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Der Haushalt des Bundes - Deutscher Bundestag

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spezial<br />

<strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong><br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

www.bun<strong>des</strong>tag.de


Titelbild: eU-Kommission<br />

inhalt<br />

1 <strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

Das Königsrecht <strong>des</strong><br />

parlaments<br />

8 Die einnahmen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

Wo das Geld herkommt<br />

11 Die ausgaben <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

Wo das Geld hingeht<br />

14 <strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

2011<br />

16 <strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong>sausschuss <strong>des</strong><br />

Deutschen Bun<strong>des</strong>tages<br />

skeptiker mit spitzem<br />

Bleistift<br />

19 petra Merkel (spD) im<br />

Gespräch<br />

„politik ist nichts ohne<br />

die Möglichkeit, sie<br />

auch zu finanzieren“<br />

21 infotipps<br />

Foto: DBT/Werner Schüring


<strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

Das Königsrecht<br />

<strong>des</strong> parlaments<br />

Geld ist nicht alles. aber ohne Geld ist (fast) alles nichts. Das gilt natürlich auch für<br />

den staat. Was auch immer politisch entschieden wird – in den meisten Fällen hat<br />

das auch auswirkungen auf einnahmen oder ausgaben. Die Meinung vom Bedeutungs-<br />

verlust <strong>des</strong> parlaments mag verbreitet sein. Gerade die <strong>Haushalt</strong>spolitik zeigt jedoch,<br />

wie falsch sie ist.<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 1


HaUsHalT<br />

Das Budgetrecht<br />

gehört zu den<br />

ältesten, wichtigsten<br />

und wirkungsvolls-<br />

ten Rechten <strong>des</strong><br />

parlaments<br />

Vieles mag von der Exekutive vor -<br />

bestimmt erscheinen, tatsächlich<br />

aber reicht der Einfluss <strong>des</strong> Par -<br />

laments weit über den auf den ersten<br />

Blick sichtbaren Bereich hinaus. Denn<br />

die Bun<strong>des</strong>regierung kann keinen Cent<br />

ohne Zustimmung <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong><br />

tages ausgeben. Mit Nachdruck<br />

achtet insbesondere der <strong>Haushalt</strong>sausschuss<br />

darauf, dass ständig klar wird:<br />

Das Budgetrecht ist und bleibt das<br />

Königs recht <strong>des</strong> Parlaments.<br />

Die oft verwendete Bezeichnung<br />

vom „Königsrecht“ kann man auf drei<br />

verschiedene Arten verstehen: einmal<br />

als Bezeichnung für die wichtigste<br />

Funktion, als Kernkompetenz <strong>des</strong> Parla -<br />

ments. Zum Zweiten beschreibt das<br />

Königsrecht das Verhältnis von Parlament<br />

und Regierung, weil die Parla -<br />

men tarier in Budget fragen „die Krone“<br />

aufhaben. Und zum Dritten erinnert<br />

der Begriff an das historische Ringen<br />

um Einfluss und Macht zwischen<br />

dem König und den Stan<strong>des</strong>-, später<br />

Volksver tretern. Das Budgetrecht gehört<br />

zu den ältesten, wichtigsten und<br />

auch wirkungsvollsten Rechten, die<br />

sich die Parlamente im Laufe der Zeit<br />

erkämpft haben.<br />

In der Übersicht entsteht ein<br />

Bun<strong>des</strong> haushalt so: Die Regierung stellt<br />

2 BlicKpUnKT BUnDesTaG spezial<br />

einen Entwurf für den <strong>Haushalt</strong>splan<br />

zusammen und leitet ihn an Bun<strong>des</strong>tag<br />

und Bun<strong>des</strong>rat weiter. In einer ersten<br />

Lesung setzt sich der Bun<strong>des</strong>tag in einer<br />

mehrtägigen Beratung im Plenum<br />

mit den Grundzügen der Politik auseinander,<br />

die auf der Grundlage der<br />

vorgesehenen Einnahmen und Ausgaben<br />

geplant sind. Dann befassen sich<br />

die Fachausschüsse mit den Details.<br />

Federführend ist dabei der <strong>Haushalt</strong>sausschuss,<br />

der sich jeden einzelnen<br />

Posten genau anschaut und gegeben en -<br />

falls Änderungen vorschlägt. Da rüber<br />

wird dann in der zweiten Lesung,<br />

Monate später, für jeden Po litikbereich<br />

einzeln erneut beraten und<br />

abgestimmt. In der dritten Le sung<br />

schließlich stimmt der Bun<strong>des</strong> tag über<br />

den rund 2 500 Seiten starken <strong>Haushalt</strong>s<br />

plan ab. Sollte der Bun<strong>des</strong> rat<br />

Bedenken haben, kann er Ein spruch<br />

erheben; der Bun<strong>des</strong>tag kann einen<br />

Einspruch <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rats aber mit<br />

entsprechender Mehrheit zurückweisen.<br />

Danach unterschreibt der Bun<strong>des</strong>präsident<br />

das <strong>Haushalt</strong>sgesetz mit dem<br />

<strong>Haushalt</strong>splan als Anlage. Mit der<br />

Verkündung im Bun<strong>des</strong>gesetzblatt wird<br />

es zum 1. Januar <strong>des</strong> entsprechenden<br />

<strong>Haushalt</strong>sjahres wirksam.<br />

Damit ist die Arbeit <strong>des</strong> Parlaments<br />

jedoch noch lange nicht beendet.<br />

Auch während <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>svollzuges<br />

behält es seinen Einfluss. Nicht alle<br />

Aus gaben lassen sich nämlich präzise<br />

Das Budgetrecht ist und bleibt<br />

das Königsrecht <strong>des</strong> parlaments<br />

v o r h e r b e s t i m m e n . M a n c h e A n s ä t z e<br />

werden zunächst mit einer „Sperre“<br />

versehen. Dann muss der Haus haltsausschuss<br />

die entsprechenden Mittel<br />

erst noch eigens freigeben, wenn er die<br />

nötigen Informationen erhalten hat und<br />

die zuvor formulierten Bedingungen<br />

erfüllt sind. Auch auf unvorhergesehene<br />

Entwicklungen und Ereignisse<br />

muss die Regierung reagieren können.<br />

Doch auch die außerplanmäßigen<br />

Ausgaben, für die zunächst kein<br />

Foto: DBT/Marc-Steffen Unger


Foto: BMF/Jörg Rüger<br />

eigener Titel im <strong>Haushalt</strong>splan vorgesehen<br />

war, und auch die überplanmäßigen<br />

Ausgaben, die also den zunächst<br />

eingeplanten Umfang übersteigen, müssen<br />

dem <strong>Haushalt</strong>sausschuss vorgelegt<br />

werden. Mit dem Unterausschuss<br />

zur Rechnungsprüfung behält der<br />

<strong>Haushalt</strong>sausschuss ein weiteres wich tiges<br />

Kontrollinstrument zur Haus halts-<br />

ausführung in der Hand. Wichtiger<br />

Berater der Parlamentarier ist der Bun -<br />

<strong>des</strong> rech nungs hof. Die Behörde wacht<br />

als unabhängige Instanz über die<br />

Ordnungsmäßigkeit und Wirt schaftlichkeit<br />

<strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>svollzuges. Mit<br />

seinen jährlichen Berichten an den<br />

Ausschuss weist er auf Missstände und<br />

Schieflagen hin. Diese „Bemerkungen“<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rechnungshofes sind für das<br />

Parlament wichtige Anhaltspunkte,<br />

wenn es um die Entlastung der Bun<strong>des</strong>regierung<br />

geht. Denn erst mit der<br />

förmlichen Entlastung der Regierung<br />

ist der <strong>Haushalt</strong>skreislauf beendet. Zu<br />

diesem Zeitpunkt sind längst ein oder<br />

zwei nachfolgende <strong>Haushalt</strong>spläne für<br />

die kommenden Jahre auf dem Weg.<br />

Jeder <strong>Haushalt</strong>splan muss einer<br />

ganzen Reihe von Grundsätzen, Vorgaben<br />

und Orientierungsmustern folgen.<br />

In der Regel gilt er jeweils für ein<br />

Jahr; ausnahmsweise kann auch ein<br />

„Doppelhaushalt“ für zwei Jahre auf-<br />

ge stellt werden. Bei solchen <strong>Haushalt</strong>en<br />

für mehrere Jahre müssen alle<br />

Ein nahmen und Ausgaben für je<strong>des</strong><br />

Jahr getrennt angegeben werden.<br />

Es dürfen grundsätzlich keine Einnahmen<br />

und Ausgaben am <strong>Haushalt</strong><br />

„vorbeigehen“; er muss also vollständig<br />

sein – von ganz wenigen zulässigen<br />

Ausnahmen (etwa Sondervermögen<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>) abgesehen. <strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong>splan<br />

