entwickelt und untersucht. Das System liefert<br />
zusammen mit einem DGPS-Empfänger georeferenzierte Ertragsdaten (DEMMEL et al.<br />
2002).<br />
Bei Maschinen zur Futterwerbung, den Kreiselzettwendern und Kreiselschwadern, sind<br />
mit Ausnahme der Zunahme der Arbeitsbreiten kaum Neuigkeiten in der Entwicklung zu<br />
verzeichnen (BERNHARDT 2006). Der Kreiselzettwender wird trotz standardmäßigem<br />
Einsatz des Aufbereiters in der Erntekette nach wie vor mit aufgeführt. Die<br />
Kreiselzettwender werden mit dem Ziel der Breitverteilung des Schnittgutes auf der Fläche<br />
eingesetzt. Zapfwellengetriebene Zinkenkreisel arbeiten paarweise gegenläufig (bis zu 14<br />
Kreisel und >15 m Arbeitsbreite).<br />
Die Zunahme der Arbeitsbreite ist im Verhältnis geringer als dies bei den Mähwerken der<br />
Fall ist. Wie bei Mähwerken kann die sinnvolle Arbeitssteigerung über mehr Arbeitsbreite<br />
erzielt werden. Geräte mit bis zu 15 m werden angeboten. Sie sind nicht mehr für den<br />
Heckanbau geeignet, sondern müssen als Anhängegeräte konzipiert werden<br />
(CIELEJEWSKI, 2003, GERIGHAUSEN, 2004). Aufgrund der geringen<br />
Arbeitsgeschwindigkeit beim Zetten und Wenden und der damit geringeren<br />
Flächenleistung kann der Einsatz des Kreiselzettwenders zu Qualitätseinbußen führen<br />
(GERIGHAUSEN 2004). Empfehlungen beziehen sich daher auf die Aufwuchsmengen:<br />
bei Erträgen bis 28 dt TM/ha sollte mit Aufbereiter und Breitablage gemäht werden, erst<br />
bei Erträgen > 30 dt TM/ha ist ein zusätzlicher Zettvorgang empfehlenswert<br />
(GERIGHAUSEN 2004). Eine Schwadzusammenführung wird für Erträge im Bereich 22-<br />
24 dt TM/ha empfohlen.<br />
Eine nach wie vor wichtige Forderung ist eine gute Bodenanpassung der Geräte zur<br />
Futterwerbung, ein geringer Bodendruck und damit eine minimierte Belastung der<br />
Grasnarbe. Kreiselschwader sollen mit hoher Schlagkraft auch stark abgetrocknetes Futter<br />
gleichmäßig, schonend und ohne Futterverschmutzung in einem lockeren Schwad je nach<br />
Ladegerät in einer Breite von 1,0 m (Ladewagen) bis 2,0 m (selbstfahrender Häcksler)<br />
zusammenrechen. Die Geräte bestehen aus 1 bis zu 4 zapfwellengetriebenen<br />
Horizontalkreiseln mit 7-13 Zinkenarmen, die das Mähgut portionsweise zu einem<br />
Schwadkorb rechen. Schwadform und -gasse ebenso wie die Flächenleistung müssen auf<br />
die nachfolgende Bergetechnik abgestimmt sein. Um den leistungsfähigen<br />
Bergemaschinen ausreichend Masse im Schwad anbieten zu können, ist eine große<br />
Arbeitsbreite erforderlich. Bei Kreiselschwadern kann die Bodenanpassung durch<br />
Drehgelenke und Tasträder, welche die Kreisel entlang der Bodenkontur führen, optimiert<br />
werden. Neben Tandemachsen werden auch Ausführungen mit drei Zwillingsachsen<br />
angeboten, diese sind unter jedem Rotor und frei drehbar.<br />
So genannte ‚Twin-Zinken’ ermöglichen eine höhere Fahrgeschwindigkeit beim Schwaden<br />
bei gleichzeitig sauberer Rechenarbeit, indem die erste Zinkenreihe den Hauptanteil des<br />
Futters über der Stoppel laufend schwadet, während die zweite Zinkenreihe, die etwas<br />
tiefer arbeitet, ohne die Bodenoberfläche berühren zu müssen, sauber nachrecht.<br />
534
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Mit dem Einsatz so genannter ‚bi tangentieller Zinkenarme’ werden aufgrund einer<br />
besserer Ausnutzung der inneren Zinken und einem höheren Aushub der Zinken aus dem<br />
Schwad Vorteile wie gleichmäßigere Schwadablage, höheres Schwadvolumen sowie eine<br />
erhöhte Arbeitsgeschwindigkeit verbunden.<br />
Während sich die Futterwerbung weniger im Verfahren, als in der Technik unterscheidet,<br />
kann die Futterbergung und –konservierung in verschiedenen Verfahren durchgeführt<br />
wer-den, die sich sowohl im technischen Aufbau der Erntemaschinen als auch im<br />
zeitlichen Ablauf der einzelnen Verfahrensabschnitte, der Logistik und somit auch in der<br />
Konsequenz für die Silagequalität unterscheiden.<br />
Die Tendenz der vergangenen Jahre hin zu gesteigerten Antriebsleistungen für<br />
selbstfahrende Feldhäcksler hält weiter an (BRÜSER 2006). Die theoretische<br />
Durchsatzleistung moderner Feldhäcksler beträgt weit über 200 t in der Stunde<br />
(GERIGHAUSEN 2004). Leistungssteigerungen sind zurückzuführen auf Motorleistung<br />
und große Erntevorsätze. Die derzeit leistungsstärkste Maschine verfügt über 735 kW<br />
(1.000 PS), ein 14-reihiges Maisgebiss bzw. einer Arbeitsbreite von 10,5 m. Für die<br />
Maisernte werden auch reihenunabhängige Erntevorsätze angeboten. Analog zu den<br />
Entwicklungen beim Mähdrescher werden minimierte Wartungs- und Reparaturzeiten und<br />
verbesserte Bedienerfreundlichkeit auch beim Häcksler eingeführt (Schnitthöhenführung,<br />
Schwadabtastung, verstellbare Gegenschneiden, Verstellung Cracker, automatische<br />
Schleifeinrichtung). Eine gleichmäßigere und stufenlose Einstellung der Schnittlänge wird<br />
durch den Antrieb von Trommel und Einzug mit einem leistungsver-zweigten<br />
Planetengetriebe erreicht. Weiterhin wird ein Feldhäcksler angeboten der in einem<br />
Arbeitsgang Mais häckselt, Quaderballen presst und wickelt (Fa. Vredo).<br />
Die stufenlose Schnittlängeneinstellung kann während des Ernteeinsatzes bereits über<br />
Sensortechnik gesteuert werden (EGBERS et al. 2006). Im Zusammenhang mit den<br />
erneuerbaren Energien werden spezielle Schneidaggregate angeboten, die das Erntegut<br />
auf sehr kurze theoretische Häcksellängen von 2,5 mm zerkleinern können (Biogas-<br />
Trommel, Fa. KRONE). Ebenfalls neu ist ein Steindetektor, der neben den bereits<br />
erhältlichen Metalldetektoren für erhöhte Sicherheit sorgen soll. Die Empfindlichkeit des<br />
Sensors kann aus der Kabine verstellt werden (BRUNE, DIEKHANS 2001; BRÜSER<br />
2006).<br />
Die Futterbergung ist ein transportverbundenes Fließarbeitsverfahren, bei dem das<br />
Erntegut zum Standort der Lagerung transportiert werden muss. Die Anzahl der benötigten<br />
Transporteinheiten richtet sich nach dem Verhältnis von Befüllzeit zu Umlaufzeit (Summe<br />
aus Zeitbedarf für Befüllung, Transport und Entleerung). Die Bedeutung des Transports<br />
von Erntegut steigt mit der Leistung der Erntemaschinen und stellt damit hohe<br />
Anforderungen an die Logistik. Standard ist nach wie vor das Parallelverfahren, bei dem<br />
der Feldhäcksler während des Häckselvorgangs das Erntegut in eine Transporteinheit<br />
(meist 40 m³) lädt. Durch die Kombination eines Maishäckslers mit einem Hochkippbunker,<br />
einer sog. ‚Zwischenbunkervariante’, soll beim Häckseln ein zeitweilig unabhängiger<br />
Betrieb des Häckslers ermöglicht und zudem ein Transportfahrzeug eingespart werden.<br />
Von Nachteil sind die Stillstandszeiten beim Abbunkern auf die Transporteinheiten. Mit<br />
zunehmender Hof-Feld-Entfernung diskutieren Lohnunternehmer die Umstellung der<br />
Transportlogistik auf LKW, mit einem Ladevolumen von 50-70 m³. Dadurch wären größere<br />
Entfernungen von weit über 10 km rentabel zu gewährleisten. Diese Logistik wäre jedoch<br />
auf mindestens zwei Überladewagen angewiesen, da das Befahren der Flächen mit einem<br />
LKW nicht möglich ist (DÖRPMUND, EHNTS 2006).<br />
535
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Aufgrund der zunehmenden Vergabe der Futterbergung an Dienstleister und<br />
Lohnunternehmer seitens der Milchviehbetriebe ist ein Trend zu immer mehr<br />
großvolumigen Lade- und Erntewagen zu verzeichnen (BRÜSER 2006). Die Nachfrage<br />
nach großvolumigen Aufbauten, möglichst hoher Nutzlast und vielseitigem Nutzen ist<br />
gestiegen.<br />
Im Bereich der Häckseltransportwagen kommen neben den traditionellen Kippern<br />
zunehmend Abschiebewagen zum Einsatz. Diese bieten Vorteile hinsichtlich der<br />
Arbeitssicherheit sowie der der Vorverdichtung auf der Transporteinheit (ANONYM. 2005).<br />
Neben den traditionellen Ladewagen werden auch Doppelzweckladewagen, sog. ‚Multi-<br />
oder Kombiladewagen’ angeboten. Diese haben den Vorteil einer höheren Auslastung, da<br />
sie bei der Grünfutter- und Anwelksilageernte als Lade- und Dosierwagen, und bei der<br />
Maisernte als Häckseltransportwagen zum Einsatz kommen.<br />
Der Ladewagen, das klassische „Ein-Mann-Verfahren“, zeichnet sich im Vergleich zum<br />
Feldhäcksler-Verfahren durch die einfachere Logistik und einen geringeren Bedarf an<br />
Arbeitskräften aus. Insbesondere bei geringen Feld-Silo-Entfernungen hat der Ladewagen<br />
seine Bedeutung. Schneidwerke mit bis zu 53 Messern lassen theoretische Schnittlängen<br />
von 34 mm zu. Mit Laderotor und Silierschneidwerk ausgerüstete Ladewagen schaffen<br />
eine sehr gute Schnittqualität. Beim Laden von Frischgras oder ungenügend angewelktem<br />
Futter besteht allerdings die Gefahr, dass der Rotor das Ladegut vermust (FRICK, 2001).<br />
Um den Zeitbedarf zum Messerschleifen während der Ernte möglichst gering zu halten,<br />
werden sog. ‚Wendemesser’ angeboten, die bei Bedarf einfach gedreht werden (BRÜSER<br />
2006).<br />
Ein Fassungsvermögen von bis zu 50 m³ und ein zulässiges Gesamtgewicht von über 20 t<br />
erlauben hohe Bergeleistungen (CIELEJEWSKI 2003; GERIGHAUSEN 2004). Insgesamt<br />
ist mit der Zunahme der Transportkapazität auch eine Weiterentwicklung in Richtung<br />
bodenschonenden bis hin zu 8-Rad-Fahrwerken festzustellen. Die möglichen<br />
Transportgeschwindigkeiten variieren von 60 km/h bis 105 km/h (spezielle<br />
Schnellläufervariante) (BRÜSER 2006).<br />
Auf dem Gebiet der Großballenpressen sind beim Stand der Technik die Rund- und<br />
Quaderballen zu unterscheiden. Bei den Rundballenpressen geht der Trend in Richtung<br />
variabler Presskammer mit nahezu gleich bleibender Pressdichte und dabei in Richtung<br />
zunehmend größeren Ballendurchmessser von >1,60 m (vgl. Festkammerpressen:<br />
durchschnittlich bis 1,30 m Durchmesser) (BRÜSER 2006).<br />
Bei den Großpackenpressen werden ebenfalls variable Einstellungen zur Ballengröße<br />
angeboten, wobei der Anteil mit Kanalhöhen von 90 cm zunehmende Tendenz zeigt<br />
(Presskanalbreite 1,20 m, Länge bis 3 m) (BRÜSER 2006).<br />
Die Verdichtung in den Quaderballenpressen wird über ein Vorkammersystem gesteuert,<br />
indem das Material in einer Vorkammer vorverdichtet und der Weg in die eigentliche<br />
Presskammer erst bei Erreichen eines bestimmten Druckes freigegeben wird.<br />
Bei den Rund- und Quaderballenpressen haben sich Schneidwerke mit Rotationseinzügen<br />
durchgesetzt. Die üblichen 15 bis 25 Messer erlauben Schnittlängen von bis zu 40 mm. Es<br />
gibt aber auch Geräte mit bis zu 49 Messern, die die Schnittlänge auf ca. 20 mm<br />
ermöglichen. Eine geringere Schnittlänge ist Voraussetzung für ein leichteres Auflösen der<br />
Ballen.<br />
Nicht zuletzt durch die Einführung von Press-Wickel-Kombinationen ist das Verfahren der<br />
Ballensilage noch effizienter geworden, so dass die Rundballen trotz höherer Kosten im<br />
Trend liegen und der Anteil an Wickelsilagen stetig ansteigt (PÜTZ 2003). Auch zur<br />
Konservierung von Silomais in kleinen verpackten Einheiten werden technische Lösungen<br />
angeboten; noch ist der Markt als Nische zu betrachten (DUBACH 2004).<br />
536
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Eine Press-Wickel-Kombination für Mais wurde in der Schweiz entwickelt und findet auch<br />
Einsatz in der Anwelksilagebereitung. Die Spezialpresse verdichtet die Grasballen auf das<br />
Doppelte der herkömmlichen Rundballen was dazu führt, dass Lohnunternehmer eine 1-<br />
Jahresgarantie auf diese hochverdichteten Rundballen geben und dementsprechend den<br />
Preis ebenfalls verdoppeln (DÖRPMUND, EHNTS 2005).<br />
Verschiedene Konservierungsmethoden, die das Erntegut luftdicht verschließen, sind an<br />
die Verfahren der Futterbergung angepasst. Ladewagen und Häckslerverfahren führen<br />
entweder zum Fahrsilo- oder Schlauchsiloverfahren. Rundballen werden entweder<br />
unmittelbar im Anschluss an den Pressvorgang auf der Erntefläche gewickelt, oder aber<br />
nach dem Transport zum Ort der Lagerung. Unterschiede bei den jeweiligen<br />
Konservierungsverfahren liegen in der Verdichtungstechnik, dem Verdichtungsdruck, der<br />
Größe der Anschnittfläche, dem Zeitpunkt des luftdichten Abschlusses, den<br />
Verfahrensleistungen, dem Arbeitskraftbedarf und den Kosten. Die Verdichtung von<br />
Siliergut beeinflusst deutlich den Gärprozess und die Lagerstabilität, da durch eine<br />
unzureichende Verdichtung verstärkt Sauerstoff durch die Anschnittfläche in das Silo<br />
eindringen kann. Die Menge des Luftzutrittes und die Eindringtiefe in den Futterstock<br />
werden von der Größe der Poren und Luftkanälen bestimmt. Diese fördern das Wachstum<br />
unerwünschter Keime wie Hefen und Schimmelpilze und führen zur Nacherwärmung der<br />
Silagen.<br />
Von großer Bedeutung ist die Anpassung der Verdichtungsleistung an die Bergeleistung.<br />
Aufgrund der zunehmenden Bergeleistung von Erntemaschinen ist die<br />
Verdichtungsleistung am Silo zum begrenzenden Faktor geworden (WEIß, 2001; HENKE,<br />
2004; WAGNER 2005; LEURS 2006). Organisatorisch sind Verdichtungsempfehlungen<br />
am Fahrsilo an die Bergeleistung der Erntemaschinen geknüpft (WAGNER, THAYSEN<br />
2006). Je höher die Ernteleistung, umso größer sind die Anforderungen an die<br />
Arbeitsorganisation am Silo, um die Verdichtungsempfehlungen umzusetzen. Trotz der<br />
zahlreichen Empfehlungen für den zu leistenden Verdichtungsaufwand beim Einlagern des<br />
Siliergutes ist die Umsetzung unter praktischen Bedingungen nicht zuverlässig zu<br />
garantieren (FÜRLL et al. 2006). Im Fahrsilo beeinflussen der Fahrer und das<br />
Walzfahrzeug die Verdichtung maßgeblich. Nicht der Fahrer des Feldhäckslers, sondern<br />
der Fahrer des Walzfahrzeugs steuert die Erntekette und sollte notfalls den Prozess<br />
stoppen.<br />
Neben den konventionellen Walzschleppern und Radladern werden auch Rüttelwalzen<br />
aus dem Straßenbau wieder zunehmend als Verdichtungstechnik in Großsilos diskutiert.<br />
Die Schlauchtechnologie erfährt eine wachsende Akzeptanz in der Praxis (WEBER,<br />
2005). Die Durchsatzleistungen dieser Maschinen sind abhängig vom<br />
Schlauchdurchmesser und liegen je nach Siliergut bei 25 – 70 t/h (2,40 m<br />
Schlauchdurchmesser) bis zu 150 − 300 t/h (3,60 m Schlauchdurchmesser) (WAGNER,<br />
THAYSEN 2006).<br />
Beim Einsatz der Schlauchtechnologie wird Erntegut in einem Polyethylenschlauch siliert.<br />
Die Schlauchfolie unterscheidet sich aufgrund der unterschiedlichen<br />
Qualitätsanforderungen deutlich von einer Standard Fahrsilofolie (Steinhöfel et al. 2006).<br />
Charakteristisch für die Schlauchtechnologie ist der Verzicht auf bauliche Maßnahmen<br />
sowie eine vergleichsweise kleine Anschnittfläche, die einen hohen Vorschub ermöglicht.<br />
Die Druckregulierung bei der Verdichtung im Folienschlauch erfolgt maschinell über den<br />
Bremsdruck der Maschine und wird über die Dehnung der Folie kontrolliert. Im Gegensatz<br />
zur Überfahrt durch die Verdichtungsfahrzeuge im Fahrsilo, ist die Verdichtung mittels<br />
Schlauchpresse einstell- und reproduzierbar.<br />
537
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen aus der Praxis bieten Lohnunternehmer<br />
häufig verschiedene Ernteverfahren an (SCHMID 2006). Die Frage ob Häcksler oder<br />
Ladewagen zum Einsatz kommen, hängt auch vom Auftragsvolumen ab: je größer die<br />
Aufträge, desto eher wird gehäckselt, wobei regionale Unterschiede festzustellen sind, die<br />
sich jedoch nicht in der Futterqualität wieder finden lassen.<br />
Eindeutig ist der Trend zu kompletten Arbeitsketten vom Mähen bis zum fertigen Silo<br />
inklusive Abdeckung. Dadurch ist der Ablauf deutlich reibungsloser, aufgrund der größeren<br />
Trailer ist wesentlich weniger Verkehr auf dem Silo, was weniger Schmutz und<br />
gleichmäßigere Schichten zur Folge hat.<br />
Das enorme Leistungspotential solcher logistisch abgestimmten Arbeitsketten führt dazu,<br />
dass professionelle Grünlandlandwirte komplett aus der Silagebereitung aussteigen<br />
werden, in vielen Regionen ist dies bereits heute der Fall (SCHMID 2006).<br />
Der Zeit- und Kostendruck in der Futterernte hat zu einer erheblichen Steigerung in der<br />
Verfahrensleistung geführt. Während noch vor zehn Jahren als Faust- und<br />
Orientierungswert für große Futterbetriebe eine Verfahrensleistung von 2 ha/h gefordert<br />
wurde (FRÖBA, JÄGER 1996), was bei 12 t/ha einer effektiven Ernteleistung von 24 t<br />
OS/h entspricht, ist heute bei normalem Bestand selbst in Westdeutschland eine<br />
Ernteleistung von 10 ha/h keine Seltenheit mehr (SCHMID 2006), was bei 12 t/ha einer<br />
effektiven Ernteleistung von 120 t OS/h entspricht. Die Kosten für eine komplette Kette<br />
liegen bei ca. 500 €/h und werden jeweils auf die Fläche umgerechnet.<br />
Ein weiterer Trend der technischen Entwicklungen in der Silagebereitung ist der<br />
zunehmende Einsatz von prozessbegleitender Sensortechnik. Durch<br />
Qualitätskontrollen und die Verknüpfung von Prozess- und Kenngrößen soll eine<br />
regeltechnische Anpassung von Maßnahmen ermöglicht werden.<br />
Ein Beispiel für die Verknüpfung von Informationen während des Ernteprozesses ist ein<br />
Feldhäcksler, der die Informationen Ertrag – Feuchte – und Siliermittelapplikation<br />
miteinander verknüpft:<br />
Die Durchsatzmessungen am Feldhäcksler werden mittels eines Masseflusssensors über<br />
das Messen der Spaltweite zwischen den Presswalzen durchgeführt (EHLERT 2001).<br />
Diese Ertragsmessungen zeigen bereits gute Ergebnisse im Praxiseinsatz und werden<br />
zunehmend beim Lohnunternehmer eingesetzt. Die Ertragserfassung bei der Einlagerung<br />
ermöglicht Kostenkalkulationen sowie eine gezielte, ganzjährige Futterplanung und ein<br />
verbessertes Silomanagement in Verbindung mit einem GPS-System ermöglicht diese<br />
Messung auch eine Ertragskartierung.<br />
Zur Feuchtemessung sind Nahinfrarot (NIR)-Spektrometer am Auswurfkrümmer eines<br />
Feldhäckslers installiert. Aus dem Trockenmassegehalt und der Durchsatzmessung wird<br />
im Bordcomputer die Siliermitteldosierung ermittelt und automatisch angepasst. Ein<br />
Siliermittelkonzentrat wird mit einer Rotationsdüse in sehr feine Tröpfchen unterteilt, so<br />
dass es gelingt, im Durchschnitt nur mit 10ml/t Erntegut auszukommen (vgl. früher 1-2 l/t).<br />
Das Gerät ist fertig entwickelt und läuft derzeit in einer noch limitierten Stückzahl (John<br />
Deere Green Star).<br />
Erstmalig kann auch durch einen fotooptischen Sensor am Maisgebiss des Feldhäckslers<br />
der Reifegrad der Maispflanze über die Farbmessung des eingezogenen Erntegutes<br />
während der Ernte erkannt werden (EGBERS et al. 2006). Darauf basierend errechnet<br />
eine Regelhydraulik die für die Fütterung optimale Häcksellänge, die wiederum die<br />
Verdichtbarkeit des Ernteguts maßgeblich beeinflusst (LEURS 2006). Die hydraulisch<br />
angetriebenen Vorpresswalzen werden daraufhin automatisch in ihrer Geschwindigkeit an<br />
den Reifegrad des Ernteguts angepasst.<br />
538
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Der zunehmende Einsatz von Sensortechnik eröffnet die Möglichkeiten, operativ im<br />
Prozess Entscheidungen zu treffen. Die Durchführung von risikomindernden Maßnahmen<br />
in der Silagebereitung kann damit zukünftig zunehmend nach Zielgrößen ausgerichtet<br />
werden.<br />
Die technischen (Weiter-) Entwicklungen zur Silagebereitung konzentrieren sich sowohl<br />
bei der Futterwerbung als auch bei der Futterbergung auf die Steigerung der<br />
Verfahrensleistung und Arbeitsqualität. Mit zunehmender Hof-Feld-Entfernung steigen<br />
auch die Ansprüche an die Logistik beim Abtransport des Ernteguts. Großvolumige<br />
Transporteinheiten und hohe Fahrgeschwindigkeiten dienen der Prozessoptimierung.<br />
Dabei finden auch bodenschutzrelevante Maßnahmen eine Berücksichtigung. In der<br />
Praxis wird zunehmend die komplette Erntekette vom Lohnunternehmer übernommen, so<br />
dass hier eine Abstimmung der Geräte und Maschinen möglich ist.<br />
Gleichzeitig sind aufgrund der Steigerung der Durchsatzleistung und Schlagkraft von<br />
Erntemaschinen beim Abtransport des Erntegutes weiter anwachsende Massenströme am<br />
Silo zu bewältigen, die zu Lasten der Verdichtungsarbeit führen.<br />
Die Informationstechnologie gewinnt auch in der Futterernte zunehmend an Bedeutung,<br />
da zum einen die Ertragsmessung und zum anderen die Erfassung von<br />
Qualitätsparametern zur Anpassung der erforderlichen Maßnahmen im Ernteprozess<br />
bereits technisch möglich sind.<br />
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Landwirtschaftsverlag Münster.<br />
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539
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
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HENKE, J. (2004): Logistiklösungen beim Einsatz großer Feldhäcksler im norddeutschen<br />
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DLG-Grünlandtagung 2000: Niedermoor – Problemstandort und Futterquelle.,<br />
27.6.2000 in Pasewalk, Vorpommern, S. 41-50.<br />
LEURS, K.: Einfluss von Häcksellänge, Aufbereitungsgrad und Sorte auf die<br />
Siliereigenschaften von Mais; Diss. Institut für Landtechnik, Uni Bonn (2006) VDI MEG-<br />
Schrift Nr. 438.<br />
PÜTZ, M. (2003): Ballenwickelsilage – Aufwärtstrend geht weiter. In: Lohnunternehmen<br />
5/2003, S. 16-21.<br />
SCHMID, A. (2006): Geschäftsführer Bundesverband der Lohnunternehmer, m.M.<br />
STEINHÖFEL, O., U. WEBER, S. MEISE (2006): Folienqualität von Siloschläuchen: Dick<br />
allein genügt nicht. In: Neue Landwirtschaft, Sonderdruck 4/2006, S. 1-4.<br />
THAYSEN, J. (2004): Die Produktion von qualitativ hochwertigen Grassilagen.<br />
Übersichten Tierernährung. 32, S. 57-102.<br />
THAYSEN, J., A. WAGNER (2006): Allgemeine Grundsätze der Silierung (Silierprinzip,<br />
Verluste, Luftabschluss, Entnahmevorschub). In: Praxishandbuch Futterkonservierung.<br />
Silagebereitung, Siliermittel, Dosiergeräte, Silofolien. 7. Auflage 2006. Herausgegeben<br />
vom Bundesarbeitskreis Futterkonservierung. DLG-Verlags-GmbH, ISBN 3-7690-0677-<br />
1.<br />
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Erntetechnik auf den Qualitätsparameter „Langzeitstabilität“ von Silagen.<br />
Habilitationsschrift, Universität Bonn, VDI-MEG-Schrift 432, Selbstverlag.<br />
WEBER, U. (2005): Untersuchungen zur Silierung von Zuckerrübenpressschnitzeln in<br />
Folienschläuchen. Diss. Landwirtschaftlich Gärtnerischen Fakultät der Humboldt<br />
Universität zu Berlin, Logos Verlag Berlin.<br />
WEIß, J. (2001): Grassilagegewinnung - Bekannte Grundsätze beachten und neue Möglichkeiten<br />
nutzen. Großtierpraxis 2:05, S. 8-15.<br />
540
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Siliermittel: Rechtssituation und Wirksamkeitsergebnisse DLG-geprüfter Produkte<br />
Thaysen, Johannes (Landwirtschaftskammer SH); Honig, Hans; Spiekers, Hubert;<br />
Staudacher, Walter:<br />
Zur Rechtssituation von Siliermitteln<br />
Bis 2003 waren Siliermittel weder in Deutschland noch in den meisten EU-Ländern als<br />
eigene Stoffgruppe futtermittelrechtlich geregelt. In Frankreich und der Schweiz hingegen<br />
waren Siliermittel auch in der Vergangenheit zulassungspflichtig.<br />
Mit der Verkündung der Verordnung (EG) Nr.1831/2003 im Oktober 2003 über<br />
Zusatzstoffe in der Tierernährung wurde erstmals in Europa ein einheitlicher<br />
Rechtsrahmen für Silierzusatzstoffe geschaffen. Silierzusatzstoffe werden darin als Stoffe<br />
definiert, die Futtermitteln zugesetzt werden, um die Silageerzeugung zu verbessern und<br />
die Enzyme und Mikroorganismen enthalten können. Sie werden unter den<br />
Futterzusatzstoffen der Funktionsgruppe der technologischen Zusatzstoffe zugeordnet.<br />
Mit der Verkündung der Verordnung hat die Europäische Kommission dazu aufgefordert,<br />
bis November 2004 Zubereitungen (Siliermittel) oder Siliermittelwirkstoffe notifizieren zu<br />
lassen. Seit November 2005 existiert ein erstes Register der Futtermittelzusatzstoffe<br />
inklusive Silierzusatzstoffe, das unter den folgenden Internetadressen der Europäischen<br />
Kommission oder des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit<br />
(BVL) eingesehen werden kann:<br />
http://europa.eu.int/comm/food/food/animalnutrition/feedadditives/comm_register_07112005.pdf<br />
http://www.bvl.bund.de/cln_007/nn_491208/DE/02__Futtermittel/04__Zusatzstoffe/01__ListeZugelZusatzst/listeZugelZus<br />
atzst__node.html__nnn=true<br />
Damit dürfen nur noch Siliermittelzusatzstoffe in Verkehr gebracht werden, die von der<br />
Europäischen Kommission als notifiziert oder zugelassen in einem Register geführt<br />
werden. Anträge auf Zulassung von notifizierten Silierwirkstoffen sind bis spätestens<br />
Oktober 2010 zu stellen. Voraussetzung für die Zulassung ist der ausreichende Nachweis,<br />
dass der Silierzusatzstoff<br />
- sich nicht schädlich auf die Gesundheit von Tier und Mensch oder auf die Umwelt<br />
auswirkt<br />
- nicht in einer Weise dargeboten wird, die den Anwender irreführen kann<br />
- keinen Nachteil für den Verbraucher durch die Beeinträchtigung der Beschaffenheit<br />
der tierischen Erzeugnisse mit sich bringt<br />
Ferner ist ausreichend nachzuweisen, dass der Silierzusatzstoff die Beschaffenheit des<br />
Futtermittels positiv beeinflusst.<br />
Richtlinien zur Erstellung von Dossiers im Hinblick auf den Nachweis der Unbedenklichkeit<br />
und Wirksamkeit werden zurzeit von der Europäischen Kommission erarbeitet.<br />
Siliermittel, die aus einem oder mehreren Silierzusatzstoffen und einem oder mehreren<br />
Futtermittel-Ausgangserzeugnissen bestehen, sind futtermittelrechtlich als Vormischungen<br />
aufzufassen und als „Vormischungen mit Silierzusatzstoffen“ zu deklarieren. Für die<br />
meisten der derzeitig angebotenen Siliermittel trifft dies zu.<br />
Hersteller und Inverkehrbringer von Siliermitteln sowie Landwirte, die Siliermittel<br />
einsetzen, sind im rechtlichen Sinne Futtermittelunternehmer und müssen daher die<br />
Grundsätze der Verordnung (EG) Nr. 176/2002 (Lebensmittelbasis-VO) und der<br />
Verordnung (EG) Nr. 183/2005 (Futtermittelhygiene-VO) beachten. Anders als beim<br />
Einsatz von sonstigen Futterzusatzstoffen verpflichtet der Einsatz von Silierzusatzstoffen<br />
den Landwirt nicht zur Errichtung und Durchführung von qualitätssichernden Verfahren,<br />
541
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
die auf den HACCP-Grundsätzen beruhen. Gleichwohl ist nach der „Guten Fachlichen<br />
Praxis“ zu verfahren.<br />
Zu Wirksamkeitsergebnissen DLG-geprüfter Produkte<br />
Siliermittel sollen die Gärqualität sichern oder verbessern und die Gärverluste reduzieren.<br />
Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung der Haltbarkeit während der Entnahme der Silage.<br />
Darüber hinaus können sie den Futterwert durch geringeren Stoffab- und umbau<br />
verbessern. Dadurch erzielte Steigerungen der Verdaulichkeit und der Futteraufnahme<br />
können in Folge eine Erhöhung der Milch- bzw. Mastleistung bewirken. Eine weitere<br />
Wirkungsrichtung ist die Verringerung der Belastung mit Clostridiensporen.<br />
Die Größenordnung der Mengen- und Qualitätseffekte von Siliermitteln wird im Folgenden<br />
basierend auf umfangreichen Auswertungen von Silierversuchen dargestellt. Auf Grund<br />
der unterschiedlichen Gäreigenschaften wird dabei zwischen Gras-, Maissilage und CCM<br />
unterschieden.<br />
Effekte auf Gärqualität und -verlauf sowie auf Verbesserung der aeroben Stabilität<br />
(WR 1 + 2)<br />
Material und Methoden<br />
Grundlage für die Auswertung sind Versuchsdossiers der Antragsteller für die Verleihung<br />
des DLG-Gütezeichens für Siliermittel der Jahre 1990-2005. Darüber hinaus wurden<br />
einige ausgewählte Siliermittelversuchsdaten von Forschungs- und Landeseinrichtungen<br />
einbezogen, die einerseits nach DLG-Richtlinie für Siliermittel angelegt und durchgeführt<br />
wurden sowie andererseits eine abgesicherte Wirkung des geprüften Produktes erkennen<br />
ließen. Insgesamt wurden 49 verschiedene Produkte der Wirkungsrichtung 1 und 28 der<br />
Wirkungsrichtung 2 ausgewertet. Es wurden nur die Versuche in die Auswertung<br />
einbezogen, die in der unbehandelten Kontrolle eine Gärqualität im Anwendungsbereich<br />
(AWB) A und B < 80 DLG-Punkten (DLG-Schlüssel 2005) und im AWB C < 90 DLG-<br />
Punkte aufwiesen. Gegenüber früheren Auswertungen ist so eine erheblich Anzahl von<br />
Versuchen aus der Auswertung ausgeschlossen worden.<br />
Die folgenden Tabellen enthalten im Tabellenkopf die Siliermitteltypen und die Anzahl der<br />
ausgewerteten Silos. Dann folgen als Mittelwerte Angaben zur<br />
Ausgangsmaterialcharakteristik und zur unbehandelten Kontrolle. Die Siliermittelwirkung<br />
ist als Differenz zur Kontrolle dargestellt und erlaubt somit Angaben zur Wirkungshöhe. Im<br />
unteren Tabellenteil sind als Mittelwerte der Anteil der Versuche wiedergegeben, die<br />
hinsichtlich der Gärqualität mehr als 20 bzw. 10 DLG Punke (DLG-Schlüssel 2005)<br />
erbracht haben. Diese Auswertung ermöglicht somit Aussagen zur Wirkungssicherheit der<br />
Siliermitteltypen. Einschränkend ist auszusagen, dass dieser Mittelwertsvergleich zur<br />
Wirkungshöhe von Siliermitteltypen aufgrund nicht immer voller Vergleichbarkeit der<br />
Versuchsanlage und öfter recht geringen Datenumfangs nur bedingt aussagekräftig ist.<br />
Die dargestellten Ergebnisse sind daher als Trend zu werten, die die mögliche<br />
Größenordnung der Effekte beschreiben.<br />
542
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Grassilierung<br />
Den Einfluss der Siliermittel MSBho, Chem, Melasse, MSBho + Melasse und Komb zeigt<br />
Tabelle 1. Erläuterung der Abkürzungen: s.u.<br />
Im Anwendungsbereich A+B weisen chemische Zusätze die größte Wirkungshöhe und -<br />
sicherheit auf, gefolgt von MSBho + Melasse. Mit zunehmendem VK verringert sich die<br />
Siliermittelwirkung generell. Hierbei sind jedoch die Unterschiede im Ausgangsmaterial<br />
und damit dem Qualitätsniveau der Kontrollen zu beachten.<br />
Im AWB C werden die Effekte der Siliermittel aufgrund des nochmalig höheren Niveaus<br />
der Kontrollen und entsprechend der geringeren Umsetzungsintensität bei höherem TM-<br />
Gehalt noch kleiner als im AWB B. Im AWB C liegt die Wirkungshöhe von MSBho gleichauf<br />
mit chemischen Siliermitteltypen. Die aerobe Stabilität wurde insgesamt nur weniger stark<br />
beeinflusst. Im Trend ergab sich bei MSBho eine leicht negative, bei Melasse und den<br />
chemischen Zusätzen eine leicht positive Wirkung.<br />
Silomaissilierung<br />
Der Silomais ist eine leicht vergärbare Futterart mit einem günstigen Vergärbarkeitskoeffizienten.<br />
Dementsprechend liegt die Gärqualität in den Kontrollen im Mittel<br />
meistens bei über 90 DLG-Punkten und lässt daher keine markanten Verbesserungen und<br />
Verlustminderungen mehr zu. Dennoch gibt es Ergebnisse, bei denen die Verwertung der<br />
mit Siliermitteln behandelten Silagen in der Fütterung verbessert wurde.<br />
Siliermittelwirkung auf die aerobe Stabilität bei Gras-, Maissilage und CCM<br />
Bei Untersuchung der Siliermittelwirkung nach WR 1 zeigte sich häufig eine Tendenz zu<br />
einer leichten Verringerung der aeroben Stabilität. Ähnlich war der Effekt abhängig von der<br />
erzielten Gärqualität. Mit zunehmender Silage- und Gärqualität wird also die Sicherung der<br />
aeroben Stabilität bedeutender, wenn Siliermittel der WR 1 eingesetzt werden.<br />
Für die Quantifizierung der Siliermitteleffekte nach der WR 2 wurden in Tabelle 2 die<br />
Daten für alle Siliermitteltypen und AWB zur Grassilierung zusammengefasst. Die erzielten<br />
Stabilitätsverbesserungen sind bei MSBhe in der Wirkungshöhe und -sicherheit am<br />
höchsten, gefolgt von MSBkomb im AWB C. Chemische Siliermittel zu Gras weisen<br />
geringere und wegen der kleinen Datenmenge nicht signifikante Wirkungshöhen auf.<br />
Komb dagegen wirkt signifikant, wenn berücksichtigt wird, dass bei dieser<br />
Versuchsdurchführung die Kontrolle mit MSBho behandelt wurde.<br />
Bei der Mais- und CCM-Silierung (Tabelle 3) wirkt Komb in der Wirkungshöhe und -<br />
sicherheit am höchsten, gefolgt von Chem und MSBkomb. MSBhe fällt hier – anders als bei<br />
Gras – allerdings etwas zurück.<br />
Zu beachten ist, dass bei Siliermitteln mit MSBhe, allein oder in Kombination mit MSBho, die<br />
Verbesserung der aeroben Stabilität in vielen Fällen durch eine Erhöhung der TM-Verluste<br />
und – nach der neuen Bewertung – auch durch eine Verringerung der Gärqualität erkauft<br />
wird.<br />
Erläuterung der Abkürzungen:<br />
MSBho = homofermentative Milchsäurebakterien<br />
MSBhe = heterofermentative Milchsäurebakterien<br />
MSBkomb = homo- und heterofermentative Milchsäurebakterien<br />
Chem = chemische Siliermittel<br />
Komb = MSBho + chemische Siliermittel<br />
543
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Tabelle 1: Mittlere Effekte von chemischen Siliermittel (CHEM), homofermentativen<br />
Milchsäurebakterien (MSBho) oder Kombinationsprodukten bei sachgerechtem Einsatz zur<br />
Grassilierung in Wirkungsrichtung 1<br />
WR I Zusammenfassung --<br />
GRAS -- GQkontr 20/10<br />
0,7<br />
*<br />
>20/10<br />
n 64 177 77 69 40 25 21 11 3 25 8 4 3<br />
* %nges 62 71 92 88 84 83 100 100 100 93 100 100 100<br />
darin MWDiff GQ Pkt 56 b 54 b 27 b 69 b 61 b 34 b 63 b<br />
TMV rel % -28 b -34 b -29 b -62 b -53 b -48 b -43 b<br />
43 b 47 b 50 b 43b 33b 28b<br />
-48 b - -27 b -30 -26 -<br />
Stab Tage -0,6 -1,5 b 0 0 1 -1 0,0 -0,3 -1 -0,4 1 1,9 a<br />
* 80 bzw. 20 bei AWB A u. B; 90 bzw. 10 bei AWB C; GQ = Gärqualität; Sicherung der<br />
Differenz zur Kontrolle: a ) = 5% und b ) = 1% Irrtumswahrscheinlichkeit<br />
544<br />
0,7
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Tabelle: 2: Mittlere Effekte von chemischen Siliermittel (CHEM), heterofermentativen<br />
Milchsäurebakterien (MSBhe) oder Kombinationsprodukten bei sachgerechtem Einsatz zur<br />
Grassilierung in Wirkungsrichtung 2<br />
Siliermittel MSBhe MSBkomb Chem Komb<br />
AWB B C B C A B C B C B MSB*<br />
Anzahl Silos 31 22 11 92 9 12 53 42 31 18<br />
Ausgangsmaterial TM % 26 42 27 48 18 27 40 27 45 29<br />
VK 40 53 40 66 28 47 51 46 60 43<br />
Kontrolle GQ Pkt 81 97 80 89 68 70 93 82 92 100<br />
TMV abs % 8,8 6,9 7,3 7,7 9,0 10,1 6,2 7,3 7,2 10,0<br />
Stab Tg 2,5 2,2 3,0 4,0 4,5 3,1 4,2 3,1 3,9 1,9<br />
Differenz GQ Pkt 18 b -9 b 0 -1 22 10 1 13 b 8 a -8 a<br />
[SM. - Kontr.] TMV rel % -1 29 a -12 -9 -4 -11 -7 -12 a -17 a<br />
Stab Tg 3,9 b 3,1 b 1,9 2,3 b<br />
545<br />
-26 b<br />
1,8 1,0 1,3 0,8 0,7 1,7 b<br />
Differenz Stabilität >2 Tage n 24 14 5 57 6 3 17 10 8 4<br />
>2 Tage % nges 77 64 45 62 67 25 32 24 26 22<br />
darin MWDiff GQ Pkt -17 b -9 b 22 -3 32 12 a -1 b 8 23 -29 a<br />
TMV rel % -4 34 a -29 b -9 -5 -11 -11 -20 a -24 -15<br />
Stab Tage 4,8 b 4,2 b 4,2 a 3,9 b<br />
2,7 3,1 3,5 b 4,2 b 3,2 b<br />
Differenz Stabilität 0-2 Tage n 7 8 5 22 3 7 29 20 13 14<br />
0-2 Tage % nges 23 36 45 24 33 58 55 48 42 78<br />
Differenz Stabilität
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Tabelle: 3: Mittlere Effekte von chemischen Siliermittel (CHEM), heterofermentativen<br />
Milchsäurebakterien (MSBhe) oder Kombinationsprodukten bei sachgerechtem Einsatz zur<br />
Mais- und CCM-Silierung in Wirkungsrichtung 2<br />
Futter Mais CCM<br />
Siliermittel MSBhe MSBkomb Chem Komb Komb<br />
AWB B C B C B C B C C<br />
Anzahl Silos 128 24 81 48 33 30 32 27 21<br />
Ausgangsmaterial TM % 33 38 31 40 30 38 32 45 64<br />
VK 58 75 67 65 51 89 64 70 75<br />
Kontrolle GQ Pkt 99 100 99 100 100 100 99 100 100<br />
Differenz GQ Pkt -11 b<br />
[SM. - Kontr.] TMV rel % 15 b 10 a<br />
TMV abs % 6,4 5,6 5,6 5,8 8,2 4,9 6,6 5,2 3,6<br />
Stab Tg 2,6 1,7 1,9 2,9 2,2 2,0 2,3 2,7 4,3<br />
-1 a -19 b<br />
Stab Tg 1,7 b 1,6 b 2,2 b 1,5 b 2,3 b<br />
-5 a 0 0 -1 0 0<br />
19 b 4 8 5 -1 -6 -7<br />
4 b 3,5 b 3,5 b 4,4 b<br />
Differenz Stab >2 Tage n 56 10 35 16 16 26 24 19 18<br />
darin MWDiff GQ Pkt -12 b<br />
>2 Tage % nges 44 42 43 33 48 87 75 70 86<br />
-1 a -31 b<br />
-16 b<br />
0 0 -2 0 0<br />
TMV rel % 17 b 11 25 b 11 16 5 2 -5 -10<br />
Stab Tg 3,8 b 4,5 b 4,5 b 4,1 b 3,9 b 4,7 b 4,5 b 5,2 b 5,1 b<br />
Differenz Stabilität 0-2 Tage n 47 7 35 23 13 2 6 7 2<br />
0-2 Tage % nges 37 29 43 48 39 7 19 26 10<br />
Differenz Stabilität
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />
Effekte auf Futteraufnahme, Verdaulichkeit, Milch- und Mastleistung sowie<br />
Clostridiensporenreduktion (WR 4 + 5 a)<br />
Richtig eingesetzte Siliermittel beeinflussen sowohl den Netto-Energie-Ertrag als auch die<br />
Qualität des behandelten Futters positiv. Für in der Wirkungsrichtung 1 anerkannte<br />
Zusätze ist daher grundsätzlich vom Potential einer Verbesserung der tierischen Leistung<br />
auszugehen. Besonders geprüft sind die Effekte für Mittel, die hinsichtlich<br />
Wirkungsrichtung 4 anerkannt sind. Grundlage für die mittleren Effekte dieser<br />
Wirkungsrichtungen sind die für die DLG-Anerkennung der Siliermittel eingereichten<br />
Versuchsdossiers sowie Literaturangaben der Jahre 1985-2002. Diese Effekte sind<br />
weitestgehend unabhängig von der Vergärbarkeit und dem Trockenmassegehalt des zu<br />
silierenden Ausgangsmaterials und bei allen gängigen Silagearten nachgewiesen Tabelle<br />
4).<br />
Die Effekte der Siliermittel auf den Futterwert beruhen auf den reduzierten Silierverlusten,<br />
dem verbesserten Gärsäuremuster und dem verminderten Proteinabbau. Entscheidend für<br />
die Beurteilung sind die am Tier gemessenen Größen. Im Rahmen der<br />
Verdaulichkeitsbestimmung (Hammeltest) lässt sich der Energiegehalt exakt ermitteln.<br />
In den von den Untersuchungsanstalten durchgeführten Futteranalysen werden die<br />
Energiegehalte nach vereinfachten Schätzverfahren errechnet. Die Effekte der Siliermittel<br />
werden hierbei nicht immer voll erfasst. Eine ergänzend durchgeführte Abschätzung der<br />
Gärqualität erhöht die Genauigkeit der Einschätzung der Silage.<br />
Zur Nutzung der verbesserten Silagequalität am Tier sind eine gute Silobewirtschaftung<br />
mit einem angepassten Vorschub und eine sachgerechte Futtervorlage Voraussetzung.<br />
Die Effekte auf die Futteraufnahme lassen sich nur bei freier Futtervorlage realisieren. Von<br />
dem behandelten Futter werden 5 – 10 % mehr gefressen. Bei hohen Rationsanteilen<br />
ergibt sich bei der Milchkuh somit ein Mehrverzehr/Tag von 0,5 – 1,5 kg Trockenmasse.<br />
Entsprechend der tatsächlichen Futteraufnahme und der zu ermelkenden Leistung ist das<br />
Kraftfutter zuzuteilen. Die weiteren Möglichkeiten der Rationskontrolle (Körperkondition,<br />
Milchinhaltsstoffe etc.) sind zur Überprüfung und Feineinstellung der Fütterung zu nutzen.<br />
Tabelle 4: Siliermitteleffekte der WR 4 und 5 a; Verbesserung gegenüber der Kontrolle<br />
Kenngröße Einheit<br />
Ausmaß der Siliermitteleffekte<br />
Verdaulichkeit % der organ. Substanz + 1,0 bis + 3,0<br />
Energiekonzentration MJ NEL/kg TM + 0,1 bis + 0,3<br />
Futteraufnahme % der behandelten Silage + 5,0 bis + 10,0<br />
Milchleistung kg je Tier u. Tag bis + 1,2<br />
Mastleistung g Zunahme je Tier u. Tag bis + 85<br />
Verminderung der<br />
Clostridiensporen<br />
% Sporen/g FM bis 90<br />
547
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Veränderungen der Osmolalität in Deutschem Weidelgras während der<br />
Konservierung<br />
Hoedtke, Sandra; Gabel, Martin; Friedel, Klaus (Universität Rostock, Institut für Nutztierwissenschaften<br />
und Technologie):<br />
Einleitung<br />
Die Osmolalität, welche in der wässrigen Phase von Pflanzen und Silagen gemessen<br />
werden kann, ist definitionsgemäß die Konzentration an osmotisch wirksamen Teilchen<br />
je kg Lösungsmittel (osmol/kg). Es ist zu erwarten, dass die Osmolalität während der<br />
Silierung stark ansteigt. Neben Prozessen wie z. B. der Hydrolyse von Kohlenhydraten,<br />
bei der während des Abbaus aus hochmolekularen, osmotisch wenig aktiven Molekülen<br />
kleinere Bruchstücke mit osmotischer Aktivität entstehen, sind vermutlich vor allem<br />
Fermentationsvorgänge für die Osmolalitätserhöhung verantwortlich.<br />
Eine Osmolalitätserhöhung ist einerseits als positiv anzusehen, da sie selektiv auf die sich<br />
in der Silage entwickelnde Mikroflora wirkt. Es ist allgemein bekannt, dass Gärschädlinge<br />
wie Clostridien wesentlich osmointoleranter sind als die milchsäurebildenden Bakterien.<br />
Andererseits kann eine erhöhte Osmolalität aber auch Ausdruck von unerwünschten<br />
Fermentationsprozessen sein. Der Anforderung, die Osmolalität auf das wahrscheinlich<br />
vom jeweiligen Pflanzenmaterial abhängige, für die Silierung notwendige Maß zu<br />
beschränken, kommt dabei eine große Bedeutung zu.<br />
Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es, die Veränderung der Osmolalität in<br />
Deutschem Weidelgras während der Konservierung zu quantifizieren. Dabei muss der<br />
Begriff der Konservierung verstanden werden als die Summe der Prozesse „Schnitt“,<br />
„Anwelken“ und „Gärprozess“.<br />
Material und Methoden<br />
Probenmaterial<br />
Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) wurde zu den Vegetationsstadien<br />
„Grünfutterstadium“ und „Ende Rispenschieben“ mit einem Balkenmäher geerntet. Von<br />
jedem Vegetationsstadium wurde das Pflanzenmaterial frisch (F) sowie in zwei<br />
Anwelkstufen (A1 und A2) siliert. Im ersten resp. im zweiten Vegetationsstadium wurden<br />
dabei Trockensubstanzen von 17 % (F), 23 % (A1) und 35 % (A2) resp. 21 % (F),<br />
29 % (A1) und 38 % (A2) erzielt. Eine Zerkleinerung des Pflanzenmaterials erfolgte mittels<br />
eines Großprobenhäckslers auf 2-3 cm Schnittlänge.<br />
Modellsilagen<br />
Zur Silierung der 6 verschiedenen Ausgangsmaterialien wurden Modellsilagen angelegt,<br />
welche entweder ohne Zusatz (Kontrolle) oder mit einem Lactobacillus plantarum<br />
enthaltenden Milchsäurebakterienpräparat (MSB) mit der vom Hersteller empfohlenen<br />
Impfdichte (3·10 5 KBE/g Frischmasse) versetzt in luftevakuierten und mit Klebeband<br />
verschlossenen Plastikbeuteln (20 x 30 cm) 48 Tage lagerten.<br />
Bestimmung der Trockensubstanz<br />
Für die Bestimmung der Trockensubstanz (TS) wurde sowohl ein Teil des unsilierten<br />
Pflanzenmaterials als auch der Silage gefriergetrocknet. Anschließend erfolgte eine<br />
Trocknung des gemahlenen Materials (3 h bei 105 °C).<br />
548
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Messung der Osmolalität<br />
Die Osmolalität wurde im Presssaft (Tinkturenpresse, 120 kp·cm -2 ) sowohl von unsiliertem<br />
als auch siliertem Material mittels Gefrierpunktosmometer nach HOEDTKE et al. (2005)<br />
bestimmt.<br />
Bestimmung der wasserlöslichen Kohlenhydrate<br />
Die Gehalte an wasserlöslichen Kohlenhydraten (WLK) wurden als mono- und dimere<br />
Kohlenhydrate im Kaltwasserextrakt über eine HPLC-Anlage unter Verwendung einer Vor-<br />
und einer Trennsäule am Brechungsindexdetektor bestimmt.<br />
Ergebnisse<br />
Die Osmolalitäten der unsilierten Ausgangsmaterialien sowie der daraus hergestellten<br />
Silagen ohne und mit Zusatz von MSB beider Vegetationsstadien sind in Tab. 1<br />
dargestellt.<br />
Tab. 1: Osmolalität [osmol/kg] von unsiliertem und siliertem Deutschen Weidelgras unterschiedlicher<br />
Anwelkstufen und Vegetationsstadien (n=3)<br />
TS [%] Osmolalität [osmol/kg]<br />
Silagen<br />
unsiliert ohne MSB mit MSB<br />
Grünfutterstadium<br />
F 17 0,40 A ± 0,06 1,12 aA ± 0,01 1,05 bA ± 0,01<br />
A1 23 0,64 B ± 0,09 1,53 aB ± 0,01 1,46 bB ± 0,01<br />
A2 35 1,21 C ± 0,06 2,56 aC ± 0,03 2,44 bC ± 0,01<br />
Ende Rispenschieben<br />
F 21 0,56 A ± 0,00 1,20 aA ± 0,01 1,09 bA ± 0,01<br />
A1 29 0,89 B ± 0,00 1,74 aB ± 0,01 1,58 bB ± 0,03<br />
A2 38 1,38 C ± 0,03 2,42 C ± 0,04 2,35 C ± 0,04<br />
a,b<br />
Unterschiedliche Kleinbuchstaben bedeuten signifikante Unterschiede zwischen den Silagevarianten<br />
innerhalb einer TS-Stufe des jeweiligen Vegetationsstadiums (p
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Die Abhängigkeit der Osmolalität zur Trockensubstanz war sowohl beim silierten als auch<br />
beim unsilierten Pflanzenmaterial äußerst hoch und lässt sich anhand von linearen<br />
Regressionen darstellen. Im unsilierten Pflanzenmaterial konnte eine hohe lineare<br />
Abhängigkeit der Osmolalität vom WLK-Gehalt festgestellt werden (Tab. 2).<br />
Tab. 2: Osmolalität in Abhängigkeit von TS- und WLK-Gehalt von unsiliertem und siliertem<br />
Deutschen Weidelgras (Dt. WG) von 3 TS-Stufen und 2 Vegetationsstadien (n=18)<br />
Dt. WG y x a b s R²<br />
unsiliert Osmolalität [osmol/kg] TS [%] -0,42 0,05 0,07 0,97<br />
Silagen<br />
ohne MSB<br />
Silagen<br />
mit MSB<br />
Osmolalität [osmol/kg] TS [%] -0,18 0,07 0,15 0,93<br />
Osmolalität [osmol/kg] TS [%] -0,26 0,07 0,17 0,92<br />
unsiliert Osmolalität [osmol/kg] WLK [% d. TS] -1,87 0,24 0,13 0,87<br />
Grundsätzlich weisen die Osmolalitäten der Silagen ohne MSB-Zusatz einen höheren<br />
Wert als die MSB-Varianten auf (vgl. Tab. 1). Aus dem pH-Wert und dem<br />
Gärproduktmuster der Silagen wird ersichtlich, dass die Kontrollsilagen als qualitativ<br />
schlecht eingestuft werden müssen (Tab. 3).<br />
Tab. 3: pH-Wert, Buttersäuregehalt und Summe der Gärprodukte (ohne Milchsäure) von Silagen von<br />
Deutschem Weidelgras unterschiedlicher Anwelkstufen und Vegetationsstadien (n=3)<br />
pH-Wert Buttersäure [% d. TS] Σ GP* [% d. TS]<br />
ohne MSB<br />
Grünfutterstadium<br />
mit MSB ohne MSB mit MSB ohne MSB mit MSB<br />
F 4,71 a ± 0,10 3,74 b ± 0,00 6,72 a ± 0,56 0,01 b ± 0,01 15,14 a ± 2,28 2,62 b ± 0,11<br />
A1 4,26 a ± 0,02 3,79 b ± 0,01 2,17 a ± 0,04 0,00 b ± 0,00 5,07 a ± 0,06 3,72 b ± 0,39<br />
A2 4,46 a ± 0,04 3,88 b ± 0,01 0,38 ± 0,11 - 2,86 a ± 0,12 1,99 b ± 0,26<br />
Ende Rispenschieben<br />
F 4,85 a ± 0,25 3,69 b ± 0,03 4,05 a ± 1,54 0,08 b ± 0,07 9,70 a ± 2,87 2,50 b ± 0,32<br />
A1 4,75 a ± 0,19 3,76 b ± 0,02 0,98 a ± 0,38 0,02 b ± 0,01 5,77 a ± 0,88 2,47 b ± 0,18<br />
A2 4,86 a ± 0,10 3,90 b ± 0,02 0,80 a ± 0,15 0,02 b ± 0,01 4,34 a ± 0,72 2,93 b ± 0,32<br />
* Summe der Gärprodukte ohne Milchsäure (n-Buttersäure, Essigsäure, Propionsäure, i-Valeriansäure,<br />
n-Valeriansäure Ethanol, Propanol und Butanol)<br />
a,b<br />
Unterschiedliche Kleinbuchstaben bedeuten signifikante Unterschiede zwischen den Silagevarianten<br />
innerhalb eines Parameters und einer TS-Stufe (p
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />
Die Osmolalität kann aufgrund ihrer selektiven Wirkung auf Mikroorganismen als wichtiger<br />
Parameter der Silierung angesehen werden. Die Kenntnis darüber, wie sich diese Größe<br />
im Vegetationsverlauf, während des Anwelkens und letztendlich während des<br />
Fermentationsprozesses verändert, ist daher von großer Bedeutung. Deshalb wurde die<br />
Osmolalitätsveränderung von Deutschem Weidelgras vom Schnitt über das Anwelken bis<br />
hin zur Silierung quantifiziert.<br />
Im Verlauf des Anwelkens steigt die Osmolalität entsprechend der TS-Erhöhung.<br />
Entsprechend liegen die Osmolalitätswerte der Silagen höher, je höher die Osmolalität des<br />
Ausgangsmaterials ist. Es ergibt sich daher eine hohe lineare Abhängigkeit der<br />
Osmolalität von der Trockensubstanz, sowohl des unsilierten als auch des silierten<br />
Pflanzenmaterials im untersuchten TS-Bereich. Dies stützt die derzeit gängige<br />
Vorgehensweise der Praxis, dass der osmotische Wert über den TS-Gehalt geschätzt<br />
wird.<br />
Die Silagen ohne MSB-Zusatz weisen bis auf Anwelkstufe 2 des zweiten<br />
Vegetationsstadiums signifikant höhere Osmolalitäten als die MSB-Varianten auf und sind<br />
unter anderem aufgrund erhöhter Buttersäuregehalte als gärbiologisch schlecht<br />
einzustufen. Die erhöhte Osmolalität könnte in diesem Fall Ausdruck der unerwünschten<br />
Nebengärungsprozesse sein.<br />
Es ergab sich im unsilierten Pflanzenmaterial eine hohe lineare Abhängigkeit der<br />
Osmolalität von dem Gehalt an wasserlöslichen Kohlenhydraten. Dies bedeutet, dass die<br />
Osmolalität von Pflanzen in hohem Maße von dieser Stoffgruppe abhängt, da die<br />
Kohlenhydrate außerdem der Hydrolyse unterliegen, d.h. ein Abbau von Oligo- und<br />
Disacchariden zu Monomeren und somit eine Osmolalitätserhöhung stattfinden kann.<br />
Die relative Osmolalitätserhöhung der Silagen, ausgedrückt in % gegenüber dem<br />
Osmolalitätswert des unsilierten Ausgangsmaterials, ist im ersten Vegetationsstadium<br />
größer als im zweiten. Da sich im zweiten ein gegenüber dem ersten Vegetationsstadium<br />
erhöhter Zuckergehalt feststellen ließ kann geschlussfolgert werden, dass im späteren<br />
Stadium schon zu Beginn der Silierung ein höherer osmotischer Wert vorliegt und somit<br />
die hemmende Wirkung der Osmolalität bereits in einer frühen Silierphase gegeben ist.<br />
Literatur<br />
HOEDTKE, S; K. FRIEDEL und M. GABEL (2005): Proc. Soc. Nutr. Physiol. 14, 55.<br />
551
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
"Rostocker Fermentationstest" zur Prüfung der Wirksamkeit verschiedener<br />
biologischer Siliermittel in ökologisch und konventionell erzeugtem Wiesengras<br />
Richter 1 , Wolfgang Imanuel Friedrich; Schuster, Manfred; Kölln, Karin; Zimmermann<br />
Natalie (Landesanstalt für Landwirtschaft); Baranowski, Antoni 2 :<br />
1. Einführung<br />
Der „Rostocker Fermentationstest“ (RFT) ist eine in vitro Methode die auf einen früher<br />
beschriebenen Fermentationstest (7, 8) aufbaut. Damit sollen Erkenntnisse zum<br />
natürlichen Besatz des Siliergutes mit Milchsäurebakterien, zum Gehalt der Siliergüter an<br />
fermentierbaren Kohlenhydraten und zur Wirkung des Zusatzes von Milchsäurebakterien<br />
(MSB-präparate) gewonnen werden können. Die Methode wurde weiterentwickelt, sodass<br />
der Osmotische Druck und die Fermentationstemperatur berücksichtigt werden können<br />
(10, 11, 12, 13). Zugleich wird über die Arbeit mit eingefrorenem Material eine bessere<br />
Standardisierung gewährleistet. In dieser Untersuchung sollte der Einsatz von Siliermitteln<br />
in ökologisch und konventionellem Wiesengras geprüft werden. Hierzu wurden zum<br />
Vergleich auch Laborsiloversuche angelegt<br />
2. Material und Methoden<br />
Der „Rostocker Fermentationstest“ (RST) wie bei (14) erläutert, wurde mit und ohne<br />
Siliermittel an Wiesengras geprüft. Hierzu wurde Pflanzenmaterial aus ökologischem (öko)<br />
und konventionellem (konv) Anbau gewonnen, für den RFT vorbereitet und in Laborsilos<br />
einsiliert. Der RFT wurde mit 7 verschiedenen biologischen Siliermitteln an jeweils 5<br />
verschiedenen ökologischen und konventionellen Herkünften geprüft. Zusätzlich wurde<br />
von dem gleichen Ausgangsmaterial ein Laborsiloversuch angelegt allerdings ohne<br />
Siliermittel, da die Wirksamkeit in vielen Versuchen (konv) belegt ist. Der Laborsiloversuch<br />
wurde entsprechend den Anforderungen der DLG zur Erlangung des Gütezeichens für<br />
Siliermittel angelegt. Die Betriebe stellten eine Grünlandfläche für die Probenahme zur<br />
Verfügung. Die jeweilige Fläche wurde betriebsüblich bewirtschaftet. Die zwei Regionen<br />
mit 10 Betrieben wurde mit je 5 Flächen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen beprobt.<br />
Das Probenmaterial wurde auf Folien auf einem Standort gleichzeitig vorgewelkt und<br />
unterdach bis zur Silierung kurze Zeit aufbewahrt, um ein gleichzeitiges Vorwelken zu<br />
gewährleisten. Die Zusammenhänge zwischen dem pH-Verlauf im RFT und pH-Verlauf<br />
der Laborsilagen (3 Tage) wurden mit einer linearen Regressionsanalyse (SAS)<br />
durchgeführt.<br />
3. Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Qualität des Ausgangsmaterials war vergleichbar (Tabelle 1). Bei den<br />
wertbestimmenden Parametern war die Streuung der konventionellen Proben höher als<br />
die der ökologischen. In den vorliegenden Untersuchungen zeigten sich nur geringe<br />
Unterschiede in der Vergärbarkeit (Vergärbarkeitskoeffizient) des Futters zwischen den<br />
Bewirtschaftungssystemen. Diese waren zudem auf die TM-Gehalte zurückzuführen. Die<br />
Unterschiede in den Bewirtschaftungssystemen, lassen sich durch geringeren<br />
Rohfasergehalt, dem höheren Proteingehalt bei gleichzeitig höherem Nitratgehalt als<br />
höheres Düngeniveau erklären. Dies deckt sich auch mit den Unterschieden im TM-<br />
552
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Gehalt, der nicht durch das Vorwelken beeinflusst wurde. Die Pufferkapazität war<br />
annähernd gleich, was auch auf eine gleiche Silierbarkeit hindeutet.<br />
Tabelle 1. Charakteristik des Ausgangsmateriales<br />
Wiesengras Ökologisch (n=5) Konventionell (n=5)<br />
TM, % 41,1 ± 3,1 36,1 ± 2,1<br />
Rohprotein, g/kg TM 186,6 ± 12,2 207,4 ± 26,3<br />
Rohfaser, g/kg TM 193,7 ± 21,2 182,9 ± 25,5<br />
Rohfett, 25,6 ± 1,9 26,1 ± 3,2<br />
Rohasche 81,3 ± 5,2 85,0 ± 7,1<br />
Zucker 243,1 ± 12,5 235,0 ± 16,0<br />
Pufferkapazität, 7,04 ± 0,37 6,49 ± 1,13<br />
g MS/100g TM<br />
Nitrat, mg/kg TM 800 ± 565,6 1248 ± 1021,2<br />
Vergärbarkeitskoeffizient 69 ± 1,7 66 ± 3,0<br />
3.1 Osmolalität<br />
Die Messung der Osmolalität erfolgte aus dem Presssaft des Ausgangsmaterials und den<br />
dazugehörigen Silagen.<br />
Tabelle 2: Osmolalität des geprüften Pflanzensaftes (1. Schnitt)<br />
Osmol<br />
je kg<br />
Ökologisch (n=5) Konventionell (n=5)<br />
Gras 0,50 ± 0,06 0,46 ± 0,05<br />
