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HEFT 4 · 50. JAHRGANG 2007 - Zoo Köln

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<strong>HEFT</strong> 4 <strong>·</strong> <strong>50.</strong> <strong>JAHRGANG</strong><br />

<strong>2007</strong>


Unsere Kulturförderung:<br />

Gut für die Sinne.<br />

Gut für die Region.<br />

www.ksk-koeln.de<br />

Kunst und Kultur sind für die gesellschaftliche Entwicklung entscheidend. Sie setzen Kreativität frei und fördern<br />

die Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem. Die Philosophie der Kreissparkasse <strong>Köln</strong> ist es, vor Ort in einer Vielzahl<br />

von Projekten Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. Mit unseren jährlichen Zuwendungen zählen wir<br />

zu den größten nichtstaatlichen Kulturförderern in der Region. Wenn’s um Geld geht – S-Kreissparkasse <strong>Köln</strong>.


Liebe <strong>Zoo</strong>freunde!<br />

Ein ereignisreiches und ebenso arbeitsreiches Jahr liegt hinter<br />

uns. Der <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong> hat ein neues Logo, einen neuen Vorstand<br />

und eine Reihe neuer Mitarbeiter zu verbuchen. Im Tierbereich<br />

gab es spektakuläre Geburten und Neuanschaffungen.<br />

Gleich zwei Asiatische Elefanten kamen in diesem Jahr zur<br />

Welt, „Ming Jung“ (am 16. April) und „Maha Kumari“ (am 9.<br />

Mai). Bei Letztgenanntem handelt es sich um ein Weibchen,<br />

also eine Elefantenkuh, und zudem ist sie der erste auch in<br />

<strong>Köln</strong> gezeugte Elefant. Es fehlt der Platz, um hier alles aufzuzählen,<br />

das werde ich im Jahresbericht in der nächsten Ausgabe<br />

tun. Doch sei hier die Erstzucht des Kongopfaus sowie<br />

die Neuanschaffung von Mindorokrokodilen für das Aquarium<br />

erwähnt. Gerade dort wurde eine Reihe neuer Becken<br />

eingerichtet, was Sie auch dem Einband unserer Zeitschrift<br />

entnehmen können.<br />

Aber auch für die „Zeitschrift des <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>“ war dies ein<br />

bedeutsames Jahr, denn sie erschien <strong>2007</strong> im <strong>50.</strong> Jahrgang.<br />

Unsere Zeitschrift hat sich in diesen fünf Jahrzehnten nicht<br />

nur bei Tier- und <strong>Zoo</strong>freunden, sondern auch in Fachkreisen<br />

einen nicht unerheblichen Stellenwert gesichert. Ihr Renommee<br />

ist für den <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong> nicht hoch genug einzuschätzen.<br />

Zur Zeit laufen Überlegungen, die Zeitschrift – insbesondere<br />

für unsere Fördervereinsmitglieder und <strong>Zoo</strong>besucher – noch<br />

attraktiver zu gestalten – lassen Sie sich überraschen.<br />

Die erste Ausgabe erschien unter dem Namen „Freunde des<br />

<strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>s“ im Juni 1958. In den ersten Ausgaben wurden<br />

Beiträge aus dem Buch „Der <strong>Zoo</strong> ruft Dich“, welches der ehemalige<br />

<strong>Zoo</strong>direktor Dr. F. Hauchecorne um 1935 herausgegeben<br />

hatte, wiedergegeben. Doch man wollte auch über die<br />

Neuigkeiten aus dem <strong>Zoo</strong> berichten. So gab es eine Rubrik<br />

„Blick über den Zaun“, worin über die <strong>Zoo</strong>erweiterung und<br />

die damit verbundenen Bautätigkeiten regelmäßig informiert<br />

wurde. Über neu angekommene Tiere, Tiergeburten und die<br />

Entwicklung der Besucherzahlen wurde berichtet. Auch über<br />

„Petermann“, den noch heute bekannten Schimpansen (†) des<br />

<strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>s, war häufig zu lesen. Diese Zeitschrift war die<br />

erste und einzige deutsche <strong>Zoo</strong>zeitung der Nachkriegszeit, so<br />

schrieb der damalige Oberbürgermeister der Stadt <strong>Köln</strong> und<br />

Aufsichtsratsvorsitzende der AG <strong>Zoo</strong>logischer Garten <strong>Köln</strong>,<br />

Herr Theo Burauen, „Zum Geleit“ in der ersten Ausgabe. Das<br />

Interesse war so groß, dass die erste Auflage im Nu vergriffen<br />

war. Im ersten Jahr wurden zwar vier Ausgaben gedruckt,<br />

jedoch wurden Nr. 3 und 4 zu einem Heft zusammengefasst,<br />

so dass in den 50 Jahren nicht 200, sondern 199 Hefte erschienen<br />

sind.<br />

Erster Redakteur war Dr. F. Zeller, zugleich erster wissenschaftlicher<br />

Assistent von Dr. W. Windecker, dem damaligen<br />

Direktor, dessen Initiative diese Zeitschrift zu verdanken ist.<br />

Ab dem 5. Jahrgang (1962) übernahm dann Frau Uta Hick,<br />

spätere Frau Ruempler, die Redaktion. Bis dahin druckte man<br />

u.a. verschiedene Kapitel aus dem Buch von J. J. Häßlin „Der<br />

<strong>Zoo</strong> zu <strong>Köln</strong>“, das er zum 100. Geburtstag des <strong>Zoo</strong>s herausgab.<br />

Im Jahr 1971 erfolgte die Namensänderung in „Zeitschrift des<br />

<strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>“. 1998 gab Frau Ruempler einen Rückblick über<br />

40 Jahre dieser Zeitschrift. In 50 Jahren erschienen 861 Fachartikel,<br />

kleinere Notizen und Infos nicht mitgerechnet. Sie sind<br />

Spiegelbild nicht nur der Entwicklung des <strong>Zoo</strong>logischen Gartens<br />

<strong>Köln</strong> und stammen von 298 Autoren und 101 Ko-Autoren,<br />

so dass insgesamt 399 Autoren mit ihren Berichten den<br />

Inhalt der Zeitschrift gestaltet und geprägt haben. Der erste<br />

Jahresbericht für 1964 erschien in Heft 1 des 8. Jahrgangs<br />

(1965), seitdem ist Heft 1 stets für den Jahresbericht reserviert.<br />

So wurden insgesamt 42 derartige Berichte einer breiten<br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />

Vom 1.1.2000 bis Ende <strong>2007</strong> war Herr Dr. W. Kaumanns für<br />

die Redaktion dieser Zeitschrift verantwortlich, zukünftig<br />

besteht das Redaktionsteam aus Frau H. Oefler-Becker, Herrn<br />

T. Pagel und Dr. A. Sliwa.<br />

In der Ihnen vorliegenden Ausgabe der „Zeitschrift des <strong>Köln</strong>er<br />

<strong>Zoo</strong>“ finden Sie zwei Fachartikel, die sicher ebenso gegensätzlich<br />

wie auch interessant sind. Befasst sich „Mbeli Bai –<br />

Forschung auf Waldlichtungen im tropischen Regenwald Afrikas“<br />

mit interessanten Vorgängen auf einer Waldlichtung, so<br />

gehen die Autoren des anderen Artikels einen für Laien<br />

auf den ersten Blick ungewöhnlichen Weg der Blutprobenentnahme<br />

– sie nutzen Raubwanzen.<br />

An dieser Stelle möchte ich allen Freunden des <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>s,<br />

ganz besonders allen Lesern unserer Fachzeitschrift, ein frohes<br />

Weihnachtsfest, eine besinnliche Zeit zwischen den Jahren<br />

sowie alles Gute für das kommende Jahr 2008 wünschen. Bleiben<br />

Sie uns treu, es lohnt sich.<br />

Ihr<br />

Theo Pagel<br />

145


Unser Titelbild:<br />

Dieser farbenprächtige Blaue<br />

Doktorfisch (Acanthurus coeruleus)<br />

belebt das Karibikbecken im<br />

Aquarium des <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>s.<br />

This colourful blue tang (Acanthusus<br />

coeruleus) lives in the Caribian tank<br />

in Cologne <strong>Zoo</strong>’s aquarium.<br />

Letzte Umschlagseite:<br />

Juwelen-Fahnenbarsche<br />

(Pseudanthias squamipinnis)<br />

Jewel anthias<br />

(Pseudanthias squamipinnis)<br />

Fotos:<br />

Rolf Schlosser.<br />

Inhalt dieses Heftes:<br />

Seite 147<br />

Mbeli Bai – Forschung auf<br />

Waldlichtungen im tropischen<br />

Regenwald Afrikas<br />

Thomas Breuer<br />

146<br />

<strong>HEFT</strong> 4 <strong>·</strong> <strong>50.</strong> <strong>JAHRGANG</strong><br />

<strong>2007</strong><br />

Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft<br />

<strong>Zoo</strong>logischer Garten <strong>Köln</strong><br />

WALTER GRAU<br />

Mitglied des Rates der Stadt <strong>Köln</strong><br />

Vorsitzender<br />

MONIKA MÖLLER<br />

Mitglied des Rates der Stadt <strong>Köln</strong><br />

1. stellv. Vorsitzende<br />

PETER ZWANZGER<br />

2. stellv. Vorsitzender<br />

BETTINA HELBING<br />

REINHARD HOUBEN<br />

BRUNO KUMMETAT<br />

MICHAEL NEUBERT<br />

Mitglied des Rates der Stadt <strong>Köln</strong><br />

BERND STREITBERGER<br />

Beigeordneter<br />

BETTINA TULL<br />

Mitglied des Rates der Stadt <strong>Köln</strong><br />

HEINZ J. LÜTTGEN<br />

Ehrenmitglied<br />

LUDWIG THEODOR<br />

VON RAUTENSTRAUCH<br />

Ehrenmitglied<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

THEO PAGEL<br />

Seite 163<br />

Der Einsatz von Raubwanzen<br />

zur Gewinnung von Blutproben<br />

bei <strong>Zoo</strong>tieren<br />

André Stadler, Arne Lawrenz,<br />

Günter Schaub<br />

Impressum<br />

ZEITSCHRIFT DES KÖLNER ZOO<br />

früher<br />

FREUNDE DES KÖLNER ZOO<br />

<strong>Zoo</strong>logischer Garten<br />

Riehler Straße 173, 50735 <strong>Köln</strong><br />

Telefon (0221) 7785-0<br />

Telefax (0221) 7785-111<br />

E-Mail-Adresse: info@zoo-koeln.de<br />

Internet: www.zoo-koeln.de<br />

Postbankkonto <strong>Köln</strong> Nr. 28800-506,<br />

BLZ 37010050<br />

Herausgeber:<br />

Aktiengesellschaft <strong>Zoo</strong>logischer Garten<br />

<strong>Köln</strong><br />

Theo Pagel<br />

Redaktion:<br />

Heidi Oefler-Becker<br />

Telefon (0221) 7785-101<br />

E-Mail-Adresse: direktion@zoo-koeln.de<br />

Die Zeitschrift erscheint seit 1958<br />

vierteljährlich.<br />

Nachdruck von Text und Bildern nur mit<br />

Genehmigung des Herausgebers.<br />

Lithos, Satz, Druck:<br />

Druckhaus Duisburg OMD GmbH,<br />

47053 Duisburg<br />

Anzeigenannahme:<br />

Heidi Oefler-Becker<br />

c/o <strong>Zoo</strong>logischer Garten<br />

Riehler Straße 173, 50735 <strong>Köln</strong><br />

Telefon (0221) 7785-101<br />

Telefax (0221) 7785-111<br />

Gedruckt auf holzfrei weiß, chlorfreiem<br />

Papier<br />

Printed in Germany<br />

Imprimé en Allemagne<br />

ISSN 0375-5290


Abb. 1: Die Mbeli-Bai-Waldöffnung im Nouabalé-Ndoki-Nationalpark, Volksrepublik Kongo – Attraktion für Flachlandgorillas, Waldelefanten,<br />

Sitatungas und Forscher.<br />

The Mbeli Bai forest clearing in the Nouabalé-Ndoki National Park, Republic of Congo – an attraction for western gorillas, forest elephants,<br />

sitatungas and researchers. (Foto: Thomas Breuer)<br />

Mbeli Bai – Forschung auf Waldlichtungen im<br />

tropischen Regenwald Afrikas<br />

Dichtes Unterholz, schwüle Luft,<br />

überraschende Begegnungen mit Waldelefanten<br />

und giftigen Schlangen, tausende<br />

von Treiberameisen und Malariamücken<br />

– das ist unsere Vorstellung<br />

vom tropischen Regenwald im Herzen<br />

Afrikas. Jedoch gibt es im Norden der<br />

Volksrepublik Kongo natürliche Waldlichtungen,<br />

in der einheimischen Sprache<br />

der Ba’Aka-Pygmäen- und Bantustämme<br />

„Bais“ genannt. Mbeli Bai<br />

(Abb. 1.) ist eine solche Waldlichtung,<br />

in der meine Kollegen und ich seit 1995<br />

Westliche Flachlandgorillas (Gorilla<br />

gorilla gorilla), Waldelefanten (Loxodonta<br />

africana cyclotis) und Sitatungas<br />

(Tragelaphus spekii gratus), eine Art<br />

von Sumpfantilope, studieren. Die Entstehung<br />

dieser einzigartigen Habitate<br />

Zeitschrift des <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong> <strong>·</strong> Heft 4/<strong>2007</strong> <strong>·</strong> <strong>50.</strong> Jahrgang<br />