sollte üblicherweise vor<br />

Beginn eines <strong>Haushalt</strong>sjahres rechtskräftig<br />

sein.<br />

Bun<strong>des</strong>tagswahlen können diesen<br />

Rhythmus jedoch durcheinanderbringen.<br />

Wegen der Bun<strong>des</strong>tagswahl<br />

im Herbst 2009 beispielsweise konnte<br />

der neue Bun<strong>des</strong>tag den <strong>Haushalt</strong> für<br />

2010 erst im März 2010 beschließen.<br />

In den ersten Monaten gilt dann nur<br />

ein vorläufiger <strong>Haushalt</strong>, es kann<br />

zunächst nur eingeschränkt gearbeitet<br />

werden. Weiterhin muss die Summe der<br />

geplanten Einnahmen mit der Summe<br />

der geplanten Ausgaben deckungsgleich<br />

sein. Hier können, zusätzlich zu<br />

Steuereinnahmen und sonstigen Einnahmen,<br />

auch Kre dite eingeplant<br />

wer den. Doch der Spiel raum da für<br />

wird immer kleiner, weil die Zinslasten<br />

für Kre dite schon einen großen<br />

A n t e i l a n d e n G e s a m t a u s g a b e n a u s -<br />

machen. <strong>Der</strong> zeit betragen die Zins -<br />

auf wendungen rund 12 Prozent der<br />

ge samten Bun<strong>des</strong> ausgaben. Zum Vergleich:<br />

Für Ver kehr, Bau und Stadtent<br />

wicklung stehen 8,1 Prozent <strong>des</strong><br />

Etats zur Verfügung, für Bildung und<br />

Forschung 3,8 Prozent.<br />

Bun<strong>des</strong>finanzministerium in Berlin<br />

HaUsHalT<br />

ausgeglichener <strong>Haushalt</strong><br />

schuldenbremse<br />

Artikel 109 <strong>des</strong> Grundgesetzes<br />

schreibt künftig den Grundsatz<br />

struk turell ausgeglichener <strong>Haushalt</strong>e<br />

vor. Für den Bund bedeutet das: Die<br />

Einnahmen aus Krediten dürfen in<br />

normalen Zeiten 0,35 Prozent <strong>des</strong><br />

BIP nicht überschreiten. Allerdings<br />

gilt das Verbot nicht absolut. Ein<br />

<strong>Haushalt</strong> muss konjunkturell „atmen“<br />

können. Im Abschwung sind<br />

konjunkturbedingte Defizite weiter-<br />

hin zulässig – allerdings nur, wenn<br />

sie im Aufschwung wieder ausge -<br />

glichen werden. Damit die Verpflichtung<br />

kein Lippenbekenntnis<br />

bleibt, gibt es künf tig ein Kon troll -<br />

konto. Dort werden nach Ab schluss<br />

eines jeden Haus halts jahres alle Ab -<br />

weichungen von der erlaubten Kreditaufnahme<br />

verbucht und saldiert.<br />

Langfristig muss der Bund also<br />

(fast) ohne neue Kredite auskommen.<br />

Weitere Ausnahmen erlaubt<br />

das Grund gesetz bei Natur katastrophen<br />

oder außergewöhnlichen<br />

Ereig nissen wie der Fi nanzkrise.<br />

Jedoch ist auch hier das Schuldenmachen<br />

erheblich schwerer geworden<br />

als früher: Schon beim Be schluss, zusätzliche<br />

Kredite aufzunehmen, muss<br />

ein Tilgungsplan für einen angemessenen<br />

Zeitraum auf gestellt werden.<br />

Ein eigens geschaffener Stabilitätsrat<br />

soll drohende <strong>Haushalt</strong>snotlagen<br />

zudem künftig schneller erkennen –<br />

und damit die Voraussetzungen für<br />

frühzeitige Sa nierungsmaßnahmen<br />

schaffen. Die neuen Vorschriften<br />

zur Schulden bremse gelten prinzipiell<br />

ab dem <strong>Haushalt</strong>sjahr 2011.<br />

Weil die Finanz krise aber erhebliche<br />

Löcher in den öffentlichen Kassen<br />

hinterlassen hat, gibt es noch eine<br />

Übergangsphase. <strong>Der</strong> Bun<strong>des</strong>haushalt<br />

soll die neuen Vorgaben erstmals<br />

2016 vollständig erfüllen. Bis dahin<br />

wird die Nettokreditaufnahme laut<br />

mittelfristiger Finanzplanung schrittweise<br />

abgebaut.<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 3


HaUsHalT<br />

Finanzminister<br />

Wolfgang schäuble<br />

(cDU/csU)<br />

Foto: DBT/Werner Schüring<br />

Um die nachfolgenden Generationen<br />

nicht zu überlasten, soll die<br />

Netto neu verschuldung künftig auf<br />

nahe zu null reduziert werden. In<br />

den vergangenen vierzig Jahren ist<br />

die Schulden stands quote der öffentlichen<br />

<strong>Haushalt</strong>e von rund 20<br />

auf heute 75 Prozent <strong>des</strong> Bruttoinlandsprodukts<br />

(BIP) – also der<br />

nationalen Wirt schaftsleistung – ge-<br />

stiegen. 2010 lag die Neuver schuldungsquote<br />

infolge der Wirtschaftskrise<br />

bei rund 3,7 Pro zent. Das<br />

ist mehr, als die Regelgrenze <strong>des</strong><br />

Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspaktes<br />

mit 3 Prozent erlaubt.<br />

Auch die Schuldenstandsquote liegt<br />

aktuell über dem Referenzwert der<br />

Maastricht-Verträge von 60 Prozent.<br />

Gebremste neuverschuldung<br />

Um diese Entwicklung zu stoppen,<br />

haben Bund und Länder mit der<br />

„Förderalismusreform II“ die deutsche<br />

Finanzverfassung grundlegend<br />

4 BlicKpUnKT BUnDesTaG spezial<br />

prognosen zur<br />

steuerentwicklung:<br />

<strong>Der</strong> arbeitskreis<br />

steuerschätzung<br />

im Mai 2010<br />

geändert. Ein wichtiger Bestandteil<br />

ist die neue Schuldenbremse. Das<br />

Grundgesetz schreibt künftig strukturell<br />

annähernd ausgeglichene <strong>Haushalt</strong>e<br />

vor. <strong>Haushalt</strong>sdefizite dürften<br />

danach grundsätzlich nicht mehr<br />

durch neue Schulden finanziert werden.<br />

<strong>Der</strong> Bund darf künftig in normalen<br />

Zeiten nicht mehr als 0,35 Prozent<br />

Voraussetzung für eine stabile Währung.<br />

In Krisenzeiten kann der Bund<br />

aber auch künftig Kredite aufnehmen.<br />

Voraussetzung unter dem Regime der<br />

Schuldenbremse ist allerdings, dass er<br />

die Schulden in guten Zeiten wieder<br />

zurückzahlt. Denn auch strukturell<br />

ausgeglichene <strong>Haushalt</strong>e müssen mit<br />

<strong>Haushalt</strong>e müssen mit der<br />

Konjunktur „atmen“<br />

<strong>des</strong> BIP an neuen Krediten aufnehmen<br />

(siehe Infokasten). Damit sendet<br />

Deutschland auch ein Signal an<br />

Europa. <strong>Der</strong> Europäische Stabilitäts-<br />

und Wachstumspakt verfolgt ebenfalls<br />

das Ziel strukturell ausgeglichener<br />

<strong>Haushalt</strong>e in der EU. Denn sta -<br />

bile Finanzen sind die entscheidende<br />

der Konjunktur „atmen“. Damit ist<br />

eine weitere Vorgabe für den <strong>Haushalt</strong><br />

angesprochen: seine Wirkung auf die<br />

gesamtwirtschaftliche Entwicklung.<br />

Er soll so ausgerichtet sein, dass das<br />

gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht<br />

(Preisstabilität, Vollbeschäftigung, stetiges<br />

Wirtschaftswachstum und ausge-


glichene Außenhandelsbilanz) erreicht<br />

wird. Fachleute sprechen vom „magischen<br />

Viereck“ der Finanzpolitik.<br />

ein <strong>Haushalt</strong>splan entsteht<br />

Um einigermaßen verlässlich planen<br />

zu können, brauchen die Finanz- und<br />

<strong>Haushalt</strong>spolitiker Prognosen über<br />

die vermutliche Entwicklung der Einnahmen.<br />

Dazu gibt es einen Arbeitskreis<br />

Steuerschätzung, der aus Experten<br />

von Bund, Ländern und Kommunen,<br />

der Deutschen Bun<strong>des</strong> bank, Ver tretern<br />

<strong>des</strong> Statistischen Bun <strong>des</strong> amtes<br />

und wissenschaftlicher Insti tute besteht.<br />

Die Steuer schätzer kommen<br />

je<strong>des</strong> Jahr im Früh jahr und Herbst<br />

zu sammen. Auf der Grund lage der<br />

gesamt wirt schaft lichen Eck daten der<br />

Bun<strong>des</strong> regierung und <strong>des</strong> jeweils geltenden<br />

Steuer rechts schätzen sie die zu<br />

erwartenden Steuereinnahmen.<br />

Es sind also ständig zahlreiche<br />

Aspekte zu berücksichtigen, wenn ein<br />

<strong>Haushalt</strong> entsteht. Bislang galt bei<br />

der Aufstellung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>haushaltes<br />

das sogenannte Bottom-up-Prinzip:<br />

<strong>Der</strong> Bun<strong>des</strong>finanzminister leitete das<br />

Verfahren formal mit dem <strong>Haushalt</strong>saufstellungsrundschreiben<br />

an die<br />

Fachministerien ein. Diese wiederum<br />

gaben ihre Ressortanmeldung beim<br />

Finanzminister ab. <strong>Der</strong> Finanzbedarf<br />

wurde also von unten nach oben<br />

gemeldet. Bei der Aufstellung <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>haushaltes 2012 im Jahr 2011<br />

wird es zum ersten Mal anders sein.<br />

Die Bun<strong>des</strong>regierung stellt auf ein<br />

„Top-down-Verfahren“ um. Hier läuft<br />

es genau umgekehrt: Künftig werden<br />

die Einzelpläne der Ministerien<br />

und Bun<strong>des</strong>behörden nicht mehr von<br />

unten nach oben gereicht, sondern<br />

die Ministerien bekommen einen<br />

konkre ten Budgetrahmen von oben,<br />

also vom Bun<strong>des</strong>finanzminister im<br />

Einvernehmen mit Koalition und<br />

Kabinett. Künftig werden alle wichtigen<br />

Eckwerte <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>es vorab<br />

verbindlich vom Bun<strong>des</strong>kabinett vorgegeben<br />

– und damit zur Grundlage<br />

Foto: picture-alliance/Marcus Brandt<br />

HaUsHalT<br />

<strong>Haushalt</strong>splan<br />

<strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong>splan ist eine systematisch<br />

gegliederte Zusammenstellung der für ein<br />

<strong>Haushalt</strong>sjahr veranschlagten Ausgaben<br />

und der zu ihrer Deckung vorgesehenen<br />

Einnahmen. Er ist die Basis für die <strong>Haushalt</strong>s­<br />

und Wirtschaftsführung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>.<br />

außerplanmäßige ausgaben<br />

Außerplanmäßig sind Ausgaben, für deren<br />

Zweck im <strong>Haushalt</strong>splan kein Ausgabetitel<br />

vorgesehen ist. Überplanmäßig sind Ausgaben,<br />

die die vorgesehene Höhe <strong>des</strong> Ausgabe<br />

titels überschreiten, ohne dass der<br />

Haus haltsplan dies zulässt. Die außer­ und<br />

über plan mäßigen Ausgaben sollen durch<br />

Ein sparungen bei anderen Ausgaben in<br />

demselben Einzelplan ausgeglichen werden.<br />

nachtragshaushalt<br />

Ein durch das <strong>Haushalt</strong>sgesetz festgestellter<br />

<strong>Haushalt</strong>splan kann durch Nachtrag geändert<br />

werden. Dieser Nachtragshaushalt wird<br />

in dem für den Bun<strong>des</strong>haushalt üblichen<br />

Gesetzgebungsverfahren verabschiedet. Ein<br />

Nach tragshaushalt ist nicht nötig, wenn<br />

Rechts verpflichtungen erfüllt werden müssen.<br />

Verpflichtungsermächtigung<br />

Im <strong>Haushalt</strong>splan vermerkte Ermäch ti ­<br />

gungen zum Eingehen von Verpflich tungen,<br />

die erst in künftigen Haus halts jahren zu<br />

Ausgaben führen. Verpflichtungs ermächtigungen<br />

geben Planungssicherheit für<br />

mehrjährige Maßnahmen.<br />

<strong>Haushalt</strong>stitel<br />

<strong>Der</strong> Titel ist die kleinste haushaltsrechtliche<br />

Einheit. In Titeln werden die Einnahmen<br />

nach ihrem Entstehungsgrund und die<br />

Ausgaben nach dem Zweck veranschlagt.<br />

Finanzplan<br />

Zusammenfassende Darstellung der fünfjährigen<br />

Finanzplanung, die der <strong>Haushalt</strong>swirtschaft<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> zugrunde zu<br />

legen ist. <strong>Der</strong> Finanzplan wird vom Bun­<br />

<strong>des</strong> finanzminister aufgestellt, von der<br />

Bun<strong>des</strong>regierung beschlossen und Bun<strong>des</strong><br />

tag und Bun<strong>des</strong>rat vorgelegt.<br />

<strong>Haushalt</strong>skreislauf<br />

Bezeichnung für das Verfahren, das von der<br />

Aufstellung und gesetzlichen Feststellung<br />

<strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>splans über <strong>des</strong>sen Ausführung<br />

durch die Verwaltung, die Finanzkontrolle<br />

durch den Bun<strong>des</strong>rechnungshof, die Rech ­<br />

nungslegung bis zur Entlastung der Bun<strong>des</strong>regierung<br />

durch das Parlament reicht.<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 5


HaUsHalT<br />

stabile Währung<br />

euro-schutzschirm<br />

Deutschland profitiert von einem stabilen Euro. Die Bun<strong>des</strong>republik hat <strong>des</strong>halb<br />

großes Interesse daran, eine umfassende Finanzkrise in Europa zu verhindern.<br />

Durch die Finanzprobleme Griechenlands – und später Irlands – ist<br />

die Finanzstabilität der Währungsunion seit Mai 2010 in Gefahr. Befürchtet<br />

wird ein Dominoeffekt wie bei der Pleite der US-Investmentbank Lehman<br />

Brothers, wenn nicht frühzeitig gegengesteuert wird. Die Euro-Länder entschlossen<br />

sich <strong>des</strong>halb zu einem umfangreichen Sicherungspaket. Finanziell<br />

bedrängte Euro-Staaten können zunächst bis Juni 2013 unter bestimmten<br />

Voraussetzungen Finanzhilfen bekommen. <strong>Der</strong> Euro-Schutzschirm umfasst<br />

insgesamt 750 Milliarden Euro. Er besteht aus zwei Stufen: Die erste Stufe<br />

ist ein Notfallfonds. Die EU kann Kredite von bis zu 60 Milliarden Euro<br />

vergeben. Abgesichert werden die Kredite durch den EU-<strong>Haushalt</strong>. Reichen<br />

diese Hilfen nicht aus, greift Stufe zwei: Die Zweckgesellschaft „European<br />

Financial Stability Facility“ kann verzinsliche Kredite von bis zu 440 Milliarden<br />