Silage 0,68 ± 0,14 0,69 ± 0,08<br />
Dabei zeigt sich ein Anstieg der Osmolalität beim Vergleich von Presssaft aus Gras zu<br />
Pressaft aus Silage (3, 4), wobei noch weitere Faktoren, wie z. B. der Eiweißabbau die<br />
Osmolalität beeinflussen können (1, 2, 5, 6, 15).<br />
3.2 pH-Wert Verlauf RFT<br />
Bei insgesamt geringen Differenzen ergeben sich gesicherte Differenzen bedingt durch die<br />
geringen Streuungen, die mit der Labormethode möglich sind. Ein Vergleich zwischen öko<br />
und konv über alle Siliermittel zeigt zu Beginn eine signifikante Differenz (Tabelle 3), d.h.<br />
einen höheren pH-Wert des öko-Ausgangsmaterials. Die Differenzen verringern sich mit<br />
jeder Messung bis zur 38. Stunde, wobei diese und auch die weiteren Differenzen nicht<br />
mehr abzusichern sind.<br />
Es zeigt sich, dass die pH-Wertverläufe bei beiden Herkünften, öko und konv, annähernd<br />
gleich sind und sich aber zwischen den Siliermitteln gegen Ende ab der 38. Stunde<br />
angleichen. Die gesichert hohen pH-Werte bei ökologisch erzeugtem Futter lassen<br />
vermuten, dass entweder höhere Gehalte an puffernden Substanzen und/oder ein<br />
geringerer MSB-Besatz vorliegt.<br />
553
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Ziel der Untersuchung war es auch die Eignung von Siliermitteln im Bereich öko<br />
aufzuzeigen. Beim ökologisch erzeugten Futter zeigte sich zunächst, dass die Verläufe der<br />
pH-Werte nicht vollkommen gleich waren. Gesicherte Differenzen waren bei den<br />
Anfangsmesspunkten und auch nach 14 Stunden nicht zu finden. Nach 18 Stunden<br />
zeigten 3 Siliermittel (SM1, SM3, SM4) deutlichere und abgesicherte Differenzen. Diese<br />
könnten, wenn alle am Markt befindlichen Siliermittel so geprüft würden, dann auch<br />
Empfehlungen für den öko-Betrieb ergeben.<br />
Tabelle 3: Verlauf des pH-Wertes im Zeitverlauf bei konventionell oder ökologisch<br />
erzeugtem Ausgangsmaterial nach dem Einsatz von sieben verschiedenen Siliermitteln<br />
(MSB) im Rostocker-Fermentationstest.<br />
Zeit (h) 0 14 18 22 26 38 42 46<br />
K 5,57 4,31 4,23 4,19 4,15 4,07 4,04 3,97<br />
SM 1 5,58 4,26 4,09 3,92 3,76 3,63 3,63 3,63<br />
2 5,58 4,28 4,20 4,13 4,05 3,86 3,83 3,82<br />
3 5,57 4,23 4,04 3,85 3,77 3,77 3,76 3,77<br />
konv 4 5,57 4,25 4,06 3,91 3,85 3,80 3,78 3,77<br />
n=5 5 5,57 4,29 4,21 4,16 4,10 3,90 3,85 3,83<br />
6 5,57 4,28 4,21 4,17 4,14 4,03 3,97 3,89<br />
7 5,57 4,27 4,19 4,12 4,05 3,88 3,86 3,84<br />
K 5,66 4,39 4,33 4,29 4,27 4,14 4,08 3,99<br />
SM 1 5,67 4,33 4,13 3,93 3,77 3,59 3,59 3,59<br />
öko. 2 5,67 4,36 4,29 4,21 4,10 3,87 3,85 3,86<br />
n=5 3 5,67 4,33 4,13 3,89 3,82 3,83 3,83 3,84<br />
konvöko<br />
3.3 Laborsilos<br />
4 5,67 4,33 4,08 3,86 3,83 3,81 3,81 3,81<br />
5 5,67 4,38 4,30 4,23 4,14 3,86 3,84 3,85<br />
6 5,67 4,38 4,31 4,28 4,25 4,05 3,93 3,87<br />
7 5,67 4,36 4,28 4,20 4,09 3,87 3,85 3,86<br />
-<br />
0,097 xxx<br />
-<br />
0,084 xxx<br />
-<br />
0,079 xxx<br />
-<br />
0,057 xxx<br />
-<br />
0,049 xxx<br />
-0,008 0 0<br />
Die erzeugten Laborsilagen zeigen trotz Säurenkorrektur nicht identische TM-Gehalte wie<br />
das Ausgangsmaterial auf, was auf eine zu geringe Probenzahl bzw. –menge bei der<br />
Beprobung des Ausgangsmaterials zurückzuführen ist (Tabelle 4). Die pH-Werte wie auch<br />
die Gärsäuren zeigen nur geringe Unterschied auf, die im TM-Gehalt begründet sind.<br />
Tabelle 4: Fermentationscharakteristik der Silagen<br />
554
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Ökologisch (n=5) Konventionell (n=5)<br />
TM korr. 38,5 ± 3,6 34,6 ± 1,8<br />
pH 4,50 ± 0,22 4,36 ± 0,12<br />
In TM %:<br />
Milchsäure 6,09 ± 1,35 6,32 ± 0,85<br />
Essigsäure 2,37 ± 0,94 2,57 ± 0,70<br />
Alkohol 0,72 ± 0,34 0,56 ± 0,15<br />
Rest-Zucker 6,36 ± 2,30 5,34 ± 1,99<br />
NH3-N 0,15 ± 0,05 0,19 ± 0,04<br />
NH3-N in Ges. –N, % 4,70 ± 1,47 5,53 ± 1,06<br />
Gew. Verluste 3,46 ± 0,79 3,41 ± 0,63<br />
Aerobe Stab., Tage 9 ± 2,1 9 ± 2,0<br />
W/H Punkte 96 ± 2,5 98 ± 1,8<br />
Der Proteinabbau ist als gering anzusehen, wie auch die geringen TM-Verluste auf eine<br />
sehr gute Gärqualität hinweisen. Die Silagen sind zudem alle buttersäurefrei und aerob<br />
stabil.<br />
3.4 Beziehung RFT/Laborsilo<br />
Durch die Arbeit mit eingefrorenem Material wird eine bessere Standardisierung<br />
gewährleistet und es können Siliermittel unabhängig von der Zeit geprüft werden, wobei<br />
bei Laborsilagen mit einer längeren Versuchsdauer Einflüsse auf die Kontrolle nicht<br />
auszuschließen sind. Vergleicht man den pH-Wert der Laborsilagen nach drei Tagen mit<br />
dem Verlauf der pH-Werte im RFT, dann ergeben sich nachfolgende Abhängigkeiten. Die<br />
Tabelle 5 zeigt die Regressionsparameter über die Zeit im RFT auf. Dabei ergab sich nach<br />
38 Stunden bei dem ökologisch erzeugtem Ausgangsmaterial ein statistisch gesichertes<br />
Bestimmtheitsmaß von 0,83. Bei dem konventionellerzeugtem Ausgangssmaterial konnte<br />
das Bestimmtheitsmaß nicht abgesichert werden.<br />
Tabelle 5: Beziehungen zwischen pH Verlauf im RFT (y) und pH Laborsilagen (x) öko.<br />
Stunden a<br />
b<br />
SE R 2<br />
P≤0,01**<br />
P≤0,05*<br />
22 4,30 -0,03 0,056 0,208 n.s.<br />
26 4,21 -0,03 0,040 0,311 n.s.<br />
38 4,12 -0,05 0,017 0,827 *<br />
42 4,14 -0,05 0,029 0,701 n.s<br />
46 4,10 -0,05 0,033 0,615 n.s.<br />
4. Schlussfolgerungen<br />
In schweizer Untersuchungen wurde festgestellt (9), dass die Unterschiede in der<br />
Gärqualität zwischen den Erntejahren und den Aufwüchsen größer waren als die zwischen<br />
den Bewirtschaftungsarten. Dies deckt sich mit unseren Untersuchungen, in denen die<br />
Gärqualitäten zunächst nicht von der Wirtschaftweise abhängig ist. Es sind auch mit<br />
ökologischer Wirtschaftsweise gleiche Gärqualitäten wie im konventionell wirtschaftenden<br />
Betrieb möglich.<br />
555
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
- Der Siliermitteleinsatz mit biologischen Siliermitteln führt auch im<br />
ökologischwirtschaftenden Betrieb zu geringeren Verlusten und zu höheren Qualitäten,<br />
sodass auch hier der Einsatz von Siliermitteln für den mittelschwer bis leichtsilierbaren<br />
Bereich zu empfehlen ist.<br />
- Der schwersilierbare Bereich sollte durch Vorwelken nach Möglichkeit umgangen<br />
werden.<br />
- Über den „Rostocker Fermentationstest“ (RFT) lassen sich die eingesetzten Siliermittel<br />
gut überprüfen.<br />
- Der RFT ist geeignet auch Hinweise zur Silierbarkeit ökologischer Aufwüchse zu geben.<br />
5. Literatur<br />
1 Bickel A., Friedel K., Gabel M., (2006): Factors potentially affecting proteolysis under invitro<br />
conditions using „Rostocker Fermentationstest“ – first results. Proceedings of the<br />
Society of Nutrition Physiology 15, 92. 2 Bickel A., Hoedtke S., Gabel M., Bodarski M.,<br />
Krzywiecki S., Pasternak A., (2006): Estimation of ensilability of alfalfa and whole crop<br />
triticale using in vitro rapid test (Rostocker Fermentationstest). XII th International<br />
Symposium Forage Conservation. Brno, Czech Republic. Proceedings, 225-227. 3<br />
Hoedtke S., Friedel K., Gabel M., (2004): Die Quantifizierung der Osmolalität in Pflanzen<br />
und Silagen. 116. VDLUFA-Kongreß, Rostock. VDLUFA-Schriftenreihe, Band 60, 467-470.<br />
4 Hoedtke S., Friedel K., Gabel M., (2005): Die Quantifizierung der Osmolalität in<br />
Presssaft und Auszug von Silagen und ihre Beziehung zur Trockensubstanz und weiteren<br />
Gärparametern. 117. VDLUFA-Kongreß, Bonn. VDLUFA-Schriftenreihe, Band 61, 133-<br />
137. 5 Hoedtke S., Friedel K., Gabel M., (2005): Introducing a method for quantifying the<br />
osmolality in green forage and silages. Proceedings of the Society of Nutrition Physiology<br />
14, 55. 6 Hoedtke S., Friedel K., Gabel M., Bodarski M., Krzywiecki S., Pasternak A.,<br />
(2006): Effects of vegetation stage and nitrogen fertilization on osmolality of whole crop<br />
triticale. Proceedings of the Society of Nutrition Physiology 15, 91. 7 Pieper B., Kleemann<br />
J., Poppe S., Allert H., Losch K., Wittchen H., Mielitz E., Schulz A., (1989): Verfahren zur<br />
Bestimmung der Vergärbarkeit von Futtermitteln. Patentschrift, DD 281 255 A5. 8 Pieper<br />
B., Müller T., Robowsky K.-D., Seyfarth W., (1996): Rapid fermentation test as a method<br />
for assessing the ensiling potential of herbage. XI th International Silage Conference.<br />
University of Wales. Proceedings, 120-121. 9 Wyss, U. (2002): DOK-Versuch:<br />
Bewirtschaftungsart und Silagequalität. AGRARForschung, 9, (4) 164-169. 10 Zierenberg<br />
B., Friedel K., Gabel M., (1999): In-vitro-Testsystem for the evaluation of fermentation<br />
characteristics of plant material and for examining the efficiency of biological and chemical<br />
additives. XII th International Silage Conference. Uppsala, Sweden. Proceedings 245-246.<br />
11 Zierenberg B., (2000): In vitro Methode zur Beurteilung der Fermentationsleistung von<br />
Milchsäurebakterien und deren Einfluss auf die Stoffwechselaktivität weiterer für die<br />
Silierung relevanter Mikroorganismen bei unterschiedlichen Fermentationsbedingungen.<br />
Dissertation. Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät, Universität Rostock. 12<br />
Zierenberg B., Friedel K., Gabel M., (2002): Schnellmethode (in vitro) zur Bestimmung der<br />
Leistungsfähigkeit von MSB-Präparaten bei unterschiedlichen Fermentationsbedingungen.<br />
114. VDLUFA-Kongreß, Leipzig. Kurzfassungen der Referate, 168-169. 13 Zierenberg B.,<br />
Friedel K., Gabel M., (2002): Der osmotische Druck im Siliergut: Ein wichtiger Parameter<br />
zur Erzeugung von Qualitätssilagen. Eine Revolution in der Silagetheorie?. 6. Symposium<br />
zur Fütterung von Kühen mit hohen Leistungen, Neuruppin. Tagungsbericht, 95-106. 14<br />
Schuster, M., Richter, W.I.F., Kölln, K. (2006): Methodik und Anwendungsbereiche des<br />
„Rostocker Fermentationstests“. VDLUFA: 118. Kongress, Freiburg, Kurzfassungen, 128.<br />
556
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
15 Bickel, Anja, Friedel, K., Gabel, M. (2005): Charakterisierung von Pflanzenpresssaft<br />
aus Luzerne mit unterschiedlichem Anwelkgrad als Medium zur Quantifizierung der<br />
Proteolyse. 117. VDLUFA-Kongreß, Bonn. VDLUFA-Schriftenreihe, Band 61, 138-142.<br />
6. Danksagung<br />
Für die Bereitstellung der zusätzlichen Mittel wird dem Bayerischen Staatsministerium für<br />
Landwirtschaft und Forsten gedankt.<br />
1<br />
Korrespondenzadresse: Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, Arbeitsbereich<br />
Futterwirtschaft, Futterhygiene. Prof. Dürrwaechter Platz 3, D – 85586 Poing-Grub<br />
2<br />
Institut für Genetik und Tierzucht, Polnische Akademie der Wissenschaften,<br />
PL – 05 552 Jastrzebiec, Polen.<br />
557
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Siliermitteleffekte zu Grassilagen für den Einsatz in der Pferdefütterung<br />
Thaysen, Johannes und Jürgen Lamp (Landwirtschaftskammer SH)<br />
Anwelksilagen für den Einsatz in der Pferdefütterung können aufgrund späterer<br />
Schnittzeitpunkte und einer höheren Schadkeimbelastung insbesondere bei der<br />
Ballensilierung Nacherwärmung und Schimmelbildung aufweisen. Ziel der<br />
Versuchsanstellung war es, verschiedene Siliermittelzusätze auf die Gärqualität und<br />
aerobe Stabilität sowie auf die Akzeptanz verschieden behandelter Silagen bei der<br />
Verfütterung an Pferde zu prüfen.<br />
Material und Methoden<br />
Ein Grasbestand des 1. Aufwuchses (10 % DW, 40% WL, 30 % WW, GR/JR 20 %, KL + ,<br />
Honiggras +, 5 % LZ, Ampfer +, Weißklee +) wurde am 5. Juni 2005 nach einer Feldzeit<br />
von 3 Tagen Anwelkdauer (niedriger Anwelkgrad) sowohl in 1,5-L Laborgefässen als auch<br />
in Rundballen einsiliert. Die Prüfung der Zusätze erfolgte nach der DLG-Richtlinie für die<br />
Durchführung der Siliermittelprüfung. Die Dosierung der Silierzusätze erfolgte nach den<br />
Angaben der Hersteller. Die Siliermittelbehandlung der Ballen wurde per Flüssigdosierung<br />
nach Angaben der Hersteller an der Presse vorgenommen. Weiterhin wurden<br />
unbehandelte Ballen mit einem höheren Anwelkgrad nach 2 weiteren Tagen Feldzeit<br />
bereitet. Nach einer 6-monatigen Lagerdauer wurden die Varianten KON 1) , CHEM 2) und<br />
KOMB 3) an Pferde verfüttert und die Futterakzeptanz durch tägliches Ein- und<br />
Rückwiegen der vorgelegten Silagen ermittelt. Dieser Test wurde über einen Zeitraum von<br />
7 Tagen an 4 Pferden mit einem crossing-over der Tiere zweimal wiederholt. In einem<br />
weiteren Betrieb wurden die Varianten KON 1) und CHEM1 2) an 2 Gruppen von Pferden<br />
mit jeweils 3 Tieren über einen Zeitraum von 12 Tagen vergleichend geprüft. Alle<br />
chemischen Kenngrößen wurden nach VDLUFA-Verbandsmethoden; die aerobe Stabilität<br />
nach HONIG 1990 und die Ermittlung der TM-Verluste nach WEISSBACH 1985<br />
vorgenommen.<br />
Ergebnisse<br />
Das Ausgangsmaterial vor dem Silieren weist in beiden TM-Stufen eine gute Silierbarkeit<br />
auf (Tabelle 1).<br />
Tabelle 1: Kenngrössen des Ausgangsmaterials vorm Silieren<br />
Kenngröße Einheit niedriger hoher<br />
Anwelkgrad Anwelkgrad<br />
Trockenmasse % 55,1 60,6<br />
Rohprotein % TM 6,9 7,1<br />
Zucker (Z) % TM 17,1 20,1<br />
Pufferkapazität (PK) g MS/100g 4,7 4,7<br />
Z/PK 3,6 4,3<br />
Vergärbarkeitskoeffizient 84 95<br />
Nitrat g NO3/kg TM 0,5 0,5<br />
Milchsäurebakterien log KbE/g FM 3,3 3,3<br />
558
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Tabelle 2: Sililermitteleffekte zu Anwelkgrad 55 % TM, 1,5 L-Laborgläser 8)<br />
Variante Kenngröße Einheit MSB he 4) KOMB 3) MSB komb 5)<br />
CHEM2 6) CHEM1 2) CHEM3 7)<br />
Mittelw. GD5 Mittelw. GD5 Mittelw. GD5 Mittelw. GD5 Mittelw. GD5 Mittelw.<br />
Kontrolle TM % 51,9 51,9 51,9 51,9 51,9 51,9<br />
pH 3 Tage 6,1 6,1 6,1 6,1 6,1 6,1<br />
pH 90 Tage 5,3 a 5,3 a 5,3 a 5,3 b 5,3 a 5,3 a<br />
Milchsäure % TM 0,84 a 0,84 a 0,84 a 0,84 a 0,84 a 0,84 a<br />
Essigsäure % TM 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50<br />
Buttersäure % TM 0,00 a 0,00 a 0,00 a 0,00 a 0,00 a 0,00 a<br />
Propionsäure % TM 0,10 0,10 0,10 0,10 0,10 0,10<br />
MS/ES 1,6 1,6 1,6 1,6 1,6 1,6<br />
NH3-N % GN 5,0 a 5,0 a 5,0 a 5,0 a 5,0 a 5,0 a<br />
TM-Verluste % TM 11,6 a 11,6 a 11,6 a 11,6 a 11,6 a 11,6 a<br />
Stabilität Tage 1,5 a 1,5 a 1,5 a 1,5 a 1,5 a 1,5 a<br />
Stabilitätsverlus<br />
te % TM 3,8 3,8 3,8 3,8 3,8 3,8<br />
pH Aus 5,8 5,8 5,8 5,8 5,8 5,8<br />
DLG 06 Punkte 91 91 91 91 91 91<br />
Silier- Note 1 1 1 1 1 1<br />
Behandlung TM % 58,3 2,7 54,5 2,6 56,6 2,8 55,2 2,7 56,9 2,7 58,0 2,8<br />
pH 3 Tage 5,9 0,4 6,0 0,1 5,8 0,3 6,0 0,1 6,3 0,1 5,9 0,1<br />
pH 90 Tage 4,3 b 0,1 4,4 b 0,1 4,1 b 0,1 5,7 a 0,1 6,0 a 0,1 5,8 a 0,2<br />
Milchsäure % TM 2,14 a 0,37 3,11 b 0,46 4,03 b 0,49 0,22 a 0,34 0,04 a 0,34 0,07 a<br />
0,3<br />
4<br />
0,1<br />
Essigsäure % TM 3,28 0,39 0,70 0,17 2,19 0,48 0,27 0,15 0,16 0,14 0,19 4<br />
Buttersäure % TM 0,00 a 0,00 0,00 a 0,00 0,00 a 0,00 0,01 a 0,01 0,00 a 0,00 0,01 a<br />
0,0<br />
1<br />
0,0<br />
Propionsäure % TM 0,08 0,02 0,10 0,02 0,09 0,20 0,15 0,02 0,10 0,02 0,18 3<br />
MS/ES 0,7 0,9 4,5 1,4 1,9 1 0,8 0,9 0,3 0,9 0,4 0,9<br />
NH3-N % GN 6,0 a 1,0 5,0 a 1,0 6,0 a 1,0 6,0 a 1,0 6,0 a 1,0 5,0 a 2,0<br />
TM-Verluste % TM 9,1 b 1,5 9,8 b 0,8 8,2 b 1,9 10,1 b 0,9 11,4 a 0,5 10,0 b 1,5<br />
Stabilität Tage 5,7 b 1,9 4,3 a 4,0 6,3 b 1,9 0,9 a 0,2 5,2 b 5,1 3,7 a 4,9<br />
Stabilitätsver<br />
luste % TM 1,0 4,6 1,9 5,2 1,4 5,5 2,9 6,3 0,5 4,1 5,6 4,7<br />
pH Aus 4,2 0,2 5,7 0,1 4,0 0,1 5,8 0,2 5,8 0,1 5,8 0,3<br />
DLG 06 Punkte 92 100 100 90 90 90<br />
Silier- Note 1 1 1 2 2 2<br />
1) KON= unbehandelte Kontrolle<br />
2) CHEM1= Mischung aus organischen Säuren<br />
3) KOMB= homofermentative Milchsäurebakterien + CHEM<br />
4) MSB he= heterofermentative Milchsäurebakterien,<br />
5) MSB komb= hetero+homofermentative Milchsäurebakterien,<br />
6) CHEM2= Mischung aus organischen Säuren, abgepuffert,<br />
559<br />
GD<br />
5
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
7) CHEM3= Mischung aus organischen Säuren,<br />
8) b= Differenz signifikant bei (p< 0,05)<br />
Signifikante Verbesserung der Gärqualität gegenüber KON zeigen nur die MSBhoenthaltenden<br />
Zusätze. Alle Zusätze verbessern die aerobe Stabilität und senken die<br />
Stabilitätsverluste, signifikant in abnehmender Wirkungshöhe MSBkomb, MSBhe und<br />
CHEM1 (Tabelle 2).<br />
Silagequalitätsdaten der Rundballen, die für die beiden Akzeptanzteste verwendet<br />
werden, enthalten die Tabellen 3 und 4. Mit Ausnahme des pH-Wertes bei der Behandlung<br />
KOMB werden gerichtete Unterschiede zwischen den Kenngrößen der Inhaltsstoffe, des<br />
Futterwertes und der Gärqualität gefunden. Der Anwelkgrad der Variante „hoher<br />
Anwelkgrad“ mit 66 % TM wird gegenüber dem Ziel von 75 % TM unterschritten.<br />
Im Silageakzeptanztest 1 (Tabelle 5) zeigen sowohl CHEM1 als auch KOMB gegenüber<br />
KON tendentielle Aufnahmeminderung. Beim Silageakzeptanztest 2 hingegen kann diese<br />
Tendenz nicht bestätigt werden.<br />
Zwischen den Varianten hoher und niedriger Anwelkgrad bestehen keine Unterschiede.<br />
Diskussion<br />
Es werden Silagen mit einer guten Gärqualität, aber geringen aeroben Stabilität erzeugt.<br />
Die Effekte der Silierzusätze MSBhe und MSBkomb auf Kenngrössen der Gärqualität im<br />
relativ trockenem Anwelkgut können auf eine hohe Osmotoleranz der eingesetzten Arten<br />
und Stämme schließen lassen. Hinsichtlich der Verbesserung der aeroben Stabilität<br />
können MSBhe und MSBkomb signifikante Verbesserungen erzielen. KOMB überzeugt nicht,<br />
was in dem zu geringen Benzoatanteil pro t FM begründet sein könnte. Bei den<br />
chemischen Zusätzen differenziert die Wirkung auf die Verbesserung der aeroben<br />
Stabilität je nach Produktzusammensetzung.<br />
Die an Pferde vorgelegten Silagen weisen eine gute Qualität auf. Dabei werden die mit<br />
Silierzusätzen behandelten Ballensilagen tendentiell vermindert akzeptiert. Aufgrund der<br />
kurzen Prüfzeiträume und zu geringen Tierzahlen in den Gruppen ist jedoch keine<br />
gerichtete Aussage hierzu möglich.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Heterofermentative (oder in Kombination mit homofermentativen Arten)<br />
Milchsäurebakterien und CHEM1 verbessern Gärqualität und aerobe Stabilität von<br />
Grassilagen mit höherem Anwelkgrad in der Pferdefütterung. Die Wirkung auf die<br />
Akzeptanz der behandelten Silagen muss jedoch weiter geprüft werden. Um die Risiken<br />
einer verminderten Silagehygiene von Grassilagen mit höherem Anwelkgrad zu<br />
minimieren, sollten diese Ergebnisse zu einer höheren Akzeptanz in einer<br />
Silierzusatzanwendung in der Grassilagebereitung für Pferde führen.<br />
560
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Einheit KON 1) CHEM1 2) KOMB 3) hoher<br />
Anwelkgrad<br />
Kenngrösse Mittel Stabw Mittel Stabw Mittel Stabw Mittelw Stabw<br />
w. . w. . w. . . .<br />
TM % 55,3 3,29 53,7 3,23 54,5 3,23 65,7 1,70<br />
Rohasche % TM 9,1 2,28 9,2 1,63 7,7 0,89 8,3 1,08<br />
Rohprotein % TM 8,5 0,49 9,6 0,69 8,6 0,38 9,2 0,40<br />
Rohfaser % TM 32,3 0,44 32,6 3,25 31,8 1,07 32,4 1,31<br />
Zucker % TM 9,1 1,49 7,6 2,08 9,8 1,51 10,2 1,10<br />
verd. Eiweiß g/kg 51,2 2,96 57,6 4,16 51,8 2,27 55,2 2,40<br />
verd. Energie<br />
Pferd<br />
ME/kg TM 8,1 0,47 8,1 0,32 8,5 0,10 8,3 0,10<br />
Hefen KbE/g FM 1,7x10 5 2,3x10 5 4,0x10 5 2,4x10 5 2,2x10 5 2,7x10 5 1,8x10 4 2,6x10 4<br />
Schimmelpilze KbE/g FM < 10 2 < 10 2 < 10 2 < 10 2<br />
pH-Wert 5,7 0,15 5,9 0,25 4,8 0,15 5,9 0,06<br />
Essigsäure % TM 0,15 0,07 0,07 0,02 0,30 0,07 0,07 0,03<br />
Propionsäure % TM 0,13 0,02 0,12 0,02 0,12 0,01 0,11 0,02<br />
Buttersäure % TM 0,01 0,02 0,00 0,00 0,04 0,03 0,00 0,00<br />
Milchsäure % TM 0,09 0,04 0,07 0,02 1,52 0,32 0,02 0,00<br />
NH3-N % GN 2,28 1,75 4,03 0,64 3,20 0,41 1,74 0,06<br />
Tabelle 4: Kenngrössen der Ballensilagen Akzeptanztest 2<br />
Einheit KON 1) CHEM1 2)<br />
Kenngrösse Mittelw. Stabw. Mittelw. Stabw.<br />
TM % 61,5 3,32 63,6 2,19<br />
Rohasche % TM 8,7 0,75 8,1 0,90<br />
Rohprotein % TM 9,1 1,08 8,5 1,59<br />
Rohfaser % TM 33,4 1,46 32,2 1,21<br />
Zucker % TM 8,4 1,23 10,5 2,20<br />
verd. Eiweiß g/kg 54,6 6,49 51,0 9,52<br />
verd. Energie Pferd ME/kg TM 8,0 0,36 8,3 0,25<br />
Hefen KbE/g FM 1,7x10 6 1,3x10 6 2,0x10 6 1,8x10 6<br />
Schimmelpilze KbE/g FM < 10 2 < 10 2<br />
pH-Wert 5,8 0,06 5,9 0,12<br />
Essigsäure % TM 0,01 0,01 0,06 0,03<br />
Propionsäure % TM 0,10 0,02 0,11 0,01<br />
Buttersäure % TM 0,00 0,00 0,00 0,00<br />
Milchsäure % TM 0,02 0,00 0,01 0,01<br />
NH3-N % GN 1,82 0,02 2,55 0,64<br />
561
Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />
Tabelle 5: Silageakzeptanztest 1<br />
Mittelwerte aus 2 Wiederholungen mit 4 Pferden<br />
Kenngröße TM-Vorlage kg TM-Aufnahme kg TM-Aufnahme relativ<br />
zur TM-Vorlage<br />
Mittelw. Stabw. Mittelw. Stabw. Mittelw. Stabw.<br />
Behandlung<br />
KON 1) 3,9 0,25 3,0 0,43 77 10<br />
CHEM1 2 ) 4,1 0,11 2,7 0,70 66 15<br />
KON 3,8 0,46 2,9 0,61 76 16<br />
KOMB 3) 3,5 0,36 2,5 0,51 72 13<br />
hoher<br />
4,8 0,14 4,2 0,64 88 13<br />
Anwelkgrad<br />
niedriger<br />
Anwelkgrad<br />
4,2 0,33 3,6 0,72 87 16<br />
Silageakzeptanztest 2 (2 Gruppen mit a 3 Pferden)<br />
KON 2,2 0,57<br />
CHEM1 2,3 0,41<br />
562
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Untersuchungen zur Keimfähigkeit bei Wiesenrispe (poa pratensis L.) nach<br />
Kreuzungen zwischen panmiktischen und apomiktischen Formen<br />
Hackl, Christian (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft); Voit, Benno; Killermann,<br />
Berta:<br />
Zielsetzung<br />
Ziel der Arbeit war es, Ursachen für unzureichende Keimfähigkeiten ausgewählter Poa<br />
pratensis-Populationen zu finden. Äußere Faktoren konnten als Ursache in früheren<br />
Untersuchungen bereits ausgeschlossen werden. Dies führte zur Frage: Gibt es<br />
sortenbedingte, d. h. genetisch erklärbare Faktoren, die eine mangelnde Keimfähigkeit<br />
bewirken?<br />
Definition Apomixis<br />
Unter Apomixis wird der Verlust der geschlechtlichen Fortpflanzung verstanden. Diese<br />
wird durch vegetative Vermehrung oder Parthenogenese ersetzt. Voraussetzung dafür ist<br />
ein Unterbleiben der Meiose. Eine unreduzierte Eizelle entwickelt sich zum Embryo, wobei<br />
zwar ein Generations-, nicht jedoch ein Kernphasenwechsel stattfindet. Durch Befruchtung<br />
der Polkerne wird die Bildung des Endosperms induziert.<br />
Die Vorteile einer apomiktischen Fortpflanzung liegen in der Entstehung einheitlicher<br />
Pflanzenbestände und in der Fixierung von Heterosiseffekten. Darüber hinaus können<br />
Hybridsorten ohne die Gefahr einer Aufspaltung in der F2-Generation über Samen<br />
nachgebaut werden. Nachteilig wirken sich eine Verringerung der Variabilität und eine<br />
eingeschränkte Neukombination genetischer Eigenschaften aus (vgl. Panmixis:<br />
Fortpflanzung mit zufallsmäßiger Paarung der Partner).<br />
Apomixis bei Poa pratensis<br />
Der Embryosack entsteht apospor, d.h. aus Zellen der Samenanlage, i.d.R. aus Nucellusgewebe.<br />
Es liegt eine fakultative Apomixis vor (Nachkommenschaften nicht zu 100 %<br />
muttergleich, vgl. obligate Apomixis). Wild- und Kulturformen weisen generell einen hohen<br />
Grad an Apomixis auf, Umwelteinflüsse und Pollenspender spielen keine Rolle.<br />
Material und Methoden<br />
Als Untersuchungsmaterial wurden Pflanzen bzw. Saatgut von Poa pratensis-Kreuzungen<br />
verwendet (Sorten ´Britta´, ´Esprit´, ´Lato´ und ´W7494´). Untersucht wurden die<br />
Technische Reinheit, Tausendkornmasse (TKM), Keimfähigkeit (KF), Lebensfähigkeit<br />
(Biochemischer Tetrazoliumtest, LF) und der Ploidiegrad (Durchflusszytometrischer<br />
Samenscreen, FCSS). Außer dem Ploidiegrad wurden alle Untersuchungen nach den<br />
Internationalen Untersuchungsvorschriften für Saatgut (ISTA, International Seed Testing<br />
Association) durchgeführt.<br />
Beim FCSS wurde der DNA-Gehalt von Zellkernen des Endosperms und der Embryonen<br />
ermittelt. Dies ermöglicht die Analyse des Reproduktionsverhaltens anhand der Ergebnis-<br />
Histogramme (Abb. 1).<br />
563
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Kanalinhalt<br />
Anzahl der Zellen pro ml<br />
Rauschen (Debris)<br />
Embryopeak<br />
Endospermpeak<br />
Mittelwerte<br />
Kanäle<br />
Abb. 1: Durchflusszytometrische Auswertung mit dem Ploidy Analyser. Histogramm<br />
der obligat sexuellen Pflanze ´Lato´ 15, erkennbar am Verhältnis 2C-Peak<br />
(Embryo) zu 3C-Peak (Endosperm)<br />
Abhängig von Lage und Verhältnis der Peaks zueinander (C-Wert) kann der jeweilige<br />
Vererbungsweg bestimmt werden (Abb. 2).<br />
Abb. 2: Vererbungswege (pathways) durch Peakvergleich. Quelle: IPK Gatersleben.<br />
Ergebnisse<br />
Von allen untersuchten Sorten wies ´Esprit´ die höchste TKM auf, ´Britta´ zeigte die<br />
niedrigsten Werte. Im Mittelfeld lagen die Sorten ´Lato´ und ´W7494´. ´Esprit´ unterschied<br />
sich hochsignifikant von allen anderen Sorten.<br />
´Lato´ wies die höchste KF auf, gefolgt von ´W7494´. Bei ´Britta´ und ´Esprit´ lag die KF<br />
bei knapp 50 %. ´Lato´ und ´W7494´ unterschieden sich dabei hochsignifikant von ´Britta´<br />
und ´Esprit´ (Abb. 3).<br />
564
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Keimfähigkeit in %<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
49,67<br />
48,50<br />
97,67<br />
91,50<br />
Britta Esprit Lato W7494<br />
Sorte<br />
Abb. 3: Varianzanalyse bezüglich Keimfähigkeit der Sorten ´Britta´, ´Esprit´, ´Lato´<br />
und ´W7494´<br />
Die Annahme “hohe TKM bewirkt hohe KF und umgekehrt“ konnte statistisch nicht<br />
bestätigt werden (Abb. 4).<br />
Keimfähigkeit in %<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
GD = 5,21 bei α = 1 %<br />
Korrelationskoeffizient = 0,33<br />
R 2 = 0,11<br />
0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1 0,12 0,14 0,16<br />
TKM in g<br />
Abb. 4: Zusammenhang zwischen Keimfähigkeit und Tausendkornmasse der<br />
Einzelpflanzennachkomenschaften der untersuchten Sorten ´Britta´, ´Esprit´,<br />
´Lato´ und ´W7494´<br />
b<br />
b<br />
565
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Die höchste LF wies die Sorte ´Lato´ mit 94 % LF auf, die niedrigste LF zeigte die Sorte<br />
´Britta´ mit 56 % LF. Eine Korrelation war nur zwischen LF und KF gegeben, nicht jedoch<br />
zwischen LF und TKM (Abb. 5).<br />
Lebensfähigkeit in %<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Korrelationskoeffizient = 0,74 bei α = 5%<br />
R 2 = 0,54<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Keimfähigkeit in %<br />
Abb. 5: Abhängigkeiten zwischen Lebensfähigkeit und Keimfähigkeit der<br />
Einzelpflanzennachkommenschaften der untersuchten Sorten ´Britta´,<br />
´Esprit´, ´Lato´ und ´W7494´<br />
