Segelschulen und Tourismusförderung in Schleswig-Holstein
Segelschulen und Tourismusförderung in Schleswig-Holstein
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<strong>Segelschulen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Tourismusförderung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong><br />
Studienprojekt<br />
des Geographischen Instituts<br />
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />
mit Unterstützung von<br />
Ostsee-Holste<strong>in</strong>-Tourismus (OHT) e. V.<br />
Bericht:<br />
Prof. Dr. Götz v. Rohr<br />
Kiel, Dezember 2009
Vorwort<br />
Das Geographische Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat im Sommersemes-<br />
ter 2009 im Rahmen e<strong>in</strong>es Studienprojektes e<strong>in</strong>e Analyse der <strong>Segelschulen</strong> an der schles-<br />
wig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste durchgeführt.<br />
Gegenstand des Studienprojektes war<br />
- das E<strong>in</strong>arbeiten <strong>in</strong> die Strukturen des Segeltourismus <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> <strong>und</strong> dabei<br />
speziell die Rolle, die dabei die <strong>Segelschulen</strong> spielen;<br />
- die Ausarbeitung e<strong>in</strong>es standardisierten Segelschülerfragebogens, e<strong>in</strong>er Checkliste für<br />
Mystery Checks von <strong>Segelschulen</strong>, Tourist-Informationen, Hotels <strong>und</strong> Hafenmeistern so-<br />
wie von Fragenkatalogen für Expertengespräche;<br />
- die Durchführung der Mystery Checks;<br />
- die Auswertung der bei den <strong>Segelschulen</strong> ausgelegten <strong>und</strong> zurücklaufenden Fragebö-<br />
gen.<br />
Die dabei erzielten Ergebnisse konnten <strong>in</strong> den vorliegenden Bericht e<strong>in</strong>fließen, für dessen<br />
Inhalt jedoch der Unterzeichner alle<strong>in</strong> verantwortlich ist.<br />
Herzlich bedanken möchte ich mich bei Claudia Drögsler sowie Julia Herrmann vom Ostsee-<br />
Holste<strong>in</strong>-Tourismus e. V. (OHT) sowie Jens Meyer von der Entwicklungsgesellschaft Osthol-<br />
ste<strong>in</strong> (EGOH) für die ausgezeichnete <strong>und</strong> unkomplizierte Zusammenarbeit!<br />
Kiel, Dezember 2009 Götz v. Rohr<br />
P. S. Der Text dieses Berichtes wurde weitgehend geschlechtsneutral zu formulieren ver-<br />
sucht. Wo sich männliche Formulierungen anboten, gelten diese selbstverständlich genauso<br />
auch für Frauen.<br />
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INHALT<br />
1. Segelschulangebote als touristische Attraktion - Ableitung der<br />
Fragestellungen 4<br />
2. E<strong>in</strong>gesetzte Methodik<br />
2.1 Befragung von Segelschülern<br />
2.2 Mystery Checks<br />
2.3 Expertengespräche<br />
3. Das Segelschulangebot für Touristen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Inanspruchnahme<br />
3.1 Angebotsoptionen<br />
3.2 Die Angebote der <strong>Segelschulen</strong> an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen<br />
Ostseeküste<br />
3.2.1 Website-Auswertung<br />
3.2.2 Mystery Check<br />
3.2.3 Vergleich mit Mecklenburg-Vorpommern<br />
3.3 Die Struktur der Segelschüler<br />
3.3.1 Die demographische Struktur<br />
3.3.2 Die gebuchten Aktivitäten<br />
3.4 Exkurs: Camp 24|sieben<br />
4. Planung <strong>und</strong> Entscheidung <strong>in</strong> Bezug auf Segelschulaktivitäten von Touristen<br />
5. Segelschülerbezogene Infrastruktur i. e. S.<br />
5.1 Gastronomie<br />
5.2 Übernachtung<br />
5.3 Gebäude <strong>und</strong> technische Infrastruktur<br />
6. Integration der <strong>Segelschulen</strong> <strong>in</strong> den Yachthafenstandort<br />
6.1 Integrationsanforderungen <strong>und</strong> -felder<br />
6.2 Kooperation mit der Tourist-Information<br />
6.2.1 Kooperationsfelder<br />
6.2.2 Segeln <strong>und</strong> <strong>Segelschulen</strong> im Internetauftritt der örtlichen Tourist-<br />
Informationen<br />
7. Empfehlungen<br />
Anhang<br />
Anhang 1: E<strong>in</strong>gesetzter Fragebogen <strong>und</strong> beteiligte <strong>Segelschulen</strong><br />
Anhang 2: Mystery-Checkliste <strong>und</strong> aufgesuchte Institutionen<br />
Anhang 3: Expertengespräche (Term<strong>in</strong>e, Institutionen, Personen)<br />
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1. Segelschulangebote als touristische Attraktion - Ableitung der Fragestel-<br />
lungen<br />
Im Rahmen der "Qualitätsoffensive Segeltourismus" hat das Geographische Institut der<br />
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bereits im Sommer 2008 e<strong>in</strong> Studienprojekt zum<br />
Thema "Segeltourismus an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste" durchgeführt, das von<br />
der Entwicklungsgesellschaft Ostholste<strong>in</strong> (EGOH) f<strong>in</strong>anziell gefördert wurde. In diesem Stu-<br />
dienprojekt g<strong>in</strong>g es schwerpunktmäßig um Segler <strong>und</strong> "Sehleute" als zentrale Zielgruppen<br />
e<strong>in</strong>es Segeltourismus, der sich <strong>in</strong> das gesamte touristische Angebot <strong>in</strong>tegriert sieht. Beide<br />
Gruppen wurden detailliert empirisch untersucht. Insbesondere die Segler passen über-<br />
durchschnittlich gut <strong>in</strong> die nach Prioritätszielgruppen differenzierte aktuelle Tourismuskon-<br />
zeption des Landes. 64 % aller befragten Segler s<strong>in</strong>d diesen drei Zielgruppen zuzuordnen<br />
(vgl. Schlussbericht zum Studienprojekt 2008, S. 116).<br />
Früh wurde <strong>in</strong> der Qualitätsoffensive Segeltourismus deutlich, dass auch die Angebote der<br />
<strong>Segelschulen</strong> e<strong>in</strong>bezogen werden müssen. Zu diesem Zweck wurde die AG "<strong>Segelschulen</strong>"<br />
gebildet. Auf der Arbeit <strong>in</strong> dieser AG sowie auf dem oben genannten Vorläuferprojekt baut<br />
das Studienprojekt des Sommers 2009 auf, dessen Ergebnisse hiermit vorgelegt werden.<br />
Wie werden die Touristen, die bisher "nur" als Sehleute Interesse am Segeln hatten, ihrer-<br />
seits Segler <strong>und</strong> wie kann man dies fördern? Die "Nachwuchsförderung" ist gerade beim<br />
Segeln besonders wichtig. Das Durchschnittsalter der Segler liegt bei 53 Jahren, also nur<br />
knapp unter der Altersgrenze, an der die "Best Ager" beg<strong>in</strong>nen. 36 % aller Segler gehören<br />
der Gruppe der Best Ager an (vgl. Schlussbericht zum Studienprojekt 2008, S. 29 <strong>und</strong> 116).<br />
Schon heute ist zudem e<strong>in</strong>e zunehmende Alterung der Segler zu beobachten, die im Übrigen<br />
oberhalb der Grenze von 60 Jahren verstärkt auf Motorboote umsteigen oder den Wasser-<br />
sport ganz ruhen lassen (Informationen von Herrn Tracht, Impulsvortrag auf der Tagung <strong>in</strong><br />
Damp am 10. 11. 2009). Segeltouristen s<strong>in</strong>d auch deshalb für <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e be-<br />
sonders wichtige Zielgruppe, weil e<strong>in</strong>erseits <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> im Segeltourismus über-<br />
durchschnittliche Stärken aufweist <strong>und</strong> sich andererseits die Konkurrenz anderer Dest<strong>in</strong>atio-<br />
nen <strong>in</strong> engeren Grenzen als beim Bade- <strong>und</strong> Erholungstourismus hält.<br />
Zwar ist die Gr<strong>und</strong>aufgabe e<strong>in</strong>er Segelschule vom Tourismus unabhängig. Segelpädagogi-<br />
sche Tätigkeit unterscheidet sich nicht danach, ob man es mit E<strong>in</strong>heimischen oder Touristen<br />
zu tun hat. In touristischen Dest<strong>in</strong>ationen ergibt sich jedoch e<strong>in</strong>e spezifisch touristische<br />
Nachfrage, die je nach Segelschule den gesamten Segelschulbetrieb zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Haupt-<br />
<strong>und</strong> Nebensaison dom<strong>in</strong>ieren kann. Kennzeichen des darauf gerichteten Angebots s<strong>in</strong>d u. a.<br />
zeitliche Kompaktheit, Familienangebote <strong>und</strong> Angebote speziell für Jugendliche (vgl. im E<strong>in</strong>-<br />
zelnen Kap. 3.1). Es stellen sich also folgende Fragen:<br />
- Welche Angebotsoptionen speziell für Touristen an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostsee-<br />
küste s<strong>in</strong>d zu unterscheiden?<br />
- Wie ist das entsprechende Angebot konkret strukturiert?<br />
4
- Wie sieht die Struktur der Nachfrage, also der Segelschüler aus? Was ergibt sich dabei<br />
im Vergleich von Touristen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>heimischen?<br />
- Wie verhalten sich die Segelschüler bei der Suche nach Angeboten <strong>und</strong> bei der Auswahl<br />
zwischen verschiedenen Angeboten?<br />
- Wie geplant bzw. spontan ist die Inanspruchnahme von segelschulischen Aktivitäten?<br />
- Welche E<strong>in</strong>stellungen s<strong>in</strong>d zum Service <strong>und</strong> zur Infrastruktur <strong>in</strong> <strong>Segelschulen</strong> fest zu stel-<br />
len?<br />
- Was haben die Segelschüler nach Beendigung der jeweils gewählten Aktivitäten vor,<br />
welche Rolle spielt dabei speziell die schleswig-holste<strong>in</strong>ische Ostseeküste?<br />
Im 2. Kapitel wird dargestellt werden, welche Methoden zur Beantwortung dieser Frage e<strong>in</strong>-<br />
gesetzt werden. Es handelt sich um e<strong>in</strong>e Mischung aus standardisierter Segelschülerbefra-<br />
gung (Kap. 2.1), Websiteanalysen <strong>und</strong> Mystery Checks (Kap. 2.2) sowie Expertengesprä-<br />
chen (Kap. 2.3.).<br />
Wie auch <strong>in</strong> der AG "<strong>Segelschulen</strong>" s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der vorliegenden Ausarbeitung nur <strong>Segelschulen</strong><br />
im engeren S<strong>in</strong>ne berücksichtigt. Re<strong>in</strong>e Surf- <strong>und</strong> Kite-Schulen s<strong>in</strong>d aus Gründen des Um-<br />
fangs der sonst erforderlichen Erhebungen ausgeklammert. Dennoch wird, wo erforderlich,<br />
auf die Zusammenhänge auch zum W<strong>in</strong>dsurfen <strong>und</strong> Kiten h<strong>in</strong>gewiesen.<br />
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2. E<strong>in</strong>gesetzte Methodik<br />
2.1 Befragung von Segelschülern<br />
Die Befragung ist darauf ausgerichtet, Informationen dazu zu erhalten, wie das Such- <strong>und</strong><br />
Wahlverhalten von Touristen <strong>in</strong> Bezug auf Segelschulangebote aussieht <strong>und</strong> welche Quali-<br />
tätskriterien dabei angelegt werden (vgl. Fragebogen <strong>in</strong> Anhang 1).<br />
Bewusst ist dabei darauf verzichtet worden, Segelschulangebote bewerten zu lassen. Zum<br />
e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d die Befragten teilweise selbst noch gar nicht <strong>in</strong> der Lage, e<strong>in</strong>e solche Bewertung<br />
durchzuführen. Zum anderen muss jede Segelschule <strong>in</strong> ihrem <strong>in</strong>dividuellen Kontext gesehen<br />
werden. E<strong>in</strong>e methodisch korrekte Bewertung von Segelschulangeboten setzt voraus, dass<br />
sowohl die Bewerter <strong>in</strong> ihrer Erfahrung als auch die <strong>Segelschulen</strong> <strong>in</strong> ihren konkret bewerte-<br />
ten Angeboten weitgehend vergleichbar s<strong>in</strong>d.<br />
Das Studienprojekt wurde im Verlauf der Segelsaison 2009 relativ spät gestartet. Dadurch<br />
konnte nur ab Mitte August, also nur im letzten Drittel der Saison befragt werden. Mit 14 Se-<br />
gelschulen wurde für die Befragung Kontakt aufgenommen, wobei Schulen, die sich ganz<br />
oder weitgehend auf Surfer konzentrieren, nicht angesprochen wurden. Neun <strong>Segelschulen</strong><br />
konnten schließlich <strong>in</strong>sgesamt 204 ausgefüllte Fragebögen liefern (vgl. Anhang 1). Bezogen<br />
auf grob geschätzt 3.000 Segelschüler im letzten Saisondrittel an der schleswig-holstei-<br />
nischen Ostseeküste (vgl. Schütz 2007, S. 44) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Befragung somit 6,1 % der Gr<strong>und</strong>-<br />
gesamtheit erfasst. Die Zahl der je Segelschule zurückgesandten Fragebögen schwankt<br />
zwischen neun <strong>und</strong> 38. Die Antworten s<strong>in</strong>d also zwischen den beteiligten <strong>Segelschulen</strong> gut<br />
gestreut, was die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht.<br />
Von den 204 Fragebögen konnten nach genauerer Plausibilitätsprüfung 187 Bögen <strong>in</strong> die<br />
genauere Auswertung e<strong>in</strong>bezogen werden. Davon wurden 143 Bögen von Touristen ausge-<br />
füllt (Wohnsitz nicht am Ort oder <strong>in</strong> der Region) <strong>und</strong> 44 Bögen von E<strong>in</strong>heimischen (Wohnsitz<br />
am Ort/<strong>in</strong> der Region). Dieser Befragungsumfang ist nicht sehr zufrieden stellend. Die Aus-<br />
wertung muss deshalb zurückhaltend erfolgen, was bedeutet, dass nur klare Ergebnisse <strong>in</strong>-<br />
terpretiert werden sollten. Zudem ist es nicht s<strong>in</strong>nvoll, auf dieser Gr<strong>und</strong>lage stark differenzier-<br />
te Kreuzauswertungen durchzuführen. Außer der durchgängigen Unterscheidung nach dem<br />
Wohnsitz, also zwischen E<strong>in</strong>heimischen <strong>und</strong> Touristen, werden die Befragungsergebnisse<br />
häufiger nach dem Alter differenziert, allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> den Kategorien "unter 18" <strong>und</strong> "18 <strong>und</strong><br />
älter". Generell macht es ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, bestimmte Merkmale zu sehr zu differenzieren. Auch<br />
z. B. beim E<strong>in</strong>kommen werden nur sehr grobe Gruppen gebildet. In den jeweiligen Kapiteln<br />
wird darauf noch gesondert h<strong>in</strong>zuweisen se<strong>in</strong>.<br />
Wo es sich anbietet, wird zudem mit den Ergebnissen der Diplomarbeit von Anja Schütz aus<br />
dem Jahre 2007 verglichen ("Die Entwicklung der <strong>Segelschulen</strong> als Zukunfts<strong>in</strong>dikator für den<br />
Segeltourismus - am Beispiel der Segeldest<strong>in</strong>ation schleswig-holste<strong>in</strong>ische Ostseeküste").<br />
6
2.2 Mystery Checks<br />
Die Mystery Checks wurden von e<strong>in</strong>em älteren Studenten im Verlaufe des August 2009<br />
durchgeführt, der bereits über sehr viel Segelerfahrung verfügt <strong>und</strong> beabsichtigt, sich selbst<br />
im Bereich des Wassersports selbstständig zu machen. Se<strong>in</strong>e Aufgabe bestand dar<strong>in</strong>, sich<br />
als segel<strong>in</strong>teressierter Tourist auszugeben <strong>und</strong> dabei das Informationsverhalten <strong>in</strong> den Tou-<br />
rist-Informationen, bei den Hafenmeistern, <strong>in</strong> den besseren Hotels am Ort <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Segel-<br />
schulen selbst zu prüfen (vgl. Checkliste <strong>in</strong> Anhang 2).<br />
Gegenstand der Checks war schwerpunktmäßig die Integration der Segelschulangebote <strong>in</strong><br />
das örtliche Tourismusangebot. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wurden fünf Hafenorte ausgewählt <strong>und</strong><br />
zwar<br />
- Kappeln/Maasholm<br />
- Eckernförde<br />
- Kiel (mit Schwerpunkt auf Schilksee)<br />
- Heiligenhafen<br />
- Grömitz<br />
An diesen fünf Standorten waren außer den Tourist-Informationen <strong>und</strong> den Hafenmeistern<br />
jeweils zwei am Ort ansässige Hotels zu prüfen. Die Auswahl der Hotels erfolgte standardi-<br />
siert. In Google wurde der Ortsname <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Stichwort "Hotel" e<strong>in</strong>gegeben.<br />
Gewählt wurden die jeweils ersten beiden Treffer (vgl. Anhang 2).<br />
Weiterh<strong>in</strong> waren alle am jeweiligen Standort tätigen <strong>Segelschulen</strong> zu checken, die schwer-<br />
punktmäßig Segelkurse anbieten (vgl. 1. Kapitel <strong>und</strong> Anhang 2). Die Checkpunkte beziehen<br />
sich auf den Umgang mit <strong>in</strong>teressierten Touristen, aber auch auf die Gesamtausstattung der<br />
Segelschule, soweit dies im Rahmen e<strong>in</strong>es Informationsbesuches zu erkennen ist.<br />
Mystery Checks können generell<br />
- per Mail,<br />
- per Brief,<br />
- telefonisch oder<br />
- persönlich<br />
durchgeführt werden. Die Vorgehensweise per Mail, Brief oder Telefon birgt die Gefahr <strong>in</strong><br />
sich, dass primär nicht das eigentliche Angebot, sondern die Art <strong>und</strong> Weise bewertet wird,<br />
wie man mit Mail-, Brief- oder telefonischen Anfragen umgeht. Das gehört zwar auch zur<br />
Beurteilung der Qualität e<strong>in</strong>er Institution, ist jedoch erst sek<strong>und</strong>är relevant. Primär muss auf<br />
möglichst direktem Wege das Kernprodukt bewertet werden. Das lässt sich am aussagekräf-<br />
tigsten mit e<strong>in</strong>em persönlichen Auftritt erreichen. Dabei werden alle sachfremden Störe<strong>in</strong>-<br />
7
flüsse, wie gerade starker Andrang, Kl<strong>in</strong>geln mehrerer Telefone, Störung durch Lärm oder<br />
andere E<strong>in</strong>flüsse, extreme Wettersituationen mit den unvermeidlichen Rückwirkungen etc.<br />
elim<strong>in</strong>iert, weil sie klar erkennbar s<strong>in</strong>d. Dies führt dazu, dass die Ergebnisse von Checks per<br />
Mail, Brief oder Telefon <strong>in</strong> der Regel negativere Ergebnisse als die von persönlich vorge-<br />
nommenen Checks zeigen, was man bei der Interpretation berücksichtigen muss.<br />
Flankierend zu den Mystery Checks erfolgt e<strong>in</strong>e Analyse der Websites sowohl aller Segel-<br />
schulen als auch der Tourist-Informationen <strong>in</strong> den Orten, <strong>in</strong> denen <strong>Segelschulen</strong> arbeiten.<br />
Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Kapiteln 3.2.2 <strong>und</strong> 6.2.2 zu f<strong>in</strong>den.<br />
2.3 Expertengespräche<br />
Die <strong>in</strong>sgesamt durchgeführten acht Expertengespräche (vgl. Anhang) hatten unterschiedli-<br />
che Zielsetzungen. Zum e<strong>in</strong>en g<strong>in</strong>g es um das Sammeln von Erfahrungen mit der Arbeit von<br />
gut <strong>in</strong>tegrierten <strong>Segelschulen</strong> <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern. Zum anderen g<strong>in</strong>g es um das<br />
Überprüfen der dabei erzielten Ergebnisse im Gespräch mit schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Exper-<br />
ten. Letztlich g<strong>in</strong>g es dabei also darum, die Effekte der speziell für Mecklenburg-Vorpom-<br />
mern geltenden EU-Förderbed<strong>in</strong>gungen sowie arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (Ausbil-<br />