THOMAS BREUER<br />

ist nicht genau bekannt, doch nimmt<br />

man an, dass die Waldelefanten dabei<br />

eine wichtige Rolle gespielt haben,<br />

indem sie die Waldlichtungen offen<br />

halten.<br />

Große Säugetiere sind wichtige „Flagschiffarten“<br />

für den Naturschutz, da sie<br />

die größten und charismatischsten Tiere<br />

im Ökosystem sind und deshalb die<br />

meiste Aufmerksamkeit der breiten<br />

Öffentlichkeit erhalten. Des Weiteren<br />

kann man durch deren Schutz einen<br />

großen Teil des Lebensraumes vieler<br />

anderer Arten sichern. Zudem spielen<br />

große Säugetiere wie Waldelefanten<br />

oftmals eine wichtige ökologische Rolle<br />

im tropischen Regenwald, zum Beispiel<br />

durch die Verbreitung von Pflan-<br />

zensamen. Manche Pflanzen können<br />

zum Beispiel nur dann keimen, wenn<br />

sie den Verdauungstrakt dieser Tiere<br />

passieren. Doch abgesehen von dieser<br />

naturschutzrelevanten Bedeutung zeigen<br />

große Säugetiere extrem lange Lebenszyklen.<br />

Das heißt, sie wachsen im<br />

Gegensatz zu anderen Tiergruppen nur<br />

sehr langsam heran und es braucht<br />

Jahrzehnte, bis man als Forscher an eine<br />

ausreichende Datenmenge über Parameter<br />

wie Sterberate, Alter bei der<br />

ersten Geburt, durchschnittliches Lebensalter<br />

usw. gelangt. Außerdem ist<br />

eine solche Forschung im dichten tropischen<br />

Regenwald fast unmöglich, da<br />

die Tiere entweder sehr scheu oder aggressiv<br />

und auch noch sehr selten sichtbar<br />

sind. Deshalb werden zum Beispiel<br />

147


Abb. 2: Silberrücken aus einer der wenigen habituierten Flachlandgorillagruppen.<br />

Silverback of one of the few habituated western gorilla groups. (Foto: Thomas Breuer)<br />

die Elefanten- oder Gorillabestände<br />

mit indirekten Methoden wie der Zählung<br />

der Anzahl ihrer Kothaufen oder<br />

Schlafnester bestimmt; Methoden, die<br />

jedoch sehr ungenau sein können. Zurzeit<br />

gibt es weniger als eine Handvoll<br />

an den Menschen gewöhnte Gorillagruppen<br />

im Tieflandregenwald des<br />

Kongobeckens (Abb. 2). Im Vergleich<br />

dazu ist dieser Prozess der Habituation<br />

von Berggorillas (Gorilla beringei) viel<br />

weiter fortgeschritten. Habituation an<br />

den Menschen ist sehr arbeitsintensiv<br />

und es dauert Jahre, bis man eine Gorillagruppe<br />

täglich beobachten kann.<br />

Während solche Studien detaillierte Informationen<br />

über tägliche Aktivitäten<br />

wie Nahrungsaufnahme, Sozialverhal-<br />

Abb. 3: Geographische Lage von Mbeli Bai im Nouabalé-Ndoki-<br />

Nationalpark.<br />

Location of Mbeli Bai in the Nouabalé-Ndoki National Park.<br />

(Illustration: Emma J. Stokes)<br />

148<br />

ten und Habitatwahl liefern, geben sie<br />

uns sehr wenig Auskunft über die Populationsdynamik<br />

und wichtige demographische<br />

Parameter, die es uns erlauben,<br />

die Gefahren für diese Art besser<br />

abzuschätzen.<br />

Es war Anfang der 90er Jahre, als meine<br />

Kollegen von der Wildlife Conservation<br />

Society (www.wcs.org), einer<br />

amerikanischen Naturschutzorganisation,<br />

in weiser Voraussicht die Einzigartigkeit<br />

des entlegenen und intakten<br />

Ndoki-Regenwaldes erkannten und in<br />

Zusammenarbeit mit der Regierung<br />

Kongos 1993 unter Schutz stellten.<br />

Heute bietet der Nouabalé-Ndoki-Nationalpark<br />

im Norden Kongos zusam-<br />

men mit zwei weiteren Nationalparks<br />

im Südosten Kameruns und Südwesten<br />

der Zentralafrikanischen Republik ein<br />

trinationales Schutzgebiet aus intaktem<br />

tropischen Regenwald. Glücklicherweise<br />

ging mit der Etablierung von Naturschutzaktivitäten<br />

im westlichen<br />

Äquatorialafrika auch die Entdeckung<br />

der Bais einher. Bais sind Zentren<br />

der Säugetieraktivität inmitten des tropischen<br />

Regenwaldes, die viele unterschiedliche<br />

Tiere wegen ihrer mineralreichen<br />

Sande und Pflanzen anlocken.<br />

Mineralstoffe, besonders Natrium, sind<br />

in geringem Maß in der Waldnahrung<br />

enthalten, sind aber wesentliche Bestandteile<br />

des Stoffwechsels eines jeden<br />

Tieres. Bedingt durch dieses Angebot<br />

an Ressourcen, bieten Bais hervorragende<br />

Beobachtungsmöglichkeiten, die<br />

uns neue Einblicke in die Lebensgeschichte<br />

der Tiere liefern.<br />

Mbeli Bai liegt im Südosten des<br />

Nouabalé-Ndoki-Nationalparks (Abb.<br />

3) und ist mit ca. 13 ha (ungefähr<br />

26 Fußballfelder) in der Region entlang<br />

des Ndokiflusses das größte Bai.<br />

Mbeli Bai ist eine sehr sumpfige<br />

Waldlichtung und besteht aus einer<br />

schwimmenden Vegetationsmasse aus<br />

Sauergräsern und frei schwimmenden<br />

Schwimmblattpflanzen, die von Elefantenteichen<br />

durchsetzt ist (Abb. 4).<br />

In den Jahren 1993 und 1994 liefen<br />

Pilotstudien auf Mbeli Bai, um zu untersuchen,<br />

ob Flachlandgorillas regelmäßig<br />

die Waldlichtung besuchen und<br />

ob man die Tiere individuell identifizieren<br />

kann. Seit Februar 1995 läuft<br />

unsere Langzeitstudie mit dem Ziel<br />

Abb. 4: Luftansicht von Mbeli Bai, die die schwimmende Vegetation<br />

und Elefantenteiche zeigt.<br />

Aerial view of Mbeli Bai showing floating aquatic vegetation and elephant<br />

pools. (Foto: Jeffry Oonk & Marleen Azink/Foto Natura)


Abb. 5: Neun Meter hohe Beobachtungsplattform<br />

am Rande der Waldöffnung.<br />

9-m high observation platform at the edge of<br />

the forest clearing. (Foto: Penny Jarrett)<br />

die Sozialstruktur, Lebensgeschichte<br />

und Populationsdynamik von charismatischen<br />

Säugetieren wie den Flachlandgorillas<br />

zu studieren. Bevor die<br />

Naturschutzaktivitäten in der Region<br />

begannen, wurde Mbeli Bai so wie viele<br />

andere Bais regelmäßig von Wilderern<br />

heimgesucht, denen sich hier Elefanten<br />

als leichte Ziele präsentierten.<br />

Naturschutzproblematik<br />

In den 90er Jahren bestand der Ndoki-<br />

Regenwald aus tausenden Quadratkilometern<br />

undurchdringlichen ursprünglichen<br />

Busches, jedoch nur 20<br />

Jahre später sieht die Situation ganz anders<br />

aus. Holzfirmen beherrschen das<br />

Erscheinungsbild in der Region. Sie<br />

sind einerseits die wichtigsten Arbeitgeber<br />

im Norden Kongos, andererseits<br />

aber auch die größte Gefahr für den<br />

Schutz des Regenwaldes und seiner<br />

einzigartigen Tierwelt. Selbst wenn die<br />

Abholzung anfangs keine allzu direkten<br />

Auswirkungen auf den Regenwald<br />

hatte, da zum Beispiel nur einzelne<br />

Baumarten wie Mahagoni gefällt wurden,<br />

so ermöglichen die vielen neu erschaffenen<br />

Straßen Zugang in vorher<br />

unzugängliche Gebiete und damit auch<br />

zu illegaler Wilderei in den entlegendsten<br />

Regionen. Zusätzlich sorgen die<br />

Abholzungsmethoden vieler (jedoch<br />

nicht aller) Holzfirmen für irreparable<br />

Schäden im Regenwald. Da viele Mahagonibestände<br />

erschöpft sind, beginnen<br />

die Holzfirmen sich auf andere<br />

Baumarten zu spezialisieren. Dies hat<br />

möglicherweise katastrophale Auswirkungen<br />

auf viele Tierarten, da zum Bei-<br />

Wie identifiziert man Gorillas?<br />

Neben offensichtlichen Unterschieden in Körpergröße<br />

und Fellfärbung erkennen wir die<br />

Gorillas an der Form ihrer Überaugenwülste<br />

(browridge), Form der Ohren und ihres<br />

Nasenspiegels (noseprints).<br />

spiel diese Baumarten wichtige Früchte<br />

für Gorillas und Schimpansen (Pan<br />

troglodytes) tragen (MORGAN &<br />

SANZ, <strong>2007</strong>). Ein Konsument in der<br />

westlichen Welt sollte sich deshalb<br />

zweimal überlegen, tropisches Holz zu<br />

kaufen. Zudem haben viele Säugetierpopulationen,<br />

besonders die der Westlichen<br />

Flachlandgorillas im benachbarten<br />

Gabun und im nahegelegenen Odzala-Kokoua-Nationalpark,<br />

enorm unter<br />

den katastrophalen Auswirkungen<br />

der Ebola-Ausbrüche gelitten. Ebola<br />

ist eine Infektionskrankheit, die sowohl<br />

bei den Menschenaffen als auch<br />

bei unserer eigenen Art hämorrhagisches<br />

Fieber auslöst und dies mit äußerst<br />

hoher Sterberate einhergeht. Man<br />

nimmt an, dass eine Population zu 90%<br />

durch Ebola dezimiert werden kann<br />

(WALSH u.a., 2003). Durch den dramatischen<br />

Rückgang der westlichen<br />

Flachlandgorillabestände (TUTIN et<br />

al., 2005) wurde diese Menschenaffenart<br />

vor kurzem in die Rote Liste der<br />

kritisch bedrohten („critically endangered“)<br />

Arten aufgenommen (IUCN,<br />

<strong>2007</strong>). Deshalb ist es heute mehr denn<br />

je notwendig, die Verletzlichkeit dieser<br />

Art zu bewerten und sie langfristig zu<br />

schützen.<br />

Tiere und Forscher auf der Waldlichtung<br />

Bai-Studien bieten den Vorteil, simultan<br />

Daten über viele verschiedene Gruppen<br />

unterschiedlichster Arten zu sammeln.<br />

So wird Mbeli Bai regelmäßig<br />

von vielen unterschiedlichen Gorillagruppen<br />

besucht, was es uns ermög-<br />

Jeder Gorilla hat seinen individuellen Abdruck<br />

des Nasenspiegels, ungefähr so wie unser Fingerabdruck.<br />

Es dauert circa drei Monate, bis<br />

man alle 130 Gorillas kennt, und mit etwas<br />

Erfahrung achtet man nicht mehr auf Nasenspiegel<br />

oder Form der Ohren, sondern erkennt<br />

das Tier innerhalb von Sekunden, so als ob man<br />

einen alten Freund wiedererkennt.<br />

Abb. 6: Identifikationskarte eines weiblichen Gorillas – jedes Tier unterscheidet sich deutlich<br />

von den anderen in seinem Erscheinungsbild.<br />

ID-card of a female gorilla – every gorilla can be identified by its individual features.<br />

