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wenig Bewegungsanreize geben, drittens die unwohnlichen Klassenzimmer und dann jene Lehrer, die täglich mit unbedachten Äußerungen verbale Gewalt aussenden oder sich einfach abweisend verhalten. Die Schule ist schuld? Da wird mancher Lehrer gar nicht mehr weiter lesen wollen … Es geht nicht um Schuld. Wir müssen aber doch sensibel sein für die Gewalt, die wir oder auch Strukturen, ohne dass es gewollt ist, tagtäglich aussenden. Gewalt ist immer ein gesellschaftliches Phänomen und eines, das mit Kommunikation zu tun hat, und somit sind viele Akteure am Entstehen beteiligt, mehr oder weniger offensichtlich. Bitte ein Beispiel! Denken wir nur an das zwangsverordnete Stillsitzen. Oder an die unbewussten erniedrigenden Bemerkungen und ironischen Entmutigungen: „Stell dich nicht so an!", „Ich geb´s auf!“, „Du brauchst dich gar nicht erst anzustrengen, es hat eh keinen Zweck!“. Oder die Motivationskiller: „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ...“, „Wann hörst du endlich?“, „Was soll der Unsinn?“, „Das ist mir unbegreiflich!“ und so weiter. Da kommt im Laufe eines Schülerlebens viel zusammen. Diese Sätze kennt man ja auch aus Elternhäusern. Wirken solche verbalen „Schläge“ oder Herabsetzungen länger als physische? Eindeutig ja. Verbale Gewalt wird vielfach unterschätzt. Für Schüler Wissen für Lehrer 2012 viele Jugendliche ist sie oft viel verletzender als körperliche Gewalt: Ein Junge sagte mir mal: „Ich denk, mit Worten tut man den meis ten Leuten mehr weh als mit Fäusten. Das geht nach innen, tut innerlich weh. Und nicht von außen, von außen heilt schnell.“ Und ich hatte mal einen Skinhead bei mir, der war ganz stolz, der sagte sinngemäß: „Ich bin keine solche Dumm-Glatze, die den Leuten nur in die Fresse haut. Jetzt mache ich die Leute mit Worten fertig. So was steckst du nämlich nicht so schnell weg.“ Ähnliches habe ich einmal von einem Jungen gehört, der – das ist wirklich bizarr – an einem Anti-Aggressivitätstrainingteilgenommen hatte. Er sagte mir, dass er gar nicht gedacht hätte, dass man jemanden mit Worten so schön fertig machen kann. Das fand er cool. Sie haben noch einmal drei Wünsche frei: Was sollte sich an Schulen ändern? Nicht nur an Schulen, deshalb: Erstens sollen Eltern den Kindern die Freude an Bewegung und Anstrengung nicht austreiben, indem sie sofort auf Leistung setzen und Wettkampferfolge einfordern, sobald sie glauben, eine Begabung zu erkennen, egal ob beim Fußball oder beim Tanzen. Zweitens sollen Eltern und Pädagogen körperliche Auseinandersetzungen nicht tabuisieren. Kräftemessen ist okay! Drittens sollte sich jede Schule zur Auflage machen, dass jede und jeder einzelne ihrer Schülerinnen und Schüler echte, spürbare, mit Wertschätzung verbundene Erfolgserlebnisse sammeln kann. Das Funkwandmelder FWM-Amok Schlüsselschalter Funkhandsender FS300 lehrkräfte Visualisierung TCP/IP Alarmzentrale FAS210 wiederum geht relativ einfach, wenn individuelle Fortschritte gesehen und bewertet werden, wenn auch außerunterrichtliche Stärken und Fähigkeiten bemerkt, geschätzt und in das Schulleben sichtbar eingebunden werden. Sicherheit an Schulen: Eine ganzheitliche Lösung 9 Amoksicherung 9 Amokalarmierung 9 Sprachansage 9 Krisenmanagement Schnell und zuverlässig! Die Fragen stellte Inge Michels. Weitere Informationen und Produktvideo unter www.EMERCOS.dE Funklautsprecher FL-ELA-SET Rauch- und Hitzemelder EMERCOS Alarmierungssysteme GmbH Martha-Saalfeld-Straße 3 D-67071 Ludwigshafen T: +49 621 67180917 F: +49 621 67180923 E: info@emercos.de W: www.emercos.de ANZEIGE 91
96 GEspräch mit Adelheid Engst über „Lehr-Körper“ und Aggression Adelheid Engst lebt in Frankfurt am Main und arbeitet freiberuflich als Theaterschauspielerin, Regisseurin und Coach. Schüler: Frau Engst, wenn Sie als Trainerin in Schulen unterwegs sind, könnte folgende Situation eintreten: Große Pause, Gedränge in den Gängen. Sie gehen eine Treppe hoch, da kommt Ihnen eine Gruppe von Jugendlichen entgegen. Die Jungen machen sich breit, grinsen Sie an und signalisieren: „Mach Platz!“ Was tun Sie? Adelheid Engst: In einem solchen Fall, wo jemand so offensichtlich seine Dominanz zur Schau stellt, rücke ich sicher nicht zur Seite. Stattdessen mache ich mich innerlich groß, entfalte meine Präsenz und nehme einen Raum ein, der gut über meine 1,62 m hinausreicht. Ich bin ziemlich sicher, dass die Gruppe dann zusammenrückt. 