Bei den flowzytometrischen Untersuchungen an Samen wurden die Merkmale Ploidie,<br />
Fortpflanzungsart, Gewebeausbildung und Polyembryonie bestimmt. Als Vergleich diente<br />
die Sorte ´Jori´ mit einer definierten Embryo-Endosperm-Relation. Als Ergebnis konnten<br />
die Sorten ´Britta´ und ´Esprit´ als sexuelle Sorten klassifiziert werden, ´Lato´ stellte sich<br />
als fakultativ sexuelle Sorte und ´W7494´ als obligat sexuelle Sorte dar. Die<br />
Untersuchungen der Durchflusszytometrie am Blattmaterial der Sorten bestätigten die<br />
Ergebnisse an den Samen. Die Hypothese “Genomerhöhung bzw. –verringerung<br />
beeinflusst innerzelluläre Vorgänge und damit die KF negativ“ war statistisch nicht haltbar<br />
(Abb. 6).<br />
566
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Ploidiegrad<br />
2,4<br />
2,2<br />
2<br />
1,8<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1<br />
R 2 = 0,33<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Keimfähigkeit in %<br />
Abb. 6: Zusammenhang zwischen Ploidiegrad und Keimfähigkeit bei den untersuchten<br />
Einzelpflanzennachkommenschaften<br />
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bei den Sorten ´Britta´, ´Esprit´, ´Lato´<br />
und ´W7494´ mit den verwendeten Methoden keine sortenbedingten bzw. genetisch<br />
erklärbaren Faktoren für mangelnde Keimfähigkeit nachgewiesen werden konnten.<br />
Ausblick<br />
Eine Hybridisierung ist künftig mittels FCSS erkennbar. Hierzu reicht die<br />
Ploidiebestimmung aus. Die Ploidiebestimmung ist in ihren Ergebnissen sicherer und<br />
schneller als die phänologische Bestimmung. Dies gilt jedoch nur unter der<br />
Voraussetzung, dass sich die “Eltern“ in ihrer Ploidie unterscheiden. Bei gleicher Ploidie<br />
lassen sich zumindest Nicht-Hybriden erkennen.<br />
Auch obligat sexuelle bzw. apomiktische F1-Pflanzen sind mittels FCSS selektierbar. Dies<br />
führt über weitere Kreuzungsschritte direkt zu neuen Sorten in denen Heterosiseffekte<br />
fixiert werden können, was letztendlich zu homogenen Populationen führt.<br />
567
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Einfluss chemischer Beizmittel auf die Keimfähigkeit von mechanisch<br />
geschädigtem Getreidesaatgut<br />
Müller, Günter (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />
Einleitung:<br />
Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass chemische Beizmittel die Keimfähigkeit<br />
nicht nur verbessern, sondern gelegentlich auch phytotoxische Nebenwirkungen entfalten<br />
können (Jahn 1991, Müller 1995, 1996, 1998, 2006). Dabei war immer wieder<br />
festzustellen, dass insbesondere die Formulierung der Beizen für die Nebenwirkung<br />
verantwortlich ist. Beizmittel werden entweder als lösungsmittelhaltige Feuchtbeizen oder<br />
als wasserlösliches Suspensionskonzentrat angeboten.<br />
Der Nutzen chemischer Beizmittel, in der richtigen Aufwandmenge dosiert, für den<br />
Feldaufgang und die frühe Entwicklung der Bestände steht außer Frage, da sie Keimlinge<br />
vor den meisten Krankheitserregern schützen. Durch die Beseitigung oder Unterdrückung<br />
der samenbürtigen Krankheitserreger ist bei erkrankten Partien meistens eine deutliche<br />
Verbesserung der Keimfähigkeit zu erreichen.<br />
Liegen hingegen Belastungen anderer Art, wie z. B. Auswuchs, thermische Schäden<br />
infolge von Trocknung oder Selbsterwärmung sowie mechanische Beschädigungen vor,<br />
so ist damit zu rechnen, dass jeder weitere Stress dazu führt, dass die Keimfähigkeit<br />
zurückgeht. Für den Praktiker als auch für den mit der amtlichen Anerkennung betrauten<br />
Personenkreis ist es wichtig zu wissen, ob und in welchem Umfang die angebotenen<br />
Beizmittel die Keimfähigkeit beeinflussen, um im Bedarfsfall bei vorgeschädigten Partien<br />
Mittel mit geringer phytotoxischer Nebenwirkung auszuwählen.<br />
Material und Methoden:<br />
In einem ersten Versuch wählten wir offensichtlich mechanisch geschädigte<br />
Saatgutpartien aus dem amtlichen Anerkennungsverfahren aus, beizten diese mit<br />
zugelassenen Mitteln in der vom Bundesamt für Verbraucherschutz und<br />
Lebensmittelsicherheit vorgeschriebenen Aufwandmenge und bestimmten die<br />
Keimfähigkeit. Zur Verfügung standen drei Sorten Sommergerste und eine Sorte<br />
Wintergerste jeweils eines Produzenten. Die Ergebnisse sind somit als unabhängige<br />
Wiederholungen zu werten. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, die Mittelwerte einfach<br />
varianzanalytisch auf Unterschiede zu prüfen und im Fall von Signifikanz die Behandlung<br />
mit der unbehandelten Variante zu vergleichen (multipler Mittelwertsvergleich nach<br />
Dunnett).<br />
Im Jahr 2005 untersuchten wir die Sommergerstensorten Braemar mit 4,8 %, Carafe mit<br />
4,4 % und Barke mit 2,6 % keimverletzten Karyopsen.<br />
Im folgenden Jahr stand uns Wintergerste Cinderella mit 3,0 % keimverletzten Karyopsen<br />
zu Verfügung.<br />
Um den Zusammenhang von mechanischen Beschädigungen und chemischer Beizung<br />
noch eingehender untersuchen zu können, initiierten wir einen Modellversuch mit den<br />
Winterformen von Weizen, Gerste, Roggen und Triticale. Dazu wurden jeweils zwei<br />
Saatgutproben einer Fruchtart mittels eines Einzelährendreschers in unterschiedlichem<br />
Umfang mechanisch geschädigt (Beschädigungsstufen 1 bis 4) , chemisch gebeizt und die<br />
Keimfähigkeit bestimmt. Der Einzelährendrescher besteht aus einem kleinen Dreschwerk<br />
und einer Absaugeinrichtung. Die unterschiedlichen mechanischen Beschädigungen<br />
lassen sich durch die Höhe der Dreschtrommelumgangsgeschwindigkeit oder der<br />
568
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Verweildauer des Druschgutes im Dreschwerk setzen. Es war beabsichtigt, zwei Sorten<br />
mit unterschiedlichen Ausgangsqualitäten mechanisch zu schädigen. Die Keimfähigkeit<br />
bestimmten wir nach den ISTA Vorschriften in Filterpapierrollen bei 20°C (ISTA 2006).<br />
Die Mittelwerte wurden varianzanalytisch als zweifaktorielle Anlage ohne<br />
Messwertwiederholung verrechnet. Bei signifikanten Unterschieden war dann der multiple<br />
Mittelwertsvergleich nach Dunnett anwendbar.<br />
Ergebnisse und Diskussion:<br />
Die Ergebnisse des ersten Versuches (Tabelle 1) zeigten, dass das ungebeizte Saatgut<br />
aller vier Sorten infolge mechanischer Beschädigungen unbefriedigend keimte. Damit<br />
waren die für die amtliche Anerkennung erforderlichen 92 % Keimfähigkeit nicht mehr zu<br />
erreichen (Rutz 2006). Die Saatgutpartien enthielten 2,6 % bis zu 4,8 % mechanisch<br />
geschädigte Karyopsen, die bei der Beschaffenheitsprüfung mit bloßem Auge zu erkennen<br />
waren. Dieser relativ hohe Anteil visuell sichtbarer Beschädigungen verbunden mit<br />
feinsten Haarrissen beeinträchtigte die Saatgutqualität merklich. Das Saatgut war somit für<br />
unsere Untersuchungen mit unterschiedlichen Beizmitteln bestens geeignet. Bei allen<br />
verwendeten Sorten führte die Flüssigbeize Abavit UF zu einem starken Rückgang der<br />
Keimfähigkeit um 2 bis 10 %. Dabei waren die Mittelwertsdifferenzen bei den Sorten<br />
Braemar und Carafe zwar sichtbar, statistisch jedoch nicht gesichert. Somit wirkte von den<br />
vier verwendeten Beizmitteln Abavit UF am stärksten phytotoxisch. Verglichen mit den<br />
ungebeizten Varianten ging im Mittel die Keimfähigkeit um 6 % zurück. Zardex G und<br />
Rubin waren als Beizmittel für mechanisch vorgeschädigte Saatgutproben wesentlich<br />
verträglicher, so dass die Keimfähigkeit durch die Beizung nur um jeweils 2 % zurückging.<br />
Lediglich die mit Solitär gebeizten Proben keimten im Mittel ähnlich hoch wie die<br />
ungebeizten Varianten.<br />
Tabelle 1: Keimfähigkeit von Gerste aus der amtlichen Anerkennung 2005 und 2006<br />
Beizmittel<br />
Keimfähigkeit (%)<br />
Braemar Carafe Barke Cinderella Mittel<br />
n=3 n=4 n=7 n=5 -<br />
ungebeizt 84 74 82 86 82<br />
Abavit UF 82 70 74 76 76<br />
Zardex G 84 72 80 83 80<br />
Rubin 85 71 82 84 81<br />
Solitär 84 75 83 87 82<br />
GD Dunnett α=5 % ns ns 4 6 -<br />
In Modellversuchen stuften wir die mechanischen Beanspruchungen der Getreideproben<br />
durch unterschiedliche Verweildauer im Dreschwerk und veränderten<br />
Dreschtrommelumfangsgeschwindigkeiten ab. Die Ergebnisse verdeutlichten, dass mit<br />
zunehmenden mechanischen Beschädigungen (Tabelle 2, Beschädigungsstufe 1 bis 4)<br />
die Proben statistisch gesichert schlechter keimten. Dabei zeigten sich auch deutliche<br />
Unterschiede in der Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Beanspruchungen<br />
zwischen den vier Fruchtarten. Die Empfindlichkeit nahm in der Reihenfolge Gerste,<br />
Weizen, Triticale, Roggen merklich zu. Bekanntlich sind Gerstekaryopsen durch die<br />
569
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
schützende Spelze besonders widerstandsfähig und Roggenkaryopsen durch den<br />
erhaben liegenden Embryo besonders empfindlich gegenüber mechanischen<br />
Beanspruchungen. Eine leichte mechanische Belastung (Tabelle 2, Stufe 1)<br />
beeinträchtigte die Gerste beider Sorten nicht negativ, sondern führte im Gegenteil zu<br />
einem schwachen, statistisch nicht gesicherten Anstieg der Keimfähigkeit.<br />
Tabelle 2: Einfluss mechanischer Beschädigungen auf die Keimfähigkeit von<br />
Getreidesaatgut (Modellversuch)<br />
Beschädigungsstufe<br />
Keimfähigkeit (%)<br />
Gerste Weizen Roggen Triticale<br />
Lomerit Naomie Bussard Cubus Treviso Fernando Talentro Benetto<br />
0 83 94 96 88 88 78 92 92<br />
1 84 95 93 82 80 66 90 88<br />
2 81 93 90 75 78 61 86 77<br />
3 81 91 86 72 66 32 82 65<br />
4 77 91 86 69 48 13 66 41<br />
GD Dunnett<br />
α=5 %<br />
6 4 3 4 6 6 4 8<br />
Nicht jedes Beizmittel ist gleichermaßen für alle Getreidearten zugelassen. So ist Abavit<br />
UF nicht für Triticale und Arena C nicht für Gerste geeignet. Zardex G und Solitär<br />
hingegen dürfen als reine Gerstenbeizmittel nicht für andere Getreidearten verwendet<br />
werden. Wie Tabelle 3 zu entnehmen ist, beeinträchtigten die verwendeten Beizmittel die<br />
Keimfähigkeit der vorgeschädigten Saatgutproben meistens negativ. Allerdings war die<br />
Wirkung der einzelnen Beizmittel recht unterschiedlich. So fiel die Keimfähigkeit bei<br />
Verwendung von Abavit UF im Vergleich zur ungebeizten Variante besonders stark ab.<br />
Dabei spielte es offensichtlich keine Rolle, ob es sich um die qualitativ bessere oder<br />
schlechtere Ausgangsware gehandelt hat (Vergleich der Sorten). Verglichen mit den<br />
ungebeizten Proben sind für Abavit UF in allen Fällen die Mittelwertsdifferenzen<br />
signifikant. Auch die mit Rubin behandelten Proben keimten in einigen Fällen auffallend<br />
schlecht. Dies betraf Winterweizen der Sorte Cubus sowie die beiden verwendeten<br />
Roggensorten Treviso und Fernando.<br />
Abweichend von den Ergebnissen bei Gerste, Weizen und Roggen verursachten die für<br />
Triticale zugelassenen Beizmittel keinen oder einen geringen, statistisch nicht gesicherten<br />
Abfall in der Keimfähigkeit.<br />
Tabelle 3: Einfluss chemischer Beizmittel auf die Keimfähigkeit von mechanisch<br />
geschädigtem Getreidesaatgut (Modellversuch)<br />
Beizmittel<br />
Keimfähigkeit (%)<br />
Gerste Weizen Roggen Triticale<br />
Lomerit Naomie Bussard Cubus Treviso Fernando Talentro Benetto<br />
ungebeizt 85 95 93 82 80 55 84 73<br />
Abavit UF 75 86 82 73 68 47 - -<br />
570
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Landor CT - - - - - - 83 74<br />
Arena C - - 93 79 73 53 83 74<br />
Zardex G 80 93 - - - - - -<br />
Rubin 80 95 91 77 68 46 81 69<br />
Solitär 84 96 - - - -<br />
Legat - - 92 75 - -<br />
GD Dunett<br />
α=5 %<br />
6 3 3 4 5 5 ns ns<br />
In Tabelle 4 ist der mittlere Keimfähigkeitsrückgang der beiden Sorten dargestellt. Bei<br />
Verwendung von Abavit UF keimten die mechanisch geschädigten Varianten im Mittel 10<br />
% schlechter als die ungeschädigte Ausgangsware. Wurde der Roggen mit Rubin gebeizt,<br />
so ging die Keimfähigkeit des Saatgutes sogar im Mittel um 11 % zurück. Da beide<br />
Roggensorten gleichermaßen betroffen waren, ist dieser negative Beizeffekt durch das<br />
Rubin als recht sicher einzustufen.<br />
Die anderen Beizmittel bewirkten, dass sich die Keimfähigkeit von Gerste, Weizen,<br />
Roggen und Triticale um bis zu 4 % verringerte. Ein positiver Beizeffekt, der bei pilzlich<br />
erkranktem Saatgut fast immer zu erwarten ist, trat nicht ein.<br />
Auch bei der Anwendung der lösungsmittelhaltigen Feuchtbeize Zardex G zu Gerste<br />
verringerte sich die Keimfähigkeit um 4 %, ein Beweis dafür, dass Feuchtbeizen auf Grund<br />
ihres Lösungsmittels nicht generell als besonders phytotoxisch einzustufen sind.<br />
Tabelle 4: Verminderung der Keimfähigkeit durch chemische Beizung (Modellversuch-<br />
Vergleich mit der ungebeizten Variante)<br />
Keimfähigkeitsverlust<br />
Beizmittel<br />
(%)<br />
Gerste Weizen Roggen Triticale<br />
Abavit UF -10 -10 -10<br />
Landor CT 0<br />
Arena C -2 -5 0<br />
Zardex G -4<br />
Rubin -4 -4 -11 -4<br />
Solitär 0<br />
Legat -4<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass chemische Beizmittel die Keimfähigkeit von mechanisch<br />
geschädigtem Saatgut sehr häufig negativ beeinflussen, wobei zum Teil große<br />
Unterschiede zwischen den Beizmitteln existieren. Diese Erkenntnis ist von Bedeutung für<br />
die amtliche Anerkennung von Saatgutpartien, die verursacht durch mechanische<br />
Beschädigungen im ungebeizten Zustand die vorgeschrieben Keimfähigkeitsnorm nach<br />
Saatgutverordnung gerade noch so erreichen. In diesen Fällen ist damit zu rechnen, dass<br />
die in den Verkehr gebrachte chemisch gebeizte Ware durch die zusätzliche phytotoxische<br />
571
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Wirkung der Beizmittel mit einem Wert unter der Norm keimen wird . Um diese Gefahr zu<br />
verringern und den negativen Effekt auf die Keimfähigkeit nicht zu hoch ausfallen zu<br />
lassen sollte mechanisch geschädigte Ware nicht mit der Feuchtbeize Abavit UF und im<br />
Fall von Roggen auch nicht mit dem Suspensionskonzentrat Rubin gebeizt werden. Je<br />
nach Fruchtart und Zulassung durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und<br />
Lebensmittelsicherheit sollten in diesen Fällen Beizmittel mit einer geringen phytotoxische<br />
Nebenwirkung ausgewählt werden.<br />
Schlussfolgerungen:<br />
1. Mechanisch geschädigtes Saatgut von Getreide ist abhängig von Art und Umfang der<br />
Beschädigung in der Keimfähigkeit beeinträchtigt.<br />
2. Bei Anwendung chemischer Beizmittel ist, hervorgerufen durch eine Verstärkung der<br />
Stresssituation, mit einer merklichen Abnahme der Keimfähigkeit zu rechnen. Dieser<br />
Rückgang belief sich auf bis zu 5 % bei Anwendung von Landor CT, Arena C, Zardex<br />
G, Rubin (außer bei Roggen) und Legat. Das nur für Gerste zulässige Solitär<br />
beeinträchtigte in den Versuchen die Keimfähigkeit nicht.<br />
3. Die Feuchtbeize Abavit UF hingegen erwies sich als stark phytotoxisch gegenüber<br />
mechanisch geschädigtem Getreidesaatgut. Die Keimfähigkeit verringerte sich um 10<br />
%, wenn dieses Beizmittel verwendet wurde. Bei Roggen verursachte Rubin einen<br />
ähnlich starken Rückgang.<br />
4. Aus den oben genannten Gründen sollte mechanisch geschädigtes Getreidesaatgut<br />
nicht mit Abavit UF und lediglich Roggen nicht mit Rubin gebeizt werden.<br />
5. Bei der amtlichen Anerkennung von Getreidesaatgut ist zu berücksichtigen, dass durch<br />
die Anwendung chemischer Beizmittel die ungebeizt auf Beschaffenheit geprüften<br />
Saatgutpartien in bestimmten Fällen auch schlechter keimen können.<br />
Literatur:<br />
ISTA (2006): International Rules for Seed Testing.<br />
Jahn, P. E.(1991): Untersuchungen zur Beurteilung der Beizqualität bei Getreidesaatgut.<br />
Dissertation. Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz der Georg- August<br />
Universität Göttingen on 1991<br />
Müller, G. (1995): Einfluss der Beizintensität auf die Keimfähigkeit und das<br />
Keimpflanzenwachstum von Winterweizen. 107. VDLUFA-Kongress in Garmisch-<br />
Partenkirchen, Kurzfassung der Vorträge, 237.<br />
Müller, G. (1996): Untersuchungen zum Einfluss chemischer Beizmittel auf die<br />
Keimfähigkeit und das Keimpflanzenwachstum von Winterroggen. 108. VDLUFA-Kongress<br />
in Trier, Kurzfassung der Vorträge, 27.<br />
Müller, G. (1998): Einfluss chemischer Beizmittel auf die Keimfähigkeit und das<br />
Keimpflanzenwachstum von Sommergerste. 110. VDLUFA-Kongress in Gießen,<br />
Kurzfassung der Vorträge, 186.<br />
Müller, G. (2006): Untersuchungen zum Einfluss chemischer Beizmittel auf die<br />
Keimfähigkeit von auswuchsgeschädigtem Weizensaatgut. Thüringer Landesanstalt für<br />
Landwirtschaft, Untersuchungsbericht 2004/2005, Schriftenreihe Heft 11/2006.<br />
Rutz, H.W. (2006): Sorten- und Saatgutrecht. 11 Auflage. AgriMedia-Verlag.<br />
572
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Steinbrand (Tilletia caries) bei Weizen – Neueste Ergebnisse aus einem<br />
Praxisversuch<br />
Voit, Benno (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft); Killermann, Berta:<br />
Der Steinbrand bei Weizen (Tilletia caries) war bis zur Einführung der Saatgutbeizung vor<br />
knapp 100 Jahren eine der gefährlichsten Krankheiten, da das Erntegut weder als Saat-<br />
noch als Konsumware verwertet werden konnte. Seitdem Saatgut gebeizt wird, trat<br />
Steinbrand nicht mehr in nennenswertem Umfang auf. In den letzten Jahren haben die<br />
Meldungen über Steinbrandbefall wieder zugenommen. Der Befall ist in der<br />
konventionellen Landwirtschaft als auch im Ökologischen Landbau festzustellen.<br />
Besonders stark war der Befall im Erntejahr 2004. Die Hauptursache für das<br />
Wiederauftreten des Steinbrandes ist die fehlende Beizung. In der Literatur ist zu finden,<br />
dass der Befall mit Steinbrand nur vom Saatgut ausgeht. Der Befall vom Boden kann<br />
vernachlässigt werden. Ob das wirklich zutrifft wurde in einem Feldversuch überprüft. Zu<br />
dem Zweck wurde auf einem mit Steinbrand verseuchten Feld steinbrandfreies und<br />
befallenes Saatgut ungebeizt und gebeizt ausgesät und das Erntegut untersucht.<br />
Schäden durch Steinbrandbefall<br />
Wenn Weizen vom Steinbrand befallen ist, führt dies zu erheblichen Qualitätsverlusten.<br />
Der Weizen riecht nach Fisch-Heringslake. Mit Brandbutten besetzter Weizen liefert<br />
graues und stinkendes Mehl. Die Brandsporen enthalten den Giftstoff Trimethylamin womit<br />
das Mehl ungenießbar ist. Die Verfütterung von steinbrandbefallenen Weizen ist im<br />
begrenzten Umfang möglich. Häufig bleibt für befallenen Weizen nur noch der Weg in die<br />
Biogasanlage bzw. thermische Verwertung.<br />
Biologie des Steinbrandes<br />
Beim Dreschen werden die Brandbutten zerschlagen. Die freiwerdenden Sporen haften an<br />
den Körnern vornehmlich am Bart an. Nach der Aussaat des Weizens beginnen die<br />
Sporen zu keimen und dringen in den Keimling ein. Zusammen mit der Ährenanlage<br />
wächst der Pilz hoch. Nach dem Ährenschieben wachsen in den Samenanlagen anstelle<br />
der Körner Sporen, die von einem festen Häutchen umgeben sind, sogenannte<br />
Brandbutten.<br />
Feldversuch und Laboruntersuchungen<br />
Aus der Praxis liegen Meldungen vor, dass gesundes Saatgut ausgesät wurde und das<br />
Erntegut einen Befall von 100 Brandsporen/Korn und mehr aufwies. Damit stellte sich uns<br />
die Frage, ob vom Boden wirklich kein Befall ausgeht? Zu diesem Zweck wurde ein<br />
Feldversuch durchgeführt (einjährig, ein Ort, 4 Wiederholungen, 10 m² Parzellen). Auf dem<br />
Schlag stand stark mit steinbrandbefallener Weizen als Vorfrucht. Das Stroh wurde<br />
gehäckselt und verblieb auf dem Feld. Damit war genügend Infektionsmaterial im Boden,<br />
die Sporendichte wurde nicht ermittelt. Zur Saatbettbereitung wurde auf den Pflug bewusst<br />
verzichtet um die Brandsporen nicht zu vergraben. Anstelle dafür wurde tief gegrubbert.<br />
Ausgesät wurde steinbrandfreies und befallenes Saatgut. Alle Varianten wurden ungebeizt<br />
und gebeizt ausgesät. Als Beizmittel wurden die gegen Steinbrand wirksamen Präparate<br />
Celest, Jockey, Arena C und Landor CT verwendet.<br />
Die Parzellen wurden geerntet und das Erntegut untersucht. Es wurde darauf geachtet,<br />
dass während der Ernte keine Verschleppung der Sporen von Parzelle zu Parzelle<br />
stattfand. Die Brandsporenuntersuchungen wurden nach den Internationalen Vorschriften<br />
für Saatgut (ISTA, International Seed Testing Association) durchgeführt.<br />
Ergebnisse<br />
573
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Bei der Variante steinbrandfreies Saatgut und ungebeizte Aussaat wurden mehr als<br />
19.000 Sporen/Korn ermittelt (Abb. 1). Bei den gebeizten Varianten und nicht befallenem<br />
Saatgut wurden zwischen 2000 - 4000 Sporen/Korn festgestellt. Damit hat sich gezeigt,<br />
dass der Steinbrandbefall auch vom Boden ausgehen kann und kein Beizmittel in der<br />
Lage war den Befall zu verhindern.<br />
Beim steinbrandbefallenen Saatgut war in allen Kombinationen der Befall im Erntegut<br />
noch höher als beim steinbrandfreien Saatgut. In der ungebeizten Variante wurden mehr<br />
als 25.000 Sporen/Korn festgestellt. Bei den gebeizten Varianten lag der Befall zwischen<br />
2000 und 6500 Sporen/Korn. Der Befall mit Zwergsteinbrand (Tilletia controversa) konnte<br />
durch die Laboruntersuchungen ausgeschlossen werden.<br />
nicht befallenes Saatgut befallenes Saatgut<br />
Behandlung Sporen/Korn<br />
Behandlung<br />
Sporen/Korn<br />
ungebeizt > 19000 ungebeizt > 25000<br />
Celest > 2000 Celest > 6500<br />
Jockey > 4000 Jockey > 3000<br />
Arena C > 2000 Arena C > 2000<br />
Landor CT > 2500 Landor CT > 5000<br />
Abb. 1: Ergebnisse Feldversuch Weizensteinbrand 2004/2005<br />
Maßnahmen zur Reduzierung bzw. Verhinderung des Steinbrandbefalles.<br />
In der konventionellen Landwirtschaft ist die wichtigste Maßnahme die Verwendung von<br />
zertifiziertem und gebeiztem Saatgut. Im Zuge der Kosteneinsparung ist ein Teil der<br />
Landwirte der Meinung sich die Kosten für anerkanntes und gebeiztes Saatgut sparen zu<br />
können. Wie die Praxis zeigt geht das ein paar Jahre gut bis sich die saatgutbürtigen<br />
Krankheiten wie z.B. Steinbrand soweit hochgeschaukelt haben, dass sie wieder zum<br />
Problem werden.<br />
Auch im Ökologischen Landbau steht Zertifiziertes Saatgut an erster Stelle der<br />
Maßnahmen. Da im Ökologischen Landbau die chemische Beizung verboten ist und die<br />
alternativ zugelassenen Mittel schwierig in der Anwendung sind, muß das Saatgut<br />
zusätzlich auf Befall mit Steinbrand untersucht werden. Bei einem Befall bis zu 20<br />
Sporen/Korn kann die Ware als Saatgut verwendet werden. Liegt der Befall höher geben<br />
die Öko-Verbände diese Ware als Saatgut in Bayern nicht frei.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Steinbrandbefall nicht nur vom Saatgut sondern<br />
auch vom Boden ausgehen kann. Selbst die Beizung kann einen Befall vom Boden aus<br />
nicht verhindern, wie es sich im Versuch gezeigt hat. Durch die Beizung lässt sich der<br />
Befall aber deutlich reduzieren. Damit der Steinbrandbefall beim Weizen wieder rückläufig<br />
wird müssen die Landwirte wieder mehr auf den Saatgutwechsel achten. Zertifiziertes<br />
Saatgut darf nicht nur als Kostenfaktor betrachtet werden sondern leistet auch einen<br />
wesentlichen Beitrag für gesunde Ernten, die je nach Anbauzweck als Saat- oder<br />
Konsumware verwertet werden können.<br />
574
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Entwicklung von immunochemischen und PCR Methoden zum qualitativen<br />
Nachweis von Tilletia Arten in Ökosaatgut<br />
Kellerer, Thomas (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft); Killermann, Berta:<br />
Abstract<br />
Ein schneller und sensitiver Nachweis von Brandpilzen bringt bei Weizen in der<br />
Saatgutuntersuchung und in der Züchtung, insbesondere von Öko Saatgut große Vorteile<br />
und ist bei Quarantänebestimmungen ein entscheidender Faktor für den Import und<br />
Export. Das Ziel dieser Arbeit ist es molekulare und immunochemische Methoden zu<br />
entwickeln, um den Nachweis bzw. die Unterscheidung der Brandpilze zu gewährleisten.<br />
Erste Ergebnisse zeigen, dass die drei Tilletia Arten T. caries, T. controversa und T. indica<br />
nicht nur nachgewiesen, sondern auch innerhalb von 3h mittels PCR voneinander<br />
unterschieden werden können. Ein immunochemischer Nachweis mittels Western Blot<br />
innerhalb von 5h ist für T. caries bereits möglich. Die hergestellten spezifischen<br />
Primerpaare für die drei Tilletia Arten weisen keine Wechselwirkungen für die jeweils<br />
andere Art auf, auch nicht mit anderen Pilzen wie Fusarien sowie der Wirtspflanze. Im<br />
Western Blot konnte eine spezifische Reaktion in Form einer einzelnen Bande beobachtet<br />
werden, unter Verwendung eines polyklonalen Antikörperserums gegen den<br />
Gesamtproteinextrakt aus T. caries Sporen. Zusätzlich fanden sich keine<br />
Wechselwirkungen mit dem Gesamtproteinextrakt aus T. controversa Sporen. Weitere<br />
Methoden für den spezifischen Nachweis von T. controversa und T. indica durch Western<br />
Blot und ELISA Analyse sind in der Entwicklung. Des weiteren läuft derzeit die<br />
Validierungs- und Optimierungsphase für die drei PCR Primer.<br />
Key words: Samenbürtige Pilze, Tilletia Arten, Western Blot, PCR, polyklonale Antikörper<br />
Einleitung<br />
Weizen ist weltweit eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Die Bestände werden oft<br />
durch Krankheiten wie Roste, Brände oder weitere Pilze befallen, was mit einer<br />
schlechteren Qualität und einem geringeren Ertrag einhergeht. Unter den samenbürtigen<br />
Brandkrankheiten spielen die Tilletia Arten die größte Rolle sowohl in Europa wie auch in<br />
der restlichen Welt. Besonders T. indica (bisher in Europa noch nicht aufgetreten) stellt<br />
hohe Anforderungen an Quarantänemaßnahmen, was adäquate Nachweismethoden für<br />
diesen gefährlichen Pilz zwingend notwendig macht.<br />
In dem Forschungsprojekt werden zwei Methoden entwickelt, um die wichtigsten und<br />
gefährlichsten Tilletia Arten – Steinbrand (T. caries), Zwergsteinbrand (T. controversa) und<br />
den Quarantäneschädling Indischer Steinbrand (T. indica) - nicht nur nachzuweisen,<br />
sondern auch voneinander zu unterscheiden.<br />
Für die Detektion einzigartiger Sequenzen im Genom bzw. Proteom dieser Pathogene<br />
wurden spezifische Primer für die PCR bzw. entsprechende polyklonale Antikörper für<br />
Western Blot Methoden entwickelt. In beiden Fällen wurde das HSP60 Gen verwendet,<br />
welches diese einzigartigen Bereiche bietet. Das HSP60 Gen codiert für ein Chaperon<br />
