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Verband Deutscher Landwirtschaftlicher<br />

Untersuchungs- und Forschungsanstalten<br />

KONGRESSBAND 2006 Freiburg<br />

Vorträge zum Generalthema<br />

„Landnutzungskonzepte heute und morgen —<br />

dargestellt am Beispiel der Region südlicher Oberrhein“<br />

und weitere Beiträge aus den öffentlichen Sitzungen und<br />

Workshops des 118. VDLUFA-Kongresses<br />

Vom 19. bis 22. September 2006<br />

VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 62/2007<br />

ISBN 3-922712-93-2<br />

1


© 2007 by VDLUFA-Verlag, Darmstadt<br />

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der photomechanischen<br />

Wiedergabe und der Übersetzung vorbehalten.<br />

Herausgeber:<br />

Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten, c/o<br />

LUFA Speyer, Obere Langgasse 40, D-67346 Speyer<br />

Telefon: 06232 / 136121, Fax: 06232 / 136122, E-Mail: info@VDLUFA.de<br />

Verlag:<br />

VDLUFA-Verlag, c/o LUFA Speyer, Obere Langgasse 40, D-67346 Speyer<br />

Telefon: 06232 / 136121, Fax: 06232 / 136122, E-Mail: info@VDLUFA.de<br />

Endredaktion und herstellerische Betreuung:<br />

Dr. H.-G. Brod, c/o LUFA Speyer, Obere Langgasse 40, D-67346 Speyer<br />

Telefon: 06232 / 136121, Fax: 06232 / 136122, E-Mail: info@VDLUFA.de<br />

Die inhaltliche, orthographische und grammatikalische Verantwortung liegt beim Autor.<br />

2


I N H A L T S V E R Z E I C H N I S Seite<br />

Grußworte 13<br />

Plenartagung 32<br />

Landwirtschaft und Umwelt I 62<br />

Boden / Freie Themen 128<br />

Tierische Produktion u. Futtermittel 169<br />

Landwirtschaft und Umwelt II 324<br />

Düngerbedarfsermittlung 481<br />

Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven 526<br />

Saatgut 563<br />

Düngemittel 590<br />

Separate Einreichungen – Nachträge 604<br />

Referentenverzeichnis 617<br />

3


Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />

Grußwort<br />

Grußwort des Referatsleiters für Acker- und Pflanzenbau des Bundesministeriums für<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

MinR Friedel Cramer 13<br />

Grußwort des Abteilungsleiters für Landwirtschaft des Ministeriums für Ernährung und<br />

Ländlichen Raum Baden-Württemberg<br />

Ministerialdirigent Joachim Hauck 16<br />

Grußwort des Prorektors der Universität Freiburg<br />

Prof. Dr. Gerhard Schneider 23<br />

Grußwort des Dekans der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften, Albert-Ludwigs-<br />

Universität Freiburg<br />

Prof. Dr. E. E. Hildebrand 25<br />

Plenartagung<br />

Landwirtschaft am Oberrhein und den angrenzenden Gebieten –<br />

Entwicklungsmöglichkeiten unter dem Aspekt zukünftiger Entwicklungen<br />

Zeddies, Jürgen 32<br />

Zukünftige Nutzung des Grünlandes in Baden-Württemberg - Gibt es energetische<br />

Alternativen?<br />

Raab, Konrad; Rösch, Christine; Stelzer, Volker 45<br />

Der intensive Ackerbau am Oberrhein aus der Sicht der elsässischen Landschaft<br />

Lichtenberger, Aimé 54<br />

Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt I“<br />

Vorträge<br />

Nachhaltige Bewirtschaftungspläne/Maßnahmen mit entsprechenden Bestandaufnahmen<br />

und Zielsetzungen zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL 2000) in der<br />

Landwirtschaft aus der Sicht ihrer Nährstoffhaushalte<br />

Isermann, Klaus; Isermann, Renate 62<br />

Stickstoff-Überschuss in der Landwirtschaft Deutschlands:<br />

Wo bleibt die Trendwende?<br />

Nieder, Rolf; Köster, Werner; Kersebaum, Kurt-Christian 72<br />

Betriebliches Umweltmanagement in der Landwirtschaft – Anwendung der<br />

Ökobilanzmethode SALCA im Gebiet des südlichen Oberrheins<br />

Baumgartner, Daniel U.; Gaillard, Gérard; Freiermuth Knuchel, Ruth 80<br />

4


Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />

Betriebliches Umweltmanagement in der Landwirtschaft: Vergleich der Methoden INDIGO,<br />

KUL/USL, REPRO und SALCA<br />

Bockstaller, C.; Gaillard, G.; Baumgartner, D.; Freiermuth Knuchel, R.; Reinsch, M.;<br />

Brauner, R.; Unterseher, E 88<br />

Einfluss der Ökologisierung in der Landwirtschaft auf den Nitratgehalt des Grundwassers<br />

in der Schweiz<br />

Spiess, E.; Herzog, F.; Richner, W.; Prasuhn, V. 95<br />

Ergebnisse der flächenhaften Nitrataustragsmodellierung im Oberrheingraben - Prognose<br />

des Nitrataustrags bei veränderter Landnutzung und Bewirtschaftungspraxis<br />

Finck, Margarete; Beha, Anita; Deller, Berthold; Lambrecht, Hendrik; Korte,<br />

Stephanie; Grimm-Strele, Jost; van Dijk, Paul; Casper, Markus 102<br />

Verbesserung der N-Ausnutzung im Gemüsebau im Hinblick auf die Forderungen der<br />

Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />

Armbruster, Martin; Laun, Norbert; Seibert, Kurt; Wiesler, Franz 110<br />

Fraktionierung der organischen Bodensubstanz zur Beurteilung des<br />

Stickstoffnachlieferungs-vermögens landwirtschaftlicher genutzter Böden<br />

Lioy, Rocco; Bolduan, Rainer; Mokry, Markus 120<br />

Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“<br />

Vorträge<br />

Entwicklung der C-Masse und C-Verteilung in der Ackerkrume in Abhängigkeit einer<br />

langjährig differenzierten Bodenbearbeitung<br />

Nitzsche, Olaf; Schmidt, Walter; Keller, Toralf; Heinrich; Jürgen 128<br />

Einfluss differenzierter Bodenbearbeitung auf den P-Gehalt einer Löss-Schwarzerde und<br />

den P-Entzug in einer Vierfelderfruchtfolge<br />

Bischoff, Joachim; von Wulffen, Hans Ulrich; Holz, Falko 136<br />

Die exakte Bodenartbestimmung im Zusammenhang mit Gesetzen und Verordnungen und<br />

als Instrument der Beratung in Niedersachsen<br />

Merkel, Detlef 142<br />

Möglichkeiten und Grenzen der Kalkanwendung zur Immobilisierung von Cadmium auf<br />

belasteten Grünlandstandorten<br />

König, Volkmar 146<br />

Vergleich der gesättigten Wasser- und der Luftleitfähigkeit von ungestörten Bodenproben<br />

mit definiertem Wassergehalt<br />

Deller, Berthold 155<br />

Eignung mikrobieller Parameter zur ökotoxikologischen Beurteilung von Altlast-Standorten<br />

Tischer, Sabine; Tanneberg, Hartmut; Guggenberger, Georg 161<br />

5


Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />

Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“<br />

Vorträge<br />

Industrielle und landwirtschaftliche Tierproduktion aus der Sicht der Nachhaltigkeit<br />

Isermann, Klaus 169<br />

Szenarien zu Auswirkungen der neuen Düngeverordnung auf Tierhaltungsbetriebe in der<br />

intensiven Veredlungsregion Südoldenburg<br />

Ebenthal, Timo; Brauckmann, Hans-Jörg; Broll, Gabriele 178<br />

Grüne Gentechnik: Risiko und Nutzen - ein Überblick über die begleitende Forschung<br />

Speck, Brigitte; Leist, Norbert 187<br />

Probenahme zur Überwachung gentechnisch veränderter Organismen in Futtermitteln<br />

Roth, Brigitte; Leist, Norbert 194<br />

Arsenspeziesbestimmung in Futterpflanzen<br />

Haßler, Sina; Klose, Ralf 201<br />

Ergebnisse eines Monitorings zu Jod-Gehalten im Mischfutter<br />

Grünewald, Karl-Hermann; Steuer, Georg 209<br />

Jod in der Milch - Stand und Steuerungsmöglichkeiten<br />

Schöne, Friedrich; Leiterer, Matthias; Flachowsky, Gerhard; Lebzien, Peter;<br />

Bemmann, Doreen; Breitschuh, Gerhard 214<br />

Wird der Energiegehalt von Milchleistungsfutter über in vitro-Parameter richtig geschätzt?<br />

Pries, Martin; Menke, Annette; Steevens, Ludger; Tholen, Ernst 220<br />

Einfluss von Vegetationsstadium, Sorte, Standort und Konservierung von Silomais auf den<br />

Gehalt an Rohprotein- und Kohlenhydrat-Fraktionen sowie den ruminalen in situ-Abbau<br />

der Trockenmasse<br />

Gruber, Leonhard; Taferner, K.; Steiner, B.; Maierhofer, G.; Urdl, M.;<br />

Gasteiner, J. 226<br />

Angabe diverser Proteinkennwerte im Milchleistungsfutter<br />

Grünewald, Karl-Hermann; Steuer, Georg 240<br />

Ertrag und Futterqualität von Silomais in Abhängigkeit von Vegetationsstadium, Sorte und<br />

Standort<br />

Gruber, Leonhard, Hein, Waltraud 244<br />

Eiweißversorgung in der Aufzucht von Fressern<br />

Spiekers, Hubert; Horn, Andy; Preißinger, Wolfgang; Schwab, Michael 260<br />

6


Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />

Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“<br />

Poster<br />

Neue Probenahmegeräte für Kompost und Silage<br />

Mönicke, Rolf; Schulze, Dieter 268<br />

Ein Verfahren zur Optimierung der Grundfutteruntersuchung mit NIRS und RFA<br />

Horst, Hartmut; Janßen, Enno 270<br />

Jodkonzentration der Milch unter dem Einfluss von Rapsextraktionsschrot im Futter<br />

Schöne, Friedrich; Sperrhake, Kati; Engelhard, Thomas; Leiterer, Matthias 278<br />

Schätzung des Energiegehaltes von Raps- und Sojaerzeugnissen für Wiederkäuer<br />

Rutzmoser, Karl 281<br />

Schätzung des Energiegehaltes von Raps- und Sojaerzeugnissen für Schweine<br />

Rutzmoser, Karl 284<br />

Schätzung von Aminosäuregehalten von Raps- und Sojaerzeugnissen<br />

Rutzmoser, Karl 287<br />

Ergebnisse zu Mykotoxinuntersuchungen im Rahmen der amtlichen Futtermittelkontrolle in<br />

Brandenburg 2000 - 2005<br />

John, Ingrid; Böhm, Lothar; Körber, Roland 289<br />

Verhalten von Fusarientoxinen bei der Ethanolerzeugung aus belastetem Getreide<br />

Hanschmann, Gudrun; Krieg, Doris 290<br />

Stärkeres Toasten bei der Rapsextraktionsschrotherstellung inaktiviert Glucosino-late und<br />

verändert die Proteinqualität<br />

Schöne, Friedrich; Schumann, Wolfgang; Schubert, Rainer; Steingaß, Herbert;<br />

Kinast, Carmen 297<br />

Einsatz von Rapsprodukten in Kälberstartern<br />

Jilg, Thomas 301<br />

Einsatz von NSP-Enzymen bei Mastschweinen<br />

Richter, Gerhard; Otto, Fred; Hartung, Horst; Bargholz, Jürgen 306<br />

Einsatzwürdigkeit von Trockenschlempe aus der Bioethanolproduktion bei Küken und<br />

Junghennen<br />

Richter, Gerhard; Herzog, Elke; Leiterer, Matthias; Chudaske, Christine 312<br />

Möglichkeiten zur Differenzierung von Aminosäure-Spurenelement-Chelaten<br />

Kampf, Detlef; Riesen, Guido 319<br />

7


Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />

Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“<br />

Vorträge<br />

Potenzial von neuen Ureaseinhibitoren zur Minderung von NH3-Verlusten nach<br />

oberflächiger Harnstoffdüngung unter verschiedenen Verlustsituationen<br />

Schraml, Martine; Gutser, Reinhold; Schmidhalter, Urs; Weber, Andreas 324<br />

Einsatz von Zusatzstoffen / Futterergänzungsmitteln auf Basis von Meeresalgen -<br />

Auswirkungen auf die organischen Dünger (1. Mitteilung)<br />

Mokry, Markus 330<br />

Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“<br />

Poster<br />

Entwicklung und Vergleich von optimierten Anbausystemen für die landwirtschaftliche<br />

Produktion von Energiepflanzen unter den verschiedenen Standortbedingungen<br />

Deutschlands<br />

Gödeke, Katja; Nehring, Arlett; Vetter, Armin 334<br />

Versuchsanlage zur Messungen von Ertragspotenzialen und Gärverhalten verschiedener<br />

Kofermentate<br />

Zerr, Walter; Janßen, Enno; Winkler, Jörg 341<br />

Gefügeveränderungen auf einem mit Pflug und pfluglos bearbeitetem Auenboden<br />

Paul, Rainer; Blödner, Martin 346<br />

Einflussgrößen auf bodenbiologische Parameter bei unterschiedlicher Bodenbearbeitung<br />

Flaig, Holger 351<br />

Beeinflussung von fruchtbarkeitsrelevanten Bodeneigenschaften durch Aufforstung<br />

ehemals landwirtschaftlich genutzter Flächen<br />

Both, Steffen; Tischer, Sabine; Tanneberg, Hartmut; Hofmann, Bodo;<br />

Christen, Olaf 359<br />

Vergleichende Untersuchungen zwischen konventioneller und ökologischer<br />

Bewirtschaftung<br />

Herold, Lothar; Wagner, Sabine 362<br />

Untersuchung stabiler Isotope des Nitrats als Beitrag zur Aufklärung des Stoffaustragsgeschehens<br />

aus landwirtschaftlich genutzten Böden<br />

Kahle, Petra; Deutsch, Barbara; Tiemeyer, Bärbel; Lennartz, Bernd 367<br />

Phosphor-Bilanzen der Landwirtschaft in Europa und ihre Auswirkungen auf die (inter-)<br />

nationale Politik des Phosphor-Nährstoffmanagments: Notwendigkeit auch einer EU-<br />

Phosphor-Direktive<br />

Isermann, Renate; Isermann, Klaus 375<br />

8


Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />

Bewertung der Qualität von VDLUFA-Methoden im Bereich der Bodenuntersuchung<br />

mittels Horwitz-Ratios<br />

Nätscher, Ludwig 383<br />

Ein kombiniertes Testverfahren zur Ermittlung der Pflanzenverfügbarkeit von<br />

Schwermetallen<br />

Horak, Othmar; Friesl, Wolfgang; Stimpfl, Elmar 390<br />

Variabilität der Nmin-Gehalte auf heterogenen Praxisschlägen und ihre Berücksichtigung<br />

bei der 1. N-Gabe<br />

Schliephake, Wilfried; Pößneck, Jörg; Albert, Erhard 395<br />

Restnitratgehalte in Rebböden der Region südlicher Oberrhein - Ergebnisse aus 17<br />

Jahren SchALVO-Kontrollaktion<br />

Bechtold, Karin; Übelhör, Walter 401<br />

Grundnährstoffversorgung im südlichen Oberrhein<br />

Übelhör, Walter; Berger, Eric 405<br />

Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />

I. N-turnover and net N-mineralisation in incubation experiments<br />

Schlegel, Isabell; Li, Zhifang; von Schenck zu Schweinsberg-Mickan, Mario; Schulz,<br />

Rudolf; Müller, Torsten 409<br />

Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />

II. Yield response in organic vegetable production and nitrogen turnover (pot experiments)<br />

Riehle, Judith; Schulz, Rudolf; Müller, Torsten 403<br />

Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />

III. Yield response in organic vegetable production and nitrogen turnover (field<br />

experiments)<br />

Riehle, Judith; Schulz, Rudolf; Müller, Torsten 417<br />

Düngewirkung von Fleischknochenmehl in Gefäßversuchen sowie Einsatzempfehlungen<br />

Albert, Erhard 421<br />

Aktuelle Nährstoff- und Mikronährstoffgehalte in hessischen Stallmisten, Güllen und<br />

Biogas-güllen<br />

Schaaf, Harald 429<br />

Organische Schadstoffe in Klärschlämmen aus der kommunalen Abwasser-behandlung<br />

von Mecklenburg-Vorpommern<br />

Kape, H.-E.; Pöplau, R.; Didik, H.; Schaecke, B. 432<br />

Untersuchungen zur P-Düngewirkung von Phosphit<br />

Gerendás, Jóska; Ratjen, Arne 438<br />

Ringversuchsdesign zum Nachweis von Salmonellen in Kompost<br />

Winkler, Jörg 446<br />

9


Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />

Diagnose von Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen mit dem System VISUPLANT ®<br />

Heß, Hubert; Zorn, Wilfried; Marks, Gerhard; Bergmann, Werner;<br />

Gernat, Holger 451<br />

Einfluss der Mn-Ernährung auf Ertrag und Mehltaubefall von 2 Winterweizensorten<br />

Victor, Kristin; Marks, Gerhard; Zorn, Wilfried 457<br />

Einsatz der Nah-Infrarot-Spektroskopie zur Bestimmung des Stickstoffgehaltes in frischen<br />

Zierpflanzenstecklingen<br />

Lohr, Dieter; Tillmann, Peter; Zerche, Siegfried; Meinken, Elke; Röber, Rolf;<br />

Nast, Dieter 462<br />

Quantifizierung und Eingrenzung von Risiken in der Kunden-Lieferanten-Beziehung<br />

zwischen Kartoffelerzeuger und Kartoffelverarbeiter am Beispiel eines Betriebes in<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Flick, Gerhard; Henze, Silke; Herold, Luzia; Pieper, Olaf 469<br />

Spritzbrühenkontrollen auf bienengefährliche Wirkstoffe in Baden-Württemberg<br />

Trenkle, Armin 475<br />

Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“<br />

Vorträge<br />

Abschätzung<br />

Niedersachsen<br />

des Stickstoffnachlieferungspotentials ausgewählter Sandböden in<br />

Overesch, Mark; Heumann, Sabine 481<br />

Hat die Höhe der mineralischen N-Düngung deutliche Auswirkungen auf die N-<br />

Mineralisation von Böden in langjährigen Düngungsversuchen?<br />

Heumann, Sabine; Böttcher, Jürgen 485<br />

Zur Zuverlässigkeit und Akzeptanz der Stickstoffdüngeempfehlung am Beispiel<br />

Winterweizen<br />

Fritsch, Friedhelm 491<br />

Stand und Entwicklung des SBA-Systems Sachsen-Anhalt<br />

von Wulffen, H.-U.; Holz, F.; Roschke, M. 496<br />

Optimierung der Düngeeffizienz durch teilflächenspezifische Landbewirtschaftung<br />

Jungert, Stefan; Schmidhalter, Urs; Ebertseder, Thomas; Gutser, Reinhold;<br />

Hege, Ulrich 501<br />

Ermittlung pflanzenverfügbarer Elementgehalte in landwirtschaftlich genutzten Böden nach<br />

DIN 19715 (Entwurf)<br />

Strumpf, Thomas 505<br />

P-Versorgung Thüringer Böden und Auswirkung auf P-Ernährung und Ertrag<br />

landwirtschaftlicher Kulturen<br />

Zorn, Wilfried; Schröter, Hubert 512<br />

10


Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />

Alternativen der Düngeberatung in Ungarn<br />

Loch, Jakab 520<br />

Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“<br />

Vorträge<br />

Grundlagen und Grundsätze der Silierung<br />

Pahlow, Günter 526<br />

Stand der Technik der Silagebereitung<br />

Wagner, Andrea 533<br />

Siliermittel: Rechtssituation und Wirksamkeitsergebnisse DLG-geprüfter Produkte<br />

Thaysen, Johannes; Honig, Hans; Spiekers, Hubert; Staudacher, Walter 541<br />

Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“<br />

Poster<br />

Veränderungen der Osmolalität in Deutschem Weidelgras während der Konservierung<br />

Hoedtke, Sandra; Gabel, Martin; Friedel, Klaus 548<br />

"Rostocker Fermentationstest" zur Prüfung der Wirksamkeit verschiedener biologischer<br />

Siliermittel in ökologisch und konventionell erzeugtem Wiesengras<br />

Richter, Wolfgang Imanuel Friedrich; Schuster, Manfred; Kölln, Karin; Zimmermann<br />

Natalie; Baranowski, Antoni 552<br />

Siliermitteleffekte zu Grassilagen für den Einsatz in der Pferdefütterung<br />

Thaysen, Johannes; Lamp, Jürgen 558<br />

Öffentliche Sitzung „Saatgut“<br />

Vorträge<br />

Kreuzungen zwischen panmiktischen und apomiktischen Formen<br />

Hackl, Christian; Voit, Benno; Killermann, Berta 563<br />

Einfluss chemischer Beizmittel auf die Keimfähigkeit von mechanisch geschädigtem<br />

Getreidesaatgut<br />

Müller, Günter 568<br />

Steinbrand (Tilletia caries) bei Weizen – Neueste Ergebnisse aus einem Praxisversuch<br />

Voit, Benno; Killermann, Berta 573<br />

Entwicklung von immunochemischen und PCR Methoden zum qualitativen Nachweis von<br />

Tilletia Arten in Ökosaatgut<br />

Kellerer, Thomas; Killermann, Berta 575<br />

11


Detailliertes Inhaltsverzeichnis<br />

Die Vorratsproteine von Saatmais. Ein Vergleich von Sorten über 20 Jahre<br />

Jonitz, Andrea; Leist, Norbert 580<br />

Öffentliche Sitzung „Saatgut“<br />

Poster<br />

Unterschiede in der Anthocyanfärbung der Koleoptilen als Hilfsmittel zur Abgrenzung von<br />

xTriticosecale<br />

Müller, Günter 588<br />

Öffentliche Sitzung „Düngemittel“<br />

Vorträge<br />

Düngewirkung von Triplesuperphosphat, organischen Handelsdüngern und Silikatdüngern<br />

auf alkalischen Lössböden<br />

Deubel, Annette; Merbach, Wolfgang 590<br />

Fleischknochenmehl als Dünger?<br />

Schröter, Hubert; Zorn, Wilfried 597<br />

Separate Einreichungen - Nachträge<br />

Poster<br />

Verbreitung unterschiedlicher mikrobieller Phytasen bei der Konzeption von Mischfutter<br />

Grünewald, Karl-Hermann; Staudacher, Walter; Steuer, Georg 604<br />

Bestimmung von kurzkettigen freien Fettsäuren in Fermentergülle<br />

Pfaff, Harald; Janßen, Enno; Winkler, Jörg 609<br />

Vortrag<br />

Beitrag mikroskopischer Methoden zur Risikoanalyse von tierischen Bestandteilen in<br />

Futtermitteln gemäß VO (EG) Nr. 1292/2005<br />

Hormisch, Diana;Kühl, Jochen 612<br />

Referentenverzeichnis 617<br />

12


Grußworte<br />

Grußwort des Referatsleiters für Acker- und Pflanzenbau des Bundesministeriums<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

MinR Friedel Cramer<br />

Herr Präsident Prof. Wiesler,<br />

Herr Ministerialdirigent Hauck (Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-<br />

Württemberg)<br />

Herr Prof. Schneider (Prorektor Albrechts-Ludwig-Universität Freiburg)<br />

Herr Prof. Hildebrand (Dekan Forst- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Freiburg)<br />

Frau Stadträtin Dr. Hehn (Stadtrat Freiburg)<br />

sehr geehrte Kongressteilnehmer,<br />

meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />

Gerne hätte Herr Dr. Wendisch als zuständiger Abteilungsleiter heute zu Ihnen<br />

gesprochen. Zu seinem Bedauern ist ihm dies aber wegen eines kurzfristigen, nicht<br />

verschiebbaren Termins nicht möglich.<br />

Deshalb habe ich Ehre, Ihnen die Grüße des Herrn Bundesministers Seehofer zu<br />

überbringen.<br />

Diese Aufgabe habe ich sehr gerne übernommen, gibt Sie mir doch auch die Möglichkeit,<br />

Ihnen auch persönlich für die gute Zusammenarbeit zu danken.<br />

Und die Gelegenheit zu einer Reise in das schöne Freiburg<br />

Der VDLUFA ist in der deutschen Agrarforschung eine feste Größe. Er bietet ein wichtiges<br />

Forum für den wissenschaftlichen Austausch – auch über die Grenzen der Fachdisziplinen<br />

hinaus. Seine Stellungnahmen zu aktuellen Fragen der Landwirtschaft haben Gewicht.<br />

Bei der Wahl seiner Kongressthemen hat Ihr Verband stets ein gutes Gespür für aktuelle<br />

Fragestellungen bewiesen. Das gilt auch für den diesjährigen, den 118. Kongress.<br />

Landnutzungskonzepte heute und morgen spannt den Bogen in die richtige Richtung. Die<br />

Anforderungen der Gesellschaft an die standortgerechte Landnutzung - mit anderen<br />

Worten an einen nachhaltigen Acker- und Pflanzenbau – werden sich weiter ändern. Und<br />

sie werden vermutlich weiter steigen.<br />

Diese Anforderungen werden schnell zu Forderungen an Politik und Verwaltung, Regeln<br />

oder Vorschriften zu erlassen. Die Entwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU<br />

zeigt diese Entwicklung deutlich auf.<br />

Standen ursprünglich Marktordnungsmaßnahmen mit Produktionsanreizen und später in<br />

Zeiten von Überschüssen die Beschränkung der Erzeugung im Vordergrund, spielen heute<br />

umwelt- und tiergerechte Produktionsverfahren eine dominierende Rolle.<br />

Mit der GAP-Reform des Jahres 2003 wurde hier ein entsprechender neuer<br />

Agrarpolitischer Weg eingeschlagen:<br />

Die so genannten Direktzahlungen wurden von der Produktion entkoppelt,<br />

13


Grußworte<br />

Staatliche Leistungen erhalten nur die Betriebe in vollem Umfang, die die Standards der<br />

guten fachlichen Praxis einhalten – Ihnen allen ist dieser Ansatz unter dem<br />

Schlagwort Cross-Compliance bekannt.<br />

Politik und Verwaltung brauchen kompetente Ratgeber, wenn sie aus dem vielstimmigen<br />

Gesang der Forderungen<br />

Tatsachen von Behauptungen,<br />

Machbares von Wünschenswertem<br />

Risiken von Ängsten und<br />

Angemessenes von Überzogenem<br />

trennen wollen.<br />

Im VDLUFA sind solche Ratgeber versammelt - und sie organisieren den<br />

Erkenntnisfortschritt durch koordiniertes Forschen und intensive Erörterung der<br />

Ergebnisse.<br />

Eines Ihrer zentralen Foren ist der jährliche VDLUFA-Kongress, den das BMELV deshalb<br />

auch finanziell unterstützt – wir wissen den Wert Ihrer Arbeit zu schätzen!<br />

Und das aus gutem Grunde, wie folgende Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit<br />

deutlich machen:<br />

die Humusbilanzierung der Direktzahlungen-Verpflichtungenverordnung basiert auf einem<br />

entsprechenden VDLUFA - Standpunkt,<br />

bei der Bewertung von Knochenbestandteilen in pflanzlichen Futtermitteln wirkte der<br />

VDLUFA maßgeblich mit,<br />

in die Weiterentwicklung des Düngemittelrechts sind Mitglieder des VDLUFA – auch im<br />

Wissenschaftlichen Beirat für Düngungsfragen des Ministeriums – intensiv<br />

eingebunden<br />

14


Grußworte<br />

Welchen Anforderungen müssen künftige Landnutzungskonzepte gerecht werden?<br />

Die Antwort ist eigentlich sehr einfach: Sie müssen nachhaltig sein.<br />

Das heißt, sie müssen ökologischen, ökonomischen und sozialen Anforderungen gerecht<br />

werden:<br />

Landnutzung muss wirtschaftlich sein und marktkonforme Produkte hervorbringen – und<br />

dabei Umweltbelastungen auf ein vertretbares Maß begrenzen.<br />

Daher ist es nur konsequent, dass sich die meisten Beiträge dieser Tagung mit dem<br />

effizienten Einsatz knapper Ressourcen beschäftigen.<br />

Die Tagungsergebnisse werden den Landwirten Hilfestellung gegeben, entsprechend den<br />

natürlichen und ökonomischen Standortbedingungen die eigenen Landnutzungskonzepte<br />

zu optimieren.<br />

Gleichzeitig werden Möglichkeiten und Grenzen der guten fachlichen Praxis aufgezeigt<br />

werden, die bei der Weiterentwicklung des Fachrechts zu berücksichtigen sind.<br />

Als Aufgabengebiete möchte ich<br />

Herr Präsident, meine eine Damen und Herren,<br />

anlässlich dieses Kongresses konstituierte sich der neue Beirat des VDLUFA. Ihr Verband<br />

hat sich damit den gesellschaftlich relevanten Gruppen geöffnet mit dem Ziel, seine eigene<br />

Arbeit noch stärker an den fachlichen und politischen Erfordernissen von Landwirtschaft<br />

und Verbrauchern auszurichten.<br />

Dies wird auch die Diskussionen des diesjährigen Kongresses bereichern und dazu<br />

beitragen, dass der VDLUFA auch seine Position als Ratgeber von Politik und Verwaltung<br />

ausbauen kann<br />

Ich bin zuversichtlich, dass auch diese Veranstaltung einen Beitrag leisten wird,<br />

Landnutzungskonzepte weiter zu entwickeln im Interesse von Verbrauchern,<br />

Landwirtschaft und Umwelt.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihrer Tagung einen guten und<br />

erfolgreichen Verlauf.<br />

15


Grußworte<br />

Grußwort des Abteilungsleiters für Landwirtschaft des Ministeriums für Ernährung<br />

und Ländlichen Raum Baden-Württemberg<br />

Ministerialdirigent Joachim Hauck<br />

Sehr geehrter Herr Präsident Prof. Wiesler<br />

Sehr geehrter Herr Ministerialrat Cramer (BMELV)<br />

Sehr geehrter Herr Prorektor Prof. Schneider (Universität Freiburg)<br />

Sehr geehrter Herr Prof. Hildebrand (Dekan der Fakultät für Forst- und<br />

Umweltwissenschaften, Freiburg)<br />

Sehr geehrte Frau Stadträtin Dr. Hehn<br />

Sehr geehrte Gäste aus dem Ausland<br />

sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,<br />

Zunächst darf ich Ihnen die Grüße von Herrn Minister Hauk<br />

übermitteln, der Ihrer Veranstaltung einen guten und<br />

erfolgreichen Verlauf wünscht und Sie in seinem Namen in<br />

Freiburg willkommen heißen.<br />

Der VDLUFA-Kongress findet nun zum 118. Male statt. Das diesjähriges Generalthema<br />

lautet:<br />

Landnutzungskonzepte heute und morgen - dargestellt am Beispiel der Region südlicher<br />

Oberrhein.<br />

Der VDLUFA hat für diese Thematik mit Südbaden eine höchst vielseitige und<br />

interessante Region ausgewählt und es freut uns ganz besonders, dass der VDLUFA<br />

bereits nach sechs Jahren wieder den Weg nach Baden-Württemberg gefunden hat und<br />

der Kongress zum zweiten Male seit 1948 in Freiburg stattfindet.<br />

Der Standort Südbaden ist durch das trocken-warme Klima begünstigt, der Ackerbau<br />

durch Mais dominiert. Im südlichen Oberrhein konzentrieren sich bundesweit 10 % der<br />

gesamtem Wein- und Obstbauflächen und parallel dazu befindet sich hier eines der<br />

größten Grundwasservorkommen Mitteleuropas. Andererseits finden sich ganz in der<br />

Nähe die Bergregionen des Schwarzwaldes und der Vogesen auf der französischen<br />

Seite des Rheins mit extensiver Viehhaltung.<br />

16


Grußworte<br />

ITADA<br />

Damit spreche ich eine weitere Besonderheit dieser Region an. Wir befinden uns im<br />

Dreiländereck Baden, Elsaß und Nordwestschweiz, was sich auch in der kulinarischen<br />

und kulturellen Vielfalt widerspiegelt. Aus dieser Gesamtkonstellation heraus intensive<br />

Landbewirtschaftung und ökologische Anforderungen des Grundwasserschutzes<br />

entstand hier mit der Unterstützung der beteiligten Länder und der EU das Institut zur<br />

rentablen, umweltgerechten Landbewirtschaftung, das ITADA. Einige der Ergebnisse<br />

dieser nun 12jährigen erfolgreichen trinationalen Zusammenarbeit werden wir auch auf<br />

dieser Tagung hören.<br />

17


Grußworte<br />

Veränderungen in der und Anforderungen an die Landwirtschaft<br />

Das Thema des VDLUFA-Kongresses widmet sich den Veränderungen, die wir derzeit<br />

in der Landwirtschaft erleben.<br />

Bis vor wenigen Jahren war die öffentliche Debatte über Landwirtschaft von<br />

Schlagworten wie Überschüsse, Getreideberge und Agrarsubventionen geprägt. In<br />

jüngster Zeit kommen jedoch andere Begriffe ins Spiel: Es geht jetzt um<br />

Biomasseerzeugung, um Bioenergie und um die Frage, ob Flächen vorrangig für die<br />

Lebensmittelerzeugung oder für die Energiebereitstellung genutzt werden sollten.<br />

Getreide und Zuckerrüben sind heute nicht mehr nur Ausgangsstoffe für Lebensmittel,<br />

aus ihnen wird auch Bioethanol hergestellt, und Raps liefert nicht nur ein hochwertiges<br />

Speiseöl, sondern ist auch Ausgangsstoff für Biodiesel. Silomais dient nicht nur als<br />

Viehfutter, sondern ist ein wichtiges Ausgangssubstrat für die Biogas - und die daraus<br />

folgende Stromerzeugung. Bei der Wärmeerzeugung geht es nicht nur um die<br />

Verwertung von Restholz. Vielmehr wird die Getreideverbrennung intensiv diskutiert; die<br />

immissionsschutzrechtlichen Voraussetzungen hierfür werden gerade geschaffen.<br />

Beim Grünland steht die Problematik der Offenhaltung der Landschaft im Vordergrund.<br />

Dabei müssen wir uns auch die Frage stellen, ob es keine Möglichkeit gibt, die Nutzung<br />

gerade des weniger intensiven Grünlandes wirtschaftlicher zu gestalten. Die vor kurzem in<br />

Aulendorf stattgefundnen internationale Weidetagung unter dem Motto "Mehr Milch aus<br />

Gras" hat hierzu interessante Denkanstöße zur hohen Kunst der Beweidung geliefert.<br />

Wo liegen die Ursachen für diese Entwicklung?<br />

Vordergründig lässt sich das große Interesse an der Bioenergie vor allem mit hohen<br />

Energiepreisen für die fossilen Energieträgern begründen. Auch die<br />

Versorgungssicherheit spielt eine wesentliche Rolle. Dagegen wird eine andere<br />

Entwicklung häufig unterschätzt. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnisse<br />

steigt nämlich global vor allem wegen des wirtschaftlichen Wachstums in den<br />

bevölkerungsreichen Ländern Asiens. Die dortigen Wohlstandsgewinne führen zu einer<br />

gestiegenen Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten mit höherem<br />

Veredlungsgrad. Zwar ist auch der Produktivitätsfortschritt in der Landwirtschaft<br />

ungebrochen. Ein Blick auf die wichtigsten Märkte zeigt jedoch mit Ausnahme des<br />

Milchmarktes, dass die globale Absatzsituation bei vielen landwirtschaftlichen Produkten<br />

so günstig wie schon lange nicht mehr ist.<br />

18


Grußworte<br />

Vor dem Hintergrund eines globalisierten Wettbewerbs bei der Erzeugung von<br />

Nahrungsmitteln und von Biomasse führt kein Weg an einer kostengünstigen Produktion<br />

vorbei. Trotz der beschriebenen vergleichsweise günstigen Situation beim Absatz<br />

landwirtschaftlicher Produkte bleibt es bei einer ausgeprägten Konkurrenzsituation<br />

zwischen den einzelnen Erzeugungsregionen. Unsere Landwirte müssen dabei teilweise<br />

mit Regionen mit deutlich niedrigen Standards konkurrieren.<br />

Sowohl die Erzeugung von Biomasse zur Energieerzeugung als auch die höhere<br />

Nachfrage nach Nahrungsmitteln werden sich über kurz oder lang in der Art der<br />

Landbewirtschaftung niederschlagen. Es ist davon auszugehen, dass die Intensität der<br />

Landbewirtschaftung eher zunehmen wird. So lässt sich bereits heute absehen, dass es<br />

das befürchtete Brachfallen von Flächen (zumindest über mehrere Jahre) nicht geben<br />

wird. Für eine nachhaltig intensive Landbewirtschaftung ist aber ein hohes Maß an<br />

Bodenfruchtbarkeit und deren Aufrechterhaltung eine unverzichtbare Voraussetzung.<br />

Die Landbewirtschaftung wird sich dabei auch in Zukunft im Spannungsfeld zwischen<br />

wirtschaftlichen Zwängen und gesellschaftlicher Akzeptanz bewegen. Nicht zuletzt wegen<br />

den EU-Direktzahlungen müssen sich die Landwirte den gesellschaftlichen Anforderungen<br />

stellen. Dies hat sich im Rahmen der EU-Agrarreform in den Bestimmungen zu Cross<br />

Compliance niedergeschlagen. EU-Direktzahlungen sind heute an die Einhaltung von<br />

gesetzlichen Standards gebunden. Dazu gehört auch, dass Flächen in einem guten<br />

landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand gehalten werden müssen. Am<br />

konkretesten manifestiert sich dies in den Bestimmungen zur Erosionsvermeidung und zur<br />

Erhaltung der organischen Substanz im Boden in der<br />

Direktzahlungenverpflichtungenverordnung.<br />

19


Grußworte<br />

Beitrag der Agrarforschung<br />

All diesen Herausforderungen muss sich unsere Landwirtschaft stellen. Sie kann diesen<br />

Herausforderungen nur gerecht werden, wenn sie sich zum technischen Fortschritt<br />

bekannt. Dabei ist unsere Landwirtschaft und auch die Verwaltung auf eine<br />

problemorientierte und innovative landwirtschaftliche Forschung angewiesen. Ich darf an<br />

dieser Stelle für die bisherige Arbeit des VDLUFA danken und gleichzeitig an die<br />

Wissenschaft appellieren, umsetzbare und praxisgerechte Lösungsansätze im Auge zu<br />

behalten.<br />

Landesagrarpolitik<br />

Auch die Landesagrarpolitik kann bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben<br />

unterstützend wirken. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, auch zukünftig eine<br />

standortangepasste, flächendeckende und leistungsfähige Landwirtschaft zu erhalten.<br />

Eine bessere Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe steht dabei ganz weit im Vordergrund.<br />

Betriebe mit guter Rentabilität und entsprechender Entlohnung ihrer Arbeit können auch<br />

Funktionen für die Landschaft und den ländlichen Raum wahrnehmen, die über das<br />

wirtschaftliche Interesse des einzelnen Landwirts hinausgehen. Diese Betriebe sind<br />

Garanten der mulitfunktionalen Landwirtschaft.<br />

Gegenwärtig werden die Programme für den ländlichen Raum für die neue Förderperiode<br />

2007 bis 2013 neu ausgerichtet. Die dafür von der EU bereit gestellten Mittel wurden um<br />

jährlich 30 Mio. € gekürzt. Auf Landesebene setzen wir jedoch alles daran, die bisherigen<br />

Haushaltsansätze für diese Programme zu halten. Unsere Förderprogramme waren<br />

schon bisher zielgenau und haben sich bewährt. Zu nennen ist hier insbesondere unser<br />

Agrarumweltprogramm der Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich. Wir<br />

werden diese Programme zukunftsgerecht weiter entwickeln.<br />

20


Grußworte<br />

Schluss<br />

Meine Damen und Herren<br />

Ich möchte es nicht versäumen, den Organisatoren dieser Tagung, allen voran der<br />

Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften der Universität Freiburg und der LUFA<br />

Augustenberg und auch den Vortragsrednern ganz herzlich zu danken.<br />

Es erwartet Sie nun gemäß den verschiedenen VDLUFA-Fachgruppen ein bunter Strauß<br />

von Fachvorträgen vom Saatgut das in den Boden gelegt wird, über Fragen zur Düngung<br />

bis hin zur Verfütterung der Ernteprodukte einschließlich der Betrachtung der<br />

Umweltwirkungen der landwirtschaftlichen Produktion.<br />

Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie sich in Freiburg wohl fühlen, ein spannendes und<br />

informatives Programm mit ausreichend Diskussionsmöglichkeiten, so dass Sie nach<br />

einem fruchtbaren Meinungsaustausch gesund und voller neuer Anregungen nach Hause<br />

zurückkehren werden, und dass Sie gerne an Südbaden zurückdenken.<br />

21


Grußworte<br />

22


Grußworte<br />

Grußwort des Prorektors der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Prof. Dr. Gerhard Schneider<br />

Sehr geehrter Herr Präsident Prof. Wiesler,<br />

Spectabilis Hildebrand,<br />

sehr geehrte Ehrengäste,<br />

meine Damen und Herren,<br />

im Namen der Albert-Ludwigs-Universität begrüße ich Sie ganz herzlich zu dem 118.<br />

Kongress der VDLUFA. Es freut mich, dass dieser traditionsreiche Verband, dessen<br />

Anliegen die angewandte landwirtschaftliche Forschung ist, die Universität Freiburg als<br />

Tagungsort ausgewählt hat. Die VDLUFA tagt, wenn ich richtig informiert bin, nach 1948<br />

nun zum zweiten Mal hier in Freiburg.<br />

Ich denke, Sie haben mit Freiburg als Tagungsdomizil eine gute Wahl getroffen; Die<br />

Region um Freiburg zeichnet sich wie keine andere aus<br />

durch große geologische und bodenkundliche Vielfalt,<br />

durch eine hohe Diversität forst- und landwirtschaftlicher Land-nutzungssysteme,<br />

durch eine bewegte Geschichte, die vor allem auch in der Stadt Freiburg selbst einmalige<br />

Kulturdenkmäler hinterlassen hat. Das bedeutendste Bauwerk ist sicher das Freiburger<br />

Münster. Es ist die einzige gotische Kathedrale in Deutschland, die in gotischer Zeit (also<br />

noch im 15. Jahrhundert) im Wesentlichen fertig gestellt worden ist.<br />

Fünf kurze Sätze zu Ihrer Gastgeberin: Die Albert-Ludwigs-Universität gehört zu den<br />

ältesten in Deutschland und feiert im kommenden Jahr ihr 550jähriges Bestehen. Sie ist<br />

nicht nur traditionsreich, sondern auch modern und innovativ. Alle Hochschulrankings<br />

weisen sie als eine der Spitzenuniversitäten Deutschlands aus. Über 22 000 Studierende<br />

sind an unserer Universität eingeschrieben, davon ein Sechstel aus dem Ausland.<br />

Zusammen mit dem Universitätsklinikum haben wir rund 14 000 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter und sind der größte Arbeitgeber der Region.<br />

23


Grußworte<br />

Meine Damen und Herren, Sie haben als Generalthema gewählt:<br />

Landnutzungskonzepte heute und morgen – dargestellt am Beispiel der Region südlicher<br />

Oberrhein<br />

und ich denke, dass gerade der südliche Oberrheingraben aufgrund seiner starken<br />

orographischen und klimatischen Differenzierung eine einzigartige Musterregion darstellt,<br />

um den Zusammenhang zwischen Landschaft und der Entwicklung von<br />

Nutzungssystemen zu analysieren.<br />

Mit der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften verfügt die Albert-Ludwigs-<br />

Universität über eine sehr forschungsstarke Fakultät, in der auf sehr verschiedenen Raum-<br />

/Zeitskalen landschaftsbezogene Forschung betrieben wird. Beispielhaft sei hier das<br />

Graduiertenkolleg Gegenwartsbezogene Landschaftsgenese erwähnt, in dem<br />

versucht wird, mit interdisziplinären Ansätzen den Wandel der Landschaft zu verstehen<br />

und daraus Lehren für die zukünftige Landschaftsgestaltung zu ziehen. Ich freue mich<br />

daher besonders, dass die Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften und<br />

insbesondere das Institut für Bodenkunde und Waldernährungslehre Gastgeber sind für<br />

diese bedeutende Jahrestagung und ich wünsche mir, dass dies zu einem fruchtbaren<br />

Dialog zwischen Land- und Forstwirtschaft führt. Wie in keinem anderen Land sind ja in<br />

Deutschland Land- und Forstwirtschaft traditionell getrennt, obwohl eine Vielzahl<br />

gemeinsamer Interessen und gleichartiger Forschungsansätze bestehen. Dies hat ja auch<br />

in den jüngsten Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Lage der<br />

Agrarwissenschaften und der benachbarten Fächer in Deutschland seinen<br />

Niederschlag gefunden. Ich freue mich, dass dieser Dialog hier in Freiburg bereits<br />

stattfindet und ich wünsche Ihnen allen, dass das stimulierende Umfeld Freiburgs und der<br />

Albert-Ludwigs-Universität sich günstig auswirkt sowohl auf den Wissenstransfer innerhalb<br />

ihres Verbandes als auch auf die Kommunikation mit den benachbarten Disziplinen. Ich<br />

wünsche Ihnen spannende Vorträge und weiterführende Diskussionen und auch einen<br />

angenehmen Aufenthalt hier in Freiburg, wo der Schwarzwald gleich hinter dem Münster<br />

beginnt und wo Frankreich und die Schweiz ganz nah sind.<br />

24


Grußworte<br />

Grußwort des Dekans der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften, Albert-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Prof. Dr. E. E. Hildebrand<br />

Die Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />

A. Profil<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Wir sind eine von insgesamt 11 Fakultäten einer klassischen, traditionsreichen Universität<br />

mit nahezu der vollständigen Bandbreite akademischer Fächer, mehr als 20000<br />

Studierende und ein großes Angebot an kulturellen und sportlichen Aktivitäten runden das<br />

Bild ab.<br />

Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />

Hier seien einige Kennzahlen unsrer Fakultät genannt:<br />

Das 10-fache der Haushaltsmittel wird als Forschungsdrittmittel eingeworben, ohne diese<br />

Einwerbung liefe an unserer Fakultät buchstäblich „nichts“, wir sehen uns als<br />

forschungsstarke Fakultät, das möchte ich in der nächsten Folie verdeutlichen:<br />

25


Grußworte<br />

Leistungsorientierte Mittelzuweisung 2006<br />

Leistungsvergleich aller 11 Fakultäten incl. Materialforschungsinstitut,<br />

5 Kriterien<br />

Kriterium Drittmitteleinwerbung: FFU absolut an 2. Stelle, pro Professur an 1. Stelle<br />

B. Geschichte<br />

Geschichte der Fakultät I :<br />

Lange Tradition forstwirtschaftlicher und geographischer Lehre, 1920<br />

„Forstwissenschaftliches Institut“<br />

Geschichte der Fakultät II :<br />

1970 Gründung der Fakultät (davor war die Forstwissenschaft eine Abteilung der math.<br />

natw. Fakultät)<br />

1999: Weichenstellung für den Herderbau<br />

2002 Neuer Fakultätenzuschnitt (mind. 20 Professuren); zu den Instituten der<br />

ehemaligen Forstwissenschaftlichen Fakultät kommen dazu Teile der ehemaligen<br />

26


Grußworte<br />

geowissenschaftlichen Fakultät: Meteorologie, Hydrologie, Physische Geographie<br />

Kulturgeographie mit zwei Professuren: Realisierung des „Mehrwertes“ dieses<br />

Zusammenschlusses in Forschung und Lehre<br />

Ab 2005 BSc- und MSc-Studiengänge<br />

C. Forschungs- und Lehrstruktur<br />

Unsere Fakultät vertritt in Forschung und Lehre die Disziplinen<br />

Forstwissenschaft<br />

Geographie<br />

Hydrologie,<br />

ZWF<br />

Frühjahr 2006 Gründung des transdisziplinären Zentrums für Wasserforschung ( ZWF)<br />

Beispiel für Wasserthemen<br />

Erosion ausgehend von Forststrassen<br />

Keine voyeuristische Zurschaustellung von Armut sondern dieses Bild vermittelt klar, dass<br />

die Engpässe zu Lösung des Wasserproblems der Menschheit nur interdisziplinär<br />

gelöst werden können.<br />

27


Grußworte<br />

Alleinstellungsmerkmal der FFU:<br />

verschiedene Raum-/Zeitskalen:<br />

Wir sind die Spezialisten für den Hektar- und Quadratkilometerbereich. Das liegt<br />

möglicherweise nicht ganz im Mainstream der Forschungsförderung: dort herrscht nach<br />

meinem Eindruck eher das Prinzip vor: je kleiner umso wichtiger und grundsätzlicher.<br />

Dabei übersieht man jedoch, dass komplexe Systeme auf unterschiedliche Raum-<br />

/Zeitskalen unterschiedlichen Ordnungsparametern unterliegen.<br />

Beispiel: Pilzhyphe im Stein<br />

Beitrag der Steine zum Pool des pflanzenverfügbaren Magnesiums im Südschwarzwald<br />

28


Grußworte<br />

D. Umstellung der Lehrstruktur nach den Vorgaben von BOLOGNA<br />

Grundständige Studiengänge:<br />

Wald als Lehrobjekt zu Ausbildung von Nachhaltigkeitsexperten<br />

Gemeinsame Lehrmodule Geografie und Forstwissenschaften<br />

Nebenfächer:<br />

Nebenfächer: Mehrwert einer Fächervielfalt:<br />

Konkurrenzvorteil gegenüber Fachhochschulen, bislang nur interne Nebenfächer<br />

29


Grußworte<br />

Aufbaustudiengänge: englischsprachig, erfolgreich angelaufen<br />

Promotionsstudiengänge:<br />

GK Gegenwartsbezogene Landschaftsgenese<br />

IPP Forestry in Transition<br />

Binaltionale Promotionsprogramm: Risk Management in Forestry<br />

Graduiertenschule „Integrierte Wasserforschung“ bei der Exzellenzinitiative knapp in der<br />

zweiten - eher forschungspolitischen Bewertungshierarchie – gescheitert. Wir sind<br />

dabei, einen zweiten – diesmal hoffentlich erfolgreichen Anlauf zu unternehmen<br />

30


Grußworte<br />

E. Ausblick<br />

Analogie zwischen gotischer Kathedrale, strukturreichen Plenterwäldern und hochdiversen<br />

Kulturlandschaften:<br />

Alle drei Strukturen brauchen einen Energieimput, um in Raum und Zeit zu überleben:<br />

thermodynamisch dissipative Strukturen<br />

Art, Dosierung und zeitliches Muster des Energieinputs muss durch Wissen strukturiert<br />

sein, man kann das Münster nicht dadurch erhalten, indem man es schlicht erwärmt,<br />

analoges gilt für Plenterwälder und Kulturlandschaften.<br />

Die Fakultät versteht sich als Institution, wo dieses Wissen generiert und<br />

anwendungstauglich gemacht wird.<br />

31


Plenartagung<br />

Landwirtschaft am Oberrhein und den angrenzenden Gebieten –<br />

Entwicklungsmöglichkeiten unter dem Aspekt zukünftiger Entwicklungen<br />

Zeddies, Jürgen (Universität Hohenheim):<br />

Vorbemerkungen<br />

Die folgenden Ausführungen befassen sich mit der möglichen Entwicklung der zukünftigen<br />

Rahmenbedingungen der Landwirtschaft, deren Auswirkungen auf Produktion, die<br />

finanzielle Situation und die agrarstrukturelle Entwicklung. Zukunftsentwicklungen sind nur<br />

mit großer Unsicherheit prognostizierbar. Deshalb sind die Ausführungen lediglich als<br />

Anregungen zum Nachdenken zu verstehen. Entscheidungen in landwirtschaftlichen<br />

Unternehmen oder auf politischer Ebene bedürfen einer vorherigen sorgfältigen Prüfung.<br />

Den folgenden Ausführungen liegt eine Powerpoint-Präsentation zu Grunde, die durch<br />

ergänzende Erläuterungen kommentiert wird. Dabei geht es zunächst um die<br />

Auswirkungen der teilweise noch laufenden Umsetzung der Agrarreformen der<br />

Europäischen Union des Jahres 2003. Im Anschluss daran werden Perspektiven für die<br />

Landwirtschaft mit Blick auf die Märkte für Nahrungsmittel und Bioenergie erörtert und<br />

darauf aufbauend schließlich Schlussfolgerungen zu den mittel- und langfristigen<br />

Perspektiven der Landwirtschaft gezogen.<br />

Umsetzung und Auswirkung der Agrarreform der EU des Jahres 2003<br />

Wie<br />

Übersicht 1 zeigt, sind mit der Entkopplung der Direktzahlungen unter Einbeziehung des<br />

Milchmarktes und kürzlich des Zuckermarktes tief greifende Veränderungen der<br />

politischen Rahmenbedingungen eingetreten. Während für Marktfrüchte im Jahr 2003 nur<br />

noch marginale Veränderungen beschlossen wurden, sind für die Milchmarktordnung<br />

Beschlüsse gefasst worden, die zu einer drastischen Preissenkung bei vollständiger<br />

Entkopplung der Direktzahlungen führen.<br />

Übersicht 1:<br />

Die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik<br />

aus dem Jahr 2003<br />

• Entkopplung der Direktzahlungen von der Produktion<br />

• Zuteilung der Zahlungsansprüche und ZA- Handel<br />

• Einbeziehung des Milchmarktes<br />

• Fortsetzung des Quotensystems<br />

• Preissenkung bei Milch<br />

• Milchprämie – zukünftig auch entkoppelt<br />

• Modulation – Kürzung der Direktzahlungen zugunsten<br />

von Agrarumweltprogrammen<br />

• Völlige Umsetzung der Reform bis zum Jahr 2013<br />

• Weitere Reformen initiiert, z.B. Zucker<br />

Da die Preis- und Prämienbeschlüsse über mehrere Jahre gestreckt werden, ist der<br />

Zeitraum der Umsetzung der EU-Agrarreformen erst 2012/13 abgeschlossen.<br />

32


Plenartagung<br />

Auswirkungen auf landwirtschaftliche Unternehmen<br />

Um die Auswirkungen auf landwirtschaftliche Unternehmen zu analysieren, sind<br />

Buchführungsergebnisse herangezogen worden. Es wird ausgegangen von einem 3-<br />

Jahres-Durchschnitt der Betriebsergebnisse vor der Reform des Jahres 2000 (Agenda).<br />

Diese Basisergebnisse werden hochgerechnet unter Berücksichtigung von<br />

Ertragssteigerungen und betrieblichem Flächenwachstum (nach Trendberechnungen aus<br />

den Buchführungsergebnissen unter Berücksichtigung der Preisentwicklung der<br />

Betriebsmittel und unter Berücksichtigung der von den agrarpolitischen Beschlüssen<br />

ausgehenden Wirkung auf Preise, Prämien usw.). Vergleichend dargestellt werden die<br />

Einkommensübertragungen und der Gewinn sowie die Einkommensänderung und<br />

Eigenkapitaländerung. Betriebe, die eine so ungünstige Gewinnentwicklung aufweisen,<br />

dass die Eigenkapitalverluste die Grenze der Existenzfähigkeit und Liquiditätserhaltung<br />

überschreiten, fallen aus der Stichprobe raus und bilden ein Potenzial für die Aufstockung<br />

in den verbleibenden Betrieben. Die Darstellung für die Ackerbaubetriebe in Südbaden<br />

(Übersicht 2) zeigt, dass in dieser Gruppe 8 % der Betriebe im Zeitraum von fast 15<br />

Jahren ausscheiden wegen mangelnder Entwicklungsfähigkeit.<br />

Übersicht 2: Ackerbaubetriebe Haupterwerb Südbaden<br />

Kennwert Einheit<br />

Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />

Wirtschaftsjahr<br />

Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />

-04/05 2006 2010 2014<br />

Zahl der Betriebe 535 - 8 %<br />

Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 96,8 96,8 105,4 105,4<br />

Ackerfläche ha 86,3 86,3 94,0 94,0<br />

Getreideertrag dt/ha 46,1 46,3 47,1 47,4<br />

Körnermaisertrag dt/ha 72,6 74,0 77,3 79,7<br />

Prämien gesamt € 21.846 26.909 31.396 31.310<br />

Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 21.602 26.380 28.754 31.310<br />

Tierprämien/BIP € 243 529 2.642 0<br />

Einkommensänderung € 0 4.987 8.735 8.629<br />

Einkommensänderung % 0,0 10,2 17,8 17,6<br />

Gewinn €/Untern. 49.158 54.145 57.892 57.787<br />

Eigenkapitaländerung €/Untern. 14.449 19.436 23.183 23.078<br />

In Wirklichkeit werden nach bisherigen Trends aber jährlich etwa 4 % der Betriebe<br />

aufgeben, weil dort die Hofnachfolge nicht gesichert ist und andere Gründe vorliegen.<br />

Daraus ergibt sich ein zusätzliches Wachstumspotenzial für die verbleibenden Betriebe.<br />

Insofern sind die Projektionen der Gewinne und Eigenkapitalveränderung unterschätzt.<br />

Die Entwicklung des Gewinnes und der Eigenkapitalveränderung der Ackerbaubetriebe in<br />

Südbaden zeigt ein überdurchschnittlich gutes und einen deutlichen Trend zu einem<br />

besseren finanziellen Ergebnis bis 2013/14. Im Vergleich dazu werden von dem<br />

erfolgreichen Drittel der Ackerbaubetriebe in Südbaden sehr gute Gewinne und eine<br />

deutliche positive Gewinn- und Eigenkapitalentwicklung erreicht bzw. zu erwarten sein<br />

(Übersicht 3).<br />

33


Plenartagung<br />

Übersicht 3: Erfolgreiche Ackerbaubetriebe Südbaden (oberes Drittel)<br />

Kennwert Einheit<br />

Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />

Aber auch hier werden jährlich 6 % der Betriebe in Zukunft wegen finanzieller<br />

Schwierigkeiten aufgeben müssen. Die erfolgreichen Betriebe liegen insgesamt auf einem<br />

niedrigeren Niveau der Produktionskosten.<br />

Bei den Futterbau-Milchviehbetrieben in Südbaden (Übersicht 4) zeigen die strukturellen<br />

Kennzahlen ein ähnliches, die finanziellen Kennzahlen ein ungünstigeres Ergebnis.<br />

Hier wird der tatsächliche Strukturwandel viel stärker voranschreiten. Es werden nicht nur<br />

die in finanziell ausweglosen Schwierigkeiten befindlichen Betriebe, sondern auch andere<br />

wegen mangelnder Bereitschaft zur Hofübernahme aufgeben. Bei dieser Gruppe von<br />

Betrieben ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass die Agrarreform in den nächsten Jahren<br />

eine ständig steigende Grünlandprämie einführt.<br />

Übersicht 4: Futterbaubetriebe Haupterwerb (FB-MI) Südbaden<br />

Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />

Wirtschaftsjahr<br />

Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />

-04/05 2006 2010 2014<br />

Zahl der Betriebe 178 - 6 %<br />

Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 89,6 89,6 98,7 98,7<br />

Ackerfläche ha 77,5 77,5 85,9 85,9<br />

Getreideertrag dt/ha 48,3 48,5 48,7 48,9<br />

Körnermaisertrag dt/ha 78,6 80,1 82,9 85,4<br />

Prämien gesamt € 21.226 24.002 27.698 28.678<br />

Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 21.164 23.437 26.114 28.678<br />

Tierprämien/BIP € 62 565 1.584 0<br />

Einkommensänderung € 0 2.776 5.343 6.324<br />

Einkommensänderung % 0,0 3,9 7,4 8,8<br />

Gewinn €/Untern. 72.137 74.914 77.480 78.461<br />

Eigenkapitaländerung €/Untern. 30.101 32.877 35.444 36.425<br />

Kennwert Einheit<br />

Wirtschaftsjahr<br />

Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />

-04/05 2006 2010 2014<br />

Zahl der Betriebe 2054 - 1 %<br />

Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 48,0 48,0 48,4 48,4<br />

Grünland ha 39,0 39,0 39,3 39,3<br />

Bestand Milchkühe Stück 31,6 31,6 31,9 31,9<br />

Milchleistung kg/Kuh 5.671 5.840 6.289 6.576<br />

Erlöse Milch € 58.369 52.830 48.509 48.052<br />

Prämien gesamt € 4.321 11.039 12.846 15.004<br />

Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 2.372 5.545 5.592 15.004<br />

Tierprämien/BIP € 1.949 5.494 7.254 0<br />

Einkommensänderung € 0 424 -4.183 -3.769<br />

Einkommensänderung % 0,0 1,8 -17,7 -15,9<br />

Gewinn €/Untern. 23.690 24.114 19.507 19.921<br />

Eigenkapitaländerung €/Untern. 3.550 3.974 -633 -218<br />

34


Plenartagung<br />

Der Prämienzufluss ist in den Berechnungen berücksichtigt, aber nicht die Wirkungen auf<br />

die Pachtpreise für Grünland, die zweifellos ansteigen werden und im gleichen Ausmaß<br />

die Gewinne der Futterbau-Milchviehbetriebe nach dem Anteil der zugepachteten<br />

Grünlandflächen schmälern werden. Das erfolgreiche Drittel der Milchviehbetriebe erzielt<br />

ein befriedigendes Ergebnis, das sich aber auch tendenziell verschlechtert (<br />

Übersicht 5).<br />

Die flächenreichen Grünlandbetriebe, wie die Ergebnisse der Betriebe in Deutschland wie<br />

auch in Südbaden erzielen schon jetzt bessere finanzielle Ergebnisse als die in Südbaden<br />

klein strukturierten Milchviehbetriebe (Übersicht 6).<br />

Übersicht 5: Erfolgreiche Futterbaubetriebe (FB-MI) Südbaden (oberes Drittel)<br />

Kennwert Einheit<br />

Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />

Übersicht 6: Sonstige Futterbaubetriebe Haupterwerb (FB-SO) Südbaden<br />

Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />

Wirtschaftsjahr<br />

Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />

-04/05 2006 2010 2014<br />

Zahl der Betriebe 685 +- 0 %<br />

Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 46,6 46,6 46,9 46,9<br />

Grünland ha 38,1 38,1 38,4 38,4<br />

Bestand Milchkühe Stück 28,7 28,7 28,7 28,7<br />

Milchleistung kg/Kuh 6.222 6.422 6.919 7.235<br />

Erlöse Milch € 59.632 54.094 49.689 49.235<br />

Prämien gesamt € 4.176 10.520 12.181 14.536<br />

Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 2.324 5.323 5.344 14.536<br />

Tierprämien/BIP € 1.852 5.197 6.838 0<br />

Einkommensänderung € 0 -26 -4.840 -4.241<br />

Einkommensänderung % 0,0 -0,1 -11,8 -10,3<br />

Gewinn €/Untern. 41.141 41.115 36.302 36.900<br />

Eigenkapitaländerung €/Untern. 11.765 11.740 6.926 7.524<br />

Kennwert Einheit<br />

Wirtschaftsjahr<br />

Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />

-04/05 2006 2010 2014<br />

Zahl der Betriebe 87 +- 0 %<br />

Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 85,5 85,5 85,5 85,5<br />

Grünland ha 64,5 64,5 64,5 64,5<br />

Bestand Mutterkühe Stück 49,6 49,6 49,6 49,6<br />

Bestand männl. Mastrinder Stück 5,0 5,0 5,0 5,0<br />

Prämien gesamt € 22.630 27.103 27.397 26.497<br />

Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 1.248 11.020 11.020 26.497<br />

Tierprämien/BIP € 21.382 16.083 16.377 0<br />

Einkommensänderung € 0 3.525 2.849 1.683<br />

Einkommensänderung % 0,0 12,1 9,7 5,8<br />

Gewinn €/Untern. 29.253 32.778 32.101 30.936<br />

Eigenkapitaländerung €/Untern. -9.999 -6.474 -7.151 -8.316<br />

35


Plenartagung<br />

Vergleichsweise günstige Ergebnisse erzielen die spezialisierten großen<br />

Schweinebetriebe (Übersicht 7)<br />

Übersicht 7: Große Schweineproduktionsbetriebe Haupterwerb Südbaden<br />

Kennwert Einheit<br />

Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />

Übersicht 8: Erfolgreiche große Schweineproduktionsbetriebe Südbaden<br />

(oberes Drittel)<br />

Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />

Wirtschaftsjahr<br />

Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />

-04/05 2006 2010 2014<br />

Zahl der Betriebe 258 +- 0 %<br />

Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 134,1 134,1 137,2 137,4<br />

Ackerfläche ha 120,2 120,2 122,7 122,8<br />

Getreideertrag dt/ha 49,8 50,0 50,4 50,7<br />

Körnermaisertrag dt/ha 69,1 70,6 74,1 76,2<br />

Bestand Muttersauen Stück 68,2 68,2 68,2 68,2<br />

Bestand Mastschweine Stück 247,4 247,4 247,4 247,4<br />

Prämien gesamt € 34.879 38.508 40.664 42.141<br />

Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 33.770 37.425 38.203 42.141<br />

Tierprämien/BIP € 1.109 1.084 2.461 0<br />

Einkommensänderung € 0 3.508 5.755 7.216<br />

Einkommensänderung % 0,0 7,3 12,0 15,1<br />

Gewinn €/Untern. 47.798 51.305 53.553 55.014<br />

Eigenkapitaländerung €/Untern. 11.165 14.673 16.920 18.381<br />

Kennwert Einheit<br />

Wirtschaftsjahr<br />

Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />

-04/05 2006 2010 2014<br />

Zahl der Betriebe 86 +- 0 %<br />

Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 168,1 168,1 172,2 172,3<br />

Ackerfläche ha 155,5 155,5 158,8 158,9<br />

Getreideertrag dt/ha 46,9 47,1 47,6 47,9<br />

Körnermaisertrag dt/ha 77,0 78,8 82,9 85,4<br />

Bestand Muttersauen Stück 104,9 104,9 104,9 104,9<br />

Bestand Mastschweine Stück 107,8 107,8 107,8 107,8<br />

Prämien gesamt € 43.431 48.425 51.346 52.930<br />

Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 43.107 48.059 49.097 52.930<br />

Tierprämien/BIP € 324 366 2.249 0<br />

Einkommensänderung € 0 4.994 8.228 9.808<br />

Einkommensänderung % 0,0 5,7 9,4 11,2<br />

Gewinn €/Untern. 87.916 92.910 96.144 97.724<br />

Eigenkapitaländerung €/Untern. 42.699 47.693 50.927 52.507<br />

36


Plenartagung<br />

Die mit einem Anteil von 70 % in Südbaden vertretenen Nebenerwerbsbetriebe erzielen<br />

aus der Landwirtschaft kein besonders hohes aber ein überdurchschnittliches<br />

Gesamteinkommen (<br />

Übersicht 9).<br />

Übersicht 9: Nebenerwerbsbetriebe Südbaden<br />

Kennwert Einheit<br />

Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />

Insgesamt lässt sich als Fazit aus diesen Kalkulationen und Überlegungen ziehen, dass<br />

die politischen Rahmenbedingungen bis zum Jahr 2012/13 nicht gewährleisten, dass die<br />

Durchschnittseinkommen auf dem Niveau der Ausgangssituation vor den Reformen<br />

gehalten werden können. Dies gilt insbesondere für die Milchviehbetriebe, dies gilt nicht<br />

für die Schweine- und Ackerbaubetriebe. Dies gilt nicht für extensive Grünlandbetriebe.<br />

Die Überlegungen und Kalkulationen zeigen eindeutig, dass eine zukünftige<br />

Existenzsicherung in allen Betrieben nur möglich ist bei betrieblichem Wachstum über<br />

höhere Flächenerträge und Flächenaufstockung. Allgemein bestätigt sich die Erfahrung,<br />

dass die Betriebe sich umso besser entwickeln, je mehr betriebliches Wachstum möglich<br />

ist. Aber auch hier ist betriebswirtschaftliches Denken und Handeln wichtig. Vor allem bei<br />

Milchviehbetrieben sind die Risiken von Investitionen in Gebäude und Milchquoten<br />

beträchtlich und die Rentabilität von Investitionen nur in Einzelfällen unter<br />

Berücksichtigung des Risikos vertretbar.<br />

Zwischenfazit zur Agrarreform<br />

Wirtschaftsjahr<br />

Ø 02/03 2005/ 2009/ 2013/<br />

-04/05 2006 2010 2014<br />

Zahl der Betriebe 11.770 - 6 %<br />

Landwirtschaftl. gen. Fläche ha 27,8 27,8 29,5 29,5<br />

Ackerfläche ha 12,1 12,1 12,8 12,8<br />

Getreideertrag dt/ha 40,2 40,4 41,1 41,3<br />

Bestand Milchkühe Stück 7,8 7,8 8,3 8,3<br />

Milchleistung kg/Kuh 5.200 5.358 5.665 5.924<br />

Erlöse Milch € 12.647 11.394 10.768 10.661<br />

Prämien gesamt € 3.950 6.831 7.773 9.083<br />

Kulturpflanzen-/Flächenprämien € 3.073 4.758 5.047 9.083<br />

Tierprämien/BIP € 877 2.073 2.726 0<br />

Einkommensänderung € 0 1.460 1.214 2.125<br />

Einkommensänderung % 0,0 15,7 13,1 22,9<br />

Gewinn €/Untern. 9.293 10.753 10.507 11.418<br />

Eigenkapitaländerung €/Untern. -135 1.326 1.079 1.990<br />

Gesamteinkommen €/Untern. 27.232<br />

Zu den Perspektiven ist festzuhalten, dass nach der Agrarreform für die Marktfrüchte keine<br />

weiteren Preissenkungen zu erwarten sind. Bei kräftigem betrieblichen Wachstum gibt es<br />

für 30 - 50 % der Betriebe gute Entwicklungsmöglichkeiten. Bei Milch sind weitere<br />

Preissenkungen, insbesondere nach der letzten Absichtserklärung in WTO-Verhandlungen<br />

nicht auszuschließen. Ohnehin wird die mittelfristige Einkommenssituation für die<br />

Mehrzahl der Betriebe ungünstiger. Betriebliches Wachstum in der Milchproduktion ist<br />

sehr risikobehaftet, Pachtpreise für zugepachtetes Grünland steigen, so dass<br />

37


Plenartagung<br />

Milchviehbetriebe sich unbedingt auch nach anderen Wachstumsmöglichkeiten,<br />

beispielsweise über Biogasanlagen zur Verwertung von Grünland und Abstockung des<br />

Viehbestandes, nachdenken sollten.<br />

Perspektiven der Landwirtschaft unter Zukunftsaspekten<br />

Die letzten vier Jahrzehnte der landwirtschaftlichen Entwicklung waren in Deutschland und<br />

auch in der EU in den ersten zwei Jahrzehnten gekennzeichnet von defizitärer<br />

Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln (Ausnahme Milch und Zucker) bei hohen Importen<br />

von Futtermitteln und in den letzten zwei Jahrzehnten von eklatanten Überschüssen auf<br />

den wichtigsten Märkten. Mit der gesellschaftlichen Neuorientierung in der Energie- und<br />

Klimapolitik, zusammentreffend mit einer offenbar anhaltenden Steigerung der Ölpreise<br />

und anderer fossiler Energieträger, stellt sich die Frage, ob die Ressourcen der<br />

Agrarwirtschaft in Zukunft für neue sehr große Märkte genutzt werden können. Dabei geht<br />

es im Folgenden um die Frage der landwirtschaftlichen Potenziale und die Frage der<br />

Märkte und Preise für Agrarprodukte und Energieträger in Zukunft. Schon die in<br />

Umsetzung befindlichen Agrarreformen, insbesondere die Zuckermarktordnung, haben<br />

neue Potenziale für Bioenergieträger geschaffen.<br />

Zu unterscheiden sind technische und wirtschaftliche Potenziale. Sie sind definiert als<br />

Verfügbarkeit ungeachtet der Rentabilität und Verfügbarkeit bei gegebenen<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Ressourcen des technischen Potenzials der<br />

Landwirtschaft für Bioenergie sind Brachflächen und Flächen, auf denen strukturelle<br />

Überschüsse produziert werden, die mit Exportsubventionen entsorgt werden. Schon in<br />

der gegenwärtigen Situation gibt es erhebliche Potenziale, die sich in Zukunft noch<br />

verstärken durch die Entwicklung von Bevölkerung und Pro-Kopf-Verbrauch für<br />

Nahrungsmittel, die durch Ertragssteigerungen in der Pflanzen- und Tierproduktion weit<br />

überkompensiert werden. In einer umfassenden Studie im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit wurden die Potenziale<br />

für die Basissituation und die Jahre 2010 und 2020 abgeschätzt. Für Deutschland ergibt<br />

sich nach Übersicht 10 derzeitig ein Potenzial von 2,4 Mio. ha bzw. 14 % der<br />

landwirtschaftlich genutzten Fläche, das bis 2020 auf etwa 7,3 Mio. ha bzw. 43 %<br />

anwachsen könnte.<br />

Übersicht 10: Zusammenstellung der Biomassepotenziale für Bioenergieträger in der<br />

Basis, Deutschland<br />

Ressource ha % der landw. genutzten Fläche<br />

Brachfläche<br />

Abbau der Überproduktion<br />

861.657 5,06<br />

- Pflanzenproduktion<br />

- Tierproduktion<br />

1.082.614 6,36<br />

- Milch 125.415 0,74<br />

- Rindfleisch 339.616 2,00<br />

- Schweinefleisch<br />

1)<br />

-160.192 -0,94<br />

- Geflügelfleisch<br />

2)<br />

-52.302 -0,31<br />

Saldo Flächenpotenzial 3) 2.409.302<br />

Landw. genutzte Fläche 17.022.667<br />

dgl. in % 14,15 14,15<br />

1) 3,75 t Getreide je t Schweinefleisch<br />

2) 1,8 t Getreide je t Geflügelfleisch<br />

3) ohne Schweine- und Geflügelfleisch<br />

Quelle: Eigene Berechnungen von ZEDDIES, J. und GAMER, W.<br />

38


Plenartagung<br />

Dabei ist ein geringes Bevölkerungswachstum, ein etwas steigender Pro-Kopf-Verbrauch,<br />

Flächenumwidmung für Siedlung und Verkehr und Fortschreibung der bisherigen<br />

Ertragssteigerung berücksichtigt.<br />

Die Grafik (<br />

Abbildung 1) zeigt die entsprechenden Ergebnisse für die Mitgliedsstaaten der EU und<br />

Beitrittsanwärterstaaten. Daraus folgt, dass im wesentlichen die Länder Deutschland,<br />

Frankreich, Spanien, Ungarn, Polen, Bulgarien und Rumänien große Potenziale für<br />

Biomasse besitzen. Wenn man die Einfuhrstaaten für Nahrungsmittel Großbritannien und<br />

Italien gegenrechnet, werden in der EU-25 ca. 30 % der Flächen zukünftig für die<br />

Nahrungsmittelproduktion nicht mehr benötigt. Bei Verzicht auf energetische Nutzung der<br />

agrarischen Ressourcen müsste die obligatorische Flächenstilllegung bei Fortsetzung der<br />

agrarpolitischen Rahmenbedingungen in dieser Größenordnung festgesetzt werden. Dies<br />

hätte nicht nur Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch auf den<br />

ländlichen Raum und seine gesellschaftlich erwünschten Funktionen.<br />

Abbildung 1: Technisches Potenzial für Bioenergieträger in ha Fläche 2000, 2010 und<br />

2020 in Mitglieds- und Beitrittsanwärterstaaten<br />

Quelle: Thrän et.al. (2006)<br />

1000 ha<br />

18000<br />

15000<br />

12000<br />

9000<br />

6000<br />

3000<br />

0<br />

-3000<br />

D<br />

GB<br />

F<br />

I<br />

E<br />

NL<br />

B/L<br />

GR<br />

P<br />

Ackerland Grünland<br />

linke Säule 2000; mittlere Säule 2010; rechte Säule 2020<br />

S<br />

A<br />

DK<br />

SF<br />

IRL<br />

CY<br />

CZ<br />

ES<br />

HU<br />

LV<br />

LT<br />

M<br />

PL<br />

SK<br />

SLO<br />

BG<br />

RO<br />

TR<br />

Entwicklung auf den Märkten für Agrarprodukte, fossile Energie und Bioenergie<br />

Land<br />

Die Märkte für Agrarprodukte werden laufend von wissenschaftlichen Instituten analysiert<br />

(FAPRI, OECD, FAO u.a.). Danach ist von Preissteigerungen in den nächsten zehn<br />

Jahren in der Größenordnung zwischen 5 und 20 % für Getreide, Ölpflanzen und Zucker<br />

auszugehen. Diese Studien berücksichtigen nicht den Zusammenhang zwischen dem<br />

Ölpreis und den Agrarpreisen, der auf den Weltmärkten zweifellos begrenzt ist. Regional<br />

besteht allerdings die Möglichkeit unter Markteinführungsprogrammen für Bioenergie<br />

einen beträchtlichen Teil der Wertschöpfung zu realisieren und auch in der Landwirtschaft<br />

zu behalten. Schließlich muss bemerkt werden, dass die Preisprognosen dollarbasiert<br />

39


Plenartagung<br />

sind. Wenn sich der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar verändert, variieren<br />

entsprechend die Agrarpreise in der EU. Die Preisentwicklung für Agrarprodukte wurde<br />

insbesondere aus der Entwicklung zur Ernährungssicherung hergeleitet. Diese ist durch<br />

ein Bevölkerungswachstum von 0,7 %, einen steigenden Pro-Kopf-Verbrauch in<br />

Schwellenländern und erheblichem Ressourcenverlust an Nutzfläche gekennzeichnet, die<br />

zukünftig das Produktivitätswachstum übersteigen könnten. Während die Entwicklung<br />

bisher von sinkenden Agrarpreisen auf dem Weltmarkt gekennzeichnet war, wird es nach<br />

den Prognosen zu einer Umkehr kommen. Da 70 % der „Armen“ dieser Welt Kleinbauern<br />

sind, werden steigende Agrarpreise für diesen Anteil der Armen vorteilhaft sein, nicht<br />

allerdings für die restlichen 30 %, die überwiegend in urbanen Regionen leben.<br />

Die Ölpreisentwicklung<br />

Die Rohölpreise am Weltmarkt sind in den letzten zwei Jahren auf ein Niveau von über<br />

60$/Barrel angestiegen und im Gefolge davon beispielsweise die Heizölpreise in<br />

Deutschland fast deckungsgleich auf ein Niveau von mehr als 60 €/100 l. Darüber hinaus<br />

schafft die Politik Nachfrage nach Bioenergieträgern durch politische Entscheidungen, wie<br />

sie in für Deutschland mit dem Erneuerbare Energiengesetz und der<br />

Mineralölsteuerbefreiung für Biokraftstoffe geschaffen worden sind. Mit besonderer<br />

Dynamik werden sich die Märkte für biogene Treibstoffe entwickeln. Neben den bekannten<br />

Energieträgern Biodiesel, Bioethanol und Biogas ermöglicht die Herstellung synthetischer<br />

Kraftstoffe aus Holz, Getreide, Stroh und andere Roh- und Reststoffe ein großes<br />

Absatzpotenzial auch auf dezentraler Ebene. Der Bedarf an Biotreibstoff zur Erfüllung der<br />

EU-Direktive ist enorm hoch und würde in Deutschland ca. 1 Mio. ha Fläche<br />

beanspruchen. In der EU (<br />

Übersicht 11) würden etwa 7 Mio. ha Fläche benötigt, allein um für Ottomotoren den Anteil<br />

von 5,75 % Biotreibstoff zu erfüllen. Dies würde den Umfang der derzeitigen<br />

obligatorischen Flächenstilllegung erreichen.<br />

Übersicht 11: Bedarf an Fläche für Ottomotoren<br />

Benötigte Fläche<br />

Annahme: 5,75 Energie-% Ethanolbeimischung<br />

Ethanolbedarf EU-25 (gemäß COLBERT): 132 Mio hl<br />

• Getreide 85 %: 112 Mio hl<br />

• Zuckerrübe 15 %: 20 Mio hl<br />

Rohstoffbedarf:<br />

• Getreide 31,8 mio t<br />

• Zuckerrübe 19,9 mio t<br />

Benötigte Fläche: 6,4 mio ha<br />

• Getreide 6,1 mio ha<br />

• Zuckerrübe 0,3 mio ha<br />

Landwirtschaftl. Nutzfläche EU-25: 167 Mio ha<br />

Stilllegungsfläche EU-25: 7,0 Mio ha<br />

Rahmenbedingungen D und EU<br />

Quelle: Daten nach COLBERT, D: EU Need for Biofuel Import? FO Licht World Ethanol Conference 2004,<br />

London, 9. Nov. 04<br />

40


Plenartagung<br />

Es entwickelt sich langsam auch ein weltweiter Handel mit Bioethanol, derzeit etwa 17<br />

Mio. Hektoliter. Dieser Handel, bezogen auf etwa 400 Mill Hektoliter Gesamtherstellung an<br />

Bioethanol ist allerdings immer noch sehr gering. Gleichwohl zeigt sich in Brasilien, dass<br />

dem Preisanstieg bei Benzin auch ein Preisanstieg bei Ethanol, das dort etwa 50 % des<br />

Treibstoffbedarfs deckt, folgt, und dass als Folge davon auch der Zuckerpreis an der<br />

Londoner Börse ansteigende Tendenz zeigt. Mitte des Jahres 2006 ist der<br />

Weißzuckerpreis am Weltmarkt sogar auf etwa 370 €/t und der Bio-Ethanolpreis in<br />

Brasilien auf etwa 40 ct/Liter angestiegen.<br />

Im internationalen Vergleich kann Ethanol in Brasilien aus Zuckerrohr wesentlich<br />

kostengünstiger produziert werden als in der EU. Die Einfuhr in die EU wird allerdings mit<br />

einem Zoll von knapp 20 ct/l Ethanol belegt. Unter den bestehenden<br />

Einfuhrschutzmechanismen und der Befreiung von der Mineralölsteuer werden derzeit bei<br />

der Herstellung und Verwendung von Ethanol für Ottomotoren vergleichsweise gute<br />

Gewinnspannen realisiert. Dennoch bestehen erhebliche Investitionshemmnisse, die<br />

potenzielle Anlagenbetreiber zögern lassen, die enorm hohen Investitionskosten bei hoher<br />

Politikabhängigkeit zu tätigen. Aus politischer Sicht ist allerdings mit zu berücksichtigen,<br />

dass Bioethanol auch Beiträge zu vielen anderen gesellschaftlichen Erwartungen und<br />

Problemlösungen zu leisten vermag. Schließlich stellt sich auch die Frage für die<br />

Zuckerindustrie, ob es gelingen kann, bei Bioethanolerzeugung aus Zuckerrüben einen<br />

wesentlichen Teil der Wertschöpfung zu sichern und auch an die Rübenbauer<br />

weiterzugeben.<br />

In<br />

sind die Preisbeziehungen zwischen Rohöl, Biokraftstoffen und Agrarrohstoffen noch<br />

einmal für vier unterschiedliche Preisszenarien für Rohöl von 20 US$ bis 80 US$ je Barrel<br />

dargestellt. Dabei wurde unterstellt, dass die gesamte Wertschöpfung den agrarischen<br />

Rohstoffen zu Gute kommt. Dies mag gelingen, wenn die Verbrennung von Getreide<br />

generell zugelassen würde.<br />

Übersicht 12: Preisbeziehungen zwischen Rohöl, Biotreibstoffen und Agrarrohstoffen<br />

Preisszenario<br />

Rohöl je Barrel US$ 20 40 60 80<br />

Einstandspreis Rohöl frei Raffinerie c/ltr 20 40 60 80<br />

Verbraucherpreis Diesel (fossil) c/ltr 85 106 130 155<br />

Biodiesel Tankstelle<br />

(ohne Mineralölsteuer)<br />

c/ltr 75 96 117 140<br />

Rapspreis €/t 15 28 42 55<br />

Bioethanol frei Raffinerie<br />

(ohne Mineralölsteuer)<br />

c/ltr 45 60 75 90<br />

Rübenpreis €/t (-10) 10 30 50<br />

Weizenpreis €/t (-30) 43 116 190<br />

Weizenwert bei Verbrennung €/t 80 160 240 320<br />

Quelle: Eigene Berechnungen<br />

Bei einem Rohölpreis von 60 US$ je Barrel und einem entsprechenden Einstandspreis für<br />

Heizöl von 60 ct/l würde sich aus der alternativen Verwendung von Getreide als Brennstoff<br />

eine Verwertung von 240 €/t Weizen und dadurch ein zweieinhalb mal höherer<br />

Verwertungspreis für Getreide erzielen lassen (allerdings entstehen etwas höhere Kosten<br />

41


Plenartagung<br />

der Anlagen). Bei Herstellung von Bioethanol würde Weizen zu einem Verwertungspreis<br />

von 116 €/t und Zuckerrüben zu einem Verwertungspreis von 30 €/t zu entlohnen sein.<br />

Dies zeigt, dass nur dann die Landwirtschaft von den neuen Produktionslinien im<br />

Energiesektor profitiert, wenn sie die gesamte oder einen beträchtlichen Teil der<br />

Wertschöpfung für sich erwirtschaften kann.<br />

Der wichtigste Aspekt für die zukünftigen Perspektiven ergibt sich aus der<br />

Weiterentwicklung der Agrarpreise. Wie schon im Zusammenhang mit der<br />

Welternährungssicherung festgestellt wurde, gehen internationale Institute von einem<br />

Anstieg der Agrarpreise zur Sicherung der Welternährung aus. Dabei wurden bisher die<br />

Wirkungen mittelfristig und langfristig höherer Preise für fossile Energien nicht<br />

berücksichtigt. Nach neuesten Vorausschätzungen der Internationalen Energieagentur der<br />

OECD über die Entwicklung der Agrarpreise von 2005 - 2014 ergibt sich beispielsweise<br />

bei einem nachhaltigen Rohölweltmarktpreis von 60 US$/Barrel eine Steigerung der<br />

Weltmarktpreise für Getreide um 15 %, Weißzucker um 20 %, Ölsaaten und Pflanzenöle<br />

um 30 % (<br />

Übersicht 13).<br />

Übersicht 13: Neueste Vorausschätzung der Agrarpreise der OECD<br />

(Internationale Energieagentur)<br />

Vorschätzungszeitraum 2005-2014<br />

Szenario: Rohölpreis 60 US$/Barrel<br />

Steigerung der Weltmarktpreise:<br />

• Weizen 15 %<br />

• Mais 15 %<br />

• Weißzucker 20 %<br />

• Ölsaaten 28 %<br />

• Pflanzenöle 30 %<br />

• Ölschrot 25 %<br />

Quelle: Lampe (2006)<br />

Unterstellt man die prognostizierten Agrarpreise für die Einkommensvorschätzung der<br />

landwirtschaftliche Buchführungsbetriebe, ergeben sich die in Übersicht 14<br />

zusammengestellten finanziellen Ergebnisse für die Betriebsformen in Südbaden. Bei<br />

Ackerbau und Verbundbetrieben steigen die Einkommen allerdings nur um etwa 10%.<br />

Daraus folgt, dass eine Abschaffung der Direktzahlungen dann keinesfalls schon<br />

einkommensneutral möglich wäre.<br />

42


Plenartagung<br />

Übersicht 14: Einkommensentwicklung der Betriebe in Südbaden<br />

Betriebswirtschaftliche Erfolg Wirtschaftsjahr<br />

Ausrichtung Ø 02/03-04/05 2005/2006 2013/2014<br />

Ackerbau (HE) Durchschnitt 49.158 54.145 57.787<br />

erfolgreich 72.137 74.914 78.461<br />

Futterbau-Milch (HE) Durchschnitt 23.690 24.114 19.921<br />

erfolgreich 41.141 41.115 36.900<br />

Futterbau-Sonstige (HE) Durchschnitt 29.253 32.778 30.936<br />

Schweine-Groß (HE) Durchschnitt 47.798 51.305 55.014<br />

erfolgreich 87.916 92.910 97.724<br />

Verbund (HE) Durchschnitt 35.714 34.953 34.652<br />

erfolgreich 67.848 63.300 61.533<br />

Ackerbau (HE) Preissteigerung Durchschnitt 49.158 54.145 63.894<br />

Verbund (HE) Preissteigerung Durchschnitt 35.714 34.953 38.347<br />

Nebenerwerbsbetriebe Durchschnitt 9.293 10.753 11.418<br />

erfolgreich 26.812 29.282 31.724<br />

Quelle: Eigene Berechnungen<br />

Schlussfolgerungen und Zukunftsvision<br />

Mit Bioethanol und Biodiesel werden wichtige Bioenergieträger mit großen Absatzmengen<br />

produziert werden können. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen wird auch in<br />

Biogasanlagen bei einer noch längeren Preisgarantie für Strom nach dem EEG rentabel<br />

investiert und produziert. Zukünftig könnte bei einem Aufbau von Anlagen zur Herstellung<br />

von synthetischem Kraftstoff aus Biomasse (BtL) ein noch breiteres Spektrum von<br />

Ressourcen erfasst werden, insbesondere Schnellwuchsplantagen und Reststroh. Wenn<br />

es gelingt, die Getreideverbrennung technisch umweltfreundlich zu gestalten und die<br />

direkte Wärmenutzung aus Getreide möglich wäre, könnte auch in Kleinfeuerungsanlagen<br />

in landwirtschaftlichen Betrieben Getreide das Heizöl ersetzten. 1 t Getreide substituiert<br />

mehr als 400 l Heizöl und ist schon bei Heizölpreisen von über 40 ct/l wettbewerbsfähig.<br />

Die verschiedenen Verfahren der Bioenergieerzeugung sind nicht nur durch<br />

unterschiedliche Rentabilität, sondern auch durch unterschiedliche Möglichkeiten zur<br />

Nutzung der Wertschöpfung zu unterscheiden. Es bieten vor allem die Getreide- und<br />

Strohverbrennung, die Biogaserzeugung und die Nutzung von natürlichem Rapsöl eine<br />

volle Wertschöpfung für die Agrarwirtschaft, wenn es sich um einzelbetriebliche oder<br />

kooperative Investitionen handelt. Bei Biodiesel aus Raps und Ethanol aus Getreide wird<br />

beim Erzeuger der Rohstoffe keine Wertschöpfung bleiben. Die Frage ist, ob es nicht der<br />

Landwirtschaft in Konsensverhandlungen gelingt, mit der Zuckerindustrie Wertschöpfung<br />

bei der Ethanolherstellung zu sichern. Ähnliche Modelle wären für Biogas für das<br />

Erdgasnetz und für die neue Produktionslinie synthetischer Kraftstoff aus Biomasse zu<br />

entwickeln.<br />

43


Plenartagung<br />

Insgesamt ergeben sich Perspektiven für agrarische Ressourcen. Die Trends der<br />

Entwicklungen sprechen eher für eine Verbesserung der Wettbewerbsposition der<br />

Bioenergie gegenüber der fossilen Energie. Eindeutig ist auch, dass sich die neuen Märkte<br />

nicht ohne Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen entwickeln. Die Agrarpolitik ist<br />

aber in einem Dilemma, denn bis zu 30 % der Flächen müssen bis 2020 in Brachflächen<br />

oder Naturschutzflächen überführt werden. Wenn es gelingt, die Wertschöpfung besser im<br />

Agrarsektor zu sichern, ergeben sich gute Perspektiven für die Landwirtschaft. Gleichwohl<br />

bleibt es bei der bekannten Situation, dass nur etwa 30 % der von einer Generation<br />

bewirtschafteten Betriebe in der nächsten Generation weitergeführt werden. Das bedeutet<br />

sozialer Anpassungsdruck, das bedeutet auch Verlust von wertvollem kulturellen Erbe,<br />

insbesondere im ländlichen Raum.<br />

Literatur<br />

COLBERT, D: EU Need for Biofuel Import? FO Licht World Ethanol Conference 2004,<br />

London, 9. Nov. 04<br />

LAMPE, M. von (2006): Agricultural market impact of future growth in the production of<br />

biofuels. Agr/CA/APM (2005) 24/Final. OECD, Paris<br />

THRÄN, D.,W. Weber, A. Scheuermann, N. Fröhlich, J. Zeddies, A. Henze, C. Thoroe, J.<br />

Schweinle, U. Fritzsche, W. Jenseit, L. Rausch, K. Schmid (2006): Sustainable<br />

strategies for biomass use in the European context. IE- Report, Edition 1/2006,<br />

Institut für Energetik und Umwelt.<br />

44


Plenartagung<br />

Zukünftige Nutzung des Grünlandes in Baden-Württemberg - Gibt es energetische<br />

Alternativen?<br />

Konrad Raab, Christine Rösch, Volker Stelzer:<br />

1 Einleitung<br />

Grünland übernimmt neben seiner Nutzung als Futterlieferant vielfältige Funktionen im<br />

Boden- und Wasser- sowie im Arten- und Biotopschutz. Das durch Wiesen und Weiden<br />

geprägte Landschaftsbild spielt eine wichtige Rolle für den Tourismus. Aufgrund des<br />

züchterischen und technischen Fortschritts ist allerdings die Grünlandnutzung durch die<br />

Rindviehhaltung rückläufig. Seit 1991 ist die Milchleistung in Baden-Württemberg um 35 %<br />

gestiegen und – bei einer bedingt durch die Milchquote weitgehend konstanten Menge an<br />

erzeugter Milch – der Bestand an Kühen um rund 31 % zurückgegangen. Eine<br />

Umwandlung von Grünlandflächen ist aus Gründen des Umwelt-, Natur- und<br />

Landschaftsschutzes zukünftig nur noch begrenzt möglich. Auf der anderen Seite wurden<br />

durch die neuen agrar- und energiepolitischen Regelungen (Stichwort: Grünlandprämie,<br />

Novellierung des EEG) Anreize geschaffen, Grünland zu erhalten und Biomasse verstärkt<br />

energetisch zu nutzen.<br />

Vor diesem Hintergrund führt das Institut für Technikfolgenabschätzung und<br />

Systemanalyse (ITAS) am Forschungszentrum Karlsruhe im Auftrag des Ministeriums für<br />

Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg eine Untersuchung über die<br />

Bestimmung der derzeit und zukünftig überschüssigen Grünlandflächen und über die<br />

Nutzung dieser Flächen zur Energieerzeugung durch.<br />

2 Flächenbilanz Überschussgrünland<br />

Die Berechnung des aktuellen Umfangs überschüssiger Grünlandflächen erfolgte auf der<br />

Basis verfügbarer statistischer Daten über Tierbestände (Rinder, Pferde und Schafe),<br />

Grundfutterbedarf, Flächennutzung und landwirtschaftliche Erträge in Baden-Württemberg.<br />

Für die Entwicklung bis 2015 wurden für Pferde und Schafe wachsende und für<br />

Mutterkühe gleich bleibende Tierzahlen unterstellt. Für Milchkühe wurde aufgrund der<br />

weiter steigenden Milchleistung bei konstanter Milcherzeugung ein verringerter<br />

Tierbestand angenommen. Regionale Verschiebungen der Milchproduktion wurden<br />

entsprechend des Milchquotenhandels der vergangenen Jahre berücksichtigt.<br />

Eine Reihe von Kreisen erreicht nach dieser Berechnung im Jahr 2015 – bezogen auf die<br />

gesamte Grünlandfläche – einen Grünlandüberschuss von 6.000 ha und mehr (Abb. 1).<br />

Für das gesamte Land ergibt sich ein Grünlandüberschuss von 167.000 ha bzw. 26 %.<br />

Der Heizwert des gesamten Aufwuchses auf diesen Flächen beträgt pro Jahr ca.<br />

15.000 TJ.<br />

45


Plenartagung<br />

Legende<br />

Gesamt-Überschussgrünland (Hektar)<br />

0 - 2000<br />

2001 - 4000<br />

4001 - 6000<br />

6001 - 8000<br />

Emmendingen<br />

> 8000<br />

Baden-Baden<br />

Rastatt<br />

Ortenaukreis<br />

Lörrach<br />

Rhein-Neckar-Kreis<br />

Karlsruhe<br />

Calw<br />

Freudenstadt<br />

Waldshut<br />

Heilbronn<br />

Rottweil Zollernalbkreis<br />

Tuttlingen<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis<br />

Breisgau-Hochschwarzwald<br />

Enzkreis<br />

Böblingen<br />

Konstanz<br />

Main-Tauber-Kreis<br />

Neckar-Odenwald-Kreis<br />

Ludwigsburg<br />

Tübingen<br />

Esslingen<br />

Reutlingen<br />

Sigmaringen<br />

Hohenlohekreis<br />

Schwäbisch Hall<br />

Rems-Murr-Kreis<br />

Göppingen<br />

Alb-Donau-Kreis<br />

Biberach<br />

Bodenseekreis<br />

Ravensburg<br />

Ostalbkreis<br />

Heidenheim<br />

Heizwert<br />

Gesamt-Aufwuchs<br />

TJ/a<br />

200<br />

Heizwert<br />

Biogas<br />

TJ/a<br />

Abb. 1: Grünlandüberschuss in Baden-Württemberg, Flächenumfang sowie Heizwerte des gesamten<br />

Aufwuchses und des Biogases von geeigneten Flächen<br />

Grünlandaufwuchs in Form von Grassilage wird heute bereits als Koferment zu Gülle oder<br />

Mais und anderen Energiepflanzen eingesetzt. Eine solche Nutzung setzt jedoch voraus,<br />

dass auf den Grünlandüberschussflächen ein hoher Ertrag pro Schnitt und eine gute<br />

Biogas-Futterqualität erzielt sowie eine leistungsfähige Erntetechnik eingesetzt werden<br />

können. Bisher für die Tierfütterung intensiv genutztes Grünland ist demnach am besten<br />

geeignet zur Bereitstellung von Biogasfutter. Nicht nutzbar hierfür sind dagegen Flächen<br />

mit einer Hangneigung größer 25 %, Biotope und FFH-Wiesen. Zu den eingeschränkt<br />

geeigneten überschüssigen Grünlandflächen gehören Streuobst- und extensiv genutzte<br />

Zwei-Schnittwiesen. Insgesamt kann in Baden-Württemberg weniger als die Hälfte des<br />

Überschussgrünlandes so intensiv bewirtschaftet werden, dass eine energetische Nutzung<br />

als Grassilage in Biogasanlagen wirtschaftlich möglich ist. Für knapp 90.000 ha<br />

Überschussflächen kommt dagegen insbesondere aufgrund der unzureichenden Qualität<br />

des Aufwuchses als Biogassubstrat vor allem eine thermische Nutzung in Frage.<br />

Regional sind die für Biogasnutzung geeigneten Flächen sehr unterschiedlich verteilt. In<br />

Abb. 1 ist dem Heizwert des Aufwuchses auf dem gesamten Überschussgrünland der<br />

Heizwert des Biogases gegenübergestellt, das vom Aufwuchs auf den dafür geeigneten<br />

Flächen erzeugt werden könnte. Es zeigt sich, dass z. B. im Südosten ein Großteil des<br />

Überschussgrünlandes für Biogasgewinnung zur Verfügung steht, während es im<br />

200<br />

46


Plenartagung<br />

Schwarzwald aufgrund der hohen Zahl von Hangflächen rechnerisch keine geeigneten<br />

Flächen gibt. Für ganz Baden-Württemberg beträgt der Heizwert des Biogases von den<br />

dafür geeigneten Flächen ca. 4.500 TJ pro Jahr.<br />

3 Bereitstellungskosten für Gras- und Maissilage beim Einsatz in Biogasanlagen<br />

Zur Biogasgewinnung eignet sich sowohl frisches Gras als auch Heu oder Grassilage. Die<br />

Biogaserträge unterscheiden sich dabei nur in geringem Umfang. Aufgrund von Vorteilen<br />

beim Verfahren und bei den Kosten wird hier jedoch nur der Einsatz von Grassilagen<br />

betrachtet. Die Bereitstellungskosten (Vollkosten) wurden auf Datenbasis des KTBL<br />

(2004) kalkuliert 1 . Bei der Nutzung des Gärrückstandes als Düngemittel wurden nur<br />

Ausbringungskosten, aber kein Düngerwert berechnet, da von einer Kreislaufwirtschaft der<br />

Nährstoffe ausgegangen wird. In die Kalkulation einbezogen sind die flächenbezogenen<br />

Prämien 2 .<br />

Unter gegenwärtigen Bedingungen kann Maissilage mit 7,8 Ct/kWhel zu 13 % niedrigeren<br />

Kosten bereitgestellt werden als die preiswerteste Grassilage (dreischürige Variante mit<br />

hohem Ertrag) mit knapp 9 Ct/kWhel (Abb. 2). Grassilage von dreischürigen Wiesen mit<br />

durchschnittlichem Ertrag erreichen mit knapp 10 Ct/kWhel die höchsten<br />

Bereitstellungskosten.<br />

EUR / kWh el<br />

0,17<br />

0,16<br />

0,15<br />

0,14<br />

0,13<br />

0,12<br />

0,11<br />

0,10<br />

0,09<br />

0,08<br />

0,07<br />

Grassilagen von vierschüriger Wiese<br />

dreischüriger Wiese, hoher Ertrag<br />

dreischüriger Wiese<br />

zweischüriger Wiese<br />

Maissilagen<br />

ohne Ertragssteigerung<br />

mit 1 %<br />

2 %<br />

3 %<br />

4 % Ertragssteigerung pro Jahr<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

Einspeisevergütung<br />

nach EEG<br />

bei 250kW<br />

Anlage<br />

Abb. 2: Bereitstellungskosten für Gras- und Maissilagen über 20 Jahre (inkl. aller Prämien, ohne Düngerwert<br />

für Gärrest)<br />

1 Schlaggröße 5 ha, Feld-Hof-Entfernung 3 km, Eigenmechanisierung, Ernte mit Lohnunternehmer,<br />

Erträge Grünland 6 bis 9 t TM, Mais 13,5 t TM<br />

2 Berücksichtigt sind Grünlandprämie (72 €/ha), Beihilfen für den Energiepflanzenanbau (45 €/ha ab<br />

einem Ertrag von 38 m³/ha), Ausgleichszulage (50 €/ha) sowie die Grünland-Grundförderung<br />

(90 €/ha) nach der Richtlinie zum Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich in Baden-<br />

Württemberg (MEKA)<br />

2022<br />

2023<br />

2024<br />

47


Plenartagung<br />

Als Folge der Gewährleistung der Stromeinspeisevergütung für 20 Jahre werden in der<br />

Regel für diesen Zeitraum der Betrieb einer Biogasanlage geplant und die Investitionen<br />

abgeschrieben. Während allerdings die Einspeisevergütung über 20 Jahre konstant bleibt,<br />

erhöhen sich die jährlichen Bereitstellungskosten für die Substrate selbst bei moderaten<br />

Annahmen zur Preissteigerung (je nach Kostenpunkt jährlich zwischen 1 und 2 %, für<br />

Treibstoffe 4,3 %) um ca. 30 % für Grassilagen und um rund 50 % für Maissilage (Abb. 2).<br />

Ab 2007 verteuern sich die Bereitstellungskosten für Grassilagen durch eine geplante<br />

Kürzung von MEKA-Prämien deutlich. Durch die Anhebung der Grünlandprämie auf das<br />

Niveau der Ackerprämie verringern sie sich wieder ab 2011 und liegen dann auf einem<br />

ähnlichen Niveau wie die für Maissilagen – trotz dem unterstellten Wegfall der MEKA-<br />

Zuwendung zu diesem Zeitpunkt. Der Anstieg der Bereitstellungskosten führt dazu, dass<br />

im Jahr 2024 70 bis 77 % der Einspeisevergütung für das Gärsubstrat ausgegeben<br />

werden müssen; 2005 lag dieser Wert noch bei 46 bis 59 %. Werden bei Mais für die<br />

Zukunft Ertragssteigerungen angenommen, können die Kostensteigerungen deutlich<br />

verringert, und ab einer Steigerung von ca. 4 % pro Jahr weitgehend kompensiert werden.<br />

Ähnliche Ertragssteigerungen sind für das Grünland wegen der starken Abhängigkeit vom<br />

Niederschlag nicht zu erwarten.<br />

4 Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen zur Stromgewinnung beim Einsatz von<br />

Grassilagen<br />

Wegen der erhöhten Stromvergütung für regenerative Energien und des Bonus bei der<br />

ausschließlichen Verwendung nachwachsender Rohstoffe (EEG 2004) ist derzeit für die<br />

energetische Nutzung von Grünlandaufwuchs die Vergärung in Biogasanlagen mit<br />

anschließender Stromerzeugung besonders interessant. Eine Vollkostenrechnung über<br />

eine Betriebsdauer von 20 Jahren zeigt, dass die durchschnittlichen<br />

Stromgestehungskosten von Biogasanlagen mit Substratmischungen aus Mais- und<br />

Grassilagen ab 500 kWel Leistung unterhalb der Einspeisevergütung liegen (Abb. 3) und<br />

diese somit über die gesamte Laufzeit wirtschaftlich betrieben werden können. Anlagen<br />

mit 250 kWel Leistung sind bei dieser Substratmischung nur wirtschaftlich, wenn für<br />

größere Mengen (im berechneten Beispiel 50 %) der nutzbaren Wärme eine Verwertung<br />

angenommen wird. Hofanlagen mit 100 kWel Leistung kommen in die Nähe der<br />

Wirtschaftlichkeit, wenn vorhandene Infrastruktur (Betriebsfläche, Silolager, Wasser- und<br />

Stromanschluss) und betriebseigene Maschinen verwendet sowie Wohn- und<br />

Betriebsgebäude mit Wärme versorgt werden können.<br />

48


Plenartagung<br />

EUR EUR / / kWh kWh el<br />

0,18<br />

0,17<br />

0,16<br />

0,15<br />

0,14<br />

Stromgestehungskosten bei Vollkostenrechnung über 20 Jahre und<br />

Substratmix aus 45% Gras-, 50% Maissilage, 5% Gülle (TS-Gehalte)<br />

Einspeisevergütung nach EEG<br />

durchschnittliche Entlohnung über 20 Jahre bei Berechnung ohne<br />

Lohnansatz<br />

100 kW<br />

Hofanlage<br />

250 kW 250 kW<br />

mit Wärmenutzung<br />

500 kW<br />

Abb. 3: Wirtschaftlichkeit und Arbeitsentlohnung über 20 Jahre beim Einsatz von<br />

Grassilage in Biogasanlagen<br />

Wird die Kostenberechnung ohne Berücksichtigung eines Lohnansatzes für die<br />

Bereitstellung von Gras- und Maissilagen und den Betrieb der Biogasanlage durchgeführt,<br />

ergibt sich bei den betrachteten Varianten eine Entlohnung je Arbeitsstunde zwischen 11<br />

und 30 EUR. Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Produktionsverfahren, die zum<br />

Teil deutlich unter 10 EUR/AKh liegen, ist dies relativ hoch.<br />

Die Verwendung von Grassilage als Monosubstrat wird derzeit erst in wenigen Anlagen<br />

praktiziert. Inwieweit sich dieses Verfahren aufgrund häufig prognostizierter technischer<br />

und wirtschaftlicher Probleme etablieren wird, muss abgewartet werden. Die Nutzung von<br />

Grassilage als Kosubstrat wird dagegen bereits in vielen Anlagen realisiert, sie trägt<br />

insbesondere an Standorten mit begrenzt verfügbarer Energiemais-Fläche zur<br />

Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen bei.<br />

5 Verbrennungstechnik<br />

Ausgelöst durch einerseits steigende Heizölpreise und andererseits sinkende<br />

Erzeugerpreise für Getreide wurden in der jüngsten Zeit neue Kleinfeuerungsanlagen (bis<br />

100 kW Nennleistung) zur Verbrennung alternativer Biobrennstoffe (insbesondere<br />

Getreide und Stroh) entwickelt, die zum Teil auch mit Heu als Brennstoff erfolgreich<br />

getestet wurden.<br />

Für die Verfeuerung ganzer Stroh-Rundballen wurde von der Fa. Herlt 3 ein Ganzballen-<br />

Vergaserkessel entwickelt, mit dem die Grenzwerte der TA Luft eingehalten werden<br />

können (UBG 2003). Abbrandversuche mit Heu, in denen annähernd die Grenzwerte der<br />

TA Luft erreicht werden konnten (Kiesewalter 2005), bestätigen das gute<br />

Emissionsverhalten des Ganzballen-Vergasers.<br />

3 Fa. HERLT SonnenEnergieSysteme, 17194 Vielist<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

EUR / Akh<br />

49


Plenartagung<br />

Zur Verbrennung von Heu-Hochdruckballen eignet sich der Kessel der Fa. REKA 4 . Über<br />

Förderband und Ballen-Zerkleinerer wird das Heu lose in die Feuerung auf einen<br />

Treppenrost dosiert. Die Emissionswerte liegen für CO und NOx im Bereich der TA Luft-<br />

Grenzwerte. Bei den Staubemissionen können dagegen erst mit einem nachgeschalteten<br />

Edelstahlfilter der Fa. Winkel 5 Werte unter 10 mg/m³ erreicht werden (Oechsner 2006).<br />

Der Probebetrieb mit Getreide und Halmgutpellets in für Holzpellets konstruierten<br />

Verbrennungsanlagen zeigte, dass für diese Brennstoffe spezielle, an deren spezifische<br />

Eigenschaften angepasste Kessel entwickelt werden müssen. In den Feuerungsanlagen<br />

der neuen Generation (z.B. der Pelletkessel der Fa. Agroflamm 6 ) ist die<br />

Verschlackungsgefahr beherrschbar und die Emissionen liegen nahe der TA-Luft-<br />

Grenzwerte (Hering et al. 2006).<br />

6 Wirtschaftlichkeit der Heuverfeuerung<br />

In Abb. 4 sind die errechneten Brennstoffkosten 7 pro Kilowattstunde für unterschiedliche<br />

Mechanisierungsgrade den Handelspreisen für als Brennstoff verwendbare Biomassen<br />

und Heizöl gegenübergestellt. Es wird deutlich, dass Heu gegenwärtig nur unter günstigen<br />

Bedingungen und unter Einbeziehung der agrarpolitischen Flächenprämien 8 mit den<br />

anderen Brennstoffen konkurrieren kann. Stroh wird zu 20 bis 30 % niedrigeren, Getreide,<br />

Holzpellets und Heizöl zu z. T. deutlich höheren Preisen 9 gehandelt als Heu. Werden<br />

allerdings nur vergleichbar aufbereitete Brennstoffe verglichen, zeigt sich, dass die<br />

Bereitstellungskosten von Heupellets trotz angenommener günstiger Pelletierungskosten<br />

von 50 EUR/t deutlich über den Handelspreisen für Getreide liegen (Abb. 4). Im Vergleich<br />

zu Holzpellets liegen die Preise etwa gleich, gegenüber dem gegenwärtigen Heizölpreis<br />

dagegen sichtbar günstiger.<br />

4<br />

Maskinfabrikken REKA, DK-9600 Aars, für größere Leistungen können auch Rundballen eingesetzt<br />

werden<br />

5<br />

Fa. Oskar Winkel, 92224 Amberg<br />

6<br />

Fa. Agroflamm Feuerungstechnik, 51491 Overath-Untereschbach<br />

7<br />

Vollkostenrechnung auf Datenbasis des KTBL (2004), Schlaggröße 5 ha, Feld-Hof-Entfernung 3 km,<br />

Eigenmechanisierung, Ernte mit Lohnunternehmer, einmal genutzte Zwei-Schnittwiese, Ertrag 3,9 t<br />

TM<br />

8<br />

Berücksichtigt sind Grünlandprämie (72 €/ha), Ausgleichszulage (50 €/ha) sowie die Grünland-<br />

Grundförderung (90 €/ha) und die Förderung von artenreichem Grünland (50 €/ha) nach der<br />

Richtlinie zum Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich in Baden-Württemberg (MEKA)<br />

9<br />

Preisannahmen: Getreide 90 €/t, Holzpellets 200 €/t, Heizöl 60 Cent/l<br />

50


Plenartagung<br />

Cent / kWh<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

ohne Prämien<br />

mit Prämien<br />

HD-Ballen<br />

Rundballen<br />

Quaderballen<br />

Eigenverbrauch inkl. Transport HD-, Rund- und<br />

Quaderballen<br />

Heu<br />

Heupellets<br />

Bereitstellungskosten Handelspreise<br />

Heu<br />

Abb. 4: Bereitstellungskosten für Heu frei Feuerungsanlage und Handelspreise für Biomassebrennstoffe und<br />

Heizöl<br />

Die Wärmegestehungskosten hängen außer von den Brennstoffkosten v. a. von den<br />

Investitionen für die Feuerungsanlage und die dafür notwendigen baulichen Maßnahmen<br />

sowie von den Kosten für Wartung und Betrieb der Anlage ab. Die gesamten<br />

Investitionskosten inkl. baulicher Maßnahmen der in Kapitel 0 vorgestellten Anlagen<br />

betragen für einen 40 kW-Halmgut-Pelletkessel rd. 800 €, für einen 89 kW-<br />

Ganzballenvergaser ca. 1.000 € und für eine 30 kW-Treppenrostfeuerung für Hochdruck-<br />

Ballen rd. 1.700 € je Kilowatt installierter Leistung. Wird bei der Rostfeuerung ein 90 kW-<br />

Kessel und eine Rundballenauflösung eingesetzt, sinken die Investitionskosten auf gut<br />

1.000 €/kW.<br />

Unter Einbeziehung aller Investitions-, Verbrauchs- 10 und Betriebskosten (inkl.<br />

Arbeitskosten) und bei einer Betriebsdauer von 2.000 Volllaststunden pro Jahr errechnen<br />

sich als Wärmegestehungskosten ab Biomasse-Feuerungsanlage beim Einsatz von Heu<br />

rund 9 Cent/kWh, nur die Rostfeuerung mit HD-Ballen ist mit 15 Cent/kWh deutlich teurer<br />

(Abb. 5). Bei gleichen Randbedingungen ergeben sich beim Einsatz von Getreide und<br />

Holzpellets Wärmegestehungskosten von jeweils rund 8 Cent/kWh, bei Heizöl von ca.<br />

8,5 Cent/kWh. Diese Kosten sind aber nicht direkt miteinander vergleichbar, da zum einen<br />

die Feuerungswärmeleistungen nicht auf gleichem Niveau liegen und keine konkreten<br />

Versorgungsaufgaben definiert wurden.<br />

10 Heu-Brennstoffkosten mit Berücksichtigung der Prämien für Extensivgrünland<br />

Stroh<br />

Getreide<br />

Holzpellets<br />

Heizöl<br />

51


Plenartagung<br />

Cent/kWh th<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

30 kW 89 kW 40 kW 40 kW 40 kW 40 kW 40 kW<br />

REKA Herlt Agroflamm Agroflamm<br />

HD-Ballen Rundballen Pellets Körner<br />

Wärmegestehungskosten<br />

Brennstoffkosten<br />

Heu Heu Heu Getreide Holzpellets Pappel-<br />

Hackschnitzel<br />

Heizöl<br />

Abb. 5: Wärmegestehungskosten bei Einsatz von Heubrennstoffen sowie vergleichbarer<br />

Biomassebrennstoffe und Heizöl<br />

Eine Erhöhung der Volllaststunden z. B. durch einen Einsatz im Grundlastbetrieb<br />

verbessert die Wirtschaftlichkeit von Biomassefeuerungen gegenüber fossil befeuerten<br />

Anlagen, da die relativ hohen Investitionskosten auf mehr Betriebsstunden verteilt werden.<br />

So sinken die Wärmegestehungskosten der Heuballen-Feuerungsanlagen um 30 bis<br />

35 %, wenn die Zahl der Volllaststunden von 2.000 auf 4.000 angehoben werden kann.<br />

Bei der v. a. von den Brennstoffkosten abhängigen Ölheizung werden dagegen nur 7 %<br />

Kosteneinsparung erreicht.<br />

Die Heuverbrennung ist den Berechnungen zufolge trotz Einbeziehung von<br />

agrarpolitischen Prämien für extensive Grünlandbewirtschaftung derzeit wirtschaftlich<br />

ungünstiger als die Verfeuerung von Getreide, Holzpellets oder Hackschnitzel. Auch<br />

gegenüber Stroh stellt sich die Heuverbrennung ökonomisch schlechter dar. Im Vergleich<br />

zu den gegenwärtig hohen Heizölpreisen kommt die Wärmeversorgung mit Heupellets<br />

dagegen in die Nähe der Wirtschaftlichkeit.<br />

7 Zusammenfassung<br />

Nicht mehr für die Tierfütterung benötigter Grünlandaufwuchs kann entweder als Substrat<br />

für Biogasanlagen oder als Brennstoff für Feuerungsanlagen verwendet werden. Rund die<br />

Hälfte des in Baden-Württemberg nicht mehr für die Raufuttererzeugung erforderlichen<br />

Grünlands ist prinzipiell geeignet zur Herstellung eines Biogassubstrats. Als Kosubstrat mit<br />

Maissilage oder Gülle kann Grassilage von ertragreichen Flächen in bestimmten<br />

Biogasanlagen wirtschaftlich zur Stromerzeugung eingesetzt werden. Die Nutzung der<br />

anfallenden Wärme trägt dabei maßgeblich zur Erreichung bzw. Verbesserung der<br />

Wirtschaftlichkeit des Anlagenbetriebs bei. Dagegen ist die Verbrennung von Heu aus<br />

52


Plenartagung<br />

ertragsarmen Grünlandflächen lediglich bei Versorgungsaufgaben mit hohen<br />

Volllaststundenzahlen wirtschaftlich umsetzbar. Eine Nutzung von Extensivgrünland zur<br />

Brennstofferzeugung in größerem Umfang könnte erst bei weiter steigenden Heizölpreisen<br />

oder durch zusätzliche Förderung realisiert werden. Sowohl bei den biologischen als auch<br />

bei den thermischen Verfahren haben agrarpolitische Subventionen (Grünlandprämie,<br />

Ausgleichszulage, Länderprogramme für extensive Nutzung von Grünland wie z. B.<br />

MEKA) und energiepolitische Förderungen (z. B. EEG) einen entscheidenden Anteil an<br />

der Wirtschaftlichkeit der Energiegewinnung aus dem Grünland. Dies betrifft insbesondere<br />

extensive Grünlandflächen<br />

8 Literatur<br />

EEG (2004): Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien. BGBl I 2004, 1918.<br />

Hering, Th.; Peisker, D.; Vetter, A. (2006): Stand der Felduntersuchungen an<br />

Kleinfeuerungsanlagen mit Biobrennstoffen. Vortrag auf der Seminarveranstaltung Energetische<br />

Nutzung von Getreide und alternativen Biobrennstoffen in Kleinfeuerungsanlagen am 11.05.2006<br />

in Berlin<br />

Kiesewalter, S. (2005): Aufbereitung und Verbrennung halmgutartiger Biomasse. Vortrag auf der<br />

Baulehrschau Fachtag „Biomasse – Heizenergieträger im ländlichen Raum“ am 02.12.2005 in<br />

Köllitsch<br />

KTBL – Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (2004): Betriebsplanung<br />

Landwirtschaft 2004/05. Darmstadt<br />

KTBL – Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (2005): Gasausbeute in<br />

landwirtschaftlichen Biogasanlagen. Darmstadt.<br />

UBG – Staatliche Umweltbetriebsgesellschaft Sachsen (2003): Bericht über die Durchführung von<br />

Emissionsmessungen an der Strohfeuerungsanlage der Wiesenburger Land e. G. in Wiesenburg.<br />

Berichts-Nr.: 42/04/02/03<br />

Oechsner, H. (2006): Neues aus der Getreide- und Heuverbrennung. Vortrag auf der Tagung der<br />

Akademie Ländlicher Raum „Bioenergienutzung in Baden-Württemberg – Auf dem Weg zum<br />

nachhaltigen Ausbau“ am 13.02.2006 in Stuttgart<br />

53


Plenartagung<br />

Der intensive Ackerbau am Oberrhein aus der Sicht der elsässischen Landschaft<br />

Lichtenberger, Aimé ( Landwirtschaftskammer Haut-Rhin):<br />

Das Departement Haut-Rhin wird durch vier natürliche Gebiete beschrieben:<br />

- die Vogesen<br />

- das Piemont der Vogesen mit seinen Weinbergen<br />

- die Rheinebene<br />

- das Sundgau.<br />

Vor mehr als zwanzig Jahren wurden Mischkulturen durch das System der Spezialkulturen<br />

ersetzt (Getreide, Wein, Milchwirtschaft). Diese Entscheidungen haben auch einen starken<br />

Einfluß auf die Raumnutzung: ausschließlich Präirial-Gebiete in den Vogesen, vorrangig<br />

Maisanbau in der Rheinebene, Weinbau am /im Piemont und Fruchtwechsel im<br />

Sundgau).<br />

Die öffentlichen Politiken, die Bodenaufteilung in der Ebene des Sundgaus sowie der<br />

technologische Fortschritt waren hierfür die drei Hauptfaktoren.<br />

I. DIE LANDWIRTSCHAFTLICHE NUTZUNG IST EINE RAUMTÄTIGKEIT , DIE<br />

DURCH EUROPÄISCHE ENTSCHEIDUNGEN GEPRÄGT WURDE<br />

Das Department Haut-Rhin, zeichnet sich durch eine einheitliche Beschaffenheit seiner<br />

landwirtschaftlichen Nutzflächen aus: sie sind von mittlerer Größe, und sowohl für<br />

Mischwirtschaft wie auch für spezialisierten Anbau geeignet.<br />

Dank der ersten gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die zwischen 1962 und 1982 in Kraft<br />

trat, kann sich die Landwirtschaft dieses Departements, trotz ihrer wenig bedeutender<br />

Bodenfläche, im Wettbewerb behaupten. Einige jüngere politische Maßnahmen, setzten<br />

jedoch das System einer wirtschaftlichen Gefahr aus.<br />

A. Leistungsstarke mittelgroße Betriebe<br />

54% (828) der professionellen Betriebe nutzen eine Fläche, die weniger als der Hälfte der<br />

Referenzeinheit entspricht: dieser Betriebe bauen mindestens 12 ha Weizen oder 9 ha<br />

Mais an und nutzen mindestens 0,75 EH landwirtschaftlicher Arbeitskraft. Eine halbe<br />

Referenzeinheit entspricht 50 ha in der Ebene und im Sundgau, oder 40 ha<br />

Hügellandschaft unterhalb der Vogesen. Fast 13% der Betriebe (190) bewirtschaften eine<br />

Fläche, die größer als eine Referenzeinheit (100ha) ist.<br />

Die durchschnittliche Produktion pro Hektar innerhalb der letzten fünf Jahre belief sich auf:<br />

- 102 Doppelzentner Mais (108 bis 123 DZ in der Ebene) – der durchschnittliche<br />

landesweite Ertrag liegt bei 87 DZ.<br />

- 70 Doppelzentner Weizen (der französische Durchschnitt liegt bei 73 DZ).<br />

Der Mais-Schlag nimmt 84% der Getreidefläche ein, der Weizen 15% der Fläche.<br />

54


Plenartagung<br />

Der Mais ist auf Grund von sechs Faktoren vorherrschend:<br />

- Optimale pedologische und klimatische Bedingungen.<br />

- Niedrigeres landwirtschaftliches Risiko als bei Weizen-, Öl- und Eiweißsaaten<br />

(daher die regelmäßige Erträge).<br />

- Ein starkes Bewässerungspotential und gute Reizbeantwortung der Pflanze.<br />

- Höhere Bruttomarge pro Hektar im Vergleich zu anderen Getreidesorten,<br />

insbesondere bedingt durch einen sehr hohen Ertrag, aber auch durch<br />

Prämienzahlungen im Rahmen der GAP-Reform von 1992, die bewässerten und<br />

nicht bewässerten Mais unterscheidet (siehe genaue Werte *)<br />

- Eine wettbewerbsfähige Marktorganisation und eine effiziente Struktur an<br />

Erntelager. Desweiteren liegt ein logistischer KKV (komparativer Konkurrenzvorteil)<br />

vor, der durch die Nähe zum Rhein begründet ist.<br />

- Guter anbautechnischer Wissensstand.<br />

*<br />

Bruttomargen pro Hektar (Produkt + anteilsmäßige Aufwandsentschädigung<br />

der GAP)<br />

• Bewässerter Mais in der Ebene 974€ bis zu 1189 €<br />

• Bewässerter Weizen in der Ebene 480€ bis zu 818 €<br />

• Mais im Sundgau 731€ bis zu 997 €<br />

• Weizen im Sundgau 535€ bis zu 796 €<br />

B. Die erste GAP als Grundstein landwirtschaftlichen Entwicklung<br />

Für die Gesamtheit der Mitgliedsländer der europäischen Gemeinschaft gilt es<br />

festzustellen, daß die europäische Agrarpolitik, die durch wichtige nationale Maßnahmen<br />

unterstützt wurde, die Treibfeder für die Entwicklung und Modernisierung unserer Betriebe<br />

gewesen ist.<br />

Während der ganzen Periode von 1962 bis 1992, schützten Garantiepreise und<br />

Zuzahlungen die europäischen Landwirte vor Kursschocks der Weltmärkte. Zugleich<br />

ermöglichten diese Zahlungen den Unternehmen einen ausreichenden ökonomischen<br />

Planungshorizont, um ihre die Entwicklungsprojekte aufbauen und realisieren zu können.<br />

Zeitgleich nahm das Departement Haut-Rhin in Sachen Flurbereinigung eine<br />

Pionierstellung ein. Dieser Schritt wurde um so leichter angenommen, da er die<br />

Rationalisierung der Feldarbeit ermöglichte. Durch die Nutzung neuen Geräts konnten die<br />

Landwirte am technologischen Fortschritt teilhaben: damals auf dem Gebiet der<br />

Mechanisierung heute vorwiegend auf dem Gebiet der Wurzelbewässerung.<br />

Für Europa und den Nationalstaaten war die landwirtschaftliche Entwicklung von hoher<br />

Priorität gewesen. Die Verbesserung der Produktivität war (somit) zugleich:<br />

• Ein politisches Ziel.<br />

• Eine Erwartung von Seiten der Gesellschaft.<br />

Dank der Möglichkeiten die das Elsaß gemeinsam mit seinen Einwohner bot, konnten<br />

beide Ziele erfüllt werden.<br />

55


Plenartagung<br />

Sowohl die erste Reform der GAP, (mit Ausnahme der Reform Mac Sharry, die die<br />

Milchquote im Jahr 1992 einführte) wie auch die weitere Reform im Jahre 1999 (Paquet<br />

Santer), betonten beide stark den Produktionsausbau an Mais. Dies ging wiederum zu<br />

Lasten des Anbaus an Öl- und Eiweiß-Saaten.<br />

Bis auf wenige Gebiete des Piemonts, die nicht bewässerbar sind, verschwanden Raps<br />

und Soja vollständig (noch vor 15 Jahren wurden hiervon zusammen 5000 ha angebaut.<br />

Als Grund für den Fruchtwechsel in der Ebene ist die Reform von 1992 zu nennen: die<br />

Hilfezahlungen, auch « Kompensationszahlungen » genannt, wurden seither stark<br />

reduziert.<br />

Das wirtschaftliche Interesse lag in der Stärkung der Maisproduktion, da der Mais die<br />

ertragsstärkste Pflanze in der elsässischen Ebene war(sowohl im Bezug auf Rendite, wie<br />

auch hinsichtlich des Konkurrenzvorteils durch die Nähe zum Rhein).<br />

Allerdings konnte die Mehrzahl der Betriebe keine ausreichenden Einnahmen nur<br />

aufgrund der Hilfezahlungen generieren. Seither leiden die Betriebe wirtschaftlich unter<br />

einer fehlenden Konkurrenzfähigkeit begründet durch:<br />

• Die Höhe der Getreidezahlungen<br />

• Den Anteil der Produktionskosten<br />

Und dies trotz im Landesverglich überdurchschnittlicher Ertragsmengen.<br />

56


Plenartagung<br />

II. DER PFAD DER TECHNISCHEN NEUERUNGEN BERÜCKSICHTIGT<br />

MITTELERWEILE DIE BEDROHUNG DURCH UMWELTSCHÄDEN<br />

Wirtschaftliche, wie auch sozio-ökologische Interessen können nicht getrennt betrachtet<br />

werden.<br />

Gegensätzlich zur vorherrschenden Meinung ist die Produktionsleistung nicht<br />

ausschließlich das Ergebnis der Einführung von Mineraldüngung.<br />

Zu den drei weiteren Hauptdeterminanten für die heutige Leistungsstärke gehören<br />

agronomisches Wissen, Kenntnisse um die Artenauswahl und der technische und<br />

wissenschaftliche Fortschritt auf dem Gebiet des Pflanzenschutzes.<br />

Hätte man nur die Ertragskraft als alleiniges Ziel verfolgt (dies wurde lange Zeit durch<br />

öffentliche Politiken propagiert), wäre es voraussichtlich zu einem übermäßigen Einsatz<br />

von Dünge- und Pflanzenschutzmittel gekommen.<br />

Dieser Fehlentwicklung konnte man dank kollektiver Maßnahmen und der Sensibilisierung<br />

des Einzelnen in der Landwirtschaft Tätigen gut entgegenwirken.<br />

A. Eine Landwirtschaft, die Produktionsleistung und Umweltschutz vereint.<br />

Eine Empfehlung mit dem Ziel der Absenkung der Erträge, ist kaum vorstellbar und erst<br />

recht nicht umsetzbar.<br />

Es genügt bereits die Entfaltung des vorhandenen Potentials zu optimieren. Dies kann<br />

sowohl auf qualitativer wie auch quantitativer Ebene der Pflanzenkulturen geschehen<br />

(Ausschöpfung der Böden und des Genpotentials der Pflanzen).<br />

Bereits jetzt sollte man die Forschung und die Vermittlungstätigkeit in Richtung des:<br />

• Vernünftigen Gebrauchs von Dünger, Wasser und Pflanzenschutzmittel orientieren.<br />

Dabei geht es Konkret um: handelt es sich die Beschreibung der Maßnahmen:<br />

• den richtigen Zeitpunkt<br />

• das richtige Maß<br />

• und die richte Wahl<br />

des richtigen Pflanzenschutzmittels. Besonders hinsichtlich der Auswirkungen auf die<br />

Wasserqualität ist auf öko-toxikologischen Eigenschaften zu achten.<br />

Die wissenschaftliche Forschungstätigkeit der Pflanzenschutzhersteller führte in den<br />

letzten Jahrzehnten zu riesigen Fortschritten.<br />

Das Verbot von Atrazine führte wiederum zur Verwendung anderer Mittel, deren<br />

Auswirkungen auf den Boden man nicht ausreichend kennt. (Migrationsgeschwindigkeit,<br />

Umfang an Metaboliten)<br />

57


Plenartagung<br />

Im Blickfeld des Milieuschutzes und hierbei insbesondere des Wasserschutzes, wurden<br />

mehrere Maßnahmen ergriffen. Diese wären:<br />

• Die Programme FERIMIEUX auf der Stufe eines einheitlichen geografischen<br />

Sektors, auf dem Gebiet der Topographie und der Produktionssysteme (drei<br />

Sektoren wurden eingegrenzt: Hardt/Ried, Sundgau, Weinberge). Diese<br />

Programme unterteilen sich in unterschiedliche Aufgaben :<br />

o Erforschung und Erprobung der Filter- Reinigungskräfte bedingt durch das<br />

Säen von Gras.<br />

o Eine Studie über Praktiken der Landwirte<br />

o Informations- und Gesprächsveranstaltungen zum Thema vernünftiger<br />

Einsatz von Dünger und sparsamer Bewässerung.<br />

o Unterstützung bei der Handhabung von Abwässern in der Tierzucht.<br />

Diese Sammlung an Maßnahmen hat zu einer Verringerung des Einsatzes von Mineralien<br />

geführt und die Wasserqualität im Bezug auf ihren Nitratgehalt stabilisiert, wenn nicht<br />

verbessert.<br />

(Kurve APRONA)<br />

B. Zunehmend einschränkende Umweltschutzbestimmungen<br />

Die Qualitätsnormen für Grundwassers, welches für die menschliche<br />

Nahrungsmittelproduktion genutzt wird, sind immer strenger.<br />

Die Wasserqualität muss den geltenden Trinkwasser-Obergrenzen entsprechen, welche<br />

sind:<br />

• Weniger als 50 mg/l Nitrat<br />

• Weniger als 0,1 µg/l Pflanzenschutzmittel (eines identifizierten Mittels)<br />

• Weniger als 0,5 µg/l an Pflanzenschutzmittel (in der Summe)<br />

Das Pflanzenschutzmittel ATRAZINE, das künftig verboten ist, ist im Elsaß (phreatisches<br />

Grundwasser und Sundgau) stark vorhanden und die Richtwerte für Trinkwasser<br />

übersteigen um mehr als 10% die gewöhnlichen Werte (Quelle: Bestandsaufnahme<br />

APRONA 2003). Ander Pflanzenschutzmittel werden im phreatischen Grundwasser und<br />

Sundgau ebenfalls nachgewiesen und gemessen: SIMAZINE, TERBULYSINE, DIURON,<br />

METOLACHLORE, ALACHLORE, BENAZONE…)<br />

Die Situation führt zu strengeren Regelungen und zu starken Einschränkungen für neue<br />

Wasser-Entnahmegebiete (Verbot aller chemischen Mittel der angrenzenden Gebiete).<br />

1. Aktionsplan für die Fassung von Wasser<br />

Die Vorgehensweise besteht aus einer Diagnostischen Studie, welche durch einen<br />

präventiven oder korrigierenden Aktionsplan gefolgt wird (Kulturwechsel, Begrünen von<br />

Landstreifen, Ortung von Brachland, Ortung von Graslandschaften, Ausmaß und Wahl von<br />

Pflanzenschutzmittel).<br />

58


Plenartagung<br />

Um diesen neuen Herausforderungen entsprechen zu können, hat die<br />

Landwirtschaftskammer in Verbindung mit den Wasserwerken, den öffentlichen Diensten<br />

und den Landwirten einige Vorkehrungen getroffen. Drei Ziele sind hierbei zu erfüllen:<br />

• Eine mittel- bis langfristige Verbesserung der Wasserqualität.<br />

• Vorwegnahme der vorgeschriebenen Regularien und idealerweise deren<br />

Bewahrung.<br />

• Unterstützung und Legitimierung abweichender Maßnahmen seitens der<br />

Wasserwerke, wenn diese notwendig sind.<br />

2. Der Kampf gegen Überflutungen und Bodenerosion<br />

Schon aus alter Zeit führte das Phänomen der Schlammströme aufgrund seiner Häufigkeit<br />

und Größe der Schäden zur Verzweiflung der Landwirte, zu Enttäuschung der<br />

Wählerschaft und erzürnte die zu Flutopfer gewordenen Bewohner.<br />

Die Verantwortung hierfür liegt zum einen bei den Landwirten, die sich dazu entschlossen,<br />

neue Bodenflächen zu bebauen, mit dem Ziel das Produktionssystem zu rationalisieren.<br />

Auf der anderen Seite liegt die Verantwortung in der öffentliche Hand, die die Entwicklung<br />

von städtischen Gebieten in gefährdeten Zonen unterstützten.<br />

Das SAUD hat 2004 eine Methode zur Risikoanlyse entwickelt, die es ermöglicht,<br />

bedrohte Zonen anhand der dort angewendeten landwirtschaftlichen Praktiken zu<br />

identifizieren und letztendlich Karte von Risikogebieten zu erstellen.<br />

Das SAUD hat unter anderen ein Methodologie formalisiert welche:<br />

• Das Ausmaß der tatsächlich von den Landwirten umgesetzten Veränderungen im<br />

Bereich der landwirtschaftlichen Praktiken anzeigt.<br />

• Die ökonomischen Auswirkungen dieser Änderungen beziffert und damit bei der<br />

Suche nach kompensatorischen Lösungen hilft.<br />

Dieses Werkzeug bietet den Vorteil der Zusammenführung verschiedener Teilnehmer, die<br />

die Lösung des Problems der Schlammströme verfolgen. Dabei soll aber auch auf die<br />

wirtschaftlichen und technischen Einschränkungen seitens der Landwirte, von denen man<br />

die Veränderungen fordert, Rücksicht genommen werden.<br />

Diese Arbeitsweise scheint uns der einzige Garant für eine gute Annahme der<br />

Maßnahmen und deren zügigen Umsetzung seitens der Landwirte zu sein. Außerdem<br />

scheint dies zur „Befriedung“ der möglichen auftretenden örtlichen Konflikte beizutragen.<br />

C. ?????.Weitere Gefahren<br />

Die Chrysomele (Diabrotika Vigifera) ist zum ersten Mal im Sommer 2003 in der Gegend<br />

von SAINT-LOUIS aufgetreten:<br />

Ein Erlaß der Präfektur (vom 11. August 2003) ordnete folgende Maßnahmen für den<br />

Kampf gegen dieses Insekt an:<br />

• Einteilung in drei Zonen: Brennpunkt, Sicherheit, Puffer.<br />

• Verpflichtender Kulturwechsel<br />

59


Plenartagung<br />

• Obligatorische Bekämpfung der Larven und Erwachsenen im Jahr 2004<br />

Das Ersetzen des Mais durch andere Kulturen schwächte den Getreideanbau und die<br />

Viehhaltung.<br />

Ungeachtet der Reformen bezgl. der Direkthilfen und der Wiederherstellung des<br />

Möglichkeit von Einzelzahlungen die von der Produktion losgelöst sind (75%), liegt der<br />

Unterschied der Bruttomarge zwischen Mais und anderen Erzeugnissen bei 150€/ha.<br />

Der Wechsel auf andere Weizen, Öl- und Eisweißsaaten hat zur Folge, dass neue Ernte-<br />

und Verarbeitungsmaterial angeschafft werden mußten.<br />

Die Substituierung der Maiskultur durch andere Getreidesorten (insbesondere durch den<br />

Weizen) hatte auch für Lagerhalter erhebliche finanzielle Folgen. Bezogen auf den<br />

Fruchtwechsel innerhalb der Zonen Brennpunkt und Sicherheit und den Regularien der<br />

Präfektur kam es zu folgenden Schäden:<br />

• Verluste auf dem Gebiet des Trocknens innerhalb der zwei Jahre die auf 850.000€<br />

geschätzt werden.<br />

• Der Verlust an Gewinnmargen aus Beiträgen beläuft sich auf 550.000€ innerhalb<br />

der zwei Jahre. Dies gilt nur für 10% des Mais-Schlags innerhalb des<br />

Departements Haut-Rhin.<br />

Diese Beträge dürften in ihrer Gesamtheit auf den Getreidebereich des Haut-Rhin<br />

aufprallen, insbesondere zu Lasten der Hersteller.<br />

Die Ausdehnung der Chrysomele und die Mittel der Bekämpfen seitens der Präfektur<br />

bescherte den Lagerorganisationen einen Verlust von 13 Mio. € innerhalb der letzten zwei<br />

Jahre.<br />

Des Weiteren hatte dies Auswirkungen auf:<br />

• Die Arbeitsplätze direkt<br />

• Den Zwischenhandel<br />

• Nachgelagerte Bereiche der Stärkeproduzenten und Mehlhersteller (900.000 t Mais<br />

werden pro Jahr vor Ort umgewandelt). Das Ersetzen des Mais durch Getreide<br />

hatte große logistische Probleme zur Folge, da kein Erntesilo für eine kurzfristige<br />

Getreidehaltung ausgerichtet war. Dies verdeutlicht die Grenzen der behördlichen<br />

Maßnahmen.<br />

C. Eine angegriffene und verletzbare Wirtschaft<br />

Berücksichtig man die Vergütung von 13.000€/Jahr einer Arbeitskraft, müßten die Erträge<br />

folgende sein:<br />

Mais €/t<br />

• Mit PAC-Prämien<br />

• Ohne PAC Prämien<br />

Getreide €/t<br />

• Mit PAC-Prämien<br />

• Ohne PAC Prämien<br />

Mit<br />

88<br />

133<br />

88<br />

137<br />

104<br />

150<br />

Für einen<br />

Referenzpreis von<br />

95€/t Mais<br />

Für einen<br />

Referenzpreis von<br />

95€/t Getreide<br />

60


Plenartagung<br />

Diese Zahlen zeigen klar den Grad der Abhängigkeit von den Hilfezahlungen auf. Die<br />

Tendenz zur Absenkung der Hilfezahlungen der ersten Säule der PAC, aber auch die<br />

Konkurrenz auf dem Weltmarkt bzw. des intra-europäischen Markts, wird das<br />

wirtschaftliche Risiko erhöhen.<br />

In der Vorausschau geht es um:<br />

• Gründung von Versicherungsvereinen hinsichtlich der Produktionsfaktoren Material<br />

und Mensch (Betriebsgesellschaften – Genossenschaften zur gemeinsamen<br />

Nutzung von Maschinen – Arbeitgeberverbände).<br />

• Die Integration in die Qualitätssicherung (Bsp. : Alsepi).<br />

Eine starke Tendenz liegt in der Erhöhung der Bebauungsflächen, einzelner Pflanzen<br />

(Getreidemonokulturen) oder von Mischkulturen in Verbindung mit Viehzucht.<br />

Zusammenfassung:<br />

Die Ausdehnung der Getreideflächen in der Elsässischen Ebene ist eine Utopie.<br />

Wir müssen unsere Anstrengungen in Richtung einer Verknüpfung einer zum einen<br />

optimalen produktiven und technischen Nutzung und zum anderen einem schonenden<br />

Umgang mit der Umwelt<br />

Die Elsässische Ebene wird nie unter Wassermangel leiden.<br />

Die notwendige Bewässerung in Verbindung mit einem maßvollen Zutun wird das<br />

Überleben des Getreideanbaus ermöglichen.<br />

61


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Nachhaltige Bewirtschaftungspläne/Maßnahmen mit entsprechenden<br />

Bestandaufnahmen und Zielsetzungen zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen-<br />

Richtlinie (WRRL 2000) in der Landwirtschaft aus der Sicht ihrer Nährstoffhaushalte<br />

Isermann, Klaus (Büro für Nachhaltige Land(wirt)schaft und Agrikultur BNLA); Isermann,<br />

Renate:<br />

I EINLEITUNG: Anlässe/ Schutzgüter<br />

Auf der Grundlage entsprechender Bestandsaufnahmen von Gewässereinzugsgebieten<br />

und ihrer Zielsetzungen (z.B. LAWA-Gewässerklassifikation (1998/2005)[Tab.2] sind<br />

nunmehr notwendige nachhaltige Bewirtschaftungspläne/Maßnahmenkataloge zur<br />

Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL 2000) und ihrer (unter-)gesetzlichen<br />

Regelwerke (z.B. EU-Nitratrichtlinie (1991), (Entwürfe der) EU-Grundwasserrichtlinie 2006,<br />

-Meeresstrategie 2006, -Bodenrichtlinie 2002/2005, Düngeverordnung (2006) etc.<br />

wesentliche Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung der Land(schafts)bewirtschaftung aus<br />

der Sicht ihrer Nährstoffhaushalte, hier insbesondere des Ernährungsbereiches mit<br />

Landwirtschaft und seiner Pflanzen- und Tierproduktion (~ernährung), Humanernährung<br />

sowie Abwasser- und Abfallwirtschaft , der Forstwirtschaft und der (Trink-<br />

)Wasserwirtschaft . Vorrangig betrifft dies hier primär die eutrophierenden Nährstoffe N<br />

und P, sekundär aber auch C (Humus) und S, insbesondere , wenn man<br />

notwendigerweise die Interaktionen mit anderen Umweltbeeinträchtigungen wie<br />

Luftschadstoffen (Versauerung / Waldschäden) und Klimaveränderungen/Treibhauseffekt<br />

zugleich berücksichtigt. – Schutzgüter sind hier also die Hydrosphäre mit<br />

Grundwasser und Oberflächengewässer aber auch die Pedosphäre (Böden) aus<br />

Anlaß ihrer Eutrophierung (Hypertrophierung) insbesondere mit N und P und nicht<br />

aus Anlass der Gefährdung der Hydrosphäre mit vermeintlich und längst<br />

widerlegten indirekt humantoxikologischem Nitrat [Methämoglobinaemie, (Magen-<br />

)Krebs].<br />

II: ERGBNISSE, DISKUSSION UND SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />

1. Ausgangslage Deutschland (Ø 1998/2000) [Tab. 1]<br />

1.1 An den gesamten jährlichen N-Einträgen von 687 000 t N (= 19,3 kg N/ha GF) bzw.<br />

33 163 (=0,93 kg P/ha GF) [ jeweils 100%] in die Oberflächengewässer Deutschlands mit<br />

entsprechenden durchschnittlichen Konzentrationen von 6,45 mg TN/l bzw. 0,310 mg TP/l<br />

sind beteiligt (Behrendt et al. 2003)<br />

• Der natürliche Hintergrund mit 126 750 t N = 3,6% bzw. 3 859 t P = 12% mit<br />

errechneten (ermittelten) Konzentrationen von 1,18 (0,71) mg TN/l bzw. 0,036 (0,034)<br />

mg TP/l<br />

• Anthropogene Einträge mit 561 220 t N= 82% bzw. 29 304 t P = 88%, davon:<br />

> Punktquellen mit 131 360 t N = 19% bzw. 9 068 t P = 27%<br />

> Diffuse Quellen mit 556 610 t N = 81% bzw. 24 095 t P = 73%, davon mit überra-<br />

gendem Anteil die Landwirtschaft mit 390 040 t N = 57% (= 22,8 kg N/ha LFB)<br />

und 16 698 t P = 50%(= 0,98 kg P/ha LFB)<br />

1.2 Der Grundwasserpfad ist an diesen N-Einträgen zu 69 (43-78) % und P-<br />

Einträgen zu 24 (18-27) % beteiligt.<br />

62


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

1.3 Seit 1985 bis 2000 ergaben sich folgende Veränderungen dieser N- und P-<br />

Einträge in die Oberflächengewässer:<br />

• Gesamt: N: -39% bzw. P: - 69%, davon:<br />

• Punktquellen: Kommunale Kläranlagen: N: -62% bzw. P: -86%;<br />

Industrielle Direkteinleiter: N: -87% bzw. P: -87%<br />

• Diffuse Quellen: N: -19% bzw. P: -16%, davon:<br />

• Landwirtschaft: N: -20% bzw. P: +4%<br />

2. Zielsetzungen<br />

2.1 Ursachenorientierter und hinreichender Schutz von Grundwasser und<br />

Oberflächengewässern vor N- und P-Einträgen<br />

• gemessen sowohl an kritischen N- und P-Konzentrationen und –Frachten<br />

• nicht nur in austragsgefährdeten Gebieten („vulnerable zones“), sondern<br />

flächendeckend und raumerfüllend (z.B. Gewässer-, Grundwasser-Einzugsgebiete)<br />

hinsichtlich aller N- und P-Austragsrichtungen (~ Pfade) und –Formen.<br />

• Ausgestattet mit tolerierbaren Zeithorizonten zur Zielerfüllung<br />

• Ursächlich gibt es keine austragsgefährdeten Gebiete („vulnerable zones“), sondern<br />

nur ebensolche Wirtschaftsweisen der Verursacher, z.B. der Landwirte<br />

2.2 Gemessen an den Zielsetzungen der kritischen Eintragskonzentrationen und –<br />

frachten, z.B. von LAWA I / II (1998) (≈ 2fache Hintergrundwerte) von [Tab.2] :<br />

• 1,5 mg NO3-N (= 11,0 mg NO3 ) / l = 90% TN) , entspr. 267 500 t NO3 -N/a = 7,5 kg<br />

NO3-N / ha GF . a, welche z.B. im deutschen Einzugsgebiet Oberrheintal im Jahre<br />

1950 mit 3,0 mg NO3 / l bereits eingehalten wurden (Grimm-Strele 2006)<br />

• 0,080 mg TP/l entspr. 16 050 t TP/a= 0,45 kg TP/ha GF . a ergeben sich hinsichtlich<br />

der o.e. Ausgangssituation (Ø 1998/2000) notwendige Minderungen der<br />

gesamten N-Einträge von -77% bzw. der P-Einträge von -74%. Angesichts<br />

unwesentlicher Veränderungen im Zeitraum 1985/2000 sind diese Minderungen<br />

überwiegend von der Landwirtschaft zu erbringen hinsichtlich N mit -80% bzw.<br />

P mit -76%<br />

2.3 Gemessen am maximal zulässigen Zielwert der EU-Nitratrichtlinie (1991) und<br />

ihrer untergesetzlichen Regelwerke (z.B. Düngeverordnung 2006) von 50 mg NO3 / l<br />

(= 11,3 mg NO3-N/l) bewirkt dieser hinsichtlich der Ausgangssituation (Ø 1998/2000)<br />

eine Zunahme der N-Einträge (und indirekt auch der P-Einträge über<br />

Wirtschaftsdünger) um +76%!<br />

2.4Die EU-Grundwasserrahmenrichtlinie mit Änderungen des EuropaParlamentes<br />

vom 13. Juni 2006 wird nun auch der langjährigen Forderung von BNLA insbesondere<br />

hinsichtlich der Ziele zur N-Belastung des Grundwassers und der Oberflächengewässer<br />

durch das Amendment 3 (new) gerecht: „The level of protection against new<br />

discharges, emissions and losses must be at least comparable to that for surface<br />

water of good chemical status“, sowie das Amendment 44 (new): „This directive<br />

shall not prevent individual Member States from maintaining or introducing stricter<br />

measures.”<br />

2.5 Aufgrund der 3-4fach zu hohen NHy-N-Einträge der Landwirtschaft in die<br />

Forstwirtschaft (Waldzustandbericht 2005) ergibt sich auch die Notwendigkeit somit<br />

63


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

integrierter Bewirtschaftungspläne/Maßnahmenkataloge mit zugleich ökologischer,<br />

sozialer und ökonomischer Bewertung in qualitativer, quantitativer und zeitlicher<br />

Hinsicht.<br />

3. Die EU-Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL 2000): Bestandsaufnahme 2004 in<br />

Deutschland (BMU 2005) [Tab.3]<br />

3.1 Neben den Belastungsursachen Hydromorphologie, weitere Schadstoffe, sonstige<br />

Belastungen und Wasserentnahme haben die Nährstoffbelastungen 1. Priorität beim<br />

Schutz von Grundwasser und Oberflächengewässern<br />

3.2 die Zielerreichung hinsichtlich der Anforderungen der WRRL ist insbesondere<br />

wegen dieser bisherigen und auch zukünftigen Nährstoffbelastungen vorwiegend<br />

durch die Landwirtschaft:<br />

• bei Oberflächengewässern zu 60% unwahrscheinlich +26% unsicher = 86% und<br />

nur zu 14% wahrscheinlich<br />

• beim Grundwasser zu 53% unwahrscheinlich und 47% wahrscheinlich<br />

3.3 Ergebnisse und Schlussfolgerungen<br />

• Fließgewässer: Ein großer Teil der Flüsse und Bäche wird die Umweltziele der<br />

WRRL ohne konsequente Umsetzung entsprechender Maßnahmen zur Verbesserung<br />

des Gewässerzustandes voraussichtlich verfehlen (=> Bezug zum Meeresschutz?)<br />

• Seen: Die häufigste Ursache dafür, dass ein See die Umweltziele der Richtlinie<br />

möglicherweise verfehlt, sind zu hohe Nährstoffbelastungen<br />

• Küsten- und Übergangsgewässer: Auch für diese ist die Eutrophierung das<br />

gravierendste Problem.<br />

• Oberflächengewässer: Quelle von Nähr- und Schadstoffbelastungen der<br />

Oberflächengewässer ist in erster Linie die Landwirtschaft, gefolgt von Abwasser-<br />

und Regenwassereinleitungen<br />

• Grundwasser: Für die hohe stoffliche Belastung vieler Grundwasserkörper sind meist<br />

Nährstoffeinträge aus landwirtschaftlich (=> und forstwirtschaftlich) genutzten Flächen<br />

verantwortlich. Etwa 85% der Grundwasserkörper, die die Ziele der WRRL derzeit<br />

wahrscheinlich nicht erreichen würden, sind durch Stoffeinträge aus diffusen Quellen<br />

beeinträchtigt.<br />

• Diffuse Quellen: Bei Nährstoffen [insbesondere N, (und P)], Schwermetallen,<br />

Pestiziden und einer Reihe weiterer Schadstoffe spielen diffuse Quellen eine größere<br />

Rolle als Punktquellen. Der Anteil der diffusen Einträge lag für N –bezogen auf den<br />

Gesamteintrag- in den Jahren 1998/2000 in Deutschland bei rund 80%, für P bei<br />

rund 70%. Die Mengen sind dort besonders groß, wo hohe Tierbestände auf<br />

austragsgefährdeten Böden (?) gehalten werden. Trotz deutlicher Reduktionen der<br />

Emissionen sind Nährstoffgehalte in den Gewässern auch heute noch immer zu hoch.<br />

Bei der Bestandsaufnahme haben die Bundesländer insbesondere Einträge von N-<br />

und P-Verbindungen sowie von Pestiziden beurteilt. Für alle 3 Stoffgruppen gilt, dass<br />

sie in erster Linie von landwirtschaftlich intensiv benutzten Flächen stammen<br />

64


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

4. Ursachenorientierte und hinreichende Bewirtschaftungspläne / Maßnahmen zur<br />

Zielerfüllung<br />

4.1 Vorauszusetzende strukturelle / systemorientierte Maßnahmen<br />

a) Entsprechend der seit ca. 15 Jahren von BNLA dargestellten Notwendigkeiten und<br />

nunmehr wie o.e. auch Forderungen des BMU (2005) bedarf es einer an<br />

nachhaltigem Tierkonsum angepassten Tierproduktion (weitere Ausführungen<br />

hierzu siehe Publikation hier: Isermann, K.:Industrielle und landwirtschaftliche<br />

Tierproduktion aus der Sicht der Nachhaltigkeit“ /Öffentliche Sitzung „Tierische<br />

Produktion und Futtermittel“<br />

b) Wie für eine nachhaltige, gesunde Tierkonsumtion (Humanernährung/ Haushalte)<br />

mit entsprechender Tierproduktion (Landwirtschaft) gelten auch für diesen o.e.<br />

gesamten Ernährungsbereich mit Pflanzenernährung, Tierernährung und<br />

Humanernährung zugleich soziale (Suffizienz), ökologische (Konsistenz),<br />

ökonomische (Effizienz) sowie hygienische und ethische Erfordernisse<br />

c) Primär aus sozialer Sicht (gesunder Ernährung), folgeorientiert aber auch aus<br />

ökologischer, ethischer und ökonomischer Sicht gelten die Erfordernisse einer<br />

maximal zulässigen Tierkonsumtion von 0,1 GV (50 kg LG) / Einwohner mit<br />

entsprechender Tierproduktion und bei optimaler C (Humus), N-, P-, S-<br />

Versorgung der Böden einer maximal zulässigen betrieblichen<br />

Tierbestandsdichte von (> 0,4) bis 1,0 GV/ha LF. – Darüber beginnt die<br />

Massentierhaltung der industriellen Tierproduktion, welche somit auch in Betrieben mit<br />

relativ kleinen Viehbeständen stattfinden kann (z.B. Kreis Vechta). Daraus leitet sich<br />

ein maximal tolerierbarer und zugleich optimaler Tierbestand von 8,3 Mio. GV<br />

(EUROSTAT-Definition) ab, der um 56% geringer ist als der gegenwärtige (2003)<br />

Tierbestand von 18,7 Mio. GV.<br />

d) Diesbezüglich ergibt sich die Notwendigkeit einer drastischen Minderung der<br />

Tierproduktion / Tierbestände sowohl in den Ländern der EU-15 von -66 (Italien:-<br />

43 bis Irland: -94)% in den neuen EU-10+2 Beitrittsländern von -62 (Slowakei: -44<br />

bis Zypern: -72) %, in der EU-25+2 von -64% sowie in Deutschland von-56<br />

(Rheinland-Pfalz/Saarland:+7 bis Schleswig-Holstein:-79%). In Deutschland sind<br />

z.B. von dieser notwendigen Viehbestandsminderung 55% der tierhaltenden und<br />

40% aller Betriebe betroffen, in den ABL 56 bzw. 41 % und in den NBL 33 bzw.<br />

24%<br />

e) Trotz optimaler Ernährung in Deutschland (BRD + DDR) in 1950/53 auch mit tierischen<br />

Nahrungsmitteln (insbesondere Fleisch) waren die Tierbestände (BMELV-Definition)<br />

damals mit 14,6 Mio. GV um 9% höher als 2003 mit 13,5 Mio. GV (ohne Pferde) und<br />

der einwohnerspezifische Tierbesatz mit 0,210 GV/E um 22% höher als in 2003 mit<br />

0,163 GV/ E, was auf entsprechend schlechtere Effizienz der tierischen Produktion in<br />

1950/53 verglichen mit 2003 zurückzuführen war.<br />

f) Herbeigeführt sollen diese Tierbestandsminderungen durch Lenkungsabgaben<br />

auf tierische Nahrungsmittel und Rückführung dieser Erlöse in die<br />

Landwirtschaft mit entsprechenden Produktionsobergrenzen und<br />

Außenhandelsschutz.<br />

g) Als Folge solchermaßen aus nachhaltiger Sicht optimierter Tierbestände und<br />

Tierbesatzdichten ergeben sich:<br />

A) Aus sozialer Sicht eine weitgehende Verringerung z.B. in Deutschland:<br />

- der (über-)ernährungs(mit-)bedingten Krankheiten, insbesondere durch tierische<br />

Nahrungsmittel entsprechend gegenwärtig (2001) mit ca. 77 Mrd. €/a = 34% der<br />

jährlichen Krankheitskosten von 226 Mrd. €/a (= 100%)<br />

65


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

- der derzeit 78% vorzeitiger Todesfälle (667 000/a) von insgesamt 860 000 To-<br />

desfällen /a (=100%)<br />

B) Aus ökologischer Sicht verringern sich somit die Nährstoffüberschüsse und<br />

missionen der Landwirtschaft insbesondere an reaktiven Verbindungen des C, N, P<br />

und S um ca. 50%, bei gleichzeitiger Anwendung technischer Minderungsmaßnahmen<br />

um die erforderlichen 70- 80%<br />

C) Aus ökonomischer Sicht:<br />

- stehen brutto mit 5,7 Mio. ha ca. 56% der bisherigen Futterflächen und 34 % der<br />

LF sowie netto mit 3,8 Mio. ha ca. 22% der LF für die Gewinnung von Bioenergie<br />

und Rohstoffen sowie zur Aufforstung zur Verfügung.<br />

- Futtermittelimporte entfallen gänzlich mit entsprechend mehr Futter- und Nah-<br />

rungsmittel für die Entwicklungsländer.<br />

- Auch die Subventionen der Landwirtschaft von gegenwärtig (2004) national: 4,8<br />

und EU: 6,0 = 10,8 Mrd. €/a erübrigen sich. Diese entsprechen z.B. dem Mehrerlös:<br />

• entweder durch Erhöhung der gegenwärtigen Erlöse des Landwirts nur für Fleisch<br />

(Schlachtgewicht) um ca. 50% mit Hilfe der o.e. Lenkungsabgabe.<br />

• oder durch entsprechenden Preisaufschlag auf alle Nahrungsmittel und<br />

alkoholfreien Getränke in Höhe der Subventionen von 10,8 Mrd. € / a = 131 €/E . a.<br />

Dadurch erhöhen sich diese Ausgaben von 1 763 €/E . a auf 1 894 €/E . a<br />

entsprechend um 7,4% bzw. von 11,0 auf 11,8% der gesamten Konsumausgaben<br />

von 15 903 €/E . a (=100%).<br />

- Wird bei allen 25 EU-Ländern so verfahren, verringert sich der EU-25-Haushalt von<br />

gegenwärtig (2006) 112,5 Mrd. €/a entsprechend den wegfallenden Agrarausgaben<br />

um 54,2 Mrd. € oder um 48%.<br />

- Exporte insbesondere an tierischen Nahrungsmitteln entfallen ebenfalls weitgehend<br />

und somit erübrigen sich auch weitere Auseinandersetzungen mit der WTO und den<br />

Entwicklungsländern um Subventionierung der Landwirtschaft und Schaffung von<br />

Dumping-Preisen für Agrarprodukte auf dem Weltmarkt durch Deutschland und die<br />

EU 25 (+2)<br />

4.2 Technische Maßnahmen : werden hier nicht mehr im Einzelnen dargestellt, da diese<br />

und deren allein nicht ausreichenden Minderungen der Nährstoffausträge hinlänglich<br />

bekannt sind.<br />

4.3 Erfolgsabschätzung mit entsprechenden Szenarien, hier z.B. im<br />

Donaueinzugsgebiet (EU-RP-5-Projekt-2/2001 bis 1/ 2005) [Tab. 4]<br />

Gemessen an der Ausgangssituation 1999/2000 bewirken:<br />

a) eine Anpassung der Donauländer flussabwärts ab Ungarn an die Wirtschafts-<br />

und Lebensweisen von Bayern und Baden-Württemberg und damit an den Globalen<br />

Markt:<br />

• eine Zunahme der N-Überschüsse der Landwirtschaft um +114%<br />

• eine Zunahme der N- und P-Einträge in das Donaudelta gesamthaft von +9 bzw.<br />

+30%<br />

b) Zusätzlich der Einsatz bester verfügbarer Technik:<br />

• Eine Zunahme der N-Überschüsse der Landwirtschaft „nur“ noch um +72%<br />

• Eine Abnahme der N- und P-Einträge in das Donaudelta gesamthaft um 9 bzw. -<br />

41%<br />

c) Zusätzlich nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweisen bei drastischer Senkung<br />

der Tierkonsumtion und –Produktion um -65%:<br />

• Erstmals eine Abnahme der N-Überschüsse der Landwirtschaft um -33%<br />

66


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

• Eine Abnahme der N-und P-Einträge in das Donaudelta gesamthaft um -31 bzw. -<br />

56%<br />

d) Die Umsetzung der EU-Politik und ihrer Gesetzgebung auch flussabwärts ab<br />

Ungarn:<br />

• Eine Zunahme der N-Überschüsse der Landwirtschaft um +43 %<br />

• Eine Abnahme der N- und P-Einträge in das Donaudelta gesamthaft von nur noch -<br />

14 bzw. -2<br />

5. Die Haupthemmnisse mangelnder Umsetzung nicht nur der WRRL (2000),<br />

sondern auch nachhaltiger Lebens- und Wirtschaftsweisen insgesamt<br />

5.1 Die Prognose der Tierbestände z.B. in Deutschland für 2010 lässt gemessen an<br />

ihrem gegenwärtigen Umfang von 2003 gar noch eine Steigerung um 5% bei<br />

„geringen“ Tierbeständen und um 9% bei „hohen“ Tierbeständen erwarten<br />

(Osterburg 2002/ FAL)<br />

5.2 Ursächlich läuft also die bisherige und insbesondere die in die Zukunft<br />

gerichtete gegenwärtige nationale (z.B. Deutschland), internationale (z.B. EU<br />

25+2) und globale (z.B. WTO) Politik jedoch der o.e. wünschenswerten<br />

Entwicklung einer nachhaltigen Tier-Konsumtion und entsprechenden -<br />

Produktion entgegen, durch weitere Förderung der industriellen<br />

Massentierproduktion möglichst in „geschlossenen Systemen“ weniger<br />

Anlagen(~betreiber). Diese Politik vernichtet somit die Wirtschafts- und<br />

Existenzgrundlagen der landwirtschaftlichen Tierproduktion sowohl z.B. in den USA, in<br />

VR China, in der EU-25+2 und hier näher erläutert auch in Deutschland durch:<br />

a) eine weitgehend nichtnachhaltige und insbesondere umweltunverträgliche<br />

Gesetzgebung wie z.B. durch die:<br />

• Düngeverordnung (2006) mit max. 3-4 GV/ ha LF<br />

• TA-Luft (2002) mit > 2 GV/ha Landesfläche ( ! )<br />

• BimSchV (2001) mit > 2GV/ha LF mit angeblicher UVP<br />

• Novellierung des Gesetzes zur Anpassung steuerlicher Vorschriften der Land- und<br />

Forstwirtschaft (STAG 1998) mit bis zu 10 GV/ha LF<br />

• AG-N-Einträge (2005/2006) mit Anpassung der kritischen N-Einträge für naturnahe<br />

Ökosysteme von 5 bis 70 kg N/ha . a an die aktuellen N-Einträge in gleicher<br />

Größenordnung<br />

b) eine perverse Agrarpreispolitik der EU sowohl für pflanzliche wie tierische<br />

Agrarprodukte, erstere mit Preisen unter ihrem Heizwert� Preisdumping!<br />

c) Weitere Steigerung der Agrarausgaben der EU-25 von gegenwärtig (2006) 54,2<br />

Mrd. € entsprechend 48% der gesamten Ausgaben von 112,6 Mrd. €/a (=100%)<br />

mit einem Subventionsanteil der Landwirtschaft von 43,7 Mrd. €/a<br />

entsprechend 80% der Agrarausgaben.<br />

d) Somit erhält die Landwirtschaft Deutschlands gegenwärtig (2004) national: 4,8<br />

Mrd. €/a [= 11 310 €/Betrieb . a = 280€ /ha LF . a] und EU: 6,0 Mrd. €/a [ = 14 342<br />

€/Betrieb . a= 355 €/ ha LF . a] = insgesamt 10,8 Mrd. €/a [ = 25 652 € / Betrieb . a<br />

(ABL: 18 000 bzw. NBL: 123 000 €/Betrieb . a) = 635 €/ha LF . a] ohne<br />

Gegenleistungen trotz ihres geringen Beitrages zum Bruttoinlandsprodukt von 0,7%.<br />

Abzüglich dieser Subventionen verbleibt eine negative Wertschöpfung der deutschen<br />

Landwirtschaft von -3,8Mrd.€/a und unter Einbezug der von ihr verursachten<br />

Umweltschäden von ca. 50 Mrd. €/a eine Netto-Unwertschöpfung von ca. -54 Mrd.<br />

€/a.<br />

67


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

5.3 Nicht nur die Landwirtschaft mit ihren Subventionen von 10,8 Mrd. €/a und somit<br />

einem Anteil von 11% an der jährlichen Neuverschuldung von Deutschland von<br />

57,1 Mrd. €/a (2005) (=81 000 €/ 1 Neugeborenen bzw. 4 000 €/20 Neugeborenen<br />

einer Generation) und der Gesamtverschuldung des Staates von 1,48 Billionen €<br />

(=2,1 Mio. €/1 Neugeborenen bzw. 103 000 €/20 Neugeborenen einer Generation)<br />

befindet sich somit auch der gesamte Staat nicht nur im ökonomischen, sondern<br />

auch im ökologischen (Schädigung der Umwelt) und sozialen (z.B. Arbeits-,<br />

Renten-, Gesundheitssituation) Kollaps. - Dieser mehrfache Kollaps ist wohl die<br />

Voraussetzung zur nachhaltigen Entwicklung wie z.B. hier von Deutschland und<br />

seiner Wirtschaft, mit eingeschlossen hier des gesamten o.e.<br />

Ernährungsbereiches, da sich die Politik und somit die Politiker auch weiterhin<br />

nur an Mehrheiten orientieren und nicht notwendigerweise wenig wahlträchtige<br />

Wahrheiten zur Grundlage ihrer Zielsetzungen und Handlungen machen.<br />

III LITERATUR: Der ausführliche Vortrag kann als ppt-Version bei den Verfassern<br />

angefordert werden. K.u.R. Isermann Manuskriptvorlage<br />

2006VDLUFAII<br />

68


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

A) Stickstoff (N) – und Phosphor (P)-Einträge in die Oberflächengewässer von Deutschland (Ø 1998/2000)<br />

Tab. 1: B) Entsprechende N- und P-Konzentrationen (Ist-Situationen ) und aus deren Sollwerten abgeleitete<br />

notwendige Reduktionen dieser N- und P-Konzentrationen und –Einträge<br />

C) im Vergleich zu den bereits 1985 – 2000 eingetretenen Veränderungen der N- und P-Einträge<br />

[nach Behrendt et al. 2003 / UBA-Texte 92/03]<br />

GF= 35 697 000 ha<br />

LFB = 17 100 000 ha<br />

LFN = 16 000 000 ha<br />

A) Einträge<br />

1. Diffuse Quellen<br />

…davon Landwirtschaft<br />

2. Punktquellen<br />

3. Gesamt<br />

…davon: a) anthropogen<br />

b) Hintergrund<br />

(Vergleiche: Hintergrundkonzentrationen<br />

Behrendt et al. 2003)<br />

B) Konzentrationen<br />

[Abfluss: 299 mm/a= 107 . 10 12 l / a]<br />

1. Ist:<br />

2. Soll:<br />

2.1 2x Hintergrund (Behrendt et al. 03)<br />

� notwendige Reduktion<br />

2.2 LAWA I / II<br />

� notwendige Reduktion<br />

2.3 LAWA II<br />

� notwendige Reduktion<br />

C) Veränderungen N+P-Einträge 2000/1985<br />

(Q normiert)<br />

Gesamt<br />

…davon:<br />

C 1) Diffuse Quellen:<br />

…davon Landwirtschaft<br />

C 2) Punktquellen<br />

a) kommunale Kläranlagen<br />

b) Industrielle Direkteinleiter<br />

N – Einträge P-Einträge<br />

t / a kg / ha kg/ha kg / ha t/ a kg / ha kg/ha<br />

GF LFB LFN<br />

GF LFB<br />

556 610 (81)<br />

390 040 (57)<br />

131 360 (19)<br />

687 970 (100)<br />

561 220 (82)<br />

126 750 (3,6)<br />

(1,18 mg TN/l;<br />

ermittelt:<br />

0,71 mg TN/l)<br />

15,6<br />

10,9<br />

3,7<br />

19,3<br />

15,7<br />

3,6<br />

22,8 24,4<br />

24 095 (73)<br />

16 698 (50)<br />

9 068 (27)<br />

33 163 (100)<br />

29 304 (88)<br />

3 859 (12)<br />

(0,036 mg TP/l;<br />

ermittelt:<br />

0,034 TP/l)<br />

0,67<br />

0,47<br />

0,25<br />

0,93<br />

0,82<br />

0,11<br />

N-Konzentrationen (mg TN / l) P-Konzentrationen (mg TP / l)<br />

6,45 (100)<br />

1,42 (22)<br />

-78%<br />

1,50 (23)<br />

-77% (Landwirtschaft: -80%)<br />

3,00 (47)<br />

-53%<br />

-39%<br />

-19%<br />

-20 %<br />

-62%<br />

-87%<br />

0,310 (100)<br />

0,068 (22)<br />

-78%<br />

0,080 (26)<br />

-74% (Landwirtschaft: -76%)<br />

0,150 ( 48)<br />

-52%<br />

-65 %<br />

-16%<br />

+4%<br />

kg / ha<br />

LFN<br />

0,98 1,04<br />

-86%<br />

-87% re0774<br />

69


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Nährstoffe<br />

Tab. 2: Oberflächengewässer (= Grundwasser/Draft EU-Groundwater Directive 2006)-Güteklassifikation<br />

der Nährstoffe C, N, P, S (LAWA / UBA 2006)<br />

(Vergleichswert: 90-Perzentil)<br />

[http:// www. umweltbundesamt.de/wasser/themen/ow_s3_3.htm]<br />

Einheit<br />

Nährstoffbezogene chemische Gewässergüteklasse<br />

I I-II II 1) II-III III III-IV IV<br />

Anthropogen<br />

unbelastet<br />

Geogener<br />

Hintergrund<br />

Sehr geringe<br />

Belastung<br />

½<br />

Zielvorgabe<br />

Mäßige<br />

Belastung<br />

Einhaltung<br />

Zielvorgabe<br />

Deutliche<br />

Belastung<br />

bis 2x<br />

Zielvorgabe<br />

Erhöhte<br />

Belastung<br />

bis 4x<br />

Zielvorgabe<br />

Hohe<br />

Belastung<br />

bis 8x<br />

Zielvorgabe<br />

Sehr hohe<br />

Belastung<br />

> 8x<br />

Zielvorgabe<br />

Dunkelblau Hellblau Grün Hellgrün Gelb Orange Rot<br />

1. TOC mg / l


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Table 4:<br />

1. Average N-surplus of agriculture within the Danube Basin (kg . ha -1 . yr -1 )<br />

[Soil Surface Balance = Field balance] and<br />

2. Total Input of N and P (kt . yr -1 ) of point and diffuse sources to the Delta of the river Danube<br />

(� Black Sea)<br />

A) Reference situations: at present (2000) [100]<br />

B) with different Scenarios 1- 5<br />

Situations<br />

[Isermann, K. , Isermann., R.,<br />

Zessner, M.: D3.1/3.2, D3.3<br />

2004]<br />

A) Reference situations:<br />

at present (1999/2000)<br />

B) Scenarios:<br />

1. Business as usual<br />

(BAU)<br />

2. Worst case: Global<br />

Markets (WC � 1989)<br />

3. Best available technique<br />

(BAT)<br />

4. Sustainability: Regional<br />

Markets<br />

(Green Scenario)<br />

5. Prognosis: Policy<br />

1. N-surplus agriculture<br />

(kg . ha -1 . yr -1 )<br />

[Behrendt 2004]<br />

2. Input to the Delta (diffuse + point sources)<br />

(kt . ha -1 . yr -1 )<br />

[van Gils 2004]<br />

N P<br />

27.1 (100) 1) 451 (100) 20.2 (100)<br />

27.1 (100) 1)<br />

58.1 (214) (100)<br />

46.7 (172) (80)<br />

21.0 (77) (36)<br />

38.9 (143) (67)<br />

406 (90)<br />

493 (109) (100)<br />

410 (91) (83)<br />

310 (69) (63)<br />

424 (94) (86)<br />

18.6 (92)<br />

26.3 (130) (100)<br />

12.0 (59) (46)<br />

8.8 (44) (33)<br />

19.7 (98) (75)<br />

1)<br />

Compare: Bavaria + Baden-Württemberg: 81.6 re0628<br />

Ukraine: 13.4<br />

71


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Stickstoff-Überschuss in der Landwirtschaft Deutschlands:<br />

Wo bleibt die Trendwende?<br />

Nieder, Rolf (TU Braunschweig); Köster, Werner; Kersebaum, Kurt-Christian:<br />

Kurzfassung<br />

Seit den 1950er Jahren wird auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland<br />

mehr Stickstoff (N) ausgebracht als mit den Ernteprodukten abgefahren. Der kumulative<br />

N-Überschuss beträgt von 1950 bis heute in den Alten Bundesländern über 4.000 kg ha -1<br />

LF. Zurzeit umfasst der mittlere N-Überhang in Deutschland mindestens 85 kg N ha -1 a -1<br />

und dürfte zum überwiegenden Teil in die Gewässer bzw. in die Atmosphäre gelangen.<br />

Einleitung<br />

Von 1950 bis 2000 stand in Deutschland einer Verdreifachung der Getreideerträge (von<br />

durchschnittlich 2,3 t ha -1 auf 6,8 t ha -1 ) eine Erhöhung des Mineraldünger-N-Verbrauchs<br />

um das Fünffache gegenüber (Nieder, 2000). Das Verhältnis der N-Abfuhren in<br />

Marktprodukten zur Summe der externen N-Zufuhren liegt in Deutschland derzeit bei<br />

lediglich 30-40% (Nieder et al., 2006). Die Überdüngung trägt seit vielen Jahrzehnten<br />

erheblich zur Belastung benachbarter terrestrischer und aquatischer Systeme sowie der<br />

Atmosphäre bei. So wird die Eutrophierung ganzer Ökosysteme vor allem als Folge der N-<br />

Belastung neben der Verminderung der Artenvielfalt als das drängendste Problem des<br />

Naturschutzes angesehen.<br />

Bilanzüberschüsse werden häufig als quantitative Schätzgröße für das<br />

Emissionspotenzial von Nährstoffen sowie als Kontrollinstrument zu Hilfe genommen. Im<br />

Zusammenhang mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie haben Stoffbilanzen als Indikatoren<br />

für eine nachhaltige Landnutzung ein großes Gewicht erhalten. Aus der Größe „N-<br />

Überschuss“ lässt sich jedoch nicht ableiten, wie sich die N-Emissionen auf die<br />

Kompartimente Atmosphäre und Hydrosphäre verteilen.<br />

Stickstoff-Bilanzen in der Landwirtschaft Deutschlands von 1950 bis 2000<br />

Berechnungen<br />

Die für die Berechnung erforderlichen Daten wurden für die Alten Bundesländer den<br />

Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes (Anonym 1) entnommen. Für die<br />

Neuen Bundesländer wurden die Daten von einem wissenschaftlichen Institut (Anonym 2)<br />

zur Verfügung gestellt. Für die N-Abfuhren wurden die Erträge und die jeweiligen N-<br />

Gehalte der vom Betrieb exportierten Marktfrüchte (Getreide, Ölfrüchte, Kartoffeln und<br />

Zuckerrüben) zu Grunde gelegt. Für Grünlandaufwuchs, Feldfutter und Ernterückstände<br />

wurde ein Verbleib in den Betrieben angenommen.<br />

Bei der Mineraldünger-N-Zufuhr wurde von einer Ausbringung der gehandelten N-<br />

Mengen im jeweiligen Wirtschaftsjahr ausgegangen. Bei den N-Zufuhren mit dem<br />

Kraftfutter wurde leistungsgerechte Fütterung zugrundegelegt. Es wurde unterstellt, dass<br />

Futter für Hühner und Schweine sowie Kraftfutter für Rinder und Pferde ausschließlich<br />

über den Handel bezogen wurden. Die N-Abfuhren mit tierischen Produkten (Fleisch,<br />

Milch, Eier) wurden vom Futterbedarf abgezogen. Die übrigen landwirtschaftlichen Früchte<br />

und Sonderkulturen sowie Zufuhren aus organischen Handelsdüngern, industriellen und<br />

kommunalen Abfällen blieben unberücksichtigt, da sie nur unwesentlich am<br />

Gesamtumsatz beteiligt sind. Sie können jedoch regional bedeutsam sein.<br />

Atmosphärische N-Einträge und biologische N2-Fixierung wurden ebenfalls nicht<br />

berücksichtigt.<br />

72


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Ergebnisse<br />

In den 1950er Jahren lagen die N-Überschüsse in Deutschland mit jährlich < 30 kg N ha -1<br />

LF noch auf einem relativ niedrigen Niveau (Abbildung 1). In den folgenden Dekaden<br />

stiegen diese kontinuierlich an und erreichten in den späten 1970er Jahren zunächst in der<br />

DDR und in den 1980er Jahren in der BRD ihr Maximum. Bis zur Wiedervereinigung 1990<br />

verlief die Entwicklung der N-Bilanzüberschüsse in der BRD und in der DDR durchaus<br />

ähnlich. Der N-Überhang reduzierte sich durch den Zusammenbruch der Landwirtschaft in<br />

den Neuen Bundesländern (NBL) nach der Wiedervereinigung zunächst extrem. Mit dem<br />

Wiederaufleben der Landwirtschaft in den NBL ist bis heute ein anhaltender Zuwachs des<br />

N-Überhanges verbunden, was sowohl durch Zunahme der Mineraldünger-N-Anwendung<br />

als auch des N-Inputs über Kraftfutter bedingt ist (Nieder et al., 2006). Die weitere<br />

Zunahme des Mineraldünger-N-Inputs in den NBL bis 2005 deutet darauf hin, dass dieser<br />

Trend anhalten wird, möglicherweise bis ein ähnliches Niveau wie in den Alten<br />

Bundesländern (ABL) erreicht sein wird. In den ABL streut mit Ausnahme des Jahres 2003<br />

der N-Überhang seit den 1990er Jahren - bei leicht gestiegenen N-Inputs über Kraftfutter<br />

und gleichzeitig rückläufigem Mineraldünger-N-Einsatz - um etwa 100 kg ha -1 LF, in<br />

Deutschland umfasst dieser zurzeit ca. 85 kg ha -1 LF.<br />

(hier Abbildung 1 einfügen)<br />

Der kumulative N-Überschuss von 1950 bis heute dürfte in den ABL mittlerweile 4.000 kg<br />

N ha -1 LF überschritten haben (Abbildung 2). In den NBL beträgt dieser rund 3.500 kg N<br />

ha -1 LF.<br />

(hier Abbildung 2 einfügen)<br />

Die o.g. Daten (Abbildung 1 und 2) lassen sich nicht auf einzelne Bereiche der<br />

Landwirtschaft übertragen. Von Bach et al. (1997) kalkulierte Hoftorbilanzen für<br />

Haupterwerbsbetriebe in Deutschland (ABL + NBL) zeigten für das Wirtschaftsjahr<br />

1995/96 N-Überschüsse in Veredelungsbetrieben von durchschnittlich 166 kg N ha -1 a -1 , in<br />

Futterbaubetriebe von 107 kg N ha -1 a -1 und in Marktfruchtbetrieben von 20 kg N ha -1 a -1 .<br />

Gebietsweise ist der N-Überhang in Marktfruchtbetrieben aber deutlich höher, was vor<br />

allem mit einer geringen N-Effizienz im Raps- (vor allem Schleswig-Holstein) und<br />

Qualitätsweizenanbau (z.B. östliches Schleswig-Holstein und Bördenlandschaften<br />

Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens und Sachsen-Anhalts) zusammenhängt (Nieder et<br />

al., 2003).<br />

N-Auswaschungsverluste<br />

Auf der LF Deutschlands beträgt die mittlere N-Auswaschungsrate (Bezug: 0-90 cm<br />

Tiefenkompartiment) 40 kg N ha -1 a -1 (Nieder et al., 2003). Zurzeit trägt die Landwirtschaft<br />

in Deutschland mit etwa 80% zur Nitratanreicherung der Grundwässer bei. Etwa 30% der<br />

Brunnen des bundesweiten Grundwasserbeobachtungsnetzes weisen<br />

Nitratkonzentrationen oberhalb des Richtwertes der Trinkwasserverordnung (TVO) von 25<br />

mg NO3 L -1 auf (Umweltbundesamt, 2004). Der Anteil der Landwirtschaft an der diffusen<br />

Belastung der Oberflächengewässer wird mit 62% beziffert (Umweltbundesamt, 2004).<br />

Atmosphärische Stickstoffeinträge<br />

Die durchschnittliche atmosphärische N-Deposition (trockene und nasse Deposition) auf<br />

der Gesamtfläche Deutschlands beträgt etwa 10-20 kg N ha -1 a -1 an NOx-N (überwiegend<br />

aus dem Transport- und Energiesektor) und 20 kg N ha -1 a -1 an NHy-N (überwiegend aus<br />

der Tierhaltung) (Nieder et al., 2003). Ein erheblicher Teil des Ammoniaks wird in relativer<br />

Nähe zu seiner Quelle wieder immittiert und kann so zur N-Belastung benachbarter<br />

naturnaher Ökosysteme (Heideflächen, Magerwiesen, Moore, Forsten) beitragen. Durch<br />

zusätzliche N-Ausfilterung? im Kronenbereich kann für die Waldökosysteme Deutschlands<br />

73


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

von einer mittleren N-Deposition von rund 50 (20 bis 80) kg N ha -1 a -1 ausgegangen<br />

werden.<br />

Gasförmige Stickstoffverluste<br />

Die N-Verluste durch Denitrifikation übersteigen, abgesehen von (zeitweise)<br />

wassergesättigten Böden wie Gleyen, Pseudogleyen, Mooren und Böden aus stark<br />

reduktomorphem Gestein (z.B. aus Lias-Ton und pyrithaltigen Sedimenten) auf den<br />

meisten Böden kaum 20 kg N ha -1 und a -1 (Nieder et al., 2003). Die Emissionen von<br />

Ammoniak (NH3) aus der Tierproduktion, der Lagerung und Ausbringung von<br />

wirtschaftseigenen Düngern sowie der unsachgemäßen Ausbringung von Harnstoff sind<br />

dagegen gebietsweise extrem hoch. Sie umfassen im Mittel der Bundesrepublik etwa 35<br />

kg N ha -1 (Nieder et al., 2003). Im Sinne einer nationalen Stickstoff-Bilanz mögen die N-<br />

Verluste durch Ammoniak-Verflüchtigung aber deutlich niedriger sein, da ein erheblicher<br />

Teil dieses Ammoniaks für gewöhnlich in relativer Nähe zu seiner Quelle wieder immittiert<br />

wird.<br />

N-Akkumulation in vertieften Ackerkrumen<br />

Bedeutung der Stickstoff-Festlegung für die N-Bilanz der Landwirtschaft<br />

Unsere Studien ergaben, dass ein erheblicher Teil des N-Überhanges durch<br />

Humusaufbau nach der in allen intensiv bewirtschafteten Gebieten der ABL um etwa 1970<br />

durchgeführten Krumenvertiefung angereichert wurde (Abbildung 3).<br />

(hier Abbildung 3 einfügen)<br />

Untersuchungen zur N-Akkumulation (1970-1998) auf zahlreichen Schlägen in<br />

Niedersachsen zeigten eine kumulative Anreicherung bis zu etwa 1 t N ha -1 in Lössböden<br />

von Marktfruchtbetrieben mit Zuckerrüben-Winterweizen-Winterweizen- (Wintergerste-)<br />

Rotationen. In sandigen Böden von Veredelungsbetrieben wurden mit durchschnittlich<br />

rund 2 t N ha -1 noch deutlich größere N-Mengen festgelegt. Das entspricht jährlichen N-<br />

Anreicherungsraten zwischen ca. 30 (Marktfruchtbetriebe) und 70 (Veredelungsbetriebe),<br />

im Mittel rund 50 kg N ha -1 .<br />

Da die Krumenvertiefung nahezu flächendeckend und gleichzeitig in allen Gebieten<br />

der ABL durchgeführt wurde, war ein direkter Vergleich der N-Austräge aus Ackerböden<br />

mit unterschiedlicher Bearbeitungstiefe nicht möglich. Auf der anderen Seite bestätigen<br />

Untersuchungen an einer gleichmäßig über Niedersachsen verteilten Rasterbeprobung<br />

von 256 Schlägen über drei aufeinanderfolgenden winterlichen Auswaschungsperioden<br />

(1985-1988), dass die N-Festlegung in den vertieften Krumen über Jahrzehnte hinweg zu<br />

einer deutlichen Verminderung der Stickstoffauswaschung geführt hat (Nieder et al.,<br />

1995). Bereits heute dürfte aber in den meisten Krumen kein überschüssiger Stickstoff<br />

mehr festgelegt werden, da der Prozess der langfristigen N-Festlegung nach unseren<br />

Untersuchungen auf 30 Jahre begrenzt ist.<br />

Vor diesem Hintergrund wird bei konventioneller Bearbeitung häufig weitere<br />

Krumenvertiefung als Möglichkeit zusätzlicher Festlegung überschüssiger Nährstoffe<br />

diskutiert. Dies wäre mit den heutigen Schleppern durchaus möglich und könnte<br />

insbesondere bei den noch relativ geringen Bearbeitungstiefen in den NBL in Betracht<br />

gezogen werden. Neben einer schweren Kalkulierbarkeit der N-Festlegungsraten im<br />

Hinblick auf die Düngungsempfehlung sprechen mögliche physikalische Wirkungen (z.B.<br />

Labilisierung der Unterkrume; stärkere Neigung zur Schleppersohlenverdichtung) sowie<br />

der deutlich höhere Treibstoffaufwand eindeutig dagegen. Überdies fehlt nach derzeitiger<br />

Kenntnis für die meisten Böden der Nachweis einer Ertragswirkung von Krumentiefen >30<br />

cm.<br />

74


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Mineralisationsverhalten des festgelegten Stickstoffs<br />

Um Aussagen über das Mineralisationsverhalten des über mehrere Jahrzehnte<br />

festgelegten Stickstoffs zu erhalten, haben wir Labor-Brutversuche mit südniedersächsischen<br />

Lössböden aus Marktfruchtbetrieben durchgeführt. Mit diesen<br />

Versuchen konnte das langfristige N-Mineralisationsverhalten unter optimalen<br />

Bedingungen (Temperatur, Wassergehalt, Belüftung, Nährstoffe) ermittelt werden. Anhand<br />

von früheren Untersuchungen wurde für die späten 1970er Jahre ein mittleres N-<br />

Mineralisationspotential in diesen Lössböden von etwa 800 kg ha -1 30 cm -1 bestimmt<br />

(Abbildung 2).<br />

(hier Abbildung 4 einfügen)<br />

Eigene Untersuchungen 5 Jahre nach der Krumenvertiefung haben dann gezeigt, dass<br />

das N-Mineralisationspotential mit ca. 600 kg N ha -1 35 cm -1 im Vergleich zu den ersten<br />

Untersuchungen deutlich geringer war. Wir haben dies auf Festlegungsprozesse in den<br />

soeben vertieften Krumen zurückgeführt. Alle später (10, 20 und 30 Jahre nach der<br />

Krumenvertiefung) durchgeführten Untersuchungen demonstrieren eine kontinuierliche<br />

Zunahme des N-Mineralisationspotentials bis heute, d.h. 30 Jahre nach der<br />

Krumenvertiefung. Rückblickend auf die 1970er Jahre ist es um mindestens 30%<br />

angestiegen. Somit wurde ein überproportionaler Anteil (rund 400 kg N ha -1 35 cm -1 ) des in<br />

den vertieften Lösskrumen akkumulierten Stickstoffs (ca. 1 t N ha -1 35 cm -1 ) im „aktiven“<br />

Vorrat der organischen Bodensubstanz (OBS) angereichert.<br />

Diese N-Mengen können zwar in einer üblichen Rotation z.B. während einer<br />

Vegetationszeit nur zu einem geringen Teil mineralisiert werden. Sie sind aber im Zuge<br />

einer Bewirtschaftungsänderung (z.B. Wechsel der Fruchtfolgen, Erhöhung der<br />

Bearbeitungsfrequenz) langfristig zu einem erheblichen Teil wieder mobilisierbar.<br />

Ähnliches haben z.B. die in den 1970er Jahren weit verbreiteten Grünlandumbrüche<br />

gezeigt, durch welche erhebliche N-Mengen im Zuge des Abbaus von OBS freigesetzt<br />

wurden. Noch heute sind die Aquifere unter ehemaligem Grünland daher erheblich mit<br />

Nitrat belastet. Für den Schutz der Umwelt bedeutet dies, dass einmal im Boden<br />

angereicherter Stickstoff durch eine nachhaltige Nutzung auch langfristig erhalten werden<br />

muss.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Vergleicht man den N-Überschuss der Landwirtschaft (in den ABL etwa 100 kg N ha -1 a -1 )<br />

zuzüglich der N-Deposition (mindestens 30 kg ha -1 a -1 auf dem Freiland) mit den N-<br />

Verlusten (jährlich etwa 40 kg ha -1 Auswaschungs- und rund 40 kg ha -1 gasförmige<br />

Verluste) und der N-Akkumulation in der Krume von rund 50 kg ha -1 a -1 , so zeigt sich für<br />

die ABL für die letzten 2-3 Dekaden eine relativ „schlüssige“ Bilanz. Nach Ausklang der N-<br />

Akkumulationsphase in diesem Jahrzehnt hat die Umweltgefährdung durch N-Emissionen<br />

weiter zugenommen. Der kumulative N-Überschuss von 1950-2000 (siehe Tabelle 1)<br />

beträgt in den ABL im Durchschnitt ca. 4000 kg ha -1 (in den NBL fast die gleiche<br />

Größenordnung). In den ABL wurden davon in der Zeit von 1970-2000 im Mittel aller<br />

Betriebstypen ca. 1500 kg N ha -1 in den vertieften Ackerkrumen festgelegt. Der Rest<br />

wurde in die Atmosphäre, die Hydrosphäre bzw. in naturnahe Ökosysteme (z.B. Wälder,<br />

Moore) emittiert. In den NBL dürfte aufgrund der kaum erfolgten Krumenvertiefung der<br />

überwiegende Teil des N-Überschusses zu Umweltbelastungen beigetragen haben.<br />

Im Marktfruchtbereich ist zwar bereits eine weitgehende Anpassung der Düngung<br />

an die Entzüge erfolgt. Berücksichtigt man jedoch, dass Marktfruchtbetriebe i.d.R. auf<br />

speicherfähigen Substraten mit relativ geringen Grundwasserneubildungsraten (z.B. im<br />

niedersächsischen Lössgebiet ~140 mm a -1 ) angesiedelt sind, so liegen selbst bei<br />

-<br />

geringen N-Überschüssen noch relativ hohe NO3 -Konzentrationen im Sickerwasser vor.<br />

75


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Bei einer angenommenen N-Auswaschungsrate von 10 kg ha -1 (= 50% des mittleren N-<br />

-<br />

Überschusses im Marktfruchtbereich) liegt bei der o.g. Sickerrate der NO3 -Gehalt bei<br />

immerhin noch 32 mg NO - -1<br />

3 L und überschreitet damit den Richtwert der TVO (25 mg<br />

NO 3 - L -1 = 5,5 mg N l -1 ). Bereits bei einer angenommenen N-Auswaschung von 20 kg N<br />

ha -1 würde der Grenzwert der TVO (50 mg NO 3 - L -1 = 11 mg N L -1 ) deutlich überschritten.<br />

-<br />

Weitaus höher können die NO3 -Konzentrationen in trockeneren Regionen (z.B. östliches<br />

Niedersachsen, Ostbrandenburg und mitteldeutsches Trockengebiet) sein, in denen die<br />

Sickerwassermengen noch deutlich geringer sind.<br />

Vor allem aufgrund des Verlustes der N-Pufferkapazität in den vertieften<br />

Ackerkrumen aber auch infolge der gegenüber früheren Jahrzehnten deutlich erhöhten<br />

Verfügbarkeit des Stickstoffs aus der OBS ist jede Überdüngung ökologisch und<br />

ökonomisch ungerechtfertigt. Ein zu hohes N-Angebot kann überdies einen negativen<br />

Einfluss auf den Nährwert (Gehalt an Zucker, Stärke, Protein, essentiellen Aminosäuren,<br />

Geschmacksstoffen, Vitaminen, etc.) und den Verarbeitungswert (Gehalt an Zucker und<br />

Alpha-Amino-N bei Zuckerrüben, Proteingehalt bei Brot-, Brau- und Futtergetreide,<br />

Ölgehalt von Raps, Lein und Sonnenblume, Lagerfähigkeit von Obst, Gemüse und<br />

Kartoffeln, etc.) ausüben. Ein hoher Nitratgehalt in Gemüse ist aus gesundheitlichen<br />

Gründen unerwünscht. Eine Überversorgung mit Stickstoff kann die Anfälligkeit für<br />

Schaderreger erhöhen bzw. die Resistenz verringern, sowie die Infektionsgefahr durch<br />

Veränderung des Kleinklimas im zu dichten Bestand steigern.<br />

Mit Hilfe moderner Prognoseverfahren ist auch in Marktfruchtbetrieben eine weitere<br />

Reduzierung der N-Düngung durchaus möglich, ohne dass Ertragseinbußen zu befürchten<br />

sind (Kersebaum et al., 2006). Im Gegensatz zur sollwertbasierten Nmin-Methode<br />

ermöglichen moderne Sensortechnik und Computer-Simulationsmodelle heute die<br />

Bestimmung des N-Düngungsbedarfs zu allen wichtigen phänologischen Terminen.<br />

Darüber hinaus bieten Empfehlungen nach Modellrechnung besonders in Jahren mit<br />

extremem Witterungsverlauf oder in Fruchtfolgegliedern mit speziellem Einfluss auf das N-<br />

Nachlieferungsvermögen höhere Sicherheiten als einzelterminliche Messungen des Nmin-<br />

Gehaltes und können so auch Landwirten mit gutem Schätzvermögen zusätzliche wichtige<br />

Informationen liefern.<br />

Erhebliche N-Belastungen der Umwelt gehen von der flächenintensiven Tierhaltung<br />

aus, da der Stickstoff vom Tier selbst nur zu einem geringen Anteil ausgenutzt wird. In der<br />

Tierproduktion legt der Stickstoff in einer Kette von Prozessen (z.B. Düngung der<br />

Futterpflanzen, Futtergewinnung auf den Flächen, Fütterung, Verdauung, Ausscheidung,<br />

Lagerung der Wirtschaftsdünger, Versorgung der Flächen mit Wirtschaftsdüngern)<br />

Transportstrecken zwischen der landwirtschaftlichen Fläche und dem Stall zurück. Die<br />

Viehbesatzdichte als ein Indikator für das N-Gefährdungspotenzial unterstellt eine<br />

theoretisch gleichmäßige Verteilung der anfallenden Wirtschaftsdünger auf der<br />

versorgbaren LF. Eine Überdüngung hofnaher Flächen spiegelt sich in diesem Indikator<br />

ebenso wenig wider wie ein überbetrieblicher oder überregionaler Nährstoffausgleich, wie<br />

er insbesondere in Gebieten mit flächenintensiver Tierhaltung stattfindet. Zu Beginn der<br />

1990er Jahre hat der Viehbesatz in Deutschland aufgrund des Zusammenbruchs weiter<br />

Teile der Landwirtschaft in den NBL zunächst deutlich abgenommen. Seit 1996 zeichnet<br />

sich eine Wiederzunahme der Viehbesatzdichten ab. Derzeit weisen die<br />

Veredelungsbetriebe in Deutschland eine Viehbesatzdichte von mehr als 4<br />

Großvieheinheiten (GV) ha -1 LF auf, in Futterbau- und Gemischtbetrieben liegt der<br />

Viehbesatz aktuell unter 2 GV ha -1 LF (Barunke, 2002). In diesen Betrieben sind hohe N-<br />

Verluste (zumeist in Form von NH3 und NH4 + ) aufgrund teilweise extrem hoher N-<br />

Ausscheidungen unvermeidbar.<br />

76


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Die Regionen Vechta-Cloppenburg, das Münsterland und Ostwestfalen weisen<br />

einen extrem hohen Viehbesatz auf. Hier werden mehr als 2,5 GV ha -1 LF gehalten mit<br />

einem gebietsweisen N-Bilanzüberschuss von mehr als 300 kg N ha -1 LF lediglich aus der<br />

Tierhaltung (Barunke, 2002). Ein weiterer Verdichtungspunkt mit Viehbesatzdichten<br />

zwischen 2,0 und 2,5 GV ha -1 LF liegt im südlichen Bayern. In den ackerbaulichen<br />

Gunstregionen der ABL ist der Viehbesatz dagegen gering. Dies gilt derzeit auch noch<br />

grundsätzlich für die NBL. Eine Wiederaufstockung der Tierbestände zeichnet sich hier<br />

bereits ab, nicht zuletzt aufgrund von Werbekampagnen seitens der Landesregierungen.<br />

Abgesehen von Gesetzgeber (siehe Düngeverordnung) und Offizialberatung hat der<br />

Verbraucher einen erheblichen Einfluss auf die Nährstoffbilanzen. Eine Reduzierung des<br />

individuellen Fleischkonsums wäre eine wirksame Maßnahme zur Rückführung der N-<br />

Bilanzüberschüsse und der damit direkt im Zusammenhang stehenden Folgen.<br />

Literatur<br />

Anonym 1: Statistisches Bundesamt, Land- und Forstwirtschaft: Fachserie 3, Reihe 1, und<br />

Produzierendes Gewerbe, Fachserie 4, Reihe 8,2, Jahrgänge 1950 bis 2005.<br />

Anonym 2: Zentralinstitut für Physikalische Chemie, Rudower Chaussee 5, 12489 Berlin.<br />

Bach, M., H.G. Frede und G. Lang (1997): Entwicklung der Stickstoff-, Phosphor- und<br />

Kalium-Bilanz in der Bundesrepublik Deutschland. (Studie im Auftrag des<br />

Bundesarbeitskreises Düngung, Frankfurt a.M.). Gesellsch. f. Boden- und<br />

Gewässerschutz e.V., Wettenberg, 77 S.<br />

Barunke, A. (2002): Die Stickstoffproblematik in der Landwirtschaft – Erfahrungen mit<br />

Stickstoffminderungspolitiken. Wissenschaftsverlag Vauk Kiel KG, 227 S.<br />

Kersebaum, K.C., R. Nieder und W. Köster (2006): Brennpunkt Stickstoff II: Neue<br />

Chancen für eine effizientere N-Düngung. WasserWirtschaft, im Druck.<br />

Nieder, R., K.C. Kersebaum and J. Richter (1995): Significance of nitrate leaching and<br />

long term N immobilization after deepening the plough layers for the N regime of<br />

arable soils in N.W. Germany. Plant and Soil 173, 167-175.<br />

Nieder, R., 2000: Nährstoffanreicherung in Ackerkrumen vor dem Hintergrund des Boden-,<br />

Klima- und Gewässerschutzes. Z. f. Kulturtechnik und Landentwicklung 41, 49-56.<br />

Nieder, R. und J. Richter, 2000: C and N accumulation in arable soils of NW Germany –<br />

Develop-ments 1970 to 1998. Journal of Plant Nutrition and Soil Science, 163, 65-<br />

72.<br />

Nieder, R., H.P. Dauck and D.K. Benbi, 2001: Mineralization of newly accumulated<br />

nitrogen. In: W.J. Horst et al. (Eds), Plant nutrition – Food security and sustainability<br />

of agro-ecosystems. Kluver Academic Publishers, Netherlands, 940-941.<br />

Nieder, R., W. Köster, H.P. Dauck und S. Brinkmann (2003): Nährstoff-Überschüsse in<br />

Deutschland von 1950 bis 2000: Quellen, Senken und Wirkungen auf die Umwelt. I.<br />

N-Überhang der Landwirtschaft. Landnutzung und Landentwicklung 44, 172-178.<br />

Nieder, R., W. Köster und K.C. Kersebaum (2006): Brennpunkt Stickstoff I: Beitrag der<br />

Landwirtschaft zu diffusen N-Einträgen. WasserWirtschaft, im Druck.<br />

Umweltbundesamt, 2004: Jahresbericht 2004, 142 S. (www.umweltbundesamt.de)<br />

77


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

N-Bilanzüberschuss [kg N / ha]<br />

Abbildung 1: Stickstoff-Bilanz der Bundesrepublik Deutschland (Alte und Neue<br />

Bundesländer 1950-2003<br />

kumulierter N-Bilanzüberschuss [kg N / ha]<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

1950-54<br />

Alte Bundesländer<br />

Neue Bundesländer<br />

1955-59<br />

1960-64<br />

1965-69<br />

Alte Bundesländer<br />

Neue Bundesländer<br />

1950-54<br />

1955-59<br />

1960-64<br />

1965-69<br />

1970-74<br />

1970-74<br />

1975-79<br />

1975-79<br />

1980-84<br />

1980-84<br />

1985-89<br />

1985-89<br />

1990-94<br />

1990-94<br />

1995-99<br />

1995-99<br />

2000-03<br />

2000-03<br />

Abbildung 2: Kumulativer N-Bilanzüberschuss seit 1950 in den Alten und Neuen<br />

Bundesländern<br />

78


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Abbildung 3: Stickstoff-Akkumulation nach Vertiefung der Ackerkrumen (16 Betriebe, 120<br />

Schläge) um 1970 von 35 cm (südliches Niedersachsen; Quellen: Nieder, 2000;<br />

Nieder und Richter, 2000)<br />

Abbildung 4: Kumulative N-Mineralisation (Inkubationsversuche) in niedersächsischen<br />

Löss-Ackerböden vor (a) sowie 5, 10, 20 und 30 Jahre nach der Krumenvertiefung<br />

(Quellen: Nieder et al., 2001; 2003)<br />

79


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Betriebliches Umweltmanagement in der Landwirtschaft – Anwendung der<br />

Ökobilanzmethode SALCA im Gebiet des südlichen Oberrheins<br />

Baumgartner, Daniel U. (Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zürich);<br />

Gaillard, Gérard; Freiermuth Knuchel, Ruth:<br />

Zusammenfassung<br />

Im Zuge von gesellschaftlichen Veränderungen und deren politischen Implikationen nimmt<br />

die Bedeutung der ökologischen Optimierung der Landbewirtschaftung zu. Die<br />

Ökobilanzmethode SALCA der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

bietet dem Landwirt das notwendige Instrumentarium für das betriebliche<br />

Umweltmanagement. Sie besteht aus einer Datenbank mit Ökoinventaren, Modellen für<br />

die Ermittlung der Emissionen und einer Auswahl von Methoden für die Abschätzung von<br />

Umweltwirkungen besonderer Relevanz. Verschiedene Berechnungswerkzeuge<br />

integrieren die vorgenannten Methodenbestandteile. Die Betriebsergebnisse werden<br />

anhand von Referenzwerten ausgewertet und in grafischer und tabellarischer Form<br />

dargestellt.<br />

Im Rahmen eines EU-Interreg-Projektes wurde SALCA aufgrund der Kriterien Fachlichkeit,<br />

Machbarkeit und Nutzen bewertet. Die Beurteilung zeigte, dass die Methode SALCA<br />

Resultate von hoher fachlicher Qualität liefert und sich durch eine grosse Transparenz bei<br />

den Berechnungen sowie den verwendeten Modellen und Referenzen auszeichnet. Auch<br />

bei der Klarheit der Präsentation der Ergebnisse und der Kommunizierbarkeit erzielte<br />

SALCA gute Werte.<br />

Anhand des Beispiels eines Gemischtbetriebs mit Schwerpunkt Milch werden ein Ökoprofil<br />

und die daraus abgeleiteten Empfehlungen dargelegt. Analysiert werden das Ressourcen-,<br />

Nährstoff- und Schadstoffmanagement. Die Umweltwirkungen des Beispielbetriebs sind<br />

vergleichsweise gut. Für den Landwirt brachten die Ergebnisdiskussion und Empfehlungen<br />

neue Erkenntnisse für die Betriebsführung, welche bereits teilweise umgesetzt wurden.<br />

Die Methode SALCA eignet sich im praktischen Einsatz für das betriebliche<br />

Umweltmanagement und wird in einem Folgeprojekt auf einem Netz mit 300 Betrieben in<br />

der Schweiz eingesetzt.<br />

Einleitung<br />

In der Folge des Umwelt-Gipfels von Rio 1992 sieht sich die intensive moderne<br />

Landwirtschaft zunehmend mit politischen und gesellschaftlichen Forderungen nach<br />

nachhaltiger Bewirtschaftung konfrontiert. In der Schweiz wurden die Weichen dazu mit<br />

der im Jahr 1992 verabschiedeten Agrarreform des Bundesrates gestellt (Schweizerischer<br />

Bundesrat, 1992). Diese Neuorientierung führte zur Entkoppelung von Preis- und<br />

Einkommenspolitik, einer Einführung von produktionsunabhängigen Direktzahlungen<br />

sowie zu einer verstärkten ökologischen Ausrichtung der Agrarpolitik. Letztere umfasst<br />

gezielte Massnahmen zur Extensivierung und zur Förderung umweltschonender<br />

Bewirtschaftungsformen, wie integrierte Produktion (IP) und biologischer Landbau. Das<br />

Eidgenössische Landwirtschaftsgesetz von 1998 verlangt für die Auszahlung von<br />

Direktzahlungen die Einhaltung ökologischer Minimalstandards, welche mit dem<br />

ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) belegt werden müssen. Zusätzlich wurden auf<br />

nationaler und kantonaler Ebene ergänzende, freiwillige Agrar-Umweltprogramme<br />

eingeführt.<br />

Neben gezielten Anreizen gilt es aber auch, mit einem betrieblichen Umweltmanagement<br />

auf freiwilliger Basis die Umweltwirkungen von Landwirtschaftsbetrieben zu analysieren<br />

und entsprechende Massnahmen abzuleiten. Zu diesem Zweck wurde ein<br />

80


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

agrarökologisches Evaluierungsinstrument basierend auf der Ökobilanzmethode SALCA<br />

(Swiss Agricultural Life Cycle Assessment) entwickelt.<br />

Im Rahmen des EU-Interreg-Projektes COMETE, welches verschiedene Methoden für das<br />

betriebliche Umweltmanagement in der Landwirtschaft verglich (Bockstaller et al., 2006),<br />

wurde die Methode SALCA hinsichtlich verschiedener Kriterien bewertet und auf einem<br />

Betriebsnetz von 13 Landwirtschaftsbetrieben im südlichen Oberrhein angewandt. Die<br />

entsprechende Projektergebnisse fliessen in den vorliegenden Artikel ein.<br />

Die Ökobilanzmethode SALCA<br />

SALCA dient der Analyse und Optimierung der Umweltwirkungen der landwirtschaftlichen<br />

Produktion. Die Methode wird vorwiegend in der agrarökologischen Forschung (z.B.<br />

Nemecek et al., 2005) eingesetzt, dient aber ebenfalls als Basis für das betriebliche<br />

Umweltmanagement von Landwirtschaftsbetrieben (Rossier, 1998; Rossier und Gaillard,<br />

2001 und 2004), die Errechnung von Agrar-Umweltindikatoren (Gaillard et al., 2003) und<br />

die Ermittlung von Umweltinventaren im Kontext der Integrierten Produktpolitik der<br />

Schweiz (Nemecek et al., 2004b).<br />

Die Grundsätze der Ökobilanzierung sind in den ISO-Normen 14040 und14043 (ISO,<br />

2006a und 2006b) festgelegt. Sie umfasst die vier Schritte Festlegung des Ziels und des<br />

Untersuchungsrahmens, Sachbilanz, Wirkungsabschätzung und Interpretation. Die<br />

Ökobilanz wurde ursprünglich für industrielle Anwendungen entwickelt. Durch die<br />

Anpassung an die Eigenheiten der Landwirtschaft erweitert SALCA das<br />

Anwendungsgebiet der Ökobilanzierung auf die Beurteilung landwirtschaftlicher Produkte<br />

(z.B. Kartoffeln, Milch) und Systeme (z.B. Anbausysteme, Landwirtschaftsbetriebe).<br />

SALCA besteht aus den folgenden Elementen (Abb. 1):<br />

- Einer Datenbank mit Ökoinventaren für die Landwirtschaft. Zurzeit beinhaltet die<br />

SALCA-Datenbank, welche in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizer Zentrum für<br />

Ökoinventare ecoinvent erstellt wurde (Nemecek et al., 2004b), über 700<br />

Ökoinventare. Sie wird laufend weiter ausgebaut.<br />

- Modellen für die Ermittlung von direkten Feld- und Hofemissionen, wie Nitrat (Richner<br />

et al., 2006), Lachgas, Methan, Ammoniak, Phosphor (Prasuhn, 2006), Schwermetalle<br />

(Freiermuth, 2006), etc.<br />

- Einer Auswahl von Methoden für die Wirkungsabschätzung für Umweltfragen<br />

besonderer Relevanz für landwirtschaftliche Systeme: Bedarf an nicht erneuerbaren<br />

Energieressourcen, Flächenbedarf, Treibhauspotenzial, Eutrophierung, Versauerung,<br />

Ozonbildung, Humantoxizität und Ökotoxizität (Gewässer und Boden) (Gaillard et al.,<br />

2007).<br />

- Methoden für die Wirkungsabschätzung für die bisher in Ökobilanzen kaum<br />

berücksichtigten Kategorien Biodiversität (Jeanneret et al., 2006) und Bodenqualität<br />

(Oberholzer et al., 2006).<br />

- Berechnungswerkzeugen für häufig untersuchte landwirtschaftliche Systeme (Kulturen<br />

auf Schlagebene und Landwirtschaftsbetriebe). Mit Hilfe der Ökobilanz-Software TEAM<br />

von PricewaterhouseCoopers-Ecobilan sind die benötigten Ökoinventare aus der<br />

SALCA-Datenbank, die Modelle für die Berechnung der direkten Feld- und<br />

Hofemissionen sowie die zugehörigen Verknüpfungen zu einem Gesamtsystem<br />

zusammengeführt worden.<br />

81


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Technische Produktionsdaten<br />

des Landwirtschaftsbetriebs<br />

SALCA-<br />

Emissionsmodelle<br />

z.B.<br />

Nitratauswaschung<br />

Ressourcenverbrauch und<br />

Emissionen (Sachbilanz)<br />

SALCA-<br />

Wirkungsabschätzung<br />

Energiebedarf, Eutrophierung,<br />

Ökotoxizität, etc.<br />

SALCA-<br />

Datenbank<br />

Erfassung z.B. mittels<br />

Betriebsführungs-Software AGRO-<br />

TECH<br />

Ökoinventare z.B.:<br />

Dieselproduktion<br />

Düngerproduktion<br />

z.B. Rohölverbrauch<br />

Ammoniak-Emission<br />

Cadmium-Emission<br />

SALCA<br />

Software<br />

Abb. 1: Schematische Darstellung der Methode SALCA und ihrer Elemente.<br />

Umweltwirkungen<br />

Zur Darstellung der Umweltwirkungen eines Landwirtschaftsbetriebs dienen folgende<br />

Wirkungskategorien:<br />

Energiebedarf: Der Energiebedarf wird gemessen anhand der Ausschöpfung nicht<br />

erneuerbarer Energieressourcen, das heisst energetischer Rohstoffe, die in der Natur<br />

als Erz (Uran) und fossile Vorkommen (z.B. Rohöl, Braunkohle) zu finden sind. Diese<br />

werden ausgedrückt in Megajoule (MJ)-Äquivalenten.<br />

Gesamteutrophierung: Betrachtet werden die Nährstoffanreicherung in Wasser und<br />

Boden, insbesondere von empfindlichen Ökosystemen wie Seen und Wälder, durch<br />

Zufuhr von Stoffen mit Düngewirkung (Stickstoff und Phosphor). Die Einheit ist kg<br />

Phosphat (PO4)-Äquivalente.<br />

Aquatische Toxizität: Beurteilt werden die Schäden an Flora und Fauna der<br />

Oberflächengewässer. Diese werden ausgedrückt in g Zink (Zn)-Äquivalenten<br />

Terrestrische Toxizität: Hier wird eine Abschätzung der Schäden an Flora und Fauna im<br />

Boden vorgenommen. Die Einheit ist g Zink (Zn)-Äquivalente.<br />

Gemeinsam vertreten sie drei wichtige Bereiche der Umweltwirkungen (vgl. Nemecek et<br />

al., 2005): Die Ausschöpfung nicht erneuerbarer Energieressourcen vertritt den<br />

Ressourcenverbrauch, die Gesamteutrophierung den Bereich der Nährstoffverluste;<br />

aquatische und terrestrische Toxizität repräsentieren den Bereich der Schadstoffe.<br />

Wie oben erwähnt sind die Umweltwirkungen in den vier Wirkungskategorien in<br />

Äquivalenten ausgedrückt. Diese dienen dazu, die ökologischen Wirkungen durch die<br />

verschiedenen Stoffe vergleichbar zu machen. Dabei ist zu beachten, dass die Werte der<br />

emittierten Stoffe mit Wirkungsfaktoren gewichtet sind, welche die Schädlichkeit der<br />

jeweiligen Stoffe wiedergeben.<br />

Je nach betrachteter Funktion der Landwirtschaft liegt der Ökobilanz eine andere<br />

Bezugsgrösse zugrunde: Steht die Funktion der landwirtschaftlichen Nutzung im<br />

Vordergrund, wie in dieser Arbeit, ist die Bezugsgrösse 1 ha landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche. Das Ziel ist es, eine bestimmte Fläche mit möglichst geringer<br />

Umweltbelastung zu bewirtschaften. Je nach Fragestellung können aber auch der Ertrag<br />

82


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

in kg (produktive Funktion) oder die Rohleistung in Euro (finanzielle Funktion) als<br />

Bezugsgrösse dienen (vgl. Nemecek et al., 2005).<br />

Ein Bestandteil der Methode SALCA ist es, die betrieblichen Resultate anhand von<br />

Referenzwerten auszuwerten. Diese stammen von so genannten Modellbetrieben, welche<br />

von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART erarbeitet wurden. Die 27<br />

Modellbetriebe repräsentieren jeweils bestimmte Betriebsgruppen aufgeteilt nach<br />

Betriebstyp (gemäss Typologie FAT 99 / S4, vgl. Hausheer & Meier, 2003),<br />

Produktionsregion (Tal, Hügel, Berg) und Landbauform (integriert, biologisch). Dies erlaubt<br />

eine Analyse der Beiträge der verschiedenen Inputs an den Wirkungskategorien und die<br />

einfache Ableitung von Empfehlungen (Nemecek et al., 2004a).<br />

Im Projekt wurde die Methode SALCA in ihrer Version 1.31 (Stand 2004) angewandt. Für<br />

die aquatische und terrestrische Ökotoxizität wurden die CST97-Methoden sowie deren<br />

Weiterentwicklung eingesetzt (Jolliet & Crettaz ,1997; Margni et al., 2002). Die jüngsten<br />

Entwicklungen, wie in Gaillard et al. (2007) beschrieben, insbesondere die neuen Ansätze<br />

zur Schwermetallbilanzierung und Nitratauswaschung sowie die neuen<br />

Wirkungskategorien Biodiversität und Bodenqualität, konnten hier nicht berücksichtigt<br />

werden.<br />

Bewertung der Ökobilanzmethode SALCA<br />

Im Rahmen des Projektes COMETE wurde die Methode SALCA mittels 15<br />

Bewertungskriterien (Bockstaller et al., 2006) beurteilt.<br />

Bereich Bereich Nutzen Nutzen<br />

Abdeckung aller<br />

Umweltbereiche<br />

Kommunizierbarkeit 5<br />

Abd. der landwirtsch.<br />

der Resultate<br />

Eindeutigkeit der Aussage<br />

4<br />

Produktionszweige<br />

Berücksichtigung<br />

der Resultate<br />

3<br />

der Produktionsfaktoren<br />

Abdeckung<br />

der Bedürfnisse<br />

Zeitaufwand<br />

Integrationsgrad mit<br />

bestehenden EDV<br />

-Hofprogrammen<br />

Benutzerfreundlichkeit<br />

Rückgriff auf externe<br />

Dienstleistung<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Indikatortyp /<br />

Analysentiefe<br />

Vermeidung fehlerhafter<br />

Aussagen<br />

Transparenz / Offenlegung<br />

Zugänglichkeit<br />

der Daten<br />

Qualifikation des Anwenders<br />

Bereich Bereich Fachlichkeit<br />

Fachlichkeit<br />

SALCA<br />

Bereich Machbarkeit<br />

Abb. 2: Ergebnis der Bewertung der Methode SALCA. Die Boniturskala reicht von 1<br />

(negativ) bis 5 (sehr positiv). Quelle: Bockstaller et al., 2006.<br />

Die Stärken der Methode SALCA liegen in den Bereichen Fachlichkeit und Nutzen. Die<br />

breite Abdeckung der landwirtschaftlichen Produktionszweige und die umfassende<br />

Berücksichtigung von Produktionsfaktoren sowie die hohe Transparenz über die Art der<br />

Berechnungen und der verwendeten Referenzwerte verschaffen der Methode SALCA ein<br />

gutes Bewertungsresultat für den Bereich Fachlichkeit. Die zweite Stärke hat SALCA im<br />

Bereich Nutzen: Eine gute Bewertung wird für die Kommunizierbarkeit der Resultate –<br />

dank der Verwendung von Referenzwerten – sowie für die Präsentation der Ergebnisse in<br />

graphischer und in Textform inklusive der Beratungsempfehlung (Kriterium: Eindeutigkeit<br />

der Aussage der Resultate) erzielt (Abb. 2). Positiv erwähnt wird im Weiteren der<br />

83


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

quantitative Ansatz der Methode mit dem wissenschaftlichen Hintergrund der<br />

Lebenszyklusanalyse.<br />

Die Grenzen von SALCA hingegen liegen im Bereich der Machbarkeit, wo eine tiefe<br />

Bewertung für den Integrationsgrad mit bestehenden EDV-Hofprogrammen sowie mittlere<br />

Bewertungen für die Benutzerfreundlichkeit und die Qualifikation des Anwenders<br />

ausgewiesen werden. Diese Punkte wurden dank der in der Zwischenzeit durchgeführten<br />

Software-Programmierung und der Verknüpfung zu einem existierenden Hofprogramm<br />

(AGRO-TECH) wesentlich verbessert (Abb. 2).<br />

Anwendung der Ökobilanzmethode SALCA im südlichen Oberrhein<br />

Das nachfolgende Fallbeispiel zeigt die Umweltanalyse mittels SALCA. Der untersuchte<br />

Betrieb ist ein Gemischtbetrieb mit Schwerpunkt Milchproduktion und 18 ha<br />

landwirtschaftlicher Nutzfläche. Auf rund der Hälfte der Fläche werden Ackerkulturen<br />

(Winterweizen, Wintergerste, Zuckerrüben, Soja, Silomais) angebaut. Die andere Hälfte ist<br />

Grasland. Eine Besonderheit des Betriebs ist, dass 20% seiner Nutzfläche ökologische<br />

Ausgleichsflächen sind (definiert nach der Direktzahlungsverordnung, 1998).<br />

Die Resultate bei den vier Hauptwirkungskategorien für das betriebliche<br />

Umweltmanagement zeigen, dass der Betrieb im Vergleich mit den Werten des<br />

Referenzbetriebs ähnliche oder gar günstigere Umweltwirkungen hat. Einzig bei der<br />

aquatischen Ökotoxizität für das Betriebsjahr 2002 sind die Umweltwirkungen eindeutig<br />

ungünstig (Abb. 3).<br />

Die Stärken des Betriebs liegen beim Energiebedarf im Bereich der Energieträger, bei der<br />

Gesamteutrophierung im Bereich Tierhaltung und bei der terrestrischen Ökotoxizität im<br />

Bereich der zugekauften Futtermittel (Tab. 1).<br />

Energiebedarf: Im Vergleich zum Referenzbetrieb verbraucht der Beispielsbetrieb pro ha<br />

nur halb so viel Treibstoff. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Betrieb gut<br />

arrondiert ist und 20% der Flächen ökologische Ausgleichsflächen sind, auf denen die<br />

Anzahl der Maschinengänge gering sind.<br />

Gesamteutrophierung: Im Bereich Tierhaltung ist Ammoniak (NH3) die wichtigste<br />

Emission. Im Beispielbetrieb entstehen aus mehreren Gründen weniger<br />

Ammoniakemissionen als beim Referenzbetrieb (vgl. Menzi et al., 1997):<br />

- Durch die geringere Viehdichte (1,0 GVE anstatt 1,2 GVE) ist der Hofdüngeranfall<br />

reduziert, was sich direkt auf die NH3-Emissionsmenge auswirkt.<br />

- Die Abdeckung des Güllenlagers vermindert die NH3-Verluste ebenfalls.<br />

- Im Anbindestall, welches das Aufstallungssystem des Beispielbetriebs ist, liegen die<br />

Exkremente der Tiere weniger lang an der Oberfläche und sind auch über eine kleinere<br />

Stallfläche verteilt als im Laufstall, welcher beim Referenzbetrieb das Haltungssystem<br />

ist. Dabei wird weniger NH3 freigesetzt.<br />

- Die erhöhte Weidehaltung führt zu einer weiteren Reduktion der NH3-Verluste. Bei der<br />

Stallhaltung gehen mehr als 30% des ausgeschiedenen Stickstoffs als NH3 verloren;<br />

auf der Weide sind es nur 5%.<br />

Terrestrische Ökotoxizität: Die günstigere Umweltwirkung des Beispielbetriebs ist auf<br />

die geringeren Schwermetallausträge infolge des Zukaufs von Futtermitteln<br />

zurückzuführen. Beim Referenzbetrieb wird das Defizit in der Grundfutterbilanz durch den<br />

Zukauf von Heu ausgeglichen. Bei der Erzeugung von Heu wird mehr Zink freigesetzt als<br />

bei der Produktion von Gerste, welches in Form von Malztreber das zugekaufte<br />

Futtermittel des Beispielbetriebs ist. Für die Produktion von Heu wird Gülle eingesetzt.<br />

Diese ist deutlich stärker mit Zink belastet als Mineraldünger (Desaules & Studer, 1993;<br />

Menzi & Kessler, 1998).<br />

84


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Abweichung vom Referenzbetrieb (in %)<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

-10%<br />

-20%<br />

-30%<br />

Energiebedarf<br />

[MJ-Äq./ha]<br />

-10% -11%<br />

Gesamteutrophierung<br />

[kg PO4-Äq./ha]<br />

-12%<br />

Jahr 2002 Jahr 2003<br />

1%<br />

34%<br />

24%<br />

aquatische<br />

Ökotoxizität<br />

[g Zn-Äq./ha]<br />

Gesamtbetriebliche<br />

Umweltwirkungen (pro ha)<br />

terrestrische<br />

Ökotoxizität<br />

[g Zn-Äq./ha]<br />

-15%<br />

-26%<br />

Werte über +25%:<br />

ungünstigere<br />

Umweltwirkungen als<br />

Referenzbetrieb<br />

Werte zwischen -20%<br />

und +25%: ähnliche<br />

Umweltwirkungen wie<br />

Referenzbetrieb<br />

Werte unter -20%:<br />

günstigere<br />

Umweltwirkungen als<br />

Referenzbetrieb<br />

Abb. 3 : Ergebnisse der Methode SALCA für den Beispielbetrieb auf Betriebsebene mit<br />

Bezugnahme auf die Werte des Referenzbetriebs (0%-Linie). Dargestellt sind die<br />

Ergebnisse für 2002 und 2003 für die Bezugsgrösse 1ha LN.<br />

Trotz positiver Trends gibt es beim Energiebedarf im Bereich Maschinen sowie bei der<br />

aquatischen Ökotoxizität in den Bereichen Düngung und Nährstoffe resp. Futtermittel noch<br />

Verbesserungspotenzial (Tab. 1).<br />

Energiebedarf: Der Maschinenpark ist im Verhältnis zur Fläche gross. Da bei der<br />

Ökobilanz die Herstellung der Geräte mitberücksichtig wird, wirkt sich dies negativ auf den<br />

Energiebedarf aus.<br />

Aquatische Ökotoxizität: Der Betrieb setzt doppelt soviel mineralischen P-Dünger ein<br />

wie der Referenzbetrieb. Dies führt zu einer stark erhöhten Freisetzung von Cadmium, das<br />

insbesondere für Wasserlebewesen stark toxisch ist. Daher wirkt sich dies vor allem in der<br />

Wirkungskategorie aquatische Ökotoxizität aus. Bei den zugekauften Futtermitteln hat die<br />

Wahl von Gerste den Effekt, dass die Cadmiumfracht deutlich höher ist als beim im<br />

Referenzbetrieb zugekauften Heu. Dies ist auf die üblicherweise mineralische P-Düngung<br />

der Gerste, im Vergleich zum Gülleeinsatz bei Heu, zurückzuführen. Mineralischer P-<br />

Dünger enthält mehr Cadmium als Gülle (Desaules & Studer, 1993; Menzi & Kessler,<br />

1998).<br />

Für das Umweltmanagement lassen sich aus den Ergebnissen folgende<br />

Handlungsempfehlungen ableiten:<br />

Vermieten der eigenen Maschinen, resp. vermehrter Einsatz von Maschinen aus einem<br />

Maschinenring oder von Lohnunternehmern sowie Verzicht auf den Ersatz bestimmter<br />

Maschinen.<br />

Reduzierung der mineralischen P-Düngung<br />

Ersetzen von Malztreber (Brauereinebenprodukt aus Gerste) durch ein anderes<br />

Proteinfuttermittel, z.B. Sonnenblumenextraktionsschrot.<br />

Die gesamtbetriebliche Umweltanalyse des Beispielbetriebs hat bereits zu ersten<br />

Umsetzungen durch den Betriebsleiter geführt. Im Futterbau stellte er für die<br />

Graskonservierung von Hochsilo auf Siloballen um. Damit verbunden war der Verkauf der<br />

Futterbaumaschinen, welche bis dahin unternutzt waren.<br />

85


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Tab. 1: Die wichtigsten Stärken (+) und Schwächen (-) des Beispielbetriebs auf Stufe der<br />

Inputgruppen.<br />

+ Energiebedarf �<br />

+ Gesamteutrophierung �<br />

+ Terrestrische Ökotoxizität �<br />

Wirkungskategorie �<br />

Inputgruppe<br />

Energieträger<br />

Tierhaltung<br />

Futtermittel<br />

- Energiebedarf � Maschinen<br />

-<br />

-<br />

Aquatische Ökotoxizität �<br />

Düngung und Nährstoffe<br />

Aquatische Ökotoxizität �<br />

Futtermittel<br />

Vergleich mit Referenzbetrieb Grund<br />

Treibstoffeinsatz ist ca. die Hälfte pro<br />

ha<br />

geringere Ammoniakemissionen<br />

dominierendes Schwermetall ist Zink,<br />

welches im günstigen Bereich liegt<br />

grösserer Energiebedarf durch<br />

Bereitstellung und Nutzung von<br />

Maschinen (graue Energie)<br />

stark ungünstige Umweltwirkung, v.a.<br />

Cadmium (Cd) stark erhöht<br />

Tendenz zu ungünstiger<br />

Umweltwirkung, v.a. stark erhöhte<br />

Cadmiumwerte<br />

20% ökologische Ausgleichsflächen<br />

gut arrondierter Betrieb, ebene<br />

Parzellen<br />

geringere Viehdichte<br />

Güllenlager gedeckt<br />

Anbindestall<br />

mehr Weidehaltung<br />

Gerste als Futtermittel setzt in der<br />

Erzeugung weniger Zink frei als Heu.<br />

Gerste wird im Beispielsbetrieb mit<br />

Mineraldünger gedüngt, während Heu<br />

mit Gülle gedüngt wird. Gülle hat<br />

höhere Zink-Gehalte als<br />

Mineraldünger.<br />

grosser Maschinenpark im Verhältnis<br />

zur Fläche, daher schlechte<br />

Auslastung<br />

Betrieb setzt doppelte Menge an<br />

mineralischem P-Dünger ein wie<br />

Referenzbetrieb. Diese enthalten Cd.<br />

Die Produktion von Gerste setzt mehr<br />

Cd frei (wegen Einsatz von<br />

mineralischem P-Dünger) als jene<br />

von Heu (Düngung mit Gülle)<br />

Schlussfolgerungen und Ausblick<br />

Die von Bockstaller et al. (2006) durchgeführte Beurteilung der Methode SALCA<br />

bescheinigt ihr die Bereitstellung von Resultaten mit hoher fachlicher Qualität (vgl. auch<br />

Kritische Prüfung von Prof. U. Köpke in Nemecek et al., 2005). Überzeugen konnte<br />

SALCA auch durch die Klarheit in der Präsentation der Ergebnisse und die einfache<br />

Kommunizierbarkeit durch die Wahl von Referenzbetriebe als Vergleichsgrösse.<br />

Der Praxiseinsatz von SALCA hat gezeigt, dass sich die Methode für das betriebliche<br />

Umweltmanagement eignet und damit ihren Zweck erfüllt. Die Stärken der Methode,<br />

insbesondere im Bereich Nutzen, welche sich aus der Beurteilung anhand von Kriterien<br />

ergeben haben, konnten auch im Praxistest bestätigt werden. Insbesondere haben die<br />

Betriebsleiter die Ergebnis- und Analyseunterlagen positiv aufgenommen. Es wurde<br />

ebenfalls deutlich, dass die teilnehmenden Landwirte an einer ökologischen Optimierung<br />

ihres Betriebs interessiert sind.<br />

Mehrere Weiterentwicklungen sind bei SALCA im Gange oder zwischenzeitlich umgesetzt:<br />

Die Methode wurde um zwei neue Wirkungsabschätzungen, Bodenqualität und<br />

Biodiversität, ergänzt. Die Emissionsmodelle für Nitrat, Schwermetalle und Phosphor<br />

wurden aktualisiert. Schliesslich laufen mehrere Neuprogrammierungen für die Software,<br />

welche eine vereinfachte Datenerfassung und -aufbereitung sowie<br />

Ergebnisplausibilisierung und -auswertung erlauben werden.<br />

86


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Die Methode findet aktuell Anwendung im Projekt Zentrale Auswertung von Ökobilanzen<br />

landwirtschaftlicher Betriebe, bei welchem 300 Landwirtschaftsbetriebe mit<br />

unterschiedlichen Betriebstyp, Landbauform und Region in der ganzen Schweiz bilanziert<br />

werden.<br />

Literatur<br />

Bockstaller C., Gaillard G., Baumgartner D., Freiermuth Knuchel R., Reinsch M., Brauner R. & Unterseher E., 2006.<br />

Betriebliches Umweltmanagement in der Landwirtschaft: Vergleich der Methoden INIDIGO, KUL/USL, REPRO und<br />

SALCA. ITADA, Colmar, 134 S. http://www.art.admin.ch/themen/00617/00618/index.html?lang=de.<br />

Desaules A. & Studer C., 1993. NABO – Nationales Beobachtungsnetz, Messresultate 1985-1991. Schriftenreihe<br />

Umwelt Nr. 200. Bern: Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL.<br />

Direktzahlungsverordnung, 1998. SR 910.19. Verordnung vom 7. Dezember 1998 über die Direktzahlungen an die<br />

Landwirtschaft. http://www.admin.ch/ch/d/sr/c910_13.html<br />

Freiermuth R., 2006. Modell zur Berechnung der Schwermetallflüsse in der Landwirtschaftlichen Ökobilanz. Bericht.<br />

Agroscope FAL Reckenholz, 38 S. http://www.art.admin.ch/themen/00617/00622/index.html?lang=de.<br />

Gaillard G., Ramsauer M., Vonarburg U., Daniel O., Desaules A., Flisch R., Herzog F., Hofer G., Jeanneret P., Nemecek<br />

T., Oberholzer H.R., Prasuhn V., Richner W., Schüpbach B., Spiess E., Walter T. & Weisskopf P., 2003. Agrar-<br />

Umweltindikatoren – Machbarkeitsstudie für die Umsetzung in der Schweiz. Schriftenreihe der FAL 47, 68 S.<br />

Gaillard G., Freiermuth Knuchel R., Baumgartner D., Calanca P.L., Jeanneret P., Nemecek T., Oberholzer H.R., Prasuhn<br />

V., Richner W. & Weisskopf P., 2007. Methode zur Ökobilanzierung landwirtschaftlicher Systeme. Schriftenreihe der<br />

ART, in Vorbereitung.<br />

Hausheer J. & Meier B., 2003. Grundlagenbericht 2002. Ergebnisse der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten.<br />

FAT Tänikon, 180 S.<br />

ISO, 2006a. ISO 14040, 2nd Edition, - Environmental management - Life cycle assessment - Principles and framework,<br />

Geneva, 20 p.<br />

ISO, 2006b. ISO 14044, 1st Edition, - Environmental management - Life cycle assessment - Requirements and<br />

guidelines, Geneva, 46 p.<br />

Jeanneret P., Baumgartner D., Freiermuth R. & Gaillard G., 2006. Méthode d’évaluation de l’impact des activités<br />

agricoles sur la biodiversité dans les bilanz écologiques – SALCA-BD. Bericht. Agroscope FAL Reckenholz, 67 S.<br />

http://www.art.admin.ch/themen/00617/00622/index.html?lang=de.<br />

Margni M., Jolliet O., Rossier D. & Crettaz P., 2002. Life Cycle Impact Assessment of Pesticides on Human Health and<br />

