Die Brücke Michaeli 2012 zum Download (pdf, 3 - Freundeskreis ...
Die Brücke Michaeli 2012 zum Download (pdf, 3 - Freundeskreis ...
Die Brücke Michaeli 2012 zum Download (pdf, 3 - Freundeskreis ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Michaeli</strong> <strong>2012</strong><br />
MITTEILUNGEN FÜR DEN FREUNDESKREIS CAMPHILL
Ich schenk dir eine Leere,<br />
ich schenk dir eine Fülle.<br />
Pack sie behutsam aus -<br />
eins ist so zerbrechlich wie das andere.<br />
Und dankst du mir, werd ich so tun,<br />
als fiele es mir nicht auf, der Ton des Zweifels<br />
in deiner Stimme, wenn du sagst: Genau<br />
das hättest du dir gewünscht<br />
Leg sie auf deinen Nachttisch. Wachst du morgens auf,<br />
werden sie durch die Tür des Schlafs<br />
in deinen Kopf gelangt sein. Wo du auch hingehst,<br />
werden sie mit dir gehen, und wo du auch bist,<br />
wirst du dich lächelnd wundern ob der Fülle,<br />
die du nicht weiter mehren, und der Leere,<br />
die du auffüllen kannst.<br />
Norman MacCaig
Liebe Freunde<br />
<strong>Die</strong> diesjährige Pfingsttagung hatte das<br />
Thema: „Lebensorte - Zukunft gestalten.<br />
Wenn ich nicht mehr will, was du willst. Wo<br />
erlebe ich grenzverletzendes Verhalten?“<br />
Unsere Referentin, Frau Annelies Ketelaars,<br />
ist als freie Dozentin auf den Gebieten Konflikt-Management,<br />
Sexualität und Behinderung,<br />
sowie Gewaltprävention tätig. Mit ihrem<br />
mitreißenden Vortrag hat sie alle Zuhörer,<br />
Betreute, Angehörige und Mitarbeiter in<br />
ihren Bann gezogen. Wir haben, glaube ich,<br />
in greifbarer Erinnerung ihre Schlagfertigkeit,<br />
ihre besondere Präsenz und ihre Fähigkeit,<br />
ganz andere Fragen zu stellen. So<br />
schafft sie es, ein Thema zu wenden und<br />
ermöglicht, das behandelte Problem plötzlich<br />
aus einem veränderten Blickwinkel anzuschauen.<br />
Dadurch eröffnen sich neue<br />
Denkansätze und somit bisher ungeahnte<br />
Lösungsmöglichkeiten. Alle Beteiligten waren<br />
hellauf begeistert und Frau Ketelaars<br />
wurde nicht ohne Ableistung einer „Zugabe“<br />
in Form einer Fragestunde nach der Mittagspause<br />
von allen mit herzlichem Applaus<br />
verabschiedet.<br />
Unsere Pfingsttagungen sind wirkliche Höhepunkte<br />
im <strong>Freundeskreis</strong>leben und ermöglichen<br />
die Begegnung von Betreuten,<br />
Angehörigen und Mitarbeitern. Allen Mitwirkenden,<br />
Planern und Machern gilt unser<br />
aller Dank!<br />
Lassen Sie mich kurz den Sachstand unseres<br />
„Nischenprojektes“ schildern: Wie sie<br />
wissen, heißt es jetzt EMmA: Entwicklungsräume<br />
für Menschen mit Assistenzbedarf.<br />
2<br />
Vom 18.-20. Juli hat im Seminargebäude in<br />
Frickingen, initiiert vom Verband für anthroposophische<br />
Heilpädagogik, Sozialtherapie<br />
und soziale Arbeit e.V., das erste von drei<br />
Fortbildungsmodulen des „Biographical<br />
Timeline Process“ stattgefunden. <strong>Die</strong>ser<br />
Name wird sinnfällig mit „zielführende Maßnahmengestaltung<br />
in der Heilpädagogik und<br />
sozialen Arbeit auf Grundlage der Lebens-<br />
Verlaufs-Bedingungsanalyse von Menschen<br />
mit herausforderndem Verhalten“ übersetzt.<br />
<strong>Die</strong> Dozentin, Frau Prof. Beth I. Barol<br />
(http://www.nasddds.org/<strong>pdf</strong>/LearningFromA<br />
Person.<strong>pdf</strong>) hat zusammen mit 20 teilnehmenden<br />
Personen intensiv daran gearbeitet,<br />
um diese auf die spezifischen Herausforderungen<br />
im Zusammenhang mit der<br />
Betreuung von Menschen mit hohem Assistenzbedarf<br />
besser aufzustellen.<br />
Der allerdings nächste, drängende Schritt in<br />
der Kontinuität des EMmA Projektes muss<br />
aber sein, eine Erhebung seitens des Verbandes<br />
bei den Mitgliedern zu veranlassen,<br />
die den zu erwartenden Umfang an Plätzen<br />
feststellt, der für Menschen mit hohem Assistenzbedarf<br />
von den Einrichtungen zur<br />
Verfügung gestellt werden kann. Ich bitte<br />
deshalb nochmals, sowohl Eltern als auch<br />
insbesondere Einrichtungen dringlich<br />
mit uns Kontakt in dieser Sache aufzunehmen<br />
(meier_camphill@gmx.de).<br />
Aus dem neu gewählten Vorstand des Verbandes<br />
hat dankenswerter Weise Lothar<br />
<strong>Die</strong>trich, neben Herrn Trautwein, der EMmA<br />
schon eine Weile begleitet, sich bereitgefunden<br />
auch inhaltlich auf diesen Prozess<br />
zu schauen. Herzlichen Dank dafür.
Auf der gemeinsamen Jahrestagung von<br />
Verband und BEV vom 14.-16. Juni im Marburg<br />
hat es eine Arbeitsgruppe gegeben,<br />
die sich mit EMmA beschäftigt hat. <strong>Die</strong> sehr<br />
rege Beteiligung vieler Menschen an dieser<br />
AG zeigte wieder ganz deutlich, wie notwendig<br />
diese Arbeit ist und dass es noch<br />
eines langen Weges bedarf, um zu befriedigenden<br />
Lösungen zu kommen. <strong>Die</strong>s gilt<br />
umso schmerzlicher, wenn es um zeitnahe<br />
Problemlösungen geht.<br />
Mein Eindruck ist der, dass der Inklusionsforderung,<br />
ausgelöst durch die UN-<br />
Behindertenrechtskonvention, sowohl ein<br />
Fluch als auch ein Segen zugleich innewohnt.<br />
Große Einrichtungen <strong>zum</strong> Beispiel<br />
werden gezwungen, ihre starren und häufig<br />
formelhaften Wohn - und Lebenssituationen<br />
aufzulösen, sie zu dezentralisieren und damit<br />
gemeindenäher zu gestalten, schlechterdings<br />
also inkludierter zu werden. Allerdings<br />
schaffen sie das nur mit Mühe und<br />
der notwendige Reformprozess zerschlägt<br />
viele alte Strukturen ohne neue bereitzustellen,<br />
die Menschen mit Assistenzbedarf aber<br />
ganz dringend brauchen.<br />
Das Problem der Verwirrung und Verunsicherung<br />
der Mitarbeiter ist ebenfalls wichtig<br />
und wird oft übergangen. Auch durch diese<br />
Erkenntnis wird deutlich, dass es der Zynismus<br />
der Macht ist, der die Menschen, die<br />
sich nicht selbst vertreten können, daran<br />
hindert, selbstbestimmt und in Würde zu<br />
leben.<br />
Anthroposophische Einrichtungen sind hier<br />
weniger betroffen, weil sie nicht das Problem<br />
der Größe haben. Jedoch liegen sie<br />
häufig, historisch bedingt, sehr exkludiert.<br />
Auch das Problem der Anerkennung der<br />
umfassenden, ganzheitlichen Lebensform<br />
will sich nicht so recht fügen lassen in ein<br />
modernes, auf „Kunde – Anbieter“ ausgerichtetes<br />
Verständnis von Behindertenpolitik.<br />
Ich persönlich habe Bauchweh allein bei<br />
der Verwendung dieser Begrifflichkeiten,<br />
weil es den intimen persönliche Aspekt, den<br />
die Wahrnehmung des Anderen haben<br />
muss unerträglich verkürzt.<br />
Der <strong>Freundeskreis</strong> Camphill e. V. wird<br />
sich in einer Klausurtagung Mitte Februar<br />
2013 mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigen,<br />
insbesondere auch mit Fragen<br />
unseres Selbstverständnisses in Zeiten der<br />
Inklusion. Wie sähe ein Schreiben Dr. Karl<br />
Königs an die Eltern heute aus?<br />
Ich glaube ganz sicher, dass nur derjenige<br />
zukunftsfähig ist, der sich um diese Probleme<br />
nicht herumdrückt!<br />
<strong>Die</strong>sen kurzen Bericht möchte ich nicht beenden,<br />
ohne Sie ganz ausdrücklich auf den<br />
beigefügten Überweisungsträger aufmerksam<br />
zu machen. Wie Sie wissen, ist neben<br />
persönlichem Einsatz auch ein gewisser<br />
finanzieller Rahmen für die Realisierung von<br />
Maßnahmen nötig, die dem Wohle unserer<br />
Betreuten dienen.<br />
Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich ein<br />
friedvolles Jahr und verbleibe mit herzlichen<br />
Grüßen<br />
Ihr<br />
3
An die Förderer<br />
des <strong>Freundeskreis</strong> Camphill<br />
Durch Ihre Mitgliedsbeiträge und Ihre Spenden<br />
ermöglichen Sie dem <strong>Freundeskreis</strong><br />
Camphill, dass er seine Aufgaben wahrnehmen<br />
kann. Dafür gebührt Ihnen ein<br />
herzlicher Dank!<br />
Ebenfalls bedankt sich der <strong>Freundeskreis</strong><br />
Camphill für die finanzielle Förderung aus<br />
Mitteln der Selbsthilfeförderung nach § 20c<br />
SGB V durch die gesetzlichen Krankenkassen.<br />
In <strong>2012</strong> erhielten wir pauschale Fördermittel<br />
der „GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe<br />
auf Bundesebene“ (10.000 Euro) sowie<br />
eine Projektförderung für die Pfingsttagung<br />
vom AOK Bundesverband (2.000 Euro).<br />
4<br />
Vielen Dank!<br />
Gedanken zur Weihnachtszeit<br />
Hannelore Dabbert, Föhrenbühl<br />
Jedes Jahr feiern wir Weihnachten.<br />
Jedes Jahr werden wir mit Prospekten und<br />
Werbeplakaten, mit Musikberieselung und<br />
Lichtergefunkel auf dieses Fest der Liebe<br />
„eingestimmt“.<br />
Jedes Jahr verbreitet sich Hektik, steigern<br />
sich die Erwartungen, Wünsche, Emotionen<br />
und das Gefühl „am liebsten würde ich dieses<br />
Konsumfest überspringen“.<br />
Was aber ist Weihnachten? Warum feiern<br />
wir Weihnachten? Wie hat alles angefangen?<br />
Welche Beziehung hat Weihnachten<br />
mit mir?<br />
Vor gut 2000 Jahren fand eine Volkszählung<br />
im heutigen Israel statt. Josef, der<br />
Zimmermann von Nazareth macht sich mit<br />
seiner jungen, schwangeren Frau auf nach<br />
Bethlehem, der Stadt seiner Vorfahren. Sie<br />
nehmen auch Ochs und Esel mit, denn die<br />
Volkszählung ist mit einer Abgabe verbunden.<br />
Josef wird als ein alter Mann dargestellt, der<br />
seiner jungen schwangeren Frau selbstlos<br />
Schutz bietet. Sie ist schwanger vom heiligen<br />
Geist und wurde von Gott auserwählt<br />
Gottes Sohn, den Heiland, als Jungfrau auf<br />
die Welt zu bringen. Obwohl die Zeit der<br />
Niederkunft nahe ist, machen sich Josef<br />
und Maria auf die beschwerliche Reise nach<br />
Bethlehem.<br />
Dort angekommen, sind alle Herbergen voll,<br />
sie finden keine Ruhestätte. Kein Platz wird
ihnen gewährt, trotzdem Maria hochschwanger<br />
ist und die Geburt bevorsteht.<br />
Nach langer Suche werden sie zu guter<br />
Letzt in einen Stall geführt und haben so ein<br />
Obdach. Das Christuskind, Jesus kommt<br />
auf die Welt. Ohne Hebamme, ohne Arzt<br />
kommt Gottes Sohn, der die Menschen retten<br />
soll, in einem Stall zwischen Ochs und<br />
Esel zur Welt.<br />
Trotz dieser erbärmlichen, ärmlichen Umgebung<br />
strahlt das Kind eine himmlische<br />
Freude aus, die sich auf seine Umgebung<br />
auswirkt.<br />
Einfache Menschen, Hirten vom Felde, erhalten<br />
als erste die frohe Botschaft, dass<br />
Gottes Sohn, der Heiland geboren ist. Sie<br />
machen sich auf den Weg und geben von<br />
dem wenigen, was sie besitzen freudig ab<br />
um Gottes Sohn zu begrüßen.<br />
Und wie ist es heute?<br />
Der Advent, die Zeit der Erwartung, ist keine<br />
ruhige Zeit. Es ist schwer Ruhe zu finden,<br />
nachzudenken, einzukehren. Überall brennen<br />
die Lichter, es blinken Lichterketten, die<br />
Weihnachtsbäume leuchten festlich geschmückt<br />
schon im November.<br />
Andererseits: Es ist kalt, es ist Winter. Das<br />
äußere Leben in der Natur hat sich zurückgezogen.<br />
<strong>Die</strong> Nächte sind deutlich länger<br />
als der Tag. Es wird spät hell und früh dunkel.<br />
<strong>Die</strong> Landschaft ist kahl, abweisend, wie<br />
erstorben – manchmal mildert eine weiße<br />
Schneedecke die harten Konturen und erhellt<br />
den Tag.<br />
In dieser dunklen Zeit, kurz nach der Wintersonnenwende,<br />
wenn die Tage langsam<br />
wieder länger werden, da feiern wir Weihnachten,<br />
die Geburt des Sohnes Gottes.<br />
Etwas Neues kommt und wächst auf. Zunächst<br />
findet es keinen Raum in uns, bis wir<br />
ihm schließlich ein Eckchen einräumen.<br />
Wenn wir es schaffen, uns auf das Wesentliche,<br />
dem Neuen in uns, zu besinnen, mag<br />
es spürbar sein, welche himmlische Freude<br />
in uns keimt und aufblühen kann.<br />
Es wächst viel Brot in der Winternacht<br />
Es wächst viel Brot in der Winternacht,<br />
weil unter dem Schnee frisch grünet Saat,<br />
erst wenn im Lenze die Sonne lacht,<br />
spürst du, was Gutes der Winter tat.<br />
Und deucht die Welt dir öd' und leer,<br />
und sind die Tage dir rauh und schwer:<br />
Sei still und habe des Wandels acht:<br />
Es wächst viel Brot in der Winternacht.<br />
Friedrich Wilhelm Weber<br />
5
Weihnachten am Lehenhof<br />
Stefan Siegel-Holz, Lehenhof<br />
<strong>Die</strong> Weihnachtstage zwischen dem 24. Dezember<br />
und dem 6. Januar zählen für mich<br />
zu den besonderen Kostbarkeiten eines<br />
Gemeinschaftslebens wie in Camphill. Es<br />
sind jene Menschen, die den Festtagen ihre<br />
besondere Würde geben: viele Kinder, denen<br />
der Zauber des Weihnachtsfestes noch<br />
ungebrochen zugänglich ist; viele Erwachsene,<br />
deren Staunen nicht dem Widerspruch<br />
der kritischen Vernunft erlegen ist;<br />
viele spirituelle Menschen auf dem Weg zu<br />
einem neuen Verstehen des Wunders von<br />
Bethlehem.<br />
<strong>Die</strong> Vorweihnachtszeit gehört schon dazu.<br />
Auch das Adventsgärtlein für Kinder, wenn<br />
in einer Spirale aus Tannenzweigen Kerze<br />
um Kerze erleuchtet, der jährliche Basar im<br />
Saal, Transparentsterne an den Fenstern,<br />
Adventskränze auf dem Esstisch, der Duft<br />
von frisch gebackenen Plätzchen haben ihr<br />
Besonderes. Bei alledem ist die Adventszeit<br />
sehr geschäftig, viele Dörfler werden zunehmend<br />
unruhig, je näher es auf den Tag<br />
zugeht, an dem sie von den Eltern abgeholt<br />
werden. <strong>Die</strong> Spielproben werden von Woche<br />
zu Woche intensiver.<br />
Dann das Oberuferer Christgeburtsspiel:<br />
Wir hatten lange den Eindruck, wir könnten<br />
dieses alte Krippenspiel einfacher Leute<br />
nicht mehr aufführen. Nach der intensiven<br />
schauspielerischen Arbeit mit Heinz Friedrich<br />
schien es kein Zurück mehr zu geben<br />
zu den einfachen Gesten unmittelbarer<br />
Frömmigkeit. Erst als die Dörfler dieses<br />
6<br />
Spiel wieder zu ihrem tiefen Anliegen machten<br />
und nahezu alle Rollen besetzten, wurde<br />
es mit einem Male wieder authentisch –<br />
und tief beeindruckend. Als wir uns im letzten<br />
Jahr im Saal trafen, war dieser bis auf<br />
den letzten Platz gefüllt. Viele Gäste waren<br />
darunter. Dass am Lehenhof ein besonderes<br />
Spiel zu sehen sei, hatte sich herumgesprochen.<br />
Und man sprach noch lange danach<br />
über die unvergleichliche Ausstrahlung<br />
der lustigen Hirten, der Maria, des Josef<br />
und der strengen Wirte.<br />
Zum Heiligen Abend hin tritt eine wohltuende<br />
Ruhe im Dorf ein. <strong>Die</strong> Werkstätten stellen<br />
nach ihrer Weihnachtsfeier für zwei Wochen<br />
den Betrieb ein. Viele Dörfler sind inzwischen<br />
unterwegs zu den Angehörigen,<br />
um dort zu feiern. In den Häusern wird es<br />
stiller. Etliche Dörfler, die allein zurückblieben,<br />
packen ihre Tasche, ziehen für die<br />
nächsten Tage in eine andere Hausgemeinschaft<br />
und bereichern die dortige Runde.<br />
Manche Mitarbeiter, Seminaristen, Helfer<br />
nehmen sich Urlaub. Überall aber schwindet<br />
die Betriebsamkeit der Wochen zuvor.