dung von Segellehrern) zu isolieren. Die angesprochenen Themen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere<br />
- Gruppen von Segelschülern, ggf. Besonderheiten der Schülerstruktur<br />
- Produktpalette, <strong>in</strong>sbesondere auf Touristen ausgerichtete Angebote<br />
- Segelschulausstattung, -gebäude etc.<br />
- eigene Gastronomie-Angebote<br />
- eigene Übernachtungsangebote<br />
- ggf. unterschiedliche Standorte der Segelschulangebote<br />
- Kooperation mit anderen Wassersportschulen i. w. S.<br />
- Kooperation mit Hotels<br />
- Kooperation mit der Tourist-Information <strong>und</strong> der Kommunalverwaltung<br />
- Mitwirkung an touristischen Großereignissen<br />
- unternehmerische Aktivitäten über die Segelschule i. e. S. h<strong>in</strong>aus<br />
In Mecklenburg-Vorpommern wurden zudem speziell dort relevante Themen angesprochen,<br />
<strong>in</strong>sbesondere Möglichkeiten der öffentlichen Förderung oder Durchführung von Berufsförde-<br />
rungsmaßnahmen.<br />
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3. Das Segelschulangebot für Touristen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Inanspruchnahme<br />
3.1 Angebotsoptionen<br />
Die Angebote, die von <strong>Segelschulen</strong> für Touristen vorgehalten werden, dürfen nicht isoliert<br />
gesehen werden. Sie stehen immer im Gesamtzusammenhang<br />
- der wassersportlichen Angebote i. w. S., z. B. W<strong>in</strong>dsurfen, Kiten, Motorbootaktivitäten,<br />
aber auch Schwimmen, Paddeln etc.;<br />
- allgeme<strong>in</strong> der sportlichen Angebote r<strong>und</strong> um Radfahren, Reiten, Golfen, Klettern etc.,<br />
- noch allgeme<strong>in</strong>er der Angebote für körperliche Aktivitäten, was beim Laufen <strong>und</strong> Wan-<br />
dern beg<strong>in</strong>nt <strong>und</strong> bei Fitnessangeboten noch nicht endet.<br />
E<strong>in</strong> sehr großer Teil der Urlauber schließt bei se<strong>in</strong>en Überlegungen zur Urlaubsgestaltung<br />
körperliche Aktivitäten nicht aus, fast immer sogar ausdrücklich e<strong>in</strong>, unabhängig davon, ob<br />
es zu diesen Aktivitäten auch tatsächlich kommt. Zugleich ist e<strong>in</strong> großer Teil der Urlauber<br />
bezüglich der Art der Aktivitäten nicht gezielt festgelegt. Für die Attraktivität e<strong>in</strong>er Urlaubs-<br />
dest<strong>in</strong>ation ist also <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Motivations- <strong>und</strong> Entscheidungsphase entscheidend,<br />
dass möglichst viele <strong>in</strong>teressante Optionen vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />
Dem Segeln kommt dabei e<strong>in</strong>e besonders große Bedeutung zu, da das Segeln im Rahmen<br />
des Gesamturlaubserlebnisses e<strong>in</strong>e sehr wichtige Rolle spielt. Dies ist unabhängig davon, ob<br />
man bereits Segelerfahrungen hat oder noch nicht. Anders als beispielsweise beim Reiten,<br />
Golfen, Klettern, Wandern etc. spielt sich das Segeln <strong>in</strong>mitten der Urlaubskulisse ab, die täg-<br />
lich vom größten Teil der Urlauber erfahren wird. Knapp 70 % der im Jahre 2008 befragten<br />
"Sehleute" sehen e<strong>in</strong>en klaren oder sogar starken Zusammenhang zwischen Ostseeküste<br />
<strong>und</strong> Segeln (Studienprojekt 2008, S. 87). Die Angebote der <strong>Segelschulen</strong> unterstützen dies<br />
auf direktem Wege. Sie s<strong>in</strong>d also Bestandteil e<strong>in</strong>es potenziell guten Urlaubs.<br />
Für die touristischen Angebote der <strong>Segelschulen</strong> lassen sich unterschiedliche Zielgruppen<br />
def<strong>in</strong>ieren. Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d<br />
- Touristen, die feststellen wollen, ob Segeln überhaupt etwas für sie ist ("Schnupperer");<br />
- Touristen, die Segeln lernen wollen ("E<strong>in</strong>steiger");<br />
- Touristen, die bereits e<strong>in</strong>en oder mehrere Segelkurse absolviert haben <strong>und</strong> ihre Segelfä-<br />
higkeiten vervollkommnen wollen ("Fortgeschrittene");<br />
- Touristen, die mal richtig aufs Wasser h<strong>in</strong>aus wollen <strong>und</strong> auch andere Häfen kennen ler-<br />
nen wollen (mit mehr oder weniger Segelkenntnissen, "Segelromantik Suchende");<br />
- Eltern, die ihren K<strong>in</strong>dern Segelferien außerhalb der Familie ermöglichen wollen ("Urlaub<br />
ohne Eltern");<br />
9
- Lehrer oder Jugendgruppenleiter, die e<strong>in</strong>e Gruppen- oder Klassenreise planen ("Klassen-<br />
<strong>und</strong> Gruppenreisen").<br />
Die auf diese Gruppen zugeschnittenen Angebote müssen durchgängig zeitlich kompakt<br />
gestaltet se<strong>in</strong>, was sowohl den praktischen als auch ggf. den theoretischen Teil betrifft. Ent-<br />
weder nehmen Touristen die Angebote während e<strong>in</strong>es Teils ihres Urlaubs <strong>in</strong> Anspruch. In<br />
diesem Falle ist der Urlaub also länger, das segelschulische Angebot ist e<strong>in</strong> mehr oder weni-<br />
ger kle<strong>in</strong>er oder auch großer Teil des Gesamturlaubs. Oder aber das segelschulische Ange-<br />
bot ist sogar e<strong>in</strong>ziger Bestandteil des Urlaubs wie z. B. bei Klassenreisen. Im Folgenden<br />
werden die jeweiligen Angebote etwas näher nach den unterschiedenen sechs Zielgruppen<br />
skizziert.<br />
"Schnupperer"<br />
Viele <strong>Segelschulen</strong> bieten sog. Schnupperangebote, die bezüglich ihres Zeitaufwandes zwi-<br />
schen e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em ganzen Tag liegen können. Entsprechend unterschiedlich<br />
s<strong>in</strong>d die Preise, die jedoch <strong>in</strong> jedem Falle sehr moderat gestaltet s<strong>in</strong>d. Für K<strong>in</strong>der werden <strong>in</strong><br />
der Regel gesonderte Schnupperangebote, meist auf Optimisten, bereitgestellt.<br />
Good Practice: Der Tourismus Service Grömitz trägt durch F<strong>in</strong>anzierungs-<br />
beiträge dazu bei, dass e<strong>in</strong>e erste Schnupperst<strong>und</strong>e Segeln, Surfen oder<br />
Katamaran oder auch <strong>in</strong> anderen Sportarten kostenlos angeboten werden<br />
kann <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Golf-Schnupperkurs zu e<strong>in</strong>em sehr günstigen Preis besucht<br />
werden kann.<br />
Auch Mitsegelangebote für e<strong>in</strong>en Nachmittag oder e<strong>in</strong>en Tag oder Kutterfahrten o. ä. s<strong>in</strong>d für<br />
die Zielgruppe der Schnupperer geeignet. Entsprechende Angebote s<strong>in</strong>d besonders attraktiv,<br />
wenn sie anlässlich von maritimen Großereignissen wie Kieler Woche oder HanseSail gebo-<br />
ten werden. E<strong>in</strong> wenig Schnuppercharakter haben auch die Angebote von Angeltörns, <strong>in</strong>s-<br />
besondere auf Her<strong>in</strong>g, Barsch oder Dorsch, auch wenn hier selbstverständlich das Angeln im<br />
Mittelpunkt steht. Die Her<strong>in</strong>gssaison Ende März bis Ende April trägt <strong>in</strong> besonders geeigneten<br />
Angelrevieren - z. B. Strelas<strong>und</strong> - zu e<strong>in</strong>er deutlichen Saisonverlängerung <strong>und</strong> damit Auslas-<br />
tungsverbesserung der <strong>Segelschulen</strong> bei.<br />
"E<strong>in</strong>steiger"<br />
Bei dieser Zielgruppe geht es gezielt um das Erlernen der Beherrschung e<strong>in</strong>es Bootes. Für<br />
K<strong>in</strong>der werden K<strong>in</strong>dersegelkurse bzw. Optimistenkurse angeboten, für Jugendliche <strong>und</strong> Er-<br />
wachsene Gr<strong>und</strong>kurse zum Erwerb des Gr<strong>und</strong>sche<strong>in</strong>s. Viele E<strong>in</strong>steiger buchen aber auch<br />
gleich e<strong>in</strong>en Kurs zum Erwerb des Sportbootführersche<strong>in</strong>s B<strong>in</strong>nen oder See (SBF B<strong>in</strong>-<br />
nen/See), wenn sie die entsprechenden Voraussetzungen mitbr<strong>in</strong>gen. Andere planen dies<br />
auf die nächste Saison, wollen also wiederkommen. E<strong>in</strong>steigerangebote führen alle<strong>in</strong> schon<br />
aufgr<strong>und</strong> ihres Charakters als erstem Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Qualifizierungskette überdurchschnitt-<br />
10
lich häufig dazu, dass schnell die Entscheidung getroffen wird, im nächsten Jahr wieder <strong>in</strong><br />
derselben Dest<strong>in</strong>ation Urlaub zu machen (vgl. auch 4. Kap.).<br />
"Fortgeschrittene"<br />
Im Mittelpunkt dieses Angebotssegments stehen SKS-, SSS-, SHS-Sche<strong>in</strong>e sowie die dazu-<br />
gehörigen Funksche<strong>in</strong>e. H<strong>in</strong>zu kommen Auffrischungskurse aller Art. E<strong>in</strong> wichtiger Teil des<br />
Angebots für Fortgeschrittene besteht zudem aus Törns, deren Hauptziel das "Ersegeln" von<br />
Seemeilen ist, da der Erwerb der genannten Sche<strong>in</strong>e bestimmte Größenordnungen an be-<br />
reits gesegelten Seemeilen voraussetzt. Solche Törns unterscheiden sich <strong>in</strong> der Regel deut-<br />
lich von den unten angesprochenen Urlaubstörns, da zeitraubende Hafenaufenthalte ver-<br />
mieden werden <strong>und</strong> nachts durchgesegelt wird.<br />
"Segelromantik Suchende"<br />
Hier steht das möglichst entspannte Segelerlebnis im Vordergr<strong>und</strong> ("Urlaubstörns"). Es wer-<br />
den Wochenendtörns, teilweise <strong>in</strong> der Form von Familientörns, aber auch Wochentörns an-<br />
geboten. Zur Attraktivität des Angebots gehört gr<strong>und</strong>sätzlich auch das Anlaufen von <strong>in</strong>teres-<br />
santen Häfen, z. B. <strong>in</strong> der Dänischen Südsee. Die Törns s<strong>in</strong>d selbstverständlich seglerisch<br />
anspruchsvoll, ohne das jedoch alle Touristen an Bord gleich <strong>in</strong>tensiv e<strong>in</strong>gespannt werden.<br />
Wenn es schwierig wird, ist vor allem die Crew seitens der Segelschule gefordert.<br />
"Urlaub ohne Eltern"<br />
Bei K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen kann es e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Variante se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>- oder sogar zweiwö-<br />
chige Kurse anzubieten, <strong>in</strong> denen die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen den Eltern vollständig abge-<br />
nommen werden. Die Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> Verpflegung wird von der Segelschule bereitge-<br />
stellt. Für die Betreuung stehen r<strong>und</strong> um die Uhr sozialpädagogisch geschulte Mitarbeiter zur<br />
Verfügung.<br />
Good Practice: Die Segelschule Sail & Surf Rügen unterhält im Yachthafen<br />
Neuhof am Strelas<strong>und</strong> südöstlich von Strals<strong>und</strong> das "Kidscamp Neuhof".<br />
Hier können für e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>der für e<strong>in</strong>e Woche oder auch zwei Wochen<br />
Aufenthalte gebucht werden, <strong>in</strong> deren Mittelpunkt der Erwerb von Segel-<br />
kenntnissen steht (von Optimistenkurse bis zum Gr<strong>und</strong>sche<strong>in</strong>). Die Über-<br />
nachtung erfolgt im K<strong>in</strong>derferienlager Neuhof <strong>in</strong> Zelten. In der Hauptsaison<br />
können hier auch Jugendgruppen, <strong>in</strong> der Nebensaison Klassenreisen be-<br />
treut werden (s. u.).<br />
Etwas davon abweichend ist e<strong>in</strong>e Angebotsoption, die auf K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche ausge-<br />
richtet ist, die bei e<strong>in</strong>em früheren Aufenthalt bereits Kurse absolviert haben, nun aber wieder<br />
auf e<strong>in</strong> Boot wollen, selbst <strong>in</strong> der Familie jedoch ke<strong>in</strong>s haben.<br />
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Good Practice: Die Segelschule Ralph Bennewitz, Heiligenhafen, bietet e<strong>in</strong><br />
zweiwöchiges sog. "Piratencamp" mit e<strong>in</strong>er solchen Ausrichtung an. Das<br />
Angebot ist allerd<strong>in</strong>gs auf zwei im Voraus festgelegte Wochen während der<br />
Hauptferienzeit begrenzt.<br />
Die Preise für solche Angebote liegen im Sommer 2009 bei 260,- € aufwärts je Woche all<br />
<strong>in</strong>clusive (bei E<strong>in</strong>zelbuchung). Sie liegen damit <strong>in</strong> derselben Größenordnung wie entspre-<br />
chende Wochenangebote auf Reiterhöfen.<br />
Angebote für Segelurlaub ohne Eltern s<strong>in</strong>d aufgr<strong>und</strong> des Preisniveaus primär an Familien im<br />
gehobeneren E<strong>in</strong>kommenssegment adressiert. Eltern, die ihre K<strong>in</strong>der auf diese Weise unter-<br />
br<strong>in</strong>gen, rutschen für die Zeit des Camp-Aufenthaltes automatisch aus der Gruppe der Fami-<br />
lien mit überdurchschnittlichem E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> die Gruppe der "anspruchsvollen Genießer".<br />
Dies ist aus touristischer Sicht besonders <strong>in</strong>teressant, unter der Bed<strong>in</strong>gung, dass die Eltern<br />
parallel <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> Urlaub machen.<br />
Klassen- <strong>und</strong> Gruppenreisen<br />
Die Zielgruppe besteht hier aus den Sozialpädagogen bzw. Lehrern, die Gruppenreisen (Fe-<br />
rienfreizeiten aller Art) bzw. Klassenreisen organisieren. Dabei konzentrieren sich die Klas-<br />
senreisen def<strong>in</strong>itionsgemäß auf die Nebensaison. Hauptcharakteristikum solcher Reisen ist,<br />
dass die pädagogische Betreuung der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen r<strong>und</strong> um die Uhr durch mit-<br />
reisendes Personal erfolgt, so dass sich die Segelschule auf die seglerische Ausbildung<br />
konzentrieren kann. Entsprechend s<strong>in</strong>d solche Angebote je K<strong>in</strong>d oder Jugendlichem wesent-<br />
lich preiswerter, als es oben für K<strong>in</strong>der-/Jugendcamps mit <strong>in</strong>dividueller Buchung beschrieben<br />
wurde.<br />
Good Practice: Die Segel- <strong>und</strong> Surfschule am B<strong>in</strong>nensee, Heiligenhafen,<br />
bietet unterschiedliche Kurse (e<strong>in</strong>e oder zwei Wochen, Optimisten, Jolle,<br />
Katamaran, Surfen) mit unterschiedlichen Übernachtungs- <strong>und</strong> Verpfle-<br />
gungsformen (Zeltplatz, Bauernhof, Alte Schule etc.) <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> vorhandenen<br />
Kapazitäten an. Gleichzeitig können bis zu 200 K<strong>in</strong>der bzw. Jugendliche an<br />
verschiedenen Standorten untergebracht <strong>und</strong> betreut werden.<br />
Segelschule Greifswald: Der zentrale Standortvorteil bezüglich Klassen- <strong>und</strong><br />
Jugendreisen liegt hier <strong>in</strong> der unmittelbaren Nachbarschaft des MaJuWi<br />
(Maritimes Jugenddorf Wieck)mit 300 Betten, das vom Charakter her e<strong>in</strong>er<br />
großen modernisierten Jugendherberge entspricht.<br />
Hanseatische Yachtschule (HYS) Glücksburg: Diese durch den Deutschen<br />
Hochseesportverband Hansa (DHH) getragene Schule verfügt über 190 <strong>in</strong><br />
den Segelschulbetrieb räumlich <strong>in</strong>tegrierte Betten <strong>und</strong> Betreuerzimmer <strong>in</strong><br />
gehobenem Jugendherbergsstandard. Die HYS läuft <strong>in</strong> dieser Studie aller-<br />
d<strong>in</strong>gs "außer Konkurrenz", da sie nur im Rahmen des Gesamtangebots des<br />
DHH kostendeckend arbeiten muss <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem Rahmen aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />
12
Geme<strong>in</strong>nützigkeit (Ziel: Förderung des Jugendsegelsports) von e<strong>in</strong>em er-<br />
heblichen Spendenaufkommen zehren kann.<br />
Von den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Segelschulen</strong> an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste s<strong>in</strong>d nun<br />
ganz unterschiedliche <strong>in</strong>dividuelle Segelschulkonzepte entwickelt worden, was die Komb<strong>in</strong>a-<br />
tion dieser Angebotsoptionen betrifft. Im folgenden Kapitel wird das konkrete Angebot im<br />
Überblick vorgestellt.<br />
3.2 Die Angebote der <strong>Segelschulen</strong> an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste<br />
3.2.1 Website-Auswertung<br />
Der folgenden Darstellung liegt e<strong>in</strong>e Auswertung aller Websites der <strong>Segelschulen</strong> an der<br />
schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste zugr<strong>und</strong>e, die Segelkurse ausschließlich oder unter<br />
anderem <strong>in</strong> ihrem Angebot haben. Dabei handelt es sich um <strong>in</strong>sgesamt 21 <strong>Segelschulen</strong>, die<br />
<strong>in</strong> den folgenden drei Tabellen jeweils differenziert s<strong>in</strong>d.<br />
In Tabelle 3-1 stehen die Segelschulangebote zur Debatte, die auf E<strong>in</strong>steiger orientiert s<strong>in</strong>d<br />
<strong>und</strong> somit auch ohne E<strong>in</strong>schränkung für jeden Touristen <strong>in</strong> Frage kommen. Dies gilt zum<br />
e<strong>in</strong>en für den VDS-Gr<strong>und</strong>sche<strong>in</strong> <strong>und</strong> zum anderen für darauf vorbereitende Angebote wie<br />
Schnupperst<strong>und</strong>en bzw. -e<strong>in</strong>heiten oder K<strong>in</strong>dersegeln. Auch der Sportbootführersche<strong>in</strong><br />
(SBF) ist <strong>in</strong> Tabelle 3-1 aufgenommen, da er häufig von Touristen gebucht wird, die über die<br />
notwendigen Voraussetzungen verfügen (vgl. Tab. 3-11), <strong>und</strong> der an der Grenze zwischen<br />
e<strong>in</strong>steigerorientierten <strong>und</strong> auf Fortgeschrittene ausgerichteten Angeboten steht. Schließlich<br />
ist auch verzeichnet, ob für Urlauber <strong>in</strong>teressante Törns angeboten werden, also solche, die<br />
sich gut z. B. an e<strong>in</strong>em Wochenende oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von vier bis sieben Tagen Län-<br />
ge <strong>in</strong> den Urlaub <strong>in</strong>tegrieren lassen, <strong>und</strong> bei denen das eher erholsame Segelerlebnis im<br />
Vordergr<strong>und</strong> steht. Solche Törns gehen z. B. häufig <strong>in</strong> die Dänische Südsee. Nachts wird<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong> Hafen angelaufen, der <strong>in</strong> der Regel auch für sich genommen touristisch<br />
<strong>in</strong>teressant ist. Die Törnteilnehmer müssen nicht unbed<strong>in</strong>gt seglerisch geschult se<strong>in</strong>. Wenn<br />
K<strong>in</strong>der mitgenommen werden können, wird bei solchen Angeboten auch von "Familientörns"<br />