licht, Informationen an einer ganzen<br />

Population zu sammeln. Seit Anfang<br />

der Untersuchungen haben wir mehr<br />

als 300 unterschiedliche Gorillas identifiziert<br />

– zum Vergleich: Die gesamte<br />

Populationsgröße der bekannten Berggorillas<br />

im Dreiländereck der Virungaberge<br />

liegt zwischen 300 und 400 Tieren.<br />

Da Flachlandgorillas, im Gegensatz<br />

zu den Berggorillas, nur sehr<br />

schwer im dichten Regenwald zu beobachten<br />

sind, und die Tatsache, dass<br />

bis zu 14 verschiedene Gruppen Mbeli<br />

Bai besuchen, macht diesen Ort einzigartig.<br />

Zurzeit besuchen etwa 130 Gorillas<br />

regelmäßig Mbeli Bai.<br />

Wir beobachten die Säugetiere mit<br />

Fernrohren von einer neun Meter hohen<br />

Holzplattform am Rande der<br />

Waldlichtung (Abb. 5). Alle Gorillas,<br />

die Mbeli Bai besuchen, können wir individuell<br />

an ihren Gesichtszügen,<br />

Form der Überaugenwülste, Einkerbungen<br />

in den Ohren und anderen<br />

Merkmalen wie Fellfärbung erkennen<br />

(Abb. 6). Es dauert ca. 3 Monate, bis<br />

man alle 130 Gorillas individuell identifizieren<br />

kann. Alle unsere Gorillas haben<br />

Namen und die Anfangsmitglieder<br />

aus George’s Gruppe wurden z.B. nach<br />

amerikanischen Präsidenten und ihren<br />

Ehefrauen benannt. Gorillaweibchen<br />

wechseln oftmals die Gruppe und die<br />

Namen helfen uns dann, uns zu erinnern,<br />

aus welcher Gruppe sie ursprünglich<br />

stammen. Neben Gorillas<br />

kennen wir individuell seit 1995 über<br />

250 Waldelefanten, die am besten anhand<br />

der Einkerbungen in ihren Ohren,<br />

der Form ihrer Stoßzähne und an-<br />

149


Abb. 7: Der Autor bei einem „Besuch“ der Waldlichtung zur Entnahme<br />

von Gorillakotproben.<br />

The author during a bai-“visit” to collect gorilla dung samples.<br />

(Foto: M. N. Hockemba)<br />

hand ihrer Schwanzbehaarung identifiziert<br />

werden. Wir erforschen auch Sitatungas<br />

(seit 1995 mehr als 75 Tiere),<br />

zwei Gruppen Waldbüffel (Syncerus<br />

caffer nanus) und Mbeli Bai wird von<br />

Guereza-Stummelaffen (Colobus guereza)<br />

und zwei Otterarten (Aonyx congica<br />

und Lutra maculicollis) besucht.<br />

Die tägliche Arbeit auf der Waldlichtung<br />

unterscheidet sich sehr von der<br />

Datenaufnahme an einer habituierten<br />

Gorillagruppe im Wald. Unsere Arbeit<br />

ist sehr passiv und man muss sehr viel<br />

Geduld aufwenden, da wir darauf warten,<br />

dass die Tiere die Waldlichtung<br />

aufsuchen. Dies bedeutet im Einzelfall,<br />

dass man Stunden oder sogar Tage auf<br />

Gorillas warten und trotzdem ständig<br />

wachsam sein muss, um kleine schwarze<br />

Punkte am Rande der Waldlichtung<br />

(die in Einzelfällen 400 m entfernt ist)<br />

zu erkennen. Oftmals kommt es dann<br />

vor, dass gleich mehrere Gruppen simultan<br />

Mbeli Bai besuchen, was unsere<br />

volle Aufmerksamkeit beansprucht,<br />

da es zu faszinierenden Interaktionen<br />

zwischen den Gruppen kommt. Dabei<br />

imponieren die adulten männlichen<br />

Gorillas (Silberrücken) oft durch<br />

Brusttrommeln und andere Imponierposen<br />

ihren Herausforderern und den<br />

Weibchen. Normalerweise sind wir 10<br />

Stunden täglich zu zweit auf der Plattform<br />

präsent, was uns detaillierte Informationen<br />

über die Besuchsrate der<br />

Tiere liefert.<br />

Nur sehr selten gehen wir selbst in die<br />

Waldlichtung, meist um Gorillakotproben<br />

zu sammeln, um diese später<br />

150<br />

von meinen Kollegen am Max-Planck-<br />

Institut für Evolutionäre Anthropologie<br />

(http://www.eva.mpg.de) genetisch<br />

auf Verwandtschaft und Variabilität untersuchen<br />

zu lassen. Diese Probenentnahme<br />

ist oftmals mit etlichen Hindernissen<br />

verbunden, da man als menschlicher<br />

Zweibeiner versuchen muss,<br />

nicht in der schwimmenden Vegetationsmasse<br />

einzusinken. Dabei kann<br />

ein Wanderstock durchaus behilflich<br />

sein (Abb. 7). Weiterhin werden<br />

die Kotproben durch Tierärzte vom<br />

WCS-Field Veterinary Program<br />

(www.wcs.org/sw-high_tech_tools/<br />

wildlifehealthscience/fvp) auf Parasitenbefall<br />

analysiert. Dieses „healthmonitoring“-Programm<br />

wird durch<br />

direkte Beobachtungen der Gesundheitszustände<br />

der Gorillas komplettiert.<br />

Biologie westlicher Flachlandgorillas<br />

In den letzten Jahren hat sich unser<br />

Wissen über die Sozialstruktur und Sozioökologie<br />

der Flachlandgorillas<br />

durch die aus den Bai-Studien gewonnenen<br />

Erkenntnisse extrem erweitert<br />

(ROBBINS et al., 2004). Forschungsergebnisse<br />

von Mbeli Bai, die seit 1995<br />

durchgehend dokumentiert wurden,<br />

lieferten dabei grundlegende neue Informationen,<br />

so dass wir heute in der<br />

Lage sind, die Langzeitdaten von<br />

Flachlandgorillas mit denen der Berggorillas<br />

aus der Karisoke-Forschungsstation<br />

(bekannt durch die Forscherin<br />

Dian Fossey) zu vergleichen. Gorillas<br />

leben in Gruppen mit einer Haremsstruktur,<br />

dass heißt, ein adultes männ-<br />

Abb. 8: Typische Haremsstruktur von Flachlandgorillas mit einem Silberrücken<br />

(George) und mehreren Weibchen mit ihren Jungtieren.<br />

Typical harem structure of western gorillas with one silverback and<br />

several adult females and their offspring. (Foto: Thomas Breuer)<br />

liches Tier (Silberrücken: wiegen bis zu<br />

200 kg und sind damit doppelt so<br />

schwer wie Weibchen) (Abb. 8) ist in<br />

der Lage, mehrere Weibchen für sich zu<br />

beanspruchen (ROBBINS, <strong>2007</strong>). Im<br />

Gegensatz zu den Berggorillas, bei denen<br />

jede zweite Gruppe aus mehreren<br />

Silberrücken besteht, passen die Flachlandgorillas<br />

eher in dieses „gorillatypische“<br />

Bild einer Haremsstruktur, da<br />

bei ihnen fast ausschließlich nur ein Silberrücken<br />

in der Gruppe vorkommt<br />

(PARNELL, 2002). Dies führt dazu,<br />

dass eine große Anzahl an Silberrücken<br />

allein umherstreift und kein Weibchen<br />

monopolisieren kann. Junge Weibchen<br />

verlassen normalerweise die Gruppe, in<br />

der sie geboren wurden (wahrscheinlich<br />

um Inzucht zu vermeiden), und<br />

können in ihrem Leben in mehrere unterschiedliche<br />

Gruppen wechseln<br />

(STOKES et al., 2003). Generell wechseln<br />

die Weibchen erst dann die Gruppe,<br />

wenn ihr Jungtier nicht mehr auf<br />

Muttermilch angewiesen ist, jedoch<br />

kommt es in Einzelfällen zu so genannten<br />

unfreiwilligen Gruppenwechseln.<br />

Dies geschieht dann, wenn der Silberrücken<br />

der Gruppe stirbt und das<br />

Weibchen gezwungen ist, mit seinem<br />

noch nicht entwöhnten Jungtier Anschluss<br />

in einer anderen Gruppe zu finden,<br />

da Weibchen wahrscheinlich wegen<br />

der Gefahr durch Leoparden (Panthera<br />

pardus) nicht alleine umherstreifen.<br />

Dabei konnten wir beobachten,<br />

dass das Jungtier einen solchen Gruppenwechsel<br />

überleben kann und von<br />

dem Silberrücken der anderen Gruppe<br />

in Ausnahmefällen nicht getötet wurde<br />

(Abb. 9). Kindestötung (Infantizid:


z.B. sehr häufig bei Löwen (Panthera<br />

leo) (PUSEY & PACKER, 1994) konnte<br />

mehrfach bei den Berggorillas beobachtet<br />

werden (WATTS, 1989).<br />

Weibchen können während der Stillzeit<br />

kein weiteres Jungtier bekommen. Infantizid<br />

ist deshalb eine evolutionsstabile<br />

Taktik eines Silberrückens, die<br />

darauf beruht, sich mit einem nicht<br />

mehr stillenden Weibchen zu paaren,<br />

um eigene Junge zu zeugen. Man<br />

nimmt an, dass die potentielle Infantizidgefahr<br />

dafür sorgt, dass Weibchen<br />

sehr sorgfältig einen Silberrücken auswählen,<br />

da dieser für die nächsten Jahre<br />

in der Lage sein muss, das heranwachsende<br />

Jungtier gegen Leoparden und<br />

andere Silberrücken zu verteidigen<br />

(ROBBINS et al., <strong>2007</strong>). Auch auf<br />

Mbeli Bai haben wir zwei Angriffe<br />

von Silberrücken auf gruppenfremde<br />

Jungtiere beobachtet und viele Weibchen<br />

haben ihre nicht entwöhnten<br />

Jungtiere bei dem Wechsel zu anderen<br />

Gruppen verloren.<br />

Die genauen Gründe für die Unterschiede<br />

in der Sozialstruktur zwischen<br />

Berggorillas und Flachlandgorillas sind<br />

bis jetzt nicht genau bekannt (HAR-<br />

COURT & STEWART, <strong>2007</strong>), jedoch<br />

ist dies ein Hauptschwerpunkt unserer<br />

Forschung. Es scheint, dass die Anzahl<br />

der Silberrücken in einer Gruppe Einfluss<br />

auf das Überleben eines Jungtieres<br />

hat. So herrscht bei den Berggorillas in<br />

einer Einmännchengruppe eine höhere<br />

Jungtiersterblichkeit als in einer Vielmännchengruppe.<br />

Dies bedeutet, dass<br />

die Sterberate der Jungtiere bei Flach-<br />

Abb. 9: Weibchen Winona mit Jungtier Whiskey, das den Gruppenwechsel<br />

zu einem anderen Silberrücken überlebte.<br />

Female Winona with her offspring Whiskey that survived the transfer<br />

to another silverback. (Foto: Thomas Breuer)<br />

landgorillas (mit ihrer typischen Haremsstruktur)<br />

möglicherweise erhöht<br />

ist, was wiederum Auswirkungen auf<br />

deren Zuwachsrate hat.<br />

Ein möglicher Grund für die Unterschiede<br />

in der Sozialstruktur zwischen<br />

beiden Gorillaarten liegt in den starken<br />

Kontrasten der Lebensräume von<br />

Flachlandgorillas und Berggorillas<br />

(DORAN & MCNEILAGE, 2001).<br />

Berggorillas leben in einem sehr extremen<br />

Ökosystem am Rande des Verbreitungsgebietes<br />

von Gorillas. Sie<br />

kommen, wie ihr Name schon andeutet,<br />

in den Bergregionen der Virunga-<br />

Vulkankette vor und unterscheiden<br />

sich auch äußerlich von ihren Brüdern<br />

im Tieflandregenwald. So haben Berggorillas<br />

viel dichteres, längeres Fell und<br />

ihnen fehlt ein roter Schopf, welcher<br />

für die Flachlandgorillas typisch ist.<br />

Berggorillas fressen hauptsächlich<br />

Sprossen, Blätter, Mark und sonstiges<br />

grünes pflanzliches Material, jedoch<br />

selten Früchte, da diese in ihrem Lebensraum<br />

kaum vorhanden sind<br />

(ROBBINS, <strong>2007</strong>). Das Nahrungsangebot<br />

in den Virungas ist sehr üppig,<br />

das heißt die Dichte der Pflanzen ist<br />

sehr hoch und ist über das ganze Jahr<br />

verfügbar. Deshalb verbringen die<br />

Berggorillas die meiste Zeit mit Fressen<br />

und Ausruhen und wandern nur sehr<br />

wenig in ihren kleinen Streifgebieten<br />

von ungefähr 10 km 2 umher. Im Gegensatz<br />

dazu ist in den Tieflandregenwäldern<br />

des Kongobeckens das Nahrungsangebot<br />

zwar viel artenreicher<br />

(besonders viele Fruchtbäume), jedoch<br />

sind die Nahrungsquellen nicht so<br />

zahlreich und viel weiter verstreut. Zudem<br />

ist die Vegetation sehr saisonal, das<br />

heißt es gibt Jahreszeiten, in denen das<br />

Nahrungsangebot sehr reichhaltig ist,<br />

in anderen Jahreszeiten dagegen tragen<br />

die Bäume kaum Früchte. Dies führt<br />

dazu, dass die Flachlandgorillas wesentlich<br />

mobiler (mit größeren Streifgebieten)<br />

sind als die Berggorillas, und<br />

sich somit die Gruppen viel häufiger<br />

begegnen.<br />

Es wird argumentiert, dass diese saisonal<br />

unterschiedliche Nahrungsverfügbarkeit<br />

Einfluss auf die Wachstumsrate<br />

hat (DORAN & MCNEILAGE,<br />

2001). Wie kann man sich das genau<br />

vorstellen? Wachstum und Stillen von<br />

Jungtieren sind kostspielige Aufgaben<br />

eines jeden Säugetierweibchens. Wenn<br />

man sich darauf verlassen kann, dass<br />

Nahrung ständig vorhanden ist, gibt<br />

es keine Perioden, in denen Engpässe<br />

auftreten. Das heißt Blattfresser, die<br />

kaum Saisonalität ausgesetzt sind,<br />

können ihren Energiebedarf in kürzerer<br />

Zeit decken, was zu einem schnelleren<br />

Wachstum und zu einem früheren<br />

Zeitpunkt der Jungtierentwöhnung<br />

führt. Diese Hypothese scheint für<br />

viele Primatenarten zuzutreffen und ist<br />

besonders deutlich, wenn man <strong>Zoo</strong>tiere<br />

mit freilebenden Individuen vergleicht.<br />

<strong>Zoo</strong>tiere kommen normalerweise<br />

nicht in Energieengpässe und<br />

verbrennen meist weniger Energie,<br />

weil sie weniger Bewegung haben und<br />

ihr Wachstum erfolgt deshalb erheblich<br />

schneller.<br />

Abb. 10: Weibchen Akela beim Stillen ihres fünf Jahre alten Sohnes<br />

Mowgli.<br />

Female Akela is nursing her 5 year-old son Mowgli.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

151


Abb. 11: Weibchen Leah beim Werkzeuggebrauch – sie benutzt einen Stock, um die Wassertiefe zu testen und dann langsam im Elefantenteich<br />

voranzuschreiten.<br />

Female Leah is using a walking stick as a tool to test the depth of the water and while walking into the elephant pool. (Foto: Thomas Breuer)<br />

Abb. 12: Weibchen Efi benutzt einen Stecken<br />

als Stabilisator, während sie Nahrungspflanzen<br />

zu sich heranzieht. Das obere Bild zeigt ein<br />

anderes Weibchen (Fulani), welches kurz vorher<br />

die gleiche Stelle neben dem Stecken an seinem<br />

ursprünglichen Platz besucht.<br />

Female Efi using a stick as a stabilizer while<br />

dredging for aquatic herbs. The top photo<br />

shows female Fulani entering the same spot<br />

next to the stick that is still in place.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

152<br />

Und hier setzt genau unsere Forschung<br />

an: Zeigen Flachlandgorillas ein geringeres<br />

Populationswachstum? Wenn<br />

sich Flachlandgorillas langsamer als<br />

Berggorillas entwickeln, dauert es viel<br />

länger, bis die Tiere geschlechtsreif<br />

sind. Zudem erhöht sich dadurch das<br />

Risiko für Jungtiere, von anderen Silberrücken<br />

getötet zu werden (da die<br />

Stillzeit länger ist). Vermehrter Raubtierdruck<br />

kann auch die Sterberate erhöhen<br />

und es scheint, dass Gorillas im<br />

Kongobecken eher unter dem Druck<br />

von Raubtieren leiden (HENSCHEL<br />

et al., 2005). Zurzeit analysieren wir unsere<br />

Langzeitdaten, um diese Voraussagen<br />

zu überprüfen. Zum Beispiel konnten<br />

Untersuchungen belegen, dass die<br />

Gorillajungtiere in Mbeli Bai sehr viel<br />

länger gestillt werden als Berggorillas<br />

(NOWELL & FLETCHER, <strong>2007</strong>)<br />

(Abb. 10). Und wir sind erst am Anfang<br />

unserer Analysen. Dies unterstreicht<br />

die Bedeutung von Langzeitstudien für<br />

demographische Basisdaten von intakten<br />

Primatenpopulationen.<br />

Werkzeuggebrauch bei freilebenden<br />

Gorillas und andere seltene Verhaltensbeobachtungen<br />

Ein weiterer Vorteil von Langzeitstudien<br />

an Waldlichtungen ist die Tatsache,<br />

dass tägliche Präsenz und durchgehende<br />

Beobachtungen („Monitoring“) von<br />

vielen unterschiedlichen Individuen die<br />

Wahrscheinlichkeit erhöhen, seltene<br />

Verhaltensweisen zu dokumentieren.<br />

Zum Beispiel galten Gorillas lange als<br />

die einzige Menschenaffenart, die in<br />

freier Wildbahn keine Werkzeuge benutzt<br />

– in den <strong>Zoo</strong>s tun sie dies bekanntlich<br />

regelmäßig. Von Schimpansen<br />

zum Beispiel weiß man, dass sie<br />

routinemäßig Werkzeuge zum Termitenfischen<br />

herstellen und gebrauchen<br />

oder dass sie Hammer und Amboss aus<br />

Steinen und Knüppeln zum Knacken<br />

harter Nüsse benutzen. Zwei Beobachtungen<br />

auf Mbeli Bai haben nun auch<br />

den Gorilla als Werkzeugbenutzer<br />

identifiziert (BREUER et al., 2005).<br />

Im Oktober 2004 besuchte die Gorillagruppe<br />

George Mbeli Bai und wir<br />

machten eine spektakuläre Beobach-<br />

Abb. 13: Junger Silberrücken Coriander beim<br />

Imponieren (“splash display”) in einem<br />

Elefantenteich.<br />

Young silverback Coriander showing a<br />

splash display in an elephant pool.<br />

(Foto: Thomas Breuer)