Ecosystems. Agriculture, Ecosystems and Environment, 93 (1-3): 379-392.<br />

Menzi H., Frick R. & Kaufmann R., 1997. Ammoniak-Emissionen in der Schweiz: Ausmass und technische Beurteilung<br />

des Reduktionspotentials. Schriftenreihe der FAL 26, 107 S.<br />

Menzi H. & Kessler J., 1998. Heavy metal content of manures in Switzerland. In: Martinez J. & Maudet M.N., eds.<br />

Proceedings 8 th International Conference on the FAO ESCORENA Network on Recycling of Agricultural, Municipal and<br />

Industrial Residues in Agriculture (RAMIRAN 98); Rennes: 495-506.<br />

Nemecek T., Gaillard G. & Zimmermann A., 2004a. Referenzwerte für Ökobilanzen von Landwirtschaftsbetrieben.<br />

AGRARForschung, 11 (8): 324-329.<br />

Nemecek T., Heil A., Huguenin O., Meier S. Erzinger S., Blaser S., Dux D. & Zimmermann A., 2004b. Life Cycle<br />

Inventories of Agricultural Production Systems. Final report ecoinvent 2000 No. 15. Swiss Centre for Life Cycle<br />

Inventories, Dübendorf, CH., 289 S.<br />

Nemecek T., Huguenin-Elie O., Dubois D., Gaillard, G., 2005. Ökobilanzierung von Anbausystemen im Acker- und<br />

Futterbau, Schriftenreihe der FAL 58, 156 S.<br />

Oberholzer H.R., Weisskopf P., Gaillard G., Weiss F. & Freiermuth Knuchel R., 2006. Methode zur Beurteilung der<br />

Wirkungen landwirtschaftlicher Bewirtschaftung auf die Bodenqualität in Ökobilanzen – SALCA-BQ. Bericht. Agroscope<br />

FAL Reckenholz, 57 S plus Anhang. http://www.art.admin.ch/themen/00617/00622/index.html?lang=de.<br />

Prasuhn V., 2006. Erfassung der PO4-Austräge für die Ökobilanzierung – SALCA-Phosphor. Bericht. Agroscope FAL<br />

Reckenholz, 20 S. http://www.art.admin.ch/themen/00617/00622/index.html?lang=de.<br />

Richner W., Oberholzer H.R., Freiermuth R., Huguenin O. & Walther U., 2006. Modell zur Beurteilung des Nitratauswaschungspotenzials<br />

in Ökobilanzen – SALCA-Nitrat. Bericht. Agroscope FAL Reckenholz, 25 S.<br />

http://www.art.admin.ch/themen/00617/00622/index.html?lang=de.<br />

Rossier D., 1998. Ecobilan – Adaptation de la méthode écobilan pour la gestion environnementale de l’exploitation<br />

agricole, SRVA, 49 p. et annexes<br />

Rossier D., Gaillard G., 2001. Bilan écologique de l’exploitation agricole : Méthode et application à 50 entreprises, SRVA<br />

et FAL, 105 p. et annexes<br />

Rossier D., Gaillard G., 2004. Ökobilanzierung des Landwirtschaftsbetriebs: Methode und Anwendung in 50<br />

Landwirtschaftsbetrieben. Schriftenreihe der FAL 53, 142 S.<br />

Schweizerischer Bundesrat, 1992. Siebter Landwirtschaftsbericht über die Lage der schweizerischen Landwirtschaft und<br />

die Agrarpolitik des Bundes. Bern. 419 S.<br />

87


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Betriebliches Umweltmanagement in der Landwirtschaft: Vergleich der Methoden<br />

INDIGO, KUL/USL, REPRO und SALCA<br />

Bockstaller, C. (UMR INPL-(ENSAIA)-INRA Agronomie et Environnement, Nancy-Colmar);<br />

Gaillard, G.; Baumgartner, D.; Freiermuth Knuchel, R.; Reinsch, M.; Brauner, R.;<br />

Unterseher, E.:<br />

Mit Hilfe von: Recknagel, J.; Blatz, A.; Schweitzer, A.; Blaser, S.; Nemecek, Th.; Weibel, P.; Bunke, D.<br />

Zusammenfassung<br />

Vier Methoden wurden systematisch hinsichtlich ihrer Fachlichkeit, ihrer Machbarkeit und<br />

ihres Nutzens als Instrumente für das Betriebsmanagement evaluiert: SALCA (Schweiz),<br />

INDIGO ® (Frankreich), REPRO und KUL/USL (beide Deutschland). Die Bewertung wurde<br />

mittels einer eigens entwickelten Methode anhand von 15 Bewertungskriterien für den<br />

jeweiligen Stand der Methoden 2004 durchgeführt. Für jedes Kriterium wurden<br />

Entscheidungsregeln festgelegt. Jede Methode hat ihre besonderen Stärken und<br />

Schwächen: SALCA deckt sehr gut die verschiedenen Umweltbereiche ab, ihre<br />

elektronische Datenerfassung ist aber wenig benutzerfreundlich; INDIGO ® erlaubt eine<br />

tiefgehende Analyse von Anbausystemen, jedoch nicht der Tierhaltung; REPRO deckt<br />

sehr gut die landwirtschaftlichen Produktionsverfahren ab, ist aber zeitaufwändig und die<br />

Ergebnisse von KUL/USL sind leicht verständlich dargestellt, jedoch auf Kosten der<br />

Transparenz. Die Anwendung der Methoden in einem Netzwerk von 13<br />

Landwirtschaftsbetrieben aus drei Ländern zeigte eine gute Übereinstimmung aller<br />

Methoden bezüglich der Rangfolge der Umweltverträglichkeit. Bei den<br />

Beratungsempfehlungen an die Landwirte gab es jedoch größere Abweichungen, was vor<br />

allem auf die unterschiedlichen konzeptuellen Ansätze der Methoden zurückzuführen ist.<br />

Einführung<br />

Politik und Gesellschaft erwarten von den Landwirten eine umweltfreundliche<br />

Produktionsweise. In der Europäischen Union und in der Schweiz werden diese<br />

Anforderungen mit Agrar-Umwelt-Programmen unterstützt, die zu einer Harmonisierung<br />

zwischen Landwirtschaft und Ökologie beitragen sollen. Unabhängig von<br />

Regierungsinitiativen existiert ein Bedarf an Management-Instrumenten, welche die<br />

Landwirte in ihren eigenen Anstrengungen um eine umweltverträglichere Bewirtschaftung<br />

unterstützen. In vielen Ländern wurden verschiedene Methoden entwickelt, alle auf der<br />

Grundlage von agrar-ökologischen Indikatoren, jedoch von unterschiedlichen Ansätzen<br />

ausgehend. Es stellt sich die Frage, inwieweit die angebotenen Instrumente den<br />

Bedürfnissen der Landwirte und der Beratungsdienste entsprechen. Der Vergleich einiger<br />

der verbreitetsten Methoden für das Umweltmanagement landwirtschaftlicher Betriebe in<br />

Deutschland, Frankreich und der Schweiz sollte zur Klärung dieser Frage beitragen.<br />

Folgende Betriebsmanagement-Instrumente wurden untersucht:<br />

• SALCA (Swiss Agricultural Life Cycle Assessment), entwickelt durch Agroscope<br />

Reckenholz-Tänikon ART (früher Agroscope FAL Reckenholz), Zürich (Schweiz) für<br />

die Erhebung von Umweltwirkungen der landwirtschaftlichen Produktion,<br />

beschrieben in Rossier und Gaillard (2004)<br />

• INDIGO®, entwickelt durch die INRA in Colmar (Frankreich), hauptsächlich auf der<br />

Grundlage von operationellen Modellen und Fuzzy Logics, beschrieben in<br />

Bockstaller und Girardin (2002)<br />

88


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

• REPRO, eine modular aufgebaute Indikatoren-Methode auf der Grundlage von<br />

Modellen und Stoffflussstrom-Gleichgewichten, entwickelt an der Martin-Luther-<br />

Universität Halle-Wittenberg (Deutschland), beschrieben in Hülsbergen (2003)<br />

• KUL/USL, eine Kriterien-Methode auf der Grundlage von Nährstoff- und<br />

Energiebilanzen und Checklisten mit der Möglichkeit, ein Zertifikat zu vergeben<br />

(Eckert et al. 2002).<br />

Die Methoden wurden auf dem jeweiligen Entwicklungsstand Mitte des Jahres 2004<br />

verglichen. Bei REPRO wurde lediglich ein Teilset der verfügbaren Indikatoren mit hoher<br />

Relevanz für Umweltziele untersucht. Eine ausführliche Berichterstattung lässt sich in<br />

Bockstaller et al. (2006) finden.<br />

Bewertung der Methoden als Umweltmanagementinstrumente<br />

Verschiedene Autoren haben Listen mit Kriterien für den Vergleich von Methoden zur<br />

agrar-ökologischen Evaluierung vorgeschlagen (van der Werf und Petit, 2002; Reus et al.,<br />

2002; Girardin, 2001; Baelemans und Muys, 1998; Gebauer und Bäuerle, 2000; Hertwich<br />

et al., 1997). Diese Listen erschienen jedoch unvollständig und nicht transparent genug<br />

um angewandt zu werden.<br />

Die Bewertung erfolgte mittels einer speziell entwickelten Methode basierend auf 15<br />

Bewertungskriterien (Abb. 1). Diese Kriterien wurden unterteilt in die 3 Bereiche<br />

´Fachlichkeit´, ´Machbarkeit´ und ´Nutzen´. Für jedes Kriterium wurden anhand von<br />

Entscheidungskriterien Bewertungen von 1 (am schlechtesten) bis 5 (am besten)<br />

vergeben. Zum Beispiel beruht das Kriterium ´Abdeckung aller Umweltbereiche´ auf dem<br />

Mittelwert der Analyse von 18 Umweltaspekten (Nitratauswaschung, Pestizidbelastung<br />

usw.). Die Bewertung wurde von allen Projektpartnern, die als Autoren dieses Beitrags<br />

aufgeführt sind, mit wechselseitiger Kontrolle vorgenommen. Die Stellungnahmen der<br />

Autoren der Methoden REPRO und KUL/USL, welche im Gegensatz zu denen von SALCA<br />

und INDIGO ® nicht direkt an dieser Bewertung beteiligt waren, wurden berücksichtigt. In<br />

die Bewertungen in den Bereichen ´Machbarkeit´ und ´Nutzen´ flossen auch die<br />

Erfahrungen im Rahmen der Anwendung der vier Methoden während zweier Jahre in<br />

einem Netz von 13 Landwirtschaftsbetrieben in Frankreich, Deutschland und der Schweiz<br />

ein.<br />

Bereich Nutzen<br />

Eindeutigkeit der Aussage<br />

der Resultate<br />

Abdeckung<br />

der Bedürfnisse<br />

Zeitaufwand*<br />

Integrationsgrad mit<br />

bestehenden EDV<br />

-Hofprogrammen<br />

Kommunizierbarkeit<br />

der Resultate<br />

Benutzerfreundlichkeit<br />

Rückgriff auf externe Dienstleistung<br />

Bereich Fachlichkeit<br />

Abdeckung aller<br />

Umweltbereiche<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Abd. der landwirtsch.<br />

Produktionszweige<br />

Berücksichtigung<br />

der Produktionsfaktoren<br />

Zugänglichkeit<br />

der Daten<br />

Qualifikation des Anwenders<br />

Indikatortyp / Analysentiefe<br />

Vermeidung fehlerhafter<br />

Aussagen<br />

Transparenz / Offenlegung<br />

Bereich Machbarkeit<br />

INDIGO<br />

SALCA<br />

KUL<br />

REPRO<br />

89


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Abb. 1: Bewertung der Umweltmanagement-Methoden SALCA, INDIGO ® , REPRO<br />

und KUL/USL anhand von 15 Bewertungskriterien, unterteilt in die Bereiche<br />

´Fachlichkeit´, ´Machbarkeit´ und ´Nutzen´. 1 ist die schlechteste, 5 die<br />

bestmögliche Note. Quelle: Bockstaller et al. (2006)<br />

Für den Bereich ´Fachlichkeit´ weist SALCA die insgesamt besten Bewertungen auf. Keine<br />

der Methoden war jedoch in der Lage, alle relevanten Umweltbereiche abzudecken<br />

(besonders den Bereich der Biodiversität). Die Bewertung von INDIGO ® bezüglich des<br />

Kriteriums ´Abdeckung der landwirtschaftlichen Produktionszweige´ sowie<br />

´Berücksichtigung der Produktionsverfahren´ ergibt sich aus der Nicht-Berücksichtigung<br />

der Tierhaltung. Die Bewertungen von KUL und REPRO für das Kriterium<br />

´Indikatortyp/Analysentiefe´ ist darauf zurückzuführen, dass deren Indikatoren<br />

hauptsächlich vom Typ ´Antriebskräfte´ sind. Die Bewertung von KUL/USL beim Kriterium<br />

´Transparenz´ liegt an der mangelnden Zugänglichkeit der Software. Für den Bereich<br />

´Machbarkeit´ bekommt KUL/USL die besten Noten aufgrund seiner wohl durchdachten<br />

Organisationsform. Dagegen ist bei SALCA die elektronische Datenerfassung wenig<br />

benutzerfreundlich. REPRO ist im Vergleich zu den anderen Methoden zeitaufwändiger.<br />

Im Bereich ´Nutzen´ wurden insgesamt keine großen Unterschiede festgestellt. Die<br />

bessere Bewertung von KUL/USL beim Kriterium ´Kommunizierbarkeit der Resultate´ -<br />

dank der Möglichkeit der Vergabe eines Zertifikats - wird kompensiert durch das Fehlen<br />

der Möglichkeit für schlagspezifische Empfehlungen.<br />

Einfluss der Wahl einer Umweltmanagement-Methode auf die Ergebnisse<br />

Nicht nur die Methodeneigenschaften sind relevant. Eine andere wichtige Frage ist, ob die<br />

Ergebnisse von der Wahl der Methode abhängen. Die Anwendung der vier Methoden in<br />

einem Betriebsnetz von 13 Betrieben ergab die folgenden Hauptergebnisse:<br />

• Zwischen SALCA, REPRO und INDIGO ® (mit KUL/USL wurden nicht genügend<br />

Betriebe untersucht, um diese Frage beantworten zu können) gab es eine gute<br />

Korrelation bezüglich der Reihenfolge der Umweltverträglichkeit der untersuchten<br />

Betriebe (Spearman-Koeffizienten zwischen 0,72 and 0,88, s. Abb. 2). Das heißt, es<br />

gibt keinen Anlass zu der Befürchtung, dass die Wahl der Umweltmanagement-<br />

Methode darüber entscheidet, ob ein Betrieb bezüglich seiner Umweltverträglichkeit als<br />

gut oder schlecht eingestuft wird, zumindest nicht bei Verwendung der hier<br />

untersuchten Methoden. Quelle: Bockstaller et al. (2006)<br />

2002<br />

REPRO<br />

Ohne Verbindung<br />

INDIGO<br />

SALCA<br />

rS =< 0,45<br />

rS>0,45<br />

rS>0,55<br />

rS>0,65<br />

rS>0,75<br />

2003<br />

REPRO<br />

INDIGO<br />

Ohne Verbindung<br />

SALCA<br />

rS =< 0,45<br />

rS>0,45<br />

rS>0,55<br />

rS>0,65<br />

rS>0,75<br />

90


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Abb. 2: Analyse der Spearman-Korrelation für die Reihenfolge der<br />

Umweltverträglichkeit von 13 mit den Methoden INDIGO ® , REPRO und SALCA<br />

untersuchten Betrieben in den Jahren 2002 und 2003. Der Wert 1 bezeichnet eine<br />

perfekte Korrelation.<br />

• Im Gegensatz hierzu ergab sich nur eine schwache Korrelation - in manchen Fällen<br />

auch gar keine - wenn man den Konformitätsindex für die mit den drei Methoden<br />

ermittelten Beratungsempfehlungen für die Landwirte miteinander vergleicht (s. Abb.<br />

3). Diese Abweichungen lassen sich durch größere konzeptuelle Unterschiede<br />

zwischen den betrachteten Methoden erklären, insbesondere bei a) den von der<br />

Methode berücksichtigten Umweltaspekten, b) den für die Berechnung der Indikatoren<br />

jeweils berücksichtigten Produktionsfaktoren und c) bei den für die Ableitung von<br />

Empfehlungen zu ähnlichen Indikatoren zweier Methoden verwendeten<br />

Schwellenwerten. Das heißt, durch die Wahl der Management-Methode entscheidet<br />

der Landwirt darüber, welche Art von Empfehlungen er bekommt und welche er von<br />

vorneherein ausschließt.<br />

Ohne Verbindung<br />

REPRO<br />

IK>0,65<br />

IK>0,75<br />

INDIGO<br />

IK =< 0,45<br />

IK>0,45<br />

IK>0,55<br />

SALCA<br />

REPRO<br />

Ohne Verbindung<br />

KUL/USL<br />

INDIGO<br />

IK =< 0,45<br />

IK>0,45<br />

IK>0,55<br />

IK>0,65<br />

IK>0,75<br />

SALCA<br />

Abb. 3: Konformitätsanalyse der mit den Methoden INDIGO ® , REPRO, SALCA und<br />

KUL/USL (nur bei 3 Betrieben) im Jahr 2002 für 13 Betriebe abgeleiteten<br />

Empfehlungen. Ein Wert von 1 zeigt eine perfekte, einer von 0 keine<br />

Übereinstimmung an. Quelle: Bockstaller et al. (2006)<br />

Tab. 1: Zusammenstellung der Stärken und Schwächen der Methoden. Quelle:<br />

Bockstaller et al. (2006)<br />

Stärken Schwächen<br />

INDIGO - Transparenz der Methode<br />

- Bereich Fachlichkeit: (Fehlen<br />

- Benutzerfreundlichkeit<br />

der Tierhaltung, manche<br />

Umweltthemen sowie manche<br />

- Bereich Nutzen: erlaubt eine tiefe Indikatoren nur qualitativ)<br />

Analyse der Anbausysteme (in Bezug<br />

auf Stickstoff, PSM)<br />

- Aufwand der Datenerfassung im<br />

1. Jahr (Bodenbeschreibung<br />

Anbaugeschichte)<br />

91


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

KUL/USL - Bereich Machbarkeit: jeder kann die<br />

Methode anwenden (da Berechnung und<br />

Interpretation als Dienstleistung<br />

vergeben werden)<br />

-Bereich Nutzen (Kommunizierbarkeit<br />

der Ergebnisse durch ein Zertifikat)<br />

REPRO - Bereich Fachlichkeit: Abdeckung der<br />

Produktionszweige, Zugänglichkeit der<br />

Daten<br />

- Bereich Nutzen: Energie- und<br />

Stickstoffbilanzierung<br />

- größtmögliche Auflösung bis zur Ebene<br />

des (Teil-) Schlags/-Stalls<br />

SALCA - Bereich Fachlichkeit: breite Abdeckung<br />

der Produktionszweige und -faktoren<br />

- Bereich Nutzen: Kommunizierbarkeit<br />

der Ergebnisse, Eindeutigkeit der<br />

Ergebnisaussage.<br />

- Quantitativer Ansatz mit dem festen<br />

wissenschaftlichen Hintergrund der<br />

Lebenszyklusanalyse.<br />

- Bereich Fachlichkeit: Art der<br />

Indikatoren (Typ `Antriebskräfte´)<br />

- externe Dienstleistung<br />

erforderlich<br />

- Zeitaufwand<br />

- nur wenige Zielwerte verglichen<br />

mit der großen Anzahl an<br />

Indikatoren<br />

- Bereich Machbarkeit:<br />

geringe Benutzerfreundlichkeit<br />

mangels<br />

Verknüpfung zu EDV-<br />

Hofprogrammen<br />

- Bereich Nutzen:<br />

Beratungsempfehlungen im Detail<br />

nur mit direktem Zugriff auf<br />

Berechnungssoftware einfach<br />

möglich<br />

Diskussion und Schlussfolgerungen<br />

Die vorliegende Arbeit zeigt die Bedeutung eines systematischen Vergleichs und<br />

Bewertung, um Landwirte und andere Anwender mit objektiven Kriterien für die Auswahl<br />

einer geeigneten Methode zum betrieblichen Umweltmanagement auszustatten.<br />

Außerdem erlaubt sie den Methodenentwicklern, die Verbesserungsprioritäten zu<br />

erkennen und zu erfahren, welche Anstrengungen nötig sind, um die Anforderungen der<br />

Nutzer besser zu erfüllen.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Bewertungsmethode für den Vergleich von Methoden<br />

für das Umweltmanagement landwirtschaftlicher Betriebe entwickelt. Einige Kriterien wie<br />

die Gesamtkosten des Einsatzes wären noch zu ergänzen (bisher liegen für INDIGO und<br />

SALCA keine Preise vor). Im vorliegenden Fall zeigten alle Methoden Stärken und<br />

Schwächen (s. Tab. 1), so dass die Auswahl der Methode nach den Bedürfnissen und<br />

Möglichkeiten des Anwenders zu richten gilt.<br />

Der kulturelle, regionale und ökonomische Hintergrund der Methoden (z.B. Betriebsgröße,<br />

Betriebszweige, Wahrnehmung von Umweltproblemen, Sprache etc.) spielt bei der<br />

Auswahl einer Methode für das Umweltmanagement landwirtschaftlicher Betriebe im<br />

Einzelfall ebenfalls eine große Rolle Außerdem ist zu beachten, dass der Einsatz einer<br />

Methode im Ausland Probleme verursachen kann (Verfügbarkeit von Eingabedaten wie<br />

z.B. Bodendaten, unterschiedliche Rahmenbedingungen, Sprache der Software, etc.).<br />

92


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Hinweis<br />

Die in den Abbildungen 1-3 und in Tabelle 1 vorgestellten Ergebnisse entsprechen dem<br />

Stand der Methoden im Jahr 2004. Inzwischen wurden von den Entwicklern<br />

Verbesserungen geplant und teilweise auch schon eingeführt.<br />

Danksagung<br />

Diese Arbeit wurde durchgeführt im Rahmen des ITADA (Institut transfrontalier<br />

d’application et de développement économique) und u.a. von der Europäischen Union, der<br />

République Française, der Région Alsace, dem Land Baden-Württemberg, der<br />

Schweizerischen Eidgenossenschaft und den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft<br />

und Aargau finanziell unterstützt (Programm Interreg 3).<br />

Literatur<br />

Baelemans, A., Muys, B., 1998. A Critical Evaluation of Environmental Assessment Tools for Sustainable<br />

Forest Management, Agro-Industry and Forestry., D., C., (Ed.), International Conference on Life Cycle<br />

Assessment in Agriculture, Brussels, VITO, Mol, Belgium.<br />

Bockstaller C., Girardin P., 2002. Mode de calcul des indicateurs agri-environnementaux de la méthode<br />

INDIGO, Doc. INRA-ARAA, 113 pp.<br />

Bockstaller, C., Gaillard, G., Baumgartner, D., Freiermuth Knuchel, R., Reinsch, M., Brauner, R., Unterseher,<br />

E., 2006. Méthodes d’évaluation agri-environnementale des exploitations agricoles : Comparaison des<br />

méthodes INDIGO, KUL/USL, REPRO et SALCA, Colmar, ITADA, p. 112.<br />

Eckert H., Breitschuh G., Sauerbeck D., 2000. Criteria and Standards for Sustainable Agriculture. J. Plant<br />

Nutrition and Soil Science 163, 337-351.<br />

Gebauer, J., Bäuerle, A. S., 2000. Betriebliche Umweltinformationstechniken für die Landwirtschaft. Berichte<br />

über Landwirtschaft 78, 354-392.<br />

Girardin, P., 2001. Les méthodes françaises d’évaluation environnementales des exploitations agricoles,<br />

Forum ITADA "Agriculture durable : peut-on mesurer les prestations environnementales des exploitations<br />

agricoles ?", Sissach (CH), ITADA, pp. 33-42.<br />

Hertwich, E. G., Pease, W. S., Koshland, C. P., 1997. Evaluating the environmental impact of products and<br />

production processes: A comparison of six methods. The Science of the Total Environment, 196, 13-29.<br />

Hülsbergen K.-J., 2003. Entwicklung und Anwendung eines Bilanzierungsmodells zur Bewertung<br />

landwirtschaftlicher Systeme. Habilitation Thesis. Shaker Verlag, Aachen, 257 pp.<br />

Reus, J., Leenderste, P., Bockstaller, C., Fomsgaard, I., Gutsche, V., Lewis, K., Nilsson, C., Pussemier, L.,<br />

Trevisan, M., van der Werf, H., Alfarroba, F., Blümel, S., Isart, J., McGrath, D., Seppälä, T., 2002.<br />

Comparing and evaluating eight pesticide environmental risk indicators developed in Europe and<br />

recommendations for future use. Agriculture Ecosystems and Environment 90, 177-187.<br />

Rossier, D., Gaillard, G., 2004. Ökobilanzierung des Landwirtschaftsbetriebs - Methode und Anwendung in<br />

50 Landwirtschaftsbetrieben. Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau (FAL), Zürich; FAL-<br />

Schriftenreihe 53, 142 p.<br />

Van der Werf, H. G. M., Petit, J., 2002. Evaluation of environmental impact of agriculture at the farm level: a<br />

comparison and analysis of 12 indicator-based methods. Agriculture Ecosystems and Environment 93, 131-<br />

145.<br />

93


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Einfluss der Ökologisierung in der Landwirtschaft auf den Nitratgehalt des<br />

Grundwassers in der Schweiz<br />

Spiess, E. (Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zürich); Herzog, F.;<br />

Richner, W.; Prasuhn, V.:<br />

Zusammenfassung<br />

Im Rahmen der Evaluation der Ökomaßnahmen in der schweizerischen Landwirtschaft<br />

wurde die zeitliche Entwicklung der Nitratgehalte von Trinkwasserfassungen im Kanton<br />

Bern verfolgt. Die Nitratgehalte haben im gesamten Kanton zwischen den Referenzjahren<br />

1990-92 und dem Jahr 2004 um durchschnittlich 3,2 mg NO3/l abgenommen. Die<br />

Abnahme war mit je 4,4 NO3/l im Mittelland und in den Voralpen am höchsten. Das Ziel<br />

einer Reduktion um 5 mg NO3/l bis 2005 wurde vermutlich nur in diesen beiden Regionen<br />

erreicht, nicht aber im Kanton Bern als Ganzes. Eine Abschätzung mit dem<br />

Stoffflussmodell MODIFFUS zeigt, dass der Rückgang der Getreide- und der<br />

Kartoffelfläche, der geringere N-Düngereinsatz im Ackerbau sowie der vermehrte Anbau<br />

von Zwischenkulturen am meisten zur Verringerung der Nitratauswaschung beigetragen<br />

haben. Über die Hälfte der Reduktion dürfte eine Folge der 1993 eingeführten<br />

Ökomaßnahmen sein.<br />

1 Einleitung<br />

In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts kam es infolge der Intensivierung in der<br />

schweizerischen Landwirtschaft zu einem starken Anstieg der Nitratgehalte im<br />

Grundwasser (BUWAL 1993). Dieser führte dazu, dass der Nitratgehalt des Trinkwassers<br />

in den achtziger Jahre an vielen Orten über dem Anforderungswert der<br />

Gewässerschutzverordnung von 25 mg NO3/l lag. Bei einigen Wasserfassungen wurde<br />

auch der in der Fremd- und Inhaltsstoffverordnung festgelegte Toleranzwert für<br />

Trinkwasser von 40 mg NO3/l überschritten.<br />

Mit den 1993 eingeführten Direktzahlungen und den damit verbundenen Ökomaßnahmen<br />

hat sich das Bundesamt für Landwirtschaft unter anderem zum Ziel gesetzt, den<br />

Nitratgehalt des Grundwassers um durchschnittlich 5 mg NO3/l zu reduzieren. Dies soll an<br />

ausgewählten, insgesamt repräsentativen Fassungen zwischen den Referenzjahren 1990-<br />

92 und dem Jahr 2005 beobachtet werden.<br />

Zum Bezug von allgemeinen Direktzahlungen ist berechtigt, wer den "ökologischen<br />

Leistungsnachweis" erfüllt. Dieser beinhaltet unter anderem eine ausgeglichene<br />

Stickstoffbilanz, eine geregelte Fruchtfolge, einen angemessenen Anteil an ökologischen<br />

Ausgleichsflächen und einen geeigneten Bodenschutz. Ökobeiträge werden auch für<br />

verschiedene Typen von ökologischen Ausgleichsflächen, den extensiven Anbau von<br />

Getreide und Raps sowie für den Biolandbau ausgerichtet (Direktzahlungsverordnung<br />

1998).<br />

Im Rahmen der Evaluation der Ökomaßnahmen, die aufgrund der Nachhaltigkeitsverordnung<br />

durchzuführen ist, wurde in drei Projekten untersucht (Herzog und<br />

Richner 2005), ob das oben genannte Ziel erreicht wird. Nachfolgend werden Resultate<br />

aus dem Projekt "Nitratauswaschung im Kanton Bern" vorgestellt, in dem a) die zeitliche<br />

Entwicklung der Nitratgehalte von Trinkwasserfassungen verfolgt (Nitratdatenreihe) und b)<br />

der Einfluss verschiedener Einflussfaktoren auf die Reduktion der Nitratauswaschung<br />

mittels des Stoffflussmodells MODIFFUS (Prasuhn und Mohni 2003) untersucht wird.<br />

94


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

2 Material und Methoden<br />

2.1 Auswahl der Wasserfassungen und statistische Auswertung der<br />

Nitratdatenreihe<br />

Zur Verfolgung der zeitlichen Entwicklung der Nitratgehalte von Trinkwasserfassungen im<br />

Kanton Bern wurden Nitratanalysen ausgewertet, die im Kantonalen Laboratorium im<br />

Rahmen der Trinkwasserkontrolle durchgeführt worden waren. Analysen von<br />

Probenahmestellen, welche Mischwasser enthielten und deshalb nicht einer einzelnen<br />

Wasserfassung zugeordnet werden konnten, wurden ausgeschieden. Zudem wurden nur<br />

Fassungen berücksichtigt, von denen in den Perioden 1990-92, 1993-95, 1996-98, 1999-<br />

2001 und 2002-04 mindestens je eine Nitratanalyse vorhanden war. Einige Fassungen,<br />

welche in der Untersuchungsperiode infolge zu hoher Nitratgehalte oder anderer Gründe<br />

außer Betrieb genommen worden waren und deren Wasser nicht mehr analysiert wurde,<br />

konnten nicht einbezogen werden.<br />

Die ausgewählten Wasserfassungen wurden einer der vier Regionen "Alpen", "Voralpen",<br />

"Mittelland" und "Jura" (Tab. 1) zugeordnet und aufgrund der Bodennutzung im<br />

oberirdischen Einzugsgebiet in zwei Nutzungskategorien eingeteilt: Die Kategorie<br />

"Landwirtschaft" umfasste 182 Wasserfassungen, deren Einzugsgebiet vollständig oder<br />

teilweise landwirtschaftlich genutzt wurde. Im Gegensatz dazu setzte sich das<br />

Einzugsgebiet der 41 Wasserfassungen in der Kategorie "Wald" ausschließlich aus Wald<br />

und vegetationslosen Flächen zusammen. Bei letzteren Wasserfassungen sollte geprüft<br />

werden, ob der Verlauf des Nitratgehaltes in der Untersuchungsperiode ähnlich war wie<br />

bei den Fassungen in Gebieten mit landwirtschaftlicher Bewirtschaftung.<br />

Tab. 1: Höhenlage und Bodennutzung in den vier Regionen des Kantons Bern.<br />

Region Höhe ü.M. Wald<br />

Acker<br />

Dauerwiesen<br />

Rest<br />

Alpen 550 - 4200 27% 0% 33% 39%<br />

Voralpen 500 - 1500 36% 24% 33% 7%<br />

Mittelland 400 - 900 25% 41% 12% 21%<br />

Jura 450 - 1600 53% 11% 30% 6%<br />

Für die statistische Auswertung wurde für jede Fassung eine lineare Regression vom<br />

Jahresmittel des Nitratgehaltes auf das Jahr berechnet. Der Regressionskoeffizient gibt<br />

an, wie stark der Nitratgehalt pro Jahr zu- oder abnimmt. Mit Hilfe eines t-Tests gegen 0<br />

mg NO3/l und Jahr wurde für jede Nutzungskategorie geprüft, ob eine allfällige Abnahme<br />

des Nitratgehaltes signifikant oder nur zufällig ist. Ein zweiter t-Test gegen -0,36 mg NO3/l<br />

und Jahr zeigte, ob das Ziel einer Reduktion des Nitratgehaltes um 5 mg NO3/l bis 2005<br />

erreicht werden konnte, wenn der Trend des Nitratgehaltes gleich blieb wie zwischen 1990<br />

und 2004. Eine Abnahme um 0,36 mg NO3/l und Jahr entspricht dem Ziel einer Reduktion<br />

von 5 mg NO3/l in 14 Jahren. Zuletzt wurde mit einer einfachen Varianzanalyse abgeklärt,<br />

ob bei den beiden Kategorien "Landwirtschaft" und "Wald" eine unterschiedliche<br />

Entwicklung der Nitratgehalte beobachtet werden kann.<br />

2.2 Stoffflussmodell MODIFFUS<br />

MODIFFUS ist ein Modell zur Abschätzung der diffusen Einträge von Stickstoff und<br />

Phosphor in die Gewässer und wurde detailliert in Prasuhn und Mohni (2003) beschrieben.<br />

Für die vorliegende Arbeit wurden nur die Module "Wasserhaushalt" und<br />

"Nitratauswaschung" von MODIFFUS verwendet. Das Modell beruht auf diversen<br />

naturräumlichen, klimatischen, pedologischen und landwirtschaftlichen Eingangsdaten,<br />

95


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

welche mittels eines geographischen Informationssystems miteinander verknüpft wurden.<br />

Als räumliche Einheit dienten Rasterzellen von einer Hektare Grösse. In einem ersten<br />

Schritt wurden die Wasserflüsse für jede Rasterzelle mit MODIFFUS berechnet. Die<br />

Sickerwassermenge ergab sich aus der Differenz zwischen dem Niederschlag einerseits<br />

und der Evapotranspiration, dem Oberflächenabfluss und dem Drainageabfluss<br />

andererseits. Infolge der Verwendung von langjährigen Mittelwerten wurde für 1990 und<br />

1999 mit den gleichen Sickerwassermengen gerechnet. In einem zweiten Schritt erfolgte<br />

die Berechung der ausgewaschenen Nitratmenge. Ein nutzungsspezifischer<br />

Ausgangswert für die Nitratauswaschung wurde mit den in Prasuhn und Mohni (2003)<br />

beschriebenen Korrekturfaktoren für Unterschiede in der Sickerwassermenge, der<br />

Höhenlage, des Bodens, der Wirtschaftsdüngermenge, der Denitrifikation und der<br />

Drainage verrechnet.<br />

3 Resultate und Diskussion<br />

3.1 Aktuelle Nitratgehalte und zeitliche Entwicklung<br />

In der Periode 2002-04 betrug der Nitratgehalt der 182 Wasserfassungen, deren<br />

Einzugsgebiet mindestens zu einem Teil oder ausschließlich landwirtschaftlich genutzt<br />

wird, im Durchschnitt 16,5 mg NO3/l (Tab. 2). Im Mittelland lag er mit 24,4 mg NO3/l über,<br />

im Jura und insbesondere in den Alpen dagegen mit 7,9 bzw. 2,6 mg NO3/l deutlich unter<br />

dem Durchschnitt. Bei den 41 Fassungen mit bewaldeten und vegetationslosen Flächen<br />

im Einzugsgebiet betrug der durchschnittliche Nitratgehalt 6,9 mg NO3/l und die<br />

Unterschiede zwischen den Regionen fielen weit geringer aus.<br />

Bei den Fassungen mit landwirtschaftlich genutztem Einzugsgebiet wurde im Mittelland in<br />

der Periode 2002-04 der Toleranzwert von 40 mg NO3/l bei zwei von 81 Fassungen und<br />

der Anforderungswert der Gewässerschutzverordnung von 25 mg NO3/l bei fast der Hälfte<br />

der Fassungen überschritten. In den Voralpen traten nur noch Überschreitungen des<br />

Anforderungswertes bei 10% der Fassungen auf. Im Jura und in den Alpen sowie bei der<br />

Nutzungskategorie "Wald" lagen die Mittelwerte bei allen Fassungen deutlich unter 25 mg<br />

NO3/l.<br />

Tab. 2: Durchschnittliche Nitratgehalte der Wasserfassungen mit bzw. ohne landwirtschaftlichen Einfluss im<br />

Einzugsgebiet.<br />

Kategorie Nitratgehalt (mg NO3/l)<br />

Region 1990-<br />

92<br />

1993-<br />

95<br />

1996-<br />

98<br />

1999-<br />

01<br />

2002-<br />

04<br />

Differenz<br />

1)<br />

Landwirtsc<br />

haft<br />

19,7 20,2 18,7 17,8 16,5 -3,2<br />

Alpen 2,3 2,5 2,6 2,3 2,6 0,3<br />

Voralpen 20,6 20,8 18,7 17,3 16,2 -4,4<br />

Mittellan<br />

d<br />

28,8 29,6 27,6 26,7 24,4 -4,4<br />

Jura 9,0 8,9 9,1 7,9 7,9 -1,1<br />

Wald 7,0 7,2 7,2 6,8 6,9 -0,1<br />

Alpen 2,9 2,8 2,8 2,7 3,0 0,1<br />

Voralpen 10,8 11,1 11,1 10,2 9,9 -0,9<br />

Mittellan 9,8 10,3 10,0 9,5 9,9 0,1<br />

d<br />

Jura 2,9 2,7 4,8 4,6 4,4 1,5<br />

1) Differenz zwischen den Perioden 2002-04 und 1990-92<br />

96


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Zwischen den Perioden 1990-92 und 2002-04 hat der Nitratgehalt bei den<br />

Wasserfassungen mit landwirtschaftlich genutztem Einzugsgebiet im Mittel um 3,2 mg<br />

NO3/l abgenommen (Tab. 2). Während zwischen 1990-92 und 1993-95 noch ein leichter<br />

Anstieg beobachtet wurde, konnte danach bis zur letzten Periode 2002-04 eine stärkere<br />

Abnahme verzeichnet werden. Im Mittelland und in den Voralpen war der Rückgang über<br />

die ganze Untersuchungsperiode mit je 4,4 mg NO3/l am höchsten. In den Alpen und im<br />

Jura waren dagegen nur geringe Veränderungen festzustellen. Im Jura betrug der<br />

durchschnittliche Nitratgehalt in der Periode 1990-92 9 mg NO3/l; eine Zielerreichung<br />

dürfte hier deshalb sehr schwierig sein. In den Alpen lag der Ausgangswert von 1990-92<br />

bei fast allen Fassungen schon unter 5 mg NO3/l. Somit ist eine Reduktion um 5 mg NO3/l<br />

unmöglich. Damit das Ziel für den gesamten Kanton Bern erreicht werden kann, muss<br />

deshalb der Nitratgehalt im Mittelland und in den Voralpen um mehr als 5 mg NO3/l<br />

zurückgehen.<br />

Bei der Nutzungskategorie "Wald" war gesamthaft nur eine geringfügige Abnahme um 0,1<br />

mg NO3/l zu verzeichnen. Die durchschnittlichen Nitratgehalte waren bei diesen<br />

Fassungen allerdings weniger als halb so hoch als bei den Fassungen mit<br />

landwirtschaftlicher Nutzung im Einzugsgebiet.<br />

Der t-Test der Regressionskoeffizienten gegen 0 mg NO3/l und Jahr ergab, dass nur die<br />

Abnahme des Nitratgehaltes der Nutzungskategorie "Landwirtschaft" im Mittelland und in<br />

den Voralpen signifikant ist (p < 0,001; Abb. 1). Mit dem t-Test gegen -0,36 mg NO3/l und<br />

Jahr konnte festgestellt werden, dass bei gleich bleibendem Trend das Ziel einer<br />

Reduktion des Nitratgehaltes um 5 mg NO3/l in diesen beiden Regionen erreicht werden<br />

kann. Die einfache Varianzanalyse ergab, dass sich die beiden Nutzungskategorien<br />

"Landwirtschaft" und "Wald" ebenfalls nur in diesen beiden Regionen unterscheiden. Ein<br />

Unterschied weist darauf hin, dass die Abnahme des Nitratgehaltes auf Änderungen in der<br />

landwirtschaftlichen Bewirtschaftung zurückgeführt werden kann. Neben den Ökomaßnahmen<br />

waren diese Änderungen auch durch weitere Einflussfaktoren bedingt:<br />

Geringere Produktepreise infolge veränderter agrarpolitischer und wirtschaftlicher<br />

Rahmenbedingungen dürften an den Verschiebungen in den Kulturanteilen mitbeteiligt<br />

sein (z.B. Abnahme der Getreideproduktion). Die veränderten Ernährungsgewohnheiten<br />

haben zu einem sinkenden Fleischkonsum geführt, wodurch die Tierzahlen und damit der<br />

N-Anfall in den Wirtschaftsdüngern abgenommen haben. Dank Leistungssteigerungen in<br />

der Landwirtschaft wie z.B. der höheren Milchleistung pro Kuh werden weniger Kühe zur<br />

Produktion der gleichen Milchmenge benötigt. Die einzelne Kuh scheidet zwar etwas mehr<br />

Stickstoff aus, durch die geringere Tierzahl sinkt aber gesamthaft der N-Anfall in den<br />

Wirtschaftsdüngern.<br />

97


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Abb. 1: Regressionskoeffizienten der einzelnen Gruppen von Fassungen (Lw. =<br />

Landwirtschaft). Die durchgezogene Linie bei 0 stellt den Zustand bei konstantem<br />

Nitratgehalt während der ganzen Periode dar, diejenige bei -0,36 die Zielgrösse mit<br />

der Abnahme um 5 mg NO3/l in 14 Jahren. Wenn sich die Vertrauensintervalle<br />

zweier Verfahren nicht überschneiden, besteht ein signifikanter Unterschied.<br />

Diese Einflussfaktoren haben dazu geführt, dass der N-Überschuss der schweizerischen<br />

Landwirtschaft schon seit 1980 rückläufig ist und bis 2000 von rund 152'000 t N um ein<br />

Viertel auf 113'000 t N abgenommen hat (Spiess 2005). Als Folge davon müssen auch die<br />

N-Verluste beträchtlich abgenommen haben, weil eine größere N-Anreicherung im Boden<br />

als einziger weiterer Senke unwahrscheinlich ist. Stickstoff geht hauptsächlich über die<br />

Ammoniakverflüchtigung, die Denitrifikation und die Nitratauswaschung verloren. Die<br />

Ammoniakverluste haben gesamtschweizerisch zwischen 1980 und 2000 etwa gleich stark<br />

abgenommen haben wie der N-Überschuss (Menzi et al. 1997, Menzi 2005), die<br />

Lachgasverluste dagegen bedeutend weniger (Schmid et al. 2000, Leifeld 2005). Somit<br />

müssten die Nitratverluste aus der Landwirtschaft infolge des sinkenden N-Überschusses<br />

um mindestens ein Viertel zurückgegangen sein.<br />

Bei der Interpretation der vorliegenden Resultate muss berücksichtigt werden, dass das im<br />

Boden versickernde Wasser im Durchschnitt mehrere Jahre benötigt, bis es in eine<br />

Wasserfassung gelangt. Die Auswirkungen der 1993 eingeführten Ökomaßnahmen auf<br />

den Nitratgehalt des Trinkwassers können folglich erst mit einer Verzögerung von einigen<br />

Jahren festgestellt werden.<br />

3.2 Abschätzung mit MODIFFUS<br />

Die Abschätzungen mit dem Stoffflussmodell MODIFFUS ergaben, dass eine bedeutende<br />

Reduktion der ausgewaschenen Nitratmenge zwischen 1990 und 1999 vor allem unter<br />

den Ackerflächen im Mittelland und in den Voralpen erreicht worden ist (Abb. 2).<br />

98


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Abb. 2: Veränderung der mit MODIFFUS berechneten ausgewaschenen Nitratmengen<br />

im Kanton Bern zwischen 1990 und 1999 (in kg N/ha).<br />

Fünf Einflussfaktoren (Tab. 3), welche sich zwischen 1990 und 1999 verändert haben,<br />

konnten in MODIFFUS berücksichtigt werden. Nach der Modellrechnung haben<br />

veränderte Kulturanteile im Ackerbau, der geringere Einsatz von N-Düngern im Ackerbau<br />

sowie der vermehrte Anbau von Zwischenkulturen am meisten zu den tieferen<br />

Nitratgehalten im Grundwasser beigetragen. Die Auswirkungen der restlichen Faktoren<br />

waren dagegen gering. Insgesamt dürfte über die Hälfte der 12-prozentigen Reduktion der<br />

Nitratauswaschung zwischen 1990 und 1999 eine Folge der verschiedenen<br />

Ökomaßnahmen sein.<br />

Tab. 3: Geschätzte Reduktion der Nitratauswaschung zwischen 1990 und 1999<br />

durch verschiedene Einflussfaktoren (in % der 1990 unter der gesamten<br />

Fläche ausgewaschenen N-Menge).<br />

Einflussfaktor Beitrag<br />

veränderte<br />

Ackerbau<br />

Kulturanteile im 4%<br />

geringerer N-Düngereinsatz im 4%<br />

Ackerbau<br />

vermehrter Anbau von 3%<br />

Zwischenkulturen<br />

geringere N-Deposition 1%<br />

Extensivierung im Futterbau < 1%<br />

Total 12%<br />

Veränderung der Kulturanteile im Ackerbau<br />

Während die Ackerfläche zwischen 1990 und 1999 nahezu konstant blieb, traten bei<br />

einzelnen Kulturen zum Teil große Flächenänderungen auf. Bezogen auf den gesamten<br />

Kanton verzeichneten das Getreide (- 16%) sowie die Kartoffeln (- 27%) bedeutende<br />

Abnahmen, Zunahmen wurden dagegen vor allem bei den Ansaatwiesen (+ 18%) und den<br />

Rüben (+ 32%) beobachtet. Die Nitratauswaschung wurde durch diese Entwicklung<br />

reduziert. Bei der Kartoffelernte wird der Boden intensiv bearbeitet und viel Sauerstoff<br />

99


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

gelangt in die oberste Bodenschicht. Dies fördert die N-Mineralisierung. Da im Spätherbst<br />

die N-Aufnahme durch die Nachkultur häufig gering ist, können hohe N-Verluste<br />

entstehen. Dies ist zum Beispiel bei Wintergetreide nicht nur nach Kartoffeln, sondern<br />

auch nach dem Umbruch einer Ansaatwiese der Fall. Zuckerrüben dagegen nehmen bis<br />

spät in den Herbst Stickstoff auf und hinterlassen nach der Ernte geringe Nmin-Mengen im<br />

Boden. Die größere Ansaatwiesenfläche dürfte die bedeutendste Auswirkung auf die<br />

Nitratauswaschung gehabt haben. Durch den dauernden Bodenbewuchs wird wenig Nitrat<br />

ausgewaschen. Zu größeren Verlusten kommt es erst nach dem Umbruch der<br />

Ansaatwiese.<br />

Geringerer N-Düngereinsatz im Ackerbau<br />

Lysimeterversuche zeigen, dass die Nitratauswaschung unter Ackerkulturen mit<br />

steigender N-Düngung zunimmt (Nievergelt 2002, Stauffer und Spiess 2005). Durch die<br />

ausgeglichene N-Bilanz wird die Höhe der N-Düngung begrenzt. Seit der Einführung der<br />

Ökomaßnahmen hat deshalb der Einsatz von N-Mineraldüngern (- 23% in der Schweiz<br />

zwischen 1990 und 1999) und die Wirtschaftsdüngermenge (- 9% im Kanton Bern) weiter<br />

abgenommen.<br />

Vermehrter Anbau von Zwischenkulturen<br />

Die Fläche mit Zwischenkulturen war 1990 und 1999 fast gleich groß. Da aber die Fläche<br />

der im Frühjahr gesäten Kulturen, vor denen Zwischenkulturen normalerweise angebaut<br />

werden, abnahm, war dies mit weniger Winterbrache und einer geringeren<br />

Nitratauswaschung verbunden. Dies ist vermutlich zu einem großen Teil auf die<br />

Anforderungen des ökologischen Leistungsnachweises in Bezug auf die Bodenbedeckung<br />

zurückzuführen.<br />

100


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Geringere N-Deposition<br />

Die N-Deposition aus der Luft geht seit 1980 kontinuierlich zurück, weil die Tierbestände<br />

und die damit verbundenen Ammoniakverluste abgenommen haben und die Stickoxid-<br />

Emissionen aus Verkehr und Industrie reduziert werden konnten. Dadurch verminderte<br />

sich der atmosphärische N-Eintrag in den Boden.<br />

Extensivierung im Futterbau<br />

Durch die Förderung der Ökologischen Ausgleichsflächen wird auf vielen Wiesen weniger<br />

oder kein N-Dünger ausgebracht. Dies dürfte mit einer geringeren Nitratauswaschung<br />

verbunden sein, wobei die Reduktion pro Flächeneinheit vermutlich wesentlich geringer<br />

ausfällt als bei der Extensivierung im Ackerbau.<br />

Literatur<br />

BUWAL (Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft) (1993): Situation der<br />

Trinkwasserversorgung. Schriftenreihe Umweltschutz Nr. 212. Bern, 128 S.<br />

Direktzahlungsverordnung (1998). SR 910.13. www.admin.ch/ch/d/sr/sr.html.<br />

Fremd- und Inhaltsstoffverordnung (1995): Verordnung des EDI über Fremd- und<br />

Inhaltsstoffe in Lebensmitteln. SR 817.021.23.<br />

Gewässerschutzverordnung (1998). SR 814.201. www.admin.ch/ch/d/sr/sr.html.<br />

Herzog F und Richner W. (Hrsg.) (2005): Evaluation der Ökomassnahmen – Bereich<br />

Stickstoff und Phosphor. Schriftenreihe der FAL Nr. 57, 132 S. Agroscope FAL<br />

Reckenholz, CH-8046 Zürich.<br />

Leifeld J. (2005): Lachgas-Emissionen aus der Schweizer Landwirtschaft. Schriftenreihe<br />

der FAL Nr. 57, 66-69.<br />

Menzi H. (2005): Ammoniak-Emissionen aus der Schweizer Landwirtschaft. Schriftenreihe<br />

der FAL Nr. 57, 59-65.<br />

Menzi H., Frick R. und Kaufmann R. (1997): Ammoniak-Emissionen in der Schweiz:<br />

Ausmass und technische Beurteilung des Reduktionspotentials. Schriftenreihe der FAL Nr.<br />

26, 107 S.<br />

Nachhaltigkeitsverordnung (1998): Verordnung über die Beurteilung der Nachhaltigkeit in<br />

der Landwirtschaft. SR 919.118. www.admin.ch/ch/d/sr/sr.html.<br />

Nievergelt J. (2002): Nitrat und Fruchtfolgen 20 Jahre lang beobachtet. Agrarforschung 9,<br />

28-33.<br />

Prasuhn V. und Mohni R. (2003): GIS-gestützte Abschätzung der Phosphor- und<br />

Stickstoffeinträge aus diffusen Quellen in die Gewässer des Kantons Bern. Eidg.<br />

Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau (FAL), Zürich-Reckenholz, 223 S.<br />

www.art.admin.ch/themen/00544/00813/index.html?lang=de.<br />

Schmid M., Neftel A. und Fuhrer J. (2000): Lachgasemissionen aus der Schweizer<br />

Landwirtschaft. Schriftenreihe der FAL Nr. 33, 131 S.<br />

Spiess E. (2005): Stickstoffbilanz. Schriftenreihe der FAL Nr. 57, 24-29.<br />

Stauffer W. und Spiess E. (2005): Einfluss unterschiedlicher Nutzung und Düngung auf<br />

Sickerwassermenge und Nitratauswaschung. In: Gebietsbilanzen bei unterschiedlicher<br />

Landnutzung. Bericht über die 11. Gumpensteiner Lysimetertagung, Irdning, 213-215.<br />

101


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Ergebnisse der flächenhaften Nitrataustragsmodellierung im Oberrheingraben -<br />

Prognose des Nitrataustrags bei veränderter Landnutzung und<br />

Bewirtschaftungspraxis<br />

Finck, Margarete (LUFA Augustenberg); Beha, Anita; Deller, Berthold Dr. (LUFA<br />

Augustenberg); Lambrecht, Hendrik; Korte, Stephanie; Grimm-Strele, Jost Dr. (LUBW<br />

Karlsruhe); van Dijk, Paul Dr. (ARAA, Schiltigheim); Casper, Markus (Uni Trier)<br />

Im Rahmen des INTERREG-III A-Projektes Monit „Modellierung des Grundwasserbelastung<br />

durch Nitrat im Oberrheingraben“ wurde ein Modellsystem entwickelt, zur<br />

vergleichenden Bewertung von Bewirtschaftungsmaßnahmen auf den N-Austrag und die<br />

längerfristige Prognose der Nitratkonzentrationen im Grundwasser<br />

Abschätzung möglicher Entwicklungen in der Landwirtschaft aufgrund sozio-ökonomischer<br />

Veränderungen und deren Auswirkungen auf den N-Austrag bzw. die längerfristige<br />

Prognose der Nitratkonzentrationen im Grundwasser (LUBW, 2006).<br />

In dem Modellsystem werden die Bereiche<br />

Landnutzungsänderungen mit Hilfe eines sozio-ökonomischen Modells,<br />

Nitrataustrag (inklusive Nitrataustragsänderungen durch Bewirtschaftungsauflagen) durch<br />

ein N-Bilanzmodell und ein prozessorientiertes Boden-Pflanzen-Modell und<br />

Grundwasserströmung und Nitrattransport auf der Basis eines detaillierten<br />

hydrogeologischen Modells in Verbindung mit Modellen zur Grundwasserneubildung,<br />

Randzustrom und Interaktion Fließgewässer-Grundwasser abgebildet.<br />

Nach Durchlaufen der Modellkette wird als Ergebnis die Verteilung von Nitrat im Grundwasser<br />

ausgegeben. Für die Nitrataustragsmodellierung wurde das N-Bilanzmodell<br />

STOFFBILANZ der TU Dresden (Gebel, 2003) und das prozessorientierte N-Haushaltsmodell<br />

STICS der INRA Avignon (Brisson et al., 2003) eingesetzt. Beide Modelle wurden<br />

für den Einsatz im Oberrheingraben angepasst (Finck et al., 2005, Beha et al., 2005). Die<br />

Modellierung des Nitratabbaus und –transports im Grundwasser erlaubt es, zur Verifizierung<br />

der Modellergebnisse auf die detaillierten Daten der grenzüberschreitenden<br />

Bestandsaufnahmen der Grundwasserqualität (Région Alsace, 2000 und 2005) zurückzugreifen.<br />

Projektgebiet<br />

Das Projektgebiet erstreckt sich in seiner Nord-Süd-Ausdehnung von Basel bis südlich von<br />

Karlsruhe über etwa 170 km. Die eigentliche Rheinebene, auch als inneres Projektgebiet<br />

bezeichnet, ist ca. 30 km breit und weist somit eine Fläche von 4 293 km 2 auf. Das äußere<br />

Projektgebiet umfasst die flankierenden Mittelgebirge, die Vogesen im Westen und den<br />

Schwarzwald im Osten bis zu den oberirdischen Einzugsgebietsgrenzen.<br />

Die Landnutzung hat sich im Betrachtungszeitraum seit den 80er Jahren teilweise erheblich<br />

verändert. Beiderseits des Rheins wurde Grünland in Ackerland umgewandelt und<br />

Siedlungsflächen haben sich ausgedehnt. Heute wird nahezu die Hälfte der Fläche des<br />

inneren Projektgebietes ackerbaulich genutzt. Das Anbauverhältnis der ackerbaulichen<br />

Kulturen hat sich insbesondere auf Kosten von Winterweizen zugunsten von Körnermais<br />

verschoben. Auf deutscher Seite liegt der Flächenanteil für Körnermais heute bei 50% und<br />

auf französischer Seite bei 68% der Ackerbaufläche. Das milde Klima begünstigt den<br />

Anbau von Sonderkulturen wie Tabak und Wein. Die landwirtschaftliche Produktion in der<br />

Rheinebene hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich in Richtung Pflanzenproduktion<br />

102


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

verschoben. Der Viehbesatz ist im inneren Projektgebiet mittlerweile relativ unbedeutend<br />

(Abb. 1b).<br />

Nitrataustragsmodellierung<br />

Um die derzeitige Gefährdung des Grundwassers im Oberrheingraben abschätzen zu<br />

können, wurden mit dem Modell STOFFBILANZ flächendeckende Daten zum N-Austrag<br />

gewonnen. Basierend auf satellitengestützten Landnutzungsdaten wurden N-Flächenbilanzen<br />

für die Hauptnutzungsformen Ackerland, Grünland, Weinbau, Obstbau, Wald,<br />

Siedlung und Gewässer erstellt und der N-Austrag räumlich differenziert im 500 m-Raster<br />

ermittelt (Abb. 1).<br />

a<br />

a) b) c)<br />

Abb. 1 Projektgebiet a) Landnutzung 2000, b) Viehbesatz GV/ha Gemeinde/Canton 2000<br />

und c) N-Austrag 2000 (berechnet)<br />

Ferner erfolgten die Abschätzungen des N-Austrags auch für die Vergangenheit, denn der<br />

Prozess, der zu den heute vorliegenden Nitratkonzentrationen in dem enorm großen<br />

Grundwasserspeicher von 80 Mrd. m 3 führte, sollte simuliert werden. Der N-Austrag wurde<br />

für die Zeitpunkte 1980, 1990 und 2000 anhand entsprechender Landnutzungsdaten und<br />

landwirtschaftlicher Bewirtschaftungsdaten abgeschätzt. Zur Ermittlung der N-Überschüsse<br />

im Ackerbau wurden kulturspezifische N-Salden berechnet und gemäß der<br />

Anbaustatistik der Gemeinde bzw. des Kantons flächengewichtet (Finck et al., 2005).<br />

Historische Entwicklung des N-Austrags<br />

Der N-Austrag über alle Hauptnutzungsformen verringerte sich für das innere Projektgebiet<br />

von 41 kg N/ha zum Zeitpunkt 1980 über 27 kg für 1990 auf 17 kg N/ha zum Zeitpunkt<br />

2000. Für das deutsche und französische Teilgebiet ist das Niveau sehr ähnlich,<br />

während das Schweizer Teilgebiet etwas darunter liegt. Der rückläufige Trend der N-Überschüsse<br />

ist für die Hauptnutzugsform Acker noch stärker ausgeprägt (Abb. 2).<br />

103


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

N-Austrag kg N/ha<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abb. 2: Berechnete N-Überschüsse für das innere Projektgebiet insgesamt sowie für die<br />

jeweiligen länderspezifischen Teilgebiete differenziert. Werte für 1980, 1990 und 2000 bei<br />

Ackernutzung sowie im Mittel für die Hauptnutzungsformen insgesamt.<br />

Anhand der satellitengestützten Landnutzungsdaten wurde die N-Fracht abgeschätzt.<br />

Insgesamt hat sich die N-Fracht von 19 kt N (1980), über 12 kt N (1990) auf 8 kt N (2000)<br />

um mehr als 50% verringert. Ursachen sind:<br />

• Ertragssteigerungen im Ackerbau<br />

• Rückgang des Viehbesatzes<br />

• Anpassung der Düngepraxis (insbesondere auch im Weinbau)<br />

• Rückgang des Viehbesatzes<br />

69<br />

41<br />

44<br />

27<br />

• Reduzierung der atmosphärischen Deposition<br />

29<br />

inneres<br />

Projektgebiet<br />

1980 Acker 1980 Gesamtfläche<br />

1990 Acker 1990 Gesamtfläche<br />

2000 Acker 2000 Gesamtfläche<br />

75<br />

45<br />

48<br />

29<br />

32<br />

17 17 17<br />

Gegenläufige Faktoren, wie die Zunahme der Ackerfläche bei gleichzeitig starkem Rückgang<br />

der Grünlandflächen und die Zunahme der Anbaufläche Körnermais auf Kosten von<br />

Winterweizen haben den rückläufigen Trend zwar abgeschwächt, aber nicht umgekehrt.<br />

Plausibilisierung der Modellbausteine Nitrataustrag und Grundwassermodell<br />

Mit Hilfe der Grundwasserneubildungsverteilung wurden aus den mit dem Modell STOFF-<br />

BILANZ ermittelten flächendeckenden N-Austragsdaten für 2000, 1990 und 1980 die<br />

Nitratkonzentrationen im Sickerwasser berechnet. Diese wurden dann als Eingangsdaten<br />

an das Grundwassermodell weitergegeben. Zwischen den oben genannten Jahren wurde<br />

die Nitratkonzentration linear interpoliert. Zusätzlich erfolgte eine grobe Abschätzung der<br />

Nitrateintragsverteilung für 1950, mit der die Anfangsverteilung im Aquifer ermittelt wurde.<br />

Die Ergebnisse des Simulationslaufs bis 2003 und die gemessene Nitratkonzentrationsverteilung<br />

im Grundwasser zeigen eine gute Übereinstimmung (Abb. 3). Die räumliche<br />

Differenzierung der Nitratbelastung ist mit einer Ausnahme (nordwestlich von Lahr) gut<br />

abgebildet. Die Ursache liegt vermutlich in der unzureichenden Datenlage für den in dieser<br />

Region umfangreichen Tabakanbau.<br />

67<br />

38<br />

42<br />

Deutschland Frankreich Schweiz<br />

26<br />

28<br />

77<br />

28<br />

53<br />

12<br />

49<br />

8<br />

104


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

a) b)<br />

Abb. 3: Nitratkonzentrationsverteilung im Grundwasser für das Jahr 2003. a) berechnete<br />

und b) gemessene Werte.<br />

Trotz vereinfachender Annahmen und teilweise erheblicher Datenunsicherheiten führt das<br />

mit dem Modell STOFFBILANZ ermittelte räumlich differenzierte Muster des N-Austrags<br />

zu Nitratkonzentrationen im Grundwasser, die mit den regionalisierten Nitratmesswerten<br />

relativ gut korrespondieren<br />

Tab. 1: Vergleich zwischen gemessenen und berechneten NO3-Konzentrationen an den<br />

Messstellen der Bestandsaufnahme 2003 sowie Vergleich der berechneten und<br />

gemessenen Abnahme für die konsistenten Messstellen 1997 und 2003 (Région Alsace,<br />

2000 und 2005).<br />

Tiefe [m]<br />

0 - 200<br />

0 - 10<br />

10 - 40<br />

> 40<br />

Anzahl<br />

Messstellen<br />

903<br />

610<br />

256<br />

37<br />

NO3 [mg/l] 2003<br />

gemessen<br />

MW<br />

26,1<br />

27,6<br />

23,9<br />

16,1<br />

berechnet<br />

24,2<br />

26,1<br />

21,0<br />

14,8<br />

Differenz<br />

Der Vergleich der berechneten und gemessenen mittleren Nitratkonzentration zeigt, dass<br />

das Modell die Nitratkonzentration um 1 bis 3 mg/l unterschätzt. Die gemessene Abnahme<br />

der Konzentration mit der Tiefe wird richtig wiedergegeben. Hinsichtlich der Prognosefähigkeit<br />

ist die Wiedergabe der Tendenz bedeutend. Die Modellrechnung ergibt eine<br />

etwas stärkere Abnahme von 1997 nach 2003 als der Vergleich zwischen den Messwerten<br />

für die konsistenten Messstellen aus den Bestandsaufnahmen. Insgesamt ist das Modellsystem<br />

N-Austrag und Grundwassermodell aber hinreichend genau, um zumindest<br />

vergleichende Aussagen für die Zukunft zu machen.<br />

-1,9<br />

-1,5<br />

-2,9<br />

-1,3<br />

Anzahl<br />

696<br />

481<br />

196<br />

19<br />

Abnahme<br />

1997 nach 2003<br />

gemessen<br />

-1,3<br />

-1,5<br />

-0,5<br />

-2,3<br />

berechnet<br />

-3,2<br />

-3,7<br />

-2,3<br />

1,3<br />

105


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Prognose des Nitrataustrags<br />

Projektziel ist, mögliche Entwicklungen der Nitratbelastung zu prognostizieren, die sich<br />

aus veränderter Landnutzung und Bewirtschaftungspraxis ergeben. Die Ergebnisse der N-<br />

Austragsberechnung 2000 (siehe Abb. 1c) dienen als Referenzzustand, um die Wirkung<br />

verschiedene Bewirtschaftungsmaßnahmen vergleichend zu bewerten. Die acht<br />

modellierten Maßnahmen werden im Projektgebiet bereits in unterschiedlichem Umfang<br />

realisiert.<br />

M 1 Düngung<br />

a. ordnungsgemäße Düngung bei Körnermais<br />

b. um weitere 20% reduzierte Düngung bei Körnermais<br />

c. ordnungsgemäße Düngung von Körnermais und Winterweizen<br />

M 2 Zwischenfruchtanbau<br />

M3 Umwandlung von 20% Ackerland in Grünland, jeweils an den Stellen mit<br />

a. höchstem N-Austrag im inneren Projektgebiet (Rheinebene)<br />

b. höchstem N-Austrag je Gemeinde<br />

c. mit ungünstigen Standorteigenschaften<br />

M 4 Kombination aus M1a, M2 und M3a<br />

Die Wirkung der Maßnahmen zur Düngung wurde für verschiedene Standorteigenschaften<br />

abgeschätzt. Dabei wurden 43 Boden-Niederschlagszonen berücksichtigt, welche 85 %<br />

der Ackerfläche im inneren Projektgebiet abdecken. Die entsprechenden 43 repräsentativen<br />

Standorte wurden mit dem prozessorientierten Boden-Pflanzen-Modell STICS für die<br />

Klimareihe 1985 bis 2002 simuliert. Abb. 4 zeigt den Ertrag und die N-Auswaschung von<br />

Körnermais bei praxisüblicher Düngung, ordnungsgemäßer Düngung und reduzierter<br />

Düngung für die 8 verschiedenen Böden in der Niederschlagszone 3 auf deutschem<br />

Projektgebiet.<br />

Ertrag [t/ha TM<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

17Std<br />

17ogD<br />

17reD<br />

20Std<br />

20ogD<br />

20reD<br />

22Std<br />

22ogD<br />

22reD<br />

23Std<br />

23ogD<br />

Boden Nr. 17 20 22 23 28 29 30 33<br />

23reD<br />

Abb. 4: Berechnungsergebnisse (STICS) zu Körnermais. Mittelwerte für Ertrag [t/ha]<br />

und N-Auswaschung [kg N/ha] bei praxisüblicher (Std) und ordnungsgemäßer (ogD)<br />

und um weitere 20% reduzierte Düngung (reD). Minimum und Maximum ergibt sich<br />

aus der Variation des Klimas der Jahre 1985 bis 2002.<br />

28Std<br />

28ogD<br />

28reD<br />

29Std<br />

29ogD<br />

29reD<br />

30Std<br />

30ogD<br />

30reD<br />

33Std<br />

33ogD<br />

33reD<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

N-Auswaschung [kgN/ha]<br />

106


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Auf französischer Seite wurden zusätzlich vier Bewirtschaftungsregionen mit unterschiedlichen<br />

praxisüblichen Düngemengen differenziert. Durch Zuordnung des entsprechenden<br />

Mittelwertes auf die durch die repräsentativen Standorte nicht erfassten Restflächen<br />

konnten die Ergebnisse des schlagbezogenen Modells STICS auf 94% der Ackerfläche im<br />

inneren Projektgebiet übertragen werden.<br />

Die Übertragung der Ergebnisse erfolgte als relative Verringerung des N-Austrags bei<br />

ordnungsgemäßer Düngung bzw. reduzierter Düngung gegenüber der praxisüblichen<br />

Düngung. Die Verringerung des N-Austrags in % wurde auf den N-Austrag im Modell<br />

STOFFBILANZ für den Referenzzustand 2000 angewendet. Die Abbildungen 5 a - c sind<br />

sogenannte Differenzkarten. Sie stellen die Verringerung des N-Austrags in kg N/ha<br />

gegenüber dem Referenzzustand 2000 (Abb. 1c) dar.<br />

a) b)<br />

Abb. 5: Differenzkarten des N-Austrags bei a) ordnungsgemäße Düngung von Körnermais<br />

und Winterweizen (M 1c) , b) Zwischenfruchtanbau (M 2), c) Umwandlung von 20%<br />

Ackerfläche mit ungünstigen Standorteigenschaften in Grünland (M 3c)<br />

Um die Maßnahmen vergleichend bewerten zu können, wurde ihre längerfristige Wirkung<br />

auf die Nitratkonzentrationen im Grundwasser prognostiziert. Als Indikator für den zeitlichen<br />

Verlauf der Grundwasserqualität werden der Mittelwert (mg NO3/l) und die Flächen<br />

(ha), die eine Konzentration von 50mg NO3/l bzw. 25 mg/l überschreiten herangezogen<br />

(Abb. 6). Damit werden zwei wesentliche Aspekte der Grundwasserqualität charakterisiert,<br />

nämlich das gesamte Ausmaß der Belastung (Mittelwert) und das Auftreten lokaler<br />

Belastungsschwerpunkte (Überschreitungsflächen). Um die Maßnahmen in ihrer Wirkung<br />

einordnen zu können, dienen der Referenzlauf und der Nulllauf. Beim Referenzlauf wird<br />

der Nitrateintrag 2000 (Abb. 1c) auch für die Zukunft angenommen, beim Nulllauf wird der<br />

N-Eintrag vollständig reduziert.<br />

c)<br />

107


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Überschreitungsfläche 50mg/l [ha]<br />

a)<br />

20.000<br />

18.000<br />

16.000<br />

14.000<br />

12.000<br />

10.000<br />

8.000<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

0<br />

2005 2015 2025 2035 2045<br />

Jahr<br />

R<br />

M1c<br />

M2<br />

M3c<br />

M4<br />

N<br />

Abb. 6: Indikatoren für die Grundwasserqualität: a) Überschreitungsfläche 50 mg/l und<br />

b) Nitrat-Mittelwert mg/l jeweils bezogen auf die obersten 10 m des Grundwasserleiters.<br />

R = Referenzlauf, N = Nulllauf.<br />

Der hypothetische Nulllauf zeigt, dass die Verbesserung der Grundwasserqualität erst mit<br />

großer zeitlicher Verzögerung erfolgt und auch im Jahr 2050 noch eine gewisse Belastung<br />

erkennbar ist (Abb. 6 b). Bei unveränderter Bewirtschaftung (Referenzlauf) wird die Überschreitungsfläche<br />

50 mg/l von 17.360 ha bis zum Jahr 2050 auf 5.900 ha verringert (Abb.<br />

6 a). Dieses Ergebnis kann bei vollständiger Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen<br />

bereits deutlich früher erreicht werden. Die größte Wirkung zeigt der Rechenlauf für M4,<br />

der Kombination aus ordnungsgemäßer Düngung bei Körnermais (M 1a), dem Zwischenfruchtanbau<br />

(M 2) und der Umwandlung von 20% Ackerland mit dem höchsten Austrag im<br />

inneren Projektgebiet in Grünland (M 3a).<br />

Zukunftsszenarien der Landwirtschaft<br />

Ergänzend zu den acht oben genannten Bewirtschaftungsmaßnahmen wurde die Wirkung<br />

auf den Nitrataustrag auch für Landnutzungsänderungen, die sich aus der Veränderung<br />

landwirtschaftlicher Produktionsbedingungen ergeben, abgeschätzt und die Nitratkonzentration<br />

im Grundwasser prognostiziert (LUBW, 2006). Als Haupttriebkräfte der<br />

sozio-ökonomischen Veränderung wurden die Reform der europäischen Agrarpolitik, die<br />

Ausbreitung des Maiswurzelbohrers, Energiekosten, Energiepflanzenanbau, Wasserpreis<br />

und Arbeitskosten betrachtet. Drei Szenarien wurden definiert; das Tendenzszenario gibt<br />

die – nach Expertenmeinung - wahrscheinlichste Entwicklung wieder, Szenario A 1 ist<br />

durch Liberalisierungspolitik und Wettbewerb geprägt, Szenario B 2 entspricht einer<br />

Zukunftsvision, in der die Landwirtschaft sich durch Diversifizierung ihrer Produktion (bes.<br />

Bio-Treibstoffe) unter Einbeziehung strengerer umweltpolitischer Auflagen weiterentwickelt.<br />

Für die drei Szenarien wurden die entsprechenden Änderungen im Anbauverhältnis<br />

der Kulturarten ermittelt und die Auswirkungen auf den Nitrataustrag und die<br />

Nitratkonzentration im Grundwasser prognostiziert. Ergebnis ist, dass für das Tendenz-<br />

Nitrat-Mittelwert [mg/l]<br />

b)<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

R<br />

M1c<br />

M2<br />

M3c<br />

M4<br />

N<br />

0,0<br />

2005 2015 2025 2035 2045<br />

Jahr<br />

108


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

szenario und das Szenario A 1 tendenziell eine geringe Verringerung der Nitratbelastung<br />

zu erwarten ist, für Szenario B2 allerdings tendenziell eine Verschlechterung.<br />

Literatur<br />

Beha, A.; Finck, M.; Korte, S.; van Dijk, P.; Casper, M. (2005): Beurteilung der Effizienz<br />

von Maßnahmen zur Verringerung des Nitrataustrags - prozessorientierte Modellierung mit<br />

STICS. VDLUFA-Kongressband 2005 Bonn, VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 61/2006 (ISBN 3-<br />

922712-92-4).<br />

Brisson, N., Gary, C., Justes, E., Roche, R., Mary, B., Ripoche, D., Zimmer, D., Sierra, J.,<br />

Bertuzzi, P., Burger, P., Bussiere, F., Cabidoche, Y.M., Cellier P., Debaeke, P., Gaudillere,<br />

J.P., Henault C., Maraux, F., Seguin, B. & Sinoquet, H., (2003): An overview of the crop<br />

model STICS. European journal of agronomy, Vol. 18, Nr. 3-4, p. 309-332.<br />

Finck, M.; Steiner, M., Deller B.; Korte, S.; Grimm-Strele, J..; Lambrecht, H.; van Dijk, P.;<br />

Casper, M.; Gebel, M. (2005): Modellierung des Nitrataustrags aus der<br />

landwirtschaftlichen Nutzfläche im Oberrheingraben. VDLUFA-Kongressband 2005 Bonn,<br />

VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 61/2006 (ISBN 3-922712-92-4).<br />

Gebel, M. (2003): Die Berücksichtigung von N-Umsatzprozessen auf Ackerflächen bei der<br />

Quantifizierung von Stickstoffeinträgen in Flussgebieten mit dem Modell STOFFBILANZ.<br />

In: Geoökodynamik 24 (3-4), 249-259.<br />

LUBW Ba-Wü. (Hrsg.) (2006): MONIT: Prognosen zur Entwicklung der Nitratbelastung/Perspectives<br />

d’évolution de la pollution par les nitrates.<br />

Région Alsace (Hrsg.) (2000): Inventaire de la qualité des eaux souterraines dans la vallée<br />

du Rhin supérieur - Bestandsaufnahme der Grundwasserqualität im Oberrheingraben.<br />

Strasbourg.<br />

Région Alsace (Hrsg.) (2005): Inventaire de la qualité des eaux souterraines dans la vallée<br />

du Rhin supérieur - Bestandsaufnahme der Grundwasserqualität im Oberrheingraben.<br />

Strasbourg.<br />

109


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Verbesserung der N-Ausnutzung im Gemüsebau im Hinblick auf die Forderungen<br />

der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />

Armbruster, Martin (LUFA Speyer); Laun, Norbert; Seibert, Kurt; Wiesler, Franz:<br />

1 Einleitung<br />

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG) ist mit ihrer<br />

Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union am 22.12.2000 in Kraft getreten.<br />

Sie soll einen Ordnungsrahmen für den flächenhaften Schutz der<br />

Binnenoberflächengewässer, der Übergangsgewässer, der Küstengewässer und des<br />

Grundwassers schaffen. Der erste, inzwischen abgeschlossene Schritt im Vollzug der EU-<br />

Wasserrahmenrichtlinie war die Bestandsaufnahme im Jahr 2004. Im Bundesland<br />

Rheinland-Pfalz wurden dabei 31 % der Grundwasserkörper in die Kategorie<br />

„Zielerreichung unwahrscheinlich“ eingestuft (Ministerium für Umwelt und Forsten<br />

Rheinland-Pfalz, 2004). In Ihnen liegen 90 % aller in den letzten 10 Jahren untersuchten<br />

Grundwassermessstellen mit Nitratwerten von mehr als 50 mg L -1 . Es handelt sich dabei<br />

ausschließlich um Gebiete mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung, so mit intensiver<br />

Tierhaltung und Regionen mit intensiver Pflanzenproduktion wie etwa Gemüsebau (z.B.<br />

Vorderpfalz, Vorhaardt). Der weitere Vollzug der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />

wird in diesen Gebieten ein Maßnahmenprogramm zur Verminderung der N-<br />

Bilanzüberschüsse erforderlich machen. Die Ergebnisse der im Folgenden vorgestellten<br />

Feldversuche mit verschiedenen Maßnahmen zur Verbesserung der N-Ausnutzung im<br />

Gemüsebau sollen nach Prüfung der ökologischen und ökonomischen Effizienz die<br />

Grundlage für ein solches Maßnahmenprogramm bilden.<br />

2 Material und Methoden<br />

Als Ergebnis einer Schwachstellenanalyse ergibt sich, dass eine Verbesserung der<br />

Stickstoffausnutzung im Gemüsebau der Vorderpfalz durch<br />

• die Entwicklung optimierter Fruchtfolgen einschließlich des Anbaus von<br />

Zwischenfrüchten,<br />

• ein optimiertes Management der Ernterückstände,<br />

• die Entwicklung optimierter Verfahren der Düngerbedarfsermittlung<br />

erreicht werden könnte.<br />

Es wurde ein umfangreiches Versuchsprogramm entwickelt (Tab. 1), das unterschiedliche<br />

Managementsysteme beinhaltet. Die Untersuchungen werden auf zwei Standorten mit<br />

vergleichbarem Klima (N: 500-600 mm; T: 10-11 °C) aber unterschiedlichen Böden<br />

durchgeführt. Der Boden auf dem Standort „Rinkenbergerhof“ ist eine pseudovergleyte<br />

Braunerde mit vorwiegend anlehmigem Sand. Der Boden auf dem Standort<br />

„Queckbrunnerhof“ ist eine Parabraunerde aus Löß mit vorwiegend sandig-schluffigem<br />

Lehm. Es werden 4 Fruchtfolgen, die auch Zwischenfrüchte sowie eine Gemüse-<br />

/Getreide-Fruchtfolge beinhalten, untersucht (Tab. 1). Die im Projekt untersuchten<br />

Fruchtfolgen unterscheiden sich sehr stark in ihrer N-Auswaschungsgefährdung. Diese ist<br />

am höchsten in Fruchtfolge 1 (hohe N-Mengen in Ernterückständen, keine<br />

Winterbegrünung), vermutlich reduziert in Fruchtfolge 2 (intensive biologische N-<br />

Konservierung durch die Sommerzwischenfrucht; hier Hirse), Fruchtfolge 3<br />

(Winterbegrünung) und Fruchtfolge 4 (Einbeziehung einer tiefwurzelnden<br />

landwirtschaftlichen Kultur in die Fruchtfolge).<br />

110


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

An beiden Standorten wird die N-Düngung nach Faustzahlen (ohne Berücksichtigung der<br />

Nmin-Bodengehalte) mit dem von der Offizialberatung empfohlenen N-Expert-Verfahren<br />

(Feller et al., 2001) verglichen. Zusätzlich wird ein Verfahren entwickelt, in dem die Pflanze<br />

als Indikator für den N-Versorgungsgrad dient. Dabei wird ein SPAD-Chlorophyllmeter<br />

(Minolta SPAD 502 DL Meter) eingesetzt, wobei die relative Grünfärbung einer optimal (N-<br />

Expert) und einer reduziert mit N gedüngten Variante gemessen wird. In letzterer Variante<br />

werden die Pflanzen zur Kopfdüngung nur mit 2/3 der durch das N-Expert-Verfahren<br />

empfohlenen N-Menge gedüngt. Eine zusätzliche N-Düngung erfolgt erst, wenn die<br />

relative Grünfärbung der Variante „Diagnose“ unter 95 % des Wertes der Variante „N-<br />

Expert“ absinkt.<br />

Das Management der Ernterückstände beinhaltet am Standort „Rinkenbergerhof“ die<br />

sofortige Einarbeitung, die verzögerte Einarbeitung und die Abfuhr der Ernterückstände<br />

vom Feld zur Nutzung in einer Biogasanlage.<br />

Tab. 1: Versuchsvarianten des Projektes<br />

I Standorte<br />

1. Rinkenbergerhof (pseudovergleyte Braunerde, anlehmiger Sand)<br />

2. Queckbrunnerhof (Parabraunerde aus Löss, sandig-schluffiger Lehm)<br />

II Fruchtfolgen<br />

1. Intensive Gemüsefruchtfolge ohne Zwischenfruchtanbau<br />

2. Intensive Gemüsefruchtfolge mit Zwischenfruchtanbau (Sommerbegrünung)<br />

3. Intensive Gemüsefruchtfolge mit Zwischenfruchtanbau (Winterbegrünung)<br />

4. Gemüse-/Getreidefruchtfolge<br />

III Management der Ernterückstände<br />

1. Verbleib auf dem Feld mit Einarbeitung<br />

2. Verbleib auf dem mit verzögerter Einarbeitung<br />

3. Abfuhr vom Feld und Verarbeitung in Biogasanlage<br />

IV Düngerbedarfsermittlung<br />

1. Düngung nach Faustzahlen<br />

2. Düngung nach N-Expert<br />

3. Düngung nach Pflanzendiagnose<br />

Die begleitenden Messungen beinhalten den Ertrag und die Qualität der Ernteprodukte,<br />

die N-Aufnahme (Ernteprodukte und Ernterückstände), Nitrattiefenprofile im Boden und die<br />

N-Mineralisierung aus den Ernterückständen. Zusätzlich wird an ausgewählten Varianten<br />

die Nitratauswaschung über Saugkerzen (zusätzliche Messungen zum<br />

Bodenwasserhaushalt) sowie über Austauscherharze ermittelt. Als wichtiger Parameter für<br />

die Einschätzung der ökologischen Effizienz werden aus der N-Zufuhr durch die Düngung<br />

und den N-Entzügen mit den Ernteprodukten N-Salden berechnet. Zusätzlich zur<br />

ökologischen Effizienz werden die verschiedenen N-Managementsysteme im Hinblick auf<br />

ihre ökonomischen Auswirkungen untersucht.<br />

3 Ergebnisse<br />

3.1 Ertrag und Qualität<br />

In den ersten beiden Versuchsjahren (2004: Blumenkohl) und (2005: Salat) wurden in der<br />

intensiven Gemüsefruchtfolge bezüglich Ertrag und Qualität keine eindeutigen, über alle<br />

Gemüsesätze hinweg konsistenten Effekte zwischen den Düngungsvarianten festgestellt.<br />

Die in der intensiven Gemüsefruchtfolge applizierten N-Düngergaben sind in Tab. 2<br />

zusammengestellt. Bei Blumenkohl war eine zusätzliche N-Düngung der reduziert<br />

gedüngten Varianten „Diagnose“ aufgrund der Chlorophyll-Messungen nicht erforderlich.<br />

111


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Bei Salat wurden in zwei Untervarianten der Variante Düngebedarfsermittlung „Diagnose“<br />

aufgrund der Chlorophyll-Messungen nachgedüngt.<br />

Tab. 2: Stickstoff-Düngergaben für Blumenkohl (2004) und Salat (2005) in der<br />

intensiven Gemüsefruchtfolge (Einarbeitung Ernterückstände) an den Standorten<br />

„Rinkenbergerhof“ und „Queckbrunnerhof“. Werte in Klammern beziehen sich jeweils auf<br />

den zweiten Satz Gemüse. Alle Angaben in kg N ha -1 .<br />

Rinkenbergerhof Queckbrunnerhof<br />

Düngung 2004 2005 2004 2005<br />

Faustzahlen 375 (300) 190 (150) 375 (250 a ) 190 (150)<br />

N-Expert 225 (125) 130 (85) 285 (0 a ) 121 (67)<br />

Diagnose 167 (150) 105 (85)<br />

a Erster Gemüsesatz konnte nicht beerntet werden, daher geringere Düngergabe bei<br />

Variante „Faustzahlen“ sowie keine Düngung bei Variante „N-Expert“ erforderlich.<br />

Beispielhaft sind in Tab. 3 und Tab. 4 die Erträge der intensiven Gemüsefruchtfolge bei<br />

Einarbeitung der Ernterückstände dargestellt. Der Frischmasseaufwuchs für Blumenkohl<br />

im Jahr 2004 lag im Bereich um 700 bzw. 850 dt FM ha -1 , wobei am Standort<br />

„Queckbrunnerhof“ die geringeren Werte ermittelt wurden. Während für den ersten Satz<br />

Blumenkohl am Standort „Rinkenbergerhof“ mit abnehmender Düngergabe tendenziell ein<br />

geringerer Gesamtaufwuchs ermittelt wurde, war für den zweiten Satz Blumenkohl bei der<br />

Düngerbedarfsermittlung „Diagnose“ ein tendenziell höherer Gesamtaufwuchs und<br />

Marktertrag zu verzeichnen. Eine Reduktion in Gesamtaufwuchs, Markertrag und der<br />

Ausbeute (Anteil vermarktungsfähiger Pflanzen) wurde am Standort „Rinkenbergerhof“ im<br />

ersten Satz Salat bei Düngung nach „Diagnose“ festgestellt. Für den zweiten Satz wurden<br />

dagegen bei Düngung nach Pflanzendiagnose die höheren Werte festgestellt. Am<br />

Standort „Queckbrunnerhof“ (Tab. 4) waren die Markterträge bei Blumenkohl (zweiter Satz<br />

2004) in beiden Düngungsvarianten identisch. Der erste Satz Blumenkohl konnte an<br />

diesem Standort nicht abgeerntet werden. Bei Salat wurden im ersten Satz bei Düngung<br />

nach N-Expert ein höherer Aufwuchs und Marktertrag erzielt, im zweiten Satz waren<br />

dagegen keine Unterschiede zu erkennen.<br />

Tab. 3: Frischmasseaufwuchs (dt FM ha -1 ) und Ausbeute der beiden Gemüsesätze<br />

2004 und 2005 (in Klammern Werte für zweiten Satz) am Standort „Rinkenbergerhof“.<br />

Beide Sätze mit Einarbeitung der Ernterückstände.<br />

Jahr<br />

(Kultur)<br />

Düngung Gesamtaufwuchs<br />

[dt FM ha -1 ]<br />

Marktware<br />

[dt FM ha -1 ]<br />

Ausbeute<br />

[%]<br />

2004 Faustzahlen 817 (848) 379 (371) 90 (93)<br />

(Blumenkohl) N-Expert 762 (855) 387 (393) 93 (90)<br />

Diagnose 778 (876) 382 (411) 95 (93)<br />

2005 Faustzahlen 408 (680) 361 (523) 98 (94)<br />

(Salat) N-Expert 382 (734) 299 (559) 84 (97)<br />

Diagnose 367 (732) 285 (573) 86 (99)<br />

Die Stickstoff-Aufnahme zeigte am Standort „Rinkenbergerhof“ bei Blumenkohl eine<br />

deutliche Abhängigkeit von der eingesetzten Düngermenge (Tab. 5). Dabei war die N-<br />

Aufnahme der vermarktungsfähigen Pflanzenteile vor allem im zweiten Satz nahezu<br />

112


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

identisch. Bei Salat war nur bei Dünung nach Pflanzendiagnose eine geringere Stickstoff-<br />

Aufnahme zu erkennen.<br />

Tab. 4: Frischmasseaufwuchs (dt FM ha -1 ) und Ausbeute der beiden Gemüsesätze<br />

2004 und 2005 (in Klammern Werte für zweiten Satz) am Standort „Queckbrunnerhof“.<br />

Beide Sätze mit Einarbeitung der Ernterückstände. Erster Satz Blumenkohl im Jahr 2004<br />

konnte nicht beerntet werden.<br />

Jahr<br />

(Kultur)<br />

Düngung Gesamtaufwuchs<br />

[dt FM ha -1 ]<br />

Marktware<br />

[dt FM ha -1 ]<br />

Ausbeute<br />

[%]<br />

2004 Faustzahlen - (679) - (337) - (96)<br />

(Bumenkohl) N-Expert - (718) - (340) - (95)<br />

2005 Faustzahlen 480 (504) 474 a (434) 97 (97)<br />

(Salat) N-Expert 528 (517) 525 a (427) 98 (97)<br />

a Markware aufgrund Virusbefall des gesamten Versuches nicht eindeutig zu ermitteln<br />

Am Standort „Queckbrunnerhof“ konnte der erste Satz Blumenkohl (2004) nicht abgeerntet<br />

werden. Somit lagen für die Folgekultur erhebliche N-Mengen aus der Düngung und der<br />

eingearbeiteten Pflanzenmasse vor. Die N-Aufnahme des zweiten Satzes unterschied sich<br />

für die untersuchten Düngevarianten nicht (Tab. 6). Auch die beiden Salatsätze im Jahr<br />

2005 hatten an diesem Standort identische Stickstoff-Aufnahmen.<br />

Während bei Blumenkohl (2004) etwa 60-65 % des aufgenommenen Stickstoffs mit den<br />

Ernterückständen auf dem Feld verbleibt (130-190 kg N ha -1 ) war dieser Anteil bei Salat<br />

(2005) mit 13-38 % wesentlich geringer (ca. 10-50 kg N ha -1 ).<br />

Tab. 5: Stickstoff-Aufnahme (kg N ha -1 ) unterteilt in Marktware und Ernterückstände<br />

der beiden Gemüsesätze (in Klammern Werte für zweiten Satz) in den Jahren 2004 und<br />

2005 am Standort „Rinkenbergerhof“. Intensive Gemüsefruchtfolge mit Einarbeitung der<br />

Ernterückstände.<br />

Jahr<br />

(Kultur)<br />

Düngung N-Aufnahme<br />

[kg N ha -1 ]<br />

Marktware<br />

[kg N ha -1 ]<br />

Ernterückstände<br />

[kg N ha -1 ]<br />

2004 Faustzahlen 275 (285) 95 (94) 180 (191)<br />

(Blumenkohl) N-Expert 229 (227) 87 (91) 141 (136)<br />

Diagnose 207 (232) 79 (95) 128 (137)<br />

2005 Faustzahlen 85 (131) 75 (82) 10 (49)<br />

(Salat) N-Expert 82 (144) 71 (106) 11 (37)<br />

Diagnose 76 (127) 61 (98) 15 (29)<br />

Die Abfuhr der Ernterückstände hatte im Vergleich zur sofortigen Einarbeitung der<br />

Ernterückstände keinen Effekt auf Ertrag und Qualität von Blumenkohl (2004, nicht<br />

dargestellt). Die N-Aufnahme war allerdings in den Düngungsvarianten „N-Expert“ und<br />

„Diagnose“ bei Abfuhr der Ernterückstände tendenziell niedriger (nicht dargestellt). Bei<br />

Salat wurde im ersten Satz bei Abfuhr der Ernterückstände geringere, im zweiten Satz<br />

dagegen höhere Erträge und Ausbeuten festgestellt (nicht dargestellt).<br />

Nach Sommer- und Winterbegrünung wurden für Salat tendenziell höhere Markterträge<br />

und Ausbeuten festgestellt (nicht dargestellt). In der Gemüse- / Getreide-Fruchtfolge<br />

wurden am Standort „Queckbrunnerhof“ im Mittel höhere Markterträge erzielt. Allerdings<br />

unterschieden sich die Düngungsvarianten „Faustzahlen“ und „N-Expert“ deutlich in dieser<br />

Fruchtfolge. Während bei Düngung nach „Faustzahlen“ erhöhte Markerträge ermittelt<br />

113


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

wurden, waren diese bei Düngung nach „N-Expert“ im Vergleich zur intensiven<br />

Gemüsefruchtfolge deutlich vermindert (nicht dargestellt).<br />

Tab. 6: Stickstoff-Aufnahme (kg N ha -1 ) unterteilt in Marktware und Ernterückstände<br />

der beiden Gemüsesätze (in Klammern Werte für zweiten Satz) in den Jahren 2004 und<br />

2005 am Standort „Queckbrunnerhof“. Intensive Gemüsefruchtfolge mit Einarbeitung der<br />

Ernterückstände.<br />

Jahr<br />

(Kultur)<br />

Düngung N-Aufnahme<br />

[kg N ha -1 ]<br />

Marktware<br />

[kg N ha -1 ]<br />

Ernterückstände<br />

[kg N ha -1 ]<br />

2004 Faustzahlen - a (227) - a (80) - a (147)<br />

(Blumenkohl) N-Expert - a (231) - a (84) - a (147)<br />

2005 Faustzahlen 106 (89) 104 b (75) 1 b (14)<br />

(Salat) N-Expert 103 (89) 102 b (72) 1 b (17)<br />

a Erster Satz Blumenkohl 2004 konnte nicht beerntet werden.<br />

b Markware aufgrund Virusbefall des gesamten Versuches nicht eindeutig zu ermitteln<br />

3.2 Nmin-Gehalte im Boden<br />

Nach zweijähriger Versuchdauer zeigten sich für die Nmin-Gehalte im Boden deutliche<br />

Differenzierungen hinsichtlich Standort, Fruchtfolge sowie Düngerbedarfsermittlung (Abb.<br />

6). So wurden - mit Ausnahme der Gemüse-/Getreidefruchtfolge bei Düngung nach<br />

Faustzahlen - am Standort „Queckbrunnerhof“ die höheren Nmin-Gehalte gemessen. In der<br />

intensiven Gemüsefruchtfolge wurden am Standort „Queckbrunnerhof“ bei Düngung nach<br />

Faustzahlen nach zwei Jahren über 550 kg N ha -1 in 0-90 cm Bodentiefe gemessen. Bei<br />

gleichen Düngergaben und ähnlichen Entzügen über die Ernteprodukte wurden dagegen<br />

am Standort „Rinkenbergerhof“ 250 kg N ha -1 in 0-90 cm Bodentiefe gemessen. Am durch<br />

schluffige-lehmige Böden geprägten Standort „Queckbrunnerhof“ sind im Vergleich zum<br />

durch sandige Böden geprägten Standort „Rinkenbergerhof“ wesentlich geringere<br />

Sickerraten zu erwarten, wodurch sich diese hohen Stickstoff-Mengen im Boden<br />

akkumulieren konnten, während am Standort „Rinkenbergerhof“ von einer erheblichen<br />

Auswaschung von Stickstoff auszugehen ist.<br />

Die Düngung nach N-Expert führte an beiden Standorten in allen Fruchtfolgen zu einer<br />

deutlichen Reduktion der Nmin-Bodengehalte (Faktor etwa 0,5). Die niedrigsten Nmin-<br />

Gehalte wurden im Herbst 2005 erwartungsgemäß in der Fruchtfolge<br />

„Sommerzwischenfrucht“ ermittelt, da hier die unmittelbare Vorfrucht (Hirse) nicht gedüngt<br />

wurde. Die Fruchtfolgen „Winterzwischenfrucht“ und „Gemüse-/Getreide“ waren<br />

hinsichtlich der Nmin-Gehalte im Herbst 2005 als nahezu identisch einzustufen. Bei allen<br />

tiefwurzelnden landwirtschaftlichen Kulturen (Zwischenfrüchte und Getreide) war im<br />

Vergleich zur intensiven Gemüsefruchtfolge im Herbst 2005 eine deutliche Reduktion der<br />

Nmin-Gehalte in den tieferen Bodenkompartimenten zu erkennen.<br />

Die Düngebedarfsermittlung nach Pflanzendiagnose am Standort „Rinkenbergerhof“ führte<br />

mit Ausnahme der Winterzwischenfrucht zu einer weiteren Verminderung der Nmin-<br />

Gehalte. Ebenso hatte die Abfuhr der Ernterückstände eine Reduktion der Nmin-Gehalte<br />

zur Folge (nicht dargestellt).<br />

114


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

N [kg N ha min -1<br />

]<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Faustzahlen<br />

Gemüse<br />

intensiv<br />

N-<br />

Expert<br />

Sommerzwischenfrucht<br />

Faustzahlen<br />

RinkenbergerQueckbrunnerhofhof N-<br />

Expert<br />

.<br />

.<br />

.<br />

Winterzwischenfrucht<br />

0-30<br />

30-60<br />

60-90<br />

Faustzahlen<br />

N-<br />

Expert<br />

Abb. 6: Nmin-Gehalte im Boden im Herbst 2005 an den beiden<br />

Untersuchungsstandorten (Einarbeitung der Ernterückstände).<br />

3.3 N-Salden<br />

Gemüse /<br />

Getreide<br />

Faustzahlen<br />

N-<br />

Expert<br />

Der durchschnittliche N-Bilanz-Saldo (Tab. 7) der ersten beiden Untersuchungsjahre zeigt,<br />

wie zu erwarten, deutliche Abhängigkeiten von Düngebedarfsermittlung, Fruchtfolge und<br />

Behandlung der Ernterückstände (Einarbeitung vs. Abfuhr). Während in der intensiven<br />

Gemüsefruchtfolge bei Düngung nach Faustzahlen durchschnittliche N-Bilanz-Salden von<br />

340-350 kg N ha -1 ermittelt wurden reduziert sich dieser Wert bei Düngung nach N-Expert<br />

auf ca. 100 kg N ha -1 . Die Extensivierung der Fruchtfolge führte v.a. bei Düngung nach<br />

Faustzahlen zu einer Reduktion der N-Salden. Bei Bedarfsgerechter Düngung nach „N-<br />

Expert“ sind die Unterschiede zwischen den Fruchtfolgen wesentlich geringer. Am<br />

Standort „Rinkenbergerhof“ wurde hier im Mittel bei Sommer- bzw. Winterbegrünung eine<br />

Reduktion im N-Saldo um ca. 15-25 kg N ha -1 ermittelt. Am Standort „Queckbrunnerhof“<br />

wurde dagegen in der Gemüse-Getreide-Fruchtfolge eine Reduktion im N-Saldo von ca.<br />

15 kg N ha -1 festgestellt. Bei Düngung nach N-Expert wies die Sommerbegrünung an<br />

diesem Standort im Vergleich zur Intensiven Gemüsefruchtfolge dagegen bislang einen<br />

erhöhten N-Saldo auf. Dies dürfte an diesem Standort auf Nachwirkungen des nicht<br />

beernteten ersten Satzes Blumenkohl im Jahr 2004 zurückzuführen sein.<br />

Die Düngung nach Pflanzendiagnose am Standort „Rinkenbergerhof“ führte im Vergleich<br />

zur Düngung nach N-Expert in allen Fruchtfolgen zu einer weiteren Reduktion der N-<br />

Salden. Ebenso erfolgte bei Abfuhr der Ernterückstände eine drastische Reduktion der N-<br />

Salden. Bei Düngung nach Faustzahlen und Pflanzendiagnose wurden in allen<br />

Fruchtfolgen im Mittel negative N-Salden im Bereich von -33 bis -92 kg N ha -1 ermittelt.<br />

115


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Tab. 7: Durchschnittliche jährliche N-Salden (Düngung – Entzug) der<br />

Untersuchungsjahre 2004 und 2005. Alle Werte in kg N ha -1 . Werte in Klammern für<br />

Standort „Rinkenbergerhof“ bei Abfuhr der Ernterückstände.<br />

Standort<br />

Düngung<br />

Rinkenbergerhof<br />

Gemüse Intensiv Sommerbegrünung<br />

Winter-<br />

begrünung<br />

Gemüse / Getreide<br />

Faustzahlen 335 (121) 197 (18) 263 (30) 273 (89)<br />

N-Expert 105 (-41) 91 (-74) 81 (-81) 102 (-33)<br />

Diagnose 87 (-70) 61 (-92) 65 (-87) 73 (-42)<br />

Queckbrunnerhof<br />

Faustzahlen 353 231 309 276<br />

N-Expert 118 155 120 104<br />

3.4 Nitrat-Konzentrationen im Saugkerzenwasserwasser und N-Auswaschung in der<br />

intensiven Gemüsefruchtfolge<br />

Erste Messungen der Nitratkonzentrationen im Saugkerzenwasser erfolgten im Dezember<br />

2004. In Abb. 2 sind die Konzentrationsverläufe in der intensiven Gemüsefruchtfolge (vgl.<br />

Tab. 1) an beiden Standorten in Abhängigkeit von der Düngungsvariante dargestellt. Auf<br />

dem durch leichte Böden geprägten Standort „Rinkenbergerhof“ zeigte sich bereits zu<br />

Beginn der Untersuchungen eine deutliche Differenzierung der Nitrat-Konzentrationen in<br />

Abhängigkeit von der Düngungsvariante. So lagen die Nitratkonzentrationen im<br />

Saugkerzenwasser der Variante „Faustzahlen“ deutlich über den Varianten „N-Expert“ und<br />

„Diagnose“. Im weiteren Verlauf zeigte die Variante „Diagnose“ im Vergleich zu „N-Expert“<br />

zeitweise geringere Konzentrationen.<br />

Der durch sandig-schluffige Böden und langjährigen Gemüseanbau geprägte Standort<br />

„Queckbrunnerhof“ zeigte dagegen erst im Juli / August 2005 eine sich abzeichnende<br />

leichte Differenzierung zwischen den Düngungsvarianten „Faustzahlen“ und „N-Expert“.<br />

Wie zu erwarten, werden durch den schwereren Boden dieses Standortes<br />

bewirtschaftungsbedingte Effekte stärker abgepuffert, was sich in der verzögerten<br />

Reaktion der Nitratkonzentrationen auf die differenzierte Düngung auswirkte. Seit Beginn<br />

der Vegetationsperiode 2006 lagen die Sickerwasserkonzentrationen des Standortes<br />

„Queckbrunnerhof“ deutliche über denen des Standortes „Rinkenbergerhof“.<br />

Der Einfluss der Abfuhr der Ernterückstände auf die Nitrat-Konzentrationen im<br />

Saugkerzenwasser (Standort „Rinkenbergerhof“; vgl. Abb. 8) zeigte sich etwa ab April des<br />

Jahres 2005. Wie anhand der Nmin-Werte und der N-Salden zu erwarten, sind die<br />

Nitratkonzentrationen ab diesem Zeitpunkt bei Abfuhr der Ernterückstände deutlich<br />

vermindert. Von März 2006 bis Mai 2006 waren die Sickerwasserkonzentrationen der<br />

Versuchsvarianten „Einarbeitung“ und „Abfuhr“ allerdings nahezu identisch. Ab Juni 2006<br />

zeigte sich in der Düngevariante „Faustzahlen“ wieder ein deutlicher Einfluss der Abfuhr<br />

der Ernterückstände.<br />

116


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

NO -N [mg N l 3 -1<br />

]<br />

NO -N [mg N l 3 -1<br />

]<br />

Düngungsvariante:<br />

Rinkenbergerhof<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Queckbrunnerhof<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Faustzahlen N-Expert Diagnose<br />

1. Satz<br />

Salat<br />

Sellerie<br />

2. Satz 1. Satz 2. Satz<br />

Salat<br />

1. Satz 2. Satz<br />

1. Satz<br />

NovDez<br />

Jan FebMrz<br />

Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan FebMrz<br />

Apr Mai Jun Jul Aug<br />

2004 2005 2006<br />

Sellerie<br />

2. Satz<br />

Abb. 7: Nitrat-Konzentrationen im Saugkerzenwasser in 105 cm Bodentiefe im<br />

Zeitraum von Dezember 2004 – August 2005. Intensive Gemüsefruchtfolge: 2004 zwei<br />

Sätze Blumenkohl; 2005 zwei Sätze Salat; 2006 zwei Sätze Staudensellerie. Einfluss von<br />

Standort und Düngungsvariante.<br />

Düngungsvariante:<br />

Faustzahlen Faustzahlen (Abfuhr ER) N-Expert N-Expert (Abfuhr ER<br />

1. Satz<br />

Salat<br />

2. Satz<br />

Sellerie<br />

1. Satz 2. Satz<br />

250<br />

NO -N [mg N l 3 -1<br />

]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

NovDez<br />

Jan FebMrz<br />

Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan FebMrz<br />

Apr Mai Jun Jul Aug<br />

2004 2005 2006<br />

Abb. 8: Nitrat-Konzentrationen im Saugkerzenwasser in 105 cm Bodentiefe im<br />

Zeitraum von Dezember 2004 – August 2005. Intensive Gemüsefruchtfolge: 2004 zwei<br />

Sätze Blumenkohl; 2005 zwei Sätze Salat; 2006 zwei Sätze Staudensellerie. Einfluss der<br />

Abfuhr der Ernterückstände (ER in Graphik).<br />

117


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Die Berechnung der Sickerwassermengen ist derzeit noch nicht für alle Fruchtfolgen<br />

abgeschlossen. In Tab. 8 sind die Nitrat-Austräge der intensiven Gemüsefruchtfolge für<br />

das Jahr 2005 zusammengefasst. Die Austräge wurden auf der Basis von<br />

Sickerwassermengen die i) über die klimatische Wasserbilanz (mit Berücksichtigung des<br />

Bodenspeichers) sowie ii) mit Hilfe Bodenwasserhaushaltsmodells berechnet.<br />

Bei Düngung nach Faustzahlen betrug der Stickstoff-Austrag in 105 cm Bodentiefe am<br />

Standort „Rinkenbergerhof“ im Jahr 2005 etwa zwischen 440<br />

(Bodenwasserhaushaltsmodell) und 520 kg N ha -1 (klimatische Wasserbilanz); am<br />

Standort „Queckbrunnerhof“ dagegen zwischen 170 und 220 kg N ha -1 . Die<br />

Größenordnung dieser Stickstoff-Austräge wurde durch den Vergleich mit den erweiterten<br />

N-Bilanzen (Düngung - Entzug ± Veränderung im Boden) der Jahre 2004 und 2005 als<br />

plausibel bestätigt (nicht dargestellt).<br />

Bei Düngung nach N-Expert wurden die N-Austräge am Standort „Rinkenbergerhof“ auf<br />

etwa 45 % des Austrags bei Düngung nach Faustzahlen reduziert. Für den Standort<br />

„Queckbrunnerhof“ betrug die Reduktion im Jahr 2005 etwa 30 - 40 kg N ha -1 (entspricht<br />

15 – 20 %). Für die Folgejahre dürfte aufgrund der Konzentrationsverläufe (vgl. Abb. 2)<br />

diese Reduktion eine ähnliche Größenordnung wir für den Standort „Rinkenbergerhof“<br />

erreichen.<br />

Tab. 8: Nitratausträge (kg N ha -1 ) im Kalenderjahr 2005 in 105 cm Bodentiefe für die<br />

intensive Gemüsefruchtfolge in Abhängigkeit von der Düngebedarfsermittlung sowie der<br />

Behandlung der Ernterückstände (Verbleib mit sofortiger Einarbeitung vs. Abfuhr).<br />

Klimatische WB: Bestimmung der Wasserflüsse nach klimatischer Wasserbilanz; WHH-<br />

Modell: Bestimmung der Wasserflüsse mit Bodenwasserhaushaltsmodell.<br />

Rinkenbergerhof Queckbrunnerhof<br />

Düngung Ernterückstände Klimatische WB WHH-Modell Klimatische WB WHH-Modell<br />

Faustzahlen Einarbeitung 519 441 218 167<br />

N-Expert Einarbeitung 226 192 176 141<br />

Diagnose Einarbeitung 191 156<br />

Faustzahlen Abfuhr 318 276<br />

N-Expert Abfuhr 136 103<br />

Bei Düngebedarfsermittlung nach Pflanzendiagnose konnten in der intensiven<br />

Gemüsefruchtfolge bei Verbleib der Ernterückstände die Stickstoff-Austräge im Jahr 2005<br />

im Vergleich zur Düngung nach N-Expert um 30 bis 40 kg N ha -1 reduziert werden.<br />

Durch die Abfuhr der Ernterückstände wurde im Jahr 2005 am Standort „Rinkenbergerhof“<br />

bei Düngung nach Faustzahlen im Jahr 2005 eine Reduktion des N-Austrags um 160 bis<br />

200 kg N ha -1 erreicht (35 – 40 %). Bei Düngung nach N-Expert betrug diese im Jahr 2005<br />

mit ca. 50 bis 90 kg N ha -1 ebenfalls 35 – 40 %.<br />

4 Schlussfolgerungen und Ausblick<br />

Die unterschiedlichen Verfahren der Düngerbedarfsermittlung hatten einen deutlichen<br />

Einfluss auf die Stickstoffsalden und somit die Stickstoffverluste. Hinsichtlich Ertrag und<br />

der Qualität zeigten sich dagegen bislang keine eindeutigen Effekte. Die Auflockerung der<br />

Fruchtfolge durch eine Zwischenfrucht bzw. die Einbeziehung einer landwirtschaftlichen<br />

Kultur in die Fruchtfolge führte zu deutlich verminderten Nmin-Gehalten im Boden im Herbst<br />

und zu einer Reduktion der N-Salden.<br />

118


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Die ersten Ergebnisse der ökonomischen Bewertung für den Standort „Queckbrunnerhof“<br />

zeigten, dass die Düngebedarfsermittlung (Faustzahlen vs. N-Expert) an diesem Standort<br />

keinen erkennbaren Einfluss auf die erwirtschafteten Deckungsbeiträge hat. Die<br />

Extensivierung der Gemüsefruchtfolge in jeder Form verringerte die Deckungsbeiträge<br />

dagegen deutlich.<br />

Die Untersuchungsergebnisse des ersten beiden Versuchsjahre bestätigen damit, dass<br />

eine Beeinflussung der Stickstoffausnutzung durch die im Forschungsvorhaben<br />

untersuchten Maßnahmen zu erwarten ist. Zur Übertragung der Versuchsergebnisse in die<br />

Fläche ist im weiteren die Anwendung eines Prozessmodells geplant. An beiden<br />

Standorten wird derzeit das Simulationssystems CANDY (CArbon and Nitrogen<br />

DYnamics; Franko et al., 1995) implementiert. Die vom Modellsystem berechneten<br />

Sickerwasserraten wurde bereits zur Berechnung von Nitrat-Austrägen herangezogen (vgl.<br />

oben). Ziel der weiteren Modellanwendung ist es, die Grundlagen für eine Übertragung der<br />

an Einzelstandorten erzielten Ergebnisse auf größere Gebiete zu erarbeiten. Aufbauend<br />

darauf kann im weiteren eine Bewertung der unterschiedlichen Maßnahmen zur<br />

Verbesserung der N-Effizienz im Maßstab der Region Vorderpfalz erfolgen.<br />

5 Zitierte Literatur<br />

Feller, C.; Fink, M.; Maync, A.; Paschold, P.J.; Scharpf, H.-G.; Schlaghecken, J.;<br />

Strohmeyer, K.; Weier U.; Ziegler, J. (2001): Düngung im Freilandgemüsebau.<br />

Schriftenreihe des IGZ Großbeeren/Erfurt e.V. Heft 4.<br />

Franko, U.; Oelschlägel, B.; Schenk, S. (1995): Modellierung von Bodenprozessen in<br />

Agrarlandschaften zur Untersuchung der Auswirkungen möglicher Klimaveränderungen,<br />

UFZ-Bericht 3/1995.<br />

Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Abteilung Wasserwirtschaft (Hrsg.)<br />

(2004): Vorläufige Ergebnisse der Bestandsaufnahme der rheinland-pfälzischen<br />

Gewässer nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Bericht der Ministeriums für<br />

Umwelt und Forsten, Mainz.<br />

Richtlinie 200/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines<br />

Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik vom<br />

23.10.2000.<br />

119


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Fraktionierung der organischen Bodensubstanz zur Beurteilung des Stickstoff-<br />

Nachlieferungsvermögens landwirtschaftlicher genutzter Böden<br />

Lioy, Rocco (CONVIS – Société Coopérative), Bolduan, Rainer, Mokry, Markus:<br />

1. Einleitung<br />

Im Rahmen des EU-CRAFT-Projektes „BIONIRS“ (allgemeine Informationen sind unter<br />

www.bionirs.info abrufbar) wurden 60 Bodenproben aus Luxemburg auf C und N-Gehalte<br />

analysiert. Des Weiteren wurden verschiedene Extraktionsmethoden erprobt, um das N-<br />

Nachlieferungsvermögen von Böden unter landwirtschaftlicher Nutzung beurteilen zu<br />

können. Die Analysen wurden vor dem Hintergrund durchgeführt, die nasschemischen<br />

Werte mit den Analysen der Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) vergleichen zu können.<br />

Eine erste Übersicht über die Ergebnisse der NIRS-Messung ist im Beitrag von Mokry und<br />

Bolduan beim VDLUFA-Kongreß 2005 zu finden. Die hier vorgelegten Ergebnisse<br />

beziehen sich ausschließlich auf die nasschemische Messung der Böden und deren<br />

Extrakte.<br />

2. Material und Methoden<br />

Die Böden stammen von verschiedenen Standorten Luxemburgs (Abb.1), die zum Teil<br />

erhebliche Unterschiede in der Bodennutzung (Acker bzw. Grünland), Textur, Geologie<br />

sowie in den klimatischen Bedingungen aufweisen. Auch die Stickstoffintensität der<br />

Betriebe (Tab.1) variiert in einem breiten Umfang. Als Extraktionsmittel wurden<br />

Calciumchlorid (2-stündige Extraktion mit 0,01 M CaCl2-Lösung bei Raumtemperatur)<br />

sowie eine gepufferte Lösung von Phosphat-Borat (Extraktion mit 12,2 g<br />

Natriumdihydrogenphosphat-Monohydrat und 8,91 g Natriumtetraborat-10-hydrat mit pH<br />

6,7 - 6,75 bei 39°C) verwendet (PBP-Lösung). Die C- und N-Gehalte der Extrakte wurden<br />

anschließend im Elementaranalyser bestimmt. Die verschiedenen Extrakte stehen für<br />

Fraktionen der organischen Substanz mit unterschiedlichem Nachlieferungsvermögen. Da<br />

auch der Nmin-Gehalt bestimmt wurde, ist zusammen mit der Analyse des<br />

Gesamtstickstoffs und Kohlenstoffs des Bodens sowie der Bodenextrakte eine komplette<br />

Bilanzierung der N- und C-Fraktionen der organischen Substanz der untersuchten Böden<br />

möglich.<br />

3. Ergebnisse<br />

Die Einteilung der C- und N-Gehalte von Böden und Bodenextrakten nach Region (Abb. 2<br />

und 3) weist auf Unterschiede zwischen den Standorten hin. Die Böden im Süd-Westen<br />

sowie im Süd-Osten des Landes haben, bedingt durch die schwerere Textur, mehr C und<br />

N im Boden als die Böden in der Mitte und im Mitte-Nord-Bereich. Dagegen sind die<br />

Gehalte an C und N der Böden im Norden Luxemburgs (Hochplateau mit 500 m<br />

Durchschnittshöhe) deutlich höher als in den anderen Regionen, weil in dieser Gegend mit<br />

kalten Wintern und hoher Feuchtigkeit die Standortbedingungen zu einer Akkumulation an<br />

organischer Substanz führen. Die C- und N-Gehalte nach Region in den Extrakten folgen<br />

nur zum Teil der beschriebenen Reihenfolge, da z.B. im Süd-Osten der C-Gehalt im<br />

Phosphat-Borat-Extrakt niedriger ist als in der Region Mitte, welche aber weniger C im<br />

Boden aufweist. Bei der Bodenutzung (Abb. 5 und 6) sowie bei der Textur (Abb.8 und 9)<br />

zeigen die Ergebnisse höhere C- und N-Werte bei Acker im Vergleich zu Grünland sowie<br />

bei den schwereren Böden im Vergleich zu den leichteren.<br />

Bei den C/N-Verhältnissen (Abb.4, 6 und 10) ist festzustellen, dass die Böden in den<br />

Regionen Mitte sowie Mitte-Nord am nachlieferungsträgsten sind (weites C:N = geringe<br />

Neigung zur Mineralisierung), während Grünlandböden engere C:N aufweisen im<br />

120


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

Vergleich zum Acker. Bei der Bodentextur sind es die mittleren Böden, welche die<br />

günstigsten Bedingungen (engeres C:N) für die N-Mineralisierung aufweisen.<br />

Neben diesen qualitativen Unterschieden zwischen den Böden erlauben es die ermittelten<br />

Werte auch, die unterschiedlichen N-Fraktionen im Boden zu bilanzieren. Wie aus Abb.11<br />

ersichtlich ist, wurde der Gesamtstickstoff in 5 Fraktionen unterteilt. Davon sind die CaCl2-<br />

sowie die PBP-Fraktionen diejenige, welche am Mineralisierungsprozess der organischen<br />

Bodensubstanz beteiligt sind. Die Bilanzierung der Ackerböden nach Region (Tab.2a und<br />

2b) ergibt, dass die Ackerböden im Norden deutlich größere N-Nachlieferungspotentiale<br />

haben als die anderen Standorte. Die Regionen Süd-Ost, Mitte und Mitte-Nord nehmen<br />

hier eine mittlere Stellung ein, während die Ackerböden im Süden nur sehr geringe<br />

nachlieferbare Reserven haben. Im Grünlandbereich (Tab. 3a und 3b) ändert sich das<br />

Bild: Hier sind es die Böden im Süden, welche das größte N-Nachlieferungspotential<br />

aufweisen, gefolgt von den Böden im Norden und schließlich von den anderen drei<br />

Standorten. Gruppiert nach der Textur (Tongehalt) weisen mittlere und schwere Böden<br />

eine höhere Löslichkeit auf als leichte, allerdings ist die leichter mineralisierbare Fraktion<br />

(CaCl2-Extrakt) in den schweren Böden stärker vertreten, während die schwerer<br />

mineralisierbare Fraktion (PBP-Extrakt) anteilmäßig eher in den mittleren Böden<br />

vorzufinden ist. Allen Bilanzierungen ist gemeinsam, dass der am Mineralisierungsprozess<br />

nicht beteiligte Stickstoff (Nrec) mit Anteilen zwischen 94 und 98% deutlich üben denen<br />

der anderen Fraktionen liegt.<br />

4. Schlußfolgerungen<br />

• Die Fraktionierung der organischen Bodensubstanz ist hilfreich zur Charakterisierung<br />

von Böden und zur Beurteilung ihres N-Nachlieferungsvermögens. Dies gilt besonders<br />

beim Vergleich von Böden ähnlicher Standorten.<br />

• Die CaCl2-Fraktion umreißt eine leichter mineralisierbare Fraktion des Norg als die<br />

PBP-Fraktion. Letztere ist eher als die maximal mineralisierbare N-Menge unter den<br />

günstigsten Bedingungen zu verstehen (Bodenreserve).<br />

• Die untersuchten Böden zeigen Unterschiede in der potentiellen N-Nachlieferung<br />

abhängig von der Region (Nord>Süd-West>Süd-Ost≅Mitte>Mitte-Nord), der<br />

Bodennutzung (Grünland>Acker) und der Bodenart (Lehm>Ton>Sand).<br />

• Es bleibt festzuhalten: Die Ausschöpfung des über die Extrakte gemessenen Potentials<br />

und die definitive Abschätzung der N-Nachlieferung hat in Ergänzung zur Beurteilung<br />

von Standort- und Witterungsdaten zu erfolgen.<br />

5. Weiterführende Literatur<br />

BOLDUAN, R., MOKRY, M. (2005): Analytik von C- und N-Gehalten in verschiedenen Böden<br />

mittels Nahinfrarotspektroskopie (NIRS). Bonn 27-30. September 2005, VDLU-<br />

FA-Kongreß im Tagungsband S. 24<br />

MATSUMOTO S., AE N., YAMAGATA M. (2000): Extraction of mineralizable organic nitrogen<br />

from soils by a neutral phoshate buffer solution. Soil Biol. Biochem. 32, SS.<br />

1293-1299<br />

OLFS H.-W., WERNER W. (1993): Methodische Ansätze zur Erfassung des N- Nachlieferungsvermögens<br />

des Bodens. In: Berichte über Landwirtschaft – Bodennutzung<br />

und Bodenfruchtbarkeit, Band 5 Nährstoffhaushalt, SS. 141-159, Paul Parey –<br />

Hamburg und Berlin<br />

SAUERBECK D. (1992): Funktionen und Bedeutung der organischen Substanzen für die<br />

Bodenfruchtbarkeit. In: Berichte über Landwirtschaft – Bodennutzung und Bodenfruchtbarkeit,<br />

Band 4 Humushaushalt, SS. 13-29, Paul Parey – Hamburg und Berlin<br />

121


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

WENZL (1996): Bestimmung der Speicherung wasserlöslicher organischer Substanzen<br />

(WOS) und der N-Nachlieferung des Bodens als wesentlicher Faktor für Düngeempfehlungen<br />

auf der Grundlage von Nährstoffbilanzierungen. In: Stoffbilanzierung<br />

in der Landwirtschaft, Wien 20-21. Juni 1996, im Tagungsband SS. 49-63<br />

B<br />

F<br />

2<br />

1<br />

5<br />

3<br />

ANHANG: ABBILDUNGEN UND TABELLEN<br />

4<br />

D<br />

Luxemburg:<br />

Geogr. Zonen<br />

Süd-<br />

West<br />

Abb1: Regionale Herkunft der Böden und Bodenbeschaffenheit<br />

Tab.1: Strukturdaten der ausgewählten Betriebe<br />

Region<br />

Süd-West<br />

Süd-Ost<br />

Mitte<br />

Mitte-Nord<br />

Nord<br />

Standort<br />

Bertrange<br />

Dippach<br />

Pafebierg<br />

Dickweiler<br />

Waldbillig<br />

Körich<br />

Stegen<br />

Erpeldange<br />

Neidhausen<br />

Huldange<br />

Betrieb<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Milchvieh<br />

Milchvieh<br />

Milchvieh<br />

Milchvieh<br />

Nord<br />

Mitte-<br />

Nord<br />

Mitte<br />

Süd-Ost<br />

Tierproduktion<br />

Mutterkuh-Bullenmast<br />

Milchvieh-Bullenmast<br />

Milchvieh-Bullenmast<br />

n = 60<br />

12<br />

12<br />

12<br />

12<br />

12<br />

Mutterkuh-Fresserverkauf<br />

Milchvieh-Mutterkuh-Bullenmast<br />

Milchvieh-Mutterkuh-Bullenmast<br />

Geologie;<br />

Bodenart<br />

Schiefer;<br />

Lehm-Sand<br />

Gipskeuper-<br />

Buntsandstein;<br />

Sand-Lehm<br />

Luxb. Sandstein;<br />

Sand<br />

Keuper-Muschelkalk;<br />

Lehm-Ton<br />

Lias-Dogger;<br />

Ton-Lehm<br />

Viehbesatz<br />

(GVE/ha)<br />

2,38<br />

1,62<br />

0,83<br />

2,67<br />

1,53<br />

0,97<br />

0,88<br />

1,75<br />

0,92<br />

1,03<br />

N-Bilanz<br />

(kg/ha)<br />

39<br />

56<br />

89<br />

209<br />

141<br />

119<br />

104<br />

88<br />

113<br />

109<br />

122


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

C%-Extrakte<br />

Abb.2: Kohlenstoffgehalte von Boden und Bodenextrakten nach Region<br />

N%-Extrakte<br />

0,20<br />

0,16<br />

0,12<br />

0,08<br />

0,04<br />

0,00<br />

Süd-West Süd-Ost Mitte Mitte-Nord Nord<br />

Abb.3: Stickstoffgehalte von Boden und Bodenextrakten nach Region<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0,020<br />

0,016<br />

0,012<br />

0,008<br />

0,004<br />

0,000<br />

PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />

PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />

Süd-West Süd-Ost Mitte Mitte-Nord Nord<br />

Boden PBP-extract CaCl2-extract<br />

Abb.4: C/N-Verhältnis von Boden und Bodenextrakten nach Region<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

0,35<br />

0,30<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

Süd-West Süd-Ost Mitte Mitte-Nord Nord<br />

C%-Boden<br />

N%-Boden<br />

123


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

C%-Extrakte<br />

Abb.5: Kohlenstoffgehalte von Boden und Bodenextrakten nach Bodennutzung<br />

N%-Extrakte<br />

0,2<br />

0,16<br />

0,12<br />

0,08<br />

0,04<br />

0<br />

0,020<br />

0,016<br />

0,012<br />

0,008<br />

0,004<br />

0,000<br />

Acker Grünland<br />

Abb.6: Stickstoffgehalte von Boden und Bodenextrakten nach Bodennutzung<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />

PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />

Acker Grünland<br />

Boden PB-Extrakt CaCl2-Extrakt<br />

Acker Grünland<br />

Abb.7: C/N-Verhältnis von Boden und Bodenextrakten nach Bodennutzung<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0,35<br />

0,3<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

C%-Boden<br />

N%-Boden<br />

124


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

C%-Extrakte<br />

Abb.8: Kohlenstoffgehalt von Boden und Bodenextrakten nach Textur<br />

N%-Extrakte<br />

Abb.9: Stickstoffgehalt von Boden und Bodenextrakten nach Textur<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0,2<br />

0,16<br />

0,12<br />

0,08<br />

0,04<br />

0<br />

0,020<br />

0,016<br />

0,012<br />

0,008<br />

0,004<br />

0,000<br />

PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />

Leicht Mittel Schwer<br />

PB-Extrakt CaCl2-Extrakt Boden<br />

Leicht Mittel Schwer<br />

Boden PB-Extrakt CaCl2-Extrakt<br />

0<br />

Leicht (Ton30%)<br />

Abb.10: C/N-Verhältnis von Boden und Bodenextrakten nach Textur<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0,35<br />

0,30<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

C%-Boden<br />

N%-Boden<br />

125


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

N org [REC]<br />

N tot<br />

N org = N tot -N min<br />

Norg Norg [PBP] =<br />

N ges [PBP] –N ges [CaCl2]<br />

Norg [REC] =Norg –(Norg [PBP] + N org [CaCl2 ] )<br />

Norg [REC] =Norg –(Norg [PBP] + N org [CaCl2 ] )<br />

Abb.11: Die unterschiedlichen Norg-Fraktionen<br />

Norg [CaCl2] = Norg [CaCl2] =<br />

N ges [CaCl2] –N min<br />

Tab.2a und 2b: Bilanzierung der N-Mengen im Ackerboden nach Region<br />

(absolut und relativ)<br />

Tab.3a und 3b: Bilanzierung der N-Mengen im Grünlandboden nach Region<br />

N min<br />

N tot N org N rec Norg PBP Norg CaCl2 Nmin<br />

Region n (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha)<br />

Süd-West 6 6120 6051 5972 58 21 69<br />

Süd-Ost 6 11100 10998 10763 188 48 102<br />

Mitte 5 6660 6600 6354 207 39 60<br />

Mitte-Nord 6 5550 5503 5318 158 28 47<br />

Nord 7 12975 12771 12180 525 66 204<br />

N tot N org N rec Norg PBP Norg CaCl2 Nmin<br />

Region n (%)<br />

(%)<br />

(%)<br />

(%)<br />

(%)<br />

(%)<br />

Süd-West 6 100 98,9 97,6 0,9 0,34 1,1<br />

Süd-Ost 6 100 99,1 97,0 1,7 0,43 0,9<br />

Mitte 5 100 99,1 95,4 3,1 0,58 0,9<br />

Mitte-Nord 6 100 99,1 95,4 3,1 0,58 0,9<br />

Nord 7 100 99,2 95,8 2,8 0,51 0,8<br />

126


Öffentliche Sitzung: „Landwirtschaft und Umwelt I“ Vorträge<br />

(absolut und relativ)<br />

N tot N org N rec Norg PBP Norg CaCl2 Nmin<br />

Region n (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha)<br />

Süd-West 6 17325 16960 16245 555 160 365<br />

Süd-Ost 6 14400 14208 13935 188 86 192<br />

Mitte 7 14207 14000 13738 186 76 207<br />

Mitte-Nord 6 8250 8194 7868 240 87 56<br />

Nord 5 18900 18558 18180 304 74 342<br />

N tot N org N rec Norg PBP Norg CaCl2 Nmin<br />

Region n (%)<br />

(%)<br />

(%)<br />

(%)<br />

(%)<br />

(%)<br />

Süd-West 6 100 97,9 93,8 3,2 0,92 2,1<br />

Süd-Ost 6 100 98,7 96,8 1,3 0,59 1,3<br />

Mitte 7 100 98,5 96,7 1,3 0,53 1,5<br />

Mitte-Nord 6 100 99,3 95,4 2,9 1,05 0,7<br />

Nord 5 100 98,2 96,2 1,6 0,39 1,8<br />

Tab.4a und 4b: Bilanzierung der N-Mengen im Boden nach Bodenart<br />

(absolut und relativ)<br />

Bodenart n<br />

N tot<br />

(kg/ha)<br />

N org ges<br />

(kg/ha)<br />

Norg REC<br />

(kg/ha)<br />

Norg PBP<br />

(kg/ha)<br />

Norg CaCl2<br />

(kg/ha)<br />

Nmin<br />

(kg/ha)<br />

Leicht (Ton30%) 18 14375 14182 13875 218 89 193<br />

Bodenart n<br />

N tot<br />

(%)<br />

N org ges<br />

(%)<br />

Norg REC<br />

(%)<br />

Norg PBP<br />

(%)<br />

Norg CaCl2<br />

(%)<br />

Leicht (Ton30%) 18 100 98,7 96,5 1,5 0,62 1,3<br />

Nmin<br />

(%)<br />

127


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Entwicklung der C-Masse und C-Verteilung in der Ackerkrume in Abhängigkeit einer<br />

langjährig differenzierten Bodenbearbeitung<br />

Nitzsche, Olaf (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft); Schmidt, Walter; Keller,<br />

Toralf; Heinrich; Jürgen:<br />

Einleitung<br />

Der Humusgehalt bzw. der Gehalt an organisch gebundenem Kohlenstoff von Ackerböden<br />

nimmt wesentlichen Einfluss auf wichtige physikalische, chemische und biologische<br />

Bodeneigenschaften. Nur beispielhaft seien die Wasseraufnahmefähigkeit und das<br />

Wasserhaltevermögen, die Kationenaustauschkapazität und die Aggregierung von<br />

Bodenpartikeln genannt (Van-Camp et al. 2004). Der Humusgehalt von Ackerböden wird<br />

durch den Standort (Boden, Klima) geprägt und kann durch die Bewirtschaftung in<br />

gewissen Grenzen beeinflusst werden (Van-Camp et al. 2004). Neben der Fruchtfolge und<br />

der Form und Menge der (organischen) Düngung beeinflussen auch<br />

Bodenbearbeitungsmaßnahmen direkt und indirekt die Ab- und Umbauprozesse der<br />

organischen Bodensubstanz. Direkt wird durch die Bodenbearbeitung eine Lockerung und<br />

Durchlüftung des Bodens erzielt, was zu einem verstärkten Humusabbau beitragen kann.<br />

Gleichzeitig wird organische Substanz in den Boden eingearbeitet und dadurch eine<br />

Inkorporation dieser Substanz in den Humuspool ermöglicht. Die indirekte Wirkung der<br />

Bodenbearbeitung betrifft z.B. die Beeinflussung des Bodenlebens (NITZSCHE et al. 2001),<br />

welches wiederum auf die Humusbildung Einfluss nehmen kann.<br />

Schon die Form der Bodenbearbeitung (konventionell, konservierend, Direktsaat) sowie<br />

deren Intensität haben erheblichen Einfluss auf wichtige Bodeneigenschaften, so dass<br />

davon auszugehen ist, dass auch die Humus- bzw. C-Dynamik beeinflusst wird. Diese<br />

Arbeit soll die Frage beantworten, in welchem Ausmaß auf einem typischen sächsischen<br />

Ackerstandort durch die dauerhafte Anwendung unterschiedlicher<br />

Bodenbearbeitungsverfahren Einfluss auf die Entwicklung der C-Masse und auf die C-<br />

Verteilung genommen wird.<br />

Material und Methoden<br />

Die Untersuchungen wurden im Jahr 2005 auf einer Versuchsfläche im Sächsischen<br />

Lößhügelland am Standort Lüttewitz durchgeführt. Das Untersuchungsgebiet ist durch ein<br />

ausgeprägtes Relief und mächtige Lößbedeckung (Bodenart Ut4) charakterisiert. Die<br />

naturräumlichen Eigenschaften in Kombination mit einer vorwiegend ackerbaulichen<br />

Nutzung der sehr ertragsstarken Böden führen zu einer sehr hohen Erosionsgefährdung,<br />

die die Umsetzung geeigneter Schutzmaßnahmen zwingend erforderlich macht.<br />

Im Jahr 1992 wurde durch die Südzucker AG und das Institut für Zuckerrübenforschung<br />

ein Bodenbearbeitungsversuch mit vier verschiedenen Bodenbearbeitungsverfahren in<br />

Großparzellen von jeweils 4 bis 5 ha angelegt, in denen seitdem konsequent die in Tabelle<br />

1 für das Anbaujahr 2004/2005 charakterisierten Bodenbearbeitungsverfahren zur<br />

Anwendung kommen. Vor der Versuchsanlage wurde der Gesamtschlag einheitlich<br />

bewirtschaftet.<br />

Der Bodenbearbeitungsversuch wurde seit 1992 mit einer dreijährigen<br />

Zuckerrübenfruchtfolge mit zwei Wintergetreidegliedern und einer Zwischenfrucht vor der<br />

Zuckerrübe (Gelbsenf) durchgeführt. In den letzten zwei Rotationen kam als<br />

Wintergetreide ausschließlich Winterweizen zum Anbau. Zuckerrübenblatt und<br />

Getreidestroh verbleiben auf der Fläche.<br />

128


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Mit Ausnahme des Pflanzenschutzes erfolgen alle sonstigen<br />

Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie Fruchtfolge, Sortenwahl oder Düngung in allen<br />

Versuchsvarianten einheitlich. Bei der Pflanzenschutzmittelanwendung wird auf die<br />

verfahrensbedingten Unterschiede der Bodenbearbeitungssysteme reagiert.<br />

Tab. 1: Bodenbearbeitungs- und Bestellmaßnahmen in den<br />

Bodenbearbeitungsvarianten<br />

Bearbeitung Pflug - P Mulch Locker - ML Mulch – M Direktsaat - D<br />

Tiefes Lockern** Tiefenmeißel<br />

~30 cm, 01.09.2004<br />

Bodenbearbeitung Grubber 10 Grubber 20 cm<br />

/<br />

cm<br />

06.09.04<br />

Saatbettbereitung 06.09.04<br />

Zwischenfrucht- Gelbsenf Gelbsenf<br />

aussaat* 06.09.04 06.09.04<br />

Bodenbearbeitung Pflügen 27 cm<br />

18.10.04<br />

Saatbettbereitung Grubber 5 cm Grubber 5 cm<br />

06.04.05 06.04.05<br />

Aussaat Zuckerrübe<br />

06.04.05<br />

Zuckerrübe<br />

06.04.05<br />

Grubber 10<br />

cm<br />

06.09.04<br />

Gelbsenf<br />

06.09.04<br />

Grubber 5 cm<br />

06.04.05<br />

Zuckerrübe<br />

06.04.05<br />

*: Durchführung nur einmal in der Rotation, nach der Stoppelweizenernte<br />

**: Durchführung nur einmal in der Rotation zur Zuckerrübenaussaat<br />

Gelbsenf<br />

06.09.04<br />

Grubber 3<br />

cm**<br />

06.04.05<br />

Zuckerrübe<br />

06.04.05<br />

Im April 2005 erfolgte nach dem Feldaufgang der Zuckerrübe auf der Versuchsfläche eine<br />

georeferenzierte Probenahme an insgesamt 48 Probenahmepunkten, die anhand der auf<br />

der Versuchsfläche auftretenden Bodentypen und Reliefpositionen repräsentativ verteilt<br />

wurden. Auf einem Großteil der Versuchsfläche treten Parabraunerden auf, z.T. mit<br />

Anzeichen von Pseudovergleyung. Darüber hinaus lassen sich Kolluvisole in den<br />

Senkenbereichen und auf einer Kuppe in sehr geringem Flächenumfang eine gekappte<br />

Parabraunerde über Glimmerschiefer nachweisen. Letztere Bodentypen verdeutlichen die<br />

auch auf dieser Fläche bestehende starke Bodenerosionsgefährdung.<br />

Ziel der Probenahme war es, die vertikale Verteilung der Ct-Gehalte sowie die<br />

Trockenrohdichte in dem aktuellen Bearbeitungshorizont und dem rezenten Pflughorizont<br />

sowie in dem direkt unter der humosen Krume liegenden Bereich zu ermitteln. Bei der<br />

Probenahme wurden an jedem Beprobungspunkt in 4 Tiefenstufen jeweils drei<br />

Stechzylinderproben (100 cm³) sowie in sieben Tiefenstufen jeweils eine Boden-<br />

Mischprobe entnommen. Die Tiefenstufen der Probenahme sind in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Insgesamt wurden also 576 Stechzylinderproben und 336 Boden-Mischproben<br />

entnommen.<br />

Tab. 2: Tiefenstufen der Stechzylinder- und Bodenprobenentnahme<br />

Probe Tiefenstufen der Probenahme [cm]<br />

Stechzylinder 0-10 10-20 20-30 > 30<br />

Mischprobe 0-2,5 2,5-5 5-10 10-15 15-20 20-30 >30<br />

129


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Die Stechzylinderproben wurden im Labor bis zur Gewichtskonstanz bei 105°C getrocknet,<br />

gewogen und so die Trockenrohdichte bestimmt. Die Boden-Mischproben wurden im<br />

Labor zur Vorbereitung der Analytik getrocknet und auf 2 mm gesiebt. An den Proben<br />

wurden neben dem Parameter Ct auch die Parameter Nt, P (CAL) und K(CAL) gemessen.<br />

In diesem Beitrag werden ausschließlich die Ergebnisse der Ct-Analytik dargestellt.<br />

Aus Trockenrohdichte und Bodengehalten konnte die Masse des Gesamtkohlenstoffes im<br />

Boden berechnet werden. Problematisch ist dabei jedoch die Abgrenzung der direkt<br />

bodenbearbeitungsbedingten Einflüsse von beispielsweise erosionsbedingten<br />

Veränderungen des C-Gehaltes. Gleichfalls wurde angestrebt, eine streng<br />

bodenmasseäquivalente Erfassung der C-Masse durchzuführen. Hierbei sind<br />

insbesondere die je nach Bodenbearbeitung unterschiedlichen Lockerungs- und<br />

Aufhöhungseffekte der verschiedenen Bearbeitungsverfahren zu berücksichtigen. Als<br />

Bezugsgröße für die masseäquivalente Berechnung wurde die durch die tiefste wendende<br />

bzw. mischende Bodenbearbeitung, also den Pflugeinsatz, bewegte Bodenmasse gewählt.<br />

Dabei wurde jeweils eine Berechnung für die Pflugtiefe 27 und 30 cm durchgeführt. Die<br />

Trockenrohdichte vor Bearbeitung wurde nicht gemessen. Aufgrund der Kenntnis des<br />

Standortes kann jedoch eine durchschnittliche Dichte von 1,5 g*cm³ angenommen<br />

werden. Das bedeutet bei 27 cm Pflugtiefe eine bewegte Bodenmasse von ca. 4.000 t*ha -1<br />

und bei 30 cm Pflugtiefe eine Masse von 4500 t*ha -1 .<br />

Ergebnisse<br />

Die in Abbildung 1 dargestellten Werte der Trockenrohdichte (TRD) zeigen sehr deutlich<br />

die lockernde Wirkung der Bodenbearbeitung im jeweils bearbeiteten Horizont. Die der<br />

Stechzylinderentnahme im April vorausgehende Bodenbearbeitung mit dem Pflug (P) im<br />

November des Vorjahres bewirkte eine Reduzierung der TRD im gesamten<br />

Krumenbereich im Vergleich mit den anderen Bearbeitungsvarianten. Auch die Variante<br />

ML zeigt bis zur Krumenbasis zwar eine höhere TRD als die Variante P, jedoch geringere<br />

Werte als die beiden anderen nicht gepflügten Varianten M und D. Im Bereich der<br />

Unterkrume wird der lockernde Effekt der Krumenbasisbearbeitung deutlich. Einen<br />

typischen Effekt der dauerhaft flachen Bodenbearbeitung zeigt der Verlauf der TRD in der<br />

Variante M. Im bearbeiteten Krumenbereich bis 10 cm ergaben sich keine Unterschiede<br />

zur Variante P. Direkt unterhalb des bearbeiteten Horizontes steigt die TRD jedoch auf die<br />

höchsten gemessenen Werte der Versuchsreihe an, was die beginnende Ausprägung<br />

einer Bearbeitungssohle aufgrund der konsequent eingehalten flachen Bearbeitung<br />

vermuten lässt. Die mit Ausnahme der sehr flachen Saatbettbereitung nicht mehr<br />

gelockerte Variante D zeigt einen gleichmäßigen Verlauf der TRD von der Oberkrume bis<br />

in den Unterbodenbereich, mit Werten um 1,5 g*cm -3 .<br />

Die Steigerung der TRD von der Unterkrume in den Unterboden ist bei allen nicht<br />

gepflügten Varianten gering und zeigt in der Variante P einen deutlichen Sprung, wobei im<br />

Unterboden keine statistisch absicherbaren Unterschiede der TRD zwischen den<br />

Bearbeitungsvarianten gemessen wurden.<br />

130


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Abb. 1: Trockenrohdichte in Abhängigkeit von der Tiefenstufe und der<br />

Bodenbearbeitungsvariante.<br />

Aus der Trockenrohdichte in der Krume nach erfolgter Bodenbearbeitung und Aussaat<br />

lässt sich die Mächtigkeit einer Bodenmasse von 4000 t Boden*ha -1 (entspr. 27 cm<br />

Bearbeitungstiefe bei Ausgangsdichte 1,5 g*cm - ³) bzw. 4500 t Boden*ha -1 (entsprechend<br />

30 cm Bearbeitungstiefe) errechnen. Durch die Aufhöhung der Krume aufgrund der<br />

bearbeitungsbedingten Lockerung ergeben sich die in Tabelle 3 dargestellten<br />

Krumenmächtigkeiten nach Bearbeitung für die jeweils betrachtete Bodenmasse.<br />

Tab. 3: Krumenmächtigkeit in cm nach Lockerung durch Bodenbearbeitung bei<br />

Betrachtung einer einheitlichen Bodenmasse in Abhängigkeit vom<br />

Bodenbearbeitungssystem<br />

4000 t Boden*ha -<br />

1<br />

4500 t Boden*ha -<br />

1<br />

Statistischer Vergleich der TRD<br />

zwischen den Bearbeitungsvarianten*<br />

Tiefenstufe<br />

0-10 cm<br />

10-20 cm<br />

20-30 cm<br />

30 + cm<br />

P ML M D<br />

29,0 28,1 27,6 27,1<br />

32,3 31,5 30,9 30,4<br />

Der Verlauf der C-Gehalte in der Krume (Abb. 2) zeigt eine deutliche Anreicherung in der<br />

Oberkrume bei nicht wendender Bodenbearbeitung, der eine Reduzierung der Gehalte in<br />

der Unterkrume zwischen 15 und 30 cm gegenübersteht.<br />

In der Variante P wurden nahezu einheitliche C-Gehalte von etwa 1 % im gesamten<br />

Krumenbereich gemessen. Die drei anderen, nicht gepflügten Varianten, zeigten einen<br />

unterschiedlich stark ausgeprägten Anstieg in den oberen 10 cm des Bodens (Abb. 2).<br />

Auffallend ist der mit der Bodentiefe sehr rasche Rückgang der C-Gehalte in der Variante<br />

D. Im Bereich 10 – 15 cm Bodentiefe hatten alle Varianten nahezu gleiche und statistisch<br />

nicht zu trennende C-Gehalte, wogegen die Variante P im darunter liegenden Bereich der<br />

P<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

ML<br />

a<br />

ab<br />

b<br />

a<br />

M<br />

a<br />

c<br />

b<br />

a<br />

*ANOVA, LSD, p=0,05<br />

D<br />

b<br />

bc<br />

b<br />

a<br />

131


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Unterkrume höhere Werte aufwies, als die nicht gepflügten Varianten, die hier<br />

untereinander keine Differenzen zeigten.<br />

Im Unterboden wiesen alle vier Bearbeitungsvarianten einen nahezu einheitlichen C-<br />

Gehalt von knapp 0,4 % auf.<br />

Statistischer Vergleich der Ct-Gehalte<br />

zwischen den Bearbeitungsvarianten *<br />

Tiefenstufe<br />

0-2,5 cm<br />

2,5-5 cm<br />

5-10 cm<br />

10-15 cm<br />

15-20 cm<br />

20-30 cm<br />

30 + cm<br />

Abb. 2: C-Gehalt in Abhängigkeit von der Tiefenstufe und der<br />

Bodenbearbeitungsvariante.<br />

Aus der Verrechnung von TRD und C-Gehalten ergibt sich die C-Masse im jeweiligen<br />

Bodenhorizont. In den Tabellen 4 und 5 sind die errechneten Werte dargestellt und zwar<br />

differenziert nach der maximalen Bearbeitungstiefe von 27 cm oder 4000 t bewegter<br />

Bodenmasse*ha -1 (Tab. 4) und 30 cm Bearbeitungstiefe, entsprechend 4500 t bewegter<br />

Bodenmasse* ha -1 (Tab. 5). Die dieser Berechnung zugrunde liegende jeweilige<br />

Krumenmächtigkeit nach Bearbeitung ist in Tabelle 3 dargestellt.<br />

Tab. 4: Absolute [tC*ha -1 ] und relative (Pflug=100) C-Masse in 4000 t Boden*ha -1 in<br />

Abhängigkeit von der Bodenbearbeitung<br />

Tiefenstufe Pflug Mulch Locker Mulch Direktsaat<br />

0-2,5 cm 3,1 4,6 5,2 6,2<br />

2,5-5 cm 3,1 4,4 5,0 5,1<br />

5-10 cm 6,3 8,4 8,2 7,7<br />

10-15 cm 6,9 7,3 7,2 7,4<br />

15-20 cm 7,3 6,3 6,6 6,2<br />

20-x cm 12,2 9,2 9,5 8,4<br />

Summe in 4000<br />

38,9<br />

t<br />

40,2 41,7 41,0<br />

Relativ 100 103 107 105<br />

P<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

a<br />

ML<br />

b<br />

b<br />

b<br />

a<br />

b<br />

b<br />

a<br />

M<br />

c<br />

c<br />

b<br />

a<br />

b<br />

b<br />

a<br />

D<br />

c<br />

bc<br />

a<br />

a<br />

b<br />

b<br />

a<br />

*ANOVA, LSD, p=0,05<br />

132


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Tab. 5: Absolute [tC*ha -1 ] und relative (Pflug=100) C-Masse in 4500 t Boden*ha -1 in<br />

Abhängigkeit von der Bodenbearbeitung<br />

Tiefenstufe Pflug Mulch Locker Mulch Direktsaat<br />

0-2,5 cm 3,1 4,6 5,2 6,2<br />

2,5-5 cm 3,1 4,4 5,0 5,1<br />

5-10 cm 6,3 8,4 8,2 7,7<br />

10-15 cm 6,9 7,3 7,2 7,4<br />

15-20 cm 7,3 6,3 6,6 6,2<br />

20-30 cm 13,6 11,3 12,5 11,9<br />

30-x cm 1,2 0,8 0,5 0,2<br />

Summe in 4500 t 41,6 43,1 45,0 44,7<br />

Relativ 100 104 108 108<br />

Die in Tabelle 4 und Tabelle 5 dargestellten Werte verdeutlichen, dass neben einer<br />

Umverteilung der organischen Substanz auch eine Steigerung der C-Masse bei<br />

dauerhaftem Pflugverzicht festzustellen ist. Je nach Bodenbearbeitungsvariante und<br />

betrachteter Bodenmasse steigt die Masse des Gesamtkohlenstoffes im Vergleich zur<br />

gepflügten Variante um 3 bis 8 % an. Dies bedeutet eine zusätzliche Speicherung<br />

zwischen 1,3t C*ha -1 und 3,4t C*ha -1 im Krumenbereich der Ackerfläche bei<br />

konservierender Bodenbearbeitung oder Direktsaat.<br />

Diskussion<br />

Die festgestellte Anreicherung von Kohlenstoff in der Oberkrume nach 13-jähriger<br />

konservierender Bodenbearbeitung im Vergleich zum regelmäßigem Pflugeinsatz bestätigt<br />

Ergebnisse anderer Untersuchungen (Nitzsche et al 2001, Van-Camp et al. 2004). Auch<br />

die im Rahmen dieser Untersuchung durchgeführte vertikal sehr hoch aufgelöste<br />

Probenahme, zeigte keine abweichenden Ergebnisse, verdeutlicht jedoch, dass sich mit<br />

zurückgehender Bearbeitungsintensität und –tiefe eine feinschichtig stark zunehmende<br />

Differenzierung der Humusgehalte im oberen Krumenbereich ergibt.<br />

Neben der Erhöhung der C-Gehalte in der Oberkrume und der leichten Reduzierung in der<br />

Unterkrume konnte für den Untersuchungsstandort auch ein deutlich positiver Nettoeffekt<br />

in Bezug auf die Erhöhung der C-Masse um bis zu 8 % im Boden bei konservierender<br />

Bodenbearbeitung bzw. Direktsaat festgestellt werden. Die Erhöhung der C-Masse hat<br />

verschiedene, kaum voneinander zu trennende Ursachen. Neben der verringerten<br />

Mineralisierung aufgrund reduzierter Bodenbearbeitungsintensität bei Verzicht auf den<br />

Einsatz des Pfluges, ist von einem Einbau des Kohlenstoffs in die entstehenden stabileren<br />

Bodenaggregate (Nitzsche et al. 2001) in der Oberkrume auszugehen, was die C-<br />

Mineralisation weiter reduzieren hilft. Darüber hinaus bewirkt die konservierende<br />

Bodenbearbeitung eine deutliche Minderung der Bodenerosion (Schmidt et al. 2001) und<br />

führt so auch zu verringerten C-Verlusten im Vergleich zur wendenden Bodenbearbeitung.<br />

Die Anreicherung von organischer Substanz im Boden bei Änderung der Bewirtschaftung<br />

erstreckt sich über einen langen Zeitraum. Es kann davon ausgegangen werden, dass<br />

sich im Laufe der 13-jährigen Versuchsdauer noch kein neues Gleichgewicht eingestellt<br />

hat. Lal et al. (1998) gehen davon aus, dass über einen Zeitraum von 25-50 Jahren bei der<br />

konsequenten Anwendung konservierender Bodenbearbeitung eine Akkumulation<br />

organischer Substanz auftritt. Nach Smith et al. (1998) sind sogar 50-100 Jahre zu<br />

veranschlagen.<br />

133


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Die Frage der Dauerhaftigkeit der C-Anreicherung ist von erheblicher Bedeutung. Im<br />

dargestellten Fall hängt der Erhalt der C-Anreicherung insbesondere von der dauerhaften<br />

Beibehaltung des Bewirtschaftungssystems ab. Der Mineralisierungsschub, der z.B. bei<br />

einem Umbruch von Dauergrünland zu beobachten ist, tritt ebenso bei einem erneuten<br />

Einsatz des Pfluges nach langjähriger konservierender Bodenbearbeitung auf (Reicosky et<br />

al. 1999). Dies bedeutet, dass Bewirtschaftungssysteme, die einen periodischen<br />

Pflugeinsatz vorsehen, unter dem Focus der dauerhaften C-Anreicherung klar abzulehnen<br />

sind. Gleiches gilt auch bei Betrachtung anderer Effekte des Pflugverzichtes, wie z.B. der<br />

Förderung einer Vielzahl von Lebensgemeinschaften im und am Boden (Kreuter 2005).<br />

Potenzial und Dauerhaftigkeit der C-Anreicherung in der Krume hängen neben der<br />

Bodenbearbeitung, der (organischen) Düngung und der Fruchtfolge insbesondere auch<br />

vom Standort (Bodenart, Klima) ab. Bei den hier vorgestellten Ergebnissen ist aufgrund<br />

der angebauten Zuckerrübenfruchtfolge von einer nur unvollständigen Ausschöpfung des<br />

C-Anreicherungspotenzials auszugehen, da durch die bei der Zuckerrübenernte intensive<br />

Bodenbewegung und durch die leicht abbaubaren Ernterückstände (Zuckerrübenblatt)<br />

eine limitierende Wirkung auf die C-Akkumulation zu erwarten ist. Die Übertragbarkeit der<br />

Ergebnisse auf andere Standorte ist ebenso zu prüfen.<br />

Die Anreicherung von C auf dauerhaft konservierend bearbeiteten Ackerflächen kann im<br />

Zusammenhang mit dem Ziel der Senkung der CO2-Gehalte in der Atmosphäre im Sinne<br />

der internationalen Klimaschutzbemühungen als ein möglicher und wichtiger Beitrag der<br />

Landwirtschaft eingestuft werden (Lal et al. 1998). In diesem Fall ist jedoch die zukünftige<br />

Bewirtschaftung des Standortes zwingend festzuschreiben, da ein erneuter Pflugeinsatz<br />

die C-Anreicherung innerhalb kürzester Zeit rückgängig macht.<br />

Unabhängig von Klimaschutzzielen hat eine an den Standortbedingungen orientierte<br />

Erhöhung des Gehaltes organischer Bodensubstanz durch den dauerhaften Einsatz<br />

konservierender Bodenbearbeitungsverfahren eine Vielzahl positiver Wirkungen, wie z.B.<br />

die Stabilisierung der Bodenoberfläche zur Erhöhung der Wasserinfiltration und zur<br />

Minderung der Bodenerosion (Schmidt et al. 2001), die Verbesserung vieler<br />

bodenphysikalischer Eigenschaften (Nitzsche et al. 2001) die ebenso wie eine verbesserte<br />

Nachlieferung von Nährstoffen aus dem Boden zu einer Förderung des<br />

Pflanzenwachstums beiträgt und so zu einer Absicherung der Ertragsbildung, auch bei<br />

wetterbedingten Extremsituationen führt.<br />

Literatur<br />

Kreuter, T. (2005): Biodiversität sächsischer Ackerflächen. Schriftenreihe der Sächsischen<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft 10 (Heft 9).<br />

Lal, R., Kimble, J.M., Follett, R.F., Cole, C.V. (1998): The potential of US cropland to<br />

sequester carbon and mitigate the greenhouse effect. Ann Arbor Press, Chelsea, MI,<br />

128 S.<br />

Lal, R. (2004): Agricultural activities and the global carbon cycle. Nutrient Cycling in<br />

Agroecosystems 70, 103-116<br />

Nitzsche, O., Krück, S., Schmidt, W., Richter, W. (2001): Reducing soil-erosion and<br />

phosphate losses and improving soil biological activity through conservation tillage<br />

systems. In: I World Congress on Conservation Agriculture. Madrid, 1-5 October,<br />

2001: Garcia-Torres, L., Benites, J., Martinez-Vilela, A. (Hrsg), Volume II, S. 185-189<br />

Reicosky, D.C., Reeves, D.W., Prior, S.A., Runion, G.B., Rogers, H.H., Raper, R.L.<br />

(1999): Effects of residue management and controlled traffic on carbon dioxide and<br />

water loss. Soil Tillage Res. 52, 153-165<br />

Schmidt, W., Stahl, H., Nitzsche, O., Zimmerling, B., Krück, S., Zimmermann, M., Richter,<br />

W. (2001): Konservierende Bodenbearbeitung, die zentrale Maßnahme des<br />

134


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

vorsorgenden und nachhaltigen Bodenschutzes. Mitt. d. Dtsch. Bodenkundlichen.<br />

Gesell. 96 (2), 771-772<br />

Smith, P., Powlson, D.S., Glendining, M.J., Smith, J.U. (1998): Preliminary estimates of<br />

the potential for carbon mitigation in European soils through no till farming. Global<br />

Change Biology 4, 679-685<br />

Van-Camp, L., Bujarrabal, B., Gentile, A-R., Jones, R.J.A., Montanarella, L., Olazabal, C.,<br />

Selvaradjou, S-K. (2004): Reports of the Technical Working Groups Established<br />

under the Thematic Strategy for Soil Protection. EUR 21319 EN/3, 872 S. Office for<br />

Official Publications of the European Communities, Luxembourg<br />

135


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Einfluss differenzierter Bodenbearbeitung auf den P-Gehalt einer Löss-Schwarzerde<br />

und den P-Entzug in einer Vierfelderfruchtfolge.<br />

Bischoff, Joachim (Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG)<br />

Sachsen-Anhalt); von Wulffen, Hans Ulrich; Holz, Falko:<br />

Einleitung<br />

Eine wichtige Aufgabe der Bodenbearbeitung ist es, organische und mineralische Dünger<br />

in die Bodenkrume einzuarbeiten. Bei Pflugverzicht lagern sich langfristig organische<br />

Substanz und Nährstoffe in der Oberkrume an. In der vertikalen Verteilung der<br />

Düngerphosphate wird jedoch ein grundlegender Nachteil der konservierenden<br />

Bodenbearbeitung gesehen, weil aufgrund der geringen Beweglichkeit die<br />

Phosphatausnutzung beeinträchtigt sein kann. Deshalb wird das Einarbeiten des<br />

Düngerphosphats in größere Tiefen empfohlen und damit auch die Notwendigkeit des<br />

periodischen Pflügens begründet. Die bodenkundlichen und klimatischen Besonderheiten<br />

des östlichen Harzvorlandes mit seinen Löss-Schwarzerden waren Anlass, den Einfluss<br />

differenzierter Bodenbearbeitung auf den Phosphorgehalt des Bodens und den<br />

Phosphorentzug (Trockenmasseertrag * Phosphorgehalt) über zwei Rotationen einer<br />

Vierfelderfruchtfolge zu untersuchen.<br />

Material und Methoden<br />

Der Versuchsstandort Bernburg-Strenzfeld liegt im südöstlichen Teil der Magdeburger<br />

Börde. Er gehört nach bodenkundlicher Kartieranleitung (AD-HOC-Arbeitsgruppe, 2004)<br />

bodentypologisch zu den Schwarzerden beziehungsweise Tschernosemen (KA5:<br />

Normtschernosem). Die Textur des Bodens setzt sich aus 22 % Ton, 70 % Schluff und 8<br />

% Sand (Ut4, stark toniger Schluff) zusammen. Das Ausgangsmaterial für die<br />

Bodenbildung ist Löss, der sich in der Weichseleiszeit durch äolische Akkumulation<br />

angereichert hat. Bernburg ist mit einem Anteil von 60 % Lö1 und 20 % Lö2 und mit<br />

Ackerzahlen von 85-96 ein charakteristischer Schwarzerdestandort des mitteldeutschen<br />

Trockengebietes. Die langjährige mittlere Jahrestemperatur liegt bei 9,1 °C und die<br />

mittlere Jahresniederschlagsmenge beträgt 469 mm.<br />

Experimentelle Grundlage ist ein Bodenbearbeitungsversuch, der im Herbst 1997 angelegt<br />

wurde. Zu jeder Kultur der 4-feldrigen Fruchtfolge: 1. Zuckerrüben (ZR), 2. Sommergerste<br />

(SG), 3. Winterweizen (WW) und 4. Wintergerste (WG) sind der konventionellen<br />

Pflugarbeit auf ≥ 25 cm zwei Verfahren Stroh-/ Rübenblatt-Mulchsaat (I u. II) und die<br />

Direktsaat gegenübergestellt (siehe Tabelle 1). Bei der Mulchsaat wird der Boden jeweils<br />

durch Grubber und/ oder Scheibenegge auf 10-15 cm beziehungsweise durch eine<br />

Vorsaatbearbeitung auf 4-6 cm Tiefe gelockert. Rübenblatt und Stroh verbleiben auf dem<br />

Feld. Kurz nach der Ernte wurden Bodenproben auf Krumentiefe (0–15–30 cm)<br />

entnommen und die doppellaktatlöslichen Phosphorgehalte analysiert [VDLUFA (Hrsg.)<br />

1997]. Die Phosphordüngung erfolgte in Höhe der Abfuhr durch das Erntegut mit 20 kg<br />

Phosphor je Hektar und Jahr als Vorratsdüngung mit Triplesuperphosphat.<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

In den Abbildungen 1 bis 3 sind die Versuchsergebnisse dargestellt. Zur Vereinfachung<br />

der Diskussion wird in Abbildung 2 der jährliche P-Entzug durch das Erntegut (Rüben,<br />

Korn) als Durchschnittswert aller vier Fruchtarten dargestellt.<br />

Der Versuchsstandort Bernburg ist mit Phosphor hoch versorgt. In Krumentiefe (0–30 cm)<br />

betrugen die PDL-Gehalte, bezogen auf 100g Boden:<br />

9,9 mg in der Pflugvariante,<br />

10,3 mg bei mitteltiefer nichtwendender,<br />

136


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

10,7 mg bei flacher nichtwendender Bearbeitung sowie<br />

9,9 mg bei Direktsaat.<br />

Die Werte liegen in der Gehaltsklasse (GK) D nach der Doppellaktat-Methode. (DL). Nach<br />

VDLUFA-Empfehlung [VDLUFA (Hrsg.) 1997] besteht für den Versuchsstandort nur ein<br />

schwacher P-Düngungsbedarf. Bei nichtwendender Bodenbearbeitung und Direktsaat<br />

zeigte sich eine deutliche Differenzierung der Phosphatverteilung zwischen Ober- und<br />

Unterkrume. In der Oberkrume (0 bis 15 cm) betrugen die PDL-Gehalte (bezogen auf 100g<br />

Boden):<br />

10,0 mg in der Pflugvariante,<br />

11,8 mg bei mitteltiefer pflugloser und<br />

12,1 mg bei flacher pflugloser Bearbeitung sowie<br />

12,4 mg bei Direktsaat.<br />

Pflugverzicht führte zu einer P-Anreicherung in der Oberkrume und zu einem<br />

Konzentrationsgefälle in Richtung Unterkrume. Bei flacher Bearbeitung und Direktsaat lag<br />

die Oberkrume in Gehaltsklasse E. Der Unterschied zwischen Ober- und Unterkrume<br />

betrug in der Direktsaatvariante zwei Gehaltsklassen. Bei konsequentem Pflugverzicht und<br />

flachmulchender Bodenbearbeitung kommt es allmählich zu einer Kopflastigkeit der<br />

Ackerkrume. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, die Grundnährstoffuntersuchung<br />

des Bodens in zwei Schichttiefen vorzunehmen: 0 bis 15 cm und 15 bis 30 cm, wenn über<br />

Jahre pfluglos gearbeitet wurde. Ist eine Unterteilung nicht möglich, sollte von bisher 20<br />

cm Beprobungstiefe auf 30 cm übergegangen werden.<br />

Tabelle 1: Bodenbearbeitung in der Fruchtfolge (FF)<br />

FF Bodenbearbeitung (BB)<br />

Pflug/ Packer Mulch I<br />

n. Ernte<br />

Mulch II<br />

v. Saat<br />

Direktsaat<br />

≥ 25 cm 10-15 cm 4-6 cm -<br />

Arbeiten nach der Ernte<br />

1. ZR Blatt n. Vorwelken<br />

eingearbeitet auf ≥ 15 cm<br />

2. SG Grubber 8-10 cm<br />

Grubber ≥ 15 cm<br />

3. WW wie 2. dto.<br />

4. WG wie 2. dto.<br />

Blatt bleibt bis zur Saat liegen<br />

Stroh bleibt bis zur Saat liegen<br />

Die P-Entzüge durch das Erntegut bezogen auf Fruchtfolge, Hektar und Jahr betrugen 18<br />

kg in der Pflugvariante, 19 kg bei mitteltiefer, 20 kg bei flacher Bearbeitung und Direktsaat<br />

(in Abbildung 2 sind die Pflug- und Direktsaatvariante dargestellt).<br />

137


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

P (25)<br />

M (10-15)<br />

M (4-6)<br />

DS<br />

PDL (mg/100g)<br />

0,0 5,0 10,0 15,0<br />

0-15 cm Entnahmetiefe<br />

15-30 cm Entnahmetiefe<br />

7,3 GK C<br />

10,0 Gehaltsklasse D<br />

9,7<br />

8,8 GK D<br />

9,3<br />

GK D<br />

GK D<br />

11,8 GK D<br />

12,1 GK E<br />

12,4 GK E<br />

Legende: P (25): Pflug/ Packer (Arbeitstiefe: ≥ 25 cm), M (10-15 cm): Grubber/<br />

Scheibenegge, M (4-6 cm): Vorsaatbearbeitung mit Scheibenegge, DS: Direktsaat ohne<br />

jede Bodenbearbeitung.<br />

Abbildung 1: PDL-Gehalt einer Löss-Schwarzerde (pH-Wert > 7).<br />

kg P-Erntegut/ha/a<br />

30<br />

24<br />

18<br />

12<br />

6<br />

0<br />

18<br />

21<br />

17<br />

20<br />

15<br />

18<br />

22<br />

26<br />

21<br />

20<br />

17<br />

16<br />

25 25<br />

P-Entzug (P)<br />

P-Entzug (DS)<br />

P-Boden (P)<br />

P-Boden (DS)<br />

15<br />

14<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Abbildung 2: P-Entzug (Rüben, Korn) einer Vierfelderfruchtfolge und PDL-Gehalt im<br />

Boden.<br />

30<br />

24<br />

18<br />

12<br />

6<br />

0<br />

mg P/ 100g Boden<br />

138


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

kg P-Erntegut/ha<br />

32<br />

24<br />

16<br />

8<br />

0<br />

GK A GK B GK C GK D<br />

GK E<br />

= 3,0 3,1 - 5,5 5,6 - 8,0 8,1 - 12,0 = 12,1<br />

y = 16,7 + 0,28 x<br />

B = 0,04<br />

0 4 8 12 16<br />

mg P/100g Boden<br />

Abbildung 3: Beziehung zwischen P-Entzug (Rüben, Korn) und PDL-Gehalt im<br />

Boden.<br />

Die konservierende Bodenbearbeitung erzielte dank eines effektiven<br />

Verdunstungsschutzes und mehr pflanzenverfügbaren Bodenwassers im Wurzelraum zum<br />

Teil beträchtliche Mehrerträge zu Zuckerrüben, Sommergerste und Winterweizen –<br />

insbesondere in Jahren mit starker Vorsommertrockenheit. Wintergerste reift gewöhnlich<br />

früh genug ab und entzieht sich damit dem Trockenstress im Vorsommer. Mit der<br />

Rübenernte wurden durchschnittlich 60 % des aufgenommenen Phospats vom Feld<br />

abgefahren, bei Weizen und Gerste waren es 88 %. Gegenüber der wendenden<br />

Pflugarbeit stieg bei flacher Bodenbearbeitung und Direktsaat der ertragsabhängige P-<br />

Entzug um durchschnittlich 2 kg je Hektar und Jahr. Nach Abbildung 2 wurden in der<br />

Pflugvariante bei PDL-Gehalten im Bereich von 7,5 bis 13,9 mg P/100g Boden zwischen 14<br />

und 25 kg P/ha und a dem Boden durch die Ernte entzogen. In der Direktsaatvariante<br />

waren es bei 7,3 bis 14,7 mg P/100g Boden zwischen 15 und 26 kg P/ha und a. Infolge<br />

der optimalen bis sehr hohen P-Versorgung des Standorts besteht nach Abbildung 3 kein<br />

unmittelbarer Zusammenhang zwischen der P-Versorgung des Bodens und dem<br />

jährlichen P-Entzug durch die Ernte. Für die Praxis heißt das: um den P-Bedarf einer<br />

Vierfelderfruchtfolge zu decken, ist die Gehaltsklasse C ausreichend. Selbst für hohe bis<br />

sehr hohe Erträge sind die Gehaltsklassen D und E nicht erforderlich [VDLUFA (Hrsg.)<br />

1999]. Bei entsprechendem Düngungsbedarf hat sich zu Raps, Mais und Rüben wegen<br />

des geringen Aneignungsvermögens während der Jugendentwicklung die<br />

Unterfußdüngung mit Stickstoff und einem wasserlöslichen Phosphat bewährt.<br />

Düngungsempfehlungen gehen von der Voraussetzung aus, dass das ermittelte<br />

Nährstoffangebot auch tatsächlich wirksam ist. Jedoch ist die Ausnutzung des gedüngten<br />

Phosphats im Ackerbau geringer als bei anderen Hauptnährstoffen. Zugeführtes<br />

Düngerphosphat wird in kurzer Zeit in stabile Bodenphosphate umgewandelt (SCHEFFER<br />

139


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

& SCHACHTSCHABEL, 1989). Im neutralen und alkalischen pH-Bereich werden<br />

Kalziumphosphate und Magnesiumphosphate gebildet, im sauren, tonhaltigen Boden<br />

schwer lösliche Eisen- und Aluminiumphosphate. Die Wasserversorgung des Bodens<br />

beeinflusst die Phosphatwirkung insofern, als der Erhalt einer gleichmäßig feuchten Krume<br />

durch Pflugverzicht zu gesteigerten P-Entzügen im vorliegenden Feldversuch führte – trotz<br />

eines in der Krumentiefe rasch abnehmenden P-Gehaltes. Offensichtlich wurde durch<br />

mehr biologische Aktivität in der Oberkrume und durch eine intensive<br />

Krumendurchwurzelung die Ausnutzung der Bodennährstoffe nachhaltig verbessert. Nach<br />

Tabelle 2 führte die Anreicherung der Oberkrume mit organischer Substanz als Folge der<br />

nichtwendenden Bearbeitung zu einer gesteigerten Enzymaktivität, nicht aber zu einer<br />

vermehrten CO2-Abgabe.<br />

Parameter/ Variante Bodentiefe [cm]<br />

Bearbeitungstiefe [cm] 0-10 10-20 20-30 30-40<br />

Mikrobielle Biomasse [µgC/gTS]<br />

Pflug/ Packer (25) 214 253 205 135<br />

Grubber/ Scheibenegge (10-15) 276 245 147 128<br />

Direktsaat 299 178 110 142<br />

ß-Glucosidase [µg Sal./g Boden]<br />

Pflug/ Packer (25) 63,7 70,0 55,7 31,6<br />

Grubber/ Scheibenegge (10-15) 88,3 74,6 43,6 28,8<br />

Direktsaat 94,6 56,2 34,2 40,3<br />

Basalatmung [µgC-CO2/gTS/h]<br />

Pflug/ Packer (25) 0,81 0,88 0,83 0,66<br />

Grubber/ Scheibenegge (10-15) 0,83 0,90 0,70 0,66<br />

Direktsaat 0,83 0,69 0,59 0,64<br />

Tabelle 2: Einfluss differenzierter Bodenbearbeitung auf mikrobielle Biomasse,<br />

Enzymaktivität und Basalatmung des Bodens *)<br />

*) Die bodenbiologischen Untersuchungen wurden an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg dem<br />

Fachbereich für Agrarwissenschaften von Frau Dr. S. Tischer durchgeführt.<br />

In enger Beziehung zur mikrobiellen Biomasse steht die umsetzbare organische<br />

Bodensubstanz, der als Nahrungsgrundlage der Bodenorganismen eine entscheidende<br />

140


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Bedeutung für die Speicherung und Freisetzung von Phosphor zukommt. Gemessen an<br />

der ß-Glucosidase-Enzymaktivität und Basalatmung erweist sich die Unterkrume als<br />

biologisch aktiv und garefähig. Unterhalb der Krume im krumennahen Unterboden war ein<br />

Rückgang der biologischen Aktivität zu verzeichnen. Mehrjährige Direktsaat hatte in 10 bis<br />

20 cm und 20 bis 30 cm Tiefe eine verminderte, dagegen in 30 bis 40 cm eine gesteigerte<br />

mikrobielle Aktivität zur Folge. Ursache dafür ist eine Anreicherung von organischer<br />

Substanz, hervorgerufen durch eine vor der Bearbeitungsumstellung auf Direktsaat<br />

entstandene Krumenbasisverdichtung, die sich unter den vorherrschenden<br />

Bodenverhältnissen langsam regeneriert. Für die Phosphatversorgung der Pflanze ist eine<br />

optimale Durchwurzelung der Krume – wo der größte Teil der Düngerphosphate festgelegt<br />

ist – entscheidend (CLAASSEN, 1990). Starkes Wurzelwachstum fördert bei wenig<br />

beweglichen Nährstoffen wie dem Phosphat die Aufnahme über eine Verkürzung der<br />

Transportwege. In der vertikalen Verteilung der Düngerphosphate wird ein grundlegender<br />

Nachteil der konservierenden Bodenbearbeitung gesehen, weil aufgrund der geringen<br />

Beweglichkeit die Phosphatausnutzung beeinträchtigt sein kann. Deshalb wird das<br />

Einarbeiten des Düngerphosphats in größere Tiefen empfohlen und damit auch die<br />

Notwendigkeit des periodischen Pflügens begründet. Die Versuchsergebnisse sind ein<br />

beredtes Beispiel dafür, dass auf den basenreichen nicht auswaschungsgefährdeten<br />

Böden der trockenen Lagen auch langfristig auf die wendende Pflugarbeit verzichtet<br />

werden kann. Sind aber durch Schadverdichtungen die Durchlüftung und der<br />

Wasserhaushalt des Bodens beeinträchtigt, hat das zur Folge, dass unter Wassermangel<br />

sowohl die Verfügbarkeit des Phosphats als auch das Wurzelwachstum leiden. Kommt es<br />

dagegen zur Staunässe im Boden, wird die Verfügbarkeit zwar verbessert, aber das<br />

Wurzelwachstum und die Phosphataufnahme sind wegen Sauerstoffmangels gestört. Die<br />

Auswaschung von Boden- und Düngerphosphaten ist auf Lössböden eher minimal, doch<br />

können durch Oberflächenabfluss und Bodenabtrag ganz erhebliche Phosphatverluste<br />

entstehen [VDLUFA (Hrsg.) 2001]. Deshalb ist es wichtig, durch Beseitigung der<br />

Bodenmängel die Ausnutzung der Boden- und Düngerphosphate zu verbessern.<br />

Fazit<br />

Wird zum Wohle des Bodens auf das Pflügen verzichtet, beeinträchtigt die<br />

ungleichmäßige P-Verteilung in der Krume die P-Ernährung nicht, wenn die Versorgung<br />

über Vorratsdüngung beziehungsweise bei anspruchsvollen Kulturen über<br />

Unterfußdüngung erfolgt. Durch konsequenten Pflugverzicht wurde in einer vierfeldrigen<br />

Fruchtfolge der ertragsabhängige P-Entzug um durchschnittlich 10% je Fruchtart, Hektar<br />

und Jahr gesteigert. Die Ursachen für die verbesserte Ausnutzung der Boden- und<br />

Düngerphosphate sind eine höhere bodenbiologische Aktivität, mehr pflanzenverfügbares<br />

Bodenwasser im Wurzelraum und offensichtlich auch ein leistungsfähigeres<br />

Wurzelsystem.<br />

Literatur<br />

AD-HOC-Arbeitsgruppe Boden (2004): Bodenkundliche Kartierungsanleitung. 5. Auflage, Hannover.<br />

CLAASSEN, N. (1990): Nährstoffaufnahme höherer Pflanzen aus dem Boden. Ergebnis von Verfügbarkeit<br />

und Aneignungsvermögen. Severin Verlag Göttingen.<br />

SCHEFFER, F. & SCHACHTSCHABEL, P. (1989): Lehrbuch der Bodenkunde. 12. Auflage, Enke-Verlag,<br />

Stuttgart.<br />

VDLUFA (Hrsg.) 1997: Phosphordüngung nach Bodenuntersuchung und Pflanzenbedarf. VDLUFA-<br />

Standpunkt 16.09.1997.<br />

VDLUFA (Hrsg.) 1999: Hohe P-Gehalte im Boden – mögliche Folgen für die Umwelt – Konsequenzen für die<br />

Ausbringung von phosphorhaltigen Düngemitteln. VDLUFA-Schriftenreihe 50.<br />

VDLUFA (Hrsg.) 2001: Mögliche ökologische Folgen hoher Phosphatgehalte im Boden und Wege zu ihrer<br />

Verminderung. VDLUFA-Standpunkt 10.12.2001.<br />

141


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Die exakte Bodenartbestimmung im Zusammenhang mit Gesetzen und<br />

Verordnungen und als Instrument der Beratung in Niedersachsen<br />

Merkel, Detlef (LUFA Nord-West):<br />

1. Bestimmungsmethoden und Definitionen für die Bodenart.<br />

Die Bodenart wird durch die %-Anteile der Korngrößen Sand, Schluff und Ton eines<br />

Bodens definiert. Bei der Korngrößenanalyse werden zunächst die Sandanteile durch<br />

Siebung und anschließend die Schluff- und Tonanteile durch Sedimentation bestimmt.<br />

Klassische Endbestimmungsverfahren hierfür sind die Pipett- und die Aräometermethode.<br />

Für Serienuntersuchungen steht die Röntgensedimentometeranalyse zur Verfügung.<br />

Ein alternatives und weniger aufwändiges Verfahren ist die Schätzung der Bodenart mit<br />

der sogenannten Fingerprobe. Durch Reiben einer angefeuchteten Bodenprobe zwischen<br />

Daumen und Zeigefinger kann eine Grobklassifizierung vorgenommen werden. Eine<br />

Hauptschwierigkeit liegt in der nicht hinreichend genauen Quantifizierung des<br />

Schluffgehaltes. Die Methode ist als Feldmethode beschrieben, wird aber üblicherweise<br />

auch im Labor angewendet.<br />

2. Gesetzliche Bestimmungen.<br />

Die AbfKlärV hat in §§ 4 (8) und 4 (12) bei Bodenart Sand - < 5 % Ton - niedrigere<br />

Grenzwerte für Cadmium und Zink festgesetzt und verlangt in Anhang 1, Pkt. 2.2.4, die<br />

Tongehaltsbestimmung mittels Korngrößenanalyse nach DIN-Norm 18123 (1983) durch<br />

zuführen.<br />

Die BBodSchV gibt für die Hauptbodenarten Sand - Lehm/Schluff - Ton unterschiedliche<br />

Vorsorgewerte für die Schwermetalle Cd, Cr, Cu, Hg, Ni, Pb und Zn an, z.B. für Cd 0,7 -<br />

1,0 - 1,5 mg/kg Boden. Die gleichen Werte wurden als Grenzwerte in die BioAbfV<br />

aufgenommen. Angaben zur Methodik der Bodenartbestimmung fehlen in beiden<br />

Verordnungen.<br />

3. Die Bodenuntersuchung als Beratungsinstrument.<br />

In der Düngeberatung werden in Abhängigkeit von der Bodenart unterschiedliche<br />

Gehaltsklassenschemata für die CaO-, P-, K- und Mg-Empfehlungen zugrunde gelegt. Als<br />

Beispiel ist in Tab. 1 ein Auszug aus den niedersächsischen Kalkempfehlungen<br />

aufgeführt. Zur Erreichung bzw. Erhaltung der jeweiligen optimalen pH-Werte werden in<br />

Abhängigkeit von der Bodenart stark unterschiedliche Kalkmengen benötigt. Im<br />

Allgemeinen wird für die Düngeberatung die Schätzung per Fingerprobe als ausreichend<br />

angesehen. Auch der Humusgehalt ist von Einfluss auf die Düngeempfehlungen, worauf<br />

im Rahmen der vorliegenden Arbeit aber nicht näher eingegangen werden kann. Die<br />

Schätzung des Humusgehaltes an Hand der Färbung einer Bodenprobe an Stelle einer<br />

Exaktbestimmung ist ähnlich problematisch wie die Fingerprobe.<br />

142


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

pH - Klasse<br />

Bodenart A B C D E<br />

S 25 - 40 9 - 21 5 - 7 0 0<br />

l‘S, U 31 - 55 12 - 27 7 - 10 0 0<br />

lU 46 - 62 15 - 42 7 - 10 0 0<br />

IIS,tU 63 - 87 17 - 58 10 - 14 0 0<br />

sL, ttU 76 - 117 23 - 70 12 - 17 0 0<br />

t'L, tL, uuT, uT, T 98 - 160 25 - 90 12 - 20 0 0<br />

Abbildung 1: Kalkempfehlungen für Ackerland, 0 – 4 % Humus, gemäß den Richtwerten<br />

für die Düngung in Niedersachsen.<br />

Der Schluffgehalt ist als zentraler Bestandteil des Bodenerodierbarkeitsfaktors K der<br />

Allgemeinen Bodenabtragsgleichung ein Maß für die Gefährdung gegenüber<br />

Wassererosion. Diese Faktoren liegen z.B bei reinem bis stark lehmigem Sand und<br />

sandigem bis tonigem Lehm unter 0,3, bei schwach bis stark tonigem Schluff über 0,6.<br />

4. Ergebnisse aus Niedersachsen.<br />

In Niedersachsen ist aufgrund der Vorgaben der AbfKlärV bei ca. 70 000 Bodenproben die<br />

Korngrößenbestimmung durchgeführt worden. Die Werte sind im<br />

Bodeninformationssystem POLARIS abgelegt und brauchen für jeden Standort nur einmal<br />

bestimmt werden. Abb. 2 gibt die %-Anteile tonreicher, Abb. 3 die %-Anteile schluffreicher<br />

Böden niedersächsischer Landkreise wieder.<br />

Die Küstenregion mit ihren Marsch- und Auenböden weist mittlere, der Bereich der<br />

norddeutschen Tiefebene nur geringe Anteile an tonreichen Böden auf, während es sich<br />

bei den Böden im südlichen Niedersachsen fast ausschließlich um tonreiche Böden<br />

handelt. Neben diesen bekanntermaßen unterschiedlichen Tongehalten der<br />

niedersächsischen Bodenlandschaften zeigt die Zusammenstellung bemerkenswerte<br />

Unterschiede bei den Schluffgehalten. So sind die tonreichen Böden in der Küstenregion,<br />

wie auch die Geschiebelehme Nordniedersachsens, deutlich schluffärmer als die<br />

Lehmböden der Börde und des südniedersächsischen Hügellandes.<br />

Eine Aufgliederung der schluffreichen Böden ergibt bei den Marsch- und Auenböden in<br />

den Landkreisen Cuxhaven, Osterholz und Nienburg vor allem stark schluffigen und<br />

schluffigen Ton, bei den Sandlössen in den Landkreisen Diepholz, Gifhorn und Hannover<br />

hohe Anteile an lehmigem bis stark tonigem Schluff und bei den südniedersächsischen<br />

Lössböden fast ausschließlich tonigen Schluff bis stark schluffigen Ton (Abb.4).<br />

143


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

57 24 5 3<br />

CUX STD CUX STD<br />

24 0 0 6 10 0 1 1<br />

OHZ ROW WL LG OHZ ROW WL LG<br />

55 1 3 10 1 0 4 0<br />

VER SFA UE DAN VER SFA UE DAN<br />

14 26 2 13 13 6 1 2<br />

DH NI CE GF DH NI CE GF<br />

94 27 69 77 49 83 14 57 55 14<br />

SHG H PE SZ HE SHG H PE SZ HE<br />

99 100 95 92 92 63<br />

HM HI WF HM HI WF<br />

97 100 88 91<br />

HOL GS HOL GS<br />

98 98 91 86<br />

NOM OHA NOM OHA<br />

99 77<br />

GÖ GÖ<br />

Abbildung 2: %-Anteil tonreicher Böden Abbildung 3: %-Anteil schluffreicher Böden<br />

(> 12 % T) niedersächsischer Landkreise (> 50 % U) niedersächsischer Landkreise<br />

(”CUX” usw. sind die Autokennzeichen für Cuxhaven usw.)<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

CUX OHZ NI DH GF H HM HI W F<br />

Abbildung 4: %-Anteile unterschiedlicher schluffreicher Böden in einzelnen<br />

niedersächsischen Landkreisen<br />

uT<br />

uuT<br />

ttU<br />

tU<br />

lU<br />

144


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

5. Schlussfolgerungen.<br />

Die Festsetzung reduzierter Grenzwerte für Cd und Zn bei Böden mit weniger als 5 % Ton<br />

in § 4 AbfKlärV ist explizit auf “leichte Böden im Rahmen der Bodenschätzung” und den<br />

pH-Wert-Bereich zwischen 5,1 und 5,9 beschränkt. Aufgrund einer verschachtelten<br />

Formulierung ist strittig, ob dieser pH-Bereich nur für die “leichten” oder für alle Böden gilt.<br />

(Im letzteren Fall müsste auch bei den nicht leichten Böden mit Tongehalten unter 5 %<br />

und einer gleichermaßen erhöhten Pflanzenverfügbarkeit von Cd und Zn bei pH-Werten<br />

unter 6,0 gerechnet werden, was faktisch nicht zutrifft). Da ein aktuell festgestellter pH-<br />

Wert keine auf Dauer konstante Größe darstellt, ist die Beschränkung auf einen<br />

bestimmten pH-Bereich überhaupt unzweckmäßig. Im übrigen sind „leichte Böden“ in der<br />

Bodenschätzung gar nicht definiert. Diese Sachlage hat dazu geführt, dass an Stelle der<br />

vorgeschriebenen Bestimmungsmethode für die Bodenart mehrheitlich die Schätzmethode<br />

Fingerprobe angewendet wird (mit der „fachlichen“ Begründung, dass die aktuellen<br />

Schwermetallgehalte im Regelfall ohnehin auch die reduzierten Grenzwerte deutlich<br />

unterschreiten).<br />

Es ist zu erwarten, dass bei der anstehenden Novellierung der AbfKlärV die<br />

Vorsorgewerte der BBodSchV übernommen werden. Da diese in Abhängigkeit von der<br />

Bodenart unterschiedlich sind, muss die Bestimmungsmethode hierfür eindeutig festgelegt<br />

werden.<br />

In Abhängigkeit von der Korngrößenzusammensetzung eines Bodens werden sehr<br />

unterschiedliche Kalkmengen empfohlen. Ähnliches gilt für die Nährstoffe P, K und Mg.<br />

Dabei steht die Ungenauigkeit des Schätzverfahrens Fingerprobe in einem Missverhältnis<br />

zur Präzision der chemischen Analysen. Die möglichen Konsequenzen für die<br />

Düngeempfehlungen entsprechen denen grober Analysenfehler. Das gilt für die Düngung<br />

nach „guter fachlicher Praxis in der Landwirtschaft“ ebenso wie für den abfallrechtlich<br />

geregelten Bereich. Bei der Klärschlammdüngung wird aufgrund einer fehlerhaften<br />

Schätzung der Bodenart<br />

- zu viel oder wenig Kalk empfohlen und ggf. die Verwertung von<br />

kalkstabilisiertem Schlamm nicht gestattet,<br />

- zu viel oder zu wenig Phosphor empfohlen und ggf. die<br />

Klärschlammverwertung in Gehaltsklasse E nicht gestattet.<br />

Im übrigen haben sich Berater und Labors in zunehmendem Maße auf bodenphysikalische<br />

Fragestellungen, wie die Ermittlung der Erosionsgefährdung eines Standortes,<br />

einzustellen. In diesem Zusammenhang sind die Schluffgehalte der Böden von<br />

wesentlicher Bedeutung. An dem niedersächsische Beispiel wird gezeigt, dass die<br />

Schluffgehalte ein ebenso breites Spektrum aufweisen wie die Tongehalte. Für die<br />

Bestimmung der Korngrößenzusammensetzung eines Bodens mit vertretbarem Aufwand<br />

stehen die Röntgen-Sedimentometermethode, die Aräometermethode oder mechanisierte<br />

Verfahren der Pipettmethode zur Verfügung. Bei entsprechender Datenhaltung beim<br />

Landwirt, bei der Untersuchungs- oder einer Beratungsinstitution brauchen die Werte nur<br />

einmal gemessen zu werden.<br />

145


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Möglichkeiten und Grenzen der Kalkanwendung zur Immobilisierung von Cadmium<br />

auf belasteten Grünlandstandorten<br />

König, Volkmar (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />

Problem- und Zielstellung<br />

Cadmium (Cd) weist im Vergleich zu anderen Schwermetallen die höchste<br />

Umweltrelevanz auf, weil es sich aufgrund seiner relativ hohen Mobilität im Boden in<br />

Nahrungs- und Futterpflanzen anreichern kann. Daraus resultiert eine Gesundheitsgefahr<br />

für Mensch und Tier, wenn es durch chronische Anreicherung in den Nieren zu<br />

Funktionsstörungen kommt (ALLOWAY, 1999). Weitere mögliche Gesundheitsstörungen<br />

sind Skelettschäden und Einschränkungen der Reproduktionsfunktion. Daher wurden z. B.<br />

die Höchstgehalte in der Verordnung (EG) Nr. 466/2001 zur Festsetzung der<br />

Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln so niedrig angesetzt, wie<br />

dies vernünftigerweise zu erreichen ist (EU-KOMMISSION, 2001).<br />

Im Rahmen der Untersuchungstätigkeit (Schwermetallmonitoring) der Thüringer<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) sind landwirtschaftlich genutzte Flächen festgestellt<br />

worden, die stark differenzierte, teilweise deutliche Cd-Belastungen aufweisen. In der<br />

Region 1 handelt es sich um Dauergrünlandflächen. Diese grenzen an einen<br />

abwasserführenden Bach, der in der Vergangenheit von einem heute nicht mehr<br />

existierenden Leuchtstoffwerk zur Entsorgung von Cd-haltigen Schlämmen genutzt wurde.<br />

Die Schlämme sedimentierten bei Hochwasserereignissen in Abhängigkeit von der<br />

Fließgeschwindigkeit des Wassers, dem Relief der angrenzenden Flächen und deren<br />

Entfernung zum Bachlauf. Dadurch ist es zu einer stark differenzierten Cd-Belastung der<br />

Böden gekommen (Tab. 1). Eine beachtliche Belastung mit Chrom und Zink ist nur im<br />

unmittelbaren Grabenrandbereich festgestellt worden.<br />

Tabelle 1: Cd-Belastung von Grünlandflächen in der Region 1<br />

Standortgruppe<br />

Grabenrand 13<br />

Senke 40<br />

Ebene 90<br />

Unterhang 50<br />

Oberhang 103<br />

1) königswasserlöslich<br />

Entfernung<br />

zum Bach<br />

(m)<br />

Bodentiefe<br />

(cm)<br />

0... 10<br />

11...20<br />

0... 10<br />

11...20<br />

0... 10<br />

11...20<br />

0... 10<br />

11...20<br />

0... 10<br />

11...20<br />

x¯ pH-Wert<br />

5,7<br />

5,7<br />

5,5<br />

5,6<br />

5,5<br />

5,2<br />

5,3<br />

5,5<br />

4,9<br />

5,3<br />

Mittl. Cd-Gehalte 1)<br />

(mg/kg Boden)<br />

548<br />

247<br />

155<br />

34,7<br />

2,8<br />

0,5<br />

3,2<br />

1,1<br />

0,5<br />

0,9<br />

Mit den Untersuchungen der TLL ist ein weiteres Cd-Belastungsgebiet (Region 2)<br />

festgestellt worden. Dabei handelt es sich um ehemalige Ackerflächen, die in den<br />

Fünfziger Jahren mit Klärschlamm gedüngt wurden. Es handelte sich um Cd-haltigen<br />

Klärschlamm aus einer Kläranlage, in die Abwässer aus der Galvanikindustrie eingeleitet<br />

worden sind. Die ökotoxische Problematik der Schwermetalle war den Landwirten in<br />

dieser Zeit nicht bekannt. So wurde der Klärschlamm in gutem Glauben an die<br />

Unbedenklichkeit des Düngestoffs ausgebracht. Die nunmehr festgestellte Cd-Belastung<br />

der Böden differiert flurstücksbezogen und hängt davon ab, wie oft die Flächen mit dem<br />

Klärschlamm beaufschlagt worden sind (Tab. 2).<br />

146


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Tabelle 2: Cd-Belastung der untersuchten Flächen (ca. 38 ha) in Region 2<br />

Bodentiefe<br />

(cm)<br />

Cd-Gehaltsklassen 1)<br />

(mg/kg Boden)<br />

≤ 0,5 0,6... 1 1,1... 5 5,1... 10 10,1... 30 30,1... 60 > 60<br />

Flächenanteil (%)<br />

0... 30 2 24 14 12 18 23 7<br />

31... 50 35 4 24 17 20 - -<br />

1) königswasserlöslich<br />

Die Untersuchungsergebnisse haben die Frage aufgeworfen, inwieweit eine Minderung<br />

des Gefährdungspotenzials hinsichtlich der landwirtschaftlichen Nutzung durch<br />

Schutzmaßnahmen möglich ist. Die Klärung dieser Frage ist wichtig, um gemäß § 5 Abs. 3<br />

Bundes-Bodenschutzverordnung (BBodSchV) die Gefahrenabwehr in Form einer<br />

geeigneten Sicherungsmaßnahme zu erreichen. In Anbetracht der häufig hohen Cd-<br />

Belastung ist keine Sanierung (Dekontamination z. B. durch Bodenaustausch) möglich.<br />

Die Bedeutung der Kalkung für die Immobilisierung von Schwermetallen ist seit geraumer<br />

Zeit bekannt. Durch Erhöhung des pH-Wertes im Boden auf > pH 6,5 kann bei Cd die<br />

Mobilität im Boden deutlich verringert werden (HERMS U. BRÜMMER, 1980; DIETZ ET AL,<br />

1992; HORNBURG, 1991; BLUME ET AL, 1990). Deshalb wurde es für notwendig gehalten, die<br />

Wirkung der Aufkalkung des Bodens unter den gegebenen Standortbedingungen und bei<br />

unterschiedlichem Cd-Belastungsgrad anhand von Parzellenfeldversuchen zu überprüfen.<br />

Als Versuchsfrage standen folgende Schwerpunkte:<br />

1. Welchen Beitrag kann die Aufkalkung unterschiedlich mit Cadmium belasteter<br />

Grünlandstandorte zur Verringerung<br />

• der Gehalte des mobilen (wasserlöslichen und austauschbaren) Cd im Boden und<br />

• der Cd-Gehalte im Grünlandaufwuchs erbringen?<br />

Kann der immobilisierende Effekt der Kalkdüngung anhand des Zusammenhangs<br />

zwischen den Cd-Gehalten in Böden und Pflanzen in Abhängigkeit von den<br />

Einflussfaktoren prognostiziert werden?<br />

Methodik<br />

In den beiden Untersuchungsgebieten sind im Zeitraum 1995... 2005 vier Parzellen-<br />

Feldversuche mit Kalksteigerungsstufen auf mehrjährigen Dauergrünlandflächen<br />

durchgeführt worden. Das Hauptkriterium für die Flächenauswahl war ein differenzierter<br />

Cd-Belastungsgrad der Böden im o. g. Cd-Gehaltsbereich und möglichst pH-Werte < pH<br />

5,0 (Tab. 3).<br />

Die Versuchsanlage erfolgte mit 4 Prüfgliedern (Tab. 3) und 4 Wiederholungen in Form<br />

eines Lateinischen Quadrats. Die Parzellengröße betrug 9 m². Für die Aufkalkung wurde<br />

überwiegend granulierter Magnesium-Branntkalk mit 53,8 % CaO und 36,2 % MgO<br />

verwendet. Zielgröße für die Aufkalkung waren pH-Werte im Bereich von pH 6,7... 7,8. Die<br />

dafür erforderlichen teilweise sehr hohen Kalkmengen sind einmalig im Herbst auf die<br />

Grünlandnarbe ohne Einarbeitung in den Boden ausgebracht worden. Es wurden keine<br />

daraus resultierenden bemerkenswerten Pflanzenschäden in der Folgezeit beobachtet.<br />

Ein beachtlicher Teil des Kalkes war bei den hohen und sehr hohen Aufwandmengen bis<br />

zum vierten Versuchsjahr in der Narbe noch gut sichtbar.<br />

147


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

•Tabelle 3: Kennzeichnung der Versuchsstandorte<br />

Parameter Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3 Versuch 4<br />

Region 1 1 1 2<br />

Humusgehalt (%) 3,3 2,8 10,1 3,4<br />

Tongehalt (%) 15 15 25 12<br />

Bodenart<br />

Mittl. Cd-Belastung<br />

(mg/kg Boden) 1)<br />

Stark<br />

lehmiger<br />

Sand<br />

Stark<br />

lehmiger<br />

Sand<br />

Schluffiger<br />

Lehm<br />

8 15 706 96<br />

pH-Wert bei Versuchsbeginn 5,7 5,9 5,7 5,2<br />

Kalkstufe Ziel-pH Kalkdüngermengen (dt CaO/ha)<br />

ohne Kalk - - - - -<br />

mittel 6,7 63 63 120 132<br />

hoch 7,2 140 140 230 215<br />

sehr hoch 7,8 245 245 387 332<br />

1) Königswasserlösliche Gehalte<br />

Sandiglehmiger<br />

Schluff<br />

Die NPK-Düngung erfolgte zu jedem Aufwuchs, wobei jeweils ca. 60 kg N/ha ausgebracht<br />

worden sind. In Abhängigkeit von der Witterung wurden jährlich 2... 3 Aufwüchse geerntet.<br />

Die Versuchslaufzeit betrug 6 Jahre.<br />

Die Bodenprobenahme erfolgte mindestens einmal jährlich nach der Ernte in den<br />

Bodentiefen 0... 10 cm, 11... 20 cm und 21... 30 cm. Als relevante Parameter sind in der<br />

Regel pH-Wert, das mobile, leichtlösliche (ammoniumnitratlösliche) Cd (Cdan) und einmal<br />

jährlich das (königswasserlösliche) Gesamt-Cd (Cdkw) bestimmt worden. In den Pflanzen<br />

wurden der Cd-Gehalt und fakultativ die Mineralstoffe analysiert.<br />

Bodenuntersuchungsergebnisse<br />

pH-Werte<br />

Die Entwicklung der pH-Werte zeigt am Beispiel des Versuches 3 in Tab. 4, dass die<br />

Kalkdüngung die Bodenreaktion in der Bodentiefe 0... 10 cm bereits ab dem ersten<br />

Versuchsjahr erhöht hat. Die pH-Unterschiede zwischen den Kalkstufen sind für alle<br />

Prüfglieder mit Kalkdüngung ab dem 3. Versuchsjahr gegenüber der Kontrolle und<br />

teilweise auch zwischen den Prüfgliedern mit Kalkdüngung statistisch gesichert. Die<br />

teilweise relativ hohen Grenzdifferenzen (GD) zeigen aber auch, dass erheblich streuende<br />

pH-Werte vorgelegen haben. Die pH-Werte der Kontrollvariante ohne Kalk sind über die<br />

Versuchslaufzeit auch in den anderen Versuchen um 0,2... 0,3 pH-Einheiten abgesunken.<br />

Die maximale Neutralisationswirkung war meistens bereits im 2. Versuchsjahr erreicht<br />

(Abb. 1).<br />

Diese Aussagen gelten im Trend für alle Versuche. Nach der Aufkalkung lagen als<br />

Maximalwerte folgende pH-Bereiche vor: Kalkstufe mittel - pH-Bereich 6,5... 6,8, Kalkstufe<br />

hoch: pH-Bereich 7,0... 7,2 und Kalkstufe sehr hoch: pH-Bereich 7,3... 7,6.<br />

Hinsichtlich der pH-Veränderungen in den tieferen Bodenschichten ergibt sich in<br />

abgeschwächtem Maße ein ähnlicher Trend (Abb.1).<br />

148


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Tabelle 4: Mittlere pH-Werte des Versuches 3 in 0... 10 cm Bodentiefe<br />

Kalkstufe<br />

Versuchsjahr<br />

1 2 3 4 5 6<br />

ohne Kalk 5,9 5,5 5,5 5,6 5,8 5,6<br />

mittel 6,3 6,1 6,2<br />

pH-Wert<br />

8,0<br />

7,5<br />

7,0<br />

6,5<br />

6,0<br />

5,5<br />

0…10 cm<br />

Versuch 1<br />

11…20 cm 21…30 cm<br />

Vers.anlage<br />

2. Vers.jahr<br />

4. Vers.jahr<br />

6. Vers.jahr<br />

5,0<br />

Kalkstufen<br />

Abbildung 1: pH-Werte des Versuches 1 in verschiedenen<br />

Bodentiefen in Abhängigkeit von den Kalkstufen<br />

und der Versuchslaufzeit<br />

1) 6,3 6,6 6,8<br />

hoch 6,6 7,0 6,5 6,6 7,0 7,2<br />

sehr hoch 6,7 7,2 6,9 7,1 7,5 7,6<br />

GD(Tukey, 5%) 0,4 0,6 0,4 0,4 0,3 0,7<br />

1)<br />

Statistisch gesicherte pH-Unterschiede zu ohne Kalk mit Fettdruck<br />

Die diesbezügliche ähnliche<br />

pH-Entwicklung kann wie in<br />

Abb. 1 ersichtlich für alle Versuche<br />

folgendermaßen zusammengefasst<br />

werden:<br />

Die Bodenreaktion ist auch<br />

in der Bodentiefe 11... 20<br />

cm bereits ab dem 2.<br />

Versuchsjahr in den<br />

Kalkvar-ianten deutlich<br />

erhöht. Der pH-Wert 6,5 ist<br />

in allen sehr hoch<br />

gekalkten Var-ianten im 4.<br />

Versuchsjahr und in der<br />

Kalkstufe hoch im 6.<br />

Versuchsjahr überschritten<br />

worden.<br />

In der Bodentiefe 21… 30<br />

cm unterscheiden sich die<br />

pH-Werte der Varianten ohne, mittel und hoch wenig, allerdings ist der Trend<br />

ansteigender pH-Werte erkennbar. Der pH-Wert 6,5 wurde aber bei hohen und sehr<br />

hohen Kalkmengen im 6. Versuchsjahr in den Versuchen 1 und 2 überschritten.<br />

Cdkw-<br />

Gehalte<br />

(mg/kg<br />

Boden)<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1<br />

2 3 4<br />

ohne Kalk<br />

mittel<br />

hoch<br />

sehr hoch<br />

Versuch 1<br />

Cdkw-Gehalte bei<br />

Versuchsanlage<br />

W iederholung<br />

1 2 3 4<br />

Block A 5,20 6,90 6,90 8,20<br />

Block B 6,00 6,50 8,50 8,60<br />

Block C 7,00 14,20 12,30 13,30<br />

Block D 6,80 9,10 6,90 8,50<br />

Abbildung 2: Cdkw-Gehalte des Versuches 1 in 0… 10 cm<br />

Bodentiefe bei Versuchsanlage<br />

ohne Kalk<br />

mittel<br />

hoch<br />

sehr hoch<br />

ohne Kalk<br />

mittel<br />

hoch<br />

sehr hoch<br />

Cdkw-Gehalte<br />

Die Cdkw-Gehalte<br />

haben innerhalb und<br />

zwischenden Versuchsparzellen<br />

in allen<br />

Bodentiefen eine beträchtliche<br />

Streuung<br />

aufgewiesen. Der<br />

Variationskoeffizient der<br />

Cdkw-Gehalte der Versuchsparzellen<br />

lag in<br />

0... 10 cm Bodentiefe<br />

bei den Versuchen 2<br />

und 4 im Bereich von 6...<br />

10 %, in den Versuchen 1<br />

und 3 sogar bei 19... 41<br />

%. Das ist durch die<br />

Historie der Kontamination bedingt.<br />

149


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Während die Streuung des Versuchs 4 mit eingearbeitetem Klärschlamm als<br />

Belastungsursache relativ mäßig ist, hat der Versuch 1 durch die offensichtlich kleinräumig<br />

differenzierte Sedimentation des Cd-haltigen Abwasserschlamms eine beträchtliche<br />

Schwankungsbreite der Cdkw-Gehalte. Dieser Sachverhalt muss bei der Bewertung des<br />

Cd-Transfers aus dem Boden in die Pflanzen berücksichtigt werden. Ein Einfluss der<br />

Kalkanwendung auf die Differenziertheit der Cdkw-Gehalte in der Versuchslaufzeit war<br />

nicht festzustellen.<br />

Cdan-Gehalte<br />

Die Cdan-Gehalte der Versuchsböden sind in starkem Maße durch die Anhebung der<br />

Bodenreaktion abgesenkt worden. Am Beispiel des Versuchs 1 wird in Abb. 3 deutlich,<br />

dass die beträchtliche Reduzierung der Cdan-Gehalte bei den Prüfgliedern mit<br />

Kalkdüngung im Vergleich zu ohne Kalk bereits im 1. Versuchsjahr stattgefunden hat. Die<br />

Gehaltsunterschiede zwischen ungekalkt und gekalkt sind in allen Versuchsjahren<br />

statistisch gesichert. Das ist in Abb. 3 daran erkennbar, dass die mittleren Cdan-Gehalte<br />

der Variante ohne Kalk abzüglich der Grenzdifferenz (horizontale Linien) unterschritten<br />

sind. Die Gehaltsunterschiede zwischen den gekalkten Prüfgliedern waren demgegenüber<br />

gering und statistisch nicht gesichert. Die relativ hohen Grenzdifferenzen resultierten aus<br />

der häufig hohen Schwankungsbreite der Cdan-Gehalte innerhalb der Prüfglieder. Die<br />

Cdan-Gehalte der Variante ohne Kalk zeigen in der Versuchslaufzeit einen ansteigenden<br />

Trend. Bemerkenswert ist, dass bei den Varianten mit Kalkanwendung im Versuch 1 das<br />

Cdan-Gehaltsniveau des 6. Versuchsjahrs bereits im 1. Versuchsjahr erreicht war.<br />

Analoge Trends<br />

Cdan-Gehalte (mg/kg Boden)<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

ohne Kalk 0,43 0,38 0,42 0,58 0,51 0,69<br />

mittel 0,12 0,11 0,13 0,11 0,12 0,18<br />

hoch 0,08 0,11 0,10 0,08 0,12 0,08<br />

sehr hoch 0,07 0,07 0,06 0,07 0,09 0,08<br />

GD (Tukey 5%) 0,14 0,21 0,29 0,25 0,16 0,25<br />

ohne Kalk-GD 0,29 0,17 0,13 0,33 0,35 0,44<br />

Abbildung 3: Mittlere Cdan-Gehalte des Versuchs 1 in 0...<br />

10 cm Bodentiefe in Abhängigkeit von den<br />

hinsichtlich der<br />

mittleren Cdan-<br />

Gehalte lagen<br />

auch in den anderenBodentiefen<br />

des Versuchs<br />

1 vor. Allerdings<br />

war hier<br />

die Gehaltsreduzierung<br />

zu ungekalkt<br />

mit zunehmenderBodentiefe<br />

geringer.<br />

Erst ab dem<br />

4. Versuchsjahr<br />

wiesen die hoch<br />

und sehr hoch<br />

gekalkten Parzellen<br />

wesentlich<br />

niedrigere Cdan-<br />

Gehalte im Vergleich zu ungekalkt auf (Tab. 5). Allerdings bestanden hier nur teilweise<br />

signifikante Unterschiede.<br />

Die dargestellten Effekte sind in ähnlicher Weise auch bei den anderen Versuchen<br />

insbesondere in den letzten drei Versuchsjahren festgestellt worden (Tab. 5). Die<br />

Absenkung der Cdan-Gehalte bei den Kalkvarianten war in 0... 10 cm Bodentiefe trotz<br />

beachtlicher Streuung der Gehalte in der Regel statistisch gesichert.<br />

150


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Tabelle 5: Mittlere Cdan-Gehalte des 4. bis 6. Versuchsjahres in Prozent zur Variante ohne Kalk<br />

Mittlere Cdan-Gehalte in Prozent zu ohne Kalk (4. bis 6. Versuchsjahr)<br />

Kalkstufe<br />

Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3 Versuch 4<br />

Versuchs<br />

mittel<br />

ohne Kalk<br />

0... 10 cm Bodentiefe<br />

100 (0,59 mg/kg) 100 (1,16 mg/kg) 100 (29,3 mg/kg) 100 (9,5 mg/kg) 100<br />

mittel 22 26 26 17 23<br />

hoch 16 10 18 16 15<br />

sehr hoch 14 9 13 19 14<br />

ohne Kalk<br />

11... 20 cm Bodentiefe<br />

100 (0,46 mg/kg) 100 (0,64 mg/kg) 100 (18,9 mg/kg) 100 (21,2 mg/kg) 100<br />

mittel 55 51 48 31 46<br />

hoch 36 22 24 14 24<br />

sehr hoch 21 17 8 14 15<br />

ohne Kalk<br />

21... 30 cm Bodentiefe<br />

100 (0,23 mg/kg) 100 (0,37 mg/kg) 100 (5,1 mg/kg) - 100<br />

mittel 104 50 66 - 73<br />

hoch 73 36 44 - 51<br />

sehr hoch 50 27 18 - 32<br />

In der Bodentiefe 11... 20 cm trifft das im Gegensatz zu Versuch 1 auch für alle Prüfglieder<br />

mit Kalkdüngung der anderen Versuche zu. Selbst in 21... 30 cm Bodentiefe sind in allen<br />

Versuchen noch beachtliche Gehaltsreduzierungen vorhanden. Diese waren allerdings für<br />

eine statistische Sicherung mit zu hoher Streuung behaftet.<br />

Im Mittel aller Versuche wird noch einmal die enorme Cdan-Gehaltsreduzierung infolge<br />

der Kalkung in der obersten 20 cm-Bodenschicht deutlich. Bereits ab der Kalkstufe mittel<br />

(pH-Werte 6,5... 6,8) wurden die Cdan-Gehalte auf < 25 % (0... 10 cm) bzw. < 50% (11...<br />

20 cm) abgesenkt. Der starke Immobilisierungseffekt wird besonders bei den hoch<br />

aufgekalkten Varianten (pH-Werte > 7,0) sichtbar.<br />

Die regressionsanalytische Prüfung des Einflusses der pH-Werte und Cdkw-Gehalte auf<br />

die Cdan-Gehalte ergab, dass der pH-Wert das entscheidende Kriterium ist. Weitere<br />

Ausführungen hierzu sind in der gedrängten Form nicht möglich.<br />

Pflanzenuntersuchungsergebnisse<br />

Die gesteigerte Aufkalkung der Böden hat in allen Versuchen zu einer beachtlichen<br />

Absenkung der mittleren Cd-Gehalte in den Grünlandaufwüchsen geführt (Tab. 6).<br />

Bereits durch die Kalkstufe mittel mit pH-Werten im Bereich pH 6,5... 6,8 wurden die Cd-<br />

Gehalte auf etwa zwei Drittel im Vergleich zu ungekalkt abgesenkt. Die höheren<br />

Kalksteigerungen reduzierten die Cd-Gehalte auf teilweise unter 50 %. Wesentlich dabei<br />

ist, dass in allen Cd-Belastungsbereichen der Versuche (8... 706 mg Cdkw/kg Boden)<br />

ähnliche Absenkungsraten festgestellt worden sind.<br />

Tabelle 6: Mittlere Cd-Gehalte (gew. Mittelwerte im 2. bis 6. Vers.jahr) in Prozent zur Variante ohne<br />

Kalk<br />

Kalkstufe Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3 Versuch 4 Gesamtmittel<br />

ohne Kalk 100 100 100 100 100<br />

mittel 67 66 68 61 66<br />

hoch 68 56 59 51 59<br />

sehr hoch 49 52 51 43 49<br />

Abb. 4 zeigt dies am Beispiel des Versuchs 2. Beachtlich sind aber ebenso wie bei den<br />

Cdan-Gehalten im Boden die relativ hohen Grenzdifferenzen, die eine große Streuung der<br />

Cd-Gehalte innerhalb der Prüfglieder anzeigen. Dennoch sind zumindest die Cd-<br />

151


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Gehaltsunterschiede zwischen den Kalkvarianten und ungekalkt in der Regel signifikant<br />

gesichert.<br />

Cd-Gehalte<br />

gew. Mittel<br />

(mg/kg TM)<br />

2. bis 6. Vers.jahr<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Versuch 2: 15 mg Cdkw/kg Boden<br />

1.<br />

Aufwuchs<br />

2.<br />

Aufwuchs<br />

3.<br />

Aufwuchs Gesamt<br />

Kontrolle 2,48 3,13 5,25 2,85<br />

Prüfglied 2 1,63 2,00 3,35 1,90<br />

Prüfglied 3 1,62 1,88 2,75 1,69<br />

Prüfglied 4 1,20 1,83 2,70 1,55<br />

GD (Tukey, 5 %) 0,84 0,76 1,59 0,66<br />

Kontrolle - GD 1,64 2,37 3,66 2,19<br />

Abbildung 4: Mittlere Cd-Gehalte in den Pflanzen des Versuchs 2<br />

im 2. bis 6. Versuchsjahr<br />

Es ist erkennbar, dass der<br />

Effekt der Cd-Gehaltsabsenkung<br />

in ähnlichem<br />

Maße wie beim 1. Aufwuchs<br />

auch bei den in der Regel<br />

höheren Cd-Gehaltsniveaus<br />

der 2. und 3. Aufwüchse<br />

auftritt. Die Cd-Konzentrationen<br />

sind dort höher,<br />

weil die Cd-Aufnahme in die<br />

Pflanzen ebenso wie die<br />

Mineralstoffaufnahme der<br />

Trockenmassebildung vorausgeht.<br />

Die blaue Linie markiert den<br />

Grenzwert 1,14 mg Cd/kg<br />

TM der Futtermittelverordnung<br />

(FUMV, 2002).<br />

Trotz der deutlichen<br />

Reduzierung der Cd-<br />

Gehalte in den Varianten<br />

mit Kalkdüngung ist der<br />

Grenzwert der FuMV auch<br />

bei den Versuchen mit den<br />

niedrigeren Cdkw-Gehalten<br />

nicht unterschritten worden.<br />

Einfluss der pH-Werte, Cdkw- bzw. Cdan-Gehalte im Boden auf die Cd-Gehalte in<br />

den Pflanzen<br />

Die regressionsanalytische Auswertung der Versuchsdaten ergab für den multiplen<br />

Einfluss der pH-Werte und Cdkw-Gehalte auf die Cd-Gehalte in den Pflanzen zumeist<br />

einen relativ engen Zusammenhang. Der multiple Funktionsansatz mit pH-Wert bzw.<br />

Cdkw-Gehalt war in der Regel von höherer Güte als die getrennte Einbeziehung der<br />

Parameter. Der Cdan-Gehalt im Boden erwies sich als ähnlich relevanter Einflussfaktor<br />

auf die Cd-Pflanzengehalte (Tab. 7).<br />

Aus Tab. 7 ist am Beispiel von Versuch 4 weiterhin ersichtlich, dass pH-Wert und Cdkw-<br />

Gehalt im Vergleich zum Cdan-Gehalt in der Regel etwas höhere Bestimmtheitsmaße<br />

aufweisen. Die partiellen Korrelationskoeffizienten zeigen aber auch, dass der Cdkw-<br />

Gehalt im Vergleich zum pH-Wert von geringerer Bedeutung ist. Die zusätzliche<br />

Einbeziehung des Cdkw-Gehalts in die mathematische Formulierung der<br />

Zusammenhänge war aber dennoch von Vorteil, insbesondere dann, wenn die Cdkw-<br />

Gehalte auf den Versuchsflächen größere Schwankungen aufwiesen.<br />

Tabelle 7: Ergebnisse der Regressionsanalyse für den Zusammenhang<br />

pH-Werte/Cdkw-Gehalte bzw. Cdan-Gehalte auf die Cd-Gehalte<br />

in den Pflanzen des Versuchs 4<br />

Funktionsansätze:<br />

Cd(Pflanze)=b0+(b1*e^(F*pH))+(b2*Cdkw) (F=-1...-1,5)<br />

Cd(Pflanze)=b0+(b1*e^(F*Cdan)) (F=-0,01...-6)<br />

152


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Cdan pH und Cdkw<br />

VersuchsjahrBestimmtheitsmaßBestimmtheitsmaß<br />

part. Korr.koeffizienten<br />

pH Cdkw<br />

2 0,67 0,67 0,81 0,12<br />

3 0,76 0,73 0,85 0,21<br />

4 0,85 0,90 0,94 0,40<br />

5 0,56 0,63 0,74 0,62<br />

6 0,76 0,91 0,95 0,33<br />

Zusammenfassende Diskussion und Fazit<br />

In vier sechsjährigen Freilandversuchen auf Dauergrünland wurde die Cdimmobilisierende<br />

Wirkung von Düngekalk geprüft. Die Anwendung hoher und sehr hoher<br />

Kalkmengen hatte keine negativen Auswirkungen auf den Pflanzenbestand. Das<br />

Neutralisationsmaximum des Kalkes war ebenso wie in früheren Untersuchungen (KÖNIG,<br />

1987) meist bereits ab dem 2. Versuchsjahr erreicht und die entsprechenden pH-Werte<br />

blieben über die Versuchslaufzeit weitgehend erhalten. Mit der Kalkanwendung wurde die<br />

angestrebte Anhebung der Bodenreaktion auf pH-Werte > 6,5 insbesondere mit hohen<br />

und sehr hohen Kalkmengen bis in eine Bodentiefe von 20 cm sicher erreicht. Auch in<br />

21...30 cm Bodentiefe ist in der Regel bei den Kalkstufen noch eine deutliche pH-Wert-<br />

Anhebung festgestellt worden.<br />

Die Cdkw-Gehalte der Versuchsparzellen wiesen bedingt durch die Belastungsszenarien<br />

teilweise beträchtliche Spannweiten auf. Es ist anzunehmen, dass die daraus<br />

resultierenden Unterschiede im Cd-Vorrat der Böden eine wesentliche Ursache für die<br />

beträchtliche Streuung der Cdan-Gehalte im Boden und der Cd-Gehalte in den Pflanzen<br />

waren. Auf die Differenzierung der Cdkw-Gehalte während der Versuchslaufzeit hatte die<br />

Kalkanwendung keinen Einfluss.<br />

Die Cdan-Gehalte der gekalkten Parzellen wurden in 0... 20 cm Bodentiefe bereits mit<br />

mittleren Kalkmengen (pH-Werte ca. 6,5...6,8) auf < 50 % und mit den höheren<br />

Kalkmengen (pH-Werte deutlich über pH 7) auf bis zu ca. 10 % der Cdan-Gehalte von den<br />

Kontrollparzellen abgesenkt. Diese Wirkung ist in abgeschwächtem Maße auch noch in<br />

der Bodentiefe 21...30 cm festgestellt worden. Es bestand in der Regel ein enger<br />

Zusammenhang zwischen dem pH-Wert des Bodens und den Cdan-Gehalten. HORNBURG<br />

(1991) ermittelte bei Erhöhung des pH-Wertes im Bereich von pH 4,5... 7,5 ähnliche<br />

Absenkungsraten bei den mittels CaCl2-Extraktion analysierten mobilen Cd-Gehalten.<br />

Die Cd-Gehalte in den Pflanzen wurden im Mittel der vier Versuche auf 66 % (Kalkstufe<br />

mittel), 59 % (Kalkstufe hoch) und 49 % (Kalkstufe sehr hoch) der Cd-Gehalte der<br />

Kontrollpflanzen abgesenkt. Auf ähnliche Ergebnisse verweisen POLETSCHNY (1987) bei<br />

Grünland sowie KÖNIG (1986) bei Winterweizen und KÖNIG UND KRÄMER (1985) bei<br />

Zuckerrüben.<br />

Der Cd-Grenzwert der Futtermittelverordnung wurde in den untersuchten<br />

Grünlandaufwüchsen im geprüften Cdkw-Belastungsbereich des Bodens von > 8 mg<br />

Cdkw/kg Boden nicht unterschritten. Daraus resultiert die Schlussfolgerung, dass es trotz<br />

der starken immobilisierenden Wirkung des Kalkes bei Überschreitung eines bestimmten<br />

Cd-Belastungsgrades im Boden nicht möglich ist, unbedenkliches Futter gemäß<br />

Futtermittelverordnung zu erzeugen. Aus den Versuchen konnte nicht abgeleitet werden,<br />

in welchem Cdkw-Balatungsbereich dies möglich ist.<br />

Es wurde ein in der Regel deutlicher Zusammenhang zwischen den pH-Werten bzw. den<br />

Cdan-Gehalten im Boden und den Cd-Gehalten in den Pflanzen festgestellt. Die<br />

Abschätzung der Cd-Gehalte in den Pflanzen konnte bei den Versuchen anhand der<br />

Cdan-Gehalte oder der pH-Werte in Verbindung mit den Cdkw-Gehalten des Bodens mit<br />

153


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

zufriedenstellender Schätzgenauigkeit vorgenommen werden. Der multiple funktionale<br />

Zusammenhang von pH-Wert, Cdkw-Gehalt im Boden und dem Cd-Gehalt in den Pflanzen<br />

war für die Schätzgenauigkeit häufig besser als allein auf Basis des Cdan-Gehalts.<br />

Zwei Versuche werden weitergeführt, wobei zusätzlich die Immobilisierungsleistung von<br />

eisenhaltigem Wasserwerkschlamm in der Prüfung ist.<br />

Literatur<br />

ALLOWAY, B. J. (1999): Schwermetalle in Böden – Analytik, Konzentrationen,<br />

Wechselwirkungen.- Springer-Verlag, ISBN 3-540-62086-9<br />

BLUME ET AL (1990): Handbuch des Bodenschutzes.- ecomed-Verlag Landsberg, ISBN 3-<br />

609-65850-9, S. 279-280<br />

DIETZ, TH. ET AL (1992): Schwermetall-Aufnahme und –Austrag von extrem belasteten<br />

Böden unter pflanzenbaulicher Nutzung.- Landwirtsch. Jahrbuch 69. Jahrg. Heft 1/92<br />

S.51-71<br />

EU-KOMMISSION (2001): Verordnung (EG) Nr. 466/2001 der Kommission vom 8. März 2001<br />

zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln.-<br />

Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 77/1 v. 16.3.2001<br />

FUMV (2002): Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7.<br />

Mai 2002 über unerwünschte Stoffe in der Tierernährung<br />

HERMS, U. U. G. BRÜMMER, (1980): Einfluss der Bodenreaktion auf Löslichkeit und<br />

tolerierbare Gesamtgehalte an Nickel, Kupfer, Zink, Cadmium und Blei in Böden und<br />

kompostierten Siedlungsabfällen.-Landwirtsch. Forschung 33,4, S.408-423<br />

HORNBURG V. (1991): Untersuchungen zur Mobilität und Verfügbarkeit von Cadmium, Zink,<br />

Mangan, Blei und Kupfer in Böden.- Univ. Bonn, Bonner Bodenkdl. Abhandl. Band 2, ISSN<br />

0939-7809, S. 81-89<br />

KÖNIG, V. (1987): Untersuchungen zum Kalkbedarf des Dauergrünlands auf<br />

Mineralböden.- Akad. d. Landwirtschaftswiss. Berlin, Dissertation, 96 S.<br />

KÖNIG, W. UND KRÄMER, F. (1985): Schwermetallbelastung von Böden und Kulturpflanzen<br />

in Nordrhein-Westfalen.- Schriftenreihe d. LÖLF NW, Bd. 10<br />

KÖNIG, W. (1986): Schwermetallbelastung von Böden und Kulturpflanzen im<br />

Einflussbereich verschiedener Belastungsursachen – Ergebnisse einer<br />

Erhebungsuntersuchung in Nordrhein-Westfalen.- VDLUFA-Verlag Darmstadt,<br />

Schriftenreihe, 16, Kongressband 1985, 239-247<br />

POLETSCHNY, H. (1987): Verringerung der Schwermetallaufnahme in Futter- und<br />

Nahrungsmitteln.-in: Schadstoffbelastung in Böden und Kulturpflanzen in Nordrhein-<br />

Westfalen, NZNRW-Seminarberichte Heft 2, 1987.- S. 20 - 24<br />

154


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Vergleich der gesättigten Wasser- und der Luftleitfähigkeit von ungestörten<br />

Bodenproben mit definiertem Wassergehalt<br />

Deller, Berthold (LUFA Augustenberg):<br />

1 Einleitung<br />

Für den Gasaustausch zwischen dem Wurzelraum der Pflanzen und der Atmosphäre ist<br />

neben dem Anteil an Poren im Boden deren Durchgängigkeit entscheidend. Sie kann im<br />

Gelände durch Bestimmung der Wasserinfiltrationsrate im Doppelzylinder-Infiltrometer<br />

(DIN, 1997) bzw. der Luftdurchlässigkeit nach dem Gasometer-Prinzip (DIN, 1972) oder<br />

mit dem Messgerät PL 300 (ANONYM, o.J.; Paul et al., 2004) erfolgen. Für die Bestimmung<br />

beider Parameter an ungestörten Bodenproben existieren im VDLUFA-Methodenbuch,<br />

Band I, folgende Methodenbeschreibungen:<br />

a) Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit von Böden im wassergesättigten Zustand<br />

(PAUL, 2004)<br />

b) Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Böden im Feld und im Labor (PAUL et al., 2004)<br />

Ergebnis der Wasserdurchlässigkeitsmessung ist der kf-Wert, nachfolgend in der<br />

Maßeinheit [cm s -1 ] angegeben, während der Parameter, der die Luftdurchlässigkeit<br />

kennzeichnet, nach dem verwendeten Messgerät als PL-Wert bezeichnet wird. Die<br />

Maßeinheit ist die gleiche und bedeutet auch das gleiche, da in beiden Fällen die<br />

hydraulische Druckdifferenz der Durchflussstrecke in der Maßeinheit „cm Wassersäule“ (=<br />

hPa) zugrundegelegt wird.<br />

Nach gängiger Lehrmeinung dienen vor allem die weiten Grobporen (> 50 µm) dem<br />

Wasserfluss im Boden (schnell dränendes Wasser; DIN, 1998). Nach Entwässerung<br />

stehen die gleichen Poren für die Durchströmung mit Luft zur Verfügung. Man kann also<br />

erwarten, dass in definiert (bei pF 1,8) entwässerten, ungestörten Proben ein Porensystem<br />

besteht, das zu annähernd gleichen Strömungswerten für die Fluide Wasser und Luft<br />

führen sollte, denn beide gehorchen der DARCY-Gleichung, wenn deren Randbedingungen<br />

eingehalten sind. Dies ist bei der Bestimmung von kf- und PL-Wert der Fall (ANONYM, o.J.).<br />

Ziel der nachfolgend beschriebenen Untersuchungen war, folgende Fragen zu klären:<br />

- Welche Beziehung besteht zwischen der Wasserleitfähigkeit im<br />

wassergesättigten Zustand (kf) und der Luftleitfähigkeit unter den<br />

gewählten definierten Bedingungen?<br />

- Führen beide Messverfahren zur gleichen Einschätzung der untersuchten<br />

Böden?<br />

- Kann gegebenenfalls die seit langem gängige Methode zur Bestimmung<br />

des kf-Wertes durch das weniger zeitaufwändige Verfahren zur Ermittlung<br />

des PL-Wertes ersetzt werden?<br />

2 Material und Methoden<br />

2.1 Proben<br />

Die Proben stammten von Schlägen des Projektes „Systemvergleich Bodenbearbeitung“ in<br />

Baden-Württemberg. So weit als möglich wurden jeweils drei Stechzylinderproben (100<br />

cm 3 ) senkrecht entnommen aus zwei Teilflächen von jeweils drei Bearbeitungsvarianten<br />

(Pflug, Mulch, Direktsaat) in jeweils vier Tiefenstufen (0-5, 10-15, 20-25, 30-35 cm).<br />

155


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

2.2 Methoden<br />

Die Proben wurden nach Wassersättigung im Labor zunächst auf keramischen Platten im<br />

Drucktopf bei einem Überdruck von 63 hPa (pF 1,8) entwässert.<br />

Die Bestimmung der Luftleitfähigkeit erfolgte anschließend mit dem Messgerät PL 300 der<br />

Firma UGT Umwelt-Geräte-Technik GmbH, Müncheberg. Dazu wurden die entwässerten<br />

Proben auf ein grobmaschiges Sieb gesetzt, der Messgeräte-Adapter des PL 300 so<br />

aufgesetzt, dass der obere Rand der Stechringe luftdicht umschlossen war, und die<br />

Luftleitfähigkeit nach der VDLUFA-Methode C 6.1 (Laborverfahren, PAUL et al., 2004)<br />

gemessen.<br />

Danach kamen die Proben in ein Labor-Permeameter der Firma Eijkelkamp, NL-Giesbeek,<br />

in dem gleichzeitig 25 Proben untersucht werden können, wurden über Nacht mit Wasser<br />

gesättigt und die kf-Werte nach der VDLUFA-Methode C 5.1.1 (PAUL, 2004) bestimmt.<br />

Die Bewertung der gemessenen Leitfähigkeiten erfolgte zum einen (kf) nach der<br />

Einstufung in der Bodenkundlichen Kartieranleitung, KA 5 (AG Boden, 2005, Tab. 80). In<br />

der Bedienanleitung des PL 300 sind den Grenzen dieser kf-Stufen äquivalente PL-Werte<br />

gegenübergestellt, die nach der DARCY-Gleichung unter Berücksichtigung der<br />

unterschiedlichen Viskositäten von Wasser und Luft errechnet sind (ANONYM, o.J.). Eine<br />

Überprüfung, ob die Vergleichbarkeit tatsächlich gegeben ist, erfolgte nach Auskunft des<br />

Geräteherstellers (persönliche Mitteilung) bislang nicht.<br />

3 Ergebnisse<br />

3.1 Standort Efringen-Kirchen<br />

In Abb. 1 sind zunächst die kf- und PL-Werte von Proben des Standortes Efringen-Kirchen<br />

(Oberrheinebene, ca. 10 km nördlich Basel, Brauner Auenboden, ehemals Grünland)<br />

einander gegenübergestellt. Man erkennt im logarithmischen Maßstab, der wegen der<br />

großen Spannweite der Messwerte (kf über etwa fünf, PL-Werte über etwa vier Dekaden<br />

gehend) für die visuelle Darstellung unerlässlich ist, eine einigermaßen brauchbare<br />

Beziehung (r = 0,47***, n =71, da ein Datenpaar mit PL = 0 nicht berücksichtigt).<br />

kf (cm/s)<br />

1<br />

0,1<br />

0,01<br />

0,001<br />

0,0001<br />

0,00001<br />

0,000001<br />

0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10 100<br />

PL-Wert (cm/s)<br />

156


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Abbildung 1: Vergleich der Luft- und Wasserleitfähigkeit von Proben des Standortes<br />

Efringen-Kirchen<br />

Die in Abb. 1 zusätzlich eingezeichneten waagerechten Geraden kennzeichnen die<br />

Grenzen der kf-Stufen nach der Bodenkundlichen Kartieranleitung (AG Boden, 2005, Tab.<br />

80) von kf1 (sehr niedrig) bis kf6 (äußerst hoch). Entsprechend teilen die senkrechten<br />

Geraden die PL-Werte in die Stufen PL1 bis PL6 mit gleicher Bedeutung. Es zeigt sich:<br />

- Die meisten Proben fallen in die Stufe kf6 (äußerst hoch) bzw. (noch verstärkt) in die<br />

Stufe PL6, während die Stufe kf1 nur dreifach, kf2 siebenfach besetzt ist.<br />

- Verbindet man, ausgehend vom Ursprung, die Eckpunkte der Rechtecke, die durch die<br />

Leitfähigkeitsstufen gebildet werden, durch eine Gerade, dann liegen die meisten PL-<br />

Werte rechts davon. Im Vergleich zu kf bewerten also die PL-Werte die Leitfähigkeit der<br />

Proben in der Regel zu hoch. Dies gilt besonders in den Stufen 1 bis 5.<br />

- In den genannten Stufen stimmt daher auch die Bewertung der Leitfähigkeit nach beiden<br />

Messverfahren nur in einem Fall überein. Dieser betrifft die Probe, von der ein PL-Wert<br />

von 0 cm s -1 bestimmt wurde. Da sich ein solcher Wert logarithmisch nicht darstellen<br />

lässt, wurde er in Abb. 1 willkürlich auf 0,001 cm s -1 gesetzt. In Wirklichkeit trifft hier kf1<br />

und PL1 zusammen.<br />

3.2 Alle Standorte<br />

In Tab. 1 sind die Ergebnisse der Einstufung von insgesamt vier Standorten aufgeführt.<br />

Bei zwei von ihnen (mit Lössböden) liegt der Anteil der Proben, die in kf6 eingestuft<br />

wurden, bei weniger als 50 % und damit deutlich niedriger als im Fall von Efringen-Kirchen<br />

oder auch Grünsfeld. In Grünsfeld liegt ein aus Muschelkalk entwickelter humoser,<br />

tonreicher und daher gut strukturierter, jedoch auch flachgründiger Boden vor, daher<br />

waren dort weniger Proben entnehmbar als sonst.<br />

Tabelle 1: Zusammenfassung der Leitfähigkeitsbewertung von Proben verschiedener<br />

Standorte<br />

Anzahl Proben in den Kategorien<br />

Unterschiede in der Einstufung von kf gegenüber PL<br />

Standorte gesa<br />

kf6 PL6 (Anzahl Stufen; -: kf liegt niedriger als PL)<br />

mt<br />

0 1 -1 2 -2 3 -3 -4<br />

Efringen-K. 72 51 56 50 1 12 0 6 0 3 0<br />

Grünsfeld 47 39 43 41 0 4 0 1 0 1 0<br />

Odenheim 72 17 36 20 4 17 2 18 0 11 0<br />

Hochdorf 72 25 57 27 0 19 0 13 0 10 3<br />

Alle 263 132 192 138 5 52 2 38 0 25 3<br />

Es lässt sich feststellen:<br />

- Je niedriger der Anteil an Proben ist, der in die höchste Leitfähigkeitsstufe fällt, um so<br />

niedriger ist auch der Anteil, der von beiden Messverfahren gleich eingestuft wird. Über<br />

alle vier Standorte liegt dieser Anteil bei 52 %.<br />

- Die Einstufung nach dem PL-Wert führt in vielen Fällen (45 %) zu einer mehr oder<br />

weniger deutlichen Höherbewertung der Leiteigenschaften gegenüber kf, das Gegenteil<br />

ist weit seltener der Fall (3 %). Dies deutet auf systematische Ursachen für die<br />

Abweichungen.<br />

157


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Angesichts dieser Sachlage wurde versucht, die Einstufung nach dem PL-Wert durch<br />

Regressionsrechnungen zu korrigieren. Dazu wurde mit den logarithmierten Werten aller<br />

