Friedrich-Verlag Schüler. Wissen für Lehrer GEWALT - Familientext
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editorial<br />
<strong>Schüler</strong> <strong>Wissen</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong> 2012<br />
Handlungsmöglichkeiten entwickeln<br />
Gewalt, insbesondere in Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen, ist ein Thema,<br />
das seit Jahrzehnten aktuell ist. Gewalt beschäftigt nach wie vor die öffentliche und auch<br />
die pädagogische Diskussion. Sie ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und wird von<br />
manchen Autoren als „soziale Krankheit“ beschrieben, die tief im Gewebe des sozialen<br />
Zusammenlebens verankert zu sein scheint.<br />
Gewalt geschieht in unterschiedlichen Ausprägungen und Erscheinungsformen an sozialen<br />
Orten – etwa wie Familien, Schulen oder anderen Institutionen. Unterschiedliche Arten<br />
von Gewalt werden unterschiedlich bewertet. Während die direkte, persönliche Gewalt<br />
negativ bewertet und sanktioniert wird, erscheint die institutionelle Gewalt – als Bezeichnung<br />
<strong>für</strong> öffentliche Macht zur Durchsetzung bestimmter Ordnungsvorstellungen –<br />
häufig als legitim.<br />
Schule ist sowohl ein Ort struktureller als auch individueller und kollektiver Gewalt. Sie<br />
kann sowohl von der <strong>Schüler</strong> als auch der <strong>Lehrer</strong> und Elternschaft ausgehen. Die Formen<br />
dieser Gewalt sind dabei vielfältig und reichen von herkömmlichen physischen und<br />
psychischen Ausprägungen wie Schlagen, Treten, Beschimpfen, Beleidigen und Ausgrenzen<br />
bis hin zu sexueller Gewalt, Morddrohungen und Amokläufen. Eine neuere Erscheinungsform<br />
ist das CyberMobbing, das deshalb so belastend <strong>für</strong> die Betroffenen ist, weil<br />
es anonym geschieht und die Täter nur schwer zu fassen sind.<br />
Der Gewaltbegriff ist komplex und muss daher differenziert betrachtet werden. Zudem<br />
gilt es, die geschlechtsspezifischen Profile der Gewaltausprägung und den jeweiligen biografischen<br />
Hintergrund von Akteuren in Betracht zu ziehen. Rollenstereotype von Männlichkeit<br />
und Weiblichkeit spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Zu bedenken ist auch: Täter<br />
sind nicht nur Täter, sondern oftmals auch Opfer, mitunter sogar zeitgleich. Und: Gewalt<br />
entsteht fast immer in einem Beziehungskontext.<br />
Ziel dieses Heftes ist, die empirisch belegbaren Fakten der Verbreitung von Gewalt in<br />
unserer Gesellschaft zu benennen und gleichzeitig die Bandbreite der Gewaltformen im<br />
sozialen Umfeld von <strong>Schüler</strong>n, <strong>Lehrer</strong>n und Eltern darzustellen. Schule ist nicht nur ein<br />
Ort der Gewaltaustragung, sondern auch ein Ort der Gewaltprävention. Unser Anliegen<br />
ist es deshalb auch, Ihnen Handlungsperspektiven aufzuzeigen, damit Gewalt gar nicht<br />
erst entsteht bzw. Sie sie stoppen können.<br />
Heidrun Bründel<br />
Christine Freitag<br />
Inge Michels<br />
Wilfried Schubarth<br />
Ludwig Stecher<br />
KlausJürgen Tillmann<br />
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