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Die Brücke Michaeli 2012 zum Download (pdf, 3 - Freundeskreis ...

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<strong>Michaeli</strong> <strong>2012</strong><br />

MITTEILUNGEN FÜR DEN FREUNDESKREIS CAMPHILL


Ich schenk dir eine Leere,<br />

ich schenk dir eine Fülle.<br />

Pack sie behutsam aus -<br />

eins ist so zerbrechlich wie das andere.<br />

Und dankst du mir, werd ich so tun,<br />

als fiele es mir nicht auf, der Ton des Zweifels<br />

in deiner Stimme, wenn du sagst: Genau<br />

das hättest du dir gewünscht<br />

Leg sie auf deinen Nachttisch. Wachst du morgens auf,<br />

werden sie durch die Tür des Schlafs<br />

in deinen Kopf gelangt sein. Wo du auch hingehst,<br />

werden sie mit dir gehen, und wo du auch bist,<br />

wirst du dich lächelnd wundern ob der Fülle,<br />

die du nicht weiter mehren, und der Leere,<br />

die du auffüllen kannst.<br />

Norman MacCaig


Liebe Freunde<br />

<strong>Die</strong> diesjährige Pfingsttagung hatte das<br />

Thema: „Lebensorte - Zukunft gestalten.<br />

Wenn ich nicht mehr will, was du willst. Wo<br />

erlebe ich grenzverletzendes Verhalten?“<br />

Unsere Referentin, Frau Annelies Ketelaars,<br />

ist als freie Dozentin auf den Gebieten Konflikt-Management,<br />

Sexualität und Behinderung,<br />

sowie Gewaltprävention tätig. Mit ihrem<br />

mitreißenden Vortrag hat sie alle Zuhörer,<br />

Betreute, Angehörige und Mitarbeiter in<br />

ihren Bann gezogen. Wir haben, glaube ich,<br />

in greifbarer Erinnerung ihre Schlagfertigkeit,<br />

ihre besondere Präsenz und ihre Fähigkeit,<br />

ganz andere Fragen zu stellen. So<br />

schafft sie es, ein Thema zu wenden und<br />

ermöglicht, das behandelte Problem plötzlich<br />

aus einem veränderten Blickwinkel anzuschauen.<br />

Dadurch eröffnen sich neue<br />

Denkansätze und somit bisher ungeahnte<br />

Lösungsmöglichkeiten. Alle Beteiligten waren<br />

hellauf begeistert und Frau Ketelaars<br />

wurde nicht ohne Ableistung einer „Zugabe“<br />

in Form einer Fragestunde nach der Mittagspause<br />

von allen mit herzlichem Applaus<br />

verabschiedet.<br />

Unsere Pfingsttagungen sind wirkliche Höhepunkte<br />

im <strong>Freundeskreis</strong>leben und ermöglichen<br />

die Begegnung von Betreuten,<br />

Angehörigen und Mitarbeitern. Allen Mitwirkenden,<br />

Planern und Machern gilt unser<br />

aller Dank!<br />

Lassen Sie mich kurz den Sachstand unseres<br />

„Nischenprojektes“ schildern: Wie sie<br />

wissen, heißt es jetzt EMmA: Entwicklungsräume<br />

für Menschen mit Assistenzbedarf.<br />

2<br />

Vom 18.-20. Juli hat im Seminargebäude in<br />

Frickingen, initiiert vom Verband für anthroposophische<br />

Heilpädagogik, Sozialtherapie<br />

und soziale Arbeit e.V., das erste von drei<br />

Fortbildungsmodulen des „Biographical<br />

Timeline Process“ stattgefunden. <strong>Die</strong>ser<br />

Name wird sinnfällig mit „zielführende Maßnahmengestaltung<br />

in der Heilpädagogik und<br />

sozialen Arbeit auf Grundlage der Lebens-<br />

Verlaufs-Bedingungsanalyse von Menschen<br />

mit herausforderndem Verhalten“ übersetzt.<br />

<strong>Die</strong> Dozentin, Frau Prof. Beth I. Barol<br />

(http://www.nasddds.org/<strong>pdf</strong>/LearningFromA<br />

Person.<strong>pdf</strong>) hat zusammen mit 20 teilnehmenden<br />

Personen intensiv daran gearbeitet,<br />

um diese auf die spezifischen Herausforderungen<br />

im Zusammenhang mit der<br />

Betreuung von Menschen mit hohem Assistenzbedarf<br />

besser aufzustellen.<br />

Der allerdings nächste, drängende Schritt in<br />

der Kontinuität des EMmA Projektes muss<br />

aber sein, eine Erhebung seitens des Verbandes<br />

bei den Mitgliedern zu veranlassen,<br />

die den zu erwartenden Umfang an Plätzen<br />

feststellt, der für Menschen mit hohem Assistenzbedarf<br />

von den Einrichtungen zur<br />

Verfügung gestellt werden kann. Ich bitte<br />

deshalb nochmals, sowohl Eltern als auch<br />

insbesondere Einrichtungen dringlich<br />

mit uns Kontakt in dieser Sache aufzunehmen<br />

(meier_camphill@gmx.de).<br />

Aus dem neu gewählten Vorstand des Verbandes<br />

hat dankenswerter Weise Lothar<br />

<strong>Die</strong>trich, neben Herrn Trautwein, der EMmA<br />

schon eine Weile begleitet, sich bereitgefunden<br />

auch inhaltlich auf diesen Prozess<br />

zu schauen. Herzlichen Dank dafür.


Auf der gemeinsamen Jahrestagung von<br />

Verband und BEV vom 14.-16. Juni im Marburg<br />

hat es eine Arbeitsgruppe gegeben,<br />

die sich mit EMmA beschäftigt hat. <strong>Die</strong> sehr<br />

rege Beteiligung vieler Menschen an dieser<br />

AG zeigte wieder ganz deutlich, wie notwendig<br />

diese Arbeit ist und dass es noch<br />

eines langen Weges bedarf, um zu befriedigenden<br />

Lösungen zu kommen. <strong>Die</strong>s gilt<br />

umso schmerzlicher, wenn es um zeitnahe<br />

Problemlösungen geht.<br />

Mein Eindruck ist der, dass der Inklusionsforderung,<br />

ausgelöst durch die UN-<br />

Behindertenrechtskonvention, sowohl ein<br />

Fluch als auch ein Segen zugleich innewohnt.<br />

Große Einrichtungen <strong>zum</strong> Beispiel<br />

werden gezwungen, ihre starren und häufig<br />

formelhaften Wohn - und Lebenssituationen<br />

aufzulösen, sie zu dezentralisieren und damit<br />

gemeindenäher zu gestalten, schlechterdings<br />

also inkludierter zu werden. Allerdings<br />

schaffen sie das nur mit Mühe und<br />

der notwendige Reformprozess zerschlägt<br />

viele alte Strukturen ohne neue bereitzustellen,<br />

die Menschen mit Assistenzbedarf aber<br />

ganz dringend brauchen.<br />

Das Problem der Verwirrung und Verunsicherung<br />

der Mitarbeiter ist ebenfalls wichtig<br />

und wird oft übergangen. Auch durch diese<br />

Erkenntnis wird deutlich, dass es der Zynismus<br />

der Macht ist, der die Menschen, die<br />

sich nicht selbst vertreten können, daran<br />

hindert, selbstbestimmt und in Würde zu<br />

leben.<br />

Anthroposophische Einrichtungen sind hier<br />

weniger betroffen, weil sie nicht das Problem<br />

der Größe haben. Jedoch liegen sie<br />

häufig, historisch bedingt, sehr exkludiert.<br />

Auch das Problem der Anerkennung der<br />

umfassenden, ganzheitlichen Lebensform<br />

will sich nicht so recht fügen lassen in ein<br />

modernes, auf „Kunde – Anbieter“ ausgerichtetes<br />

Verständnis von Behindertenpolitik.<br />

Ich persönlich habe Bauchweh allein bei<br />

der Verwendung dieser Begrifflichkeiten,<br />

weil es den intimen persönliche Aspekt, den<br />

die Wahrnehmung des Anderen haben<br />

muss unerträglich verkürzt.<br />

Der <strong>Freundeskreis</strong> Camphill e. V. wird<br />

sich in einer Klausurtagung Mitte Februar<br />

2013 mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigen,<br />

insbesondere auch mit Fragen<br />

unseres Selbstverständnisses in Zeiten der<br />

Inklusion. Wie sähe ein Schreiben Dr. Karl<br />

Königs an die Eltern heute aus?<br />

Ich glaube ganz sicher, dass nur derjenige<br />

zukunftsfähig ist, der sich um diese Probleme<br />

nicht herumdrückt!<br />

<strong>Die</strong>sen kurzen Bericht möchte ich nicht beenden,<br />

ohne Sie ganz ausdrücklich auf den<br />

beigefügten Überweisungsträger aufmerksam<br />

zu machen. Wie Sie wissen, ist neben<br />

persönlichem Einsatz auch ein gewisser<br />

finanzieller Rahmen für die Realisierung von<br />

Maßnahmen nötig, die dem Wohle unserer<br />

Betreuten dienen.<br />

Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich ein<br />

friedvolles Jahr und verbleibe mit herzlichen<br />

Grüßen<br />

Ihr<br />

3


An die Förderer<br />

des <strong>Freundeskreis</strong> Camphill<br />

Durch Ihre Mitgliedsbeiträge und Ihre Spenden<br />

ermöglichen Sie dem <strong>Freundeskreis</strong><br />

Camphill, dass er seine Aufgaben wahrnehmen<br />

kann. Dafür gebührt Ihnen ein<br />

herzlicher Dank!<br />

Ebenfalls bedankt sich der <strong>Freundeskreis</strong><br />

Camphill für die finanzielle Förderung aus<br />

Mitteln der Selbsthilfeförderung nach § 20c<br />

SGB V durch die gesetzlichen Krankenkassen.<br />

In <strong>2012</strong> erhielten wir pauschale Fördermittel<br />

der „GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe<br />

auf Bundesebene“ (10.000 Euro) sowie<br />

eine Projektförderung für die Pfingsttagung<br />

vom AOK Bundesverband (2.000 Euro).<br />

4<br />

Vielen Dank!<br />

Gedanken zur Weihnachtszeit<br />

Hannelore Dabbert, Föhrenbühl<br />

Jedes Jahr feiern wir Weihnachten.<br />

Jedes Jahr werden wir mit Prospekten und<br />

Werbeplakaten, mit Musikberieselung und<br />

Lichtergefunkel auf dieses Fest der Liebe<br />

„eingestimmt“.<br />

Jedes Jahr verbreitet sich Hektik, steigern<br />

sich die Erwartungen, Wünsche, Emotionen<br />

und das Gefühl „am liebsten würde ich dieses<br />

Konsumfest überspringen“.<br />

Was aber ist Weihnachten? Warum feiern<br />

wir Weihnachten? Wie hat alles angefangen?<br />

Welche Beziehung hat Weihnachten<br />

mit mir?<br />

Vor gut 2000 Jahren fand eine Volkszählung<br />

im heutigen Israel statt. Josef, der<br />

Zimmermann von Nazareth macht sich mit<br />

seiner jungen, schwangeren Frau auf nach<br />

Bethlehem, der Stadt seiner Vorfahren. Sie<br />

nehmen auch Ochs und Esel mit, denn die<br />

Volkszählung ist mit einer Abgabe verbunden.<br />

Josef wird als ein alter Mann dargestellt, der<br />

seiner jungen schwangeren Frau selbstlos<br />

Schutz bietet. Sie ist schwanger vom heiligen<br />

Geist und wurde von Gott auserwählt<br />

Gottes Sohn, den Heiland, als Jungfrau auf<br />

die Welt zu bringen. Obwohl die Zeit der<br />

Niederkunft nahe ist, machen sich Josef<br />

und Maria auf die beschwerliche Reise nach<br />

Bethlehem.<br />

Dort angekommen, sind alle Herbergen voll,<br />

sie finden keine Ruhestätte. Kein Platz wird


ihnen gewährt, trotzdem Maria hochschwanger<br />

ist und die Geburt bevorsteht.<br />

Nach langer Suche werden sie zu guter<br />

Letzt in einen Stall geführt und haben so ein<br />

Obdach. Das Christuskind, Jesus kommt<br />

auf die Welt. Ohne Hebamme, ohne Arzt<br />

kommt Gottes Sohn, der die Menschen retten<br />

soll, in einem Stall zwischen Ochs und<br />

Esel zur Welt.<br />

Trotz dieser erbärmlichen, ärmlichen Umgebung<br />

strahlt das Kind eine himmlische<br />

Freude aus, die sich auf seine Umgebung<br />

auswirkt.<br />

Einfache Menschen, Hirten vom Felde, erhalten<br />

als erste die frohe Botschaft, dass<br />

Gottes Sohn, der Heiland geboren ist. Sie<br />

machen sich auf den Weg und geben von<br />

dem wenigen, was sie besitzen freudig ab<br />

um Gottes Sohn zu begrüßen.<br />

Und wie ist es heute?<br />

Der Advent, die Zeit der Erwartung, ist keine<br />

ruhige Zeit. Es ist schwer Ruhe zu finden,<br />

nachzudenken, einzukehren. Überall brennen<br />

die Lichter, es blinken Lichterketten, die<br />

Weihnachtsbäume leuchten festlich geschmückt<br />

schon im November.<br />

Andererseits: Es ist kalt, es ist Winter. Das<br />

äußere Leben in der Natur hat sich zurückgezogen.<br />

<strong>Die</strong> Nächte sind deutlich länger<br />

als der Tag. Es wird spät hell und früh dunkel.<br />

<strong>Die</strong> Landschaft ist kahl, abweisend, wie<br />

erstorben – manchmal mildert eine weiße<br />

Schneedecke die harten Konturen und erhellt<br />

den Tag.<br />

In dieser dunklen Zeit, kurz nach der Wintersonnenwende,<br />

wenn die Tage langsam<br />

wieder länger werden, da feiern wir Weihnachten,<br />

die Geburt des Sohnes Gottes.<br />

Etwas Neues kommt und wächst auf. Zunächst<br />

findet es keinen Raum in uns, bis wir<br />

ihm schließlich ein Eckchen einräumen.<br />

Wenn wir es schaffen, uns auf das Wesentliche,<br />

dem Neuen in uns, zu besinnen, mag<br />

es spürbar sein, welche himmlische Freude<br />

in uns keimt und aufblühen kann.<br />

Es wächst viel Brot in der Winternacht<br />

Es wächst viel Brot in der Winternacht,<br />

weil unter dem Schnee frisch grünet Saat,<br />

erst wenn im Lenze die Sonne lacht,<br />

spürst du, was Gutes der Winter tat.<br />

Und deucht die Welt dir öd' und leer,<br />

und sind die Tage dir rauh und schwer:<br />

Sei still und habe des Wandels acht:<br />

Es wächst viel Brot in der Winternacht.<br />

Friedrich Wilhelm Weber<br />

5


Weihnachten am Lehenhof<br />

Stefan Siegel-Holz, Lehenhof<br />

<strong>Die</strong> Weihnachtstage zwischen dem 24. Dezember<br />

und dem 6. Januar zählen für mich<br />

zu den besonderen Kostbarkeiten eines<br />

Gemeinschaftslebens wie in Camphill. Es<br />

sind jene Menschen, die den Festtagen ihre<br />

besondere Würde geben: viele Kinder, denen<br />

der Zauber des Weihnachtsfestes noch<br />

ungebrochen zugänglich ist; viele Erwachsene,<br />

deren Staunen nicht dem Widerspruch<br />

der kritischen Vernunft erlegen ist;<br />

viele spirituelle Menschen auf dem Weg zu<br />

einem neuen Verstehen des Wunders von<br />

Bethlehem.<br />

<strong>Die</strong> Vorweihnachtszeit gehört schon dazu.<br />

Auch das Adventsgärtlein für Kinder, wenn<br />

in einer Spirale aus Tannenzweigen Kerze<br />

um Kerze erleuchtet, der jährliche Basar im<br />

Saal, Transparentsterne an den Fenstern,<br />

Adventskränze auf dem Esstisch, der Duft<br />

von frisch gebackenen Plätzchen haben ihr<br />

Besonderes. Bei alledem ist die Adventszeit<br />

sehr geschäftig, viele Dörfler werden zunehmend<br />

unruhig, je näher es auf den Tag<br />

zugeht, an dem sie von den Eltern abgeholt<br />

werden. <strong>Die</strong> Spielproben werden von Woche<br />

zu Woche intensiver.<br />

Dann das Oberuferer Christgeburtsspiel:<br />

Wir hatten lange den Eindruck, wir könnten<br />

dieses alte Krippenspiel einfacher Leute<br />

nicht mehr aufführen. Nach der intensiven<br />

schauspielerischen Arbeit mit Heinz Friedrich<br />

schien es kein Zurück mehr zu geben<br />

zu den einfachen Gesten unmittelbarer<br />

Frömmigkeit. Erst als die Dörfler dieses<br />

6<br />

Spiel wieder zu ihrem tiefen Anliegen machten<br />

und nahezu alle Rollen besetzten, wurde<br />

es mit einem Male wieder authentisch –<br />

und tief beeindruckend. Als wir uns im letzten<br />

Jahr im Saal trafen, war dieser bis auf<br />

den letzten Platz gefüllt. Viele Gäste waren<br />

darunter. Dass am Lehenhof ein besonderes<br />

Spiel zu sehen sei, hatte sich herumgesprochen.<br />

Und man sprach noch lange danach<br />

über die unvergleichliche Ausstrahlung<br />

der lustigen Hirten, der Maria, des Josef<br />

und der strengen Wirte.<br />

Zum Heiligen Abend hin tritt eine wohltuende<br />

Ruhe im Dorf ein. <strong>Die</strong> Werkstätten stellen<br />

nach ihrer Weihnachtsfeier für zwei Wochen<br />

den Betrieb ein. Viele Dörfler sind inzwischen<br />

unterwegs zu den Angehörigen,<br />

um dort zu feiern. In den Häusern wird es<br />

stiller. Etliche Dörfler, die allein zurückblieben,<br />

packen ihre Tasche, ziehen für die<br />

nächsten Tage in eine andere Hausgemeinschaft<br />

und bereichern die dortige Runde.<br />

Manche Mitarbeiter, Seminaristen, Helfer<br />

nehmen sich Urlaub. Überall aber schwindet<br />

die Betriebsamkeit der Wochen zuvor.