Proben (Ausnahme solche mit PL = 0) eine lineare Regression berechnet. Sie ergab<br />

folgende Regressionsgleichung (r = 0,755***, n = 258):<br />

lg( PL) = 1,<br />

2 + 0,<br />

52 ⋅ lg( kf )<br />

(1)<br />

mit PL = PL-Wert, kf = kf-Wert, jeweils in cm s -1 .<br />

Mit Hilfe von Gleichung 1 wurden anschließend PL-Werte berechnet, welche den Grenzen<br />

der kf-Stufen entsprechen. Sie sind in Tab. 2 als modifizierte Richtwerte den<br />

ursprünglichen Richtwerten (ANONYM, o.J.) gegenübergestellt.<br />

Tabelle 2: Obere Grenzen der Luftleitfähigkeitsstufen auf Basis der ursprünglich<br />

vorhandenen bzw. modifizierten PL-Richtwerte<br />

Stufe 1 2 3 4 5 6<br />

PL-Wert original < 0,00065 ≤ 0,0065 ≤ 0,026 ≤ 0,065 ≤ 0,190 > 0,190<br />

PL-Wert modifiziert < 0,043 ≤ 0,14 ≤ 0,29 ≤ 0,47 ≤ 0,83 > 0,83<br />

Auf Basis dieser modifizierten Richtwerte erfolgte eine zweite Gegenüberstellung der<br />

Leitfähigkeitsbewertung des Probenkollektivs, deren Ergebnisse in Tab. 3 aufgeführt sind.<br />

Tabelle 3: Gegenüberstellung der Leitfähigkeitsbewertung des Probenkollektivs auf der<br />

Basis originärer bzw. modifizierter PL-Richtwerte<br />

Anzahl Proben in den Kategorien<br />

Unterschiede in der Einstufung von kf gegenüber PL<br />

Alle Standorte gesa<br />

kf6 PL6 (Anzahl Stufen; -: kf liegt niedriger als PL)<br />

mt<br />

0 1 -1 2 -2 3 -3 4 -4<br />

Original-<br />

263 132 192 138 5 52 2 38 0 25 0 3<br />

Richtwerte<br />

Modifizierte<br />

258 132 135 138 43 33 21 7 5 3 3 *) 4<br />

Richtwerte<br />

*): In einem Fall lag die Einstufung von kf sogar um 5 Stufen über PL<br />

Man erkennt:<br />

- Die Anzahl an Proben in der höchsten Leitfähigkeitsstufe (kf6 bzw. PL6) ist nunmehr<br />

annähernd gleich, vorher lag sie nach der PL-Messung deutlich höher als bei Einstufung<br />

nach kf.<br />

- Die Anzahl an Proben mit identischer Einstufung bleibt gleich, ihr Anteil erhöht sich auf<br />

53 % wegen der Nichtberücksichtigung von Proben mit PL = 0.<br />

- Positive und negative Abweichungen der Einstufung auf Basis der PL-Werte im Vergleich<br />

zur Einstufung nach den kf-Werten treten annähernd in gleicher Häufigkeit auf.<br />

- Die Anzahl an Proben, die um nicht mehr als eine Stufe voneinander abweichen, liegt<br />

nunmehr bei 83 %, vorher lag sie bei 74 %.<br />

4 Diskussion<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen bestätigen grundsätzlich die eingangs<br />

aufgestellte Hypothese, dass die weiten Grobporen (> 50 µm) maßgeblich für den<br />

Wasserfluss im Boden (kf) verantwortlich sind und nach ihrer Entwässerung für den<br />

Luftaustausch zur Verfügung stehen. Dies spricht auch für die Verwendung von Proben<br />

mit definiertem Feuchtezustand bei der Bestimmung des PL-Wertes. Sie vorher zu<br />

trocknen und die „gesättigte Luftleitfähigkeit“ (ANONYM, o.J.) zu bestimmen, scheint<br />

demgegenüber nachteilig, da die Trocknung bindiger Böden zu Schrumpfungsvorgängen<br />

und damit zu einer Erhöhung des Anteils an Grobporen führt, die im natürlichen<br />

158


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Bodenverband kaum stattfindet. Die Vergleichbarkeit zwischen kf- und PL-Wert wird<br />

dadurch verschlechtert.<br />

Die Beziehung zwischen der Wasserleitfähigkeit im wassergesättigten Zustand und der<br />

Luftleitfähigkeit von Proben, die bei pF = 1,8 entwässert wurden, ist allerdings nicht so<br />

eng, dass man aus der Luftleitfähigkeit, wie sie sich aus dem angewandten Verfahren<br />

ergibt, den kf-Wert mit genügender Genauigkeit berechnen kann. Besonders fragwürdig<br />

wäre ein solches Vorgehen im Bereich niedriger Permeabilität. Die Gründe dafür sind:<br />

- In Proben mit sehr geringer und geringer Wasserleitfähigkeit (kf1, kf2) ist<br />

wahrscheinlich der Anteil an weiten Grobporen sehr gering und der Wasserfluss erfolgt<br />

großenteils in Poren mit einem Durchmesser < 50 µm. Diese werden jedoch bei pF =<br />

1,8 nicht entwässert und stehen daher nachfolgend auch nicht für die Durchleitung von<br />

Luft zur Verfügung.<br />

- Die Nachweisgrenze des Messgerätes PL 300 liegt nur bei 0,01 cm s -1 . Für die<br />

ausreichend genaue Bestimmung der Luftleitfähigkeit von Proben mit kf-Werten < 10 -4<br />

cm s -1 wäre eine Erweiterung des Messbereichs nach unten um mindestens eine<br />

Dekade erforderlich.<br />

Nach der DARCY-Gleichung sind die zu erwartenden PL-Werte etwa um den Faktor 50<br />

höher als die äquivalenten PL-Werte (Anonym, o.J., siehe auch Abb. 1). Abb. 1 und die<br />

zuvor aufgeführten Daten belegen, dass die gemessenen PL-Werte nochmals im<br />

Durchschnitt etwa um den Faktor 10 höher waren als die nach DARCY aus den kf-Werten<br />

berechneten Vergleichswerte der Luftleitfähigkeit. Dies ist zunächst überraschend, da die<br />

Messbedingungen im Vergleich dazu eher zu niedrige PL-Werte erwarten ließen, weil das<br />

bei pF = 1,8 vorhandene Bodenwasser einen Teil der Bodenporen verschließt, „der damit<br />

nicht zur pneumatischen Leitfähigkeit beiträgt“ (ANONYM, o.J.).<br />

Das Phänomen ist möglicherweise dadurch erklärbar, dass der Wasserfluss in engen<br />

Poren und bei niedrigem hydraulischem Gradienten auf Grund von Adhäsionskräften nicht<br />

streng dem DARCY-Gesetz folgt. Hinweise dafür gibt es in der Literatur (BOHNE, 1998). Da<br />

diese Kräfte auf Gase deutlich weniger einwirken, wäre eine Erhöhung der Permeabilität<br />

gegenüber dem Fluid Wasser nicht völlig ausgeschlossen. Messfehler sind jedenfalls als<br />

Ursache für die beobachteten systematischen Abweichungen unwahrscheinlich, da<br />

Vergleichsmessungen einer gerätespezifischen Kalibrierdrossel den werksseitig<br />

angegebenen Sollwert bestätigten.<br />

Trotz der somit gegebenen Einschränkungen bringt die Bestimmung der Luftleitfähigkeit<br />

von Stechzylinderproben nach dem geschilderten Verfahren einige nicht zu<br />

unterschätzende Informationen:<br />

1. Aus den vorliegenden Vergleichsmessungen lässt sich z.B. schließen, dass Proben mit<br />

PL-Werten > 1 cm s -1 mit hoher Wahrscheinlichkeit (> 95 %) der<br />

Wasserleitfähigkeitsstufe kf6 zuzuordnen sind. Dieser PL-Wert kann also als<br />

vorläufiger Richtwert für die Aussonderung von Proben dienen, an denen sich die<br />

Bestimmung des kf-Wertes nicht lohnt, wenn Ziel der Untersuchungen lediglich die<br />

Ermittlung der Leitfähigkeitsstufe ist. Wegen des sehr unterschiedlichen Zeitaufwandes<br />

(in den eigenen Untersuchungen war die kf-Bestimmung etwa um den Faktor 7,5<br />

zeitaufwändiger als die PL-Bestimmung) kann sich dadurch eine erhebliche<br />

Kosteneinsparung ergeben.<br />

2. Durch Vergleichsmessungen der Wasser- und Luftleitfähigkeit kann die<br />

ordnungsgemäße Funktion der verwendeten Geräte überprüft werden. Zu Beginn der<br />

159


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

eigenen Untersuchungen wurde z.B. festgestellt, dass einige Proben im Vergleich zum PL-<br />

Wert einen untypisch hohen kf-Wert aufzuweisen hatten (Abb. 2, eingekreiste Punkte).<br />

Die Überprüfung des Laborpermeameters ergab, dass das Einklemmen der Stechringe<br />

in die Probenhalterung mit der Schneide nach oben nicht zuverlässig genug zu dem<br />

gewünschten wasserdichten Verschluss führte. Durch umgekehrtes Einsetzen der<br />

Proben konnte dieser Fehler beseitigt werden.<br />

kf-Wert (cm/s)<br />

1<br />

0,1<br />

0,01<br />

0,001<br />

0,0001<br />

0,00001<br />

0,000001<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

PL-Wert (cm/s)<br />

Abbildung 2: Beispiel für das Erkennen von Messfehlern bei der kf-Bestimmung;<br />

Vergleichsmessungen an Proben vom Standort Dossingen<br />

5 Literatur<br />

AG Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung. 5. Aufl., E. Schweizerbart’sche<br />

Verlagsbuchhandlung, Stuttgart<br />

ANONYM (ohne Jahresangabe): Bedienanleitung - PL 300 -. UGT Umwelt-Geräte-Technik<br />

GmbH, Selbstverlag<br />

BOHNE, K. (1998): Wasserbewegung und Wasserleitfähigkeit des Bodens. In: Handbuch<br />

der Bodenkunde, Kapitel 2.6.2.4, 5. Erg. Lfg.; Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg<br />

/Lech<br />

DIN (1972): Bodenuntersuchungsverfahren im landwirtschaftlichen Wasserbau -<br />

Felduntersuchungen - Teil 9: Bestimmung der Luftdurchlässigkeit. Beuth Verlag GmbH,<br />

Berlin (zurückgezogene Norm)<br />

DIN (1997): Bodenuntersuchungsverfahren im landwirtschaftlichen Wasserbau -<br />

Felduntersuchungen - Teil 7: Bestimmung der Infiltrationsrate mit dem Doppelzylinder-<br />

Infiltrometer. Beuth Verlag GmbH, Berlin<br />

DIN (1998): Bodenkundliche Standortbeurteilung - Kennzeichnung, Klassifizierung und<br />

Ableitung von Bodenkennwerten (normative und nominale Skalierungen). Beuth Verlag<br />

GmbH, Berlin (in Überarbeitung)<br />

PAUL, R. (2004): Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit von Böden im wassergesättigten<br />

Zustand. In: Methodenbuch, Band I, 4. Teillfg., Methode C 5.1.1; VDLUFA-Verlag,<br />

Darmstadt<br />

PAUL, R., DELLER, B. und PUNZEL, J. (2004): Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von<br />

Böden im Feld und im Labor. In: Methodenbuch, Band I, 4. Teillfg., Methode C 6.1;<br />

VDLUFA-Verlag, Darmstadt<br />

160


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Eignung mikrobieller Parameter zur ökotoxikologischen Beurteilung von Altlast-<br />

Standorten<br />

Tischer, Sabine (Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg); Tanneberg, Hartmut;<br />

Guggenberger, Georg:<br />

1. Einleitung<br />

Das Bundesbodenschutzgesetz fordert u.a., die Funktion des Bodens als „Lebensgrundlage<br />

und Lebensraum für Bodenorganismen“ zu schützen (§ 2 BBodSchG, 1998). Die<br />

Bodenfauna und -flora übernehmen im Rahmen der Transformatorfunktion bis zu 80 % der<br />

Umsatzleistungen im Boden, was wiederum bedeutet, dass der Lebensraum dieser Organismen<br />

in besonderer Weise zu sichern ist. Die Beeinträchtigung oder gar ein Verlust der<br />

bodenbiologischen Aktivität durch stoffliche Belastungen hat eine Schwächung der<br />

Regelungsfunktion zur Folge und weist auf eine Einschränkung der Lebensraumfunktion<br />

hin. Es ist davon auszugehen, dass zum Schutz der Lebensraumfunktion im Rahmen<br />

einer Novellierung des BBodSchG in Zukunft ergänzend zu den bereits abgestimmten Wirkungspfaden<br />

Boden�Mensch, Boden�Pflanze, Boden�Grundwasser (BBodSchV, 1999)<br />

weitere stoffbezogene Prüfwerte für den Pfad Boden�Bodenorganismen festgelegt<br />

werden. Die Risikobetrachtung von schädlichen Bodenveränderungen erfolgt durch Abschätzung<br />

des ökotoxikologischen Gefährdungspotenzials einer Substanz im Umweltkompartiment<br />

Boden. Dazu wird die Beeinträchtigung struktureller und funktioneller Parameter<br />

unter standardisierten, reproduzierbaren Bedingungen gemessen und Prüfwerte für die jeweilige<br />

Substanz für den Pfad Boden�Bodenorganismen ermittelt (Wilke et al., 2001). Zur<br />

Überprüfung, ob hinsichtlich der o.g. Schutzziele bereits schädliche Bodenveränderungen<br />

eingetreten oder diese zu befürchten sind, bedarf es in Ergänzung zur chemischen<br />

Analytik einer auf die jeweilige Problematik abgestimmten ökotoxikologischen Testbatterie.<br />

Ökotoxikologische Tests sind bisher jedoch nicht in der BBodSchV aufgeführt (Hund-Rinke<br />

et al., 2002). Probleme dabei sind das Fehlen validierter genormter biologischer Methoden<br />

sowie offene Fragen in der Bewertung der Testergebnisse.<br />

Ziel der Untersuchungen war in vorliegender Arbeit die Überprüfung der Eignung von<br />

mikrobiologischen Methoden zur ökotoxikologischen Beurteilung von belasteten Böden.<br />

Dabei handelt es sich um funktionelle und strukturelle Parameter, die die Schädigung der<br />

mikrobiellen Aktivität / Biodiversität (z.B. Enzymaktivität, Respiration, Leuchtbakterientest)<br />

und die Schädigung der biogenen Umsatzleistungen (z.B. Substratverwertung über Biolog-<br />

Verfahren) widerspiegeln sollen. Neben den etablierten Methoden wie der Bestimmung<br />

der Aktivität der Bodenmikroflora mittels Atmungskurven und dem Leuchtbakterientest,<br />

wurde die mikrobielle Struktur von Phospholipid-Fettsäuren (PLFA) ermittelt und die<br />

Feststellung der Substratverwertungsmuster (metabolischer Fingerprint) durch Mikroorganismen<br />

mit dem Biolog-Verfahren (Eco-Plates) vorgenommen. Mit der Bestimmung der<br />

PLFA sollte geklärt werden, ob es zu einer Verschiebung in der mikrobiellen Struktur im<br />

Boden durch unterschiedliche Schadstoffe /-mengen gekommen ist. Die PLFA-Erfassung<br />

ist im Gegensatz zur SIR-Methode zur Bestimmung der mikrobiellen Biomasse keine<br />

physiologische Methode, sondern es werden mit ihr die Phospholipid-Fettsäuren, die Zellbestandteile<br />

von Pilzen und Bakterien sind, extrahiert. Es werden sowohl eine Gesamtfraktion<br />

von PLFA als auch die jeweiligen Anteile der Fettsäuren von Bakterien und Pilzen<br />

entsprechend bestimmter Molekularstrukturen gewonnen. Mit der PLFA-Verteilung als<br />

Biomarker können Aussagen zur mikrobiellen Struktur eines Bodens getroffen werden,<br />

jedoch nicht zur metabolischen Aktivität. Diese metabolische Aktivität kann ergänzend<br />

über das Biolog-Verfahren ermittelt werden. Die zwei untersuchten Standorte sind mit<br />

Schwermetallen kontaminierte Flächen im Land Sachsen-Anhalt. Da Schadstoffe im<br />

Boden sowohl festgelegt als auch frei verfügbar vorliegen können, ist die Feststellung des<br />

161


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Gesamtgehaltes von Schwermetallen nicht ausreichend, um Gefährdungen für den<br />

Lebensraum Boden zu erkennen. Entscheidend für die Bewertung des Gefährdungspotenzials<br />

sind die Mobilisierbarkeit und die Bioverfügbarkeit der Schadstoffe. Aus diesem<br />

Grund erfolgte die Schwermetallbestimmung im Königswasser-Aufschluss bzw. im<br />

NH4NO3- und EDTA-Extrakt. Der Einfluss der organischen Schadstoffe war in früheren<br />

Untersuchungen ermittelt worden (Hübner, 2002).<br />

2. Material und Methoden<br />

2.1 Standorte<br />

Der Standort Teufe befindet sich ca. 20 km westlich von Halle/Saale im Uferbereich des<br />

ehemaligen Salzigen Sees (51 0 28´n.B., 11 0 40´ö.L.). Er liegt im Mitteldeutschen Trockengebiet.<br />

Die langjährige Niederschlagsmenge beträgt 477 mm (1971-2000) und die mittlere<br />

Jahrestemperatur 9 0 C (DWD, 2002). 1894 wurde der Salzige See wegen wiederholter<br />

Wassereinbrüche beim Kupferschieferbergbau trocken gelegt. Dazu wurde ein oberirdisches<br />

Entwässerungssystem etabliert, das auch gegenwärtig noch eingeschränkt arbeitet<br />

und so den ehemaligen Seeboden weitgehend trocken hält (Frühauf et al., 1998).<br />

Nachdem der Bergbau 1981 eingestellt wurde und die Flutung der Stollen erfolgte, wird<br />

jetzt die Fragestellung diskutiert, ob der Salzige See wieder entstehen soll. Altlasten im<br />

ehemaligen Uferbereich erschweren jedoch diese Entscheidung. Seit 1866 wurde am<br />

Standort Teufe eine Teerproduktion und -verarbeitung betrieben, die 1923 mit dem Abriss<br />

der Fabrik und der Zuschüttung der Werksdeponie endete. Zur Verfüllung der Deponie<br />

wurden Braunkohleasche, Hausmüll sowie Bauschutt verwendet. In den Jahrzehnten der<br />

Teerherstellung war es durch Havarien des Öfteren zur Freisetzung von Öl, Teer und<br />

anderen Kohlenwasserstoffen gekommen.<br />

Entsprechend der Standortverhältnisse wurden Röhricht- und Hochstaudenfluren in Gewässernähe<br />

und an den trockneren Standorten 2 und 3 Arten von trockenem relativ<br />

sandigem kalkhaltigem Boden festgestellt (Hübner, 2002).<br />

Das Untersuchungsgebiet Biberwerder ist Teil einer Auenlandschaft und liegt südlich der<br />

Saale-Elbemündung am Elbe-km 290. Die geographischen Daten lauten 51 0 57´n.B. und<br />

11 0 57´ö.L. Der langjährige Jahresniederschlag beträgt 495 mm und die mittlere Jahrestemperatur<br />

8,7 0 C. Das Gebiet liegt am Rande des Mitteldeutschen Trockengebietes.<br />

Standort 1 liegt am Elbufer und ist eine Grünbrache mit stark dominierendem Bewuchs<br />

von Urtica dioica L. B3 liegt am tiefer gelegenen Saaleufer, das häufiger länger unter Wasser<br />

steht als die beiden Standorte 1 und 2. Die Standorte 2 und 3 bestehen aus einem<br />

naturnahen Stieleichen-Ulmen-Hartholzauenwald. Die Böden sind durch Auenlehme geprägt.<br />

Auf den Standorten 1 und 2 hat sich eine Auenlehm-Vega entwickelt und an dem<br />

mehr durch Grundwasser beeinflussten Saaleufer ein Auenlehm-Humusgley (Tab. 1).<br />

Viele Untersuchungen der Auenböden in diesem Gebiet belegen eine starke Anreicherung<br />

von Schwermetallen im Überflutungsbereich (Rinklebe, 2004 u.a.).<br />

Tabelle 1: Standortdaten der Altlast-Standorte Biberwerder und Teufe<br />

Standort Bodentyp Bodenart Bewuchs<br />

Biberwerder B1 Auenlehm-Vega Lu Grünbrache<br />

B2 Auenlehm-Vega Lu Auenwald<br />

B3 Auenlehm-Humusgley Lu Auenwald<br />

Teufe T1 Technosol Slu Grünbrache mit Röhricht<br />

T2 Technosol Slu Grünbrache mit Baumbewuchs<br />

T3 Technosol Slu Grünbrache; Grasland<br />

162


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

2.2 Methoden<br />

Die Probenahme erfolgte Ende Oktober 2004 und 2005 in vierfacher Wiederholung jeweils<br />

aus Mischproben von ca. 10 Einstichen mit einer Entnahmetiefe von 0-20 cm. Auf jedem<br />

Standort wurden drei Beprobungsareale (30 x 30 m) mit unterschiedlichen Schadstoffbelastungen<br />

ausgewählt. Folgende Parameter wurden untersucht:<br />

• Bestimmung der pH-Werte (CaCl2), Corg-Gehalt (DIN ISO 10694); TIC (DIN ISO 10693)<br />

• Schwermetalle: Königswasser-Aufschluss (DIN ISO 11446 am ICP-OES); NH4NO3-<br />

Extrakt (DIN 19730); EDTA-Extrakt (nach Liebe et al., 1997)<br />

• Mineralölkohlenwasserstoffe (DIN 38409, Teil 18); Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />

(nach EPA; DIN ISO 13877)<br />

• Akivität der Bodenmikroflora mittels Atmungskurven (DIN ISO 17155:2003-06) mit der<br />

Messapparatur nach Heinemeyer et al.(1989)<br />

• Leuchtbakterientest als Toxizitätsscreening (DIN 38412, Teil 37)<br />

• ß-Glucosidaseaktivität (nach Hoffmann et al., 1965, EC 3.2.1.2)<br />

Die PLFA-Analyse wurden nach Frostegård et al. (1993) und Bååth et al. (2003)<br />

durchgeführt. Die Zuordnung der PLFA als Biomarker für die einzelnen Organismengruppen<br />

erfolgte nach Waldrop et al. (2004), Frostegård et al. (1993) sowie Bååth et al. (2003).<br />

Folgende individuelle Biomarker wurden verwendet. Die Gram-negativen Bakterien<br />

wurden identifiziert durch: 16:1ω7c, 16:1ω9c; 17:0cy; 19:0cyω9, 18:1ω7c; die Bakterien<br />

allgemein durch die gesättigten Fettsäuren: 14:0; 15:0; 16.0; 17:0; 18:0 und 20:0 sowie<br />

18:1ω9t (u.a.) und die Pilze durch 18:1ω9c, 18:2ω6,9.<br />

Für das Biolog-Verfahren (Eco-Plates) wurde eine modifizierte Methode nach Widmer et<br />

al. (2001) und Yao et al. (2002) angewendet. Es werden 10 g naturfeuchter Boden (TS-<br />

Äqivalent) in 90 ml einer 0,9%igen NaCl-Lösung eingewogen, 30 Minuten geschüttelt und<br />

danach 10 Minuten bei 750g zentrifugiert. Von der Lösung werden 1 ml in 99 ml Aqua<br />

dest. pipettiert. Von der Endverdünnung (10 -3 ) werden jeweils 150 µl in die Mikrotiterplatten<br />

gegeben. Die Platten werden bei 28 0 C 7 Tage inkubiert. Die Farbentwicklung wird<br />

bei λ=595 nm gegen Wasser mit einem Elisa-Reader (Microplate-Reader Benchmark,<br />

Firma BioRad) nach Zeitintervallen (0, 4, 20, 24, 48, 72, 96, 120 h) gemessen. Der<br />

Diversitäts/Stoffgruppenindex wird bei einer durchschnittlichen Farbentwicklung (AWCD)<br />

von eins ermittelt (ZAK et al., 1994) oder wenn keine Zunahme dieser mehr eintrat. Das<br />

war bei den Untersuchungen nach 96 h der Fall. Es wird die Verwertung von 31<br />

Substraten mit dreifacher Wiederholung geprüft.<br />

3. Ergebnisse<br />

3.1 Bodenchemische Kennwerte<br />

Bei den pH-Werten ergaben sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den<br />

einzelnen Flächen innerhalb des jeweiligen Standortes (Tab. 2). Die Schwermetallgehalte<br />

übersteigen fast alle den Vorsorgewert nach dem BBodSchV (1999). Beim Standort Teufe<br />

sind in den mobilen Fraktionen aber nur sehr geringe Mengen feststellbar. Günstig wirken<br />

sich hier der hohe pH-Wert, Corg- und Kalkgehalt aus. Der Anteil der mobilen Fraktion ist<br />

demzufolge in Biberwerder und der Teufe sehr unterschiedlich. Bei Cadmium und Kupfer<br />

ist in Biberwerder der Anteil der EDTA-Fraktion am Gesamtgehalt mit 80 % bzw. 60 % wesentlich<br />

höher als bei den Teufestandorten mit 40 % und 30%. Neben den überhöhten<br />

Schwermetallgehalten gibt es auf dem Standort T1 stark erhöhte Werte für die Mineralölkohlenwasserstoffe<br />

(991 mg kg -1 , bei T2 waren es 34 mg/kg -1 ). Die PAK-Gehalte betragen<br />

hierbei 75,7 und 41,1 mg/kg -1 .<br />

3.2 Mikrobiologische Kennwerte<br />

Die Bodenatmungskurven (nach Palmborg et al., 1993) geben Aufschluss über die<br />

Aktivität und Vitalität der Mikroorganismen im Boden. Sie zeigen Beeinflussungen einer<br />

163


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

großen Anzahl von Mikroorganismen und geben damit einen allgemeinen Überblick über<br />

die Lebensraumfunktion des Bodens für die mikrobielle Biozönose. Bewertungskriterien für<br />

die Toxizität eines Bodens waren QR > 0,3 (Quotient aus Basalatmung und substratinduzierter<br />

Atmung); die Lag-Phase > 20 h (Zeit zwischen Substratzugabe und exponentiellem<br />

Anstieg der Atmungsrate) und Tmax > 40 h (Zeitspanne von Substratzugabe bis zum<br />

Auftreten des Peak-Maximums; bei Doppelpeaks das zweite Maximum). Die Absolutwerte<br />

von Basalatmung und substratinduzierter Atmung können nicht zur Bewertung eingesetzt<br />

werden, da sie einzeln betrachtet nichts über die Toxizität des Bodens aussagen (Winkel<br />

et al., 2002). Die Ergebnisse zeigen, dass mit dem respiratorischen Aktivierungsquotient<br />

(QR) von den sechs untersuchten Standorten vier auf eine ökotoxikologische Bedenklichkeit<br />

hinweisen. Das Gleiche trifft auf das Peak-Maximum zu. Die Beurteilung der Lag-<br />

Phase entspricht nicht den Erwartungen. Insbesondere der mit MKW hoch kontaminierte<br />

Boden wies eine sehr kurze Lag-Phase auf. Da es sich offensichtlich um speziell an die<br />

Schadstoffe adaptierte Mikroorganismen handelt, verwerten diese das zugegebene leicht<br />

abbaubare Substrat sehr schnell, so dass die Lag-Phase nur bedingt als Bewertungskriterium<br />

für derartig kontaminierte Böden verwendet werden kann. Einen Beleg dafür<br />

liefert das Biolog-Verfahren.<br />

Beim Leuchtbakterientest sollte bei einer Toxizität die Hemmung über 20 % liegen. Das ist<br />

nur beim Standort Teufe 1 mit der hohen MKW-Belastung der Fall. Das Fehlen einer Toxizität<br />

auf den anderen Standorten ist mit den relativ geringen Schwermetallgehalten in den<br />

mobilen Fraktionen zu erklären. Die Glucosidaseaktivität ist ebenfalls weniger geeignet, da<br />

hier offensichtlich die verwertbaren Substanzen eine wichtigere Rolle spielen als die<br />

Schadstoffgehalte. Ein ähnliches uneinheitliches Bild ergibt sich, wenn man die mikrobielle<br />

Biomasse und die Gesamtgehalte der PLFA betrachtet (Abb. 1).<br />

Tabelle 2: Bodenchemische Kennwerte von zwei Altlast-Standorten mit jeweils drei<br />

Untersuchungsarealen (Entnahmetiefe 0-20 cm), fett gekennzeichnete Werte liegen über<br />

dem Vorsorgewert für Königswasseraufschluss nach BBodSchV (1999)<br />

Kennwert Biberwerder Teufe<br />

1 2 3 1 2 3<br />

pH (CaCl2) 4,9 5,0 5,3 7,5 7,5 7,5<br />

Corg (%) 4,28 5,01 6,31 12,19 12,24 4,30<br />

TIC (%) 0 0 0 5,06 2,85 1,60<br />

Schwermetalle (Königswasser) mg kg -1<br />

Zn 806,0 621,7 953,1 108,5 240,5 179,4<br />

Pb 271,5 203,3 216,1 297,1 113,6 107,3<br />

Cd 7,6 5,4 9,7 0,5 0,8 0,3<br />

Ni 46,4 40,1 58,0 12,7 12,0 11,1<br />

Cr 115,6 90,4 170,2 17,1 17,7 16,5<br />

Cu 156,9 115,5 206,8 107,4 106,5 32,8<br />

Schwermetalle (NH4NO3-Extrakt) mg kg -1<br />

Zn 54,82 42,03 41,63 0 0,06 0,03<br />

Pb 0,10 0,09 0 0,02 0,06 0,07<br />

Cd 0,78 0,47 0,47 0,01 0 0<br />

Ni 1,51 1,18 1,00 0 0,01 0,01<br />

Cu 0,31 0,26 0,32 0,30 0,18 0,14<br />

Schwermetalle (EDTA-Extrakt) mg kg -1<br />

Zn 225,69 220,26 368,20 24,40 60,30 64,00<br />

Pb 126,25 103,51 106,14 134,20 57,00 47,90<br />

Cd 5,88 4,35 7,74 0,15 0,32 0,13<br />

Ni 10,23 10,58 14,33 2,26 2,00 1,90<br />

Cr 6,57 5,56 11,98 0,91 0,49 0,91<br />

Cu 89,72 70,66 133,66 18,48 22,18 11,49<br />

164


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

Tabelle 3: Mikrobielle Kenngrößen der Atmungskurven, des Toxizitätsscreenings im<br />

Leuchtbakterientest (LB), der Enzymaktivität ß-Glucosidase und Diversitätsindices<br />

Kennwert<br />

Biberwerder Teufe<br />

1 2 3 1 2 3<br />

SIR µg C g TS -1 h -1 8,7 12,6 12,9 93,1 c 76,8 47,0 a<br />

QR 0,4 0,3 0,3 0,3 0,1 0,1<br />

Lag-Phase [h] 13 20 18 6 12 10<br />

Peak max [h] 51 49 47 55 c 31 21 a<br />

LB (Hemmung %) 3,5 7,3 3,5 45,9 bc 4,5 a 5,4 a<br />

Gluc. µg Sal.gTS -1 38,9 bc 116,8 ac 70,4 ab<br />

59,1 bc 106,6 a 95,2 a<br />

Diversitätsindex (PLFA) 2,36 2,52 2,53 2,40 2,41 2,42<br />

Diversitätsindex (Eco) n.b. 2,38 c<br />

2,84 b<br />

3,20 3,22 3,15<br />

PLFA tot µg g TS -1<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1 2 3 1 2 3<br />

Biberwerder Teufe<br />

c<br />

2000<br />

1600<br />

1200<br />

Abbildung 1: PLFA-Gesamtgehalte und mikrobielle Biomasse unterschiedlich<br />

kontaminierter Böden (signifikant innerhalb des Standortes Teufe bei p < 0,01)<br />

Absorbance value 595<br />

1,4<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

-0,2<br />

Teufe 1<br />

Teufe 2<br />

Teufe 3<br />

Biberw . 2<br />

Biberw . 3<br />

AWCD ECO<br />

a<br />

800<br />

400<br />

4 20 24 28 48 72 96 120 144 168<br />

Inkubationszeit [h]<br />

0<br />

Abbildung 2: Substratverwertung mit durchschnittlicher Farbentwicklung von 31 Substraten<br />

In Abbildung 2 ist die Substratverwertung von 31 Substraten mit dem Biolog-Verfahren mit<br />

Eco-Plates dargestellt. Die höchsten Werte sind bei den Teufe-Standorten 1 und 2<br />

festzustellen; T3, B2 und B3 zeigen wiederum ähnliche durchschnittliche Farbentwicklungen<br />

(AWCD). Neun der 31 Substrate sind als Wurzelexsudate im Boden bekannt. Sie<br />

sind vor allem den Amino- und Carbonsäuren zuzuordnen. In diesen biochemischen Kategorien<br />

waren die Unterschiede zwischen den Böden nicht so hoch wie zum Beispiel bei<br />

Cmik µg C g TS -1<br />

165


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

den Kohlenhydraten und polymeren Verbindungen. Der Diversitätsindex zur 96. Stunde<br />

entspricht den Werten der durchschnittlichen AWCD (Abb. 3).<br />

Absorbance value 595<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

bc<br />

c<br />

a<br />

c<br />

c<br />

a<br />

a<br />

KH (10)<br />

Polymere(4)<br />

Carbons.(7)<br />

Aminos.(6)<br />

Phenolcarb.(2)<br />

Amine(2)<br />

Teufe 1 Teufe 2 Teufe 3 Biberw . 2 Biberw . 3<br />

b<br />

Abbildung 3: Substratverwertung mit durchschnittlicher Farbentwicklung zur 96. Stunde<br />

(72. Stunde bei Teufe 1), Zuordnung zu biochemischen Kategorien (signifikant für Standort<br />

Teufe bei p < 0,01)<br />

3.3 Zusammenhänge zwischen den mikrobiellen Kennwerten<br />

Aus der Korrelationsmatrix (Tab. 4) ist zu ersehen, dass es unterschiedliche<br />

Abhängigkeiten gibt. Die PLFA der Pilze und der übrigen Bakterien sowie die<br />

Glucosidaseaktivität zeigten keine Korrelationen mit den anderen Parametern und sind<br />

deswegen nicht aufgeführt. Das Peak-Maximum korreliert nur mit dem QR-Kennwert mit<br />

r²=0,44*.<br />

Tabelle 4: Regressionskoeffizienten (nach Pearson) der mikrobiellen Kennwerte von zwei<br />

kontaminierten Standorten mit jeweils drei Probenarealen mit Belastungsgradienten (n=24;<br />

bei Biolog n=20), (*p


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

(Tab. 5). Im NH4NO3-Extrakt waren die Gehalte für Cr sehr niedrig, so dass keine<br />

Berechnung erfolgen konnte.<br />

Tabelle 5: Regressionskoeffizienten (nach Pearson) der mikrobiellen Kennwerte mit den<br />

Schwermetallgehalten von zwei kontaminierten Standorten mit jeweils drei Probenarealen<br />

(n=24; bei Biolog n=20), (*p


Öffentliche Sitzung „Boden / Freie Themen“ Vorträge<br />

verwertet. Gorlenko et al. (1997) fand für diese Verbindung ähnliches bei gestörten<br />

Mikrobengemeinschaften. Die Phenolcarbonsäure 2-Hydroxybenzoesäure wurde auf<br />

keinem Standort umgesetzt. Die aufgeführten Beispiele geben Hinweise auf<br />

Stoffwechselveränderungen von Bodenmikroorganismen auf kontaminierten Böden. Das<br />

Biolog-Verfahren (Eco-Plates) kann deshalb neben der Ermittlung der Atmungskurven und<br />

den PLFA gut für die ökotoxikologische Bewertung von Böden angewendet werden.<br />

4. Literatur<br />

Anderson, T.-H., H.-J. Weigel (2003): On the current debate about soil biodiversity. Landbauforschung<br />

Völkenrode 53, 223-233.<br />

Bååth, E., T.-H. Anderson (2003): Comparison of soil fungal/bacterial ratios in a pH gradient using<br />

physiological and PLFA-based techniques. Soil Biol. Biochem. 35, 955-963.<br />

Degens, B.P., L. A. Schipper, G. P. Sparling (2001): Is the microbial community in a soil with<br />

reduced catabolic diversity less resistant to stress or disturbance? Soil Biol. Biochem. 33, 1143-<br />

1153.<br />

Frostegård, Ă., A. Tunlid, E. Bååth (1993): Phospholipid fatty acid composition, biomass, and<br />

activity of microbial communities from two soil types experimentally exposed to different heavy<br />

metals. Appl. Environmental Microbiol. 59, 3605-3617.<br />

Frühauf, M., G. Schmidt (1998): Wird der Salzige See wiederentstehen? Scientia halensis, 6 (1),<br />

26-27.<br />

Gorlenko, M. V., T. N. Majarova, P. A. Kozhevin (1997): Disturbance and their influence on<br />

substrate utilization patterns in soil microbial communities. In: Insam, H., A. Rannger. Microbial<br />

communities. Springer-Verlag Berlin, 84-93.<br />

Heinemeyer, O., H. Insam, H. Kaiser, G. Walenzik (1989): Soil microbial biomass and respiration<br />

measurements: an automated technique based on infrared gas analysis. Plant and Soil 116, 191-<br />

195.<br />

Hoffmann, G., M. Dedeken (1965): Eine Methode zur kolorimetrischen Bestimmung der ß-Glucosidaseaktivität<br />

im Boden. Z. Pflanzenern. Bodenkde. 100, 195-201.<br />

Hofman, J., J. Svihalek, I. Holoubek (2004): Evaluation of functional diversity of soil microbial<br />

communities-a case study. Plant, Soil and Environment 50, 141-148.<br />

Hübner, T. (2002): Eignung verschiedener Pflanzen zur Sicherung und Langzeitdekontamination<br />

für feste bis pastöse Kontaminationen aus der carbo- und petrolchemischen Industrie. (Diss.)<br />

Hallenser Bodenwiss. Abhandl. 2, 146 S.<br />

Hund-Rinke, K., W. Kördel, S. Heiden , R. Erb (2002): Ökotoxikologische Testbatterien. Initiativen<br />

z. Umweltschutz, 45. Schmidt-Verlag Berlin.<br />

Liebe, F., G. Welp, G. W. Brümmer (19997): Mobilität anorganischer Schadstoffe in Böden Nordrhein-Westfalens.<br />

Materialien zur Altlastensanierung und zum Bodenschutz 2, LUA NRW, 383 S.<br />

Palmborg, C., A. Nordgren (1993): MATS Guideline Test 16: soil respiration curves, a method to<br />

test the abundance, activity and vitality of the microflora in forest soils.<br />

Rinklebe, J. (2004): Differenzierung von Auenböden der Mittleren Elbe und Quantifizierung des<br />

Einflusses von Bodenkennwerten auf die mikrobielle Biomasse. (Diss.) M.-Luther-Univ. Halle.<br />

Tischer, S., (2005): Microbial biomass and enzyme activities on soil monitoring sites. Arch. of<br />

Agronomy Soil Sci. 51, 673-685.<br />

Waldrop, M., M. K. Firestone (2004): Altered utilization patterns of young and old soil C by microorganisms<br />

caused by temperature shifts and N additions. Biogeochemistry 67, 235-248.<br />

Widmer, F., A. Fließbach, E. Laczko u.a. (2001): Assessing biological characteristics. Soil Biol.<br />

Biochem. 33, 1029-1036.<br />

Wilke, B.-M. (Redaktion) (2001): Eckpunkte zur Beurteilung des Wirkungspfades Bodenverunreinigungen-Bodenorganismen.<br />

Fachausschuss „Biologische Bewertung von Böden“ BVB, Fachgr. 4<br />

Winkel, B., B.-M. Wilke (2002): V. Bodenmikroflora. In: Hund-Rinke, K., W. Kördel, S. Heiden , R.<br />

Erb: Ökotoxikologische Testbatterien. Initiativen z. Umweltschutz, 45, 158-185.<br />

Yao, H., C. Huang, Z. He (2002): Application of Biolog sole carbon source utilization tests in<br />

Chinese red soils.17 th WCSS, 14.-22.August 2002, Thailand, 710-1-710-9.<br />

Zak, J.C., M. R. Willig (1994): Functional diversity of microbial communities: a quantitative<br />

approach. Soil Biol. Biochem. 26, 1101-1108.<br />

168


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Industrielle und landwirtschaftliche Tierproduktion aus der Sicht der Nachhaltigkeit<br />

Isermann, Klaus (Büro für Nachhaltige Land(wirt)schaft und Agrikultur BNLA):<br />

I EINLEITUNG<br />

• Mit der Agenda 21 von Rio (1992) haben sich 186 Länder zur Nachhaltigkeit<br />

verpflichtet, darunter auch die Länder der EU sowie (Nachhaltiges) Deutschland(2002),<br />

insbesondere die Landbewirtschaftung und den gesamten Ernährungsbereich mit<br />

Landwirtschaft, Humanernährung sowie Abwasser- und Abfallwirtschaft betreffend. In<br />

erster Linie motiviert aus Wettbewerbsgründen hinsichtlich der industriellen<br />

Tierproduktion z.B. in Dänemark, Belgien, den Niederlanden, USA und insbesondere<br />

periurban in VR China wird diese nun sowohl von der Politik (Min. für Landwirtschaft<br />

und Umwelt Sachsen-Anhalt 2005) als auch von der Wissenschaft (IAMO und MLU-<br />

Halle, ISTA-Vechta 2005) insbesondere für die NBL hinsichtlich der<br />

Schweineproduktion gefordert [ z.B.Allstedt /Sachsen-Anhalt, Hassleben/Brandenburg)<br />

mit ca. 87 500 Mastschweineplätzen x Umtrieb 2,8 = 245 000 Mastschweine/a].<br />

• Wie für eine nachhaltige, gesunde Tierkonsumtion (Humanernährung/ Haushalte)<br />

mit entsprechender Tierproduktion (Landwirtschaft) gelten auch für diesen o.e.<br />

gesamten Ernährungsbereich mit Pflanzenernährung, Tierernährung und<br />

Humanernährung zugleich soziale (Suffizienz), ökologische (Konsistenz),<br />

ökonomische (Effizienz) sowie hygienische und ethische Erfordernisse.<br />

II ERGEBNISSE, DISKUSSION UND SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />

1. Die GV-Definition nach BMVEL (2005) z.B. für Deutschland 2003 wird zwar dem<br />

Tierbestand zum Erfassungsmonat mit 14,3 Mio. GV und dem Nährstoff-Anfall aus der<br />

Tierhaltung gerecht, jene nach EUROSTAT (2005) hier aber treffender unter<br />

Berücksichtigung der Umtriebsfaktoren dem Tierbestand und Tierproduktion im<br />

Bezugsjahr mit 18,7 Mio. GV.<br />

2. Primär aus sozialer Sicht (gesunder Ernährung), folgeorientiert aber auch aus<br />

ökologischer, ethischer und ökonomischer Sicht gelten die Erfordernisse einer<br />

maximal zulässigen Tierkonsumtion von 0,1 GV (≙50 kg LG) / Einwohner [Tab. 1]<br />

mit entsprechender Tierproduktion und bei optimaler C (Humus), N-, P-, S-<br />

Versorgung der Böden einer maximal zulässigen betrieblichen<br />

Tierbestandsdichte von (> 0,4) bis 1,0 GV/ha LF [Tab. 2]. – Darüber beginnt die<br />

Massentierhaltung der industriellen Tierproduktion, welche somit auch in Betrieben mit<br />

relativ kleinen Viehbeständen stattfinden kann (z.B. Kreis Vechta). Daraus leitet sich<br />

z.B. für Deutschland ein maximal tolerierbarer und zugleich optimaler Tierbestand von<br />

8,3 Mio. GV (EUROSTAT-Definition) ab, der um 56% geringer ist als der gegenwärtige<br />

(2003) Tierbestand von 18,7 Mio. GV.<br />

3. Diesbezüglich ergibt sich die Notwendigkeit einer drastischen Minderung der<br />

Tierproduktion / Tierbestände sowohl in den Ländern der EU-15 von -66 (Italien:- 43<br />

bis Irland: -94)% in den neuen EU-10+2 Beitrittsländern von -62 (Slowakei: -44 bis<br />

Zypern: -72) %, in der EU-25+2 von -64% sowie in Deutschland von-56 (Rheinland-<br />

Pfalz/Saarland:+7 bis Schleswig-Holstein:-79%) [Tab. 3]. In Deutschland sind z.B. von<br />

dieser notwendigen Viehbestandsminderung 55% der tierhaltenden und 40% aller<br />

Betriebe betroffen, in den ABL 56 bzw. 41 % und in den NBL 33 bzw. 24%.<br />

169


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

4. Trotz optimaler Ernährung in Deutschland (BRD + DDR) in 1950/53 auch mit tierischen<br />

Nahrungsmitteln (insbesondere Fleisch) waren die Tierbestände (BMELV-Definition)<br />

damals mit 14,6 Mio. GV um 9% höher als 2003 mit 13,5 Mio. GV (ohne Pferde) und<br />

der einwohnerspezifische Tierbesatz mit 0,210 GV/E um 22% höher als in 2003 mit<br />

0,163 GV/ E, was auf entsprechend schlechtere Effizienz der tierischen Produktion in<br />

1950/53 verglichen mit 2003 zurückzuführen war [Tab. 4].<br />

5. Bei der notwendigen neuen Bewertung der Gehaltsklassen der P-Versorgung der<br />

Böden hinsichtlich ihrer Düngungswürdigkeit (max. 5 mg CAL/DL-P/100g Boden<br />

anstatt bisher 9 mg/100 g Boden) sind in Deutschland gegenwärtig nur noch 27% der<br />

LF, 41% des Grünlandes und 21% des Ackerlandes mit P düngungswürdig, also auch<br />

mit Wirtschaftsdüngern aus der Tierhaltung mit Nährstoffen (bes. C (Humus), N, P, S,<br />

K) noch zu versorgen. – Dann ergibt sich bei optimaler Situation hinsichtlich des<br />

maximal tolerierbaren Viehbestandes (BMELV-Definition) von 6 137 120 GV ein<br />

entsprechender durchschnittlicher Viehbesatz von 0,36 GV/ ha LF und 0,91 GV/ha GF<br />

sowie 0,13 GV/ha AF.<br />

6. Herbeigeführt sollen diese Tierbestandsminderungen durch Lenkungsabgaben<br />

auf tierische Nahrungsmittel und Rückführung dieser Erlöse in die<br />

Landwirtschaft mit entsprechenden Produktionsobergrenzen und<br />

Außenhandelsschutz [Abb. 1] mit entsprechend quantitativer Bewertung:<br />

7. Als Folge solchermaßen aus nachhaltiger Sicht optimierter Tierbestände und<br />

Tierbesatzdichten ergeben sich:<br />

A) Aus sozialer Sicht eine weitgehende Verringerung z.B. in Deutschland:<br />

a) der (über-)ernährungs(mit-)bedingten Krankheiten, insbesondere durch tierische<br />

Nahrungsmittel entsprechend gegenwärtig (2001) mit ca. 77 Mrd. €/a = 34% der<br />

jährlichen Krankheitskosten von 226 Mrd. €/a (= 100%);<br />

b) der derzeit 78% vorzeitiger Todesfälle (667 000/a) von insgesamt 860 000 To<br />

desfällen /a (=100%).<br />

B) Aus ökologischer Sicht verringern sich somit die Nährstoffüberschüsse und Emis<br />

sionen der Landwirtschaft insbesondere an reaktiven Verbindungen des C, N, P<br />

und S um ca. 50%, bei gleichzeitiger Anwendung technischer Minderungsmaß-<br />

nahmen um 70- 80%.<br />

C) Aus ökonomischer Sicht:<br />

a) stehen brutto mit 5,7 Mio. ha ca. 56% der bisherigen Futterflächen und 34 % der<br />

LF sowie netto mit 3,8 Mio. ha ca. 22% der LF für die Gewinnung von<br />

Bioenergie und Rohstoffen sowie zur Aufforstung zur Verfügung.<br />

b) Futtermittelimporte entfallen gänzlich mit entsprechend mehr Futter- und<br />

Nahrungsmittel für die Entwicklungsländer.<br />

c) Auch die Subventionen der Landwirtschaft von gegenwärtig (2004) national: 4,8<br />

und EU: 6,0 = 10,8 Mrd. €/a [Tab. 5 (1/2)]erübrigen sich. Diese entsprechen<br />

z.B. dem Mehrerlös [Tab. 5 (2/2)]:<br />

• entweder durch Erhöhung der gegenwärtigen Erlöse des Landwirts nur für Fleisch<br />

(Schlachtgewicht) um ca. 50% mit Hilfe der o.e. Lenkungsabgabe.<br />

• oder durch entsprechenden Preisaufschlag auf alle Nahrungsmittel und<br />

alkoholfreien Getränke in Höhe der Subventionen von 10,8 Mrd. € / a = 131 €/E . a.<br />

Dadurch erhöhen sich diese Ausgaben von 1 763 €/E . a auf 1 894 €/E . a<br />

entsprechend um 7,4% bzw. von 11,0 auf 11,8% der gesamten Konsumausgaben<br />

von 15 903 €/E . a (=100%).<br />

170


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

d) Wird bei allen 25 EU-Ländern so verfahren, verringert sich der EU-25-Haushalt<br />

von gegenwärtig (2006) 112,5 Mrd. €/a entsprechend den wegfallenden<br />

Agrarausgaben um 54,2 Mrd. € oder um 48%.<br />

e) Exporte insbesondere an tierischen Nahrungsmitteln entfallen ebenfalls<br />

weitgehend und somit erübrigen sich auch weitere Auseinandersetzungen mit<br />

der WTO und den Entwicklungsländern um Subventionierung der<br />

Landwirtschaft und Schaffung von Dumping-Preisen für Agrarprodukte auf dem<br />

Weltmarkt durch Deutschland und die EU 25 (+2)<br />

8. Die Prognose der Tierbestände z.B. in Deutschland für 2010 lässt gemessen an<br />

ihrem gegenwärtigen Umfang von 2003 gar noch eine Steigerung um 5% bei<br />

„geringen“ Tierbeständen und um 9% bei „hohen“ Tierbeständen erwarten (Osterburg<br />

2002/ FAL)<br />

9. Ursächlich läuft also die bisherige und insbesondere die in die Zukunft<br />

gerichtete gegenwärtige nationale (z.B. Deutschland), internationale (z.B. EU<br />

25+2) und globale (z.B. WTO) Politik jedoch der o.e. wünschenswerten<br />

Entwicklung einer nachhaltigen Tier-Konsumtion und entsprechenden -<br />

Produktion entgegen, durch weitere Förderung der industriellen<br />

Massentierproduktion (Ebenthal et al. 2006, hier) möglichst in „geschlossenen<br />

Systemen“ weniger Anlagen(~betreiber). Diese Politik vernichtet somit die<br />

Wirtschafts- und Existenzgrundlagen der landwirtschaftlichen Tierproduktion<br />

sowohl z.B. in den USA, in VR China, in der EU-25+2 und hier näher erläutert auch in<br />

Deutschland durch:<br />

e) eine weitgehend nichtnachhaltige und insbesondere umweltunverträgliche<br />

Gesetzgebung (Isermann und Isermann 2005) wie z.B. durch die:<br />

• Düngeverordnung (2006) mit max. 3,6-4,3 GV/ ha LF [Tab. 6] (Ebenthal et al. 2006,<br />

hier)<br />

• TA-Luft (2002) mit > 2 GV/ha Landesfläche ( ! )<br />

• BimSchV (2001) mit > 2GV/ha LF mit angeblicher UVP<br />

• Novellierung des Gesetzes zur Anpassung steuerlicher Vorschriften der Land- und<br />

Forstwirtschaft (STAG 1998) mit bis zu 10 GV/ha LF<br />

• AG-N-Einträge (2005/2006) mit Anpassung der kritischen N-Einträge für naturnahe<br />

Ökosysteme von 5 bis 70 kg N/ha . a an die aktuellen N-Einträge in gleicher<br />

Größenordnung<br />

f) eine perverse Agrarpreispolitik der EU sowohl für pflanzliche wie tierische<br />

Agrarprodukte, erstere mit Preisen unter ihrem Heizwert � Preisdumping!<br />

g) Weitere Steigerung der Agrarausgaben der EU-25 von gegenwärtig (2006) 54,2<br />

Mrd. € entsprechend 48% der gesamten Ausgaben von 112,6 Mrd. €/a (=100%) mit<br />

einem Subventionsanteil der Landwirtschaft von 43,7 Mrd. €/a entsprechend 80%<br />

der Agrarausgaben.<br />

h) Somit erhält die Landwirtschaft Deutschlands gegenwärtig (2004) national: 4,8<br />

Mrd. €/a [= 11 310 €/Betrieb . a = 280€ /ha LF . a] und EU: 6,0 Mrd. €/a [ = 14 342<br />

€/Betrieb . a= 355 €/ ha LF . a] = insgesamt 10,8 Mrd. €/a [ = 25 652 € / Betrieb . a<br />

(ABL: 18 000 bzw. NBL: 123 000 €/Betrieb . a) = 635 €/ha LF . a] ohne<br />

Gegenleistungen trotz ihres geringen Beitrages zum Bruttoinlandsprodukt von 0,7%<br />

[Tab. 5 (1/2)] . Abzüglich dieser Subventionen verbleibt eine negative Wertschöpfung<br />

der deutschen Landwirtschaft von -3,8Mrd.€/a und unter Einbezug der von ihr<br />

171


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

i) verursachten Umweltschäden von ca. 50 Mrd. €/a eine Netto-Unwertschöpfung<br />

von ca. -54 Mrd. €/a (Isermann 2003).<br />

10. Nicht nur die Landwirtschaft mit ihren Subventionen von 10,8 Mrd. €/a und somit einem<br />

Anteil von 11% an der jährlichen Neuverschuldung von Deutschland von 57,1 Mrd. €/a<br />

(2005) (=81 000 €/ 1 Neugeborenen bzw. 4 000 €/20 Neugeborenen einer Generation)<br />

und der Gesamtverschuldung des Staates von 1,48 Billionen € (=2,1 Mio. €/1<br />

Neugeborenen bzw. 103 000 €/20 Neugeborenen einer Generation) befindet sich somit<br />

auch der gesamte Staat nicht nur im ökonomischen, sondern auch im ökologischen<br />

(Schädigung der Umwelt) und sozialen (z.B. Arbeits-, Renten-, Gesundheits-,<br />

Bildungssituation) Kollaps. - Dieser mehrfache Kollaps ist wohl die Voraussetzung<br />

zur nachhaltigen Entwicklung wie z.B. hier von Deutschland und seiner<br />

Wirtschaft, miteingeschlossen hier des gesamten o.e. Ernährungsbereiches, da<br />

sich die Politik und somit die Politiker auch weiterhin nur an Mehrheiten<br />

orientieren und nicht notwendigerweise wenig wahlträchtige Wahrheiten zur<br />

Grundlage ihrer Zielsetzungen und Handlungen machen.<br />

III LITERATUR<br />

Die ausführliche ppt-Version dieses Vortrages kann beim Verfasser angefordert<br />

werden.<br />

BMELV (2005): Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (2005)<br />

des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.<br />

Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster-Hiltrup 2005<br />

Düngeverordnung der Bundesrepublik Deutschland mit der 1. Änderungsverordnung und<br />

ihren Fassungen vom 13. bzw. 10. Januar 2006 sowie 22. September 2006 (BMELV<br />

2006)<br />

EUROSTAT (2005): Agricultural Statistics 5/2005: European Commission<br />

Ebenthal, T., Broll, G. und H.J. Braukmann (2006, hier): Szenarien zu Auswirkungen der<br />

neuen Düngeverordnung aus Tierhaltungsbetriebe in der intensiven Veredelungsregion<br />

Süd-Oldenburg. Kongressband 118. VDLUFA-Kongress/Freiburg, 19.-22. Sept. 2006<br />

(CD-ROM)<br />

Isermann, K. (2003): Die Stickstoff-Flüsse im Ernährungsbereich unter besonderer<br />

BErücksichtigung der Landwirtschaft. Schriftenreihe der FAL Reckholz, CH-8046<br />

Zürich, 15-19<br />

Isermann, K. und R. Isermann (2005): Möglichkeiten und Grenzen des Kreislaufes der<br />

Nährstoffe C, N, P, K innerhalb des Ernährungsbereiches und Landwirtschaft-<br />

Kongressband 117. VDLUFA-Kongress/Bonn, 27.-30.Sept, 2005 (CD-ROM)<br />

Isermann, R. und K. Isermann (2006, hier): Phosphor-Bilanzen der Landwirtschaft in<br />

Europa und ihre Auswirkungen auf die (Inter-)nationale Politik des Phosphor-<br />

Nährstoffmanagements. Notwendigkeit auch einer EU-Phosphor-Direktive,<br />

Kongressband 118. VDLUFA-Kongress/Freiburg, 19.-22. Sept. 2006 (CD-ROM)<br />

Osterburg, B. (2002): Rechnerische Abschätzung der Wirkungen möglicher politischer<br />

Maßnahmen auf die Ammoniak-Emissionen aus der Landwirtschaft in Deutschland im<br />

Jahr 2010. Studie Institut für Betriebswirtschaft, Agrarstruktur und ländlichen Raum der<br />

FAL im Auftrag des BMVEL (April 2002)<br />

K. Isermann Manuskriptvorlage 2006 VDLUFAII<br />

172


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tab. 1: Linkage between sustainable and healthy human nutrition with animal food<br />

and corresponding needed sustainable animal production of agriculture<br />

exemplarily shown for Germany in 2000 (BMVEL 2001)<br />

Animal food<br />

Milk and<br />

milk products<br />

Meat<br />

Eggs<br />

Sustainable / Healthy human nutrition<br />

Needed animal food<br />

(kg . cap -1 . yr -1 )<br />

� Tab. 12<br />

Milk: 45.6 (4.2% fat)<br />

Butter: 2.9 (80% fat)<br />

Cheese: 7.3<br />

(i.e. Emmentaler:<br />

8 kg cheese = 100 kg milk)<br />

23.4<br />

3.7 / 7.7<br />

= 60 / 124 eggs with 62 g . egg -1<br />

Milk equivalents<br />

(kg . cap -1 . yr -1 )<br />

46<br />

55<br />

91<br />

Total: 192<br />

Corresponding needed animal<br />

production of agriculture with<br />

0.1 AU . cap -1 = 50 kg life weight<br />

Milk cows: 1 AU = 6127 kg milk . yr -1<br />

32% of animal stock<br />

= 16 kg life weight<br />

50 kg life weight<br />

x 49% efficiency of meat yield<br />

= 24.5 kg meat . cap -1 . yr -1<br />

� Tab. 21<br />

with 196 kg milk . cap -1 . yr --1<br />

60/124 eggs x 276 eggs . laying hen -1. yr -1<br />

= 0.22/ 0.45 laying hen . cap -1 . yr -1<br />

Re0768<br />

173


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Table 2: Summary of the reference value:<br />

A) both for healthy human nutrition especially with animal food consumption<br />

B) and corresponding sustainable agriculture especially with animal food production<br />

C) with practically no impacts on waste and waste water<br />

Energy<br />

Nutritious matters<br />

Meat<br />

1. Energy<br />

2. Protein<br />

% Energy<br />

3. Fat<br />

% Energy<br />

4. Meat<br />

5. Phosphorus<br />

6. Carbohydrates<br />

% Energy<br />

7. Dietary crude fibre<br />

A) H U M A N N U T R I T I O N<br />

Average<br />

total daily<br />

intake<br />

per capita<br />

2100 kcal<br />

53g<br />

10-15<br />

70g<br />

25-30<br />

64g<br />

700 mg<br />

275 g<br />

50-60<br />

30f<br />

%<br />

Share<br />

B) A G R I C U L T U R E<br />

Animal food consumption Animal food production<br />

20<br />

40<br />

50<br />

100<br />

(30)<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Daily<br />

intake per<br />

capita<br />

420 kcal<br />

21 g<br />

35 g<br />

64 g<br />

(210 mg)<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Maximum animal<br />

stocks<br />

� Maximum animal unit<br />

(AU) equivalent :<br />

0.1 AU . Capita -1<br />

(= 50 kg animal live<br />

weight)<br />

Maximum animal densities<br />

with optimum conditions<br />

(i.e. nutrient supply of soils)<br />

Maintenance balances :<br />

1. C : 2.0 t ROS . ha-1 . yr -1<br />

2. N : Output with yield<br />

+ (20-) 50 kg N . ha -1 . yr -1<br />

3. P: Output with yield<br />

± 0 kg P . ha -1 . yr -1<br />

� Maximum animal densities:<br />

(> 0.4-) 1.0 AU . ha -1<br />

C) WASTE<br />

AND<br />

WASTE<br />

WATER<br />

Practically<br />

no impacts<br />

of human<br />

nutrition<br />

and<br />

agriculture<br />

on the N<br />

and P inputs<br />

into waste<br />

and waste<br />

water<br />

Re0600a<br />

Tab.3: Notwendige Reduktion der Tierproduktion und der Tierbestände der Landwirtschaft<br />

in Ländern der EU-25+2 sowie in den Bundesländern von Deutschland<br />

gemessen am aktuellen einwohnerspezifischen Tierbesatz (GV/E) im Vergleich zum maximal tolerierbaren Tierbesatz<br />

von 0,1 GV/E (Isermann und Isermann 1995/2006)<br />

aufgrund einer gesunden Ernährung (Konsumtion/Haushalte) mit tierischen Nahrungsmitteln, insbesondere mit Fleisch<br />

[(Netto: max. 23,4 kg /E . a; DGE (2000/2001) anstelle von z.B. in Deutschland aktuell (2002): 60 kg /E . a]<br />

mit Bezugsjahr 2003<br />

[Aktuelle Tierbestände und Bevölkerung: EUROSTAT 2005]<br />

Land Aktueller<br />

Tierbesatz<br />

1.Irland<br />

2.Dänemark<br />

3.Frankreich<br />

4.Belgien<br />

5.Niederlande<br />

6.Zypern<br />

7.Luxemburg<br />

8.Spanien<br />

9.Litauen<br />

10. Österreich<br />

11.Rumänien<br />

(GV/E)<br />

1.606<br />

0,846<br />

0,390<br />

0,382<br />

0,380<br />

0,359<br />

0,355<br />

0,341<br />

0,339<br />

0,308<br />

0,304<br />

Notwendige<br />

Reduktion<br />

(%)<br />

-94<br />

-88<br />

-74<br />

-74<br />

-74<br />

-72<br />

-72<br />

-71<br />

-71<br />

-67<br />

-67<br />

EU-15 0,294 -66<br />

12.Slowenien 0,293<br />

-66<br />

13. Polen<br />

0,292<br />

-66<br />

EU-25+2<br />

0,290<br />

-64<br />

EU-10+2<br />

0,275<br />

-64<br />

Land Aktueller<br />

Tierbesatz<br />

14. Ungarn<br />

15. Bulgarien<br />

16. Estland<br />

17. Ver. Königreich<br />

18. Griechenland<br />

19. Finnland<br />

20. Deutschland<br />

21. Portugal<br />

22. Tschech. Rep.<br />

23. Schweden<br />

24. Lettland<br />

25. Slowakei<br />

26. Italien<br />

27. Malta<br />

(GV/E)<br />

0,263<br />

0,254<br />

0,241<br />

0,240<br />

0,238<br />

0,227<br />

0,226<br />

0,226<br />

0,224<br />

0,205<br />

0,197<br />

0,177<br />

0,174<br />

0,123<br />

Notwendige<br />

Reduktion<br />

(%)<br />

-62<br />

-61<br />

-59<br />

-58<br />

-58<br />

-56<br />

-56<br />

-56<br />

-55<br />

-51<br />

-49<br />

-44<br />

-43<br />

-19<br />

Deutschland<br />

Bundesländer<br />

1. Schleswig-Holstein<br />

2. Niedersachsen<br />

+Hamburg<br />

+Bremen<br />

3. Mecklenburg-Vorp.<br />

4. Bayern<br />

5. Sachsen-Anhalt<br />

6. Thüringen<br />

Deutschland<br />

7. Sachsen<br />

8. Nordrhein-Westf.<br />

9. Baden-Württemb.<br />

10. Brandenburg<br />

+Berlin<br />

11. Hessen<br />

12. Rheinland-Pfalz +<br />

Saarland<br />

Aktueller<br />

Tierbesatz<br />

(GV/E)<br />

0,466<br />

0,456<br />

0,404<br />

0.311<br />

0,252<br />

0,232<br />

0,226<br />

0,156<br />

0,154<br />

0,140<br />

0,130<br />

0,106<br />

0,094<br />

Notwendige<br />

Reduktion<br />

(%)<br />

-79<br />

-78<br />

-75<br />

-68<br />

-60<br />

-57<br />

-56<br />

-36<br />

-35<br />

-29<br />

-23<br />

-6<br />

+7<br />

Re0747<br />

174


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

…davon:<br />

3.1 Rinder<br />

3.2 Schafe<br />

3.3 Ziegen<br />

3.4 Schweine<br />

3.5 Geflügel<br />

Tab.4: Fleischverzehr und Viehbestände in Deutschland 1950/53 im Vergleich zu 2003<br />

8 986<br />

133<br />

97<br />

1 243<br />

219<br />

Deutschland 1950/53) Deutschland (2003)<br />

BRD DDR D D<br />

1. Einwohner [Mio.] 51,0 18,4 69,4<br />

82,5<br />

2. Fleisch-Verzehr<br />

[Brutto: kg E<br />

(100)<br />

(119)<br />

. a]<br />

2.1 Ist mit SG (%)<br />

39,7 (94)<br />

31,6 (69)<br />

37,5 (89)<br />

89,4 (94)<br />

(114)<br />

(91)<br />

(107)<br />

(256)<br />

2.2 Soll (DGE 2000/01)<br />

34,9<br />

34,9<br />

34,9<br />

34,9<br />

(100)<br />

(100)<br />

(100)<br />

(100)<br />

3. GV (ohne Pferde) [x 1000] 10 627<br />

4 005<br />

14 632<br />

13 450<br />

(100)<br />

(92)<br />

2 883<br />

119<br />

113<br />

786<br />

102<br />

4. GV / E . a 0,208 0,217<br />

5. Tierische Leistungen:<br />

5.1 kg Milch / Kuh<br />

5.2 Laktationen<br />

5.3 Umtriebsfaktoren:<br />

a) Mastschwein + Ferkel<br />

b) Junghennen<br />

c) Masthähnchen<br />

5.4 Eier/Legehenne<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

1 828<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

94<br />

11 869<br />

252<br />

210<br />

2 029<br />

321<br />

0,210<br />

(100)<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

9 748<br />

223<br />

-<br />

2 985<br />

494<br />

0,163<br />

(78)<br />

6 537<br />

?<br />

2,8<br />

2,2<br />

7,0<br />

277<br />

Re0769<br />

175


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

1/ 2<br />

Tab. 5: Nationale und EU-Subventionen der Landwirtschaft von Deutschland in 2004<br />

(BMVEL 2005)<br />

A) Nationale Subventionen (Bund/Länder)<br />

Subventionen bei 420 697 Betrieben Mrd. € / a<br />

1. Maßnahmen der nationalen Agrarpolitik (Bund)<br />

…davon u.a. landwirtschaftliche Sozialpolitik<br />

…davon a) Altershilfe (ca. 80% des gesamten Rentenaufkommens!)<br />

b) Krankenversicherung<br />

c) Unfallversicherung<br />

2. Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur (Bund / Länder)<br />

…davon u.a. „nachhaltige Landbewirtschaftung“<br />

(Ausgleichszulagen sowie markt- u. standortangepaßte Landbewirtschaftung)<br />

4,140 [100]<br />

(87) 3,778 [91]<br />

2,348<br />

1,028<br />

0,250<br />

--------<br />

0,274<br />

( 6 )<br />

3,626 [88]<br />

0,080<br />

( < 2)<br />

3. Förderung „benachteiligter“ Gebiete<br />

0,344<br />

(4,6 Mio. ha = 27% der LF mit 75 €/ha bzw. 2 360 €/ Betrieb)<br />

( 7 )<br />

Gesamt ( 1. – 3.) [44] 4,758 (= 280 € /ha LF)<br />

(100)<br />

B) EU-Subventionen<br />

Gesamt:<br />

…davon u.a. Markt(un)ordnungsausgaben<br />

…davon u.a. Direktzahlungen für:<br />

1. Ackerkulturen<br />

2. Tierische Erzeugnisse (ohne Fisch)<br />

…davon für a) Rindfleisch(u.a. 2 179 419 Rinderprämien in 2002)<br />

b) Milch(-erzeugnisse)<br />

C) Nationale und EU-Subventionen<br />

( �Eigenfinanzierung durch Fleischlenkungsabgabe siehe 2 / 2)<br />

[56] 6,034 (= 355 €/ha LF)<br />

(100)<br />

(vgl.: 22,218 von D an EU)<br />

5,234 [100]<br />

(87) (= 308 €/ha LF)<br />

3 590 [69]<br />

1 244 [24]<br />

963 [18]<br />

230 [4]<br />

[100] 10,792 1) = 131 €/E . a)<br />

= 635 €/ ha LF<br />

Tab. 5: Nationale und EU-Subventionen der Landwirtschaft von Deutschland in 2004<br />

(BMVEL 2005)<br />

2/ 2<br />

1)<br />

Diese gesamten Subventionen von 10,792 Mrd. €/ a könnten auch vom Verbraucher konsumorientiert<br />

aufgebracht werden:<br />

1. durch einen Preisaufschlag von 1,46 €/kg SG ? 2,18 €/ kg Fleisch (Faktor 0,67) z.B. auf:<br />

€ / Betrieb . a<br />

8 980<br />

11 310<br />

14 342<br />

12 441<br />

5 581<br />

2 443<br />

594<br />

---------<br />

8 618<br />

25 652<br />

ABL: 18 000<br />

NBL:123 000<br />

Re0756<br />

a) Schweinefleisch von gegenwärtig (2004/05) 1,43 €/kg SG ? 2,14 €/kg Fleisch auf 2,89 €/kg SG ? 4,31 €/kg<br />

Fleisch, also um 50%<br />

b) Rindfleisch von gegenwärtig (2004/05) 2,37 €/kg SG ? 3,54 €/kg Fleisch auf 3,83 €/kg SG ? 5,72 €/kg Fleisch,<br />

also um 50%<br />

(Grundlagen 2003: Fleischverzehr (Brutto) 89,4 kg SG/E . a ? (Netto) 59,8 kg Fleisch/E . a von 82,5 Mio. Einwohnern)<br />

2. durch Preisaufschlag auf alle Nahrungsmittel und alkholfreie Getränke im selben Ausmaß<br />

82 532 000 Einwohner Mrd. €/a € / E Relativ<br />

. a<br />

a b c<br />

1. Verfügbares Einkommen<br />

… davon:<br />

1447,390 17 537 (100) - -<br />

1.1 Konsumausgaben insgesamt<br />

1312,530 15 903 (90) (100) -<br />

1.2 Ausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie<br />

Getränke<br />

145,510 1 763 (10) (11) (100)<br />

2. Subventionen Landwirtschaft 10,792 131 (0,7) (0,8) (7,4)<br />

3. Ausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie<br />

Getränke<br />

einschließlich Preisaufschlag<br />

entsprechend Subventionen Landwirtschaft (= 1.2 + 3.)<br />

156,302 1 894 (10,7) (11,8) (107,4) 1)<br />

1) entspricht der bisherigen Mehrwertsteuer für Nichtnahrungsmittel-Erzeugnisse von 16%<br />

anstelle der erhobenen MwSt für Nahrungsmittel von nur 7% (bei deren unverändertem Konsum trotz Preisaufschlag)<br />

176


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Abb. 1 : Tax Levy Model for Animal Products to Relieve the Environment and Public Health<br />

(van der Ploeg 2002) (Re0715)<br />

more food<br />

for the 3rd world<br />

fewer coronary<br />

heart diseases,<br />

strokes,<br />

less diabetes,<br />

cancer, etc.<br />

fewer<br />

public health<br />

costs<br />

fewer<br />

imports<br />

of fodder<br />

less need of<br />

pharmaceuticals<br />

higher<br />

food quality<br />

reduced<br />

consumption<br />

fewer agricultural<br />

subsidies<br />

more money for<br />

public health<br />

less suffering<br />

of animals<br />

smaller stocks in<br />

animal husbandry<br />

indirect taxes on<br />

meat,<br />

eggs,<br />

cheese,<br />

and butter<br />

more money for an environmentcompatible<br />

agriculture<br />

less<br />

domestic<br />

fodder production<br />

fewer<br />

N2O-emissions,<br />

NH3-emissions,<br />

CH4-emissions,<br />

NO3-emissions,<br />

PO4-emissions<br />

higher tax<br />

revenues<br />

more money for<br />

environmental<br />

repairs<br />

less environmetal<br />

encumbrance<br />

fewer costs for<br />

environmental<br />

repairs<br />

Tab. 6: „Unavoidable“ gaseous N losses with animal manure as well as tolerated with them maximum<br />

animal densities and P excretions according to the fertilizing regulation of Germany (13 th January 2006)<br />

compared with sustainable NH3-N losses and P excretions shown by 2 examples<br />

(arable land/liquid manure from fattening pigs and 3 x cutted + 1 x grazed grassland) respectively<br />

Maximum applicated N<br />

(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />

“Unavoidable” gaseous N losses<br />

(90% NH3-N)<br />

a) %<br />

b) (kg N . ha -1 . yr -1 )<br />

Tolerable NH3-N losses<br />

(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />

Maximum tolerated N excretion<br />

(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />

N excretion of 1 animal unit ? tolerable<br />

animal density (kg N . ha -1 . yr -1 )<br />

Tolerated animal densities (AU . ha -1 )<br />

(1 AU ? 500 kg life weight)<br />

…with tolerated P excretion<br />

(kg P2O5 . ha -1 . yr -1 )<br />

Tolerable P excretion with 1 AU<br />

(kg P2O5 . ha -1 . yr -1 )<br />

Arable land / liquid manure<br />

from fattening pigs<br />

170<br />

(Compare Austria: Total N input 170)<br />

3x cutted and 1x grazed grassland/<br />

liquid manure and urine/excretion from<br />

dairy cows (6200 kg milk . cow -1 . yr -1<br />

(1 st Amending regulation 10/01/06)<br />

230<br />

(compare Austria: Total N input 210)<br />

40<br />

28<br />

105<br />

89<br />

10<br />

10<br />

(actually: 29)<br />

(actually: 29)<br />

262 319<br />

6.25 fattening pig places (? 16 pigs . yr -<br />

1<br />

)<br />

Feeding:<br />

a) monophasic: 73<br />

b) more phasic: 61<br />

a) monophasic: 262/ 73 = 3.6<br />

(58 fatteining pigs)<br />

b) more phasic: 262/61 = 4.3<br />

(69 fattening pigs)<br />

a) monophasic: 139 (P surplus: 79)<br />

b) more phasic: 110 (P surplus: 38)<br />

a) monophasic: 38 (P surplus: 21)<br />

b) more phasic: 26 (P surplus: 9)<br />

96 (115 . cow -1 . yr -1 )<br />

319 / 96 = 3.3<br />

(? 2.8 cows)<br />

2.7 x 40 = 108<br />

(P surplus: 108-47= 61)<br />

34<br />

(P surplus: 17)<br />

Re0738<br />

177


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Szenarien zu Auswirkungen der neuen Düngeverordnung auf Tierhaltungsbetriebe in der<br />

intensiven Veredlungsregion Südoldenburg<br />

Ebenthal, Timo (Hochschule Vechta); Brauckmann, Hans-Jörg; Broll, Gabriele<br />

1. Einleitung<br />

Die Region Südoldenburg, bestehend aus den beiden niedersächsischen Landkreisen<br />

Cloppenburg und Vechta, stellt das Zentrum der deutschen Veredlungswirtschaft dar und<br />

nimmt auch innerhalb des generell von intensiver Tierhaltung geprägten Weser-Ems-<br />

Raumes in agrarwirtschaftlicher Hinsicht eine Sonderstellung ein. In dem vorliegenden<br />

Beitrag werden anhand zweier Modellrechnungen für ausgewählte repräsentative<br />

tierhaltende Betriebe die Auswirkungen der Anfang dieses Jahres neu gefassten<br />

Düngeverordnung (DüV) auf die Veredlungsregion Südoldenburg skizziert.<br />

1.1. Agrarische und agrarwirtschaftliche Strukturen in Südoldenburg<br />

Die Landwirtschaft in der Region Südoldenburg wird dominiert von der<br />

flächenunabhängigen Veredlungswirtschaft. Basierend auf den Zahlen der aktuellsten<br />

verfügbaren Agrarstatistik (NLS 2004) ergibt sich bezüglich der agrarischen Strukturen das<br />

in der Tabelle 1 dargestellte Bild: Neben etwa 265.000 Rindern wurden hier im Bezugsjahr<br />

2003 knapp zwei Millionen Schweine sowie etwa 20 Millionen Stück Geflügel (inklusive<br />

Truthühner, Enten und Gänse) gehalten. Der Schwerpunkt hinsichtlich der Tierhaltung<br />

liegt dabei auf der Schweine- und Geflügelmast sowie der Legehennenhaltung (v. a. im LK<br />

Vechta).<br />

Tabelle 1: Agrarische Strukturen in der Region Südoldenburg<br />

LK Cloppenburg LK Vechta Südoldenburg<br />

Rinder gesamt 167.623 97.907 265.530<br />

Schweine gesamt 1.075.159 885.757 1.960.916<br />

Geflügel gesamt 7.806.874 12.105.633 19.912.507<br />

Großvieheinheiten<br />

(GV)<br />

286.562 203.989 490.551<br />

Landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche (LN, ha)<br />

95.563 64.619 160.182<br />

Ackerland (ha) 78.719 55.869 134.588<br />

Mais (inklusive<br />

Silomais, ha)<br />

Getreide (ohne<br />

Körnermais, ha)<br />

Quellen: KTBL (2006), NLS (2004)<br />

34.890 24.055 58.945<br />

31.535 21.034 52.569<br />

Bezüglich der Flächenausstattung ist anzumerken, dass im Jahre 2003 etwa 160.000 ha<br />

landwirtschaftliche Nutzflächen zur Verfügung standen (davon etwa 7.600 ha<br />

Stilllegungsflächen), von denen wiederum etwa 84 % Ackerland waren (vgl. NLS 2004).<br />

Der Anteil des Getreides (vorwiegend Winterweizen sowie Winter- und Sommergerste)<br />

und des Mais (Körnermais, Corn-Cob-Mix und Silomais) am Ackerland war im Bezugsjahr<br />

2003 mit zusammen ca. 83 % als sehr hoch einzustufen (vgl. NLS 2004).<br />

178


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Basierend auf diesen Zahlen wiederum ergibt sich bezüglich der Viehdichten folgendes<br />

Bild: Je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) (d. h. ohne Berücksichtigung der<br />

stillgelegten Flächen) wurden in Südoldenburg im Bezugsjahr 2003 1,74 Rinder, 12,9<br />

Schweine sowie 131 Stück Geflügel gehalten. Dabei sind die Viehdichten mit Ausnahme<br />

der Rinder im LK Vechta höher als im LK Cloppenburg und erreichen bei den Schweinen<br />

und dem Geflügel Werte von 14,6 bzw. 199 Tieren je ha LF (LK Cloppenburg: 11,8<br />

Schweine je ha LF sowie 86 Stück Geflügel je ha LF). Betrachtet man die<br />

Gesamtviehdichten (GV) wiederum je ha LF, so lagen diese im Jahr 2003 bei 3,35 GV je<br />

ha LF im LK Vechta bzw. bei 3,15 GV je ha LF im LK Cloppenburg (Südoldenburg gesamt:<br />

3,23 GV je ha LF).<br />

1.2. Nährstoffanfall aus Wirtschaftsdüngern in Südoldenburg<br />

Basierend auf der in Abbildung 2 dargestellten Vorgehensweise lässt sich der<br />

Nährstoffanfall aus Wirtschaftsdüngern je ha LF für die Region Südoldenburg ermitteln.<br />

Bei der Kalkulation des Nährstoffanfalls aus der Tierhaltung sind folglich nicht nur die<br />

absoluten Viehzahlen gemäß Agrarstrukturerhebung zu berücksichtigen, sondern<br />

insbesondere auch die Art der Fütterung sowie die generelle Intensität der Tierhaltung,<br />

was sich bei der Tiermast v. a. an der Höhe der Tageszunahmen bzw. der pro Jahr<br />

realisierten Umtriebe festmachen lässt.<br />

Abbildung 2: Vorgehensweise zur Ermittlung der Nährstoffmengen aus<br />

Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft<br />

Quelle: Eigene Erstellung<br />

Nach Festlegung dieser Parameter, wobei in diesem Falle von mittleren Leistungsniveaus<br />

sowie einer teilweise nährstoffreduzierten Fütterung ausgegangen wurde, lässt sich<br />

anhand von Faustzahlen (vgl. DLG 2005, KTBL 2005a, 2006, LKW NIEDERSACHSEN 2006)<br />

der Nährstoffanfall aus der Tierhaltung näherungsweise bestimmen. Entsprechend kann<br />

man für den LK Cloppenburg einen Bruttostickstoffanfall aus Wirtschaftsdüngern (d. h.<br />

179


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

ohne Berücksichtigung unvermeidlicher gasförmiger N-Verluste in Form von Ammoniak)<br />

von etwa 270 kg N je ha LF kalkulieren, während es im LK Vechta sogar ca. 330 kg N je<br />

ha LF sind. Bezogen auf den Phosphor aus Wirtschaftsdüngern betragen die Werte etwa<br />

55 kg P je ha LF im LK Cloppenburg sowie ca. 80 kg P je ha LF im LK Vechta.<br />

2. Kernpunkte der neuen Düngeverordnung (DüV)<br />

Bei der Darstellung der Kernpunkte der neuen DüV verglichen mit den Regelungen der<br />

alten DüV liegt der Fokus auf den Vorgaben, die bezüglich der Erstellung von<br />

Nährstoffbilanzen bzw. der maximal mit Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft je ha LF<br />

ausbringbaren Nährstoffmengen von Relevanz sind. Generell ist dabei festzuhalten, dass<br />

die Höchstaufwandmenge aus Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft in der neuen DüV<br />

prinzipiell auf 170 kg N je ha LF abgesenkt wurde (§ 4 Abs. 3), wenngleich eine<br />

Ausnahmegenehmigung für intensiv genutztes Grünland bei der Europäischen<br />

Kommission beantragt worden ist. Gegenüber den Regelungen der alten DüV können<br />

dabei insbesondere im Bereich der Schweine- und Geflügelhaltung wesentlich höhere<br />

gasförmige N-Verluste bezüglich der 170 kg N-Grenze angerechnet werden (Anlage 2<br />

Zeilen 6-9 Spalten 4-5).<br />

Nährstoffbilanzen müssen nun nur noch für N und P erstellt werden, nicht mehr jedoch für<br />

Kalium (§ 5 Abs. 2). Während diese Nährstoffbilanzen gemäß der alten DüV nicht bewertet<br />

wurden, sondern nur zu erstellen waren, legt die neue DüV tolerierbare Überschüsse für N<br />

und P im Mittel von drei bzw. sechs Jahren fest (§ 6 Abs. 2). Überschreitungen dieser<br />

Bilanzüberschüsse, die im Falle von P nur auf hoch mit P versorgten Böden gültig sind (§<br />

6 Abs. 2 Nr. 2), stellen jedoch keine Ordnungswidrigkeiten im Sinne der DüV dar (im<br />

Gegensatz zu einer Überschreitung der 170 kg N-Grenze etwa) und sind im Falle von N<br />

zumindest bislang auch nicht Cross Compliance relevant. Die Möglichkeit, nichtsdestotrotz<br />

regulierend einzugreifen, leitet sich aus einer Änderung des Düngemittelgesetzes (DüMG)<br />

ab, wonach die zuständige Behörde bei Verstößen gegen § 1a des DüMG (gute fachliche<br />

Praxis beim Düngen) oder gegen auf dessen Basis erlassene Rechtsvorschriften (z. B. die<br />

DüV) eingreifen kann, aber eben nicht zwingend muss (§ 8a).<br />

Zudem ist in der neuen DüV § 3 Abs. 6 der alten DüV ersatzlos gestrichen worden,<br />

wonach auf mit P oder K sehr hoch versorgten Böden Wirtschaftsdünger tierischer<br />

Herkunft maximal bis in Höhe des Pflanzenentzugs aufgebracht werden durften. Dies hat<br />

insbesondere für eine Region wie Südoldenburg eine große Bedeutung, da die Böden hier<br />

im Mittel hoch bis sehr hoch mit P versorgt sind (vgl. LEINWEBER et al. 1993, 1997a, b,<br />

VDLUFA 1999).<br />

3. Modellrechnungen<br />

3.1. Vorgehensweise bei der Erstellung der Modellrechnungen<br />

Im Folgenden werden die Auswirkungen der neuen Düngeverordnung auf<br />

Tierhaltungsbetriebe in der intensiven Veredlungsregion Südoldenburg anhand zweier<br />

Modellrechnungen skizziert. In Modellrechnung 1 handelt es sich dabei um einen Betrieb<br />

mit Mastschweinhaltung, während in der zweiten Modellrechnung ein<br />

Hähnchenmastbetrieb betrachtet wird. Dabei werden jeweils mittlere Leistungsniveaus<br />

angesetzt, und es wird in einem ersten Schritt jeweils von Standardfuttermischungen<br />

ausgegangen. Bezüglich der von den Nutztieren ausgeschiedenen Nährstoffmengen bzw.<br />

180


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

dem Gesamtanfall an Exkrementen wird wiederum auf die unter Kapitel 0 erwähnte<br />

Literatur zurückgegriffen (DLG 2005, KTBL 2005a, 2006, LKW NIEDERSACHSEN 2006).<br />

Die Ermittlung des Düngebedarfs der landwirtschaftlichen Nutzfläche basiert auf den<br />

typischen Nährstoffgehalten des jeweiligen Ernteguts gemäß einschlägiger Faustzahlen<br />

(KTBL 2005a, 2006, LKW NIEDERSACHSEN 2006) sowie auf den für die Region<br />

Südoldenburg typischen Erträgen, wobei hierzu einerseits wiederum die Empfehlungen<br />

der LWK Niedersachsen herangezogen sowie andererseits zusätzlich die Erntestatistiken<br />

des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik seit 1991 ausgewertet wurden (NLS<br />

2006). Der Düngebedarf wird hier folglich dem jeweiligen N- und P-Entzug des<br />

erntefähigen Haupt- und Nebengutes gleichgesetzt, so dass die verfügbaren N-Mengen<br />

der Böden (Nmin-Gehalte) unberücksichtigt bleiben. Des Weiteren wird davon<br />

ausgegangen, dass sich die Böden der Modellbetriebe bezüglich der P-Versorgung in den<br />

Gehaltsklassen D und höher befinden, was wiederum typisch für die Region Südoldenburg<br />

ist (vgl. LEINWEBER et al. 1993, 1997a, b, VDLUFA 1999, 2001). Darüber hinaus ist zu<br />

beachten, dass die landwirtschaftlichen Nutzflächen in den beiden Modellrechnungen<br />

ausschließlich aus Ackerland bestehen (inklusive Stilllegungsflächen), was indes als<br />

charakteristisch für spezialisierte Veredlungsbetriebe in Südoldenburg angesehen werden<br />

kann.<br />

3.2. Modellrechnung 1: Betrieb mit Schweinemast<br />

In dieser ersten Modellrechnung wird ein Schweinemastbetrieb mit einer Kapazität von<br />

3.000 Stallplätzen betrachtet. Wie in Abbildung 3 dargestellt, werden etwa 2,4 Umtriebe<br />

pro Jahr realisiert, was einem Zuwachs je Stallplatz und Jahr von 210 kg entspricht. Des<br />

Weiteren wird unterstellt, dass von dem Betrieb Standardfutter eingesetzt wird, was in<br />

Nährstoffausscheidungen von etwa 12 kg N und 2,4 kg P je Stallplatz und Jahr resultiert.<br />

Entsprechend fallen pro Jahr etwa 36 t Brutto-N sowie 7,2 t P aus Wirtschaftsdüngern an.<br />

Zudem wird von einer Gesamtgüllemenge von ca. 4.500 t a -1 ausgegangen, was im<br />

Umkehrschluss bedeutet, dass je Stallplatz und Jahr 1,5 t Gülle anfallen.<br />

Abbildung 3: Übersichtsschema zu Modellrechnung 1: Schweinemastbetrieb<br />

Quelle: Eigene Erstellung<br />

181


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche des Betriebs umfasst 130 ha, wobei etwa 10 ha<br />

Brache sind, die nicht gedüngt werden dürfen. Auf den übrigen 120 ha werden zu gleichen<br />

Anteilen Winterweizen (Ertrag: 12,6 t ha -1 a -1 , davon 7 t Haupterntegut), Wintergerste (11,7<br />

t ha -1 a -1 , davon 6,5 t Haupterntegut) sowie Silomais (Ertrag: 45 t ha -1 a -1 ) angebaut.<br />

Hieraus resultiert ein Düngebedarf der landwirtschaftlichen Nutzfläche von etwa 18,7 t N<br />

und ca. 3,9 t P pro Jahr.<br />

Bei der Berechnung des Gülle-N-Anfalls je ha LF (170 kg N-Grenze, vgl. Kapitel 0) dürfen<br />

30 % des Brutto-N als gasförmige N-Verluste in Abzug gebracht werden (Anlage 2 Zeile 7<br />

Spalte 2 DüV). Dies resultiert in einem N-Anfall je ha LF von 210 kg a -1 , was zu einem<br />

Betriebsüberschuss von 4,8 t N a -1 führt (40 kg N ha -1 a -1 ). Unterstellt man einen N-Gehalt<br />

in der Gülle (nach Abzug der gasförmigen Haltungs- und Lagerungsverluste) von ca. 0,6<br />

%, so beläuft sich der Gülleüberschuss auf etwa 800 t a -1 . Nach den Regelungen der alten<br />

DüV hätten hingegen nur 10 % des Brutto-N in Abzug gebracht werden dürfen, was einen<br />

N-Anfall je ha LF von 270 kg a -1 bedeutet hätte. Der Betriebsüberschuss hätte sich<br />

demnach auf 12 t N a -1 belaufen (100 kg N ha -1 a -1 ), was wiederum einen Gülleüberschuss<br />

von etwa 1.700 t a -1 nach sich gezogen hätte (entsprechender N-Gehalt der Gülle: etwa<br />

0,7 %)<br />

Bei der Erstellung der N-Bilanz ist anzumerken, dass die gesamte anfallende Güllemenge<br />

berücksichtigt wird, obwohl infolge des Überschreitens der 170 kg N-Grenze etwa 800 t<br />

Gülle nicht auf den betriebseigenen Flächen verwertet werden können. In dieser<br />

Beispielrechnung dürfen 40 % des Brutto-N als gasförmige Verluste in Abzug gebracht<br />

werden (Anlage 2 Zeile 7 Spalte 4 DüV). Ohne Berücksichtigung weiterer Düngemittel<br />

bzw. Nährstoffträger würde dies zu einem N-Überschuss von 24 kg ha -1 a -1 führen. Damit<br />

bliebe dieser Betrieb unterhalb des tolerierbaren Bilanzüberschusses gemäß § 6 Abs. 2<br />

Nr. 1 der DüV, allerdings wohlgemerkt ohne Berücksichtigung mineralischer Düngemittel<br />

oder auch weiterer Nährstoffträger (z. B. Bioabfälle, etc.).<br />

Bezüglich der Erstellung der P-Bilanz ist anzumerken, dass sich in dieser<br />

Beispielrechnung der Betriebsüberschuss auf ca. 3,3 t P a -1 (27,5 kg P ha -1 a -1 ) beläuft.<br />

Dies würde bei einem durchschnittlichen P-Gehalt der Gülle von etwa 0,16 % zu einem<br />

Gülleüberschuss von ca. 2.000 t a -1 führen. Berücksichtigt man den tolerierbaren P-<br />

Bilanzüberschuss von knapp 9 kg P ha -1 a -1 (§ 6 Abs. 2 Nr. 2 DüV), verbliebe noch ein<br />

Überschuss von 2,2 t P a -1 (18,5 kg P ha -1 a -1 ). Dies wiederum hätte, erneut bei einem<br />

angenommen P-Gehalt der Gülle von 0,16 %, einen Gülleüberschuss von ca. 1.400 t a -1<br />

zur Folge.<br />

3.3. Modellrechnung 2: Betrieb mit Hähnchenmast<br />

In der zweiten Modellrechnung wird ein Hähnchenmastbetrieb mit insgesamt 85.000<br />

Stallplätzen betrachtet. Die allgemeinen Betriebsdaten wiederum sind in Abbildung 4<br />

dargestellt. Demnach realisiert der Betrieb 7,1 Umtriebe pro Jahr und erreicht je Mastplatz<br />

einen Zuwachs von 14,2 kg pro Jahr (2 kg pro Tier). Auch in diesem Betrieb wird<br />

Standardfutter eingesetzt, was einen Mistanfall (inklusive Einstreu) von etwa 9 kg sowie<br />

einen Nährstoffanfall von 0,36 kg N und 0,09 kg P jeweils je Stallplatz und Jahr zur Folge<br />

hat. Entsprechend fallen pro Jahr etwa 765 t Mist sowie 30,6 t N und 7,3 t P an.<br />

182


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Die landwirtschaftliche Nutzfläche des Betriebs umfasst 100 ha, von denen wiederum 8 ha<br />

Stilllegungsflächen sind, die nicht für eine Düngung zur Verfügung stehen. Auf den übrigen<br />

92 ha wird zu gleichen Anteilen Wintergerste (Ertrag: 11,7 t ha -1 a -1 , davon 6,5 t<br />

Haupterntegut) und Körnermais (Ertrag: 18,4 t ha -1 a -1 , davon 8 t Haupterntegut)<br />

angebaut. Dies bedingt einen Düngebedarf der landwirtschaftlichen Nutzfläche von etwa<br />

14,4 t N und 3,3 t P pro Jahr.<br />

Abbildung 4: Übersichtsschema zu Modellrechnung 2: Hähnchenmastbetrieb<br />

Quelle: Eigene Erstellung<br />

Bei der Berechnung des betrieblichen N-Anfalls aus Wirtschaftsdüngern tierischer<br />

Herkunft nach § 4 Abs. 3 der DüV können in dieser Modellrechnung 40 % des Gesamt-N<br />

aus dem Hähnchenmist als gasförmige N-Verluste in Abzug gebracht werden (Anlage 2<br />

Zeile 8 Spalte 3 DüV). Daraus resultiert ein Mist-N-Anfall je ha LF von 200 kg a -1 , was<br />

einen Betriebsüberschuss von 2,8 t N a -1 nach sich zieht (30 kg N ha -1 a -1 ). Bei einem<br />

unterstellten N-Gehalt in dem Mist von 2,4 % (wiederum nach Abzug haltungs- und<br />

lagerungsbedingter gasförmiger Verluste) führt dies zu einem Mistüberschuss von ca. 115<br />

t. Basierend auf den Regelungen der alten DüV, wonach lediglich 25 % des Gesamt-N als<br />

gasförmige N-Verluste in Abzug gebracht werden durften, wären es noch 250 kg Mist-N je<br />

ha LF und Jahr gewesen. Dies hätte zu einem betrieblichen N-Überschuss von knapp 7,4 t<br />

N a -1 (80 kg N ha -1 a -1 ) und somit zu einem Mistüberschuss von ca. 245 t a -1 (unterstellter<br />

N-Gehalt des Mistes: etwa 3 %) geführt.<br />

Bei der Erstellung der betrieblichen N-Bilanz dürfen in diesem Fall 50 % des Brutto-N-<br />

Anfalls als gasförmige N-Verluste in Abzug gebracht werden (Anlage 2 Zeile 8 Spalte 5<br />

DüV). Dabei ist wie schon in Modellrechnung 1 darauf hinzuweisen, dass die gesamte<br />

anfallende Mistmenge angerechnet wird, obwohl infolge des Überschreitens der 170 kg N-<br />

Grenze ein Überschuss von etwa 115 t Hähnchenmist besteht. Wiederum ohne<br />

Berücksichtigung von Mineraldüngern und weiteren Nährstoffträgern resultiert dies in<br />

einem N-Überschuss von 10 kg ha -1 a -1 . Damit bliebe auch dieser Betrieb unterhalb des<br />

tolerierbaren Bilanzüberschusses nach § 6 Abs. 2 Nr. 1 der DüV.<br />

183


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Aus der Erstellung der betrieblichen P-Bilanz ergibt sich in dieser Modellrechnung ein P-<br />

Überschuss von ca. 4 t P a -1 (43,5 kg P ha -1 a -1 ). Daraus lässt sich, unter der Annahme,<br />

dass der Mist einen P-Gehalt von 0,95 % aufweist, ein Mistüberschuss von ca. 420 t a -1<br />

kalkulieren. Nach Abzug der tolerierbaren P-Bilanzüberschüsse (9 kg P ha -1 a -1 , § 6 Abs. 2<br />

Nr. 2 DüV) würde ein P-Überschuss von ca. 3,2 t P a -1 verbleiben (34,5 kg P ha -1 a -1 ), was<br />

wiederum einen Mistüberschuss von etwa 330 t a -1 bedingt.<br />

4. Schlussfolgerungen<br />

Nach den Vorgaben der neuen DüV fallen in einer typischen Veredlungsregion wie<br />

Südoldenburg die N-Überschusse bezogen auf die 170 kg N-Grenze geringer aus als nach<br />

den Regelungen der alten DüV. Zurückzuführen ist dies auf die verglichen mit den<br />

Regelungen der alten DüV deutlich höheren anrechenbaren gasförmigen N-Verluste bei<br />

der Haltung der Nutztiere und der Lagerung der Wirtschaftsdünger, was insbesondere auf<br />

die Schweine- und Geflügelhaltung zutrifft. Entsprechend kann in beiden<br />

Beispielrechnungen bezogen auf die 170 kg N-Grenze, deren Überschreitung nicht nur<br />

eine Ordnungswidrigkeit im Sinne der DüV darstellt, sondern die darüber hinaus auch<br />

Cross Compliance relevant ist, ein höherer Anteil der anfallenden Wirtschaftsdünger auf<br />

den eigenen Flächen verwertet werden als nach den Vorgaben der alten DüV. Während in<br />

Modellrechnung 1 der Gülleüberschuss nach der neuen DüV etwa 18 % (800 t) der<br />

Gesamtmenge von 4.500 t beträgt, wären dies nach den Vorgaben der alten DüV noch<br />

etwa 38 % (1.700 t) gewesen. In Modellrechnung 2 beträgt der Mistüberschuss demnach<br />

etwa 15 % (115 t) der Gesamtmistmenge von 765 t verglichen mit einem Anteil von 32 %<br />

(245 t) gemäß den Vorgaben der alten DüV.<br />

Durch die Streichung des § 3 Abs. 6 der alten DüV, wonach Wirtschaftsdünger tierischer<br />

Herkunft auf sehr hoch mit P (oder K) versorgten Böden maximal bis in Höhe des P- oder<br />

K-Pflanzenentzugs aufgebracht werden durften, existiert in der neuen DüV kein<br />

ordnungsrechtliches Instrument zur Begrenzung der P-Düngung mehr. Zwar wird ein<br />

maximal tolerierbarer Bilanzüberschuss festgelegt, eine Überschreitung dieses<br />

Bilanzüberschusses stellt indes keine Ordnungswidrigkeit im Sinne der DüV dar. Zudem<br />

sind die Vorgaben für P prinzipiell auch nicht Cross Compliance relevant. Selbst für den<br />

Fall, dass der maximal tolerierbare Bilanzüberschuss von 9 kg P ha -1 a -1 nicht<br />

überschritten wird, wird eine weitere P-Anreicherung der im Mittel in Südoldenburg bereits<br />

hoch bis sehr hoch mit P versorgten Böden stattfinden. Dies wiederum ist auf das N/P-<br />

Verhältnis in den Exkrementen insbesondere von Nichtwiederkäuern, die in der neuen<br />

gegenüber der alten DüV höheren anrechenbaren gasförmigen N-Verluste (170 kg N-<br />

Grenze) sowie den N- und P-Düngebedarf der landwirtschaftlichen Nutzflächen<br />

zurückzuführen.<br />

Durch die Verwendung von nährstoffreduzierten Futtermitteln bzw. einer generell noch<br />

besser an den Bedarf der Nutztiere angepassten Fütterung lassen sich sowohl die N- wie<br />

auch die P-Ausscheidungen der Nutztiere verringern, und zwar um bis zu 25 % (vgl. DLG<br />

2005, KTBL 2005a, 2006, LKW NIEDERSACHSEN 2006). Hierbei ist das Reduktionspotenzial<br />

beim Phosphor speziell in der Geflügelhaltung zwar etwas höher als beim Stickstoff,<br />

nichtsdestotrotz ist das N/P-Verhältnis der Wirtschaftdünger auch bei<br />

nährstoffangepasster Fütterung von Nichtwiederkäuern als nicht optimal bezüglich des N-<br />

und P-Düngebedarfs der landwirtschaftlichen Nutzflächen zu charakterisieren. Folglich<br />

würde es auch bei der ausschließlichen Verwendung nährstoffreduzierter Futtermittel in<br />

184


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

einer Region wie Südoldenburg zu einer weitergehenden P-Anreicherung der Böden<br />

kommen, wenngleich sich hierdurch die Wirtschaftsdünger- und damit auch die N- und P-<br />

Überschüsse verringern lassen.<br />

Dass von einer solchen weitergehenden P-Anreicherung ökologische Probleme ausgehen<br />

(z. B. Eutrophierung von Oberflächengewässern), ist aus verschiedenen Studien aus den<br />

Niederlanden (OENEMA et al. 2003, 2005, TAMMINGA 2003) wie auch aus Deutschland (ILG<br />

et al. 2005, LEINWEBER et al. 1997a, b, SIEMENS et al. 2004, VDLUFA 1999, 2001) bekannt.<br />

Ob es indes speziell zu Problemen in der Region Südoldenburg kommt bzw. kommen<br />

wird, kann ohne weitergehende Untersuchungen nicht geklärt werden. Fakt ist jedoch,<br />

dass bei einer Kombination aus einem hohen Wirtschaftsdüngeraufkommen mit<br />

sorptionsschwachen Böden (v. a. sandige und moorige Substrate) und hoch anstehenden<br />

Grundwasserkörpern bzw. flachen Drainagen die Gefahr der vertikalen P-Verlagerung<br />

nicht unerheblich ist. Letzteres kann zukünftig nicht zuletzt vor dem Hintergrund der EU-<br />

Wasserrahmenrichtlinie von großer Bedeutung sein.<br />

Insofern erscheint es sinnvoll, zukünftig den Phosphor in der Gesetzgebung sowohl auf<br />

Bundesebene wie auch auf Ebene der EU stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Würde<br />

beispielsweise die Aufbringungsmenge von Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft<br />

insbesondere von Nichtwiederkäuern eher bzw. stärker am Phosphor ausgerichtet<br />

werden, würde man gleichzeitig auch die Vorgaben für Stickstoff einhalten können. Zudem<br />

würde hierdurch ein Beitrag zum Ressourcenschutz geleistet werden, da die P-Reserven<br />

bekanntermaßen endlich sind und die Qualität der Mineraldünger (Cd-Belastung) zukünftig<br />

eher schlechter werden wird (KTBL 2005b, SCHNUG et al. 2003).<br />

Literatur<br />

DEUTSCHE LANDWIRTSCHAFTSGESELLSCHAFT (DLG) (Hrsg.) (2005): Bilanzierung der Nährstoffausscheidungen<br />

landwirtschaftlicher Nutztiere. DLG-Band 199. Frankfurt a. M.<br />

DÜNGEMITTELGESETZ (DÜMG) vom 15.11.1977 i. d. F. vom 21.10.2005<br />

ILG, K., SIEMENS, J., LANG, F., KAUPENJOHANN, M. (2005): Colloidal and dissolved phosphorus in sandy soils<br />

as affected by P saturation. Journal of Environmental Quality 34, 926-935<br />

KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) (Hrsg.) (2005a): Faustzahlen für die<br />

Landwirtschaft. 13. Auflage. Darmstadt<br />

KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) (Hrsg.) (2005b): Assessment and<br />

reduction of heavy metal input into agro-ecosystems. KTBL-Schrift 432. Darmstadt<br />

KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) (Hrsg.) (2006): Betriebsplanung<br />

Landwirtschaft 2006/2007. Daten für die Betriebsplanung in der Landwirtschaft. 20. Auflage. Darmstadt<br />

LWK (Landwirtschaftskammer) NIEDERSACHSEN (2006): Richtwerte für die Berechnung der Feld-Stall-Bilanz.<br />

URL: http://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/pflanze/nav/340/article/5987.html<br />

LEINWEBER, P., GEYER-WEDELL, K., JORDAN, E. (1993): Phosphorversorgung der Böden im agrarischen<br />

Intensivgebiet Südoldenburg. Vechta.<br />

LEINWEBER, P., LÜNSMANN, F., ECKARDT, K.-U. (1997a): Phosphorus sorption capacities and saturation<br />

degrees of soils in two regions with different livestock densities in Northwest Germany. Soil Use and<br />

Management 13, 82-89<br />

LEINWEBER, P., HAUMAIER, L., ZECH, W. (1997b): Sequential extractions and 31 P-NMR spectroscopy of<br />

phosphorus forms in animal manures, whole soils and particle-size separates from a densely populated<br />

livestock area in northwest Germany. Biology and Fertility of Soils 25, 89-94<br />

NLS (Niedersächsisches Landesamt für Statistik) (2004) (Hrsg.): Agrarstrukturerhebung 2003. Hannover<br />

NLS (Niedersächsisches Landesamt für Statistik) (2006) (Hrsg.): Statistische Berichte Niedersachsen:<br />

Bodennutzungs- und Erntestatistiken 1991-2005. Hannover.<br />

185


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

URL: http://www.nls.niedersachsen.de/Tabellen/Landwirtschaft/ernte03/ernte03.htm<br />

OENEMA, O., KROS, H., DE VRIES, W. (2003): Approaches and uncertainties in nutrient budgets: implications<br />

for nutrient management and environmental policies. European Journal of Agronomy 20, 3-16<br />

OENEMA O, VAN LIERE L, SCHOUMANS O (2005): Effects of lowering nitrogen and phosphorus surpluses in<br />

agriculture on the quality of groundwater and surface water in the Netherlands. Journal of Hydrology 304,<br />

289-301<br />

Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung<br />

eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (EU-<br />

WASSERRAHMENRICHTLINIE)<br />

SCHNUG, E., ROGASIK, J., SCHÜLINGKAMP, E., BLANK, R. (2003): Quantitative und qualitative Anforderungen<br />

der deutschen Landwirtschaft an Phosphor für die Düngung. Tagungsband zum Symposium am 06.02.-<br />

07.02.2003 in Berlin „Rückgewinnung von Phosphor aus in der Landwirtschaft und aus Abwasser und Abfall“<br />

SIEMENS, J., ILG, K., LANG, F., KAUPENJOHANN, M. (2004): Adsorption controls mobilization of colloids and<br />

leaching of dissolved phosphorus. European Journal of Soil Science 55, 253-263<br />

TAMMINGA, S. (2003): Pollution due to nutrient losses and its control in European animal production.<br />

Livestock Production Science 84, 101-111<br />

VDLUFA (Verband deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten) (Hrsg.) (1999):<br />

Hohe P-Gehalte im Boden – mögliche Folgen für die Umwelt – Konsequenzen für die Ausbringung von<br />

phosphorhaltigen Düngemitteln. VDLUFA-Schriftenreihe 50/1999. Münster<br />

VDLUFA (Verband deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten) (Hrsg.) (2001):<br />

Mögliche ökologische Folgen hoher Phosphatgehalte im Boden und Wege zu ihrer Verminderung. VDLUFA-<br />

Standpunkt. Darmstadt<br />

Verordnung über die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und<br />

Pflanzenhilfsmitteln nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis beim Düngen (DÜNGEVERORDNUNG –<br />

DÜV) vom 10.01.2006 i. d. F. vom 27.07.2006.<br />

Verordnung (EG) Nr. 1782/2003 des Rates vom 29. September 2003 mit gemeinsamen Regeln für<br />

Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und mit bestimmten Stützungsregelungen für<br />

Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe (CROSS COMPLIANCE)<br />

186


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Grüne Gentechnik: Risiko und Nutzen - ein Überblick über die begleitende<br />

Forschung<br />

Speck, Brigitte (LUFA Augustenberg); Leist, Norbert:<br />

� Einleitung<br />

Grüne Gentechnik - was versteht man darunter? Die Anwendung gentechnischer<br />

Verfahren in der Pflanzenzüchtung, die Nutzung gentechnisch veränderter Pflanzen in der<br />

Landwirtschaft und im Lebensmittelsektor [1].<br />

8<br />

10<br />

5<br />

10<br />

Züchtungsziele<br />

11<br />

13<br />

Diagramm 1: Prozentuale Anteile der Züchtungsziele [2]<br />

43<br />

Herbizid Toleranz<br />

Insektenresistenz<br />

Virusresistenz<br />

Produktqualität<br />

Männliche Sterilität<br />

Nährwertsteigerung<br />

Sonstige<br />

In Diagramm 1 sind die vielfältigen Züchtungsziele, welche mittels molekularbiologischer<br />

Methoden verfolgt werden, aufgezeigt. Die Befürworter gehen dabei von folgenden<br />

Chancen und effektiven Nutzen aus:<br />

o Einsparung von Insektiziden: die optimierte Spezifität könnte sich positiv auf die<br />

Biodiversität auswirken. Ferner sind geringere Mykotoxingehalte im Erntegut zu<br />

erwarten (z.B. wg. der Korrelation von Insektenbefall und Pilzbefall).<br />

o Herbizidtolerante Nutzpflanzen ermöglichen eine schonende Bodenbearbeitung und<br />

somit die Verringerung von Erosion sowie durch vermehrte Biomasse in den oberen<br />

Schichten eine erhöhte Regenwurmaktivität.<br />

o Ökonomische Vorteile durch höhere Erträge<br />

o Gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe<br />

o Ausweitung der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche<br />

In Deutschland ist dennoch der Anteil der Skeptiker besonders groß. Vor allem der Anbau<br />

von gentechnisch veränderten Organismen (GVO), wie aktuell einer insektentoleranten<br />

Maissorte, wird mit größtem Argwohn beäugt. Negative Auswirkungen auf das Ökosystem<br />

sind neben gesundheitlichen Aspekten, welche durch den Verzehr von GVO’s<br />

hervorgerufen werden könnten, als Hauptkritikpunkte zu nennen.<br />

Daher stehen Sicherheit und Wahlfreiheit für die den Landwirt die Wirtschaft und den<br />

Endverbraucher im Bereich der grünen Gentechnik von Seiten des Verbraucherschutzes<br />

im Vordergrund.<br />

187


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

� Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

Ein neuer GVO wird zunächst in Laboren und Gewächshäusern ausführlich untersucht<br />

und beobachtet. Geprüft wird auf mögliche Allergene und andere unerwartete Effekte. In<br />

diesem Zusammenhang werden auch sämtliche Inhaltsstoffe des GVO durch<br />

Spektrenvergleiche mit denen der isogenen Linie verglichen. Darüber hinaus werden die<br />

physikalischen Eigenschaften gegenübergestellt. Mit zunehmender Erfahrung und<br />

Sicherheitsbewertung schließen sich Freisetzungsversuche an, welche im räumlichen wie<br />

zeitlichen Rahmen zunehmen.<br />

Bei Antragstellung ist ein Beobachtungsplan vorzulegen, aus dem hervorgeht, dass keine<br />

Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt zu erwarten sind. Erst wenn sich auf allen<br />

vorgegebenen Stufen der Sicherheitsbewertung keine Risiken gezeigt haben kann das<br />

Inverkehrbringen des neuen GVO beantragt werden.<br />

Zusammen mit nationalen Behörden ist die Europäische Behörde für<br />

Lebensmittelsicherheit (European Food and Safty Administration - EFSA) für die<br />

wissenschaftliche Bewertung der Sicherheit verantwortlich. Sie überprüft u.a. die<br />

Einhaltung der EU-Verordnung 1829/03 über genetisch veränderte Lebensmittel und<br />

Futtermittel.<br />

In der EU-Verordnung 1830/03 wird die Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung geregelt.<br />

Die EU-Freisetzungs-Richtlinie (2001/18/EG) über die absichtliche Freisetzung genetisch<br />

veränderter Organismen in die Umwelt regelt das Vorsorgeprinzip, die<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung, die Information der Öffentlichkeit über GVO-Standorte<br />

(Standortregister), das Anbaubegleitende Monitoring zur Überprüfung von<br />

Langzeiteffekten sowie die Befristung der Zulassung auf 10 Jahre. Mit der ersten<br />

GenTRNeuordG (Neuordnung des Gentechnikrechts) im Februar 2005 wurde die<br />

Richtlinie auch in der Bundesrepublik Deutschland in geltendes nationales Recht<br />

umgesetzt.<br />

Zweck des Gesetzes zur Regelung der Gentechnik (GenTG) ist es:<br />

1. unter Berücksichtigung ethischer Werte, Leben und Gesundheit von Menschen, die<br />

Umwelt in ihrem Wirkungsgefüge, Tiere, Pflanzen und Sachgüter vor schädlichen<br />

Auswirkungen gentechnischer Verfahren und Produkte zu schützen und Vorsorge<br />

gegen das Entstehen solcher Gefahren zu treffen,<br />

2. die Möglichkeit zu gewährleisten, dass Produkte, insbesondere Lebens- und<br />

Futtermittel, konventionell, ökologisch oder unter Einsatz gentechnisch veränderter<br />

Organismen erzeugt und in den Verkehr gebracht werden können,<br />

3. den rechtlichen Rahmen für die Erforschung, Entwicklung, Nutzung und Förderung der<br />

wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Gentechnik zu<br />

schaffen. [3]<br />

188


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

� Koexistenz; gute fachliche Praxis<br />

Um Fragen der Koexistenz besser beantworten zu können werden im Rahmen eines<br />

umfangreichen Bundes-Forschungsprogramms auch 2006 an sechs Standorten auf 75<br />

Hektar Anbauversuche durchgeführt. Dabei werden ausschließlich zugelassene Bt-Mais-<br />

Sorten angebaut. Fragen zur Pollenausbreitung und Einkreuzungsrate, Einflüsse einer<br />

Mantelsaat (Abb. 1), verschiedener Kulturarten auf den Zwischenflächen, oder von<br />

unterschiedlicher Drillrichtung im konventionellen Mais (Reihen quer oder längs zur<br />

Windrichtung) sollen dabei beantwortet werden. Darüber hinaus wird untersucht, wie ein<br />

sachgerechter Umgang mit GVO’s von der Saatgutlagerung über Aussaat, Ernte und<br />

Transport wahre Koexistenz ermöglichen kann [4].<br />

m<br />

0<br />

7<br />

1<br />

.<br />

a<br />

c<br />

H auptwindrichtung<br />

S G<br />

c a<br />

m<br />

.<br />

7<br />

5<br />

m<br />

2<br />

4<br />

4 0 m<br />

4 0 m 4 0 m 4 0 m<br />

a<br />

n<br />

H<br />

f<br />

2 0<br />

m<br />

m<br />

5<br />

1 m<br />

7<br />

8<br />

c a . 4 4<br />

D 2<br />

o m<br />

n o r<br />

ca. 190 m<br />

314 m<br />

S G<br />

4 0 m<br />

4 0 m<br />

GVO, 3 ha<br />

Hanf<br />

Mantelsaat<br />

Weizen, 1ha<br />

Rezipient, 4,5ha<br />

Abbildung 5: Koexistenzversuch zur Prüfung des Einflusses einer Mantelsaat (Quelle:<br />

Landesanstalt für Pflanzenbau Forchheim)<br />

4 0 m<br />

Mantelsaa<br />

(8<br />

R ih )<br />

Die Ergebnisse sollen auch dazu dienen, die anbaurelevanten Vorschriften im<br />

Gentechnikgesetz: „gute fachliche Praxis“ beim Umgang mit gentechnisch veränderten<br />

Organismen, bis zur nächsten Aussaat zu definieren. Auf europäischer Ebene wurde in<br />

diesem Jahr eine umfangreiche Studie von der gemeinsamen Forschungsstelle der EU-<br />

Kommission (JRC) veröffentlicht. Spanische, französische und deutsche<br />

Forschungsinstitutionen untersuchten in sechs Einzelstudien unter welchen<br />

Voraussetzungen Koexistenz möglich ist. Beispielkulturen waren Raps, Mais und<br />

Kartoffeln. Es zeigte sich, dass die Ergebnisse nur begrenzt verallgemeinerbar sind und<br />

Feldversuche auf keinen Fall ersetzt werden können.<br />

189


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Ein BVL-Forschungsprogramm im Jahr 2005 widmete sich speziell der Untersuchung über<br />

den Einfluss verschiedener Zwischenflächen auf den Pollenflug von Bt-Mais. Als<br />

Zwischenfrüchte wurden Erbsen, Sommergerste, Kartoffeln, Weidelgras und<br />

Sonnenblumen untersucht. Die Auswertung der Versuche lies den Schluss zu, dass<br />

Sonnenblumen keine physiologische Barriere darstellen. Durch differenzierte Auswertung<br />

der vielzähligen Probenahmepunkte konnten Nachbarfelder unterschiedlichster Geometrie<br />

und Größe modelliert werden.<br />

Ähnliche Modellierungen wurden bereits im Jahr 2003 im Rahmen eines<br />

Freisetzungsversuches in Spanien durchgeführt (IRTA, Institut de recera i tecnologia).<br />

Demnach müsste ein direkt an ein GVO-Feld angrenzendes konventionelles Feld in<br />

quadratischer Form eine Mindestgröße von einem Hektar haben, um den Schwellenwert<br />

von 0,9 % für eine zufällige und technisch unvermeidbare Beimengung von GVO sicher zu<br />

unterschreiten.<br />

� Forschung zu Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt am Beispiel Bt-Mais<br />

Die möglichen Auswirkungen von Bt-Mais auf Mensch, Tier und Umwelt wurden in<br />

umfangreichen Forschungsprogrammen untersucht [4]:<br />

1. Mögliche Auswirkungen auf verschiedene Arthropoden und andere Nicht-<br />

Zielorganismen<br />

3 Versuchsjahre RWTH Aachen, Institut für Umweltforschung<br />

Untersucht wurden über 500 000 Schmetterlinge, Käfer, Fliegen, Spinnmilben und weitere<br />

auf dem Bt-Feld, sowie dem Feld mit isogener Linie mit bzw. ohne Insektizidbehandlung<br />

auf folgende Parameter:<br />

� das Vorkommen auf Ackerbegleitpflanzen<br />

� Zahl und Spektrum der Blütenbesucher<br />

� die Anzahl von Aphidophagen im Vergleich<br />

Es konnte kein signifikanter Einfluss von Bt-Mais festgestellt werden. Für das<br />

anbaubegleitende Monitoring wurden Empfehlungen für geeignete Monitoring-Organismen<br />

und Methoden formuliert. [4]<br />

2. Mögliche Anreicherung von Bt-Toxin im Boden<br />

zweijähriges Forschungsprojekt der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft<br />

Teil des Projektes war die Entwicklung eines hoch sensitiven ELISAs (Enzym linked<br />

immuno sorbent assay) zum Nachweis von Bt-Gehalten im Boden. Ähnlich einem<br />

genetischen Fingerabdrucks wurde die Bakterienvielfalt in der Rhizosphäre gemessen<br />

190


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Die Bt-Werte stiegen zwar an, waren jedoch zu gering, um die Bodenmikroben negativ zu<br />

beeinflussen. Die größte Bt-Quelle sind Wurzelreste nach der Ernte.<br />

In Pflanzenresten des Vorjahres konnten mittels PCR Transgene nachgewiesen werden,<br />

ein Horizontaler Gentransfer ist nach Einschätzung der Wissenschaftler dennoch sehr<br />

unwahrscheinlich. [4]<br />

3. Mögliche Auswirkungen auf Blattläuse und deren spezialisierte Gegenspieler<br />

Abteilung Agrarentomologie der Universität Göttingen; 3 J.<br />

Der Getreideblattlausbefall von sieben verschiedenen Maissorten wurde erfasst<br />

Es gab keinen Einfluss der untersuchten transgenen Maissorten auf die<br />

Populationsentwicklung der Blattläuse auch nicht auf die Parasitierungsleistung der<br />

Parasitoide, oder auf die Zusammensetzung der Schlupfwespenpopulationen (Parasitoide<br />

und Hyperparasitoide). [4]<br />

4. Mögliche Auswirkungen auf blütensuchende Insekten und räuberische Spinnen<br />

Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft; 3 J.<br />

Der Einfluss von Bt-Mais auf Wechselwirkungen zwischen Pollen sammelnden<br />

Fluginsekten und Spinnen in der Krautschicht stand dabei im Vordergrund.<br />

Geeignete "Indikator-Tiere" konnten nach Abschluss des Projektes benannt werden.<br />

Die Effekte auf die Spinnenpopulationen waren in allen drei Jahren unterschiedlich. Die<br />

Richtung der Wirkungen scheint jedoch von zusätzlichen (nicht vom GVO), noch<br />

unbekannten Umwelt-Faktoren, abhängig zu sein.<br />

In Laborversuchen zeigten drei Radnetzspinnenarten nach Aufnahme von Bt-Toxin, Bt-<br />

Maispollen und/oder von Bienen mit Bt-Maispollentracht keine negativen Effekte. [4]<br />

5. Mögliche Auswirkungen auf terrestrische Nahrungsketten<br />

Biologische Bundesanstalt in Braunschweig; 3 J.<br />

Am Beispiel von Trauermückenlarven als Zersetzer wurde untersucht, ob diese durch die<br />

Aufnahme von Bt-Toxin-haltigen Pflanzenteilen beeinflusst werden. Eine mögliche<br />

Beeinträchtigung der Lebensgemeinschaft im Boden mit einhergehender Störung der<br />

Stoffkreisläufe könnte sich negativ auf die Bodenfruchtbarkeit auswirken.<br />

191


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Die Ergebnisse sind im Folgenden zitiert:<br />

„Die Entwicklungsverzögerung lässt sich nicht wegdiskutieren“ [Dr. Wolfgang Büchs; 4]<br />

Auffallend war jedoch auch, dass die Verfütterung von Bt-Mais mit deutlich höherem<br />

Toxingehalt keinen Einfuß hatte. Daher zieht Herr Büchs den Schluss, dass mehrere Bt-<br />

Maissorten vergleichend untersucht werden müssen und er wirft ferner die Frage auf, ob<br />

nicht auch konventionelle Sorten in das anbaubegleitende Monitoring einbezogen werden<br />

müssten. Zitat: „Herkömmliche Sorten werden bislang nur nach Anbau- und<br />

Ertragskriterien geprüft, obwohl sie ähnliche Auswirkungen auf das Ökosystem haben<br />

können wie gentechnisch veränderte Sorten.“<br />

[4: http://www.biosicherheit.de/de/mais/zuensler/308.doku.html]<br />

� Übersicht<br />

Die USA führte seit 1987 8000 Freilandversuche zur Überprüfung möglicher Auswirkungen<br />

von Gentechnisch Veränderten Organismen durch. [7]<br />

In Europa wurden zwischen 1985 und dem Jahr 2000 81 Projekte zur<br />

Sicherheitsforschung durchgeführt [6]. Die beiden folgenden Diagramme geben einen<br />

Überblick zu den Freisetzungsversuchen in Europa, Diagramm 2 im Ländervergleich für<br />

das Jahr 2005 und Diagramm 3 im zeitlichen Verlauf.<br />

200<br />

Freisetzungen 2005<br />

54 90 112810 830<br />

297<br />

6<br />

30<br />

203<br />

Diagramm 2: Freisetzungen* gentechnisch veränderter Organismen [5]<br />

*Unter der Annahme, dass die beantragten Freisetzungen auch durchgeführt wurden<br />

383<br />

Frankreich<br />

Spanien<br />

Italien<br />

Großbritanien<br />

Deutschland<br />

Niederlande<br />

Belgien<br />

Schweden<br />

Dänemark<br />

Finnland<br />

Griechenland<br />

Portugal<br />

Ungarn<br />

Sonstige<br />

192


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

1990<br />

1992<br />

1994<br />

1996<br />

1998<br />

Diagramm 3: Zahl der Freisetzungsgenehmigungen* je EU-Land [5]<br />

*Unter der Annahme, dass die beantragten Freisetzungen auch durchgeführt wurden.<br />

Da wie bereits erwähnt die Sicherheit für Mensch und Natur sowie die Wahlfreiheit im<br />

Bereich der grünen Gentechnik auf alle Fälle im Vordergrund stehen, wird es auch in<br />

Zukunft im Rahmen des anbaubegleitenden Monitorings, wie auch in der grundlegenden<br />

Forschung zahlreiche Forschungsprojekte geben. Für die Einhaltung des Vorsorgeprinzips<br />

erscheint es auch notwendig weitere Versuche durchzuführen, um unter anderem<br />

mögliche Langzeiteffekte rechtzeitig erkennen zu können.<br />

� Literatur<br />

[1] Wikipedia<br />

[2] Geo 6/98<br />

[3] Gentechnikgesetz (http://bundesrecht.juris.de/gentg/index.html)<br />

[4] http://www.biosicherheit.de<br />

[5] http://www.bba.de/gentech<br />

[6] www.oeko.de<br />

[7] Joachim Schiemann: Sicherheitsbewertung und Genehmigungsverfahren<br />

transgener Pflanzen (2002), Akademie-Journal 1/2002, S. 39ff<br />

2000<br />

2002<br />

2004<br />

193


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Probenahme zur Überwachung gentechnisch veränderter Organismen in<br />

Futtermitteln<br />

Roth, Brigitte (LUFA Augustenberg); Leist, Norbert:<br />

Der Handel und Transport von Agrarmassenware birgt die Möglichkeit der Verschleppung<br />

von GVO’s in konventionelle Ware. Diese Verschleppungen werden in der Regel nicht<br />

gleichmäßig in einer Partie verteilt, sondern eher in einzelnen Nestern zu finden sein. Dies<br />

war bereits 1996 und 1998 bei Aktionen der Umweltschutzorganisation Greenpeace zu<br />

Tage getreten. Der Probenahme kommt daher eine entscheidenden Rolle für<br />

repräsentative Analysen zu.<br />

Im Auftrag von ENGL (European Network of GMO Laboraties) wurden systematische Erhebungen<br />

an großen Partien im Rahmen des KeLDA Projektes (Kernel Lot Distribution<br />

Assesment) durchgeführt. Ziel dieser Untersuchungen war das Abschätzen der Verteilung<br />

und des Verteilungsmusters sowie das Maß der Heterogenität zu bestimmen [1]. Aus den<br />

Ergebnissen dieser Studie wurde die Empfehlung 2004/787/EG der Kommission zu einer<br />

technischen Anleitung für Probenahme und Nachweis von gentechnisch veränderten Organismen<br />

und von aus gentechnisch veränderten Organismen hergestelltem Material als<br />

Produkte oder in Produkten im Kontext der Verordnung (EG) Nr. 1830/2003 abgeleitet.<br />

Diese Empfehlung verweist auf die ISO-Norm 542 für die Probenahme bei Ölsaaten und<br />

auf die ISO-Norm 2859 für verpackte Erzeugnisse.<br />

Die Probenahme für Futtermittel erfolgt nach der Futtermittel-Probenahme- und Analyseverordnung<br />

unter Berücksichtigung des GVO Orientierungsrahmens zur Überwachung des<br />

Herstellens, Behandelns, Verwendens und Inverkehrbringens von Futtermitteln im Zusammenhang<br />

mit gentechnisch veränderten Organismen.<br />

Die Arbeitsgruppe „Überwachung gentechnisch veränderter Lebensmittel“ des Arbeitskreises<br />

Lebensmittelchemischer Sachverständiger (ALS) hat für unverpackte und verpackte<br />

Lebensmittel ein Probenahmeschema Gentechnik erstellt. Dieses Probenahmeschema<br />

bezieht sich ausschließlich auf die Probenahme von Materialien zur Untersuchung auf<br />

gentechnisch veränderte Bestandteile und basiert auf dem Normentwurf prCEN/TS 21568<br />

„Lebensmittel - Verfahren zum Nachweis von gentechnisch modifizierten Organsimen und<br />

ihren Produkten – Probenahme“ (11/2005), der Futtermittel-Probenahme- und -<br />

Analysenverordnung (11/2004), der EN ISO 542 „Ölsamen – Probenahme“ (4/1995), der<br />

EN ISO 13690 „Getreide, Hülsenfrüchte und gemahlene Erzeugnisse - Probenahme von<br />

statischen Partien“ (1999) und der Empfehlung der EU-Kommission 2004/787/EG.<br />

Die Probenahme für Saatgut erfolgt nach den Vorgaben der ISTA.<br />

Wie unterschiedlich die Vorgaben für die Probenahme in den Vorschriften sind, zeigt die<br />

Gegenüberstellung ausgewählter Punkte dieser Vorschriften. Diese Gegenüberstellung ist<br />

für die Probenahme bei verpackten (Tabelle 1) und unverpackten Materialien (Tabelle 2)<br />

unten aufgelistet.<br />

Die Überwachung für Lebens -und Futtermittel im Sinne der Verordnungen<br />

(EG) 1829/2003 und (EG) 1830/2003 unterliegen gemeinsamen Vorschriften, in der<br />

Analytik werden dieselben Methoden angewandt. Eine einheitliche Vorgehensweise auch<br />

bei der Probenahme wäre daher wünschenswert.<br />

194


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Probenahme von verpackter Ware<br />

Empfehlung 2004/787/EG<br />

Für verpackte Erzeugnisse verweist die Empfehlung 2004/787/EG auf die ISO-Norm 2859,<br />

diese Norm ist an die Qualitätssicherung der Industrie für Wareneingangskontrollen<br />

angelehnt, konkrete Empfehlungen für eine Probennahme sind dieser Norm nicht zu<br />

entnehmen.<br />

Futtermittel Probenahme und Analysenverordnung sowie das ALS Schema<br />

Die Futtermittel Probenahme und Analysenverordnung sowie das ALS Schema sehen bei<br />

Probenahme von verpackter Ware ein Sammelprobenverfahren vor.<br />

Bei verpackter Ware geht man davon aus, dass durch die Umverpackung /<br />

Weiterverarbeitung zunehmend eine Durchmischung des Materials stattgefunden und<br />

damit die Verteilung des gentechnisch veränderten Materials in der Partie sich mehr und<br />

mehr einer statistischen Verteilung genähert hat. In diesem Fall ist es ausreichend, über<br />

die Partie verteilt Einzelproben zu ziehen, sie zu vermischen und als Sammel- bzw. dann<br />

als Laborprobe zu untersuchen. Durch eine ausreichend große Zahl von Einzelproben<br />

kann mit dem Sammelprobeverfahren eine repräsentative Laborprobe gezogen werden.<br />

Verfahren<br />

Zahl<br />

Einzelproben<br />

Mindestmenge<br />

Einzelproben<br />

Zahl<br />

Sammelproben<br />

Mindestmenge<br />

Sammelproben<br />

Umfang der<br />

Laborprobe<br />

Futtermittel-Probenahme<br />

und Analyseverordnung<br />

Sammelprobeverfahren<br />

Packungen bis 1 kg 4<br />

800 Packungen<br />

4 Proben)<br />

bis 1 kg: Inhalt von 4 Packg<br />

über 1 kg: 4 kg<br />

Abweichung: Stoffe, die inhomogen<br />

verteilt sein können: mindestens 4 kg<br />

Teilung Sammelprobe in mind. 3<br />

Endproben (2 amtliche, 1 private)<br />

Heu, Stroh: 250 g<br />

Weidepfl., Saftfutter: 1 kg<br />

Sonstige Futtermittel: 500 g<br />

Verpackte Erzeugnisse<br />

EU-Empfehlung<br />

2004/787/EG<br />

Verweis auf die<br />

ISO-Norm 2859<br />

ISO 542<br />

Ölsamen<br />

Sammelprobenverfahren<br />

- gilt für max. 500 t<br />

Kopra, mittelgroße bis<br />

große Samen:<br />

jeweils 200<br />

Kleine Samen:<br />

250<br />

Kopra: 1 kg<br />

Mittlere Samen: 0,5 kg<br />

Kleine Samen: 0,2 kg<br />

1<br />

Kopra: 200 kg<br />

Mittlere Samen: 100 kg<br />

(nach ISO 664)<br />

kleine Samen: 50 kg<br />

(nach ISO 664)<br />

Kopra: 5 kg<br />

Mittlere bis große<br />

Samen : 2,5-5 kg<br />

kleine Samen: 1-2 kg<br />

ALS-<br />

Probenahmeschema<br />

Sammelprobenverfahren<br />

P = 1 - 10<br />

BB: N x 3 (mind. 12); S/V: N x 1<br />

P = 10 – 100<br />

BB: 10 x 3 S/V: 10 x 1<br />

P > 100<br />

BB: N x 3 S/V: N x 1<br />

(N = Zahl der zu beprobenden Einheiten)<br />

2 kg (Archiv-Einzelprobenverfahren<br />

mit Gegenprobe)<br />

1 kg (Sammelprobenverfahren)<br />

1<br />

Je nach Zahl der Packungen und<br />

Art des Produkts mindestens<br />

800g (Raps,<br />

Verarbeitungsprod.) bzw. 6 kg<br />

(Mais und Soja)<br />

Sojabohnen: 2 kg<br />

Mais: 3 kg<br />

andere Getreidearten,<br />

zerkleinerte Lebensmittel:<br />

400g – 500g<br />

Tab. 1: Eckpunkte der verschiedenen Probenahmeverfahren für verpackte Erzeugnisse<br />

195


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Die Anzahl der Einzelproben für die zu erstellende Sammelprobe ist von der Anzahl und<br />

der Größe der Verpackungseinheiten abhängig (siehe Tabelle 1). Die Futtermittel<br />

Probenahme und Analysenverordnung differenziert zwischen Verpackungen bis 1 kg und<br />

größer 1 kg, das ALS Schema unterscheidet die Größe der Packungen in Big Bags (BB),<br />

Säcke (S) und andere Verpackungen (V).<br />

Bei verpackten Waren werden nach dem ALS-Schema aus der Sammelprobe zwei Laborproben<br />

(amtliche Probe und Gegenprobe) gewonnen. Jede Laborprobe für die Untersuchung<br />

auf gentechnisch veränderte Bestandteile sollte eine Größe von mindestens 10.000<br />

Körner bzw. Partikel haben [2]. Diese Probengröße berücksichtigt, dass gentechnisch veränderte<br />

Bestandteile in der zu beprobenden Partie inhomogen verteilt sein können, insbesondere<br />

bei aus großen Partikeln bestehenden Rohmaterialien wie Samen oder Körner.<br />

Demzufolge muss die Laborprobe bei Sojabohnen einen Umfang von mindestens 2 kg und<br />

bei Maiskörnern von mindestens 3 kg haben. Bei Rapssamen und<br />

Verarbeitungsprodukten reicht für die Laborprobe eine Probenmenge von mindestens<br />

400 g aus.<br />

Das ALS-Probenahmeschema für verpackte Ware könnte für die Probenahme von verpackten<br />

Futtermitteln angewandt werden, die Vorgabe der Größe der Laborprobe ist aus<br />

analytischer Sicht unumgänglich. Nach § 7 der Futtermittel-Probenahme-und -Analyseverordnung<br />

sind aus der Sammelprobe mindestens drei Endproben zu bilden, das ALS-<br />

Schema bezieht sich aber nur auf zwei Laborproben.<br />

Sind bei der Probenahme von Futtermitteln, wie allgemein üblich, drei Laborproben mit der<br />

im ALS-Schema beschriebenen Probenmenge bereitzustellen, ist abweichend vom ALS-<br />

Schema bei geringer Anzahl an Verpackungseinheiten die Größe der Einzelproben so zu<br />

erhöhen, dass die Sammelprobe ausreichend Probenmaterial für drei Laborproben enthält.<br />

Probenahme von unverpackter Ware<br />

Futtermittel Probenahme und Analysenverordnung<br />

Die Futtermittel Probenahme und Analysenverordnung sieht für unverpackte Partien ein<br />

Sammelprobeverfahren vor, Zahl und Mindestmenge der Einzelproben sind von der<br />

Partiegröße abhängig. (Tab. 2).<br />

Um der besonderen Problematik der GVO Überwachung gerecht zu werden, haben die<br />

Probenehmer in Baden-Württemberg eine gezielte Vorgehensweise entwickelt. Es werden<br />

in der Regel Partien größer 2,5 t beprobt, die Entnahme der Einzelproben erfolgt aus<br />

bewegtem Material während Be- und Entladevorgängen. Die Zahl der Einzelproben ist<br />

nach der Futtermittel Probenahme und Analysenverordnung aus der Wurzel des 20fachen<br />

des Gewichtes der Partie zu berechnen, eine Obergrenze für die Zahl der zu<br />

entnehmenden Einzelproben, wie in der Futtermittel Probenahme und<br />

Analysenverordnung vorgesehen, wird hier nicht eingesetzt. Um das Risiko von<br />

Kreuzkontaminationen zu minimieren, wird für jede Partie ein gereinigtes, separat<br />

verpacktes Set zu Probenahme und Teilung der Sammelprobe verwendet.<br />

EU Empfehlung 2004/787/EG<br />

Für Agrarmassengüter ist in der EU Empfehlung 2004/787/EG eine Probenahme nach<br />

dem Archiveinzelprobeverfahren vorgesehen. Mit dem Archiv-Einzelprobenverfahren wird<br />

eine Inhomogenität der Partie hinsichtlich der Verteilung gentechnisch veränderter<br />

Materialien besser als mit dem Sammelprobenverfahren berücksichtigt. Die Zahl der<br />

Entnahmepunkte, an denen die Einzelproben für die Zusammenstellung der Sammelprobe<br />

196


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

und die Archiveinzelproben entnommen werden, richtet sich nach der Größe der Partie. Es<br />

sind maximal 100 Einzelprobe von 1 kg zu entnehmen, diese werden in zwei Teilproben<br />

aufgeteilt: eine Hälfte für die Zusammenstellung der Sammelprobe, die andere Hälfte zur<br />

einzelnen Archivierung (Abb. 1). Diese Vorgehensweise ist sehr aufwendig und wird<br />

derzeit für Futtermittel nicht angewandt.<br />

Verfahren<br />

Zahl<br />

Einzelproben<br />

Mindestmenge<br />

Einzelproben<br />

Zahl<br />

Sammelproben<br />

Mindestmenge<br />

Sammelproben<br />

Umfang der<br />

Laborprobe<br />

Futtermittel-Probenahme<br />

und Analyseverordnung<br />

Sammelprobeverfahren<br />

Heu, Silage etc.(>100 kg): 20<br />

Weidepfl. (>100 kg): 50<br />

Sonstige<br />

(>100 kg): ? 2,5 t 7<br />

> 2,5 t Wurzel aus 20fachen<br />

Gewicht der Partie in t,<br />

höchstens 40<br />

Abhängig von Größe der<br />

Sammelprobe bzw. Partiegröße<br />

1 Abweichung: Stoffe, die inhomogen<br />

verteilt sein können:<br />

? 1 t 1<br />

? 10t 2<br />

? 40 t 3<br />

> 40 t 4<br />

Heu, Stroh: 1 kg<br />

Sonstige 4 kg<br />

Abweichung: Stoffe, die inhomogen<br />

verteilt sein können:<br />

jede Sammelprobe mindestens 4 kg<br />

Teilung Sammelprobe in mind. 3<br />

Endproben (2 amtliche, 1 private)<br />

Sonstige Futtermittel: 500 g<br />

Unverpackte Erzeugnisse<br />

EU-Empfehlung<br />

2004/787/EG<br />

Archiv-Einzelprobenverfahren<br />

Abweichungen:<br />

- Material größer als Körner<br />

(Früchte, Rhizomen etc.) nach<br />

ISO 2859<br />

- Ölsaaten nach ISO 542<br />

< 50 t 10<br />

50 – 500 t 2 x Menge der<br />

Sammelprobe in kg<br />

> 500 t 100<br />

1 kg<br />

< 50 t 5 kg<br />

50 – 500 t 0,01%<br />

der Partiegröße<br />

> 500 t 50 kg<br />

1<br />

Nicht beschrieben<br />

ISO 542<br />

Ölsamen<br />

Sammelprobeverfahren<br />

für max. 500 t<br />

Kopra, mittelgroße bis<br />

große Samen: 200<br />

Kleine Samen: 250<br />

Kopra: 1 kg<br />

Mittlere Samen: 0,5 kg<br />

Kleine Samen: 0,2 kg<br />

1<br />

Kopra: 200 kg<br />

Mittlere Samen: 100 kg<br />

(nach ISO 664)<br />

kleine Samen: 50 kg<br />

(nach ISO 664)<br />

Kopra: 5 kg<br />

Mittlere bis große<br />

Samen : 2,5-5 kg<br />

kleine Samen: 1-2 kg<br />

ALS-<br />

Probenahmeschema<br />

Sammelprobenverfahren<br />

Archiv-Einzelprobenverfahren<br />

[GVO-Anteil in Nähe des<br />

Schwellenwertes vermutet<br />

(±50%) bzw. vorangegangene<br />

Untersuchungen]<br />

< 50 t 10<br />

50 – 500 t 2 x Menge der<br />

Sammelprobe in kg<br />

> 500 t 100<br />

2 kg (Archiv-Einzelprobenverfahren<br />

mit Gegenprobe)<br />

1 kg (Sammelprobenverfahren)<br />

1<br />

< 50 t 5 kg<br />

50 – 500 t 0,01%<br />

der Partiegröße<br />

> 500 t 50 kg<br />

Sojabohnen: 2 kg<br />

Mais: 3 kg<br />

andere Getreidearten,<br />

zerkleinerte Lebensmittel:<br />

400g – 500g<br />

Tab. 2: Eckpunkte der verschiedenen Probenahmeverfahren für unverpackte Erzeugnisse<br />

Ergibt die Untersuchung der Laborprobe einen Gehalt an gentechnisch veränderten<br />

Bestandteilen im Bereich des Schwellenwertes ± 50%, so sind nach der EU-Empfehlung<br />

2004/787/EG zunächst alle bzw. mindestens 20 Archiv-Einzelproben separat quantitativ zu<br />

untersuchen. Die Untersuchung der Archiv-Einzelproben dient zur Schätzung des Gehalts<br />

an gentechnisch veränderten Bestandteilen in der Partie und des dazugehörigen<br />

Stichprobenfehlers (Unsicherheit), angegeben als Standardabweichung. Das JRC hat<br />

dieses Verfahren statistisch durchdacht und in Praxisversuchen im Hafen bei der<br />

Entladung von Überseeschiffen geprüft. Bei der Probenahme aus Überseeschiffen kann<br />

die Verteilung von gentechnisch veränderten Bestandteilen (bzw. GVO) nicht statistisch<br />

beschrieben werden. Im Überseehafen wird das Schiff mit Lkw- bzw. Waggonladungen<br />

aus verschiedenen Regionen mit unterschiedlichen GVO-Anteilen nacheinander beladen<br />

(Schichtung). Dieser Umstand wird mit dem Archiv-Einzelprobenverfahren berücksichtigt.<br />

197


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Probenahme und Aufteilung der Proben bei Agrarmassengütern nach EU-Empfehlung 2004/787/EG<br />

je 1 kg<br />

je<br />

0,5 kg<br />

Abb. 1: Vorgehen bei Probenahme im Archiveinzelprobeverfahren nach EU-Empfehlung<br />

ALS-Schema<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Archivierung<br />

Einzelprobe<br />

alle oder mindestens<br />

20 Archiv-Einzelproben<br />

Analyse der<br />

Archiv-Einzelproben<br />

Schätzung der Unsicherheit<br />

als Standardabweichung<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Einzelprobe<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Analysenwert<br />

nahe am Schwellenwert<br />

(± 50% dieses Wertes)<br />

Einzelprobe<br />

Partie<br />

Sammelprobe<br />

(nach ISO 13690 und 6644)<br />

Das ALS-Schema sieht für die Probenahme bei unverpackten Waren sowohl das Sammelproben-<br />

als auch das Archiv-Einzelprobenverfahren vor. Der Probenehmer bzw. die mit<br />

der Futtermittelüberwachung beauftragte Behörde hat vor der Probenahme zu<br />

entscheiden, welches der beiden Verfahren eingesetzt werden soll.<br />

Bei routinemäßigen Planproben ist das Sammelprobenverfahren anzuwenden. Das Archiv<br />

Einzelprobenverfahren beschränkt sich lediglich auf Proben, bei denen der Anteil an<br />

gentechnisch veränderten Bestandteilen der zu beprobenden Partie in der Nähe des<br />

Schwellenwertes (+/- 50%) vermutet wird (Verdachtsproben) bzw. vorangegangene Untersuchungen<br />

dies bestätigt haben (Verfolgsproben).<br />

Beim Archiv-Einzelprobenverfahren nach dem ALS-Schema (Abbildung 2) werden die Einzelproben<br />

(je 2 kg) in amtliche Probe (1 kg) und Gegenprobe (1 kg) geteilt. Die Archiv-Einzelproben<br />

werden durch Teilung der amtlichen Proben gewonnen. Ein Teil der amtlichen<br />

Probe (0,5 kg) fließt in die Sammelprobe ein, der andere Teil (0,5 kg) wird als Archiv-Einzelprobe<br />

separat archiviert. Aus der Sammelprobe werden zwei Laborproben erstellt. Die<br />

eine Laborprobe geht ins Labor und wird auf gentechnisch veränderte Bestandteile<br />

untersucht. Die andere Laborprobe hat den Status einer Rückstellprobe für<br />

Nachuntersuchungen.<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Laborprobe<br />

(nach ISO 13690 und<br />

6644)<br />

Analysenprobe<br />

Analyse<br />

Einzelprobe<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Einzelprobe<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Einzelprobe<br />

Erstellt von K. Westphal, Leipzig<br />

198


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

je 2 kg<br />

je 1 kg<br />

je 1 kg<br />

je<br />

0,5 kg<br />

Probenahme bei unverpackten Lebensmitteln - Probenahme aus Containern, Silos, Schiffen etc. (Vorschlag der ALS-AG)<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Archivierung<br />

Einzelprobe<br />

Amtl.<br />

Probe<br />

Gegenprobe<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Einzelprobe<br />

Amtl.<br />

Probe<br />

Gegenprobe<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Einzelprobe<br />

Amtl.<br />

Probe<br />

Laborprobe<br />

Gegenprobe<br />

Partie<br />

Sammelprobe<br />

Einzelprobe<br />

Einzelprobe<br />

Abb. 2: Vorgehen bei Probenahme im Archiveinzelprobeverfahren nach ALS-Schema<br />

Einzelprobe<br />

Die einzelnen Gegenproben, die im beprobten Betrieb verbleiben, haben eine Größe von<br />

1 kg. Aus ihnen sind bei Gegenuntersuchungen ebenfalls eine Sammelprobe und Archiv-<br />

Einzelproben herzustellen.<br />

Das Archiv-Einzelprobenverfahren ist im Vergleich zum Sammelprobenverfahren mit<br />

einem wesentlich höheren Aufwand (Zeit- und Materialaufwand sowie Lagerkapazität für<br />

die Archiv-Einzelproben) verbunden. Bei großen zu beprobenden Partien kann die Sammelprobe<br />

einen Umfang erreichen, der mit den herkömmlichen Geräten hinsichtlich Homogenisierung<br />

und Teilung der Sammelprobe (z. B. Größe der Probenahmegeräte, Gerät<br />

zur Homogenisierung der Sammelprobe, Fassungsvermögen Probenteiler) nicht mehr zu<br />

bewältigen ist.<br />

Der große Aufwand des Archiv-Einzelprobenverfahrens und der Umstand von vorangegangenen<br />

Umverteilungen rechtfertigt die Durchführung nach dem Sammelprobeverfahren<br />

für Routineproben. Hat die Untersuchung einer Routineprobe ein Ergebnis in der Nähe<br />

des Schwellenwertes ergeben, so rechtfertigt dies bei mindestens einer folgenden Beprobung<br />

des Betriebes ein Vorgehen nach dem Archiv-Einzelprobenverfahren. Dies spiegelt<br />

den momentanen Diskussionstand des Arbeitskreises PCR der Fachgruppe VI des<br />

VDLUFA wieder, mit einer Empfehlung dieses Gremiums zur Probenahme ist in nächster<br />

Zeit zu rechnen.<br />

Die Entnahme der Einzelproben sollte bei unverpackter Ware, sofern möglich aus bewegtem<br />

Material erfolgen (z. B. Be- und Entladung). Problematisch ist die Probenahme beim<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Amtl.<br />

Probe<br />

Gegenprobe<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Gegenprobe<br />

Amtl.<br />

Probe<br />

Gegenprobe<br />

Archiv-<br />

Einzelprobe<br />

Amtl.<br />

Probe<br />

Gegenprobe<br />

Erstellt von K. Westphal, Leipzig<br />

199


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Abkippen von Lkw-Ladungen in unterirdische Silos. Hier spielt der Zeitfaktor eine nicht zu<br />

unterschätzende Rolle. Der Abkippvorgang erfolgt relativ schnell und wird nicht unterbrochen.<br />

Ist eine Probenahme bei bewegten Materialien nicht möglich, sind die Einzelproben,<br />

gleichmäßig verteilt, über die Lkw-Ladung/Schiffsluke oder Container zu entnehmen.<br />

Die Anzahl der Einzelproben ist abhängig von der Größe der zu beprobenden Partie<br />

(Tab. 2). Es werden maximal 100 Einzelproben entnommen, die Zahl der<br />

Probenahmepunkte ist von der Partiegröße abhängig.<br />

Sollten bei unverpackten Futtermittelpartien, wie in der Futtermittel-Probenahme- und -<br />

Analysenverordnung festgelegt, ebenfalls drei Laborproben genommen werden, ist die<br />

Größe der Sammelprobe beim Sammelprobenverfahren abweichend vom ALS-Schema<br />

ggf. zu erhöhen, damit für alle Laborproben ausreichend Material (bei Maiskörnern je 3 kg<br />

pro Laborprobe, bei Sojabohnen je 2 kg pro Laborprobe) zur Verfügung steht.<br />

Problematik Vermeidung von Kontaminationen bei der Probenahme<br />

Leider wird in keinem der vorgestellte Verfahren auf die Problematik der Reinigung von<br />

Probenahmegeräte eingegangen. Dieser Punkt ist für die Probenehmer wichtig, da<br />

Kreuzkontaminationen unbedingt vermieden werden müssen.<br />

Lediglich der Normentwurf prCEN/TS 21568 „Lebensmittel - Verfahren zum Nachweis von<br />

gentechnisch modifizierten Organsimen und ihren Produkten – Probenahme“ (11/2005)<br />

geht im Punkt 5 Prüfeinrichtungen auf diese Problematik ein. Auf die besondere Sorgfalt<br />

bei der Probenahme wird hingewiesen. Die Probenahmeeinrichtungen müssen sauber<br />

sein, damit eine Kontamination der zu untersuchenden Partie vermieden wird. Bei der<br />

Probenahme ist darauf zu achten, dass die Proben, die Probenahmegeräte und der<br />

Probenbehälter gegen Verunreinigungen geschützt sind. Probenahmeeinrichtungen<br />

müssen sorgfältig gereinigt werden (z. B. durch DNA zerstörende Substanzen).<br />

Diese Formulierungen sind sehr allgemein gehalten und geben somit dem Probenehmer<br />

keine konkreten Anweisungen. Konkrete, bundesweit einheitliche Vorgaben zur<br />

Vermeidung von Kontaminationen - insbesondere für die Reinigung von<br />

Probenahmeeinrichtungen - sind für eine sachgerechte und gerichtsfähige Probenahme<br />

erforderlich.<br />

Literatur<br />

[1] Paoletti et al. 2006: Kernel lot distribution assesment (KeLDA: a study on the distribution<br />

of GMO in large soybean shipments. Eur. Food Res. Technol.<br />

[2] P. Hübner, H.-U. Waiblinger, K. Pietsch und P. Brodmann: Validation of PCR Methods<br />

for Quantitation of Genetically Modified Plants in Food. Journal of<br />

AOAC International Vol. 84, No. 6, 2001, 1855 - 1864<br />

200


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Arsenspeziesbestimmung in Futterpflanzen<br />

Haßler, Sina (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft); Klose, Ralf:<br />

Inhalt<br />

Hintergrund – Arsenproblematik in der Sächsischen Landwirtschaft<br />

Untersuchungsschwerpunkte und Methodik<br />

Untersuchungsschwerpunkte<br />

Probenahme<br />

Bestimmung von As-Spezies in Pflanzen mittels HPLC-ICP-MS<br />

Ergebnisse<br />

Anteile organischer As-Spezies am As-Gehalt von Grünlandpflanzen<br />

Einfluss der Silierung auf die Toxizität des Arsens im Grünfutter<br />

Einfluss verschiedener Umweltfaktoren auf die Arsenbelastung des Grünlandes<br />

Ausblick<br />

Hintergrund – Arsenproblematik in Sachsen<br />

Sachsens hohe Arsen-Hintergrundwerte von Leitbodengesellschaften über Festgestein<br />

der Grundgebirgseinheiten stellen im Vergleich zu anderen Bundesländern eine einzigartige<br />

Situation dar. Diese sind überwiegend geogen bedingt, besonders durch zahlreiche<br />

polymetallische Lagerstätten, Zink-Wolfram-Vererzungen und uranführende Mineralisationen<br />

des Erzgebirges, die sich durch eine starke As-Führung auszeichnen. Hinzukommend<br />

erhöhten anthropogene Einträge, wie Arsentrioxidemissionen aus der Hüttentätigkeit<br />

sowie Staubverwehungen aus kontaminierten Böden und dem Abriss von<br />

Hüttenanlagen die Bodenbelastung noch [1].<br />

Tabelle 2: Bedeutende großflächige Arsenanomalien in Sachsen<br />

und deren Gehalte im Oberboden (nach [1])<br />

As-Anomalie Medianwert Maximalwert<br />

Raum Freiberg 115 > 2000<br />

Erzgebirge (besonders Ehrenfriedersdorf<br />

und Westerzgebirge)<br />

400 > 4400<br />

Auenbereiche<br />

(Elbe, Zschopau, Freiberger,<br />

Zwickauer und Vereinigte Mulde)<br />

5500<br />

Für den sächsischen Landwirt ergibt sich das Problem, dass der Maßnahmewert für Arsen<br />

von 50 mg/kg für die Nutzung des Bodens als Grünland zum Teil erheblich und flächendeckend<br />

überschritten ist. So liegt bei 47 000 ha, dies entspricht 25% des sächsischen<br />

Grünlandes, der Arsengehalt des Bodens oberhalb dieses Grenzwertes.<br />

Laut BBodSchG ist bei Überschreitung des Maßnahmewertes mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von über 50% mit einer Überschreitung des höchsten zulässigen Pflanzenwertes zu<br />

rechnen.<br />

201


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Es liegt eine schädliche Bodenveränderung vor, die eine Gefahr für das entsprechende<br />

Schutzgut darstellt. Im Falle der Grünlandnutzung ist das Schutzgut das Nutztier, der<br />

höchste zulässige Pflanzenwert ist der Futtermittelgrenzwert, welcher nach EG-Richtlinie<br />

2002/32/EG auf 2 mg As/kg (TM von 88%) festgesetzt wurde.<br />

2. Untersuchungsschwerpunkte und Methodik<br />

Untersuchungsschwerpunkte<br />

Vorausgehende Untersuchungen von As-Gehalten in Böden und Grünlandaufwüchsen im<br />

Gebiet der Vereinigten Mulde [2] bestätigten zwar die Höhe des Maßnahmewertes für die<br />

Einhaltung des Futtermittelgrenzwertes, jedoch zeigte sich, dass auch bei weit höher<br />

liegenden As-Gehalten im Boden unbelastete Grünlandaufwüchse auftreten. Ein linearer<br />

Zusammenhang zwischen dem Arsengehalt im Boden und dem Arsengehalt in Pflanzen<br />

konnte nicht gefunden werden. In einem von August 2004 bis April 2006 laufenden Projekt<br />

sollte deshalb untersucht werden:<br />

Welche anderen Faktoren wie z.B. Standort (V, Al) Pflanzenart, Verschmutzung<br />

nehmen einen maßgebenden Einfluss auf den Arsentransfer Boden-Grünland?<br />

Der Futtermittelgrenzwert bezieht sich auf den As-Gesamtgehalt im Futter. Die akute und<br />

chronische Toxizität des Arsens für Organismen hängt jedoch nicht allein von der Dosis<br />

des aufgenommenen Arsens, sondern in starkem Maße auch von der chemischen Form<br />

des Arsens ab. Besonders groß ist der Unterschied der Toxizität anorganischer As-<br />

Verbindungen wie As 3+ und As 5+ gegenüber methylierten organischen As-Spezies, wie<br />

MMA oder DMA. In dem Projekt sollte geprüft werden:<br />

Gibt es einen bedeutenden Anteil an mindertoxischen organischen Arsenspezies im<br />

Grünland oder in bestimmten Pflanzenarten?<br />

Um diese Möglichkeit zu prüfen, sollte ein breites Spektrum an Gras-, Kraut- und<br />

Leguminosearten bezüglich ihrer As-Spezieszusammensetzung untersucht werden. Bei<br />

sich ergebenden bedeutenden Anteilen an organischen Spezies wäre eine Grundlage für<br />

die Diskussion des bestehenden Futtermittelgrenzwertes geschaffen.<br />

Weiterhin sollte die Frage geklärt werden:<br />

Findet während der Silierung von Grünfutter eine Umwandlung von anorganischen in<br />

organische Spezies (oder umgekehrt) und damit eine Toxizitätsveränderung des<br />

Arsens im Futter statt?<br />

Aus der Fachliteratur [3, 4] ist bekannt, dass As-Verbindungen durch mikrobielle Prozesse<br />

auf vielfache Weise ineinander umgewandelt werden können. Da bei Silierungsprozessen<br />

eine Reihe von Mikroorganismen beteiligt sind [5], ist eine Veränderung der Arsenspezies<br />

und eine damit einhergehende Toxizitätsveränderung im Futter wahrscheinlich.<br />

Ergeben sich bedeutende Unterschiede des silierten gegenüber dem frischen Futter<br />

bezüglich ihres Anteils an mindertoxischen organischen As-Spezies, ist eine Empfehlung<br />

zur Silierung bzw. gerade zur Reduzierung der Silierung in arsenbelasteten Gebieten<br />

ableitbar.<br />

202


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Probenahme<br />

Für die Untersuchung wurde der Grünlandaufwuchs von drei Standorten auf 4 m 2 großen<br />

Probenahmeflächen verwendet. Es wurden 3 Standorte ausgewählt, deren Oberböden<br />

sowohl einen breiten Bereich an As-Gehalten, beginnend unterhalb des Maßnahmewertes<br />

bis weit darüber hinaus, aufweisen, zum anderen über eine große Varianz der As-Gehalte<br />

innerhalb einer kleinen Fläche verfügen. Es handelte sich dabei um zwei Auenstandorte<br />

der Mulde und einen Verwitterungsstandort im Raum Freiberg. Die As-Bodengehalte der<br />

41 beprobten 4 m 2 -Teilflächen deckten einen Bereich zwischen 29 bis 778 mg/kg ab 1 , der<br />

mittlere As-Gehalt (Median) lag bei 309 mg As/kg. Einen umfassenden Überblick über die<br />

Beprobung der Grünlandflächen sowie die Probenaufbereitung und -analyse liefert Abb. 1.<br />

Trennung in 29<br />

Arten, anschließend<br />

in gewaschen<br />

/ungewaschen<br />

2 Auenstandorte und 1 Verwitterungsstandort<br />

pro Standort je 6 bis 10 Probenahmeflächen (á 4 m 2 )<br />

Probenahme vor 1. u. 2. Schnitt, pro Fläche Entnahme von:<br />

Pflanzenmischprobe<br />

As-Gesamtgehalt nach<br />

Mikrowellenaufschluss<br />

(HNO3/ H2O2), As-<br />

Speziesverteilung nach<br />

H2O-Extraktion (460)<br />

Bodenprobe<br />

Trocknung und Siebung<br />

Bestimmung As-<br />

Gehalt nach Königswasseraufschluss<br />

(41)<br />

1 frische<br />

Probe<br />

Bestimmung von As-Spezies in Pflanzen mittels HPLC-ICP-MS<br />

Der Untersuchung der Arsenspezies eines breiten Spektrums an Grünlandpflanzenarten<br />

ging eine umfangreiche Methodenentwicklung voraus. Ziel war es die in Pflanzen<br />

vorkommenden Arsenspezies Arsenit (As 3+ ), Arsenat (As 5+ ), Monomethylarsonsäure<br />

(MMA), Dimethylarsinsäure (DMA) und Arsenobetain (AsB) aus den Pflanzen extrahieren<br />

und anschließend mittels HPLC-ICP-MS präzise voneinander trennen zu können.<br />

Die Entwicklung/Optimierung einer geeigneten Extraktionsmethode erfolgte unter folgenden<br />

Maßgaben: Die Extraktionsausbeute sollte möglichst hoch, die Speziesumwandlung<br />

minimal und die Methode routinemäßig anwendbar sein (minimaler Zeitaufwand).<br />

Nachdem eine Reihe von Extraktionsarten und -mittel, unterschiedliche Einwaagen,<br />

Extraktionszeiten und -temperaturen getestet wurden, erwies sich die Extraktion mittels<br />

Wasser in einer Mikrowellendruckapparatur, 12 Minuten bei 120°C als die am besten<br />

geeignete Methode 2 .<br />

1 Eine Teilfläche wies einen Extremwert von 2260 mg As/kg Boden auf.<br />

2 Als Orientierung für mögliche Extraktionsmethoden für Arsen wurde [6] verwendet.<br />

Pflanzenmischprobe<br />

1 silierte<br />

Probe<br />

As-Gesamtgehalt<br />

(41)u. As-Spezies<br />

-verteilung (34)<br />

Abbildung 1:<br />

Schema der<br />

Probennahme<br />

und -analyse<br />

(Zahlen in<br />

Klammern:<br />

jeweilige<br />

Probenanzahl)<br />

203


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Dabei konnte im Mittel 80 % des As-Gesamtgehaltes der Pflanzen erfasst werden und<br />

eine hinreichend hohe Stabilität (Wiederfindungsraten für die organischen Spezies von 5<br />

%) während der Extraktion erzielt werden (Abb. 2).<br />

Anschließend erfolgte die Auswahl/Optimierung der chromatographischen Trennmethode.<br />

Dabei wurden verschiedene Säulen und Eluenten in verschiedenen Elutionsprogrammen<br />

getestet. Als optimale Lösung erwies sich die Methode nach [7] (geringfügig verändert)<br />

mittels einer Anionenaustauscher-Säule von Dionex unter Verwendung 2 verschieden<br />

stark verdünnter Lösungen an HNO3 als Eluenten (Tab. 2) womit die 5 Arsenspezies<br />

innerhalb 12 Minuten voneinander trenn- und quantifizierbar sind. Die nach DIN 32645<br />

ermittelten Bestimmungsgrenzen für die einzelnen As-Spezies liegen zwischen 0,1 und<br />

0,5 µg/l.<br />

Intensity [counts / s]<br />

time [s]<br />

Abbildung 2: Vergleich der Chromatogramme eines Pflanzenextraktes mit<br />

Zusatz eines As-Standards (5 As-Spezies) vor (a) und nach der Extraktion (b)<br />

Tabelle 2: Geräte- und Analysenparameter für die Trennung/ Bestimmung<br />

von 5 As-Spezies in Pflanzenextrakten<br />

Säule DIONEX-Ionpac AG7/AS7<br />

ICP-MS ELAN 6000 (Perkin Elmer)<br />

Pumpe/ Druck Perkin Elmer Series 200/ 139 bar<br />

Eluent A 0,5 mM HNO3 + 0,5 % CH3OH + 0,05 M BDSS*<br />

Eluent B 50 mM HNO3 + 0,5 % CH3OH + 0,05 M BDSS<br />

Fließrate (Flow rate) 1,3 ml/min<br />

Zerstäubergasstrom 0,92 l/min<br />

Eluentenprogramm Schritt pH Zeit [Min] Gradient<br />

1 3.50 2 100% A<br />

2 1.76 1 50% A linear<br />

3 1.76 3.3 50% A<br />

4 3.50 0.5 100% A linear<br />

5 3.50 5 100% A<br />

* BDSS: Benzen 1,2 -Disulfonsäure<br />

204


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

3. Ergebnisse<br />

Anteile organischer As-Spezies am As-Gehalt von Grünlandpflanzen<br />

Der mittels Wasserextraktion extrahierbare Anteil am Arsengehalt eines breiten Spektrums<br />

an Grünlandpflanzenarten setzt sich zum größten Teil aus den anorganischen As-Formen<br />

As 3+ und As 5+ in unterschiedlichen Anteilen zusammen (Tab. 3).<br />

Zusätzlich treten in 13 % der Proben geringe Anteile von maximal 10 % an organischen<br />

Spezies (MMA und DMA) auf. AsB konnte nicht nachgewiesen werden.<br />

Tabelle 3: Anteile der einzelnen As-Spezies am H2O-extrahierbaren<br />

As-Gehalt der untersuchten Grünlandpflanzenproben (n=264;<br />

29 Pflanzenarten; gewaschene und ungewaschene Teilproben)<br />

Kenngröße As 3+ As 5+ Σ MMA/ DMA<br />

MW 36 63 0,4<br />

MIN 0 2 0<br />

MAX 98 100 10<br />

Vorkommen in % der Proben 100 100 13<br />

Für das Vorkommen organischer Spezies konnte weder eine Abhängigkeit von der<br />

Pflanzenart noch von der Eingruppierung in Kraut/Gras oder vom Standort festgestellt<br />

werden, auch treten keine signifikanten Unterschiede des As-Speziesspektrums zwischen<br />

gewaschenen und ungewaschenen Proben auf.<br />

⇒ Eine Diskussion zur Änderung des aktuellen Futtermittelgrenzwertes ist auf der Basis<br />

der As-Spezieszusammensetzung der Grünlandpflanzen leider nicht möglich.<br />

Einfluss der Silierung auf die Toxizität des Arsens im Grünfutter<br />

Die vergleichende Untersuchung der As-Speziesanteile von frischen und silierten Grünschnittproben<br />

zeigte, dass sich während des Silierprozesses keine Umwandlung toxischer<br />

anorganischer As-Spezies in mindertoxische organische Spezies vollzieht (Abb. 3).<br />

Al-Standort 1 Al-Standort 2 V-Standort<br />

Abbildung 3: Arsenspeziesspektrum frischer (MA) und der dazugehörigen<br />

silierten (SA) Grünschnittproben; N=17*2 (jeweils Doppelprobe)<br />

205


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Es wurde hingegen eine signifikante Zunahme des sehr toxischen As 3+ in den Silagen<br />

(MW: 72%) gegenüber dem frischen Grünschnitt (MW: 42%) nachgewiesen (Abb. 3).<br />

Die Klärung der Frage nach der Bedeutung dieses erhöhten As 3+ -Anteils in den Silagen<br />

gegenüber frischem Grünschnitt für die Gefährdung des Viehs bei der Futteraufnahme,<br />

bedarf noch weiterer Forschung.<br />

⇒ Silierung von Grünfutter bringt keine Abhilfe für die Landwirte in den Arsenproblemgebieten.<br />

Einfluss verschiedener Umweltfaktoren auf die Arsenbelastung des Grünlandes<br />

Die Untersuchung ergab für Grünlandflächen mit As-Bodengehalten unterhalb des Maßnahmewertes<br />

von 50 mg/kg bis weit darüber hinaus (167 mg/kg) die Einhaltung des<br />

Futtermittelgrenzwertes. Zwischen dem As-Gehalt im Boden (KW) und dem As-Gehalt im<br />

Grünlandaufwuchs konnte auch bei Einbeziehung der Faktoren Standort und Schnittnutzung<br />

kein linearer Zusammenhang nachgewiesen werden.<br />

Der Vergleich des Arsentransfers Boden – Pflanze zwischen dem Verwitterungsstandort<br />

(V) und den Auenstandorten (Al) zeigt einen signifikant höheren Arsentransfer auf den Al-<br />

Standorten (Abb. 4). Grund hierfür ist vermutlich die stärkere Bindung des Arsens im<br />

Verwitterungsboden gegenüber in Auenböden häufig wechselnden Redoxverhältnissen<br />

und einer damit einhergehenden erhöhten Pflanzenverfügbarkeit des As unter zeitweilig<br />

reduzierenden Bedingungen.<br />

%-Anteil Anteil As-Pflanze von As-Boden [%]<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

,8<br />

,6<br />

,4<br />

,2<br />

0,0<br />

N =<br />

25<br />

53 17<br />

18<br />

20<br />

11<br />

H ilbersdorf V-Standort Al-Standort Wurzen 1 Al-Standort Colditz 2<br />

Abbildung 4: As-Aufnahme des 1.Grünlandaufwuchses in Abhängigkeit vom Standort,<br />

getrennt nach Kräutern und Gräsern (gewaschen)<br />

Gräser<br />

G räser<br />

Kräuter<br />

Der Einfluss der Pflanzenart auf den Arsentransfer Boden – Pflanze wird aufgrund der<br />

Untersuchungsergebnisse als hoch eingeschätzt. Die As-Gehalte der Arten können bei<br />

gleichem As-Bodengehalt um den Faktor 17 differieren 3 . Dabei besteht insbesondere ein<br />

bedeutender Unterschied zwischen Gras- und Kräuterarten, letztere reichern im Mittel<br />

dreimal so viel Arsen an wie Gräser (siehe auch Abb. 4). 4<br />

3 D.h. bei einem Bodengehalt von 334 mg As/kg (einer 4 m 2 -Probenahmefläche des V-Standortes) wies<br />

die Pflanzenart A einen As-Gehalt von 7,5 mg/kg, eine andere Pflanzenart B dagegen nur einen Gehalt<br />

von 0,44 mg As/kg auf.<br />

4 Aufgrund der unterschiedlichen Vegetationszusammensetzung der Standorte konnte innerhalb dieses<br />

Projektes keine generelle Rangfolge der Arten bezüglich ihres Arsentransfers ermittelt werden.<br />

Kräuter<br />

206


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Einen deutlichen Einfluss auf den Arsengehalt im Grünlandaufwuchs nimmt zudem der<br />

Verschmutzungsgrad: Der verschmutzungsbedingte Anteil des Arsengesamtgehaltes der<br />

untersuchten Grünlandpflanzen beträgt im Mittel 16%, der Maximalwert liegt bei 74%.<br />

⇒ Es wurden daher dringend Maßnahmen zur Verminderung der Verschmutzung von<br />

Grünfutter (z.B. Vermeidung lückenhafter Pflanzenbestände oder die Erhöhung der<br />

Schnitthöhe) und des Kräuteranteils empfohlen.<br />

⇒ Zur Empfehlung von Arten mit geringer Arsenaufnahme finden in einem Anschlussprojekt<br />

Arten- und Sortenversuche unter definierten Bedingungen im Gewächshaus<br />

hinsichtlich ihres As-Transfers statt. Dabei sollen vor allem bestandsbildende Kräuter<br />

und Leguminosen berücksichtigt werden, da diese, wie die Untersuchungen zeigten,<br />

deutlich mehr Arsen aufnehmen als Gräser und die Arsenbelastung des Grünlandbestandes<br />

daher viel stärker beeinflussen.<br />

Ausblick<br />

Ein Lebensmittelgrenzwert für Arsen ist derzeit nicht in Kraft, laut Mitteilung des BMELV ist<br />

dieser jedoch in Vorbereitung. Bei Einführung eines Lebensmittelgrenzwertes im Zuge der<br />

Harmonisierung von Futter- und Lebensmittelrecht in Höhe des früheren Richtwertes der<br />

ZEBS von 0,2 mg/kg FM wären in Sachsen bei der Nahrungsmittelproduktion Grenzwertüberschreitungen<br />

zu erwarten.<br />

Die Prüfung der Arten- und Sortenabhängigkeit der Arsenaufnahme auch bei Getreide mit<br />

anschließender Empfehlung von Arten mit geringer Arsenaufnahme kann die Einhaltung<br />

des Lebensmittelgrenzwertes gewährleisten helfen.<br />

Aus der Fachliteratur ist bekannt, dass Phosphor und Arsen aufgrund ihres ähnlichen<br />

chemischen Charakters bei der Aufnahme über die Wurzel konkurrieren. Die Nutzbarkeit<br />

dieser Konkurrenz für die Verringerung des Arsentransfers Boden → Nutzpflanze durch P-<br />

Düngung soll in einem Anschlussprojekt der LFL Sachsen geprüft werden.<br />

Bezüglich des As-Bodengehaltes, bei dem eine Einhaltung des Futtermittelgrenzwertes<br />

noch gewährleistet ist, wurden die Ergebnisse früherer Untersuchungen bestätigt: erst bei<br />

weit über dem Maßnahmewert liegenden As-Bodengehalten (in diesem Projekt: > 167<br />

mg/kg, in früheren Untersuchungen im Bereich der Vereinigten Mulde [9]: > 180 mg/kg)<br />

konnten Grenzwertüberschreitungen im Grünlandaufwuchs nachgewiesen werden. Hauptaugenmerk<br />

zukünftiger Forschung auf dem Gebiet der Arsenproblematik in Sachsen sollte<br />

daher darin liegen, flächendeckend diese Erkenntnis zu prüfen und damit eine fundierte<br />

Basis für die Diskussion des aktuellen Maßnahmewertes für Arsen zu haben. Des<br />

Weiteren sollte geprüft werden, ob es einen signifikanten Unterschied hinsichtlich der<br />

Höhe des Arsentransfers ins Grünfutter zwischen Auen- und Verwitterungsstandorten gibt,<br />

um standortabhängige kritische Bodengehalte hinsichtlich der Einhaltung des Futtermittelgrenzwertes<br />

ableiten zu können.<br />

207


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Literatur:<br />

[1] SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (Hrsg.) (2000a):<br />

Bodenatlas, Teil 3: Bodenmessprogramm. Bodenraster 4 km x 4 km.<br />

[2] SÄCHSISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT; SÄCHSISCHES<br />

LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (Hrsg.) (2004): Abschlussbericht<br />

Landwirtschaftliche und Gärtnerische Nutzung auf schadstoffbelasteten Flächen im<br />

Freistaat Sachsen – Pilotprojekt Auenböden der Vereinigten Mulde.<br />

[3] JACKSON, C. R. et al. (2003): Microbial transformations of arsenite and arsenate in<br />

natural environments. Resent Research Developments in icrobiology 7, S. 103-118.<br />

[4] KLOKE, A. (Hrsg.) (1994): KREYSA, G.; Wiesner, J.: Beurteilung von Schermetallen in<br />

Böden und Ballungsgebieten: Arsen, Blei, Cadmium. – Internationale Expertenbeiträge<br />

und Resümee der DECHEMA -Arbeitsgruppe „Bewertung von Gefährdungspotentialen<br />

im Bodenschutz. –DECHEMA. – Frankfurt/ Main.<br />

[5] CULLEN, W.R. & REIMER, K.J. (1989): Arsenic Speciation in the Environment: Chem.<br />

Rev. 89, 713-764.<br />

[6] SCHMIDT, A.-C.; W. REISSER; J. MATTUSCH; POPP P.; WENNRICH R. (2000): -<br />

Evaluation of extraction procedures for the ion chromatographic determination of<br />

arsenic species in plant materials.- Journal of Chrom. A. 889 (2000), S. 83-91<br />

[7] KOHLMEYER, U.; KUBALLA J.; JANTZEN, E. (2002): Simultaneous Separation of 17<br />

inorganic and organic arsenic compounds in marine biota by means of high performance<br />

liquid chromatography/ inductively coupled plasma mass spectrometry. Rapid<br />

Comm. Mass Spectrom. 16, 965-974.<br />

208


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Ergebnisse eines Monitorings zu Jod-Gehalten im Mischfutter<br />

Grünewald, Karl-Hermann (Verein Futtermitteltest 5 ); Steuer, Georg:<br />

Einleitung<br />

Jod kommt als essentiellem Spurenelement bei der Ernährung von Mensch und Tier eine<br />

große Bedeutung zu. Insbesondere pflanzliche Lebens- und Futtermittel sind jodarm.<br />

Im Körper liegt Jod als anorganisches oder organisches Jod hauptsächlich in der<br />

Schilddrüse vor. Durch die hormonelle Wirkung von Trijodtthyronin (T3) und Thyroxin (T4)<br />

wird der Grundumsatz gesteuert, was sich unter anderem auch auf Wachstum,<br />

Fruchtbarkeit und Milchleistung auswirkt.<br />

Ein Mangel von Jod in der Nahrung führt zu Beeinträchtigung der Hormonbildung. Dies ist<br />

äußerlich erkennbar durch eine vergrößerte Schilddrüse (Kropf) - quasi als<br />

kompensatorische Maßnahme. Ursache für einen Mangel kann ein geringer Jodgehalt in<br />

der Nahrung oder ein relativer Jodmangel (durch goitrogene Inhaltsstoffe ausgelöst) sein.<br />

Zum Ausgleich der Mangelsituation werden Mischfutter üblicherweise mit Jod<br />

supplementiert.<br />

Neben einer Unterversorgung mit Jod sollte auch ein deutlicher Jod-Überschuss<br />

vermieden werden, da dieser zu verminderter Leistung und Fruchtbarkeit und auch zu<br />

höheren Jod-Gehalten in Milch, Fleisch und Eiern führen kann (Flachowsky et al. 2006a).<br />

Die Jodversorgung der Menschen ist in Mitteleuropa ebenfalls knapp, was durch<br />

entsprechende Ergänzung ausgeglichen werden soll (Jodierung von Speisesalz,<br />

Verwendung von jodiertem Salz in der Lebensmittelverarbeitung, Konsumierung von<br />

tierischen Lebensmitteln mit höheren Jodgehalten oder spezielle Jodpräparate).<br />

Bei einer Minderheit der Bevölkerung liegt eine Jodempfindlichkeit vor. Da im Gegensatz<br />

zur Ernährung der Nutztiere im humanen Bereich die Nährstoffversorgung nicht durch<br />

Zuteilung einer ausbilanzierten Ration erfolgt, kann es bei Nutzung verschiedener mit Jod<br />

angereicherter Lebensmittel zu deutlich höheren Jodaufnahmen kommen, so dass bei<br />

diesen Personen nachteilige Auswirkungen zu befürchten sind.<br />

Zur Vermeidung erhöhter Jodgehalte in tierischen Lebensmitteln (Milch als Hauptquelle<br />

der Jodversorgung des Menschen) stehen daher auch die Jodgehalte der Futtermittel für<br />

Nutztiere in der Diskussion (EFSA 2005). Es ergeben sich daher folgende Fragen:<br />

Welche Jodgehalte werden im Mischfutter für Nutztiere in der Praxis tatsächlich erreicht?<br />

Wie sind diese Gehalte gegenüber den Versorgungsempfehlungen einzuordnen?<br />

Wie sind diese Gehalte futtermittelrechtlich einzuordnen?<br />

In welchem Umfang wird Jod in den Futtermitteln supplementiert?<br />

Material und Methoden<br />

Um eine Übersicht zu den Jodgehalten im Nutztierfutter zu erhalten, wurde aus den im<br />

Rahmen des VFT-Warentests beprobten Mischfuttern eine Stichprobe (n=132)<br />

ausgewählt. Die Stichprobe umfasst verschiedene Futtertypen (51 Milchleistungsfutter<br />

(MLF), 8 Rindermastfutter (RMF), 46 Allein- und Ergänzungsfutter für Mastschweine, 3<br />

Ergänzungsfutter für Sauen, 24 Allein- und Ergänzungsfutter für Legehennen) aus<br />

verschiedenen Regionen Deutschlands.<br />

5 Die Prüfung von Mischfutter durch den Verein Futtermitteltest e.V. wird insbesondere durch Zuschüsse des<br />

Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert.<br />

209


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Die Beprobung erfolgte bei Abfertigung der Ware im Werk oder bei Anlieferung beim<br />

Landwirt unter Beachtung der üblichen Probenahmeregeln. Die Jodanalyse erfolgte im<br />

Auftrag des VFT bei verschiedenen LUFA-Labors unter Anwendung der ICP-MS-Methode.<br />

Zur Beurteilung der ermittelten Jodgehalte der einzelnen Futtermitteltypen wurde<br />

folgendes Vorgehen gewählt:<br />

Berücksichtigung der Jodgehalte aus Grundfutter bzw. Getreide bei der Beurteilung der<br />

ermittelten Jodgehalte der Ergänzungsfutter,<br />

Vergleich mit den Empfehlungen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GFE 1987,<br />

GfE 1999, GfE 2001)<br />

Vergleich mit den futtermittelrechtlichen Vorschriften (FMV 2005, EU 2006).<br />

Ergebnisse des Monitorings<br />

Ermittelte Jodgehalte<br />

Tabelle 2 zeigt die ermittelten Jodgehalte für die einzelnen Futtertypen mit Mittelwert und<br />

Spanne auf. Auffällig sind die relativ großen Spannen zwischen den geringsten und den<br />

höchsten Messwerten. Die drei geprüften Sauenfutter weisen alle relativ hohe Werte auf,<br />

da es sich um Ergänzungsfutter handelt. Die für Mastschweine und Legehennen geprüften<br />

Futter waren teils Allein-, teils Ergänzungsfutter, weshalb breitere Spannen resultieren. Bei<br />

den Futtermitteln für Milchkühe und Mastrinder handelt es sich grundsätzlich um<br />

Ergänzungsfutter.<br />

Tabelle 2: Jodgehalte im Mischfutter für unterschiedliche Tierkategorien (n=132)<br />

Milchkühe Mastrinder Mastschweine Sauen Legehennen<br />

Anzahl n 51 8 46 3 24<br />

Mittelwert mg/kg T 1,27 1,48 2,27 9,98 1,27<br />

Minimal mg/kg T 0,49 0,25 0,32 5,75 0,54<br />

Maximal mg/kg T 5,70 4,58 8,48 13,29 2,64<br />

Beurteilung der Jodgehalte<br />

Zur Bewertung der Ergänzungsfutter ist zu berücksichtigen, dass diese zusammen mit<br />

Grobfutter (bei Rindern) bzw. mit Getreide u.a. (bei Schweinen und Geflügel) eingesetzt<br />

werden. Diesbezüglich wurde in der vorliegenden Auswertung auf Basis tabellierter Werte<br />

(Jeroch et al. 1993) bei der Rinderfütterung ein Wert für Grobfutter von 0,35 mg Jod/kg T<br />

und bei der Schweine- bzw. der Geflügelfütterung ein Wert für Getreide von 0,33 bzw.<br />

0,29 mg Jod/kg T unterstellt. Für die Beurteilung der Jodgehalte im Rinderfutter wurde ein<br />

„Kraftfutteranteil“ von 50% bei Milchkühen und 30 % bei Mastrindern unterstellt. Bei den<br />

Ergänzungsfuttermitteln für Schweine und Legehennen wurde der jeweils angegebene<br />

Mischungsanteil berücksichtigt. Die hieraus resultierenden Jodgehalte der gefütterten<br />

Ration bzw. Mischung zeigt Tabelle 3.<br />

Tabelle 3: Jodgehalte im Mischfutter, berechnet auf die gefütterte Mischung<br />

Milchkühe Mastrinder Mastschweine Sauen Legehennen<br />

Anzahl n 51 8 46 3 24<br />

Mittelwert mg/kg T 0,79 0,72 1,51 2,71 1,09<br />

minimal mg/kg T 0,45 0,35 0,32 0,99 0,50<br />

maximal mg/kg T 3,04 1,35 5,04 4,34 2,16<br />

In Tabelle 4 sind die fachlichen Empfehlungen und rechtliche Maximalwerte aufgeführt. Zu<br />

berücksichtigen ist hier, dass es futtermittelrechtlich keine Höchstwerte für den Jodgehalt<br />

gibt, sondern die Supplementierung von Jod lediglich durch Regelungen für Zusatzstoffe<br />

210


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

begrenzt ist. Aufgrund von Hinweisen zum Anstieg der Jodgehalte in der Milch und der<br />

damit deutlich höheren Jodversorgung der Menschen über Milch (bis zu 50 % der<br />

Jodaufnahme aus Milch – Flachowsky et al. 2000b) wurden die Maximalwerte für die<br />

Jodsupplementierung von Futter für Milchkühe und Legehennen halbiert (EU 2005).<br />

Tabelle 4: Empfehlungen und Maximalwerte für Jodgehalte in Mischfutter<br />

Milchkühe Mastrinder Mast- Sauen LegeschweinehennenVersorgungsempfehlungen<br />

(GfE)<br />

mg/kg T 0,50 0,25 0,15 0,5-0,6 0,50<br />

Maximalwert<br />

(bis 08.09.06 gültig)<br />

mg/kg 10 10 10 10 10<br />

Maximalwert<br />

(ab 09.09.06 gültig)<br />

mg/kg 5 10 10 10 5<br />

Eine Beurteilung der ermittelten Werte im Vergleich zu den Empfehlungen zur<br />

Jodversorgung ist nur unter Berücksichtigung des Einsatzzweckes, bei Ergänzungsfutter<br />

also unter Berücksichtigung von Grobfutter / Getreide möglich (siehe oben). Die in der<br />

Tabelle 3 aufgeführten Mittelwerte und Spannen zeigen, dass die<br />

Versorgungsempfehlungen im Mittel zwar deutlich überschritten, die rechtlichen<br />

Maximalwerte aber noch deutlich unterschritten werden. Zur Beurteilung der „Verteilung“<br />

der berechneten Jodgehalte für die „gefütterte Ration bzw. Mischung“ sind in den<br />

Abbildungen 1 - 3 die Jodgehalte in aufsteigender Reihenfolge für die Rinder-, Schweine-<br />

und Legehennenfutter aufgeführt. Es ist zu erkennen, dass nur wenige Milchleistungsfutter<br />

die Versorgungsempfehlungen unterschritten. Da diese im Bereich des<br />

Analysenspielraums liegen, sollte das nicht überbewertet werden.<br />

Überwiegend liegen die Jodgehalte deutlich unter den Maximalwerten, lediglich einzelne<br />

Futter kommen näher an diese heran. Die Mittelwerte liegen um den Faktor 5 bis10, die<br />

höchsten Werte um den Faktor 1,5 bis 2,5 unter den erlaubten Maximalwerten. Da die<br />

Analysen vor Inkrafttreten der neuen Maximalwerte für Jod in Futter für Milchkühe und<br />

Legehennen durchgeführt wurden, ist davon auszugehen, dass sich die Jodergänzung der<br />

Futter nicht an den futtermittelrechtlichen Grenzen orientiert.<br />

mg/kg T<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

5<br />

9<br />

13<br />

Jod im Rinderfutter<br />

17<br />

21<br />

25<br />

29<br />

33<br />

37<br />

41<br />

45<br />

51 MLF, 8 Rindermastf. (in Ration)<br />

Abbildung 1: Jodgehalte im Mischfutter für Rinder<br />

(gefütterte Mischung)<br />

49<br />

53<br />

57<br />

Höchstwert<br />

Rd.mast.<br />

10 mg/kg<br />

Höchstwert<br />

Milchkühe<br />

5 mg/kg<br />

Empf.<br />

Kühe<br />

Empf.<br />

Mastrd.<br />

211


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

mg/kg T<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1<br />

5<br />

9<br />

Jod im S ch w e ine futte r<br />

13<br />

17<br />

21<br />

25<br />

alle Allein- + Ergänzungsfutter (w ie gefüttert)<br />

29<br />

33<br />

37<br />

41<br />

45<br />

49<br />

Höchstwert<br />

Empf.<br />

Sauen<br />

Empf.<br />

Mast<br />

Abbildung 2: Jodgehalte im Mischfutter für Schweine<br />

(gefütterte Mischung)<br />

mg/kg T<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

3<br />

5<br />

7<br />

Jod im Legefutter<br />

9<br />

11<br />

13<br />

15<br />

17<br />

19<br />

alle Allein- + Ergänzungsfutter (w ie gefüttert)<br />

21<br />

23<br />

Höchstwert<br />

Empf.<br />

Abbildg. 3: Jodgehalte im Mischfutter f. Legehennen<br />

(gefütterte Mischung)<br />

Werden im Mischfutter Komponenten eingesetzt, die goitrogene Inhaltsstoffe aufweisen<br />

(z.B. Glucosinolat aus Rapsprodukten), ist ein relativer Jodmangel zu vermeiden. Hierzu<br />

wird seitens der GfE eine Jodversorgung in zweifacher Höhe der üblichen<br />

Versorgungsempfehlung als ausreichend angesehen. Wie die Abbildungen zeigen, ist eine<br />

ausreichende Jodversorgung auch in solchen Fällen möglich, ohne die Jodgehalte weit<br />

anzuheben und den Maximalwerten näher zu kommen.<br />

Bei Betrachtung von Versuchen zum Einfluss steigender Jodversorgung auf Jodgehalte in<br />

den Nahrungsmitteln (Milch, Fleisch und Eier) ist festzustellen, dass je nach Tierart<br />

unterschiedlich hohe Einflüsse vorliegen (Flachowsky et al. 2006b). Bei Gehalten in Höhe<br />

der hier gemessenen Mittelwerte sind kaum höhere Jodgehalte in den Produkten (tierische<br />

Lebensmittel) zu erwarten. Die maximal mögliche Jodergänzung im Futter könnte aber zu<br />

höheren Gehalten, vor allem in Milch und Eiern führen. Auch wenn die vorliegende<br />

Auswertung im Mittel rel. niedrige Jodgehalte in der Praxis aufzeigt, sind die in diesem<br />

Rahmen ermittelten höheren Gehalte einzelner Mischfutter bezüglich deren Notwendigkeit<br />

zu hinterfragen.<br />

Neuere Untersuchungen von Getreide und Brot (ohne Anwendung von Jodsalz) weisen<br />

Jodgehalte von ca. 30 µg/kg auf (Schöne et al. 2000), die in der Nähe der<br />

Bestimmbarkeitsgrenze liegen. Diese Werte weichen deutlich von früheren tabellierten<br />

Werten ab. Möglicherweise ist dies auch durch Fortschritte in der Analytik bedingt. Unter<br />

Berücksichtigung dieser neuen, im Vergleich zu den genannten Tabellenwerten um den<br />

Faktor 10 niedrigeren Werte für Getreide, wären die Jodgehalte in den vorgelegten<br />

Rationen bzw. Mischungen noch einmal niedriger einzuschätzen als die in Tabelle 3 und in<br />

den Abbildungen 1-3 aufgezeigten Kalkulationen.<br />

Die hier dargestellten Werte zeigen die Gesamtgehalte an Jod auf. Eine Information zur<br />

Höhe einer durchgeführten Supplementierung ist im Rahmen dieses Monitorings nicht<br />

möglich gewesen. Dies müsste durch zusätzliche Analysen oder Befragung der Hersteller<br />

separat erfolgen.<br />

Zusammenfassung<br />

Im Rahmen einer Stichprobe (n=132) wurden Mischfutter auf Jod untersucht. Die<br />

Jodgehalte differierten stark (0,25 bis 13,29 mg/kg T), was insbesondere auf Unterschiede<br />

zwischen Allein- und Ergänzungsfutter zurückzuführen ist. Bei Berücksichtigung des<br />

Mischungsanteils an Grobfutter / Getreide resultieren Gehalte bis maximal 5 mg/kg T in<br />

der zu verfütternden Ration bzw. Mischung. Die Beurteilung der so ermittelten Jodgehalte<br />

zeigt, dass die Versorgungsempfehlungen eingehalten werden. Die Jodgehalte liegen bei<br />

212


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

allen Futtern unter den Maximalgehalten, wobei diese meist sogar sehr deutlich<br />

unterschritten werden. Die Jodgehalte in den geprüften Futtern für Milchkühe und<br />

Legehennen liegen auch noch deutlich unter den neuen aktuell gültigen Maximalwerten.<br />

Literatur<br />

EFSA (2005): Opinion of the Scientific Panel on Additives and Products or Substances<br />

used in Animal Feed on the request from the Commission on the use of iodine in<br />

feedingstuffs. The EFSA Journal 168: 1-42.<br />

EU (2005): Verordnung (EG) Nr. 1459/2005 der Kommission zur Änderung der<br />

Bedingungen für die Zulassung der Spurenelemente. Amtsblatt der<br />

Europäischen Union, L 233/8-10 vom 09.09.2005.<br />

Flachowsky, G., F. Schöne, A. Berk (2006): Zur Jodversorgung und zum Jodtransfer in<br />

von Schweinen und Geflügel stammenden Lebensmitteln. Proc. 9. Tagung Schweine-<br />

und Geflügelernährung, 28.-30.11.2006, Halle, im Druck<br />

Flachowsky, G., F. Schöne, G. Jahreis (2006b): Zur Jodanreicherung in Lebensmitteln<br />

tierischer Herkunft. Ernährungs-Umschau 53: 17-21.<br />

FMV (2005): Neufassung der Futtermittelverordnung. Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 15,<br />

10.03.2005.<br />

GfE (Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1987): Empfehlungen zur Energie- und<br />

Nährstoffversorgung von Schweinen. DLG-Verlag, Frankfurt<br />

GfE (Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1999): Empfehlungen zur Energie- und<br />

Nährstoffversorgung der Legehennen und Masthühner (Broiler). DLG-Verlag, Frankfurt<br />

GfE (Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (2001): Empfehlungen zur Energie- und<br />

Nährstoffversorgung der Milchkühe und Aufzuchtrinder. DLG-Verlag, Frankfurt<br />

Jeroch, H., G. Flachowsky, F. Weißbach (1993): Futtermittelkunde, Anhang<br />

Mineralstoffgehalte in Futtermitteln, 485-494. Verlag Gustav Fischer, Stuttgart<br />

Schöne, F., U. Kirchheim, B. Meixner, M. Leiterer, J. Bargholz (2000): Brot aus Thüringen.<br />

In 8. Ernährungsfachtagung der DGE Sektion Thüringen, 26.10.2000, Jena, 68-84.<br />

Autoren<br />

Dr. Karl-Hermann Grünewald, Verein Futtermitteltest e.V., Endenicher Allee 60, 53115<br />

Bonn<br />

Georg Steuer, VFT-Koordinierungsstelle bei der DLG, Max-Eyth-Weg 1, 64823 Groß-<br />

Umstadt<br />

213


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Jod in der Milch - Stand und Steuerungsmöglichkeiten<br />

Schöne, Friedrich (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Leiterer, Matthias;<br />

Flachowsky, Gerhard; Lebzien, Peter; Bemmann, Doreen; Breitschuh, Gerhard:<br />

Das Spurenelement Jod ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und<br />

Tetrajodthyronin = Thyroxin (T4). Ein Nahrungsjoddefizit vermindert die Hormonsynthese<br />

der Schilddrüse und führt zu Kropf.<br />

Für Jugendliche und Erwachsene empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine<br />

Zufuhr von 200 µg Jod/Tag (D-A-CH 2000). Jedoch beträgt die geschätzte Jodaufnahme<br />

nur zwei Drittel der Empfehlungen (Gärtner et al. 2001). Große Teile der Bevölkerung<br />

scheiden noch immer weniger als 100 µg Jod/Person und Tag mit dem Urin aus, erreichen<br />

also diese untere Grenze einer nach WHO-Einstufung ausreichenden Jodversorgung<br />

nicht.<br />

Der noch immer unzureichenden Jodversorgung wird durch Jodanreicherung von<br />

Lebensmitteln begegnet - zum einen direkt durch Jodsalzverwendung in der Verarbeitung<br />

besonders zu Backwaren und Wurst (Großklaus und Jahreis 2004) zum anderen indirekt<br />

durch Jod im Tierfutter mit einer Konzentrationserhöhung des Spurenelementes vor allem<br />

in der Milch (Flachowsky et al 2006). Jodverbindungen und Dosierungen für die<br />

Nutztierarten sind gesetzlich fixiert (EU 2003, 2005). Erhebungen zeigen, dass mit der<br />

Futterjodierung – als Beispiel ist Ostdeutschland vor und nach 1985 aufgeführt - die<br />

Milchjodkonzentration von 20 1) (Tab. 1) auf mehr als 100 µg/kg angestiegen ist. Mittlere<br />

Konzentrationen im Bereich 100 bis 200 µg Jod/kg Milch weisen ebenfalls die neueren<br />

nicht in der Übersicht aufgeführten Erhebungen in Thüringen (Schöne et al. 2003, Bader<br />

et. al. 2005) und Sachsen (Launer und Richter, 2005) aus, wobei sich eine weitere<br />

Häufigkeitsabnahme jodarmer Milchchargen (Kennzeichen: < 50 µg Jod/kg Milch)<br />

abzeichnet.<br />

Hauptgegenstand der vorliegenden Arbeit war es in einem Versuch mit Milchkühen die<br />

Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen dem Jod des Futters und der Milch zu ermitteln.<br />

Weiterhin soll über Statuserhebungen der Milchjodkonzentration in ausgewählten<br />

Thüringer Milchviehherden in Beziehung zur Wirtschaftsweise (ökologisch gegenüber<br />

konventionell) berichtet werden.<br />

Material und Methoden<br />

Dosis- Wirkungs- Versuch Milchkühe<br />

An 5 Kühe der Rasse Holstein, im letzten Laktationsdrittel, wurden 4 Joddosierungen<br />

verabreicht: als Calciumjodat-Hexahydrat mit dem Mineralfutter (150 g/Tag) über vier<br />

Perioden zu jeweils 14 Tagen. Den Tieren in Einzelfressständen wurden Rationen<br />

bestehend aus Gras- sowie Maissilage und Kraftfutter gefüttert. Die je Tag verabreichte<br />

Menge Trockenmasse (T) von 13,3 kg entsprach 15 kg Futter auf Basis 880 g T/kg,<br />

wonach die EU für alle Nutztierarten die zulässigen Zusatzstoffdosierungen definiert (EU<br />

2003, 2005). Bezogen auf 1 kg Futter mit 880 g T/kg wurden in der zweiten, dritten und<br />

vierten Periode 1, 4 und 10 mg zugesetzt, in der ersten Periode erhielten die Tiere<br />

Mineralfutter ohne Zusatz. Je kg T entspricht das in der Reihenfolge der Perioden 0; 1,1;<br />

4,5 und 11,4 mg/kg T. Die analysierten Gehalte betrugen in der Reihenfolge der Perioden<br />

0,2 (Grundration); 1,3; 5,1; 10,1 mg Jod /kg T der Gesamtration entsprechend 2,96; 16,8;<br />

67,6;134 mg Jod/d insgesamt. Blutserum- und Milchproben wurden von jeder Kuh am 10.,<br />

12.und 14. Tag jeder Periode genommen. Die Jodanalyse erfolgte mittels ICP MS (Leiterer<br />

et al.2001) nach Extraktion der gefriergetrockneten Milch mit<br />

Tetramethylammoniumhydroxid (TMAH). Die<br />

214


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Ergebnisse sind als Mittelwert und Standardabweichung angegeben. Die statistischen<br />

Berechnungen beinhalteten die zweifaktorielle Varianzanalyse (die Faktoren Joddosierung<br />

und Probennahmetag) und den DUNNETT Test.<br />

Erhebungen in Milchviehherden mit ökologischer versus konventioneller Wirtschaftsweise<br />

Es kamen Tankmilchproben des Zeitraumes 2001 bis 2006 29mal aus konventioneller,<br />

23mal aus ökologischer Erzeugung zur Jodanalyse nach dem vorstehend beschriebenen<br />

Verfahren. Die Fütterung, eingeschlossen die Mineralstoffversorgung wurde in<br />

ausgewählten Betrieben erfasst und befindet sich im Rahmen einer Diplomarbeit in der<br />

Auswertung (Graf 2007).<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Dosis- Wirkungs- Versuch Milchkühe<br />

Mit steigender Joddosierung in den 4 Perioden erhöhte sich die Jodkonzentration des<br />

Serums signifikant (Abb. 1). Die jeweils 5 Proben wurden über die drei Probennahmetage<br />

zusammengefasst, bestand doch im Ergebnis der zweifaktoriellen Varianzanalyse kein<br />

Einfluss des Faktors Probennahmetag (nicht gezeigt). Für die Milchjodkonzentration (Tab.<br />

2, Abb. 2) konnte in der zweifaktoriellen ANOVA ebenfalls ein statistisch gesicherter<br />

Einfluss der Jodsupplementation nachgewiesen werden (P < 0,001): Mit zunehmender<br />

Jodgabe stieg die Milchjodkonzentration an. Im Gegensatz dazu hatte der<br />

Probennahmetag (Tab.2) keinen Einfluss (P=0,89) und es bestand keine Wechselwirkung<br />

(P annähernd 1).<br />

Für die aus dem höchsten getesteten Futterjodzusatz resultierende Milch-Jod-Konzentration<br />

würde bereits ein Viertelliter Milch das obere Limit der Jodversorgung des<br />

Menschen von 500 µg/Tag (Deutsche Gesellschaft für Ernährung 2000) überschreiten. Als<br />

Ergebnis dieses Modellversuches mit Milchkühen wurde das gegenwärtige Maximum des<br />

Jodzusatzes in Milchkuhrationen von 10 mg/kg Futter auf 5 mg/kg Futter gesenkt (Basis<br />

880 g Trockenmasse/kg, EU 2003, 2005). Diese Absenkung ist vorbeugender<br />

Verbraucherschutz, zumal die in der Praxis angewandten Jodgaben ebenfalls die neue<br />

gesetzliche Höchstdosierung unterschreiten.<br />

Bei etwa 20 kg Milchleistung je Kuh und Tag ergaben sich für die pro Tag ausgeschiedene<br />

Milchjodmenge ähnliche Relationen zwischen den Jodaufnahmeniveaus wie bereits für die<br />

Milchjodkonzentration beschrieben. Bezieht man die in der Reihenfolge der<br />

Jodaufnahmeniveaus= Perioden ermittelten Tagesdurchschnitte der Milchjodmenge von<br />

2,22; 7,21; 24,0 und 51,0 (die Differenzen sind im DUNNETT Test statistisch gesichert)<br />

auf die in Material und Methoden aufgeführten Gesamtaufnahmen an Jod, so ergibt sich<br />

ein relativer Anteil des Milchjods am aufgenommenen Jod von 75, 43, 36 und 39 %. Dabei<br />

ist die hohe Rate bei der niedrigen Jodaufnahme (Futterration ohne Jodzusatz) ein<br />

Artefakt, wird doch während der Synthese und dem Abbau der Schilddrüsenhormone Jod<br />

freigesetzt, welches bei dem marginalem Jodangebot von 0,2 mg/kg T (die Empfehlung<br />

der GfE, 2001, lautet 0,5 mg Jod/kg T) zu dem Milchjod beisteuern dürfte. Der prozentuale<br />

Jodübergang bei den drei geprüften moderaten, höheren und sehr hohen Zusätze<br />

unterscheidet sich statistisch nicht, wonach bei Jodzufuhr in diesem Bereich mit gut einem<br />

Drittel Übergang in die Milch zu rechnen wäre. Hierzu sind aber weitere Untersuchungen<br />

notwendig.<br />

Milchjod aus Herden mit ökologischer und konventioneller Wirtschaftsweise im Vergleich<br />

Die 29 Tankmilchproben aus konventionellen Milchviehherden enthielten 158 ± 49 µg<br />

Jod/kg, die 23 aus ökologisch wirtschaftenden Betrieben 104 ± 93 µg Jod/kg, Signifikanz<br />

215


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

der Differenz im t Test nach STUDENT. Vergleicht man die Gehaltsklassen, so waren<br />

Tankmilchproben mit Konzentrationen von weniger als 50 µg Jod/kg Milch bei<br />

ökologischer Erzeugung stärker vertreten als bei der konventionellen Wirtschaftsweise<br />

(Tab. 3). In einigen wenigen kleineren Ökobetrieben waren Futterkalk und Viehsalz die<br />

einzigen Mineralstoffquellen, woraus für Jodmangelbedingungen charakteristische<br />

Jodkonzentrationen der Milch resultieren.<br />

Nach den vorliegenden Erfahrungen werden Statuserhebungen in Milchkuhherden<br />

dadurch erschwert, dass die Milchjodkonzentration von mehreren möglichen Jodquellen<br />

wie Mineralfutter, Mischfutter, Grundfutter, tierärztlicher Medikation oder jodhaltigen<br />

Zitzendesinfektionsmittel beeinflusst wird. Der oft diskutierte Einfluss der letztgenannten<br />

Jodeintragsmöglichkeit erwies sich im Exaktversuch (Spolders et al. 2006) als<br />

vergleichsweise gering.<br />

Fazit<br />

Jodkonzentrationen in Milchviehrationen von 0,2; 1,3; 5,1 und 10,1 mg kg T führten zu<br />

Jodkonzentrationen der Milch von 101, 343, 1215 und 2762 µg kg. Die Obergrenze der<br />

Jodzufuhr von 500 µg/Tag (D-A-CH 2000) der Jodzufuhr würde bereits mit einem<br />

Viertelliter Milch von den Kühen mit 10 mg Jod/kg T im Futter überschritten. Die<br />

Halbierung der zulässigen Jodmenge seit 09/05 ist deshalb Ausdruck des vorsorgenden<br />

Verbraucherschutzes. Die Jodversorgung der Milchkühe, besonders in den<br />

konventionellen Betrieben, erscheint stabil. In den ökologisch wirtschaftenden Betriebe ist<br />

die ordnungsgemäße Verabreichung eines „vollwertigen Mineralfutters“ stärker zu<br />

beachten. Weitere Versuche und Erhebungen ebenfalls bei höherem Leistungsniveau sind<br />

notwendig, um die Beziehung zwischen Jodaufnahme und Milchjod zu quantifizieren.<br />

Literatur<br />

Bader, N.; Moller, U.; Leiterer, M.; Franke, K.; Jahreis, G.: Tendency of increasing iodine<br />

content in human milk and cow's milk. Exp. Clin. Endocrinol. Diabetes 113 (2005) 8-12<br />

Deutsche Gesellschaft für Ernährung....., D.A.CH.: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr.<br />

Umschau Braus GmbH, Verlagsgesellschaft, Frankfurt/M., 1. Aufl. (2000)<br />

European Union, EU: Regulation (EC) No 1831/2003 of the European Parliament and of<br />

the Council of 22 September 2003 on additives for use in animal nutrition. Official<br />

Journal of the European Union 46, L 268/29 - L268/43<br />

European Union, EU: Verordnung (EG) Nr. 1459/2005 der Kommission zur Änderung der<br />

Bedingungen für die Zulassung der Spurenelemente. Amtsblatt der Europäischen<br />

Union, L 233/8-10 vom 09.09.2005<br />

Gesellschaft für Ernährungsphysiologie, GfE: Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung<br />

der Milchkühe und Aufzuchtrinder. Nr. 8, DLG-Verlag, Frankfurt, 136<br />

pp (2001)<br />

Flachowsky, G.; Schöne, F.; Jahreis, G: Zur Jodanreicherung in Lebensmitteln tierischer<br />

Herkunft. Ernährungsumschau Ernährungs-Umschau 53 (2006) 17-21<br />

Gärtner, R.; Manz, F.; Grossklaus, R. Representative data of iodine intake and urinary<br />

excretion in Germany. Experimental Clinical Endocrinology and Diabetes 109 (2001) 2-<br />

7<br />

Graf, Tanja: Der Spurenelementstatus der Milch in Beziehung zur Versorgung der<br />

Milchkühe in ausgewählten Thüringer Betrieben und Ableitung von Empfehlungen für<br />

die Milchkuhfütterung (Arbeitsthema), Diplomarbeit in Vorbereitung, Institut für<br />

Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität, Jena (2007)<br />

216


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Jahreis, G.; Leiterer, M.; Franke, K.; Maichrowitz, W.; Schöne, F.; Hesse, V.: Jodversorgung<br />

bei Schulkindern und zum Jodgehalt der Milch. Kinderärztl. Praxis 16 (1999)<br />

172-181<br />

Launer, P.; Richter, O.: Untersuchungen zur Iodkonzentration im Blutserum von<br />

Milchkühen aus Sachsen sowie in Kuhmilch und Milchprodukten (Säuglingsnahrung).<br />

Berl. Münch. Tierärztl. Wochenschr. 118 (2005), Heft 11/12, 502-508<br />

Leiterer, M.; Truckenbrodt, D.; Franke, K.: Determination of iodine species in milk using ion<br />

chromatographic separation and ICP-MS detection. European Food Research<br />

Technology 213 (2001)150 – 153<br />

Preiss, U.; Alfaro Santos, C.; Spitzer, A.; Wallnöfer, P.R.: Iodine content of Bavarian<br />

consumer milk. Z. Ernährungswiss. 36 (1997) 220-224<br />

Schöne, F.; Leiterer, M.; Hartung, H.; Kinast, C.; Greiling, A.; Böhm, U.; Jahreis, G.: Trace<br />

elements and further nutrition-related constituents of milk and cheese.<br />

Milchwissenschaft 58 (2003) 486-490<br />

Souci, F.W.; Fachmann, W.; Kraut, H.: Food Consumption and Nutrition Tables, 6th rev.<br />

edn. Medpharm, Scientific Publishers, Stuttgart, Germany(2000)<br />

Spolders, M.; Bemmann, Doreen; Lebzien, P.; Leiterer, M.; Schöne, F.; Flachowsky, G.:<br />

The influence of an iodized udder disinfection solution on the iodine content of milk<br />

from dairy cows (Zum Einfluss eines jodhaltigen Zitzendesinfektionsmittels auf den<br />

Jodgehalt von Kuhmilch). Proc.Soc.Nutr. Physiol. (2006). 15<br />

Tabelle 1: Ausgewählte Erhebungen zum Jodgehalt von Milch<br />

Gehalt laut Nährwerttabelle 27 µg/kg (Souci et al. 2000)<br />

Land<br />

Jahr<br />

Ostdeutschland<br />

bis 1985 1)<br />

1987 2)<br />

1990 2)<br />

Bayern<br />

1995<br />

Thüringen<br />

1996<br />

Anzahl<br />

k.A.<br />

368<br />

61<br />

0 ± s<br />

(Min. – Max.)<br />

Jod µg/kg<br />

17 ± 10<br />

53 ± 35<br />

81 ± 11<br />

114<br />

(26 – 298)<br />

111 ± 71<br />

(15 –290)<br />

Quelle<br />

1) vor 2) nach der Mineralfutterjodierung (Zitiert bei Flachowsky et al. 2006)<br />

Anke et al. 1993<br />

Preiss et al. 1997<br />

Jahreis et al. 1999<br />

217


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Jod µg/l<br />

48 d ± 12<br />

66 c ± 16<br />

Abbildung 1: Milchkuhversuch – Serumjod<br />

Mittelwert ± Standardabweichung (5 Kühe x 3 Proben)<br />

Tabelle 2:Milchjodkonzentration, µg/kg, bei unterschiedlicher Futterjodierung an den<br />

Tage Fütterung bzw.<br />

Probennahme<br />

10<br />

12<br />

14<br />

drei Tagen der Probennahme (jeweils 5 Kühe)<br />

131 b ± 37<br />

290 a ± 75<br />

2,96 16,8 67,6 134<br />

0,2<br />

88 ± 34<br />

109 ± 22<br />

107 ± 39<br />

Aufnahme Jod mg/d<br />

Jod im Futter (mg kg -1 T)<br />

1,3<br />

311 ± 82<br />

362 ± 126<br />

357 ± 129<br />

5,1<br />

1224 ± 258<br />

1277 ± 245<br />

1145 ± 187<br />

10,1<br />

2750 ± 742<br />

2837 ± 1078<br />

2698 ± 903<br />

218


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

Jod µg/kg<br />

101 d ± 32<br />

343 c ± 109<br />

1215 b ± 222<br />

2762 a ± 852<br />

2,96 16,8 67,6 134<br />

Aufnahme Jod (mg/d)<br />

Abbildung 2: Milchkuhversuch – Milchjodkonzentration Mittelwert ± Standardabweichung<br />

(5 Kühe x 3 Tagesproben)<br />

Tabelle 3: Häufigkeiten in den Milchjodgehaltsklassen für konventionell oder öko-<br />

logisch wirtschaftende Thüringer Betriebe (2001 bis 2006)<br />

Jod µg/kg<br />

12 – 50<br />

50 – 100<br />

100 – 200<br />

über 200 (bis 370)<br />

konventionell<br />

-<br />

2<br />

19<br />

8<br />

ökologisch<br />

6<br />

11<br />

1<br />

5<br />

219


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Wird der Energiegehalt von Milchleistungsfutter über in vitro-Parameter richtig<br />

geschätzt?<br />

Pries, Martin (Landwirtschaftskammer NRW); Menke, Annette; Steevens, Ludger; Tholen,<br />

Ernst:<br />

Ein wichtiges Qualitätskriterium für Mischfutter ist die Angabe des Energiegehaltes, da<br />

dessen Kenntnis für den zielgerichteten Einsatz erforderlich ist. Beim Wiederkäuer erfolgt<br />

die Energieangabe auf Basis der Metabolisierbaren Energie (ME) bzw. speziell für<br />

Milchkühe auf Basis der Nettoenergie-Laktation (NEL).<br />

Die Errechnung der ME wird nach einer von der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie<br />

(GfE), 1995 angegebenen Gleichung aus den verdaubaren Rohnährstoffen vorgenommen.<br />

Da Verdauungsversuche zeitaufwendig und teuer sind, wurden ebenfalls von der GfE<br />

(1996) Schätzgleichungen zur Ermittlung des ME- bzw. NEL-Gehaltes mitgeteilt. Die<br />

Futtermittelverordnung bestimmt, dass Energieangaben für in den Handel gebrachte<br />

Wiederkäuermischfutter auf Basis dieser Schätzgleichungen zu erfolgen haben.<br />

Die Zusammensetzung der Mischfutter unterliegt dem Wandel, da höhere physiologische<br />

Ansprüche an die Futter gestellt werden, technologische Veränderungen in der Produktion<br />

wirken, neue Komponenten zum Einsatz kommen und schließlich ökonomische Aspekte<br />

eine Rolle spielen. Beispielhaft zeigt die Abbildung 1 die Entwicklung des Stärkegehaltes<br />

von 284 Milchleistungsfuttern, die von 2000 bis 2005 im Rahmen der Energetischen<br />

Futterwertprüfung in Haus Riswick, Kleve untersucht wurden. Grund für den deutlichen<br />

Anstieg des Stärkegehaltes ist der zunehmende Einsatz von Getreide im Mischfutter, der<br />

derzeit bei 45 % liegt (ZMP, 2006).<br />

In den Abbildungen 2 und 3 erfolgt ein Vergleich der Energiegehalte aus der<br />

Verdaulichkeitsmessung am Hammel mit den Ergebnissen der Schätzgleichungen.<br />

Deutlich wird, dass es inbesondere bei den Futtern mit einem höheren Energiewert zu<br />

einer merklichen Unterschätzung kommt. Hieraus leitet sich die Forderung nach einer<br />

Anpassung der derzeitigen Schätzgleichungen ab.<br />

Material und Methoden<br />

Für die Ableitung neuer Schätzgleichungen konnten Mischfutter für Wiederkäuer<br />

herangezogen werden, die in den Jahren 1999 bis 2005 im Rahmen der Energetischen<br />

Futterwertprüfung in Haus Riswick einer Verdaulichkeitsbestimmung gemäß den GfE-<br />

Vorgaben (1991) unterzogen wurden. Von 402 zur Verfügung stehenden Futtern wurden<br />

322 Datensätze für Schätzdatei und 80 Datensätze entsprechend 20 % für die<br />

Validierungsdatei bestimmt. Die Datensätze in der Schätzdatei umfassten 263<br />

Michleistungsfutter, 39 Rindermastfutter, 16 Schaffutter und 4 Kälberkraftfutter. Neben den<br />

Rohnährstoffen standen für alle Futter die Gehalte an Stärke und Zucker, die<br />

Detergenzienfasern sowie die in vitro Parameter Gasbildung gemäß Hohenheimer<br />

Futterwerttest (HFT) und ELOS zur Verfügung. Die mittleren Gehalte, Streuungen sowie<br />

Minima und Maxima der Nährstoffgehalte zeigt die Tabelle 1.<br />

Die Ableitung verschiedener Schätzgleichungen wurde am Institut für Tierwissenschaften<br />

der Universität Bonn mit Hilfe der SAS-Prozedur vorgenommen.<br />

220


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Ergebnisse<br />

Die Tabelle 2 zeigt für verschiedene ME-Schätzgleichungen Bestimmtheitsmaß und<br />

Schätzfehler, womit die Qualität der Gleichungen beurteilt werden kann. Dargestellt sind<br />

die Werte für die GfE-Schätzgleichung von 1996 sowie im Vergleich dazu die Angaben für<br />

alternative Schätzgleichungen. Die Bestimmtheitsmaße für die neuen Schätzgleichungen<br />

variieren zwischen 73,9 und 80,4, womit deutlich bessere Werte im Vergleich zur<br />

Schätzgleichung von 1996 erzielt werden. Auch sind die Schätzfehler durchgehend<br />

niedriger. Gleichungen, die die Gasbildung des HFT nutzen, schneiden besser ab als<br />

solche, die mit dem ELOS-Wert arbeiten.<br />

Es wurden auch quadratische und kubische Gleichungen geprüft, die zu einer<br />

Verbesserung der Bestimmtheitsmaße von 0,3 bis 1,2 %-Punkten führten.<br />

In der Tabelle 3 sind die Schätzgleichungen mit den höchsten Genauigkeitswerten<br />

dargestellt. Die Vorzeichen der verschiedenen Parameter erscheinen sachlogisch. So sind<br />

Rohasche, Rohfaser und ADF mit negativen Vorzeichen versehen.<br />

Die Tabelle 4 zeigt das Ergebnis der Validierung der Schätzgleichungen an 80<br />

Datensätzen. Die höchste Genauigkeit erzielt die Gleichung, die zusätzlich zu den<br />

Weender Rohnährstoffen und dem HFT noch Stärke und Zucker als Schätzparameter<br />

verwendet.<br />

In der Abbildung 4 erfolgt für die ME-Schätzgleichung von 1996 und für die neue<br />

Schätzgleichung auf Basis Weender + HFT + Stärke + Zucker eine Gegenüberstellung der<br />

Energiewerte aus der Verdaulichkeitsmessung und den geschätzten Energiegehalten.<br />

Dabei zeigt sich, dass die aktualisierte Schätzgleichung auch für Mischfutter mit einem<br />

höheren Energiewert zu zuverlässigen Energieangaben führt. Dies gilt nicht für die GfE-<br />

Schätzformel von 1996.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Da die Zusammensetzung der Mischfutter dem stetigen Wandel unterliegt, müssen<br />

Gleichungen zur Energieschätzung in regelmäßigen Abständen überprüft und<br />

gegebenenfalls angepasst werden. Höhere physiologische Anforderungen führen zu<br />

einem größeren Anteil an Mischfuttern mit 7,0 und mehr MJ NEL/kg. Dies sind oftmals<br />

stärkereiche Futter mit einem höheren Getreideanteil. Gerade bei diesen Futtern besteht<br />

eine größere Diskrepanz zwischen dem Energiegehalt aus der Verdaulichkeitsprüfung am<br />

Hammel und der Energieschätzung mittels GfE-Gleichung von 1996.<br />

Die Ableitung neuer Schätzgleichungen an 322 Datensätzen der Energetischen<br />

Futterwertprüfung, die neben den Weender Rohnährstoffen die Gasbildung des HFT und<br />

den Gehalt an Stärke und Zucker bzw. ADF verwenden, führt zu deutlich gesteigertem<br />

Bestimmtheitsmaß und verringertem Schätzfehler. Eine Anpassung der<br />

Schätzgleichungen scheint daher geboten. Hierbei sollten die Daten von weiteren<br />

Forschungseinrichtungen berücksichtigt werden.<br />

221


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Abbildung 1:<br />

Abbildung 2:<br />

250<br />

240<br />

230<br />

220<br />

210<br />

200<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

Änderungen am Beispiel des Stärkegehaltes<br />

Energetische Futterwertprüfung Haus Riswick<br />

Milchleistungsfutter, n = 284<br />

Stärke, g/kg TM<br />

Stärke, g/kg TM<br />

Anzahl<br />

Anzahl geprüfter Futter<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Jahr<br />

Vergleich der Energiegehalte nach Verdaulichkeitsmessung<br />

und Schätzgleichung (n = 284 MLF)<br />

ME, MJ/kg TM<br />

Schätzgleichung mit<br />

ELOS<br />

14,0<br />

13,5<br />

13,0<br />

12,5<br />

12,0<br />

11,5<br />

11,0<br />

10,5<br />

10,0<br />

10,0 10,5 11,0 11,5 12,0 12,5 13,0 13,5 14,0<br />

ME, MJ/kg TM; Verdaulichkeitsmessung<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

222


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Abbildung 3:<br />

Abbildung 4:<br />

Tabelle 1:<br />

8,5<br />

8,0<br />

7,5<br />

7,0<br />

6,5<br />

Vergleich der Energiegehalte nach Verdaulichkeitsmessung<br />

und Schätzgleichung (n = 284 MLF)<br />

NEL, MJ/kg TM<br />

Schätzgleichung mit<br />

Gasbildung<br />

9,0<br />

6,0<br />

6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5 9,0<br />

ME,<br />

ME,<br />

ME/kg<br />

ME/kg<br />

TM<br />

TM<br />

HFT<br />

HFT<br />

+<br />

+<br />

ADF<br />

ADF<br />

14,0<br />

14,0<br />

13,5<br />

13,5<br />

13,0<br />

13,0<br />

12,5<br />

12,5<br />

12,0<br />

12,0<br />

11,5 11,5<br />

NEL, MJ/kg TM; Verdaulichkeitsmessung<br />

Vergleich von ME-Schätzgleichungen;<br />

ME auf Basis HFT + ADF<br />

ME, ME (GfE 2006 1996)<br />

ME, (GfE 1996)<br />

11,0<br />

11,0 11,5 12,0 12,5 ME, MJ/kg TM TM VQ VQ<br />

13,0 13,0 13,5 13,5 14,0 14,0<br />

TM, g<br />

XA, g<br />

XP, g<br />

XL, g<br />

XF, g<br />

Stärke, g<br />

Zucker, g<br />

NDF, g<br />

ADF, g<br />

Materialbeschreibung, in kg TM, n = 322<br />

HFT, ml/200 mg<br />

ELOS, %<br />

NEL, MJ<br />

ME, MJ<br />

mittel<br />

889<br />

79<br />

231<br />

42<br />

108<br />

198<br />

87<br />

327<br />

154<br />

57<br />

78<br />

7,65<br />

12,3<br />

s<br />

114<br />

15<br />

53<br />

1<br />

24<br />

81<br />

22<br />

88<br />

40<br />

5<br />

5<br />

0,4<br />

0,5<br />

min<br />

837<br />

51<br />

142<br />

20<br />

50<br />

32<br />

34<br />

58<br />

55<br />

41<br />

56<br />

6,32<br />

10,5<br />

max<br />

922<br />

141<br />

455<br />

95<br />

216<br />

463<br />

160<br />

669<br />

260<br />

65<br />

89<br />

8,79<br />

13,9<br />

223


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabelle 2:<br />

Tabelle 3:<br />

Tabelle 4:<br />

Bezeichnung<br />

GfE ´96<br />

2006<br />

2006<br />

2006<br />

Güte von ME-Schätzgleichungen<br />

für Wiederkäuermischfutter<br />

Parameter<br />

Weender + ELOS (quadrat.)<br />

Weender + HFT<br />

Weender + ELOS<br />

Weender + ADF + HFT<br />

Weender + ADF + ELOS<br />

Weender + Stärke + Zucker + HFT<br />

Weender + Stärke + Zucker + ELOS<br />

Bestimmtheitsmaß,<br />

%<br />

64,6<br />

77,7<br />

73,9<br />

80,3<br />

73,9<br />

80,4<br />

74,3<br />

Schätzfehler,<br />

%<br />

2,11<br />

1,89<br />

2,06<br />

1,78<br />

2,07<br />

1,84<br />

2,13<br />

ME-Schätzgleichungen für Wiederkäuer Mischfutter<br />

ME, MJ/kg TM =<br />

8,36786<br />

-XAx 0,12606<br />

+ XP x 0,06041<br />

+ XL x 0,18007<br />

-XF x 0,07448<br />

+ HFT x 0,06314<br />

ME, MJ/kg TM =<br />

4,53535<br />

- XA x 0,08754<br />

+ XP x 0,044161<br />

+ XL x 0,1175<br />

- ADF x 0,03924<br />

+ HFT x 0,05177<br />

Rohnährstoffe: g/kg TM, Gb: ml/200mg TM<br />

ME, MJ/kg TM =<br />

2,42738<br />

-XAx 0,05772<br />

+ XP x 0,05612<br />

+ XL x 0,13853<br />

+ XS x 0,02576<br />

+ XZ x 0,03114<br />

+ HFT x 0,05298<br />

Validierung von ME-Schätzgleichungen<br />

an 80 Datensätzen<br />

Parameter<br />

Schätzfehler<br />

Abweichung ME zur<br />

ME-Schätzung<br />

% s min - max<br />

GfE ´96, Weender + ELOS<br />

2006<br />

Weender + HFT<br />

Weender + ADF + HFT<br />

Weender + Stärke + Zucker + HFT<br />

2,40<br />

1,81<br />

1,81<br />

1,59<br />

0,29<br />

0,22<br />

0,22<br />

0,20<br />

-0,57 – 0,97<br />

-0,63 – 0,64<br />

-0,66 – 0,65<br />

-0,47 – 0,51<br />

224


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Empfehlungen der GfE zur Futterbewertung (Schätzgleichungen u. a. )<br />

GfE (Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1996):<br />

Formeln zur Schätzung des Gehaltes an Umsetzbarer Energie und Netto-<br />

energie-Laktation in Mischfuttern<br />

Proc. Soc. Nutr. Physiol. (1996) 5, 153 – 155<br />

GfE (Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1995):<br />

Zur Energiebewertung beim Wiederkäuer<br />

Proc. Soc. Nutr. Physiol. (1995) 4, 121 – 123<br />

GfE (Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie) (1995):<br />

Leitlinien zur Bestimmung der Verdaulichkeit von Rohnährstoffen an Wieder-<br />

käuern<br />

J. Anim. Physiol. A. Anim. Nutr. 65, 229 – 234<br />

ZMP 2006: Steigen die Preise weiter?<br />

in: DLG-Nachrichten 9/2006 62-64<br />

225


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Einfluss von Vegetationsstadium, Sorte, Standort und Konservierung von Silomais<br />

auf den Gehalt an Rohprotein- und Kohlenhydrat-Fraktionen sowie den ruminalen in<br />

situ-Abbau der Trockenmasse<br />

Gruber, Leonhard (HBLFA Raumberg-Gumpenstein ) 1 , Taferner; K. 1 , Steiner, B. 2;<br />

Maierhofer, G. 1; Urdl, M. 1 ; Gasteiner, J 3 :<br />

Zusammenfassung<br />

Material und Methoden: 54 Silomaisproben, Erntejahr 2003: 3 Vegetationsstadien (Ende<br />

Milchreife, Mitte und Ende Teigreife), 3 Sorten (Fuxxol RZ 240, Romario RZ 270, Atalante<br />

RZ 290), 3 Standorte (Lambach, OÖ; Kobenz, Stmk; Gumpenstein, Stmk), 2 Konservierungsformen<br />

(Grünmais, Maissilage). Untersuchungsmethoden: Weender Analyse<br />

(VDLUFA 1976), Detergenzienanalyse (Van Soest 1994), Protein- und Kohlenhydratfraktionen<br />

des Cornell Net Carbohydrate and Protein Systems (Krishnamoorthy et<br />

al. 1982, Van Soest et al. 1991, Fox et al. 1992, Russell et al. 1992, Sniffen et al. 1992,<br />

Licitra et al. 1996) sowie in situ-Methode (Ørskov & McDonald 1979, Huntington & Givens<br />

1995, Mertens 1993, Südekum 2005). In situ-Versuche mit vier pansenfistulierten Ochsen,<br />

Inkubation mit 9 Zeitstufen in 7 Tagen (0, 3, 6, 10, 14, 24, 34, 72, 168 h).<br />

Ergebnisse: Von den 4 Versuchsfaktoren übten vor allem Konservierung und Standort signifikante<br />

Einflüsse auf den Nährstoffgehalt aus, weniger dagegen Erntezeitpunkt und<br />

Sorte. Die Silierung erhöhte den Gehalt an Rohfaser bzw. Gerüstsubstanzen und<br />

verminderte dementsprechend den Gehalt an NfE bzw. Nichtfaser-Kohlenhydraten. Diese<br />

Entwicklung zeigte sich auch in den Kohlenhydrat- und Proteinfraktionen des Cornell-<br />

Systems. Mit Ausnahme des Rohfettgehaltes übte der Faktor Erntezeitpunkt nur auf die<br />

Proteinfraktionen signifikante Einflüsse aus (Verringerung der Fraktion A und Erhöhung<br />

der Fraktion B2 mit fortschreitender Reife). Erwartungsgemäß wirkte sich der Faktor<br />

Standort – durch seinen Einfluss auf die Vegetationsdauer – signifikant auf die meisten<br />

Nährstoffparameter aus. Besonders die Gerüstsubstanzen sowie die Anteile an Faser- und<br />

Nichtfaser-Kohlenhydraten zeigten sich stark abhängig von diesen klimatischen Voraussetzungen,<br />

die sowohl die Kolbenbildung als auch den Alterungsprozess der Restpflanze<br />

entscheidend beeinflussen.<br />

Während der Einfluss der Sorte auf den Nährstoffgehalt sehr gering war, zeigten sich<br />

hochsignifikante Unterschiede zwischen den Sorten bei den in situ-Abbauparametern der<br />

TM. Spätreife Sorten weisen eine höhere lösliche Fraktion (a) und eine niedrigere<br />

potentiell fermentierbare Fraktion (b) auf, ihre potentielle Abbaubarkeit [a + b] ist somit<br />

gleich. Einen signifikanten Einfluss auf die Abbauparameter a und b übten auch<br />

Vegetationsstadium und Standort aus. Die Fraktion a war höher bei frühem Erntezeitpunkt<br />

und Standorten mit kürzerer Vegetationsdauer. Diese Bedingungen führen zu niedrigen<br />

Kolben- jedoch höheren Restpflanzenanteilen und folglich zu höherem Gehalt an Gerüst-<br />

Kohlenhydraten. Diese morphologische Zusammensetzung bedingt niedrigere Abbauraten<br />

(c) jüngerer Maispflanzen (Zellulose wird wesentlich langsamer abgebaut als Stärke). Die<br />

in der Untersuchung angewandten Methoden (Cornell-System, in situ-Abbaubarkeit)<br />

erlauben eine über die Weender Analyse hinausgehende Charakterisierung des<br />

Futterwertes von Silomais.<br />

1 Univ.-Doz. Dr. Leonhard GRUBER, Dipl.-Ing. Karin TAFERNER, Ing. Günter MAIERHOFER, Dipl.-Ing.<br />

Marcus URDL, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Nutztierforschung, Gumpenstein, A-8952<br />

Irdning, leonhard.gruber@raumberg-gumpenstein.at, 0043 (0)3682 22451 260<br />

2 Barbara STEINER, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Abteilung für Analytik, Gumpenstein, A-8952 Irdning<br />

3 Dr. vet.med. Johann GASTEINER, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Artgerechte Tierhaltung<br />

und Tiergesundheit, Gumpenstein, A-8952 Irdning<br />

226


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Schlüsselwörter: Silomais, Kohlenhydrate, Protein, Cornell-System, in situ-TM-Abbau<br />

Abstract<br />

Influence of vegetative stage, variety, location and conservation on the content of<br />

protein and carbohydrate fractions as well as on the ruminal in situ degradation of<br />

dry matter in forage maize<br />

The experiment investigated the effects of vegetative stage, variety, location and<br />

conservation form of forage maize on the content of carbohydrates and protein according<br />

to the Cornell Net Carbohydrate and Protein System (CNCPS) as well as on the in situ<br />

degradation of dry matter. The objective was to characterize forage maize more precisely<br />

than the Weende analysis does in order to better estimate ruminal availability.<br />

The maize samples (n = 54) were harvested in the year 2003. They differed by stage of<br />

maturity (late milk stage [< 25 % DM], early dent stage [25 – 30 % DM], late dent stage [30<br />

– 35 % DM]); variety (Fuxxol FAO 240, Romario FAO 270, Atalante FAO 290); location<br />

(Lambach, Upper Austria; Kobenz, Styria; Gumpenstein, Styria) and conservation form<br />

(fresh maize, maize silage). The samples were analysed by different methods: Weende<br />

analysis (VDLUFA 1976), detergent analysis (Van Soest 1994), analysis according to the<br />

Cornell Net Carbohydrate and Protein System (Krishnamoorthy et al. 1982, Van Soest et<br />

al. 1991, Fox et al. 1992, Russell et al. 1992, Sniffen et al. 1992, Licitra et al. 1996) and<br />

the in situ method (Ørskov & McDonald 1979, Huntington & Givens 1995, Mertens 1993,<br />

Südekum 2005). The in situ analyses to determine the ruminal degradation of dry matter<br />

were carried out with four rumen cannulated steers with an incubation time of up to 168<br />

hours.<br />

Nutrient content was mainly influenced by conservation form and location. Stage of<br />

maturity and variety had only marginal effects. Due to fermentation processes of non-fibre<br />

carbohydrates during conservation, silages showed higher amounts of crude fibre and<br />

lower contents of N-free extracts. Van Soest detergent fibre as well as Cornell carbohydrate<br />

and protein fractions supported these results. With the exception of crude fat<br />

content, stage of maturity had a significant effect only on protein fractions (decrease in<br />

rapidly available fraction [A] and increase in slowly available fraction [B2] due to maturity).<br />

As expected, the factor location had significant effects on most of the chemical parameters<br />

by determining the length of vegetation period. Detergent fibre content and fiber/non-fiber<br />

ratio were mainly dependent on climatic conditions, which significantly influenced ear<br />

growth as well as aging of residual plants.<br />

Although variety only slightly influenced nutrient contents, it had a highly significant impact<br />

on in situ degradation characteristics of dry matter. Late maturing varieties had higher<br />

soluble fractions (a) and lower potentially degradable fractions (b), whereas the potential<br />

degradability [a + b] was equal to the other varieties. Fractions a and b were significantly<br />

affected by stage of maturity and location. Fraction a increased in early stages of maturity<br />

and locations with short vegetation periods. Those circumstances cause lower ear<br />

development but higher residual plant proportions, which lead to higher amounts of<br />

structural carbohydrates. Younger maize plants show lower degradation rates (c)<br />

(degradability of cellulose is lower than for starch). As the Cornell fractions showed,<br />

fermentation processes (lactate formation, partly destruction of protein matrix) increased<br />

soluble fractions (a) in feedstuffs, but reduced degradation rates (c) due to relative<br />

accumulation of fibre. Except for stage of maturity, potential degradability was not affected<br />

by the factors investigated. Effects on effective degradability, however, differed<br />

significantly. The reason is that for calculation of effective degradability, fraction a is<br />

included as a whole, while fraction b is weighted according to rate of passage. These<br />

results show that the methods used in this investigation (Cornell System, in situ technique)<br />

227


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

lead to a more precise characterisation of nutritive value of forage maize than the classical<br />

Weende analysis.<br />

Keywords: Forage maize, Carbohydrates, Protein, Cornell System, in situ DM degradation<br />

Einleitung und Fragestellung<br />

Für die Ernährung, sowohl der Wiederkäuer als auch der Pansenmikroben, stellen die<br />

Kohlenhydrate die wesentliche Energiequelle dar. Die sog. Strukturkohlenhydrate erfüllen<br />

durch ihre Wirkung auf den Speichelfluss und damit über die pH-Wert–Regulation<br />

zusätzlich eine wichtige Aufgabe für die Funktion der Vormägen. In der Weender Analyse<br />

sollten mit der Rohfaser die Gerüstsubstanzen (mit niedriger Verdaulichkeit) und mit den<br />

N-freien Extraktstoffen die hochverdaulichen Nichtfaser-Kohlenhydrate erfasst werden.<br />

Unter Gerüstsubstanzen wird die in neutraler Detergenzien-Lösung vollständig unlösliche<br />

Matrix-Faser verstanden (Van Soest et al. 1991). Sie besteht aus Zellulose, Hemizellulose<br />

und Lignin. Van Soest (1982, 1994) hat allerdings gezeigt, dass die Rohfaser die Gerüstsubstanzen<br />

aus mehreren Gründen nur unzureichend beschreibt. Erstens wird Hemizellulose<br />

überhaupt nicht erfasst und zweitens geht bei der Rohfaser-Bestimmung Lignin<br />

zum Teil in Lösung und wird daher, so wie auch die Hemizellulose, den N-freien<br />

Extraktstoffen zugerechnet. Ein weiteres Problem besteht darin, dass sich die<br />

Zusammensetzung der Gerüstsubstanzen zwischen den Pflanzenspecies unterscheidet,<br />

somit das Verhältnis von Rohfaser zu NDF nicht konstant ist.<br />

Auch das Protein ist in den Futtermitteln hinsichtlich seiner Abbauraten im Pansen sehr<br />

unterschiedlich zusammengesetzt (Russell et al. 1992, Sniffen et al. 1992). Die Proteinabbaubarkeit<br />

wird neben der Herkunft (Species) vor allem von der Konservierung und der<br />

technologischen Verarbeitung beeinflusst. Das Cornell Net Carbohydrate and Protein<br />

System (CNCPS) unterscheidet 5 verschiedene Proteinfraktionen entsprechend ihrer<br />

Abbaugeschwindigkeit im Pansen (NPN, lösliches Protein, Protein mit mittlerer und<br />

geringer Abbaubarkeit, mit Zellulose assoziiertes nicht verfügbares Protein, Fox et al.<br />

2004). Die Berücksichtigung der Proteinabbauraten ist wichtig für die Formulierung von<br />

Rationen mit hoher Effizienz der mikrobiellen Proteinsynthese. Diese wird erreicht, wenn<br />

Protein und Kohlenhydrate synchron abgebaut werden (Russell et al. 1992, Sinclair et al.<br />

1993 und 1995, Blank et al. 1998).<br />

Die in situ-Methode hat sich zu einem Standard in der Futterbewertung entwickelt (Ørskov<br />

et al. 1980, MAFF 1992, Sauvant et al. 2004). Die in situ ermittelten Ergebnisse des<br />

Proteinabbaues werden in den meisten Proteinbewertungssystemen als Schätzwert für<br />

das unabgebaute Futterprotein (UDP, undegraded dietary protein) herangezogen (INRA<br />

1989, AFRC 1993, NRC 2001). Darüber hinaus sind die Abbauwerte der Trockenmasse<br />

und des Proteins im neuen Futterbewertungssystem Großbritanniens die Grundlage für<br />

die Ermittlung des Mikrobenproteins (FiM 2004).<br />

Aus diesem Grund werden an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in einem umfangreichen<br />

Forschungsprojekt die für die Ernährung der Wiederkäuer wesentlich Grob- und<br />

Kraftfutter über die Weender Analyse hinaus auch hinsichtlich der Gerüstsubstanzen (Van<br />

Soest et al. 1991), der Kohlenhydrat- und Protein–Fraktionen des CNCPS sowie auch der<br />

in situ-Abbaubarkeit analysiert. In der vorliegenden Arbeit wird über die Ergebnisse der<br />

Untersuchungen von Silomais berichtet.<br />

228


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Material und Methoden<br />

Fragestellung und Versuchsplan<br />

Der Versuch hatte zum Ziel, Silomais sehr unterschiedlicher Qualität zu erzeugen. Es<br />

wurde angestrebt, Restpflanzen mit sehr verschiedener Verdaulichkeit zu erhalten und<br />

auch der Kolbenanteil an der Gesamtpflanze sollte einen weiten Bereich abdecken. Das<br />

wurde durch die Versuchsfaktoren „Vegetationsstadium“, „Sorte“ und „Standort“ erreicht.<br />

Da durch die Fermentation bei der Silierung auch Änderungen des Nährstoffgehaltes<br />

erfolgen (Kohlenhydrate, Proteinabbau), wurde sowohl „Grünmais“ als auch „Maissilage“<br />

untersucht. Der Versuchsplan bestand daher aus 4 Faktoren mit 3 bzw. 2 Faktorstufen (3<br />

× 3 × 3 × 2 = 54):<br />

Vegetationsstadium: Ende Milchreife, Mitte Teigreife, Ende Teigreife<br />

Sorte: Fuxxol (RZ 240), Romario (RZ 270), Atalante (RZ 290) [RZ = Reifezahl]<br />

Standort: Lambach (Oberösterreich), Kobenz (Steiermark), Gumpenstein (Steiermark)<br />

Konservierung: Grünmais, Maissilage<br />

Die Standorte sind hinsichtlich Seehöhe und Klima sehr unterschiedlich und<br />

repräsentieren verschiedene Anbaugebiete. Dadurch war ein starker Einfluss auf Wachstumsverlauf,<br />

Ertrag und Kolbenbildung des Silomaises zu erwarten.<br />

Lambach: 366 m Seehöhe, 8.2 °C Jahrestemperatur, 957 mm Niederschlag<br />

Kobenz: 630 m Seehöhe, 6.8 °C Jahrestemperatur, 850 mm Niederschlag<br />

Gumpenstein: 700 m Seehöhe, 6.8 °C Jahrestemperatur, 1010 mm Niederschlag<br />

Der Versuch wurde in den Jahren 2002 und 2003 durchgeführt. Die Untersuchungen der<br />

Fraktionen des CNCPS und der in situ-Abbaubarkeit erfolgten nur im Jahr 2003. Die<br />

beiden Versuchsjahre waren durch besonders hohe Temperaturen gekennzeichnet, wobei<br />

im August 2002 sintflutartige Regenfälle zu verzeichnen waren. Die Niederschlagswerte<br />

lagen im Jahr 2002 rund 30 % höher als im langjährigen Durchschnitt. Im Jahr 2003<br />

herrschte eine extreme Trockenheit, die sich am stärksten am Standort Kobenz auswirkte,<br />

während die Niederschläge sowohl in Gumpenstein als auch in Lambach trotz einer<br />

Reduzierung um rund 20 % für eine entsprechende Ertragsbildung ausreichten. An jedem<br />

Standort wurde ein Feldversuch in vierfacher Wiederholung angelegt, die pflanzenbaulichen<br />

Maßnahmen entsprachen jenen der Sortenversuche. Bei der Ernte wurde der<br />

Silomais in Kolben und Restpflanze getrennt, der Ertrag beider Pflanzenteile an<br />

Frischmasse gewogen und die Trockenmasse bestimmt (24 h bei 105 °C). Weitere Angaben<br />

zur Versuchsdurchführung und den pflanzenbaulichen Ergebnissen (Ertrag,<br />

Futterwert, Kolbenanteil etc.) finden sich bei Gruber & Hein (2006).<br />

Chemische Analysen<br />

Die Analysen wurden im Labor der HBLFA Raumberg-Gumpenstein durchgeführt. Die<br />

Weender Analyse und die Untersuchung der Gerüstsubstanzen erfolgten nach den<br />

Methoden des VDLUFA (1976) und der ALVA (1983).<br />

Die Kohlenhydrat-Fraktionen des CNCPS wurden nach den Vorgaben von Van Soest et<br />

al. (1991) sowie Sniffen et al. (1992) und die Protein-Fraktionen des CNCPS entsprechend<br />

den Arbeiten von Krishnamoorthy et al. (1982) sowie Licitra et al. (1996) ermittelt.<br />

Die Kohlenhydrate (CHO) werden mit der Van Soest-Analytik in Faser- und Nichtfaser-<br />

Kohlenhydrate (FC, NFC) unterschieden. Unter FC sind die Gerüstsubstanzen zu<br />

verstehen, die in nicht-verfügbare (C) und verfügbare Faser (B2) unterteilt werden. Die<br />

NFC bestehen aus Zucker (A) und Stärke (B1). Der Gehalt an Stärke wurde aus den DLG-<br />

229


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabellen für Wiederkäuer (1997) entnommen, und zwar nach der von der Beziehung zur<br />

Rohfaser abgeleiteten linearen Regression:<br />

Stärke = 107,16 – 0,057 × XF (Gehalte in g/kg TM)<br />

Die Kohlenhydrate werden wie folgt ermittelt:<br />

CHO = 1000 – (XP + XL + XA)<br />

C = ADL × 2,4<br />

B2 = NDF – (NDFIP + C)<br />

FC = C + B2<br />

NFC = CHO – FC<br />

B1 = XS + Pektin<br />

A = NFC – B1 (= XZ)<br />

Protein wird in 5 Fraktionen unterteilt, die unterschiedlichen Proteinabbauraten entsprechen.<br />

Zuerst wird das lösliche Protein (SolXP) mit einem Phosphat-Borat-Puffer<br />

ermittelt. Das darin enthaltene echte Protein (B1) wird durch Trichlor-Essigsäure<br />

präzipitiert. Der Rest ist NPN (Fraktion A). Das in der ADF-Matrix enthaltene Protein<br />

(ADFIP, acid detergent insoluble protein) wird als nichtverfügbares Protein betrachtet<br />

(Fraktion C). NDFIP (Neutral detergent insoluble protein) minus ADFIP stellt das langsam<br />

abbaubare Protein dar. Die Fraktion B2 (mittlere Proteinabbaurate) wird als Differenz zum<br />

Rohprotein ermittelt.<br />

Rohprotein (XP) = Kjehldal-N × 6,25<br />

SolXP = A + B1<br />

A = SolXP – B1<br />

[NPN]<br />

B1 = SolXP – A [Albumin, Globulin]<br />

C = ADFIP<br />

B3 = NDFIP – ADFIP [Extensin, Prolamin]<br />

B2 = XP – (A + B1 + B3 + C) [Glutelin]<br />

in situ-Untersuchungen<br />

Die in situ-Untersuchungen wurden nach den Vorgaben von Ørskov et al. (1980),<br />

Michalet-Doreau et al. (1987), Madsen & Hvelplund (1994), Huntington & Givens (1995),<br />

NRC (2001) und Südekum (2005) durchgeführt. Die nylon bags kamen von der Firma<br />

Ankom (Maschenweite 53 μm; Fairport, New York, USA). Das Verhältnis Einwaage zu<br />

Beutel-Oberfläche betrug etwa 15 mg pro cm², d.h. 6 g Probe pro Beutel (20 × 10 cm, d.h.<br />

für Grobfutter). Die Proben wurden gefriergetrocknet, durch ein 2 mm-Sieb gemahlen und<br />

lufttrocken eingewogen. Für die Inkubationen wurden 4 pansenfistulierte Ochsen (Bar<br />

Diamond-Fisteln, im Mittel 1.200 kg Lebendmasse) herangezogen, die in 4 Mahlzeiten pro<br />

Tag eine Ration auf Erhaltungsniveau erhielten (75 % Grundfutter, 25 % Kraftfutter). Die<br />

Ration war vielseitig zusammengesetzt (Grundfutter: ⅓ Heu, ⅓ Grassilage, ⅓ Maissilage;<br />

Kraftfutter: 35 % Gerste, 25 % Weizen, 15 % Trockenschnitzel, 15 % Sojaextraktionsschrot,<br />

7 % Weizenkleie, 3 % Mineralstoffmischung). Die Inkubationszeiten waren mit 0, 3,<br />

6, 10, 14, 24, 34, 72 und 168 h festgesetzt. Die beiden letzten Zeitstufen (3 und 7 Tage)<br />

wurden gewählt, um die Asymptote genau schätzen zu können (Mertens 1993). Der<br />

Waschvorgang zur Bestimmung der Wasserlöslichkeit wurde mit einer Haushaltswaschmaschine<br />

mit kaltem Wasser 45 min lang schonend durchgeführt (Programm Wolle). Die<br />

Daten wurden nach dem Modell von Ørskov & McDonald (1979) ausgewertet. Eine<br />

Korrektur auf Grund von Partikelverlusten in den bags (Weisbjerg et al. 1990) wurde nicht<br />

vorgenommen, da sich die Proben nur schwer filtrieren ließen (Verklebung des Filters):<br />

deg = a + b × (1 – exp(–c × (t – L))) für t > L<br />

230


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

deg = Abbau eines Futtermittels (Nährstoffs) zur Zeit t (%)<br />

a = rasch und vollständig lösliche Fraktion (%)<br />

b = unlösliche, potenziell abbaubare Fraktion (%)<br />

c = Abbaurate (pro h)<br />

Da die Abbaubarkeit wesentlich von der Passagerate im Verdauungstrakt beeinflusst wird,<br />

wurde auch die effektive Abbaubarkeit (ED2, ED5, ED8) bei einer unterstellten Passagerate<br />

von k = 0.02, 0.05 bzw. 0.08 (pro h) nach den Angaben von McDonald (1981)<br />

errechnet:<br />

ED = a + [(b × c) / (k + c)] × exp(-k × L)<br />

Statistische Analysen<br />

Der Datencheck, die deskriptive Statistik und die Auswertung der in situ-Daten nach dem<br />

Modell von Ørskov & McDonald (1979) erfolgte mit dem Programm Statgraphics Plus 5<br />

(2000). Die Ergebnisse wurden mit dem Statistik-Paket von Harvey (1987)<br />

varianzanalytisch ausgewertet. Das Modell bestand aus den fixen Effekten<br />

„Vegetationsstadium“, „Sorte“, „Standort“ und „Konservierung“ sowie den Zweifach-<br />

Interaktionen. Die paarweisen Vergleiche wurden nach Newman-Keuls mit Statgraphics<br />

Plus 5 (2000) ermittelt und durch unterschiedliche Hochbuchstaben gekennzeichnet (P ≦<br />

0,05).<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Der Gehalt des Silomaises an Trockenmasse (TM) wurde durch alle Versuchsfaktoren<br />

signifikant beeinflusst (Tab. 1). Er erhöhte sich mit Fortschreiten der Vegetation von 29,3<br />

auf 35,7 bzw. 38,1 %, war höher auf Standorten mit langer Vegetationsdauer (Lambach ><br />

Kobenz > Gumpenstein) und geringer bei Sorten mit hoher Reifezahl (Fuxxol > Romario ><br />

Atalante). Die physiologische Ursache ist, dass sich mit der Vegetation sowohl der Anteil<br />

des TM-reichen Kolbens erhöht und auch der TM-Gehalt der Restpflanze ansteigt (u. a.<br />

Groß 1979). Der TM-Gehalt des Kolbens wird daher von vielen Versuchsanstellern als der<br />

aussagekräftigste Parameter zur Beschreibung der physiologischen Reife des Silomaises<br />

angesehen (Groß 1979, Groß & Peschke 1980a, b, c; Gruber et al. 1983). Letztlich lassen<br />

sich alle Versuchsfaktoren auf die Frage reduzieren, welcher Vegetationszeitraum den<br />

einzelnen Versuchsvarianten für ihre Entwicklung zur Verfügung stand. Das gilt auch für<br />

den Gehalt an wertbestimmenden Nährstoffen (besonders Faser- und Nicht-Faser–<br />

Kohlenhydrate) und auch die ruminale Abbaubarkeit, wobei dem Anteil des Kolbens die<br />

entscheidende Rolle zukommt.<br />

Nährstoffgehalt und Fraktionen des CNCPS<br />

Der Nährstoffgehalt und die Fraktionen des CNCPS sind in Tabelle 1 angeführt. Auf den<br />

Gehalt an Rohprotein wirkten sich Sorte und Standort hochsignifikant aus, tendenziell<br />

auch das Vegetationsstadium, nicht dagegen die Silierung. Als Ursachen für die<br />

Differenzen im Rohprotein-Gehalt sind vor allem das Verhältnis Restpflanze/Kolben, das<br />

physiologische Alter der Restpflanze sowie Sorten- und Standortunterschiede (Boden und<br />

Klima) anzusehen (Zscheischler et al. 1974, Groß & Peschke 1980a und b, Gruber et al.<br />

1983, Pex et al. 1996, Schwarz et al. 1996, Ettle & Schwarz 2003).<br />

231


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Bezüglich der Proteinfraktionen des Cornell-Systems wirkte sich der Versuchsfaktor<br />

Konservierung am deutlichsten aus, außerdem auch das Vegetationsstadium. Dagegen<br />

übten Standort und Sorte kaum einen Einfluss auf den Anteil der Proteinfraktionen am XP-<br />

Gehalt aus (Tab. 1). Die Silierung führte zu einem signifikanten Anstieg der Fraktion A<br />

(NPN) von 31 auf 57 % des XP, was auf einen starken Proteinabbau im Zuge des<br />

Gärprozesses hinweist. Im Gegenzug verminderten sich die Fraktionen B1 und besonders<br />

B2 (von 50 auf 30 % des XP) sowie auch B3 (von 13 auf 8 %). Mit steigendem<br />

Vegetationsstadium verminderte sich die Fraktion A (von 50 auf 41 %) und erhöhte sich<br />

dementsprechend die Fraktion B2 von 34 auf 44 %. Die Verschiebung der Anteile der<br />

einzelnen Proteinfraktionen während der Vegetation ist vor allem mit dem Anstieg des<br />

Kolbenanteils zu erklären. Das Protein des Maiskornes ist wesentlich langsamer abbaubar<br />

als das Protein von Maisrestpflanzen.<br />

Hinsichtlich Rohfaser und Gerüstsubstanzen übte der Faktor Konservierung den größten<br />

Einfluss aus (Tab. 1). Im Zuge des Gärverlaufes werden leicht lösliche Kohlenhydrate<br />

fermentiert und der Gehalt an Gerüstsubstanzen steigt dadurch an (21 bzw. 23 % XF, 47<br />

bzw. 50 % NDF). Dies ist auch eindeutig an den Kohlenhydrat-Fraktionen des CNCPS<br />

abzulesen. Die NFC (Nonfiber-carbohydrates) machen in Grünmais 46,4 und in Maissilage<br />

42,7 % aus.<br />

Tabelle 1: Gehalt an Nährstoffen und Gerüstsubstanzen sowie Anteil der Protein- und<br />

Kohlenhydratfraktionen (Haupteffekte)<br />

Parameter Konservierung Vegetationsstadium Standort Sorte RSD P-Wert R²<br />

Grünmais <br />

Maissilage<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife <br />

Lambach<br />

Kobenz<br />

Gumpenstein <br />

Fuxxol <br />

Romario<br />

Atalante<br />

Konservierung <br />

Vegetationsstadium <br />

Standort<br />

Sorte Modell<br />

Probenanzahl<br />

Rohnährstoffe<br />

27 27 18 18 18 18 18 18 18 18 18<br />

TM g/kg FM 355 332 293 357 381 422 340 269 366 347 317 17 0,000 0,000 0,000 0,000 0,977<br />

XP g/kg TM 79 79 80 81 77 73 86 79 83 81 74 6 0,889 0,122 0,000 0,000 0,750<br />

XL g/kg TM 28 29 25 29 32 32 25 29 28 30 27 3 0,907 0,000 0,000 0,032 0,874<br />

XF g/kg TM 212 230 231 217 216 203 227 233 228 216 219 21 0,004 0,061 0,001 0,223 0,674<br />

XX g/kg TM 642 621 622 635 638 656 614 625 620 634 640 25 0,004 0,152 0,000 0,055 0,699<br />

XA g/kg TM 41 43 43 42 41 38 47 41 43 40 42 4 0,061 0,396 0,000 0,141 0,750<br />

Gerüstsubstanzen<br />

NDF g/kg TM 471 497 494 477 481 459 496 496 492 478 482 39 0,018 0,407 0,010 0,559 0,605<br />

ADF g/kg TM 237 263 253 247 249 234 254 262 259 245 246 19 0,000 0,579 0,001 0,072 0,733<br />

ADL g/kg TM 29 33 31 30 32 31 30 32 32 31 29 5 0,003 0,456 0,266 0,223 0,621<br />

Proteinfraktionen<br />

A % des XP 31,3 56,9 49,5 41,9 40,8 43,6 44,4 44,2 44,6 43,3 44,4 5,8 0,000 0,000 0,900 0,781 0,921<br />

B1 % des XP 2,4 0,9 1,5 1,7 1,9 1,9 1,5 1,7 1,7 1,6 1,8 0,4 0,000 0,027 0,007 0,305 0,913<br />

B2 % des XP 50,4 29,8 33,9 42,7 43,7 41,5 40,4 38,3 39,6 42,0 38,8 6,8 0,000 0,000 0,367 0,352 0,865<br />

B3 % des XP 12,5 8,3 11,5 10,1 9,7 9,2 10,3 11,8 10,3 9,6 11,4 2,5 0,000 0,093 0,017 0,105 0,720<br />

C % des XP 3,3 4,1 3,5 3,7 3,9 3,8 3,3 4,0 3,9 3,5 3,6 0,6 0,000 0,110 0,002 0,081 0,747<br />

CHO-Fraktionen<br />

CHO g/kg TM 854 851 853 852 853 859 840 858 848 851 859 15 0,459 0,931 0,001 0,100 0,565<br />

FC % der CHO 53,6 57,3 56,5 54,7 55,2 52,4 57,7 56,3 56,6 54,9 54,8 4,5 0,006 0,475 0,004 0,422 0,632<br />

NFC % der CHO 46,4 42,7 43,5 45,3 44,8 47,6 42,3 43,7 43,4 45,1 45,2 4,5 0,006 0,475 0,004 0,422 0,632<br />

A % der CHO 19,6 2,5 12,4 10,3 10,4 7,7 12,8 12,6 12,0 10,0 11,1 4,5 0,000 0,298 0,003 0,417 0,898<br />

B1 % der CHO 26,8 40,2 31,1 35,0 34,4 39,9 29,5 31,0 31,4 35,1 34,1 6,7 0,000 0,185 0,000 0,247 0,815<br />

B2 % der CHO 45,6 48,0 47,8 46,3 46,2 43,8 49,3 47,3 47,5 46,2 46,6 4,3 0,047 0,444 0,002 0,687 0,605<br />

C % der CHO 8,1 9,3 8,7 8,4 9,0 8,6 8,4 9,0 9,2 8,7 8,2 1,3 0,002 0,444 0,386 0,131 0,635<br />

232


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabelle 2: Gehalt an Nährstoffen und Gerüstsubstanzen sowie Anteil der Protein- und<br />

Kohlenhydratfraktionen (Wechselwirkungen)<br />

Parameter Grünmais Maissilage Fuxxol Romario Atalante P-Wert<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Probenanzahl 9 9 9 9 9 9 6 6 6 6 6 6 6 6 6<br />

Rohnährstoffe<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife<br />

Kons.<br />

× Veg.<br />

TM g/kg FM 300 368 396 285 346 366 304 379 416 301 354 386 273 337 342 0,461 0,029<br />

XP g/kg TM 79 82 77 81 80 77 83 85 80 81 82 80 76 75 71 0,730 0,979<br />

XL g/kg TM 24 30 31 25 28 33 24 28 33 27 31 33 24 28 30 0,147 0,853<br />

XF g/kg TM 218 205 213 238 228 224 236 222 226 230 203 216 227 225 205 0,773 0,382<br />

XX g/kg TM 632 649 645 612 621 630 606 630 624 629 643 632 632 632 657 0,766 0,382<br />

XA g/kg TM 42 41 40 44 43 42 45 42 42 41 41 40 42 43 42 0,894 0,807<br />

Gerüstsubstanzen<br />

NDF g/kg TM 497 451 464 491 503 498 508 479 488 493 460 481 481 492 474 0,181 0,865<br />

ADF g/kg TM 245 227 238 261 266 260 261 255 260 251 237 246 248 248 242 0,461 0,126<br />

ADL g/kg TM 30 26 30 31 34 34 31 31 35 30 30 33 31 29 28 0,076 0,452<br />

Proteinfraktionen<br />

A % des XP 36,0 29,2 28,5 63,1 54,6 53,0 52,0 43,5 38,2 49,8 41,0 39,1 46,8 41,2 45,1 0,801 0,133<br />

B1 % des XP 2,3 2,5 2,6 0,7 0,9 1,2 1,5 1,4 2,0 1,4 1,6 1,9 1,7 2,0 1,8 0,590 0,137<br />

B2 % des XP 44,9 52,8 53,6 23,0 32,5 33,8 31,4 41,3 46,2 34,9 43,8 47,1 35,5 43,0 37,8 0,888 0,197<br />

B3 % des XP 13,2 12,4 12,1 9,8 7,7 7,4 11,4 9,7 9,6 10,4 10,0 8,4 12,7 10,4 11,2 0,695 0,801<br />

C % des XP 3,6 3,1 3,2 3,4 4,2 4,5 3,6 4,1 4,0 3,4 3,5 3,6 3,4 3,4 4,1 0,001 0,441<br />

CHO-Fraktionen<br />

CHO g/kg TM 855 854 854 852 850 852 843 852 850 859 846 848 858 857 862 0,979 0,421<br />

FC % der CHO 56,6 51,4 53,0 56,5 58,0 57,4 58,9 54,8 56,2 56,1 53,1 55,6 54,6 56,2 53,7 0,092 0,502<br />

NFC % der CHO 43,4 48,6 47,0 43,5 42,0 42,6 41,1 45,2 43,8 43,9 46,9 44,4 45,4 43,8 46,3 0,092 0,502<br />

A % der CHO 22,1 18,1 18,6 2,7 2,4 2,3 13,6 10,8 11,6 11,8 7,9 10,3 11,8 12,1 9,4 0,449 0,669<br />

B1<br />

% der<br />

CHO<br />

21,4 30,5 28,4 40,8 39,5 40,4 27,5 34,4 32,2 32,1 39,0 34,1 33,6 31,6 36,9 0,073 0,316<br />

B2<br />

% der<br />

CHO<br />

48,0 44,2 44,5 47,6 48,4 47,9 50,0 46,1 46,3 47,6 44,8 46,3 45,8 48,1 45,9 0,244 0,427<br />

C % der<br />

CHO<br />

233<br />

Sorte ×<br />

Veg.<br />

8,5 7,2 8,5 8,8 9,6 9,5 8,9 8,7 9,9 8,4 8,4 9,2 8,7 8,2 7,8 0,061 0,401


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabelle 3: Parameter des ruminalen in situ-Abbaues der Trockenmasse (Haupteffekte)<br />

Parameter Konservierung Vegetationsstadium Standort Sorte RSD P-Wert R²<br />

Grünmais <br />

Maissilage<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife <br />

Lambach <br />

Kobenz <br />

Gumpenstein <br />

Fuxxol <br />

Romario<br />

Probenanzahl 27 27 18 18 18 18 18 18 18 18 18<br />

Abbau-Parameter<br />

Atalante <br />

Konservierung <br />

Vegetationsstadium <br />

Standort<br />

Sorte Modell<br />

a % 33,9 36,8 37,7 34,4 33,9 34,3 35,8 35,8 34,2 34,6 37,2 2,5 0,000 0,000 0,146 0,002 0,747<br />

b % 47,2 44,4 44,3 46,6 46,6 46,7 45,3 45,4 47,1 46,7 43,7 2,3 0,000 0,006 0,136 0,000 0,751<br />

c pro h 0,047 0,039 0,037 0,046 0,045 0,046 0,042 0,041 0,040 0,044 0,045 0,007 0,000 0,002 0,112 0,206 0,692<br />

lag h 1,44 0,44 0,41 1,23 1,17 1,83 0,71 0,27 1,30 1,01 0,50 0,84 0,000 0,011 0,000 0,026 0,784<br />

[a +<br />

b]<br />

% 81,1 81,2 82,0 80,9 80,5 81,1 81,2 81,2 81,2 81,3 80,9 1,6 0,802 0,032 0,972 0,725 0,511<br />

ED2 % 65,8 65,5 65,8 66,0 65,3 65,2 65,8 66,0 64,5 65,7 66,8 1,9 0,587 0,536 0,448 0,005 0,546<br />

ED5 % 55,0 55,6 55,9 55,3 54,6 54,4 55,6 55,9 53,6 55,1 57,1 2,2 0,328 0,261 0,111 0,000 0,639<br />

ED8 % 49,3 50,7 51,1 49,8 49,1 48,8 50,4 50,8 48,2 49,7 52,1 2,4 0,046 0,060 0,034 0,000 0,689<br />

Tabelle 4: Parameter des ruminalen in situ-Abbaues der Trockenmasse<br />

(Wechselwirkungen)<br />

Parameter Grünmais Maissilage Fuxxol Romario Atalante P-Wert<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Probenanzahl 9 9 9 9 9 9 6 6 6 6 6 6 6 6 6<br />

Abbau-Parameter<br />

a % 35,6 33,1 32,8 39,8 35,6 35,0 36,2 33,0 33,2 37,7 33,6 32,6 39,3 36,5 35,9 0,477 0,850<br />

b % 46,0 47,4 48,3 42,5 45,8 44,9 45,6 48,0 47,6 45,4 47,6 47,2 41,8 44,2 45,0 0,363 0,940<br />

c pro h 0,044 0,048 0,048 0,030 0,044 0,042 0,033 0,046 0,042 0,037 0,050 0,045 0,042 0,043 0,048 0,117 0,187<br />

lag h 1,97 1,56 0,78 0,63 0,46 0,22 0,25 2,08 1,56 0,66 1,18 1,20 0,32 0,42 0,77 0,581 0,167<br />

[a +<br />

b]<br />

% 81,7 80,5 81,1 82,3 81,4 79,9 81,8 81,0 80,9 83,0 81,1 79,8 81,1 80,7 80,9 0,124 0,224<br />

ED2 % 66,5 65,4 65,5 65,0 66,6 65,0 64,1 65,0 64,4 66,1 66,8 64,3 67,1 66,3 67,1 0,151 0,310<br />

ED5 % 56,1 54,5 54,3 55,6 56,2 54,9 53,9 53,6 53,3 55,9 56,0 53,5 57,8 56,4 57,1 0,369 0,500<br />

ED8 % 47,6 48,9 51,5 48,8 50,5 52,7 49,1 47,8 47,7 50,9 50,3 47,9 53,1 51,4 51,8 0,651 0,672<br />

Ende<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Milchreife<br />

Noch viel deutlicher zeichnet sich der Gärprozess im Gehalt der Fraktionen A (19,6 bzw.<br />

2,5 % Zucker) und B1 ab (26,8 bzw. 40,2 % Stärke und Pektin in Grünmais bzw.<br />

Maissilage).<br />

Mit steigendem Vegetationsstadium verminderte sich der Gehalt an Rohfaser (P = 0,06),<br />

der Gehalt an Gerüstsubstanzen (NDF, ADF, ADL) zeigte dagegen keinen statistisch<br />

signifikanten Einfluss und betrug im Mittel 484 g NDF, 250 g ADF und 31 g ADL in der TM<br />

(Tab. 1). Auch die Kohlenhydrat-Fraktionen des CNCPS waren vom Vegetationsstadium<br />

nicht beeinflusst. Der Faktor Standort beeinflusste den Gehalt an Gerüstsubstanzen<br />

erwartungsgemäß in dem Sinn, dass der Gehalt an NDF, ADF, ADL und XF signifikant<br />

umso niedriger war, je länger die Vegetationsperiode bzw. je günstiger die klimatischen<br />

Wachstumsbedingungen für Silomais an einem Standort waren. Die physiologische<br />

Ursache dafür liegt in den höheren Kolbenanteilen, die durch diese Wachstumsbedingungen<br />

begünstigt werden. Dies spiegelt sich auch in den signifikant<br />

unterschiedlichen Kohlenhydrat-Fraktionen des CNCPS wider (Tab. 1). Der Versuchsfaktor<br />

Sorte führte zu keinen Unterschieden im Gehalt an Gerüstsubstanzen, was<br />

allerdings durch die Versuchsanstellung bedingt ist, durch welche alle Sorten bei<br />

vergleichbaren Vegetationsstadien geerntet wurden.<br />

In Tabelle 2 werden die Interaktionen [Vegetationsstadium × Konservierung] und [Vegetationsstadium<br />

× Sorte] mit den entsprechenden P-Werten angeführt. Bis auf ganz wenige<br />

Ausnahmen traten in keinem der Nährstoffparameter Wechselwirkungen auf, d.h. der<br />

Mitte<br />

Teigreife<br />

Ende<br />

Teigreife<br />

Kons.<br />

×<br />

Veg.<br />

234<br />

Sorte<br />

×<br />

Veg.


