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Billig, versteckt, weit verbreitet, gefährlich: Landminen

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Aktuelles<br />

<strong>Landminen</strong> und Kampfmittel in Mosambik<br />

<strong>Billig</strong>, <strong>versteckt</strong>, <strong>weit</strong> <strong>verbreitet</strong>,<br />

<strong>gefährlich</strong>: <strong>Landminen</strong><br />

<strong>Landminen</strong> sind eine verheerende Hinterlassenschaft von kriegerischen Konflikten. Sie sind billig, in riesiger<br />

Anzahl leicht zu verlegen und verletzen oder töten noch nach Jahrzehnten Menschen. Oft trifft es Frauen<br />

und Kinder. Neben diesen Risiken behindern sie außerdem die Entwicklung <strong>weit</strong>er Regionen in Mosambik.<br />

Frank Abel arbeitet für das Internationale Zentrum für Humanitäre Minenräumung (GICHD) und war 2011<br />

in Mosambik, um sich die Situation vor Ort anzuschauen. In seinem Artikel berichtet er über die Geschichte<br />

und Herausforderungen der Minenräumung in Mosambik.<br />

Von Frank Abel (Text & Fotos)<br />

Minenräumen ist <strong>gefährlich</strong> und verlangt<br />

eine sichere Hand. Vorsichtig<br />

werden in einem Landstreifen<br />

Büsche und Gras weggeräumt. Dann prüft man<br />

mit dem Detektor das Gelände: der Teller des<br />

Gerätes wird knapp über den Boden geführt.<br />

Die Metallteile der Minen kann man damit etwa<br />

30 cm tief im Boden orten. Normalerweise sind<br />

Minen nicht tiefer verlegt. Hört der Minenräumer<br />

einen Piepton, sucht er vorsichtig die Ursache.<br />

Danach sticht er mit einer Sonde in den<br />

Boden. Trifft er einen festen Gegenstand, gräbt<br />

er ihn mit einer kleinen Schaufel aus, oft nimmt<br />

er am Ende sogar einen Pinsel. Alles ohne Druck,<br />

sonst explodiert die Mine. Manchmal liegen<br />

zwei Minen untereinander – wird die obere entfernt,<br />

detoniert die untere.<br />

Oft löst auch ein Verschluss einer Getränkedose<br />

oder eine Patronenhülse den Piepton aus.<br />

Das darf aber nicht zu Routine verführen oder<br />

die Aufmerksamkeit schwächen. Denn eine<br />

Minenexplosion kann Todesopfer fordern, auch<br />

massive Verletzungen an Händen und Füssen<br />

sowie der Verlust des Gehörs sind häufige Folgen.<br />

Minen sind billig – etwa zwei Dollar pro<br />

Stück, man kann sie sogar daheim herstellen. Oft<br />

bleiben sie nach Kriegen im Boden. Wer Holz<br />

sammelt oder den Acker bestellt, kann noch<br />

nach Jahren schwer verletzt oder getötet werden,<br />

wenn eine Mine berührt wird und sie explodiert.<br />

In 97 Prozent der Fälle treffen die Minen Menschen,<br />

die mit dem eigentlichen Konflikt nichts<br />

zu tun haben oder hatten, Unschuldige. So auch<br />

in Mosambik.<br />

Minenkontamination<br />

in Mosambik<br />

Mosambik hat drei verschiedene Konfliktsituationen<br />

erlebt: 1964 –1975 Kampf um die<br />

Unabhängigkeit von Portugal, 1976 –79 Auseinandersetzung<br />