gesprochen. In Tabelle 3-1 ist <strong>in</strong> drei Fällen <strong>in</strong> der Rubrik "Urlaubstörns" die Markierung (x)<br />
enthalten. Hier geht aus der Website s<strong>in</strong>d klar hervor, ob die angebotenen Törns auch für<br />
wenig segelerfahrene Urlauber <strong>in</strong> Frage kommen. Bei Skipper wird nicht deutlich, ob<br />
Schnupperangebote dabei s<strong>in</strong>d.<br />
In Tabelle 3-1 lassen sich klare Gruppen von <strong>Segelschulen</strong> erkennen:<br />
- unmittelbar auf Urlauber <strong>und</strong> dabei speziell auf E<strong>in</strong>steiger orientierte <strong>Segelschulen</strong>, die<br />
nicht über Yachten verfügen (Westw<strong>in</strong>d, Wetw<strong>in</strong>d, Kle<strong>in</strong>e Segel, B<strong>in</strong>nensee, Gold);<br />
- dgl., mit Yachten (Hornich, Eckernförde, Ostw<strong>in</strong>d, Bennewitz, Dübe, Blauer Peter, Skip-<br />
per, Mövenste<strong>in</strong>);<br />
13
Tabelle 3-1: E<strong>in</strong>steigerorientierte Angebote der <strong>Segelschulen</strong> an der schleswigholste<strong>in</strong>ischen<br />
Ostseeküste<br />
Segelschule Schnupper- K<strong>in</strong>der- Gr<strong>und</strong>sche<strong>in</strong> SBF B/S Urlaubs-<br />
Angebote segeln törns etc.<br />
FAPO-Sail<strong>in</strong>g GmbH - - x x -<br />
Ostsee-Segelschule<br />
Hornich x x x x x<br />
Segelschule Eckern-<br />
Förde x x x x x<br />
Westw<strong>in</strong>d Wasser-<br />
sportschule x x x - -<br />
Sailaway Yacht-<br />
sport - - - x x<br />
Wetw<strong>in</strong>d Wasser-<br />
Sportschule x x x x -<br />
Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />
Hohwacht x x x x x<br />
Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />
Laboe x x x x x<br />
Segelschule<br />
"Kle<strong>in</strong>e Segel" x x x x -<br />
Segel- <strong>und</strong> Surfschule<br />
am B<strong>in</strong>nensee x x x x -<br />
Segelschule Ralph<br />
Bennewitz x x x x x<br />
Surfen <strong>und</strong> Segeln<br />
Gold auf Fehmarn x x x - -<br />
Segelschule<br />
Dübe x x x x (x)<br />
Yachtschule<br />
Fehmarn - - - - -<br />
Segelschule<br />
"Blauer Peter" x x x x -<br />
Segel- <strong>und</strong> Motorboot-<br />
schule Neustadt - - x x -<br />
Segelschule<br />
SKIPPER (x) x x x x<br />
Segelschule<br />
Mövenste<strong>in</strong> x - x x -<br />
Wasserfahrschule<br />
Schött - - x x (x)<br />
Lübecker<br />
Segelschule - x x x (x)<br />
Frank Lochte x - x x x<br />
Quelle: Websites der <strong>Segelschulen</strong><br />
14
- mit dem Gr<strong>und</strong>sche<strong>in</strong> beg<strong>in</strong>nende <strong>Segelschulen</strong>, die darauf aufbauend aber vor allem auf<br />
die anspruchsvolleren Angebote ausgerichtet s<strong>in</strong>d (FAPO, Sailaway, Yachtschule Feh-<br />
marn, Neustadt, Schött, Lübecker, Lochte).<br />
In Tabelle 3-2 zeigt sich der Unterschied zwischen e<strong>in</strong>steiger- <strong>und</strong> fortgeschrittenenorientier-<br />
ten <strong>Segelschulen</strong> noch deutlicher. E<strong>in</strong> breites Angebot sowohl <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en als auch <strong>in</strong> der<br />
anderen Richtung wird nur von Bennewitz <strong>und</strong> Skipper, dazu von der Lübecker <strong>und</strong> von<br />
Lochte vorgehalten. Im Übrigen gibt es bei e<strong>in</strong>igen <strong>Segelschulen</strong> <strong>in</strong>dividuelle Besonderhei-<br />
ten. So bieten - zum<strong>in</strong>dest auf der Homepage - weder Sailaway noch die Yachtschule Feh-<br />
marn den SHS-Sche<strong>in</strong> an. Auch bei anderen <strong>Segelschulen</strong> besteht im Übrigen die Möglich-<br />
keit, dass gegebenenfalls die Angaben auf der Homepage unvollständig s<strong>in</strong>d.<br />
Tabelle 3-3 widmet sich <strong>in</strong> den ersten Spalten den Angeboten, die die <strong>Segelschulen</strong> über<br />
das Segeln im engeren S<strong>in</strong>ne h<strong>in</strong>aus bereithalten. Gerade Jugendliche s<strong>in</strong>d beim Erstkontakt<br />
mit e<strong>in</strong>er Segelschule entweder noch nicht darauf festgelegt, ob sie klassisch segeln lernen<br />
wollen oder aber Trendwassersportarten bevorzugen, <strong>in</strong>sbesondere also W<strong>in</strong>dsurfen, Kiten<br />
oder Katamaransegeln. Oder aber das Interesse geht von vornhere<strong>in</strong> gezielt <strong>in</strong> diese Rich-<br />
tung, was nicht ausschließt, dass sich die Jugendlichen im zweiten Durchgang auch für das<br />
klassische Segeln <strong>in</strong>teressieren. In jedem Falle ist e<strong>in</strong>e Segelschule, die auch Sur-<br />
fen/Kiten/Katamaran anbietet, für diese Gruppen besonders gut aufgestellt. Tabelle 3-3 lässt<br />
erkennen, dass knapp 50 % aller untersuchten <strong>Segelschulen</strong> auch "am Strand" aktiv s<strong>in</strong>d.<br />
Bei Westw<strong>in</strong>d, Wetw<strong>in</strong>d, Ostw<strong>in</strong>d, Kle<strong>in</strong>e Segel, Gold <strong>und</strong> Mövenste<strong>in</strong> steht das klassische<br />
Segeln sogar erst an zweiter Stelle. Dies gilt für die Segel- <strong>und</strong> Surfschule am B<strong>in</strong>nensee<br />
auch, wenn man beide Ausbildungsstandorte, am B<strong>in</strong>nensee <strong>und</strong> am Strand auf dem Gras-<br />
warder, geme<strong>in</strong>sam sieht.<br />
Nur drei <strong>Segelschulen</strong> bieten "Ferien ohne Eltern" an, e<strong>in</strong> Angebot also, das besonders gut<br />
mit dem aktuellen schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Tourismuskonzept harmoniert (vgl. Kap. 3.1).<br />
Gruppenangebote, <strong>in</strong>sbesondere also für Klassenreisen <strong>in</strong> der Nebensaison, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> sieben<br />
Fällen zu f<strong>in</strong>den. Teilweise handelt es sich dabei aber nicht um e<strong>in</strong> zentrales Geschäftsfeld<br />
("auf Anfrage möglich"). Insbesondere Ostw<strong>in</strong>d/Hohwacht, B<strong>in</strong>nensee/Heiligenhafen <strong>und</strong><br />
Skipper/Niendorf setzen hier e<strong>in</strong>en klaren Schwerpunkt, wozu auch das Vorhalten der erfor-<br />
derlichen Übernachtungskapazitäten gehört.<br />
Zusammenfassend kann man aus der Perspektive der touristischen Relevanz folgende Se-<br />
gelschultypen unterscheiden:<br />
A Primär e<strong>in</strong>steigerorientiert, klare Ausrichtung auf klassisches Segeln (Hornich, Eckern-<br />
förde, Dübe)<br />
B e<strong>in</strong>steigerorientiert <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Surfen/Kiten/Katamaran (Westw<strong>in</strong>d, Wetw<strong>in</strong>d,<br />
2 x Ostw<strong>in</strong>d, Kle<strong>in</strong>e Segel, B<strong>in</strong>nensee, Gold, Mövenste<strong>in</strong>)<br />
C gleichrangige Verb<strong>in</strong>dung von E<strong>in</strong>steiger- <strong>und</strong> Fortgeschrittenenangeboten (Bennewitz,<br />
Blauer Peter, Skipper, Lübecker, Lochte) (Forts. S. 18)<br />
15
Tabelle 3-2: Fortgeschrittenenangebote der <strong>Segelschulen</strong> an der schleswigholste<strong>in</strong>ischen<br />
Ostseeküste<br />
Segelschule SKS SSS SHS Funk- Meilen- Fern-<br />
sche<strong>in</strong>e segeln törns<br />
FAPO-Sail<strong>in</strong>g GmbH x x x x x x<br />
Ostsee-Segelschule<br />
Hornich x - - x - -<br />
Segelschule Eckern-<br />
Förde x - - x - -<br />
Westw<strong>in</strong>d Wasser-<br />
sportschule - - - - - -<br />
Sailaway Yacht-<br />
sport x x - x x x<br />
Wetw<strong>in</strong>d Wasser-<br />
Sportschule - - - - - -<br />
Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />
Hohwacht x x - x (x) -<br />
Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />
Laboe x x - x - -<br />
Segelschule<br />
"Kle<strong>in</strong>e Segel" - - - - - -<br />
Segel- <strong>und</strong> Surfschule<br />
am B<strong>in</strong>nensee - - - - - -<br />
Segelschule Ralph<br />
Bennewitz x x x x x -<br />
Surfen <strong>und</strong> Segeln<br />
Gold auf Fehmarn - - - - - -<br />
Segelschule<br />
Dübe x - - x x x<br />
Yachtschule<br />
Fehmarn x x - x x x<br />
Segelschule<br />
"Blauer Peter" x x x x (x) -<br />
Segel- <strong>und</strong> Motorboot-<br />
schule Neustadt x - - x - -<br />
Segelschule<br />
SKIPPER x x x x x x<br />
Segelschule<br />
Mövenste<strong>in</strong> x - - - - x<br />
Wasserfahrschule<br />
Schött x x - - x -<br />
Lübecker<br />
Segelschule x x x x x x<br />
Frank Lochte x x x x x x<br />
Quelle: Websites der <strong>Segelschulen</strong><br />
16
Tabelle 3-3: Ergänzende Angebote der <strong>Segelschulen</strong> an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen<br />
Ostseeküste<br />
Segelschule Surfen Kiten Katamaran Ferien Gruppen-<br />
ohne Eltern angebote<br />
FAPO-Sail<strong>in</strong>g GmbH - - - - -<br />
Ostsee-Segelschule<br />
Hornich - - - - x<br />
Segelschule Eckern-<br />
Förde - - - - -<br />
Westw<strong>in</strong>d Wasser-<br />
sportschule x - x - -<br />
Sailaway Yacht-<br />
sport - - - - -<br />
Wetw<strong>in</strong>d Wasser-<br />
Sportschule x - x x x<br />
Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />
Hohwacht x - x - x<br />
Ostw<strong>in</strong>d Segelsport<br />
Laboe x - x - x<br />
Segelschule<br />
"Kle<strong>in</strong>e Segel" x - x - -<br />
Segel- <strong>und</strong> Surfschule<br />
am B<strong>in</strong>nensee x x x - x<br />
Segelschule Ralph<br />
Bennewitz - - - x x<br />
Surfen <strong>und</strong> Segeln<br />
Gold auf Fehmarn x x x - -<br />
Segelschule<br />
Dübe - - - x -<br />
Yachtschule<br />
Fehmarn - - - - -<br />
Segelschule<br />
"Blauer Peter" - - - - -<br />
Segel- <strong>und</strong> Motorboot-<br />
schule Neustadt - - - - -<br />
Segelschule<br />
SKIPPER - - x - x<br />
Segelschule<br />
Mövenste<strong>in</strong> - x x - -<br />
Wasserfahrschule<br />
Schött - - - - -<br />
Lübecker<br />
Segelschule - - - - -<br />
Frank Lochte - - - - -<br />
Quelle: Websites der <strong>Segelschulen</strong><br />
17
D Schwerpunkt auf Fortgeschrittenenangeboten (FAPO, Sailaway, Yachtschule Fehmarn)<br />
Lediglich die Segel- <strong>und</strong> Motorbootschule Neustadt <strong>und</strong> die Wasserfahrschule Schött setzen<br />
bisher weder <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en noch <strong>in</strong> der anderen Richtung Schwerpunkte, so dass man sie<br />
nach dem Internetauftritt ke<strong>in</strong>em der unterschiedenen Typen zuordnen kann.<br />
In den Typen A bis C gibt es jeweils die Variante, dass zusätzlich die speziell jugendorien-<br />
tierten Angebote "Ferien ohne Eltern" sowie "Klassen- <strong>und</strong> Gruppenreisen" geboten werden.<br />
Damit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung s<strong>in</strong>d die Typen A bis C diejenigen, die für die Stützung des Tourismus<br />
an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste besondere Bedeutung besitzen. Typ D fällt an<br />
Land nur sehr nachrangig auf. Hauptaktivitätsgebiete liegen auf der Ostsee oder im Zusam-<br />
menhang mit Ferntörns <strong>in</strong> der Nordsee <strong>und</strong> - An-/Abreise per Flugzeug - im Mittelmeer, <strong>in</strong><br />
der Karibik oder im Pazifik. Bei Typ D geht es also nur nachrangig speziell um Tourismus <strong>in</strong><br />
<strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong>. Dies ändert nichts daran, dass erhebliche Wertschöpfung betrieben<br />
wird. Die Relevanz für den regionalen Tourismus ist jedoch ger<strong>in</strong>g. Die <strong>Segelschulen</strong> der<br />
Typen A bis C s<strong>in</strong>d demgegenüber - auch - davon abhängig, wie gut sich <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong><br />
generell als touristisches Zielgebiet entwickelt. Und sie haben E<strong>in</strong>fluss auf diese Entwick-<br />
lung. Nicht jede Segelschule muss dabei "alles" anbieten. Sie sollte aber "alles" aufgreifen<br />
<strong>und</strong> vermitteln können. Dies setzt e<strong>in</strong>e enge Kooperation zwischen den verschiedenen Was-<br />
sersportschulen im engeren regionalen Rahmen voraus (vgl. auch Kap. 3.2.3). Segelschu-<br />
len, die alles touristisch Relevante vollständig aus e<strong>in</strong>er Hand anbieten, gibt es weder <strong>in</strong><br />
<strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> noch <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern (vgl. Kap. 3.2.3).<br />
Die Websitegestaltung der <strong>Segelschulen</strong><br />
Hier soll es nicht um die allgeme<strong>in</strong>e Gestaltungsqualität der e<strong>in</strong>zelnen Websites gehen, auch<br />
wenn diese durchaus unterschiedlich ist. Speziell unter dem Gesichtspunkt der touristischen<br />
Bedeutung der <strong>Segelschulen</strong> ist jedoch festzustellen:<br />
- E<strong>in</strong>e direkte Ansprache von Ostküstenurlaubern möglichst gleich auf der Startseite erfolgt<br />
lediglich <strong>in</strong> sechs Fällen (Ostw<strong>in</strong>d, Wetw<strong>in</strong>d, B<strong>in</strong>nensee, Blauer Peter, Skipper, Lochte),<br />
teilweise nur sehr knapp. Die Yachtschule Fehmarn <strong>und</strong> Sailaway sprechen dazu "Ur-<br />
laubstörns" an, die aber bezüglich ihres Zielgebietes nichts mit <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> zu tun<br />
haben.<br />
- Beim Durchklicken kommen dann bei weiteren drei <strong>Segelschulen</strong> (Hornich, Kle<strong>in</strong>e Segel,<br />
Mövenste<strong>in</strong>) Informationen, die sich an Urlauber wenden.<br />
Bei der Gestaltung der Homepage <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere der Startseite steht selbstverständlich<br />
das Sportliche sowie das spezifische segelschulische Angebot im Vordergr<strong>und</strong>. Dennoch<br />
würde es S<strong>in</strong>n machen, gr<strong>und</strong>sätzlich, beg<strong>in</strong>nend mit der Startseite, auch Urlauber anzu-<br />
sprechen, ob nun als schon ausgebildete oder als potenzielle Segler.<br />
18
Nur <strong>in</strong> seltenen Fällen ist der Website zu entnehmen, was der jeweilige Segelschulstandort<br />
außer der Segelschule noch bietet (Hornich, Skipper), was ja durchaus auch e<strong>in</strong> wenig die<br />
Attraktivität der Segelschule selbst bee<strong>in</strong>flussen kann.<br />
3.2.2 Mystery Check<br />
In Kap. 2.2 wurde die Vorgehensweise bei der Durchführung der Mystery Checks bereits<br />
erläutert (vgl. dazu auch Anhang 2). Von den dabei besuchten acht <strong>Segelschulen</strong> werden im<br />
Folgenden zwei aus der Ergebnisdarstellung ausgeklammert:<br />
- Sailaway Yachtsport betreibt <strong>in</strong> Kiel-Holtenau e<strong>in</strong>e Geschäftsstelle, die ausschließlich auf<br />
die Unternehmensmanagementaufgaben ausgerichtet ist. Die segelschulischen Aktivitä-<br />
ten f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Kiel-Schilksee, vor allem aber an Bord der Yachten statt. Die von Sailaway<br />
angebotenen Kurse werden im Normalfall <strong>in</strong> der Form von Ausbildungstörns absolviert.<br />
Die Geschäftsstelle <strong>in</strong> der Kanalstr. In Kiel-Holtenau ist mit den Anlaufstellen der anderen<br />
besuchten <strong>Segelschulen</strong> also nicht vergleichbar.<br />
- Aloha Sail Po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Eckernförde als Nachfolger von Nordw<strong>in</strong>d Wassersportcentrum<br />
Eckernförde hat im Jahre 2009 die segelschulischen Angebote von Nordw<strong>in</strong>d erst e<strong>in</strong>mal<br />
übernommen, jedoch mit dem Auslaufen der Saison 2009 beendet. Im Jahre 2010 wer-<br />
den nur noch Surfkurse angeboten werden. Die übernommenen Boote werden verkauft.<br />
Dennoch ist Aloha Sail Po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Bezug auf Gastronomie <strong>und</strong> Kommunikation e<strong>in</strong> gutes<br />
Beispiel. Unten wird deshalb unter diesem Gesichtspunkt darauf zurückzukommen se<strong>in</strong>.<br />
Erster E<strong>in</strong>druck<br />
Im Normalfall s<strong>in</strong>d die besuchten <strong>Segelschulen</strong> gut zu f<strong>in</strong>den. Die meisten s<strong>in</strong>d bereits von<br />
weitem unübersehbar, so dass ke<strong>in</strong>e Suchprobleme auftauchen, wenn man über die unge-<br />
fähre Lage <strong>in</strong>nerhalb des Gesamtortes <strong>in</strong>formiert ist. Ist der Standort zentral im Bereich der<br />
Hauptlaufwege spazieren gehender Touristen gelegen, s<strong>in</strong>d Wegweisungen hilfreich, aber<br />
nicht zw<strong>in</strong>gend erforderlich (Eckernförde, Westw<strong>in</strong>d). Ist der Standort dagegen dezentral, wie<br />
bei den <strong>Segelschulen</strong> am B<strong>in</strong>nensee, Bennewitz, Blauer Peter, s<strong>in</strong>d Wegweisungen wichtig.<br />
Die Segelschule Blauer Peter ist auf allen Lageplänen des Grömitzer Tourismus-Service<br />
verzeichnet. In Heiligenhafen gilt dies nicht. Auch sonstige Wegweiser fehlen bzw. s<strong>in</strong>d un-<br />
auffällig. Bei der Segelschule Ralph Bennewitz führt dies dazu, dass viele wirklich suchen<br />
<strong>und</strong> sich ggf. durchfragen müssen. Die Schulungsräume der Segelschule Hornich mitten <strong>in</strong><br />
Maasholm s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>em Lageplan der Tourist-Information gleich am Ortse<strong>in</strong>gang verzeich-<br />
net.<br />
19
Das Personal der Segelschule ist <strong>in</strong> allen besuchten Fällen fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> kompetent, Kurs-<br />
listen <strong>und</strong> Preise liegen <strong>und</strong>/oder hängen aus. Lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall - Westw<strong>in</strong>d - s<strong>in</strong>d die<br />
Preise nur mündlich zu erfragen.<br />
Kernangebot<br />
Die angebotenen Kurse <strong>und</strong> die vorhandene Bootsflotte variieren von Segelschule zu Segel-<br />
schule nach ihrer Größe <strong>und</strong> ihrem Konzept. In dieser H<strong>in</strong>sicht wird auf Kap. 3.2.1 verwie-<br />
sen. Entsprechend variiert auch die Zahl der Ausbilder mit Segellehrerlizenz (durchgängig<br />
mehrere). Allerd<strong>in</strong>gs h<strong>in</strong>gen die Lizenzen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er der besuchten <strong>Segelschulen</strong> aus. Die<br />
e<strong>in</strong>gesetzten Boote bef<strong>in</strong>den sich durchgängig <strong>in</strong> sehr gutem Zustand. Alle <strong>Segelschulen</strong><br />
verfügen über jeweils schnell erreichbare Segelreviere ganz unterschiedlicher Exposition.<br />
Bei der Segelschule am B<strong>in</strong>nensee ist allerd<strong>in</strong>gs der Wechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Revier mit stärkerer Ex-<br />