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Einfluss der Versuchsfaktors Vegetationsstadium wirkte unabhängig vom Einfluss der<br />

Faktoren Konservierung bzw. Sorte.<br />

Ruminaler in situ-Abbau der Trockenmasse<br />

Die Resultate des ruminalen in situ-Abbaues der Trockenmasse sind in den Tabellen 3<br />

und 4 sowie in den Abbildungen 1 und 2 angeführt. Auf die Parameter des in situ-Abbaues<br />

(a, b, c) nach Ørskov & McDonald (1979) wirkten sich die Versuchsfaktoren<br />

Konservierung, Vegetationsstadium und Sorte hochsignifikant aus (P < 0,01), nicht<br />

dagegen der Faktor Standort. Durch die Silierung erhöhte sich die rasch lösliche Fraktion<br />

a gegenüber Grünmais von 34 auf 37 % und die Fraktion b (nicht löslich, potenziell<br />

fermentierbar) verminderte sich im Gegenzug von 47 auf 44 %. Dies bedeutet, dass die<br />

potenzielle Abbaubarkeit [a + b] in beiden Konservierungsformen identisch ist (81 %). Die<br />

effektive Abbaubarkeit [ED] unterscheidet sich (bei allen Versuchsfaktoren) umso mehr, je<br />

höher die Passagerate angenommen wird, was methodisch bedingt ist (es wird nur die<br />

Fraktion b mit der Passagerate gewichtet, McDonald 1981). Die Abbaurate (c) vermindert<br />

sich durch die Silierung von 4,7 auf 3,9 % pro Stunde. Mit steigendem Vegetationsstadium<br />

geht die Fraktion a von 38 auf 34 % zurück und die Fraktion b erhöht sich von 44 auf 47<br />

%. Die Abbaurate in der Milchreife ist mit 3,7 gegenüber 4,6 % in der Teigreife signifikant<br />

niedriger. Auch dies ist über den Kolbenanteil erklärbar, der Abbau von Stärke (= Kolben)<br />

erfolgt wesentlich rascher als der Abbau von Zellulose (= Restpflanze) (Gruber et al. 2005<br />

und 2006). Der Anstieg der Abbaurate mit steigendem Kolbenanteil ist in Abb. 2<br />

dargestellt. Die potenzielle Abbaubarkeit geht folglich von 82,0 auf 80,5 % zurück.<br />

Im Gegensatz zum Gehalt an Gerüstsubstanzen und den Fraktionen des Cornell-Systems<br />

zeigten die in situ-Untersuchungen signifikante Unterschiede zwischen den Sorten. Je<br />

spätreifer die Sorte, desto höher war der lösliche Anteil (a) der TM (34, 35 bzw. 37 %) und<br />

desto niedriger war der potenziell fermentierbare Anteil (b) der TM (47, 47 bzw. 44 %), mit<br />

dem Ergebnis, dass keine Unterschiede in der potenziellen Abbaubarkeit auftraten. Die<br />

Ergebnisse hinsichtlich der Sortenunterschiede sind in gleicher Weise wie die des<br />

Vegetationsstadiums zu interpretieren. Varianten mit höherem Kolbenanteil (frühreife<br />

Sorten) weisen eine niedrigere Fraktion a (rasch löslich) und eine höhere Fraktion b<br />

(potenziell fermentierbar) auf. Allerdings wiesen die spätreiferen Sorten auch eine höhere<br />

Abbaurate auf. Ein Grund dafür könnten überreife Restpflanzen der frühreifen Sorte<br />

Fuxxol sein. Kurtz & Schwarz (2005) fanden eine signikant negative Beziehung zwischen<br />

der in situ-Abbaubarkeit von Mais-Restpflanzen und dem NDF-Gehalt bei frühem<br />

Erntezeitpunkt (r = –0,74**), nicht jedoch bei später Ernte (r =<br />

–0,26 n.s. ). Wie beim Nährstoffgehalt, traten auch bei den Ergebnissen der ruminalen<br />

Abbaubarkeit zwischen Vegetationsstadium und Konservierung bzw. Sorte keine Wechselwirkungen<br />

auf.<br />

235


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Abbildung 1: Ruminaler in situ-Abbau der Trockenmasse in Abhängigkeit von Vegetationsstadium,<br />

Sorte, Standort und Konservierung<br />

Abbau der TM im Pansen (%)<br />

Abbau der TM im Pansen (%)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Vegetationsstadium<br />

100<br />

90<br />

Sorte<br />

a b c a + b ED 5<br />

Ende Milchreife 37,7 44,3 3,7 82,0 55,9<br />

Mitte Teigreife 34,4 46,6 4,6 80,9 55,3<br />

Ende Teigreife 33,9 46,6 4,5 80,5 54,6<br />

0<br />

0 24 48 72<br />

Inkubationszeit (h)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Ende Milchr. Mitte Teigr. Ende Teigr. Fuxxol Romario Atalante<br />

Standort<br />

a b c a + b ED 5<br />

Lambach 34,3 46,7 4,6 81,1 54,4<br />

Kobenz 35,8 45,3 4,2 81,2 55,6<br />

Gumpenstein 35,8 45,4 4,1 81,2 55,9<br />

0<br />

0 24 48 72<br />

Inkubationszeit (h)<br />

Lambach Kobenz Gumpenstein<br />

Abbau der TM im Pansen (%)<br />

Abbau der TM im Pansen (%)<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

a b c a + b ED 5<br />

Fuxxol 34,2 47,1 4,0 81,2 53,6<br />

Romario 34,6 46,7 4,4 81,3 55,1<br />

Atalante 37,2 43,7 4,5 80,9 57,1<br />

0<br />

0 24 48 72<br />

Inkubationszeit (h)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Konservierung<br />

a b c a + b ED 5<br />

Grünmais 33,9 47,2 4,7 81,1 55,0<br />

Maissilage 36,8 44,4 3,9 81,2 55,6<br />

0<br />

0 24 48 72<br />

Inkubationszeit (h)<br />

Grünmais Maissilage<br />

236


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Abbildung 2: Beziehungen zwischen dem Kolbenanteil und den Abbauparametern (a, b, c)<br />

nach Ørskov & McDonald (1979) sowie dem NDF-Gehalt<br />

Lösliche Fraktion „a“ (%)<br />

Abbaurate „c“ (pro h)<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

55<br />

Lösliche Fraktion „a“ Potenziell abbaubare Fraktion „b“<br />

a = 44,7 - 0,21 * KA<br />

R2 a = 29,2 + 0,55 * KA - 0,008 * KA<br />

= 0,68<br />

2<br />

R2 a = 44,7 - 0,21 * KA<br />

25<br />

R = 0,19<br />

25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />

2 a = 29,2 + 0,55 * KA - 0,008 * KA<br />

= 0,68<br />

2<br />

R2 25<br />

= 0,19<br />

25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />

0,07<br />

0,06<br />

0,05<br />

0,04<br />

0,03<br />

0,02<br />

Kolbenanteil (%)<br />

Grünmais Maissilage<br />

Abbaurate je Stunde „c“<br />

c = 0,06 - 0,0012 * KA + 0,00002 * KA<br />

Kolbenanteil (%)<br />

2<br />

R2 = 0,28<br />

c = 0,06 - 0,0014 * KA + 0,00002 * KA2 R2 0,01<br />

c = 0,06 - 0,0012 * KA + 0,00002 * KA<br />

0,00<br />

= 0,21<br />

25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />

Kolbenanteil (%)<br />

2<br />

R2 = 0,28<br />

c = 0,06 - 0,0014 * KA + 0,00002 * KA2 R2 0,01<br />

0,00<br />

= 0,21<br />

25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />

Grünmais Maissilage<br />

Potenziell abbaubare Fraktion „b“ (%)<br />

NDF (g/kg TM)<br />

b = 38,0 + 0,18 * KA<br />

R<br />

Kolbenanteil (%)<br />

2 b = 37,0 + 0,14 * KA<br />

= 0,46<br />

R2 b = 38,0 + 0,18 * KA<br />

R = 0,14<br />

30<br />

25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />

Kolbenanteil (%)<br />

2 b = 37,0 + 0,14 * KA<br />

= 0,46<br />

R2 = 0,14<br />

30<br />

25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />

Grünmais Maissilage<br />

Gerüstsubstanzen (g/kg TM)<br />

NDF = 353 + 8,8 * KA - 0,124 * KA<br />

Kolbenanteil (%)<br />

2<br />

R2 = 0,45<br />

NDF = 507 + 0,6 * KA - 0,014 * KA2 R2 350<br />

NDF = 353 + 8,8 * KA - 0,124 * KA<br />

300<br />

= 0,03<br />

25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />

Kolbenanteil (%)<br />

2<br />

R2 = 0,45<br />

NDF = 507 + 0,6 * KA - 0,014 * KA2 R2 350<br />

300<br />

= 0,03<br />

25 30 35 40 45 50 55 60 65 70<br />

Grünmais Maissilage<br />

Als Schlussfolgerung ist abzuleiten, dass die in der Untersuchung angewandten Methoden<br />

(Cornell-System, in situ-Abbaubarkeit) eine über die Weender Analyse hinausgehende<br />

Charakterisierung des Futterwertes von Silomais erlauben. Besonders die Veränderungen<br />

durch den Gärprozess bei der Silierung (Bildung von Gärsäuren durch Fermentation von<br />

Zucker, teilweise Auflösung der Proteinmatrix) spiegeln sich in den Kohlenhydrat- und<br />

Protein-Fraktionen des Cornell-Systems wider. Auch die durch die Versuchsanstellung<br />

(Vegetationsstadium, Sorte, Standort) bedingten Veränderungen des Kolbenanteils und<br />

der Verdaulichkeit der Maisrestpflanzen werden durch die Analyse der Gerüstsubstanzen<br />

und besonders durch die in situ-Abbaubarkeit wesentlich besser abgebildet als durch die<br />

herkömmliche Analyse der Rohnährstoffe.<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

237


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Literatur<br />

ALVA (Arbeitsgemeinschaft landwirtschaftlicher Versuchsanstalten), 1983: Österreichisches Methodenbuch<br />

für die Untersuchung von Futtermitteln, Futterzusatzstoffen und Schadstoffen. Selbstverlag<br />

ALVA.<br />

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Das wirtschaftseig. Futter 25, 215-225.<br />

Groß, F. und W. Peschke, 1980a: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 2. Mitteilung:<br />

Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Maisstroh (Maispflanze ohne Kolben). Das wirtschaftseig.<br />

Futter 26, 104-117.<br />

Groß, F. und W. Peschke, 1980b: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 3. Mitteilung:<br />

Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit der Maiskolben. Das wirtschaftseig. Futter 26, 184-192.<br />

Groß, F. und W. Peschke, 1980c: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 4. Mitteilung:<br />

Einfluss der Kolbenbildung auf Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. Das wirtschaftseig.<br />

Futter 26, 193-206.<br />

Gruber, L., H. Kopal, F. Lettner und F. Parrer, 1983: Einfluss des Erntezeitpunktes auf den Nährstoffgehalt<br />

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und W. Knaus, 2005: Protein- und Kohlenhydrat-Fraktionen nach dem Cornell System sowie<br />

ruminaler Trockenmasseabbau in situ von energie- und proteinreichen Kraftfuttermitteln. Übers.<br />

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Gruber, L., J. Häusler, A. Steinwidder, A. Schauer und G. Maierhofer, 2006: Influence of cutting<br />

frequency in Alpine permanent grassland on nutritive value, DM yield and agronomic parameters.<br />

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238


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

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Sauvant, D., J.-M. Perez und G. Tran (Eds.), 2004: Tables of Composition and Nutritional Value of<br />

Feed Materials, 2 nd revised and corrected edition, Wageningen Academic Publishers und INRA<br />

2004, 304 S.<br />

Schwarz, F.J., E.J. Pex und M. Kirchgeßner, 1996: Zum Sorteneinfluss von Silomais auf Verdaulichkeit<br />

und Energiegehalt von Maissilage bei Rind und Schaf. Das wirtschsaftseig. Futter 42, 161-172.<br />

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Sinclair, L.A., P.C. Garnsworthy, J.R. Newbold und P.J. Buttery, 1995: Effects of synchronizing the rate<br />

of dietary energy and nitrogen release in diets with similar carbohydrate composition on rumen<br />

fermentation and microbial protein synthesis in sheep. J. Agric. Sci. (Camb.) 124, 463-472.<br />

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University Press, Ithaca und London.<br />

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VDLUFA (Verband deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten), 1976 inkl.<br />

Ergänzungsblätter 1983, 1988, 1993, 1997: Methodenbuch Band III – Die chemische Untersuchung<br />

von Futtermitteln. VDLUFA-Verlag, Darmstadt.<br />

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239


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Angabe diverser Proteinkennwerte im Milchleistungsfutter<br />

Grünewald, Karl-Hermann (Verein Futtermitteltest 2 , Bonn); Steuer, Georg:<br />

Einleitung<br />

Für die Proteinversorgung der Milchkühe wird in Deutschland von der Gesellschaft für<br />

Ernährungsphysiologie als Proteinbewertungssystem das System des nutzbaren<br />

Rohproteins (nXP) und der ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) empfohlen (GfE 2001). Diese<br />

wissenschaftliche Empfehlung ist auch Basis der Fütterungsberatung (DLG 1998). Im<br />

Rahmen der firmengebundenen Beratung und bei ungebundenen Beratungseinrichtungen<br />

werden unterschiedliche Systeme berücksichtigt (deutsches nXP-System, holländisches<br />

DVE-System). Die Umsetzung der Rationsgestaltung in der Praxis erfolgt durch unterschiedliche<br />

Rationsberechnungsprogramme. Aufgrund der Abstimmungen im Rahmen des<br />

Bundesarbeitskreises der Fütterungsreferenten berücksichtigen die Programme überwiegend<br />

den Parameter nXP, teils besteht eine Wahlmöglichkeit.<br />

In der Praxis ist beim Landwirt für eine Berücksichtigung in den Rationsberechnungsprogrammen<br />

die Kenntnis und Einschätzung der Proteinqualitäten notwendig. Für<br />

bestimmte Einzelfuttermittel gibt es hierzu tabellierte Werte, wobei die Datengrundlage<br />

jedoch recht dünn ist.<br />

Durch verschiedene Behandlungsverfahren und die Komponentenauswahl, kann der<br />

Mischfutterhersteller spezielle Produkte mit sehr niedrigen oder hohen nXP-Gehalten<br />

herstellen und somit dem Landwirt für den Einsatz in unterschiedlichen Situationen (zu<br />

unterschiedlichen Grobfuttermitteln) anbieten. Ein optimierter Einsatz ist daher nur mit<br />

entsprechenden Hinweisen zu dem eingestellten nXP-Gehalt sinnvoll.<br />

Im Rahmen der Futtermittelverordnung (FMV 2005) wird die Kennzeichnung der<br />

Futtermittel im Hinblick auf die wertbestimmenden Inhaltsstoffe geregelt, wobei<br />

insbesondere in den §§ 13 und 14 die obligatorischen bzw. die darüber hinaus gehenden<br />

freiwilligen Parameter gelistet sind. Die Angabe eines nXP-Gehaltes ist durch die<br />

Futtermittelverordnung nicht vorgesehen. Nach § 14 Abs. 6 müssen zusätzliche Angaben<br />

nachprüfbar sein. Entgegen den Angaben in den Warenbegleitpapieren (Deklarationsunterlage)<br />

können in zusätzlichen Informationsschriften auch weitere Informationen und<br />

Hinweise enthalten sein. Mit der amtlichen Kontrolle wurde die Möglichkeit der Angabe<br />

von nXP-Werten als „zusätzlicher Fütterungshinweis” abgestimmt. Um den Anschein einer<br />

überhöhten Genauigkeit zu vermeiden wurde im Rahmen der Beratung die Angabe in 5 g<br />

Schritten abgestimmt. Somit können die Milchleistungsfutter (MLF) mittlerweile mit<br />

Informationen zur Proteinqualität gekennzeichnet werden, was dem Landwirt eine korrekte<br />

Rationsberechnung ermöglicht.<br />

Aus Sicht der Wissenschaft und aus Sicht der Beratung, stellen sich folgende Fragen:<br />

In welchem Umfang enthalten Milchleistungsfutter Angaben zur „Proteinqualität”?<br />

Welche Parameter werden hierzu neben Rohprotein angegeben?<br />

Welche Form der Angabe wird dabei gewählt?<br />

2 Die Prüfung von Mischfutter durch den Verein Futtermitteltest e.V. wird insbesondere durch<br />

Zuschüsse des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft<br />

(BMVEL) gefördert.<br />

240


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Material und Methoden<br />

Im Rahmen der vom VFT durchgeführten Warentests werden jährlich bundesweit 400 bis<br />

500 Milchleistungsfutter geprüft. Die vorliegende Auswertung umfasst die Milchleistungsfutter<br />

aus dem Prüfprogramm 2004 und 2005 des VFT. Die Futter wurden in<br />

unterschiedlichen Regionen der Bundesrepublik Deutschland bei der Abfertigung im Werk<br />

oder der Auslieferung beim Landwirt beprobt. Damit können in dem Probenkontingent<br />

auch einzelne Futter aus dem Ausland einbezogen sein. Die regionale Aufteilung der in<br />

die Auswertung einbezogenen Proben wird in Tabelle 1 dargestellt. Es handelte sich um<br />

unterschiedliche Futtertypen (ausgeglichenes MLF, Ausgleichsfutter, Futter zum Verschnitt<br />

mit Getreide). Auf eine weitere Untergliederung dieser Futtertypen wurde verzichtet.<br />

Tabelle 1: Regionale Aufteilung der ausgewerteten Milchleistungsfutter<br />

BW BY Hannover HE/RP<br />

(NI)<br />

MV NW SH SN TH<br />

Anzahl 109 141 144 256 56 28 35 123 59<br />

Bei dieser Prüfung liegen auch die Deklarationsunterlagen vor. Aus diesen wurden die dort<br />

verfügbaren Angaben zum Protein erfasst. Im Rahmen der Auswertung wurden nur die<br />

Informationen der Deklarationsunterlagen genutzt. Es erfolgte keine Überprüfung sonstiger<br />

Informationsmaterialien sowie keine Nachfrage bei den Herstellern hinsichtlich des<br />

kalkulierten nXP-Gehaltes.<br />

Ergebnisse<br />

Die Durchsicht der Deklarationsunterlagen zeigte, dass neben der obligatorischen Angabe<br />

des Rohproteingehaltes zwei unterschiedliche Typen an weitergehenden Angaben zum<br />

Protein vorlagen, zum einen Angaben zur „Proteinqualität”, zum anderen Angaben zum<br />

Milcherzeugungswert nach Protein. Die Häufigkeit der einzelnen Angaben sind in Tabelle<br />

2 aufgeführt.<br />

Tabelle 2: Häufigkeit der Angaben zu diversen Proteinkennwerten (n=951)<br />

„Gehaltsangaben” Milcherzeugungswert nach<br />

nXP DVE Proteinab- XP oder nXP DVE<br />

baurate<br />

Eiweiß<br />

Anzahl 295 56 9 158 137 8<br />

relativ, % 27,7 5,3 0,8 14,8 12,9 0,8<br />

Die Angabe von nutzbarem Rohprotein überwiegt deutlich, meist in Verbindung mit<br />

Angaben zur ruminalen Stickstoffbilanz, teils wird aber auch nur der nXP-Wert genannt.<br />

Bei rd. 5 % der Futter werden Angaben nach dem holländischen DVE-System gemacht.<br />

Bei einzelnen Proben erfolgt eine Kennzeichnung der Proteinabbaurate.<br />

Vielfach werden auch Milcherzeugungswerte (MEW) angegeben, wobei üblicherweise<br />

MEW nach Energie und nach Protein angegeben werden. Die Angaben für den Bereich<br />

„MEW nach Protein” unterscheiden sich durch die Bezugsgröße (Rohprotein, Eiweiß, nXP,<br />

DVE). Die Häufigkeit der MEW-Angaben nach Rohprotein oder Eiweiß liegt auf gleichem<br />

Niveau wie die Häufigkeit der Angabe des MEW nach Rohprotein. Angaben MEW nach<br />

DVE kommen nur in Einzelfällen vor. In der Tabelle 3 wird die Häufigkeit der Angaben<br />

nach regionaler Aufgliederung gezeigt.<br />

241


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabelle 3: Häufigkeit der Angaben zu Proteinkennwerten nach Regionen (in %)<br />

n = „Gehaltsangaben” Milcherzeugungswert nach<br />

nX DVE Proteinab XP oder nXP DVE<br />

P<br />

baurate Eiweiß<br />

Baden-Württemberg 109 22 2 39 14<br />

Bayern 141 31 4 5 39 17 4<br />

Hannover 144 16 6<br />

Hessen / Rheinl.-Pfalz 256 31 15 0,4 12 27<br />

Mecklenb.-Vorpommern 56 77<br />

Nordrhein-Westfalen 28 36 14 36 4<br />

Schleswig-Holstein 41 66<br />

Sachsen 117 3 1<br />

Thüringen 59 22 5 24 3<br />

Es ist zu erkennen, dass in einzelnen Regionen so gut wie keine Angaben zur<br />

Proteinqualität bzw. zum nXP gemacht werden. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-<br />

Vorpommern sind ca. 70 % der Futter mit einer nXP-Angabe versehen, die Futter in<br />

Sachsen enthalten mit wenigen Ausnahmen keine nXP-Angabe. In Hessen, Rheinland-<br />

Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind ca. 15 % der Futter mit DVE-Angaben versehen.<br />

Die Häufigkeit der einzelnen Angaben zur „Proteinqualität” bzw. zu den Milcherzeugungswerten<br />

ist in den Abb. 1 und 2 für die einzelnen Regionen dargestellt. Es ist festzustellen,<br />

dass abhängig von der Region große Differenzen bei der Häufigkeit zusätzlicher Protein-<br />

Angaben bestehen. Diese Unterschiede sind auch firmenspezifisch bedingt. Einige Firmen<br />

machen bei allen Milchleistungsfuttern eine zusätzliche Angabe zum Protein, bei einigen<br />

Firmen wird eine solche Angabe gar nicht aufgeführt, bei anderen Firmen erfolgt eine<br />

solche Angabe teilweise. Einzelne Firmen nutzen das holländische Proteinbewertungssystem<br />

und machen Angaben in DVE, die meisten Angaben erfolgen im deutschen nXP-<br />

System.<br />

Weiterhin gibt es Differenzen bei der Form der Angabe von „Proteinqualitäten”.<br />

Überwiegend erfolgen die Angaben zu nXP, DVE, Abbaubarkeiten oder MEW als<br />

errechnete Werte im Bereich des Fütterungshinweises (bzw. im nicht amtlichen Teil der<br />

Deklaration). In einigen Fällen werden nXP und RNB-Gehalte bei den Inhaltsstoffen<br />

gelistet.<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

XP-Abbaubarkeit<br />

DVE-Angabe<br />

nXP-Angaben<br />

BW BY HA HE/RP MV NW SH SN TH<br />

Abbildung 1: Häufigkeit unterschiedlicher<br />

Angaben zur Proteinqualität, %<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

MEW nach Eiweiß<br />

MEW nach Rohprotein<br />

MEW nach DVE<br />

MEW nach nXP<br />

BW BY HA HE/RP MV NW SH SN TH<br />

Abbildung 2: Häufigkeit der Angaben zu div.<br />

Milcherzeugungswerten, %<br />

242


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Auch MEW werden nicht bundesweit sondern vorrangig in bestimmten Regionen in<br />

größerem Umfang angegeben. Hierbei erfolgt die Angabe allerdings häufig noch auf der<br />

Basis Rohprotein, wobei teils sogar ein MEW auf Basis Rohprotein neben einer nXP-<br />

Angabe zum Futter gemacht wird. Zu einem kleineren Teil werden sowohl Angaben zum<br />

nXP-Gehalt, als auch zum MEW, gemacht.<br />

Milchleistungsfutter mit Angaben zum nXP-Gehalt können im Rahmen der Rationsberechnung<br />

optimal berücksichtigt werden. Bei fehlenden Angaben oder von nXP<br />

abweichenden Angaben ist die Rationsberechnung erschwert. Seitens der Beratung ist zu<br />

wünschen, dass eine informelle Angabe der kalkulierten nXP- und RNB-Gehalte in<br />

größerem Umfang erfolgt.<br />

Zusammenfassung und Fazit<br />

Ausgehend von den im Warentest des VFT geprüften Milchleistungsfuttern der Jahre 2004<br />

und 2005 wurden die Deklarationsunterlagen von 951 Mischfuttern auf Angaben zu über<br />

den Rohprotein-Gehalt hinausgehenden Proteinkennwerten (als Angabe zur „Proteinqualität”<br />

oder Milcherzeugungswert) erfasst. Nur cirka ein Drittel der Milchleistungsfutter<br />

enthalten weiterführende Angaben zur „Proteinqualität”, überwiegend erfolgten Angaben<br />

nach dem in Deutschland gültigen nXP-System (27,7 % der Futter). Zum Teil wurden auch<br />

Milcherzeugungswerte angegeben. Es gibt firmenspezifische und regionale Präferenzen<br />

bei der Auswahl des Parameters und der Form der Angabe. Teils passen die Informationen<br />

nicht zusammen. Bei fehlenden Angaben zur „Proteinqualität“ oder Angaben<br />

nach holländischem System (DVE) ist die Rationsberechnung und Rationskontrolle<br />

erschwert.<br />

Literatur<br />

DLG (1998): DLG-Information 1/1998, Die bedarfsgerechte Proteinversorgung der<br />

Milchkuh, DLG, Frankfurt am Main<br />

GfE (2001): Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Milchkühe und<br />

Aufzuchtrinder, Energie und Nährstoffbedarf landwirtschaftlicher Nutztiere Nr. 8, DLG-<br />

Verlag, Frankfurt am Main<br />

FMV (2005): Futtermittelverordnung, Bundesgesetzblatt Nr.15 vom 10.03.2005, S. 524ff<br />

Autoren<br />

Dr. Karl-Hermann Grünewald, Verein Futtermitteltest, Endenicher Allee 60, 53115 Bonn<br />

Georg Steuer, VFT-Koordinierungsstelle bei der DLG, Max-Eyth-Weg 1, 64823 Groß-<br />

Umstadt<br />

243


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Ertrag und Futterqualität von Silomais in Abhängigkeit von Vegetationsstadium,<br />

Sorte und Standort<br />

Gruber, Leonhard (HBLFA Raumberg-Gumpenstein) 3 ; Hein, Waltraud: 4<br />

Einleitung und Fragestellung<br />

Die Anbaufläche von Silomais beträgt mit 75.600 ha nur 2,3 % der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche (LN) in Österreich und hat sich seit 1980 (106.300 ha) deutlich vermindert.<br />

Silomais macht 5,5 % der Ackerfläche und 32,4 % der Feldfutterfläche aus (BMLFUW<br />

2005). Obwohl daher in Österreich auf Grund der geographischen Lage und<br />

topographischen Situation das Grünland für die Grobfutterversorgung der Wiederkäuer<br />

eine überragende Rolle spielt (1.810.400 ha (55,6 % der LN), davon jeweils die Hälfte<br />

Wirtschafts- und Extensivgrünland, BMLFUW 2005), hat der Silomais in klimatisch<br />

geeigneten Lagen (Donauraum, östliches Flach- und Hügelland, Kärntner Becken, Alpenvorland,<br />

begünstigte inneralpine Täler und Becken) einen wesentlichen Anteil in Rinderrationen.<br />

In der spezialisierten Rindermast stellt Silomais das vorwiegende Grobfutter dar<br />

(Gruber & Lettner 1985, BMLFUW 2006), in der Milchviehfütterung beträgt der Anteil der<br />

Maissilage in diesen Gebieten bis zu 30 % des Grobfutters (Gruber & Steinwender 1992,<br />

Steinwidder & Guggenberger 2003).<br />

Sowohl für Ertrag als auch Futterwert spielen Vegetationsstadium, Sorte und Standort eine<br />

entscheidende Rolle (Meisser & Weiss 2002). Im Lauf der Vegetation erhöht sich der<br />

Anteil des energiereichen Kolbens, gleichzeitig vermindert sich jedoch der Futterwert der<br />

Restpflanze signifikant (Groß 1970, Zscheischler et al. 1974, Groß 1979, Gruber et al.<br />

1983, Daccord et al. 1995). Auch die Standweite (Pflanzenanzahl pro m²) wirkt sich stark<br />

auf den Ertrag sowie den Kolbenanteil und folglich auch den Futterwert der Gesamtpflanze<br />

aus (Zscheischler et al. 1974). Über einen weiten Bereich der Vegetation heben sich<br />

Verschlechterung der Restpflanze und Zunahme des Kolbenanteils in ihrer Wirkung auf<br />

die Verdaulichkeit der Gesamtpflanze mehr oder weniger auf (Groß 1979, Groß &<br />

Peschke 1980a und 1980b, Gruber et al. 1983, Pex et al. 1996). Wenn verschiedene<br />

Sorten bei ähnlichem Vegetationsstadium verglichen werden, sind die Unterschiede<br />

zwischen den Sorten hinsichtlich Verdaulichkeit und Energiekonzentration relativ gering<br />

(Zscheischler et al. 1974, Schwarz et al. 1996, Hein & Gruber 2003). Aus den<br />

Untersuchungen von Pex et al. (1996) sowie Schwarz et al. (1996) geht außerdem hervor,<br />

dass zwischen Rind und Schaf deutliche Unterschiede im Verdauungsvermögen<br />

besonders der Rohfaser von Maissilage bestehen, wobei zusätzlich des<br />

Vegetationsstadium (d.h. Stärkegehalt) mitspielt. In verdauungsphysiologischer Hinsicht<br />

ergeben allerdings früh und spät geernteter Silomais trotz ähnlicher Verdaulichkeiten eine<br />

sehr unterschiedliche Produktion an flüchtigen Fettsäuren im Pansen und damit Wirkung<br />

im Stoffwechsel (Jochmann et al. 1999, Beever & Mould 2000). In den letzten Jahren<br />

wurden Maissorten auch hinsichtlich der Verdaulichkeit der Restpflanze („stay green“) und<br />

der Abbaubarkeit der Stärke im Pansen untersucht (Ettle et al. 2001, Steingaß & Siegel<br />

2002, Kurtz & Schwarz 2005). Dazu wurden Milchvieh- und Rindermastversuche,<br />

Verdauungsversuche, die in situ-Methodik und Untersuchungen mit pansen- und<br />

dünndarmfistulierten Kühen durchgeführt (u.a. Akbar et al. 2002, Ettle et al. 2001, Ettle et<br />

al. 2002, Ettle & Schwarz 2003, Höner et al. 2002, Langenhoff et al. 2003, Kurtz &<br />

Schwarz 2005).<br />

3 Univ.-Doz. Dr. Leonhard GRUBER, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Nutztierforschung,<br />

Gumpenstein, A-8952 Irdning, leonhard.gruber@raumberg-gumpenstein.at, 0043 (0)3682 22451 260<br />

4 Dipl.-Ing. Waltraud HEIN, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Biologische Landwirtschaft und<br />

Biodiversität der Nutztiere, Gumpenstein, A-8952 Irdning, waltraud.hein@raumberg-gumpenstein.at,<br />

0043 (0)3682 22451 430<br />

244


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Um diese Zusammenhänge für aktuelle Sorten in Österreich zu beschreiben und zu<br />

quantifizieren, wurde in den Jahren 2002 und 2003 ein Silomaisversuch mit den Faktoren<br />

Sorte, Vegetationsstadium und Standort durchgeführt.<br />

Material und Methoden<br />

Versuchsplan und Erhebungen<br />

Der Versuchsplan bestand aus 3 Faktoren mit jeweils 3 Faktorstufen (3 × 3 × 3 = 27):<br />

Vegetationsstadium: Ende Milchreife (I), Mitte Teigreife (II), Ende Teigreife (III)<br />

Sorte: Fuxxol (RZ 240), Romario (RZ 270), Atalante (RZ 290)<br />

Standort: Lambach (Oberösterreich), Kobenz (Steiermark), Gumpenstein (Steiermark)<br />

Die Standorte sind hinsichtlich Seehöhe und Klima sehr unterschiedlich und<br />

repräsentieren verschiedene Anbaugebiete. Dadurch war ein starker Einfluss auf<br />

Wachstumsverlauf, Ertrag und Kolbenbildung des Silomaises zu erwarten.<br />

Lambach: 366 m Seehöhe, 8.2 °C Jahrestemperatur, 957 mm Niederschlag<br />

Kobenz: 630 m Seehöhe, 6.8 °C Jahrestemperatur, 850 mm Niederschlag<br />

Gumpenstein: 700 m Seehöhe, 6.8 °C Jahrestemperatur, 1010 mm Niederschlag<br />

Die beiden Versuchsjahre waren durch besonders hohe Temperaturen gekennzeichnet,<br />

wobei im August 2002 sintflutartige Regenfälle zu verzeichnen waren. Die<br />

Niederschlagswerte des Jahres 2002 liegen rund 30 % höher als die des langjährigen<br />

Durchschnittes. Im Jahr 2003 herrschte eine extreme Trockenheit, die sich am stärksten<br />

am Standort Kobenz auswirkte, während die Niederschläge sowohl in Gumpenstein als<br />

auch in Lambach trotz einer Reduzierung um rund 20 % für eine entsprechende<br />

Ertragsbildung ausreichten. An jedem Standort wurde ein Feldversuch in vierfacher<br />

Wiederholung angelegt, die pflanzenbaulichen Maßnahmen entsprachen jenen der<br />

Sortenversuche. Die Anbau- und Erntetermine sind in Tab. 1 angeführt. Bei der Ernte<br />

wurde der Silomais in Kolben und Restpflanze getrennt, der Ertrag beider Pflanzenteile an<br />

Frischmasse gewogen und die Trockenmasse bestimmt (24 h bei 105° C).<br />

Tabelle 1: Anbau- und Erntezeitpunkte des Silomaises in den beiden Versuchsjahren<br />

Fuxxol Romario Atalante<br />

Standort L K G L K G L K G<br />

2002<br />

Anbau 28.04. 06.05. 07.05. 28.04. 06.05. 07.05. 28.04. 06.05. 07.05.<br />

Ende Milchreife 28.08. 04.09. 05.09. 09.09. 04.09. 16.09. 09.09. 04.09. 16.09.<br />

Mitte Teigreife 09.09. 17.09. 16.09. 23.09. 17.09. 26.09. 23.09. 17.09. 26.09.<br />

Ende Teigreife 23.09. 27.09. 26.09. 03.10. 27.09. 03.10. 03.10. 27.09. 03.10.<br />

2003<br />

Anbau 17.04. 24.04. 05.05. 17.04. 24.04. 05.05. 17.04. 24.04. 05.05.<br />

Ende Milchreife 18.08. 13.08. 21.08. 18.08. 13.08. 21.08. 18.08. 13.08. 21.08.<br />

Mitte Teigreife 25.08. 26.08. 03.09. 25.08. 26.08. 03.09. 25.08. 26.08. 03.09.<br />

Ende Teigreife 02.09. 02.09. 17.09. 02.09. 02.09. 17.09. 02.09. 02.09. 17.09.<br />

L = Lambach, K = Kobenz, G = Gumpenstein<br />

Analysen und Auswertung<br />

Chemische Analysen<br />

Die chemischen Analysen erfolgten im Labor der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Die<br />

Weender Analyse und die Untersuchung der Gerüstsubstanzen (Van Soest et al. 1991)<br />

245


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

wurden nach den Methoden des VDLUFA (1976) und der ALVA (1983) durchgeführt. Die<br />

Verdaulichkeit und Energiekonzentration von Kolben und Restpflanze wurde nach den<br />

Formeln von Groß & Peschke (1980a und 1980b) errechnet. Die Daten für die<br />

Gesamtpflanze wurden additiv entsprechend dem Anteil an Trockenmasse für alle<br />

Inhaltsstoffe ermittelt.<br />

Statistische Analyse<br />

Der Datencheck und die deskriptive Statistik erfolgte mit dem Programm STATGRAPHICS<br />

Plus 5 (2000). Die statistische Auswertung wurde mit dem Programm LSMLMW PC-1<br />

Version vorgenommen (Harvey 1987). Das statistische Modell bestand aus den fixen<br />

Effekten Vegetationsstadium, Sorte und Standort sowie den Zweifach-Interaktionen. Die<br />

paarweisen Vergleiche wurden nach Newman-Keuls mit STATGRAPHICS Plus 5 (2000)<br />

ermittelt und durch unterschiedliche Hochbuchstaben gekennzeichnet (P ≦ 0,05).<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Erträge und morphologische Zusammensetzung<br />

Die Erträge an Frisch- und Trockenmasse (TM) sowie an Energie (ME) sind in den<br />

Tabellen<br />

2a bis 2c angeführt, ebenso die morphologische Zusammensetzung. Die<br />

Vegetationsdauer betrug im Mittel 132 Tage, in den drei Vegetationsstadien 122, 132 bzw.<br />

142 Tage. Die Versuchsfaktoren Vegetationsdauer, Standort und Jahr wirkten sich<br />

signifikant auf den TM-Ertrag aus (P < 0,01), auch der Einfluss der Sorte zeigte deutliche<br />

Unterschiede (P = 0,079). Mit steigendem Vegetationsstadium erhöhte sich der Ertrag von<br />

19.820 auf 21.449 bzw. 23.134 kg TM. Der für den Maisanbau günstige Standort Lambach<br />

übertraf die beiden anderen Standorte Kobenz und Gumpenstein um etwa 3.000 kg TM<br />

(23.245, 20.410, 20.748 kg TM). Hinsichtlich der Sorten stiegen die Erträge mit höherer<br />

Reifezahl an (20.800, 21.410, 22.194 kg TM für Fuxxol, Romario und Atalante). Auch in<br />

den bayerischen Untersuchungen von Zscheischler et al. (1974) wiesen die Sorten mit<br />

höherer Reifezahl höhere Erträge auf. Bezüglich des Ertrages an ME zeigten sich die<br />

gleichen Trends bei den jeweiligen Versuchsfaktoren. Mit Ausnahme des Jahres wirkten<br />

sich alle Versuchsfaktoren signifikant auf die morphologische Zusammensetzung aus, d.h.<br />

auf den Anteil von Kolben und Restpflanze. Die Sorte Romario (54,8 %) wies signifikant<br />

höhere Kolbenanteile auf als Fuxxol (51,4 %) und Atalante (49,3 % der TM).<br />

Hinsichtlich des Ertrages an TM und ME bestanden zwischen Sorte und den anderen<br />

Versuchsfaktoren keine signifikanten Wechselwirkungen. Allerdings traten<br />

Wechselwirkungen zwischen Vegetationsstadium und Standort bzw. Jahr auf, d.h. der<br />

Faktor Vegetationsstadium ist nicht unabhängig von der Wirkung des Standortes bzw.<br />

Jahres (siehe Tabelle 2c im Anhang).<br />

Inhaltsstoffe der Restpflanze<br />

Der Gehalt an Inhaltsstoffen der Maisrestpflanzen in Abhängigkeit von den<br />

Versuchshauptfaktoren ist in den Tabellen 3a und 3b angegeben, für die Wechselwirkung<br />

Sorte × Vegetationsstadium in Tabelle 3c (Anhang). Alle vier Versuchsfaktoren<br />

beeinflussten den Gehalt an TM hochsignifikant (P < 0,001). Der Rohproteingehalt betrug<br />

im Mittel 51 g/kg TM und verminderte sich im Lauf der Vegetation (52, 52, 47 g/kg TM).<br />

Erwartungsgemäß stieg der Gehalt an Rohfaser im Lauf der Vegetation an (327, 340, 360<br />

g/kg TM), ebenso die Gerüstsubstanzen (638, 656, 682 g/kg TM). Dadurch verminderten<br />

sich Verdaulichkeit der OM und Energiekonzentration (8.46, 8.08, 7.85 MJ ME/kg TM).<br />

246


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Wie auch bei anderen Gramineen ist der Mineralstoffgehalt bei älteren Pflanzen niedriger.<br />

Auch der Versuchsfaktor Sorte wirkte sich bei vielen Nähr- und Mineralstoffen signifikant<br />

aus (nicht jedoch auf Verdaulichkeit und<br />

Tabelle 2a: Trockenmasse- und Energieertrag (pro Hektar) sowie morphologische<br />

Zusammensetzung (LS means der Haupteffekte)<br />

Parameter Einheit Sorte Vegetationsstadium Standort Jahr RSD<br />

Fuxxol Romario Atalante I II III Lambach Kobenz Gumpen<br />

.<br />

2002 2003<br />

Vegetation Tage 131 133 133 122 132 142 136 129 131 139 124 3<br />

Frischmasse-Ertrag<br />

Gesamtpflanze kg FM 60.754 a<br />

64.220 a 71.581 b 68.573 b 65.386 ab 62.596 a 60.194 a 66.569 b 69.793 b 72.543 a 58.493 b<br />

5.609<br />

Restpflanze kg FM 39.200 a 40.724 a 49.392 b 47.079 c 43.124 b 39.114 a 36.086 a 45.209 b 48.021 b 48.714 a 37.497 b<br />

4.618<br />

Kolben kg FM 21.376 a 23.312 b 21.990 ab 21.296 a 22.052 ab 23.330 b 24.008 b 21.091 a 21.579 a 23.570 a 20.882 b<br />

1.938<br />

Trockenmasse-Ertrag<br />

Gesamtpflanze kg TM 20.800 21.410 22.194 19.820 a 21.449 b 23.134 c 23.245 b 20.410 a 20.748 a 22.152 a 20.784 b<br />

1.776<br />

Restpflanze kg TM 9.935 a 9.601 a 11.071 b 10.424 10.116 10.068 9.855 a 9.985 a 10.768 b 10.479 9.926 1.100<br />

Kolben kg TM 10.864 a 11.809 b 11.123 ab 9.396 a 11.333 b 13.066 c 13.390 b 10.426 a 9.980 a 11.673 a 10.858 b<br />

Energie-Ertrag<br />

1.054<br />

Gesamtpflanze GJ ME 215,567 225,167 228,954 205,636 a b<br />

222,594<br />

241,457<br />

c 244,573 b 210,793 a 214,322 a 231,296 a 215,16<br />

2 b 8,322<br />

Restpflanze GJ ME 80,644 a 77,997 a 90,462 b 88,333 b 81,769 a 79,001 a 77,544 a 81,312 a 90,246 b 85,881 a 80,187 b<br />

9,596<br />

Kolben GJ ME 134,923 a 147,169 b 138,492 a<br />

b 117,303 a b<br />

140,825<br />

162,456<br />

c 167,029 b 129,481 a 124,075 a 145,415 a 134,97<br />

5 b 3,127<br />

Morph. Zusammensetzung<br />

Kolbenanteil % TM 51,40 a 54,77 b 49,31 a 46,62 a 52,73 b 56,13 c 57,16 c 50,47 b 47,86 a 52,67 50,98 3,35<br />

Kolbenanteil % ME 61,65 a 64,89 b 59,40 a 56,05 a 63,06 b 66,83 c 67,76 c 60,67 b 57,51 a 62,73 61,23 3,66<br />

Tabelle 2b: P-Werte für Haupteffekte und Interaktionen, Variationskoeffizienten (CV) sowie<br />

Bestimmtheitsmaß (R²)<br />

Sorte<br />

Vegetati<br />

on<br />

Standort Jahr<br />

Sor×Ve<br />

g<br />

Sor×Ort Sor×Jahr Veg×Ort Veg×Jah<br />

r<br />

Ort×Jahr CV R²<br />

Vegetation<br />

Frischmasse-Ertrag<br />

0,113 0,000 0,000 0,000 0,999 0,078 0,113 0,560 0,002 0,818 2,4 0,963<br />

Gesamtpflanze 0,000 0,013 0,000 0,000 0,799 0,021 0,067 0,099 0,000 0,026 8,6 0,927<br />

Restpflanze 0,000 0,000 0,000 0,000 0,906 0,002 0,064 0,095 0,000 0,044 10,7 0,936<br />

Kolben 0,018 0,013 0,000 0,000 0,348 0,045 0,265 0,380 0,000 0,025 8,7 0,855<br />

Trockenmasse-Ertrag<br />

Gesamtpflanze 0,079 0,000 0,000 0,009 0,479 0,288 0,268 0,030 0,000 0,027 8,3 0,886<br />

Restpflanze 0,001 0,580 0,040 0,076 0,819 0,019 0,282 0,305 0,000 0,021 10,8 0,776<br />

Kolben 0,033 0,000 0,000 0,008 0,271 0,048 0,417 0,012 0,000 0,002 9,4 0,940<br />

Energie-Ertrag<br />

Gesamtpflanze 0,096 0,000 0,000 0,003 0,400 0,317 0,224 0,033 0,000 0,025 8,2 0,892<br />

Restpflanze 0,001 0,020 0,002 0,038 0,789 0,023 0,238 0,429 0,000 0,019 11,6 0,784<br />

Kolben 0,027 0,000 0,000 0,007 0,273 0,041 0,384 0,018 0,000 0,002 9,4 0,939<br />

Morph. Zusammensetzung<br />

Kolbenanteil 0,000 0,000 0,000 0,073 0,911 0,005 0,793 0,743 0,000 0,000 6,5 0,896<br />

Kolbenanteil 0,001 0,000 0,000 0,141 0,899 0,012 0,765 0,629 0,000 0,000 5,9 0,897<br />

247


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabelle 3a: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie<br />

Verdaulichkeit der Restpflanze (LS means der Haupteffekte)<br />

Parameter Einheit Sorte Vegetationsstadium Standort Jahr RSD<br />

Fuxxol Romario Atalante I II III Lambach Koben Gumpe 2002 2003<br />

Nährstoffe<br />

Trockenmasse g/kg FM 270 c 247 b 233 a 232 a 250 b 268 c 276 c 246 b 228 a 223 a 277 b 14<br />

Rohprotein g/kg TM 51 49 51 52 b 52 b 47 a 45 a 59 b 48 a 49 52 5<br />

Rohfett g/kg TM 16 15 14 17 b 14 a 14 a 14 15 16 19 a 11 b 3<br />

Rohfaser g/kg TM 350 b 348 b 329 a 327 a 340 a 360 b 349 b 331 a 346 b 346 339 20<br />

N-freie Extr.stoffe g/kg TM 513 a 520 a 538 b 538 b 526 b 508 a 525 519 527 517 a 530 b 22<br />

Rohasche g/kg TM 70 68 67 67 69 70 66 a 76 b 63 a Zellwandbestandteile<br />

69 68 6<br />

NDF g/kg TM 666 662 648 638 a 656 b 682 c 668 651 657 673 a 644 b 24<br />

ADF g/kg TM 392 388 375 367 a 383 b 404 c 384 386 384 393 a 376 b 21<br />

ADL g/kg TM 46 b 46 b 41 a 43 44 46 44 44 46 47 a 42 b 5<br />

Verdaulichkeit und Energie<br />

Verdaulichkeit OM % 58,8 58,8 59,1 61,1 c 58,6 b 57,1 a 57,0 a 59,4 b 60,4 c 59,2 58,6 1,2<br />

ME MJ/kg 8,11 8,12 8,17 8,46 c 8,08 b 7,85 a 7,88 a 8,14 b 8,37 c 8,20 a 8,06 b 0,21<br />

NEL MJ/kg 4,64 4,64 4,68 4,88 c 4,62 b 4,46 a 4,48 a 4,67 b 4,81 c 4,70 a 4,61 b Mineralstoffe<br />

0,14<br />

Calcium g/kg TM 3,5 3,6 3,5 3,6 b 3,6 b 3,3 a 3,7 b 3,4 a 3,5 a 3,5 3,5 0,3<br />

Phosphor g/kg TM 1,3 ab 1,2 a 1,4 b 1,5 b 1,3 b 1,1 a 1,0 a 1,5 b 1,4 b 1,3 1,3 0,3<br />

Magnesium g/kg TM 1,5 b 1,4 ab 1,2 a 1,4 1,4 1,3 1,7 b 1,3 a 1,1 a 1,2 a 1,6 b 0,3<br />

Kalium g/kg TM 18,5 b 16,9 a 18,6 b 17,9 18,2 18,0 13,8 a 22,3 c 18,0 b 18,3 17,8 1,5<br />

Natrium g/kg TM 0,30 0,30 0,26 0,29 0,28 0,28 0,27 0,32 0,26 0,20 a 0,37 b 0,09<br />

Tabelle 3b: P-Werte für Haupteffekte und Interaktionen, Variationskoeffizienten (CV) sowie<br />

Bestimmtheitsmaß (R²)<br />

, Sorte Vegetation<br />

n<br />

Standort Jahr<br />

Sor×Ve<br />

g<br />

Sor×Ort Sor×Jahr Veg×Ort Veg×Jah<br />

r<br />

Ort×Jahr CV R²<br />

Nährstoffe<br />

Trockenmasse 0,000 0,000 0,000 0,000 0,663 0,233 0,000 0,000 0,721 0,000 5,6 0,959<br />

Rohprotein 0,359 0,007 0,000 0,110 0,224 0,115 0,482 0,002 0,049 0,004 10,2 0,842<br />

Rohfett 0,363 0,015 0,388 0,000 0,812 0,196 0,466 0,002 0,014 0,136 17,1 0,877<br />

Rohfaser 0,007 0,000 0,022 0,247 0,979 0,719 0,199 0,179 0,290 0,002 5,9 0,737<br />

N-freie Extraktstoffe 0,004 0,002 0,516 0,038 0,948 0,994 0,124 0,025 0,103 0,006 4,2 0,719<br />

Rohasche 0,193 0,335 0,000 0,759 0,264 0,451 0,190 0,099 0,866 0,277 8,1 0,756<br />

Zellwandbestandteile<br />

NDF 0,069 0,000 0,120 0,000 0,588 0,041 0,887 0,207 0,666 0,007 3,7 0,769<br />

ADF 0,056 0,000 0,951 0,005 0,847 0,107 0,959 0,400 0,659 0,000 5,4 0,761<br />

ADL 0,013 0,222 0,422 0,001 0,991 0,042 0,963 0,960 0,140 0,000 11,5 0,822<br />

Verdaulichkeit und Energie<br />

Verdaulichkeit der OM 0,751 0,000 0,000 0,092 0,973 0,962 0,818 0,338 0,022 0,000 2,0 0,909<br />

ME 0,677 0,000 0,000 0,022 0,857 0,961 0,610 0,705 0,146 0,000 2,6 0,875<br />

NEL 0,647 0,000 0,000 0,041 0,889 0,970 0,628 0,700 0,110 0,000 3,1 0,876<br />

Mineralstoffe<br />

Calcium 0,180 0,003 0,024 0,370 0,290 0,003 0,362 0,048 0,113 0,123 7,7 0,730<br />

Phosphor 0,035 0,003 0,000 0,680 0,852 0,649 0,513 0,214 0,869 0,102 19,6 0,747<br />

Magnesium 0,005 0,402 0,000 0,000 0,406 0,680 0,910 0,215 0,656 0,000 18,3 0,852<br />

Kalium 0,003 0,877 0,000 0,220 0,062 0,698 0,018 0,023 0,424 0,406 8,3 0,925<br />

Natrium 0,371 0,878 0,148 0,000 0,780 0,825 0,742 0,011 0,923 0,061 31,9 0,741<br />

248


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabelle 4a: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie Verdaulichkeit<br />

des Kolbens (LS means der Haupteffekte)<br />

Parameter Einheit Sorte Vegetationsstadium Standort Jahr RSD<br />

Fux<br />

xol<br />

Romario Atalante I II III<br />

Lamb<br />

ach<br />

Koben<br />

z<br />

Gumpen. 2002 2003<br />

Nährstoffe<br />

Trockenmasse g/kg FM 503 505 496 435 a 513 b 555 c 556 c 489 b 459 a 494 508 36<br />

Rohprotein g/kg TM 92 88 91 90 89 91 91 ab 94 b 86 a 82 a 98 b 8<br />

Rohfett g/kg TM 40 a 43 b 41 a 40 a 41 a 45 b 48 c 40 b 38 a 42 a 41 b 3<br />

Rohfaser g/kg TM 75 80 77 84 b 79 b 69 a 73 79 80 73 a 82 b 9<br />

N-freie Extr.stoffe g/kg TM 776 771 774 769 773 778 773 769 779 786 a 761 b 13<br />

Rohasche g/kg TM 18 17 17 18 17 17 16 a 18 b 18 b 17 a 18 b 1<br />

Zellwandbestandteile<br />

NDF g/kg TM 236 245 236 256 b 238 ab 223 a 231 247 239 224 a 254 b 27<br />

ADF g/kg TM 97 101 95 106 b 97 a 91 a 91 a 105 b 98 ab 90 a 106 b 13<br />

ADL g/kg TM 17 18 18 19 17 17 18 18 17 17 a 19 b 3<br />

Verdaulichkeit und Energie<br />

Verdaulichkeit OM % 81,0 81,0 81,1 81,7 c 80,9 b 80,5 a 80,5 a 81,2 b 81,4 c 81,1 81,0 0,4<br />

ME MJ/kg TM 12,4 12,47 12,46 12,50 b 12,42 a 12,44 a 12,49 12,43 12,44 12,46 12,44 0,07<br />

NEL MJ/kg TM 7,72 7,74 7,74 7,77 b 7,71 a 7,72 a 7,75 7,72 7,74 7,75 7,72 0,05<br />

Mineralstoffe<br />

Calcium g/kg TM 0,2 0,2 0,2 0,2 b 0,2 a 0,2 a 0,2 b 0,2 a 0,2 a 0,2 0,2 0,0<br />

Phosphor g/kg TM 2,7 2,7 2,7 2,7 2,7 2,7 2,5 a 2,7 b 2,9 c 2,7 2,7 0,2<br />

Magnesium g/kg TM 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 0,1<br />

Kalium g/kg TM 5,2 b 4,7 a 4,7 a 5,3 b 4,8 a 4,4 a 4,1 a 5,0 b 5,4 c 4,4 a 5,2 b 0,5<br />

Natrium g/kg TM 0,32 0,29 0,37 0,35 0,34 0,30 0,34 0,36 0,29 0,52 a 0,13 b 0,17<br />

Tabelle 4b: P-Werte für Haupteffekte und Interaktionen, Variationskoeffizienten (CV) sowie<br />

Bestimmtheitsmaß (R²)<br />

Sorte Vegetation Standort Jahr Sor×Veg Sor×Ort Sor×Jahr Veg×Ort Veg×Jahr Ort×Jahr CV R²<br />

Nährstoffe<br />

Trockenmasse 0,754 0,000 0,000 0,162 0,971 0,966 0,823 0,406 0,022 0,000 7,2 0,902<br />

Rohprotein 0,436 0,779 0,012 0,000 0,952 0,111 0,952 0,229 0,859 0,760 8,5 0,751<br />

Rohfett 0,008 0,000 0,000 0,043 0,573 0,113 0,858 0,007 0,026 0,000 7,0 0,890<br />

Rohfaser 0,189 0,000 0,056 0,001 0,454 0,527 0,995 0,045 0,006 0,002 11,2 0,780<br />

N-freie Extraktstoffe 0,487 0,084 0,099 0,000 0,979 0,831 0,957 0,127 0,118 0,459 1,7 0,739<br />

Rohasche 0,571 0,075 0,000 0,000 0,546 0,274 0,544 0,266 0,147 0,004 6,8 0,800<br />

Zellwandbestandteile<br />

NDF 0,482 0,004 0,215 0,000 0,253 0,393 0,342 0,019 0,073 0,055 11,3 0,725<br />

ADF 0,384 0,006 0,010 0,000 0,218 0,741 0,745 0,053 0,183 0,010 13,5 0,735<br />

ADL 0,238 0,090 0,941 0,025 0,726 0,732 0,463 0,003 0,038 0,000 16,4 0,732<br />

Verdaulichkeit und Energie<br />

Verdaulichkeit der OM 0,754 0,000 0,000 0,162 0,971 0,966 0,823 0,406 0,022 0,000 0,4 0,902<br />

ME 0,292 0,012 0,045 0,246 0,752 0,270 0,696 0,062 0,828 0,001 0,6 0,684<br />

NEL 0,400 0,002 0,318 0,089 0,744 0,384 0,699 0,055 0,634 0,000 0,7 0,711<br />

Mineralstoffe<br />

Calcium 0,728 0,014 0,015 0,174 0,588 0,443 0,561 0,127 0,227 0,000 14,1 0,693<br />

Phosphor 0,792 0,501 0,000 0,693 0,140 0,299 0,053 0,723 0,657 0,021 7,1 0,709<br />

Magnesium 0,156 0,728 0,365 0,676 0,596 0,938 0,360 0,424 0,288 0,020 8,0 0,502<br />

Kalium 0,003 0,000 0,000 0,000 0,534 0,293 0,407 0,411 0,013 0,232 9,7 0,870<br />

Natrium 0,345 0,617 0,375 0,000 0,433 0,826 0,637 0,293 0,658 0,643 50,3 0,770<br />

249


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabelle 5a: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie Verdaulichkeit<br />

der Gesamtpflanze (LS means der Haupteffekte)<br />

Parameter Einheit Sorte Vegetationsstadium Standort Jahr RSD<br />

Fuxxol Romari<br />

o<br />

Atalante I II III<br />

Lam<br />

bach<br />

Kobenz Gump<br />

en.<br />

2002 2003<br />

Nährstoffe<br />

Trockenmasse g/kg FM 354 b 342 b 318 a 297 a 340 b 377 c 389 c 324 b 300 a 312 a 364 b 20<br />

Rohprotein g/kg TM 72 71 71 70 72 72 72 b 76 c 66 a 67 a 76 b 6<br />

Rohfett g/kg TM 28 a 31 b 28 a 28 a 28 a 32 b 34 c 28 b 26 a 32 a 27 b 2<br />

Rohfaser g/kg TM 207 b 200 a 202 ab 210 c 202 b 196 a 191 a 201 b 217 c 201 205 7<br />

N-freie Extr.stoffe g/kg TM 650 a 659 b 656 b 649 a 656 b 660 b 667 b 648 a 650 a 659 a 651 b 9<br />

Rohasche g/kg TM 43 b 40 a 42 b 44 b 42 ab 40 a 37 a 47 c 41 b Zellwandbestandteile<br />

41 43 3<br />

NDF g/kg TM 443 430 441 455 b 435 a 424 a 418 a 443 b 453 b 436 440 17<br />

ADF g/kg TM 238 b 229 a 235 ab 243 b 232 a 228 a 216 a 242 b 245 b 233 235 9<br />

ADL g/kg TM 30 30 30 31 29 30 29 a 30 a 32 b 31 a 29 b 3<br />

Verdaulichkeit und Energie<br />

Verdaulichkeit OM % 70,7 a 71,3 b 70,4 a 71,1 70,7 70,6 70,8 70,8 70,8 71,1 a 70,5 b 0,7<br />

ME MJ/kg TM 10,35 a 10,52 b 10,31 a 10,37 10,38 10,43 10,5<br />

b<br />

10,32 a 10,33 a 10,45 a 10,34 b NEL MJ/kg TM 6,24<br />

0,13<br />

a 6,35 b 6,21 a 6,25 6,26 6,30 6,36 b<br />

6,22 a 6,22 a 6,31 a 6,23 b Mineralstoffe<br />

0,09<br />

Calcium g/kg TM 1,8 1,7 1,8 2,0 c 1,8 b 1,6 a 1,7 a 1,8 ab 1,9 b 1,8 1,8 0,2<br />

Phosphor g/kg TM 2,0 2,0 2,1 2,1 2,0 2,0 1,8 a 2,1 b 2,1 b 2,0 2,0 0,2<br />

Magnesium g/kg TM 1,3 b 1,2 b 1,1 a 1,2 1,2 1,2 1,4 b 1,2 a 1,1 a 1,1 a 1,3 b 0,1<br />

Kalium g/kg TM 11,7 b 10,3 a 11,8 b 12,0 c 11,2 b 10,5 a 8,3 a 13,6 c 11,9 b 11,0 11,5 0,9<br />

Natrium g/kg TM 0,31 0,30 0,31 0,33 0,31 0,29 0,30 0,34 0,28 0,37 a 0,25 b 0,09<br />

Tabelle 5b: P-Werte für Haupteffekte und Interaktionen, Variationskoeffizienten (CV) sowie Bestimmtheitsmaß (R²)<br />

Sorte Vegetation Standort Jahr Sor×Veg Sor×Ort Sor×Jahr Veg×Ort Veg×Jah Ort×Jahr CV R²<br />

Nährstoffe<br />

Trockenmasse 0,000 0,000 0,000 0,000 0,946 0,268 0,005 0,003 0,151 0,000 5,8 0,954<br />

Rohprotein 0,802 0,313 0,000 0,000 0,582 0,205 0,733 0,473 0,068 0,656 8,1 0,754<br />

Rohfett 0,000 0,000 0,000 0,000 0,697 0,064 0,808 0,000 0,000 0,000 6,9 0,934<br />

Rohfaser 0,025 0,000 0,000 0,113 0,518 0,003 0,086 0,019 0,001 0,042 3,6 0,892<br />

N-freie Extraktstoffe 0,018 0,004 0,000 0,002 0,841 0,141 0,056 0,029 0,217 0,467 1,4 0,806<br />

Rohasche<br />

Zellwandbestandteile<br />

0,013 0,005 0,000 0,103 0,440 0,021 0,367 0,143 0,059 0,231 7,0 0,850<br />

NDF 0,058 0,000 0,000 0,293 0,444 0,114 0,487 0,273 0,001 0,023 3,8 0,820<br />

ADF 0,016 0,000 0,000 0,424 0,177 0,250 0,675 0,034 0,000 0,646 3,9 0,875<br />

ADL<br />

Verdaulichkeit und Energie<br />

0,519 0,076 0,007 0,044 0,962 0,427 0,765 0,098 0,011 0,000 8,4 0,845<br />

Verdaulichkeit der OM 0,001 0,074 0,990 0,007 0,975 0,009 0,823 0,502 0,510 0,001 1,0 0,722<br />

ME 0,000 0,305 0,000 0,002 0,746 0,001 0,854 0,871 0,034 0,232 1,3 0,789<br />

NEL<br />

Mineralstoffe<br />

0,000 0,257 0,000 0,002 0,781 0,001 0,841 0,836 0,035 0,216 1,4 0,794<br />

Calcium 0,207 0,000 0,006 0,811 0,358 0,115 0,720 0,280 0,492 0,384 9,4 0,791<br />

Phosphor 0,787 0,453 0,000 0,751 0,580 0,299 0,063 0,544 0,396 0,001 8,0 0,729<br />

Magnesium 0,001 0,283 0,000 0,000 0,278 0,463 0,752 0,555 0,176 0,000 9,9 0,845<br />

Kalium 0,000 0,000 0,000 0,067 0,190 0,143 0,076 0,114 0,017 0,307 8,2 0,935<br />

Natrium 0,798 0,437 0,083 0,000 0,355 0,826 0,769 0,099 0,831 0,896 27,9 0,637<br />

250


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Energiekonzentration). Der Einfluss der Sorte dürfte allerdings vom Faktor<br />

Vegetationsstadium überlagert sein, da frühreifere Sorten einen höheren Gehalt an<br />

Rohfaser bzw. Gerüstsubstanzen aufwiesen (Fuxxol > Romario > Atalante – 666, 662, 648<br />

g NDF/kg TM). Ebenso spiegelt der Versuchsfaktor Standort auf Grund unterschiedlicher<br />

Wachstumsbedingungen zum Teil eine unterschiedliche Vegetationsdauer wider. Deshalb<br />

ist der Rohfasergehalt in den Maisgunstlagen (Lambach) höher und die Verdaulichkeit<br />

niedriger, weil die Pflanzen wegen der besseren Wachstumsbedingungen physiologisch<br />

älter waren. Folglich betrug die Verdaulichkeit der OM in Lambach, Kobenz und<br />

Gumpenstein 57.0, 59.4 bzw. 60.4 %. Allerdings traten zwischen den Versuchsfaktoren<br />

Sorte, Vegetationsstadium und Standort keine Wechselwirkungen auf, d.h. ein Faktor<br />

wirkte auf den jeweils anderen Faktor in gleicher Weise (Tab. 3b und 3c).<br />

Der Einfluss der in dieser Arbeit untersuchten Faktoren auf den Nährstoffgehalt von Maisrestpflanzen<br />

wurde in zahlreichen Untersuchungen beschrieben (Zscheischler et al. 1974,<br />

Groß & Peschke 1980a, Gruber et al. 1983, Pex et al. 1996, Schwarz et al. 1996, Kurtz &<br />

Schwarz 2005). Daraus geht klar hervor, dass sich der Futterwert (Verdaulichkeit, Energiekonzentration)<br />

im Laufe der Vegetation deutlich vermindert, was – wie bei allen Gramineen<br />

– auf die starke Lignifizierung zurückzuführen ist. Außerdem bestehen auch Sortenunterschiede,<br />

die auf intensiver Züchtungsarbeit beruhen („stay green- und dry down-Sorten“).<br />

Inhaltsstoffe des Kolbens<br />

Der Gehalt an Inhaltsstoffen der Maiskolben in Abhängigkeit von den Versuchshauptfaktoren<br />

ist in den Tabellen 4a und 4b angeführt, für die Wechselwirkung Sorte × Vegetationsstadium<br />

in Tabelle 4c (Anhang). Der Gehalt an TM wurde durch die<br />

Versuchsfaktoren Vegetationsstadium und Standort hochsignifikant (P < 0,001)<br />

beeinflusst. Der TM-Gehalt betrug im Mittel 50 % und stieg im Lauf der Vegetation stark an<br />

(43.5, 51.3, 55.5 %). Der TM-Gehalt des Kolbens wird von Groß (1979) als der<br />

entscheidende Parameter zur Beurteilung des physiologischen Reifegrades von Silomais<br />

beschrieben, der im Gegensatz zum TM-Gehalt der Maisganzpflanze von den<br />

klimatischen Bedingungen in wesentlich geringerem Maß beeinflusst wird.<br />

Der Proteingehalt ist wesentlich höher als in der Restpflanze (im Durchschnitt 90 g/kg TM)<br />

und wurde von Standort und Jahr, nicht jedoch von Sorte und Vegetationsstadium<br />

beeinflusst. Der Gehalt an Rohfett (im Mittel 42 g/kg TM) trägt nicht unwesentlich zum<br />

Energiegehalt des Maiskolbens bei und erhöht sich im Lauf der Vegetation (40, 41, 45<br />

g/kg TM). Der Rohfettgehalt ist auch höher auf Standorten mit längerer Vegetationsdauer<br />

(38, 40, 48 g/kg TM in Gumpenstein, Kobenz und Lambach). Der Gehalt an Rohfaser bzw.<br />

Gerüstsubstanzen wurde durch die Versuchsfaktoren Vegetationsstadium und Jahr<br />

signifikant beeinflusst, nicht jedoch von Sorte und Standort. Mit fortschreitender Vegetation<br />

nahm der Gehalt an NDF von 256 auf 238 bzw. 223 g/kg TM ab, was auf zunehmende<br />

Stärkeeinlagerung schließen läßt. Dies wurde in eingehenderen Untersuchungen nach<br />

dem Cornell Net Carbohydrate and Protein System (Fox et al. 2004) am selben<br />

Probenmaterial bestätigt (Versuchsjahr 2003). Die Fraktion B1 (= Stärke) machte in den<br />

Vegetationsstadien I, II, und III 21.4, 30.5 bzw. 28.4 der Kohlenhydrate von frischem,<br />

unsiliertem Silomais aus (Gruber et al. 2006). Auch in der DLG-Tabelle für Wiederkäuer<br />

nimmt der Stärkegehalt mit fortschreitender Vegetation zu (DLG 1997). Die Verdaulichkeit<br />

und Energiekonzentration gingen von Stadium I auf II leicht zurück, zwischen<br />

Vegetationsstadium II und III bestand kein signifikanter Unterschied (12.50, 12.42, 12.44<br />

MJ ME/kg TM). Auch in den Untersuchungen von Groß & Peschke (1980b) sowie Gruber<br />

et al. (1983) zeigte sich ein leichter Rückgang der Verdaulichkeit des Kolbens gegen<br />

Vegetationsende. Ettle et al. (2001) haben festgestellt, dass sich die ruminale in situ-<br />

251


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Abbaubarkeit der organischen Substanz des Kolbens im Zuge der Reifung stark<br />

vermindert.<br />

Hinsichtlich der Mineralstoffe übten die Versuchsfaktoren bei den Maiskolben zum größten<br />

Teil keinen wesentlichen Einfluss aus. Zwischen Maiskolben und Restpflanze bestehen<br />

eindeutige Unterschiede im Mineralstoffgehalt: Maiskolben weisen mehr Phosphor auf (2,7<br />

bzw. 1,3 g/kg TM), Maisrestpflanzen sind dagegen reicher an Calcium (3,5 bzw. 0,2 g/kg<br />

TM), Magnesium (1,4 bzw. 1,1 g/kg TM) und Kalium (18,8 bzw. 4,8 g/kg TM).<br />

Inhaltsstoffe der Gesamtpflanze<br />

Der Gehalt an Inhaltsstoffen der Mais-Gesamtpflanzen in Abhängigkeit von den Versuchshauptfaktoren<br />

ist in den Tabellen 5a und 5b dargestellt, für die Wechselwirkung Sorte ×<br />

Vegetationsstadium in Tabelle 5c (Anhang). Der Gehalt an TM war von allen vier<br />

Versuchsfaktoren hochsignifikant beeinflusst (P < 0,001). Er erhöhte sich mit Fortschreiten<br />

der Vegetation von 29,7 auf 34,0 bzw. 37,7 %, war höher auf Standorten mit langer<br />

Vegetationsdauer (Lambach > Kobenz > Gumpenstein) und geringer bei Sorten mit hoher<br />

Reifezahl (Fuxxol > Romario > Atalante). Die physiologische Ursache ist, dass sich mit der<br />

Vegetation sowohl der Anteil des TM-reichen Kolbens erhöht und auch der TM-Gehalt der<br />

Restpflanze ansteigt (u. a. Groß 1979). Der TM-Gehalt des Kolbens wird daher von vielen<br />

Versuchsanstellern als der aussagekräftigste Parameter zur Beschreibung der<br />

physiologischen Reife des Silomaises angesehen (Groß 1979, Groß & Peschke 1980a, b,<br />

c; Gruber et al. 1983). Letztlich lassen sich alle Versuchsfaktoren auf die Frage<br />

reduzieren, welcher Vegetationszeitraum den einzelnen Versuchsvarianten für ihre<br />

Entwicklung zur Verfügung stand. Das gilt auch für den Gehalt an wertbestimmenden<br />

Nährstoffen (besonders Faser- und Nicht-Faser–Kohlenhydrate) und auch die<br />

Verdaulichkeit, wobei dem Anteil des Kolbens die entscheidende Rolle zukommt.<br />

Auf den Gehalt an Rohprotein wirkten sich Standort und Jahr hochsignifikant aus, nicht<br />

jedoch Sorte und Vegetationsstadium. Als Ursachen für die Differenzen im Rohprotein-<br />

Gehalt sind vor allem das Verhältnis Restpflanze/Kolben, das physiologische Alter der<br />

Restpflanze sowie Standortunterschiede (Boden und Klima) anzusehen (Zscheischler et<br />

al. 1974, Groß & Peschke 1980a und b, Gruber et al. 1983, Pex et al. 1996, Schwarz et al.<br />

1996, Ettle & Schwarz 2003). Auch auf den Gehalt an Rohfett übten alle Versuchsfaktoren<br />

einen signifikanten Einfluss aus, wofür der unterschiedliche Anteil des fettreichen Kolbens<br />

als Ursache anzusehen ist (Tab. 4). Mit steigendem Vegetationsstadium verminderte sich<br />

der Gehalt an Rohfaser und Gerüstsubstanzen hochsignifikant (P < 0,001). Der NDF-<br />

Gehalt betrug in den Vegetationsstadien I, II und III 455, 435 bzw. 424 g/kg TM. Auch die<br />

Sorten unterschieden sich im Gehalt an Gerüstsubstanzen. Der Faktor Standort<br />

beeinflusste den Gehalt an Gerüstsubstanzen erwartungsgemäß in dem Sinn, dass der<br />

Gehalt an NDF, ADF, ADL und Rohfaser signifikant umso niedriger war, je länger die<br />

Vegetationsperiode bzw. je günstiger die klimatischen Wachstumsbedingungen für<br />

Silomais an einem Standort waren. Die physiologische Ursache dafür liegt in den höheren<br />

Kolbenanteilen, die durch diese Wachstumsbedingungen begünstigt werden.<br />

Als Konsequenz aus dem Gehalt an Nährstoffen (besonders Faser- und Nichtfaser-<br />

Kohlenhydrate) in Abhängigkeit von den untersuchten Einflussfaktoren ergibt sich die<br />

Verdaulichkeit und Energiekonzentration. Diese wurden vor allem durch den<br />

Versuchsfaktor Sorte beeinflusst. Der ME-Gehalt der Sorte Fuxxol, Romario bzw. Atalante<br />

betrug 10.35, 10.52 und 10.31 MJ/kg TM. Dafür ist vor allem der höhere Kolbenanteil<br />

verantwortlich (Tab. 2). Das Vegetationsstadium übte dagegen keinen signifikanten<br />

Einfluss auf Verdaulichkeit und Energiekonzentration aus. Damit bestätigt auch diese<br />

Untersuchung, dass sich die beiden negativ korrelierten Faktoren „Qualität der<br />

Restpflanze“ und „Kolbenanteil“ hinsichtlich Energiekonzentration der Gesamtpflanze<br />

252


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

großteils aufheben (Gruber et al. 1983). In verdauungsphysiologischer Hinsicht ergeben<br />

allerdings früh und spät geernteter Silomais trotz ähnlicher Verdaulichkeiten eine sehr<br />

unterschiedliche Produktion an flüchtigen Fettsäuren im Pansen und damit Wirkung im<br />

Stoffwechsel (Jochmann et al. 1999, Beever & Mould 2000).<br />

Zusammenfassung<br />

SILOMAIS IST AUF GRUND DER HOHEN ENERGIEKONZENTRATION, DES<br />

GERINGEN PROTEINGEHALTES UND DER EINFACHEN KONSERVIERBARKEIT EINE<br />

WICHTIGE UND HÄUFIGE RATIONSKOMPONENTE FÜR WIEDERKÄUER. FÜR DEN<br />

FUTTERWERT SIND VOR ALLEM DER ANTEIL DES HOCHVERDAULICHEN KOLBENS<br />

UND DIE QUALITÄT DER RESTPFLANZE ENTSCHEIDEND. DIESE BEIDEN<br />

FAKTOREN STEHEN IN NEGATIVER BEZIEHUNG ZUEINANDER UND WERDEN<br />

DURCH DAS VEGETATIONSSTADIUM GESTEUERT, WOBEI AUCH DER ERTRAG AN<br />

TM BEEINFLUSST WIRD.<br />

Um diese Zusammenhänge für aktuelle Sorten zu klären und zu quantifizieren, wurde in<br />

den Jahren 2002 und 2003 ein drei-faktorieller Silomaisversuch mit den Faktoren Sorte<br />

(Fuxxol RZ 240, Romario RZ 270, Atalante RZ 290), Vegetationsstadium (Ende<br />

Milchreife, Mitte Teigreife, Ende Teigreife) und Standort (Lambach OÖ, Kobenz Stmk,<br />

Gumpenstein Stmk) durchgeführt. Bei der Ernte wurde die Pflanze in Kolben und<br />

Restpflanze getrennt, der Gehalt an TM durch Trocknung festgestellt und beide<br />

Pflanzenteile chemisch analysiert (Weender Analyse, Gerüstsubstanzen, in vitro<br />

Verdaulichkeit mit Zellulase). Die wesentlichen Ergebnisse sind in der Tabelle angeführt:<br />

Sorte Vegetationsstadium<br />

Fuxxol Romario Atalante I II III<br />

Ertrag (kg TM je ha) 20.800 21.410 22.194 19.820 a 21.449 b 23.134 c<br />

Kolbenanteil (% d. TM) 51,40 a 54,77 b 49,31 a 46,62 a 52,73 b 56,13 c<br />

Restpflanze<br />

Rohprotein (g/kg TM) 51 49 51 52 b 52 b 47 a<br />

Rohfaser (g/kg TM) 350 b 348 b 329 a 327 a 340 a 360 b<br />

NDF (g/kg TM) 666 662 648 638 a 656 b 682 c<br />

ME (MJ/kg TM) 8,11 8,12 8,17 8,46 c 8,08 b 7,85 a<br />

Kolben<br />

Rohprotein (g/kg TM) 92 88 91 90 89 91<br />

Rohfaser (g/kg TM) 75 80 77 84 b 79 b 69 a<br />

NDF (g/kg TM) 236 245 236 256 b 238 ab 223 a<br />

ME (MJ/kg TM) 12,43 12,47 12,46 12,50 b 12,42 a 12,44 a<br />

Gesamtpflanze<br />

Rohprotein (g/kg TM) 72 71 71 70 72 72<br />

Rohfaser (g/kg TM) 207 b 200 a 202 ab 210 c 202 b 196 a<br />

NDF (g/kg TM) 443 430 441 455 b 435 a 424 a<br />

ME (MJ/kg TM) 10,35 a 10,52 b 10,31 a 10,37 10,38 10,43<br />

DAS VEGETATIONSSTADIUM WIRKTE STÄRKER AUF ERTRAG UND FUTTERWERT<br />

ALS DIE SORTE. DOCH DIE SORTEN UNTERSCHIEDEN SICH IM KOLBENANTEIL<br />

UND BEEINFLUSSTEN DADURCH DIE ENERGIEKONZENTRATION DER<br />

GESAMTPFLANZE. ZWISCHEN DEN VERSUCHSFAKTOREN BESTANDEN<br />

VIELFÄLTIGE WECHSELWIRKUNGEN, DA FÜR SILOMAIS HINSICHTLICH ERTRAG<br />

253


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

UND FUTTERWERT DER ZUR VERFÜGUNG STEHENDE VEGETATIONSZEITRAUM<br />

ENTSCHEIDET.<br />

Schlüsselwörter: Silomais, Vegetationsstadium, Sorte, Ertrag, Futterwert, Kolbenanteil<br />

254


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

SUMMARY<br />

Yield and feed value of forage maize as influenced by vegetative stage, variety and<br />

location<br />

DUE TO ITS HIGH ENERGY AND LOW PROTEIN CONTENT AS WELL ITS EASY<br />

CONSERVABILITY FORAGE MAIZE IS AN IMPORTANT AND FREQUENTLY USED<br />

COMPONENT IN RUMINANT RATIONS. THE FEED VALUE IS MAINLY DETERMINED<br />

BY THE PROPORTION OF HIGHLY DIGESTIBLE EAR AND THE QUALITY OF THE<br />

RESIDUAL PLANT. THESE TWO FACTORS CORRELATE NEGATIVELY AND ARE<br />

AFFECTED BY THE VEGETATIVE STAGE. BESIDES, THE DM YIELD IS ALSO<br />

INFLUENCED BY THE VEGETATIVE STAGE.<br />

IN ORDER TO INVESTIGATE AND QUANTIFY THESE RELATIONSHIPS, A THREE-<br />

FACTORIAL EXPERIMENT WITH FORAGE MAIZE WAS CARRIED OUT IN THE YEARS<br />

2002 AND 2003. THE FOLLOWING FACTORS WERE EXAMINED:<br />

VARIETY: FUXXOL (FAO 240), ROMARIO (FAO 270), ATALANTE (FAO 290)<br />

VEGETATIVE STAGE: LATE MILK STAGE, EARLY DENT STAGE, LATE DENT STAGE<br />

LOCATION: LAMBACH (UPPER AUSTRIA), KOBENZ (STYRIA), GUMPENSTEIN<br />

(STYRIA)<br />

At harvest the whole plant was seperated into ear and residual plant. The DM content was<br />

determined by oven drying (105°C) and both plant parts were analysed (Weende analysis,<br />

cell walls (Van Soest 1982, 1994), in vitro digestibility using cellulase). The main results<br />

are presented in the table:<br />

Variety Vegetative stage<br />

Fuxxol Romario Atalante I II III<br />

Yield (kg DM per ha) 20,800 21,410 22,194 19,820 a 21,449 b 23,134 c<br />

Ear proportion (% of<br />

DM) 51.40 a 54.77 b 49.31 a 46.62 a 52.73 b 56.13 c<br />

Residual plant<br />

Crude protein (g/kg DM) 51 49 51 52 b 52 b 47 a<br />

Crude fibre (g/kg DM) 350 b 348 b 329 a 327 a 340 a 360 b<br />

NDF (g/kg DM) 666 662 648 638 a 656 b 682 c<br />

ME (MJ/kg DM) 8.11 8.12 8.17 8.46 c 8.08 b 7.85 a<br />

Ear<br />

Crude protein (g/kg DM) 92 88 91 90 89 91<br />

Crude fibre (g/kg DM) 75 80 77 84 b 79 b 69 a<br />

NDF (g/kg DM) 236 245 236 256 b 238 ab 223 a<br />

ME (MJ/kg DM) 12.43 12.47 12.46 12.50 b 12.42 a 12.44 a<br />

Whole plant<br />

Crude protein (g/kg DM) 72 71 71 70 72 72<br />

Crude fibre (g/kg DM) 207 b 200 a 202 ab 210 c 202 b 196 a<br />

NDF (g/kg DM) 443 430 441 455 b 435 a 424 a<br />

ME (MJ/kg DM) 10.35 a 10.52 b 10.31 a 10.37 10.38 10.43<br />

THE VEGETATIVE STAGE HAD A MORE SIGNIFICANT IMPACT ON YIELD AND FEED<br />

VALUE THAN VARIETY. HOWEVER, THE VARIETIES DIFFERED IN EAR<br />

PROPORTION, THEREBY INFLUENCING THE ENERGY CONTENT OF THE WHOLE<br />

PLANT. THERE WERE SIGNIFICANT AND MULTIFARIOUS INTERACTIONS BETWEEN<br />

255


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

THE EXPERIMENTAL FACTORS, SINCE IT IS THE AVAILABLE SPACE OF<br />

VEGETATIVE TIME WHICH PRIMARILY DETERMINES YIELD AND FEED VALUE OF<br />

FORAGE MAIZE.<br />

Keywords: Forage maize, vegetative stage, variety, yield, feed value, ear proportion<br />

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DLG (Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft), 1997: DLG-Futterwerttabellen – Wiederkäuer. 7. Auflage,<br />

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ETTLE, T., F.J. SCHWARZ, P. LEBZIEN und G. FLACHOWSKY, 2002: Futterwert von Silagen aus unterschiedlichen<br />

Maishybriden und ihr Einfluss auf Leistungskriterien von Milchkühen. Landbauforschung<br />

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und T.R. OVERTON, 2004: The Cornell net carbohydrate and protein system for evaluating herd nutrition<br />

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GROSS, F., 1970: Einfluss des Erntezeitpunktes auf den Futterwert von Maisgärfutter. Das wirtschaftseig.<br />

Futter 16, 306-336.<br />

GROSS, F., 1979: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 1. Mitteilung: Bewertung von Silomais.<br />

Das wirtschaftseig. Futter 25, 215-225.<br />

GROSS, F. und W. PESCHKE, 1980a: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 2. Mitteilung:<br />

Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Maisstroh (Maispflanze ohne Kolben). Das wirtschaftseig. Futter<br />

26, 104-117.<br />

GROSS, F. und W. PESCHKE, 1980b: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 3. Mitteilung:<br />

Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit der Maiskolben. Das wirtschaftseig. Futter 26, 184-192.<br />

GROSS, F. und W. PESCHKE, 1980c: Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 4. Mitteilung:<br />

Einfluss der Kolbenbildung auf Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. Das wirtschaftseig.<br />

Futter 26, 193-206.<br />

GRUBER, L., H. KOPAL, F. LETTNER und F. PARRER, 1983: Einfluss des Erntezeitpunktes auf den<br />

Nährstoffgehalt und den Ertrag von Silomais. Das wirtschaftseig. Futter 29, 87-109.<br />

GRUBER, L. und F. LETTNER, 1985: Einfluss verschieden hoher Kraftfuttergaben in der Rindermast mit<br />

energiereicher Maissilage auf Mast- und Schlachtleistung und Wirtschaftlichkeit. Das wirtschsaftseig.<br />

Futter 31, 243-272.<br />

GRUBER, L. und R. STEINWENDER, 1992: Nähr- und Mineralstoffversorgung von Milchkühen aus dem<br />

Grundfutter. Ergebnisse einer Praxiserhebung in landwirtschaftlichen Betrieben Österreichs. Die<br />

Bodenkultur 43, 65-79.<br />

GRUBER, L., K. TAFERNER, B. STEINER, G. MAIERHOFER, M. URDL, J. GASTEINER, 2006: Einfluss<br />

von Vegetationsstadium, Sorte, Standort und Konservierung von Silomais auf den Gehalt an Rohprotein-<br />

256


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

und Kohlenhydrat-Fraktionen sowie den ruminalen in situ-Abbau der Trockenmasse. 118. VDLUFA-<br />

Kongress, Freiburg/Breisgau, im Druck 244<br />

HARVEY, W.R., 1987: User’s Guide for LSMLMW PC-1 Version. Mixed Model Least-Squares and Maximum<br />

Likelihood Computer Program. Ohio State University, USA, 59 S.<br />

HEIN, W. und L. GRUBER, 2003: Unterschiede österreichischer Silomais-Sorten hinsichtlich Ertrag und<br />

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BAL Gumpenstein, 77-84.<br />

HÖNER, K., P. LEBZIEN, T. ETTLE, F.J. SCHWARZ und G. FLACHOWSKY, 2002: Einfluss von Silagen<br />

aus unterschiedlichen Maishybriden auf die Umsetzungen im Verdauungstrakt von Kühen.<br />

Landbauforschung Völkenrode 52, 149-156.<br />

JOCHMANN, K., P. LEBZIEN, R. DAENICKE und G. FLACHOWSKY, 1999: Zum Einfluss des<br />

Reifestadiums von Maispflanzen und des Einsatzes von Milchsäurebakterien bei ihrer Silierung auf die<br />

Nährstoffumsetzungen im Verdauungstrakt von Milchkühen. J. Anim. Physiol. a. Anim. Nutr. 82, 178-192.<br />

KURTZ, H. und F.J. SCHWARZ, 2005: In situ-Abbaukinetik von Restpflanzen verschiedener Maishybriden<br />

im Reifeverlauf. Übers. Tierernährg. 33, 111-120.<br />

LANGENHOFF, M., R. DAENICKE, P. KÖHLER, U. MEYER und G. FLACHOWSKY, 2003: Einfluss von<br />

zwei Silomaishybriden auf Mast- und Schlachtleistung von Mastbullen. Landbauforschung Völkenrode<br />

53, 43-51.<br />

MEISSER, M. und G. WEISS, 2002: Nährwert von Silomais. Agrarforschung 9, 506-511.<br />

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auf Verdaulichkeit und Energiegehalt von Maissilage bei Rind und Schaf. Das wirtschsaftseig. Futter 42,<br />

83-96.<br />

SCHWARZ, F.J., E.J. PEX und M. KIRCHGESSNER, 1996: Zum Sorteneinfluss von Silomais auf<br />

Verdaulichkeit und Energiegehalt von Maissilage bei Rind und Schaf. Das wirtschsaftseig. Futter 42,<br />

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STATGRAPHICS Plus 5, 2000: Manugistics Leveraged Intelligence. User Manual. Maryland, USA.<br />

STEINGASS, H. und M. SIEGEL, 2002: Werden stärkereiche Silomaishybriden richtig bewertet? Innovation<br />

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STEINWIDDER, A. und T. GUGGENBERGER, 2003: Erhebungen zur Futteraufnahme und<br />

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Ergänzungsblätter 1983, 1988, 1993, 1997: Methodenbuch Band III – Die chemische Untersuchung von<br />

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Ertrag und Futterwert von Silomais. Bayer. Landw. Jahrb. 51, 611-636.<br />

257


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabellenanhang:<br />

Tabelle 2c: Trockenmasse- und Energieertrag (pro Hektar) sowie morphologische<br />

Zusammensetzung<br />

(Wechselwirkung Sorte × Vegetationsstadium)<br />

Sorte Fuxxol Romario Atalante<br />

Vegetationsstadium I II III I II III I II III<br />

Vegetation Tage 121 131 141 123 133 142 123 133 142<br />

Frischmasse-<br />

Ertrag<br />

Gesamtpflanze kg FM 63.163 61.624 57.476 67.438 64.915 60.307 75.116 69.620 70.006<br />

Restpflanze kg FM 42.511 b 39.913 b 35.175 a 44.453 b 41.229 b 36.490 a<br />

54.273 48.229 45.675<br />

Kolben kg FM 20.430 21.542 22.155 22.808 23.475 23.652 20.650 21.138 24.183<br />

Trockenmasse-<br />

Ertrag<br />

Gesamtpflanze kg TM 18.991 a 21.103 b 22.305 b<br />

20.173 21.642 22.416 20.297 a 21.603 ab 24.681 b<br />

Restpflanze kg TM 9.890 10.108 9.808 10.008 9.513 9.284 11.374 10.728 11.112<br />

Kolben kg TM 9.101 a 10.995 b 12.497 c 10.165 a 12.129 b 13.132 b<br />

8.923 a 10.876 a 13.569 b<br />

Energie-Ertrag<br />

Gesamtpflanze GJ ME 197,09 a 218,41 b 231,20 b<br />

211,16 227,85 236,49 208,66 a 221,52 a 256,68 b<br />

Restpflanze GJ ME 83,66 82,06 76,21 84,23 76,83 72,92 97,10 86,42 87,87<br />

Kolben GJ ME 113,42 a 136,36 b 154,99 c 126,92 a 151,01 b 163,57 b 111,56 a 135,11 a 168,81 b<br />

Morph. Zusammensetzung<br />

Kolbenanteil % TM 46,68 a 51,95 ab 55,57 b 49,86 a 55,89 b 58,56 b 43,32 a 50,35 b 54,26 b<br />

Kolbenanteil % ME 56,14 a 62,30 ab 66,52 b 59,47 a 66,09 b 69,11 b 52,55 a 60,81 b 64,85 b<br />

Tabelle 3c: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie<br />

Verdaulichkeit der Restpflanze<br />

(Wechselwirkung Sorte × Vegetationsstadium)<br />

Sorte Fuxxol Romario Atalante<br />

Vegetationsstadium<br />

Nährstoffe<br />

I II III I II III I II III<br />

Trockenmasse g/kg FM 246 274 289 233 a 244 ab 263 b 217 a 231 b 251 c<br />

Rohprotein g/kg TM 53 56 45 50 50 47 53 51 50<br />

Rohfett g/kg TM 17 15 15 17 14 14 16 13 14<br />

Rohfaser g/kg TM 332 349 370 332 344 367 316 326 344<br />

N-freie Extr.stoffe g/kg TM 531 511 496 532 524 505 550 541 525<br />

Rohasche g/kg TM 67 69 75 68 67 67 65 69 67<br />

Zellwandbestandteile<br />

NDF g/kg TM 645 670 683 637 a 654 a 695 b ADF g/kg TM 372<br />

633 643 667<br />

a 388 a 416 b 371 384 409 360 377 388<br />

ADL g/kg TM 45 46 47 45 45 48 40 40 44<br />

Verdaulichkeit und Energie<br />

Verdaulichkeit OM % 61,0 b 58,6 ab 56,9 a 60,9 b 58,4 a 57,1 a 61,4 b 58,6 ab 57,2 a<br />

ME MJ/kg TM 8,45 b 8,10 ab 7,78 a 8,41 b 8,07 ab 7,87 a 8,53 8,07 7,90<br />

NEL MJ/kg TM 4,87 b 4,63 ab 4,42 a 4,85 b 4,61 ab 4,47 a Mineralstoffe<br />

4,93 4,62 4,50<br />

Calcium g/kg TM 3,5 3,7 3,2 3,8 b 3,6 a Phosphor g/kg TM 1,5 1,3 1,2 1,3<br />

3,4 3,6 3,5 3,3<br />

b 1,1 ab 1,0 a 1,5 1,5 1,2<br />

Magnesium g/kg TM 1,6 1,6 1,3 1,4 1,4 1,4 1,2 1,3 1,2<br />

Kalium g/kg TM 18,4 ab 17,6 a 19,5 b 17,1 17,2 16,5 18,2 19,7 18,0<br />

Natrium g/kg TM 0,30 0,32 0,27 0,30 0,28 0,31 0,28 0,23 0,27<br />

258


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabelle 4c: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie<br />

Verdaulichkeit des Kolbens (Wechselwirkung Sorte × Vegetationsstadium)<br />

Sorte Fuxxol Romario Atalante<br />

Vegetationsstadium I II III I II III I II III<br />

Nährstoffe<br />

Trockenmasse g/kg FM 438 a 511 ab 560 b 443 a 517 ab 554 b 425 a 511 ab 552 b<br />

Rohprotein g/kg TM 93 91 91 87 87 90 91 89 92<br />

Rohfett g/kg TM 39 39 43 40 43 47 40 40 44<br />

Rohfaser g/kg TM 79 75 71 89 83 69 82 b 80 b 68 a<br />

N-freie Extr.stoffe g/kg TM 771 777 779 766 769 777 769 774 780<br />

Rohasche g/kg TM 18 18 17 17 18 17 18 17 17<br />

Zellwandbestandteile<br />

NDF g/kg TM 241 236 230 278 239 218 248 239 219<br />

ADF g/kg TM 99 95 96 117 100 87 103 95 89<br />

ADL g/kg TM 18 15 17 20 17 16 19 18 18<br />

Verdaulichkeit und Energie<br />

Verdaulichkeit OM % 81,7 b 80,9 ab 80,4 a 81,6 b 80,9 ab 80,5 a 81,8 b 80,9 ab 80,5 a<br />

ME MJ/kg TM 12,48 12,41 12,40 12,49 12,45 12,47 12,52 12,41 12,44<br />

NEL MJ/kg TM 7,76 7,71 7,69 7,76 7,73 7,74 7,79 7,71 7,72<br />

Mineralstoffe<br />

Calcium g/kg TM 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2<br />

Phosphor g/kg TM 2,8 2,6 2,6 2,6 2,8 2,7 2,8 2,6 2,6<br />

Magnesium g/kg TM 1,1 1,1 1,1 1,1 1,1 1,2 1,1 1,1 1,1<br />

Kalium g/kg TM 5,7 5,1 4,8 5,0 4,5 4,5 5,3 b 4,7 ab 4,1 a<br />

Natrium g/kg TM 0,30 0,36 0,31 0,28 0,28 0,32 0,47 0,38 0,27<br />

Tabelle 5c: Gehalt an Nährstoffen, Zellwänden, Energie und Mineralstoffen sowie<br />

Verdaulichkeit der Gesamtpflanze (Wechselwirkung Sorte ×<br />

Vegetationsstadium)<br />

Sorte Fuxxol Romario Atalante<br />

Vegetationsstadium I II III I II III I II III<br />

Nährstoffe<br />

Trockenmasse g/kg FM 310 a 358 b 394 b 304 a 343 b 377 b 276 a 318 b 358 c<br />

Rohprotein g/kg TM 71 74 70 68 71 72 69 71 74<br />

Rohfett g/kg TM 27 a 28 a 31 b 29 31 33 27 27 31<br />

Rohfaser g/kg TM 211 206 203 209 b 198 a 192 a 211 202 194<br />

N-freie Extr.stoffe g/kg TM 647 649 654 651 661 664 649 658 662<br />

Rohasche g/kg TM 44 42 43 43 40 38 44 b 43 b 40 a<br />

Zellwandbestandteile<br />

NDF g/kg TM 452 445 432 453 422 416 460 c 438 b 424 a<br />

ADF g/kg TM 241 236 238 242 b 225 a 221 a 245 234 226<br />

ADL g/kg TM 32 30 30 32 30 29 30 29 29<br />

Verdaulichkeit und Energie<br />

Verdaulichkeit OM % 71,1 70,6 70,4 71,6 71,3 71,1 70,7 70,2 70,2<br />

ME MJ/kg TM 10,36 10,35 10,36 10,46 10,52 10,57 10,29 10,27 10,38<br />

NEL MJ/kg TM 6,24 6,23 6,24 6,31 6,36 6,39 6,19 6,18 6,26<br />

Mineralstoffe<br />

Calcium g/kg TM 1,9 b 1,9 b 1,5 a 2,0 c 1,7 b 1,5 a 2,1 b 1,8 ab 1,6 a<br />

Phosphor g/kg TM 2,1 2,0 2,0 2,0 2,1 2,0 2,1 2,1 2,0<br />

Magnesium g/kg TM 1,4 1,3 1,2 1,2 1,2 1,3 1,1 1,1 1,1<br />

Kalium g/kg TM 12,5 b 11,1 a 11,4 a 11,1 b 10,2 ab 9,5 a 12,5 12,3 10,6<br />

Natrium g/kg TM 0,31 0,33 0,30 0,30 0,28 0,31 0,37 0,31 0,26<br />

259


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Eiweißversorgung in der Aufzucht von Fressern<br />

Spiekers, Hubert (Bayer. Landesanstalt für Landwirtschaft, Poing); Horn, Andy; Preißinger,<br />

Wolfgang; Schwab, Michael:<br />

1. Einführung<br />

In der Mast von Bullen der Rasse Fleckvieh hat sich eine spezialisierte Fresseraufzucht in<br />

der Phase von etwa 80 bis 220 kg Lebendmasse etabliert. Die Aufzüchter verfolgen<br />

hierbei als Ziel eine hohe Tageszunahme und eine gute „Kondition“ beim Verkauf in die<br />

Mastbetriebe. Der Versorgung der Fresser mit Eiweiß kommt hierbei eine besondere<br />

Bedeutung zu. Dies betrifft die Leistung der Tiere und die Problematik der<br />

Nährstoffausscheidung. Zur erforderlichen Versorgung mit Rohprotein liegen bis 150 kg<br />

Lebendmasse Empfehlungen der GfE (1999) für verschiedene Aufzuchtverfahren vor. Ab<br />

175 kg Lebendmasse sind Empfehlungen für die Bullenmast bei Schwarzbunten- und<br />

Fleckviehbullen verfügbar (GfE, 1995).<br />

Von 150 auf 175 kg Lebendmasse zeigt sich bei Fleckvieh allerdings ein erheblicher<br />

Anstieg und damit ein Bruch in den Empfehlungen. In der Fütterungspraxis werden sehr<br />

unterschiedliche Empfehlungen gegeben, um die divergierenden Werte<br />

zusammenzuführen (Anonym, 2005). Um einen Beitrag zur Diskussion der<br />

Eiweißversorgung von Fressern der Rasse Fleckvieh zu liefern, wurden Erhebungen in<br />

Praxisbetrieben durchgeführt und Fütterungsversuche ausgewertet bzw. gezielt angestellt.<br />

Den Arbeiten lagen folgende Fragen zugrunde:<br />

1. Welche Eiweißversorgung ist bei Fressern üblich?<br />

2. Welche Eiweißversorgung hat sich bewährt und wie passt sich diese in die<br />

vorliegenden Empfehlungen zur Versorgung ein?<br />

2. Material und Methoden<br />

Zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragen wurden eine Erhebung in 6 Praxisbetrieben<br />

Bayerns durchgeführt (Schwab und Spiekers, 2006) und 4 Fütterungsversuche mit<br />

Fressern ausgewertet (Spiekers et al., 2005, Spiekers et al., 2006). In den Erhebungen<br />

sollte die Fütterung sowie der Gülle- und Nährstoffanfall erfasst werden. Die<br />

Fütterungsversuche waren zur Prüfung verschiedener Eiweißträger angelegt. Im<br />

abschließenden Versuch wurde gezielt die Rohproteinversorgung im Kälberkraftfutter<br />

variiert (Horn, 2006).<br />

Die Erhebung erfolgte in 6 spezialisierten Aufzuchtbetrieben im Zeitraum 2005 bis 2006.<br />

Alle Betriebe wurden durch den Fleischerzeugerring betreut. Folgende Daten wurden<br />

erfasst:<br />

- Durchgänge mit Tierzahl sowie Ein- und Ausstallgewichte<br />

- Futterverbrauch durch Erfassung der Rationspläne und der Aufzeichnungen zur<br />

Fütterung<br />

- Beprobung und Analyse der Grob- und Kraftfutter; Deklaration bei Mineralfutter<br />

- Erfassung des Gülleanfalls durch Vermessung der Grube und Messung der<br />

Füllstände<br />

- Beprobung und Analyse der Gülle<br />

260


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Aus den Daten wurden die täglichen Zunahmen, der Futter- und Nährstoffaufwand, die<br />

Nährstoffausscheidungen und der Anfall an Nähr- und Mineralstoffen mit der Gülle<br />

kalkuliert.<br />

Die Fresserversuche erfolgten mit jeweils 2 Gruppen mit je 21 Tieren ab etwa 85 kg<br />

Lebendmasse. Milchaustauscher und Kälberkraftfutter wurde über Tränkeautomaten bzw.<br />

Kraftfutterautomaten zugeteilt und der Abruf fürs Einzeltier erfasst. Ergänzend erhielten<br />

die Tiere am Trog Maissilage und Heu, dessen Verbrauch für die Gruppe erfasst wurde.<br />

Alle Futter wurden beprobt und auf Rohnährstoffe analysiert. Die eingesetzten<br />

Kraftfuttermischungen wurden an Hammeln im Differenzversuch auf ihre Verdaulichkeit<br />

untersucht.<br />

Bei den Versuchen differierte die Zusammensetzung des eingesetzten Kälberkraftfutters,<br />

um unterschiedliche Eiweißträger zu prüfen. Aus der Tabelle 1 ist die Planung zu<br />

entnehmen. Die analysierten Rohproteingehalte in den Kraftfuttern sind ergänzend<br />

aufgeführt. Im Versuch 1 und 3 beim Vergleich von Weizenschlempe und<br />

Rapsextraktionsschrot sollten sich diese entsprechen. Beim Versuch 2 waren gleiche<br />

Rohproteingehalte je MJ ME eingestellt, bei energiegleicher Zuteilung des Kraftfutters. Auf<br />

Grund der beschränkten Verfügbarkeit von Weizenschlempe (Ware aus Schweden) wurde<br />

der 1. Versuch nur bis 165 kg Lebendmasse durchgeführt.<br />

Tabelle 1: Konzept der Fresserversuche<br />

Versuch Behandlung<br />

Kälberkraftfutter mit:<br />

1* Weizenschlempe<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

2 Rapsextraktionsschrot<br />

Sojaextraktionsschrot<br />

3 Weizenschlempe<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

4 16 % XP<br />

19 % XP<br />

*bis 165 kg LM<br />

XP im Kraftfutter<br />

g/kg TM<br />

209<br />

212<br />

206<br />

232<br />

193<br />

195<br />

187<br />

212<br />

Im 4. Versuch wurde bei gleicher Zusammensetzung durch Variation der Anteile der<br />

Rohproteingehalt auf 19 bzw. 16 % eingestellt (s. Tabelle 2). Die Variante mit 19 %<br />

Rohprotein sollte dabei in etwa die „Norm“ abdecken. Über die Versuche hinweg ist die<br />

Konzeption der Futter und der Fütterung vergleichbar.<br />

Tabelle 2: Zusammensetzung des Kälberaufzuchtfutters in Versuch 4 (Anteile in %)<br />

Rohproteinniveau: „Norm“ niedrig<br />

Weizen-/Gersteschlempe, getrocknet 18,0 12,5<br />

Rapsextraktionsschrot 18,0 12,5<br />

Gerste 25,0 28,0<br />

Weizen 24,0 27,0<br />

Melasseschnitzel 10,0 15,0<br />

Mineralfutter 4,0 4,0<br />

Rapsöl 1,0 1,0<br />

261


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

3. Ergebnisse<br />

3.1 Praxiserhebung<br />

Die wichtigsten Kenngrößen der erfassten Betriebe sind aus der Tabelle 3 ersichtlich.<br />

Insgesamt wurden 1.775 Fresser ausgewertet. Das Leistungsniveau der Betriebe ist mit im<br />

Mittel 1.248 g Tageszunahme sehr hoch. Erzielt wird dies durch einen relativ hohen<br />

Verbrauch an Milchaustauscher von im Mittel 40 kg/Kalb und eine insgesamt<br />

energiebetonte Fütterung mit 12,6 MJ ME/kg Trockenmasse. Vorgelegt wird das Festfutter<br />

in der Regel kontrolliert satt als Mischration. Die Rohproteingehalte des insgesamt<br />

verbrauchten Futters liegen zwischen 171 und 192 g je kg Trockenmasse und 13,7 und<br />

15,2 g je MJ ME. Der höchste Wert resultiert bei dem Betrieb, dessen Aufzucht nur bis<br />

179 kg Lebendmasse erfasst wurde (Schwab und Spiekers, 2006).<br />

Tabelle 3: Erhebung zur Fütterung in bayerischen Fresserbetrieben, n = 6<br />

Merkmal Mittelwert Minimum Maximum<br />

Erfasste Plätze/Betrieb 102 26 415<br />

Anfangsgewicht, kg 76 65 94<br />

Endgewicht, kg 202 179 216<br />

Tageszunahme, g 1.248 1.158 1.319<br />

MAT*, kg/Kalb 40 38 41<br />

Maissilage, kg TM/d 1,02 0,5 1,4<br />

MJ ME/kg TM 12,6 12,3 13,1<br />

XP, g/kg TM 179 171 192<br />

XP, g/MJ ME 14,2 13,7 15,2<br />

P, g/kg TM 4,5 3,6 5,1<br />

Futteraufwand, kg TM/kg<br />

Zuwachs<br />

2,35 2,04 2,54<br />

ME-Aufwand, MJ/kg Zuwachs 29,3 26,3 32,4<br />

*Milchaustauscher<br />

Die Erhebungen zeigen, dass in der spezialisierten Praxis relativ hohe Rohproteingehalte<br />

bei hohen Leistungen und geringem Futter- und Energieaufwand eingesetzt werden. Als<br />

Eiweißfutter findet in erster Linie Sojaextraktionsschrot Verwendung.<br />

3.2 Fresserversuche<br />

Zur vergleichenden Darstellung sind in Tabelle 4 die wichtigsten Kenndaten zur Leistung<br />

und zum Energie- und Rohproteinaufwand aufgeführt. Zur weiterführenden Information sei<br />

für Versuch 1 und 2 auf Spiekers et al. (2005) und für Versuch 3 auf Spiekers et al. (2006)<br />

verwiesen. In Versuch 1 und 2 hatte die Eiweißquelle keinen Einfluss auf Tageszunahme<br />

sowie ME- und Rohproteinaufwand. Mit Rapsextraktionsschrot konnten vergleichbare<br />

Leistungen erzielt werden wie mit Sojaextraktionsschrot.<br />

262


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabelle 4: Daten zu den Fresseraufzuchtversuchen mit unterschiedlicher<br />

Zusammensetzung des Kälberkraftfutters<br />

Ver- Behandlung XP* Tages- XP ME XP<br />

such<br />

g/kg TM zunahme g/MJ ME MJ/kg g/kg<br />

Kraftfutter mit:<br />

g<br />

Zuwachs Zuwachs<br />

1** Weizenschlempe 209 1008 13,4 29,8 399<br />

Rapsextraktionss. 212 1039 14,0 28,4 397<br />

2 Rapsextraktionss. 206 1181 13,1 28,9 380<br />

Sojaextraktionss. 232 1168 13,7 28,6 397<br />

3 Weizenschlempe 193 1108 13,2 30,8 407<br />

Rapsextraktionss. 195 1179 13,6 29,5 389<br />

4 16 % XP 187 1129 12,1 31,2 387<br />

19 % XP 212 1149 12,8 31,4 411<br />

*im Mischfutter; **nur bis 165 kg Lebendmasse<br />

Bei der getrockneten Weizenschlempe aus der Produktion von Bioethanol zeigte sich in<br />

Versuch 3 eine tendenziell geringere Tageszunahme. Eine getrennte Auswertung der<br />

Versuche für die Phasen mit und ohne Tränke verdeutlichte, dass in der Tränkephase in<br />

allen Versuchen kein Unterschied zwischen den Gruppen resultierte. Für die Phase ab<br />

etwa 110 kg Lebendmasse ohne Tränke zeigt sich ein etwas anderes Bild. Für den<br />

Versuch 3 sind die Daten aus Tabelle 5 ersichtlich.<br />

Tabelle 5: Gewichtsentwicklung der Fleckviehfresser in Versuch 3*<br />

- Absetzen (110/109 kg LM) MAT bis Versuchsende -<br />

Kraftfutter mit: Rapsextraktionsschrot Weizenschlempe<br />

Gewicht Versuchsende, kg 198 ± 12 191 ± 13<br />

Zunahmen im Abschnitt, g/Tag 1419 a ± 121 1319 b ± 112<br />

Aufnahme Kraftfutter, kg TM/Tag 2,49 ± 0,01 2,51 ± 0,02<br />

TM-Aufnahme gesamt, kg/Tag 4,03 3,88<br />

Energieaufnahme, MJ ME/Tag 47,7 46,3<br />

Rohproteinaufnahme, g/Tag 618 612<br />

ME-Aufnahme/kg Zuwachs, MJ 33,6 35,1<br />

XP-Aufnahme/kg Zuwachs, g 436 464<br />

*bei ungleichen Hochbuchstaben signifikante Differenz, p = 0,05<br />

Für die Fresser mit Weizenschlempe zeigt sich eine um 100 g signifikant niedrigere<br />

Tageszunahme. Zu erklären ist dies mit dem Aminosäuremuster. Bei der Weizenschlempe<br />

ist ein sehr geringes Niveau an Lysin gegeben (Spiekers et al., 2005). Für die anfangs<br />

aufgeworfenen Fragen ist der Versuch 4 mit der unterschiedlichen Proteinversorgung von<br />

besonderem Interesse. Die Daten sollen daher näher erläutert werden.<br />

Das unterschiedliche Rohproteinniveau konnte bei gleichen Energiegehalten in den<br />

Kälberaufzuchtmischungen (s. Tabelle 6) eingestellt werden. Bei Unterstellung der UDP-<br />

Anteile aus den DLG-Futterwerttabellen (1997) und der gemessenen ME ergeben sich<br />

nXP-Werte von 190 und 182 g je kg TM. Für Rapsextraktionsschrot ist dabei ein UDP-<br />

Anteil von 30 % und für Weizenschlempe von 40 % unterstellt.<br />

263


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

Tabelle 6: Inhaltsstoffe der Kälberaufzuchtmischungen in Versuch 4<br />

Rohproteinniveau: „Norm“ niedrig<br />

Trockenmasse (g/kg) 896 896<br />

Rohasche (g/kg TM) 77 71<br />

Rohprotein (g/kg TM) 212 187<br />

Rohfett (g/kg TM) 43 40<br />

Rohfaser g/kg TM) 69 64<br />

ME (MJ/kg TM)<br />

12,7 ±<br />

12,8 ±<br />

(VQ, 4 Hammel)<br />

0,05<br />

0,04<br />

nXP (g/kg TM) 190 182<br />

Die Leistungen in den verschiedenen Abschnitten des Versuchs sind aus der Tabelle 7<br />

ersichtlich. Sowohl für die Phase mit Tränke als auch ohne ist kein Einfluss des<br />

Rohproteinniveaus im Kälberkraftfutter zu beobachten. Dies obwohl in der Phase ohne<br />

Milchaustauscher eine merkliche Differenz in der Rohproteinversorgung realisiert werden<br />

konnte. Entsprechend reduziert waren die Gehalte an Harnstoff-N im Blut. Nach dem<br />

Absetzen der Tränke betrug der Gehalt an Harnstoff-N 8,5 mg/100 ml Blutserum in der<br />

Gruppe mit 19 % Rohprotein und 4,5 mg in der Gruppe mit 16 % Rohprotein. Zum Ende<br />

des Versuchs betrugen die Werte 4,2 mg Harnstoff-N/100 ml in der „Norm“ Gruppe und<br />

2,5 mg in der niedriger versorgten Gruppe. Ein Unterschied im Lysingehalt war bei einer<br />

Stichprobe von 2-mal 5 Tieren zu Versuchsende jedoch nicht zu verzeichnen (Horn,<br />

2006).<br />

Tabelle 7: Ergebnisse aus dem Fresserversuch 4 mit unterschiedlicher Versorgung<br />

an Rohprotein über das Kälberkraftfutter (21 Fresser je Gruppe, 111 Tage<br />

Versuchsdauer)<br />

Rohproteinniveau „Norm“ niedrig*<br />

Alter bei Versuchsbeginn, Tage 32 ± 5 33 ± 4<br />

Einstallgewicht, kg 78 ± 5 78 ± 4<br />

Endgewicht, kg 206 ± 16 203 ±11<br />

Tageszunahme, g 1149 ± 132 1129 ± 97<br />

1. Tränkeperiode mit Milchaustauscher<br />

Gewicht Abschnittsende, kg 109 ± 8 106 ± 7<br />

Tageszunahme, g 760 ± 166 684 ± 157<br />

Aufnahme, g TM/Tag<br />

- Milchaustauscher 636 ± 28 640 ± 19<br />

- Kraftfutter 405 ± 139 388 ± 95<br />

- gesamt, kg TM/Tag 1,34 1,28<br />

- Energie, MJ ME/Tag 18,7 18,1<br />

- Rohprotein, g/Tag 275 256<br />

2. Periode ohne Milchaustauscher<br />

Tageszunahme, g 1378 ± 159 1.390 ± 84<br />

Aufnahme:<br />

- Kraftfutter, kg TM/Tag 2,00 ± 0,07 2,02 ± 0,05<br />

- gesamt, kg TM/Tag 4,12 3,98<br />

- Energie, MJ ME/Tag 48,8 47,4<br />

- Rohprotein, g/Tag 606 549<br />

* 20 Tiere in der Auswertung<br />

264


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

4. Diskussion<br />

Die dargestellten Ergebnisse aus den Praxisbetrieben und den Versuchen zeigen, dass in<br />

der spezialisierten Aufzucht von männlichen Fleckviehkälbern hohe Tageszunahmen mit<br />

einem relativ geringen Futteraufwand zu realisieren sind. In den Versuchen und in den<br />

Praxisbetrieben besteht im Energieaufwand mit etwa 30 MJ ME je kg Zuwachs<br />

weitgehende Übereinstimmung. Der Wert liegt niedriger als von der DLG (2005)<br />

unterstellt. Für den Abschnitt von 80 bis 220 kg wird für die Abschätzung der<br />

Nährstoffausscheidung 35 MJ ME je kg Zuwachs berechnet.<br />

Die vorliegenden Daten zeigen, dass in der Tränkephase kein Einfluss der<br />

Eiweißversorgung über das Kälberkraftfutter ersichtlich ist. Für die Diskussion der<br />

erforderlichen Proteinversorgung kommt daher der Phase nach Absetzen der Tränke<br />

größere Bedeutung zu. Aus der Tabelle 8 sind daher die Daten der Fresserversuche nach<br />

dem Absetzen der Tränke aufgeführt. In dieser Phase erfolgt der Übergang zum<br />

Wiederkäuer. Dies erfordert durch die Umsetzungen im Vormagen höhere<br />

Rohproteinmengen.<br />

In den Versuchen 1 bis 3 konnten bei Einsatz von Rapsextraktionsschrot mit 13 g<br />

Rohprotein je MJ ME relativ hohe Leistungen erzielt werden. Der Abfall der Leistung bei<br />

Einsatz großer Mengen an Weizenschlempe wird durch das sehr ungünstige<br />

Aminosäuremuster erklärt (Spiekers et al., 2006). Auf Grund der relativ hohen UDP-Anteile<br />

erklären sich auch entsprechend hohe nXP-Gehalte in den Mischungen (Spiekers et al.,<br />

2005). Für die Diskussion der erforderlichen Rohproteinversorgung ist der 4. Versuch von<br />

besonderem Interesse.<br />

Tabelle 8: Aufwand an ME und XP in den Versuchen zur Fresseraufzucht<br />

(Absetzen MAT bis Versuchsende)<br />

Versuch Behandlung<br />

Tageszu- XP ME<br />

Kraftfutter<br />

nahme** g/MJ MJ/kg<br />

mit:<br />

g ME Zuwachs<br />

1* Weizenschlempe<br />

1365 12,9 37,0<br />

Rapsextraktionsschrot 1390 13,7 35,2<br />

2 Rapsextraktionsschrot 1650 12,7 30,8<br />

Sojaextraktionsschrot 1611 13,7 31,6<br />

3 Weizenschlempe<br />

1319<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

a<br />

1419 b<br />

13,2 35,1<br />

13,0 33,6<br />

4 16% XP<br />

1390 11,6 34,1<br />

19% XP<br />

1378 12,4 35,4<br />

*bis 165 kg Lebendmasse<br />

**bei ungleichen Hochbuchstaben signifikante Differenz p = 0,05<br />

XP<br />

g/kg<br />

Zuwachs<br />

480<br />

482<br />

392<br />

432<br />

464<br />

Die Absenkung der Rohproteinversorgung auf unter 12 g Rohprotein je MJ ME führte nicht<br />

zu einem Absinken der Leistung. Offensichtlich konnte im Vormagen genügend Stickstoff<br />

und am Darm genügend Eiweiß bereitgestellt werden. Die angeführten Daten zum<br />

Harnstoff-, Gesamteiweiß- und Lysingehalt des Serums stützen diese Aussage. In der<br />

Literatur finden sich sehr unterschiedliche Ergebnisse zur erforderlichen<br />

Proteinversorgung (Schwab et al., 2005).<br />

Die Mehrzahl der Versuche bezieht sich jedoch nicht auf Fresser einer fleischbetonten<br />

Rasse, sondern auf die Aufzucht von weiblichen Kälbern. So auch die Arbeit von Devant<br />

et al. (2001). Bei stark mit Kraftfutter gefütterten Holsteinfärsen ab 112 kg Lebendmasse<br />

konnte kein Einfluss der Rohproteinversorgung zwischen 14 und 17 % festgestellt werden.<br />

436<br />

395<br />

440<br />

265


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

In einer Untersuchung von Schwarz et al. (1997) wurde die erforderliche Versorgung von<br />

Fleckviehfressern im Lebendmassebereich von 120 bis 190 kg auf 16,7 % Rohprotein in<br />

der Trockenmasse bzw. 14,2 g je MJ ME abgeleitet.<br />

Zur weiteren Diskussion sind in Tabelle 9 die erforderlichen Rohproteingehalte nach<br />

Maßgaben der GfE (1999 und 1995) aufgeführt. Zum Vergleich sind die in Versuch 4<br />

realisierten Werte dargestellt. Bei Lebendmassen über 150 kg sind die Werte der GfE<br />

(1995) für Fleckvieh aufgeführt. Die Werte sind erheblich höher als in der Phase zuvor. In<br />

Versuch 4 lag die Versorgung mit Rohprotein in etwa auf dem Niveau der GfE (1999).<br />

Oberhalb von 150 kg werden die Werte der GfE (1995) jedoch weit unterschritten. Dies ist<br />

auf einen „Bruch“ in den Empfehlungen der GfE zurückzuführen. Untersuchungen von<br />

Steinwidder et al. (2006) an Fleckviehbullen ab 158 kg Lebendmasse zeigen, dass mit<br />

Anhebung des Rohprotein- und Energieniveaus auf bis zu 14,4 g Rohprotein je MJ ME die<br />

Mastleistung anstieg.<br />

Dies steht in gewissen Widerspruch zu den Ergebnissen von Versuch 4, in dem die<br />

Absenkung der Rohproteinversorgung keinen Einfluss auf die Leistung hatte. In diesem<br />

Zusammenhang ist jedoch auch die gesamte Rationsgestaltung mit einzubeziehen. Teils<br />

ergeben sich Vorteile durch höhere Rohproteingehalte im Bereich der Futteraufnahme und<br />

in einer Minderung der Acidoseanfälligkeit auf Grund geringerer Mengen an Stärke und<br />

Zucker. In Versuch 4 wurde die Menge an Kraftfutter an Abrufautomaten zugeteilt und auf<br />

maximal 2,5 kg je Kalb und Tag beschränkt.<br />

Aus den vorliegenden Versuchen lässt sich schließen, dass eine Versorgung oberhalb der<br />

Empfehlungen der GfE (1999) nicht erforderlich ist. Ob eine Absenkung möglich ist, ist auf<br />

Basis der vorliegenden Versuche nicht abschließend zu beurteilen. Weitere Versuche mit<br />

gestaffelten Rohproteingehalten bei unterschiedlichen Fütterungsregimen sind hierzu<br />

erforderlich. Zu prüfen ist auch die Frage, ob mittels nXP eine bessere Vorhersage der<br />

Leistung möglich ist als mit Rohprotein.<br />

Tabelle 9: Vergleich der Rohproteinversorgung von Fressern in Versuch 4 mit der „GfE-<br />

Norm“<br />

Lebend- Tageszu- GfE, 1999<br />

Versuch 4<br />

masse, nahme<br />

XP,<br />

XP, g/Tag<br />

kg g g/Tag 19% 16%<br />

85 600 270 250 210<br />

100 1000 450 345 320<br />

125 1150 610 480 445<br />

150 1200 650 640 570<br />

175 1200 800* 650 590<br />

200 1300 850* 690 625<br />

*GfE, 1995 für Fleckvieh<br />

5. Zusammenfassung/Fazit<br />

- In der Aufzucht von Fleckviehfressern hat sich der Einsatz von Soja- und<br />

Rapsextraktionsschrot bewährt.<br />

- Getrocknete Weizenschlempe kann einen erheblichen Teil der Extraktionsschrote<br />

ersetzen; Die Versorgung mit Aminosäuren ist dabei zu beachten.<br />

- Die Empfehlungen der GfE (1999) für Rohprotein können ohne Zuschläge Verwendung<br />

finden.<br />

- Weitere Versuche zur Proteinversorgung sind erforderlich um die Empfehlungen zu<br />

präzisieren und eventuelle Vorteile durch Nutzung von nXP abzuklären.<br />

266


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Vorträge<br />

6. Literatur<br />

Anonym (2005): Gruber Tabelle zur Fütterung der Fresser, Bullen, Ochsen, Kalbinnen,<br />

Kühe; 11. Auflage/2005<br />

LfL-Information, www.LfL.Bayern.de, 24.09.2006<br />

DLG (1997): Futterwerttabellen Wiederkäuer<br />

DLG-Verlag, Frankfurt/Main<br />

DLG (2005): Bilanzierung der Nährstoffausscheidungen landwirtschaftlicher Nutztiere<br />

Arbeiten der DLG/Band 199; DLG-Verlag, Frankfurt a. M.<br />

Devant, M.; A. Ferret; S. Calsamiglia; R. Casals; J. Gasa (2001): Effect of nitrogen source<br />

in high-concentrate, low protein beef cattle diets on microbial fermentation studied in vivo<br />

and in vitro<br />

J. Animal, Sci. 2001 79, 1944-1953<br />

GfE (1995): Energie- und Nährstoffbedarf landwirtschaftlicher Nutztiere; Nr. 6<br />

Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Mastrindern<br />

DLG-Verlag, Frankfurt a. M.<br />

GfE (1999): Empfehlungen zur Proteinversorgung von Aufzuchtkälbern<br />

Proc. Soc. Nutr. Physiol. 8, 155-164<br />

Horn, A. (2006): Experimentelle Untersuchung zur Rohproteinversorgung von Fressern<br />

der Rasse Fleckvieh im Gewichtsbereich von 80 – 200 kg.<br />

Abschlussarbeit Hochschule Anhalt (FH) in Vorbereitung<br />

Schwab, C. G.; P. Huhtanen; C. W. Hunt; T. Hvelpund (2005): Nitrogen Requirements of<br />

Cattle<br />

in: Nitrogen and Phosphorus Nutrition of Cattle; Edited by E. Pfeffer and A.Hristov CABI<br />

Publishing; Cambridge USA, 13 - 70<br />

Schwab, M.; H. Spiekers (2006): Nährstoffausscheidung in Fresserbetrieben<br />

LfL-Information (in Vorbereitung)<br />

Schwarz, F; U. Heindl; M. Kirchgessner (1997): Gewichtsentwicklung und<br />

Nährstoffaufnahme von Aufzuchtkälbern bei unterschiedlicher Rohproteinzufuhr und<br />

Auswirkungen auf den Rohproteinbedarf<br />

Proc. Soc. Nutr. Physiol. 6, 79<br />

Spiekers, H.; Südekum, K.-H.; Preißinger, W.; Chudaske, C. (2005): Futterwert und<br />

Einsatz von Getreideschlempe bei Wiederkäuern. VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 61/2006,<br />

143-151<br />

Spiekers, H.; Urdl, M.; Preißinger, W.; Gruber, L. (2006): Bewertung und Einsatz von<br />

Getreideschlempen beim Wiederkäuer. Tagungsband Boku-Symposium Tierernährung 5<br />

(im Druck)<br />

Steinwidder, A.; L. Gruber; T. Guggenberger; G. Maierhofer; A. Schauer; J. Häusler; J.<br />

Frickh; J. Gasteiner (2006): Einfluss der Rohprotein- und Energieversorgung auf Mast-<br />

und Schlachtleistung sowie ökonomische und ökologische Parameter in der Fleckvieh-<br />

Stiermast<br />

in: 33. Viehwirtschaftliche Fachtagung, Gumpenstein, S. 63-85<br />

267


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Neue Probenahmegeräte für Kompost und Silage<br />

Mönicke, Rolf (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft); Schulze, Dieter:<br />

Problemstellung<br />

Die Repräsentanz der Probenahme ist für den Gesamtfehler und damit die<br />

Aussagefähigkeit eines Untersuchungsergebnisses von ausschlaggebender Bedeutung.<br />

Deshalb müssen Probenahmegeräte für Kompost und Silage so beschaffen sein, dass sie<br />

die Probenahme an repräsentativer Stelle sowie in der Aktualität und Nutzbarkeit des<br />

Analysenergebnisses angepassten Tiefe des Haufwerkes bzw. Silostocks ermöglichen.<br />

Bisherige Probenahmegeräte, wie Spaten oder Topfbohrer, sind nur für eine Probenahme<br />

an der Oberfläche des Haufwerkes bzw. am Anschnitt des Silostocks geeignet.<br />

Motorgetriebene Bohrschnecken können in der Regel nur zum Beproben des Silostocks<br />

von oben eingesetzt werden, sind unhandlich, erfordern zwei Arbeitskräfte und zerstören<br />

die Siloabdeckung, was einen Futterverderb in diesem Bereich nach sich ziehen kann.<br />

Lösungsansatz<br />

Gelöst wird o. g. Problem dadurch, dass ein Probenahmegerät verwendet wird, das eine<br />

Kombination von Einzugs-, Freischneid- und Speicherelement darstellt.<br />

Für Silage<br />

Das Probenahmegerät für Silage besteht im vorderen Teil (Abb. 1) aus einer<br />

Einzugsschnecke mit Schneidkante. Der Einzugsschnecke folgt in Förderrichtung ein im<br />

Abstand einstellbarer Speicherzylinder. Die Vorderkante des Speicherzylinders ist<br />

schneckenwendelartig gestaltet und mit Schneidzähnen versehen.<br />

Zur Probenahme (Abb. 1) wird das Gerät per Hand in den Silostock gedreht, dabei zieht<br />

es sich durch die konisch gestaltete Einzugsschnecke hinein, gleichzeitig wird durch die<br />

Vorderkante des Speicherzylinders die Silage pfropfenartig herausgeschnitten und<br />

durchläuft den an den Stirnseiten offenen Speicherzylinder so lange, bis die<br />

Entnahmetiefe erreicht ist. Danach wird das Probenahmegerät zurückgezogen und mit<br />

einem Spachtel wird die Silage über einer Sammelwanne aus der Einzugsschnecke und<br />

dem Speicherzylinder entfernt.<br />

Für die Beprobung von kurzgehäckselter Maissilage ist ein kleiner Abstand zwischen dem<br />

Ende der Einzugsschnecke und dem Beginn des Speicherzylinders zu wählen, während er<br />

für langfaserige Silage größer sein soll.<br />

Abb. 1: Probenahmegerät für<br />

Silage während der Probenahme<br />

268


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Für Kompost<br />

Das Probenahmegerät für Kompost besteht aus einer Einzugs- und Speicherschnecke, die<br />

im vorderen Teil mit einer Schneide beginnt und dessen erster und letzter<br />

Schneckenwendel mit einer nach vorn bzw. nach hinten gerichteten Sägeverzahnung<br />

versehen ist (Abb. 2). Auf der Zentralwelle befindet sich ein frei verschiebbarer Zylinder.<br />

Zur Probenahme wird das Gerät per Hand in den Komposthaufen gedreht (Abb. 2). Die<br />

Schneide und der nach vorn gerichtete sägezahnartige Rand des ersten<br />

Schneckenwendels erleichtern das Hineindrehen in das strukturierte Material, was axial so<br />

lange durch die Schnecke läuft, bis die Probenahmetiefe erreicht ist. Der Zylinder bleibt<br />

dabei auf der Oberfläche des Komposthaufens stehen und wird auf der Welle mit dem<br />

Eindringen der Schnecke in Richtung Handgriff verschoben. Nach dem Erreichen der<br />

Probenahmetiefe wird die Schnecke bei weiterer Drehbebewegung zurückgezogen. Dabei<br />

dient die Sägeverzahnung des letzten Schneckenwendels dem Freischneiden des<br />

Gerätes. Sobald die Schnecke das Haufwerk verlässt, wird per Fuß der Zylinder<br />

übergestülpt. Dabei wird ein Herausfallen des Probematerials verhindert.<br />

Über der Sammelwanne wird der Zylinder in Richtung Handgriff gezogen und gibt dabei<br />

die Windungen der Schnecke frei. Mittels eines Spachtels wird die Kompostprobe aus den<br />

Schneckenwindungen entfernt.<br />

Durch die freie Zugänglichkeit der Schneckenwindungen und des Zylinders können beide<br />

nachgereinigt und desinfiziert werden und ein Rückstau des Kompostes im beidseitig<br />

offenen Zylinder, was zu Gutverschleppungen führten könnte, ist nicht möglich.<br />

Abb. 2: Probenahmegerät für Kompost<br />

während der Probenahme<br />

Hersteller für beide Geräte:<br />

Gerätetechnik-Metallbau<br />

P. Schnabel<br />

Dorfstraße 48<br />

04683 Klinga<br />

Tel.: 034293/32087<br />

269


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Ein Verfahren zur Optimierung der Grundfutteruntersuchung mit NIRS und RFA<br />

Horst, Hartmut (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor); Janßen, Enno:<br />

Einführung<br />

Die Röntgenfluoreszenz (RFA) ist ein etabliertes Verfahren zur<br />

Mineralstoffgehaltsbestimmung in unterschiedlichen Matrizes.<br />

Für die Probenvorbereitung fester Probensubstanz für RFA – Messungen sind<br />

Vermahlung, Homogenisierung und das Herstellen von Presslingen mit einem Druck von<br />

ca. 1 t/ cm ² notwendig.<br />

Diese Probenvorbereitung entspricht, abgesehnen vom Herstellen der Presslinge, auch<br />

der für die Messung von organischen Inhaltsstoffen mittels Nahinfrarotspektroskopie<br />

(NIRS). Da die NIRS- Küvetten in die Probenhalterung der RFA passen, stellt sich die<br />

Frage, ob Probenpresslinge auch für die NIRS - Messung nutzbar sind.<br />

Welche Vorteile sich durch die Vereinheitlichung der Probenvorbereitung bieten, ist in<br />

Tabelle 1 dargestellt.<br />

Probenvorbereitung: Trocknung, Vermahlung<br />

Übliches Verfahren Neues Verfahren<br />

Bestimmung des Küvetten für NIRS Automatische Pressling für RFA<br />

TM-Gehaltes<br />

füllen Bestimmung von und NIRS<br />

(2 Wägungen)<br />

TM- und<br />

Aschegehalt<br />

(1 Wägung)<br />

herstellen<br />

Bestimmung des Bestimmung<br />

Bestimmung<br />

Aschegehaltes organischer<br />

organischer<br />

(2 Wägungen) Inhaltsstoffe<br />

Inhaltsstoffe<br />

Lösen der Asche in<br />

Mineralsäure<br />

und filtrieren<br />

Verdünnen eines<br />

Aliquotes<br />

(NIRS)<br />

(NIRS)<br />

Bestimmung<br />

Bestimmung<br />

Mineralstoffgehalte<br />

Mineralstoffgehalte<br />

(ICP)<br />

(RFA)<br />

Die Ergebnisse werden nach einer Qualitätskontrolle ins LIMS importiert<br />

Tabelle 1 Gegenüberstellung der Arbeitsschritte der Verfahren<br />

Im Folgenden werden die NIRS- Ergebnisse von Presslingen mit denen von losem<br />

Material in Küvetten, unter Verwendung der gleichen Kalibrierungsfunktion, verglichen.<br />

Material und Methoden<br />

NIRS –Messsystem: NIRS – Systems 5000 mit automatischem Probengeber unter<br />

Verwendung von Standard Powder Reflectance Cells (Küvetten). Eine Küvette besteht aus<br />

einem Aluminiumring mit einem Außendurchmesser von ca. 5 cm und einem<br />

Innendurchmesser von ca. 3,8 cm. Zur Lichtquelle ist ein Quarzglasfenster angebracht.<br />

270


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Mit Pressling wird die in einen Küvettenring mit einem Druck von ca. 1 t/ cm² gepresste<br />

Probensubstanz bezeichnet. In Abbildung 1 sind ein Pressling und eine Küvette<br />

abgebildet.<br />

Abbildung 1: links Pressling, rechts Küvette mit einer Grassilagenprobe gefüllt.<br />

Kalibriergleichung: VDLUFA Methode 30.1 (GS2005)<br />

Es wurden 165 getrocknete Grassilagen aus Praxisbetrieben standardmäßig mit einer<br />

CAMAS Schlagkreuzmühle auf eine Feinheit von 1 mm vermahlen. Das homogenisierte<br />

Mahlgut jeweils einer Probe wurde für die NIRS – Messung zur Doppelbestimmung in 2<br />

Küvetten gefüllt. Parallel dazu wurden 2 Presslinge hergestellt.<br />

Ergebnisse:<br />

Folgende Abbildungen zeigen die Gegenüberstellung der NIRS- Messergebnisse von<br />

Messungen der Küvetten und der für die RFA- Messung verwendeten Presslinge.<br />

Pressling getrocknet<br />

27<br />

22<br />

17<br />

12<br />

7<br />

7 12 17 22 27<br />

Küvette<br />

y=0,86 * x+2,67; Bestimmtheitsmaß= 0,96<br />

Abbildung 2: Rohproteingehalt (%);Gegenüberstellung der NIRS Messergebnisse Küvette/<br />

Pressling.<br />

271


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Pressling getrocknet<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

15 20 25 30<br />

Abbildung 3: Rohfasergehalt (%); Gegenüberstellung der NIRS Messergebnisse Küvette/<br />

Pressling getrocknet.<br />

Pressling getrocknet<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Küvette<br />

y=0,99 * x+1,11; Bestimmtheitsmaß= 0,93<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Küvette<br />

y=0,94 * x+0,37; Bestimmtheitsmaß=0,89<br />

Abbildung 4: Rohfettgehalt (%); Gegenüberstellung der NIRS Messergebnisse Küvette/<br />

Pressling.<br />

272


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Pressling getrocknet<br />

Abbildung 5: Zuckergehalt (%); Gegenüberstellung der NIRS Messergebnisse Küvette/<br />

Pressling. Die Regression hat die Gleichung y=0,97*x+0,77 mit dem Bestimmtheitsmaß:<br />

r²= 0,94<br />

Pressling getrocknet<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

38<br />

33<br />

28<br />

23<br />

0 5 10 15<br />

Küvette<br />

y=0,97 * x+0,77; Bestimmtheitsmaß= 0,94<br />

23 28 33 38<br />

Küvette<br />

y=0,92 * x+1,87; Bestimmtheitsmaß= 0,92<br />

Abbildung 6: Organische Säure-Detergentien-Faser (OADF) (%); Gegenüberstellung der<br />

NIRS Messergebnisse Küvette/ Pressling.<br />

273


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Pressling getrocknet<br />

Abbildung 7: Organische Neutrale-Detergentien-Faser (ONDF) (%); Gegenüberstellung<br />

der NIRS Messergebnisse Küvette/ Pressling.<br />

Pressling getrocknet<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

57<br />

52<br />

47<br />

42<br />

37<br />

35 40 45 50 55 60<br />

Küvette<br />

y=0,89 * x+4,46; Bestimmtheitsmaß= 0,91<br />

37 42 47 52 57<br />

Küvette<br />

y=0,74 * x+13,81; Bestimmtheitsmaß= 0,88<br />

Abbildung 8: Gasbildung nach Hohenheimer Futterwerttest (ml/200 mg);<br />

Gegenüberstellung der NIRS Messergebnisse Küvette/ Pressling. Die Regression hat die<br />

Gleichung y=0,74*x+13,81 mit dem Bestimmtheitsmaß r²= 0,88<br />

274


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Pressling getrocknet<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 1 2 3 4<br />

Küvette<br />

Abbildung 9: Gegenüberstellung der H-Distances der NIRS Spektren Küvette/ Pressling.<br />

Abbildung 10: 2. Ableitung von Doppelspektren (Küvette und Pressling) von einer<br />

Grassilage<br />

275


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Tabelle 2: Vergleich der Wiederholbarkeit von Doppelbestimmungen von NIRS –<br />

Messungen; Küvetten und Presslinge (165 Grassilagen)<br />

Protein Faser Fett Zucker OADF ONDF HFT<br />

Standardabweichung Küvette 1,45 1,35 1,89 12,50 1,06 1,12 0,99<br />

Standardabweichung Pressling 0,57 0,48 0,72 5,14 0,46 0,45 0,42<br />

Mit der Gleichwertigkeitsprüfung nach DIN 38402 Teil 71 wurden die Ergebnisse der NIRS<br />

Messungen von Küvetten und Presslingen überprüft. Es wurden die Spektren einer<br />

Grassilage mit der VDLUFA – Kalibrierung ausgewertet. (siehe Tabelle 3).<br />

Tab.: 3 Gleichwertigkeitsprüfung nach DIN 38402 Teil 71 von jeweils 10 NIRS Messungen<br />

(Küvette und Pressling für RFA ) (HFT: Hohenheimer Futterwerttest)<br />

Protein Rohfaser Fett OADF ONDF HFT Zucker<br />

Küvette Pressl. Küvette Pressl. Küvette Press. Küvette Pressl. Küvette Press. Küvette Pressl. Küvette Pressl.<br />

Mitte 15,89 16,41 26,44 27,12 2,60 2,72 31,62 32,14 51,70 52,74 50,13 50,67 5,81 7,54<br />

Bias -0,52 -0,68 -0,12 -0,51 -1,04 -0,54 -1,73<br />

t- PW 10,78 8,44 8,26 5,62 6,48 1,54 21,22<br />

t-Test 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88<br />

F- PW 0,36 0,99 0,10 0,21 0,84 0,32 0,09<br />

F-Test 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35<br />

Die Gleichwertigkeitsprüfung nach DIN 38402 Teil 71 zwischen den Ergebnissen der NIRS<br />

Messungen von Küvetten und Presslingen ergab die in Tab. 4 dargestellten Ergebnisse.<br />

Es wurden die Spektren einer Grassilage mit der VDLUFA – Kalibrierung ausgewertet.<br />

Tab.: 4 Gleichwertigkeitsprüfung nach DIN 38402 Teil 71 von jeweils 10 NIRS Messungen<br />

(Referenzwerte/ Pressling für RFA ) (HFT: Hohenheimer Futterwerttest)<br />

Protein Rohfaser Fett OADF ONDF HFT Zucker<br />

Refer. Pressl. Refer. Pressl. Refer. Pressl. Refer. Pressl. Refer. Pressl. Refer. Pressl. Refer. Pressl.<br />

Mitte 14,29 16,41 29,10 27,12 2,74 2,72 34,33 32,14 54,67 52,74 49,62 50,67 10,11 7,54<br />

Bias -2,12 1,98 0,02 2,19 1,93 -1,05 2,57<br />

t- PW 33,20 24,13 0,96 10,68 7,63 4,02 25,37<br />

t-Test 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88 2,88<br />

F- PW 0,05 0,91 0,00 0,00 0,04 0,57 0,02<br />

F-Test 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35 5,35<br />

Diskussion:<br />

Die Gegenüberstellungen der NIRS - Messergebnisse von 165 Grassilageproben als<br />

Küvetten oder als Pressling gemessen (Abb. 2 bis 8) zeigen große Übereinstimmungen.<br />

Die Steigungen der Regressionsgeraden liegen nahe an 1,0. Abweichungen des<br />

Achsenabschnitts, lassen sich durch eine BIAS- Korrektur anpassen. Einige<br />

Messergebnisse zeigen in allen Faserfraktionen aber auch im Fettgehalt extreme<br />

Abweichungen von der Regressionsgeraden. Dies ist auf ungenügende Vermahlung des<br />

Probenmaterials zurückzuführen. Abweichungen beim Zuckergehalt finden keine<br />

Entsprechung bei anderen Inhaltsstoffen.<br />

Die H- Distances (Abbildung 8) sind erwartungsgemäß bei der Messung von Presslingen<br />

größer als bei Küvetten. Ganz besonders zeigt rohfaserreiches Material oftmals H-Werte<br />

276


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

über 3,0. Wir konnten feststellen, dass rohfaserreiches Material durch eine erneute<br />

Vermahlung nicht mehr auffällig ist.<br />

Presslinge zeigen eine sehr bessere Wiederholbarkeit (siehe Tabelle 2). Das mag mit der<br />

gleichmäßigen Probendichte begründet sein. Dieses Ergebnis wird auch durch Abb. 10<br />

bestätigt, Doppelspektren von Presslingen liegen dichter nebeneinander.<br />

Im Methodenvergleich der NIRS- Messergebnissen Küvette/ Pressling zeigt der Vergleich<br />

der Mittelwerte (T-Test) außer beim HFT Methodenunterschiede, obgleich der Bias der<br />

Bestimmungen minimal abweicht und sich stets im Bereich der Analysentoleranz bewegt<br />

(siehe Tabelle 3). Unterschiede in den Standardabweichungen der<br />

Wiederholungsmessungen (F-Test Vergleich der Standardabweichungen) treten nicht auf.<br />

Der Methodenvergleich stellt die Ergebnisse nur einer Grassilage dar und ist deswegen<br />

nicht für alle Grassilagen übertragbar.<br />

Im Methodenvergleich der NIRS- Messergebnissen Referenzwerte/ Pressling zeigt der<br />

Vergleich der Mittelwerte (T-Test) außer beim Fettgehalt Methodenunterschiede, obgleich<br />

der Bias der Bestimmungen minimal abweicht und sich stets im Bereich der<br />

Analysentoleranz bewegt (sieheTabelle 4). Unterschiede in den Standardabweichungen<br />

der Wiederholungsmessungen (F-Test Vergleich der Standardabweichungen) treten auch<br />

hier nicht auf. Nur die Mittelwerte der Proteinbestimmung und des HFT weichen von den<br />

Referenzwerten stärker ab, als bei der Messung mit Küvette, wobei die Abweichung der<br />

Werte des HFT minimal sind. Dieser Methodenvergleich stellt die Ergebnisse nur einer<br />

Grassilage dar und ist deswegen nicht für alle Grassilagen übertragbar.<br />

Presslinge zeigen nur im Bereich von 1830- 1960 nm eine stärkere Extinktion wie<br />

Abbildung 10 zeigt, in den anderen Bereichen ist die Extinktion schwächer.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Nutzung der Presslinge für die Mineralstoffbestimmung mit RFA als auch für die<br />

Inhaltsstoffbestimmung mit NIRS rationalisiert wesentlich den gesamten Verfahrensablauf.<br />

Die Kalibrierung von Grassilagen (VDLUFA) zeigt eine hohe Übereinstimmung der<br />

Messergebnisse zwischen Presslingen und Küvetten.<br />

Eine Erweiterung der bestehenden NIRS- Kalibrierung durch Presslinge ist bisher noch<br />

nicht erfolgt.<br />

Bei einer NIRS- Neukalibrierung ist durch die bessere Messwiederholbarkeit von<br />

Presslingen mit einem Zuwachs an Präzision zu rechnen.<br />

277


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Jodkonzentration der Milch unter dem Einfluss von Rapsextraktionsschrot im Futter<br />

Schöne, Friedrich (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Sperrhake, Kati;<br />

Engelhard, Thomas; Leiterer, Matthias:<br />

Die Jodkonzentration der Milch wird durch das Jod des Futters bestimmt; die Rolle von<br />

Jodantagonisten wie die der Glucosinolate (GSL) des Rapsextraktionsschrotes wurde<br />

bisher wenig untersucht bzw. stellt sich widersprüchlich dar. Ältere Befunde an Milchkühen<br />

mit glucosinolatreichem Raps (PAPAS et al., 1979) charakterisieren Glucosinolate (GSL)<br />

als Iodantagonisten. Für glucosinolatarmen Raps muss die These einer<br />

Konzentrationsminderung des Spurenelementes in der Milch nicht zutreffen, weshalb<br />

Rapsextraktionsschrot einer 00 Herkunft im Milchkuhversuch zu prüfen war.<br />

Material und Methoden<br />

In einem Versuch mit 2 Gruppen zu je 24 Holstein-Kühen ohne Rapsextraktionsschrot im<br />

Futter oder mit im Mittel 1,8 kg Rapsextraktionsschrot /Tier und Tag wurden Milchproben<br />

von 9 Tieren jeder Gruppe gewonnen. Gefüttert wurden totale Mischrationen (Tab.1), in<br />

der Kontrolle mit Lupinen als alleinigem Eiweißkonzentrat (18 % der Trockenmasse, T, der<br />

Ration) oder in der Versuchsgruppe mit 11% Lupinen + 8 % Rapsextraktionsschrot<br />

(Details bei KLUTH et al., 2005). Die Milchproben stammten aus dem zweiten<br />

Versuchsabschnitt – Dauer 12. bis 19. Laktationswoche, Milchleistung 36 kg EKM/Tag,<br />

Probennahme nach 5 Wochen Fütterung der jeweiligen Ration.<br />

Die Jodanalyse erfolgte mittels ICP MS (LEITERER et al.2001) nach Extraktion der<br />

gefriergetrockneten Milch mit Tetramethylammoniumhydroxid (TMAH). Der<br />

Glucosinolatgehalt des Rapsextraktionsschrotes wurde mittels HPLC analysiert (EU 1999,<br />

Details bei ROTHE et al. 2004). Die Ergebnisse sind als Mittelwert und<br />

Standardabweichung angegeben. Der Mittelwertsvergleich erfolgte mittels STUDENTs` t<br />

Test.<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Das Rapsextraktionsschrot enthielt 5,9 mmol GSL/ kg Futter. Der Jodgehalt des<br />

Mineralfutters wurde mit 59,6 mg/kg Mineralfutter bestimmt; das entspricht zwei Drittel der<br />

Herstellerangaben von 100 mg/kg. Da die Mineralfutterproben erst ein halbes Jahr nach<br />

Versuchsende untersucht werden konnten, ist von Verlusten des Spurenelementes<br />

auszugehen. Bei im Mittel 230 g Mineralfutter/Tag war demnach die mittlere<br />

Tagesjodaufnahme zwischen 13,7 mg (nach dem analysierten Gehalt) und 23 mg (nach<br />

dem deklarierten Gehalt. Das entspricht bei 23 kg mittlerer täglicher Aufnahme an T 0,6<br />

oder 1 mg Jodzusatz/kg T. Für beide Fälle ist das über den Empfehlungen der GfE (2001)<br />

von 0,5 mg Jod/kg T.<br />

Unter dem Einfluss des Rapsextraktionsschrotes (0,4 mmol GSL / kg Futtertrockenmasse)<br />

war der Jodgehalt der Milch signifikant erniedrigt: 162 ± 38 µg /kg Milch gegenüber 356 ±<br />

39 µg Jod /kg Milch in der raps- bzw. glucosinolatfreien Kontrollgruppe (P< 0,001).<br />

Trotzdem lassen Jodgehalte der Milch von deutlich über 100 µg/kg ebenfalls in der<br />

Rapsgruppe auf eine angemessene Versorgung mit dem Spurenelement schließen.<br />

Fazit<br />

278


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Rapsextraktionsschrot, selbst mit geringem GSL Gehalt und selbst in niedrigen<br />

eingesetzten Mengen, verminderte die Milchjodkonzentration drastisch. Um<br />

Milchjodkonzentrationen von mehr als 100 µg/Liter auch mit glucosinolathaltigen Rationen<br />

zu erreichen, sollte die Empfehlung Jod in Gegenwart von Rapsfuttermitteln mindestens in<br />

Höhe des zweifachen Bedarfes zu ergänzen aufrecht erhalten werden.<br />

Tabelle 1: Futterrezeptur und -probenzusammensetzung, 24 Milchkühe je Gruppe<br />

Die Trockensubstanzaufnahme betrug in beiden Gruppen 23 kg/Tag.<br />

Rapsextraktionsschrot Ohne Mit<br />

Futtermischung (% der T)<br />

Grassilage, 1. Schnitt<br />

Maissilage<br />

Stroh<br />

Biertrebersilage<br />

Gerste, gequetscht<br />

Lupine<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

Mineralstoffgemisch<br />

Rest 1<br />

Jodgehalt (µg / kg<br />

Futterwertdaten<br />

NEL, MJ/kg T<br />

nXP<br />

Rohfaser*<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

15,9<br />

39,3<br />

1,6<br />

6,1<br />

15,7<br />

18,3<br />

-<br />

1,0<br />

2,1<br />

7,4<br />

166<br />

157<br />

* in g / kg T<br />

1 Propylenglykol, geschütztes Fett, Futterkalk, Viehsalz<br />

15,9<br />

38,6<br />

1,5<br />

5,8<br />

15,9<br />

10,9<br />

8,4<br />

1,0<br />

2,0<br />

7,3<br />

171<br />

154<br />

ohne Rapsextraktionsschrot mit Rapsextraktionsschrot<br />

Abb. Jodkonzentration der Milch nach 5 Wochen Fütterung (Mittelwert ±<br />

Standardabweichung)<br />

279


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Literatur<br />

EUROPEAN COMMUNITY (1990). Oilseeds - determination of glucosinolates - high<br />

performance liquid chromatography. Official Journal of European Commission. L 170, 27-<br />

34.<br />

GfE - Gesellschaft für Ernährungsphysiologie der Haustiere (2001): Empfehlungen zur<br />

Energie- und Nährstoffversorgung der Milchkühe und Aufzuchtrinder. DLG-Verlags GmbH<br />

Frankfurt am Main, 136 Seiten<br />

KLUTH, H. ; J. BOGUHN, T. ENGELHARD, M. BULANG UND M. RODEHUTSCORD (2006):<br />

Bewertung von thermisch behandelten Lupinen als Rationskomponente für<br />

Hochleistungskühe. Bericht ufop Projekt, 25 Seiten<br />

LEITERER, M.; D. TRUCKENBRODT, K. FRANKE: Determination of iodine species in milk using<br />

ion chromatographic separation and ICP-MS detection. European Food Research<br />

Technology 213 (2001)150 – 153<br />

PAPAS, A:; J.R. INGALLS, L.D. CAMPBELL (1979): Studies on the effects of rapeseed meal on<br />

thyroid status of cattle, glucosinolate and iodine content of milk and other parameters. J.<br />

Nutr. 109, 1129 - 1139<br />

ROTHE, R., H. HARTUNG, G. MARKS, H. BERGMANN, R. GÖTZ, F. SCHÖNE:<br />

Glucosinolate content in vegetative tissues of winter rape cultivars. Journal of Applied<br />

Botany 78 (2004) 41 – 47.<br />

280


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Schätzung des Energiegehaltes von Raps- und Sojaerzeugnissen für Wiederkäuer<br />

Rutzmoser, Karl (Bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />

Fragestellung und Zielsetzung<br />

Die Leistung von Tieren ist am engsten mit der Energieaufnahme verknüpft, darum stellt<br />

der Energiegehalt den wichtigsten Kennwert der Futtermittel dar. Die Erzeugnisse aus<br />

Rapssamen und Sojabohnen unterscheiden sich erheblich in Inhaltsstoffen und Futterwert.<br />

Deshalb sind aussagekräftige Schätzverfahren aus kostengünstigen und gängigen<br />

Analysenergebnissen wichtig, um eine optimale Verwertung der hier betrachteten<br />

Futtermittel zu sichern. In diesem Beitrag soll eine Vorgehensweise dargestellt werden,<br />

womit der ME-Gehalt für Wiederkäuer in Raps- und Sojaerzeugnsissen aus den<br />

Rohnährstoffwerten der Weender Analyse (Rohprotein XP, Rohfett XL, Rohfaser XF, NfE<br />

XX) geschätzt werden kann.<br />

Umsetzbare Energie<br />

Für die ME für Wiederkäuer ist folgende Gleichung vorgeschlagen (DLG 1997):<br />

ME (MJ) = 0,0312 * DXL + 0,0136 * DXF + 0,0147 * (DOM – DXL – DXF) + 0,00234 * XP,<br />

wobei DXL verdauliches Rohfett und DXF verdauliche Rohfaser darstellen. Das dritte<br />

Glied der Gleichung mit DOM = DXP + DXL + DXF + DXX kann umgeformt werden zu<br />

DXP + DXX. Wenn weiter die verdaulichen Rohnährstoffe als Produkt von Rohnährstoff<br />

und Verdaulichkeit (DXP = XP * dP / 100 ...) dargestellt werden, kann die ME-Gleichung in<br />

folgender Form geschrieben werden:<br />

ME (MJ) = 0,0147 * XP * dP / 100 + 0,0312 * XL * dL / 100 + 0,0136 * XF * dF / 100 +<br />

0,0147 * XX * dX / 100 + 0,00234 * XP<br />

In dieser Form der Darstellung ist erkenntlich, dass zu den analytisch messbaren<br />

Rohnährstoffen deren Verdaulichkeiten hinzu zuordnen sind, wofür Schätzwerte abgeleitet<br />

werden sollen.<br />

Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe<br />

Für die Ableitung der Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe wurden zum einen die Daten der<br />

DLG-Tabellen mit den Werten der Futtermittel aus Raps oder Soja herangezogen. Zum<br />

anderen wurden von Instituten im deutschsprachigen Raum neuere Verdauungsversuche<br />

mit diesen Futtermitteln abgefragt, die für die Auswertung geeignet waren. Diese werden<br />

zur Unterscheidung mit Validierungsproben bezeichnet, auch wenn sie in die Bewertung<br />

einbezogen worden sind.<br />

Aus diesen Verdauungsversuchen mit Hammeln standen Ergebnisse zu folgenden<br />

Futtermitteln zur Verfügung:<br />

16 Rapsextraktionsschrote<br />

4 Rapskuchen<br />

9 Sojaextraktionsschrote<br />

1 Sojabohnensamen<br />

1 Sojaschalen.<br />

Zur Entwicklung der Schätzgleichungen wurden aus Umformungen von<br />

Rohnährstoffwerten solche Bezugsgrößen gebildet, welche eine möglichst gute<br />

Anpassung an die Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe zeigten. Mit derartigen<br />

Transformationen konnten dann einfache Regressionsgleichungen formuliert werden.<br />

281


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Verdaulichkeit Rohprotein<br />

Als Bezugsgröße für die Verdaulichkeit des Rohproteins hat sich das Verhältnis von<br />

Rohprotein zu der Summe von Rohprotein, Rohfaser und NfE (XPFX = XP / (XP + XF +<br />

XX) ) als zweckmäßig gezeigt. Es kann auch als Anteil des Rohproteins an der fettfreien<br />

organischen Masse beschrieben werden. Bei den hier behandelten Futtermitteln steigt die<br />

Verdaulichkeit mit mehr Rohprotein an, d. h. Rohprotein ist besser verdaulich, wenn es mit<br />

weniger Kohlenhydraten, auch mit weniger Faserbestandteilen verbunden ist. Folgende<br />

Formeln zur Schätzung des VQ XP werden vorgeschlagen:<br />

dP (Raps) = 57 + 0.06 * XPFX<br />

dP (Soja) = 58 + 0.06 * XPFX<br />

Verdaulichkeit Rohfett<br />

Die Verdaulichkeit des Rohfettes fällt bei niedrigen Rohfettgehalten stark ab. Dies kann mit<br />

einer logarithmischen Transformation des Rohfettes auf der Basis 10 (dekadischer<br />

Logarithmus, LOG10(XL) ) gut abgebildet werden. Zur Schätzung der Verdaulichkeit von<br />

Rohfett bieten sich diese Gleichungen an:<br />

dL (Raps) = 75 + 7 * LOG10(XL)<br />

dL (Soja) = 56 + 14 * LOG10(XL)<br />

Verdaulichkeit Rohfaser<br />

Als Bezugsgröße der Verdaulichkeit der Rohfaser wird der Anteil der Rohfaser an der<br />

Summe von Rohfaser und NfE (XFX = XF / (XF + XX) ) verwendet. Im allgemeinen ist mit<br />

steigendem Rohfaseranteil ein gewisser Abfall in deren Verdaulichkeit zu erwarten.<br />

Allerdings deutet sich bei Rapserzeugnissen ein leichter Anstieg an, wenn auch auf<br />

niedrigem Niveau, was möglicherweise das Ergebnis von neu gezüchteten Sorten ist.<br />

Folgende Gleichungen werden vorgeschlagen:<br />

dF (Raps) = 30 + 0.04 * XFX<br />

dF (Soja) = 85 – 0.01 * XFX<br />

Verdaulichkeit NfE<br />

Dafür wird als Bezugswert ebenfalls der Anteil der Rohfaser an der Summe von Rohfaser<br />

und NfE (XFX = XF / (XF + XX) ) verwendet. Bei beiden Futtermittelgruppen zeigt sich mit<br />

höherem Rohfaseranteil eine Verringerung der NfE-Verdaulichkeit, die mit diesen<br />

Gleichungen beschrieben wird:<br />

dX (Raps) = 99 – 0.05 * XFX<br />

dX (Soja) = 96 – 0.03 * XFX<br />

Beispielsberechnung<br />

Die Anwendung der Schätzgleichungen soll am Beispiel eines (fiktiv gewählten)<br />

Rapskuchens mit 360 g XP, 130 g XL, 120 g XF, 320 g XX (je kg TM) gezeigt werden.<br />

Daraus ergeben sich die folgenden umgerechneten (transformierten) Bezugsgrößen:<br />

XPFX = XP / (XP + XF + XX) = 360 / (360 + 120 + 320) = 450<br />

LOG10(XL) = LOG10(130) = 2,114<br />

XFX = XF / (XF + XX) = 120 / (120 + 320) = 273<br />

Die VQ-Gleichungen für Rapserzeugnisse ergeben diese Werte:<br />

dP (Raps) = 57 + 0.06 * XPFX = 57 + 0.06 * 450 = 84,0<br />

dL (Raps) = 75 + 7 * LOG10(XL) = 75 + 7 * 2,114 = 89,8<br />

dF (Raps) = 30 + 0.04 * XFX = 30 + 0.04 * 273 = 40,9<br />

dX (Raps) = 99 – 0.05 * XFX = 99 – 0.05 * 273 = 85,4<br />

282


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Diese Verdaulichkeiten in die ME-Gleichung eingesetzt, errechnet sich folgender<br />

Energiegehalt des Rapskuchens:<br />

ME (MJ) = 0,0147 * 360 * 84,0 / 100 (4,45) (XP)<br />

+ 0,0312 * 130 * 89,8 / 100 (3,64) (XL)<br />

+ 0,0136 * 120 * 40,9 / 100 (0,67) (XF)<br />

+ 0,0147 * 320 * 85,4 / 100 (4,02) (XX)<br />

+ 0,00234 * 360 (0,84) (XP)<br />

= 13,61 MJ ME / kg TM.<br />

Schätzgenauigkeit<br />

Wird die Schätzung auf alle Datensätze (Tabellen-, Validierungsdaten) angewendet, ergibt<br />

sich ein Standardfehler von 0,42 MJ ME für Raps- und 0,53 MJ ME für Sojaerzeugnisse.<br />

Allerdings muss von einer gewissen Zufallsstreuung der gemessenen<br />

Verdaulichkeitswerte ausgegangen werden. Bei einem Verdauungsversuch können die<br />

betrachteten Futtermittel nur in begrenztem Anteil in der Gesamtration an Hammel<br />

verabreicht werden Bei der üblichen Auswertung als Differenzversuch sind deshalb<br />

Zufallsfehler in einem gewissen Ausmaß unvermeidlich. Folglich sind auch die<br />

Tabellenwerte mit wenigen Verdauungsversuchen mit Unsicherheiten behaftet, welche<br />

ebenfalls zu den Abweichungen zwischen Messwert und Schätzwert beitragen.<br />

Anwendung und Zusammenfassung<br />

Es werden Gleichungen vorgeschlagen, mit denen aus Ergebnissen der Weender Analyse<br />

die Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe und damit der Energiegehalt für Raps- und<br />

Sojaerzeugnisse geschätzt werden kann. Dieses Verfahren kann bei der Untersuchung<br />

von Einzelproben verwendet werden. Es kann auch mit dieser Vorgehensweise bei den<br />

verschiedenen Futtermitteln aus Raps und Soja mit durchschnittlichen<br />

Rohnährstoffgehalten die erwartete Verdaulichkeit ermittelt und damit der Energiegehalt<br />

berechnet werden.<br />

Literaturhinweise<br />

DLG (1997) DLG-Futterwerttabellen – Wiederkäuer, 7. Auflage, Frankfurt a. Main<br />

Rutzmoser, K. (2006): Schätzverfahren für Energie und Aminosäuren bei Raps- und<br />

Sojaprodukten, Bericht UFOP-Projektnummer 524/052<br />

283


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Schätzung des Energiegehaltes von Raps- und Sojaerzeugnissen für Schweine<br />

Rutzmoser, Karl (Bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />

Fragestellung und Zielsetzung<br />

In der Fütterung von Schweinen ist der Energiegehalt eine entscheidende Größe bei der<br />

Bewertung der Futtermittel, denn zumindest bei wachsenden Tieren bestimmt in erster<br />

Linie die aufgenommene Energie die Leistung. Es bestehen erhebliche Unterschiede in<br />

Inhaltsstoffen und Futterwert bei den Erzeugnissen aus Rapssamen und Sojabohnen.<br />

Aussagekräftige Schätzverfahren aus den Ergebnissen kostengünstiger und üblicher<br />

Analysenverfahren sind deshalb wichtig, um die hier betrachteten Futtermittel optimal zu<br />

verwerten. In diesem Beitrag soll eine Vorgehensweise dargestellt werden, womit der ME-<br />

Gehalt für Schweine in Raps- und Sojaerzeugnsissen aus den Rohnährstoffwerten der<br />

Weender Analyse (Rohprotein XP, Rohfett XL, Rohfaser XF, NfE XX, in g/kg<br />

Trockenmasse TM) sowie Stärke und Zucker geschätzt werden kann.<br />

Umsetzbare Energie<br />

Folgende Gleichung ist zur Ermittlung der ME für Schweine aus den verdaulichen<br />

Rohnährstoffen (DXP verdauliches Rohprotein, DXL verdauliches Rohfett, ... )<br />

vorgeschlagen (DLG 1991):<br />

ME (MJ) = 0,0210 * DXP + 0,0374 * DXL + 0,0144 * DXF + 0,0171 * DXX<br />

– 0,0014 * XZ – 0,0068 * (BFS – 100)<br />

wobei der Abzug beim Zucker XZ ab 80 g/kg TM gilt, dann für die gesamte XZ-Menge,<br />

BFS sind die bakteriell fermentierbaren Substanzen DXF + DXX – XS – XZ, die<br />

verdaulichen Kohlenhydrate ohne Stärke und Zucker.<br />

Die ME-Formel kann so umgestaltet werden, indem die verdaulichen Rohnährstoffe als<br />

Produkt von Rohnährstoff und Verdaulichkeit (DXP = XP * dP / 100 ...) dargestellt werden,<br />

dass Rohnährstoffe und Verdaulichkeiten direkt erscheinen::<br />

ME (MJ) = 0,0210 * XP * dP / 100 + 0,0374 * XL * dL / 100 + 0,0144 * XF * dF / 100<br />

+ 0,0171 * XX * dX / 100 – 0,0014 * XZ – 0,0068 * (BFS – 100)<br />

Zur Auflösung dieser Gleichung sind zu den analytisch bestimmbaren Rohnährstoffen<br />

deren Verdaulichkeiten einzusetzen. Für diese sollen Schätzwerte abgeleitet werden.<br />

Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe<br />

Die Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe wurden zum einen aus den Daten der DLG-<br />

Tabellen mit den Werten der Futtermittel aus Raps oder Soja abgeleitet. Weiter wurden<br />

von Instituten im deutschsprachigen Raum neuere Verdauungsversuche mit diesen<br />

Futtermitteln abgefragt, die für die Auswertung geeignet waren, im weiteren zur<br />

Unterscheidung mit Validierungsproben bezeichnet, auch wenn sie in die Bewertung<br />

einbezogen worden sind. Es standen Ergebnisse von Verdauungsversuchen mit<br />

Schweinen für folgende Futtermittel zur Verfügung:<br />

4 Rapsextraktionsschrote<br />

1 Rapskuchen<br />

2 Rapssamen<br />

3 Sojaextraktionsschrote, ungeschälte Saat<br />

1 Sojaextraktionsschrot HP, geschälte Saat<br />

1 Sojabohnenkuchen<br />

1 Sojabohnensamen<br />

1 Sojaschalen.<br />

284


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Aus Umformungen von Rohnährstoffwerten wurden solche Bezugsgrößen gebildet,<br />

welche bei der Ableitung der Schätzgleichungen eine möglichst gute Anpassung an die<br />

Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe zeigten. Mit solchen Transformationen wurden dann<br />

einfache Regressionsgleichungen entwickelt.<br />

Verdaulichkeit Rohprotein<br />

Für die Verdaulichkeit des Rohproteins hat sich als Bezugsgröße das Verhältnis von<br />

Rohprotein zu der Summe von Rohprotein, Rohfaser und NfE (XPFX = XP / (XP + XF +<br />

XX) ) als günstig erwiesen. Es kann auch als Anteil des Rohproteins an der fettfreien<br />

organischen Masse beschrieben werden. Bei den hier behandelten Futtermitteln steigt die<br />

Verdaulichkeit mit mehr Rohprotein an, d. h. Rohprotein ist besser verdaulich, wenn es mit<br />

weniger Kohlenhydraten, auch mit weniger Faserbestandteilen verbunden ist. Folgende<br />

Formeln zur Schätzung des VQ XP bei Schweinen werden vorgeschlagen:<br />

dP (Raps) = 11 + 0,15 * XPFX<br />

dP (Soja) = 32,5 + 0,1 * XPFX<br />

Verdaulichkeit Rohfett<br />

Die Verdaulichkeit des Rohfettes fällt bei niedrigen Rohfettgehalten stark ab. Dies kann mit<br />

einer logarithmischen Transformation des Rohfettes auf der Basis 10 (dekadischer<br />

Logarithmus, LOG10(XL) ) gut abgebildet werden. Zur Schätzung der Verdaulichkeit von<br />

Rohfett bieten sich diese Gleichungen an:<br />

dL (Raps) = 23 + 25 * LOG10(XL)<br />

dL (Soja) = 21 + 26 * LOG10(XL)<br />

Verdaulichkeit Rohfaser<br />

Als Bezugsgröße der Verdaulichkeit der Rohfaser wird der Anteil der Rohfaser an der<br />

Summe von Rohfaser und NfE (XFX = XF / (XF + XX) ) verwendet. Im allgemeinen ist mit<br />

zunehmendem Rohfaseranteil ein gewisser Abfall in deren Verdaulichkeit zu erwarten.<br />

Allerdings deutet sich bei Rapserzeugnissen ein geringer Anstieg an, wenn auch auf<br />

niedrigem Niveau, was das Ergebnis von neu gezüchteten Sorten sein könnte. Folgende<br />

Gleichungen werden vorgeschlagen:<br />

dF (Raps) = 32 + 0,04 * XFX<br />

dF (Soja) = 80 – 0,04 * XFX<br />

Verdaulichkeit NfE<br />

Dafür wird als Bezugswert ebenfalls der Anteil der Rohfaser an der Summe von Rohfaser<br />

und NfE (XFX = XF / (XF + XX) ) verwendet. Während bei Soja ein höherer Rohfaseranteil<br />

zu einer Verringerung der NfE-Verdaulichkeit führt, zeigt sich bei den neueren<br />

Untersuchungen der Rapsfuttermittel ein leichter Anstieg. Diese Effekte werden mit diesen<br />

Gleichungen beschrieben:<br />

dX (Raps) = 70 + 0,03 * XFX<br />

dX (Soja) = 98 – 0,04 * XFX<br />

Beispielsberechnung<br />

Die Anwendung der Schätzgleichungen soll am Beispiel eines (fiktiv gewählten)<br />

Rapskuchens mit 360 g XP, 130 g XL, 120 g XF, 320 g XX (je kg TM) gezeigt werden. Für<br />

Stärke und Zucker werden die Tabellenwerte 0 g XS, 83 g XZ eingesetzt.<br />

Daraus ergeben sich die folgenden umgerechneten (transformierten) Bezugsgrößen:<br />

XPFX = XP / (XP + XF + XX) = 360 / (360 + 120 + 320) = 450<br />

LOG10(XL) = LOG10(130) = 2,114<br />

XFX = XF / (XF + XX) = 120 / (120 + 320) = 273<br />

285


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Die VQ-Gleichungen für Rapserzeugnisse ergeben diese Werte:<br />

dP (Raps) = 11 + 0,15 * XPFX = 11 + 0,15 * 450 = 78,5<br />

dL (Raps) = 23 + 25 * LOG10(XL) = 23 + 25 * 2,114 = 75,8<br />

dF (Raps) = 32 + 0,04 * XFX = 32 + 0,04 * 273 = 42,9<br />

dX (Raps) = 70 + 0,03 * XFX = 70 + 0,03 * 273 = 78,2<br />

Bei der ME-Berechnung für Schweine ist die BFS zu berechnen, die sich hier ergibt zu:<br />

BFS = 120 * 42,9 / 100 + 320 * 78,2 / 100 – 0 – 83 = 219<br />

Die geschätzten Verdaulichkeiten in die ME-Gleichung eingesetzt, ergeben folgende<br />

Berechnung des Energiegehalts des Rapskuchens:<br />

ME (MJ) = 0,0210 * 360 * 78,5 / 100 (5,93) (XP)<br />

+ 0,0374 * 130 * 75,8 / 100 (3,69) (XL)<br />

+ 0,0144 * 120 * 42,9 / 100 (0,74) (XF)<br />

+ 0,0171 * 320 * 78,2 / 100 (4,28) (XX)<br />

– 0,0014 * 83 (-0,12) (XZ)<br />

– 0,0068 * (219 –100) (-0,81) (BFS)<br />

= 13,71 MJ ME / kg TM.<br />

Schätzgenauigkeit<br />

Wird die Schätzung auf alle Datensätze (Tabellen-, Validierungsdaten) angewendet, ergibt<br />

sich ein Standardfehler von 1,06 MJ ME für Raps- und 0,74 MJ ME für Sojaerzeugnisse.<br />

Darin eingeschlossen ist aber auch eine gewisse Zufallsstreuung der gemessenen<br />

Verdaulichkeitswerte. Die betrachteten Futtermittel können in einem Verdauungsversuch<br />

nur zu einem gewissen Anteil in der Gesamtmischung enthalten sein und bei der üblichen<br />

Auswertung als Differenzversuch sind deshalb Zufallsfehler in einem gewissen Ausmaß<br />

bei einem einzelnen Versuch unvermeidlich. Folglich sind Tabellenwerte mit wenigen<br />

Verdauungsversuchen mit Unsicherheiten behaftet, welche ebenfalls zu den<br />

Abweichungen zwischen Messwert und Schätzwert beitragen.<br />

Anwendung und Zusammenfassung<br />

Mit den vorgeschlagen Gleichungen können aus Ergebnissen der Weender Analyse die<br />

Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe und damit der Energiegehalt für Raps- und<br />

Sojaerzeugnisse geschätzt werden. Dieses Verfahren kann bei der Untersuchung von<br />

Einzelproben verwendet werden. Diese Vorgehensweise ist auch bei den verschiedenen<br />

Futtermitteln aus Raps und Soja anwendbar, indem mit durchschnittlichen<br />

Rohnährstoffgehalten die erwartete Verdaulichkeit ermittelt und daraus der Energiegehalt<br />

berechnet wird.<br />

Literaturhinweise<br />

DLG (1991) DLG-Futterwerttabellen – Schweine, 6. Auflage, Frankfurt a. Main<br />

Rutzmoser, K. (2006): Schätzverfahren für Energie und Aminosäuren bei Raps- und<br />

Sojaprodukten, Bericht UFOP-Projektnummer 524/052<br />

286


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Schätzung von Aminosäuregehalten von Raps- und Sojaerzeugnissen<br />

Rutzmoser, Karl (Bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />

Fragestellung und Zielsetzung<br />

In der Ernährung monogastrischer Tiere ist nach der Energie die Versorgung mit<br />

essentiellen Aminosäuren leistungsbestimmend. Da sowohl Raps- wie Sojaerzeugnisse<br />

als typische Eiweissfuttermittel eingesetzt werden, ist der Gehalt an essentiellen<br />

Aminosäuren eine wichtige Bewertungsgröße für den Einsatz und in der Gestaltung von<br />

Futtermischungen für Schweine und auch Geflügel. Die Analyse von Aminosäuren ist<br />

relativ aufwändig, deshalb sind Schätzverfahren für die bedeutsamen Aminosäuren aus<br />

üblichen Kennwerten eine wichtige Hilfestellung in der zielgerichteten Verwendung von<br />

Futtermitteln aus Raps und Soja.<br />

Bei der Ableitung von Aminosäuregehalten kann man die biologische Gegebenheit nützen,<br />

dass die Anteile an Aminosäuren einer Proteinart konstant sind. Weiter darf in gewissem<br />

Maße unterstellt werden, dass Verschiebungen der Proteinarten mit der Proteinmenge<br />

einher gehen. Deshalb sind Schätzungen aus dem Rohproteingehalt erstellbar.<br />

Gehalte und Anteile von Aminosäuren (AS)<br />

Umfassende Angaben zu Gehalten von Aminosäuren sind in den Tabellenwerken der<br />

DEGUSSA (2001) enthalten. Aus diesen Angaben lassen sich die Anteile der<br />

Aminosäuren im Rohprotein ableiten. Diese können, wie nachfolgend beschrieben, als<br />

Aminosäurefaktoren zur Schätzung von Aminosäuregehalten genutzt werden.<br />

Bei Sojafuttermitteln ist eine große Spannbreite im Rohproteingehalt (XP) möglich, von<br />

Sojaschalen bis zu Hochproteinsojaschrot aus geschälter Saat. Die Veränderung von<br />

Aminosäureanteilen wurde berechnet, indem die Gehalte von Sojaschalen (mit 125 g<br />

XP/kg Trockenmasse TM) und Extraktionsschrot (534 g XP/kg TM) mit einer<br />

Regressionsrechnung verknüpft wurden. Das entspricht einer Interpolation zwischen<br />

diesen beiden Futtermitteln, damit wird die gesamte Breite an Rohproteingehalten<br />

abgedeckt.<br />

Schätzung mit Aminosäurefaktoren<br />

In der folgenden Tabelle sind die Aminosäurefaktoren der in der Fütterung bedeutsamen<br />

essentiellen Aminosäuren für Raps- und Sojafuttermittel sowie die Regressionsfaktoren für<br />

Soja aufgeführt.<br />

Aminosäure AS-Faktoren AS-Faktoren Regressionsgleichung<br />

Raps<br />

Soja<br />

Sojaerzeugnisse<br />

Lysin 0,0531 * XP 0,0600 * XP 0,0597 * XP + 0,16<br />

Methionin 0,0198 * XP 0,0136 * XP 0,0144 * XP – 0,44<br />

Cytsin 0,0234 * XP 0,0150 * XP 0,0144 * XP + 0,36<br />

Met + Cys 0,0442 * XP 0,0285 * XP 0,0289 * XP – 0,08<br />

Threonin 0,0428 * XP 0,0387 * XP 0,0397 * XP – 0,52<br />

Tryptophan 0,0131 * XP 0,0133 * XP 0,0136 * XP – 0,22<br />

In der Anwendung ist der Aminosäurefaktor der betreffenden Futtergruppe mit dem<br />

Rohproteingehalt mal zunehmen und ergibt dann den Gehalt an Aminosäure in der<br />

gleichen Dimension wie beim Protein. Die Form der Dimension, ob beispielsweise in<br />

Futtermittel oder in TM, in Prozent oder g ist unerheblich, sie braucht nur gleich auf<br />

Rohprotein und Aminosäure angewendet werden.<br />

287


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Diese Art der Schätzung ist bei allen Rapsfuttermitteln angebracht, weil die Proteingehalte<br />

der fettfreien organischen Masse nicht sehr weit streuen und die betreffenden Kriterien<br />

durch die üblichen technologischen Behandlungen keine merklichen Veränderungen<br />

erfahren.<br />

Bei entfetteten Sojaerzeugnissen ist die Berechnung mit der aufgeführten<br />

Regressionsgleichung möglich. Allerdings muss dabei die Dimension, hier g/kg TM<br />

beachtet werden. Bei einem Vergleich der Ergebnisse aus der Schätzung nach<br />

Aminosäurefaktoren und Regressionsgleichung zeigen sich aber nur unbedeutende<br />

Differenzen, wie schon aus den geringen Unterschieden zwischen den<br />

Aminosäurefaktoren und Regressionsfaktoren in obiger Tabelle abgeleitet werden kann.<br />

Offensichtlich verändert sich das Protein in Sojafuttermitteln in seinem Aminosäureprofil<br />

nur unwesentlich auch bei sehr unterschiedlichen Rohproteingehalten. Um die<br />

Eingrenzungen der Regressionsgleichung zu umgehen, erscheint es auch bei den<br />

Sojaerzeugnissen angebracht, in der praktischen Anwendung die Gehalte an<br />

Aminosäuren mit den betreffenden Aminosäurefaktoren zu schätzen.<br />

Beispielsberechnung<br />

Es wird angenommen, ein Rapskuchen hat in der Untersuchung 360 g Rohprotein je kg<br />

TM erbracht. Aus der Multiplikation mit den betreffenden Aminosäurefaktoren für Raps aus<br />

der Tabelle errechnen sich die zu erwartenden Gehalte an Aminosäuren (wie Rohprotein<br />

in g/kg TM):<br />

AS (g/kg TM) = Aminosäurefaktor * XP (g/kg TM)<br />

Lysin = 0,0531 * 360 = 19,1 (g/kg TM)<br />

Methionin = 0,0136 * 360 = 4,9 (g/kg TM)<br />

Anwendung und Zusammenfassung<br />

Mit den dargestellten Aminosäurefaktoren können durch Multiplikation mit dem<br />

Rohproteingehalt die Gehalte an Aminosäuren in Raps- und Sojaerzeugnisse geschätzt<br />

werden.<br />

Literaturhinweise<br />

DLG (1991) DLG-Futterwerttabellen – Schweine, 6. Auflage, Frankfurt a. Main<br />

DEGUSSA (2001): The Amino Acid Composition of Feedstuffs. 5 th completely revised<br />

edition<br />

Rutzmoser, K. (2006): Schätzverfahren für Energie und Aminosäuren bei Raps- und<br />

Sojaprodukten, Bericht UFOP-Projektnummer 524/052<br />

288


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

John<br />

289


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Verhalten von Fusarientoxinen bei der Ethanolerzeugung aus belastetem Getreide<br />

Hanschmann, Gudrun (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft); Krieg, Doris:<br />

Die Erzeugung von Energie und Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen gewinnt<br />

durch die Begrenztheit der natürlichen Ressourcen und durch die ausgeglichene CO2-<br />

Bilanz im Hinblick auf die Gefahr der globalen Erwärmung an Bedeutung. Bioethanol wird<br />

seit längerem in Amerika und neuerdings auch in Europa großtechnisch hergestellt. Wenn<br />

auch das Haupterzeugnis Ethanol darstellt, fällt doch zu etwa 50 % als Gärrückstand<br />

Schlempe an, die als Futtermittel vermarktet werden kann.<br />

Seit etwa 3 Jahren gibt es auch in Deutschland großtechnische Anlagen, die aus Getreide<br />

Ethanol herstellen. In diesen Anlagen wird vor allem Roggen, Weizen und Triticale<br />

verarbeitet. Die dabei anfallende Schlempe wird in zwei unterschiedlichen Zuständen auf<br />

den Markt gebracht:<br />

1. als Feuchtschlempe mit einer Trockenmasse (TM) von ca. 35 %<br />

2. als Trockenschlempe mit ca. 95 % TM<br />

Der Futterwert der Schlempe wird vor allem durch die Hauptinhaltsstoffe bestimmt. Er<br />

könnte aber nachhaltig negativ beeinflusst werden, wenn unerwünschte Stoffe, wie z.B.<br />

Mykotoxine in der Schlempe enthalten sind.<br />

Mykotoxine können in das Ausgangsgetreide vor allem über Fusarienpilze, die ubiquitär<br />

am Boden, oder auf ungenügend eingearbeiteten Pflanzenrückständen auf dem Feld<br />

vorhanden sind, in das aufwachsende Getreide vordringen und dort unter bestimmten<br />

Bedingungen Mykotoxine bilden. Die am häufigsten vorkommenden Mykotoxine sind das<br />

Deoxynivalenol (DON) und das Zearalenon (ZEA). Zur Vermeidung des Pilzbefalls gibt es<br />

eine ganze Reihe von Strategien, die der Landwirt anwenden kann, dennoch bleibt die<br />

Witterung, vor allem zum Zeitpunkt der Blüte ein wesentlicher, nicht zu beeinflussender<br />

Faktor, der über hohe oder niedrige Mykotoxingehalte im Erntegut entscheidet. Wenn<br />

Grenzwerte (1) überschritten sind, darf das Getreide weder in der Nahrungsmittel- noch in<br />

der Futtermittelproduktion eingesetzt werden.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit sollte deshalb geprüft werden:<br />

• wo die Mykotoxine, speziell DON und ZEA, beim Vergärungsprozess verbleiben<br />

• ob die bei der Vergärung anfallende Schlempe als Futtermittel geeignet ist<br />

(niedriger DON-Gehalt) oder<br />

• durch Silierung der Schlempe eine Verminderung des DON-Gehaltes erreicht<br />

werden kann.<br />

Literatur zu diesem Problem existiert praktisch nicht, lediglich auf der Internetseite der<br />

Minnesota Universität, die sehr viele Untersuchungen mit der Gärrückständen von Mais<br />

durchgeführt hat, wird berichtet, dass beim Maischen und Brennen kein Abbau der<br />

Mykotoxine erfolgt und es auf Grund des Masseverlustes in der Schlempe zu einer<br />

Anreicherung der Mykotoxine auf das 3-fache kommt (2).<br />

Zur Klärung dieser Fragen wurde folgendermaßen vorgegangen:<br />

1. Anpassung der Mykotoxinanalytik an die Matrizes Wasser, Schlempe und silierte<br />

Schlempe<br />

2. Vergärung von Getreide (hier Triticale) mit definiertem DON- und ZEA-Gehalt und<br />

Kontrolle des DON und ZEA in allen Verfahrensstufen<br />

3. Silierversuch mit Schlempe und Verfolgung des DON-und ZEA-Gehaltes<br />

290


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

1. Anpassung der Mykotoxinanalytik an die Matrizes Wasser, Schlempe,<br />

konservierte Schlempe<br />

Zur Bestimmung von Mykotoxinen werden in unserem Labor für die Matrizes Getreide und<br />

Mischfuttermittel validierte VDLUFA-Methoden (3, 4) eingesetzt. Für wässrige Systeme<br />

und Silagen sind diese Verfahren bisher nicht getestet.<br />

Zur Testung wurde Bierwürze ausgewählt, ein beim Bierbrauen anfallender wässriger<br />

Extrakt mit ca. 8 % TS, der den bei der Bioethanolproduktion anfallenden Extrakten ähnelt.<br />

Die Wiederfindungsversuche wurden in folgender Form durchgeführt: zu je 100 ml<br />

Bierwürze wurden 3 verschiedene Konzentrationen an DON dosiert: 100, 500 und 1000<br />

µg/l, vermischt, filtriert und ohne weitere Aufarbeitung 1 ml davon über die<br />

Immunoaffinitätssäule gegeben, und entsprechend VDLUFA-Methode (Nr 16.12.1)<br />

weiterverarbeitet.<br />

Sollkonzentration (µg/l) Istkonzentration (µg/l) Wiederfindung (%)<br />

Bierwürze Blindwert


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Bezeichnung Zugabe Verlust Bilanz Prozessschritt Bemerkung<br />

(kg) (kg) (kg)<br />

Triticale 33 0 33 Maischen gemessen<br />

Wasser 94 0 127 Maischen gemessen<br />

Enzyme 1 0 128 Maischen gemessen<br />

Sudhausverluste 0 8 120 Süßmaische geschätzt<br />

Probe Süßmaische 0 5 115 Süßmaische gemessen<br />

Hefezugabe 7 0 122 Gärung gemessen<br />

CO2 0 9 113 Gärung berechnet<br />

Probe Sauermaische 0 7 106 Sauermaische gemessen<br />

Destillat 0 25 81 Destillation gemessen<br />

Verdampfung 0 3 78 Destillation geschätzt<br />

Probe Rückstand 0 5 73 Dest.rückstand gemessen<br />

Filtrationsverluste 0 5 68 Filtration geschätzt<br />

Filtrat 0 50 18 Filtration gemessen<br />

Probe Schlempe 0 2 16 Schlempe gemessen<br />

Schlempe 0 16 0 Silierung gemessen<br />

Tab.3: Mengenbilanz des Brauversuches<br />

Die Alkoholergiebigkeit aus dem Vorversuch konnte erreicht und damit die technologisch<br />

einwandfreie Versuchsdurchführung bestätigt werden.<br />

Abbildung1 zeigt den Verlauf des Versuches und die Probeentnahmestellen in einem<br />

Fließbild.<br />

Bioethanolversuch - Mykotoxinbilanzierung<br />

Probe (1kg)<br />

Probe (2 l)<br />

Probe Probe (5 l) Probe (5 l)<br />

gemahlenes<br />

Getreide<br />

29,1kg<br />

Wasser<br />

Enzyme<br />

4kg<br />

Schlempe<br />

3,9kg<br />

94 l<br />

Filtrat<br />

1 kg<br />

Süßmaische Hefen<br />

Gärtank<br />

26kg<br />

Rückstand<br />

Probe (5l)<br />

•Eingesetzte Mengen bezogen auf absolute TS<br />

Abb.1: Fließschema des Brauversuches<br />

7 kg<br />

9kg<br />

9kg<br />

Destillation<br />

10 l<br />

Ethanol<br />

9 kg<br />

CO 2<br />

292


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

2.2. Ergebnisse und Auswertung<br />

Von den gezogenen Proben wurden die Trockenmassen und die DON - und ZEA-Gehalte<br />

bestimmt. Die Messwerte und die daraus berechneten Gehalte sind in Tabelle 2<br />

zusammengestellt.<br />

Versuchsschritte<br />

absolute<br />

Menge<br />

DON-Gehalt<br />

DON-<br />

Gehalt<br />

ZEA-Gehalt<br />

ZEA-<br />

Gehalt<br />

Frischmasse TS Frischmasse TS<br />

gemahlenes<br />

kg µg/kg µg/kg µg/kg µg/kg<br />

Getreide 29,1 3200 3636 38 43<br />

Süßmaische 26,4 779 3534 39 47<br />

Sauermaische<br />

Rückstand<br />

9,2 118 13733 94 106<br />

Destillation 9,2 1638 13880 123 132<br />

Filtrat 3,9 1229 15740 30 34<br />

Schlempe 4,1 1900 7879 151 160<br />

konservierte<br />

Schlempe<br />

4 1244 5228 30 122<br />

Tab.2: TM, DON- und ZEA-Gehalte in den einzelnen Verfahrensstufen<br />

Zur Überprüfung des Mykotoxinverbleibs im Verlauf des Brauversuches wurde eine Bilanz<br />

erstellt. In Tabelle 3 sind die absoluten Mengen an DON und ZEA, die in Form von 33 kg<br />

Triticale in den Braubottich eingebracht wurden und ihre Gehalte in den einzelnen<br />

Fraktionen, bezogen auf absolute TS, berechnet.<br />

DON<br />

(absolute<br />

ZEA<br />

(absolute<br />

absolute<br />

DiffeDiffe-<br />

Menge Mengen) renz Mengen) renz<br />

kg µg % µg %<br />

gemahlenes Getreide 29,1 105600 0 1254 0<br />

Süßmaische 26,4 93437 -12 1244 1<br />

Sauermaische 9,2 126321 20 977 22<br />

Rückstand Destillation 9,2 127756 21 1212 -4<br />

Filtrat, gesamt<br />

Schlempe nach<br />

3,9 61465 132<br />

Schleudern<br />

Summe Filtrat und<br />

4,1 34188 689<br />

Schlempe<br />

Verhältnis des<br />

Mykotoxingehaltes<br />

von Schlempe zum<br />

8,0 95653 -9 821 -35<br />

Filtrat ca. 1:2 ca. 5:1<br />

Tab.3: Bilanz der DON- und ZEA-Gehalte<br />

An Hand der Ergebnisse ist ersichtlich, dass DON eine weitgehend ausgeglichene Bilanz<br />

hat, es wird während des Brau- und Destillationsvorganges nicht abgebaut.<br />

Schwankungen, die bis zu 20 % betragen, resultieren aus Probenahmefehlern, der<br />

293


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Messunsicherheit der Analysenverfahren und dem Hochrechnen kleiner analysierter<br />

Mengen auf die eingesetzte Gesamtmenge. Eine Differenz von 35 % zum Ausgangsgehalt<br />

bei Zearalenon lässt sich mit derartigen Schwankungen nicht mehr erklären. Zearalenon<br />

verschwindet teilweise während der Destillation. Ob es dabei zu einem Abbau bzw.<br />

Metabolisierung kommt, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht geklärt werden. Beide<br />

Toxine unterscheiden sich auch in ihrer Wasserlöslichkeit, wie man am Verhältnis von<br />

Schlempe zu Filtrat sehen kann. Es löst sich etwa doppelt soviel DON im Filtrat wie in der<br />

Schlempe, während nur etwa ein Fünftel des noch vorhandenen ZEA´s im Filtrat zu finden<br />

ist, vier Fünftel bleiben in der Schlempe zurück. Diese Zahlen beziehen sich auf eine<br />

Trockenmasse der Schlempe von ca. 24 %. Bei der großtechnischen<br />

Pressschlempeherstellung unter kontinuierlichen Bedingungen wird bis auf ca. 35 % TM<br />

abgepresst, allerdings wird ein Viertel des Filtrates bis zu sieben mal in den Braukreislauf<br />

zurückgeführt, um einen Teil des löslichen Proteins, welches beim Abpressen in das Filtrat<br />

übergeht, zurückzugewinnen. Dadurch besteht die Gefahr, dass auch wieder das stark<br />

wasserlösliche DON in den Kreislauf eingeschleust wird. Legt man obige Zahlen (25 % TM<br />

in der Schlempe, Filtrat sieben mal in den Kreislauf zurück) zugrunde und geht von einem<br />

gleich bleibend hohem DON-Gehalt des Ausgangsgetreides von 2000 µg/kg (niedrigster<br />

Orientierungswert in der Rinderfütterung; worst case) aus, so ergäbe sich ein maximal<br />

möglicher zusätzlicher Anstieg des DON-Gehaltes in der Schlempe von 17 %.<br />

Bezogen auf die Trockenmasse von 25 % ergab sich in unserem Versuch ein Anstieg des<br />

DON-Gehaltes auf das 2,3-fache und des ZEA-Gehaltes in der Schlempe auf das 3,8fache<br />

des Ausgangstoxingehaltes. Abbildungen 2 und 3 veranschaulichen noch einmal die<br />

Zunahmen der Toxine in den Schlempen.<br />

µg/kg DON<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Ausgangsgetreide Schlempe<br />

Abb.2 Anstieg des DON-Gehaltes in der Schlempe (TS)<br />

µg/kg ZEA<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Ausgangsgetreide Schlempe<br />

Abb. 3: Anstieg des ZEA-Gehaltes in der Schlempe (TS)<br />

294


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Für DON und ZEA in Futtermitteln gibt es bisher noch keine Grenzwerte. Grundlage der<br />

Beurteilung einer Belastung sind im Moment die Orientierungswerte des<br />

Bundesministeriums für Verbraucherschutz. Diese beziehen sich auf die gesamte Ration<br />

bei einem Trockenmassegehalt von 88 %. (5)<br />

Schlempe wird in der Praxis hauptsächlich in der Rinderfütterung eingesetzt und dort zu<br />

bis zu 15 % der Ration beigemischt.<br />

Legt man die niedrigsten Orientierungswerte für Rinder (2 mg/kg DON, 0,25 mg/kg ZEA)<br />

zugrunde und postuliert eine Verdreifachung des Mykotoxingehaltes in der Schlempe,<br />

könnte der Gehalt des Ausgangsgetreides 4,4 mg/kg FM DON und 0,5 mg/kg FM ZEA<br />

betragen. Voraussetzung wäre, dass die restliche Ration mykotoxinfrei ist.<br />

Unter Berücksichtigung eines möglichen weiteren Eintrags von Mykotoxinen in die Ration<br />

durch belastetes Getreide oder Mais sowie in den Gärprozess durch kontaminiertes Filtrat<br />

sollten die Mykotoxingehalte im Ausgangsgetreide für die Bioethanolherstellung die<br />

gesetzlichen Grenzwerte der EU für Lebensmittel (1) von 1,25 mg/kg DON und 0,1 mg/kg<br />

für ZEA nicht überschreiten. Es gibt aus unserer Sicht aber auch keinen Grund,<br />

Mykotoxinwerte unter diesen Grenzen zu fordern, um futtermittelrechtlich unbedenkliche<br />

Schlempe erzeugen zu können.<br />

3. Silierversuch mit Schlempe und Verfolgung des DON-und ZEA-Gehaltes<br />

Die beim Destillieren zurückbleibende Dünnschlempe wurde abgelassen, im noch warmen<br />

Zustand abgeschleudert und sofort ohne weitere Konservierungsstoffe in Silierschläuche<br />

verbracht und luftdicht verschlossen. Ohne Konservierung oder Silierung zeigt die frische<br />

Schlempe bereits nach einem Tag Verderbniserscheinungen (6). Nach 3-monatiger<br />

Silierung wurden die Silierschläuche geöffnet, und die silierte Schlempe auf<br />

Futterinhaltsstoffe und Mykotoxine untersucht. Die Gärqualität, der Futterwert und der<br />

mikrobiologische Zustand wurden als sehr gut eingeschätzt.<br />

Die Mykotoxingehalte (Tabelle 2) betragen zwischen 70 und 80 % der unsilierten<br />

Schlempen. Diese etwas niedrigeren Befunde gegenüber der Ausgangsschlempen lassen<br />

sich nicht als Zeichen des Mykotoxinabbaus deuten, da sie im Fehlerbereich des<br />

eingesetzten Analysenverfahrens liegen.<br />

Die Silierung von frischer Mykotoxin belasteter Pressschlempe unter den beschriebenen<br />

Bedingungen ist daher ebenso kein Mittel zur Reduzierung der Mykotoxingehalte.<br />

4. Zusammenfassung<br />

In einem Gärversuch mit 33 kg Triticale, die 3200 µg/kg DON und 35 µg/kg ZEA<br />

enthielten, wurde der Verbleib beider Mykotoxine untersucht.<br />

Die Bilanzierung der absoluten Mykotoxingehalte ergab, dass kein Deoxynivalenol im<br />

Prozess verloren ging. Vom Zearalenon dagegen konnten nach dem Brennnen nur noch<br />

etwa 65 % der Ausgangsmenge gefunden werden. Auf Grund der Masseverluste bei der<br />

Bioethanolherstellung (aus 33 kg Getreide entstehen 8 kg Schlempe) kommt es zu einer<br />

Anreicherung des Mykotoxingehaltes um den Faktor 2 bis 4.<br />

Da DON gut wasserlöslich ist, verliert die Schlempe beim Abfiltrieren/Abpressen einen Teil<br />

des DON´s. Dieses Filtrat wird aber in kontinuierlichen Anlagen im Kreislauf gefahren,<br />

und stellt so eine ständige Quelle für den DON-Eintrag in den Gärprozess dar.<br />

Pressschlempe wird hauptsächlich in der Rinderfütterung eingesetzt und zu etwa 15 % der<br />

Ration beigemischt.<br />

Unter Berücksichtigung eines möglichen Eintrags von Mykotoxinen über weitere<br />

Bestandteile der Ration und durch kontaminiertes Filtrat in den Gärprozess sollten<br />

295


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

die Mykotoxingehalte im Ausgangsgetreide die gesetzlichen Grenzwerte der EU von<br />

1,25 mg/kg DON und 0,1 mg/kg für ZEA nicht überschreiten.<br />

Bei der zur Haltbarmachung eingesetzten Konservierung der Schlempe in<br />

Silierschläuchen fand ebenfalls kein Mykotoxinabbau statt.<br />

5. Literatur<br />

(1) Verordnung (EG) Nr. 856/2005 der Kommission vom 06. Juni 2005 zur Änderung der<br />

Verordnung (EG) Nr. 466/2001 in Bezug auf Fusarientoxine (Abl. Nr. L143/3; 07.06.2005)<br />

(2) http://www.ddgs.umn.edu/feeding-swine/exampleswinediets-revised.pdf<br />

(3) VDLUFA-Methodenbuch Bd.III „Die chemische Untersuchung von Futtermitteln“,<br />

Kap.16.12.1<br />

(4) VDLUFA-Methodenbuch Bd.III „Die chemische Untersuchung von Futtermitteln“,<br />

Kap.16.9.2<br />

(5) Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BML),<br />

Orientierungswerte zur Mykotoxinbelastung von Futtermitteln mit Deoxynivalenol und<br />

Zearalenon im Rahmen des § 3 des deutschen Futtermittelgesetzes; 30.06.2000 (Quelle:<br />

VDM 27/00, S. 2-3).<br />

(6) Steinhöfel, O. und Engelhardt, T.: Pressschlempe: Interessantes Futtermittel und<br />

lagerfähig, Z. dlz-Agrarmagazin, 1 (2006), 108-111<br />

296


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Stärkeres Toasten bei der Rapsextraktionsschrotherstellung inaktiviert Glucosinolate<br />

und verändert die Proteinqualität<br />

Schöne, Friedrich (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Schumann, Wolfgang;<br />

Schubert, Rainer; Steingaß, Herbert; Kinast, Carmen:<br />

Der Glucosinolatgehalt von Rapsextraktionsschroten wird zum einen vom<br />

Glucosinolatgehalt der eingesetzten Rapssaat, zum anderen von der Verarbeitung und<br />

hier besonders von der Temperatur und Verweildauer im Toaster bestimmt. In den<br />

Ölmühlen werden die doppelwandigen Bleche der Etagentrockner ( Desoventizer/ Toaster)<br />

aus bis zu 130 ° C beheizt, dies bei 20 bis 60 min Verweildauer MÜNCH 2005).<br />

In einer Erhebung an Rapsextraktionsschroten aus zehn Ölmühlen unterschied sich deren<br />

Glucosinolatgehalt sehr stark, obwohl die eingesetzte Rapssaat Glucosinolatgehalte in<br />

ähnlicher Größenordnung aufwies (SCHUMANN et al. 2003). Als Ausgangshypothese der<br />

Untersuchung wurde für die Extraktionsschrote mit niedrigen Glucosinolatgehalten ein<br />

stärkeres Toasten unterstellt mit einer möglichen Proteinschädigung, welche es<br />

nachzuweisen galt. Mittels „in vitro“ Tests sollten an Rapsextraktionsschroten mit<br />

Unterschieden in der Glucosinolatkonzentration und damit im Grad des Toastens<br />

Aussagen zum Aminosäuregehalt – als Referenzaminosäure diente Lysin – bzw. zum<br />

Grad einer Proteinschädigung getroffen werden.<br />

Zur Anwendung kamen die Aminosäureanalytik und die Homoarginin-Methode zur<br />

Bestimmung des verfügbaren Lysins. Das (verfügbare) Lysin wurde sowohl auf das<br />

Futtermittel als auch auf das Protein bezogen. Der für die Messung der Lysinverfügbarkeit<br />

gewählte Homoarginin-Nachweis basiert auf der Guanidierung der freien ε-Aminogruppe<br />

des verfügbaren Lysins zu Homoarginin. Hitzegeschädigtes Lysin mit mehr oder weniger<br />

blockierten ε-Aminogruppen wird nicht guanidiert und damit unverändert als Lysin und<br />

nicht als Homoarginin nachgewiesen. In die Untersuchungen einzubeziehen waren<br />

Maßstäbe der Proteinqualität für den Wiederkäuer, charakterisiert durch das Pansen-<br />