mit Rhodesischen Kräften, weil<br />

Mosambik den Kampf für die Unabhängigkeit<br />

4<br />

Zimbabwes unterstützte und schließlich der<br />

Konflikt in den Jahren 1980 –1992 zwischen<br />

der FRELIMO Regierung und den Kräften der<br />

RENAMO Rebellen, die durch die Apartheid in<br />

Südafrika unterstützt wurden.<br />

All diese Faktoren haben sowohl die Verminung<br />

und die Art, wie die Lösung dieses Problems<br />

in Angriff genommen wurde, nachhaltig<br />

beeinflusst. Die Art der Konflikte erzeugte eine<br />

Kombination von großen Minenfeldern rund um<br />

Schlüssel-Infrastruktur sowie Minenfelder zum<br />

Schutz von militärischen Anlagen und einigen<br />

Siedlungen. Eine große Anzahl von kleinen,<br />

verstreuten Minenfeldern und Blindgängern<br />

sind das Ergebnis lokal begrenzter Gefechtshandlungen.<br />

Aufgrund so unterschiedlich positionierter<br />

Minen bedeutet dies nach wie vor, dass<br />

die Logistik der Minenräumung und Kampfmittelbeseitigung<br />

komplex und zeitaufwendig ist.<br />

Zusätzlich haben die hohe Abhängigkeit<br />

von Spendengeldern und die Einflussnahme<br />

ausländischer Regierungen und InteressenvertreterInnen,<br />

gepaart mit anderen internen und<br />

externen Umständen, zu einer schwachen Regierungsführung<br />

und Eigenverantwortung bei der<br />

Minenräumung in Mosambik geführt.<br />

Die Start-Up Phase: 1992 –1995<br />

Im Friedensprozess während der UN-Operationen<br />

in Mosambik (ONUMOZ) in den Jahren<br />

1992 bis 1994 war die Regierung schwach und<br />

noch ohne nachhaltige Orientierung bezüglich<br />

der Minenräumung. Die Hauptakteure in Mosambik<br />

waren die UN und die Geld gebenden<br />

Staaten, die für die Entwicklung der Programme<br />

aufkamen.<br />

Ein paar Monate nach Beginn des Friedensprozesses<br />

bereitete die UNO einen Minenräumplan<br />

vor, bestehend aus:<br />

a) der Minenräumung als eine militärische<br />

Betriebsausgabe mit Schwerpunkt auf der<br />

schnellen Straßen-Überprüfung und Freigabe<br />

durch gewerbliche Unternehmen und<br />

b) den Aufbau nationaler Minenräumkapazitäten.<br />

Allerdings verzögerte sich die Verabschiedung<br />

des Plans, basierend auf einem<br />

Konflikt zwischen der UN und den Geld<br />

gebenden Staaten. Auslöser hierfür waren<br />

die Verfahren der Vergabe von kommerziellen<br />

Verträgen und die langwierigen öffentlich-administrativen<br />

Prozesse selbst. Somit<br />

begann die ONUMOZ-Minenräumung erst<br />

im Juni 1994, fünf Monate vor dem Ende<br />

des Mandats. In der Zwischenzeit wurde<br />

das Vakuum durch bilaterale Spenden für<br />

kommerzielle und internationale NGOs, die<br />

Minenräumung betrieben, ausgefüllt.<br />

Im Jahr 1993 begann „Norwegian People Aid“<br />

(NPA) mit der Räumung in den drei zentralen<br />

Provinzen Tete, Manica und Sofala, im Jahr<br />

1994 „HALO Trust“ in der Provinz Sambesi. Mit<br />

britischer Finanzierung wurde das Programm<br />

schnell von dort in die drei nördlichen Provinzen<br />