Weihnachtsbäume werden geschmückt,<br />
Krippen gerichtet. Es wird feierlich. Wenn es<br />
dunkel wird am Heiligen Abend, treffen wir<br />
uns im Stall, hören die Weihnachtsgeschichte,<br />
Gedanken zu den Heiligen Nächten,<br />
singen Lieder, wünschen uns frohe<br />
Weihnachten. Danach werden in den Häusern<br />
die Kerzen am Baum entzündet, es<br />
gibt ein festliches Essen, es wird gefeiert.<br />
Um Mitternacht wird im Saal die Opferfeier<br />
gehalten. Dann, am nächsten Morgen, sind<br />
die Kinder zur ‚Weihnachtshandlung’ eingeladen.<br />
Wer am Lehenhof geblieben ist, kann an<br />
der „Weihnachtsarbeit“ teilnehmen. Sie<br />
stand im letzten Jahr unter dem Thema des<br />
Märchens von der grünen Schlange und der<br />
weißen Lilie von Goethe. Das Märchen<br />
wurde erzählt und erklärt. Künstlerische<br />
Gruppen wurden angeboten und sehr gut<br />
besucht. Hier wurden Motive aus dem Märchen<br />
gemalt, plastiziert, in Szene gesetzt.<br />
Ein abschließender Vortrag von Ita Bay<br />
fasste zusammen und rundete ab, was zuvor<br />
erarbeitet wurde.<br />
Große Bedeutung haben in jedem Jahr die<br />
‚Mitarbeitergespräche zwischen den Jahren’.<br />
In der festlichen und ruhigen Stimmung<br />
dieser herausgehobenen Zeit im Jahr erleben<br />
wir eindrücklich, dass sich eine Gelegenheit<br />
zu einer anderen Qualität von Gesprächen<br />
eröffnet. Wenn es glückt, nehmen<br />
wir uns anders wahr als im Alltagsgeschehen,<br />
öffnen wir uns den anderen anders,<br />
begegnen wir uns tiefer. Der Inhalt der Gespräche<br />
ist eigentlich immer derjenige des<br />
persönlichen Befindens in der Dorfgemeinschaft,<br />
wenn auch über die Jahre hin verschieden<br />
akzentuiert. Der einzelne erzählt<br />
von sich und hört im Übrigen vor allem zu:<br />
von den anderen und ihren Sorgen, ihren<br />
Fragen, den Wünschen und Hoffnungen.<br />
Wenn die Gespräche gut verlaufen, dann<br />
werden sie, vielleicht mehr als alles andere,<br />
<strong>zum</strong> Boden für das gemeinsame kommende<br />
Jahr mit all seinen Aufgaben und Bemühungen.<br />
Im vergangenen Winter waren 30 Mitarbeiter<br />
zusammen gekommen. An drei Vormittagen<br />
wurde in einer Folge von Gesprächen<br />
ausgetauscht: Welches sind meine wichtigsten<br />
Herausforderungen bzw. Probleme, vor<br />
denen ich stehen? – Welches waren<br />
Schlüsselerlebnisse in meinem Leben (in<br />
Kleingruppen)? – Welche Visionen habe ich<br />
in Bezug auf unser Dorf? – Bei der Verwirklichung<br />
welchen Vorhabens in den nächsten<br />
100 Tagen werde ich mich engagieren? Es<br />
war ein glücklicher Umstand im Jahr 2005,<br />
dass Ilsabé Zucker, Eigenrats-Mitglied und<br />
Vertraute des Lehenhofs, sich zur Verfügung<br />
gestellt hatte, die Gespräche vorzubereiten<br />
und zu moderieren.<br />
Noch mehrmals trafen wir uns im Saal. Am<br />
30. Dezember trug die Sängerin Sylvia<br />
Langhans das norwegische „Traumlied des<br />
Olaf Åsteson“ vor, das von Visionen in den<br />
Heiligen Nächten handelt. Zu Silvester kamen<br />
wir, nachdem zuvor in den Häusern<br />
ausgiebig gefeiert und auf das Jahr zurückgeblickt<br />
wurde, eine halbe Stunde vor Mitternacht<br />
zu einer Jahreswendfeier zusam-<br />
7
men. <strong>Die</strong> würdige kleine Feier endet kurz<br />
nach 24 Uhr mit gegenseitigen Glückwünschen<br />
<strong>zum</strong> Neuen Jahr. Am Neujahrstag<br />
zeigte Herr Wittkowski ein Märchen mit<br />
Transparenten: „Das Wasser des Lebens“.<br />
Am 2. Januar hielt Pfarrer Bruhn von der<br />
Christengemeinschaft die Menschenweihehandlung<br />
und anschließend eine Betrachtung<br />
über „sakramentales Leben und Alltag“.<br />
Ein letztes Weihnachtslicht war die<br />
‚Dreikönigsprozession’. Vor vielen Jahren<br />
hatte sie als kleine, unspektakuläre Feier für<br />
die Kinder am Dreikönigstag begonnen.<br />
Singend ziehen die drei heiligen Könige mit<br />
ihren Pagen hinter dem Sternenengel in den<br />
Saal ein, wo sie von den Kindern erwartet<br />
werden. Singend knien sie vor Maria und<br />
Josef vor dem großen Weihnachtsbaum<br />
nieder, bringen ihre Geschenke und verabschieden<br />
sich wieder. Inzwischen kommen<br />
Jahr für Jahr mehr Kinder mit ihren Eltern<br />
aus der ganzen Umgebung, um die Könige<br />
zu hören. Zusammen mit den anderen Gästen<br />
aus dem Dorf füllen sie den ganzen<br />
großen Saal.<br />
Nicht zuletzt haben die Heiligen Nächte am<br />
Lehenhof eine besondere Qualität durch die<br />
vielen Begegnungen und gegenseitigen<br />
Besuche in dieser Zeit. Man kommt <strong>zum</strong><br />
gemeinsamen Mittagessen, Singen, Vorlesen<br />
oder Abendbrot zusammen. Zwei oder<br />
mehrere Hausgemeinschaften feiern Silvester<br />
miteinander. Es bleibt Zeit für ausführliche<br />
Gespräche unter Nachbarn und Freunden.<br />
Im letzten Jahr besuchten viele Häuser<br />
das Haus Sonnenblume, das in der Weihnachtszeit<br />
bei knapper Besetzung immer<br />
8<br />
etwas in Not ist, neben der alltäglichen Arbeit<br />
dem Feiern seinen gebührenden Raum<br />
zu geben. Daraufhin war in den Dorfnachrichten<br />
zu lesen: „Wir möchten uns bei allen<br />
Hausgemeinschaften für das herrliche<br />
Weihnachtsgeschenk in Form von vielen<br />
Gutscheinen bedanken. Wir wurden auf’s<br />
Beste mit leckerem Essen, teils mittags und<br />
auch abends oder nachmittags, beschenkt<br />
und <strong>zum</strong> „Kaffeetrinken“ eingeladen. Es gab<br />
Geschichten- und Hausmusikgeschenke.<br />
Besonders wertvoll war für uns die Begegnung.<br />
Das alles hat aus unseren diesjährigen<br />
Weihnachtstagen ganz besondere gemacht.“<br />
Mit Weihnachten kam auch der Schnee.<br />
Wenige Tage später hatte sich die Luft so<br />
abgekühlt, dass man auch tagsüber nur dick<br />
eingepackt das Haus verlassen konnte.<br />
Dazu strahlte die Sonne, der Himmel gab<br />
sich makellos blau, doch die Bäume waren<br />
mit dickem weißem Raureif überzogen und<br />
funkelten im Sonnenlicht. Man ist ja kein<br />
kleines Kind mehr. Aber man möchte doch<br />
gerne glauben, dass das Christkind uns<br />
eine Freude machen wollte.
Pfingsttagung <strong>2012</strong><br />
Herzlich Willkommen<br />
Was müsste passieren, dass Sie heute<br />
Abend das Gefühl haben, es hat<br />
sich gelohnt an der Pfingsttagung<br />
teilzunehmen?<br />
Denkanstöße Begegnung<br />
Impulse<br />
Gespräche<br />
Begeisterung<br />
Reflektion<br />
Freude<br />
Pfingsttagungs-Blitzlichter<br />
Tiefgang<br />
Petra Pfeiffer, Königsmühle<br />
Grundsätzlich hatte ich mir vorgenommen,<br />
meinen Sohn Marvin mehr mit einzubeziehen,<br />
wenn ich mich mit Themen beschäftige,<br />
die die Lebenssituation von Menschen<br />
mit Unterstützungsbedarf betreffen. Auch<br />
und gerade dann, wenn ich mir nicht sicher<br />
bin, wie viel er davon versteht. Das Programm<br />
der diesjährigen Pfingsttagung lud<br />
dazu dann auch geradezu ein. „Wenn ich<br />
nicht mehr will, was Du willst“ als Thema<br />
fand ich so wesentlich, dass auch Marvins<br />
Brüder sich sehr angesprochen fühlten und<br />
die Tagung mit besuchten. So nahmen wir<br />
noch einen Freund Marvins, Roman, mit<br />
und fuhren zu fünft an den Bodensee. Dort<br />
trafen wir dann auch noch auf andere Teilnehmer<br />
aus der Königsmühle. Marvin und<br />
Roman haben die Tagung mit ihrem guten<br />
Essen, all den freundlichen Menschen und<br />
der offenen Atmosphäre sehr genossen.<br />
Vor allem das Frühstück im Hotel und die<br />
Badewanne, die von beiden morgens intensiv<br />
genutzt wurde, fanden großen Anklang.<br />
Der kulturelle Teil, ein kleines Tänzchen,<br />
welches die Teilnehmer tanzen lernten, löste<br />
bei den beiden allerdings gemischte Gefühle<br />
aus. Während Marvin, der Verzweiflung<br />
sichtbar nahe, recht schnell den rettenden<br />
Ausweg suchte, war Roman konzentriert<br />
dabei und setzte die gezeigten<br />
Schritte talentiert und fachmännisch um. Ein<br />
wenig gelitten hat allerdings auch er: seine<br />
sehr engagierte Tanzpartnerin umklammerte<br />
seine rechte Hand derart energisch, dass<br />
er am Ende doch anmerkte, seine Hand sei<br />
fast zerquetscht und sie anschließend noch<br />
mehrfach lockern und betrachten musste.<br />
Als wir am Sonntag wieder zurück fuhren,<br />
waren wir alle, aber vor allem Marvin und<br />
Roman sehr zufrieden, satt und erschöpft.<br />
Und beide haben sich schon klar dafür ausgesprochen,<br />
nächstes Jahr wieder mitfahren<br />
zu wollen.<br />
9
Auch wenn – <strong>zum</strong>indest für Marvin – unklar<br />
ist, wie viel er tatsächlich inhaltlich verstanden<br />
hat, so war aber sehr deutlich, dass er<br />
die Wertschätzung und Beteiligung im<br />
Rahmen seiner Möglichkeiten sehr wohl mit<br />
großer Freude wahrgenommen hat und als<br />
Impuls für sich nutzen kann.<br />
Und ich? Ich hatte zwar wenig Gelegenheit,<br />
mit den Mitgliedern des Vorstandes und<br />
anderen Teilnehmern Gespräche zu führen,<br />
weil ich doch <strong>zum</strong>eist mit der kleinen Gruppe<br />
beschäftigt war. Mich hat sehr interessiert<br />
wie Marvin und Roman die Tagung<br />
erleben, aber eben auch, wie meine beiden<br />
anderen Söhne die Auseinandersetzung mit<br />
der Behinderung des Bruders in diesem –<br />
für sie neuen Rahmen empfinden. Häufig<br />
übernehmen Geschwister ja die mitunter<br />
übergriffigen Umgangsweisen im Umgang<br />
mit dem beeinträchtigten Bruder / Schwester<br />
von den Eltern. Und so wie wir Eltern<br />
unser Verhalten reflektieren und aufmerksam<br />
betrachten müssen, in gleichem Maß<br />
gilt dies für die erwachsenen Geschwister.<br />
Der Referentin ist sehr zu danken dafür,<br />
dass sie uns allen anhand von den kleinsten,<br />
alltäglichen Beispielen die vielen Möglichkeiten<br />
der Beteiligung und der Wahlmöglichkeiten<br />
aufzeigte.<br />
Für mich war diese Tagung aus all den<br />
Gründen eine ganz außergewöhnliche und<br />
ich bin sehr viel reicher wieder nach Hause.<br />
Aus meiner Sicht haben wir uns auf einen<br />
ganz wichtigen und wesentlichen Weg gemacht,<br />
den wir gemeinsam unbedingt weiter<br />
gehen müssen. Vor allem die Beteiligung<br />
10<br />
der Menschen, die uns so am Herzen liegen<br />
sollten wir unbedingt vorantreiben. <strong>Die</strong>s<br />
könnte u.a. dadurch geschehen, dass sie in<br />
den Einladungen direkter angesprochen<br />
werden und wir einen Gesprächskreis auf<br />
ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten ausrichten.<br />
Ich danke Hannelore Dabbert und Hildegard<br />
Drittenpreis auf diesem Weg nochmal ganz<br />
herzlich für die so gelungene Organisation!<br />
Ezzat Azizi, Bruckfelden<br />
Ich habe leider wegen einer Zugverspätung<br />
die wesentlichen Ereignisse des ersten<br />
Veranstaltungstages verpasst (Mitgliederversammlung).<br />
Den zweiten Tag fand ich<br />
dann sehr gut. Der Vortrag von der Referentin<br />
Frau Ketelaars war sehr lehrhaft, realitätsbezogen,<br />
praxisnah und verständlich. Im<br />
Besonderen waren es die Beispiele, die<br />
alltagsnah und treffgenau waren.<br />
Das Thema: Wenn ich nicht mehr will was<br />
du willst. Wo erlebe ich grenzverletzendes<br />
Verhalten?
Als Mutter und auch als Pädagogin war dieses<br />
für mich eine neue Erfahrung. Als ich<br />
diesem Vortrag zugehört habe, fragte ich<br />
mich, ob ich als Mutter für meinen Sohn<br />
alles richtig entscheide und mache. Wie oft<br />
überschreite ich seine Grenze und auch<br />
meine? Als Eltern fühlen wir uns für unsere<br />
Kinder verantwortlich. Wenn die Kinder klein<br />
sind, entscheiden wir ständig für sie. Später<br />
mischen wir uns in ihre Entscheidungen ein.<br />
Wie oft hören wir, dass sie uns sagen, dass<br />
wir uns endlich aus ihrem Leben heraushalten<br />
sollen. Bei unseren behinderten Kindern<br />
ist es schlimmer. Wir wollen immer entscheiden,<br />
was gut für sie ist und was nicht.<br />
Wir können nicht akzeptieren, dass sie auch<br />
erwachsen sind und vielleicht nicht immer<br />
beim Treffen einer Entscheidung auf uns<br />
angewiesen sind. Es ist schwieriger, wenn<br />
das Kind hilfsbedürftig ist, und nicht selbst<br />
sagen kann, was er braucht oder nicht<br />
braucht. Da versuchen wir immer wieder<br />
fast alles für ihn zu entscheiden. Wann sollen<br />
wir dann ihnen alleine die Entscheidung<br />
überlassen?<br />
Desweiteren stelle ich mir die Frage, ob ich<br />
als Pädagogin in der Lage bin, die Grenzen<br />
meines zu Betreuenden anzuerkennen und<br />
zu respektieren. In welcher Situation soll ich<br />
für sie entscheiden und wo ist es besser,<br />
wenn ich mich heraushalte?<br />
Wo ist meine Grenze, und wie schütze ich<br />
mich?<br />
Für diese Fragen werde ich bestimmt nicht<br />
so schnell eine Antwort finden. Aber den<br />
richtigen Weg werde ich mir suchen und<br />
dann daran arbeiten.<br />
Zum Schluss möchte ich mich bei Ihnen,<br />
Frau Drittenpreis, Herr Meier und den Mitarbeitern<br />
von Bruckfelden für die gut organisierte<br />
und gastfreundliche Pfingsttagung<br />
<strong>2012</strong> bedanken.<br />
* * * * *<br />
Marina Büter, Föhrenbühl<br />
Eine, meiner Meinung nach, rundum gelungene<br />
Tagung. Wie in jedem Jahr begegnete<br />
ich vielen bekannten Gesichtern und konnte<br />
so in einen kommunikativen Austausch gehen.<br />
Besonders erwähnen möchte ich das Impulsreferat<br />
von Frau Annelies Ketelaars.<br />
Durchzogen von zentralen Themen, wie die<br />
Selbstbestimmung, die Grenzverletzung<br />
und die Sexualität sprach sie jeden Teilnehmer<br />
individuell an und bewirkte, dass<br />
diese Themen den gesamten Tag über im<br />
Gesprächsmittelpunkt standen.<br />
Vor allem die Verdeutlichung des Paradigmenwechsels<br />
seit den 70er Jahren zeigte,<br />
dass wir uns auf einem Weg befinden, in<br />
der unsere Aufgabe darin besteht, die Assistenz<br />
und Begleitung zur größtmöglichen<br />
Autonomie, zu leisten.<br />
Schlagworte wie „Selbstbestimmung, Mitbestimmung<br />
und Fremdbestimmung“ regten<br />
<strong>zum</strong> Nachdenken an und machten bewusst,<br />
dass wir bei den ganz kleinen Dingen des<br />
Lebens selbstbestimmt handeln können, im<br />
11
Großen und Ganzen jedoch mitbestimmt<br />
und fremdbestimmt leben.<br />
Eng vernetzt mit dem Thema „Grenzverletzung“<br />
sind die Nähe und die Distanz. Deutlich<br />
wurde, dass die Professionalität darin<br />
besteht, in der Nähe die nötige Distanz zu<br />
bewahren und umgekehrt. Wichtig erscheint<br />
es mir zu betonen, dass ich die Grenzen<br />
meiner Mitmenschen besser akzeptieren<br />
kann, wenn ich meine eigenen Grenzen<br />
kenne.<br />
Zur Sexualität ein Zitat aus dem Vortrag,<br />
welches für sich spricht: „ Das höchste Gut<br />
in der Selbstbestimmung ist die Sexualität!“<br />
Vielen Dank an die Organisatoren und allen<br />
Beteiligten dieser Tagung. Bis <strong>zum</strong> nächsten<br />
Jahr....<br />
* * * * * *<br />
Elisabeth Westhaus-Gloël, Föhrenbühl<br />
Höhepunkt der Pfingsttagung war das Impulsreferat<br />
von Annelies Ketelaars, das weit<br />
mehr war als ein Referat über Fachwissen.<br />
Spannend, kurzweilig, berührend, erheiternd,<br />
- nachhaltig. Beispiele aus der Beratungspraxis,<br />
die mir immer noch durch den<br />
Kopf gehen. Beeindruckend die Einfühlsamkeit<br />
der Referentin, die Ehrlichkeit und<br />
Direktheit, immer im Dialog mit den Zuhörern.<br />
Ganz klar ihre Forderung, die Menschen<br />
mit Behinderung in den Mittelpunkt<br />
zu stellen, die Interessen der Eltern und<br />
auch der Mitarbeiter hintanzustellen. Neben<br />
dem befreienden, oft auch sich selbst erkennenden<br />
Lachen der Zuhörer gab es die<br />
Stille, die durch eine Frage oder einen<br />
12<br />
Kommentar von Annelies Ketelaars entstand:<br />
verwundert, nachdenklich, getroffen,<br />
gerührt, auch schockiert.<br />
Annelies Ketelaars<br />
<strong>Die</strong> Themen: Selbstbestimmung – Mitbestimmung<br />
– Fremdbestimmung, darauf und<br />
daraus folgend: grenzverletzendes Verhalten.<br />
Einige Schlagwörter aus meiner ganz persönlichen<br />
Sicht:<br />
• Begleitung zu größtmöglicher Autonomie<br />
• Begegnung auf Augenhöhe: Wo<br />
•<br />
brauchst du mich? – Wo brauche ich<br />
dich?<br />
Wenn ich Selbstbestimmung ermöglichen<br />
will, muss ich eine klare Haltung<br />
zeigen, deutlich machen, wo ich was<br />
fordere<br />
• Einen Rahmen schaffen für Wahlmöglichkeiten
• Nach Angemessenheit suchen mit den<br />
Betroffenen<br />
• Zur Selbstbestimmung gehört auch Bildung/Aufklärung<br />
(z.B. bei der Ernährung:<br />
was esse ich und wieviel?)<br />
• Es gibt nicht nur professionelle Distanz,<br />
sondern auch professionelle Nähe<br />
• Grenzverletzung ist immer subjektiv,<br />
jeder verletzt Grenzen<br />
• Grenzen müssen klar gestellt werden<br />
In ihrer Beratungsarbeit hat Annelies Ketelaars<br />
erfahren, dass es 2 Fragen sind, die<br />
für Menschen mit Behinderung von größter<br />
Bedeutung sind:<br />
• Wie finde ich meinen Partner?<br />
• Warum bin ich behindert?<br />
Bei den Eltern ist es die Frage:<br />
• Kann ich mein Kind so akzeptieren, wie<br />
es ist?<br />
Fragen, die nahe gehen und mit denen alle<br />