Euro an bedrängte Euro-Staaten vergeben. Abgesichert sind sie über<br />

Bürgschaften der Euro-Länder. Es fließt also – solange alle Staaten ihre<br />

Schul den zurückzahlen können – kein Geld aus den Euro-Ländern. Die<br />

Zweck ge sellschaft refinanziert sich am Kapitalmarkt. Das nötige Vertrauen<br />

der Inves toren bekommt sie durch die Bürgschaften der Euro-Länder. Ihr<br />

An teil an den Bürg schaften richtet sich nach ihrem Kapitalanteil an der<br />

Europäischen Zentralbank (EZB). Deutschland ist der größte Bürge. Im<br />

Ernst fall muss Deutschland Garantien von bis zu 123 Milliarden Euro übernehmen.<br />

Dazu soll es aber gar nicht erst kommen: Die Garantien dienen<br />

als Bollwerk, das Vertrauen herstellen soll. Weitere Kredithilfen von bis zu<br />

250 Mil lionen Euro steuert bei Bedarf der Internationale Währungsfonds<br />

(IWF) bei. Die Kredite gibt es auch nicht umsonst: Hilfesuchende Staaten<br />

müssen Zinsen zahlen und sich harten finanz- und wirtschaftspolitischen<br />

Auflagen von EU und IWF unterwerfen.<br />

für das gesamte regierungsinterne<br />

Verfahren zur Aufstellung <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>es<br />

und der Einzelpläne. Ziel der<br />

Reform: Die Bun<strong>des</strong>regierung will sich<br />

früher auf eine gemeinsame Marschrichtung<br />

verständigen, um damit die<br />

<strong>Haushalt</strong>ssanierung besser vorantreiben<br />

zu können.<br />

Sonderrechte bei der Haus haltsaufstellung<br />

haben unter anderem Verfassungsorgane,<br />

also etwa der Bun<strong>des</strong>präsident,<br />

der Deutsche Bun<strong>des</strong> tag<br />

oder das Bun<strong>des</strong> verfass ungs gericht.<br />

Auch ihre Arbeit kostet Geld, doch sind<br />

sie natürlich nicht der Bun<strong>des</strong>regierung<br />

unterstellt. <strong>Der</strong> Finanzminister kann<br />

i h r e H a u s h a l t s a n m e l d u n g e n a b ä n -<br />

dern, doch wenn die Betroffenen nicht<br />

6 BlicKpUnKT BUnDesTaG spezial<br />

damit einverstanden sind, muss der<br />

Minister ihre Stellungnahmen bei<br />

der Beschlussfassung im Kabinett<br />

und bei der Einbringung <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>sentwurfes<br />

im Bun<strong>des</strong>tag beifügen.<br />

Neben dem eigentlichen <strong>Haushalt</strong>splan<br />

wird ein Finanzplan aufgestellt,<br />

der eine Perspektive über das<br />

jeweilige <strong>Haushalt</strong>sjahr hinaus entwickelt.<br />

Die „mittelfristige Finanzplanung“<br />

beschreibt die erwartete<br />

Entwicklung über fünf Jahre hinweg.<br />

Sie bettet den aktuellen <strong>Haushalt</strong>splan<br />

somit in eine mittelfristige Entwicklung<br />

ein. Zusätzliche Klarheit ergibt sich aus<br />

der Systematik <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>splanes.<br />

Da wird einerseits unterschieden nach<br />

den Einnahmen und Ausgaben der einzelnen<br />

Ressorts und obersten Bun<strong>des</strong>behörden,<br />

andererseits nach den<br />

Arten von Einnahmen und Ausgaben,<br />

schließlich auch nach den verschiedenen<br />

Funktionen. Zudem werden alle<br />

Verpflichtungsermächtigungen auf ge -<br />

listet, also Ausgaben, die erst in künftigen<br />

<strong>Haushalt</strong>sjahren fällig werden –<br />

etwa bei der Bestellung von Flugzeugen<br />

für die Bun<strong>des</strong>wehr, die über viele<br />

Jahre hinweg geplant und geliefert<br />

werden. Auch hier darf die Übersicht<br />

natürlich nicht verloren gehen.<br />

Sind alle diese Angaben auf Regierungsseite<br />

geklärt, beschließt das<br />

Bun<strong>des</strong>kabinett förmlich über den<br />

Entwurf und übersendet ihn zeitgleich<br />

an den Bun<strong>des</strong>rat und den Bun <strong>des</strong> -<br />

tag. Meistens geschieht dies in den<br />

Sommer monaten. Zum Herbst hin be -<br />

ginnt die parlamentarische Beratung.<br />

Sie beginnt traditionell mit der Einbringungsrede<br />

<strong>des</strong> Finanz ministers,<br />

an die sich eine erste Runde von<br />

Debattenreden anschließt. In den folgenden<br />

Tagen geht es dann um jeden<br />

einzelnen Politikbereich. Die Ab -<br />

sichten der Regierungsmehrheit müssen<br />

sich dabei immer wieder der Kritik und<br />

den Gegenentwürfen der Oppo sition<br />

stellen. Eine herausragende Rolle nimmt<br />

dabei die Beratung <strong>des</strong> Kanzler etats<br />

ein. Dieser ist zwar einer der kleinsten<br />

Einzelpläne, doch weil die Bun<strong>des</strong>kanzlerin<br />

die Richtlinien der Politik<br />

be stimmt, konzentriert sich hier auch<br />

die Generalaussprache über die Rich -<br />

tung der Regierungspolitik. Am Ende<br />

der Aussprache wird der <strong>Haushalt</strong>splan<br />

zur Detailberatung an die<br />

Fachausschüsse überwiesen, die das<br />

mehrere Tausend Seiten umfassende<br />

Zahlenwerk intensiv unter die Lupe<br />

nehmen.<br />

Detailarbeit im ausschuss<br />

Insbesondere der <strong>Haushalt</strong>sausschuss<br />

beschäftigt sich mit jedem einzelnen<br />

<strong>Haushalt</strong>stitel und behandelt dazu viele<br />

Dutzend, meistens Hunderte von Än -<br />

de rungsanträgen. Dazu gibt er am<br />

Ende eine Empfehlung ab, über die<br />

der Bun<strong>des</strong>tag dann in der zweiten<br />

Lesung erneut berät und entscheidet –


Grafik: DBT/Marc Mendelson<br />

wieder mit einem Einzelplan nach dem<br />

anderen und in engagierter Auseinandersetzung<br />

von Koalitions- und<br />

Oppositionsrednern –, bevor in dritter<br />

Lesung der <strong>Haushalt</strong> als Gan zes zur<br />

Beschlussfassung ansteht. Die Wirklichkeit<br />

der <strong>Haushalt</strong>spolitik spielt<br />

sich im Alltag jedoch fließender ab,<br />

als es in einer isolierten Darstellung<br />

zum Ausdruck kommt. Denn natürlich<br />

haben vor allem die für die jeweiligen<br />

Ressorts zuständigen Mitglieder<br />

<strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>sausschusses nicht erst<br />

Kontakt mit den Ministerien, wenn<br />

der neue Entwurf zur Abstimmung<br />

auf dem Tisch liegt. So ergibt sich<br />

regelmäßig, dass die Parlamentarier<br />

bereits in der Phase vor der Be ratung<br />

<strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>splanes im <strong>Haushalt</strong>sausschuss,<br />

etwa im Rahmen sogenannter<br />

Berichterstattergespräche, auf<br />

<strong>des</strong>sen Gestaltung Einfluss nehmen.<br />

Es sieht dann nur so aus, als würde<br />

das Parlament viele Punkte der Re gierungsvorschläge<br />

einfach nur „durch -<br />

winken“. Tatsächlich hat die Regierung<br />

aber schon vorher in vielen Gesprächen<br />

erfahren, was der Bun<strong>des</strong>tag für be -<br />

HaUsHalT<br />

Blick auf die Regierungsbank im Bun<strong>des</strong>tag:<br />

Das parlament legt fest, was die Fachministerien ausgeben dürfen<br />

schlussfähig hält. Das Königsrecht <strong>des</strong><br />

Parlaments findet auch hier wieder<br />

seinen Niederschlag.<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 7<br />

Foto: DBT/Werner Schüring


HaUsHalT<br />

Die einnahmen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

Wo das Geld herkommt<br />

niemand zahlt gern steuern. Doch nichts ist umsonst. <strong>Der</strong> staat muss straßen, schulen und soziale leistungen<br />

finanzieren. Die Mittel besorgt er sich über steuern und abgaben bei Bürgern und Unternehmen. Die wichtigste<br />

aufgabe <strong>des</strong> parlaments: es achtet darauf, dass es bei der steuererhebung so gerecht, verantwortungsvoll und<br />

