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Segelschulen und Tourismusförderung in Schleswig-Holstein

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<strong>Segelschulen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Tourismusförderung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong><br />

Studienprojekt<br />

des Geographischen Instituts<br />

der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

mit Unterstützung von<br />

Ostsee-Holste<strong>in</strong>-Tourismus (OHT) e. V.<br />

Bericht:<br />

Prof. Dr. Götz v. Rohr<br />

Kiel, Dezember 2009


Vorwort<br />

Das Geographische Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat im Sommersemes-<br />

ter 2009 im Rahmen e<strong>in</strong>es Studienprojektes e<strong>in</strong>e Analyse der <strong>Segelschulen</strong> an der schles-<br />

wig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste durchgeführt.<br />

Gegenstand des Studienprojektes war<br />

- das E<strong>in</strong>arbeiten <strong>in</strong> die Strukturen des Segeltourismus <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> <strong>und</strong> dabei<br />

speziell die Rolle, die dabei die <strong>Segelschulen</strong> spielen;<br />

- die Ausarbeitung e<strong>in</strong>es standardisierten Segelschülerfragebogens, e<strong>in</strong>er Checkliste für<br />

Mystery Checks von <strong>Segelschulen</strong>, Tourist-Informationen, Hotels <strong>und</strong> Hafenmeistern so-<br />

wie von Fragenkatalogen für Expertengespräche;<br />

- die Durchführung der Mystery Checks;<br />

- die Auswertung der bei den <strong>Segelschulen</strong> ausgelegten <strong>und</strong> zurücklaufenden Fragebö-<br />

gen.<br />

Die dabei erzielten Ergebnisse konnten <strong>in</strong> den vorliegenden Bericht e<strong>in</strong>fließen, für dessen<br />

Inhalt jedoch der Unterzeichner alle<strong>in</strong> verantwortlich ist.<br />

Herzlich bedanken möchte ich mich bei Claudia Drögsler sowie Julia Herrmann vom Ostsee-<br />

Holste<strong>in</strong>-Tourismus e. V. (OHT) sowie Jens Meyer von der Entwicklungsgesellschaft Osthol-<br />

ste<strong>in</strong> (EGOH) für die ausgezeichnete <strong>und</strong> unkomplizierte Zusammenarbeit!<br />

Kiel, Dezember 2009 Götz v. Rohr<br />

P. S. Der Text dieses Berichtes wurde weitgehend geschlechtsneutral zu formulieren ver-<br />

sucht. Wo sich männliche Formulierungen anboten, gelten diese selbstverständlich genauso<br />

auch für Frauen.<br />

2


INHALT<br />

1. Segelschulangebote als touristische Attraktion - Ableitung der<br />

Fragestellungen 4<br />

2. E<strong>in</strong>gesetzte Methodik<br />

2.1 Befragung von Segelschülern<br />

2.2 Mystery Checks<br />

2.3 Expertengespräche<br />

3. Das Segelschulangebot für Touristen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Inanspruchnahme<br />

3.1 Angebotsoptionen<br />

3.2 Die Angebote der <strong>Segelschulen</strong> an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen<br />

Ostseeküste<br />

3.2.1 Website-Auswertung<br />

3.2.2 Mystery Check<br />

3.2.3 Vergleich mit Mecklenburg-Vorpommern<br />

3.3 Die Struktur der Segelschüler<br />

3.3.1 Die demographische Struktur<br />

3.3.2 Die gebuchten Aktivitäten<br />

3.4 Exkurs: Camp 24|sieben<br />

4. Planung <strong>und</strong> Entscheidung <strong>in</strong> Bezug auf Segelschulaktivitäten von Touristen<br />

5. Segelschülerbezogene Infrastruktur i. e. S.<br />

5.1 Gastronomie<br />

5.2 Übernachtung<br />

5.3 Gebäude <strong>und</strong> technische Infrastruktur<br />

6. Integration der <strong>Segelschulen</strong> <strong>in</strong> den Yachthafenstandort<br />

6.1 Integrationsanforderungen <strong>und</strong> -felder<br />

6.2 Kooperation mit der Tourist-Information<br />

6.2.1 Kooperationsfelder<br />

6.2.2 Segeln <strong>und</strong> <strong>Segelschulen</strong> im Internetauftritt der örtlichen Tourist-<br />

Informationen<br />

7. Empfehlungen<br />

Anhang<br />

Anhang 1: E<strong>in</strong>gesetzter Fragebogen <strong>und</strong> beteiligte <strong>Segelschulen</strong><br />

Anhang 2: Mystery-Checkliste <strong>und</strong> aufgesuchte Institutionen<br />

Anhang 3: Expertengespräche (Term<strong>in</strong>e, Institutionen, Personen)<br />

3


1. Segelschulangebote als touristische Attraktion - Ableitung der Fragestel-<br />

lungen<br />

Im Rahmen der "Qualitätsoffensive Segeltourismus" hat das Geographische Institut der<br />

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bereits im Sommer 2008 e<strong>in</strong> Studienprojekt zum<br />

Thema "Segeltourismus an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste" durchgeführt, das von<br />

der Entwicklungsgesellschaft Ostholste<strong>in</strong> (EGOH) f<strong>in</strong>anziell gefördert wurde. In diesem Stu-<br />

dienprojekt g<strong>in</strong>g es schwerpunktmäßig um Segler <strong>und</strong> "Sehleute" als zentrale Zielgruppen<br />

e<strong>in</strong>es Segeltourismus, der sich <strong>in</strong> das gesamte touristische Angebot <strong>in</strong>tegriert sieht. Beide<br />

Gruppen wurden detailliert empirisch untersucht. Insbesondere die Segler passen über-<br />

durchschnittlich gut <strong>in</strong> die nach Prioritätszielgruppen differenzierte aktuelle Tourismuskon-<br />

zeption des Landes. 64 % aller befragten Segler s<strong>in</strong>d diesen drei Zielgruppen zuzuordnen<br />

(vgl. Schlussbericht zum Studienprojekt 2008, S. 116).<br />

Früh wurde <strong>in</strong> der Qualitätsoffensive Segeltourismus deutlich, dass auch die Angebote der<br />

<strong>Segelschulen</strong> e<strong>in</strong>bezogen werden müssen. Zu diesem Zweck wurde die AG "<strong>Segelschulen</strong>"<br />

gebildet. Auf der Arbeit <strong>in</strong> dieser AG sowie auf dem oben genannten Vorläuferprojekt baut<br />

das Studienprojekt des Sommers 2009 auf, dessen Ergebnisse hiermit vorgelegt werden.<br />

Wie werden die Touristen, die bisher "nur" als Sehleute Interesse am Segeln hatten, ihrer-<br />

seits Segler <strong>und</strong> wie kann man dies fördern? Die "Nachwuchsförderung" ist gerade beim<br />

Segeln besonders wichtig. Das Durchschnittsalter der Segler liegt bei 53 Jahren, also nur<br />

knapp unter der Altersgrenze, an der die "Best Ager" beg<strong>in</strong>nen. 36 % aller Segler gehören<br />

der Gruppe der Best Ager an (vgl. Schlussbericht zum Studienprojekt 2008, S. 29 <strong>und</strong> 116).<br />

Schon heute ist zudem e<strong>in</strong>e zunehmende Alterung der Segler zu beobachten, die im Übrigen<br />

oberhalb der Grenze von 60 Jahren verstärkt auf Motorboote umsteigen oder den Wasser-<br />

sport ganz ruhen lassen (Informationen von Herrn Tracht, Impulsvortrag auf der Tagung <strong>in</strong><br />

Damp am 10. 11. 2009). Segeltouristen s<strong>in</strong>d auch deshalb für <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e be-<br />

sonders wichtige Zielgruppe, weil e<strong>in</strong>erseits <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> im Segeltourismus über-<br />

durchschnittliche Stärken aufweist <strong>und</strong> sich andererseits die Konkurrenz anderer Dest<strong>in</strong>atio-<br />

nen <strong>in</strong> engeren Grenzen als beim Bade- <strong>und</strong> Erholungstourismus hält.<br />

Zwar ist die Gr<strong>und</strong>aufgabe e<strong>in</strong>er Segelschule vom Tourismus unabhängig. Segelpädagogi-<br />

sche Tätigkeit unterscheidet sich nicht danach, ob man es mit E<strong>in</strong>heimischen oder Touristen<br />

zu tun hat. In touristischen Dest<strong>in</strong>ationen ergibt sich jedoch e<strong>in</strong>e spezifisch touristische<br />

Nachfrage, die je nach Segelschule den gesamten Segelschulbetrieb zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Haupt-<br />

<strong>und</strong> Nebensaison dom<strong>in</strong>ieren kann. Kennzeichen des darauf gerichteten Angebots s<strong>in</strong>d u. a.<br />

zeitliche Kompaktheit, Familienangebote <strong>und</strong> Angebote speziell für Jugendliche (vgl. im E<strong>in</strong>-<br />

zelnen Kap. 3.1). Es stellen sich also folgende Fragen:<br />

- Welche Angebotsoptionen speziell für Touristen an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostsee-<br />

küste s<strong>in</strong>d zu unterscheiden?<br />

- Wie ist das entsprechende Angebot konkret strukturiert?<br />

4


- Wie sieht die Struktur der Nachfrage, also der Segelschüler aus? Was ergibt sich dabei<br />

im Vergleich von Touristen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>heimischen?<br />

- Wie verhalten sich die Segelschüler bei der Suche nach Angeboten <strong>und</strong> bei der Auswahl<br />

zwischen verschiedenen Angeboten?<br />

- Wie geplant bzw. spontan ist die Inanspruchnahme von segelschulischen Aktivitäten?<br />

- Welche E<strong>in</strong>stellungen s<strong>in</strong>d zum Service <strong>und</strong> zur Infrastruktur <strong>in</strong> <strong>Segelschulen</strong> fest zu stel-<br />

len?<br />

- Was haben die Segelschüler nach Beendigung der jeweils gewählten Aktivitäten vor,<br />

welche Rolle spielt dabei speziell die schleswig-holste<strong>in</strong>ische Ostseeküste?<br />

Im 2. Kapitel wird dargestellt werden, welche Methoden zur Beantwortung dieser Frage e<strong>in</strong>-<br />

gesetzt werden. Es handelt sich um e<strong>in</strong>e Mischung aus standardisierter Segelschülerbefra-<br />

gung (Kap. 2.1), Websiteanalysen <strong>und</strong> Mystery Checks (Kap. 2.2) sowie Expertengesprä-<br />

chen (Kap. 2.3.).<br />

Wie auch <strong>in</strong> der AG "<strong>Segelschulen</strong>" s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der vorliegenden Ausarbeitung nur <strong>Segelschulen</strong><br />

im engeren S<strong>in</strong>ne berücksichtigt. Re<strong>in</strong>e Surf- <strong>und</strong> Kite-Schulen s<strong>in</strong>d aus Gründen des Um-<br />

fangs der sonst erforderlichen Erhebungen ausgeklammert. Dennoch wird, wo erforderlich,<br />

auf die Zusammenhänge auch zum W<strong>in</strong>dsurfen <strong>und</strong> Kiten h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

5


2. E<strong>in</strong>gesetzte Methodik<br />

2.1 Befragung von Segelschülern<br />

Die Befragung ist darauf ausgerichtet, Informationen dazu zu erhalten, wie das Such- <strong>und</strong><br />

Wahlverhalten von Touristen <strong>in</strong> Bezug auf Segelschulangebote aussieht <strong>und</strong> welche Quali-<br />

tätskriterien dabei angelegt werden (vgl. Fragebogen <strong>in</strong> Anhang 1).<br />

Bewusst ist dabei darauf verzichtet worden, Segelschulangebote bewerten zu lassen. Zum<br />

e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d die Befragten teilweise selbst noch gar nicht <strong>in</strong> der Lage, e<strong>in</strong>e solche Bewertung<br />

durchzuführen. Zum anderen muss jede Segelschule <strong>in</strong> ihrem <strong>in</strong>dividuellen Kontext gesehen<br />

werden. E<strong>in</strong>e methodisch korrekte Bewertung von Segelschulangeboten setzt voraus, dass<br />

sowohl die Bewerter <strong>in</strong> ihrer Erfahrung als auch die <strong>Segelschulen</strong> <strong>in</strong> ihren konkret bewerte-<br />

ten Angeboten weitgehend vergleichbar s<strong>in</strong>d.<br />

Das Studienprojekt wurde im Verlauf der Segelsaison 2009 relativ spät gestartet. Dadurch<br />

konnte nur ab Mitte August, also nur im letzten Drittel der Saison befragt werden. Mit 14 Se-<br />

gelschulen wurde für die Befragung Kontakt aufgenommen, wobei Schulen, die sich ganz<br />

oder weitgehend auf Surfer konzentrieren, nicht angesprochen wurden. Neun <strong>Segelschulen</strong><br />

konnten schließlich <strong>in</strong>sgesamt 204 ausgefüllte Fragebögen liefern (vgl. Anhang 1). Bezogen<br />

auf grob geschätzt 3.000 Segelschüler im letzten Saisondrittel an der schleswig-holstei-<br />

nischen Ostseeküste (vgl. Schütz 2007, S. 44) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Befragung somit 6,1 % der Gr<strong>und</strong>-<br />

gesamtheit erfasst. Die Zahl der je Segelschule zurückgesandten Fragebögen schwankt<br />

zwischen neun <strong>und</strong> 38. Die Antworten s<strong>in</strong>d also zwischen den beteiligten <strong>Segelschulen</strong> gut<br />

gestreut, was die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht.<br />

Von den 204 Fragebögen konnten nach genauerer Plausibilitätsprüfung 187 Bögen <strong>in</strong> die<br />

genauere Auswertung e<strong>in</strong>bezogen werden. Davon wurden 143 Bögen von Touristen ausge-<br />

füllt (Wohnsitz nicht am Ort oder <strong>in</strong> der Region) <strong>und</strong> 44 Bögen von E<strong>in</strong>heimischen (Wohnsitz<br />

am Ort/<strong>in</strong> der Region). Dieser Befragungsumfang ist nicht sehr zufrieden stellend. Die Aus-<br />

wertung muss deshalb zurückhaltend erfolgen, was bedeutet, dass nur klare Ergebnisse <strong>in</strong>-<br />

terpretiert werden sollten. Zudem ist es nicht s<strong>in</strong>nvoll, auf dieser Gr<strong>und</strong>lage stark differenzier-<br />

te Kreuzauswertungen durchzuführen. Außer der durchgängigen Unterscheidung nach dem<br />

Wohnsitz, also zwischen E<strong>in</strong>heimischen <strong>und</strong> Touristen, werden die Befragungsergebnisse<br />

häufiger nach dem Alter differenziert, allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> den Kategorien "unter 18" <strong>und</strong> "18 <strong>und</strong><br />

älter". Generell macht es ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, bestimmte Merkmale zu sehr zu differenzieren. Auch<br />

z. B. beim E<strong>in</strong>kommen werden nur sehr grobe Gruppen gebildet. In den jeweiligen Kapiteln<br />

wird darauf noch gesondert h<strong>in</strong>zuweisen se<strong>in</strong>.<br />

Wo es sich anbietet, wird zudem mit den Ergebnissen der Diplomarbeit von Anja Schütz aus<br />

dem Jahre 2007 verglichen ("Die Entwicklung der <strong>Segelschulen</strong> als Zukunfts<strong>in</strong>dikator für den<br />

Segeltourismus - am Beispiel der Segeldest<strong>in</strong>ation schleswig-holste<strong>in</strong>ische Ostseeküste").<br />

6


2.2 Mystery Checks<br />

Die Mystery Checks wurden von e<strong>in</strong>em älteren Studenten im Verlaufe des August 2009<br />

durchgeführt, der bereits über sehr viel Segelerfahrung verfügt <strong>und</strong> beabsichtigt, sich selbst<br />

im Bereich des Wassersports selbstständig zu machen. Se<strong>in</strong>e Aufgabe bestand dar<strong>in</strong>, sich<br />

als segel<strong>in</strong>teressierter Tourist auszugeben <strong>und</strong> dabei das Informationsverhalten <strong>in</strong> den Tou-<br />

rist-Informationen, bei den Hafenmeistern, <strong>in</strong> den besseren Hotels am Ort <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Segel-<br />

schulen selbst zu prüfen (vgl. Checkliste <strong>in</strong> Anhang 2).<br />

Gegenstand der Checks war schwerpunktmäßig die Integration der Segelschulangebote <strong>in</strong><br />

das örtliche Tourismusangebot. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wurden fünf Hafenorte ausgewählt <strong>und</strong><br />

zwar<br />

- Kappeln/Maasholm<br />

- Eckernförde<br />

- Kiel (mit Schwerpunkt auf Schilksee)<br />

- Heiligenhafen<br />

- Grömitz<br />

An diesen fünf Standorten waren außer den Tourist-Informationen <strong>und</strong> den Hafenmeistern<br />

jeweils zwei am Ort ansässige Hotels zu prüfen. Die Auswahl der Hotels erfolgte standardi-<br />

siert. In Google wurde der Ortsname <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Stichwort "Hotel" e<strong>in</strong>gegeben.<br />

Gewählt wurden die jeweils ersten beiden Treffer (vgl. Anhang 2).<br />

Weiterh<strong>in</strong> waren alle am jeweiligen Standort tätigen <strong>Segelschulen</strong> zu checken, die schwer-<br />

punktmäßig Segelkurse anbieten (vgl. 1. Kapitel <strong>und</strong> Anhang 2). Die Checkpunkte beziehen<br />

sich auf den Umgang mit <strong>in</strong>teressierten Touristen, aber auch auf die Gesamtausstattung der<br />

Segelschule, soweit dies im Rahmen e<strong>in</strong>es Informationsbesuches zu erkennen ist.<br />

Mystery Checks können generell<br />

- per Mail,<br />

- per Brief,<br />

- telefonisch oder<br />

- persönlich<br />

durchgeführt werden. Die Vorgehensweise per Mail, Brief oder Telefon birgt die Gefahr <strong>in</strong><br />

sich, dass primär nicht das eigentliche Angebot, sondern die Art <strong>und</strong> Weise bewertet wird,<br />

wie man mit Mail-, Brief- oder telefonischen Anfragen umgeht. Das gehört zwar auch zur<br />

Beurteilung der Qualität e<strong>in</strong>er Institution, ist jedoch erst sek<strong>und</strong>är relevant. Primär muss auf<br />

möglichst direktem Wege das Kernprodukt bewertet werden. Das lässt sich am aussagekräf-<br />

tigsten mit e<strong>in</strong>em persönlichen Auftritt erreichen. Dabei werden alle sachfremden Störe<strong>in</strong>-<br />

7


flüsse, wie gerade starker Andrang, Kl<strong>in</strong>geln mehrerer Telefone, Störung durch Lärm oder<br />

andere E<strong>in</strong>flüsse, extreme Wettersituationen mit den unvermeidlichen Rückwirkungen etc.<br />

elim<strong>in</strong>iert, weil sie klar erkennbar s<strong>in</strong>d. Dies führt dazu, dass die Ergebnisse von Checks per<br />

Mail, Brief oder Telefon <strong>in</strong> der Regel negativere Ergebnisse als die von persönlich vorge-<br />

nommenen Checks zeigen, was man bei der Interpretation berücksichtigen muss.<br />

Flankierend zu den Mystery Checks erfolgt e<strong>in</strong>e Analyse der Websites sowohl aller Segel-<br />

schulen als auch der Tourist-Informationen <strong>in</strong> den Orten, <strong>in</strong> denen <strong>Segelschulen</strong> arbeiten.<br />

Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Kapiteln 3.2.2 <strong>und</strong> 6.2.2 zu f<strong>in</strong>den.<br />

2.3 Expertengespräche<br />

Die <strong>in</strong>sgesamt durchgeführten acht Expertengespräche (vgl. Anhang) hatten unterschiedli-<br />

che Zielsetzungen. Zum e<strong>in</strong>en g<strong>in</strong>g es um das Sammeln von Erfahrungen mit der Arbeit von<br />

gut <strong>in</strong>tegrierten <strong>Segelschulen</strong> <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern. Zum anderen g<strong>in</strong>g es um das<br />

Überprüfen der dabei erzielten Ergebnisse im Gespräch mit schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Exper-<br />

ten. Letztlich g<strong>in</strong>g es dabei also darum, die Effekte der speziell für Mecklenburg-Vorpom-<br />

mern geltenden EU-Förderbed<strong>in</strong>gungen sowie arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (Ausbil-<br />

dung von Segellehrern) zu isolieren. Die angesprochenen Themen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere<br />

- Gruppen von Segelschülern, ggf. Besonderheiten der Schülerstruktur<br />

- Produktpalette, <strong>in</strong>sbesondere auf Touristen ausgerichtete Angebote<br />