zu tun haben: Betroffene, Betreuer, Angehörige,<br />
Lehrer, Mitarbeiter in den Einrichtungen.<br />
Am Ende wird klar, was die Grundlage all<br />
dessen ist, was möglich erscheint:<br />
Vielen Dank!<br />
R E S P E K T<br />
Kevin und Nils Dick, Königsmühle<br />
Am 26.05. haben wir, Kevin (22 Jahre) und<br />
Nils (28 Jahre), zusammen mit unserem<br />
Bruder Marvin (26 Jahre) die Pfingsttagung<br />
in der Camphill Schulgemeinschaft Bruckfelden<br />
besucht. Marvin lebt zur Zeit in der<br />
Camphill Lebensgemeinschaft Königsmühle.<br />
Das Thema der Tagung „Wenn ich nicht<br />
mehr will, was du willst“ kam uns zwar interessant<br />
vor, aber wir hatten uns darüber<br />
noch nie wirklich Gedanken gemacht. Warum<br />
auch. Weder überschreitet Marvin solche<br />
Grenzen, noch tun wir das in unserem<br />
Umgang mit Marvin. So dachten wir <strong>zum</strong>indest.<br />
Doch schon das Impulsreferat von Frau<br />
Annelies Ketelaars hat uns aufgezeigt, dass<br />
man sein alltägliches Verhalten viel genauer<br />
hinterfragen muss. Insbesondere die Frage,<br />
wie oft Marvin etwas nicht mehr will und wir<br />
ihn trotzdem dazu drängen hat sich uns<br />
gestellt. Vor allem weil Marvin eine solche<br />
Grenzüberschreitung nicht nachdrücklich<br />
reklamieren kann/will ist uns deutlich geworden,<br />
dass wir im alltäglichen Umgang<br />
viel mehr auf eine Selbstbestimmung Marvin`s<br />
achten müssen.<br />
Nachmittags fanden sich dann kleinere Arbeitsgruppen<br />
zusammen. Wir stießen zur<br />
„Geschwister“-Gruppe. Hier diskutierten wir<br />
das Thema aus einer speziellen Sicht, der<br />
Geschwistersicht. Auch in dieser Gruppe<br />
entstand ein sehr interessantes Gespräch.<br />
Schade war nur, dass insgesamt nur 4 Geschwister<br />
anwesend waren. Geschwister<br />
13
haben ein sehr spezielles Verhältnis zueinander<br />
und es war sehr schön seine Erfahrungen<br />
mit Anderen, welche in einer ähnlichen<br />
Situation sind, zu teilen. Es wäre also<br />
toll, wenn bei den nächsten Terminen mehr<br />
Geschwister teilnehmen würden. Wir würden<br />
uns jedenfalls freuen!<br />
Liebe Leserin , lieber Leser!<br />
Folgende Beiträge über Geschwisterkinder<br />
sind Versuche sich diesem komplexen<br />
Thema zu nähern und wollen keinen Anspruch<br />
auf Wissenschaftlichkeit erheben.<br />
Sie sind geprägt von persönlichem Erleben<br />
und Beobachten und bieten Anregungen zu<br />
Diskussionen. Wir würden uns sehr über<br />
Ihre Zuschriften freuen!<br />
In der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ erschien<br />
<strong>zum</strong> Thema ein Artikel der im Internet unter:<br />
http://www.zeit.de/<strong>2012</strong>/10/Geschwister-<br />
BehinderteI<br />
gelesen werden kann.<br />
14<br />
Über Geschwisterkinder<br />
Ezzat Azizi, Bruckfelden<br />
Seit Jahren beschäftige ich mich mit der<br />
Situation von Familien mit behinderten Kindern.<br />
Für mich ist es nicht leicht darüber zu<br />
schreiben ohne meine eigenen Gefühle<br />
hinein fließen zu lassen. Es wird mir vielleicht<br />
niemals gelingen, objektiv zu bleiben,<br />
da ich selbst Mutter eines behinderten Menschen<br />
bin. Andererseits bin ich Heilpädagogin<br />
und arbeite seit 17 Jahren in einer Einrichtung<br />
für behinderte Menschen. Ich<br />
schreibe über meine Beobachtungen und<br />
Erfahrungen während meiner Arbeit und<br />
von meiner persönlichen Erfahrung mit meinen<br />
Kindern.<br />
Es gibt kein Rezept, wie man als Eltern mit<br />
seinen Kinder umgeht. Auch nicht für die<br />
Eltern mit behinderten Kindern. Kindererziehung<br />
ist nicht einfach. Es hängt von vielen<br />
Faktoren ab, ob man es richtig oder<br />
falsch macht. Entscheidend ist, wie in jeder<br />
Krisensituation im Leben, wie stark wir sind<br />
und wie wir mit den Problemen umgehen.<br />
<strong>Die</strong> Kinder brauchen Sicherheit und Halt, ob<br />
behindert oder nicht.<br />
Sehr früh haben Eltern sich mir anvertraut<br />
und über ihre Sorgen und Probleme gesprochen.<br />
Vielleicht weil ich eine von ihnen<br />
bin. Das Bedürfnis mit jemandem zu reden<br />
war bei den Müttern stärker als bei den Vätern.<br />
Durch meine Arbeit habe ich drei Modelle<br />
des Elternseins kennengelernt:
• In manchen Familien kümmert sich nur<br />
ein Elternteil um das behinderte Kind.<br />
Ob es um Pflege, Aufsicht, Gesundheit<br />
oder Ämtergänge geht, kümmert sich<br />
entweder die Mutter oder der Vater alleine.<br />
Bei dieser Betreuungsperson<br />
dreht sich alles um das behinderte Kind.<br />
Sie vergisst sich selbst und tut alles für<br />
das Kind. Irgendwann ist sie überfordert<br />
und frustriert und fühlt sich von ihrem<br />
Partner/-in alleine gelassen. Der andere<br />
Partner/Partnerin kümmert sich um das<br />
gesunde Kind oder die gesunden Kinder,<br />
und wenn er/sie kann, auch um die<br />
restlichen familiären Angelegenheiten.<br />
Irgendwann gehen ihre Wege auseinander<br />
und jeder fühlt sich alleine. Es gibt<br />
immer einen der Partner (oder beide),<br />
der nicht mit dieser Situation zurechtkommen<br />
kann. Das Paar wird vielleicht<br />
weiter zusammen, aber nicht zufrieden<br />
mit ihrem Leben sein. Manche trennen<br />
sich und versuchen ihren Weg alleine zu<br />
gehen, aber es ist immer noch schwierig,<br />
weil die Verbindung und Konfrontation<br />
bleibt.<br />
• Es gibt auch solche Familien, in denen<br />
sich ein Elternteil um alles kümmern<br />
muss. <strong>Die</strong> enorme Belastung wird irgendwann<br />
so hoch, dass keiner es verkraften<br />
kann.<br />
• <strong>Die</strong> dritte Variante sind die Paare, die<br />
sich beide um das behinderte Kind und<br />
die Restfamilie kümmern und alles zusammen<br />
machen. Sie verstehen die Situationslage<br />
besser und entlasten und<br />
helfen sich gegenseitig.<br />
Mit dieser definierten familiären Konstellationsbeschreibung<br />
will ich sagen, dass alles<br />
eine Wirkung auf die Entwicklung der gesunden<br />
Kinder hat. Wenn die Eltern ganz<br />
normal mit der Behinderung ihres Kindes<br />
umgehen und die Probleme, egal wie groß<br />
sie sind, bewältigen lernen und trotz allem<br />
normal leben, lernen es auch ihre gesunden<br />
Kinder. Alle Kinder brauchen Liebe, Zuneigung,<br />
Sicherheit und Geborgenheit. Wenn<br />
die Eltern alle ihre Kinder gleich behandeln,<br />
werden diese Kinder in der Zukunft selbstbewusst<br />
und glücklich. Das gilt sowohl für<br />
die gesunden als auch für die behinderten<br />
Kinder.<br />
Jedes Kind ist anders. Geliebte Kinder werden<br />
selbstbewusster durch das Leben gehen.<br />
Es gehört <strong>zum</strong> normalen sozialen Verhalten,<br />
dass man über seine Probleme mit jemandem<br />
in der Familie oder im <strong>Freundeskreis</strong><br />
spricht. Was aber passiert, wenn man<br />
erfährt, dass das eigene Kind behindert ist?<br />
Erst ist es ein Schock für die Eltern. Wenn<br />
die Großeltern fit sind und guten Kontakt zu<br />
den Eltern haben, werden sie vorsichtig<br />
informiert, aber mit der Bitte es zunächst<br />
niemandem zu erzählen. Verwandte zweiten<br />
Grades dürfen es noch nicht wissen.<br />
Das Thema ist noch tabu. Wenn schon Geschwisterkinder<br />
in der Familie sind, wird oft<br />
nicht mit ihnen darüber gesprochen. Sie<br />
spüren, dass irgendetwas nicht in Ordnung<br />
ist. <strong>Die</strong> Eltern sind traurig, sie brechen die<br />
Gespräche ab, wenn die Kinder den Raum<br />
betreten. <strong>Die</strong> Gespräche am Telefon mit<br />
15
den Großeltern werden sehr leise geführt.<br />
<strong>Die</strong> Eltern gehen oft mit dem Bruder oder<br />
der Schwester <strong>zum</strong> Arzt.<br />
Wenn das behinderte Kind das erste Kind<br />
ist, kann es schwieriger sein.<br />
Zuerst ist alle Freude um das Kind erst einmal<br />
weg. <strong>Die</strong> Sorgen um das Kind und das<br />
eigene Leben lassen einen nicht in Ruhe.<br />
Wenn man irgendwann noch ein Kind haben<br />
will, kommen erst tausend Gedanken in<br />
den Kopf: Wird das Kind auch behindert<br />
sein? Welche Behinderung könnte es haben?<br />
Wird es schlimmer sein als jetzt? Wie<br />
gehen wir damit um? Oder wird es gesund<br />
sein und wie geht es dann mit der Familiensituation<br />
um? Trotzdem man sich entschieden<br />
hat und die Mutter schwanger ist, stellt<br />
man sich immer wieder diese Fragen. Dann<br />
ist es endlich soweit und das Kind wird geboren.<br />
Es dauert mehr als ein Jahr bis man<br />
die innere Ruhe gefunden hat, wenn sich<br />
das Kind normal entwickelt und alles gut<br />
läuft.<br />
Manche Eltern haben den Mut weitere Kinder<br />
zu bekommen. <strong>Die</strong> nicht behinderten<br />
Geschwister werden von den Eltern extra<br />
behütet, damit ihnen nichts passiert. <strong>Die</strong>se<br />
Kinder dürfen nicht alles tun, was die anderen<br />
Kinder dürfen, z.B. alleine draußen<br />
Fahrradfahren, alleine ins Schwimmbad<br />
gehen, bei Freunden übernachten, an Klassenfahrten<br />
teilnehmen usw.. <strong>Die</strong> Eltern haben<br />
permanent Angst, dass diesen Kindern<br />
auch etwas passieren könnte und sie vielleicht<br />
auch behindert werden. <strong>Die</strong>ses<br />
Angstgefühl begleitet Eltern ihr ganzes Le-<br />
16<br />
ben. Somit werden diese Kinder von Anfang<br />
an von ihren Eltern anders behandelt als<br />
ihre Freunde und das merken die Kinder<br />
selbst auch.<br />
Dazu kommt auch die Reaktion des Umfeldes<br />
auf Behinderung. Manche Freunde haben<br />
Angst und wenig Erfahrung mit Menschen<br />
mit Behinderung und wollen lieber<br />
draußen oder bei sich zuhause mit ihrem<br />
Freund spielen, statt bei dem Freund zuhause.<br />
Manche Kinder machen sich lustig<br />
über die Behinderten, obwohl sie wissen,<br />
dass ihr Spielkamerad eine behinderte<br />
Schwester oder einen behinderten Bruder<br />
hat.<br />
Folgende Geschichte wurde mir erzählt:<br />
„Ich kann mich sehr gut daran erinnern, als<br />
mein älterer Sohn einmal von der Schule<br />
nach Hause kam. Er war in der zweiten<br />
Klasse und hatte einen besten Freund, der<br />
mit ihm in einer Klasse war. Wir wohnten im<br />
selben Haus. <strong>Die</strong> Mutter war Lehrerin. An<br />
diesem Tag hatte ihr Sohn in Gegenwart<br />
anderer Mitschüler zu meinem Sohn gesagt,<br />
dass seine Schwester behindert und eine<br />
Idiotin sei. Mein Sohn ist ausgerastet und<br />
hat ihn gebissen und geschlagen. Erst habe<br />
ich ihn beruhigt und zu ihm gesagt, dass er<br />
niemanden verprügeln oder beißen darf. Er<br />
solle nächstes Mal zu mir kommen oder zur<br />
Klassenlehrerin gehen und hiervon berichten.<br />
Eine halbe Stunde später klingelte es<br />
bei uns an der Tür und die Mutter des<br />
Freundes war da. Sie fing an, uns (meinen<br />
Mann und mir) Vorwürfe zu machen, dass<br />
wir unseren Sohn nicht richtig erzogen hät-
ten und schimpfte mit unserem Sohn laut<br />
und drohte, uns zu verklagen. Mein Mann<br />
versuchte sie die ganze Zeit zu beruhigen,<br />
ohne Erfolg. Am Ende hat mein Mann die<br />
Tür aufgemacht und bat sie unsere Wohnung<br />
zu verlassen und uns zu verklagen,<br />
wenn sie möchte. Das war das Ende unserer<br />
Freundschaft. <strong>Die</strong> beide Kinder haben<br />
nie wieder miteinander gespielt“.<br />
Ich werde jetzt ein paar Beobachtungen und<br />
Erlebnisse von meiner Arbeit mit behinderten<br />
Kindern und ihren Geschwistern schreiben:<br />
Sarah und Nelly,<br />
Sarah und Nelly sind Geschwister. Sarah<br />
hat eine geistige Behinderung. Sie möchte<br />
gerne mit den anderen Kindern spielen,<br />
erreicht aber durch die Behinderung nicht<br />
das Spielniveau der anderen Kinder.<br />
Sarah ist 11 und Nelly 4,5 Jahre. Nelly ist<br />
normal entwickelt. Sie wollte früher nicht mit<br />
ihrer Schwester spielen. Meine Aufgabe als<br />
Spieltherapeutin ist es, Sarah so weit zu<br />
fördern, dass sie ohne Aggressionen mit<br />
ihrer Schwester spielen lernt; auch Nelly soll<br />
ohne Probleme mit Sarah spielen können.<br />
Wenn die beiden Schwestern lernen miteinander<br />
zu spielen, finden und entwickeln sie<br />
auch füreinander Gefühle. Über das Spiel<br />
lernen sie normal miteinander umzugehen.<br />
Zwei Schwestern<br />
Ich betreue ein 11 jähriges Mädchen in einer<br />
deutschen Familie mit zwei Kindern.<br />
Einmal in der Woche gebe ich diesem Mädchen<br />
heilpädagogische Spieltherapie. Am<br />
Donnerstag rief mich der Vater an und sagte,<br />
dass seine Mutter gestorben und sie<br />
mich in ihrem Abschiedsbrief bat, den Kindern<br />
zu sagen, dass ihre Oma gestorben<br />
sei.<br />
Ich habe ein Kinderbuch über dieses Thema<br />
mitgebracht. <strong>Die</strong> kleine Schwester ist viereinhalb<br />
Jahre alt und geht in den Kindergarten.<br />
Ich sagte den beiden Kindern, dass ich<br />
ein Buch vorlesen möchte, und fragte wer<br />
zuhören wolle. <strong>Die</strong> Kleine sagte: „Ich“; ihre<br />
Schwester ist in die Küche gegangen. Ich<br />
las ihr das Buch vor. In der Geschichte ging<br />
es um ein kleines Mädchen und den Tod<br />
ihrer Oma. Am Ende der Geschichte erzählt<br />
das Mädchen, dass ihre Oma in den Himmel<br />
geflogen sei. Als ich mit der Geschichte<br />
fertig war, kam die große Schwester ins<br />
Zimmer und fragte mich, ob sie zur Oma<br />
dürfe. <strong>Die</strong>se Frage stellte sie immer, wenn<br />
sie nach Hause kam. Denn Oma wohnte mit<br />
Opa unten. Ich sagte immer, sie solle ihre<br />
Mutter fragen. <strong>Die</strong>smal sagte ich, dass Oma<br />
nicht mehr da sei. Sie hat es nicht verstanden<br />
(sie ist geistig behindert) und fragte<br />
mich noch einmal. In dem Moment, als ich<br />
nach einer Antwort suchte, sagte die kleinere<br />
Schwester, genau wie es in dem Buch<br />
stand: „<strong>Die</strong> Oma ist tot und im Himmel“. Ich<br />
war sprachlos, stolz auf die Kleine und traurig<br />
zugleich. Ihre Schwester hat noch einmal<br />
gefragt, ob sie zur Oma gehen könne.<br />
Auch habe ich bemerkt, dass die kleine<br />
Schwester viel Rücksicht auf ihre Schwester<br />
17
nimmt und ihr sogar manchmal beim Anziehen<br />
hilft.<br />
Max und Simon,<br />
Max ist 8 Jahre alt und Simon 4,5 Jahre alt.<br />
<strong>Die</strong> beiden sind Geschwister. Max ist Autist,<br />
Simon hat keine Behinderung. Unterwegs<br />
im Auto griff Max plötzlich Simon an und<br />
zog Simon an den Haaren. Er fing an zu<br />
weinen und sagte zu Max „Soll ich dir auch<br />
an den Haaren ziehen damit du weißt, wie<br />
weh es tut, jemanden an den Haaren zu<br />
ziehen?“ Ich war sprachlos und wusste<br />
nicht, was ich sagen sollte. Als wir bei ihnen<br />
zu Hause waren, erzählte ich es der Mutter<br />
und wollte wissen, wie sie bei solchen Situation<br />
selbst reagiert. <strong>Die</strong> Mutter drehte<br />
sich zu Max um und sagte in Gegenwart<br />
von Simon, dass Simon beim nächsten Mal<br />
Max auch an den Haaren ziehen darf. Simon<br />
sagte: „Nein, das mache ich nicht, weil<br />
Max behindert ist, aber ich bin sauer, dass<br />
Max mir weh tut“.<br />
Auf dem Heimweg habe ich über diese erlebte<br />
Situation nachgedacht. Simon ist gerade<br />
4,5 Jahre und obwohl seine Mutter ihm<br />
erlaubt hatte, zurück zu schlagen, hat er für<br />
sich entschieden, dieses nicht zu machen.<br />
Wie hätte er wohl reagiert, wenn der Bruder<br />
nicht behindert wäre? <strong>Die</strong> Kinder lernen von<br />
den Erwachsenen. <strong>Die</strong> gelernten Dinge setzen<br />
sie in die Tat um. Wie kann es aber<br />
sein, dass ein 4,5 jähriges Kind selbst entscheidet,<br />
wie es mit seinem behinderten<br />
Bruder umgeht?<br />
18<br />
Von den Schwierigkeiten, nach einem<br />
Unfall in dem geliebten Bruder denselben<br />
und gleichzeitig einen anderen zu<br />
sehen<br />
Erlebnisbericht von Tomas K.:<br />
Wir sind vier Brüder, treiben alle Sport,<br />
Fußball ist unsere Leidenschaft. Stefan,<br />
unser kleinster ist gleichzeitig der begabteste<br />
und erfolgreichste. Dann passiert das<br />
Unvorstellbare. Auf dem Weg <strong>zum</strong> Training<br />
wird das Auto unseres Bruders von einem<br />
Zug erfasst und hundert Meter mitgeschleift.<br />
Ein Freund, der mit im Auto sitzt, stirbt noch<br />
am Unfallort, Stefan überlebt knapp, aber<br />
mit schweren körperlichen und – wie sich<br />
später herausstellen wird – geistigen Einschränkungen.<br />
Das Beschriebene ist mittlerweile 25 Jahre<br />
her, Stefan sitzt in einem Rollstuhl, Verständigung<br />
ist ihm nur durch kleine, oft unverständliche<br />
Gesten möglich. Wenn ich ihn<br />
ansehe oder auch nur an ihn denke, wird<br />
mir immer wieder deutlich, begriffen habe<br />
ich das Geschehene und die Folgen bis<br />
heute nicht vollständig. Es ist so schwer, in<br />
diesem Anderen den gleichen geliebten<br />
Bruder zu sehen, ebenso, wie diesen Bruder<br />
so anzunehmen und mit ihm umzugehen<br />
wie mit dem erfolgreichen Sportler von<br />
damals, auf den man stolz war. Selbstverständlichkeit<br />
oder so etwas wie Normalität<br />
im Umgang miteinander will sich einfach<br />
nicht einstellen. Emotionalität und Trauer<br />
über das Geschehene übernimmt immer<br />
wieder die Regie.