transparent wie möglich zugeht.<br />

Wer die Amsterdamer Grachten<br />

besucht, dem fallen sofort<br />

die extrem schmalen Häuser<br />

auf. Hier findet sich das schmalste<br />

Haus der Welt; es ist nur einen Meter<br />

breit. Dafür sind die Gebäude an den<br />

Grachten sehr hoch und tief. Die architektonische<br />

Besonderheit hat einen<br />

steuerlichen Grund. Als die Wasserwege<br />

noch der wichtigste Transportweg<br />

waren, bemaß sich die Steuer<br />

der Amsterdamer Hausbesitzer nach<br />

der Breite ihrer Häuser. Die simple<br />

Logik dahinter: Wer ein großes Haus<br />

mit breiter Front hatte, konnte auch<br />

mehr Steuern zahlen. Wer sich nur<br />

ein kleines, schmales Haus bauen<br />

konnte, galt als steuerlich weniger<br />

leistungsfähig und musste <strong>des</strong>halb<br />

weniger Steuern zahlen.<br />

Das historische Beispiel illustriert<br />

zwei wesentliche Merkmale <strong>des</strong><br />

Steuerrechts, die bis heute gültig sind.<br />

Erstens: das Prinzip der steuerlichen<br />

Leistungsfähigkeit. Die Steuer -<br />

last von Bürgern und Unter nehmen<br />

soll sich an ihrer wirtschaftlichen<br />

Leistungs fähigkeit orientieren. Das<br />

entspricht dem Gerechtigkeitsempfinden<br />

und sorgt zugleich dafür,<br />

dass niemand überfordert wird.<br />

Zweitens zeigt das Beispiel die Lenkungswirkung<br />

von Steuern. Wenn der<br />

Staat für breite Häuser mehr Geld<br />

verlangt, weichen die Hausbesitzer in<br />

die Höhe und Tiefe aus.<br />

Das moderne Steuerrecht ist natür<br />

lich viel komplexer als dieses simple<br />

Beispiel. Das fundamentale Prinzip der<br />

steuerlichen Leistungsfähigkeit kommt<br />

in Deutschland heute vor allem im progressiven<br />

Einkommensteuertarif zum<br />

Ausdruck. Progressiv bedeutet, dass<br />

nicht nur der absolute Betrag, sondern<br />

8 BlicKpUnKT BUnDesTaG spezial<br />

auch der Steuersatz mit zunehmenden<br />

Einkommen steigt. Wer als Single weniger<br />

als 8 004 Euro im Jahr verdient,<br />

zahlt auf sein Einkommen gar keine<br />

Steuern. Für Verheiratete beträgt der<br />

sogenannte Grundfreibetrag aktuell<br />

16 009 Euro. Wer mehr verdient, zahlt<br />

Steuern: Es beginnt mit dem Ein gangssteuersatz<br />

von 14 Prozent und geht<br />

„linear progressiv“ nach oben – bis<br />

zum Spitzensteuersatz von 42 Pro -<br />

zent, der ab einem Einkommen von<br />

rund 52 000 Euro für Ledige und ab<br />

105 000 Euro bei Verheirateten greift.<br />

Jahreseinkünfte jenseits einer viertel<br />

Mil lion Euro – Verheiratete: 500 000<br />

Eu ro – unterliegen dem Höchst steuer-<br />

satz von 45 Prozent, der sogenannten<br />

Reichensteuer.<br />

Damit ist der Berücksichtigung<br />

der Leistungsfähigkeit im Steuerrecht<br />

nach Auffassung der meisten Menschen<br />

in<strong>des</strong> noch nicht Genüge getan. Mit<br />

zahlreichen steuerlichen Ausnahmen,<br />

Foto:laif/Keystone/Bella


Erleichterungen und Zuschüssen will<br />

der Gesetzgeber die persönlichen Le -<br />

bens umstände von Bürgern und Firmen<br />

möglichst genau berücksichtigen. Das<br />

ist politisch nicht unumstritten, weil das<br />

Steuerrecht so zugleich immer komplizierter<br />

wird. Eltern bekommen Kinder -<br />

geld, Arbeitnehmer eine Pendler pauschale<br />

und Firmen, die energieintensiv<br />

produzieren, einen Nachlass bei der<br />

Ökosteuer, damit sie international<br />

wettbewerbsfähig bleiben. Das Grundprinzip,<br />

wonach Wohlhabende mehr<br />

zahlen als Ärmere, schlug sich bei der<br />

Einkommensteuer 2009 wie folgt nieder:<br />

5 Prozent der Steuerpflichtigen mit<br />

einem Jahreseinkommen von mehr als<br />

92 000 Euro trugen rund 42 Prozent zu<br />

den gesamten Einnahmen aus der Ein -<br />

kommensteuer bei. Die oberen 50 Prozent<br />

der Einkommensbezieher zahlen<br />

94 Prozent <strong>des</strong> Gesamt aufkommens,<br />

die „untere“ Hälfte mit Einkünften<br />

von weniger als 27 000 Euro hingegen<br />

nur rund 6 Prozent.<br />

Die Einkommensteuer ist neben<br />

der Umsatzsteuer eine der wichtigsten<br />

Finanzierungsquellen <strong>des</strong> Staates. Die<br />

Steuern auf das Ein kommen tragen<br />

aktuell fast 40 Prozent zum Steueraufkommen<br />

bei. <strong>Der</strong> Anteil der direkten<br />

Steuern (zum Beispiel der Ein -<br />

kommensteuer) ist seit Mitte der<br />

Siebzigerjahre deutlich zurückgegangen:<br />

von damals mehr als 60 Prozent<br />

auf heute rund 50 Prozent <strong>des</strong><br />

Steueraufkommens. <strong>Der</strong> Anteil der in -<br />

direkten Steuern – zum Beispiel der<br />

Umsatzsteuer – ist seither spiegelbildlich<br />

gestiegen. In den letzten zehn<br />

Jahren pendelte ihr jeweiliger Anteil<br />

immer um 50 Prozent. Mal war der<br />

Beitrag der indirekten Steuern ein<br />

bisschen höher, mal der Anteil der<br />

Die größten<br />

einnahmequellen<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>:<br />

Umsatzsteuer,<br />

einkommensteuer<br />

und energiesteuer<br />

direkten. Auf mittlere Sicht dürfte<br />

der Anteil der indirekten Steuern<br />

aber überwiegen, prognostiziert das<br />

Bun<strong>des</strong>finanzministerium.<br />

Gemeinschaftsteuern<br />

Die beiden großen „Brocken“ Einkommen-<br />

und Umsatzsteuer gehören<br />

zu den „Gemeinschaftsteuern“, die sich<br />

Bund, Länder und Gemeinden teilen.<br />

42,5 Prozent der Ein kommen steuereinnahmen<br />

fließen an den Bund. Er<br />

hat im Jahr 2010 bei Gesamt steuereinnahmen<br />

von rund 226 Milliarden<br />

Euro gut 80 Milliarden Euro an Einkommen-<br />

und Körperschaftsteuern ein -<br />

genommen. Die klassische Lohn steuer<br />

der Arbeitnehmer macht dabei mit<br />

knapp 55 Milliarden Euro den Löwenanteil<br />

aus. Aber auch die veranlagte<br />

Einkommensteuer (rund 13 Milliarden<br />

Euro), die Abgeltung steuer (4 Mil-<br />

HaUsHalT<br />

liarden) und die Körperschaftsteuer<br />

(6 Milliarden) füllen die Kassen <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>.<br />

Äußerst ergiebig für den Staat ist<br />

auch die Umsatzsteuer. Rund 100 Milliarden<br />

Euro hat allein der Bund im<br />

vergangenen Jahr eingenommen. Die<br />

Unternehmen führen Steuern nur für<br />

den Teil ab, der auf einen positiv erwirtschafteten<br />

Erlös fällig wird.<br />

Letzt lich zahlen <strong>des</strong>halb allein die<br />

End ver braucher die Umsatzsteuer. Es<br />

gibt zwei Tarife: den vollen Satz von<br />

19 Prozent und den ermäßigten Satz<br />

von 7 Prozent. <strong>Der</strong> ermäßigte Satz gilt<br />

zum Bei spiel für Bücher, Zeitungen und<br />

Lebens mittel. Drei Viertel der ermäßigten<br />

Artikel sind Lebensmittel. <strong>Der</strong><br />

ermäßigte Steuersatz sorgt immer wieder<br />

für Diskussionen: Warum etwa<br />

werden Zeitschriften und Rennpferde<br />

nur mit 7 Prozent, Babywindeln aber<br />

mit dem vollen Steuersatz belegt?<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 9<br />

Foto: vario images/Ulrich Baumgarten Foto: picture-alliance/Bernd Weißbrod


HaUsHalT<br />

Und warum sind Briefmarken ganz<br />

von der Mehrwertsteuer befreit? Die<br />

Diskussion hält an, eine Reform der<br />

ermäßigten Mehrwertsteuersätze bleibt<br />

auf der politischen Agenda.<br />

Am Beispiel der Umsatzsteuer lässt<br />

sich auch der enorme Wandel verdeutlichen,<br />

den einzelne Steuerarten durchmachen.<br />

1968 betrug der volle Steuer satz<br />

noch 10 Prozent (ermäßigt: 5 Prozent),<br />

die Einnahmen lagen bei um ge rechnet<br />

13 Milliarden Euro. In zwischen ist<br />

der Satz – letzte Erhöhung im Jahr<br />

2007 – auf 19 Prozent gestiegen. Die<br />

Gesamteinnahmen für den Staat aus der<br />

Umsatzsteuer kletterten 2010 auf rund<br />

180 Milliarden Euro. Die Um satzsteuer<br />

macht damit heute etwa ein Drittel der<br />

gesamten Steuer ein nahmen aus. Auch<br />

ihre Verteilung auf die Gebiets körperschaften<br />

hat sich ver ändert. Während<br />

vor vierzig Jahren noch 70 Prozent der<br />

Einnahmen an den Bund flossen, sind<br />

es heute nur noch etwa 50 Prozent.<br />

Ebenfalls deutlich ins Gewicht<br />

fällt für den Bund die Energiesteuer auf<br />

Benzin und Heizstoffe, die zurzeit fast<br />

40 Milliarden Euro in die Kassen spült.<br />

Darin enthalten ist auch die Ökosteuer.<br />

Sie liefert ein gutes Beispiel für die<br />

eingangs erwähnte Lenkungswirkung:<br />

Verbraucher und Unternehmen sollen<br />

zu einem sparsamen Energieverbrauch<br />

angehalten werden. Allerdings fährt der<br />

Staat hier eine Doppelstrategie: Denn<br />

die Einnahmen aus der Ökosteuer<br />

fließen als Bun<strong>des</strong>zuschuss an die<br />

Renten ver sicherung und helfen, die<br />

Lohn neben kosten zu senken. Das Dilemma:<br />

Je weniger Energie Bürger und<br />

Unter nehmen verbrauchen, umso mehr<br />

Geld fehlt der Rentenkasse.<br />

Weitere wichtige Posten für den<br />

Bund: Die Tabaksteuer (13,5 Milliarden<br />

Euro), der Solidaritäts zu schlag<br />

(11 , 7 M i l l i a r d e n ) , d i e Ve r s i c h e r u n g s -<br />

steuer (10,3 Mil liar den), die Stromsteuer<br />

(6,3 Mil liarden) und die Kfz-<br />

10 BlicKpUnKT BUnDesTaG spezial<br />

Steuer (8,5 Milliarden). Brannt wein-<br />

abgabe (2 Milliarden) und Kaffeesteuer<br />

(1 Milliarde) füllen ebenfalls<br />

den Steuertopf <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>. Hinter<br />

den „sonstigen Einnahmen“, derzeit<br />

knapp 30 Milliarden Euro,<br />

ver bergen sich zum Beispiel der<br />

Bun<strong>des</strong> bankgewinn (3,5 Milliarden),<br />

Priva tisierungserlöse, Beteili gun gen<br />

und Geldbußen, und als weiterer<br />

großer Einnahmeblock die Lkw-<br />

Maut mit einem Umfang von derzeit<br />

rund 4,5 Milliarden Euro.<br />

Das steuersystem ist ebensowenig<br />

statisch wie die einnahmen selbst<br />

Das Steuersystem ist auf Dauer<br />

ebenso wenig statisch, wie es die Einnahmen<br />

selbst sind. Einzig die Steuerquote,<br />

das Verhältnis von Steuer einnahmen<br />

zur Wirtschaftsleis tung, ist in<br />

den letzten fünfzig Jahren mit einem<br />

langfristigen Durchschnitts wert von<br />

22,6 Prozent vergleichsweise konstant<br />

Foto: ullstein bild/imagebroker.net<br />

geblieben. In den vergangenen zehn<br />

Jahren ist die Quote wegen mehrerer<br />

Steuerreformen auf 21,2 Prozent gesunken.<br />

Reformbaustelle steuerrecht<br />

Ob das jedem gefällt, ist eine andere<br />

Frage. So fordert etwa die Linksfraktion,<br />

dem Staat wieder mehr<br />

Mittel zuzuführen, damit er seinen sozialen<br />

Aufgaben besser gerecht werden<br />

könne. Die Linke fordert eine Vermögensteuer<br />

von 5 Prozent auf<br />

Netto vermögen von mehr als einer<br />

Million Euro. So könnten allein dem<br />

Bund 80 Milliarden Euro mehr pro<br />

Jahr zufließen, rechnet die Fraktion vor.<br />

Auch die SPD-Fraktion spricht sich<br />

für eine „stärkere private Vermögensbesteuerung“<br />

aus, geht aber nicht so<br />

weit wie Die Linke. Für die SPD steht<br />

ein höherer Spitzensteuersatz, eine<br />

Börsenumsatzsteuer nach britischem<br />

Vorbild und eine Entlastung von Familien<br />

und Geringverdienern auf der<br />

Agenda. Bündnis 90/Die Grünen setzen<br />

auf einen ökologischen Um bau <strong>des</strong><br />

Steuer systems, einen höheren Grundfrei<br />

betrag in der Ein kommen steuer, einen<br />

Umbau <strong>des</strong> Ehegattensplittings und<br />

eine Anhebung <strong>des</strong> Spitzensteuersatzes.<br />

Die FDP wiederum peilt für diese<br />

Legislaturperiode weitere Steuer entlastungen<br />

im zweistelligen Mil liardenbereich<br />

und statt eines gleitenden<br />

Ein kommensteuertarifes fünf Steuerstufen<br />

im Einkommensteuerrecht an.<br />

Die Unionsfraktion setzt grundsätzlich<br />

auch auf Steuerentlastungen, wegen der<br />

angespannten <strong>Haushalt</strong>slage aber in<br />

dieser Legislaturperiode in erster Linie<br />

auf das Lichten <strong>des</strong> „Steuerdschungels“.<br />

Mit rund vierzig Einzelmaßnahmen<br />

will die Unionsfraktion die Bürger und<br />

Unter nehmen von Bürokratie befreien,<br />

die Steuererklärung soll künftig „einfacher,<br />

schneller und papierloser“ erledigt<br />

werden.<br />

Das deutsche Steuerrecht ist ein<br />

dynamisches Gebilde – und für die<br />

Politik bleibt es eine ewige Reformbaustelle,<br />

um dem Anspruch auf leistungsgerechte,<br />

verantwortungsvolle und<br />

transparente Besteuerung immer wieder<br />

aufs Neue gerecht zu werden.