- Segelschulausstattung, -gebäude etc.<br />

- eigene Gastronomie-Angebote<br />

- eigene Übernachtungsangebote<br />

- ggf. unterschiedliche Standorte der Segelschulangebote<br />

- Kooperation mit anderen Wassersportschulen i. w. S.<br />

- Kooperation mit Hotels<br />

- Kooperation mit der Tourist-Information <strong>und</strong> der Kommunalverwaltung<br />

- Mitwirkung an touristischen Großereignissen<br />

- unternehmerische Aktivitäten über die Segelschule i. e. S. h<strong>in</strong>aus<br />

In Mecklenburg-Vorpommern wurden zudem speziell dort relevante Themen angesprochen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere Möglichkeiten der öffentlichen Förderung oder Durchführung von Berufsförde-<br />

rungsmaßnahmen.<br />

8


3. Das Segelschulangebot für Touristen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Inanspruchnahme<br />

3.1 Angebotsoptionen<br />

Die Angebote, die von <strong>Segelschulen</strong> für Touristen vorgehalten werden, dürfen nicht isoliert<br />

gesehen werden. Sie stehen immer im Gesamtzusammenhang<br />

- der wassersportlichen Angebote i. w. S., z. B. W<strong>in</strong>dsurfen, Kiten, Motorbootaktivitäten,<br />

aber auch Schwimmen, Paddeln etc.;<br />

- allgeme<strong>in</strong> der sportlichen Angebote r<strong>und</strong> um Radfahren, Reiten, Golfen, Klettern etc.,<br />

- noch allgeme<strong>in</strong>er der Angebote für körperliche Aktivitäten, was beim Laufen <strong>und</strong> Wan-<br />

dern beg<strong>in</strong>nt <strong>und</strong> bei Fitnessangeboten noch nicht endet.<br />

E<strong>in</strong> sehr großer Teil der Urlauber schließt bei se<strong>in</strong>en Überlegungen zur Urlaubsgestaltung<br />

körperliche Aktivitäten nicht aus, fast immer sogar ausdrücklich e<strong>in</strong>, unabhängig davon, ob<br />

es zu diesen Aktivitäten auch tatsächlich kommt. Zugleich ist e<strong>in</strong> großer Teil der Urlauber<br />

bezüglich der Art der Aktivitäten nicht gezielt festgelegt. Für die Attraktivität e<strong>in</strong>er Urlaubs-<br />

dest<strong>in</strong>ation ist also <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Motivations- <strong>und</strong> Entscheidungsphase entscheidend,<br />

dass möglichst viele <strong>in</strong>teressante Optionen vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Dem Segeln kommt dabei e<strong>in</strong>e besonders große Bedeutung zu, da das Segeln im Rahmen<br />

des Gesamturlaubserlebnisses e<strong>in</strong>e sehr wichtige Rolle spielt. Dies ist unabhängig davon, ob<br />

man bereits Segelerfahrungen hat oder noch nicht. Anders als beispielsweise beim Reiten,<br />

Golfen, Klettern, Wandern etc. spielt sich das Segeln <strong>in</strong>mitten der Urlaubskulisse ab, die täg-<br />

lich vom größten Teil der Urlauber erfahren wird. Knapp 70 % der im Jahre 2008 befragten<br />

"Sehleute" sehen e<strong>in</strong>en klaren oder sogar starken Zusammenhang zwischen Ostseeküste<br />

<strong>und</strong> Segeln (Studienprojekt 2008, S. 87). Die Angebote der <strong>Segelschulen</strong> unterstützen dies<br />

auf direktem Wege. Sie s<strong>in</strong>d also Bestandteil e<strong>in</strong>es potenziell guten Urlaubs.<br />

Für die touristischen Angebote der <strong>Segelschulen</strong> lassen sich unterschiedliche Zielgruppen<br />

def<strong>in</strong>ieren. Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d<br />

- Touristen, die feststellen wollen, ob Segeln überhaupt etwas für sie ist ("Schnupperer");<br />

- Touristen, die Segeln lernen wollen ("E<strong>in</strong>steiger");<br />

- Touristen, die bereits e<strong>in</strong>en oder mehrere Segelkurse absolviert haben <strong>und</strong> ihre Segelfä-<br />

higkeiten vervollkommnen wollen ("Fortgeschrittene");<br />

- Touristen, die mal richtig aufs Wasser h<strong>in</strong>aus wollen <strong>und</strong> auch andere Häfen kennen ler-<br />

nen wollen (mit mehr oder weniger Segelkenntnissen, "Segelromantik Suchende");<br />

- Eltern, die ihren K<strong>in</strong>dern Segelferien außerhalb der Familie ermöglichen wollen ("Urlaub<br />

ohne Eltern");<br />

9


- Lehrer oder Jugendgruppenleiter, die e<strong>in</strong>e Gruppen- oder Klassenreise planen ("Klassen-<br />

<strong>und</strong> Gruppenreisen").<br />

Die auf diese Gruppen zugeschnittenen Angebote müssen durchgängig zeitlich kompakt<br />

gestaltet se<strong>in</strong>, was sowohl den praktischen als auch ggf. den theoretischen Teil betrifft. Ent-<br />

weder nehmen Touristen die Angebote während e<strong>in</strong>es Teils ihres Urlaubs <strong>in</strong> Anspruch. In<br />

diesem Falle ist der Urlaub also länger, das segelschulische Angebot ist e<strong>in</strong> mehr oder weni-<br />

ger kle<strong>in</strong>er oder auch großer Teil des Gesamturlaubs. Oder aber das segelschulische Ange-<br />

bot ist sogar e<strong>in</strong>ziger Bestandteil des Urlaubs wie z. B. bei Klassenreisen. Im Folgenden<br />

werden die jeweiligen Angebote etwas näher nach den unterschiedenen sechs Zielgruppen<br />

skizziert.<br />

"Schnupperer"<br />

Viele <strong>Segelschulen</strong> bieten sog. Schnupperangebote, die bezüglich ihres Zeitaufwandes zwi-<br />

schen e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em ganzen Tag liegen können. Entsprechend unterschiedlich<br />

s<strong>in</strong>d die Preise, die jedoch <strong>in</strong> jedem Falle sehr moderat gestaltet s<strong>in</strong>d. Für K<strong>in</strong>der werden <strong>in</strong><br />

der Regel gesonderte Schnupperangebote, meist auf Optimisten, bereitgestellt.<br />

Good Practice: Der Tourismus Service Grömitz trägt durch F<strong>in</strong>anzierungs-<br />

beiträge dazu bei, dass e<strong>in</strong>e erste Schnupperst<strong>und</strong>e Segeln, Surfen oder<br />

Katamaran oder auch <strong>in</strong> anderen Sportarten kostenlos angeboten werden<br />

kann <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Golf-Schnupperkurs zu e<strong>in</strong>em sehr günstigen Preis besucht<br />

werden kann.<br />

Auch Mitsegelangebote für e<strong>in</strong>en Nachmittag oder e<strong>in</strong>en Tag oder Kutterfahrten o. ä. s<strong>in</strong>d für<br />

die Zielgruppe der Schnupperer geeignet. Entsprechende Angebote s<strong>in</strong>d besonders attraktiv,<br />

wenn sie anlässlich von maritimen Großereignissen wie Kieler Woche oder HanseSail gebo-<br />

ten werden. E<strong>in</strong> wenig Schnuppercharakter haben auch die Angebote von Angeltörns, <strong>in</strong>s-<br />

besondere auf Her<strong>in</strong>g, Barsch oder Dorsch, auch wenn hier selbstverständlich das Angeln im<br />

Mittelpunkt steht. Die Her<strong>in</strong>gssaison Ende März bis Ende April trägt <strong>in</strong> besonders geeigneten<br />

Angelrevieren - z. B. Strelas<strong>und</strong> - zu e<strong>in</strong>er deutlichen Saisonverlängerung <strong>und</strong> damit Auslas-<br />

tungsverbesserung der <strong>Segelschulen</strong> bei.<br />

"E<strong>in</strong>steiger"<br />

Bei dieser Zielgruppe geht es gezielt um das Erlernen der Beherrschung e<strong>in</strong>es Bootes. Für<br />

K<strong>in</strong>der werden K<strong>in</strong>dersegelkurse bzw. Optimistenkurse angeboten, für Jugendliche <strong>und</strong> Er-<br />

wachsene Gr<strong>und</strong>kurse zum Erwerb des Gr<strong>und</strong>sche<strong>in</strong>s. Viele E<strong>in</strong>steiger buchen aber auch<br />

gleich e<strong>in</strong>en Kurs zum Erwerb des Sportbootführersche<strong>in</strong>s B<strong>in</strong>nen oder See (SBF B<strong>in</strong>-<br />

nen/See), wenn sie die entsprechenden Voraussetzungen mitbr<strong>in</strong>gen. Andere planen dies<br />

auf die nächste Saison, wollen also wiederkommen. E<strong>in</strong>steigerangebote führen alle<strong>in</strong> schon<br />

aufgr<strong>und</strong> ihres Charakters als erstem Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Qualifizierungskette überdurchschnitt-<br />

10


lich häufig dazu, dass schnell die Entscheidung getroffen wird, im nächsten Jahr wieder <strong>in</strong><br />

derselben Dest<strong>in</strong>ation Urlaub zu machen (vgl. auch 4. Kap.).<br />

"Fortgeschrittene"<br />

Im Mittelpunkt dieses Angebotssegments stehen SKS-, SSS-, SHS-Sche<strong>in</strong>e sowie die dazu-<br />

gehörigen Funksche<strong>in</strong>e. H<strong>in</strong>zu kommen Auffrischungskurse aller Art. E<strong>in</strong> wichtiger Teil des<br />

Angebots für Fortgeschrittene besteht zudem aus Törns, deren Hauptziel das "Ersegeln" von<br />

Seemeilen ist, da der Erwerb der genannten Sche<strong>in</strong>e bestimmte Größenordnungen an be-<br />

reits gesegelten Seemeilen voraussetzt. Solche Törns unterscheiden sich <strong>in</strong> der Regel deut-<br />

lich von den unten angesprochenen Urlaubstörns, da zeitraubende Hafenaufenthalte ver-<br />

mieden werden <strong>und</strong> nachts durchgesegelt wird.<br />

"Segelromantik Suchende"<br />

Hier steht das möglichst entspannte Segelerlebnis im Vordergr<strong>und</strong> ("Urlaubstörns"). Es wer-<br />

den Wochenendtörns, teilweise <strong>in</strong> der Form von Familientörns, aber auch Wochentörns an-<br />

geboten. Zur Attraktivität des Angebots gehört gr<strong>und</strong>sätzlich auch das Anlaufen von <strong>in</strong>teres-<br />

santen Häfen, z. B. <strong>in</strong> der Dänischen Südsee. Die Törns s<strong>in</strong>d selbstverständlich seglerisch<br />

anspruchsvoll, ohne das jedoch alle Touristen an Bord gleich <strong>in</strong>tensiv e<strong>in</strong>gespannt werden.<br />

Wenn es schwierig wird, ist vor allem die Crew seitens der Segelschule gefordert.<br />

"Urlaub ohne Eltern"<br />

Bei K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen kann es e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Variante se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>- oder sogar zweiwö-<br />

chige Kurse anzubieten, <strong>in</strong> denen die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen den Eltern vollständig abge-<br />

nommen werden. Die Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> Verpflegung wird von der Segelschule bereitge-<br />

stellt. Für die Betreuung stehen r<strong>und</strong> um die Uhr sozialpädagogisch geschulte Mitarbeiter zur<br />

Verfügung.<br />

Good Practice: Die Segelschule Sail & Surf Rügen unterhält im Yachthafen<br />

Neuhof am Strelas<strong>und</strong> südöstlich von Strals<strong>und</strong> das "Kidscamp Neuhof".<br />

Hier können für e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>der für e<strong>in</strong>e Woche oder auch zwei Wochen<br />

Aufenthalte gebucht werden, <strong>in</strong> deren Mittelpunkt der Erwerb von Segel-<br />

kenntnissen steht (von Optimistenkurse bis zum Gr<strong>und</strong>sche<strong>in</strong>). Die Über-<br />

nachtung erfolgt im K<strong>in</strong>derferienlager Neuhof <strong>in</strong> Zelten. In der Hauptsaison<br />

können hier auch Jugendgruppen, <strong>in</strong> der Nebensaison Klassenreisen be-<br />

treut werden (s. u.).<br />

Etwas davon abweichend ist e<strong>in</strong>e Angebotsoption, die auf K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche ausge-<br />

richtet ist, die bei e<strong>in</strong>em früheren Aufenthalt bereits Kurse absolviert haben, nun aber wieder<br />

auf e<strong>in</strong> Boot wollen, selbst <strong>in</strong> der Familie jedoch ke<strong>in</strong>s haben.<br />

11


Good Practice: Die Segelschule Ralph Bennewitz, Heiligenhafen, bietet e<strong>in</strong><br />

zweiwöchiges sog. "Piratencamp" mit e<strong>in</strong>er solchen Ausrichtung an. Das<br />

Angebot ist allerd<strong>in</strong>gs auf zwei im Voraus festgelegte Wochen während der<br />

Hauptferienzeit begrenzt.<br />

Die Preise für solche Angebote liegen im Sommer 2009 bei 260,- € aufwärts je Woche all<br />

<strong>in</strong>clusive (bei E<strong>in</strong>zelbuchung). Sie liegen damit <strong>in</strong> derselben Größenordnung wie entspre-<br />

chende Wochenangebote auf Reiterhöfen.<br />

Angebote für Segelurlaub ohne Eltern s<strong>in</strong>d aufgr<strong>und</strong> des Preisniveaus primär an Familien im<br />

gehobeneren E<strong>in</strong>kommenssegment adressiert. Eltern, die ihre K<strong>in</strong>der auf diese Weise unter-<br />

br<strong>in</strong>gen, rutschen für die Zeit des Camp-Aufenthaltes automatisch aus der Gruppe der Fami-<br />

lien mit überdurchschnittlichem E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> die Gruppe der "anspruchsvollen Genießer".<br />

Dies ist aus touristischer Sicht besonders <strong>in</strong>teressant, unter der Bed<strong>in</strong>gung, dass die Eltern<br />

parallel <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> Urlaub machen.<br />

Klassen- <strong>und</strong> Gruppenreisen<br />

Die Zielgruppe besteht hier aus den Sozialpädagogen bzw. Lehrern, die Gruppenreisen (Fe-<br />

rienfreizeiten aller Art) bzw. Klassenreisen organisieren. Dabei konzentrieren sich die Klas-<br />

senreisen def<strong>in</strong>itionsgemäß auf die Nebensaison. Hauptcharakteristikum solcher Reisen ist,<br />

dass die pädagogische Betreuung der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen r<strong>und</strong> um die Uhr durch mit-<br />

reisendes Personal erfolgt, so dass sich die Segelschule auf die seglerische Ausbildung<br />

konzentrieren kann. Entsprechend s<strong>in</strong>d solche Angebote je K<strong>in</strong>d oder Jugendlichem wesent-<br />

lich preiswerter, als es oben für K<strong>in</strong>der-/Jugendcamps mit <strong>in</strong>dividueller Buchung beschrieben<br />

wurde.<br />

Good Practice: Die Segel- <strong>und</strong> Surfschule am B<strong>in</strong>nensee, Heiligenhafen,<br />

bietet unterschiedliche Kurse (e<strong>in</strong>e oder zwei Wochen, Optimisten, Jolle,<br />

Katamaran, Surfen) mit unterschiedlichen Übernachtungs- <strong>und</strong> Verpfle-<br />

gungsformen (Zeltplatz, Bauernhof, Alte Schule etc.) <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> vorhandenen<br />

Kapazitäten an. Gleichzeitig können bis zu 200 K<strong>in</strong>der bzw. Jugendliche an<br />

verschiedenen Standorten untergebracht <strong>und</strong> betreut werden.<br />

Segelschule Greifswald: Der zentrale Standortvorteil bezüglich Klassen- <strong>und</strong><br />

Jugendreisen liegt hier <strong>in</strong> der unmittelbaren Nachbarschaft des MaJuWi<br />

(Maritimes Jugenddorf Wieck)mit 300 Betten, das vom Charakter her e<strong>in</strong>er<br />

großen modernisierten Jugendherberge entspricht.<br />

Hanseatische Yachtschule (HYS) Glücksburg: Diese durch den Deutschen<br />

Hochseesportverband Hansa (DHH) getragene Schule verfügt über 190 <strong>in</strong><br />

den Segelschulbetrieb räumlich <strong>in</strong>tegrierte Betten <strong>und</strong> Betreuerzimmer <strong>in</strong><br />

gehobenem Jugendherbergsstandard. Die HYS läuft <strong>in</strong> dieser Studie aller-<br />

d<strong>in</strong>gs "außer Konkurrenz", da sie nur im Rahmen des Gesamtangebots des<br />

DHH kostendeckend arbeiten muss <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem Rahmen aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />

12


Geme<strong>in</strong>nützigkeit (Ziel: Förderung des Jugendsegelsports) von e<strong>in</strong>em er-<br />

heblichen Spendenaufkommen zehren kann.<br />

Von den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Segelschulen</strong> an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste s<strong>in</strong>d nun<br />

ganz unterschiedliche <strong>in</strong>dividuelle Segelschulkonzepte entwickelt worden, was die Komb<strong>in</strong>a-<br />

tion dieser Angebotsoptionen betrifft. Im folgenden Kapitel wird das konkrete Angebot im<br />

Überblick vorgestellt.<br />

3.2 Die Angebote der <strong>Segelschulen</strong> an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste<br />

3.2.1 Website-Auswertung<br />

Der folgenden Darstellung liegt e<strong>in</strong>e Auswertung aller Websites der <strong>Segelschulen</strong> an der<br />

schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste zugr<strong>und</strong>e, die Segelkurse ausschließlich oder unter<br />

anderem <strong>in</strong> ihrem Angebot haben. Dabei handelt es sich um <strong>in</strong>sgesamt 21 <strong>Segelschulen</strong>, die<br />

<strong>in</strong> den folgenden drei Tabellen jeweils differenziert s<strong>in</strong>d.<br />

In Tabelle 3-1 stehen die Segelschulangebote zur Debatte, die auf E<strong>in</strong>steiger orientiert s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> somit auch ohne E<strong>in</strong>schränkung für jeden Touristen <strong>in</strong> Frage kommen. Dies gilt zum<br />

e<strong>in</strong>en für den VDS-Gr<strong>und</strong>sche<strong>in</strong> <strong>und</strong> zum anderen für darauf vorbereitende Angebote wie<br />

Schnupperst<strong>und</strong>en bzw. -e<strong>in</strong>heiten oder K<strong>in</strong>dersegeln. Auch der Sportbootführersche<strong>in</strong><br />

(SBF) ist <strong>in</strong> Tabelle 3-1 aufgenommen, da er häufig von Touristen gebucht wird, die über die<br />

notwendigen Voraussetzungen verfügen (vgl. Tab. 3-11), <strong>und</strong> der an der Grenze zwischen<br />

e<strong>in</strong>steigerorientierten <strong>und</strong> auf Fortgeschrittene ausgerichteten Angeboten steht. Schließlich<br />

ist auch verzeichnet, ob für Urlauber <strong>in</strong>teressante Törns angeboten werden, also solche, die<br />

sich gut z. B. an e<strong>in</strong>em Wochenende oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von vier bis sieben Tagen Län-<br />

ge <strong>in</strong> den Urlaub <strong>in</strong>tegrieren lassen, <strong>und</strong> bei denen das eher erholsame Segelerlebnis im<br />

Vordergr<strong>und</strong> steht. Solche Törns gehen z. B. häufig <strong>in</strong> die Dänische Südsee. Nachts wird<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong> Hafen angelaufen, der <strong>in</strong> der Regel auch für sich genommen touristisch<br />

<strong>in</strong>teressant ist. Die Törnteilnehmer müssen nicht unbed<strong>in</strong>gt seglerisch geschult se<strong>in</strong>. Wenn<br />

K<strong>in</strong>der mitgenommen werden können, wird bei solchen Angeboten auch von "Familientörns"<br />

gesprochen. In Tabelle 3-1 ist <strong>in</strong> drei Fällen <strong>in</strong> der Rubrik "Urlaubstörns" die Markierung (x)<br />

enthalten. Hier geht aus der Website s<strong>in</strong>d klar hervor, ob die angebotenen Törns auch für<br />

wenig segelerfahrene Urlauber <strong>in</strong> Frage kommen. Bei Skipper wird nicht deutlich, ob<br />

Schnupperangebote dabei s<strong>in</strong>d.<br />

In Tabelle 3-1 lassen sich klare Gruppen von <strong>Segelschulen</strong> erkennen:<br />

- unmittelbar auf Urlauber <strong>und</strong> dabei speziell auf E<strong>in</strong>steiger orientierte <strong>Segelschulen</strong>, die<br />

nicht über Yachten verfügen (Westw<strong>in</strong>d, Wetw<strong>in</strong>d, Kle<strong>in</strong>e Segel, B<strong>in</strong>nensee, Gold);<br />