position nur mit e<strong>in</strong>igem Aufwand möglich, da die Zufahrt zum B<strong>in</strong>nensee unter e<strong>in</strong>er sehr<br />
flachen Brücke h<strong>in</strong>durchführt, die erst geöffnet werden muss.<br />
Die Segelschüler tragen gr<strong>und</strong>sätzlich schon beim Betreten des Steges Schwimmwesten. In<br />
e<strong>in</strong>em Fall wurde allerd<strong>in</strong>gs beobachtet, dass die Ausbilder dies (noch) nicht taten.<br />
Infrastruktur<br />
Die Größe der Schulungsräume ist je nach Kapazität der <strong>Segelschulen</strong> sehr unterschiedlich.<br />
Die technische Ausstattung ist durchgängig funktional, <strong>in</strong>sbesondere mit Video-Anlagen.<br />
Beamer haben noch ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zug gef<strong>und</strong>en (nur <strong>in</strong> der HYS <strong>in</strong> Glücksburg <strong>in</strong>stalliert, vgl.<br />
Kap. 3.1). Durchgängig gibt es Bücherborde mit Büchern <strong>und</strong> Zeitschriften, allerd<strong>in</strong>gs eben-<br />
falls <strong>in</strong> unterschiedlicher Reichhaltigkeit. In vier der besuchten sechs <strong>Segelschulen</strong> f<strong>in</strong>det<br />
ke<strong>in</strong> Verkauf von Gr<strong>und</strong>ausrüstung oder Segelkleidung statt. In zwei Fällen - Hornich <strong>und</strong><br />
Blauer Peter - existiert e<strong>in</strong> Seglershop mit reichhaltigem Angebot.<br />
Was gastronomische Angebote betrifft, s<strong>in</strong>d die untersuchten <strong>Segelschulen</strong> sehr zurückhal-<br />
tend. In zwei Fällen bef<strong>in</strong>det sich unmittelbar nebenan e<strong>in</strong> Café bzw. Bistro (Eckernförde <strong>und</strong><br />
Blauer Peter). In e<strong>in</strong>em Fall kann man sich mit diversen Getränken <strong>und</strong> Kuchen versorgen<br />
(Hornich) oder zum<strong>in</strong>dest mit kalten Getränken (Westw<strong>in</strong>d). Im Übrigen wird auf Selbstver-<br />
pflegung gesetzt (B<strong>in</strong>nensee, Bennewitz). Aloha Sail Po<strong>in</strong>t ist der e<strong>in</strong>zige besuchte Fall, <strong>in</strong><br />
dem e<strong>in</strong>e professionell wirkende Gastronomie <strong>in</strong> die - demnächst nur noch - Surfschule <strong>in</strong>-<br />
tegriert ist.<br />
Die Qualität gastronomischer Angebote hat ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Qualität der segelschuli-<br />
schen Aktivitäten. Aus der Sicht der <strong>Tourismusförderung</strong> kommt der Gastronomie dennoch<br />
e<strong>in</strong>e nicht unwichtige Rolle zu. Am Standort e<strong>in</strong>er Segelschule ist es immer <strong>in</strong>teressant, man<br />
kann "was sehen" bzw. "was erleben", auch ohne selbst Segelschüler zu se<strong>in</strong>. Das macht<br />
den Standort auch für "Sehleute" <strong>in</strong>teressant, die ja gegebenenfalls potenzielle Segelschüler<br />
se<strong>in</strong> können. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die allgeme<strong>in</strong>e Kommunikation der Segelschüler untere<strong>in</strong>-<br />
20
ander oder zwischen Ausbildern <strong>und</strong> Segelschülern gefördert wird, wenn man auch bei<br />
Mahlzeiten aller Art oder beim Bier am Abend <strong>in</strong> Sicht- <strong>und</strong> Kommunikationsreichweite blei-<br />
ben kann (vgl. auch Kap. 5.1).<br />
Alternativangebote<br />
Wenn bei zu wenig oder zu viel W<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Segeln möglich ist, spielt das Vorhandense<strong>in</strong> von<br />
alternativen Aktivitätsangeboten e<strong>in</strong>e Rolle. Insbesondere bei K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen ist<br />
dies wichtig. Entsprechend ist zu erkennen, dass die unter anderem stark auf K<strong>in</strong>der <strong>und</strong><br />
Jugendliche ausgerichteten <strong>Segelschulen</strong> Alternativangebote vorhalten. Dies gilt <strong>in</strong> besonde-<br />
rem Maße für die Segel- <strong>und</strong> Surfschule am B<strong>in</strong>nensee, wo Beachvolleyball <strong>und</strong> Kajak Fah-<br />
ren möglich s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> dies auch für viele Jugendliche gleichzeitig. Auch bei Bennewitz gibt es<br />
Aktivitätsangebote. Beim Blauen Peter ist e<strong>in</strong> so genanntes "Optimistenhaus" e<strong>in</strong>gerichtet<br />
worden, dass unmittelbar neben dem Gebäude mit Geschäftsstelle, Shop <strong>und</strong> Schulungs-<br />
räumen steht <strong>und</strong> unterschiedlichste Spielmöglichkeiten bereitstellt. Die anderen besuchten<br />
<strong>Segelschulen</strong> bieten <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht ke<strong>in</strong>e Angebote. Aloha Sail Po<strong>in</strong>t läuft auch diesbe-<br />
züglich außer Konkurrenz. Aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Ausrichtung auf "Fun-Sport" stehen hier spieleri-<br />
sche Angebote ohneh<strong>in</strong> stark im Vordergr<strong>und</strong>. Auch hier sei im Übrigen auf die HYS Glücks-<br />
burg (vgl. Kap. 3.1) verwiesen, die e<strong>in</strong> reichhaltiges Angebot von alternativen Aktivitäten -<br />
sowohl <strong>in</strong>door als auch outdoor - bereithält.<br />
3.2.3 Vergleich mit Mecklenburg-Vorpommern<br />
In Mecklenburg-Vorpommern s<strong>in</strong>d unmittelbar an der Ostseeküste <strong>und</strong> ihren Nebengewäs-<br />
sern 22 <strong>Segelschulen</strong> tätig, e<strong>in</strong>ige davon <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Surfangeboten. H<strong>in</strong>zu kommen<br />
sechs re<strong>in</strong>e Surfschulen. Über die Tourist-Informationen würden fünf besonders gut aufge-<br />
stellte <strong>Segelschulen</strong> für Expertengespräche ausgewählt. In vier dieser Schulen konnten, <strong>in</strong><br />
der Regel mit den Inhabern, ausführliche Expertengespräche geführt werden (vgl. Kap. 2.3<br />
<strong>und</strong> Anhang 3).<br />
Ke<strong>in</strong>e systematischen Unterschiede zwischen <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpom-<br />
mern zeigen sich bezüglich<br />
- der Dichte der Segelschulstandorte; auch <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern s<strong>in</strong>d die meisten<br />
Küstenregionen gut versorgt; es zeigen sich allerd<strong>in</strong>gs doch mehrere regionale "Lücken",<br />
zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> West-Mecklenburg, sozusagen "gegenüber" der Ostholste<strong>in</strong>er Küste, wo<br />
das e<strong>in</strong>zige Angebot <strong>in</strong> Wismar liegt (Cipra); weiterh<strong>in</strong> arbeitet im Bereich Fisch-<br />
land/Darß/Z<strong>in</strong>gst nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Segelschule (Fischländer Segelschule <strong>in</strong> Wustrow);<br />
schließlich ist Usedom auf der zur Ostsee exponierten Seite völlig unversorgt; <strong>in</strong> allen<br />
drei Fällen s<strong>in</strong>d die "Lücken" unter anderem auch mit der ungünstigen Küstengestaltung<br />
<strong>und</strong>/oder Exposition zu erklären;<br />
21
- der Größe <strong>und</strong> Qualität der Bootsflotten - sehr gemischt - <strong>und</strong> der Qualität der Ausbilder;<br />
- der allgeme<strong>in</strong>en segelschulischen Infrastruktur.<br />
Trotz der besonderen Zuschussmöglichkeiten <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern - bisher <strong>in</strong> der<br />
Regel 50 % aller Investitionskosten - haben sich nur wenige <strong>Segelschulen</strong> sehr aufwändig<br />
ausgestattet. Mehrere <strong>Segelschulen</strong> machen von der Möglichkeit Gebrauch, mit F<strong>in</strong>anzie-<br />
rung durch die Agentur für Arbeit Segellehrer auszubilden, teilweise auch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />
der Ausbildung zum Bootsbauer. Dies führt zu e<strong>in</strong>er mittelbaren Subventionierung des lau-<br />
fenden Segelschulbetriebs, da die Auszubildenden teilweise <strong>in</strong> den angebotenen Kursen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden <strong>und</strong> dies auch sollen, jedoch von der BA f<strong>in</strong>anziert werden. Per saldo füh-<br />
ren die MV-spezifischen F<strong>in</strong>anzierungsbed<strong>in</strong>gungen also zu e<strong>in</strong>er Verbesserung des Preis-<br />
Leistungsverhältnisses <strong>und</strong> damit zu tendenziell niedrigeren Kursgebühren.<br />
Lässt man diesen Effekt außer Acht, so stehen die vier besuchten <strong>Segelschulen</strong> nicht für<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern generell andere "Segelschullandschaft", sondern für <strong>in</strong>te-<br />
ressante <strong>in</strong>dividuelle Segelschulkonzeptionen, die als Good Practice analysierbar s<strong>in</strong>d.<br />
Sail & Surf Rügen<br />
Sail & Surf ist <strong>in</strong> Bezug auf die folgenden Punkte vorbildlich:<br />
- Integration <strong>in</strong> den Yachthafenstandort Altefähr: Der Sitz der Segelschule bef<strong>in</strong>det sich im<br />
Gebäude e<strong>in</strong>es ehemaligen kle<strong>in</strong>en Hotels direkt am Hafen, der <strong>in</strong> Altefähr äußerst über-<br />
sichtlich ist.<br />
- Ausstattung des Hauptgebäudes ("Haus am S<strong>und</strong>"): Außer der Geschäftsstelle, Schu-<br />
lungsräumen, Ausrüstungs- <strong>und</strong> Versorgungs<strong>in</strong>frasatruktur, Toiletten <strong>und</strong> Duschen bef<strong>in</strong>-<br />
det sich hier e<strong>in</strong>e Sauna, die <strong>in</strong> der Nebensaison sehr gern <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiv genutzt wird.<br />
Weiterh<strong>in</strong> ist die gesamte obere Etage für die Übernachtung von bis zu 50 K<strong>in</strong>-<br />
dern/Jugendlichen mit Betreuern ausgebaut.<br />
- Standortdifferenzierung: an gesonderten Standorten der Insel Rügen bzw. am Strelas<strong>und</strong><br />
bef<strong>in</strong>det sich, zugehörig zum Unternehmen Sail & Surf, das Kidscamp Neuhof (Ferien<br />
ohne Eltern <strong>und</strong> Klassenreisen), die Surfschule Thiessow <strong>und</strong> die Surfschule B<strong>in</strong>z (an ei-<br />
nen Franchise-Nehmer verpachtet).<br />
- "Inselbar": Unmittelbar am Zugang zum Hauptsteg liegt e<strong>in</strong> Bistro mit kalten <strong>und</strong> warmen<br />
Angeboten <strong>und</strong> der Möglichkeit, mit Blick auf Strals<strong>und</strong> <strong>und</strong> "die untergehende Sonne"<br />
Getränke zu sich zu nehmen. Das Gebäude bef<strong>in</strong>det sich im Besitz der Geme<strong>in</strong>de, die<br />
damit nichts rechtes anzufangen wusste.<br />
22
- Kooperation mit Hotels <strong>in</strong> Strals<strong>und</strong>: Bei den dortigen großen Hotels - z. B. Steigenber-<br />
ger, Dor<strong>in</strong>t - liegen Informationen zur Segelschule bereit. Das Hotelpersonal ist für die In-<br />
formation der Hotelgäste speziell präpariert. Jedes Jahr führt Sail & Surf für e<strong>in</strong>ige Hotel-<br />
angestellte e<strong>in</strong>en kostenlosen Schnupperkurs durch.<br />
- Nutzen regionaler Events: Der April ist im Strelas<strong>und</strong> "Her<strong>in</strong>gssaison". Die Hansestadt<br />
Strals<strong>und</strong> <strong>und</strong> alle am S<strong>und</strong> anliegenden Geme<strong>in</strong>den verb<strong>in</strong>den dies mit zahlreichen Ak-<br />
tivitäten, die gezielt zur Vorverlegung des Saisonbeg<strong>in</strong>ns genutzt werden. Sail & Surf<br />
funktioniert <strong>in</strong> diesen Wochen fast alle Boote zu "Her<strong>in</strong>gsfängern" um.<br />
im-jaich wasserferienwelt/Segelschule Rügen<br />
- Integration <strong>in</strong> den Yachthafenstandort: Die Segelschule Rügen ist unmittelbarer Bestand-<br />
teil der "Wasserferienwelt" <strong>in</strong> Lauterbach, Stadtteil von Putbus. Das Gesamtangebot aus<br />
Yachthafen, Bootshallen, Werkstätten, Hausbooten, Appartmenthäusern, Bistro <strong>und</strong> eben<br />
auch Segelschule ist unternehmerisch mite<strong>in</strong>ander verflochten.<br />
- Bistro: Auch <strong>in</strong> Lauterbach besteht mit dem Verwaltungsgebäude <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Se-<br />
gelschulgeschäftsstelle, Hafenmeisterei <strong>und</strong> - kle<strong>in</strong>er - Gastronomie e<strong>in</strong> zentraler Anlauf-<br />
punkt mit sehr guter Lage ("Sp<strong>in</strong>ne im Netz").<br />
- Eigene Übernachtungsangebote: Zwischen den Bootsliegeplätzen liegen an e<strong>in</strong>em der<br />
Stege auch 12 Hausboote (die ersten <strong>in</strong> Deutschland mit touristischer Nutzung), die ganz<br />
normal für Übernachtungen gebucht werden können. Weitere 10 Hausboote <strong>und</strong> 14<br />
Pfahlhäuser (ebenfalls deutschlandweit erstmalig) s<strong>in</strong>d genehmigt. Interessant: Die dort<br />
übernachtenden Urlauber s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> seltenen Fällen Bootseigner, die auf Törns <strong>in</strong> Lau-<br />
terbach vorbeikommen. Es handelt sich um normale Urlauber, die die Segelumgebung<br />
<strong>in</strong>teressant f<strong>in</strong>den, ohne selbst gleich e<strong>in</strong>en Segelschulkurs buchen zu wollen. E<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>-<br />
dung <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht existiert also nicht. H<strong>in</strong>zu kommen Gästehäuser mit Appartments<br />
<strong>und</strong> Ferienbungalows, die im Rahmen des Unternehmens ebenfalls vermietet werden.<br />
- Ergänzende Angebote: Wellnessangebote waren ursprünglich ebenfalls als Standardan-<br />
gebot <strong>in</strong>tegriert. Mittlerweile können entsprechende Anwendungen externer Anbieter nur<br />
noch gebucht <strong>und</strong> <strong>in</strong> eigenen Räumlichkeiten <strong>in</strong> Anspruch genommen werden.<br />
- Zusammenarbeit mit Hotels: In Sichtweite zum Yachthafen liegt das 4-Sterne-Hotel "Ba-<br />
dehaus Goor". Mit dem Hotel wird locker zusammengearbeitet (Informationen, Material).<br />
Wassersport Rostock <strong>und</strong> Segelschule Greifswald<br />
Bei diesen beiden <strong>Segelschulen</strong> handelt es sich, wie bereits bei Sail & Surf Rügen, um Un-<br />
ternehmen, die jeweils mit ihren Aktivitäten über mehrere Standorte verteilt s<strong>in</strong>d, um unter-<br />
schiedliche Standortbed<strong>in</strong>gungen auszunutzen. Wassersport Rostock verfügt über den<br />
23
Hauptstandort am Warnowufer <strong>in</strong> der Höhe der Rostocker Altstadt, über e<strong>in</strong>en Strandstand-<br />
ort vor dem Hotel Neptun <strong>in</strong> Warnemünde mit Schwerpunkt auf Surfen <strong>und</strong> Katamaran sowie<br />
über e<strong>in</strong>en Standort <strong>in</strong> Markgrafenheide, der sich auf Klassenreisen spezialisiert hat. Die<br />
Segelschule Greifswald hat denselben Inhaber wie die Segelschule Rückenw<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Wolgast.<br />
Besonders hervorzuheben s<strong>in</strong>d:<br />
- Die Segelschule Greifswald liegt <strong>in</strong> unmittelbarer Nachbarschaft des Maritimen Jugend-<br />
dorfs Wieck (MaJuWi). Dies war zu Zeiten der DDR e<strong>in</strong> Jugendferienheim <strong>und</strong> ist nun ei-<br />
ne private Jugendferienstätte mit 300 Betten im gehobenen Jugendherbergsstandard.<br />
Die Segelschule ist zu ungefähr der Hälfte ihrer Tätigkeit darauf spezialisiert, Kurse für<br />
Jugendgruppen <strong>und</strong> Klassen anzubieten, die im MaJuWi untergebracht s<strong>in</strong>d. Wasser-<br />
sport Rostock arbeitet dagegen an se<strong>in</strong>em Standort Markgrafenheide mit e<strong>in</strong>em dortigen<br />
e<strong>in</strong>fachen Hotel bei der Unterbr<strong>in</strong>gung der Schulklassen zusammen.<br />
- Wassersport Rostock hat se<strong>in</strong>en Standort am Strand <strong>in</strong> Warnemünde an e<strong>in</strong>en Pächter,<br />
Supreme Surf, verpachtet, der <strong>in</strong> diesem "Beachhouse" auch e<strong>in</strong>en Segler- <strong>und</strong> Surfshop<br />
betreibt. Neben der Surfausbildung kann hier auch auf Katamaran <strong>und</strong> Jolle geschult<br />
werden. E<strong>in</strong>e enge Kooperation mit dem Hauptsitz am Warnowufer ist vertraglich gere-<br />
gelt.<br />
- Kooperation mit Hotels: Im Hotel Neptun liegen ausführliche Informationen sowohl über<br />
die Angebote "vor der Haustür" als auch über die Segelangebote im Zentrum von Ros-<br />
tock vor.<br />
- Mitarbeit bei der Hansesail: Der Standort am Warnowufer liegt unmittelbar an der Haupt-<br />
aktivitätsachse der Hansesail. Die Segelschule beteiligt sich die gesamten fünf Tage mit<br />
eigenen Programmangeboten - Schnuppersegeln, Ausfahrten etc.<br />
3.3 Die Struktur der Segelschüler<br />
3.3.1 Die demographische Struktur<br />
In diesem Kapitel wird mit der Auswertung der Fragebögen begonnen, die von Segelschülern<br />
ausgefüllt wurden. In Kapitel 2.1 wurden bereits die damit zusammenhängenden methodi-<br />
schen Fragen erläutert. Hier sei noch e<strong>in</strong>mal darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass der Fragebogenrück-<br />
lauf unter den Erwartungen lag. Dies muss bei der Bewertung der Ergebnisse immer wieder<br />
berücksichtigt werden. Wo möglich, wird mit den Ergebnissen der Diplomarbeit von Anja<br />
Schütz aus dem Jahre 2007 verglichen (vgl. Kap. 2.1).<br />
Der Aufgabenstellung dieser Studie entsprechend steht die Auswertung der Fragebögen, die<br />
von Touristen ausgefüllt wurden, im Mittelpunkt. Die nach dem Wohnort - vgl. auch Tabelle<br />
3-9 - mögliche Unterscheidung zwischen Touristen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>heimischen wird also durchgängig<br />
24
<strong>in</strong> allen Tabellen vorgenommen. Auf diese Weise lässt sich dokumentieren, <strong>in</strong> welchen Punk-<br />
ten sich die beiden Gruppen unterscheiden <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchen nicht. Insgesamt s<strong>in</strong>d 143 Frage-<br />
bögen von Touristen ausgefüllt worden, davon 40 im Alter von unter 18 Jahren. 44 Fragebö-<br />
gen wurden von E<strong>in</strong>heimischen ausgefüllt. Diese Zahlen zeigen noch e<strong>in</strong>mal, dass nur sehr<br />
klare Ergebnisse wirklich tragfähig s<strong>in</strong>d.<br />
Tabelle 3-4 zeigt die Alterstruktur der befragten Segelschüler. Auffallend ist hier vor allem<br />
der sehr ger<strong>in</strong>ge Anteil der Segelschüler im Alter von 55 Jahren <strong>und</strong> älter. Dies darf aller-<br />
d<strong>in</strong>gs nicht überraschen. Anja Schütz kommt zu demselben Ergebnis (S. 46: 4 % über 55<br />