Abb. 14a: Schwarzrücken Costa und Taila beim Durchwaten einer<br />

besonders sumpfigen Stelle in Mbeli Bai.<br />

Blackbacks Costa and Taila crossing a very swampy patch at Mbeli Bai<br />

bipedally. (Foto: Thomas Breuer)<br />

tung. Das Gorillaweibchen Leah (sie<br />

kommt aus der Gruppe Obiwan – nach<br />

der Star Wars Trilogie) stand am Rande<br />

eines Tümpels, den die Waldelefanten<br />

einige Wochen zuvor auf der Suche<br />

nach mineralreicher Erde gegraben hatten.<br />

Nachdem Leah für circa eine Minute<br />

den Tümpel beobachtete, versuchte<br />

sie diesen zu durchqueren, doch<br />

das Wasser war sehr tief und reichte ihr<br />

sehr schnell bis zur Hüfte. Sie kehrte<br />

zum Ufer zurück und nahm sich einen<br />

Stock, der im Wasser steckte, und benutzte<br />

ihn zu unserem Erstaunen als<br />

Wanderstock, um die Tiefe des Wassers<br />

zu testen und langsam ins Innere des<br />

Tümpels voranzuschreiten (Abb. 11).<br />

Nur einige Wochen später beobachteten<br />

wir ein anderes Weibchen, Efi, aus<br />

dem Harem von Silberrücken Zulu. Efi<br />

Abb. 15: Videokameraphoto des Albinobabys,<br />

welches 1995 und 1996 beobachtet<br />

wurde.<br />

Video camera still shot of albino baby monitored<br />

in 1995 and 1996.<br />

(Foto: Claudia Olejniczak)<br />

benutzte einen dicken Stock als Auflage,<br />

während sie Nahrungspflanzen zu<br />

sich heranzog (Abb. 12). Danach platzierte<br />

sie diesen Stock auf den sehr<br />

sumpfigen Untergrund vor ihr und<br />

überquerte auf zwei Beinen sicher den<br />

tiefen Untergrund über ihre selbst konstruierte<br />

„Brücke“. Diese Beobachtungen<br />

zeigen, dass Gorillas Werkzeuge<br />

benutzen können, wenn die Notwendigkeit<br />

dazu besteht. Bis heute sind diese<br />

zwei Beobachtungen die einzigen<br />

dokumentierten Ausnahmen, daher<br />

sollte man ihr Repertoire nicht mit denen<br />

von Schimpansen gleichsetzen.<br />

Des Weiteren zeigen die Silberrücken<br />

ein besonderes Imponierverhalten, indem<br />

sie in tiefes Wasser springen und<br />

dabei mit einer Hand oder beiden Händen<br />

auf die Wasseroberfläche schlagen<br />

und so eine beeindruckende Welle vor<br />

sich her schlagen (PARNELL & BU-<br />

CHANAN-SMITH, 2001) (Abb. 13).<br />

Für uns ist dies nichts Außergewöhnliches,<br />

da die Gorillas auf Mbeli Bai nicht<br />

wasserscheu sind und oftmals entweder<br />

brusttief im Schlamm sitzen oder auf<br />

zwei Beinen durch einen Wassertümpel<br />

marschieren (Abb. 14. a,b).<br />

Darüber hinaus haben wir Beobachtungen<br />

gemacht, die die Ähnlichkeit<br />

und nahe Verwandtschaft von Gorillas<br />

mit unserer eigenen Art verdeutlichen.<br />

Seit 1995 haben wir mehr als 100 neugeborene<br />

Jungtiere beobachtet, darunter<br />

waren unter anderem drei Zwillingspaare.<br />

Außerdem ist bisher kaum<br />

bekannt, dass wir auch ein Albinogo-<br />

Abb. 14b: Silberrücken Lemmy beim Durchqueren eines Elefantenteichs<br />

– es kommt sehr oft vor, dass Gorillas in Mbeli Bai biped tiefe<br />

Stellen durchqueren.<br />

Silverback Lemmy crossing an elephant pool – in Mbeli Bai it occurs<br />

very frequently that gorillas cross deep sections bipedally.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

rillababy observierten, welches leider<br />

im Alter von 1,5 Jahren starb. Damit ist<br />

der Silberrücken Snowflake, der dem<br />

<strong>Zoo</strong> Barcelona besondere Berühmtheit<br />

brachte, nicht der einzige Albinogorilla<br />

(Abb. 15). Wir konnten auch zum<br />

ersten Mal mit Bildern belegen, dass<br />

Sex bei Gorillas verblüffende Ähnlichkeit<br />

mit unseren Vorlieben haben<br />

kann. Erneut gewannen wir diese<br />

Erkenntnisse vom Weibchen Leah.<br />

Sie kopulierte zweimal mit Silberrücken<br />

George, beide Male in der<br />

„Gesicht-zu-Gesicht“-Stellung (Abb.<br />

16) (BREUER & NDOUNDOU<br />

HOCKEMBA, <strong>2007</strong>).<br />

Dies sind nur einige wenige Beispiele<br />

zum besonderen Verhaltensrepertoire<br />

der Tiere. Die Gorillas unterscheiden<br />

sich nicht nur äußerlich (Abb. 17),<br />

sondern über jeden der 130 Gorillas<br />

gibt es interessante und lustige Anekdoten.<br />

Zum Beispiel über den beeindruckenden<br />

Silberrücken Dwayne mit<br />

seinem großen Harem, der sofort mit<br />

heftigem Brusttrommeln beginnt, sobald<br />

sich ein anderer Silberrücken<br />

nur nähert oder ein Weibchen ihm<br />

nicht direkt folgt (Abb. 18). Ein weiteres<br />

amüsantes Beispiel ist das verspielte<br />

Jungtier Sage, das sich ständig<br />

auf dem sumpfigen Boden wälzt,<br />

die Zunge herausstreckt oder sich mit<br />

den nassen Händen auf den eigenen<br />

Kopf schlägt und so den Eindruck<br />

erweckt, als ob es gerade vom Haare<br />

waschen kommt (Abb. 19). Dies macht<br />

unsere Arbeit besonders spannend und<br />

abwechslungsreich.<br />

153


Abb. 16: Ventro-ventrale Kopulation von Silberrücken George mit Gorilladame Leah.<br />

Ventro-ventral copulation of silverback George with female Leah. (Foto: Thomas Breuer)<br />

Sozialstruktur der Waldelefanten<br />

Forschung auf der Mbeli Bai-Waldlichtung<br />

bietet uns auch einen besonderen<br />

Einblick in die Sozialstruktur der Waldelefanten.<br />

Im Gegensatz zu den gut untersuchten<br />

Savannenelefanten gibt es<br />

kaum die Möglichkeit, direkte Beobachtungen<br />

an Waldelefanten im dichten<br />

Unterholz des Regenwaldes zu machen<br />

(Abb. 20). Zudem können Waldelefanten<br />

sehr aggressiv auf die Präsenz von<br />

Menschen reagieren. Es gibt viele Forscher,<br />

die dies schon am eigenen Leib zu<br />

spüren bekommen haben und von<br />

Stoßzähnen regelrecht durchbohrt<br />

wurden. Sobald einer unserer Pygmäen-Fährtenleser<br />

einen Elefanten im<br />

Wald entdeckt hat und seine Gummistiefel<br />

auszieht, um dann leichter auf einen<br />

Baum klettern zu können, heißt das<br />

für uns höchste Alarmbereitschaft.<br />

154<br />

Die Dokumentation der Bai-Nutzung<br />

bietet einen Idealfall um zu verstehen,<br />

wie eine Elefantenpopulation sich von<br />

einer Bestandsdezimierung erholt.<br />

Während zu Beginn der Studie nur einige<br />

wenige Elefanten Mbeli Bai besuchten,<br />

haben wir zurzeit eine Population<br />

von mehr als 130 Waldelefanten,<br />

die jedes Jahr Mbeli Bai aufsuchen. Dabei<br />

benutzen die Elefanten bestimmte<br />

Stellen, so genannte Elefantentümpel,<br />

in denen sie kiloweise Sand aufnehmen.<br />

Dabei lockern sie meist den sandigen<br />

Boden mit ihren Füßen, tauchen mit<br />

ihrem Kopf ins Wasser und blasen dabei<br />

noch mit ihrem Rüssel den Sand<br />

auf. So eine Tauchphase kann bis zu 90<br />

Sekunden dauern und danach blasen<br />

die Elefanten den aufgenommenen<br />

Sand in ihr Maul (Abb. 21). Dabei hat<br />

jeder Elefant seine besondere Art und<br />

Weise, wie er den Sand aufnimmt.<br />

AM12 (wir geben unseren Elefanten<br />

Nummern: AM12 ist der adulte Elefantenbulle<br />

12) zum Beispiel bläst zuerst<br />

eine Ladung über den Rücken und<br />

AM30 bläst sich den Sand auf die Flanke,<br />

wo er eine alte Verletzung hat. Die<br />

genaue Bedeutung dieser Sande für die<br />

Ernährung und Verdauung ist nicht genau<br />

bekannt. Sie können aber sehr mineralreich<br />

oder reich an Tonerde sein<br />

und damit sekundäre Pflanzengifte<br />

binden, was den Elefanten dazu verhilft,<br />

auch relativ giftige Pflanzen zu<br />

konsumieren.<br />

Die Nutzung der Elefantenteiche ist<br />

auch für uns Forscher sehr vorteilhaft,<br />

da es eine einzigartige Möglichkeit ist,<br />

die Sozialstruktur von Waldelefanten<br />

zu untersuchen. Savannenelefanten<br />

sind sehr soziale Tiere und ihre Sozialstruktur<br />

ist hierarchisch aufgebaut. Auf<br />

Abb. 17: Beispiele der individuellen Unterschiede in den Gesichtszügen von a) Silberrücken und b) Gorillaweibchen.<br />

Examples of the individual differences in facial appearance of a) silverbacks and b) adult female gorillas. (Fotos: Thomas Breuer)


Abb. 18: Imponiergehabe des Silberrückens Dwayne gegenüber den<br />

Forschern auf der Beobachtungsplattform.<br />

Display of silverback Dwayne towards observers on the platform.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

Abb. 20: Adulter Elefantenbulle (AM78)<br />

hinter der Beobachtungsplattform.<br />

Adult male (AM78) forest elephant behind<br />

the observation platform.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

unterster Ebene steht eine Elefantenkuh<br />

mit ihrem Nachwuchs. Solche<br />

Mutter/Kind-Einheiten leben in Familiengruppen,<br />

die von einer älteren Leitkuh<br />

geführt werden. Mehrere solcher<br />

Familiengruppen können größere Zusammenschlüsse<br />

(Banden) bilden, die<br />

meist aus nahe verwandten Tieren bestehen.<br />

Mehrerer solcher Banden bilden<br />

einen Klan und eine Population be-<br />

steht aus mehreren Klans. Derartige<br />

Strukturen sind im Regenwald nur sehr<br />

schwer zu beobachten und hier helfen<br />

uns die Elefantenteiche, da mehrere<br />

Waldelefanten die Elefantentümpel<br />

gleichzeitig besuchen (Abb. 22). Dies<br />

erlaubt es uns zu quantifizieren, wie oft<br />

wer mit wem in einem solchen Tümpel<br />

zusammentrifft, sowohl alters- und geschlechtsspezifische<br />

Verbindungen als<br />

auch individuelle Präferenzen können<br />

wir erkennen (FISHLOCK et al., submitted).<br />

So zeigten unsere Untersuchungen,<br />

dass Waldelefantenkühe sehr<br />

sozial sein können und dass sie bevorzugte<br />

Assoziationspartner haben. Solche<br />

sozialen Treffen in den Bais bieten<br />

den Elefanten die Möglichkeit der<br />

Kontaktaufnahme und eines Informationsaustauschs,<br />

zum Beispiel über die<br />

gegenseitige Kampfeskraft (Abb. 23).<br />

Dies zeigt, dass Bais nicht nur aus nahrungsbedingten<br />

Gründen wichtig für<br />

Waldelefanten sind, sondern möglicherweise<br />

eine entscheidende Bedeutung<br />

in ihrem Sozialverhalten haben.<br />

Abb. 21: Adulter Elefantenbulle (AM20) in einem Elefantenteich bei der Einnahme von<br />

Bai-Erde.<br />

Adult male (AM20) during soil consumption in an elephant pool. (Foto: Thomas Breuer)<br />

Abb. 19: Jungtier Sage auf dem Rücken ihrer Mutter Salmonberry.<br />

Youngster Sage riding dorsally on her mother’s (Salmonberry) back.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