- dgl., mit Yachten (Hornich, Eckernförde, Ostw<strong>in</strong>d, Bennewitz, Dübe, Blauer Peter, Skip-<br />

per, Mövenste<strong>in</strong>);<br />

13


Tabelle 3-1: E<strong>in</strong>steigerorientierte Angebote der <strong>Segelschulen</strong> an der schleswigholste<strong>in</strong>ischen<br />

Ostseeküste<br />

Segelschule Schnupper- K<strong>in</strong>der- Gr<strong>und</strong>sche<strong>in</strong> SBF B/S Urlaubs-<br />

Angebote segeln törns etc.<br />

FAPO-Sail<strong>in</strong>g GmbH - - x x -<br />

Ostsee-Segelschule<br />

Hornich x x x x x<br />

Segelschule Eckern-<br />

Förde x x x x x<br />

Westw<strong>in</strong>d Wasser-<br />

sportschule x x x - -<br />

Sailaway Yacht-<br />

sport - - - x x<br />

Wetw<strong>in</strong>d Wasser-<br />

Sportschule x x x x -<br />

Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />

Hohwacht x x x x x<br />

Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />

Laboe x x x x x<br />

Segelschule<br />

"Kle<strong>in</strong>e Segel" x x x x -<br />

Segel- <strong>und</strong> Surfschule<br />

am B<strong>in</strong>nensee x x x x -<br />

Segelschule Ralph<br />

Bennewitz x x x x x<br />

Surfen <strong>und</strong> Segeln<br />

Gold auf Fehmarn x x x - -<br />

Segelschule<br />

Dübe x x x x (x)<br />

Yachtschule<br />

Fehmarn - - - - -<br />

Segelschule<br />

"Blauer Peter" x x x x -<br />

Segel- <strong>und</strong> Motorboot-<br />

schule Neustadt - - x x -<br />

Segelschule<br />

SKIPPER (x) x x x x<br />

Segelschule<br />

Mövenste<strong>in</strong> x - x x -<br />

Wasserfahrschule<br />

Schött - - x x (x)<br />

Lübecker<br />

Segelschule - x x x (x)<br />

Frank Lochte x - x x x<br />

Quelle: Websites der <strong>Segelschulen</strong><br />

14


- mit dem Gr<strong>und</strong>sche<strong>in</strong> beg<strong>in</strong>nende <strong>Segelschulen</strong>, die darauf aufbauend aber vor allem auf<br />

die anspruchsvolleren Angebote ausgerichtet s<strong>in</strong>d (FAPO, Sailaway, Yachtschule Feh-<br />

marn, Neustadt, Schött, Lübecker, Lochte).<br />

In Tabelle 3-2 zeigt sich der Unterschied zwischen e<strong>in</strong>steiger- <strong>und</strong> fortgeschrittenenorientier-<br />

ten <strong>Segelschulen</strong> noch deutlicher. E<strong>in</strong> breites Angebot sowohl <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en als auch <strong>in</strong> der<br />

anderen Richtung wird nur von Bennewitz <strong>und</strong> Skipper, dazu von der Lübecker <strong>und</strong> von<br />

Lochte vorgehalten. Im Übrigen gibt es bei e<strong>in</strong>igen <strong>Segelschulen</strong> <strong>in</strong>dividuelle Besonderhei-<br />

ten. So bieten - zum<strong>in</strong>dest auf der Homepage - weder Sailaway noch die Yachtschule Feh-<br />

marn den SHS-Sche<strong>in</strong> an. Auch bei anderen <strong>Segelschulen</strong> besteht im Übrigen die Möglich-<br />

keit, dass gegebenenfalls die Angaben auf der Homepage unvollständig s<strong>in</strong>d.<br />

Tabelle 3-3 widmet sich <strong>in</strong> den ersten Spalten den Angeboten, die die <strong>Segelschulen</strong> über<br />

das Segeln im engeren S<strong>in</strong>ne h<strong>in</strong>aus bereithalten. Gerade Jugendliche s<strong>in</strong>d beim Erstkontakt<br />

mit e<strong>in</strong>er Segelschule entweder noch nicht darauf festgelegt, ob sie klassisch segeln lernen<br />

wollen oder aber Trendwassersportarten bevorzugen, <strong>in</strong>sbesondere also W<strong>in</strong>dsurfen, Kiten<br />

oder Katamaransegeln. Oder aber das Interesse geht von vornhere<strong>in</strong> gezielt <strong>in</strong> diese Rich-<br />

tung, was nicht ausschließt, dass sich die Jugendlichen im zweiten Durchgang auch für das<br />

klassische Segeln <strong>in</strong>teressieren. In jedem Falle ist e<strong>in</strong>e Segelschule, die auch Sur-<br />

fen/Kiten/Katamaran anbietet, für diese Gruppen besonders gut aufgestellt. Tabelle 3-3 lässt<br />

erkennen, dass knapp 50 % aller untersuchten <strong>Segelschulen</strong> auch "am Strand" aktiv s<strong>in</strong>d.<br />

Bei Westw<strong>in</strong>d, Wetw<strong>in</strong>d, Ostw<strong>in</strong>d, Kle<strong>in</strong>e Segel, Gold <strong>und</strong> Mövenste<strong>in</strong> steht das klassische<br />

Segeln sogar erst an zweiter Stelle. Dies gilt für die Segel- <strong>und</strong> Surfschule am B<strong>in</strong>nensee<br />

auch, wenn man beide Ausbildungsstandorte, am B<strong>in</strong>nensee <strong>und</strong> am Strand auf dem Gras-<br />

warder, geme<strong>in</strong>sam sieht.<br />

Nur drei <strong>Segelschulen</strong> bieten "Ferien ohne Eltern" an, e<strong>in</strong> Angebot also, das besonders gut<br />

mit dem aktuellen schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Tourismuskonzept harmoniert (vgl. Kap. 3.1).<br />

Gruppenangebote, <strong>in</strong>sbesondere also für Klassenreisen <strong>in</strong> der Nebensaison, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> sieben<br />

Fällen zu f<strong>in</strong>den. Teilweise handelt es sich dabei aber nicht um e<strong>in</strong> zentrales Geschäftsfeld<br />

("auf Anfrage möglich"). Insbesondere Ostw<strong>in</strong>d/Hohwacht, B<strong>in</strong>nensee/Heiligenhafen <strong>und</strong><br />

Skipper/Niendorf setzen hier e<strong>in</strong>en klaren Schwerpunkt, wozu auch das Vorhalten der erfor-<br />

derlichen Übernachtungskapazitäten gehört.<br />

Zusammenfassend kann man aus der Perspektive der touristischen Relevanz folgende Se-<br />

gelschultypen unterscheiden:<br />

A Primär e<strong>in</strong>steigerorientiert, klare Ausrichtung auf klassisches Segeln (Hornich, Eckern-<br />

förde, Dübe)<br />

B e<strong>in</strong>steigerorientiert <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Surfen/Kiten/Katamaran (Westw<strong>in</strong>d, Wetw<strong>in</strong>d,<br />

2 x Ostw<strong>in</strong>d, Kle<strong>in</strong>e Segel, B<strong>in</strong>nensee, Gold, Mövenste<strong>in</strong>)<br />

C gleichrangige Verb<strong>in</strong>dung von E<strong>in</strong>steiger- <strong>und</strong> Fortgeschrittenenangeboten (Bennewitz,<br />

Blauer Peter, Skipper, Lübecker, Lochte) (Forts. S. 18)<br />

15


Tabelle 3-2: Fortgeschrittenenangebote der <strong>Segelschulen</strong> an der schleswigholste<strong>in</strong>ischen<br />

Ostseeküste<br />

Segelschule SKS SSS SHS Funk- Meilen- Fern-<br />

sche<strong>in</strong>e segeln törns<br />

FAPO-Sail<strong>in</strong>g GmbH x x x x x x<br />

Ostsee-Segelschule<br />

Hornich x - - x - -<br />

Segelschule Eckern-<br />

Förde x - - x - -<br />

Westw<strong>in</strong>d Wasser-<br />

sportschule - - - - - -<br />

Sailaway Yacht-<br />

sport x x - x x x<br />

Wetw<strong>in</strong>d Wasser-<br />

Sportschule - - - - - -<br />

Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />

Hohwacht x x - x (x) -<br />

Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />

Laboe x x - x - -<br />

Segelschule<br />

"Kle<strong>in</strong>e Segel" - - - - - -<br />

Segel- <strong>und</strong> Surfschule<br />

am B<strong>in</strong>nensee - - - - - -<br />

Segelschule Ralph<br />

Bennewitz x x x x x -<br />

Surfen <strong>und</strong> Segeln<br />

Gold auf Fehmarn - - - - - -<br />

Segelschule<br />

Dübe x - - x x x<br />

Yachtschule<br />

Fehmarn x x - x x x<br />

Segelschule<br />

"Blauer Peter" x x x x (x) -<br />

Segel- <strong>und</strong> Motorboot-<br />

schule Neustadt x - - x - -<br />

Segelschule<br />

SKIPPER x x x x x x<br />

Segelschule<br />

Mövenste<strong>in</strong> x - - - - x<br />

Wasserfahrschule<br />

Schött x x - - x -<br />

Lübecker<br />

Segelschule x x x x x x<br />

Frank Lochte x x x x x x<br />

Quelle: Websites der <strong>Segelschulen</strong><br />

16


Tabelle 3-3: Ergänzende Angebote der <strong>Segelschulen</strong> an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen<br />

Ostseeküste<br />

Segelschule Surfen Kiten Katamaran Ferien Gruppen-<br />

ohne Eltern angebote<br />

FAPO-Sail<strong>in</strong>g GmbH - - - - -<br />

Ostsee-Segelschule<br />

Hornich - - - - x<br />

Segelschule Eckern-<br />

Förde - - - - -<br />

Westw<strong>in</strong>d Wasser-<br />

sportschule x - x - -<br />

Sailaway Yacht-<br />

sport - - - - -<br />

Wetw<strong>in</strong>d Wasser-<br />

Sportschule x - x x x<br />

Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />

Hohwacht x - x - x<br />

Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />

Laboe x - x - x<br />

Segelschule<br />

"Kle<strong>in</strong>e Segel" x - x - -<br />

Segel- <strong>und</strong> Surfschule<br />

am B<strong>in</strong>nensee x x x - x<br />

Segelschule Ralph<br />

Bennewitz - - - x x<br />

Surfen <strong>und</strong> Segeln<br />

Gold auf Fehmarn x x x - -<br />

Segelschule<br />

Dübe - - - x -<br />

Yachtschule<br />

Fehmarn - - - - -<br />

Segelschule<br />

"Blauer Peter" - - - - -<br />

Segel- <strong>und</strong> Motorboot-<br />

schule Neustadt - - - - -<br />

Segelschule<br />

SKIPPER - - x - x<br />

Segelschule<br />

Mövenste<strong>in</strong> - x x - -<br />

Wasserfahrschule<br />

Schött - - - - -<br />

Lübecker<br />

Segelschule - - - - -<br />

Frank Lochte - - - - -<br />

Quelle: Websites der <strong>Segelschulen</strong><br />

17


D Schwerpunkt auf Fortgeschrittenenangeboten (FAPO, Sailaway, Yachtschule Fehmarn)<br />

Lediglich die Segel- <strong>und</strong> Motorbootschule Neustadt <strong>und</strong> die Wasserfahrschule Schött setzen<br />

bisher weder <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en noch <strong>in</strong> der anderen Richtung Schwerpunkte, so dass man sie<br />

nach dem Internetauftritt ke<strong>in</strong>em der unterschiedenen Typen zuordnen kann.<br />

In den Typen A bis C gibt es jeweils die Variante, dass zusätzlich die speziell jugendorien-<br />

tierten Angebote "Ferien ohne Eltern" sowie "Klassen- <strong>und</strong> Gruppenreisen" geboten werden.<br />

Damit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung s<strong>in</strong>d die Typen A bis C diejenigen, die für die Stützung des Tourismus<br />

an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste besondere Bedeutung besitzen. Typ D fällt an<br />

Land nur sehr nachrangig auf. Hauptaktivitätsgebiete liegen auf der Ostsee oder im Zusam-<br />

menhang mit Ferntörns <strong>in</strong> der Nordsee <strong>und</strong> - An-/Abreise per Flugzeug - im Mittelmeer, <strong>in</strong><br />

der Karibik oder im Pazifik. Bei Typ D geht es also nur nachrangig speziell um Tourismus <strong>in</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong>. Dies ändert nichts daran, dass erhebliche Wertschöpfung betrieben<br />

wird. Die Relevanz für den regionalen Tourismus ist jedoch ger<strong>in</strong>g. Die <strong>Segelschulen</strong> der<br />

Typen A bis C s<strong>in</strong>d demgegenüber - auch - davon abhängig, wie gut sich <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong><br />

generell als touristisches Zielgebiet entwickelt. Und sie haben E<strong>in</strong>fluss auf diese Entwick-<br />

lung. Nicht jede Segelschule muss dabei "alles" anbieten. Sie sollte aber "alles" aufgreifen<br />

<strong>und</strong> vermitteln können. Dies setzt e<strong>in</strong>e enge Kooperation zwischen den verschiedenen Was-<br />

sersportschulen im engeren regionalen Rahmen voraus (vgl. auch Kap. 3.2.3). Segelschu-<br />

len, die alles touristisch Relevante vollständig aus e<strong>in</strong>er Hand anbieten, gibt es weder <strong>in</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> noch <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern (vgl. Kap. 3.2.3).<br />

Die Websitegestaltung der <strong>Segelschulen</strong><br />

Hier soll es nicht um die allgeme<strong>in</strong>e Gestaltungsqualität der e<strong>in</strong>zelnen Websites gehen, auch<br />

wenn diese durchaus unterschiedlich ist. Speziell unter dem Gesichtspunkt der touristischen<br />

Bedeutung der <strong>Segelschulen</strong> ist jedoch festzustellen:<br />

- E<strong>in</strong>e direkte Ansprache von Ostküstenurlaubern möglichst gleich auf der Startseite erfolgt<br />

lediglich <strong>in</strong> sechs Fällen (Ostw<strong>in</strong>d, Wetw<strong>in</strong>d, B<strong>in</strong>nensee, Blauer Peter, Skipper, Lochte),<br />

teilweise nur sehr knapp. Die Yachtschule Fehmarn <strong>und</strong> Sailaway sprechen dazu "Ur-<br />

laubstörns" an, die aber bezüglich ihres Zielgebietes nichts mit <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> zu tun<br />

haben.<br />

- Beim Durchklicken kommen dann bei weiteren drei <strong>Segelschulen</strong> (Hornich, Kle<strong>in</strong>e Segel,<br />

Mövenste<strong>in</strong>) Informationen, die sich an Urlauber wenden.<br />

Bei der Gestaltung der Homepage <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere der Startseite steht selbstverständlich<br />

das Sportliche sowie das spezifische segelschulische Angebot im Vordergr<strong>und</strong>. Dennoch<br />

würde es S<strong>in</strong>n machen, gr<strong>und</strong>sätzlich, beg<strong>in</strong>nend mit der Startseite, auch Urlauber anzu-<br />

sprechen, ob nun als schon ausgebildete oder als potenzielle Segler.<br />

18


Nur <strong>in</strong> seltenen Fällen ist der Website zu entnehmen, was der jeweilige Segelschulstandort<br />

außer der Segelschule noch bietet (Hornich, Skipper), was ja durchaus auch e<strong>in</strong> wenig die<br />

Attraktivität der Segelschule selbst bee<strong>in</strong>flussen kann.<br />

3.2.2 Mystery Check<br />

In Kap. 2.2 wurde die Vorgehensweise bei der Durchführung der Mystery Checks bereits<br />

erläutert (vgl. dazu auch Anhang 2). Von den dabei besuchten acht <strong>Segelschulen</strong> werden im<br />

Folgenden zwei aus der Ergebnisdarstellung ausgeklammert:<br />

- Sailaway Yachtsport betreibt <strong>in</strong> Kiel-Holtenau e<strong>in</strong>e Geschäftsstelle, die ausschließlich auf<br />

die Unternehmensmanagementaufgaben ausgerichtet ist. Die segelschulischen Aktivitä-<br />

ten f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Kiel-Schilksee, vor allem aber an Bord der Yachten statt. Die von Sailaway<br />

angebotenen Kurse werden im Normalfall <strong>in</strong> der Form von Ausbildungstörns absolviert.<br />

Die Geschäftsstelle <strong>in</strong> der Kanalstr. In Kiel-Holtenau ist mit den Anlaufstellen der anderen<br />

besuchten <strong>Segelschulen</strong> also nicht vergleichbar.<br />

- Aloha Sail Po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Eckernförde als Nachfolger von Nordw<strong>in</strong>d Wassersportcentrum<br />

Eckernförde hat im Jahre 2009 die segelschulischen Angebote von Nordw<strong>in</strong>d erst e<strong>in</strong>mal<br />

übernommen, jedoch mit dem Auslaufen der Saison 2009 beendet. Im Jahre 2010 wer-<br />

den nur noch Surfkurse angeboten werden. Die übernommenen Boote werden verkauft.<br />

Dennoch ist Aloha Sail Po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Bezug auf Gastronomie <strong>und</strong> Kommunikation e<strong>in</strong> gutes<br />

Beispiel. Unten wird deshalb unter diesem Gesichtspunkt darauf zurückzukommen se<strong>in</strong>.<br />

Erster E<strong>in</strong>druck<br />

Im Normalfall s<strong>in</strong>d die besuchten <strong>Segelschulen</strong> gut zu f<strong>in</strong>den. Die meisten s<strong>in</strong>d bereits von<br />

weitem unübersehbar, so dass ke<strong>in</strong>e Suchprobleme auftauchen, wenn man über die unge-<br />

fähre Lage <strong>in</strong>nerhalb des Gesamtortes <strong>in</strong>formiert ist. Ist der Standort zentral im Bereich der<br />

Hauptlaufwege spazieren gehender Touristen gelegen, s<strong>in</strong>d Wegweisungen hilfreich, aber<br />

nicht zw<strong>in</strong>gend erforderlich (Eckernförde, Westw<strong>in</strong>d). Ist der Standort dagegen dezentral, wie<br />

bei den <strong>Segelschulen</strong> am B<strong>in</strong>nensee, Bennewitz, Blauer Peter, s<strong>in</strong>d Wegweisungen wichtig.<br />

Die Segelschule Blauer Peter ist auf allen Lageplänen des Grömitzer Tourismus-Service<br />

verzeichnet. In Heiligenhafen gilt dies nicht. Auch sonstige Wegweiser fehlen bzw. s<strong>in</strong>d un-<br />

auffällig. Bei der Segelschule Ralph Bennewitz führt dies dazu, dass viele wirklich suchen<br />

<strong>und</strong> sich ggf. durchfragen müssen. Die Schulungsräume der Segelschule Hornich mitten <strong>in</strong><br />

Maasholm s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>em Lageplan der Tourist-Information gleich am Ortse<strong>in</strong>gang verzeich-<br />

net.<br />

19


Das Personal der Segelschule ist <strong>in</strong> allen besuchten Fällen fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> kompetent, Kurs-<br />

listen <strong>und</strong> Preise liegen <strong>und</strong>/oder hängen aus. Lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall - Westw<strong>in</strong>d - s<strong>in</strong>d die<br />

Preise nur mündlich zu erfragen.<br />

Kernangebot<br />

Die angebotenen Kurse <strong>und</strong> die vorhandene Bootsflotte variieren von Segelschule zu Segel-<br />

schule nach ihrer Größe <strong>und</strong> ihrem Konzept. In dieser H<strong>in</strong>sicht wird auf Kap. 3.2.1 verwie-<br />

sen. Entsprechend variiert auch die Zahl der Ausbilder mit Segellehrerlizenz (durchgängig<br />

mehrere). Allerd<strong>in</strong>gs h<strong>in</strong>gen die Lizenzen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er der besuchten <strong>Segelschulen</strong> aus. Die<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Boote bef<strong>in</strong>den sich durchgängig <strong>in</strong> sehr gutem Zustand. Alle <strong>Segelschulen</strong><br />

verfügen über jeweils schnell erreichbare Segelreviere ganz unterschiedlicher Exposition.<br />

Bei der Segelschule am B<strong>in</strong>nensee ist allerd<strong>in</strong>gs der Wechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Revier mit stärkerer Ex-<br />

position nur mit e<strong>in</strong>igem Aufwand möglich, da die Zufahrt zum B<strong>in</strong>nensee unter e<strong>in</strong>er sehr<br />

flachen Brücke h<strong>in</strong>durchführt, die erst geöffnet werden muss.<br />

Die Segelschüler tragen gr<strong>und</strong>sätzlich schon beim Betreten des Steges Schwimmwesten. In<br />

e<strong>in</strong>em Fall wurde allerd<strong>in</strong>gs beobachtet, dass die Ausbilder dies (noch) nicht taten.<br />

Infrastruktur<br />

Die Größe der Schulungsräume ist je nach Kapazität der <strong>Segelschulen</strong> sehr unterschiedlich.<br />