Weihnachtsbäume werden geschmückt,<br />

Krippen gerichtet. Es wird feierlich. Wenn es<br />

dunkel wird am Heiligen Abend, treffen wir<br />

uns im Stall, hören die Weihnachtsgeschichte,<br />

Gedanken zu den Heiligen Nächten,<br />

singen Lieder, wünschen uns frohe<br />

Weihnachten. Danach werden in den Häusern<br />

die Kerzen am Baum entzündet, es<br />

gibt ein festliches Essen, es wird gefeiert.<br />

Um Mitternacht wird im Saal die Opferfeier<br />

gehalten. Dann, am nächsten Morgen, sind<br />

die Kinder zur ‚Weihnachtshandlung’ eingeladen.<br />

Wer am Lehenhof geblieben ist, kann an<br />

der „Weihnachtsarbeit“ teilnehmen. Sie<br />

stand im letzten Jahr unter dem Thema des<br />

Märchens von der grünen Schlange und der<br />

weißen Lilie von Goethe. Das Märchen<br />

wurde erzählt und erklärt. Künstlerische<br />

Gruppen wurden angeboten und sehr gut<br />

besucht. Hier wurden Motive aus dem Märchen<br />

gemalt, plastiziert, in Szene gesetzt.<br />

Ein abschließender Vortrag von Ita Bay<br />

fasste zusammen und rundete ab, was zuvor<br />

erarbeitet wurde.<br />

Große Bedeutung haben in jedem Jahr die<br />

‚Mitarbeitergespräche zwischen den Jahren’.<br />

In der festlichen und ruhigen Stimmung<br />

dieser herausgehobenen Zeit im Jahr erleben<br />

wir eindrücklich, dass sich eine Gelegenheit<br />

zu einer anderen Qualität von Gesprächen<br />

eröffnet. Wenn es glückt, nehmen<br />

wir uns anders wahr als im Alltagsgeschehen,<br />

öffnen wir uns den anderen anders,<br />

begegnen wir uns tiefer. Der Inhalt der Gespräche<br />

ist eigentlich immer derjenige des<br />

persönlichen Befindens in der Dorfgemeinschaft,<br />

wenn auch über die Jahre hin verschieden<br />

akzentuiert. Der einzelne erzählt<br />

von sich und hört im Übrigen vor allem zu:<br />

von den anderen und ihren Sorgen, ihren<br />

Fragen, den Wünschen und Hoffnungen.<br />

Wenn die Gespräche gut verlaufen, dann<br />

werden sie, vielleicht mehr als alles andere,<br />

<strong>zum</strong> Boden für das gemeinsame kommende<br />

Jahr mit all seinen Aufgaben und Bemühungen.<br />

Im vergangenen Winter waren 30 Mitarbeiter<br />

zusammen gekommen. An drei Vormittagen<br />

wurde in einer Folge von Gesprächen<br />

ausgetauscht: Welches sind meine wichtigsten<br />

Herausforderungen bzw. Probleme, vor<br />

denen ich stehen? – Welches waren<br />

Schlüsselerlebnisse in meinem Leben (in<br />

Kleingruppen)? – Welche Visionen habe ich<br />

in Bezug auf unser Dorf? – Bei der Verwirklichung<br />

welchen Vorhabens in den nächsten<br />

100 Tagen werde ich mich engagieren? Es<br />

war ein glücklicher Umstand im Jahr 2005,<br />

dass Ilsabé Zucker, Eigenrats-Mitglied und<br />

Vertraute des Lehenhofs, sich zur Verfügung<br />

gestellt hatte, die Gespräche vorzubereiten<br />

und zu moderieren.<br />

Noch mehrmals trafen wir uns im Saal. Am<br />

30. Dezember trug die Sängerin Sylvia<br />

Langhans das norwegische „Traumlied des<br />

Olaf Åsteson“ vor, das von Visionen in den<br />

Heiligen Nächten handelt. Zu Silvester kamen<br />

wir, nachdem zuvor in den Häusern<br />

ausgiebig gefeiert und auf das Jahr zurückgeblickt<br />

wurde, eine halbe Stunde vor Mitternacht<br />

zu einer Jahreswendfeier zusam-<br />

7


men. <strong>Die</strong> würdige kleine Feier endet kurz<br />

nach 24 Uhr mit gegenseitigen Glückwünschen<br />

<strong>zum</strong> Neuen Jahr. Am Neujahrstag<br />

zeigte Herr Wittkowski ein Märchen mit<br />

Transparenten: „Das Wasser des Lebens“.<br />

Am 2. Januar hielt Pfarrer Bruhn von der<br />

Christengemeinschaft die Menschenweihehandlung<br />

und anschließend eine Betrachtung<br />

über „sakramentales Leben und Alltag“.<br />

Ein letztes Weihnachtslicht war die<br />

‚Dreikönigsprozession’. Vor vielen Jahren<br />

hatte sie als kleine, unspektakuläre Feier für<br />

die Kinder am Dreikönigstag begonnen.<br />

Singend ziehen die drei heiligen Könige mit<br />

ihren Pagen hinter dem Sternenengel in den<br />

Saal ein, wo sie von den Kindern erwartet<br />

werden. Singend knien sie vor Maria und<br />

Josef vor dem großen Weihnachtsbaum<br />

nieder, bringen ihre Geschenke und verabschieden<br />

sich wieder. Inzwischen kommen<br />

Jahr für Jahr mehr Kinder mit ihren Eltern<br />

aus der ganzen Umgebung, um die Könige<br />

zu hören. Zusammen mit den anderen Gästen<br />

aus dem Dorf füllen sie den ganzen<br />

großen Saal.<br />

Nicht zuletzt haben die Heiligen Nächte am<br />

Lehenhof eine besondere Qualität durch die<br />

vielen Begegnungen und gegenseitigen<br />

Besuche in dieser Zeit. Man kommt <strong>zum</strong><br />

gemeinsamen Mittagessen, Singen, Vorlesen<br />

oder Abendbrot zusammen. Zwei oder<br />

mehrere Hausgemeinschaften feiern Silvester<br />

miteinander. Es bleibt Zeit für ausführliche<br />

Gespräche unter Nachbarn und Freunden.<br />

Im letzten Jahr besuchten viele Häuser<br />

das Haus Sonnenblume, das in der Weihnachtszeit<br />

bei knapper Besetzung immer<br />

8<br />

etwas in Not ist, neben der alltäglichen Arbeit<br />

dem Feiern seinen gebührenden Raum<br />

zu geben. Daraufhin war in den Dorfnachrichten<br />

zu lesen: „Wir möchten uns bei allen<br />

Hausgemeinschaften für das herrliche<br />

Weihnachtsgeschenk in Form von vielen<br />

Gutscheinen bedanken. Wir wurden auf’s<br />

Beste mit leckerem Essen, teils mittags und<br />

auch abends oder nachmittags, beschenkt<br />

und <strong>zum</strong> „Kaffeetrinken“ eingeladen. Es gab<br />

Geschichten- und Hausmusikgeschenke.<br />

Besonders wertvoll war für uns die Begegnung.<br />

Das alles hat aus unseren diesjährigen<br />

Weihnachtstagen ganz besondere gemacht.“<br />

Mit Weihnachten kam auch der Schnee.<br />

Wenige Tage später hatte sich die Luft so<br />

abgekühlt, dass man auch tagsüber nur dick<br />

eingepackt das Haus verlassen konnte.<br />

Dazu strahlte die Sonne, der Himmel gab<br />

sich makellos blau, doch die Bäume waren<br />

mit dickem weißem Raureif überzogen und<br />

funkelten im Sonnenlicht. Man ist ja kein<br />

kleines Kind mehr. Aber man möchte doch<br />

gerne glauben, dass das Christkind uns<br />

eine Freude machen wollte.


Pfingsttagung <strong>2012</strong><br />

Herzlich Willkommen<br />

Was müsste passieren, dass Sie heute<br />

Abend das Gefühl haben, es hat<br />

sich gelohnt an der Pfingsttagung<br />

teilzunehmen?<br />

Denkanstöße Begegnung<br />

Impulse<br />

Gespräche<br />

Begeisterung<br />

Reflektion<br />

Freude<br />

Pfingsttagungs-Blitzlichter<br />

Tiefgang<br />

Petra Pfeiffer, Königsmühle<br />

Grundsätzlich hatte ich mir vorgenommen,<br />

meinen Sohn Marvin mehr mit einzubeziehen,<br />

wenn ich mich mit Themen beschäftige,<br />

die die Lebenssituation von Menschen<br />

mit Unterstützungsbedarf betreffen. Auch<br />

und gerade dann, wenn ich mir nicht sicher<br />

bin, wie viel er davon versteht. Das Programm<br />

der diesjährigen Pfingsttagung lud<br />

dazu dann auch geradezu ein. „Wenn ich<br />

nicht mehr will, was Du willst“ als Thema<br />

fand ich so wesentlich, dass auch Marvins<br />

Brüder sich sehr angesprochen fühlten und<br />

die Tagung mit besuchten. So nahmen wir<br />

noch einen Freund Marvins, Roman, mit<br />

und fuhren zu fünft an den Bodensee. Dort<br />

trafen wir dann auch noch auf andere Teilnehmer<br />

aus der Königsmühle. Marvin und<br />

Roman haben die Tagung mit ihrem guten<br />

Essen, all den freundlichen Menschen und<br />

der offenen Atmosphäre sehr genossen.<br />

Vor allem das Frühstück im Hotel und die<br />

Badewanne, die von beiden morgens intensiv<br />

genutzt wurde, fanden großen Anklang.<br />

Der kulturelle Teil, ein kleines Tänzchen,<br />

welches die Teilnehmer tanzen lernten, löste<br />

bei den beiden allerdings gemischte Gefühle<br />

aus. Während Marvin, der Verzweiflung<br />

sichtbar nahe, recht schnell den rettenden<br />

Ausweg suchte, war Roman konzentriert<br />

dabei und setzte die gezeigten<br />

Schritte talentiert und fachmännisch um. Ein<br />

wenig gelitten hat allerdings auch er: seine<br />

sehr engagierte Tanzpartnerin umklammerte<br />

seine rechte Hand derart energisch, dass<br />

er am Ende doch anmerkte, seine Hand sei<br />

fast zerquetscht und sie anschließend noch<br />

mehrfach lockern und betrachten musste.<br />

Als wir am Sonntag wieder zurück fuhren,<br />

waren wir alle, aber vor allem Marvin und<br />

Roman sehr zufrieden, satt und erschöpft.<br />

Und beide haben sich schon klar dafür ausgesprochen,<br />

nächstes Jahr wieder mitfahren<br />

zu wollen.<br />

9


Auch wenn – <strong>zum</strong>indest für Marvin – unklar<br />

ist, wie viel er tatsächlich inhaltlich verstanden<br />

hat, so war aber sehr deutlich, dass er<br />

die Wertschätzung und Beteiligung im<br />

Rahmen seiner Möglichkeiten sehr wohl mit<br />

großer Freude wahrgenommen hat und als<br />

Impuls für sich nutzen kann.<br />

Und ich? Ich hatte zwar wenig Gelegenheit,<br />

mit den Mitgliedern des Vorstandes und<br />

anderen Teilnehmern Gespräche zu führen,<br />

weil ich doch <strong>zum</strong>eist mit der kleinen Gruppe<br />

beschäftigt war. Mich hat sehr interessiert<br />

wie Marvin und Roman die Tagung<br />

erleben, aber eben auch, wie meine beiden<br />

anderen Söhne die Auseinandersetzung mit<br />

der Behinderung des Bruders in diesem –<br />

für sie neuen Rahmen empfinden. Häufig<br />

übernehmen Geschwister ja die mitunter<br />

übergriffigen Umgangsweisen im Umgang<br />

mit dem beeinträchtigten Bruder / Schwester<br />

von den Eltern. Und so wie wir Eltern<br />

unser Verhalten reflektieren und aufmerksam<br />

betrachten müssen, in gleichem Maß<br />

gilt dies für die erwachsenen Geschwister.<br />

Der Referentin ist sehr zu danken dafür,<br />

dass sie uns allen anhand von den kleinsten,<br />

alltäglichen Beispielen die vielen Möglichkeiten<br />

der Beteiligung und der Wahlmöglichkeiten<br />

aufzeigte.<br />

Für mich war diese Tagung aus all den<br />

Gründen eine ganz außergewöhnliche und<br />

ich bin sehr viel reicher wieder nach Hause.<br />

Aus meiner Sicht haben wir uns auf einen<br />

ganz wichtigen und wesentlichen Weg gemacht,<br />

den wir gemeinsam unbedingt weiter<br />

gehen müssen. Vor allem die Beteiligung<br />

10<br />

der Menschen, die uns so am Herzen liegen<br />

sollten wir unbedingt vorantreiben. <strong>Die</strong>s<br />

könnte u.a. dadurch geschehen, dass sie in<br />

den Einladungen direkter angesprochen<br />

werden und wir einen Gesprächskreis auf<br />

ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten ausrichten.<br />

Ich danke Hannelore Dabbert und Hildegard<br />

Drittenpreis auf diesem Weg nochmal ganz<br />

herzlich für die so gelungene Organisation!<br />

Ezzat Azizi, Bruckfelden<br />

Ich habe leider wegen einer Zugverspätung<br />

die wesentlichen Ereignisse des ersten<br />

Veranstaltungstages verpasst (Mitgliederversammlung).<br />

Den zweiten Tag fand ich<br />

dann sehr gut. Der Vortrag von der Referentin<br />

Frau Ketelaars war sehr lehrhaft, realitätsbezogen,<br />

praxisnah und verständlich. Im<br />

Besonderen waren es die Beispiele, die<br />

alltagsnah und treffgenau waren.<br />

Das Thema: Wenn ich nicht mehr will was<br />

du willst. Wo erlebe ich grenzverletzendes<br />

Verhalten?


Als Mutter und auch als Pädagogin war dieses<br />

für mich eine neue Erfahrung. Als ich<br />

diesem Vortrag zugehört habe, fragte ich<br />

mich, ob ich als Mutter für meinen Sohn<br />

alles richtig entscheide und mache. Wie oft<br />

überschreite ich seine Grenze und auch<br />

meine? Als Eltern fühlen wir uns für unsere<br />

Kinder verantwortlich. Wenn die Kinder klein<br />

sind, entscheiden wir ständig für sie. Später<br />

mischen wir uns in ihre Entscheidungen ein.<br />

Wie oft hören wir, dass sie uns sagen, dass<br />

wir uns endlich aus ihrem Leben heraushalten<br />

sollen. Bei unseren behinderten Kindern<br />

ist es schlimmer. Wir wollen immer entscheiden,<br />

was gut für sie ist und was nicht.<br />

Wir können nicht akzeptieren, dass sie auch<br />

erwachsen sind und vielleicht nicht immer<br />

beim Treffen einer Entscheidung auf uns<br />

angewiesen sind. Es ist schwieriger, wenn<br />

das Kind hilfsbedürftig ist, und nicht selbst<br />

sagen kann, was er braucht oder nicht<br />

braucht. Da versuchen wir immer wieder<br />

fast alles für ihn zu entscheiden. Wann sollen<br />

wir dann ihnen alleine die Entscheidung<br />

überlassen?<br />

Desweiteren stelle ich mir die Frage, ob ich<br />

als Pädagogin in der Lage bin, die Grenzen<br />

meines zu Betreuenden anzuerkennen und<br />

zu respektieren. In welcher Situation soll ich<br />

für sie entscheiden und wo ist es besser,<br />

wenn ich mich heraushalte?<br />

Wo ist meine Grenze, und wie schütze ich<br />

mich?<br />

Für diese Fragen werde ich bestimmt nicht<br />

so schnell eine Antwort finden. Aber den<br />

richtigen Weg werde ich mir suchen und<br />

dann daran arbeiten.<br />

Zum Schluss möchte ich mich bei Ihnen,<br />

Frau Drittenpreis, Herr Meier und den Mitarbeitern<br />

von Bruckfelden für die gut organisierte<br />

und gastfreundliche Pfingsttagung<br />

<strong>2012</strong> bedanken.<br />

* * * * *<br />

Marina Büter, Föhrenbühl<br />

Eine, meiner Meinung nach, rundum gelungene<br />

Tagung. Wie in jedem Jahr begegnete<br />

ich vielen bekannten Gesichtern und konnte<br />

so in einen kommunikativen Austausch gehen.<br />

Besonders erwähnen möchte ich das Impulsreferat<br />

von Frau Annelies Ketelaars.<br />

Durchzogen von zentralen Themen, wie die<br />

Selbstbestimmung, die Grenzverletzung<br />

und die Sexualität sprach sie jeden Teilnehmer<br />

individuell an und bewirkte, dass<br />

diese Themen den gesamten Tag über im<br />

Gesprächsmittelpunkt standen.<br />

Vor allem die Verdeutlichung des Paradigmenwechsels<br />

seit den 70er Jahren zeigte,<br />

dass wir uns auf einem Weg befinden, in<br />

der unsere Aufgabe darin besteht, die Assistenz<br />

und Begleitung zur größtmöglichen<br />

Autonomie, zu leisten.<br />

Schlagworte wie „Selbstbestimmung, Mitbestimmung<br />

und Fremdbestimmung“ regten<br />

<strong>zum</strong> Nachdenken an und machten bewusst,<br />

dass wir bei den ganz kleinen Dingen des<br />

Lebens selbstbestimmt handeln können, im<br />

11


Großen und Ganzen jedoch mitbestimmt<br />

und fremdbestimmt leben.<br />

Eng vernetzt mit dem Thema „Grenzverletzung“<br />

sind die Nähe und die Distanz. Deutlich<br />

wurde, dass die Professionalität darin<br />

besteht, in der Nähe die nötige Distanz zu<br />

bewahren und umgekehrt. Wichtig erscheint<br />

es mir zu betonen, dass ich die Grenzen<br />

meiner Mitmenschen besser akzeptieren<br />

kann, wenn ich meine eigenen Grenzen<br />

kenne.<br />

Zur Sexualität ein Zitat aus dem Vortrag,<br />

welches für sich spricht: „ Das höchste Gut<br />

in der Selbstbestimmung ist die Sexualität!“<br />

Vielen Dank an die Organisatoren und allen<br />

Beteiligten dieser Tagung. Bis <strong>zum</strong> nächsten<br />

Jahr....<br />

* * * * * *<br />

Elisabeth Westhaus-Gloël, Föhrenbühl<br />

Höhepunkt der Pfingsttagung war das Impulsreferat<br />

von Annelies Ketelaars, das weit<br />

mehr war als ein Referat über Fachwissen.<br />

Spannend, kurzweilig, berührend, erheiternd,<br />

- nachhaltig. Beispiele aus der Beratungspraxis,<br />

die mir immer noch durch den<br />

Kopf gehen. Beeindruckend die Einfühlsamkeit<br />

der Referentin, die Ehrlichkeit und<br />

Direktheit, immer im Dialog mit den Zuhörern.<br />

Ganz klar ihre Forderung, die Menschen<br />

mit Behinderung in den Mittelpunkt<br />

zu stellen, die Interessen der Eltern und<br />

auch der Mitarbeiter hintanzustellen. Neben<br />

dem befreienden, oft auch sich selbst erkennenden<br />

Lachen der Zuhörer gab es die<br />

Stille, die durch eine Frage oder einen<br />

12<br />

Kommentar von Annelies Ketelaars entstand:<br />

verwundert, nachdenklich, getroffen,<br />

gerührt, auch schockiert.<br />

Annelies Ketelaars<br />

<strong>Die</strong> Themen: Selbstbestimmung – Mitbestimmung<br />

– Fremdbestimmung, darauf und<br />

daraus folgend: grenzverletzendes Verhalten.<br />

Einige Schlagwörter aus meiner ganz persönlichen<br />

Sicht:<br />

• Begleitung zu größtmöglicher Autonomie<br />

• Begegnung auf Augenhöhe: Wo<br />

•<br />

brauchst du mich? – Wo brauche ich<br />

dich?<br />

Wenn ich Selbstbestimmung ermöglichen<br />

will, muss ich eine klare Haltung<br />

zeigen, deutlich machen, wo ich was<br />

fordere<br />

• Einen Rahmen schaffen für Wahlmöglichkeiten


• Nach Angemessenheit suchen mit den<br />

Betroffenen<br />

• Zur Selbstbestimmung gehört auch Bildung/Aufklärung<br />

(z.B. bei der Ernährung:<br />

was esse ich und wieviel?)<br />

• Es gibt nicht nur professionelle Distanz,<br />

sondern auch professionelle Nähe<br />

• Grenzverletzung ist immer subjektiv,<br />

jeder verletzt Grenzen<br />

• Grenzen müssen klar gestellt werden<br />

In ihrer Beratungsarbeit hat Annelies Ketelaars<br />

erfahren, dass es 2 Fragen sind, die<br />

für Menschen mit Behinderung von größter<br />

Bedeutung sind:<br />

• Wie finde ich meinen Partner?<br />

• Warum bin ich behindert?<br />

Bei den Eltern ist es die Frage:<br />

• Kann ich mein Kind so akzeptieren, wie<br />

es ist?<br />

Fragen, die nahe gehen und mit denen alle<br />

zu tun haben: Betroffene, Betreuer, Angehörige,<br />

Lehrer, Mitarbeiter in den Einrichtungen.<br />

Am Ende wird klar, was die Grundlage all<br />

dessen ist, was möglich erscheint:<br />

Vielen Dank!<br />

R E S P E K T<br />

Kevin und Nils Dick, Königsmühle<br />

Am 26.05. haben wir, Kevin (22 Jahre) und<br />

Nils (28 Jahre), zusammen mit unserem<br />

Bruder Marvin (26 Jahre) die Pfingsttagung<br />

in der Camphill Schulgemeinschaft Bruckfelden<br />

besucht. Marvin lebt zur Zeit in der<br />

Camphill Lebensgemeinschaft Königsmühle.<br />

Das Thema der Tagung „Wenn ich nicht<br />

mehr will, was du willst“ kam uns zwar interessant<br />

vor, aber wir hatten uns darüber<br />

noch nie wirklich Gedanken gemacht. Warum<br />

auch. Weder überschreitet Marvin solche<br />

Grenzen, noch tun wir das in unserem<br />

Umgang mit Marvin. So dachten wir <strong>zum</strong>indest.<br />

Doch schon das Impulsreferat von Frau<br />

Annelies Ketelaars hat uns aufgezeigt, dass<br />

man sein alltägliches Verhalten viel genauer<br />

hinterfragen muss. Insbesondere die Frage,<br />

wie oft Marvin etwas nicht mehr will und wir<br />

ihn trotzdem dazu drängen hat sich uns<br />

gestellt. Vor allem weil Marvin eine solche<br />

Grenzüberschreitung nicht nachdrücklich<br />

reklamieren kann/will ist uns deutlich geworden,<br />

dass wir im alltäglichen Umgang<br />

viel mehr auf eine Selbstbestimmung Marvin`s<br />

achten müssen.<br />

Nachmittags fanden sich dann kleinere Arbeitsgruppen<br />

zusammen. Wir stießen zur<br />

„Geschwister“-Gruppe. Hier diskutierten wir<br />

das Thema aus einer speziellen Sicht, der<br />

Geschwistersicht. Auch in dieser Gruppe<br />

entstand ein sehr interessantes Gespräch.<br />

Schade war nur, dass insgesamt nur 4 Geschwister<br />

anwesend waren. Geschwister<br />

13


haben ein sehr spezielles Verhältnis zueinander<br />

und es war sehr schön seine Erfahrungen<br />

mit Anderen, welche in einer ähnlichen<br />

Situation sind, zu teilen. Es wäre also<br />

toll, wenn bei den nächsten Terminen mehr<br />

Geschwister teilnehmen würden. Wir würden<br />

uns jedenfalls freuen!<br />

Liebe Leserin , lieber Leser!<br />

Folgende Beiträge über Geschwisterkinder<br />

sind Versuche sich diesem komplexen<br />

Thema zu nähern und wollen keinen Anspruch<br />

auf Wissenschaftlichkeit erheben.<br />

Sie sind geprägt von persönlichem Erleben<br />

und Beobachten und bieten Anregungen zu<br />

Diskussionen. Wir würden uns sehr über<br />

Ihre Zuschriften freuen!<br />

In der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ erschien<br />

<strong>zum</strong> Thema ein Artikel der im Internet unter:<br />

http://www.zeit.de/<strong>2012</strong>/10/Geschwister-<br />

BehinderteI<br />

gelesen werden kann.<br />

14<br />

Über Geschwisterkinder<br />

Ezzat Azizi, Bruckfelden<br />

Seit Jahren beschäftige ich mich mit der<br />

Situation von Familien mit behinderten Kindern.<br />

Für mich ist es nicht leicht darüber zu<br />

schreiben ohne meine eigenen Gefühle<br />

hinein fließen zu lassen. Es wird mir vielleicht<br />

niemals gelingen, objektiv zu bleiben,<br />

da ich selbst Mutter eines behinderten Menschen<br />

bin. Andererseits bin ich Heilpädagogin<br />

und arbeite seit 17 Jahren in einer Einrichtung<br />

für behinderte Menschen. Ich<br />

schreibe über meine Beobachtungen und<br />

Erfahrungen während meiner Arbeit und<br />

von meiner persönlichen Erfahrung mit meinen<br />

Kindern.<br />

Es gibt kein Rezept, wie man als Eltern mit<br />

seinen Kinder umgeht. Auch nicht für die<br />

Eltern mit behinderten Kindern. Kindererziehung<br />

ist nicht einfach. Es hängt von vielen<br />

Faktoren ab, ob man es richtig oder<br />

falsch macht. Entscheidend ist, wie in jeder<br />

Krisensituation im Leben, wie stark wir sind<br />

und wie wir mit den Problemen umgehen.<br />

<strong>Die</strong> Kinder brauchen Sicherheit und Halt, ob<br />

behindert oder nicht.<br />

Sehr früh haben Eltern sich mir anvertraut<br />

und über ihre Sorgen und Probleme gesprochen.<br />

Vielleicht weil ich eine von ihnen<br />

bin. Das Bedürfnis mit jemandem zu reden<br />

war bei den Müttern stärker als bei den Vätern.<br />

Durch meine Arbeit habe ich drei Modelle<br />

des Elternseins kennengelernt:


• In manchen Familien kümmert sich nur<br />

ein Elternteil um das behinderte Kind.<br />

Ob es um Pflege, Aufsicht, Gesundheit<br />

oder Ämtergänge geht, kümmert sich<br />

entweder die Mutter oder der Vater alleine.<br />

Bei dieser Betreuungsperson<br />

dreht sich alles um das behinderte Kind.<br />

Sie vergisst sich selbst und tut alles für<br />

das Kind. Irgendwann ist sie überfordert<br />

und frustriert und fühlt sich von ihrem<br />

Partner/-in alleine gelassen. Der andere<br />

Partner/Partnerin kümmert sich um das<br />

gesunde Kind oder die gesunden Kinder,<br />

und wenn er/sie kann, auch um die<br />

restlichen familiären Angelegenheiten.<br />

Irgendwann gehen ihre Wege auseinander<br />

und jeder fühlt sich alleine. Es gibt<br />

immer einen der Partner (oder beide),<br />

der nicht mit dieser Situation zurechtkommen<br />

kann. Das Paar wird vielleicht<br />

weiter zusammen, aber nicht zufrieden<br />

mit ihrem Leben sein. Manche trennen<br />

sich und versuchen ihren Weg alleine zu<br />

gehen, aber es ist immer noch schwierig,<br />

weil die Verbindung und Konfrontation<br />

bleibt.<br />

• Es gibt auch solche Familien, in denen<br />

sich ein Elternteil um alles kümmern<br />

muss. <strong>Die</strong> enorme Belastung wird irgendwann<br />

so hoch, dass keiner es verkraften<br />

kann.<br />

• <strong>Die</strong> dritte Variante sind die Paare, die<br />

sich beide um das behinderte Kind und<br />

die Restfamilie kümmern und alles zusammen<br />

machen. Sie verstehen die Situationslage<br />

besser und entlasten und<br />

helfen sich gegenseitig.<br />

Mit dieser definierten familiären Konstellationsbeschreibung<br />

will ich sagen, dass alles<br />

eine Wirkung auf die Entwicklung der gesunden<br />

Kinder hat. Wenn die Eltern ganz<br />

normal mit der Behinderung ihres Kindes<br />

umgehen und die Probleme, egal wie groß<br />

sie sind, bewältigen lernen und trotz allem<br />

normal leben, lernen es auch ihre gesunden<br />

Kinder. Alle Kinder brauchen Liebe, Zuneigung,<br />

Sicherheit und Geborgenheit. Wenn<br />

die Eltern alle ihre Kinder gleich behandeln,<br />

werden diese Kinder in der Zukunft selbstbewusst<br />

und glücklich. Das gilt sowohl für<br />

die gesunden als auch für die behinderten<br />

Kinder.<br />

Jedes Kind ist anders. Geliebte Kinder werden<br />

selbstbewusster durch das Leben gehen.<br />

Es gehört <strong>zum</strong> normalen sozialen Verhalten,<br />

dass man über seine Probleme mit jemandem<br />

in der Familie oder im <strong>Freundeskreis</strong><br />

spricht. Was aber passiert, wenn man<br />

erfährt, dass das eigene Kind behindert ist?<br />

Erst ist es ein Schock für die Eltern. Wenn<br />

die Großeltern fit sind und guten Kontakt zu<br />

den Eltern haben, werden sie vorsichtig<br />

informiert, aber mit der Bitte es zunächst<br />

niemandem zu erzählen. Verwandte zweiten<br />

Grades dürfen es noch nicht wissen.<br />

Das Thema ist noch tabu. Wenn schon Geschwisterkinder<br />

in der Familie sind, wird oft<br />

nicht mit ihnen darüber gesprochen. Sie<br />

spüren, dass irgendetwas nicht in Ordnung<br />

ist. <strong>Die</strong> Eltern sind traurig, sie brechen die<br />

Gespräche ab, wenn die Kinder den Raum<br />

betreten. <strong>Die</strong> Gespräche am Telefon mit<br />

15


den Großeltern werden sehr leise geführt.<br />

<strong>Die</strong> Eltern gehen oft mit dem Bruder oder<br />

der Schwester <strong>zum</strong> Arzt.<br />

Wenn das behinderte Kind das erste Kind<br />

ist, kann es schwieriger sein.<br />

Zuerst ist alle Freude um das Kind erst einmal<br />

weg. <strong>Die</strong> Sorgen um das Kind und das<br />

eigene Leben lassen einen nicht in Ruhe.<br />

Wenn man irgendwann noch ein Kind haben<br />

will, kommen erst tausend Gedanken in<br />

den Kopf: Wird das Kind auch behindert<br />

sein? Welche Behinderung könnte es haben?<br />

Wird es schlimmer sein als jetzt? Wie<br />

gehen wir damit um? Oder wird es gesund<br />

sein und wie geht es dann mit der Familiensituation<br />

um? Trotzdem man sich entschieden<br />

hat und die Mutter schwanger ist, stellt<br />

man sich immer wieder diese Fragen. Dann<br />

ist es endlich soweit und das Kind wird geboren.<br />

Es dauert mehr als ein Jahr bis man<br />

die innere Ruhe gefunden hat, wenn sich<br />

das Kind normal entwickelt und alles gut<br />

läuft.<br />

Manche Eltern haben den Mut weitere Kinder<br />

zu bekommen. <strong>Die</strong> nicht behinderten<br />

Geschwister werden von den Eltern extra<br />

behütet, damit ihnen nichts passiert. <strong>Die</strong>se<br />

Kinder dürfen nicht alles tun, was die anderen<br />

Kinder dürfen, z.B. alleine draußen<br />

Fahrradfahren, alleine ins Schwimmbad<br />

gehen, bei Freunden übernachten, an Klassenfahrten<br />

teilnehmen usw.. <strong>Die</strong> Eltern haben<br />

permanent Angst, dass diesen Kindern<br />

auch etwas passieren könnte und sie vielleicht<br />

auch behindert werden. <strong>Die</strong>ses<br />

Angstgefühl begleitet Eltern ihr ganzes Le-<br />

16<br />

ben. Somit werden diese Kinder von Anfang<br />

an von ihren Eltern anders behandelt als<br />

ihre Freunde und das merken die Kinder<br />

selbst auch.<br />

Dazu kommt auch die Reaktion des Umfeldes<br />

auf Behinderung. Manche Freunde haben<br />

Angst und wenig Erfahrung mit Menschen<br />

mit Behinderung und wollen lieber<br />

draußen oder bei sich zuhause mit ihrem<br />

Freund spielen, statt bei dem Freund zuhause.<br />

Manche Kinder machen sich lustig<br />

über die Behinderten, obwohl sie wissen,<br />

dass ihr Spielkamerad eine behinderte<br />

Schwester oder einen behinderten Bruder<br />

hat.<br />

Folgende Geschichte wurde mir erzählt:<br />

„Ich kann mich sehr gut daran erinnern, als<br />

mein älterer Sohn einmal von der Schule<br />

nach Hause kam. Er war in der zweiten<br />

Klasse und hatte einen besten Freund, der<br />

mit ihm in einer Klasse war. Wir wohnten im<br />

selben Haus. <strong>Die</strong> Mutter war Lehrerin. An<br />

diesem Tag hatte ihr Sohn in Gegenwart<br />

anderer Mitschüler zu meinem Sohn gesagt,<br />

dass seine Schwester behindert und eine<br />

Idiotin sei. Mein Sohn ist ausgerastet und<br />

hat ihn gebissen und geschlagen. Erst habe<br />

ich ihn beruhigt und zu ihm gesagt, dass er<br />

niemanden verprügeln oder beißen darf. Er<br />

solle nächstes Mal zu mir kommen oder zur<br />

Klassenlehrerin gehen und hiervon berichten.<br />

Eine halbe Stunde später klingelte es<br />

bei uns an der Tür und die Mutter des<br />

Freundes war da. Sie fing an, uns (meinen<br />

Mann und mir) Vorwürfe zu machen, dass<br />

wir unseren Sohn nicht richtig erzogen hät-


ten und schimpfte mit unserem Sohn laut<br />

und drohte, uns zu verklagen. Mein Mann<br />

versuchte sie die ganze Zeit zu beruhigen,<br />

ohne Erfolg. Am Ende hat mein Mann die<br />

Tür aufgemacht und bat sie unsere Wohnung<br />

zu verlassen und uns zu verklagen,<br />

wenn sie möchte. Das war das Ende unserer<br />

Freundschaft. <strong>Die</strong> beide Kinder haben<br />

nie wieder miteinander gespielt“.<br />

Ich werde jetzt ein paar Beobachtungen und<br />

Erlebnisse von meiner Arbeit mit behinderten<br />

Kindern und ihren Geschwistern schreiben:<br />

Sarah und Nelly,<br />

Sarah und Nelly sind Geschwister. Sarah<br />

hat eine geistige Behinderung. Sie möchte<br />

gerne mit den anderen Kindern spielen,<br />

erreicht aber durch die Behinderung nicht<br />

das Spielniveau der anderen Kinder.<br />

Sarah ist 11 und Nelly 4,5 Jahre. Nelly ist<br />

normal entwickelt. Sie wollte früher nicht mit<br />

ihrer Schwester spielen. Meine Aufgabe als<br />

Spieltherapeutin ist es, Sarah so weit zu<br />

fördern, dass sie ohne Aggressionen mit<br />

ihrer Schwester spielen lernt; auch Nelly soll<br />

ohne Probleme mit Sarah spielen können.<br />

Wenn die beiden Schwestern lernen miteinander<br />

zu spielen, finden und entwickeln sie<br />

auch füreinander Gefühle. Über das Spiel<br />

lernen sie normal miteinander umzugehen.<br />

Zwei Schwestern<br />

Ich betreue ein 11 jähriges Mädchen in einer<br />

deutschen Familie mit zwei Kindern.<br />

Einmal in der Woche gebe ich diesem Mädchen<br />

heilpädagogische Spieltherapie. Am<br />

Donnerstag rief mich der Vater an und sagte,<br />

dass seine Mutter gestorben und sie<br />

mich in ihrem Abschiedsbrief bat, den Kindern<br />

zu sagen, dass ihre Oma gestorben<br />

sei.<br />

Ich habe ein Kinderbuch über dieses Thema<br />

mitgebracht. <strong>Die</strong> kleine Schwester ist viereinhalb<br />

Jahre alt und geht in den Kindergarten.<br />

Ich sagte den beiden Kindern, dass ich<br />

ein Buch vorlesen möchte, und fragte wer<br />

zuhören wolle. <strong>Die</strong> Kleine sagte: „Ich“; ihre<br />

Schwester ist in die Küche gegangen. Ich<br />

las ihr das Buch vor. In der Geschichte ging<br />

es um ein kleines Mädchen und den Tod<br />

ihrer Oma. Am Ende der Geschichte erzählt<br />

das Mädchen, dass ihre Oma in den Himmel<br />

geflogen sei. Als ich mit der Geschichte<br />

fertig war, kam die große Schwester ins<br />

Zimmer und fragte mich, ob sie zur Oma<br />

dürfe. <strong>Die</strong>se Frage stellte sie immer, wenn<br />

sie nach Hause kam. Denn Oma wohnte mit<br />

Opa unten. Ich sagte immer, sie solle ihre<br />

Mutter fragen. <strong>Die</strong>smal sagte ich, dass Oma<br />

nicht mehr da sei. Sie hat es nicht verstanden<br />

(sie ist geistig behindert) und fragte<br />

mich noch einmal. In dem Moment, als ich<br />

nach einer Antwort suchte, sagte die kleinere<br />

Schwester, genau wie es in dem Buch<br />

stand: „<strong>Die</strong> Oma ist tot und im Himmel“. Ich<br />

war sprachlos, stolz auf die Kleine und traurig<br />

zugleich. Ihre Schwester hat noch einmal<br />

gefragt, ob sie zur Oma gehen könne.<br />

Auch habe ich bemerkt, dass die kleine<br />

Schwester viel Rücksicht auf ihre Schwester<br />

17


nimmt und ihr sogar manchmal beim Anziehen<br />

hilft.<br />

Max und Simon,<br />

Max ist 8 Jahre alt und Simon 4,5 Jahre alt.<br />

<strong>Die</strong> beiden sind Geschwister. Max ist Autist,<br />

Simon hat keine Behinderung. Unterwegs<br />

im Auto griff Max plötzlich Simon an und<br />

zog Simon an den Haaren. Er fing an zu<br />

weinen und sagte zu Max „Soll ich dir auch<br />

an den Haaren ziehen damit du weißt, wie<br />

weh es tut, jemanden an den Haaren zu<br />

ziehen?“ Ich war sprachlos und wusste<br />

nicht, was ich sagen sollte. Als wir bei ihnen<br />

zu Hause waren, erzählte ich es der Mutter<br />

und wollte wissen, wie sie bei solchen Situation<br />

selbst reagiert. <strong>Die</strong> Mutter drehte<br />

sich zu Max um und sagte in Gegenwart<br />

von Simon, dass Simon beim nächsten Mal<br />

Max auch an den Haaren ziehen darf. Simon<br />

sagte: „Nein, das mache ich nicht, weil<br />

Max behindert ist, aber ich bin sauer, dass<br />

Max mir weh tut“.<br />

Auf dem Heimweg habe ich über diese erlebte<br />

Situation nachgedacht. Simon ist gerade<br />

4,5 Jahre und obwohl seine Mutter ihm<br />

erlaubt hatte, zurück zu schlagen, hat er für<br />

sich entschieden, dieses nicht zu machen.<br />

Wie hätte er wohl reagiert, wenn der Bruder<br />

nicht behindert wäre? <strong>Die</strong> Kinder lernen von<br />

den Erwachsenen. <strong>Die</strong> gelernten Dinge setzen<br />

sie in die Tat um. Wie kann es aber<br />

sein, dass ein 4,5 jähriges Kind selbst entscheidet,<br />

wie es mit seinem behinderten<br />

Bruder umgeht?<br />

18<br />

Von den Schwierigkeiten, nach einem<br />

Unfall in dem geliebten Bruder denselben<br />

und gleichzeitig einen anderen zu<br />

sehen<br />

Erlebnisbericht von Tomas K.:<br />

Wir sind vier Brüder, treiben alle Sport,<br />

Fußball ist unsere Leidenschaft. Stefan,<br />

unser kleinster ist gleichzeitig der begabteste<br />

und erfolgreichste. Dann passiert das<br />

Unvorstellbare. Auf dem Weg <strong>zum</strong> Training<br />

wird das Auto unseres Bruders von einem<br />

Zug erfasst und hundert Meter mitgeschleift.<br />

Ein Freund, der mit im Auto sitzt, stirbt noch<br />

am Unfallort, Stefan überlebt knapp, aber<br />

mit schweren körperlichen und – wie sich<br />

später herausstellen wird – geistigen Einschränkungen.<br />

Das Beschriebene ist mittlerweile 25 Jahre<br />

her, Stefan sitzt in einem Rollstuhl, Verständigung<br />

ist ihm nur durch kleine, oft unverständliche<br />

Gesten möglich. Wenn ich ihn<br />

ansehe oder auch nur an ihn denke, wird<br />

mir immer wieder deutlich, begriffen habe<br />

ich das Geschehene und die Folgen bis<br />

heute nicht vollständig. Es ist so schwer, in<br />

diesem Anderen den gleichen geliebten<br />

Bruder zu sehen, ebenso, wie diesen Bruder<br />

so anzunehmen und mit ihm umzugehen<br />

wie mit dem erfolgreichen Sportler von<br />

damals, auf den man stolz war. Selbstverständlichkeit<br />

oder so etwas wie Normalität<br />

im Umgang miteinander will sich einfach<br />

nicht einstellen. Emotionalität und Trauer<br />

über das Geschehene übernimmt immer<br />

wieder die Regie.