ausgedehnt.<br />

Mitte 1994 initiierte die UN die Etablierung<br />

einer interministeriellen Behörde als verantwortliches<br />

Aufsichtsorgan, das so genannte nationale<br />

Mine Action Center (MAC). Der operativen Flügel<br />

des MAC sollte den Auftrag bekommen bei<br />

allen innerstaatlichen Minenräumaktivitäten<br />

Prioritäten zu setzen, zu koordinieren und zu<br />

planen. Dem Vorschlag folgte eine negative<br />

Reaktion von Seiten der bereits aktiven Organisationen<br />

und kommerziellen Firmen mit der<br />

Begründung, es wäre ein kopflastiges, teures<br />

und halbstaatliches Verdoppeln der bereits von<br />

BetreiberInnen im Felde durchgeführten Arbeit.<br />

Dieser Konflikt wurde bis zum Ende des ONU-<br />

MOZ Engagements nicht gelöst, so dass ein<br />

nationales institutionelles Vakuum zurück blieb.<br />

Es gab also keinen geordneten Übergang in<br />

eine nationale Einheit, die in der Lage gewesen<br />

wäre, das Kommando über ein effektives Minenräumprogramm<br />

zu übernehmen oder gar<br />

ein strategisches Ziel der allgemeinen Politik<br />

Mosambik-Rundbrief Nr. 83 • Dezember 2011


Munitionsreste und Blindgänger, eine Gefahr für Schrotthändler<br />

und Kinder, die sich etwas verdienen wollen<br />

Mosambik-Rundbrief Nr. 83 • Dezember 2011 5


Aktuelles<br />

zu einem Minenräumprogramm zu definieren.<br />

Das Minenräumen blieb fremd gesteuert, ad<br />

hoc und chaotisch, ohne nationale Kontrolle<br />

und Koordination.<br />

Das nationale Entminungs-<br />

Institut (IND)<br />

Im Juni 1999 wurde das CND, die bis dato<br />

eingesetzte Behörde, vom Nationalen Institut<br />

für Minenräumung (Instituto Nacional de Desminagem<br />

– IND) ersetzt. Das IND ist eine semiautonome<br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

und wird geleitet von einem/r Direktor/in,<br />

der/die direkt dem/r Minister/in für Auswärtige<br />

Angelegenheiten untersteht.<br />

Das IND wurde beauftragt, den politisch Verantwortlichen<br />

Strategien zur Lösung des Minenproblems<br />

vorzuschlagen, Ausführungspläne zu<br />

erarbeiten und die Koordinierung, Verwaltung<br />

6<br />

Was ist das GIHCD<br />

Internationales Zentrum für Humanitäre<br />

Minenräumung<br />

Informationen: www.gichd.org<br />

• Stiftung mit Sitz in der Schweiz, 1998<br />

von der Schweiz und anderen Staaten<br />

gegründet.<br />

• Arbeitet eng mit der UNO zusammen<br />

• Ist humanitären Prinzipien von Menschlichkeit,<br />

Unparteilichkeit, Neutralität und<br />

Unabhängigkeit verpflichtet.<br />

• Angestellte: ca. 50<br />

• Arbeit: Expertisen zur Minenräumung, Aufklärung<br />

über die Minengefahr, Zerstörung<br />

von Lagerbeständen, Training von Minenräumern,<br />

Prüfung von Schutzmaterial und<br />

von Minenräumfahrzeugen, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Weitere Informationen: www.gichd.org<br />

Minenräumer bei der Ausbildung durch GICHD an einer Minensperre in der Nähe von DONDO<br />

