Herford - tekirdağ ebru nayim fen lisesi
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VON HARTMUT BRANDTMANN<br />
¥ <strong>Herford</strong>. Lobesreden sind<br />
wie sie sind: artig, freundlich,<br />
formelreich. Wenn die LaudatorindieEhefrau<br />
ist, gibtes Einblicke,<br />
die die Hauptperson<br />
trefflich beschreiben. Dr.<br />
Jutta Diekmann hatte den Mut<br />
und das Selbstbewusstsein, Dr.<br />
Hermann Diekmann, den Mitbegründer<br />
und nach 30 Jahren<br />
scheidenden Leiter des Biologiezentrums<br />
Gut Bustedt, auf<br />
ihre Weisezu würdigen.<br />
Als „Gründungsmitglied Nr.<br />
2“ hatte sie den Aufbau „miterlebt,<br />
mitgetragen, mit erduldet,<br />
erlitten – und genossen“. Sie<br />
hatte ihren Hermann kennen gelernt,<br />
als jemanden, der immer<br />
der 1. Vorsitzende ist, natürlich<br />
auch in der Studenten-Organisation,<br />
die er selber ins Leben rief.<br />
Seine erste Lehrerstelle hatte<br />
Diekmann in der Evangelischen<br />
Jugendhilfe Schweicheln, und<br />
gleich war der Schulgarten das<br />
Erkennungsmerkmal. Die Tiersammlung<br />
sorgte dafür, dass<br />
sich „unserer Urlaube auf drei<br />
bis vier Tage beschränkten“.<br />
Nach der Promotion ging es<br />
auf die Suche nach Möglichkeiten,<br />
ein Biologiezentrum zu errichten,<br />
zumeist an Wochenenden,<br />
und Dr. Jutta Diekmann<br />
war überrascht, wie groß OWL<br />
ist. Unter der Woche, galt es, die<br />
Menschen für das Projekt zu begeistern,<br />
jeden Abend in einer<br />
anderen Partei, Gruppe oder einem<br />
Verein. In der Summe mögen<br />
es 200 gewesen sein.<br />
Im Festsaal des Eickhofs<br />
wurde schließlich der Verein gegründet,<br />
unter schwierige Bedingungen,<br />
denn die Schüler hatten<br />
¥ Auch Eckard Möller ist in seinerSchulzeit<br />
mit „Kreide-Biologie“<br />
gelangweilt worden. „Wir<br />
waren nicht einmal in der Natur“,<br />
sagt der Biologie-Lehrer,<br />
der im Biologie-Zentrum Gut<br />
Bustedt den Unterricht geben<br />
kann, den er selber vermisste.<br />
Als Geschäftsführer des Kreis-<br />
Heimatvereins blickte er zurück<br />
in die Baugeschichte, die<br />
aus einer maroden Wasserburg<br />
einen bundesweit anerkannten<br />
und historisch einzigartigen<br />
Lernort machte.<br />
Ursprünglich stammt die<br />
Burg aus dem Jahr 1415. Der Ritter<br />
Heinrich Ledeburg hatte sie<br />
auf Ländereien des <strong>Herford</strong>er<br />
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1. Januar 2010.<br />
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kein Sitzfleisch. Aber sie wollten<br />
„Pille“, wie sie ihren Lehrer<br />
nannten, zur Seite stehen. Die<br />
erste – anonyme – Spende kam<br />
von der Ehefrau. Dieses Geheimnis<br />
lüftete sie 30 Jahre danach.<br />
Auf der Suche nach dem Gut<br />
Bustedt, landeten die Diekmanns<br />
irrtümlich auf dem Rittergut<br />
von Consbruch, und Frau<br />
Diekmann wähnte sich schon<br />
als Schlossherrin. Gut Bustedt<br />
war weiter weniger herrschaftlich,<br />
und Burgherrin war die da-<br />
Damenstiftes erbauen lassen.<br />
Nach einer Fehde mit der <strong>Herford</strong>er<br />
Äbtissin wurde sie abgerissen<br />
und neu erbaut. Bustedt<br />
war Pfandobjekt, Lehen und<br />
Sitz des Amtes Enger. Letzte Privatbesitzer<br />