Protein und kommt ubiquitär in allen hier verwendeten Pilzen vor. Zusätzlich bietet dieses<br />
Gen eine Variabilität, die groß genug ist, um die einzelnen Tilletia Arten voneinander zu<br />
unterscheiden.<br />
575
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Material and Methoden<br />
Erhalt von Tilletia-infizierten Ähren<br />
T. Raabe, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising (T. controversa);<br />
H. Spiess, Institut für Biologisch-Dynamische Forschung, Darmstadt (T. caries).<br />
Die Sporen wurden mit mehreren Sieben mit reduzierenden Durchmessern gereinigt<br />
(Großansatz) oder aus Brandbutten per Hand isoliert (Kleinansatz).<br />
Isolation von DNA<br />
Sporen DNA wurde mit dem Qiagen Plant Isolation Kit isoliert, wobei ein zusätzlicher<br />
Zerkleinerungsschritt mit Glasperlen vorgeschaltet wurde, da die Sporenwand sehr dick ist<br />
(Gang und Weber, 1995).<br />
Alternative Methode zur Isolation von DNA<br />
Die Isolation wurde mittels Mikrowelle von angefeuchteten Sporen für 5 min. durchgeführt.<br />
Die DNA wurde mit TE Puffer (10 mM Tris, 1 mM EDTA, pH 7,6) gelöst. Nach einem<br />
Zentrifugationsschritt konnte der Überstand für die weiteren Analysen verwendet werden<br />
(Ferreira et al. 1996).<br />
PCR Bedingungen<br />
Annealing Temperatur: 50°C<br />
Elongation Temperatur: 72 °C<br />
Anzahl Zyklen: 70<br />
Proteinextraktion<br />
Sporen und Glasperlen (1 : 1) wurden in Extraktionspuffer (6 M Harnstoff, 2 M<br />
Thioharnstoff, 4% CHAPS, 65 mM DTT, pH 8,0) gevortext und anschließend dreimal bei<br />
50°C für 1 min. im Ultraschallbad behandelt. Nach jeder Ultraschallbehandlung wurde die<br />
Suspension für 3 min. eingefroren. Nach einem Zentrifugationsschritt konnte der<br />
Überstand für die weiteren Analysen verwendet werden (Sulc et al. 2005, van Etten et al.<br />
1978).<br />
Herstellung der Antikörper<br />
Die Antikörper wurden nach Standardprotokoll von Dr. F. Rabenstein (Bundesanstalt für<br />
Züchtungsforschung an Kulturpflanzen, Institut für Resistenzforschung und<br />
Pathogendiagnostik, Aschersleben) hergestellt.<br />
Western Blot Bedingungen<br />
Für die Western Blots wurde ein Standardprotokoll verwendet (1h blotten, 50 mA pro Gel).<br />
Der erste Antikörper wurde 1h in PBS 0,1% TWEEN (1 : 5000 Verdünnung) inkubiert. Der<br />
Nachweis fand mit einem alkalischen Phosphatase (AP) konjugierten α-Rabbit<br />
Zweitantikörper (1 : 2000 Verdünnung) in PBS 0,1% TWEEN statt.<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
PCR Methode<br />
Zuerst musste die Tilletia caries HSP60 Sequenz bestimmt werden, die als einzige von<br />
den Tilletia Sequenzen nicht in der ncbi Sequenzdatenbank (www.ncbi.nih.gov)<br />
veröffentlicht war. Unter der Annahme, dass durch die große Homologie zwischen den<br />
576
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
beiden Sequenzen von T. caries und T. controversa eine PCR möglich sein könnte, wurde<br />
durch Verwendung von Tilletia controversa Primern unter wenig stringenten Bedingungen<br />
eine PCR gefahren und das Produkt anschließend sequenziert. Die erhaltene Sequenz<br />
konnte mit den Datenbanksequenzen von T. controversa und T. indica verglichen und<br />
entsprechende Unterschiede herausgearbeitet werden. Auf diesem Weg wurden 3<br />
Primerpaare für die Differenzierung der drei Tilletia Arten hergestellt, wobei in einer PCR<br />
Fragmente einer Länge zwischen 155 und 162 bp entstehen sollen. Die Unterscheidung<br />
bezieht sich auf das Vorhandensein einer Bande auf einem 1,5 % Agarosegel mit<br />
entsprechender Länge bei richtiger Primer/Template Kombination (vgl. Abb. 1 a-c). Eine<br />
falsche Primer/Template Kombination resultiert in keiner Bande oder unspezifische PCR<br />
Produkte (vgl. Abb. 2 a-c). Alle drei Primerpaare wurden erfolgreich getestet und können<br />
unter weiterer Optimierung (Abb. 3) für eine Unterscheidung der drei Tilletia Arten<br />
verwendet werden.<br />
500 bp<br />
100 bp<br />
1 2 3 1 2 3 1 2 3 4<br />
a)<br />
b) c)<br />
b)<br />
500 bp<br />
100 bp<br />
500 bp<br />
100 bp<br />
Abb. 1 zeigt die PCR Produkte für a) der spezifischen Primer für T. caries auf DNA von T.<br />
caries (Spur 2) und T. controversa (Spur 3); b) der spezifischen Primer für T. controversa<br />
auf DNA von T. caries (Spur 2) und T. controversa (Spur 3) und c) der spezifischen Primer<br />
für T. indica auf DNA von T. indica (Spur 2), T. caries (Spur 3) und T. controversa (Spur<br />
4). Allein die jeweils entsprechende korrekte Primer/Template Kombination resultiert in der<br />
zu erwartenden 157 bp Bande (T. caries), 155 bp Bande (T. indica) und 162 bp Bande (T.<br />
controversa) auf dem Gel (Pfeile).<br />
500 bp<br />
100 bp<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
a) b) c)<br />
500 bp<br />
100 bp<br />
500 bp<br />
100 bp<br />
Abb. 2 zeigt die PCR Kontrollreaktionen bei anderen samenbürtigen Krankheitserregern<br />
mit Primern für a) T. caries; b) T. controversa; c) T. indica. Hier sind keine spezifischen<br />
~160 bp langen Banden sichtbar. Jeweils Spur 1: 100 bp Marker, Spuren 2-9: Fusarium<br />
poae (2), Fusarium graminearum (3), Fusarium culmorum (4), Microdochium nivale (5),<br />
Aspergillus fumingatus (6), Penicillium gladicola (7), Alternaria alternata (8), Cladosporium<br />
ER 21 (9).<br />
577
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
500 bp<br />
100 bp<br />
Abb. 3 zeigt die PCR Produkte aus vier Nordamerikanischen T. caries Rassen (Spuren 2-<br />
5) nachgewiesen durch die spezifischen T. caries Primer. Ein 100 bp Marker wurde als<br />
Referenz verwendet (Spur 1). Drei der vier Rassen zeigen die erwartete 157 bp Bande<br />
(Pfeile). In Spur 3 konnte nichts nachgewiesen werden. Ursachen hierfür können nicht<br />
optimal angepasste Primer oder ein Fehler in der PCR Reaktion sein, was weitere<br />
Versuche nötig macht.<br />
Western Blot Methode<br />
Polyklonale Antikörper wurden unter Verwendung von T. caries und T. controversa<br />
Sporensuspension als Antigen hergestellt. Die gereinigten Antikörper konnten für Western<br />
Blot Analysen in einer Verdünnung von 1 : 5000 verwendet werden. Der Nachweis erfolgte<br />
über einen an Alkalische Phosphatase gekoppelten Zweitantikörper aus Ziege (α-Rabbit<br />
IgG AP-conjugate) in einer 1 : 2000 Verdünnung (vgl. Abb. 4 a und b).<br />
70 kDa<br />
45 kDa<br />
25 kDa<br />
10 kDa<br />
1 2 3 4 5<br />
1 2 3 4 5<br />
a) b)<br />
Abb. 4a zeigt die SDS-PAGE des Gesamtproteinextrakts. Spuren 1 - 3: prestained<br />
molecular weight marker (1), T. caries (2) und T. controversa (3).<br />
Abb. 4b zeigt den dazugehörigen Western Blot mit dem polyklonalen Antikörper gegen T.<br />
caries Sporen nach SDS-PAGE. Dieser Antikörper erkennt ausschließlich sein<br />
entsprechendes Antigen (Spur 4; markiert mit einem Pfeil) und zeigt keine<br />
Kreuzreaktionen mit T. controversa (Spur 5).<br />
578
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Zusammenfassung<br />
Die entwickelten Methoden bieten die Möglichkeit Tilletia-Kontaminationen in weniger als<br />
3h mittels PCR nachzuweisen und die einzelnen Arten voneinander zu unterscheiden. Die<br />
spezifischen Primer für T. caries, T. controversa und T. indica zeigen keinerlei<br />
Wechselwirkungen bei Kreuztests untereinander oder bei Fremd-DNA Verunreinigungen,<br />
wie z.B. Fusarien. Um den Test hinsichtlich Rassenunterschiede robuster zu machen sind<br />
weitere Optimierungsschritte in der PCR notwendig. Desweiteren steht eine Western Blot<br />
Methode mit polyklonalen Antikörpern bereit, mit der T. caries binnen 5h immunochemisch<br />
nachgewiesen werden kann. Auch hier wird bei Verwendung von Gesamtproteinextrakt<br />
ausschließlich eine spezifische Bande ohne Kreuzreaktionen erkannt. Weitere spezifische<br />
polyklonale Seren konnten nicht erhalten werden. Monoklonale Antiseren auf der Basis<br />
synthetischer Peptide sind für alle 3 Tilletia Arten derzeit in der Entwicklung.<br />
Literatur<br />
a) b)<br />
van Etten, J. and Freer, S. (1978) Simple Procedure for Disruption of Fungal Spores.<br />
Applied and Environmental Microbiology, pp 622-623.<br />
Gang and Weber (1995) Preparation of Genomic DNA for RAPD Analysis from Thick-<br />
Walled Dormant Teliospores of Tilletia Species. BioTechniques, Vol. 19 No. 1, pp 92-96.<br />
Ferreira, A. and Glass, N. (1996) PCR from fungal spores after microwave treatment.<br />
http://www.fgsc.net/fgn43/ferreir.html<br />
Sulc, M., Ulrych, A., Jegorov, A., Zabka, M., Havlicek, V. (2005) Exploring fungal spore<br />
proteins by mass spectrometry.<br />
http://ms.biomed.cas.cz/downloads/Sulc_HUPO_05.pdf<br />
579
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Die Vorratsproteine von Saatmais. Ein Vergleich von Sorten über 20 Jahre<br />
Jonitz, Andrea (LUFA Augustenberg); Leist, Norbert:<br />
Einführung<br />
Mais ist eine der bedeutendsten Kulturpflanzen weltweit, deren Erfolg auf Hybridsorten<br />
und deren steter Verbesserung beruht. So erhöhte sich die Sortenzahl in Deutschland in<br />
den Jahren 1970 bis 2006 von gerade 40 auf 260. In Südbaden ging damit eine<br />
Ausdehnung der Flächen zur Erzeugung von Hybridmaissaatgut von knapp 1000 ha auf<br />
über 3300 ha einher.<br />
Die Produktion von Konsummais in Deutschland weist mit 400.000 ha Produktionsfläche<br />
zu Anfang der siebziger Jahre und 1,7 Mio ha heute eine noch größere Steigerung auf.<br />
Weltweit wird die Maisproduktion im Jahre 2006 über 700 Mio t erreichen. Dabei spiegelt<br />
die Sortenvielfalt die zunehmenden Möglichkeiten in der Verwendung von Maisprodukten<br />
wider.<br />
Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland mit einer bedeutenden Vermehrung von<br />
Hybridsaatmais. So werden an der LUFA Augustenberg traditionell vergleichsweise hohe<br />
Probenzahlen dieser Art untersucht. Während in den Jahren 1991 bis 1998 jährlich etwa<br />
4000 Maisproben waren, pendelten sich die Probenzahlen ab 2000 bei 2500 jährlich ein.<br />
Ein wesentlicher Untersuchungsparameter ist dabei die Hybridqualität. Hier ist die<br />
Charakterisierung von Saatgutpartien mittels Labormethoden anhand der Vorratsproteine<br />
(Albumine und Prolamine) aus der Maiskaryopse mittels der Isoelektrischen Fokussierung<br />
(IEF) möglich. Diese rasche und preisgünstige biochemische Methode wurde ab 1986 zur<br />
routinemäßigen Bestimmung der Sorten und der Hybridqualität eingesetzt. Ende der 80er<br />
Jahre wurden hiermit etwa 800 Maisproben jährlich untersucht. Ab 2000 betrugen die<br />
jährlichen Probenzahlen 500.<br />
Über die Jahre war in dem sich stetig erweiternden Sortenspektrum eine deutliche<br />
Veränderung der Proteinbandenmuster zu beobachten. Daher sollte mit dieser Arbeit ein<br />
Überblick über die Vorratsproteine ausgewählter Sorten und Linien, die von 1977 bis 2004<br />
zugelassen wurden, gegeben und deren Veränderungen über die Zeit beobachtet werden.<br />
Material und Methoden<br />
Als Methode wurde die Isoelektrische Fokussierung der Albumine und Prolamine gewählt.<br />
Untersucht wurden 63 Sorten und Erbkomponenten aus dem an der LUFA Augustenberg<br />
geprüften Maissortiment der Jahre 1977 bis 2004. Darunter fanden sich 35 Einfachhybriden,<br />
26 Dreiwegehybriden und 2 Doppelhybriden aus 15 Züchterhäusern.<br />
Die besonders im Endosperm enthalten Vorratsproteine sind in ihrer Zusammensetzung<br />
artspezifisch und in ihrer Ausprägung unabhängig von äußeren Einflüssen, weshalb sie als<br />
Marker für eine Sortenbestimmung geeignet sind.<br />
Die Verwendung unterschiedlicher Extraktionsmittel ermöglicht es die Proteine, entsprechend<br />
ihrer Löslichkeit in unterschiedliche Gruppen einzuteilen und gezielt zu untersuchen.<br />
So lösen sich im wässrigen Medium vornehmlich die Albumine, in alkoholischen Lösungen<br />
die Prolamine, in leicht sauren oder basischen Lösungen die Gluteline und in verdünnten<br />
Salzlösungen die Globuline.<br />
580
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Die IEF nutzt das Prinzip der Wanderung geladener Teilchen in einem elektrischen Feld<br />
und ermöglicht es amphoteren Proteinmolekülen sich im pH Gradienten des Elektrophoresegels<br />
genau an ihrem isoelektrischen Punkt anzusammeln.<br />
Für die vorliegenden Untersuchungen wurden Mehrkornmuster aus 10 Karyopsen erstellt<br />
und sodann die Albumine und die Prolamine zur Charakterisierung herangezogen. Neben<br />
den Sorten wurden die entsprechenden Elternlinien sowie ein pI-Marker und eine<br />
Referenz-Maissorte aufgetragen (Abbildung ), sodass es auch bei verschiedenen Gelen<br />
möglich ist, die einzelnen Proteine exakt zu identifizieren und zur Bildung von Sortengruppen<br />
heranzuziehen, wodurch es möglich ist, die Proteinbanden exakt zu identifizieren<br />
und zu klassifizieren.<br />
Mutter Vater Sorte pI Ref<br />
Abbildung 1. Gel mit je drei Albumin-Extrakten Mutterlinie, Vaterlinie, Sorte, pI- Marker und Referenzsorte<br />
Ergebnisse<br />
Beim Vergleich der Sorten wurde zum einen die Anzahl der Proteinbanden erfasst und<br />
zum anderen der zur Sortenbestimmung entscheidende pH-Bereich mit Hilfe der pI-Marker<br />
(Abbildung ) festgelegt. Dadurch konnte eine klare Typisierung des Untersuchungsmaterials<br />
getroffen werden.<br />
Wie in Abbildung zu erkennen, liegt der für eine Sortenbestimmung relevante Bereich bei<br />
den allermeisten Sorten zwischen pH Wert 7,35 und pH 8,45. Im stärker alkalischen- und<br />
besonders im mehr sauren Bereich des Gels finden sich zwar zahlreiche Banden, die<br />
jedoch bei den meisten Maissorten gleichermaßen auftreten und daher nicht zur Sortenbestimmung<br />
geeignet sind. Insgesamt wurden über alle Sorten zwischen 26 und 45<br />
Proteinbanden festgestellt. Alle 63 Sorten konnten anhand ihrer Prolamine und Albumine<br />
eindeutig voneinander unterschieden werden.<br />
581
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
pI = 7,35<br />
pI = 8,45<br />
Amyloglucosidase ( pI 3,50)<br />
Trypsin - Inhibitor ( pI 4,55)<br />
ß - Lactoglobin A ( pI 5,20)<br />
Carbonische Anhydrase B ( pI 5,85))<br />
Carbonische Anhydrase C ( pI 6,55)<br />
Myoglobin , sauer ( pI 6,85)<br />
Myoglobin , basisch ( pI 7,35)<br />
Lectin : saures Band ( pI 8,15)<br />
Lectin : mittleres Band ( pI 8,45))<br />
Lectin : basisches Band ( pI 8,65)<br />
Abbildung 2. pH Werte der Banden des pI<br />
Abbildung 3. Sortenunterscheidung mittels IEF im relevanten pH Bereich von pH 7,35 bis 8,45<br />
Gruppentypische Bandenmuster<br />
Aufgrund der vorliegenden Untersuchungen lässt sich feststellen, dass es Vorratsproteine<br />
gibt, deren Gene über viele Jahre hinweg unverändert erhalten blieben und durch ihre<br />
Dominanz ein typisches „Grundmuster“ in den daraus entstandenen Sorten bewirken, was<br />
die Bildung von Gruppen ermöglicht und eine nähere verwandtschaftliche Beziehung der<br />
Sorten anzeigt.<br />
Innerhalb der Gruppen finden sich sowohl gemeinsame Bandenmuster aber auch<br />
individuelle Proteinbanden, welche die Identifizierung der einzelnen Sorten ermöglichen.<br />
.<br />
582
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Abbildung 4. Beispiele von Gelen mit den Mustern der Albumine der sechzehn Gruppen (nur Gruppen mit<br />
mehr als einer Sorte)<br />
Alle Sorten konnten in 16 Gruppen mit 1 bis 11 Mitgliedern sortiert werden (Abbildung ).<br />
Abbildung 5. Gruppeneinteilung aufgrund spezifischer Proteinbandenmuster im Elektrophoresegel<br />
Dazu werden, wie in Abbildung 5 gezeigt, insgesamt 13 verschiedene Banden-positionen<br />
unter zu Hilfenahme des pI-Markers und einer Referenzsorte herangezogen. Die Anzahl<br />
der gruppentypischen Bandenzahlen variiert und liegt zwischen 3 und 10.<br />
So finden sich in der Gruppe 1 vier Proteinbanden, die in allen zehn Sorten auftreten.<br />
Innerhalb dieser Gruppe ist demnach von einem nahen verwandtschaftlichen Verhältnis<br />
auszugehen. Darüber hinaus findet sich eine ausreichende Zahl von Banden innerhalb der<br />
Gruppe, die durch ihre Variabilität eine klare Sortenunterscheidung ermöglichen<br />
(Abbildung 6).<br />
583
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Abbildung 6. Elektropherogramme der elf Sorten der Gruppe 1<br />
Die Leistungsfähigkeit der IEF bei der Sortenunterscheidung unterstreicht das Beispiel<br />
von 6 Geschwister-Sorten, die aus derselben Mutterlinie, jedoch unterschiedlichen<br />
Vaterlinien hervorgegangen sind und daher einen hohen Verwandtschaftsgrad aufweisen.<br />
Sie entstammen zwei verschiedenen Züchterhäusern und haben in den Jahren 1994 bis<br />
1999 die Zulassung in Deutschland erhalten (Tabelle ). Trotz des geschwisterlichen<br />
Verhältnisses dieser Sorten zeigt sich eine deutlich unterschiedliche Ausprägung des<br />
Bandenmusters, die sogar zur Einordnung einiger Sorten in andere Gruppen führt<br />
(Abbildung 7).<br />
Sortennummer 33 32 48 37 38 42<br />
Gruppe 1 2 2 4 4 4<br />
Hybridtyp S T S T S S<br />
Zulassungsjahr 1994 1994 1999 1995 1996 1997<br />
Tabelle 1 Charakteristika von 6 Geschwistersorten<br />
33 32 48 37 38 42<br />
Sorte 33 32 48 37 38 42<br />
Gruppe 1 1 2 2 2 2 4 4 4 4 4 4<br />
Abbildung 7. Elektropherogramme von sechs Geschwister-Sorten, sortiert nach ihrer<br />
Gruppenzugehörigkeit<br />
584
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Extraktionsmittel<br />
Grundsätzlich wiesen die Albumine eine höhere Zahl an Proteinen auf als die Prolamine.<br />
So fanden sich bei den 9 Sorten der Gruppe 2 insgesamt 37 Albumine und 29 Prolamine<br />
und bei Betrachtung des pH-Bereichs von 7,35 bis 8,45 immerhin noch 15 Albumine und<br />
12 Prolamine.<br />
Anzahl Banden<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Albumine gesamt<br />
Prolamine gesamt<br />
Albumine pH 7,35 - 8,45<br />
Prolamine pH 7,35 - 8,45<br />
0<br />
Probe 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
Abbildung 8. Anzahl von Albumin- und Prolamin-Banden<br />
Bei Sorten, die anhand ihrer Albumine nicht eindeutig unterscheidbar waren, wurden<br />
ergänzend die Prolamine untersucht. Am Beispiel von Abbildung 8 ist mittels der Albumine<br />
wohl eine Bestimmung der Hybridqualität (Selbstbestäubung und Fremdbestäubung) doch<br />
keine eindeutige Sortenunterscheidung möglich. Demgegenüber gelang es mittels alkohollöslichen<br />
Fraktion sieben sortencharakteristische Prolaminbanden zu finden, die eine<br />
Unterscheidung erlauben.<br />
585
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Abbildung 9. Elektropherogramme der Maishybride Nr. 63 und Nr. 55; links: Albumine; rechts: Prolamine;<br />
M = Mutterlinie, V = Vaterlinie, S = Hybridsorte; Marker zur Hybridbestimmung; Marker zur<br />
Sortenbestimmung<br />
Einfluss des Hybridtyps<br />
Es stellte sich die Frage, ob sich Einflüsse des Hybridtyps auf die Vorratsproteine erkennen<br />
lassen. So wurde erwartet, dass Dreiwegehybride aufgrund ihres Aufbaus eine<br />
zumindest tendenziell höhere Zahl an Vorratsproteinen aufweisen. Hierzu wurden die<br />
Albumine ausgewertet. Es zeigt sich, dass die Zahl der Proteinbanden bei den Einfachhybriden<br />
zwischen 27 und 45, bei Dreiwege-hybriden zwischen 26 und 44 liegt. Von<br />
Doppelhybriden wurden lediglich 3 Proben untersucht, die 31-32 Banden aufwiesen.<br />
Somit lässt der Hybridtyp keinen Einfluss auf die Bandenzahlen erkennen. Auch die<br />
Zugehörigkeit der verschiedenen Bandenmuster zeigt hier keinen Zusammenhang.<br />
Anzahl Hybriden<br />
Gruppe Single Dreiwege Doppel<br />
1 8 4 0<br />
2 4 5 0<br />
3 5 4 0<br />
4 5 2 0<br />
5 3 3 0<br />
6 0 4 2<br />
7 5 1 0<br />
8 2 1 0<br />
9 1 2 0<br />
10 1 0 1<br />
Tabelle 2. Anzahl Hybridtypen in den 10 Sorten-Gruppen<br />
Beide Hybridtypen verteilen sich gleichmäßig auf die Gruppen, sodass eine Abhängigkeit<br />
vom Hybridtypus aus den vorliegenden Daten nicht abgeleitet werden kann.<br />
Veränderungen im Bandenmuster der Albumine<br />
Eine zahlenmäßige Auswertung der Albuminbanden über die Sorten zeigt, dass deren<br />
Anzahl über den Beobachtungszeitraum zunimmt, was einer zunehmenden<br />
Diversifizierung im Sortenspektrum entspricht. Insgesamt kamen fünf Banden in 27 Jahren<br />
hinzu, was im Durchschnitt einer neu hinzukommenden Bande innerhalb jeweils fünf<br />
Jahren entspricht (Abbildung 10).<br />
Anzahl Banden<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
Anzahl Banden<br />
25<br />
Jahr<br />
Anz. 1 1 1 7 5 4 4 2 4 4 6 3 3 3 4 2 3 3 3 3 2<br />
Sorten<br />
1977<br />
1980<br />
1985<br />
1987<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
Anzahl Banden<br />
Jahr<br />
42<br />
40<br />
38<br />
36<br />
34<br />
32<br />
30<br />
1985<br />
5 Jahres-Durchschnitt Bandenzahl<br />
1990<br />
1995<br />
2000<br />
586<br />
2004
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />
Abbildung 10. links: Anzahl der Albumine aller 63 Sorten, extrahiert mit destilliertem<br />
Wasser. Anzahl im jeweiligen Jahr zugelassener Sorten; rechts: fünfjähriger Durchschnitt<br />
der Zahl der Albumine<br />
Zusammenfassung<br />
Mit Hilfe der isoelektrischen Fokussierung der Vorratsproteine ist es möglich Sorten von<br />
Mais zu unterscheiden und eine Bestimmung der Hybridqualität vorzunehmen.<br />
Markerbanden der Albumine und Prolamine ermöglichten es bei 63 Hybridmaissorten, die<br />
in den vergangenen 27 Jahren zugelassen wurden, eine Typisierung vorzunehmen. Alle<br />
Sorten waren klar voneinander zu unterscheiden, sie konnten in 16 Gruppen eingeordnet<br />
werden. Dabei spielte sowohl das Bandenbild als auch die Bandenzahl, die von Sorte zu<br />
Sorte differiert und bis zu 45 betrug, eine Rolle. Die gruppentypischen Bandenmuster<br />
wurden vorgestellt. Die Elternlinien und Sorten lassen in allen Fällen Marker für<br />
Selbstbefruchtung oder Fremdbestäubung erkennen.<br />
Die Bandenzahl erwies sich als unabhängig vom Hybridtyp.<br />
Eine aufgrund der züchterischen Bearbeitung der Hybridmaissorten zu erwartende immer<br />
stärkere Ähnlichkeit der Proteinbandenmuster wurde nicht gefunden. Im Gegenteil konnte<br />
sogar gezeigt werden, dass bei neueren Sorten zusätzliche Proteinbanden auftraten und<br />
insbesondere die Zahl der Albumine im Untersuchungszeitraum um durchschnittlich eine<br />
Bande innerhalb von fünf Jahren zunahm. Die Bandenmuster spiegeln also die<br />
zunehmende Diversifizierung des Sortenspektrums wider. Dabei erwiesen sich die Elektropherogramme<br />
der Albumine stets als aussagekräftiger als die der Prolamine.<br />
Mit der Isoelektrischen Fokussierung steht somit auch zur Untersuchung der modernen<br />
Hybridmaissorten eine geeignete Methode für eine sichere Sortenidentifizierung und<br />
Hybridbestimmung zur Verfügung.<br />
587
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Poster<br />
Unterschiede in der Anthocyanfärbung der Koleoptilen als Hilfsmittel zur<br />
Abgrenzung von xTriticosecale<br />
Müller, Günter (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />
Ziel der Untersuchungen<br />
Die Karyopsen von xTriticosecale unterscheiden sich morphologisch nur unwesentlich von<br />
Triticum aestivum und Secale cereale. Daher kommt es bei der Reinheitsuntersuchung<br />
und der zahlenmäßigen Bestimmung von Samen anderer Arten häufig zu Problemen bei<br />
der sachgemäßen Klassifizierung der Arten. Eine zusätzliche Unterscheidungsmöglichkeit,<br />
die bisher bei der Beschaffenheitsprüfung von Saatgut nicht in Erwägung gezogen wurde,<br />
bietet die Anthocyanfärbung der Koleoptilen, die sowohl zwischen den Sorten als auch<br />
zwischen den drei Arten unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.<br />
Die UPOV-Richtlinien für die Durchführung der Prüfung auf Unterscheidbarkeit,<br />
Homogenität und Beständigkeit bei Getreide legt 9 Stufen, von 1 (fehlende Ausprägung)<br />
bis 9 (sehr starke Ausprägung der Anthocyanfärbung der Keimscheiden) fest (UPOV<br />
1994).<br />
Dass sich besonders Weizen in der Anthocyanfärbung von Triticale unterscheidet, ist der<br />
Abbildung 1 zu entnehmen. Knapp die Hälfte aller Weizensorten gehören den<br />
Boniturklassen 1 bis 3 an, das heißt sie besitzen keine oder eine schwach ausgeprägte<br />
Koleoptilenfärbung. Triticale beginnt mit der Boniturnote 4, gering bis mittel, und hat wie<br />
der Roggen den höchsten Anteil von Sorten mit der stark ausgeprägten<br />
Anthocyanfärbungen (Boniturnote 7). Der Boniturschlüssel ist in Tabelle 1 dargestellt.<br />
Anzahl Sorten (%)<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Boniturnote<br />
9<br />
Weizen Triticale Roggen<br />
Abbildung 1: Verteilung der Anthocyanfärbung der Koleoptilen zwischen Weizen, Triticale<br />
und Roggen<br />
588
Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Poster<br />
Tabelle 1: Boniturschlüssel für die Anthocyanfärbung der Koleoptilen<br />
Boniturnote Ausprägung der Anthocyanfärbung der Koleoptilen<br />
1 fehlend oder sehr gering<br />
2 sehr gering bis gering<br />
3 gering<br />
4 gering bis mittel<br />
5 mittel<br />
6 mittel bis stark<br />
7 stark<br />
8 stark bis sehr stark<br />
9 sehr stark<br />
Versuchsdurchführung:<br />
Die unterschiedliche Anthocyanfärbung der Koleoptilen kann im Rahmen der<br />
Beschaffenheitsprüfung herangezogen werden, wenn bei Karyopsen zwar der Verdacht<br />
besteht, dass es sich um eine andere Getreideart handelt, die endgültige Sicherheit jedoch<br />
noch fehlt.<br />
In diesen Fällen sollten die fraglichen Karyosen zusammen mit 30 Karyopsen der<br />
betreffenden Probe auf einem feuchten Filterpapierstreifen ausgelegt, der Streifen zur<br />
Keimrolle geformt und diese bei 20°C im Keimschrank 4 Tage lang aufgestellt werden. Ist<br />
Dormanz vorhanden, so ist diese vorher mit den üblichen ISTA Methoden zu brechen.<br />
Nach vier Tagen sind die Keimlinge soweit entwickelt, dass die Färbung der Koleoptilen<br />
mit Sicherheit bestimmt werden kann. Als von der angegebenen Art abweichend gelten<br />
alle Samen:<br />
die morphologisch eindeutig einer anderen Art zugehören,<br />
die nicht sicher bestimmt werden können und einen Keimling mit abweichender<br />
Anthocyanfärbung der Koleoptile hervorbringen.<br />
Als von der angegebenen Art nicht abweichend haben alle Samen zu gelten, die zwar<br />
nicht sicher bestimmt werden können, bei denen sich jedoch die Keimlinge nicht<br />
unterscheiden.<br />
Auch die Vorschriften der ISTA Kapitel 8.9.1 erlauben die Verwendung der<br />
Koleoptilenfärbung bei Getreide zur Sortenbestimmung, die zwischen grün und violett<br />
variieren kann. Zur Intensivierung empfehlen die Vorschriften, das Filterpapier mit 1%iger<br />
NaCl- oder HCl-Lösung zu benetzen oder die Keimlinge 1 bis 2 Stunden mit ultraviolettem<br />
Licht zu bestrahlen (ISTA 2006).<br />
Literatur<br />
ISTA (2006): International Rules for Seed Testing.<br />