Jahre alt). Wer Segeln lernen möchte, tut dies nur noch selten <strong>in</strong> fortgeschrittenem Alter.<br />
Tabelle 3-4: Alter der befragten Segelschüler<br />
Altersgruppe Touristen E<strong>in</strong>heimische______<br />
unter 18 28,0 % 29,5 %<br />
18 bis unter 28 22,4 % 18,2 %<br />
28 bis unter 55 46,2 % 45,5 %<br />
55 <strong>und</strong> älter________________ 3,5 % 6,8 %_________<br />
Summe 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen: 143 44<br />
Auch bei der Geschlechterproportion der Segelschüler stimmen die Ergebnisse der Tabelle<br />
3-5 mit denen von Anja Schütz (S. 46) übere<strong>in</strong>. Es gibt e<strong>in</strong> deutliches Übergewicht der männ-<br />
lichen Beteiligten. Bei Anja Schütz s<strong>in</strong>d 62 % der Befragten männlich.<br />
Tabelle 3-5: Geschlecht der befragten Segelschüler<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J._________________<br />
weiblich 43,9 % 40,0 % 43,2 %<br />
männlich 56,1 % 60,0 % 56,8 %<br />
Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 98 40 44<br />
Tabelle 3-6 widmet sich der Frage der Reisebegleitung. Diese Tabelle zeigt die Ergebnisse<br />
im oberen Teil nur für die Segelschüler, die 18 Jahre <strong>und</strong> älter s<strong>in</strong>d, im unteren Teil auch für<br />
die unter 18-Jährigen. Der bei den Touristen festzustellende Wert von 10,8 %, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Gruppe angereist s<strong>in</strong>d, ist damit zu erklären, dass Schulklassen der Sek<strong>und</strong>arstufe II auch<br />
Schüler im Alter von 18 <strong>und</strong> älter umfassen. Im Übrigen s<strong>in</strong>d die Touristen, die mit Partner<br />
oder Partner<strong>in</strong> reisen, mit knapp 40 % stark repräsentiert. Familien als Reisebegleitung s<strong>in</strong>d<br />
mit knapp 30 % deutlich niedriger vertreten.<br />
25
Tabelle 3-6: Befragte Segelschüler nach der Begleitung<br />
Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter 18 Jahre <strong>und</strong> älter _<br />
alle<strong>in</strong> 22,5 % 17,2 %<br />
mit Partner 38,2 % 41,4 %<br />
mit Familie 28,4 % 41,4 %<br />
Gruppe 10,8 % 0,0 %_______<br />
Summe 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 102 29<br />
K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche unter 18:<br />
mit Eltern 50,0 %<br />
<strong>in</strong> Jugendgruppe/Schulklasse 47,5 %<br />
alle<strong>in</strong> 2,5 %__<br />
Summe 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen: 40<br />
Die Antworten der E<strong>in</strong>heimischen s<strong>in</strong>d zwar irrelevant, da hier die Frage nur <strong>in</strong> Bezug auf<br />
Urlaube unabhängig von den segelschulischen Aktivitäten beantwortet werden konnte.<br />
Trotzdem ist das Ergebnis wichtig, da Anja Schütz bei ihren Ergebnissen nicht zwischen<br />
Touristen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>heimischen differenziert. Sie kommt zu folgenden Ergebnissen (S. 53):<br />
alle<strong>in</strong> 10,8 %<br />
mit Partner 27,2 %<br />
mit Familie 52,6 %<br />
Gruppe 11,4 %<br />
Die Struktur unterscheidet sich also ganz erheblich. Für die Interpretation der Tabelle 3-6<br />
bedeutet dies, dass dar<strong>in</strong> vermutlich der Anteil der mit Familie Reisenden unterrepräsentiert,<br />
der mit Partner Reisenden dagegen überrepräsentiert ist.<br />
Die <strong>in</strong> Tabelle 3-6 zusätzlich dokumentierten Ergebnisse auf die Nachfrage bei K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong><br />
Jugendlichen nach der Begleitung müssen ebenfalls vorsichtig <strong>in</strong>terpretiert werden. Aller-<br />
d<strong>in</strong>gs ist es plausibel, dass ca. die Hälfte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe oder Klasse, die andere Hälfte da-<br />
gegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Familie angereist ist.<br />
Tabelle 3-7 zeigt e<strong>in</strong>e klare Dom<strong>in</strong>anz der Absolventen e<strong>in</strong>er Ausbildung an e<strong>in</strong>er Universität<br />
bzw. Fachhochschule. H<strong>in</strong>zu kommt, dass diejenigen, die "Abitur" angegeben haben, fast<br />
durchgängig gerade dabei s<strong>in</strong>d zu studieren. Mit Abitur, aber ohne Studium geht heute nur<br />
noch e<strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>er Anteil der Abiturienten auf den Arbeitsmarkt. Diejenigen wiederum, die<br />
26
Tabelle 3-7: Befragte Segelschüler nach dem höchsten Bildungsabschluss<br />
Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter 18 Jahre <strong>und</strong> älter _<br />
Universität, FHS 66,3 % 51,6 %<br />
Abitur 17,8 % 35,5 %<br />
<strong>in</strong> der Schulausbildung 11,9 % 9,7 %<br />
Haupt-/Realschule 4,0 % 3,2 %_______<br />
Summe 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 101 31<br />
"<strong>in</strong> der Schulausbildung" angekreuzt haben, bef<strong>in</strong>den sich vermutlich fast ausschließlich auf<br />
dem Weg zum Abitur. Man kann also davon ausgehen, dass lediglich ca. 5 % der Befragten<br />
nicht Akademiker <strong>und</strong> auch nicht auf dem Wege dorth<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d. Bei Anja Schütz (S. 47) liegt<br />
dieser Wert etwas höher, nämlich bei 15 %. Dennoch bestätigt dies, dass Segelschüler zu<br />
e<strong>in</strong>em sehr großen Teil dem akademischen Milieu zuzurechnen s<strong>in</strong>d.<br />
An dieser Stelle sei e<strong>in</strong>geschoben, dass diese starke Ausrichtung auf Akademiker bzw. sol-<br />
che, die es werden wollen, offenbar nicht für Mecklenburg-Vorpommern gilt. Zwei Ge-<br />
sprächspartner <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern gehen mit ihrem Erfahrungsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> davon<br />
aus, dass die Segelschüler dort nur zu 20 bis 30 % dem akademischen Milieu zuzurechnen<br />
s<strong>in</strong>d. Dabei s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs Schüler <strong>und</strong> Studierende, also potenzielle Akademiker, nicht e<strong>in</strong>-<br />
gerechnet. Als e<strong>in</strong>e Ursache werden die dort im Schnitt niedrigeren Kursgebühren (vgl. Kap.<br />
3.2.3) angesehen, was damit harmoniert, dass durchaus auch Nachfrage aus den alten Bun-<br />
desländern <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern abgedeckt wird.<br />
Tabelle 3-8 differenziert die Befragten Segelschüler nach E<strong>in</strong>kommensgruppen. Obwohl die<br />
Gruppen sehr grob abgegrenzt s<strong>in</strong>d, hat e<strong>in</strong> Viertel der befragten Touristen diese Frage nicht<br />
beantwortet. Das hohe Gewicht der obersten unterschiedenen E<strong>in</strong>kommensgruppe dürfte<br />
Tabelle 3-8: Befragte Segelschüler nach E<strong>in</strong>kommensgruppen<br />
Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter 18 Jahre <strong>und</strong> älter _<br />
unter 1.800 € 22,1 % 25,0 %<br />
1.800 - 2.500 € 26,0 % 25,0 %<br />
über 2.500 € 51,9 % 50,0 %_______<br />
Summe 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 77 28<br />
27
jedoch realistisch se<strong>in</strong>. Die Frage bezog sich im Übrigen auf das persönliche, nicht das<br />
Haushaltse<strong>in</strong>kommen.<br />
Mit den Angaben zur Reisebegleitung <strong>und</strong> zum E<strong>in</strong>kommen liegen Informationen vor, mit<br />
denen e<strong>in</strong>e Zuordnung der Befragten zu den Zielgruppen der aktuellen schleswig-holste<strong>in</strong>i-<br />
schen Tourismuskonzeption zum<strong>in</strong>dest tendenziell möglich ist:<br />
- Anspruchsvolle Genießer: Von den befragten Touristen im Alter von 28 bis 54 Jahren<br />
verreisen 44,4 % mit Partner. Von diesen bef<strong>in</strong>den sich 66,7 % <strong>in</strong> der höchsten E<strong>in</strong>kom-<br />
mensgruppe.<br />
- E<strong>in</strong>kommenstärkere Familien: Von den Befragten im Alter von 28 bis 54 verreisen<br />
29,6 % mit Familie. Von diesen bef<strong>in</strong>den sich 68,8 % <strong>in</strong> der höchsten E<strong>in</strong>kommensgrup-<br />
pe.<br />
Nach Vergleich mit den Befragungsergebnissen von Anja Schütz wurde oben bereits vermu-<br />
tet, dass die mit Partner Reisenden im Anteil eher etwas niedriger <strong>und</strong> die Familien eher et-<br />
was höher anzusetzen se<strong>in</strong> dürften. An dieser Stelle gleichen sich diese Effekte allerd<strong>in</strong>gs<br />
tendenziell aus. Die Zielgruppen des Tourismuskonzeptes werden also bei den Segelschü-<br />
lern sehr gut erreicht, wenn man e<strong>in</strong>mal die Best Ager ausklammert, die als Segelschüler<br />
weitgehend irrelevant s<strong>in</strong>d, aber auch als Segler nicht mehr so aktiv s<strong>in</strong>d (vgl. Aussagen von<br />
Herrn Tracht bei der Tagung <strong>in</strong> Damp am 10. 11. 2009).<br />
In Tabelle 3-9 wird schließlich die Herkunft der Befragten beschrieben, die nicht am Ort bzw.<br />
<strong>in</strong> der Region ansässig s<strong>in</strong>d. Hier s<strong>in</strong>d mehrere sich teilweise widersprechende Effekte zu<br />
beachten:<br />
- Es gibt e<strong>in</strong>en klaren E<strong>in</strong>fluss der unterschiedlichen Sommerferienzeiten. Bei Beg<strong>in</strong>n der<br />
Befragung waren die Schulferien <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Niedersachsen, Bremen,<br />
Sachsen, Thür<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt bereits zu Ende. Dies erklärt zum<strong>in</strong>dest den re-<br />
lativ niedrigen Wert für Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen. In Baden-Württemberg <strong>und</strong> Bayern hatten<br />
Tabelle 3-9: Die Wohnorte der befragte Segelschüler (nur Touristen)<br />
entfernteres <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> 9,1 %<br />
Hamburg 18,9 %<br />
Niedersachsen 25,9 %<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen 9,8 %<br />
übrige alte B<strong>und</strong>esländer 30,8 %<br />
Neue B<strong>und</strong>esländer 0,7 %<br />
Ausland 4,9 %<br />
Summe 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 143<br />
28
die Sommerferien dagegen gerade erst zwei Wochen vor Befragungsbeg<strong>in</strong>n angefangen.<br />
Dies erklärt den hohen Wert für die "übrigen alten B<strong>und</strong>esländer".<br />
- Es gibt e<strong>in</strong>en lagebed<strong>in</strong>gten "Heimvorteil" der nordwestlichen Länder Niedersachsen,<br />
Hamburg <strong>und</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> (entferntere Teile). Dies erklärt die hohen Werte für<br />
Hamburg <strong>und</strong> Niedersachsen, obwohl selbst <strong>in</strong> Hamburg die Sommerferien bei Befra-<br />
gungsbeg<strong>in</strong>n nur noch e<strong>in</strong>e Woche liefen.<br />
- Es gibt e<strong>in</strong>e Präferenz potenzieller Segelschüler aus den neuen B<strong>und</strong>esländern für die<br />
Küste von Mecklenburg-Vorpommern. Dies ist das e<strong>in</strong>zige Ergebnis der Tabelle 3-9,<br />
dass man auch mit den Daten von Anja Schütz (S. 49) vergleichen kann. Bei ihr lag der<br />
Anteil der neuen B<strong>und</strong>esländer an allen Segelschülern bei 8,2 %. Diese kamen alle<strong>in</strong> zur<br />
Hälfte aus Sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt, zwei Ländern also, die <strong>in</strong> der Befragung dieser<br />
Studie schon ke<strong>in</strong>e Sommerferien mehr hatten.<br />
3.3.2 Die gebuchten Aktivitäten<br />
Aus Tabelle 3-10 geht hervor, welche Kursarten von den befragten Segelschülern gebucht<br />
worden s<strong>in</strong>d. Gr<strong>und</strong>kurse dom<strong>in</strong>ieren nicht nur bei den Touristen, sondern auch bei den E<strong>in</strong>-<br />
heimischen. Bei den jugendlichen Touristen ist dieser Anteil erwartungsgemäß besonders<br />
hoch. Bei Anja Schütz gibt es ke<strong>in</strong>e vergleichbaren Angaben.<br />
Tabelle 3-10: Befragte Segelschüler nach der gewählten Kursart<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J._________________<br />
Gr<strong>und</strong>kurs 41,4 % 85,0 % 51,2 %<br />
SBF B<strong>in</strong>nen/See 26,3 % 5,0 % 18,6 %<br />
SKS, SKS-Ausbildungstörn 13,1 % 0,0 % 9,3 %<br />
SSS, SHS 3,0 % 0,0 % 0,0 %<br />
Auffrischungskurs 3,0 % 0,0 % 2,3 %<br />
Schnupperkurs 12,1 % 5,0 % 4,7 %<br />
K<strong>in</strong>dersegeln 0,0 % 2,5 % 14,0 %<br />
sonstiges 1,0 % 2,5 % 0,0 %<br />
Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 99 40 44<br />
Tabelle 3-11 beschäftigt sich mit dem gewählten Schulungsboot. Die nicht überraschende<br />
Dom<strong>in</strong>anz von Jollen taucht auch bei Anja Schütz (S. 58) auf. Bei ihr liegt der Anteil der Jol-<br />
len sogar bei 77,5 %. Yachten kommen bei ihr auf e<strong>in</strong>en Anteil von 17,1 %.<br />
29
Tabelle 3-11: Befragte Segelschüler nach dem gewählten Bootstyp<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J._________________<br />
Jolle 69,9 % 85,0 % 63,6 %<br />
offenes Kielboot 10,7 % 12,5 % 2,3 %<br />
Yacht 12,6 % 0,0 % 9,1 %<br />
Optimist 0,0 % 2,5 % 13,6 %<br />
Motorboot 1,9 % 0,0 % 9,1 %<br />
sonstiges 4,9 % 0,0 % 2,3 %<br />
Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 103 40 44<br />
In Tabelle 3-12 geht es schließlich darum, ob die Befragten schon über irgendwelche segle-<br />
rischen Erfahrungen verfügen. Das Ergebnis unterscheidet sich nicht zwischen Touristen<br />
<strong>und</strong> E<strong>in</strong>heimischen. Jeweils deutlich mehr als die Hälfte der Befragten verfügt über ke<strong>in</strong>e<br />
Erfahrungen, weder als Segler noch als Mitsegler. Bei Anja Schütz (S. 58) ist der Anteil de-<br />
rer, die schon über e<strong>in</strong>en Sche<strong>in</strong> verfügen, etwas höher. Er liegt bei 37,2 %.<br />
Tabelle 3-12: Hatten Sie schon vorher Segelerfahrung?<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />
habe schon Sche<strong>in</strong>e 28,2 % 25,0 % 18,6 %<br />
häufig mitgesegelt 17,5 % 20,0 % 25,6 %<br />
ke<strong>in</strong>e Segelerfahrung 54,4 % 55,0 % 55,8 %<br />
Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 103 40 43<br />
3.4 Exkurs: Camp 24|sieben<br />
Im Mittelpunkt von Camp 24|sieben stehen Schnupperangebote sowie Anfänger- <strong>und</strong> Fort-<br />
geschrittenenkurse schwerpunktmäßig für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche, zum anderen Törns <strong>und</strong><br />
Ausflüge der unterschiedlichsten Art <strong>in</strong>nerhalb der Kieler Förde. Camp 24|sieben bietet aber<br />
auch Angebote für Eltern + K<strong>in</strong>d sowie für Erwachsene ohne K<strong>in</strong>der an. Hauptzielgruppe ist<br />
die <strong>in</strong> Kiel wohnende Bevölkerung. Touristen können jedoch, wenn sie von den Angeboten<br />
erfahren haben, genauso teilnehmen.<br />
Kiel-Market<strong>in</strong>g hat sowohl 2008 als auch 2009 die Campzufriedenheit mit e<strong>in</strong>em standardi-<br />
sierten Fragebogen abgefragt <strong>und</strong> dabei zwei verschiedene Fragebögen, e<strong>in</strong>en für K<strong>in</strong>der<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en für Erwachsene e<strong>in</strong>gesetzt. Nur letzterer ist an dieser Stelle <strong>in</strong>teressant. Im Fol-<br />
30
genden werden die Ergebnisse für 2008 <strong>und</strong> 2009 nebene<strong>in</strong>andergestellt, soweit dies mög-<br />
lich ist. 2008 kamen <strong>in</strong>sgesamt 187 <strong>und</strong> 2009 307 auswertbare Fragebögen zusammen.<br />
Es dom<strong>in</strong>ieren weibliche Befragte mit 64,7 % (2008) bzw. 62,9 % (2009). Die Alterstruktur<br />
sieht folgendermaßen aus:<br />
Alter 2008 2009<br />
Unter 20 Jahre alt 14,4 % 15,6 %<br />
20 bis unter 40 Jahre alt 37,4 % 30,3 %<br />
40 bis unter 60 Jahre alt 45,5 % 47,9 %<br />
60 Jahre <strong>und</strong> älter 2,1 % 4,9 %<br />
In der Altersgruppe unter 20 Jahren tauchen also nur die jungen Leute auf, für die der ge-<br />
sonderte K<strong>in</strong>derfragebogen nicht geeignet ist.<br />
In beiden Jahren kommen knapp 60 % aus Kiel <strong>und</strong> Umgebung, zwischen 20 <strong>und</strong> 25 % aus<br />
dem übrigen <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong>. Aus dem Ausland kommen 2008 3,2 %, 2009 nur 1,0 %.<br />
Auf die gezielte Frage, ob der Besuch bei Camp 24|sieben im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em<br />
Urlaubsaufenthalt steht, ergaben sich 2008 folgende Antworten:<br />
Urlaubsaufenthalt? 2008<br />
Ja, 1-2 Tage 6,8 %<br />
Ja, 3-5 Tage 9,9 %<br />
Länger als 5 Tage 11,7 %<br />
Ne<strong>in</strong> 71,6 %<br />
Auswertbare Fragebögen: 162<br />
2009 wurde diese Frage nicht ausgewertet. E<strong>in</strong>e gesonderte Analyse nur für die 28,4 % Be-<br />
teiligten, die 2008 als Touristen gekommen s<strong>in</strong>d, liegt nicht vor, so dass e<strong>in</strong> weiteres Referie-<br />
ren der Befragungsergebnisse ke<strong>in</strong>e vergleichbaren Resultate liefert. Zudem s<strong>in</strong>d die meis-<br />
ten Fragen auf die Nutzung der Camp-Angebote <strong>und</strong> die Zufriedenheit damit ausgerichtet.<br />
E<strong>in</strong>e Frage bezieht sich darauf, ob man dazu angeregt wurde, sich bzw. se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Segelvere<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>er Segelschule anzumelden. Bezüglich e<strong>in</strong>er Segelschule gab es <strong>in</strong> bei-<br />
den Jahren ke<strong>in</strong>en Fall. Was e<strong>in</strong>e Anmeldung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Segelvere<strong>in</strong> betrifft, beantworteten<br />
dies 2008 5,6 % der Befragten <strong>und</strong> 2009 sogar 23,8 % mit ja.<br />
31
4. Planung <strong>und</strong> Entscheidung <strong>in</strong> Bezug auf Segelschulaktivitäten von Touris-<br />
ten<br />
In diesem Kapitel wird die Auswertung der standardisierten Befragung, die <strong>in</strong> Kapitel 3.3 be-<br />
gonnen wurde, fortgesetzt. Tabelle 4-1 beschäftigt sich mit der Frage des Planungsvorlaufs<br />
der absolvierten segelschulischen Aktivitäten. Deutlich wird vor allem, dass nur e<strong>in</strong> gutes<br />
Viertel der Befragten sich spontan entschieden hat. Dabei muss beachtet werden, dass <strong>in</strong>s-<br />
besondere <strong>in</strong> der Hauptsaison nur relativ selten Kapazitäten frei s<strong>in</strong>d, um Spontan-<br />
Entscheider aufzunehmen. Dies führt dann häufig zu der Reaktion, den gewünschten Kurs<br />
gleich für die nächste Saison zu buchen. Unter denen, die angeben, den Kurs geplant zu<br />
haben, f<strong>in</strong>den sich also vermutlich viele "Spontis" der vergangenen Saison. Bei Anja Schütz<br />
liegt der Anteil derer, die sich erst am Urlaubsort entschieden haben, sogar nur bei 19 % (S.<br />