war die Familie Eller-Eberstein.<br />
1964 übernahm das Amt <strong>Herford</strong>-Hiddenhausen<br />
das Anwesen.<br />
Und seit der Gebietsreform,<br />
1969, gehört es der Großgemeinde,<br />
die vornehmlich an<br />
den Äckern interessiert war, aus<br />
denen später das Industriegebiet<br />
Bustedt wurde.<br />
Die Debatte um die Zukunft<br />
der Wasserburg war zunächst<br />
fruchtlos. Eine Sporthoch-<br />
IhrDrahtzurNeuenWestfälischen<br />
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mals 96jährige Mimi Henzen.<br />
Ein anderes Hindernis war die<br />
Igelstation, die auf den Gut geplant<br />
war. Auch dieses Hindernis<br />
wurde überwunden.<br />
„Ich glaube, Herrmann, dass<br />
wir die einzigen waren, die dem<br />
Unternehmen eine überhaupt<br />
Chance gaben. Wir haben beide<br />
daran geglaubt und mit sehr viel<br />
Verzicht jede freie Minute dort<br />
verbracht,“ lautet das Bekenntnis<br />
der Mitbegründerin.<br />
Nach zwei Jahren kam der da-<br />
schule sollte dort einziehen,<br />
eine Heimvolkshochschule, ein<br />
Hotel . . . Nichts von dem<br />
konnte verwirklicht werden.<br />
„Hinter vorgehaltener Hand diskutierte<br />
man sogar die Sprengung.<br />
Die Weserpioniere aus<br />
Minden sollten eine solche<br />
Übung abhalten“, berichtete<br />
Möller schmunzelnd. Dann hatten<br />
Biologen um Dr. Hermann<br />
Diekmann eine Vision. Am 11.<br />
Juni 1982 gründeten sie den Verein<br />
Biologiezentrum OWL mit<br />
Blickrichtung Bustedt. „Dann<br />
fielen die ersten Schülerscharen<br />
in Gummistiefeln ein.“<br />
Das Gut wurde Schritt für<br />
Schritt zu einem Biologiezen-<br />
¥ Kreis <strong>Herford</strong>. Andere Länder,<br />
Kulturen, Sprachen und Lebensstile<br />
erleben und kennenlernen<br />
– davon träumt fast jeder.<br />
Für die Schüler des Wilhelm-<br />
Normann-Berufskollegs<br />
(WNB) wird dieser Traum 2011<br />
Realität. Denn sie reisen nach Tekirdag,<br />
rund 150 Kilometer westlich<br />
von Istanbul, um dort gemeinsam<br />
mit den türkischen<br />
<strong>Herford</strong><br />
DerVorsitzendeimDauereinsatz<br />
Eine besondere Laudatio auf Dr. Hermann Diekmann, der nach 30 Jahren in den Ruhestand geht<br />
malige Kultusminister Hans<br />
Schwier nach Bustedt. SohnAlexander,<br />
damals vier Jahre alt, begrüßte<br />
ihn mit „Kultusminister<br />
Hallo“ und einem selbst gepflückten<br />
Blumenstrauß. Am<br />
folgenden Montag rief Schwier<br />
aus Düsseldorf an, bedankte<br />
sich für die Blumen und versprach<br />
Lehrerstellen. Auch diese<br />
Nachricht war eine Neuheit, zu<br />
erkennen an der Frage der Laudatorin:<br />
„Hast du nicht gewusst<br />
– stimmt’s“.<br />
Kreidebiologiebis Tümpel-Forschung –wie sichdas Biologiezentrumentwickelte<br />
NR. 135, MONTAG, 14. JUNI 2010 HE4<br />
DerNeuewürdigtdenAlten: Burkhard Kriesten (r.) begrüßt dieGäste,diezur Verabschiedungseines Vorgängers Dr. Hermann Diekmann(M.<br />
inhellerJacke) alsLeiter desBiologiezentrums Bustedtgekommen waren. FOTOS: RALF BITTNER<br />
trum. Beteiligt war ein Bünder<br />
Architekt, heimische Betriebe<br />
und Arbeitslose,die eine vorübergehende<br />
Beschäftigung bekamen.<br />
Der Ausbau war auch eine<br />
Entdeckungstour: Hinter einer<br />
Cowboy-Tapete aus den 1950er<br />
Jahren traten Fresken zum Vorschein,<br />