UPOV (1994): International Union for the Protection of new Varieties of Plants. Guidelines<br />
for the Conduct of Tests for Distinctness, Uniformity and Stability. Geneve.<br />
589
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
Düngewirkung von Triplesuperphosphat, organischen Handelsdüngern und<br />
Silikatdüngern auf alkalischen Lössböden<br />
Deubel, Annette (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg); Merbach, Wolfgang:<br />
Einleitung<br />
Bedingt durch negative P-Bilanzen weist ein zunehmender Flächenanteil in Sachsen-<br />
Anhalt erheblichen P-Düngebedarf auf. Ein Anstieg der Boden-pH-Werte und damit<br />
verbundene P-Festlegung verschärfen das Problem (VON WULFFEN 2001; VON WULFFEN<br />
2004). In der Praxis besteht daher erhebliches Interesse an preiswerten Alternativen zu<br />
einer hohen Superphosphatdüngung sowie an Möglichkeiten, die P-Verfügbarkeit auf<br />
solchen Flächen zu erhöhen. Untersucht werden sollte daher die P-Düngewirkung auch für<br />
viehlose Betriebe verfügbarer organischer Handelsdünger. In Dauerdüngungsversuchen<br />
wurde bei organischer Düngung im Vergleich zu Mineraldüngung häufig ein stärkerer<br />
Anstieg pflanzenverfügbarer P-Gehalte nachgewiesen (ALBERT and LIPPOLD 2002; EICHLER<br />
2002). Ursache ist - neben der Nährstoffzufuhr - die Blockierung von P-Sorptionsstellen im<br />
Boden durch organische Verbindungen (SINGH et al. 2001). Braschi et al. (2003) fanden<br />
auf einem kalkhaltigen Boden eine verlangsamte Umsetzung von Düngerphosphat in<br />
unlösliche Calciumphosphate durch Zugabe organischen Materials. Allerdings haben<br />
organische Dünger oft eine erhebliche Kalkwirkung, was auf alkalischen Böden negativ zu<br />
bewerten ist, und es fehlen Erfahrungen, wie schnell das der mit solchen Substanzen<br />
zugeführte Phosphor unter den konkreten Bodenbedingungen pflanzenverfügbar wird.<br />
Zusätzlich bietet der Handel verschiedene Düngemittel oder Bodenhilfsstoffe auf<br />
Silikatbasis an, welche ebenfalls zur Verbesserung der P-Verfügbarkeit im Boden<br />
beitragen sollen. Da unabhängige Untersuchungen auf alkalischen Böden fehlen, wurden<br />
auch Silikat-Varianten in die Untersuchung aufgenommen.<br />
Material und Methoden<br />
In Kunststoffröhren (∅ 9 cm, Höhe 18 cm, Volumen 1,1 l) wurde ein Gefäßversuch mit drei<br />
alkalischen Lössböden (pH-Werte, Kalkgehalte und verfügbare P-Gehalte vgl. Tab. 1),<br />
acht Düngungsvarianten und fünf Wiederholungen angelegt. Als Fruchtart wurde<br />
Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) der Sorte Baristra gewählt, um durch<br />
regelmäßige Schnitte zu verfolgen, wann P verfügbar wird. Die Gefäße standen tagsüber<br />
in einer Vegetationshalle unter Freilandbedingungen, nachts und bei Regen unter einem<br />
Dach.<br />
Varianten:<br />
0 ohne P-Düngung<br />
35 TSP 35 kg P ha -1 als Triplesuperphosphat (500 dt Frischmasse × 0,07kg P dt -1 →<br />
105 mg TSP / Gefäß)<br />
60 TSP 60 kg P ha -1 als Triplesuperphosphat (35 kg + 25 kg Zuschlag Gehaltsklasse<br />
B → 180 mg / Gefäß)<br />
HTK 60 kg P ha -1 als Hühnertrockenkot (35 kg P bei MDÄ 0,6 im ersten Jahr<br />
wirksam, 2951 mg /Gefäß)<br />
RTD 60 kg P ha -1 als Rindertrockendung (3158 mg / Gefäß)<br />
590
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
KG 300 kg ha -1 Kieselgur (gemahlen, Calciumsilikat mit Beimengungen; 180 mg /<br />
Gefäß)<br />
KG + P 300 kg ha -1 Kieselgur + 35 kg P ha -1 als TSP<br />
AKRA 300 kg ha -1 AKRA Start (Ca-Mg-Silikat mit 1,1 % P als Rohphosphat und<br />
Zusatz von Azotobacter)<br />
Tab. 1: Analyse der Versuchsböden:<br />
Herkunft pH % CaCO3 mg P / 100 g Boden<br />
DL-Extrakt CAL-Extrakt H2O-Extrakt<br />
Dahlenwarsleben 7,63 2,28 4,93 B* 3,21 B** 0,32<br />
Cochstedt 7,29 4,04 6,59 C* 3,45 B** 0,74<br />
Johannashall 7,63 11,87 2,36 B* 3,65 B** 0,43<br />
* Gehaltsklasse Sachsen-Anhalt<br />
** Gehaltsklasse Thüringen/ Sachsen<br />
Die Düngemittel wurden vor Aussaat ca. 5 cm eingearbeitet. Zusätzlich wurden je Gefäß<br />
160 mg N (als NH4NO3 in 3 Gaben) und 91 mg K (als K2SO4) gedüngt, abzüglich der N-<br />
und K-Zufuhr der organischen Dünger in den Varianten 4 und 5. Täglich wurde mit<br />
deionisiertem Wasser auf 60 % der maximalen Wasserkapazität gegossen. Innerhalb von<br />
6 Monaten erfolgten acht Schnitte auf jeweils 6 cm, wobei Trockenmasseertrag und P-<br />
Gehalte im Spross (GERICKE and KURMIES 1952) bestimmt wurden. Nach Versuchsende<br />
(Oktober) wurden Trockenmasse und P-Gehalte der Ernte- und Wurzelrückstände sowie<br />
im Boden (Mischprobe des gesamten Gefäßes) pH-Werte, P-Gehalte im DL-Extrakt<br />
(HOFFMANN 1991) sowie P-Nachlieferungsvermögen (FLOßMANN and RICHTER 1982)<br />
gemessen.<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Eine am geplanten Pflanzenentzug orientierte Düngung mit Triplesuperphosphat (TSP)<br />
führte in der Gesamtauswertung zu Ertragssteigerungen zwischen 22 und 51% (vgl. Abb.<br />
1 und 2). Weitere Zuschläge wurden nur auf dem Boden aus Dahlenwarsleben (Abb. 1)<br />
ertragswirksam. Während Hühnertrockenkot (HTK) eine vergleichbare Düngewirkung<br />
hatte, wirkte der untersuchte Rindertrockendung lediglich auf dem Boden aus<br />
Dahlenwarsleben geringfügig ertragssteigernd (27 % im Vgl. zu 51 % mit 35 kg TSP).<br />
Auf zwei der drei Versuchsböden (Dahlenwarsleben und Cochstedt) erzielte auch die<br />
Zugabe von Silikaten positive Ertragseffekte, welche allerdings bei weitem nicht an die<br />
einer bedarfsgerechten P-Zufuhr heranreichten. Reines Kieselgur steigerte den Ertrag um<br />
20 bzw. 14 %, AKRA Start trotz Rohphosphatanteil nur um 9 bzw. 6 %. Eine Kombination<br />
von Silikat und TSP war jedoch stets ungünstiger als TSP allein. Die Erträge auf dem<br />
Boden Johannashall (nicht dargestellt) entsprachen in den TSP- und organisch gedüngten<br />
Varianten denen von Cochstedt. Allerdings hatte Silikatdüngung auf diesem kalkreichen<br />
Boden keine positiven Effekte.<br />
591
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
g/Gefäß<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0 35 TSP 60 TSP HTK RTD KG KG+P AKRA<br />
t/ha<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
8. Schnitt<br />
7. Schnitt<br />
6. Schnitt<br />
5. Schnitt<br />
4. Schnitt<br />
3. Schnitt<br />
2. Schnitt<br />
1. Schnitt<br />
Abb. 1: Trockenmasseerträge Deutsches Weidelgras in acht Schnitten auf dem Boden Dahlenwarsleben<br />
g/Gefäß<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0 35 TSP 60 TSP HTK RTD KG KG+P AKRA<br />
t/ha<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
8. Schnitt<br />
7. Schnitt<br />
6. Schnitt<br />
5. Schnitt<br />
4. Schnitt<br />
3. Schnitt<br />
2. Schnitt<br />
1. Schnitt<br />
Abb. 2: Trockenmasseerträge Deutsches Weidelgras in acht Schnitten auf dem Boden Cochstedt<br />
Die P-Konzentrationen in der Trockensubstanz (Abb. 3 und 4) stiegen deutlich mit<br />
zunehmender P-Zufuhr. Die Entwicklung zeigt, wann P aus den organischen Düngemitteln<br />
verfügbar wird. HTK erzielte auf den Böden Cochstedt und Dahlenwarsleben ab der<br />
zweiten Ernte (6 Wochen nach Aussaat) die höchsten P-Konzentrationen. Eine<br />
Düngeranalyse ergab hier höhere P-Gehalte als vom Handel angegeben und bei der<br />
Düngebemessung berücksichtigt wurden. Trotzdem ist auch von einer zügigen<br />
Verwertbarkeit auszugehen. Die P-Konzentrationen in den Rindertrockendung-Varianten<br />
stieg auf allen Böden in der 7. und 8. Ernte (5 bzw. 6 Monate nach Aussaat) deutlich an, d.<br />
h. erst nach dieser Zeit wurden nennenswerte Mengen P durch Mineralisation freigesetzt<br />
Die P-Konzentrationen in den Silikatvarianten lag nicht höher als in den ungedüngten. Ein<br />
leichter Wachstumseffekt ist somit nicht auf P-Mobilisierung zurückzuführen. Auch<br />
Kieselgur + 35 kg TSP lag unter 35 kg TSP allein. Obwohl Silikate durchaus P-<br />
Sorptionsstellen im Boden besetzen können (SCHILLING 2000), kommt hier primär zum<br />
Tragen, dass Calciumsilikate eine mit Karbonatkalken vergleichbare alkalische Wirkung<br />
haben und zu einer schnelleren Ausfällung frischer Düngerphosphate mit Calcium führen.<br />
592
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
mg kg -1<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt 5. Schnitt 6.Schnitt 7. Schnitt 8. Schnitt<br />
0<br />
35 TSP<br />
60 TSP<br />
Abb. 3: P-Gehalte in der Spross-Trockenmasse von Deutschem Weidelgras in acht Schnitten auf dem<br />
Boden Dahlenwarsleben<br />
mg kg -1<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt 5. Schnitt 6.Schnitt 7. Schnitt 8. Schnitt<br />
HTK<br />
RTD<br />
KG<br />
KG+P<br />
AKRA<br />
0<br />
35 TSP<br />
60 TSP<br />
Abb. 4: P-Gehalte in der Spross-Trockenmasse von Deutschem Weidelgras in acht Schnitten auf dem<br />
Boden Cochstedt<br />
Durch gleichzeitige Ertragssteigerung und Erhöhung der P-Konzentration durch P-<br />
Düngung sind die Unterschiede im P-Entzug zwischen ungedüngten und gedüngten<br />
Varianten (Tab. 2) weit größer als die Ertragsunterschiede. Das wird besonders beim<br />
Vergleich der 35 und 60 kg P-Varianten deutlich. Mit Zuschlag wurden auf dem<br />
Cochstedter Boden umgerechnet 9 kg P ha -1 mehr entzogen, ohne dass der Zuschlag eine<br />
Ertragssteigerung brachte. Die „innere“ P-Effizienz der Pflanzen, d.h. der Ertrag pro kg<br />
aufgenommenem Phosphat sinkt mit zunehmender P-Versorgung deutlich.<br />
HTK<br />
RTD<br />
KG<br />
KG+P<br />
AKRA<br />
593
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
Tab. 2: Einfluss der Düngung auf die P-Aufnahme der Pflanzen (umgerechnet auf kg je<br />
ha) sowie den P-Versorgungszustand des Bodens zu Versuchsende<br />
Dahlenwarsleben<br />
Cochstedt<br />
Variante<br />
P-Entzug<br />
kg ha -1<br />
P in EWR*<br />
kg ha -1<br />
Gesamt-P-<br />
Aufnahme<br />
kg ha -1<br />
pH<br />
DL-P V10-Wert**<br />
mg / 100 g µg P kg -1 min -1<br />
0 11 8 19 7,82 2,37 99<br />
35 22 14 36 7,80 2,64 143<br />
60 29 14 42 7,75 2,91 198<br />
HTK 35 18 53 7,75 2,76 200<br />
RTD 19 12 31 7,82 2,69 203<br />
KG 15 7 22 7,84 2,38 129<br />
KG+P 20 10 30 7,84 2,46 132<br />
AKRA 12 7 20 7,87 2,09 110<br />
0 21 14 34 7,77 4,00 182<br />
35 33 17 50 7,69 4,45 209<br />
60 42 17 58 7,67 4,57 257<br />
HTK 45 29 74 7,71 4,85 245<br />
RTD 24 22 46 7,66 4,72 214<br />
KG 26 13 39 7,81 4,20 175<br />
KG+P 30 17 48 7,70 4,52 202<br />
AKRA 24 14 38 7,77 3,92 159<br />
* Ernte- und Wurzelrückstände<br />
** P-Nachlieferung in wasserlösliche Form innerhalb von 10 min bei wiederholter Wasserextraktion<br />
Obwohl die Frischmasseerträge durch achtmaliges Schneiden meist deutlich über dem<br />
Ertragsziel von 500 dt ha -1 lagen, wurde der geplante P-Entzug von 35 kg ha -1 mit der<br />
Ernte häufig nicht erreicht, da die Pflanzen bei limitierter P-Versorgung deutlich niedrigere<br />
P-Gehalte aufwiesen. Selbst die höchstgedüngten Varianten erreichten lediglich<br />
durchschnittliche P-Gehalte (Richtwert: 3 mg/kg Trockensubstanz). Allerdings waren zu<br />
Versuchsende auch erhebliche P-Mengen in den Ernte- und Wurzelrückständen<br />
gebunden, so dass die Gesamtaufnahme der Pflanzen zwischen 19 und 74 kg P ha -1 lag.<br />
Besonders hohe P-Mengen waren in den Ernte- und Wurzelrückständen der organisch<br />
gedüngten Varianten gebunden, was auf eine höhere Wurzelmassebildung und bei HTK<br />
auch auf hohe P-Konzentrationen in der Wurzeltrockenmasse zurückging. Da bei diesem<br />
Material mit einer zügigen Mineralisierung gerechnet werden kann, stellt P aus Ernte- und<br />
Wurzelrückständen eine zu beachtende P-Reserve für die Nachfrucht dar.<br />
In allen Varianten waren die Boden-pH-Werte zu Versuchsende höher als vor<br />
Versuchsbeginn. Ursachen könnten in einer bevorzugten Nitrataufnahme (im Austausch<br />
gegen HCO3 - ) liegen. Die N-Düngung erfolgte als NH4NO3. Möglicherweise werden durch<br />
das mit der Wurzelatmung abgegebene CO2 aber auch bodeneigene Kalkvorräte stärker<br />
gelöst. Eine Auswaschung war durch die gleichmäßige Bewässerung ausgeschlossen.<br />
Eine Alkalisierung durch organische Düngung war jedoch nicht nachweisbar.<br />
Bedingt durch den P-Entzug und die höheren pH-Werte lagen die DL-P-Gehalte insgesamt<br />
niedriger als vor Versuchsbeginn. Die Düngungsunterschiede waren 6 Monate nach der<br />
Düngung noch deutlich erkennbar, obwohl bei höherer P-Düngung auch höhere Entzüge<br />
gemessen wurden. Interessanterweise ist auch der P-Versorgungszustand der<br />
Rindertrockendung-Varianten vergleichsweise gut, was die einsetzende Mineralisierung<br />
594
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
gegen Ende des Versuches bestätigt. Bei beiden organischen Düngern kommt ein<br />
erheblicher Teil der P-Zufuhr erst der Nachfrucht zugute. Sowohl die beiden organischen<br />
Düngevarianten als auch die erhöhte TSP-Düngung wirkten sich positiv auf das P-<br />
Nachlieferungsvermögen (Tab. 2) des Bodens aus.<br />
Tab. 3: Kosten und Rentabilität der Düngungsvarianten<br />
Dahlenwarsl.<br />
Cochstedt<br />
Variante<br />
Ertragszuwachs<br />
dt TS<br />
Ertragszuwachs<br />
%<br />
Düngemittel- und<br />
Ausbringungskosten € ha -1<br />
gesamt unter<br />
Berücksichtigu<br />
ng der N- und<br />
K-Zufuhr<br />
Kosten je dt<br />
TS-Mehrertrag<br />
€ ha -1<br />
35 41,01 51,19 46 46 1,12<br />
60 57,54 71,82 71 71 1,23<br />
HTK 49,06 61,23 85 11 0,22<br />
RTD 21,99 27,45 643 507 23,04<br />
AKRA 9,41 11,74 76 76 8,02<br />
35 25,80 21,82 46 46 1,78<br />
60 27,86 23,56 71 71 2,55<br />
HTK 25,92 21,92 85 11 0,42<br />
RTD 0,16 0,14 643 507 3101,63<br />
AKRA 6,44 5,45 76 76 11,72<br />
Um die Rentabilität der verschiedenen Düngungsvarianten zu prüfen (Tab. 3), wurden die<br />
Düngungskosten pro Hektar und bezogen auf den Mehrertrag auf Grundlage folgender<br />
Preise ermittelt: Triplesuperphosphat 200 € t -1 , Hühnertrockenkot 15 € t -1 ,<br />
Rindertrockendung 120 € t -1 , AKRA Start 215 € t -1 , Ausbringung 11 € / ha und Überfahrt.<br />
Bei HTK und RTD wurden der Wert des Stickstoffs (70 % des Gesamtgehaltes) mit<br />
0,65 € kg -1 (175 € t -1 KAS mit 27 % N) sowie der Wert des Kaliums mit 0,36 € kg -1 (180 € t -<br />
1 60er Kali mit 49,8 % K) berücksichtigt.<br />
Finanziell war eine am Entzug orientierte P-Bemessung in jedem Fall rentabler als eine<br />
Düngung mit den bei Gehaltsklasse B empfohlenen Zuschlägen. Zuschläge rechnen sich<br />
kurzfristig nur, wenn dadurch ein entsprechender Mehrertrag erzielt werden kann. Dieser<br />
dürfte bei weniger P-effizienten Kulturen (z. B. Gerste) oder auch bei ungünstigen<br />
Witterungsbedingungen höher ausfallen. Insgesamt dienen Zuschläge aber in erster Linie<br />
einer langfristigen Verbesserung der Fruchtbarkeit unterversorgter Böden und somit der<br />
Reduzierung von Ertragsschwankungen.<br />
Hühnertrockenkot ist preislich eine hochinteressante Alternative zu mineralischen P-<br />
Düngemitteln. Zu beachten sind aber schwankende Nährstoffgehalte und eine mögliche<br />
unzureichende Sofortwirkung. Der Einsatz organischer Düngemittel sollte der<br />
Verbesserung der P-Bilanz innerhalb der Fruchtfolge dienen. Ein kurzfristig hoher P-<br />
Bedarf auf unterversorgten Böden kann besser durch Mineraldüngung abgedeckt werden.<br />
Getrockneter und pelletierter Rinder- oder auch Hühnerdung ist im Verhältnis zum<br />
Nährstoffgehalt sehr teuer und damit wesentlich unrentabler als eine vergleichbare<br />
Mineraldüngung. Die Düngung mit Silikaten ist auf alkalischen Lössböden trotz teilweiser<br />
Ertragseffekte im Vergleich zu P-Düngung unrentabel. Eine zeitnahe Ausbringung von<br />
Silikat- und P-Düngern ist zu vermeiden.<br />
595
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
Danksagung<br />
Die Forschungsarbeiten wurden im Rahmen des Projektes „Verbesserung des pH-Wertes<br />
und der Nährstoffverfügbarkeit auf alkalischen Lössböden Sachsen-Anhalts“ (74 IF) über<br />
das Hochschul- und Wissenschaftsprogramm (HWP) des Landes Sachsen-Anhalt<br />
gefördert.<br />
Literatur<br />
ALBERT, E.; LIPPOLD, H., 2002: Wirkung einer langjährigen differenzierten mineralischorganischen<br />
Düngung auf Nährstoffentzüge, Bilanzen und verfügbare<br />
Bodengehalte an Phosphor und Kalium. Arch. Acker-Pfl. Boden. 48, 459-470.<br />
BRASCHI, I.; CIAVATTA, C.; GIOVANNINI, C.; GESSA, C., 2003: Combined effect of water and<br />
organic matter on phosphorus availability in calcareous soil. Nutr. Cycl.<br />
Agroecosyst. 67, 67-74.<br />
EICHLER, B., 2002: Untersuchungen zur Auswirkung organischer Düngemittel auf<br />
ausgewählte Phosphatgehalte im Boden. Ergebnisse eines 2-jährigen ungarischdeutschen<br />
Forschungsprojektes. VDLUFA-Schriftenreihe 57, 369-373.<br />
FLOßMANN, R.; RICHTER, D., 1982: Extraktionsmethode zur Charakterisierung der Kinetik<br />
der Freisetzung von P aus der festen Phase des Bodens in die Bodenlösung. Arch.<br />
Acker-Pfl. Boden. 26, 703-709.<br />
GERICKE, S.; KURMIES, B., 1952: Die kolorimetrische Phosphorbestimmung mit Ammonium-<br />
Vanadat-Molybdat und ihre Anwendung in der Pflanzenanalyse. Z. Pflanzenernähr.<br />
Bodenk. 59, 235-247.<br />
HOFFMANN, G., 1991: Die Untersuchung von Böden. VDLUFA-Verlag, Darmstadt, 970 p.<br />
SCHILLING, G., 2000: Pflanzenernährung und Düngung. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, S.<br />
161.<br />
SINGH, M.; TRIPATHI, A. K.; REDDY, K. S.; SINGH, K. N., 2001: Soil phosphorus dynamics in a<br />
Vertisol as affected by cattle manure and nitrogen fertilization in soybean-wheat<br />
system. J. Plant Nutr. Soil Sci. 164, 691-696.<br />
VON WULFFEN, U., 2001: Auswertung der Bodenuntersuchungen landwirtschaftlich<br />
genutzter Flächen in den Jahren 1998 bis 2000, LLG Sachsen-Anhalt, Bernburg.<br />
VON WULFFEN, U., 2004: Auswertung der Bodenuntersuchungen landwirtschaftlich<br />
genutzter Flächen in den Jahren 2001-2004, LLG Sachsen-Anhalt, Bernburg.<br />
596
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
Fleischknochenmehl als Dünger?<br />
Schröter, Hubert (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Zorn, Wilfried:<br />
1. Problemstellung<br />
Langjährige negative Phosphor-Bilanzen haben in vielen Marktfruchtbetrieben zu einer<br />
Abnahme der pflanzenverfügbaren P-Gehalte in den Böden geführt. Ausdruck dafür ist die<br />
erhebliche Zunahme des Flächenanteils mit sehr niedriger und niedriger P-Versorgung<br />
(Gehaltsklassen A und B) in vielen Ackerbauregionen. So weist zum Beispiel die aktuelle<br />
Auswertung der Nährstoffversorgung des Thüringer Ackerlandes für die<br />
Untersuchungsjahre 2001 bis 2004 für 11 % eine sehr niedrige (Gehaltsklasse A) sowie<br />
für 30 % eine niedrige P-Versorgung (Gehaltsklasse B) aus. Um ein weiteres Absinken der<br />
P-Versorgung der Böden zu vermindern, kommt deshalb einer bedarfsgerechten P-<br />
Düngung große Bedeutung zu.<br />
Zur Deckung des P-Düngebedarfes können neben mineralischen Phosphatdüngern auch<br />
geeignete phosphathaltige Sekundärrohstoffdünger eingesetzt werden. Letztere schonen<br />
die begrenzten wirtschaftlich nutzbaren Phosphatreserven der Erde. Neben Kompost und<br />
dem nicht unumstrittenen kommunalem Klärschlamm wird im zunehmenden Maße<br />
Fleischknochenmehl als phosphathaltiges Düngemittel angeboten.<br />
Was ist Fleischknochenmehl?<br />
Bei der Schlachtung von Nutztieren, deren Zerlegung sowie der Fleischverarbeitung fallen<br />
in Deutschland ca. 2,1 Millionen Tonnen Schlachtnebenprodukte an. Dabei handelt es sich<br />
um Fleisch und Knochen von Schlachttieren, die für die menschliche Ernährung gehalten<br />
wurden. Die Schlachtnebenprodukte wurden lange Zeit zu Tier-, Fleischknochen- und<br />
Knochenmehl verarbeitet und überwiegend zur Verfütterung eingesetzt. Nach dem EUweiten<br />
Verfütterungsverbot ab 1. Januar 2001 ist die Verwertung von Tiermehl als<br />
Futtermittel nicht mehr erlaubt. Im Gegensatz dazu sind Fleischknochenmehl,<br />
Knochenmehl und Fleischmehl unter bestimmten Bedingungen als Düngemittel<br />
zugelassen. Die dazu erforderlichen Voraussetzungen schreiben die EG-Verordnung<br />
1774/2002, die Düngemittelverordnung vom 26.11.2003 sowie die Düngeverordnung vom<br />
10.01.2006 vor.<br />
2. Nährstoffgehalt von Fleischknochenmehl<br />
Für die Düngung sind insbesondere die Nährstoffe Phosphor, Stickstoff und Calcium von<br />
Interesse (Tabelle 1).<br />
Tabelle 1: Mittlerer N-, P- und Ca-Gehalt von Fleischknochenmehl (nach Angaben des Verbandes der<br />
Deutschen Fleischmehlindustrie; www.fleischmehlindustrie.de)<br />
Nährstoff Fleischknochenmehl<br />
N % 7,2<br />
P % 6,1<br />
Ca % 12,0<br />
Zur Bewertung der Eignung des Fleischknochenmehls als Düngemittel sind der<br />
Bindungszustand und Löslichkeit der einzelnen Nährstoffe von Bedeutung. Der relativ<br />
hohe Stickstoffgehalt liegt in gebundener Form als Eiweiß vor und wird erst nach dessen<br />
Mineralisierung pflanzenverfügbar. Analog dazu ist die Pflanzenverfügbarkeit des<br />
Fleischknochenmehlphosphats zu bewerten. Dieses ist an Calcium gebunden und steht<br />
597
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
erst nach dessen Auflösung den Pflanzen zur Aufnahme zur Verfügung. Neben dem für<br />
die Ernährung der Pflanzen bedeutungsvollen Nährstoffen Stickstoff und Phosphor ist<br />
auch der Cadmium-Gehalt (Cd) von Interesse. Im Gegensatz zu allen mineralischen<br />
Phosphatdüngern, die aus Rohphosphaten hergestellt werden, sind Fleischknochenmehle<br />
praktisch cadmiumfrei und führen deshalb auch bei hoher erforderlicher P-Düngung zu<br />
keiner Erhöhung des Cadmiumgehaltes im Boden.<br />
Nachfolgend wird über die Ergebnisse der Gefäßversuche zur Untersuchung der N-, P-<br />
und Kalkdüngewirkung von Fleischknochenmehl berichtet.<br />
3. Ergebnisse zur Düngewirkung von Fleischknochenmehl<br />
Hinsichtlich der Verfügbarkeit der im Fleischknochenmehl enthaltenen Nährstoffe liegen<br />
bisher nur wenige Versuchsergebnisse vor. Deshalb werden seit dem Jahr 2003 in der<br />
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Jena Gefäßversuche zur N- und P-<br />
Düngewirkung durchgeführt. Geprüft werden verschiedene Fleischknochenmehle, die in<br />
der Thüringer Landwirtschaft als Düngemittel zum Einsatz kamen. Einen Überblick über<br />
ihre Zusammensetzung gibt Tabelle 2.<br />
Tabelle 2: Nährstoff- und Cadmium-Gehalt der 3 Fleischknochenmehle (FKM) des Gefäßversuches<br />
FKM<br />
N Pgesamt PH2Olösl.<br />
%<br />
K Mg Ca Cd<br />
mg/kg<br />
I 6,7 7,4 0,10 0,23 0,27 15,2
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
Fleischknochenmehlproteine schließen, die vor allem im Anwendungsjahr durch Pflanzen<br />
mit langer Vegetationszeit zur Ertragsbildung genutzt werden kann, während die<br />
Nachwirkung im zweiten Jahr für die praktische Düngung eine untergeordnete Rolle spielt.<br />
Tabelle 3: Trockenmasseertrag und N-Aufnahme durch Mais (Ernte in der Milchwachsreife) nach<br />
Düngung mit Fleischknochenmehl (FKM) im ersten Versuchsjahr im Gefäßversuch<br />
(Lößboden Wengelsdorf)<br />
N-Düngung<br />
g/Gefäß<br />
Trockenmasseertrag<br />
relativ<br />
N- Mehrentzug durch Düngung<br />
relativ<br />
Variante<br />
1. Jahr 1. + 2. Jahr 1. Jahr 1. + 2. Jahr<br />
ohne N 0 22 24 - -<br />
NH4NO3 2,5 100 100 100 100<br />
FKM I 2,5 87 92 62 67<br />
FKM II 2,5 91 94 60 62<br />
FKM III 2,5 89 91 58 61<br />
Mittel FKM I - III 2,5 89 92 60 63<br />
3.2 P-Wirkung<br />
g N/Gefäß<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
1. Jahr 2. Jahr<br />
ohne N<br />
NH4NO3<br />
FKM I<br />
FKM II<br />
FKM III<br />
Abbildung 1: N-Entzug von Mais nach Düngung von 2,5 g N/Gefäß als Ammoniumnitrat<br />
bzw. Fleischknochenmehl im ersten Versuchsjahr<br />
In den separat durchgeführten Gefäßversuchen zur Untersuchung der P-Verfügbarkeit<br />
diente Tripelsuperphosphat als Bezugsbasis für die Bewertung der P-Düngewirkung der<br />
Fleischknochenmehle. Die P- bzw. Fleischknochenmehldüngung erfolgte jeweils zu<br />
Versuchsbeginn. Versuchspflanze war in jedem Fall Mais, der in der Milchwachsreife<br />
geerntet wurde. Da auch die Wirkung differenzierter Bodeneigenschaften auf die P-<br />
Düngewirkung von Fleischknochenmehl erfasst werden sollte, wurden in den<br />
Gefäßversuchen insgesamt vier verschiedene P-arme Böden mit deutlich<br />
unterschiedlichen pH-Werten eingesetzt. Einen Überblick über die verwendeten<br />
Versuchsböden gibt Tabelle 4.<br />
599
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
Tabelle 4: Kenndaten der Versuchsböden<br />
Boden<br />
Laufzeit<br />
des<br />
Versuches<br />
2003 bis<br />
geolog. Herkunft<br />
Ton<br />
%<br />
Humus<br />
%<br />
pH<br />
PCAL<br />
mg/100g<br />
Miesitz Buntsandstein 5 0,9 5,8 2,2 A<br />
Wengeldorf<br />
2005 Lößschwarzerde 22 2,8 6,4 3,7 B<br />
Wengelsdorf/Quarzsand Gemisch 1:1 11 1,2 6,5 1,1 A<br />
Milda 2)<br />
2004 bis<br />
2006 Muschelkalk 37 3,8 7,3 4,0 B<br />
1)<br />
= Gehaltsklasse<br />
2)<br />
= 10 % CaCO3<br />
Tabelle 5 zeigt beispielhaft die Ergebnisse für den Boden Miesitz, der den niedrigsten pH-<br />
Wert aller vier Versuchsböden aufwies. Im ersten Versuchsjahr betrug die Düngewirkung<br />
der Fleischknochenmehle gemessen am P-Entzug der Pflanzen im Mittel 27 % von<br />
Tripelsuperphosphat (TSP), wobei jedoch deutliche und signifikante Unterschiede<br />
zwischen verschiedenen Herkünften (14 bis 44 %) bestanden. In der Summe aller 3<br />
Versuchsjahre beträgt der P-Entzug aus Fleischknochenmehl durch drei Maisernten im<br />
Mittel 53 % von Tripelsuperphosphat. Die P-Düngewirkung der einzelnen<br />
Fleischknochenmehle weist eine erhebliche Schwankungsbreite von 37 bis 76 % auf. Über<br />
die Ursachen der differenzierten P-Wirkung der verschiedenen<br />
Fleischknochenmehlherkünfte sind zurzeit noch keine Aussagen möglich.<br />
P-<br />
GK 1)<br />
Tabelle 5: Trockenmasseertrag und P-Aufnahme durch Mais nach Düngung mit Fleischknochenmehl<br />
(Gefäßversuch, Boden Miesitz)<br />
P-Düngung<br />
g P/Gefäß<br />
Trockenmasseertrag<br />
relativ<br />
P- Mehrentzug (Düngung)<br />
relativ<br />
Variante<br />
1. Jahr 3 Jahre 1. Jahr 3 Jahre<br />
ohne P 0 78 71 - -<br />
TSP 0,5 100 100 100 100<br />
FKM I 0,5 91 98 21 46<br />
FKM II 0,5 99 103 44 76<br />
FKM III 0,5 90 95 14 37<br />
Mittel FKM I bis III 0,5 93 99 27 53<br />
GD5% (Tukey) 4 5 4 6<br />
In Tabelle 6 sind die Ergebnisse zur P-Düngewirkung auf den verschiedenen<br />
Versuchsböden zusammengefasst.<br />
Tabelle 6: P-Aufnahme durch Mais nach Düngung mit Fleischknochenmehl, Mittelwerte für die FKM<br />
I/II/III (Gefäßversuch, alle Böden)<br />
Versuchsboden<br />
P- Mehrentzug durch TSP- bzw. FKM-Düngung<br />
relativ (TSP = 100)<br />
1. Jahr 2 Jahre 3 Jahre<br />
Miesitz 27 44 53<br />
Wengelsdorf 36 54 62<br />
Wengelsdorf/Quarzsand 12 41 58<br />
Milda 6 23 47<br />
Mittel alle Böden 20 40 58<br />
600
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