und Steuerung der Minenräumaktivität sicher zu<br />

stellen. Darüber hinaus soll es die Entwicklung<br />

von Standards, die Mobilisierung von Ressourcen,<br />

die Aufrechterhaltung der IMSMA Datenbank<br />

und die Qualitätssicherung gewährleisten.<br />

Später wurden zur flächendeckenden Kontrolle<br />

regionale Büros im Norden und Zentrum des<br />

Landes eingerichtet. Es entwickelte sich ein Management-Ausschuss<br />

aus AbteilungsleiterInnen<br />

und technischen BeraterInnen aus den verschiedenen<br />

Ministerien. Innerhalb eines Jahres gab<br />

es eine Reihe von bedeutenden Entwicklungen:<br />

– 2000: Einführung eines UNDP „Capacity Building<br />

Project“ mit einem aus sechs Personen<br />

bestehendem technischen Beratungsteam, bieten<br />

dem IND einen soliden Rahmen zur Entwicklung<br />

der wesentlichen Arbeitsgrundlagen<br />

und Verfahren.<br />

– 2001: UNDP Projekt zur Minenräumung<br />

Hochwasserhilfe<br />

– 2001: Veröffentlichung des Berichts zum<br />

Landmine Impact Survey (LIS) (Minenlage in<br />

Mosambik)<br />

Darüber hinaus kamen im Jahr 2000 die deutschen<br />

Betreiber MgM (Menschen gegen Minen)<br />

dazu. Das US-amerikanische Verteidigungsministerium<br />

unterstützte den Aufbau der militärischen<br />

Minenräumungskapazität. Der kommerziellen<br />

Betreiber, Ronco, erhielt von den<br />

USA die Finanzierung einer Quick Reaktion<br />

Minenräumungs- Einheit (QRDF). IND versucht<br />

auch die Schaffung von mosambikanischen kommerziellen<br />

Betreibern zu unterstützen.<br />

Die Unterstützung der Geld gebenden Staaten<br />

für die Minenräumung wurde erheblich gesteigert<br />

und das IND präsentierte seinen ersten<br />

Mehr-Jahres-Plan 2002 –2006, der auf dem LIS<br />

basiert. Dennoch sind einige wichtige Herausforderungen<br />

bis heute nicht gelöst.<br />

Zusammenarbeit mit UNDP<br />

Ziel der mosambikanischen Regierung ist es, alle<br />

bekannten verminten Gebiete bis zum März<br />

2014 zu räumen und für minenfrei zu erklären.<br />

Gleichzeitig gingen die Regierung und das UNDP<br />

eine Partnerschaft ein, um nationale und lokale<br />

Kapazitäten zu stärken und auf die Herausforderungen<br />

der <strong>Landminen</strong>- und Blindgängerbeseitigung<br />

zum Schutz der Bevölkerung und der<br />

Entwicklung in Mosambik geeignet zu reagieren.<br />

Ziel des Programms ist die Sicherstellung der<br />

Erfüllung des Ottawa Abkommens gemäß Artikel<br />

5, welches die Vernichtung aller Vorräte und<br />

vergrabenen Minen innerhalb von zehn Jahren<br />

beinhaltet. Als Teil dieser Bemühungen ist das<br />

UNDP kontinuierlich mit dem Aufbau von Kapazitäten<br />

in zwei verschiedenen, aber miteinander<br />

verbundenen Bereichen (Koordinierung, Informationsmanagement<br />

und Qualitätssicherung<br />

sowie der Bildung von Kapazitäten) beschäftigt.<br />

UNICEF<br />

UNICEF übernahm die Führung in der Arbeit<br />

mit der Regierung und NGOs im Bereich Mine<br />

Risk Education (MRE) als technische Berater im<br />

Rahmen des UNDP Capacity Building Projektes.<br />

UNICEF wurde bis 2003 insbesondere in Zusammenarbeit<br />

mit dem Roten Kreuz in Mosambik<br />

aktiv. Im Jahr 2005 ergab eine Überprüfung der<br />

UNICEF-Aktivitäten, dass es keinen erheblichen<br />

Bedarf an MRE mehr gibt. Das IND hat in seiner<br />

Strategie 2008 bis 2014 MRE als <strong>weit</strong>erführendes<br />

Projekt aufgenommen und somit wesentlich<br />

nationalisiert.<br />

Die Geld gebenden Staaten<br />

Der beschränkte finanzielle Beitrag der Regierung<br />

zur Minenräumung bedeutet, dass die Hilfe<br />

der Geberländer von entscheidender Bedeutung<br />

für das Minenräumprogramm ist. Gebermittel<br />

stehen für eine Reihe von Möglichkeiten zur<br />

Verfügung, doch die meisten dieser stark von<br />

außen beeinflussten Kanäle haben dazu geführt,<br />

dass das IND nur wenig darüber entscheiden<br />

konnte, wo oder wie das Geld verwendet wurde.<br />