Die ausgaben <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

Wo das Geld hingeht<br />

HaUsHalT<br />

Die meisten ausgaben <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> sind durch rechtliche Verpflichtungen bereits lange vor der aufstellung eines<br />

<strong>Haushalt</strong>splanes festgelegt. <strong>Der</strong> spielraum ist deutlich kleiner, als es sich der außenstehende vorzustellen<br />

vermag – und die ausgaben werden auch ganz anders verteilt, als es landläufigen Klischees entspricht.<br />

Hartnäckig hält sich die Vorstellung,<br />

der Steuerzahler müsse<br />

vor allem für die teure Bun<strong>des</strong>wehr<br />

und ein Heer von Beamten<br />

auf kommen, während das Soziale da bei<br />

zu kurz komme. Ein Blick in die aktuellen<br />

<strong>Haushalt</strong>spläne <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> spricht<br />

eine andere Sprache. Knapp 43 Prozent<br />

seines ge planten Ge samt etats von<br />

305,8 Milliarden Euro für 2011 gibt<br />

der Bund für den Posten „Arbeit und<br />

Soziales“ aus. Allein 78 Milliarden<br />

Euro fließen Jahr für Jahr in die<br />

Rentenversicherung. Es ist der größte<br />

Posten im Bun<strong>des</strong>haushalt. Weitere<br />

34 Milliarden Euro wendet der Bund<br />

für die Arbeitslosenunterstützung und<br />

arbeitsmarktpolitische Maßnahmen<br />

auf. Berücksichtigt man die Ausgaben<br />

für Gesundheit (15,8 Milliarden<br />

Euro) und Familien (6,4 Milliarden<br />

Euro) eben falls unter der Überschrift<br />

„Soziales“, fließen in diesem<br />

Jahr fast 159 Milliarden Euro in den<br />

Sozialbereich – mehr als die Hälfte aller<br />

Bun<strong>des</strong>ausgaben.<br />

Allerdings: Im letzten Jahr war<br />

die Quote mit 54 Prozent noch etwas<br />

höher. Kürzungen und die gute Entwicklung<br />

am Arbeitsmarkt lassen den<br />

Anteil der Sozialausgaben 2011 sinken.<br />

Die Quote soll nach den Planungen<br />

der Bun<strong>des</strong>regierung auf rund 50 Prozent<br />

bis 2014 zurückgehen. In diesem<br />

Jahr könnte die Arbeitslosigkeit<br />

erst mals seit vielen Jahren wieder<br />

unter die Drei- Millionen-Marke im<br />

Jahres durch schnitt sinken. Das spart<br />

Milliar denausgaben im Sozialetat. Das<br />

Arbeitsministerium will laut <strong>Haushalt</strong>splan<br />

2011 mehr als 11 Milliarden<br />

Euro weniger ausgeben als 2010.<br />

Und die Ausgaben für die Bun<strong>des</strong>wehr?<br />

Nur noch 10,3 Prozent der<br />

Bun<strong>des</strong>ausgaben fließen aktuell in die<br />

Verteidigung (2011: rund 31,5 Mil liar -<br />

den Euro). Und es soll weniger werden<br />

in den nächsten Jahren. Auch der<br />

Anteil der Personalausgaben am Gesamt<br />

haushalt sinkt stetig. 1991 betrug<br />

er noch 12,1 Prozent, 2006<br />

waren es 10 Prozent. 2011 werden<br />

es nur noch wenig mehr als 9 Prozent<br />

sein (27,7 Milliarden Euro).<br />

In Beschäftigtenzahlen ausgedrückt<br />

kommt die ganze Wucht <strong>des</strong> Ein sparvo<br />

lumens zum Ausdruck: Seit 1992<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 11<br />

Foto: photothek.net/Thomas Imo


HaUsHalT<br />

Die größten posten<br />

im Bun<strong>des</strong>haushalt:<br />

Verteidigung, arbeit,<br />

soziales und Rente<br />

Foto: DBT/Werner Schüring<br />

ist mehr als jede vierte Stelle in der<br />

Verwaltung weggefallen. Es ist offensichtlich:<br />

Das alte Vorurteil, der Staat<br />

ge be sein Geld vor allem für Beamten<br />

und die Bun<strong>des</strong>wehr aus, ist schlicht<br />

falsch. Weniger als jeder fünfte Euro<br />

fließt in beide Bereiche zusammen. Eini -<br />

ge Milliarden mehr, nämlich 37,2 Mil-<br />

liar den Euro (12,2 Prozent), müssen<br />

die Steuerzahler inzwischen für Zinsen,<br />

also das Bedienen der Bun <strong>des</strong> schuld<br />

auf bringen. Und dies, ob wohl die<br />

Zinsen in Europa derzeit auf einem<br />

histo risch niedrigen Niveau liegen.<br />

Wachsende zinsbelastung<br />

Auch hier wird wieder deutlich, wie<br />

wichtig die neue Schuldenbremse im<br />

Grundgesetz ist. Denn die wachsende<br />

Zinsbelastung nimmt der Politik immer<br />

mehr Gestaltungsspielraum. Im Jahr<br />

1969 musste der Bund umgerechnet<br />

noch 1,1 Milliarden Euro für Zinsen<br />

ausgeben. 1980 waren es bereits 7,1 Mil -<br />

liarden Euro, ein Jahrzehnt später<br />

17,5 Milliarden Euro. Heute pendelt<br />

der Wert in der Nähe von stattlichen<br />

40 Milliarden Euro. Mit der Schuldenbremse<br />

wurde nun eine Trendwende<br />

eingeleitet. Bereits vor der Finanzkrise<br />

hat die frühere Bun<strong>des</strong>regierung Fortschritte<br />

gemacht. Nach den alten<br />

Planungen wollte der Bund 2011<br />

12 BlicKpUnKT BUnDesTaG spezial<br />

erstmals seit Jahrzehnten ohne neue<br />

Schulden auskommen. Es kam bekanntlich<br />

anders, weil die Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise der Politik einen<br />

Strich durch die Rechnung gemacht hat.<br />

Hohe zweistellige Milliardensummen<br />

flossen seit November 2008 mit zwei<br />

Kon junk turpaketen in die Wirtschaft,<br />

um die Folgen der Finanzkrise für<br />

die Realwirtschaft abzumildern. <strong>Der</strong><br />

Staat hat unter anderem Investitionen<br />

gefördert, Bürgschaftsprogramme für<br />

Unternehmen aufgelegt sowie die<br />

Abwrack prämie und das Kurz arbei ter -<br />

geld finanziert. Fast alle Maß nahmen<br />

aus den Konjunktur paketen I und II sind<br />

Ende 2010 ausgelaufen, weil sich die<br />

Wirtschaft wieder erholt hat. Gleiches<br />

gilt für den Banken-Ret tungs schirm.<br />

<strong>Der</strong> „Finanz markt stabi lisierungsfonds“<br />

mit ein em Ge samt volumen von fast<br />

500 Mil liar den Euro für Kredite und<br />

Bürg schaften vergibt seit Anfang 2011<br />

keine neuen Kredite mehr. Er wird<br />

im Übrigen nicht über den regulären<br />

<strong>Haushalt</strong>, sondern über ein Sondervermögen<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> abgewickelt.<br />

Für den <strong>Haushalt</strong> kam es am<br />

Ende weniger schlimm als befürchtet.<br />

Die Nettoneuverschuldung blieb 2010<br />

mit 44 Milliarden Euro weit unter dem<br />

ursprünglichen Sollansatz. Das ist zwar<br />

noch immer so viel wie nie zuvor, aber<br />

auch deutlich weniger, als zunächst er-<br />

wartet. Ursprünglich waren für 2010<br />

gut 80 Milliarden Euro neue Schulden<br />

eingeplant. Doch die Wirtschaft wuchs<br />

kräftig. Allerdings: Noch immer sind<br />

gewaltige Herausforderungen zu bewältigen.<br />

So finden sich etwa in den<br />

<strong>Haushalt</strong>splänen sogenannte globale<br />

Minderausgaben. Das sind pauschale<br />

Spar ansätze in Milliardenhöhe, die<br />

noch nicht mit konkreten Inhalten gefüllt<br />

sind. Nach dem letzten Finanzplan<br />

der Regierung soll das strukturelle<br />

Defizit, also die Neuverschuldung,<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> bis 2014 schrittweise<br />

auf 25 Milliarden Euro sinken. Regierung<br />

und Parlament wollen der<br />

Politik so für die Zukunft wieder neue<br />

Gestaltungsspielräume eröffnen.<br />

Wie dieser Spielraum im Laufe der<br />

zurückliegenden Dekaden immer kleiner<br />

geworden ist, zeigt ein Vergleich.<br />

Vor 20 Jahren blieben nach den Ausgaben<br />

für die Zinsen, die soziale Sicherung<br />

und die Personalausgaben noch<br />

44 Prozent für alle anderen Ausgaben<br />

übrig. Heute sind für die gleichen<br />

Ausgaben bereits zwei Drittel <strong>des</strong> gesamten<br />

Bun<strong>des</strong>haushaltes verplant.<br />

Legt man die breite Definition für<br />

Sozial ausgaben an, sind für die genannten<br />

Bereiche bereits 75 Prozent<br />

der Bun<strong>des</strong>ausgaben verplant. Mit<br />

anderen Worten: Für Verteidigung,<br />

Bil dung, Forschung, Investitionen und


andere Zukunftsausgaben bleibt nur<br />

einer von vier Euro übrig. Diese <strong>Haushalt</strong>sstruktur<br />

und die gestiegenen Zins-<br />

und Soziallasten stellen die Bedingungen<br />

dar, unter denen heute <strong>Haushalt</strong>spolitik<br />

gestaltet werden muss.<br />

Wendepunkt der <strong>Haushalt</strong>spolitik<br />

<strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong>sentwurf 2011 markiert<br />

insofern einen Wendepunkt der Finanzpolitik.<br />

Die Zeit der expansiven<br />

<strong>Haushalt</strong>spolitik, mit der der Staat die<br />

Konjunktur stützte, ist vorbei. 2011<br />

sinkt nicht nur die Kreditaufnahme;<br />

erstmals gehen auch die Ausgaben<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> zurück, um rund 15 Milliarden<br />