60). Allerd<strong>in</strong>gs hat sie auch 10 % "weiß nicht"-Angaben, die anteilig auch den Spontan-<br />
Entscheidern zugerechnet werden müssen. In der Befragung 2009 gab es lediglich zwei<br />
Fragebögen, <strong>in</strong> denen bei der entsprechenden Frage ke<strong>in</strong> Kreuz gemacht wurde.<br />
Tabelle 4-1: War die Teilnahme am Kurs schon länger geplant?<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />
Ja, für Sommer 2009 61,4 % 40,0 % 69,8 %<br />
geplant<br />
ne<strong>in</strong>, spontan entschieden 27,7 % 20,0 % 27,9 %<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
Gruppen-/Klassenfahrt 10,9 % 40,0 % 2,3 %<br />
Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 101 40 43<br />
Tabelle 4-2 setzt sich mit den Informationsquellen ause<strong>in</strong>ander. Wie nicht anders zu erwar-<br />
ten, s<strong>in</strong>d "Fre<strong>und</strong>e, Verwandte, Bekannte" die wichtigste Informationsquelle. Dies entspricht<br />
auch allen anderen Untersuchungen <strong>in</strong> der Tourismusforschung. In der Größenordnung<br />
gleichgewichtig ist mittlerweile die Information über das Internet. Dabei muss man die Anga-<br />
ben zu "gegoogelt", "Homepage der Segelschule" <strong>und</strong> speziellen Websites zusammenfas-<br />
sen, da auch die Homepage e<strong>in</strong>er Segelschule oder aber die Website www.segelkueste.de<br />
über Google gef<strong>und</strong>en worden se<strong>in</strong> können. Dies lässt sich nicht trennen. Bei den erwach-<br />
senen Touristen liegt die Information über das Internet <strong>in</strong> der Summe aller drei Positionen<br />
sogar schon vor den "Fre<strong>und</strong>en, Verwandten, Bekannten". Auch bei Anja Schütz (S. 50)<br />
liegen diese beiden Haupt<strong>in</strong>formationsquellen <strong>in</strong> derselben Größenordnung.<br />
Auch e<strong>in</strong> Blick auf die nur selten genannten Informationsquellen ist notwendig. Die Pr<strong>in</strong>tme-<br />
dien liegen bei nur 3,4 % (bei Anja Schütz noch bei 10,5 %). Hier zeigt sich e<strong>in</strong>mal mehr,<br />
dass der Trend weg von den Pr<strong>in</strong>tmedien - sowohl Zeitungen/Zeitschriften als auch Prospek-<br />
32
te - <strong>und</strong> h<strong>in</strong> zum Internet geht. Die Tourist-Informationen liegen <strong>in</strong> beiden Befragungen unter<br />
5 %. Dies darf aber nicht überbewertet werden, da auch die, die angeben "habe gegoogelt",<br />
Tabelle 4-2: Wie s<strong>in</strong>d Sie auf das Kursangebot aufmerksam geworden?<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />
Fre<strong>und</strong>e, Verwandte, Bekannte 46,4 % 54,3 % 56,8 %<br />
gegoogelt 34,1 % 25,0 % 20,5 %<br />
Homepage der Segelschule 18,2 % 16,7 % 27,3 %<br />
über www.segelkueste.de, 3,4 % 0,0 % 2,3 %<br />
www.sh-tourismus.de etc.<br />
Klassen-/Gruppenreise 11,3 % 40,0 % 2,3 %<br />
durch Zufall vorbeigekommen 6,8 % 20,8 % 4,5 %<br />
Information auf Messe o.ä. 4,5 % 0,0 % 14,0 %<br />
über Hochschulsport 4,5 % 0,0 % 0,0 %<br />
Pr<strong>in</strong>tmedien o.ä. 3,4 % 0,0 % 2,3 %<br />
schon mal dort gewesen 3,4 % 8,0 % 0,0 %<br />
über Tourist-Information 1,1 % 12,5 % 2,3 %<br />
wohne <strong>in</strong> der Nachbarschaft 0,0 % 0,0 % 4,5 %<br />
Aktion Ferienpass 0,0 % 0,0 % 2,3 %<br />
auswertbare Fragebögen 103 40 44<br />
sehr häufig auch die Websites der Tourist-Informationen besucht haben. 4,5 % für "Informa-<br />
tion auf e<strong>in</strong>er Messe" (bei den E<strong>in</strong>heimischen sogar 14,0 %) ist sogar e<strong>in</strong> ausgesprochen<br />
hoher Wert, da Messen <strong>in</strong> der Regel nicht <strong>in</strong> den Urlaubsregionen stattf<strong>in</strong>den, die Messebe-<br />
sucher bezüglich ihres Interessenspektrums <strong>und</strong> ihrer Urlaubszielpräferenzen also sehr stark<br />
streuen.<br />
In der Mehrheit der Fälle liegt der Wahl e<strong>in</strong>er bestimmten Segelschule ke<strong>in</strong>e gezielte Em-<br />
pfehlung zugr<strong>und</strong>e, wie Tabelle 4-3 zeigt. Wenn Empfehlungen gefolgt wurde, so kommen<br />
diese fast immer - auch - von Verwandten, Bekannten oder Fre<strong>und</strong>en. Auch die ehemaligen<br />
Segelschüler gehören schließlich zum<strong>in</strong>dest zu den "Bekannten". Deutlich wird, dass die<br />
Absolventen von Segelschulkursen <strong>in</strong> der M<strong>und</strong>werbung für die "eigene" Segelschule e<strong>in</strong>e<br />
sehr große Rolle spielen. Bei Anja Schütz (S. 50) liegt die Empfehlung als Informationsquelle<br />
generell bei 35,1 %.<br />
Im Fragebogen wurden die wichtigsten Auswahlkriterien bei der Wahl e<strong>in</strong>er Segelschule dar-<br />
aufh<strong>in</strong> abgefragt, für wie wichtig man sie hält. Dabei wurden bei den erwachsenen Touristen<br />
folgende Ergebnisse erzielt:<br />
33
Tabelle 4-3: Ist Ihnen die Segelschule empfohlen worden?<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />
ne<strong>in</strong> 65,3 % 75,7 % 50,0 %<br />
ja 34,7 % 24,3 % 50,0 %<br />
wenn ja, von wem? (ja = 100 % Mehrfachnennungen möglich)<br />
ehemalige Segelschüler 76,5 % 66,7 % 63,6 %<br />
Fre<strong>und</strong>e, Bekannte, Verwandte 26,5 % 22,2 % 9,1 %<br />
Leute hier im Hafen/am Strand 8,8 % 22,2 % 13,6 %<br />
Tourist-Information 0,0 % 11,1 % 2,3 %<br />
Hotel, JH etc. 0,0 % 0,0 % 0,0 %<br />
sonstiges 0,0 % 0,0 % 13,6 %<br />
auswertbare Fragebögen 35 9 22<br />
- Gute Ausbilder: 48,0 % der befragten erwachsenen Touristen halten dies Kriterium für<br />
entscheidend, weitere 37,0 % für auch sehr wichtig. Der Wert von 48 % wird bei ke<strong>in</strong>em<br />
anderen Kriterium auch nur annähernd erreicht.<br />
- Gutes Segelrevier, gute Lage hier am Ort: Diese beiden Kriterien werden jeweils zu<br />
gut 35 % für entscheidend <strong>und</strong> zu ca. 50 % für auch sehr wichtig gehalten.<br />
- Gute Boote, gutes Angebot außer Theorie <strong>und</strong> Praxis: Diese beiden Kriterien werden<br />
zu ca. 20 % für entscheidend <strong>und</strong> zu 67 % bzw. 53 % für auch sehr wichtig gehalten.<br />
- Sonstige gute Ausstattung der Segelschule: Dies halten 11 % für entscheidend, gut<br />
60 % für auch sehr wichtig.<br />
Die Angaben für "nicht so wichtig" schwanken zwischen maximal 15 % (Ausbilder, Revier,<br />
Boote) <strong>und</strong> 26 % (sonstige Ausstattung der Segelschule, gutes Angebot außerhalb von The-<br />
orie <strong>und</strong> Praxis). Bei den jugendlichen Touristen wie auch bei den E<strong>in</strong>heimischen liegen die<br />
Prozentwerte im E<strong>in</strong>zelnen zwar anders, die Niveaus stimmen aber übere<strong>in</strong>.<br />
Tabelle 4-4 widmet sich dem Thema des Buchungswegs. Während Touristen schon recht<br />
stark das Internet wählen, erledigen die E<strong>in</strong>heimischen die Buchung noch sehr häufig per-<br />
sönlich vor Ort. Die klassischen Medien Brief/Fax/Telefon werden von beiden Gruppen am<br />
stärksten genutzt.<br />
In Tabelle 4-5 s<strong>in</strong>d schließlich die Ergebnisse auf die Frage zusammengestellt, was man<br />
vorhat, wenn man den gewählten Kurs bzw. Sche<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Tasche hat. Zwei Drittel der be-<br />
fragten erwachsenen Touristen wollen weitere Kurse besuchen oder e<strong>in</strong> Boot chartern, also<br />
selbständig aufs Wasser h<strong>in</strong>aus. In Bezug auf diese beiden Kategorien kann man davon<br />
34
ausgehen, dass es sich weit überwiegend um so genannte "Repeater" handelt, also um Tou-<br />
risten, die im nächsten Jahr <strong>in</strong> demselben Ort Urlaub machen wollen. Sicherlich kann man<br />
Tabelle 4-4: Wie haben Sie gebucht?<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />
Internet 26,0 % 15,8 % 6,8 %<br />
Brief/Fax/Telefon 44,0 % 28,9 % 50,0 %<br />
persönlich vor Ort 15,0 % 10,5 % 43,2 %<br />
Gruppenbuchung über Schule 11,0 % 44,7 % 0,0 %<br />
Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 100 38 44<br />
Tabelle 4-5: Was haben Sie vor, wenn Sie den Kurs/Sche<strong>in</strong> haben?<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />
weitere Kurse machen 27,0 % 39,5 % 27,3 %<br />
Boot chartern 39,0 % 34,2 % 31,8 %<br />
Segelvere<strong>in</strong> beitreten 8,0 % 2,6 % 15,9 %<br />
Boot anschaffen 5,0 % 0,0 % 11,4 %<br />
mehr mit dem eigenen<br />
Boot unternehmen 5,0 % 13,2 % 11,4 %<br />
bei anderen mitsegeln 6,0 % 0,0 % 0,0 %<br />
weiß nicht/erstmal nichts 10,0 % 10,5 % 2,3 %<br />
Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 100 38 44<br />
e<strong>in</strong>en weiteren Kurs auch bei e<strong>in</strong>er anderen Segelschule machen. Natürlich kann man auch<br />
woanders e<strong>in</strong> Boot chartern. Der Anteil derer, die den geplanten Aktivitäten woanders nach-<br />
gehen, liegt jedoch bei den übrigen Antwortoptionen höher:<br />
- E<strong>in</strong>em Segelvere<strong>in</strong> tritt man <strong>in</strong> der Regel im E<strong>in</strong>zugsbereich des Wohnortes bei.<br />
- Wenn man sich e<strong>in</strong> Boot anschafft, möchte man ebenfalls möglichst häufig darauf zu-<br />
rückgreifen. Diese Boote werden also zu e<strong>in</strong>em relativ großen Teil auf Gewässern des<br />
B<strong>in</strong>nenlandes liegen.<br />
- Will man mehr mit dem eigenen Boot unternehmen, hat man e<strong>in</strong>en Fortgeschrittenenkurs<br />
absolviert <strong>und</strong> nutzt die neu erworbenen Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten ebenfalls eher auf<br />
Gewässern des B<strong>in</strong>nenlandes.<br />
- Die Antwortoptionen "bei anderen mitsegeln" <strong>und</strong> "weiß nicht/erstmal nichts" s<strong>in</strong>d bezüg-<br />
lich der Rückkehr an denselben Urlaubsort im nächsten Jahr ambivalent.<br />
35
E<strong>in</strong>e Repeater-Quote von ca. zwei Dritteln, die sich per saldo abschätzen lässt, ist für die<br />
Altersgruppe, um die es geht, e<strong>in</strong> ausgesprochen hoher Wert im Vergleich mit allgeme<strong>in</strong>en<br />
Analysen des Urlaubsverhaltens der deutschen Bevölkerung.<br />
36
5. Segelschülerbezogene Infrastruktur i. e. S.<br />
5.1 Gastronomie<br />
In Kap. 3.2.2 wurde schon kurz auf die Funktion der Gastronomie h<strong>in</strong>gewiesen. Es geht um<br />
warme Mahlzeiten <strong>und</strong> um die Proviantierung, es geht aber genauso um e<strong>in</strong>en Kaffee zwi-<br />
schendurch oder das Bier am Abend. Der geme<strong>in</strong>same Nenner s<strong>in</strong>d die Pausen, die ganz<br />
zwanglos geme<strong>in</strong>sam mite<strong>in</strong>ander verbracht werden <strong>und</strong> deshalb e<strong>in</strong>e zentrale zeitliche Re-<br />
serve s<strong>in</strong>d für<br />
- Kommunikation im weitesten S<strong>in</strong>ne <strong>und</strong> konkreten Erfahrungsaustausch im engeren S<strong>in</strong>-<br />
ne mit der wichtigen Funktion der Rekapitulation von Informationen aller Art <strong>und</strong> der Mög-<br />
lichkeit, dies Wissen aus ganz unterschiedlichen Blickw<strong>in</strong>keln zu sehen;<br />
- die laufende Betreuung der Segelschüler, da <strong>in</strong> den Pausen e<strong>in</strong>e ganz andere, entspann-<br />
tere Atmosphäre herrscht, <strong>in</strong> der manches besser als im Ernstfall der Situation an Bord<br />
rüberkommt;<br />
- das Entstehen e<strong>in</strong>es ganz allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>er gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
positiven Gr<strong>und</strong>e<strong>in</strong>stellung zum Kurs <strong>und</strong> zur gesamten Segelschule, aber auch zum Se-<br />
geln an sich (Bildung e<strong>in</strong>er "Corporate Identity" allgeme<strong>in</strong> als Segler oder speziell als ei-<br />
ner, der <strong>in</strong> der Segelschule X ausgebildet worden ist).<br />
Diese Zusammenhänge gelten nicht nur für <strong>Segelschulen</strong>. Bei der Organisation von Tagun-<br />
gen <strong>und</strong> Kongressen oder Fortbildungsveranstaltungen gilt dies genau so <strong>und</strong> wird <strong>in</strong> der<br />
Regel als ganz zentrale Anforderung an die Programmgestaltung, aber auch an das Cater<strong>in</strong>g<br />
def<strong>in</strong>iert. Je selbstverständlicher alle Pausen im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang<br />
mit der Segelschule <strong>und</strong> damit auch geme<strong>in</strong>sam mit anderen Kursteilnehmern stattf<strong>in</strong>den<br />
können, desto besser ist dies für das Gesamtergebnis sowohl <strong>in</strong> segelpädagogischer als<br />
auch <strong>in</strong> ökonomischer Perspektive.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt, dass mit gastronomischen Angeboten auch Nicht-Segelschüler angesprochen<br />
werden können, die beim Aufenthalt ganz automatisch mit der Segelschulstimmung <strong>in</strong> Be-<br />
rührung kommen <strong>und</strong> somit auch ganz automatisch erste, teilweise noch unspezifische In-<br />
formationen als potenzielle zukünftige Segelschüler erhalten.<br />
Im Fragebogen wurde danach gefragt, wie die Verpflegung im Zuge von Kursen aller Art ge-<br />
regelt ist. Tabelle 5-1 verzeichnet die Ergebnisse. Selbstverständlich s<strong>in</strong>d die Ergebnisse im<br />
Detail davon vorgeprägt, welche <strong>Segelschulen</strong> sich an der Befragung beteiligen konnten <strong>und</strong><br />
welche nicht. Die Antworten "br<strong>in</strong>gt man sich mit", "<strong>in</strong> der Segelschule kann man etwas kau-<br />
fen", "<strong>in</strong> der Kursgebühr enthalten" sowie "man legt zusammen/Bordkasse" s<strong>in</strong>d die, bei de-<br />
nen die Verpflegung zum<strong>in</strong>dest teilweise <strong>in</strong> der Segelschule bzw. auf dem Boot im unmittel-<br />
baren räumlichen Zusammense<strong>in</strong> der jeweils am Kurs Beteiligten stattf<strong>in</strong>det. Dabei handelt<br />
37
Tabelle 5-1: Wie ist die Verpflegung organisiert?<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />
br<strong>in</strong>gt man sich mit 23,0 % 10,5 % 40,9 %<br />
Läden, Kiosk, Bistro,<br />
Restaurant <strong>in</strong> der Nähe 45,0 % 65,8 % 50,0 %<br />
<strong>in</strong> der Segelschule kann<br />
man etwas kaufen 2,0 % 0,0 % 2,3 %<br />
<strong>in</strong> Kursgebühr enthalten 17,0 % 18,4 % 2,3 %<br />
man legt zusammen/Bordkasse 8,0 % 0,0 % 0,0 %<br />
nicht nötig, Kurs nur halbtags,<br />
man isst zuhause 5,0 % 5,3 % 4,5 %<br />
Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 100 38 44<br />
es sich aber überwiegend nicht um die Inanspruchnahme <strong>in</strong>tegrierter Gastronomie, so dass<br />
die oben skizzierten Funktionen <strong>und</strong> Vorteile aus der Sicht der Segelschule nicht oder nur<br />
teilweise berührt werden.<br />
Auf Beispiele, die als Good Practice herangezogen werden können, wurde <strong>in</strong> Kapitel 3.2.2<br />
<strong>und</strong> 3.2.3 bereits h<strong>in</strong>gewiesen. An der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste ist dies Aloha<br />
Sail Po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Eckernförde (2010 nur noch Surf-Angebote), <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern s<strong>in</strong>d<br />
dies Sail & Surf <strong>in</strong> Altefähr gegenüber von Strals<strong>und</strong> <strong>und</strong> Segelschule Rügen <strong>in</strong> Lauterbach<br />
(Putbus). Auch <strong>in</strong> der HYS/Glücksburg (vgl. Kap. 3.1) spielt die <strong>in</strong> das Gesamtkonzept <strong>in</strong>teg-<br />
rierte Bar im Stil e<strong>in</strong>er "Kneipe" e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei der Bildung e<strong>in</strong>er Corporate Identity.<br />
Die "Kneipe" wird allerd<strong>in</strong>gs nicht auf eigene Rechnung betrieben <strong>und</strong> ist de facto auch nur<br />
für HYS-Segelschüler nutzbar.<br />
5.2 Übernachtung<br />
Übernachtungsangebote s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong> wichtiges Thema im Rahmen des auf Touris-<br />
ten ausgerichteten Segelschulbetriebes:<br />
- Seitens der Touristen gibt es vielfach konkreten Bedarf an <strong>in</strong>tegrierten Angeboten oder<br />
aber zum<strong>in</strong>dest an der Vermittlung geeigneter Übernachtungsmöglichkeiten.<br />
- Bei Übernachtungsangeboten ist die zusätzliche Umsatzchance nicht unwichtig, die deut-<br />
lich höher als bei der Gastronomie ist.<br />
- Wie bei der Gastronomie trägt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die Segelschule <strong>in</strong>tegrierte oder <strong>in</strong> sehr enger Ver-<br />
b<strong>in</strong>dung damit stehende Übernachtung zur Bildung e<strong>in</strong>er Corporate Identity bei (s. Kap.<br />
38
5.1). E<strong>in</strong> besonders gutes Beispiel <strong>in</strong> dieser Richtung ist die HYS/Glücksburg (vgl. Kap.<br />
3.1), die zudem aber auch besonders <strong>in</strong>tensiv mit den umliegenden Hotels e<strong>in</strong>schließlich<br />
des 5-Sterne-Hotels "Alter Meierhof" zusammen arbeitet.<br />
In Tabelle 5-2 ist zu erkennen, dass unter den <strong>Segelschulen</strong>, die sich an der Befragung<br />
beteiligen konnten, e<strong>in</strong>e Übernachtung <strong>in</strong> eigenen Unterkünften bzw. <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />
anderen Bettenanbietern <strong>in</strong> ca. der Hälfte der Fälle angegeben worden ist. Dies ist darauf<br />
Tabelle 5-2: Wie ist die Übernachtung geregelt?<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />
kümmert sich jeder<br />
selbst drum<br />
Zusammenarbeit zw. Segel-<br />
34,0 % 52,6 % 63,6 %<br />
Schule <strong>und</strong> Hotel, Pension etc.<br />
Segelschule verfügt über<br />
8,0 % 31,6 % 6,8 %<br />
eigene Unterkünfte 43,0 % 15,8 % 0,0 %<br />
auf Schulungsschiff (Törn) 13,0 % 0,0 % 4,5 %<br />
nicht nötig, Kurs halb-/e<strong>in</strong>tägig 2,0 % 0,0 % 2,3 %<br />
nicht nötig, da ortsansässig 0,0 % 0,0 % 22,7 %<br />
Summe 100,0 % 100,0 % 100,0 %<br />
auswertbare Fragebögen 100 38 44<br />
zurückzuführen, dass alle<strong>in</strong> 84 Fragebögen aus den <strong>Segelschulen</strong> Ostw<strong>in</strong>d/Hohwacht, Ben-<br />
newitz/Heiligenhafen <strong>und</strong> Skipper/Niendorf zurückkamen, die jeweils über eigene Betten ver-<br />
fügen <strong>und</strong> teilweise <strong>in</strong>tensiv mit benachbarten Beherbergungsunternehmen zusammenarbei-<br />
ten. Diese drei <strong>Segelschulen</strong> können <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht als Good Practice <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-<br />
Holste<strong>in</strong> gelten. H<strong>in</strong>zu kommt die HYS/Glücksburg (s. o.). In Mecklenburg-Vorpommern (vgl.<br />