Die technische Ausstattung ist durchgängig funktional, <strong>in</strong>sbesondere mit Video-Anlagen.<br />

Beamer haben noch ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zug gef<strong>und</strong>en (nur <strong>in</strong> der HYS <strong>in</strong> Glücksburg <strong>in</strong>stalliert, vgl.<br />

Kap. 3.1). Durchgängig gibt es Bücherborde mit Büchern <strong>und</strong> Zeitschriften, allerd<strong>in</strong>gs eben-<br />

falls <strong>in</strong> unterschiedlicher Reichhaltigkeit. In vier der besuchten sechs <strong>Segelschulen</strong> f<strong>in</strong>det<br />

ke<strong>in</strong> Verkauf von Gr<strong>und</strong>ausrüstung oder Segelkleidung statt. In zwei Fällen - Hornich <strong>und</strong><br />

Blauer Peter - existiert e<strong>in</strong> Seglershop mit reichhaltigem Angebot.<br />

Was gastronomische Angebote betrifft, s<strong>in</strong>d die untersuchten <strong>Segelschulen</strong> sehr zurückhal-<br />

tend. In zwei Fällen bef<strong>in</strong>det sich unmittelbar nebenan e<strong>in</strong> Café bzw. Bistro (Eckernförde <strong>und</strong><br />

Blauer Peter). In e<strong>in</strong>em Fall kann man sich mit diversen Getränken <strong>und</strong> Kuchen versorgen<br />

(Hornich) oder zum<strong>in</strong>dest mit kalten Getränken (Westw<strong>in</strong>d). Im Übrigen wird auf Selbstver-<br />

pflegung gesetzt (B<strong>in</strong>nensee, Bennewitz). Aloha Sail Po<strong>in</strong>t ist der e<strong>in</strong>zige besuchte Fall, <strong>in</strong><br />

dem e<strong>in</strong>e professionell wirkende Gastronomie <strong>in</strong> die - demnächst nur noch - Surfschule <strong>in</strong>-<br />

tegriert ist.<br />

Die Qualität gastronomischer Angebote hat ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Qualität der segelschuli-<br />

schen Aktivitäten. Aus der Sicht der <strong>Tourismusförderung</strong> kommt der Gastronomie dennoch<br />

e<strong>in</strong>e nicht unwichtige Rolle zu. Am Standort e<strong>in</strong>er Segelschule ist es immer <strong>in</strong>teressant, man<br />

kann "was sehen" bzw. "was erleben", auch ohne selbst Segelschüler zu se<strong>in</strong>. Das macht<br />

den Standort auch für "Sehleute" <strong>in</strong>teressant, die ja gegebenenfalls potenzielle Segelschüler<br />

se<strong>in</strong> können. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die allgeme<strong>in</strong>e Kommunikation der Segelschüler untere<strong>in</strong>-<br />

20


ander oder zwischen Ausbildern <strong>und</strong> Segelschülern gefördert wird, wenn man auch bei<br />

Mahlzeiten aller Art oder beim Bier am Abend <strong>in</strong> Sicht- <strong>und</strong> Kommunikationsreichweite blei-<br />

ben kann (vgl. auch Kap. 5.1).<br />

Alternativangebote<br />

Wenn bei zu wenig oder zu viel W<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Segeln möglich ist, spielt das Vorhandense<strong>in</strong> von<br />

alternativen Aktivitätsangeboten e<strong>in</strong>e Rolle. Insbesondere bei K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen ist<br />

dies wichtig. Entsprechend ist zu erkennen, dass die unter anderem stark auf K<strong>in</strong>der <strong>und</strong><br />

Jugendliche ausgerichteten <strong>Segelschulen</strong> Alternativangebote vorhalten. Dies gilt <strong>in</strong> besonde-<br />

rem Maße für die Segel- <strong>und</strong> Surfschule am B<strong>in</strong>nensee, wo Beachvolleyball <strong>und</strong> Kajak Fah-<br />

ren möglich s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> dies auch für viele Jugendliche gleichzeitig. Auch bei Bennewitz gibt es<br />

Aktivitätsangebote. Beim Blauen Peter ist e<strong>in</strong> so genanntes "Optimistenhaus" e<strong>in</strong>gerichtet<br />

worden, dass unmittelbar neben dem Gebäude mit Geschäftsstelle, Shop <strong>und</strong> Schulungs-<br />

räumen steht <strong>und</strong> unterschiedlichste Spielmöglichkeiten bereitstellt. Die anderen besuchten<br />

<strong>Segelschulen</strong> bieten <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht ke<strong>in</strong>e Angebote. Aloha Sail Po<strong>in</strong>t läuft auch diesbe-<br />

züglich außer Konkurrenz. Aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Ausrichtung auf "Fun-Sport" stehen hier spieleri-<br />

sche Angebote ohneh<strong>in</strong> stark im Vordergr<strong>und</strong>. Auch hier sei im Übrigen auf die HYS Glücks-<br />

burg (vgl. Kap. 3.1) verwiesen, die e<strong>in</strong> reichhaltiges Angebot von alternativen Aktivitäten -<br />

sowohl <strong>in</strong>door als auch outdoor - bereithält.<br />

3.2.3 Vergleich mit Mecklenburg-Vorpommern<br />

In Mecklenburg-Vorpommern s<strong>in</strong>d unmittelbar an der Ostseeküste <strong>und</strong> ihren Nebengewäs-<br />

sern 22 <strong>Segelschulen</strong> tätig, e<strong>in</strong>ige davon <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Surfangeboten. H<strong>in</strong>zu kommen<br />

sechs re<strong>in</strong>e Surfschulen. Über die Tourist-Informationen würden fünf besonders gut aufge-<br />

stellte <strong>Segelschulen</strong> für Expertengespräche ausgewählt. In vier dieser Schulen konnten, <strong>in</strong><br />

der Regel mit den Inhabern, ausführliche Expertengespräche geführt werden (vgl. Kap. 2.3<br />

<strong>und</strong> Anhang 3).<br />

Ke<strong>in</strong>e systematischen Unterschiede zwischen <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpom-<br />

mern zeigen sich bezüglich<br />

- der Dichte der Segelschulstandorte; auch <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern s<strong>in</strong>d die meisten<br />

Küstenregionen gut versorgt; es zeigen sich allerd<strong>in</strong>gs doch mehrere regionale "Lücken",<br />

zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> West-Mecklenburg, sozusagen "gegenüber" der Ostholste<strong>in</strong>er Küste, wo<br />

das e<strong>in</strong>zige Angebot <strong>in</strong> Wismar liegt (Cipra); weiterh<strong>in</strong> arbeitet im Bereich Fisch-<br />

land/Darß/Z<strong>in</strong>gst nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Segelschule (Fischländer Segelschule <strong>in</strong> Wustrow);<br />

schließlich ist Usedom auf der zur Ostsee exponierten Seite völlig unversorgt; <strong>in</strong> allen<br />

drei Fällen s<strong>in</strong>d die "Lücken" unter anderem auch mit der ungünstigen Küstengestaltung<br />

<strong>und</strong>/oder Exposition zu erklären;<br />

21


- der Größe <strong>und</strong> Qualität der Bootsflotten - sehr gemischt - <strong>und</strong> der Qualität der Ausbilder;<br />

- der allgeme<strong>in</strong>en segelschulischen Infrastruktur.<br />

Trotz der besonderen Zuschussmöglichkeiten <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern - bisher <strong>in</strong> der<br />

Regel 50 % aller Investitionskosten - haben sich nur wenige <strong>Segelschulen</strong> sehr aufwändig<br />

ausgestattet. Mehrere <strong>Segelschulen</strong> machen von der Möglichkeit Gebrauch, mit F<strong>in</strong>anzie-<br />

rung durch die Agentur für Arbeit Segellehrer auszubilden, teilweise auch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

der Ausbildung zum Bootsbauer. Dies führt zu e<strong>in</strong>er mittelbaren Subventionierung des lau-<br />

fenden Segelschulbetriebs, da die Auszubildenden teilweise <strong>in</strong> den angebotenen Kursen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden <strong>und</strong> dies auch sollen, jedoch von der BA f<strong>in</strong>anziert werden. Per saldo füh-<br />

ren die MV-spezifischen F<strong>in</strong>anzierungsbed<strong>in</strong>gungen also zu e<strong>in</strong>er Verbesserung des Preis-<br />

Leistungsverhältnisses <strong>und</strong> damit zu tendenziell niedrigeren Kursgebühren.<br />

Lässt man diesen Effekt außer Acht, so stehen die vier besuchten <strong>Segelschulen</strong> nicht für<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern generell andere "Segelschullandschaft", sondern für <strong>in</strong>te-<br />

ressante <strong>in</strong>dividuelle Segelschulkonzeptionen, die als Good Practice analysierbar s<strong>in</strong>d.<br />

Sail & Surf Rügen<br />

Sail & Surf ist <strong>in</strong> Bezug auf die folgenden Punkte vorbildlich:<br />

- Integration <strong>in</strong> den Yachthafenstandort Altefähr: Der Sitz der Segelschule bef<strong>in</strong>det sich im<br />

Gebäude e<strong>in</strong>es ehemaligen kle<strong>in</strong>en Hotels direkt am Hafen, der <strong>in</strong> Altefähr äußerst über-<br />

sichtlich ist.<br />

- Ausstattung des Hauptgebäudes ("Haus am S<strong>und</strong>"): Außer der Geschäftsstelle, Schu-<br />

lungsräumen, Ausrüstungs- <strong>und</strong> Versorgungs<strong>in</strong>frasatruktur, Toiletten <strong>und</strong> Duschen bef<strong>in</strong>-<br />

det sich hier e<strong>in</strong>e Sauna, die <strong>in</strong> der Nebensaison sehr gern <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiv genutzt wird.<br />

Weiterh<strong>in</strong> ist die gesamte obere Etage für die Übernachtung von bis zu 50 K<strong>in</strong>-<br />

dern/Jugendlichen mit Betreuern ausgebaut.<br />

- Standortdifferenzierung: an gesonderten Standorten der Insel Rügen bzw. am Strelas<strong>und</strong><br />

bef<strong>in</strong>det sich, zugehörig zum Unternehmen Sail & Surf, das Kidscamp Neuhof (Ferien<br />

ohne Eltern <strong>und</strong> Klassenreisen), die Surfschule Thiessow <strong>und</strong> die Surfschule B<strong>in</strong>z (an ei-<br />

nen Franchise-Nehmer verpachtet).<br />

- "Inselbar": Unmittelbar am Zugang zum Hauptsteg liegt e<strong>in</strong> Bistro mit kalten <strong>und</strong> warmen<br />

Angeboten <strong>und</strong> der Möglichkeit, mit Blick auf Strals<strong>und</strong> <strong>und</strong> "die untergehende Sonne"<br />

Getränke zu sich zu nehmen. Das Gebäude bef<strong>in</strong>det sich im Besitz der Geme<strong>in</strong>de, die<br />

damit nichts rechtes anzufangen wusste.<br />

22


- Kooperation mit Hotels <strong>in</strong> Strals<strong>und</strong>: Bei den dortigen großen Hotels - z. B. Steigenber-<br />

ger, Dor<strong>in</strong>t - liegen Informationen zur Segelschule bereit. Das Hotelpersonal ist für die In-<br />

formation der Hotelgäste speziell präpariert. Jedes Jahr führt Sail & Surf für e<strong>in</strong>ige Hotel-<br />

angestellte e<strong>in</strong>en kostenlosen Schnupperkurs durch.<br />

- Nutzen regionaler Events: Der April ist im Strelas<strong>und</strong> "Her<strong>in</strong>gssaison". Die Hansestadt<br />

Strals<strong>und</strong> <strong>und</strong> alle am S<strong>und</strong> anliegenden Geme<strong>in</strong>den verb<strong>in</strong>den dies mit zahlreichen Ak-<br />

tivitäten, die gezielt zur Vorverlegung des Saisonbeg<strong>in</strong>ns genutzt werden. Sail & Surf<br />

funktioniert <strong>in</strong> diesen Wochen fast alle Boote zu "Her<strong>in</strong>gsfängern" um.<br />

im-jaich wasserferienwelt/Segelschule Rügen<br />

- Integration <strong>in</strong> den Yachthafenstandort: Die Segelschule Rügen ist unmittelbarer Bestand-<br />

teil der "Wasserferienwelt" <strong>in</strong> Lauterbach, Stadtteil von Putbus. Das Gesamtangebot aus<br />

Yachthafen, Bootshallen, Werkstätten, Hausbooten, Appartmenthäusern, Bistro <strong>und</strong> eben<br />

auch Segelschule ist unternehmerisch mite<strong>in</strong>ander verflochten.<br />

- Bistro: Auch <strong>in</strong> Lauterbach besteht mit dem Verwaltungsgebäude <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Se-<br />

gelschulgeschäftsstelle, Hafenmeisterei <strong>und</strong> - kle<strong>in</strong>er - Gastronomie e<strong>in</strong> zentraler Anlauf-<br />

punkt mit sehr guter Lage ("Sp<strong>in</strong>ne im Netz").<br />

- Eigene Übernachtungsangebote: Zwischen den Bootsliegeplätzen liegen an e<strong>in</strong>em der<br />

Stege auch 12 Hausboote (die ersten <strong>in</strong> Deutschland mit touristischer Nutzung), die ganz<br />

normal für Übernachtungen gebucht werden können. Weitere 10 Hausboote <strong>und</strong> 14<br />

Pfahlhäuser (ebenfalls deutschlandweit erstmalig) s<strong>in</strong>d genehmigt. Interessant: Die dort<br />

übernachtenden Urlauber s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> seltenen Fällen Bootseigner, die auf Törns <strong>in</strong> Lau-<br />

terbach vorbeikommen. Es handelt sich um normale Urlauber, die die Segelumgebung<br />

<strong>in</strong>teressant f<strong>in</strong>den, ohne selbst gleich e<strong>in</strong>en Segelschulkurs buchen zu wollen. E<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>-<br />

dung <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht existiert also nicht. H<strong>in</strong>zu kommen Gästehäuser mit Appartments<br />

<strong>und</strong> Ferienbungalows, die im Rahmen des Unternehmens ebenfalls vermietet werden.<br />

- Ergänzende Angebote: Wellnessangebote waren ursprünglich ebenfalls als Standardan-<br />

gebot <strong>in</strong>tegriert. Mittlerweile können entsprechende Anwendungen externer Anbieter nur<br />

noch gebucht <strong>und</strong> <strong>in</strong> eigenen Räumlichkeiten <strong>in</strong> Anspruch genommen werden.<br />

- Zusammenarbeit mit Hotels: In Sichtweite zum Yachthafen liegt das 4-Sterne-Hotel "Ba-<br />

dehaus Goor". Mit dem Hotel wird locker zusammengearbeitet (Informationen, Material).<br />

Wassersport Rostock <strong>und</strong> Segelschule Greifswald<br />

Bei diesen beiden <strong>Segelschulen</strong> handelt es sich, wie bereits bei Sail & Surf Rügen, um Un-<br />

ternehmen, die jeweils mit ihren Aktivitäten über mehrere Standorte verteilt s<strong>in</strong>d, um unter-<br />

schiedliche Standortbed<strong>in</strong>gungen auszunutzen. Wassersport Rostock verfügt über den<br />

23


Hauptstandort am Warnowufer <strong>in</strong> der Höhe der Rostocker Altstadt, über e<strong>in</strong>en Strandstand-<br />

ort vor dem Hotel Neptun <strong>in</strong> Warnemünde mit Schwerpunkt auf Surfen <strong>und</strong> Katamaran sowie<br />

über e<strong>in</strong>en Standort <strong>in</strong> Markgrafenheide, der sich auf Klassenreisen spezialisiert hat. Die<br />

Segelschule Greifswald hat denselben Inhaber wie die Segelschule Rückenw<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Wolgast.<br />

Besonders hervorzuheben s<strong>in</strong>d:<br />

- Die Segelschule Greifswald liegt <strong>in</strong> unmittelbarer Nachbarschaft des Maritimen Jugend-<br />

dorfs Wieck (MaJuWi). Dies war zu Zeiten der DDR e<strong>in</strong> Jugendferienheim <strong>und</strong> ist nun ei-<br />

ne private Jugendferienstätte mit 300 Betten im gehobenen Jugendherbergsstandard.<br />

Die Segelschule ist zu ungefähr der Hälfte ihrer Tätigkeit darauf spezialisiert, Kurse für<br />

Jugendgruppen <strong>und</strong> Klassen anzubieten, die im MaJuWi untergebracht s<strong>in</strong>d. Wasser-<br />

sport Rostock arbeitet dagegen an se<strong>in</strong>em Standort Markgrafenheide mit e<strong>in</strong>em dortigen<br />

e<strong>in</strong>fachen Hotel bei der Unterbr<strong>in</strong>gung der Schulklassen zusammen.<br />

- Wassersport Rostock hat se<strong>in</strong>en Standort am Strand <strong>in</strong> Warnemünde an e<strong>in</strong>en Pächter,<br />

Supreme Surf, verpachtet, der <strong>in</strong> diesem "Beachhouse" auch e<strong>in</strong>en Segler- <strong>und</strong> Surfshop<br />

betreibt. Neben der Surfausbildung kann hier auch auf Katamaran <strong>und</strong> Jolle geschult<br />

werden. E<strong>in</strong>e enge Kooperation mit dem Hauptsitz am Warnowufer ist vertraglich gere-<br />

gelt.<br />

- Kooperation mit Hotels: Im Hotel Neptun liegen ausführliche Informationen sowohl über<br />

die Angebote "vor der Haustür" als auch über die Segelangebote im Zentrum von Ros-<br />

tock vor.<br />

- Mitarbeit bei der Hansesail: Der Standort am Warnowufer liegt unmittelbar an der Haupt-<br />

aktivitätsachse der Hansesail. Die Segelschule beteiligt sich die gesamten fünf Tage mit<br />

eigenen Programmangeboten - Schnuppersegeln, Ausfahrten etc.<br />

3.3 Die Struktur der Segelschüler<br />

3.3.1 Die demographische Struktur<br />

In diesem Kapitel wird mit der Auswertung der Fragebögen begonnen, die von Segelschülern<br />

ausgefüllt wurden. In Kapitel 2.1 wurden bereits die damit zusammenhängenden methodi-<br />

schen Fragen erläutert. Hier sei noch e<strong>in</strong>mal darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass der Fragebogenrück-<br />

lauf unter den Erwartungen lag. Dies muss bei der Bewertung der Ergebnisse immer wieder<br />

berücksichtigt werden. Wo möglich, wird mit den Ergebnissen der Diplomarbeit von Anja<br />

Schütz aus dem Jahre 2007 verglichen (vgl. Kap. 2.1).<br />

Der Aufgabenstellung dieser Studie entsprechend steht die Auswertung der Fragebögen, die<br />

von Touristen ausgefüllt wurden, im Mittelpunkt. Die nach dem Wohnort - vgl. auch Tabelle<br />

3-9 - mögliche Unterscheidung zwischen Touristen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>heimischen wird also durchgängig<br />

24


<strong>in</strong> allen Tabellen vorgenommen. Auf diese Weise lässt sich dokumentieren, <strong>in</strong> welchen Punk-<br />

ten sich die beiden Gruppen unterscheiden <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchen nicht. Insgesamt s<strong>in</strong>d 143 Frage-<br />

bögen von Touristen ausgefüllt worden, davon 40 im Alter von unter 18 Jahren. 44 Fragebö-<br />

gen wurden von E<strong>in</strong>heimischen ausgefüllt. Diese Zahlen zeigen noch e<strong>in</strong>mal, dass nur sehr<br />

klare Ergebnisse wirklich tragfähig s<strong>in</strong>d.<br />

Tabelle 3-4 zeigt die Alterstruktur der befragten Segelschüler. Auffallend ist hier vor allem<br />

der sehr ger<strong>in</strong>ge Anteil der Segelschüler im Alter von 55 Jahren <strong>und</strong> älter. Dies darf aller-<br />

d<strong>in</strong>gs nicht überraschen. Anja Schütz kommt zu demselben Ergebnis (S. 46: 4 % über 55<br />

Jahre alt). Wer Segeln lernen möchte, tut dies nur noch selten <strong>in</strong> fortgeschrittenem Alter.<br />

Tabelle 3-4: Alter der befragten Segelschüler<br />

Altersgruppe Touristen E<strong>in</strong>heimische______<br />

unter 18 28,0 % 29,5 %<br />

18 bis unter 28 22,4 % 18,2 %<br />

28 bis unter 55 46,2 % 45,5 %<br />

55 <strong>und</strong> älter________________ 3,5 % 6,8 %_________<br />

Summe 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen: 143 44<br />

Auch bei der Geschlechterproportion der Segelschüler stimmen die Ergebnisse der Tabelle<br />

3-5 mit denen von Anja Schütz (S. 46) übere<strong>in</strong>. Es gibt e<strong>in</strong> deutliches Übergewicht der männ-<br />

lichen Beteiligten. Bei Anja Schütz s<strong>in</strong>d 62 % der Befragten männlich.<br />