Euro gegenüber dem Vorjahr.<br />

<strong>Der</strong> Finanzplan sieht für 2012 weitere<br />

Kürzungen vor. Die Ausgaben <strong>des</strong><br />

Bun <strong>des</strong> sollen 2012 auf rund 301 Mil -<br />

liar den Euro sinken und in den Folge -<br />

jahren auf diesem Niveau bleiben. Die<br />

harte <strong>Haushalt</strong>ssanierung ist politisch<br />

naturgemäß umstritten: Denn<br />

durch die „Neujustierung von Sozial-<br />

gesetzen“ etwa will der Bund 2011<br />

drei Milliarden Euro sparen, bis 2014<br />

soll der Betrag auf fast elf Milliarden<br />

Euro anwachsen. Kritiker monieren,<br />

der Staat spare vor allem bei den<br />

Schwachen. Die Bun<strong>des</strong>regierung hingegen<br />

betont, ihr „Zukunftspaket“ sei<br />

sozial ausgewogen, weil für die <strong>Haushalt</strong>ssanierung<br />

alle gleichermaßen zur<br />

Kasse gebeten würden.<br />

Trotz aller Sparzwänge hat sich<br />

die Politik neue Spielräume eröffnet:<br />

So fließen 2011 3,4 Milliarden Euro<br />

an die Hochschulen, rund 600 Millionen<br />

Euro mehr als im Vorjahr.<br />

Wissen schaft, Forschung und Entwicklung<br />

in außeruniversitären Einrichtungen<br />

profitieren ebenfalls von<br />

einer Aufstockung auf nun 9,5 Mil -<br />

liarden Euro. Insgesamt will die Bun <strong>des</strong>regierung<br />

in dieser Legislaturperiode<br />

12 Milliarden Euro zusätzlich für<br />

Bildung und Forschung zur Verfügung<br />

stellen. Dass die engen Spielräume<br />

genutzt werden, zeigt auch der<br />

Blick in weitere Einzelpläne und Haus-<br />

HaUsHalT<br />

haltsposten. So legen die Ausgaben für<br />

Investitionen über alle Ressorts von<br />

28,2 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf<br />

33,8 Milliarden Euro in diesem Jahr zu.<br />

Ein Plus von gut 5,5 Milliarden Euro<br />

in finanzpolitisch schweren Zeiten.<br />

Rund 25 Milliarden Euro von den<br />

Investitionsmitteln fließen in Verkehr,<br />

Bau und Stadtentwicklung. Die Aus -<br />

gaben für 2011 sind zwar an vielen<br />

Stellen gekürzt worden, aber bei den<br />

Investitionen und bei Bildung und<br />

Forschung bemüht sich der Bund weiterhin<br />

genügend Mittel aufzubringen.<br />

Größte Herausforderung bleibt<br />

in den nächsten Jahren der Abbau der<br />

Neuverschuldung. Wenn die Vorgaben<br />

der Schuldenregel bis 2016 eingehalten<br />

werden sollen, bedarf es weiterer<br />

Anstrengungen bei der Konsolidierung.<br />

Das wird sich auch bei den Ausgaben<br />

bemerkbar machen. Denn solange die<br />

Steuern nicht erhöht werden, können<br />

neue Ausgaben unter dem Regime der<br />

Schuldenregel nur durch Einsparungen<br />

an anderer Stelle finanziert werden.<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 13<br />

Foto: picture-alliance/Andreas Gebert


HaUsHalT<br />

<strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> 2011<br />

1. Gemeinschaftsteuern<br />

(Bun<strong>des</strong>anteile)<br />

Lohnsteuer und<br />

veranlagte<br />

Einkommensteuer<br />

Steuern vom Umsatz<br />

Nicht veranlagte Steuern<br />

vom Ertrag,<br />

Körperschaftsteuer<br />

und Abgeltungsteuer<br />

auf Zins und<br />

Veräußerungserträge<br />

Gewerbesteuerumlage<br />

2. Bun<strong>des</strong>steuern<br />

Energiesteuer<br />

Tabaksteuer<br />

Solidaritätszuschlag<br />

Versicherungsteuer<br />

Kfz-Steuer<br />

Stromsteuer<br />

Sonstige Steuern<br />

3. Veränderungen<br />

aufgrund steuerlicher<br />

Maßnahmen und<br />

Einnahmeentwicklung<br />

(darin u. a.<br />

Luftverkehrsteuergesetz,<br />

Kernbrennstoffsteuergesetz)<br />

4. Sonstige Einnahmen<br />

5. Münzeinnahmen<br />

6. Nettokreditaufnahme<br />

Gesamtsumme in Mrd. �<br />

Mrd. �<br />

67,7<br />

98,7<br />

17,1<br />

1,4<br />

39,5<br />

13,2<br />

11,8<br />

10,6<br />

8,4<br />

6,2<br />

3,4<br />

3,8<br />

28,2<br />

0,37<br />

48,4<br />

358,6<br />

* Auf der Einnahmenseite <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>haushaltes werden auch die Zuweisungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> an die Länder<br />

im Bereich <strong>des</strong> Finanzausgleichs sowie Mehrwertsteuer- und BNE-Eigenmittel der EU ausgewiesen.<br />

14 BlicKpUnKT BUnDesTaG spezial<br />

%<br />

18,9<br />

27,5<br />

4,7<br />

0,4<br />

11,0<br />

3,7<br />

3,3<br />

2,9<br />

2,3<br />

1,7<br />

0,9<br />

1,0<br />

7,8<br />

0,1<br />

13,5<br />

Einnahmen<br />

(Soll gemäß <strong>Haushalt</strong>sgesetz 2011)<br />

Direkte Zu<br />

aus Steuera


weisungen<br />

ufkommen*<br />

Mrd. �<br />

12,1<br />

21,8<br />

2,3<br />

6,9<br />

8,9<br />

0,5<br />

52,8<br />

Ausgaben<br />

(gemäß <strong>Haushalt</strong>sgesetz 2011)<br />

Zuweisung an die Länder (Finanzausgleich)<br />

BNE-Eigenmittel der EU<br />

Mehrwertsteuereigenmittel der EU<br />

Zuweisungen an die Länder für ÖPNV<br />

Zuweisung an die Länder zum<br />

Ausgleich für die weggefallene<br />

Kfz-Steuer und Lkw-Maut<br />

Konsolidierungshilfen für die Länder<br />

Summe in Mrd. �<br />

Mrd. �<br />

131,3<br />

80,3<br />

47,7<br />

1,8<br />

3,1<br />

5,4<br />

0,5<br />

4,5<br />

6,1<br />

5,5<br />

25,2<br />

31,5<br />

15,8<br />

1,6<br />

6,5<br />

6,2<br />

11,6<br />

37,2<br />

0,9<br />

11,0<br />

305,8<br />

%<br />

42,9<br />

26,3<br />

15,6<br />

0,6<br />

1,0<br />

1,8<br />

0,2<br />

1,5<br />

2,0<br />

1,8<br />

8,1<br />

10,3<br />

5,2<br />

0,5<br />

2,1<br />

2,0<br />

3,8<br />

12,4<br />

0,3<br />

3,8<br />

Arbeit und Soziales<br />

darin enthalten:<br />

Rentenversicherung<br />

Arbeitsförderung (inkl. ALG II)<br />

Bun<strong>des</strong>kanzlerin und Bun<strong>des</strong>kanzleramt<br />

Auswärtiges<br />

Inneres<br />

Justiz<br />

Finanzen<br />

Wirtschaft und Technologie<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

Verteidigung<br />

Gesundheit<br />

Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

Bildung und Forschung<br />

Zinsen (auf Bun<strong>des</strong>schulden)<br />

Bun<strong>des</strong>organe (Bun<strong>des</strong>präsident, Bun<strong>des</strong>tag**,<br />

Bun<strong>des</strong>rat, Bun<strong>des</strong>verfassungsgericht,<br />

Bun<strong>des</strong>rechnungshof)<br />

Allgemeine Finanzverwaltung<br />

Gesamtsumme in Mrd. �<br />

** <strong>Der</strong> Bun<strong>des</strong>tagsetat (Einzelplan 02)<br />

beträgt 681,8 Mio. Euro.<br />

Differenzen aufgrund gerundeter Angaben möglich;<br />

Quelle: Bun<strong>des</strong>ministerium der Finanzen<br />

HaUsHalT<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 15


HaUsHalT<br />

<strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong>sausschuss <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages<br />

skeptiker mit spitzem Bleistift<br />

zahlen, nichts als zahlen: Für die meisten Bürger ist der Bun<strong>des</strong>haushalt mit seinen 22 einzelplänen ein nur schwer<br />

durchschaubares Konvolut aus zahlenkolonnen und Fachbegriffen. Für die Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>sausschusses ist<br />

das fast sechs Kilo schwere, mehr als 2 500 seiten starke Werk in<strong>des</strong> viel mehr: <strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong> ist das Regierungsprogramm<br />

in zahlen. Hier manifestieren sich ziele, Richtung und nahezu sämtliche Details der Regierungsarbeit.<br />

nirgendwo wird die Macht <strong>des</strong><br />

Parlaments deutlicher als beim<br />

Budget: „Ohne Zu stim m ung<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tages – und damit <strong>des</strong> Haus -<br />

haltsausschusses – kann die Bun<strong>des</strong>regierung<br />

keinen einzigen Cent ausgeben.<br />

Bei politischen Ent scheidungen<br />

erheblicher Größen ordnung hat der<br />

Haus halts ausschuss immer mitzureden“,<br />

sagt Norbert Barthle, Obmann<br />

der Unionsfraktion. „Wir entscheiden<br />

über das Geld – und bekanntlich<br />

regiert Geld die Welt“, ergänzt<br />

Gesine Lötzsch, Obfrau der Linken<br />

im <strong>Haushalt</strong>sausschuss. Für Jürgen<br />

Koppelin, Obmann der FDP, ist es<br />

die wichtigste Aufgabe eines Parlamentariers,<br />

die Regierung zu kon-<br />

16 BlicKpUnKT BUnDesTaG spezial<br />

trollieren. „Und das kann ich, egal<br />

ob als Oppositions- oder Koalitions abgeordneter,<br />

im <strong>Haushalt</strong>s aus schuss.“<br />

Man darf sich die „Haushälter“<br />

<strong>des</strong>halb in gewisser Weise auch als<br />

„Herrscher“ über die Bun<strong>des</strong>finanzen<br />

vorstellen. Manche sagen „heimliche<br />

Herrscher“, weil die Regierung und<br />

der Finanzminister mehr im öffentlichen<br />

Fokus stehen als die Haushälter.<br />

Sie sind die Skeptiker mit spitzem Bleistift,<br />

die „Erbsenzähler“ der Nation,<br />

die die parlamentarische Kärr nerarbeit<br />

leisten. „<strong>Der</strong> Parlamen tarismus<br />

spielt sich viel weniger im Plenum als<br />

in den Ausschüssen ab“, weiß Gesine<br />

Lötzsch aus jahrelanger Erfahrung<br />

zu berichten. Andererseits: Die Haus-<br />

hälter sind zwar mächtig. Echten Einfluss<br />

auf die Regierungsarbeit ausüben<br />

können sie aber meist nur sehr<br />

gezielt im Kleinen, weil die großen<br />

Etatposten – zum Beispiel Arbeitslosen<br />

geld, Rente, Zinsen – faktisch<br />

fest gelegt sind.<br />

<strong>Der</strong> Ausschuss kontrolliert die<br />

Regierung auf zweierlei Weise: erstens<br />

bei der Aufstellung <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>es einmal<br />

im Jahr, zweitens über das ganze<br />

Jahr hinweg beim <strong>Haushalt</strong>svollzug. Sein<br />

wichtigstes Ziel: Er soll dafür sorgen,<br />

dass die Bun<strong>des</strong>regierung sorgsam mit<br />

den Steuergeldern der Bürger umgeht.<br />

„Kein anderer Ausschuss kontrolliert<br />

die Regierungsarbeit so umfassend“,<br />

sagt Koppelin. In Zeiten hoher


Schulden kommt dem Ausschuss damit<br />

eine besonders zentrale Rolle zu.<br />

Insofern kann man den Haus halts ausschuss<br />

auch als den parlamentarischsten<br />

aller Ausschüsse im Bun<strong>des</strong>tag begreifen<br />

oder als „sehr stark politisch<br />

involviert“, wie Barthle es ausdrückt.<br />

Kontakte in den Ministerien<br />

Die große Aufgabe bringt natürlich<br />

viel Arbeit mit sich. Zu jedem der<br />

22 Einzelpläne werden Berichterstatter<br />

benannt. Sie sind als Fachleute für einen<br />

norbert Barthle (cDU/csU)<br />

Foto: DBT/Marc-Steffen Unger<br />

Foto: DBT/Marc-Steffen Unger<br />

oder mehrere Themenbereiche in ihren<br />

jeweiligen Arbeitsgruppen zuständig<br />

und vertreten im Ausschuss die Positionen<br />

ihrer Fraktionen. Sie setzen sich<br />

zum Beispiel mit den Fachleuten aus den<br />

Ministerien zusammen, um die Etatplanungen<br />

abzustecken. Dabei haben die<br />

Ausschussmitglieder der Regie rungs koalition<br />

in der Regel einen Infor ma tionsvorsprung,<br />

erzählt Carsten Schneider.<br />

<strong>Der</strong> SPD-Obmann ist schon seit vielen<br />

Jahren im Ausschuss. Er kennt die<br />

Arbeit als Regierungsvertreter in der<br />

großen Koalition und heute als Oppositionspolitiker.<br />

„Als Mitglied einer<br />

Regierungsfraktion ist man enger an<br />

den Entscheidungen und der Meinungsbildung<br />

einer Regierung beteiligt“,<br />

sagt der Abgeordnete aus Erfurt. „Als<br />

Oppositionspolitiker müssen Sie viel<br />

mehr an Informationen erfragen, die<br />

Ihnen sonst viel früher gegeben wurden,<br />

um sie einzubinden.“ Man sei viel<br />

stärker auf die „formalen Informationsrechte“<br />

<strong>des</strong> Parlaments angewiesen, sagt<br />

der SPD-Haushälter. Gesine Lötzsch<br />

wünscht sich mehr Offenheit von der<br />

Regierung: „Häufig werden Fragen ausweichend<br />

oder gar nicht beantwortet“,<br />

kritisiert sie. Das sei für die Opposition<br />

ein „ständiges Ärgernis“. „Und für mich<br />

ist es auch eine Missachtung <strong>des</strong> Parlaments“,<br />

sagt Lötzsch. Eine Kritik, die<br />

Koppelin nicht teilt: „Ich setze mich<br />

immer dafür ein, dass alle Mitglieder<br />

<strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>sausschusses den gleichen<br />