Ich bin der zweitjüngste und damit Stefan<br />

am nahsten. Vielleicht lag es daran, dass<br />

mir der Umgang mit Stefan nach dem Unfall<br />

noch am leichtesten von uns anderen Dreien<br />

gefallen ist. Vielleicht lag es auch an<br />

meinem rationalen Wesen, das mich<br />

schneller die veränderte Situation begreifen<br />

ließ.<br />

Bei unseren älteren Geschwistern hat die<br />

dargestellte Situation lange Zeit dazu geführt,<br />

dass sie sich von Stefan zurückgezogen<br />

haben, den Kontakt gemieden haben<br />

oder Nähe nicht ertragen konnten. Es fiel<br />

ihnen einfach zu schwer, den Bruder von<br />

damals zu erkennen. Ich habe ihnen oft<br />

ungerechter Weise Ignoranz oder Desinteresse<br />

vorgeworfen. Dass es Schwierigkeiten<br />

waren und sind, mit der eigenen Emotionalität<br />

umzugehen, wird mir erst jetzt so<br />

langsam klarer.<br />

Für diese neu gewonnene Klarheit gibt es<br />

zwei Gründe. Der erste ist der, dass ich<br />

gebeten wurde diesen Aufsatz zu schreiben.<br />

Das ist das erste Mal für mich, dass ich<br />

ernsthaft die Gesamtsituation unserer Familie<br />

in den Blick nehme, und das über meine<br />

eigene Befindlichkeit hinaus.<br />

Der zweite und entscheidende Grund ist<br />

aber, dass nach unserem Vater vor kurzem<br />

auch unsere Mutter gestorben ist. Das hat<br />

alles verändert.<br />

Bis dahin wurde Stefan, bis auf wenige<br />

Ausnahmen, jedes Wochenende aus dem<br />

Heim in dem er gut untergebracht und betreut<br />

wird in unser Elternhaus gebracht. Das<br />

kostete uns Geschwistern keine Mühe, ein<br />

schlechtes Gewissen mussten wir auch<br />

nicht haben, wenn wir Stefan einmal mehrere<br />

Wochen nicht sahen. <strong>Die</strong> familiären<br />

Pflichten wurden ja von den Eltern bzw. der<br />

Mutter übernommen. Ich sah Stefan nur<br />

dann, wenn ich alle paar Wochenenden<br />

gleichzeitig meine Mutter besuchte. Das ist<br />

nun für immer vorbei.<br />

Wir Geschwister sind nun die nächsten Angehörigen,<br />

die Stefan noch hat. Und komischerweise<br />

haben wir alle drei unabhängig<br />

voneinander darüber nachgedacht, wie es<br />

ohne Eltern weitergeht, ohne dass Stefan in<br />

Vergessenheit gerät. Vielleicht ist es Geschwisterliebe,<br />

vielleicht auch Verantwortungsbewusstsein,<br />

wir sind jedenfalls alle<br />

drei unabhängig voneinander zu dem Ergebnis<br />

gekommen, dass wir unser Engagement<br />

Stefan gegenüber steigern müssen.<br />

<strong>Die</strong>ses gegenseitige Versprechen und erste<br />

regelmäßige Besuche bei Stefan zeigen<br />

mir, dass das Verhalten meiner älteren Brüder<br />

eben keine Gleichgültigkeit war, sondern<br />

einfach die Schwierigkeit, mit diesem<br />

Anderen ohne Schmerz zu spüren umzugehen.<br />

Es macht mir aber gleichzeitig Hoffnung,<br />

dass wir es noch schaffen können,<br />

gemeinsam Stefan gegenüber die Rolle<br />

echter Geschwister, und damit auch die<br />

Aufgaben unserer Eltern zu übernehmen.<br />

Vielleicht ist der Umgang irgendwann auch<br />

nicht mehr so schmerzhaft und Normalität<br />

stellt sich dabei ein.<br />

P.S.: Auf eine akademische Betrachtung<br />

darüber, warum unsere Generation zwi-<br />

19


schen 50 und 60 allgemein so große<br />

Schwierigkeiten im Umgang mit Mitmenschen<br />

mit Behinderungen hat, habe ich absichtlich<br />

verzichtet. Natürlich spielen diese<br />

Aspekte (Ausschluss Behinderter aus dem<br />

gesellschaftlichen Leben, anerzogene Werte<br />

aus dem Nationalsozialismus, Kapitalistische<br />

Verwertung des Menschen, …) auch<br />

eine Rolle, darüber gibt es aber hinreichend<br />

Fachliteratur.<br />

Von der regionalen Camphill Tagung, St. Prex<br />

Kann man Staunen lernen?<br />

Ulrike Cornish, Föhrenbühl<br />

Heutzutage wollen alle „cool“ sein, d.h.<br />

schon alles wissen, drüber stehen, eben<br />

nicht staunen. Doch ist es nicht das Staunen,<br />

das uns wachsen, sich entwickeln<br />

lässt? Sich etwas Neuem öffnen, die Seele<br />

öffnen, etwas vom Herzen her wahrnehmen,<br />

nicht vom Kopf. Es gibt Erlebnisse in<br />

der Natur, die von außen kommen, wo man<br />

etwas wahrnimmt, über das man Staunen<br />

kann. Doch auch nach einer intensiven Suche<br />

oder Anstrengung kann die Antwort wie<br />

von außen überraschend auf uns zu kommen.<br />

Was ist der Unterschied zwischen Staunen<br />

und Verwundern? Könnte man sagen: das<br />

Staunen hat mehr das spontane, einschlagende<br />

Erlebnis, während das Verwundern<br />

mehr <strong>zum</strong> inneren Suchen und Fragen<br />

passt und darauf Antwort gibt? Zum Staunen<br />

gehört auch ein Innehalten, aus dem<br />

gewöhnlichen Trott aussteigen, Neues<br />

wahrnehmen, vielleicht einen neuen Weg<br />

20<br />

einschlagen, sich etwas sagen lassen, sich<br />

beeindrucken lassen.<br />

Also, staunen heißt fortschreiten. Wer nicht<br />

staunen kann, kann sich wohl auch nicht<br />

entwickeln. Wie lernen wir also das Staunen?<br />

Das Wahrnehmen von neuen Eindrücken,<br />

die Dinge zu sich sprechen lassen, man<br />

kann es üben!<br />

Ferdinand Hodler (1901): Der Genfer See von<br />

St. Prex aus<br />

Das haben wir versucht in der Regionalen<br />

Camphill Tagung in St. Prex, in der französischen<br />

Schweiz, am Genfer See. Wir sind<br />

dort diesen Fragen nachgegangen durch<br />

Beobachtungsübungen in kleinen Gruppen,<br />

Gesprächen, gemeinsamem künstlerischen<br />

Tun, Wahrnehmen in der Natur, kurzen Vorträgen<br />

usw.<br />

<strong>Die</strong>s war das Eine. Das Andere war die offizielle<br />

Aufnahme eines neuen Platzes in die<br />

Camphill Bewegung: ein Platz in Vietnam,<br />

einem kommunistischen Land, wo Menschen<br />

mit Hilfebedarf noch als unerziehbar


gelten und versteckt werden, wo während<br />

des 30jährigen Vietnamkriegs viel Gift von<br />

Flugzeugen auf das Land gestreut wurde,<br />

dort haben über 20 behinderte Jugendliche<br />

und junge Erwachsene einen Ort gefunden,<br />

wo sie arbeiten, miteinander leben dürfen<br />

und als vollwertige Menschen respektiert<br />

werden: „The Peaceful Bamboo family“ -<br />

„die friedliche Bambus Familie“. Zwei Menschen<br />

von dort sind gekommen und Lissy<br />

Ha Vin, die zusammen mit Tho Ha Vin diesen<br />

Platz über Jahre hinweg begründet und<br />

begleitet haben, sie waren früher Mitarbeiter<br />

in St. Prex. <strong>Die</strong> beiden Vietnamesen haben<br />

für uns ein vietnamesisches Mahl zubereitet<br />

und wurden dann offiziell in die Camphill<br />

Gemeinschaft aufgenommen. Warum sie<br />

Camphill werden wollen? Etwas strahlt wohl<br />

davon aus, sie wollen Freunde, Menschlichkeit,<br />

Brüderlichkeit.....<br />

Camphill ist alt geworden, 73 Jahre alt, ein<br />

Menschenleben, und hier ist ein ganz junger<br />

Spross, auf der anderen Seite der Erde, der<br />

auf dieses Camphill hinschaut und etwas<br />

lernen will. Was wird sich daraus entwickeln?<br />

<strong>Die</strong> äußeren Formen werden sehr<br />

anders sein, doch vielleicht liegen in den<br />

ursprünglichen Idealen und Quellen, aus<br />

denen Camphill einst hervorging, immer<br />

noch Inspirationen, die heute noch Menschen<br />

befeuern, bis weit in die Zukunft hinein.<br />

Wie finden wir diese Quellen heute<br />

wieder? Um zu den Quellen zu gelangen,<br />

muss man gegen den Strom schwimmen.<br />

Auch dies war eine Erkenntnis dieser kleinen,<br />

jedoch sehr warmherzigen und fröhlich<br />

lockeren Tagung in St. Prex.<br />

JUBILÄUMS FESTLICHKEITEN<br />

Der Hausenhof feierte sein 25jähriges,Alt-<br />

Schönow und Sellen ihr 20jähriges Bestehen.<br />

Mit den nachfolgenden Beiträgen wollen<br />

wir Sie teilhaben lassen an diesen Festlichkeiten.<br />

Aus der Schreibwerkstatt:<br />

eimat<br />

rbeit<br />

nabhängigkeit<br />

aal - Novalis<br />

urythmie<br />

ürnberg Freunde nah<br />

alle - Pferde<br />

pferfeier<br />

reunde<br />

21


Zum 25-jährigen Hausenhof-Jubiläum<br />

Helga und Jürgen Starke<br />

Liebe Hausenhofgemeinde und alle diejenigen,<br />

die sich mit dem Hausenhof verbunden<br />

fühlen.<br />

Wir feiern heuer das 25-jährige Bestehen<br />

des Hausenhofes. Damit ist sicher bei uns<br />

allen eine außerordentlich großer Freude<br />

und Zufriedenheit über die bisherige erfolgreiche<br />

Entwicklung des Hausenhofes verbunden.<br />

Wir, als so genanntes Gründungselternpaar,<br />

wurden mit allen anderen Gründungseltern<br />

bereits bei der zurückliegenden<br />

20-Jahrfeier des Hausenhof-Bestehens für<br />

unser Engagement seit den Anfangsjahren<br />

ausgiebig gefeiert und geehrt. Wir haben<br />

uns darüber auch sehr gefreut. Als Elternpaar<br />

des Hausenhof-Bewohners Lutz empfinden<br />

wir aber jetzt, anlässlich des 25jährigen<br />

Bestehens des Hausenhofs ein<br />

echtes Bedürfnis, auch einmal ausdrücklich<br />

auf die großen Verdienste derjenigen hinzuweisen,<br />

die ebenso maßgebend an dieser<br />

Erfolgsgeschichte mitgewirkt haben.<br />

Gemeint sind alle Hausenhofmitarbeiter,<br />

insbesondere die heutigen “Haus-Verantwortlichen“<br />

bzw. vormaligen Hauseltern.<br />

Ihre liebevolle und aufopfernde Tätigkeit bei<br />

der Betreuung der Dörfler (der jetzigen<br />

“Bewohner“) in all den Jahren war sicher ein<br />

ganz wesentlicher Beitrag für die großartige<br />

Entwicklung des Hausenhofs. Wir konnten<br />

von Beginn an sämtliche Perioden beim<br />

Auf- und Ausbau der Dorfgemeinschaft miterleben<br />

und können deshalb allen beteiligten<br />

Mitarbeitern für ihren Einsatz bei der<br />

22<br />

Bewältigung der vielfältigen Aufgaben nur<br />

ein großes Lob aussprechen.<br />

In der Zwischenzeit hat sich der Hausenhof<br />

von einem ursprünglichen Hausenhof-Ein-<br />

Familien-Betrieb zu einem Hausenhof-Dorf<br />

mit bereits über 100 Bewohnern und Mitarbeitern<br />

entwickelt. Auch hier finden wir es<br />

besonders erwähnens- und lobenswert, mit<br />

welcher Professionalität, sowohl bei der<br />

Anpassung von Organisation und Verwaltung,<br />

als auch bei der Planung und Ausführung<br />

der Erweiterungen beim Dorfaufbau<br />

bis in unsere heutige Zeit vorgegangen<br />

wurde. Deshalb an dieser Stelle nochmals<br />

ausdrücklich unseren herzlichen Dank an<br />

sämtliche Mitarbeiter verbunden mit dem<br />

Wunsch für uns alle, dass diese segensreiche<br />

Entwicklung auch in Zukunft weiter so<br />

anhält.


