Friedrich-Verlag Schüler. Wissen für Lehrer GEWALT - Familientext

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

3. KapITel: ScHocKIerT, proVoZIerT, GeforderT … leHrKräfTe und GeWalT Martina OVerWeg 86 Gelassen bleiben, wenn’s knallt! durch emotionsmanagement zu professionellem Lehrerverhalten stePhanie MOLdenhauer, Beate WisCher 88 Was ist „hausgemacht“? denkanstoß zu schulischen risikofaktoren von gewalt 90 Verbale Gewalt wird unterschätzt gesPräCh Mit gunter a. PiLz über ringen und regeln COrduLa Lasner-tietze 92 Warum hat denn keiner das „Veilchen“ gesehen? Wie Lehrkräfte bei Verdacht auf gewalt gegen Kinder vorgehen können günther gugeL 94 auf die Haltung kommt es an denkanstoß zur schulischen gewaltprävention 96 präsenz als Signal gesPräCh Mit adeLheid engst über „Lehr-Körper“ und aggression ViVienne aL dahOuK, MarC BöhMann 98 Gemeinsam von amok, Mobbing und prügeln lesen Klassenlektüre als gewaltprävention OttO seydeL 100 un-orte schularchitektur als aggressionsauslöser? rOLand reiChenBaCh 102 Mit autorität gegen Gewalt? denkanstoß zu einer Beziehungsdimension 4. KapITel: proGraMMe, KonZepTe, HIlfen … uMGanG MIT GeWalT inge MiCheLs, WiLfried sChuBarth 106 prävention und Intervention eine übersicht 109 besuch in einer berliner Sekundarschule preisgekrönte prävention inge MiCheLs 110 die Trouble-Line gegen Gewalt: 0800 -110 22 22 CarMen Lenzer, danieLa grauBner, WaLter höLzer, hartMut BaLser nadine ritzi, anne rOMund 112 Konfliktbearbeitung lernen an Vorbildern impulse aus der friedenspädagogik BarBara sChraMKOWsKi 114 „Ich verletzte niemanden im Herzen“ Konflikt-Kultur, ein Präventionsprogramm Schüler Wissen für Lehrer 2011 fotos: andreas greiner-napp; yemaija – photocase.com saBine Behn 116 Von streitenden und schlichtenden Schülerinnen und Schülern Konfliktbearbeitung und schulkultur eriKa siMOn 118 für klare regeln und Selbstverantwortung die trainingsraum-Methode 120 für und wider Konfrontative pädagogik gaBrieLa Kreter die anwenderin andré KiPPer der Kritiker stePhan LüKe 123 Spotlight bringt Mobbing auf die bühne Bericht von einem besonderen theaterspiel Kerstin WOhne 126 ratgeber, Informationsbroschüren und unterrichts- materialien Publikationen zum thema 129 Impressum/Verzeichnis der autorinnen und autoren 3
Schüler: Herr Pilz, wenn Sie für einen Moment die Lehrpläne aller Schulen beeinflussen dürften, was würden Sie tun? Gunter A. Pilz: Nur für einen kurzen Moment? Schade! Also, dann würde ich Ringen als obligatorisch im Sportunterricht ab der Grundschule einführen. Bisher habe ich es nämlich lediglich geschafft, dass aus meinem Vorschlag ein Modellprojekt an den Schulen in Bayern geworden ist. Ringen? Das müssen Sie erklären! Ringen erfüllt wie kein anderer Sport die motorischen und taktilen Bedürfnisse von Kindern, es beansprucht Gehirn und Geist gleichermaßen und kann unabhängig vom Geschlecht ausgeübt werden. Mir geht es dabei um Folgendes: Kinder, die raufen, die miteinander rangeln, spüren sich und ihren Körper, spüren den anderen hautnah. Vor allem aber spüren sie, was richtig weh tut und wissen deshalb, was dem anderen weh tut. Kinder brauchen diese Erfahrung. Es geht um Körpernähe, Empathie, Fairness. 