Beobachtungen an Sitatungas<br />

Seit Beginn der Studie in 1995 haben<br />

wir mehr als 75 Sitatungas identifiziert.<br />

Die Qualität der gesammelten Daten<br />

lässt sich vielleicht am besten anhand<br />

der Lebensgeschichte eines außergewöhnlichen<br />

Weibchens beschreiben.<br />

Das Sitatunga-Weibchen Miranda<br />

(Abb. 24) wurde 1995 als adultes Tier<br />

erstmals beobachtet. Im Gegensatz zu<br />

Flachlandgorillas und Waldelefanten<br />

besuchen Sitatungas Mbeli Bai sehr viel<br />

häufiger und Miranda war mit Abstand<br />

die regelmäßigste Besucherin. Wenn<br />

Miranda einmal nicht auf der Waldlichtung<br />

war, konnte man sie häufig 50 m<br />

hinter der Beobachtungsplattform im<br />

dichten Wald sehen. Im Laufe ihrer reproduktiven<br />

Karriere hatte Miranda 13<br />

Jungtiere, von denen eines (Mork: alle<br />

Kinder Mirandas fangen mit dem<br />

Buchstaben M an) das zurzeit dominante<br />

Männchen ist. Sitatunga-Böcke<br />

haben lange gedrehte Hörner und<br />

kämpfen oft um die Alpha-Position in<br />

der bis zu 20 Tiere großen Population<br />

(Abb. 25). Dabei konnten wir sogar die<br />

Tötung eines Männchens mit abgebrochenem<br />

Horn beobachten (BREUER<br />

& NDOUNDOU HOCKEMBA, im<br />

Druck). Miranda war eine besonders<br />

gute Mutter, da nur drei ihrer 13 Jungtiere<br />

früh starben. Am 26. September<br />

2006 beobachteten wir im tiefen<br />

Sumpf, wie ein über 5 m langer Felsenpython<br />

(Python sebae) Miranda umwickelte<br />

und dann langsam verschlang.<br />

Dies war das tragische Ende eines der<br />

erfolgreichsten Weibchen auf Mbeli<br />

Bai, zeigt aber um so deutlicher, welche<br />

155


Abb. 22: Elefantenkühe mit ihren Jungtieren bei einem gemeinsamen<br />

Besuch eines Elefantenteichs.<br />

Elephant females and their calves during a joint pool use.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

einzigartigen Beobachtungsmöglichkeiten<br />

unsere Forschung zur Verfolgung<br />

einzelner Schicksale bietet.<br />

Angewandte Forschung – Digitale<br />

Photogrammetrie und Ebolaübertragung<br />

Neben dem täglichen Monitoring versuchen<br />

wir Methoden zu entwickeln,<br />

die es uns auf nicht-invasive Weise erlauben,<br />

die Körpergröße der Tiere zu<br />

bestimmen. Dies ist besonders wichtig,<br />

da man im Gegensatz zu kleineren Säugetieren<br />

Gorillas oder Elefanten nicht<br />

einfach fangen oder betäuben kann, um<br />

an Maße wie etwa Körpergröße und<br />

Länge zu gelangen. Neben der Gefahr<br />

für den Forscher wäre dies auch sehr<br />

stress-beladen für die Tiere. So werden<br />

Tiere nur in seltenen Einzelfällen betäubt,<br />

zum Beispiel, wenn man einem<br />

Elefanten ein Halsband mit Radiosender<br />

umlegen will. Im Rahmen meiner<br />

Dissertation am Max-Planck-Institut<br />

Abb. 24: Sitatungaweibchen Miranda mit ihrem 11. Jungtier (Monzie).<br />

Female sitatunga Miranda with her 11th offspring (Monzie).<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

156<br />

für Evolutionäre Anthropologie habe<br />

ich eine photogrammetrische Methode<br />

entwickelt, die es uns erlaubt, die<br />

Körperlänge oder Schädelgröße von<br />

Gorillas nicht-invasiv zu berechnen<br />

(BREUER et al., <strong>2007</strong>) (Abb. 26). Mit<br />

dieser Methode sind wir in der Lage,<br />

wichtige fortpflanzungsrelevante Fragen<br />

zu beantworten: (1) Haben größere<br />

Silberrücken mehr Weibchen in ihrem<br />

Harem? (2) Sind größere Silberrücken<br />

aggressiver? (3) Wie schnell entwickeln<br />

sich Gorillas? Im nächsten Jahr werden<br />

wir diese Methode an Populationen<br />

in zwei nahe gelegenen Bais (ca. 10 km<br />

von Mbeli) anwenden, deren Altersstruktur<br />

nicht bekannt ist. Natürlich<br />

kann man diese Methode auch bei anderen<br />

Arten anwenden, was besonders<br />

bei Elefanten mit ihrem lebenslangen<br />

Wachstum sinnvoll erscheint. Dadurch<br />

ist man zum Beispiel in der Lage, die<br />

Auswirkungen einer Populationsdezimierung<br />

durch Wilderei detailliert zu<br />

bewerten.<br />

Abb. 23: Zwei erwachsene Elefantenbullen beim spielerischen Kampf<br />

in einem Elefantenteich.<br />

Two adult elephant bulls play fighting in an elephant pool.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

Die Tatsache, dass mehrere Gorillagruppen<br />

Mbeli Bai besuchen, erlaubte<br />

es uns auch, bestimmte Szenarien von<br />

Ebolaübertragung durchzuspielen. Es<br />

ist dabei sehr wahrscheinlich, dass<br />

Ebola nicht immer nur von einem<br />

Wirtstier (Reservoir) auf die Gorillas<br />

und Schimpansen übertragen wird,<br />

sondern dass es auch eine verheerende<br />

Übertragung unter den Wirten (Gorillas<br />

und Schimpansen) gibt. Zum Beispiel<br />

konnten wir demonstrieren,<br />

dass die simultane Nutzung von<br />

Fruchtbäumen am Rande von Mbeli<br />

Bai potentiell zu einer hohen Übertragungsrate<br />

führen kann (WALSH et al.,<br />

<strong>2007</strong>).<br />

Mehr als nur Forschung – Ausbildung<br />

ist essentieller Bestandteil<br />

Unsere Forschungsansätze werden<br />

stets zusammen mit kongolesischen<br />

Assistenten durchgeführt. Ausbildung<br />

ist ein wesentlicher Bestandteil unseres<br />

Abb. 25: Zwei männliche Sitatungas (Mork und Eddy) setzen ihre<br />

Hörner beim Schiebekampf ein.<br />

Two male sitatungas (Mork and Eddy) using their horns during a pushing<br />

fight. (Foto: Thomas Breuer)


Abb. 26: Photogrammetrische Methode zur Bestimmung von Körperlänge und Kopfgröße bei Gorillas und Elefanten.<br />

Using photogrammetry to study body length and head crest size of gorillas and elephants. (Foto: Thomas Breuer)<br />

Naturschutzansatzes. Zurzeit beschäftigt<br />

die Mbeli-Bai-Studie drei kongolesische<br />

Assistenten mit dem Ziel, diese<br />

in alle naturschutzrelevanten Aspekte<br />

zu integrieren. Die tägliche Betreuung<br />

unserer Assistenten bietet Vorteile bei<br />

der Vermittlung von Basiswissen über<br />

die Datenaufnahme, Analyse und der<br />

Präsentation (Abb. 27). Dazu kommen<br />

spezielle individuelle Projekte, mit denen<br />

versucht wird, allgemeine wissenschaftliche<br />

Gedankengänge (Hypothese,<br />

Voraussage, Methode, Überprüfung)<br />

zu lehren. Neben der Aufnahme<br />

von demographischen Basisdaten haben<br />

wir deshalb in den letzten Jahren<br />

unsere Forschung von der Beobachtungsplattform<br />

auch in den Wald verlagert,<br />

um ökologische Faktoren zu identifizieren,<br />

die möglicherweise Gorillaund<br />

Elefantendichte und -verbreitung<br />

beeinflussen. In diesem Zusammenhang<br />

haben zwei kongolesische Assistenten<br />

eine Gorilla- und Elefanteninventur<br />

in unserem Studiengebiet<br />

durchgeführt, um zu untersuchen, ob<br />

deren Bestandsdichte mit der Nähe zu<br />

Mbeli Bai zunimmt (Abb. 28).<br />

In einer anderen Studie werden Daten<br />

über die Häufigkeit von Früchten von<br />

mehr als 400 Bäumen gesammelt, um<br />

zu überprüfen, ob deren Verfügbarkeit<br />

einen Einfluss auf die Besuchsrate der<br />

Tiere in Mbeli Bai hat. Wir hoffen, dass<br />

uns diese Analysen ein detailliertes Bild<br />

von der Rolle von Bais im Regenwaldökosystem<br />

geben werden (Abb. 29).<br />

Und „last but not least“ werden die Assistenten<br />

in englisch trainiert, da dies<br />

die Sprache der Wissenschaft ist – ein<br />

besonders anstrengendes Unterfangen<br />

in einem französisch sprechenden<br />

Land.<br />

Mehr als nur Forschung – Präsenz<br />

schreckt ab<br />

Der Nouabalé-Ndoki-Nationalpark<br />

mit seinen geringen menschlichen Ein-<br />

Abb. 27: Kongolesische Forschungsassistentin bei Videoaufnahmen zur Dokumentierung von<br />

Verhaltensweisen.<br />

Congolese research assistant using video camera equipment to document gorilla behavior.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

flüssen repräsentiert eine wichtige<br />

Hochburg für Flachlandgorillas, Waldelefanten<br />

und andere bedrohte Tierarten.<br />

Eine permanente Präsenz von Forschern<br />

auf Mbeli Bai hat entscheidend<br />

dazu beigetragen, dass Wilderer seit<br />

Beginn unserer Studie das Gebiet meiden.<br />

Diese effektive Abschreckung ist<br />

damit zu begründen, dass wir in direktem<br />

Kontakt mit der Parkbehörde stehen<br />

und daher wie ein Frühwarnsystem<br />

agieren. Dies ist besonders hervorzuheben<br />

unter dem Gesichtspunkt,<br />

dass Mbeli Bai früher einer der Hauptmagneten<br />

der illegalen Elfenbeinjagd<br />

war und diese Wilderei heute dort<br />

praktisch nicht mehr vorhanden ist.<br />

Wir hoffen, in Zukunft unsere Forschung<br />

auf andere Bais zu erweitern<br />

und dadurch unseren direkten Einfluss<br />

auch zum Schutz des Südwestens des<br />

Abb. 28: Kongolesische Forschungsassistentin<br />

erklärt einem Mitglied ihres Gorilla-<br />

Zählungsteams die Benutzung eines Kompass’<br />

zum Schlagen eines Transekts durch<br />

den Wald zur Zählung von Schlafnestern.<br />

Congolese research assistant explaining a<br />

gorilla inventory team member the use of a<br />

compass to cut a transect through the forest<br />

for night nest counts. (Foto: E. E. Bamona)<br />

157


Abb. 29: Kongolesischer Forschungsassistent<br />

bei der Datenaufnahme der Fruchtmengen<br />

im Regenwald um Mbeli Bai.<br />

Congolese research assistant collecting phenological<br />

data on fruit abundance in the<br />

forest surrounding Mbeli Bai.<br />

(Foto: Penny Jarrett)<br />

Nouabalé-Ndoki-Nationalparks auszuweiten.<br />

Mehr als nur Forschung – Unterstützung<br />

des Ökotourismus<br />

Seit geraumer Zeit besuchen uns auch<br />

Touristen aus allen Teilen der Welt<br />

(Abb. 30). Unser Forscherteam verfolgt<br />

die Philosophie, so viel Wissen<br />

wie möglich mit den Besuchern zu teilen,<br />

um die ökotouristischen Aktivitäten<br />

des Nationalparks zu unterstützen.<br />

Dieser Ansatz ist besonders wichtig, da<br />

Ökotourismus eine nachhaltige Nutzung<br />

der natürlichen Ressourcen bedeutet.<br />

Dabei liefert dieser sowohl<br />

Arbeit für die lokale Bevölkerung als<br />

auch eine potentiell gewinnträchtige<br />

Alternative zur Holzgewinnung.<br />

Mehr als nur Forschung – Naturschutzerziehung<br />

in den Schulen –<br />

Club Ebobo<br />

Neben unseren naturschutzorientierten<br />

Forschungsaktivitäten haben wir<br />

seit 1998 ein Naturschutzprojekt in den<br />

Schulen um den Nationalpark initiiert.<br />

Naturschutzerziehung ist besonders<br />

wichtig, da es ein innovativer Ansatz<br />

ist, die Meinungen der lokalen Bevölkerung<br />

hin zur Unterstützung der<br />

Naturschutzaktivitäten im Nationalpark<br />

zu ändern. Wir orientieren unsere<br />

Aktivitäten dabei besonders an der<br />

kommenden Generation durch monatliche<br />

Stunden unseres Programms<br />

„Club Ebobo“ (Ebobo ist der lokale<br />

158<br />

Abb. 30: Europäische Touristen beobachten Gorillas und Elefanten bei ihrem Mbeli Bai<br />

Besuch.<br />

European tourists watching gorillas and elephant during their visit to Mbeli Bai.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

Name für Gorilla). Dabei erreichen wir<br />

ca. 200 Schulkinder und versuchen, diesen<br />

die Bedeutung der Tiere und Pflanzen<br />

in spielerischer Weise nahezubringen<br />

(Abb. 31, 32). Daneben bietet Mbeli<br />

Bai für die Schulkinder die besondere<br />

Möglichkeit, die Tiere aus nächster<br />

Nähe zu betrachten.<br />

Bedeutung von Langzeitstudien<br />

Zusammengefasst bin ich überzeugt,<br />

dass die Mbeli Bai-Studie und andere<br />

Studien an Waldlichtungen eine entscheidende<br />

Rolle zum Erhalt von Gorillas,<br />

Elefanten und anderen Tieren des<br />

Ndoki-Regenwaldes spielen. Unsere<br />

Studie bietet einen einmaligen Ansatz<br />

aus effektiver Forschung mit einzigartigen<br />

demographischen Basisdaten,<br />

Naturschutzausbildung und -erziehung<br />

(sowohl auf lokaler als auch nationaler<br />

Ebene) und effektivem Habitatschutz.<br />

Darüber hinaus sind Langzeitstudien<br />

wie die Mbeli Bai-Studie<br />

besonders wichtig für Naturschutzprojekte<br />

in Entwicklungsländern, da<br />

sie eine entscheidende Vertrauensbasis<br />

zwischen Forschern und der lokalen<br />

Bevölkerung schaffen (DURANT et<br />

al., <strong>2007</strong>). Deshalb werden in unserem<br />

Projekt mehrere Personen (einige davon<br />

waren vorher Wilderer) permanent<br />

eingestellt und wir versuchen, uns auch<br />

um persönliche Probleme und Belange<br />

unserer Mitarbeiter zu kümmern.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich<br />