P % TM<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
ohne P<br />
Im Jugendwachstum des Maises waren in den Fleischknochenmehlvarianten zunächst P-<br />
Mangelsymptome zu beobachten, die auf eine sehr geringe kurzfristige Mobilisierung des<br />
Fleischknochenmehlphosphates bzw. eine zeitweilige Festlegung von Boden-P hindeuten.<br />
In einem Gefäßversuch wurde zum Zeitpunkt des Auftretens von sichtbaren P-Mangelsymptomen<br />
der P-Ernährungszustand der Maispflanzen ermittelt. Wie Abbildung 2 zeigt,<br />
ist der P-Gehalt der Pflanzen nach Tripelphosphatdüngung im Vergleich zur Kontrolle<br />
ohne P deutlich gestiegen. Dagegen hat die Düngung aller 3 Fleischknochenmehle den P-<br />
Ernährungszustand weiter verschlechtert. Im weiteren Verlauf sind die P-Mangelsymptome<br />
verschwunden, offensichtlich aufgrund der zunehmenden P-Freisetzung aus<br />
den Fleischknochenmehlen. Fleischknochenmehl ist demnach zum Abdecken eines<br />
kurzfristigen P-Düngebedarfes nicht geeignet. Hierfür sind aufgeschlossene P-Düngemittel<br />
zu verwenden.<br />
Die in 3 Versuchsjahren ermittelten Daten werden zur Bewertung der Verfügbarkeit des<br />
Fleischknochenmehlphosphats in Abhängigkeit vom pH-Wert des Bodens herangezogen.<br />
Abbildung 3 ist zu entnehmen, dass die P-Aufnahme aus Fleischknochenmehl mit<br />
ansteigendem pH-Wert des Bodens zurückgeht. Auf dem Muschelkalkboden Milda mit 10<br />
% CaCO3 beträgt die P-Wirkung als Summe des 1. bis 3. Versuchsjahres nur 47 % von<br />
Tripelsuperphosphat, im Vergleich zu 53... 62 % auf den Böden mit pH-Wert 6,5 und<br />
darunter. Damit überrascht die unerwartet hohe Verfügbarkeit des<br />
Fleischknochenmehlphosphates auf dem Kalkboden, die eine Überprüfung in weiteren<br />
Experimenten erforderlich macht.<br />
Aufgrund der höheren und sicheren P-Ausnutzung sollte Fleischknochenmehl bevorzugt<br />
auf Böden mit pH-Werten < 6,0... 6,5 zum Einsatz kommen.<br />
TSP<br />
FKM I<br />
FKM II<br />
FKM III<br />
Abbildung 2 : P-Gehalt vom Mais (ES 14) nach Düngung von Tripelphosphat und<br />
Fleischknochenmehl im Gefäßversuch (Boden Wengelsdorf, 2004)<br />
601
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
70<br />
60<br />
50<br />
P- 40<br />
Mehrentzug<br />
% 30<br />
20<br />
10<br />
3.3 Neutralisationswirkung<br />
An 2 ausgewählten Fleischknochenmehlen wurde die Neutralisationswirksamkeit<br />
untersucht. Der Gesamtgehalt an Calcium, angegeben als CaO, beträgt 17,2 bzw. 22,5 %.<br />
Die Bestimmung des Gehaltes an basisch wirksamen Stoffen weist jedoch nur Werte von<br />
3,1 bzw. 4,1 % als CaO aus (Tabelle 7). Damit beträgt der potenziell<br />
neutralisationswirksame Anteil nur etwa 20 % des Gesamt-Ca-Gehaltes.<br />
Tabelle 7: Calciumgehalt der Fleischknochenmehle des Neutralisationsversuches<br />
Fleischknochenmehl<br />
0<br />
1. Jahr 1. + 2. Jahr 1. - 3. Jahr<br />
5,8 6,4 6,5 7,3<br />
pH-Wert des Bodens<br />
Abbildung 3: P-Mehrentzug von Mais nach Düngung von Fleischknochenmehl in Abhängigkeit<br />
vom pH-Wert im Boden (Gefäßversuche, Mittelwert von je 3 Fleischknochenmehlen,<br />
Tripelphosphat = 100)<br />
CaO-Gehalt (gesamt)<br />
%<br />
basisch wirksame Stoffe als %<br />
CaO<br />
A 17,2 3,1<br />
B 22,5 4,1<br />
Die Bewertung der Neutralisationswirkung beider Fleischknochenmehle erfolgte mit Hilfe<br />
eines Inkubationsversuches (4 Wiederholungen). Einem stark sauren<br />
Schieferverwitterungsboden (pH-Wert 4,3) wurden Fleischknochenmehl sowie gefälltes<br />
CaCO3 zugegeben und bei 50 % der maximalen Wasserkapazität feucht gehalten. Die<br />
Bemessung der Höhe der Fleischknochenmehlgabe erfolgt auf Basis des Ca-<br />
Gesamtgehaltes der Fleischknochenmehle. Zu 2 Terminen wurde der pH-Wert der Böden<br />
bestimmt und daraus Aussagen über die Neutralisationswirkung der Fleischknochenmehle<br />
abgeleitet (Tabelle 8).<br />
602
Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />
Tabelle 8: pH-Wert im Boden nach Düngung von Fleischknochenmehl und gefälltem CaCO3<br />
(Schieferverwitterungsboden mit pH 4,3, Versuchsbeginn:31.05.05)<br />
Variante Kalkdüngung<br />
pH-Wert<br />
% des Kalkbedarfes 14.07.05 15.10.05<br />
ohne Kalk 0 4,3 4,2<br />
CaCO3 50 5,8 5,8<br />
CaCO3 100 6,9 7,0<br />
FKM A 100 1)<br />
4,6 4,6<br />
FKM B 100 1)<br />
4,5 4,4<br />
1)<br />
= Fleischknochenmehlgabe auf Basis des Ca-Gesamtgehaltes<br />
Nach 4,5 Monaten Versuchsdauer erhöhte sich der pH-Wert des Bodens durch die<br />
CaCO3-Gabe (Kontrollvariante) erheblich. Durch die CaCO3-Düngung in Höhe des vollen<br />
CaO-Bedarfes stieg der pH-Wert auf 7,0 an. Die vergleichbare CaO-Zufuhr über<br />
Fleischknochenmehl bewirkte dagegen nur eine sehr geringe pH-Werterhöhung im<br />
Vergleich zur Kontrolle ohne Kalk um 0,4 bzw. 0,2 pH-Einheiten auf pH 4,6 bzw. 4,4. Das<br />
Neutralisationsvermögen von Fleischknochenmehl ist demnach als sehr niedrig zu<br />
bewerten. Als Ursache dafür ist die überwiegende Bindung des Ca als Calciumphosphat,<br />
das im Gegensatz zu Calciumcarbonat, -oxid und –hydroxid nicht neutralisationswirksam<br />
ist, anzunehmen.<br />
4. Fazit<br />
Die Versuchsergebnisse belegen, dass Fleischknochenmehl als langsam und nachhaltig<br />
wirkender cadmiumarmer Phosphatdünger anzusehen ist, dessen Einsatzgebiet im<br />
Bereich der P-Erhaltungsdüngung liegt. Es kann die Aussage getroffen werden, dass die<br />
Phosphate der Fleischknochenmehle keine kurzfristige hohe Düngewirkung erwarten<br />
lassen. Zur Absicherung des kurzfristigen P-Düngebedarfes auf Böden mit sehr niedriger<br />
und niedriger P-Versorgung sind leichtlösliche mineralische P-Dünger zu bevorzugen. Mit<br />
zunehmendem pH-Wert im Boden nimmt die P-Düngewirkung von Fleischknochenmehl<br />
stark ab. In Böden mit pH-Wert über 7,0 bzw. freiem CaCO3 ist die Verfügbarkeit des<br />
Fleischknochenmehlphosphates geringer als auf schwach sauren Böden.<br />
Fleischknochenmehl sollte deshalb im Interesse einer hohen P-Ausnutzung vorzugsweise<br />
auf Böden mit pH-Werten unter 6... 6,5 eingesetzt werden. Die mit Fleischknochenmehl<br />
ausgebrachten N-Mengen werden relativ schnell pflanzenverfügbar und können<br />
insbesondere beim Anbau von Kulturen mit langer Vegetationszeit effektiv zur N-<br />
Ernährung der Pflanzen genutzt werden. Der neutralisationswirksame Kalkgehalt der<br />
Fleischknochenmehle ist aufgrund der Bindung des Ca an Phosphate sehr niedrig und<br />
kann bei der Düngung vernachlässigt werden.<br />
Im Interesse der effektiven Nutzung der im Fleischknochenmehl gebundenen Nährstoffe<br />
sollte die Aufwandmenge am P-Bedarf der Fruchtfolge bemessen und die damit<br />
ausgebrachte N-Menge bei der Bemessung der mineralischen N-Düngung berücksichtigt<br />
werden. Beim Einsatz von Fleischknochenmehl als Düngemittel sind die jeweils aktuellen<br />
düngemittelrechtlichen Regelungen zu berücksichtigen.<br />
603
Separate Einreichung<br />
ID: P-006-2005<br />
Verbreitung unterschiedlicher mikrobieller Phytasen bei der Konzeption von<br />
Mischfutter<br />
Grünewald, Karl-Hermann, Dr. (Verein Futtermitteltest 1 ); Staudacher, Walter, Dr; Steuer,<br />
Georg:<br />
Einleitung<br />
In der Produktion tierischer Lebensmittel (Milch, Fleisch, Eier) ist eine hohe Leistung bei<br />
gleichzeitig guter Produktqualität nötig. Zusätzlich zur ausreichenden Versorgung mit<br />
Nährstoffen ist auch eine ausreichende Wirkstoffversorgung und die Minimierung der<br />
Nährstoffe in den Ausscheidungen zu berücksichtigen. Die Versorgung mit dem Nährstoff<br />
Phosphor und dessen Minimierung in den Ausscheidungen wird seit mehreren Jahren<br />
wissenschaftlich bearbeitet. Eine Verminderung des Phosphorgehaltes in den<br />
Ausscheidungen ist erreichbar über:<br />
- Anpassung der Versorgung an den Bedarf<br />
- Begrenzung von Übergehalten<br />
- Phasenfütterung<br />
- Erhöhung der Verdaulichkeit/Verfügbarkeit<br />
- Einsatz geeigneter Komponenten<br />
- Zusatz von mikrobieller Phytase (verschiedene Produkte am Markt)<br />
Am Mischfuttermarkt hat sich die Konzeption der Futter hinsichtlich der P-Gehalte und des<br />
Phytasezusatzes verändert. Die Produktangebote der Mischfutterhersteller sind<br />
diesbezüglich unterschiedlich. Zur Information über den Umfang des Einsatzes<br />
mikrobieller Phytase im Mischfutter fehlt eine Übersicht, so war eine Auswertung zu<br />
folgenden Fragen erwünscht:<br />
Wie hat sich der Zusatz des Enzyms Phytase im Mischfutter etabliert?<br />
In welchem Umfang kommen verschiedene Phytasen zum Einsatz?<br />
Werden die deklarierten Zusätze an Phytasen mengenmäßig eingehalten?<br />
Material und Methoden<br />
Zur Prüfung des Einsatzumfanges wurde auf vorliegende Deklarationsunterlagen und auf<br />
Futterproben aus verschiedenen Kontrollsystemen (Verein Futtermitteltest, DLG-<br />
Gütezeichen) zurückgegriffen. Die beprobten Futter für verschiedene Tierkategorien<br />
zeigen eine große Spannbreite der aktuellen Mischfutterkonzeption auf.<br />
Basierend auf den Deklarationsunterlagen der im DLG-Gütezeichen und VFT-Warentest<br />
geprüften Futter des Jahres 2004 (n= 1052) wurde die Herkunft der Proben, der Anteil der<br />
Proben mit Phytasezusatz, die Phytase-Quelle und der deklarierte Zusatz erfasst und<br />
ausgewertet. Weiterhin wurde bei Mineralfutter (nur DLG-Gütezeichen) eine Stichprobe<br />
(n = 38) auf den Phytasezusatz untersucht und die Einhaltung der Deklaration geprüft. Die<br />
Aufteilung der Proben auf Futtertypen ist in Tabelle 1 dargestellt.<br />
Die Analysen wurden im Auftrag bei diversen LUFA-Labors durchgeführt, wobei die<br />
Verbandsmethode des VDLUFA angewendet wurde. Bei Deklarations-Abweichungen<br />
erfolgte eine Absicherung des Analysenwertes mit einer zweiten Analyse bei einem<br />
anderen Labor. Es wurde nur eine Methode für den Nachweis beider Phytasen<br />
1 Die Prüfung von Mischfutter durch den Verein Futtermitteltest e.V. wird insbesondere durch Zuschüsse des<br />
Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) gefördert.<br />
604
Separate Einreichung<br />
vorgesehen, da vergleichbare Aktivitäten vorliegen. Aus diesem Grund werden die<br />
Einheiten nachfolgend einheitlich mit U statt mit FTU bei der 3- bzw. FYT / kg bei der 6-<br />
Phytase benannt.<br />
Tabelle 1: Aufteilung / Herkunft der ausgewerteten Proben<br />
Nord-D West-D Ost-D Süd-D Polen gesamt<br />
Alleinfutter 127 133 269 223 752<br />
Ergänzungsfutter 1 59 9 110 179<br />
Mineralfutter 21 85 15 121<br />
gesamt 149 192 278 418 15 1052<br />
Herkunft: VFT 855 Futter<br />
Gütezeichen 197 Futter<br />
Ergebnisse<br />
Unterschiede nach Futtertyp und Region<br />
Im Rahmen der ausgewählten Stichprobe zeigte sich ein relativ hoher Anteil der Futter mit<br />
Phytasezusatz. Für einzelne Futtertypen zeigt dies die Tabelle 2. Viele Firmen nutzen<br />
diesen Zusatz im Schweine- und auch Geflügelfutter. Der Einsatz von Phytase wurde in<br />
den letzten Jahren deutlich ausgeweitet, wie jährliche Auswertungen des VFT zeigen<br />
(Tabelle 3).<br />
Tabelle 2: Anteil der Futter mit Zusatz an Phytase, unterschiedlicher Herkunft<br />
Alleinfutter Ergänzungsfutter Mineralfutter gesamt<br />
Proben (n) 748 183 121 1052<br />
Anteil mit Phytase, % 59,6 73,8 70,2 63,3<br />
- davon 3-Phytase, % 50,4 35,6 36,5 45,6<br />
- davon 6-Phytase, % 49,3 64,4 63,5 54,2<br />
Tabelle 3: Zeitliche Entwicklung des Anteils an Futter mit Zusatz an Phytase in % (VFT)<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Schweinefutter 29 33 53 62 66 68<br />
Die Abbildung 1 zeigt auf, dass die Verbreitung bei den einzelnen Futtertypen<br />
unterschiedlich ist. Die höchste Verbreitung ist in Ferkel- und Ergänzungsfutter zu finden.<br />
Bei Ferkelfutter ist dies aus diätetischen Gründen (niedrige Mineralstoffgehalte bei<br />
höchsten P-Anforderungen) zu erklären. Im Ergänzer ist der Zusatz abhängig vom<br />
Einsatzbereich (Ferkel, Mast, Sauen, Legehennen) unterschiedlich. Aufgeführt ist der<br />
jeweilige Anteil mit Zusatz von 3- bzw. 6-Phytase.<br />
Bei Vergleich der P-Gehalte der Futter für unterschiedliche Tierkategorien in Abhängigkeit<br />
vom Phytasezusatz ist festzustellen, dass der P-Gehalt bei Futter mit Phytasezusatz im<br />
Mittel um 0,5 – 1,0 g / kg niedriger eingestellt wird, als bei Futter ohne Phytasezusatz<br />
(Tabelle 4).<br />
Tabelle 4: Gehalt an Phosphor im Futter mit bzw. ohne Zusatz an Phytase, g/kg<br />
Ferkelaufzuc Schweinema Sauenfutter Legehennen-<br />
htfutter stfutter<br />
futter<br />
mit Phytasezusatz 5,5 4,8 5,3 0,53<br />
ohne Phytasezusatz 6,3 5,2 6,1 0,60<br />
605
Separate Einreichung<br />
Zwischen den Regionen zeigen sich Unterschiede in der Einsatzhäufigkeit (Abbildung 2).<br />
Dies ist durch die Tierdichte in den verschiedenen Regionen zu erklären. Während die<br />
Tierhaltung (Schweine- und Geflügelhaltung) in den Gebieten Nordrhein-Westfalen (West-<br />
D) Bayern und Baden-Württemberg teils sehr intensiv betrieben wird, ist der Tierbesatz im<br />
Norden Deutschlands (nordöstlicher Teil Niedersachsens, Schleswig-Holstein) und vor<br />
allem in den neuen Bundesländern geringer. (Die Angaben für Polen beziehen sich<br />
lediglich auf einen beprobten Mischfutterhersteller.) Damit ist der Anfall an Nährstoffen / ha<br />
über Wirtschaftsdünger deutlich geringer.<br />
Während bei intensiver Tierhaltung Maßnahmen zur Reduzierung des Nährstoffanfalls<br />
(z.B. Phytaseeinsatz und entsprechende Reduzierung der P-Gehalte im Futter) nötig sind,<br />
besteht bei extensiver Tierhaltung noch Düngebedarf bezüglich Phosphor. Die<br />
Unterschiede in der Häufigkeit der 3- bzw. 6-Phytasen ist auch durch die wahlweise<br />
Verwendung des einen oder anderen Produktes bei den Mischfutterherstellern bedingt.<br />
Üblicherweise setzt der Mischfutterhersteller nur 1 Produkt ein.<br />
% der Futter mit<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Ferkelfutter<br />
Mastfutter<br />
Sauenfutter<br />
6-Phytase<br />
3-Phytase<br />
Legehenn.futter<br />
Ergänzer-<br />
Schweine<br />
Abb. 1: Anteil Futter mit Phytase - je Futtertyp<br />
Ergänzer-<br />
Legeh.<br />
% der Futter mit<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
6-Phytase<br />
3-Phytase<br />
Nord-D West-D Ost-D Süd-D Polen<br />
Abb. 2: Anteil Futter mit Phytase - nach Regionen<br />
Höhe der Phytasezusätze<br />
Zur Erhöhung der Verdaulichkeit wird ein Zusatz von 500 U / kg Futter empfohlen (DLG<br />
1999, GfE 1997), dies bezieht sich auf eine 3-Phytase. Für 6-Phytase wird eine<br />
äquivalente Wirkung im Tier bei 750 U / kg angenommen (DLG 2002). Im Mastfutter sind<br />
Zusätze in unterschiedlicher Höhe vorzufinden, bei Sauen- und Ferkelfutter ist dies<br />
einheitlicher. Im Ergänzer sind entsprechend des vorgesehenen Mischungsanteils höhere<br />
Zusätze vorhanden, sodass in der fertigen Mischung ein übliches Niveau erreicht wird (s.<br />
Tab. 5). Einzelne Hersteller sehen zum Teil für bestimmte Futter eine andere Konzeption<br />
vor. Im Ergänzer für Legehennen wird ein deutlich niedriger Zusatz (Ø 380 bzw. 520 U /<br />
kg; bei 3- bzw. 6-Phytase) vorgesehen als im Ergänzer für Schweine.<br />
Tabelle 5: Höhe des Phytaseeinsatzes (U / kg)<br />
Ferkel- Mast- Sauen Ergänzer* Legehenfutter<br />
futter futter<br />
nenfutter<br />
3-Phytase Minimum 400 250 300 330 325<br />
Maximum 750 500 668 840 500<br />
im Mittel 505 443 499 488 460<br />
6-Phytase Minimum 250 250 300 85 250<br />
Maximum 900 900 938 1000 800<br />
im Mittel 707 668 705 639 570<br />
* Phytase in der fertigen Mischung (Ergänzer + Getreide)<br />
606
Separate Einreichung<br />
Zur Einschätzung der Deklarationstreue erfolgte bei 38 Mineralfuttern eine analytische<br />
Überprüfung der Phytasegehalte. Diese wurden mit dem jeweils deklarierten<br />
Phytasezusatz verglichen. Die deklarierten Gehalte variierten von 10.000 - 25.000 U / kg,<br />
die Befunde von 10.460 - 30.580 U / kg. Die Phytasegehalte im Futter können bei<br />
Vorliegen / Anwesenheit nativer Phytase aus den Komponenten die zugesetzten Mengen<br />
deutlich überschreiten. Dies ist abhängig von den eingesetzten Komponenten bzw. einer<br />
technischen Behandlung der Komponenten bzw. des Mischfutters. Während insbesondere<br />
Getreide, vornehmlich Weizen, üblicherweise hohe native Phytasegehalte aufweist, wird<br />
durch Hitzeeinwirkung (z.B. Extrusion) der Komponenten die native Phytase weitgehend<br />
inaktiviert (v.a. im Ferkelaufzuchtfutter). Andererseits ist bei analysierten Gehalten<br />
unterhalb des deklarierten Zusatzes davon auszugehen, dass die Deklaration nicht erfüllt<br />
wurde. Bei analysierten Gehalten in Höhe der angegebenen Zusätze ist keine treffende<br />
Aussage über die Deklarationseinhaltung möglich, da die Analyse nicht zwischen nativer<br />
und zugesetzter Phytase unterscheidet und der Gehalt an nativer Phytase im Mischfutter<br />
nicht eingeschätzt werden kann.<br />
Bei Berücksichtigung des Analysenspielraumes von +/- 25 % (Radewahn u. Czekala<br />
2004) hielten 95 % der Proben den deklarierten Gehalt gut ein, es gab nur je 1 Probe mit<br />
Unter- bzw. Übergehalt.<br />
Einheiten / kg<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
Deklaration<br />
Befund<br />
0<br />
1 4 7 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37<br />
Abbildung 3: Deklarationseinhaltung Phytasezusatz<br />
Bewertung von Analysedaten<br />
In vielen Futtermitteln (insbesondere im Weizen) ist native Phytase vorhanden. Bei den<br />
mikrobiellen Phytasen werden 3-Phytasen und 6-Phytasen eingesetzt. Es wird eine<br />
unterschiedliche Wirksamkeit der nativen und der einzelnen mikrobiellen Phytasen<br />
angenommen. Bei der Analyse von Phytase in Mischfutter werden die unterschiedlichen<br />
Phytasen (nativ und mikrobiell) aktuell mit einer Methode geprüft. Damit ist keine<br />
Unterscheidung von nativer und mikrobieller Phytase oder zwischen den mikrobiellen<br />
Herkünften möglich. Auch über andere Methoden ist dies zur Zeit nicht prüfbar.<br />
Da in vielen Futtermitteln (insbesondere im Getreide, v.a. in Weizen) native Phytase<br />
vorhanden ist, kann das Ergebnis einer Phytaseanalyse in Allein- und auch in vielen<br />
Ergänzungsfuttern somit nur eine begrenzte Aussage zur Beurteilung des analysierten<br />
Phytasegehaltes bzw. der Einhaltung des deklarierten Zusatzes ermöglichen.<br />
Diese Problematik zeigte sich auch im Rahmen einer Mischfutteruntersuchung durch den<br />
VFT im Jahr 2000 (Tabelle 6). Die erhobenen Phytasegehalte streuten unabhängig vom<br />
Phytasezusatz sehr stark, so dass keine Aussage zur Einhaltung der Deklaration möglich<br />
war. Hierbei war von Einflüssen durch folgende Faktoren auszugehen:<br />
607
Separate Einreichung<br />
Inaktivierung nativer und ggf. auch mikrobieller Phytase durch thermische Behandlung<br />
(Komponenten oder fertiges Futter, v.a. Ferkelaufzuchtfutter)<br />
Unterschiede in Gehalten an nativer Phytase (Getreideart, -sorte, Standort)<br />
Unterschiede in der Höhe des Zusatzes<br />
Unterschiedliche Deklarationsgenauigkeit bei der Supplementierung.<br />
Tabelle 6: Ergebnisse einer Phytase-Untersuchung bei Mischfutter im Jahr 2000<br />
Futtertyp n Phytasezusatz Phytasebedarf<br />
ja/nein Deklaration Minimum Maximum<br />
Ferkelaufzuchtfutter 31 - < 50 1815<br />
Ferkelaufzuchtfutter 20 + 400 - 750 53 1730<br />
Schweinemastfutter 23 - 491 2557<br />
Schweinemastfutter 18 + 150 - 700 95 2121<br />
Eiweißkonzentrat 1 + 1200 1755<br />
Dies erschwert zum einen eine Überprüfung des deklarierten Zusatzes. Zur Einschätzung<br />
der Wirksamkeit des Phytase-Zusatzes im Mischfutter ist neben dem Gehalt (Deklaration /<br />
Befund) auch die Herkunft der mikrobiellen Phytase zu beachten. Zur Überprüfung von<br />
Versuchsergebnissen und bei Überprüfungen des Phytase-Zusatzes in der Praxis besteht<br />
somit noch Forschungsbedarf.<br />
Zusammenfassung und Fazit<br />
1052 Mischfutter wurden bezüglich Futtertyp, Herkunft und Phytasezusatz ausgewertet.<br />
Die Höhe des deklarierten Zusatzes wurde bei einer Stichprobe (n=38) geprüft. Der Zusatz<br />
von Phytase im Futter für Schweine und Legehennen hat sich etabliert. Die<br />
Einsatzhäufigkeit ist je nach Futtertyp und regional unterschiedlich. Vor allem bei<br />
Ergänzungsfutter, Ferkelfutter und in Regionen mit intensiver Viehhaltung hat sich ein<br />
Phytasezusatz durchgesetzt. Die Einsatzhäufigkeit unterschiedlicher Phytasen ist regional<br />
(herstellerbedingt) verschieden. Die Höhe des Zusatzes ist je nach Herkunft der Phytase<br />
unterschiedlich (2 Niveaus), wobei die Zusatzhöhe zwischen den Futtermitteln variiert.<br />
Literatur<br />
DLG (1999): DLG-Information 1/1999, Schweinefütterung auf der Basis des Verdaulichen<br />
Phosphors, DLG, Frankfurt am Main<br />
DLG (2001): DLG-Information 1/2001, Leistungs- und qualitätsgerechte<br />
Schweinefütterung, Teil A: Mastschweine, DLG, Frankfurt am Main<br />
GfE (1997) Überarbeitete Empfehlungen zur Versorgung von Schweinen mit Phosphor,<br />
Proc. Soc. Nutr. Physiol. 6,193-200<br />
GfE (1999) Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Legehennen und<br />
Masthühner (Broiler), Energie und Nährstoffbedarf landwirtschaftlicher Nutztiere Nr. 7,<br />
DLG-Verlag, Frankfurt am Main<br />
Radewahn, P.; Czekala, A. (2004): Futtermittelrechtliche Vorschriften, Anhang/Teil 4, S.<br />
246-256, Agrimedia-Verlag, Bergen<br />
Autoren<br />
Dr. Karl-Hermann Grünewald, Verein Futtermitteltest, Endenicher Allee 60, 53115 Bonn<br />
Georg Steuer, VFT-Koordinierugnsstelle bei der DLG e.V. , Max-Eyth-Weg 1, 64823 Groß-<br />
Umstadt<br />
Dr. Walter Staudacher, DLG e.V., Eschborner Landstraße 122, 60489 Frankfurt<br />
608
Separate Einreichung<br />
Bestimmung von kurzkettigen freien Fettsäuren in Fermentergülle<br />
Pfaff, Harald (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor); Janßen, Enno; Winkler, Jörg:<br />
Einleitung<br />
Die landwirtschaftliche Biogaserzeugung aus Gülle, biogenen Reststoffen sowie<br />
nachwachsenden Rohstoffen gewinnt in zunehmendem Maße zur Einsparung von fossilen<br />
Energieträgern an Bedeutung. Um einen hohen Wirkungsgrad der Biogasanlage zu<br />
gewährleisten, sind stabile mikrobiologische Verhältnisse im Fermenter notwendig.<br />
Für den Anlagenbetreiber sind daher chemische Parameter zur Beurteilung des<br />
Fermentationsprozesses gerade in Hinblick auf die Zugabe von Kofermentat von großer<br />
Bedeutung. Eine hohe Zugabe von Kofermentat in den Fermenter führt zwangsläufig zu<br />
erhöhten Werten an niedermolekularen organischen Säuren, die während des Abbaus<br />
gebildet werden. Diese können eine Absenkung des pH-Wertes der Fermentergülle<br />
bewirken. Eine Versauerung des Reaktors hat eine erhebliche Störung des biologischen<br />
Abbauprozesses zur Folge. Dabei kann es zum vollständigen Erliegen der<br />
Biogasproduktion kommen.<br />
Mit der folgenden GC-Methode können freien Fettsäuren in Fermentergülle sehr schnell<br />
direkt aus der Fermentergülle ohne aufwändige Aufarbeitung und Derivatisierung bestimmt<br />
werden. Damit kann die Versauerung des Reaktors exakt ermittelt und kontrolliert werden.<br />
Neben dem Summenparameter Essigsäureäquivalent können mit einzelnen<br />
Fettsäuregehalten, insbesondere dem Gehalt an Propionsäure eine Aussage über die<br />
Prozeßstabilität getroffen werden. Auch das Essigsäure/Propionsäure-Verhältnis kann zur<br />
Beurteilung des Abbauprozesses herangezogen werden.<br />
Mit diesen Analysedaten können Empfehlungen für die Zugabe von Kofermentat in den<br />
Biogasreaktor erfolgen.<br />
Material und Methoden<br />
Probenvorbereitung<br />
20 g homogenisierte Gülle werden in einen 100 ml Meßkolben eingewogen, mit 10 ml<br />
Ameisensäure p.A. (w(HCOOH)= 96%) versetzt und mit H2Odest. aufgefüllt. Über einen<br />
Spritzenvorsatzfilter (z.B. Whatman/ Schleicher & Schüll Typ Celtron 30/0,2 CA-GF 92)<br />
werden ca. 1 ml dieser Lösung in ein 1,5 ml Probenvial filtriert und verschlossen.<br />
GC-Bedingungen<br />
Injektor:<br />
Temperatur: 250°C<br />
Trägergas: N2<br />
Gasdruck: 189,1 kPa<br />
Einspritzvolumen: 1 µl Splitless<br />
Säule:<br />
Säule: Phenomenex Zebron ZB-WAX- Plus 30m x 0,25mm x 0,25µm<br />
Analysendauer: 13 Minuten<br />
Trägergasstrom: 3 ml/min.<br />
Temperatur: 75°C bis 130°C Aufheizrate: 10°C/min.<br />
130°C bis 220°C Aufheizrate: 80°C/min<br />
220°C Haltezeit: 5,7 min.<br />
75°C Haltezeit: 0,25 min.<br />
609
Separate Einreichung<br />
Detektor:<br />
Detektor: FID<br />
Temperatur: 300°C<br />
H2: 40 ml/min.<br />
LUFT: 440 ml/min<br />
Makeup: 42 ml/min<br />
Datenaufnahme: 20 Hz<br />
Abb.1 Chromatogramm einer Fermentergülle<br />
610
Separate Einreichung<br />
Zusatz Lösung<br />
1000 ppm<br />
Probe<br />
Zusatz Zusatz gefunden theoretisch Wiederfindung<br />
[ml] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [%]<br />
Probe + 2,5<br />
ml<br />
Probe + 5,0<br />
ml<br />
Probe + 7,5<br />
ml<br />
Probe + 10,0<br />
ml<br />
Essigsäure - 116,1<br />
Propionsäure - 2,7<br />
iso-Buttersäure - 16,9<br />
n-Buttersäure - 43,9<br />
Essigsäure 125 224,8 241,1 93,2<br />
Propionsäure 125 128,3 127,7 100,4<br />
iso-Buttersäure 125 122,8 141,9 86,5<br />
n-Buttersäure 125 135,1 145,4 92,9<br />
Essigsäure 250 344,9 366,1 94,2<br />
Propionsäure 250 250,1 252,7 99,0<br />
iso-Buttersäure 250 281,6 266,9 105,5<br />
n-Buttersäure 250 292,8 270,4 108,3<br />
Essigsäure 375 436,8 491,1 88,9<br />
Propionsäure 375 341,9 377,7 90,5<br />
iso-Buttersäure 375 352,2 391,9 89,9<br />
n-Buttersäure 375 365,4 395,4 92,4<br />
Essigsäure 500 562,3 616,1 91,3<br />
Propionsäure 500 480,9 502,7 95,7<br />
iso-Buttersäure 500 496,9 516,9 96,1<br />
n-Buttersäure 500 512,2 520,4 98,4<br />
Harald Pfaff<br />
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />
Schloß Eichhof<br />
36251 Bad Hersfeld<br />
Dr. Enno Janssen, Dr. Jörg Winkler<br />
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />
Am Versuchsfeld 13<br />
34128 Kassel - Harleshausen<br />
611
Separate Einreichung<br />
Beitrag mikroskopischer Methoden zur Risikoanalyse von tierischen Bestandteilen<br />
in Futtermitteln gemäß VO (EG) Nr. 1292/2005<br />
D. Hormisch und J. Kühl, Speyer<br />
Seit der BSE-Krise 2001 ist in der EU die Verfütterung von Tierprotein an Wiederkäuer<br />
verboten. Gemäß VO(EG) Nr. 1292/2005 gilt jedoch seit September 2005, dass „die<br />
vorgesehenen Verbote nicht gelten für die Verfütterung von Knollen- und Wurzelfrüchten<br />
sowie Futtermitteln, die solche Erzeugnisse enthalten, an Nutztiere, wenn Knochenspuren<br />
nachgewiesen wurden; sie kann von den Mitgliedstaaten erlaubt werden, sofern eine<br />
befürwortende Risikobewertung vorliegt. Bei der Risikobewertung sind zumindest die<br />
Menge und die mögliche Kontaminationsquelle sowie die endgültige Bestimmung der<br />