Zugang zu den Regierungsmitgliedern<br />

haben“, so der FDP-Mann.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong>sausschuss ist ein<br />

Schlüsselausschuss, weil er sich mit<br />

carsten schneider (spD)<br />

Foto: DBT/Marco Urban<br />

HaUsHalT<br />

fast allen Aufgaben der Regierung beschäftigt.<br />

Das erklärt auch, warum er<br />

mit 41 Mitgliedern der größte ständige<br />

Ausschuss im Bun<strong>des</strong>tag ist. Und derjenige,<br />

der „am häufigsten und am längsten<br />

tagt“, wie Norbert Barthle meint.<br />

Besonders in der Schlussphase der<br />

Haus haltsberatungen im Herbst sind<br />

Marathon sitzungen von zwölf Stunden<br />

und mehr keine Seltenheit. „Das hat<br />

einfach damit zu tun, dass sehr viele<br />

politische Inhalte mit Geld zu tun haben“,<br />

sagt Barthle. Genau <strong>des</strong>halb bietet<br />

er für viele Abgeordnete auch ein interessantes<br />

Betätigungsfeld. „In den anderen<br />

Ausschüssen können Sie sich die<br />

schönsten Projekte ausdenken – wenn<br />

sie nicht durch das Nadelöhr <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>sausschusses<br />

kommen, sind sie gescheitert“,<br />

weiß Lötzsch.<br />

Wer aber hat am Ende das Sagen<br />

in einem der mächtigsten Gremien <strong>des</strong><br />

Berliner Parlamentsbetriebes? „Letztlich<br />

entscheiden die Regierungsfraktionen,<br />

weil sie einfach ein größeres Gewicht<br />

haben“, sagt Barthle. „Aber man agiert<br />

über die Parteigrenzen hinweg, weil<br />

die Haushälter das gemeinsame Ziel<br />

haben, den <strong>Haushalt</strong> zu konsolidieren.“<br />

Deshalb gingen die Haushälter<br />

im Ausschuss auch pfleglicher miteinander<br />

um, als der politische Streit in<br />

der Öffentlichkeit manchmal vermuten<br />

lasse. „Die Haushälter haben traditionell<br />

einen besonderen Korpsgeist.“<br />

<strong>Der</strong> FDP-Haushälter Koppelin<br />

hat seit 1998 Erfahrung im <strong>Haushalt</strong>sausschuss<br />

gesammelt. „Ohne einen<br />

guten menschlichen und persönlichen<br />

Umgang miteinander wäre die umfang-<br />

Jürgen Koppelin (FDp)<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 17<br />

Foto: DBT/Marc-Steffen Unger


HaUsHalT<br />

reiche Arbeit nicht zu bewältigen“, sagt<br />

auch er. Die Ausschussmitglieder vereinige<br />

der Wille, mit den Geldern der<br />

Steuerzahler kritisch und sparsam um -<br />

zugehen. Nach Beobachtung Barthles<br />

tragen sowohl die langen Nacht -<br />

sitzungen als auch das ausgeprägte<br />

System der Be richt erstatter zu dem beson<br />

deren Team geist bei. „Die Be richterstatter<br />

können in ihren Haus halten<br />

weitgehend unabhän gig agieren“, sagt<br />

Barthle. „Das erzeugt ein gewisses Zu -<br />

sam mengehörigkeitsgefühl, auch über<br />

die Parteigrenzen hinaus.“<br />

Die Obleute der Opposition äußern<br />

sich zu diesem Thema allerdings<br />

kritischer. „Wir arbeiten sicher an vielen<br />

Stellen enger über die Parteigrenzen<br />

hinweg zusammen als in anderen Ausschüssen“,<br />

sagt Alexander Bonde, Obmann<br />

der Grünen. „In den letzten Jahren<br />

ist es aber schwieriger geworden.“<br />

Die Regierungsfraktionen hätten „ziem -<br />

lich dicht gemacht“. So seien die Ver treter<br />

der Regierungskoalition häufig erst sehr<br />

spät mit ihren Anträgen in den Ausschuss<br />

gekommen. Dann aber sei keine Zeit<br />

mehr für Diskussionen und eine parteiübergreifende<br />

Zusammenarbeit. „Da<br />

wird häufiger versucht Dinge mit eigener<br />

Mehrheit kurz vor Schluss durchzuziehen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong>sausschuss hatte<br />

eigentlich immer eine andere Kultur“,<br />

moniert Bonde.<br />

Auch Lötzsch wird deutlich: <strong>Der</strong><br />

Ausschuss ein gallisches Dorf, ein Widerstandsnest<br />

der Parlamentarier? „Nein.<br />

Die Regierungsmehrheit folgt in der<br />

Regel brav dem Finanzminister. Mutige<br />

Abgeordnete, die kritische Fragen an<br />

Gesine lötzsch (Die linke)<br />

18 BlicKpUnKT BUnDesTaG spezial<br />

Foto: DBT/Marc-Steffen Unger<br />

die Bun<strong>des</strong>regierung stellen, gibt es<br />

natür lich. Doch wenn es zum Schwur<br />

kommt, dann stehen die Re gierungsabgeordneten<br />

wie ein Mann hinter dem<br />

Finanzminister.“ SPD-Ob mann Carsten<br />

Schneider bemängelt eben falls, dass die<br />

Zusammenarbeit zu letzt gelitten habe.<br />

„In den vergangenen Jahren waren wir<br />

tatsächlich so etwas wie ein gallisches<br />

Dorf. Wir haben unsere unabhängige<br />

Stellung gegenüber der Regierung<br />

immer sehr deutlich gemacht: durch<br />

eigene Beschlüsse und durch das Zitieren<br />

von Ministern vor den Ausschuss.<br />

Diese Unabhängigkeit ist für mich mit<br />

der jetzigen Regie rungskoalition leider<br />

nicht mehr erkennbar“, sagt Schneider.<br />

„Ich leide darunter. Nach meinem Emp -<br />

finden ist das oft nur noch ein Abnicken<br />

der Re gierungspolitik – und kein eigen -<br />

ständiges Gestalten <strong>des</strong> Parlaments gegenüber<br />

der Regierung.“<br />

Gesine Lötzsch bewertet die Zu-<br />

sammenarbeit im Ausschuss zwar „eigentlich<br />

als sachlich und fair“. Sie wirft<br />

den Kollegen von der Union jedoch<br />

vor die Arbeit im Ausschuss un nötig<br />

„ideologisiert“ zu haben. „Früher war<br />

es üblich, dass fraktionsübergreifende<br />

Anträge im Ausschuss, die von allen<br />

Fraktionen getragen wurden, auch ge -<br />

meinsam gestellt wurden. Jetzt besteht<br />

alexander Bonde (Bündnis 90/Die Grünen)<br />

Foto: DBT/Marc-Steffen Unger<br />

die CDU darauf, dass Die Linke nicht<br />

zusammen mit ihr auf einem Antrag<br />

steht, auch wenn es mal keine inhalt -<br />

lichen Differenzen gibt“, klagt Lötzsch.<br />

sparen hat Verfassungsrang<br />

Schneider ist dennoch überzeugt, dass<br />

man als Oppositionspolitiker einiges<br />

im Ausschuss bewirken kann. „Das<br />

geht schon.“ Man habe zwar nicht die<br />

Mehrheit im Rücken. „Aber man kann<br />

Themen zu Themen machen – und versuchen<br />

Einfluss auf die Kollegen aus<br />

den Regierungskoalitionen zu nehmen.“<br />

Alexander Bonde von den Grünen ergänzt:<br />

„Durch harte Arbeit und gute<br />

Über eines freuen sich alle Haushälter:<br />

Die neue schuldenbremse<br />

Vorbereitung hat man die Möglichkeit,<br />

an ein paar kleinen Stellen etwas zu<br />

bewegen.“ Gesine Lötzsch nennt „Sach -<br />

kenntnis“ als wichtigste Voraussetzung,<br />

wenn man etwas erreichen wolle.<br />

„Beharrlichkeit kommt hinzu, wenn<br />

die Regierung mit allen Tricks versucht<br />

die Opposition von wichtigen Informationsflüssen<br />

abzuschneiden.“ Illusionen<br />

will sich Bonde bei seiner Arbeit<br />

aber nicht hingeben: „Das ist immer<br />

ein mühsames Drehen an kleinen Rädchen.<br />

Und am Schluss werden Sie nie<br />

beweisen können, dass Sie es waren.“<br />

Über eines aber freuen sich fast<br />

alle Haushälter: die neue Schuldenbremse<br />

im Grundgesetz. Sie gibt ihren<br />

Sparappellen gleichsam Verfassungsrang.<br />

„Das ist ein hervorragen<strong>des</strong><br />

Instrument, um uns Haushälter zu unterstützen“,<br />

sagt Barthle. „Sie gibt uns<br />

mehr Durchsetzungsvermögen.“ Für<br />

Schneider ist sie „elementar, wenn die<br />

Politik künftig wieder mehr gestalten<br />

will“. Alexander Bonde hat schon festgestellt,<br />

dass die <strong>Haushalt</strong>saufstellung<br />

durch die Schuldenbremse insgesamt<br />

wichtiger wird. „<strong>Der</strong> Druck auf die<br />

jeweilige Regierung, nicht einfach den<br />

Wasserhahn aufzudrehen, ist jetzt immens<br />

hoch.“


petra Merkel im Gespräch<br />

„politik ist<br />

nichts ohne die<br />

Möglichkeit,<br />

sie auch zu<br />

finanzieren“<br />

petra Merkel (spD) über ihre aufgaben als<br />

Vorsitzende <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>sausschusses und die<br />