Ich bin der zweitjüngste und damit Stefan<br />
am nahsten. Vielleicht lag es daran, dass<br />
mir der Umgang mit Stefan nach dem Unfall<br />
noch am leichtesten von uns anderen Dreien<br />
gefallen ist. Vielleicht lag es auch an<br />
meinem rationalen Wesen, das mich<br />
schneller die veränderte Situation begreifen<br />
ließ.<br />
Bei unseren älteren Geschwistern hat die<br />
dargestellte Situation lange Zeit dazu geführt,<br />
dass sie sich von Stefan zurückgezogen<br />
haben, den Kontakt gemieden haben<br />
oder Nähe nicht ertragen konnten. Es fiel<br />
ihnen einfach zu schwer, den Bruder von<br />
damals zu erkennen. Ich habe ihnen oft<br />
ungerechter Weise Ignoranz oder Desinteresse<br />
vorgeworfen. Dass es Schwierigkeiten<br />
waren und sind, mit der eigenen Emotionalität<br />
umzugehen, wird mir erst jetzt so<br />
langsam klarer.<br />
Für diese neu gewonnene Klarheit gibt es<br />
zwei Gründe. Der erste ist der, dass ich<br />
gebeten wurde diesen Aufsatz zu schreiben.<br />
Das ist das erste Mal für mich, dass ich<br />
ernsthaft die Gesamtsituation unserer Familie<br />
in den Blick nehme, und das über meine<br />
eigene Befindlichkeit hinaus.<br />
Der zweite und entscheidende Grund ist<br />
aber, dass nach unserem Vater vor kurzem<br />
auch unsere Mutter gestorben ist. Das hat<br />
alles verändert.<br />
Bis dahin wurde Stefan, bis auf wenige<br />
Ausnahmen, jedes Wochenende aus dem<br />
Heim in dem er gut untergebracht und betreut<br />
wird in unser Elternhaus gebracht. Das<br />
kostete uns Geschwistern keine Mühe, ein<br />
schlechtes Gewissen mussten wir auch<br />
nicht haben, wenn wir Stefan einmal mehrere<br />
Wochen nicht sahen. <strong>Die</strong> familiären<br />
Pflichten wurden ja von den Eltern bzw. der<br />
Mutter übernommen. Ich sah Stefan nur<br />
dann, wenn ich alle paar Wochenenden<br />
gleichzeitig meine Mutter besuchte. Das ist<br />
nun für immer vorbei.<br />
Wir Geschwister sind nun die nächsten Angehörigen,<br />
die Stefan noch hat. Und komischerweise<br />
haben wir alle drei unabhängig<br />
voneinander darüber nachgedacht, wie es<br />
ohne Eltern weitergeht, ohne dass Stefan in<br />
Vergessenheit gerät. Vielleicht ist es Geschwisterliebe,<br />
vielleicht auch Verantwortungsbewusstsein,<br />
wir sind jedenfalls alle<br />
drei unabhängig voneinander zu dem Ergebnis<br />
gekommen, dass wir unser Engagement<br />
Stefan gegenüber steigern müssen.<br />
<strong>Die</strong>ses gegenseitige Versprechen und erste<br />
regelmäßige Besuche bei Stefan zeigen<br />
mir, dass das Verhalten meiner älteren Brüder<br />
eben keine Gleichgültigkeit war, sondern<br />
einfach die Schwierigkeit, mit diesem<br />
Anderen ohne Schmerz zu spüren umzugehen.<br />
Es macht mir aber gleichzeitig Hoffnung,<br />
dass wir es noch schaffen können,<br />
gemeinsam Stefan gegenüber die Rolle<br />
echter Geschwister, und damit auch die<br />
Aufgaben unserer Eltern zu übernehmen.<br />
Vielleicht ist der Umgang irgendwann auch<br />
nicht mehr so schmerzhaft und Normalität<br />
stellt sich dabei ein.<br />
P.S.: Auf eine akademische Betrachtung<br />
darüber, warum unsere Generation zwi-<br />
19
schen 50 und 60 allgemein so große<br />
Schwierigkeiten im Umgang mit Mitmenschen<br />
mit Behinderungen hat, habe ich absichtlich<br />
verzichtet. Natürlich spielen diese<br />
Aspekte (Ausschluss Behinderter aus dem<br />
gesellschaftlichen Leben, anerzogene Werte<br />
aus dem Nationalsozialismus, Kapitalistische<br />
Verwertung des Menschen, …) auch<br />
eine Rolle, darüber gibt es aber hinreichend<br />
Fachliteratur.<br />
Von der regionalen Camphill Tagung, St. Prex<br />
Kann man Staunen lernen?<br />
Ulrike Cornish, Föhrenbühl<br />
Heutzutage wollen alle „cool“ sein, d.h.<br />
schon alles wissen, drüber stehen, eben<br />
nicht staunen. Doch ist es nicht das Staunen,<br />
das uns wachsen, sich entwickeln<br />
lässt? Sich etwas Neuem öffnen, die Seele<br />
öffnen, etwas vom Herzen her wahrnehmen,<br />
nicht vom Kopf. Es gibt Erlebnisse in<br />
der Natur, die von außen kommen, wo man<br />
etwas wahrnimmt, über das man Staunen<br />
kann. Doch auch nach einer intensiven Suche<br />
oder Anstrengung kann die Antwort wie<br />
von außen überraschend auf uns zu kommen.<br />
Was ist der Unterschied zwischen Staunen<br />
und Verwundern? Könnte man sagen: das<br />
Staunen hat mehr das spontane, einschlagende<br />
Erlebnis, während das Verwundern<br />
mehr <strong>zum</strong> inneren Suchen und Fragen<br />
passt und darauf Antwort gibt? Zum Staunen<br />
gehört auch ein Innehalten, aus dem<br />
gewöhnlichen Trott aussteigen, Neues<br />
wahrnehmen, vielleicht einen neuen Weg<br />
20<br />
einschlagen, sich etwas sagen lassen, sich<br />
beeindrucken lassen.<br />
Also, staunen heißt fortschreiten. Wer nicht<br />
staunen kann, kann sich wohl auch nicht<br />
entwickeln. Wie lernen wir also das Staunen?<br />
Das Wahrnehmen von neuen Eindrücken,<br />
die Dinge zu sich sprechen lassen, man<br />
kann es üben!<br />
Ferdinand Hodler (1901): Der Genfer See von<br />
St. Prex aus<br />
Das haben wir versucht in der Regionalen<br />
Camphill Tagung in St. Prex, in der französischen<br />
Schweiz, am Genfer See. Wir sind<br />
dort diesen Fragen nachgegangen durch<br />
Beobachtungsübungen in kleinen Gruppen,<br />
Gesprächen, gemeinsamem künstlerischen<br />
Tun, Wahrnehmen in der Natur, kurzen Vorträgen<br />
usw.<br />
<strong>Die</strong>s war das Eine. Das Andere war die offizielle<br />
Aufnahme eines neuen Platzes in die<br />
Camphill Bewegung: ein Platz in Vietnam,<br />
einem kommunistischen Land, wo Menschen<br />
mit Hilfebedarf noch als unerziehbar
gelten und versteckt werden, wo während<br />
des 30jährigen Vietnamkriegs viel Gift von<br />
Flugzeugen auf das Land gestreut wurde,<br />
dort haben über 20 behinderte Jugendliche<br />
und junge Erwachsene einen Ort gefunden,<br />
wo sie arbeiten, miteinander leben dürfen<br />
und als vollwertige Menschen respektiert<br />
werden: „The Peaceful Bamboo family“ -<br />
„die friedliche Bambus Familie“. Zwei Menschen<br />
von dort sind gekommen und Lissy<br />
Ha Vin, die zusammen mit Tho Ha Vin diesen<br />
Platz über Jahre hinweg begründet und<br />
begleitet haben, sie waren früher Mitarbeiter<br />
in St. Prex. <strong>Die</strong> beiden Vietnamesen haben<br />
für uns ein vietnamesisches Mahl zubereitet<br />
und wurden dann offiziell in die Camphill<br />
Gemeinschaft aufgenommen. Warum sie<br />
Camphill werden wollen? Etwas strahlt wohl<br />
davon aus, sie wollen Freunde, Menschlichkeit,<br />
Brüderlichkeit.....<br />
Camphill ist alt geworden, 73 Jahre alt, ein<br />
Menschenleben, und hier ist ein ganz junger<br />
Spross, auf der anderen Seite der Erde, der<br />
auf dieses Camphill hinschaut und etwas<br />
lernen will. Was wird sich daraus entwickeln?<br />
<strong>Die</strong> äußeren Formen werden sehr<br />
anders sein, doch vielleicht liegen in den<br />
ursprünglichen Idealen und Quellen, aus<br />
denen Camphill einst hervorging, immer<br />
noch Inspirationen, die heute noch Menschen<br />
befeuern, bis weit in die Zukunft hinein.<br />
Wie finden wir diese Quellen heute<br />
wieder? Um zu den Quellen zu gelangen,<br />
muss man gegen den Strom schwimmen.<br />
Auch dies war eine Erkenntnis dieser kleinen,<br />
jedoch sehr warmherzigen und fröhlich<br />
lockeren Tagung in St. Prex.<br />
JUBILÄUMS FESTLICHKEITEN<br />
Der Hausenhof feierte sein 25jähriges,Alt-<br />
Schönow und Sellen ihr 20jähriges Bestehen.<br />
Mit den nachfolgenden Beiträgen wollen<br />
wir Sie teilhaben lassen an diesen Festlichkeiten.<br />
Aus der Schreibwerkstatt:<br />
eimat<br />
rbeit<br />
nabhängigkeit<br />
aal - Novalis<br />
urythmie<br />
ürnberg Freunde nah<br />
alle - Pferde<br />
pferfeier<br />
reunde<br />
21
Zum 25-jährigen Hausenhof-Jubiläum<br />
Helga und Jürgen Starke<br />
Liebe Hausenhofgemeinde und alle diejenigen,<br />
die sich mit dem Hausenhof verbunden<br />
fühlen.<br />
Wir feiern heuer das 25-jährige Bestehen<br />
des Hausenhofes. Damit ist sicher bei uns<br />
allen eine außerordentlich großer Freude<br />
und Zufriedenheit über die bisherige erfolgreiche<br />
Entwicklung des Hausenhofes verbunden.<br />
Wir, als so genanntes Gründungselternpaar,<br />
wurden mit allen anderen Gründungseltern<br />
bereits bei der zurückliegenden<br />
20-Jahrfeier des Hausenhof-Bestehens für<br />
unser Engagement seit den Anfangsjahren<br />
ausgiebig gefeiert und geehrt. Wir haben<br />
uns darüber auch sehr gefreut. Als Elternpaar<br />
des Hausenhof-Bewohners Lutz empfinden<br />
wir aber jetzt, anlässlich des 25jährigen<br />
Bestehens des Hausenhofs ein<br />
echtes Bedürfnis, auch einmal ausdrücklich<br />
auf die großen Verdienste derjenigen hinzuweisen,<br />
die ebenso maßgebend an dieser<br />
Erfolgsgeschichte mitgewirkt haben.<br />
Gemeint sind alle Hausenhofmitarbeiter,<br />
insbesondere die heutigen “Haus-Verantwortlichen“<br />
bzw. vormaligen Hauseltern.<br />
Ihre liebevolle und aufopfernde Tätigkeit bei<br />
der Betreuung der Dörfler (der jetzigen<br />
“Bewohner“) in all den Jahren war sicher ein<br />
ganz wesentlicher Beitrag für die großartige<br />
Entwicklung des Hausenhofs. Wir konnten<br />
von Beginn an sämtliche Perioden beim<br />
Auf- und Ausbau der Dorfgemeinschaft miterleben<br />
und können deshalb allen beteiligten<br />
Mitarbeitern für ihren Einsatz bei der<br />
22<br />
Bewältigung der vielfältigen Aufgaben nur<br />
ein großes Lob aussprechen.<br />
In der Zwischenzeit hat sich der Hausenhof<br />
von einem ursprünglichen Hausenhof-Ein-<br />
Familien-Betrieb zu einem Hausenhof-Dorf<br />
mit bereits über 100 Bewohnern und Mitarbeitern<br />
entwickelt. Auch hier finden wir es<br />
besonders erwähnens- und lobenswert, mit<br />
welcher Professionalität, sowohl bei der<br />
Anpassung von Organisation und Verwaltung,<br />
als auch bei der Planung und Ausführung<br />
der Erweiterungen beim Dorfaufbau<br />
bis in unsere heutige Zeit vorgegangen<br />
wurde. Deshalb an dieser Stelle nochmals<br />
ausdrücklich unseren herzlichen Dank an<br />
sämtliche Mitarbeiter verbunden mit dem<br />
Wunsch für uns alle, dass diese segensreiche<br />
Entwicklung auch in Zukunft weiter so<br />
anhält.
Johanni<br />
Ralf Hatz, Hausenhof<br />
„Zum Glück ist es am Hausenhof heute anders,<br />
als es früher war!“<br />
und<br />
„Ja früher, da war die Welt am Hausenhof<br />
noch in Ordnung!“<br />
Ich habe beide Aussagen oft gehört.<br />
Von anderen.<br />
Und ich kenne beides selbst.<br />
Von mir.<br />
Das Früher habe ich durchlebt.<br />
Und im Heute lebe ich gerade.<br />
Ich kenne beides!<br />
Und die Geschichte, die Stephan Iglisch uns<br />
zu unserer 25-Jahr-Feier mitbrachte, machte<br />
mich betroffen:<br />
Ein Reisender, der sich einer großen Stadt<br />
näherte, fragte eine Frau, die am Wegesrand<br />
saß: „Wie sind die Menschen in dieser<br />
Stadt?“ <strong>Die</strong> Frau am Wegesrand fragte zurück:<br />
„Wie waren die Menschen in der<br />
Stadt, aus der du gekommen bist?“<br />
„Schrecklich!“, antwortete der Reisende.<br />
„Gemein, unzuverlässig und in jeder Hinsicht<br />
verabscheuungswürdig“. „Ah“, sagte<br />
die Frau, „du wirst feststellen, dass sie in<br />
dieser Stadt nicht anders sind.“<br />
Kaum war der Reisende weiter gezogen, da<br />
kam ein anderer und erkundigte sich ebenfalls<br />
nach den Menschen in der Stadt, die<br />
vor ihm lag. Auch ihn fragte die Alte, wie die<br />
Leute in dem Ort waren, den er verlassen<br />
hatte. „Es waren nette Menschen; ehrlich,<br />
fleißig und überaus großzügig. Es tat mir<br />
leid, sie verlassen zu müssen“, erklärte der<br />
zweite Reisende. <strong>Die</strong> weise Frau erwiderte:<br />
„Du wirst feststellen, dass sie in dieser Stadt<br />
nicht anders sind“.<br />
Stephan Iglisch erzählte uns die Geschichte<br />
am 24. Juni.<br />
Johanni.<br />
„Ändert euren Sinn!“ mahnt uns der Täufer.<br />
Ich erlebe: <strong>Die</strong> Geschichte ist wahr.<br />
Ich erlebe aber auch: Mein innerer Alltag ist<br />
anders.<br />
Ich müsste mich mir selbst stellen.<br />
Ich müsste mich überwinden – mich selbst.<br />
Ich könnte dann den Blick wenden.<br />
Und mich erkennen im Anderen.<br />
<strong>Die</strong> flüchtige Erbauung am Festtag reicht<br />
nicht.<br />
Vielleicht aber entsteht eine Frage.<br />
23
20 Jahre Camphill Alt-Schönow<br />
Ausschnitte vom Festakt am 11.Mai <strong>2012</strong><br />
Maximilian Baron, Alt-Schönow<br />
Das Land der Ideen<br />
Hier bin ich zu Haus, werfe keinen raus,<br />
keine Maus.<br />
Wir, so wie sie, können hier zu Hause sein<br />
Hier ist keiner allein.<br />
Der Name ist bekannt: Alt-Schönow,<br />
hier Leben heißt einfach: oho.<br />
<strong>Die</strong> Leute meinen hier bist du richtig,<br />
Ja, hier atmen heißt wichtig<br />
Alt-Schönow, hier kann ich Gedichte sammeln,<br />
in aller Ruhe, das sind die besten<br />
doch bei schlechten muss ich mich setzen.<br />
Hier gibt es kein Haufen auf dem Boden<br />
<strong>Die</strong> Menschen da sind zu loben<br />
Es gibt selten ein Kind das weint,<br />
und wenn dann nur weil die Sonne nicht<br />
scheint<br />
Maximilian Baron<br />
24<br />
Festrede<br />
Dr. Christian Bruhn, Alt-Schönow<br />
Liebe Gäste, liebe Mitarbeiter und Bewohner<br />
von Alt-Schönow.<br />
Frau Schwalbe-Riel hat Ihnen die Entwicklung<br />
von Alt Schönow in den letzten 20 Jahren<br />
geschildert. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.<br />
Ich denke aber, ein Tag wie heute<br />
sollte Anlass sein, einmal über die Grundlagen<br />
unserer Arbeit nachzudenken.<br />
Es war das Jahr 1936. Ein deutscher jüdischer<br />
Arzt, Dr. Karl König, hatte sich gemeinsam<br />
mit einigen jungen Studenten mit<br />
der anthroposophischen Menschenkunde<br />
Rudolf Steiners beschäftigt. Im Pilgrimsheim<br />
in Schlesien begründete er mit seiner Frau<br />
Mathilde eine Initiative mit dem Ziel, in der<br />
Gemeinschaft zwischen gesunden und behinderten<br />
Kindern und Erwachsenen eine<br />
neue therapeutische Lebensform zu entwickeln.<br />
Das Zusammentreffen mit dieser Frau war<br />
ein großer Segen. Tilla König stammte aus<br />
einer tiefgläubigen Familie, die in der Brüdergemeinde<br />
fest verankert war. Sie bejahte<br />
seine Lebensplanung voll.<br />
1936, drei Jahre nach der Machtübernahme<br />
Hitlers, sahen die Meisten schon die Gefährdung<br />
von jüdischen und behinderten<br />
Menschen voraus. So ging das Ehepaar<br />
König dann nach Wien. Aber schon 1938<br />
marschierte die Wehrmacht in Österreich<br />
ein und wurde dort jubelnd begrüßt. So<br />
nutzte die Familie Kontakte nach London
und ging im gleichen Jahre dorthin, gemeinsam<br />
mit einer kleinen Gruppe von Studenten.<br />
In Schottland, nahe Aberdeen, bot sich eine<br />
Zuflucht mit dem Namen Camphill. Unter<br />
den schwierigsten Umständen, im Kriege,<br />
entwickelten die Königs mit einigen weiteren<br />
jüdischen Flüchtlingen dann mehrere Lebensgemeinschaften.<br />
Heute gibt es 30 Einrichtungen<br />
alleine in Schottland und England<br />
und inzwischen auch in vielen anderen<br />
Ländern.<br />
Für mich ist das eine wunderbare Fügung.<br />
Eine Flucht, eine bösartige rassistische Verfolgung,<br />
wird <strong>zum</strong> Segen für viele Menschen!<br />
Trotz allem Schrecklichen, was in Deutschland<br />
geschehen war, kam Karl König schon<br />
1948 <strong>zum</strong> ersten Mal wieder nach Deutschland,<br />
nach Stuttgart. Er war erschüttert von<br />
den Zerstörungen, die er dort sah. Ab 1950<br />
knüpfte er Kontakte am Bodensee und gab<br />
Anregungen, und so entstanden dort mehrere<br />
Einrichtungen, die wir heute als Föhrenbühl,<br />
Hermannsberg und Brachenreuthe<br />
kennen. Dort ist das Zentrum der Camphill-<br />
Bewegung in Deutschland, von dem später<br />
viele weitere Impulse ausgegangen sind.<br />
Und noch etwas sehr wichtiges tat Dr. König:<br />
Er regte die Gründung eines Eltern- und<br />
<strong>Freundeskreis</strong>es an, der dann 1965 als<br />
„<strong>Freundeskreis</strong> Camphill“ entstand. Seine<br />
Gedanken waren:<br />
„Unsere Kinder sind nicht nur da, dass wir<br />
Ihnen helfen, sondern auch, dass uns durch<br />
sie geholfen wird. Es ist ein gegenseitiges<br />
Geben und Nehmen, eine Kraft kann daraus<br />
entstehen, die heute so selten geworden ist:<br />
Vertrauen in den anderen Menschen, Vertrauen<br />
in die göttliche Welt“.<br />
Es gibt aber noch viele andere Schicksale,<br />
die für unsere Bewegung von Bedeutung<br />
sind. Da sind zunächst die Eltern, die nach<br />
einer Zeit von neun Monaten erleben müssen,<br />
dass das Neugeborene nicht so ist wie<br />
andere Kinder. Oft ist es ja gar kein genetischer<br />
Fehler: Eine Verzögerung bei der<br />
Geburt, Sauerstoffmangel für kurze Zeit,<br />
das genügt, um eine dauerhafte Schädigung<br />
hervorzurufen.<br />
Wird unser Kind am Leben bleiben? Wie<br />
wird es sich entwickeln? Wieweit ist eine<br />
Förderung möglich, bleibt es ewig auf Hilfe<br />
angewiesen? Kann es vielleicht doch eine<br />
gewisse Selbständigkeit erlangen? Und was<br />
soll später werden, wenn es erwachsen<br />
wird? Nur wer das selber erlebt hat, kann<br />
sich in die Empfindungen der Eltern hineinfühlen.<br />
Alle diese Fragen quälen die Eltern. Und da<br />
ist es ein Segen, wenn sie nicht erstarren,<br />
sondern die Kraft finden, gemeinsam mit<br />
anderen Eltern aktiv zu werden. Und diese<br />
Gemeinsamkeit hat auch für die Gründung<br />
von Alt-Schönow eine wichtige Rolle gespielt.<br />
Wir haben schon gehört, dass die Berliner<br />
Eltern, deren Kinder im Thomas-Haus in<br />
Dahlem die Schule besucht hatten, danach<br />
in Berlin keine geeignete Einrichtung für<br />
25
junge Erwachsene finden konnten. So entstand<br />
1985 ein Initiativkreis zur Gründung<br />
einer Lebensgemeinschaft in der Trägerschaft<br />
des Thomas-Hauses. Er erreichte,<br />
gemeinsam mit dem Ehepaar Steinke vom<br />
Thomas-Haus, schon 1988 eine Förderzusage<br />
des Senates und 1989 eine Zusage<br />
der Stiftung Deutsche Klassenlotterie.<br />
Auch 1989 war uns das Glück wieder hold.<br />
Noch vor dem Fall der Mauer gelang der<br />
Kauf des Grundstücks, das damals am äußersten<br />