Forscher, <strong>Zoo</strong>s, Naturschützer und al-<br />

le Leser ermutigen, die wichtige Bedeutung<br />

einer Langzeitstudie, besonders<br />

einer Bai-Studie, anzuerkennen.<br />

Wir hoffen, dass wir in Zukunft weitere<br />

entscheidende Beiträge zum Schutz<br />

des tropischen Regenwaldes und besonders<br />

seiner charismatischen Tiere<br />

liefern können.<br />

Danksagung<br />

Der Verfasser dankt dem “Ministère de<br />

l'Économie Forestière et de l’Environnement”<br />

der Volksrepublik Kongo für<br />

die Erlaubnis, im Nouabalé-Ndoki-<br />

Nationalpark zu arbeiten. Die Mbeli<br />

Bai-Studie ist Teil des Nouabalé-Ndoki-Projekts<br />

der Wildlife Conservation<br />

Society. Allen Beschäftigten des WCS-<br />

Congo Program danke ich für entscheidende<br />

logistische und administrative<br />

Unterstützung. Mein besonderer<br />

Dank geht an Djoni Bourges, Bryan<br />

Curran, Paul Elkan, Mark Gately, Fiona<br />

Maisels, Pierre Ngouembe und Emma<br />

J. Stokes. Meinen Assistenten Mireille<br />

Ndoundou Hockemba, Ella<br />

Emeline Bamona, Lyndsay Gale, Vicki<br />

Fishlock, Joel Glick, Franck Barel Mavinga,<br />

und Penny Jarrett ist für die minutiöse<br />

Datenaufnahme zu danken.<br />

Ohne die Bemühungen folgender <strong>Zoo</strong>logische<br />

Gärten wären diese Langzeitstudien<br />

nicht möglich: Ich danke The<br />

Columbus <strong>Zoo</strong> and Aquarium, Cincinnati<br />

<strong>Zoo</strong> and Botanical Garden, Sea<br />

World & Busch Gardens Conservation<br />

Fund, Toronto <strong>Zoo</strong>, Wildlife Conservation<br />

Society and Woodland Park <strong>Zoo</strong>


Abb. 31: Schulkinder beim Einordnen unterschiedlicher Säugetiere<br />

während einer Club Ebobo Stunde.<br />

School children classifying different mammals during a Club Ebobo<br />

lesson. (Foto: Thomas Breuer)<br />

für ihre finanzielle Unterstützung.<br />

Meine Doktorarbeit wird vom Deutschen<br />

Akademischen Austauschdienst,<br />

der Louis Leakey Foundation und der<br />

Max-Planck-Gesellschaft unterstützt.<br />

Ich bedanke mich bei Herrn Dr. Olaf<br />

Thalmann für die detaillierte Überarbeitung<br />

einer früheren Version dieses<br />

Artikels.<br />

Zusammenfassung<br />

Große Säugetiere wie Westliche Flachlandgorillas,<br />

Schimpansen und Waldelefanten<br />

sind wichtige „Flagschiffarten“<br />

für den Naturschutz, da sie die<br />

größten und charismatischsten Tiere im<br />

Ökosystem sind. Die Zukunft der<br />

Abb. 33: Gorillajunge Likouala bedankt sich<br />

bei allen Menschen, die die Mbeli Bai-Studie<br />

seit ihrem Beginn unterstützt haben.<br />

Juvenile gorilla Likouala is thanking all<br />

people who have supported the Mbeli Bai<br />

Study since its inception.<br />

(Foto: Thomas Breuer)<br />

Flachlandgorillas ist unsicher, da ihre<br />

Populationen in den letzten Jahren<br />

durch Wilderei, Habitatverlust und<br />

Ebolaepidemien sehr stark zurückgegangen<br />

sind. Deshalb benötigen wir<br />

Langzeitdaten über ihre Populationsdynamik,<br />

um die Verletzlichkeit dieser<br />

Art zu bewerten, um sie langfristig besser<br />

schützen zu können. Jedoch sind die<br />

Tiere im dichten tropischen Regenwald<br />

sehr selten sichtbar, was eine systematische<br />

Erforschung unmöglich macht.<br />

Natürliche Waldlichtungen im Norden<br />

der Volksrepublik Kongo, so genannte<br />

„Bais“, scheinen eine besondere ökologische<br />

Rolle im Regenwald zu spielen<br />

und ziehen eine große Anzahl dieser<br />

Säugetiere an. Deshalb bieten Bais eine<br />

einzigartige Möglichkeit, den Status individuell<br />

identifizierbarer Tiere zu verfolgen<br />

und wichtige Einblicke in ihre<br />

Biologie zu gewinnen. Mbeli Bai im<br />

Südosten des Nouabalé-Ndoki-Nationalparks<br />

ist eine ca. 13 ha große sumpfige<br />

Waldlichtung, an der wir seit 1995<br />

große Säugetiere beobachten. Die Mbeli-Bai-Studie<br />

ist einzigartig, da hier detaillierte<br />

demographische Basisdaten<br />

für den Schutz von Gorillas, Elefanten<br />

und Sitatungas gesammelt werden. Unser<br />

Wissen über die Sozialstruktur und<br />

Sozio-Ökologie der Flachlandgorillas<br />

hat sich durch die aus den Bai-Studien<br />

gewonnenen Erkenntnisse stark erweitert.<br />

Auch ermöglicht uns die Forschung<br />

an Mbeli Bai, die komplizierte<br />

Sozialstruktur der Waldelefanten besser<br />

zu verstehen. Wir benutzen nichtinvasive<br />

photogrammetrische Methoden,<br />

um wichtige morphometrische<br />

Daten von Gorillas und Elefanten zu<br />

berechnen, die uns Rückschlüsse auf<br />

Faktoren des Fortpflanzungserfolges<br />

von Gorilla-Silberrücken sowie die Un-<br />

Abb. 32: Schulkinder mit selbst gebastelten Schimpansenmasken während<br />

einer Club Ebobo Stunde.<br />

School children with self-made chimpanzee masks during a Club<br />

Ebobo lesson. (Foto: Thomas Breuer)<br />

tersuchung des Sozialgefüges von<br />

Waldelefanten erlauben. Neben der naturschutzrelevanten<br />

Forschung trainieren<br />

wir kongolesische Forschungsassistenten<br />

und leisten so einen wichtigen<br />

Beitrag zu deren Weiterbildung. Wir<br />

leiten seit mehreren Jahren einen Naturschutzclub<br />

„Club Ebobo“ in den<br />

Schulen um den Nationalpark, um die<br />

Naturschutzeinstellung der Kinder zu<br />

verbessern. Wir arbeiten eng mit dem<br />

Nouabalé-Ndoki-Projekt der Wildlife<br />

Conservation Society (WCS) zusammen,<br />

indem wir Ökotourismus unterstützen<br />

und Medienbesucher betreuen.<br />

Summary<br />

Large mammals, including western<br />

lowland gorillas, chimpanzees and forest<br />

elephants are important flagship<br />

species because they are the largest and<br />

most charismatic threatened species<br />

that raise public support for conservation.<br />

The future of western lowland<br />

gorillas is uncertain because of their<br />

rapid population decline due to various<br />

threats, such as commercial hunting for<br />

bushmeat, loss of habitat, and diseases<br />

such as Ebola. The information gained<br />

from long-term studies on the population<br />

dynamics and demography of<br />

western gorillas and other large mammals<br />

is critical in assessing the vulnerability<br />

of populations to specific threats,<br />

such as logging and illegal hunting, and<br />

predicting their ability to recover from<br />

decline. However, large mammals are<br />

rarely observed and extremely difficult<br />

to study in the dense African rain forest.<br />

Forest clearings, known as “bais” in<br />

northern Congo appear to be of high<br />

ecological importance by attracting<br />

large numbers of these elusive mam-<br />

159


mals. Bais provide a unique opportunity<br />

to monitor the population and status<br />

of individually recognizable mammals<br />

due to their visibility and to study various<br />

important aspects of their biology.<br />

Mbeli Bai is a 13 ha large swampy forest<br />

clearing in the south-west of the<br />

Nouabalé-Ndoki National Park, Republic<br />

of Congo, where we have monitored<br />

large mammals since 1995. The<br />

Mbeli Bai Study is unique in providing<br />

long-term demographic data of western<br />

lowland gorillas, forest elephants and<br />

sitatungas, with important baseline information<br />

for their conservation. Our<br />

knowledge on western lowland gorillas,<br />

such as their social organisation and<br />

transfer patterns has been tremendously<br />

increased by bai-studies. In addition,<br />

visiting patterns of elephants to the bai<br />

help to understand the nature of their<br />

fission-fusion social organisation and<br />

association patterns. Furthermore we<br />

apply digital photogrammetry to measure<br />

the body length of gorillas and elephants<br />

to understand the morphological<br />

factors which influence male gorilla<br />

reproductive success and male and female<br />

elephant social relationships. In<br />

addition to our conservation-relevant<br />

research we are training Congolese research<br />

assistants on a daily basis. We also<br />

train educators to promote wildlife<br />

conservation and the role of the Nouabalé-Ndoki<br />

National Park in particular<br />

through our conservation education<br />

program “Club Ebobo” which the<br />

Mbeli Bai Study is running since 1998.<br />

We closely work together with the<br />

Nouabalé-Ndoki Project of the<br />

Wildlife Conservation Society (WCS)<br />

by facilitating ecotourism and visits by<br />

the media.<br />

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gorillas: new cases and a reconsideration<br />

of the evidence. Ethology 81: 1-18.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Thomas Breuer<br />

Mbeli Bai Studie<br />

Wildlife Conservation Society – Congo<br />

Program<br />

BP 14537, Brazzaville<br />

Republic of Congo<br />

www.wcs-congo.org<br />

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Abb. 1: Dipetalogaster maxima während des Saugvorganges an einem Schabrackentapir (Tapirus indicus). (Foto: Helmut Mägdefrau)<br />

Dipetalogaster maxima during a blood meal on a Malayan tapir (Tapirus indicus).<br />

Der Einsatz von Raubwanzen zur Gewinnung<br />

von Blutproben bei <strong>Zoo</strong>tieren<br />

Blutproben liefern Veterinärmedizinern<br />

wichtige Rückschlüsse auf das<br />

Wohlbefinden eines Tieres. Deswegen<br />

kann eine Blutentnahme zur Erstellung<br />

einer Diagnose bei Wirbeltieren von<br />

großer Bedeutung sein. Während die<br />

Blutprobenentnahme bei Haustieren<br />

noch relativ einfach zu erledigen ist, gestaltet<br />

sich diese bei <strong>Zoo</strong>- und Wildtieren<br />

deutlich schwieriger. Viele<br />

Tierarten, die in <strong>Zoo</strong>logischen Gärten<br />

gehalten werden, können nicht beliebig<br />

fixiert oder soweit beruhigt<br />

werden, dass der Tierarzt eine Blutprobe<br />

mit Hilfe einer Kanüle abnehmen<br />

kann. Dies ist bei vielen Tieren nur<br />

unter Narkose möglich, die wiederum<br />

eine zusätzliche Gefahr für die Tiere<br />

Zeitschrift des <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong> <strong>·</strong> Heft 4/<strong>2007</strong> <strong>·</strong> <strong>50.</strong> Jahrgang<br />

André Stadler, Arne Lawrenz, Günter Schaub<br />

darstellt. Dieses Risiko wird bei vielen<br />

Arten nicht oder nur in Notfällen<br />

eingegangen.<br />

Eine Alternative dazu stellt der Einsatz<br />

von blutsaugenden Raubwanzen<br />

(Abb. 1) aus Mittel- und Südamerika<br />

dar. Diese Wanzen der Unterfamilie<br />

Triatominae ernähren sich ausschließlich<br />

von Blut. Sie werden auf Grund<br />

dieser Eigenschaft für die Xenodiagnose<br />

bei Menschen empfohlen<br />

(MARSDEN et al., 1979). Bei der schon<br />

kurz nach der Erstbeschreibung der<br />

Chagas-Krankheit (Erreger: Trypanosoma<br />

cruzi) Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

eingesetzten Diagnosemethode werden<br />

Raubwanzen aus sterilen Laborzuchten<br />

beim Menschen eingesetzt. Sie saugen<br />

das Blut mit Hilfe ihres Saugrüssels<br />

(Abb. 2), welcher feiner ist als eine handelsübliche<br />

Kanüle. Enthält das Blut<br />

Trypanosomen, so vermehren sich diese<br />

in den Wanzen und können später<br />

mikroskopisch viel leichter nachgewiesen<br />

werden, als die wenigen ursprünglich<br />

im Blut der Menschen enthaltenen<br />

Parasiten (BRUMPT, 1914).<br />

Neben der Xenodiagnose werden Triatominen<br />

aus Laborzuchten in den<br />

letzten Jahren auch zunehmend als<br />

„lebende Spritzen“ zur Blutgewinnung<br />

bei kleinen Wirbeltieren eingesetzt, bei<br />

denen die Entnahme mit einer Kanüle<br />

risikoreich ist. Bei bisherigen Studien an<br />

163


Fledermäusen (Microchiroptera), Flussseeschwalben<br />

(Sterna hirundo), Primaten<br />

und Kaninchen (Oryctolagus cuniculus)<br />

fanden Untersuchungen zum<br />

Energieaufwand der nektarsaugenden<br />

Fledermäuse und zur Hormonanalytik<br />

bei Kaninchen erfolgreich statt (VON<br />

HELVERSEN & REYER, 1984; VON<br />

HELVERSEN et al., 1986; VOIGT et<br />

al., 2004, 2006; BECKER et al., 2005;<br />

THOMSEN & VOIGT, 2006).<br />

Während bisher vor allem der<br />

Nachweis von Parasiten bzw. die<br />

Bestimmung von Hormontitern<br />

im Vordergrund standen, sollten<br />

die Untersuchungen im Rahmen der<br />

vorliegenden Arbeit überprüfen, ob<br />

sich die Raubwanzen der Familie Reduviidae<br />

ebenfalls gut zur Bestimmung<br />

klinisch relevanter Blutparameter bei<br />

<strong>Zoo</strong>tieren eignen.<br />

Biologie der Raubwanzen<br />

Bei der Insekten-Familie Reduviidae<br />

ernähren sich die mehr als 130 Arten<br />

der Unterfamilie Triatominae in den<br />

postembryonalen Stadien ausschließlich<br />

von Blut, das sie für die Häutung<br />

benötigen (Abb. 3). Die Häutung findet<br />

nach einer verdauten Blutmahlzeit<br />

statt (LENT & WYGODZINSKY,<br />

1979; SCHOFIELD, 1994). Diese<br />

größten blutsaugenden Insekten besitzen<br />

Speichelkomponenten, die die<br />

Reizleitung unterbinden, so dass der<br />

Anstich und die bis zu 20 Minuten andauernde<br />

Aufnahme von bis zu<br />

3,8 ml Blut vom Wirt nicht wahrgenommen<br />

wird (SCHAUB & POS-<br />

PISCHIL, 1995; DAN et al., 1999).<br />

Triatominen nehmen das 6-12fache ihres<br />

Körpergewichtes an Blut auf, das<br />

zunächst in den großen erweiterbaren<br />

Abschnitt des Mitteldarmes, den Magen,<br />

gelangt. Durch die rasche Entnahme<br />

der wässrigen Blutbestandteile wird<br />

der Mageninhalt konzentriert und –<br />

abgesehen von einer Auflösung<br />

(Hämolyse) der Blutzellen erst nach<br />

ca. 3-4 Tagen – unverändert gelagert.<br />

Anschließend gelangt es portionsweise<br />

in den verdauenden Mitteldarmabschnitt,<br />

den Dünndarm (BAUER,<br />

1981; SCHAUB, 2001).<br />

Da der Hinterleib (Abdomen) der vollgesogenen<br />

Wanzenlarven fast kugelrund<br />

ist und sich die Larven schlecht<br />

fortbewegen können, besitzen Triatominen<br />

das effektivste Exkretionssystem<br />

des Tierreiches und beginnen<br />

z.T. schon zum Ende der Blutauf-<br />

164<br />

Abb. 2: Nahaufnahme des Saugrüssels der Raubwanze, angesetzt an eine Afrikanische Zwergziege<br />