Das stark eingeschränkte Eigentum an dem<br />

Programm verhinderte ein Steuern im Interesse<br />

nationaler Belange. Auf der Grundlage des Engagements<br />

von Norwegen und UNDP erhielt<br />

das IND schließlich das Recht zu entscheiden,<br />

wie zugewiesene Mittel verwendet werden.<br />

UNDP und IND überprüfen nun gemeinsam<br />

die Räumung und analysieren die Erkenntnisse,<br />

um eine angemessene Ressourcenverteilung zu<br />

vereinbaren.<br />

Norwegen und Mosambik unterzeichneten<br />

2007 ein Memorandum of Understanding<br />

(MoU), welches unter anderem die jährliche<br />

Unterstützung bis 2014 zur Erfüllung der Artikel<br />

5 Vorgaben beinhaltete. Dies umfasst auch<br />

die Zusammenarbeit bei der Mobilisierung von<br />

Mosambik-Rundbrief Nr. 83 • Dezember 2011


Ressourcen und kurzfristige Bereitstellung von<br />

technischem Know-how. Auflage ist nur, dass<br />

das IND die Koordinierungsstelle der nationalen<br />

und internationalen Akteure ist.<br />

HALO Trust ist die stärkste Minenräumorganisation<br />

im Land und hat eine erhebliche<br />

Spendenkapazität. Leider ist das Verständnis<br />

innerhalb dieser Organisation immer noch so,<br />

dass eigene Interessen im Vordergrund stehen,<br />

die nicht unbedingt mit der IND Strategie und<br />

nationalen Interessen in Übereinstimmung zu<br />

bringen sind.<br />

Zusätzlich und trotz ministerieller Weisung<br />

aus dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten,<br />

agierte das IND nicht sehr pro-aktiv bei<br />

der Mobilisierung von Geldern oder der Kommunikation<br />

mit SpenderInnen. Die zentrale Veranstaltung<br />

für alle AkteurInnen ist das jährliche<br />

Mine Action Partners Meeting (Missionschefs).<br />

Hier treffen sich alle Interessengruppen unter<br />

dem gemeinsamen Vorsitz des stellvertretenden<br />

Ministers für Auswärtige Angelegenheiten und<br />

der UNDP. Die Auswahl und Qualifikation des<br />

Personals an entscheidenden Stellen innerhalb<br />

des IND lassen die guten Ansätze im Sande<br />

versickern und machen die Behörde mehr zu<br />

einem Beobachter als zu einem Akteur.<br />

Zusammenfassung<br />

und Ausblick<br />

Mit der Beurteilung der gegenwärtigen Minenlage<br />

lagen ausreichende Informationen für eine<br />

detaillierte Anfrage Mosambiks zur Er<strong>weit</strong>erung<br />

der zeitlichen Vorgaben bei der Erfüllung der<br />

Artikel 5 Obligationen vor. Das IND entwickelte<br />

dazu einen nationalen Minenaktionsplan<br />

für 2008 bis 2014. Basis dieses Plans ist eine<br />

jährliche Minenräumbudgetplanung. Obwohl<br />

dieser Ansatz als großer Schritt zu werten ist,<br />

ist die für den Antrag zugrunde gelegte Datenauflistung<br />

aufgrund der ungenauen Angaben<br />

mehr als Schätzung zu verstehen. Auf der einen<br />

Seite gab es Probleme bei der Datenerhebung<br />

in der Provinz Maputo, auf der anderen Seite<br />

eine Reihe von bekannten großen Problemen,<br />

dass z. B. die großen Minenfelder rund um den<br />

Cahora Bassa Damm und entlang der Grenze<br />

zu Simbabwe noch nicht quantifiziert wurden.<br />

Folglich waren im Plan 2008–2014 nur ca. 541<br />

bekannte verminte Gebiete mit 12,1 Mio. m 2 aufgeführt.<br />

Allerdings zeigte ein anderer vorläufiger<br />

IND Bericht, dass über eine Zeitspanne von drei<br />

Jahren (2008–2010) schon 822 bereits bekannte<br />

Gebiete mit 23,4 Millionen m 2 ausgewiesen waren.<br />

Bis heute herrscht hier Unklarheit und dem<br />

IND fehlen die Mittel und Fähigkeiten, den Sachverhalt<br />

endgültig und zuverlässig aufzuklären.<br />

Derzeit existiert deshalb nur ein annähernd<br />

klares Bild über die Minenlage. Dies wird bestimmt<br />

durch die Rückläufigkeit der Minenopfer.<br />

Küche für die Minenräumer<br />

Dieser Eindruck und die fortwährenden Bemühungen<br />

seitens des IND haben zu einer Erholung<br />

der Finanzierung durch die Geberländer<br />