Rand von Westberlin lag. Zwei Jahre<br />
später wäre es wohl unbezahlbar geworden.<br />
Und wieder spielte ein schweres<br />
Schicksal eine Rolle.<br />
Eine Dame, die viele Jahre ein großes Unternehmen<br />
geleitet hatte, gehörte nicht zu<br />
denen, die mit einer teuren Yacht in der<br />
Karibik kreuzen. Sie wollte ihren Wohlstand<br />
sinnvoll einsetzen. Ihre Schwester, die eine<br />
schwerbehinderte Tochter hatte, starb an<br />
Krebs. So kam der wohltätige Wunsch zusammen<br />
mit der Notwendigkeit, die Nichte<br />
zu versorgen, und der Kauf des Grundstücks<br />
konnte durch eine großzügige Spende<br />
mitfinanziert werden.<br />
Zunächst herrschte noch Chaos auf dem<br />
Grundstück. Es wurde von den Eltern entrümpelt,<br />
und das einzige halbwegs bewohnbare<br />
„ Weiße Haus“ wurde notdürftig<br />
hergerichtet. Es war ein großes Glück, dass<br />
das Ehepaar Krück bereit war, vom Hermannsberg<br />
nach Berlin zu kommen und<br />
trotz primitiver Verhältnisse mit der Arbeit zu<br />
beginnen. Noch nicht einmal die Bezahlung<br />
26<br />
war geregelt, Spenden der Eltern mussten<br />
aushelfen.<br />
Wunder sind nicht planbar, und es wäre<br />
eines gewesen, wenn nun alles glatt gelaufen<br />
wäre. So war es aber nicht. Es kam zu<br />
heftigen Spannungen zwischen dem Thomas-Haus<br />
und der Elternschaft, die fast die<br />
Stornierung der Baugenehmigung und die<br />
Rücknahme der Finanzierungszusagen zur<br />
Folge hatten.<br />
Zu diesem Zeitpunkt gab es noch so eine<br />
seltsame Fügung: Ich hatte keine Ahnung<br />
von Alt-Schönow. Aber mein ältester Sohn,<br />
15 Jahre lang bei Camphill in Schottland<br />
tätig, rief mich an und fragte, ob ich mich<br />
nicht als Schlichter zur Verfügung stellen<br />
könnte, es gäbe da große Probleme. Dann<br />
lernte ich das Ehepaar Krück und das Ehepaar<br />
Lange kennen, und gemeinsam mit<br />
Frau Goos und Herrn Krück trat ich ein in<br />
den Thomas-Haus Verein.<br />
Mit Hilfe einer Delegation von Camphill am<br />
Bodensee gelang es uns schließlich, zwar<br />
leider keine Versöhnung, aber doch eine<br />
sachgerechte Trennung der beiden Parteien<br />
zu bewirken.<br />
<strong>Die</strong> nächsten Jahre waren gefüllt mit Bauplanung,<br />
kleinen und großen Pannen und<br />
viel Arbeit für alle, die Eltern, den Vereinsvorstand,<br />
den Bauausschuss und die Familien<br />
Krück und Goos, die allmählich weitere<br />
Mitarbeiter gewannen. Das haben Sie alles<br />
schon gehört.<br />
Schon bald danach begann die Planung für<br />
die Erweiterung, Alt-Schönow 3. <strong>Die</strong>se
wichtige Periode hat Frau Riel Ihnen schon<br />
geschildert.<br />
Ich möchte aber hier daran erinnern, dass<br />
wir außer den geschilderten glücklichen<br />
Fügungen auch noch viele Schutzengel<br />
außerhalb von Alt-Schönow hatten. Frau<br />
Riel hat diese, soweit sie hier anwesend<br />
sind, auch schon begrüßt. Ich kann sagen,<br />
dass alle Behörden, mit denen wir zu tun<br />
hatten, Verständnis für unsere Arbeit zeigten.<br />
Wenn Sie darüber hinaus in den Vorraum<br />
gehen, sehen Sie eine Tafel mit den Namen<br />
aller Stiftungen, die uns geholfen haben.<br />
Viele Eltern und Vereinsmitglieder haben<br />
sich um diese Kontakte bemüht.<br />
Ich habe versucht darzulegen, wie viele<br />
nicht planbare Entwicklungen im Laufe der<br />
Zeit ineinander gegriffen haben, von einer<br />
unsichtbaren Hand geleitet, um das heutige<br />
Ergebnis möglich zu machen. Aber darüber<br />
möchte ich die vielen sichtbaren Hände<br />
nicht vergessen.<br />
Ich danke deshalb hier auch allen, die diese<br />
Einrichtung aufgebaut haben und tatkräftig<br />
weiterführen. Den Mitarbeitern, der Heimleitung,<br />
den Architekten und dem Vorstand, an<br />
der Spitze Frau Schwalbe-Riel .<br />
Aus der Not des Dritten Reiches, aus manchem<br />
schweren persönlichen Schicksal und<br />
aus der fleißigen Arbeit vieler Menschen ist<br />
eine nicht nur nützliche, sondern auch<br />
schöne Einrichtung entstanden, die den<br />
vielen Betreuten eine dauerhafte Heimat<br />
gibt.<br />
Ich möchte schließen mit einem Wort von<br />
<strong>Die</strong>trich Bonhoeffer.<br />
„Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus<br />
dem Bösesten, Gutes entstehen lassen<br />
kann und will. Dafür braucht er Menschen,<br />
die sich alle Dinge <strong>zum</strong> Besten dienen lassen.“<br />
Ich wünsche unserem Alt-Schönow viel<br />
Glück und viel Segen und eine gute Zukunft.<br />
Danke für die Tiere, die ich seh'<br />
Danke, dass ich auf Beinen steh'<br />
Danke für jedes Wort.<br />
Danke, doch jetzt muss ich fort.<br />
Maximilian Baron<br />
20 Jahre Camphill<br />
Dorfgemeinschaft Sellen<br />
1992 bis <strong>2012</strong><br />
Reinhard Berger, Sellen<br />
Groß ist die Freude darüber, dass unsere<br />
Gemeinschaft nun seit über 20 Jahren zu<br />
einem festen Bestandteil unserer Kleinstadt<br />
Burgsteinfurt geworden ist. Im September<br />
1991 zogen Lieselotte und Friedemann<br />
Liebeck, langjährige Mitarbeiter vom Lehenhof,<br />
nach Sellen, um die Dorfgemeinschaft<br />
aufzubauen. Am 1. Februar 1992 erhielten<br />
wir die offizielle Genehmigung, den Heimbetrieb<br />
zu eröffnen. Mit Hannelore Gurth und<br />
den inzwischen verstorbenen Sigurd Breuer<br />
und Werner Jacobs zogen damals auch drei<br />
27
„erfahrene“ Dörfler als Mitgründer vom Lehenhof<br />
ins Münsterland.<br />
Nach anfänglichen Widerständen und<br />
Schwierigkeiten unsere Dorfgemeinschaft<br />
gründen zu können, sind wir inzwischen gut<br />
integriert und wertgeschätzt im städtischen<br />
Leben und in unserer direkten Nachbarschaft.<br />
Unser 20jähriges Bestehen haben<br />
wir mit einem „Tag der offenen Tür“ und<br />
einem sehr gelungenen und gut besuchten<br />
„Sommermarkt“ gefeiert. Zu unserer Überraschung<br />
kamen zu diesem Fest viele<br />
Menschen aus dem weiteren Umkreis, die<br />
nicht direkt mit unserem Camphill verbunden<br />
sind und zeigten reges Interesse an<br />
unserer Einrichtung. Gute Gespräche, fröhliches<br />
Miteinander und viele positive Rückmeldungen<br />
haben uns im Jetzt bestärkt und<br />
für die weitere Zukunft Mut gemacht.<br />
Kutschfahrt zwischen Hof und Werkstatt mit<br />
unserem Hausmeister Norbert<br />
Dass wir inzwischen zu einer positiv beachteten<br />
Einrichtung geworden sind, zeigt sich<br />
auch daran, dass sich immer wieder Besuchergruppen<br />
melden aus dem nahen und<br />
28<br />
weiteren Umfeld, um unser Leben und Arbeiten<br />
am Ort näher kennenzulernen. <strong>Die</strong>se<br />
Begegnungen pflegen wir gern, können wir<br />
doch auch dadurch unser besonderes Anliegen<br />
weitergeben, neue Interessen und<br />
Einblicke gewähren und nicht zuletzt dauerhafte<br />
Beziehungen knüpfen. <strong>Die</strong>ses allgemeine<br />
Wohlwollen, ein fruchtbarer, regelmäßiger<br />
fachlicher Austausch mit den anderen<br />
Einrichtungen in unserem Kreis und das<br />
selbstverständliche Miteinander im städtischen<br />
Leben, ist eine besonders hervorzuhebende<br />
Entwicklung. Wer hätte dies vor 20<br />
Jahren voraussehen können…<br />
Inzwischen gehören zu unserer Gemeinschaft<br />
sechzig Bewohner in acht Häusern<br />
des stationären Wohnens, an unterschiedlichen<br />
Standorten. Darüber hinaus gibt es<br />
verschiedene Wohnformen im Rahmen des<br />
ambulant betreuten Wohnens für 9 Bewohner,<br />
das seit fünf Jahren hier in Sellen angeboten<br />
wird. Unser Konzept des „Miteinander<br />
Lebens und Arbeitens“ hat sich im<br />
Laufe der zwanzig Jahre nicht grundständig<br />
verändert, auch wenn es mehr und mehr<br />
Mitarbeiter gibt, die nicht mehr vor Ort leben,<br />
so konnten wir den Gedanken einer<br />
inklusiven Gemeinschaft bis heute fortschreiben.<br />
Es leben hier, neben den betreuten<br />
Bewohnern, auch etwa zwanzig Mitarbeiter<br />
mit ihren Kindern, Auszubildende und<br />
Praktikanten aus aller Welt zusammen.<br />
In allen Bereichen unseres Gemeinschaftslebens<br />
wurde die Notwendigkeit eines<br />
Wandels erkennbar, wollten wir unseren<br />
Leitgedanken und unseren konzeptionellen
Boden in die Zukunft tragen. Den Anforderungen<br />
und Bedürfnissen der heutigen Zeit<br />
musste Rechnung getragen werden, ohne<br />
dass wir unsere Grundwerte dabei aus den<br />
Augen verlieren. Im Rahmen von professioneller<br />
Weiterbildung, Qualitätssicherung,<br />
Dokumentation, Arbeitszeit, Gehaltsfragen<br />
usw. und nicht zuletzt für auftretende Fragestellungen<br />
zur Selbstverwaltung mussten<br />
Konzepte entwickelt werden, die den neuen<br />
Bedingungen und Ansprüchen gerecht werden.<br />
Der Prozess, auf diese Fragen eine<br />
angemessene Antwort zu finden, ist noch<br />
nicht abgeschlossen, in vielen Bereichen<br />
sind wir aber auf einem guten Weg.<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung unserer Werkstätten hat<br />
sich in der Vergangenheit weiter fortgeschrieben.<br />
Seit 1996 haben wir eine anerkannte<br />
WfbM in Kooperation mit den Werkstätten<br />
Gottessegen vom Christopherus-<br />
Haus Dortmund. Wir bieten unseren Dörflern<br />
inzwischen ein breites Spektrum an<br />
unterschiedlichen Tätigkeiten. Ihren individuellen<br />
Begabungen entsprechend, kann<br />
ausgewählt werden zwischen Halb- oder<br />
Ganztagstätigkeit in einer Arbeitsgruppe,<br />
Freiluft- oder Innenarbeit, einfachen bis<br />
komplexen Aufgaben, feinmotorischen bis<br />
grobmotorischen Handgriffen. <strong>Die</strong> Produktion<br />
ist weiterhin am Handwerk orientiert und<br />
ganzheitlich ausgerichtet. Wir sind weiterhin<br />
bemüht die Gruppengrößen in den Werkstätten<br />
überschaubar zu halten, um unserem<br />
Anspruch an individueller Begleitung<br />
und Förderung möglichst gerecht zu werden.<br />
So kann von jedem begleiteten Mitarbeiter<br />
auch der kleinste Handgriff als sinn-<br />
voller und notwendiger Beitrag <strong>zum</strong> Endprodukt<br />
erlebt werden. Auf dem Hofgelände<br />
in Sellen wurden Arbeitsplätze geschaffen<br />
in Gärtnerei, Landwirtschaft und Landschaftspflege<br />
sowie in der Zentralküche und<br />
Hauswirtschaft. Im Werkstattgebäude gibt<br />
es weitere Arbeitsmöglichkeiten in der Kerzenzieherei,<br />
in der Textilwerkstatt und in der<br />
Bäckerei. Im Werkstattladen und Café in der<br />
Innenstadt von Burgsteinfurt wird beim Verkauf<br />
und der Bedienung mitgearbeitet.<br />
Bis hierhin sind wir gekommen. Aus einem<br />
Beginn vor 20 Jahren auf zwei Resthöfen<br />
hat sich eine Gemeinschaft gebildet, die<br />
den Ursprungsgedanken weiter in die Zukunft<br />
trägt unter zeitgemäßen Bedingungen.<br />
Wir sind täglich darum bemüht den professionellen<br />
Herausforderungen gerecht zu<br />
werden und die immer weiter wachsenden<br />
Erfordernisse mutig und zuversichtlich zu<br />
ergreifen. <strong>Die</strong> Pflege unseres Leitgedankens<br />
und die alltägliche Begegnung mit unseren<br />
besonderen Menschen bleibt unser<br />
Kraftquell. <strong>Die</strong> Arbeit mit und am seelenpflegebedürftigen<br />
Menschen bleibt uns eine<br />
Herzensangelegenheit.<br />
All denen ist zu danken, die am Entstehen<br />
und Fortbestand unserer Gemeinschaft mitgewirkt<br />
haben, Eltern, Mitarbeiter, Freunde,<br />
Nachbarn. Ohne den aufopfernden Einsatz<br />
einiger weniger initiativer Menschen und<br />
derer Vertrauen in das was werden soll,<br />
wäre unsere Einrichtung nicht entstanden.<br />
Ihnen allen gilt ein tiefer Dank.<br />
In diesem Jahr wurde auch unsere langjährige<br />
Werkstattleitung Dr. Margitta Ogundare<br />
29
in den wohlverdienten Ruhestand entlassen.<br />
Mit einer festlichen Dorfversammlung<br />
wurde ihr ein kleiner Dank zuteil für ihre<br />
Treue und große Einsatzbereitschaft für<br />
unsere Lebens- und Arbeitsgemeinschaft.<br />
Wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft<br />
unserer Gemeinschaft.<br />
Aus dem Südkurier, 25.6.<strong>2012</strong><br />
Todesstille<br />
über einem Ort <strong>zum</strong> Leben<br />
Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages<br />
von Hanspeter Walter (Text und Foto)<br />
„Orte <strong>zum</strong> Leben“ war im Mai der Titel einer<br />
Tagung von Pädagogen an der Camphill-<br />
Schulgemeinschaft Brachenreuthe in Überlingen.<br />
Denn Brachenreuthe ist ein ganz<br />
besonderer Ort <strong>zum</strong> Leben – für Kinder mit<br />
Behinderungen und seelischen Beeinträchtigungen.<br />
Vor zehn Jahren war dieser geschützte<br />
Raum in idyllischer Umgebung<br />
über dem Bodensee dem Tode plötzlich<br />
ganz nah. Nach der Kollision am Nachthimmel<br />
gingen das baschkirische Flugzeug<br />
und dessen Trümmer unmittelbar neben der<br />
Schule nieder, die nur knapp einer noch<br />
größeren Katastrophe entging.<br />
Zu der Zeit saßen einige Mitarbeiter noch<br />
draußen auf der „Ostwiese“ und feierten<br />
einen Geburtstag, als es hoch über ihnen<br />
knallte. Einige Minuten später schlugen Leichen<br />
und Trümmerteile in der Umgebung<br />
auf. Jetzt steht an dieser Stelle ein Holzkreuz<br />
mit dem Tagebucheintrag der 14jährigen<br />
Soja Fedotova aus Ufa, der um die<br />
Welt ging.<br />
30<br />
„Ich fiel von der Mondsichel,<br />
von deren schmalen Zipfel.<br />
Dann flog ich furchtbar lange –<br />
und erreichte den Himmel.“<br />
Sie wäre heute 24 Jahre alt.<br />
„Es herrschte wirklich Totenstille“, erinnert<br />
sich Christoph Boes vom Vorstand der<br />
Camphill-Schulgemeinschaft, der die dramatischen<br />
Bilder als einer der ersten sah,<br />
noch bevor die Maschinerie von Polizei und<br />
Feuerwehr, DRK und THW angesprungen<br />
war. Doch was sich dann in den nächsten<br />
Stunden und Tagen abspielte, blieb genauso<br />
haften. <strong>Die</strong> kommenden Nächte wurden<br />
<strong>zum</strong> Tag und der „nervtötende Lärm von<br />
Hubschraubern und Düsenjets“ habe sich<br />
tief eingeprägt. Boes' Tochter Maren denkt<br />
heute noch als erstes an den Absturz, wenn<br />
sie einen Helikopter brummen hört. <strong>Die</strong> Kinder<br />
von damals sind nicht mehr da, auch<br />
viele Mitarbeiter nicht mehr, die das Geschehen<br />
miterlebten.<br />
Brachenreuthe ist ein besonderer Ort für die<br />
Angehörigen geworden. „Da bin ich meinem<br />
Kind ganz nahe“, beschreibt Heimleiter Bruno<br />
Wegmüller die Gefühle vieler Mütter und<br />
Väter. Offizielle Delegationen, wie zuletzt<br />
der stellvertretende Bildungsminister Vladimir<br />
Aristarchov und der Direktor des baschkirischen<br />
Unesco-Komitees, Ulfat Jamagusin,<br />
waren zu Gast. Schon gute Bekannte<br />
sind Sulfat Chammatov vom Verein der Angehörigen<br />
und Venera Farganova, die mit<br />
Pädagogik-Studenten aus Ufa regelmäßig<br />
an den Bodensee kommt. „Der 1. Juli ist bei
mir im Kalender immer blockiert“, sagt Bruno<br />
Wegmüller.<br />
Camphill Heimleiter Bruno Wegmüller (links) und<br />
Vorstandsmitglied Christoph Boes an einem<br />
Gedenkkreuz der Schule, wo Mitarbeiter am<br />
1.Juli 2002 Geburtstag feierten<br />
Einige ganz konkrete Dinge beschäftigen<br />
Christoph Boes bis heute. Dazu gehört<br />
auch, dass ein ganzer Bus von Skyguide-<br />
Mitarbeitern mit einem Geistlichen wenige<br />
Tage später unter strengster Geheimhaltung<br />
zur Absturzstelle kam. Niemand sollte<br />
dieses ehrliche Bedürfnis nach Mitgefühl als<br />
Übernahme von Verantwortung oder gar<br />
Schuldeingeständnis werten können, sagt<br />
Boes: „Das hätte vor Gericht gegen Skyguide<br />
verwendet werden können.“ Dass es vor<br />
dem Hintergrund verzweifelter Menschen<br />
derlei Zwänge von außen geben kann, ist<br />
für Boes unbegreiflich. Viele hätten den<br />
Angehörigen sehr gerne ihr Mitgefühl ausgedrückt<br />
und sich entschuldigt“, sagt Bruno<br />
Wegmüller: „Doch sie durften es nicht.“<br />
Neubau auf dem Lichthof<br />
der Camphill Dorfgemeinschaft<br />
Hermannsberg<br />
Karin Kwiek, Martin Henrich, Hermannsberg<br />
Am 25. Mai war es endlich soweit! Nach<br />
einjähriger Bauzeit konnte der Glockenchor<br />
die Feierstunde zur Schwellensteinlegung<br />
des neuen Doppelhauses auf dem Lichthof<br />
eröffnen. <strong>Die</strong> Bewohner der Dorfgemeinschaft<br />
Hermannsberg konnten zusammen<br />
mit den Architekten und Handwerkern, mit<br />
dem Bürgermeister und anderen Vertretern<br />
der Öffentlichkeit, sowie Freunden aus der<br />
Camphill-Bewegung bei strahlendem Sonnenschein<br />
den Häusern ihre Namen geben.<br />
Das größere Haus wurde nach Kate Roth,<br />
das Kleine nach Peter Roth benannt. Karin<br />
Kwiek nahm in ihrer Ansprache Bezug auf<br />
die Namensgeber.<br />
„Kate und Peter Roth gehörten zu den<br />
Gründern der ersten Camphill Dorfgemeinschaft<br />
in Großbritannien, 1955 wurde Botton<br />
- so heißt diese Gemeinschaft - gegründet<br />
und bis heute leben in diesem Dorf in einem<br />
Tal in Yorkshire viele Menschen mit und<br />
31
ohne Handicap. Botton ist sozusagen der<br />
große Bruder aller weiteren (Camphill-)<br />
Dorfgemeinschaften, die es ja mittlerweile in<br />
vielen Ländern der Welt gibt.<br />
Hier am Hermannsberg war Peter Roth in<br />
den späten 80er Jahren zu Gesprächen und<br />
zur Beratung über innere Aspekte der Ausgestaltung<br />
des Gemeinschaftslebens und<br />
wenn er damals auch schon alt war, so<br />
sprühte er doch vor Herzenswärme und<br />
Enthusiasmus für die Zukunft, er sah Entwicklungschancen<br />
für jeden einzelnen Menschen<br />
in Camphill und machte uns Mut an<br />
die Arbeit zu gehen um diese zu verwirklichen.<br />
Lebensgeschichte von Kate Roth:<br />
Geboren am 11. Juni 1915 Streatham nahe<br />
London als Kate Elderton, gestorben am<br />
11.Oktober 1993, mit 78 Jahren.<br />
Kate Roth kommt als einziges, recht cholerisches,<br />
willensstarkes Kind einer Mittelschicht-Familie<br />
zur Welt, darf auf die Waldorfschule<br />
(aus der später Michael–Hall<br />
wurde), da ihrem Vater das übliche britische<br />
Bildungssystem nicht zusagt.<br />
Nach der Schule arbeitet sie zunächst als<br />
Schauspielerin und führt mit einer Wanderbühne<br />
Shakespeare-Stücke auf.<br />
Dann lernt sie den heilpädagogischen Umgang<br />
mit Kindern am Sonnenhof in Arlesheim<br />
in der Schweiz, geht noch gerade<br />
rechtzeitig vor dem Krieg zurück nach London<br />