Johanni<br />

Ralf Hatz, Hausenhof<br />

„Zum Glück ist es am Hausenhof heute anders,<br />

als es früher war!“<br />

und<br />

„Ja früher, da war die Welt am Hausenhof<br />

noch in Ordnung!“<br />

Ich habe beide Aussagen oft gehört.<br />

Von anderen.<br />

Und ich kenne beides selbst.<br />

Von mir.<br />

Das Früher habe ich durchlebt.<br />

Und im Heute lebe ich gerade.<br />

Ich kenne beides!<br />

Und die Geschichte, die Stephan Iglisch uns<br />

zu unserer 25-Jahr-Feier mitbrachte, machte<br />

mich betroffen:<br />

Ein Reisender, der sich einer großen Stadt<br />

näherte, fragte eine Frau, die am Wegesrand<br />

saß: „Wie sind die Menschen in dieser<br />

Stadt?“ <strong>Die</strong> Frau am Wegesrand fragte zurück:<br />

„Wie waren die Menschen in der<br />

Stadt, aus der du gekommen bist?“<br />

„Schrecklich!“, antwortete der Reisende.<br />

„Gemein, unzuverlässig und in jeder Hinsicht<br />

verabscheuungswürdig“. „Ah“, sagte<br />

die Frau, „du wirst feststellen, dass sie in<br />

dieser Stadt nicht anders sind.“<br />

Kaum war der Reisende weiter gezogen, da<br />

kam ein anderer und erkundigte sich ebenfalls<br />

nach den Menschen in der Stadt, die<br />

vor ihm lag. Auch ihn fragte die Alte, wie die<br />

Leute in dem Ort waren, den er verlassen<br />

hatte. „Es waren nette Menschen; ehrlich,<br />

fleißig und überaus großzügig. Es tat mir<br />

leid, sie verlassen zu müssen“, erklärte der<br />

zweite Reisende. <strong>Die</strong> weise Frau erwiderte:<br />

„Du wirst feststellen, dass sie in dieser Stadt<br />

nicht anders sind“.<br />

Stephan Iglisch erzählte uns die Geschichte<br />

am 24. Juni.<br />

Johanni.<br />

„Ändert euren Sinn!“ mahnt uns der Täufer.<br />

Ich erlebe: <strong>Die</strong> Geschichte ist wahr.<br />

Ich erlebe aber auch: Mein innerer Alltag ist<br />

anders.<br />

Ich müsste mich mir selbst stellen.<br />

Ich müsste mich überwinden – mich selbst.<br />

Ich könnte dann den Blick wenden.<br />

Und mich erkennen im Anderen.<br />

<strong>Die</strong> flüchtige Erbauung am Festtag reicht<br />

nicht.<br />

Vielleicht aber entsteht eine Frage.<br />

23


20 Jahre Camphill Alt-Schönow<br />

Ausschnitte vom Festakt am 11.Mai <strong>2012</strong><br />

Maximilian Baron, Alt-Schönow<br />

Das Land der Ideen<br />

Hier bin ich zu Haus, werfe keinen raus,<br />

keine Maus.<br />

Wir, so wie sie, können hier zu Hause sein<br />

Hier ist keiner allein.<br />

Der Name ist bekannt: Alt-Schönow,<br />

hier Leben heißt einfach: oho.<br />

<strong>Die</strong> Leute meinen hier bist du richtig,<br />

Ja, hier atmen heißt wichtig<br />

Alt-Schönow, hier kann ich Gedichte sammeln,<br />

in aller Ruhe, das sind die besten<br />

doch bei schlechten muss ich mich setzen.<br />

Hier gibt es kein Haufen auf dem Boden<br />

<strong>Die</strong> Menschen da sind zu loben<br />

Es gibt selten ein Kind das weint,<br />

und wenn dann nur weil die Sonne nicht<br />

scheint<br />

Maximilian Baron<br />

24<br />

Festrede<br />

Dr. Christian Bruhn, Alt-Schönow<br />

Liebe Gäste, liebe Mitarbeiter und Bewohner<br />

von Alt-Schönow.<br />

Frau Schwalbe-Riel hat Ihnen die Entwicklung<br />

von Alt Schönow in den letzten 20 Jahren<br />

geschildert. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.<br />

Ich denke aber, ein Tag wie heute<br />

sollte Anlass sein, einmal über die Grundlagen<br />

unserer Arbeit nachzudenken.<br />

Es war das Jahr 1936. Ein deutscher jüdischer<br />

Arzt, Dr. Karl König, hatte sich gemeinsam<br />

mit einigen jungen Studenten mit<br />

der anthroposophischen Menschenkunde<br />

Rudolf Steiners beschäftigt. Im Pilgrimsheim<br />

in Schlesien begründete er mit seiner Frau<br />

Mathilde eine Initiative mit dem Ziel, in der<br />

Gemeinschaft zwischen gesunden und behinderten<br />

Kindern und Erwachsenen eine<br />

neue therapeutische Lebensform zu entwickeln.<br />

Das Zusammentreffen mit dieser Frau war<br />

ein großer Segen. Tilla König stammte aus<br />

einer tiefgläubigen Familie, die in der Brüdergemeinde<br />

fest verankert war. Sie bejahte<br />

seine Lebensplanung voll.<br />

1936, drei Jahre nach der Machtübernahme<br />

Hitlers, sahen die Meisten schon die Gefährdung<br />

von jüdischen und behinderten<br />

Menschen voraus. So ging das Ehepaar<br />

König dann nach Wien. Aber schon 1938<br />

marschierte die Wehrmacht in Österreich<br />

ein und wurde dort jubelnd begrüßt. So<br />

nutzte die Familie Kontakte nach London


und ging im gleichen Jahre dorthin, gemeinsam<br />

mit einer kleinen Gruppe von Studenten.<br />

In Schottland, nahe Aberdeen, bot sich eine<br />

Zuflucht mit dem Namen Camphill. Unter<br />

den schwierigsten Umständen, im Kriege,<br />

entwickelten die Königs mit einigen weiteren<br />

jüdischen Flüchtlingen dann mehrere Lebensgemeinschaften.<br />

Heute gibt es 30 Einrichtungen<br />

alleine in Schottland und England<br />

und inzwischen auch in vielen anderen<br />

Ländern.<br />

Für mich ist das eine wunderbare Fügung.<br />

Eine Flucht, eine bösartige rassistische Verfolgung,<br />

wird <strong>zum</strong> Segen für viele Menschen!<br />

Trotz allem Schrecklichen, was in Deutschland<br />

geschehen war, kam Karl König schon<br />

1948 <strong>zum</strong> ersten Mal wieder nach Deutschland,<br />

nach Stuttgart. Er war erschüttert von<br />

den Zerstörungen, die er dort sah. Ab 1950<br />

knüpfte er Kontakte am Bodensee und gab<br />

Anregungen, und so entstanden dort mehrere<br />

Einrichtungen, die wir heute als Föhrenbühl,<br />

Hermannsberg und Brachenreuthe<br />

kennen. Dort ist das Zentrum der Camphill-<br />

Bewegung in Deutschland, von dem später<br />

viele weitere Impulse ausgegangen sind.<br />

Und noch etwas sehr wichtiges tat Dr. König:<br />

Er regte die Gründung eines Eltern- und<br />

<strong>Freundeskreis</strong>es an, der dann 1965 als<br />

„<strong>Freundeskreis</strong> Camphill“ entstand. Seine<br />

Gedanken waren:<br />

„Unsere Kinder sind nicht nur da, dass wir<br />

Ihnen helfen, sondern auch, dass uns durch<br />

sie geholfen wird. Es ist ein gegenseitiges<br />

Geben und Nehmen, eine Kraft kann daraus<br />

entstehen, die heute so selten geworden ist:<br />

Vertrauen in den anderen Menschen, Vertrauen<br />

in die göttliche Welt“.<br />

Es gibt aber noch viele andere Schicksale,<br />

die für unsere Bewegung von Bedeutung<br />

sind. Da sind zunächst die Eltern, die nach<br />

einer Zeit von neun Monaten erleben müssen,<br />

dass das Neugeborene nicht so ist wie<br />

andere Kinder. Oft ist es ja gar kein genetischer<br />

Fehler: Eine Verzögerung bei der<br />

Geburt, Sauerstoffmangel für kurze Zeit,<br />

das genügt, um eine dauerhafte Schädigung<br />

hervorzurufen.<br />

Wird unser Kind am Leben bleiben? Wie<br />

wird es sich entwickeln? Wieweit ist eine<br />

Förderung möglich, bleibt es ewig auf Hilfe<br />

angewiesen? Kann es vielleicht doch eine<br />

gewisse Selbständigkeit erlangen? Und was<br />

soll später werden, wenn es erwachsen<br />

wird? Nur wer das selber erlebt hat, kann<br />

sich in die Empfindungen der Eltern hineinfühlen.<br />

Alle diese Fragen quälen die Eltern. Und da<br />

ist es ein Segen, wenn sie nicht erstarren,<br />

sondern die Kraft finden, gemeinsam mit<br />

anderen Eltern aktiv zu werden. Und diese<br />

Gemeinsamkeit hat auch für die Gründung<br />

von Alt-Schönow eine wichtige Rolle gespielt.<br />

Wir haben schon gehört, dass die Berliner<br />

Eltern, deren Kinder im Thomas-Haus in<br />

Dahlem die Schule besucht hatten, danach<br />

in Berlin keine geeignete Einrichtung für<br />

25


junge Erwachsene finden konnten. So entstand<br />

1985 ein Initiativkreis zur Gründung<br />

einer Lebensgemeinschaft in der Trägerschaft<br />

des Thomas-Hauses. Er erreichte,<br />

gemeinsam mit dem Ehepaar Steinke vom<br />

Thomas-Haus, schon 1988 eine Förderzusage<br />

des Senates und 1989 eine Zusage<br />

der Stiftung Deutsche Klassenlotterie.<br />

Auch 1989 war uns das Glück wieder hold.<br />

Noch vor dem Fall der Mauer gelang der<br />

Kauf des Grundstücks, das damals am äußersten<br />

Rand von Westberlin lag. Zwei Jahre<br />

später wäre es wohl unbezahlbar geworden.<br />

Und wieder spielte ein schweres<br />

Schicksal eine Rolle.<br />

Eine Dame, die viele Jahre ein großes Unternehmen<br />

geleitet hatte, gehörte nicht zu<br />

denen, die mit einer teuren Yacht in der<br />

Karibik kreuzen. Sie wollte ihren Wohlstand<br />

sinnvoll einsetzen. Ihre Schwester, die eine<br />

schwerbehinderte Tochter hatte, starb an<br />

Krebs. So kam der wohltätige Wunsch zusammen<br />

mit der Notwendigkeit, die Nichte<br />

zu versorgen, und der Kauf des Grundstücks<br />

konnte durch eine großzügige Spende<br />

mitfinanziert werden.<br />

Zunächst herrschte noch Chaos auf dem<br />

Grundstück. Es wurde von den Eltern entrümpelt,<br />

und das einzige halbwegs bewohnbare<br />

„ Weiße Haus“ wurde notdürftig<br />

hergerichtet. Es war ein großes Glück, dass<br />

das Ehepaar Krück bereit war, vom Hermannsberg<br />

nach Berlin zu kommen und<br />

trotz primitiver Verhältnisse mit der Arbeit zu<br />

beginnen. Noch nicht einmal die Bezahlung<br />

26<br />

war geregelt, Spenden der Eltern mussten<br />

aushelfen.<br />

Wunder sind nicht planbar, und es wäre<br />

eines gewesen, wenn nun alles glatt gelaufen<br />

wäre. So war es aber nicht. Es kam zu<br />

heftigen Spannungen zwischen dem Thomas-Haus<br />

und der Elternschaft, die fast die<br />

Stornierung der Baugenehmigung und die<br />

Rücknahme der Finanzierungszusagen zur<br />

Folge hatten.<br />

Zu diesem Zeitpunkt gab es noch so eine<br />

seltsame Fügung: Ich hatte keine Ahnung<br />

von Alt-Schönow. Aber mein ältester Sohn,<br />

15 Jahre lang bei Camphill in Schottland<br />

tätig, rief mich an und fragte, ob ich mich<br />

nicht als Schlichter zur Verfügung stellen<br />

könnte, es gäbe da große Probleme. Dann<br />

lernte ich das Ehepaar Krück und das Ehepaar<br />

Lange kennen, und gemeinsam mit<br />

Frau Goos und Herrn Krück trat ich ein in<br />

den Thomas-Haus Verein.<br />

Mit Hilfe einer Delegation von Camphill am<br />

Bodensee gelang es uns schließlich, zwar<br />

leider keine Versöhnung, aber doch eine<br />

sachgerechte Trennung der beiden Parteien<br />

zu bewirken.<br />

<strong>Die</strong> nächsten Jahre waren gefüllt mit Bauplanung,<br />

kleinen und großen Pannen und<br />

viel Arbeit für alle, die Eltern, den Vereinsvorstand,<br />

den Bauausschuss und die Familien<br />

Krück und Goos, die allmählich weitere<br />

Mitarbeiter gewannen. Das haben Sie alles<br />

schon gehört.<br />

Schon bald danach begann die Planung für<br />

die Erweiterung, Alt-Schönow 3. <strong>Die</strong>se


wichtige Periode hat Frau Riel Ihnen schon<br />

geschildert.<br />

Ich möchte aber hier daran erinnern, dass<br />

wir außer den geschilderten glücklichen<br />

Fügungen auch noch viele Schutzengel<br />

außerhalb von Alt-Schönow hatten. Frau<br />

Riel hat diese, soweit sie hier anwesend<br />

sind, auch schon begrüßt. Ich kann sagen,<br />

dass alle Behörden, mit denen wir zu tun<br />

hatten, Verständnis für unsere Arbeit zeigten.<br />

Wenn Sie darüber hinaus in den Vorraum<br />

gehen, sehen Sie eine Tafel mit den Namen<br />

aller Stiftungen, die uns geholfen haben.<br />

Viele Eltern und Vereinsmitglieder haben<br />

sich um diese Kontakte bemüht.<br />

Ich habe versucht darzulegen, wie viele<br />

nicht planbare Entwicklungen im Laufe der<br />

Zeit ineinander gegriffen haben, von einer<br />

unsichtbaren Hand geleitet, um das heutige<br />

Ergebnis möglich zu machen. Aber darüber<br />

möchte ich die vielen sichtbaren Hände<br />

nicht vergessen.<br />

Ich danke deshalb hier auch allen, die diese<br />

Einrichtung aufgebaut haben und tatkräftig<br />

weiterführen. Den Mitarbeitern, der Heimleitung,<br />

den Architekten und dem Vorstand, an<br />

der Spitze Frau Schwalbe-Riel .<br />

Aus der Not des Dritten Reiches, aus manchem<br />

schweren persönlichen Schicksal und<br />

aus der fleißigen Arbeit vieler Menschen ist<br />

eine nicht nur nützliche, sondern auch<br />

schöne Einrichtung entstanden, die den<br />

vielen Betreuten eine dauerhafte Heimat<br />

gibt.<br />

Ich möchte schließen mit einem Wort von<br />

<strong>Die</strong>trich Bonhoeffer.<br />

„Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus<br />

dem Bösesten, Gutes entstehen lassen<br />

kann und will. Dafür braucht er Menschen,<br />

die sich alle Dinge <strong>zum</strong> Besten dienen lassen.“<br />

Ich wünsche unserem Alt-Schönow viel<br />

Glück und viel Segen und eine gute Zukunft.<br />

Danke für die Tiere, die ich seh'<br />

Danke, dass ich auf Beinen steh'<br />

Danke für jedes Wort.<br />

Danke, doch jetzt muss ich fort.<br />

Maximilian Baron<br />

20 Jahre Camphill<br />

Dorfgemeinschaft Sellen<br />

1992 bis <strong>2012</strong><br />

Reinhard Berger, Sellen<br />

Groß ist die Freude darüber, dass unsere<br />

Gemeinschaft nun seit über 20 Jahren zu<br />

einem festen Bestandteil unserer Kleinstadt<br />

Burgsteinfurt geworden ist. Im September<br />

1991 zogen Lieselotte und Friedemann<br />

Liebeck, langjährige Mitarbeiter vom Lehenhof,<br />

nach Sellen, um die Dorfgemeinschaft<br />

aufzubauen. Am 1. Februar 1992 erhielten<br />

wir die offizielle Genehmigung, den Heimbetrieb<br />

zu eröffnen. Mit Hannelore Gurth und<br />

den inzwischen verstorbenen Sigurd Breuer<br />

und Werner Jacobs zogen damals auch drei<br />

27


„erfahrene“ Dörfler als Mitgründer vom Lehenhof<br />

ins Münsterland.<br />

Nach anfänglichen Widerständen und<br />

Schwierigkeiten unsere Dorfgemeinschaft<br />

gründen zu können, sind wir inzwischen gut<br />

integriert und wertgeschätzt im städtischen<br />

Leben und in unserer direkten Nachbarschaft.<br />

Unser 20jähriges Bestehen haben<br />

wir mit einem „Tag der offenen Tür“ und<br />

einem sehr gelungenen und gut besuchten<br />

„Sommermarkt“ gefeiert. Zu unserer Überraschung<br />

kamen zu diesem Fest viele<br />

Menschen aus dem weiteren Umkreis, die<br />

nicht direkt mit unserem Camphill verbunden<br />

sind und zeigten reges Interesse an<br />

unserer Einrichtung. Gute Gespräche, fröhliches<br />

Miteinander und viele positive Rückmeldungen<br />

haben uns im Jetzt bestärkt und<br />

für die weitere Zukunft Mut gemacht.<br />

Kutschfahrt zwischen Hof und Werkstatt mit<br />

unserem Hausmeister Norbert<br />

Dass wir inzwischen zu einer positiv beachteten<br />

Einrichtung geworden sind, zeigt sich<br />

auch daran, dass sich immer wieder Besuchergruppen<br />

melden aus dem nahen und<br />

28<br />

weiteren Umfeld, um unser Leben und Arbeiten<br />

am Ort näher kennenzulernen. <strong>Die</strong>se<br />

Begegnungen pflegen wir gern, können wir<br />

doch auch dadurch unser besonderes Anliegen<br />

weitergeben, neue Interessen und<br />

Einblicke gewähren und nicht zuletzt dauerhafte<br />

Beziehungen knüpfen. <strong>Die</strong>ses allgemeine<br />

Wohlwollen, ein fruchtbarer, regelmäßiger<br />

fachlicher Austausch mit den anderen<br />

Einrichtungen in unserem Kreis und das<br />

selbstverständliche Miteinander im städtischen<br />

Leben, ist eine besonders hervorzuhebende<br />

Entwicklung. Wer hätte dies vor 20<br />

Jahren voraussehen können…<br />

Inzwischen gehören zu unserer Gemeinschaft<br />

sechzig Bewohner in acht Häusern<br />

des stationären Wohnens, an unterschiedlichen<br />

Standorten. Darüber hinaus gibt es<br />

verschiedene Wohnformen im Rahmen des<br />

ambulant betreuten Wohnens für 9 Bewohner,<br />

das seit fünf Jahren hier in Sellen angeboten<br />

wird. Unser Konzept des „Miteinander<br />

Lebens und Arbeitens“ hat sich im<br />

Laufe der zwanzig Jahre nicht grundständig<br />

verändert, auch wenn es mehr und mehr<br />

Mitarbeiter gibt, die nicht mehr vor Ort leben,<br />

so konnten wir den Gedanken einer<br />

inklusiven Gemeinschaft bis heute fortschreiben.<br />

Es leben hier, neben den betreuten<br />

Bewohnern, auch etwa zwanzig Mitarbeiter<br />

mit ihren Kindern, Auszubildende und<br />

Praktikanten aus aller Welt zusammen.<br />

In allen Bereichen unseres Gemeinschaftslebens<br />

wurde die Notwendigkeit eines<br />

Wandels erkennbar, wollten wir unseren<br />

Leitgedanken und unseren konzeptionellen


Boden in die Zukunft tragen. Den Anforderungen<br />

und Bedürfnissen der heutigen Zeit<br />

musste Rechnung getragen werden, ohne<br />

dass wir unsere Grundwerte dabei aus den<br />

Augen verlieren. Im Rahmen von professioneller<br />

Weiterbildung, Qualitätssicherung,<br />

Dokumentation, Arbeitszeit, Gehaltsfragen<br />

usw. und nicht zuletzt für auftretende Fragestellungen<br />

zur Selbstverwaltung mussten<br />

Konzepte entwickelt werden, die den neuen<br />

Bedingungen und Ansprüchen gerecht werden.<br />

Der Prozess, auf diese Fragen eine<br />

angemessene Antwort zu finden, ist noch<br />

nicht abgeschlossen, in vielen Bereichen<br />

sind wir aber auf einem guten Weg.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung unserer Werkstätten hat<br />

sich in der Vergangenheit weiter fortgeschrieben.<br />

Seit 1996 haben wir eine anerkannte<br />

WfbM in Kooperation mit den Werkstätten<br />

Gottessegen vom Christopherus-<br />

Haus Dortmund. Wir bieten unseren Dörflern<br />

inzwischen ein breites Spektrum an<br />

unterschiedlichen Tätigkeiten. Ihren individuellen<br />

Begabungen entsprechend, kann<br />

ausgewählt werden zwischen Halb- oder<br />

Ganztagstätigkeit in einer Arbeitsgruppe,<br />

Freiluft- oder Innenarbeit, einfachen bis<br />

komplexen Aufgaben, feinmotorischen bis<br />

grobmotorischen Handgriffen. <strong>Die</strong> Produktion<br />

ist weiterhin am Handwerk orientiert und<br />

ganzheitlich ausgerichtet. Wir sind weiterhin<br />

bemüht die Gruppengrößen in den Werkstätten<br />

überschaubar zu halten, um unserem<br />

Anspruch an individueller Begleitung<br />

und Förderung möglichst gerecht zu werden.<br />

So kann von jedem begleiteten Mitarbeiter<br />

auch der kleinste Handgriff als sinn-<br />

voller und notwendiger Beitrag <strong>zum</strong> Endprodukt<br />

erlebt werden. Auf dem Hofgelände<br />

in Sellen wurden Arbeitsplätze geschaffen<br />

in Gärtnerei, Landwirtschaft und Landschaftspflege<br />

sowie in der Zentralküche und<br />

Hauswirtschaft. Im Werkstattgebäude gibt<br />

es weitere Arbeitsmöglichkeiten in der Kerzenzieherei,<br />

in der Textilwerkstatt und in der<br />

Bäckerei. Im Werkstattladen und Café in der<br />

Innenstadt von Burgsteinfurt wird beim Verkauf<br />

und der Bedienung mitgearbeitet.<br />

Bis hierhin sind wir gekommen. Aus einem<br />

Beginn vor 20 Jahren auf zwei Resthöfen<br />

hat sich eine Gemeinschaft gebildet, die<br />

den Ursprungsgedanken weiter in die Zukunft<br />

trägt unter zeitgemäßen Bedingungen.<br />

Wir sind täglich darum bemüht den professionellen<br />

Herausforderungen gerecht zu<br />

werden und die immer weiter wachsenden<br />

Erfordernisse mutig und zuversichtlich zu<br />

ergreifen. <strong>Die</strong> Pflege unseres Leitgedankens<br />

und die alltägliche Begegnung mit unseren<br />

besonderen Menschen bleibt unser<br />

Kraftquell. <strong>Die</strong> Arbeit mit und am seelenpflegebedürftigen<br />

Menschen bleibt uns eine<br />

Herzensangelegenheit.<br />

All denen ist zu danken, die am Entstehen<br />

und Fortbestand unserer Gemeinschaft mitgewirkt<br />

haben, Eltern, Mitarbeiter, Freunde,<br />

Nachbarn. Ohne den aufopfernden Einsatz<br />

einiger weniger initiativer Menschen und<br />

derer Vertrauen in das was werden soll,<br />

wäre unsere Einrichtung nicht entstanden.<br />

Ihnen allen gilt ein tiefer Dank.<br />

In diesem Jahr wurde auch unsere langjährige<br />

Werkstattleitung Dr. Margitta Ogundare<br />

29


in den wohlverdienten Ruhestand entlassen.<br />

Mit einer festlichen Dorfversammlung<br />

wurde ihr ein kleiner Dank zuteil für ihre<br />

Treue und große Einsatzbereitschaft für<br />

unsere Lebens- und Arbeitsgemeinschaft.<br />

Wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft<br />

unserer Gemeinschaft.<br />

Aus dem Südkurier, 25.6.<strong>2012</strong><br />

Todesstille<br />

über einem Ort <strong>zum</strong> Leben<br />

Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages<br />

von Hanspeter Walter (Text und Foto)<br />

„Orte <strong>zum</strong> Leben“ war im Mai der Titel einer<br />

Tagung von Pädagogen an der Camphill-<br />

Schulgemeinschaft Brachenreuthe in Überlingen.<br />

Denn Brachenreuthe ist ein ganz<br />

besonderer Ort <strong>zum</strong> Leben – für Kinder mit<br />

Behinderungen und seelischen Beeinträchtigungen.<br />

Vor zehn Jahren war dieser geschützte<br />

Raum in idyllischer Umgebung<br />

über dem Bodensee dem Tode plötzlich<br />

ganz nah. Nach der Kollision am Nachthimmel<br />

gingen das baschkirische Flugzeug<br />

und dessen Trümmer unmittelbar neben der<br />

Schule nieder, die nur knapp einer noch<br />

größeren Katastrophe entging.<br />

Zu der Zeit saßen einige Mitarbeiter noch<br />

draußen auf der „Ostwiese“ und feierten<br />

einen Geburtstag, als es hoch über ihnen<br />

knallte. Einige Minuten später schlugen Leichen<br />

und Trümmerteile in der Umgebung<br />

auf. Jetzt steht an dieser Stelle ein Holzkreuz<br />

mit dem Tagebucheintrag der 14jährigen<br />

Soja Fedotova aus Ufa, der um die<br />

Welt ging.<br />

30<br />

„Ich fiel von der Mondsichel,<br />

von deren schmalen Zipfel.<br />

Dann flog ich furchtbar lange –<br />

und erreichte den Himmel.“<br />

Sie wäre heute 24 Jahre alt.<br />

„Es herrschte wirklich Totenstille“, erinnert<br />

sich Christoph Boes vom Vorstand der<br />

Camphill-Schulgemeinschaft, der die dramatischen<br />

Bilder als einer der ersten sah,<br />

noch bevor die Maschinerie von Polizei und<br />

Feuerwehr, DRK und THW angesprungen<br />

war. Doch was sich dann in den nächsten<br />

Stunden und Tagen abspielte, blieb genauso<br />

haften. <strong>Die</strong> kommenden Nächte wurden<br />

<strong>zum</strong> Tag und der „nervtötende Lärm von<br />

Hubschraubern und Düsenjets“ habe sich<br />

tief eingeprägt. Boes' Tochter Maren denkt<br />

heute noch als erstes an den Absturz, wenn<br />

sie einen Helikopter brummen hört. <strong>Die</strong> Kinder<br />

von damals sind nicht mehr da, auch<br />

viele Mitarbeiter nicht mehr, die das Geschehen<br />

miterlebten.<br />

Brachenreuthe ist ein besonderer Ort für die<br />

Angehörigen geworden. „Da bin ich meinem<br />

Kind ganz nahe“, beschreibt Heimleiter Bruno<br />

Wegmüller die Gefühle vieler Mütter und<br />

Väter. Offizielle Delegationen, wie zuletzt<br />

der stellvertretende Bildungsminister Vladimir<br />

Aristarchov und der Direktor des baschkirischen<br />

Unesco-Komitees, Ulfat Jamagusin,<br />

waren zu Gast. Schon gute Bekannte<br />

sind Sulfat Chammatov vom Verein der Angehörigen<br />

und Venera Farganova, die mit<br />

Pädagogik-Studenten aus Ufa regelmäßig<br />

an den Bodensee kommt. „Der 1. Juli ist bei


mir im Kalender immer blockiert“, sagt Bruno<br />

Wegmüller.<br />

Camphill Heimleiter Bruno Wegmüller (links) und<br />

Vorstandsmitglied Christoph Boes an einem<br />

Gedenkkreuz der Schule, wo Mitarbeiter am<br />

1.Juli 2002 Geburtstag feierten<br />

Einige ganz konkrete Dinge beschäftigen<br />

Christoph Boes bis heute. Dazu gehört<br />

auch, dass ein ganzer Bus von Skyguide-<br />

Mitarbeitern mit einem Geistlichen wenige<br />

Tage später unter strengster Geheimhaltung<br />

zur Absturzstelle kam. Niemand sollte<br />

dieses ehrliche Bedürfnis nach Mitgefühl als<br />

Übernahme von Verantwortung oder gar<br />

Schuldeingeständnis werten können, sagt<br />

Boes: „Das hätte vor Gericht gegen Skyguide<br />

verwendet werden können.“ Dass es vor<br />

dem Hintergrund verzweifelter Menschen<br />

derlei Zwänge von außen geben kann, ist<br />

für Boes unbegreiflich. Viele hätten den<br />

Angehörigen sehr gerne ihr Mitgefühl ausgedrückt<br />

und sich entschuldigt“, sagt Bruno<br />

Wegmüller: „Doch sie durften es nicht.“<br />

Neubau auf dem Lichthof<br />

der Camphill Dorfgemeinschaft<br />

Hermannsberg<br />

Karin Kwiek, Martin Henrich, Hermannsberg<br />

Am 25. Mai war es endlich soweit! Nach<br />

einjähriger Bauzeit konnte der Glockenchor<br />

die Feierstunde zur Schwellensteinlegung<br />

des neuen Doppelhauses auf dem Lichthof<br />

eröffnen. <strong>Die</strong> Bewohner der Dorfgemeinschaft<br />

Hermannsberg konnten zusammen<br />

mit den Architekten und Handwerkern, mit<br />

dem Bürgermeister und anderen Vertretern<br />

der Öffentlichkeit, sowie Freunden aus der<br />

Camphill-Bewegung bei strahlendem Sonnenschein<br />

den Häusern ihre Namen geben.<br />

Das größere Haus wurde nach Kate Roth,<br />

das Kleine nach Peter Roth benannt. Karin<br />

Kwiek nahm in ihrer Ansprache Bezug auf<br />

die Namensgeber.<br />

„Kate und Peter Roth gehörten zu den<br />

Gründern der ersten Camphill Dorfgemeinschaft<br />

in Großbritannien, 1955 wurde Botton<br />

- so heißt diese Gemeinschaft - gegründet<br />

und bis heute leben in diesem Dorf in einem<br />

Tal in Yorkshire viele Menschen mit und<br />

31


ohne Handicap. Botton ist sozusagen der<br />

große Bruder aller weiteren (Camphill-)<br />

Dorfgemeinschaften, die es ja mittlerweile in<br />

vielen Ländern der Welt gibt.<br />

Hier am Hermannsberg war Peter Roth in<br />

den späten 80er Jahren zu Gesprächen und<br />

zur Beratung über innere Aspekte der Ausgestaltung<br />

des Gemeinschaftslebens und<br />

wenn er damals auch schon alt war, so<br />

sprühte er doch vor Herzenswärme und<br />

Enthusiasmus für die Zukunft, er sah Entwicklungschancen<br />

für jeden einzelnen Menschen<br />

in Camphill und machte uns Mut an<br />

die Arbeit zu gehen um diese zu verwirklichen.<br />

Lebensgeschichte von Kate Roth:<br />

Geboren am 11. Juni 1915 Streatham nahe<br />

London als Kate Elderton, gestorben am<br />

11.Oktober 1993, mit 78 Jahren.<br />

Kate Roth kommt als einziges, recht cholerisches,<br />

willensstarkes Kind einer Mittelschicht-Familie<br />

zur Welt, darf auf die Waldorfschule<br />

(aus der später Michael–Hall<br />

wurde), da ihrem Vater das übliche britische<br />

Bildungssystem nicht zusagt.<br />

Nach der Schule arbeitet sie zunächst als<br />

Schauspielerin und führt mit einer Wanderbühne<br />

Shakespeare-Stücke auf.<br />

Dann lernt sie den heilpädagogischen Umgang<br />

mit Kindern am Sonnenhof in Arlesheim<br />

in der Schweiz, geht noch gerade<br />

rechtzeitig vor dem Krieg zurück nach London<br />

und baut dort einen Kindergarten auf.<br />

An diesem Ort, der wohl einladend und<br />

wohltuend war, hält sich Karl König immer<br />

32<br />

dann auf wenn er, was oft geschah, nach<br />

London kam. So dauert es nicht allzu lange<br />

bis Kate Roth ihm nach Schottland folgt, um<br />

dort beim Aufbau der Heimsonderschulen<br />

mitzuwirken. (1945)<br />

1951 mit 36 Jahren heiratet sie Peter Roth ,<br />

1954 wird der einzige Sohn Simon geboren,<br />

der später Arzt werden wird. 1955 dann<br />

ziehen sie nach Botton und leben dort viele<br />

Jahrzehnte, soweit ich weiß, meist glücklich<br />

miteinander. Kate wird eine herzensgute<br />

Großmutter, die den Kontakt zu ihrem Enkelkind<br />

pflegen kann. Ganz am Ende ihres<br />

Lebens ziehen sie noch einmal um, in eine<br />

altersgerechte Umgebung. (Delrow)