(Capra hircus f. dom.).<br />

Close up view of the proboscis of a reduviid bug inserted in the skin of an African dwarf goat<br />

(Capra hircus f. dom.). (Foto: Arne Lawrenz)<br />

Abb. 3: L4-Larve von Dipetalogaster maxima kurz nach der Häutung.<br />

L4-instar of Dipetalogaster maxima shortly after ecdysis. (Foto: Arne Lawrenz)<br />

Abb. 4: Nahaufnahme des fünften Larvenstadiums (L5) von Dipetalogaster maxima.<br />

Close-up view of fifth instar stage of Dipetalogaster maxima. (Foto: Stephan Gatzen)


Abb. 5: Fast komplett vollgesogene L5-Larve auf einem Seehund<br />

(Phoca vitulina).<br />

Nearly completely filled L5-instar on a common seal (Phoca vitulina).<br />

(Foto: Helmut Mägdefrau)<br />

nahme mit der Ausscheidung der wässrigen<br />

Blutbestandteile (MADRELL,<br />

1969).<br />

Triatominen kommen fast nur in<br />

Lateinamerika vor, vom Süden der<br />

USA bis nach Argentinien, und<br />

können dort den Erreger der Chagas-<br />

Krankheit, den Einzeller Trypanosoma<br />

cruzi, übertragen (SCHAUB, 1996).<br />

Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit<br />

eingesetzte Art Dipetalogaster maxima<br />

(Abb. 4) findet sich nur in<br />

der Nebelwüste auf der niederkalifornischen<br />

Halbinsel in Mexiko und ist<br />

mit 33-42 mm die größte bekannte<br />

Triatominen-Art (RYCKMAN &<br />

RYCKMAN, 1963; LENT & WY-<br />

GODZINSKY, 1979). Wegen der<br />

lebensfeindlichen klimatischen Bedingungen<br />

müssen diese Raubwanzen sehr<br />

aggressiv sein und stechen die Wirte<br />

rasch an. Sie saugen an allen warmblütigen<br />

Vertebraten, vor allem<br />

an Reptilien und kleinen boden-<br />

oder baumlebenden Säugetieren sowie<br />

Vögeln und sind im Gegensatz zu den<br />

meisten nur nachtaktiven Triatominen<br />

auch tagaktiv (RYCKMAN & RYCK-<br />

MAN, 1963; LENT & WYGODZIN-<br />

SKY, 1979).<br />

Methodik<br />

Die eingesetzte Raubwanze Dipetalogaster<br />

maxima wird unter standardisierten<br />

Bedingungen bei 26 ± 1°C,<br />

70-80% relativer Feuchte und einem<br />

16/8 Hell-Dunkel-Rhythmus mit<br />

Hühnern (Gallus gallus f. dom.) als<br />

Wirten im Labor gezüchtet (SCHAUB,<br />

1989). Verwendet wurden meist die<br />

vierten oder fünften Larvenstadien (L4<br />

bzw. L5) ihres Entwicklungszyklusses<br />

(Abb. 4 und 5).<br />

Bei der Blutentnahme mit der Raubwanze<br />

wurden verschiedene Einsatzmöglichkeiten<br />

überprüft. Hierdurch<br />

sollte festgestellt werden, ob und wie<br />

Raubwanzen in der täglichen Arbeit<br />

von Veterinären in <strong>Zoo</strong>logischen Gärten<br />

als Hilfsmittel bei der Bestimmung<br />

von hämatologischen und chemischen<br />

Blutparametern eingesetzt werden<br />

können.<br />

Die Raubwanzen wurden in drei verschiedenen<br />

Weisen an die zu untersuchenden<br />

Tiere gebracht. Die erste Variante<br />

war, entsprechend der generellen<br />

Praxis bei Xenodiagnosen, das Anhalten<br />

eines Gefäßes, bei dem die Öffnung<br />

mit Gaze verschlossen war, durch die<br />

hindurch die Raubwanzen das zu beprobende<br />

Tier anstechen konnten<br />

(Abb. 6). Dies wurde im <strong>Zoo</strong> bereits erfolgreich<br />

vom Institut für <strong>Zoo</strong>- und<br />

Wildtierforschung (IZW, Berlin) bei<br />

Primaten angewandt (HOFFMANN et<br />

al., 2005). Im Rahmen der vorliegenden<br />

Untersuchungen wurden durchsichtige<br />

Plastikbecher eingesetzt, welche durch<br />

kleine Pappwände unterteilt waren,<br />

Abb. 6: An einem Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana)<br />

angesetztes Gefäß, befüllt mit Dipetalogaster maxima.<br />

Use of a plastic pot filled with Dipetalogaster maxima at an African<br />

Elephant (Loxodonta africana) (Foto: Stephan Gatzen)<br />

an denen sich die Raubwanzen frei bewegen<br />

konnten. Es bewirkte meistens<br />

ein rascheres Anstechen als die Verwendung<br />

eines Gefäßes ohne Karton<br />

(SCHAUB, 1990). Vor dem Ansetzen<br />

der Gläser wurde mehrmals kräftig in<br />

die Gläser gehaucht oder das Gefäß an<br />

den eigenen Unterarm gehalten, um die<br />

Saugbereitschaft der Wanzen zu erhöhen<br />

(Abb. 7, Abb. 8). Bei der zweiten<br />

Variante wurden die Raubwanzen<br />

direkt auf das zu untersuchende Tier<br />

Abb. 7: Stimulation der Raubwanzen in<br />

ihrem Gefäß über die Atemluft.<br />

Stimulating the bugs in the pot by exhaling<br />

onto them. (Foto: Stephan Gatzen)<br />

165


Abb. 8: Stimulation der Raubwanzen über Körperwärme am menschlichen<br />

Unterarm.<br />

Stimulation of the bugs via body heat on a human forearm.<br />

(Foto: Stephan Gatzen)<br />

gebracht. Teilweise wurden sie hierbei,<br />

um das Wiederfinden zu erleichtern,<br />

mit weißen Bindfäden markiert, die<br />

entweder mit Sekundenkleber an der<br />

Brust (Thorax) der Raubwanze befestigt<br />

oder um selbige geknotet wurden.<br />

Diese Methode wurde u.a. an je einem<br />

Asiatischen Löwen (Panthera leo persica)<br />

(Abb. 9) und Nebelparder (Neofelis<br />

nebulosa) sowie Okapis (Okapia<br />

johnstoni), Tapiren (Tapirus sp.), Kanadischen<br />

Wölfen (Canis lupus hudsonicus)<br />

und an Afrikanischen Zwergziegen<br />

(Capra hircus f. dom.) eingesetzt.<br />

Eine dritte Variation der Positionierung<br />

der Raubwanzen war bei<br />

Tieren zu bevorzugen, die sich in<br />

Ruhezonen ablegen. Bei ihnen konnte<br />

unter die Ruhezone eine Schublade<br />

Abb. 10: Präparierter Boden einer Schlafkiste für Erdmännchen<br />

(Suricata suricatta) im Wuppertaler <strong>Zoo</strong>.<br />

Modified floor of a sleeping box of suricates (Suricata suricatta) at<br />

Wuppertal <strong>Zoo</strong>.<br />

166<br />

mit den Gefäßen der Raubwanzen<br />

eingebracht werden (Abb. 10). Diese<br />

Methode wurde problemlos in<br />

den Schlafboxen von Erdmännchen<br />

(Suricata suricatta) (STADLER, 2005)<br />

und bei Sandkatzen (Felis margarita)<br />

(Abb. 11) eingesetzt. Die Schlafbox<br />

wies einen modifizierten Boden auf,<br />

der an sechs verschiedenen Stellen mit<br />

einer Metallgaze verschlossene Öffnungen<br />

besaß. Darunter befanden sich<br />

die Plastikgefäße mit den Raubwanzen.<br />

Durch diese Methode wurden die Tiere<br />

nicht durch die Raubwanzen gestört<br />

bzw. die Wanzen konnten nicht von<br />

den Erdmännchen gefressen werden.<br />

Direkt oder zu definierten Zeiten nach<br />

der Blutaufnahme wurde das Blut analog<br />

zu vorherigen Studien (z.B. VON<br />

Abb. 9: Zwei blutsaugende Raubwanzen auf dem Rücken eines<br />

Asiatischen Löwen (Panthera leo persica).<br />

Two bugs sucking blood on the back of an Asiatic lion (Panthera<br />

leo persica).<br />

HELVERSEN, 1986) mit einer<br />

handelsüblichen 21G-Kanüle aus dem<br />

Magen der Raubwanzen in eine Spritze<br />

aufgenommen (Abb. 12) und umgehend<br />

in ein Lithium-Heparin-Gefäß<br />

überführt. Letzteres ist aber nicht<br />

unbedingt notwendig, da der Speichel<br />

der Raubwanzen ausreichend<br />

Gerinnungshemmer (Antikoagulantien)<br />

enthält, führt aber zu einer<br />

verbesserten Genauigkeit der Parameter.<br />

Mit Hilfe des Blutgasanalyse-Gerätes<br />

i-STAT und mit Hilfe eines Vetscan<br />

VS2 (Hersteller beider Geräte: Abaxis,<br />

Darmstadt) wurden bis zu 22 klinisch<br />

relevante Blutparameter bestimmt. Bei<br />

den Parametern handelte es sich um<br />

Natrium (Na), Kalium (K), Chlorid (Cl),<br />

Abb. 11: Sandkatze (Felis margarita) in einer Schlafkiste, in deren<br />

doppeltem Boden sich Raubwanzen befinden.<br />

Sand cat (Felis margarita) in a sleeping box. Underneath the floor there<br />

is a compartment filled with blood-sucking bugs.<br />

(Foto:)


Abb. 12: Einführen der Kanüle in das Abdomen der Raubwanze, um das Blut abzuziehen.<br />

Inserting a drain tube into the abdomen of the bug to withdraw the blood.<br />

(Foto: Stephan Gatzen)<br />

Tabelle 1: Übersicht über die bereits erfolgreich getesteten Arten (Stand: Oktober <strong>2007</strong>).<br />

Overview of the successfully tested species (Status: October <strong>2007</strong>).<br />

Gesamtkohlendioxid (TCO2), Harnstoff<br />

(Urea), Glukose (Glu), Hämatokrit<br />

(Hct), Kohlendioxidpartialdruck<br />

(PCO2), Bikarbonat (HCO3),<br />

Hämaglobin (Hb), Albumin (ALB),<br />

Alkalische Phosphatase (ALP), Alanin-<br />

Aminotransferase (ALT), Amylase<br />

(AMY), (Gesamt-) Bilirubin (TBIL),<br />

Harnstoff (BUN), Calcium (Ca),<br />

Phosphat (PHOS), Kreatinin (Crea),<br />

Gesamteiweiß (TP) und Globulin<br />

(Glob). Die Anzahl der Leukozyten<br />

wurde mit Hilfe der Neubauer-Zählkammer-Methode<br />

bestimmt.<br />

Anwendung der Technik<br />

Über die lateinamerikanischen Raubwanzen<br />

wurde im Rahmen dieser Arbeit<br />

im <strong>Zoo</strong>logischen Garten Wuppertal<br />

sowie in weiteren elf europäischen<br />

<strong>Zoo</strong>logischen Gärten (Tiergarten<br />

Nürnberg, <strong>Zoo</strong> Heidelberg, Tierpark<br />

Hellabrunn, <strong>Zoo</strong> Zürich, Twycross<br />

<strong>Zoo</strong>, Whipsnade <strong>Zoo</strong>, London <strong>Zoo</strong>,<br />

Dublin <strong>Zoo</strong>, Mulhouse <strong>Zoo</strong>, <strong>Zoo</strong><br />

Amsterdam und <strong>Zoo</strong> Emmen) das Blut<br />

Art Wissenschaftlicher Name Englischer Name Anzahl Proben Ort der Entnahme<br />

Bennetts-Känguru Macropus rufogriseus Red-necked wallaby 1 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Brillenlangur Presbytis obscura Dusky langur 1 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

S. Kleingraumull Fukomys ansellii Zambian common molerat 7 u.a. Universität Essen<br />

Kanadischer Wolf Canis lupus hudsonicus Canadian wolf 6 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Erdmännchen Suricata suricatta Suricate 4 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Schwarzfußkatze Felis nigripes Black-footed cat 2 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Sandkatze Felis margarita Sandcat 2 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Salzkatze Oncifelis geoffroyi Geoffroy‘s cat 1 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Nebelparder Neofelis nebulosa Clouded leopard 4 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Gepard Acinonyx jubatus Cheetah 1 Whipsnade <strong>Zoo</strong><br />