und baut dort einen Kindergarten auf.<br />
An diesem Ort, der wohl einladend und<br />
wohltuend war, hält sich Karl König immer<br />
32<br />
dann auf wenn er, was oft geschah, nach<br />
London kam. So dauert es nicht allzu lange<br />
bis Kate Roth ihm nach Schottland folgt, um<br />
dort beim Aufbau der Heimsonderschulen<br />
mitzuwirken. (1945)<br />
1951 mit 36 Jahren heiratet sie Peter Roth ,<br />
1954 wird der einzige Sohn Simon geboren,<br />
der später Arzt werden wird. 1955 dann<br />
ziehen sie nach Botton und leben dort viele<br />
Jahrzehnte, soweit ich weiß, meist glücklich<br />
miteinander. Kate wird eine herzensgute<br />
Großmutter, die den Kontakt zu ihrem Enkelkind<br />
pflegen kann. Ganz am Ende ihres<br />
Lebens ziehen sie noch einmal um, in eine<br />
altersgerechte Umgebung. (Delrow)
In den 1990 Jahren wurde ein Fortbildungskurs<br />
für Hausverantwortliche nach ihr benannt,<br />
Kate-Roth-Seminar for Homemaking.<br />
Kate Roth wird geschätzt für ihre herausragende<br />
Fähigkeit ein Zuhause zu schaffen.<br />
Ein wirkliches, umhüllendes, schönes und<br />
belebendes Zuhause, indem sich jeder<br />
wohlfühlen konnte. Sie war in der Lage die<br />
richtige Bedingung im Materiellen, im Lebendigen<br />
im Seelischen und Geistigen zu<br />
erschließen, um neue Entwicklungen der<br />
Einzelnen Mitglieder ihrer Hausgemeinschaft<br />
möglich zu machen. Hierin ist sie bis<br />
heute vorbildlich für Hausverantwortliche.<br />
Dafür braucht es Tatkraft und es brauchte<br />
auch Liebe zur Wahrheit, die sie undogmatisch<br />
und mit innerer Wärme vertreten konnte.<br />
Kate Roth konnte in dieser Hinsicht weitsichtige<br />
Entscheidungen treffen, die zunächst<br />
einmal <strong>zum</strong>indest ungewöhnlich waren.<br />
Lebensgeschichte von Peter Roth<br />
Geboren am 12.März 1914 in Wien, gestorben<br />
am 14.Oktober 1997 in St.Albans, mit<br />
83 Jahren.<br />
Peter Roth war das älteste Kind einer wohlhabenden<br />
jüdischen Familie, die z.T. in<br />
Wien, z.T. in einem großzügigen Landhaus<br />
lebte. Er hatte noch eine jüngere Schwester,<br />
Alix, die ebenso wie er den Weg nach<br />
Camphill finden sollte.<br />
Peter ist ein strahlend begabtes Kind, dem<br />
es vergönnt ist, behütet aufzuwachsen.<br />
Mit 18 Jahren beginnt er ein Medizin-<br />
Studium, und lernt Thomas Weihs kennen<br />
und wird Mitglied der Jugendgruppe, die<br />
sich um Karl König sammelt und in der sich<br />
alle späteren Gründungsmitglieder zusammenfinden<br />
werden.<br />
Peter Roth wird schon jetzt als charmant,<br />
weltgewandt und großzügig in jeder Hinsicht<br />
beschrieben. Das Studium kann er nicht<br />
beenden, denn in Mitteleuropa beginnt die<br />
finstere Zeit des Nationalsozialismus. Sie<br />
müssen emigrieren.<br />
Mit 24 Jahren geht er mit seiner ersten Frau<br />
Anke nach London, dort arbeitet er als<br />
Chauffeur und Übersetzer bis sich die<br />
Chance bietet mit Karl König nach Schottland<br />
zu gehen wo parallel zu seiner Internierung,<br />
die erste Gründung einer Heimsonderschule<br />
als Gemeinschaftsprojekt möglich<br />
wird.<br />
1942, mit 28 Jahren, führen ihn seine Wege<br />
dann zunächst ins Priesterseminar, zwei<br />
Jahre später wird er ordiniert (1944).<br />
Mit 33 Jahren kommt es zu einer lebensbedrohlichen<br />
Krise, Peter erkrankt schwer an<br />
Polio (Kinderlähmung), es dauert lange, bis<br />
er sich erholt und Zeit seines weiteren Lebens<br />
wird er ein Handicap beim Gehen haben.<br />
Zusätzlich wird seine erste Ehe in dieser<br />
Zeit geschieden.<br />
1951 heiratet er Kate und zieht mit ihr dann<br />
mit dem kleinen Sohn Simon als Pionier<br />
1955 nach Botton, in ein halbverlassenes<br />
Tal in dem es nur ein Haus mit Elektrizität<br />
und fließendem Wasser gab. Über Jahre<br />
33
entwickelt sich diese Dorfgemeinschaft zu<br />
einem blühenden Ort mit 5 Farmen, vielen<br />
produktiven Werkstätten, einer Kirche, einem<br />
Buchladen, einer Post, einer Eurythmie-Schule<br />
und vielen tatkräftigen Bewohnern<br />
aus dem In- und Ausland.<br />
37 Jahre lang leben die beiden dort in einer<br />
Hausgemeinschaft, etwas kleiner als wir sie<br />
hier kennen, aber im Prinzip doch sehr ähnlich.<br />
Peter ist bekannt für seinen Humor und<br />
sein ansteckendes warmherziges Lachen,<br />
immer hat er Freude an schönen Dingen, er<br />
kann das Leben genießen aber auch voller<br />
Ernst tiefgehende Gespräche führen und so<br />
ist er Ratgeber, Priester und vor allem Mitmensch.<br />
In vergangenen wie in heutigen Zeiten leben<br />
viele Ideale in Camphill, deren Verwirklichung<br />
mal mehr und mal weniger gut gelingt.<br />
Für Peter Roth war es zentral die Verbindung<br />
mit der Welt und damit zu allen möglichen<br />
Menschen zu stärken. Er war Weltbürger,<br />
interessiert, belesen, offen und flexibel,<br />
sein sicherer innerer Boden war die<br />
Anthroposophie (und sein Beruf Priester der<br />
Christengemeinschaft.)<br />
Bildung, im Sinne des lebenslangen Lernens<br />
war ein ebenso starkes Motiv für ihn<br />
wie kulturelles Engagement im weitesten<br />
Sinne. <strong>Die</strong> Bemühung um Entwicklung und<br />
Förderung war für ihn dasselbe wie umfassende<br />
Weiterbildung, wobei er allen Künsten<br />
hier große Bedeutung <strong>zum</strong>aß.<br />
34<br />
Das ist, finde ich, immer noch ein ziemlich<br />
zukünftiger Gedanke im Bereich der Entwicklungsbegleitung<br />
von Menschen!<br />
Es bedeutet, dass gleichbedeutend mit Förderprogrammen<br />
und Therapien, eine umfassende,<br />
weltoffene kulturelle Bemühung<br />
steht: Musik, Literatur, Theater, Teilhabe am<br />
Zeitgeschehen und eigene Interessen werden<br />
<strong>zum</strong> Motor der Entwicklung.<br />
Es ist also kein Zufall, dass Peter Roth sich<br />
als allererstes, gerade in Botton angekommen,<br />
wo es noch nicht einmal warmes<br />
Wasser und ausreichend Elektrizität gab,<br />
auf den Weg machte einen Ort für die Bibliothek<br />
zu suchen.<br />
Er hatte die hohe Fähigkeit allen Menschen<br />
mit herzlicher Offenheit zu begegnen und<br />
jeweils das Potential des Anderen/ Gegenübers<br />
zu sehen und zu stärken. Das machte<br />
ihn <strong>zum</strong> gesuchten Ratgeber in vielen Belangen<br />
für einzelne Menschen und für ganze<br />
Camphill Einrichtungen in aller Welt.<br />
Am 25. Juni konnte dann der Einzug in die<br />
neuen Häuser beginnen. Insgesamt werden<br />
hier 16 Betreute, eine fünfköpfige Mitarbeiterfamilie<br />
und weitere Mitarbeiter wohnen.
<strong>Die</strong> Musiker von Kufe 12 spielen Musik<br />
<strong>zum</strong> Frühling<br />
Vera Romeu, aus: Schwäbische Zeitung<br />
Das Kulturfestival Kufe 12 führt Musiker mit<br />
und ohne Behinderung zusammen<br />
Laiz. Gedichte und Musik haben ein sehr<br />
großes Publikum in der Kirche Sankt Peter<br />
und Paul verbunden. Das Kulturfestival Kufe<br />
12, das Menschen mit und ohne Behinderung<br />
zusammenführt, bot ein Konzert unter<br />
dem Titel „Möge die Straße uns zusammen<br />
führen“.<br />
Dekan Christoph Neubrand grüßte die viele<br />
Gäste zu diesem besonderen Konzert. Unter<br />
der Gesamtleitung von Gabriele Maier<br />
haben Musiker von der Camphill Dorfgemeinschaft<br />
Föhrenbühl, von Hermannsberg,<br />
Lautenbach und Lehenhof ein Frühlingsprogramm<br />
erarbeitet. Sie musizierten - und das<br />
ist Konzept der Kufe 12 – zusammen mit<br />
den Musikern Stefanie Jürgens an der Orgel,<br />
Axel Bernhardt am Saxophon und der<br />
Mezzosopran Elvira Kübler.<br />
Musik löse die Klassifizierung zwischen mit<br />
und ohne Behinderung auf. Sie deute auf<br />
das Wesentliche, nämlich der Mensch. Man<br />
begegne sich in der Musik auf einer besonderen<br />
Weise, die Integration und Inklusion<br />
unterstütze, sagte Wolfgang Bergemann,<br />
ehemaliger Leiter des Hermannsbergs. Es<br />
herrschte eine legere Atmosphäre in der<br />
Kirche, viel Freude war spürbar.<br />
<strong>Die</strong> Jugendlichen an den Veeh-Harfen beeindruckten<br />
das Publikum. Der zarte kristalline<br />
Klang dieser Instrumente hat einen be-<br />
sonderen Reiz. <strong>Die</strong> Schüler können herkömmliche<br />
Noten nicht lesen. Ein Blatt mit<br />
Punkten wird unter den Saiten gelegt, so<br />
spielen sie sich konzentriert von Punkt zu<br />
Punkt. „Das Musizieren stärkt das Gemeinschaftsgefühl,<br />
fördert das „Aufeinanderhören“.<br />
<strong>Die</strong> Schüler kommen dabei zur Ruhe“,<br />
erklärte Gabriele Maier.<br />
Gemeinsam Musizieren macht Spaß und stärkt<br />
das Miteinander. (Foto: Vera Romeu)<br />
Zauberhaft klangen die Frühlingslieder auf<br />
den Veeh-Harfen: <strong>Die</strong> Lieder „Leise zieht<br />
durch mein Gemüt, liebliches Geläute“ und<br />
ein fröhlicher Kuckuck mit der Stimme von<br />
weichen Holzpercussions rief aus dem Walde.<br />
Das Publikum lachte erfreut und die<br />
Musiker strahlten vor Glück unter dem großen<br />
Applaus.<br />
Das Bläserduo begeisterte mit ihrem Spiel.<br />
Mit Tenorhorn und Trompete besangen sie<br />
den Frühling mit dem schwungvollen Lied<br />
„Nun will der Lenz uns grüßen, vom Mittag<br />
weht es lau“. Sie musizierten nach dem<br />
Konzept von Kufe 12 auch zusammen mit<br />
der Organistin Jürgens auf der Empore. Der<br />
35
weiche Klang der Orgel begleitete die Bläser,<br />
die im getragenen Tempo das Lied<br />
„Nun ruhen alle Wälder“ wunderbar spielten.<br />
Ein großer Glockenchor hatte sich für das<br />
Konzert gebildet. Sie spielten Festmusik in<br />
Begleitung von der Flötistin Gabriele Maier.<br />
Feierlich klangen die Handglocken, die unterschiedlich<br />
groß sind und dadurch unterschiedlich<br />
hoch klingen. Mit viel Konzentration<br />
musizierte der Chor. Das Publikum gab<br />
viel Applaus.<br />
Zu diesem überaus schönen Programm<br />
trugen die Musiker Jürgens, Bernhardt und<br />
Kübler ihren Part dazu bei. Sie hatten vor<br />
allem zeitgenössische Musik gewählt, die<br />
sehr gut ankam. Kübler sang Choräle, die<br />
der zeitgenössische Komponist Malte Rühmann<br />
gesetzt hatte. <strong>Die</strong>se moderne geistliche<br />
Musik strahlte von Jürgens an der Orgel<br />
begleitet durch Küblers Stimme und<br />
schwelgte im hohen Kirchenraum. Kübler<br />
sang mit ihren dunklen samtenen Stimme<br />
ein „Ave Maria“ aus der Renaissance, das<br />
an klösterlichen Chorgesang erinnerte.<br />
Saxophon und Orgel beeindruckten das<br />
Publikum mit den sehr verschiedenen Stücken<br />
von Chick Corea „Cristal Silence“ und<br />
„La Fiesta“. <strong>Die</strong> beredte Saxophon-Stimme<br />
und die Klangfarben der Orgel waren wie<br />
ein großes Fest.<br />
Überhaupt war der Abend eine Art Fest,<br />
freute sich Bergemann, der zwischen den<br />
Musikstücken besinnliche Gedichte vorgetragen<br />
hatte. „<strong>Die</strong> Harmonie zwischen Musiker<br />
und Zuhörer ist entstanden und ging von<br />
36<br />
Herz zu Herz“, dankte Bergemann am Ende<br />
des gelungenen Abends. Gemeinsam wurde<br />
die „Irischen Segenswünschen“ gesungen<br />
und gespielt, die Straße hatte an diesem<br />
Abend tatsächlich alle zusammen geführt.<br />
Special Olympics<br />
Medaillen aus München –<br />
Camphill Schulgemeinschaft Föhrenbühl mit<br />
Schwimmteam dabei<br />
Birgit Serrano, Assistentin des Vorstandes<br />
der Camphill Schulgemeinschaften<br />
Am 21. Mai <strong>2012</strong> eröffnet Bundespräsident<br />
und Schirmherr Joachim Gauck die National<br />
Games der Special Olympics unter dem<br />
Motto „Mitten in der Gesellschaft“ im Zeltdach<br />
des Olympia Parks in München. Neben<br />
Oberbürgermeister Christian Ude sind<br />
weitere 15.000 Menschen in der Olympiahalle<br />
anwesend, um fünf Tage lang in 20<br />
Disziplinen insgesamt 4.500 Medaillen unter<br />
knapp 5.000 Athletinnen und Athleten zu<br />
verteilen. Mit dabei waren auch Schwimmerinnen<br />
und Schwimmer der Camphill Schulgemeinschaft<br />
Föhrenbühl.<br />
Nach Vorläufen bewiesen sie in spannenden<br />
Endläufen in der beeindruckenden<br />
Olympia-Schwimmhalle ihr Können: Bronze<br />
gab es für Sara Lorke, Jonas Eisert und Ina<br />
Schuster im Freistil. Silber erschwamm sich<br />
Linda Bischoff über 200m Freistil. Außerdem<br />
hatte sie sich intensiv auf das Rücken-
kraulschwimmen vorbereitet und gewann<br />
trotz starker Konkurrenz eine Bronzemedaille.<br />
Jasmin Gross erreichte bei ihrer ersten<br />
Teilnahme ihre individuellen Bestzeiten. In<br />
den abschließenden Staffelwettbewerben<br />
gelang es den Föhrenbühler Schwimmern<br />
über 4x50m nach einem „Herzschlagfinale“<br />
mit 2/10 s Vorsprung eine weitere Bronzemedaille<br />
zu erzielen. „Ich wurde in der U-<br />
Bahn nach einem Autogramm wegen meiner<br />
Medaille gefragt“, so Sara Lorke stolz.<br />
Nach einer Woche vieler Begegnungen und<br />
Eindrücke im Sport, aber auch in S- und U-<br />
Bahnen, im Deutschen Museum sowie im<br />
Englischen Garten, ging es zurück <strong>zum</strong> Bodensee.<br />
Ein großer Dank gilt den über<br />
1.000 Freiwilligen, Organisatoren und Betreuern,<br />
wie Susanne Lang, Mirko Breyer<br />
und Ulrich Feigl, die die Föhrenbühler begleitet<br />
haben. Und der Phytokids Stiftung,<br />
die die Teilnahme finanziell unterstützt hat.<br />
Ein weiterer Dank gilt Frau Reinacher, einer<br />
Familienangehörigen einer Schwimmerin,<br />
die Trainingsanzüge für die ganze Mannschaft<br />
geschenkt hat.<br />
Special Olympics International ist die weltweit<br />
größte – durch das IOC offiziell anerkannte<br />
– Sportbewegung für Menschen mit<br />
mentaler/geistiger und mehrfacher Behinderung,<br />
die 1968 in den USA durch die Familie<br />
Kennedy gegründet wurde. Special Olympics<br />
hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern<br />
und Erwachsenen mit mentaler/geistiger<br />
Behinderung durch ganzjähriges, regelmäßiges<br />
Sporttraining und Wettbewerbe<br />
dauerhaft die Möglichkeit zu geben, körperliche<br />
Fitness zu entwickeln, Mut zu beweisen,<br />
Freude zu erfahren und dabei Begabungen,<br />
Fähigkeiten und Freundschaften<br />
mit ihren Familien und anderen Special<br />
Olympics Athleten zu teilen. Informationen<br />
im Internet:<br />
www.specialolympics.de.<br />
Föhrenbühl gehört zu den Camphill Schulgemeinschaften<br />
am Bodensee. Über 260<br />
Kinder und Jugendliche leben und lernen in<br />
Brachenreuthe bei Überlingen, in Bruckfelden<br />
bei Frickingen und in Föhrenbühl bei<br />
Heiligenberg. Der Camphill Schulgemeinschaften<br />
e. V. ist außerdem Träger von<br />
SKID, den SozialKulturellen Integrations-<br />
<strong>Die</strong>nsten, die über 40 junge Erwachsene in<br />
den Bereichen Freizeit, Arbeit und Wohnen<br />
mit Assistenzangeboten im nachschulischen<br />
Lebensalter begleiten. Informationen im<br />
Internet:<br />
www.camphill-schulgemeinschaften.de.<br />
37
Special olympics Balderschwang <strong>2012</strong><br />
Antje Lütje, Laufenmühle<br />
Kein Kinderwinter ohne Schnee und ich<br />
stellte Yolanda auf Kinderski. Laufen hatte<br />
sie gelernt und nun lernte sie rutschen.<br />
Über Loipen kamen wir <strong>zum</strong> Abfahrtsski.<br />
Einige Jahre nach den ersten Versuchen<br />
sitzt sie mir auf alpinen Abfahrten buchstäblich<br />
im Nacken.<br />
Im Januar 2011 sprach uns ein älteres Ehepaar<br />
an und ich hörte erstmalig etwas von<br />
„special olympics“. Da müsste Yolanda unbedingt<br />
hin, das wüssten sie ganz genau,<br />
denn sie fahren Menschen mit geistiger<br />
Behinderung in Kleinbussen dorthin.<br />
Im Februar <strong>2012</strong> waren wir dann auch dabei:<br />
Bregenzer Wald, Balderschwang an<br />
den Hörnern, bei über 20 Grad Minus!<br />
Yolanda auf dem Siegerpodest, 2. Platz<br />
Mit dem Eintreffen der Teilnehmer kam Leben<br />
ins Geschehen. Zahllose Betreuungsbedürftige,<br />
darunter Betreuer, Helfer und<br />
Organisatoren; wer wohin gehörte konnte<br />
man nicht recht erkennen, aber das scheinbare<br />
Durcheinander war ein reibungsloses<br />
Miteinander ohne Schreierei, ohne Hektik.<br />
Meine Angst Yolanda zu verlieren verlor<br />
sich.<br />
Wir beide waren neu und was uns alle, alte<br />
wie neue verband, war das Ziel „dabei zu<br />
sein“.<br />
Und dabei war jeder! Am Tag der Wettkämpfe<br />
war die Stimmung großartig, wenn<br />
auch für manchen nicht wenig anstrengend.<br />
„Pop around the clock“ mit einer Band, die<br />
wusste, was sie wert war. Anfeuern und<br />
applaudieren, als gäbe es auch hierfür Medaillen.<br />
Wer spürt da die Kälte?<br />
Nach einer Abfahrt fehlte Yolanda ein<br />
Handschuh! Ich gab ihr meinen, aber eine<br />
Dauer-Lösung war das nicht! Im Sessellift<br />
fahrend entdeckten wir ihn bei Stütze 7 unten<br />
ihm Schnee. Nach der nächsten Abfahrt<br />
ging es in die überfüllte Hütte, jeder suchte<br />
Wärme!<br />
Dort sah ich eine kleine Gruppe mit PC und<br />
ähnlichem. „Sie sehen so aus, als gehörten<br />
sie hier dazu – ich habe ein Problem …“<br />
sagte ich, „ ein guter Skifahrer kann helfen<br />
oder jemand, der Yolanda betreut bis ich ihn<br />
geholt habe und zurück bin.“ Yolanda gefällt<br />
einer jungen Frau und sie nimmt freundlich<br />
Kontakt mit ihr auf. Meine Warnung vor ihrer<br />
Jagd nach Kuchen löst sie mit einem Fensterplatz<br />
am Ende eines langen Tisches. Als<br />
ich nach einiger Zeit mit dem Handschuh<br />
zurückkam, war die junge Frau noch genauso<br />
freundlich wie vor meinem Ausflug.<br />
39
„Eine besondere Mischung aus Talent und<br />
Ausbildung“, denke ich und frage: „In welcher<br />
Rolle sind Sie bei den „special olympics“?“<br />
„Ich bin von der Presse“, sagt sie<br />
und lacht. „Das mit ihrer Tochter war ein<br />
richtig eigener Job.“ – Wir begegneten ihr<br />
noch einmal, als sie Yolanda nach der Siegerehrung<br />
für ihre Skifahrkünste lobte und<br />
Yolanda mehr strahlte, als auf dem Siegerpodest.<br />
Torläufe und Siegerehrungen im wechselnden<br />
Fluss! Es wurden auch Teilnehmer bedacht,<br />
die keine Bögen fahren konnten.<br />
Zwei Tage hindurch Helfer und Ansprechpartner<br />
wo immer man sich befand, Verlorenheit<br />
in der Menschenmenge nicht zu<br />
erkennen.<br />
Zum Abschied versammelten sich zahllose,<br />
zuverlässige Helfer auf dem weißen Hügel<br />
und wurden mit warmen Worten und<br />