In den 1990 Jahren wurde ein Fortbildungskurs<br />

für Hausverantwortliche nach ihr benannt,<br />

Kate-Roth-Seminar for Homemaking.<br />

Kate Roth wird geschätzt für ihre herausragende<br />

Fähigkeit ein Zuhause zu schaffen.<br />

Ein wirkliches, umhüllendes, schönes und<br />

belebendes Zuhause, indem sich jeder<br />

wohlfühlen konnte. Sie war in der Lage die<br />

richtige Bedingung im Materiellen, im Lebendigen<br />

im Seelischen und Geistigen zu<br />

erschließen, um neue Entwicklungen der<br />

Einzelnen Mitglieder ihrer Hausgemeinschaft<br />

möglich zu machen. Hierin ist sie bis<br />

heute vorbildlich für Hausverantwortliche.<br />

Dafür braucht es Tatkraft und es brauchte<br />

auch Liebe zur Wahrheit, die sie undogmatisch<br />

und mit innerer Wärme vertreten konnte.<br />

Kate Roth konnte in dieser Hinsicht weitsichtige<br />

Entscheidungen treffen, die zunächst<br />

einmal <strong>zum</strong>indest ungewöhnlich waren.<br />

Lebensgeschichte von Peter Roth<br />

Geboren am 12.März 1914 in Wien, gestorben<br />

am 14.Oktober 1997 in St.Albans, mit<br />

83 Jahren.<br />

Peter Roth war das älteste Kind einer wohlhabenden<br />

jüdischen Familie, die z.T. in<br />

Wien, z.T. in einem großzügigen Landhaus<br />

lebte. Er hatte noch eine jüngere Schwester,<br />

Alix, die ebenso wie er den Weg nach<br />

Camphill finden sollte.<br />

Peter ist ein strahlend begabtes Kind, dem<br />

es vergönnt ist, behütet aufzuwachsen.<br />

Mit 18 Jahren beginnt er ein Medizin-<br />

Studium, und lernt Thomas Weihs kennen<br />

und wird Mitglied der Jugendgruppe, die<br />

sich um Karl König sammelt und in der sich<br />

alle späteren Gründungsmitglieder zusammenfinden<br />

werden.<br />

Peter Roth wird schon jetzt als charmant,<br />

weltgewandt und großzügig in jeder Hinsicht<br />

beschrieben. Das Studium kann er nicht<br />

beenden, denn in Mitteleuropa beginnt die<br />

finstere Zeit des Nationalsozialismus. Sie<br />

müssen emigrieren.<br />

Mit 24 Jahren geht er mit seiner ersten Frau<br />

Anke nach London, dort arbeitet er als<br />

Chauffeur und Übersetzer bis sich die<br />

Chance bietet mit Karl König nach Schottland<br />

zu gehen wo parallel zu seiner Internierung,<br />

die erste Gründung einer Heimsonderschule<br />

als Gemeinschaftsprojekt möglich<br />

wird.<br />

1942, mit 28 Jahren, führen ihn seine Wege<br />

dann zunächst ins Priesterseminar, zwei<br />

Jahre später wird er ordiniert (1944).<br />

Mit 33 Jahren kommt es zu einer lebensbedrohlichen<br />

Krise, Peter erkrankt schwer an<br />

Polio (Kinderlähmung), es dauert lange, bis<br />

er sich erholt und Zeit seines weiteren Lebens<br />

wird er ein Handicap beim Gehen haben.<br />

Zusätzlich wird seine erste Ehe in dieser<br />

Zeit geschieden.<br />

1951 heiratet er Kate und zieht mit ihr dann<br />

mit dem kleinen Sohn Simon als Pionier<br />

1955 nach Botton, in ein halbverlassenes<br />

Tal in dem es nur ein Haus mit Elektrizität<br />

und fließendem Wasser gab. Über Jahre<br />

33


entwickelt sich diese Dorfgemeinschaft zu<br />

einem blühenden Ort mit 5 Farmen, vielen<br />

produktiven Werkstätten, einer Kirche, einem<br />

Buchladen, einer Post, einer Eurythmie-Schule<br />

und vielen tatkräftigen Bewohnern<br />

aus dem In- und Ausland.<br />

37 Jahre lang leben die beiden dort in einer<br />

Hausgemeinschaft, etwas kleiner als wir sie<br />

hier kennen, aber im Prinzip doch sehr ähnlich.<br />

Peter ist bekannt für seinen Humor und<br />

sein ansteckendes warmherziges Lachen,<br />

immer hat er Freude an schönen Dingen, er<br />

kann das Leben genießen aber auch voller<br />

Ernst tiefgehende Gespräche führen und so<br />

ist er Ratgeber, Priester und vor allem Mitmensch.<br />

In vergangenen wie in heutigen Zeiten leben<br />

viele Ideale in Camphill, deren Verwirklichung<br />

mal mehr und mal weniger gut gelingt.<br />

Für Peter Roth war es zentral die Verbindung<br />

mit der Welt und damit zu allen möglichen<br />

Menschen zu stärken. Er war Weltbürger,<br />

interessiert, belesen, offen und flexibel,<br />

sein sicherer innerer Boden war die<br />

Anthroposophie (und sein Beruf Priester der<br />

Christengemeinschaft.)<br />

Bildung, im Sinne des lebenslangen Lernens<br />

war ein ebenso starkes Motiv für ihn<br />

wie kulturelles Engagement im weitesten<br />

Sinne. <strong>Die</strong> Bemühung um Entwicklung und<br />

Förderung war für ihn dasselbe wie umfassende<br />

Weiterbildung, wobei er allen Künsten<br />

hier große Bedeutung <strong>zum</strong>aß.<br />

34<br />

Das ist, finde ich, immer noch ein ziemlich<br />

zukünftiger Gedanke im Bereich der Entwicklungsbegleitung<br />

von Menschen!<br />

Es bedeutet, dass gleichbedeutend mit Förderprogrammen<br />

und Therapien, eine umfassende,<br />

weltoffene kulturelle Bemühung<br />

steht: Musik, Literatur, Theater, Teilhabe am<br />

Zeitgeschehen und eigene Interessen werden<br />

<strong>zum</strong> Motor der Entwicklung.<br />

Es ist also kein Zufall, dass Peter Roth sich<br />

als allererstes, gerade in Botton angekommen,<br />

wo es noch nicht einmal warmes<br />

Wasser und ausreichend Elektrizität gab,<br />

auf den Weg machte einen Ort für die Bibliothek<br />

zu suchen.<br />

Er hatte die hohe Fähigkeit allen Menschen<br />

mit herzlicher Offenheit zu begegnen und<br />

jeweils das Potential des Anderen/ Gegenübers<br />

zu sehen und zu stärken. Das machte<br />

ihn <strong>zum</strong> gesuchten Ratgeber in vielen Belangen<br />

für einzelne Menschen und für ganze<br />

Camphill Einrichtungen in aller Welt.<br />

Am 25. Juni konnte dann der Einzug in die<br />

neuen Häuser beginnen. Insgesamt werden<br />

hier 16 Betreute, eine fünfköpfige Mitarbeiterfamilie<br />

und weitere Mitarbeiter wohnen.