Tabelle 3-5: Geschlecht der befragten Segelschüler<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J._________________<br />

weiblich 43,9 % 40,0 % 43,2 %<br />

männlich 56,1 % 60,0 % 56,8 %<br />

Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 98 40 44<br />

Tabelle 3-6 widmet sich der Frage der Reisebegleitung. Diese Tabelle zeigt die Ergebnisse<br />

im oberen Teil nur für die Segelschüler, die 18 Jahre <strong>und</strong> älter s<strong>in</strong>d, im unteren Teil auch für<br />

die unter 18-Jährigen. Der bei den Touristen festzustellende Wert von 10,8 %, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe angereist s<strong>in</strong>d, ist damit zu erklären, dass Schulklassen der Sek<strong>und</strong>arstufe II auch<br />

Schüler im Alter von 18 <strong>und</strong> älter umfassen. Im Übrigen s<strong>in</strong>d die Touristen, die mit Partner<br />

oder Partner<strong>in</strong> reisen, mit knapp 40 % stark repräsentiert. Familien als Reisebegleitung s<strong>in</strong>d<br />

mit knapp 30 % deutlich niedriger vertreten.<br />

25


Tabelle 3-6: Befragte Segelschüler nach der Begleitung<br />

Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter 18 Jahre <strong>und</strong> älter _<br />

alle<strong>in</strong> 22,5 % 17,2 %<br />

mit Partner 38,2 % 41,4 %<br />

mit Familie 28,4 % 41,4 %<br />

Gruppe 10,8 % 0,0 %_______<br />

Summe 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 102 29<br />

K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche unter 18:<br />

mit Eltern 50,0 %<br />

<strong>in</strong> Jugendgruppe/Schulklasse 47,5 %<br />

alle<strong>in</strong> 2,5 %__<br />

Summe 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen: 40<br />

Die Antworten der E<strong>in</strong>heimischen s<strong>in</strong>d zwar irrelevant, da hier die Frage nur <strong>in</strong> Bezug auf<br />

Urlaube unabhängig von den segelschulischen Aktivitäten beantwortet werden konnte.<br />

Trotzdem ist das Ergebnis wichtig, da Anja Schütz bei ihren Ergebnissen nicht zwischen<br />

Touristen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>heimischen differenziert. Sie kommt zu folgenden Ergebnissen (S. 53):<br />

alle<strong>in</strong> 10,8 %<br />

mit Partner 27,2 %<br />

mit Familie 52,6 %<br />

Gruppe 11,4 %<br />

Die Struktur unterscheidet sich also ganz erheblich. Für die Interpretation der Tabelle 3-6<br />

bedeutet dies, dass dar<strong>in</strong> vermutlich der Anteil der mit Familie Reisenden unterrepräsentiert,<br />

der mit Partner Reisenden dagegen überrepräsentiert ist.<br />

Die <strong>in</strong> Tabelle 3-6 zusätzlich dokumentierten Ergebnisse auf die Nachfrage bei K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen nach der Begleitung müssen ebenfalls vorsichtig <strong>in</strong>terpretiert werden. Aller-<br />

d<strong>in</strong>gs ist es plausibel, dass ca. die Hälfte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe oder Klasse, die andere Hälfte da-<br />

gegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Familie angereist ist.<br />

Tabelle 3-7 zeigt e<strong>in</strong>e klare Dom<strong>in</strong>anz der Absolventen e<strong>in</strong>er Ausbildung an e<strong>in</strong>er Universität<br />

bzw. Fachhochschule. H<strong>in</strong>zu kommt, dass diejenigen, die "Abitur" angegeben haben, fast<br />

durchgängig gerade dabei s<strong>in</strong>d zu studieren. Mit Abitur, aber ohne Studium geht heute nur<br />

noch e<strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>er Anteil der Abiturienten auf den Arbeitsmarkt. Diejenigen wiederum, die<br />

26


Tabelle 3-7: Befragte Segelschüler nach dem höchsten Bildungsabschluss<br />

Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter 18 Jahre <strong>und</strong> älter _<br />

Universität, FHS 66,3 % 51,6 %<br />

Abitur 17,8 % 35,5 %<br />

<strong>in</strong> der Schulausbildung 11,9 % 9,7 %<br />

Haupt-/Realschule 4,0 % 3,2 %_______<br />

Summe 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 101 31<br />

"<strong>in</strong> der Schulausbildung" angekreuzt haben, bef<strong>in</strong>den sich vermutlich fast ausschließlich auf<br />

dem Weg zum Abitur. Man kann also davon ausgehen, dass lediglich ca. 5 % der Befragten<br />

nicht Akademiker <strong>und</strong> auch nicht auf dem Wege dorth<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d. Bei Anja Schütz (S. 47) liegt<br />

dieser Wert etwas höher, nämlich bei 15 %. Dennoch bestätigt dies, dass Segelschüler zu<br />

e<strong>in</strong>em sehr großen Teil dem akademischen Milieu zuzurechnen s<strong>in</strong>d.<br />

An dieser Stelle sei e<strong>in</strong>geschoben, dass diese starke Ausrichtung auf Akademiker bzw. sol-<br />

che, die es werden wollen, offenbar nicht für Mecklenburg-Vorpommern gilt. Zwei Ge-<br />

sprächspartner <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern gehen mit ihrem Erfahrungsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> davon<br />

aus, dass die Segelschüler dort nur zu 20 bis 30 % dem akademischen Milieu zuzurechnen<br />

s<strong>in</strong>d. Dabei s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs Schüler <strong>und</strong> Studierende, also potenzielle Akademiker, nicht e<strong>in</strong>-<br />

gerechnet. Als e<strong>in</strong>e Ursache werden die dort im Schnitt niedrigeren Kursgebühren (vgl. Kap.<br />

3.2.3) angesehen, was damit harmoniert, dass durchaus auch Nachfrage aus den alten Bun-<br />

desländern <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern abgedeckt wird.<br />

Tabelle 3-8 differenziert die Befragten Segelschüler nach E<strong>in</strong>kommensgruppen. Obwohl die<br />

Gruppen sehr grob abgegrenzt s<strong>in</strong>d, hat e<strong>in</strong> Viertel der befragten Touristen diese Frage nicht<br />

beantwortet. Das hohe Gewicht der obersten unterschiedenen E<strong>in</strong>kommensgruppe dürfte<br />

Tabelle 3-8: Befragte Segelschüler nach E<strong>in</strong>kommensgruppen<br />

Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter 18 Jahre <strong>und</strong> älter _<br />

unter 1.800 € 22,1 % 25,0 %<br />

1.800 - 2.500 € 26,0 % 25,0 %<br />

über 2.500 € 51,9 % 50,0 %_______<br />

Summe 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 77 28<br />

27


jedoch realistisch se<strong>in</strong>. Die Frage bezog sich im Übrigen auf das persönliche, nicht das<br />

Haushaltse<strong>in</strong>kommen.<br />

Mit den Angaben zur Reisebegleitung <strong>und</strong> zum E<strong>in</strong>kommen liegen Informationen vor, mit<br />

denen e<strong>in</strong>e Zuordnung der Befragten zu den Zielgruppen der aktuellen schleswig-holste<strong>in</strong>i-<br />

schen Tourismuskonzeption zum<strong>in</strong>dest tendenziell möglich ist:<br />

- Anspruchsvolle Genießer: Von den befragten Touristen im Alter von 28 bis 54 Jahren<br />

verreisen 44,4 % mit Partner. Von diesen bef<strong>in</strong>den sich 66,7 % <strong>in</strong> der höchsten E<strong>in</strong>kom-<br />

mensgruppe.<br />

- E<strong>in</strong>kommenstärkere Familien: Von den Befragten im Alter von 28 bis 54 verreisen<br />

29,6 % mit Familie. Von diesen bef<strong>in</strong>den sich 68,8 % <strong>in</strong> der höchsten E<strong>in</strong>kommensgrup-<br />

pe.<br />

Nach Vergleich mit den Befragungsergebnissen von Anja Schütz wurde oben bereits vermu-<br />

tet, dass die mit Partner Reisenden im Anteil eher etwas niedriger <strong>und</strong> die Familien eher et-<br />

was höher anzusetzen se<strong>in</strong> dürften. An dieser Stelle gleichen sich diese Effekte allerd<strong>in</strong>gs<br />

tendenziell aus. Die Zielgruppen des Tourismuskonzeptes werden also bei den Segelschü-<br />

lern sehr gut erreicht, wenn man e<strong>in</strong>mal die Best Ager ausklammert, die als Segelschüler<br />

weitgehend irrelevant s<strong>in</strong>d, aber auch als Segler nicht mehr so aktiv s<strong>in</strong>d (vgl. Aussagen von<br />

Herrn Tracht bei der Tagung <strong>in</strong> Damp am 10. 11. 2009).<br />

In Tabelle 3-9 wird schließlich die Herkunft der Befragten beschrieben, die nicht am Ort bzw.<br />

<strong>in</strong> der Region ansässig s<strong>in</strong>d. Hier s<strong>in</strong>d mehrere sich teilweise widersprechende Effekte zu<br />

beachten:<br />

- Es gibt e<strong>in</strong>en klaren E<strong>in</strong>fluss der unterschiedlichen Sommerferienzeiten. Bei Beg<strong>in</strong>n der<br />

Befragung waren die Schulferien <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Niedersachsen, Bremen,<br />

Sachsen, Thür<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt bereits zu Ende. Dies erklärt zum<strong>in</strong>dest den re-<br />

lativ niedrigen Wert für Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen. In Baden-Württemberg <strong>und</strong> Bayern hatten<br />

Tabelle 3-9: Die Wohnorte der befragte Segelschüler (nur Touristen)<br />

entfernteres <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> 9,1 %<br />

Hamburg 18,9 %<br />

Niedersachsen 25,9 %<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen 9,8 %<br />

übrige alte B<strong>und</strong>esländer 30,8 %<br />

Neue B<strong>und</strong>esländer 0,7 %<br />

Ausland 4,9 %<br />

Summe 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 143<br />

28


die Sommerferien dagegen gerade erst zwei Wochen vor Befragungsbeg<strong>in</strong>n angefangen.<br />

Dies erklärt den hohen Wert für die "übrigen alten B<strong>und</strong>esländer".<br />

- Es gibt e<strong>in</strong>en lagebed<strong>in</strong>gten "Heimvorteil" der nordwestlichen Länder Niedersachsen,<br />

Hamburg <strong>und</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> (entferntere Teile). Dies erklärt die hohen Werte für<br />

Hamburg <strong>und</strong> Niedersachsen, obwohl selbst <strong>in</strong> Hamburg die Sommerferien bei Befra-<br />

gungsbeg<strong>in</strong>n nur noch e<strong>in</strong>e Woche liefen.<br />

- Es gibt e<strong>in</strong>e Präferenz potenzieller Segelschüler aus den neuen B<strong>und</strong>esländern für die<br />

Küste von Mecklenburg-Vorpommern. Dies ist das e<strong>in</strong>zige Ergebnis der Tabelle 3-9,<br />

dass man auch mit den Daten von Anja Schütz (S. 49) vergleichen kann. Bei ihr lag der<br />

Anteil der neuen B<strong>und</strong>esländer an allen Segelschülern bei 8,2 %. Diese kamen alle<strong>in</strong> zur<br />

Hälfte aus Sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt, zwei Ländern also, die <strong>in</strong> der Befragung dieser<br />

Studie schon ke<strong>in</strong>e Sommerferien mehr hatten.<br />

3.3.2 Die gebuchten Aktivitäten<br />

Aus Tabelle 3-10 geht hervor, welche Kursarten von den befragten Segelschülern gebucht<br />

worden s<strong>in</strong>d. Gr<strong>und</strong>kurse dom<strong>in</strong>ieren nicht nur bei den Touristen, sondern auch bei den E<strong>in</strong>-<br />

heimischen. Bei den jugendlichen Touristen ist dieser Anteil erwartungsgemäß besonders<br />

hoch. Bei Anja Schütz gibt es ke<strong>in</strong>e vergleichbaren Angaben.<br />

Tabelle 3-10: Befragte Segelschüler nach der gewählten Kursart<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J._________________<br />

Gr<strong>und</strong>kurs 41,4 % 85,0 % 51,2 %<br />

SBF B<strong>in</strong>nen/See 26,3 % 5,0 % 18,6 %<br />

SKS, SKS-Ausbildungstörn 13,1 % 0,0 % 9,3 %<br />

SSS, SHS 3,0 % 0,0 % 0,0 %<br />

Auffrischungskurs 3,0 % 0,0 % 2,3 %<br />

Schnupperkurs 12,1 % 5,0 % 4,7 %<br />

K<strong>in</strong>dersegeln 0,0 % 2,5 % 14,0 %<br />

sonstiges 1,0 % 2,5 % 0,0 %<br />

Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 99 40 44<br />

Tabelle 3-11 beschäftigt sich mit dem gewählten Schulungsboot. Die nicht überraschende<br />

Dom<strong>in</strong>anz von Jollen taucht auch bei Anja Schütz (S. 58) auf. Bei ihr liegt der Anteil der Jol-<br />

len sogar bei 77,5 %. Yachten kommen bei ihr auf e<strong>in</strong>en Anteil von 17,1 %.<br />

29


Tabelle 3-11: Befragte Segelschüler nach dem gewählten Bootstyp<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J._________________<br />

Jolle 69,9 % 85,0 % 63,6 %<br />

offenes Kielboot 10,7 % 12,5 % 2,3 %<br />

Yacht 12,6 % 0,0 % 9,1 %<br />

Optimist 0,0 % 2,5 % 13,6 %<br />

Motorboot 1,9 % 0,0 % 9,1 %<br />

sonstiges 4,9 % 0,0 % 2,3 %<br />

Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 103 40 44<br />

In Tabelle 3-12 geht es schließlich darum, ob die Befragten schon über irgendwelche segle-<br />

rischen Erfahrungen verfügen. Das Ergebnis unterscheidet sich nicht zwischen Touristen<br />

<strong>und</strong> E<strong>in</strong>heimischen. Jeweils deutlich mehr als die Hälfte der Befragten verfügt über ke<strong>in</strong>e<br />

Erfahrungen, weder als Segler noch als Mitsegler. Bei Anja Schütz (S. 58) ist der Anteil de-<br />

rer, die schon über e<strong>in</strong>en Sche<strong>in</strong> verfügen, etwas höher. Er liegt bei 37,2 %.<br />

Tabelle 3-12: Hatten Sie schon vorher Segelerfahrung?<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />

habe schon Sche<strong>in</strong>e 28,2 % 25,0 % 18,6 %<br />

häufig mitgesegelt 17,5 % 20,0 % 25,6 %<br />

ke<strong>in</strong>e Segelerfahrung 54,4 % 55,0 % 55,8 %<br />

Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 103 40 43<br />

3.4 Exkurs: Camp 24|sieben<br />

Im Mittelpunkt von Camp 24|sieben stehen Schnupperangebote sowie Anfänger- <strong>und</strong> Fort-<br />

geschrittenenkurse schwerpunktmäßig für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche, zum anderen Törns <strong>und</strong><br />

Ausflüge der unterschiedlichsten Art <strong>in</strong>nerhalb der Kieler Förde. Camp 24|sieben bietet aber<br />

auch Angebote für Eltern + K<strong>in</strong>d sowie für Erwachsene ohne K<strong>in</strong>der an. Hauptzielgruppe ist<br />

die <strong>in</strong> Kiel wohnende Bevölkerung. Touristen können jedoch, wenn sie von den Angeboten<br />

erfahren haben, genauso teilnehmen.<br />

Kiel-Market<strong>in</strong>g hat sowohl 2008 als auch 2009 die Campzufriedenheit mit e<strong>in</strong>em standardi-<br />

sierten Fragebogen abgefragt <strong>und</strong> dabei zwei verschiedene Fragebögen, e<strong>in</strong>en für K<strong>in</strong>der<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en für Erwachsene e<strong>in</strong>gesetzt. Nur letzterer ist an dieser Stelle <strong>in</strong>teressant. Im Fol-<br />

30


genden werden die Ergebnisse für 2008 <strong>und</strong> 2009 nebene<strong>in</strong>andergestellt, soweit dies mög-<br />

lich ist. 2008 kamen <strong>in</strong>sgesamt 187 <strong>und</strong> 2009 307 auswertbare Fragebögen zusammen.<br />

Es dom<strong>in</strong>ieren weibliche Befragte mit 64,7 % (2008) bzw. 62,9 % (2009). Die Alterstruktur<br />

sieht folgendermaßen aus:<br />

Alter 2008 2009<br />

Unter 20 Jahre alt 14,4 % 15,6 %<br />

20 bis unter 40 Jahre alt 37,4 % 30,3 %<br />

40 bis unter 60 Jahre alt 45,5 % 47,9 %<br />

60 Jahre <strong>und</strong> älter 2,1 % 4,9 %<br />

In der Altersgruppe unter 20 Jahren tauchen also nur die jungen Leute auf, für die der ge-<br />

sonderte K<strong>in</strong>derfragebogen nicht geeignet ist.<br />

In beiden Jahren kommen knapp 60 % aus Kiel <strong>und</strong> Umgebung, zwischen 20 <strong>und</strong> 25 % aus<br />

dem übrigen <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong>. Aus dem Ausland kommen 2008 3,2 %, 2009 nur 1,0 %.<br />

Auf die gezielte Frage, ob der Besuch bei Camp 24|sieben im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em<br />

Urlaubsaufenthalt steht, ergaben sich 2008 folgende Antworten:<br />

Urlaubsaufenthalt? 2008<br />

Ja, 1-2 Tage 6,8 %<br />

Ja, 3-5 Tage 9,9 %<br />

Länger als 5 Tage 11,7 %<br />

Ne<strong>in</strong> 71,6 %<br />

Auswertbare Fragebögen: 162<br />

2009 wurde diese Frage nicht ausgewertet. E<strong>in</strong>e gesonderte Analyse nur für die 28,4 % Be-<br />

teiligten, die 2008 als Touristen gekommen s<strong>in</strong>d, liegt nicht vor, so dass e<strong>in</strong> weiteres Referie-<br />

ren der Befragungsergebnisse ke<strong>in</strong>e vergleichbaren Resultate liefert. Zudem s<strong>in</strong>d die meis-<br />

ten Fragen auf die Nutzung der Camp-Angebote <strong>und</strong> die Zufriedenheit damit ausgerichtet.<br />

E<strong>in</strong>e Frage bezieht sich darauf, ob man dazu angeregt wurde, sich bzw. se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Segelvere<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>er Segelschule anzumelden. Bezüglich e<strong>in</strong>er Segelschule gab es <strong>in</strong> bei-<br />

den Jahren ke<strong>in</strong>en Fall. Was e<strong>in</strong>e Anmeldung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Segelvere<strong>in</strong> betrifft, beantworteten<br />

dies 2008 5,6 % der Befragten <strong>und</strong> 2009 sogar 23,8 % mit ja.<br />

31


4. Planung <strong>und</strong> Entscheidung <strong>in</strong> Bezug auf Segelschulaktivitäten von Touris-<br />

ten<br />

In diesem Kapitel wird die Auswertung der standardisierten Befragung, die <strong>in</strong> Kapitel 3.3 be-<br />

gonnen wurde, fortgesetzt. Tabelle 4-1 beschäftigt sich mit der Frage des Planungsvorlaufs<br />

der absolvierten segelschulischen Aktivitäten. Deutlich wird vor allem, dass nur e<strong>in</strong> gutes<br />

Viertel der Befragten sich spontan entschieden hat. Dabei muss beachtet werden, dass <strong>in</strong>s-<br />

besondere <strong>in</strong> der Hauptsaison nur relativ selten Kapazitäten frei s<strong>in</strong>d, um Spontan-<br />

Entscheider aufzunehmen. Dies führt dann häufig zu der Reaktion, den gewünschten Kurs<br />

gleich für die nächste Saison zu buchen. Unter denen, die angeben, den Kurs geplant zu<br />

haben, f<strong>in</strong>den sich also vermutlich viele "Spontis" der vergangenen Saison. Bei Anja Schütz<br />

liegt der Anteil derer, die sich erst am Urlaubsort entschieden haben, sogar nur bei 19 % (S.<br />

60). Allerd<strong>in</strong>gs hat sie auch 10 % "weiß nicht"-Angaben, die anteilig auch den Spontan-<br />

Entscheidern zugerechnet werden müssen. In der Befragung 2009 gab es lediglich zwei<br />

Fragebögen, <strong>in</strong> denen bei der entsprechenden Frage ke<strong>in</strong> Kreuz gemacht wurde.<br />

Tabelle 4-1: War die Teilnahme am Kurs schon länger geplant?<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />

Ja, für Sommer 2009 61,4 % 40,0 % 69,8 %<br />

geplant<br />

ne<strong>in</strong>, spontan entschieden 27,7 % 20,0 % 27,9 %<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Gruppen-/Klassenfahrt 10,9 % 40,0 % 2,3 %<br />

Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 101 40 43<br />

Tabelle 4-2 setzt sich mit den Informationsquellen ause<strong>in</strong>ander. Wie nicht anders zu erwar-<br />

ten, s<strong>in</strong>d "Fre<strong>und</strong>e, Verwandte, Bekannte" die wichtigste Informationsquelle. Dies entspricht<br />

auch allen anderen Untersuchungen <strong>in</strong> der Tourismusforschung. In der Größenordnung<br />

gleichgewichtig ist mittlerweile die Information über das Internet. Dabei muss man die Anga-<br />

ben zu "gegoogelt", "Homepage der Segelschule" <strong>und</strong> speziellen Websites zusammenfas-<br />

sen, da auch die Homepage e<strong>in</strong>er Segelschule oder aber die Website www.segelkueste.de<br />

über Google gef<strong>und</strong>en worden se<strong>in</strong> können. Dies lässt sich nicht trennen. Bei den erwach-<br />

senen Touristen liegt die Information über das Internet <strong>in</strong> der Summe aller drei Positionen<br />

sogar schon vor den "Fre<strong>und</strong>en, Verwandten, Bekannten". Auch bei Anja Schütz (S. 50)<br />

liegen diese beiden Haupt<strong>in</strong>formationsquellen <strong>in</strong> derselben Größenordnung.<br />

Auch e<strong>in</strong> Blick auf die nur selten genannten Informationsquellen ist notwendig. Die Pr<strong>in</strong>tme-<br />

dien liegen bei nur 3,4 % (bei Anja Schütz noch bei 10,5 %). Hier zeigt sich e<strong>in</strong>mal mehr,<br />

dass der Trend weg von den Pr<strong>in</strong>tmedien - sowohl Zeitungen/Zeitschriften als auch Prospek-<br />

32


te - <strong>und</strong> h<strong>in</strong> zum Internet geht. Die Tourist-Informationen liegen <strong>in</strong> beiden Befragungen unter<br />

5 %. Dies darf aber nicht überbewertet werden, da auch die, die angeben "habe gegoogelt",<br />

Tabelle 4-2: Wie s<strong>in</strong>d Sie auf das Kursangebot aufmerksam geworden?<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />

Fre<strong>und</strong>e, Verwandte, Bekannte 46,4 % 54,3 % 56,8 %<br />

gegoogelt 34,1 % 25,0 % 20,5 %<br />

Homepage der Segelschule 18,2 % 16,7 % 27,3 %<br />

über www.segelkueste.de, 3,4 % 0,0 % 2,3 %<br />

www.sh-tourismus.de etc.<br />

Klassen-/Gruppenreise 11,3 % 40,0 % 2,3 %<br />

durch Zufall vorbeigekommen 6,8 % 20,8 % 4,5 %<br />

Information auf Messe o.ä. 4,5 % 0,0 % 14,0 %<br />

über Hochschulsport 4,5 % 0,0 % 0,0 %<br />

Pr<strong>in</strong>tmedien o.ä. 3,4 % 0,0 % 2,3 %<br />

schon mal dort gewesen 3,4 % 8,0 % 0,0 %<br />

über Tourist-Information 1,1 % 12,5 % 2,3 %<br />

wohne <strong>in</strong> der Nachbarschaft 0,0 % 0,0 % 4,5 %<br />

Aktion Ferienpass 0,0 % 0,0 % 2,3 %<br />

auswertbare Fragebögen 103 40 44<br />

sehr häufig auch die Websites der Tourist-Informationen besucht haben. 4,5 % für "Informa-<br />

tion auf e<strong>in</strong>er Messe" (bei den E<strong>in</strong>heimischen sogar 14,0 %) ist sogar e<strong>in</strong> ausgesprochen<br />

hoher Wert, da Messen <strong>in</strong> der Regel nicht <strong>in</strong> den Urlaubsregionen stattf<strong>in</strong>den, die Messebe-<br />

sucher bezüglich ihres Interessenspektrums <strong>und</strong> ihrer Urlaubszielpräferenzen also sehr stark<br />

streuen.<br />

In der Mehrheit der Fälle liegt der Wahl e<strong>in</strong>er bestimmten Segelschule ke<strong>in</strong>e gezielte Em-<br />

pfehlung zugr<strong>und</strong>e, wie Tabelle 4-3 zeigt. Wenn Empfehlungen gefolgt wurde, so kommen<br />

diese fast immer - auch - von Verwandten, Bekannten oder Fre<strong>und</strong>en. Auch die ehemaligen<br />

Segelschüler gehören schließlich zum<strong>in</strong>dest zu den "Bekannten". Deutlich wird, dass die<br />

Absolventen von Segelschulkursen <strong>in</strong> der M<strong>und</strong>werbung für die "eigene" Segelschule e<strong>in</strong>e<br />

sehr große Rolle spielen. Bei Anja Schütz (S. 50) liegt die Empfehlung als Informationsquelle<br />

generell bei 35,1 %.<br />

Im Fragebogen wurden die wichtigsten Auswahlkriterien bei der Wahl e<strong>in</strong>er Segelschule dar-<br />

aufh<strong>in</strong> abgefragt, für wie wichtig man sie hält. Dabei wurden bei den erwachsenen Touristen<br />

folgende Ergebnisse erzielt:<br />

33


Tabelle 4-3: Ist Ihnen die Segelschule empfohlen worden?<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />

ne<strong>in</strong> 65,3 % 75,7 % 50,0 %<br />

ja 34,7 % 24,3 % 50,0 %<br />

wenn ja, von wem? (ja = 100 % Mehrfachnennungen möglich)<br />

ehemalige Segelschüler 76,5 % 66,7 % 63,6 %<br />

Fre<strong>und</strong>e, Bekannte, Verwandte 26,5 % 22,2 % 9,1 %<br />

Leute hier im Hafen/am Strand 8,8 % 22,2 % 13,6 %<br />

Tourist-Information 0,0 % 11,1 % 2,3 %<br />

Hotel, JH etc. 0,0 % 0,0 % 0,0 %<br />

sonstiges 0,0 % 0,0 % 13,6 %<br />

auswertbare Fragebögen 35 9 22<br />

- Gute Ausbilder: 48,0 % der befragten erwachsenen Touristen halten dies Kriterium für<br />

entscheidend, weitere 37,0 % für auch sehr wichtig. Der Wert von 48 % wird bei ke<strong>in</strong>em<br />

anderen Kriterium auch nur annähernd erreicht.<br />

- Gutes Segelrevier, gute Lage hier am Ort: Diese beiden Kriterien werden jeweils zu<br />

gut 35 % für entscheidend <strong>und</strong> zu ca. 50 % für auch sehr wichtig gehalten.<br />

- Gute Boote, gutes Angebot außer Theorie <strong>und</strong> Praxis: Diese beiden Kriterien werden<br />

zu ca. 20 % für entscheidend <strong>und</strong> zu 67 % bzw. 53 % für auch sehr wichtig gehalten.<br />

- Sonstige gute Ausstattung der Segelschule: Dies halten 11 % für entscheidend, gut<br />

60 % für auch sehr wichtig.<br />

Die Angaben für "nicht so wichtig" schwanken zwischen maximal 15 % (Ausbilder, Revier,<br />

Boote) <strong>und</strong> 26 % (sonstige Ausstattung der Segelschule, gutes Angebot außerhalb von The-<br />

orie <strong>und</strong> Praxis). Bei den jugendlichen Touristen wie auch bei den E<strong>in</strong>heimischen liegen die<br />

Prozentwerte im E<strong>in</strong>zelnen zwar anders, die Niveaus stimmen aber übere<strong>in</strong>.<br />

Tabelle 4-4 widmet sich dem Thema des Buchungswegs. Während Touristen schon recht<br />

stark das Internet wählen, erledigen die E<strong>in</strong>heimischen die Buchung noch sehr häufig per-<br />

sönlich vor Ort. Die klassischen Medien Brief/Fax/Telefon werden von beiden Gruppen am<br />

stärksten genutzt.<br />

In Tabelle 4-5 s<strong>in</strong>d schließlich die Ergebnisse auf die Frage zusammengestellt, was man<br />

vorhat, wenn man den gewählten Kurs bzw. Sche<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Tasche hat. Zwei Drittel der be-<br />

fragten erwachsenen Touristen wollen weitere Kurse besuchen oder e<strong>in</strong> Boot chartern, also<br />

selbständig aufs Wasser h<strong>in</strong>aus. In Bezug auf diese beiden Kategorien kann man davon<br />

34


ausgehen, dass es sich weit überwiegend um so genannte "Repeater" handelt, also um Tou-<br />

risten, die im nächsten Jahr <strong>in</strong> demselben Ort Urlaub machen wollen. Sicherlich kann man<br />

Tabelle 4-4: Wie haben Sie gebucht?<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />

Internet 26,0 % 15,8 % 6,8 %<br />

Brief/Fax/Telefon 44,0 % 28,9 % 50,0 %<br />

persönlich vor Ort 15,0 % 10,5 % 43,2 %<br />

Gruppenbuchung über Schule 11,0 % 44,7 % 0,0 %<br />

Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 100 38 44<br />

Tabelle 4-5: Was haben Sie vor, wenn Sie den Kurs/Sche<strong>in</strong> haben?<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />

weitere Kurse machen 27,0 % 39,5 % 27,3 %<br />

Boot chartern 39,0 % 34,2 % 31,8 %<br />

Segelvere<strong>in</strong> beitreten 8,0 % 2,6 % 15,9 %<br />

Boot anschaffen 5,0 % 0,0 % 11,4 %<br />

mehr mit dem eigenen<br />

Boot unternehmen 5,0 % 13,2 % 11,4 %<br />

bei anderen mitsegeln 6,0 % 0,0 % 0,0 %<br />

weiß nicht/erstmal nichts 10,0 % 10,5 % 2,3 %<br />

Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 100 38 44<br />

e<strong>in</strong>en weiteren Kurs auch bei e<strong>in</strong>er anderen Segelschule machen. Natürlich kann man auch<br />

woanders e<strong>in</strong> Boot chartern. Der Anteil derer, die den geplanten Aktivitäten woanders nach-<br />

gehen, liegt jedoch bei den übrigen Antwortoptionen höher:<br />

- E<strong>in</strong>em Segelvere<strong>in</strong> tritt man <strong>in</strong> der Regel im E<strong>in</strong>zugsbereich des Wohnortes bei.<br />

- Wenn man sich e<strong>in</strong> Boot anschafft, möchte man ebenfalls möglichst häufig darauf zu-<br />

rückgreifen. Diese Boote werden also zu e<strong>in</strong>em relativ großen Teil auf Gewässern des<br />

B<strong>in</strong>nenlandes liegen.<br />

- Will man mehr mit dem eigenen Boot unternehmen, hat man e<strong>in</strong>en Fortgeschrittenenkurs<br />

absolviert <strong>und</strong> nutzt die neu erworbenen Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten ebenfalls eher auf<br />

Gewässern des B<strong>in</strong>nenlandes.<br />

- Die Antwortoptionen "bei anderen mitsegeln" <strong>und</strong> "weiß nicht/erstmal nichts" s<strong>in</strong>d bezüg-<br />

lich der Rückkehr an denselben Urlaubsort im nächsten Jahr ambivalent.<br />

35


E<strong>in</strong>e Repeater-Quote von ca. zwei Dritteln, die sich per saldo abschätzen lässt, ist für die<br />

Altersgruppe, um die es geht, e<strong>in</strong> ausgesprochen hoher Wert im Vergleich mit allgeme<strong>in</strong>en<br />

Analysen des Urlaubsverhaltens der deutschen Bevölkerung.<br />

36


5. Segelschülerbezogene Infrastruktur i. e. S.<br />

5.1 Gastronomie<br />

In Kap. 3.2.2 wurde schon kurz auf die Funktion der Gastronomie h<strong>in</strong>gewiesen. Es geht um<br />

warme Mahlzeiten <strong>und</strong> um die Proviantierung, es geht aber genauso um e<strong>in</strong>en Kaffee zwi-<br />

schendurch oder das Bier am Abend. Der geme<strong>in</strong>same Nenner s<strong>in</strong>d die Pausen, die ganz<br />

zwanglos geme<strong>in</strong>sam mite<strong>in</strong>ander verbracht werden <strong>und</strong> deshalb e<strong>in</strong>e zentrale zeitliche Re-<br />

serve s<strong>in</strong>d für<br />

- Kommunikation im weitesten S<strong>in</strong>ne <strong>und</strong> konkreten Erfahrungsaustausch im engeren S<strong>in</strong>-<br />

ne mit der wichtigen Funktion der Rekapitulation von Informationen aller Art <strong>und</strong> der Mög-<br />

lichkeit, dies Wissen aus ganz unterschiedlichen Blickw<strong>in</strong>keln zu sehen;<br />

- die laufende Betreuung der Segelschüler, da <strong>in</strong> den Pausen e<strong>in</strong>e ganz andere, entspann-<br />

tere Atmosphäre herrscht, <strong>in</strong> der manches besser als im Ernstfall der Situation an Bord<br />

rüberkommt;<br />

- das Entstehen e<strong>in</strong>es ganz allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>er gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

positiven Gr<strong>und</strong>e<strong>in</strong>stellung zum Kurs <strong>und</strong> zur gesamten Segelschule, aber auch zum Se-<br />

geln an sich (Bildung e<strong>in</strong>er "Corporate Identity" allgeme<strong>in</strong> als Segler oder speziell als ei-<br />

ner, der <strong>in</strong> der Segelschule X ausgebildet worden ist).<br />

Diese Zusammenhänge gelten nicht nur für <strong>Segelschulen</strong>. Bei der Organisation von Tagun-<br />

gen <strong>und</strong> Kongressen oder Fortbildungsveranstaltungen gilt dies genau so <strong>und</strong> wird <strong>in</strong> der<br />

Regel als ganz zentrale Anforderung an die Programmgestaltung, aber auch an das Cater<strong>in</strong>g<br />

def<strong>in</strong>iert. Je selbstverständlicher alle Pausen im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang<br />

mit der Segelschule <strong>und</strong> damit auch geme<strong>in</strong>sam mit anderen Kursteilnehmern stattf<strong>in</strong>den<br />

können, desto besser ist dies für das Gesamtergebnis sowohl <strong>in</strong> segelpädagogischer als<br />

auch <strong>in</strong> ökonomischer Perspektive.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, dass mit gastronomischen Angeboten auch Nicht-Segelschüler angesprochen<br />

werden können, die beim Aufenthalt ganz automatisch mit der Segelschulstimmung <strong>in</strong> Be-<br />

rührung kommen <strong>und</strong> somit auch ganz automatisch erste, teilweise noch unspezifische In-<br />

formationen als potenzielle zukünftige Segelschüler erhalten.<br />

Im Fragebogen wurde danach gefragt, wie die Verpflegung im Zuge von Kursen aller Art ge-<br />

regelt ist. Tabelle 5-1 verzeichnet die Ergebnisse. Selbstverständlich s<strong>in</strong>d die Ergebnisse im<br />

Detail davon vorgeprägt, welche <strong>Segelschulen</strong> sich an der Befragung beteiligen konnten <strong>und</strong><br />

welche nicht. Die Antworten "br<strong>in</strong>gt man sich mit", "<strong>in</strong> der Segelschule kann man etwas kau-<br />

fen", "<strong>in</strong> der Kursgebühr enthalten" sowie "man legt zusammen/Bordkasse" s<strong>in</strong>d die, bei de-<br />

nen die Verpflegung zum<strong>in</strong>dest teilweise <strong>in</strong> der Segelschule bzw. auf dem Boot im unmittel-<br />

baren räumlichen Zusammense<strong>in</strong> der jeweils am Kurs Beteiligten stattf<strong>in</strong>det. Dabei handelt<br />

37


Tabelle 5-1: Wie ist die Verpflegung organisiert?<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />

br<strong>in</strong>gt man sich mit 23,0 % 10,5 % 40,9 %<br />

Läden, Kiosk, Bistro,<br />

Restaurant <strong>in</strong> der Nähe 45,0 % 65,8 % 50,0 %<br />

<strong>in</strong> der Segelschule kann<br />

man etwas kaufen 2,0 % 0,0 % 2,3 %<br />

<strong>in</strong> Kursgebühr enthalten 17,0 % 18,4 % 2,3 %<br />

man legt zusammen/Bordkasse 8,0 % 0,0 % 0,0 %<br />

nicht nötig, Kurs nur halbtags,<br />

man isst zuhause 5,0 % 5,3 % 4,5 %<br />

Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 100 38 44<br />

es sich aber überwiegend nicht um die Inanspruchnahme <strong>in</strong>tegrierter Gastronomie, so dass<br />

die oben skizzierten Funktionen <strong>und</strong> Vorteile aus der Sicht der Segelschule nicht oder nur<br />

teilweise berührt werden.<br />

Auf Beispiele, die als Good Practice herangezogen werden können, wurde <strong>in</strong> Kapitel 3.2.2<br />

<strong>und</strong> 3.2.3 bereits h<strong>in</strong>gewiesen. An der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste ist dies Aloha<br />

Sail Po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Eckernförde (2010 nur noch Surf-Angebote), <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern s<strong>in</strong>d<br />

dies Sail & Surf <strong>in</strong> Altefähr gegenüber von Strals<strong>und</strong> <strong>und</strong> Segelschule Rügen <strong>in</strong> Lauterbach<br />

(Putbus). Auch <strong>in</strong> der HYS/Glücksburg (vgl. Kap. 3.1) spielt die <strong>in</strong> das Gesamtkonzept <strong>in</strong>teg-<br />

rierte Bar im Stil e<strong>in</strong>er "Kneipe" e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei der Bildung e<strong>in</strong>er Corporate Identity.<br />

Die "Kneipe" wird allerd<strong>in</strong>gs nicht auf eigene Rechnung betrieben <strong>und</strong> ist de facto auch nur<br />

für HYS-Segelschüler nutzbar.<br />

5.2 Übernachtung<br />

Übernachtungsangebote s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong> wichtiges Thema im Rahmen des auf Touris-<br />

ten ausgerichteten Segelschulbetriebes:<br />

- Seitens der Touristen gibt es vielfach konkreten Bedarf an <strong>in</strong>tegrierten Angeboten oder<br />

aber zum<strong>in</strong>dest an der Vermittlung geeigneter Übernachtungsmöglichkeiten.<br />

- Bei Übernachtungsangeboten ist die zusätzliche Umsatzchance nicht unwichtig, die deut-<br />

lich höher als bei der Gastronomie ist.<br />

- Wie bei der Gastronomie trägt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die Segelschule <strong>in</strong>tegrierte oder <strong>in</strong> sehr enger Ver-<br />

b<strong>in</strong>dung damit stehende Übernachtung zur Bildung e<strong>in</strong>er Corporate Identity bei (s. Kap.<br />

38


5.1). E<strong>in</strong> besonders gutes Beispiel <strong>in</strong> dieser Richtung ist die HYS/Glücksburg (vgl. Kap.<br />

3.1), die zudem aber auch besonders <strong>in</strong>tensiv mit den umliegenden Hotels e<strong>in</strong>schließlich<br />

des 5-Sterne-Hotels "Alter Meierhof" zusammen arbeitet.<br />

In Tabelle 5-2 ist zu erkennen, dass unter den <strong>Segelschulen</strong>, die sich an der Befragung<br />

beteiligen konnten, e<strong>in</strong>e Übernachtung <strong>in</strong> eigenen Unterkünften bzw. <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

anderen Bettenanbietern <strong>in</strong> ca. der Hälfte der Fälle angegeben worden ist. Dies ist darauf<br />

Tabelle 5-2: Wie ist die Übernachtung geregelt?<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />

kümmert sich jeder<br />

selbst drum<br />

Zusammenarbeit zw. Segel-<br />

34,0 % 52,6 % 63,6 %<br />

Schule <strong>und</strong> Hotel, Pension etc.<br />

Segelschule verfügt über<br />

8,0 % 31,6 % 6,8 %<br />

eigene Unterkünfte 43,0 % 15,8 % 0,0 %<br />

auf Schulungsschiff (Törn) 13,0 % 0,0 % 4,5 %<br />

nicht nötig, Kurs halb-/e<strong>in</strong>tägig 2,0 % 0,0 % 2,3 %<br />

nicht nötig, da ortsansässig 0,0 % 0,0 % 22,7 %<br />

Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />

auswertbare Fragebögen 100 38 44<br />

zurückzuführen, dass alle<strong>in</strong> 84 Fragebögen aus den <strong>Segelschulen</strong> Ostw<strong>in</strong>d/Hohwacht, Ben-<br />

newitz/Heiligenhafen <strong>und</strong> Skipper/Niendorf zurückkamen, die jeweils über eigene Betten ver-<br />

fügen <strong>und</strong> teilweise <strong>in</strong>tensiv mit benachbarten Beherbergungsunternehmen zusammenarbei-<br />

ten. Diese drei <strong>Segelschulen</strong> können <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht als Good Practice <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-<br />