Sendung zu berücksichtigen“ (EU, 2005).<br />
Mit der amtlichen Methode zur Prüfung von Futtermitteln auf tierische Anteile gemäß<br />
Richtlinie 2003/126/EG (EU, 2003) können allein aus dem mikroskopischen Bild der<br />
Tierbestandteile keine Angaben über den Eintragsweg ins Futtermittel abgeleitet werden.<br />
Im folgenden wird aufgezeigt, wie die mikroskopische Untersuchungsmethode dennoch<br />
erfolgreich im Rahmen der Risikoanalyse von tierischen Bestandteilen in Futtermitteln<br />
gemäß VO(EG) Nr. 1292/2005 einsetzbar ist:<br />
Als Beispiel zur Erläuterung dient der Krisenfall im Herbst 2004, in dem Knochenfragmente<br />
in Zuckerrübenschnitzeln festgestellt wurden, und der letztlich in der VO(EG)<br />
Nr. 1292/2005 resultierte.<br />
1 Ausgangssituation und Krisenfall<br />
Rübenschnitzel fallen als Nebenprodukte der Zuckergewinnung an und werden in der<br />
Wiederkäuerernährung eingesetzt. Die Feststellung von Knochenresten in pelletierten<br />
Rübenschnitzeln im Oktober 2004 resultierte in Sperrungen der betroffenen Futtermittelpartien,<br />
die für Wiederkäuer vorgesehen waren.<br />
Der Krisenfall erforderte eine schnelle Analytik:<br />
Zum einen war im Rahmen der Futtermittelsicherheit die Unbedenklichkeit der<br />
produzierten Rübenschnitzel-Partien zu prüfen - in Anbetracht einer ausreichenden<br />
Lebensmittelsicherheit sollte eine mögliche BSE-Infektion für lebensmittelliefernde<br />
Nutztiere ausgeschlossen werden.<br />
Zum anderen sollte zeitnah durch eine kritische Kontrolle aller Prozessabläufe die<br />
Eintragsquelle der Knochenpartikel in das Futtermittel festgestellt werden. Da in der<br />
Zuckerherstellung grundsätzlich keine tierischen Produkte zum Einsatz kommen, war der<br />
Eintragsweg zunächst nicht erklärbar.<br />
Besonders problematisch erwies sich der Krisenfall im Hinblick auf das enge jährliche<br />
Zeitfenster der Zuckerproduktion:<br />
Nach der Ernte werden die Zuckerrüben in der Zuckerkampagne zeitnah verarbeitet; für<br />
die in dieser Zeit in großen Mengen anfallenden Rübenschnitzel bestehen in den Werken<br />
selbst nur begrenzte Lagermöglichkeiten. Trotz der aufgrund des Krisenfalls notwendigen<br />
zusätzlichen Analytik sollten die produzierten Rübenschnitzelpellets zeitnah nach<br />
Herstellung und Klärung der Futtermittelsicherheit verkauft werden, um einen größeren<br />
Rückstau im Werk zu verhindern.<br />
2 Futtermittelüberwachung - Analytik im Rahmen der Futtermittelsicherheit<br />
Der Nachweis tierischer Bestandteile in Futtermitteln erfolgt mit Lichtmikroskopie als<br />
amtlicher Untersuchungsmethode nach RL 2003/126/EG. Dabei können morphologisch<br />
charakteristische Tierbestandteile wie beispielsweise Knochenfragmente, Muskelfasern<br />
und Federbruchstücke in der Futtermittelprobe festgestellt werden (s. Abb. 1).<br />
612
Separate Einreichung<br />
Abb. 1: Mikroskopischer Nachweis morphologisch charakteristischer Bestandteile in<br />
Futtermitteln gemäß RL 2003/126/EG: Beispiele tiercharakteristischer Partikel<br />
Neben einem hoch sensitiven Nachweis in Futtermitteln ermöglicht die Methode auch eine<br />
gute Anteilschätzung der festgestellten tierischen Bestandteile (Hormisch, 2004; Engling et<br />
al., 2000). Dies führte im Krisenfall der Rübenschnitzel zum mikroskopischen Nachweis<br />
von Knochenfragmenten selbst im Spurenbereich.<br />
3 Möglichkeiten der mikroskopischen Methodik zur Klärung der Kontaminationsquelle<br />
als Basis für eine Risikobewertung gem. VO (EG) Nr. 1292/2005<br />
Für eine Risikobewertung nach VO (EG) Nr. 1292/2005 sind die Menge und die mögliche<br />
Kontaminationsquelle an Knochenspuren zu berücksichtigen (s.o.). Zur Beantwortung<br />
dieser Fragen kann die Mikroskopie wie folgt herangezogen werden:<br />
3.1 Klärung von Anteil und Verbreitung der Knochenfragmente im Futtermittel<br />
Die Untersuchung mehrerer Teilproben einer Partie nach RL 2003/126/EG sowie die<br />
Untersuchung von Proben verschiedener Partien ermöglicht die Aufklärung der<br />
Verbreitung der Knochenfragmente im Futtermitteltyp gemäß VO (EG) Nr. 1292/2005:<br />
Im Falle der Zuckerrübenschnitzel des genannten Krisenfalls enthielten ungefähr 10 % der<br />
untersuchten Proben (Trockenschnitzel und Pellets, Pressschnitzel und Rübenkleinteile)<br />
tierische Bestandteile. Nachgewiesen wurden in erster Linie Knochenpartikel, deren<br />
festgestellter Anteil im Futtermittel meist im Spurenbereich bzw. an der Nachweisgrenze<br />
lag. Zudem war eine ungleichmäßige regionale Verteilung der Positivbefunde auffallend.<br />
Diese auf den mikroskopischen Untersuchungen basierende Datenlage ermöglichte eine<br />
Abschätzung des Umfangs und der Verbreitung eingetragener Tierbestandteile im<br />
Futtermitteltyp.<br />
3.2 Klärung der Identität bzw. Herkunft der Tierbestandteile<br />
Ergänzende Aussagen zu den festgestellten Knochenfragmenten bezüglich des Grades<br />
der Verarbeitung gemäß VO (EG) Nr. 1774/2002 (EU, 2002), des Grades der Verwitterung<br />
der Knochenpartikel, über eine Bodenpassage oder über das Alter der Knochenfragmente<br />
können mit Lichtmikroskopie nicht getroffen werden.<br />
613
Separate Einreichung<br />
Abb. 2:<br />
Tierische Bestandteile aus<br />
der Werksprobe einer Zuckerfabrik.<br />
(stereomikroskopische Ansicht<br />
selektierter Knochenpartikel<br />
> 1 mm)<br />
In sehr seltenen Fällen ist bei Auffinden größerer Knochenpartikel von kleineren Tierarten<br />
wie Nagern oder Vögeln im Probenmaterial eine differenzierende Aussage über die<br />
Größenordnung des Tieres möglich (s. Abb. 2).<br />
Bedingt durch den hohen Verarbeitungsgrad der Futtermittel (wie der starken<br />
Zerkleinerung und Pressung der Futtermittelausgangsstoffe zu Pellets) ist aufgrund der<br />
parallelen Zerkleinerung auch der Tierbestandteile in den meisten Fällen jedoch keine<br />
derartige Zuordnung bzw. Aussage mehr möglich: Die in prozessierten Futtermittelproben<br />
lichtmikroskopisch festgestellten Knochenpartikel haben in der Regel eine Größenordnung<br />
von ca. 200 – 500 µm.<br />
Die Morphologie der Knochenpartikel ermöglicht eine Unterscheidung zwischen Fisch- und<br />
Landtierknochen, jedoch keine weitergehende Differenzierung hinsichtlich Tiergruppen<br />
oder –arten.<br />
Aus diesen Gründen können allein aus dem mikroskopischen Bild der Landtierknochenpartikel<br />
im Futtermittel keine Angaben zum Eintragsweg (z. B. als Kleintierkadaver<br />
über den Boden oder im Werk oder als Proteinquelle dem Futtermittel zugeführt) und<br />
keine Bewertung bezüglich BSE abgeleitet werden.<br />
Alternative Untersuchungsmethoden können in Einzelfällen ergänzende Aussagen zur<br />
Spezifizierung bzw. Identifizierung der Tierart liefern. Im Krisenfall der Knochenfragmente<br />
in Rübenschnitzeln war durch die Untersuchung auf seltene Erden die Feststellung einer<br />
Bodenpassage für einzelne Knochenpartikel möglich (Schenkel, 2005) sowie in<br />
verschiedenen Rübenschnitzelproben mit PCR-Analytik eine Identifizierung von Tierarten<br />
(BfR, 2005).<br />
3.3 Klärung der Eintrags- bzw. Kontaminationsquelle<br />
Die Mikroskopie liefert jedoch auch zur Klärung der Kontaminationsquelle und zum<br />
Eintragsweg gemäß VO (EG) Nr. 1292/2005 eine Hilfestellung, indem sie die Möglichkeit<br />
zu einem breit angelegten Untersuchungsscreening bietet.<br />
Dies wurde im Krisenfall tierischer Bestandteile in Rübenschnitzeln offensichtlich, in dem<br />
durch die Zuckerfabriken und Überwachungsbehörden eine umfangreiche Ursachenrecherche<br />
zur Klärung des Eintragswegs erfolgte:<br />
614
Separate Einreichung<br />
In einem mikroskopischen Screening wurde die gesamte Prozesskette der<br />
Zuckergewinnung und der Rübenschnitzel-Produktion bis hin zum Rübenanbau auf dem<br />
Feld überprüft.<br />
Abb. 3: Herstellungsprozess von Zucker und Zuckerrübenschnitzeln (Quelle: Südzucker)<br />
Damit auch andere Matrizes als Futtermittel untersucht werden konnten, war dazu eine<br />
individuelle Modifikation der Probenvorbereitung zur mikroskopischen Untersuchung nötig<br />
(siehe Tab. 1).<br />
Durch die anschließende matrixunabhängige mikroskopische Nachweismethode war es<br />
möglich, den im Futtermittel festgestellten Analysenparameter in der gesamten Prozesskette<br />
zu suchen: im Schwemmwasser, in diversen flüssigen bis festen Werksproben sowie<br />
Rübenbestandteilen in verschiedenen Verarbeitungsstufen (siehe Tab. 1 und Abb. 3).<br />
615
Separate Einreichung<br />
Bei der Ankunft im Werk haftet den angelieferten Rüben vom Feld noch Erde an. Neben<br />
dieser Erde wurden auch Bodenproben von den Feldern des Rübenanbaus untersucht.<br />
Dazu wurden Felder ausgewählt, auf denen der Rübenanbau mit verschiedenen<br />
Düngeformen wie Komposten, Klärschlämmen und Fleischknochenmehlen erfolgt war<br />
(siehe Tab. 1).<br />
Tab. 1: Screening verschiedener Matrizes zur Bestimmung des Eintragswegs tierischer Bestandteile<br />
in Zuckerrübenschnitzel und die dazu verwendete mikroskopische Analytik<br />
Probenmaterial Probenvorbereitung Untersuchungsmethode<br />
Werks- Schwemmwasser getrockner Filterrückstand Richtlinie 2003/126/EG<br />
proben<br />
nach Filtration<br />
Turmentsandung getrocknet IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />
Sediment Bruckneranlage getrocknet IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />
Pelletstaub getrocknet Richtlinie 2003/126/EG (EU, 2003)<br />
Carbokalk getrocknet IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />
Rübenrohsaft Filterrückstand, getrocknet,<br />
nach Filtration<br />
Richtlinie 2003/126/EG<br />
Melasse nach Gefriertrocknung Richtlinie 2003/126/EG<br />
Erde, den Rüben anhaftend getrocknet IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />
Rübenschnitzel, frisch getrocknet, unzerkleinert und<br />
nach Zerkleinerung<br />
Richtlinie 2003/126/EG<br />
Trockenschnitzel getrocknet, unzerkleinert und<br />
nach Zerkleinerung<br />
Richtlinie 2003/126/EG<br />
Rübenschnitzelpellets nach Zerkleinerung Richtlinie 2003/126/EG<br />
Dünge- Klärschlamm getrocknet ;<br />
IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />
mittel<br />
spezielle Probenvorbereitung<br />
Kompost getrocknet ;<br />
spezielle Probenvorbereitung<br />
IAG-Entwurf (IAG, 2005a)<br />
Fleischknochenmehl getrocknet Richtlinie 2003/126/EG<br />
Boden- Rübenanbau mit<br />
getrocknet ;<br />
IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />
proben verschiedenen<br />
Düngevarianten<br />
spezielle Probenvorbereitung<br />
Als Eintragsquelle kam nach umfangreichen Untersuchungen den Rüben anhaftendes<br />
Erdmaterial mit Knochenfragmenten aus dem Boden in Frage.<br />
Untersuchungen der Uni Göttingen zeigten, dass Knochenfragmente im Boden einen<br />
natürlichen Anteil der Mineralsubstanz ausmachen (Meyer, 2005). Eine Studie der LUFA<br />
Speyer bestätigte diese Ergebnisse: In Bodenproben des LUFA-Versuchsfeldes, auf dem<br />
die Auswirkung verschiedener organischer Düngeformen in Langzeitexperimenten<br />
untersucht wird, wurden Knochenfragmente auch in den Nullparzellen des fast 50jährigen<br />
Düngeexperimentes festgestellt (Bischoff und Hormisch, 2005).<br />
Die erfolgreiche Nutzung des mikroskopischen Nachweisverfahrens zur Screening-<br />
Untersuchung aller betroffenen und involvierten Matrizes lieferte in diesem Krisenfall durch<br />
die matrixübergreifende Aufklärung der Verbreitung des Knochenmaterials Aussagen<br />
sowohl zur Kontaminationsquelle als auch zum Eintragsweg.<br />
Somit erfolgte neben der Feststellung der tierischen Bestandteile in Rübenschnitzeln auch<br />
die Aufklärung des Kristenfalls auf der Basis mikroskopischer Untersuchungsergebnisse.<br />
Dies zeigt, dass die Mikroskopie eine bedeutende Analysenmethode auch im Rahmen der<br />
Risikoanalyse und -bewertung gemäß VO (EG) Nr. 1292/2005 darstellen kann.<br />
616
Separate Einreichung<br />
4 Literatur<br />
BfR (2005): Knochenfragmente in Zuckerrübenschnitzeln. Aktualisierte Stellungnahme*<br />
Nr. 005/2005 des BfR vom 1. Dezember 2004,*aktualisiert am 10. Januar 2005 und am<br />
27. Januar 2005<br />
Bischoff, R., Hormisch, D (2005): Tierische Bestandteile in Futtermitteln unvermeidbar?<br />
Zur Situation in landwirtschaftlichen Böden am Beispiel eines 46 jährigen Feldversuches<br />
der LUFA Speyer. Frühjahrs-Sitzung 2005 der FG Düngemittel desVDLUFA<br />
Engling, FP., Jörgensen, JS., Paradies-Severin, I., Hahn, H. (2000): Evidence of Animal<br />
Meal in Feeds - Nachweis von Tiermehl in Futtermitteln. Kraftfutter/Feed Magazine 1/00,<br />
12-16<br />
EU (2002): VO (EG) Nr. 1774/2002 des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 3.<br />
Oktober 2002 mit Hygienevorschriften für nicht für den menschlichen Verzehr bestimmte<br />
tierische Nebenprodukte. Amtsblatt Nr. L 273, 1 - 95<br />
EU (2003): Richtlinie 2003/126/EG der Kommission vom 23. Dezember 2003 über die<br />
Analysenmethode zur Bestimmung der Bestandteile tierischen Ursprungs bei der<br />
amtlichen Untersuchung von Futtermitteln. 24/12/2003. Amtsblatt Nr. L 339, 78 – 84<br />
EU (2005): VO (EG) Nr. 1292/2005 der Kommission vom 5. Aufgust 2005 zur Änderung<br />
von Anhang IV der VO (EG) Nr. 999/2001 des Europäischen Parlaments und des Rates<br />
hinsichtlich der Tierernährung, Amtsblatt Nr. L 205, 3 – 11<br />
Hormisch, DE. (2004): Traceability of processed animal proteins with varying texture in<br />
feed: determination with microscopic and polymerase chain reaction methods. Biotechnol.<br />
Agron. Soc. Environ. 8 (4), 257-266<br />
IAG (2005a): Identifizierung und Bestimmung von Bestandteilen in Düngemittel-<br />
Kultursubstraten: IAG Mikroskopie. Methodenentwurf<br />
IAG (2005b): Sample preparation for the determination of bone fragments in sewage<br />
sludge, compost and soil. IAG microscopy. method draft<br />
Meyer, B. (2005): Knochenbruchstücke und –reste in Ackerkrumen. Ad-hoc Untersuchung<br />
der Institute für Bodenwissenschaft und Zuckerrübenforschung an der Universität<br />
Göttingen. Sachverständigengespräch am 10.01.05 im Bundesinstitut für Risikobewertung<br />
Schenkel, H. (2005): Abschätzung zum Eintrag von Knochenpartikeln aus erdigen<br />
Verunreinigungen und erste Versuche zum analytischen Nachweis einer Bodenpassage<br />
der Knochen. Sachverständigengespräch am 10.01.05 im Bundesinstitut für<br />
Risikobewertung<br />
617
Anschriften der Referenten<br />
Vortrags-<br />
Bzw. Posternummer Seite<br />
P-047 Dr. Erhard Albert 421<br />
Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Fachbereich Pflanzliche Erzeugung<br />
Referat Pflanzenbau<br />
Gustav-Kühn-Str. 8<br />
D-04159 Leipzig<br />
V-008 Dr. Martin Armbruster 110<br />
LUFA Speyer<br />
Obere Langgasse 40<br />
D-67346 Speyer<br />
V-003 Daniel U. Baumgartner 80<br />
Agroscope FAL Reckenholz<br />
Eidg. Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau<br />
Reckenholzstraße 191<br />
CH-8046 Zürich<br />
P-041 Karin Bechtold 401<br />
LUFA Augustenberg<br />
IuK<br />
Neßlerstraße 23<br />
D-76227 Karlsruhe<br />
V-012 Dr. agr. Joachim Bischoff 136<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG)<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Zentrum für Acker- und Pflanzenbau<br />
Strenzfelder Allee 22<br />
D-06406 Bernburg<br />
V-004 Christian Bockstaller 88<br />
INRA<br />
Agronomie et Environnement Nancy-Colmar<br />
28, rue d´Herrlisheim<br />
F-68021 Colmar Cédex<br />
P-034 Steffen Both 359<br />
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />
Institut für Acker- und Pflanzenbau<br />
Ludwig-Wucherer-Straße 2<br />
D-06108 Halle/Saale<br />
V-015 Dr. Berthold Deller 155<br />
LUFA Augustenberg<br />
Neßlerstraße 23<br />
D-76227 Karlsruhe<br />
618
V-072 Dr. Annette Deubel 590<br />
Martin-Luther-Universität<br />
Institut für Bodenkunde und Pflanzenernährung<br />
Adam-Kuckhoff-Straße 17b<br />
D-06108 Halle/Saale<br />
V-021 Dipl.-Umweltwiss. Timo Ebenthal 178<br />
Hochschule Vechta<br />
Institut für Geo- und Agrarökologie<br />
Driverstraße 22<br />
D-49377 Vechta<br />
V-007 Margarete Finck 102<br />
LUFA Augustenberg<br />
Koordinierungsgruppe Wasserschutzgebiete<br />
Neßlerstraße 23<br />
D-76227 Karlsruhe<br />
P-033 Dr. Holger Flaig 351<br />
LUFA Augustenberg<br />
Bodenuntersuchungen uns Stoffhaushalt<br />
Neßlerstraße 23<br />
D-76227 Karlsruhe<br />
P-058 Prof. Dr. Gerhard Flick 469<br />
Hochschule Neubrandenburg<br />
Fachbereich Agrarwirtschaft und Landschafts-architektur<br />
Brodaer Straße 2<br />
D-17033 Neubrandenburg<br />
V-043 Dr. Friedhelm Fritsch 491<br />
Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum<br />
Rheinhessen-Nahe-Hunsrück<br />
Rüdesheimer Straße 68<br />
D-55545 Bad Kreuznach<br />
P-051 PD Dr. Jóska Gerendás 438<br />
Universität Kiel<br />
Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde<br />
Olshausentraße 40<br />
D-24118 Kiel<br />
P-028 Dr. Katja Gödeke 334<br />
Thüringer Landesanstalt für Ladwirtschaft<br />
Pflanzenbau<br />
Apoldaer Straße 4<br />
D-07778 Dornburg<br />
V-029; V-035 Uniz.-Doz. Dr. Leonhard Gruber 226; 244<br />
HBLFA Raumberg-Grumpenstein<br />
Institut für Nutztierforschung<br />
A-8952 Irding<br />
619
V-025; V-030 Dr. Karl-Hermann Grünewald 209; 240<br />
Verein Futtermitteltest<br />
Endenicher Allee 60<br />
D-53115 Bonn<br />
V-062 Dipl.-Ing. Christian Hackl 563<br />
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung<br />
Saatgutuntersuchung/Saatgutforschung<br />
Lange Point 6, Labor 2<br />
D-85354 Freising<br />
P-013 Gudrun Hanschmann 290<br />
Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Gustav-Kühn-Straße 8<br />
D-04159 Leipzig<br />
V-024 Sina Hassler 201<br />
Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Referat Boden<br />
Gustav-Kühn-Straße 8<br />
D-04159 Leipzig<br />
P-035 Dr. Lothar Herold 362<br />
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Untersuchungswesen<br />
Naumburger Straße 98<br />
D-07743 Jena<br />
P-053 Dipl.-Ing. Hubert Heß 451<br />
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Agrarökologie, Ackerbau und Grünland<br />
Naumburger Straße 98<br />
D-07743 Jena<br />
V-042 Dr. Sabine Heumann 485<br />
Universität Hannover<br />
Institut für Bodenkunde<br />
Herrenhäuser Straße 2<br />
D-30419 Hannover<br />
P-022 Dipl.-Ing. agr. Sandra Hoedtke 548<br />
Universität Rostock<br />
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät<br />
Justus-von-Liebig-Weg 8<br />
D-18059 Rostock<br />
620
P-039 Prof. Dr. Othmar Horak 390<br />
ARC Seibersdorf research<br />
Umweltforschung<br />
Bundesstraße<br />
A-2444 Seibersdorf<br />
P-006 Dr. Hartmut Horst 270<br />
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />
Landwirtschaftliches Untersuchungswesen<br />
Am Versuchsfeld 13<br />
D-34128 Kassel<br />
V-001; V-020; P-037 Dipl.-Ing.agr. Klaus Isermann 62; 169; 375<br />
Büro für Nachhaltige Land(wirt)schaft und Agrikultur (BNLA)<br />
Heinrich-von-Kleist-Straße 4<br />
D-67374 Hanhofen<br />
P-016 Dr. Thomas Jilg 301<br />
Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf (LVVG)<br />
Atzenberger Weg 99<br />
D-88326 Aulendorf<br />
P-011 Dr. Ingrid John 289<br />
Landeslabor Brandenburg<br />
Templiner Straße 21<br />
D-14476 Potsdam<br />
V-068 Dr. Andrea Jonitz 580<br />
LUFA Augustenberg<br />
Neßlerstraße 23<br />
D-76227 Karlsruhe<br />
V-046 Stefan Jungert<br />
TU München<br />
Lehrstuhl für Pflanzenernährung<br />
Am Hochanger 2<br />
D-85350 Freising<br />
P-036 Dr. Petra Kahle 367<br />
Universität Rostock<br />
Institut für Landnutzung<br />
Justus-von-Liebig-Weg 8<br />
D-18059 Rostock<br />
P-050 Dr. Hans-Eberhard Kape 432<br />
Landwirtschaftliche Fachbehörde<br />
Graf-Lippe-Straße 1<br />
D-18059 Rostock<br />
621
V-066 Dipl.-Biol. Thomas Kellerer 575<br />
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung<br />
Saatgutuntersuchung/Saatgutforschung<br />
Lange Point 6, Labor 2<br />
D-85354 Freising<br />
V-014 Dr. Volkmar König 146<br />
Thüringer Landesanstalt für Ladwirtschaft<br />
Untersuchungswesen<br />
Naumburger Straße 98<br />
D-07743 Jena<br />
PT-004 Aimé Lichtenberger 54<br />
Siege Maison de l´Agriculture<br />
Chambre D´Agriculture du Haut-Rhin<br />
F-68127 Sainte Crois en Plaine<br />
V-083 Dipl.-Ing. agr. Rocco Lioy 120<br />
Herdbuchverband Luxemburger Rinder- und Schweinezüchter<br />
Postfach 3 13<br />
L-9004 Ettelbrück<br />
V-049 Prof. Dr. Jakab Loch 520<br />
Universität Debrecen<br />
Landwirtschaftliche Fakultät<br />
Postfach 36<br />
H-4015 Debrecen<br />
P-056 Dieter Lohr 462<br />
FH Weihenstephan<br />
Institut für Gartenbau<br />
Pflanzenernährung<br />
Am Staudengarten 14<br />
D-85350 Freising<br />
V-013 Dr. Detlef Merkel 142<br />
LUFA Nord-West<br />
Institut für Düngemittel und Saatgut<br />
Finkenborner Weg 1a<br />
D-31787 Hameln<br />
V-034 Dr. Markus Mokry 330<br />
LUFA Augustenberg<br />
Referat 1.3<br />
Neßlerstraße 23<br />
D-76227 Karlsruhe<br />
P-004 Dr. habil. Rolf Mönicke 268<br />
Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
FB Landwirtschaftliches Untersuchungswesen<br />
G.-Kühn-Straße 8<br />
D-04159 Leipzig<br />
622
V-064; P-001 Dr. Günter Müller 568; 588<br />
Thüringer Landesanstalt für Ladwirtschaft<br />
Untersuchungswesen<br />
Naumburger Straße 98<br />
D-07743 Jena<br />
P-038 Dr. Ludwig Nätscher 383<br />
Bioanalytik Weihenstephan<br />
Alte Akademie 10<br />
D-85350 Freising<br />
V-002 Prof. Dr. Rolf Nieder 72<br />
TU Braunschweig<br />
Institut für Geoökologie<br />
Langer Kamp 19c<br />
D-38106 Braunschweig<br />
V-011 Dr. Olaf Nitzsche 128<br />
Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Landwirtschaftliches Untersuchungswesen<br />
Gustav-Kühn-Straße 8<br />
D-04159 Leipzig<br />
V-041 Mark Overesch 481<br />
Hochschule Vechta<br />
Institut für Geo- und Agrarökologie<br />
Driverstraße 22<br />
D-49377 Vechta<br />
V-050 Günter Pahlow 526<br />
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft<br />
Institut für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft<br />
Bundesallee 50<br />
D-38116 Braunschweig<br />
P-032 Dr. Rainer Paul 346<br />
Thüringer Landesanstalt für Ladwirtschaft<br />
Untersuchungswesen<br />
Naumburger Straße 98<br />
D-07743 Jena<br />
V-027; V-039 Dr. Martin Pries 220<br />
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen<br />
Tierische Erzeugung<br />
Nevinghoff 40<br />
D-48147 Münster<br />
PT-002 Dipl.-Biol. Konrad Raab 45<br />
Forschungszentrum Karlsruhe<br />
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse<br />
Postfach 36 40<br />
D-76021 Karlsruhe<br />
623
P-019; P-020 Dr. Gerhard Richter 306; 312<br />
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Außenstelle Remderoda<br />
Tierproduktion<br />
Naumburger Straße 98<br />
07743 Jena<br />
P-023 Dr. Wolfgang Imanuel Friedrich Richter 552<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Qualitätssicherung AQ 5<br />
Prof.-Zorn-Straße 20c<br />
D-85586 Poing-Grub<br />
P-045; P-046 B.sc. Judith Riehle 403; 417<br />
Universität Hohenheim<br />
Institut für Pflanzenernährung 330c<br />
Fruwirthstraße 20<br />
D-70593 Stuttgart<br />
P-021 Dr. Guido Riesen 319<br />
Orffa GmbH<br />
Augustastraße 12<br />
D-46483 Wesel<br />
V-023 Dr. Brigitte Roth 194<br />
LUFA Augustenberg<br />
Neßlerstraße 23<br />
D-76227 Karlsruhe<br />
P-008; P-009; P-010 Dr. Karl Rutzmoser 281; 284; 287<br />
Bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft<br />
Prof.-Dürrwaechter-Platz 3<br />
D-85586 Poing-Grub<br />
P-048 Dr. Harald Schaaf 429<br />
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />
Landwirtschaftliches Untersuchungswesen<br />
Am Versuchsfeld 13<br />
D-34128 Kassel<br />
P-044 Isabell Schlegel 409<br />
Universität Hohenheim<br />
Institut für Pflanzenernährung 330c<br />
Fruwirthstraße 20<br />
D-70593 Stuttgart<br />
P-040 Dr. Wilfried Schliephake 395<br />
Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Referat Pflanzenbau<br />
Gustav-Kühn-Straße 8<br />
D-04159 Leipzig<br />
624
V-026 ; P-007; P-015 Dr. habil. Friedrich Schöne 214; 278; 297<br />
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Ref. Ernährung und Produktinnovation<br />
Naumburger Straße 98<br />
D-07743 Jena<br />
V-032 Martine Schraml 324<br />
TU München<br />
Lehrstuhl für Pflanzenernährung<br />
Am Hochanger 2<br />
D-85350 Freising<br />
V-022 Brigitte Speck 187<br />
LUFA Augustenberg<br />
Neßlerstraße 23<br />
D-76227 Karlsruhe<br />
V-080 Dr. Hubert Spiekers 260<br />
Bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)<br />
Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft<br />
Prof.-Dürrwaechter-Platz 3<br />
D-85586 Poing-Grub<br />
V-006 Ernst Spiess 95<br />
Agroscope FAL Reckenholz<br />
Reckenholzstraße 191<br />
CH-8046 Zürich<br />
V-047 Dr. Thomas Strumpf 505<br />
Biologische Bundesanstalt<br />
Institut für Ökotoxikologie<br />
Königin-Luise 19<br />
D-14159 Berlin<br />
V-057; P-025 Dr. Johannes Thaysen 541; 558<br />
Landwirtschaftskammer SH<br />
Pflanzenbau/Landtechnik<br />
Am Kamp 9<br />
D-24783 Osterrönfeld<br />
V-016 Dr. Sabine Tischer 161<br />
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />
Institut für Bodenkunde und Pflanzenernährung<br />
Weidenplan 14<br />
D-06108 Halle/Saale<br />
P-060 Dr. Armin Trenkle 475<br />
LUFA Augustenberg<br />
Neßlerstraße 23<br />
D-76227 Karlsruhe<br />
625
P-042 Dr. Walter Übelhör 405<br />
LUFA Augustenberg<br />
IuK<br />
Neßlerstraße 23<br />
D-76227 Karlsruhe<br />
P-055 Dipl.-Biol. Kristin Victor 457<br />
Neugasse 13<br />
D-07743 Jena<br />
V-065 Dipl.-Ing. Benno Voit 573<br />
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung<br />
Saatgutuntersuchung/Saatgutforschung<br />
Lange Point 6, Labor 2<br />
D-85354 Freising<br />
V-044 Dr. agr. Hans Ulrich von Wulffen 496<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG)<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Zentrum für Acker- und Pflanzenbau<br />
Strenzfelder Allee 22<br />
D-06406 Bernburg<br />
V-055 Dr. Andrea Wagner 533<br />
Universität Bonn<br />
Institut für Landtechnik<br />
Tierhaltungstechnik<br />
D- Bonn<br />
P-052 Dr. Jörg Winkler 446<br />
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />
Landwirtschaftliches Untersuchungswesen<br />
Am Versuchsfeld 13<br />
D-34128 Kassel<br />
PT-001 Prof. Dr. Dr.h.c. Jürgen Zeddis 32<br />
Universität Hohenheim<br />
Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre<br />
D-70593 Stuttgart<br />
P-030 Walter Zerr 341<br />
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />
Standort Eichhof<br />
Schloß Eichhof<br />
D-36251 Bad Hersfeld<br />
V-048 Dr. Wilfried Zorn 512<br />
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Agrarökologie, Ackerbau und Grünland<br />
Naumburger Straße 98<br />
D-07743 Jena<br />
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