Durchflussprotein (undegradable protein = UDP) und das am Duodenum nutzbare Protein<br />

(nXP).<br />

Material und Methoden<br />

Zur Analyse kamen Proben aus zwei Ölmühlen mit im Hinblick auf Glucosinolate ähnlichen<br />

Saatqualitäten ( Tab. 1) aber unterschiedlicher Toastung: stärker in Ölmühle A –<br />

Glucosinolate niedrig - und scwächer in Ölmühle J – Glucosinolate hoch.<br />

Jeweils 10 Proben des Rapsextraktionsschrotes wurden untersucht: verfügbares Lysin<br />

nach der Homoarginin- Methode (mod. nach Mauron und Bujard 1964 ), nXP und UDP<br />

nach dem mod. Hohenheimer Gastest (STEINGAß et al. 2001). Die Bestimmung des<br />

Rohproteins, der Trockenmasse und der Aminosäuren erfolgte laut VDLUFA-<br />

Methodenbuch (BASSLER UND BUCHHOLZ, 1997).<br />

Die Ergebnisse erscheinen als Mittelwert und Standardabweichung. Die<br />

Signifikanzprüfung im Zweistichprobenvergleich erfolgte als t Test nach STUDENT:<br />

297


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Tab. 1 Glucosinolate in Rapssaat und Rapsextraktionsschrot in den<br />

Ölmühlen A und J ( SCHUMANN, 2005)<br />

Ölmühlen<br />

Proben (Anzahl)<br />

Rapssaat<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

Davon für die<br />

Proteinuntersuchung<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

A<br />

mmol/kg T<br />

14,6 ± 5,9<br />

(141)<br />

2,5 ± 1,9<br />

(80)<br />

2,4 ± 0,8<br />

(10)<br />

J<br />

15,3 ± 3,9<br />

(153)<br />

14,4 ± 3,2<br />

(41)<br />

13,8 ± 2,8<br />

(10)<br />

Bei Rohproteinkonzentrationen der Rapsextraktionsschrotserien in ähnlicher<br />

Größenordnung traten im Lysingehalt und in der Lysinverfügbarkeit signifikante<br />

Unterschiede auf (Tab. 2). Diese Differenzen bestanden zuungunsten der<br />

Rapsextraktionsschrotchargen mit dem niedrigeren Glucosinolatgehalt, im Vergleich zu<br />

den Chargen mit dem hohen Glucosinolatgehalt.<br />

Das Schrot mit dem niedrigen Glucosinolatgehalt besaß im Vergleich zu dem mit dem<br />

hohen Glucosinolatgehalt eine um 9 % niedrigere Lysinkonzentration (P


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Tab.2 Proteinqualität von Rapsextraktionsschroten aus zwei Ölmühlen (jeweils n = 10)<br />

ausgenommen das Rohprotein Signifikanz der Unterschiede in Students` t Test -<br />

Toasten Stärker Schwächer<br />

Rohprotein<br />

g/kg T<br />

394<br />

±<br />

Lysin g/kg T 20,3 ± 0,8 22,2 ± 0,8<br />

Lysin<br />

g/100 g RP 5,15 ± 0,13 5,74 ± 0,16<br />

Verfügbares<br />

Lysin<br />

Verfügbares<br />

Lysin<br />

Verfügbares<br />

Lysin<br />

Nutzbares<br />

Protein, nXP<br />

Unabbaubares<br />

Protein, UDP<br />

Fazit<br />

75,1<br />

±<br />

12<br />

3,2<br />

387<br />

79,6<br />

g/kg T 15,2 ± 0,8 17,7 ± 0,7<br />

g/100 g RP 3,86 ± 0,18 4,56 ± 0,16<br />

g/kg T<br />

331<br />

g/kg T 230<br />

±<br />

16<br />

298<br />

±<br />

±<br />

±<br />

9<br />

2,0<br />

± 20 192 ± 10<br />

Stärkeres Toasten des Rapsextraktionsschrot kann das nXP erhöhen, jedoch vermindert<br />

es das verfügbare Lysin für Schwein und Geflügel.Rapsextraktionsschrot mit<br />

verarbeitungsbedingt niedrigerem Glucosinolatgehalt ist für den Wiederkäuer zu<br />

bevorzugen. Für Monogastriden erfordert ein solches Schrot den Extra-Zusatz von Lysin.<br />

Das Toasten des Rapsextraktionsschrot darf aber auch im Hinblick auf den Wiederkäuer<br />

nicht so stark sein, dass die Qualität des UDP leidet.<br />

Nach wie vor hat für die Verminderung des Glucosinolatgehaltes die 00-Strategie der<br />

Pflanzenzüchtung Vorrang vor einem verarbeitungs-technischen Schritt wie dem (zu)<br />

intensiven Toasten.<br />

(BASSLER, R., BUCHHOLZ, H. (ed.): Die chemische Untersuchung von Futtermitteln,<br />

Methodenbuch Bd. II, Verband der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und<br />

Forschungsanstalten, VDLUFA Verlag Darmstadt, einschließlich 4. Ergänzungslieferung,<br />

1997)<br />

MAURON, J. und BUJARD, E. (1964): Guanidination of alternative approach to the<br />

determination of available lysine in foods. In: Proc. 6th Int. Congr. Nutr. Edinburgh, 489-<br />

490<br />

MÜNCH, E:; LIPPRO Consulting Verden: persönl. Information vom Mai 2005<br />

6<br />

299


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

SCHUMANN, W. (2005): Untersuchungen zum Glucosinolatgehalt von in Deutschland<br />

erzeugten und verarbeiteten Rapssaaten und Rapsfuttermitteln. Union zur Förderung von<br />

Öl- und Proteinpflanzen e.. V. Berlin UFOP- Schriften, Heft 27 , Seiten 40 und 44<br />

STEINGAß, H., D. NIBBE, K.-H. SÜDEKUM, P. LEBZIEN und H. SPIEKERS (2001): Schätzung<br />

des nXP-Gehaltes mit Hilfe des modifizierten Hohenheimer Futterwerttests. Abstracts 113.<br />

VDLUFA-Kongress, Berlin, 114.<br />

300


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Einsatz von Rapsprodukten in Kälberstartern<br />

Jilg, Thomas (Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf (LVVG)):<br />

Einleitung, Fragestellung<br />

Der Anbau von Körnerraps hat durch die Entwicklung auf dem Energiesektor neue<br />

Aktualität gewonnen. Der Produktion von Rapsschrot ist von 1995 bis 2005 von 1,5 Mio.<br />

Tonnen auf 3,2 Mio. Tonnen gestiegen. Schätzungen zufolge wird die Produktion bis 2007<br />

auf 4,6 Mio. Tonnen ansteigen (Groß, 2006). Diese Entwicklung wird zu einem verstärkten<br />

Angebot auf dem Markt führen. Die landwirtschaftliche Praxis ist deshalb aufgerufen,<br />

Rapsprodukte in der Fütterung einzusetzen. Die LVVG Aulendorf hat sich in den<br />

vergangenen 20 Jahren intensiv mit der Verfütterung von Rapsextraktionsschrot und<br />

Rapskuchen an Milchkühe und Mastbullen beschäftigt. Nun war es an der Zeit zu prüfen,<br />

ob Rapsprodukte auch an Kälber in der Tränkephase ohne Nachteile verfüttert werden<br />

können. Rapskuchen wird in dezentralen Ölmühlen hergestellt und enthält 10 bis 20 %<br />

Fett. Beim Rapsextraktionsschrot (RES) wird das Fett nach der Pressung noch mit<br />

Lösungsmitteln extrahiert. Beim Raproplus wird das Gut vor der Extraktion noch Druck und<br />

Wärme ausgesetzt. Die vermindert die Pansenabbaubarkeit des Proteins und die<br />

Glucosinolatgehalte. Sojaextraktionsschrot (SES) wird durch Fettextraktion mit<br />

Lösungsmitteln gewonnen.<br />

Material und Methoden<br />

42 Fleckviehkälber, die innerhalb von 6 Monaten geboren wurden, wurden auf 4 Gruppen<br />

mit 10 bzw. 11 Kälber aufgeteilt. Die Tränke erfolgte mit 220 kg Vollmilch in 7<br />

Tränkewochen (Tabelle 1). Die ersten 3 Wochen waren die Kälber in Einzelbuchten<br />

aufgestallt, danach in einem Gruppenlaufstall mit Stroheinstreu. Das Kraftfutter wurde dort<br />

mit Kraftfutterabrufautomaten gefüttert. Heu wurde allen Kälbern zur freien Aufnahme zur<br />

Verfügung gestellt. Die Messung des Heuverzehrs war nicht möglich.<br />

Tabelle 1: Tränkeplan<br />

Lebenswoche 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Vollmilch,<br />

Liter/Tag<br />

Biestmilch<br />

5<br />

ca. 4 Liter<br />

5 4 4 3 2 1<br />

301


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Tabelle 2 Kraftfuttermischungen<br />

Futtermittel KF-Sojaextraktionsschrot<br />

KF-Raps-<br />

extraktionsschrot<br />

KF-<br />

Raproplus<br />

KF-<br />

Rapskuchen<br />

Trockenschnitzel, % 20 20 20 20<br />

Gerste, % 15 14 14 14<br />

Hafer, % 15 11 11 11<br />

Weizen, % 14 14 14 14<br />

Sojaextraktionsschrot, % 15<br />

Rapsextraktionsschrot,<br />

20<br />

%<br />

Raproplus, % 20<br />

Rapskuchen, % 20<br />

Leinkuchen, % 12 12 12 12<br />

Melasse, % 5 5 5 5<br />

Mineralfutter, % 4 4 4 4<br />

Summe, % 100 100 100 100<br />

In Tabelle 2 ist die Zusammensetzung der Kraftfuttermischungen dargestellt. Die<br />

Mischungen bestanden aus 12 % Leinkuchen 45 - 50 % Getreide, 20 % Trockenschnitzel,<br />

5 % Malasse, 4 % Mineralfutter je nach Mischung aus 15 % Sojaextraktionsschrot oder 20<br />

% eines der Rapsprodukte Rapsextraktionsschrot , Raproplus oder Rapskuchen. Tabelle 3<br />

zeigt die Nährstoffgehalte der Proteinkomponenten. Der verwendete Rapskuchen hatte<br />

11,9 % Fett in der TM.<br />

Tabelle 3: Nährstoffgehalte der Rapsprodukte und des Sojaextraktionsschrotes<br />

TM GB XP XF XL XA ME NEL UDP nXP RNB P K CA MG<br />

g/kg g/kg TM MJ/kg TM % g/kg TM<br />

Rapsextraktionsschrot 905 43,8 372 155 33 78 11,16 6,73 28 225 24 17,0 12,2 10,4 4,20<br />

Rapskuchen 917 41,5 317 148 119 73 12,26 7,39 25 206 18 17,0 12,2 11,5 4,70<br />

Raproplus 897 43,8 368 160 50 75 11,52 6,96 60 317 8 15,5 13,4 10,4 5,10<br />

Sojaextraktionsschrot 895 52,0 476 86 27 71 13,24 8,19 30 278 32 8,9 17,3 4,2 2,90<br />

Die wesentlichen Inhaltsstoffe der Kraftfuttermischungen sind in Tabelle 4 aufgeführt.<br />

Tabelle 4: Nährstoffgehalte der Kälberstarterfutter<br />

Futtermittel KF-Sojaextraktionsschrot<br />

KF-Raps-<br />

extraktionsschrot<br />

KF-<br />

Raproplus<br />

KF-<br />

Rapskuchen<br />

TM, g/kg 892 883 882 895<br />

NEL,MJ/kg FM 6,60 6,40 6,43 6,55<br />

Rohprotein, g/kg FM 176 173 173 166<br />

nXP, g/kg TM/FM 159 154 158 151<br />

Rohfaser, g/kg FM 86 97 98 97<br />

GSL in Rapskomponente<br />

µmol/g TM<br />

--- 10,4 5,5 17,0<br />

302


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Ergebnisse<br />

Lebendmasseentwicklung<br />

In Tabelle 5 werden die Lebendmassen nach der Geburt, im Alter von 3 Wochen, 7<br />

Wochen und 12 Wochen dargestellt. Die Lebendmassen lagen nach der Geburt zwischen<br />

41 und 45 kg, nach drei Wochen zwischen 54 und 55 kg, nach 7 Wochen zwischen 71 und<br />

76 kg und nach 12 Wochen zwischen 99 und 107 kg. Die Unterschiede in der<br />

Lebendmasseentwicklung waren nicht signifikant.<br />

Tabelle 5: Gewichtsentwicklung (kg LM) in den ersten 12 Lebenswochen<br />

Lebenswoche<br />

0 3 7 12<br />

Raproplus n = 10 45 54 73 107<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

n= 10 45 55 76 106<br />

Sojaextraktionsschrot<br />

n=11 45 55 73 99<br />

Rapskuchen n=11 41 55 71 101<br />

Die Zusammenhänge sind auch in Abbildung 1 dargestellt.<br />

k gLM<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Lebendmasse<br />

Raproplus<br />

Rapsextraktionsschrot<br />

Sojaextraktionsschrot<br />

Rapskuchen<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Alter in wochen<br />

Abbildung 1: Lebendmasseentwicklung<br />

Tabelle 6: Tageszunahmen in den ersten 12 Lebenswochen<br />

Lebenswoche<br />

1 bis 3 4 bis 7 8 bis 12 1 bis 7 1 bis 12<br />

Raproplus n =10 443 b 657 ab 980 a 565 738<br />

Rapsextraktionsschrot n=10 476 b 757 a 837 ab 637 720<br />

Sojaextraktionsschrot n=11 485 b 656 ab 740 b 583 648<br />

Rapskuchen n=11 654 a 594 b 834 ab a, b<br />

p


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Zunahmen mit RES-haltigem Kraftfutter signifikant höher als mit Rapskuchen - haltigem<br />

Kraftfutter. In Abbildung 2 sind die wichtigsten Zahlen graphisch dargestellt.<br />

Aus den Ergebnissen der Gewichtsentwicklung ist zu folgern, dass in<br />

Kälberaufzuchtfuttern Sojaextraktionsschrot durch Rapsprodukte ersetzt werden kann.<br />

Gramm/Tag<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

565<br />

980<br />

Tageszunahmen<br />

1. bis 7. Wo. 8. bis 12. Wo. 1. bis 12. Wo.<br />

837<br />

738 720<br />

740<br />

637 648<br />

583 620<br />

Raproplus-KF RES-KF SES-KF Rapskuchen-KF<br />

Abbildung 2 : Gewichtsentwicklung bei Verfütterung von rapshaltigen Kraftfuttern<br />

Im Vergleich zur Verfütterung von Kraftfuttern mit Sojaextraktionsschrot.<br />

Futteraufnahme<br />

Abbildung 3 zeigt den Futterverzehr in Abhängigkeit von der Kraftfuttermischung.<br />

Gramm/Tag<br />

2250<br />

2000<br />

1750<br />

1500<br />

1250<br />

1000<br />

750<br />

500<br />

250<br />

0<br />

LW1<br />

LW2<br />

Kraftfutterverzehr<br />

Raproplus-KF<br />

Rapsextraktionsschrot-KF<br />

Sojaextraktionsschrot-KF<br />

Rapskuchen-KF<br />

Abbildung 3: Entwicklung der Kraftfutteraufnahme<br />

LW3<br />

LW4<br />

LW5<br />

LW6<br />

LW7<br />

LW8<br />

LW9<br />

LW10<br />

LW11<br />

LW12<br />

Zur Zeit des Abtränkens lag der Kraftfutterverzehr zwischen 500 und 1000 Gramm pro<br />

Tag, um dann zügig anzusteigen. Die Menge wurde auf 2 kg pro Tag limitiert.<br />

834<br />

709<br />

304


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Tabelle 7: Verbrauch an Kälberaufzuchtfutter in 12 Aufzuchtwochen<br />

Verbrauch in 12 Wochen<br />

kg<br />

Zuwachs<br />

in 12 Wochen<br />

kg<br />

kg Kraftfutter pro<br />

kg Zuwachs<br />

Raproplus 67 62 1,1<br />

Rapsextraktionsschrot 71 61 1,2<br />

Sojaextraktionsschrot 75 54 1,4<br />

Rapskuchen 73 60 1,2<br />

In Tabelle 7 ist der Gesamtverbrauch pro Kalb zusammengestellt. Er liegt zwischen 67<br />

und 75 kg. Pro kg Zuwachs wurde mit Raproplus-KF 1,1 kg verbraucht, mit sojahaltigem<br />

Kraftfutter 1,4 kg.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Mit Sojaextraktionsschrot im Aufzuchtfutter konnte keine höhere Aufzuchtleistung erreicht<br />

werden als mit Rapsprodukten. Am erfolgreichsten war das Kraftfutter mit der Komponente<br />

Raproplus.<br />

Literatur<br />

Groß, K.J. (2006): Rapsschrot und Rapskuchen. Vortrag anlässlich der 101. Tagung des<br />

Bundesarbeitskreises der Fütterungsreferenten am 6./7.4.2006, Fulda.<br />

305


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Einsatz von NSP-Enzymen bei Mastschweinen<br />

Richter, Gerhard (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena); Otto, Fred; Hartung,<br />

Horst; Bargholz, Jürgen:<br />

Problemstellung<br />

Die physikalisch-chemischen Eigenschaften der vorrangig in den Zellwänden lokalisierten<br />

Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP) sind für deren negative Wirkungen bei Monogastriden<br />

verantwortlich. Die unlösliche Fraktion der NSP behindert die vollständige Verdauung von<br />

Zellinhaltsstoffen (Käfigeffekt), während die lösliche Fraktion in erster Linie durch eine<br />

Erhöhung der Viskosität des Darminhaltes die Verdauung vermindert und letztlich eine<br />

ungünstige Veränderung der Exkrementkonsistenz bewirken kann. Ziel der Versuche war<br />

die Testung von zwei NSP-hydrolisierenden Enzymprodukten bei Mastschweinen, denen<br />

Getreiderationen mit sehr hohem Anteil der Nebenprodukte Weizennachmehl,<br />

Weizengrießkleie und Weizenkleie gefüttert wurden.<br />

Material und Methode<br />

In zwei Versuchen mit PIC-Mastschweinen (PiHa x C23) in Einzelhaltung wurden dem<br />

Vormast- bzw. Endmastfutter 100 g Belfeed® 1100 (Gruppe 2) oder 1000 g Porzyme<br />

9300® (Gruppe 3) jeweils pro t Mischfutter zugesetzt. Die Gruppe 1 fungierte als<br />

Kontrollvariante und enthielt keinen Zusatz. Die Hauptaktivität in den Enzymprodukten ist<br />

die Endo-1,4-Beta-Xylanase.<br />

In beiden Versuchen kamen 16 Börgen/Gruppe in der zweiphasigen Mastperiode zur<br />

Einstallung. Das Vormastfutter erhielten die Tiere von 24 - 63 kg und das Endmastfutter<br />

von 63 - 115 kg Lebendmasse. Die Zusammensetzung und Nährstoffgehalte der<br />

eingesetzten Rationen wird in Tabelle 1 dargestellt. In den Mischfuttern variierten die<br />

Anteile an Weizennachmehl, Weizengrießkleie und Weizenkleie in der Summe von 14,8 %<br />

bis 47,4 %. Der rechnerische Energiegehalt der Rationen lag zwischen 12,2 und 13, 4 MJ<br />

ME/kg Mischfutter. Die Rohnährstoffanalysen der Mischfutter ergaben bei den jeweiligen<br />

Rationen keine nennenswerten Abweichungen. Die Zusammensetzung des Prämixes ist in<br />

Tabelle 2 dargestellt.<br />

306


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Tabelle 1: Zusammensetzung und wertbestimmende Inhaltsstoffe der verwendeten<br />

Rationen (g/kg Mischfutter)<br />

Versuch A Versuch B<br />

Komponenten/<br />

Gehalte<br />

Vormastfutter Endmastfutter Vormastfutter Endmastfutter<br />

Weizen 143 65 172 144<br />

Gerste 150 170 200 200<br />

Triticale 200 170 200 200<br />

Weizennachmehl 200 170 120 100<br />

Weizengrießkleie 60 152 28 59<br />

Weizenkleie<br />

Sojaextraktionsschrot,<br />

60<br />

-<br />

152<br />

-<br />

49<br />

Sojaextraktionsschrot,<br />

44<br />

40 30 80 -<br />

Rapskuchen 40 - 60 60<br />

Erbsen 50 40 - 80<br />

Pflanzenöl L 10 24 20 24 24<br />

Prämix 5 5 5 5<br />

Futterkalk, fein 13 14 13 14<br />

Monocalciumphosphat 1,5 - 2 1<br />

Viehsalz 3,8 3,2 4 4<br />

Lysin-HCl 3,5 2,8 3 3<br />

Threonin 0,2 - - -<br />

Ameisensäure 6 6 6 6<br />

Energie (MJ ME) 13,0 12,2 13,4 13,0<br />

Rohprotein<br />

150,7 142,3 182,4 153,4<br />

Lysin<br />

9,1<br />

8,1<br />

11,1<br />

9,2<br />

Methionin<br />

2,5<br />

2,3<br />

3,0<br />

2,5<br />

Methionin/Cystin<br />

5,6<br />

5,2<br />

6,6<br />

5,7<br />

Rohfett<br />

51<br />

47<br />

51<br />

53<br />

Rohfaser<br />

43<br />

52<br />

39<br />

45<br />

Rohasche<br />

49<br />

51<br />

52<br />

51<br />

Stärke<br />

382<br />

344<br />

370<br />

386<br />

Zucker<br />

43<br />

44<br />

45<br />

41<br />

Calcium<br />

7,0<br />

6,9<br />

7,2<br />

7,2<br />

Phosphor<br />

5,0<br />

5,7<br />

4,8<br />

5,0<br />

Zur biostatistischen Auswertung der Versuchsergebnisse wurden die Varianzanalyse und<br />

zur Prüfung der Mittelwertdifferenzen der Tukey-Test angewendet.<br />

-<br />

83<br />

60<br />

40<br />

307


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Tabelle 2: Zusammensetzung des Prämix<br />

Parameter Maß-<br />

einheit<br />

Parameter Maß-<br />

einheit<br />

Vitamin A IE 2.000.000 Eisen (Eisen-sulfat) mg 25.000<br />

Vitamin D3 IE 300.000 Kupfer (Kupfer-II-sulfat) mg 3.000<br />

Vitamin E mg 16.000 Mangan (Manganoxid) mg 16.000<br />

Vitamin B1 mg 800 Zink (Zink-II-sulfat) mg 20.000<br />

Vitamin B2 mg 3.200 Jod (Ca-Jodat) mg 400<br />

Vitamin B6<br />

Vitamin B12<br />

Vitamin K3-Men.<br />

Cholinchlorid<br />

mg<br />

mcg<br />

mg<br />

mg<br />

1.200<br />

16.000<br />

400<br />

60.000<br />

Nicotinsäure mg 20.000<br />

Pantothensäure mg 12.000<br />

Folsäure mg 400<br />

Biotin mcg 30.000<br />

Kobald (basisches Co-II-<br />

Karbonat)<br />

Selen (Natrium-selenit)<br />

BHT (Antioxidans)<br />

6-Phytase EC 3.1.3.26<br />

mg<br />

mg<br />

mg<br />

U<br />

160<br />

80<br />

20.000<br />

150.000<br />

Ergebnisse<br />

- Belfeed® 1100<br />

Die Supplementation von Belfeed zum Vormast- oder Endmastfutter nahm keinen<br />

signifikanten Einfluss auf den Futterverzehr (Tab. 3 und 4). Im Versuch A verzehrten die<br />

Schweine in der gesamten Mast 2,8 % weniger und im Versuch B 1,0 % mehr Futter als<br />

die Kontrolltiere. Die Körpermassezunahme konnte durch den Enzymzusatz um 0,5 %<br />

bzw. 2,7 % erhöht werden (p > 0,05). Im Futteraufwand wurden in allen Prüfabschnitten<br />

niedrigere Werte bei Enzymsupplementation nachgewiesen (p > 0,05). In der gesamten<br />

Mastperiode benötigten die Schweine des Versuchs A 3,1 % und des Versuches B 1,7 %<br />

weniger Futter für die Synthese von 1 kg Körpermasse. Der Trockensubstanzgehalt der<br />

Exkremente betrug 23,2 % in der Belfeed-Gruppe im Vergleich zu 24,6 % in der<br />

Kontrollgruppe. Ein Einfluss der Fütterung bestand also nicht.<br />

308


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Tabelle 3: Leistungen von Mastschweinen bei Futter ohne und mit NSP-spaltenden<br />

Enzymen (p > 0,05, Versuch A)<br />

Parameter<br />

Gruppen<br />

Kontrolle + Belfeed + Porzyme<br />

0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀<br />

Futterverzehr, g/Tier + Tag<br />

VM-Periode 2111 84 2024 129 2060 157<br />

EM-Periode 3394 148 3334 136 3345 294<br />

Gesamtmast 2812 101 2734 109 2762 190<br />

relativ 100 97,2 98,2<br />

Zunahme, g/Tier + Tag<br />

VM-Periode 763 90 735 129 766 64<br />

EM-Periode 944 109 976 136 949 92<br />

Gesamtmast 862 85 866 72 866 64<br />

relativ 100 100,5 100,5<br />

Futteraufwand, kg/kg Zunahme<br />

VM-Periode 2,77 0,30 2,75 0,65 2,69 0,18<br />

EM-Periode 3,59 0,36 3,42 0,39 3,53 0,38<br />

Gesamtmast 3,26 0,28 3,16 0,23 3,19 0,22<br />

relativ 100 96,9 97,9<br />

Tierabgänge, % 0 0 0<br />

Trockensubstanz von Kot, % 24,6 23,2 23,1<br />

Mastdauer, Tage 108,0 107,0 108,0<br />

Anteil Handelsklasse, %<br />

E<br />

87,5<br />

66,7<br />

50,0<br />

U<br />

12,5<br />

33,3<br />

50,0<br />

Schlachtmasse, warm, kg 91,3 5,6 90,5 5,6 90,7 3,2<br />

Anteil Magerfleisch, % 57,1 1,9 56,0 2,4 55,7 2,3<br />

Fleischmaß, mm 59,3 4,4 59,6 4,2 57,5 4,5<br />

Speckmaß, mm 15,0 2,2 16,3 3,1 16,3 2,4<br />

Reflexionswert, % 42,8 5,2 40,4 3,4 42,6 6,4<br />

Preis/kg Schlachtmasse, € 1,46 0,03 1,43 0,06 1,43 0,05<br />

Infolge eines geringeren Magerfleischanteiles lag der Anteil Handelsklasse E-Schweine in<br />

den Enzymgruppen niedriger als in den Kontrollgruppen. Das Speckmaß war in den<br />

Versuchsgruppen erhöht. Der Preis je kg Schlachtmasse lag im Versuch A 3 Cent<br />

niedriger, im Versuch B 1 Cent höher. Letzterer ist dadurch bedingt, dass in der<br />

Kontrollgruppe 3 Schweine < 83 kg Schlachtmasse erreichten und dementsprechend ein<br />

Abzug vorgenommen wurde.<br />

Im Mittel der beiden Versuche führte die Belfeed-Supplementation zu 1,1 % geringerer<br />

Futteraufnahme, 1,4 % höhere Körpermassezunahme bei 2,6 % günstigerem<br />

Futteraufwand (p > 0,05). Der Anteil Handelsklasse-E-Schweine lag 12,9 %-Punkte unter<br />

dem der Kontrollgruppen. Das Speckmaß stieg von 14,9 mm in den Kontrollgruppen auf<br />

16,1 mm in den Belfeedgruppen (p < 0,05) und der Magerfleischanteil fiel von 57,3 % auf<br />

56,4 % (p < 0,07). Der Gesundheitszustand der Schweine war gut und es gab keine<br />

Tierabgänge in der Versuchsgruppe.<br />

Eine Differenzrechnung der beeinflussten Leistungen (Futterverzehr, Körpermasse,<br />

Magerfleischanteil) und Kosten (Belfeed) ergibt ein Saldo von + 1,20 €/Schwein, wenn<br />

9,95 €/kg Belfeed und 135 €/t Mischfutter angenommen werden.<br />

309


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

- Porzyme 9300®<br />

Bei Zusatz von Porzyme zu Rationen mit hohem Anteil Getreidenebenprodukten<br />

verzehrten die Schweine in der gesamten Mastperiode in beiden Versuchen statistisch<br />

nicht gesichert 1,8 % bzw. 0,7 % weniger Futter (Tab. 3 und 4). Im Versuch A stieg die<br />

Masttagszunahme bei Enzymsupplementation nur um 4 g (0,5 %) und im Versuch B<br />

nahmen die Versuchsschweine 1,5 % weniger zu (p > 0,05). In der Futterverwertung<br />

bestanden ebenfalls gegensätzliche Ergebnisse. Im ersten Versuch war der Futteraufwand<br />

2,1 % günstiger, im 2. Versuch 0,7 % schlechter (p > 0,05). Der Trockensubstanzgehalt<br />

der Exkremente von den Versuchstieren lag 1,5 %-Punkte unter dem der Kontrolltiere und<br />

war vom Enzymzusatz nicht beeinflusst.<br />

Infolge des verringerten Magerfleischanteiles in den Versuchen A bzw. B um 1,4 % bzw.<br />

0,7 %-Punkte und den erhöhten Speckmaß fällt auch der Anteil Handelsklasse-E-<br />

Schweine um 37,5 %- bzw. 11,7 %-Punkte (Tab. 3 und 4).<br />

Tabelle 4: Leistungen von Mastschweinen bei Futter ohne und mit NSP-spaltenden<br />

Enzymen (p > 0,05, Versuch B)<br />

Parameter<br />

Gruppen<br />

Kontrolle + Belfeed + Porzyme<br />

0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀<br />

Futterverzehr, g/Tier + Tag<br />

VM-Periode 1882 203 1938 147 1901 151<br />

EM-Periode 3328 323 3351 216 3276 216<br />

Gesamtmast 2621 238 2647 129 2602 147<br />

relativ<br />

Zunahme, g/Tier + Tag<br />

100 101,0 99,3<br />

VM-Periode 813 119 854 83 833 56<br />

EM-Periode 944 158 953 95 899 126<br />

Gesamtmast 880 115 904 64 867 71<br />

relativ 100 102,7 98,5<br />

Futteraufwand,<br />

Zunahme<br />

kg/kg<br />

VM-Periode 2,31 0,22 2,27 0,19 2,28 0,17<br />

EM-Periode 3,53 0,48 3,52 0,31 3,64 0,54<br />

Gesamtmast 2,98 0,26 2,93 0,20 3,00 0,22<br />

relativ 100 98,3 100,7<br />

Tierabgänge, % 6,2 0 0<br />

Mastdauer, Tage<br />

Anteil Handelsklasse, %<br />

100,3 98,3 100,0<br />

E<br />

86,7<br />

81,2<br />

75,0<br />

U<br />

13,3<br />

18,8<br />

25,0<br />

Schlachtmasse, warm, kg 86,4 5,7 86,5 4,6 88,3 4,1<br />

Anteil Magerfleisch, % 57,4 2,6 56,8 2,0 56,7 3,8<br />

Fleischmaß, mm 59,8 5,4 61,6 5,6 62,2 6,4<br />

Speckmaß, mm 14,7 2,8 15,9 2,0 16,1 3,4<br />

Reflexionswert, % 39,2 9,7 38,9 6,1 38,1 7,5<br />

Preis/kg Schlachtmasse, € 1,48 0,11 1,49 0,08 1,48 0,08<br />

Im Mittel der Versuche A und B verzehrten die Schweine von den mit Porzyme ergänzten<br />

Rationen 1,4 % weniger Futter und erreichten nur 99,4 % der Körpermassezunahme bei<br />

310


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

1,0 % verbesserter Futterverwertung (p > 0,05). Das Speckmaß der Enzymschweine war<br />

signifikant höher als das der Kontrollschweine. Dadurch sank der Magerfleischanteil um<br />

1,1 %-Punkte (p < 0,07) und der Anteil Handelsklasse-E-Schweine um 24,6 %-Punkte im<br />

Vergleich zu den Kontrollgruppen. Die intensivere Fettsynthese weist auf eine günstigere<br />

Energieverwertung infolge der Enzymsupplementation hin. Allerdings wirkte sich diese<br />

nicht auf ein besseres Wachstum aus. In den Versuchsgruppen traten keine Tierverluste<br />

auf.<br />

Eine Differenzrechnung der beeinflussten Leistungen (Futterverzehr, Körpermasse,<br />

Magerfleischanteil) und Kosten (Porzyme) ergibt ein Saldo von - 2,02 €/Schwein, wenn<br />

2,30 €/kg Porzyme und 135 €/t Mischfutter angenommen werden.<br />

Zusammenfassung<br />

In zwei Mastschweineversuchen wurden Rationen mit hohem Anteil<br />

Getreidenebenprodukten eingesetzt und die NSP-Enzyme Belfeed und Porzyme<br />

supplementiert. Die beiden Enzyme brachten im Mittel der beiden Versuche und in der<br />

Gesamtmast 1,4 % bessere bzw. 0,6 % schlechtere Zunahmen bei 2,6 % bzw. 1,0 %<br />

günstigeren Futteraufwand. Aufgrund des verminderten Magerfleischanteils bei<br />

Enzymzusatz und der erreichten zootechnischen Leistungen unter den geprüften<br />

Bedingungen ist der Einsatz von Belfeed möglich und der von Porzyme nicht zu<br />

empfehlen.<br />

311


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Einsatzwürdigkeit von Trockenschlempe aus der Bioethanolproduktion bei Küken<br />

und Junghennen<br />

Richter, Gerhard, (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Herzog, Elke; Leiterer,<br />

Matthias; Chudaske, Christine<br />

Bioethanol kann aus zucker- oder stärkehaltigen Rohstoffen gewonnen werden und als<br />

Nebenprodukt fällt die Schlempe an. Darin sind alle Inhaltsstoffe aus den Rohstoffen<br />

enthalten, ohne die zur Bildung von Alkohol verbrauchten Kohlenhydrate. In der<br />

Vergangenheit sind Schlempen feucht direkt an vorwiegend Rinder verfüttert worden. Die<br />

leichte Verderblichkeit der Nassschlempen führte zu futterhygienischen Problemen. In<br />

Deutschland wurden und werden mehrere Großanlagen zur Herstellung von Bioethanol<br />

errichtet. In den modernen Anlagen ist die Trocknung der anfallenden Nebenprodukte<br />

möglich und es entstehen hochwertige Eiweißfuttermittel, z. B. getrocknete<br />

Weizenschlempe. Um die verschiedenen Getreideschlempen in der Nutztierfütterung<br />

erfolgreich einzusetzen, muss der Futterwert in Verdauungs- und Fütterungsversuchen<br />

ermittelt werden. In einem Mehrländerprojekt der Landesanstalten für Landwirtschaft sind<br />

vielfältige Untersuchungen vorgesehen, um den Landwirten entsprechende<br />

Einsatzempfehlungen zu geben. Vorhandene Trockenschlempen auf vorwiegend<br />

Maisbasis werden in USA zu etwa 80 % an Rinder, 15 % an Schweine und 5 % an<br />

Geflügel verfüttert.<br />

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war, die Einsatzwürdigkeit zwei getrockneter Schlempen<br />

verschiedener Herkunft aus Weizen in Fütterungsversuchen mit Küken und Junghennen<br />

zu testen.<br />

Material und Methoden<br />

In zwei Versuchen mit Küken (0 - 8 Wochen) und Junghennen der Legerichtung (9 - 18<br />

Wochen) mit 12 Untergruppen á 7 LSL- (Versuch A) bzw. 7 LB-Tieren (Versuch B) pro<br />

Gruppe sind 5 Rationstypen mit 0, 5, 10, 15 und 20 % Trockenschlempe verglichen<br />

worden. Die Mischfutter mit 15 % Trockenschlempe erhielten zusätzlich ein NSPhydrolisierendes<br />

Enzym supplementiert. Im Versuch A wurden dem Futter 150 g ZY68<br />

(1000 FXU Endo-1,4 ∃-Xylanase/g) und im Versuch B 500 g Kemzyme W Dry (∀-Amylase,<br />

∃-Glucanase, Cellulase, Protease, Xylanase) jeweils pro t Mischfutter zugesetzt. Die<br />

Jungtiere ohne und mit 15 % Trockenschlempeanteil der Gruppen 1 und 4 wurden bei<br />

gleicher Haltung und Fütterung in der Legeperiode weiter geprüft (18 Untergruppen á 3<br />

Hennen).<br />

Im Versuch A wurde eine schwedische Trockenschlempe auf Weizenbasis (DDGS -<br />

Destiller’s Dried Grains with Solubles) und im Versuch B die deutsche Trockenschlempe<br />

auf Weizenbasis mit dem Handelsnamen „ProtiGrain“ eingesetzt. Analysierte Inhaltsstoffe<br />

von ProtiGrain werden in den Tabellen 1 und 2 mitgeteilt. Bei den Rationsberechnungen<br />

wurde ein zu hoher Energiegehalt im Ansatz gebracht (10,3 MJ ME/kg ProtiGrain). Mit<br />

zunehmenden Trockenschlempeanteil im Mischfutter nimmt der Energie-, Stärke- und<br />

Lysingehalt etwas ab und der Protein-, Fett- und Phosphoranteil steigt lt. Analysen an.<br />

Die Zusammensetzung und analysierten wertbestimmenden Inhaltsstoffe der eingesetzten<br />

Rationen des Versuchs B sind in Tabelle 3 dargestellt. Im Versuch A waren die Rationen<br />

ähnlich gestaltet. Die Fütterung der Jungtiere erfolgte ad libitum und die Rückwaage der<br />

Futterreste am 56. und 126. Lebenstag. Im Alter von 8 und 18 Wochen wurden die Tiere<br />

312


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

einzeln gewogen. Zur biostatistischen Auswertung der Ergebnisse kam die<br />

Standardabweichung und der Tukey-Test zur Anwendung.<br />

Ergebnisse<br />

- Trockenschlempe<br />

Die Verfütterung von Küken- und Junghennenfutter in den Gruppen 1, 2, 3, 4 und 6 mit 0,<br />

5, 10, 15 oder 20 % Trockenschlempe verschiedener Herkunft nahm keinen Einfluss auf<br />

den Futterverzehr der Tiere (Tab. 4 und 5). Im Mittel der beiden Versuche verzehrten die<br />

Küken 1952 g und in der gesamten Aufzucht 7142 g jeweils pro Tier und Periode. Analog<br />

dem Futterverzehr erreichten die Küken im Alter von 8 Wochen in den Gruppen mit<br />

unterschiedlichen Trockenschlempeanteil gleiche Körpermassen, im Mittel 653 g/Tier. Am<br />

Ende der Aufzucht lagen die Lebendmassen der Junghennen in den Gruppen mit 5, 15<br />

und 20 % des Versuchs A im Bereich der Kontrollgruppe. Die Tiere der Gruppe mit 10 %<br />

Trockenschlempe waren signifikant schwerer als die Tiere ohne Schlempe in der Ration.<br />

Im Versuch B wogen die Junghennen der Schlempegruppen geringfügig weniger als die<br />

Kontrolltiere. Im Mittel der beiden Versuche bestehen keine nennenswerten Unterschiede<br />

in der durchschnittlichen Lebendmasse der Junghennen von 1437 g, wenn 5, 10, 15 oder<br />

20 % Trockenschlempe im Mischfutter enthalten war.<br />

In der Futterverwertung der trockenschlempehaltigen Kükenrationen bestanden keine<br />

wesentlichen Unterschiede (Tab. 4 und 5). Auch in der Junghennenperiode von 9 - 18<br />

Wochen und ebenfalls in der gesamten Aufzuchtperiode von 0 - 18 Wochen bestanden<br />

keine signifikanten Unterschiede im Futteraufwand in Abhängigkeit vom<br />

Trockenschlempeanteil zwischen 5 % und 20 %. Im Mittel der beiden Versuche benötigten<br />

die Jungtiere 5,09 kg Futter/kg Zunahme.<br />

Die Tierabgangsrate sowohl in der Küken- als auch Junghennenperiode war unabhängig<br />

von der Fütterung und im Mittel der Versuche mit 0,6 % sehr niedrig. Um einen<br />

eventuellen Einfluss der Trockenschlempe auf die Exkrementkonsistenz zu erfassen,<br />

wurden die Exkremente bei 60 °C getrocknet und die Lufttrockensubstanz ermittelt (n =<br />

14). Es bestanden keine signifikanten Unterschiede im Trockensubstanzgehalt zwischen<br />

den Gruppen, allerdings in der Tendenz zunehmend.<br />

Die Leistungen in der Legeperiode sind letztlich das entscheidende Kriterium für den<br />

Aufzuchterfolg. Die Jungtiere ohne und mit 15 % Trockenschlempe im Futter wurden bei<br />

gleicher Fütterung und Haltung in der Legeperiode weiterverfolgt. Es bestanden keine<br />

signifikanten Unterschiede in den zootechnischen Leistungen zwischen den<br />

unterschiedlich ernährten Jungtieren des Versuchs A (Tab. 6). Vom Aufzuchtversuch B<br />

dauert die Legeperiode noch an.<br />

- Enzymsupplementation<br />

Trockenschlempen aus Getreide enthalten einen hohen Anteil von Nicht-Stärke-<br />

Kohlenhydraten (Gerüstsubstanzen). In den Gruppen 5 mit 15 % Trockenschlempeanteil<br />

prüften wir deshalb die Wirkung von zwei NSP-spaltenden Enzymkomplexen. Im Versuch<br />

A mit der schwedischen Trockenschlempe erhöhte in Gruppe 5 der Zusatz von ZY68 die<br />

Futteraufnahme in der Küken- bzw. gesamten Aufzuchtperiode um jeweils 1,2 % im<br />

Vergleich zu Gruppe 4 mit ebenfalls 15 % Trockenschlempe. Die Lebendmasse der Tiere<br />

im Alter von 8 Wochen war zwischen den Gruppen mit 15 % Trockenschlempe gleich und<br />

am Ende des Versuches in Gruppe 5 1,6 % erhöht. Im Vergleich zur Kontrollgruppe 1<br />

313


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

ohne Schlempeanteil betrug die Erhöhung signifikant 1,9 %. Im Futteraufwand bestanden<br />

nur zufällige Unterschiede (Tab. 4).<br />

Tabelle 1: Mittlere Nährstoffgehalte des verwendeten ProtiGrain in der Originalsubstanz<br />

(n = 2)<br />

Inhaltsstoffe<br />

Trockensubstanz, % 93,45 Ca, % 0,09<br />

Rohasche, % 4,18 P, % 0,94<br />

Rohprotein, % 36,1 Na, % 0,29<br />

Rohfaser, % 6,25 Chlorid, % 0,14<br />

Rohfett, % 5,95 Cu, mg/kg 4,3<br />

Gesamtzucker, % 2,50 Mn, mg/kg 73<br />

Stärke, % 2,70 Zn, mg/kg 62<br />

Energie (MJ ME) 8,45 Fe, mg/kg 107<br />

Tabelle 2: Fettsäurenmuster von ProtiGrain (% der Gesamtfettsäuren)<br />

Zahl der<br />

C-Atome<br />

Trivialname bzw.<br />

chemische<br />

Bezeichnung<br />

Zahl der<br />

C-<br />

Atome<br />

Trivialname bzw.<br />

chemische<br />

Bezeichnung<br />

C 14:0 Myristinsäure 0,07 C 20:0 Arachinsäure 0,15<br />

C 15:0 Pentadecansäure 0,10 C 20:1 Eicosensäure 0,66<br />

C 16:0 Palmitinsäure 17,12 C 20:2 Eicosadiensäure 0,13<br />

C 16:1 Palmitoleinsäure 0,18 C 20:5 Eicosapentaensäure 0,02<br />

C 17:0 Margarinsäure 0,11 C 22:0 Behensäure 0,11<br />

C 17:1 Heptadecensäure 0,05 C 22:1 Erucasäure 0,10<br />

C 18:0 Stearinsäure 1,45 C 22:2 Docosadiensäure 0,07<br />

C 18:1 Ölsäure 14,57 C 23:0 Tricosansäure 0,01<br />

C 18:2 Linolsäure 59,41 C 24:0 Tetracosansäure 0,13<br />

C 18:3a Linolensäure 4,83 C 24:1 Nervonsäure 0,07<br />

314


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Gruppen<br />

Komponenten<br />

Kükenfutter Junghennenfutter<br />

1 2 3 4/5 1) 6 1 2 3 4/5 1) 6<br />

Weizen 400 400 400 399,4 394,8 416,9 386 306,2 300,6 306,4<br />

Gerste 63,6 46,8 29,8 13,6 - 233,7 250 250 235,9 213,9<br />

Mais 150 150 150 150 150 40 39,7 97,2 100 100<br />

Sojaextraktionsschrot 225,3 191 156,9 122,7 89,2 145 116,4 88,2 54,5 20<br />

ProtiGrain - 50 100 150 200 - 50 100 150 200<br />

Erbsen 50 50 50 50 50 40 40 40 40 40<br />

Weizengrießkleie 70 70 70 70 70 90 90 90 90 90<br />

Sojaöl 9,2 9,5 9,9 10,3 11,2 - - - - -<br />

Mineralfutter 25 25 25 25 25 20 20 20 20 20<br />

Kalkstein 5,5 5,7 5,9 6,1 6,2 6,1 6,2 6,3 6,5 6,7<br />

Natriumchlorid 0,7 0,5 0,3 0,1 - 0,8 0,7 0,5 0,2 -<br />

Lysin-HCl - 0,6 1,3 2,0 2,7 - 0,1 0,7 1,4 2,1<br />

Methionin 1 0,9 0,9 0,8 0,9 1,0 0,9 0,9 0,9 0,9<br />

Energie (MJ ME) 11,6 11,6 11,4 11,3/11,3 11,2 11,3 11,2 11,2 11,0/11,2 11,0<br />

Rohprotein 180 182 180 184/182 196 170 170 169 173/174 173<br />

Stärke 422 417 411 392/395 378 439 429 421 406/418 408<br />

Lysin 10,0 10,5 9,9 10,0/9,8 9,6 8,3 7,9 7,4 7,7/7,9 7,2<br />

Methionin/Cystin 6,8 6,8 6,8 7,2/6,6 7,0 7,0 7,2 7,1 7,3/7,5 7,3<br />

Calcium 8,9 8,7 8,7 9,1/8,5 8,2 7,2 6,9 6,9 7,0/6,6 7,0<br />

Phosphor 5,9 6,0 6,1 6,4/6,6 6,4 5,5 5,7 5,8 6,1/6,1 6,4<br />

Natrium 1,6 1,6 1,9 1,9/1,9 1,9 1,4 1,4 1,6 1,4/1,4 1,6<br />

1) plus 500 g Kemzyme W Dry/t Mischfutter<br />

315


Parameter<br />

Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Anteil Trockenschlempe, %<br />

0 5 10 15 15 1) 20<br />

Gruppen<br />

1 2 3 4 5 6<br />

0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀<br />

Futterverzehr,<br />

g/Tier + Periode<br />

0 - 8 Wochen 2004 39 2016 46 2030 43 1988 36 2012 27 2010 78<br />

relativ 100 100,6 101,3 99,2 100,4 100,3<br />

9 - 18 Wochen 4836 80 4963 230 4910 257 4875 77 4933 229 4877 242<br />

0 - 18 Wochen 6840 109 6979 268 6940 294 6863 82 6945 237 6887 279<br />

relativ<br />

Körpermasse,<br />

g/Tier<br />

100 102,0 101,5 100,3 101,5 100,7<br />

8 Wochen 645 39 641 45 651 44 644 49 643 44 645 51<br />

relativ 100 99,4 100,9 99,8 99,7 100<br />

18 Wochen 1284 83 1288 88 1315* 97 1288 98 1308* 90 1291 96<br />

relativ<br />

Futteraufwand,<br />

kg/kg Zunahme<br />

100 100,3 102,4 100,3 101,9 100,5<br />

0 - 8 Wochen 3,30 0,11 3,34 0,13 3,31 0,10 3,27 0,14 3,32 0,13 3,31 0,17<br />

relativ 100 101,2 100,3 99,1 100,6 100,3<br />

9 - 18 Wochen 7,57 0,22 7,67 0,55 7,40 0,47 7,57 0,35 7,42 0,42 7,55 0,47<br />

0 - 18 Wochen 5,48 0,08 5,58 0,18 5,43 0,25 5,49 0,15 5,46 0,15 5,49 0,21<br />

relativ<br />

Tierabgänge, %<br />

100 101,8 99,1 100,2 99,6 100,2<br />

0 - 8 Wochen 0 0 0 0 1,2 3,8 2,4 8,3<br />

9 - 18 Wochen 0 1,2 3,8 0 0 0 0<br />

0 - 18 Wochen 0 1,2 3,8 0 0 1,2 3,8 2,4 8,3<br />

Trockensubstanz<br />

der Exkremente, %<br />

24,6 1,2 26,9 0,7 25,8 1,6 26,8 0,6 26,6 0,1 26,1 0,2<br />

1)<br />

plus 150 g ZY68/t Mischfutter; *signifikanter Unterschied zur Kontrollgruppe 1, p < 0,05<br />

316


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Tabelle 5: Leistungen von Küken und Junghennen in Abhängigkeit vom Anteil<br />

ProtiGrain (Versuch B)<br />

Anteil ProtiGrain, %<br />

0 5 10 15 15 1) 20<br />

Parameter<br />

Gruppen<br />

1 2 3 4 5 6<br />

0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀ 0 s ∀<br />

Futterverzehr, g/Tier<br />

+ Periode<br />

0 - 8 Wochen 1888 40 1902 15 1904 13 1891 26 1891 19 1894 24<br />

relativ 100 100,7 100,8 100,2 100,2 100,3<br />

9 - 18 Wochen 5539 276 5435 28 5484 159 5430 37 5454 19 5455 34<br />

0 - 18 Wochen 7427 291 7337 36 7388 164 7321 52 7345 26 7349 39<br />

relativ<br />

Körpermasse, g/Tier<br />

100 98,8 99,5 98,6 98,9 98,9<br />

8 Wochen 664 64 665 69 664 69 654 58 681* 67 665 58<br />

relativ 100 100,2 100 98,5 102,6 100,2<br />

18 Wochen 1582 139 1561 120 1579 139 1571 130 1620** 137 1575 115<br />

relativ<br />

Futteraufwand,<br />

kg/kg Zunahme<br />

100 98,7 99,8 99,3 102,4 99,6<br />

0 - 8 Wochen 3,02 0,18 3,04 0,15 3,04 0,11 3,07 0,11 2,94* 0,13 3,02 0,09<br />

relativ 100 100,7 100,7 101,7 97,4 100<br />

9 - 18 Wochen 6,03 0,50 6,07 0,26 5,99 0,16 5,86 0,22 5,81 0,34 5,99 0,16<br />

0 - 18 Wochen 4,81 0,16 4,82 0,09 4,79 0,07 4,78 0,07 4,64** 0,16 4,78 0,10<br />

relativ<br />

Tierabgänge, %<br />

100 100,2 99,6 99,4 96,5 99,4<br />

0 - 8 Wochen 1,2 4,1 0 0 0 0 0<br />

9 - 18 Wochen 0 0 1,2 4,1 0 0 0<br />

0 - 18 Wochen<br />

Trockensubstanz<br />

der Exkremente, %<br />

1,2 4,1 0 1,2 4,1 0 0 0<br />

Küken 23,1 23,8 24,8 24,4 25,2 26,6<br />

Junghennen 22,8 2,4 20,8 2,2 23,8 2,9 22,0 1,4 24,7 2,9 23,9 1,2<br />

1)<br />

plus 500 g Kemzyme W Dry/t Mischfutter; *signifikanter Unterschied zu Gruppe 4, **signifikante Unterschiede zu allen<br />

Gruppen<br />

317


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Tabelle 6:<br />

A)<br />

Leistungen von Hennen bei unterschiedlicher Aufzuchternährung (Versuch<br />

Kontrollgruppe 15 % Schlempe<br />

Parameter<br />

ohne Schlempe in der Aufzucht<br />

0 s ∀ 0 s ∀<br />

Futterverzehr, g/Henne und Tag 118,0 1,9 119,1 4,7<br />

Alter bei 50 % Legeleistung, Tage 143,2 4,6 141,3 5,3<br />

Legeleistung, % 92,2 1,7 92,2 3,1<br />

Einzeleimasse, g 63,0 1,8 62,1 2,0<br />

Futteraufwand, kg/kg Eimasse 2,03 0,05 2,08 0,12<br />

Körpermassezunahme, g 306 64 362 151<br />

Bonitierung Federkleid 2,2 1,0 2,2 0,9<br />

Tierabgänge, % 1,8 7,8 1,8 7,8<br />

Im Versuch B mit 15 % ProtiGrain und Kemzyme W-Zusatz in Gruppe 5 nahmen die<br />

Küken bzw. Junghennen mit 4,1 % bzw. 3,1 % höherer Lebendmasse signifikant mehr zu<br />

als die Probanden der Gruppe 4 mit 15 % ProtiGrain ohne Enzymzusatz. Die höhere<br />

Lebendmasse am Ende der Junghennenperiode war zwischen der Gruppe 5 und den<br />

übrigen Gruppen auch signifikant. In der Enzymgruppe lag die Futterverwertung in allen<br />

Perioden günstiger als in allen weiteren Gruppen. Der bessere Futteraufwand in Gruppe 5<br />

mit Enzymzusatz im Vergleich zu Gruppe 4 mit 15 % ProtiGrain ohne Enzym war in der<br />

Kükenperiode signifikant. Zwischen der Gruppe 5 und den übrigen Gruppen konnten die<br />

bessere Futterverwertung in der gesamten Aufzucht ebenfalls statistisch gesichert werden.<br />

In der Periode 9 - 18 Wochen bestanden nur nicht gesicherte Unterschiede.<br />

Zusammenfassung<br />

In zwei Versuchen mit LSL- bzw. LB-Küken und Junghennen wurden 5, 10, 15 und 20 %<br />

Trockenschlempe auf Weizenbasis im Mischfutter getestet. Bis 20 % Trockenschlempe<br />

veränderten die Aufzuchtleistungen, die Tierabgangsrate und den Trockensubstanzgehalt<br />

der Exkremente nicht. Der Zusatz der Enzyme ZY68 zur Ration mit 15 %<br />

Trockenschlempe verbesserte die zootechnischen Leistungen geringfügig und der von<br />

Kemzyme W die Körpermasse und Futterverwertung signifikant. Die Leistungen der<br />

Hennen in der Legeperiode waren infolge der unterschiedlichen Aufzuchternährung ohne<br />

oder mit 15 % Trockenschlempe nicht beeinflusst. Bei den extensiv wachsenden Küken-<br />

und Junghennen der Legerichtung ist der Einsatz von 20 % Trockenschlempe auf<br />

Weizenbasis möglich.<br />

318


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Kampf, Detlef; Riesen, Guido (Orffa Deutschland GmbH):<br />

Möglichkeiten zur Differenzierung von Aminosäure-Spurenelement-Chelaten<br />

Einleitung<br />

Die Bedeutung der Spurenelementversorgung ist für die Erhaltung von Gesundheit<br />

und Leistungsbereitschaft der Nutztiere seit langem bekannt. Aufgrund der meist als<br />

unzureichend einzuschätzenden natürlichen Gehalte an Spurenelementen werden<br />

Futtermittel größtenteils mit Spurenelementen ergänzt. Neben dieser<br />

Versorgungsabsicherung stellt sich aber immer häufiger die Frage, nach dem<br />

Verbleib der nicht vom Tier genutzten Spurenelemente im Boden. Die in diesem<br />

Zusammenhang diskutierte Absenkung der Spurenelementzufuhr eröffnet<br />

zwangsläufig die Frage nach Produkten mit einer hohen Bioverfügbarkeit, um so<br />

auch bei niedrigen Gehalten im Futter, in speziellen Belastungsphasen oder bei<br />

Wechselwirkungen mit anderen antagonistisch wirkenden Elementen oder<br />

Futterinhaltsstoffen eine adäquate Versorgung der Tiere gewährleisten zu können.<br />

Futtermittelrechtlich sind verschiedene Spurenelementquellen zugelassen. Am<br />

häufigsten werden anorganische Quellen wie Sulfate und Oxide eingesetzt, die<br />

aufgrund ihrer unterschiedlichen Löslichkeiten im wässrigen Medium unterschieden<br />

werden können. Sulfaten wird dabei eine höhere Verfügbarkeit gegenüber Oxiden<br />

zugeschrieben (Kegley und Spears 1994, NRC 2001). Organisch gebundene<br />

Spurenelemente (Spurenelement-Aminosäure-Chelate) sollen aufgrund ihrer<br />

chemischen Struktur noch besser vom Tier aufgenommen werden. Ihr Vorteil wird<br />

vordergründig in einer Abkopplung vom Löslichkeitsverhalten anorganischer<br />

Spurenelementquellen, aber auch in der Verminderung absorptionshemmender<br />

Reaktionen im Verdauungstrakt gesehen (McDowell 2003). Verschiedene Studien<br />

belegen eine bessere Wirkung von Spurenelement-Aminosäure-Chelaten gegenüber<br />

anorganischen Verbindungen (Henry et al. 1992, Kincaid et al. 1997, Nockels et al.<br />

1993, Wedekind et al. 1992, Wessels et al. 2003).<br />

Spurenelement-Aminosäure-Chelate sind seit einigen Jahren in der Fütterung von<br />

landwirtschaftlichen Nutztieren in der EU zugelassen. Diese Zulassung ist allerdings<br />

an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. So wird ein Chelat als eine Verbindung<br />

von hydrolysiertem Sojaprotein und den Spurenelementen Zink, Mangan, Kupfer<br />

oder Eisen im Bindungsverhältnis von einem Molekül Spurenelement mit einem bis<br />

maximal drei Molekülen Aminosäuren beschrieben (VO (EG) Nr. 1334/2003).<br />

Bisher erfolgte eine Produktbeurteilung und Differenzierung zu anderen Produkten<br />

lediglich anhand der Spurenelementkonzentration im Produkt. Für die Überprüfung<br />

organisch gebundener Verbindungen stellt dieser Untersuchungsansatz allerdings<br />

keine ausreichende Bewertungsmöglichkeit dar, da hier die eingesetzte Quelle, also<br />

das Chelat, nicht berücksichtigt wird. Es stellt sich somit die Frage, wie auf einem<br />

einfachen analytischen Wege Informationen über die Qualität der verschiedenen im<br />

Markt befindlichen Produkte gewonnen werden können. Dazu soll im Folgenden ein<br />

einfaches Screeningverfahren näher vorgestellt werden.<br />

Material und Methode<br />

Als Basis für diese Untersuchung wurden die gesetzlich vorgegebenen Kriterien<br />

hinsichtlich Molekülgewicht und Proteinprofil eines Spurenelement-Aminosäure-<br />

319


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Chelates herangezogen. Danach muss ein Chelat aufgrund des Molekülgewichtes<br />

des Metalls, sowie des mittleren Molekülgewichts von Sojaprotein für eine 1:1<br />

Bindung im Vergleich zum Spurenelementgehalt mindestens den zweifachen Gehalt<br />

an Protein aufweisen (Tabelle 1).<br />

Tabelle 1: Molekulargewichte von Sojaprotein (Mittel), Zink und Kupfer sowie<br />

erforderlicher hydrolysierter Proteinanteil im Chelatprodukt (bezogen auf 10 %<br />

Spurenelementgehalt)<br />

Spurenelement Zn Cu<br />

Molekulargewicht vom Spurenelement (g/Mol) 65,4 63,6<br />

mittleres Molekulargewicht vom Sojaprotein (g/Mol) 131,7 131,7<br />

Verhältnis Spurenelement/Sojaprotein = 1 : 2,01 2,07<br />

notwendiger Proteinanteil im 10%igen Marktprodukt (g/kg) 201,4 207,2<br />

Darüber hinaus muss das Protein einen entsprechenden Hydrolysegrad besitzen, um<br />

gemäß den futtermittelrechtlichen Vorgaben eine ausreichende Menge hydrolysiertes<br />

Protein für die Bildung von Chelaten zur Verfügung stellen zu können.<br />

Für das Screeningverfahren wurden verschiedene Produktproben aus dem Markt<br />

verwendet. Im Einzelnen wurden von jedem zu untersuchenden Produkt 5 g<br />

eingewogen und mit 75 ml Natriumacetat/Essigsäurepuffer (pH 3,0; 1mol/l) versetzt<br />

und unter Rühren und mittels Ultraschallbehandlung gelöst. Zum Abscheiden von<br />

Trägerstoffen wurde die Lösung anschließend durch einen Faltenfilter gegeben. Das<br />

Filtrat wurde danach mittels Ultrafiltrationsanlage (Amiconzelle) mit einem 1.000<br />

Dalton-Filter filtriert (Ghosh und Cui 2000, Millipore Corporation 2006). In dem<br />

Ursprungsprodukt sowie nach der Ultrafiltration erfolgte die Rohproteinanalyse nach<br />

Kjehldahl (Naumann und Bassler 1993). Die Auswahl der Filtergröße für die<br />

Ultrafiltrationsanlage erfolgte in Anlehnung an die futtermittelrechtlichen Vorgaben<br />

(VO (EG) Nr. 1334/2003). Dabei wurde unterstellt, dass die Rohproteinmenge nach<br />

dem Ultrafiltrationsprozess eine ausreichende Einschätzung des Hydrolysegrades<br />

ermöglicht.<br />

Die gemessenen Gehalte an Rohprotein und an hydrolysiertem Protein (nach dem<br />

1.000 Dalton-Filter) wurden anschließend mit dem auf Basis der Molekulargewichte<br />

von Sojaprotein und Spurenelement berechnetem notwendigem Proteinanteil im<br />

Spurenelement-Aminosäure-Chelat-Produkt (Tabelle 1) verglichen.<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Ergebnisse des Screeningverfahrens der untersuchten Kupferprodukte zeigt<br />

Abbildung 1. Die untersuchten Marktprodukte variierten danach sehr deutlich im<br />

Rohproteingehalt (201 bis 346 g/kg; korrigiert auf 10 % Spurenelementgehalt), was<br />

einem Unterschied von bis zu 42 % zwischen den einzelnen Produkten entspricht. Im<br />

Anteil an hydrolysiertem Protein wiesen die geprüften Produkte noch beträchtlichere<br />

Differenzen auf (20 bis 247 g/kg; korrigiert auf 10% Spurenelementgehalt), hier<br />

wichen die Produkte um bis zu 92 % voneinander ab. Der Vergleich von analysiertem<br />

mit notwendigem Anteil an hydrolysiertem Protein (gestrichelte Linie) verdeutlichte,<br />

dass der überwiegende Teil der Produkte einen nicht ausreichenden Gehalt an<br />

320


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

hydrolysiertem Protein enthielt. Dies muss gleichbedeutend mit einer nicht<br />

ausreichenden Hydrolyse und somit mit einem geringen Anteil an enthaltenen<br />

Chelatverbindungen (auf Basis Bindungsverhältnis von 1:1) im Produkt gesehen<br />

werden. Bei einzelnen Produkten beträgt der mögliche Anteil an chelatgebundenem<br />

Kupfer somit nur 10 % des Gesamtgehaltes an Kupfer.<br />

Weiterhin fiel auf, dass bei zwei der untersuchten Kupferchelatprodukte kaum mehr<br />

Rohprotein enthalten war, als an hydrolysiertem Protein benötigt wurde (Abbildung 1,<br />

Produkte C+D). Die anderen Produkte wiesen dagegen deutlich höhere Gehalte an<br />

Rohprotein aus. Trotzdem ließ sich keine Beziehung zwischen den Gehalten an<br />

Rohprotein und hydrolysiertem Protein feststellen. Dies wurde beim Vergleich der<br />

Produkte A+B und E+F deutlich. Diese Produkte zeichneten sich zwar alle durch<br />

sehr hohe Gehalte an Rohprotein aus, im Anteil an hydrolysierten Protein wichen sie<br />

jedoch sehr stark voneinander ab. Lediglich die Produkte E+F enthielten genügend<br />

hydrolysiertes Protein, um die Anforderungen an ein Chelat nach geltendem<br />

Futtermittelrecht erfüllen zu können.<br />

400<br />

(g/kg)<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Rohprotein<br />

Rohprotein nach 1000 Dalton-Filter<br />

A B C D E F<br />

Produkt<br />

Abbildung 1: Proteingehalte im Ausgangsprodukt und nach Ultrafiltration (1000 Da)<br />

von Kupferchelaten, gestrichelte Linie zeigt notwendigem Anteil an hydrolysiertem<br />

Protein (alle Produkte auf 10 % Spurenelementgehalt kalkuliert!)<br />

Die Ergebnisse des Screeningverfahrens der Zinkprodukte sind Abbildung 2 zu<br />

entnehmen. Bei den untersuchten Marktprodukten variierten die Rohproteingehalte<br />

ebenfalls sehr deutlich (171 bis 368 g/kg; korrigiert auf 10 % Spurenelementgehalt).<br />

Der Unterschied zwischen einzelnen Produkten betrug hier bis zu 53 %. Die Anteile<br />

an hydrolysiertem Protein differierten ebenso wie bei den Kupferprodukten sehr stark<br />

(11 bis 250 g/kg; korrigiert auf 10% Spurenelementgehalt), hier wichen die Produkte<br />

sogar um bis zu 96 % voneinander ab. Der Vergleich der gemessenen mit dem<br />

notwendigen Anteil an hydrolysiertem Protein (gestrichelte Linie) zeigte auch hier,<br />

dass die Mehrzahl der Produkte nicht genügend hydrolysiertes Protein enthielt. Bei<br />

einzelnen Produkten lag der mögliche Anteil an chelatgebundenem Kupfer lediglich<br />

bei 5 % des Gesamtkupfergehaltes.<br />

321


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Im Einzelnen enthielten zwei der geprüften Produkte im Vergleich zum notwendigen<br />

Mindestproteingehalt (Tabelle 1) weniger Rohprotein (Abbildung 2, Produkt A+C).<br />

Weitere Produkte zeigten, wie schon bei den untersuchten Kupferprodukten<br />

beschrieben, hohe Rohproteingehalte und sehr niedrige Gehalte an hydrolysiertem<br />

Protein (Produkt D+E+F+G). Auch hier erreichten nur zwei Produkte den geforderten<br />

Mindestwert an hydrolysiertem Protein (Produkt H+I). Im Gegensatz zu den<br />

Kupferprodukten war aber festzustellen, dass einige Produkte einen Anteil an<br />

hydrolysiertem Protein aufwiesen, der nur geringfügig unterhalb des geforderten<br />

Grenzwertes lag (Produkt B) oder einen sehr hohen Hydrolysegrad widerspiegelte<br />

(Produkt A).<br />

400<br />

(g/kg)<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Rohprotein<br />

Rohprotein nach 1000 Dalton-Filter<br />

A B C D E F G H I<br />

Produkt<br />

Abbildung 2: Proteingehalte im Ausgangsprodukt und nach Ultrafiltration (1000 Da)<br />

von Zinkchelaten, gestrichelte Linie zeigt notwendigem Anteil an hydrolysiertem<br />

Protein (alle Produkte auf 10 % Spurenelementgehalt kalkuliert!)<br />

Fazit<br />

Spurenelement-Aminosäure-Chelate sind seit einigen Jahren in der Fütterung von<br />

landwirtschaftlichen Nutztieren in der EU zugelassen (Voraussetzung: ein Molekül<br />

Zn, Mn, Cu oder Fe gebunden an max. drei Aminosäuren aus hydrolysiertem<br />

Sojaprotein). Die analytische Überprüfung von Chelaten ist allerdings schwierig, da<br />

mit Standarduntersuchungen, wie z.B. der Messung des Spurelementgehaltes, die<br />

eingesetzte Quelle, also das Chelat, nicht bewertet werden kann.<br />

Mit einer Methode, die die Proteinbestimmung im Ursprungsprodukt sowie nach<br />

Ultrafiltration durch einen 1.000 Dalton Filter beinhaltet, wurden verschiedene<br />

marktgängige Chelatprodukte (Zn und Cu) untersucht. Erste Untersuchungen zeigten<br />

deutliche Unterschiede im Rohproteingehalt zwischen den einzelnen Produkten auf<br />

(171 bis 368 g/kg; korrigiert auf 10 % Spurenelementgehalt). Die Gehalte an<br />

hydrolysiertem Protein variierten sogar noch stärker (11 bis 250 g/kg; korrigiert auf<br />

10% Spurenelementgehalt). Den auf Basis der Molekulargewichte von Sojaprotein<br />

und Spurenelement berechneten notwendigen Mindestgehalt an hydrolysiertem<br />

322


Öffentliche Sitzung „Tierische Produktion und Futtermittel“ Poster<br />

Protein (> 200 g/kg) wurde von der Mehrheit der geprüften Produkte nicht erreicht.<br />

Nur jeweils 2 Kupfer- bzw. Zinkprodukte wiesen einen ausreichenden Gehalt an<br />

hydrolysiertem Protein auf.<br />

Ein zu niedriger Gehalt an hydrolysiertem Protein deutet auf eine unzureichende<br />

Proteinhydrolyse hin und wirkt sich nachteilig auf den Anteil an chelatgebundenem<br />

Spurenelement im Produkt aus. Somit lassen sich mit diesem Screeningverfahren<br />

die verschiedenen im Markt befindlichen Produktqualitäten zuverlässig einstufen.<br />

Literatur<br />

Ghosh R., Z.F. Cui (2000): Protein purification by ultrafiltration with pre-treated<br />

membrane. J.Membrane Sci. 167: 47-53<br />

Henry, P.R., C.B. Ammerman, R.C. Little (1992): Relative Bioavailability of<br />

Manganese from a Manganese-Methionine Complex and Inorganic Sources for<br />

Ruminants. J.Dairy.Sci. 75: 3473-3478<br />

Kegley E.B., J.W. Spears (1994): Bioavailability of Feed-Grade Copper Sources<br />

(Oxide, Sulfate, or Lysine) in Growing Cattle. J.Anim.Sci. 72: 2728-2734<br />

Kincaid, R.L., B.P. Chew, J.D. Cronrath (1997): Zinc Oxide and Amino Acids as<br />

Sources of Dietary Zinc for Calves: Effects on Uptake and Immunity. J.Dairy.Sci.<br />

80: 1381–1388<br />

McDowell, L.R. (2003): Minerals in Animal and Human Nutrition (second edition).<br />

Elsevier Science B.V.: Chapter 17, 523-541<br />

Millipore Corporation (2006): Ultrafiltration Handbook. http://www.millipore.com<br />

National Research Council (2001): Nutrient Requirements of Dairy Cattle (seventh<br />

received edition). National Academic Press: Chapter 6, 132-161<br />

Naumann, C., R. Bassler (1993): Die chemische Untersuchung von Futtermitteln,<br />

Methodenbuch, Band III, VDLUFA-Verlag<br />

Nockels C.F., J. DeBonis, J. Torrent (1993): Stress Induction Affects Copper and<br />

Zinc Balance in Calves Fed Organic and Inorganic Copper and Zinc Sources.<br />

J.Anim.Sci. 71: 2539-2545<br />

VO (EG) Nr. 1334/2003: zur Änderung der Bedingungen für die Zulassung einer<br />

Reihe von zur Gruppe der Spurenelemente zählenden Futtermittelzusatzstoffen.<br />

Amtsblatt der Europäischen Union vom 25. Juli 2003<br />

Wedekind, K.J., A.E. Hortin, D.H. Baker (1992): Methodology for Assessing Zinc<br />

Bioavailability: Efficacy Estimates for Zinc-Methionine, Zinc Sulfate, and Zinc Oxide.<br />

J.Anim.Sci. 70: 178-187<br />

Wessels, A., F.J. Schwarz, H. Schenkel (2003): Effect of varied sulfur supply on<br />

growth, feed intake and trace element concentrations in different tissues of growing<br />

bulls. Proc.Soc.Nutr.Physiol. 12: 39<br />

323


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />

Potenzial von neuen Ureaseinhibitoren zur Minderung von NH3-Verlusten nach<br />

oberflächiger Harnstoffdüngung unter verschiedenen Verlustsituationen<br />

Schraml, Martine (TU München, Freising); Gutser, Reinhold; Schmidhalter, Urs (TU<br />

München, Freising); Weber, Andreas (ALB Bayern e.V., Freising)<br />

Abstract<br />

Addition of a urease inhibitor (UI) to the mineral fertilizer urea represents a promising tool<br />

for minimization of NH3 losses. In model experiments granulated urea with or without the<br />

UI P204/98 (in a concentration of 0,4% related to the N content) were surface applied on<br />

different soils under conditions favouring high NH3 losses (high temperature, high soil<br />

water content). With dynamic chambers and a measuring system based on<br />

chemiluminescence NH3 emissions were continuously measured within the first 10 days<br />

following fertilization. Parallel to the direct emission measurements, pH as well as water<br />

content, NH4 + , NO3 - and urea were determined in the soil. Maximum NH3 losses amounted<br />

to 5% (1.3 – 4,8%) of fertilized N and could be reduced by 40% by means of addition of a<br />

UI.<br />

Einleitung<br />

Von den weltweit 43 Mt a -1 [FAO, 2001] an anthropogenen Ammoniak (NH3) -Emissionen<br />

ist die Landwirtschaft Verursacher von mehr als 90%. Direkt nach der Tierhaltung (60%)<br />

folgt der Einsatz von Mineraldüngern (25%) als bedeutende landwirtschaftliche Quelle für<br />

NH3-Emissionen [FAO, 2001]. Aufgrund der Bedeutung von NH3 als umweltrelevantes<br />

Gas, das unter anderem zur Versauerung und Eutrophierung von Ökosystemen führt, wird<br />

im Rahmen des UNECE-Protokolls eine Reduzierung dieser Emissionen gefordert (BRD:<br />

764 kt in 1990 um 28% auf 550 kt in 2010) [UNECE, 1999].<br />

Einen problematischen Mineraldünger in Hinblick auf NH3-Emissionen stellt neben<br />

Ammoniumbicarbonat auch der Harnstoff dar. Bei dessen Hydrolyse im Boden zu CO2 und<br />

NH3, welche durch das ubiquitäre Enzym Urease katalysiert wird, kann bei oberflächiger<br />

Applikation des Düngers ein Teil des gebildeten NH3 in die Atmosphäre verloren gehen.<br />

Die Höhe der N-Verluste in Form von NH3 nach Düngung von Harnstoff wird weltweit mit<br />

15 - 20% (7,3 Mt NH3-Emissionen a -1 ) vom applizierten Dünger angegeben [FAO, 2001].<br />

Besondere Beachtung wird dem Harnstoff geschenkt, da er mit 55% Marktanteil (34,4 Mt<br />

a -1 ) weltweit der bedeutendste Mineraldünger ist [ifa, 2002].<br />

Eine unmittelbare Einarbeitung des Düngers nach Ausbringung auf unbedeckten Boden<br />

verhindert weitgehend das Auftreten von NH3-Verlusten. Um die Emissionen nach<br />

Düngung in einen stehenden Bestand ebenfalls zu verringern, haben sich<br />

Ureaseinhibitoren (UI) als aussichtsreichstes Mittel bewiesen. Diese Wirkstoffe blockieren<br />

reversibel das aktive Zentrum der Urease.<br />

Im Rahmen der vorgestellten Versuche sollen zwei Versuchsfragen geklärt werden. Zum<br />

Einen soll die grundsätzliche Höhe auftretender NH3-Emissionen nach Düngung von<br />

granuliertem Harnstoff erfasst werden. Zum Anderen soll gemessen werden, inwieweit der<br />

UI P204/98 (Wirkstoffgruppe der Phosphorsäuretriamide; in einer Konzentration von 0,4%<br />

bezogen auf den N-Gehalt des Düngers) in der Lage ist, diese auftretenden NH3-<br />

Emissionen unter verschiedenen Boden- und Nutzungsbedingungen zu minimieren.<br />

324


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />

Material und Methoden<br />

In Modellversuchen wurden auf mehreren unbepflanzten (mit Ausnahme von Grünland), in<br />

Großwannen (198 x 78 x 15 cm) befindlichen Versuchsböden die nach Düngung von<br />

granuliertem Harnstoff auftretenden NH3-Emissionen erfasst. Die ausgewählten Böden<br />

unterschieden sich in Textur, pH, Gehalt an organischer Substanz sowie Nutzung (Acker,<br />

Grünland) (Tabelle 1). Alle Messungen wurden an der Versuchsstation Dürnast des<br />

Lehrstuhls für Pflanzenernährung der TU München im Gewächshaus durchgeführt.<br />

Tabelle 3: Kenndaten der im Versuch verwendeten Böden.<br />

Bodentextur<br />

Nr.<br />

Bodenart<br />

Nutzung pH<br />

T<br />

[%]<br />

U<br />

[%]<br />

S<br />

[%]<br />

C org<br />

[% der TM]<br />

Ureaseaktivität<br />

[µg NH 4-N<br />

(g TS Boden) -1 (2 h) -1 ]<br />

1 Ss 4,7 6,8 88,5 Acker 5,1 0,50 14,4<br />

2 Sl3 11,7 21,5 66,8 Acker 5,5 1,30 54,0<br />

3 Lu 24,7 54,9 20,4 Acker 5,7 1,43 40,3<br />

4 Lu 17,4 53,6 29,0 Acker 5,8 1,24 52,7<br />

5 Lu 17,4 53,6 29,0 Grünland 6,2 1,64 108,5<br />

6 Tu4 25,3 66,5 8,2 Acker 6,5 1,72 71,6<br />

7 Tu2 53,2 34,6 12,2 Acker 7,3 4,83 90,5<br />

Die Böden wurden in den beiden Versuchsvarianten „Harnstoff“ und „Harnstoff +<br />

Ureaseinhibitor“ jeweils mit 80 kg N ha -1 in Form von granuliertem Harnstoff gedüngt.<br />

Unter Einstellung verlustfördernder Bedingungen (hohe Temperaturen, hohe<br />

Bodenfeuchte) wurden in den der Düngung folgenden zehn Tagen online die NH3-<br />

Emissionen erfasst. Damit war auch innerhalb der Messkammern trotz des ständigen<br />

Luftaustausches über die gesamte Messzeit hinweg in der obersten Bodenschicht eine für<br />

den N-Umsatz ausreichende Feuchte gewährleistet. Für die direkte Erfassung der NH3-<br />

Emissionen wurde die sogenannte dynamische Kammermethode verwendet. In den auf<br />

dem Versuchsboden aufsitzenden Kammern wurde aus dem durchfließenden Luftstrom<br />

kontinuierlich am „Kopf“ eine Probe gezogen und dem Messsystem, das den NH3-Gehalt<br />

der Probenluft über Chemilumineszenz detektiert, zugeführt (Abbildung 1). Die<br />

auftretenden NH3-Verluste wurden somit durchgehend direkt erfasst, was eine Verfolgung<br />

des Emissionsverlaufs ermöglichte.<br />

325


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />

Abbildung 6: Aufbau des Messsystems zur direkten Erfassung der NH3-Emissionen nach<br />

Düngung von granuliertem Harnstoff auf unbedeckten Boden (eigenes Foto; Schema von<br />

Weber, 2001).<br />

Um gleichzeitig auch den Verlauf der N-Umsetzung im Boden zu verfolgen, wurden exakt<br />

gedüngte Teilflächen angelegt. Diese wurden parallel zu den online Messungen der NH3-<br />

Emissionen nach 1, 2, 5 und 10 Tagen nach der Düngung zur Bestimmung von pH,<br />

Wassergehalt sowie Gehalten an NO3 - , NH4 + und Harnstoff entnommen.<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Trotz der herrschenden verlustfördernden Bedingungen belaufen sich die als NH3<br />

auftretenden, gemessen N-Verluste nur auf 1,3% bis maximal 4,8% des in Form von<br />

granuliertem Harnstoff gedüngten N (Tabelle 2).<br />

Tabelle 4: Nach Düngung von 80 kg N ha -1 granuliertem Harnstoff auf unterschiedlichen,<br />

unbedeckten Böden auftretende gasförmige N-Verluste in Form von NH3 in % vom<br />

applizierten Dünger-N und Reduzierung dieser Verluste durch Zugabe des<br />

Ureaseinhibitors P204/98 (0,4% N-bezogen).<br />

Bodenart Nutzung pH<br />

C org<br />

[% der TM]<br />

beheizte<br />

FEP-Schläuche<br />

FEP-Schläuche<br />

Flussmesser<br />

Ureaseaktivität<br />

[µg NH4-N (g TSBoden) -1 (2 h) -1 ]<br />

Magnetventile<br />

Ausgang<br />

NH - 3<br />

Analyser<br />

NH 3<br />

Emissionen<br />

ohne UI<br />

[% vom Dünger-N]<br />

Ausgang<br />

Ausgang<br />

Eingang Außenluft<br />

Reduktion der<br />

NH 3 Emissionen<br />

durch UI<br />

[%]<br />

Ss Acker 5,1 0,50 14,4 2,7 66<br />

Sl3 Acker 5,5 1,30 54,0 4,1 28<br />

Lu Acker 5,7 1,43 40,3 3,3 23<br />

Lu Acker 5,8 1,24 52,7 2,0 40<br />

Lu Grünland 6,2 1,64 108,5 4,8 51<br />

Tu4 Acker 6,5 1,72 71,6 3,4 37<br />

Tu2 Acker 7,3 4,83 90,5 1,3 35<br />

326


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />

Somit liegt das Verlustniveau von granuliertem Harnstoff für NH3 deutlich unter dem<br />

durchschnittlich angenommenen von 15 - 20% [FAO, 2001]. Die früher von Weber et al.<br />

[2001] für Freilandbedingungen in Südbayern mitgeteilten Verlustraten an NH3 von 0,5 –<br />

5% des Harnstoffdünger-N werden damit bestätigt.<br />

Abbildung 7: Verlauf der NH3-Emissionen nach oberflächiger Düngung von 80 kg N ha -1 in<br />

Form von granuliertem Harnstoff auf unbedeckten Boden (Sl3; pH 5,5) und Reduzierung<br />

dieser Verluste durch Zugabe des Ureaseinhibitors P204/98 (0,4% N-bezogen).<br />

Abbildung 2 zeigt einen typischen Verlauf auftretender NH3-Emissionen nach Düngung<br />

von granuliertem Harnstoff. Die Verlustphase erstreckt sich meist auf einen Zeitraum von<br />

einer Woche (7 Tage) nach Applikation des granulierten Harnstoffes. In dieser Zeit sind<br />

ca. 90% der Verluste aufgetreten.<br />

Unter – für das Auftreten von NH3-Emissionen – günstigeren Bedingungen kann sich<br />

dieser Verlustzeitraum auch verkürzen. Abbildung 3 zeigt den Verlauf auftretender NH3-<br />

Emissionen nach Düngung eines hoch ureaseaktiven Grünlands (108,5 µg NH4 + -N (g<br />

TSBoden) -1 (2 h) -1 ). Durch die schneller ablaufende Hydrolyse des Harnstoffes treten die<br />

NH3-Emissionen ebenfalls früher und zeitlich in den ersten vier Tagen nach der Düngung<br />

konzentriert auf. Trotz der hier nochmals verstärkten Verlustbedingungen für NH3-Verluste<br />

belaufen sich diese dennoch nur auf 5% des applizierten Dünger-N.<br />

Abbildung 8: Verlauf der NH3-Emissionen nach oberflächiger Düngung von 80 kg N ha -1 in<br />

NH 3-Emissionen [g NH 3-N ha -1 d -1 ]<br />

NH 3-Emissionen [g NH 3-N ha -1 d -1 ]<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Tage nach der Düngung<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Tage nach der Düngung<br />

Harnstoff<br />

Harnstoff + P204/98 0,4%<br />

Harnstoff<br />

Harnstoff + P204/98 0,4%<br />

Form von granuliertem Harnstoff auf Grünland (Lu; pH 6,2; hohe Ureaseaktivität) und<br />

Reduzierung dieser Verluste durch Zugabe des Ureaseinhibitors P204/98 (0,4% Nbezogen)<br />

327


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />

Der UI reduziert die auf den unterschiedlichen Böden auftretenden NH3-Emissionen um<br />

durchschnittlich 40% (23 bis 66%) (Tabelle 2). Hierbei entfaltet er unmittelbar mit dem<br />

Zeitpunkt der Düngung seine Wirkung und sichert diese über den gesamten, für das<br />

Auftreten von NH3-Verlusten kritischen Zeitraum von einer Woche (7 Tage) nach der<br />

Düngung (Abbildungen 2 und 3). In den parallel zu den direkten NH3-<br />

Emissionsmessungen durchgeführten Analysen auf NO3 - -, NH4 + - und Harnstoff-Gehalte<br />

sowie pH (CaCl2) im Boden kann die vollständige Hydrolisierung des Harnstoffes im<br />

Boden innerhalb von einer Woche nach der Düngung beobachtet werden (Abbildung 4).<br />

Nach einem anfänglichen Anstieg der NH4 + -Konzentration geht diese, bedingt durch die<br />

einsetzende Nitrifikation, zugunsten eines Anstiegs der NO3 - -Konzentration bis zum letzten<br />

Probentermin (Tag 10 nach der Düngung) zurück. Diese Konzentrationsverläufe können<br />

tendenziell in jedem der Versuchsböden zeitlich mehr oder weniger verschoben<br />

beobachtet werden. Bedingt durch einen relativ hohen Messfehler (Probenahme, schneller<br />

Umsatz von Harnstoff) ist eine quantitative Bilanzierung der unterschiedlichen N-<br />

Fraktionen nicht immer zu erreichen. Zudem kann auch beim Abbau des Harnstoffs<br />

systembedingt unterschiedlich hohe Mengen an Nitrit auftreten mit Auswirkungen auf<br />

gasförmige N-Verluste. Auch die mikrobielle N-Immobilisation im Boden bleibt<br />

unberücksichtigt.<br />

Gehalte [mg (100 g Boden) -1 Gehalte [mg (100 g Boden) ]<br />

-1 ]<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

7 0 1 3 2 0 0 5 10<br />

Tage nach der Düngung<br />

Harnstoff<br />

Harnstoff<br />

Abbildung 9: Umsetzungsvorgänge des gedüngten Harnstoff-N im Boden nach Düngung<br />

von 80 kg N ha -1 granuliertem Harnstoff auf unbedeckten Boden (Lu; pH 5,7) unter<br />

optimalen Bedingungen für NH3-Verluste.<br />

Der Einsatz des UI verzögert durch das Blockieren des Enzyms Urease die Hydrolisierung<br />

des Harnstoffs (Abbildung 4). In diesem zur Verdeutlichung beispielhaft gewählten Boden<br />

ist auch der, durch diese Blockierung bedingte, verzögerte Anstieg der NH4 + -Konzentration<br />

bei Zugabe des UI zu verfolgen. Entsprechend verzögert sich auch die Nitrifikation. Die in<br />

den UI-Varianten im Boden zum Versuchsende ermittelten höheren NO3 - - und/oder NH4 + -<br />

Mengen verdeutlichen die ammoniakemissionvermindernde Wirkung des Inhibitors.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Zugabe eines Ureaseinhibitors (UI) zu mineralischem Harnstoffdünger stellt ein<br />

aussichtsreiches Mittel zur Minimierung von NH3-Verlusten dar. In Modellexperimenten<br />

wurden die auf unterschiedlichen Böden unter optimalen Verlustbedingungen als NH3<br />

NH +<br />

4<br />

- NO 3<br />

Harnstoff + P204/98 0,4%<br />

Harnstoff<br />

+ NH 4<br />

NO -<br />

3<br />

328


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />

auftretenden N-Verluste nach oberflächig appliziertem granuliertem Harnstoff mit und ohne<br />

Zugabe des UI P204/98 (in einer Konzentration von 0,4% N-bezogen) über einen Zeitraum<br />

von 10 Tagen nach der Düngung mittels dynamischer Kammermethode online gemessen.<br />

Parallel wurden pH, Wassergehalt sowie Gehalte an NH4 + , NO3 - und Harnstoff im Boden<br />

bestimmt. Die gemessenen N-Verluste in Form von NH3 betragen maximal 5% (1,3 –<br />

4,8%) des gedüngten N und können durch Zugabe des UI unabhängig vom Verlustniveau<br />

um durchschnittlich 40% (23 – 66%) reduziert werden. Die im Boden ermittelten N-<br />

Fraktionen (Harnstoff-, NO3 - - und NH4 + -N) bestätigen die gute Wirkung des Hemmstoffes.<br />

Literatur<br />

FAO (2001) Global estimates of gaseous emissions of NH3, NO and N2O from agricultural<br />

land. ISBN 92-5-104698-1.<br />

ifa (2002) Statistics - Fertilizer indicators.<br />

http://www.fertilizer.org/ifa/statistics/indicators/ind_cn_world.asp<br />

UNECE (1999) Protocole à la convention de 1979 sur la pollution atmosphérique<br />

transfrontière à longue distance, relatif à la réduction de l‘acidification, de l‘eutrophisation<br />

et de l‘ozone troposphérique.<br />

http://www.unece.org/env/lrtap/multi_h1.htm<br />

Weber A., Gutser R. and U. Schmidhalter (2001) Field Emissions of NH3 and NOx<br />

Following Urea Application to Wheat. Proceedings of the IPNC 2001, Hannover, 884-885.<br />

329


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />

Einsatz von Zusatzstoffen / Futterergänzungsmitteln auf Basis von Meeresalgen -<br />

Auswirkungen auf die organischen Dünger (1. Mitteilung)<br />

Mokry, Markus (LUFA Augustenberg):<br />

Einleitung<br />

Zunehmend kommen in der Landwirtschaft die verschiedensten Zusatzstoffe (Pflanzen-<br />

und Bodenhilfsstoffe, Fermentationshilfsmittel u.s.w.) zum Einsatz bzw. werden der<br />

Landwirtschaft die unterschiedlichsten Versprechungen hierzu gemacht. Da die Vielzahl<br />

an Produkten - auch auf der Basis von Meeresalgen - nicht alle geprüft werden können<br />

und häufig nicht vergleichbar sind - beispielsweise wegen unterschiedlicher Zusammensetzung<br />

und Produktqualität - , prüft die LUFA Augustenberg seit mittlerweile mehr als 10<br />

Jahren das Meeresalgenprodukt Glenor KR+, das - nach Angaben des Herstellers - für<br />

alle Tierarten als Mineralfutterzusatz, aber auch zur Güllebehandlung alleine verwendet<br />

werden kann.<br />

Tab. 1: Ziele einer Behandlung organischer Dünger<br />

Verbesserung der Fließfähigkeit<br />

Verbesserung der Homogenität<br />

Minderung von Geruchs- und Schadstoffen<br />

Hygienisierung und Reduktion von Unkrautsamen<br />

Verbesserung der Wurzel- und Pflanzenverträglichkeit<br />

Erhalt (evtl. Erhöhung) des Ammonium-N-Anteils<br />

Energie- und Feststoffgewinnung<br />

Material<br />

Tab. 2: Versuchsprodukt<br />

Biologischer Schnellkomposter/Ergänzungsfuttermittel<br />

Zusammensetzung:<br />

Rotalgen „Lithothamnium calcareum“<br />

50% CaCO3<br />

ca. 6% MgCO3<br />

Bentonit-Montmorillonit (34%)<br />

biologischer Aktivator (Güllerotter)<br />

Kräuter<br />

Beistoffe: Spurenelemente (Zn, Se in organisch gebundener Form)<br />

Im Rahmen definierter Laborexperimente wurden Kenngrößen zur NH3-Emission bei einer<br />

Ausbringung unbehandelter bzw. mit Glenor KR+ behandelter Rinder- und Schweinegülle,<br />

die Pflanzenverfügbarkeit des mineralischen Stickstoffs sowie die Pflanzenverträglichkeit<br />

der jeweiligen Gülle geprüft. Im folgenden werden Ergebnisse zum Emissionsverhalten<br />

und zur N-Verfügbarkeit untersuchter Güllen dargestellt.<br />

Ergebnisse<br />

Umwelt-Atmosphäre<br />

Die mögliche Reduzierung von Ammoniakverlusten im Stall- und Lagerbereich sowie bei<br />

der Ausbringung von Gülle stellt einen wichtigen Bereich im Sinne eines nachhaltigen<br />

Klimaschutzes dar. Einen sinnvollen Beitrag zur Reduzierung der Ammoniakverluste kann<br />

330


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />

die Zugabe von Glenor KR + insbesondere dort leisten, wo andere Maßnahmen, wie sie<br />

nach guter fachlicher Praxis empfohlen werden, nicht durchgeführt werden können.<br />

Beispielsweise bei der Gülleausbringung auf Grünland, wo keine Einarbeitung möglich ist,<br />

oder dann, wenn aufgrund hohen Kostendrucks auf emissionsarme Applikationstechniken<br />

(noch) verzichtet werden muss.<br />

Monetär sind die Auswirkungen der Ammoniakfreisetzung auf Atmosphäre und Boden<br />

sowie auf das Globalklima durch die nachgewiesene Reduktion der Ammoniakverluste<br />

schwer zu bewerten. In diesem Zusammenhang dürfen jedoch die volkswirtschaftlichen<br />

Schäden der Ammoniak-Emissionen bei der Eutrophierung sensibler Flächen wie<br />

Hochmoore, Heiden und Magerrasen, die Bodenversauerung, Säureschäden an<br />

(historischer) Bausubstanz und die Beeinflussung des Klimas nicht bagatellisiert werden.<br />

Jedoch kann - ähnlich einer N-Stabilisierung - von einer Verminderung der Lachgasemissionen<br />

ausgegangen werden.<br />

� Laborversuche - NH3-Emission und -Verfügbarkeit aus Rinder- und Schweinegülle<br />

Tab. 3: Kenndaten der Güllen (Test 3-fach wiederholt)<br />

Gülleart/-herkunft/-behandlung pH<br />

TS<br />

[%]<br />

Gesamt N Ammonium-N<br />

[% FM]<br />

Rindergülle unbehandelt 7,90 10,21 0,41 0,17<br />

Rindergülle Glenor KR+ eingemischt 7,93 10,57 0,39 0,15<br />

Rindergülle Glenor KR+ verfüttert 7,66 11,39 0,37 0,20<br />

Schweinegülle (Mast) unbehandelt 7,85 1,94 0,33 0,25<br />

Schweinegülle (Mast) Glenor KR+ eingemischt 7,99 2,06 0,36 0,29<br />

Schweinegülle (Zucht) unbehandelt 7,79 1,42 0,31 0,24<br />

Schweinegülle (Zucht) Glenor KR+ eingemischt 7,81 1,38 0,27 0,24<br />

Schweinegülle (Zucht) Glenor KR+ verfüttert 7,88 1,37 0,41 0,26<br />

Tab. 4: Ammoniakfreisetzung im Laborversuch (auf 7,5% TS normiert)<br />

Gülleart/-herkunft/-behandlung<br />

Zufuhr Ammonium-N<br />

[mg]<br />

emittierter Ammonium-N<br />

[mg] [%]<br />

Rindergülle unbehandelt 255 120 47<br />

Rindergülle Glenor KR+ eingemischt 225 84 37<br />

Rindergülle Glenor KR+ verfüttert 300 89 30<br />

Schweinegülle (Mast) unbehandelt 375 206 55<br />

Schweinegülle (Mast) Glenor KR+ eingemischt 435 171 39<br />

Schweinegülle (Zucht) unbehandelt 360 194 54<br />

Schweinegülle (Zucht) Glenor KR+ eingemischt 360 160 44<br />

Schweinegülle (Zucht) Glenor KR+ verfüttert 390 169 43<br />

Durch einen Zusatz von Glenor KR+ etwa 12 Stunden vor Applikation ist eine Reduzierung<br />

der NH3-Verluste von 6 bis 10% gegenüber unbehandelt möglich (Tab. 4). Wird Glenor<br />

KR+ als Futterergänzungsmittel eingesetzt, verbessert sich die Reduktion der NH3-<br />

Emission bei Rindergülle nochmals um 5 bis 10%; im Falle der Schweinegülle ist dieser<br />

331


[kg N/ha]<br />

Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />

Zusatzeffekt nicht so deutlich, wohl in Folge höherer pH-Werte und folglich stärkeren NH3-<br />

Drucks (Tab. 3). Hier wäre die Höhe der verfütterten Glenor-Gabe zu überprüfen.<br />

Mittels aerober Bebrütung im Labormaßstab (Abb. 1) wurde aufgezeigt, dass die Vorlage<br />

größerer N-Mengen (u.a. an Algen- und Tonmineralsubstanz adsorbierter Ammonium-N)<br />

umgesetzt und letztendlich pflanzenverfügbar waren (Tab. 5).<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

RG ohne Glenor KR+ Nitrat RG ohne Glenor KR+ Ammonium<br />

Start 10 Tage 20 Tage 30 Tage 40 Tage 50 Tage 60 Tage<br />

Bebrütungsdauer (20°C, aerob, 60 % nFK)<br />

Abb. 1: Ammonium- und Nitratverlauf im Bebrütungsversuch<br />

RG Glenor KR+ verfüttert Nitrat RG Glenor KR+ verfüttert Ammonium<br />

� Gefäßversuche zur Bewertung der Verfügbarkeit von NH3 aus Rinder- und Schweinegülle<br />

mit Körner- und Silomais<br />

Tab. 5: Kornertrag (rel. zum Versuchsmittel) von Körnermais im Gefäßversuch<br />

Versuchsdüngung<br />

Kornertrag rel.<br />

[100% = 78,2 g/Gef.]<br />

ohne N-Düngung 33<br />

mineralisch N (1g/Gef.) 95<br />

mineralisch N (2g/Gef.) 135<br />

RG 1 unbehandelt 95<br />

RG 1 Glenor KR+ eingemischt 103<br />

RG 1 Glenor KR+ verfüttert 118<br />

RG 2 unbehandelt 107<br />

RG 2 Glenor KR+ verfüttert 114<br />

Die Kornerträge (Tab. 5) sowie die Mineral-N-Äquivalente von Körner- und Silomais (Tab.<br />

6) belegen, dass das höhere N-Angebot der behandelten Gülle ertragswirksam wurde.<br />

Versuche auf Grünland (2002 bis 2006) mit ausschließlicher Gülledüngung bestätigen die<br />

Ergebnisse der Gefäßversuche; im Mittel der Versuchsjahre waren die TM-Erträge der<br />

332


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Vorträge<br />

Varianten mit Rindergülle (Glenor KR+ verfüttert) um ca. 10% höher als mit unbehandelter<br />

Gülle.<br />

Tab. 6: Mineralstickstoff-Äquivalente von Rindergülle bei Körner- und Silomais<br />

Versuchsgülle Korn Stroh Ges. Pflanze<br />

RG 1 unbehandelt 0,61 1,10 0,83<br />

RG 1 Glenor KR+ eingemischt 0,66 1,08 0,86<br />

RG 1 Glenor KR+ verfüttert 0,77 1,12 0,94<br />

RG 2 unbehandelt 0,66 1,15 0,89<br />

RG 2 Glenor KR+ verfüttert 0,71 1,15 0,91<br />

Zusammenfassung<br />

Zu den Fragen (i) nach einer Beeinflussung physikalischer Gülleeigenschaften, (ii) einer<br />

Möglichkeit, N-Verluste in Form von Ammoniak zu verringern und (iii) der Pflanzenverfügbarkeit<br />

des durch einen Güllezusatz möglichen höheren löslichen N-Angebots lässt sich zu<br />

Schweine- und Rindergülle folgendes festhalten:<br />

Physikalische Eigenschaften der Gülle +(+)<br />

Zusammensetzung der Gülle (N) +(+)<br />

Reduktion der NH3-Verluste (Ausbringung) ++<br />

N-Verfügbarkeit / Ertragswirkung ++<br />

Forderungen des Klimaschutzes +(+)<br />

++ sehr gute Wirkung; + gute Wirkung; +(+) Wirkung von Variabilität der Gülle stärker abhängig<br />

Literatur<br />

Mokry, M. (1997): Güllefermentierung kann Stickstoffausnutzung und Kornertrag von Mais<br />

verbessern. AGRARfinanz-Sonderheft 2/97, „Tierhaltung.<br />

Mokry, M. (2005): Ein besseres Stallklima - Positive Wirkungen durch den Einsatz von<br />

Meeresalgenprodukten. BLW 37, Jhg. 2005, 24-25.<br />

Mokry, M. (2005): Schonung für die Wurzeln - Meeresalgenpräparat steigert den Wert der<br />

Gülle im Pflanzenbau. BLW 37, Jhg. 2005, 26.<br />

Gueinzius, I. und Mokry, M. (2005): Die Wirkung von Glenor KR+ auf die<br />

Ammoniakemission aus Rindergülle. Versuchsbericht LUFA Augustenberg, 21 Seiten.<br />

Gueinzius, I. und Mokry, M. (2006): Die Wirkung von Glenor KR+ auf die<br />

Ammoniakemission aus Gülle (Rinder-, Schweine und Biogasgülle). Versuchsbericht<br />

LUFA Augustenberg, 20 Seiten.<br />

333


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Entwicklung und Vergleich von optimierten Anbausystemen für die<br />

landwirtschaftliche Produktion von Energiepflanzen unter den verschiedenen<br />

Standortbedingungen Deutschlands<br />

Gödeke, Katja (Thüringer Landesanstalt für Ladwirtschaft, Jena); Nehring, Arlett; Vetter,<br />

Armin:<br />

Einleitung<br />

In den vergangenen Jahren haben sich auf dem Energiemarkt erhebliche Veränderungen<br />

vollzogen. Günstige politische Rahmenbedingungen sowie die absehbare<br />

Ressourcenverknappung der fossilen Rohstoffe, haben das Interesse an nachwachsenden<br />

Rohstoffen verstärkt. Im Bereich der Biogasproduktion hat sich die Nachfrage<br />

hauptsächlich auf Mais als Koferment beschränkt, wobei es sich um eine in Anbau, Ernte<br />

und Verarbeitung bekannte Fruchtart handelt. Mit steigender Anbaufläche und an die<br />

Anbaugrenzen stoßender Fruchtfolgeanteile des Mais, wird nun zunehmend nach<br />

Alternativkulturen gesucht, die diese „Marktlücke“ der Biomasse schließen können. Viele<br />

alte und neue Kulturen werden diskutiert, die dem Anbauer und Verarbeiter reichlich<br />

Biomasseerträge und Biogaspotenzial versprechen. Es liegen jedoch kaum Informationen<br />

vor bzgl. Düngung und Pflanzenschutz, Sorten, Erntezeitpunkt, Inhaltsstoffe, Siliereignung,<br />

Vergärbarkeit und Biogasertrag. Zudem taucht die immer häufiger werdende Frage auf,<br />

welche Fruchtart, vielleicht sogar welche Sorte, sich für bestimmte Standorte am besten<br />

eignet. Der Landwirt muss jedoch eine Grundlage haben, auf der er verlässliche<br />

Kalkulationen zur Betriebswirtschaft im gesamten agrotechnischen Regime des Betriebes<br />

vornehmen kann. Dabei sind die Anforderungen einer nachhaltigen Produktion zu<br />

berücksichtigen.<br />

Ziele des Verbundvorhabens<br />

Um der Landwirtschaft Entscheidungshilfen für den Energiepflanzenanbau bereitzustellen<br />

sollen in diesem Verbundvorhaben grundsätzliche Fragen beantwortet werden. Mit der<br />

Umsetzung neuer ackerbaulicher Konzepte im Versuch sollen hohe Brutto- und<br />

Nettoenergieerträge je Flächeneinheit unter der Betrachtung von Qualitätsaspekten<br />

erreicht werden. Neben dem Nettoenergieertrag je Flächeneinheit ist es mit der gewählten<br />

Aufgabenstellung möglich, Fruchtfolgeeffekte, wie Mehr- und Mindererträge, Einflüsse auf<br />

den Nährstoff-, Wasser- und Humusgehalt des Bodens, phytosanitäre Effekte, wie z.B.<br />

Mykotoxinbelastung bei Getreide sowie die Einhaltung agrotechnischer Zeitspannen, z. B.<br />

für die Rapsaussaat, zu erfassen. Es gilt somit das gesamte System über mehrere Jahre<br />

zu bewerten und nicht den Ertrag einer Fruchtart im jeweiligen Anbaujahr. Unter<br />

Einbeziehung neuer Kulturarten zur Erhöhung der Biodiversität, wird eine Verbesserung<br />

von Ertragspotential und Ertragssicherheit angestrebt. Bei geringem Faktoreinsatz soll<br />

somit ein optimierter Gewinn je ha Anbaufläche erzielt werden. Mit diesem Verbundprojekt<br />

ist es zudem möglich eine Gesamtbewertung von Anbausystemen hinsichtlich Ökonomie<br />

und Ökologie im Fruchtfolgesystem vorzunehmen. Hiermit können also Aussagen über<br />

Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit erzielt werden, was wiederum zu einer breiten<br />

gesellschaftlichen Akzeptanz führt, wenn diese Aspekte in Einklang gebracht werden<br />

können. Schlussendlich soll am Ende der Projektlaufzeit die folgende Empfehlung<br />

gegeben werden können: „Am Standort X sind aus pflanzenbaulicher,<br />

betriebswirtschaftlicher und ökologischer Sicht die Fruchtarten A und D im Anbausystem Y<br />

am sinnvollsten anzubauen.“<br />

334


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Aufbau des Gesamtprojektes<br />

Das Gesamtprojekt gliedert sich in sechs Teilprojekte, wobei im Teilprojekt 1 neben den<br />

grundsätzlichen Fragestellungen der Fruchtfolgen, auch der Anbau und die Verwertung<br />

von Ackerfutter sowie Mischfruchtvarianten und Minimierungsstrategien, in Bezug zum<br />

produktionstechnischen Aufwand, betrachtet werden. Zudem werden verschiedene<br />

Erntezeitpunkte zur Optimierung der Ertrags- und Biogasausbeute untersucht. Da<br />

Deutschland eine reichhaltige naturräumliche Gliederung mit unterschiedlichen<br />

Standortbedingungen aufzeigt, müssen die Systeme standortangepasst entwickelt und<br />

bewertet werden. Die Einzigartigkeit dieses Verbundvorhabens liegt in dem zeitgleichen<br />

Anbau von fünf gleichen Fruchtfolgen an sieben verschiedenen Standorten, mit einjährig<br />

zeitversetzter Wiederholung der Anlage, um Jahreseffekte auszuschließen. An dieser<br />

Stelle soll nun eine kurze Einordnung der Teilprojekte in das Gesamtprojekt erfolgen. Das<br />

Teilprojekt 1 dient als Kern des Gesamtprojektes und damit als Grundanlage und<br />

Bezugsbasis (siehe Abb. 1).<br />

Ö<br />

K<br />

O<br />

N<br />

O<br />

M<br />

I<br />

E<br />

(UNI-Gießen) [Teilprojekt III]<br />

Ö<br />

K<br />

O<br />

L<br />

O<br />

G<br />

I<br />

E<br />

(ZALF) [Teilprojekt II]<br />

Zweikultur-Nutzungssystem<br />

[Teilprojekt VI] (UNI-Kassel)<br />

Mischanbau<br />

Optimierung Fruchtfolgeglieder (LSV etc.)<br />

Ackerfutter<br />

Zusatzbewässerung<br />

[Teilprojekt V] (FAL)<br />

Mischanbau<br />

Silierung/Biogas<br />

[Teilprojekt IV] (ATB)<br />

Das Teilprojekt 1 wird an sieben verschiedenen Standorten in Deutschland, die sechs<br />

typische Anbauregionen repräsentieren, gleichzeitig durchgeführt (siehe Abb. 2).<br />

Die ertragsschwachen und, aufgrund ihrer sandigen Böden,<br />

problematischen Anbauregionen sind wegen ihrer<br />

Bedeutung in den neuen Bundesländern doppelt vertreten.<br />

Beteiligte Institutionen im Grundversuch an den gezeigten<br />

Standorten, sind in Thüringen die Thüringer Landesanstalt<br />

für Landwirtschaft (TLL), in Mecklenburg-Vorpommern die<br />

Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei<br />

(LFA), in Sachsen die Sächsische Landesanstalt für<br />

Landwirtschaft (SLL), in Brandenburg das Landesamt für<br />

Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung<br />

(LVLF), in Niedersachsen die Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen (LWK-NS), in Baden-Württemberg die<br />

Landesanstalt für Pflanzenbau Forchheim (LAP) und in<br />

Ackerfutter <br />

Ackerfutter<br />

Entwicklung standortangepasster<br />

Anbausysteme<br />

[Teilprojekt I]<br />

für Energiepflanzen<br />

MV SN TH BY BW BB NS<br />

Minimier<br />

Erntezeitpunkte<br />

Abb. 1: Struktur und Vernetzung des Verbundvorhabens (Teilprojekte I - VI)<br />

Abb. 2: Standorte Teilprojekt 1<br />

P<br />

R<br />

A<br />

X<br />

I<br />

S<br />

V<br />

E<br />

R<br />

S<br />

U<br />

C<br />

H<br />

E<br />

335


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Bayern das Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende<br />

Rohstoffe (TFZ).<br />

An diesen 7 Standorten wird die Vorzüglichkeit bestimmter Fruchtfolgen in den einzelnen<br />

Regionen bewertet, indem verschiedene Energiepflanzen und solche, die es werden<br />

könnten, in unterschiedlichen Fruchtfolgestellungen zum Anbau kommen. Die Kulturarten<br />

werden dabei im Anbausystem, d.h. in Hauptfruchtstellung mit und ohne<br />

Sommerzwischen-frucht, Winterzwischenfrucht – Zweitfruchtstellung und als Mischkultur in<br />

der Fruchtfolge untersucht. Außer in Sachsen (SN → Winterroggen) und Brandenburg (BB<br />

→ Winterroggen), schließen alle Fruchtfolgen nach vier Jahren, mit dem Winterweizen ab,<br />

um evtl. auftretende Fruchtfolgeeffekte feststellen zu können (siehe Tab. 1).<br />

Tab. 1: Darstellung der fünf Standardfruchtfolgen<br />

Prüfglied 1 2 3 4 5<br />

2005<br />

Sommer-<br />

Gerste<br />

(Ganzpflanze)<br />

Ölrettich<br />

(Sommer-<br />

Zwischenfr.)<br />

Sudangras<br />

Futterroggen<br />

(Winter-<br />

Zwischenfr.)<br />

Mais<br />

Futterroggen<br />

(Winter-<br />

Zwischenfr.)<br />

Sommer-<br />

Gerste<br />

(Ganzpflanze)<br />

Untersaat<br />

Luzerne- oder<br />

Kleegras<br />

Hafer-<br />

Sortenmischung<br />

(Ganzpflanze)<br />

2006 Mais<br />

Mais<br />

(Zweitfrucht)<br />

Sudangras<br />

(Zweitfrucht)<br />

Luzerne- oder<br />

Kleegras<br />

Winter-Triticale<br />

(Ganzpflanze)<br />

2007 Wintertriticale Wintertriticale Wintertriticale<br />

Luzerne- oder<br />

Kleegras<br />

Winterraps<br />

2008 Winterweizen Winterweizen Winterweizen Winterweizen Winterweizen<br />

Biogassubstrate Kornnutzung<br />

Ergänzt werden diese, unter allen Standortbedingungen vertretbaren Fruchtfolgen durch<br />

mindestens drei regional-spezifische Fruchtfolgen, die jeder Partner selbst gewählt hat<br />

(siehe Tab. 2).<br />

Tab. 2: Darstellung der zusätzlichen, landesspezifischen Fruchtfolgen<br />

Bunde<br />

s-land<br />

Prüfglied<br />

2005 2006 2007 2008<br />

MV 6 E-Mais Gerstgras Winterraps WW<br />

7 E-Mais Futterroggen Ackergras WW<br />

8<br />

Artenmischung<br />

S-Roggen + S-Triticale<br />

Winterraps WW WW<br />

TH 6 Hafer (GPS)<br />

Artenmischung<br />

WT+WW+WG<br />

Winterraps WW<br />

7 E-Mais E-Mais E-Mais WW<br />

8 Topinambur Topinambur (2-j.) Topinambur (3-j.) WW<br />

BB 6<br />

S-Roggen (GPS)<br />

Senf (Wi-ZwF)<br />

Lupine (ZF) Winterraps WRo<br />

7<br />

Sonnenblume (GPS)<br />

Ölrettich (Wi-ZwF)<br />

Körnererbsen W-Triticale (GPS) WRo<br />

8 Topinambur Topinambur (2-j.) Topinambur (3-j.) WRo<br />

9<br />

Artenmischung<br />

Hafer + Erbse+<br />

Leindotter<br />

Winterraps<br />

W-Roggen (Wi-ZwF)<br />

Mais (ZF) WRo<br />

336


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Fortsetzung Tab. 2: Darstellung der zusätzlichen, landesspezifischen Fruchtfolgen<br />

Bunde<br />

s-land<br />

Prüfglied<br />

2005 2006 2007 2008<br />

BW 6 Zuckerhirse<br />

Artenmisch. WRo+WG<br />

(GPS)<br />

W-Triticale WW<br />

7 Sonnenblume (GPS) W-Triticale (Wi-ZwF) E-Mais WW<br />

8 E-Mais E-Mais E-Mais WW<br />

9<br />

Sommergerste (GPS)<br />

Wi-Erbse<br />

Mais (ZF) W-Triticale WW<br />

SN<br />

6 S-Roggen (GPS)<br />

Winterraps (GPS)<br />

Landsb.-Gem. (Wi-<br />

ZwF)<br />

Sudangras WRo<br />

7<br />

Mais<br />

Futterroggen (Wi-ZwF)<br />

Zuckerhirse<br />

Kartoffel<br />

(Knollen)<br />

WRo<br />

8<br />

S-Triticale (GPS)<br />

Gelbsenf (GPS)<br />

Sonnenblume (GPS)<br />

Phacelia (Wi-ZwF)<br />

Hanf (GPS) WRo<br />

NS 6<br />

E-Mais<br />

Futterroggen<br />

E-Mais (ZF)<br />

Futterroggen<br />

E-Mais (ZF) WW<br />

7 E-Mais W-Triticale<br />

Wintergerste<br />

(GPS)<br />

WW<br />

8 Körnermais WW (GPS) Wintergerste WW<br />

BY 6<br />

Silomais<br />

Futterroggen<br />

Silomais (ZF)<br />

Wi-Erbse (GPS)<br />

Sudangras (ZF) WW<br />

7 Körnermais<br />

WW (GPS)<br />

Winterraps (GPS)<br />

Sudangras (ZF) WW<br />

8<br />

Körnermais<br />

Welsches Weidelgras<br />

Kartoffeln (ZF)<br />

WW (GPS)<br />

Erbsen (ZF) WW<br />

Biogassubstrate Kornnutzung<br />

Die Verbundpartner ziehen bei der Auswertung weitere Versuche der Länder, wie z.B.<br />

Sortenversuche zu Futterpflanzen oder Düngungsversuche, heran. Damit können die<br />

eigenen im Verbundvorhaben gewonnenen Ergebnisse objektiviert werden. Die TLL hat<br />

den Grundversuch mit den acht Fruchtfolgen im Frühjahr 2005 zusätzlich auch als<br />

Minimalbodenbearbeitungsvariante, d.h. konservierend ohne Pflug, angelegt. Eine weitere<br />

Minimierungsstrategie, die drastische Reduzierung des PSM-Einsatzes, wird an den drei<br />

Fruchtfolgen 3, 6 und 8 am Standort Ascha (Bayern) geprüft. Dabei wird „ortsüblich<br />

optimal“ zu „reduziert 1“ (- 30 kg N/ha) und „reduziert 2“ (- 30 kg N/ha, ohne Herbizid- u.<br />

Fungizideinsatz) untersucht. In Brandenburg und Baden-Württemberg (nur 2005) werden<br />

in allen Fruchtfolgen je zwei Erntetermine pro Fruchtart geprüft. Es ist immer der direkte<br />

Bezug zum Grundversuch gegeben. Eine weitere Möglichkeit zur Senkung der Kosten je<br />

Produkteinheit bei gleichzeitiger Erhöhung der Artendiversität wird im Mischfruchtanbau<br />

gesehen. Aus diesem Grund kam ein Versuch an zwei Standorten in Bayern und an zwei<br />

Standorten in Mecklenburg Vorpommern zur Anlage (s. Tab. 3). Mit der<br />

Versuchsanstellung sind Mischungen zu Reinsaaten direkt miteinander vergleichbar, so<br />

dass standortbezogen die besten Mischungen hinsichtlich Nettoenergieertrag und<br />

Faktoreinsatz ermittelt werden können.<br />

337


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

III. Tab. 3 : Varianten des Mischfruchtanbaus**<br />

BY Winterungen (Ascha, Aholfing) Sommerungen (Aholfing)<br />

1 Roggen Wicken Lupine Saflor Gerste<br />

2 Landsberger Gemenge Gerste Erbse<br />

3 Gerste Rübsen Wicken Gerste Leindotter<br />

4 Gerste Rübsen Futtererbse Leindotter<br />

5 Roggen Steinklee Gerste Senf<br />

6 Gerste Senf Futtererbse<br />

MV Winterungen (Gülzow, Bandow) Sommerungen (Gülzow, Bandow)<br />

1 Roggen Wicken Mais Bokharaklee<br />

2 Roggen Bokharaklee Sudangras Bokharaklee<br />

3 Gerste Wicke Rübsen Sudangras Lupine<br />

4 Kleegras Roggen Gerste Hafer<br />

5 Landsberger Gemenge Roggen Bokharaklee<br />

6 Raps Wicke Lupine Bokharaklee Gerste<br />

7 Gerste Raps Lupine Saflor Gerste<br />

8 Gerste Rübsen Lupine Gerste<br />

* Die unterstrichenen Mischungen stimmen in beiden Bundesländern überein.<br />

** Alle Mischungspartner werden auch in Reinsaat angebaut.<br />

Zusätzlich werden in Thüringen, Niedersachsen und Brandenburg bis zu 8<br />

Ackerfuttermischungen an bis zu 4 Standorten auf Ihre Anbaueignung zur<br />

Biogaserzeugung geprüft (siehe Tab. 4 und 5)<br />

Tab. 4: Standorte der Ackerfutterproduktionsversuche<br />

Standort Land Anbaugebiet Bodenart AZ<br />

Niederschlag<br />

(l. M. in mm)<br />

Haufeld TH sommertrockene Lagen Lehm 31-68 635<br />

Burkersdorf TH günstige<br />

Übergangslagen<br />

sandiger Lehm<br />

36 642<br />

Dornburg TH Lö-Ackerebene Lehm 46-80 578<br />

Oberweißbac<br />

h<br />

TH Mittelgebirgslage Schluff-Lehm<br />

23 842<br />

Sophienhof NS maritimes Klima Seemarsch 80 837<br />

Wehnen NS Nordwestdeutsche<br />

Tiefebene, Binnenland<br />

humoser Sand<br />

28-32 742<br />

Bramstedt NS Nordwestdeutsche<br />

Tiefebene, Binnenland<br />

sandiger Lehm<br />

55 769<br />

Vreschen- NS Nordwestdeutsche (Übergangs-) Moor<br />

Bokel<br />

Tiefebene,<br />

Klima<br />

maritimes<br />

30 745<br />

Paulinenaue BB grundwasserbeeinflusst humoser Sand 30 521<br />

Berge BB Havelland lehmiger Sand D4 30-45 502<br />

338


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Tab. 5: Ackerfuttermischungen in den jeweiligen Bundesländern<br />

Nr. TH BB NS<br />

1 Rotkleegras Weidelgras A2 Weidelgras A2<br />

2 Luzernegras Weidelgras A3 Weidelgras A1 diploid<br />

3 Luzerne-Rotkleegras Weidelgras A3 mit Rotklee Weidelgras A1 tetraploid<br />

4<br />

Weidelgras A3<br />

Gräsermischung (WS, WL)<br />

Weidelgras A3<br />

5<br />

Gräsermischung (DWG,<br />

WS, WL)<br />

mit Rotklee<br />

Gräsermischung (WS, WL)<br />

mit Luzerne /<br />

Bastardweidelgras mit<br />

Rotklee<br />

Bastardweidelgras<br />

6 Luzerne-Rotklee Weidelgras A5<br />

7 Weidelgras A3 mit Rotklee<br />

8<br />

Bastardweidelgras mit<br />

Rotklee<br />

* Die unterstrichene Mischung wird in allen Bundesländern angebaut.<br />

Die enge Vernetzung zum Verbundprojektpartner ZALF (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung<br />

e.V., Teilprojekt II, s. Abb. 1) wird darin deutlich, dass in dem Versuch an<br />

jedem Standort bis zu 54 notwendige Parameter zur Biotik und Abiotik, also zur<br />

Abschätzung der „ökologischen Folgewirkungen des Energiepflanzenanbaus“, seitens der<br />

Projektpartner erhoben werden. Diese Daten dienen gleichzeitig zur Beurteilung des<br />

Biomassezuwachses der 2-3 Probeernten in den verlängerten Endversuchsparzellen<br />

sowie der Nährstoffvergleiche und zur Beurteilung des Wasserverbrauchs. Die Erfassung<br />

der Humusgehalte und die Erstellung von Nährstoff- und Wasserbilanzen runden das<br />

Untersuchungs- und Erhebungsspektrum ab.<br />

Die Arbeitsgänge sowie die Aufwendungen an Produktionsmitteln werden erfasst und dem<br />

Institut für Betriebslehre der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Universität Gießen (UNI-<br />

Gießen) für das Teilprojekt III (s. Abb. 1) „Ökonomische Bewertung des Anbaus und der<br />

Nutzung von Energiepflanzen für die Biomassenutzung“, unter Einbeziehung von<br />

Praxisdaten, zur Verfügung gestellt. Aus diesen Werten kann der Brutto- und unter<br />

Hinzuziehung der Produktionsaufwendungen der Nettoenergieertrag berechnet werden.<br />

In den wenigsten Fällen wird in Biogasanlagen frisches Erntegut eingesetzt. In der Regel<br />

kommt Silage zur Anwendung. Für die Beurteilung der Siliereignung wird vom Leibniz-<br />

Institut für Agrartechnik Bornim e.V. (ATB) das Teilprojekt IV (s. Abb. 1) „Ermittlung des<br />

Einflusses der Pflanzenart und der Silierung auf Substratqualität und Biogasausbeute in<br />

Labor und in der Praxis“ im Rahmen dieses Verbundprojektes bearbeitet. Nach der Ernte<br />

werden dazu von einzelnen Versuchsanstellern (BW, NS, BB, SN) entsprechende Proben<br />

an das ATB geliefert, die der Beurteilung der Siliereignung sowie der Ermittlung des<br />

Gasertrages dienen. Um die Ergebnisse zum Methanertrag weiter abzusichern, soll an der<br />

TLL der Hohenheimer Biogastest (HBT) im Rahmen des Projektes zum Einsatz kommen.<br />

Niederschläge und Bodenwasserbereitstellung können unter den stark abweichenden<br />

bodenklimatischen Bedingungen der Standorte entscheidend für das Abschneiden der<br />

Anbausysteme und die sich daraus ableitenden Empfehlungen sein. Ergänzende<br />

Aussagen zur Wasserproblematik sind deshalb aus dem Teilprojekt V (s. Abb. 1) „Einfluss<br />

von Zusatzbewässerung auf den Biogasertrag von Energiepflanzen in Reinbestand,<br />

Mischung und Anbausystem“ der FAL (Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft), zu<br />

erwarten. Partner in diesem Vorhaben sind das ZALF (Müncheberg, BB) und die LAP<br />

(Forchheim, BW).<br />

339


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Zum Herbst 2005 wurde ein weiteres Teilprojekt VI (s.<br />

Abb. 1) „Systemversuch zum Zweikultur-Nutzungssystem<br />

auf sieben Standorten im Bundesgebiet“ in den<br />

Verbund integriert. Diese Themenstellung wird von der<br />

Universität Kassel (UNI-Kassel, Witzenhausen) bearbeitet<br />

und soll Aufschluss geben über die Eignung<br />

dieses Systems für den Energiepflanzenanbau. Im<br />

Prinzip wird die im Grundversuch geprüfte Variante<br />

Winterzwischenfrucht Winterroggen - Zweitfrucht Mais<br />

mit weiteren Kombinationen untersetzt und einer<br />

vertiefenden Betrachtung unterzogen. Partner und<br />

Standorte sind in diesem Projekt die Uni-Kassel<br />

(Witzenhausen, HE), die TLL (Dornburg, TH), die Uni-<br />

Gießen (Eichhof, HE), das TFZ (Ascha, BY), die LFA<br />

(Gülzow, MV), die LWK-NS (Werlte, NS) und die LWK-<br />

NRW (Haus Düsse, NRW; siehe Abb. 3).<br />

Oldenburg<br />

Lübesse/Güstrow<br />

Kaltensundheim/Kornhoch<br />

-heim/Pahren<br />

Mauern<br />

Abb. 4: Standorte der Praxisbetriebe<br />

Abb. 3: Standorte Teilprojekt 6<br />

Um die Wissenschaft mit der Praxis zu verbinden, sind bereits zeitgleich mit dem<br />

Verbundprojekt, für die ökologischen und ökonomischen Bewertungen, Praxisversuche (s.<br />

Abb. 1 auf S. 2) angelaufen, die eine direkte Einschätzung von Energiepflanzenkulturen<br />

unter Praxisbedingungen ermöglichen. Die Standorte der Praxisbetriebe sind in Abb. 4<br />

dargestellt, die angebauten Fruchtarten in Tabelle 6.<br />

Tab. 6: Angebaute Fruchtarten der Praxisbetriebe<br />

Bundesland Fruchtart<br />

� Erbsen-Leindotter-Gemenge<br />

BY � Hafer-Leindotter-Gemenge<br />

� Wi-Weizen (Referenz)<br />

� Sudangras<br />

� Ackerbohne-So-Triticale-<br />

TH<br />

�<br />

Gemenge<br />

mehrjähriges<br />

Ackerfuttergemenge<br />

� Mais (Referenz)<br />

NS<br />

�<br />

�<br />

Mais<br />

Triticale<br />

� Mais (red. Bodenbearbeitung)<br />

MV � Lupine-Leindotter-Gemenge<br />

� Mais (Referenz)<br />

Weitere Praxisversuche mit aussichtsreichen<br />

Pflanzenarten und Pflanzenartenmischungen sollen in Verbindung mit der Verwertung in<br />

Biogasanlagen folgen, um die gesamte technologische Kette zu demonstrieren.<br />

Dieses Verbundvorhaben wird vom BMVEL über die FNR gefördert.<br />

Weitere Informationen unter www.tll.de/vbp.<br />

340


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Versuchsanlage zur Messungen von Ertragspotenzialen und Gärverhalten<br />

verschiedener Kofermentate<br />

Zerr, Walter (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor); Janßen, Enno; Winkler, Jörg:<br />

Einleitung<br />

Genaue Kenntnisse über das gärbiologische Verhalten von Kofermentaten ist<br />

Voraussetzung für einen optimalen Biogasertrag. Neben dem Gasertragspotenzial muss<br />

auch die Dynamik des Gärverlaufs bekannt sein. Dies gilt besonders auch im Hinblick auf<br />

Substratmischungen.<br />

In einer praxisnahen Versuchsanlage mit 80 Gärbehältern am LHL Standort Eichhof<br />

werden seit 2004 verschiedene Pflanzenarten in Abhängigkeit von pflanzenbaulichen<br />

Parametern und klimatischen Bedingungen auf ihr Ertragspotenzial hin beurteilt. Die mit<br />

einer Rühreinrichtung versehenen robusten 20Liter Gärbehälter bestehen aus Polyethylen,<br />

können variabel mit Messfühlern bestückt werden und stellen ein preisgünstige Alternative<br />

zu den bisher verwendeten Glas- und Stahlgefäßen dar.<br />

Zunehmend werden in der Praxis Möglichkeiten zur Erhöhung der Gärgeschwindigkeit und<br />

der damit verbundenen Gasertragsleistung diskutiert. Dabei erfolgen Vergleiche von<br />

NawaRo-Silagen mit unterschiedlichen Häcksellängen und Vermahlungen verschiedener<br />

Feinheiten. Vergoren werden auch Presssäfte verschiedener pflanzlicher Silagen. Zur<br />

Differenzierung ist es besonders wichtig, die Verarbeitung repräsentativer Probenmengen<br />

zu gewährleisten. Dazu sind für die Vergärungen relativ große Impfschlammmengen<br />

(>15Liter) erforderlich, die aber in den Behältern leicht zu händeln sind.<br />

Neben der Beurteilung von Kofermentaten im Batch-Versuch sind für den<br />

Anlagenbetreiber Empfehlungen für eine optimale Verweilzeit und eine dem Zusatz<br />

angepasste Faulraumbelastung von großer Bedeutung. Zusätzliche Füll- bzw.<br />

Entnahmeeinrichtungen an den Behältern ermöglichen Reihenuntersuchungen im<br />

kontinuierlichen Betrieb. Dabei werden Verweilzeiten und Faulraumbelastungen variiert.<br />

Material und Methoden<br />

ApparaturZur Messung der Ertragspotenziale und der Gärdynamik im Batch-Betrieb<br />

werden die 20 Liter Gärbehälter mit Impfschlamm und Kofermentat mit aufgesetzter<br />

Rühreinrichtung und Gasentnahmeeinrichtung (in Anlehnung an die VDI Vorschrift 4630)<br />

in Gruppen von 10 bis 20 Stück in Wasserbädern über den Versuchszeitraum temperiert.<br />

Für Gärversuche mit verschiedenen Faulraumbelastungen und Verweilzeiten im<br />

kontinuierlichen Betrieb wird eine modifizierte Version der Apparatur verwendet. Dazu<br />

wurden die Gärgefäße zur Zugabe von flüssigen und vermahlenen Kofermentaten mit<br />

einem Zulauf versehen, der durch die Oberseite der Gehäuse führt und gasdicht mit der<br />

Gefäßwand verschraubt wurde.<br />

Außen ist die Durchführung mit einem Kugelhahn oder einem Stopfen verschließbar, im<br />

Inneren ist ein Rohr aufgesteckt, das durch den Gasraum führt und in das Substrat<br />

eintaucht. Diese Vorrichtung ermöglicht auch ein Absaugen von Behälterinhalt. Für<br />

strukturierte, grobe Materialien wurden wegen des notwendigen größeren Querschnittes<br />

des Zulaufs größere Behälter verwendet. Jeweils 10 bis 20 Behälter stehen in einem<br />

Wasserbad bei 37±1 °C.<br />

MethodikZu Beginn aller Versuche werden die leicht handelbaren Kunststoffbehälter am<br />

Großreaktor befüllt und die Substratmasse im Labor bestimmt.<br />

Zur Bestimmung der Biogasertragspotenziale erfolgt die Zugabe des Kofermentates in der<br />

gleichen Konsistenz wie in der Praxis. Gasmenge und -qualität werden täglich bestimmt.<br />

Messungen am Substrat zu Beginn und am Ende der Versuche. Als Impfschlamm kann an<br />

341


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Stelle der Fermentergülle auch anderes biologisch aktives Material verwendet werden.<br />

Blindprobe und Standard ermöglichen eine Beurteilung der Aktivität.<br />

Abbildung 1: Gärbehälter im Temperierbad Abbildung 2: Entnahme von Substrat im<br />

kontinuierlichen Versuch<br />

Im kontinuierlichen Betrieb erfolgt nach der Temperierung der Fermentergülle die erste<br />

Kofermentatzugabe durch den Einfüllstutzen des Zulaufs. Ab dem zweiten Versuchstag<br />

wird jeweils vor der Zugabe eine bestimmte Substratmenge abgesaugt. Damit kann eine<br />

vorgesehene Verweilzeit eingestellt werden. Der entnommene Reaktorinhalt wird zu<br />

Statusuntersuchungen wie der Gesamtsäurekonzentration, der Gehalte einzelner<br />

Fettsäuren, der organischen Trockensubstanz, des pH-Wertes, usw. verwendet.<br />

Durch Vermischen mit Wasser kann der oTS-Gehalt der Zugabemenge variiert werden<br />

und damit neben Verweilzeiten auch Faulraumbelastungen eingestellt werden.<br />

Durch einen regelmäßigen Substrataustausch ist ein Übergang zur Monovergärung<br />

möglich. Mit zusätzlichen Güllegaben kann jedoch auch eine Mischvergärung untersucht<br />

werden.<br />

In der Praxis der Großanlagenbetreiber erfolgt die Kofermentatzugabe, abhängig von der<br />

Vergärbarkeit, in bis zu 24 Einzelportionen und mehr pro Tag. In dieser konventionellen<br />

Methode werden bei einer Substratentnahme drei Zugaben pro Tag durchgeführt. Der<br />

Substratwechsel wird nicht einer fermentatspezifischen Gärgeschwindigkeit angepasst,<br />

sondern die Umsetzung aller Zusätze erfolgt unter gleichen Bedingungen. Die Dauer der<br />

Versuche erstreckt sich jeweils über die dreifache Verweilzeit.<br />

Zur Ermittlung des Einflusses der Teilchengröße auf die Dynamik des Gärprozesses<br />

wurden in Reihenuntersuchungen Silagen verschiedener Pflanzen in praxisüblicher<br />

Häcksellänge sowohl im Batch - Versuch wie auch im kontinuierlichen Betrieb mit<br />

vermahlenem Material und mit Silagepresssäften verglichen.<br />

Durchführung von Gärversuchen Bestimmung von Ertragspotenzialen<br />

Das Biogasertragspotenzial ist die wichtigste Kenngröße zur Beurteilung eines<br />

Kofermentats. Sie dient als Berechnungsgrundlage für die ökonomische Betriebsführung.<br />

Da die Zusätze in gleicher Form wie in der Praxis untersucht werden, sind zur Erlangung<br />

repräsentativer Proben an siliertem Material Probemengen von 500g und mehr<br />

erforderlich. Zur Umsetzung sind Impfschlammmengen von mindestens 15 Litern<br />

notwendig.<br />

342


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Die Versuchsdauer muss als allgemeine Konvention noch festgelegt werden. Abbildung 3<br />

zeigt die Gaserträge aus einem schnell umsetzbaren Kofermentat, während Grassilagen<br />

(hier nicht dargestellt) Summenkurven mit wesentlich flacherem, aber zeitlich längerem<br />

Anstieg zeigen.<br />

Liter bez. auf kg org TS unter<br />

NB<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Biogas<br />

Methan<br />

Biogas<br />

Methan<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26<br />

Versuchstage<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Tagesmengen/kg oTS u.NB<br />

Abbildung 3: Tägliche und summierte Gasmengen aus<br />

der Umsetzung einer schnell vergärenden Biertreberprobe<br />

Optimierung von Verweilzeiten und Faulraumbelastungen<br />

Die Abbildung 4 zeigt die Methanentwicklung einer zerkleinerten Maissilage bei<br />

unterschiedlichen Verweilzeiten. In Reihenuntersuchungen wird die Gärstabilität bei<br />

verschiedenen Austauschvolumina erfasst. An Hand der dargestellten drei Varianten wird<br />

die Instabilität der geringen Verweilzeiten deutlich. Gegenüber dem theoretischen<br />

Methanertragspotenzial liegen die erzielten Methanmengen jedoch selbst bei der stabilen<br />

l Methan/kg oTS u. NB<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1<br />

3<br />

5<br />

7<br />

9<br />

11<br />

13<br />

15<br />

17<br />

19<br />

21<br />

23<br />

25<br />

27<br />

29<br />

31<br />

33<br />

35<br />

37<br />

39<br />

Messtage<br />

Methanertragspotenzial<br />

10 Tage Verweilzeit 1<br />

Zugabe/Tag<br />

15 Tage Verweilzeit 1<br />

Zugabe/Tag<br />

15 Tage Verweilzeit 4<br />

Zugaben/Tag<br />

Variante (20 Tage) deutlich niedriger. Um einen höheren Gasertrag zu erzielen muss die<br />

Aufenthaltsdauer erhöht werden bzw. eine Rückführung oder Fixierung der Organismen,<br />

z.B. an Festbetten, erfolgen.<br />

Abbildung 4: Einfluss der Verweilzeit auf den Gärverlauf Am Beispiel der 15 - Tage -<br />

Variante (Abbildungen 5 und 6) mit einem Zusammenbruch des Systems ab dem 22.ten<br />

Versuchstag zeigen die Säuregehalte schon 6 Tage zuvor eine Erhöhung der<br />

Säurekonzentration und damit eine Störung des biologischen Systems an.<br />

Ein weiterer wichtiger Parameter ist der Methananteil im Gas, der bei zunächst gleich<br />

hohen Biogasmengen kontinuierlich abnimmt. Diese Abnahme wird ebenfalls durch<br />

höhere Säuregehalte hervorgerufen.<br />

343


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abbildung 250 5: Abhängigkeit der<br />

Methanentwicklung von der<br />

Liter Methan u. NB / kg oTS<br />

200<br />

Säurekonzentration<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26<br />

Messtage<br />

Vergleich der Gärdynamik<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

EQ [mg Essigsäure /l Subst.]<br />

Methan(15d Verwz)<br />

EQ(15d Verwz.)<br />

Abbildung 50 6: Gasentwicklung und<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

Messtage Biogas<br />

Methanmenge<br />

Die Abbildung 7 zeigt die ersten 16 Versuchstage eines Vergleiches einer Silage in<br />

Häcksellänge und einer fein gemahlenen Probe.<br />

Liter Methan u.NB/kg oTS<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1<br />

3<br />

5<br />

7<br />

9<br />

11<br />

Methansummenkurven<br />

13<br />

15<br />

Messtage<br />

17<br />

19<br />

Häcksellänge<br />

1xVermahlung<br />

1xVerm+Enzym<br />

21<br />

23<br />

25<br />

27<br />

Methananteile einer Versuchsvariante mit<br />

40<br />

steigendem Säuregehalt im Substrat<br />

Abbildung 7: Methansummenkurven einer<br />

Maissilage unterschiedlicher Mahlfeinheit<br />

sowie mit CellulasezusatzObwohl die Biogaserträge nach einer Gärzeit von 50 Tagen nahezu<br />

gleich waren, so wurde, je nach Mahlfeinheit in den ersten 3 bis 4 Tagen bis 50 % mehr<br />

organische Trockensubstanz umgesetzt.<br />

Enzymzusätze beeinflussen dabei nicht die Gärdynamik, sondern erhöhen den<br />

Gesamtumsatz.Zusammenfassung<br />

Es wird ein Untersuchungssystem vorgestellt, mit dem praxisnah und preisgünstig die<br />

wichtigsten Gärparameter Ertragspotenzial, Verweilzeit, Faulraumbelastung und<br />

Gärdynamik erfasst werden können.<br />

Die Gärbehälter bestehen aus robustem Kunststoffmaterial. Da sie am Großreaktor befüllt<br />

werden, entfällt der Umgang mit Impfschlamm im Labor. Die preisgünstigen Reaktoren<br />

erlauben Paralleluntersuchungen von Verfahrensparametern.<br />

Durch weitere gasdichte Verschraubungen können Messsonden zur Bearbeitung weiterer<br />

Fragestellungen in den Behälter installiert werden.<br />

Literatur<br />

Anomyn: DIN 38 414 Teil 8, Juli 1985, Schlamm und Sedimente (Gruppe S) Bestimmung<br />

des Faulverhaltens<br />

344


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Anomyn: DIN 38409-7, März 2004, Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser<br />

und Schlammuntersuchung- Summarische Wirkung- und Stoffkenngrößen (Gruppe H)-<br />

Teil 7: Bestimmung der Säure- und Basenkapazität (H7)<br />

KTBL: Gasausbeute in landwirtschaftlichen Biogasanlagen, 2005 Darmstadt<br />

VDI 4630 Entwurf August 2004, Vergärung organischer Stoffe<br />

Walter Zerr: Versuchsanlage zur energetischen Beurteilung von Substraten und<br />

Kofermentaten für Biogasanlagen (9 Seiten)<br />

UWSF, im Druck Okt 2006*) Anmerkungen zum Verfahren<br />

Zum Patent hinterlegt unter Nr. 10 2006 043 534,6 aber noch nicht offengelegt<br />

Walter Zerr<br />

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />

Schloß Eichhof<br />

36251 Bad Hersfeld<br />

Dr. Enno Janssen, Dr. Jörg Winkler<br />

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />

Am Versuchsfeld 13<br />

34128 Kassel - Harleshausen<br />

345


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Gefügeveränderungen auf einem mit Pflug und pfluglos bearbeitetem Auenboden<br />

Paul, Rainer (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena), Blödner, Martin:<br />

1. Problemstellung<br />

Der Anteil pfluglos bearbeiteter Flächen nimmt vor allem aus Gründen der<br />

Kosteneinsparung und des Erosionsschutzes zu. Zudem wird der pfluglosen<br />

Bodenbearbeitung mit nur noch flacher Lockerung (der Oberkrume) eine<br />

gefügeschonende Wirkung auf die tieferen Schichten, vor allem des Unterbodens,<br />

beigemessen.<br />

Der bodenschonende Effekt ergibt sich aus dem Aufbau eines festen Gefüges unterhalb<br />

der flacheren Eingrifftiefe der Werkzeuge. Dieses Gefüge soll eine höhere Tragfähigkeit<br />

erreichen, die den Bodendruck so abstützt und verteilt, dass den Unterboden keine<br />

verformungswirksamen Drücke mehr erreichen (Ehlers 2003; Van der Veer u.a. 2006).<br />

Der Pflug wird dagegen als weniger gefügeschonend angesehen. Das Krumengefüge<br />

würde aufgebrochen und die dann lose Aggregatpackung rasch unter Verlust der<br />

kontinuierlichen Grobporen rückverdichtet. Die Tragfähigkeit des gepflügten Bodens wäre<br />

deshalb niedrig. Auch würden auch hohe Anteile des Bodendruckes an den Unterboden<br />

weitergegeben werden und diesen verdichten. Zusätzlich erfolgt beim Pflügen eine<br />

unmittelbare Druckbelastung des Unterbodens.<br />

Bisherige Ergebnisse aus Praxisversuchen (Deller, 2005; Paul 2006) zeigen, dass bei<br />

pflugloser Bodenbearbeitung eine dichte Krume unter der bearbeiteten Schicht entsteht.<br />

Die für die Pflanzenentwicklung wichtigen Eigenschaften dieser Schicht wie die Durchlüft-<br />

und Durchwurzelbarkeit sowie die Wasserleitfähigkeit verändern sich und können kritische<br />

Zustände erreichen. Dafür nimmt die Belastbarkeit zu, wenn man diese an der<br />

Vorbelastung oder an der Spurtiefe beurteilt.<br />

Um eine ausreichende Versorgungsfunktion des Bodens zu erhalten, ist ein hinsichtlich<br />

Umfang und Kontinuität ausreichendes Grobporensystem notwendig. Der Erhalt dieses<br />

Grobporensystems erfordert ggf. unter Verzicht auf den Belastbarkeitszuwachs boden-<br />

und bodenfeuchteabhängige Begrenzungen des Bodendruckes (Horn u.a. 2006). Dieser<br />

standortgerechte Bodendruck kann gemessen, aber auch aus bodenphysikalischen<br />

Eigenschaften bestimmt werden (VDLUFA-Methodenbuch Band 1).<br />

Pflügen lockert auf allen Böden die Krume auf. Die folgende Setzung verringert das<br />

Grobporenvolumen wieder, jedoch kann ein ausreichendes Grobporenvolumen erhalten<br />

bleiben, wenn auch hier der Bodendruck in Grenzen bleibt. Auswirkungen auf Schichten<br />

unterhalb der Krume waren dann nicht festgestellt worden (Paul 2006).<br />

Die Untersuchungen betrafen bisher grundwasserferne Standorte. Im Jahre 2001 ergab<br />

sich die Gelegenheit, einen Praxisversuch auf einem Auenboden bodenphysikalisch zu<br />

begleiten. Diese Standorte sind für die Verdichtungsproblematik interessant, weil sie eine<br />

mit dem Bodenwassergehalt stark wechselnde Verdichtungsempfindlichkeit besitzen, die<br />

bei hohem Grundwasserstand niedrig ist und mit der Absenkung und Abtrocknung des<br />

Bodens stark ansteigt. Zudem wird der Standort mit leistungsstarker Technik im<br />

praxisüblichem Einsatz bewirtschaftet.<br />

2. Standort und Methoden<br />

Die Versuchsfläche befindet auf einem Vega-Gley der Bodenart stark toniger Schluff. Es<br />

sind zwei Varianten angelegt, die Variante pfluglos wird bis 15 cm tief gelockert, die<br />

Variante Pflug jährlich bis 30 cm tief gepflügt. Die Grundbodenbearbeitung erfolgt immer<br />

im zeitigen Herbst.<br />

Die Probenahmeflächen für die physikalischen Untersuchungen befinden sich am Rand<br />

der Erntefläche in ausreichender Entfernung vom Schlagrand.<br />

346


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Die Gefügeuntersuchung erfolgt zweijährig mit Volumenproben.<br />

Beprobt werden 4 Tiefen, die obere Krume (4...10 cm), die untere Krume (15...21 cm), die<br />

Krumenbasis (30...36 cm) und der krumennahe Unterboden (45...51 cm) in zwei Profilen je<br />

Variante mit sechs Wiederholungen je Schicht.<br />

An den Volumenproben werden die Parameter Trockenrohdichte, kf-Wert, Luftkapazität<br />

(Grobporenanteil bei einer Wasserspannung von pF 1,8) und Wasserspeicherfähigkeit<br />

bestimmt, an den gestörten Proben einmalig die Korngrößenzusammensetzung und zu<br />

jeder Beprobung die Materialdichte, die Wasserspeicherfähigkeit am permanenten<br />

Welkepunkt und die Aggregatdichte. Die Untersuchungsverfahren sind im Methodenbuch<br />

Band I des VDLUFA beschrieben. Die gewählten Parameter kennzeichnen<br />

Veränderungen des Gefüges durch Druck- und Schereinwirkung wie die Kompression des<br />

Grobporensystems und die Zerscherung von Poren.<br />

3. Ergebnisse<br />

3.1 Ausgangssituation<br />

Im Jahr vor der Anlage des Versuches war die Fläche nur mit dem Grubber 15 cm tief<br />

bearbeitet und nicht gepflügt worden. Diese Bearbeitung teilte die Krume in eine lockere<br />

obere und eine festere untere Schicht. Unter der Krume folgt eine dichtere Krumenbasis<br />

und ein wieder lockerer und durchlässigerer Unterboden. Schadverdichtungen (kf 45 1,35 9,7 308<br />

3.2 Bodenfeuchteverlauf:<br />

In den Versuchsjahren 2002 und 2004 fielen in der Ernteperiode überdurchschnittlich hohe<br />

Niederschlagsmengen. Diese haben das gesamte Profil so aufgesättigt, dass sehr<br />

druckempfindliche Bodenverhältnisse im Frühjahr bis April und im Spätsommer und Herbst<br />

bestanden. Im Frühjahr 2003 kam es zur Überflutung des Standortes (Abb. 1).<br />

%<br />

160,0<br />

140,0<br />

120,0<br />

100,0<br />

80,0<br />

60,0<br />

40,0<br />

20,0<br />

0,0<br />

Bodenwasservorrat im Verhältnis zur FK<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Monat<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

FK<br />

347


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abbildung 1: Bilanzierter Bodenwasservorrat im Verhältnis zur Feldkapazität (pF 1,8)<br />

3.3 Ergebnisse nach 4 Versuchsjahren<br />

3.3.1 Trockenrohdichte<br />

Deutliche Unterschiede zwischen den Varianten bestehen in der Krume. Die pfluglose<br />

Bodenbearbeitung erhält die Teilung in eine lockere obere und eine dichtere untere<br />

Krume. In der Pflugvariante ist die Schichtung abgeschwächt und umgekehrt, der obere<br />

Teil ist etwas dichter als der untere. Die Krume ist aber insgesamt locker. Die tieferen<br />

Horizonte sind in beiden Varianten gegenüber der Krume dichter, zwischen den Varianten<br />

und gegenüber der Ausgangssituation bestehen keine Unterschiede (Abb.2).<br />

g/cm3<br />

Abbildung 2: Vergleich der Trockenrohdichte bei pflugloser Bodenbearbeitung und<br />

Pflugarbeit nach 4 Jahren.<br />

3.3.2 Luftkapazität:<br />

Die Luftkapazität ist in beiden Varianten in der Krume höher als in den tieferen Schichten..<br />

Unterschiede zwischen den Varianten bestehen in der Krume (Abb. 3).<br />

LK (Vol.-%)<br />

1,50<br />

1,45<br />

1,40<br />

1,35<br />

1,30<br />

1,25<br />

1,20<br />

1,15<br />

1,10<br />

1,05<br />

1,00<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

Trockenrohdichte<br />

4 bis 15 15 bis 30 30 bis 45 >45<br />

Schicht (cm)<br />

Luftkapazität<br />

4 bis 15 15 bis 30 30 bis 45 >45<br />

Schicht (cm)<br />

Pfluglos<br />

Pfluglos<br />

Abbildung 3: Vergleich der Luftkapazität bei pflugloser Bodenbearbeitung und Pflugarbeit<br />

nach 4 Jahren<br />

Pf lug<br />

Pflug<br />

348


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Die obere Krume der pfluglosen Variante ist grobporenreich, die untere enthält dagegen<br />

fast 10 Vol.-% weniger Grobporen und nähert sich einem kritischen Gehalt an. Die<br />

Unterschiede sind signifikant. In der gepflügten Krume ist der Grobporenanteil im oberen<br />

Teil etwas geringer als im unteren, insgesamt ist er ausreichend hoch.. In den tieferen<br />

Schichten entsprechend die Grobporenanteile der Ausgangssituation und unterscheiden<br />

sich zwischen den Varianten nicht.<br />

3.3.3 Gesättigte Wasserleitfähigkeit<br />

Die Wasserleitfähigkeit nimmt in beiden Varianten an der Krumenbasis gegenüber der<br />

Krume deutlich ab und steigt im Unterboden wieder stark an. Zwischen den Varianten<br />

bestehen Unterschiede in der Krume und der Krumenbasis. Die obere Krume der<br />

pfluglosen Variante ist extrem durchlässig, die Durchlässigkeit der unteren ist dagegen<br />

erheblich geringer.<br />

In der gepflügten Variante ist die Krume im oberen Teil noch ausreichend, im unteren hoch<br />

durchlässig.<br />

Die Krumenbasis der pfluglosen Variante ist ähnlich durchlässig wie zu Versuchsbeginn,<br />

die der gepflügten Variante ist praktisch undurchlässig geworden.<br />

Die Lockerheit der oberen Krume der Pfluglosvariante beruht auf der Bildung gröberer<br />

Krümel mit dem angereicherten organischen Material (die Aggregatdichte ist niedriger<br />

geworden), zwischen denen gröbere und durchgängige Interaggregatporen bestehen.<br />

Diese Krümel scheinen stabil zu sein. In der Pflugvariante sind die Aggregate gegenüber<br />

Wasser und Druck empfindlicher, so dass die Oberkrume zur Verschlämmung neigt.<br />

Die Abnahme der Wasserdurchlässigkeit in der ungepflügten unteren Krume folgt dem<br />

geringeren Grobporenanteil. Zwar sollen bei pflugloser Bodenbearbeitung Regenwürmer<br />

leistungsfähige Röhren anlegen, die einen Rückgang der Durchlässigkeit der Schicht<br />

verhindern, unter Praxisbedingungen scheint das aber nicht im notwendigen Umfang<br />

stattzufinden.<br />

Die geringe Leitfähigkeit der Krumenbasis der Pflugvariante ist, weil der Grobporenanteil<br />

gleich dem der ungepflügten Variante ist, durch Verkneten der Porenaustritte verursacht<br />

worden. Die Verknetung trat vermutlich beim wiederholten Pflügen bei zu hoher<br />

Bodenfeuchte (siehe Abb. 1) ein (Abb. 4).<br />

cm/d<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

Gesättigte Wasserleitfähigkeit<br />

4 bis 15 15 bis 30 30 bis 45 >45<br />

Schicht (cm)<br />

Pfluglos<br />

Pflug<br />

Abbildung 4: Vergleich der gesättigten Wasserleitfähigkeit bei pflugloser<br />

Bodenbearbeitung und Pflugarbeit nach 4 Jahren<br />

349


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

3.3.4 Aggregatdichte<br />

Die Aggregatdichte unterscheidet sich deutlich in der oberen Krume. Sie ist in der pfluglos<br />

bearbeiteten Variante wesentlich niedriger als in der gepflügten. Ursache kann der Einbau<br />

des spezifisch leichteren organischen Materials in die Aggregate sein.<br />

In den tieferen Schichten sind praktisch keine Unterschiede erkennbar.<br />

4. Diskussion und Schlussfolgerungen<br />

Auf Auenböden ist wegen seiner Grundwassernähe häufiger mit kritischen<br />

Bodenwassergehalten für die Befahr- und Bearbeitbarkeit zu rechnen. Das schränkt die<br />

Zeitspannen für die Bearbeitbarkeit ein bzw. erhöht das Risiko schädlicher<br />

Gefügeveränderungen. Andererseits weisen sie wie der vorliegende Boden ein stabiles<br />

Krümelgefüge auf, das bei optimaler Bodenfeuchte (steifplastische Konsistenz bei<br />

Matrixpotential pF 2,5 und trockener) die gegenwärtig übliche Druckbelastung so abstützt,<br />

dass zwar Verdichtungen eintreten, die Gefügefunktionen aber im mindesterforderlichen<br />

Umfang erhalten bleiben.<br />

Unter der entscheidenden Voraussetzung, dass der Bodendruck nicht höher als die<br />

Druckbelastbarkeit des Bodens ab der unteren Krume und in tieferen Schichten ist, kann<br />

die pfluglose Bodenbearbeitung auf diesem Standort eine kostensparende Alternative zum<br />

Pflug sein. Andererseits bestätigen sich die Annahmen nachteiliger Auswirkungen des<br />

Pfluges auf das Gefüge nicht. Wenn der Pflug bei optimaler Bodenfeuchte (steifplastische<br />

Konsistenz und fester) und möglichst im on-land-Verfahren eingesetzt wird, sorgt er für<br />

eine gut durchlüftete Krume, ohne tiefere Schichten zu schädigen. Dabei erhöht er nicht<br />

nur den Interaggregatporenanteil, sondern er kann, indem er verfestigte Aggregate an die<br />

Oberfläche bringt, wo sie starken natürlichen Kräften ausgesetzt sind (Quellung,<br />

Schrumpfung, Frost), auch die Bildung krümeliger Aggregate fördern.<br />

5. Literatur<br />

DELLER,B.; FLAIG, H.; UNTERSEHER,E. (2006): Auswirkungen langjährig reduzierter<br />

Bodenbearbeitung auf physikalische Bodeneigenschaften.<br />

Kongressband 117. VDLUFA-Kongress in Bonn, 2006, S. 454-463<br />

EHLERS, W. (2003): Boden unter Druck. Bauernzeitung Nr. 14/2003, S. 13-15<br />

R. HORN, O. FAZEKAS, S.PETH (2006): Alteration of soil structure geometry caused by<br />

mechanically applied stress and its consequence on soil strength (in Vorbereitung)<br />

PAUL,R.(2006): Pfluglos auf dem Vormarsch? Getreidemagazin 11 (2006) 3, S. 182-187<br />

VAN DER VEER,S.; MEYER,M.; CHERVET,A.; STUNY,W. (2006): Direktsaat verbessert<br />

Tragfähigkeit. Landwirtschaft ohne Pflug, 1/2006, S. 28-35<br />

VDLUFA: Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik –<br />

VDLUFA_Methodenbuch Band I Die Untersuchung von Böden.<br />

C 7.3.1 Bestimmung des Drucksetzungsverhaltens (Ödometerversuch) (in Vorbereitung)<br />

C 7.4.1 Ermittlung der mechanischen Belastbarkeit (Vorbelastung) von Böden. (in<br />

Vorbereitung)<br />

350


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Einflussgrößen auf bodenbiologische Parameter bei unterschiedlicher Bodenbearbeitung<br />

Flaig, Holger (LUFA Augustenberg):<br />

1 Einführung<br />

Unter Federführung des Ministeriums für Ernährung und ländlichen Raum Baden-<br />

Württemberg wird seit 1995 ein Langzeitversuch, der sogenannte „Systemvergleich<br />

Bodenbearbeitung“, durchgeführt, der langjährige Auswirkungen von unterschiedlichen<br />

Bodenbearbeitungsverfahren erfassen soll. Die insgesamt zwölf Standorte liegen über<br />

ganz Baden-Württemberg verteilt und weisen große Unterschiede bezüglich Höhenlage,<br />

Klima, Bodenart und Ackerzahl auf. An jedem Standort werden Großparzellen ohne<br />

Wiederholung in drei Bearbeitungsvarianten bewirtschaftet: Pflug, Mulch- oder Direktsaat.<br />

Im Kongressband zum VDLUFA-Kongress 27. - 29. 9. 2005 in Bonn wurden die Versuchskonzeption<br />

und erste bodenphysikalische und bodenbiologische Ergebnisse vorgestellt<br />

(DELLER et al. 2006, FLAIG 2006). In diesem Artikel werden die Ergebnisse von acht langjährigen<br />

Versuchsstandorten in der Zusammenschau analysiert und wichtige Einflussgrößen<br />

auf die gemessenen bodenbiologischen Parameter herausgearbeitet. Wegen des<br />

regionalen Bezugs des Kongressthemas (südlicher Oberrhein) wird der Standort Efringen-<br />

Kirchen bei der Ergebnisdarstellung besonders berücksichtigt.<br />

Im bodenbiologischen Untersuchungsprogramm wurden, differenziert nach fünf Horizonten,<br />

folgende Parameter untersucht:<br />

– Mikrobielle Biomasse über das Verfahren der substratinduzierten Respiration,<br />

– allgemeine Stoffwechselaktivität über die Aktivität der Dehydrogenase,<br />

– die Stickstoffmineralisierung über den anaeroben Brutversuch,<br />

– die Charakterisierung des C-Umsatzes über die Xylanase-Aktivität,<br />

die Charakterisierung des P-Umsatzes über die Aktivität der alkalischen Phospho-<br />

Monoesterase,<br />

die Abschätzung des Anteils pilzlicher Biomasse über den Ergosterol-Gehalt.<br />

2 Material und Methoden<br />

2.1 Standorte, Probenahme und Probenvorbereitung<br />

Die Bodenproben wurden mit Hilfe eines Bohrstocks aus 0-5, 5-10, 10-20, 20-30 und 30-<br />

50 cm Tiefe und verteilt über die gesamte Fläche der jeweiligen Bearbeitungsvariante<br />

entnommen. Sie wurden gekühlt transportiert und gelagert (4-8 °C), auf eine Partikelgröße<br />

von ≤ 2 mm gesiebt (ggf. nach vorsichtigem Abtrocknen unter Kühlung), für die verschiedenen<br />

Analysen portioniert und bei -18 °C eingefroren. Mindestens 12 Stunden vor der<br />

weiteren Verarbeitung wurden sie im Kühlschrank (4-8 °C) aufgetaut. Ein Aliquot wurde<br />

zur Bestimmung des Trockengewichts verwendet und über Nacht bei 105 °C getrocknet.<br />

351


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Tabelle 1: Standortcharakterisierung und Probenahmetermine. Vier Standorte wurden im<br />

Frühjahr im wachsenden Bestand oder nach Zwischenfrucht (ZWF) beprobt, vier Standorte<br />

nach der Ernte der Hauptfrucht im Sommer/Herbst.<br />

Standort m über<br />

NN<br />

Ackerzahl Probenahmetermin<br />

bei/nach<br />

Frucht<br />

Dossenheim 100 80-85 5. 4. 04 in<br />

Winterweizen<br />

Kirchhausen 165 61-72 19./20.8.04 nach<br />

Winterweizen<br />

Efringen-<br />

Kirchen<br />

Grünsfeld-<br />

Hausen<br />

Nagold-<br />

Hochdorf<br />

250 80 17./18.11.04 nach<br />

Körnermais<br />

315 35 22. 3. 05 nach<br />

Wintergerste<br />

und ZWF<br />

570 54 24. 3. 05 nach<br />

Wintergerste<br />

und ZWF<br />

Biberach 570 52 29. 3. 05 in Winterraps<br />

Odenheim 180 65 1. 8. 05 nach<br />

Winterroggen<br />

Neresheim-<br />

Dossingen<br />

540 32-60 2. 8. 05 nach<br />

Wintergerste<br />

2.2 Mikrobielle Biomasse:<br />

Die Menge an mikrobieller Biomasse wurde über die Methode der substratinduzierten<br />

Respiration bestimmt. Dazu wurden die Bodenproben auf die Hälfte der maximalen<br />

Wasserkapazität befeuchtet und in belüfteten Plastikbeuteln mehrere Tage bei 22 °C<br />

äquilibriert. Die Bestimmung der Biomasse erfolgte nach Zumischung von Glucose über<br />

den Anstieg der Atmungsaktivität und die Analyse des Konzentrationsanstiegs von CO2<br />

nach HEINEMEYER et al. (1989).<br />

2.3 Dehydrogenase-Aktivität:<br />

Die Bestimmung der Dehydrogenase-Aktivität erfolgte nach DIN 19733-2:1998-07:<br />

Bestimmung der Dehydrogenase-Aktivität in Böden, Teil 2: Verfahren mit INT (DIN 2001).<br />

2.4 Xylanase-Aktivität:<br />

Die Bestimmung der Xylanase-Aktivität erfolgte nach VON MERSI und SCHINNER in<br />

SCHINNER et al. (1993). Die enzymatisch freigesetzten Zucker aus Xylan als Substrat<br />

reduzieren K-Hexacyanoferrat-III in alkalischer Lösung; in einer Folgereaktion entsteht<br />

Berliner Blau, dessen Konzentration photometrisch bestimmt wird.<br />

352


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

2.5 Phosphatase-Aktivität:<br />

Bestimmt wurde die Aktivität der alkalischen Phospho-Monoesterase nach ÖHLINGER in<br />

SCHINNER et al. 1993. Das aus Phenylphosphat-Lösung enzymatisch abgespaltene Phenol<br />

wird mit 2,6-Dibromchinon-Chlorimid angefärbt und photometrisch bestimmt.<br />

3 Ergebnisse<br />

3.1 Mikrobielle Biomasse<br />

Die Verteilung der mikrobiellen Biomasse über die Bodenhorizonte an den Standorten<br />

zeigen die Abbildungen 1A und B, gruppiert nach Beprobungsterminen. Die Tiefenverteilung<br />

der Biomasse ist spezifisch für die Bearbeitungsvariante. Der Beprobungstermin<br />

wirkt sich besonders bei der Verteilung in der Pflugvariante und der Differenzierung<br />

zwischen Mulch- und Direktsaat in den oberen Horizonten aus.<br />

Abb. 1: Durchschnitt der mikrobiellen Biomasse von jeweils vier Standorten mit Beprobung:<br />

A: im Frühjahr und B: nach der Ernte (ausgedrückt in Mikrogramm mikrobieller<br />

Kohlenstoff (Cmic) pro Gramm trockener Boden). TM: Trockenmasse.<br />

A [µg Cmic / g TM]<br />

B<br />

0 100 200 300 400 500 600 700<br />

Bodentiefe [cm]<br />

0-5<br />

5-10<br />

10-20<br />

20-30<br />

30-50<br />

Pflug Mulch Direkt<br />

0-5<br />

5-10<br />

10-20<br />

20-30<br />

30-50<br />

0 100 200 300 400 500 600 700<br />

An allen Standorten ist die mikrobielle Biomasse bei den Varianten mit geringerer<br />

Bearbeitungsintensität in den oberen Bodenhorizonten angereichert und nimmt mit zunehmender<br />

Bodentiefe ab. In der Pflugvariante ist eine gleichmäßigere Verteilung zu messen;<br />

bei Frühjahrsbeprobung ist ein Pflughorizont in ca. 20 cm Tiefe zu erkennen.<br />

Neben dem Probenahmezeitpunkt im Jahres- und Vegetationsverlauf ist der pH-Wert des<br />

Bodens eine weitere wichtige Einflussgröße (Tab. 1). Böden mit einem durchschnittlichen<br />

pH-Wert > 7 haben zumindest in der Mulch- und Direktsaatvariante höhere Gehalte an<br />

mikrobieller Biomasse. Trotz unterschiedlicher Standortbedingungen und entsprechend<br />

hoher Varianz zeigt eine Gruppierung der Standorte nach dem pH-Wert des Bodens in<br />

den oberen Horizonten signifikante Unterschiede. In der Pflugvariante sind die Unterschiede<br />

nicht so ausgeprägt: Die Bodenschichtung wird regelmäßig durchmischt; der pH-Wert<br />

liegt nicht unter 6,0.<br />

Bodentiefe [cm]<br />

[µg Cmic / g TM]<br />

Pflug Mulch Direkt<br />

353


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Tab. 1: Mikrobielle Biomasse in Abhängigkeit vom durchschnittlichen pH-Wert des<br />

Bodens. � bedeutet: Signifikanzniveau bei 90% und höher (t-Test). MW: Mittelwert.<br />

* Am Standort Dossenheim lagen die oberen zwei Horizonte der Direktsaatvariante bei pH<br />

6,6 – 6,8.<br />

# Am Standort Grünsfeld-Hausen konnte nur bis 30 cm Tiefe beprobt werden.<br />

� Ein Wert (Standort Biberach, pH < 7) war etwa doppelt so hoch wie die anderen.<br />

Vermutlich spielt hier die Fruchtfolge eine dominierende Rolle (Winterraps nach<br />

Stilllegung, im Frühjahr beprobt).<br />

Variante<br />

pH > 7<br />

pH 7,0 – 7,7*<br />

pH < 7<br />

pH 5,2 – 6,5<br />

Bodentiefe [cm]<br />

MW 5 (4)<br />

Standorte #<br />

MW 3 Standorte<br />

Mulch 0 – 5 549 426 �<br />

Mulch 5 – 10 453 308 �<br />

Mulch 10 – 20 279 183 �<br />

Mulch 20 – 30 178 129<br />

Mulch 30 – 50 126 79<br />

[µg Cmic / g TM]<br />

Direkt 0 – 5 665 456 �<br />

Direkt 5 – 10 347 267 �<br />

Direkt 10 – 20 233 185<br />

Direkt 20 – 30 180 127 �<br />

Direkt 30 – 50 110 73<br />

Um die Frage zu klären, ob sich nicht nur die Verteilung der Biomasse mit der Bodentiefe<br />

zwischen den Bearbeitungsvarianten unterscheidet, sondern ob auch die Menge an mikrobieller<br />

Biomasse im Bodenkörper insgesamt unterschiedlich ist, empfiehlt sich das Bodenvolumen<br />

als Bezugssystem. Die Werte der Trockenrohdichte (bzw. des Raumgewichts)<br />

wurden von DELLER et al. (2006) im Rahmen der parallel durchgeführten bodenphysikalischen<br />

Untersuchungen in vier Tiefenstufen ermittelt (0-5, 10-15, 20-25 und 30-35 cm).<br />

Die Werte wurden für die teilweise korrespondierenden Tiefenstufen der vorliegenden<br />

Untersuchung übernommen und zur Berechnung eingesetzt. Die daraus resultierende<br />

Menge an mikrobieller Biomasse in einer Boden“säule“ von einem Quadratmeter bis in<br />

eine Tiefe von 50 cm zeigt Tabelle 2. Die Aufsummierung über das untersuchte Bodenvolumen<br />

zeigt, dass sich trotz differenzierter Tiefenverteilung die Menge an mikrobieller<br />

Biomasse zwischen den unterschiedlichen Bearbeitungsintensitäten nicht wesentlich<br />

unterscheidet.<br />

Tab. 2: Durchschnittliche Summe der<br />

mikrobiellen Biomasse im Solum<br />

[g Cmic / m 2 * 0,5 m]. Für den Horizont<br />

5-10 cm wurde (nochmals) der Wert der<br />

Trockenrohdichte für 0-5 cm verwendet;<br />

die Dichte in 30-35 cm Tiefe wurde für den<br />

gesamten Horizont 30-50 cm eingesetzt.<br />

Probenahme Frühjahr nach Ernte<br />

Pflug 152 127<br />

Mulch 148 126<br />

Direkt 148 126<br />

354


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

3.2 Dehydrogenase<br />

Die Aktivität der Dehydrogenasen als Indikator für die allgemeine Stoffwechselaktivität<br />

folgt in etwa der Biomasseverteilung (Abb. 2). Der Standort Efringen-Kirchen (B) zeigt trotz<br />

Probenahme kurz nach der Ernte (2004) in den Mulch- und Direktsaat-Varianten geringe<br />

Aktivitäten. Dies korrespondiert mit relativ niedrigen Biomassegehalten (im Vergleich zu<br />

Humusgehalten von 4,1 – 5,8% in den oberen 30 cm). Beide Befunde sind durch den fehlenden<br />

Fruchtwechsel (Körnermais als Monokultur) erklärbar. Bei Fruchtfolgebewirtschaftung<br />

sind Biomasse und Aktivitäten in der Regel höher.<br />

Abb. 2: Dehydrogenaseaktivitäten im Vergleich: A: Biberach (Frühjahr 2005) und B:<br />

Efringen-Kirchen (nach Ernte 2004). INF: 2-(4-Jodphenyl)-3-(4-Nitrophenyl)-5-phenyltetrazolium-Formazan;<br />

TM: Trockenmasse.<br />

Bodentiefe [cm]<br />

A B<br />

0-5<br />

5-10<br />

10-20<br />

20-30<br />

30-50<br />

[µg INF / g TM*18h]<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />

3.3 Xylanase<br />

Pflug Mulch Direkt<br />

Bodentiefe [cm]<br />

[µg INF / g TM*18h]<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400<br />

Die Xylanase-Aktivität zeigt als Enzym des primären Streuabbaus eine Assoziation mit<br />

dem Vorhandensein von Ernteresten zum Zeitpunkt der Probenahme. So ist die frühere<br />

Bodenoberfläche in den Pflugvarianten anhand der Aktivität sehr gut lokalisierbar (Abb. 3).<br />

Mulch- und Direktsaat zeigen die charakteristische Tiefenverteilung. Die Direktsaatvariante<br />

von Efringen-Kirchen (B) besitzt die höchste Aktivität aller Standorte (Erntereste von Körnermais).<br />

Abb. 3: Xylanase-Aktivität im Vergleich: A: Dossenheim (Frühjahr 2004) und B: Efringen-<br />

Kirchen (nach Ernte 2004). Gluc.äq.: Glucoseäquivalente.<br />

A B<br />

Bodentiefe [cm]<br />

0-5<br />

5-10<br />

10-20<br />

20-30<br />

30-50<br />

[µg Gluc.äq. / g TM*24h]<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

Pflug Mulch Direkt<br />

Bodentiefe [cm]<br />

0-5<br />

5-10<br />

10-20<br />

20-30<br />

30-50<br />

0-5<br />

5-10<br />

10-20<br />

20-30<br />

30-50<br />

Pflug Mulch Direkt<br />

[µg Gluc.äq. / g TM*24h]<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000<br />

Pflug Mulch Direkt<br />

355


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

3.4 Alkalische Phosphatase<br />

Die alkalische Phosphatase ist bei allen Standorten gleichmäßiger über die Bodentiefe<br />

verteilt als andere Enzyme (Abb. 4). Die Aktivität zeigt insbesondere bei Bezug auf<br />

Biomasse („Spezifische Aktivität“) ein Maximum in etwa 10 cm Tiefe (FLAIG 2006). Bestimmende<br />

Faktoren für die alkalische Phosphatase sind auch der Gehalt anorganischen<br />

Phosphats und der pH-Wert des Bodens. Efringen-Kirchen weist bei hohen Phosphat-<br />

Gehalten und niedrigem pH-Wert bei Mulch- und Direktsaat die niedrigsten Phosphatase-<br />

Aktivitäten aller Standorte auf.<br />

Abb. 4: Phosphatase-Aktivität im Vergleich: A: Odenheim (nach Ernte 2005) und B:<br />

Efringen-Kirchen (nach Ernte 2004).<br />

A B<br />

Bodentiefe [cm]<br />

0-5<br />

5-10<br />

10-20<br />

20-30<br />

30-50<br />

[µg Phenol / g TM*3h]<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600<br />

3.5 Ergosterol<br />

Der Ergosterol-Gehalt als Biomarker für Pilze zeigt eine Tiefenverteilung ähnlich der Biomasse<br />

– in der Pflugvariante bis zur Bearbeitungstiefe recht homogen, bei Mulch- und<br />

Direktsaat in den oberen Horizonten höher. Allerdings waren bei 5 von 8 Standorten nicht<br />

in der Direktsaat-, sondern in der Mulchvariante die höchsten Werte zu finden. Legt man<br />

einen Umrechnungsfaktor zwischen Ergosterol-Gehalt und mikrobiellem Kohlenstoff von<br />

90 (DJAJAKIRANA et al. 1996) zugrunde, so beträgt der pilzliche Anteil an der Biomasse bei<br />

den Pflugvarianten zwischen 20 und 40%, kann aber bei Mulchsaat und hohen Humusgehalten<br />

bis zu 80% betragen.<br />

4 Diskussion<br />

Pflug Mulch Direkt<br />

[µg Phenol / g TM * 3h]<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

Nach bis zu 10 Jahren unterschiedlicher Bodenbearbeitung hat sich eine typische<br />

Tiefenverteilung der mikrobiellen Biomasse herausgebildet. In den Varianten geringer<br />

Bearbeitungsintensität konzentriert sich die Biomasse in den oberen Horizonten. Auf das<br />

Volumen des Solums bis 50 cm Tiefe bezogen unterscheiden sich die Varianten in der<br />

Menge an Biomasse insgesamt jedoch nicht. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die<br />

Proben für die Trockenrohdichte, deren Werte in die Volumenberechnung einfließen, nicht<br />

exakt aus denselben Tiefenstufen stammen wie die Mischproben für die bodenbiologischen<br />

Untersuchungen. So konnte auch keine Unterscheidung hinsichtlich des Volumens<br />

zwischen 0-5 und 5-10 cm getroffen werden. Gerade in diesem Bereich finden sich<br />

aber deutliche Unterschiede in den bodenbiologischen Parametern bei Bezug auf<br />

Trockenmasse, vor allem in den Mulch- und Direktsaatvarianten. Insofern kann ein<br />

Bodentiefe [cm]<br />

0-5<br />

5-10<br />

10-20<br />

20-30<br />

30-50<br />

Pflug Mulch Direkt<br />

356


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Volumenbezug erst bei einer feineren Differenzierung der Lagerungsdichte bzw. der<br />

Trockenrohdichte in den oberen 10 cm der Böden aussagekräftiger interpretiert werden.<br />

Die höhere mikrobielle Biomasse der Böden mit pH-Werten >7 könnte mit daran liegen,<br />

dass Actinomyceten in diesen pH-Bereichen günstigere Lebensbedingungen vorfinden<br />

(THALMANN 2006, pers. Mitt.). Anzumerken ist, dass die Menge an mikrobieller Biomasse<br />

noch nichts über die qualitative Zusammensetzung aussagt. Vermutlich unterscheidet sich<br />

die Population in der Pflugvariante von denjenigen in Mulch- oder Direktsaat. Die Ergebnisse<br />

zum Ergosterol als Biomarker für Pilze sind in der Tat ein erster Anhaltspunkt für<br />

solche Unterschiede.<br />

Die Aktivitätswerte, -unterschiede und -verteilungen für Dehydrogenase, Xylanase und<br />

alkalischer Phosphatase wurden für drei unterschiedliche Standorte bereits in FLAIG (2006)<br />

diskutiert. Hingewiesen sei lediglich nochmals darauf, dass die messbare Phosphatase-<br />

Aktivität als das Resultat eines Wechselspiels zwischen aktiver Biomasse einerseits und<br />

möglicherweise inhibierend wirkender Phosphatgehalte in den oberen Bodenschichten<br />

andererseits erklärt werden kann. Modulierend kommt der pH-Wert des Bodens hinzu, auf<br />

den die mikrobielle Biomasse und besonders die alkalische Phosphatase sensitiv reagiert.<br />

Der Standort Efringen-Kirchen weist mehrere Besonderheiten auf:<br />

- Die oberen Horizonte gerade bei Mulch- und Direktsaat weisen einen relativ niedrigen<br />

pH-Wert < 6 auf.<br />

- Körnermais wird in Monokultur angebaut. Ein Fruchtwechsel findet nicht statt.<br />

- Der Boden zeichnet sich durch relativ hohe Humusgehalte und hohe Phosphatwerte<br />

aus. Der Grund liegt wahrscheinlich in langjähriger Düngung mit Gülle vor Beginn des<br />

Versuchszeitraums.<br />

Diese spezifischen Eigenschaften können die für den Humusgehalt niedrigen Biomasse-<br />

Gehalte, entsprechend geringe Dehydrogenase-Aktivitäten und die im Vergleich sehr niedrigen<br />

Aktivitäten der alkalischen Phosphatase am Standort Efringen-Kirchen erklären.<br />

Im Falle der Ergosterol-Gehalte überrascht, dass gemulchte Böden oftmals höhere Pilzanteile<br />

besitzen als in Direktsaat bestellte. Neben dem Humusgehalt scheinen Faktoren<br />

wie die höhere Lagerungsdichte bei Direktsaat (Sauerstoffgehalt, Hyphenwachstum) sowie<br />

die Lichtempfindlichkeit des Ergosterols und die Variabilität der Ergosterol-Gehalte in<br />

Pilzen eine Rolle zu spielen.<br />

Als entscheidende Einflussgrößen auf bodenbiologische Parameter haben sich bei den<br />

bisherigen Untersuchungen zu diesem Langzeitversuch herausgestellt:<br />

- die Art und Weise der Bodenbearbeitung,<br />

- der Probenahmezeitpunkt,<br />

- der Gehalt an organischer Substanz,<br />

- der pH-Wert des Bodens,<br />

- die Fruchtfolge,<br />

- der Gehalt an anorganischem Phosphat (Phosphatase).<br />

357


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

5 Literatur<br />

DELLER, B., FLAIG, H. & UNTERSEHER, E. (2006): Auswirkungen langjährig reduzierter<br />

Bodenbearbeitung auf physikalische Bodeneigenschaften. VDLUFA-Schriftenreihe<br />

61/2006, S. 454-463. VDLUFA-Verlag, Darmstadt, ISBN 3-922712-92-4.<br />

DIN 2001: DIN 19733-2: Bestimmung der Dehydrogenase-Aktivität in Böden. Teil 2:<br />

Verfahren mit INT. In: BLUME, H.-P., DELLER, B., LESCHBER, R., PAETZ, A., SCHMIDT, S.,<br />

WILKE, B.-M.: Handbuch der Bodenuntersuchung, Abschnitt 4.1.2.5b, DIN 19733-2: 1998-<br />

07. Wiley-VCh/Beuth, Berlin. ISBN: 3-410-14590-7 (Loseblattwerk, 4. Ergänzungslieferung<br />

2001).<br />

DJAJAKIRANA, G., JOERGENSEN, R. G. & MEYER, B. (1996): Ergosterol and microbial biomass<br />

relationship in soil. Biol. Fertil. Soils 22: 299-304.<br />

FLAIG, H. (2006): Bodenmikrobiologische Differenzierung bei mehrjähriger unterschiedlicher<br />

Bodenbearbeitung. VDLUFA-Schriftenreihe 61/2006, S. 494-502. VDLUFA-Verlag,<br />

Darmstadt, ISBN 3-922712-92-4.<br />

HEINEMEYER, O., INSAM, H., KAISER E. A., WALENZIK, G. (1989): Soil microbial biomass and<br />

respiration measurements: An automated technique based on infra-red gas analysis. Plant and Soil<br />

116: 191-195.<br />

SCHINNER, F., ÖHLINGER, R., KANDELER, E., MARGESIN, R. (1993): Bodenbiologische Arbeitsmethoden.<br />

Springer-Verlag, Berlin. ISBN 3-540-56206-0.<br />

6 Danksagung<br />

Für die Untersuchung der Humus- und der Phosphatgehalte danke ich dem Team des<br />

Referats „Chemische Bodenuntersuchung, Nährstoffe und Düngung“ der LUFA Augustenberg.<br />

Dr. ERICH UNTERSEHER vom Institut für umweltgerechte Landbewirtschaftung<br />

Müllheim stellte uns die Proben vom Standort Efringen-Kirchen zur Verfügung. Mein Dank<br />

gilt weiterhin INGO GUEINZIUS und Dr. BERTHOLD DELLER für wertvolle Hinweise sowie<br />

BETTINA HERRMANN für ihre Hilfe bei den Analysen.<br />

358


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Beeinflussung von fruchtbarkeitsrelevanten Bodeneigenschaften durch Aufforstung<br />

ehemals landwirtschaftlich genutzter Flächen<br />

Both, Steffen (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg); Tischer, Sabine; Tanneberg,<br />

Hartmut; Hofmann, Bodo; Christen, Olaf:<br />

1. Einleitung<br />

Das Gebiet um den „Süßen See“ in Seeburg (Landkreis Mansfelder Land, Land Sachsen-<br />

Anhalt) ist durch Hangneigung, landwirtschaftliche Nutzung und intensiven Obstbau stark<br />

erosionsgefährdet. Mit der Aufforstung besonders exponierter Flächen und durch die Einrichtung<br />

von Dauergrünland sollen die Devastierungen langfristig eingedämmt bzw. völlig<br />

verhindert werden. Die an dieser Stelle dargestellten Untersuchungen verfolgen das Ziel,<br />

die bisher eingetretenen Auswirkungen der Nutzungsänderungen auf ausgewählte bodenphysikalische<br />

Eigenschaften, den Kohlenstoffgehalt und die mikrobielle Aktivität im Boden<br />

zu ermitteln.<br />

2. Material und Methoden<br />

Die Untersuchungen wurden im Frühjahr 2004 im mitteldeutschen Löß-Trockengebiet bei<br />

verschiedenen Hangdispositionen und den Nutzungsformen Acker (Zuckerrüben), Grünland<br />

und Aufforstung (Pflanzung 2000) durchgeführt. An dieser Stelle werden Ergebnisse<br />

vom Oberhang vorgestellt. Bodenseitig handelt es sich hierbei um Pararendzinen. In der<br />

Ackerkrume bestehen sie aus der Bodenart stark toniger Schluff (Ut4, 19.4 % Ton, 70.4 %<br />

Schluff, 10.4 % Sand).<br />

Für die bodenphysikalischen Untersuchungen (u.a. Trockenrohdichte, Luftkapazität, Gesamtgrobporenvolumen,<br />

nutzbare Feldkapazität, Luft- und Wasserleitfähigkeit nach DIN<br />

ISO 11272, 11274 und DIN 19683-9) wurden 250 cm³-Stechzylinder verwendet. Die Zylinder<br />

wurden in 10-facher Wiederholung vertikal aus den jeweiligen Bodentiefen 0 – 6 , 16 –<br />

22 , 24 – 30 und 32 – 38 cm entnommen.<br />

Die Beprobung zur Bestimmung der bodenchemischen Werte erfolgte in 10 cm-Abständen<br />

bis in 40 cm Bodentiefe. Eine Ausnahme bildete dabei die obere Krume. Um den<br />

Differenzierungsprozess detailliert zu erfassen, wurden hier die Beprobungstiefen 0-5 und<br />

5-10 cm gewählt.<br />

Zur Bestimmung der Kohlenstoffgehalte wurden folgende Methoden angewandt: Corg (DIN<br />

ISO 10694) und Chwl nach VDLUFA-Vorschrift. Die Ermittlung der Basalatmung und der<br />

mikrobielle Biomasse erfolgten nach Anderson et al. (1978) und Heinemeyer et al. (1989)<br />

sowie unter Berücksichtigung der Vorschriften DIN ISO 16072 bzw. DIN ISO 14240-1.<br />

3. Ergebnisse und Diskussion<br />

Seit Beginn der Umnutzung (2000) haben sich im Zeitraum von 4 Jahren im Oberboden<br />

bereits signifikante Differenzierungen bei wesentlichen bodenphysikalischen Eigenschaften<br />

herausgebildet. Die Trockenrohdichte steigt von der Grünland- und Aufforstungsfläche<br />

zur Ackernutzung signifikant an (Tab.1). In analoger Weise nehmen die Luftkapazität bzw.<br />

das gesamte Grobporenvolumen und die gesättigte Wasserleitfähigkeit systematisch ab.<br />

Luftkapazitäten < 8 Vol.-% (0 – 6 cm) und kf-Werte < 10 cm/d (0 – 22 cm) signalisieren bei<br />

Ackernutzung in den oberflächennahen Bodenbereichen schon erhebliche Oberflächen-<br />

bzw. Krumenverdichtungen.<br />

Auch verweisen die im Vergleich zum Grünland bei Ackernutzung tendenziell höheren<br />

TRD-Werte auf z.T. partiell vorliegende Bearbeitungssohlen in der Unterkrume (24 – 30<br />

cm). In der Krumenbasis (32 – 38 cm) sind dagegen die Unterschiede mit Ausnahme der<br />

Erstaufforstung nicht so deutlich. Die Aufforstungsfläche war offensichtlich bereits bei<br />

359


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Beginn der Nutzungsänderung in der Unterkrume und Krumenbasis durch eine ausgeprägte<br />

Vorverdichtung gekennzeichnet. Derartige Effekte wurden auch von Evers (2001) auf<br />

Tab. 1: Bodenphysikalische Eigenschaften (Frühjahr 2004)<br />

Nutzungs-<br />

Bodentiefe [cm]<br />

art<br />

Trockenrohdichte [g/cm<br />

0 – 6 16 – 22 24 – 30 32 – 38<br />

3 ]<br />

Acker (Zuckerrüben) 1.44 a 1<br />

1.43 a 1.48 a 1.41 a<br />

Grünland 1.29 b 1.31 b 1.43 a 1.39 a<br />

Aufforstung<br />

Luftkapazität [Vol.-%]<br />

1.36 b 1.35 b 1.56 b 1.55 b<br />

Acker (Zuckerrüben) 7.3 a 10.1 a 6.2 8.1<br />

Grünland 14.0 b 13.1 b 6.8 7.3<br />

Aufforstung 11.6 c 13.8 b 6.5 5.1<br />

Gesättigter Wasserleitfähigkeit (kf-Wert) [cm/d]<br />

Acker (Zuckerrüben) 4 a 4a 7 10<br />

Grünland 51 b 46 b 9 10<br />

Aufforstung<br />

1<br />

signifikant tα 5 %<br />

73 b 86 b 10 9<br />

Basis von Penetrometer- und Trockenrohdichtemessungen in Verbindung mit Wurzeluntersuchungen<br />

bei Erstaufforstung von Ackerland mit Bergahorn nachgewiesen. Künftige<br />

Erhebungen an den markierten Messpunkten im Seeburger Gebietes sollen deshalb detaillierte<br />

Angaben über die weitere Gefügeentwicklung bringen.<br />

Die Gehalte an organischem Kohlenstoff (Corg), heißwasserlöslichem Kohlenstoff (Chwl)<br />

und mikrobieller Biomasse (Cmic) zeigen bereits nach relativ kurzer Umnutzungsdauer in<br />

den oberen Bodenschichten (0 – 5, 5 – 10 und z. T. auch 10 – 20 cm) deutliche Veränderungen<br />

zugunsten der Grünlandnutzung und der Aufforstungsflächen (Tab.2). Als Ursachen<br />

kommen dafür besonders die anfallenden oberirdischen Pflanzenreststoffe und die<br />

verbleibenden umsetzbaren Wurzelmengen in Betracht. Aber auch der nicht mehr erforderliche<br />

periodische mechanische Bodeneingriff wirkt sich fördernd auf die C-Anreicherung<br />

aus.<br />

Unter verschiedenen Waldbeständen konnte Evers (2001) bei Erstaufforstung ebenfalls<br />

vergleichbare Befunde ermitteln. Insgesamt deutet sich in den vorliegenden Kurzzeituntersuchungen<br />

im Seeburger Gebiet eine Akkumulation von Kohlenstoff an, die zwischen<br />

langjähriger Acker- und Waldnutzung bereits von Rinklebe und Makeschin (2003) auf<br />

lößbürtiger Parabraunerde bzw. Pseudogley-Parabraunerde im mainfränkischen Klimage-<br />

Tab. 2: Organischer und heißwasserlöslicher Kohlenstoff sowie mikrobielle Biomasse<br />

(Frühjahr 2004)<br />

Nutzungs-<br />

Bodentiefe [cm]<br />

art 0 – 5 5 – 10 10 – 20 20 – 30 30 – 40<br />

Corg-Gehalt [M.-%]<br />

Acker<br />

(Zuckerrüben)<br />

1.06 a 1<br />

1.05 a 1.10 0.76 0.64 a<br />

Grünland 1.66 b 1.31 b 1.26 0.94 0.84 b<br />

Aufforstung 1.82 b 1.35 b 1.20 0.90 0.48 a<br />

Chwl-Gehalt [mg C/100 g Boden]<br />

Acker<br />

(Zuckerrüben)<br />

35.8 a 34.7 37.1 18.4 a 13.6<br />

Grünland 65.9 b 41.9 39.8 12.8 a 11.0<br />

360


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Aufforstung<br />

Cmic-Gehalt [μg C/g TS]<br />

71.8 b 46.9 40.5 33.4 b 12.2<br />

Acker<br />

(Zuckerrüben)<br />

219 a 230 a 235 117 a 109<br />

Grünland 566 b 266 a 234 92 a 79<br />

Aufforstung<br />

1<br />

signifikant bei tα 5 %<br />

695 b 344 b 264 207 b 110<br />

biet beschrieben wurde. Eine Anreicherung von organischer Bodensubstanz weisen auch<br />

Kahle und Hildebrand (2006) bei 12-jährigem Anbau von schnellwachsenden Baumarten<br />

auf ehemals landwirtschaftlich genutzter Braunerde bzw. Parabraunerde in Mecklenburg-<br />

Vorpommern nach.<br />

In größeren Bodentiefen (speziell 20 – 30 cm) sind besonders die gegenüber Ackernutzung<br />

höheren Corg-Gehalte hervorzuheben, die bei den aufgeforsteten Oberhangflächen<br />

im Zusammenhang mit den Gehalten an heißwasserlöslichem Kohlenstoff und der intensiven<br />

mikrobiellen Aktivität stehen. Die in dieser Bodentiefe vorherrschenden C- Differenzierungen<br />

sind allerdings nicht allein auf die vorgenommene Nutzungsumstellung<br />

zurückzuführen, sondern dürften noch wesentlich durch die vorherige Bewirtschaftung<br />

geprägt sein.<br />

Zwischen Corg-, Chwl- und Cmic- Gehalten bestehen signifikante positive lineare Beziehungen.<br />

Die hohen Gehalte an umsetzbarer organischer Substanz wirken sich nicht nur auf<br />

die mikrobiellen Kennwerte, wie beispielsweise die Enzymaktivitäten Katalase, Arginin-<br />

Ammonifikation und β- Glucosidase fördernd aus, sondern auch auf das Lumbricidenvorkommen<br />

(Abundanz, Biomasse und Artendiversität).<br />

Das Datenmaterial bildet die Grundlage für weitere langfristige Beobachtungen zur<br />

komplexen Bewertung der nutzungsbedingten Veränderungen des Ökosystems Boden im<br />

Einzugsgebiet des „Süßen Sees“ in Seeburg.<br />

5. Schlussfolgerungen<br />

Die Umstellungen in der Landnutzung führen bereits nach relativ kurzer Zeit zu Veränderungen<br />

wesentlicher physikalischen Bodeneigenschaften und in der vertikalen Verteilung<br />

der C-Gehalte.<br />

Erstaufforstung von Ackerland und die Etablierung von Dauergrünland fördern besonders<br />

die C-Anreicherung in der obersten Bodenschicht (0 – 5 cm) und tragen zur Verbesserung<br />

der Porositätsbedingungen sowie der Wasserleitfähigkeitseigenschaften in der Oberkrume<br />

(0 – 20 cm) bei.<br />

Künftig sollen Langzeituntersuchungen detaillierte Kenntnisse über die weitere Entwicklung<br />

der Bodenstruktur, die Veränderungen des Kohlenstoffhaushaltes und der bodenbiologischen<br />

Eigenschaften liefern.<br />

6. Literatur<br />

Anderson, J. P. E., K.-H. Domsch (1978): A physiological method for the quantitative measurement<br />

of microbial biomass in soils. Soil Biol. Biochem. 10, 215-221.<br />

Evers, J. (2001): Stoffhaushalt und Waldbautechnik bei Erstaufforstung ehemals landwirtschaftlicher<br />

Nutzflächen. LÖBF-Schriftenreihe (Nordrh.-Westf.), Band 19.<br />

Heinemeyer, O., H. Insam, H. Kaiser, G. Walenzik (1989): Soil microbial biomass and respiration<br />

measurements: an automated technique based on infrared gas analsysis. Plant and Soil 116, 191-<br />

195.<br />

Kahle, P. und E. Hildebrand (2006): Schnellwachsende Baumarten auf landwirtschaftlichen Flächen:<br />

Bodeneigenschaften nach mehrjähriger Nutzung. Mitt. Ges. Pflanzenbauwiss. 18, 236-237.<br />

Rinklebe, J. und F. Makeschin (2003): Der Einfluss von Acker- und Waldnutzung auf Boden und<br />

Vegetation - ein Zeitvergleich nach 27 Jahren. Forstwiss. Cbl. 122, 81-98.<br />

361


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Vergleichende Untersuchungen zwischen konventioneller und ökologischer<br />

Bewirtschaftung<br />

Herold, Lothar (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena); Wagner, Sabine:<br />

Einleitung<br />

Zu Beginn des neuen Jahrtausends war es politischer Wille den ökologischen Landbau in<br />

Deutschland stärker zu fördern und dessen Anteil auf ca. 10 % der Anbaufläche<br />

auszudehnen.<br />

Aus diesem Grund wurden zwei langfristig angelegte Monitoringprogramme mit<br />

repräsentativer Flächenauswahl genutzt, um vergleichende Untersuchungen zwischen<br />

konventionellem (herkömmlichem) und ökologischem Anbau durchzuführen und den<br />

Einfluss der Bewirtschaftungsweise auf Nmin-Gehalt und N-Saldo sowie Ertrag und<br />

Qualitätsparameter von Winterweizen und Winterroggen zu ermitteln.<br />

Ergebnisse<br />

1. Nmin-Monitoring<br />

Der Verzicht auf die Mineraldüngung bei ökologischer Bewirtschaftung führte im Mittel der<br />

Jahre 1999 bis 2004 nach der Ernte zu einem um 26 kg Nmin/ha (33 %) niedrigeren<br />

Nmin-Gehalt im Vergleich zu konventioneller Bewirtschaftung (Abb. 1).<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abb. 1: Nmin- Gehalt des Bodens nach Art der Bewirtschaftung<br />

1999 bis 2004<br />

80<br />

81<br />

58<br />

konvent ionell ( n= 1462) ökologisch (n= 78)<br />

Bewirtschaftung<br />

Nmin nach der Ernte Nmin Herbst Nmin Frühjahr<br />

Die Differenz verringerte sich bis zum Herbst auf 15 kg Nmin/ha (25 %) und bis zum<br />

folgenden Frühjahr auf 11 kg Nmin/ha (20 %).<br />

Eine verstärkte organische Düngung und Leguminosenanbau sowie zusätzliche<br />

Bodenbearbeitungsmaßnahmen, die in der Regel zu einem Mineralisierungsschub führen,<br />

erhöhten auf den Ökoflächen die organische Substanz des Bodens und sorgten für eine<br />

stärkere N-Nachlieferung aus dem Boden.<br />

54<br />

60<br />

47<br />

362


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Der N-Saldo auf den konventionell bewirtschafteten Flächen ist positiv (+36 kg N/ha)<br />

währenddessen die Ökoflächen im Mittel einen negativen N-Saldo (-27 kg N/ha) aufwiesen<br />

(Abb. 2).<br />

Kg N/ha<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

Abb. 2: N- Zufuhr, N- Abfuhr und N- Saldo nach Art der Bewirtschaftung<br />

1999 bis 2004<br />

172<br />

136<br />

36<br />

konventionell (n= 2292) ökologisch (n= 88)<br />

Bewirtschaftung<br />

N- Zufuhr N- Abfuhr N- Saldo<br />

Fazit:<br />

Der negative N-Saldo deutet langfristig betrachtet auf eine Aushagerung des Bodens mit<br />

Nährstoffen (hier speziell Stickstoff) und damit auf keine nachhaltige Landbewirtschaftung<br />

hin.<br />

2. Getreide – Qualitätsmonitoring<br />

Der Kornertrag auf Ökoflächen erreichte nur die Hälfte bis knapp zwei Drittel der<br />

konventionell bewirtschafteter Flächen (Abb. 3).<br />

64<br />

91<br />

-27<br />

363


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

dt/ha (bei 86% TS)<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abb. 3: Kornertrag von konventionell und ökologisch angebautem Winterweizen<br />

und Winterroggen 2001 bis 2005<br />

73,5<br />

42,0<br />

konventionell n=572 ökologisch n=13 konventionell n=135 ökologisch n=10<br />

Winterweizen Winterroggen<br />

66,8<br />

Bewirtschaftung<br />

Der Schwarzbesatz, d.h. der Anteil artfremder Beimengungen war auf Ökoflächen auf<br />

Grund des Verzichtes von Pflanzenschutzmittelbehandlungen z.T. deutlich höher.<br />

Deutlich geringer hingegen fiel der Rohproteingehalt bei ökologischem Anbau aus. Bei<br />

Winterweizen lag er im Mittel um 3,0 % und bei Winterroggen um 2,3 % niedriger (Abb.<br />

4).<br />

% bzw. ml<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abb. 4: Rohproteingehalt und Sedimentation von konventionell und<br />

ökologisch angebautem Winterweizen 2001 bis 2005<br />

14,0<br />

54<br />

11,0<br />

konventionell n=572 ökologisch n=13<br />

Winterweizen<br />

Rohproteingehalt Sedimentation<br />

Gleiches tritt auf den Sedimentationswert bei Winterweizen zu, der auf Ökoflächen von<br />

durchschnittlich 54 ml auf 33 ml (-40 %) zurückging.<br />

34,2<br />

33<br />

364


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Von der Bewirtschaftungsweise weitgehend unbeeinflusst waren Tausendkorngewicht und<br />

Keimfähigkeit.<br />

Positiv hervorzuheben ist die Qualität von Winterweizen und Winterroggen aus<br />

ökologischem Anbau hinsichtlich Auswuchs und Mutterkorn mit deutlich geringerem<br />

Besatz und höherer Fallzahl bei Winterroggen (Abb. 5).<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

%<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

Abb. 5: Mutterkornbesatz und Fallzahl von konventionell und ökologisch<br />

angebautem Winterroggen 2003 bis 2005<br />

0,21<br />

207<br />

247<br />

0,01<br />

konventionell n=135 ökologisch n=10<br />

Winterroggen<br />

Mutterkorn Fallzahl<br />

220<br />

s<br />

210<br />

Auf konventionell bewirtschafteten Flächen war der Fusariumbesatz drei- bis zehnmal so<br />

hoch wie auf Ökoflächen und auch der DON-Gehalt lag zwei- bis fünffach darüber wobei<br />

festzuhalten ist, dass im Mittel bei beiden Bewirtschaftungsformen die zulässigen<br />

Höchstgehalte nicht überschritten wurden (Abb. 6).<br />

250<br />

240<br />

230<br />

200<br />

190<br />

180<br />

365


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Tsd.KBE/g<br />

5<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Abb. 6: Fusariumbesatz und DON- Gehalt bei konventionell und<br />

ökologisch angebautem Winterweizen und Winterroggen 2001 bis 2005<br />

4,41<br />

292<br />

141<br />

1,41<br />

344<br />

3,62<br />

62<br />

0,33<br />

konventionell n=572 ökologisch n=13 konventionell n=135 ökologisch n=10<br />

Winterweizen Winterroggen<br />

Bewirtschaftung<br />

Fusariumbesatz DON- Gehalt<br />

Fazit:<br />

Es ist festzustellen, dass überall dort wo die Getreidequalität durch die Stickstoffdüngung<br />

direkt beeinflussbar ist (Ertrag, Rohproteingehalt, Sedimentation) der konventionelle<br />

Anbau von Vorteil ist, während der Ökolandbau dort Vorzüge aufweist, wo es um die<br />

Vermeidung von unerwünschten Stoffen in der Rohware geht.<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

µg/kg<br />

366


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Untersuchung stabiler Isotope des Nitrats als Beitrag zur Aufklärung des<br />

Stoffaustragsgeschehens aus landwirtschaftlich genutzten Böden<br />

Kahle, Petra (Universität Rostock); Deutsch, Barbara; Tiemeyer, Bärbel; Lennartz, Bernd:<br />

1 Hintergrund und Zielstellung<br />

In Mecklenburg-Vorpommern weisen 34 % der Standgewässer, 90 % der Fließgewässer<br />

und 100 % der Küstengewässer keinen „guten ökologischen Zustand“ auf. Bei den<br />

Fließgewässern sind Strukturdefizite und erhöhte Nährstoffkonzentrationen als<br />

wesentliche Gründe dafür zu nennen. Im Hinblick auf die Nährstoffbelastung zeigt sich ein<br />

differenziertes Bild, da die Gehalte an Phosphor und Ammonium-Stickstoff seit Jahren<br />

deutlich abnehmen, während dieser Trend für Nitrat-Stickstoff nicht zutrifft. Beleg dafür ist<br />

der Anteil der die jeweiligen LAWA-Zielwerte einhaltenden Fließgewässer-Messstellen.<br />

Dieser beträgt bei Orthophosphat-P (≤ 0,1 mg/l) 80 %, bei Ammonium-N (≤0,3 mg/l) 60 %<br />

und bei Nitrat-N (≤2,5 mg/l) lediglich 20 % (Gewässergütebericht, 2004).<br />

Modellrechnungen zum Stickstoff-Eintrag in die Ostsee aus den Fließgewässern Mecklenburg-Vorpommerns<br />

weisen die Dränung mit 47 % als dominanten Pfad aus (Behrendt &<br />

Bachor, 1998), erklärlich aus hohem Dränflächenanteil und kurzer Aufenthaltsdauer des<br />

Dränwassers in der biologisch aktiven Zone. Abgesehen von diesen Abschätzungen<br />

existiert derzeit keine ausreichende Basis an belastbaren langfristigen Untersuchungsdaten<br />

zur Frage des Stoffaustrages über Dränung in Nordostdeutschland in einer für die<br />

Prozessidentifikation ausreichenden hohen zeitlichen Auflösung (Kahle et al., 2005).<br />

Der vorliegende Beitrag zielt darauf ab, in einem kleinen Flachlandeinzugsgebiet<br />

Nordostdeutschlands (I) den Nitrataustrag über die Maßstabsebenen Dränfläche, Graben<br />

und Bach zu verfolgen und (II) unter Hinzuziehung der Ergebnisse einer zusätzlich<br />

durchgeführten Studie im Untersuchungsraum (Deutsch et al., 2006) zu den stabilen<br />

Isotopenverhältnissen (δ 15 N, δ 18 O des Nitrats) zu prüfen, ob sich neben den hier<br />

ermittelten Nitratausträgen auch die für die Nitratbildung verantwortlichen Prozesse<br />

identifizieren lassen und dadurch zur Quellenidentifikation der Gewässerbelastung<br />

beigetragen werden kann.<br />

2 Material und Methoden<br />

2.1 Untersuchungsprogramm<br />

Am Standort Dummerstorf (15 km südöstlich von Rostock), gelegen im pleistozän<br />

geprägten Flachland Mecklenburg-Vorpommerns mit Böden aus mineralischen und<br />

organogenen Substraten wurde im Zeitraum 2003-2005 ein hierarchisches<br />

Untersuchungsprogramm mit den räumlichen Skalen Dränfläche (I), Graben(II) und Bach<br />

(III) realisiert (Kahle et al., 2005, Tiemeyer et al. 2006).). An der Dränmessstation wird<br />

über einen Sammler eine konventionell bewirtschaftete Ackerfläche (Dränfläche 4,2 ha)<br />

mit der Fruchtfolge Silomais (2003), Winterweizen (2004) und Winterraps (2005) beprobt.<br />

Die Sammler münden in einen ebenfalls beprobten Graben, der 180 ha konventionell<br />

bewirtschaftetes Ackerland entwässert (80% Dränung bei 1,1 m Dräntiefe und 8 und 22 m<br />

Dränabstand). Schwergewicht der Fruchtfolge ist Winterweizen, Winterraps, Silomais und<br />

Zuckerrüben. Die Stickstoffdüngung erfolgt mit mineralischen und/ oder organischen<br />

Düngemitteln und erreicht im Mittel 220 kg/(ha*a). Im Zeitraum 2002 bis 2005 variierten<br />

die Bilanzüberschüsse (Schlagbilanz) im Bereich von 23-66 kg/(ha*a) N mit abnehmendem<br />

Trend über die Zeit (Tiemeyer et al. 2006).<br />

Messstation III befindet sich an der Zarnow (Einzugsgebiet 16 km 2 ), einem Nebenfluss der<br />

Warnow, mit eindeutig landwirtschaftlicher Flächennutzung (48 % Ackerland, 28 %<br />

367


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Grünland, 14 % Forst) und extensiver Entwässerung über Dränung und Gräben. Im<br />

Untersuchungsraum erfolgt Ackernutzung ausschließlich auf mineralischen Böden,<br />

während Grünland und Forst verbreitet auf organischen Böden vorkommen.<br />

2.2 Methodik<br />

Zur Durchflussmessung dient an Station I (Dränauslass) ein Venturigerinne mit<br />

Drucksensor. An den übrigen Stationen erfolgt die Wasserstandsmessung mittels<br />

Ultrasonic-Messgerät (Station II Graben) bzw. Drucksonde (Station III). Häufige<br />

Fließgeschwindigkeitsmessungen an den Stationen II bis III bilden die Basis für die Durchflussberechnung.<br />

Die Entnahme der Wasserproben erfolgt an allen Stationen über automatisch arbeitende<br />

ISCO-Sampler in zeitlich hoher Auflösung (3h Probenahmeintervall). Die täglichen<br />

Mischproben werden bis zur Analyse mittels Ionenchromatographie tiefgefroren (-20 °C).<br />

Die Stofffracht leitet sich aus der Verknüpfung von Stoffkonzentration und Abfluss ab. Die<br />

vorgestellten Untersuchungen zum Abfluss- und Stoffaustragsverhalten betreffen die<br />

hydrologischen Winterhalbjahre 2003/04 und 2004/05. Parallel dazu wurden wichtige<br />

meteorologische Kennwerte (Niederschlag, Lufttemperatur, Wind) am Standort<br />

aufgenommen.<br />

Die Untersuchung der stabilen Isotopenverhältnisse δ 15 N und δ 18 O im Nitrat erfolgte nach<br />

der Methode von Silva et al. (2000) und ist detailliert beschrieben (Deutsch et al., 2006).<br />

Es standen 42 während der Hauptabflussperiode 2003/04 (30.1.-13.3.2004) entnommene<br />

Wasserproben zur Verfügung, verteilt auf Dränwasser (22), Graben und Bach (jeweils 10).<br />

3. Ergebnisse<br />

3.1 Fortpflanzung des Dränsignals<br />

In den hydrologischen Winterhalbjahren 2003/04 und 2004/05 zeigte sich an den<br />

Messstationen Dränfläche (I), Graben (II) und Bach (III) ein eng an die<br />

Niederschlagstätigkeit angekoppeltes Abflussgeschehen (Bild 1 und 2) mit Abflussspitzen<br />

im Februar (7.2.04) bzw. März (16.3.05). 2003/04 waren die durch die Dominanz eines<br />

Hauptereignisses charakterisiert, während 2004/05 mehrere kleinere Abflussspitzen dem<br />

Abflusspeak vorausgingen.<br />

In beiden Abflussperioden wurden ein paralleler Verlauf der Abflusskurven und eine<br />

zeitliche Übereinstimmung der Abflussereignisse der geprüften räumlichen Skalen<br />

deutlich, woraus die besondere Bedeutung der Dränung für das Gebietsverhalten<br />

abzuleiten ist.<br />

Mit 244 mm (2003/04) bzw. 269 mm (2004/05) weisen die hydrologischen Winterhalbjahre<br />

ähnliche, aber im Vergleich zum langjährigen Mittel (283 mm) unterdurchschnittliche<br />

Niederschläge auf. Demgegenüber sind die daraus resultierenden Abflüsse deutlich<br />

verschieden (vgl. Tab. 1). In 2003/04 wurden mit 87 mm (I), 86 mm (II) und 43 mm (III)]<br />

insgesamt geringere Werte als 2004/05 [126 mm (I), 147 mm (II) und 86 mm (III)] erreicht.<br />

Als Ursache hierfür kommen sowohl das Niederschlagsdefizit von 36 % des Vorjahres<br />

(2002/03) und dessen Nachwirkung als auch die Beeinflussung der Abflusssummen durch<br />

die Schneeschmelze in 2004/05 in Frage. Die geringen Abflüsse im Bach sind durch<br />

Schwierigkeiten bei der Einzugsgebietsabgrenzung sowie durch das Vorhandensein abflussloser<br />

Senken bedingt.<br />

Die Nitrat-N-Konzentrationen der untersuchten Wässer überschreiten durchweg den<br />

Zielwert nach WRRL (≤ 2,5 mg/l NO3-N) und deren 90. Perzentile (Tabelle 1) belegen<br />

368


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abfluss [mm/d]<br />

NO 3-N-Konzentration [mg/l]<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

30<br />

1.11.03 1.12.03 31.12.03 30.1.04 29.2.04 30.3.04 29.4.04<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Niederschlag<br />

Dränfläche (I)<br />

Graben (II)<br />

Bach (III)<br />

Dränfläche (I)<br />

Graben (II)<br />

Bach (III)<br />

0<br />

1.11.03 1.12.03 31.12.03 30.1.04 29.2.04 30.3.04 29.4.04<br />

Abb. 1: Täglicher Niederschlag und Abfluss sowie Nitrat-Stickstoffkonzentrationen an den<br />

Stationen Dränfläche, Graben und Bach während des hydrologischen<br />

Winterhalbjahres 2003/04<br />

0<br />

5<br />

10<br />

15<br />

20<br />

25<br />

Niederschlag [mm/d]<br />

369


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abfluss [mm/d]<br />

NO 3-N-Konzentration [mg/l]<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

30<br />

1.11.03 1.12.03 31.12.03 30.1.04 29.2.04 30.3.04 29.4.04<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Niederschlag<br />

Dränfläche (I)<br />

Graben (II)<br />

Bach (III)<br />

Dränfläche (I)<br />

Graben (II)<br />

Bach (III)<br />

0<br />

1.11.03 1.12.03 31.12.03 30.1.04 29.2.04 30.3.04 29.4.04<br />

Abb. 2: Täglicher Niederschlag und Abfluss sowie Nitrat-Stickstoffkonzentrationen an den<br />

Stationen Dränfläche, Graben und Bach während des hydrologischen<br />

Winterhalbjahres 2004/05<br />

erhöhte (≤ 10 mg/l NO3-N) bis sehr hohe (> 20 mg/l NO3-N) Belastungen. Die höheren<br />

NO3-N-Konzentrationen im Dränwasser 2003/04 gegenüber 2004/05 können als Folge des<br />

vorangegangenen Trockenjahres 2002/03 und der dadurch ausgebliebenen<br />

Nitratverlagerung interpretiert werden. Die N-Düngung entfällt als differenzierender Faktor,<br />

weil 2004 vergleichsweise weniger Stickstoff (133 kg N/ha) appliziert wurde als 2005 (200<br />

kg N/ha). Über die Maßstabsebenen Dränfläche, Graben und Bach zeigt sich eine direkte<br />

Verknüpfung von Abflüssen und NO3-N-Konzentrationen, wobei höhere Abflüsse mit<br />

0<br />

5<br />

10<br />

15<br />

20<br />

25<br />

Niederschlag [mm/d]<br />

370


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

höheren NO3-N-Konzentrationen korrespondieren (Bild 1 u. 2). Dieser Effekt stellt einen<br />

gewissen Widerspruch zu vorliegenden Angaben aus der Literatur dar. Aus langjährigen<br />

Untersuchungen ist beispielsweise keine eindeutige Beziehung zwischen NO3-N-<br />

Konzentration und Dränabfluss bekannt (Tomer et al., 2003). Unabhängig davon<br />

unterstreicht der vorgefundene Effekt die Rolle der Dränung für die Fließgewässerqualität.<br />

Die in höheren Maßstabsebenen in Form reduzierter NO3-N-Konzentrationen feststellbare<br />

Verdünnung beschreibt einen Skaleneffekt (vgl. Tabelle 1), bedingt durch<br />

Landnutzungsunterschiede, Eintrag weniger belasteter Grundwässer sowie gewässerinterner<br />

Umwandlungsprozesse.<br />

Tabelle 1: Abfluss, Nitrat-Stickstoff-Konzentrationen und Nitrat-Stickstoff-Konzentrationen<br />

in den Maßstabsbereichen Dränfläche, Graben und Bach<br />

Dränfläche Graben Bach<br />

Maßstabsebene I II III<br />

2003/04<br />

Abfluss [mm] 87 86 43<br />

NO3-N [mg/l] Mittel 14,8 9,2 5,3<br />

Min 6,1 0,4 0,3<br />

Max 29,1 23,3 16,5<br />

90. Perzentil 22,7 19,2 12,4<br />

NO3-N-Fracht [kg/(ha*a)] 14,7 11,7 3,3<br />

2004/05<br />

Abfluss [mm] 126 147 86<br />

NO3-N [mg/l] Mittel 11,7 11,6 6,6<br />

Min 6,5 1,0 0,4<br />

Max 17,2 22,3 19,2<br />

90. Perzentil 16,8 16,8 11,2<br />

NO3-N-Fracht [kg/(ha*a)] 14,2 21,8 7,1<br />

3.2 Stabile Isotope des Nitrats<br />

Der von Deutsch et al. (2006) angewandte duale Ansatz zur Erfassung der<br />

Isotopenverhältnisse im Nitrat des Dränwassers lieferte die in Bild 3 dargestellten<br />

Ergebnisse. Danach lagen die δ 15 N Werte zu Untersuchungsbeginn (30.1.04) bei 15 ‰,<br />

um innerhalb der nachfolgenden vier Tage auf 9,2 ‰ abzunehmen und im weiteren<br />

Untersuchungsverlauf (4.2. bis 13.3.04) zwischen 8,5 und 11,8 ‰ zu variieren. In Analogie<br />

dazu ergab sich das Verteilungsmuster für δ 18 O-NO3 - durch eine Abnahme von 4,3 ‰ auf<br />

1,8 ‰ im Vergleichszeitraum und nachfolgende Einregelung auf den Größenbereich<br />

zwischen 1,8 und 4,2 ‰. Die δ 15 N-NO3 - Werte (8,5 bis 15 ‰) widerspiegeln die<br />

Düngungspraxis der Vorjahre mit organischen und mineralischen Düngemitteln (Kendall,<br />

1998), und die δ 18 O-NO3 - Werte bestätigen den für die Nitrifikation bekannten<br />

Größenbereich von -2 bis 15 ‰ aus anderen Untersuchungen (Mayer et al., 2001).<br />

Aus dem Vergleich von Dränwasser, Graben und Bach geht das Dränwasser durch<br />

höhere NO3-N-Werte (vgl. Kap. 3.1) hervor. Die Isotopensignaturen weisen in allen<br />

Skalenebenen sehr ähnliche Verhältnisse auf, sofern man die Werte der vier letzten<br />

Beprobungstermine zunächst unberücksichtigt lässt (vgl. Bild 3). Aus den parallelen<br />

Verläufen der NO3-N-Konzentrationen und der Isotpensignaturen ist abzuleiten, dass das<br />

Nitrat des Grabens und der Zarnow vorrangig aus Dränflächen stammt. Die niedrigeren<br />

Nitratkonzentrationen in der Zarnow lassen zudem den Schluss zu, dass es hier einerseits<br />

371


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

zu einer Mischung mit geringer belasteten Wässern (z.B. Grundwasser) kommt und<br />

andererseits vor allem in Niedrigwasserperioden gewässerinterne Prozesse eine<br />

Reduzierung der Nitratkonzentrationen bewirken. Das würde der unter Kap. 3.1<br />

geäußerten Vermutung entsprechen.<br />

Die am 23.02.2004 realisierte Düngung der Dränfläche und weiterer 92 ha des<br />

Grabeneinzugsgebietes bewirkte keine Veränderung der Isotopensignatur, erklärlich aus<br />

den herrschenden äusseren Bedingungen für die N-Umsetzungen (niedrige Temperatur<br />

und geringe Niederschlagsmenge).<br />

Bemerkenswert ist der simultane Anstieg der δ 15 N-NO3 - Werte und der δ 18 O-NO3 - Werte<br />

zum Ende des Abflussereignisses in Graben und Bach, die als Anzeichen einer<br />

veränderten Isotopenzusammensetzung im Nitrat zu werten sind. Als Ursache hierfür<br />

kommen insbesondere Denitrifikation und N-Aufnahme durch Primärproduzenten in Frage<br />

(Böttcher et al., 1990, Kendall, 1998). Auf der Dränfläche erscheinen steigende<br />

Denitrifikationsraten eher unwahrscheinlich, da die Grundwasserflurabstände aufgrund<br />

geringer Niederschläge auf 1,10 bis 1,20 m sinken. In den Einzugsgebieten von Graben<br />

und Bach ist die Denitrifikation aufgrund anstehender organogener Böden hingegen nicht<br />

auszuschließen. Zusätzlich ist in den vorhandenen Zeiträumen mit positiven Temperaturen<br />

auch mit der N-Aufnahme durch im und am Gewässer wachsende Pflanzen zu rechnen.<br />

Beide Prozesse bewirken die im Vergleich zum Dränwasser stärker fallenden NO3-N-<br />

Konzentrationen in Graben und Bach. Darüber hinaus sind Mischungen mit Wässern<br />

geringerer Nitratbelastung, vornehmlich aus forstwirtschaftlich genutzten Bereichen, zu<br />

berücksichtigen.<br />

4 Fazit<br />

Aus der vorliegenden Untersuchung zu quantitativen und qualitativen Aspekten des<br />

Stoffaustrages über die Maßstabsebenen Dränfläche, Graben und Bach geht die Dränung<br />

als eindeutiger Belastungsfaktor für die Fließgewässerqualität hervor. Die einbezogene<br />

Messung der stabilen Isotope des Nitrats ist geeignet, Zusatzinformationen zu den<br />

mikrobiologischen Prozessen im Boden und Gewässer zu liefern und dadurch die<br />

Aussagekraft erhobener Stoffaustragsdaten zu erweitern. Fortführende Arbeiten sollten<br />

darauf ausgerichtet werden, die Beziehung zwischen Abflussverhalten und<br />

Stoffkonzentration zu prüfen und niederschlagsreiche Jahre zu berücksichtigen.<br />

372


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

NO3-N [mg/l]<br />

NO3-N [mg/l]<br />

NO3-N [mg/l]<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

30.01.2004 09.02.2004 19.02.2004 29.02.2004 10.03.2004<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

A<br />

NO3-N δ 18 O-NO3 δ 15 N-NO3<br />

0<br />

0<br />

02.02.2004 12.02.2004 22.02.2004 03.03.2004 13.03.2004<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

B<br />

C<br />

NO3-N δ 18 O-NO3 δ 15 N-NO3<br />

NO3-N δ 18 O-NO3 δ 15 N-NO3<br />

0<br />

0<br />

02.02.2004 12.02.2004 22.02.2004 03.03.2004 13.03.2004<br />

Bild 3: Nitrat-Stickstoffkonzentration und Isotopenverhältnisse im Nitrat des Dränwassers<br />

(A), des Grabens (B) und des Baches (C), verändert nach Deutsch et al. (2006).<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

delta-Verhältnisse [°%]<br />

delta-Verhältnisse [°%]<br />

delta-Verhältnisse [°%]<br />

373


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Literatur<br />

Behrendt, H.; Bachor, A.: Point and diffuse load of nutrients to the Baltic Sea by river<br />

basins of North East Germany (Mecklenburg-Vorpommern). In: Wat. Sci. Tech. 38<br />

(1998), Heft 10, 147-155.<br />

Böttcher, J., Strebel, O., Voerkelius, S., Schmidt, H.-L.: Using isotope fractionation of<br />

nitrate-nitrogen and nitrate-oxygen for evaluation of microbial denitrification in a sandy<br />

aquifer. In: Journal of Hydrology 114 (1990), 413-424.<br />

Deutsch, B., Kahle, P., Voss, M. Assessing the impact of tile drainage nitrate on adjacent<br />

surface waters: a stable isotope study. In: Agronomy for Sustainable Development<br />

(2006) (in press).<br />

Gewässergütebericht Mecklenburg-Vorpommern 2000/2001/2002: Ergebnisse der<br />

Güteüberwachung der Fließ-, Stand- und Küstengewässer und des Grundwassers in<br />

Mecklenburg-Vorpommern. Hrsg.: Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie<br />

Mecklenburg-Vorpommern (2004), 159 S.<br />

Kahle, P.; Tiemeyer, B.; Lennartz, B.: Stoffausträge aus landwirtschaftlichen Nutzflächen<br />

über Dränung.In: Wasserwirtschaft, 12 (2005), 12-16.<br />

Kendall, C.: Tracing nitrogen sources and cycles in catchments. In: Kendall, C. Mc<br />

Donnell, J.J. (Eds.) Isotope Tracers in Catchment Hydrology, Elsevier, Amsterdam,<br />

(1998), 519-576.<br />

Mayer, B.; Bollwerk, S.M.; Mansfeldt, T.; Hütter, B.; Veizer, J.: The Oxygen Isotope<br />

Composition of Nitrate Generated by Nitrification in acid Forest Floors. In:<br />

Geochimica et Cosmochimica Acta 65 (2001), 2743-2756.<br />

Renger, M., Wessolek, G., Schwärzel, K., Sauerbrey, R., Siewert, C.: Aspects of peat<br />

conservation and water management. In: J. Plant Nutr. Soil Sci. 165 (2002), 487-493.<br />

Tiemeyer, B.; Kahle, P.; Lennartz, B. (2006): Nutrient losses from artificially drained<br />

catchments in North Eastern Germany at different scales. In: Agricultural Water<br />

Management 85 (2006), 47-57.<br />

Tomer, M.D.; Meek, D.W.; Jaynes, D.B.; Hatfield, J.L. (2003): Evaluation of nitrate nitrogen<br />

fluxes from a tile-drained watershed in Central Iowa. In: J. Environ. Qual. 32 (2003),<br />

642-653.<br />

Anschrift der Verfasser:<br />

Dr. agr. Petra Kahle, Dipl. Ing. Msc. Bärbel Tiemeyer, Prof. Dr. Bernd Lennartz<br />

Universität Rostock, Institut für Landnutzung, 18051 Rostock, Justus-von-Liebig-Weg 6<br />

Email: petra.kahle@uni-rostock.de<br />

Dr. Barbara Deutsch<br />

Institut für Ostseewasserforschung, 18119 Warnemünde, Seestr. 15<br />

Email: barbara.deutsch@io-warnemuende.de<br />

374


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Phosphor-Bilanzen der Landwirtschaft in Europa und ihre Auswirkungen auf die<br />

(inter-)nationale Politik des Phosphor-Nährstoffmanagments: Notwendigkeit auch<br />

einer EU-Phosphor-Direktive<br />

Isermann, Renate (Büro für Nachhaltige Land(wirt)schaft und Agrikultur BNLA); Isermann,<br />

Klaus:<br />

I EINLEITUNG<br />

Grundlagen: P-Bodenuntersuchungen und P-Bilanzen bedingen einander<br />

unabdingbar wechselseitig: Also keine P-Bodenuntersuchungen ohne<br />

entsprechende P-Bilanzen und vice versa, keine P-Bilanzen ohne entsprechende P-<br />

Bodenuntersuchungen! � Koexistenz<br />

II ERGEBNISSE UND SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />

1. Ausgangssituation: Gegenwärtig (2001-2003) sind 26% der Böden z.B. der<br />

Landwirtschaft von Deutschland entsprechend dem bisherigen (1997)<br />

Bewertungsschema des VDLUFA 2004 mit P unterversorgt, 38% optimal versorgt und<br />

trotz drastisch zurückgegangener P-Bilanzsalden insbesondere seit 1989 sowohl<br />

wesentlich in Europa [Tab. 1] als auch hier z.B. in Deutschland zu 36% überversorgt<br />

[VDLUFA 2004] bei einem P-Überschusssaldo- (Feldbilanz) von 1,3 kg P/ha . a (Bach<br />

2005) [Tab. 2] (s.auch Isermann 2006a)<br />

2. Die aus nachhaltiger Sicht hinsichtlich des Schutzes der Ver- und<br />

Entsorgungsressourcen nicht tolerierbare Anreicherung der Böden nicht nur mit<br />

P, sondern auch mit C, N (und S) erfolgt in erster Linie durch nicht tolerierbare:<br />

2.1 Tierbestände von:>0,1GV/Einwohner (≙50 kg Tier-Lebendgewicht/Einwohner)<br />

2.2 Tierbesatzdichten von: > 1,0 GV/ha LF bei optimal mit Nährstoffen versorgter<br />

landwirtschaftlicher Nutzfläche,<br />

2.3 begleitet durch eine (inter-)nationale nichtnachhaltige Preispolitik<br />

(Preisdumping), insbesondere für tierische Agrarprodukte� Notwendigkeit<br />

von Lenkungsabgaben (s. Isermann, K. 2006b hier).<br />

Diese Regionen mit derartiger Massentierhaltung stellen hier in besonderem Ausmaß<br />

eine Gefahr für die (N- und) P- Eutrophierung der Gewässer dar ( BMU) Bestandsauf-<br />

nahme 2004 WRRL/2005) und sind maßgeblich verantwortlich für die auch in Deutsch<br />

land von 1985- 2000 ausgebliebene Reduktion (+4%) der P- Einträge in die Gewässer<br />

(Behrendt et al. 2003, OSPAR 2003). Zudem erschöpfen sich auch somit die minerali-<br />

schen P-Reserven innerhalb der nächsten 30 (Cd-arm) bzw. 100 Jahre (Cd-reich).<br />

3. Die ausführlich in Tab. 3 + 4 sowie zusammenfassend in Tab. 5 dargestellten<br />

Phosphor (P)-Hoftor- und Feld-Bilanzen der Landwirtschaft in Deutschland bei<br />

verschiedenen Düngesystemen (A-E) im Vergleich zum Ist-Zustand (Ø 2001/2003)<br />

lassen folgende Schlussfolgerungen zu:<br />

3.1 Düngeverordnung (DÜVO 2006) = System A [Tab. 3+ 5] Die aktuelle (inter-<br />

)nationale nährstoff- und düngungsrelevante Gesetzgebung, z.B. EU-Nitratrichtlinie<br />

(1991) bzw. die Düngeverordnung insbesondere mit ihrer 1. Änderungsverordnung<br />

(2006) hält die nichtnachhaltige Entwicklung der Nährstoffhaushalte, hier also von P<br />

aufrecht bzw. beschleunigt diese gar noch mit unveränderten oder sogar gesteigerten<br />

P-Überschusssalden von 8,2 kg P/ha LF . a. (Hoftorbilanz= HB) bzw. 10,0 kg P/ha LF .<br />

a (Feldbilanz= FB)- Besonders deutlich wird dies:<br />

• An den mit der DÜVO tolerierten im Vergleich zu den tolerierbaren P-<br />

Ausscheidungen der Mastschweine von Tab. 6 mit den entsprechenden P-<br />

Überschusssalden von 38-79 kg P/ha . a<br />

375


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

• Sowie an den mit der DÜVO gesamthaft tolerierten P-Überschusssalden von 20 kg<br />

P2O5 /ha . a (8,7 kg P/ha . a) auch auf den mit P hypertrophierten Böden der<br />

Gehaltsklassen D und E von Tab. 7.<br />

3.2 P-Zufuhr = Abfuhr unabhängig von den Gehaltsklassen (Hege et al. 2006)<br />

[Tab. 3 + 5] . Definitionsgemäß wird hier das P-Saldo generell auf 0 reduziert, jedoch<br />

nichtnachhaltig die Oligotrophie und Hypertrophie der Böden mit P aufrechterhalten.<br />

3.3 P-Zufuhr ≙ bisherigen P-Gehaltsklassen [Tab. 8] mit entsprechenden P-<br />

Düngeempfehlungen = System C≙ VDLUFA 1997 [Tab. 4+5]<br />

Dadurch deuten sich gering negative P-Salden mit -0,9 kg P/ha . a (HB) bzw. -1,9 (FB)<br />

kg P/ha . a an.<br />

3.4 P-Zufuhr ≙ P-Gehaltsklassen mit entsprechenden P-Düngeempfehlungen,<br />

aber keine P-Zufuhr in Gehaltsklasse D = System D [Tab. 4+5]<br />

Erst dadurch ergeben sich deutlich negative P-Salden von -2,4 kg P/ha . a (HB) bzw. -<br />

4,7 (FB) kg P/ha . a<br />

3.5 P-Zufuhr entsprechend den neuen P-Gehaltsklassen mit ihren jeweiligen<br />

Düngeempfehlungen von Tab. 8 = System E [Tab. 4+5]<br />

3.5.1 Die Optimierung der P-Versorgung der Böden (CAL/DL-mg P/100g Boden)<br />

erfolgt nunmehr innerhalb eines 3 Bereiche- Systems {Tab. 8] mit einem P-<br />

Zufuhr/Abfuhr-Saldo = 0 im anzustrebenden Bereich B mit 3-5 mg P bisher C= 4,5-9.0<br />

mg P] (Köster und Nieder 2004, Isermann 1997, 2006) durch Anreicherung (P-Zufuhr<br />

> P-Abfuhr) von mit P unterversorgten Böden im Bereich A mit < 2 mg P und durch<br />

Abreicherung (P-Zufuhr=0) von mit P überversorgten Böden im Bereich C (bisher<br />

C+D+E) mit > 6 mg P vorübergehend gesamthaft deutlich negativen P-Salden von –<br />

5,6 kg P/ha . a (HB) bzw. -7,6 (FB) kg P/ha . a, solange bis alle Böden optimale P-<br />

Gehalte aufweisen �zielorientiert also keine Koexistenz von mit P-unter-und überver-<br />

sorgten Böden. Aufgrund der neuen Definition der Gehaltsklassen sind nun nur noch<br />

5% der Böden unzureichend mit P versorgt anstelle von 26 % mit der bisherigen De-<br />

finition des VDLUFA (1997) [Tab. 4+5]<br />

3.5.2 Weitere Grundvoraussetzung hierzu ist die Optimierung der Viehbestände<br />

und Viehbesatzdichten aus nachhaltiger Sicht entsprechend Punkt 2 und Tab. 7,<br />

welche eine Reduktion der Viehbestände in Deutschland von -56% (Schleswig-<br />

Holstein: -79% bis Rheinland-Pfalz + Saarland: +7%) zur Folge hat, in der EU-25+2<br />

von -64% (Irland: -94% bis Malta:-19%) [Tab. 9] (s. Isermann 2006b, hier).<br />

4. Erforderlich sind (inter-)nationale, nachhaltig gestaltete Rahmenrichtlinien nicht<br />

etwa nur bezüglich einer Nährstoff-Form (z.B. EU-Nitratrichtlinie 1991), sondern<br />

entsprechend Abb. 1<br />

4.1 insbesondere für die Nährstoffe C (Humus), N, P (und S)<br />

4.2 für den gesamten Ernährungsbereich von Landwirtschaft mit Pflanzen- und<br />

Tierernährung (Produzenten), Humanernährung (Konsumenten) sowie Abwas-<br />

ser- und Abfallwirtschaft (Destruenten)<br />

4.3 zum ursachenorientierten und hinreichenden Schutz der:<br />

4.3.1 Atmosphäre (z.B. NEC Directive 2001/81 EC)<br />

4.3.2 Hydrosphäre (z.B. EU-Wasserrahmenrichtlinie 2000, Entwürfe EU-<br />

Grundwasserrahmenrichtlinie 2005/2006 ,Meeresstrategie (2005/2006)<br />

4.3.3 Biosphäre (z.B. EU Habitat Directive 82/43/ EEC)<br />

4.3.4 Lithosphäre [z.B. � fossile, mineralische P- und C- (Energie-) Res-<br />

sourcen] letztlich integriert mit:<br />

4.3.5 Pedosphäre (z.B. Entwurf EU –Bodenrahmenrichtlinie (2005/2006)<br />

III LITERATUR: kann bei den Autoren erbeten werden.<br />

Manuskriptvorlage R. IsermannVDLUFAII<br />

376


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Table 1: Surplus/deficit of National Phosphorus Farm Gate (FGB) and / or Field Balances (FB) in European Agriculture<br />

Countries References<br />

Phosphorus balances<br />

Type [kg P . ha -1 . yr -1 ] Main P surplus<br />

reducing causes<br />

(- decrease;<br />

+ increase)<br />

1.<br />

Tunney et al. FB 1970:37, 1980, 41;1990:36, 2000: 27<br />

1.– fertilizer<br />

Netherlands (2003)<br />

Chardon et al. FGB 1950:26, 1960:30, 1970: 37, 1980:43, 1990:40, 1995:35, 2000: 34, 2003:26<br />

2.–animal<br />

(2004)<br />

manure<br />

2. Denmark Kyllingsbaek FGB 1979/80: 28, 1984/85:23, 1989/90:18, 1994/95:18, 1999/00:16, 2002/03:13 1.– fertilizer<br />

(2005)<br />

2.+plant and<br />

animal products<br />

3. Ireland EPA of Ireland<br />

(2001)<br />

FB 1988:10.3, 1997/98:11.8 (10.8-13.7/3 different scenarios) -<br />

4. Norway Flatebo 2005) FB 1989:15.9, 1995/99:10.5, 2000/04: 9.8,<br />

1. - fertilizer<br />

Gronlund (2005) FB 1985:24.9, 1990:13.0, 1995:14.9, 2000:14,4, 2002:13.2<br />

5. Italy Sibbesen &<br />

Runge-Metzger<br />

(1995)<br />

FB 1989:17.0 -<br />

6. United Withers (1999) FB 1935:5; 1970: 13; 1993:9 ; 2003: 5<br />

-<br />

Kingdom Sibbesen<br />

&Runge-<br />

Metzger (1995)<br />

1995: 5.4<br />

7. Finland Turtola (2005) FB 1985:30, 1990:25, 1995: 19, 2000:8, 2002:8,2 1. – fertilizer<br />

2. – manure<br />

8. Greece Simonis (1990)<br />

cit. Isermann<br />

(1999)<br />

FB 1961: 5, 1982:11, 1988:13<br />

-<br />

Sibbesen &<br />

Runge-Metzger<br />

(1995)<br />

1989: 7,3<br />

9.<br />

Frossard et al. FB 2002: input 20% more than needed<br />

1. – fertilizer<br />

Switzerland (2003)<br />

2. –imported<br />

feeds<br />

Spiess (2005) FGB 1975:24, 1980:29, 1985:25, 1990:19, 1995:9, 2000:6, 2001:5, 2003:6<br />