einzigartig für Westfalen.<br />
Auch ein Gartenplan aus<br />
dem 15. Jahrhundert wurde entdeckt.<br />
Der war natürlich nicht<br />
nicht Vorlage für die Lehrgärten<br />
und Tümpel, in denen Kinder<br />
und Jugendliche das Leben<br />
von Stichlingen, Rückenschwimmern<br />
und Gelbrandkäfern<br />
erforschen sollten.<br />
Im Januar 1984 sendete der<br />
Schülern an einem interkulturellen<br />
Projekt zu arbeiten. Eine<br />
neue Partnerschaft mit der dortigen<br />
High School macht es möglich.<br />
Ende Mai vereinbarten die beiden<br />
Schulen bei einem Tref<strong>fen</strong><br />
in der Türkei ihre Partnerschaft,<br />
deren Anfänge auf eine Comenius-Konferenz<br />
im spanischen<br />
Badajoz 2010 zurückgehen.<br />
WDR einen langen Beitrag über<br />
das Biologiezentrum. In der<br />
Hauptrolle: Dr. Hermann Diekmann.<br />
„Seitdem konnten wir<br />
uns vor Anfragen kaum noch<br />
retten“, erinnert sich Lehrer<br />
Möller.<br />
Mehr als 100 Zivildienstleistende<br />
und mehr als 50 junge<br />
Menschen im freiwilligen ökologischen<br />
Jahr haben in Bustedt<br />
gearbeitet. Das Anlegen von Stegen<br />
aus Knüppeln gehörte<br />
dazu. Möller: „Die hätten der<br />
Prüfung durch den Gemeindeversicherungsverband<br />
nicht<br />
stand gehalten. Doch für uns<br />
hielten sie zehn Jahren lang<br />
stand.“ (bra)<br />
WenneinereineReisetut<br />
Normann-Kolleg gründet Schulpartnerschaft mit türkischer High School<br />
NeuePartner: (obenv.l.) Bernd Koch (stellv.Schulleiter Wilhelm-<br />
Normann-Berufskolleg),Frank Heitmeier,Christine Schwigon, Sefa<br />
Üstünda(stellv.Schulleiter); (untenv. l.) ErsanTuner,Fuat Asým Arvas<br />
(Schulleiter), HagenAufderheide undNecatSürücü.<br />
Sowar’swirklich: Dr. Jutta<br />
Diekmannberichtet.<br />
Während des dreitägigen Besuchs<br />
in Tekirdag wurde beschlossen,<br />
dass im kommenden<br />
Jahr jeweils 15 deutsche und türkische<br />
Schüler/innen den Lernund<br />
Lebensstil des anderen Landes<br />
erfahren sollen. Den Anfang<br />
machen die Schüler/innen der<br />
Tekirdag High School, die im<br />
nächsten Frühjahr für eine Woche<br />
die Schulbänke des WNB<br />
drücken werden.<br />
Im Herbst 2011 kommt es<br />
dann zum Gegenbesuch der<br />
deutschen Schüler/innen in Tekirdag.<br />
Für die Schüler/innen<br />
wird es mit Sicherheit spannend<br />
sein, zu sehen, wie man in der<br />
Türkei lernt und unterrichtet.<br />
Denn immerhin gehört die Tekirdag<br />
High School zu den besten<br />
Schulen der Türkei.<br />
Dazu Bernd Koch, stellvertretender<br />
Schulleiter am WNB:<br />
„Die Welt, in der Kinder und Jugendliche<br />
heute aufwachsen, ist<br />
von kultureller und sprachlicher<br />
Vielfalt geprägt. Deswegen ist es<br />
für die Schüler wichtig, in andere<br />
Länder zu reisen, um zu sehen,<br />
wie die dortigen Jugendlichen<br />
leben und lernen. Nur so<br />
können sie ihre Wahrnehmung<br />
erweitern und haben die Gelegenheit,<br />
die Welt aus einem anderen<br />
Blickwinkel zu betrachten.“<br />
Das sei ein Schlüssel zu<br />
mehr Selbstvertrauen und einer<br />
reflektierten Fremdwahrnehmung.<br />
TERMINKALENDER<br />
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<strong>Herford</strong><br />
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