Holste<strong>in</strong> gelten. H<strong>in</strong>zu kommt die HYS/Glücksburg (s. o.). In Mecklenburg-Vorpommern (vgl.<br />

Kap. 3.2.3) s<strong>in</strong>d dies wiederum die <strong>Segelschulen</strong> Sail & Surf <strong>in</strong> Altefähr <strong>und</strong> Segelschule<br />

Rügen <strong>in</strong> Lauterbach sowie zudem die Segelschule Greifswald.<br />

Gesondert sei hier noch e<strong>in</strong>mal auf die Aussagen <strong>in</strong> den Kapiteln 3.1, 3.2.1 <strong>und</strong> 3.2.3 h<strong>in</strong>ge-<br />

wiesen, die sich auf<br />

- "Ferien ohne Eltern" <strong>und</strong> damit auf e<strong>in</strong>e R<strong>und</strong>-um-die-Uhr-Betreuung von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen mit eigenen sozialpädagogisch geschulten Kräften sowie<br />

- Gruppen- <strong>und</strong> Klassenreiseangebote beziehen <strong>und</strong> damit die Möglichkeit, entsprechend<br />

viele Plätze zeitgleich anbieten zu können. In diesen Fällen wird die generelle Betreuung<br />

von den mitreisenden Lehrern bzw. Gruppenleitern übernommen, so dass die Kosten je<br />

K<strong>in</strong>d bzw. Jugendlichem bei gleichem Kursangebot niedriger liegen können.<br />

39


5.3 Gebäude <strong>und</strong> technische Infrastruktur<br />

Tabelle 5-3 gibt Auskunft darüber, welche Infrastruktur- <strong>und</strong> Serviceangebote gewünscht<br />

s<strong>in</strong>d. In der Tabelle s<strong>in</strong>d die Ergebnisse danach sortiert, wie die erwachsenen Touristen ge-<br />

antwortet haben, wobei jeweils der Prozentanteil der Befragten verzeichnet ist, die Interesse<br />

Tabelle 5-3: An welchen Infrastruktur- bzw. Serviceangeboten besteht Interesse?<br />

(Anteil der Befragten, die Interesse äußern)<br />

Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />

18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />

aktuelle Wetterdaten 85,2 % 83,8 % 80,0 %<br />

Toiletten 83,5 % 91,9 % 83,3 %<br />

Chartermöglichkeiten 77,3 % 57,1 % 72,1 %<br />

allgeme<strong>in</strong>e Infotafeln 75,0 % 68,6 % 71,1 %<br />

Zugang zu Segelbüchern 74,1 % 47,5 % 69,2 %<br />

Sem<strong>in</strong>arraum 72,6 % 55,6 % 74,4 %<br />

Verleih von Sportgeräten 69,9 % 72,7 % 74,4 %<br />

Geselliges 67,0 % 54,3 % 57,9 %<br />

Duschen 59,0 % 44,4 % 45,9 %<br />

Mitseglerbörse 52,2 % 11,8 % 35,1 %<br />

Seglershop 38,8 % 47,2 % 27,0 %<br />

PC/Internetzugang 38,1 % 55,6 % 20,0 %<br />

Bistro, Kiosk etc. 32,5 % 47,2 % 33,3 %<br />

auswertbare Fragebögen 103 40 44<br />

geäußert haben. Bei der Interpretation macht es S<strong>in</strong>n, <strong>in</strong>haltlich zusammen gehörige Positio-<br />

nen geme<strong>in</strong>sam zu betrachten. Wo möglich, wird mit der Diplomarbeit von Anja Schütz aus<br />

dem Jahre 2007 verglichen (vgl. Kap. 2.1). Bei ihr ist die entsprechende Frage allerd<strong>in</strong>gs<br />

etwas anders formuliert. Heißt es bei ihr "welche Angebote würden Sie künftig gern an e<strong>in</strong>er<br />

Segelschule <strong>in</strong> Anspruch nehmen?", so lautet die entsprechende Frage <strong>in</strong> der Befragung im<br />

Sommer 2009: "S<strong>in</strong>d Sie an … (diesen) Angeboten <strong>in</strong>teressiert?" Es ist davon auszugehen,<br />

dass bei der letztgenannten Formulierung etwas höhere Quoten an positiven Nennungen<br />

entstehen.<br />

- Direkt ausbildungsbezogene Serviceangebote: Die Aktuellen Wetterdaten stehen<br />

ganz vorn, allgeme<strong>in</strong>e Informationstafeln <strong>und</strong> Zugang zu Segelbüchern (<strong>und</strong> Zeitschrif-<br />

ten) stehen ebenfalls auf vorderen Plätzen.<br />

- Service für die Zeit nach dem Kurs: Chartermöglichkeiten stehen weit vorn, während<br />

die Mitseglerbörse deutlich weiter h<strong>in</strong>ten steht. Dies kann daran liegen, dass sich nicht al-<br />

le Befragten etwas Konkretes darunter vorstellen konnten. Bei Anja Schütz (S. 62) steht<br />

40


der Wunsch, über Chartermöglichkeiten <strong>in</strong>formiert zu werden, mit knapp 60 % ebenfalls<br />

ganz vorn. Die Segelschule Bennewitz/Heiligenhafen bietet im Übrigen die Möglichkeit, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em "Segelclub" Mitglied zu werden <strong>und</strong> damit die Bootsflotte der Segelschule nach<br />

Verfügbarkeit nutzen zu dürfen (205 € Jahresbeitrag; nicht zu verwechseln mit der Heili-<br />

genhafener Seglervere<strong>in</strong>igung e. V.).<br />

- Allgeme<strong>in</strong>e Infrastruktur: Der Sem<strong>in</strong>arraum wird häufig genannt, ist aber auch überall<br />

vorhanden. Der PC/Internetzugang ist für junge Touristen deutlich häufiger als für die er-<br />

wachsenen Touristen von Interesse. Der Seglershop rangiert relativ weiter h<strong>in</strong>ten, kommt<br />

aber immerh<strong>in</strong> noch auf 38,8 % bzw. 47,2 % bei den beiden Touristenaltersgruppen. Die<br />

relativ niedrigen Werte s<strong>in</strong>d vermutlich auch damit zu erklären, dass unter den an der Be-<br />

fragung beteiligten <strong>Segelschulen</strong> nur zwei über e<strong>in</strong>en größeren Shop verfügen (Hor-<br />

nich/Maasholm <strong>und</strong> Ostw<strong>in</strong>d/Hohwacht). Den reichhaltigsten Seglershop an der schles-<br />

wig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste hält die Segelschule Blauer Peter/Grömitz vor. Auch An-<br />

ja Schütz (S. 62) stellt im Übrigen fest, dass sich gut 40 % der Segelschüler e<strong>in</strong>en Seg-<br />

lershop wünschen.<br />

- Kommunikatives: Sowohl das "Gesellige" als auch Bistro/Kiosk stehen relativ weit unten<br />

<strong>in</strong> der Rangfolge. Der Verleih von Sportgeräten, der ebenfalls <strong>in</strong> diese Kategorie zuzu-<br />

ordnen ist, steht wesentlich weiter oben. Bei Anja Schütz (S. 62) liegt der Wert für die<br />

Möglichkeit, Sportgeräte auszuleihen, bei ca. 50 %. Der Wunsch nach e<strong>in</strong>em Bistro bzw.<br />

Kiosk liegt bei ihr allerd<strong>in</strong>gs unter 30 %.<br />

- Toiletten <strong>und</strong> Duschen: Sie s<strong>in</strong>d nur der Vollständigkeit halber im Fragebogen mitgelis-<br />

tet worden. An dieser Stelle sei allerd<strong>in</strong>gs noch e<strong>in</strong>mal auf die Sauna der Segelschule<br />

Sail & Surf <strong>in</strong> Altefähr als Good Practice verwiesen. An frischen Tagen der Vor- <strong>und</strong><br />

Nachsaison erfreut sich diese Sauna unter den Segelschülern ausgesprochen großer Be-<br />

liebtheit.<br />

Das Niveau der jeweiligen Interessierten-Anteile ist bei den erwachsenen Touristen selbst<br />

bis zur letzten Position sehr hoch, woran auch noch e<strong>in</strong> Drittel der Befragten Interesse hat.<br />

41


6. Integration der <strong>Segelschulen</strong> <strong>in</strong> den Yachthafenstandort<br />

6.1 Integrationsanforderungen <strong>und</strong> -felder<br />

Um die Integrationsanforderungen zu verdeutlichen, kann man sich die Yachthäfen als<br />

Standort von drei verschiedenen Systemen vorstellen:<br />

- Das System der <strong>Segelschulen</strong> - genau genommen der Wassersportschulen im weitesten<br />

S<strong>in</strong>ne;<br />

- das System aller anderen touristischen Angebote am Yachthafenstandort, von Gastro-<br />

nomie <strong>und</strong> Beherbergung über alle Freizeitaktivitäten bis zu schönen Ortsbildern <strong>und</strong> ty-<br />

pischen Landschaften, wobei man dies räumlich nicht zu eng sehen sollte; dazu gehören<br />

z. B. auch die Strände <strong>und</strong> die Tourenziele der nahen Umgebung;<br />

- das System der nachfragenden Tages- <strong>und</strong> Übernachtungstouristen; im H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

steht hier aber auch die Nachfrage aus der ortsansässigen Bevölkerung heraus.<br />

Gr<strong>und</strong>ziel muss se<strong>in</strong>, dass die e<strong>in</strong>zelne Segelschule <strong>in</strong> diese Systeme <strong>in</strong>tegriert ist, dass sie<br />

also nicht isoliert ersche<strong>in</strong>t, sondern als Teil des Ganzen erkennbar ist, gr<strong>und</strong>sätzlich präsent<br />

<strong>und</strong> vernetzt ist. Selbst für <strong>Segelschulen</strong> mit klarer Ausrichtung auf Fortgeschrittenenangebo-<br />

te (vgl. Kap. 3.2.1) kann man dieses Ziel formulieren, auch wenn deren touristische Bedeu-<br />

tung nachrangig ist.<br />

Differenziert man dieses Gr<strong>und</strong>ziel, so s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest zu unterscheiden<br />

- die visuelle Präsenz - die Art <strong>und</strong> Weise also, wie die Segelschule während der unter-<br />

schiedlichsten Urlaubsaktivitäten optisch wahrgenommen werden kann, wie sie im Bild<br />

des Yachthafenstandorts präsent ist;<br />

- die <strong>in</strong>formatorische Präsenz - hier geht es um alle Punkte <strong>und</strong>/oder Situationen, <strong>in</strong> denen<br />

Informationen touristischer Art vermittelt werden, sei es direkt durch die Segelschule, sei<br />

es durch andere Akteure;<br />

- die komb<strong>in</strong>atorische Präsenz - hier geht es um das gesamte Feld der Kooperation mit<br />

anderen touristischen Anbietern <strong>in</strong> der Gestaltung der jeweiligen Angebote.<br />

Die jeweils relevanten Themenfelder s<strong>in</strong>d teilweise schon <strong>in</strong> den verschiedensten Kapiteln<br />

angesprochen worden. Hier se<strong>in</strong> sie noch e<strong>in</strong>mal po<strong>in</strong>tiert zusammen gefasst.<br />

42


Visuelle Präsenz<br />

Die Bedeutung der visuellen Präsenz kann man besonders gut an den am Strand liegenden<br />

Standorten von Surf- <strong>und</strong> Kiteschulen demonstrieren, häufig <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Katamaran-<br />

Angeboten, seltener auch Jollen oder Optimisten. Solche Schulen s<strong>in</strong>d völlig unübersehbar.<br />

Sie tragen dazu bei, den Aufenthalt am Strand auch für passiv zuschauende Touristen <strong>in</strong>te-<br />

ressant zu machen. Hier kann man gegebenenfalls auch Eis oder kalte - vielleicht auch<br />

warme - Getränke kaufen. Die Existenz der jeweiligen Schule wird ganz automatisch fest <strong>in</strong><br />

den H<strong>in</strong>terköpfen der sich dort im weiteren Umkreis aufhaltenden Touristen verankert.<br />

Man kann sich <strong>in</strong> der Regel allerd<strong>in</strong>gs nur sehr begrenzt aussuchen, an welcher Stelle der<br />

Betrieb e<strong>in</strong>er Segelschule genehmigt wird. Sofern der Standort nicht im oder nahe dem Zent-<br />

rum touristischer Aktivitäten liegt, gehört zur visuellen Präsenz die gute Wegweisung oder<br />

auch das Bemühen um die Schaffung oder Verbesserung von Wegeverb<strong>in</strong>dungen mit e<strong>in</strong>er<br />

möglichst attraktiven Gestaltung aller Anlaufpunkte an solchen Wegeverb<strong>in</strong>dungen.<br />

Camp 24|sieben ist e<strong>in</strong> gutes Beispiel dafür, dass die Lage des Übungsreviers der Optimis-<br />

ten touristische Bedeutung erhält. Sobald e<strong>in</strong> Optimistenkurs auf dem Wasser ist <strong>und</strong> bei-<br />

spielsweise "Kentern" übt, sammelt sich an der Kiell<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Pulk von Spaziergängern, die<br />

e<strong>in</strong>fach nur zugucken. Entsprechende Beispiele gibt es auch aus anderen Yachthäfen.<br />

Zur Sichtbarkeit gehört auch die gute Erkennbarkeit des eigenen Stegs <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es grö-<br />

ßeren Yachthafens, vor allem aber auch die unverwechselbare Gestaltung der Boote selbst,<br />

<strong>in</strong>sbesondere die auffallende Farbgebung für Boote <strong>und</strong> Segel.<br />

Informatorische Präsenz<br />

Dieser Teil der Segelschulpräsenz ist e<strong>in</strong>fach strukturiert. Es geht um Informationen <strong>in</strong> der<br />

Form von<br />

- Prospekten oder anderen Materialien, die Touristen direkt <strong>in</strong> die Hand gegeben werden<br />

können;<br />

- Tafeln <strong>und</strong> Aushängen aller Art;<br />

- Berichten <strong>in</strong> vor allem örtlichen Medien;<br />

- elektronischen Informationsquellen, zurzeit vor allem die unterschiedlichsten touristisch<br />

relevanten Websites der unterschiedlichsten Institutionen; allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d stark zuneh-<br />

mend auch Informationen zu beachten, die die Touristen unterwegs über ihr Handy errei-<br />

chen.<br />

Hier spielt die örtliche Tourist-Information selbstverständlich e<strong>in</strong>e zentrale - allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

die e<strong>in</strong>zige - Rolle. In Kapitel 6.2.1 ist deshalb darauf noch gesondert zurückzukommen.<br />

43


Komb<strong>in</strong>atorische Präsenz<br />

Bei der Komb<strong>in</strong>ation von unterschiedlichen Angeboten s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en zwei unterschiedliche<br />

Intensitäten <strong>und</strong> zum anderen zwei verschiedene Zielgruppen zu unterscheiden. Was die<br />

Kooperations<strong>in</strong>tensität betrifft, geht es zum e<strong>in</strong>en um die wechselseitige Information über<br />

Angebote, was sich mit der <strong>in</strong>formatorischen Präsenz überschneidet. Besonders h<strong>in</strong>zuwei-<br />

sen ist allerd<strong>in</strong>gs auf Informationen über die unterschiedlichsten wassersportlichen Aktivitä-<br />

ten <strong>und</strong> die Möglichkeiten, diese zu komb<strong>in</strong>ieren oder zum<strong>in</strong>dest zwischen ihnen gut wählen<br />

zu können. Viele junge Leute s<strong>in</strong>d nicht gezielt auf das Segeln festgelegt <strong>und</strong> wollen z. B.<br />

auch am Surfen oder Kiten schnuppern (vgl. Kap. 3.2.1). Aber gerade auch ältere Touristen<br />

schwanken möglicherweise zwischen e<strong>in</strong>em Segelkurs oder e<strong>in</strong>em Motorbootkurs.<br />

Zum anderen geht es um die Gestaltung von konkreten Komb<strong>in</strong>ationsangeboten. Die dabei<br />

zu beachtenden zwei Zielgruppen s<strong>in</strong>d:<br />

- Die zu schulenden - potenziellen - Segler: Hier kann es um Komb<strong>in</strong>ationsangebote <strong>in</strong><br />

Kooperation mit Hotellerie, Gastronomie, aber auch E<strong>in</strong>zelhandel mit segelrelevanten<br />

D<strong>in</strong>gen gehen.<br />

- Die an den Segelschülern "dranhängenden" nicht-segelnden Familienmitglieder oder<br />

Partner: Sie unternehmen während der Zeiten, <strong>in</strong> denen Kurse etc. laufen, irgendetwas<br />

anderes. Dabei kann es sich um andere sportliche - ggf. auch wassersportliche - Aktivitä-<br />

ten oder aber auch um ganz anderes handeln.<br />

Die Spielräume für Komb<strong>in</strong>ationsangebote müssen jeweils mit den verschiedenen <strong>in</strong> Frage<br />

kommenden Partnern ausgelotet werden. In die zweite Kategorie gehören auch die Eltern<br />

der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen, die e<strong>in</strong> Angebot im Rahmen von "Ferien ohne Eltern" wahr-<br />

nehmen (vgl. auch Kap. 7). Im Übrigen kann es z. B. um das Ausgestalten von Wassersport-<br />

paketangeboten für unterschiedliche Familienmitglieder oder Partner gehen.<br />

6.2 Kooperation mit der Tourist-Information<br />

6.2.1 Kooperationsfelder<br />

Die Kooperation mit <strong>Segelschulen</strong> kann sich hier vor allem auf die mündliche Information von<br />

vorbei kommenden Touristen, auf das Aushängen oder Auslegen von Informationsmaterial<br />

sowie auf die Berücksichtigung der <strong>Segelschulen</strong> auf der Website beziehen. Dem Thema der<br />

Homepagegestaltung widmet sich Kapitel 6.2.2.<br />

Der folgenden Darstellung liegen die Ergebnisse des Mystery Checks zugr<strong>und</strong>e. Die Aussa-<br />

gen beziehen sich also ausschließlich auf die aufgesuchten fünf Tourist-Informationen (vgl.<br />

Anhang 2).<br />

44


Generell wurde breit über die möglichen Optionen <strong>in</strong>formiert, Sport zu treiben. Dabei war<br />

allerd<strong>in</strong>gs das Blickfeld unterschiedlich stark alle<strong>in</strong> auf den jeweiligen engeren Standort aus-<br />

gerichtet. Nur <strong>in</strong> Heiligenhafen wurde auch e<strong>in</strong>e etwas entferntere Option angesprochen,<br />

nämlich die Wasserskianlage <strong>in</strong> Süsel. Teilweise erfolgte die Information e<strong>in</strong>geengt nur auf<br />

Wassersport, obwohl die Frage bewusst breit auf alle Sportarten bezogen formuliert wurde.<br />

Bei der weiteren Nachfrage speziell nach Möglichkeiten, Segeln zu lernen, wurden die Se-<br />

gelschulen gr<strong>und</strong>sätzlich genannt. E<strong>in</strong>e Empfehlung wurde nur s<strong>in</strong>ngemäß ausgesprochen,<br />

wenn lediglich e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Segelschule am Ort vorhanden ist, also <strong>in</strong> Kappeln <strong>und</strong> <strong>in</strong> Grö-<br />

mitz. In Grömitz wurde dies mit der Information über das - vom Tourismus Service f<strong>in</strong>anzierte<br />

- kostenlose Schnuppersegeln an jedem Samstag unterfüttert. In Kiel wurden die Informatio-<br />

nen sehr stark auf die Angebote des Camp 24|sieben ausgerichtet, das von Kiel Market<strong>in</strong>g<br />

betrieben wird.<br />

Aushänge, die sich speziell auf <strong>Segelschulen</strong> beziehen, waren <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Falle zu f<strong>in</strong>den. In<br />

Kiel wurde wiederum auch auf diesem Wege über Camp 24|sieben <strong>in</strong>formiert. Informations-<br />

unterlagen, <strong>in</strong>sbesondere Flyer der am Ort ansässigen <strong>Segelschulen</strong> konnten nur <strong>in</strong> Kappeln<br />

<strong>und</strong> Heiligenhafen herausgegeben werden, <strong>in</strong> Eckernförde wurden sie auf gezielte Nachfra-<br />

ge aus dem Lager geholt. Hier war offenbar nicht aufgefallen, dass im Regal nichts mehr lag.<br />

In Kiel gab es nur Unterlagen zu Westw<strong>in</strong>d, nicht aber zu Sailaway. In Grömitz gab es e<strong>in</strong>e<br />

umfassender Broschüre, <strong>in</strong> der auch über sportliche Aktivitäten <strong>und</strong> darunter auch über die<br />

Segelschule <strong>in</strong>formiert wurde. Das vorhandene Material war überall gut <strong>und</strong> aktuell.<br />

Good Practice: In Grömitz f<strong>in</strong>anziert der Tourismus Service e<strong>in</strong> Programm<br />