Re0693<br />

Table 1: Surplus/deficit of National Phosphorus Farm Gate (FGB) and / or Field Balances (FB) in European Agriculture<br />

(Continued)<br />

Countries References<br />

National surplus/ deficit of Phosphorus balances<br />

Type [kg P . ha -1 . yr -1 ] Main P surplus<br />

reducing causes<br />

(- decrease;<br />

+ increase)<br />

10. Bach & Frede<br />

90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 Ø 01-03 1. –fertilizer<br />

Germany (2005)<br />

FB 11.4 8.3 8.6 6.0 5.7 5.5 4.3 3.2 2.8 2.4 2.6 1.3 2. –imported feeds<br />

3. –domestic feeds<br />

FGB 16.7 16.4 14.4 14.0 13.1 14.4 12.3 12.8 11.9. 12.5 11.9 8.3 4. – manure<br />

5. + plant products<br />

11. Lioy, R. (2005) FGB 1995:10.5, 1006:11.8, 1997:10.5, 1998:10.0, 1999: 8.3, 2000:7.9, 2001:4,8, 2002;4.8,<br />

Luxembourg<br />

2003; 6.1, 2004:4.8<br />

12.Portugal Sibbesen &<br />

Runge-Metzger<br />

FB 1989 : 7.5<br />

-<br />

13. Spain (1995) 1989 : 6.5 -<br />

14. Sweden Sibbesen &<br />

Runge-Metzger<br />

(1995)<br />

FB 1989: 2.3 -<br />

Statistics FB 2001: 2.5, 2003: 2.1 -<br />

Sweden (2005) FBG 2001: 3.2, 2003: 2.6 -<br />

15. Poland Igras (2005) FB 1985: 24, 1989:20, 1990:16, 1991:8, 1995:4, 2000:5, 2003:4 Economic collapse<br />

1989:- Fertilizer<br />

- Manure<br />

Sapek (1998) FGB 84/85: 19.0, 91/92: 4.3, 92/93: 4.4, 93/94: 5.2, 95/96; 6.9, 96/97: 7.0<br />

16. Hungary Csathó (2002) FB 1901/10: 0.04, 1991/20: 0.17, 1921/30: -0.26, 1931/40: -1.48, 1941/50: -1.27, 1951/60: - Economic collapse<br />

0.21, 1961/70: 24.9, 1971/80: 17.2, 1981/90: 13.0, 1991/00: -5.8<br />

1989: - Fertilzer<br />

17. Czech Baier (1998) cit. FB 1961/65: 9.3, 1971/75; 16.2, 1981/85: 22.0, 1986: 19.0, 1987: 17.7, 1988: 18.7, 1989: economic collapse<br />

Republic Csatho (2002)<br />

15.5, 1990: 13.2, 1991: -7.4<br />

1989: - Fertilizer<br />

18. Slovak Torma (2005) FB 1989:23.1, 1990:24,4, 1992: -1.3, 1994: -5.2, 1996: -5.2, 1998: -5.2, 2000: -2.6,<br />

economic collapse<br />

Republic<br />

2002: -5.7, 2003: -3.1<br />

1989: -fertilizer<br />

19. Danube EU/AR/102A FB Romania: 23.2/8.7, Bulgaria: 8.4/-2.3<br />

economic collapse<br />

Countries (1996)<br />

1988/ Moldova: 17.4/5.6, Hungary: 23.9/1.5<br />

1989 (except<br />

within<br />

89 Slovenia: 4.9/3.1, Czech Republic : 29.5/7.8<br />

Austria/ Germany)<br />

Danube<br />

vs. Austria: 7.6/5.9, Ukraine : 5.5/11.7<br />

- Fertilizer;<br />

Basin<br />

1992 Germany: n.d. (ca. 12/11)<br />

- manure<br />

20. Compare LIU (2005) FB 1996: 13<br />

-<br />

PR China Isermann (2005) FGB 1996: 18<br />

re0693<br />

377


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Table 2: Phosphorus status in European agricultural soils (plant available P for each country using its standard and<br />

methodology for soil test phosphorus /STP) according to table 3) and actual Phosphorus Field balances (FB)<br />

Countries Years References<br />

1. Western Countries<br />

- Norway<br />

- Denmark<br />

- Netherlands<br />

- Sweden<br />

- United Kingdom<br />

- Ireland<br />

- Greece<br />

- France<br />

- Germany<br />

- Austria<br />

- Finland<br />

2. CEE Countries<br />

- Bulgaria<br />

- Czech Republic<br />

- Hungary<br />

- Latvia 1<br />

- Poland<br />

- Romania 1<br />

- Slovakia 1<br />

- Slovenia 1<br />

- Ukraine<br />

1996 Sten (2000)<br />

1977-80<br />

1983-95<br />

1977-81<br />

1980-85<br />

1991-94<br />

1985<br />

1976-80<br />

199297<br />

1977-80<br />

1 Only arable land ; 2 Farm Gate Balance (FGB)<br />

Csatho (2002)<br />

Insufficient<br />

(very low + low)<br />

23<br />

6<br />

14<br />

15<br />

15<br />

16<br />

20<br />

24<br />

28<br />

30<br />

52<br />

59<br />

26<br />

16<br />

52<br />

39<br />

40<br />

26<br />

25<br />

59<br />

Phosphorus status soils (% of area)<br />

Optimum<br />

(medium)<br />

50<br />

42<br />

18<br />

40<br />

68<br />

32<br />

40<br />

37<br />

40<br />

45<br />

35<br />

27<br />

51<br />

36<br />

29<br />

26<br />

34<br />

46<br />

24<br />

27<br />

Over supplied<br />

(high + very high)<br />

27<br />

52<br />

68<br />

45<br />

17<br />

52<br />

40<br />

38<br />

32<br />

25<br />

13<br />

13<br />

23<br />

48<br />

19<br />

35<br />

35<br />

28<br />

51<br />

13<br />

Actual<br />

Phosphorus<br />

Field Balances<br />

[kg P . ha -1 . yr -1 ]<br />

(see table 3)<br />

13.2 (2002)<br />

13.0 (2002/3) 2<br />

27.0 (2002)<br />

21.0 (2003)<br />

5.0 (1995)<br />

11.8 (1997/98)<br />

7.3 (1989)<br />

n.d.<br />

38.0 (2003)<br />

5.9 (1992)<br />

8.2 (2002)<br />

-2.3 (1992)<br />

7.8 (1992)<br />

-5.8 (1991/00)<br />

n.d.<br />

4.0 (2003)<br />

8.7 (1992)<br />

n.d.<br />

3.1 (1992)<br />

11.7 (1992)<br />

Table 2(Continued):Phosphorus status in European agricultural soils (plant available P for each country using its<br />

standard and methodology for soil test phosphorus /STP) according to table 3) and actual Phosphorus Field balance<br />

(FB)<br />

Countries Years References<br />

3. Newest datas<br />

- Netherlands<br />

a) arable land<br />

b) grassland<br />

- Denmark<br />

- Norway<br />

- Ireland<br />

- Germany<br />

a) arable land<br />

b) grassland<br />

- Finland<br />

- Poland<br />

- Luxembourg<br />

- Switzerland<br />

a) arable land<br />

b) temporary grassland<br />

c) permanent grassland<br />

- England and Wales<br />

a) arable land<br />

b) grassland<br />

- Austria<br />

a) Lower Austria<br />

b) Upper Austria<br />

c) Burgenland<br />

d) Styria<br />

e) Tyrol<br />

1999-2000<br />

1999<br />

1999<br />

2003<br />

2004<br />

1998<br />

2001<br />

1995-98<br />

2004<br />

2002<br />

2002<br />

1969-73<br />

1995-99<br />

1969-73<br />

1995-99<br />

1986-1996<br />

RIVM (2004)<br />

Oenema (2005)<br />

Oenema (2005)<br />

Pedersen (2004)<br />

Gronlund (2005)<br />

EPA (2001)<br />

VDLUFA (2004)<br />

Yli-Halla (1999)<br />

Igras (2005)<br />

Lioy (2005)<br />

Neyroud (2005)<br />

Declerck (2001)<br />

Withers et al.<br />

(2005)<br />

Danneberg et al.<br />

(1997)<br />

Insufficient<br />

(very low + low)<br />

(under-fertilized)<br />

4<br />

0<br />

10<br />

9<br />

14<br />

17<br />

26<br />

21<br />

41<br />

37<br />

38<br />

33<br />

41<br />

41<br />

45<br />

6<br />

3<br />

13<br />

11<br />

46<br />

64<br />

56<br />

73<br />

93<br />

Phosphorus status soils(% of area)<br />

Optimum<br />

(medium)<br />

29<br />

20<br />

30<br />

48<br />

52<br />

34<br />

38<br />

38<br />

35<br />

54<br />

n.d.<br />

44<br />

27<br />

22<br />

27<br />

69<br />

80<br />

75<br />

82<br />

39<br />

24<br />

32<br />

16<br />

3<br />

Over supplied<br />

(high + very high)<br />

(over-fertilized)<br />

67<br />

80<br />

60<br />

40<br />

35<br />

49<br />

36<br />

41<br />

24<br />

9<br />

n.d.<br />

22<br />

32<br />

27<br />

28<br />

25<br />

17<br />

12<br />

7<br />

15<br />

12<br />

12<br />

11<br />

4<br />

re0694<br />

Actual<br />

Phosphorus<br />

Field Balances<br />

[kg P . ha -1 . yr -1 ]<br />

(see table 3)<br />

26 (2003) 1<br />

1 Farm Gate Balances (FGB) re0694<br />

13 (2002/03)<br />

13 (2002)<br />

12 (1997/98)<br />

1 (2001/03)<br />

8 (2000/02)<br />

4 (2003)<br />

5 (2004) 1<br />

6 (2003) 1<br />

13 (1970) 1<br />

5 (2003) 1<br />

13 (1970) 1<br />

5 (2003) 1<br />

6 (1992)<br />

378


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

1/2<br />

Tab. 3: Phosphor (P)-Hoftor und –Feldbilanzen der Landwirtschaft von Deutschland (LF= 17,0 Mio. ha)<br />

bei verschiedenen P-Düngesystemen (A-E) im Vergleich zum Ist-Zustand (Ø 2001/2003)<br />

1. Ist-Zustand<br />

Hoftorbilanz<br />

Feldbilanz<br />

vs.<br />

(Gesamtbilanz)<br />

(Flächenbilanz)<br />

2. – 6. Düngesystem (A-E) t P /a kg P / ha . a t P /a kg P / ha . 1. Ist-Zustand (Ø 2001/2003)<br />

[Bach 2005]<br />

a<br />

1.1 Zufuhr ( Z )<br />

339 202 [100] 20,0<br />

411 828 [100] 24,2<br />

1.2 Abfuhr ( A )<br />

197 369<br />

11,6<br />

390 134<br />

22,9<br />

1.3 Saldo ( S )<br />

141 833<br />

8,4<br />

21 694<br />

1,3<br />

2. Düngeverordnung (2006)<br />

[BMLEV] (System A)<br />

2.1 Zufuhr(Z) ? Gehaltslasse 1)<br />

(A) 855 000 ha x Ax2.0 (+> 8.7) ( 5%)<br />

(B) 3 570 000 ha x A x 1,5 (+> 8,7) (21%)<br />

(C) 6 460 000 ha x A + 8.7 (38%)<br />

(D) 4 250 000 ha x A + 8,7 (25%)<br />

(E) 1 870 000 ha x A + 8.7 (11%)<br />

(A-E)1 7000 000 ha (100%)<br />

2.2 Abfuhr<br />

2.3 Saldo<br />

3. Zufuhr ?Abfuhr (System B) (Hege 2006)<br />

3.1 Zufuhr (Z)<br />

3.2 Abfuhr (A)<br />

3.3 Saldo (S)<br />

19 836<br />

62 118<br />

131 138<br />

86 275<br />

37 961<br />

337 328 [99]<br />

197 369<br />

139 959<br />

197 369 [58]<br />

197 369<br />

0<br />

1) ohne Schleswig-Holstein und Saarland (VDLUFA 2004)<br />

23,2<br />

17,4<br />

20,3<br />

20,3<br />

20,3<br />

19,8<br />

11,6<br />

8,2<br />

11,6<br />

11,6<br />

0,0<br />

39 159<br />

122 630<br />

204 136<br />

134 300<br />

59 092<br />

559 317 [136]<br />

390 134<br />

169 183<br />

390 134 [95]<br />

390 134<br />

0<br />

45,8<br />

34,4<br />

31,6<br />

31,6<br />

31,6<br />

32,9<br />

22,9<br />

10,0<br />

22,9<br />

22,9<br />

0,0<br />

Re0740/1<br />

Tab. 4: Phosphor (P)-Hoftor und –Feldbilanzen der Landwirtschaft von Deutschland (LF= 17,0 Mio. ha)<br />

bei verschiedenen P-Düngesystemen (A-E) im Vergleich zum Ist-Zustand (Ø 2001/2003)<br />

2/2<br />

1. Ist-Zustand<br />

Hoftorbilanz<br />

Feldbilanz<br />

vs.<br />

(Gesamtbilanz)<br />

(Flächenbilanz)<br />

2. – 6. Düngesystem (A-E) t P /a kg P / ha . a t P /a kg P / ha . 4. Zufuhr ? P-Gehaltsklassen (2001)<br />

a<br />

1)<br />

[VDLUFA 1997]<br />

4.1 Zufuhr (Z)<br />

(A) 855 000 ha x A x 2.0 ( 5%)<br />

(B) 3 570 000 ha x A x 1,5 (21%)<br />

(C) 6 460 000 ha x A x 1,0 (38%)<br />

(D) 4 250 000 ha x A x 0,5 (25%)<br />

(E) 1 870 000 ha x A x 0,0 (11%)<br />

19 836<br />

62 118<br />

74 936<br />

24 650<br />

0<br />

23,2<br />

17,4<br />

11,6<br />

5,8<br />

0,0<br />

39 159<br />

122 630<br />

147 934<br />

48 663<br />

0<br />

45,8<br />

34,3<br />

22,9<br />

11,5<br />

0,0<br />

(A-E)17 000 000 ha (100%)<br />

4.2 Abfuhr (A)<br />

4.3 Saldo (S)<br />

5. Wie 3.,aber Zufuhr D = 0 x A(System D)<br />

5.1 Zufuhr (Z) 17 000 000 ha x A x 2.0 -1.0<br />

5.2 Abfuhr (A)<br />

5.3 Saldo (S)<br />

6. Erhaltungsklasse B? C (VDLUFA 1997)<br />

[Köster u. Nieder 2004, Isermann 2006]<br />

(System E)<br />

6.1 Zufuhr (Z)<br />

(A) 855 000 ha x A = 2,0 (5%)<br />

(B) 3 570 000 ha x A = 1,0 (21%)<br />

(C) 122 575 999 ha X A= 0,0 (74%)<br />

(A-C) 17 000 000 ha (100%)<br />

6.2 Abfuhr (tierische Produkte - 56%<br />

6.3 Saldo (S)<br />

181 549 [54]<br />

197 369<br />

- 15 829<br />

156 890 [46]<br />

197 369<br />

- 40 479<br />

19 836<br />

41 412<br />

0<br />

61 248 [18]<br />

157 284 2)<br />

-96 036<br />

10,7<br />

11,6<br />

-0,9<br />

9,2<br />

11,6<br />

-2,4<br />

23,2<br />

11,6<br />

0,0<br />

3,6<br />

9,2<br />

- 5,6<br />

358 386 [87]<br />

390 134<br />

- 31 748<br />

309 723 [75]<br />

390 134<br />

- 80 411<br />

39 159<br />

81 753<br />

0<br />

120 912 [29]<br />

249 685 2)<br />

-128 773<br />

1) ohne Schleswig-Holstein und Saarland (VDLUFA 2004);<br />

2) Anteil der Futtererzeugung an der landwirtschaftlichen Produktion anstelle bisher 60% jetzt nur noch 24%<br />

21,1<br />

22,9<br />

-1,9<br />

18,2<br />

22,9<br />

- 4,7<br />

45,8<br />

22,9<br />

0,0<br />

7,1<br />

14,7<br />

- 7,6<br />

Re0740/2<br />

379


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Tab. 5: Phosphor (P)-Hoftor- und Feld-Bilanzen der Landwirtschaft in Deutschland<br />

bei verschiedenen Düngesystemen (A- E) im Vergleich zum Ist-Zustand (Ø 2001/2003) [Auszug von re0737]<br />

1. Ist-Zustand<br />

vs.<br />

2.-6. Düngesysteme (A-E) Hoftorbilanz<br />

1. Ist-Zustand (Ø 2001/2003)<br />

[Bach 2005]<br />

1.1 Zufuhr (Z)<br />

1.2 Abfuhr (A)<br />

1.3 Saldo (S)<br />

2. Düngeverordnung (2006) = System A<br />

[BMELV 2005]<br />

2.1 Zufuhr (Z)<br />

2.2 Abfuhr (A)<br />

2.3 Saldo (S)<br />

3. Zufuhr = Abfuhr = System B<br />

[Hege 2006]<br />

3.1 Zufuhr (Z)<br />

3.2 Abfuhr (A)<br />

3.3 Saldo (S)<br />

4. Zufuhr = P-Gehaltsklassen (2001) = System C<br />

[VDLUFA 1997]<br />

4.1Zufuhr (Z)<br />

4.2 Abfuhr (A)<br />

4.3 Saldo (S)<br />

5. Wie 4. aber Gehaltsklasse D= 0xA = System D<br />

5.1Zufuhr (Z)<br />

5.2 Abfuhr (A)<br />

5.3 Saldo (S)<br />

6. Erhaltungsklasse B? C (VDLUFA 1997) = System E<br />

[Köster u. Nieder 2004; Isermann 2006<br />

� Tierische Produktion: - 60%<br />

6.1 Zufuhr (Z)<br />

6.2 Abfuhr (A)<br />

6.3 Saldo (S)<br />

(Gesamtbilanz)<br />

(Z= 1,7 . A) 20,0 [100]<br />

11,6<br />

8,4<br />

(Z= 1,7 . A) 19,8 [99]<br />

11,6<br />

8,2<br />

(Z= 1,0 . A) 11,6 [58]<br />

11,6<br />

0,0<br />

(Z= 0,9 . A) 10,7 [54]<br />

11,6<br />

-0,9<br />

(Z= 0,8 . A) 9,2 [46]<br />

11,6<br />

-2,4<br />

(Z=0,4 . A) 3,6 [18]<br />

9,2 1)<br />

-5,6<br />

P-Bilanzen [ kg P/ ha LF . a]<br />

Feldbilanz<br />

(Flächenbilanz)<br />

(Z= 1,1 . A) 24,2 [100]<br />

22,9<br />

1,3<br />

(Z= 1,4 . A) 32,9 [136]<br />

22,9<br />

10,0<br />

(Z= 1,0 . A) 22,9 [95]<br />

22,9<br />

0,0<br />

(Z= 0,8 . A) 21,1 [87]<br />

22,9<br />

-1,9<br />

(Z= 0,8 . A) 18,2 [75]<br />

22,9<br />

- 4,7<br />

(Z= 0,5 . A) 7,1 [29]<br />

14,7 1)<br />

- 7,6<br />

1) Anteil der Futtererzeugung an der landwirtschaftlichen Produktion statt bisher 60% jetzt nur noch 24% Re0736<br />

Tab. 6: „Unavoidable“ gaseous N losses with animal manure as well as tolerated with them maximum<br />

animal densities and P excretions according to the fertilizing regulation of Germany (13 th January 2006)<br />

compared with sustainable NH3-N losses and P excretions shown by 2 examples<br />

(arable land/liquid manure from fattening pigs and 3 x cutted + 1 x grazed grassland) respectively<br />

Maximum applicated N<br />

(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />

“Unavoidable” gaseous N losses<br />

(90% NH3-N)<br />

a) %<br />

b) (kg N . ha -1 . yr -1 )<br />

Tolerable NH3-N losses<br />

(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />

Maximum tolerated N excretion<br />

(kg N . ha -1 . yr -1 )<br />

N excretion of 1 animal unit ? tolerable<br />

animal density (kg N . ha -1 . yr -1 )<br />

Tolerated animal densities (AU . ha -1 )<br />

(1 AU ? 500 kg life weight)<br />

…with tolerated P excretion<br />

(kg P2O5 . ha -1 . yr -1 )<br />

Tolerable P excretion with 1 AU<br />

(kg P2O5 . ha -1 . yr -1 )<br />

Arable land / liquid manure<br />

from fattening pigs<br />

170<br />

(Compare Austria: Total N input 170)<br />

3x cutted and 1x grazed grassland/<br />

liquid manure and urine/excretion from<br />

dairy cows (6200 kg milk . cow -1 . yr -1<br />

(1 st Amending regulation 10/01/06)<br />

230<br />

(compare Austria: Total N input 210)<br />

40<br />

28<br />

105<br />

89<br />

10<br />

10<br />

(actually: 29)<br />

(actually: 29)<br />

262 319<br />

6.25 fattening pig places (? 16 pigs . yr -<br />

1<br />

)<br />

Feeding:<br />

a) monophasic: 73<br />

b) more phasic: 61<br />

a) monophasic: 262/ 73 = 3.6<br />

(58 fatteining pigs)<br />

b) more phasic: 262/61 = 4.3<br />

(69 fattening pigs)<br />

a) monophasic: 139 (P surplus: 79)<br />

b) more phasic: 110 (P surplus: 38)<br />

a) monophasic: 38 (P surplus: 21)<br />

b) more phasic: 26 (P surplus: 9)<br />

96 (115 . cow -1 . yr -1 )<br />

319 / 96 = 3.3<br />

(? 2.8 cows)<br />

2.7 x 40 = 108<br />

(P surplus: 108-47= 61)<br />

34<br />

(P surplus: 17)<br />

Re0738<br />

380


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Tab.7: A) Maximum tolerated „unavoidable“ P-surplus of soils with optimal and hypertrophied P<br />

contents according to the fertilizing regulation in Germany (13 /01 /2006)<br />

B) Compared with maximum sustainable P surpluses<br />

A)<br />

Maximum tolerated P surpluses<br />

Fertilizing Regulation Germany<br />

(13.01.2006)<br />

[ kg P2 O5 . ha -1 . yr -1 ]<br />

1. Not essential P input 30<br />

2. Classification Soil-P<br />

(mg CAL-/DL-P2O5 . 100g soil -1 )<br />

2.1 Optimal ( C ): 10-20 (25)<br />

2.2 Hypertrophied:<br />

2.2.1 (D): 21-34<br />

20 1)<br />

20 1)<br />

20 1)<br />

B)<br />

Maximum sustainable tolerable P<br />

surpluses<br />

[ kg P2 O5 . ha -1 . yr -1 ]<br />

± 0<br />

± 0 (also VDLUFA)<br />

< 0 no P fertilisation<br />

< 0 (also VDLUFA) no P fertilisation<br />

2.2.2 (E): > 35<br />

Re0739<br />

1)<br />

Compare Mineral accounting system (MINAS) of the Netherlands:<br />

2003: Tolerated P surplus: 20 kg P2 O5 . ha -1 . yr -1 : The EC condemned MINAS in 2003 also a.o. causes because levy-free<br />

surpluses were too high<br />

2004: Consequently maximum tolerated P surplus was reduced to 1.0 kg P2 O5 . ha -1 . yr -1<br />

Tab. 8: Definition der P-Gehaltsklassen für den leichtlöslichen (pflanzenverfügbaren) DL bzw. CAL Phosphor im Boden<br />

und P-Düngungsempfehlungen<br />

A) Neu (u.a. Köster und Nieder 2004, Isermann 1997/ 2006)<br />

B) Bisher (VDLUFA-P-Standpunkt 1997)<br />

Gehaltsklasse<br />

(GK)<br />

A<br />

(zu niedrig)<br />

B<br />

(anzustreben)<br />

C<br />

(zu hoch)<br />

A) Neu: 3- Bereiche-System<br />

Richtwerte<br />

[mg P/100g Boden]<br />

�potentielle<br />

Eutrophierung<br />

Oberflächengewässer<br />

< 3,0 (< 2,0)<br />

� gering<br />

? 3,0 – 5,0<br />

� mittel<br />

> 5,0 (> 6,0)<br />

� hoch<br />

+<br />

Ressourcenvernichtung<br />

von P<br />

B) Bisher: 5-Bereiche-System<br />

Düngebedarf Düngewirkung Gehaltsklasse Richtwerte Düngebedarf Düngewirkung<br />

GK [mg P<br />

Zufuhr (Z)<br />

-------------<br />

Abfuhr (A)<br />

Mehrertrag Δ P-<br />

Gehalte<br />

der<br />

/100g<br />

Boden]<br />

Zufuhr (Z)<br />

-------------<br />

Abfuhr (A)<br />

Mehrertrag Δ P-<br />

Gehalte<br />

der<br />

Böden<br />

Böden<br />

Z= 2,0 x A oft gegeben steigt A<br />

< 2,0 Z= 2,0 x A hoch steigt<br />

deutlich (sehr niedrig)<br />

deutlich<br />

B<br />

(niedrig)<br />

Z = A keiner konstant C<br />

(anzustreben)<br />

Z= 0 x A keiner nimmt<br />

deutlich<br />

ab<br />

D<br />

(hoch)<br />

E<br />

(sehr hoch)<br />

2,1– 4,4<br />

Z= 1,5 x A<br />

mittel<br />

steigt<br />

4,5 – 9,0 Z= A gering konstant<br />

9,1 – 15,0<br />

> 15,1<br />

Z= 0,5 x A<br />

Z = 0 x A<br />

nur bei<br />

Blattfrüchten<br />

keiner<br />

nimmt<br />

langsam<br />

ab<br />

nimmt ab<br />

Re0775<br />

381


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Tab. 9: Notwendige Reduktion der Tierproduktion und der Tierbestände der Landwirtschaft<br />

in Ländern der EU-25+2 sowie in den Bundesländern von Deutschland<br />

gemessen am aktuellen einwohnerspezifischen Tierbesatz (GV/E) im Vergleich zum maximal tolerierbaren Tierbesatz<br />

von 0,1 GV/E (Isermann und Isermann 1995/2006)<br />

aufgrund einer gesunden Ernährung (Konsumtion/Haushalte) mit tierischen Nahrungsmitteln, insbesondere mit Fleisch<br />

[(Netto: max. 23,4 kg /E . a; DGE (2000/2001) anstelle von z.B. in Deutschland aktuell (2002): 60 kg /E . a]<br />

mit Bezugsjahr 2003<br />

[Aktuelle Tierbestände und Bevölkerung: EUROSTAT 2005]<br />

Land Aktueller<br />

Tierbesatz<br />

1.Irland<br />

2.Dänemark<br />

3.Frankreich<br />

4.Belgien<br />

5.Niederlande<br />

6.Zypern<br />

7.Luxemburg<br />

8.Spanien<br />

9.Litauen<br />

10. Österreich<br />

11.Rumänien<br />

(GV/E)<br />

1.606<br />

0,846<br />

0,390<br />

0,382<br />

0,380<br />

0,359<br />

0,355<br />

0,341<br />

0,339<br />

0,308<br />

0,304<br />

Notwendige<br />

Reduktion<br />

(%)<br />

-94<br />

-88<br />

-74<br />

-74<br />

-74<br />

-72<br />

-72<br />

-71<br />

-71<br />

-67<br />

-67<br />

EU-15 0,294 -66<br />

12.Slowenien 0,293<br />

-66<br />

13. Polen<br />

0,292<br />

-66<br />

EU-25+2<br />

0,290<br />

-64<br />

EU-10+2<br />

0,275<br />

-64<br />

Land Aktueller<br />

Tierbesatz<br />

14. Ungarn<br />

15. Bulgarien<br />

16. Estland<br />

17. Ver. Königreich<br />

18. Griechenland<br />

19. Finnland<br />

20. Deutschland<br />

21. Portugal<br />

22. Tschech. Rep.<br />

23. Schweden<br />

24. Lettland<br />

25. Slowakei<br />

26. Italien<br />

27. Malta<br />

(GV/E)<br />

0,263<br />

0,254<br />

0,241<br />

0,240<br />

0,238<br />

0,227<br />

0,226<br />

0,226<br />

0,224<br />

0,205<br />

0,197<br />

0,177<br />

0,174<br />

0,123<br />

Notwendige<br />

Reduktion<br />

(%)<br />

-62<br />

-61<br />

-59<br />

-58<br />

-58<br />

-56<br />

-56<br />

-56<br />

-55<br />

-51<br />

-49<br />

-44<br />

-43<br />

-19<br />

Deutschland<br />

Bundesländer<br />

1. Schleswig-Holstein<br />

2. Niedersachsen<br />

+Hamburg<br />

+Bremen<br />

3. Mecklenburg-Vorp.<br />

4. Bayern<br />

5. Sachsen-Anhalt<br />

6. Thüringen<br />

Deutschland<br />

7. Sachsen<br />

8. Nordrhein-Westf.<br />

9. Baden-Württemb.<br />

10. Brandenburg<br />

+Berlin<br />

11. Hessen<br />

12. Rheinland-Pfalz +<br />

Saarland<br />

Aktueller<br />

Tierbesatz<br />

(GV/E)<br />

0,466<br />

0,456<br />

0,404<br />

0.311<br />

0,252<br />

0,232<br />

0,226<br />

0,156<br />

0,154<br />

0,140<br />

0,130<br />

0,106<br />

0,094<br />

Abb. 1: Existing (�) and needed (�) Framework Directives (FD) in the anthroposphere nutrition<br />

on the fundamentals of the Agenda 21 of Rio (1992) and<br />

related to the main nutrients C, N, P, S, (fossil) energy and contaminants (i.e. heavy metals,xenobiotics)<br />

PRODUCTION: AGRICULUTRE<br />

HYDROSPHERE – FD<br />

1. Surface Water<br />

� WFD (2000)<br />

� Shelf ?<br />

� Ocean?<br />

2. Groundwater<br />

Directive<br />

Draft EU-KOM (2003) final<br />

ANTHROPOSPHERE NUTRITION: HUMAN HEALTH AND CULTURE<br />

CARBON ( C ) – FD � ? NITROGEN ( N ) -FD � ?<br />

ATMOSPHERE-FD<br />

� IPCC-Directive (1996)<br />

� Kyoto-Protokoll (1997)<br />

� UN/EC Protocol (1999)<br />

�NEC Directive (2001)<br />

�Ozone-Directive (2003/3/EC)<br />

SOIL-FD (Pedosphere) � ?<br />

1. Cultivated: Terrestrial ~ � ?<br />

1.1 Agricultural ~ � ?<br />

1.2 Forestral ~ � ?<br />

2. Natural ~ � ?<br />

2.1 Terrestrial ~ � ?<br />

2.2 Subhydric ~ � ?<br />

LITHOSPHERE –FD � ?<br />

PHOSPHORUS ( P ) –FD � ? SULPHUR ( S ) –FD � ?<br />

CONSUMPTION: HOUSEHOLDS<br />

BIOSPHERE – FD<br />

�UN-Convention<br />

of Biological Diversity<br />

-CBD (1999)<br />

�EC-Habitat Directive<br />

92/43/EEC<br />

(Natura 2000)<br />

Re0627ppt<br />

DISPOSAL: WASTE AND WASTEWATER<br />

Notwendige<br />

Reduktion<br />

(%)<br />

Re0747<br />

-79<br />

-78<br />

-75<br />

-68<br />

-60<br />

-57<br />

-56<br />

-36<br />

-35<br />

-29<br />

-23<br />

-6<br />

+7<br />

382


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Bewertung der Qualität von VDLUFA-Methoden im Bereich der Bodenuntersuchung<br />

mittels Horwitz-Ratios<br />

Nätscher, Ludwig (Bioanalytik Weihenstephan):<br />

1. Zielsetzung<br />

An analytische Verfahren werden verschiedene Anforderungen gestellt: sie sollen gut<br />

reproduzierbar, selektiv, auf eine breite Palette von Probenmaterialien anwendbar, robust<br />

hinsichtlich der Umgebungsbedingungen und praktikabel bezüglich Geräteausstattung und<br />

Kosten sein. Zudem wird ein starkes Gewicht auf die Vergleichbarkeit von<br />

Messergebnissen verschiedener Laboratorien gelegt, speziell bei Untersuchungen im<br />

gesetzlich geregelten Bereich.<br />

Die Fachgruppe Bodenuntersuchung des VDLUFA veranstaltet regelmäßig Ringuntersuchungen,<br />

um die Qualität von Analysen zu prüfen. Die vorliegenden Enquete-<br />

Ergebnisse der Jahre 1992 bis 2005 wurden mit Hilfe des Konzeptes von W. Horwitz<br />

ausgewertet und die Qualität der einzelnen Verfahren bewertet.<br />

2. Datenmaterial<br />

Zur Auswertung stehen 14 Ringuntersuchungen der Fachgruppe Bodenuntersuchung von<br />

1992 bis 2005 (72. bis 85. Enquete) zur Verfügung. An insgesamt 27 Bodenproben<br />

wurden lösliche Fraktionen von Hauptnährstoffen (Nitrat, Ammonium, Phosphor, Kalium,<br />

Magnesium, Schwefel) sowie Spurenelementen (Bor, Kupfer, Mangan, Zink) und<br />

außerdem Gesamtgehalte (Kohlenstoff, Stickstoff) bestimmt. Es kamen verschiedene<br />

Extraktionsmethoden wie CAL, DL, CaCl2, EDTA, CAT und andere zur Anwendung.<br />

Insgesamt wurden 32 Parameter ausgewertet. Nach Literaturangaben gehorchen<br />

allerdings physikalische Methoden (z.B. Korngrößenbestimmung u.a.) nicht der<br />

Horwitzfunktion, weshalb die Auswertung auf chemische Methoden beschränkt wurde.<br />

Die Anzahl der Ergebnisse pro Parameter ist maximal 27, bei neu eingeführten Methoden<br />

wie bei dem CAT-Verfahren oder bei Spezial-Methoden, z.B. Zink nach Trierweiler, auch<br />

weniger. Zum Vergleich mit der Horwitzkurve genügen pro Parameter zwei statistische<br />

Kenngrößen aus der Enqueteauswertung und zwar Mittelwert und Vergleichsvariationskoeffizient<br />

(VK).<br />

3. Auswertung und Ergebnisse<br />

In Abb. 1 ist die aus einer Vielzahl von Ringuntersuchungen empirisch ermittelte Horwitz-<br />

Gleichung, d.h. der Zusammenhang von VK und der Konzentration dargestellt. Die<br />

Gleichung lautet: VK(%) = 2 (1-0,5*log c) . Zusätzlich zur Horwitz-Kurve ist der auf ± 50%<br />

eingestellte Toleranzbereich dargestellt. Die eingezeichneten Punkte (Abb. 1)<br />

repräsentieren beispielhaft die in Ringuntersuchungen ermittelten VK. Liegen diese im<br />

Toleranzbereich (Fall 1), so weist die Methode eine typische und akzeptable<br />

Vergleichbarkeit auf. Punkte, die oberhalb des Toleranzbereiches liegen (Fall 2), weisen<br />

auf größere Streuungen hin, die z.B. durch Proben-Inhomogenität oder analytische<br />

Schwierigkeiten verursacht werden. Ein steil ansteigender „Seitenast“ der Horwitzkurve<br />

(Fall 3) tritt regelmäßig auf, wenn die zu messenden Konzentrationen nahe oder unterhalb<br />

der Bestimmungsgrenze liegen.<br />

Der Quotient von ermitteltem VK mit dem zu erwartenden VK nach Horwitz wird auch als<br />

Horwitz-Ratio oder kurz „HORRAT-Wert“ bezeichnet. Der in der Graphik eingezeichnete<br />

Toleranzbereich deckt also HORRAT-Werte im Bereich von 0,5 bis 1,5 ab. In der Tabelle<br />

1 sind die gemittelten HORRAT-Werte (72.-85. Enquete) angeben und zusätzlich der<br />

prozentuale Anteil an HORRAT-Werten, die über 1,5 liegen.<br />

383


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Vergleichs-Variationskoeffizient VK (%)<br />

75<br />

50<br />

25<br />

Horwitz-Kurve<br />

0<br />

1,0E-09 1,0E-06 1,0E-03 1,0E+00<br />

Konzentration (log)<br />

Abb. 1: Horwitzkurve mit Toleranzbereich und Vergleichsvariationskoeffizienten aus<br />

Ringuntersuchungen (Beispiel).<br />

3<br />

Tabelle 1 zeigt, dass 17 von 28 Parametern einen mittleren HORRAT-Wert von unter 1,5<br />

haben. Es handelt sich hauptsächlich um Methoden zur Bestimmung von löslichen<br />

Fraktionen der Hauptnährstoffe und Spurenelemente. Sie haben keine auffällig hohe<br />

Streuung und können als zuverlässige Verfahren beurteilt werden. In Einzelfällen gibt es<br />

aber auch bei diesen Verfahren HORRAT-Werte >1,5, die dann auftreten, wenn die<br />

Elementgehalte in der Nähe oder unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen (siehe Tabelle<br />

1, letzte Spalte).<br />

Bei weiteren 11 Parametern liegen die HORRAT-Werte größer 1,5 zum Teil sogar<br />

erheblich darüber. Als verbesserungswürdige Verfahren sind zu nennen: Bor (CAT), Bor<br />

heißwasserlöslich, Mangan (EDTA), Mangan nach Schachtschabel, sowie Ammonium<br />

(CaCl2) und Ammonium (CAT). Die Ursachen hierfür sind sicher Element-spezifisch und<br />

werden weiter unten ausführlicher diskutiert.<br />

2<br />

1<br />

384


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Tabelle 1: Parameter, geordnet nach aufsteigenden Horwitz-Ratios<br />

(Mittelwert der 72.-85. Enquete)<br />

lfd.<br />

Nr.<br />

Parameter<br />

Methode Anzahl<br />

Mittelwert<br />

HORRAT<br />

Anzahl<br />

>1,5<br />

Anteil %)<br />

>1,5<br />

mögliche<br />

Ursachen für hohe<br />

HORRAT-Werte<br />

1 Mg CaCl2 27 0,8 0 0<br />

2 K CaCl2 20 0,8 1 5<br />

3 Mg CAT 23 0,9 0 0<br />

4 NO3-N CaCl2 27 0,9 2 7 * BG unterschritten<br />

5 K DL 27 1,0 1 4<br />

6 Zn CAT 24 1,0 2 8<br />

7 Cu CAT 24 1,0 4 17<br />

8 NO3-N CAT 24 1,1 4 17 BG unterschritten<br />

9 K CAL 27 1,2 3 11 BG unterschritten<br />

10 Zn Trierw. 16 1,2 3 19<br />

11 Zn EDTA 25 1,2 5 20<br />

12 P DL 27 1,3 6 22 BG unterschritten<br />

13 S CaCl2 20 1,3 5 25<br />

Ausfällung von Mn<br />

14 Mn CAT 23 1,3 8 35<br />

bei hohem pH<br />

15 P CAL 27 1,4 5 19 BG unterschritten<br />

16 Cu EDTA 27 1,4 8 30<br />

17 N Kjeldahl 23 1,4 8 35<br />

18 Cu Westerh. 23 1,6 7 30<br />

19 B CAT 24 1,6 9 38<br />

BG unterschritten;<br />

Bor-Adsorption (?)<br />

20 N Dumas 25 1,6 11 44<br />

21 B hwl 27 1,6 13 48 Bor-Adsorption (?)<br />

22 Na CAT 22 1,7 10 45 BG unterschritten<br />

BG unterschritten<br />

23 NH4-N CaCl2 27 2,0 18 67<br />

NH3-Verlust (pH>7)<br />

24 Na CaCl2 24 2,1 17 71 BG unterschritten<br />

BG unterschritten<br />

25 NH4-N CAT 24 2,3 16 67<br />

NH3-Verlust (pH>7)<br />

Ausfällung von Mn<br />

26 Mn EDTA 18 2,5 14 78<br />

bei hohem pH<br />

27 C org Lichterf. 17 2,5 15 88<br />

Ausfällung von Mn<br />

28 Mn Schacht. 21 3,9 18 86<br />

bei hohem pH<br />

* BG: Bestimmungsgrenze<br />

385


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

4. Diskussion und Schlussfolgerungen<br />

Die Vergleichbarkeit der Nitrat- und Magnesiumbestimmung im CaCl2-Extrakt (Abb. 2<br />

und 3) ist sehr gut, die VK liegen überwiegend bzw. vollständig im Toleranzbereich der<br />

Horwitzfunktion, so dass diese beiden Parameter stellvertretend für zuverlässige<br />

Messverfahren aufgeführt werden können.<br />

Im Falle von Ammonium (siehe Abb. 4) liegen die durchschnittlichen HORRAT-Werte bei<br />

2,0 (CaCl2) bzw. 2,3 (CAT). Der Vergleich mit dem parallel extrahierten und gemessenen<br />

Nitrat ist besonders auffällig und aufschlussreich: Die günstigen HORRAT-Werte von<br />

Nitrat belegen, dass die Homogenität der Proben, die Probenvorbereitung im Labor, die<br />

Extraktion und die Messung in Ordnung waren. Die starke Streuung bei den<br />

Ammoniumgehalten steht im Zusammenhang mit der Bodenreaktion und ist besonders<br />

hoch bei Proben mit pH-Werten über 7,0 (nicht dargestellt). Gleichzeitig wurden bei<br />

Proben mit alkalischen pH-Werten sehr niedrige Ammoniumgehalte festgestellt, die nahe<br />

oder unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen. Die hohe Variation geht vermutlich auf<br />

zwei Effekte zurück: Zum einen geht in alkalischen Extrakten NH4-N als gasförmiges NH3<br />

verloren, und zwar umso stärker, je höher der pH-Wert, je höher die<br />

Umgebungstemperatur und je länger die Standzeit der Extrakte ist. Zum zweiten sinken<br />

dadurch die NH4-N-Konzentrationen soweit ab, dass die Bestimmungsgrenze erreicht<br />

wird.<br />

Bei Mangan wurden hohe VK über den gesamten Konzentrationsbereich festgestellt, und<br />

zwar am stärksten ausgeprägt bei dem Verfahren nach Schachtschabel, gefolgt vom<br />

EDTA-Extrakt (Abb. 5) und am wenigsten gravierend im CAT-Extrakt. Als Ursache wird die<br />

Ausfällung von Manganoxiden oder auch Mangancarbonaten in der Zeit zwischen<br />

Filtration und Endbestimmung vermutet.<br />

Die Borgehalte aus dem Heißwasser- und auch aus dem CAT-Extrakt (Abb. 6) haben<br />

ebenfalls hohe VK. Als mögliche Ursache wird angenommen, dass Bor an den<br />

Gefäßwänden sorbiert und somit der Lösung entzogen wird. Der gegenteilige Effekt, die<br />

Freisetzung von Bor aus borhaltigen Laborgläsern ist ebenfalls als Variationsursache in<br />

Betracht zu ziehen.<br />

Die Natriumgehalte aus dem CaCl2- und CAT-Extrakt zeigen ebenfalls hohe VK (Abb. 7).<br />

Grund ist ein hoher Anteil an Proben, die in der Nähe oder unterhalb der<br />

Bestimmungsgrenze liegen. Die Untersuchung auf Natrium wird meist als Ergänzung zu<br />

anderen (Nähr)stoffanalysen vorgenommen und steht meist nicht in deren Mittelpunkt.<br />

Deswegen wurde auch nicht darauf geachtet, den relevanten Konzentrationsbereich<br />

gleichmäßig abzudecken.<br />

5. Zusammenfassung<br />

• Das Konzept nach Horwitz ist gut anwendbar auf chemische Messverfahren der<br />

Fachgruppe Bodenuntersuchung des VDLUFA, wie z.B. die Methoden zur<br />

Bestimmung von Mengen- und Spurenelementen. Physikalische Methoden wie<br />

Korn-größenanalyse oder Carbonatgehalt gehorchen nicht der Horwitzfunktion.<br />

• Alle Verbandsmethoden haben im Zeitraum 1992 bis 2005 durchschnittliche<br />

HORRAT-Werte


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Veränderung der Filtrate nach der Extraktion z.B. durch Stoffverlust (NH4/NH3),<br />

Ausfällung (Mangan/Manganoxid bzw. Adsorption an Gefäßwänden (Bor) vermutet.<br />

Zur Stabilisierung der Extraktionslösungen wird die Zugabe von Säure<br />

vorgeschlagen, so wie auch bei der Untersuchung von Wässern verfahren wird.<br />

• Im Falle von Natrium in CaCl2 und CAT sind stark streuende Ergebnisse<br />

größtenteils durch niedrige Konzentrationen unterhalb der Bestimmungsgrenze<br />

bedingt und müssen als unvermeidlich eingestuft werden.<br />

VK %<br />

VK %<br />

50,0<br />

45,0<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

NO3-N (CaCl2)<br />

0,0<br />

0 0,0001 0,0002 0,0003 0,0004 0,0005<br />

16,0<br />

14,0<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

Konzentration (g/g)<br />

Mg (CaCl2)<br />

0 0,00005 0,0001 0,00015 0,0002 0,00025<br />

Konzentration (g/g)<br />

Abb. 2<br />

Abb. 3<br />

387


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

VK %<br />

VK%<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

NH4-N (CaCl2)<br />

0 0,00001 0,00002 0,00003 0,00004 0,00005 0,00006 0,00007<br />

Konzentration (g/g)<br />

Mn (EDTA)<br />

0,0<br />

0 0,0001 0,0002 0,0003 0,0004 0,0005 0,0006 0,0007<br />

Konzentration (g/g)<br />

Abb. 4<br />

Abb. 5<br />

388


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

VK %<br />

VK %<br />

6. Literatur<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

Bor CAT<br />

0,0<br />

0 5E-07 0,000001 1,5E-06 0,000002 2,5E-06 0,000003<br />

Konzentration<br />

Na (CAT)<br />

0,0<br />

0 0,00001 0,00002 0,00003 0,00004 0,00005 0,00006 0,00007 0,00008<br />

Konzentration (g/g)<br />

Abb.6<br />

Abb. 7<br />

Horwitz, W. 1982 a: Evaluation of analytical methods used for regulation of foods and drugs. Anal.<br />

Chem., 54, 67A -76A<br />

Horwitz W. and Albert, R. 2006: The Horwitz Ratio (HorRat): A useful index of method<br />

performance with respect to precision; Journal of AOAC International Vol. 89, No.4, 2006, 1095-<br />

1109<br />

389


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Ein kombiniertes Testverfahren zur Ermittlung der Pflanzenverfügbarkeit von<br />

Schwermetallen<br />

Horak, Othmar (ARC Seibersdorf research); Friesl, Wolfgang; Stimpfl, Elmar:<br />

1. Einleitung<br />

Schwermetallbelastungen des Bodens können einerseits das Pflanzenwachstum hemmen,<br />

andererseits zum Eintritt toxischer Elemente in die Nahrungskette führen. Am Standort<br />

Arnoldstein (Kärnten) liegen verbreitet hohe Bodengehalte an Pb, Zn und Cd vor, die aus<br />

langjähriger Verarbeitung von Blei- und Zinkerzen stammen. In mehreren Untersuchungen<br />

wurde gezeigt, dass in der Grünlandvegetation vor allem Cd den Futtermittelgrenzwert<br />

überschreitet und zum Teil auch Zn in deutlich erhöhten Konzentrationen vorliegt (Tabelle<br />

1). Blei hingegen ist weniger mobil und wird nicht so stark in den Pflanzen angereichert<br />

(HORAK, 2001). Seit dem Jahr 2003 werden Versuche im Glashaus und an<br />

Freilandstandorten durchgeführt, deren Ziel die Immobilisierung der Schwermetalle durch<br />

Applikation von Bodenzusätzen (Kalk, Kiesschlamm, Eisenoxide und andere Stoffe) ist<br />

(FRIESL et al. 2006). Von großer Bedeutung für Bodensanierungsversuche ist die<br />

begleitende Kontrolle durch ein geeignetes Monitoring-System auf Basis von<br />

pflanzenverfügbaren Metallfraktionen. Der vorliegende Beitrag berichtet über ein<br />

Untersuchungsprogramm, in dem Böden aus Arnoldstein und von anderen kontaminierten<br />

Standorten zur Prüfung gelangten. Insbesondere wurden auch mit Cu belastete Böden<br />

aus Südtiroler Weinbaugebieten und aus einem Immissionsgebiet (Brixlegg, Tirol) in die<br />

Versuche einbezogen. In diesen wurden junge Gerstenpflanzen auf den verschieden<br />

belasteten Böden in Kombination mit einer mobilen Metallfraktion, extrahierbar mit 1 M<br />

Ammoniumnitrat, untersucht und bewertet.<br />

2. Methoden<br />

Böden wurden mit Königswasser bzw. mit 1 M Ammoniumnitrat (20 g / 50 ml) extrahiert,<br />

die pH-Bestimmung erfolgte in 0,01 M CaCl2. Pflanzen wurden mit Salpeter- und<br />

Perchlorsäure aufgeschlossen. Die Messung der Schwermetalle erfolgte in Abhängigkeit<br />

von der Konzentration mittels ICP-OES oder Flammen-AAS, in mobilen Bodenauszügen<br />

ausschließlich mit ICP-MS. Testversuche mit Sommergerste „Messina“ wurden im<br />

Glashaus in quadratischen Kunststoffgefäßen mit 1 Liter Volumen in vierfacher<br />

Wiederholung durchgeführt (Abbildung1). Nach der Keimung wurde auf neun Pflanzen je<br />

Gefäß vereinzelt und nach einer 18-tägigen Wachstumsperiode erfolgten der Schnitt und<br />

die nachfolgende Schwermetallbestimmung.<br />

3. Ergebnisse und Diskussion<br />

Tabelle 1 zeigt ausgewählte Ergebnisse aus bisherigen Untersuchungen an Freilandstandorten<br />

im Raum Arnoldstein. Die Gehalte der Pflanzen sind durchwegs höher als der<br />

Hintergrundwert (Öhlinger, 2000). Nach dem Futtermittelrecht gibt es bei Cd durchwegs<br />

Überschreitungen. Kritische Zn-Gehalte für das Pflanzenwachstum (Sauerbeck, 1982)<br />

treten in einigen Fällen auf, wobei sich mit Sicherheit auch geringe Sorptionskraft und<br />

niedriger pH-Wert nachteilig auswirken. Es ist ersichtlich, dass bei niedrigem pH-Wert<br />

auch relativ geringe Gesamtbelastung des Bodens mit hohen Zn- und Cd-Anreicherungen<br />

in der Vegetation verbunden ist. Pb ist gegenüber den beiden anderen Elementen deutlich<br />

weniger mobil und erreicht in der Regel nicht die für die Tierernährung kritischen Werte in<br />

der Pflanzensubstanz. Es treten allerdings auch Ausnahmen wie der Boden Arnoldstein A<br />

(Tabelle 2) mit erhöhter Aufnahme in die Pflanze auf.<br />

390


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abbildung 1: Ausschnitt aus dem Gefäßversuch; links sind chlorotische Pflanzen mit<br />

deutlich sichtbaren Cu-Toxizitätssymptomen.<br />

Tabelle 1: Schwermetallgehalte in mg.kg -1 von Boden und Vegetation an drei typischen<br />

Grünlandstandorten im Raum Arnoldstein.<br />

Bezeichnung Probenart Blei Zink Cadmium<br />

Messpunkt 38a Grünlandaufwuchs 7,1 208 2,21<br />

Boden, pH = 5,96 981 762 7,2<br />

Stossau, nahe<br />

Grünlandaufwuchs 12,1 163 2,8<br />

Versuchsfläche C Boden, pH = 6,67 2632 4093 31,6<br />

Stossau, nahe<br />

Knäuelgras<br />

8,5 188 2,0<br />

Versuchsfläche B Sauerampfer<br />

11,1 1337 5,9<br />

Boden, pH = 4,61 820 340 3,2<br />

Futtermittelgrenzwert *<br />

35,2<br />

1,14<br />

Kritischer Wert Pflanze<br />

200<br />

Referenzwert Gras **<br />

0,8 60 0,4<br />

*) EU-Richtlinie, umgerechnet auf 100% TS.<br />

**) Öhlinger (2000)<br />

In Tabelle 2 sind einige Beispiele aus den Gersten-Testversuchen mit verschiedenen<br />

Böden aus dem Raum Arnoldstein zusammengestellt. A, B und C sind Böden aus den<br />

Parzellen des Freilandversuches; zwei weitere stammen aus einem Langzeitversuch in<br />

Großgefäßen, die im Jahre 1999 mit immobilisierenden Bodenzusätzen wie z.B.<br />

391


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Rotschlamm (Eisenoxide) behandelt wurden. Als Vergleichsvariante dient der unbelastete<br />

Boden aus dem Seibersdorfer Versuchsfeld, der bei allen untersuchten Parametern<br />

typische Hintergrundwerte aufweist. Deutlich zeigt sich bei den beiden Varianten aus dem<br />

Langzeitversuch, dass die immobilisierende Bodenbehandlung auch nach sieben Jahren<br />

noch wirksam ist. Die Versuche können anhand der Pflanzenwerte beurteilt werden. Zn<br />

kann ab 200 mg.kg -1 als kritisch für das Pflanzenwachstum betrachtet werden (Sauerbeck,<br />

1982), für Cd und Pb ist der Futtermittelgrenzwert (vgl. Tab. 1) als Bezugswert zu<br />

verwenden. Gleichfalls können die von Prüess (1994) vorgeschlagenen Richtwerte für<br />

mobile Schwermetalle als Vergleichsbasis dienen. Nach diesen gilt für Cd 0,025 mg.kg -1<br />

als kritische Grenze bei Nahrungspflanzen und für Zn 5 mg.kg -1 als kritische Grenze bei<br />

Futterpflanzen.<br />

Nach den eigenen Versuchen kann Zn bereits ab einer mobilen Konzentration von<br />

1 mg.kg -1 einen für Pflanzen toxischen Bereich erreichen. Cd kann bei mobiler Boden-<br />

Konzentration von >0,05 mg.kg -1 in der Gerstenpflanze den Futtermittelgrenzwert<br />

erreichen bzw. überschreiten und Pb zeigte sich variabel in seinem<br />

Akkumulationsverhalten. Es ist hier anzumerken, dass auf dem Boden Arnoldstein A auch<br />

im Freiland stets eine hohe Anreicherung von Pb in Pflanzen ermittelt wurde. Werte von<br />

54 mg.kg -1 traten im Silomais auf (Horak 2001), und Spitzwegerich enthielt 49 mg.kg -1 .<br />

Tabelle 2: Ergebnisse vom Gersten-Testversuch. Gesamte und in Ammoniumnitrat<br />

extrahierbare (mobile) Schwermetallgehalte im Vergleich zu den Gehalten in jungen<br />

Gerstenpflanzen. Werte in mg.kg -1<br />

Boden pH Element Gesamt Mobil Pflanze<br />

Zink 973 1,11 483<br />

Arnoldstein A 7,3<br />

Arnoldstein B 6,8<br />

Arnoldstein,<br />

Langzeitversuch<br />

Rotschlamm 1999<br />

Arnoldstein,<br />

Langzeitversuch<br />

Nicht behandelt<br />

Stossau C<br />

Grünlandparzelle<br />

Seibersdorf<br />

unbelastet<br />

7,1<br />

6,9<br />

6,7<br />

7,4<br />

Blei 2983 1,083 98<br />

Cadmium 15,1 0,196 8,4<br />

Zink 524 0,38 127<br />

Blei 912 0,185 2,48<br />

Cadmium 5,5 0,054 1,93<br />

Zink 1573 0,88 190<br />

Blei 3553 0,236 2,4<br />

Cadmium 10,1 0,034 0,59<br />

Zink 1853 1,71 253<br />

Blei 4823 0,480 3,5<br />

Cadmium 11,7 0,058 1,16<br />

Zink 2133 35,0 1064<br />

Blei 1383 1,20 24<br />

Cadmium 14,7 0,54 8,8<br />

Zink 76 0,03 46<br />

Blei 16,8


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Böden aus dem Weinbaugebiet Tramin in Südtirol (Nummer 6 und 7), können als hoch<br />

belastet eingestuft werden. In beiden Varianten traten optisch sichtbare Symptome des<br />

Cu-Überschusses an den Gerstenpflanzen in Form von Chlorosen auf (Abbildung 1);<br />

gleichfalls war das Wachstum der Pflanzen eingeschränkt. Der Unterschied in den<br />

Pflanzen auf beiden Böden könnte (bei annähernd gleichen mobilen Gehalten) durch die<br />

Kationenaustauschkapazität bedingt sein, die im Boden 6 19,8 mval, im Boden 7 jedoch<br />

nur 9,7 mval pro 100 g beträgt. Beide Böden besitzen einen Anteil von 52% an Carbonat<br />

bei entsprechend hohen pH-Werten. Auffallend ist auch die in den Varianten 4 und 5<br />

(Weyersdorf) auftretende verhältnismäßig hohe Pflanzenverfügbarkeit bei relativ niedrigen<br />

mobilen Bodenkonzentrationen. Diese Böden wurden im Jahr 1987 durch Zusatz löslicher<br />

Schwermetallsulfate mit Zn, Cu, Ni, Cd kontaminiert und weisen außerdem schwache<br />

Sorptionseigenschaften auf. Der Zusatz von Rotschlamm (Böden 2 und 4) hat auf die<br />

Verfügbarkeit von Cu keinen Einfluss, womit frühere Ergebnisse des Langzeitversuches<br />

bestätigt werden.<br />

mg/kg<br />

mg/kg<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

9,2<br />

0,13<br />

28,1<br />

3,75<br />

32,6<br />

2,63<br />

Gerstenpflanzen<br />

25,1<br />

mobile Fraktion<br />

0,59 0,55<br />

5,45<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

26<br />

30,9<br />

40,8<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

5,3<br />

25,8<br />

1,29<br />

Bezeichnung der Böden<br />

(Cu-Gesamt in mg.kg -1 )<br />

1 Seibersdorf (26,3)<br />

2 Brixlegg (794), mit<br />

Rotschlamm behandelt<br />

3 Brixlegg (646), unbehandelt<br />

4 Weyersdorf (151) mit<br />

Rotschlamm behandelt<br />

5 Weyersdorf (162), unbehandelt<br />

6 Tramin 1 (805), Weinbau<br />

7 Tramin 2 (737), Weinbau<br />

8 Terlan (420), Weinbau<br />

Abbildung 2: Versuchsergebnisse mit kupferbelasteten Böden. Oben: Cu in mg.kg -1<br />

Pflanzen-Trockensubstanz, unten: mobile Cu-Fraktion in mg.kg -1 Boden.<br />

4. Literatur<br />

Beckett, P.H.T. und R.D. Davis (1977): Upper critical levels of toxic elements in plants.<br />

New Phytologist 79, 95 – 106.<br />

Friesl, W., J. Friedl, K. Platzer, O. Horak, M.H. Gerzabek (2006): Remediation of<br />

contaminated agricultural soils near a former Pb/Zn smelter in Austria: Batch, pot and field<br />

experiments. Environmental Pollution 144, 40 - 50.<br />

Horak, O. (2001): Kärntner Restmüllverwertungs GmbH; Umweltverträglichkeitserklärung,<br />

Fachbereiche Boden und Landwirtschaft. 72 Seiten, 21. 02. 2001.<br />

393


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Öhlinger, R. (2000): Biomonitoring von Luftschadstoffen und deren Bewertung aus<br />

landwirtschaftlicher Sicht. Veröffentlichungen des Bundesamtes für Agrarbiologie,<br />

Linz/Donau, Nr. 22, 115 – 136.<br />

Prüeß, A. (1994): Einstufung mobiler Spurenelemente in Böden. In: Ergänzbares<br />

Handbuch der Maßnahmen und Empfehlungen für Schutz, Pflege und Sanierung von<br />

Böden, Landschaft und Grundwasser. 15. Lieferung I/94 8 (Hrsg.: Rosenkranz, Einsele,<br />

Harress). Erich Schmidt Verlag, Berlin.<br />

Sauerbeck, D. (1982): Welche Schwermetallgehalte in Pflanzen dürfen nicht überschritten<br />

werden, um Wachstumsbeeinträchtigungen zu vermeiden. Landw. Forsch. Sonderheft 39,<br />

Kongressband, Seite 108 – 129.<br />

Diese Arbeit wurde durch die Kommunalkredit Austria AG (INTERLAND, Projektpaket 3)<br />

gefördert<br />

394


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Variabilität der Nmin-Gehalte auf heterogenen Praxisschlägen und ihre<br />

Berücksichtigung bei der 1. N-Gabe<br />

Schliephake, Wilfried (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft); Pößneck, Jörg;<br />

Albert, Erhard:<br />

Einleitung<br />

Mit der Größe der Ackerschläge nimmt zumeist auch die Heterogenität des Bodens zu.<br />

Auf Schlagebene ist sie oft die Ursache für auftretende Ertragsunterschiede. Deutlich<br />

sichtbar wird dies in Jahren mit längerer Frühjahrs- bzw. Vorsommertrockenheit, die in<br />

Mitteldeutschland regelmäßig auftreten. Unter diesen Bedingungen kommt der<br />

Wasserbereitstellung aus dem Boden entscheidende Bedeutung für die Ertragsbildung zu.<br />

Das wirkt sich auf den N-Bedarf und auf die Ausnutzung des Dünger-N aus. Unter diesen<br />

Bedingungen lässt sich nur durch eine teilschlagspezifische Ausbringung verhindern, dass<br />

nach der Ernte auf Teilflächen erhebliche Nmin-Reste verbleiben. In den Schlagbereichen<br />

mit zumeist niedrigem Ertragsniveau reichen zudem die häufig begrenzten<br />

Winterniederschläge aus, um den verbliebene Nitratstickstoff aus dem potenziellen<br />

Wurzelbereich auszutragen. Unter derartige Standortbedingungen sind oft bereits zu<br />

Beginn einer Vegetationsperiode gerichtete Unterschiede hinsichtlich des<br />

pflanzenverfügbaren Boden-N zu erwarten. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den<br />

Einfluss von Bodenheterogenität auf den Nmin im Frühjahr zu untersuchen und<br />

Möglichkeiten zu erproben, wie bereits zur ersten N-Gabe darauf reagiert werden kann.<br />

Material und Methoden<br />

Die mehrjährigen Untersuchungen erfolgten auf Schlägen des Lehr- und Versuchsgutes<br />

Köllitsch. Die Differenzierung des Bodens erstreckt sich hier vom lehmigen Sand bis zum<br />

tonigen Lehm und ist auch innerhalb einzelner Schläge beachtlich.<br />

Im Mittel der letzten zwanzig Jahre wurden an diesem Standort 505 mm Niederschlag<br />

gemessen. Das entspricht etwa den Werten, wie sie im mitteldeutschen Trockengebiete<br />

typisch sind. In der Zeit von Oktober bis März fallen davon rund 210 mm. Dieser Betrag<br />

reicht lediglich dazu aus, auf den lehmigen Schlagteilen die Feldkapazität des Bodens bis<br />

in 100 bzw. 120 cm Tiefe aufzufüllen.<br />

Abbildung 1: Karte der scheinbaren elektrischen Leitfähigkeit eines heterogenen<br />

Ackerschlages im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch<br />

Die Nmin-Beprobungen erfolgten zum Teil in starren Rastern bzw. wurden gezielt<br />

entsprechend der vorhandenen Bodenunterschiede vorgenommen.<br />

395


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Zur Charakterisierung der Heterogenität des Bodens wurde die scheinbare elektrische<br />

Leitfähigkeit herangezogen. In Abbildung 1 ist beispielhaft ein Ackerschlag dargestellt. Die<br />

aus den Messwerten erstellte Karte weist markante Unterschiede auf. Die so ermittelten<br />

Muster finden sich oft in den Ertragskarten wieder (Abb. 2). Dargestellt sind in der<br />

Abbildung die mittleren Relativerträge aus vier Getreideernten. In den Bereichen mit hoher<br />

elektrischer Leitfähigkeit wurden regelmäßig die höchsten Erträge erzielt.<br />

Abbildung 2: Abweichungen vom mittleren Ertrag auf einem heterogenen Ackerschlag<br />

(Relativwerte aus vier Getreidejahren)<br />

Auf markanten Schlägen wurden die differenzierten Nmin-Werte genutzt, um bereits die<br />

erste N-Gabe teilschlagspezifisch auszubringen. Neben konstanter Ausbringung wurde die<br />

N-Düngung mittels Applikationskarten realisiert, die sich an der elektrischen Leitfähigkeit<br />

des Bodens orientieren. Entsprechend der Differenzierung im Nmin wurden die<br />

Stickstoffmengen korrigiert. Die späteren N-Gaben wurden nach festem Schema über<br />

Applikationskarten bzw. dem Yara-N-Sensor ausgebracht.<br />

Ergebnisse<br />

Das Niveau des Nmin war zwischen den Jahren sehr unterschiedlich. Es wurde vom<br />

Düngungs- und Ertragsniveau der Vorfrucht, den Witterungsbedingungen im Herbst und<br />

Winter sowie den angebauten Früchten beeinflusst. Die Variabilität auf den Schlägen war<br />

jedoch beachtlich.<br />

Auf dem in Abbildung 3 dargestellten Schlag fand sich nach einem insgesamt trockenen<br />

Jahr (385 mm Niederschlag) ein Wertebereich von 80 bis 200 kg Nmin/ha in 0-60 cm<br />

Bodentiefe. Im darauf folgenden Frühjahr lagen die Nmin-Gehalte an den gleichen<br />

Probenpunkten auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Die Verteilung auf dem Schlag<br />

wies allerdings ein ähnliches Muster auf.<br />

In beiden Fällen ergaben sich enge Beziehungen zwischen der Leitfähigkeit des Bodens<br />

und den ermittelten Nmin-Werten (Abb. 4). Auf den Schlagteilen mit leichterem Boden<br />

wurden zu Vegetationsbeginn regelmäßig niedrigere Werte ermittelt. Auch auf den<br />

anderen untersuchten Schlägen ergaben sich gute, zum Teil sogar sehr enge<br />

Beziehungen zur elektrischen Leitfähigkeit des Bodens.<br />

Festgestellt werden konnte auch, dass deutliche Parallelen zwischen Nmin- und Smin-<br />

Gehalten bestehen (Abb. 5). Die insgesamt hohen Gehalte an pflanzenaufnehmbarem<br />

396


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Sulfat resultieren vornehmlich aus einer regelmäßigen Versorgung mit organischen<br />

Düngern.<br />

Abbildung 3: Verteilung des Nmin zu Vegetationsbeginn auf einem heterogenen<br />

Ackerschlag in zwei aufeinander folgenden Jahren<br />

N min (kg/ha)<br />

180<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

0<br />

Standardabweichung<br />

R 2 = 0,41<br />

R 2 = 0,71<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Scheinbare elektrische Leitfähigkeit (mS/m)<br />

Abbildung 4: Mittlere Nmin-Gehalte zu Vegetationsbeginn in Abhängigkeit von der<br />

Leitfähigkeit des Bodens in zwei aufeinander folgenden Jahren<br />

397


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

N min bzw. S min (kg/ha)<br />

200<br />

160<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

lehmiger Sand sandiger Lehm Lehm toniger Lehm<br />

N min 26 46 54 92<br />

S min 45 77 128 121<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Scheinbare elektrische Leitfähigkeit (mS/m)<br />

Abbildung 5: Nmin und Smin zu Beginn der Vegetation auf einem heterogenen<br />

Winterrapsschlag<br />

Auf diese differenzierten Nmin-Werte wurde in Versuchen mit einer bereits zur ersten N-<br />

Gabe teilschlagspezifischen N-Düngung reagiert. Bei ausreichenden Niederschlägen<br />

führte eine zeitige variable N-Düngung mit einem Ausgleich des Nmin auf den leichteren<br />

Schlagteilen zu einem einheitlichen Ertragsniveau auf der gesamten Teilfläche. Das war<br />

bei konstanter Stickstoffanwendung nicht der Fall.<br />

In Jahren mit begrenztem Wasserangebot trat die Differenzierung des Ertrages in<br />

Abhängigkeit vom Boden in allen Prüfgliedern und den einbezogenen Fruchtarten<br />

(Winterraps, Wintergerste und Winterweizen) auf. Am Beispiel eines<br />

Wintergerstenschlages soll dies beispielhaft aufgezeigt werden (Abb.6). Auf den leichteren<br />

Schlagteilen war dann selbst bei niedrigem Nmin eine noch verminderte Andüngung von<br />

Vorteil. Unter diesen Bedingungen erbrachte die variable N-Düngung zwar ertraglich<br />

keinen Vorteil. Im Vergleich zur einheitlichen Düngung erhöhte sich durch eine zeitige<br />

variable Ausbringung die Effizienz des eingesetzten Stickstoffs jedoch deutlich (Abb. 7).<br />

Für Winterraps ergab sich, dass bei gleichen Erträgen durch eine variable Düngung für die<br />

Bildung von 1 dt Korn etwa 0,7 kg N weniger ausreichend waren. Besonders deutlich war<br />

der Unterschied bei niedriger Leitfähigkeit (leichte Schlagteile).<br />

398


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Kornertrag (dt/ha bei 86%)<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

R 2 = 0,63<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Scheinbare elektrische Leitfähigkeit (mS/m)<br />

Abbildung 6: Kornertrag von Wintergerste in Abhängigkeit von der Leitfähigkeit des<br />

Bodens<br />

kg Dünger-N je dt Rapsertrag<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

variable N-Düngung konstante N-Düngung<br />

7,4 8,7 5,9 6,3 3,9 4,8 3,6 4,3 3,6 4,3<br />

< 8 8 bis 16 16 bis 24 24 bis 32 > 32<br />

Leitfähigkeitsklasse (mS/m)<br />

Abbildung 7: Effizienz des gedüngten Stickstoffs auf einem heterogenen<br />

Winterrapsschlag bei variabler und konstanter N-Düngung.<br />

399


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />

Viele landwirtschaftlich genutzte Böden weisen eine beachtliche Heterogenität auf. Mit<br />

zunehmender Größe der Ackerschläge verstärken sich diese Unterschiede. Die<br />

Differenziertheit in der Nährstoffdynamik sowie dem Wasserhaushalt kann dadurch ein<br />

beachtliches Ausmaß erreichen. Unter den Witterungsbedingungen Mitteldeutschlands<br />

kommt besonders dem Bodenwasservorrat eine große Bedeutung für die Ertragsbildung<br />

zu. Er entscheidet häufig über das erreichbare Ertragspotential. Im Hinblick auf die<br />

ökonomischen sowie ökologischen Erfordernisse ist der Stickstoffeinsatz darauf<br />

auszurichten.<br />

Die vorliegenden Untersuchungen haben gezeigt, dass Bodenheterogenität bei<br />

begrenzten Winterniederschlägen häufig mit beachtlicher Differenzierung im Nmin zu<br />

Beginn der Vegetation verbunden ist. Unter praktischen Bedingungen liefern starre bzw.<br />

zufällige Bodenbeprobungen nur unzureichende Orientierungshilfen für eine präzise N-<br />

Düngung. Sie dürften Ursache für unzulängliche Düngungsempfehlungen auf für den<br />

Ertrag markanten Teilflächen sein. Durch eine gezielte Probennahme nach Bodenkarte<br />

oder Ertragspotentialkarte mit festen, georeferenzierten Messpunkten erhöht sich die<br />

Aussagefähigkeit. Die auf dieser Weise erzielten Analysenergebnisse erlauben in<br />

Abhängigkeit von den vorhandenen Unterschieden bereits zu Vegetationsbeginn eine<br />

differenzierte N-Düngung.<br />

Unter den Bedingungen eines begrenzten Wasserangebotes lassen sich die Bestände so<br />

gezielter Führen und es verringert sich die Gefahr von N-Überhängen. In den parallel<br />

durchgeführten Versuchen erbrachte eine variable, teilschlagspezifische N-Düngung nicht<br />

immer einen signifikanten Ertragszuwachs. Sie führte jedoch zumeist zu einer höheren<br />

Effizienz des eingesetzten Düngerstickstoffs.<br />

Eine entsprechend den vorhandenen Bodenunterschieden bzw. Ertragspotenzialen<br />

vorgenommene Nmin-Beprobung ermöglicht eine teilschlagspezifische N-Düngung auch zu<br />

den Fruchtarten, bei denen die gegenwärtig vorhandenen „Echtzeit-Verfahren“ nicht<br />

greifen.<br />

400


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Restnitratgehalte in Rebböden der Region südlicher Oberrhein - Ergebnisse aus 17<br />

Jahren SchALVO-Kontrollaktion<br />

Bechtold, Karin (LUFA Augustenberg), Übelhör, Walter:<br />

Einleitung<br />

Im Rahmen der Schutzgebiets- und Ausgleichs-Verordnung (SchALVO) Baden-<br />

Württembergs werden seit 1989 jährlich zum Vegetationsende die Böden vieler Standorte<br />

in Wasserschutzgebieten auf auswaschungsgefährdete Nitratstickstoffgehalte<br />

(Restnitratgehalte) kontrolliert.<br />

Abbildung 1: Weinbaugebiete in der Region<br />

„Südlicher Oberrhein“<br />

Quelle: Weinbauinstitut Freiburg<br />

Im Untersuchungszeitraum 1989 - 2005<br />

liegen der LUFA Augustenberg Ergebnisse<br />

von ca. 5400 Rebstandorten aus der Region<br />

„Südlicher Oberrhein“ (ausschließlich<br />

Junganlagen, unbestockte Flächen und<br />

Rebschulflächen) vor.<br />

Für die Auswertung werden die<br />

Weinanbaugebiete Kaiserstuhl und<br />

Tuniberg als vorwiegend trockene Standorte<br />

sowie Ortenau, Breisgau und<br />

Markgräflerland mit relativ viel Niederschlag<br />

und Hanglagen in die zwei Regionen KT<br />

und OBM eingeteilt.<br />

Durch die zusätzlichen Angaben „Reben<br />

begrünt“, „Reben teilbegrünt“ und „Reben<br />

unbegrünt/offen“ (siehe Tabelle 1) wird<br />

versucht, die Bedeutung einer Begrünung<br />

auf die Reduzierung des Restnitratgehaltes<br />

im Herbst aufzuzeigen.<br />

Tabelle 1: verschiedene Bodenbegrünungsarten während der Kontrollaktion<br />

Bodenbegrünungsart<br />

begrünt<br />

teilbegrünt<br />

unbegrünt<br />

während der Kontrollaktion<br />

Begrünung in allen Gassen<br />

Begrünung in jeder 2. Gasse<br />

kein Pflanzenaufwuchs<br />

Als Begrünung werden die Systeme „Dauerbegrünung“ und „Winterbegrünung“<br />

angewandt. Während die Dauerbegrünung ganzjährig grünlandähnlich vorhanden ist, wird<br />

als Nachteil die Wasser- und Nährstoffkonkurrenz während der Hauptbedarfszeit der<br />

Reben vor allem in niederschlagsarmen Gebieten angeführt. Beim System<br />

“Winterbegrünung“ wird im Frühjahr bei der Einarbeitung und im Spätsommer bei der<br />

Aussaat zu den Hauptbedarfszeiten durch Mineralisationsschübe mehr Stickstoff für die<br />

Reben verfügbar gemacht. Auch bei der „Dauerbegrünung“ kann durch Unterschneiden<br />

401


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

oder Stören der Begrünung zur Hauptbedarfszeit die Mineralisation angeregt werden. Es<br />

sind Kombinationen dieser Systeme durch Einsaaten in jeder 2. Gasse möglich.<br />

Ergebnisse<br />

Häufigkeit der beprobten Begrünungsarten und Anzahl der Standorte der Regionen<br />

Kaiserstuhl / Tuniberg (KT) und Ortenau / Breisgau / Markgräflerland (OBM) über alle<br />

Jahre<br />

Anteil in % (akkumuliert)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

��<br />

Region KT Region OBM<br />

��<br />

Anzahl beprobter Standorte<br />

��<br />

��<br />

begrünt<br />

�� ��<br />

Anzahl<br />

350<br />

30<br />

�� 20<br />

�� ��<br />

�� ��<br />

�� teilbegrünt<br />

��<br />

��<br />

�� ��<br />

100<br />

��<br />

50<br />

10<br />

unbegrünt<br />

0<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

Anteil in % (akkumuliert)<br />

100<br />

Anzahl<br />

350<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

90<br />

80<br />

300<br />

�<br />

70<br />

Anzahl beprobter Standorte<br />

�<br />

�<br />

250<br />

60<br />

�<br />

� � �<br />

�<br />

�<br />

200<br />

50<br />

40 �<br />

�<br />

begrünt<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

150<br />

30<br />

20<br />

�<br />

100<br />

10<br />

teilbegrünt<br />

50<br />

unbegrünt<br />

0<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

�<br />

90<br />

80<br />

300<br />

70<br />

Anzahl beprobter Standorte<br />

�<br />

�<br />

250<br />

60<br />

� � �<br />

�<br />

�<br />

200<br />

50<br />

40<br />

�<br />

begrünt<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

150<br />

30<br />

20<br />

�<br />

100<br />

10<br />

teilbegrünt<br />

50<br />

unbegrünt<br />

0<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Abbildung 2: Häufigkeit der beprobten Begrünungsarten und Anzahl der Standorte beider<br />

Regionen über alle Jahre<br />

Die Anzahl der beprobten Rebflächen (Linien) verändert sich im Laufe der Jahre. Bei der<br />

Region KT ist ein deutlich erhöhter Probenumfang in den Jahren 1995 bis 1997 zu<br />

verzeichnen.<br />

Ab 1996 erhöht sich der Anteil der teilbegrünten Flächen mit vorübergehendem Rückgang<br />

um das Jahr 2000. Dieser Anstieg ist größer bei der Region KT. Auch der Anteil an<br />

unbegrünten Flächen ist bei dieser Region bis zum Jahr 2003 höher.<br />

Restnitratgehalte in Rebböden mit verschiedenen Begrünungsarten der Regionen<br />

Kaiserstuhl / Tuniberg (KT) und Ortenau / Breisgau / Markgräflerland (OBM) in<br />

einzelnen Jahren<br />

Selektiert wurden nur Jahre, in denen die Verhältnisse der verschiedenen Begrünungen<br />

möglichst ausgeglichen waren. Nur bei der Region KT konnten unbegrünten Rebstandorte<br />

in die Auswertung einbezogen werden.<br />

In der Region KT lagen die Restnitratgehalte der Profile (0-90 cm) im Mittel des gesamten<br />

selektierten Zeitraums bei den begrünten Standorten bei 33 kg, den teilbegrünten bei 49<br />

kg und den unbegrünten bei 48 kg Nitrat-N / ha (Median). Die Region OBM zeigte über<br />

den selektierten Zeitraum gemittelt 38 kg bei den begrünten und 37 kg Nitrat-N / ha<br />

(Median) bei den teilbegrünten beprobten Standorten.<br />

Die einzelnen Jahre reagieren unterschiedlich. Unbegrünte Standorte weisen jedoch<br />

häufiger höhere Nitratwerte auf.<br />

402


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

kg Nitrat-N / ha (Median)<br />

Säule links: begrünt<br />

Säule mitte: teilbegrünt<br />

Säule rechts: unbegrünt<br />

Region KT Region OBM<br />

kg Nitrat-N / ha (Median)<br />

60<br />

00 - 90 cm<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Mittel<br />

1993 1996 1997 1998 1999 2001 2002 2003<br />

Novellierung der SchALVO 2001<br />

kg Nitrat-N Nitrat-N Nitrat-N / ha (Median) (Median) (Median)<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Säule links: begrünt<br />

Säule rechts: teilbegrünt<br />

kg kg Nitrat-N Nitrat-N / ha (Median) (Median)<br />

60 60<br />

00 - 90 cm<br />

50 50<br />

40 40<br />

30 30<br />

20<br />

10 10<br />

0<br />

Mittel<br />

1992 1996 1997 1999 2000 2003 2004 2005<br />

Novellierung der SchALVO 2001<br />

Abbildung 3: Restnitratgehalte im Boden von Reben mit unterschiedlicher Begrünungsart<br />

während der SchaLVO-Kontrollaktion beider Regionen (nur einzelne<br />

ausgewählte Jahre)<br />

Restnitratgehalte in Reb- und Getreideböden über alle Jahre<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

kg Nitrat-N / ha (Median)<br />

0-30 cm<br />

30-60 cm<br />

60-90 cm<br />

2. Jahreshälfte<br />

niederschlagsreich<br />

2. Jahreshälfte<br />

überwiegend trocken<br />

linke Säule: Rebland Region KT<br />

mittlere Säule: Rebland Region OBM<br />

rechte Säule: Getreide Region OBM<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Novellierung der SchALVO 200<br />

Abbildung 4: Restnitratgehalte im Boden von Reb- und Getreidestandorten während der<br />

SchALVO-Kontrollaktion (alle Jahre)<br />

403


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Als Vergleich werden hier Nitratwerte der Rebböden beider Regionen den Werten von<br />

Getreideböden (Getreide als Hauptfrucht bis Sommer der Region OBM) gegenüber<br />

gestellt.<br />

Die Region OBM weist in der ersten Hälfte des Untersuchungszeitraum meist höhere oder<br />

gleiche Nitratwerte als Region KT auf. Dieses Verhältnis kehrt sich in der zweiten Hälfte<br />

um.<br />

Über die Jahre nimmt der Abstand zwischen Reben und Getreide auffällig zu. Ein Grund<br />

dafür ist sicher die Steigerung des Anteils einer Zwischenfrucht nach Getreide von<br />

ca. 15 % zu Beginn auf über 60 % am Ende des Untersuchungszeitraums. Zusätzlich<br />

werden zur gezielten Stickstoffmineralisation seit Mitte der 90er Jahre vermehrt<br />

Bodenbearbeitungsmaßnahmen durchgeführt. Der dadurch erfolgte Humusabbau kann im<br />

Herbst zu einem erhöhten Restnitratgehalt führen.<br />

Zusammenfassung<br />

Damit vergleichbare Auswertungen erhalten werden, ist das Datenmaterial in 2 Regionen<br />

(Kaiserstuhl/Tuniberg und Ortenau/Breisgau/Markgräflerland) eingeteilt worden.<br />

Der Restnitratgehalt im Boden ist stark vom Jahr abhängig.<br />

Im Laufe der untersuchten Jahre 1989 bis 2005 hat sich das Verhältnis der<br />

Restnitratgehalte zu Ungunsten der Region Kaiserstuhl/Tuniberg bzw. Reben (allgemein)<br />

im Vergleich zu Getreide entwickelt.<br />

Die Auswertung der Begrünungsart ist bei den verwendeten Praxisdaten aufgrund selten<br />

unbegrünter bzw. teilbegrünter Standorte und unterschiedlicher Produktionstechnik<br />

schwierig und erbringt nicht immer das erwartete Ergebnis.<br />

404


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Grundnährstoffversorgung im südlichen Oberrhein<br />

Übelhör, Walter (LUFA Augustenberg, Karlsruhe); Berger, Eric:<br />

Einleitung und Datenbasis<br />

Für die Auswertung wird die in der LUFA Augustenberg vorhandene Datei mit Ergebnissen<br />

der Bodengrunduntersuchungen verwendet, die zur Zeit fast 900.000 Datensätze aus den<br />

Jahren 1995 bis heute enthält. Durch die Reduzierung des Datenmaterials auf das<br />

Landwirtschaftliche Vergleichsgebiet Nummer 3 (Rheinebene = 100.000 Datensätze), auf<br />

die Landkreise von Rastatt bis Lörrach (86.000 Datensätze) und die Selektion ab dem<br />

Jahr 2000 verbleiben noch 52.000 Datensätze. Bei diesen 52.000 Schlägen handelt es<br />

sich um 25.000 Acker-, 14.700 Reben-, 7.000 Grünland- und 2.700 Obstflächen.<br />

Dargestellt werden die Ergebnisse von Acker- und Rebstandorten für die Parameter pH-<br />

Wert, Phosphor, Kalium und Magnesium.<br />

Die Verteilung der Gehaltsklassen wird für jede Gemeinde, Nährstoff und Nutzung in eine<br />

Maßzahl umgerechnet. Je nach Höhe dieser Maßzahl wird die Gemeindefläche mit<br />

verschiedener Farbe angezeigt, wodurch die unterschiedliche Nährstoffversorgung der<br />

Gemeinden in einer Karte gut dargestellt werden kann. Das genaue Rechenschema wurde<br />

auf den vergangenen VDLUFA-Kongressen bereits ausführlich beschrieben.<br />

Die in den Karten berechneten Farben orientieren sich an dem Verhältnis der<br />

Gehaltsklassen innerhalb einer Region. Obwohl für die beiden dargestellten Nutzungen<br />

die Grenzwerte für die Gehaltsklasseneinteilung vor allem bei pH und Magnesium<br />

unterschiedlich sind, zeigen die für die Gemeinde Ehrenkirchen in Tabelle 1 als Beispiel<br />

aufgeführten Zahlen jedoch, dass auch die Mittelwerte der Nährstoffe innerhalb eines<br />

begrenzten Gebietes bei unterschiedlicher Nutzung sich teilweise deutlich unterscheiden.<br />

Tabelle 1: Mittelwerte der Gemeinde Ehrenkirchen und Bereich der Gehaltsklasse C<br />

für die Nutzungen Acker und Reben<br />

Nutzung pH-Wert P 2O 5<br />

K 2O/<br />

mittl. Boden<br />

Mg/<br />

mittl. Boden<br />

Mittelwert in mg/100g (Stichprobe)<br />

Acker 6,4 (158) 18 (165) 28 (129) 11 (129)<br />

Reben 7,1 (201) 42 (103) 42 (112) 18 (112)<br />

Bereich der Klasse C in mg/100g<br />

Acker 6,1-7,0 13-24 15-25 8-13<br />

Reben 5,5-6,4 15-28 15-34 13-25<br />

405


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Ergebnisse<br />

Acker<br />

Abbildung 1: Grundnährstoffversorgung von Acker im südlichen Oberrhein<br />

406


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Reben<br />

Abbildung 2: Grundnährstoffversorgung von Reben im südlichen Oberrhein<br />

407


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Zusammenfassung<br />

Acker:<br />

In der gesamten nördlichen Hälfte des untersuchten Gebietes ist der Ackerboden häufig<br />

sehr schlecht mit Kalk versorgt. Im Raum Freiburg und Emmendingen sind die<br />

Kaliumgehalte überdurchschnittlich hoch. Die anderen Gebiete liegen bei Kalium,<br />

Phosphor und Magnesium in der Regel im mittleren Versorgungsbereich.<br />

Reben:<br />

Während Kalk und Kalium sehr häufig in die Klasse E eingestuft werden, sind die<br />

Rebstandorte im Bereich der Ortenau sehr niedrig mit Magnesium versorgt. Allerdings<br />

werden bei Reben im Vergleich zu Acker für eine gute Klasseneinteilung hohe Messwerte<br />

gefordert. Die Phosphorgehalte liegen mit Ausnahme des Ortenaukreises im hohen bis<br />

sehr hohen Versorgungsbereich.<br />

Die Auswertung zeigt, dass sich die Nährstoffversorgung im Boden in gleichen Regionen<br />

(Gemeinden) in Abhängigkeit von der Nutzung deutlich unterscheiden kann. Außer bei<br />

Magnesium sind Reben deutlich besser als Ackerland versorgt.<br />

408


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />

I. N-turnover and net N-mineralisation in incubation experiments<br />

Schlegel, Isabell (Universität Hohenheim); Li, Zhifang; von Schenck zu Schweinsberg-<br />

Mickan, Mario; Schulz, Rudolf; Müller, Torsten:<br />

Introduction<br />

In organic farming, traditionally, animal waste products were used as organic nitrogen<br />

fertilisers because they are easily degradable in soils due to their high N concentrations<br />

and very low C:N ratios. With the BSE crisis, blood, cadaver and bone meal were<br />

prohibited by German regulations. Only pure horn products are still allowed. As an<br />

alternative, organic fertilisers, predominantly or completely based on plants and fungi<br />

(PBOFs), attracted more interest and the question arises, if they can replace the fertilisers<br />

derived from animal waste. A crucial period with respect to a fast release of plant available<br />

N especially in organic vegetable production is the early spring with still low soil<br />

temperatures and thus low soil microbial activity. Therefore, the aim of an 8-weeks<br />

incubation study was to test, if PBOFs have the potential to replace fertilisers derived from<br />

animal waste products, especially at low soil temperatures.<br />

Materials and Methods<br />

In the incubation experiment at 5 and 20°C the following fertilisers were investigated with<br />

respect to their apparent net N-mineralisation of fertiliser derived N and the sum of<br />

biologically available N fractions (Nsum) (including Nmin, extractable organic N (Norg) and<br />

microbial biomass N (Nmic)):<br />

Purchasable PBOFs:<br />

- Bioilsa® (animal hair, feather meal, plant oil-cake),<br />

- Maltaflor® (malt germs, vinasse),<br />

- OrganoPlantN® (residues from food production) and<br />

- OrganoQuickN® (vinasse) ,<br />

On farm produced PBOFs:<br />

- seed meal from Yellow lupine (Lupinus luteus) and faba bean (Vicia faba) ,<br />

Organic reference fertilisers:<br />

- horn meal and coarse horn meal<br />

Mineral N fertiliser:<br />

- calcium ammonium nitrate (KAS) (26 % N).<br />

N concentration (producers information and own measurements with an elemental<br />

analyzer), C concentration and C:N ratios of the investigated organic fertilisers are shown<br />

in Tab. 1. Fertilisers derived from animal waste products (horn meal) or with animal waste<br />

compounds (Bioilsa) have higher N concentrations and lower C:N ratios than the PBOFs<br />

based solely on plant products.<br />

409


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Table 1: N concentration (producers information and own measurements), C concentration<br />

and C:N ratio of the investigated organic fertiliser<br />

Organic fertiliser<br />

Coarse horn meal<br />

Horn meal<br />

Bioilsa®<br />

OrganoPlantN®<br />

OrganoQuickN®<br />

Maltaflor®<br />

Yellow lupin seed meal<br />

Faba bean seed meal<br />

N Producer<br />

(% FM)<br />

14<br />

12<br />

11<br />

6<br />

5<br />

4<br />

N measured<br />

(% FM)<br />

15.5<br />

14.4<br />

11.0<br />

4.9<br />

5.1<br />

3.8<br />

6.3<br />

3.9<br />

C measured<br />

(% FM)<br />

47.1<br />

44.8<br />

44.4<br />

27.3<br />

27.5<br />

40.6<br />

45.3<br />

43.8<br />

C:N<br />

3.0<br />

3.1<br />

4.0<br />

5.5<br />

5.4<br />

10.7<br />

7.2<br />

11.2<br />

A control treatment with un-amended soil was also included. All treatments were replicated<br />

3 times. Soil sampling was done after 1, 2, 4 and 8 weeks. For each sampling date,<br />

separate incubation vessels containing 120 g soil were prepared. All vessels were covered<br />

by a plastic coating during incubation.<br />

The soil material for this study was taken from the A horizon of a Luvisol located at<br />

“Kleinhohenheim”, the experimental organic farm of the University of Hohenheim in<br />

Stuttgart. Soil texture is a silty clay loam. Water content of the soil was adjusted to 60% of<br />

the maximum water holding capacity and controlled regularly by weighing of individual<br />

pots.<br />

N-fertilisation was 230 mg N kg -1 soil (corresponding to 300 kg N ha -1 10 cm -1 ). Nmin of the<br />

soil at the start of the experiment was 3 mg kg -1 soil.<br />

Soil microbial biomass N (Nmic) was estimated by chloroform fumigation extraction (CFE)<br />

(Brookes et al., 1985; Vance et al., 1987), using a TOC/tNb analyzer „multi N/C 2100“<br />

(Jenoptik) for analysis of extracts. Calculations were done according to Jörgensen and<br />

Müller (1996).<br />

Mineral N (Nmin) (NO3 - + NH4 + ) was measured in the non fumigated 0.5 M K2SO4-extracts<br />

using segmented continuous flow analysis (Autoanalyzer) and Norg (soluble organic N) was<br />

calculated by subtracting Nmin from tNb in the non fumigated extracts.<br />

Results and Discussion<br />

At 20°C the horn products showed the highest net N-mineralisation of fertiliser derived N<br />

(increase in NO3 - and NH4 + as compared to control), followed by Bioilsa and<br />

OrganoQuickN (Fig. 1). Up to 60% of the applied total N of the organic fertilisers (230 μg N<br />

g -1 soil) was mineralised. After 2 weeks (sampling date 2) the NH4 + of the fertilisers was<br />

almost nitrified, in the treatments with OrganoPlantN, OrganoQuickN and Maltaflor even<br />

completely.<br />

At the end of the experiment (sampling date 4 after 8 weeks) the mineralised N of PBOFs<br />

was immobilised, especially in the treatments with OrganoPlantN and Maltaflor. The<br />

reason could be that at this date the turnover of C-rich tissue components like lignin starts.<br />

410


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Nsum (µg g -1 )<br />

Fig.1: Nsum (sum of microbial N (Nmic), K2SO4-soluble organic N (Norg) and mineral N (NH4-<br />

N and NO3-N) at 20°C; sampling after 1, 2, 4 (date 3) and 8 weeks (date 4)<br />

Nsum (µg g -1 )<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4<br />

control KAS coarse<br />

horn meal<br />

1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4<br />

control KAS coarse<br />

horn meal<br />

horn meal Bioilsa O-Plant O-Quick Maltaflor yellow<br />

lupin<br />

fertiliser and sample-date<br />

horn meal Bioilsa O-Plant O-Quick Maltaflor yellow<br />

lupin<br />

fertiliser and sample-date<br />

Nmic (µg g-1)<br />

Norg(µg g-1)<br />

NH4 (µg g-1)<br />

NO3 (µg g-1)<br />

Nmic (µg g-1)<br />

Norg(µg g-1)<br />

NH4 (µg g-1)<br />

NO3 (µg g-1)<br />

Fig. 2: Nsum (sum of microbial N (Nmic), K2SO4-soluble organic N (Norg) and mineral N (NH4-<br />

N and NO3-N) at 5°C; sampling after 1, 2, 4 (date 3) and 8 weeks (date 4)<br />

faba<br />

bean<br />

faba<br />

bean<br />

411


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

As expected, net N-mineralisation of fertiliser N as well as nitrification was delayed and<br />

decreased at 5°C (Fig. 2). Particularly the N-mineralisation of the horn products was<br />

negatively affected by the low temperature. In contrast to horn products N-mineralisation of<br />

the PBOFs was not as much affected by the low temperature. Especially after 2 weeks<br />

(sampling date 2) legume seed meals and OrganoQuickN showed a higher Nmineralisation<br />

than the two animal waste derived fertiliser (Fig. 2). A comparison of the<br />

Nmin data at 20°C and 5°C shows that after 4 weeks net N-mineralisation of faba bean<br />

seed meal was even higher at the low temperature than at 20°C.<br />

Apparent net N-turnover may be estimated as the difference between treatments and nonamended<br />

control of Nsum. Nsum of PBOFs was higher at 5°C than at 20°C and higher than<br />

the N-turnover of the horn products. This was mainly due to differences in Nmic (Fig. 1 and<br />

2). This result is in agreement with previous investigations (Müller und von Fragstein,<br />

2006), which showed faster apparent net N-turnover of selected PBOFs at low<br />

temperatures than at high temperatures. The authors hypothesised that the temporarily<br />

increased net N-mineralization during the decomposition of legume seed meals at low<br />

temperatures is due to a reduced gross N immobilisation induced by a hampered turnover<br />

of cellulose and other biopolymers containing little or no N. At 20°C N-turnover of PBOFs<br />

was similar to horn products. The seed meals from legumes had a similar N-turnover as<br />

compared with the purchasable PBOFs (Fig. 1). Soluble organic N (Norg) decreased to the<br />

last sample date for the benefit of increased Nmic values or it is immobilised in not soluble<br />

necrotic microbial substances.<br />

In the treatments with calcium ammonium nitrate, OrganoQuickN, OrganoPlantN and<br />

legume seed meals, more N was recovered than added at 20°C and 5°C (priming effects).<br />

Conclusion<br />

The results confirm that PBOFs may have the potential to replace fertilisers derived from<br />

animal waste products in organic vegetable production, especially in early spring when<br />

temperatures are still low.<br />

References<br />

Brookes, P.C., Landman, A., Pruden, G. and Jenkinson, D.S. 1985: Chloroform fumigation<br />

and the release od soil nitrogen: A rapid direct extraction method for measuring microbial<br />

biomass nitrogen. Soil Biol. Biochem. 17, 837-842.<br />

Jörgensen, R.G. and Müller, T. 1996: The fumigation-extraction method to estimate soil<br />

microbial biomass: Calibration of the Ken value. Soil Biol. Biochem. 28, 33-37.<br />

Müller, T. und von Fragstein und Niemsdorff, P. 2006: Organic fertilizers derived from plant<br />

materials. Part I: Turnover in soil at low and moderate temperatures. J. Plant Nutr. Soil Sci.<br />

169, 255-264.<br />

Vance, E.D., Brookes, P.C. and Jenkinson, D.S. 1987: An extraction method for<br />

measuring soil microbial biomass C. Soil Biol. Biochem. 19, 703-707.<br />

We thank Biofa AG, Münsingen, for financial support.<br />

412


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />

II. Yield response in organic vegetable production and nitrogen turnover<br />

(pot experiments)<br />

Riehle, Judith (Universität Hohenheim); Schulz, Rudolf; Müller, Torsten:<br />

Introduction<br />

Organic fertilisers containing animal waste products such as horn meal, which are<br />

traditionally used in organic vegetable production have been criticised as a result of the<br />

BSE crisis. As an alternative, plant and fungi based organic fertilisers (PBOFs) appeared<br />

on the market. However, these products still originate from conventional farming. Legume<br />

seed meals, which are also suitable to be used as fertilisers, can be grown by the farmers<br />

themselves and therefore match best with the idea of a closed farm nutrient cycle. Earlier<br />

results showed N-availabilities from legume seed meals similar to commercial organic<br />

fertilisers, especially at low temperatures.<br />

The aim of the pot trial was to get further insights in yield response and N release of the<br />

different groups of fertilisers mentioned.<br />

Materials and Methods<br />

From October 2005 to January 2006, lettuce (Lactuca sativa L. var. capitata L.) and rocket<br />

(Eruca sativa Mill.) were grown in pots in the greenhouse (light intensity: 10 kLux 12 h per<br />

day).<br />

The following fertiliser treatments were used, classified into different groups of fertilisers:<br />

Purchasable PBOFs:<br />

- MALTaflor® (malt germs, vinasse)<br />

- Castor cake seed meal (oil cake of Rizinus communis L.)<br />

- OrganoPlantN® (residues from food production)<br />

Purchasable mixed fertiliser:<br />

- Bioilsa® (animal hair, feather meal, plant oil cake)<br />

Animal waste derived fertiliser:<br />

- Horn meal<br />

- Animal hair<br />

On farm produced PBOFs:<br />

- seed meal of faba bean (Vicia faba)<br />

- seed meal of Blue lupin (Lupinus angustifolius) and<br />

- seed meal of Yellow lupin (Lupinus luteus);<br />

Mineral reference fertiliser:<br />

- Calcium ammonium nitrate CAN (KAS) (26% N).<br />

An unfertilized control treatment was also included. N concentration (producers information<br />

and own measurements with an elemental analyzer), C concentration and C:N ratios of the<br />

investigated organic fertilisers are shown in Tab. 1.<br />

413


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Table 1: N concentration (producers information and own measurements), C<br />

concentration and C:N ratio of the investigated organic fertiliser<br />

Organic fertiliser<br />

Horn meal<br />

Bioilsa®<br />

Animal hair (pig bristles)<br />

Maltaflor®<br />

OrganoPlantN®<br />

Castor cake seed meal<br />

Faba bean seed meal<br />

Blue lupin seed meal<br />

Yellow lupin seed meal<br />

N Producer<br />

(% FM)<br />

12<br />

11<br />

13<br />

5<br />

6<br />

5<br />

N measured<br />

(% FM)<br />

14.4<br />

11.0<br />

14.6<br />

3.8<br />

4.9<br />

5.1<br />

3.9<br />

5.2<br />

5.8<br />

C measured<br />

(% FM)<br />

44.8<br />

44.4<br />

48.3<br />

40.6<br />

27.3<br />

46.5<br />

43.8<br />

43.2<br />

42.4<br />

C:N<br />

3.1<br />

4.0<br />

3.3<br />

10.7<br />

5.6<br />

9.1<br />

11.2<br />

8.3<br />

7.3<br />

All treatments were replicated 5 times in the lettuce experiment and 4 times in the rocket<br />

experiment.<br />

Soil material was a mixture of 50 % of a silty clay loam taken from the A horizon of a<br />

Luvisol located at “Kleinhohenheim”, the experimental organic farm of the University of<br />

Hohenheim in Stuttgart, and 50 % of quartz sand. K2SO4 and MgSO4 as well as Bio-<br />

Superphosphate, consisting of 80 % rock phosphate and 20 % elementary sulphur, were<br />

added in order to avoid growth inhibition effects caused by other nutrients than N.<br />

The N demand of lettuce and rocket was assumed to be 150 kg N ha -1, corresponding to<br />

240 mg N kg -1 soil in the lettuce experiment (1 plant per pot, 5.1 kg soil per pot) and 120<br />

mg N kg -1 soil in the rocket experiment (7 plants per pot, 3.2 kg soil per pot), respectively.<br />

At harvest the average fresh and dry matter weights of the plants was determined. N<br />

contents of the dried plant material were measured by combustion in the elemental<br />

analyzer Vario MAX CN (Elementar Analysensysteme GmbH).<br />

Soil microbial biomass N (Nmic) was estimated by chloroform fumigation extraction (CFE)<br />

(Brookes et al., 1985; Vance et al., 1987), using a TOC/tNb analyzer „multi N/C 2100“<br />

(Jenoptik) for analysis of extracts. Prior to CFE, intact roots and plant particles, interfering<br />

with the estimation of microbial biomass, were removed using a combined wet sievingsedimentation<br />

method (MÜLLER et al., 1992, modified by MAYER, 2003). Calculations were<br />

done according to Jörgensen and Müller (1996).<br />

Mineral N (Nmin) (NO3 - + NH4 + ) was measured in the non fumigated 0.5 M K2SO4-extracts<br />

using segmented continuous flow analysis (Autoanalyzer) and Norg (soluble organic N) was<br />

calculated by subtracting Nmin from tNb in the non fumigated extracts.<br />

Results and Discussion<br />

Rocket yields were between 35 and 67 g FM/pot and lettuce yields were between 126 and<br />

194 g/head. Plant biomass of lettuce and rocket was significantly higher in the fertilized<br />

treatments than in the control treatment. In the lettuce experiment all organic fertilisation<br />

treatments reached higher yields than the CAN treatment. Further more, the plant based<br />

organic fertilisers tended to yield higher than the fertilisers derived from animal waste<br />

products. In contrast, such trend could not be observed in the rocket experiment, and the<br />

highest yield was measured in the CAN treatment.<br />

414


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Among the organic fertilisers, castor cake seed meal and Yellow lupin seed meal led to the<br />

highest yield of both plant species lettuce and rocket. All other organic fertiliser treatments<br />

varied very much between the two vegetable species, which might be due to different Nuptake<br />

mechanisms or rhizosphere effects Lettuce<br />

of the two plant<br />

species.<br />

mg N kg -1 soil<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

mg N kg -1 soil<br />

start<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

control<br />

a<br />

KAS<br />

e<br />

a<br />

hornmeal<br />

c<br />

b<br />

bcd cd bc<br />

Bioilsa<br />

animal hair<br />

b<br />

Maltaflor<br />

b<br />

b bc<br />

Organoplant<br />

b<br />

castor cake<br />

d<br />

b<br />

faba bean<br />

bc<br />

b<br />

blue lupin<br />

b<br />

Rocket<br />

cd cd<br />

yellow lupin<br />

Fig. 1: Nsum (Nshoot + Nmic + Norg + Nmin) after the harvest of lettuce and rocket<br />

Nsum reached highest values with CAN fertilisation (KAS) and lowest values without N<br />

fertilisation (control) (Fig. 1). Nsum data of the organically fertilized treatments were in<br />

between and significantly different from control and CAN treatment. Among the organic<br />

fertilisers, castor cake seed meal and Blue lupine seed meal led to highest Nsum values.<br />

After the harvest of lettuce, in the CAN treatment 120 mg N kg -1 soil were still available in<br />

mineral form, which is half of the applied N and indicates N over-fertilisation. In the<br />

organically fertilized treatments, Nmin values ranged between 6 and 44 mg N kg -1 soil.<br />

In the rocket experiment, Nmin values were near to zero, even in the CAN treatment,<br />

indicating N under-fertilisation.<br />

In both the lettuce and rocket experiments, Nmic values in faba bean and Blue lupin seed<br />

meal treatments were highest, whereas Nmic values of Maltaflor and Organoplant<br />

treatments are high in the experiment with lettuce but lowest in the experiment with rocket.<br />

The net N release of the organic fertilisers ranged between 49% for animal hair and 72%<br />

for castor cake seed meal in the lettuce experiment and between 28% for Maltaflor and<br />

60% for castor cake seed meal in the rocket experiment (Table 2). This values match well<br />

with data from Laber (2003) who found similar ranges of net N release.<br />

b<br />

b<br />

Nshoot Nshoot<br />

Nmic Nmic<br />

extr. Norg Norg<br />

NH +<br />

4 -N<br />

NO -<br />

3 -N<br />

415


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

The net N release of the CAN treatment reached 107% in the lettuce experiment, which<br />

means that more nitrogen has been mineralized from the soil as compared with the<br />

unfertilized control.<br />

Table 2: Nsum (Nshoot+Nmic+Norg+Nmin) and estimated Nroot (25% of Nshoot) in % of applied N<br />

Nsum and estimated Nroot in % of applied fertiliser N<br />

Fertiliser<br />

CAN<br />

Horn meal<br />

Bioilsa®<br />

Animal hair (pig bristles)<br />

Maltaflor®<br />

OrganoPlantN®<br />

Castor cake seed meal<br />

Faba bean seed meal<br />

Blue lupin seed meal<br />

Yellow lupin seed meal<br />

Conclusion<br />

Lettuce Rocket<br />

107<br />

66<br />

50<br />

49<br />

56<br />

67<br />

72<br />

55<br />

66<br />

64<br />

The results show that the investigated commercial PBOFs as well as legume seed meals<br />

have similar effects regarding yield response and N-release as compared to animal waste<br />

derived fertiliser. Especially seed meal of Yellow lupin as a fertiliser produced organically<br />

has the potential to substitute commercial fertilisers of unknown origin.<br />

References<br />

Brookes, P.C., Landman, A., Pruden, G. and Jenkinson, D.S. 1985: Chloroform fumigation<br />

and the release of soil nitrogen: A rapid direct extraction method for measuring microbial<br />

biomass nitrogen. Soil Biol. Biochem. 17, 837-842.<br />

Jörgensen, R.G. and Müller, T. 1996: The fumigation-extraction method to estimate soil<br />

microbial biomass: Calibration of the Ken value. Soil Biol. Biochem. 28, 33-37.<br />

Laber, H., 2003: N-Freisetzung aus organischen Handelsdüngern – Übersicht und eigene<br />

Versuchsergebnisse im ökologischen Gemüsebau. In: Rahmann, G. und Nieberg, H.<br />

(Hrsg.) Ressortforschung für den ökologischen Landbau 2002, Agricultural Research, RAL<br />

Braunschweig, Sonderheft 259, 17-20.<br />

Mayer, J. 2003: Root effects on the turnover of grain legume residues in soil. PhD thesis,<br />

Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, Universität Kassel.<br />

Müller, T., Jörgensen, R.G. and Meyer, B. 1992: Estimation of soil microbial biomass C in<br />

the presence of living roots by fumigation-extraction. Soil Biol. Biochem. 24, 179-181.<br />

Vance, E.D., Brookes, P.C. and Jenkinson, D.S. 1987: An extraction method for<br />

measuring soil microbial biomass C. Soil Biol. Biochem. 19, 703-707.<br />

90<br />

41<br />

50<br />

39<br />

28<br />

37<br />

60<br />

37<br />

53<br />

50<br />

We thank Biofa AG, Münsingen, for financial support.<br />

416


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Purchasable and on farm produced plant based organic fertilisers:<br />

III. Yield response in organic vegetable production and nitrogen turnover<br />

(field experiments)<br />

Riehle, Judith (Universität Hohenheim); Schulz, Rudolf; Müller, Torsten:<br />

Introduction<br />

In organic vegetable production, additional organic N fertilisers are widely used due to high<br />

N demand within a short period of time, and in order to compensate the N gap occurring<br />

between demand and mineralisation rate in early spring. Traditionally these fertilisers<br />

consisted of horn and other animal derived waste products (AWPs). However, with the<br />

BSE crisis, most of these products were banded in Germany except horn products.<br />

Therefore, alternative plant and fungi based organic fertilisers (PBOFs) were developed. In<br />

previous incubation experiments, PBOFs showed a net N release similar to AWPs,<br />

especially at low temperatures.<br />

The aim of this field experiment was to investigate yield response and N turnover of AWPs<br />

and PBOFs under field conditions in early spring.<br />

Materials and Methods<br />

The field experiment was conducted in early spring 2005 at “Kleinhohenheim”, the<br />

experimental station for organic farming at the University of Hohenheim in Stuttgart,<br />

Southern Germany. Soil type is a Luvisol with silty clay loam in the A-horizon. As plant<br />

species, lettuce (Lactuca sativa L. var. capitata L.) of the cultivar ‚Latino’ and white<br />

cabbage (Brassica oleracea L. var. capitata L. f. alba) of the cultivar ‚Parel F1’ were grown<br />

because of their high N demand.<br />

A latin square 4 x 4 with unequal edges was set up for each of the plant species. Seed bed<br />

preparation, fertiliser application and incorporation (10 cm depth) and planting were done<br />

on March 25, 2005. Planting density equalled 10 plants m -2 for lettuce and 6.7 plant m -2 for<br />

white cabbage. During the whole vegetation period, plants were covered with a net in<br />

order to avoid infestation with harmful insects and to establish a more constant<br />

microclimate.<br />

Maltaflor®, Bioilsa® and horn meal were used as fertiliser treatments (C and N<br />

concentrations are given in the previous paper from Riehle et al.) as well as an unfertilised<br />

control treatment. The Nmin “Sollwerte” were assumed to be 130 kg N ha -1 for lettuce and<br />

240 kg N ha -1 for white cabbage. N demand was calculated according to the method used<br />

for conventional farming as follows: N-demand = Nmin “Sollwert” - Nmin in soil.<br />

Applied fertiliser N was 124 kg N ha -1 for lettuce and 218 kg N ha -1 for white cabbage.<br />

For each of the plant species, plant material was collected at two different harvest times:<br />

the intermediate harvest on April 28 and on May 19, 2005 for lettuce and white cabbage,<br />

respectively, and the final harvest on May 19, 2005 for lettuce and on June 30, 2005 for<br />

white cabbage. The average fresh matter weight of the whole plant as well as - after<br />

removal of the dirty outer leaves - the weight of the marketable plants were measured<br />

immediately on the field. Subsequently the plants or aliquots of them were dried at 60°C<br />

and average dry matter weight was determined. Soil samples were taken using an auger<br />

in a depth of 0-30 cm at the beginning of the experiment and at each of the harvest dates.<br />

417


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

N content of the dried plant material was measured by combustion in the elemental<br />

analyzer Vario MAX CN (Elementar Analysensysteme GmbH).<br />

Soil microbial biomass N (Nmic) was estimated by chloroform fumigation extraction (CFE)<br />

(Brookes et al., 1985; Vance et al., 1987), using a TOC/tNb analyser „multi N/C 2100“<br />

(Jenoptik) for analysis of extracts. Prior to CFE, intact roots and plant particles, interfering<br />

with the estimation of microbial biomass, were removed using a combined wet sievingsedimentation<br />

method (MÜLLER et al., 1992, modified by MAYER, 2003). Calculations were<br />

done according to Jörgensen and Müller (1996).<br />

Mineral N (Nmin) (NO3 - + NH4 + ) was measured in the non fumigated 0.5 M K2SO4-extracts<br />

using segmented continuous flow analysis (Autoanalyzer) and Norg (soluble organic N) was<br />

calculated by subtracting Nmin from tNb in the non fumigated extracts.<br />

Results and Discussion<br />

Fertilisation with Maltaflor and Bioilsa led to the same fresh matter yields as horn meal for<br />

both vegetable species (ca. 390 g/head for lettuce, 1190 g/head for white cabbage).<br />

However, at the intermediate harvest after half of the growing time, Maltaflor showed a<br />

significantly higher yield response (118 g and 875 g) than horn meal (97 g and 773 g for<br />

lettuce and cabbage, respectively).<br />

In the field experiment with lettuce, the Nsum values of the treatments showed significant<br />

differences at the intermediate harvest but not at the final harvest (Fig. 1). The Nsum value<br />

for the Maltaflor treatment at the final harvest was lower than at the intermediate harvest.<br />

In the cabbage experiment, the Nsum values in the control treatment were significantly<br />

lower than in the fertilized treatments at all sampling times.<br />

The Nmin data at the sampling date end of April were considerably higher in all fertilized<br />

treatments than in the control treatment (Fig. 1). Even though this finding is only significant<br />

in the cabbage experiment, the conclusion can be drawn that all three fertilisers tested in<br />

this experiment are suitable to overcome the N gap in early spring. Later on, Nmin was<br />

subsequently taken up by the plants, so that mid of May all fertiliser treatments reached<br />

again the low level of 40 kg N ha -1 of the control treatment.<br />

Microbial biomass N did not differ between the treatments (Fig. 1). The Nmic values of the<br />

control and the fertiliser treatments are on the same level, meaning that fertilisation did not<br />

affect soil microbial N.<br />

418


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

kg N ha-1<br />

kg N ha-1<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

control<br />

Start 6<br />

April<br />

2005<br />

control<br />

Lettuce<br />

a<br />

control<br />

Cabbage<br />

Start 6<br />

April<br />

2005<br />

b<br />

horn<br />

meal<br />

bc<br />

Bioilsa<br />

c<br />

Maltaflor<br />

Intermediate harvest 28<br />

April 2005<br />

a<br />

control<br />

b<br />

horn<br />

meal<br />

b<br />

Bioilsa<br />

b<br />

Maltaflor<br />

a<br />

control<br />

a<br />

control<br />

horn<br />

meal<br />

a a a<br />

Bioilsa<br />

Maltaflor<br />

Final harvest 19<br />

May 2005<br />

b<br />

horn<br />

meal<br />

b<br />

Bioilsa<br />

b<br />

Maltaflor<br />

28 April 2005 Intermediate harvest 19<br />

May 2005<br />

a<br />

control<br />

b<br />

horn<br />

meal<br />

Nshoot Nshoot<br />

Nmic Nmic<br />

extr. Norg Norg<br />

NH +<br />

4 -N<br />

NO -<br />

3 -N<br />

b<br />

Bioilsa<br />

b<br />

Maltaflor<br />

Final harvest 30<br />

June 2005<br />

Fig. 1: N sum (N shoot + N mic + N org + N min) after the harvest of lettuce and white cabbage<br />

A net N release varying between 13% and 22% of the applied fertiliser-N was calculated<br />

for lettuce at the final harvest (horn meal > Bioilsa > Maltaflor) (Table 1). For white<br />

cabbage, the values were between 59% and 73% (Bioilsa > horn meal > Maltaflor).<br />

However, at the intermediate harvest, Maltaflor showed the highest N release. Hence, N<br />

from Maltaflor was released quickest and should therefore be used especially in cases<br />

where an immediate effect is desired by fast growing vegetables with a short vegetation<br />

period. With a longer vegetation time (cabbage), however, less expensive Bioilsa and horn<br />

meal seem to catch up and reach the same yield as Maltaflor. Despite the apparent fast N<br />

release by Maltaflor, nitrate contents of lettuce and cabbage were considerably (partly<br />

significantly) lower than in the variants with Bioilsa and horn meal.<br />

419


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Table 1: Percent of fertiliser derived N (= (N fert - N control) / N-fertiliser x 100 %), N min, N mic,<br />

N org, N shoot, N sum (N shoot + N mic + N org + N min) and estimated Nroot (25% of N shoot)<br />

Lettuce<br />

Horn meal<br />

Bioilsa<br />

Maltaflor<br />

Cabbage<br />

Horn meal<br />

Bioilsa<br />

Maltaflor<br />

Conclusion<br />

% of fertiliser derived N<br />

Nmin Nmic extr. Norg Nshoot Nsum Nsum + est.<br />

1<br />

7<br />

0<br />

1<br />

4<br />

2<br />

2<br />

-7<br />

-2<br />

-1<br />

-1<br />

5<br />

It can be concluded that Maltaflor as an organic fertiliser based on plant products leads to<br />

a comparable yield as fertilisers made from animal waste products. Due to their quick N<br />

release they are especially suitable for organic vegetable production in early spring with<br />

low temperatures<br />

References<br />

Brookes, P.C., Landman, A., Pruden, G. and Jenkinson, D.S. 1985: Chloroform fumigation<br />

and the release od soil nitrogen: Arapid direct ectraction method for measuring microbial<br />

biomass nitrogen. Soil Biol. Biochem. 17, 837-842.<br />

Jörgensen, R.G. and Müller, T. 1996: The fumigation-extraction method to estimate soil<br />

microbial biomass: Calibration of the Ken value. Soil Biol. Biochem. 28, 33-37.<br />

Mayer, J. 2003: Root effects on the turnover of grain legume residues in soil. PhD thesis,<br />

Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, Universität Kassel.<br />

Müller, T., Jörgensen, R.G. and Meyer, B. 1992: Estimation of soil microbial biomass C in<br />

the presence of living roots by fumigation-extraction. Soil Biol. Biochem. 24, 179-181.<br />

Vance, E.D., Brookes, P.C. and Jenkinson, D.S. 1987: An extraction method for<br />

measuring soil microbial biomass C. Soil Biol. Biochem. 19, 703-707.<br />

0<br />

-6<br />

-2<br />

0<br />

-3<br />

0<br />

15<br />

18<br />

14<br />

52<br />

59<br />

42<br />

18<br />

12<br />

10<br />

52<br />

59<br />

49<br />

Nroot<br />

22<br />

17<br />

13<br />

65<br />

73<br />

59<br />

We thank Biofa AG, Münsingen, for financial support.<br />

420


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Düngewirkung von Fleischknochenmehl in Gefäßversuchen sowie Einsatzempfehlungen<br />

Albert, Erhard (Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />

Einleitung<br />

Auf Grund des zunehmenden Kostendrucks haben in den letzten Jahren viele<br />

Landwirtschaftsbetriebe bei der Grunddüngung drastisch gespart. Vor allem<br />

Marktfruchtbetriebe weisen häufig negative P-Bilanzsalden auf. Ein Absinken der<br />

verfügbaren Nährstoffgehalte der Böden ist vielerorts zu beachten.<br />

Seit dem EU-weiten Verfütterungsverbot von Tiermehl im Jahr 2001 wird zunehmend<br />

Fleischknochenmehl als preiswerter organischer NP-Dünger auf dem Markt angeboten.<br />

Vermarktet werden jährlich ca. 200.000 t. Das entspricht einer P-Menge von etwa 13.300 t<br />

bzw. 10 % des mineralischen P-Düngereinsatzes in Deutschland. Im Interesse einer<br />

sinnvollen Kreislaufnutzung der wertvollen Nährstoffe liegt eine pflanzenbauliche Nutzung<br />

derartiger Mehle auf der Hand. Angesichts der Verknappung der globalen P-Reserven<br />

trägt eine Wiederverwertung geeigneter phosphathaltiger Nebenprodukte zur Schonung<br />

endlicher Ressourcen bei. Vor allem Marktfruchtbetriebe bekunden zunehmend Interesse<br />

an der Nutzung dieses organischen Düngers, um so preisgünstig P-Bilanzdefizite<br />

auszugleichen.<br />

Nährstoffgehalte von Fleischknochenmehl<br />

Im Vergleich zu Stallmist, Gülle und Geflügelkot oder Klärschlamm weist<br />

Fleischknochenmehl mit ca. 7 % Stickstoff und ca. 6,5 % Phosphor hohe Nährstoffgehalte<br />

auf. Die chemische Zusammensetzung dieses Naturproduktes ist jedoch nicht konstant,<br />

sondern wird vom Verhältnis Knochen zu Fleisch stark beeinflusst. Zunehmende<br />

Knochenanteile erhöhen die Phosphor- und reduzieren die Stickstoffgehalte und<br />

umgekehrt.<br />

Bei der Beurteilung von Düngern spielt neben den absoluten Nährstoffgehalten die<br />

Pflanzenverfügbarkeit der Nährstoffe eine wichtige Rolle. Wie Analysenergebnisse von<br />

Fleischknochenmehl zeigen, liegen 94 % des Stickstoffs in organischen Bindungsformen<br />

(Proteine) vor. Dieser Stickstoff wird erst durch Mineralisierungsprozesse<br />

pflanzenverfügbar. Der unmittelbar pflanzenverfügbare Anteil (Ammonium-Stickstoff)<br />

beträgt lediglich 6 %.<br />

Untersuchungen zum N-Mineralisierungsverlauf von Fleischknochenmehl haben jedoch<br />

ergeben, dass bereits 14 Tage nach der Ausbringung und Einarbeitung in den Boden ein<br />

Drittel des organisch gebundenen Stickstoffs mineralisiert worden ist und damit den<br />

Pflanzen als N-Quelle zur Verfügung steht. In der Folgezeit verläuft die Mineralisierung<br />

weniger intensiv.<br />

Phosphor liegt im Fleischknochenmehl in Form von Calciumphosphat vor. Der<br />

vergleichsweise hohe Phosphorgehalt ist daher nur zu einem kleinen Teil von 2 %<br />

wasserlöslich. Mehr als die Hälfte des Gesamt-P ist zitronensäurelöslich und damit als<br />

labiles, relativ leicht verfügbares Phosphat zu bewerten. Der Rest hingegen ist schwer<br />

löslich und als stabiles Phosphat nur eingeschränkt verfügbar.<br />

Neben den Gehalten an Stickstoff und Phosphor ist der an Calcium mit ca. 15 %<br />

beträchtlich, die Kalium- und Magnesiumgehalte hingegen sind gering. Trotz der<br />

vergleichsweise hohen Calciumgehalte ist die Neutralisationswirkung von<br />

Fleischknochenmehl als sehr gering zu bewerten. Günstig im Vergleich zu mineralischen<br />

421


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

P-Düngern ist der extrem niedrige Gehalt an Cadmium zu beurteilen. Eine Anreicherung<br />

dieses Schwermetalls im Boden ist auch bei mehrmaliger Düngung im Gegensatz zu<br />

einigen Klärschlämmen nicht zu befürchten.<br />

Gefäßversuche zur Nährstoffwirkung von Fleischknochenmehl<br />

Zur Prüfung der Stickstoff- und Phosphorwirkung von Fleischknochenmehl wurde im Jahr<br />

2001 von der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft mit der Anlage von<br />

Gefäßversuchen begonnen. In den Versuchen zur Prüfung der N-Verfügbarkeit diente ein<br />

Lößlehmboden (pH: 6,2; PDL: 5,9 mg/100g Boden) als Substrat. Über einen dreijährigen<br />

Zeitraum hinweg wurden Kartoffeln, Winterweizen und Mais angebaut. Die<br />

Stickstoffdüngung erfolgte zum einen als Ammoniumnitrat und zum anderen als<br />

Fleischknochenmehl in jeweils 6 Stufen mit äquivalenten N-Mengen. Bezugsbasis für die<br />

N-Bemessung war bei Fleischknochenmehl der Gesamt-N-Gehalt.<br />

Bei den Versuchen zur Prüfung der P-Wirkung wurden sehr niedrig versorgte<br />

Gneisverwitterungsböden (2,0 bzw. 2,8 mg PDL/100g Boden; pH: 4,5 - 7,0) verwendet. In<br />

den Wirkungsvergleich wurden ein wasserlöslicher P-Dünger (Monocalciumphosphat) und<br />

Fleischknochenmehl einbezogen. Neben einjährigen P-Steigerungsversuchen mit<br />

Kartoffeln werden seit 2004 auch zweijährige Versuche mit Mais und Winterweizen<br />

angelegt, um die P-Nachwirkung zu erfassen. In weiteren Versuchen wurde die P-Wirkung<br />

bei unterschiedlichen Düngungsterminen, bei abgestuften Boden-pH-Werten und bei<br />

Applikation von pelletiertem Fleischknochenmehl geprüft.<br />

Versuchsergebnisse<br />

Die Erträge der in den N-Steigerungsversuchen angebauten Fruchtarten Kartoffeln,<br />

Winterweizen und Mais wurden auf Trockenmassebasis über den Versuchszeitraum von<br />

drei Jahren zusammengefasst. Wie in Abbildung 1 zu ersehen ist, nahmen die Erträge mit<br />

steigendem N-Aufwand bis zur höchsten N-Stufe deutlich zu. Sie lagen jedoch bei<br />

Verwendung von Ammoniumnitrat stets auf etwas höherem Niveau. Im Mittel der N-Stufen<br />

erreichte die N-Wirkung von Fleischknochenmehl immerhin 89 % der des mineralischen N-<br />

Düngers.<br />

Für die Bewertung eines Düngers ist neben seiner Wirkung auf den Trockenmasseertrag<br />

auch die auf den Nährstoffentzug von Interesse, da dieser auf Unterschiede in der<br />

Nährstoffverfügbarkeit sehr sensibel reagiert. Wie die Versuchsergebnisse zeigen,<br />

wuchsen mit steigendem N-Aufwand die N-Entzüge nahezu linear an (Abb. 2). Dabei fällt<br />

der deutlich geringere Anstieg bei Fleischknochenmehl auf, so dass mit zunehmendem N-<br />

Aufwand die entsprechenden Differenzen zur mineralischen Düngung immer größer<br />

wurden. Im Mittel der N-Stufen erreichte Fleischknochenmehl ein auf den N-Entzug<br />

bezogenes Mineraldüngeräquivalent (MDÄ) von 64 %. Die geringeren N-Entzüge bei<br />

Fleischknochenmehldüngung sind mit den durchweg niedrigeren Stickstoffgehalten in den<br />

Ernteprodukten zu erklären.<br />

Aus den Versuchsergebnissen ist dem Fleischknochenmehl aufgrund der vergleichsweise<br />

raschen Mineralisierung des organisch gebundenen Stickstoffs eine insgesamt gute N-<br />

Wirkung auf die Ertragsbildung (MDÄ: 89 %) und eine etwas schwächere auf den N-<br />

Entzug (MDÄ: 64 %) zu attestieren. Der mit diesen Mehlen zugeführte Stickstoff wird im<br />

Anwendungsjahr bereits zu 60 - 70 % verwertet (Abb. 3). Fruchtarten mit langem<br />

Wachstum in den Herbst hinein wie Mais und Rüben dürften den mineralisierten Stickstoff<br />

besonders gut ausnutzen.<br />

422


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Trockenmasseertrag [g/Gefäß]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

mineralisch<br />

Fleischknochenmehl<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />

N-Düngung [g/Gefäß]<br />

Abb. 1: N-Düngewirkung von Ammoniumnitrat und Fleischknochenmehl auf den<br />

Trockenmasseertrag von Kartoffeln, Winterweizen und Mais<br />

(Gefäßversuche, Mittel 2001 - 2003)<br />

N-Entzug [g/Gefäß]<br />

2<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

mineralisch<br />

Fleischknochenmehl<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />

N-Düngung [g/Gefäß]<br />

Abb. 2: N-Düngewirkung von Ammoniumnitrat und Fleischknochenmehl auf den<br />

N-Entzug von Kartoffeln, Winterweizen und Mais<br />

(Gefäßversuche, Mittel 2001 - 2003)<br />

423


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

ohne<br />

Stickstoff-<br />

düngung<br />

ohne<br />

Stickstoff-<br />

düngung<br />

mineralische<br />

Düngung<br />

0,5 g N/Gef.<br />

Fleisch-<br />

knochenmehl<br />

0,5 g N/Gef.<br />

mineralische<br />

Düngung<br />

1,0 g N/Gef.<br />

Fleisch-<br />

knochenmehl<br />

1,0 g N/Gef.<br />

mineralische<br />

Düngung<br />

2,0 g N/Gef.<br />

Fleisch-<br />

knochenmehl<br />

2,0 g N/Gef.<br />

Abb. 3: Gefäßversuche zur Untersuchung der Stickstoffwirkung von<br />

Fleischknochenmehl bei Winterweizen<br />

424


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

In dem P-Steigerungsversuch mit Mais kam es aufgrund der sehr geringen P-Versorgung<br />

des verwendeten Gneisverwitterungsbodens zu einer ausgeprägten Ertragserhöhung<br />

(Abb. 4). Diese war bei Düngung mit wasserlöslichem Phosphat wesentlich stärker als bei<br />

Fleischknochenmehl. Der im Folgejahr angebaute, jedoch nicht mit Phosphor gedüngte<br />

Winterweizen reagierte ebenfalls mit einem beträchtlichen Ertragsanstieg auf die im<br />

Vorjahr erfolgte P-Düngung. Dabei bestanden nur geringe Ertragsunterschiede zwischen<br />

Mineraldüngung und Fleischknochenmehl (Abb. 5). Deutliche Unterschiede waren bei den<br />

P-Entzügen bei Mais im Anwendungsjahr festzustellen (Abb. 6). Während sie bei Düngung<br />

mit Monocalciumphosphat bis zur höchsten Aufwandmenge kontinuierlich zunahmen,<br />

stagnierten die P-Entzüge im Falle von Fleischknochenmehl bereits bei mittleren P-Gaben.<br />

Im Nachbaujahr dagegen waren die Unterschiede gering (Abb. 7).<br />

Aus diesen Ergebnissen kann abgeleitet werden, dass die P-Wirkung des<br />

Fleischknochenmehls auf die Ertragsbildung und die P-Entzüge im Anwendungsjahr<br />

deutlich hinter der des wasserlöslichen P-Düngers zurückbleibt. In dem Versuch wurden<br />

Mineraldüngeräquivalente bezogen auf den Mehrertrag von 20 – 50 % und bezogen auf<br />

den Mehrentzug von 20 - 40 % erreicht. Der nachgebaute, mit P ungedüngte<br />

Winterweizen reagierte jedoch überraschend stark auf die P-Zufuhr mit<br />

Fleischknochenmehl im Vorjahr. Immerhin wurden mittlere MDÄ bezogen auf den Ertrag<br />

von 95 % und bezogen auf den P-Entzug von 82 % erreicht. Dieses Ergebnis weist auf<br />

eine verzögert einsetzende, dafür aber nachhaltige P-Wirkung hin. Die Versuche lassen<br />

darauf schließen, dass bei sehr niedriger Bodenversorgung die Mobilisierung des<br />

Fleischknochenmehlphosphates im Anwendungsjahr für eine optimale P-Ernährung vor<br />

allem während der Jugendentwicklung nicht ausreicht. Offenbar ist die Löslichkeit zu<br />

gering, um den hohen P-Bedarf in dieser wichtigen Wachstumsphase abzudecken.<br />

Beobachtete P-Mangelsymptome bei Mais nach dem Auflaufen, die sich später allmählich<br />

verwuchsen, sind ein zusätzlicher Beleg dafür.<br />

Trockenmasse-Ertrag [g/Gefäß]<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

mineralisch<br />

Fleischknochenmehl<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />

P-Düngung [g/Gefäß]<br />

Abb. 4: P-Düngewirkung von Monocalciumphosphat<br />

und<br />

Fleischknochenmehl auf den<br />

Trockenmasseertrag von Mais im<br />

Anwendungsjahr<br />

(Gefäßversuch 2004)<br />

Trockenmasse-Ertrag [g/Gefäß]<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

Nachbaujahr (Winterweizen)<br />

mineralisch<br />

Fleischknochenmehl<br />

10<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />

P-Düngung im Anwendungsjahr [g/Gefäß]<br />

Abb. 5: P-Düngewirkung von Monocalciumphosphat<br />

und<br />

Fleischknochenmehl auf den<br />

Trockenmasseertrag von Winterweizen<br />

im Nachwirkungsjahr<br />

425


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

P-Entzug [mg/Gefäß]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

mineralisch<br />

Fleischknochenmehl<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />

P-Düngung [g/Gefäß]<br />

Abb. 6: P-Düngewirkung von Monocalciumphosphat<br />

und<br />

Fleischknochenmehl auf den P-Entzug<br />

von Mais im Anwendungsjahr<br />

(Gefäßversuch 2004)<br />

P-Entzug [mg/Gefäß]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Nachbaujahr (Winterweizen)<br />

mineralisch<br />

Fleischknochenmehl<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />

P-Düngung im Anwendungsjahr [g/Gefäß]<br />

Abb. 7: P-Düngewirkung von<br />

Monocalciumphosphat und<br />

Fleischknochenmehl auf den P-Entzug<br />

von Winterweizen im Nachbaujahr<br />

(Gefäßversuch 2005)<br />

Die Löslichkeit der Calciumphosphate - wie sie im Fleischknochenmehl vorliegen - wird<br />

stark vom pH-Wert des Bodens beeinflusst. Im sauren Bereich sind sie besser löslich als<br />

im neutralen oder basischen. So führte ein Gefäßversuch mit Kartoffeln zu dem Ergebnis,<br />

dass mit ansteigenden pH-Werten des Bodens die P-Wirkung von Fleischknochenmehl<br />

stark zurückging (Abb. 8). Bei neutraler Bodenreaktion kam es sogar zu einem leichten<br />

Minderertrag. Aufgrund dieses Zusammenhanges ist die Ausbringung von<br />

Fleischknochenmehl bevorzugt auf schwach sauren bis sauren Böden anzuraten. Auf<br />

Standorten mit hohen pH-Werten wie beispielsweise Kalkverwitterungsböden oder<br />

Schwarzerden ist der Einsatz derartiger Mehle im Interesse einer guten P-Verwertung<br />

nicht zu empfehlen.<br />

Zur Verbesserung der Streueigenschaften wird seit kurzem Fleischknochenmehl in<br />

pelletierter Form angeboten. Mit der Pelletierung ist allerdings eine Abnahme der<br />

Kontaktfläche zwischen Dünger und Boden verbunden, wodurch Auswirkungen auf die<br />

Nährstoffverfügbarkeit möglich sind. Dieses Problem wurde 2005 in einem Gefäßversuch<br />

mit Kartoffeln in jeweils zwei N- und P-Aufwandsstufen untersucht. Im Hinblick auf die N-<br />

Wirkung bestanden zwischen pulverförmiger und pelletierter Ware keine signifikanten<br />

Unterschiede. Völlig anders ist die Situation in Bezug auf Phosphor zu beurteilen. Das<br />

pelletierte Produkt blieb ohne Ertragswirkung und erhöhte die P-Entzüge nur geringfügig<br />

(Tab. 1). In einem geplanten Nachbauversuch soll untersucht werden, ob der Phosphor<br />

aus dem pelletierten Düngemittel zeitlich verzögert erst im Folgejahr zur Wirkung kommt.<br />

Insgesamt macht dieser Versuch deutlich, dass das Pelletieren von Produkten mit nur<br />

geringen Gehalten an wasserlöslichen P-Verbindungen wie im Fleischknochenmehl zu<br />

einer drastischen Reduktion der P-Verfügbarkeit führt und folglich nicht zu empfehlen ist.<br />

426


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Mehrertrag [TM g/Gefäß]<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

GD 5 % = 5,4<br />

-5,6<br />

hoch<br />

7,0<br />

10,9<br />

mittel<br />

5,6<br />

pH-Wert des Bodens<br />

16,1<br />

niedrig<br />

4,5<br />

Abb. 8: P-bedingter Mehrertrag an Kartoffelknollen (TM g/Gefäß) durch<br />

Fleischknochenmehl gegenüber ohne P-Düngung in Abhängigkeit von dem<br />

pH-Wert des Bodens (Mittel von 4 P-Stufen)<br />

Tab. 1: P-Düngewirkung von Monocalciumphosphat sowie von pelletiertem und<br />

pulverförmigem Fleischknochenmehl auf Knollenertrag und P-Entzüge<br />

P-Düngung Trockenmasse Knollen P-Entzug<br />

g/Gefäß g/Gefäß mg/Gefäß<br />

0 105 126<br />

Monocalciumphosphat<br />

0,6 142 240<br />

1,2 151 358<br />

Fleischknochenmehl pelletiert<br />

0,6 102 131<br />

1,2 108 142<br />

Fleischknochenmehl pulverförmig<br />

0,6 126 190<br />

1,2 129 233<br />

GD 5 % 9 12<br />

Einsatzempfehlungen und Ausbringung von Fleischknochenmehl<br />

Die Düngeverordnung sieht für die Ausbringung von Fleischknochenmehl<br />

Beschränkungen vor. So ist auf Grünland oder zur Kopfdüngung im Gemüse- und<br />

Feldfutterbau der Einsatz verboten. Auf sonstigem Ackerland darf Fleischknochenmehl nur<br />

ausgebracht werden, wenn eine sofortige Einarbeitung in den Boden erfolgt. Dabei muss<br />

das Mehl nach der Einarbeitung mit Bodenmaterial vollständig abgedeckt sein. Unbedingt<br />

sind die Aufzeichnungspflichten bei Einsatz von Fleischknochenmehl zu beachten.<br />

Innerhalb eines Monats sind nachstehende Angaben wie Schlag, Flurstück, Kultur, Art und<br />

427


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Menge sowie Nährstoffgehalte, Termin der Ausbringung, Inverkehrbringen sowie<br />

Düngemitteltyp aufzuzeichnen.<br />

Aus pflanzenbaulicher Sicht sollte dieser organische Dünger grundsätzlich so eingesetzt<br />

werden, dass die düngungsrelevanten Nährstoffe N und P auch effizient verwertet werden<br />

können.<br />

Im Spätsommer bietet sich eine Ausbringung zur Strohrotteförderung und vor allem vor<br />

der Aussaat von Winterraps an. Dieser vermag den zügig mineralisierten Stickstoff im<br />

Herbst optimal in Biomasse zu binden. Winterzwischenfrüchte verwerten den<br />

verabreichten Stickstoff ebenfalls gut. Aufgrund des relativ geringen herbstlichen<br />

N-Bedarfs der Wintergetreidearten sollte zu diesen eine Düngung mit Fleischknochenmehl<br />

auf berechtigte Ausnahmen beschränkt bleiben.<br />

Im Frühjahr ist eine Anwendung vor allem zu Mais, Kartoffeln und auch zu<br />

Sommergetreide empfehlenswert. Wegen der verzögerten P-Wirkung von<br />

Fleischknochenmehl ist dieses Produkt in erster Linie zum Erhalt der Bodenversorgung<br />

geeignet. Bei akutem P-Bedarf bzw. bei sehr niedrigen Bodengehalten sind zusätzlich<br />

wasserlösliche Dünger zu verabreichen, um so den P-Spitzenbedarf in der<br />

Jugendentwicklung der Pflanzen abdecken zu können. Eine Aufdüngung niedrig<br />

versorgter Böden ausschließlich mit Fleischknochenmehl kann nicht empfohlen werden,<br />

da die hierfür erforderlichen hohen Aufwandmengen zu einem Stickstoffüberangebot mit<br />

Risiken für die Umwelt führen würden. Auf Standorten mit hohen pH-Werten sollte<br />

Fleischknochenmehl wegen der hier verminderten P-Verfügbarkeit nicht eingesetzt<br />

werden. Auf sauren und leicht sauren Böden dagegen ist eine bessere Löslichkeit des<br />

Fleischknochenmehlphosphates gegeben. Hier sollte daher der Anwendungsschwerpunkt<br />

liegen.<br />

Bei der Düngebedarfsermittlung sind im Sinne der Düngeverordnung die aktuellen<br />

P-Bodengehalte und die Nmin-Werte zu beachten.<br />

Fazit<br />

� Die reduzierte mineralische P-Zufuhr hat in den letzten Jahren vor allem in<br />

viehlosen und viehschwachen Betrieben zu negativen P-Bilanzsalden und zur<br />

Verschlechterung der P-Bodenversorgung geführt.<br />

� Fleischknochenmehl als organischer NP-Dünger stellt eine preiswerte Düngungsalternative<br />

zur Sicherung der Bodenfruchtbarkeit dar.<br />

� Im Vergleich zur Mineraldüngung erreichte Fleischknochenmehl in Gefäßversuchen<br />

eine auf den Ertrag bezogene N-Wirkung von 70 – 90 % und eine P-Wirkung von 20 –<br />

65 %.<br />

� Die P-Wirkung setzt verzögert ein und ist nachhaltig. Der Einsatz ist daher zum<br />

Erhalt des P-Versorgungszustandes des Bodens zu empfehlen. Bei akutem P-Mangel<br />

bzw. sehr niedriger Bodenversorgung sollten zusätzlich wasserlösliche Produkte<br />

verwendet werden.<br />

� Die P-Verfügbarkeit von Fleischknochenmehl nimmt mit ansteigenden pH-Werten<br />

des Bodens ab. Daher ist die Ausbringung nur auf sauren und leicht sauren Standorten<br />

empfehlenswert.<br />

� Fleischknochenmehl kann zur Strohrotteförderung, zu Winterraps,<br />

Winterzwischenfrüchten, Mais, Kartoffeln und Sommergetreide eingesetzt werden.<br />

Eine sofortige Einarbeitung in den Boden hat zu erfolgen.<br />

428


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Aktuelle Nährstoff- und Mikronährstoffgehalte in hessischen Stallmisten, Güllen und<br />

Biogasgüllen<br />

Schaaf, Harald (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor):<br />

1 Einleitung<br />

Bei der Anwendung von Organischen Düngemitteln sind neben den gesetzlichen Auflagen<br />

(DüV, 2005) Obergrenzen der Stickstoffzufuhr und Fragen der Zufuhr mit Schwefel,<br />

Kalium und Phosphor zu beachten. Die planenden Einzelgaben sind mit den Regeln der<br />

guten fachlichen Praxis in Einklang zu bringen. Das einfachste Verfahren ist die<br />

Anwendung auf der Grundlage einer aus dem Anwendungsjahr vorliegenden<br />

Untersuchung der wirtschaftseingenen organischen Düngemittel. Ansonsten ist die<br />

Anwendung nach Faustzahlen zu berechnen, die Offizialberatungen der Bundesländer zur<br />

Verfügung stellen.<br />

2 Material und Methoden<br />

Nachdem in den vergangenen Jahren auch in Hessen Wirtschaftsdünger vermehrt<br />

untersucht wurden, werden nunmehr aus den Prüfjahren 2003 – 2006 die Prüfwerte mit<br />

Mitten der Deskriptivstatistik ausgewertet und vorgestellt. Es handelt sich um 143 Miste<br />

und 16 Jauchen und 1007 Güllen verschiedener Aufbereitung. Die Daten wurden auf<br />

verschiedene Arten ausgewertet. In einem ersten Auswertungsschritt werden die Daten<br />

nach Nutztieren und Fest- bzw. Flüssigmisten getrennt als Medianwerte (jeweils 1<br />

Nachkommastelle) angegeben. Diese Daten können für Beratungszwecke weiter gerundet<br />

werden. In einem zweiten Auswertungsschritten wurden im Prüfjahr 2006 den Landwirten<br />

neue Probenahmeformulare zur Verfügung gestellt und eine statistische Auswertung der<br />

Prüfwerte auf der Basis der Angaben der Landwirte vorgenommen. Die<br />

Probenahmeformulare trennten in der Schweinehaltung nach Vor- bzw. Endmast und in<br />

Rinderhaltung nach Milchvieh, Jungvieh und Bullenmast. Schließlich wurden Biogasgüllen<br />

abgefragt. Die nach diesen Angaben geschichteten Prüfwerte wurden nach Percentilen<br />

(25., 50. und 75. Percentil) ausgewertet. Dabei wird das Ziel verfolgt für definierte<br />

Tierhaltungsformen Bandbereiten für wahrscheinliche Gehalte zu erhalten und<br />

Unterschiede zwischen den Haltungsformen zu erhalten. In einem dritten<br />

Auswertungsschritt wird überprüft, ob es zwischen festgestellten Trockensubstanz- und<br />

Nährstoffgehalten Beziehungen gibt. Hierzu wurden lineare Korrelationen und ihre<br />

Signifikanzen berechnet. In einem vierten Auswertungsschritt wurden ebenfalls nach<br />

Percentilen (25., 50. und 75. Percentil) wahrscheinliche Gehalte der Mikronährstoffe<br />

Kupfer (Cu) und Znik (Zn) in Misten und Güllen ermittelt.<br />

3 Ergebnisse<br />

3.1 Mittlere Nährstoffgehalte in hessischen Misten und Güllen<br />

In den Prüfjahren 2003 bis 2006 wurden die Untersuchungsreihen zusammengefasst<br />

ausgewertet. In die Auswertung einbezogen wurden die Trockensubstanz und die<br />

Stickstoff (Gesamt-N, NH4-N), Phopshor (P), Kalium (K) und Schwefel (S). Die Nährstoffe<br />

werden entweder in kg dt -1 (Miste) oder in kg/t -1 (Güllen) jeweils bezogen auf ihre<br />

Originalsubstanz angegeben. Mit der hessischen Auswertung können erstmals fast<br />

durchgängig Daten für Schwefelgehalte in den verschiedenen Wirtschaftsdüngern<br />

angegeben werden. Schließlich fällt auf, dass bei Schweinegüllen wesentlich beim<br />

Gesamtstickstoff im Mittel der Werte im Vergleich zum bisherigen Beratungswert von 6 kg<br />

t -1 mit 4,5 kgt -1 wesentlich niedrigere mittlere Gehalte statistisch ermittelt werden. Auch bei<br />

Phosphor (P) sind Gehalte in den Schweinegüllen deutlich niedriger. Sehr wahrscheinlich<br />

429


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

kommen in diesen Daten die Begrenzung der N-Zufuhr der Mastration bei gleichzeitiger<br />

Betonung der limitierenden Aminosäuren zum Ausdruck. Durch Phytasezusatz in der<br />

Fütterung kann außerdem die P-Zufuhr in der Ration begrenz werden. Detaillierte Daten<br />

können der Tabelle 1 entnommen werden.<br />

Tabelle 1: Nährstoffgehalte in Misten und Güllen verschiedener Aufbereitung.<br />

Untersuchungen des LHL (Fachgebiet VI.2). Prüfjahre 2003 bis 2006. Miste in kg dt -1 ,<br />

Güllen in kg t -1 jeweils bezogen auf ihre Originalsubstanz<br />

Festmist<br />

Rinder<br />

(n=79)<br />

Schweine<br />

(n=10)<br />

Mischmist<br />

(n=13)<br />

Schafe<br />

(n=5)<br />

Pferde<br />

(n=21)<br />

Huhn<br />

(n=15)<br />

Gülle/Jauche<br />

Rinder<br />

(n=627)<br />

Schwein<br />

(n=325)<br />

Mischgülle<br />

(n=27)<br />

Biogasgüllen<br />

(n=28)<br />

Jauche<br />

(n=16)<br />

TS Ges.-N NH4-N P K S<br />

22<br />

25<br />

26<br />

32<br />

34<br />

35<br />

8,4<br />

4,2<br />

6,4<br />

0,6 0,1<br />

1,0<br />

0,6<br />

0,7<br />

0,4<br />

2,0<br />

3,7<br />

4,5<br />

4,1<br />

0,5<br />

0,1<br />

0,3<br />

0,4<br />

1,1<br />

2,1<br />

3,5<br />

2,6<br />

0,1<br />

0,3<br />

0,1<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,6<br />

0,6<br />

0,7<br />

0,5<br />

0,7<br />

1,0<br />

0,8<br />

1,1<br />

3,7<br />

0,9 2,2<br />

0,8<br />

3,2<br />

0,08<br />

0,1<br />

0,08<br />

-<br />

0,08<br />

0,2<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,4<br />

5,5 4,1 2,6 0,7 3,5 0,4<br />

1,3 1,2 1,0 0,1 2,9 0,1<br />

3.2 Nach Tierhaltungsformen getrennte Nährstoffgehalte in Güllen (Prüfjahr<br />

2006)<br />

Im Prüfjahr 2006 wurden die Daten von Güllen zusätzlich geschichtet ausgewertet. So<br />

wurde bei Schweinegüllen nach Vor- und Endmast, bei Rindergüllen nach Milchvieh bzw.<br />

Jungvieh-/Bullengülle und nach Biogasgüllen (Nawaroh) ausgewertet. In die Auswertung<br />

wurden keine Minimum- und Maximumgehalte, sondern ausschließlich Medianwerte sowie<br />

Gehalte für das 25. und 75. Percentil einbezogen. Damit wurde das Ziel verfolgt,<br />

Gehaltsspannen für wahrscheinlich Gehalte in den verschiedenen Tierhaltungsbereichen<br />

und Aufstallungsformen zu erhalten. Es handelt sich dabei um erste hessische Werte, die<br />

um weitere Auswertungsreihen zu ergänzen sind. Dabei zeigt sich dass die höchsten<br />

Gesamtstickstoffgehalte erwartungsgemäß bei Güllen aus der Schweinehaltung auftreten.<br />

Insgesamt sind die Unterschiede jedoch nur marginal. Dagegen ist die Differenzierung bei<br />

dem wasserlöslichen Ammoniumstickstoff ausgeprägt, wodurch sich die unterschiedlichen<br />

N-Verfügbarkeitenvon Schweine- und Rindergüllen auch erklären lassen. Die höchsten N-<br />

Gehalte werden in Schweinegüllen (Endmast) festgestellt (s. Abbildungen 1a + 1b). Ein<br />

ähnliches Bild ergibt sich bei Phosphor, wobei allerdings in der Schweinehaltung keine<br />

430


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Differenzierung nach End- und Vormast besteht (s. Abbildung 2). Bei Kalium weisen<br />

Rinder- und Biogasgüllen deutlich höhere Gehalte auf als Rindergüllen (s. Abbildung 3).<br />

6<br />

5,5<br />

5<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

Gesamt - Stickstoff (N) (kg/t in Originalsubstanz)<br />

1 2 3 4 5<br />

75. Percentil/25.Percentil Median<br />

431


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Organische Schadstoffe in Klärschlämmen aus der kommunalen Abwasserbehandlung<br />

von Mecklenburg-Vorpommern<br />

Kape, H.-E. (Landwirtschaftliche Fachbehörde M-V); Pöplau, R.; Didik, H.; Schaecke, B.:<br />

Bei einem Anschlussgrad der Bevölkerung an die zentrale Abwasserentsorgung von ca.<br />

85 % fielen in Mecklenburg-Vorpommern (M-V) in den letzten Jahren etwa 40.000 bis<br />

42.500 t Klärschlamm TM pro Jahr an. Im Mittel der Jahre 2000 - 2005 wurden<br />

25.000 – 30.000 t der angefallenen Klärschlämme aus M-V direkt im eigenen Land<br />

landwirtschaftlich verwertet.<br />

Klärschlämme sind eine Senke für die zivilisatorischen Stoffe. Durch täglichen Gebrauch<br />

sind zahlreiche Verbindungen ubiquitär verbreitet und dadurch auch in kommunalen<br />

Abwässern zu finden. Viele dieser Stoffe sind jedoch gut wasserlöslich und werden nur zu<br />

kleinen Anteilen im Klärschlamm fixiert und gehen zum überwiegenden Anteil mit dem<br />

Abwasser in die Vorfluter. So können Klärschlämme neben den gut untersuchten Stoffen<br />

wie Schwermetallen, AOX, PCB’s und PCDD/PCDF auch zahlreiche wenig bekannte und<br />

unbekannte Stoffe enthalten wie Xenobiotika, Pharmazeutika oder endokrin wirksame<br />

Stoffe. Damit ist ein potentielles Risiko mit dem Klärschlamm-Einsatz verbunden, das um<br />

so höher ausfällt, je industrialisierter die Herkunftsregion ist.<br />

Bei einer landwirtschaftlichen Verwertung gelangen mit dem Klärschlamm neben<br />

Schwermetallen diese organischen Schadstoffe und hormonell wirksame Substanzen in<br />

den Boden.<br />

Zu diesen Substanzen zählen natürliche, körpereigene Hormone, synthetisch hergestellte<br />

Hormone und Arzneimittel sowie verschiedene Industriechemikalien.<br />

Für Klärschlämme, die landwirtschaftlich verwertet werden, gelten derzeit noch die<br />

Parameter und Grenzwerte der AbfKlärV von 1992. Diese Parameter und Grenzwerte<br />

werden als überarbeitungsbedürftig angesehen. Dazu liegen mehrere Vorschläge der<br />

unterschiedlichen Fachgremien vor (national und EU), die eine Anpassung der<br />

Untersuchungsparameter und eine Veränderung der Grenzwerte vorsehen.<br />

Bei den organischen Schadstoffen ist durch die ubiquitäre Ausbreitung neuer Stoffgruppen<br />

vor allem eine Erweiterung des zu untersuchenden Spektrums bei einer<br />

landwirtschaftlichen Verwertung in der Diskussion. Hier werden neben den in der<br />

Klärschlammverordnung von 1992 genannten Stoffen auch weitere Stoffgruppen<br />

hervorgehoben.<br />

Um eine Aussage über die Belastung kommunaler Klärschlämme aus Mecklenburg-<br />

Vorpommern (M-V) mit den in der Diskussion befindlichen organischen Parametern zu<br />

bekommen, wurden orientierende Untersuchungen in den Jahren 2001/2003 und 2005<br />

durchgeführt.<br />

Im Rahmen der Klärschlammverkehrskontrolle der Landwirtschaftlichen Fachbehörde<br />

wurden dazu gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie in<br />

ausgewählten Kläranlagen Klärschlammproben gezogen und neben den in der<br />

Klärschlammverordnung geforderten Kriterien zusätzlich auf folgende Parameter<br />

untersucht:<br />

Chlorierte Kohlenwasserstoffe (DDT, DDD, DDE),<br />

Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Chrysen, Benzo(a)pyren,<br />

Moschusverbindungen u.a. Galaxolid, Tonalid<br />

Phathalte, u.a. Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP),<br />

Tenside, Lineare Alkylbenzolsulfonate (LAS),<br />

Nonyphenole (NPE)<br />

432


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Für die statistische Auswertung der Daten wurden Messwerte, die die 3-fache Standardabweichung<br />

überschritten, als Ausreißer betrachtet und nicht in die Auswertung einbezogen.<br />

Für die Beurteilung der organischen Parameter von Klärschlämmen in M-V wurden die in<br />

den Untersuchungen von 2001, 2003 und 2005 ermittelten Daten zusammengefasst und<br />

gemeinsam in die Auswertung einbezogen, um einen größeren Datenpool zu erhalten. Die<br />

daraus ermittelten statistischen Kennzahlen sind Tabelle 1 (Parameter der<br />

Klärschlammverordnung) und Tabelle 2 (ergänzende Parameter zur Novelle der<br />

Klärschlammverordnung) zu entnehmen.<br />

Für die Parameter der Klärschlammverordnung wurden in den Studien der Jahre 2001,<br />

2003 und 2005 vergleichbare Werte ermittelt, wie sie auch in den Auswertungen des<br />

Klärschlammkataster des Landes M-V ausgewiesen sind.<br />

Die bei den LAS ermittelte große Spanne von 19,9 – 3983 mg/kg TM hat ihre Ursache in<br />

den Schlammbehandlungsverfahren. So weisen Kläranlagen unabhängig von der<br />

Ausbaugröße mit aerober Schlammbehandlung in der Regel LAS-Gehalte unter 100<br />

mg/kg TM auf, während bei Kläranlagen mit anaerober Schlammbehandlung deutlich<br />

höhere Werte (über 1000 mg/kg TM) gefunden werden.<br />

Tabelle 1: Zusammenfassung ausgewählter statistischer Kennzahlen für die untersuchten<br />

organischen Parameter nach AbfKlärV in den erfassten Klärschlämmen der<br />

Studien 2001/03/05 (ohne Ausreißer)<br />

Parameter<br />

Mittelwert* Median* Max.*<br />

mg/kg TM<br />

Min.* 75 Perc.*<br />

Halogenorg. Verbindungen (AOX) 254 258 471 90 301<br />

Polychl. Biphenyle (PCB6) 0,0286 0,0265 0,0599 0,0177 0,033<br />

Polychl. Biphenyle (PCB7) 0,0290 0,0278 0,0410 0,0198 0,033<br />

Polychl. Dioxine/Furane (PCDD/F)<br />

* ohne Ausreißer<br />

** ng ITE-TE/kg TM<br />

6,87** 6,70** 14,80** 2,80** 8,90**<br />

Tabelle 2: Zusammenfassung ausgewählter statistischer Kennzahlen für die untersuchten<br />

ergänzenden Parameter in den erfassten Klärschlämmen der Studien<br />

2001/03/05 (ohne Ausreißer)<br />

Parameter<br />

Mittelwert* Median* Max.* Min.* 75. Perc.*<br />

Chlorierte Kohlenwasserstoffe<br />

(DDT,DDD,DDE)<br />

0,073 0,063<br />

mg/kg TM<br />

0,157 0,035 0,086<br />

polyzyklische nach EPA 2,784 2,267 6,748 0,561 3,995<br />

aromatische PAK9 3,039 2,603 9,833 0,473 3,819<br />

Kohlenwasser- Chrysen 0,266 0,209 0,704 0,041 0,347<br />

stoffe (PAK) Benzo(a)pyren 0,222 0,205 0,509 0,037 0,322<br />

Moschusver- Galaxolid 7,77 7,06 14,12 3,84 9,54<br />

bindungen Tonalid 1,95 1,91 3,14 1,23 2,23<br />

Moschus Xylol < 1** ** ** ** **<br />

Moschus Ambrette < 1** ** ** ** **<br />

Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) 3,23 3,09 10,50 0,88 3,83<br />

Lineare Alkylbenzolsulfonate (LAS) 1371 1201 3983 19,9 2447<br />

Nonylphenole (NPE)***<br />

* ohne Ausreißer<br />

11,86 9,37 25,70 2,86 18,2<br />

** alle ermittelten Werte unterhalb der Bestimmmungsgrenze<br />

*** Studie 2001/2003<br />

433


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Um die in den Jahren 2001, 2003 und 2005 für die ergänzenden Parameter ermittelten<br />

Werte beurteilen zu können, wurden sie mit den von der EU vorgeschlagenen<br />

Grenzwerten, den vom VDLUFA/ATV für die Bewertung von Klärschlämmen genutzten<br />

Parametern und den in der Studie NRW (2005) abgeleiteten Werten verglichen, die in den<br />

nachfolgenden Tabellen 3 und 4 aufgelistet wurden.<br />

Tabelle 3: Grenzwertvorschläge zur Novellierung der AbfKlärV von 1992<br />

Schadstoff in TM AbfKlärV<br />

(1992)<br />

EU-Vorschlag<br />

(2000)<br />

VDLUFA / ATV<br />

(2003)<br />

NRW-Studie<br />

(2005)<br />

AOX mg/kg 500 500 400 -<br />

PCB (Summe) mg/kg PCB6 1,2 PCB7 0,8 PCB6 0,30 PCB6 ≤ 0,05<br />

PCDD/PCDF ng TE/kg 100 100 100 2 – 10<br />

LAS mg/kg - 2600 - 1100 – 1200<br />

NPE mg/kg - 50 - 5 – 10<br />

DEHP mg/kg - 100 60 20 – 50<br />

PAK9 mg/kg - 6 - -<br />

Benzo(a)pyren mg/kg - - 1,0 0,04 – 0,30<br />

Tabelle 4: Vorgeschlagene Grenzwertbereiche für ergänzende organische Schadstoffe<br />

nach der Studie NRW 2005<br />

Stoffgruppe Stoff Grenzwertbereich<br />

mg/kg TM<br />

Chlorphenole Triclosan 0,5 – 3<br />

Moschusverbindungen Galaxolid < 5<br />

Tonalid < 2<br />

Organozinnverbindungen Monobutylzinn 0,1 – 0,2<br />

Dibutylzinn 0,01 – 0,15<br />

Tributylzinn 0,005 – 0,03<br />

Polybromierte Diphenylether Pentabromdiphenylether


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Tabelle 6: Vergleich der mittleren Schadstoffgehalte von Klärschlämmen der Studien M-V<br />

2001/03/05 mit den vorgeschlagenen Grenzwertbereichen für ergänzende<br />

organische Schadstoffe nach der Studie NRW 2005<br />

Stoffgruppe Stoff Studie M-V<br />

2001/03/05<br />

Mittelwert<br />

NRW-Studie<br />

(2005)<br />

Chlorphenole Triclosan nicht erfasst<br />

Moschusverbindungen Galaxolid 7,77 überschritten<br />

Tonalid 1,95 eingehalten<br />

Organozinnverbindungen Monobutylzinn nicht erfasst<br />

Dibutylzinn nicht erfasst<br />

Tributylzinn nicht erfasst<br />

Polybromierte Diphenylether Pentabromdiphenylether nicht erfasst<br />

Decabromdiphenylether nicht erfasst<br />

PAK Chrysen 0,266 eingehalten<br />

Wie aus der Tabelle 5 zu ersehen ist, halten die Mittelwerte der organischen Schadstoffe<br />

der in den Studien 2001/03/05 ermittelten Gehalte die vorgeschlagenen Grenzwerte der<br />

EU und des VDLUFA/ATV ein. Die in der Studie NRW zusätzlich vorgeschlagenen<br />

Grenzwerte für LAS und NPE werden vom Mittelwert der erfassten Klärschlämme aus M-V<br />

nicht eingehalten. Der in der Studie NRW zusätzlich vorgeschlagene Grenzwert für die<br />

Moschusverbindung Galaxolid wurde überschritten, während der Grenzwert für die<br />

Moschusverbindung Tonalid sowie für Chrysen eingehalten wurde, wie der Tabelle 6 zu<br />

entnehmen ist.<br />

Den Vergleich des 75. Percentils der Schadstoffgehalte der Studien M-V 2001/03/05 mit<br />

existierenden Grenzwertvorschlägen zeigen die Tabellen 7 und 8.<br />

Tabelle 7: Vergleich des 75. Percentils der Schadstoffgehalte von Klärschlämmen der<br />

Studien M-V 2001/03/05 mit Grenzwertvorschlägen für organische Schadstoffe<br />

Schadstoff Studie M-V<br />

2001/03/05<br />

75. Percentil<br />

AbfKlärV<br />

(1992)<br />

EU-Vorschlag<br />

(2000)<br />

VDLUFA / ATV<br />

(2003)<br />

NRW-Studie<br />

(2005)<br />

AOX 301 eingehalten eingehalten eingehalten kein Vorschlag<br />

PCB 6 0,033 eingehalten eingehalten* eingehalten eingehalten<br />

PCDD/PCDF 8,9 eingehalten eingehalten eingehalten eingehalten<br />

LAS 2447 kein Vorschlag eingehalten kein Vorschlag überschritten<br />

NPE 18,2 kein Vorschlag eingehalten kein Vorschlag überschritten<br />

DEHP 3,83 kein Vorschlag eingehalten eingehalten eingehalten<br />

PAK9 3,819 kein Vorschlag eingehalten kein Vorschlag kein Vorschlag<br />

Benzo(a)pyren 0,322 kein Vorschlag Kein Vorschlag eingehalten überschritten<br />

*PCB7<br />

Wie der Tabelle 7 zu entnehmen ist, halten die 75. Percentile der organischen Schadstoffe<br />

der Studien 2001/03/05 die Grenzwerte der gültigen Klärschlammverordnung, die<br />

vorgeschlagenen Grenzwerte der EU sowie die Qualitätskriterien des VDLUFA/ATV-<br />

Konzepts ein. Die Grenzwertvorschläge der Studie NRW werden dagegen vom 75.<br />

Percentil bei den LAS, den NPE und dem Benzo(a)pyren sowie den<br />

Moschusverbindungen Galaxolid und Tonalid überschritten.<br />

435


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Lediglich die PCB-, PCDD/PCDF-, DEHP- und Chrysen-Gehalte der untersuchten<br />

Klärschlämme aus M-V (jeweils 75. Percentil) halten die Grenzwertvorschläge von NRW<br />

ein.<br />

Tabelle 8: Vergleich des 75. Percentils der Schadstoffgehalte von Klärschlämmen der<br />

Studien M-V 2001/03/05 mit den vorgeschlagenen Grenzwertbereichen für<br />

ergänzende organische Schadstoffe nach der Studie NRW 2005<br />

Stoffgruppe Stoff Studie MV<br />

2001/03/05<br />

75. Percentil<br />

NRW-Studie<br />

(2005)<br />

Chlorphenole Triclosan nicht erfasst<br />

Moschusverbindungen Galaxolid 9,54 überschritten<br />

Tonalid 2,23 überschritten<br />

Organozinnverbindungen Monobutylzinn nicht erfasst<br />

Dibutylzinn nicht erfasst<br />

Tributylzinn nicht erfasst<br />

Polybromierte Diphenylether Pentabromdiphenylether nicht erfasst<br />

Decabromdiphenylether nicht erfasst<br />

PAK Chrysen 0,347 eingehalten<br />

Den Vergleich des Maximalwertes der Schadstoffgehalte der Studien M-V 2001/03/05 mit<br />

existierenden Grenzwertvorschlägen zeigen die Tabellen 9 und 10.<br />

Tabelle 9: Vergleich des Maximalwertes der Schadstoffgehalte von Klärschlämmen der<br />

Studien M-V 2001/03/05 mit Grenzwertvorschlägen für organische Schadstoffe<br />

Schadstoff Studie M-V<br />

2001/03/05<br />

Maximalwert<br />

AbfKlärV<br />

(1992)<br />

EU-Vorschlag<br />

(2000)<br />

VDLUFA / ATV<br />

(2003)<br />

NRW-Studie<br />

(2005)<br />

AOX 471 eingehalten eingehalten überschritten kein Vorschlag<br />

PCB 6 0,0599 eingehalten eingehalten* eingehalten überschritten<br />

PCDD/PCDF 14,80 eingehalten eingehalten eingehalten überschritten<br />

LAS 3983 kein Vorschlag überschritten kein Vorschlag überschritten<br />

NPE 25,70 kein Vorschlag eingehalten kein Vorschlag überschritten<br />

DEHP 10,50 kein Vorschlag eingehalten eingehalten eingehalten<br />

PAK9 9,833 kein Vorschlag überschritten kein Vorschlag kein Vorschlag<br />

Benzo(a)pyren 0,509 kein Vorschlag kein Vorschlag eingehalten überschritten<br />

*PCB7<br />

Tabelle 10: Vergleich des Maximalwertes der Schadstoffgehalte von Klärschlämmen der<br />

Studien M-V 2001/03/05 mit den vorgeschlagenen Grenzwertbereichen für<br />

ergänzende organische Schadstoffe nach der Studie NRW 2005<br />

Stoffgruppe Stoff Studie M-V<br />

2001/03/05<br />

Maximalwert<br />

NRW-Studie<br />

(2005)<br />

Chlorphenole Triclosan nicht erfasst<br />

Moschusverbindungen Galaxolid 14,12 überschritten<br />

Tonalid 3,14 überschritten<br />

Organozinnverbindungen Monobutylzinn nicht erfasst<br />

Dibutylzinn nicht erfasst<br />

Tributylzinn nicht erfasst<br />

Polybromierte Diphenylether Pentabromdiphenylether nicht erfasst<br />

Decabromdiphenylether nicht erfasst<br />

PAK Chrysen 0,704 überschritten<br />

436


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Wie der Tabelle 9 zu entnehmen ist, halten die Maximalwerte der organischen Schadstoffe<br />

der Studien 2001/03/05 bei den AOX-, PCB-, PCDD/PCDF-, NPE- und DEHP-<br />

Verbindungen die Grenzwerte der gültigen Klärschlammverordnung und die<br />

vorgeschlagenen Grenzwerte der EU sowie die Qualitätskriterien des VDLUFA/ATV-<br />

Konzepts überwiegend ein. Lediglich bei den PAK- und LAS-Gehalten überschreiten die<br />

Maximalwerte der erfassten Klärschlämme von M-V den Grenzwert des EU-Vorschlages<br />

ebenso wie bei den AOX-Gehalten den Richtwert des VDLUFA/ATV-Konzeptes.<br />

Die Grenzwertvorschläge der Studie NRW werden dagegen von allen Maximalwerten der<br />

in der Studie 2001/03/05 untersuchten organischen Schadstoffe (außer DEHP)<br />

überschritten.<br />

Zusammenfassung<br />

Um eine Aussage über die Belastung kommunaler Klärschlämme aus Mecklenburg-<br />

Vorpommern (M-V) mit den in der Diskussion befindlichen organischen Parametern zu<br />

bekommen, wurden orientierende Untersuchungen in den Jahren 2001/2003 und 2005<br />

durchgeführt.<br />

Die durchgeführten orientierenden Untersuchungen zu den organischen<br />

Schadstoffgehalten unter dem Blickwinkel der Novelle der EU-Klärschlammverordnung<br />

erbrachten folgende Ergebnisse:<br />

Die gefundenen Maximalgehalte folgender Verbindungen bzw. Verbindungsgruppen<br />

halten die Grenzwertvorschläge der EU ein, so dass aufgrund dieser Parameter keine<br />

Beeinflussung der landwirtschaftlichen Verwertung von Klärschlämmen aus M-V zu<br />

erwarten ist:<br />

halogenorganische Verbindungen (AOX)<br />

Polychlorierte Biphenyle (PCB)<br />

Polychlorierte Dibenzodioxine und –furane (PCDD/DF)<br />

Nonylphenol (NPE)<br />

Phthalate u.a. Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP)<br />

Die 75. Percentile folgender Verbindungen bzw. Verbindungsgruppen halten die<br />

Grenzwertvorschläge der EU ein, so dass aufgrund dieser Parameter keine wesentliche<br />

Beeinflussung der landwirtschaftlichen Verwertung von Klärschlämmen aus M-V zu<br />

erwarten ist:<br />

Summe polycyclischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK)<br />

lineare Alkylbenzolsulfonate (LAS)<br />

Bei den linearen Alkylbenzolsulfonaten (LAS) könnten insbesondere Klärschlämme aus<br />

Kläranlagen mit anaerober Schlammbehandlung von der landwirtschaftlichen Verwertung<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Bei den in der Studie NRW (2005) vorgeschlagenen zusätzlichen und in der Studie M-V<br />

erfassten Parametern werden bei<br />

den polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK)<br />

Benzo(a)pyren die Grenzwertvorschläge durch den Mittelwert eingehalten,<br />

Chrysen die Grenzwertvorschläge durch das 75. Percentil eingehalten,<br />

den Moschusverbindungen<br />

Galaxolid die Grenzwertvorschläge durch den Mittelwert nicht eingehalten,<br />

Tonalid die Grenzwertvorschläge durch den Mittelwert eingehalten.<br />

437


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Untersuchungen zur P-Düngewirkung von Phosphit<br />

Gerendás, Jóska (Universität Kiel); Ratjen, Arne:<br />

1 Zusammenfassung<br />

Die fungizide Wirkung von Phosphit (Phi) – den anorganischen Salzen der phosphorigen<br />

Säure – ist seit vielen Jahren gut dokumentiert. Seitens der etablierten Hersteller von<br />

Pflanzenschutzmitteln besteht an der Anwendung von anorganischem Phi als Fungizid<br />

hierzulande jedoch kein Interesse, da diese nicht patentfähig ist. Seit etlichen Jahren sind<br />

jedoch im Wein- und Gemüsebau Phi-haltige Pflanzenstärkungsmittel auf dem Markt,<br />

welche gemäß Pflanzenschutzgesetz „ausschließlich dazu bestimmt sind, die<br />

Widerstandskraft von Pflanzen gegen Schadorganismen zu erhöhen oder die Pflanzen<br />

von nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen“. Fungizide Wirkungen können<br />

seitens der Anwender jedoch „rechtlich in Kauf genommen oder genutzt werden“. Vielfach<br />

wird auch auf die Verbesserung der P-Versorgung der Pflanze hingewiesen, allerdings ist<br />

die Wirkung von Phi als P-Quelle äußerst umstritten. Insbesondere unter P-<br />

Mangelbedingungen wurde häufig eine Schädigung bei Phi-Applikation festgestellt. In<br />

einem ersten Gefäßversuch mit Zucchini wurde daher geprüft inwieweit Kaliumphosphit im<br />

direkten Vergleich zu Kaliumphosphat zur P-Ernährung beitragen kann. Hierzu wurden<br />

Zucchinipflanzen auf P-Mangelsubstrat über 4 Wochen mit unterschiedlichen<br />

Konzentrationen (0.0, 0.9, 2.7 und 4.5 g P l -1 ) von Phi bzw. Phosphat (Pha) über Blatt<br />

wöchentlich tropfnass behandelt. Neben einer Bonitur erfolgten am gefriergetrockneten<br />

Material Mineralstoffanalysen und an ausgewählten Proben die Bestimmung löslicher P-<br />

Formen (Phosphit, Phosphat). Die Pflanzen, welche mit Pha behandelt wurden, zeigten<br />

dosisabhängig deutliche Wachstumssteigerungen im Vergleich zur Kontrolle. Die<br />

Varianten die mit Phi behandelt wurden reagierten mit starken Wachstumsdepressionen<br />

und Blattschädigungen bis hin zum völligen Absterben der Pflanzen. Wurde Phi über den<br />

Boden angeboten zeigten sich bereits beim niedrigsten Angebot [99 mg P] extreme<br />

Schäden, verglichen mit einer optimal mit Phosphat [518 mg P] über den Boden<br />

versorgten Variante. In einem zweiten Versuch mit Hafer wurde die Wirkung einer<br />

Blattapplikation (ab EC13 bis zum Rispenschieben) von 3.6 g P l -1 als Phi, Pha und deren<br />

Kombination im Verhältnis 1:9 sowohl auf P-reichem Substrat als auch auf stark Psorbierendem<br />

Ferrasol (mit Sand und Perlit gemischt, gedüngt und gekalkt) geprüft. Auf<br />

Mangelboden traten in Mischung mit Phosphat keine Phosphitschäden auf, ebenso wenig<br />

auf P-reichem Substrat. Die Applikation von Phosphit bei P-Mangelsubstrat führte jedoch<br />

auch hier zu Schädigungen bis hin zu Nekrosen. Zusammenfassend legen die Ergebnisse<br />

den Schluß nahe, daß Kulturpflanzen Phosphit nicht als P-Quelle nutzen können.<br />

2 Einleitung<br />

2.1 Historische Entwicklung<br />

Phosphite (Phi) wurden in der Landwirtschaft schon in den 30er Jahren in Form von K-<br />

und Na-Phosphiten versuchsweise als Düngemittel eingesetzt (Guest und Grant, 1991).<br />

Systematische Studien zur Eignung von Phi als P-Dünger begannen Anfang der 50er<br />

Jahre. MacIntire et al. (1950) berichteten über einen deutlichen Düngeeffekt bei mit Phi<br />

behandelten Parzellen verglichen mit den Null-Parzellen. Allerdings wirkten höhere<br />

Dosierungen von Ca-Phosphit im ersten Jahr toxisch auf die Pflanzen und erst in weiteren<br />

Aufwüchsen günstig. Vermutet wurde daher eine indirekte Düngewirkung über die<br />

Oxidation zu Pha durch Mikroorganismen im Boden und im Pflanzengewebe (Adams et<br />

al., 1953; Casida, 1960; Malacinski und Konetzka, 1966; Bezuidenhout et al., 1987). Bis in<br />

die neunziger Jahre stand jedoch die fungizide Wirkung von Phi im Fokus der Forschung<br />

(Morton und Edwards, 2005). Diese Situation änderte sich erst als Lovatt (1990) Hinweise<br />

438


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

veröffentlichte, nach denen Blattapplikationen von Phi als P-Dünger effektiver seien als<br />

solche mit Pha. Phi wurde hier als kosteneffektive Alternative zu traditioneller P-Düngung<br />

empfohlen, weil sich wegen der guten Verfügbarkeit die Aufwandmenge an P reduzieren<br />

ließe. Diese positive Einschätzung muß jedoch insofern eingeschränkt werden, als viele<br />

Kulturen, sofern sie unter P-Mangel leiden, sehr empfindlich reagieren.<br />

2.2 Aktuelle Präparate und vertriebsrechtliche Einordnung von Phosphit<br />

Phosphorige Säure wird weltweit zunehmend als P-Blattdünger bei Dauerkulturen<br />

(besonders im integrierten Weinbau) eingesetzt. Insbesondere in Norditalien sind eine<br />

Reihe Phi- und Pha-haltiger Blattdünger in der Anwendung, um parallel zur Düngewirkung<br />

die Widerstandskraft der Pflanzen gegen falschen Mehltau zu verbessern (Kauer, 2003).<br />

Als Pflanzenstärkungsmittel sind in Deutschland die drei kaliumphosphithaltigen<br />

Pflanzenstärkungsmittel Ökofluid P (Gesellschaft für innovative Pflanzenpflege,<br />

Jechtingen), Alginure Bio Schutz (Tilco Biochemie GmbH, Reinfeld) und Frutogard<br />

(SpiessUrania, Kleinkarlbach) zugelassen (BVL, 2006). Des weiteren sind auf dem<br />

deutschen Markt die phosphithaltigen Produkte Kalium Plus (Lebosol), Folistar (Jost) und<br />

Phosfik (Kemira GrowHow) erhältlich (Schroetter et al., 2006). Auch in den USA floriert<br />

das Geschäft mit Phi-haltigen Blattdüngern trotz des im Vergleich zu Pha-Produkten<br />

höheren Preises (Morton und Edwards, 2005).<br />

Letztlich muß bedacht werden, daß die Nachfrage nach phosphithaltigen Blattdüngern und<br />

Pflanzenstärkungsmitteln sicherlich auch in deren fungiziden Wirkung begründet liegt. Das<br />

Deklarieren von Phosphit als Dünger in diesem Zusammenhang könnte auch dazu dienen,<br />

die kapitalintensiven und langwierigen Prozesse der Registrierungen als Fungizid zu<br />

umgehen (Callahan, 2001). In Deutschland ist Phosphit in oben genannten<br />

Pflanzenstärkungsmitteln enthalten. Diese grenzen sich gegenüber den<br />

Pflanzenschutzmitteln dadurch ab, dass sie „ausschließlich dazu bestimmt sind, die<br />

Widerstandskraft von Pflanzen gegen Schadorganismen zu erhöhen oder die Pflanzen<br />

von nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen“ (gemäß PflschG, § 2, Nr. 10, BVL,<br />

2006). Diese würden jedoch wahrscheinlich aus der Liste der registrierten<br />

Pflanzenstärkungsmittel gestrichen, sobald phosphorige Säure als<br />

Pflanzenschutzmittelwirkstoff EU-weit registriert werden würde (Kast, 2005). Bei der<br />

Nutzung als Düngemittel darf die Wirkung gegen Oomyceten jedoch rechtlich in Kauf<br />

genommen oder genutzt werden, wenn eine Blattdüngung nach den Vorschriften des<br />

Düngemittelrechts und unter Berücksichtigung der guten fachlichen Praxis erfolgt (Kast,<br />

2005).<br />

1.3 P-Düngewirkung von Phosphit<br />

Rickard (2000) listet einige Beispiele auf, in denen mit Phi oder Phosphonaten behandelte<br />

Kulturarten in Feldversuchen bessere Erträge oder Qualitäten aufwiesen, als die<br />

unbehandelten Kontrollen. Die beobachteten positiven Effekte sind jedoch nicht mit einem<br />

verbesserten P-Status der Pflanzen zu erklären. Vielmehr reagieren P-Mangelpflanzen<br />

von Brassica nigra (Carswell et al. 1996), Tomaten und Paprika (McDonald et al., 2001),<br />

Meersalat (Lee et al., 2005), sowie Mais (Schroetter et al., 2006) sehr empfindlich auf eine<br />

Phi-Behandlung. Phi unterdrückt die typische Reaktion einer phosphatdefizitären Pflanze,<br />

wie verstärktes Wurzelwachstum, erhöhte Wurzelhaardichte und Anthocyan-Verfärbung.<br />

Auch die verstärkte Sekretion von sauren Phosphatasen zur P-Mobilisation in den<br />

Wurzelraum (Baldwin et al., 2001) und die erhöhte Transporteraktivität in der Pflanze wird<br />

durch eine Phosphiternährung reduziert (McDonald et al., 2001; Ticconi et al., 2001). Bei<br />

P-Mangel initiiert die Pflanze zahlreiche, weniger ATP-abhängige Bypass-<br />

Stoffwechselwege (Poirier und Bucher, 2002). Beispielsweise wiesen Sämlinge von<br />

Brassica nigra, die unter P-Mangel litten, bei Phosphitbehandlung stark verminderte<br />

439


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Aktivitäten der Phosphoenolpyruvat-Phosphatase (welche Phosphatmangelsymptome<br />

auslöst) und der pyrophosphatabhängigen Phosphofruktokinase im Vergleich zur<br />

unbehandelten Mangelvariante auf (Carswell et al., 1996). Phosphit unterbricht somit<br />

spezifische Anpassungsprozesse der an P-Mangel leidenden Pflanzen, welche<br />

vermeintlich ausreichend mit P versorgt sind, weil sie nicht hinreichend zwischen Phi und<br />

Pha differenzieren können. Phi vermag jedoch Pha im Stoffwechsel nicht (vollständig) zu<br />

ersetzen. Da Phosphit von Pflanzen kaum metabolisiert wird, ist es über längere Zeit<br />

persistent und akkumuliert in den physiologische ‚sinks’ (McDonald et al., 2001). Trotz der<br />

genannten Nachteile hat Phosphit neben der fungiziden Wirkung einige positive<br />

Eigenschaften: Es dringt sehr gut in Blatt und Wurzel ein (Kauer, 2003; Lovatt, 1990;<br />

Rickard, 2000), ist xylem- und phloemmobil (McDonald et al., 2001; Kauer, 2003) und hat<br />

möglicherweise ein Potential als Langzeitdünger, da es durch biotische und abiotische<br />

Oxidation innerhalb und außerhalb der Pflanze Phosphat bereitstellen kann.<br />

3 Material und Methoden<br />

3.1 Versuchsdurchführung<br />

Der Versuch wurde als zweifaktorieller Versuch mit vier unterschiedlichen<br />

Düngeintensitäten an Zucchini der Hybridsorte Diamant F1 geplant. Verglichen wurde die<br />

Düngewirkung von K-Phi Blattapplikationen (BA), mit der von K-Pha BA auf einem P-<br />

Mangelsubstrat über einen Zeitraum von vier Wochen. Die zu testende K-Phi-Lösung lag<br />

dem Institut als Handelsmuster der Firma Tilco GmbH aus Reinfeld vor. Testspritzungen<br />

an 8 Wochen alten Zucchinipflanzen ergaben, daß ab 5.4 mg P l -1 leichte<br />

Blattschädigungen auftraten. Daraufhin wurden die P-Stufen mit 0 (H2O), 0.9, 2.7, 4.5 mg<br />

P l -1 festgelegt. Die Reinheit des Handelmusters wurde mit Hilfe eines<br />

Ionenchromatographen sichergestellt. Äquivalent zum Handelsmuster wurde eine Pha-<br />

Lösung für die Referenzspritzungen mit gleicher P-Konzentration und gleichem pH-Wert<br />

(2.79 M KH2PO4 und 3.04 M K2HPO4) hergestellt.<br />

Parallel wurde eine Variante optimal Phosphat [518 mg P] in drei Teilgaben über den<br />

Boden versorgt um den Versorgungszustand der anderen Varianten besser einschätzen<br />

zu können. Eine weitere Variante auf P-Mangelsubstrat wurde mit sehr niedrigen<br />

Phosphitgaben [99 mg P] in drei Teilgaben über Boden behandelt, um die Aufnahme über<br />

den Boden abschätzen zu können. Die Düngung erfolgte über das Gießwasser, wobei ein<br />

Liter Nährlösung den gleichen Nährsalzgehalt wie ein Liter Anzugerde hatte. Das P-<br />

Mangelsubstrat (analog TKS1, jedoch ohne P) wurde aus aufgedüngtem, gekalkten (pH<br />

6.0) und durchmischten Floragard Weißtorf hergestellt.<br />

2.3 Bonitur, Ernte und Inhaltstoffanalysen<br />

Die Bonitur wurde ein Tag vor der Ernte am 06.08.2005 durchgeführt. Hierbei wurde die<br />

Entwicklung der generativen Organe aller Pflanzen quantitativ erfaßt (vgl. Tabelle 5). Das<br />

jeweils jüngste vollentwickelte Blatt (soweit vorhanden) wurde in flüssigem Stickstoff<br />

schockgefroren und anschließend 48 Std. gefriergetrocknet. Es wurden 0,2 g Blattmaterial<br />

entnommen, gemahlen und mit jeweils 3 ml konzentrierter Salpetersäure (65 %) im Ofen<br />

acht Stunden lang (mit Aufwärmphase) bei 200°C aufgeschlossen. Anschließend wurden<br />

die Proben mit mineralfreiem H2O auf 50 ml aufgefüllt. Die K-, Mg-, Ca-Gehalte wurden an<br />

der AAS (PU 9200, Philips) mit Acetylen-Luft- (K, Mg) bzw. Lachgas-Acetylen-Flamme<br />

(Ca) bestimmt. Die Bestimmung der P-Gehalte erfolgte photometrisch mit Ammonium-<br />

Vanadat-Molybdat-Reagens (Gericke und Kurmies, 1952), die der löslichen P-Formen<br />

(Phosphit, Phosphat) im wäßrigen Pflanzenextrakt nach Reinigung (C18-Kartusche)<br />

ionenchromatographisch (stationäre Phase: AS-18 Dionex, mobile Phase: NaOH-<br />

Gradient; Detektion: Leitfähigkeit nach chemischer Suppression, Abbildung 10).<br />

440


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

20,0<br />

10,0<br />

2<br />

0,0<br />

-10,0<br />

1 - Zuchini #48 [modified by Ionenchromatograph] Z14 ECD_1<br />

2 - Zuchini #49 [modified by Ionenchromatograph] Std3 ECD_1<br />

µS<br />

1<br />

Standard<br />

Probe<br />

Acetat<br />

Chlorid<br />

-25,0<br />

min<br />

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 11,0 12,0 13,0 14,0 15,0 16,0 17,0 18,2<br />

Phosphit<br />

Nitrat-N<br />

Sulfat-S<br />

Äpfelsäure<br />

Abbildung 10: Ionenchromatographische Trennung von Phi und Pha im NaOH Gradienten.<br />

Oxalat<br />

Phosphat-P<br />

4 Ergebnisse und Diskussion<br />

4.1 Einfluß von Phosphit auf die Entwicklung der Pflanzen<br />

Die mit Phi behandelten Pflanzen des Versuchs zeichneten sich durch eine erhöhte<br />

Anzahl undifferenzierter Blüten aus (Tabelle 5). Jedoch verkümmerten diese (auf Grund<br />

der schlechten Konstitution der Pflanzen) schnell wieder, sodaß nur wenige Blüten zum<br />

Öffnen kamen und keine Früchte gebildet wurden. Die Gesamtzahl der generativen<br />

Organe war geringer als bei den Pha-behandelten Varianten. Lovatt (1998) berichtete von<br />

verbessertem Fruchtansatz bei Orangen nach einer Blattapplikation mit K-Phi vor der<br />

Blüte. Ob die erhöhte Blütenanlage bei den Phi-behandelten Zucchinipflanzen eine reine<br />

Stressreaktion ist, oder ob Phi tatsächlich ein Potential hat die Anzahl der Blüten zu<br />

erhöhen, ist anhand der Daten nicht zu klären, da der ausgeprägte P-Mangel eine weitere<br />

Entwicklung der Blüten nicht zuließ. Hier wären Folgeversuche mit kombinierter<br />

Blattdüngung, die neben Phi auch ausreichend Pha bereitstellt, aufschlussreich<br />

(vgl. unten).<br />

Tabelle 5: Einfluss der Düngeform (BA: Blattapplikation) und Stufe auf die Mittelwerte der Anzahl<br />

generativer Merkmalsausprägungen. Mittelwerte ±SD (n=4).<br />

Variante Fruchtansatz a) Blütenansatz b) Fruchtanzahl c) Blütenanzahl d)<br />

Form P-Stufe<br />

P[‰]<br />

Kontrolle 0.0 2 2.00± 0.71 4.00± 1.23 0 0.50± 0.50<br />

Phi BA 0.9 3 1.00± 0.71 7.00± 2.00 0 1.00± 0.71<br />

Phi BA 2.7 4 1.25± 0.43 6.50± 1.66 0 0.75± 1.30<br />

Phi BA 4.5 5 1.25± 1.09 8.25± 3.49 0 0.25± 0.43<br />

Mittelwert 1.38 6.44 0 0.63<br />

Kontrolle 0.0 2 1.50± 1.50 4.25± 2.38 0 0.50± 0.50<br />

Pha BA 0.9 6 2.75± 0.43 5.50± 0.87 0 1.25± 1.30<br />

Pha BA 2.7 7 1.50± 0.87 4.50± 1.12 1.00± 0.71 3.00± 1.00<br />

Pha BA 4.5 8 2.50± 1.12 6.25± 1.48 2.00± 1.22 2.00± 0.71<br />

Mittelwert 2.06 5.13 0.75 1.69<br />

Kontrolle* (ohne<br />

Blattbehandlung)<br />

1 1.75± 0.43 4.50± 1.12 0 0.75± 0.83<br />

Phosphat-Boden 1)<br />

[518 mg P]<br />

Phosphit-Boden 1)<br />

9 3.00± 1.87 6.75± 2.38 2.00± 0.71 3.50± 1.66<br />

[99 mg P]<br />

10 Pflanzen waren zur Ernte bereits abgestorben<br />

a)<br />

Blütenansatz: noch undifferenzierte Blüten (Blütenblätter noch grün)<br />

b)<br />

Fruchtansatz: Weibliche Blütenanlagen (mit deutlich abgezeichneten Fruchtknoten)<br />

c)<br />

Fruchtanzahl: Fruchtkörper ist deutlich verdickt, farblich abgesetzt und unbehaart<br />

d)<br />

Blütenanzahl: voll entwickelte, gelbe männliche Blüte geöffnet oder kurz vor dem Öffnen<br />

1)<br />

Grunddüngung nicht berücksichtigt<br />

441


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

4.2 Versorgungszustand der Pflanze<br />

Der deutlich niedrigere Zuwachs an TM der höchsten Phosphatstufe gegenüber der<br />

optimal versorgten Variante 9 zeigt deutlich, dass die drei Spritzungen nicht ausreichten<br />

um eine optimale P-Versorgung über das Blatt sicherzustellen (Tabelle 7).<br />

Tabelle 6: Einfluß von P-Form (BA: Blattapplikation) und Stufe auf die durchschnittlichen<br />

Konzentrationen an Kalium, Magnesium und Calcium im Blatt. Mittelwerte ±SD (n=4).<br />

Elementkonzentration [mg (g TM) -1 Form P-Stufe Variante<br />

]<br />

[‰]<br />

K Mg Ca<br />

Kontrolle 0.0 2 21.79± 2.38 4.47± 0.34 16.34± 0.58<br />

Phi BA 0.9 3 48.57± 15.11 7.68± 6.13 18.52± 5.28<br />

Phi BA 2.7 4 35.56± 10.59 3.65± 0.81 16.16± 4.64<br />

Phi BA 4.5 5 35.55± 2.46 3.45± 0.71 21.69± 9.99<br />

Kontrolle 0.0 2 29.34± 2.06 3.95± 0.84 15.87± 2.04<br />

Pha BA 0.9 6 21.89± 2.90 7.11± 2.57 25.36± 9.26<br />

Pha BA 2.7 7 23.28± 3.16 4.59± 1.12 21.22± 6.10<br />

Pha BA 4.5 8 19.89± 4.46 5.34± 1.96 20.28± 4.99<br />

Kontrolle* ohne BA 1 25.79± 3.98 4.51± 0.32 19.77± 3.48<br />

Phosphat-Boden 1)<br />

[518 mg P]*<br />

Phosphit-Boden 1)<br />

9 20.19± 3.48 5.85± 2.49 29.96± 6.45<br />

[99 mg P]*<br />

10 Pflanzen waren zur Ernte bereits abgestorben<br />

1)<br />

Grunddüngung nicht berücksichtigt<br />

Die relativ hohen P-Konzentrationen (Abbildung 11) legen nahe, dass Phi gut über das<br />

Blatt aufgenommen, jedoch nur unzureichend umgesetzt wird, was durch IC-Analysen<br />

bestätigt wurde (Abbildung 10). Die niedrigeren Ca- und Mg-Konzentrationen deuten auf<br />

eine Verschiebung des Wurzel-Spross-Verhältnisses (Carswell et al., 1996; McDonald et<br />

al., 2001) der Phi-Varianten gegenüber den Pha-Varianten hin. Die Konzentrationen der<br />

übrigen Nährelemente sind, gemessen an den Werten adäquat versorgter Pflanzen,<br />

dagegen bei allen Varianten im normalen Bereich (Bergmann, 1993).<br />

P-Konz. im Blatt [mg/g TM]<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0.69 Ab<br />

Phi Pha<br />

0.71 Aa<br />

2.90 Aa<br />

0.80 Ba<br />

2.45 Aa<br />

0.80 Ba<br />

3.78 Aa<br />

0 0.9 2.7 4.5<br />

P-Konzentration der Spritzlösung [g P l -1 ]<br />

1.19 Aa<br />

Abbildung 11: Einfluß von Form und Stufe auf die P-Konzentration der Blattproben Mittelwerte ±<br />

SD (n = 4). Gleiche Großbuchstaben stehen für nicht signifikant verschiedene Mittelwerte einer P-<br />

Stufe. Gleiche Kleinbuchstaben stehen für nicht signifikant verschiedene Mittelwerte innerhalb der<br />

gleichen P-Form (α = 0.05).<br />

442


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

4.3 Wirkung von Phosphit auf das Pflanzenwachstum<br />

Bei Blattapplikation, insbesondere jedoch bei Angebot über den Boden, reagierten Phibehandelte<br />

Pflanzen im Vergleich zur Kontrolle dosisabhängig mit reduziertem Wachstum<br />

und Blattnekrosen. Bei den Blattapplikationen war die P-Konzentration der Phosphit-Form<br />

im Vergleich zur Phosphat-Form fast dreifach erhöht (2.46 zu 0.88 mg P g TM -1 ), was<br />

teilweise auf einen Konzentrierungseffekt zurückgeführt wird. Zusammenfassend konnte in<br />

den Untersuchungen nicht bestätigt werden, dass Phosphit als P-Quelle durch die Pflanze<br />

unmittelbar nutzbar ist bzw. eine P-Düngewirkung besitzt. Über die Oxidation von Phosphit<br />

zu Phosphat in Böden wurde wiederholt berichtet, es wäre aber zu diskutieren, inwiefern<br />

dies bei der Beurteilung von Phosphit als P-Düngemittel zu berücksichtigen ist.<br />

Tabelle 7: Einfluss von P-Form und Stufe auf die Sproß-TM (Mittelwert±SD)<br />

Blattapplikation<br />

Stufe [g P l -1 ] 0 0.9 2.7 4.5<br />

Phi 8.52±1.03 7±1.17 4.40±1.31 4.62±1.03<br />

Pha<br />

Bodendüngung<br />

7.94±1.51 12.83±1.12 18.85±1.00 24.79±0.54<br />

Stufe Kontrolle [99 mg P/5L Substrat] [518 mg P/5L Substrat]<br />

Phi<br />

Pha<br />

8.70±1.20<br />

3.58±0.64<br />

-<br />

-<br />

34.11±2.39<br />

4.4 Folgeversuch mit Hafer<br />

Hier wurde untersucht, wie sich K-Phi auf ausreichend mit P versorgte (TKS2-Substrat)<br />

Haferpflanzen auswirkt, und ob Phosphit-Schädigungen auf Mangelsubstrat (stark Psorbierendem<br />

Ferrasolboden) durch Beimengungen von Phosphat in der Spritzlösungen<br />

vermieden werden können.<br />

Abbildung 12: Einfluß der Blattapplikation mit Phi bzw. Pha und deren Mischung (1/9) auf das<br />

Wachstum von Haferpflanzen auf P-Mangelsubstrat (Ferrasol-Sand-Perlit-Gemisch).<br />

Es wurden BA mit K-Phi und äquivalentem K-Pha mit einer P-Konzentration von 3.6 g P l -<br />

1 , sowie einer Mischung beide Formen im Verhältnis 1/9, sowohl auf Mangel- wie auf gut<br />

versorgtem Substrat durchgeführt. Es wurden ab EC13 wöchentlich 5 ml je Gefäß bis zum<br />

Rispenschieben appliziert. Varianten: BA mit 0.0 (Kontrolle) und 3.6 g P l -1 als K-Pha bzw.<br />

K-Phi sowie Mischungen beider im Verhältnis 1/9. Es erfolgten keine Inhaltsstoffanalysen.<br />

In Mischung mit Phosphat traten keine Phosphitschäden auf, ebensowenig auf P-reichem<br />

443


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

TKS2-Substrat bei Phi-BA. Bei Phi-BA auf P-Mangelboden kam es auch hier zu<br />

Schädigungen. Nekrosen traten nur bei Phosphitdüngung und gleichzeitigem akutem P-<br />

Mangel auf. Interessanterweise zeigte sich, dass Blattläuse verstärkt die Pflanzen<br />

befielen, welche mit Phi behandelt wurden und auf TKS2-Substrat standen (Abbildung 13).<br />

Dies läßt vermuten, daß in diesen Pflanzen reduzierte lösliche N-Verbindungen<br />

akkumulieren. Was jedoch nicht untersucht wurde, und auch Carswell et al. (1996) stellten<br />

keinen Einfluß der Phi-BA auf den Proteingehalt fest.<br />

Abbildung 13: Stärkerer Blattlausbefall bei Phi-BA (links) im Vergleich zur Pha-BA (rechts).<br />

5 Schlußfolgerungen und Ausblick<br />

Phosphit eignet sich nicht zur gezielten P-Düngung, da es akuten P-Mangel nicht behebt.<br />

Die Anwendung von Phosphit führt vielmehr zu starken Pflanzenschäden, wenn akuter P-<br />

Mangel vorliegt. Da die Pflanze nicht zwischen den beiden P-Formen unterscheiden kann,<br />

werden typische Mangelsymptome wie Anthocyan-Verfärbungen durch Phosphit<br />

unterdrückt. Auch wenn in der Literatur gelegentlich von positiven P-Düngungseffekten<br />

berichtet wurde, halten diese in aller Regel einer kritischen Prüfung nicht stand, da der P-<br />

Status der Pflanzen in Feldversuchen nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Sicherlich<br />

ist eine P-Düngewirkung von Phosphit über den Umweg der Oxidation mittelbar gegeben,<br />

jedoch kann eine P-Form, welche bei P-Mangelpflanzen starke Schäden hervorruft, kaum<br />

als P-Dünger eingestuft werden. An dieser Stelle sei an die bevorstehende Novellierung<br />

der Düngemittelverordnung hingewiesen, welche vorsieht ausschließlich Phosphat als P-<br />

Form in löslichen P-Düngemitteln festzulegen. Dann wäre Phosphit nicht mehr als<br />

Bestandteil von Düngemitteln zugelassen.<br />

6 Literatur<br />

Adams F. und Conrad J.P. (1953) Transition of phosphite to phosphate in soils. Soil<br />

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444


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

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http://www.bvl.bund.de/cln_027/nn_492014/DE/04__Pflanzenschutzmittel/03__Staer<br />

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http://www.greenbrae.org/news/042901pressdemocrat.html (Zugriff am 27.05.2005).<br />

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fungicide phosphonate disrupts the Ph starvation response in Brassica nigra<br />

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Gericke S. und Kurmies B. (1952) Die kolorimetrische Phosphorsäurebestimmung in<br />

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Guest B. und Grant B. (1991) The complex action of phosphonates as antifugal agents,<br />

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Plasmopara viticola. 13. Tagung AK Blattdüngung, Frankfurt. Programm und<br />

Kurzfassung der Vorträge. S.15.<br />

Kauer R (2003) Peronosporabekämpfung im ökologischen Weinbau: Sicherheit durch<br />

phosphorige Säure? Das Deutsche Weinmagazin 12, 24-28.<br />

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445


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Ringversuchsdesign zum Nachweis von Salmonellen in Kompost<br />

Winkler, Jörg (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor):<br />

Einleitung<br />

Ringversuche sind ein wichtiges Instrument der externen Qualitätssicherung. Die<br />

erfolgreiche Teilnahme an einem Ringversuch kann außerdem die Voraussetzung für eine<br />

staatliche Zulassung von Laboratorien bedeuten. Hieraus ergibt sich für den<br />

Ringversuchsveranstalter die Notwendigkeit einer wohldurchdachten Qualitätssicherung<br />

für die Probenvorbereitung. Ringversuche sollten immer realitätsbezogen sein, d. h. die<br />

tägliche Routine in Schwierigkeitsgrad und Untersuchungsumfang widerspiegeln. Im<br />

vorliegenden Fall wird eine Ringversuchsanordnung zum Nachweis von Salmonellen in<br />

Komposten vorgestellt.<br />

� Autochthone Hintergrundflora<br />

Komposte beinhalten eine große Vielfalt unterschiedlichster autochthoner (einheimischer)<br />

Mikroorganismen, wodurch der spezifische Nachweis von Salmonellen erschwert wird.<br />

Daher sollte in Ringversuchsproben ein möglichst hoher Anteil der autochthonen<br />

Mikroflora erhalten bleiben. Bei salmonellenfreien Kontrollproben lässt sich diese Vielfalt<br />

der Mikroflora nur unzureichend simulieren, da das Abtöten eventuell vorhandener<br />

Salmonellen auch zu einer gravierenden Reduzierung der autochthonen Mikroflora führt.<br />

Als Konsequenz hieraus sinkt der Schwierigkeitsgrad und die Realitätsnähe der<br />

Untersuchung. Die Kompetenzüberprüfung der am Ringversuch teilnehmenden Labore ist<br />

somit nur noch bedingt möglich.<br />

� Stabilität zugeführter Salmonellen<br />

Eine möglichst stabile Lebendkeimzahl der zugeführten Salmonellen in den positiv<br />

dotierten Kompostproben bildet einen weiteren wichtigen Aspekt bei der Probenvorbereitung.<br />

Es ist ein bekanntes Phänomen, dass ein Testkeim, welcher in eine Matrix<br />

mit komplexer Hintergrundflora ausgebracht wird, oft eine rasche Abnahme der<br />

koloniebildenden Einheiten (KBE) in der quantitativen Analyse zeigt. Daher muss bei<br />

einem Ringversuch in jedem Fall darauf geachtet werden, dass jede Probe eine<br />

ausreichende Menge des zugesetzten Salmonellen - Serovars enthält. Zusätzlich muss<br />

die „Stabilität“ des zugeführten Serovars über einen längeren Zeitraum überprüft werden.<br />

Das Verhalten eines Testkeims in einer komplexen Matrix mit unbekannter Begleitflora<br />

kann nur experimentell mit dem jeweiligen Prüfkompost ermittelt werden. Da jedoch<br />

zwischen den Stabilitätstests und dem Ringversuchsbeginn einige Monate liegen und die<br />

autochthone Mikroflora sich sehr dynamisch in ihrer Zusammensetzung verhalten kann, ist<br />

es schwierig die Ergebnisse von Stabilitätsuntersuchungen auf die Bedingungen zum<br />

Ringversuchsbeginn zu übertragen. Aus diesem Grund wurden die Stabilitätstests mit<br />

einer definierten Hintergrundflora durchgeführt. Die ermittelten Ergebnisse waren somit auf<br />

die Ringversuchsbedingungen übertragbar.<br />

� Homogene Verteilung der zugeführten Serovare<br />

Organische, poröse Matrices mit einer großen Oberfläche und geringem Wassergehalt<br />

neigen dazu, zugeführte Flüssigkeiten, wie z. B. auch eine Bakteriensuspension, wie ein<br />

Schwamm aufzusaugen. In Ringversuchen werden nur wenige Milliliter<br />

Salmonellensuspension in eine Kompostmenge von ca. 500 g ausgebracht. Eine<br />

homogene Verteilung der Suspension ist hierbei nur zu erreichen, wenn die<br />

Bakteriensuspension in vielen kleinen Portionen auf einer möglichst großen<br />

446


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Kompostoberfläche verteilt wird. Hierfür wurden für jede Ringversuchsprobe (ca. 500 g)<br />

420 Tropfen der Bakteriensuspension auf einer Fläche von ca. 0,2 m 2 Prüfkompost verteilt<br />

(Abbildung 1). Anschließend wurde jede Probe für 10 min in einem Überkopfschüttler in<br />

einem 2-Liter-Gefäß durchmischt. Eine „stehende Säule“ des Komposts wurde durch die<br />

Größe des Durchmischungsgefäßes und durch eine angemessene Umdrehungsgeschwindigkeit<br />

vermieden.<br />

Abbildung 1:<br />

Links: Versuchsaufbau für die homogene Verteilung der Bakteriensuspension in 500 g<br />

Kompost. Die Suspension wird in gleichmäßigen Abständen mit einer 8-Kanal Multipipette<br />

auf die Kompostoberfläche ausgebracht.<br />

Rechts: Weitere Homogenisierung der 500 g Probe in 2 Liter Gefäßen in einem<br />

Überkopfschüttler.<br />

Material und Methoden<br />

Medien und Seren<br />

Folgende Anreicherungs- und Selektivnährmedien wurden verwendet: Rappaport-<br />

Vassiliadis, Tetrathionat nach Müller-Kauffmann, Rambach, XLD, BPLS (Vertrieb über<br />

vwr – International).<br />

Zusätzlich kamen zum Einsatz: Agglutinationsseren von Dade-Behring (ORMT11,<br />

ORMU11, ORMW15, ORMV15). Damit wird folgendes Serovar - Spektrum abgedeckt: A-<br />

E4, F-60, 61-67, A-67.<br />

Für die biochemische Identifizierung von Salmonellen wurde der BBL Enterotube II der<br />

Firma Becton Dickinson eingesetzt.<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Überprüfung der Stabilität der zugesetzten Serovare im Prüfkompost<br />

In Stabilitätstests wurden definierte Mengen der Serovare der Ringversuchsmatrix<br />

ausgesetzt. Hierfür wurde je 500 g autoklavierter Prüfkompost mit S. Senftenberg (DSM<br />

10062), bzw. S. Typhimurium (ATCC 14028) in Zellzahlen von ~10 6 KBE/g beimpft.<br />

Zusätzlich wurden jeweils ~10 6 KBE/g der folgenden Hintergrundflora den beiden<br />

Ansätzen beigemengt: Citrobacter freundii (DSM 15979), Pseudomonas spec. und<br />

Bacillus spec. Da der Prüfkompost bis zu seiner Verwendung möglichst kühl gelagert<br />

werden sollte, wurde der sich anschließende Stabilitätstest bei 4 °C durchgeführt. In<br />

447


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

regelmäßigen Abständen wurde die Veränderung der Serovarkonzentration bestimmt<br />

(Abbildung 2). Abbildung 2 zeigt u. a. ein rasches Absinken von S. Senftenberg innerhalb<br />

der ersten 3 Wochen. Nach ca. 11 Wochen stabilisiert sich die Zellzahl auf einem Niveau<br />

von ca. 2 x 10 3 KBE/g Kompost. Im Gegensatz hierzu zeigt S. Typhimurium bis zur 18.<br />

Woche eine deutlich höhere Überlebensrate. Anschließend sinkt S. Typhimurium bis zur<br />

27. Woche deutlich unterhalb des Niveaus von S. Senftenberg ab. Im Wesentlichen<br />

können hierfür folgende Effekte verantwortlich gemacht werden:<br />

� Anpassungsschwierigkeiten von „Laborstämmen“ an veränderte<br />

Umweltbedingungen<br />

� Anhaftung von Keimen an Kompostpartikeln („Biofilme“) und eine hierdurch<br />

bedingte erschwerte bzw. ungenaue Quantifizierung<br />

� Konkurrenzsituation mit der zugesetzten Hintergrundflora<br />

Weitere nicht zu überschauende Effekte wie die Beeinflussung durch eine autochthone<br />

Begleitflora und durch „grazing“ von Bodenprotozoen wurden durch das Autoklavieren der<br />

Proben bewusst unterbunden.<br />

KBE/g<br />

100000000<br />

108 1000000 106 10000 104 100<br />

102 1<br />

1<br />

Stabilitätstest<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26<br />

Zeit (Woche)<br />

S. Typhimurium S. Senftenberg<br />

Abbildung 2: Je 500 g autoklavierter Kompost wurde mit S. Senftenberg (2,4 x 10 6 KBE/g)<br />

bzw. S. Typhimurium (4,6 x 10 6 KBE/g) und einer definierten Hintergrundflora beimpft.<br />

Anschließend wurden beide Serovare im Verlauf von 27 Wochen quantitativ erfasst.<br />

448


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Überprüfung der Homogenität der zugesetzten Serovare im Prüfkompost<br />

Für die Überprüfung der Homogenität der zugesetzten Serovare wurden 500 g Kompost<br />

mit 1,8 x 10 6 Keimen (S. Senftenberg) bzw. 3 x 10 6 Keimen (S. Typhimurium) beimpft und<br />

für 3 Tage bei 4 °C gelagert. Anschließend wurden die 500 g Proben in jeweils 10 x 50 g<br />

Portionen aufgeteilt und quantifiziert. Abbildung 3 zeigt die Verteilung der Serovare in den<br />

einzelnen Proben in KBE/g Kompost. Unter Berücksichtigung der besonderen<br />

Schwierigkeit, eine Bakteriensuspension in einer trockenen und großflächigen Matrix zu<br />

verteilen, zeigt das Verteilungsmuster eine gute Homogenität. Jede 50 g Einzelprobe<br />

enthält ein Vielfaches der für eine sichere Identifizierung benötigten Keimmenge. Die<br />

geringere Zellzahl und die inhomogenere Verteilung von S. Senftenberg ist vermutlich<br />

darauf zurückzuführen, dass S. Senftenberg bereits nach kurzer Zeit eine matrixbedingte<br />

Abnahme zeigte (siehe Abbildung 2) und auch in geringerer Zellzahl in den Kompost<br />

ausgebracht wurde.<br />

10000000 107 KBE/g<br />

1000000 106 100000 105 10000 104 Homogenitätstest<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Probe<br />

S. Typhimurium S. Senftenberg<br />

Abbildung 3: Verteilung von S. Typhimurium bzw. S. Senftenberg in 10 x 50 g Kompost. 2<br />

x 500 g Kompost wurden jeweils mit S. Senftenberg in einer Zellzahl von 1,8 x 10 6 KBE/g<br />

bzw. mit S. Typhimurium in einer Zellzahl von 3 x 10 6 KBE/g beimpft und 3 Tage lang bei<br />

4°C gelagert. Anschließend wurden die Serovare in 2 x 10 Proben à 50 g Kompost<br />

quantifiziert.<br />

Hitzebehandlung der negativen Kontrollprobe<br />

Ringversuchsproben, welche als salmonellenfreie Kontrollproben verschickt werden,<br />

sollten eine anspruchsvolle Hintergrundflora enthalten. In der Regel werden diese Proben<br />

einer Hitzebehandlung ausgesetzt, sodass evtl. vorhandene, native Salmonellen abgetötet<br />

werden. Diese Hitzebehandlung hat jedoch den unerwünschten Nebeneffekt, dass ein<br />

449


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

erheblicher Anteil der Hintergrundflora abgetötet wird. Die Behandlung mit Hitze sollte<br />

daher so hoch temperiert wie nötig, aber auch so niedrig wie möglich durchgeführt<br />

werden. In einer Untersuchungsreihe wurde das hitzeresistente Serovar S. Senftenberg in<br />

500 g Kompost homogen verteilt und anschließend 3 Tage lang einer Temperatur von<br />

70°C ausgesetzt. Bis zur maximal eingesetzten Zellzahl von 3,5 x 10 8 KBE/g Kompost<br />

wurde anschließend in keiner Probe eine Salmonelle nachgewiesen.<br />

Salmonellennachweis und Bioabfallverordnung<br />

Nach der Bioabfallverordnung (BioAbfV) sind für den Nachweis von Salmonellen in<br />

Kompost drei unabhängige Testsysteme anzuwenden:<br />

- Voranreicherung in Pepton-Wasser und Rappaport/Vassiliadis (RVS-Bouillon). Nachweis<br />

mit Selektivnährböden (XLD und BPLS)<br />

- Serologischer Nachweis<br />

- Biochemische Identifizierung<br />

Für den sicheren Nachweis von Salmonellen sind in jedem Fall alle Tests durchzuführen.<br />

Bei den serologischen Nachweissystemen sollten mehrere spezifische Seren verwendet<br />

werden, welche die Vielfalt der Salmonellen vollständig abbilden (z.B. A-E4, F-60, 61-67).<br />

Omnivalente Seren neigen zu Kreuzreaktionen mit salmonellafremden Taxa und<br />

sollten daher nur in Kombination mit spezifischen Seren verwendet werden.<br />

Für die biochemische Identifizierung gibt es mehrere geeignete Testsysteme (z. B. Rapid<br />

ID 32E, API 20E, BBL Enterotube II), welche jedoch immer eine Vielzahl physiologischer<br />

Parameter erfassen sollten. Diese Testsysteme wurden überwiegend für die klinische<br />

Diagnostik bzw. Lebensmittelchemie entwickelt. Für den Einsatz in komplexen<br />

Umweltproben mit einer vollständig anderen Hintergrundflora gibt es vergleichsweise<br />

wenig Erfahrungswerte.<br />

Bei den Selektivnährmedien schreibt die BioAbfV nach Voranreicherung in RVS-Bouillon,<br />

die Verwendung von BPLS und XLD Selektivnährmedien vor. Nach derzeitigen<br />

Kenntnisstand sollte die Voranreicherung zusätzlich in Tetrathionat- Anreicherungsbouillon<br />

durchgeführt werden, da hierdurch die Anzahl der gefundenen Salmonellen in<br />

Kompostproben erhöht werden kann. Der Einsatz von BPLS sollte zumindest kritisch<br />

hinterfragt werden, da sich dieses Medium in der Praxis als zu wenig selektiv<br />

herausgestellt hat und von vielen Laboren durch andere Medien (Rambach, SMID) ersetzt<br />

bzw. ergänzt wurde.<br />

450


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Diagnose von Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen mit dem System<br />

VISUPLANT ®<br />

Heß, Hubert (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Zorn, Wilfried; Marks, Gerhard;<br />

Bergmann, Werner; Gernat, Holger:<br />

Mineralstoffbedingte Mangel- und Überschusssymptome bei Kulturpflanzen führen zu<br />

mehr oder weniger ausgeprägten Wachstums-, Ertrags- und Qualitätsminderungen. Im<br />

Freiland treten die Ernährungsstörungen zumeist nur auf Teilflächen (nesterweise) auf, nur<br />

selten ist davon der gesamte Schlag betroffen. Wird der Mangelzustand nicht erkannt und<br />

gezielt behoben, sind oft auch in den Folgejahren Ertragsdepressionen zu erwarten. Dabei<br />

vergrößert sich häufig von Jahr zu Jahr der Umfang der geschädigten Fläche.<br />

Ernährungsstörungen treten nach wie vor abhängig von verschiedenen standort- oder<br />

anbaubedingten Umständen im Pflanzen-, Garten- und Obstbau sowie in der Forstwirtschaft<br />

auf. Deren Erkennen und gezieltes Beheben ist daher auch in Gegenwart und<br />

Zukunft von großer Bedeutung.<br />

Akute Ernährungsstörungen können durch sichtbare Wachstumsveränderungen mit mehr<br />

oder weniger typischen Schadsymptome erkannt werden. Dieser Zusammenhang ermöglicht<br />

es, mit Hilfe der Schadsymptomdiagnose sowie von Boden- und Pflanzenanalysen<br />

die Ursache der Ernährungsstörungen zu ermitteln.<br />

Vorteil der visuellen Diagnose gegenüber der Boden- und Pflanzenanalyse ist ihre<br />

schnelle Durchführung, die häufig kurzfristige Korrekturdüngungsmaßnahmen zulässt. Da<br />

in vielen Fällen eine zusätzliche Boden- und Pflanzenanalyse sinnvoll ist, kann mit dem<br />

Ergebnis der visuellen Schadsymptomanalyse der Umfang der Analysen gezielt ausgewählt<br />

und damit begrenzt werden.<br />

Zur Erleichterung der visuellen Diagnose von Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen<br />

wurde von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft das Diagnosesystem<br />

VISUPLANT ® entwickelt. VISUPLANT ® steht im Internet unter www.tll.de/visuplant zur<br />

kostenlosen Nutzung zur Verfügung. Es beinhaltet zurzeit insgesamt 40 Kulturarten mit<br />

600 Bildern, welche mit deutschen und englischen Bildunterschriften versehen sind.<br />

Zur Diagnose stehen dem Nutzer in VISUPLANT ® fünf Wege zur Verfügung, um durch<br />

verschiedene Herangehensweisen die Ursachen von Ernährungsstörungen zu erkennen:<br />

• Diagnoseschema (Abb. 1)<br />

• Suchen und Lernen (Abb. 2)<br />

• Textgestützte Diagnose<br />

• Bildgestützte Diagnose (Abb. 3)<br />

• Diagnose über Bildgruppen<br />

451


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abbildung 14: Diagnoseschema VISUPLANT ®<br />

Abbildung 15: VISUPLANT ® -Diagnoseweg Suchen und Lernen<br />

452


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abbildung 16: VISUPLANT ® -Diagnoseweg Bildgestützte Diagnose<br />

Für alle Mangelkrankheiten erfolgten Angaben zu typischen Symptomen und zum Einfluss<br />

des pH-Wertes auf die Verfügbarkeit des Pflanzennährstoffes im Boden (Beispiel Magnesiummangel<br />

Abb. 4).<br />

´ Abbildung 17: Beschreibung der Mangelsymptome und der pH-Wert-Abhängigkeit, Beispiel<br />

Magnesiummangel<br />

453


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Zu den enthaltenen Kulturen werden Informationen zur Mikronährstoffbedürftigkeit gegeben<br />

(Abb. 5).<br />

Abbildung 18: Mikronährstoffbedürftigkeit von Mais<br />

Als weitere Ernährungsstörungen sind in VISUPLANT ® auch Überschusssymptome,<br />

induziert durch mineralische Pflanzennährstoffe beschrieben und in Beispielbildern<br />

dargestellt (Abb. 6).<br />

Abbildung 19: Beschreibung von Überschusssymptomen, induziert durch mineralische<br />

Pflanzennährstoffe, Beispiel Stickstoffüberschuss<br />

Die monatlichen Zugriffszahlen auf VISUPLANT ® betrugen in den Jahren 2005 und 2006<br />

zwischen 1800 und 5700 Seiten.<br />

454


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Die Abbildungen 7 bis 12 zeigen einige Ernährungsstörungen von verschiedenen Kulturen.<br />

Abbildung 7: N-Mangelsymptome bei Zuckerrübe<br />

(Beta vulgaris saccharifera) unter Feldbedingungen.<br />

Abbildung 9: Blätter von Kartoffeln (Solanum<br />

tuberosum); rechts: mit stark ausgeprägtem K-Mangel;<br />

rechts: gesundes Blatt.<br />

Abbildung 10: Blätter von Roggen (Secale cereale) mit typischen<br />

Mg-Mangelsymptomen (perlschnurartige "Chlorophyllschoppung",<br />

"Tigerung").<br />

Abbildung 8: Maispflanzen (Zea mays)<br />

mit typischen P-Mangelsymptomen.<br />

455


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abbildung 11: Wurzeln von Raps<br />

(Brassica napus oleifera) mit B-Mangelsymptomen:<br />

"Hohlherzigkeit", rechts<br />

gesunde Pflanze.<br />

Abbildung 12: Blumenkohlkopf<br />

(Brassica oleracea var. botrytis) mit<br />

starken Symptomen von B-Mangel.<br />

Fazit:<br />

VISUPLANT ® ist ein interaktives Diagnosesystem zum Erkennen von Ernährungsstörungen<br />

bei Kulturpflanzen und wird im Agrarinformationssystem (AINFO) der Thüringer<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft unter www.tll.de/visuplant zur Nutzung angeboten.<br />

Literatur:<br />

BERGMANN, W. (1993): Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen - Entstehung, visuelle<br />

und analytische Diagnose. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg – Berlin.<br />

ZORN, W.; MARKS, G.; Heß, H.; BERGMANN, W. (2006): Handbuch zur visuellen<br />

Diagnose von Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag<br />

Heidelberg – Berlin.<br />

456


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Einfluss der Mn-Ernährung auf Ertrag und Mehltaubefall von 2 Winterweizensorten<br />

Victor, Kristin (Friedrich-Schiller-Universität Jena); Marks, Gerhard; Zorn, Wilfried:<br />

1 Problemstellung<br />

Das Nährstoffaneignungsvermögen (Nährstoffeffizienz) verschiedener Sorten einer<br />

Pflanzenart kann sich erheblich unterscheiden. Hieraus ergibt sich die Frage, ob eine<br />

unterschiedliche Nährstoffeffizienz auch zu differenzierten Ansprüchen an die<br />

Nährstoffversorgung des Bodens bzw. zusätzlichem Düngebedarf sowie differenzierter<br />

Krankheitsresistenz führt.<br />

In der vorliegenden Arbeit wurde die Wirkung einer unterschiedlichen Mn-<br />

Aufnahmeeffizienz von 2 Winterweizensorten mit deutlich unterschiedlicher Boniturnote für<br />

Mehltauresistenz auf den Mn-Ernährungszustand und den Befall mit phytopathogenen<br />

Pilzen und die Notwendigkeit einer differenzierten Mn-Düngungs- sowie Fungizidstrategie<br />

untersucht.<br />

2 Methodik<br />

Um die Problemstellung zu bearbeiten wurde ein vierfaktorieller Gefäßversuch mit<br />

Niedermoorboden als Substrat (pH-Wert = 6,9 und org. C-Gehalt = 21,8 %) angesetzt. Als<br />

Versuchspflanzen dienten zwei Winterweizensorten, die sich nach hoher (Monopol) und<br />

geringer Anfälligkeit (Dekan) gegenüber dem Mehltauerreger (Erysiphe graminis f. sp.<br />

tritici) unterschieden. Zusätzlich zur differenzierten Mn-Bodendüngung (0, 100 und 400 mg<br />

Mn/Gefäß) erfolgte auf jeder Bodendüngungsstufe eine Mn-Blattapplikation des Weizens<br />

zum Vegetationsstadium ES 29/30 mit 0,1 %iger Mangansulfat-Lösung. Des Weiteren<br />

erhielt die Hälfte der Versuchsvarianten eine Fungizidbehandlung nach Bedarf.<br />

3 Ergebnisse<br />

3.1 Einfluss der Mn-Effizienz auf den Mn-Ernährungszustand in Abhängigkeit der<br />

Weizensorte<br />

Die untersuchten Winterweizensorten Monopol und Dekan unterschieden sich in jeder der<br />

geprüften Mn-Versorgungsstufen 0, 100 und 400 mg Mn/Gefäß in ihrer Manganeffizienz<br />

(Abb. 1). Für Dekan wurde ein nahezu gleiches Wachstum bis ES 29/30 auf dem Mn-<br />

Mangelboden und dem mit Mangan gedüngten Boden beobachtet. Außerdem erfolgte eine<br />

schwächere Ausprägung der typischen Mn-Mangelsymptome bei niedriger Mn-<br />

Versorgung, d.h. ohne Mn-Düngung des Bodens bis zu ES 51. Die Sorte Monopol zeigte<br />

dagegen ein stark gehemmtes Wachstum bereits zu ES 28 auf dem Mn-Mangelboden und<br />

eine sichtbar schwächere Wirkung der Mn-Düngung gegenüber der Sorte Dekan. Akute<br />

Mn-Mangelsymptome waren bei Monopol nicht nur auf dem Mangelboden sondern auch<br />

noch bei der Variante mit 100 mg Mn/Gefäß zu beobachten.<br />

457


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abbildung 20: Einfluss der Mn-Effizienz auf den Mn-Ernährungszustand in Abhängigkeit der Weizensorte.<br />

Links: Dekan, rechts: Monopol, beide auf Mn-Mangelboden und mit Fungizidbehandlung.<br />

3.2 Mehltaubefall in Abhängigkeit der Weizensorte und Manganernährung<br />

Parallel zur unterschiedlichen Mn-Effizienz trat auf der Variante ohne Fungizidspritzung<br />

auch der Befall der beiden Sorten mit Mehltau (Erysiphe graminis f.sp. tritici) verschieden<br />

stark ein (Abb. 2). Dabei war die hohe Mn-Effizienz der Sorte Dekan gleichbedeutend mit<br />

spätem und deutlich schwächerem Mehltaubefall und die geringe Mn-Effizienz der Sorte<br />

Monopol gleichbedeutend mit sehr zeitigem, starkem Mehltaubefall.<br />

Die wiederholte Mn-Blattapplikation zum Vegetationsstadium ES 29/30 bewirkte keine<br />

Reduzierung des Befalles.<br />

ES 20<br />

ES 15/22<br />

ES 14/15<br />

ES 15<br />

Abbildung 21: Mehltaubefall in Abhängigkeit von der Weizensorte. Links: Dekan, rechts: Monopol, beide<br />

auf Mn-Mangelboden und ohne Fungizidbehandlung.<br />

Eine hohe Mn-Versorgung über den Boden wirkte sich positiv auf das Wachstum der<br />

Pflanzen beider Sorten aus, gleichzeitig konnte der Befall mit Erysiphe graminis f.sp. tritici<br />

verringert werden. Besonders die Pflanzen der weniger Mn-effizienten Sorte Monopol<br />

profitierten von der Mangandüngung (Abb. 3).<br />

458


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Monopol, 0 mg Mn<br />

ohne Fungizidbehandlung<br />

Dekan, 0 mg Mn<br />

ohne Fungizidbehandlung<br />

Monopol, 400 mg Mn<br />

ohne Fungizidbehandlung<br />

Dekan, 400 mg Mn<br />

ohne Fungizidbehandlung<br />

3.3 Einfluss des Mn-Ernährungszustandes auf den Kornertrag bei unterbliebener<br />

Fungizidbehandlung<br />

Die zunehmend bessere Mn-Versorgung über den Boden bewirkte eine differenzierte<br />

Ertragsbildung bei beiden Weizensorten nach vorangegangenem, verschieden starkem<br />

Mehltaubefall (Abb. 4, Tab. 1).<br />

Abbildung 22: Vergleich der Sorten Monopol und Dekan. Linkes Bild: beide Sorten ohne Mn-<br />

Düngung, rechtes Bild: beide Sorten mit Mn-Bodendüngung (400 mg Mn/Gefäß).<br />

0 mg, 100 mg, 400 mg Mn<br />

ohne Blattdüngung<br />

0 mg, 100 mg, 400 mg Mn<br />

mit Blattdüngung<br />

Monopol ohne Fungizidbehandlung<br />

0 mg, 100 mg, 400 mg Mn<br />

ohne Blattdüngung<br />

0 mg, 100 mg, 400 mg Mn<br />

mit Blattdüngung<br />

Dekan ohne Fungizidbehandlung<br />

Abbildung 23: Einfluss des Mn-Ernährungszustandes auf das Wachstum zum Zeitpunkt der Ernte.<br />

Bei der Sorte Monopol hatte die steigende Mangandüngung eine hohe Wirkung auf<br />

Wachstum und Kornertrag, während bei der Sorte Dekan aufgrund der höheren Mn-<br />

Effizienz schon auf der mittleren Bodendüngungsstufe nach vorangegangener deutlicher<br />

Reduzierung des Mehltaubefalles im frühen Vegetationsstadium hohe Erträge erzielt<br />

wurden.<br />

459


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Tabelle 8: Relative Kornerträge der Sorten Monopol und Dekan in Abhängigkeit von Mn-Düngung und<br />

Fungizidbehandlung; Höchstertrag entspricht 100 %<br />

Fungizidbehandlung<br />

ohne<br />

mit<br />

Fungizidbehandlung<br />

ohne<br />

mit<br />

Sorte<br />

Sorte<br />

Mn-Bodendüngung<br />

[mg Mn/Gefäß]<br />

Monopol<br />

relativer Kornertrag [%]<br />

ohne Blattdüngung mit Blattdüngung<br />

0 7 11<br />

100 37 53<br />

400 56 53<br />

0 8 71<br />

100 89 100<br />

400 99 96<br />

Mn-Bodendüngung<br />

[mg Mn/Gefäß]<br />

Dekan<br />

relativer Kornertrag [%]<br />

ohne Blattdüngung mit Blattdüngung<br />

0 26 59<br />

100 72 68<br />

400 74 80<br />

0 62 96<br />

100 94 97<br />

400 100 100<br />

Die Mn-Blattapplikation führte vor allem auf dem Mn-Mangelboden zu erheblichen<br />

Mehrerträgen, besonders bei der weniger Mn-effizienten Sorte Monopol.<br />

4 Fazit<br />

Mit zunehmender Mangan-Bodendüngung stiegen sowohl die Erträge als auch die<br />

Mangangehalte in den Pflanzen an. Besonders bei der Variante mit wiederholter<br />

Fungizidapplikation und somit mehltaufreiem Pflanzenbestand wurde, gemessen am<br />

Ertrag und am Mn-Gehalt der Pflanzen, eine wesentlich höhere Mn-Effizienz der Sorte<br />

Dekan im Vergleich mit der Sorte Monopol bei allen Mn-Versorgungsstufen des Bodens<br />

festgestellt.<br />

Die Mn-Blattapplikation steigerte den Ertrag und den Mn-Gehalt bei allen Mn-<br />

Angebotsstufen über den Boden, insbesondere aber bei niedrigen Bodengehalten.<br />

Ein Einfluss der Mn-Blattapplikation auf den Mehltaubefall war für beide Weizensorten<br />

nicht zu beobachten.<br />

Die für die Sorte Dekan im Vergleich mit Monopol gefundene höhere Effizienz gegenüber<br />

dem Mikronährstoff Mn steht in enger Verbindung mit der dieser Sorte eigenen besseren<br />

Resistenz gegenüber Getreidemehltau und somit höherer Ertragsleistung. Zum Erzielen<br />

des Optimalertrages war bei der weniger Mn-effizienten Sorte Monopol ein höherer Mn-<br />

und Fungizidaufwand als bei der Mn-effizienteren Sorte Dekan erforderlich.<br />

Die vorliegenden Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit der stärkeren Berücksichtigung<br />

sortenabhängiger Nährstoffeffizienz in der Pflanzenzüchtung und in der<br />

Sortenbeschreibung hin.<br />

460


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

5 Literatur<br />

Victor, K. (2005): Wirkung unterschiedlicher Manganernährung von Winterweizen auf<br />

den Befall mit phytopathogenen Pilzen sowie auf den Korn- und Strohertrag.<br />

Diplomarbeit, Friedrich-Schiller-Universität Jena / Thüringer Landesanstalt für<br />

Landwirtschaft Jena.<br />

461


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Einsatz der Nah-Infrarot-Spektroskopie zur Bestimmung des Stickstoffgehaltes in<br />

frischen Zierpflanzenstecklingen<br />

Lohr, Dieter (FH Weihenstephan); Tillmann, Peter; Zerche, Siegfried; Meinken, Elke;<br />

Röber, Rolf; Nast, Dieter:<br />

1 Versuchshintergrund<br />

Alle kulturtechnischen Maßnahmen in der Mutterpflanzenkultur zielen darauf ab, in<br />

möglichst kurzer Zeit, möglichst viele Stecklinge von bestmöglicher Qualität ernten zu<br />

können. Neben den Umweltbedingungen wie Licht und Temperatur spielt der<br />

Ernährungszustand der Mutterpflanzen hierbei eine entscheidende Rolle (ANDERSEN<br />

1986). Von Bedeutung ist dabei insbesondere die Stickstoffversorgung der Mutterpflanzen.<br />

Allerdings können in diesem Zusammenhang keine allgemeinen Aussagen getroffen<br />

werden, da zum einen erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Kulturen bestehen<br />

und zum anderen auch Wechselwirkungen zum Beispiel mit der Lichtintensität sowohl<br />

während der Mutterpflanzenkultur als auch später während der Stecklingsbewurzelung zu<br />

beobachten sind (VEIERSKOV 1988).<br />

Bei Chrysanthemen (Dendranthema x grandiflorum) und Poinsettien (Euphorbia<br />

pulcherrima) zeigten unter anderem mehrjährige Versuche am Institut für Gemüse- und<br />

Zierpflanzenbau (IGZ) Großbeeren/Erfurt e.V. in Erfurt eine nachhaltige Limitierung der<br />

Bewurzelungsfähigkeit durch eine Stickstoffunterversorgung der Mutterpflanzen und<br />

dadurch verursachte geringe Stickstoffgehalte der geernteten Stecklinge (KADNER und<br />

ZERCHE 1997, ZERCHE et al. 1999 und ZERCHE und DRÜGE 2005).<br />

Darauf aufbauend wurden erste Versuche durchgeführt, um den Stickstoffgehalt als<br />

Parameter zur Beurteilung der Stecklingsqualität zu nutzen (ZERCHE et al. 2001). Dies<br />

bietet die Möglichkeit den physiologischen Status und damit die innere Qualität der<br />

Stecklinge zu beurteilen und lässt somit direkte Rückschlüsse auf die<br />

Bewurzelungsfähigkeit zu. Mit den bisher üblichen Kriterien wie Größe oder Gewicht kann<br />

nur die äußere Qualität beurteilt werden, eindeutige Aussagen über die<br />

Bewurzelungsfähigkeit lassen sich daraus jedoch nicht ableiten (MOE 1977).<br />

Um diese Erkenntnisse in der gärtnerischen Praxis nutzen zu können, wird eine<br />

Analysenmethode benötigt, mit der der Stickstoffgehalt von Stecklingen schnell, einfach<br />

und mit hinreichender Genauigkeit bestimmt werden kann, ohne die Stecklinge zerstören<br />

zu müssen (DRÜGE et al. 1999). Bei Schnelltests, zum Beispiel der Messung mit<br />

Nitratteststäbchen im Presssaft, ist die Bestimmung zwar relativ schnell und einfach, die<br />

Gewinnung des benötigten Pressaftes wird in der täglichen Praxis aber häufig als<br />

unhandlich empfunden, weshalb die Methode nicht zur Anwendung kommt. Zudem ist die<br />

erreichte Genauigkeit ungenügend. Durch die Verwendung einer selektiven<br />

Nitratelektrode, kann die Genauigkeit zwar gesteigert werden, gleichzeitig steigt dadurch<br />

aber auch der Messaufwand (ZERCHE et al. 2001). Bei nass-chemischen Verfahren ist der<br />

erforderliche Zeit- und Kostenaufwand zu hoch (DOSI et al. 1999). Zudem werden bei all<br />

diesen Methoden die Stecklinge zerstört. Um dieses Problem zu lösen, wurde die<br />