<strong>Die</strong> Musiker von Kufe 12 spielen Musik<br />

<strong>zum</strong> Frühling<br />

Vera Romeu, aus: Schwäbische Zeitung<br />

Das Kulturfestival Kufe 12 führt Musiker mit<br />

und ohne Behinderung zusammen<br />

Laiz. Gedichte und Musik haben ein sehr<br />

großes Publikum in der Kirche Sankt Peter<br />

und Paul verbunden. Das Kulturfestival Kufe<br />

12, das Menschen mit und ohne Behinderung<br />

zusammenführt, bot ein Konzert unter<br />

dem Titel „Möge die Straße uns zusammen<br />

führen“.<br />

Dekan Christoph Neubrand grüßte die viele<br />

Gäste zu diesem besonderen Konzert. Unter<br />

der Gesamtleitung von Gabriele Maier<br />

haben Musiker von der Camphill Dorfgemeinschaft<br />

Föhrenbühl, von Hermannsberg,<br />

Lautenbach und Lehenhof ein Frühlingsprogramm<br />

erarbeitet. Sie musizierten - und das<br />

ist Konzept der Kufe 12 – zusammen mit<br />

den Musikern Stefanie Jürgens an der Orgel,<br />

Axel Bernhardt am Saxophon und der<br />

Mezzosopran Elvira Kübler.<br />

Musik löse die Klassifizierung zwischen mit<br />

und ohne Behinderung auf. Sie deute auf<br />

das Wesentliche, nämlich der Mensch. Man<br />

begegne sich in der Musik auf einer besonderen<br />

Weise, die Integration und Inklusion<br />

unterstütze, sagte Wolfgang Bergemann,<br />

ehemaliger Leiter des Hermannsbergs. Es<br />

herrschte eine legere Atmosphäre in der<br />

Kirche, viel Freude war spürbar.<br />

<strong>Die</strong> Jugendlichen an den Veeh-Harfen beeindruckten<br />

das Publikum. Der zarte kristalline<br />

Klang dieser Instrumente hat einen be-<br />

sonderen Reiz. <strong>Die</strong> Schüler können herkömmliche<br />

Noten nicht lesen. Ein Blatt mit<br />

Punkten wird unter den Saiten gelegt, so<br />

spielen sie sich konzentriert von Punkt zu<br />

Punkt. „Das Musizieren stärkt das Gemeinschaftsgefühl,<br />

fördert das „Aufeinanderhören“.<br />

<strong>Die</strong> Schüler kommen dabei zur Ruhe“,<br />

erklärte Gabriele Maier.<br />

Gemeinsam Musizieren macht Spaß und stärkt<br />

das Miteinander. (Foto: Vera Romeu)<br />

Zauberhaft klangen die Frühlingslieder auf<br />

den Veeh-Harfen: <strong>Die</strong> Lieder „Leise zieht<br />

durch mein Gemüt, liebliches Geläute“ und<br />

ein fröhlicher Kuckuck mit der Stimme von<br />

weichen Holzpercussions rief aus dem Walde.<br />

Das Publikum lachte erfreut und die<br />

Musiker strahlten vor Glück unter dem großen<br />

Applaus.<br />

Das Bläserduo begeisterte mit ihrem Spiel.<br />

Mit Tenorhorn und Trompete besangen sie<br />

den Frühling mit dem schwungvollen Lied<br />

„Nun will der Lenz uns grüßen, vom Mittag<br />

weht es lau“. Sie musizierten nach dem<br />

Konzept von Kufe 12 auch zusammen mit<br />

der Organistin Jürgens auf der Empore. Der<br />

35


weiche Klang der Orgel begleitete die Bläser,<br />

die im getragenen Tempo das Lied<br />

„Nun ruhen alle Wälder“ wunderbar spielten.<br />

Ein großer Glockenchor hatte sich für das<br />

Konzert gebildet. Sie spielten Festmusik in<br />

Begleitung von der Flötistin Gabriele Maier.<br />

Feierlich klangen die Handglocken, die unterschiedlich<br />

groß sind und dadurch unterschiedlich<br />

hoch klingen. Mit viel Konzentration<br />

musizierte der Chor. Das Publikum gab<br />

viel Applaus.<br />

Zu diesem überaus schönen Programm<br />

trugen die Musiker Jürgens, Bernhardt und<br />

Kübler ihren Part dazu bei. Sie hatten vor<br />

allem zeitgenössische Musik gewählt, die<br />

sehr gut ankam. Kübler sang Choräle, die<br />

der zeitgenössische Komponist Malte Rühmann<br />

gesetzt hatte. <strong>Die</strong>se moderne geistliche<br />

Musik strahlte von Jürgens an der Orgel<br />

begleitet durch Küblers Stimme und<br />

schwelgte im hohen Kirchenraum. Kübler<br />

sang mit ihren dunklen samtenen Stimme<br />

ein „Ave Maria“ aus der Renaissance, das<br />

an klösterlichen Chorgesang erinnerte.<br />

Saxophon und Orgel beeindruckten das<br />

Publikum mit den sehr verschiedenen Stücken<br />

von Chick Corea „Cristal Silence“ und<br />

„La Fiesta“. <strong>Die</strong> beredte Saxophon-Stimme<br />

und die Klangfarben der Orgel waren wie<br />

ein großes Fest.<br />

Überhaupt war der Abend eine Art Fest,<br />

freute sich Bergemann, der zwischen den<br />

Musikstücken besinnliche Gedichte vorgetragen<br />

hatte. „<strong>Die</strong> Harmonie zwischen Musiker<br />

und Zuhörer ist entstanden und ging von<br />

36<br />

Herz zu Herz“, dankte Bergemann am Ende<br />

des gelungenen Abends. Gemeinsam wurde<br />

die „Irischen Segenswünschen“ gesungen<br />

und gespielt, die Straße hatte an diesem<br />

Abend tatsächlich alle zusammen geführt.<br />

Special Olympics<br />

Medaillen aus München –<br />

Camphill Schulgemeinschaft Föhrenbühl mit<br />

Schwimmteam dabei<br />

Birgit Serrano, Assistentin des Vorstandes<br />

der Camphill Schulgemeinschaften<br />

Am 21. Mai <strong>2012</strong> eröffnet Bundespräsident<br />

und Schirmherr Joachim Gauck die National<br />

Games der Special Olympics unter dem<br />

Motto „Mitten in der Gesellschaft“ im Zeltdach<br />

des Olympia Parks in München. Neben<br />

Oberbürgermeister Christian Ude sind<br />

weitere 15.000 Menschen in der Olympiahalle<br />

anwesend, um fünf Tage lang in 20<br />

Disziplinen insgesamt 4.500 Medaillen unter<br />

knapp 5.000 Athletinnen und Athleten zu<br />

verteilen. Mit dabei waren auch Schwimmerinnen<br />

und Schwimmer der Camphill Schulgemeinschaft<br />

Föhrenbühl.<br />

Nach Vorläufen bewiesen sie in spannenden<br />

Endläufen in der beeindruckenden<br />

Olympia-Schwimmhalle ihr Können: Bronze<br />

gab es für Sara Lorke, Jonas Eisert und Ina<br />

Schuster im Freistil. Silber erschwamm sich<br />

Linda Bischoff über 200m Freistil. Außerdem<br />

hatte sie sich intensiv auf das Rücken-


kraulschwimmen vorbereitet und gewann<br />

trotz starker Konkurrenz eine Bronzemedaille.<br />

Jasmin Gross erreichte bei ihrer ersten<br />

Teilnahme ihre individuellen Bestzeiten. In<br />

den abschließenden Staffelwettbewerben<br />

gelang es den Föhrenbühler Schwimmern<br />

über 4x50m nach einem „Herzschlagfinale“<br />

mit 2/10 s Vorsprung eine weitere Bronzemedaille<br />

zu erzielen. „Ich wurde in der U-<br />

Bahn nach einem Autogramm wegen meiner<br />

Medaille gefragt“, so Sara Lorke stolz.<br />

Nach einer Woche vieler Begegnungen und<br />

Eindrücke im Sport, aber auch in S- und U-<br />

Bahnen, im Deutschen Museum sowie im<br />

Englischen Garten, ging es zurück <strong>zum</strong> Bodensee.<br />

Ein großer Dank gilt den über<br />

1.000 Freiwilligen, Organisatoren und Betreuern,<br />

wie Susanne Lang, Mirko Breyer<br />

und Ulrich Feigl, die die Föhrenbühler begleitet<br />

haben. Und der Phytokids Stiftung,<br />

die die Teilnahme finanziell unterstützt hat.<br />

Ein weiterer Dank gilt Frau Reinacher, einer<br />

Familienangehörigen einer Schwimmerin,<br />

die Trainingsanzüge für die ganze Mannschaft<br />

geschenkt hat.<br />

Special Olympics International ist die weltweit<br />

größte – durch das IOC offiziell anerkannte<br />

– Sportbewegung für Menschen mit<br />

mentaler/geistiger und mehrfacher Behinderung,<br />

die 1968 in den USA durch die Familie<br />

Kennedy gegründet wurde. Special Olympics<br />

hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern<br />

und Erwachsenen mit mentaler/geistiger<br />

Behinderung durch ganzjähriges, regelmäßiges<br />

Sporttraining und Wettbewerbe<br />

dauerhaft die Möglichkeit zu geben, körperliche<br />

Fitness zu entwickeln, Mut zu beweisen,<br />

Freude zu erfahren und dabei Begabungen,<br />

Fähigkeiten und Freundschaften<br />

mit ihren Familien und anderen Special<br />

Olympics Athleten zu teilen. Informationen<br />

im Internet:<br />

www.specialolympics.de.<br />

Föhrenbühl gehört zu den Camphill Schulgemeinschaften<br />

am Bodensee. Über 260<br />

Kinder und Jugendliche leben und lernen in<br />

Brachenreuthe bei Überlingen, in Bruckfelden<br />

bei Frickingen und in Föhrenbühl bei<br />

Heiligenberg. Der Camphill Schulgemeinschaften<br />

e. V. ist außerdem Träger von<br />

SKID, den SozialKulturellen Integrations-<br />

<strong>Die</strong>nsten, die über 40 junge Erwachsene in<br />

den Bereichen Freizeit, Arbeit und Wohnen<br />

mit Assistenzangeboten im nachschulischen<br />

Lebensalter begleiten. Informationen im<br />

Internet:<br />

www.camphill-schulgemeinschaften.de.<br />

37


Special olympics Balderschwang <strong>2012</strong><br />

Antje Lütje, Laufenmühle<br />

Kein Kinderwinter ohne Schnee und ich<br />

stellte Yolanda auf Kinderski. Laufen hatte<br />

sie gelernt und nun lernte sie rutschen.<br />

Über Loipen kamen wir <strong>zum</strong> Abfahrtsski.<br />

Einige Jahre nach den ersten Versuchen<br />

sitzt sie mir auf alpinen Abfahrten buchstäblich<br />

im Nacken.<br />

Im Januar 2011 sprach uns ein älteres Ehepaar<br />

an und ich hörte erstmalig etwas von<br />

„special olympics“. Da müsste Yolanda unbedingt<br />

hin, das wüssten sie ganz genau,<br />

denn sie fahren Menschen mit geistiger<br />

Behinderung in Kleinbussen dorthin.<br />

Im Februar <strong>2012</strong> waren wir dann auch dabei:<br />

Bregenzer Wald, Balderschwang an<br />

den Hörnern, bei über 20 Grad Minus!<br />

Yolanda auf dem Siegerpodest, 2. Platz<br />

Mit dem Eintreffen der Teilnehmer kam Leben<br />

ins Geschehen. Zahllose Betreuungsbedürftige,<br />

darunter Betreuer, Helfer und<br />

Organisatoren; wer wohin gehörte konnte<br />

man nicht recht erkennen, aber das scheinbare<br />

Durcheinander war ein reibungsloses<br />

Miteinander ohne Schreierei, ohne Hektik.<br />

Meine Angst Yolanda zu verlieren verlor<br />

sich.<br />

Wir beide waren neu und was uns alle, alte<br />

wie neue verband, war das Ziel „dabei zu<br />

sein“.<br />

Und dabei war jeder! Am Tag der Wettkämpfe<br />

war die Stimmung großartig, wenn<br />

auch für manchen nicht wenig anstrengend.<br />

„Pop around the clock“ mit einer Band, die<br />

wusste, was sie wert war. Anfeuern und<br />

applaudieren, als gäbe es auch hierfür Medaillen.<br />

Wer spürt da die Kälte?<br />

Nach einer Abfahrt fehlte Yolanda ein<br />

Handschuh! Ich gab ihr meinen, aber eine<br />

Dauer-Lösung war das nicht! Im Sessellift<br />

fahrend entdeckten wir ihn bei Stütze 7 unten<br />

ihm Schnee. Nach der nächsten Abfahrt<br />

ging es in die überfüllte Hütte, jeder suchte<br />

Wärme!<br />

Dort sah ich eine kleine Gruppe mit PC und<br />

ähnlichem. „Sie sehen so aus, als gehörten<br />

sie hier dazu – ich habe ein Problem …“<br />

sagte ich, „ ein guter Skifahrer kann helfen<br />

oder jemand, der Yolanda betreut bis ich ihn<br />

geholt habe und zurück bin.“ Yolanda gefällt<br />

einer jungen Frau und sie nimmt freundlich<br />

Kontakt mit ihr auf. Meine Warnung vor ihrer<br />

Jagd nach Kuchen löst sie mit einem Fensterplatz<br />

am Ende eines langen Tisches. Als<br />

ich nach einiger Zeit mit dem Handschuh<br />

zurückkam, war die junge Frau noch genauso<br />

freundlich wie vor meinem Ausflug.<br />

39


„Eine besondere Mischung aus Talent und<br />

Ausbildung“, denke ich und frage: „In welcher<br />

Rolle sind Sie bei den „special olympics“?“<br />

„Ich bin von der Presse“, sagt sie<br />

und lacht. „Das mit ihrer Tochter war ein<br />

richtig eigener Job.“ – Wir begegneten ihr<br />

noch einmal, als sie Yolanda nach der Siegerehrung<br />

für ihre Skifahrkünste lobte und<br />

Yolanda mehr strahlte, als auf dem Siegerpodest.<br />

Torläufe und Siegerehrungen im wechselnden<br />

Fluss! Es wurden auch Teilnehmer bedacht,<br />

die keine Bögen fahren konnten.<br />

Zwei Tage hindurch Helfer und Ansprechpartner<br />

wo immer man sich befand, Verlorenheit<br />

in der Menschenmenge nicht zu<br />

erkennen.<br />

Zum Abschied versammelten sich zahllose,<br />

zuverlässige Helfer auf dem weißen Hügel<br />

und wurden mit warmen Worten und<br />

Wunschkonzert bedacht: In allen Gesichtern<br />

war zu lesen: „In zwei Jahren sind wir wieder<br />

dabei“.<br />

40<br />

Geocache und Königsmühle<br />

Anika Christmann, Geocacherin<br />

Im Juli des vergangen Jahres sind mein<br />

Freund und ich durch einen Artikel unserer<br />

Lokalzeitung auf die elektronische Schatzsuche<br />

per GPS aufmerksam geworden.<br />

Daraufhin haben wir im Pfälzer Wald unseren<br />

ersten Geocache gesucht und gefunden.<br />

Das hat uns so viel Spaß gemacht,<br />

dass wir nun fast jedes Wochenende mit<br />

"Cachen" beschäftigt sind.<br />

Kurz nachdem wir mit Geocaching intensiv<br />

begonnen haben, versteckten wir auch unseren<br />

ersten Cache der bei anderen Geocachern<br />

gut ankam.<br />

Bei unseren weiteren Streifzügen durch den<br />

Pfälzer Wald sind wir vor einigen Wochen<br />

an der Königsmühle in Neustadt vorbeigekommen<br />

und waren von dem Gelände dort<br />

sehr angetan <strong>zum</strong>al aufgrund der tiefen<br />

Temperaturen sich in dem kleinen See ein<br />

riesiger Eisberg gebildet hatte. Dadurch<br />

kam uns die Idee auch hier einen neuen<br />

Geocache zu verstecken. Das ideale Versteck<br />

war recht schnell in einem großen<br />

Baum gefunden. Da Geocaches normalerweise<br />

an "besonderen" Orten versteckt<br />

werden sind wir recht schnell auf die Idee<br />

gekommen, diesen in Verbindung mit der


Königsmühle zu bringen. Weil wir bis dahin<br />

selbst nichts von der Lebensgemeinschaft<br />

wussten, haben wir uns damit ein wenig<br />

auseinander gesetzt und gedacht, diese<br />

auch anderen (Geocachern) näher zu bringen.<br />

Dafür bietet sich ein Rätselcache wunderbar<br />

an. Das Rätsel ist so aufgebaut,<br />

dass zunächst auf einer Bildcollage Karl<br />

König erkannt werden muss. Wenn dies<br />

gelungen ist, sind noch Fragen zu Karl König<br />

zu beantworten. Wenn alle Fragen richtig<br />

beantwortet wurden, können mittels einer<br />

Formel die exakten Koordinaten des Verstecks<br />

ermittelt werden. Um das Rätsel<br />

nicht von vornherein zu einfach zu machen,<br />

mussten wir uns für den Cache einen eher<br />

abstrakten Namen ausdenken. Daher hat<br />

dieser den Namen "Kings circle of friends"<br />

erhalten. Der Cache ist seit dem 29. Februar<br />

freigeschaltet. Das Rätsel wurde bislang<br />

16 Mal gelöst.<br />

Anbei auch noch der direkte Link <strong>zum</strong> Cache:<br />

http://www.geocaching.com/seek/cache_det<br />

ails.aspx?guid=47ff86cd-74ef-4c5b-be31-<br />

74961d5dba37<br />

P.S.: Vielleicht haben sich vor einigen Tagen<br />

die Bewohner der Königsmühle gewundert,<br />

dass spät abends zwei "Gestalten" mit<br />

Taschenlampe dort umhergelaufen sind.<br />

Das waren wir, um die Koordinaten des<br />

Caches noch einmal genau zu bestimmen<br />

was aufgrund der dortigen geschützten Lage<br />

nicht ganz einfach war (schlechter Satellitenempfang).<br />

;-)<br />

Internationaler Frauentag<br />

8. März <strong>2012</strong><br />

„Mittendrin und außen vor“ –<br />

Frauen mit Behinderungen und Mütter behinderter<br />

Kinder<br />

Stuttgart. „Mittendrin und außen vor.“ –<br />

Frauen mit Behinderungen und Mütter behinderter<br />

Kinder spüren im Alltag noch immer<br />

Ausgrenzungen und Benachteiligungen.<br />

<strong>Die</strong> Liste der alltäglichen Benachteiligungen<br />

ist lang. Anlässlich des Internationalen<br />

Frauentages fordert der Landesverband<br />

für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung<br />

Baden-Württemberg, Frauen mit<br />

Behinderungen und Mütter behinderter Kinder<br />

nicht zu vergessen. Einige Beispiele:<br />

Frauen mit Behinderungen<br />

• Rechtsanspruch auf gleichgeschlechtliche<br />

Assistenz bei der Pflege - Fehlanzeige!<br />

• Fast die Hälfte der Frauen mit Behinderungen<br />

ist von Gewalt betroffen. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt eine aktuelle Studie<br />

der Universität Bielefeld im Auftrag<br />

des Bundesfrauenministeriums. Barrierefreie<br />

Zugänglichkeit zu Frauennotrufen,<br />

Frauen- und Kinderschutzhäusern –<br />

oft Fehlanzeige!<br />

• Frauen und Gesundheit: barrierefreie<br />

Zugänglichkeit zu Gynäkologen und<br />

Mammografie-Screening – oft Fehlanzeige!<br />

• Rechtsanspruch auf Elternassistenz für<br />

Mütter mit Behinderung – Fehlanzeige!<br />

41


Mütter behinderter Kinder<br />

• Betreuungsplätze für Kinder und Jugendliche<br />

mit Behinderung, damit Mütter<br />

behinderter Kinder Beruf und Familie<br />

vereinbaren können – oft Fehlanzeige!<br />

• Unbürokratischer Zugang zu Mutter-<br />

Kind-Kuren – oft Fehlanzeige!<br />

• Anerkennung und Wertschätzung für die<br />

häusliche Pflege – Fehlanzeige! Ganz<br />

aktuell: Pflegekassen kürzen Müttern<br />

pflegebedürftiger behinderter Kinder, die<br />

im Internat leben und am Wochenende<br />

und in den Schulferien zuhause betreut<br />

werden, auf Anweisung des Bundesversicherungsamtes<br />

den Anspruch auf<br />

Pflegegeld für die häusliche Pflege. Sie<br />

verweisen dabei auf die Kombination<br />

von Sach- und Geldleistung und ein Urteil<br />

des Bundessozialgerichtes aus dem<br />

Jahr 2001. <strong>Die</strong> Leistungskürzung wirkt<br />

sich aktuell wie folgt aus: bei Pflegestufe<br />

I: 3,38 €/Tag (bislang: 7,83 €/Tag) bei<br />

Pflegestufe II: 11,25 €/Tag (bislang:<br />

14,67 €/Tag) bei Pflegestufe III: 19,48<br />

€/Tag (bislang: 23,33 €/Tag)<br />

Arbeitshilfe<br />

Broschüre „Frauen-Häuser in Deutschland“<br />

in leichter Sprache<br />

Sie wird es für Frauen mit Lernschwierigkeiten<br />

einfacher machen, Informationen über<br />

Häusliche Gewalt, Schutzmöglichkeiten und<br />

über die Frauenhäuser zu erhalten:<br />

http://www.frauenhauskoordinierung.de<br />

42<br />

von der Website der BundesElternVereinigung<br />

(www.bev-ev.de)<br />

Kürzung des Pflegegeldes für Heimbewohner/-innen,<br />

die das Wochenende<br />

bei den Eltern verbringen<br />

(31. Juli <strong>2012</strong>)<br />

Seit April 2011 zahlen die Pflegekassen für<br />

Heimbewohner/innen, die das Wochenende<br />

bei ihren Eltern verbringen, für die Zeit der<br />

häuslichen Pflege ein geringeres Pflegegeld<br />

pro Tag als bisher. Hintergrund der Leistungskürzung<br />

ist ein Urteil des Bundessozialgerichts<br />

(BSG) vom 13. März 2001 (Az. B<br />

3 P 10/00 R), welches die Pflegekassen im<br />

Frühjahr 2011 zu einer Änderung ihrer<br />

Richtlinien veranlasst hat.<br />

Detaillierte Informationen mit einer Argumentationshilfe<br />

und einem Musterwiderspruch<br />

finden Sie als <strong>pdf</strong> auf der Website<br />

des bvkm.<br />

http://www.bvkm.de/Arbeitsbereiche_und_T<br />

hmen/Recht_und_Politik/Argumentationshilf<br />

en/Pflegeversicherung_SGB_XI<br />

Am 29. Juni <strong>2012</strong> hat der Bundestag das<br />

„Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz“ (PNG)<br />

verabschiedet. Folgende Verbesserung<br />

wurde in das Gesetz aufgenommen -- dank<br />

dem Druck der Verbände und des Behindertenbeauftragten<br />

auf die Politik:<br />

Ungekürztes Pflegegeld für Heimbewohner<br />

bei vorübergehender häuslicher Pflege.<br />

Pflegebedürftige Menschen, die in einer<br />

vollstationären Einrichtung der Hilfe für behinderte<br />

Menschen leben, erhalten ab Inkrafttreten<br />

dieses Gesetzes wieder das un-


gekürzte anteilige Pflegegeld für die Tage,<br />

die sie zu Hause oder bei Verwandten in<br />

häuslicher Pflege verbringen. <strong>Die</strong> vom Spitzenverband<br />

der gesetzlichen Krankenkassen<br />

im Jahr 2011 verordnete nachteilige<br />

Änderung der Berechnung ist dadurch für<br />

die Zukunft aufgehoben. Das Gesetz tritt<br />

insoweit am Tag nach seiner Verkündung in<br />

Kraft. Ab diesem Tag werden folgende Tagessätze<br />

gezahlt:<br />

Pflegestufe 1: 7,83 €,<br />

Pflegestufe 2: 14,67 €,<br />

Pflegestufe 3: 23,33 €.<br />

Es bleibt abzuwarten, wie die Pflegekassen<br />

und gegebenenfalls die Gerichte die eingelegten<br />

Einsprüche bescheiden bzw. die erhobenen<br />

Klagen beurteilen. Es empfiehlt<br />

sich, zurzeit keine Anträge zu stellen, sondern<br />

die genannten Entscheidungen abzuwarten.<br />

Gegen ergehende Bescheide mit<br />

dem gekürzten Pflegegeld sollte weiterhin<br />

Widerspruch eingelegt werden mit der Bitte,<br />

das Verfahren bis zu einer Klärung der laufenden<br />

Klagen auszusetzen.<br />

<strong>Freundeskreis</strong> Camphill e. V.<br />

Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

am Freitag, 25. Mai <strong>2012</strong><br />

in den Camphill-Schulgemeinschaften am<br />

Bodensee<br />

Standort Bruckfelden<br />

Mitglieder des Vorstandes<br />

(Wahlperiode 2011 - 2013):<br />

Vorsitzender Dr. Gerhard Meier<br />

Schriftführer Klaus Biesdorf<br />

Schatzmeisterin Hildegard Drittenpreis<br />

Alt-Schönow Christiane Behr<br />

Bruckfelden Hannelore Fischer<br />

Brachenreuthe N.N.<br />

Föhrenbühl Hannelore Fischer<br />

Hausenhof Klaus Biesdorf<br />

Hauteroda Mechthild Reichstein<br />

Hermannsberg Dr. Gerhard Meier<br />

Königsmühle Petra Pfeiffer<br />

Karl-König-Schule Matthias Knoll<br />

Lehenhof Walter Wolf<br />

Sellen Jutta Kohaus<br />

Beginn: 18.00 Uhr - Ende: 20.00 Uhr<br />

Teilnehmer: 61 Personen, davon 57<br />

stimmberechtigte Mitglieder einschließlich<br />

der Vorstandsmitglieder<br />

43


Anlagen<br />

• Tätigkeitsbericht 2011 des Vorstandes<br />

wurde mit der Einladung versandt<br />

• Geschäftsbericht 2011 wurde mit der<br />

Einladung versandt<br />

• Teilnehmerliste (kann angefordert<br />

werden)<br />

Frau Behr und Frau Kohaus fehlten entschuldigt.<br />

<strong>Die</strong> Versammlung leitete der Vorsitzende<br />

Dr. Gerhard Meier.<br />

Das Protokoll folgt in der Gliederung dem<br />

tatsächlichen Verlauf der Versammlung.<br />

TOP 1 + 2: Künstlerischer Beginn mit der<br />

Musikgruppe von Bruckfelden<br />

und Begrüßung<br />

Dr. Gerhard Meier, Vorsitzender des <strong>Freundeskreis</strong>es,<br />

begrüßte herzlich die Versammlung,<br />

indem er zugleich einen Vorblick auf<br />

die anstehende Tagesordnung gab. Weiterhin<br />

stellte der Vorsitzende die Beschlussfähigkeit<br />

der Versammlung fest. Das Protokoll<br />

der Mitgliederversammlung vom Freitag, 10.<br />

Juni 2011 (Föhrenbühl) wurde einstimmig<br />

mit einem herzlichen Dank an den Protokollanten<br />

angenommen. Das Protokoll war in<br />

der <strong>Michaeli</strong>-BRÜCKE 2011 – Seiten 19 –<br />

24 veröffentlicht worden.<br />

Zuvor jedoch hatte die Musikgruppe der vier<br />

Musiker aus Bruckfelden einen temperamentvollen<br />

und <strong>zum</strong> Mittun anregenden<br />

Auftritt mit dem südamerikanischen „Guan-<br />

44<br />

tanamera“; dem indischen „Shiva-Shamboo“<br />

und rockig mit „The Shaker“. Herzlicher Applaus<br />

war somit den Musikern gewiss.<br />

TOP 3: Tätigkeitsbericht durch den Vorsitzenden<br />

und Projektbericht „Nische“<br />

Das Jahr 2011 war wesentlich durch drei<br />

Tätigkeitsmerkmale gekennzeichnet:<br />

• Umstrukturierung der Pfingsttagung inklusive<br />

der Mitgliederversammlung<br />

• Durchführung einer Klausurtagung <strong>zum</strong><br />

Thema: Erwartungen an die Zusammenarbeit<br />

zwischen Menschen mit Unterstützungsbedarf,<br />

deren Angehörigen<br />

und Mitarbeitern<br />

• Weiterentwicklung unseres Projektes:<br />

Entwicklungsräume für Menschen mit<br />

hohem Assistenzbedarf: EMmA.<br />

Insbesondere der letzte Punkt ist immer<br />

noch Gegenstand vielfältiger Aktivitäten.<br />

Nachdem Ende Mai 2011 eine Auftaktveranstaltung<br />

<strong>zum</strong> Thema abgehalten worden<br />

war, haben sich aus dem Initiativkreis Arbeitsgruppen<br />

konsolidiert, die folgende<br />

Themen bearbeiten:<br />

• Schulung von Mitarbeitern zur Erhöhung<br />

der Fachlichkeit beim Umgang mit Menschen<br />

mit herausforderndem Verhalten<br />

• Rekrutierung von wissenschaftlicher<br />

Begleitung im Rahmen der Heilpädagogik<br />

• Erarbeitung sozial- und gesundheitspolitischer<br />

Aspekte der Umsetzung inklu-


dierter Lebensformen für Menschen mit<br />

hohem Assistenzbedarf und Analyse<br />

anderer, bereits bestehender Modellversuche<br />

zu diesem Thema<br />

<strong>Die</strong> Arbeitsgruppen haben sich im Oktober<br />

und Dezember 2011 getroffen und erreicht,<br />

dass der Verband für anthroposophische<br />

Heilpädagogik, Sozialtherapie und soziale<br />

Arbeit e. V. (VERBAND) sich unseres Vorhabens<br />

angenommen hat und mit uns und<br />

der BundesEltern-Vereinigung für anthroposophische<br />

Heilpädagogik und Sozialtherapie<br />

e. V. (BEV) weitere Schritte plant.<br />

So ist weiterhin die wissenschaftliche Begleitung<br />

gewährleistet; auch hat der<br />

VERBAND eine Umfrage in Gang gesetzt,<br />

die herausfinden will, wie bereit die Träger<br />

und Einrichtungen für eine Öffnung oder<br />

Mitarbeit im Sinne des EMmA-Projektes<br />

sind.<br />

Kritisch muss angemerkt werden, dass die<br />

Elterneinbindung als „moralische Instanz“<br />

etwas zu verblassen schien, doch gibt es<br />

jetzt erste konkrete Projekte, in die Eltern<br />

eingebunden sind, z. B. in die Fortbildung<br />

nach dem BTP-Verfahren, das sowohl von<br />

der Stiftung Lauenstein als auch von der<br />

Software AG-Stiftung gefördert wird. <strong>Die</strong><br />

Stiftung Lauenstein übernimmt mit 10.000<br />

Euro die Entwicklungskosten des Weiterbildungsganges<br />

für Biographical-Timeline-Process-ModeratorInnen(BTP-ModeratorInnen)<br />

<strong>Die</strong> Software AG-Stiftung fördert die<br />

Durchführung des ersten BTP-Weiterbildungsganges<br />

in drei Modulen. Veranstaltungsort<br />

ist Frickingen bei Überlingen am<br />

Bodensee. <strong>Die</strong> Software AG-Stiftung fördert<br />

nicht nur die Teilnahme an dem ersten Weiterbildungsgang<br />

für BTP-Moderator-Innen,<br />

sondern wird auch den Aufbau eines Netzwerkes<br />

und die Entwicklung neuer Angebote<br />

für Menschen mit hohem Assistenzbedarf<br />

unterstützen.<br />

Frau Azizi und Frau Meier werden an diesen<br />

Modulen teilnehmen. <strong>Die</strong> Kosten teilen<br />

sich der <strong>Freundeskreis</strong> Camphill und die<br />

BundesElternVereinigung.<br />

Auch werden Kontakte mit Einrichtungen<br />

und Trägern gesucht, die bereits Erfahrungen<br />

in diesem Bereich gesammelt haben<br />

und sich für eine Weiterentwicklung der<br />

Angebote vernetzen möchten. Das EMmA-<br />

Projekt soll dadurch nachhaltig wirken, dass<br />

die Erfahrungen des Weiterbildungsganges<br />

für BTP-ModeratorInnen in die Aus- und<br />

Weiterbildungsangebote der anthroposophischen<br />

Heilpädagogik und Sozialtherapie<br />

aufgenommen werden, die ausgebildeten<br />

BTP-ModeratorInnen Einrichtungsübergreifend<br />

als Berater und Begleiter tätig werden<br />

und ein Netzwerk von Lebens- und Entwicklungsräumen<br />

für Menschen mit hohem Assistenzbedarf<br />

entsteht.<br />

Der sehr dringende Bedarf und die immer<br />

wieder sichtbar werdende Not von Menschen<br />

mit hohem Assistenzbedarf trug Frau<br />

Azizi noch einmal in der Versammlung vor.<br />

Herr Berthold riet, „Zahlen“ von betroffenen<br />

Menschen festzustellen, um so eine „Bedarfsfeststellung“<br />

gegenüber Behörden zu<br />

haben.<br />

45


Herr Meier ruft daher alle von dieser Notlage<br />

betroffene Eltern des <strong>Freundeskreis</strong>es<br />

auf, sich per Brief oder E-Mail an ihn<br />

zu wenden, um eine vielleicht noch größere<br />

Eltern-Gruppe bilden zu können.<br />

<strong>Die</strong> Zusammenlegung der Pfingsttagung mit<br />

der Mitgliederversammlung hat eine durchweg<br />

positive Resonanz unter den Teilnehmern<br />

hervorgerufen. Durch dieses Votum<br />

fühlt sich der Vorstand aufgefordert, auf<br />

diesem Wege fortzuschreiten.<br />

<strong>Die</strong> Klausurtagung war in Bezug auf den<br />

internen Diskurs wichtig. Impulsiert durch<br />

das Grundsatzreferat von Walter Krück<br />

wurde sehr tief und kritisch die Zukunftsfähigkeit<br />

des Camphill-Gedankens beleuchtet.<br />

In der <strong>Michaeli</strong>-BRÜCKE 2011 wurde ein<br />

ausführliches Protokoll dieser Klausur abgedruckt,<br />

dessen Lektüre den Mitgliedern<br />

ausdrücklich an das Herz gelegt wurde.<br />

<strong>Die</strong> Mitgliedersituation unseres Vereins ist<br />

leicht rückläufig seit einiger Zeit. <strong>Die</strong>s rührt<br />

daher, dass mehr ältere Mitglieder ausscheiden<br />

und zu wenig junge beitreten. In<br />

Bezug auf die Finanzsituation macht sich<br />

dies ebenfalls bemerkbar. Der Vorstand<br />

wird diese Entwicklung im Auge behalten<br />

müssen und versuchen, durch eine Schärfung<br />

unseres Profils ganz bewusst junge<br />

Eltern für die Ideale der Camphill-Bewegung<br />

zu begeistern, um sie so <strong>zum</strong> Beitritt zu<br />

bewegen.<br />

Mit einem Dank an die Mitglieder und den<br />

Vorstand schloss Dr. Meier seinen Bericht.<br />

46<br />

TOP 4, 5, 6 + 7: Geschäftsbericht 2011 -<br />

Aussprache - Bericht der Kassenprüfer -<br />

Entlastung des Vorstandes und Wahl der<br />

Kassenprüfer<br />

Nur „nackte“ Zahlen wollte Schatzmeisterin<br />

Hildegard Drittenpreis nicht präsentieren,<br />

weshalb sie wie im vergangenen Jahr den<br />

Saal in zwei Gruppen teilte und mit einem<br />

Ratespiel wesentliche Positionen des allen<br />

vorliegenden Geschäftsberichtes für 2011<br />

zu vermitteln suchte. Zuvor musste allerdings<br />

bewiesen werden, wie man beim<br />

Spiel „Tower of Power“ gemeinsam etwas<br />

bewirken kann.<br />

Insgesamt zeigt der Geschäftsbericht 2011<br />

eine erfreuliche Tendenz, da durch Senkung<br />

der Reisekosten und eine höhere<br />

Spendenbereitschaft das Vermögen des<br />

Vereins auf 110.592,85 € ansteigen konnte.<br />

Konsens bestand in der Mitgliederschaft<br />

darin, in <strong>2012</strong> keine Ausschüttung an die<br />

Plätze zu tätigen, da man Rücklagen für das<br />

EMmA-Projekt bilden wolle und 2013 wieder<br />

eine Klausurtagung anstehe. Auf Rückfragen<br />

gab Frau Drittenpreis kompetent und<br />

zufriedenstellend Antworten.<br />

Franz Adam verlas anschließend den „Bericht<br />

der Kassenprüfung“, den er mit Stefan<br />

Koslowski im März <strong>2012</strong> durchgeführt hatte<br />

und in dem der Schatzmeisterin eine einwandfreie<br />

Kassenführung in allen Positionen<br />

der Buchhaltung bestätigt wurde. Der<br />

Bericht wurde dem Vorsitzenden zur Anlage<br />

an das MV-Protokoll ausgehändigt.