Wunschkonzert bedacht: In allen Gesichtern<br />
war zu lesen: „In zwei Jahren sind wir wieder<br />
dabei“.<br />
40<br />
Geocache und Königsmühle<br />
Anika Christmann, Geocacherin<br />
Im Juli des vergangen Jahres sind mein<br />
Freund und ich durch einen Artikel unserer<br />
Lokalzeitung auf die elektronische Schatzsuche<br />
per GPS aufmerksam geworden.<br />
Daraufhin haben wir im Pfälzer Wald unseren<br />
ersten Geocache gesucht und gefunden.<br />
Das hat uns so viel Spaß gemacht,<br />
dass wir nun fast jedes Wochenende mit<br />
"Cachen" beschäftigt sind.<br />
Kurz nachdem wir mit Geocaching intensiv<br />
begonnen haben, versteckten wir auch unseren<br />
ersten Cache der bei anderen Geocachern<br />
gut ankam.<br />
Bei unseren weiteren Streifzügen durch den<br />
Pfälzer Wald sind wir vor einigen Wochen<br />
an der Königsmühle in Neustadt vorbeigekommen<br />
und waren von dem Gelände dort<br />
sehr angetan <strong>zum</strong>al aufgrund der tiefen<br />
Temperaturen sich in dem kleinen See ein<br />
riesiger Eisberg gebildet hatte. Dadurch<br />
kam uns die Idee auch hier einen neuen<br />
Geocache zu verstecken. Das ideale Versteck<br />
war recht schnell in einem großen<br />
Baum gefunden. Da Geocaches normalerweise<br />
an "besonderen" Orten versteckt<br />
werden sind wir recht schnell auf die Idee<br />
gekommen, diesen in Verbindung mit der
Königsmühle zu bringen. Weil wir bis dahin<br />
selbst nichts von der Lebensgemeinschaft<br />
wussten, haben wir uns damit ein wenig<br />
auseinander gesetzt und gedacht, diese<br />
auch anderen (Geocachern) näher zu bringen.<br />
Dafür bietet sich ein Rätselcache wunderbar<br />
an. Das Rätsel ist so aufgebaut,<br />
dass zunächst auf einer Bildcollage Karl<br />
König erkannt werden muss. Wenn dies<br />
gelungen ist, sind noch Fragen zu Karl König<br />
zu beantworten. Wenn alle Fragen richtig<br />
beantwortet wurden, können mittels einer<br />
Formel die exakten Koordinaten des Verstecks<br />
ermittelt werden. Um das Rätsel<br />
nicht von vornherein zu einfach zu machen,<br />
mussten wir uns für den Cache einen eher<br />
abstrakten Namen ausdenken. Daher hat<br />
dieser den Namen "Kings circle of friends"<br />
erhalten. Der Cache ist seit dem 29. Februar<br />
freigeschaltet. Das Rätsel wurde bislang<br />
16 Mal gelöst.<br />
Anbei auch noch der direkte Link <strong>zum</strong> Cache:<br />
http://www.geocaching.com/seek/cache_det<br />
ails.aspx?guid=47ff86cd-74ef-4c5b-be31-<br />
74961d5dba37<br />
P.S.: Vielleicht haben sich vor einigen Tagen<br />
die Bewohner der Königsmühle gewundert,<br />
dass spät abends zwei "Gestalten" mit<br />
Taschenlampe dort umhergelaufen sind.<br />
Das waren wir, um die Koordinaten des<br />
Caches noch einmal genau zu bestimmen<br />
was aufgrund der dortigen geschützten Lage<br />
nicht ganz einfach war (schlechter Satellitenempfang).<br />
;-)<br />
Internationaler Frauentag<br />
8. März <strong>2012</strong><br />
„Mittendrin und außen vor“ –<br />
Frauen mit Behinderungen und Mütter behinderter<br />
Kinder<br />
Stuttgart. „Mittendrin und außen vor.“ –<br />
Frauen mit Behinderungen und Mütter behinderter<br />
Kinder spüren im Alltag noch immer<br />
Ausgrenzungen und Benachteiligungen.<br />
<strong>Die</strong> Liste der alltäglichen Benachteiligungen<br />
ist lang. Anlässlich des Internationalen<br />
Frauentages fordert der Landesverband<br />
für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung<br />
Baden-Württemberg, Frauen mit<br />
Behinderungen und Mütter behinderter Kinder<br />
nicht zu vergessen. Einige Beispiele:<br />
Frauen mit Behinderungen<br />
• Rechtsanspruch auf gleichgeschlechtliche<br />
Assistenz bei der Pflege - Fehlanzeige!<br />
• Fast die Hälfte der Frauen mit Behinderungen<br />
ist von Gewalt betroffen. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt eine aktuelle Studie<br />
der Universität Bielefeld im Auftrag<br />
des Bundesfrauenministeriums. Barrierefreie<br />
Zugänglichkeit zu Frauennotrufen,<br />
Frauen- und Kinderschutzhäusern –<br />
oft Fehlanzeige!<br />
• Frauen und Gesundheit: barrierefreie<br />
Zugänglichkeit zu Gynäkologen und<br />
Mammografie-Screening – oft Fehlanzeige!<br />
• Rechtsanspruch auf Elternassistenz für<br />
Mütter mit Behinderung – Fehlanzeige!<br />
41
Mütter behinderter Kinder<br />
• Betreuungsplätze für Kinder und Jugendliche<br />
mit Behinderung, damit Mütter<br />
behinderter Kinder Beruf und Familie<br />
vereinbaren können – oft Fehlanzeige!<br />
• Unbürokratischer Zugang zu Mutter-<br />
Kind-Kuren – oft Fehlanzeige!<br />
• Anerkennung und Wertschätzung für die<br />
häusliche Pflege – Fehlanzeige! Ganz<br />
aktuell: Pflegekassen kürzen Müttern<br />
pflegebedürftiger behinderter Kinder, die<br />
im Internat leben und am Wochenende<br />
und in den Schulferien zuhause betreut<br />
werden, auf Anweisung des Bundesversicherungsamtes<br />
den Anspruch auf<br />
Pflegegeld für die häusliche Pflege. Sie<br />
verweisen dabei auf die Kombination<br />
von Sach- und Geldleistung und ein Urteil<br />
des Bundessozialgerichtes aus dem<br />
Jahr 2001. <strong>Die</strong> Leistungskürzung wirkt<br />
sich aktuell wie folgt aus: bei Pflegestufe<br />
I: 3,38 €/Tag (bislang: 7,83 €/Tag) bei<br />
Pflegestufe II: 11,25 €/Tag (bislang:<br />
14,67 €/Tag) bei Pflegestufe III: 19,48<br />
€/Tag (bislang: 23,33 €/Tag)<br />
Arbeitshilfe<br />
Broschüre „Frauen-Häuser in Deutschland“<br />
in leichter Sprache<br />
Sie wird es für Frauen mit Lernschwierigkeiten<br />
einfacher machen, Informationen über<br />
Häusliche Gewalt, Schutzmöglichkeiten und<br />
über die Frauenhäuser zu erhalten:<br />
http://www.frauenhauskoordinierung.de<br />
42<br />
von der Website der BundesElternVereinigung<br />
(www.bev-ev.de)<br />
Kürzung des Pflegegeldes für Heimbewohner/-innen,<br />
die das Wochenende<br />
bei den Eltern verbringen<br />
(31. Juli <strong>2012</strong>)<br />
Seit April 2011 zahlen die Pflegekassen für<br />
Heimbewohner/innen, die das Wochenende<br />
bei ihren Eltern verbringen, für die Zeit der<br />
häuslichen Pflege ein geringeres Pflegegeld<br />
pro Tag als bisher. Hintergrund der Leistungskürzung<br />
ist ein Urteil des Bundessozialgerichts<br />
(BSG) vom 13. März 2001 (Az. B<br />
3 P 10/00 R), welches die Pflegekassen im<br />
Frühjahr 2011 zu einer Änderung ihrer<br />
Richtlinien veranlasst hat.<br />
Detaillierte Informationen mit einer Argumentationshilfe<br />
und einem Musterwiderspruch<br />
finden Sie als <strong>pdf</strong> auf der Website<br />
des bvkm.<br />
http://www.bvkm.de/Arbeitsbereiche_und_T<br />
hmen/Recht_und_Politik/Argumentationshilf<br />
en/Pflegeversicherung_SGB_XI<br />
Am 29. Juni <strong>2012</strong> hat der Bundestag das<br />
„Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz“ (PNG)<br />
verabschiedet. Folgende Verbesserung<br />
wurde in das Gesetz aufgenommen -- dank<br />
dem Druck der Verbände und des Behindertenbeauftragten<br />
auf die Politik:<br />
Ungekürztes Pflegegeld für Heimbewohner<br />
bei vorübergehender häuslicher Pflege.<br />
Pflegebedürftige Menschen, die in einer<br />
vollstationären Einrichtung der Hilfe für behinderte<br />
Menschen leben, erhalten ab Inkrafttreten<br />
dieses Gesetzes wieder das un-
gekürzte anteilige Pflegegeld für die Tage,<br />
die sie zu Hause oder bei Verwandten in<br />
häuslicher Pflege verbringen. <strong>Die</strong> vom Spitzenverband<br />
der gesetzlichen Krankenkassen<br />
im Jahr 2011 verordnete nachteilige<br />
Änderung der Berechnung ist dadurch für<br />
die Zukunft aufgehoben. Das Gesetz tritt<br />
insoweit am Tag nach seiner Verkündung in<br />
Kraft. Ab diesem Tag werden folgende Tagessätze<br />
gezahlt:<br />
Pflegestufe 1: 7,83 €,<br />
Pflegestufe 2: 14,67 €,<br />
Pflegestufe 3: 23,33 €.<br />
Es bleibt abzuwarten, wie die Pflegekassen<br />
und gegebenenfalls die Gerichte die eingelegten<br />
Einsprüche bescheiden bzw. die erhobenen<br />
Klagen beurteilen. Es empfiehlt<br />
sich, zurzeit keine Anträge zu stellen, sondern<br />
die genannten Entscheidungen abzuwarten.<br />
Gegen ergehende Bescheide mit<br />
dem gekürzten Pflegegeld sollte weiterhin<br />
Widerspruch eingelegt werden mit der Bitte,<br />
das Verfahren bis zu einer Klärung der laufenden<br />
Klagen auszusetzen.<br />
<strong>Freundeskreis</strong> Camphill e. V.<br />
Protokoll der Mitgliederversammlung<br />
am Freitag, 25. Mai <strong>2012</strong><br />
in den Camphill-Schulgemeinschaften am<br />
Bodensee<br />
Standort Bruckfelden<br />
Mitglieder des Vorstandes<br />
(Wahlperiode 2011 - 2013):<br />
Vorsitzender Dr. Gerhard Meier<br />
Schriftführer Klaus Biesdorf<br />
Schatzmeisterin Hildegard Drittenpreis<br />
Alt-Schönow Christiane Behr<br />
Bruckfelden Hannelore Fischer<br />
Brachenreuthe N.N.<br />
Föhrenbühl Hannelore Fischer<br />
Hausenhof Klaus Biesdorf<br />
Hauteroda Mechthild Reichstein<br />
Hermannsberg Dr. Gerhard Meier<br />
Königsmühle Petra Pfeiffer<br />
Karl-König-Schule Matthias Knoll<br />
Lehenhof Walter Wolf<br />
Sellen Jutta Kohaus<br />
Beginn: 18.00 Uhr - Ende: 20.00 Uhr<br />
Teilnehmer: 61 Personen, davon 57<br />
stimmberechtigte Mitglieder einschließlich<br />
der Vorstandsmitglieder<br />
43
Anlagen<br />
• Tätigkeitsbericht 2011 des Vorstandes<br />
wurde mit der Einladung versandt<br />
• Geschäftsbericht 2011 wurde mit der<br />
Einladung versandt<br />
• Teilnehmerliste (kann angefordert<br />
werden)<br />
Frau Behr und Frau Kohaus fehlten entschuldigt.<br />
<strong>Die</strong> Versammlung leitete der Vorsitzende<br />
Dr. Gerhard Meier.<br />
Das Protokoll folgt in der Gliederung dem<br />
tatsächlichen Verlauf der Versammlung.<br />
TOP 1 + 2: Künstlerischer Beginn mit der<br />
Musikgruppe von Bruckfelden<br />
und Begrüßung<br />
Dr. Gerhard Meier, Vorsitzender des <strong>Freundeskreis</strong>es,<br />
begrüßte herzlich die Versammlung,<br />
indem er zugleich einen Vorblick auf<br />
die anstehende Tagesordnung gab. Weiterhin<br />
stellte der Vorsitzende die Beschlussfähigkeit<br />
der Versammlung fest. Das Protokoll<br />
der Mitgliederversammlung vom Freitag, 10.<br />
Juni 2011 (Föhrenbühl) wurde einstimmig<br />
mit einem herzlichen Dank an den Protokollanten<br />
angenommen. Das Protokoll war in<br />
der <strong>Michaeli</strong>-BRÜCKE 2011 – Seiten 19 –<br />
24 veröffentlicht worden.<br />
Zuvor jedoch hatte die Musikgruppe der vier<br />
Musiker aus Bruckfelden einen temperamentvollen<br />
und <strong>zum</strong> Mittun anregenden<br />
Auftritt mit dem südamerikanischen „Guan-<br />
44<br />
tanamera“; dem indischen „Shiva-Shamboo“<br />
und rockig mit „The Shaker“. Herzlicher Applaus<br />
war somit den Musikern gewiss.<br />
TOP 3: Tätigkeitsbericht durch den Vorsitzenden<br />
und Projektbericht „Nische“<br />
Das Jahr 2011 war wesentlich durch drei<br />
Tätigkeitsmerkmale gekennzeichnet:<br />
• Umstrukturierung der Pfingsttagung inklusive<br />
der Mitgliederversammlung<br />
• Durchführung einer Klausurtagung <strong>zum</strong><br />
Thema: Erwartungen an die Zusammenarbeit<br />
zwischen Menschen mit Unterstützungsbedarf,<br />
deren Angehörigen<br />
und Mitarbeitern<br />
• Weiterentwicklung unseres Projektes:<br />
Entwicklungsräume für Menschen mit<br />
hohem Assistenzbedarf: EMmA.<br />
Insbesondere der letzte Punkt ist immer<br />
noch Gegenstand vielfältiger Aktivitäten.<br />
Nachdem Ende Mai 2011 eine Auftaktveranstaltung<br />
<strong>zum</strong> Thema abgehalten worden<br />
war, haben sich aus dem Initiativkreis Arbeitsgruppen<br />
konsolidiert, die folgende<br />
Themen bearbeiten:<br />
• Schulung von Mitarbeitern zur Erhöhung<br />
der Fachlichkeit beim Umgang mit Menschen<br />
mit herausforderndem Verhalten<br />
• Rekrutierung von wissenschaftlicher<br />
Begleitung im Rahmen der Heilpädagogik<br />
• Erarbeitung sozial- und gesundheitspolitischer<br />
Aspekte der Umsetzung inklu-
dierter Lebensformen für Menschen mit<br />
hohem Assistenzbedarf und Analyse<br />
anderer, bereits bestehender Modellversuche<br />
zu diesem Thema<br />
<strong>Die</strong> Arbeitsgruppen haben sich im Oktober<br />
und Dezember 2011 getroffen und erreicht,<br />
dass der Verband für anthroposophische<br />
Heilpädagogik, Sozialtherapie und soziale<br />
Arbeit e. V. (VERBAND) sich unseres Vorhabens<br />
angenommen hat und mit uns und<br />
der BundesEltern-Vereinigung für anthroposophische<br />
Heilpädagogik und Sozialtherapie<br />
e. V. (BEV) weitere Schritte plant.<br />
So ist weiterhin die wissenschaftliche Begleitung<br />
gewährleistet; auch hat der<br />
VERBAND eine Umfrage in Gang gesetzt,<br />
die herausfinden will, wie bereit die Träger<br />
und Einrichtungen für eine Öffnung oder<br />
Mitarbeit im Sinne des EMmA-Projektes<br />
sind.<br />
Kritisch muss angemerkt werden, dass die<br />
Elterneinbindung als „moralische Instanz“<br />
etwas zu verblassen schien, doch gibt es<br />
jetzt erste konkrete Projekte, in die Eltern<br />
eingebunden sind, z. B. in die Fortbildung<br />
nach dem BTP-Verfahren, das sowohl von<br />
der Stiftung Lauenstein als auch von der<br />
Software AG-Stiftung gefördert wird. <strong>Die</strong><br />
Stiftung Lauenstein übernimmt mit 10.000<br />
Euro die Entwicklungskosten des Weiterbildungsganges<br />
für Biographical-Timeline-Process-ModeratorInnen(BTP-ModeratorInnen)<br />
<strong>Die</strong> Software AG-Stiftung fördert die<br />
Durchführung des ersten BTP-Weiterbildungsganges<br />
in drei Modulen. Veranstaltungsort<br />
ist Frickingen bei Überlingen am<br />
Bodensee. <strong>Die</strong> Software AG-Stiftung fördert<br />
nicht nur die Teilnahme an dem ersten Weiterbildungsgang<br />
für BTP-Moderator-Innen,<br />
sondern wird auch den Aufbau eines Netzwerkes<br />
und die Entwicklung neuer Angebote<br />
für Menschen mit hohem Assistenzbedarf<br />
unterstützen.<br />
Frau Azizi und Frau Meier werden an diesen<br />
Modulen teilnehmen. <strong>Die</strong> Kosten teilen<br />
sich der <strong>Freundeskreis</strong> Camphill und die<br />
BundesElternVereinigung.<br />
Auch werden Kontakte mit Einrichtungen<br />
und Trägern gesucht, die bereits Erfahrungen<br />
in diesem Bereich gesammelt haben<br />
und sich für eine Weiterentwicklung der<br />
Angebote vernetzen möchten. Das EMmA-<br />
Projekt soll dadurch nachhaltig wirken, dass<br />
die Erfahrungen des Weiterbildungsganges<br />
für BTP-ModeratorInnen in die Aus- und<br />
Weiterbildungsangebote der anthroposophischen<br />
Heilpädagogik und Sozialtherapie<br />
aufgenommen werden, die ausgebildeten<br />
BTP-ModeratorInnen Einrichtungsübergreifend<br />
als Berater und Begleiter tätig werden<br />
und ein Netzwerk von Lebens- und Entwicklungsräumen<br />
für Menschen mit hohem Assistenzbedarf<br />
entsteht.<br />
Der sehr dringende Bedarf und die immer<br />
wieder sichtbar werdende Not von Menschen<br />
mit hohem Assistenzbedarf trug Frau<br />
Azizi noch einmal in der Versammlung vor.<br />
Herr Berthold riet, „Zahlen“ von betroffenen<br />
Menschen festzustellen, um so eine „Bedarfsfeststellung“<br />
gegenüber Behörden zu<br />
haben.<br />
45
Herr Meier ruft daher alle von dieser Notlage<br />
betroffene Eltern des <strong>Freundeskreis</strong>es<br />
auf, sich per Brief oder E-Mail an ihn<br />
zu wenden, um eine vielleicht noch größere<br />
Eltern-Gruppe bilden zu können.<br />
<strong>Die</strong> Zusammenlegung der Pfingsttagung mit<br />
der Mitgliederversammlung hat eine durchweg<br />
positive Resonanz unter den Teilnehmern<br />
hervorgerufen. Durch dieses Votum<br />
fühlt sich der Vorstand aufgefordert, auf<br />
diesem Wege fortzuschreiten.<br />
<strong>Die</strong> Klausurtagung war in Bezug auf den<br />
internen Diskurs wichtig. Impulsiert durch<br />
das Grundsatzreferat von Walter Krück<br />
wurde sehr tief und kritisch die Zukunftsfähigkeit<br />
des Camphill-Gedankens beleuchtet.<br />
In der <strong>Michaeli</strong>-BRÜCKE 2011 wurde ein<br />
ausführliches Protokoll dieser Klausur abgedruckt,<br />
dessen Lektüre den Mitgliedern<br />
ausdrücklich an das Herz gelegt wurde.<br />
<strong>Die</strong> Mitgliedersituation unseres Vereins ist<br />
leicht rückläufig seit einiger Zeit. <strong>Die</strong>s rührt<br />
daher, dass mehr ältere Mitglieder ausscheiden<br />
und zu wenig junge beitreten. In<br />
Bezug auf die Finanzsituation macht sich<br />
dies ebenfalls bemerkbar. Der Vorstand<br />
wird diese Entwicklung im Auge behalten<br />
müssen und versuchen, durch eine Schärfung<br />
unseres Profils ganz bewusst junge<br />
Eltern für die Ideale der Camphill-Bewegung<br />
zu begeistern, um sie so <strong>zum</strong> Beitritt zu<br />
bewegen.<br />
Mit einem Dank an die Mitglieder und den<br />
Vorstand schloss Dr. Meier seinen Bericht.<br />
46<br />
TOP 4, 5, 6 + 7: Geschäftsbericht 2011 -<br />
Aussprache - Bericht der Kassenprüfer -<br />
Entlastung des Vorstandes und Wahl der<br />
Kassenprüfer<br />
Nur „nackte“ Zahlen wollte Schatzmeisterin<br />
Hildegard Drittenpreis nicht präsentieren,<br />
weshalb sie wie im vergangenen Jahr den<br />
Saal in zwei Gruppen teilte und mit einem<br />
Ratespiel wesentliche Positionen des allen<br />
vorliegenden Geschäftsberichtes für 2011<br />
zu vermitteln suchte. Zuvor musste allerdings<br />
bewiesen werden, wie man beim<br />
Spiel „Tower of Power“ gemeinsam etwas<br />
bewirken kann.<br />
Insgesamt zeigt der Geschäftsbericht 2011<br />
eine erfreuliche Tendenz, da durch Senkung<br />
der Reisekosten und eine höhere<br />
Spendenbereitschaft das Vermögen des<br />
Vereins auf 110.592,85 € ansteigen konnte.<br />
Konsens bestand in der Mitgliederschaft<br />
darin, in <strong>2012</strong> keine Ausschüttung an die<br />
Plätze zu tätigen, da man Rücklagen für das<br />
EMmA-Projekt bilden wolle und 2013 wieder<br />
eine Klausurtagung anstehe. Auf Rückfragen<br />
gab Frau Drittenpreis kompetent und<br />
zufriedenstellend Antworten.<br />
Franz Adam verlas anschließend den „Bericht<br />
der Kassenprüfung“, den er mit Stefan<br />
Koslowski im März <strong>2012</strong> durchgeführt hatte<br />
und in dem der Schatzmeisterin eine einwandfreie<br />
Kassenführung in allen Positionen<br />
der Buchhaltung bestätigt wurde. Der<br />
Bericht wurde dem Vorsitzenden zur Anlage<br />
an das MV-Protokoll ausgehändigt.