Verwendung der Nah-Infrarot-Spektroskopie an frischen Zierpflanzenstecklingen<br />

untersucht.<br />

462


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

2 Material und Methoden<br />

2.1 NIRS - System<br />

Die Messungen wurden auf einem Dioden-Array-Spektrometer vom Typ Corona 45 NIR<br />

1.7 der Firma Carl Zeiss Jena GmbH, Jena durchgeführt. Die Steuerung der Messung und<br />

die Aufzeichnung der Spektren erfolgte mit der Software CORA, Fa. Carl Zeiss Jena<br />

GmbH, Jena. Für die Kalibrationsentwicklung wurde die Software WinISI-II der Fa.<br />

Infrasoft International, MD (USA) eingesetzt.<br />

2.2 Referenzanalytik<br />

Zur Bestimmung des Trockensubstanzgehaltes (TS) wurden die Proben bei 65 °C für<br />

mindestens 48 Stunden getrocknet und zurückgewogen. Die Einwaage lag sowohl bei<br />

Chrysanthemen als auch Poinsettien zwischen 20 und 30 g Frischmasse (FM).<br />

Die referenzanalytische Bestimmung des Stickstoffgehaltes erfolgte nach dem Dumas-<br />

Verfahren. Durchgeführt wurden die Messungen mit einem LECO CHN-1000, Fa. LECO<br />

Corporation, MI (USA).<br />

2.3 Probenmaterial<br />

Verwendet wurden in der Kalibrationsentwicklung Stecklinge von Chrysanthemen und<br />

Poinsettien. Zum einen stammten diese aus parallel stattfindenden Versuchen zur<br />

Bewurzelungsfähigkeit von Stecklingen unter dem Einfluss einer differenzierten<br />

Stickstoffernährung der Mutterpflanzen. Durch die gezielte Über- beziehungsweise<br />

Unterversorgung der Mutterpflanzen mit Stickstoff waren die Unterschiede im<br />

Stickstoffgehalt der Stecklinge erheblich. Zum zweiten wurden Stecklinge aus<br />

kommerziellen Mutterpflanzenbeständen verwendet, die von insgesamt sieben beteiligten<br />

Jungpflanzenfirmen zur Verfügung gestellt wurden. Tab. 1 fasst die Ergebnisse der<br />

referenzanalytischen Untersuchungen aller Proben zusammen.<br />

Tab. 9: Ergebnisse der Referenzanalysen: Stickstoffgehalt in % Gesamt-N in der<br />

Trockensubstanz, Trockensubstanzgehalt in % TS in der Frischmasse<br />

Inhaltsstoff<br />

Anzahl<br />

Proben<br />

Mittelwert Minimum Maximum<br />

Standardabweichung<br />

Stickstoffgehalt 401 4,98 % N 1,81 % N 7,18 % N 0,88 % N<br />

Trockensubstanzgehalt 401 12,2 % TS 7,0 % TS 18,6 % TS 2,1 % TS<br />

2.4 Probenpräsentation und Probenmessung<br />

Die Messungen erfolgten alle an frischen Stecklingen. Auf die in der NIRS übliche<br />

Probenvorbereitung (Trocknung und Vermahlen) wurde verzichtet. Die Stecklinge hätten<br />

nach der Messung also noch gesteckt werden können.<br />

Da zur Durchführung der Messungen keinerlei Erfahrungen vorlagen, wurde in einem<br />

Vorversuch die optimale Art der Probenpräsentation ermittelt. Dabei zeigte sich, dass bei<br />

Chrysanthemen für eine stabile und damit reproduzierbare Messung in der Regel fünf<br />

Stecklinge notwendig sind, bei sehr kleinen Stecklingen musste die Zahl auf bis zu acht<br />

463


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

erhöht werden. Bei den Poinsettien waren auf Grund der größeren Blattfläche in der Regel<br />

vier Stecklinge ausreichend. Während der Messungen wurden die Stecklinge leicht<br />

beschwert, um eine stabile Lagerung zu gewährleisten.<br />

Alle Proben wurden in vierfacher Wiederholung gemessen, so dass für jede Probe vier<br />

unabhängige Spektren aufgenommen wurden. In der Kalibrationsentwicklung wurde der<br />

Mittelwert über die vier Spektren verwendet. Die Messungen erfolgten an insgesamt acht<br />

Terminen zwischen Kalenderwoche 02/2005 und Kalenderwoche 27/2005.<br />

3 Ergebnisse<br />

3.1 Populationsbeschreibung<br />

Ziel war es nach Möglichkeit eine gemeinsame Kalibration für Chrysanthemen und<br />

Poinsettien zu erstellen. Mittels einer Hauptkomponentenanalyse wurde in einem ersten<br />

Schritt die spektrale Ähnlichkeit der aufgenommenen Spektren verglichen. Abb. 1 [a] zeigt<br />

die Ergebnisse für die beiden ersten Faktoren, Abb. 1 [b] die für den zweiten und dritten.<br />

[a] [b]<br />

Abb. 9: Hauptkomponentenanalyse für den ersten und zweiten sowie den zweiten<br />

und dritten Faktor; jeweils gemeinsam für Chrysanthemen und Poinsettien<br />

In Abb. 1 [a] sind zwei Gruppen von Punkten zu erkennen, die kleinere Gruppe beinhaltet<br />

die Spektren der Poinsettien, die größere die der Chrysanthemen. In Abb. 1 [b], also für<br />

den zweiten und dritten Faktor, ist bereits kein Unterschied mehr zwischen den Spektren<br />

der Chrysanthemen und denen der Poinsettien zu erkennen. Dies deutet darauf hin, dass<br />

eine gemeinsame Kalibration für beide Kulturen möglich ist. Bei der getrennten<br />

Betrachtung der Spektren von Chrysanthemen und Poinsettien waren bei keinem<br />

Faktorenpaar signifikante Auffälligkeiten festzustellen.<br />

3.2 Probenauswahl<br />

Zu Beginn der Kalibrationsentwicklung wurde die Gesamtheit der Proben in ein Kalibrier-<br />

und ein Validierset aufgeteilt. Die Aufteilung erfolgte nach dem geschichteten<br />

Zufallsprinzip, jeweils getrennt für Chrysanthemen und Poinsettien. Dazu wurden die<br />

Proben chronologisch nach dem Datum der NIRS-Messung geordnet und jede vierte<br />

464


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Probe in das Validierset übernommen. Die restlichen Proben bildeten das Kalibrierset.<br />

Anschließend wurden die nach Kulturen getrennten Kalibrier- beziehungsweise<br />

Validiersets zusammengeführt. Die Probenanzahl im Kalibrierset betrug 301, die im<br />

Validierset 100.<br />

3.3 Kalibrationsentwicklung<br />

3.3.1 Datentransformation<br />

Die Parameter bei der mathematischen Datentransformation waren:<br />

● Derivative [Ableitung] 1<br />

● Gap [Schrittweite] 6<br />

● Smooth [1. Glättung] 6<br />

● Smooth 2 [2. Glättung] 1<br />

3.3.2Kalibriergleichung<br />

Die Kalibriergleichung wurde mittels mPLS [modified partial least square regression]<br />

erstellt. Mit acht Hauptkomponenten wurden verhältnismäßig viele Faktoren in die<br />

Kalibriergleichung miteinbezogen, dies ist jedoch mit der Messung an frischen Proben<br />

erklärlich.<br />

Tab. 10: Ergebnis der mPLS-Kalibrierung, Stickstoffgehalt in % Gesamt-N in der TS,<br />

Trockensubstanzgehalt in % TS in der FM; fehlende Proben jeweils automatisch<br />

durch die Software als Ausreißer eliminiert<br />

Stickstoffgehalt Trockensubstanzgehalt<br />

Anzahl Proben 290 287<br />

Mittelwert 4,93 % N 12,1 % TS<br />

Standardfehler der Kalibration [SEC] 0,35 % N 0,55 % TS<br />

Bestimmtheitsmaß [R²] 0,84 0,93<br />

Standardfehler der Kreuzvalidierung<br />

[SECV]<br />

0,39 % N 0,63 % TS<br />

Bestimmtheitsmaß der Kreuzvalidierung [1-<br />

VR]<br />

0,79 0,91<br />

Das Bestimmtheitsmaß von R² = 0,84 für den Stickstoffgehalt ist zufrieden stellend,<br />

allerdings ist der Standardfehler der Kalibration (SEC) mit 0,35 % Gesamt-N in der TS, bei<br />

einem Standardfehler der Labormethode (SEL) von 0,14 % Gesamt-N in der TS<br />

(Berechnung aus eigenen Daten nach TILLMANN 1996), etwas zu hoch. Beim<br />

Trockensubstanzgehalt ist sowohl das R² als auch der SEC zufrieden stellend. Eine<br />

getrennte Kalibrierung für die beiden Kulturen brachte keine signifikant besseren<br />

Ergebnisse.<br />

465


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

3.4 Validierung<br />

Allgemein gilt, dass in der Validierung keine Ausreißer eliminiert werden sollten, außer es<br />

ist fachlich eindeutig zu begründen (TILLMANN 1996). In diesem Fall wurden in der<br />

Validierung für den Stickstoffgehalt vier Proben als Ausreißer eliminiert. Bei allen handelte<br />

es sich um Chrysanthemen-Stecklinge von den gezielt mit Stickstoff über-<br />

beziehungsweise unterversorgten Mutterpflanzen am IGZ Großbeeren/Erfurt die nicht<br />

typisch für praxisüblich kultivierte Stecklinge waren. Bei der Validierung für den<br />

Trockensubstanzgehalt wurden insgesamt drei Proben eliminiert. Bei zweien waren die<br />

Ursache offensichtliche Fehler bei der Trockensubstanzbestimmung im Trockenschrank.<br />

Die dritte Probe wies bei der NIRS-Messung bereits deutliche Fäulnissymptome auf.<br />

Für den Trockensubstanzgehalt ist der Standardfehler der Vorhersage [SEP] mit 0,70 %<br />

TS zufrieden stellend, ebenso das Bestimmtheitsmaß [R²] mit 0,87 sowie die Steigung der<br />

Regressionsgraden [Slope] mit 0,95. Bei der Stickstoffbestimmung ist dagegen die<br />

Genauigkeit noch nicht ausreichend. So ist der SEP mit 0,47 % Gesamt-N mehr als<br />

doppelt so groß wie der Standardfehler der Labormethode [SEL] von 0,14 % Gesamt-N.<br />

Dies drückt sich auch im Bestimmtheitsmaß von 0,64 aus. Die kleinere<br />

Standardabweichung [StDv] der NIRS im Vergleich zur Dumas-Methode bedeutet, dass<br />

Unterschiede zwischen den Proben von der NIRS nicht vollständig erfasst werden. Ein<br />

systematischer Fehler [BIAS] trat weder beim Trockensubstanz- noch beim<br />

Stickstoffgehalt auf. In Tab. 3 sind die Ergebnisse der Validierung zusammengefasst. Abb.<br />

2 zeigt die Güte der Validierung für die Stickstoffbestimmung [a] sowie den<br />

Trockensubstanzgehalt [b].<br />

Tab. 11: Ergebnisse der Validierung für den Stickstoffgehalt in % Gesamt-N in der TS<br />

und die Trockensubstanzgehalt in % TS in der FM; fehlende Proben als Ausreißer<br />

eliminiert<br />

Stickstoffgehalt Trockensubstanzgehalt<br />

Dumas NIRS Trockenschr NIRS<br />

Anzahl Proben 96<br />

ank<br />

97<br />

Mittelwert 5,07 % N 4,94 % N 12,1 % TS 12,1 % TS<br />

Standardabweichung [StDv] 0,75 % N 0,64 % N 2,05 % TS 1,92 % TS<br />

Standardfehler der Vorhersage<br />

[SEP]<br />

Steigung der Regressionsgeraden<br />

[Slope]<br />

0,47 % N 0,70 % TS<br />

0,94 0,95<br />

Bestimmtheitsmaß [R²] 0,64 0,87<br />

Systematischer Fehler [BIAS] 0,14 % N (n.s.) 0,01 % TS (n.s.)<br />

466


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

[a] [b]<br />

Abb. 10: xy-Graph für die Validierung des Stickstoffgehaltes [a] und des Trockensubstanzgehaltes [b]<br />

4 Diskussion<br />

Der Trockensubstanzgehalt der Stecklinge kann mittels NIRS an frischen Proben mit<br />

ausreichender Genauigkeit bestimmt werden. Dies ist zwar für die Qualitätsbeurteilung<br />

selbst nicht von Bedeutung, allerdings für die Anwendung der NIRS selbst bedeutsam.<br />

Beim Stickstoffgehalt konnte eine prinzipielle Eignung der NIRS gezeigt werden, wobei für<br />

erste Aussagen über die Bewurzelungsfähigkeit und damit zur Stecklingsqualität die bisher<br />

erreichte Genauigkeit von etwa 0,5 % Gesamt-N in der Trockensubstanz ausreichend ist.<br />

Dies gilt allerdings nicht für den Routineeinsatz in der gärtnerischen Praxis als Basis eines<br />

kulturbegleitenden Qualitätsmanagementsystems. Hierfür ist eine Genauigkeit von etwa<br />

0,3 % Gesamt-N in der Trockensubstanz anzustreben.<br />

Ansatzpunkte zur Verbesserung der Genauigkeit liefert eine genauere Betrachtung der<br />

Proben mit den höchsten Abweichungen zwischen den mittels NIRS vorhergesagten<br />

Werten und den Ergebnissen der Referenzanalytik. So wurden vor allem Proben mit sehr<br />

geringen Stickstoffgehalten von der NIRS stark überschätzt, während Proben mit sehr<br />

hohen Gehalten von der NIRS stark unterschätzt wurden. Ursache hierfür dürfte unter<br />

anderem der Nitratgehalt der Proben sein, da dieser mit steigender Stickstoffversorgung<br />

der Pflanzen im Vergleich zum Anteil an organisch gebundenem Stickstoff<br />

überproportional zunimmt (MARSCHNER 1990). Dies konnte in einer stichprobenartigen<br />

Nachuntersuchung einiger Proben auf ihren Nitratgehalt bestätigt werden.<br />

Beim zur Referenzanalyse verwendeten Dumas-Verfahren wird im Gegensatz zur NIRS<br />

der Nitrat-Stickstoff miterfasst, wodurch die beobachteten Abweichungen zumindest<br />

teilweise erklärbar sind. Dieses Problem soll in geplanten Folgeversuchen durch eine<br />

geänderte Referenzanalytik gelöst werden. Im Rahmen dieser Versuche ist auch eine<br />

Erweiterung der Kalibrierung auf weitere im Zierpflanzenbau bedeutsame Kulturen<br />

geplant.<br />

5 Zusammenfassung<br />

In Zusammenarbeit der Fachhochschule Weihenstephan mit der VDLUFA<br />

Qualitätssicherung NIRS/NIT GmbH, dem Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau<br />

467


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Großbeeren/Erfurt e.V. sowie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft wurde die<br />

Eignung der Nah-Infrarot-Spektroskopie zur Bestimmung des Stickstoffgehaltes in frischen<br />

Zierpflanzenstecklingen untersucht.<br />

Von Januar bis Juli 2005 wurde mit insgesamt 401 Proben aus Chrysanthemen- und<br />

Poinsettienmutterpflanzenbeständen unterschiedlicher Herkunft eine Kalibration zur<br />

Bestimmung des Stickstoffgehaltes in Zierpflanzenstecklingen entwickelt. Da das Ziel der<br />

Untersuchung ein kulturbegleitendes Qualitätsmanagementsystem ist, wurde auf eine<br />

Probenvorbereitung vor der NIRS-Messung verzichtet. Die Stecklinge hätten also nach<br />

den Messungen noch problemlos gesteckt werden können.<br />

Die prinzipielle Eignung der Nah-Infrarot-Spektroskopie konnte gezeigt werden. Auch sind<br />

mit der entwickelten Kalibration erste Aussagen zur Bewurzelungsfähigkeit der Stecklinge<br />

und damit zu ihrer Qualität möglich. Für einen routinemäßigen Einsatz ist die erreichte<br />

Genauigkeit von etwa einem halben Prozent Gesamtstickstoff in der Trockensubstanz<br />

allerdings noch nicht ausreichend. Eine Verbesserung der Genauigkeit sollte durch eine<br />

geänderte Referenzanalytik möglich sein.<br />

Quellenverzeichnis<br />

ANDERSEN, A. S., 1986: Environmental influences on adventitious rooting in cuttings of<br />

non-woody species. In JACKSON, M. B. (Hrsg.): New root formation in plants and<br />

cuttings. Martinus Nijhoff Publishers, Dordrecht-Boston-Lancaster.<br />

DOSI, E., E. TAMBURINI, S. TOSI, D. LUNGHI und G. VACCARI, 1999: Utilization of near infrared<br />

spectroscopy for determination of nitrogen content in beet leaves. In: DAVIES, A. M. C.<br />

und R. GIANGIACOMO (Hrsg.): Near infrared spectroscopy. Proceedings of the 9th<br />

international conference. NIR Publications.<br />

DRÜGE, U., R. KADNER und S. ZERCHE, 1999: Komplexe Größe - Aspekte zur Qualität von<br />

Zierpflanzenstecklingen. Gärtnerbörse 02, S. 20-24.<br />

KADNER, R. und S. ZERCHE, 1997: Einfluß einer gestaffelten Stickstoffernährung der<br />

Mutterpflanzen auf die Lagerfähigkeit und Bewurzelung von<br />

Chrysanthemenstecklingen (Dendranthema-Grandiflorum-Hybriden).<br />

Gartenbauwissenschaft 62(4), S. 184-189.<br />

MARSCHNER, H., 1990: Mineral nutrition of higher plants. Academic Press, London, 4.<br />

Auflage.<br />

MOE, R., 1977: Effect of light, temperature and CO2 on the growth of Campanula isophylla<br />

stock plants and on the subsequent growth and the development of their cuttings.<br />

Scientia Horticulturae Vol. 6, S. 129-141.<br />

TILLMANN, P., 1996: Kalibrationsentwicklung für NIRS-Geräte - Eine Einführung. Cuvellier<br />

Verlag, Göttingen.<br />

VEIERSKOV, B., 1988: Relations between carbohydrates and adventitious root formation. In<br />

DAVIS, T .D., B. E. HAISSIG und N. SHANKHLA (Hrsg.): Adventitious root formation in<br />

cuttings. Discorides Press, Portland, 2. Auflage.<br />

ZERCHE, S. und U. DRÜGE, 2005: Relevanz des Stickstoff- und Kohlenhydratstatus für die<br />

Bewurzelungsfähigkeit von Euphorbia pulcherrima-Stecklingen. BHGL-Tagungsband<br />

42, S. 130.<br />

ZERCHE, S., U. DRÜGE und R. KADNER, 2001: Nitrat zeigt innere Qualität. Status und<br />

Bewurzelung von Chrysanthemen-Stecklingen. Gärtnerbörse 02, S. 16-19.<br />

ZERCHE, S., und U. DRÜGE, 1999: Effect of cultivar, Nitrogen nutrition and cultivating<br />

system of Chrysanthemum mother plants on cutting yield, Nitrogen concentration and<br />

subsequent rooting of cuttings. Gartenbauwissenschaft 64, S. 272-278.<br />

468


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Quantifizierung und Eingrenzung von Risiken in der Kunden-Lieferanten-Beziehung<br />

zwischen Kartoffelerzeuger und Kartoffelverarbeiter am Beispiel eines Betriebes in<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Flick, Gerhard (Hochschule Neubrandenburg); Henze, Silke; Herold, Luzia; Pieper, Olaf:<br />

Einleitung<br />

In Vorbereitung der Einführung eines betrieblichen Qualitätsmanagementsystems wurden<br />

in den vorliegenden Untersuchungen die an der Schnittstelle Agrarunternehmen/<br />

Lebensmittelverarbeiter relevanten Abläufe und Prozesskennzahlen quantifiziert.<br />

In einem Versuch mit der Agrar GbR Groß-Kiesow (Vorpommern) prüften wir<br />

verschiedene Rodeverfahren hinsichtlich der Verursachung potentieller Schäden sowie die<br />

drei Kartoffelsorten Karlena, Möwe und Mentor bezüglich ihrer Anfälligkeiten auf schwere<br />

Beschädigungen, Fäule, grüne/missgestaltete Knollen und den Anteil von Knollen < 35<br />

mm (Durchmesser). Die Ergebnisse bilden die Grundlage für das Risikomanagement in<br />

der Kartoffelproduktion des Unternehmens mit mehr als 300 ha Kartoffelanbaufläche.<br />

Die vorliegende Auswertung der Prozesse und ihrer Kennzahlen gibt wichtige Hinweise für<br />

die Entwicklung eines verbesserten Risikomanagements, wobei mittels<br />

Verfahrensanweisungen, Flussdiagrammen, der Ermittlung von Fehlerkosten und<br />

Qualitätsregelkarten die Lieferqualität des Betriebes in Anlehnung an die Prüfmethode des<br />

Abnehmers vor Auslieferung erfasst und kontrolliert werden kann.<br />

Material, Methoden und Vorgehensweise in drei Schritten<br />

Material und Methoden<br />

Die angewandten Methoden orientieren sich an den sogenannten „Seven Tools“ (Sieben<br />

Werkzeuge) des Qualitätsmanagements QM), wobei folgende Instrumente verwendet<br />

wurden:<br />

• Flussdiagramm<br />

• Ursachen-Wirkungs-Diagramm (Ishikawa- Diagramm)<br />

• FMEA (Fehler- Möglichkeits- und- Einfluss- Analyse)<br />

• Qualitätsregelkarte<br />

Über die hier dargestellten Sachverhalte hinaus gehörten die Durchführung interner Audits<br />

in den betroffenen Unternehmensbereichen, die Erstellung von Auditjahresplänen,<br />

Checklisten und die Einführung weiterer Elemente des Qualitätsmanagements wie z.B.<br />

Schulung der Mitarbeiter zur Ausarbeitung des Projekts.<br />

Im Folgenden werden in insgesamt drei Schritten die Risiken in der Kunden – Lieferanten<br />

– Beziehung zunächst identifiziert, dann quantifiziert, schließlich eingrenzt und für<br />

Erarbeitung eines Risikomanagementsystems bereitgestellt.<br />

469


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Schritt 1: Darstellung der Prozessabläufe durch Flussdiagramme<br />

Durch die Darstellung der Prozessabläufe der Kartoffelannahme des Verarbeiters (Kunde)<br />

und des Kartoffelproduktionsverfahrens der Agrar GbR (Lieferant) in Flussdiagrammen<br />

wurde ein Überblick über die internen und externen Kunden-Lieferanten Beziehungen in<br />

der Kartoffelproduktion des Lieferanten und im Beschaffungsprozess des Kunden erstellt.<br />

Auf diese Weise konnte die Schnittstelle sicher dokumentiert und mögliche<br />

Schwachstellen in der Kette der Warenbereitstellung waren leichter zu identifizieren.<br />

Schritt 2: Erarbeitung der Lösungsansätze<br />

Zur Erarbeitung der Lösungsansätze wurden ein Ursachen-Wirkungs-Diagramm<br />

(Ishikawa-Diagramm, Abbildung 1) und eine Fehler- Möglichkeits- und Einfluss- Analyse<br />

(FMEA, Abbildung 2) angefertigt. Es ließen sich die einzelnen Ursachen (Mensch,<br />

Maschine, Umwelt, etc.) sowie ihre Wirkungen herausstellen. Mit der Fehler- Möglichkeits<br />

und Einflussanalyse wurde der Einfluss der erarbeiteten Risiken bewertet. Die<br />

berechneten Risikoprioritätszahlen (RPZ) machten deutlich, dass der hohe Steinanteil und<br />

die veralteten Maschinen die Hauptursachen für die Beschädigungen waren. Als<br />

Konsequenz dieser Bewertung folgte die Durchführung eines betriebsinternen Versuches.<br />

Gegenstand war es, die einzelnen Sorten im Hinblick auf ihre Anfälligkeit bezüglich<br />

bestimmter Rodeverfahren zu überprüfen. Langfristig wird der Betrieb darauf hinarbeiten,<br />

dass besonders empfindliche Kartoffelsorten aus der Produktion genommen werden.<br />

Abbildung 1: Ursachen-Wirkungs-Diagramm „Beschädigungen an Kartoffeln“<br />

470


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abbildung 2: Fehler- Möglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA)<br />

B = Bewertungszahl für die Bedeutung (1-10; 10=hoch)<br />

A= Bewertungszahl für die Auftretenswahrscheinlichkeit (1-10; 10=hoch)<br />

E = Bewertungszahl für die Entdeckungswahrscheinlichkeit (1-10; 10=gering)<br />

RPZ = B*A*E (Produkt)<br />

Schritt 3: Kalkulation der Qualitätskosten<br />

Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />

System-FMEA Produkt System-FMEA Prozeß<br />

Typ/Modell/Fertigung/Charge: Pfanni Vertragskartoffeln Sach-Nr: Verantw. Abt.:<br />

Änderungsstand: Firma: Agrar GbR Groß Kiesow Datum:<br />

System-Nr./Systemelement: Druckstellen bei Lieferung Sach-Nr: Verantw. Abt.:<br />

FMEA-Nr.:1<br />

Funktion/Aufgabe: Änderungsstand: Firma: Datum:<br />

Mögliche Fehlerfolgen B Möglicher Fehler<br />

Mögliche<br />

Fehlerursachen<br />

Vermeidungsmaßnahmen<br />

A<br />

Entdeckungsmaßnahmen<br />

E RPZ V/T<br />

Kartoffeln kommen vom<br />

Pfanni Werk zurück<br />

10 Sorte<br />

neuer Stand<br />

anfällige Sorte<br />

Sorte aus Produktion<br />

genommen<br />

1 Schnittprobe 1 10 Fr. Riske<br />

10<br />

Beschädigungen/<br />

Druckstellen<br />

Zu hoher Steinanteil<br />

beim Einlagern<br />

verstärktes<br />

aussortieren<br />

8<br />

visuelle<br />

Einlagerungsbeobach<br />

tung<br />

7 560 Herr Steinberg<br />

10<br />

Zu viele Steine<br />

werden bei Ernte mit<br />

eingesammelt<br />

Roder anders<br />

einstellen<br />

8<br />

Beobachtung bei der<br />

Ernte<br />

7 560 Herr Steinberg<br />

10<br />

vermehrtes Steine<br />

sammeln<br />

8 Feldbegehung 5 400 Herr Steinberg<br />

10 Zu hohe Fallhöhen Fallsegel anschaffen 10 Messen 2 200 Herr Steinberg<br />

10 Lagerung Miete<br />

Umstellung auf<br />

Palettenlagerung<br />

9<br />

Überwachen der<br />

Lagerbedingungen<br />

3 270 Herr Steinberg<br />

10<br />

Zu kurze Abreife auf<br />

Feld<br />

Zeitmangement<br />

beachten<br />

mehr<br />

4 Stichproben vom Feld 4 160 Herr Steinberg<br />

10 Düngemanagement<br />

nicht an Vegetation<br />

angepasst<br />

Bestandskontrollen<br />

und Düngung an<br />

Sattelitenwetter<br />

ausrichten<br />

6<br />

Sicht- und<br />

Schnittproben<br />

6 360 Fr. Riske<br />

Im dritten Schritt wurden die Kosten einer Rückweisung bzw. dem Abzug bei<br />

Qualitätsmängeln gegenübergestellt. So würde die Rückweisung einer Ladung mit 26 t in<br />

diesem Falle 263,76 € (Tabelle 1) kosten. Der Abzug für einen Qualitätsmangel (z.B.<br />

„schwere Beschädigungen“) würde nach vertraglicher Vereinbarung 80,6 € (Tabelle 2)<br />

betragen.<br />

Des weiteren hat die monetäre Bewertung der Rückweisung ergeben, dass es langfristig<br />

zu empfehlen ist, die Kartoffelqualität systematisch zu verbessern, da immer<br />

weiederkehrende Qualitätsabzüge bei der Annahme durch den Kunden in der Summe<br />

teurer sind als gelegentliche (ebenfalls nicht erwünschte) Rückweisungen. Im<br />

Betrachtungszeitraum kam es zu zwei Rückweisungen und 41 Qualitätsabzügen in der<br />

Kampagne 2004/2005 durch den Kunden. Die Kosten für eine Rückweisung betragen<br />

263,76 €, dahingegen belaufen sich die Abzüge für Qualitätsmängel auf 80,60 €. Damit<br />

kosten 41 Qualitätsabzüge 3304,60 € Tabellen 1 und 2)<br />

471


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Gesamtzeitbedarf 3,75 h<br />

Maschinenkosten Traktor 100,61 €<br />

Maschinenkosten Transporteinheit 5,85 €<br />

Dieselkosten bei 0,55 €/l 114,52 €<br />

Lohnkosten 42,78 €<br />

Kosten für Rückweisung 263,76 €<br />

Tabelle 1: Transportkosten bei Rückweisung durch den Abnehmer<br />

Schwere Beschädigungen:<br />

Toleranz in Gew.% 9%<br />

Weigerung in<br />

Gew.% 15%<br />

Ladung 26 t<br />

Abzug/t 3,1 €<br />

Gesamtabzug in € 80,6 €<br />

Tabelle 2: Abzüge des Abnehmers bei Qualitätsmängeln<br />

Ergebnisse<br />

Durch die Analyse der Prozessabläufe mit den Werkzeugen des QM ist es gelungen, die<br />

Komplexität der Einflussfaktoren auf die Kartoffelqualität auf wenige Ursachen<br />

einzugrenzen.<br />

Die Auswertung des Versuchs bei der Agrar-GbR hat ergeben, das die veraltete<br />

Betriebstechnik schwere Beschädigungen an den Kartoffeln bei ungünstiger Witterung mit<br />

begünstigt. Der kombinierte Einsatz von Vorroder und Vollroder bei der Ernte verursachte<br />

5,5 % schwere Beschädigungen, davon verursacht der Vollroder alleine schon 3 %<br />

(Abbildung 3).<br />

Die Betrachtung der Sorten hat gezeigt (Abbildung 4), dass Karlena mit 4,09 % die<br />

höchste Anfälligkeit für schwere Beschädigungen hat, der Anteil von Fäulen ist<br />

vergleichbar mit dem bei der Sorte Möwe und liegt bei 1,53 %. Der Anteil der Knollen <<br />

35mm als auch der Anteil grüner Knollen ist im Vergleich mit den anderen Sorten<br />

mittelmäßig und beträgt 4,33 % bzw. 3,13 %.<br />

Die Sorte Mentor weist im Sortenvergleich die niedrigste Anfälligkeit auf schwere<br />

Beschädigungen auf (2,2 %) aber den größten Anteil


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Bei Möwe fällt der Anteil grüner Knollen mit 4,02 % am höchsten aus. Bei dieser Sorte<br />

wurde der geringste Anteil kleiner Knollen gefunden (2,72 %). Der Fäule-Anteil ist wie<br />

oben bereits erwähnt, vergleichbar mit dem der Sorte Karlena (1,58 %) und bei schweren<br />

Beschädigungen liegt sie mit 3,41 % im mittleren Bereich.<br />

schwere Schäden in %<br />

6,00<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

0,00<br />

Beschädigungen durch verschiedene<br />

Ernteverfahren<br />

1<br />

Ernteverfahren<br />

Vollrroder E<br />

nur Vorrodung<br />

GT170<br />

Vorroder + Vollroder<br />

Abbildung 3: Beschädungen durch verschiedene Ernteverfahren (Versuchsbericht Henze,<br />

Herold, Pieper, 2006)<br />

in GEW %<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Auswertung Versuch Groß-Kiesow<br />

Besch Fäule Kleine Grüne<br />

Karlena<br />

Mentor<br />

Abbildung 4: Ausmaß der Qualitätsmängel an den untersuchten Sorten (Versuchsbericht<br />

Henze, Herold, Pieper, 2006), Besch = Beschädigungen<br />

Mit der abschließenden Erarbeitung von Qualitätsregelkarten sollten Grenzwerte<br />

visualisiert und das Risiko einer Rückweisung der Lieferung quantifizierbar gemacht<br />

werden. Die Karten (auch in elektronischer Form, Abbildung 5) werden mit den<br />

entsprechend der Ober- und Untergrenzen für die verschiedenen Schadensklassen (im<br />

Bsp. 9 % bzw. 15 Gew. %) versehen. Die gewonnen Daten zeigen die Schäden in % und<br />

Möwe<br />

473


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Proben je Partie. Sie quantifizieren somit die Risiken in der Produktionskette und geben<br />

Hinweise auf die Überschreitung der Grenzwerte.<br />

Schaden in %<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Abbildung 5: Entwurf einer UEG Regelkarte OEG für schwere die Kontrolle Beschädigungen<br />

auf schwere<br />

Beschädigungen<br />

UEG = Untere Eingriffsgrenze<br />

OEG = Obere Eingriffsgrenze<br />

Konsequenzen<br />

Regelkarte schwere Beschädigungen<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />

Probe je Partie<br />

Die Untersuchungen haben gezeigt, daß der konsequente und systematische Einsatz von<br />

QM-Werkzeugen wie z.B. Ishikawa-Diagramm, FMEA und Qualitätsregelkarte in<br />

Verbindung mit einer betrieblichen Vorprüfung der Ware nach den Vorgaben des Kunden<br />

und einer zahlenmäßig erfaßten Leistungsbewerung der Erntemaschinen die<br />

Verkaufsrisiken an der Schnttstelle zum Kunden mindern kann. Durch die zusätzliche<br />

monetäre Bewertung kann entschieden werden, welches Risiko eher eingegangen werden<br />

kann und welches nicht. Damit wird es möglich, die Reihenfolge der<br />

Fehlerbeseitigungsmaßnahmen feszulegen, um in der Konsequenz Verluste an der<br />

Schnittstelle zum Kunden nachhaltig zu vermeiden.<br />

Prof. Dr. sc. agr.Gerhard Flick<br />

B. sc. Silke Henze<br />

B. sc. Luzia Herold<br />

B. sc. Olaf Pieper<br />

Hochschule Neubrandenburg<br />

Fachbereich Agrarirtschaft und Lebensmittelwissenschaften<br />

FG Landw. Chemie/Umweltanalytik,<br />

Quaitätsmanagement und Intensivkulturen<br />

Brodaer Str. 2<br />

17033 Neubrandenburg<br />

Mail: flick@hs-nb.de<br />

474


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Spritzbrühenkontrollen auf bienengefährliche Wirkstoffe in Baden-Württemberg<br />

Trenkle, Armin (LUFA Augustenberg):<br />

Einleitung:<br />

Zur Zeit der Blüte im Acker-, Obst- und Weinbau werden in Baden-Württemberg jedes<br />

Jahr insgesamt 100 - 200 Spritzbrühproben bei den Landwirten und Winzern gezogen. Die<br />

Probenahme erfolgt während der Spritzmittelapplikation direkt aus der Tankfüllung.<br />

Ziel:<br />

Es wird das Einsatzverbot von bienentoxischen Pflanzenschutzmitteln während der<br />

Blütezeit überwacht.<br />

Untersuchungsaufwand:<br />

Pro Probenahme wird eine A-Probe sowie als Rückstellmuster eine B-Probe abgefüllt und<br />

versiegelt. Die A-Probe wird analysiert, die B-Probe bis zum Abschluss der Kontrollaktion<br />

im Kühlraum aufbewahrt. Inzwischen werden die Spritzbrühen auf 94 bienengefährliche<br />

Wirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen untersucht.<br />

Probenvorbereitung:<br />

Abbildung 1: Versiegelte<br />

A- und B-Probe einer<br />

Spritzbrühe<br />

Die auf Kühlschranktemperatur gekühlte Spritzmittelprobe<br />

(A-Probe) wird auf Raumtemperatur gebracht und durch<br />

Schütteln homogenisiert.<br />

Dann wird 1 ml der Spritzbrühe entnommen und in einen<br />

10-ml-Messkolben überführt und mit einem Gemisch aus<br />

Ethanol : Acetonitril : Tetrahydrofuran im Verhältnis 1: 1: 1<br />

auf 10 ml aufgefüllt.<br />

Diese Mischung wird gut geschüttelt, in ein für die<br />

Gaschromatographie geeignetes Gefäß abgefüllt und zur<br />

Messung gegeben.<br />

475


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Messung:<br />

Die Messung erfolgt mittels GC-EI-MS-Screening-Analysen (SIM-Modus). Für die<br />

halbquantitativen Screening-Analysen werden lediglich Ein-Punkt-Kalibrierungen bei einer<br />

Konzentrationsstufe von 10 ng/µl für alle 94 Wirkstoffe durchgeführt. Bei positivem Befund<br />

wird die Behandlungsflüssigkeit nochmals analysiert und der bienengefährliche Wirkstoff<br />

durch eine weitere GC-MS-Messung (SIM-Modus) mit Mehrpunktkalibrierung identifiziert<br />

und quantifiziert.<br />

Abbbildung 2: Gaschromatograph mit massenselektivem Detektor.<br />

Trennsäule: Fused Silica Kapillarsäule<br />

HP-5-MS (30 m x 0,25 mm; Filmdicke 0,25 µm).<br />

Säulentemperatur: Temperaturprogramm:<br />

60 °C 2 min halten, mit 5 °C/min bis 160 °C, 160 °C 5 min<br />

halten, mit 5 °C/min bis 290°C, 290 °C 2 min halten.<br />

Injektor: Kaltaufgabesystem KAS 4:<br />

80 °C 0,1 min halten, mit 10 °C/sec bis 200 °C, 200 °C 1 min<br />

halten, mit 10 °C/sec bis 300 °C, 300 °C 10 min halten.<br />

Detektor: HP 5973 Mass Selective Detector<br />

Transfer Line: 300 °C<br />

Tuneparameter: Atune.u<br />

Quellentemperatur: 230°C<br />

Quadrupoltemperatur: 150°C<br />

Tabelle 1: Beispiel für GC-MSD-Parameter.<br />

476


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

1. Acephat<br />

2. Acrinathrin<br />

3. Alphamethrin<br />

4. Amitraz<br />

5. Azinphosethyl<br />

6. Azinphosmethyl<br />

7. Benfuracarb<br />

8. Bifenthrin<br />

9. Bromophosethyl<br />

10. Bromophosmethyl<br />

11. Butocarboxim<br />

12. Carbaryl<br />

13. Carbosulfan<br />

14. Chlorfenvinphos<br />

15. Chlormephos<br />

16. Chlorpyriphosethyl<br />

17. Chlorpyriphosmethyl<br />

18. Chlorthion<br />

19. Chlorthiophos<br />

20. Cinerin 1 + 2<br />

21. Cyfluthrin<br />

22. Cypermethrin<br />

23. Cyproconazol<br />

24. Deltamethrin<br />

25. Demeton<br />

26. Demeton-S-methyl<br />

27. Demeton-Smethyl-sulphon<br />

28. Diazinon<br />

29. Dichlorphos<br />

30. Dicrotophos<br />

31. Dimefox<br />

32. Dimethoat<br />

33. Diofenolan<br />

34. Dioxathion<br />

35. Disulfoton<br />

36. Esfenvalerat<br />

37. Ethiofencarb<br />

38. Ethion<br />

39. Etrimphos<br />

40. Fenitrothion<br />

41. Fenoxycarb<br />

42. Fensulfothion<br />

43. Fenthion<br />

44. Fenvalerat<br />

45. Fonophos<br />

46. Formothion<br />

47. Furathiocarb<br />

48. γ-HCH<br />

49. Heptenophos<br />

50. Imidacloprid<br />

51. Jasmolin 1 + 2<br />

52. λ-Cyhalothrin<br />

53. Malaoxon<br />

54. Malathion<br />

55. Mephosfolan<br />

56. Mercaptodimethur<br />

57. Metconazol<br />

58. Methamidophos<br />

59. Methidation<br />

60. Metolachlor<br />

61. Mevinphos<br />

62. Monocrotophos<br />

Tabelle 2: Auflistung der in 2006 untersuchten 94 bienengefährlichen Komponenten.<br />

63. Naled<br />

64. Omethoat<br />

65. Oxydemetonmethy<br />

66. Paraoxonethyl<br />

67. Parathionethyl<br />

68. Parathionmethyl<br />

69. Penconazol<br />

70. Permethrin<br />

71. Phenmedipham<br />

72. Phenthoat<br />

73. Phosalon<br />

74. Phosphamidon<br />

75. Piperonylbutoxid<br />

76. Pirimiphosmethyl<br />

77. Propoxur<br />

78. Pymetrozin<br />

79. Pyrazophos<br />

80. Pyrethrin 1+ 2<br />

81. Pyridat<br />

82. Quinalophos<br />

83. Resmethrin<br />

84. Spirodiclofen<br />

85. Sulfotep<br />

86. Tebuconazol<br />

87. Teflubenzuron<br />

88. TEPP<br />

89. Terbutylazin<br />

90. Tetrachlorvinphos<br />

91. Thiometon<br />

92. Triazophos<br />

93. Trichlorphon<br />

94. Vamidothion<br />

477


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Phenmedipham, Peak 1<br />

Parathionmethyl<br />

Dichlorphos<br />

Teflubenzuron 1<br />

Teflubenzuron 2<br />

Acephat<br />

Lückenfüller<br />

Propoxur<br />

Phenmedipham, Peak 2<br />

g-HCH<br />

Phosphamidon<br />

Abbildung 3: Standard 3 „bienengefährliche Pflanzenschutzmittel“, je 10.0 ng/µl GC5890/MSD5970/HP-1,<br />

SIM-Lauf<br />

lambda-<br />

Cyhalothrin<br />

Resmethrin, 2 Peaks<br />

Metolachlor<br />

Malathion Paraoxon<br />

Penconazol<br />

Cyproconazol<br />

Triazophos<br />

Lückenfüller<br />

Abbildung 4: Standard 4 „bienengefährliche Pflanzenschutzmittel“, je 1.0 ng/µl GC5890/MSD5971/KAS3/HP-<br />

5MS, SIM-Lauf<br />

Permethrin, 2 Peaks<br />

Fenoxycarb<br />

Cyfluthrin, 4 Peaks<br />

Cypermethrin, 4 Peaks<br />

Pyrazophos<br />

Fenvalerat, 2 Peaks<br />

Rt.-zeit: 32,33 und 32,80<br />

Esfenvalerat<br />

Pyridat<br />

Deltamethrin<br />

478


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Abbildung 5: Chromatogramm und Massenspektrum einer Spritzbrühe<br />

Befunde:<br />

Die Anzahl der Verstöße gegen die Bienenschutzverordnung waren in den letzten 12<br />

Jahren gering.<br />

Anzahl<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Probenzahl<br />

bienengefährliche Stoffe in Spuren<br />

Verstöße<br />

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Jahr<br />

Abbildung 6: Übersicht über 12 Jahre Spritzbrühenkontrolle in Baden Württemberg<br />

Spuren von Wirkstoffgehalten:<br />

Spuren von Wirkstoffgehalten (


Öffentliche Sitzung „Landwirtschaft und Umwelt II“ Poster<br />

Fenthion, Imidacloprid, Methamidophos, Methidathion, Oxydemetonmethyl,<br />

Parathionethyl, Parathionmethyl, Permethrin, Phosalon, Sulfotepp.<br />

Verstöße:<br />

Insektizidgehalte ab 0,001 % – 0,01 % (je nach Wirkstofftyp) sind für Bienen schädlich und<br />

gelten als Verstöße gegen die Bienenschutzverordnung.<br />

Ermittelte Wirkstoffe: Azinphosmethyl, lambda-Cyhalothrin/Tebuconazol, Deltamethrin,<br />

Demeton-S-methyl, Dimethoat, Fenoxycarb, Fenthion, Imidacloprid, Oxydemetonmethyl,<br />

Parathionethyl, Parathionmethyl, Propoxur, Sulfotepp.<br />

Beispiel Bienenschaden:<br />

Kultur: Obstanbau<br />

Insektizidgehalt: 0,18 µg pro Biene<br />

Tödliche Dosis: 0,1 – 0,3 µg pro Biene<br />

In den letzten Jahren wurden meist im Rapsanbau bienentoxische Wirkstoffkombinationen<br />

von Alphamethrin sowie lambda-Cyhalothrin mit den synergisch wirkenden Sterol- bzw.<br />

Ergosterol-Biosynthesehemmern Tebuconazol und Metconazol während der Rapsblüte<br />

nachgewiesen.<br />

Nach der Bienenschutzverordnung dürfen die entsprechenden Pflanzenbehandlungsmittel<br />

im Rapsanbau erst abends nach dem Bienenflug appliziert werden.<br />

Zusammenfassung:<br />

In den letzten Jahren war die Zahl der Beanstandungen gering.<br />

Dazu haben die erheblichen Fortschritte der instrumentellen Messtechnik, insbesondere<br />

der GC-MS-Analyse durch eine zweifelsfreie Identifizierung der Wirkstoffe beigetragen.<br />

Lokale Fälle von Bienenschäden belegen die Notwendigkeit der jährlichen<br />

Spritzbrühkontrollen im Raps-, Obst- und Weinbau.<br />

Bei Verzicht der Kontrolluntersuchungen wäre eine Zunahme an Fehlanwendungen und<br />

somit der Bienenschäden zu befürchten.<br />

480


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Abschätzung des Stickstoffnachlieferungspotentials ausgewählter Sandböden in<br />

Niedersachsen<br />

Overesch, Mark (Hochschule Vechta); Heumann, Sabine (Universität Hannover):<br />

Niedersächsische Sandböden weisen oft sehr hohe Gehalte an organischer Bodensubstanz<br />

auf, wobei ein Großteil aufgrund seiner chemischen Eigenschaften abbauresistent<br />

zu sein scheint (SPRINGOB & KIRCHMANN, 2002). Ziel der hier vorgestellten Untersuchungen<br />

war es, das N-Mineralisierungspotential an ackerbaulich genutzten Sandstandorten eines<br />

Trinkwassereinzugsgebietes im Raum Hannover abzuschätzen und dabei verschiedene<br />

Indikatoren der N-Nachlieferung zu vergleichen. Ausgewählt wurden Oberböden (0-30 cm)<br />

mit Tongehalten unter 10 % und der Bodenart Ss, St2, Su2 und Sl2. Neben den Corg- und<br />

Nt-Gehalten wurden die Gehalte an heißwasserlöslichem C (Chwl) und N (Nhwl) nach<br />

VDLUFA (2003) bestimmt. Zudem wurde die Netto-N-Mineralisierung in den Oberböden<br />

unter Optimalbedingungen während einer 200-tägigen Inkubation in Anlehnung an die<br />

Methode von STANFORD & SMITH (1972) gemessen (HEUMANN, 2003). Aus dem Verlauf der<br />

N-Freisetzung wurde ein schnell und ein langsam wirksamer N-Pool ermittelt (Nfast, Nslow,<br />

s. Beitrag von HEUMANN und BÖTTCHER in diesem Band).<br />

Tabelle 1: Spannweiten von Corg, Nt, Corg / Nt und dem Tongehalt (n = 63)<br />

Parameter: Corg [%] Nt [%] Corg / Nt Ton [%] Chwl [mg/kg] Nhwl [mg/kg] Chwl / Nhwl<br />

Minimum –<br />

Maximum:<br />

0,62 - 5,91 0,04 - 0,27 9 - 34 1,5 - 9,6 477 - 1974 28 - 133 8 -24<br />

Die Corg- und die Nt-Gehalte variieren in den untersuchten Sandoberböden stark und<br />

liegen mit maximal 5,9 % bzw. 0,27 % deutlich über den aufgrund der Textur zu erwartenden<br />

Werten (Tab. 1). Gleichzeitig erreichen die Corg/Nt-Verhältnisse mit maximal 34 sehr<br />

hohe Werte. Die Chwl-Gehalte indizieren nach KÖRSCHENS & SCHULZ (1999) mit Werten<br />

über 400 mg kg -1 sehr hohe Gehalte an umsetzbarer organischer Substanz (Tab. 1). Sie<br />

sind relativ eng mit Corg , die Nhwl-Gehalte relativ eng mit Nt korreliert (Tab. 2).<br />

Nfast [mg/kg] Nslow [mg/kg]<br />

Abbildung 1: Histogramm der Nfast-Gehalte Abbildung 2: Histogramm der Nslow-Gehalte<br />

481


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Die Nfast-Gehalte, welche überwiegend durch frische Pflanzenrückstände bestimmt<br />

werden, liegen bei maximal 39 mg/kg (Abb. 1). Bei einer angenommenen Rohdichte von<br />

1,3 g/cm 3 entsprechen die ermittelten Konzentrationen Vorräten zwischen 9 bis 151 kg/ha.<br />

Dagegen erreicht Nslow, welches im Wesentlichen den N der umsetzbaren organischen<br />

Bodensubstanz repräsentiert, Gehalte zwischen 19 und 482 mg/kg (Abb. 2) bzw. Vorräte<br />

zwischen 74 und 1883 kg/ha.<br />

Die Chwl-Gehalte sind signifikant positiv, aber mit r 2 =0,15 nur sehr schwach mit Nfast + Nslow<br />

korreliert (Tab. 2). Sowohl Nt als auch der heißwasserlösliche N (Nhwl) zeigen eine bessere<br />

Beziehung zum potentiell mineralisierbaren N, die mit r 2 =0,37 bzw. 0,38 ähnlich eng ist<br />

(Tab. 2, Abb. 3, 4). Somit gehen, zumindest in der Tendenz, erhöhte Nt-Gehalte mit einer<br />

Akkumulation von leicht verfügbarem organischem N einher. Eine mögliche Ursache<br />

hierfür kann bei einigen Standorten eine Grünlandnutzung oder ein Grundwassereinfluss<br />

in der Vergangenheit sein. Mit einem r 2 von 0,59 zeigt jedoch der Tongehalt die engste<br />

positive Beziehung zum mineralisierbaren N (Tab. 2). Ein Zusammenhang zwischen Tongehalt<br />

und ehemaliger Grünlandnutzung bzw. Grundwassereinfluss ist dabei nicht ersichtlich.<br />

Als Ursache kommen dagegen die Stabilisierung von mineralisierbarer organischer<br />

Substanz durch Tonpartikel oder auch die Beziehung zwischen Ton und der Qualität der<br />

organischen Bodensubstanz, angedeutet durch die Korrelation zwischen Tongehalt und<br />

Corg/Nt (Tab. 2), in Frage.<br />

Tabelle 2: Bestimmtheitsmaße (r 2 ) für die Beziehungen zwischen der Summe der beiden mineralisierbaren<br />

N-Pools, den verschiedenen Parametern der organischen Bodensubstanz und dem<br />

Tongehalt (n = 63; **: p ≤ 0,01, *: p ≤ 0,05; +: positiver, -: negativer Zusammenhang)<br />

Corg Nt Corg / Nt Chwl Nhwl Chwl / Nhwl Ton<br />

∑ Nfast + Nslow 0,05 (+) 0,37** (+) 0,22** (-) 0,15** (+) 0,38** (+) 0,15** (-) 0,59** (+)<br />

Corg 0,64** (+) 0,28** (+) 0,79** (+) 0,46** (+) 0,26** (+) 0,04 (+)<br />

Nt 0,00 (-) 0,69** (+) 0,62** (+) 0,02 (+) 0,37** (+)<br />

Corg / Nt 0,08* (+) 0,00 (-) 0,44** (+) 0,32** (-)<br />

Chwl 0,74** (+) 0,09* (+) 0,10** (+)<br />

Nhwl 0,04 (-) 0,24** (+)<br />

Chwl / Nhwl 0,08* (-)<br />

Die multiple Regression ergibt die in Gleichung 1 dargestellten Beziehungen zwischen<br />

einfachen Bodenparametern und Nslow + Nfast. Neben dem Tongehalt zeigt darin der Gesamtstickstoffgehalt<br />

(Nt) den größten Einfluss. Hohe Chwl/Nhwl-Verhältnisse reduzieren<br />

dagegen die Netto-N-Mineralisierung.<br />

∑ Nfast + Nslow [mg kg -1 ] = 192,7 + 17,5 Ton [%] + 707,2 Nt [%] - 11,8 Chwl / Nhwl<br />

r 2 = 0,70** (Gleichung 1)<br />

482


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

N fast + N slow [mg/kg]<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass eine Vorhersage des bodenbürtigen N-Nachlieferungspotentials<br />

mittels der einfach zu messenden Parameter Nt oder Nhwl bei den untersuchten<br />

Sandböden mit deutlichen Fehlern behaftet ist. Die multiple Regression bietet für die untersuchten<br />

Standorte zwar die Möglichkeit tendenziell das N-Nachlieferungspotential abzuschätzen,<br />

die Vorhersagegenauigkeit ist jedoch verbesserungswürdig (Abb. 5).<br />

N fast + N slow berechnet [mg/kg]<br />

550<br />

440<br />

330<br />

220<br />

110<br />

y = 1114 x + 50,3<br />

0<br />

0,00 0,10 0,20 0,30<br />

Nt [%]<br />

Abbildung 3:<br />

Beziehung zwischen Nt und Nfast + Nslow<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1:1-Linie<br />

y = 0,70 x + 53<br />

0 200 400 600<br />

N fast+ N slow [mg/kg]<br />

y = 2,94 x - 13,3<br />

Abbildung 5: An Messwerte angepasste<br />

und mittels Regressionsgleichung<br />

berechnete Summe aus Nfast + Nslow<br />

Nfast und Nslow wurden bereits zufrieden stellend zur Simulationen der winterlichen N-Freilandmineralisierung<br />

herangezogen (HEUMANN & BÖTTCHER, 2004). Weitere Untersuchun-<br />

N fast + N slow [mg/kg]<br />

550<br />

440<br />

330<br />

220<br />

110<br />

0<br />

20 60 100 140<br />

N hwl [mg/kg]<br />

Abbildung 4:<br />

Beziehung zwischen Nhwl und Nfast + Nslow<br />

483


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

gen sind wünschenswert, um zu klären, ob unter Berücksichtigung aller Standorteigenschaften<br />

auch einfachere Messwerte zu einer hinreichend genauen Simulation der N-<br />

Mineralisierung führen können.<br />

Literatur:<br />

HEUMANN, S. (2003): Parameterizing net N mineralization in NW German sandy arable soils with<br />

different former land-uses. Horizonte, Herrenhäuser Forschungsbeiträge zur Bodenkunde 12.<br />

Der Andere Verlag, Hannover.<br />

HEUMANN, S. & BÖTTCHER, J. (2004): Temperature functions of the rate coefficients of net N mineralization<br />

in sandy arable soils. II. Evaluation via field mineralization measurements. J. Plant<br />

Nutr. Soil Sci. 167, 390-396.<br />

KÖRSCHENS, M. & SCHULZ, E. (1999): Die organische Bodensubstanz - Dynamik, Reproduktion,<br />

ökonomisch und ökologisch begründete Richtwerte. UFZ-Bericht 13/1999.<br />

SPRINGOB, G. & KIRCHMANN, H. (2002): C-rich sandy Ap horizons of specific historical land-use<br />

contain large fractions of refractory organic matter. Soil Biol. Biochem. 34, 1571-1581.<br />

STANFORD, G. & SMITH, S.J. (1972): Nitrogen mineralization potentials of soils. Soil Sci. Soc. Am. J.<br />

36, 465-472.<br />

VDLUFA (2003): Methodenentwurf A 4.3.2 ‚Heißwasserextrahierbarer Kohlenstoff und Stickstoff’.<br />

Verantwortlich: Schulz, E., Deller, B., Hoffmann, G. Methodenbuch I, VDLUFA-Verlag, Bonn.<br />

484


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Hat die Höhe der mineralischen N-Düngung deutliche Auswirkungen auf die N-<br />

Mineralisation von Böden in langjährigen Düngungsversuchen?<br />

Heumann, Sabine (Universität Hannover); Böttcher, Jürgen:<br />

Einleitung<br />

Durch einen reduzierten Einsatz von N-Mineraldüngern könnten, wie oft gefordert wird, die<br />

N-Bilanzüberschüsse in der Landwirtschaft weiter vermindert werden. Um<br />

Ertragseinbußen zu vermeiden, müsste die Düngungshöhe dazu noch enger an den<br />

Bedarf der Pflanzen angepasst werden. Dies kann dadurch erreicht werden, dass bei der<br />

Düngeplanung nach der Nmin-Methode die im Boden mineralisierte N-Menge mit<br />

differenzierteren Sollwertkorrekturfaktoren als bislang üblich berücksichtigt wird.<br />

Bei der in Niedersachsen üblichen, klassischen Nmin-Methode (Abb. 1) wird die Aufnahme<br />

von mineralisiertem N aus Boden und Ernterückständen nur indirekt und meist nur mit<br />

einem mittleren Wert berücksichtigt. Es handelt sich dabei um den Mittelwert aus allen<br />

Versuchen, die zur Sollwertermittlung herangezogen werden. Zu den<br />

Sollwertempfehlungen gibt es zur Zeit nur ein paar Korrekturwerte in Niedersachsen, z.B.<br />

bei hoher organischer N-Düngung oder bei bestimmten Ernterückständen. Diese reichen<br />

aber nicht aus, wie Beispiele von Messungen der N-Freilandmineralisation in<br />

norddeutschen Ackerböden zeigen (Wieker, 2000), da auch eine Kombination zweier<br />

Korrekturwerte hier oft nicht einmal die monatliche Mineralisation (April/Mai) abdeckt.<br />

Zudem können die Werte selbst bei ähnlichen äußeren Bedingungen sehr stark variieren.<br />

Daher ist es notwendig, die standortspezifische N-Mineralisation unter Einbeziehen der<br />

wichtigsten Einflussfaktoren (Bodeneigenschaften, Bewirtschaftung, Wetter) berechnen zu<br />

können. Simulationsmodelle beziehen diese Faktoren zwar ein, ihre<br />

Mineralisationsgleichungen sind aber nicht an die speziellen Boden- und<br />

Standortbedingungen in Niedersachsen angepasst. So passen die Simulationsergebnisse<br />

insgesamt oft relativ gut, allerdings bestehen immer noch große Lücken bei der<br />

Genauigkeit der einzelnen Prozesse wie auch der N-Mineralisation (Diekkrüger et al.,<br />

1995).<br />

kg N ha -1<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Gesamte<br />

N-Aufnahme<br />

der Pflanze<br />

FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG<br />

} }<br />

}<br />

Aufnahme von<br />

mineralisiertem N<br />

N-Düngerbedarf<br />

Nmin-Vorrat zu<br />

Vegetationsbeginn}<br />

Sollwert<br />

Abb. 1: N-Düngebedarfsermittlung nach der Nmin-Methode (nach Baumgärtel und Scharpf, 2002, verändert).<br />

485


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Für die spätere Entwicklung eines N-Düngeplanungsmodells, das den im<br />

Vegetationsverlauf mineralisierten N anrechnet, sollten hier zunächst die Einflüsse des<br />

längerfristig eingestellten Niveaus der mineralischen N-Düngung auf die N-Mineralisation<br />

in typischen niedersächsischen Ackerböden untersucht werden. Denn dieses Niveau wirkt<br />

sich auch auf Menge und Qualität der Ernterückstände sowie der neu produzierten<br />

organischen Substanz aus. So waren in vielen Dauerversuchen bei unterlassener N-<br />

Düngung die Nt-Gehalte oft ca. 5 bis 10% niedriger als in mineralisch gedüngten<br />

Parzellen, die Gehalte an mineralisierbarem N sogar mindestens 20% niedriger<br />

(Glendining und Powlson, 1995). Meistens stiegen die Unterschiede im Gehalt an<br />

mineralisierbarem N zwischen gedüngter und ungedüngter Variante mit der Höhe der N-<br />

Düngung und waren in Kurzzeitinkubationen zudem deutlich größer als in<br />

Langzeitinkubationen. Daher geht es in diesem Beitrag speziell um die Auswirkungen<br />

abgestufter N-Mineraldüngermengen auf verschieden schnell umsetzbare N-Pools, die<br />

auch zur praktischen Modellierung geeignet sind. Für Simulationsmodelle geeignete<br />

Mineralisationspools und -gleichungen werden hier mittels Langzeitlaborinkubationen<br />

experimentell bestimmt (Heumann und Böttcher, 2004).<br />

Material und Methoden<br />

Es wurden Feldversuchsvarianten mit unterschiedlich hoher mineralischer N-Düngung aus<br />

elf Langzeitversuchen (bis 16 Jahre) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen<br />

untersucht. Je Versuch lag eine unterschiedliche Anzahl an Varianten vor, jedoch immer<br />

eine Null- und eine Sollwertvariante (SW). Zusätzlich lagen folgende Varianten vor: SW<br />

minus 40, 30 oder 20% sowie z.T. SW plus 20 oder 40%. Es handelte sich hauptsächlich<br />

um Sandböden, dazu zwei Lössböden und ein Sandlöss. An manchen Standorten gab es<br />

zwei verschiedene Fruchtfolgen, eine konventionelle Fruchtfolge und eine konservierende<br />

mit Zwischenfrüchten und Untersaaten. Manche Versuche wurden zweimal beprobt,<br />

einmal vor der Frühjahrsdüngung und einmal im Herbst nach der Ernte.<br />

Die Mineralisationspools von insgesamt 69 Oberbodenproben (Ap-Horizont) wurden<br />

anhand von Langzeitlaborinkubationen ermittelt. Dazu wurden die Bodenproben feldfeucht<br />

unter anteiliger Zugabe von ebenfalls frischen Ernterückständen in Spritzen eingefüllt und<br />

ca. 200 Tage bei optimalen Temperaturen und Wassergehalten im Labor inkubiert. Bereits<br />

in der Probe vorhandener mineralischer N wurde vor Beginn der Inkubation durch<br />

Auswaschung aus der Probe entfernt. Während der Inkubation mineralisierter Nitrat- und<br />

Ammonium-N wurde in mit der Zeit größer werdenden Abständen ausgewaschen und<br />

bestimmt (Heumann und Böttcher, 2004). An die Kurven der kumulativen N-<br />

Nettomineralisation wurde eine Mineralisationsgleichung mit zwei unterschiedlich schnell<br />

umsetzbaren organischen N-Pools (Gl. 1) angepasst (Abb. 2). Dadurch kann die<br />

Mineralisation aus schnell (hauptsächlich frische Ernterückstände) und langsam<br />

umsetzbarer organischer Substanz rechnerisch getrennt werden (Nfast bzw. Nslow). Bei der<br />

Anpassung der Gleichung wurden hier für die Reaktionskoeffizienten konstante Werte<br />

eingesetzt, damit sich Unterschiede zwischen den Varianten nur in den Poolgrößen<br />

äußern. Diese Vorgehensweise ist gerechtfertigt, weil sich die Güte der Anpassung<br />

dadurch nicht wesentlich ändert.<br />

486


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

N<br />

Kumulative<br />

N-Nettomineralisation<br />

min<br />

( t ) =<br />

N fast : schnell mineralisierbarer organischer N<br />

N slow : langsam mineralisierbarer organischer N<br />

K , k : Reaktionskoeffizienten erster Ordnung<br />

fast slow<br />

N<br />

fast<br />

( 1<br />

e<br />

− k<br />

0 100 200 300 400<br />

Inkubationsdauer<br />

Ergebnisse<br />

−<br />

Nfast + Nslow<br />

t<br />

fast ) + N ( 1 − e<br />

Nslow<br />

Nfast<br />

slow<br />

− k slow t<br />

)<br />

(Gl.1)<br />

Abb. 2: Auftrennung der N-Gesamtmineralisation in<br />

zwei verschieden schnell umsetzbare organische<br />

Pools.<br />

Bei Betrachtung aller Varianten zusammen zeigten sich keine signifikanten Gesamteffekte<br />

der N-Düngungshöhe, weder auf die kumulative Gesamtmineralisation nach etwa 200<br />

Inkubationstagen noch auf die Poolgrößen Nfast und Nslow (Abb.3).<br />

relativ zur Sollwertvariante - %<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

Kumulative N-Mineralisation<br />

SW<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />

Poolgröße N fast<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />

N-Düngung relativ zur Sollwertdüngung - %<br />

Poolgröße N slow<br />

SW SW<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />

Abb 3: Einfluss der N-Düngungshöhe auf die N-Mineralisation in allen untersuchten Varianten.<br />

Um signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Düngungsvarianten eines Versuchs<br />

zu ermitteln, wurden einfaktorielle Varianzanalysen und Mittelwertvergleiche nach Tukey<br />

getrennt für die einzelnen Fruchtfolgen und Termine an jedem Standort gerechnet. Denn<br />

mehrfaktorielle Varianzanalysen für die verschiedenen Versuche hatten signifikante<br />

Wechselwirkungen zwischen der N-Düngungshöhe und der Fruchtfolge sowie dem<br />

Beprobungstermin ergeben.<br />

487


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Diese Mittelwertvergleiche zeigten, dass signifikante Unterschiede meistens nur zwischen<br />

einzelnen Varianten eines Versuchs vorlagen (Tab. 1), meistens den Varianten mit den<br />

größeren Düngungsunterschieden (z.B. Null- und SW-Variante). Dabei konnten die<br />

Variablen mit der Düngungshöhe ansteigen oder auch absinken. Auffällig war, dass beide<br />

Effekte auch innerhalb eines Versuchs auftreten konnten und dass in den am längsten<br />

andauernden Versuchen auf Löss nicht die stärksten Effekte auftraten. Für Nslow konnten<br />

nur nach mindestens 10 Versuchsjahren überhaupt signifikante Unterschiede festgestellt<br />

werden (Tab. 1).<br />

Tab. 1: Signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Versuchsvarianten in den untersuchten Variablen<br />

(+ d.h. Variable steigt mit der Düngungshöhe; - d.h. Variable sinkt mit der Düngungshöhe; +/- d.h. beide<br />

Effekte treten innerhalb eines Versuchs auf). Alle Versuche, sortiert nach Versuchsdauer und Standort.<br />

Boden Löss Sand- Sand<br />

löss<br />

Standort L1 L2 SL1 S1 S2 S3 S4 S5 S6 S7 S8<br />

Versuchsjahr<br />

Kumulative N-<br />

16 16 16 11 11 11 11 10 10 10 10 8 7 7 7 7 7 6 4 4 3 3<br />

Mineralisation + +/- + + + +<br />

Poolgröße<br />

Nfast - +/- + + + + + + + + - +/- + + -<br />

Poolgröße<br />

Nslow + - +/- + + +<br />

Nach weniger als 10 Versuchsjahren bestanden also generell nur in der Poolgröße des<br />

schnell mineralisierbaren Pools Nfast signifikante Unterschiede (Tab. 1). Auf zwei Standorten<br />

mit Maismonokulturen sank Nfast mit der Düngungshöhe oder es zeigte sich kein<br />

eindeutiger Effekt (S5 und S8, Tab. 2). In der Maismonokultur auf dem Standort S7 stieg<br />

jedoch Nfast mit der Düngungshöhe, wie auch in den Getreidefruchtfolgen S3, S4 und S6.<br />

Daher trat in diesen unter 10-jährigen Versuchen im Mittel kein signifikanter Gesamteffekt<br />

auf die Poolgrößen bzw. die kumulative N-Mineralisation auf - auch nicht, wenn die<br />

Maismonokulturen gesondert betrachtet wurden.<br />

Tab. 2: Signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Versuchsvarianten in den untersuchten Variablen<br />

(+ d.h. Variable steigt mit der Düngungshöhe; - d.h. Variable sinkt mit der Düngungshöhe; +/- d.h. beide<br />

Effekte treten innerhalb eines Versuchs auf). Versuche mit weniger als 10-jähriger Dauer,<br />

unterschieden in Maismonokulturen und Getreidefruchtfolgen.<br />

Fruchtfolge Maismonokulturen Getreidefruchtfolgen<br />

Standort S5 S7 S8 S3 S4 S6<br />

Versuchsjahr 7 7 7 4 4 3 3 8 7 7 6<br />

Kumulative N-<br />

Mineralisation +<br />

Poolgröße<br />

Nfast - +/- + + - + +<br />

Poolgröße<br />

Nslow<br />

488


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Nach mindestens 10 Versuchsjahren zeigte sich im Mittel aller Versuche ein deutlicher,<br />

wenn auch nicht signifikanter Gesamteffekt auf Nfast (Abb. 4). Nfast war in den Nullvarianten<br />

im Mittel um 15% kleiner als in den SW-Varianten, allerdings schwankte der Wert<br />

erheblich, von ca. -40 bis +35%. Auch nach dieser längeren Zeitspanne war noch kein<br />

signifikanter Gesamteffekt auf die kumulativen Werte oder Nslow zu sehen, nur an<br />

einzelnen Standorten traten signifikante Unterschiede auf, z.B. S2 (s. Tab. 1).<br />

Kumulative N-Mineralisation Poolgröße Nfast Poolgröße Nslow relativ zur Sollwertvariante - %<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />

Abb 4: Einfluss der N-Düngungshöhe auf die N-Mineralisation in den Versuchen mit mehr als 10-jähriger<br />

Dauer.<br />

Diskussion und Fazit<br />

SW<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />

SW SW<br />

N-Düngung relativ zur Sollwertdüngung - %<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />

Im Mittel waren nach 3- bis 16-jähriger Versuchsdauer die Einflüsse der Höhe der<br />

mineralischen N-Düngung in den untersuchten Böden nicht signifikant. Das deutet darauf<br />

hin, dass die Veränderung der N-Mineralisationsdynamik hier mehr Zeit benötigt und/oder<br />

weniger stark ausfällt als von Glendining und Powlson (1995) beschrieben (s. Einleitung).<br />

Die Variabilität zwischen den Versuchen muss hier allerdings als sehr hoch angesehen<br />

werden, weil in einzelnen Versuchen durchaus signifikante Unterschiede zwischen den<br />

Düngungsvarianten auftraten. Dafür kommen mehrere Einflussfaktoren in Betracht, denen<br />

z.T. noch analytisch nachgegangen wird:<br />

1. Feldheterogenität: Kann es sein, dass z.B. die Nullvariante zufällig auf Parzellen liegt,<br />

die vor Versuchsbeginn im Durchschnitt mehr organischen N oder mehr Ton enthielten als<br />

die Sollwertparzellen und die Poolgröße Nslow davon stärker beeinflusst wird als von der<br />

Mineraldüngung? � Korrelationsrechnungen mit Corg, Nt, Tongehalt usw. der einzelnen<br />

Varianten sollen zeigen, inwiefern dies eine Rolle spielt.<br />

2. Austauschbares/“fixiertes“ Ammonium: Kann der im Vergleich zu Sandböden schwache<br />

Effekt in den Lössböden in der immer noch andauernden Nachlieferung aus der Fraktion<br />

des austauschbaren/„fixierten“ Ammoniums begründet sein? In Lössböden liegen bis zu<br />

850 mg fixiertes NH4-N kg -1 vor, in Sandböden nur etwa 80 mg kg -1 (Scheffer, 2002). Die<br />

Differenzen ‚gedüngt minus ungedüngt‘ in der kumulativen N-Mineralisation waren hier<br />

selten größer als 20 mg kg -1 . � Die unterschiedlichen Düngevarianten sollen hierauf<br />

untersucht werden.<br />

3. Methodik: Die Zugabe frischer Ernterückstände in relativ geringen Mengen ermöglicht<br />

evtl. nicht immer eine repräsentative Einwaage von Spross- sowie Wurzelmaterial. � Die<br />

489


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Proben wurden jedoch bewusst nicht durch Trocknen und Mahlen homogenisiert, weil sich<br />

dadurch deren Abbaubarkeit sehr stark verändert hätte.<br />

Ob überhaupt mittlere Gesamteffekte der N-Mineraldüngungshöhe auf unterschiedlichen<br />

Standorten zur Simulation benutzt werden können bzw. welche weiteren Einflussfaktoren<br />

berücksichtigt werden müssen, wird sich jedoch erst im Projektverlauf zeigen. Zur Zeit<br />

werden weitere Bewirtschaftungs- und Standorteinflüsse sowie die Temperatur- und die<br />

Wassergehaltsabhängigkeit der Reaktionskoeffizienten kfast und kslow untersucht. Dazu<br />

werden mehrere typische Bodenproben zusätzlich bei suboptimalen Temperaturen und<br />

Wassergehalten inkubiert. Mit diesen Temperatur- und Wassergehaltsfunktionen sowie<br />

den bereits ermittelten Poolgrößen kann die N-Mineralisation für bestimmte Temperatur-<br />

und Wassergehaltsverläufe simuliert werden. Durch Korrelation der Simulationsergebnisse<br />

mit der gemessenen N-Mineralisation im Freiland (Heumann und Böttcher, 2004) lassen<br />

sich schließlich die im Labor ermittelten Poolgrößen und Funktionen überprüfen. Für die<br />

Messungen der Freilandmineralisation wurden von etwa 20 Standorten in ganz<br />

Niedersachsen jeweils sechs ungestörte Bodensäulen (Durchmesser 20 cm) bis zur<br />

Untergrenze des Ap-Horizontes entnommen. Gleichzeitig wurde direkt daneben eine Nmin-<br />

Probe gezogen, um den Start-Nmin der Säulen zu bestimmen. Die Säulen wurden an<br />

einem zentralen Ort ebenfalls im Freiland aufgestellt und dabei zum Schutz vor<br />

Auswaschung und direkter Bestrahlung mit Folien abgedeckt. Die Temperatur in Boden<br />

und Luft sowie die Bodenfeuchtigkeit wird regelmäßig gemessen. Nach mehreren<br />

Monaten wird der End-Nmin-Gehalt der Säulen destruktiv bestimmt. Die Differenz zum<br />

Start-Nmin ergibt dann die N-Nettomineralisation im Freiland.<br />

Danksagungen<br />

Wir danken der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für die finanzielle Unterstützung.<br />

Literatur<br />

Baumgärtel, G., und H.-C. Scharpf (2002): Gute fachliche Praxis der Stickstoffdüngung. AID Bonn.<br />

Heft 1017.<br />

Diekkrüger, B., Söndgerath, D., Kersebaum, K.C., und C.W. McVoy (1995): Validity of<br />

agroecosystem models - A comparison of results of different models applied to the same data<br />

set. Ecological modelling 81: 3-29.<br />

Glendining, M.J., und D.S. Powlson (1995): The effects of long continued applications of inorganic<br />

Nitrogen fertilizer on soil organic Nitrogen – A review. In: Lal, R., und B.A. Stewart: Soil<br />

Management: Experimental basis for sustainability and environmental quality. Adv. Soil Sci.,<br />

Boca Raton, Fl, USA.<br />

Heumann, S., und J. Böttcher (2004): Temperature functions of the rate coefficients of net N<br />

mineralization in sandy arable soils. II. Evaluation via field mineralization measurements. J.<br />

Plant Nutr. Soil Sci. 167: 390-396.<br />

Scheffer, F., ed. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde. Blackwell Scientific.<br />

490


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Zur Zuverlässigkeit und Akzeptanz der Stickstoffdüngeempfehlung am Beispiel<br />

Winterweizen<br />

Fritsch, Friedhelm (Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, Bad Kreuznach):<br />

Einleitung<br />

In den Nmin-Sollwertsystemen der Beratungsinstitutionen der Bundesländer werden<br />

insbesondere Standort und Zielertrag, aber auch die Nmin-Gehalte selbst, in<br />

unterschiedlicher Weise berücksichtigt. Daraus können sich Konflikte hinsichtlich<br />

Akzeptanz und Zuverlässigkeit der N-Düngeempfehlungen ergeben. Neben den<br />

Empfehlungen der Offizialberatung wird die Entscheidung des Landwirts über die Höhe<br />

und Aufteilung der N-Gaben beim Weizen von den vom Rohproteingehalt abhängigen<br />

Erlösen stark beeinflusst. Daneben trägt die Zuverlässigkeit der Bodenlabors zur<br />

Akzeptanz der Nmin-basierten Düngeempfehlung bei.<br />

Stickstoffdüngungsversuche zu Winterweizen<br />

Anhand von 30 N-Düngungsversuchen mit jeweils 4 N-Stufen (ohne N, reduzierte N-<br />

Düngung, Nmin-Sollwert, erhöhte N-Düngung) an verschiedenen Standorten in Rheinland-<br />

Pfalz wird deutlich, dass die N-Düngeempfehlung auf Basis der landesspezifischen N-<br />

Sollwerte im Durchschnitt das ökonomische Optimum trifft (Abb.1 ). Zwischen den drei<br />

gedüngten Varianten unterscheiden sich die Erlöse jeweils nur geringfügig. An einzelnen<br />

Standorten, insbesondere mit Vorsommertrockenheit (Bsp. Rheinhessen) oder hoher<br />

organischer Düngung (Bsp. Eifel), ist die N-Düngeempfehlung jedoch zu hoch, während<br />

sie bei sehr hohen Erträgen (Bsp. Hunsrück) zu niedrig ausfallen kann.<br />

dt/ha kg N/ha<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

0<br />

152<br />

218<br />

285<br />

Vorderpfalz-<br />

Sand<br />

0<br />

144<br />

199<br />

256<br />

N-Düngungsversuche Winterweizen 2001-2005<br />

0<br />

99<br />

167<br />

222<br />

0<br />

140<br />

170<br />

200<br />

0<br />

138<br />

197<br />

256<br />

Hunsrück Rheinhessen Westpfalz Westerwald-<br />

Osteifel<br />

Ertrag Korn-N-Abfuhr ber. Erlös<br />

0<br />

152<br />

217<br />

284<br />

0<br />

127<br />

182<br />

237<br />

0<br />

136<br />

193<br />

248<br />

Eifel Vorderpfalz-Durchschnitt<br />

Löß<br />

Abb. 1: Kornertrag, Korn-N-Abfuhr und um die N-Düngungskosten bereinigter Erlös<br />

bei Winterweizen (Basis: 30 Düngungsversuche in Rheinland-Pfalz)<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Euro/ha<br />

491


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Bei den Auswertungen wurden Weizenpreise festgesetzt, die bis zu einem Gehalt von<br />

13,5 % Rohprotein je 0,1 % RP um 0,05 €/dt steigen.<br />

N-Düngeempfehlungen im Vergleich<br />

Das in Rheinland-Pfalz<br />

seit 1998 verwendete<br />

Nmin-Sollwertsystem ist<br />

relativ detailliert und<br />

berücksichtigt mit<br />

Ertragsziel und<br />

Ackerzahl<br />

standortspezifisch den<br />

N-Bedarf und die N-<br />

Verwertung (Abb. 2).<br />

N-Düngeempfehlungen<br />

werden alljährlich im<br />

Frühjahr aufgrund<br />

repräsentativer Nmin-<br />

Beprobungen in den<br />

einzelnen Regionen für<br />

bestimmte<br />

Fruchtfolgeglieder<br />

tabellarisch veröffentlicht<br />

(Landwirtschaftliche<br />

Nmin-Methode Rheinland-Pfalz Winterweizen<br />

1. N-Gabe (Vegetationsbeginn)<br />

Sollwert Ackerzahl bis 60 75<br />

Ackerzahl ab 61 Ertragsziel in dt/ha minus 10 _____<br />

+ bis zu 20 kg N/ha für schwache Bestände / träge Böden<br />

- bis zu 20 kg N/ha für starke Bestände / tätige Böden _____<br />

- kg Nmin 0 - 30 cm _____<br />

Düngung in kg N/ha (min. 20, max. 1 kg N/dt bis 80 kg N/ha) _____<br />

2. N-Gabe (Schoßbeginn)<br />

Sollwert = Ertragsziel in dt/ha _____<br />

- 50 % von kg Nmin 30 - 60 cm _____<br />

- 0,5 kg N / Ackerzahl über 40 _____<br />

- 25 % der N-Nachlieferung aus Vorfrucht-<br />

Ernteresten und organischer Düngung _____<br />

Düngung in kg N/ha (min. 0,4 kg N/dt, max. 80 kg N/ha) _____<br />

3. und ggf. 4. N-Gabe (ab Erscheinen des Fahnenblattes)<br />

Sollwert für 70 dt/ha 75 (+/ - 10 dt/ha: +/ - 5) _____<br />

- 0,5 kg N / Ackerzahl über 40 _____<br />

- 75 % der N-Nachlieferung aus Vorfrucht-<br />

Ernteresten und organischer Düngung _____<br />

Düngung in kg N/ha (max. 1 kg N/dt bis 70 kg N/ha) _____<br />

Qualitätsdüngung zusätzlich ca. 30 kg N/ha<br />

Wochenblätter, Internet, schriftliche Pflanzenbauinformationen). Abb. 2: Nmin-Sollwert<br />

für Winterweizen in Rheinland-Pfalz<br />

Zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen werden relativ statische Nmin-Sollwerte benutzt, die<br />

Statisches Sollwertsystem Bsp. LK NW<br />

nicht den<br />

sondern<br />

Ertrag,<br />

lediglich<br />

extreme<br />

Standortverhältnisse<br />

berücksichtigen (Abb.<br />

3), aber für den<br />

Anwender leicht<br />

nachvollziehbar sind.<br />

Abb. 3: Nmin-Sollwerte für Getreide in Nordrhein-Westfalen<br />

Die<br />

Bewirtschaftungsverhä<br />

ltnisse (Vorfrucht,<br />

organische Düngung)<br />

werden von beiden<br />

Systemen ungefähr<br />

gleich bewertet, der<br />

Nmin-Gehalt selbst<br />

jedoch in ganz<br />

unterschiedlicher<br />

Weise.<br />

492


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Abb. 4 zeigt den Vergleich der Treffsicherheit der beiden unterschiedlichen<br />

Sollwertsysteme anhand der 30 N-Düngungsversuche der typischen Standorte in<br />

Rheinland-Pfalz. Angenommen wurden die o. a. vom Rohproteingehalt abhängigen<br />

Weizenpreise, und ebenfalls wurden die N-Düngungskosten berücksichtigt. Wird eine<br />

Abweichung von 50 kg N/ha vom wirtschaftlichen Optimum toleriert, so führt das<br />

detaillierte Sollwertsystem in 22 und das statische in 17 von 30 Fällen zur optimalen N-<br />

Düngung.<br />

N-Düngeempfehlung kg/ha<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

R 2 = 0,2541<br />

Vergleich N-Sollwertsysteme<br />

30 N-Düngungsversuche Winterweizen 2001-2005<br />

R 2 = 0,0007<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Optimale N-Düngung kg/ha<br />

Nmin<br />

detail RP<br />

8–<br />

22 +<br />

Nmin<br />

statisch<br />

13 –<br />

17 +<br />

Abb. 4: Vergleich der Treffsicherheit des detaillierten mit einem statischen Nmin-<br />

Sollwertsystem<br />

Im Durchschnitt wurden mit dem detaillierten 179 und mit dem statischen Sollwertsystem<br />

174 kg N/ha als Düngeempfehlung ermittelt. Zu hohe N-Empfehlungen lieferten beide<br />

System bei Notreife (durch Hitze und Trockenheit) und zu niedrige Empfehlungen vor<br />

allem das statische System bei sehr hohen Erträgen.<br />

Interessant ist die Beobachtung, dass die Differenz in der Korn-N-Abfuhr von der Variante<br />

ohne N zur optimalen N-Düngung, multipliziert mit Faktor zwei, im Durchschnitt relativ<br />

genau dem Düngungsoptimum entspricht (in Abb. 4 Regressionsgerade fast<br />

deckungsgleich mit der Winkelhalbierenden).<br />

Einfluss des qualitätsabhängigen Weizenpreises<br />

Abhängig von der Gestaltung der Weizenpreise ergeben sich unterschiedliche<br />

Düngungsoptima (Abb. 5). Anhand der zugrunde liegenden 30 N-Düngungsversuche sind<br />

bei einem Fixpreis von z.B. 10 €/dt Weizen 190 kg N/ha optimal. Wird ab 13,5 %<br />

Rohprotein (RP) ein Zuschlag von 0,5 € auf einen Grundpreis von 9,75 €/dt gezahlt,<br />

beträgt das Düngungsoptimum 192 kg N/ha. Gibt es stattdessen ab 14,5 % RP einen<br />

Zuschlag von 1 €/dt, erhöht sich das N-Optimum auf 250 kg/ha. Da der Landwirt aber nicht<br />

weiß, bei welcher N-Düngungshöhe er den notwendigen RP-Gehalt erreicht, ist er verführt,<br />

mit der N-Düngung vorzuhalten.<br />

493


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Eine „qualitätsgerechte“ Bezahlung kann mit einem in Abhängigkeit vom RP-Gehalt<br />

feinstufigen Preissystem so gestaltet werden, dass kein Anreiz für eine überhöhte N-<br />

Düngung besteht.<br />

Wird Weizen in der Fütterung eingesetzt und verdrängt mit steigenden RP-Gehalten<br />

zunehmend z. B. Sojaschrot aus der Futtermischung, so kann das N-Düngungsoptimum<br />

z.B. bei 214 kg N/ha liegen (0,025 € Mehrwert/dt Weizen pro 0,1 % mehr Rohprotein).<br />

ber. Erlös<br />

€/ha<br />

800<br />

750<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

Einfluss des qualitätsabhängigen Weizenpreises<br />

auf das N-Düngungsoptimum<br />

0 40 80 120 160 200 240 280 320<br />

kg N/ha<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

% RP dt/ha kg N/ha<br />

Futter-RPgerecht<br />

RP-gerecht<br />

Zuschl. 1 €/dt<br />

>14,5 % RP<br />

Zuschl. 0,5 €/dt<br />

>13,5 % RP<br />

Fixpreis<br />

Korn-N<br />

Kornertrag<br />

RP-Gehalt<br />

N-Bilanz<br />

Abb. 5: Einfluss des qualitätsabhängigen Preises auf das N-Düngungsoptimum<br />

Qualität der Bodenlabors<br />

kg Nmin<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Nmin Ringuntersuchung<br />

Bsp.: Winterweizenschlag, Hunsrück, 31. Januar 2000<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 MW<br />

14<br />

in RP tätige Bodenlabors<br />

60 - 90 cm<br />

30 - 60 cm<br />

0 - 30 cm<br />

Das Ergebnis der Nmin-<br />

Bodenuntersuchung hängt<br />

nicht nur von der Qualität der<br />

Analyse, sondern auch von<br />

der Probenentnahme, dem<br />

Transport und der<br />

Probenbehandlung vor der<br />

Analyse ab.<br />

Abb. 6 zeigt die Nmin-Werte<br />

von 13 Labors aus dem<br />

ganzen Bundesgebiet, die<br />

ihre Dienste in Rheinland-<br />

Pfalz anbieten, nachdem<br />

diese Labors alle zur<br />

494


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

gleichen Zeit ein etwa 900 m² großes Teilstück eines Weizenschlages beprobt hatten.<br />

Abb. 6: Ergebnisse einer Nmin-Ringuntersuchung<br />

Fazit<br />

Zur Verbesserung der Akzeptanz der Nmin-gestützten Düngeempfehlung ist es notwendig,<br />

die verschiedenen Sollwertsysteme auf ihre Eignung an verschiedenen Standorten zu<br />

prüfen und gegebenenfalls anzunähern oder für bestimmte Standortgruppen auszuweisen.<br />

Eine Abgrenzung nach Bundesländern erscheint wenig sinnvoll.<br />

Nmin-Sollwertsysteme sind möglichst einfach und für den Landwirt nachvollziehbar zu<br />

formulieren.<br />

Der „aufnehmenden Hand“ müssen die Auswirkungen der vom Rohproteingehalt<br />

abhängigen Weizenpreise auf das N-Düngungsverhalten bewusst werden, um<br />

„gerechtere“ Preissysteme zu ermöglichen.<br />

Die Überprüfung von Bodenlabors zur Qualitätssicherung bei der Nmin-Methode sollte die<br />

Probenentnahme, den Transport und die Probenaufbereitung umfassen.<br />

495


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Stand und Entwicklung des SBA-Systems Sachsen-Anhalt<br />

von Wulffen, H.-U. (Bernburg); Holz, F.; Roschke, M.:<br />

Einleitung:<br />

Entsprechend den Vorgaben der guten fachlichen Praxis werden in Sachsen-Anhalt jedes<br />

Frühjahr ca. 2500 – 4500 Bodenproben gezogen und auf ihren Nmin-Gehalt hin analysiert.<br />

Neben den Untersuchungsergebnissen erhalten die Landwirte auch<br />

Düngungsempfehlungen für die erste und zweite N-Gabe. Hierzu nutzen viele Labore das<br />

der LLFG entwickelte Programm SBA (Stickstoff-Bedarfs-Analyse), Version Sachsen-<br />

Anhalt.<br />

Auch in anderen Bundesländern werden durch die Offizialberatung Programme zur<br />

Berechnung von N-Düngungsempfehlungen auf der Basis der Nmin-Frühjahrswerte<br />

angeboten. Die hierfür genutzten Programme (z.B. BEFU in Sachsen) führen zwar im<br />

Mittel zu vergleichbaren Empfehlungen, unterscheiden sich aber in ihren<br />

Modellvorstellungen mehr oder minder deutlich.<br />

Im Hinblick auf die Novellierung der Düngeverordnung mit ihren bundesweit einheitlichen<br />

Vorgaben ist es daher überlegenswert, auch die Modellvorstellungen der Bundesländer<br />

zur N-Düngung weiter zu harmonisieren. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der<br />

Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), in der festgelegt wurde, dass sich<br />

zukünftig die Vorgaben für die Bewirtschaftung der Flächen an den Grenzen der<br />

Grundwasserkörper und Flussgebietseinheiten und nicht mehr an den Ländergrenzen zu<br />

orientieren hat. Im Hinblick auf diese Entwicklungen wurde das Programm SBA durch die<br />

LLFG so erweitert, dass die Modellverstellungen mehrerer Bundesländer jetzt in einem<br />

Programm berücksichtigt werden können.<br />

kg N/ha (Mittelwert)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

ANMOOR<br />

LEHM<br />

LEHMIGER SAND<br />

0 - 30 cm<br />

30 - 60 cm<br />

60 -90 cm<br />

LEHMIGER TON<br />

Bodenart<br />

SAND<br />

SANDIGER LEHM<br />

SCHWARZERDE<br />

Abbildung 24: Nmin-Gehalte im Frühjahr 2006 (arithmetische Mittelwerte), differenziert<br />

nach Bodenart; Angaben in kg N/ha; Nmin-Werte der Schicht 60 – 90 cm zum Teil über<br />

Schätzfunktion ermittelt<br />

496


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Stand:<br />

Seit dem Frühjahr 1993 wird in Sachsen-Anhalt das ursprünglich an der Hessischen<br />

Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt entwickelte Beratungsprogramm SBA zur Bewertung<br />

und Attestierung der im Frühjahr gezogenen Nmin-Proben verwendet. Da viele Standorte<br />

des Landes Sachsen-Anhalt nur sehr geringe Sickerwasserspenden haben, liegen im<br />

Landesmittel die Nmin-Frühjahrswerte auf einem relativ hohen Niveau (Abbildung 24). Bei<br />

der Berechnung der ersten und ggf. auch der zweiten N-Gabe berechnete das hessische<br />

Programm bei den in Sachsen-Anhalt gezogenen Bodenproben daher häufig „0-<br />

Düngungsempfehlungen“. Diese Empfehlungen standen aber im Widerspruch zu den<br />

Ergebnissen vieler Feldversuche (von WULFFEN, HOLZ; 1994).Daher wurde in den<br />

Jahren 1993/1996 das hessische SBA-Programm an die in Sachsen-Anhalt<br />

vorherrschenden Bedingungen angepasst, so dass eine anhand der Bodenarten<br />

differenzierte Bewertung des bodenbürtigen Nmin-Gehaltes möglich wurde.<br />

In den folgenden Jahren wurde das SBA-System an mehreren Standorten mit<br />

verschiedenen Kulturen geprüft. Im Hinblick auf die Zielgröße „Optimierung der Erträge<br />

abzüglich Düngungskosten“ führten die vom Programm berechneten<br />

Düngungsempfehlungen im Regelfall zu den höchsten monetären Erträgen (Abbildung<br />

25).<br />

Erlös - D-Kosten<br />

900,00 €<br />

850,00 €<br />

800,00 €<br />

750,00 €<br />

700,00 €<br />

650,00 €<br />

600,00 €<br />

Express<br />

Joker/Pronto<br />

0 kg N SBA - 30 % SBA Empfehlung SBA + 30 % SBA in Form ASS<br />

Düngungsvariante<br />

Abbildung 25: Ergebnisse der SBA-Düngungsversuche zu Winterraps in den Jahren 1997<br />

– 2001<br />

Neuerungen<br />

In den Jahren 1994 bis 2003 wurden musste das SBA-System Sachsen-Anhalt um<br />

zahlreiche Kulturen (Obst, Gemüse, Dauerkulturen) erweitert werden. Hierbei zeigte sich<br />

die Notwendigkeit,<br />

die Sollwerte auch anhand der standörtlichen Gegebenheiten differenzieren zu können,<br />

bei der Bewertung des bodenbürtigen Stickstoffs die Wechselwirkung von<br />

Wasserversorgung, Bodenart und Kultur zu berücksichtigen und<br />

auch die N-Nachlieferung aus Vorfrucht, Zwischenfrucht und organischer Düngung in<br />

Abhängigkeit von den Kulturen zu differenzieren.<br />

497


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Das SBA-System wurde daher neu in stark modularer Form programmiert. Weitere<br />

Modellvorstellungen können jetzt relativ einfach in das Programm aufgenommen werden.<br />

Notwendigkeit der Harmonisierung der N-Düngungsberatung<br />

Die von der Offizialberatung (Kammern, Landesanstalten) entwickelten N-<br />

Düngungsprogramme weisen zum Teil erhebliche fachliche Differenzen auf. Beispielhaft<br />

sei hier auf eine Erhebung von BAUMGÄRTEL aus dem Jahr 1995 verwiesen (Tabelle 9<br />

und Tabelle 10). Trotz dieser Differenzen kommen die Programme „im Mittel“ häufig zu<br />

vergleichbaren N-Düngungsempfehlungen. Zum Teil erhebliche Differenzen können sich<br />

aber bei Sonderfällen wie z.B. sehr hohen Ertragserwartungen, Sonderkulturen oder einer<br />

sehr hohen bodenbürtigen N-Nachlieferung ergeben.<br />

Tabelle 9: Berücksichtigte Parameter bei der Korrektur des Nmin-Wertes aufgrund von<br />

Bodeneigenschaften; (nach Baumgärtel 1995)<br />

Korrektur des Nmin-Wertes<br />

Hannover (Weser-Ems)<br />

Schleswig.-Holstein<br />

Steingehalt + + + + + +<br />

Bodenart + + + + +<br />

Ackerzahl + + + +<br />

Durchwurzelungstiefe + + + + +<br />

Entwicklungsstadium +<br />

MDÄ (Mineraldüngeräquivalente) +<br />

Tabelle 10: Berücksichtigte Parameter bei der Korrektur des Sollwertes aufgrund von<br />

Bodeneigenschaften; (nach Baumgärtel 1995)<br />

Bodeneigenschaften<br />

Hannover (Weser-Ems)<br />

Schleswig.-Holstein<br />

Korrektur des Nmin-Wertes + + + + + + +<br />

Nmin als Korrekturfaktor +<br />

Humusgehalt (hoch/niedrig) + + +<br />

Bodenart + + + + + + +<br />

Bodentyp + +<br />

Ackerzahl + + +<br />

Nachlieferung (gut/schlecht) + + +<br />

Bodengare/Struktur (gut/schlecht) +<br />

Die von den Kammern und Landesanstalten erarbeiteten Beratungsprogramme und<br />

Empfehlungen orientierten sich lange Zeit vorrangig an den Adressaten „Landwirt“. Aus<br />

Sicht der Referenten ist dies heute nicht mehr zeitgemäß, da die umweltpolitischen<br />

Diskussionen der vergangenen Jahre dazu geführt hat, dass sich derzeit viele<br />

gesellschaftliche Gruppen mit dem Düngungsverhalten der Landwirtschaft mehr oder<br />

minder kritisch auseinandersetzen.<br />

Rheinland West.-Lippe<br />

Rheinland West.-Lippe<br />

Rheinland-P./Saarland<br />

Rheinland-P./Saarland<br />

Baden-Württemberg<br />

Baden-Württemberg<br />

Bayern<br />

Bayern<br />

Hessen<br />

Hessen<br />

Meckl.-Vorpommern<br />

Meckl.-Vorpommern<br />

Brandenburg*<br />

Brandenburg<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thüringen<br />

Thüringen<br />

Sachsen*<br />

Sachsen<br />

498


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Erhöhte N-Konzentrationen im Grund- und Oberflächengewässern werden in der<br />

öffentlichen Diskussion fälschlicherweise vorrangig nur dem „fehlerhaften<br />

Düngungsverhalten“ der Landwirtschaft angelastet. Die sich aus dieser Schuldzuweisung<br />

ergebenden Lösungsvorschläge wie Umwandlung des Ackerlandes in extensiv genutztes<br />

Grünland etc. gehen aber häufig an der Realität vorbei. Zur Versachlichung der Diskussion<br />

sollte daher versucht werden, die bisherigen Maßnahmen, die schon zur (deutlichen)<br />

Verbesserung der N-Effizienz und damit verbunden zu einer deutlichen Verringerung der<br />

N-Einträge in die Gewässer geführt haben, offensiv in der öffentlichen Diskussion zu<br />

vertreten. Im Rahmen dieser Diskussion sind aber die in den Tabellen 1 und 2<br />

dargestellten fachlichen Unterschiede nur schwer zu vermitteln.<br />

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass nach den Vorgaben der Europäischen<br />

Wasserrahmenrichtlinie die Bewirtschaftungspläne für landwirtschaftliche Nutzflächen<br />

vorrangig an den länderübergreifenden Flussgebietsgemeinschaften zu orientieren sind. In<br />

einer länderübergreifenden Flussgebietsgemeinschaft sollte es daher in Zukunft nicht<br />

mehr x verschiedene Ländermodelle zur N-Düngebedarfsermittlung geben.<br />

Eine schlagspezifische Dokumentation der Düngungsplanung unter Beachtung der<br />

Vorgaben der Düngeverordnung ist ein wesentlicher Baustein im Nachweis der Einhaltung<br />

der guten fachlichen Praxis. Die von den Kammern und Landesanstalten bereitgestellten<br />

Programme zur Düngungsplanung sollten hierbei auch die in den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben vorhandenen Datenbestände (Ackerschlagkarteien) nutzen können, d.h. eine<br />

Schnittstelle zu den betrieblichen Ackerschlagkarteien haben.<br />

Um die von den Ländern entwickelten Programme sowohl im Hinblick auf die<br />

Schnittstellen als auch auf die ständigen rechtlichen Veränderungen weiter nutzen zu<br />

können, sind in vielen Fällen ganz erhebliche programmtechnische Veränderungen<br />

notwendig, die viele Landesanstalten und Kammern sowohl personell als auch finanziell<br />

überfordern dürften.<br />

Aus Sicht der Autoren ist es daher angezeigt, dass sich eine Arbeitsgruppe konstituiert,<br />

die zunächst die Modellvorstellungen der einzelnen Bundesländer sichtet und in einem<br />

neuen „Gesamtmodell“ zusammenführt. In diesem „Gesamtmodell“ werden dann die<br />

regionalen Besonderheiten durch differenzierte Stammdaten repräsentiert. Diese<br />

Unterschiede – zum Beispiel eine Differenzierung der Erträge in Abhängigkeit von<br />

Bodengüte und Region – dürfte dann in der öffentlichen Diskussion eher zu vermitteln sein<br />

als die gegenwärtig vorhandenen Differenzen in den zu berücksichtigenden Faktoren. Es<br />

geht somit nicht darum, dass in Zukunft die Düngungsempfehlungen von Sachsen-Anhalt<br />

den Empfehlungen Bayerns entsprechen. Bei der Ableitung der Modellvorstellungen und<br />

der Auswahl der Faktoren, die zu berücksichtigen sind, sollten aber beide Länder den<br />

gleichen, und vor allem einen für Landwirte leicht nachvollziehbaren Rechenweg<br />

anwenden.<br />

Nach der Umsetzung des „Gesamtmodells“ in ein EDV-Programm sollte dieses<br />

„Gesamtmodell“ dann in verschiedenen Bundesländern getestet und an die Stammdaten<br />

an regionalen Besonderheiten angepasst werden.<br />

Das von der LLFG neu entwickelte Programm SBA kann hierzu als Plattform dienen, da es<br />

schon in der gegenwärtigen Form weitestgehend geeignet ist, die Modellvorstellungen der<br />

Länder Hessen, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern<br />

abzubilden.<br />

Literaturverzeichnis:<br />

BAUMGÄRTEL, GERHARD (1995): Mündliche Mitteilung vom September 2006;<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Hannover<br />

499


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

VON WULFFEN, ULRICH; HOLZ, FALKO (1994): Berechnung der ersten N-Düngergabe<br />

anhand der Nmin-Gehalte und des Düngungsberatungsmodells SBA (Stickstoff-Bedarf-<br />

Analyse). Erste Erfahrungen über die Anwendbarkeit des Verfahrens in Sachsen-Anhalt;<br />

VDLUFA Kongressband 1994, Darmstadt<br />

500


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Optimierung der Düngeeffizienz durch teilflächenspezifische Landbewirtschaftung<br />

Jungert, Stefan (TU München); Schmidhalter, Urs; Ebertseder, Thomas; Gutser, Reinhold;<br />

Hege, Ulrich:<br />

Einleitung<br />

Die teilflächenspezifische Stickstoffdüngung auf heterogenen Feldern hat zum Ziel die<br />

Pflanzen auf jeder Teilfläche optimal mit Stickstoff zu versorgen und damit die Düngung<br />

ökonomisch (Reduzierte N-Düngung bei Beibehaltung des Ertrages) wie auch ökologisch<br />

(Verbesserung der N-Effizienz, geringeres Potential für Nitratauswaschung) zu<br />

optimieren.<br />

Material und Methoden<br />

In den Jahren 2002-2005 wurden zur Entwicklung teilflächenspezifischer Düngestrategien<br />

hierzu auf 7 Ackerflächen (Schlaggröße: 4 bis 33 ha) in 4 unterschiedlichen Regionen<br />

Bayerns (Böden, Klima) Untersuchungen durchgeführt (Abbildung 1).<br />

Felder<br />

Betrieb<br />

Region<br />

Temperatur<br />

Niederschlag<br />

Schlaggröße<br />

Bodenart<br />

Ursache der<br />

Heterogenität<br />

[°C]<br />

[mm]<br />

[ha]<br />

Waldacker / Pfadacker<br />

Gieshügel<br />

Südzucker AG<br />

nahe Würzburg<br />

8.9<br />

550<br />

15<br />

schluffiger Lehm bis<br />

lehmiger Ton<br />

nFK, Textur<br />

Durchwurzelungstiefe<br />

Schlag 4 / Seuversholz<br />

Adelschlag<br />

nahe Eichstätt<br />

15-30<br />

sandiger Lehm und<br />

schluffiger Lehm<br />

(nFK), Textur<br />

Durchwurzelungstiefe<br />

Abbildung 1: Charakterisierung der Versuchsstandorte<br />

Die Heterogenität der Flächen wurde erfasst mittels Ertragskartierung, Bodenkartierung<br />

(elektrische Leitfähigkeit), spektral-sensorischer Aufnahmen der Pflanzenbestände sowie<br />

gezielter Bodenbeprobung und Profilansprache. Mit diesen Methoden ist es möglich<br />

Ertragszonen abzugrenzen (Selige und Schmidhalter, 2001; Schmidhalter et al., 2001a).<br />

Auf allen Schlägen wurden Streifenversuche mit teilflächenvariabler N-Düngung angelegt<br />

(Tabelle 1). Dabei wurden sowohl 'Mapping-Ansätze' (Düngung nach<br />

teilflächenspezifischer Ertragserwartung) als auch eine Sensor-basierte Düngerapplikation<br />

(Online-Düngung mit 'Yara N-Sensor') geprüft.<br />

8.0<br />

670<br />

A16 / A17<br />

Scheyern<br />

FAM<br />

Forschungsverbund<br />

Agrarökosysteme München<br />

nahe Pfaffenhofen<br />

7.6<br />

805<br />

6<br />

sandig bis toniger<br />

Lehm<br />

(nFK), Steingehalt<br />

Durchwurzelungstiefe<br />

501


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Tabelle 1: Stickstoff Düngung auf den Versuchsflächen (ausgewählte Beispiele)<br />

Ort Jahr Feld Frucht Ertragszone<br />

Stickstoff-Düngungs-Ansatz<br />

einheitlich mapping Sensor<br />

Düngung (kg N ha -1 )<br />

Scheyern 2002 A17 Winterweizen mittel 200 160<br />

hoch 200 200<br />

Kolluvium 200 180<br />

2003 A16 Winterweizen mittel 160 130<br />

hoch 160 160<br />

Kolluvium 160 170<br />

Gieshügel 2004 Wald Winterweizen niedrig 180 138 199<br />

mittel 180 163 184<br />

hoch 180 199 165<br />

2005 Wald Triticale niedrig 171 130 166<br />

mittel 171 150 156<br />

hoch 171 170 149<br />

Die Effizienz der verschiedenen teilflächenspezifischen N-Düngestrategien im Vergleich zu<br />

einer betriebsüblichen flächeneinheitlichen Düngung (In Anlehnung an das<br />

Düngeberatungssystem Stickstoff (Hege et al., 2001)) wurden anhand von Ertrags- und<br />

Sensorkartierungen sowie der Ernte von über die Schläge verteilten Kleinparzellen<br />

(Tabelle 2 und 3) ermittelt. Die Versuche wurden über 4 Erntejahre als stationäre<br />

Dauerversuche durchgeführt. Die Kulturen (Getreide, Zuckerrüben, Silomais, Raps)<br />

variierten in den Einzeljahren entsprechend der betriebsspezifischen Fruchtfolgen.<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Versuche zeigten in allen Versuchsjahren und auf allen Standorten ähnliche<br />

Ergebnisse. Obschon in Abhängigkeit von Witterung und Standort eine unterschiedlich<br />

starke Ausprägung von kleinräumigen Ertragsunterschieden festgestellt werden konnte,<br />

war die Abgrenzung von Teilflächen (Managementzonen) auf Basis von Ertrags- und<br />

Sensorkarten weitgehend stabil. Durch Variation der N-Düngung auf Basis abgegrenzter<br />

Ertragszonen ('Mapping-Ansatz', Düngung nach Ertragserwartung) konnte je nach<br />

Standort und Witterung insbesondere auf Teilflächen mit geringem Ertrags- jedoch hohem<br />

Verlustpotenzial (flachgründige, leichte Böden) die Effizienz der N-Düngung um 5-20%<br />

gesteigert werden (verminderte N-Düngung), bei vergleichbaren Erträgen wie bei<br />

einheitlicher Stickstoff-Düngung. Damit ergab sich ein geringeres Potential für<br />

Stickstoffverluste in das Grundwasser durch niedrigere Stickstoffüberschüsse nach der<br />

Ernte.<br />

Auf Hochertragszonen, Bereiche mit erhöhter N- Mineralisation (Kolluvien) ist ebenso eine<br />

Erhöhung der N-Effizienz möglich (Scheyern 10 %, Adelschlag 30 %) und somit auch eine<br />

verringerte Lagergefahr.<br />

502


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Mit dem Mapping-Ansatz konnten auf den mäßig heterogenen Versuchsflächen in<br />

Abhängigkeit von Standort und Jahreswitterung 5-15 kg N ha -1 eingespart werden bei<br />

optimaler einheitlicher Düngung (Ø 170 kg N ha -1 ; hohe N-Effizienz).<br />

Der N-Sensor führte in Niedrigertragszonen (mit Wassermangel) dagegen zu einer<br />

Verringerung der N-Effizienz (erhöhte N-Düngung ohne entsprechende Ertragsreaktion).<br />

Auf Hochertragsflächen (hohe Wasserverfügbarkeit und N-Nachlieferung aus dem Boden)<br />

hatte die Erfassung des aktuellen N-Versorgungszustandes der Pflanzen mittels N-Sensor<br />

dagegen Vorteile (Steigerung der N-Effizienz um bis zu 10 %) sowohl gegenüber der<br />

einheitlichen Düngung als auch gegenüber der Düngung nach Ertragserwartung.<br />

Eine Kombination von Sensor- und Mapping-Ansätzen ("Online Sensor mit Mapping-<br />

Overlay") scheint für viele Standorte eine praktikable Lösung, um die N-Düngung<br />

hinsichtlich Effizienz und Verlustgefährdung weitgehend zu optimieren.<br />

Tabelle 2: Kornertrag bei unterschiedlicher Stickstoffdüngung<br />

Ort Jahr Feld Frucht Ertragszone<br />

Stickstoff-Düngungs-Ansatz<br />

einheitlich mapping Sensor<br />

Korn Ertrag (dt ha -1 )<br />

Scheyern 2002 A17 Winterweizen mittel 88,4 Aa 1 84,1 Ab<br />

hoch 94,7 Ba 95,2 Ba<br />

Kolluvium 99,7 Ca 100,2 Ca<br />

2003 A16 Winterweizen mittel 53,8 Aa 55,5 Aa<br />

hoch 52,3 Aa 52,0 Aa<br />

Kolluvium 62,6 Ba 63,0 Ba<br />

Gieshügel 2004 Wald Winterweizen niedrig 64,8 Aa 65,6 Aa 65,2 Aa<br />

mittel 88,2 Ba 87,4 Ba 84,3 Ba<br />

hoch 103,5 Ca 101,2 Ca 105,0 Ca<br />

2005 Wald Triticale niedrig 46,7 Aa 58,1 Aa 54,7 Aa<br />

mittel 77,2 Ba 73,7 Ba 71,6 Ba<br />

hoch 100,4 Ca 100,6 Ca 99,2 Ca<br />

1 Die Mittelwerte in Spalten mit demselben Großbuchstaben sind nicht signifikant bei P = 0.05 TukeyTest<br />

Die Mittelwerte in Reihen mit demselben Kleinbuchstaben sind nicht signifikant bei P = 0.05 TukeyTest<br />

Tabelle 3: Stickstoff-Effizienz (berechnet aus N-Abfuhr Korn / N-Düngung)<br />

503


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Ort Jahr Feld Frucht Ertragszone<br />

Stickstoff-Düngungs-Ansatz<br />

einheitlich mapping Sensor<br />

N-Effizenz (%)<br />

Scheyern 2002 A17 Winterweizen mittel 83 Aa 1<br />

93 Ab<br />

hoch 90 Ba 91 Aa<br />

Kolluvium 96 Ca 106 Bb<br />

2003 A16 Winterweizen mittel 71 Aa 91 Ab<br />

hoch 69 Aa 66 Ca<br />

Kolluvium 82 Ba 79 Ba<br />

Gieshügel 2004 Wald Winterweizen niedrig 81 Aa 1<br />

103 Ab 72 Aa<br />

mittel 103 Ba 111 Ba 110 Ba<br />

hoch 110 Ca 100 Ba 115 Ba<br />

2005 Wald Triticale niedrig 73 Aa 104 Ab 83 Aa<br />

mittel 104 Ba 109 Aa 106 Aa<br />

hoch 124 Ca 124 Ba 121 Ba<br />

1 Die Mittelwerte in Spalten mit demselben Großbuchstaben sind nicht signifikant bei P = 0.05 TukeyTest<br />

Die Mittelwerte in Reihen mit demselben Kleinbuchstaben sind nicht signifikant bei P = 0.05 TukeyTest<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Vorteile durch eine teilflächenspezifische Landbewirtschaftung werden bestimmt durch<br />

die Intensität und Flächenanteile der Heterogenität eines Standortes sowie das<br />

gegenwärtig praktizierte Niveau des Betriebsmitteleinsatzes (Referenzdüngung), wie auch<br />

durch die klimatischen Verhältnisse, vor allem die Wasserverfügbarkeit.<br />

Danksagung<br />

Dieses Projekt ist finanziert vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und<br />

Forsten.<br />

Literatur<br />

Hege, U., Offenberger, K. and König, H. 2001. DSN (Düngeberatungssystem Stickstoff) -<br />

Ableitung der Düngeempfehlung für die wichtigsten landwirtschaftlichen Feldfrüchte<br />

(DSN Nitrogen fertiliser advising system - nitrogen recommendation for agricultural<br />

crops). Stand 01(01). Bavarian Research Centre for Agronomy, Freising, Germany.<br />

Selige, T. and Schmidhalter, U. 2001. Site-specific soil resource mapping using remote<br />

sensing. In: Proceedings of the 3rd European Conference on Precision Agriculture.<br />

Eds. Grenier, G., Blackmore, S., agro Montpellier, Montpellier, France, pp. 307-311.<br />

Schmidhalter, U., Zintel, A. and Neudecker, E. 2001a. Calibration of electromagnetic<br />

induction measurements to survey the spatial variability of soils. In: Proceedings of the<br />

3rd European Conference on Precision Agriculture. Eds. Grenier, G., Blackmore, S.,<br />

agro Montpellier, Montpellier, France. pp. 479-484.<br />

504


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Ermittlung pflanzenverfügbarer Elementgehalte in landwirtschaftlich genutzten<br />

Böden nach DIN 19715 (Entwurf)<br />

Strumpf, Thomas (Biologische Bundesanstalt):<br />

Einleitung<br />

Das Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG vom 17. März 1998, BGBl. I, S.502) geht<br />

vom Schutz des Bodens in seinen natürlichen Funktionen und in seinen<br />

Nutzungsfunktionen aus und betont den Erhalt seiner Leistungsfähigkeit unter dem Prinzip<br />

der Vorsorge.<br />

Die Festlegung von Prüf- und Maßnahmewerten in dem zugehörigen untergesetzliche<br />

Regelwerk einer Durchführungsverordnung [Bundes-Bodenschutz- und<br />

Altlastenverordnung (BBodSchV) vom 12. Juli 1999, BGBl. I, S. 1554 – BBodSchV] zur<br />

Gefahrenbeurteilung bei schädlichen Bodenveränderungen und Altlasten unterscheidet<br />

nach Nutzung des Bodens und durch diese bedingte Wirkungspfade, die ein Stoff auf dem<br />

Weg zum Schutzgut nehmen kann. Schutzgüter sind dabei die menschliche Gesundheit,<br />

die Qualität von Nahrungs- und Futterpflanzen sowie das Bodensickerwasser auf dem<br />

Weg zum Grundwasser.<br />

Für die Beurteilung des Übergangs von Bodenschadstoffen (Metalle und Halbmetalle) in<br />

Nahrungs- und Futterpflanzen sind in Anhang 2 Nr. 2 Prüfwerte nach § 8 Abs. 1 Satz 2 Nr.<br />

1 BBodSchG vorgesehen. Dies betrifft die Schadelemente (Schwermetalle) Blei (Pb), Cadmium<br />

(Cd), Chrom (Cr), Kupfer (Cu), Nickel (Ni), Quecksilber (Hg) und Zink (Zn). Die<br />

Bestimmung der Schwermetallgesamtgehalte erfolgt nach Königswasser-Extraktion der<br />

lufttrockenen Bodenprobe mittels spektrometrischer Bestimmung nach normierten<br />

Vorschriften. Die Schadwirkung wird anhand der gemessenen pflanzenverfügbaren<br />

Bodengehalte aus dem Ammoniumnitrat - Extrakt für die Schadelemente Arsen (As), Blei<br />

(Pb), Cadmium (Cd), Kupfer (Cu), Nickel (Ni), Thallium (Tl) und Zink (Zn) erfasst.<br />

Überschreitungen von Prüf-, Maßnahme- und Vorsorgewerten nach BBodSchV resultieren<br />

i.d.R. aus punktuellen ‚Altlasten‘ verschiedener Herkunft und Belastungen aus dem Umfeld<br />

von Ballungsgebieten.<br />

Die Anlage von Nutz-/Kleingärten erfolgte in der Vergangenheit teilweise auf punktuellen<br />

Altlasten. Um die Erzeugung unbelasteten Ernteguts auf belasteten Flächen zu<br />

gewährleisten, werden im Falle einer Überschreitung der vorgegebenen Werte, die<br />

verfügbaren Schadelementanteile schutzgutbezogen (Erntegut, Wasser) bewertet, da die<br />

Bodengesamtgehalte keine Rückschlüsse auf die zu erwartende Belastungssituation<br />

zulassen.<br />

Deshalb ist für die Beurteilung von Schadelementgehalten in Böden die Konzentration<br />

dieser in der Bodenlösung von entscheidender Bedeutung, weil sowohl der Transfer in die<br />

Pflanze (Nahrungskette) als auch die Versickerung ins Grundwasser (Trinkwasser) über<br />

die gelöste Form erfolgt.<br />

Gewinnung pflanzenverfügbarer Elementgehalte<br />

Die Gewinnung pflanzenverfügbarer Elementgehalte erfolgte auf der Grundlage der DIN<br />

19715 „Probennahme von Bodenwasser zur Bestimmung der Inhaltsstoffe und<br />

Abschätzung von Sickerfrachten“. Gegenstand dieses Normentwurfs sind Verfahren, die<br />

weitestgehend eine zerstörungsfreie und wiederholbare in - situ - Beprobung des<br />

505


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Bodenwassers erlauben. Diese Kriterien gelten uneingeschränkt für den Einbau von<br />

Saugkerzen, Saugplatten oder Drainagen, im Unterschied zu anderen in der Frage<br />

anwendbaren Verfahren, bei denen Bodenmaterial zur Herstellung eines Eluats oder<br />

Zentrifugats entnommen wird.<br />

Zur Gewinnung des Bodenwassers wurden SKA 100 FF Röhrentiegel (Aluminiumoxid -<br />

Saugkerzen) der Fa. Morgan Advanced Ceramics Sales B.V. verwendet. Diese wurden<br />

vor ihrem Einbau 14 Tage in 2n HNO3 eingeweicht, um nicht erwünschte Elemente zu<br />

entfernen und anschließend erschöpfend mit bidestilliertem Wasser gespült.<br />

Um die pflanzenverfügbare Lösung zu erfassen, wurde eine Saugspannung bis -0,95 bar<br />

angelegt. Die Unterdruckanlage wurde mit einer Vakuumpumpe mit 1000 l/min<br />

Saugvermögen betrieben.<br />

Die Saugkerzen wurden im Frühjahr eingebaut und nach einer 4 – 6wöchigen Wartezeit<br />

die erste Probenahme durchgeführt. Das gewonnene Bodenwasser wurde verworfen, um<br />

Verfälschungen bei der Gewinnung pflanzenverfügbarer Elementgehalte zu vermeiden.<br />

Modellpflanzen<br />

Pflanzen reichern Schwermetalle unterschiedlich stark an; sie zeigen unterschiedliche<br />

Aufnahme- und Verteilungsmusters gegenüber Schwermetallen. Anhand der<br />

Modellpflanzen Nicotiana tabacum (Tabak) und Beta vulgaris var. altissima L.<br />

(Zuckerrübe) wurden die pflanzenverfügbaren Gehalte ausgewählter Nähr- und<br />

Schadelemente in kontaminierten Modellböden bestimmt. Tabak als Flachwurzler und<br />

Zuckerübe als Tiefwurzler dienen als Modellpflanzen für Blatt- bzw. Wurzelgemüse. Beide<br />

Pflanzen wurden jeweils über eine ganze Vegetationsperiode kultiviert, was zur Ableitung<br />

gesicherter Aussagen des Aufnahme- und Verteilungsmusters von Schadelementen führt.<br />

Modellpflanzen sollten zudem eine große Blattoberfläche (hohe Transpirationsrate und<br />

damit hohes Aufnahmevermögen) besitzen und in Böden mit erhöhten<br />

Schwermetallgesamtgehalten kultiviert werden.<br />

Modellböden<br />

Das Versuchsfeld der Biologischen Bundesanstalt in Berlin-Dahlem kann als typisch für<br />

urbane Standorte mit naturbedingt und großflächig siedlungsbedingt erhöhten<br />

Hintergrundgehalten an Schadelementen eingestuft werden.<br />

Tab. 1: Wichtige Bodenparameter der untersuchten Böden der Betonrahmenparzellen<br />

Parzelle ohne Cd I Cd II V I V II Cr I Cr II Ni I Ni II<br />

pH-Wert 6.2 6.1 5.9 6.0 6.0 6.0 6.0 6.1 5.9<br />

org. Subst. 2.1 2.0 1.9 2.0 2.0 2.3 2.2 1.9 2.0<br />

Sand 78.6 74.0 76.1 80.2 77.1 76.4 77.1 76.4 74.8<br />

Schluff % 17.3 24.3 16.6 14.7 16.3 17.7 16.0 16.7 14.9<br />

Ton 4.1 1.7 7.3 5.1 6.6 6.0 6.9 6.9 10.3<br />

506


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Der lehmige Sandboden wurde von KLOKE und Mitarbeitern 1973 in<br />

Betonrahmenparzellen (1m x 1m 1m) gefüllt und mit ausgewählten Schadelementen<br />

zweier Belastungsstufen kontaminiert. Die Schwermetalle sind inzwischen an die<br />

organische Substanz oder an Ton- und Schluffbestandteile des Bodens weitgehend<br />

gebunden und somit nur zu einem geringen Anteil pflanzenverfügbar.<br />

Der Einfluss des Wurzelwachstums auf die Pflanzenverfügbarkeit von geogenen<br />

Elementgehalten bei den gewählten Nutzpflanzen wurde exemplarisch für die<br />

Schwermetalle Cd, Cr, Ni und V untersucht.<br />

Versuchsaufbau<br />

Die Bodenlösungsgehalte von Cd, Cr, Ni und V wurden im Beprobungszeitraum in<br />

Abhängigkeit des Abstands der Saugkerzen von der Pflanze aus dem Mittelwert von 4<br />

Versuchsgliedern bestimmt.<br />

SK30 SK5<br />

SK15<br />

S30<br />

SF30<br />

S15<br />

SF15<br />

SF5<br />

Abb. 1: Schematischer Versuchsaufbau zur Ermittlung pflanzenverfügbarer<br />

Elementgehalte in Modelböden<br />

Die Bestimmung der pflanzenverfügbaren Nährstoff- und Schadelement-Gehalte in der<br />

Bodenlösung erfolgte direkt mit einem IRIS Intrepid der Fa. Thermo mittels ICP-OES<br />

(Inductively Coupled Plasma Optical Emission Spectrometry).<br />

Ergebnisse<br />

Wiederholung 1<br />

S5<br />

M<br />

M<br />

SF5<br />

S5<br />

SK15 SK5<br />

Wiederholung 2<br />

S15<br />

SK30<br />

Wiederholung 3<br />

Wiederholung 4<br />

Für die Beurteilung von Schadelementgehalten in Böden ist die Konzentration dieser in<br />

der Bodenlösung von entscheidender Bedeutung, weil der Transfer in die Pflanze<br />

(Nahrungskette) über die gelöste Form erfolgt.<br />

Vor einer Aufnahme in die Pflanze müssen die Elemente aus dem Boden ’herausgelöst’<br />

werden. Dies erfolgt, indem die Wurzelhyphen ein aus niedermolekularen organische<br />

Säuren (Oxalsäure, Äpfelsaure, Citronensäure etc.) bestehenden Extrakt (Exudat)<br />

ausscheiden und anschließend die in der Bodenlösung vorhandenen pflanzenverfügbaren<br />

M<br />

SF15 SF30 SF30 SF15 SF5 SF5 SF15 SF30<br />

S30<br />

SK30 SK5<br />

SK15<br />

S30<br />

S15<br />

SK15<br />

S5 S15<br />

M<br />

S5<br />

SK5<br />

S30<br />

SK30<br />

M Modellpflanze<br />

SF Saugflaschen für Bodenlösungsmischprobe<br />

in 5, 15<br />

und 30 cm Entfernung zur<br />

Kulturpflanze<br />

SK Saugkerze (SKA-100FF)<br />

in 5, 15 und 30 cm Entfernung<br />

zur Kulturpflanze, Einbautiefe<br />

25-30cm<br />

S Saugschläuche (gewerbliche<br />

PVC-Schläuche Original<br />

Guttasyn 6/3 BD (23bar/20°C)<br />

verschiedene Längen<br />

507


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Anteile in Abhängigkeit des Wasserverbrauchs in oberirdischen Pflanzenteilen mit einer<br />

Saugspannung bis 0,95 bar mit dem Transpirationsstrom aufnehmen.<br />

Die Ausscheidung von niedermolekularen Säuren im Wurzelspitzenbereich führt zu einer<br />

spezifischen Veränderung der Schwermetallverfügbarkeit.<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Parzelle Cd II<br />

Bodengesamtgehalte<br />

70 … 95 mg Cd/kg (TS)<br />

Abb. 2: Cadmium – Gehalte in der Bodenlösung in Abhängigkeit des pH – Werts<br />

während des Beprobungszeitraums bei der Kultur von Tabak<br />

Bereits zu Beginn des Beprobungszeitraums am 11.06. hatten die Wurzelspitzen den<br />

Bereich der im Abstand von 30 cm zum Stamm der Tabakpflanze eingebauten<br />

Saugkerzen erreicht. Durch Ausscheidung von niedermolekularen Säuren im<br />

Wurzelspitzenbereich kommt es zu einer deutlichen pH – Wert Absenkung, welche zu<br />

einer Erhöhung der Cd – Mobilität (Pflanzenverfügbarkeit) führt und mit einem Anstieg der<br />

Bodenlösungsgehalte einhergeht (Abb. 2).<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

[mg Cd/l]<br />

pH-Wert<br />

11.06. 25.06. 06.07. 20.07. 06.08. 31.08.<br />

5cm 15cm 30cm pH 5cm pH 15cm pH 30cm<br />

[mg Cd/l]<br />

Parzelle Cd II<br />

Tabak<br />

Beta-Rübe<br />

6.7. 22.7. 5.8. 19.8.<br />

pH-Wert<br />

5cm 15cm 30cm pH 5cm pH 15cm pH 30cm<br />

8,0<br />

7,6<br />

7,2<br />

6,8<br />

6,4<br />

6,0<br />

5,6<br />

5,2<br />

4,8<br />

4,4<br />

4,0<br />

8,0<br />

7,6<br />

7,2<br />

6,8<br />

6,4<br />

6,0<br />

5,6<br />

5,2<br />

4,8<br />

4,4<br />

4,0<br />

Bodengesamtgehalte<br />

70 … 95 mg Cd/kg (TS)<br />

508


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Abb. 3: Cadmium – Gehalte in der Bodenlösung in Abhängigkeit des pH – Werts<br />

während des Beprobungszeitraums bei der Kultur von Zuckerrübe<br />

Im Laufe des Beprobungszeitraums wuchs ein Großteil der Wurzelspitzen über den<br />

Einzugsbereich der Saugkerzen hinaus, was zu einem Anstieg des pH – Werts in den<br />

Bodenlösungen führte. Damit verbunden war eine Verringerung der Pflanzenverfügbarkeit<br />

des Cd.<br />

Die hohen Cd – Gehalte in den Bodenlösungen resultieren auch aus der hohen<br />

Bodenbelastung. Bei dem Tiefwurzler Zuckerrübe führte das fehlende Breitenwachstum im<br />

Wurzelbereich nicht zu so deutlichen Veränderungen des pH – Werts in den<br />

Bodenlösungen während des Beprobungszeitraumes (Abb. 3).<br />

Ein gravierender Einfluss des Wurzelwachstums auf die Pflanzenverfügbarkeit der<br />

Hauptnährelemente Mg, Na, P und S wurde nicht festgestellt. Von den untersuchten<br />

Spurennährelementen B, Cu, Fe, Mnund Zn zeigte nur Zn eine deutliche Abhängigkeit von<br />

der aus dem Wurzelwachstum resultierenden pH – Wert Änderung der gewonnenen<br />

Bodenlösungen während des Beprobungszeitraums.<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

mg/l<br />

Hauptnährelemente Spurennährelemente<br />

Ca K Mg Na P S<br />

5 cm pH 7,0 15 cm pH 6,8 30 cm pH 6,7<br />

Mittelwerte aus 6 Beprobungen<br />

Abb. 4: Vergleich der Bodenlösungsgehalte der Hauptnährelemente Ca, K, Mg, Na, P, S<br />

und der Spurennährelemente B, Cu, Fe, Mn, Zn bei Tabak im Kontrollboden<br />

während des Beprobungszeitraums 11.06. – 31.08.2004<br />

Die Leistungsfähigkeit der Methode zur direkten Gewinnung pflanzenverfügbarer<br />

Elementgehalte nach DIN 19715 (Entwurf) wurde mit anderen Extraktionsverfahren<br />

verglichen. Als Maß dafür dienen die Korrelationskoeffizienten aus den Elementgehalten in<br />

den Modellböden und im Erntegut.<br />

0,28<br />

0,24<br />

0,20<br />

0,16<br />

0,12<br />

0,08<br />

0,04<br />

0,00<br />

mg/l<br />

B Cu Fe Mn Zn<br />

5 cm pH 7,0 15 cm pH 6,8 30 cm pH 6,7<br />

509


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Tab. 2: Vergleich der Korrelationskoeffizienten für den Pfad Boden/Pflanze nach DIN<br />

19715 (Entwurf) mit anderen Extraktionsverfahren für die Schwermetalle Cd, Ni,<br />

Cr und V<br />

Die mittels Saugkerzen direkt gewonnenen pflanzenverfügbaren Schwermetall - Gehalte in<br />

der Bodenlösung korrelieren gut mit den im Erntegut ermittelten Elementgehalten (Tab. 2).<br />

Das Verfahren zur „Probennahme von Bodenwasser zur Bestimmung der Inhaltsstoffe und<br />

Abschätzung von Sickerfrachten“ nach DIN 19715 (Entwurf) erwies sich aber als wenig<br />

geeignet, den Nährstoffstatus zu bestimmen (Tab. 3).<br />

Aus den Modellversuchen wird geschlussfolgert, dass die Saugkerzen vor ihrem Einbau<br />

gereinigt und im gleichen Abstand zwischen den Kulturpflanzen eingebaut werden sollten,<br />

um agrarkulturelle Maßnahmen nicht zu stören. Es empfiehlt sich nach einer Wartezeit<br />

mindestens 6 Beprobungen in der Vegetationsperiode durchzuführen.<br />

510


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Tab. 3: Vergleich der Korrelationskoeffizienten für den Pfad Boden/Pflanze nach DIN<br />

19715 (Entwurf) mit anderen Extraktionsverfahren für die ausgewählten<br />

Nährelemente Ca, K, Mg und P<br />

Zusammenfassung<br />

Der Transfer von Schadstoffen in die Nahrungskette über den Pfad Boden/Pflanze hängt<br />

von den Bodenparametern, ihren Bodengehalten sowie ihrer Pflanzenverfügbarkeit ab.<br />

Werden die vorgegebenen Grenz-, Prüf- und Massnahmewerte nach BBodSchV<br />

überschritten, so sind die verfügbaren Schadstoffanteile schutzgutbezogen (Erntegut,<br />

Wasser) zu bewerten, da die Bodengesamtgehalte keine Rückschlüsse auf die zu<br />

erwartende Belastungssituation zulassen.<br />

Für die Beurteilung von Schadelementgehalten in Böden ist die Konzentration dieser in<br />

der Bodenlösung (Sickerwasser) von entscheidender Bedeutung, weil sowohl der Transfer<br />

in die Pflanze (Nahrungskette) als auch die Versickerung ins Grundwasser (Trinkwasser)<br />

über die gelöste (bioverfügbare) Form erfolgt.<br />

Die Ausscheidung von niedermolekularen Säuren im Wurzelspitzenbereich führt zu einer<br />

spezifischen Veränderung der Schwermetallverfügbarkeit.<br />

Die mittels Saugkerzen direkt gewonnenen pflanzenverfügbaren Schwermetall - Gehalte in<br />

der Bodenlösung korrelieren gut mit den im Erntegut ermittelten Elementgehalten. Das<br />

Verfahren zur „Probennahme von Bodenwasser zur Bestimmung der Inhaltsstoffe und<br />

Abschätzung von Sickerfrachten“ nach DIN 19715 (Entwurf) erwies sich aber zur Ableitung<br />

von Aussagen zum Nährstoffstatus als ungeeignet.<br />

511


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

P-Versorgung Thüringer Böden und Auswirkung auf P-Ernährung und Ertrag<br />

landwirtschaftlicher Kulturen<br />

Zorn, Wilfried (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Schröter, Hubert:<br />

1. Problemstellung<br />

Nach 1990 hat eine Vielzahl Thüringer Landwirtschaftsbetriebe aus Kostengründen die P-<br />

Düngung stark reduziert oder ganz unterlassenen. Infolge des gleichzeitig reduzierten<br />

Tierbesatzes auf


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

mittleren und hohen P-Gehalten hat abgenommen, die sehr hoch versorgten dagegen<br />

nicht.<br />

In den ausgewerteten Zeitraum fallen 2 Methodenwechsel, die aufgrund des hohen Anteils<br />

an Carbonatböden notwendig waren. Mehr als 50 % der Thüringer Ackerfläche verfügt<br />

über geogen bedingtes CaCO3. Im Jahr 1991 wurde deshalb die DL-Methode durch die<br />

CAL-Methode abgelöst. Damit wurde die P-Verfügbarkeit vieler Böden präziser, d. h.<br />

höher bewertet. Die Einführung der modifizierten CAL-Methode führte nochmals zu<br />

höheren P-Gehalten auf ca. 15 % der Ackerfläche. Beide Methodenwechsel haben zu<br />

einer höheren P-Extraktion bzw. Bewertung der P-Verfügbarkeit eines nicht exakt<br />

bezifferbaren Flächenanteils geführt. Auf einzelnen Standorten mit sehr hohem Kalkgehalt<br />

wird die Einstufung der P-Versorgung in Gehaltsklassen um 2 bis 3 Stufen verbessert.<br />

Damit ist die Abnahme der P-Versorgung Thüringer Ackerböden noch dramatischer als in<br />

Tabelle 1 ausgewiesen.<br />

In Erhebungsuntersuchungen auf Testflächen sowie P-Düngungsversuchen wurden die<br />

Auswirkungen der restriktiven P-Düngung auf die P-Ernährung der Ackerkulturen<br />

untersucht. Die Ergebnisse werden nachfolgend dargestellt.<br />

2. Ergebnisse<br />

2.1 P-Gehalt der Unterböden<br />

Die Bewertung der Nährstoffversorgung der Böden erfolgt in Thüringen durch<br />

Untersuchung der Bodenschicht 0 bis 20 cm. Auf diese Bodentiefe beziehen sich die<br />

Richtwerte zur Einstufung in Gehaltsklassen und zur Ableitung der<br />

Düngungsempfehlungen. Zur Untersuchung des Einflusses des Düngemanagements der<br />

letzten Jahrzehnte auf die P-Versorgung des Unterbodens wurden 2004/2005 auf 417<br />

Testflächen auf Ackerland zusätzlich Bodenproben aus 20... 40 und 40... 60 cm Tiefe<br />

entnommen und auf den P-Gehalt analysiert. Die Analysen erfolgten jeweils nach der<br />

CAL-Methode.<br />

Erwartungsgemäß nimmt mit zunehmender Bodentiefe der P-Gehalt deutlich ab. Der<br />

relative P-Gehalt in 20 bis 40 cm Tiefe beträgt im Mittel (Medianwert) auf den l`S-<br />

Standorten 68 % des Gehaltes im Oberboden, auf allen anderen Böden 56... 59 %. In 40<br />

bis 60 cm Tiefe sind unabhängig von der Bodenart 24... 27 % des Gehaltes in 0 bis 20 cm<br />

vorhanden. Die P-Gehalte im Unterboden korrelieren hoch signifikant mit den Gehalten in<br />

0 – 20 cm. Abbildung 2 verdeutlicht diesen Zusammenhang.<br />

Mit abnehmender P-Versorgung in 0 – 20 cm gehen auch die P-Gehalte in 20 – 40 und 40<br />

– 60 cm zurück. Die Böden mit hohem Gehalt im Oberboden (Gehaltsklasse D) weisen im<br />

Mittel 5,5 bzw. 2,6 mg P/100g in 20 – 40 bzw. 40 – 60 cm auf. Bei niedriger P-Versorgung<br />

(Gehaltsklasse B) in 0 – 20 cm beträgt der P-Gehalt im Unterboden nur noch 2,3 bzw. 1,1<br />

mg P/100g sowie bei sehr niedrigem P-Gehalt (Gehaltsklasse A) lediglich 1,4 bzw. 0,6 mg<br />

P/100g. Aufgrund dieses Zusammenhanges liegen mit großer Wahrscheinlichkeit auch im<br />

Unterboden unterdurchschnittliche P-Gehalte vor, wenn der Oberboden unzureichend mit<br />

P versorgt ist. Unter den Bedingungen niedriger und sehr niedriger P-Versorgung in 0 – 20<br />

cm Tiefe ist demzufolge in der Regel ein wesentlicher Beitrag des Unterbodens zur P-<br />

Ernährung der Pflanzen nicht zu erwarten.<br />

513


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

cm Bodentiefe<br />

0 - 20<br />

20 - 40<br />

40 - 60<br />

0 - 20<br />

20 - 40<br />

40 - 60<br />

0 - 20<br />

20 - 40<br />

40 - 60<br />

0 - 20<br />

20 - 40<br />

40 - 60<br />

0 - 20<br />

20 - 40<br />

40 - 60<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

mg P/100g<br />

Gehaltsklasse<br />

in 0 - 20 cm<br />

Abbildung 26: Medianwerte der P-Gehalte von 417 Thüringer Ackerstandorten bis 60 cm Tiefe in<br />

Abhängigkeit von der Gehaltsklasse in 0 – 20 cm (Probenahme: 2004/2005)<br />

2.2 Ursachen ernährungsbedingter Wachstumsminderungen im Ackerbau<br />

Die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft führt mit Hilfe von Boden- und<br />

Pflanzenanalysen sowie der Symptomdiagnose Untersuchungen zur Aufklärung der<br />

Ursachen ernährungsbedingter Wachstumsminderungen bei Acker- und<br />

Feldgemüsekulturen durch. In diesem Zusammenhang wurde ein hoher Anteil an P-<br />

Mangelernährung als Schadursache eindeutig festgestellt (Abb. 3).<br />

Mo<br />

3 %<br />

Mn<br />

5%<br />

N<br />

10%<br />

S<br />

14%<br />

Mg<br />

2%<br />

Kalk<br />

17%<br />

B<br />

4%<br />

Cu, Zn<br />

0%<br />

K<br />

24%<br />

E<br />

P<br />

21%<br />

Abbildung 27: Ursachen Ernährungsbedingter Wachstumsminderungen im Thüringer Acker-<br />

und Feldgemüsebau (302 eindeutig aufgeklärte Fälle, 1995 – 2005)<br />

D<br />

C<br />

B<br />

A<br />

514


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Nach K-Mangelernährung stellt eine unzureichende P-Ernährung die zweithäufigste<br />

Schadursache dar. Sichtbarer P-Mangel trat unabhängig von der geologischen Herkunft<br />

der Bodenbildung auf verschiedenen Standorten in Erscheinung, teilweise in Verbindung<br />

mit einer starken Versauerung des Bodens. Ausgelöst wurde der P-Mangel zumeist durch<br />

langjährig negative P-Bilanzen infolge unterlassener Düngung. Die Böden dieser Flächen<br />

waren in der überwiegenden Mehrzahl sehr niedrig bis niedrig (Gehaltsklassen A und B)<br />

mit P versorgt.<br />

2.3 Auswirkung der P-Versorgung der Böden auf den P-Ernährungszustand von<br />

Winterweizen<br />

Die gezielte Anwendung der Pflanzenanalyse ermöglicht bei unterlassener oder<br />

suboptimaler P-Düngung eine Bewertung der P-Versorgung des Bodens unter den<br />

jeweiligen Jahresbedingungen. In den Jahren 2003 und 2005 wurden auf ausgewählten<br />

Testflächen mit Winterweizenanbau Pflanzenproben entnommen und auf die Gehalte an<br />

Makronährstoffen (N, P, K, Mg, S) sowie die für Weizen relevanten Mikronährstoffen (Cu,<br />

Mn, Zn) untersucht. Die Bewertung der Ergebnisse in niedrigem, ausreichendem und<br />

hohem Ernährungszustand erfolgte nach den aktuellen Richtwerten der Thüringer<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft, die zuletzt durch BREUER et al. (2003) publiziert<br />

wurden. Anlass für die Durchführung des Monitorings war unter anderem die<br />

Untersuchung der Auswirkung der gesunkenen Nährstoffvorräte im Boden auf den<br />

Ernährungszustand der Pflanzen. In die vorliegende Auswertung sind im Jahr 2005 die<br />

Ergebnisse Thüringer Pflanzenproben eingeflossen, die im Rahmen eines vom<br />

Arbeitskreis Düngeberatung und Nährstoffhaushalt beim Verband der<br />

Landwirtschaftskammern initiierten Monitorings erhalten wurden.<br />

2.3.1 Ernährungszustand von Winterweizen im Jahr 2003<br />

Für die Erhebungsuntersuchung wurden im Trockenjahr 2003 auf 97 Test-Flächen im<br />

BBCH-Stadium 31 bis 36 Pflanzenproben entnommen und analysiert. Die Bewertung des<br />

Ernährungszustandes des Weizens in niedrig, ausreichend und hoch ernährt zeigt Tabelle<br />

2.<br />

Tabelle 2: Ernährungszustand von Winterweizen (gesamte oberirdische Pflanze) im BBCH-Stadium 31 - 36<br />

auf 97 Nährstoffdynamik-Testflächen im Jahr 2003<br />

Ernährungszustan<br />

Anzahl Flächen<br />

d<br />

N P K Mg S Cu Mn Zn<br />

niedrig 2 30 10 0 1 0 7 4<br />

ausreichend 82 65 83 85 96 97 89 92<br />

hoch 13 2 4 12 - - 1 1<br />

Infolge der gesunkenen P-Versorgung auf dem Ackerland war unter den Bedingungen des<br />

Jahres 2003 mit anhaltender Trockenheit (76 % des langjährigen Niederschlagsmittels)<br />

und überdurchschnittlichen Temperaturen (+1,2 K zum langjährigen Mittel) fast ein Drittel<br />

der Weizenpflanzen mit P unterversorgt. Davon waren neben den Flächen mit Gehaltsklasse<br />

A und B auch ein Teil der Flächen mit mittlerer P-Versorgung des Bodens<br />

(Gehaltsklasse C) betroffen (Tabelle 3). Einen niedrigen K-Ernährungszustand wiesen ca.<br />

1/10 der Proben auf. Auf 7 Schlägen lag eine niedrige Mn-Ernährung vor, vermutlich<br />

infolge der anhaltenden Trockenheit, die zu Oxidation pflanzenverfügbarer Mn 2+ - zu nicht<br />

pflanzenaufnehmbaren Mn 4+ -Ionen im Boden führt. Dagegen war unter den Bedingungen<br />

des Jahres 2003 eine N-, Mg-, S-, Cu- und Zn-Unterernährung des Weizens nur in<br />

wenigen Fällen aufgetreten.<br />

515


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Tabelle 3 gibt einen Überblick über die Beziehung zwischen dem P-Gehalt im Boden und<br />

dem P-Ernährungszustand des Winterweizens. Bei sehr niedrigem Boden-P-Gehalt<br />

(Gehaltsklasse A) wiesen die Weizenpflanzen in jedem Fall eine unzureichende P-<br />

Ernährung auf, bei niedrigem Gehalt (Gehaltsklasse B) in der Mehrzahl der Flächen. Eine<br />

mittlere P-Versorgung im Boden (Gehaltsklasse C) ermöglichte nur bei zwei Drittel der<br />

untersuchten Flächen eine ausreichende P-Aufnahme durch die Pflanzen. Bei einem<br />

weiteren Drittel wurde trotz mittlerem P-Gehalt im Boden eine unzureichende P-Ernährung<br />

festgestellt. Eine hohe bzw. sehr hohe P-Versorgung des Bodens (Gehaltsklassen D und<br />

E) führten mit Ausnahme von 2 Flächen mit N-Mangelernährung zu einer ausreichenden<br />

P-Aufnahme durch die Pflanzen.<br />

Die Ergebnisse der Erhebungsuntersuchung im Trockenjahr 2003 zeigen, dass unter<br />

ungünstigen Bedingungen für die Nährstoffaufnahme auch Böden mit mittlerer P-<br />

Versorgung bei unterlassener P-Düngung eine ausreichende P-Ernährung der Pflanzen<br />

nicht immer gewährleisten können.<br />

Tabelle 3: Beziehung zwischen P-Ernährungszustand von Winterweizen im BBCH-Stadium 31 - 36 auf<br />

97 Nährstoffdynamik-Testflächen im Jahr 2003 und der P-Versorgung des Bodens<br />

P-Gehaltsklasse N<br />

Anzahl Flächen mit P-Ernährungszustand<br />

niedrig ausreichend hoch<br />

A 4 4 0 0<br />

B 17 14 3 0<br />

C 30 10 20 0<br />

D 30 2 *) 26 2<br />

E 16 0 16 0<br />

gesamt 97 30 65 2<br />

*) = niedriger P-Ernährungszustand infolge N-Mangelernährung<br />

2.3.2. Ernährungszustand von Winterweizen im Jahr 2005<br />

Im Jahr 2005 wurde das Monitoring auf 61 ausgewählten Winterweizenflächen wiederholt.<br />

Die Ergebnisse zeigt Tabelle 4.<br />

Tabelle 4: Ernährungszustand von Winterweizen (gesamte oberirdische Pflanze) im<br />

BBCH-Stadium 32 auf 61 Testflächen im Jahr 2005<br />

Ernährungszustan<br />

Anzahl Flächen<br />

d<br />

N P K Mg S Cu Mn Zn<br />

niedrig 2 19 13 0 6 1 0 11<br />

ausreichend 52 42 48 57 47 60 61 50<br />

hoch 7 0 0 4 8 0 0 0<br />

Die Pflanzen von 19 von 61 Testflächen wiesen einen niedrigen P-Ernährungszustand auf<br />

(= 31 %) und bestätigen damit auch unter besseren Bedingungen für die<br />

Nährstoffaufnahme die infolge der langjährig unterlassenen bzw. suboptimalen P-Düngung<br />

verminderte P-Verfügbarkeit der Böden. Tabelle 4 ist zu entnehmen, dass bei hohem und<br />

sehr hohem P-Gehalt die Böden in der Lage waren, bei unterlassener bzw. suboptimaler<br />

P-Düngung eine ausreichende P-Ernährung des Weizens zu ermöglichen. Eine sehr<br />

niedrige oder niedrige P-Versorgung des Bodens führte bei weitgehend guten<br />

Bedingungen für die Nährstoffaufnahme im Frühjahr 2005 auf etwa der Hälfte der<br />

516


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

untersuchten Flächen zu einer unzureichenden P-Ernährung der Pflanzen und bestätigt für<br />

diese Bedingungen einen akuten P-Düngebedarf. Teilweise verfügten Pflanzen, die auf<br />

Böden mit mittlerer P-Versorgung gewachsen waren, ebenfalls nur einen niedrigen P-<br />

Ernährungszustand.<br />

Tabelle 4: Beziehung zwischen dem P-Ernährungszustand von Winterweizen im BBCH-Stadium 32 auf<br />

61 Nährstoffdynamik-Testflächen im Jahr 2005 und der P-Versorgung des Bodens<br />

P-Gehaltsklasse n<br />

Anzahl Flächen mit P-Ernährungszustand<br />

niedrig ausreichend hoch<br />

A 4 3 1 0<br />

B 28 12 16 0<br />

C 18 4 14 0<br />

D 5 0 5 0<br />

E 6 0 6 0<br />

gesamt 61 19 42 0<br />

2.4 Ergebnisse langjähriger Feldversuche zur P-Düngung<br />

Im Jahr 1993 wurden auf verschiedenen Thüringer Ackerstandorten statische<br />

Feldversuche zur P-Düngung angelegt. Zielstellung der Versuche ist die Überprüfung der<br />

Düngungsempfehlungen und die Untersuchung der Auswirkungen der unterlassenen P-<br />

Düngung auf die Ertragsbildung. Als aktueller Aspekt kommt entsprechend der Diskussion<br />

zum Klimawandel mit der prognostizierten Zunahme von Trockenperioden bzw. –jahren<br />

die Bewertung der P-Düngewirkung bzw. des P-Düngebedarfes bei Trockenheit hinzu. Die<br />

Versuche umfassen 4 Prüfglieder (ohne P, P nach Entzug, P-Entzug +30 %, P-Entzug –30<br />

%). Die Böden der Versuchsstandorte wiesen zu Versuchsbeginn eine mittlere bis sehr<br />

hohe P-Versorgung auf und sind daher geeignet, die Wirkung der unterlassenen P-<br />

Düngung auf die Ertragsbildung unter solchen Bedingungen, wie sie in der Thüringer<br />

Landwirtschaft häufig anzutreffen sind, zu untersuchen. Abbildung 4 zeigt als Beispiel die<br />

Entwicklung der P-Gehalte des statischen P-Düngungsversuches auf der tiefgründigen<br />

Lößgriserde Dornburg/Saale in Abhängigkeit von der P-Düngung.<br />

Deutlich ist die starke Abnahme des P-Gehaltes der Variante ohne P zu erkennen. Der zu<br />

Versuchsbeginn vorhandene hohe P-Gehalt (Gehaltsklasse D) ist in den niedrigen<br />

Gehaltsbereich gesunken, während der Boden-P-Gehalt der Varianten mit P-Düngung<br />

weitgehend der Gehaltsklasse D zuzuordnen ist.<br />

Die P-Düngung führte in der Mehrzahl der letzten Jahre zu wirtschaftlichen Mehrerträgen.<br />

Abbildung 5 zeigt die Ertragserhöhung im Mittel der 3 Varianten mit P-Düngung. In den<br />

Jahren 2003 bis 2005, in denen in der Variante ohne P bereits ein niedriger P-Gehalt im<br />

Boden (Gehaltsklasse B) vorlag, betrugen die Mehrerträge durch P je 5 dt/ha bei<br />

Winterroggen und –weizen sowie 3 dt/ha bei Winterraps. Die hier nicht dargestellten<br />

Ergebnisse auf anderen Versuchsstandorten mit Abfall der P-Bodengehalte in die<br />

Gehaltsklasse B bestätigen die Ergebnisse des Feldversuches in Dornburg.<br />

517


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

mg P/100g<br />

3. Fazit<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Entzug +30 %<br />

Entzug<br />

Entzug -30%<br />

ohne P<br />

Gehaltsklasse<br />

Abbildung 28: Entwicklung der CAL-löslichen P-Gehalte im Boden des statischen P-Düngungsversuches<br />

Dornburg/Saale im Zeitraum 1993 bis 2005<br />

dt/ha<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

SG<br />

22 dt/ha<br />

Ka<br />

1993<br />

1994<br />

WW<br />

SG<br />

WG<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

WRa<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

Infolge der starken Reduzierung der P-Düngung und des stark zugenommenen Anbaus<br />

von Marktfrüchten und des damit verbundenen Nährstoffexports sind die P-Gehalte der<br />

Thüringer Ackerböden dramatisch gesunken. 41 % der Thüringer Ackerfläche weist eine<br />

sehr niedrige oder niedrige P-Versorgung (Gehaltsklasse A und B) auf. Pflanzenanalysen<br />

auf Praxisflächen belegen die zunehmenden Probleme bei der P-Ernährung der<br />

Ackerkulturen. Trockenjahre und –phasen wirken sich zusätzlich ungünstig auf die P-<br />

SG<br />

Trockenheit<br />

Lager<br />

Erbs<br />

WW<br />

WRo<br />

WRa<br />

Abbildung 29: Mittlerer Mehrertrag durch P-Düngung im Vergleich zur Kontrolle ohne P (statischer<br />

P-Düngungsversuch Dornburg/Saale)<br />

WW<br />

E<br />

D<br />

C<br />

B<br />

A<br />

WW<br />

518


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Aufnahme der Pflanzen aus den Böden mit abnehmenden P-Gehalten aus. Im Jahr 1993<br />

angelegte statische P-Düngungsversuche auf Standorten mit überwiegend hoher bzw.<br />

mittlerer P-Versorgung die Versuche belegen die starke Abnahme des P-Gehaltes im<br />

Boden bei langjährig unterlassener Düngung und zunehmende, wirtschaftliche<br />

Mehrerträge durch P-Düngung. In Trockenjahren wurde auf mehreren Standorten eine<br />

überdurchschnittlich hohe P-Düngewirkung erzielt. Unter diesen Bedingungen kommt der<br />

P-Düngung offensichtlich eine größere Bedeutung als auf Standorten bzw. Jahren mit<br />

ausreichender Wasserversorgung zu. Hierbei stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit<br />

einer stärkeren regionalen Differenzierung der Konzepte für die P-Düngung. Aufgrund der<br />

dargestellten Entwicklung der P-Versorgung Thüringer Böden ist eine Rückkehr der<br />

Landwirte zu einer bedarfsgerechten P-Düngung dringend erforderlich.<br />

4. Literatur<br />

BREUER, J.; KÖNIG, V.; MERKEL, D.; OLFS, H.-W.; STEINGROBE, B.; STIMPFL, E.;<br />

WISSEMEIER, A.; ZORN, W. (2003): Die Pflanzenanalyse zur Diagnose des<br />

Ernährungszustandes von Kulturpflanzen. Agrimedia Bergen/Dumme.<br />

519


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Alternativen der Düngeberatung in Ungarn<br />

Loch, Jakab (Universität Debrecen, Landwirtschaftliche Fakultät):<br />

Wie viel düngen?<br />

Eine entscheidende Frage für Produktion und Umwelt. Weltweit steht die nachhaltige<br />

Landbewirtschaftung (sustainable management) im Vordergrund. Zur Verwirklichung der<br />

nachhaltigen Wirtschaftsweise ist die Bewahrung der Bodenfruchtbarkeit, mit minimaler<br />

Belastung der Umwelt am wichtigsten. Die Produktion soll dabei nicht nur umweltgerecht,<br />

sondern auch wirtschaftlich sein. Erfüllung all dieser Ziele ist mit Berücksichtigung der<br />

ökologischen und ökonomischen Bedingungen, mit einer wissenschaftlich fundierten<br />

Düngeberatung erreichbar.<br />

Die Empfehlungen der Beratungssysteme beruht im Allgemeinen auf dem Bilanzprinzip.<br />

Das heißt, mit der Düngung sollen die Nährstoffverluste des Bodens, die mit dem<br />

Pflanzenentzug der Ernte entstehen ausgeglichen werden. Dabei soll aber der<br />

Nährstoffversorgungsgrad und das Nährstoffnachlieferungsvermögen der Böden<br />

berücksichtigt werden. Kriterien, die das einfache Grundprinzip komplizieren. Die<br />

Abweichungen der verschiedenen Beratungen unterscheiden sich eben darin, wie der<br />

Faktor Boden berücksichtigt wird.<br />

Düngeempfehlungen und Agrarpolitik<br />

Die jeweiligen Düngeempfehlungen eines Landes dienen zu jeder Zeit den<br />

agrarpolitischen Zielen, die auf Landesebene, mit Berücksichtigung der aktuellen<br />

Bedingungen erreicht werden sollen, wie z.B. Intensivierung, Extensivierung der<br />

Produktion. Diese Wirkung ist sowohl in den früheren als auch in den neuen Tendenzen<br />

der Düngeberatung nachweisbar.<br />

In Ungarn begünstigen die ökologischen Bedingungen die landwirtschaftliche Produktion.<br />

Daraus ausgehend wurde nach dem zweiten Weltkrieg ein Programm zur Steigerung der<br />

Erträge ausgearbeitet. Das Programm beruhte auf der Erhöhung des Nährstoffaufwandes<br />

in Form von Mineraldüngern, da infolge des niedrigen Tierbestandes (0,4/ha) die zur<br />

Verfügung stehenden organischen Düngermengen nicht ausreichten (Bocz, 1962).<br />

Der Düngeraufwand stieg zwischen 1960 und 70 von 30 kg/ha Reinnährstoff (Σ<br />

N+P2O5+K2O) auf 270 kg/ha. In den Jahren 1975-85 wurde der Nährstoffverbrauch der<br />

westeuropäischen Länder erreicht. Nach Berechnungen von Kádár (1987) wurde die<br />

Nährstoffbilanz in der Mitte der 70ger Jahre auf Landesebene ausgeglichen. Die vorher<br />

praktizierte, bodenerschöpfende Nährstoffwirtschaft wurde durch eine bodenbereichernde<br />

Düngung abgelöst. Der steigende Düngeraufwand hob das Nährstoffpotential, der<br />

Versorgungsgrad der Böden verbesserte sich nachweisbar. Die gleichzeitige Einführung<br />

der Weizen Intensivsorten und ertragsfähigen Maishybriden führte zur zwei bis dreifachen<br />

Erhöhung der Weizen und Maisernte auf Landesebene (Loch 2000). Der steigende<br />

Düngeraufwand in den 70er, 80er Jahren wurde durch die damals gültige, offizielle<br />

Beratung unterstützt.<br />

Grundlagen der Düngeempfehlung in Ungarn<br />

Die Empfehlungen des Beratungssystems der 70iger Jahre beruhen auf dem<br />

Bilanzprinzip, berücksichtigen den Nährstoffbedarf der Pflanzen, den Versorgungsgrad der<br />

Böden, sowie die Eigenschaften des Standortes (Antal et al. 1979).<br />

Der theoretische Nährstoffbedarf (Nährstoffentzug) kann aus der Ertragserwartung Q<br />

(t/ha) und dem spezifischen Nährstoffgehalt des Erntegutes f (kg/t) berechnet werden:<br />

520


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Nährstoffentzug (kg/ha) = Q.f (1)<br />

Der tatsächliche Nährstoffbedarf kann je nach Versorgungsgrad des Bodens größer oder<br />

kleiner sein als der theoretische Bedarf.<br />

Der tatsächliche Nährstoffbedarf wird mit der Formel<br />

Nährstoffbedarf (kg/ha) = Q.f* (2)<br />

errechnet, wobei f* der korrigierte spezifische Nährstoffbedarf (kg/t) nicht nur die<br />

Pflanzenart, sondern auch den Nährstoffversorgungsgrad der Böden und den Standorttyp<br />

berücksichtigt. Damit wird der Boden als bestimmender Faktor zweifach in Rechnung<br />

gezogen. Entscheidend ist, dass der zu erwartende Ertrag (Q) richtig geschätzt wird, dazu<br />

werden die Erträge der 5 Vorjahre berücksichtigt.<br />

Der Nährstoffversorgungsgrad wird aufgrund der Bodenuntersuchungswerte bestimmt. Zur<br />

Bewertung werden außer Messwerten Standorttyp und einzelne Bodeneigenschaften, wie<br />

pH-Wert, Kalziumkarbonat- und Tongehalt einbezogen. Anfangs wurden fünf, später sechs<br />

Versorgungsklassen unterschieden: sehr schwach, schwach, mittelmäßig, (entsprechend)<br />

gut, sehr gut versorgt.<br />

Die vorgestellte Düngeberatung hat den Erwartungen gemäß zur Erhöhung der Erträge<br />

und Verbesserung der Bodenversorgungsgrade beigetragen. Die geförderte Weizen- und<br />

Maisproduktion, sowie die gestützten Düngemittelpreise verlockte einzelne Betriebe zu<br />

einem verschwenderischen Aufwand. Der teilweise übermäßige Verbrauch an<br />

Düngemitteln hatte zwei Folgen: die Effizienz der Düngung war nicht überall befriedigend<br />

und führte stellenweise zu vermeidbaren Belastungen der Umwelt.<br />

Nach der politischen Wende im Jahre 1989 sank der Düngemittelverbrauch auf das<br />

Niveau der 60-iger Jahre. Mangel an Kapital, die verzögernd vor sich gehende<br />

Umstrukturierung der Landwirtschaft, die Unsicherheiten der Produktion bzw. Vermarktung<br />

der Produkte, sowie die hohen Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelpreise hatten einen<br />

sehr starken Rückgang im Verbrauch der Chemikalien zur Folge. Nicht nur der Verbrauch<br />

an Mineraldünger ging drastisch zurück, sondern wegen Halbierung der Tierbestände (auf<br />

0,2 GVE) auch der Einsatz an organischem Dünger. Es entstand erneut eine negative<br />

Nährstoffbilanz, die zum Rückgang der Erträge führte.<br />

Neue Überlegungen in der Nährstoffwirtschaft<br />

Die neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation, Anstieg der vorher unterstützten<br />

Düngemittelpreise, die veränderten Absatzmöglichkeiten erforderten neue Überlegungen<br />

in der Nährstoffwirtschaft. Die Grundsätze einer neuen Düngeempfehlung wurden von<br />

Várallyay et al. (1992) im Forschungsinstitut für Agrikulturchemie und Bodenkunde der<br />

Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA-TAKI) verfasst. Es wurde die Neue<br />

wirtschaftliche und umweltschonende Düngeberatung unter Mitwirkung weiterer Institute<br />

erarbeitet.<br />

Die wichtigsten Merkmale der Beratung sind:<br />

Die differenzierten Empfehlungen beruhen nach wie vor auf dem Bilanzprinzip, aber<br />

auf niedrigeren Nährstoffgrenzwerten. Die Grenzwerte wurden aufgrund der Erträge<br />

und Bodenuntersuchungen in langjährigen Düngungsversuchen überprüft und neu<br />

festgelegt (Csathó et al. 1998, Csathó et al. 2003).<br />

Die minimale Gabe „A“ und die umweltschonende Gabe „B“ werden als Kosten<br />

schonend, ohne Erzielung des Höchstertrages auf umweltsensiblen Böden empfohlen.<br />

521


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Die höheren Gaben „C“ und „D“ werden zur intensiveren Bewirtschaftung für Betriebe<br />

mit besseren finanziellen Möglichkeiten zum Erreichen der höheren Erträge, bzw. des<br />

Höchstertrages angeboten.<br />

Im Weiteren wird die unterschiedliche N-, P-, K- Bedürftigkeit der Pflanzenarten<br />

berücksichtigt.<br />

Berechnung des Nährstoffbedarfes<br />

Die Berechnung beruht nach dem Bilanzprinzip auf den Ertragserwartungen, dem<br />

Pflanzenentzug, mit Berücksichtigung der Bodengehalte. Der Bedarf wird mit folgender<br />

Formel geschätzt:<br />

Nährstoffbedarf kg/ha = (T.Ft.sz) ± Korrektionen<br />

T = Ertragserwartung Q (t/ha)<br />

Ft = spezifischer Nährstoffgehalt des Erntegutes (kg/t)<br />

sz = Multiplikationsfaktor<br />

Der Faktor sz ist vom Nährstoffgehalt des Bodens und der Ertragserwartung ab. Der<br />

errechnete Nährstoffbedarf wird mit Berücksichtigung der Vorfrucht, der organischen<br />

Düngung der Vorjahre, Einarbeitung von Ernteresten (z.B. Maisstroh) korrigiert. Neben<br />

den Ähnlichkeiten der früheren und neuen Berechnungsmethode, bestehen in den Zielen<br />

der Beratung Unterschiede.<br />

Die Autoren der neuen Düngeempfehlung kennzeichnen die Unterschiede der früheren<br />

Düngeempfehlung der Zentrale für Agrochemie und Pflanzenschutz des Ministeriums für<br />

Landwirtschaft (MÉM-NAK) und der neuen, im Forschungsinstitut für Agrikulturchemie und<br />

Bodenkunde der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA-TAKI) entwickelten<br />

Methode mit folgenden Merkmalen:<br />

MÉM-NAK (1979) MTA-TAKI<br />

Intensive Nährstoffversorgung,<br />

Ziel: Erreichen von Höchsterträgen<br />

Umweltschonende Versorgung,<br />

Ziel: ökonomische Erträge<br />

„Bodendüngung“ Versorgung der Pflanzen<br />

Erreichen und Erhalten eines guten, bzw.<br />

sehr guten PK Versorgungsgrades im<br />

Boden<br />

Erreichen und Erhalten des mittleren bis<br />

guten PK Versorgungsgrades im Boden<br />

Schnelle PK Aufdüngung Langsame PK Aufdüngung<br />

Jährliche PK Düngung Fruchtwechsel PK Düngung<br />

PK Düngung auch bei hohen<br />

Bodengehalten<br />

PK Düngung nur bei mittleren und<br />

niedrigen Bodengehalten<br />

Einheitliche Bodengrenzwerte Unterschiedliche Bodengrenzwerte je<br />

nach PK Bedürftigkeit der Pflanzenarten<br />

Einheitliche spezifische Nährstoffgehalte<br />

zur Berechnung des Nährstoffbedarfes<br />

An die Ertragserwartungen angepasste<br />

spezifische Nährstoffgehalte<br />

522


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Die Handhabung der Düngeberatung wird durch die elektronische Datenverarbeitung<br />

erleichtert. Die Unterschiede zwischen den differenzierten Gaben A, B, C, D der neuen<br />

und den Empfehlungen der früheren Beratung sind beachtenswert. Somit kann die<br />

Düngung der einzelnen Betriebe weitgehend den Standortbedingungen und den<br />

finanziellen Möglichkeiten angepasst werden. Nach den ersten Ergebnissen der<br />

vergleichenden Versuche können mit den niedrigeren Gaben – ohne Gefahr der<br />

Umweltbelastung – ähnliche Erträge mit bedeutenden Ersparnissen erreicht werden<br />

(Csathó et al, 1998).<br />

Die beschriebenen Beratungssysteme beruhen auf der Bodenuntersuchung. In der Mitte<br />

der 70-er Jahre wurde die regelmäßige Bodenuntersuchung mit einheitlichen Methoden<br />

und einem erweiterten Untersuchungsprogramm (Makro- und Mikronährstoffe) eingeführt<br />

im Rahmen dessen wurden die Ackerböden bis 1990 im Drei-Jahreszyklus untersucht. In<br />

den 90-iger Jahren sind außer dem Düngerverbrauch, auch die<br />

Bodennährstoffuntersuchungen zurückgegangen.<br />

Die inzwischen erschienenen Regelungen zur Durchsetzung der guten fachlichen Praxis,<br />

sowie die Vorschriften zum Erreichen der EU Unterstützungen gaben einen neuen<br />

Aufschwung der Bodenuntersuchung. Außer den staatlichen Institutionen gibt es zurzeit<br />

mehrere akkreditierte Bodenlaboratorien, die Bodenuntersuchungen durchführen und<br />

Empfehlungen geben. Die Düngemittelindustrie, sowie Firmen die sich mit der<br />

Vermarktung von Mineraldüngern beschäftigen bieten Dienstleistungen von der<br />

Bodenprobenahme und Bodenuntersuchung bis zur Beratung und Verwendung der<br />

eigenen Produkte an.<br />

Steigender Düngemittelverbrauch seit 1996<br />

Nach angaben des Zentralamtes für Statistik (KSH) kann seit dem im Jahre 1995<br />

erreichten Tiefpunkt im Düngemittelverbrauch ein allmählicher Anstieg verzeichnet werden<br />

(Tabelle 1). Es ist erfreulich, dass neben den leicht ansteigenden Stickstoffverbrauch sich<br />

der vorher vernachlässigte Phosphat- und Kaliumaufwand zwischen 1996 und 2003<br />

verdoppelte. Dabei kann festgestellt werden, dass die Mittelwerte große Unterschiede<br />

verdecken.<br />

Die auf Landesebene durchgeführten Erhebungen haben nachgewiesen, dass im Jahre<br />

2002 nur auf 48% der landwirtschaftlichen Nutzfläche mit Mineraldüngern gedüngt wurde.<br />

Organische Düngung wurde auf 7% der Flächen durchgeführt. Daraus ist zu schließen,<br />

dass nur einzelne Kulturen den Bedürfnissen entsprechend gedüngt wurden, gleichzeitig<br />

aber auf einem bedeutenden Teil der Flächen noch immer eine sehr extensive, die<br />

Bodenfruchtbarkeit gefährdende Bewirtschaftung geführt wird.<br />

Tabelle 1 Nährstoffverbrauch und die Weizen-, Maiserträge in Ungarn (1996-2003)<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Nährstoffverbrauch im Acker-, Obst- und Gemüsebau kg/ha<br />

NPK 56 57 65 69 74 82 91 88<br />

N 42 41 49 52 54 57 63 58<br />

P2O5 7 8 8 8 9 12 13 13<br />

K2O 7 8 8 9 11 13 15 17<br />

Weizenerträge kg/ha<br />

3280 4210 4140 3590 3600 4310 3510 2640<br />

Maiserträge kg/ha<br />

5610 6410 5950 6380 4150 6220 5050 3950<br />

523


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Aus Tabelle 1 ist ersichtlich, dass im angegeben Zeitraum nur die Maiserträge das Niveau<br />

der Vorjahre mit starken Schwankungen erreicht haben, die Weizenerträge dagegen<br />

weiterhin abnahmen. Die unterschiedliche Tendenz ist damit erklärbar, dass der Weizen<br />

auf die Nährstoffversorgung und der Mais auf die Witterungsverhältnisse empfindlicher<br />

reagiert (Loch – Szász, 2001).<br />

In der Zukunft sollten die Regelungen des Ministeriums für Landwirtschaft und<br />

Landesentwicklung zur Verwirklichung der guten landwirtschaftlichen Praxis und zur<br />

Bewahrung des guten Umweltzustandes, sowie die Durchsetzung der EU Richtlinien zu<br />

einer bewussteren Nährstoffwirtschaft führen. Dazu müsste aber auch eine bessere<br />

Relation der Produktionskosten und Aufkaufspreise erreicht werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Düngeempfehlungen eines Landes dienen zu jeder Zeit den agrarpolitischen Zielen,<br />

die mit Berücksichtigung der aktuellen Bedingungen erreicht werden sollen, wie z.B.<br />

Intensivierung, Extensivierung der Produktion. Ziel der in den 1970er Jahren<br />

ausgearbeiteten Beratung war die Anreicherung der Böden mit Phosphor und Kalium,<br />

Verbesserung des Versorgungsgrades der Böden, Intensivierung der Produktion. Die Ziele<br />

wurden erreicht, mit steigendem Mineraldüngerverbrauch und Einführung der<br />

Intensivsorten stiegen die Weizen- und Maiserträge, auf das zwei- bis dreifache.<br />

Nach 1990 sank der Düngemittelverbrauch auf das Niveau der 60-iger Jahre. Den starken<br />

Rückgang verursachten: Mangel an Kapital der Produzenten, die verzögernd vor sich<br />

gehende Umstrukturierung der Landwirtschaft, die Unsicherheiten der Produktion bzw.<br />

Vermarktung der Produkte, sowie die hohen Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelpreise.<br />

Die Weizen und Maiserträge nahmen ab, der Nährstoff-versorgungsgrad der Böden ließ<br />

nach.<br />

Die neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation, Anstieg der vorher unterstützten<br />

Düngemittelpreise, die veränderten Absatzmöglichkeiten erforderten neue Überlegungen<br />

in der Nährstoffwirtschaft. Es wurden die Grundlagen einer neuen, wirtschaftlichen und<br />

umweltschonenden Düngeberatung geschaffen. Die neue Beratung beruht, ebenso, wie<br />

die frühere auf dem Bilanzprinzip. Die differenzierten Empfehlungen ermöglichen eine<br />

Anpassung an die ökologischen und ökonomischen Bedingungen. Durch die<br />

Neubearbeitung der Bodengrenzwerte aufgrund von langjährigen Düngungsversuchen<br />

werden allgemein kleinere Düngergaben empfohlen.<br />

Nach den bisherigen Ergebnissen der vergleichenden Versuche können mit den<br />

niedrigeren Gaben – ohne Gefahr der Umweltbelastung – ähnliche Erträge, mit<br />

bedeutenden Ersparnissen erreicht werden.<br />

Die Regelungen zur Durchsetzung der guten fachlichen Praxis, sowie die EU Direktiven<br />

gaben der Bodenuntersuchung und Düngeberatung einen neuen Aufschwung. Im<br />

Düngeraufwand ist zum Tief der 90ger Jahre ein allmählicher Anstieg zu verzeichnen.<br />

Dabei sind neben den statistischen Mittelwerten in der Praxis noch immer unerwünschte<br />

Unterschiede zu verzeichnen.<br />

Stichworte: Düngeberatung, umweltschonend, wirtschaftlich<br />

524


Öffentliche Sitzung „Düngerbedarfsermittlung“ Vorträge<br />

Literatur<br />

Antal, J.-Buzás, I.-Debreceni, B.-Nagy, M.-Sipos, S.-Sváb, J. /szerk.: Buzás, I.-Fekete, A. -Buzás,<br />

I.né-Csengeri, P.né –Kovács, Á.né/: A műtrágyázás irányelvei és üzemi számítási<br />

módszer. I. rész. N, P, K műtrágyázási irányelvek. MÉM Növényvédelmi és<br />

Agrokémiai Központ, Budapest, 1979, 1-47.p.<br />

Bocz, E.: Előtanulmány a 20 éves növénytermesztési célkitűzések elérésének feltételeiről. Készült<br />

az Országos Távlati Tudományos Tervkészítő Bizottság kertében, az Országos<br />

Tervhivatal megbízásából. (1962), 55. p.<br />

Buzás, I.-Elek, É. –Nyíri, L. –Loch, J. –Keresztény, B. -Kotz T. /szerk.: Buzás, I.-Fekete, A.-Buzás,<br />

I.né –Csengeri, P.né –Kovács, Á.né/: A műtrágyázás irányelvei és üzemi<br />

számítási módszer. II. rész. Ca, Mg és mikroelem műtrágyázási irányelvek. MÉM<br />

Növényvédelmi és Agrokémiai Központ, Budapest, 1979, 48-66.p.<br />

Csathó, P. – Árendás, T. – Németh, T.: New, environmentally friendly fertilizer recommendation<br />

system based on the data set of the Hungarian long term field trials set up<br />

between 1960 and 1995. Commun. Soil Sci. Plant Anal. 29. (1998), 2161-2174.<br />

Csathó, P. – Árendás, T. – Németh, T.: Új környezetkímélő trágyázási szaktanácsadási rendszer a<br />

korszerű kukorica növénytáplálás szolgálatában. In: Ötven éves a magyar hibridkukorica.<br />

(Szerk : Marton, L. Cs. és Árendás, T.) MTA Mezőgazdasági Kutatóintézet, Martonvásár,<br />

(2003), 99-104.<br />

Kádár, I.: Földművelésünk ásványi tápanyagforgalmáról. Növénytermelés 36. (1987), 517-526.<br />

Loch, J.: Nachhaltige Landwirtschaft – Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, VDLUFA Kongress,<br />

Stuttgart-Hohenheim. VDLUFA Schriftenreihe 55/VI. (2000/a), 39-44.<br />

Loch, J.: Aspekte einer nachhaltigen Landwirtschaft in Ungarn, Thünen Symposium, Rostock.<br />

Berichte über Landwirtschaft. (2000/b), Sonderheft 215.<br />

Loch, J.: Die Bedeutung der Düngung und Bodenuntersuchung in der Bewahrung der<br />

Bodenfruchtbarkeit. VI. Konsultativtreffen der Mittel- und Osteuropäischer Länder,<br />

Warschau. Nawozy i Nawozenie. 3/b (2000/c), 66-74.<br />

Loch, J. –Szász, G.: Das ökologische Potential und die Pflanzenproduktion in Ungarn. VDLUFA<br />

Kongress Berlin. VDLUFA Schriftenreihe 57/1. (2001), 87-97.<br />

Várallyay, Gy. – Buzás, I. – Kádár, I. – Németh, T.: New plant nutrition advisory system in<br />

Hungary. Commun. Soil Sci. Plant Anal. 23. (1992), 2053-2073.<br />

525


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Grundlagen und Grundsätze der Silierung<br />

Pahlow, Günter (Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft):<br />

Einleitung<br />

Silagebereitung dient dazu, den Energiewert der Ausgangsmaterialien weitestgehend zu<br />

erhalten. Das gilt unabhängig vom geplanten Verwendungszweck, ob zur Verfütterung<br />

oder zur Methanerzeugung. Im üblicherweise spontan ablaufenden<br />

Konservierungsprozess vergären Laktobakterien unter Sauerstoffausschluss<br />

Kohlenhydrate zu organischen Säuren. Dadurch sinkt der pH-Wert im Endprodukt so weit<br />

ab, dass der säureempfindliche Teil der konkurrierenden Mikroorganismen nicht<br />

überdauern kann. Davon ausgenommen sind z. B. Hefen sowie Bakterien mit<br />

Dauersporen.<br />

Die wichtigsten Voraussetzungen für einen optimalen Silierverlauf sind ausreichender<br />

Feuchtegehalt, genügend Zucker, optimaler Luftabschluss sowie eine nach Art und Zahl<br />

geeignete Gärflora aus Milchsäurebakterien (MSB). Die meisten dieser Anforderungen<br />

sind durch technische Maßnahmen erfüllbar. Nicht zu beeinflussen oder auch nur<br />

kurzfristig zu ermitteln ist jedoch der natürliche, epiphytische Besatz mit MSB auf dem<br />

Siliergut. Hier bietet sich eine wichtige Eingriffsmöglichkeit zur Verbesserung des<br />

Gärverlaufes durch spezielle, biologische Siliermittel, mit denen sich dieser verbreitete<br />

Mangel wirksam beheben lässt.<br />

Der Silierprozess gliedert sich in vier Phasen (Pahlow et al., 2003):<br />

1. Aerobe Phase<br />

Die Länge der ersten, noch von Luft beeinflussten Phase, hängt von der Befüllungsdauer<br />

sowie der beim Festwalzen erzielten Dichtlagerung des Silostocks ab. Ganz zu Beginn<br />

existiert noch keinerlei Säureschutz gegen die Aktivität von Gärschädlingen, weil die<br />

Laktobakterien zunächst nur einen winzigen Bruchteil der Gesamtmikroflora ausmachen.<br />

Von dieser Konkurrenz wird laufend ein erheblicher Anteil der Zucker aus dem Siliergut<br />

ohne jeglichen Nutzen für den Konservierungsprozess zu Kohlendioxid, Wasser und<br />

Wärme veratmet. Bei Ausgangsmaterial, das nur knapp mit Kohlenhydraten versorgt ist,<br />

kann diese Verlustquelle ausschlaggebend für das Misslingen der Silierung sein.<br />

Jegliche Luftzufuhr sollte deshalb so bald wie möglich unterbunden werden. Allein schon<br />

mit dieser Maßnahme werden nämlich alle sauerstoffabhängigen Bakterien sowie die<br />

meisten Schimmelpilze erfolgreich unterdrückt. Anschließend bleiben gemeinsam mit den<br />

erwünschten Milchsäurebildnern nur noch solche Bakterien und Hefen aktiv, die ebenfalls<br />

ohne Sauerstoff wachsen können, also durch Gärung Energie gewinnen. Um diese<br />

Forderung zu erfüllen, ist zügiges Einlagern in dünnen Schichten und optimale<br />

Verdichtung sowie unverzüglicher Folienabschluss unabdingbar. Füllunterbrechungen<br />

machen eine Zwischenabdeckung erforderlich. Die negativen Spätfolgen technischer<br />

Fehler bei der Anlage des Silos zeigen sich erst bei der Entnahme und sind nachträglich<br />

nicht mehr zu korrigieren.<br />

526


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

2. Hauptgärphase<br />

Der nächste Abschnitt der Silierung beginnt nach Verbrauch der letzten Spuren von<br />

Sauerstoff und dauert unter unseren Klimaverhältnissen ca. eine Woche, bei tieferen<br />

Umgebungstemperaturen auch länger. Das Pflanzengewebe stirbt ab und seine<br />

Inhaltsstoffe werden für die Silagemikroflora verfügbar. Bei einem anfänglichen pH-Wert<br />

von ca. 6,5 bleiben zunächst noch sämtliche Keimgruppen aktiv, die sich auch ohne<br />

Sauerstoffgegenwart vermehren können. Dazu in der Lage sind z.B. Enterobakterien,<br />

Clostridien, Listerien, bestimmte Bacillusarten sowie Hefepilze. Sie sind wegen ihrer<br />

giftigen oder qualitätsmindernden Stoffwechselprodukte wie Enterotoxine, Buttersäure<br />

oder Alkohole grundsätzlich unerwünscht. Während dieses Zeitraumes können neben der<br />

Gärungskohlensäure auch die hochgiftigen nitrosen Gase aus dem Abbau von Nitrat<br />

entstehen. Sie sind bräunlich gefärbt, schwerer als Luft und treten daher am unteren Rand<br />

der Abdeckfolien bzw. den tiefstgelegenen Öffnungen von Hochsilos aus. Ihr Einatmen ist<br />

unbedingt zu vermeiden. Noch nach mehrstündiger Verzögerung können sie bei Mensch<br />

und Tier tödlich wirken, da sie sich in der Lunge zu salpetriger Säure lösen und dort<br />

schwere Verätzungen verursachen (Lungenödem). Ihre Produktion beschränkt sich in der<br />

Regel auf etwa fünf bis sieben Tage. Im weiteren Silierverlauf werden die Folgeprodukte<br />

der nitrosen Gase zu unschädlichen Verbindungen abgebaut und beeinflussen nicht mehr<br />

den Futterwert der Silage. Während der Entstehung entfalten sie sogar eine<br />

clostridienhemmende Wirkung.<br />

Der Konservierungserfolg hängt letztlich davon ab, ob die oben erwähnten, zahlenmäßig<br />

weit überlegenen Keimgruppen möglichst rasch und vollständig durch die stark säuernden<br />

MSB ersetzt werden. Deren Gärungsprodukte, vor allem Milchsäure, daneben aber je<br />

nach Gärsubstrat und Stoffwechseltyp auch Essigsäure, unterdrücken wirksam die<br />

überwiegende Mehrzahl der bakteriellen Konkurrenz. Nur die Hefepilze ertragen einen<br />

noch tieferen pH-Wert als die Milchsäurebakterien.<br />

Neben der Ausschaltung der Schädlingsflora reduzieren die Gärsäuren auch die Aktivität<br />

der eiweißabbauenden Enzyme unterschiedlichen Ursprungs. Das schützt nicht nur den<br />

Eiweißanteil der Silage, es vermindert letztlich auch die Bildung basischer, puffernder<br />

Substanzen wie Ammoniak. Diese Abbauprodukte erschweren eine schnelle Ansäuerung,<br />

die in diesem Stadium besonders wichtig ist. Auch nachdem die Hauptgärung<br />

abgeschlossen ist, sollte die Silage bis zur Nutzung noch einige Zeit lagern. Beim<br />

Siloanschnitt vor einer Mindestdauer von vier bis sechs Wochen drohen<br />

Stabilitätsprobleme. Sie äußern sich in erhöhter Verderbneigung der noch unreifen Silage<br />

unter Lufteinfluss. Auch die Siliermittel auf Basis heterofermentativer MSB erfordern für<br />

einen zuverlässigen Stabilisierungseffekt eine Mindesteinwirkungszeit in dieser<br />

Größenordnung.<br />

3. Lagerphase<br />

Nachlassende Intensität des Fermentationsprozesses leitet über zur Lagerphase. Im fertig<br />

vergorenen Futter bleiben zu diesem Zeitpunkt nur noch einige besonders säuretolerante<br />

Enzyme aktiv. Sie sorgen durch laufende, schwache Hydrolyse der Speicher- und<br />

Gerüstsubstanzen für den notwendigen Nachschub an leicht vergärbaren Kohlenhydraten<br />

und gleichen die bei längerer Lagerung praktisch unvermeidbaren Zuckerverluste aus. In<br />

Silagen mit genügend Gärsubstrat kann diese stabile Phase theoretisch beliebig lange<br />

dauern. Wesentliche Veränderungen des Futters treten nicht mehr auf, solange sämtlicher<br />

Luftzutritt auch weiterhin zuverlässig verhindert wird. Das erfordert jedoch regelmäßige<br />

Kontrollen und ggf. unverzügliche Folienreparaturen.<br />

527


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

4. Entnahmephase<br />

Wird das Silo zur Verfütterung geöffnet, hat die Luft wieder freien Zutritt zur<br />

Anschnittfläche und den dahinter liegen Silageschichten. Nun zeigt sich die Qualität der<br />

geleisteten Walzarbeit beim Befüllen.<br />

Tabelle 1.: Anforderungen an die Verdichtung von Silagen in Abhängigkeit vom<br />

Trockenmassegehalt unterschiedlicher Futterarten (nach Honig, 1987)<br />

Futterart (Siliergut) % Trockenmassegehalt kg TM/m 3<br />

Gras 15...50 140...260<br />

Luzerne und GPS 15...50 160...280<br />

Ganzpflanzenmais 25...35 210...290<br />

Corn-Cob-Mix 50...60 400...480<br />

Selbst in optimal verdichteten Silagen, bei denen der Gasabfluss auf den technisch<br />

möglichen Grenzwert von 20 l/h/m 2 beschränkt wurde (HONIG, 1987, Tabelle 1), können<br />

kleinste Mengen an Sauerstoff bis zu 1 m tief in den Futterstock eindringen. Die sich dabei<br />

ergebenden Konzentrationen von 30 cm Dicke eingebrachten Futterlage verursacht werden,<br />

weil diese später weder durch Walzen noch durch den Pressdruck des gefüllten Silos im<br />

erforderlichen Umfang nachverdichtet wird.<br />

Die geschilderten 4 Phasen der Silierung bilden den Normalfall, von dem unter<br />

praxisüblichen Bedingungen und bei Vermeidung siliertechnischer Fehler auszugehen ist.<br />

Abweichungen davon ergeben sich jedoch durch zwei verbreitete Silagemängel. Sie sollen<br />

speziell betrachtet werden, weil beide den Erfolg des Konservierungsprozesses wieder<br />

zunichte machen können. Sie beruhen auf schwer vergärbarem Ausgangsmaterial bzw.<br />

technischen Verfahrensfehlern.<br />

Fehler Nr.1 tritt auf, wenn zumeist feuchteres Siliergut nicht genügend vergärbare<br />

Kohlenhydrate enthält oder diese von untauglichen Milchsäurebakterien unökonomisch<br />

verwertet werden. In dem Fall sinkt der pH-Wert der Silage nicht rasch und tief genug ab,<br />

um eine anhaltend stabile Lagerung zu gewährleisten. Es kommt zu verlustreichen<br />

Fehlgärungen. Speziell in verschmutztem Futter wird dabei durch Clostridien die bereits<br />

528


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

gebildete Milchsäure zur schwächeren Buttersäure umgebaut. Hierbei treten hohe<br />

gasförmige Verluste auf. Oftmals dauert die Buttersäurebildung an, bis sämtliche<br />

Milchsäure aufgezehrt ist. Daran schließt sich in der Regel noch ein Eiweißabbau durch<br />

andere Clostridienarten an. Deren Stoffwechsel verursacht fallweise hohe<br />

Ammoniakgehalte und kann zum völligen Verderb der Silage führen. (Abb. 1).<br />

Gärsäure (g/kg FM)<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0<br />

10<br />

20<br />

30<br />

Milchsäure<br />

pH - Wert<br />

40<br />

50<br />

60<br />

70<br />

Silierdauer in Tagen<br />

Buttersäure<br />

Abb. 1.: Buttersäurebildung in zuckerarmen Silagen<br />

80<br />

90<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

pH - Wert<br />

Milchsäure<br />

Buttersäure<br />

pH - Wert<br />

Dasselbe Risiko tritt heutzutage jedoch zunehmend auch in relativ trockenmassereichen<br />

Silagen auf, seit eine allgemein reduzierte Stickstoffdüngung verbreitet zu niedrigen<br />

Nitratgehalten im Futter führt. Diese Mengen reichen nicht aus, um während der Silierung<br />

stärker verschmutzten Futters eine Fehlgärung durch Buttersäureclostridien zu verhindern<br />

(Abb. 2). Die von der jeweiligen Vergärbarkeit des Futters abhängige Konzentration<br />

zwischen 1,5 und 6,5 g Nitrat pro kg TM wird in Deutschland vielerorts nicht mehr erreicht.<br />

Dem muss mit geeigneten Siliermitteln oder einen höheren Anwelkgrad begegnet werden.<br />

Das Anwelken ist allerdings wegen der abnehmenden Verdichtbarkeit auf ca. 45%<br />

Trockenmassegehalt zu begrenzen. Zudem senkt abnehmende Wasserverfügbarkeit<br />

generell die Säuerungsgeschwindigkeit.<br />

529


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Gärsäuren (g/kg FM)<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

Milchsäure<br />

pH - Wert<br />

Buttersäure<br />

50<br />

60<br />

Silierdauer in Tagen<br />

Abb. 2.: Buttersäurebildung in nitratarmen Silagen<br />

70<br />

80<br />

90<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Milchsäure<br />

Buttersäure<br />

pH - Wert<br />

Der zweite, in der Praxis noch bedeutsamere Silagemangel tritt stets auf, wenn<br />

Sauerstoffeinfluss durch Undichtigkeiten am Silo zu einem kritischen Besatz von etwa 100<br />

000 Hefen pro g Silage geführt hat. Dann vermehren sich diese Gärfutterschädlinge bei<br />

erneutem, uneingeschränktem Luftzutritt nahezu sprunghaft weiter bis um das<br />

Tausendfache. Dabei werden die schützenden Gärsäuren unter spürbarer Erwärmung zu<br />

Kohlendioxyd und Wasser veratmet. Weil hierbei der pH-Wert wieder ansteigt, schließt<br />

sich häufig noch bakterieller Verderb an. Die dabei entstehenden Futterverluste können in<br />

den betroffenen Partien mehr als 3 % täglich betragen. Damit erreichen sie dieselbe<br />

Größenordnung wie sie sich in sorgfältig verschlossenen Silos erst nach mehrmonatiger<br />

Lagerung ergeben.<br />

Tab. 2.: Temperaturerhöhung und Verluste instabiler Silagen mit unter-<br />

schiedlichem Trockenmassegehalt (nach Honig u. Woolford, 1980)<br />

TM-Gehalt<br />

Erhöhung über Umgebungstemperatur<br />

des<br />

5°C 10°C 15°C 20°c 25°C<br />

Futters Tägliche TM-Verluste in %<br />

20 % 1,6 3,2 - - -<br />

30 % 1,2 2,3 3,5 - -<br />

50 % 0,7 1,5 2,2 2,9 3,7<br />

In Grassilagen sind milchsäureabbauende Hefen die maßgeblichen Verursacher des<br />

aeroben Verderbs. Zu welchen Folgen das Überschreiten der o.g. kritischen Keimdichte<br />

von 100 000 Hefen pro g Silage während der Entnahmephase führt, ist in der Abb. 3<br />

dargestellt. Der kurzfristige pH - Anstieg über einen Wert von 5 hinaus ist ein deutliches<br />

Zeichen für rasch einsetzende Nacherwärmungen mit hohen Verlusten.<br />

530


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Ig KBE/g FM<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Krit. Keimzahl<br />

Hefen<br />

pH - Wert<br />

Lagerphase (3 Monate) Entnahmephase (7 Tage)<br />

Nacherwärmung, verursacht durch Hefen<br />

Ig KBE/g FM<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Krit. Keimzahl<br />

Hefen<br />

Acetobacter<br />

pH - Wert<br />

Lagerphase (3 Monate) Entnahmephase (7 Tage)<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

pH - Wert<br />

pH - Wert<br />

Hefen<br />

Kritische<br />

Keimzahl<br />

pH - Wert<br />

Hefen<br />

Acetobacter<br />

Kritische<br />

Keimzahl<br />

pH - Wert<br />

Abb.<br />

3:<br />

Speziell in Maissilagen wurden neben Hefen auch Essigsäurebakterien (Acetobacter) als<br />

Auslöser der aeroben Instabilität nachgewiesen (Abb.4). Diese Bakteriengruppe wächst<br />

nur in Sauerstoffgegenwart. Sie bevorzugt den in vergorenem Mais praktisch immer<br />

vorhandenen Alkohol als Kohlenstoffquelle. Zunächst wird dieser nur zu Essigsäure<br />

oxydiert und daraus Energie gewonnen. Der pH-Wert bleibt deshalb vorübergehend noch<br />

im tiefen Bereich. Ist jedoch der Alkohol aufgezehrt, erfolgt auch der Abbau der<br />

zwischenzeitlich gebildeten Essigsäure bis zur Stufe von Kohlendioxyd und Wasser.<br />

Nacherwärmung, verursacht durch Hefen und Bakterien<br />

Abb.<br />

4:<br />

Weil dabei natürlich der pH-Wert markant ansteigt, können sich dann auch die weniger<br />

säurefesten Silageschädlinge wie z.B. Bacillusarten reichlich vermehren. Diese führen<br />

rasch zu hohen Verlusten. In der Praxis kommen übrigens die verursachenden Hefen und<br />

Essigsäurebakterien oft gemeinsam vor, weil die zeitlich begrenzt erzeugten<br />

Essigsäuremengen meist noch unterhalb der Hemmkonzentration für die pilzlichen<br />

531


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Verderberreger bleiben. Dieser Zusammenhang erklärt, wieso es in der Regel schwieriger<br />

ist, Nacherwärmungen in Maissilage durch Siliermittel zu verhindern als in Grassilage. In<br />

Mais müssen die Zusätze über eine Doppelwirkung sowohl gegen Hefen als auch gegen<br />

schädliche Bakterien verfügen, um das Problem zuverlässig zu beherrschen. Dies wird mit<br />

Siliermitteln angestrebt, die entweder als rein chemische Produkte eine Wirkstoffmischung<br />

einschließlich altbewährter, pilzhemmender Komponenten wie Propionat enthalten oder<br />

alternativ Substanzen wie Benzoat oder Sorbat mit gut säuernden MSB kombinieren. Im<br />

tiefen pH-Bereich wird der Hemmeffekt der organischen Säuren maximiert. Dieser<br />

Produkttyp erfordert jedoch separate Applikation beider Wirkstoffe wenn eine<br />

Aktivitätsminderung der MSB durch die konzentrierte chemische Komponente sicher<br />

vermieden werden soll.<br />

Zusammenfassung<br />

Zuverlässiger Luftabschluss und intensive Säurebildung bilden die gemeinsame<br />

siliertechnische und gärungsbiologische Basis der Futterkonservierung durch Silierung.<br />

Die natürlichen Voraussetzungen für eine Spontansäuerung sind in der Praxis oft weit vom<br />

möglichen Optimalzustand entfernt. Erhebliche Chancen liegen heute in der Anwendung<br />

geeigneter Siliermittel, deren Potentiale in der freiwilligen Wirksamkeitsprüfung für die<br />

Vergabe des DLG-Gütezeichens ermittelt und laufend überwacht werden.<br />

Ihr strategischer Einsatz zur Optimierung des Konservierungsprozesses sollte deshalb<br />

zum festen Bestandteil des Verfahrens werden. Damit lassen sich in der Mehrzahl aller<br />

Mais- und Anwelksilagen eventuelle Mangelsituationen des natürlichen Besatzes mit MSB<br />

sicher ausschließen. Auf diese Weise werden sämtliche der eingangs genannten<br />

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Silagebereitung ohne Fehlgärungen bzw.<br />

Nacherwärmungen erfüllt<br />

Verwendete Literatur:<br />

Honig, H. and Woolford, M. K. 1980: Changes in silage on exposure to air. In: ed. C.<br />

Thomas, Proceedings of a Conference on Forage Conservation in the 80’s, 27.-30.<br />

November 1979, Brighton UK (Occasional Symposium No. 11, British Grassland Society<br />

Honig, H. 1987: Influence of forage type and consolidation on gas exchange and losses in<br />

silo. In : Summary of Papers, Eighth Silage Conference. AFRC Institute for Grassland and<br />

Animal Production, Hurley, Maidenhead, Berks. SL6 5LR, p. 51-52<br />

Pahlow, G., Muck, R. E., Driehuis, F., Oude Elferink, S. J. W. H. and Spoelstra, S. 2003:<br />

Microbiology of Ensiling. In: Silage Science and Technology, Agronomy Monograph no.<br />

42 . p. 31-93<br />

532


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Stand der Technik der Silagebereitung<br />

Wagner, Andrea (Universität Bonn):<br />

Die zunehmend ganzjährige Stallhaltung von Milchkühen in Verbindung mit durchgängiger<br />

Silagefütterung und entsprechend langer Lagerungsdauer stellt verschärfte Anforderungen<br />

an die Futterernte und -konservierung. Ähnliche Tendenzen zeichnen sich ab im Bereich<br />

der energetischen Nutzung von Silage aufgrund der zunehmenden Leistung von<br />

Biogasanlagen und der damit verbundenen zunehmenden Größe von Siloanlagen.<br />

Neben der Futterpflanze (Zusammensetzung des zu silierenden Ausgangsmaterials) und<br />

den Siliermitteln beeinflusst die Siliertechnik über das Anwelken, die Zerkleinerung und die<br />

Lagerungsbedingungen die Silagequalität. Ziel der Silagebereitung und –lagerung muss<br />

ein nahezu abraumfreies Futter mit einem hohen Energiewert und einer besten Gärqualität<br />

ohne Nacherwärmung und Verschimmelung sein (THAYSEN, 2004).<br />

Verfahren und Technik zur Steuerung der Milchsäuregärung passen sich den<br />

mikrobiologischen Erfordernissen an, mit dem Ziel, den Gärprozess im Sinne einer guten<br />

Silagequalität positiv zu beeinflussen. Dabei spielt die Zeit zur Reduzierung von<br />

Atmungsverlusten und auch zur Gewährleistung des Gärungsprozesses eine wichtige<br />

Rolle, zusätzlich ist die Vermeidung von Verschmutzungen des Erntegutes eine<br />

Voraussetzung, die in der Ernte- und Konservierungstechnik starke Berücksichtigung<br />

findet.<br />

Bei optimaler Durchführung des Silier-Verfahrens, 1-2 Tage Feldliegezeit, 1-2 Tage<br />

Silobefülldauer und sorgfältige Abdeckung des Futterstapels nach der Befüllung, ist der<br />

durch die Silierung bedingte Rückgang des Futterwertes gegenüber dem Grünfutter mit<br />

ca. 0,2 (0,1 bis 0,3) MJ NEL/kg TM relativ gering (KAISER 2000). Bei verlängerter<br />

Feldliegezeit und / oder verzögerter Silobefüllung und –zudeckung kann der Futterwert<br />

aber sehr schnell um 0,5 bis 0,6 MJ NEL/kg TM zurückgehen. Nicht selten findet auch<br />

noch ein Nährstoffverlust bei der Silageentnahme statt. Diese Verschlechterung des<br />

Futterwertes infolge mangehafter Siliertechnik kann durch nichts ausgeglichen werden.<br />

Eine Optimierung des Verfahrens ist die einzige Möglichkeit, den Futterwertrückgang<br />

während der Silierung gering zu halten (KAISER 2000).<br />

Der im Folgenden beschriebene Stand der Technik beschreibt technische Möglichkeiten<br />

der Silagebereitung zum heutigen Zeitpunkt. Die technischen Entwicklungen zur<br />

Silagebereitung sind geprägt durch die Fortsetzung der enormen Schlagkraftsteigerung<br />

innerhalb der Prozesskette. Dazu im Einzelnen die Verfahrensschritte vom Mähen über<br />

die Futterwerbung bis zur Futterbergung und Konservierung, nachfolgend der Trend in<br />

Richtung Precision Crop Farming, der sich zunehmend auch für den Futterbau abzeichnet.<br />

Technische Entwicklungen bei Mähwerken sind durch Erhöhung der Arbeitsbreite<br />

geprägt. Höchste Mähleistungen erzielen vor allem Dreifachkombinationen an Traktoren<br />

oder Trägerfahrzeugen sowie selbstfahrende Mähgeräte mit Arbeitsbreiten von bis zu 14<br />

m (GEISCHEDER et al. 2006).<br />

Mit der Vergrößerung der Arbeitsbreite steigt auch die Bedeutung mittig gezogener<br />

Mähwerke, die im Gegensatz zu angebauten Mähwerken ein eigenes Fahrwerk besitzen<br />

und sich durch eine erhöhte Manövrierfähigkeit des gesamten Fahrzeugs auszeichnen.<br />

Das derzeit größte gezogene Scheibenmähwerk als Alternative zum Selbstfahrer weist<br />

eine Arbeitsbreite von 12 m auf (EIKEL 2006). Die Arbeitsgeschwindigkeit beim Mähen<br />

liegt je nach Flächeneigenschaften und Schlepperleistungen zwischen 10 – 16 – (19)<br />

km/h. Damit können theoretische Flächenleistungen von 20 ha/h erreicht werden.<br />

533


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Großflächenmäher erreichen auch auf kleinen Flächen im Durchschnitt Mähleistungen von<br />

> 7 ha/h. Im praktischen Einsatz verringern sich diese Leistungen durch Transport- und<br />

Stillstandszeiten um 30-40% auf etwa 5 ha/h (GEISCHEDER et al., 2006).<br />

Der Schwerpunkt der Weiterentwicklung bei den Mähwerken ist eindeutig auf die<br />

Verbesserung der Arbeitsqualität und das schnelle Auswechseln von Verschleißteilen<br />

gerichtet (BERNHARDT 2006). Neben einem Aufbreiter, der die Trocknungsdauer<br />

reduziert, bieten gezogene Mähwerke auch die Möglichkeit, das Gras bei guten<br />

Trocknungsbedingungen direkt über eine Schwadzusammenführung im Schwad<br />

abzulegen. Schwadleger sind vor allem bei geringen Aufwüchsen sinnvoll<br />

(GERIGHAUSEN 2005). In Verbindung mit dieser Technologie (gezogenes<br />

Scheibenmähwerk mit Aufbereiter und Schwadleger) wurde ein kontinuierliches<br />

Durchsatz- und Ertragsmesssystem entwickelt und untersucht. Das System liefert<br />

zusammen mit einem DGPS-Empfänger georeferenzierte Ertragsdaten (DEMMEL et al.<br />

2002).<br />

Bei Maschinen zur Futterwerbung, den Kreiselzettwendern und Kreiselschwadern, sind<br />

mit Ausnahme der Zunahme der Arbeitsbreiten kaum Neuigkeiten in der Entwicklung zu<br />

verzeichnen (BERNHARDT 2006). Der Kreiselzettwender wird trotz standardmäßigem<br />

Einsatz des Aufbereiters in der Erntekette nach wie vor mit aufgeführt. Die<br />

Kreiselzettwender werden mit dem Ziel der Breitverteilung des Schnittgutes auf der Fläche<br />

eingesetzt. Zapfwellengetriebene Zinkenkreisel arbeiten paarweise gegenläufig (bis zu 14<br />

Kreisel und >15 m Arbeitsbreite).<br />

Die Zunahme der Arbeitsbreite ist im Verhältnis geringer als dies bei den Mähwerken der<br />

Fall ist. Wie bei Mähwerken kann die sinnvolle Arbeitssteigerung über mehr Arbeitsbreite<br />

erzielt werden. Geräte mit bis zu 15 m werden angeboten. Sie sind nicht mehr für den<br />

Heckanbau geeignet, sondern müssen als Anhängegeräte konzipiert werden<br />

(CIELEJEWSKI, 2003, GERIGHAUSEN, 2004). Aufgrund der geringen<br />

Arbeitsgeschwindigkeit beim Zetten und Wenden und der damit geringeren<br />

Flächenleistung kann der Einsatz des Kreiselzettwenders zu Qualitätseinbußen führen<br />

(GERIGHAUSEN 2004). Empfehlungen beziehen sich daher auf die Aufwuchsmengen:<br />

bei Erträgen bis 28 dt TM/ha sollte mit Aufbereiter und Breitablage gemäht werden, erst<br />

bei Erträgen > 30 dt TM/ha ist ein zusätzlicher Zettvorgang empfehlenswert<br />

(GERIGHAUSEN 2004). Eine Schwadzusammenführung wird für Erträge im Bereich 22-<br />

24 dt TM/ha empfohlen.<br />

Eine nach wie vor wichtige Forderung ist eine gute Bodenanpassung der Geräte zur<br />

Futterwerbung, ein geringer Bodendruck und damit eine minimierte Belastung der<br />

Grasnarbe. Kreiselschwader sollen mit hoher Schlagkraft auch stark abgetrocknetes Futter<br />

gleichmäßig, schonend und ohne Futterverschmutzung in einem lockeren Schwad je nach<br />

Ladegerät in einer Breite von 1,0 m (Ladewagen) bis 2,0 m (selbstfahrender Häcksler)<br />

zusammenrechen. Die Geräte bestehen aus 1 bis zu 4 zapfwellengetriebenen<br />

Horizontalkreiseln mit 7-13 Zinkenarmen, die das Mähgut portionsweise zu einem<br />

Schwadkorb rechen. Schwadform und -gasse ebenso wie die Flächenleistung müssen auf<br />

die nachfolgende Bergetechnik abgestimmt sein. Um den leistungsfähigen<br />

Bergemaschinen ausreichend Masse im Schwad anbieten zu können, ist eine große<br />

Arbeitsbreite erforderlich. Bei Kreiselschwadern kann die Bodenanpassung durch<br />

Drehgelenke und Tasträder, welche die Kreisel entlang der Bodenkontur führen, optimiert<br />

werden. Neben Tandemachsen werden auch Ausführungen mit drei Zwillingsachsen<br />

angeboten, diese sind unter jedem Rotor und frei drehbar.<br />

So genannte ‚Twin-Zinken’ ermöglichen eine höhere Fahrgeschwindigkeit beim Schwaden<br />

bei gleichzeitig sauberer Rechenarbeit, indem die erste Zinkenreihe den Hauptanteil des<br />

Futters über der Stoppel laufend schwadet, während die zweite Zinkenreihe, die etwas<br />

tiefer arbeitet, ohne die Bodenoberfläche berühren zu müssen, sauber nachrecht.<br />

534


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Mit dem Einsatz so genannter ‚bi tangentieller Zinkenarme’ werden aufgrund einer<br />

besserer Ausnutzung der inneren Zinken und einem höheren Aushub der Zinken aus dem<br />

Schwad Vorteile wie gleichmäßigere Schwadablage, höheres Schwadvolumen sowie eine<br />

erhöhte Arbeitsgeschwindigkeit verbunden.<br />

Während sich die Futterwerbung weniger im Verfahren, als in der Technik unterscheidet,<br />

kann die Futterbergung und –konservierung in verschiedenen Verfahren durchgeführt<br />

wer-den, die sich sowohl im technischen Aufbau der Erntemaschinen als auch im<br />

zeitlichen Ablauf der einzelnen Verfahrensabschnitte, der Logistik und somit auch in der<br />

Konsequenz für die Silagequalität unterscheiden.<br />

Die Tendenz der vergangenen Jahre hin zu gesteigerten Antriebsleistungen für<br />

selbstfahrende Feldhäcksler hält weiter an (BRÜSER 2006). Die theoretische<br />

Durchsatzleistung moderner Feldhäcksler beträgt weit über 200 t in der Stunde<br />

(GERIGHAUSEN 2004). Leistungssteigerungen sind zurückzuführen auf Motorleistung<br />

und große Erntevorsätze. Die derzeit leistungsstärkste Maschine verfügt über 735 kW<br />

(1.000 PS), ein 14-reihiges Maisgebiss bzw. einer Arbeitsbreite von 10,5 m. Für die<br />

Maisernte werden auch reihenunabhängige Erntevorsätze angeboten. Analog zu den<br />

Entwicklungen beim Mähdrescher werden minimierte Wartungs- und Reparaturzeiten und<br />

verbesserte Bedienerfreundlichkeit auch beim Häcksler eingeführt (Schnitthöhenführung,<br />

Schwadabtastung, verstellbare Gegenschneiden, Verstellung Cracker, automatische<br />

Schleifeinrichtung). Eine gleichmäßigere und stufenlose Einstellung der Schnittlänge wird<br />

durch den Antrieb von Trommel und Einzug mit einem leistungsver-zweigten<br />

Planetengetriebe erreicht. Weiterhin wird ein Feldhäcksler angeboten der in einem<br />

Arbeitsgang Mais häckselt, Quaderballen presst und wickelt (Fa. Vredo).<br />

Die stufenlose Schnittlängeneinstellung kann während des Ernteeinsatzes bereits über<br />

Sensortechnik gesteuert werden (EGBERS et al. 2006). Im Zusammenhang mit den<br />

erneuerbaren Energien werden spezielle Schneidaggregate angeboten, die das Erntegut<br />

auf sehr kurze theoretische Häcksellängen von 2,5 mm zerkleinern können (Biogas-<br />

Trommel, Fa. KRONE). Ebenfalls neu ist ein Steindetektor, der neben den bereits<br />

erhältlichen Metalldetektoren für erhöhte Sicherheit sorgen soll. Die Empfindlichkeit des<br />

Sensors kann aus der Kabine verstellt werden (BRUNE, DIEKHANS 2001; BRÜSER<br />

2006).<br />

Die Futterbergung ist ein transportverbundenes Fließarbeitsverfahren, bei dem das<br />

Erntegut zum Standort der Lagerung transportiert werden muss. Die Anzahl der benötigten<br />

Transporteinheiten richtet sich nach dem Verhältnis von Befüllzeit zu Umlaufzeit (Summe<br />

aus Zeitbedarf für Befüllung, Transport und Entleerung). Die Bedeutung des Transports<br />

von Erntegut steigt mit der Leistung der Erntemaschinen und stellt damit hohe<br />

Anforderungen an die Logistik. Standard ist nach wie vor das Parallelverfahren, bei dem<br />

der Feldhäcksler während des Häckselvorgangs das Erntegut in eine Transporteinheit<br />

(meist 40 m³) lädt. Durch die Kombination eines Maishäckslers mit einem Hochkippbunker,<br />

einer sog. ‚Zwischenbunkervariante’, soll beim Häckseln ein zeitweilig unabhängiger<br />

Betrieb des Häckslers ermöglicht und zudem ein Transportfahrzeug eingespart werden.<br />

Von Nachteil sind die Stillstandszeiten beim Abbunkern auf die Transporteinheiten. Mit<br />

zunehmender Hof-Feld-Entfernung diskutieren Lohnunternehmer die Umstellung der<br />

Transportlogistik auf LKW, mit einem Ladevolumen von 50-70 m³. Dadurch wären größere<br />

Entfernungen von weit über 10 km rentabel zu gewährleisten. Diese Logistik wäre jedoch<br />

auf mindestens zwei Überladewagen angewiesen, da das Befahren der Flächen mit einem<br />

LKW nicht möglich ist (DÖRPMUND, EHNTS 2006).<br />

535


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Aufgrund der zunehmenden Vergabe der Futterbergung an Dienstleister und<br />

Lohnunternehmer seitens der Milchviehbetriebe ist ein Trend zu immer mehr<br />

großvolumigen Lade- und Erntewagen zu verzeichnen (BRÜSER 2006). Die Nachfrage<br />

nach großvolumigen Aufbauten, möglichst hoher Nutzlast und vielseitigem Nutzen ist<br />

gestiegen.<br />

Im Bereich der Häckseltransportwagen kommen neben den traditionellen Kippern<br />

zunehmend Abschiebewagen zum Einsatz. Diese bieten Vorteile hinsichtlich der<br />

Arbeitssicherheit sowie der der Vorverdichtung auf der Transporteinheit (ANONYM. 2005).<br />

Neben den traditionellen Ladewagen werden auch Doppelzweckladewagen, sog. ‚Multi-<br />

oder Kombiladewagen’ angeboten. Diese haben den Vorteil einer höheren Auslastung, da<br />

sie bei der Grünfutter- und Anwelksilageernte als Lade- und Dosierwagen, und bei der<br />

Maisernte als Häckseltransportwagen zum Einsatz kommen.<br />

Der Ladewagen, das klassische „Ein-Mann-Verfahren“, zeichnet sich im Vergleich zum<br />

Feldhäcksler-Verfahren durch die einfachere Logistik und einen geringeren Bedarf an<br />

Arbeitskräften aus. Insbesondere bei geringen Feld-Silo-Entfernungen hat der Ladewagen<br />

seine Bedeutung. Schneidwerke mit bis zu 53 Messern lassen theoretische Schnittlängen<br />

von 34 mm zu. Mit Laderotor und Silierschneidwerk ausgerüstete Ladewagen schaffen<br />

eine sehr gute Schnittqualität. Beim Laden von Frischgras oder ungenügend angewelktem<br />

Futter besteht allerdings die Gefahr, dass der Rotor das Ladegut vermust (FRICK, 2001).<br />

Um den Zeitbedarf zum Messerschleifen während der Ernte möglichst gering zu halten,<br />

werden sog. ‚Wendemesser’ angeboten, die bei Bedarf einfach gedreht werden (BRÜSER<br />

2006).<br />

Ein Fassungsvermögen von bis zu 50 m³ und ein zulässiges Gesamtgewicht von über 20 t<br />

erlauben hohe Bergeleistungen (CIELEJEWSKI 2003; GERIGHAUSEN 2004). Insgesamt<br />

ist mit der Zunahme der Transportkapazität auch eine Weiterentwicklung in Richtung<br />

bodenschonenden bis hin zu 8-Rad-Fahrwerken festzustellen. Die möglichen<br />

Transportgeschwindigkeiten variieren von 60 km/h bis 105 km/h (spezielle<br />

Schnellläufervariante) (BRÜSER 2006).<br />

Auf dem Gebiet der Großballenpressen sind beim Stand der Technik die Rund- und<br />

Quaderballen zu unterscheiden. Bei den Rundballenpressen geht der Trend in Richtung<br />

variabler Presskammer mit nahezu gleich bleibender Pressdichte und dabei in Richtung<br />

zunehmend größeren Ballendurchmessser von >1,60 m (vgl. Festkammerpressen:<br />

durchschnittlich bis 1,30 m Durchmesser) (BRÜSER 2006).<br />

Bei den Großpackenpressen werden ebenfalls variable Einstellungen zur Ballengröße<br />

angeboten, wobei der Anteil mit Kanalhöhen von 90 cm zunehmende Tendenz zeigt<br />

(Presskanalbreite 1,20 m, Länge bis 3 m) (BRÜSER 2006).<br />

Die Verdichtung in den Quaderballenpressen wird über ein Vorkammersystem gesteuert,<br />

indem das Material in einer Vorkammer vorverdichtet und der Weg in die eigentliche<br />

Presskammer erst bei Erreichen eines bestimmten Druckes freigegeben wird.<br />

Bei den Rund- und Quaderballenpressen haben sich Schneidwerke mit Rotationseinzügen<br />

durchgesetzt. Die üblichen 15 bis 25 Messer erlauben Schnittlängen von bis zu 40 mm. Es<br />

gibt aber auch Geräte mit bis zu 49 Messern, die die Schnittlänge auf ca. 20 mm<br />

ermöglichen. Eine geringere Schnittlänge ist Voraussetzung für ein leichteres Auflösen der<br />

Ballen.<br />

Nicht zuletzt durch die Einführung von Press-Wickel-Kombinationen ist das Verfahren der<br />

Ballensilage noch effizienter geworden, so dass die Rundballen trotz höherer Kosten im<br />

Trend liegen und der Anteil an Wickelsilagen stetig ansteigt (PÜTZ 2003). Auch zur<br />

Konservierung von Silomais in kleinen verpackten Einheiten werden technische Lösungen<br />

angeboten; noch ist der Markt als Nische zu betrachten (DUBACH 2004).<br />

536


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Eine Press-Wickel-Kombination für Mais wurde in der Schweiz entwickelt und findet auch<br />

Einsatz in der Anwelksilagebereitung. Die Spezialpresse verdichtet die Grasballen auf das<br />

Doppelte der herkömmlichen Rundballen was dazu führt, dass Lohnunternehmer eine 1-<br />

Jahresgarantie auf diese hochverdichteten Rundballen geben und dementsprechend den<br />

Preis ebenfalls verdoppeln (DÖRPMUND, EHNTS 2005).<br />

Verschiedene Konservierungsmethoden, die das Erntegut luftdicht verschließen, sind an<br />

die Verfahren der Futterbergung angepasst. Ladewagen und Häckslerverfahren führen<br />

entweder zum Fahrsilo- oder Schlauchsiloverfahren. Rundballen werden entweder<br />

unmittelbar im Anschluss an den Pressvorgang auf der Erntefläche gewickelt, oder aber<br />

nach dem Transport zum Ort der Lagerung. Unterschiede bei den jeweiligen<br />

Konservierungsverfahren liegen in der Verdichtungstechnik, dem Verdichtungsdruck, der<br />

Größe der Anschnittfläche, dem Zeitpunkt des luftdichten Abschlusses, den<br />

Verfahrensleistungen, dem Arbeitskraftbedarf und den Kosten. Die Verdichtung von<br />

Siliergut beeinflusst deutlich den Gärprozess und die Lagerstabilität, da durch eine<br />

unzureichende Verdichtung verstärkt Sauerstoff durch die Anschnittfläche in das Silo<br />

eindringen kann. Die Menge des Luftzutrittes und die Eindringtiefe in den Futterstock<br />

werden von der Größe der Poren und Luftkanälen bestimmt. Diese fördern das Wachstum<br />

unerwünschter Keime wie Hefen und Schimmelpilze und führen zur Nacherwärmung der<br />

Silagen.<br />

Von großer Bedeutung ist die Anpassung der Verdichtungsleistung an die Bergeleistung.<br />

Aufgrund der zunehmenden Bergeleistung von Erntemaschinen ist die<br />

Verdichtungsleistung am Silo zum begrenzenden Faktor geworden (WEIß, 2001; HENKE,<br />

2004; WAGNER 2005; LEURS 2006). Organisatorisch sind Verdichtungsempfehlungen<br />

am Fahrsilo an die Bergeleistung der Erntemaschinen geknüpft (WAGNER, THAYSEN<br />

2006). Je höher die Ernteleistung, umso größer sind die Anforderungen an die<br />

Arbeitsorganisation am Silo, um die Verdichtungsempfehlungen umzusetzen. Trotz der<br />

zahlreichen Empfehlungen für den zu leistenden Verdichtungsaufwand beim Einlagern des<br />

Siliergutes ist die Umsetzung unter praktischen Bedingungen nicht zuverlässig zu<br />

garantieren (FÜRLL et al. 2006). Im Fahrsilo beeinflussen der Fahrer und das<br />

Walzfahrzeug die Verdichtung maßgeblich. Nicht der Fahrer des Feldhäckslers, sondern<br />

der Fahrer des Walzfahrzeugs steuert die Erntekette und sollte notfalls den Prozess<br />

stoppen.<br />

Neben den konventionellen Walzschleppern und Radladern werden auch Rüttelwalzen<br />

aus dem Straßenbau wieder zunehmend als Verdichtungstechnik in Großsilos diskutiert.<br />

Die Schlauchtechnologie erfährt eine wachsende Akzeptanz in der Praxis (WEBER,<br />

2005). Die Durchsatzleistungen dieser Maschinen sind abhängig vom<br />

Schlauchdurchmesser und liegen je nach Siliergut bei 25 – 70 t/h (2,40 m<br />

Schlauchdurchmesser) bis zu 150 − 300 t/h (3,60 m Schlauchdurchmesser) (WAGNER,<br />

THAYSEN 2006).<br />

Beim Einsatz der Schlauchtechnologie wird Erntegut in einem Polyethylenschlauch siliert.<br />

Die Schlauchfolie unterscheidet sich aufgrund der unterschiedlichen<br />

Qualitätsanforderungen deutlich von einer Standard Fahrsilofolie (Steinhöfel et al. 2006).<br />

Charakteristisch für die Schlauchtechnologie ist der Verzicht auf bauliche Maßnahmen<br />

sowie eine vergleichsweise kleine Anschnittfläche, die einen hohen Vorschub ermöglicht.<br />

Die Druckregulierung bei der Verdichtung im Folienschlauch erfolgt maschinell über den<br />

Bremsdruck der Maschine und wird über die Dehnung der Folie kontrolliert. Im Gegensatz<br />

zur Überfahrt durch die Verdichtungsfahrzeuge im Fahrsilo, ist die Verdichtung mittels<br />

Schlauchpresse einstell- und reproduzierbar.<br />

537


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen aus der Praxis bieten Lohnunternehmer<br />

häufig verschiedene Ernteverfahren an (SCHMID 2006). Die Frage ob Häcksler oder<br />

Ladewagen zum Einsatz kommen, hängt auch vom Auftragsvolumen ab: je größer die<br />

Aufträge, desto eher wird gehäckselt, wobei regionale Unterschiede festzustellen sind, die<br />

sich jedoch nicht in der Futterqualität wieder finden lassen.<br />

Eindeutig ist der Trend zu kompletten Arbeitsketten vom Mähen bis zum fertigen Silo<br />

inklusive Abdeckung. Dadurch ist der Ablauf deutlich reibungsloser, aufgrund der größeren<br />

Trailer ist wesentlich weniger Verkehr auf dem Silo, was weniger Schmutz und<br />

gleichmäßigere Schichten zur Folge hat.<br />

Das enorme Leistungspotential solcher logistisch abgestimmten Arbeitsketten führt dazu,<br />

dass professionelle Grünlandlandwirte komplett aus der Silagebereitung aussteigen<br />

werden, in vielen Regionen ist dies bereits heute der Fall (SCHMID 2006).<br />

Der Zeit- und Kostendruck in der Futterernte hat zu einer erheblichen Steigerung in der<br />

Verfahrensleistung geführt. Während noch vor zehn Jahren als Faust- und<br />

Orientierungswert für große Futterbetriebe eine Verfahrensleistung von 2 ha/h gefordert<br />

wurde (FRÖBA, JÄGER 1996), was bei 12 t/ha einer effektiven Ernteleistung von 24 t<br />

OS/h entspricht, ist heute bei normalem Bestand selbst in Westdeutschland eine<br />

Ernteleistung von 10 ha/h keine Seltenheit mehr (SCHMID 2006), was bei 12 t/ha einer<br />

effektiven Ernteleistung von 120 t OS/h entspricht. Die Kosten für eine komplette Kette<br />

liegen bei ca. 500 €/h und werden jeweils auf die Fläche umgerechnet.<br />

Ein weiterer Trend der technischen Entwicklungen in der Silagebereitung ist der<br />

zunehmende Einsatz von prozessbegleitender Sensortechnik. Durch<br />

Qualitätskontrollen und die Verknüpfung von Prozess- und Kenngrößen soll eine<br />

regeltechnische Anpassung von Maßnahmen ermöglicht werden.<br />

Ein Beispiel für die Verknüpfung von Informationen während des Ernteprozesses ist ein<br />

Feldhäcksler, der die Informationen Ertrag – Feuchte – und Siliermittelapplikation<br />

miteinander verknüpft:<br />

Die Durchsatzmessungen am Feldhäcksler werden mittels eines Masseflusssensors über<br />

das Messen der Spaltweite zwischen den Presswalzen durchgeführt (EHLERT 2001).<br />

Diese Ertragsmessungen zeigen bereits gute Ergebnisse im Praxiseinsatz und werden<br />

zunehmend beim Lohnunternehmer eingesetzt. Die Ertragserfassung bei der Einlagerung<br />

ermöglicht Kostenkalkulationen sowie eine gezielte, ganzjährige Futterplanung und ein<br />

verbessertes Silomanagement in Verbindung mit einem GPS-System ermöglicht diese<br />

Messung auch eine Ertragskartierung.<br />

Zur Feuchtemessung sind Nahinfrarot (NIR)-Spektrometer am Auswurfkrümmer eines<br />

Feldhäckslers installiert. Aus dem Trockenmassegehalt und der Durchsatzmessung wird<br />

im Bordcomputer die Siliermitteldosierung ermittelt und automatisch angepasst. Ein<br />

Siliermittelkonzentrat wird mit einer Rotationsdüse in sehr feine Tröpfchen unterteilt, so<br />

dass es gelingt, im Durchschnitt nur mit 10ml/t Erntegut auszukommen (vgl. früher 1-2 l/t).<br />

Das Gerät ist fertig entwickelt und läuft derzeit in einer noch limitierten Stückzahl (John<br />

Deere Green Star).<br />

Erstmalig kann auch durch einen fotooptischen Sensor am Maisgebiss des Feldhäckslers<br />

der Reifegrad der Maispflanze über die Farbmessung des eingezogenen Erntegutes<br />

während der Ernte erkannt werden (EGBERS et al. 2006). Darauf basierend errechnet<br />

eine Regelhydraulik die für die Fütterung optimale Häcksellänge, die wiederum die<br />

Verdichtbarkeit des Ernteguts maßgeblich beeinflusst (LEURS 2006). Die hydraulisch<br />

angetriebenen Vorpresswalzen werden daraufhin automatisch in ihrer Geschwindigkeit an<br />

den Reifegrad des Ernteguts angepasst.<br />

538


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Der zunehmende Einsatz von Sensortechnik eröffnet die Möglichkeiten, operativ im<br />

Prozess Entscheidungen zu treffen. Die Durchführung von risikomindernden Maßnahmen<br />

in der Silagebereitung kann damit zukünftig zunehmend nach Zielgrößen ausgerichtet<br />

werden.<br />

Die technischen (Weiter-) Entwicklungen zur Silagebereitung konzentrieren sich sowohl<br />

bei der Futterwerbung als auch bei der Futterbergung auf die Steigerung der<br />

Verfahrensleistung und Arbeitsqualität. Mit zunehmender Hof-Feld-Entfernung steigen<br />

auch die Ansprüche an die Logistik beim Abtransport des Ernteguts. Großvolumige<br />

Transporteinheiten und hohe Fahrgeschwindigkeiten dienen der Prozessoptimierung.<br />

Dabei finden auch bodenschutzrelevante Maßnahmen eine Berücksichtigung. In der<br />

Praxis wird zunehmend die komplette Erntekette vom Lohnunternehmer übernommen, so<br />

dass hier eine Abstimmung der Geräte und Maschinen möglich ist.<br />

Gleichzeitig sind aufgrund der Steigerung der Durchsatzleistung und Schlagkraft von<br />

Erntemaschinen beim Abtransport des Erntegutes weiter anwachsende Massenströme am<br />

Silo zu bewältigen, die zu Lasten der Verdichtungsarbeit führen.<br />

Die Informationstechnologie gewinnt auch in der Futterernte zunehmend an Bedeutung,<br />

da zum einen die Ertragsmessung und zum anderen die Erfassung von<br />

Qualitätsparametern zur Anpassung der erforderlichen Maßnahmen im Ernteprozess<br />

bereits technisch möglich sind.<br />

Literatur:<br />

ANONYMUS (2005): Der Abschiebe-Pioneer legt nach. In: dlz agrarmagazin, Sonderdruck<br />

S. 1-6.<br />

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1958, S. 229-230.<br />

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AGRARTECHNIK. Band 18. (H.-H. Harms, F. Meier Hrsg.), Kap. 9.1<br />

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BRÜSER, C. (2006): Halmgutbergung. In: JAHRBUCH AGRARTECHNIK. Band 18. (H.-H.<br />

HARMS, F. MEIER Hrsg.), Kap. 9.1 Halmguterntetechnik. S. 134-141,<br />

Landwirtschaftsverlag Münster.<br />

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Ertragsermittlung von Grünland. In: Landtechnik 3/2002, S. 146-147.<br />

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DÖRPMUND, H.-G., A. EHNTS (2006): Häckselketten für Biogas: Knackpunkt ist die<br />

Logistik. In: Lohnunternehmen 5/2006, S. 10-18.<br />

DUBACH, S. (2004): Handlich verpackter Mais. Maisballenpressen im Überblick. Profi, Nr.<br />

4/04, S. 72-75.<br />

EGBERS, M., C.-F. KRONSBEIN, A. RUCKELSHAUSEN (2006): Der Reifegrad bestimmt<br />

die Häcksellänge. In: Landtechnik 3/2006, S. 136-137.<br />

EHLERT, D. (2001): Verdichtungsverhalten von Futterpflanzen bei volumetrischer<br />

Durchsatzmessung im Feldhäcksler. In: Tagung LANDTECHNIK 2001, VDI-MEG-<br />

Düsseldorf, VDI-Berichte 1636, S. 273-278.<br />

539


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

EIKEL, G. (2006): Fast 12 Meter Schnittbreite. In: profi 9/2006, S. 31-32.<br />

FRICK, R. (2001): Lade- und Erntewagen. FAT-Bericht Nr. 576, Eidgenössische Forschungsanstalt<br />

für Agrarwirtschaft und Landtechnik, CH-Tänikon.<br />

FÜRLL, C., K.-J. SCHMERBAUCH, E. KAISER, C. IDLER (2006): Einflüsse durch das<br />

Verdichten und den äußeren Luftabschluss auf die Qualität von Grassilagen –<br />

Ergebnisse und Anforderungen. In: Agrartechnische Forschung 12 (2006), Heft 2, S.<br />

19-29.<br />

FRÖBA, N., P. JÄGER (1996): Transporttechnik in der Futterernte. In: Futterernte in<br />

Großbetrieben, KTBL Schrift 228, S. 64-86.<br />

GEISCHEDER, R., A. WEBER, M. DEMMEL, M. ROTHMUND (2006): Einsatz von<br />

selbstfahrenden und traktorangebauten Großflächenmähwerken. In: Landtechnik<br />

3/2006, S. 134-135.<br />

GERIGHAUSEN, H. G. (2004): Prozesstechnik optimal auf die Leistung abstimmen. In:<br />

Landtechnik für Profis, VDI-MEG-Tagung, 28.01.04 in Magdeburg, S. 1-9., VDI-Verlag<br />

Düsseldorf, S. 29-30.<br />

GERIGHAUSEN, H. G. (2005): Silagemanagement: So läuft alles nach Plan. In:<br />

AGRARfinanz, Sonderheft Tierhaltung 2004, S. 22-24.<br />

HENKE, J. (2004): Logistiklösungen beim Einsatz großer Feldhäcksler im norddeutschen<br />

Raum. In: Landtechnik für Profis, VDI-MEG-Tagung, 28.01.04 in Magdeburg, S. 1-9.,<br />

VDI-Verlag Düsseldorf, S. 37-49.<br />

KAISER, E. (2000): Qualitätssicherung von Silagen – Besonderheiten auf Moorstandorten.<br />

DLG-Grünlandtagung 2000: Niedermoor – Problemstandort und Futterquelle.,<br />

27.6.2000 in Pasewalk, Vorpommern, S. 41-50.<br />

LEURS, K.: Einfluss von Häcksellänge, Aufbereitungsgrad und Sorte auf die<br />

Siliereigenschaften von Mais; Diss. Institut für Landtechnik, Uni Bonn (2006) VDI MEG-<br />

Schrift Nr. 438.<br />

PÜTZ, M. (2003): Ballenwickelsilage – Aufwärtstrend geht weiter. In: Lohnunternehmen<br />

5/2003, S. 16-21.<br />

SCHMID, A. (2006): Geschäftsführer Bundesverband der Lohnunternehmer, m.M.<br />

STEINHÖFEL, O., U. WEBER, S. MEISE (2006): Folienqualität von Siloschläuchen: Dick<br />

allein genügt nicht. In: Neue Landwirtschaft, Sonderdruck 4/2006, S. 1-4.<br />

THAYSEN, J. (2004): Die Produktion von qualitativ hochwertigen Grassilagen.<br />

Übersichten Tierernährung. 32, S. 57-102.<br />

THAYSEN, J., A. WAGNER (2006): Allgemeine Grundsätze der Silierung (Silierprinzip,<br />

Verluste, Luftabschluss, Entnahmevorschub). In: Praxishandbuch Futterkonservierung.<br />

Silagebereitung, Siliermittel, Dosiergeräte, Silofolien. 7. Auflage 2006. Herausgegeben<br />

vom Bundesarbeitskreis Futterkonservierung. DLG-Verlags-GmbH, ISBN 3-7690-0677-<br />

1.<br />

WAGNER, A. (2005): Qualitätsmanagement bei der Futterernte - Einflüsse der<br />

Erntetechnik auf den Qualitätsparameter „Langzeitstabilität“ von Silagen.<br />

Habilitationsschrift, Universität Bonn, VDI-MEG-Schrift 432, Selbstverlag.<br />

WEBER, U. (2005): Untersuchungen zur Silierung von Zuckerrübenpressschnitzeln in<br />

Folienschläuchen. Diss. Landwirtschaftlich Gärtnerischen Fakultät der Humboldt<br />

Universität zu Berlin, Logos Verlag Berlin.<br />

WEIß, J. (2001): Grassilagegewinnung - Bekannte Grundsätze beachten und neue Möglichkeiten<br />

nutzen. Großtierpraxis 2:05, S. 8-15.<br />

540


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Siliermittel: Rechtssituation und Wirksamkeitsergebnisse DLG-geprüfter Produkte<br />

Thaysen, Johannes (Landwirtschaftskammer SH); Honig, Hans; Spiekers, Hubert;<br />

Staudacher, Walter:<br />

Zur Rechtssituation von Siliermitteln<br />

Bis 2003 waren Siliermittel weder in Deutschland noch in den meisten EU-Ländern als<br />

eigene Stoffgruppe futtermittelrechtlich geregelt. In Frankreich und der Schweiz hingegen<br />

waren Siliermittel auch in der Vergangenheit zulassungspflichtig.<br />

Mit der Verkündung der Verordnung (EG) Nr.1831/2003 im Oktober 2003 über<br />

Zusatzstoffe in der Tierernährung wurde erstmals in Europa ein einheitlicher<br />

Rechtsrahmen für Silierzusatzstoffe geschaffen. Silierzusatzstoffe werden darin als Stoffe<br />

definiert, die Futtermitteln zugesetzt werden, um die Silageerzeugung zu verbessern und<br />

die Enzyme und Mikroorganismen enthalten können. Sie werden unter den<br />

Futterzusatzstoffen der Funktionsgruppe der technologischen Zusatzstoffe zugeordnet.<br />

Mit der Verkündung der Verordnung hat die Europäische Kommission dazu aufgefordert,<br />

bis November 2004 Zubereitungen (Siliermittel) oder Siliermittelwirkstoffe notifizieren zu<br />

lassen. Seit November 2005 existiert ein erstes Register der Futtermittelzusatzstoffe<br />

inklusive Silierzusatzstoffe, das unter den folgenden Internetadressen der Europäischen<br />

Kommission oder des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit<br />

(BVL) eingesehen werden kann:<br />

http://europa.eu.int/comm/food/food/animalnutrition/feedadditives/comm_register_07112005.pdf<br />

http://www.bvl.bund.de/cln_007/nn_491208/DE/02__Futtermittel/04__Zusatzstoffe/01__ListeZugelZusatzst/listeZugelZus<br />

atzst__node.html__nnn=true<br />

Damit dürfen nur noch Siliermittelzusatzstoffe in Verkehr gebracht werden, die von der<br />

Europäischen Kommission als notifiziert oder zugelassen in einem Register geführt<br />

werden. Anträge auf Zulassung von notifizierten Silierwirkstoffen sind bis spätestens<br />