"kostenlos e<strong>in</strong>steigen", wor<strong>in</strong> an jedem Wochentag für e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Sportart kostenlose Schnuppere<strong>in</strong>heiten angeboten werden, so am Samstag<br />

auch bezüglich Segeln <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Segelschule "Blauer Pe-<br />

ter".<br />

Im Rahmen des Mystery Checks wurden auch die Hafenmeister besucht (vgl. Kap. 2.2 <strong>und</strong><br />

Anhang 2). An dieser Stelle sei nur zusammenfassend auf das Ergebnis h<strong>in</strong>gewiesen. Alle<br />

Hafenmeister gaben knapp <strong>und</strong> gezielt Auskunft über die Existenz der <strong>Segelschulen</strong> <strong>und</strong><br />

ihren Standort. Nähere Informationen lagen nicht vor. Diesbezüglich wurde auf die Tourist-<br />

Information <strong>und</strong>/oder die <strong>Segelschulen</strong> verwiesen.<br />

6.2.2 Segeln <strong>und</strong> <strong>Segelschulen</strong> im Internetauftritt der örtlichen Tourist<strong>in</strong>formationen<br />

Es wurden die Websites aller Tourist-Informationen an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostsee-<br />

küste aufgerufen, <strong>in</strong> deren Zuständigkeitsbereich sich e<strong>in</strong>e oder mehrere <strong>Segelschulen</strong> be-<br />

f<strong>in</strong>den. Dies s<strong>in</strong>d 15 Orte mit 16 Websites (Kiel betreibt zwei Internetauftritte mit touristischer<br />

Orientierung, zum e<strong>in</strong>en KursKiel <strong>und</strong> zum anderen Sail<strong>in</strong>g City). Die Websites wurden aus-<br />

45


schließlich aus der Perspektive des Segeltourismus geprüft. E<strong>in</strong>e generelle Bewertung<br />

sprengt den Rahmen der vorliegenden Studie.<br />

Startseite: Auf der Startseite wird nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall verbal das Segeln berührt, nämlich bei<br />

der Kieler Seite "Sail<strong>in</strong>g City". Im Übrigen taucht das Stichwort Segeln auf der Startseite nicht<br />

auf. E<strong>in</strong> visueller Bezug <strong>in</strong> der Form von Bildern, auf denen man e<strong>in</strong> oder mehrere Segelboo-<br />

te sehen kann, ist immerh<strong>in</strong> bei sechs der geprüften Seiten vorhanden (2 x Kiel, Schönberg,<br />

Hohwacht, Heiligenhafen, Großenbrode).<br />

Verankerung des Segelns bei unternehmbaren Aktivitäten: In 11 Fällen ist die Veranke-<br />

rung systematisch <strong>und</strong> schnell zu f<strong>in</strong>den. In fünf Fällen ist die Verankerung weniger systema-<br />

tisch über mehrere sich nicht gleich anbietende Klicks.<br />

Erwähnung der am Ort tätigen <strong>Segelschulen</strong>: In 12 Fällen ist die Erwähnung klar <strong>und</strong><br />

schnell zu f<strong>in</strong>den. In e<strong>in</strong>em Fall ist sie ziemlich versteckt (Kappeln), <strong>in</strong> drei Fällen werden die<br />

<strong>Segelschulen</strong> abgesehen von L<strong>in</strong>ks gar nicht verbal gewürdigt (Großenbrode, Neustadt <strong>und</strong><br />

Timmendorfer Strand).<br />

L<strong>in</strong>ks zu den am Ort tätigen <strong>Segelschulen</strong>: In 12 Fällen s<strong>in</strong>d L<strong>in</strong>ks vorhanden (z. T. aller-<br />

d<strong>in</strong>gs versteckt), <strong>in</strong> drei Fällen gibt es ke<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ks (Kappeln, Laboe, Großenbrode), <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Fall ist nur e<strong>in</strong>e von zwei <strong>Segelschulen</strong> verl<strong>in</strong>kt (Heiligenhafen).<br />

L<strong>in</strong>k zu OHT bzw. segelkueste: Nur <strong>in</strong> Glücksburg, Eckernförde <strong>und</strong> Grömitz besteht e<strong>in</strong><br />

L<strong>in</strong>k zur Seite www.segelkueste.de Die allgeme<strong>in</strong>e OHT-Seite ist ebenfalls nur relativ selten<br />

verl<strong>in</strong>kt.<br />

Die Chance, bereits von der Startseite an "Lust auf Segeln" zu machen, ob als aktiver Segler<br />

oder <strong>in</strong> passiver Funktion als Genießer der allgeme<strong>in</strong>en Segelkulisse, wird also durchgängig<br />

kaum genutzt.<br />

46


7. Empfehlungen<br />

In Kapitel 3.3.1 wurde herausgearbeitet, dass Segelschüler - welchen Erfahrungsstandes<br />

auch immer - zu e<strong>in</strong>em sehr großen Teil unmittelbar den Zielgruppen der aktuellen schles-<br />

wig-holste<strong>in</strong>ischen Tourismuskonzeption zuzuordnen s<strong>in</strong>d. Zugleich lässt Kapitel 4 vermuten,<br />

dass unter Segelschülern die Repeater-Quote überdurchschnittlich hoch liegt. Diese beiden<br />

Merkmale lassen es <strong>in</strong> ihrer Komb<strong>in</strong>ation äußerst s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en, der Förderung des<br />

Segeltourismus <strong>und</strong> dabei speziell der touristischen Bedeutung der <strong>Segelschulen</strong> besondere<br />

Aufmerksamkeit zu widmen. Denn die touristische Relevanz ist groß <strong>und</strong> vielgestaltig, wie<br />

schon <strong>in</strong> Kapitel 3.1 gezeigt werden konnte.<br />

Die Stärken der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen <strong>Segelschulen</strong> s<strong>in</strong>d zugleich die allgeme<strong>in</strong>en Stär-<br />

ken des Segeltourismus im Lande, nämlich die Vielfältigkeit der Reviere, die zahlreichen<br />

sehr guten Häfen <strong>und</strong> die Nähe zur hochattraktiven dänischen Südsee als Törnziel. Im Übri-<br />

gen ist die die Struktur der <strong>Segelschulen</strong> sehr differenziert, wie <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Kapitel 3.2.1<br />

beschrieben wurde. Auf die Schwächen wird im Folgenden e<strong>in</strong>zugehen se<strong>in</strong>, ohne dabei<br />

allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e akribische Detailbetrachtung zu verfallen.<br />

Die Ausführungen von Herrn Tracht anlässlich se<strong>in</strong>es Impulsvortrages zur Tagung "Segel-<br />

tourismus <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> - Förderung, Market<strong>in</strong>g, Qualität" am 10. November 2009 <strong>in</strong><br />

Damp machten deutlich, das sich der Segeltourismus <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> an zwei Fronten<br />

behaupten muss:<br />

- E<strong>in</strong>erseits werden die nachwachsenden, ohneh<strong>in</strong> aus demographischen Gründen bereits<br />

viel kle<strong>in</strong>eren Jahrgänge derzeit im Vergleich zu früher zu deutlich kle<strong>in</strong>eren Anteilen für<br />

das Segeln mobilisiert.<br />

- Andererseits kann das Segeln nicht von der allgeme<strong>in</strong>en Alterung im Durchschnitt der<br />

Bevölkerung <strong>und</strong> damit auch im Durchschnitt der Touristen profitieren. Die Jahrgänge,<br />

die e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> wachsende Bedeutung für den Tourismus haben, nämlich die Best<br />

Ager, s<strong>in</strong>d gerade für das Segeln nicht so relevant, da aktive Segler um die 60 mit wach-<br />

sendem Alter e<strong>in</strong>fach schon aus Gründen der Kondition aus dem Segelsport schrittweise<br />

aussteigen. Für e<strong>in</strong>en Teil ist das Umsteigen auf Motorboote e<strong>in</strong>e Alternative, für e<strong>in</strong>en<br />

anderen Teil nicht.<br />

Diese Fakten legen es nahe, die Segelnachwuchsförderung <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

Handlungsfeld mit höchster Priorität zu machen. Aussagen <strong>in</strong> dieser Richtung werden des-<br />

halb hier an den Anfang gestellt:<br />

- Während die segelschulische Betreuung von Schulklassen <strong>und</strong> Jugendgruppen <strong>in</strong><br />

<strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> bereits an den unterschiedlichsten Standorten mit hoher Intensität<br />

läuft (<strong>in</strong>sbesondere HYS/Glücksburg, Ostw<strong>in</strong>d/Hohwacht, B<strong>in</strong>nensee/Heiligenhafen <strong>und</strong><br />

Skipper/Niendorf), ist das Produkt "Segelferien ohne Eltern" <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> bisher<br />

47


mit nur relativ ger<strong>in</strong>gen Kapazitäten vertreten (vgl. Kap. 3.1 <strong>und</strong> 3.2.1). Dies ist umso<br />

bemerkenswerter, als es passgenau <strong>in</strong> die Ansprache der "anspruchsvollen Genießer"<br />

des aktuellen schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Tourismuskonzeptes h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>passt. Es wurde<br />

schon auf die Parallelität des Angebotes mit den <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> weit verbreiteten<br />

"Ferien auf dem Reiterhof" h<strong>in</strong>gewiesen. Problematisch sche<strong>in</strong>t zudem, dass die vorhan-<br />

denen Angebote - <strong>und</strong> das gilt auch für das Jugendcamp Neuhof von Sail & Surf, das im<br />

Übrigen <strong>in</strong> 3.1 als Good Practice-Beispiel vorgestellt wurde - fast nur auf das erstmalige<br />

Erlernen von Segelqualifikationen ausgerichtet s<strong>in</strong>d. Jugendliche, die im nächsten Jahr<br />

e<strong>in</strong>fach wieder auf e<strong>in</strong> Boot wollen, ohne nun e<strong>in</strong>en neuen Sche<strong>in</strong> zu erwerben, werden<br />

kaum angesprochen (nur das Piratencamp von Bennewitz/Heiligenhafen ist <strong>in</strong> dieser<br />

H<strong>in</strong>sicht zu nennen). Auch dies ist e<strong>in</strong> großer Unterschied zum Reiterferien-Angebot für<br />

Jugendliche.<br />

In Bezug auf diese Thematik wird empfohlen, den konzeptionellen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> sorgfältig<br />

auszuleuchten <strong>und</strong> Modellversuche zu starten. E<strong>in</strong>e gewisse Ähnlichkeit der Fragestel-<br />

lung mit dem Produkt "Nightlife für K<strong>in</strong>der" besteht zum<strong>in</strong>dest dah<strong>in</strong>gehend, dass es auch<br />

hier darum gehen kann (nicht muss), K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche den Eltern abzunehmen,<br />

den Eltern e<strong>in</strong>mal im Urlaub zeitliche Spielräume zu verschaffen, <strong>in</strong> diesem Falle sogar<br />

für mehrere Tage bis h<strong>in</strong> zu ganzen Wochen.<br />

- Das Sport-Schnupper-Konzept von Tourismus Service Grömitz (vgl. Kap. 6.2.1) sollte auf<br />

se<strong>in</strong>e generelle Übertragbarkeit h<strong>in</strong> geprüft werden. Es wirkt auf Jugendliche ganz be-<br />

sonders attraktiv, da gleich mehrere Sportarten e<strong>in</strong> wenig erlebt werden können. Es wäre<br />

falsch zu befürchten, dass bei diesem Vorgehen, bei dem die Jugendlichen ja bis zu sie-<br />

ben verschiedene Sportarten kennen lernen können, das Segeln <strong>in</strong> der Konkurrenz zu<br />

anderen Sportarten zu kurz kommen könnte. Nach Herrn Tracht (s. o.) bef<strong>in</strong>det sich das<br />

Segeln unter Jugendlichen eher <strong>in</strong> der Defensive. Von solchen Ansätzen wie <strong>in</strong> Grömitz<br />

kann das Segeln also nur profitieren.<br />

- Der Aloha Sail Po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Eckernförde, aber auch das "Haus am S<strong>und</strong>" <strong>in</strong> Altefähr <strong>in</strong> Ver-<br />

b<strong>in</strong>dung mit der dortigen Inselbar s<strong>in</strong>d gute Beispiele, wie man Jugendliche oder auch<br />

junge Erwachsene gut ansprechen kann (vgl. Kap. 3.2.2, 3.2.3 <strong>und</strong> 5.1). E<strong>in</strong>e auf den<br />

Lebensstil von jungen Leuten zugeschnittene Gestaltung der zentralen Anlaufstellen der<br />

<strong>Segelschulen</strong> würde dem Ziel der Nachwuchsförderung zweifellos dienen, ohne dass nun<br />

gleich überall nur noch "Fun" im Mittelpunkt stehen müsste. Entsprechend zugeschnitte-<br />

ne Gastronomie, gute Musik oder gute PC-Nutzungsmöglichkeiten müssen nicht zw<strong>in</strong>-<br />

gend damit verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>, ältere K<strong>und</strong>en abzuschrecken. Auch die zwanglose Wahl-<br />

freiheit zwischen Jollensegeln, Katamaran, Surfen, Kiten, Paddeln etc. steigert die Attrak-<br />

tivität gerade für junge Leute. Gegebenenfalls s<strong>in</strong>d dabei Kooperationen erforderlich.<br />

Im Verlaufe der Diskussion bei der Tagung <strong>in</strong> Damp am 10. November 2009 wurde auch<br />

darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die Qualität der Segelschul-Websites optimierbar ist. Dies stimmt<br />

mit den Ergebnissen aus Kap. 3.2.2 übere<strong>in</strong>, wobei dort nur die Urlauberansprache be-<br />

48


schrieben worden ist. Es wurde festgestellt, dass Urlauber nur selten direkt auf den Segel-<br />

schul-Websites angesprochen werden <strong>und</strong> dass nur wenige oder auch gar ke<strong>in</strong>e Informatio-<br />

nen darüber zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> welcher H<strong>in</strong>sicht der Standort der Segelschule auch unabhän-<br />

gig vom Segeln attraktiv ist. Auch hier ist man schnell wieder bei den jungen Leuten als po-<br />

tenzieller Nachfragegruppe, die sich für solche Informationen vermutlich überdurchschnittlich<br />

<strong>in</strong>teressieren. E<strong>in</strong>e auch an den Maßstäben junger Leute ausgerichtete Website-Gestaltung<br />

der <strong>Segelschulen</strong> ist also durchaus wünschenswert. Es könnte e<strong>in</strong>e Aufgabe für OHT se<strong>in</strong>, <strong>in</strong><br />

dieser Richtung geme<strong>in</strong>sam getragene Empfehlungen auszusprechen.<br />

Solche Empfehlungen könnten sich auch an die örtlichen Tourist-Informationen richten, die <strong>in</strong><br />

kürzeren Abständen ohneh<strong>in</strong> immer wieder e<strong>in</strong>mal ihren Internetauftritt optimieren müssen.<br />

Dabei könnte es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> Kapitel 6.2.2 beschriebenen Defizite auszuräumen. Breit<br />

abgestimmte Empfehlungen könnten dabei hilfreich se<strong>in</strong>.<br />

Generell s<strong>in</strong>d die Tourismus-Verantwortlichen der Yachthafenorte be<strong>in</strong>ahe ununterbrochen<br />

damit beschäftigt bzw. daran beteiligt, das touristische Gesamtangebot zu optimieren. Dazu<br />

gehört auch die Koord<strong>in</strong>ierung des touristisch relevanten Investitionsgeschehens, was <strong>in</strong>sbe-<br />

sondere auf die laufende Mitwirkung an der bauleitplanerischen Vorbereitung entsprechen-<br />

der Investitionen h<strong>in</strong>aus läuft. Zu denken ist <strong>in</strong>sbesondere an<br />

- die Gestaltung von Strandpromenaden <strong>und</strong> sonstiger Wegebeziehungen e<strong>in</strong>schließlich<br />

der daran zugelassenen Bebauung (z. B. auch Gastronomie);<br />

- die Gestaltung von Verkehrswegeführungen sowie von Wegweisungs- <strong>und</strong> sonstigen<br />

Leitsystemen;<br />

- alle Genehmigungsvoraussetzungen, aber auch Verhandlungen mit Investoren für den<br />

Umbau, Ausbau <strong>und</strong> Neubau von Hotels <strong>und</strong> anderen größeren Übernachtungsstätten<br />

bis h<strong>in</strong> zu Board<strong>in</strong>g Houses oder auch Jugendherbergen.<br />

Mit diesen Aufgaben s<strong>in</strong>d auch die Interessen der <strong>Segelschulen</strong> teilweise eng verknüpft. In<br />

Kapitel 6.1 wurde bereits auf die Bedeutung e<strong>in</strong>er guten visuellen Präsenz h<strong>in</strong>gewiesen. Da-<br />

zu gehören auch - vgl. Kap. 6.1 - Standorte direkt am oder auf dem Strand, die nur unter der<br />

Bed<strong>in</strong>gung genehmigt werden können, dass sie <strong>in</strong> ihren Bauten provisorisch s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> nach<br />

Ende der Saison für den W<strong>in</strong>ter wieder abgebaut werden. E<strong>in</strong>e solche Genehmigung ist im-<br />

mer e<strong>in</strong>e bürokratische Herausforderung, bei der <strong>in</strong>teressierte <strong>Segelschulen</strong> Rückendeckung<br />

gut gebrauchen können.<br />

Dies ist e<strong>in</strong> Beispiel für viele andere Fälle, <strong>in</strong> denen die Genehmigung von Aktivitäten, die für<br />

<strong>Segelschulen</strong> unmittelbar oder auch nur mittelbar relevant s<strong>in</strong>d, sehr kompliziert ist. E<strong>in</strong>e Art<br />

"R<strong>und</strong>er Tisch" aus Vertretern der kommunalen Verwaltung, der Tourist-Information, der Se-<br />

gelschulen <strong>und</strong> ggf. noch weiterer Akteure macht <strong>in</strong> vielen Dest<strong>in</strong>ationen S<strong>in</strong>n. Die hohe Pri-<br />

orität guter Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen für <strong>Segelschulen</strong> wurde jedenfalls zu begründen versucht.<br />

49


Sicherlich gibt es viele "R<strong>und</strong>e Tische". In diesem Aufgabenfeld wären sie vermutlich beson-<br />

ders s<strong>in</strong>nvoll, auch wenn sie nur e<strong>in</strong>- bis zweimal im Jahr zusammenkommen.<br />

Zudem haben die <strong>Segelschulen</strong> e<strong>in</strong> vitales Interesse an der Existenz von Hotels <strong>und</strong> ande-<br />

ren Übernachtungsstätten, mit denen man gut zusammenarbeiten kann. Dabei ist es nicht<br />

notwendig, auf große 5-Sterne-Hotels zu warten. Auch im Bereich von 3- <strong>und</strong> 4-Sterne-<br />

Hotels steigen potenzielle Segelschüler ab. Generell fehlen allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong><br />

noch gute Beispiele für e<strong>in</strong>e gelungene Kooperation zwischen <strong>Segelschulen</strong> <strong>und</strong> Hotels.<br />

Dies wird e<strong>in</strong>mal mehr dadurch belegt, dass im Rahmen des Mystery Checks bei den Kon-<br />

takten zu örtlichen Hotels ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Fall angetroffen wurde, bei dem Hotelgäste gezielt<br />

auf Segelschulangebote h<strong>in</strong>gewiesen wurden. Unter den Ostküsten-<strong>Segelschulen</strong> gibt es im<br />

Übrigen mehrere, die selbst Übernachtungskapazitäten nicht nur für junge Leute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igem<br />

Umfang bereitstellen (Ostw<strong>in</strong>d/Hohwacht, Skipper/Niendorf, e<strong>in</strong> wenig auch Benne-<br />

witz/Heiligenhafen). Für potenzielle K<strong>und</strong>en ist dies <strong>in</strong>teressant, für die Segelschule ggf.<br />

durchaus e<strong>in</strong>e zusätzliche Umsatzoption.<br />

Abschließend sei ganz pauschal empfohlen, diesen Bericht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en vielen E<strong>in</strong>zelaussagen<br />

als e<strong>in</strong>e Art Anregungsgenerator oder Ideenste<strong>in</strong>bruch zu benutzen. Was Investitionen be-<br />

trifft, sollte man dabei nicht zu sehr auf die bisher besonders guten Förderbed<strong>in</strong>gungen an<br />

der Küste Mecklenburg-Vorpommerns fixiert se<strong>in</strong>. Die Unterschiede zwischen beiden Län-<br />

dern liegen bezüglich ihrer <strong>Segelschulen</strong> weniger <strong>in</strong> der <strong>in</strong>vestiven Ausstattung als <strong>in</strong> unter-<br />

schiedlichen Konzepten, die durchaus wechselseitig übertragbar s<strong>in</strong>d. Wichtig ist <strong>in</strong> beiden<br />

Ländern, dass die touristische Relevanz der <strong>Segelschulen</strong> so gut wie möglich gefördert wird.<br />

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