Nachdem Alexander Karsten in gebotener<br />
Kürze die Leistungen des gesamten Vorstandes<br />
gelobt und liebenswerte Dankesworte<br />
ausgesprochen hatte, bat er um Entlastung<br />
des Vorstandes für den Tätigkeitsund<br />
den Geschäftsbericht.<br />
<strong>Die</strong> Versammlung stimmte bei Enthaltung<br />
der 8 anwesenden Vorstandmitglieder ohne<br />
Gegenstimmen der Entlastung des Vorstandes<br />
zu. Dankesworte galten dann noch<br />
den Kassenprüfern für die sorgfältige Prüfung.<br />
Im Anschluss wurden die Herren Franz<br />
Adam und Stefan Koslowski erneut zu Kassenprüfern<br />
unter dem Beifall des Publikums<br />
einstimmig gewählt.<br />
TOP 8: Ausklang gesanglich und Dankesworte<br />
Mit sichtlich erleichterten und auf die<br />
Pfingsttagung einstimmenden Worten dankte<br />
Dr. Meier den Mitgliedern und wünschte<br />
ein gutes Gelingen beim hoffentlich recht<br />
regen Diskutieren des Vortrages von Frau<br />
Ketelaars.<br />
Mit dem „Irischen Reisesegen“ - bewegt und<br />
bewegend – endete eine kurzweilige und<br />
sehr gut vorbereitete Mitgliederversammlung.<br />
Bingen, 30. Juli <strong>2012</strong><br />
Dr. Gerhard Meier – Vorsitzender,<br />
Klaus Biesdorf – Schriftführer<br />
Buchbesprechung<br />
Gerlinde Kriese, Heiligenberg<br />
„BÄUME FÜR KENIA“ von Claire A. Nivola,<br />
Verlag Freies Geistesleben,<br />
ISBN 978-3-7725-2147-8, 15,90 €.<br />
Was ist Inklusion? Ein Aspekt ist sicher die<br />
Teilhabe an wesentlichen AKTIVITÄTEN<br />
der Gestaltung unserer Umwelt und ein Gefühl<br />
für die Pflege unserer Erde. Das ist<br />
Aufforderung an Jede/n mitzutun, dabei zu<br />
sein. Das meint auch Felix Finkbeiner, der<br />
als 9jähriger ein Referat über den Klimawandel<br />
hielt und verstanden hatte, daß<br />
Wald, ja jeder einzelne Baum als Gegenmittel<br />
zur Erwärmung der Erde „notwendig“ im<br />
wahrsten Sinne des Wortes ist. Er sagt:<br />
„Redet nicht, pflanzt Bäume!“<br />
Wangari Maathai war eine Kenianerin, die<br />
das auch begriffen hatte und die es fertiggebracht<br />
hat, zunächst die Frauen ihres<br />
Dorfes dazuzubringen, mit ihr zusammen<br />
Bäume zu pflanzen. Später konnte sie<br />
durch sichtbare Erfolge auch Politiker über-<br />
47
zeugen und erhielt als erste Afrikanerin den<br />
Friedensnobelpreis. Von der Geschichte<br />
dieser tatkräftigen Frau handelt das Buch:<br />
<strong>Die</strong>ses Bilder- und Lesebuch ist mit seinen<br />
wunderschönen Aquarellbildern und den<br />
einfachen aber eindrücklichen Texten für<br />
alle Altersgruppen geeignet auch für den<br />
Biologie- oder Geografie-Unterricht. Erwachsene<br />
werden <strong>zum</strong> Nachdenken angeregt<br />
und hoffentlich auch <strong>zum</strong> gemeinsamen<br />
Tätigwerden. Denn diese Geschichte<br />
lehrt uns, dass jeder Einzelne anfangen<br />
kann hilfreich zu werden und ein aktives<br />
Beispiel auch andere beflügelt und ermutigt.<br />
Felix Finkbeiner schrieb: „Liebe Wangari,<br />
dein Vermächtnis wird in der jungen Generation<br />
weiterleben. Wir Kinder der Welt werden<br />
deine Vision erfüllen. Du warst so eine<br />
inspirierende Persönlichkeit. Du wirst in<br />
Tausenden von Kindern weiterleben. Wangari,<br />
du wirst stolz auf uns sein, wenn du<br />
auf die Erde schaust.“. - Damit Felix rechtbehält,<br />
muss dies Buch eine große Verbreitung<br />
finden, und die Schülerinitiative „Plantfor-the-Planet“,<br />
die er gegründet hat, muss<br />
nachhaltig leben. Alle können mitmachen,<br />
inklusive Du und Ich und Wir.<br />
48<br />
Literatur-Hinweise<br />
Der Poet der kleinen Dinge<br />
Marie-Sabine Roger, Roman<br />
Hoffmann und Campe, 240 S, 18,99€<br />
ISBN-13: 978-3455400953<br />
Gérards ganze Liebe gilt der Poesie. Doch<br />
leider kann er seine Leidenschaft mit niemandem<br />
teilen, da er aufgrund einer Behinderung<br />
weder schreiben noch richtig sprechen<br />
kann. Nur die Herumtreiberin Alex<br />
versteht ihn und nimmt ihn ernst.<br />
Individualität und Eingriff<br />
Zur Bioethik: Wann ist ein Mensch ein<br />
Mensch? Johannes Denger (Hrsg.)<br />
<strong>Die</strong> öffentliche Bioethik-Diskussion spitzt<br />
sich auf die Frage zu: "Ab wann ist menschliches<br />
Leben lebenswert, und wer entscheidet<br />
das?"<br />
Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2005;<br />
256 S., € 18,50, ISBN 3-7725-2028-6<br />
Mein gläserner Bauch: Wie die Pränataldiagnostik<br />
unser Verhältnis <strong>zum</strong> Leben<br />
verändert von Monika Hey<br />
224 Seiten, Deutsche Verlags-Anstalt, <strong>2012</strong><br />
ISBN-13: 978-3421045386<br />
„Schonungslos offen und ergreifend berichtet<br />
Monika Hey von ihrer eigenen Erfahrung<br />
mit der Pränataldiagnostik und öffnet zugleich<br />
die Augen für ein ethisches Dilemma,<br />
das jede Schwangere, jedes werdende Elternpaar<br />
und unsere Gesellschaft als Ganzes<br />
betrifft.“
Annas Spuren. Ein Opfer der NS-"Euthanasie"<br />
von S. Falkenstein, F. Schneider<br />
192 Seiten, Verlag: Herbig, Juni <strong>2012</strong><br />
ISBN-13: 978-3776626933<br />
„Annas Tod steht für den Massenmord an<br />
etwa 300 000 psychisch kranken, geistig<br />
und körperlich behinderten Menschen, die<br />
im Sinne der Rassen- und Erbhygiene vernichtet<br />
wurden. Ein anrührendes Buch und<br />
zugleich eine eindringliche Mahnung.“<br />
Assimiliert? Integriert? Diskriminiert?<br />
Minderheiten in Deutschland<br />
Joshua Sobol (Autor), Kurt E. Beck (Hrsg.)<br />
Mit einem Beitrag von Richard Steel: Es ist<br />
normal eine Minderheit zu sein. Behinderung,<br />
Gesellschaft und Gemeinschaft<br />
aus der Sicht von 70 Jahren Camphill-<br />
Bewe-gung , Worms Verlag, 226 Seiten<br />
ISBN 978-3-936118-23-0<br />
<strong>Die</strong>s Buch kann direkt über die BRÜCKE-<br />
Redaktion zu einem Preis von 19,00€<br />
(+ Porto) bezogen werden.<br />
Samuel Koch - Zwei Leben<br />
Von Christoph Fasel<br />
EUR 17,99, 205 Seiten, Adeo-Verlag, <strong>2012</strong><br />
Auflage: 1., Aufl. (April <strong>2012</strong>)<br />
ISBN-13: 978-3942208536<br />
„Das radikal ehrliche Zeugnis eines jungen<br />
Mannes, der nichts mehr zu verlieren hat<br />
und nur noch gewinnen kann. Eine Geschichte,<br />
die uns lehrt, die Kostbarkeit des<br />
Lebens neu zu schätzen.“<br />
Buchreihe des Bundesverband für körper-<br />
und mehrfachbehinderte Menschen e.V.,<br />
Bestellung per Fax: 02 11/61 39 72<br />
Band 6: Leben Pur – Wohnen<br />
Erwachsenwerden und Zukunft gestalten<br />
mit schwerer Behinderung<br />
G. Grunick & Dr. N. Maier-Michalitsch, Hrsg.<br />
„Erwachsen werden – Zukunft gestalten“.<br />
Wenn Jugendliche erwachsen werden, finden<br />
Ablösungsprozesse vom Elternhaus<br />
statt, die entsprechend vorbereitet und begleitet<br />
werden müssen. Bei Menschen mit<br />
schweren Behinderungen müssen Wünsche<br />
und Zukunftsvorstellungen erst entwickelt<br />
werden. Oftmals gibt es keine Vorstellungen<br />
von Möglichkeiten, die Zukunft – <strong>zum</strong> Beispiel<br />
hinsichtlich der Wohnsituation – zu<br />
planen. Eine persönliche Zukunftsplanung<br />
kann ein hilfreicher Ansatz sein: Ein Unterstützerkreis<br />
kann vielfältige Ideen entwickeln,<br />
Angehörige entlasten und bei der<br />
Umsetzung der Pläne unterstützen.<br />
Band 7: Leben Pur – Freizeit<br />
bei Menschen mit schweren und mehrfachen<br />
Behinderungen<br />
G. Grunick & Dr. N. Maier-Michalitsch, Hrsg.<br />
Wenn durch die Lektüre dieses Buches<br />
nicht nur neue Informationen gegeben werden,<br />
sondern auch Mut gemacht wird, neue<br />
Ideen zu entwickeln und neue Wege zu gehen,<br />
so ist ein erstes Ziel erreicht. Bei allen<br />
Neuausrichtungen muss aber immer die<br />
Verbesserung der Lebensqualität von Menschen<br />
mit schweren und mehrfachen Behinderungen<br />
oberste Prämisse bleiben.<br />
49
Termine<br />
nur noch bis 15. Dezember <strong>2012</strong><br />
verschiedene Veranstaltungen der kufe12<br />
Veranstaltungs-Hinweise unter:<br />
www.kufe12.de<br />
An die 150 Veranstaltungen werden in diesem<br />
Jahr in den baden-württembergischen<br />
Landkreisen Sigmaringen, Bodensee, Biberach<br />
und Konstanz stattfinden, wobei als<br />
Thema die gemeinsame Arbeit von Menschen<br />
mit Behinderung und sogenannten<br />
Nicht-Behinderten im Vordergrund steht.<br />
Raus aus der behüteten und vertrauten<br />
Umgebung werden die �etreuten kommen<br />
und das, was sie mit Profis zusammen erarbeitet<br />
haben, einer breiten Öffentlichkeit<br />
präsentieren. Ideengeber dieses Festivals<br />
ist die Lautenbacher Blaskapelle der Dorfgemeinschaft<br />
bei Herdwangen-Schönach<br />
(Landkreis Sigmaringen), die ein Integrations-Festival<br />
planen wollte.<br />
Rasch kam der Gedanke, dass solch ein<br />
Festival aus dem „anheimelnden“ – weil<br />
bekannten – Umfeld in ein „fremdes“ transponiert<br />
werden muss und dass als zweiter<br />
Grundgedanke die gemeinsame Arbeit von<br />
Menschen mit und ohne Handicap im Vordergrund<br />
stehen muss.<br />
So wird der bekannte Flötist Jos Rinck gemeinsam<br />
mit der Blaskapelle einen Zyklus<br />
<strong>zum</strong> Thema „Feuer – Erde – Wasser – Luft“<br />
erarbeiten und gemeinsam werden sie vier<br />
Mal auftreten. <strong>Die</strong> Auftrittsorte sind dem<br />
50<br />
jeweiligen Thema angepasst: Wasserwerk<br />
in Sipplingen (Wasser), Industriebetrieb<br />
(Feuer), Gewächshaus (Erde) und Zeppelin-<br />
Museum (Luft).<br />
„Schatzsuche statt Fehlerfahndung“ - unter<br />
dieser Leitlinie steht das Projekt Kufe 12 –<br />
das <strong>2012</strong> <strong>zum</strong> ersten Mal stattfinden wird.<br />
10 Millionen Menschen allein in der Bundesrepublik<br />
– nach der UN-Menschenrechtskonvention<br />
– gelten als behindert. Was aber<br />
heißt eigentlich Behinderung? Nach heutigen<br />
Kriterien könnte man Albert Einstein als<br />
Autisten bezeichnen; daher sprechen wir<br />
von Menschen mit „besonderen Fähigkeiten“.<br />
„Schatzsuche statt Fehlerfahndung“<br />
eben.<br />
<strong>Die</strong> großartigen Fähigkeiten von Menschen,<br />
die einer Norm – von wem auch immer postuliert<br />
- nicht entsprechen, werden bei diesem<br />
Festival im Mittelpunkt stehen. <strong>Die</strong>se<br />
herausragenden Begabungen künstlerisch,<br />
musikalisch, im Schauspiel, auch literarisch<br />
oder im sportlichen Bereich herauszustellen<br />
und dies vor allem im direkten Zusammenhang<br />
mit Menschen, die keine offensichtliche<br />
Behinderung aufweisen, ist das Ziel<br />
dieses Festivals. So werden – wie oben<br />
bereits angedeutet – beispielsweise Profi-<br />
Musiker mit der Blaskapelle Lautenbach<br />
auftreten und dadurch eine neue Interaktion<br />
herstellen; aber auch in vielen anderen<br />
Bereichen gibt es hier Möglichkeiten.<br />
Integration bedeutet aber nicht nur die Integration<br />
behinderter Menschen, sondern<br />
auch das in den Mittelpunkt stellen ver-
schiedenster Gruppierungen, die am Rande<br />
der Gesellschaft stehen. So werden Menschen<br />
mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen<br />
(blinde Musiker) oder das 1.<br />
Hartz IV Orchester auftreten. Aber auch die<br />
Selbstreflexion derer, die im sozialen arbeiten,<br />
werden in einer Auftragsproduktion <strong>zum</strong><br />
Thema „Gutmenschen“ der beiden Kabarettisten<br />
Thomas C. Breuer und Jochen<br />
Malmsheimer beleuchtet werden.<br />
Eine Ausstellung der Sammlung Prinzhorn<br />
aus Heidelberg wiederum stellt als weiteren<br />
Aspekt eine Realität dar, die der sogenannte<br />
gesunde Mensch als solche erst einmal<br />
nicht wahrnimmt.<br />
13. Oktober <strong>2012</strong><br />
BEV-Region Baden-Württemberg / Bayern:<br />
Angehörigen-/Mitarbeitertagung<br />
in der Dorfgemeinschaft Tennental.<br />
27. Oktober <strong>2012</strong>, 11.00 Uhr<br />
BEV-Regionaltreffen Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
auf dem Eichhof in Much.<br />
Thema: „Wie werden unsere Gemeinschaften<br />
zukunftsfähig – Chancen und Herausforderungen“,<br />
mit Hans-Werner Lossen.<br />
9.-10. November <strong>2012</strong><br />
Internationale Tagung Persönliche Zukunftsplanung<br />
– Lust auf Veränderung!<br />
Gemeinsam planen, handeln und gestalten.<br />
Linz, Österreich<br />
Es geht weiter mit dem Thema Persönliche<br />
Zukunftsplanung! Behinderte Menschen,<br />
Eltern, WissenschaftlerInnen, PraktikerInnen,<br />
LehrerInnen, VertreterInnen der Behindertenhilfe<br />
werden in Vorträgen und<br />
Workshops gemeinsam Zukunft gestalten<br />
und neue Wege entwickeln. Erwartet werden<br />
400 TeilnehmerInnen aus Österreich,<br />
Deutschland und der Schweiz.<br />
Das Programm ist ab 1. September <strong>2012</strong> in<br />
Papierform und im Internet verfügbar. Veranstalter<br />
sind dieses Mal die Lebenshilfe<br />
Österreich und das Zentrum für Kompetenzen<br />
in Wien.<br />
23.11.<strong>2012</strong> bis 24.11.<strong>2012</strong><br />
Elternseminar<br />
Unterstützte Kommunikation<br />
Der Elternverein LEBEN MIT BEHINDE-<br />
RUNG HAMBURG veranstaltet ein 2tägiges<br />
Seminar für Familien mit nicht- oder kaum<br />
sprechenden Kindern<br />
Leitung: Brigitte Hoffmann-Schöneich (Sonderpädagogin)<br />
11. Mai 2013<br />
Marathon zugunsten des Karl-König-<br />
Archivs<br />
Am Samstag 11. Mai 2013 lädt Camphill<br />
Liebenfels nach Kärnten ein!<br />
Nach unserer damaligen Erfahrung ist ein<br />
Jahr eine gute Zeit für die Vorbereitung,<br />
nicht nur auf Seiten der Organisatoren,<br />
sondern auch für alle, die teilnehmen möchten.<br />
Jede und jeder kann mitlaufen, für so<br />
51
lange und weit wie sie/er kann oder möchte.<br />
Dazu sollte man so viele Sponsoren wie<br />
möglich finden, die sich vorher für einen<br />
bestimmten Betrag pro Kilometer verpflichten.<br />
Ab sofort sind Anmeldungen über Email<br />
möglich: wertsch @camphill.at<br />
<strong>Die</strong> Ansprechpersonen sind:<br />
Christine Thomas oder Reinhard Goscinski<br />
Anmeldung: bitte bis <strong>zum</strong> 31.Oktober <strong>2012</strong><br />
Zu guter Letzt:<br />
Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen<br />
aus zwei Schriftzeichen zusammen.<br />
Das eine bedeutet Gefahr, das andere<br />
Gelegenheit, Chance.<br />
J. F. Kennedy<br />
Gefahr, gefährlich Chance<br />
52<br />
Krise<br />
Impressum<br />
<strong>Die</strong> BRÜCKE ist die Mitgliederzeitschrift des<br />
<strong>Freundeskreis</strong> Camphill e.V.. Sie erscheint<br />
halbjährlich im Frühjahr (Ostern) und im<br />
Herbst (<strong>Michaeli</strong>).<br />
<strong>Die</strong> Artikel werden von den jeweiligen Autorinnen<br />
und Autoren verantwortet. Sie müssen<br />
nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben.<br />
<strong>Die</strong> Redaktion behält sich Sinn<br />
wahrende Änderungen und Kürzungen vor.<br />
Redaktion der <strong>Michaeli</strong>-Ausgabe:<br />
Hannelore Dabbert und Petra Pfeiffer<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
Steinwaldstraße 21, 70599 Stuttgart<br />
Email: bruecke.redaktion@gmx.de<br />
Tel.: 0711 – 456 75 07<br />
DIE BRÜCKE kann nur dann eine <strong>Brücke</strong><br />
sein, wenn Sie, liebe Leserinnen und<br />
Leser, mithelfen und die Redaktion mit<br />
Anregungen und Artikeln bedenken.<br />
Herzlichen Dank!<br />
Der elektronische BEV-Newsletter erscheint<br />
unregelmäßig und wird allen Eltern,<br />
Angehörigen und Freunden der Bundes-<br />
Eltern-Vereinigung und des <strong>Freundeskreis</strong><br />
Camphill zugesandt, deren E-mail Adressen<br />
bei der Beratungsstelle der BEV angegeben<br />
wurden.