Kap. 3.2.3) s<strong>in</strong>d dies wiederum die <strong>Segelschulen</strong> Sail & Surf <strong>in</strong> Altefähr <strong>und</strong> Segelschule<br />
Rügen <strong>in</strong> Lauterbach sowie zudem die Segelschule Greifswald.<br />
Gesondert sei hier noch e<strong>in</strong>mal auf die Aussagen <strong>in</strong> den Kapiteln 3.1, 3.2.1 <strong>und</strong> 3.2.3 h<strong>in</strong>ge-<br />
wiesen, die sich auf<br />
- "Ferien ohne Eltern" <strong>und</strong> damit auf e<strong>in</strong>e R<strong>und</strong>-um-die-Uhr-Betreuung von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong><br />
Jugendlichen mit eigenen sozialpädagogisch geschulten Kräften sowie<br />
- Gruppen- <strong>und</strong> Klassenreiseangebote beziehen <strong>und</strong> damit die Möglichkeit, entsprechend<br />
viele Plätze zeitgleich anbieten zu können. In diesen Fällen wird die generelle Betreuung<br />
von den mitreisenden Lehrern bzw. Gruppenleitern übernommen, so dass die Kosten je<br />
K<strong>in</strong>d bzw. Jugendlichem bei gleichem Kursangebot niedriger liegen können.<br />
39
5.3 Gebäude <strong>und</strong> technische Infrastruktur<br />
Tabelle 5-3 gibt Auskunft darüber, welche Infrastruktur- <strong>und</strong> Serviceangebote gewünscht<br />
s<strong>in</strong>d. In der Tabelle s<strong>in</strong>d die Ergebnisse danach sortiert, wie die erwachsenen Touristen ge-<br />
antwortet haben, wobei jeweils der Prozentanteil der Befragten verzeichnet ist, die Interesse<br />
Tabelle 5-3: An welchen Infrastruktur- bzw. Serviceangeboten besteht Interesse?<br />
(Anteil der Befragten, die Interesse äußern)<br />
Touristen Touristen E<strong>in</strong>heimische<br />
18 Jahre <strong>und</strong> älter unter 18 J.________________<br />
aktuelle Wetterdaten 85,2 % 83,8 % 80,0 %<br />
Toiletten 83,5 % 91,9 % 83,3 %<br />
Chartermöglichkeiten 77,3 % 57,1 % 72,1 %<br />
allgeme<strong>in</strong>e Infotafeln 75,0 % 68,6 % 71,1 %<br />
Zugang zu Segelbüchern 74,1 % 47,5 % 69,2 %<br />
Sem<strong>in</strong>arraum 72,6 % 55,6 % 74,4 %<br />
Verleih von Sportgeräten 69,9 % 72,7 % 74,4 %<br />
Geselliges 67,0 % 54,3 % 57,9 %<br />
Duschen 59,0 % 44,4 % 45,9 %<br />
Mitseglerbörse 52,2 % 11,8 % 35,1 %<br />
Seglershop 38,8 % 47,2 % 27,0 %<br />
PC/Internetzugang 38,1 % 55,6 % 20,0 %<br />
Bistro, Kiosk etc. 32,5 % 47,2 % 33,3 %<br />
auswertbare Fragebögen 103 40 44<br />
geäußert haben. Bei der Interpretation macht es S<strong>in</strong>n, <strong>in</strong>haltlich zusammen gehörige Positio-<br />
nen geme<strong>in</strong>sam zu betrachten. Wo möglich, wird mit der Diplomarbeit von Anja Schütz aus<br />
dem Jahre 2007 verglichen (vgl. Kap. 2.1). Bei ihr ist die entsprechende Frage allerd<strong>in</strong>gs<br />
etwas anders formuliert. Heißt es bei ihr "welche Angebote würden Sie künftig gern an e<strong>in</strong>er<br />
Segelschule <strong>in</strong> Anspruch nehmen?", so lautet die entsprechende Frage <strong>in</strong> der Befragung im<br />
Sommer 2009: "S<strong>in</strong>d Sie an … (diesen) Angeboten <strong>in</strong>teressiert?" Es ist davon auszugehen,<br />
dass bei der letztgenannten Formulierung etwas höhere Quoten an positiven Nennungen<br />
entstehen.<br />
- Direkt ausbildungsbezogene Serviceangebote: Die Aktuellen Wetterdaten stehen<br />
ganz vorn, allgeme<strong>in</strong>e Informationstafeln <strong>und</strong> Zugang zu Segelbüchern (<strong>und</strong> Zeitschrif-<br />
ten) stehen ebenfalls auf vorderen Plätzen.<br />
- Service für die Zeit nach dem Kurs: Chartermöglichkeiten stehen weit vorn, während<br />
die Mitseglerbörse deutlich weiter h<strong>in</strong>ten steht. Dies kann daran liegen, dass sich nicht al-<br />
le Befragten etwas Konkretes darunter vorstellen konnten. Bei Anja Schütz (S. 62) steht<br />
40
der Wunsch, über Chartermöglichkeiten <strong>in</strong>formiert zu werden, mit knapp 60 % ebenfalls<br />
ganz vorn. Die Segelschule Bennewitz/Heiligenhafen bietet im Übrigen die Möglichkeit, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em "Segelclub" Mitglied zu werden <strong>und</strong> damit die Bootsflotte der Segelschule nach<br />
Verfügbarkeit nutzen zu dürfen (205 € Jahresbeitrag; nicht zu verwechseln mit der Heili-<br />
genhafener Seglervere<strong>in</strong>igung e. V.).<br />
- Allgeme<strong>in</strong>e Infrastruktur: Der Sem<strong>in</strong>arraum wird häufig genannt, ist aber auch überall<br />
vorhanden. Der PC/Internetzugang ist für junge Touristen deutlich häufiger als für die er-<br />
wachsenen Touristen von Interesse. Der Seglershop rangiert relativ weiter h<strong>in</strong>ten, kommt<br />
aber immerh<strong>in</strong> noch auf 38,8 % bzw. 47,2 % bei den beiden Touristenaltersgruppen. Die<br />
relativ niedrigen Werte s<strong>in</strong>d vermutlich auch damit zu erklären, dass unter den an der Be-<br />
fragung beteiligten <strong>Segelschulen</strong> nur zwei über e<strong>in</strong>en größeren Shop verfügen (Hor-<br />
nich/Maasholm <strong>und</strong> Ostw<strong>in</strong>d/Hohwacht). Den reichhaltigsten Seglershop an der schles-<br />
wig-holste<strong>in</strong>ischen Ostseeküste hält die Segelschule Blauer Peter/Grömitz vor. Auch An-<br />
ja Schütz (S. 62) stellt im Übrigen fest, dass sich gut 40 % der Segelschüler e<strong>in</strong>en Seg-<br />
lershop wünschen.<br />
- Kommunikatives: Sowohl das "Gesellige" als auch Bistro/Kiosk stehen relativ weit unten<br />
<strong>in</strong> der Rangfolge. Der Verleih von Sportgeräten, der ebenfalls <strong>in</strong> diese Kategorie zuzu-<br />
ordnen ist, steht wesentlich weiter oben. Bei Anja Schütz (S. 62) liegt der Wert für die<br />
Möglichkeit, Sportgeräte auszuleihen, bei ca. 50 %. Der Wunsch nach e<strong>in</strong>em Bistro bzw.<br />
Kiosk liegt bei ihr allerd<strong>in</strong>gs unter 30 %.<br />
- Toiletten <strong>und</strong> Duschen: Sie s<strong>in</strong>d nur der Vollständigkeit halber im Fragebogen mitgelis-<br />
tet worden. An dieser Stelle sei allerd<strong>in</strong>gs noch e<strong>in</strong>mal auf die Sauna der Segelschule<br />
Sail & Surf <strong>in</strong> Altefähr als Good Practice verwiesen. An frischen Tagen der Vor- <strong>und</strong><br />
Nachsaison erfreut sich diese Sauna unter den Segelschülern ausgesprochen großer Be-<br />
liebtheit.<br />
Das Niveau der jeweiligen Interessierten-Anteile ist bei den erwachsenen Touristen selbst<br />
bis zur letzten Position sehr hoch, woran auch noch e<strong>in</strong> Drittel der Befragten Interesse hat.<br />
41
6. Integration der <strong>Segelschulen</strong> <strong>in</strong> den Yachthafenstandort<br />
6.1 Integrationsanforderungen <strong>und</strong> -felder<br />
Um die Integrationsanforderungen zu verdeutlichen, kann man sich die Yachthäfen als<br />
Standort von drei verschiedenen Systemen vorstellen:<br />
- Das System der <strong>Segelschulen</strong> - genau genommen der Wassersportschulen im weitesten<br />
S<strong>in</strong>ne;<br />
- das System aller anderen touristischen Angebote am Yachthafenstandort, von Gastro-<br />
nomie <strong>und</strong> Beherbergung über alle Freizeitaktivitäten bis zu schönen Ortsbildern <strong>und</strong> ty-<br />
pischen Landschaften, wobei man dies räumlich nicht zu eng sehen sollte; dazu gehören<br />
z. B. auch die Strände <strong>und</strong> die Tourenziele der nahen Umgebung;<br />
- das System der nachfragenden Tages- <strong>und</strong> Übernachtungstouristen; im H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
steht hier aber auch die Nachfrage aus der ortsansässigen Bevölkerung heraus.<br />
Gr<strong>und</strong>ziel muss se<strong>in</strong>, dass die e<strong>in</strong>zelne Segelschule <strong>in</strong> diese Systeme <strong>in</strong>tegriert ist, dass sie<br />
also nicht isoliert ersche<strong>in</strong>t, sondern als Teil des Ganzen erkennbar ist, gr<strong>und</strong>sätzlich präsent<br />
<strong>und</strong> vernetzt ist. Selbst für <strong>Segelschulen</strong> mit klarer Ausrichtung auf Fortgeschrittenenangebo-<br />
te (vgl. Kap. 3.2.1) kann man dieses Ziel formulieren, auch wenn deren touristische Bedeu-<br />
tung nachrangig ist.<br />
Differenziert man dieses Gr<strong>und</strong>ziel, so s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest zu unterscheiden<br />
- die visuelle Präsenz - die Art <strong>und</strong> Weise also, wie die Segelschule während der unter-<br />
schiedlichsten Urlaubsaktivitäten optisch wahrgenommen werden kann, wie sie im Bild<br />
des Yachthafenstandorts präsent ist;<br />
- die <strong>in</strong>formatorische Präsenz - hier geht es um alle Punkte <strong>und</strong>/oder Situationen, <strong>in</strong> denen<br />
Informationen touristischer Art vermittelt werden, sei es direkt durch die Segelschule, sei<br />
es durch andere Akteure;<br />
- die komb<strong>in</strong>atorische Präsenz - hier geht es um das gesamte Feld der Kooperation mit<br />
anderen touristischen Anbietern <strong>in</strong> der Gestaltung der jeweiligen Angebote.<br />
Die jeweils relevanten Themenfelder s<strong>in</strong>d teilweise schon <strong>in</strong> den verschiedensten Kapiteln<br />
angesprochen worden. Hier se<strong>in</strong> sie noch e<strong>in</strong>mal po<strong>in</strong>tiert zusammen gefasst.<br />
42
Visuelle Präsenz<br />
Die Bedeutung der visuellen Präsenz kann man besonders gut an den am Strand liegenden<br />
Standorten von Surf- <strong>und</strong> Kiteschulen demonstrieren, häufig <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Katamaran-<br />
Angeboten, seltener auch Jollen oder Optimisten. Solche Schulen s<strong>in</strong>d völlig unübersehbar.<br />
Sie tragen dazu bei, den Aufenthalt am Strand auch für passiv zuschauende Touristen <strong>in</strong>te-<br />
ressant zu machen. Hier kann man gegebenenfalls auch Eis oder kalte - vielleicht auch<br />
warme - Getränke kaufen. Die Existenz der jeweiligen Schule wird ganz automatisch fest <strong>in</strong><br />
den H<strong>in</strong>terköpfen der sich dort im weiteren Umkreis aufhaltenden Touristen verankert.<br />
Man kann sich <strong>in</strong> der Regel allerd<strong>in</strong>gs nur sehr begrenzt aussuchen, an welcher Stelle der<br />
Betrieb e<strong>in</strong>er Segelschule genehmigt wird. Sofern der Standort nicht im oder nahe dem Zent-<br />
rum touristischer Aktivitäten liegt, gehört zur visuellen Präsenz die gute Wegweisung oder<br />
auch das Bemühen um die Schaffung oder Verbesserung von Wegeverb<strong>in</strong>dungen mit e<strong>in</strong>er<br />
möglichst attraktiven Gestaltung aller Anlaufpunkte an solchen Wegeverb<strong>in</strong>dungen.<br />
Camp 24|sieben ist e<strong>in</strong> gutes Beispiel dafür, dass die Lage des Übungsreviers der Optimis-<br />
ten touristische Bedeutung erhält. Sobald e<strong>in</strong> Optimistenkurs auf dem Wasser ist <strong>und</strong> bei-<br />
spielsweise "Kentern" übt, sammelt sich an der Kiell<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Pulk von Spaziergängern, die<br />
e<strong>in</strong>fach nur zugucken. Entsprechende Beispiele gibt es auch aus anderen Yachthäfen.<br />
Zur Sichtbarkeit gehört auch die gute Erkennbarkeit des eigenen Stegs <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es grö-<br />
ßeren Yachthafens, vor allem aber auch die unverwechselbare Gestaltung der Boote selbst,<br />
<strong>in</strong>sbesondere die auffallende Farbgebung für Boote <strong>und</strong> Segel.<br />
Informatorische Präsenz<br />
Dieser Teil der Segelschulpräsenz ist e<strong>in</strong>fach strukturiert. Es geht um Informationen <strong>in</strong> der<br />
Form von<br />
- Prospekten oder anderen Materialien, die Touristen direkt <strong>in</strong> die Hand gegeben werden<br />
können;<br />
- Tafeln <strong>und</strong> Aushängen aller Art;<br />
- Berichten <strong>in</strong> vor allem örtlichen Medien;<br />
- elektronischen Informationsquellen, zurzeit vor allem die unterschiedlichsten touristisch<br />
relevanten Websites der unterschiedlichsten Institutionen; allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d stark zuneh-<br />
mend auch Informationen zu beachten, die die Touristen unterwegs über ihr Handy errei-<br />
chen.<br />
Hier spielt die örtliche Tourist-Information selbstverständlich e<strong>in</strong>e zentrale - allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />
die e<strong>in</strong>zige - Rolle. In Kapitel 6.2.1 ist deshalb darauf noch gesondert zurückzukommen.<br />
43
Komb<strong>in</strong>atorische Präsenz<br />
Bei der Komb<strong>in</strong>ation von unterschiedlichen Angeboten s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en zwei unterschiedliche<br />
Intensitäten <strong>und</strong> zum anderen zwei verschiedene Zielgruppen zu unterscheiden. Was die<br />
Kooperations<strong>in</strong>tensität betrifft, geht es zum e<strong>in</strong>en um die wechselseitige Information über<br />
Angebote, was sich mit der <strong>in</strong>formatorischen Präsenz überschneidet. Besonders h<strong>in</strong>zuwei-<br />
sen ist allerd<strong>in</strong>gs auf Informationen über die unterschiedlichsten wassersportlichen Aktivitä-<br />
ten <strong>und</strong> die Möglichkeiten, diese zu komb<strong>in</strong>ieren oder zum<strong>in</strong>dest zwischen ihnen gut wählen<br />
zu können. Viele junge Leute s<strong>in</strong>d nicht gezielt auf das Segeln festgelegt <strong>und</strong> wollen z. B.<br />
auch am Surfen oder Kiten schnuppern (vgl. Kap. 3.2.1). Aber gerade auch ältere Touristen<br />
schwanken möglicherweise zwischen e<strong>in</strong>em Segelkurs oder e<strong>in</strong>em Motorbootkurs.<br />
Zum anderen geht es um die Gestaltung von konkreten Komb<strong>in</strong>ationsangeboten. Die dabei<br />
zu beachtenden zwei Zielgruppen s<strong>in</strong>d:<br />
- Die zu schulenden - potenziellen - Segler: Hier kann es um Komb<strong>in</strong>ationsangebote <strong>in</strong><br />
Kooperation mit Hotellerie, Gastronomie, aber auch E<strong>in</strong>zelhandel mit segelrelevanten<br />
D<strong>in</strong>gen gehen.<br />
- Die an den Segelschülern "dranhängenden" nicht-segelnden Familienmitglieder oder<br />
Partner: Sie unternehmen während der Zeiten, <strong>in</strong> denen Kurse etc. laufen, irgendetwas<br />
anderes. Dabei kann es sich um andere sportliche - ggf. auch wassersportliche - Aktivitä-<br />
ten oder aber auch um ganz anderes handeln.<br />
Die Spielräume für Komb<strong>in</strong>ationsangebote müssen jeweils mit den verschiedenen <strong>in</strong> Frage<br />
kommenden Partnern ausgelotet werden. In die zweite Kategorie gehören auch die Eltern<br />
der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen, die e<strong>in</strong> Angebot im Rahmen von "Ferien ohne Eltern" wahr-<br />
nehmen (vgl. auch Kap. 7). Im Übrigen kann es z. B. um das Ausgestalten von Wassersport-<br />
paketangeboten für unterschiedliche Familienmitglieder oder Partner gehen.<br />
6.2 Kooperation mit der Tourist-Information<br />
6.2.1 Kooperationsfelder<br />
Die Kooperation mit <strong>Segelschulen</strong> kann sich hier vor allem auf die mündliche Information von<br />
vorbei kommenden Touristen, auf das Aushängen oder Auslegen von Informationsmaterial<br />
sowie auf die Berücksichtigung der <strong>Segelschulen</strong> auf der Website beziehen. Dem Thema der<br />
Homepagegestaltung widmet sich Kapitel 6.2.2.<br />
Der folgenden Darstellung liegen die Ergebnisse des Mystery Checks zugr<strong>und</strong>e. Die Aussa-<br />
gen beziehen sich also ausschließlich auf die aufgesuchten fünf Tourist-Informationen (vgl.<br />
Anhang 2).<br />
44
Generell wurde breit über die möglichen Optionen <strong>in</strong>formiert, Sport zu treiben. Dabei war<br />
allerd<strong>in</strong>gs das Blickfeld unterschiedlich stark alle<strong>in</strong> auf den jeweiligen engeren Standort aus-<br />
gerichtet. Nur <strong>in</strong> Heiligenhafen wurde auch e<strong>in</strong>e etwas entferntere Option angesprochen,<br />
nämlich die Wasserskianlage <strong>in</strong> Süsel. Teilweise erfolgte die Information e<strong>in</strong>geengt nur auf<br />
Wassersport, obwohl die Frage bewusst breit auf alle Sportarten bezogen formuliert wurde.<br />
Bei der weiteren Nachfrage speziell nach Möglichkeiten, Segeln zu lernen, wurden die Se-<br />
gelschulen gr<strong>und</strong>sätzlich genannt. E<strong>in</strong>e Empfehlung wurde nur s<strong>in</strong>ngemäß ausgesprochen,<br />
wenn lediglich e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Segelschule am Ort vorhanden ist, also <strong>in</strong> Kappeln <strong>und</strong> <strong>in</strong> Grö-<br />
mitz. In Grömitz wurde dies mit der Information über das - vom Tourismus Service f<strong>in</strong>anzierte<br />
- kostenlose Schnuppersegeln an jedem Samstag unterfüttert. In Kiel wurden die Informatio-<br />
nen sehr stark auf die Angebote des Camp 24|sieben ausgerichtet, das von Kiel Market<strong>in</strong>g<br />
betrieben wird.<br />
Aushänge, die sich speziell auf <strong>Segelschulen</strong> beziehen, waren <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Falle zu f<strong>in</strong>den. In<br />
Kiel wurde wiederum auch auf diesem Wege über Camp 24|sieben <strong>in</strong>formiert. Informations-<br />
unterlagen, <strong>in</strong>sbesondere Flyer der am Ort ansässigen <strong>Segelschulen</strong> konnten nur <strong>in</strong> Kappeln<br />
<strong>und</strong> Heiligenhafen herausgegeben werden, <strong>in</strong> Eckernförde wurden sie auf gezielte Nachfra-<br />
ge aus dem Lager geholt. Hier war offenbar nicht aufgefallen, dass im Regal nichts mehr lag.<br />
In Kiel gab es nur Unterlagen zu Westw<strong>in</strong>d, nicht aber zu Sailaway. In Grömitz gab es e<strong>in</strong>e<br />
umfassender Broschüre, <strong>in</strong> der auch über sportliche Aktivitäten <strong>und</strong> darunter auch über die<br />
Segelschule <strong>in</strong>formiert wurde. Das vorhandene Material war überall gut <strong>und</strong> aktuell.<br />
Good Practice: In Grömitz f<strong>in</strong>anziert der Tourismus Service e<strong>in</strong> Programm<br />
"kostenlos e<strong>in</strong>steigen", wor<strong>in</strong> an jedem Wochentag für e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Sportart kostenlose Schnuppere<strong>in</strong>heiten angeboten werden, so am Samstag<br />
auch bezüglich Segeln <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Segelschule "Blauer Pe-<br />
ter".<br />
Im Rahmen des Mystery Checks wurden auch die Hafenmeister besucht (vgl. Kap. 2.2 <strong>und</strong><br />
Anhang 2). An dieser Stelle sei nur zusammenfassend auf das Ergebnis h<strong>in</strong>gewiesen. Alle<br />