90 Gespräch mit Gunter A. pilz über ringen und regeln Was genau macht eigentlich den Reiz einer körperlichen Auseinandersetzung aus? Auch wenn es für akademisch geschulte Leser seltsam klingen mag: Eine Prügelei, meis tens ja unter Jungen, ist immer auch ein enormer emotionaler „Kick“. Gewalt setzt Endorphine frei, ist lustvoll. Gewalt geht unter die Haut, ist etwas sehr Ursprüngliches. Gerade die „Loser“, die sich in der Schule als Versager fühlen und mit wenigen gesellschaftlich anerkannten Erfolgserlebnissen auskommen müssen, brauchen ihren Körper, müssen sich spüren. Sonst haben sie ja nicht viel. Ihren Körper aber können sie stylen, über körperliche Gewalt können sie ein Selbstwertgefühl aufbauen. Die Klassenregel „Wir streiten uns mit Worten“ gibt diesen „Kick“ nicht … Sicher nicht. Aber jetzt müssen wir schon aufpassen: Es geht mir nicht um ein unkontrolliertes Losprügeln. Wir müssen knallharte Grenzen gegen Gewalt setzen, aber auf der anderen Seite trotzdem einen Spielraum für körperliches Kräftemessen lassen. Wir sollten nicht so hypersen sibel reagieren. Kör- Verbale Gewalt wird unterschätzt Gunter A. Pilz, seit 2010 emerit. Professor am Institut für Sportwissen - schaft der Universität Hannover, Honorarprofessor an der Fachhochschule Hannover. Bekannt wurde er vor allem als Gewalt- und Konfliktforscher und Kenner der Hooligan-Szene. Er engagiert sich gegen Gewalt unter anderem als Beauftragter des Deutschen Fußball-Bundes für Prävention und Anti-Diskriminierung, im Beirat der Koordinations stelle Fanprojekte und als Vorsitzender der AG Gewaltprävention im und durch Sport des MFKJKS des Landes Nordrhein-Westfalen. perliche Auseinandersetzungen müssen nach fairen Regeln verlaufen, das lernt man beim Ringen. Da hat man den Körperkontakt, die Anstrengung, den Schmerz, das Gefühl der Stärke ebenso wie das der Unterlegenheit – aber alles nach fairen Regeln. Soll man also auf die genannte Klassenregel verzichten? Auch nicht. Aber man sollte verstehen, dass das Argumentieren mit Worten eine andere Qualität hat als das Rangeln auf dem Schulhof. Beides ist wichtig, beides hat ihren Stellenwert. Die körperliche Form der Auseinandersetzung hat im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ihren ganz selbstverständlichen Stellenwert verloren, gerade unter den Pädagogen. Damit sind bei vielen männlichen Jugendlichen auch bestimmte Selbstregulierungsmechanismen verkümmert. Heißt zum Beispiel: Auch wenn jemand auf dem Boden liegt, wird weiter getreten. Man könnte die Klassenregel ergänzen: „Wenn wir raufen, halten wir uns an folgende Regeln …“ Wenn das von klein auf geübt wird, sehe ich Chancen, dass wir die Brutalität, die wir beobachten, vielleicht nach und nach zurückfahren können. Aber es geht ja nicht nur um solche Regeln. Ich bin überzeugt, dass 80 % der Gewalt, die in Schulen passiert, von den Schulen selbst produziert wird. Eine provozierende These, die sich durch Studien nicht unbedingt untermauern lässt … Sicher. Aber ich bleibe dennoch dabei, denn sie ist doch nachvollziehbar! Einfach deswegen, weil sich weder Lehrer noch Schüler in diesen Gebäuden wohl fühlen – schauen Sie sich mal ein durchschnittliches Lehrerzimmer an! –, weil Kinder aussortiert werden, weil es viel zu wenig Bewegung gibt und sich dadurch natürlich Aggressionen anstauen. Wenn ich Schüler frage, was sie stört, dann nennen sie erstens das Schulgebäude, das zu unpersönlich ist, zweitens die öden Pausenhöfe, die Schüler Wissen für Lehrer 2012 Foto: privat
Seite 1 und 2: sChüLer Bestell-Nr. 539018 W i s s
Seite 3: Schüler 2012 Gewalt Lars OerteL, W
Seite 7 und 8: 96 GEspräch mit Adelheid Engst üb
Seite 9 und 10: Eine Übersicht Inge MIchelS, WIlfr
Seite 11 und 12: Zusammenarbeit mit der Polizei ist
Seite 13 und 14: Schauen wir uns einmal einen typisc
Seite 15: Herausgeberinnen und Herausgeber Dr

Friedrich-Verlag Schüler. Wissen für Lehrer GEWALT - Familientext

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?