Nachdem Alexander Karsten in gebotener<br />

Kürze die Leistungen des gesamten Vorstandes<br />

gelobt und liebenswerte Dankesworte<br />

ausgesprochen hatte, bat er um Entlastung<br />

des Vorstandes für den Tätigkeitsund<br />

den Geschäftsbericht.<br />

<strong>Die</strong> Versammlung stimmte bei Enthaltung<br />

der 8 anwesenden Vorstandmitglieder ohne<br />

Gegenstimmen der Entlastung des Vorstandes<br />

zu. Dankesworte galten dann noch<br />

den Kassenprüfern für die sorgfältige Prüfung.<br />

Im Anschluss wurden die Herren Franz<br />

Adam und Stefan Koslowski erneut zu Kassenprüfern<br />

unter dem Beifall des Publikums<br />

einstimmig gewählt.<br />

TOP 8: Ausklang gesanglich und Dankesworte<br />

Mit sichtlich erleichterten und auf die<br />

Pfingsttagung einstimmenden Worten dankte<br />

Dr. Meier den Mitgliedern und wünschte<br />

ein gutes Gelingen beim hoffentlich recht<br />

regen Diskutieren des Vortrages von Frau<br />

Ketelaars.<br />

Mit dem „Irischen Reisesegen“ - bewegt und<br />

bewegend – endete eine kurzweilige und<br />

sehr gut vorbereitete Mitgliederversammlung.<br />

Bingen, 30. Juli <strong>2012</strong><br />

Dr. Gerhard Meier – Vorsitzender,<br />

Klaus Biesdorf – Schriftführer<br />

Buchbesprechung<br />

Gerlinde Kriese, Heiligenberg<br />

„BÄUME FÜR KENIA“ von Claire A. Nivola,<br />

Verlag Freies Geistesleben,<br />

ISBN 978-3-7725-2147-8, 15,90 €.<br />

Was ist Inklusion? Ein Aspekt ist sicher die<br />

Teilhabe an wesentlichen AKTIVITÄTEN<br />

der Gestaltung unserer Umwelt und ein Gefühl<br />

für die Pflege unserer Erde. Das ist<br />

Aufforderung an Jede/n mitzutun, dabei zu<br />

sein. Das meint auch Felix Finkbeiner, der<br />

als 9jähriger ein Referat über den Klimawandel<br />

hielt und verstanden hatte, daß<br />

Wald, ja jeder einzelne Baum als Gegenmittel<br />

zur Erwärmung der Erde „notwendig“ im<br />

wahrsten Sinne des Wortes ist. Er sagt:<br />

„Redet nicht, pflanzt Bäume!“<br />

Wangari Maathai war eine Kenianerin, die<br />

das auch begriffen hatte und die es fertiggebracht<br />

hat, zunächst die Frauen ihres<br />

Dorfes dazuzubringen, mit ihr zusammen<br />

Bäume zu pflanzen. Später konnte sie<br />

durch sichtbare Erfolge auch Politiker über-<br />

47


zeugen und erhielt als erste Afrikanerin den<br />

Friedensnobelpreis. Von der Geschichte<br />

dieser tatkräftigen Frau handelt das Buch:<br />

<strong>Die</strong>ses Bilder- und Lesebuch ist mit seinen<br />

wunderschönen Aquarellbildern und den<br />

einfachen aber eindrücklichen Texten für<br />

alle Altersgruppen geeignet auch für den<br />

Biologie- oder Geografie-Unterricht. Erwachsene<br />

werden <strong>zum</strong> Nachdenken angeregt<br />

und hoffentlich auch <strong>zum</strong> gemeinsamen<br />

Tätigwerden. Denn diese Geschichte<br />

lehrt uns, dass jeder Einzelne anfangen<br />

kann hilfreich zu werden und ein aktives<br />

Beispiel auch andere beflügelt und ermutigt.<br />

Felix Finkbeiner schrieb: „Liebe Wangari,<br />

dein Vermächtnis wird in der jungen Generation<br />

weiterleben. Wir Kinder der Welt werden<br />

deine Vision erfüllen. Du warst so eine<br />

inspirierende Persönlichkeit. Du wirst in<br />

Tausenden von Kindern weiterleben. Wangari,<br />

du wirst stolz auf uns sein, wenn du<br />

auf die Erde schaust.“. - Damit Felix rechtbehält,<br />

muss dies Buch eine große Verbreitung<br />

finden, und die Schülerinitiative „Plantfor-the-Planet“,<br />

die er gegründet hat, muss<br />

nachhaltig leben. Alle können mitmachen,<br />

inklusive Du und Ich und Wir.<br />

48<br />

Literatur-Hinweise<br />

Der Poet der kleinen Dinge<br />

Marie-Sabine Roger, Roman<br />

Hoffmann und Campe, 240 S, 18,99€<br />

ISBN-13: 978-3455400953<br />

Gérards ganze Liebe gilt der Poesie. Doch<br />

leider kann er seine Leidenschaft mit niemandem<br />

teilen, da er aufgrund einer Behinderung<br />

weder schreiben noch richtig sprechen<br />

kann. Nur die Herumtreiberin Alex<br />

versteht ihn und nimmt ihn ernst.<br />

Individualität und Eingriff<br />

Zur Bioethik: Wann ist ein Mensch ein<br />

Mensch? Johannes Denger (Hrsg.)<br />

<strong>Die</strong> öffentliche Bioethik-Diskussion spitzt<br />

sich auf die Frage zu: "Ab wann ist menschliches<br />

Leben lebenswert, und wer entscheidet<br />

das?"<br />

Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2005;<br />

256 S., € 18,50, ISBN 3-7725-2028-6<br />

Mein gläserner Bauch: Wie die Pränataldiagnostik<br />

unser Verhältnis <strong>zum</strong> Leben<br />

verändert von Monika Hey<br />

224 Seiten, Deutsche Verlags-Anstalt, <strong>2012</strong><br />

ISBN-13: 978-3421045386<br />

„Schonungslos offen und ergreifend berichtet<br />

Monika Hey von ihrer eigenen Erfahrung<br />

mit der Pränataldiagnostik und öffnet zugleich<br />

die Augen für ein ethisches Dilemma,<br />

das jede Schwangere, jedes werdende Elternpaar<br />

und unsere Gesellschaft als Ganzes<br />

betrifft.“


Annas Spuren. Ein Opfer der NS-"Euthanasie"<br />

von S. Falkenstein, F. Schneider<br />

192 Seiten, Verlag: Herbig, Juni <strong>2012</strong><br />

ISBN-13: 978-3776626933<br />

„Annas Tod steht für den Massenmord an<br />

etwa 300 000 psychisch kranken, geistig<br />

und körperlich behinderten Menschen, die<br />

im Sinne der Rassen- und Erbhygiene vernichtet<br />

wurden. Ein anrührendes Buch und<br />

zugleich eine eindringliche Mahnung.“<br />

Assimiliert? Integriert? Diskriminiert?<br />

Minderheiten in Deutschland<br />

Joshua Sobol (Autor), Kurt E. Beck (Hrsg.)<br />

Mit einem Beitrag von Richard Steel: Es ist<br />

normal eine Minderheit zu sein. Behinderung,<br />

Gesellschaft und Gemeinschaft<br />

aus der Sicht von 70 Jahren Camphill-<br />

Bewe-gung , Worms Verlag, 226 Seiten<br />

ISBN 978-3-936118-23-0<br />

<strong>Die</strong>s Buch kann direkt über die BRÜCKE-<br />

Redaktion zu einem Preis von 19,00€<br />

(+ Porto) bezogen werden.<br />

Samuel Koch - Zwei Leben<br />

Von Christoph Fasel<br />

EUR 17,99, 205 Seiten, Adeo-Verlag, <strong>2012</strong><br />

Auflage: 1., Aufl. (April <strong>2012</strong>)<br />

ISBN-13: 978-3942208536<br />

„Das radikal ehrliche Zeugnis eines jungen<br />

Mannes, der nichts mehr zu verlieren hat<br />

und nur noch gewinnen kann. Eine Geschichte,<br />

die uns lehrt, die Kostbarkeit des<br />

Lebens neu zu schätzen.“<br />

Buchreihe des Bundesverband für körper-<br />

und mehrfachbehinderte Menschen e.V.,<br />

Bestellung per Fax: 02 11/61 39 72<br />

Band 6: Leben Pur – Wohnen<br />

Erwachsenwerden und Zukunft gestalten<br />

mit schwerer Behinderung<br />

G. Grunick & Dr. N. Maier-Michalitsch, Hrsg.<br />

„Erwachsen werden – Zukunft gestalten“.<br />

Wenn Jugendliche erwachsen werden, finden<br />

Ablösungsprozesse vom Elternhaus<br />

statt, die entsprechend vorbereitet und begleitet<br />

werden müssen. Bei Menschen mit<br />

schweren Behinderungen müssen Wünsche<br />

und Zukunftsvorstellungen erst entwickelt<br />

werden. Oftmals gibt es keine Vorstellungen<br />

von Möglichkeiten, die Zukunft – <strong>zum</strong> Beispiel<br />

hinsichtlich der Wohnsituation – zu<br />

planen. Eine persönliche Zukunftsplanung<br />

kann ein hilfreicher Ansatz sein: Ein Unterstützerkreis<br />

kann vielfältige Ideen entwickeln,<br />

Angehörige entlasten und bei der<br />

Umsetzung der Pläne unterstützen.<br />

Band 7: Leben Pur – Freizeit<br />

bei Menschen mit schweren und mehrfachen<br />

Behinderungen<br />

G. Grunick & Dr. N. Maier-Michalitsch, Hrsg.<br />

Wenn durch die Lektüre dieses Buches<br />

nicht nur neue Informationen gegeben werden,<br />

sondern auch Mut gemacht wird, neue<br />

Ideen zu entwickeln und neue Wege zu gehen,<br />

so ist ein erstes Ziel erreicht. Bei allen<br />

Neuausrichtungen muss aber immer die<br />

Verbesserung der Lebensqualität von Menschen<br />

mit schweren und mehrfachen Behinderungen<br />

oberste Prämisse bleiben.<br />

49


Termine<br />

nur noch bis 15. Dezember <strong>2012</strong><br />

verschiedene Veranstaltungen der kufe12<br />

Veranstaltungs-Hinweise unter:<br />

www.kufe12.de<br />

An die 150 Veranstaltungen werden in diesem<br />

Jahr in den baden-württembergischen<br />

Landkreisen Sigmaringen, Bodensee, Biberach<br />

und Konstanz stattfinden, wobei als<br />

Thema die gemeinsame Arbeit von Menschen<br />

mit Behinderung und sogenannten<br />

Nicht-Behinderten im Vordergrund steht.<br />

Raus aus der behüteten und vertrauten<br />

Umgebung werden die �etreuten kommen<br />

und das, was sie mit Profis zusammen erarbeitet<br />

haben, einer breiten Öffentlichkeit<br />

präsentieren. Ideengeber dieses Festivals<br />

ist die Lautenbacher Blaskapelle der Dorfgemeinschaft<br />

bei Herdwangen-Schönach<br />

(Landkreis Sigmaringen), die ein Integrations-Festival<br />

planen wollte.<br />

Rasch kam der Gedanke, dass solch ein<br />

Festival aus dem „anheimelnden“ – weil<br />

bekannten – Umfeld in ein „fremdes“ transponiert<br />

werden muss und dass als zweiter<br />

Grundgedanke die gemeinsame Arbeit von<br />

Menschen mit und ohne Handicap im Vordergrund<br />

stehen muss.<br />

So wird der bekannte Flötist Jos Rinck gemeinsam<br />

mit der Blaskapelle einen Zyklus<br />

<strong>zum</strong> Thema „Feuer – Erde – Wasser – Luft“<br />

erarbeiten und gemeinsam werden sie vier<br />

Mal auftreten. <strong>Die</strong> Auftrittsorte sind dem<br />

50<br />

jeweiligen Thema angepasst: Wasserwerk<br />

in Sipplingen (Wasser), Industriebetrieb<br />

(Feuer), Gewächshaus (Erde) und Zeppelin-<br />

Museum (Luft).<br />

„Schatzsuche statt Fehlerfahndung“ - unter<br />

dieser Leitlinie steht das Projekt Kufe 12 –<br />

das <strong>2012</strong> <strong>zum</strong> ersten Mal stattfinden wird.<br />

10 Millionen Menschen allein in der Bundesrepublik<br />

– nach der UN-Menschenrechtskonvention<br />

– gelten als behindert. Was aber<br />

heißt eigentlich Behinderung? Nach heutigen<br />

Kriterien könnte man Albert Einstein als<br />

Autisten bezeichnen; daher sprechen wir<br />

von Menschen mit „besonderen Fähigkeiten“.<br />

„Schatzsuche statt Fehlerfahndung“<br />

eben.<br />

<strong>Die</strong> großartigen Fähigkeiten von Menschen,<br />

die einer Norm – von wem auch immer postuliert<br />

- nicht entsprechen, werden bei diesem<br />

Festival im Mittelpunkt stehen. <strong>Die</strong>se<br />

herausragenden Begabungen künstlerisch,<br />

musikalisch, im Schauspiel, auch literarisch<br />

oder im sportlichen Bereich herauszustellen<br />

und dies vor allem im direkten Zusammenhang<br />

mit Menschen, die keine offensichtliche<br />

Behinderung aufweisen, ist das Ziel<br />

dieses Festivals. So werden – wie oben<br />

bereits angedeutet – beispielsweise Profi-<br />

Musiker mit der Blaskapelle Lautenbach<br />

auftreten und dadurch eine neue Interaktion<br />

herstellen; aber auch in vielen anderen<br />

Bereichen gibt es hier Möglichkeiten.<br />

Integration bedeutet aber nicht nur die Integration<br />

behinderter Menschen, sondern<br />

auch das in den Mittelpunkt stellen ver-


schiedenster Gruppierungen, die am Rande<br />

der Gesellschaft stehen. So werden Menschen<br />

mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen<br />

(blinde Musiker) oder das 1.<br />

Hartz IV Orchester auftreten. Aber auch die<br />

Selbstreflexion derer, die im sozialen arbeiten,<br />

werden in einer Auftragsproduktion <strong>zum</strong><br />

Thema „Gutmenschen“ der beiden Kabarettisten<br />

Thomas C. Breuer und Jochen<br />

Malmsheimer beleuchtet werden.<br />

Eine Ausstellung der Sammlung Prinzhorn<br />

aus Heidelberg wiederum stellt als weiteren<br />

Aspekt eine Realität dar, die der sogenannte<br />

gesunde Mensch als solche erst einmal<br />

nicht wahrnimmt.<br />

13. Oktober <strong>2012</strong><br />

BEV-Region Baden-Württemberg / Bayern:<br />

Angehörigen-/Mitarbeitertagung<br />

in der Dorfgemeinschaft Tennental.<br />

27. Oktober <strong>2012</strong>, 11.00 Uhr<br />

BEV-Regionaltreffen Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

auf dem Eichhof in Much.<br />

Thema: „Wie werden unsere Gemeinschaften<br />

zukunftsfähig – Chancen und Herausforderungen“,<br />

mit Hans-Werner Lossen.<br />

9.-10. November <strong>2012</strong><br />

Internationale Tagung Persönliche Zukunftsplanung<br />

– Lust auf Veränderung!<br />

Gemeinsam planen, handeln und gestalten.<br />

Linz, Österreich<br />

Es geht weiter mit dem Thema Persönliche<br />

Zukunftsplanung! Behinderte Menschen,<br />

Eltern, WissenschaftlerInnen, PraktikerInnen,<br />

LehrerInnen, VertreterInnen der Behindertenhilfe<br />

werden in Vorträgen und<br />

Workshops gemeinsam Zukunft gestalten<br />

und neue Wege entwickeln. Erwartet werden<br />

400 TeilnehmerInnen aus Österreich,<br />

Deutschland und der Schweiz.<br />

Das Programm ist ab 1. September <strong>2012</strong> in<br />

Papierform und im Internet verfügbar. Veranstalter<br />

sind dieses Mal die Lebenshilfe<br />

Österreich und das Zentrum für Kompetenzen<br />

in Wien.<br />

23.11.<strong>2012</strong> bis 24.11.<strong>2012</strong><br />

Elternseminar<br />

Unterstützte Kommunikation<br />

Der Elternverein LEBEN MIT BEHINDE-<br />

RUNG HAMBURG veranstaltet ein 2tägiges<br />

Seminar für Familien mit nicht- oder kaum<br />

sprechenden Kindern<br />

Leitung: Brigitte Hoffmann-Schöneich (Sonderpädagogin)<br />

11. Mai 2013<br />

Marathon zugunsten des Karl-König-<br />

Archivs<br />

Am Samstag 11. Mai 2013 lädt Camphill<br />

Liebenfels nach Kärnten ein!<br />

Nach unserer damaligen Erfahrung ist ein<br />

Jahr eine gute Zeit für die Vorbereitung,<br />

nicht nur auf Seiten der Organisatoren,<br />

sondern auch für alle, die teilnehmen möchten.<br />

Jede und jeder kann mitlaufen, für so<br />

51


lange und weit wie sie/er kann oder möchte.<br />

Dazu sollte man so viele Sponsoren wie<br />

möglich finden, die sich vorher für einen<br />

bestimmten Betrag pro Kilometer verpflichten.<br />

Ab sofort sind Anmeldungen über Email<br />

möglich: wertsch @camphill.at<br />

<strong>Die</strong> Ansprechpersonen sind:<br />

Christine Thomas oder Reinhard Goscinski<br />

Anmeldung: bitte bis <strong>zum</strong> 31.Oktober <strong>2012</strong><br />

Zu guter Letzt:<br />

Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen<br />

aus zwei Schriftzeichen zusammen.<br />

Das eine bedeutet Gefahr, das andere<br />

Gelegenheit, Chance.<br />

J. F. Kennedy<br />

Gefahr, gefährlich Chance<br />

52<br />

Krise<br />

Impressum<br />

<strong>Die</strong> BRÜCKE ist die Mitgliederzeitschrift des<br />

<strong>Freundeskreis</strong> Camphill e.V.. Sie erscheint<br />

halbjährlich im Frühjahr (Ostern) und im<br />

Herbst (<strong>Michaeli</strong>).<br />

<strong>Die</strong> Artikel werden von den jeweiligen Autorinnen<br />

und Autoren verantwortet. Sie müssen<br />

nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben.<br />

<strong>Die</strong> Redaktion behält sich Sinn<br />

wahrende Änderungen und Kürzungen vor.<br />

Redaktion der <strong>Michaeli</strong>-Ausgabe:<br />

Hannelore Dabbert und Petra Pfeiffer<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

Steinwaldstraße 21, 70599 Stuttgart<br />

Email: bruecke.redaktion@gmx.de<br />

Tel.: 0711 – 456 75 07<br />

DIE BRÜCKE kann nur dann eine <strong>Brücke</strong><br />

sein, wenn Sie, liebe Leserinnen und<br />

Leser, mithelfen und die Redaktion mit<br />

Anregungen und Artikeln bedenken.<br />

Herzlichen Dank!<br />

Der elektronische BEV-Newsletter erscheint<br />

unregelmäßig und wird allen Eltern,<br />

Angehörigen und Freunden der Bundes-<br />

Eltern-Vereinigung und des <strong>Freundeskreis</strong><br />

Camphill zugesandt, deren E-mail Adressen<br />

bei der Beratungsstelle der BEV angegeben<br />

wurden.

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