Oktober 2010 zu stellen. Voraussetzung für die Zulassung ist der ausreichende Nachweis,<br />

dass der Silierzusatzstoff<br />

- sich nicht schädlich auf die Gesundheit von Tier und Mensch oder auf die Umwelt<br />

auswirkt<br />

- nicht in einer Weise dargeboten wird, die den Anwender irreführen kann<br />

- keinen Nachteil für den Verbraucher durch die Beeinträchtigung der Beschaffenheit<br />

der tierischen Erzeugnisse mit sich bringt<br />

Ferner ist ausreichend nachzuweisen, dass der Silierzusatzstoff die Beschaffenheit des<br />

Futtermittels positiv beeinflusst.<br />

Richtlinien zur Erstellung von Dossiers im Hinblick auf den Nachweis der Unbedenklichkeit<br />

und Wirksamkeit werden zurzeit von der Europäischen Kommission erarbeitet.<br />

Siliermittel, die aus einem oder mehreren Silierzusatzstoffen und einem oder mehreren<br />

Futtermittel-Ausgangserzeugnissen bestehen, sind futtermittelrechtlich als Vormischungen<br />

aufzufassen und als „Vormischungen mit Silierzusatzstoffen“ zu deklarieren. Für die<br />

meisten der derzeitig angebotenen Siliermittel trifft dies zu.<br />

Hersteller und Inverkehrbringer von Siliermitteln sowie Landwirte, die Siliermittel<br />

einsetzen, sind im rechtlichen Sinne Futtermittelunternehmer und müssen daher die<br />

Grundsätze der Verordnung (EG) Nr. 176/2002 (Lebensmittelbasis-VO) und der<br />

Verordnung (EG) Nr. 183/2005 (Futtermittelhygiene-VO) beachten. Anders als beim<br />

Einsatz von sonstigen Futterzusatzstoffen verpflichtet der Einsatz von Silierzusatzstoffen<br />

den Landwirt nicht zur Errichtung und Durchführung von qualitätssichernden Verfahren,<br />

541


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

die auf den HACCP-Grundsätzen beruhen. Gleichwohl ist nach der „Guten Fachlichen<br />

Praxis“ zu verfahren.<br />

Zu Wirksamkeitsergebnissen DLG-geprüfter Produkte<br />

Siliermittel sollen die Gärqualität sichern oder verbessern und die Gärverluste reduzieren.<br />

Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung der Haltbarkeit während der Entnahme der Silage.<br />

Darüber hinaus können sie den Futterwert durch geringeren Stoffab- und umbau<br />

verbessern. Dadurch erzielte Steigerungen der Verdaulichkeit und der Futteraufnahme<br />

können in Folge eine Erhöhung der Milch- bzw. Mastleistung bewirken. Eine weitere<br />

Wirkungsrichtung ist die Verringerung der Belastung mit Clostridiensporen.<br />

Die Größenordnung der Mengen- und Qualitätseffekte von Siliermitteln wird im Folgenden<br />

basierend auf umfangreichen Auswertungen von Silierversuchen dargestellt. Auf Grund<br />

der unterschiedlichen Gäreigenschaften wird dabei zwischen Gras-, Maissilage und CCM<br />

unterschieden.<br />

Effekte auf Gärqualität und -verlauf sowie auf Verbesserung der aeroben Stabilität<br />

(WR 1 + 2)<br />

Material und Methoden<br />

Grundlage für die Auswertung sind Versuchsdossiers der Antragsteller für die Verleihung<br />

des DLG-Gütezeichens für Siliermittel der Jahre 1990-2005. Darüber hinaus wurden<br />

einige ausgewählte Siliermittelversuchsdaten von Forschungs- und Landeseinrichtungen<br />

einbezogen, die einerseits nach DLG-Richtlinie für Siliermittel angelegt und durchgeführt<br />

wurden sowie andererseits eine abgesicherte Wirkung des geprüften Produktes erkennen<br />

ließen. Insgesamt wurden 49 verschiedene Produkte der Wirkungsrichtung 1 und 28 der<br />

Wirkungsrichtung 2 ausgewertet. Es wurden nur die Versuche in die Auswertung<br />

einbezogen, die in der unbehandelten Kontrolle eine Gärqualität im Anwendungsbereich<br />

(AWB) A und B < 80 DLG-Punkten (DLG-Schlüssel 2005) und im AWB C < 90 DLG-<br />

Punkte aufwiesen. Gegenüber früheren Auswertungen ist so eine erheblich Anzahl von<br />

Versuchen aus der Auswertung ausgeschlossen worden.<br />

Die folgenden Tabellen enthalten im Tabellenkopf die Siliermitteltypen und die Anzahl der<br />

ausgewerteten Silos. Dann folgen als Mittelwerte Angaben zur<br />

Ausgangsmaterialcharakteristik und zur unbehandelten Kontrolle. Die Siliermittelwirkung<br />

ist als Differenz zur Kontrolle dargestellt und erlaubt somit Angaben zur Wirkungshöhe. Im<br />

unteren Tabellenteil sind als Mittelwerte der Anteil der Versuche wiedergegeben, die<br />

hinsichtlich der Gärqualität mehr als 20 bzw. 10 DLG Punke (DLG-Schlüssel 2005)<br />

erbracht haben. Diese Auswertung ermöglicht somit Aussagen zur Wirkungssicherheit der<br />

Siliermitteltypen. Einschränkend ist auszusagen, dass dieser Mittelwertsvergleich zur<br />

Wirkungshöhe von Siliermitteltypen aufgrund nicht immer voller Vergleichbarkeit der<br />

Versuchsanlage und öfter recht geringen Datenumfangs nur bedingt aussagekräftig ist.<br />

Die dargestellten Ergebnisse sind daher als Trend zu werten, die die mögliche<br />

Größenordnung der Effekte beschreiben.<br />

542


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Grassilierung<br />

Den Einfluss der Siliermittel MSBho, Chem, Melasse, MSBho + Melasse und Komb zeigt<br />

Tabelle 1. Erläuterung der Abkürzungen: s.u.<br />

Im Anwendungsbereich A+B weisen chemische Zusätze die größte Wirkungshöhe und -<br />

sicherheit auf, gefolgt von MSBho + Melasse. Mit zunehmendem VK verringert sich die<br />

Siliermittelwirkung generell. Hierbei sind jedoch die Unterschiede im Ausgangsmaterial<br />

und damit dem Qualitätsniveau der Kontrollen zu beachten.<br />

Im AWB C werden die Effekte der Siliermittel aufgrund des nochmalig höheren Niveaus<br />

der Kontrollen und entsprechend der geringeren Umsetzungsintensität bei höherem TM-<br />

Gehalt noch kleiner als im AWB B. Im AWB C liegt die Wirkungshöhe von MSBho gleichauf<br />

mit chemischen Siliermitteltypen. Die aerobe Stabilität wurde insgesamt nur weniger stark<br />

beeinflusst. Im Trend ergab sich bei MSBho eine leicht negative, bei Melasse und den<br />

chemischen Zusätzen eine leicht positive Wirkung.<br />

Silomaissilierung<br />

Der Silomais ist eine leicht vergärbare Futterart mit einem günstigen Vergärbarkeitskoeffizienten.<br />

Dementsprechend liegt die Gärqualität in den Kontrollen im Mittel<br />

meistens bei über 90 DLG-Punkten und lässt daher keine markanten Verbesserungen und<br />

Verlustminderungen mehr zu. Dennoch gibt es Ergebnisse, bei denen die Verwertung der<br />

mit Siliermitteln behandelten Silagen in der Fütterung verbessert wurde.<br />

Siliermittelwirkung auf die aerobe Stabilität bei Gras-, Maissilage und CCM<br />

Bei Untersuchung der Siliermittelwirkung nach WR 1 zeigte sich häufig eine Tendenz zu<br />

einer leichten Verringerung der aeroben Stabilität. Ähnlich war der Effekt abhängig von der<br />

erzielten Gärqualität. Mit zunehmender Silage- und Gärqualität wird also die Sicherung der<br />

aeroben Stabilität bedeutender, wenn Siliermittel der WR 1 eingesetzt werden.<br />

Für die Quantifizierung der Siliermitteleffekte nach der WR 2 wurden in Tabelle 2 die<br />

Daten für alle Siliermitteltypen und AWB zur Grassilierung zusammengefasst. Die erzielten<br />

Stabilitätsverbesserungen sind bei MSBhe in der Wirkungshöhe und -sicherheit am<br />

höchsten, gefolgt von MSBkomb im AWB C. Chemische Siliermittel zu Gras weisen<br />

geringere und wegen der kleinen Datenmenge nicht signifikante Wirkungshöhen auf.<br />

Komb dagegen wirkt signifikant, wenn berücksichtigt wird, dass bei dieser<br />

Versuchsdurchführung die Kontrolle mit MSBho behandelt wurde.<br />

Bei der Mais- und CCM-Silierung (Tabelle 3) wirkt Komb in der Wirkungshöhe und -<br />

sicherheit am höchsten, gefolgt von Chem und MSBkomb. MSBhe fällt hier – anders als bei<br />

Gras – allerdings etwas zurück.<br />

Zu beachten ist, dass bei Siliermitteln mit MSBhe, allein oder in Kombination mit MSBho, die<br />

Verbesserung der aeroben Stabilität in vielen Fällen durch eine Erhöhung der TM-Verluste<br />

und – nach der neuen Bewertung – auch durch eine Verringerung der Gärqualität erkauft<br />

wird.<br />

Erläuterung der Abkürzungen:<br />

MSBho = homofermentative Milchsäurebakterien<br />

MSBhe = heterofermentative Milchsäurebakterien<br />

MSBkomb = homo- und heterofermentative Milchsäurebakterien<br />

Chem = chemische Siliermittel<br />

Komb = MSBho + chemische Siliermittel<br />

543


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Tabelle 1: Mittlere Effekte von chemischen Siliermittel (CHEM), homofermentativen<br />

Milchsäurebakterien (MSBho) oder Kombinationsprodukten bei sachgerechtem Einsatz zur<br />

Grassilierung in Wirkungsrichtung 1<br />

WR I Zusammenfassung --<br />

GRAS -- GQkontr 20/10<br />

0,7<br />

*<br />

>20/10<br />

n 64 177 77 69 40 25 21 11 3 25 8 4 3<br />

* %nges 62 71 92 88 84 83 100 100 100 93 100 100 100<br />

darin MWDiff GQ Pkt 56 b 54 b 27 b 69 b 61 b 34 b 63 b<br />

TMV rel % -28 b -34 b -29 b -62 b -53 b -48 b -43 b<br />

43 b 47 b 50 b 43b 33b 28b<br />

-48 b - -27 b -30 -26 -<br />

Stab Tage -0,6 -1,5 b 0 0 1 -1 0,0 -0,3 -1 -0,4 1 1,9 a<br />

* 80 bzw. 20 bei AWB A u. B; 90 bzw. 10 bei AWB C; GQ = Gärqualität; Sicherung der<br />

Differenz zur Kontrolle: a ) = 5% und b ) = 1% Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

544<br />

0,7


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Tabelle: 2: Mittlere Effekte von chemischen Siliermittel (CHEM), heterofermentativen<br />

Milchsäurebakterien (MSBhe) oder Kombinationsprodukten bei sachgerechtem Einsatz zur<br />

Grassilierung in Wirkungsrichtung 2<br />

Siliermittel MSBhe MSBkomb Chem Komb<br />

AWB B C B C A B C B C B MSB*<br />

Anzahl Silos 31 22 11 92 9 12 53 42 31 18<br />

Ausgangsmaterial TM % 26 42 27 48 18 27 40 27 45 29<br />

VK 40 53 40 66 28 47 51 46 60 43<br />

Kontrolle GQ Pkt 81 97 80 89 68 70 93 82 92 100<br />

TMV abs % 8,8 6,9 7,3 7,7 9,0 10,1 6,2 7,3 7,2 10,0<br />

Stab Tg 2,5 2,2 3,0 4,0 4,5 3,1 4,2 3,1 3,9 1,9<br />

Differenz GQ Pkt 18 b -9 b 0 -1 22 10 1 13 b 8 a -8 a<br />

[SM. - Kontr.] TMV rel % -1 29 a -12 -9 -4 -11 -7 -12 a -17 a<br />

Stab Tg 3,9 b 3,1 b 1,9 2,3 b<br />

545<br />

-26 b<br />

1,8 1,0 1,3 0,8 0,7 1,7 b<br />

Differenz Stabilität >2 Tage n 24 14 5 57 6 3 17 10 8 4<br />

>2 Tage % nges 77 64 45 62 67 25 32 24 26 22<br />

darin MWDiff GQ Pkt -17 b -9 b 22 -3 32 12 a -1 b 8 23 -29 a<br />

TMV rel % -4 34 a -29 b -9 -5 -11 -11 -20 a -24 -15<br />

Stab Tage 4,8 b 4,2 b 4,2 a 3,9 b<br />

2,7 3,1 3,5 b 4,2 b 3,2 b<br />

Differenz Stabilität 0-2 Tage n 7 8 5 22 3 7 29 20 13 14<br />

0-2 Tage % nges 23 36 45 24 33 58 55 48 42 78<br />

Differenz Stabilität


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Tabelle: 3: Mittlere Effekte von chemischen Siliermittel (CHEM), heterofermentativen<br />

Milchsäurebakterien (MSBhe) oder Kombinationsprodukten bei sachgerechtem Einsatz zur<br />

Mais- und CCM-Silierung in Wirkungsrichtung 2<br />

Futter Mais CCM<br />

Siliermittel MSBhe MSBkomb Chem Komb Komb<br />

AWB B C B C B C B C C<br />

Anzahl Silos 128 24 81 48 33 30 32 27 21<br />

Ausgangsmaterial TM % 33 38 31 40 30 38 32 45 64<br />

VK 58 75 67 65 51 89 64 70 75<br />

Kontrolle GQ Pkt 99 100 99 100 100 100 99 100 100<br />

Differenz GQ Pkt -11 b<br />

[SM. - Kontr.] TMV rel % 15 b 10 a<br />

TMV abs % 6,4 5,6 5,6 5,8 8,2 4,9 6,6 5,2 3,6<br />

Stab Tg 2,6 1,7 1,9 2,9 2,2 2,0 2,3 2,7 4,3<br />

-1 a -19 b<br />

Stab Tg 1,7 b 1,6 b 2,2 b 1,5 b 2,3 b<br />

-5 a 0 0 -1 0 0<br />

19 b 4 8 5 -1 -6 -7<br />

4 b 3,5 b 3,5 b 4,4 b<br />

Differenz Stab >2 Tage n 56 10 35 16 16 26 24 19 18<br />

darin MWDiff GQ Pkt -12 b<br />

>2 Tage % nges 44 42 43 33 48 87 75 70 86<br />

-1 a -31 b<br />

-16 b<br />

0 0 -2 0 0<br />

TMV rel % 17 b 11 25 b 11 16 5 2 -5 -10<br />

Stab Tg 3,8 b 4,5 b 4,5 b 4,1 b 3,9 b 4,7 b 4,5 b 5,2 b 5,1 b<br />

Differenz Stabilität 0-2 Tage n 47 7 35 23 13 2 6 7 2<br />

0-2 Tage % nges 37 29 43 48 39 7 19 26 10<br />

Differenz Stabilität


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Vorträge<br />

Effekte auf Futteraufnahme, Verdaulichkeit, Milch- und Mastleistung sowie<br />

Clostridiensporenreduktion (WR 4 + 5 a)<br />

Richtig eingesetzte Siliermittel beeinflussen sowohl den Netto-Energie-Ertrag als auch die<br />

Qualität des behandelten Futters positiv. Für in der Wirkungsrichtung 1 anerkannte<br />

Zusätze ist daher grundsätzlich vom Potential einer Verbesserung der tierischen Leistung<br />

auszugehen. Besonders geprüft sind die Effekte für Mittel, die hinsichtlich<br />

Wirkungsrichtung 4 anerkannt sind. Grundlage für die mittleren Effekte dieser<br />

Wirkungsrichtungen sind die für die DLG-Anerkennung der Siliermittel eingereichten<br />

Versuchsdossiers sowie Literaturangaben der Jahre 1985-2002. Diese Effekte sind<br />

weitestgehend unabhängig von der Vergärbarkeit und dem Trockenmassegehalt des zu<br />

silierenden Ausgangsmaterials und bei allen gängigen Silagearten nachgewiesen Tabelle<br />

4).<br />

Die Effekte der Siliermittel auf den Futterwert beruhen auf den reduzierten Silierverlusten,<br />

dem verbesserten Gärsäuremuster und dem verminderten Proteinabbau. Entscheidend für<br />

die Beurteilung sind die am Tier gemessenen Größen. Im Rahmen der<br />

Verdaulichkeitsbestimmung (Hammeltest) lässt sich der Energiegehalt exakt ermitteln.<br />

In den von den Untersuchungsanstalten durchgeführten Futteranalysen werden die<br />

Energiegehalte nach vereinfachten Schätzverfahren errechnet. Die Effekte der Siliermittel<br />

werden hierbei nicht immer voll erfasst. Eine ergänzend durchgeführte Abschätzung der<br />

Gärqualität erhöht die Genauigkeit der Einschätzung der Silage.<br />

Zur Nutzung der verbesserten Silagequalität am Tier sind eine gute Silobewirtschaftung<br />

mit einem angepassten Vorschub und eine sachgerechte Futtervorlage Voraussetzung.<br />

Die Effekte auf die Futteraufnahme lassen sich nur bei freier Futtervorlage realisieren. Von<br />

dem behandelten Futter werden 5 – 10 % mehr gefressen. Bei hohen Rationsanteilen<br />

ergibt sich bei der Milchkuh somit ein Mehrverzehr/Tag von 0,5 – 1,5 kg Trockenmasse.<br />

Entsprechend der tatsächlichen Futteraufnahme und der zu ermelkenden Leistung ist das<br />

Kraftfutter zuzuteilen. Die weiteren Möglichkeiten der Rationskontrolle (Körperkondition,<br />

Milchinhaltsstoffe etc.) sind zur Überprüfung und Feineinstellung der Fütterung zu nutzen.<br />

Tabelle 4: Siliermitteleffekte der WR 4 und 5 a; Verbesserung gegenüber der Kontrolle<br />

Kenngröße Einheit<br />

Ausmaß der Siliermitteleffekte<br />

Verdaulichkeit % der organ. Substanz + 1,0 bis + 3,0<br />

Energiekonzentration MJ NEL/kg TM + 0,1 bis + 0,3<br />

Futteraufnahme % der behandelten Silage + 5,0 bis + 10,0<br />

Milchleistung kg je Tier u. Tag bis + 1,2<br />

Mastleistung g Zunahme je Tier u. Tag bis + 85<br />

Verminderung der<br />

Clostridiensporen<br />

% Sporen/g FM bis 90<br />

547


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Veränderungen der Osmolalität in Deutschem Weidelgras während der<br />

Konservierung<br />

Hoedtke, Sandra; Gabel, Martin; Friedel, Klaus (Universität Rostock, Institut für Nutztierwissenschaften<br />

und Technologie):<br />

Einleitung<br />

Die Osmolalität, welche in der wässrigen Phase von Pflanzen und Silagen gemessen<br />

werden kann, ist definitionsgemäß die Konzentration an osmotisch wirksamen Teilchen<br />

je kg Lösungsmittel (osmol/kg). Es ist zu erwarten, dass die Osmolalität während der<br />

Silierung stark ansteigt. Neben Prozessen wie z. B. der Hydrolyse von Kohlenhydraten,<br />

bei der während des Abbaus aus hochmolekularen, osmotisch wenig aktiven Molekülen<br />

kleinere Bruchstücke mit osmotischer Aktivität entstehen, sind vermutlich vor allem<br />

Fermentationsvorgänge für die Osmolalitätserhöhung verantwortlich.<br />

Eine Osmolalitätserhöhung ist einerseits als positiv anzusehen, da sie selektiv auf die sich<br />

in der Silage entwickelnde Mikroflora wirkt. Es ist allgemein bekannt, dass Gärschädlinge<br />

wie Clostridien wesentlich osmointoleranter sind als die milchsäurebildenden Bakterien.<br />

Andererseits kann eine erhöhte Osmolalität aber auch Ausdruck von unerwünschten<br />

Fermentationsprozessen sein. Der Anforderung, die Osmolalität auf das wahrscheinlich<br />

vom jeweiligen Pflanzenmaterial abhängige, für die Silierung notwendige Maß zu<br />

beschränken, kommt dabei eine große Bedeutung zu.<br />

Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es, die Veränderung der Osmolalität in<br />

Deutschem Weidelgras während der Konservierung zu quantifizieren. Dabei muss der<br />

Begriff der Konservierung verstanden werden als die Summe der Prozesse „Schnitt“,<br />

„Anwelken“ und „Gärprozess“.<br />

Material und Methoden<br />

Probenmaterial<br />

Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) wurde zu den Vegetationsstadien<br />

„Grünfutterstadium“ und „Ende Rispenschieben“ mit einem Balkenmäher geerntet. Von<br />

jedem Vegetationsstadium wurde das Pflanzenmaterial frisch (F) sowie in zwei<br />

Anwelkstufen (A1 und A2) siliert. Im ersten resp. im zweiten Vegetationsstadium wurden<br />

dabei Trockensubstanzen von 17 % (F), 23 % (A1) und 35 % (A2) resp. 21 % (F),<br />

29 % (A1) und 38 % (A2) erzielt. Eine Zerkleinerung des Pflanzenmaterials erfolgte mittels<br />

eines Großprobenhäckslers auf 2-3 cm Schnittlänge.<br />

Modellsilagen<br />

Zur Silierung der 6 verschiedenen Ausgangsmaterialien wurden Modellsilagen angelegt,<br />

welche entweder ohne Zusatz (Kontrolle) oder mit einem Lactobacillus plantarum<br />

enthaltenden Milchsäurebakterienpräparat (MSB) mit der vom Hersteller empfohlenen<br />

Impfdichte (3·10 5 KBE/g Frischmasse) versetzt in luftevakuierten und mit Klebeband<br />

verschlossenen Plastikbeuteln (20 x 30 cm) 48 Tage lagerten.<br />

Bestimmung der Trockensubstanz<br />

Für die Bestimmung der Trockensubstanz (TS) wurde sowohl ein Teil des unsilierten<br />

Pflanzenmaterials als auch der Silage gefriergetrocknet. Anschließend erfolgte eine<br />

Trocknung des gemahlenen Materials (3 h bei 105 °C).<br />

548


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Messung der Osmolalität<br />

Die Osmolalität wurde im Presssaft (Tinkturenpresse, 120 kp·cm -2 ) sowohl von unsiliertem<br />

als auch siliertem Material mittels Gefrierpunktosmometer nach HOEDTKE et al. (2005)<br />

bestimmt.<br />

Bestimmung der wasserlöslichen Kohlenhydrate<br />

Die Gehalte an wasserlöslichen Kohlenhydraten (WLK) wurden als mono- und dimere<br />

Kohlenhydrate im Kaltwasserextrakt über eine HPLC-Anlage unter Verwendung einer Vor-<br />

und einer Trennsäule am Brechungsindexdetektor bestimmt.<br />

Ergebnisse<br />

Die Osmolalitäten der unsilierten Ausgangsmaterialien sowie der daraus hergestellten<br />

Silagen ohne und mit Zusatz von MSB beider Vegetationsstadien sind in Tab. 1<br />

dargestellt.<br />

Tab. 1: Osmolalität [osmol/kg] von unsiliertem und siliertem Deutschen Weidelgras unterschiedlicher<br />

Anwelkstufen und Vegetationsstadien (n=3)<br />

TS [%] Osmolalität [osmol/kg]<br />

Silagen<br />

unsiliert ohne MSB mit MSB<br />

Grünfutterstadium<br />

F 17 0,40 A ± 0,06 1,12 aA ± 0,01 1,05 bA ± 0,01<br />

A1 23 0,64 B ± 0,09 1,53 aB ± 0,01 1,46 bB ± 0,01<br />

A2 35 1,21 C ± 0,06 2,56 aC ± 0,03 2,44 bC ± 0,01<br />

Ende Rispenschieben<br />

F 21 0,56 A ± 0,00 1,20 aA ± 0,01 1,09 bA ± 0,01<br />

A1 29 0,89 B ± 0,00 1,74 aB ± 0,01 1,58 bB ± 0,03<br />

A2 38 1,38 C ± 0,03 2,42 C ± 0,04 2,35 C ± 0,04<br />

a,b<br />

Unterschiedliche Kleinbuchstaben bedeuten signifikante Unterschiede zwischen den Silagevarianten<br />

innerhalb einer TS-Stufe des jeweiligen Vegetationsstadiums (p


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Die Abhängigkeit der Osmolalität zur Trockensubstanz war sowohl beim silierten als auch<br />

beim unsilierten Pflanzenmaterial äußerst hoch und lässt sich anhand von linearen<br />

Regressionen darstellen. Im unsilierten Pflanzenmaterial konnte eine hohe lineare<br />

Abhängigkeit der Osmolalität vom WLK-Gehalt festgestellt werden (Tab. 2).<br />

Tab. 2: Osmolalität in Abhängigkeit von TS- und WLK-Gehalt von unsiliertem und siliertem<br />

Deutschen Weidelgras (Dt. WG) von 3 TS-Stufen und 2 Vegetationsstadien (n=18)<br />

Dt. WG y x a b s R²<br />

unsiliert Osmolalität [osmol/kg] TS [%] -0,42 0,05 0,07 0,97<br />

Silagen<br />

ohne MSB<br />

Silagen<br />

mit MSB<br />

Osmolalität [osmol/kg] TS [%] -0,18 0,07 0,15 0,93<br />

Osmolalität [osmol/kg] TS [%] -0,26 0,07 0,17 0,92<br />

unsiliert Osmolalität [osmol/kg] WLK [% d. TS] -1,87 0,24 0,13 0,87<br />

Grundsätzlich weisen die Osmolalitäten der Silagen ohne MSB-Zusatz einen höheren<br />

Wert als die MSB-Varianten auf (vgl. Tab. 1). Aus dem pH-Wert und dem<br />

Gärproduktmuster der Silagen wird ersichtlich, dass die Kontrollsilagen als qualitativ<br />

schlecht eingestuft werden müssen (Tab. 3).<br />

Tab. 3: pH-Wert, Buttersäuregehalt und Summe der Gärprodukte (ohne Milchsäure) von Silagen von<br />

Deutschem Weidelgras unterschiedlicher Anwelkstufen und Vegetationsstadien (n=3)<br />

pH-Wert Buttersäure [% d. TS] Σ GP* [% d. TS]<br />

ohne MSB<br />

Grünfutterstadium<br />

mit MSB ohne MSB mit MSB ohne MSB mit MSB<br />

F 4,71 a ± 0,10 3,74 b ± 0,00 6,72 a ± 0,56 0,01 b ± 0,01 15,14 a ± 2,28 2,62 b ± 0,11<br />

A1 4,26 a ± 0,02 3,79 b ± 0,01 2,17 a ± 0,04 0,00 b ± 0,00 5,07 a ± 0,06 3,72 b ± 0,39<br />

A2 4,46 a ± 0,04 3,88 b ± 0,01 0,38 ± 0,11 - 2,86 a ± 0,12 1,99 b ± 0,26<br />

Ende Rispenschieben<br />

F 4,85 a ± 0,25 3,69 b ± 0,03 4,05 a ± 1,54 0,08 b ± 0,07 9,70 a ± 2,87 2,50 b ± 0,32<br />

A1 4,75 a ± 0,19 3,76 b ± 0,02 0,98 a ± 0,38 0,02 b ± 0,01 5,77 a ± 0,88 2,47 b ± 0,18<br />

A2 4,86 a ± 0,10 3,90 b ± 0,02 0,80 a ± 0,15 0,02 b ± 0,01 4,34 a ± 0,72 2,93 b ± 0,32<br />

* Summe der Gärprodukte ohne Milchsäure (n-Buttersäure, Essigsäure, Propionsäure, i-Valeriansäure,<br />

n-Valeriansäure Ethanol, Propanol und Butanol)<br />

a,b<br />

Unterschiedliche Kleinbuchstaben bedeuten signifikante Unterschiede zwischen den Silagevarianten<br />

innerhalb eines Parameters und einer TS-Stufe (p


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />

Die Osmolalität kann aufgrund ihrer selektiven Wirkung auf Mikroorganismen als wichtiger<br />

Parameter der Silierung angesehen werden. Die Kenntnis darüber, wie sich diese Größe<br />

im Vegetationsverlauf, während des Anwelkens und letztendlich während des<br />

Fermentationsprozesses verändert, ist daher von großer Bedeutung. Deshalb wurde die<br />

Osmolalitätsveränderung von Deutschem Weidelgras vom Schnitt über das Anwelken bis<br />

hin zur Silierung quantifiziert.<br />

Im Verlauf des Anwelkens steigt die Osmolalität entsprechend der TS-Erhöhung.<br />

Entsprechend liegen die Osmolalitätswerte der Silagen höher, je höher die Osmolalität des<br />

Ausgangsmaterials ist. Es ergibt sich daher eine hohe lineare Abhängigkeit der<br />

Osmolalität von der Trockensubstanz, sowohl des unsilierten als auch des silierten<br />

Pflanzenmaterials im untersuchten TS-Bereich. Dies stützt die derzeit gängige<br />

Vorgehensweise der Praxis, dass der osmotische Wert über den TS-Gehalt geschätzt<br />

wird.<br />

Die Silagen ohne MSB-Zusatz weisen bis auf Anwelkstufe 2 des zweiten<br />

Vegetationsstadiums signifikant höhere Osmolalitäten als die MSB-Varianten auf und sind<br />

unter anderem aufgrund erhöhter Buttersäuregehalte als gärbiologisch schlecht<br />

einzustufen. Die erhöhte Osmolalität könnte in diesem Fall Ausdruck der unerwünschten<br />

Nebengärungsprozesse sein.<br />

Es ergab sich im unsilierten Pflanzenmaterial eine hohe lineare Abhängigkeit der<br />

Osmolalität von dem Gehalt an wasserlöslichen Kohlenhydraten. Dies bedeutet, dass die<br />

Osmolalität von Pflanzen in hohem Maße von dieser Stoffgruppe abhängt, da die<br />

Kohlenhydrate außerdem der Hydrolyse unterliegen, d.h. ein Abbau von Oligo- und<br />

Disacchariden zu Monomeren und somit eine Osmolalitätserhöhung stattfinden kann.<br />

Die relative Osmolalitätserhöhung der Silagen, ausgedrückt in % gegenüber dem<br />

Osmolalitätswert des unsilierten Ausgangsmaterials, ist im ersten Vegetationsstadium<br />

größer als im zweiten. Da sich im zweiten ein gegenüber dem ersten Vegetationsstadium<br />

erhöhter Zuckergehalt feststellen ließ kann geschlussfolgert werden, dass im späteren<br />

Stadium schon zu Beginn der Silierung ein höherer osmotischer Wert vorliegt und somit<br />

die hemmende Wirkung der Osmolalität bereits in einer frühen Silierphase gegeben ist.<br />

Literatur<br />

HOEDTKE, S; K. FRIEDEL und M. GABEL (2005): Proc. Soc. Nutr. Physiol. 14, 55.<br />

551


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

"Rostocker Fermentationstest" zur Prüfung der Wirksamkeit verschiedener<br />

biologischer Siliermittel in ökologisch und konventionell erzeugtem Wiesengras<br />

Richter 1 , Wolfgang Imanuel Friedrich; Schuster, Manfred; Kölln, Karin; Zimmermann<br />

Natalie (Landesanstalt für Landwirtschaft); Baranowski, Antoni 2 :<br />

1. Einführung<br />

Der „Rostocker Fermentationstest“ (RFT) ist eine in vitro Methode die auf einen früher<br />

beschriebenen Fermentationstest (7, 8) aufbaut. Damit sollen Erkenntnisse zum<br />

natürlichen Besatz des Siliergutes mit Milchsäurebakterien, zum Gehalt der Siliergüter an<br />

fermentierbaren Kohlenhydraten und zur Wirkung des Zusatzes von Milchsäurebakterien<br />

(MSB-präparate) gewonnen werden können. Die Methode wurde weiterentwickelt, sodass<br />

der Osmotische Druck und die Fermentationstemperatur berücksichtigt werden können<br />

(10, 11, 12, 13). Zugleich wird über die Arbeit mit eingefrorenem Material eine bessere<br />

Standardisierung gewährleistet. In dieser Untersuchung sollte der Einsatz von Siliermitteln<br />

in ökologisch und konventionellem Wiesengras geprüft werden. Hierzu wurden zum<br />

Vergleich auch Laborsiloversuche angelegt<br />

2. Material und Methoden<br />

Der „Rostocker Fermentationstest“ (RST) wie bei (14) erläutert, wurde mit und ohne<br />

Siliermittel an Wiesengras geprüft. Hierzu wurde Pflanzenmaterial aus ökologischem (öko)<br />

und konventionellem (konv) Anbau gewonnen, für den RFT vorbereitet und in Laborsilos<br />

einsiliert. Der RFT wurde mit 7 verschiedenen biologischen Siliermitteln an jeweils 5<br />

verschiedenen ökologischen und konventionellen Herkünften geprüft. Zusätzlich wurde<br />

von dem gleichen Ausgangsmaterial ein Laborsiloversuch angelegt allerdings ohne<br />

Siliermittel, da die Wirksamkeit in vielen Versuchen (konv) belegt ist. Der Laborsiloversuch<br />

wurde entsprechend den Anforderungen der DLG zur Erlangung des Gütezeichens für<br />

Siliermittel angelegt. Die Betriebe stellten eine Grünlandfläche für die Probenahme zur<br />

Verfügung. Die jeweilige Fläche wurde betriebsüblich bewirtschaftet. Die zwei Regionen<br />

mit 10 Betrieben wurde mit je 5 Flächen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen beprobt.<br />

Das Probenmaterial wurde auf Folien auf einem Standort gleichzeitig vorgewelkt und<br />

unterdach bis zur Silierung kurze Zeit aufbewahrt, um ein gleichzeitiges Vorwelken zu<br />

gewährleisten. Die Zusammenhänge zwischen dem pH-Verlauf im RFT und pH-Verlauf<br />

der Laborsilagen (3 Tage) wurden mit einer linearen Regressionsanalyse (SAS)<br />

durchgeführt.<br />

3. Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Qualität des Ausgangsmaterials war vergleichbar (Tabelle 1). Bei den<br />

wertbestimmenden Parametern war die Streuung der konventionellen Proben höher als<br />

die der ökologischen. In den vorliegenden Untersuchungen zeigten sich nur geringe<br />

Unterschiede in der Vergärbarkeit (Vergärbarkeitskoeffizient) des Futters zwischen den<br />

Bewirtschaftungssystemen. Diese waren zudem auf die TM-Gehalte zurückzuführen. Die<br />

Unterschiede in den Bewirtschaftungssystemen, lassen sich durch geringeren<br />

Rohfasergehalt, dem höheren Proteingehalt bei gleichzeitig höherem Nitratgehalt als<br />

höheres Düngeniveau erklären. Dies deckt sich auch mit den Unterschieden im TM-<br />

552


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Gehalt, der nicht durch das Vorwelken beeinflusst wurde. Die Pufferkapazität war<br />

annähernd gleich, was auch auf eine gleiche Silierbarkeit hindeutet.<br />

Tabelle 1. Charakteristik des Ausgangsmateriales<br />

Wiesengras Ökologisch (n=5) Konventionell (n=5)<br />

TM, % 41,1 ± 3,1 36,1 ± 2,1<br />

Rohprotein, g/kg TM 186,6 ± 12,2 207,4 ± 26,3<br />

Rohfaser, g/kg TM 193,7 ± 21,2 182,9 ± 25,5<br />

Rohfett, 25,6 ± 1,9 26,1 ± 3,2<br />

Rohasche 81,3 ± 5,2 85,0 ± 7,1<br />

Zucker 243,1 ± 12,5 235,0 ± 16,0<br />

Pufferkapazität, 7,04 ± 0,37 6,49 ± 1,13<br />

g MS/100g TM<br />

Nitrat, mg/kg TM 800 ± 565,6 1248 ± 1021,2<br />

Vergärbarkeitskoeffizient 69 ± 1,7 66 ± 3,0<br />

3.1 Osmolalität<br />

Die Messung der Osmolalität erfolgte aus dem Presssaft des Ausgangsmaterials und den<br />

dazugehörigen Silagen.<br />

Tabelle 2: Osmolalität des geprüften Pflanzensaftes (1. Schnitt)<br />

Osmol<br />

je kg<br />

Ökologisch (n=5) Konventionell (n=5)<br />

Gras 0,50 ± 0,06 0,46 ± 0,05<br />

Silage 0,68 ± 0,14 0,69 ± 0,08<br />

Dabei zeigt sich ein Anstieg der Osmolalität beim Vergleich von Presssaft aus Gras zu<br />

Pressaft aus Silage (3, 4), wobei noch weitere Faktoren, wie z. B. der Eiweißabbau die<br />

Osmolalität beeinflussen können (1, 2, 5, 6, 15).<br />

3.2 pH-Wert Verlauf RFT<br />

Bei insgesamt geringen Differenzen ergeben sich gesicherte Differenzen bedingt durch die<br />

geringen Streuungen, die mit der Labormethode möglich sind. Ein Vergleich zwischen öko<br />

und konv über alle Siliermittel zeigt zu Beginn eine signifikante Differenz (Tabelle 3), d.h.<br />

einen höheren pH-Wert des öko-Ausgangsmaterials. Die Differenzen verringern sich mit<br />

jeder Messung bis zur 38. Stunde, wobei diese und auch die weiteren Differenzen nicht<br />

mehr abzusichern sind.<br />

Es zeigt sich, dass die pH-Wertverläufe bei beiden Herkünften, öko und konv, annähernd<br />

gleich sind und sich aber zwischen den Siliermitteln gegen Ende ab der 38. Stunde<br />

angleichen. Die gesichert hohen pH-Werte bei ökologisch erzeugtem Futter lassen<br />

vermuten, dass entweder höhere Gehalte an puffernden Substanzen und/oder ein<br />

geringerer MSB-Besatz vorliegt.<br />

553


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Ziel der Untersuchung war es auch die Eignung von Siliermitteln im Bereich öko<br />

aufzuzeigen. Beim ökologisch erzeugten Futter zeigte sich zunächst, dass die Verläufe der<br />

pH-Werte nicht vollkommen gleich waren. Gesicherte Differenzen waren bei den<br />

Anfangsmesspunkten und auch nach 14 Stunden nicht zu finden. Nach 18 Stunden<br />

zeigten 3 Siliermittel (SM1, SM3, SM4) deutlichere und abgesicherte Differenzen. Diese<br />

könnten, wenn alle am Markt befindlichen Siliermittel so geprüft würden, dann auch<br />

Empfehlungen für den öko-Betrieb ergeben.<br />

Tabelle 3: Verlauf des pH-Wertes im Zeitverlauf bei konventionell oder ökologisch<br />

erzeugtem Ausgangsmaterial nach dem Einsatz von sieben verschiedenen Siliermitteln<br />

(MSB) im Rostocker-Fermentationstest.<br />

Zeit (h) 0 14 18 22 26 38 42 46<br />

K 5,57 4,31 4,23 4,19 4,15 4,07 4,04 3,97<br />

SM 1 5,58 4,26 4,09 3,92 3,76 3,63 3,63 3,63<br />

2 5,58 4,28 4,20 4,13 4,05 3,86 3,83 3,82<br />

3 5,57 4,23 4,04 3,85 3,77 3,77 3,76 3,77<br />

konv 4 5,57 4,25 4,06 3,91 3,85 3,80 3,78 3,77<br />

n=5 5 5,57 4,29 4,21 4,16 4,10 3,90 3,85 3,83<br />

6 5,57 4,28 4,21 4,17 4,14 4,03 3,97 3,89<br />

7 5,57 4,27 4,19 4,12 4,05 3,88 3,86 3,84<br />

K 5,66 4,39 4,33 4,29 4,27 4,14 4,08 3,99<br />

SM 1 5,67 4,33 4,13 3,93 3,77 3,59 3,59 3,59<br />

öko. 2 5,67 4,36 4,29 4,21 4,10 3,87 3,85 3,86<br />

n=5 3 5,67 4,33 4,13 3,89 3,82 3,83 3,83 3,84<br />

konvöko<br />

3.3 Laborsilos<br />

4 5,67 4,33 4,08 3,86 3,83 3,81 3,81 3,81<br />

5 5,67 4,38 4,30 4,23 4,14 3,86 3,84 3,85<br />

6 5,67 4,38 4,31 4,28 4,25 4,05 3,93 3,87<br />

7 5,67 4,36 4,28 4,20 4,09 3,87 3,85 3,86<br />

-<br />

0,097 xxx<br />

-<br />

0,084 xxx<br />

-<br />

0,079 xxx<br />

-<br />

0,057 xxx<br />

-<br />

0,049 xxx<br />

-0,008 0 0<br />

Die erzeugten Laborsilagen zeigen trotz Säurenkorrektur nicht identische TM-Gehalte wie<br />

das Ausgangsmaterial auf, was auf eine zu geringe Probenzahl bzw. –menge bei der<br />

Beprobung des Ausgangsmaterials zurückzuführen ist (Tabelle 4). Die pH-Werte wie auch<br />

die Gärsäuren zeigen nur geringe Unterschied auf, die im TM-Gehalt begründet sind.<br />

Tabelle 4: Fermentationscharakteristik der Silagen<br />

554


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Ökologisch (n=5) Konventionell (n=5)<br />

TM korr. 38,5 ± 3,6 34,6 ± 1,8<br />

pH 4,50 ± 0,22 4,36 ± 0,12<br />

In TM %:<br />

Milchsäure 6,09 ± 1,35 6,32 ± 0,85<br />

Essigsäure 2,37 ± 0,94 2,57 ± 0,70<br />

Alkohol 0,72 ± 0,34 0,56 ± 0,15<br />

Rest-Zucker 6,36 ± 2,30 5,34 ± 1,99<br />

NH3-N 0,15 ± 0,05 0,19 ± 0,04<br />

NH3-N in Ges. –N, % 4,70 ± 1,47 5,53 ± 1,06<br />

Gew. Verluste 3,46 ± 0,79 3,41 ± 0,63<br />

Aerobe Stab., Tage 9 ± 2,1 9 ± 2,0<br />

W/H Punkte 96 ± 2,5 98 ± 1,8<br />

Der Proteinabbau ist als gering anzusehen, wie auch die geringen TM-Verluste auf eine<br />

sehr gute Gärqualität hinweisen. Die Silagen sind zudem alle buttersäurefrei und aerob<br />

stabil.<br />

3.4 Beziehung RFT/Laborsilo<br />

Durch die Arbeit mit eingefrorenem Material wird eine bessere Standardisierung<br />

gewährleistet und es können Siliermittel unabhängig von der Zeit geprüft werden, wobei<br />

bei Laborsilagen mit einer längeren Versuchsdauer Einflüsse auf die Kontrolle nicht<br />

auszuschließen sind. Vergleicht man den pH-Wert der Laborsilagen nach drei Tagen mit<br />

dem Verlauf der pH-Werte im RFT, dann ergeben sich nachfolgende Abhängigkeiten. Die<br />

Tabelle 5 zeigt die Regressionsparameter über die Zeit im RFT auf. Dabei ergab sich nach<br />

38 Stunden bei dem ökologisch erzeugtem Ausgangsmaterial ein statistisch gesichertes<br />

Bestimmtheitsmaß von 0,83. Bei dem konventionellerzeugtem Ausgangssmaterial konnte<br />

das Bestimmtheitsmaß nicht abgesichert werden.<br />

Tabelle 5: Beziehungen zwischen pH Verlauf im RFT (y) und pH Laborsilagen (x) öko.<br />

Stunden a<br />

b<br />

SE R 2<br />

P≤0,01**<br />

P≤0,05*<br />

22 4,30 -0,03 0,056 0,208 n.s.<br />

26 4,21 -0,03 0,040 0,311 n.s.<br />

38 4,12 -0,05 0,017 0,827 *<br />

42 4,14 -0,05 0,029 0,701 n.s<br />

46 4,10 -0,05 0,033 0,615 n.s.<br />

4. Schlussfolgerungen<br />

In schweizer Untersuchungen wurde festgestellt (9), dass die Unterschiede in der<br />

Gärqualität zwischen den Erntejahren und den Aufwüchsen größer waren als die zwischen<br />

den Bewirtschaftungsarten. Dies deckt sich mit unseren Untersuchungen, in denen die<br />

Gärqualitäten zunächst nicht von der Wirtschaftweise abhängig ist. Es sind auch mit<br />

ökologischer Wirtschaftsweise gleiche Gärqualitäten wie im konventionell wirtschaftenden<br />

Betrieb möglich.<br />

555


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

- Der Siliermitteleinsatz mit biologischen Siliermitteln führt auch im<br />

ökologischwirtschaftenden Betrieb zu geringeren Verlusten und zu höheren Qualitäten,<br />

sodass auch hier der Einsatz von Siliermitteln für den mittelschwer bis leichtsilierbaren<br />

Bereich zu empfehlen ist.<br />

- Der schwersilierbare Bereich sollte durch Vorwelken nach Möglichkeit umgangen<br />

werden.<br />

- Über den „Rostocker Fermentationstest“ (RFT) lassen sich die eingesetzten Siliermittel<br />

gut überprüfen.<br />

- Der RFT ist geeignet auch Hinweise zur Silierbarkeit ökologischer Aufwüchse zu geben.<br />

5. Literatur<br />

1 Bickel A., Friedel K., Gabel M., (2006): Factors potentially affecting proteolysis under invitro<br />

conditions using „Rostocker Fermentationstest“ – first results. Proceedings of the<br />

Society of Nutrition Physiology 15, 92. 2 Bickel A., Hoedtke S., Gabel M., Bodarski M.,<br />

Krzywiecki S., Pasternak A., (2006): Estimation of ensilability of alfalfa and whole crop<br />

triticale using in vitro rapid test (Rostocker Fermentationstest). XII th International<br />

Symposium Forage Conservation. Brno, Czech Republic. Proceedings, 225-227. 3<br />

Hoedtke S., Friedel K., Gabel M., (2004): Die Quantifizierung der Osmolalität in Pflanzen<br />

und Silagen. 116. VDLUFA-Kongreß, Rostock. VDLUFA-Schriftenreihe, Band 60, 467-470.<br />

4 Hoedtke S., Friedel K., Gabel M., (2005): Die Quantifizierung der Osmolalität in<br />

Presssaft und Auszug von Silagen und ihre Beziehung zur Trockensubstanz und weiteren<br />

Gärparametern. 117. VDLUFA-Kongreß, Bonn. VDLUFA-Schriftenreihe, Band 61, 133-<br />

137. 5 Hoedtke S., Friedel K., Gabel M., (2005): Introducing a method for quantifying the<br />

osmolality in green forage and silages. Proceedings of the Society of Nutrition Physiology<br />

14, 55. 6 Hoedtke S., Friedel K., Gabel M., Bodarski M., Krzywiecki S., Pasternak A.,<br />

(2006): Effects of vegetation stage and nitrogen fertilization on osmolality of whole crop<br />

triticale. Proceedings of the Society of Nutrition Physiology 15, 91. 7 Pieper B., Kleemann<br />

J., Poppe S., Allert H., Losch K., Wittchen H., Mielitz E., Schulz A., (1989): Verfahren zur<br />

Bestimmung der Vergärbarkeit von Futtermitteln. Patentschrift, DD 281 255 A5. 8 Pieper<br />

B., Müller T., Robowsky K.-D., Seyfarth W., (1996): Rapid fermentation test as a method<br />

for assessing the ensiling potential of herbage. XI th International Silage Conference.<br />

University of Wales. Proceedings, 120-121. 9 Wyss, U. (2002): DOK-Versuch:<br />

Bewirtschaftungsart und Silagequalität. AGRARForschung, 9, (4) 164-169. 10 Zierenberg<br />

B., Friedel K., Gabel M., (1999): In-vitro-Testsystem for the evaluation of fermentation<br />

characteristics of plant material and for examining the efficiency of biological and chemical<br />

additives. XII th International Silage Conference. Uppsala, Sweden. Proceedings 245-246.<br />

11 Zierenberg B., (2000): In vitro Methode zur Beurteilung der Fermentationsleistung von<br />

Milchsäurebakterien und deren Einfluss auf die Stoffwechselaktivität weiterer für die<br />

Silierung relevanter Mikroorganismen bei unterschiedlichen Fermentationsbedingungen.<br />

Dissertation. Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät, Universität Rostock. 12<br />

Zierenberg B., Friedel K., Gabel M., (2002): Schnellmethode (in vitro) zur Bestimmung der<br />

Leistungsfähigkeit von MSB-Präparaten bei unterschiedlichen Fermentationsbedingungen.<br />

114. VDLUFA-Kongreß, Leipzig. Kurzfassungen der Referate, 168-169. 13 Zierenberg B.,<br />

Friedel K., Gabel M., (2002): Der osmotische Druck im Siliergut: Ein wichtiger Parameter<br />

zur Erzeugung von Qualitätssilagen. Eine Revolution in der Silagetheorie?. 6. Symposium<br />

zur Fütterung von Kühen mit hohen Leistungen, Neuruppin. Tagungsbericht, 95-106. 14<br />

Schuster, M., Richter, W.I.F., Kölln, K. (2006): Methodik und Anwendungsbereiche des<br />

„Rostocker Fermentationstests“. VDLUFA: 118. Kongress, Freiburg, Kurzfassungen, 128.<br />

556


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

15 Bickel, Anja, Friedel, K., Gabel, M. (2005): Charakterisierung von Pflanzenpresssaft<br />

aus Luzerne mit unterschiedlichem Anwelkgrad als Medium zur Quantifizierung der<br />

Proteolyse. 117. VDLUFA-Kongreß, Bonn. VDLUFA-Schriftenreihe, Band 61, 138-142.<br />

6. Danksagung<br />

Für die Bereitstellung der zusätzlichen Mittel wird dem Bayerischen Staatsministerium für<br />

Landwirtschaft und Forsten gedankt.<br />

1<br />

Korrespondenzadresse: Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, Arbeitsbereich<br />

Futterwirtschaft, Futterhygiene. Prof. Dürrwaechter Platz 3, D – 85586 Poing-Grub<br />

2<br />

Institut für Genetik und Tierzucht, Polnische Akademie der Wissenschaften,<br />

PL – 05 552 Jastrzebiec, Polen.<br />

557


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Siliermitteleffekte zu Grassilagen für den Einsatz in der Pferdefütterung<br />

Thaysen, Johannes und Jürgen Lamp (Landwirtschaftskammer SH)<br />

Anwelksilagen für den Einsatz in der Pferdefütterung können aufgrund späterer<br />

Schnittzeitpunkte und einer höheren Schadkeimbelastung insbesondere bei der<br />

Ballensilierung Nacherwärmung und Schimmelbildung aufweisen. Ziel der<br />

Versuchsanstellung war es, verschiedene Siliermittelzusätze auf die Gärqualität und<br />

aerobe Stabilität sowie auf die Akzeptanz verschieden behandelter Silagen bei der<br />

Verfütterung an Pferde zu prüfen.<br />

Material und Methoden<br />

Ein Grasbestand des 1. Aufwuchses (10 % DW, 40% WL, 30 % WW, GR/JR 20 %, KL + ,<br />

Honiggras +, 5 % LZ, Ampfer +, Weißklee +) wurde am 5. Juni 2005 nach einer Feldzeit<br />

von 3 Tagen Anwelkdauer (niedriger Anwelkgrad) sowohl in 1,5-L Laborgefässen als auch<br />

in Rundballen einsiliert. Die Prüfung der Zusätze erfolgte nach der DLG-Richtlinie für die<br />

Durchführung der Siliermittelprüfung. Die Dosierung der Silierzusätze erfolgte nach den<br />

Angaben der Hersteller. Die Siliermittelbehandlung der Ballen wurde per Flüssigdosierung<br />

nach Angaben der Hersteller an der Presse vorgenommen. Weiterhin wurden<br />

unbehandelte Ballen mit einem höheren Anwelkgrad nach 2 weiteren Tagen Feldzeit<br />

bereitet. Nach einer 6-monatigen Lagerdauer wurden die Varianten KON 1) , CHEM 2) und<br />

KOMB 3) an Pferde verfüttert und die Futterakzeptanz durch tägliches Ein- und<br />

Rückwiegen der vorgelegten Silagen ermittelt. Dieser Test wurde über einen Zeitraum von<br />

7 Tagen an 4 Pferden mit einem crossing-over der Tiere zweimal wiederholt. In einem<br />

weiteren Betrieb wurden die Varianten KON 1) und CHEM1 2) an 2 Gruppen von Pferden<br />

mit jeweils 3 Tieren über einen Zeitraum von 12 Tagen vergleichend geprüft. Alle<br />

chemischen Kenngrößen wurden nach VDLUFA-Verbandsmethoden; die aerobe Stabilität<br />

nach HONIG 1990 und die Ermittlung der TM-Verluste nach WEISSBACH 1985<br />

vorgenommen.<br />

Ergebnisse<br />

Das Ausgangsmaterial vor dem Silieren weist in beiden TM-Stufen eine gute Silierbarkeit<br />

auf (Tabelle 1).<br />

Tabelle 1: Kenngrössen des Ausgangsmaterials vorm Silieren<br />

Kenngröße Einheit niedriger hoher<br />

Anwelkgrad Anwelkgrad<br />

Trockenmasse % 55,1 60,6<br />

Rohprotein % TM 6,9 7,1<br />

Zucker (Z) % TM 17,1 20,1<br />

Pufferkapazität (PK) g MS/100g 4,7 4,7<br />

Z/PK 3,6 4,3<br />

Vergärbarkeitskoeffizient 84 95<br />

Nitrat g NO3/kg TM 0,5 0,5<br />

Milchsäurebakterien log KbE/g FM 3,3 3,3<br />

558


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Tabelle 2: Sililermitteleffekte zu Anwelkgrad 55 % TM, 1,5 L-Laborgläser 8)<br />

Variante Kenngröße Einheit MSB he 4) KOMB 3) MSB komb 5)<br />

CHEM2 6) CHEM1 2) CHEM3 7)<br />

Mittelw. GD5 Mittelw. GD5 Mittelw. GD5 Mittelw. GD5 Mittelw. GD5 Mittelw.<br />

Kontrolle TM % 51,9 51,9 51,9 51,9 51,9 51,9<br />

pH 3 Tage 6,1 6,1 6,1 6,1 6,1 6,1<br />

pH 90 Tage 5,3 a 5,3 a 5,3 a 5,3 b 5,3 a 5,3 a<br />

Milchsäure % TM 0,84 a 0,84 a 0,84 a 0,84 a 0,84 a 0,84 a<br />

Essigsäure % TM 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50 0,50<br />

Buttersäure % TM 0,00 a 0,00 a 0,00 a 0,00 a 0,00 a 0,00 a<br />

Propionsäure % TM 0,10 0,10 0,10 0,10 0,10 0,10<br />

MS/ES 1,6 1,6 1,6 1,6 1,6 1,6<br />

NH3-N % GN 5,0 a 5,0 a 5,0 a 5,0 a 5,0 a 5,0 a<br />

TM-Verluste % TM 11,6 a 11,6 a 11,6 a 11,6 a 11,6 a 11,6 a<br />

Stabilität Tage 1,5 a 1,5 a 1,5 a 1,5 a 1,5 a 1,5 a<br />

Stabilitätsverlus<br />

te % TM 3,8 3,8 3,8 3,8 3,8 3,8<br />

pH Aus 5,8 5,8 5,8 5,8 5,8 5,8<br />

DLG 06 Punkte 91 91 91 91 91 91<br />

Silier- Note 1 1 1 1 1 1<br />

Behandlung TM % 58,3 2,7 54,5 2,6 56,6 2,8 55,2 2,7 56,9 2,7 58,0 2,8<br />

pH 3 Tage 5,9 0,4 6,0 0,1 5,8 0,3 6,0 0,1 6,3 0,1 5,9 0,1<br />

pH 90 Tage 4,3 b 0,1 4,4 b 0,1 4,1 b 0,1 5,7 a 0,1 6,0 a 0,1 5,8 a 0,2<br />

Milchsäure % TM 2,14 a 0,37 3,11 b 0,46 4,03 b 0,49 0,22 a 0,34 0,04 a 0,34 0,07 a<br />

0,3<br />

4<br />

0,1<br />

Essigsäure % TM 3,28 0,39 0,70 0,17 2,19 0,48 0,27 0,15 0,16 0,14 0,19 4<br />

Buttersäure % TM 0,00 a 0,00 0,00 a 0,00 0,00 a 0,00 0,01 a 0,01 0,00 a 0,00 0,01 a<br />

0,0<br />

1<br />

0,0<br />

Propionsäure % TM 0,08 0,02 0,10 0,02 0,09 0,20 0,15 0,02 0,10 0,02 0,18 3<br />

MS/ES 0,7 0,9 4,5 1,4 1,9 1 0,8 0,9 0,3 0,9 0,4 0,9<br />

NH3-N % GN 6,0 a 1,0 5,0 a 1,0 6,0 a 1,0 6,0 a 1,0 6,0 a 1,0 5,0 a 2,0<br />

TM-Verluste % TM 9,1 b 1,5 9,8 b 0,8 8,2 b 1,9 10,1 b 0,9 11,4 a 0,5 10,0 b 1,5<br />

Stabilität Tage 5,7 b 1,9 4,3 a 4,0 6,3 b 1,9 0,9 a 0,2 5,2 b 5,1 3,7 a 4,9<br />

Stabilitätsver<br />

luste % TM 1,0 4,6 1,9 5,2 1,4 5,5 2,9 6,3 0,5 4,1 5,6 4,7<br />

pH Aus 4,2 0,2 5,7 0,1 4,0 0,1 5,8 0,2 5,8 0,1 5,8 0,3<br />

DLG 06 Punkte 92 100 100 90 90 90<br />

Silier- Note 1 1 1 2 2 2<br />

1) KON= unbehandelte Kontrolle<br />

2) CHEM1= Mischung aus organischen Säuren<br />

3) KOMB= homofermentative Milchsäurebakterien + CHEM<br />

4) MSB he= heterofermentative Milchsäurebakterien,<br />

5) MSB komb= hetero+homofermentative Milchsäurebakterien,<br />

6) CHEM2= Mischung aus organischen Säuren, abgepuffert,<br />

559<br />

GD<br />

5


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

7) CHEM3= Mischung aus organischen Säuren,<br />

8) b= Differenz signifikant bei (p< 0,05)<br />

Signifikante Verbesserung der Gärqualität gegenüber KON zeigen nur die MSBhoenthaltenden<br />

Zusätze. Alle Zusätze verbessern die aerobe Stabilität und senken die<br />

Stabilitätsverluste, signifikant in abnehmender Wirkungshöhe MSBkomb, MSBhe und<br />

CHEM1 (Tabelle 2).<br />

Silagequalitätsdaten der Rundballen, die für die beiden Akzeptanzteste verwendet<br />

werden, enthalten die Tabellen 3 und 4. Mit Ausnahme des pH-Wertes bei der Behandlung<br />

KOMB werden gerichtete Unterschiede zwischen den Kenngrößen der Inhaltsstoffe, des<br />

Futterwertes und der Gärqualität gefunden. Der Anwelkgrad der Variante „hoher<br />

Anwelkgrad“ mit 66 % TM wird gegenüber dem Ziel von 75 % TM unterschritten.<br />

Im Silageakzeptanztest 1 (Tabelle 5) zeigen sowohl CHEM1 als auch KOMB gegenüber<br />

KON tendentielle Aufnahmeminderung. Beim Silageakzeptanztest 2 hingegen kann diese<br />

Tendenz nicht bestätigt werden.<br />

Zwischen den Varianten hoher und niedriger Anwelkgrad bestehen keine Unterschiede.<br />

Diskussion<br />

Es werden Silagen mit einer guten Gärqualität, aber geringen aeroben Stabilität erzeugt.<br />

Die Effekte der Silierzusätze MSBhe und MSBkomb auf Kenngrössen der Gärqualität im<br />

relativ trockenem Anwelkgut können auf eine hohe Osmotoleranz der eingesetzten Arten<br />

und Stämme schließen lassen. Hinsichtlich der Verbesserung der aeroben Stabilität<br />

können MSBhe und MSBkomb signifikante Verbesserungen erzielen. KOMB überzeugt nicht,<br />

was in dem zu geringen Benzoatanteil pro t FM begründet sein könnte. Bei den<br />

chemischen Zusätzen differenziert die Wirkung auf die Verbesserung der aeroben<br />

Stabilität je nach Produktzusammensetzung.<br />

Die an Pferde vorgelegten Silagen weisen eine gute Qualität auf. Dabei werden die mit<br />

Silierzusätzen behandelten Ballensilagen tendentiell vermindert akzeptiert. Aufgrund der<br />

kurzen Prüfzeiträume und zu geringen Tierzahlen in den Gruppen ist jedoch keine<br />

gerichtete Aussage hierzu möglich.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Heterofermentative (oder in Kombination mit homofermentativen Arten)<br />

Milchsäurebakterien und CHEM1 verbessern Gärqualität und aerobe Stabilität von<br />

Grassilagen mit höherem Anwelkgrad in der Pferdefütterung. Die Wirkung auf die<br />

Akzeptanz der behandelten Silagen muss jedoch weiter geprüft werden. Um die Risiken<br />

einer verminderten Silagehygiene von Grassilagen mit höherem Anwelkgrad zu<br />

minimieren, sollten diese Ergebnisse zu einer höheren Akzeptanz in einer<br />

Silierzusatzanwendung in der Grassilagebereitung für Pferde führen.<br />

560


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Einheit KON 1) CHEM1 2) KOMB 3) hoher<br />

Anwelkgrad<br />

Kenngrösse Mittel Stabw Mittel Stabw Mittel Stabw Mittelw Stabw<br />

w. . w. . w. . . .<br />

TM % 55,3 3,29 53,7 3,23 54,5 3,23 65,7 1,70<br />

Rohasche % TM 9,1 2,28 9,2 1,63 7,7 0,89 8,3 1,08<br />

Rohprotein % TM 8,5 0,49 9,6 0,69 8,6 0,38 9,2 0,40<br />

Rohfaser % TM 32,3 0,44 32,6 3,25 31,8 1,07 32,4 1,31<br />

Zucker % TM 9,1 1,49 7,6 2,08 9,8 1,51 10,2 1,10<br />

verd. Eiweiß g/kg 51,2 2,96 57,6 4,16 51,8 2,27 55,2 2,40<br />

verd. Energie<br />

Pferd<br />

ME/kg TM 8,1 0,47 8,1 0,32 8,5 0,10 8,3 0,10<br />

Hefen KbE/g FM 1,7x10 5 2,3x10 5 4,0x10 5 2,4x10 5 2,2x10 5 2,7x10 5 1,8x10 4 2,6x10 4<br />

Schimmelpilze KbE/g FM < 10 2 < 10 2 < 10 2 < 10 2<br />

pH-Wert 5,7 0,15 5,9 0,25 4,8 0,15 5,9 0,06<br />

Essigsäure % TM 0,15 0,07 0,07 0,02 0,30 0,07 0,07 0,03<br />

Propionsäure % TM 0,13 0,02 0,12 0,02 0,12 0,01 0,11 0,02<br />

Buttersäure % TM 0,01 0,02 0,00 0,00 0,04 0,03 0,00 0,00<br />

Milchsäure % TM 0,09 0,04 0,07 0,02 1,52 0,32 0,02 0,00<br />

NH3-N % GN 2,28 1,75 4,03 0,64 3,20 0,41 1,74 0,06<br />

Tabelle 4: Kenngrössen der Ballensilagen Akzeptanztest 2<br />

Einheit KON 1) CHEM1 2)<br />

Kenngrösse Mittelw. Stabw. Mittelw. Stabw.<br />

TM % 61,5 3,32 63,6 2,19<br />

Rohasche % TM 8,7 0,75 8,1 0,90<br />

Rohprotein % TM 9,1 1,08 8,5 1,59<br />

Rohfaser % TM 33,4 1,46 32,2 1,21<br />

Zucker % TM 8,4 1,23 10,5 2,20<br />

verd. Eiweiß g/kg 54,6 6,49 51,0 9,52<br />

verd. Energie Pferd ME/kg TM 8,0 0,36 8,3 0,25<br />

Hefen KbE/g FM 1,7x10 6 1,3x10 6 2,0x10 6 1,8x10 6<br />

Schimmelpilze KbE/g FM < 10 2 < 10 2<br />

pH-Wert 5,8 0,06 5,9 0,12<br />

Essigsäure % TM 0,01 0,01 0,06 0,03<br />

Propionsäure % TM 0,10 0,02 0,11 0,01<br />

Buttersäure % TM 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Milchsäure % TM 0,02 0,00 0,01 0,01<br />

NH3-N % GN 1,82 0,02 2,55 0,64<br />

561


Workshop „Futterkonservierung – Wissensstand und Perspektiven“ Poster<br />

Tabelle 5: Silageakzeptanztest 1<br />

Mittelwerte aus 2 Wiederholungen mit 4 Pferden<br />

Kenngröße TM-Vorlage kg TM-Aufnahme kg TM-Aufnahme relativ<br />

zur TM-Vorlage<br />

Mittelw. Stabw. Mittelw. Stabw. Mittelw. Stabw.<br />

Behandlung<br />

KON 1) 3,9 0,25 3,0 0,43 77 10<br />

CHEM1 2 ) 4,1 0,11 2,7 0,70 66 15<br />

KON 3,8 0,46 2,9 0,61 76 16<br />

KOMB 3) 3,5 0,36 2,5 0,51 72 13<br />

hoher<br />

4,8 0,14 4,2 0,64 88 13<br />

Anwelkgrad<br />

niedriger<br />

Anwelkgrad<br />

4,2 0,33 3,6 0,72 87 16<br />

Silageakzeptanztest 2 (2 Gruppen mit a 3 Pferden)<br />

KON 2,2 0,57<br />

CHEM1 2,3 0,41<br />

562


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Untersuchungen zur Keimfähigkeit bei Wiesenrispe (poa pratensis L.) nach<br />

Kreuzungen zwischen panmiktischen und apomiktischen Formen<br />

Hackl, Christian (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft); Voit, Benno; Killermann,<br />

Berta:<br />

Zielsetzung<br />

Ziel der Arbeit war es, Ursachen für unzureichende Keimfähigkeiten ausgewählter Poa<br />

pratensis-Populationen zu finden. Äußere Faktoren konnten als Ursache in früheren<br />

Untersuchungen bereits ausgeschlossen werden. Dies führte zur Frage: Gibt es<br />

sortenbedingte, d. h. genetisch erklärbare Faktoren, die eine mangelnde Keimfähigkeit<br />

bewirken?<br />

Definition Apomixis<br />

Unter Apomixis wird der Verlust der geschlechtlichen Fortpflanzung verstanden. Diese<br />

wird durch vegetative Vermehrung oder Parthenogenese ersetzt. Voraussetzung dafür ist<br />

ein Unterbleiben der Meiose. Eine unreduzierte Eizelle entwickelt sich zum Embryo, wobei<br />

zwar ein Generations-, nicht jedoch ein Kernphasenwechsel stattfindet. Durch Befruchtung<br />

der Polkerne wird die Bildung des Endosperms induziert.<br />

Die Vorteile einer apomiktischen Fortpflanzung liegen in der Entstehung einheitlicher<br />

Pflanzenbestände und in der Fixierung von Heterosiseffekten. Darüber hinaus können<br />

Hybridsorten ohne die Gefahr einer Aufspaltung in der F2-Generation über Samen<br />

nachgebaut werden. Nachteilig wirken sich eine Verringerung der Variabilität und eine<br />

eingeschränkte Neukombination genetischer Eigenschaften aus (vgl. Panmixis:<br />

Fortpflanzung mit zufallsmäßiger Paarung der Partner).<br />

Apomixis bei Poa pratensis<br />

Der Embryosack entsteht apospor, d.h. aus Zellen der Samenanlage, i.d.R. aus Nucellusgewebe.<br />

Es liegt eine fakultative Apomixis vor (Nachkommenschaften nicht zu 100 %<br />

muttergleich, vgl. obligate Apomixis). Wild- und Kulturformen weisen generell einen hohen<br />

Grad an Apomixis auf, Umwelteinflüsse und Pollenspender spielen keine Rolle.<br />

Material und Methoden<br />

Als Untersuchungsmaterial wurden Pflanzen bzw. Saatgut von Poa pratensis-Kreuzungen<br />

verwendet (Sorten ´Britta´, ´Esprit´, ´Lato´ und ´W7494´). Untersucht wurden die<br />

Technische Reinheit, Tausendkornmasse (TKM), Keimfähigkeit (KF), Lebensfähigkeit<br />

(Biochemischer Tetrazoliumtest, LF) und der Ploidiegrad (Durchflusszytometrischer<br />

Samenscreen, FCSS). Außer dem Ploidiegrad wurden alle Untersuchungen nach den<br />

Internationalen Untersuchungsvorschriften für Saatgut (ISTA, International Seed Testing<br />

Association) durchgeführt.<br />

Beim FCSS wurde der DNA-Gehalt von Zellkernen des Endosperms und der Embryonen<br />

ermittelt. Dies ermöglicht die Analyse des Reproduktionsverhaltens anhand der Ergebnis-<br />

Histogramme (Abb. 1).<br />

563


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Kanalinhalt<br />

Anzahl der Zellen pro ml<br />

Rauschen (Debris)<br />

Embryopeak<br />

Endospermpeak<br />

Mittelwerte<br />

Kanäle<br />

Abb. 1: Durchflusszytometrische Auswertung mit dem Ploidy Analyser. Histogramm<br />

der obligat sexuellen Pflanze ´Lato´ 15, erkennbar am Verhältnis 2C-Peak<br />

(Embryo) zu 3C-Peak (Endosperm)<br />

Abhängig von Lage und Verhältnis der Peaks zueinander (C-Wert) kann der jeweilige<br />

Vererbungsweg bestimmt werden (Abb. 2).<br />

Abb. 2: Vererbungswege (pathways) durch Peakvergleich. Quelle: IPK Gatersleben.<br />

Ergebnisse<br />

Von allen untersuchten Sorten wies ´Esprit´ die höchste TKM auf, ´Britta´ zeigte die<br />

niedrigsten Werte. Im Mittelfeld lagen die Sorten ´Lato´ und ´W7494´. ´Esprit´ unterschied<br />

sich hochsignifikant von allen anderen Sorten.<br />

´Lato´ wies die höchste KF auf, gefolgt von ´W7494´. Bei ´Britta´ und ´Esprit´ lag die KF<br />

bei knapp 50 %. ´Lato´ und ´W7494´ unterschieden sich dabei hochsignifikant von ´Britta´<br />

und ´Esprit´ (Abb. 3).<br />

564


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Keimfähigkeit in %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

49,67<br />

48,50<br />

97,67<br />

91,50<br />

Britta Esprit Lato W7494<br />

Sorte<br />

Abb. 3: Varianzanalyse bezüglich Keimfähigkeit der Sorten ´Britta´, ´Esprit´, ´Lato´<br />

und ´W7494´<br />

Die Annahme “hohe TKM bewirkt hohe KF und umgekehrt“ konnte statistisch nicht<br />

bestätigt werden (Abb. 4).<br />

Keimfähigkeit in %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

GD = 5,21 bei α = 1 %<br />

Korrelationskoeffizient = 0,33<br />

R 2 = 0,11<br />

0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1 0,12 0,14 0,16<br />

TKM in g<br />

Abb. 4: Zusammenhang zwischen Keimfähigkeit und Tausendkornmasse der<br />

Einzelpflanzennachkomenschaften der untersuchten Sorten ´Britta´, ´Esprit´,<br />

´Lato´ und ´W7494´<br />

b<br />

b<br />

565


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Die höchste LF wies die Sorte ´Lato´ mit 94 % LF auf, die niedrigste LF zeigte die Sorte<br />

´Britta´ mit 56 % LF. Eine Korrelation war nur zwischen LF und KF gegeben, nicht jedoch<br />

zwischen LF und TKM (Abb. 5).<br />

Lebensfähigkeit in %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Korrelationskoeffizient = 0,74 bei α = 5%<br />

R 2 = 0,54<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Keimfähigkeit in %<br />

Abb. 5: Abhängigkeiten zwischen Lebensfähigkeit und Keimfähigkeit der<br />

Einzelpflanzennachkommenschaften der untersuchten Sorten ´Britta´,<br />

´Esprit´, ´Lato´ und ´W7494´<br />

Bei den flowzytometrischen Untersuchungen an Samen wurden die Merkmale Ploidie,<br />

Fortpflanzungsart, Gewebeausbildung und Polyembryonie bestimmt. Als Vergleich diente<br />

die Sorte ´Jori´ mit einer definierten Embryo-Endosperm-Relation. Als Ergebnis konnten<br />

die Sorten ´Britta´ und ´Esprit´ als sexuelle Sorten klassifiziert werden, ´Lato´ stellte sich<br />

als fakultativ sexuelle Sorte und ´W7494´ als obligat sexuelle Sorte dar. Die<br />

Untersuchungen der Durchflusszytometrie am Blattmaterial der Sorten bestätigten die<br />

Ergebnisse an den Samen. Die Hypothese “Genomerhöhung bzw. –verringerung<br />

beeinflusst innerzelluläre Vorgänge und damit die KF negativ“ war statistisch nicht haltbar<br />

(Abb. 6).<br />

566


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Ploidiegrad<br />

2,4<br />

2,2<br />

2<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1<br />

R 2 = 0,33<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Keimfähigkeit in %<br />

Abb. 6: Zusammenhang zwischen Ploidiegrad und Keimfähigkeit bei den untersuchten<br />

Einzelpflanzennachkommenschaften<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bei den Sorten ´Britta´, ´Esprit´, ´Lato´<br />

und ´W7494´ mit den verwendeten Methoden keine sortenbedingten bzw. genetisch<br />

erklärbaren Faktoren für mangelnde Keimfähigkeit nachgewiesen werden konnten.<br />

Ausblick<br />

Eine Hybridisierung ist künftig mittels FCSS erkennbar. Hierzu reicht die<br />

Ploidiebestimmung aus. Die Ploidiebestimmung ist in ihren Ergebnissen sicherer und<br />

schneller als die phänologische Bestimmung. Dies gilt jedoch nur unter der<br />

Voraussetzung, dass sich die “Eltern“ in ihrer Ploidie unterscheiden. Bei gleicher Ploidie<br />

lassen sich zumindest Nicht-Hybriden erkennen.<br />

Auch obligat sexuelle bzw. apomiktische F1-Pflanzen sind mittels FCSS selektierbar. Dies<br />

führt über weitere Kreuzungsschritte direkt zu neuen Sorten in denen Heterosiseffekte<br />

fixiert werden können, was letztendlich zu homogenen Populationen führt.<br />

567


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Einfluss chemischer Beizmittel auf die Keimfähigkeit von mechanisch<br />

geschädigtem Getreidesaatgut<br />

Müller, Günter (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />

Einleitung:<br />

Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass chemische Beizmittel die Keimfähigkeit<br />

nicht nur verbessern, sondern gelegentlich auch phytotoxische Nebenwirkungen entfalten<br />

können (Jahn 1991, Müller 1995, 1996, 1998, 2006). Dabei war immer wieder<br />

festzustellen, dass insbesondere die Formulierung der Beizen für die Nebenwirkung<br />

verantwortlich ist. Beizmittel werden entweder als lösungsmittelhaltige Feuchtbeizen oder<br />

als wasserlösliches Suspensionskonzentrat angeboten.<br />

Der Nutzen chemischer Beizmittel, in der richtigen Aufwandmenge dosiert, für den<br />

Feldaufgang und die frühe Entwicklung der Bestände steht außer Frage, da sie Keimlinge<br />

vor den meisten Krankheitserregern schützen. Durch die Beseitigung oder Unterdrückung<br />

der samenbürtigen Krankheitserreger ist bei erkrankten Partien meistens eine deutliche<br />

Verbesserung der Keimfähigkeit zu erreichen.<br />

Liegen hingegen Belastungen anderer Art, wie z. B. Auswuchs, thermische Schäden<br />

infolge von Trocknung oder Selbsterwärmung sowie mechanische Beschädigungen vor,<br />

so ist damit zu rechnen, dass jeder weitere Stress dazu führt, dass die Keimfähigkeit<br />

zurückgeht. Für den Praktiker als auch für den mit der amtlichen Anerkennung betrauten<br />

Personenkreis ist es wichtig zu wissen, ob und in welchem Umfang die angebotenen<br />

Beizmittel die Keimfähigkeit beeinflussen, um im Bedarfsfall bei vorgeschädigten Partien<br />

Mittel mit geringer phytotoxischer Nebenwirkung auszuwählen.<br />

Material und Methoden:<br />

In einem ersten Versuch wählten wir offensichtlich mechanisch geschädigte<br />

Saatgutpartien aus dem amtlichen Anerkennungsverfahren aus, beizten diese mit<br />

zugelassenen Mitteln in der vom Bundesamt für Verbraucherschutz und<br />

Lebensmittelsicherheit vorgeschriebenen Aufwandmenge und bestimmten die<br />

Keimfähigkeit. Zur Verfügung standen drei Sorten Sommergerste und eine Sorte<br />

Wintergerste jeweils eines Produzenten. Die Ergebnisse sind somit als unabhängige<br />

Wiederholungen zu werten. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, die Mittelwerte einfach<br />

varianzanalytisch auf Unterschiede zu prüfen und im Fall von Signifikanz die Behandlung<br />

mit der unbehandelten Variante zu vergleichen (multipler Mittelwertsvergleich nach<br />

Dunnett).<br />

Im Jahr 2005 untersuchten wir die Sommergerstensorten Braemar mit 4,8 %, Carafe mit<br />

4,4 % und Barke mit 2,6 % keimverletzten Karyopsen.<br />

Im folgenden Jahr stand uns Wintergerste Cinderella mit 3,0 % keimverletzten Karyopsen<br />

zu Verfügung.<br />

Um den Zusammenhang von mechanischen Beschädigungen und chemischer Beizung<br />

noch eingehender untersuchen zu können, initiierten wir einen Modellversuch mit den<br />

Winterformen von Weizen, Gerste, Roggen und Triticale. Dazu wurden jeweils zwei<br />

Saatgutproben einer Fruchtart mittels eines Einzelährendreschers in unterschiedlichem<br />

Umfang mechanisch geschädigt (Beschädigungsstufen 1 bis 4) , chemisch gebeizt und die<br />

Keimfähigkeit bestimmt. Der Einzelährendrescher besteht aus einem kleinen Dreschwerk<br />

und einer Absaugeinrichtung. Die unterschiedlichen mechanischen Beschädigungen<br />

lassen sich durch die Höhe der Dreschtrommelumgangsgeschwindigkeit oder der<br />

568


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Verweildauer des Druschgutes im Dreschwerk setzen. Es war beabsichtigt, zwei Sorten<br />

mit unterschiedlichen Ausgangsqualitäten mechanisch zu schädigen. Die Keimfähigkeit<br />

bestimmten wir nach den ISTA Vorschriften in Filterpapierrollen bei 20°C (ISTA 2006).<br />

Die Mittelwerte wurden varianzanalytisch als zweifaktorielle Anlage ohne<br />

Messwertwiederholung verrechnet. Bei signifikanten Unterschieden war dann der multiple<br />

Mittelwertsvergleich nach Dunnett anwendbar.<br />

Ergebnisse und Diskussion:<br />

Die Ergebnisse des ersten Versuches (Tabelle 1) zeigten, dass das ungebeizte Saatgut<br />

aller vier Sorten infolge mechanischer Beschädigungen unbefriedigend keimte. Damit<br />

waren die für die amtliche Anerkennung erforderlichen 92 % Keimfähigkeit nicht mehr zu<br />

erreichen (Rutz 2006). Die Saatgutpartien enthielten 2,6 % bis zu 4,8 % mechanisch<br />

geschädigte Karyopsen, die bei der Beschaffenheitsprüfung mit bloßem Auge zu erkennen<br />

waren. Dieser relativ hohe Anteil visuell sichtbarer Beschädigungen verbunden mit<br />

feinsten Haarrissen beeinträchtigte die Saatgutqualität merklich. Das Saatgut war somit für<br />

unsere Untersuchungen mit unterschiedlichen Beizmitteln bestens geeignet. Bei allen<br />

verwendeten Sorten führte die Flüssigbeize Abavit UF zu einem starken Rückgang der<br />

Keimfähigkeit um 2 bis 10 %. Dabei waren die Mittelwertsdifferenzen bei den Sorten<br />

Braemar und Carafe zwar sichtbar, statistisch jedoch nicht gesichert. Somit wirkte von den<br />

vier verwendeten Beizmitteln Abavit UF am stärksten phytotoxisch. Verglichen mit den<br />

ungebeizten Varianten ging im Mittel die Keimfähigkeit um 6 % zurück. Zardex G und<br />

Rubin waren als Beizmittel für mechanisch vorgeschädigte Saatgutproben wesentlich<br />

verträglicher, so dass die Keimfähigkeit durch die Beizung nur um jeweils 2 % zurückging.<br />

Lediglich die mit Solitär gebeizten Proben keimten im Mittel ähnlich hoch wie die<br />

ungebeizten Varianten.<br />

Tabelle 1: Keimfähigkeit von Gerste aus der amtlichen Anerkennung 2005 und 2006<br />

Beizmittel<br />

Keimfähigkeit (%)<br />

Braemar Carafe Barke Cinderella Mittel<br />

n=3 n=4 n=7 n=5 -<br />

ungebeizt 84 74 82 86 82<br />

Abavit UF 82 70 74 76 76<br />

Zardex G 84 72 80 83 80<br />

Rubin 85 71 82 84 81<br />

Solitär 84 75 83 87 82<br />

GD Dunnett α=5 % ns ns 4 6 -<br />

In Modellversuchen stuften wir die mechanischen Beanspruchungen der Getreideproben<br />

durch unterschiedliche Verweildauer im Dreschwerk und veränderten<br />

Dreschtrommelumfangsgeschwindigkeiten ab. Die Ergebnisse verdeutlichten, dass mit<br />

zunehmenden mechanischen Beschädigungen (Tabelle 2, Beschädigungsstufe 1 bis 4)<br />

die Proben statistisch gesichert schlechter keimten. Dabei zeigten sich auch deutliche<br />

Unterschiede in der Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Beanspruchungen<br />

zwischen den vier Fruchtarten. Die Empfindlichkeit nahm in der Reihenfolge Gerste,<br />

Weizen, Triticale, Roggen merklich zu. Bekanntlich sind Gerstekaryopsen durch die<br />

569


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

schützende Spelze besonders widerstandsfähig und Roggenkaryopsen durch den<br />

erhaben liegenden Embryo besonders empfindlich gegenüber mechanischen<br />

Beanspruchungen. Eine leichte mechanische Belastung (Tabelle 2, Stufe 1)<br />

beeinträchtigte die Gerste beider Sorten nicht negativ, sondern führte im Gegenteil zu<br />

einem schwachen, statistisch nicht gesicherten Anstieg der Keimfähigkeit.<br />

Tabelle 2: Einfluss mechanischer Beschädigungen auf die Keimfähigkeit von<br />

Getreidesaatgut (Modellversuch)<br />

Beschädigungsstufe<br />

Keimfähigkeit (%)<br />

Gerste Weizen Roggen Triticale<br />

Lomerit Naomie Bussard Cubus Treviso Fernando Talentro Benetto<br />

0 83 94 96 88 88 78 92 92<br />

1 84 95 93 82 80 66 90 88<br />

2 81 93 90 75 78 61 86 77<br />

3 81 91 86 72 66 32 82 65<br />

4 77 91 86 69 48 13 66 41<br />

GD Dunnett<br />

α=5 %<br />

6 4 3 4 6 6 4 8<br />

Nicht jedes Beizmittel ist gleichermaßen für alle Getreidearten zugelassen. So ist Abavit<br />

UF nicht für Triticale und Arena C nicht für Gerste geeignet. Zardex G und Solitär<br />

hingegen dürfen als reine Gerstenbeizmittel nicht für andere Getreidearten verwendet<br />

werden. Wie Tabelle 3 zu entnehmen ist, beeinträchtigten die verwendeten Beizmittel die<br />

Keimfähigkeit der vorgeschädigten Saatgutproben meistens negativ. Allerdings war die<br />

Wirkung der einzelnen Beizmittel recht unterschiedlich. So fiel die Keimfähigkeit bei<br />

Verwendung von Abavit UF im Vergleich zur ungebeizten Variante besonders stark ab.<br />

Dabei spielte es offensichtlich keine Rolle, ob es sich um die qualitativ bessere oder<br />

schlechtere Ausgangsware gehandelt hat (Vergleich der Sorten). Verglichen mit den<br />

ungebeizten Proben sind für Abavit UF in allen Fällen die Mittelwertsdifferenzen<br />

signifikant. Auch die mit Rubin behandelten Proben keimten in einigen Fällen auffallend<br />

schlecht. Dies betraf Winterweizen der Sorte Cubus sowie die beiden verwendeten<br />

Roggensorten Treviso und Fernando.<br />

Abweichend von den Ergebnissen bei Gerste, Weizen und Roggen verursachten die für<br />

Triticale zugelassenen Beizmittel keinen oder einen geringen, statistisch nicht gesicherten<br />

Abfall in der Keimfähigkeit.<br />

Tabelle 3: Einfluss chemischer Beizmittel auf die Keimfähigkeit von mechanisch<br />

geschädigtem Getreidesaatgut (Modellversuch)<br />

Beizmittel<br />

Keimfähigkeit (%)<br />

Gerste Weizen Roggen Triticale<br />

Lomerit Naomie Bussard Cubus Treviso Fernando Talentro Benetto<br />

ungebeizt 85 95 93 82 80 55 84 73<br />

Abavit UF 75 86 82 73 68 47 - -<br />

570


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Landor CT - - - - - - 83 74<br />

Arena C - - 93 79 73 53 83 74<br />

Zardex G 80 93 - - - - - -<br />

Rubin 80 95 91 77 68 46 81 69<br />

Solitär 84 96 - - - -<br />

Legat - - 92 75 - -<br />

GD Dunett<br />

α=5 %<br />

6 3 3 4 5 5 ns ns<br />

In Tabelle 4 ist der mittlere Keimfähigkeitsrückgang der beiden Sorten dargestellt. Bei<br />

Verwendung von Abavit UF keimten die mechanisch geschädigten Varianten im Mittel 10<br />

% schlechter als die ungeschädigte Ausgangsware. Wurde der Roggen mit Rubin gebeizt,<br />

so ging die Keimfähigkeit des Saatgutes sogar im Mittel um 11 % zurück. Da beide<br />

Roggensorten gleichermaßen betroffen waren, ist dieser negative Beizeffekt durch das<br />

Rubin als recht sicher einzustufen.<br />

Die anderen Beizmittel bewirkten, dass sich die Keimfähigkeit von Gerste, Weizen,<br />

Roggen und Triticale um bis zu 4 % verringerte. Ein positiver Beizeffekt, der bei pilzlich<br />

erkranktem Saatgut fast immer zu erwarten ist, trat nicht ein.<br />

Auch bei der Anwendung der lösungsmittelhaltigen Feuchtbeize Zardex G zu Gerste<br />

verringerte sich die Keimfähigkeit um 4 %, ein Beweis dafür, dass Feuchtbeizen auf Grund<br />

ihres Lösungsmittels nicht generell als besonders phytotoxisch einzustufen sind.<br />

Tabelle 4: Verminderung der Keimfähigkeit durch chemische Beizung (Modellversuch-<br />

Vergleich mit der ungebeizten Variante)<br />

Keimfähigkeitsverlust<br />

Beizmittel<br />

(%)<br />

Gerste Weizen Roggen Triticale<br />

Abavit UF -10 -10 -10<br />

Landor CT 0<br />

Arena C -2 -5 0<br />

Zardex G -4<br />

Rubin -4 -4 -11 -4<br />

Solitär 0<br />

Legat -4<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass chemische Beizmittel die Keimfähigkeit von mechanisch<br />

geschädigtem Saatgut sehr häufig negativ beeinflussen, wobei zum Teil große<br />

Unterschiede zwischen den Beizmitteln existieren. Diese Erkenntnis ist von Bedeutung für<br />

die amtliche Anerkennung von Saatgutpartien, die verursacht durch mechanische<br />

Beschädigungen im ungebeizten Zustand die vorgeschrieben Keimfähigkeitsnorm nach<br />

Saatgutverordnung gerade noch so erreichen. In diesen Fällen ist damit zu rechnen, dass<br />

die in den Verkehr gebrachte chemisch gebeizte Ware durch die zusätzliche phytotoxische<br />

571


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Wirkung der Beizmittel mit einem Wert unter der Norm keimen wird . Um diese Gefahr zu<br />

verringern und den negativen Effekt auf die Keimfähigkeit nicht zu hoch ausfallen zu<br />

lassen sollte mechanisch geschädigte Ware nicht mit der Feuchtbeize Abavit UF und im<br />

Fall von Roggen auch nicht mit dem Suspensionskonzentrat Rubin gebeizt werden. Je<br />

nach Fruchtart und Zulassung durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und<br />

Lebensmittelsicherheit sollten in diesen Fällen Beizmittel mit einer geringen phytotoxische<br />

Nebenwirkung ausgewählt werden.<br />

Schlussfolgerungen:<br />

1. Mechanisch geschädigtes Saatgut von Getreide ist abhängig von Art und Umfang der<br />

Beschädigung in der Keimfähigkeit beeinträchtigt.<br />

2. Bei Anwendung chemischer Beizmittel ist, hervorgerufen durch eine Verstärkung der<br />

Stresssituation, mit einer merklichen Abnahme der Keimfähigkeit zu rechnen. Dieser<br />

Rückgang belief sich auf bis zu 5 % bei Anwendung von Landor CT, Arena C, Zardex<br />

G, Rubin (außer bei Roggen) und Legat. Das nur für Gerste zulässige Solitär<br />

beeinträchtigte in den Versuchen die Keimfähigkeit nicht.<br />

3. Die Feuchtbeize Abavit UF hingegen erwies sich als stark phytotoxisch gegenüber<br />

mechanisch geschädigtem Getreidesaatgut. Die Keimfähigkeit verringerte sich um 10<br />

%, wenn dieses Beizmittel verwendet wurde. Bei Roggen verursachte Rubin einen<br />

ähnlich starken Rückgang.<br />

4. Aus den oben genannten Gründen sollte mechanisch geschädigtes Getreidesaatgut<br />

nicht mit Abavit UF und lediglich Roggen nicht mit Rubin gebeizt werden.<br />

5. Bei der amtlichen Anerkennung von Getreidesaatgut ist zu berücksichtigen, dass durch<br />

die Anwendung chemischer Beizmittel die ungebeizt auf Beschaffenheit geprüften<br />

Saatgutpartien in bestimmten Fällen auch schlechter keimen können.<br />

Literatur:<br />

ISTA (2006): International Rules for Seed Testing.<br />

Jahn, P. E.(1991): Untersuchungen zur Beurteilung der Beizqualität bei Getreidesaatgut.<br />

Dissertation. Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz der Georg- August<br />

Universität Göttingen on 1991<br />

Müller, G. (1995): Einfluss der Beizintensität auf die Keimfähigkeit und das<br />

Keimpflanzenwachstum von Winterweizen. 107. VDLUFA-Kongress in Garmisch-<br />

Partenkirchen, Kurzfassung der Vorträge, 237.<br />

Müller, G. (1996): Untersuchungen zum Einfluss chemischer Beizmittel auf die<br />

Keimfähigkeit und das Keimpflanzenwachstum von Winterroggen. 108. VDLUFA-Kongress<br />

in Trier, Kurzfassung der Vorträge, 27.<br />

Müller, G. (1998): Einfluss chemischer Beizmittel auf die Keimfähigkeit und das<br />

Keimpflanzenwachstum von Sommergerste. 110. VDLUFA-Kongress in Gießen,<br />

Kurzfassung der Vorträge, 186.<br />

Müller, G. (2006): Untersuchungen zum Einfluss chemischer Beizmittel auf die<br />

Keimfähigkeit von auswuchsgeschädigtem Weizensaatgut. Thüringer Landesanstalt für<br />

Landwirtschaft, Untersuchungsbericht 2004/2005, Schriftenreihe Heft 11/2006.<br />

Rutz, H.W. (2006): Sorten- und Saatgutrecht. 11 Auflage. AgriMedia-Verlag.<br />

572


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Steinbrand (Tilletia caries) bei Weizen – Neueste Ergebnisse aus einem<br />

Praxisversuch<br />

Voit, Benno (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft); Killermann, Berta:<br />

Der Steinbrand bei Weizen (Tilletia caries) war bis zur Einführung der Saatgutbeizung vor<br />

knapp 100 Jahren eine der gefährlichsten Krankheiten, da das Erntegut weder als Saat-<br />

noch als Konsumware verwertet werden konnte. Seitdem Saatgut gebeizt wird, trat<br />

Steinbrand nicht mehr in nennenswertem Umfang auf. In den letzten Jahren haben die<br />

Meldungen über Steinbrandbefall wieder zugenommen. Der Befall ist in der<br />

konventionellen Landwirtschaft als auch im Ökologischen Landbau festzustellen.<br />

Besonders stark war der Befall im Erntejahr 2004. Die Hauptursache für das<br />

Wiederauftreten des Steinbrandes ist die fehlende Beizung. In der Literatur ist zu finden,<br />

dass der Befall mit Steinbrand nur vom Saatgut ausgeht. Der Befall vom Boden kann<br />

vernachlässigt werden. Ob das wirklich zutrifft wurde in einem Feldversuch überprüft. Zu<br />

dem Zweck wurde auf einem mit Steinbrand verseuchten Feld steinbrandfreies und<br />

befallenes Saatgut ungebeizt und gebeizt ausgesät und das Erntegut untersucht.<br />

Schäden durch Steinbrandbefall<br />

Wenn Weizen vom Steinbrand befallen ist, führt dies zu erheblichen Qualitätsverlusten.<br />

Der Weizen riecht nach Fisch-Heringslake. Mit Brandbutten besetzter Weizen liefert<br />

graues und stinkendes Mehl. Die Brandsporen enthalten den Giftstoff Trimethylamin womit<br />

das Mehl ungenießbar ist. Die Verfütterung von steinbrandbefallenen Weizen ist im<br />

begrenzten Umfang möglich. Häufig bleibt für befallenen Weizen nur noch der Weg in die<br />

Biogasanlage bzw. thermische Verwertung.<br />

Biologie des Steinbrandes<br />

Beim Dreschen werden die Brandbutten zerschlagen. Die freiwerdenden Sporen haften an<br />

den Körnern vornehmlich am Bart an. Nach der Aussaat des Weizens beginnen die<br />

Sporen zu keimen und dringen in den Keimling ein. Zusammen mit der Ährenanlage<br />

wächst der Pilz hoch. Nach dem Ährenschieben wachsen in den Samenanlagen anstelle<br />

der Körner Sporen, die von einem festen Häutchen umgeben sind, sogenannte<br />

Brandbutten.<br />

Feldversuch und Laboruntersuchungen<br />

Aus der Praxis liegen Meldungen vor, dass gesundes Saatgut ausgesät wurde und das<br />

Erntegut einen Befall von 100 Brandsporen/Korn und mehr aufwies. Damit stellte sich uns<br />

die Frage, ob vom Boden wirklich kein Befall ausgeht? Zu diesem Zweck wurde ein<br />

Feldversuch durchgeführt (einjährig, ein Ort, 4 Wiederholungen, 10 m² Parzellen). Auf dem<br />

Schlag stand stark mit steinbrandbefallener Weizen als Vorfrucht. Das Stroh wurde<br />

gehäckselt und verblieb auf dem Feld. Damit war genügend Infektionsmaterial im Boden,<br />

die Sporendichte wurde nicht ermittelt. Zur Saatbettbereitung wurde auf den Pflug bewusst<br />

verzichtet um die Brandsporen nicht zu vergraben. Anstelle dafür wurde tief gegrubbert.<br />

Ausgesät wurde steinbrandfreies und befallenes Saatgut. Alle Varianten wurden ungebeizt<br />

und gebeizt ausgesät. Als Beizmittel wurden die gegen Steinbrand wirksamen Präparate<br />

Celest, Jockey, Arena C und Landor CT verwendet.<br />

Die Parzellen wurden geerntet und das Erntegut untersucht. Es wurde darauf geachtet,<br />

dass während der Ernte keine Verschleppung der Sporen von Parzelle zu Parzelle<br />

stattfand. Die Brandsporenuntersuchungen wurden nach den Internationalen Vorschriften<br />

für Saatgut (ISTA, International Seed Testing Association) durchgeführt.<br />

Ergebnisse<br />

573


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Bei der Variante steinbrandfreies Saatgut und ungebeizte Aussaat wurden mehr als<br />

19.000 Sporen/Korn ermittelt (Abb. 1). Bei den gebeizten Varianten und nicht befallenem<br />

Saatgut wurden zwischen 2000 - 4000 Sporen/Korn festgestellt. Damit hat sich gezeigt,<br />

dass der Steinbrandbefall auch vom Boden ausgehen kann und kein Beizmittel in der<br />

Lage war den Befall zu verhindern.<br />

Beim steinbrandbefallenen Saatgut war in allen Kombinationen der Befall im Erntegut<br />

noch höher als beim steinbrandfreien Saatgut. In der ungebeizten Variante wurden mehr<br />

als 25.000 Sporen/Korn festgestellt. Bei den gebeizten Varianten lag der Befall zwischen<br />

2000 und 6500 Sporen/Korn. Der Befall mit Zwergsteinbrand (Tilletia controversa) konnte<br />

durch die Laboruntersuchungen ausgeschlossen werden.<br />

nicht befallenes Saatgut befallenes Saatgut<br />

Behandlung Sporen/Korn<br />

Behandlung<br />

Sporen/Korn<br />

ungebeizt > 19000 ungebeizt > 25000<br />

Celest > 2000 Celest > 6500<br />

Jockey > 4000 Jockey > 3000<br />

Arena C > 2000 Arena C > 2000<br />

Landor CT > 2500 Landor CT > 5000<br />

Abb. 1: Ergebnisse Feldversuch Weizensteinbrand 2004/2005<br />

Maßnahmen zur Reduzierung bzw. Verhinderung des Steinbrandbefalles.<br />

In der konventionellen Landwirtschaft ist die wichtigste Maßnahme die Verwendung von<br />

zertifiziertem und gebeiztem Saatgut. Im Zuge der Kosteneinsparung ist ein Teil der<br />

Landwirte der Meinung sich die Kosten für anerkanntes und gebeiztes Saatgut sparen zu<br />

können. Wie die Praxis zeigt geht das ein paar Jahre gut bis sich die saatgutbürtigen<br />

Krankheiten wie z.B. Steinbrand soweit hochgeschaukelt haben, dass sie wieder zum<br />

Problem werden.<br />

Auch im Ökologischen Landbau steht Zertifiziertes Saatgut an erster Stelle der<br />

Maßnahmen. Da im Ökologischen Landbau die chemische Beizung verboten ist und die<br />

alternativ zugelassenen Mittel schwierig in der Anwendung sind, muß das Saatgut<br />

zusätzlich auf Befall mit Steinbrand untersucht werden. Bei einem Befall bis zu 20<br />

Sporen/Korn kann die Ware als Saatgut verwendet werden. Liegt der Befall höher geben<br />

die Öko-Verbände diese Ware als Saatgut in Bayern nicht frei.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Steinbrandbefall nicht nur vom Saatgut sondern<br />

auch vom Boden ausgehen kann. Selbst die Beizung kann einen Befall vom Boden aus<br />

nicht verhindern, wie es sich im Versuch gezeigt hat. Durch die Beizung lässt sich der<br />

Befall aber deutlich reduzieren. Damit der Steinbrandbefall beim Weizen wieder rückläufig<br />

wird müssen die Landwirte wieder mehr auf den Saatgutwechsel achten. Zertifiziertes<br />

Saatgut darf nicht nur als Kostenfaktor betrachtet werden sondern leistet auch einen<br />

wesentlichen Beitrag für gesunde Ernten, die je nach Anbauzweck als Saat- oder<br />

Konsumware verwertet werden können.<br />

574


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Entwicklung von immunochemischen und PCR Methoden zum qualitativen<br />

Nachweis von Tilletia Arten in Ökosaatgut<br />

Kellerer, Thomas (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft); Killermann, Berta:<br />

Abstract<br />

Ein schneller und sensitiver Nachweis von Brandpilzen bringt bei Weizen in der<br />

Saatgutuntersuchung und in der Züchtung, insbesondere von Öko Saatgut große Vorteile<br />

und ist bei Quarantänebestimmungen ein entscheidender Faktor für den Import und<br />

Export. Das Ziel dieser Arbeit ist es molekulare und immunochemische Methoden zu<br />

entwickeln, um den Nachweis bzw. die Unterscheidung der Brandpilze zu gewährleisten.<br />

Erste Ergebnisse zeigen, dass die drei Tilletia Arten T. caries, T. controversa und T. indica<br />

nicht nur nachgewiesen, sondern auch innerhalb von 3h mittels PCR voneinander<br />

unterschieden werden können. Ein immunochemischer Nachweis mittels Western Blot<br />

innerhalb von 5h ist für T. caries bereits möglich. Die hergestellten spezifischen<br />

Primerpaare für die drei Tilletia Arten weisen keine Wechselwirkungen für die jeweils<br />

andere Art auf, auch nicht mit anderen Pilzen wie Fusarien sowie der Wirtspflanze. Im<br />

Western Blot konnte eine spezifische Reaktion in Form einer einzelnen Bande beobachtet<br />

werden, unter Verwendung eines polyklonalen Antikörperserums gegen den<br />

Gesamtproteinextrakt aus T. caries Sporen. Zusätzlich fanden sich keine<br />

Wechselwirkungen mit dem Gesamtproteinextrakt aus T. controversa Sporen. Weitere<br />

Methoden für den spezifischen Nachweis von T. controversa und T. indica durch Western<br />

Blot und ELISA Analyse sind in der Entwicklung. Des weiteren läuft derzeit die<br />

Validierungs- und Optimierungsphase für die drei PCR Primer.<br />

Key words: Samenbürtige Pilze, Tilletia Arten, Western Blot, PCR, polyklonale Antikörper<br />

Einleitung<br />

Weizen ist weltweit eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Die Bestände werden oft<br />

durch Krankheiten wie Roste, Brände oder weitere Pilze befallen, was mit einer<br />

schlechteren Qualität und einem geringeren Ertrag einhergeht. Unter den samenbürtigen<br />

Brandkrankheiten spielen die Tilletia Arten die größte Rolle sowohl in Europa wie auch in<br />

der restlichen Welt. Besonders T. indica (bisher in Europa noch nicht aufgetreten) stellt<br />

hohe Anforderungen an Quarantänemaßnahmen, was adäquate Nachweismethoden für<br />

diesen gefährlichen Pilz zwingend notwendig macht.<br />

In dem Forschungsprojekt werden zwei Methoden entwickelt, um die wichtigsten und<br />

gefährlichsten Tilletia Arten – Steinbrand (T. caries), Zwergsteinbrand (T. controversa) und<br />

den Quarantäneschädling Indischer Steinbrand (T. indica) - nicht nur nachzuweisen,<br />

sondern auch voneinander zu unterscheiden.<br />

Für die Detektion einzigartiger Sequenzen im Genom bzw. Proteom dieser Pathogene<br />

wurden spezifische Primer für die PCR bzw. entsprechende polyklonale Antikörper für<br />

Western Blot Methoden entwickelt. In beiden Fällen wurde das HSP60 Gen verwendet,<br />

welches diese einzigartigen Bereiche bietet. Das HSP60 Gen codiert für ein Chaperon<br />

Protein und kommt ubiquitär in allen hier verwendeten Pilzen vor. Zusätzlich bietet dieses<br />

Gen eine Variabilität, die groß genug ist, um die einzelnen Tilletia Arten voneinander zu<br />

unterscheiden.<br />

575


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Material and Methoden<br />

Erhalt von Tilletia-infizierten Ähren<br />

T. Raabe, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising (T. controversa);<br />

H. Spiess, Institut für Biologisch-Dynamische Forschung, Darmstadt (T. caries).<br />

Die Sporen wurden mit mehreren Sieben mit reduzierenden Durchmessern gereinigt<br />

(Großansatz) oder aus Brandbutten per Hand isoliert (Kleinansatz).<br />

Isolation von DNA<br />

Sporen DNA wurde mit dem Qiagen Plant Isolation Kit isoliert, wobei ein zusätzlicher<br />

Zerkleinerungsschritt mit Glasperlen vorgeschaltet wurde, da die Sporenwand sehr dick ist<br />

(Gang und Weber, 1995).<br />

Alternative Methode zur Isolation von DNA<br />

Die Isolation wurde mittels Mikrowelle von angefeuchteten Sporen für 5 min. durchgeführt.<br />

Die DNA wurde mit TE Puffer (10 mM Tris, 1 mM EDTA, pH 7,6) gelöst. Nach einem<br />

Zentrifugationsschritt konnte der Überstand für die weiteren Analysen verwendet werden<br />

(Ferreira et al. 1996).<br />

PCR Bedingungen<br />

Annealing Temperatur: 50°C<br />

Elongation Temperatur: 72 °C<br />

Anzahl Zyklen: 70<br />

Proteinextraktion<br />

Sporen und Glasperlen (1 : 1) wurden in Extraktionspuffer (6 M Harnstoff, 2 M<br />

Thioharnstoff, 4% CHAPS, 65 mM DTT, pH 8,0) gevortext und anschließend dreimal bei<br />

50°C für 1 min. im Ultraschallbad behandelt. Nach jeder Ultraschallbehandlung wurde die<br />

Suspension für 3 min. eingefroren. Nach einem Zentrifugationsschritt konnte der<br />

Überstand für die weiteren Analysen verwendet werden (Sulc et al. 2005, van Etten et al.<br />

1978).<br />

Herstellung der Antikörper<br />

Die Antikörper wurden nach Standardprotokoll von Dr. F. Rabenstein (Bundesanstalt für<br />

Züchtungsforschung an Kulturpflanzen, Institut für Resistenzforschung und<br />

Pathogendiagnostik, Aschersleben) hergestellt.<br />

Western Blot Bedingungen<br />

Für die Western Blots wurde ein Standardprotokoll verwendet (1h blotten, 50 mA pro Gel).<br />

Der erste Antikörper wurde 1h in PBS 0,1% TWEEN (1 : 5000 Verdünnung) inkubiert. Der<br />

Nachweis fand mit einem alkalischen Phosphatase (AP) konjugierten α-Rabbit<br />

Zweitantikörper (1 : 2000 Verdünnung) in PBS 0,1% TWEEN statt.<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

PCR Methode<br />

Zuerst musste die Tilletia caries HSP60 Sequenz bestimmt werden, die als einzige von<br />

den Tilletia Sequenzen nicht in der ncbi Sequenzdatenbank (www.ncbi.nih.gov)<br />

veröffentlicht war. Unter der Annahme, dass durch die große Homologie zwischen den<br />

576


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

beiden Sequenzen von T. caries und T. controversa eine PCR möglich sein könnte, wurde<br />

durch Verwendung von Tilletia controversa Primern unter wenig stringenten Bedingungen<br />

eine PCR gefahren und das Produkt anschließend sequenziert. Die erhaltene Sequenz<br />

konnte mit den Datenbanksequenzen von T. controversa und T. indica verglichen und<br />

entsprechende Unterschiede herausgearbeitet werden. Auf diesem Weg wurden 3<br />

Primerpaare für die Differenzierung der drei Tilletia Arten hergestellt, wobei in einer PCR<br />

Fragmente einer Länge zwischen 155 und 162 bp entstehen sollen. Die Unterscheidung<br />

bezieht sich auf das Vorhandensein einer Bande auf einem 1,5 % Agarosegel mit<br />

entsprechender Länge bei richtiger Primer/Template Kombination (vgl. Abb. 1 a-c). Eine<br />

falsche Primer/Template Kombination resultiert in keiner Bande oder unspezifische PCR<br />

Produkte (vgl. Abb. 2 a-c). Alle drei Primerpaare wurden erfolgreich getestet und können<br />

unter weiterer Optimierung (Abb. 3) für eine Unterscheidung der drei Tilletia Arten<br />

verwendet werden.<br />

500 bp<br />

100 bp<br />

1 2 3 1 2 3 1 2 3 4<br />

a)<br />

b) c)<br />

b)<br />

500 bp<br />

100 bp<br />

500 bp<br />

100 bp<br />

Abb. 1 zeigt die PCR Produkte für a) der spezifischen Primer für T. caries auf DNA von T.<br />

caries (Spur 2) und T. controversa (Spur 3); b) der spezifischen Primer für T. controversa<br />

auf DNA von T. caries (Spur 2) und T. controversa (Spur 3) und c) der spezifischen Primer<br />

für T. indica auf DNA von T. indica (Spur 2), T. caries (Spur 3) und T. controversa (Spur<br />

4). Allein die jeweils entsprechende korrekte Primer/Template Kombination resultiert in der<br />

zu erwartenden 157 bp Bande (T. caries), 155 bp Bande (T. indica) und 162 bp Bande (T.<br />

controversa) auf dem Gel (Pfeile).<br />

500 bp<br />

100 bp<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

a) b) c)<br />

500 bp<br />

100 bp<br />

500 bp<br />

100 bp<br />

Abb. 2 zeigt die PCR Kontrollreaktionen bei anderen samenbürtigen Krankheitserregern<br />

mit Primern für a) T. caries; b) T. controversa; c) T. indica. Hier sind keine spezifischen<br />

~160 bp langen Banden sichtbar. Jeweils Spur 1: 100 bp Marker, Spuren 2-9: Fusarium<br />

poae (2), Fusarium graminearum (3), Fusarium culmorum (4), Microdochium nivale (5),<br />

Aspergillus fumingatus (6), Penicillium gladicola (7), Alternaria alternata (8), Cladosporium<br />

ER 21 (9).<br />

577


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

500 bp<br />

100 bp<br />

Abb. 3 zeigt die PCR Produkte aus vier Nordamerikanischen T. caries Rassen (Spuren 2-<br />

5) nachgewiesen durch die spezifischen T. caries Primer. Ein 100 bp Marker wurde als<br />

Referenz verwendet (Spur 1). Drei der vier Rassen zeigen die erwartete 157 bp Bande<br />

(Pfeile). In Spur 3 konnte nichts nachgewiesen werden. Ursachen hierfür können nicht<br />

optimal angepasste Primer oder ein Fehler in der PCR Reaktion sein, was weitere<br />

Versuche nötig macht.<br />

Western Blot Methode<br />

Polyklonale Antikörper wurden unter Verwendung von T. caries und T. controversa<br />

Sporensuspension als Antigen hergestellt. Die gereinigten Antikörper konnten für Western<br />

Blot Analysen in einer Verdünnung von 1 : 5000 verwendet werden. Der Nachweis erfolgte<br />

über einen an Alkalische Phosphatase gekoppelten Zweitantikörper aus Ziege (α-Rabbit<br />

IgG AP-conjugate) in einer 1 : 2000 Verdünnung (vgl. Abb. 4 a und b).<br />

70 kDa<br />

45 kDa<br />

25 kDa<br />

10 kDa<br />

1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5<br />

a) b)<br />

Abb. 4a zeigt die SDS-PAGE des Gesamtproteinextrakts. Spuren 1 - 3: prestained<br />

molecular weight marker (1), T. caries (2) und T. controversa (3).<br />

Abb. 4b zeigt den dazugehörigen Western Blot mit dem polyklonalen Antikörper gegen T.<br />

caries Sporen nach SDS-PAGE. Dieser Antikörper erkennt ausschließlich sein<br />

entsprechendes Antigen (Spur 4; markiert mit einem Pfeil) und zeigt keine<br />

Kreuzreaktionen mit T. controversa (Spur 5).<br />

578


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Zusammenfassung<br />

Die entwickelten Methoden bieten die Möglichkeit Tilletia-Kontaminationen in weniger als<br />

3h mittels PCR nachzuweisen und die einzelnen Arten voneinander zu unterscheiden. Die<br />

spezifischen Primer für T. caries, T. controversa und T. indica zeigen keinerlei<br />

Wechselwirkungen bei Kreuztests untereinander oder bei Fremd-DNA Verunreinigungen,<br />

wie z.B. Fusarien. Um den Test hinsichtlich Rassenunterschiede robuster zu machen sind<br />

weitere Optimierungsschritte in der PCR notwendig. Desweiteren steht eine Western Blot<br />

Methode mit polyklonalen Antikörpern bereit, mit der T. caries binnen 5h immunochemisch<br />

nachgewiesen werden kann. Auch hier wird bei Verwendung von Gesamtproteinextrakt<br />

ausschließlich eine spezifische Bande ohne Kreuzreaktionen erkannt. Weitere spezifische<br />

polyklonale Seren konnten nicht erhalten werden. Monoklonale Antiseren auf der Basis<br />

synthetischer Peptide sind für alle 3 Tilletia Arten derzeit in der Entwicklung.<br />

Literatur<br />

a) b)<br />

van Etten, J. and Freer, S. (1978) Simple Procedure for Disruption of Fungal Spores.<br />

Applied and Environmental Microbiology, pp 622-623.<br />

Gang and Weber (1995) Preparation of Genomic DNA for RAPD Analysis from Thick-<br />

Walled Dormant Teliospores of Tilletia Species. BioTechniques, Vol. 19 No. 1, pp 92-96.<br />

Ferreira, A. and Glass, N. (1996) PCR from fungal spores after microwave treatment.<br />

http://www.fgsc.net/fgn43/ferreir.html<br />

Sulc, M., Ulrych, A., Jegorov, A., Zabka, M., Havlicek, V. (2005) Exploring fungal spore<br />

proteins by mass spectrometry.<br />

http://ms.biomed.cas.cz/downloads/Sulc_HUPO_05.pdf<br />

579


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Die Vorratsproteine von Saatmais. Ein Vergleich von Sorten über 20 Jahre<br />

Jonitz, Andrea (LUFA Augustenberg); Leist, Norbert:<br />

Einführung<br />

Mais ist eine der bedeutendsten Kulturpflanzen weltweit, deren Erfolg auf Hybridsorten<br />

und deren steter Verbesserung beruht. So erhöhte sich die Sortenzahl in Deutschland in<br />

den Jahren 1970 bis 2006 von gerade 40 auf 260. In Südbaden ging damit eine<br />

Ausdehnung der Flächen zur Erzeugung von Hybridmaissaatgut von knapp 1000 ha auf<br />

über 3300 ha einher.<br />

Die Produktion von Konsummais in Deutschland weist mit 400.000 ha Produktionsfläche<br />

zu Anfang der siebziger Jahre und 1,7 Mio ha heute eine noch größere Steigerung auf.<br />

Weltweit wird die Maisproduktion im Jahre 2006 über 700 Mio t erreichen. Dabei spiegelt<br />

die Sortenvielfalt die zunehmenden Möglichkeiten in der Verwendung von Maisprodukten<br />

wider.<br />

Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland mit einer bedeutenden Vermehrung von<br />

Hybridsaatmais. So werden an der LUFA Augustenberg traditionell vergleichsweise hohe<br />

Probenzahlen dieser Art untersucht. Während in den Jahren 1991 bis 1998 jährlich etwa<br />

4000 Maisproben waren, pendelten sich die Probenzahlen ab 2000 bei 2500 jährlich ein.<br />

Ein wesentlicher Untersuchungsparameter ist dabei die Hybridqualität. Hier ist die<br />

Charakterisierung von Saatgutpartien mittels Labormethoden anhand der Vorratsproteine<br />

(Albumine und Prolamine) aus der Maiskaryopse mittels der Isoelektrischen Fokussierung<br />

(IEF) möglich. Diese rasche und preisgünstige biochemische Methode wurde ab 1986 zur<br />

routinemäßigen Bestimmung der Sorten und der Hybridqualität eingesetzt. Ende der 80er<br />

Jahre wurden hiermit etwa 800 Maisproben jährlich untersucht. Ab 2000 betrugen die<br />

jährlichen Probenzahlen 500.<br />

Über die Jahre war in dem sich stetig erweiternden Sortenspektrum eine deutliche<br />

Veränderung der Proteinbandenmuster zu beobachten. Daher sollte mit dieser Arbeit ein<br />

Überblick über die Vorratsproteine ausgewählter Sorten und Linien, die von 1977 bis 2004<br />

zugelassen wurden, gegeben und deren Veränderungen über die Zeit beobachtet werden.<br />

Material und Methoden<br />

Als Methode wurde die Isoelektrische Fokussierung der Albumine und Prolamine gewählt.<br />

Untersucht wurden 63 Sorten und Erbkomponenten aus dem an der LUFA Augustenberg<br />

geprüften Maissortiment der Jahre 1977 bis 2004. Darunter fanden sich 35 Einfachhybriden,<br />

26 Dreiwegehybriden und 2 Doppelhybriden aus 15 Züchterhäusern.<br />

Die besonders im Endosperm enthalten Vorratsproteine sind in ihrer Zusammensetzung<br />

artspezifisch und in ihrer Ausprägung unabhängig von äußeren Einflüssen, weshalb sie als<br />

Marker für eine Sortenbestimmung geeignet sind.<br />

Die Verwendung unterschiedlicher Extraktionsmittel ermöglicht es die Proteine, entsprechend<br />

ihrer Löslichkeit in unterschiedliche Gruppen einzuteilen und gezielt zu untersuchen.<br />

So lösen sich im wässrigen Medium vornehmlich die Albumine, in alkoholischen Lösungen<br />

die Prolamine, in leicht sauren oder basischen Lösungen die Gluteline und in verdünnten<br />

Salzlösungen die Globuline.<br />

580


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Die IEF nutzt das Prinzip der Wanderung geladener Teilchen in einem elektrischen Feld<br />

und ermöglicht es amphoteren Proteinmolekülen sich im pH Gradienten des Elektrophoresegels<br />

genau an ihrem isoelektrischen Punkt anzusammeln.<br />

Für die vorliegenden Untersuchungen wurden Mehrkornmuster aus 10 Karyopsen erstellt<br />

und sodann die Albumine und die Prolamine zur Charakterisierung herangezogen. Neben<br />

den Sorten wurden die entsprechenden Elternlinien sowie ein pI-Marker und eine<br />

Referenz-Maissorte aufgetragen (Abbildung ), sodass es auch bei verschiedenen Gelen<br />

möglich ist, die einzelnen Proteine exakt zu identifizieren und zur Bildung von Sortengruppen<br />

heranzuziehen, wodurch es möglich ist, die Proteinbanden exakt zu identifizieren<br />

und zu klassifizieren.<br />

Mutter Vater Sorte pI Ref<br />

Abbildung 1. Gel mit je drei Albumin-Extrakten Mutterlinie, Vaterlinie, Sorte, pI- Marker und Referenzsorte<br />

Ergebnisse<br />

Beim Vergleich der Sorten wurde zum einen die Anzahl der Proteinbanden erfasst und<br />

zum anderen der zur Sortenbestimmung entscheidende pH-Bereich mit Hilfe der pI-Marker<br />

(Abbildung ) festgelegt. Dadurch konnte eine klare Typisierung des Untersuchungsmaterials<br />

getroffen werden.<br />

Wie in Abbildung zu erkennen, liegt der für eine Sortenbestimmung relevante Bereich bei<br />

den allermeisten Sorten zwischen pH Wert 7,35 und pH 8,45. Im stärker alkalischen- und<br />

besonders im mehr sauren Bereich des Gels finden sich zwar zahlreiche Banden, die<br />

jedoch bei den meisten Maissorten gleichermaßen auftreten und daher nicht zur Sortenbestimmung<br />

geeignet sind. Insgesamt wurden über alle Sorten zwischen 26 und 45<br />

Proteinbanden festgestellt. Alle 63 Sorten konnten anhand ihrer Prolamine und Albumine<br />

eindeutig voneinander unterschieden werden.<br />

581


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

pI = 7,35<br />

pI = 8,45<br />

Amyloglucosidase ( pI 3,50)<br />

Trypsin - Inhibitor ( pI 4,55)<br />

ß - Lactoglobin A ( pI 5,20)<br />

Carbonische Anhydrase B ( pI 5,85))<br />

Carbonische Anhydrase C ( pI 6,55)<br />

Myoglobin , sauer ( pI 6,85)<br />

Myoglobin , basisch ( pI 7,35)<br />

Lectin : saures Band ( pI 8,15)<br />

Lectin : mittleres Band ( pI 8,45))<br />

Lectin : basisches Band ( pI 8,65)<br />

Abbildung 2. pH Werte der Banden des pI<br />

Abbildung 3. Sortenunterscheidung mittels IEF im relevanten pH Bereich von pH 7,35 bis 8,45<br />

Gruppentypische Bandenmuster<br />

Aufgrund der vorliegenden Untersuchungen lässt sich feststellen, dass es Vorratsproteine<br />

gibt, deren Gene über viele Jahre hinweg unverändert erhalten blieben und durch ihre<br />

Dominanz ein typisches „Grundmuster“ in den daraus entstandenen Sorten bewirken, was<br />

die Bildung von Gruppen ermöglicht und eine nähere verwandtschaftliche Beziehung der<br />

Sorten anzeigt.<br />

Innerhalb der Gruppen finden sich sowohl gemeinsame Bandenmuster aber auch<br />

individuelle Proteinbanden, welche die Identifizierung der einzelnen Sorten ermöglichen.<br />

.<br />

582


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Abbildung 4. Beispiele von Gelen mit den Mustern der Albumine der sechzehn Gruppen (nur Gruppen mit<br />

mehr als einer Sorte)<br />

Alle Sorten konnten in 16 Gruppen mit 1 bis 11 Mitgliedern sortiert werden (Abbildung ).<br />

Abbildung 5. Gruppeneinteilung aufgrund spezifischer Proteinbandenmuster im Elektrophoresegel<br />

Dazu werden, wie in Abbildung 5 gezeigt, insgesamt 13 verschiedene Banden-positionen<br />

unter zu Hilfenahme des pI-Markers und einer Referenzsorte herangezogen. Die Anzahl<br />

der gruppentypischen Bandenzahlen variiert und liegt zwischen 3 und 10.<br />

So finden sich in der Gruppe 1 vier Proteinbanden, die in allen zehn Sorten auftreten.<br />

Innerhalb dieser Gruppe ist demnach von einem nahen verwandtschaftlichen Verhältnis<br />

auszugehen. Darüber hinaus findet sich eine ausreichende Zahl von Banden innerhalb der<br />

Gruppe, die durch ihre Variabilität eine klare Sortenunterscheidung ermöglichen<br />

(Abbildung 6).<br />

583


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Abbildung 6. Elektropherogramme der elf Sorten der Gruppe 1<br />

Die Leistungsfähigkeit der IEF bei der Sortenunterscheidung unterstreicht das Beispiel<br />

von 6 Geschwister-Sorten, die aus derselben Mutterlinie, jedoch unterschiedlichen<br />

Vaterlinien hervorgegangen sind und daher einen hohen Verwandtschaftsgrad aufweisen.<br />

Sie entstammen zwei verschiedenen Züchterhäusern und haben in den Jahren 1994 bis<br />

1999 die Zulassung in Deutschland erhalten (Tabelle ). Trotz des geschwisterlichen<br />

Verhältnisses dieser Sorten zeigt sich eine deutlich unterschiedliche Ausprägung des<br />

Bandenmusters, die sogar zur Einordnung einiger Sorten in andere Gruppen führt<br />

(Abbildung 7).<br />

Sortennummer 33 32 48 37 38 42<br />

Gruppe 1 2 2 4 4 4<br />

Hybridtyp S T S T S S<br />

Zulassungsjahr 1994 1994 1999 1995 1996 1997<br />

Tabelle 1 Charakteristika von 6 Geschwistersorten<br />

33 32 48 37 38 42<br />

Sorte 33 32 48 37 38 42<br />

Gruppe 1 1 2 2 2 2 4 4 4 4 4 4<br />

Abbildung 7. Elektropherogramme von sechs Geschwister-Sorten, sortiert nach ihrer<br />

Gruppenzugehörigkeit<br />

584


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Extraktionsmittel<br />

Grundsätzlich wiesen die Albumine eine höhere Zahl an Proteinen auf als die Prolamine.<br />

So fanden sich bei den 9 Sorten der Gruppe 2 insgesamt 37 Albumine und 29 Prolamine<br />

und bei Betrachtung des pH-Bereichs von 7,35 bis 8,45 immerhin noch 15 Albumine und<br />

12 Prolamine.<br />

Anzahl Banden<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Albumine gesamt<br />

Prolamine gesamt<br />

Albumine pH 7,35 - 8,45<br />

Prolamine pH 7,35 - 8,45<br />

0<br />

Probe 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Abbildung 8. Anzahl von Albumin- und Prolamin-Banden<br />

Bei Sorten, die anhand ihrer Albumine nicht eindeutig unterscheidbar waren, wurden<br />

ergänzend die Prolamine untersucht. Am Beispiel von Abbildung 8 ist mittels der Albumine<br />

wohl eine Bestimmung der Hybridqualität (Selbstbestäubung und Fremdbestäubung) doch<br />

keine eindeutige Sortenunterscheidung möglich. Demgegenüber gelang es mittels alkohollöslichen<br />

Fraktion sieben sortencharakteristische Prolaminbanden zu finden, die eine<br />

Unterscheidung erlauben.<br />

585


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Abbildung 9. Elektropherogramme der Maishybride Nr. 63 und Nr. 55; links: Albumine; rechts: Prolamine;<br />

M = Mutterlinie, V = Vaterlinie, S = Hybridsorte; Marker zur Hybridbestimmung; Marker zur<br />

Sortenbestimmung<br />

Einfluss des Hybridtyps<br />

Es stellte sich die Frage, ob sich Einflüsse des Hybridtyps auf die Vorratsproteine erkennen<br />

lassen. So wurde erwartet, dass Dreiwegehybride aufgrund ihres Aufbaus eine<br />

zumindest tendenziell höhere Zahl an Vorratsproteinen aufweisen. Hierzu wurden die<br />

Albumine ausgewertet. Es zeigt sich, dass die Zahl der Proteinbanden bei den Einfachhybriden<br />

zwischen 27 und 45, bei Dreiwege-hybriden zwischen 26 und 44 liegt. Von<br />

Doppelhybriden wurden lediglich 3 Proben untersucht, die 31-32 Banden aufwiesen.<br />

Somit lässt der Hybridtyp keinen Einfluss auf die Bandenzahlen erkennen. Auch die<br />

Zugehörigkeit der verschiedenen Bandenmuster zeigt hier keinen Zusammenhang.<br />

Anzahl Hybriden<br />

Gruppe Single Dreiwege Doppel<br />

1 8 4 0<br />

2 4 5 0<br />

3 5 4 0<br />

4 5 2 0<br />

5 3 3 0<br />

6 0 4 2<br />

7 5 1 0<br />

8 2 1 0<br />

9 1 2 0<br />

10 1 0 1<br />

Tabelle 2. Anzahl Hybridtypen in den 10 Sorten-Gruppen<br />

Beide Hybridtypen verteilen sich gleichmäßig auf die Gruppen, sodass eine Abhängigkeit<br />

vom Hybridtypus aus den vorliegenden Daten nicht abgeleitet werden kann.<br />

Veränderungen im Bandenmuster der Albumine<br />

Eine zahlenmäßige Auswertung der Albuminbanden über die Sorten zeigt, dass deren<br />

Anzahl über den Beobachtungszeitraum zunimmt, was einer zunehmenden<br />

Diversifizierung im Sortenspektrum entspricht. Insgesamt kamen fünf Banden in 27 Jahren<br />

hinzu, was im Durchschnitt einer neu hinzukommenden Bande innerhalb jeweils fünf<br />

Jahren entspricht (Abbildung 10).<br />

Anzahl Banden<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

Anzahl Banden<br />

25<br />

Jahr<br />

Anz. 1 1 1 7 5 4 4 2 4 4 6 3 3 3 4 2 3 3 3 3 2<br />

Sorten<br />

1977<br />

1980<br />

1985<br />

1987<br />

1988<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

Anzahl Banden<br />

Jahr<br />

42<br />

40<br />

38<br />

36<br />

34<br />

32<br />

30<br />

1985<br />

5 Jahres-Durchschnitt Bandenzahl<br />

1990<br />

1995<br />

2000<br />

586<br />

2004


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Vorträge<br />

Abbildung 10. links: Anzahl der Albumine aller 63 Sorten, extrahiert mit destilliertem<br />

Wasser. Anzahl im jeweiligen Jahr zugelassener Sorten; rechts: fünfjähriger Durchschnitt<br />

der Zahl der Albumine<br />

Zusammenfassung<br />

Mit Hilfe der isoelektrischen Fokussierung der Vorratsproteine ist es möglich Sorten von<br />

Mais zu unterscheiden und eine Bestimmung der Hybridqualität vorzunehmen.<br />

Markerbanden der Albumine und Prolamine ermöglichten es bei 63 Hybridmaissorten, die<br />

in den vergangenen 27 Jahren zugelassen wurden, eine Typisierung vorzunehmen. Alle<br />

Sorten waren klar voneinander zu unterscheiden, sie konnten in 16 Gruppen eingeordnet<br />

werden. Dabei spielte sowohl das Bandenbild als auch die Bandenzahl, die von Sorte zu<br />

Sorte differiert und bis zu 45 betrug, eine Rolle. Die gruppentypischen Bandenmuster<br />

wurden vorgestellt. Die Elternlinien und Sorten lassen in allen Fällen Marker für<br />

Selbstbefruchtung oder Fremdbestäubung erkennen.<br />

Die Bandenzahl erwies sich als unabhängig vom Hybridtyp.<br />

Eine aufgrund der züchterischen Bearbeitung der Hybridmaissorten zu erwartende immer<br />

stärkere Ähnlichkeit der Proteinbandenmuster wurde nicht gefunden. Im Gegenteil konnte<br />

sogar gezeigt werden, dass bei neueren Sorten zusätzliche Proteinbanden auftraten und<br />

insbesondere die Zahl der Albumine im Untersuchungszeitraum um durchschnittlich eine<br />

Bande innerhalb von fünf Jahren zunahm. Die Bandenmuster spiegeln also die<br />

zunehmende Diversifizierung des Sortenspektrums wider. Dabei erwiesen sich die Elektropherogramme<br />

der Albumine stets als aussagekräftiger als die der Prolamine.<br />

Mit der Isoelektrischen Fokussierung steht somit auch zur Untersuchung der modernen<br />

Hybridmaissorten eine geeignete Methode für eine sichere Sortenidentifizierung und<br />

Hybridbestimmung zur Verfügung.<br />

587


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Poster<br />

Unterschiede in der Anthocyanfärbung der Koleoptilen als Hilfsmittel zur<br />

Abgrenzung von xTriticosecale<br />

Müller, Günter (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft):<br />

Ziel der Untersuchungen<br />

Die Karyopsen von xTriticosecale unterscheiden sich morphologisch nur unwesentlich von<br />

Triticum aestivum und Secale cereale. Daher kommt es bei der Reinheitsuntersuchung<br />

und der zahlenmäßigen Bestimmung von Samen anderer Arten häufig zu Problemen bei<br />

der sachgemäßen Klassifizierung der Arten. Eine zusätzliche Unterscheidungsmöglichkeit,<br />

die bisher bei der Beschaffenheitsprüfung von Saatgut nicht in Erwägung gezogen wurde,<br />

bietet die Anthocyanfärbung der Koleoptilen, die sowohl zwischen den Sorten als auch<br />

zwischen den drei Arten unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.<br />

Die UPOV-Richtlinien für die Durchführung der Prüfung auf Unterscheidbarkeit,<br />

Homogenität und Beständigkeit bei Getreide legt 9 Stufen, von 1 (fehlende Ausprägung)<br />

bis 9 (sehr starke Ausprägung der Anthocyanfärbung der Keimscheiden) fest (UPOV<br />

1994).<br />

Dass sich besonders Weizen in der Anthocyanfärbung von Triticale unterscheidet, ist der<br />

Abbildung 1 zu entnehmen. Knapp die Hälfte aller Weizensorten gehören den<br />

Boniturklassen 1 bis 3 an, das heißt sie besitzen keine oder eine schwach ausgeprägte<br />

Koleoptilenfärbung. Triticale beginnt mit der Boniturnote 4, gering bis mittel, und hat wie<br />

der Roggen den höchsten Anteil von Sorten mit der stark ausgeprägten<br />

Anthocyanfärbungen (Boniturnote 7). Der Boniturschlüssel ist in Tabelle 1 dargestellt.<br />

Anzahl Sorten (%)<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Boniturnote<br />

9<br />

Weizen Triticale Roggen<br />

Abbildung 1: Verteilung der Anthocyanfärbung der Koleoptilen zwischen Weizen, Triticale<br />

und Roggen<br />

588


Öffentliche Sitzung: „Saatgut“ Poster<br />

Tabelle 1: Boniturschlüssel für die Anthocyanfärbung der Koleoptilen<br />

Boniturnote Ausprägung der Anthocyanfärbung der Koleoptilen<br />

1 fehlend oder sehr gering<br />

2 sehr gering bis gering<br />

3 gering<br />

4 gering bis mittel<br />

5 mittel<br />

6 mittel bis stark<br />

7 stark<br />

8 stark bis sehr stark<br />

9 sehr stark<br />

Versuchsdurchführung:<br />

Die unterschiedliche Anthocyanfärbung der Koleoptilen kann im Rahmen der<br />

Beschaffenheitsprüfung herangezogen werden, wenn bei Karyopsen zwar der Verdacht<br />

besteht, dass es sich um eine andere Getreideart handelt, die endgültige Sicherheit jedoch<br />

noch fehlt.<br />

In diesen Fällen sollten die fraglichen Karyosen zusammen mit 30 Karyopsen der<br />

betreffenden Probe auf einem feuchten Filterpapierstreifen ausgelegt, der Streifen zur<br />

Keimrolle geformt und diese bei 20°C im Keimschrank 4 Tage lang aufgestellt werden. Ist<br />

Dormanz vorhanden, so ist diese vorher mit den üblichen ISTA Methoden zu brechen.<br />

Nach vier Tagen sind die Keimlinge soweit entwickelt, dass die Färbung der Koleoptilen<br />

mit Sicherheit bestimmt werden kann. Als von der angegebenen Art abweichend gelten<br />

alle Samen:<br />

die morphologisch eindeutig einer anderen Art zugehören,<br />

die nicht sicher bestimmt werden können und einen Keimling mit abweichender<br />

Anthocyanfärbung der Koleoptile hervorbringen.<br />

Als von der angegebenen Art nicht abweichend haben alle Samen zu gelten, die zwar<br />

nicht sicher bestimmt werden können, bei denen sich jedoch die Keimlinge nicht<br />

unterscheiden.<br />

Auch die Vorschriften der ISTA Kapitel 8.9.1 erlauben die Verwendung der<br />

Koleoptilenfärbung bei Getreide zur Sortenbestimmung, die zwischen grün und violett<br />

variieren kann. Zur Intensivierung empfehlen die Vorschriften, das Filterpapier mit 1%iger<br />

NaCl- oder HCl-Lösung zu benetzen oder die Keimlinge 1 bis 2 Stunden mit ultraviolettem<br />

Licht zu bestrahlen (ISTA 2006).<br />

Literatur<br />

ISTA (2006): International Rules for Seed Testing.<br />

UPOV (1994): International Union for the Protection of new Varieties of Plants. Guidelines<br />

for the Conduct of Tests for Distinctness, Uniformity and Stability. Geneve.<br />

589


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

Düngewirkung von Triplesuperphosphat, organischen Handelsdüngern und<br />

Silikatdüngern auf alkalischen Lössböden<br />

Deubel, Annette (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg); Merbach, Wolfgang:<br />

Einleitung<br />

Bedingt durch negative P-Bilanzen weist ein zunehmender Flächenanteil in Sachsen-<br />

Anhalt erheblichen P-Düngebedarf auf. Ein Anstieg der Boden-pH-Werte und damit<br />

verbundene P-Festlegung verschärfen das Problem (VON WULFFEN 2001; VON WULFFEN<br />

2004). In der Praxis besteht daher erhebliches Interesse an preiswerten Alternativen zu<br />

einer hohen Superphosphatdüngung sowie an Möglichkeiten, die P-Verfügbarkeit auf<br />

solchen Flächen zu erhöhen. Untersucht werden sollte daher die P-Düngewirkung auch für<br />

viehlose Betriebe verfügbarer organischer Handelsdünger. In Dauerdüngungsversuchen<br />

wurde bei organischer Düngung im Vergleich zu Mineraldüngung häufig ein stärkerer<br />

Anstieg pflanzenverfügbarer P-Gehalte nachgewiesen (ALBERT and LIPPOLD 2002; EICHLER<br />

2002). Ursache ist - neben der Nährstoffzufuhr - die Blockierung von P-Sorptionsstellen im<br />

Boden durch organische Verbindungen (SINGH et al. 2001). Braschi et al. (2003) fanden<br />

auf einem kalkhaltigen Boden eine verlangsamte Umsetzung von Düngerphosphat in<br />

unlösliche Calciumphosphate durch Zugabe organischen Materials. Allerdings haben<br />

organische Dünger oft eine erhebliche Kalkwirkung, was auf alkalischen Böden negativ zu<br />

bewerten ist, und es fehlen Erfahrungen, wie schnell das der mit solchen Substanzen<br />

zugeführte Phosphor unter den konkreten Bodenbedingungen pflanzenverfügbar wird.<br />

Zusätzlich bietet der Handel verschiedene Düngemittel oder Bodenhilfsstoffe auf<br />

Silikatbasis an, welche ebenfalls zur Verbesserung der P-Verfügbarkeit im Boden<br />

beitragen sollen. Da unabhängige Untersuchungen auf alkalischen Böden fehlen, wurden<br />

auch Silikat-Varianten in die Untersuchung aufgenommen.<br />

Material und Methoden<br />

In Kunststoffröhren (∅ 9 cm, Höhe 18 cm, Volumen 1,1 l) wurde ein Gefäßversuch mit drei<br />

alkalischen Lössböden (pH-Werte, Kalkgehalte und verfügbare P-Gehalte vgl. Tab. 1),<br />

acht Düngungsvarianten und fünf Wiederholungen angelegt. Als Fruchtart wurde<br />

Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) der Sorte Baristra gewählt, um durch<br />

regelmäßige Schnitte zu verfolgen, wann P verfügbar wird. Die Gefäße standen tagsüber<br />

in einer Vegetationshalle unter Freilandbedingungen, nachts und bei Regen unter einem<br />

Dach.<br />

Varianten:<br />

0 ohne P-Düngung<br />

35 TSP 35 kg P ha -1 als Triplesuperphosphat (500 dt Frischmasse × 0,07kg P dt -1 →<br />

105 mg TSP / Gefäß)<br />

60 TSP 60 kg P ha -1 als Triplesuperphosphat (35 kg + 25 kg Zuschlag Gehaltsklasse<br />

B → 180 mg / Gefäß)<br />

HTK 60 kg P ha -1 als Hühnertrockenkot (35 kg P bei MDÄ 0,6 im ersten Jahr<br />

wirksam, 2951 mg /Gefäß)<br />

RTD 60 kg P ha -1 als Rindertrockendung (3158 mg / Gefäß)<br />

590


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

KG 300 kg ha -1 Kieselgur (gemahlen, Calciumsilikat mit Beimengungen; 180 mg /<br />

Gefäß)<br />

KG + P 300 kg ha -1 Kieselgur + 35 kg P ha -1 als TSP<br />

AKRA 300 kg ha -1 AKRA Start (Ca-Mg-Silikat mit 1,1 % P als Rohphosphat und<br />

Zusatz von Azotobacter)<br />

Tab. 1: Analyse der Versuchsböden:<br />

Herkunft pH % CaCO3 mg P / 100 g Boden<br />

DL-Extrakt CAL-Extrakt H2O-Extrakt<br />

Dahlenwarsleben 7,63 2,28 4,93 B* 3,21 B** 0,32<br />

Cochstedt 7,29 4,04 6,59 C* 3,45 B** 0,74<br />

Johannashall 7,63 11,87 2,36 B* 3,65 B** 0,43<br />

* Gehaltsklasse Sachsen-Anhalt<br />

** Gehaltsklasse Thüringen/ Sachsen<br />

Die Düngemittel wurden vor Aussaat ca. 5 cm eingearbeitet. Zusätzlich wurden je Gefäß<br />

160 mg N (als NH4NO3 in 3 Gaben) und 91 mg K (als K2SO4) gedüngt, abzüglich der N-<br />

und K-Zufuhr der organischen Dünger in den Varianten 4 und 5. Täglich wurde mit<br />

deionisiertem Wasser auf 60 % der maximalen Wasserkapazität gegossen. Innerhalb von<br />

6 Monaten erfolgten acht Schnitte auf jeweils 6 cm, wobei Trockenmasseertrag und P-<br />

Gehalte im Spross (GERICKE and KURMIES 1952) bestimmt wurden. Nach Versuchsende<br />

(Oktober) wurden Trockenmasse und P-Gehalte der Ernte- und Wurzelrückstände sowie<br />

im Boden (Mischprobe des gesamten Gefäßes) pH-Werte, P-Gehalte im DL-Extrakt<br />

(HOFFMANN 1991) sowie P-Nachlieferungsvermögen (FLOßMANN and RICHTER 1982)<br />

gemessen.<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Eine am geplanten Pflanzenentzug orientierte Düngung mit Triplesuperphosphat (TSP)<br />

führte in der Gesamtauswertung zu Ertragssteigerungen zwischen 22 und 51% (vgl. Abb.<br />

1 und 2). Weitere Zuschläge wurden nur auf dem Boden aus Dahlenwarsleben (Abb. 1)<br />

ertragswirksam. Während Hühnertrockenkot (HTK) eine vergleichbare Düngewirkung<br />

hatte, wirkte der untersuchte Rindertrockendung lediglich auf dem Boden aus<br />

Dahlenwarsleben geringfügig ertragssteigernd (27 % im Vgl. zu 51 % mit 35 kg TSP).<br />

Auf zwei der drei Versuchsböden (Dahlenwarsleben und Cochstedt) erzielte auch die<br />

Zugabe von Silikaten positive Ertragseffekte, welche allerdings bei weitem nicht an die<br />

einer bedarfsgerechten P-Zufuhr heranreichten. Reines Kieselgur steigerte den Ertrag um<br />

20 bzw. 14 %, AKRA Start trotz Rohphosphatanteil nur um 9 bzw. 6 %. Eine Kombination<br />

von Silikat und TSP war jedoch stets ungünstiger als TSP allein. Die Erträge auf dem<br />

Boden Johannashall (nicht dargestellt) entsprachen in den TSP- und organisch gedüngten<br />

Varianten denen von Cochstedt. Allerdings hatte Silikatdüngung auf diesem kalkreichen<br />

Boden keine positiven Effekte.<br />

591


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

g/Gefäß<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 35 TSP 60 TSP HTK RTD KG KG+P AKRA<br />

t/ha<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

8. Schnitt<br />

7. Schnitt<br />

6. Schnitt<br />

5. Schnitt<br />

4. Schnitt<br />

3. Schnitt<br />

2. Schnitt<br />

1. Schnitt<br />

Abb. 1: Trockenmasseerträge Deutsches Weidelgras in acht Schnitten auf dem Boden Dahlenwarsleben<br />

g/Gefäß<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 35 TSP 60 TSP HTK RTD KG KG+P AKRA<br />

t/ha<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

8. Schnitt<br />

7. Schnitt<br />

6. Schnitt<br />

5. Schnitt<br />

4. Schnitt<br />

3. Schnitt<br />

2. Schnitt<br />

1. Schnitt<br />

Abb. 2: Trockenmasseerträge Deutsches Weidelgras in acht Schnitten auf dem Boden Cochstedt<br />

Die P-Konzentrationen in der Trockensubstanz (Abb. 3 und 4) stiegen deutlich mit<br />

zunehmender P-Zufuhr. Die Entwicklung zeigt, wann P aus den organischen Düngemitteln<br />

verfügbar wird. HTK erzielte auf den Böden Cochstedt und Dahlenwarsleben ab der<br />

zweiten Ernte (6 Wochen nach Aussaat) die höchsten P-Konzentrationen. Eine<br />

Düngeranalyse ergab hier höhere P-Gehalte als vom Handel angegeben und bei der<br />

Düngebemessung berücksichtigt wurden. Trotzdem ist auch von einer zügigen<br />

Verwertbarkeit auszugehen. Die P-Konzentrationen in den Rindertrockendung-Varianten<br />

stieg auf allen Böden in der 7. und 8. Ernte (5 bzw. 6 Monate nach Aussaat) deutlich an, d.<br />

h. erst nach dieser Zeit wurden nennenswerte Mengen P durch Mineralisation freigesetzt<br />

Die P-Konzentrationen in den Silikatvarianten lag nicht höher als in den ungedüngten. Ein<br />

leichter Wachstumseffekt ist somit nicht auf P-Mobilisierung zurückzuführen. Auch<br />

Kieselgur + 35 kg TSP lag unter 35 kg TSP allein. Obwohl Silikate durchaus P-<br />

Sorptionsstellen im Boden besetzen können (SCHILLING 2000), kommt hier primär zum<br />

Tragen, dass Calciumsilikate eine mit Karbonatkalken vergleichbare alkalische Wirkung<br />

haben und zu einer schnelleren Ausfällung frischer Düngerphosphate mit Calcium führen.<br />

592


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

mg kg -1<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt 5. Schnitt 6.Schnitt 7. Schnitt 8. Schnitt<br />

0<br />

35 TSP<br />

60 TSP<br />

Abb. 3: P-Gehalte in der Spross-Trockenmasse von Deutschem Weidelgras in acht Schnitten auf dem<br />

Boden Dahlenwarsleben<br />

mg kg -1<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

1. Schnitt 2. Schnitt 3. Schnitt 4. Schnitt 5. Schnitt 6.Schnitt 7. Schnitt 8. Schnitt<br />

HTK<br />

RTD<br />

KG<br />

KG+P<br />

AKRA<br />

0<br />

35 TSP<br />

60 TSP<br />

Abb. 4: P-Gehalte in der Spross-Trockenmasse von Deutschem Weidelgras in acht Schnitten auf dem<br />

Boden Cochstedt<br />

Durch gleichzeitige Ertragssteigerung und Erhöhung der P-Konzentration durch P-<br />

Düngung sind die Unterschiede im P-Entzug zwischen ungedüngten und gedüngten<br />

Varianten (Tab. 2) weit größer als die Ertragsunterschiede. Das wird besonders beim<br />

Vergleich der 35 und 60 kg P-Varianten deutlich. Mit Zuschlag wurden auf dem<br />

Cochstedter Boden umgerechnet 9 kg P ha -1 mehr entzogen, ohne dass der Zuschlag eine<br />

Ertragssteigerung brachte. Die „innere“ P-Effizienz der Pflanzen, d.h. der Ertrag pro kg<br />

aufgenommenem Phosphat sinkt mit zunehmender P-Versorgung deutlich.<br />

HTK<br />

RTD<br />

KG<br />

KG+P<br />

AKRA<br />

593


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

Tab. 2: Einfluss der Düngung auf die P-Aufnahme der Pflanzen (umgerechnet auf kg je<br />

ha) sowie den P-Versorgungszustand des Bodens zu Versuchsende<br />

Dahlenwarsleben<br />

Cochstedt<br />

Variante<br />

P-Entzug<br />

kg ha -1<br />

P in EWR*<br />

kg ha -1<br />

Gesamt-P-<br />

Aufnahme<br />

kg ha -1<br />

pH<br />

DL-P V10-Wert**<br />

mg / 100 g µg P kg -1 min -1<br />

0 11 8 19 7,82 2,37 99<br />

35 22 14 36 7,80 2,64 143<br />

60 29 14 42 7,75 2,91 198<br />

HTK 35 18 53 7,75 2,76 200<br />

RTD 19 12 31 7,82 2,69 203<br />

KG 15 7 22 7,84 2,38 129<br />

KG+P 20 10 30 7,84 2,46 132<br />

AKRA 12 7 20 7,87 2,09 110<br />

0 21 14 34 7,77 4,00 182<br />

35 33 17 50 7,69 4,45 209<br />

60 42 17 58 7,67 4,57 257<br />

HTK 45 29 74 7,71 4,85 245<br />

RTD 24 22 46 7,66 4,72 214<br />

KG 26 13 39 7,81 4,20 175<br />

KG+P 30 17 48 7,70 4,52 202<br />

AKRA 24 14 38 7,77 3,92 159<br />

* Ernte- und Wurzelrückstände<br />

** P-Nachlieferung in wasserlösliche Form innerhalb von 10 min bei wiederholter Wasserextraktion<br />

Obwohl die Frischmasseerträge durch achtmaliges Schneiden meist deutlich über dem<br />

Ertragsziel von 500 dt ha -1 lagen, wurde der geplante P-Entzug von 35 kg ha -1 mit der<br />

Ernte häufig nicht erreicht, da die Pflanzen bei limitierter P-Versorgung deutlich niedrigere<br />

P-Gehalte aufwiesen. Selbst die höchstgedüngten Varianten erreichten lediglich<br />

durchschnittliche P-Gehalte (Richtwert: 3 mg/kg Trockensubstanz). Allerdings waren zu<br />

Versuchsende auch erhebliche P-Mengen in den Ernte- und Wurzelrückständen<br />

gebunden, so dass die Gesamtaufnahme der Pflanzen zwischen 19 und 74 kg P ha -1 lag.<br />

Besonders hohe P-Mengen waren in den Ernte- und Wurzelrückständen der organisch<br />

gedüngten Varianten gebunden, was auf eine höhere Wurzelmassebildung und bei HTK<br />

auch auf hohe P-Konzentrationen in der Wurzeltrockenmasse zurückging. Da bei diesem<br />

Material mit einer zügigen Mineralisierung gerechnet werden kann, stellt P aus Ernte- und<br />

Wurzelrückständen eine zu beachtende P-Reserve für die Nachfrucht dar.<br />

In allen Varianten waren die Boden-pH-Werte zu Versuchsende höher als vor<br />

Versuchsbeginn. Ursachen könnten in einer bevorzugten Nitrataufnahme (im Austausch<br />

gegen HCO3 - ) liegen. Die N-Düngung erfolgte als NH4NO3. Möglicherweise werden durch<br />

das mit der Wurzelatmung abgegebene CO2 aber auch bodeneigene Kalkvorräte stärker<br />

gelöst. Eine Auswaschung war durch die gleichmäßige Bewässerung ausgeschlossen.<br />

Eine Alkalisierung durch organische Düngung war jedoch nicht nachweisbar.<br />

Bedingt durch den P-Entzug und die höheren pH-Werte lagen die DL-P-Gehalte insgesamt<br />

niedriger als vor Versuchsbeginn. Die Düngungsunterschiede waren 6 Monate nach der<br />

Düngung noch deutlich erkennbar, obwohl bei höherer P-Düngung auch höhere Entzüge<br />

gemessen wurden. Interessanterweise ist auch der P-Versorgungszustand der<br />

Rindertrockendung-Varianten vergleichsweise gut, was die einsetzende Mineralisierung<br />

594


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

gegen Ende des Versuches bestätigt. Bei beiden organischen Düngern kommt ein<br />

erheblicher Teil der P-Zufuhr erst der Nachfrucht zugute. Sowohl die beiden organischen<br />

Düngevarianten als auch die erhöhte TSP-Düngung wirkten sich positiv auf das P-<br />

Nachlieferungsvermögen (Tab. 2) des Bodens aus.<br />

Tab. 3: Kosten und Rentabilität der Düngungsvarianten<br />

Dahlenwarsl.<br />

Cochstedt<br />

Variante<br />

Ertragszuwachs<br />

dt TS<br />

Ertragszuwachs<br />

%<br />

Düngemittel- und<br />

Ausbringungskosten € ha -1<br />

gesamt unter<br />

Berücksichtigu<br />

ng der N- und<br />

K-Zufuhr<br />

Kosten je dt<br />

TS-Mehrertrag<br />

€ ha -1<br />

35 41,01 51,19 46 46 1,12<br />

60 57,54 71,82 71 71 1,23<br />

HTK 49,06 61,23 85 11 0,22<br />

RTD 21,99 27,45 643 507 23,04<br />

AKRA 9,41 11,74 76 76 8,02<br />

35 25,80 21,82 46 46 1,78<br />

60 27,86 23,56 71 71 2,55<br />

HTK 25,92 21,92 85 11 0,42<br />

RTD 0,16 0,14 643 507 3101,63<br />

AKRA 6,44 5,45 76 76 11,72<br />

Um die Rentabilität der verschiedenen Düngungsvarianten zu prüfen (Tab. 3), wurden die<br />

Düngungskosten pro Hektar und bezogen auf den Mehrertrag auf Grundlage folgender<br />

Preise ermittelt: Triplesuperphosphat 200 € t -1 , Hühnertrockenkot 15 € t -1 ,<br />

Rindertrockendung 120 € t -1 , AKRA Start 215 € t -1 , Ausbringung 11 € / ha und Überfahrt.<br />

Bei HTK und RTD wurden der Wert des Stickstoffs (70 % des Gesamtgehaltes) mit<br />

0,65 € kg -1 (175 € t -1 KAS mit 27 % N) sowie der Wert des Kaliums mit 0,36 € kg -1 (180 € t -<br />

1 60er Kali mit 49,8 % K) berücksichtigt.<br />

Finanziell war eine am Entzug orientierte P-Bemessung in jedem Fall rentabler als eine<br />

Düngung mit den bei Gehaltsklasse B empfohlenen Zuschlägen. Zuschläge rechnen sich<br />

kurzfristig nur, wenn dadurch ein entsprechender Mehrertrag erzielt werden kann. Dieser<br />

dürfte bei weniger P-effizienten Kulturen (z. B. Gerste) oder auch bei ungünstigen<br />

Witterungsbedingungen höher ausfallen. Insgesamt dienen Zuschläge aber in erster Linie<br />

einer langfristigen Verbesserung der Fruchtbarkeit unterversorgter Böden und somit der<br />

Reduzierung von Ertragsschwankungen.<br />

Hühnertrockenkot ist preislich eine hochinteressante Alternative zu mineralischen P-<br />

Düngemitteln. Zu beachten sind aber schwankende Nährstoffgehalte und eine mögliche<br />

unzureichende Sofortwirkung. Der Einsatz organischer Düngemittel sollte der<br />

Verbesserung der P-Bilanz innerhalb der Fruchtfolge dienen. Ein kurzfristig hoher P-<br />

Bedarf auf unterversorgten Böden kann besser durch Mineraldüngung abgedeckt werden.<br />

Getrockneter und pelletierter Rinder- oder auch Hühnerdung ist im Verhältnis zum<br />

Nährstoffgehalt sehr teuer und damit wesentlich unrentabler als eine vergleichbare<br />

Mineraldüngung. Die Düngung mit Silikaten ist auf alkalischen Lössböden trotz teilweiser<br />

Ertragseffekte im Vergleich zu P-Düngung unrentabel. Eine zeitnahe Ausbringung von<br />

Silikat- und P-Düngern ist zu vermeiden.<br />

595


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

Danksagung<br />

Die Forschungsarbeiten wurden im Rahmen des Projektes „Verbesserung des pH-Wertes<br />

und der Nährstoffverfügbarkeit auf alkalischen Lössböden Sachsen-Anhalts“ (74 IF) über<br />

das Hochschul- und Wissenschaftsprogramm (HWP) des Landes Sachsen-Anhalt<br />

gefördert.<br />

Literatur<br />

ALBERT, E.; LIPPOLD, H., 2002: Wirkung einer langjährigen differenzierten mineralischorganischen<br />

Düngung auf Nährstoffentzüge, Bilanzen und verfügbare<br />

Bodengehalte an Phosphor und Kalium. Arch. Acker-Pfl. Boden. 48, 459-470.<br />

BRASCHI, I.; CIAVATTA, C.; GIOVANNINI, C.; GESSA, C., 2003: Combined effect of water and<br />

organic matter on phosphorus availability in calcareous soil. Nutr. Cycl.<br />

Agroecosyst. 67, 67-74.<br />

EICHLER, B., 2002: Untersuchungen zur Auswirkung organischer Düngemittel auf<br />

ausgewählte Phosphatgehalte im Boden. Ergebnisse eines 2-jährigen ungarischdeutschen<br />

Forschungsprojektes. VDLUFA-Schriftenreihe 57, 369-373.<br />

FLOßMANN, R.; RICHTER, D., 1982: Extraktionsmethode zur Charakterisierung der Kinetik<br />

der Freisetzung von P aus der festen Phase des Bodens in die Bodenlösung. Arch.<br />

Acker-Pfl. Boden. 26, 703-709.<br />

GERICKE, S.; KURMIES, B., 1952: Die kolorimetrische Phosphorbestimmung mit Ammonium-<br />

Vanadat-Molybdat und ihre Anwendung in der Pflanzenanalyse. Z. Pflanzenernähr.<br />

Bodenk. 59, 235-247.<br />

HOFFMANN, G., 1991: Die Untersuchung von Böden. VDLUFA-Verlag, Darmstadt, 970 p.<br />

SCHILLING, G., 2000: Pflanzenernährung und Düngung. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, S.<br />

161.<br />

SINGH, M.; TRIPATHI, A. K.; REDDY, K. S.; SINGH, K. N., 2001: Soil phosphorus dynamics in a<br />

Vertisol as affected by cattle manure and nitrogen fertilization in soybean-wheat<br />

system. J. Plant Nutr. Soil Sci. 164, 691-696.<br />

VON WULFFEN, U., 2001: Auswertung der Bodenuntersuchungen landwirtschaftlich<br />

genutzter Flächen in den Jahren 1998 bis 2000, LLG Sachsen-Anhalt, Bernburg.<br />

VON WULFFEN, U., 2004: Auswertung der Bodenuntersuchungen landwirtschaftlich<br />

genutzter Flächen in den Jahren 2001-2004, LLG Sachsen-Anhalt, Bernburg.<br />

596


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

Fleischknochenmehl als Dünger?<br />

Schröter, Hubert (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft); Zorn, Wilfried:<br />

1. Problemstellung<br />

Langjährige negative Phosphor-Bilanzen haben in vielen Marktfruchtbetrieben zu einer<br />

Abnahme der pflanzenverfügbaren P-Gehalte in den Böden geführt. Ausdruck dafür ist die<br />

erhebliche Zunahme des Flächenanteils mit sehr niedriger und niedriger P-Versorgung<br />

(Gehaltsklassen A und B) in vielen Ackerbauregionen. So weist zum Beispiel die aktuelle<br />

Auswertung der Nährstoffversorgung des Thüringer Ackerlandes für die<br />

Untersuchungsjahre 2001 bis 2004 für 11 % eine sehr niedrige (Gehaltsklasse A) sowie<br />

für 30 % eine niedrige P-Versorgung (Gehaltsklasse B) aus. Um ein weiteres Absinken der<br />

P-Versorgung der Böden zu vermindern, kommt deshalb einer bedarfsgerechten P-<br />

Düngung große Bedeutung zu.<br />

Zur Deckung des P-Düngebedarfes können neben mineralischen Phosphatdüngern auch<br />

geeignete phosphathaltige Sekundärrohstoffdünger eingesetzt werden. Letztere schonen<br />

die begrenzten wirtschaftlich nutzbaren Phosphatreserven der Erde. Neben Kompost und<br />

dem nicht unumstrittenen kommunalem Klärschlamm wird im zunehmenden Maße<br />

Fleischknochenmehl als phosphathaltiges Düngemittel angeboten.<br />

Was ist Fleischknochenmehl?<br />

Bei der Schlachtung von Nutztieren, deren Zerlegung sowie der Fleischverarbeitung fallen<br />

in Deutschland ca. 2,1 Millionen Tonnen Schlachtnebenprodukte an. Dabei handelt es sich<br />

um Fleisch und Knochen von Schlachttieren, die für die menschliche Ernährung gehalten<br />

wurden. Die Schlachtnebenprodukte wurden lange Zeit zu Tier-, Fleischknochen- und<br />

Knochenmehl verarbeitet und überwiegend zur Verfütterung eingesetzt. Nach dem EUweiten<br />

Verfütterungsverbot ab 1. Januar 2001 ist die Verwertung von Tiermehl als<br />

Futtermittel nicht mehr erlaubt. Im Gegensatz dazu sind Fleischknochenmehl,<br />

Knochenmehl und Fleischmehl unter bestimmten Bedingungen als Düngemittel<br />

zugelassen. Die dazu erforderlichen Voraussetzungen schreiben die EG-Verordnung<br />

1774/2002, die Düngemittelverordnung vom 26.11.2003 sowie die Düngeverordnung vom<br />

10.01.2006 vor.<br />

2. Nährstoffgehalt von Fleischknochenmehl<br />

Für die Düngung sind insbesondere die Nährstoffe Phosphor, Stickstoff und Calcium von<br />

Interesse (Tabelle 1).<br />

Tabelle 1: Mittlerer N-, P- und Ca-Gehalt von Fleischknochenmehl (nach Angaben des Verbandes der<br />

Deutschen Fleischmehlindustrie; www.fleischmehlindustrie.de)<br />

Nährstoff Fleischknochenmehl<br />

N % 7,2<br />

P % 6,1<br />

Ca % 12,0<br />

Zur Bewertung der Eignung des Fleischknochenmehls als Düngemittel sind der<br />

Bindungszustand und Löslichkeit der einzelnen Nährstoffe von Bedeutung. Der relativ<br />

hohe Stickstoffgehalt liegt in gebundener Form als Eiweiß vor und wird erst nach dessen<br />

Mineralisierung pflanzenverfügbar. Analog dazu ist die Pflanzenverfügbarkeit des<br />

Fleischknochenmehlphosphats zu bewerten. Dieses ist an Calcium gebunden und steht<br />

597


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

erst nach dessen Auflösung den Pflanzen zur Aufnahme zur Verfügung. Neben dem für<br />

die Ernährung der Pflanzen bedeutungsvollen Nährstoffen Stickstoff und Phosphor ist<br />

auch der Cadmium-Gehalt (Cd) von Interesse. Im Gegensatz zu allen mineralischen<br />

Phosphatdüngern, die aus Rohphosphaten hergestellt werden, sind Fleischknochenmehle<br />

praktisch cadmiumfrei und führen deshalb auch bei hoher erforderlicher P-Düngung zu<br />

keiner Erhöhung des Cadmiumgehaltes im Boden.<br />

Nachfolgend wird über die Ergebnisse der Gefäßversuche zur Untersuchung der N-, P-<br />

und Kalkdüngewirkung von Fleischknochenmehl berichtet.<br />

3. Ergebnisse zur Düngewirkung von Fleischknochenmehl<br />

Hinsichtlich der Verfügbarkeit der im Fleischknochenmehl enthaltenen Nährstoffe liegen<br />

bisher nur wenige Versuchsergebnisse vor. Deshalb werden seit dem Jahr 2003 in der<br />

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Jena Gefäßversuche zur N- und P-<br />

Düngewirkung durchgeführt. Geprüft werden verschiedene Fleischknochenmehle, die in<br />

der Thüringer Landwirtschaft als Düngemittel zum Einsatz kamen. Einen Überblick über<br />

ihre Zusammensetzung gibt Tabelle 2.<br />

Tabelle 2: Nährstoff- und Cadmium-Gehalt der 3 Fleischknochenmehle (FKM) des Gefäßversuches<br />

FKM<br />

N Pgesamt PH2Olösl.<br />

%<br />

K Mg Ca Cd<br />

mg/kg<br />

I 6,7 7,4 0,10 0,23 0,27 15,2


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

Fleischknochenmehlproteine schließen, die vor allem im Anwendungsjahr durch Pflanzen<br />

mit langer Vegetationszeit zur Ertragsbildung genutzt werden kann, während die<br />

Nachwirkung im zweiten Jahr für die praktische Düngung eine untergeordnete Rolle spielt.<br />

Tabelle 3: Trockenmasseertrag und N-Aufnahme durch Mais (Ernte in der Milchwachsreife) nach<br />

Düngung mit Fleischknochenmehl (FKM) im ersten Versuchsjahr im Gefäßversuch<br />

(Lößboden Wengelsdorf)<br />

N-Düngung<br />

g/Gefäß<br />

Trockenmasseertrag<br />

relativ<br />

N- Mehrentzug durch Düngung<br />

relativ<br />

Variante<br />

1. Jahr 1. + 2. Jahr 1. Jahr 1. + 2. Jahr<br />

ohne N 0 22 24 - -<br />

NH4NO3 2,5 100 100 100 100<br />

FKM I 2,5 87 92 62 67<br />

FKM II 2,5 91 94 60 62<br />

FKM III 2,5 89 91 58 61<br />

Mittel FKM I - III 2,5 89 92 60 63<br />

3.2 P-Wirkung<br />

g N/Gefäß<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

1. Jahr 2. Jahr<br />

ohne N<br />

NH4NO3<br />

FKM I<br />

FKM II<br />

FKM III<br />

Abbildung 1: N-Entzug von Mais nach Düngung von 2,5 g N/Gefäß als Ammoniumnitrat<br />

bzw. Fleischknochenmehl im ersten Versuchsjahr<br />

In den separat durchgeführten Gefäßversuchen zur Untersuchung der P-Verfügbarkeit<br />

diente Tripelsuperphosphat als Bezugsbasis für die Bewertung der P-Düngewirkung der<br />

Fleischknochenmehle. Die P- bzw. Fleischknochenmehldüngung erfolgte jeweils zu<br />

Versuchsbeginn. Versuchspflanze war in jedem Fall Mais, der in der Milchwachsreife<br />

geerntet wurde. Da auch die Wirkung differenzierter Bodeneigenschaften auf die P-<br />

Düngewirkung von Fleischknochenmehl erfasst werden sollte, wurden in den<br />

Gefäßversuchen insgesamt vier verschiedene P-arme Böden mit deutlich<br />

unterschiedlichen pH-Werten eingesetzt. Einen Überblick über die verwendeten<br />

Versuchsböden gibt Tabelle 4.<br />

599


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

Tabelle 4: Kenndaten der Versuchsböden<br />

Boden<br />

Laufzeit<br />

des<br />

Versuches<br />

2003 bis<br />

geolog. Herkunft<br />

Ton<br />

%<br />

Humus<br />

%<br />

pH<br />

PCAL<br />

mg/100g<br />

Miesitz Buntsandstein 5 0,9 5,8 2,2 A<br />

Wengeldorf<br />

2005 Lößschwarzerde 22 2,8 6,4 3,7 B<br />

Wengelsdorf/Quarzsand Gemisch 1:1 11 1,2 6,5 1,1 A<br />

Milda 2)<br />

2004 bis<br />

2006 Muschelkalk 37 3,8 7,3 4,0 B<br />

1)<br />

= Gehaltsklasse<br />

2)<br />

= 10 % CaCO3<br />

Tabelle 5 zeigt beispielhaft die Ergebnisse für den Boden Miesitz, der den niedrigsten pH-<br />

Wert aller vier Versuchsböden aufwies. Im ersten Versuchsjahr betrug die Düngewirkung<br />

der Fleischknochenmehle gemessen am P-Entzug der Pflanzen im Mittel 27 % von<br />

Tripelsuperphosphat (TSP), wobei jedoch deutliche und signifikante Unterschiede<br />

zwischen verschiedenen Herkünften (14 bis 44 %) bestanden. In der Summe aller 3<br />

Versuchsjahre beträgt der P-Entzug aus Fleischknochenmehl durch drei Maisernten im<br />

Mittel 53 % von Tripelsuperphosphat. Die P-Düngewirkung der einzelnen<br />

Fleischknochenmehle weist eine erhebliche Schwankungsbreite von 37 bis 76 % auf. Über<br />

die Ursachen der differenzierten P-Wirkung der verschiedenen<br />

Fleischknochenmehlherkünfte sind zurzeit noch keine Aussagen möglich.<br />

P-<br />

GK 1)<br />

Tabelle 5: Trockenmasseertrag und P-Aufnahme durch Mais nach Düngung mit Fleischknochenmehl<br />

(Gefäßversuch, Boden Miesitz)<br />

P-Düngung<br />

g P/Gefäß<br />

Trockenmasseertrag<br />

relativ<br />

P- Mehrentzug (Düngung)<br />

relativ<br />

Variante<br />

1. Jahr 3 Jahre 1. Jahr 3 Jahre<br />

ohne P 0 78 71 - -<br />

TSP 0,5 100 100 100 100<br />

FKM I 0,5 91 98 21 46<br />

FKM II 0,5 99 103 44 76<br />

FKM III 0,5 90 95 14 37<br />

Mittel FKM I bis III 0,5 93 99 27 53<br />

GD5% (Tukey) 4 5 4 6<br />

In Tabelle 6 sind die Ergebnisse zur P-Düngewirkung auf den verschiedenen<br />

Versuchsböden zusammengefasst.<br />

Tabelle 6: P-Aufnahme durch Mais nach Düngung mit Fleischknochenmehl, Mittelwerte für die FKM<br />

I/II/III (Gefäßversuch, alle Böden)<br />

Versuchsboden<br />

P- Mehrentzug durch TSP- bzw. FKM-Düngung<br />

relativ (TSP = 100)<br />

1. Jahr 2 Jahre 3 Jahre<br />

Miesitz 27 44 53<br />

Wengelsdorf 36 54 62<br />

Wengelsdorf/Quarzsand 12 41 58<br />

Milda 6 23 47<br />

Mittel alle Böden 20 40 58<br />

600


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

P % TM<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

ohne P<br />

Im Jugendwachstum des Maises waren in den Fleischknochenmehlvarianten zunächst P-<br />

Mangelsymptome zu beobachten, die auf eine sehr geringe kurzfristige Mobilisierung des<br />

Fleischknochenmehlphosphates bzw. eine zeitweilige Festlegung von Boden-P hindeuten.<br />

In einem Gefäßversuch wurde zum Zeitpunkt des Auftretens von sichtbaren P-Mangelsymptomen<br />

der P-Ernährungszustand der Maispflanzen ermittelt. Wie Abbildung 2 zeigt,<br />

ist der P-Gehalt der Pflanzen nach Tripelphosphatdüngung im Vergleich zur Kontrolle<br />

ohne P deutlich gestiegen. Dagegen hat die Düngung aller 3 Fleischknochenmehle den P-<br />

Ernährungszustand weiter verschlechtert. Im weiteren Verlauf sind die P-Mangelsymptome<br />

verschwunden, offensichtlich aufgrund der zunehmenden P-Freisetzung aus<br />

den Fleischknochenmehlen. Fleischknochenmehl ist demnach zum Abdecken eines<br />

kurzfristigen P-Düngebedarfes nicht geeignet. Hierfür sind aufgeschlossene P-Düngemittel<br />

zu verwenden.<br />

Die in 3 Versuchsjahren ermittelten Daten werden zur Bewertung der Verfügbarkeit des<br />

Fleischknochenmehlphosphats in Abhängigkeit vom pH-Wert des Bodens herangezogen.<br />

Abbildung 3 ist zu entnehmen, dass die P-Aufnahme aus Fleischknochenmehl mit<br />

ansteigendem pH-Wert des Bodens zurückgeht. Auf dem Muschelkalkboden Milda mit 10<br />

% CaCO3 beträgt die P-Wirkung als Summe des 1. bis 3. Versuchsjahres nur 47 % von<br />

Tripelsuperphosphat, im Vergleich zu 53... 62 % auf den Böden mit pH-Wert 6,5 und<br />

darunter. Damit überrascht die unerwartet hohe Verfügbarkeit des<br />

Fleischknochenmehlphosphates auf dem Kalkboden, die eine Überprüfung in weiteren<br />

Experimenten erforderlich macht.<br />

Aufgrund der höheren und sicheren P-Ausnutzung sollte Fleischknochenmehl bevorzugt<br />

auf Böden mit pH-Werten < 6,0... 6,5 zum Einsatz kommen.<br />

TSP<br />

FKM I<br />

FKM II<br />

FKM III<br />

Abbildung 2 : P-Gehalt vom Mais (ES 14) nach Düngung von Tripelphosphat und<br />

Fleischknochenmehl im Gefäßversuch (Boden Wengelsdorf, 2004)<br />

601


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

70<br />

60<br />

50<br />

P- 40<br />

Mehrentzug<br />

% 30<br />

20<br />

10<br />

3.3 Neutralisationswirkung<br />

An 2 ausgewählten Fleischknochenmehlen wurde die Neutralisationswirksamkeit<br />

untersucht. Der Gesamtgehalt an Calcium, angegeben als CaO, beträgt 17,2 bzw. 22,5 %.<br />

Die Bestimmung des Gehaltes an basisch wirksamen Stoffen weist jedoch nur Werte von<br />

3,1 bzw. 4,1 % als CaO aus (Tabelle 7). Damit beträgt der potenziell<br />

neutralisationswirksame Anteil nur etwa 20 % des Gesamt-Ca-Gehaltes.<br />

Tabelle 7: Calciumgehalt der Fleischknochenmehle des Neutralisationsversuches<br />

Fleischknochenmehl<br />

0<br />

1. Jahr 1. + 2. Jahr 1. - 3. Jahr<br />

5,8 6,4 6,5 7,3<br />

pH-Wert des Bodens<br />

Abbildung 3: P-Mehrentzug von Mais nach Düngung von Fleischknochenmehl in Abhängigkeit<br />

vom pH-Wert im Boden (Gefäßversuche, Mittelwert von je 3 Fleischknochenmehlen,<br />

Tripelphosphat = 100)<br />

CaO-Gehalt (gesamt)<br />

%<br />

basisch wirksame Stoffe als %<br />

CaO<br />

A 17,2 3,1<br />

B 22,5 4,1<br />

Die Bewertung der Neutralisationswirkung beider Fleischknochenmehle erfolgte mit Hilfe<br />

eines Inkubationsversuches (4 Wiederholungen). Einem stark sauren<br />

Schieferverwitterungsboden (pH-Wert 4,3) wurden Fleischknochenmehl sowie gefälltes<br />

CaCO3 zugegeben und bei 50 % der maximalen Wasserkapazität feucht gehalten. Die<br />

Bemessung der Höhe der Fleischknochenmehlgabe erfolgt auf Basis des Ca-<br />

Gesamtgehaltes der Fleischknochenmehle. Zu 2 Terminen wurde der pH-Wert der Böden<br />

bestimmt und daraus Aussagen über die Neutralisationswirkung der Fleischknochenmehle<br />

abgeleitet (Tabelle 8).<br />

602


Öffentliche Sitzung: „Düngemittel“ Vorträge<br />

Tabelle 8: pH-Wert im Boden nach Düngung von Fleischknochenmehl und gefälltem CaCO3<br />

(Schieferverwitterungsboden mit pH 4,3, Versuchsbeginn:31.05.05)<br />

Variante Kalkdüngung<br />

pH-Wert<br />

% des Kalkbedarfes 14.07.05 15.10.05<br />

ohne Kalk 0 4,3 4,2<br />

CaCO3 50 5,8 5,8<br />

CaCO3 100 6,9 7,0<br />

FKM A 100 1)<br />

4,6 4,6<br />

FKM B 100 1)<br />

4,5 4,4<br />

1)<br />

= Fleischknochenmehlgabe auf Basis des Ca-Gesamtgehaltes<br />

Nach 4,5 Monaten Versuchsdauer erhöhte sich der pH-Wert des Bodens durch die<br />

CaCO3-Gabe (Kontrollvariante) erheblich. Durch die CaCO3-Düngung in Höhe des vollen<br />

CaO-Bedarfes stieg der pH-Wert auf 7,0 an. Die vergleichbare CaO-Zufuhr über<br />

Fleischknochenmehl bewirkte dagegen nur eine sehr geringe pH-Werterhöhung im<br />

Vergleich zur Kontrolle ohne Kalk um 0,4 bzw. 0,2 pH-Einheiten auf pH 4,6 bzw. 4,4. Das<br />

Neutralisationsvermögen von Fleischknochenmehl ist demnach als sehr niedrig zu<br />

bewerten. Als Ursache dafür ist die überwiegende Bindung des Ca als Calciumphosphat,<br />

das im Gegensatz zu Calciumcarbonat, -oxid und –hydroxid nicht neutralisationswirksam<br />

ist, anzunehmen.<br />

4. Fazit<br />

Die Versuchsergebnisse belegen, dass Fleischknochenmehl als langsam und nachhaltig<br />

wirkender cadmiumarmer Phosphatdünger anzusehen ist, dessen Einsatzgebiet im<br />

Bereich der P-Erhaltungsdüngung liegt. Es kann die Aussage getroffen werden, dass die<br />

Phosphate der Fleischknochenmehle keine kurzfristige hohe Düngewirkung erwarten<br />

lassen. Zur Absicherung des kurzfristigen P-Düngebedarfes auf Böden mit sehr niedriger<br />

und niedriger P-Versorgung sind leichtlösliche mineralische P-Dünger zu bevorzugen. Mit<br />

zunehmendem pH-Wert im Boden nimmt die P-Düngewirkung von Fleischknochenmehl<br />

stark ab. In Böden mit pH-Wert über 7,0 bzw. freiem CaCO3 ist die Verfügbarkeit des<br />

Fleischknochenmehlphosphates geringer als auf schwach sauren Böden.<br />

Fleischknochenmehl sollte deshalb im Interesse einer hohen P-Ausnutzung vorzugsweise<br />

auf Böden mit pH-Werten unter 6... 6,5 eingesetzt werden. Die mit Fleischknochenmehl<br />

ausgebrachten N-Mengen werden relativ schnell pflanzenverfügbar und können<br />

insbesondere beim Anbau von Kulturen mit langer Vegetationszeit effektiv zur N-<br />

Ernährung der Pflanzen genutzt werden. Der neutralisationswirksame Kalkgehalt der<br />

Fleischknochenmehle ist aufgrund der Bindung des Ca an Phosphate sehr niedrig und<br />

kann bei der Düngung vernachlässigt werden.<br />

Im Interesse der effektiven Nutzung der im Fleischknochenmehl gebundenen Nährstoffe<br />

sollte die Aufwandmenge am P-Bedarf der Fruchtfolge bemessen und die damit<br />

ausgebrachte N-Menge bei der Bemessung der mineralischen N-Düngung berücksichtigt<br />

werden. Beim Einsatz von Fleischknochenmehl als Düngemittel sind die jeweils aktuellen<br />

düngemittelrechtlichen Regelungen zu berücksichtigen.<br />

603


Separate Einreichung<br />

ID: P-006-2005<br />

Verbreitung unterschiedlicher mikrobieller Phytasen bei der Konzeption von<br />

Mischfutter<br />

Grünewald, Karl-Hermann, Dr. (Verein Futtermitteltest 1 ); Staudacher, Walter, Dr; Steuer,<br />

Georg:<br />

Einleitung<br />

In der Produktion tierischer Lebensmittel (Milch, Fleisch, Eier) ist eine hohe Leistung bei<br />

gleichzeitig guter Produktqualität nötig. Zusätzlich zur ausreichenden Versorgung mit<br />

Nährstoffen ist auch eine ausreichende Wirkstoffversorgung und die Minimierung der<br />

Nährstoffe in den Ausscheidungen zu berücksichtigen. Die Versorgung mit dem Nährstoff<br />

Phosphor und dessen Minimierung in den Ausscheidungen wird seit mehreren Jahren<br />

wissenschaftlich bearbeitet. Eine Verminderung des Phosphorgehaltes in den<br />

Ausscheidungen ist erreichbar über:<br />

- Anpassung der Versorgung an den Bedarf<br />

- Begrenzung von Übergehalten<br />

- Phasenfütterung<br />

- Erhöhung der Verdaulichkeit/Verfügbarkeit<br />

- Einsatz geeigneter Komponenten<br />

- Zusatz von mikrobieller Phytase (verschiedene Produkte am Markt)<br />

Am Mischfuttermarkt hat sich die Konzeption der Futter hinsichtlich der P-Gehalte und des<br />

Phytasezusatzes verändert. Die Produktangebote der Mischfutterhersteller sind<br />

diesbezüglich unterschiedlich. Zur Information über den Umfang des Einsatzes<br />

mikrobieller Phytase im Mischfutter fehlt eine Übersicht, so war eine Auswertung zu<br />

folgenden Fragen erwünscht:<br />

Wie hat sich der Zusatz des Enzyms Phytase im Mischfutter etabliert?<br />

In welchem Umfang kommen verschiedene Phytasen zum Einsatz?<br />

Werden die deklarierten Zusätze an Phytasen mengenmäßig eingehalten?<br />

Material und Methoden<br />

Zur Prüfung des Einsatzumfanges wurde auf vorliegende Deklarationsunterlagen und auf<br />

Futterproben aus verschiedenen Kontrollsystemen (Verein Futtermitteltest, DLG-<br />

Gütezeichen) zurückgegriffen. Die beprobten Futter für verschiedene Tierkategorien<br />

zeigen eine große Spannbreite der aktuellen Mischfutterkonzeption auf.<br />

Basierend auf den Deklarationsunterlagen der im DLG-Gütezeichen und VFT-Warentest<br />

geprüften Futter des Jahres 2004 (n= 1052) wurde die Herkunft der Proben, der Anteil der<br />

Proben mit Phytasezusatz, die Phytase-Quelle und der deklarierte Zusatz erfasst und<br />

ausgewertet. Weiterhin wurde bei Mineralfutter (nur DLG-Gütezeichen) eine Stichprobe<br />

(n = 38) auf den Phytasezusatz untersucht und die Einhaltung der Deklaration geprüft. Die<br />

Aufteilung der Proben auf Futtertypen ist in Tabelle 1 dargestellt.<br />

Die Analysen wurden im Auftrag bei diversen LUFA-Labors durchgeführt, wobei die<br />

Verbandsmethode des VDLUFA angewendet wurde. Bei Deklarations-Abweichungen<br />

erfolgte eine Absicherung des Analysenwertes mit einer zweiten Analyse bei einem<br />

anderen Labor. Es wurde nur eine Methode für den Nachweis beider Phytasen<br />

1 Die Prüfung von Mischfutter durch den Verein Futtermitteltest e.V. wird insbesondere durch Zuschüsse des<br />

Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) gefördert.<br />

604


Separate Einreichung<br />

vorgesehen, da vergleichbare Aktivitäten vorliegen. Aus diesem Grund werden die<br />

Einheiten nachfolgend einheitlich mit U statt mit FTU bei der 3- bzw. FYT / kg bei der 6-<br />

Phytase benannt.<br />

Tabelle 1: Aufteilung / Herkunft der ausgewerteten Proben<br />

Nord-D West-D Ost-D Süd-D Polen gesamt<br />

Alleinfutter 127 133 269 223 752<br />

Ergänzungsfutter 1 59 9 110 179<br />

Mineralfutter 21 85 15 121<br />

gesamt 149 192 278 418 15 1052<br />

Herkunft: VFT 855 Futter<br />

Gütezeichen 197 Futter<br />

Ergebnisse<br />

Unterschiede nach Futtertyp und Region<br />

Im Rahmen der ausgewählten Stichprobe zeigte sich ein relativ hoher Anteil der Futter mit<br />

Phytasezusatz. Für einzelne Futtertypen zeigt dies die Tabelle 2. Viele Firmen nutzen<br />

diesen Zusatz im Schweine- und auch Geflügelfutter. Der Einsatz von Phytase wurde in<br />

den letzten Jahren deutlich ausgeweitet, wie jährliche Auswertungen des VFT zeigen<br />

(Tabelle 3).<br />

Tabelle 2: Anteil der Futter mit Zusatz an Phytase, unterschiedlicher Herkunft<br />

Alleinfutter Ergänzungsfutter Mineralfutter gesamt<br />

Proben (n) 748 183 121 1052<br />

Anteil mit Phytase, % 59,6 73,8 70,2 63,3<br />

- davon 3-Phytase, % 50,4 35,6 36,5 45,6<br />

- davon 6-Phytase, % 49,3 64,4 63,5 54,2<br />

Tabelle 3: Zeitliche Entwicklung des Anteils an Futter mit Zusatz an Phytase in % (VFT)<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Schweinefutter 29 33 53 62 66 68<br />

Die Abbildung 1 zeigt auf, dass die Verbreitung bei den einzelnen Futtertypen<br />

unterschiedlich ist. Die höchste Verbreitung ist in Ferkel- und Ergänzungsfutter zu finden.<br />

Bei Ferkelfutter ist dies aus diätetischen Gründen (niedrige Mineralstoffgehalte bei<br />

höchsten P-Anforderungen) zu erklären. Im Ergänzer ist der Zusatz abhängig vom<br />

Einsatzbereich (Ferkel, Mast, Sauen, Legehennen) unterschiedlich. Aufgeführt ist der<br />

jeweilige Anteil mit Zusatz von 3- bzw. 6-Phytase.<br />

Bei Vergleich der P-Gehalte der Futter für unterschiedliche Tierkategorien in Abhängigkeit<br />

vom Phytasezusatz ist festzustellen, dass der P-Gehalt bei Futter mit Phytasezusatz im<br />

Mittel um 0,5 – 1,0 g / kg niedriger eingestellt wird, als bei Futter ohne Phytasezusatz<br />

(Tabelle 4).<br />

Tabelle 4: Gehalt an Phosphor im Futter mit bzw. ohne Zusatz an Phytase, g/kg<br />

Ferkelaufzuc Schweinema Sauenfutter Legehennen-<br />

htfutter stfutter<br />

futter<br />

mit Phytasezusatz 5,5 4,8 5,3 0,53<br />

ohne Phytasezusatz 6,3 5,2 6,1 0,60<br />

605


Separate Einreichung<br />

Zwischen den Regionen zeigen sich Unterschiede in der Einsatzhäufigkeit (Abbildung 2).<br />

Dies ist durch die Tierdichte in den verschiedenen Regionen zu erklären. Während die<br />

Tierhaltung (Schweine- und Geflügelhaltung) in den Gebieten Nordrhein-Westfalen (West-<br />

D) Bayern und Baden-Württemberg teils sehr intensiv betrieben wird, ist der Tierbesatz im<br />

Norden Deutschlands (nordöstlicher Teil Niedersachsens, Schleswig-Holstein) und vor<br />

allem in den neuen Bundesländern geringer. (Die Angaben für Polen beziehen sich<br />

lediglich auf einen beprobten Mischfutterhersteller.) Damit ist der Anfall an Nährstoffen / ha<br />

über Wirtschaftsdünger deutlich geringer.<br />

Während bei intensiver Tierhaltung Maßnahmen zur Reduzierung des Nährstoffanfalls<br />

(z.B. Phytaseeinsatz und entsprechende Reduzierung der P-Gehalte im Futter) nötig sind,<br />

besteht bei extensiver Tierhaltung noch Düngebedarf bezüglich Phosphor. Die<br />

Unterschiede in der Häufigkeit der 3- bzw. 6-Phytasen ist auch durch die wahlweise<br />

Verwendung des einen oder anderen Produktes bei den Mischfutterherstellern bedingt.<br />

Üblicherweise setzt der Mischfutterhersteller nur 1 Produkt ein.<br />

% der Futter mit<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Ferkelfutter<br />

Mastfutter<br />

Sauenfutter<br />

6-Phytase<br />

3-Phytase<br />

Legehenn.futter<br />

Ergänzer-<br />

Schweine<br />

Abb. 1: Anteil Futter mit Phytase - je Futtertyp<br />

Ergänzer-<br />

Legeh.<br />

% der Futter mit<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

6-Phytase<br />

3-Phytase<br />

Nord-D West-D Ost-D Süd-D Polen<br />

Abb. 2: Anteil Futter mit Phytase - nach Regionen<br />

Höhe der Phytasezusätze<br />

Zur Erhöhung der Verdaulichkeit wird ein Zusatz von 500 U / kg Futter empfohlen (DLG<br />

1999, GfE 1997), dies bezieht sich auf eine 3-Phytase. Für 6-Phytase wird eine<br />

äquivalente Wirkung im Tier bei 750 U / kg angenommen (DLG 2002). Im Mastfutter sind<br />

Zusätze in unterschiedlicher Höhe vorzufinden, bei Sauen- und Ferkelfutter ist dies<br />

einheitlicher. Im Ergänzer sind entsprechend des vorgesehenen Mischungsanteils höhere<br />

Zusätze vorhanden, sodass in der fertigen Mischung ein übliches Niveau erreicht wird (s.<br />

Tab. 5). Einzelne Hersteller sehen zum Teil für bestimmte Futter eine andere Konzeption<br />

vor. Im Ergänzer für Legehennen wird ein deutlich niedriger Zusatz (Ø 380 bzw. 520 U /<br />

kg; bei 3- bzw. 6-Phytase) vorgesehen als im Ergänzer für Schweine.<br />

Tabelle 5: Höhe des Phytaseeinsatzes (U / kg)<br />

Ferkel- Mast- Sauen Ergänzer* Legehenfutter<br />

futter futter<br />

nenfutter<br />

3-Phytase Minimum 400 250 300 330 325<br />

Maximum 750 500 668 840 500<br />

im Mittel 505 443 499 488 460<br />

6-Phytase Minimum 250 250 300 85 250<br />

Maximum 900 900 938 1000 800<br />

im Mittel 707 668 705 639 570<br />

* Phytase in der fertigen Mischung (Ergänzer + Getreide)<br />

606


Separate Einreichung<br />

Zur Einschätzung der Deklarationstreue erfolgte bei 38 Mineralfuttern eine analytische<br />

Überprüfung der Phytasegehalte. Diese wurden mit dem jeweils deklarierten<br />

Phytasezusatz verglichen. Die deklarierten Gehalte variierten von 10.000 - 25.000 U / kg,<br />

die Befunde von 10.460 - 30.580 U / kg. Die Phytasegehalte im Futter können bei<br />

Vorliegen / Anwesenheit nativer Phytase aus den Komponenten die zugesetzten Mengen<br />

deutlich überschreiten. Dies ist abhängig von den eingesetzten Komponenten bzw. einer<br />

technischen Behandlung der Komponenten bzw. des Mischfutters. Während insbesondere<br />

Getreide, vornehmlich Weizen, üblicherweise hohe native Phytasegehalte aufweist, wird<br />

durch Hitzeeinwirkung (z.B. Extrusion) der Komponenten die native Phytase weitgehend<br />

inaktiviert (v.a. im Ferkelaufzuchtfutter). Andererseits ist bei analysierten Gehalten<br />

unterhalb des deklarierten Zusatzes davon auszugehen, dass die Deklaration nicht erfüllt<br />

wurde. Bei analysierten Gehalten in Höhe der angegebenen Zusätze ist keine treffende<br />

Aussage über die Deklarationseinhaltung möglich, da die Analyse nicht zwischen nativer<br />

und zugesetzter Phytase unterscheidet und der Gehalt an nativer Phytase im Mischfutter<br />

nicht eingeschätzt werden kann.<br />

Bei Berücksichtigung des Analysenspielraumes von +/- 25 % (Radewahn u. Czekala<br />

2004) hielten 95 % der Proben den deklarierten Gehalt gut ein, es gab nur je 1 Probe mit<br />

Unter- bzw. Übergehalt.<br />

Einheiten / kg<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

Deklaration<br />

Befund<br />

0<br />

1 4 7 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37<br />

Abbildung 3: Deklarationseinhaltung Phytasezusatz<br />

Bewertung von Analysedaten<br />

In vielen Futtermitteln (insbesondere im Weizen) ist native Phytase vorhanden. Bei den<br />

mikrobiellen Phytasen werden 3-Phytasen und 6-Phytasen eingesetzt. Es wird eine<br />

unterschiedliche Wirksamkeit der nativen und der einzelnen mikrobiellen Phytasen<br />

angenommen. Bei der Analyse von Phytase in Mischfutter werden die unterschiedlichen<br />

Phytasen (nativ und mikrobiell) aktuell mit einer Methode geprüft. Damit ist keine<br />

Unterscheidung von nativer und mikrobieller Phytase oder zwischen den mikrobiellen<br />

Herkünften möglich. Auch über andere Methoden ist dies zur Zeit nicht prüfbar.<br />

Da in vielen Futtermitteln (insbesondere im Getreide, v.a. in Weizen) native Phytase<br />

vorhanden ist, kann das Ergebnis einer Phytaseanalyse in Allein- und auch in vielen<br />

Ergänzungsfuttern somit nur eine begrenzte Aussage zur Beurteilung des analysierten<br />

Phytasegehaltes bzw. der Einhaltung des deklarierten Zusatzes ermöglichen.<br />

Diese Problematik zeigte sich auch im Rahmen einer Mischfutteruntersuchung durch den<br />

VFT im Jahr 2000 (Tabelle 6). Die erhobenen Phytasegehalte streuten unabhängig vom<br />

Phytasezusatz sehr stark, so dass keine Aussage zur Einhaltung der Deklaration möglich<br />

war. Hierbei war von Einflüssen durch folgende Faktoren auszugehen:<br />

607


Separate Einreichung<br />

Inaktivierung nativer und ggf. auch mikrobieller Phytase durch thermische Behandlung<br />

(Komponenten oder fertiges Futter, v.a. Ferkelaufzuchtfutter)<br />

Unterschiede in Gehalten an nativer Phytase (Getreideart, -sorte, Standort)<br />

Unterschiede in der Höhe des Zusatzes<br />

Unterschiedliche Deklarationsgenauigkeit bei der Supplementierung.<br />

Tabelle 6: Ergebnisse einer Phytase-Untersuchung bei Mischfutter im Jahr 2000<br />

Futtertyp n Phytasezusatz Phytasebedarf<br />

ja/nein Deklaration Minimum Maximum<br />

Ferkelaufzuchtfutter 31 - < 50 1815<br />

Ferkelaufzuchtfutter 20 + 400 - 750 53 1730<br />

Schweinemastfutter 23 - 491 2557<br />

Schweinemastfutter 18 + 150 - 700 95 2121<br />

Eiweißkonzentrat 1 + 1200 1755<br />

Dies erschwert zum einen eine Überprüfung des deklarierten Zusatzes. Zur Einschätzung<br />

der Wirksamkeit des Phytase-Zusatzes im Mischfutter ist neben dem Gehalt (Deklaration /<br />

Befund) auch die Herkunft der mikrobiellen Phytase zu beachten. Zur Überprüfung von<br />

Versuchsergebnissen und bei Überprüfungen des Phytase-Zusatzes in der Praxis besteht<br />

somit noch Forschungsbedarf.<br />

Zusammenfassung und Fazit<br />

1052 Mischfutter wurden bezüglich Futtertyp, Herkunft und Phytasezusatz ausgewertet.<br />

Die Höhe des deklarierten Zusatzes wurde bei einer Stichprobe (n=38) geprüft. Der Zusatz<br />

von Phytase im Futter für Schweine und Legehennen hat sich etabliert. Die<br />

Einsatzhäufigkeit ist je nach Futtertyp und regional unterschiedlich. Vor allem bei<br />

Ergänzungsfutter, Ferkelfutter und in Regionen mit intensiver Viehhaltung hat sich ein<br />

Phytasezusatz durchgesetzt. Die Einsatzhäufigkeit unterschiedlicher Phytasen ist regional<br />

(herstellerbedingt) verschieden. Die Höhe des Zusatzes ist je nach Herkunft der Phytase<br />

unterschiedlich (2 Niveaus), wobei die Zusatzhöhe zwischen den Futtermitteln variiert.<br />

Literatur<br />

DLG (1999): DLG-Information 1/1999, Schweinefütterung auf der Basis des Verdaulichen<br />

Phosphors, DLG, Frankfurt am Main<br />

DLG (2001): DLG-Information 1/2001, Leistungs- und qualitätsgerechte<br />

Schweinefütterung, Teil A: Mastschweine, DLG, Frankfurt am Main<br />

GfE (1997) Überarbeitete Empfehlungen zur Versorgung von Schweinen mit Phosphor,<br />

Proc. Soc. Nutr. Physiol. 6,193-200<br />

GfE (1999) Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung der Legehennen und<br />

Masthühner (Broiler), Energie und Nährstoffbedarf landwirtschaftlicher Nutztiere Nr. 7,<br />

DLG-Verlag, Frankfurt am Main<br />

Radewahn, P.; Czekala, A. (2004): Futtermittelrechtliche Vorschriften, Anhang/Teil 4, S.<br />

246-256, Agrimedia-Verlag, Bergen<br />

Autoren<br />

Dr. Karl-Hermann Grünewald, Verein Futtermitteltest, Endenicher Allee 60, 53115 Bonn<br />

Georg Steuer, VFT-Koordinierugnsstelle bei der DLG e.V. , Max-Eyth-Weg 1, 64823 Groß-<br />

Umstadt<br />

Dr. Walter Staudacher, DLG e.V., Eschborner Landstraße 122, 60489 Frankfurt<br />

608


Separate Einreichung<br />

Bestimmung von kurzkettigen freien Fettsäuren in Fermentergülle<br />

Pfaff, Harald (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor); Janßen, Enno; Winkler, Jörg:<br />

Einleitung<br />

Die landwirtschaftliche Biogaserzeugung aus Gülle, biogenen Reststoffen sowie<br />

nachwachsenden Rohstoffen gewinnt in zunehmendem Maße zur Einsparung von fossilen<br />

Energieträgern an Bedeutung. Um einen hohen Wirkungsgrad der Biogasanlage zu<br />

gewährleisten, sind stabile mikrobiologische Verhältnisse im Fermenter notwendig.<br />

Für den Anlagenbetreiber sind daher chemische Parameter zur Beurteilung des<br />

Fermentationsprozesses gerade in Hinblick auf die Zugabe von Kofermentat von großer<br />

Bedeutung. Eine hohe Zugabe von Kofermentat in den Fermenter führt zwangsläufig zu<br />

erhöhten Werten an niedermolekularen organischen Säuren, die während des Abbaus<br />

gebildet werden. Diese können eine Absenkung des pH-Wertes der Fermentergülle<br />

bewirken. Eine Versauerung des Reaktors hat eine erhebliche Störung des biologischen<br />

Abbauprozesses zur Folge. Dabei kann es zum vollständigen Erliegen der<br />

Biogasproduktion kommen.<br />

Mit der folgenden GC-Methode können freien Fettsäuren in Fermentergülle sehr schnell<br />

direkt aus der Fermentergülle ohne aufwändige Aufarbeitung und Derivatisierung bestimmt<br />

werden. Damit kann die Versauerung des Reaktors exakt ermittelt und kontrolliert werden.<br />

Neben dem Summenparameter Essigsäureäquivalent können mit einzelnen<br />

Fettsäuregehalten, insbesondere dem Gehalt an Propionsäure eine Aussage über die<br />

Prozeßstabilität getroffen werden. Auch das Essigsäure/Propionsäure-Verhältnis kann zur<br />

Beurteilung des Abbauprozesses herangezogen werden.<br />

Mit diesen Analysedaten können Empfehlungen für die Zugabe von Kofermentat in den<br />

Biogasreaktor erfolgen.<br />

Material und Methoden<br />

Probenvorbereitung<br />

20 g homogenisierte Gülle werden in einen 100 ml Meßkolben eingewogen, mit 10 ml<br />

Ameisensäure p.A. (w(HCOOH)= 96%) versetzt und mit H2Odest. aufgefüllt. Über einen<br />

Spritzenvorsatzfilter (z.B. Whatman/ Schleicher & Schüll Typ Celtron 30/0,2 CA-GF 92)<br />

werden ca. 1 ml dieser Lösung in ein 1,5 ml Probenvial filtriert und verschlossen.<br />

GC-Bedingungen<br />

Injektor:<br />

Temperatur: 250°C<br />

Trägergas: N2<br />

Gasdruck: 189,1 kPa<br />

Einspritzvolumen: 1 µl Splitless<br />

Säule:<br />

Säule: Phenomenex Zebron ZB-WAX- Plus 30m x 0,25mm x 0,25µm<br />

Analysendauer: 13 Minuten<br />

Trägergasstrom: 3 ml/min.<br />

Temperatur: 75°C bis 130°C Aufheizrate: 10°C/min.<br />

130°C bis 220°C Aufheizrate: 80°C/min<br />

220°C Haltezeit: 5,7 min.<br />

75°C Haltezeit: 0,25 min.<br />

609


Separate Einreichung<br />

Detektor:<br />

Detektor: FID<br />

Temperatur: 300°C<br />

H2: 40 ml/min.<br />

LUFT: 440 ml/min<br />

Makeup: 42 ml/min<br />

Datenaufnahme: 20 Hz<br />

Abb.1 Chromatogramm einer Fermentergülle<br />

610


Separate Einreichung<br />

Zusatz Lösung<br />

1000 ppm<br />

Probe<br />

Zusatz Zusatz gefunden theoretisch Wiederfindung<br />

[ml] [mg/kg] [mg/kg] [mg/kg] [%]<br />

Probe + 2,5<br />

ml<br />

Probe + 5,0<br />

ml<br />

Probe + 7,5<br />

ml<br />

Probe + 10,0<br />

ml<br />

Essigsäure - 116,1<br />

Propionsäure - 2,7<br />

iso-Buttersäure - 16,9<br />

n-Buttersäure - 43,9<br />

Essigsäure 125 224,8 241,1 93,2<br />

Propionsäure 125 128,3 127,7 100,4<br />

iso-Buttersäure 125 122,8 141,9 86,5<br />

n-Buttersäure 125 135,1 145,4 92,9<br />

Essigsäure 250 344,9 366,1 94,2<br />

Propionsäure 250 250,1 252,7 99,0<br />

iso-Buttersäure 250 281,6 266,9 105,5<br />

n-Buttersäure 250 292,8 270,4 108,3<br />

Essigsäure 375 436,8 491,1 88,9<br />

Propionsäure 375 341,9 377,7 90,5<br />

iso-Buttersäure 375 352,2 391,9 89,9<br />

n-Buttersäure 375 365,4 395,4 92,4<br />

Essigsäure 500 562,3 616,1 91,3<br />

Propionsäure 500 480,9 502,7 95,7<br />

iso-Buttersäure 500 496,9 516,9 96,1<br />

n-Buttersäure 500 512,2 520,4 98,4<br />

Harald Pfaff<br />

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />

Schloß Eichhof<br />

36251 Bad Hersfeld<br />

Dr. Enno Janssen, Dr. Jörg Winkler<br />

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />

Am Versuchsfeld 13<br />

34128 Kassel - Harleshausen<br />

611


Separate Einreichung<br />

Beitrag mikroskopischer Methoden zur Risikoanalyse von tierischen Bestandteilen<br />

in Futtermitteln gemäß VO (EG) Nr. 1292/2005<br />

D. Hormisch und J. Kühl, Speyer<br />

Seit der BSE-Krise 2001 ist in der EU die Verfütterung von Tierprotein an Wiederkäuer<br />

verboten. Gemäß VO(EG) Nr. 1292/2005 gilt jedoch seit September 2005, dass „die<br />

vorgesehenen Verbote nicht gelten für die Verfütterung von Knollen- und Wurzelfrüchten<br />

sowie Futtermitteln, die solche Erzeugnisse enthalten, an Nutztiere, wenn Knochenspuren<br />

nachgewiesen wurden; sie kann von den Mitgliedstaaten erlaubt werden, sofern eine<br />

befürwortende Risikobewertung vorliegt. Bei der Risikobewertung sind zumindest die<br />

Menge und die mögliche Kontaminationsquelle sowie die endgültige Bestimmung der<br />

Sendung zu berücksichtigen“ (EU, 2005).<br />

Mit der amtlichen Methode zur Prüfung von Futtermitteln auf tierische Anteile gemäß<br />

Richtlinie 2003/126/EG (EU, 2003) können allein aus dem mikroskopischen Bild der<br />

Tierbestandteile keine Angaben über den Eintragsweg ins Futtermittel abgeleitet werden.<br />

Im folgenden wird aufgezeigt, wie die mikroskopische Untersuchungsmethode dennoch<br />

erfolgreich im Rahmen der Risikoanalyse von tierischen Bestandteilen in Futtermitteln<br />

gemäß VO(EG) Nr. 1292/2005 einsetzbar ist:<br />

Als Beispiel zur Erläuterung dient der Krisenfall im Herbst 2004, in dem Knochenfragmente<br />

in Zuckerrübenschnitzeln festgestellt wurden, und der letztlich in der VO(EG)<br />

Nr. 1292/2005 resultierte.<br />

1 Ausgangssituation und Krisenfall<br />

Rübenschnitzel fallen als Nebenprodukte der Zuckergewinnung an und werden in der<br />

Wiederkäuerernährung eingesetzt. Die Feststellung von Knochenresten in pelletierten<br />

Rübenschnitzeln im Oktober 2004 resultierte in Sperrungen der betroffenen Futtermittelpartien,<br />

die für Wiederkäuer vorgesehen waren.<br />

Der Krisenfall erforderte eine schnelle Analytik:<br />

Zum einen war im Rahmen der Futtermittelsicherheit die Unbedenklichkeit der<br />

produzierten Rübenschnitzel-Partien zu prüfen - in Anbetracht einer ausreichenden<br />

Lebensmittelsicherheit sollte eine mögliche BSE-Infektion für lebensmittelliefernde<br />

Nutztiere ausgeschlossen werden.<br />

Zum anderen sollte zeitnah durch eine kritische Kontrolle aller Prozessabläufe die<br />

Eintragsquelle der Knochenpartikel in das Futtermittel festgestellt werden. Da in der<br />

Zuckerherstellung grundsätzlich keine tierischen Produkte zum Einsatz kommen, war der<br />

Eintragsweg zunächst nicht erklärbar.<br />

Besonders problematisch erwies sich der Krisenfall im Hinblick auf das enge jährliche<br />

Zeitfenster der Zuckerproduktion:<br />

Nach der Ernte werden die Zuckerrüben in der Zuckerkampagne zeitnah verarbeitet; für<br />

die in dieser Zeit in großen Mengen anfallenden Rübenschnitzel bestehen in den Werken<br />

selbst nur begrenzte Lagermöglichkeiten. Trotz der aufgrund des Krisenfalls notwendigen<br />

zusätzlichen Analytik sollten die produzierten Rübenschnitzelpellets zeitnah nach<br />

Herstellung und Klärung der Futtermittelsicherheit verkauft werden, um einen größeren<br />

Rückstau im Werk zu verhindern.<br />

2 Futtermittelüberwachung - Analytik im Rahmen der Futtermittelsicherheit<br />

Der Nachweis tierischer Bestandteile in Futtermitteln erfolgt mit Lichtmikroskopie als<br />

amtlicher Untersuchungsmethode nach RL 2003/126/EG. Dabei können morphologisch<br />

charakteristische Tierbestandteile wie beispielsweise Knochenfragmente, Muskelfasern<br />

und Federbruchstücke in der Futtermittelprobe festgestellt werden (s. Abb. 1).<br />

612


Separate Einreichung<br />

Abb. 1: Mikroskopischer Nachweis morphologisch charakteristischer Bestandteile in<br />

Futtermitteln gemäß RL 2003/126/EG: Beispiele tiercharakteristischer Partikel<br />

Neben einem hoch sensitiven Nachweis in Futtermitteln ermöglicht die Methode auch eine<br />

gute Anteilschätzung der festgestellten tierischen Bestandteile (Hormisch, 2004; Engling et<br />

al., 2000). Dies führte im Krisenfall der Rübenschnitzel zum mikroskopischen Nachweis<br />

von Knochenfragmenten selbst im Spurenbereich.<br />

3 Möglichkeiten der mikroskopischen Methodik zur Klärung der Kontaminationsquelle<br />

als Basis für eine Risikobewertung gem. VO (EG) Nr. 1292/2005<br />

Für eine Risikobewertung nach VO (EG) Nr. 1292/2005 sind die Menge und die mögliche<br />

Kontaminationsquelle an Knochenspuren zu berücksichtigen (s.o.). Zur Beantwortung<br />

dieser Fragen kann die Mikroskopie wie folgt herangezogen werden:<br />

3.1 Klärung von Anteil und Verbreitung der Knochenfragmente im Futtermittel<br />

Die Untersuchung mehrerer Teilproben einer Partie nach RL 2003/126/EG sowie die<br />

Untersuchung von Proben verschiedener Partien ermöglicht die Aufklärung der<br />

Verbreitung der Knochenfragmente im Futtermitteltyp gemäß VO (EG) Nr. 1292/2005:<br />

Im Falle der Zuckerrübenschnitzel des genannten Krisenfalls enthielten ungefähr 10 % der<br />

untersuchten Proben (Trockenschnitzel und Pellets, Pressschnitzel und Rübenkleinteile)<br />

tierische Bestandteile. Nachgewiesen wurden in erster Linie Knochenpartikel, deren<br />

festgestellter Anteil im Futtermittel meist im Spurenbereich bzw. an der Nachweisgrenze<br />

lag. Zudem war eine ungleichmäßige regionale Verteilung der Positivbefunde auffallend.<br />

Diese auf den mikroskopischen Untersuchungen basierende Datenlage ermöglichte eine<br />

Abschätzung des Umfangs und der Verbreitung eingetragener Tierbestandteile im<br />

Futtermitteltyp.<br />

3.2 Klärung der Identität bzw. Herkunft der Tierbestandteile<br />

Ergänzende Aussagen zu den festgestellten Knochenfragmenten bezüglich des Grades<br />

der Verarbeitung gemäß VO (EG) Nr. 1774/2002 (EU, 2002), des Grades der Verwitterung<br />

der Knochenpartikel, über eine Bodenpassage oder über das Alter der Knochenfragmente<br />

können mit Lichtmikroskopie nicht getroffen werden.<br />

613


Separate Einreichung<br />

Abb. 2:<br />

Tierische Bestandteile aus<br />

der Werksprobe einer Zuckerfabrik.<br />

(stereomikroskopische Ansicht<br />

selektierter Knochenpartikel<br />

> 1 mm)<br />

In sehr seltenen Fällen ist bei Auffinden größerer Knochenpartikel von kleineren Tierarten<br />

wie Nagern oder Vögeln im Probenmaterial eine differenzierende Aussage über die<br />

Größenordnung des Tieres möglich (s. Abb. 2).<br />

Bedingt durch den hohen Verarbeitungsgrad der Futtermittel (wie der starken<br />

Zerkleinerung und Pressung der Futtermittelausgangsstoffe zu Pellets) ist aufgrund der<br />

parallelen Zerkleinerung auch der Tierbestandteile in den meisten Fällen jedoch keine<br />

derartige Zuordnung bzw. Aussage mehr möglich: Die in prozessierten Futtermittelproben<br />

lichtmikroskopisch festgestellten Knochenpartikel haben in der Regel eine Größenordnung<br />

von ca. 200 – 500 µm.<br />

Die Morphologie der Knochenpartikel ermöglicht eine Unterscheidung zwischen Fisch- und<br />

Landtierknochen, jedoch keine weitergehende Differenzierung hinsichtlich Tiergruppen<br />

oder –arten.<br />

Aus diesen Gründen können allein aus dem mikroskopischen Bild der Landtierknochenpartikel<br />

im Futtermittel keine Angaben zum Eintragsweg (z. B. als Kleintierkadaver<br />

über den Boden oder im Werk oder als Proteinquelle dem Futtermittel zugeführt) und<br />

keine Bewertung bezüglich BSE abgeleitet werden.<br />

Alternative Untersuchungsmethoden können in Einzelfällen ergänzende Aussagen zur<br />

Spezifizierung bzw. Identifizierung der Tierart liefern. Im Krisenfall der Knochenfragmente<br />

in Rübenschnitzeln war durch die Untersuchung auf seltene Erden die Feststellung einer<br />

Bodenpassage für einzelne Knochenpartikel möglich (Schenkel, 2005) sowie in<br />

verschiedenen Rübenschnitzelproben mit PCR-Analytik eine Identifizierung von Tierarten<br />

(BfR, 2005).<br />

3.3 Klärung der Eintrags- bzw. Kontaminationsquelle<br />

Die Mikroskopie liefert jedoch auch zur Klärung der Kontaminationsquelle und zum<br />

Eintragsweg gemäß VO (EG) Nr. 1292/2005 eine Hilfestellung, indem sie die Möglichkeit<br />

zu einem breit angelegten Untersuchungsscreening bietet.<br />

Dies wurde im Krisenfall tierischer Bestandteile in Rübenschnitzeln offensichtlich, in dem<br />

durch die Zuckerfabriken und Überwachungsbehörden eine umfangreiche Ursachenrecherche<br />

zur Klärung des Eintragswegs erfolgte:<br />

614


Separate Einreichung<br />

In einem mikroskopischen Screening wurde die gesamte Prozesskette der<br />

Zuckergewinnung und der Rübenschnitzel-Produktion bis hin zum Rübenanbau auf dem<br />

Feld überprüft.<br />

Abb. 3: Herstellungsprozess von Zucker und Zuckerrübenschnitzeln (Quelle: Südzucker)<br />

Damit auch andere Matrizes als Futtermittel untersucht werden konnten, war dazu eine<br />

individuelle Modifikation der Probenvorbereitung zur mikroskopischen Untersuchung nötig<br />

(siehe Tab. 1).<br />

Durch die anschließende matrixunabhängige mikroskopische Nachweismethode war es<br />

möglich, den im Futtermittel festgestellten Analysenparameter in der gesamten Prozesskette<br />

zu suchen: im Schwemmwasser, in diversen flüssigen bis festen Werksproben sowie<br />

Rübenbestandteilen in verschiedenen Verarbeitungsstufen (siehe Tab. 1 und Abb. 3).<br />

615


Separate Einreichung<br />

Bei der Ankunft im Werk haftet den angelieferten Rüben vom Feld noch Erde an. Neben<br />

dieser Erde wurden auch Bodenproben von den Feldern des Rübenanbaus untersucht.<br />

Dazu wurden Felder ausgewählt, auf denen der Rübenanbau mit verschiedenen<br />

Düngeformen wie Komposten, Klärschlämmen und Fleischknochenmehlen erfolgt war<br />

(siehe Tab. 1).<br />

Tab. 1: Screening verschiedener Matrizes zur Bestimmung des Eintragswegs tierischer Bestandteile<br />

in Zuckerrübenschnitzel und die dazu verwendete mikroskopische Analytik<br />

Probenmaterial Probenvorbereitung Untersuchungsmethode<br />

Werks- Schwemmwasser getrockner Filterrückstand Richtlinie 2003/126/EG<br />

proben<br />

nach Filtration<br />

Turmentsandung getrocknet IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />

Sediment Bruckneranlage getrocknet IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />

Pelletstaub getrocknet Richtlinie 2003/126/EG (EU, 2003)<br />

Carbokalk getrocknet IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />

Rübenrohsaft Filterrückstand, getrocknet,<br />

nach Filtration<br />

Richtlinie 2003/126/EG<br />

Melasse nach Gefriertrocknung Richtlinie 2003/126/EG<br />

Erde, den Rüben anhaftend getrocknet IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />

Rübenschnitzel, frisch getrocknet, unzerkleinert und<br />

nach Zerkleinerung<br />

Richtlinie 2003/126/EG<br />

Trockenschnitzel getrocknet, unzerkleinert und<br />

nach Zerkleinerung<br />

Richtlinie 2003/126/EG<br />

Rübenschnitzelpellets nach Zerkleinerung Richtlinie 2003/126/EG<br />

Dünge- Klärschlamm getrocknet ;<br />

IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />

mittel<br />

spezielle Probenvorbereitung<br />

Kompost getrocknet ;<br />

spezielle Probenvorbereitung<br />

IAG-Entwurf (IAG, 2005a)<br />

Fleischknochenmehl getrocknet Richtlinie 2003/126/EG<br />

Boden- Rübenanbau mit<br />

getrocknet ;<br />

IAG-Entwurf (IAG, 2005b)<br />

proben verschiedenen<br />

Düngevarianten<br />

spezielle Probenvorbereitung<br />

Als Eintragsquelle kam nach umfangreichen Untersuchungen den Rüben anhaftendes<br />

Erdmaterial mit Knochenfragmenten aus dem Boden in Frage.<br />

Untersuchungen der Uni Göttingen zeigten, dass Knochenfragmente im Boden einen<br />

natürlichen Anteil der Mineralsubstanz ausmachen (Meyer, 2005). Eine Studie der LUFA<br />

Speyer bestätigte diese Ergebnisse: In Bodenproben des LUFA-Versuchsfeldes, auf dem<br />

die Auswirkung verschiedener organischer Düngeformen in Langzeitexperimenten<br />

untersucht wird, wurden Knochenfragmente auch in den Nullparzellen des fast 50jährigen<br />

Düngeexperimentes festgestellt (Bischoff und Hormisch, 2005).<br />

Die erfolgreiche Nutzung des mikroskopischen Nachweisverfahrens zur Screening-<br />

Untersuchung aller betroffenen und involvierten Matrizes lieferte in diesem Krisenfall durch<br />

die matrixübergreifende Aufklärung der Verbreitung des Knochenmaterials Aussagen<br />

sowohl zur Kontaminationsquelle als auch zum Eintragsweg.<br />

Somit erfolgte neben der Feststellung der tierischen Bestandteile in Rübenschnitzeln auch<br />

die Aufklärung des Kristenfalls auf der Basis mikroskopischer Untersuchungsergebnisse.<br />

Dies zeigt, dass die Mikroskopie eine bedeutende Analysenmethode auch im Rahmen der<br />

Risikoanalyse und -bewertung gemäß VO (EG) Nr. 1292/2005 darstellen kann.<br />

616


Separate Einreichung<br />

4 Literatur<br />

BfR (2005): Knochenfragmente in Zuckerrübenschnitzeln. Aktualisierte Stellungnahme*<br />

Nr. 005/2005 des BfR vom 1. Dezember 2004,*aktualisiert am 10. Januar 2005 und am<br />

27. Januar 2005<br />

Bischoff, R., Hormisch, D (2005): Tierische Bestandteile in Futtermitteln unvermeidbar?<br />

Zur Situation in landwirtschaftlichen Böden am Beispiel eines 46 jährigen Feldversuches<br />

der LUFA Speyer. Frühjahrs-Sitzung 2005 der FG Düngemittel desVDLUFA<br />

Engling, FP., Jörgensen, JS., Paradies-Severin, I., Hahn, H. (2000): Evidence of Animal<br />

Meal in Feeds - Nachweis von Tiermehl in Futtermitteln. Kraftfutter/Feed Magazine 1/00,<br />

12-16<br />

EU (2002): VO (EG) Nr. 1774/2002 des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 3.<br />

Oktober 2002 mit Hygienevorschriften für nicht für den menschlichen Verzehr bestimmte<br />

tierische Nebenprodukte. Amtsblatt Nr. L 273, 1 - 95<br />

EU (2003): Richtlinie 2003/126/EG der Kommission vom 23. Dezember 2003 über die<br />

Analysenmethode zur Bestimmung der Bestandteile tierischen Ursprungs bei der<br />

amtlichen Untersuchung von Futtermitteln. 24/12/2003. Amtsblatt Nr. L 339, 78 – 84<br />

EU (2005): VO (EG) Nr. 1292/2005 der Kommission vom 5. Aufgust 2005 zur Änderung<br />

von Anhang IV der VO (EG) Nr. 999/2001 des Europäischen Parlaments und des Rates<br />

hinsichtlich der Tierernährung, Amtsblatt Nr. L 205, 3 – 11<br />

Hormisch, DE. (2004): Traceability of processed animal proteins with varying texture in<br />

feed: determination with microscopic and polymerase chain reaction methods. Biotechnol.<br />

Agron. Soc. Environ. 8 (4), 257-266<br />

IAG (2005a): Identifizierung und Bestimmung von Bestandteilen in Düngemittel-<br />

Kultursubstraten: IAG Mikroskopie. Methodenentwurf<br />

IAG (2005b): Sample preparation for the determination of bone fragments in sewage<br />

sludge, compost and soil. IAG microscopy. method draft<br />

Meyer, B. (2005): Knochenbruchstücke und –reste in Ackerkrumen. Ad-hoc Untersuchung<br />

der Institute für Bodenwissenschaft und Zuckerrübenforschung an der Universität<br />

Göttingen. Sachverständigengespräch am 10.01.05 im Bundesinstitut für Risikobewertung<br />

Schenkel, H. (2005): Abschätzung zum Eintrag von Knochenpartikeln aus erdigen<br />

Verunreinigungen und erste Versuche zum analytischen Nachweis einer Bodenpassage<br />

der Knochen. Sachverständigengespräch am 10.01.05 im Bundesinstitut für<br />

Risikobewertung<br />

617


Anschriften der Referenten<br />

Vortrags-<br />

Bzw. Posternummer Seite<br />

P-047 Dr. Erhard Albert 421<br />

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Fachbereich Pflanzliche Erzeugung<br />

Referat Pflanzenbau<br />

Gustav-Kühn-Str. 8<br />

D-04159 Leipzig<br />

V-008 Dr. Martin Armbruster 110<br />

LUFA Speyer<br />

Obere Langgasse 40<br />

D-67346 Speyer<br />

V-003 Daniel U. Baumgartner 80<br />

Agroscope FAL Reckenholz<br />

Eidg. Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau<br />

Reckenholzstraße 191<br />

CH-8046 Zürich<br />

P-041 Karin Bechtold 401<br />

LUFA Augustenberg<br />

IuK<br />

Neßlerstraße 23<br />

D-76227 Karlsruhe<br />

V-012 Dr. agr. Joachim Bischoff 136<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG)<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Zentrum für Acker- und Pflanzenbau<br />

Strenzfelder Allee 22<br />

D-06406 Bernburg<br />

V-004 Christian Bockstaller 88<br />

INRA<br />

Agronomie et Environnement Nancy-Colmar<br />

28, rue d´Herrlisheim<br />

F-68021 Colmar Cédex<br />

P-034 Steffen Both 359<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

Institut für Acker- und Pflanzenbau<br />

Ludwig-Wucherer-Straße 2<br />

D-06108 Halle/Saale<br />

V-015 Dr. Berthold Deller 155<br />

LUFA Augustenberg<br />

Neßlerstraße 23<br />

D-76227 Karlsruhe<br />

618


V-072 Dr. Annette Deubel 590<br />

Martin-Luther-Universität<br />

Institut für Bodenkunde und Pflanzenernährung<br />

Adam-Kuckhoff-Straße 17b<br />

D-06108 Halle/Saale<br />

V-021 Dipl.-Umweltwiss. Timo Ebenthal 178<br />

Hochschule Vechta<br />

Institut für Geo- und Agrarökologie<br />

Driverstraße 22<br />

D-49377 Vechta<br />

V-007 Margarete Finck 102<br />

LUFA Augustenberg<br />

Koordinierungsgruppe Wasserschutzgebiete<br />

Neßlerstraße 23<br />

D-76227 Karlsruhe<br />

P-033 Dr. Holger Flaig 351<br />

LUFA Augustenberg<br />

Bodenuntersuchungen uns Stoffhaushalt<br />

Neßlerstraße 23<br />

D-76227 Karlsruhe<br />

P-058 Prof. Dr. Gerhard Flick 469<br />

Hochschule Neubrandenburg<br />

Fachbereich Agrarwirtschaft und Landschafts-architektur<br />

Brodaer Straße 2<br />

D-17033 Neubrandenburg<br />

V-043 Dr. Friedhelm Fritsch 491<br />

Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum<br />

Rheinhessen-Nahe-Hunsrück<br />

Rüdesheimer Straße 68<br />

D-55545 Bad Kreuznach<br />

P-051 PD Dr. Jóska Gerendás 438<br />

Universität Kiel<br />

Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde<br />

Olshausentraße 40<br />

D-24118 Kiel<br />

P-028 Dr. Katja Gödeke 334<br />

Thüringer Landesanstalt für Ladwirtschaft<br />

Pflanzenbau<br />

Apoldaer Straße 4<br />

D-07778 Dornburg<br />

V-029; V-035 Uniz.-Doz. Dr. Leonhard Gruber 226; 244<br />

HBLFA Raumberg-Grumpenstein<br />

Institut für Nutztierforschung<br />

A-8952 Irding<br />

619


V-025; V-030 Dr. Karl-Hermann Grünewald 209; 240<br />

Verein Futtermitteltest<br />

Endenicher Allee 60<br />

D-53115 Bonn<br />

V-062 Dipl.-Ing. Christian Hackl 563<br />

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung<br />

Saatgutuntersuchung/Saatgutforschung<br />

Lange Point 6, Labor 2<br />

D-85354 Freising<br />

P-013 Gudrun Hanschmann 290<br />

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Gustav-Kühn-Straße 8<br />

D-04159 Leipzig<br />

V-024 Sina Hassler 201<br />

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Referat Boden<br />

Gustav-Kühn-Straße 8<br />

D-04159 Leipzig<br />

P-035 Dr. Lothar Herold 362<br />

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Untersuchungswesen<br />

Naumburger Straße 98<br />

D-07743 Jena<br />

P-053 Dipl.-Ing. Hubert Heß 451<br />

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Agrarökologie, Ackerbau und Grünland<br />

Naumburger Straße 98<br />

D-07743 Jena<br />

V-042 Dr. Sabine Heumann 485<br />

Universität Hannover<br />

Institut für Bodenkunde<br />

Herrenhäuser Straße 2<br />

D-30419 Hannover<br />

P-022 Dipl.-Ing. agr. Sandra Hoedtke 548<br />

Universität Rostock<br />

Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät<br />

Justus-von-Liebig-Weg 8<br />

D-18059 Rostock<br />

620


P-039 Prof. Dr. Othmar Horak 390<br />

ARC Seibersdorf research<br />

Umweltforschung<br />

Bundesstraße<br />

A-2444 Seibersdorf<br />

P-006 Dr. Hartmut Horst 270<br />

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />

Landwirtschaftliches Untersuchungswesen<br />

Am Versuchsfeld 13<br />

D-34128 Kassel<br />

V-001; V-020; P-037 Dipl.-Ing.agr. Klaus Isermann 62; 169; 375<br />

Büro für Nachhaltige Land(wirt)schaft und Agrikultur (BNLA)<br />

Heinrich-von-Kleist-Straße 4<br />

D-67374 Hanhofen<br />

P-016 Dr. Thomas Jilg 301<br />

Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf (LVVG)<br />

Atzenberger Weg 99<br />

D-88326 Aulendorf<br />

P-011 Dr. Ingrid John 289<br />

Landeslabor Brandenburg<br />

Templiner Straße 21<br />

D-14476 Potsdam<br />

V-068 Dr. Andrea Jonitz 580<br />

LUFA Augustenberg<br />

Neßlerstraße 23<br />

D-76227 Karlsruhe<br />

V-046 Stefan Jungert<br />

TU München<br />

Lehrstuhl für Pflanzenernährung<br />

Am Hochanger 2<br />

D-85350 Freising<br />

P-036 Dr. Petra Kahle 367<br />

Universität Rostock<br />

Institut für Landnutzung<br />

Justus-von-Liebig-Weg 8<br />

D-18059 Rostock<br />

P-050 Dr. Hans-Eberhard Kape 432<br />

Landwirtschaftliche Fachbehörde<br />

Graf-Lippe-Straße 1<br />

D-18059 Rostock<br />

621


V-066 Dipl.-Biol. Thomas Kellerer 575<br />

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung<br />

Saatgutuntersuchung/Saatgutforschung<br />

Lange Point 6, Labor 2<br />

D-85354 Freising<br />

V-014 Dr. Volkmar König 146<br />

Thüringer Landesanstalt für Ladwirtschaft<br />

Untersuchungswesen<br />

Naumburger Straße 98<br />

D-07743 Jena<br />

PT-004 Aimé Lichtenberger 54<br />

Siege Maison de l´Agriculture<br />

Chambre D´Agriculture du Haut-Rhin<br />

F-68127 Sainte Crois en Plaine<br />

V-083 Dipl.-Ing. agr. Rocco Lioy 120<br />

Herdbuchverband Luxemburger Rinder- und Schweinezüchter<br />

Postfach 3 13<br />

L-9004 Ettelbrück<br />

V-049 Prof. Dr. Jakab Loch 520<br />

Universität Debrecen<br />

Landwirtschaftliche Fakultät<br />

Postfach 36<br />

H-4015 Debrecen<br />

P-056 Dieter Lohr 462<br />

FH Weihenstephan<br />

Institut für Gartenbau<br />

Pflanzenernährung<br />

Am Staudengarten 14<br />

D-85350 Freising<br />

V-013 Dr. Detlef Merkel 142<br />

LUFA Nord-West<br />

Institut für Düngemittel und Saatgut<br />

Finkenborner Weg 1a<br />

D-31787 Hameln<br />

V-034 Dr. Markus Mokry 330<br />

LUFA Augustenberg<br />

Referat 1.3<br />

Neßlerstraße 23<br />

D-76227 Karlsruhe<br />

P-004 Dr. habil. Rolf Mönicke 268<br />

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

FB Landwirtschaftliches Untersuchungswesen<br />

G.-Kühn-Straße 8<br />

D-04159 Leipzig<br />

622


V-064; P-001 Dr. Günter Müller 568; 588<br />

Thüringer Landesanstalt für Ladwirtschaft<br />

Untersuchungswesen<br />

Naumburger Straße 98<br />

D-07743 Jena<br />

P-038 Dr. Ludwig Nätscher 383<br />

Bioanalytik Weihenstephan<br />

Alte Akademie 10<br />

D-85350 Freising<br />

V-002 Prof. Dr. Rolf Nieder 72<br />

TU Braunschweig<br />

Institut für Geoökologie<br />

Langer Kamp 19c<br />

D-38106 Braunschweig<br />

V-011 Dr. Olaf Nitzsche 128<br />

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Landwirtschaftliches Untersuchungswesen<br />

Gustav-Kühn-Straße 8<br />

D-04159 Leipzig<br />

V-041 Mark Overesch 481<br />

Hochschule Vechta<br />

Institut für Geo- und Agrarökologie<br />

Driverstraße 22<br />

D-49377 Vechta<br />

V-050 Günter Pahlow 526<br />

Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft<br />

Institut für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft<br />

Bundesallee 50<br />

D-38116 Braunschweig<br />

P-032 Dr. Rainer Paul 346<br />

Thüringer Landesanstalt für Ladwirtschaft<br />

Untersuchungswesen<br />

Naumburger Straße 98<br />

D-07743 Jena<br />

V-027; V-039 Dr. Martin Pries 220<br />

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen<br />

Tierische Erzeugung<br />

Nevinghoff 40<br />

D-48147 Münster<br />

PT-002 Dipl.-Biol. Konrad Raab 45<br />

Forschungszentrum Karlsruhe<br />

Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse<br />

Postfach 36 40<br />

D-76021 Karlsruhe<br />

623


P-019; P-020 Dr. Gerhard Richter 306; 312<br />

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Außenstelle Remderoda<br />

Tierproduktion<br />

Naumburger Straße 98<br />

07743 Jena<br />

P-023 Dr. Wolfgang Imanuel Friedrich Richter 552<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Qualitätssicherung AQ 5<br />

Prof.-Zorn-Straße 20c<br />

D-85586 Poing-Grub<br />

P-045; P-046 B.sc. Judith Riehle 403; 417<br />

Universität Hohenheim<br />

Institut für Pflanzenernährung 330c<br />

Fruwirthstraße 20<br />

D-70593 Stuttgart<br />

P-021 Dr. Guido Riesen 319<br />

Orffa GmbH<br />

Augustastraße 12<br />

D-46483 Wesel<br />

V-023 Dr. Brigitte Roth 194<br />

LUFA Augustenberg<br />

Neßlerstraße 23<br />

D-76227 Karlsruhe<br />

P-008; P-009; P-010 Dr. Karl Rutzmoser 281; 284; 287<br />

Bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft<br />

Prof.-Dürrwaechter-Platz 3<br />

D-85586 Poing-Grub<br />

P-048 Dr. Harald Schaaf 429<br />

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />

Landwirtschaftliches Untersuchungswesen<br />

Am Versuchsfeld 13<br />

D-34128 Kassel<br />

P-044 Isabell Schlegel 409<br />

Universität Hohenheim<br />

Institut für Pflanzenernährung 330c<br />

Fruwirthstraße 20<br />

D-70593 Stuttgart<br />

P-040 Dr. Wilfried Schliephake 395<br />

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Referat Pflanzenbau<br />

Gustav-Kühn-Straße 8<br />

D-04159 Leipzig<br />

624


V-026 ; P-007; P-015 Dr. habil. Friedrich Schöne 214; 278; 297<br />

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Ref. Ernährung und Produktinnovation<br />

Naumburger Straße 98<br />

D-07743 Jena<br />

V-032 Martine Schraml 324<br />

TU München<br />

Lehrstuhl für Pflanzenernährung<br />

Am Hochanger 2<br />

D-85350 Freising<br />

V-022 Brigitte Speck 187<br />

LUFA Augustenberg<br />

Neßlerstraße 23<br />

D-76227 Karlsruhe<br />

V-080 Dr. Hubert Spiekers 260<br />

Bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)<br />

Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft<br />

Prof.-Dürrwaechter-Platz 3<br />

D-85586 Poing-Grub<br />

V-006 Ernst Spiess 95<br />

Agroscope FAL Reckenholz<br />

Reckenholzstraße 191<br />

CH-8046 Zürich<br />

V-047 Dr. Thomas Strumpf 505<br />

Biologische Bundesanstalt<br />

Institut für Ökotoxikologie<br />

Königin-Luise 19<br />

D-14159 Berlin<br />

V-057; P-025 Dr. Johannes Thaysen 541; 558<br />

Landwirtschaftskammer SH<br />

Pflanzenbau/Landtechnik<br />

Am Kamp 9<br />

D-24783 Osterrönfeld<br />

V-016 Dr. Sabine Tischer 161<br />

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

Institut für Bodenkunde und Pflanzenernährung<br />

Weidenplan 14<br />

D-06108 Halle/Saale<br />

P-060 Dr. Armin Trenkle 475<br />

LUFA Augustenberg<br />

Neßlerstraße 23<br />

D-76227 Karlsruhe<br />

625


P-042 Dr. Walter Übelhör 405<br />

LUFA Augustenberg<br />

IuK<br />

Neßlerstraße 23<br />

D-76227 Karlsruhe<br />

P-055 Dipl.-Biol. Kristin Victor 457<br />

Neugasse 13<br />

D-07743 Jena<br />

V-065 Dipl.-Ing. Benno Voit 573<br />

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung<br />

Saatgutuntersuchung/Saatgutforschung<br />

Lange Point 6, Labor 2<br />

D-85354 Freising<br />

V-044 Dr. agr. Hans Ulrich von Wulffen 496<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG)<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Zentrum für Acker- und Pflanzenbau<br />

Strenzfelder Allee 22<br />

D-06406 Bernburg<br />

V-055 Dr. Andrea Wagner 533<br />

Universität Bonn<br />

Institut für Landtechnik<br />

Tierhaltungstechnik<br />

D- Bonn<br />

P-052 Dr. Jörg Winkler 446<br />

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />

Landwirtschaftliches Untersuchungswesen<br />

Am Versuchsfeld 13<br />

D-34128 Kassel<br />

PT-001 Prof. Dr. Dr.h.c. Jürgen Zeddis 32<br />

Universität Hohenheim<br />

Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre<br />

D-70593 Stuttgart<br />

P-030 Walter Zerr 341<br />

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor<br />

Standort Eichhof<br />

Schloß Eichhof<br />

D-36251 Bad Hersfeld<br />

V-048 Dr. Wilfried Zorn 512<br />

Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

Agrarökologie, Ackerbau und Grünland<br />

Naumburger Straße 98<br />

D-07743 Jena<br />

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