Kollegialität der Haushälter<br />

Blickpunkt Bun<strong>des</strong>tag: Frau Merkel,<br />

das Budgetrecht ist das Königsrecht<br />

<strong>des</strong> Parlaments. Darf man sich die<br />

Vorsitzende <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>sausschusses<br />

also als Königin der Bun<strong>des</strong>finanzen<br />

vorstellen?<br />

petra Merkel: Nein, das sicher nicht. Ich<br />

bin vor allem Ansprechpartnerin für<br />

den Ausschuss. Nach innen und nach<br />

außen. Also für Regierung, Parla-<br />

ment und Öffentlichkeit. Ich koordiniere<br />

die Ausschussarbeit und vertrete<br />

unsere Anliegen gegenüber der<br />

Regierung. Das macht die Arbeit für<br />

mich sehr spannend.<br />

Blickpunkt: Spannend? Die Haushälter<br />

werden oft „Erbsenzähler“ genannt.<br />

Merkel: Politik ist nichts ohne die<br />

Mög lichkeit, sie auch zu finanzieren.<br />

Wir Haushälter sind gewiss auch in<br />

unseren eigenen Fraktionen nicht<br />

immer beliebt. Wir müssen eben oft<br />

sagen, dass sich manche politischen<br />

Ziele und Träume nicht verwirklichen<br />

Foto: DBT/Marc−Steffen Unger<br />

lassen. <strong>Der</strong> Rückzug auf die finanzpolitische<br />

Realität ist so manches Mal<br />

schmerzlich.<br />

Blickpunkt: Ist der <strong>Haushalt</strong>sausschuss<br />

mächtig?<br />

Merkel: Oh ja. Alles, was der Staat sei -<br />

nen Bürgern anbietet, steckt in den<br />

Zah len <strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>s. Jeder einzelne<br />

Posten beinhaltet Unterstützung: für<br />

die Wirtschaft, für Arbeitsplätze, für<br />

Kin der oder für die Kultur. Insofern<br />

prägt der <strong>Haushalt</strong> sehr stark den<br />

Alltag, den wir als Gesellschaft erleben.<br />

Und der <strong>Haushalt</strong>sausschuss<br />

HaUsHalT<br />

entscheidet mit darüber, wohin die<br />

Mit tel fließen. Genau <strong>des</strong>halb wollen<br />

viele Abgeordnete in den <strong>Haushalt</strong>saus<br />

schuss: Hier hat man auch als<br />

Oppo sitionspolitiker gute Chancen,<br />

etwas zu bewegen.<br />

Blickpunkt: Was würden Sie als wichtigste<br />

Aufgabe <strong>des</strong> Gremiums bezeichnen?<br />

„alles was der staat den Bürgern<br />

anbietet, steckt in den zahlen<br />

<strong>des</strong> <strong>Haushalt</strong>es“<br />

Merkel: Die Kontrolle der Regierung.<br />

Wir müssen dafür sorgen, dass das<br />

Ho heitsrecht <strong>des</strong> Parlaments über das<br />

Budget gewahrt und immer wieder neu<br />

mit Leben gefüllt wird.<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 19


HaUsHalT<br />

Blickpunkt: Konkret?<br />

Merkel: Aktuell ist es sicher unsere größ -<br />

te Herausforderung, von unseren gigantischen<br />

Schulden herunterzukommen.<br />

Ich kriege immer eine Gänsehaut, wenn<br />

jetzt bei angeblich positiven Zahlen<br />

nach Steuersenkungen gerufen wird.<br />

Gut, dass wir die neue Schuldenbremse<br />

haben: Alle neuen Schulden bedürfen<br />

nunmehr einer ganz besonderen Rechtfertigung.<br />

Blickpunkt: Warum steht traditionell ein<br />

Oppositionspolitiker an der Spitze <strong>des</strong><br />

<strong>Haushalt</strong>sausschusses?<br />

Merkel: Damit erst gar kein Verdacht<br />

aufkommt, dass hier mit der Regierung<br />

gemauschelt wird. So ist klar erkennbar,<br />

dass die Hoheit <strong>des</strong> Parlaments gewahrt<br />

ist.<br />

Blickpunkt: 41 Mitglieder hat Ihr Ausschuss<br />

insgesamt, nur sieben davon<br />

sind Frauen. Sie sind die erste Vorsitzende<br />

überhaupt. Sind Geld und<br />

Macht noch immer Männersache?<br />

Merkel: Mich macht das unheimlich<br />

wütend, dass es nicht gelungen ist, in<br />

den letzten 60 Jahren schon mal früher<br />

einer Frau den Vorsitz zu über-<br />

20 BlicKpUnKT BUnDesTaG spezial<br />

lassen. Und es ist auch heute noch<br />

üblich, dass ich in vielen Runden ausschließlich<br />

Männern gegenübersitze.<br />

Insofern steckt die Gleichberechtigung<br />

bei der <strong>Haushalt</strong>spolitik noch in den<br />

Kinderschuhen. Daran müssen wir<br />

arbeiten.<br />

Blickpunkt: Im <strong>Haushalt</strong>sausschuss<br />

soll eine besondere Kollegialität herr -<br />

schen.<br />

Merkel: Das stimmt. Die Mehr heitsver<br />

hältnisse sind natürlich auch in<br />

diesem Ausschuss klar. Ich denke aber,<br />

wir gehen sehr fair miteinander um.<br />

Die Haushälter aller Fraktionen haben<br />

ein gewisses gemeinsames Grund-<br />

verständnis in Bezug auf demo kratische<br />

und parlamentarische Rechte. Und wir<br />

haben eben auch das gemeinsame<br />

Ziel, die Regierung zum Sparen anzuhalten.<br />

Blickpunkt: Ihre Aufgabe ist sehr<br />

arbeitsintensiv. Wie halten Sie die<br />

Marathonsitzungen in den heißen<br />

Phasen der <strong>Haushalt</strong>saufstellung physisch<br />

durch?<br />

Merkel: Ich versuche, mich so gesund<br />

wie möglich zu ernähren. Also nicht wie<br />

„Größte Herausforderung ist, von<br />

unseren gigantischen schulden<br />

herunterzukommen“<br />

ein pawlowscher Hund zu reagieren,<br />

wenn der Cateringservice mit leckeren<br />

Torten, Würstchen oder Buletten<br />

kommt. Ich esse viel Obst und versuche<br />

die mangelnde Bewegung während<br />

der langen Sitzungen an anderer Stelle<br />

wieder auszugleichen. Sie wissen ja:<br />

gute Vorsätze …<br />

Foto: DBT/Marc-Steffen Unger


infotipps<br />

<strong>Der</strong> <strong>Haushalt</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

informationen<br />

<strong>Deutscher</strong> Bun<strong>des</strong>tag<br />

Die Website <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages<br />

informiert ausführlich über die<br />

Arbeit <strong>des</strong> Finanz- und <strong>des</strong> Haus haltsausschusses.<br />

Neben einer generellen<br />

Aufgabenbeschreibung sind hier Infor -<br />

mationen über die Mitglieder und<br />

über die Tagesordnungen bis hin zu<br />

P r o t o k o l l e n v o n S a c h v e r s t ä n d i g e n -<br />

anhörungen zu finden.<br />

www.bun<strong>des</strong>tag.de/bun<strong>des</strong>tag/<br />

ausschuesse17<br />

literatur (auswahl)<br />

Öffentliche Finanzen in der Demokratie<br />

Eine Einführung in die Finanzwis senschaft.<br />

Von Charles Beat Blan kart.<br />

Mit der vorliegenden Neuauflage legt<br />

der Finanz wissenschaftler Blankart<br />

einen aktuellen Überblick über die<br />

wichtigsten klassischen und aktuellen<br />

Themen der Ökonomie <strong>des</strong> Staates<br />

vor. München 2008.<br />

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Infomaterial und Broschüren über die<br />

Arbeit <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages<br />

sowie Flyer, Poster, CD­ROMs und<br />

DVDs können Sie per Post oder Tele<br />

fon bestellen oder bequem per<br />

Maus klick auf ihren Bildschirm holen<br />

und herunterladen.<br />

Bestellung per post<br />

<strong>Deutscher</strong> Bun<strong>des</strong>tag<br />

– Referat Öffentlichkeitsarbeit –<br />

Platz der Republik 1<br />

11011 Berlin<br />

Bun<strong>des</strong>finanzministerium<br />

Die Website <strong>des</strong> BMF bietet vielfältige<br />

Infor ma tionen über <strong>Haushalt</strong>s- und<br />

Finanz politik. Dort findet sich etwa<br />

ein Überblick über die Ausgaben- und<br />

Einnahmenverteilung zwischen Bund<br />

und Ländern, die Entstehung <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>haushaltes sowie die Grundsätze<br />

der <strong>Haushalt</strong>sführung. Als Volltext<br />

zum Download gibt es den aktu -<br />

ellen Monatsbericht <strong>des</strong> BMF sowie<br />

viele weitere Broschüren und Informationsangebote.<br />

www.bun<strong>des</strong>finanzministerium.de<br />

staat und schulden<br />

Öffentliche Finanzen in Deutschland<br />

seit dem 18. Jahrhundert. Von Hans-<br />

Peter Ullmann. <strong>Der</strong> Autor hat das<br />

Wechselverhältnis von Staatsfinanzen<br />

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impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Deutscher</strong> Bun<strong>des</strong>tag,<br />

Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />

chefredaktion:<br />

Britta Hanke­Giesers<br />

(Leiterin Referat Öffentlichkeitsarbeit),<br />

Michael Reinold<br />

Koordination:<br />

Michael Reinold<br />

(Referat Öffentlichkeitsarbeit)<br />

Telefon: (030) 227­37868<br />

Fax: (030) 227­36506<br />

E­Mail: michael.reinold@bun<strong>des</strong>tag.de<br />

Beauftragte agentur:<br />

MEDIA CONSULTA Deutschland GmbH<br />

Wassergasse 3, 10179 Berlin<br />

Telefon: (030) 65000­220<br />

Fax: (030) 65000­192<br />

E­Mail: blickpunkt@media­consulta.com<br />

Geschäftsführung:<br />

Dipl.­Kfm. Harald Zulauf<br />

Redaktion:<br />

Alexander Heinrich, Petra Grampe<br />

autoren: Peter Hahne, Dr. Gregor Mayntz,<br />

Alexander Heinrich<br />

art Direction:<br />

Sylvia Bahr<br />

produktion:<br />

René Hanhardt<br />

onlineproduktion:<br />

Stefan Deutsch<br />

lektorat:<br />

Katleen Krause, Silvia Vormelker<br />

Druck:<br />

Druckhaus Main­Echo, Aschaffenburg<br />

Redaktionsschluss:<br />

28. Februar 2011<br />

inFoTipps<br />

Die Texte aus Blickpunkt Bun<strong>des</strong>tag gibt es<br />

auch im Internet: www.blickpunkt­bun<strong>des</strong>tag.de<br />

Ein Nachdruck der Texte mit Quellenangabe kann<br />

kostenlos vorgenommen werden, jedoch wird um<br />

Zusendung eines Belegexemplars gebeten.<br />

© <strong>Deutscher</strong> Bun<strong>des</strong>tag, Berlin 2011<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Diese Publikation wird vom Deutschen Bun <strong>des</strong>tag<br />

im Rahmen der parlamentarischen Öf fentlichkeitsarbeit<br />

herausgegeben. Eine Ver wen dung<br />

für die eigene Öffentlichkeitsarbeit von Parteien,<br />

Fraktionen, Mandatsträgern oder Wahl be werbern<br />

– insbesondere zum Zwecke der Wahlwerbung<br />

– ist unzulässig.<br />

spezial BlicKpUnKT BUnDesTaG 21


Geld ist nicht alles. aber ohne Geld ist (fast) alles nichts. Das gilt natürlich auch<br />

für den staat. Was auch immer politisch entschieden wird – in den meisten Fällen<br />

hat das auch auswirkungen auf einnahmen oder ausgaben. Die Meinung vom<br />

Bedeutungsverlust <strong>des</strong> parlaments mag verbreitet sein. Gerade die <strong>Haushalt</strong>spolitik<br />

zeigt, wie falsch sie ist. Denn die Bun<strong>des</strong>regierung kann keinen cent ohne<br />

zustimmung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tages ausgeben. auch wenn vieles von der exekutive<br />

vor bestimmt erscheint, reicht der einfluss <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages weit über<br />

den auf den ersten Blick sichtbaren Bereich hinaus. Mit nachdruck a c h -<br />

tet insbesondere der <strong>Haushalt</strong>sausschuss darauf, dass kein zweifel aufkommt:<br />

Das Budgetrecht ist und bleibt das Königsrecht <strong>des</strong> parlaments.<br />

www.bun<strong>des</strong>tag.de<br />

Foto: DBT/Julia Nowak-Katz

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