Hafenmeister gaben knapp <strong>und</strong> gezielt Auskunft über die Existenz der <strong>Segelschulen</strong> <strong>und</strong><br />
ihren Standort. Nähere Informationen lagen nicht vor. Diesbezüglich wurde auf die Tourist-<br />
Information <strong>und</strong>/oder die <strong>Segelschulen</strong> verwiesen.<br />
6.2.2 Segeln <strong>und</strong> <strong>Segelschulen</strong> im Internetauftritt der örtlichen Tourist<strong>in</strong>formationen<br />
Es wurden die Websites aller Tourist-Informationen an der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Ostsee-<br />
küste aufgerufen, <strong>in</strong> deren Zuständigkeitsbereich sich e<strong>in</strong>e oder mehrere <strong>Segelschulen</strong> be-<br />
f<strong>in</strong>den. Dies s<strong>in</strong>d 15 Orte mit 16 Websites (Kiel betreibt zwei Internetauftritte mit touristischer<br />
Orientierung, zum e<strong>in</strong>en KursKiel <strong>und</strong> zum anderen Sail<strong>in</strong>g City). Die Websites wurden aus-<br />
45
schließlich aus der Perspektive des Segeltourismus geprüft. E<strong>in</strong>e generelle Bewertung<br />
sprengt den Rahmen der vorliegenden Studie.<br />
Startseite: Auf der Startseite wird nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall verbal das Segeln berührt, nämlich bei<br />
der Kieler Seite "Sail<strong>in</strong>g City". Im Übrigen taucht das Stichwort Segeln auf der Startseite nicht<br />
auf. E<strong>in</strong> visueller Bezug <strong>in</strong> der Form von Bildern, auf denen man e<strong>in</strong> oder mehrere Segelboo-<br />
te sehen kann, ist immerh<strong>in</strong> bei sechs der geprüften Seiten vorhanden (2 x Kiel, Schönberg,<br />
Hohwacht, Heiligenhafen, Großenbrode).<br />
Verankerung des Segelns bei unternehmbaren Aktivitäten: In 11 Fällen ist die Veranke-<br />
rung systematisch <strong>und</strong> schnell zu f<strong>in</strong>den. In fünf Fällen ist die Verankerung weniger systema-<br />
tisch über mehrere sich nicht gleich anbietende Klicks.<br />
Erwähnung der am Ort tätigen <strong>Segelschulen</strong>: In 12 Fällen ist die Erwähnung klar <strong>und</strong><br />
schnell zu f<strong>in</strong>den. In e<strong>in</strong>em Fall ist sie ziemlich versteckt (Kappeln), <strong>in</strong> drei Fällen werden die<br />
<strong>Segelschulen</strong> abgesehen von L<strong>in</strong>ks gar nicht verbal gewürdigt (Großenbrode, Neustadt <strong>und</strong><br />
Timmendorfer Strand).<br />
L<strong>in</strong>ks zu den am Ort tätigen <strong>Segelschulen</strong>: In 12 Fällen s<strong>in</strong>d L<strong>in</strong>ks vorhanden (z. T. aller-<br />
d<strong>in</strong>gs versteckt), <strong>in</strong> drei Fällen gibt es ke<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ks (Kappeln, Laboe, Großenbrode), <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Fall ist nur e<strong>in</strong>e von zwei <strong>Segelschulen</strong> verl<strong>in</strong>kt (Heiligenhafen).<br />
L<strong>in</strong>k zu OHT bzw. segelkueste: Nur <strong>in</strong> Glücksburg, Eckernförde <strong>und</strong> Grömitz besteht e<strong>in</strong><br />
L<strong>in</strong>k zur Seite www.segelkueste.de Die allgeme<strong>in</strong>e OHT-Seite ist ebenfalls nur relativ selten<br />
verl<strong>in</strong>kt.<br />
Die Chance, bereits von der Startseite an "Lust auf Segeln" zu machen, ob als aktiver Segler<br />
oder <strong>in</strong> passiver Funktion als Genießer der allgeme<strong>in</strong>en Segelkulisse, wird also durchgängig<br />
kaum genutzt.<br />
46
7. Empfehlungen<br />
In Kapitel 3.3.1 wurde herausgearbeitet, dass Segelschüler - welchen Erfahrungsstandes<br />
auch immer - zu e<strong>in</strong>em sehr großen Teil unmittelbar den Zielgruppen der aktuellen schles-<br />
wig-holste<strong>in</strong>ischen Tourismuskonzeption zuzuordnen s<strong>in</strong>d. Zugleich lässt Kapitel 4 vermuten,<br />
dass unter Segelschülern die Repeater-Quote überdurchschnittlich hoch liegt. Diese beiden<br />
Merkmale lassen es <strong>in</strong> ihrer Komb<strong>in</strong>ation äußerst s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en, der Förderung des<br />
Segeltourismus <strong>und</strong> dabei speziell der touristischen Bedeutung der <strong>Segelschulen</strong> besondere<br />
Aufmerksamkeit zu widmen. Denn die touristische Relevanz ist groß <strong>und</strong> vielgestaltig, wie<br />
schon <strong>in</strong> Kapitel 3.1 gezeigt werden konnte.<br />
Die Stärken der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen <strong>Segelschulen</strong> s<strong>in</strong>d zugleich die allgeme<strong>in</strong>en Stär-<br />
ken des Segeltourismus im Lande, nämlich die Vielfältigkeit der Reviere, die zahlreichen<br />
sehr guten Häfen <strong>und</strong> die Nähe zur hochattraktiven dänischen Südsee als Törnziel. Im Übri-<br />
gen ist die die Struktur der <strong>Segelschulen</strong> sehr differenziert, wie <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Kapitel 3.2.1<br />
beschrieben wurde. Auf die Schwächen wird im Folgenden e<strong>in</strong>zugehen se<strong>in</strong>, ohne dabei<br />
allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e akribische Detailbetrachtung zu verfallen.<br />
Die Ausführungen von Herrn Tracht anlässlich se<strong>in</strong>es Impulsvortrages zur Tagung "Segel-<br />
tourismus <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> - Förderung, Market<strong>in</strong>g, Qualität" am 10. November 2009 <strong>in</strong><br />
Damp machten deutlich, das sich der Segeltourismus <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> an zwei Fronten<br />
behaupten muss:<br />
- E<strong>in</strong>erseits werden die nachwachsenden, ohneh<strong>in</strong> aus demographischen Gründen bereits<br />
viel kle<strong>in</strong>eren Jahrgänge derzeit im Vergleich zu früher zu deutlich kle<strong>in</strong>eren Anteilen für<br />
das Segeln mobilisiert.<br />
- Andererseits kann das Segeln nicht von der allgeme<strong>in</strong>en Alterung im Durchschnitt der<br />
Bevölkerung <strong>und</strong> damit auch im Durchschnitt der Touristen profitieren. Die Jahrgänge,<br />
die e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> wachsende Bedeutung für den Tourismus haben, nämlich die Best<br />
Ager, s<strong>in</strong>d gerade für das Segeln nicht so relevant, da aktive Segler um die 60 mit wach-<br />
sendem Alter e<strong>in</strong>fach schon aus Gründen der Kondition aus dem Segelsport schrittweise<br />
aussteigen. Für e<strong>in</strong>en Teil ist das Umsteigen auf Motorboote e<strong>in</strong>e Alternative, für e<strong>in</strong>en<br />
anderen Teil nicht.<br />
Diese Fakten legen es nahe, die Segelnachwuchsförderung <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />
Handlungsfeld mit höchster Priorität zu machen. Aussagen <strong>in</strong> dieser Richtung werden des-<br />
halb hier an den Anfang gestellt:<br />
- Während die segelschulische Betreuung von Schulklassen <strong>und</strong> Jugendgruppen <strong>in</strong><br />
<strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> bereits an den unterschiedlichsten Standorten mit hoher Intensität<br />
läuft (<strong>in</strong>sbesondere HYS/Glücksburg, Ostw<strong>in</strong>d/Hohwacht, B<strong>in</strong>nensee/Heiligenhafen <strong>und</strong><br />
Skipper/Niendorf), ist das Produkt "Segelferien ohne Eltern" <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> bisher<br />
47
mit nur relativ ger<strong>in</strong>gen Kapazitäten vertreten (vgl. Kap. 3.1 <strong>und</strong> 3.2.1). Dies ist umso<br />
bemerkenswerter, als es passgenau <strong>in</strong> die Ansprache der "anspruchsvollen Genießer"<br />
des aktuellen schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Tourismuskonzeptes h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>passt. Es wurde<br />
schon auf die Parallelität des Angebotes mit den <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> weit verbreiteten<br />
"Ferien auf dem Reiterhof" h<strong>in</strong>gewiesen. Problematisch sche<strong>in</strong>t zudem, dass die vorhan-<br />
denen Angebote - <strong>und</strong> das gilt auch für das Jugendcamp Neuhof von Sail & Surf, das im<br />
Übrigen <strong>in</strong> 3.1 als Good Practice-Beispiel vorgestellt wurde - fast nur auf das erstmalige<br />
Erlernen von Segelqualifikationen ausgerichtet s<strong>in</strong>d. Jugendliche, die im nächsten Jahr<br />
e<strong>in</strong>fach wieder auf e<strong>in</strong> Boot wollen, ohne nun e<strong>in</strong>en neuen Sche<strong>in</strong> zu erwerben, werden<br />
kaum angesprochen (nur das Piratencamp von Bennewitz/Heiligenhafen ist <strong>in</strong> dieser<br />
H<strong>in</strong>sicht zu nennen). Auch dies ist e<strong>in</strong> großer Unterschied zum Reiterferien-Angebot für<br />
Jugendliche.<br />
In Bezug auf diese Thematik wird empfohlen, den konzeptionellen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> sorgfältig<br />
auszuleuchten <strong>und</strong> Modellversuche zu starten. E<strong>in</strong>e gewisse Ähnlichkeit der Fragestel-<br />
lung mit dem Produkt "Nightlife für K<strong>in</strong>der" besteht zum<strong>in</strong>dest dah<strong>in</strong>gehend, dass es auch<br />
hier darum gehen kann (nicht muss), K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche den Eltern abzunehmen,<br />
den Eltern e<strong>in</strong>mal im Urlaub zeitliche Spielräume zu verschaffen, <strong>in</strong> diesem Falle sogar<br />
für mehrere Tage bis h<strong>in</strong> zu ganzen Wochen.<br />
- Das Sport-Schnupper-Konzept von Tourismus Service Grömitz (vgl. Kap. 6.2.1) sollte auf<br />
se<strong>in</strong>e generelle Übertragbarkeit h<strong>in</strong> geprüft werden. Es wirkt auf Jugendliche ganz be-<br />
sonders attraktiv, da gleich mehrere Sportarten e<strong>in</strong> wenig erlebt werden können. Es wäre<br />
falsch zu befürchten, dass bei diesem Vorgehen, bei dem die Jugendlichen ja bis zu sie-<br />
ben verschiedene Sportarten kennen lernen können, das Segeln <strong>in</strong> der Konkurrenz zu<br />
anderen Sportarten zu kurz kommen könnte. Nach Herrn Tracht (s. o.) bef<strong>in</strong>det sich das<br />
Segeln unter Jugendlichen eher <strong>in</strong> der Defensive. Von solchen Ansätzen wie <strong>in</strong> Grömitz<br />
kann das Segeln also nur profitieren.<br />
- Der Aloha Sail Po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Eckernförde, aber auch das "Haus am S<strong>und</strong>" <strong>in</strong> Altefähr <strong>in</strong> Ver-<br />
b<strong>in</strong>dung mit der dortigen Inselbar s<strong>in</strong>d gute Beispiele, wie man Jugendliche oder auch<br />
junge Erwachsene gut ansprechen kann (vgl. Kap. 3.2.2, 3.2.3 <strong>und</strong> 5.1). E<strong>in</strong>e auf den<br />
Lebensstil von jungen Leuten zugeschnittene Gestaltung der zentralen Anlaufstellen der<br />
<strong>Segelschulen</strong> würde dem Ziel der Nachwuchsförderung zweifellos dienen, ohne dass nun<br />
gleich überall nur noch "Fun" im Mittelpunkt stehen müsste. Entsprechend zugeschnitte-<br />
ne Gastronomie, gute Musik oder gute PC-Nutzungsmöglichkeiten müssen nicht zw<strong>in</strong>-<br />
gend damit verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>, ältere K<strong>und</strong>en abzuschrecken. Auch die zwanglose Wahl-<br />
freiheit zwischen Jollensegeln, Katamaran, Surfen, Kiten, Paddeln etc. steigert die Attrak-<br />
tivität gerade für junge Leute. Gegebenenfalls s<strong>in</strong>d dabei Kooperationen erforderlich.<br />
Im Verlaufe der Diskussion bei der Tagung <strong>in</strong> Damp am 10. November 2009 wurde auch<br />
darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die Qualität der Segelschul-Websites optimierbar ist. Dies stimmt<br />
mit den Ergebnissen aus Kap. 3.2.2 übere<strong>in</strong>, wobei dort nur die Urlauberansprache be-<br />
48
schrieben worden ist. Es wurde festgestellt, dass Urlauber nur selten direkt auf den Segel-<br />
schul-Websites angesprochen werden <strong>und</strong> dass nur wenige oder auch gar ke<strong>in</strong>e Informatio-<br />
nen darüber zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> welcher H<strong>in</strong>sicht der Standort der Segelschule auch unabhän-<br />
gig vom Segeln attraktiv ist. Auch hier ist man schnell wieder bei den jungen Leuten als po-<br />
tenzieller Nachfragegruppe, die sich für solche Informationen vermutlich überdurchschnittlich<br />
<strong>in</strong>teressieren. E<strong>in</strong>e auch an den Maßstäben junger Leute ausgerichtete Website-Gestaltung<br />
der <strong>Segelschulen</strong> ist also durchaus wünschenswert. Es könnte e<strong>in</strong>e Aufgabe für OHT se<strong>in</strong>, <strong>in</strong><br />
dieser Richtung geme<strong>in</strong>sam getragene Empfehlungen auszusprechen.<br />
Solche Empfehlungen könnten sich auch an die örtlichen Tourist-Informationen richten, die <strong>in</strong><br />
kürzeren Abständen ohneh<strong>in</strong> immer wieder e<strong>in</strong>mal ihren Internetauftritt optimieren müssen.<br />
Dabei könnte es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> Kapitel 6.2.2 beschriebenen Defizite auszuräumen. Breit<br />
abgestimmte Empfehlungen könnten dabei hilfreich se<strong>in</strong>.<br />
Generell s<strong>in</strong>d die Tourismus-Verantwortlichen der Yachthafenorte be<strong>in</strong>ahe ununterbrochen<br />
damit beschäftigt bzw. daran beteiligt, das touristische Gesamtangebot zu optimieren. Dazu<br />
gehört auch die Koord<strong>in</strong>ierung des touristisch relevanten Investitionsgeschehens, was <strong>in</strong>sbe-<br />
sondere auf die laufende Mitwirkung an der bauleitplanerischen Vorbereitung entsprechen-<br />
der Investitionen h<strong>in</strong>aus läuft. Zu denken ist <strong>in</strong>sbesondere an<br />
- die Gestaltung von Strandpromenaden <strong>und</strong> sonstiger Wegebeziehungen e<strong>in</strong>schließlich<br />
der daran zugelassenen Bebauung (z. B. auch Gastronomie);<br />
- die Gestaltung von Verkehrswegeführungen sowie von Wegweisungs- <strong>und</strong> sonstigen<br />
Leitsystemen;<br />
- alle Genehmigungsvoraussetzungen, aber auch Verhandlungen mit Investoren für den<br />
Umbau, Ausbau <strong>und</strong> Neubau von Hotels <strong>und</strong> anderen größeren Übernachtungsstätten<br />
bis h<strong>in</strong> zu Board<strong>in</strong>g Houses oder auch Jugendherbergen.<br />
Mit diesen Aufgaben s<strong>in</strong>d auch die Interessen der <strong>Segelschulen</strong> teilweise eng verknüpft. In<br />
Kapitel 6.1 wurde bereits auf die Bedeutung e<strong>in</strong>er guten visuellen Präsenz h<strong>in</strong>gewiesen. Da-<br />
zu gehören auch - vgl. Kap. 6.1 - Standorte direkt am oder auf dem Strand, die nur unter der<br />
Bed<strong>in</strong>gung genehmigt werden können, dass sie <strong>in</strong> ihren Bauten provisorisch s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> nach<br />
Ende der Saison für den W<strong>in</strong>ter wieder abgebaut werden. E<strong>in</strong>e solche Genehmigung ist im-<br />
mer e<strong>in</strong>e bürokratische Herausforderung, bei der <strong>in</strong>teressierte <strong>Segelschulen</strong> Rückendeckung<br />
gut gebrauchen können.<br />
Dies ist e<strong>in</strong> Beispiel für viele andere Fälle, <strong>in</strong> denen die Genehmigung von Aktivitäten, die für<br />
<strong>Segelschulen</strong> unmittelbar oder auch nur mittelbar relevant s<strong>in</strong>d, sehr kompliziert ist. E<strong>in</strong>e Art<br />
"R<strong>und</strong>er Tisch" aus Vertretern der kommunalen Verwaltung, der Tourist-Information, der Se-<br />
gelschulen <strong>und</strong> ggf. noch weiterer Akteure macht <strong>in</strong> vielen Dest<strong>in</strong>ationen S<strong>in</strong>n. Die hohe Pri-<br />
orität guter Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen für <strong>Segelschulen</strong> wurde jedenfalls zu begründen versucht.<br />
49
Sicherlich gibt es viele "R<strong>und</strong>e Tische". In diesem Aufgabenfeld wären sie vermutlich beson-<br />
ders s<strong>in</strong>nvoll, auch wenn sie nur e<strong>in</strong>- bis zweimal im Jahr zusammenkommen.<br />
Zudem haben die <strong>Segelschulen</strong> e<strong>in</strong> vitales Interesse an der Existenz von Hotels <strong>und</strong> ande-<br />
ren Übernachtungsstätten, mit denen man gut zusammenarbeiten kann. Dabei ist es nicht<br />
notwendig, auf große 5-Sterne-Hotels zu warten. Auch im Bereich von 3- <strong>und</strong> 4-Sterne-<br />
Hotels steigen potenzielle Segelschüler ab. Generell fehlen allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong><br />
noch gute Beispiele für e<strong>in</strong>e gelungene Kooperation zwischen <strong>Segelschulen</strong> <strong>und</strong> Hotels.<br />
Dies wird e<strong>in</strong>mal mehr dadurch belegt, dass im Rahmen des Mystery Checks bei den Kon-<br />
takten zu örtlichen Hotels ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Fall angetroffen wurde, bei dem Hotelgäste gezielt<br />
auf Segelschulangebote h<strong>in</strong>gewiesen wurden. Unter den Ostküsten-<strong>Segelschulen</strong> gibt es im<br />
Übrigen mehrere, die selbst Übernachtungskapazitäten nicht nur für junge Leute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igem<br />
Umfang bereitstellen (Ostw<strong>in</strong>d/Hohwacht, Skipper/Niendorf, e<strong>in</strong> wenig auch Benne-<br />
witz/Heiligenhafen). Für potenzielle K<strong>und</strong>en ist dies <strong>in</strong>teressant, für die Segelschule ggf.<br />
durchaus e<strong>in</strong>e zusätzliche Umsatzoption.<br />
Abschließend sei ganz pauschal empfohlen, diesen Bericht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en vielen E<strong>in</strong>zelaussagen<br />
als e<strong>in</strong>e Art Anregungsgenerator oder Ideenste<strong>in</strong>bruch zu benutzen. Was Investitionen be-<br />
trifft, sollte man dabei nicht zu sehr auf die bisher besonders guten Förderbed<strong>in</strong>gungen an<br />
der Küste Mecklenburg-Vorpommerns fixiert se<strong>in</strong>. Die Unterschiede zwischen beiden Län-<br />
dern liegen bezüglich ihrer <strong>Segelschulen</strong> weniger <strong>in</strong> der <strong>in</strong>vestiven Ausstattung als <strong>in</strong> unter-<br />
schiedlichen Konzepten, die durchaus wechselseitig übertragbar s<strong>in</strong>d. Wichtig ist <strong>in</strong> beiden<br />
Ländern, dass die touristische Relevanz der <strong>Segelschulen</strong> so gut wie möglich gefördert wird.<br />
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