geführt. Nicht zuletzt, weil das nationale Minenräumprogramm<br />

als Querschnittsthema in der<br />

ersten Sitzung der laufenden Legislaturperiode<br />

im Fünfjahresplan aufgenommen wurde. Ein<br />

deutlicher Schritt zu mehr Eigenverantwortung.<br />

Im Einklang mit den nationalen politischen<br />

Vorgaben wird die Dezentralisierung der Distriktsregierungen<br />

bei der Minenräumung eine<br />

wichtige Rolle spielen. Hier gestaltet sich die<br />

Festlegung von Prioritäten, Überwachung der<br />

Minenräumung, Bereitstellung von MRE und<br />

Opferhilfe in der Zusammenarbeit mit dem IND<br />

einfacher und unbürokratischer. Derzeit wird<br />

das IND, um den Herausforderungen besser<br />

gerecht werden zu können, umstrukturiert.<br />

Infolgedessen arbeiteten 2010 nur noch rund<br />

40 von ursprünglich 68 Mitarbeitende (2006)<br />

beim IND. Das Ziel der Reduzierung und Professionalisierung<br />

ist eine Mitarbeiteranzahl von<br />

20 bis zum Jahr 2014.<br />

Eine anhaltende Schwierigkeit innerhalb des<br />

IND ist die Bewältigung und Verarbeitung des<br />

Datenaufkommens und die Nutzung dieser Daten<br />

für zukünftige Planungen. Dieses Problem<br />

spiegelt sich im Jahresbericht wider, in dem Fakten<br />

und Beschreibungen kaum Einfluss haben<br />

auf die Analysen und Schlussfolgerungen. Eine<br />

Schulung auf Managementebene zur Erhöhung<br />

der analytischen Fähigkeiten und Fertigkeiten ist<br />

zwingend angebracht und als Herausforderung<br />

zu sehen. Eine Verbesserung in diesem Bereich<br />

könnte Kosten für die Minenräumung senken<br />

und die Produktivität und Sicherheit um ein<br />

Vielfaches steigern.<br />

Jedes minenbelastete Land hat eine andere<br />

Problemdarstellung und Problemwahrnehmung,<br />

verschiedene Möglichkeiten sich der Angelegenheit<br />

anzunehmen und unterschiedliche Kapazität,<br />

dies zu tun.<br />

In Mosambik ist eines der Ziele, manifestiert<br />

im Plan 2008 bis 2014, die restliche Kontami-<br />

Vom Reichtum in der Armut – Rohstoffabbau und Verteilungskonflikte in Mosambik<br />

nation mit Minen und Blindlegern zeitgerecht<br />

abzuschließen. Die Hauptaufgaben dabei sind:<br />

Definition und Aufbau der Kapazitäten, die<br />

Vorbereitung eines Aktionsplans zur Minenräumung<br />

einschließlich der Freigabe der Gelder und<br />

die Weiterführung der Aktionen im Bereich MRE<br />

und Opferhilfe.<br />

GICHD als Partner<br />

Das GICHD ist ein wichtiger Partner der Regierung<br />

Mosambiks, des IND und der NGOs im<br />

Land bei der Unterstützung zur Realisierung der<br />

Ziele im Bereich der Minenräumung. Zu unseren<br />

Aufgaben in Mosambik zählen die Ausbildung in<br />

Abstimmung mit der UNDP, die Weiterbildung<br />

des Schlüsselpersonals, Managementtrainings,<br />

technische Beratung und Beratung in Datenerhebung<br />

und Auswertung. Diese Anstrengungen<br />

alleine lösen aber nicht das Problem. Es fehlt<br />

oftmals an kleineren finanziellen Zuwendungen<br />

zur Deckung von Ausbildungsaufwendungen,<br />

Betriebskosten der eingesetzten Maschinen,<br />

Kauf von neuen Detektoren oder persönlicher<br />

Schutzausstattung, Kochstellen für die Minenräumer<br />

im Felde und vieles mehr. Hier können<br />

kleine Beiträge Großes bewirken.<br />

Dieser Bericht ist nur ein Abriss/Zusammenfassung<br />

der Kernproblematik in Mosambik und<br />

erhebt nicht den Anspruch der Vollständigkeit<br />

– für mehr Hintergrundinformationen steht das<br />

GICHD gerne zur Verfügung.<br />

Frank Abel ist Oberstleutnant und arbeitet seit<br />

2009 in Genf beim „Geneva International Centre<br />

for Humanitarian Deming“ (GICHD). Die<br />

Bundeswehr stellte ihn der Organisation zur<br />

Verfügung. Hier kann er seine ganze berufliche<br />

Erfahrung einbringen. Im Rahmen seiner Arbeit<br />

reist Frank Abel oft ins Ausland, so auch nach<br />

Mosambik.<br />

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