Warum werden Frauen nicht gewählt? - Demokratiezentrum Wien
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<strong>Demokratiezentrum</strong> <strong>Wien</strong><br />
Onlinequelle: www.demokratiezentrum.org<br />
Printquelle: in: Wolfgruber, Elisabeth / Grabner, Petra (Hg.): Politik und Geschlecht. Dokumentation der 6. <strong>Frauen</strong>ringvorlesung an<br />
der Universität Salzburg, WS 1999/2000. Studien-Verlag, Innsbruck/<strong>Wien</strong>/München 2000, S. 249-272.<br />
Bevölkerungssegment, das ein traditionelles weibliches Rollenbild vertritt, LandwirtInnen und<br />
ArbeiterInnen überrepräsentiert sind. Angestellte – insbesondere leitende Angestellte – finden<br />
sich in diesem Segment unterdurchschnittlich oft. Selbständige liegen im allgemeinen in der<br />
Mitte zwischen diesen beiden Gruppen – sind also weniger traditionell als LandwirtInnen und<br />
ArbeiterInnen, aber auch weniger aufgeschlossen für neue <strong>Frauen</strong>bilder als Angestellte. Beruf<br />
und Bildungsgrad stehen in einem engen Zusammenhang. Ähnliche Ergebnisse wie die eben<br />
diskutierten liefert daher die Untersuchung der verschiedenen Bildungsschichten: Generell sind<br />
die Einstellungen gegenüber <strong>Frauen</strong> in der Politik umso aufgeschlossener je höher der formale<br />
Bildungsgrad ist. So können sich 87 Prozent der UniversitätsabsolventInnen ausdrücklich vorstellen,<br />
eine Frau zur Bürgermeisterin zu wählen; bei den PflichtschulabsolventInnen sind dies<br />
nur 50 Prozent (die anderen Bildungsgrade verteilen sich dazwischen und folgen der Tendenz,<br />
dass die Aufgeschlossenheit gegenüber <strong>Frauen</strong> mit dem Bildungsgrad steigt). Die statistische<br />
Analyse ergab, dass diese Unterschiede zwischen den verschiedenen Bildungsschichten relativ<br />
unabhängig vom Alter der Befragten sind.<br />
3.5 Parteipolitische Präferenzen<br />
In den Interviews wurden auch die Sympathiewerte der einzelnen Parteien erhoben, um die<br />
Annahme, dass die Präferenzen für die verschiedenen Parteien mit unterschiedlichen<br />
Einstellungen bezüglich <strong>Frauen</strong> in der Politik korrelieren, zu untersuchen. Den Ergebnissen<br />
zufolge gibt es Unterschiede zwischen den Befragten verschiedener Parteipräferenzen,<br />
allerdings sind diese <strong>nicht</strong> besonders groß.<br />
Generell zeigen sich diejenigen, die die ÖVP (eher) sympathisch finden, am wenigsten<br />
aufgeschlossen gegenüber einer stärkeren Repräsentanz von <strong>Frauen</strong> in der Politik. Am<br />
aufgeschlossensten zeigen sich die Gruppen, die die Grünen oder Liberalen (eher) sympathisch<br />
finden. FPÖ und SPÖ liegen in der Mitte, wobei die Freiheitlichen näher an den ÖVP-Werten<br />
sind, die SPÖ näher bei den Werten von Grünen und Liberalen. Die herausragenden Werte bei<br />
Grün- oder Liberal-SympathisantInnen sind teilweise auf die Faktoren Alter und Bildung zurückzuführen.<br />
Jüngere bzw. Personen mit höheren Bildungsabschlüssen geben den Grünen<br />
bzw. Liberalen signifikant häufiger positive Sympathiewerte; gleichzeitig sind sie auch<br />
aufgeschlossener hinsichtlich einer stärkeren Repräsentanz von <strong>Frauen</strong> in der Politik.<br />
Diese Unterschiede zwischen den Parteien setzen sich bei den frauenpolitischen Forderungen<br />
fort. Diejenigen, die die ÖVP (eher) sympathisch finden, unterstützen die Forderung nach<br />
„Maßnahmen, damit <strong>Frauen</strong> zuhause bleiben können“, überdurchschnittlich. Ein umgekehrtes<br />
Bild zeigt sich bei der Gruppe, die die Grünen oder die Liberalen (eher) sympathisch finden.<br />
Von diesen <strong>werden</strong> die Forderungen nach Ausbau der Kinderbetreuung, Beseitigung der Lohnungleichheit,<br />
gleichmäßiger Verteilung der Hausarbeit und Steigerung des <strong>Frauen</strong>anteils in<br />
Führungsfunktionen überdurchschnittlich oft unterstützt. Die einzige Ausnahme ist die<br />
Forderung nach Maßnahmen, die es <strong>Frauen</strong> ermöglichen, zuhause zu bleiben, die von der<br />
Gruppe der Grün- oder LiberalsympathisantInnen in einem geringeren Ausmaß unterstützt wird<br />
als von den anderen Gruppen. Diejenigen, die die SPÖ (eher) sympathisch finden, unterstützen<br />
vor allem Maßnahmen zur Beseitigung der Lohnungleichheit und zum Ausbau der Kinderbetreuung.<br />
Die Gruppe, die die Freiheitlichen (eher) sympathisch findet, kann insbesondere der<br />
Forderung nach Beseitigung der Lohnungleichheit einiges abgewinnen.<br />
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Karin Hofer / Elisabeth Wolfgruber • Titel: <strong>Warum</strong> <strong>werden</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>nicht</strong> <strong>gewählt</strong>?<br />
Printquelle: in: Wolfgruber, Elisabeth / Grabner, Petra (Hg.): Politik und Geschlecht. Dokumentation der 6. <strong>Frauen</strong>ringvorlesung an<br />
der Universität Salzburg, WS 1999/2000. Studien-Verlag, Innsbruck/<strong>Wien</strong>/München 2000, S. 249-272.<br />
Onlinequelle: www.demokratiezentrum.org