1,62 m ist allerdings nicht groß … Nein, und das ist ja gerade das Interessante: Bei dieser Szene geht es nicht um die physische Präsenz als Signal Größe. Es geht nicht darum, wirklich groß zu sein, sondern sich groß zu fühlen und dies auszustrahlen. Noch bevor ein einziges Wort gesprochen wird, klärt sich manches Machtverhältnis – zumindest für den Moment. Gewalt hat eine Geschichte von Sekundengeschehnissen. Das Wort, dem wir so viel Bedeutung zumessen, ist dabei nur der Schluss der Kommunikationskette. Der eigenen körperlichen Präsenz, wie auch immer die ist, sollte sich deshalb jeder Lehrer, jede Lehrerin bewusst sein. Und das kann man lernen? Dafür werde ich geholt, daran arbeite ich mit Lehrkräften. Eine beliebte Übungssequenz in meinen Seminaren heißt „der gefeierte Torwart“. Ein erfolgreicher Keeper beherrscht den Raum zwischen den Pfosten. Er hält Kontakt zur Mannschaft und bleibt mit seiner ganzen Aufmerksamkeit mitten im Spiel, ganz unbeeindruckt von vielleicht 60.000 Menschen im Stadion um ihn herum. Die Übung erreicht, dass Lehrkräfte Freude verspüren, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, sich der daraus resultierenden Verantwortung zu stellen und trotzdem bei sich zu sein. Der Raum zwischen den Pfosten – da könnte man sich auch die Tafel im Klassenzimmer vorstellen, vor der ein Lehrer zumindest beim Frontalunterricht immer noch steht. Viel Platz ist da nicht, verglichen mit einem Torraum. Das ist das Problem, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen sind die Lehrer und Lehrerinnen in Deutschland dazu erzogen, sich selbst zurückzunehmen, wenig Raum zu beanspruchen und die Kinder in den Vordergrund zu stellen. Zum anderen haben Lehrkräfte wirklich wenig Raum, sich vor ihrer Klasse und zwischen ihr ausdrucksvoll zu bewegen, ihre Persönlichkeit auch durch körperliche Präsenz zu zeigen. Und zum Dritten: Autorität zu haben ist bei uns und vor allem in pädagogischen Bereichen leider negativ belegt. Es wird verwechselt mit „Autorität ausnutzen“. Aber darum geht es nicht. Lehrkräfte, insbesondere Schulleiter, haben nun mal Autorität und damit in bestimmter Weise Macht. Sie zu leugnen, sich klein zu machen, sich anzubiedern, das ist fatal. Das tut keiner Schulgemeinschaft gut. Wenn nun ein Lehrer erlebt hat, wie es ist, als Torwart dazustehen, kann er dann dieses gute Gefühl mit in seinen Unterricht nehmen? Und was hat er davon? Genau darum geht es uns Theater leuten, um die Möglichkeit, dieses gute Gefühl abrufen zu können, darum, das Körpergedächtnis, wie es in der Schauspieltechnik heißt, zu schulen. Die Lehrerinnen und Lehrer sollen dieses starke, belebende Körpergefühl „Torwart“ spüren können, wann immer es sie danach verlangt. Sobald ein Lehrer dieses Gefühl wieder intensiv wahrnimmt, richtet sich sein Körper danach aus. In dem Augenblick erfährt er seinen Körper als größer, seinen Machtraum als weiter, auch seinen Atem als kraftvoller, seine Präsenz weitet sich aus. Auch seine Worte klingen, kommen an, reichen weit. Halten wir uns die Szene vom Beginn unseres Gespräches noch einmal vor Augen und malen uns das Gehabe der Jugendlichen aus. Beginnt mit dieser körperlichen Machtdemonstration schon Gewalt? Ja, Gewalt fängt damit an, wie sich jemand oder wie sich eine Gruppe Raum nimmt. Das kennt jeder, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Die Präsenz einer gewaltbereiten Gruppe spüren wir ganz intuitiv und reagieren körperlich; und zwar bereits in dem Moment, wo sie einsteigt. Wenn Lehrerinnen und Lehrer an ihrer Schule diese ersten Signale nicht erkennen oder nicht wahrhaben wollen, dann vergeuden sie wertvolle Zeit. Wenn verbale Gewalt z. B. gegen sie selbst gerichtet ist und sie sagen irgendwann später „Das lasse ich mir von dir nicht länger gefallen!“, dann machen sie sich häufig vor den Schülern lächerlich. Am Anfang hat noch jeder die Möglichkeit, sich zu entscheiden. Wenn ich das richtig verstehe, dann beginnt zumindest am Anfang das Gegenhalten, das Zurückweisen von Gewalt durch meine eigene körperliche Präsenz? Wir können sogar noch weiter gehen und sagen: Selbst die Prävention von Gewalt in der Schule beginnt mit der selbstbewussten Präsenz und der Schüler Wissen für Lehrer 2012
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Seite 15: Herausgeberinnen und Herausgeber Dr

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