Schwarzer Panther Panthera pardus Black panther 5 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Asiatischer Löwe Panthera leo persica Asiatic lion 2 Twycross <strong>Zoo</strong><br />

Seehund Phoca vitulina Common seal 2 Tiergarten Nürnberg<br />

Mähnenrobbe Otaria flavescens South American sea lion 8 u.a. <strong>Zoo</strong> Heidelberg<br />

Afrikanischer Elefant Loxodonta africana African elephant 10 u.a. <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Asiatischer Elefant Elephas maximus Asiatic elephant 6 u.a. Whipsnade <strong>Zoo</strong><br />

Baird‘s Tapir Tapirus bairdii Baird‘s tapir 3 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Schabrackentapir Tapirus indicus Malayan tapir 4 u.a. Tiergarten Nürnberg<br />

Flachlandtapir Tapirus terrestris Lowland tapir 3 u.a. Twycross <strong>Zoo</strong><br />

Breitmaulnashorn Ceratotherium simum White rhino 1 Whipsnade <strong>Zoo</strong><br />

Afrikanischer Zwergesel Equus asinus f. dom. African dwarf donkey 1 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Hauspferd Equus ferus caballus Domestic horse 3 Privater Stall, Hagen<br />

Böhmzebra Equus quagga boehmi Grant‘s zebra 1 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Halsbandpekari Tayassu tajacu Collared peccary 1 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Hirscheber Babyrousa babyrussa Babirusa 2 Twycross <strong>Zoo</strong><br />

Weißlippenhirsch Cervus albirostris White-lipped deer 1 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Okapi Okapia johnstoni Okapi 4 u.a. <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Netzgiraffe Giraffa camelopardalis reticulata Giraffe 1 Whipsnade <strong>Zoo</strong><br />

Bongo Taurotragus euryceros Bongo 1 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Zwergzebu Bos taurus f. dom. Zebu 1 Twycross <strong>Zoo</strong><br />

Flusspferd Hippopotamus amphibius Hippopotamus 1 Whipsnade <strong>Zoo</strong><br />

Afrikanische Zwergziege Capra hircus f. dom. African dwarf goat 2 <strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

167


Abb. 13: Raubwanze während des Saugvorganges<br />

an einem Sambischen Kleingraumull<br />

(Fukomys anselli).<br />

Blood-sucking bug drawing blood from a<br />

Zambian common molerat (Fukomys anselli).<br />

(Foto: Stephan Gatzen)<br />

von 32 Wirbeltierarten entnommen<br />

(Tab. 1, Abb. 13, 14).<br />

Insgesamt wurden 92 Blutproben mit<br />

Hilfe der Raubwanzen gewonnen.<br />

Parallel wurden zur Validierung bei<br />

15 dieser Arten venöse Vergleichsblut-<br />

168<br />

proben auf herkömmliche Weise gewonnen.<br />

Die prozentualen Differenzen der<br />

Standardabweichungen vom Mittelwert<br />

lagen hier zwischen 1 % bis 30 %,<br />

wobei die wiederholten Zählungen ein<br />

und derselben Probe schon zu Variationen<br />

von bis zu 11 % führten. Zur wei-<br />

Wanze 1 Wanze 2 Wanze 3 Mittelwert SD<br />

Na 1 140 140 138 139,3 1,2<br />

K 1 4,5 4,3 4,7 4,5 0,2<br />

Cl 1 114 112 112 112,7 1,2<br />

TCO2 1 25 28 27 26,7 1,5<br />

Urea 157 154 175 162 11,4<br />

Glu 2 257 250 298 268,3 25,9<br />

Hct 8 50 54 51 51,7 2,1<br />

pH 7,2 7,13 7,17 7,2 0,1<br />

PCO2 3 59,1 77,6 68,2 68,3 9,3<br />

HCO3 4 23,2 25,6 25,1 24,6 1,3<br />

Hb 5 17 18,4 17,3 17,6 0,7<br />

ALB 5 N.B 4,1 N.B 4,1 -<br />

ALP 6 0 8 N.B 4 -<br />

ALT 6 224 223 257 234,7 19,4<br />

AMY 6 757 816 785 786 29,5<br />

TBiL 2 0,1 0,4 N.B 0,3 -<br />

BUN 2 63 64 61 62,7 1,5<br />

Ca 1 9,1 10,7 N.B 9,9 -<br />

PHOS 1 7,5 6,5 8,5 7,5 1<br />

Crea 2 2,6 2,8 2,8 2,7 0,1<br />

TP 5 8,6 8,4 9,5 8,8 0,6<br />

Glob 5 N.B 4,3 N.B 4,3 -<br />

Leukoz. 7 13100 14500 15125 14241,7 1036,9<br />

1: mmol/l, 2: mg/dl, 3: mm Hg, 4:mol/l, 5: g/dl, 6: U/l, 7: n, 8: %<br />

Tabelle 2: Blutparameter eines Nebelparders (Neofelis nebulosa) im <strong>Zoo</strong> Wuppertal nach<br />

Blutentnahme mittels dreier Raubwanzen, denen das Blut direkt nach Beendigung des Saugvorgangs<br />

entnommen wurde.<br />

Blood chemistry of a clouded leopard (Neofelis nebulosa) at Wuppertal <strong>Zoo</strong> after extraction<br />

from three reduviid bugs. The samples were analysed directly after blood ingestion stopped.<br />

Abb. 14: Versuch, eine Raubwanze am Kopf einer Netzgiraffe (Giraffa camelopardalis<br />

reticulata) anzusetzen.<br />

Trying to get a bug onto the head of a reticulated giraffe (Giraffa camelopardis reticulata).<br />

(Foto: André Stadler)<br />

teren Validierung der mit Hilfe von<br />

Raubwanzen gewonnenen Blutproben<br />

wurden drei Blutproben, die gleichzeitig<br />

von verschiedenen Wanzen von<br />

einem Wirt gewonnen wurden, auf<br />

Übereinstimmung überprüft. Hierbei<br />

stimmten die neun Blutparameter<br />

meistens gut überein (Tab. 2). Die<br />

prozentualen Differenzen der Standardabweichungen<br />

vom Mittelwert lagen<br />

Venös Entnahme<br />

entnommenes mit<br />

Blut Raubwanze<br />

Na (mmol/l) 150 146<br />

K (mmol/l) 3,3 3,8<br />

Cl (mmol/l) 128 125<br />

TCO2 (mmol/l) 19 21<br />

Urea (mg/dl) 78 92<br />

Glu (mg/dl) 99 123<br />

Hct (%) 40 46<br />

pH 7,305 7,239<br />

PCO2 (mmHg) 36,3 46,7<br />

HCO3 (mmol/l) 18,1 20<br />

BEecf (mmol/l) -8 -7<br />

AnGap (mmol/l) 7 5<br />

Hb (g/dl) 13,6 15,6<br />

Crea (mg/dl) 1,2 0,7<br />

Tabelle 3: Blutparameter einer männlichen<br />

Schwarzfußkatze (Felis nigripes) nach Probenentnahme<br />

mittels einer Raubwanze, der<br />

das Blut direkt nach Beendigung des Saugvorgangs<br />

entnommen wurde, sowie Blutentnahme<br />

mit einer Kanüle durch den Tierarzt.<br />

Blood chemistry of a male black-footed cat<br />

(Felis nigripes) after sample extraction by<br />

a reduviid bug, whom the sample was withdrawn<br />

immediately after blood ingestion in<br />

comparison to a blood sample taken via<br />

syringe by the veterinarian.


Abb. 15: Nahaufnahme einer L3-Larve<br />

während des Saugvorganges.<br />

Close-up view of a L3-instar during the<br />

blood meal. (Foto: Arne Lawrenz)<br />

zwischen 1 % bis 13,6%. Beim Vergleich<br />

der über die Raubwanzen erhaltenen<br />

Werte aus Kapillarblut mit den<br />

herkömmlich gewonnenen venösen<br />

Vergleichsproben stimmten viele Analyse-Werte<br />

in der Regel gut überein.<br />

Manchmal traten jedoch Abweichungen<br />

um bis zu 30 % auf (Tab. 3). Beispielhaft<br />

die vergleichende Bestimmung<br />

der Anzahl der Leukozyten (Tab. 4).<br />

Die Reproduzierbarkeit der Messergebnisse<br />

des Analysegerätes wurde an fünf<br />

Messungen einer venös gewonnenen<br />

Blutprobe eines Afrikanischen Elefanten<br />

überprüft, wobei die höchste Standardabweichung<br />

bei 6,4% vom Mittelwert<br />

lag (STADLER et al., in prep.).<br />

An in <strong>Zoo</strong>logischen Gärten gehaltenen<br />

Wildtieren kann in den meisten Fällen<br />

nicht ohne eine Betäubung oder<br />

Fixierung des Tieres eine Blutprobe<br />

gewonnen werden. Dieses wiederum<br />

bedeutet einen hohen Stressfaktor und<br />

ein Narkoserisiko für die zu untersuchenden<br />

Tiere. Der Einsatz von<br />

Raubwanzen zur Gewinnung von<br />

Blutproben stellt eine einfache Methode<br />

dar und ist für Mensch und Tier gefahrlos<br />

und stressfrei. Dies belegen<br />

verschiedene Untersuchungen (u.a.<br />

VOIGT et al,. 2004).<br />

Während bisher die Blutentnahme<br />

über Raubwanzen vor allem zum<br />

Nachweis von Parasiten und zur<br />

Bestimmung von Hormontitern eingesetzt<br />

wurde, sollten die Untersuchungen<br />

im Rahmen der vorliegenden<br />

Arbeit überprüfen, ob sich die Raubwanzen<br />

ebenfalls gut zur Bestimmung<br />

klinisch relevanter Blutparameter bei<br />

<strong>Zoo</strong>tieren eignen. Ein entscheidender<br />

Punkt beim Einsatz von Raubwanzen<br />

ist die Auswahl der optimalen Art. Im<br />

Venös entnommenes Blut Entnahme mit Raubwanze<br />

Böhmzebra (1,0) 6800 6425<br />

(6750 – 6850) (6350 – 6500)<br />

Halsbandpekari (0,1) 9125 9750<br />

(9050 – 9200) (9600 – 9900)<br />

Kanadischer Wolf (0,1) 14500 14000<br />

(14000 – 15000) (12500 -15500)<br />

Afrikanischer Zwergesel (0,1) 7550 5425<br />

(7300 – 7800) (5100 – 5750)<br />

Afrikanische Zwergziege (1,0) 12125 10050<br />

(12000 – 12250) (9850 -10250)<br />

Tabelle 4: Anzahl der Leukozyten im Blut verschiedener Säugetiere nach Entnahme mit<br />

der Spritze bzw. mit der Raubwanze (vierfache Auszählung derselben Probe mithilfe der<br />

Neubauer-Zählkammer).<br />

Leucocytes count of the blood of different mammal species after withdrawal with a reduviid<br />

bug and via bleeding with a syringe (quadruple counts of the same sample after the Neubauer-<br />

Counting Chamber).<br />

Labor ist eine Vielzahl von Arten<br />

züchtbar. Die aggressivste und größte<br />

ist aber D. maxima. Andere Arten<br />

haben kürzere Entwicklungszeiten und<br />

scheinen deshalb einen Kostenvorteil<br />

aufzuweisen. Bei diesen sind aber zur<br />

Gewinnung derselben Blutvolumina<br />

ältere Larvenstadien notwendig. Entsprechend<br />

der Größe des Versuchstieres<br />

und der für die Untersuchungen<br />

erforderlichen Blutvolumina können<br />

bei D. maxima Larven im 1., 2., 3., 4.<br />

oder 5. Stadium eingesetzt werden,<br />

die entsprechend ca. 80, 200, 600, 1100<br />

oder 2700 µl Blut aufnehmen (Abb. 15)<br />

(LENT & WYGODZINSKY, 1979).<br />

Die Art der Positionierung der<br />

Raubwanze ist an das jeweilige Tier<br />

anzupassen. Bei Tieren, die an das<br />

Abb. 16: Einsatz der Spezialgefäße an einem<br />

weiblichen Okapi (Okapi johnstoni) im<br />

Wuppertaler <strong>Zoo</strong>.<br />

Use of the pots on a female Okapi (Okapi<br />

johnstoni) at Wuppertal <strong>Zoo</strong>.<br />

(Foto: Arne Lawrenz)<br />

Pflegepersonal gewöhnt sind, kann das<br />

Tier gefüttert werden, während die in<br />

einem Gefäß befindliche Raubwanze<br />

Blut saugt. Dies wurde im Rahmen der<br />

vorliegenden Untersuchung unter anderem<br />

erfolgreich bei Baird‘s- und<br />

Schabrackentapiren, Okapis (Abb. 16),<br />

Afrikanischen Zwergziegen und bei<br />

beiden Arten von Elefanten praktiziert.<br />

Die Methode, den Raubwanzen freie<br />

Bewegung zu gestatten, erscheint optimal,<br />

weil sich die zu testenden Tiere<br />

während der Blutprobenentnahme<br />

weiterhin ungestört in ihrem Gehege<br />

bewegen können und nicht durch das<br />

<strong>Zoo</strong>personal beeinflusst werden. Diese<br />

Methode wurde unter anderem erfolgreich<br />

bei einem Hirscheber (Abb. 17),<br />

Seehund, Mähnenrobben, einem<br />

Breitmaulnashorn und bei Okapis<br />

Abb. 17: Eine Raubwanzen während des<br />

Saugvorganges an einem männlichen Hirscheber<br />

(Babirusa babirousa).<br />

One blood-sucking bug during the blood<br />

meal on a male Babirusa (Babirusa babirousa).<br />

(Foto: Arne Lawrenz)<br />

169


Abb. 18: An einem Okapi (Okapia johnstoni) saugende Raubwanze, markiert mit einem<br />

weißen Bindfaden.<br />

Blood-sucking bug marked with a white thread sucking blood from an Okapi<br />

(Okapia johnstoni). (Foto: Arne Lawrenz)<br />

praktiziert. Die Blutprobenentnahme<br />

beschränkte sich hierdurch auf ca.<br />

10 Minuten. Dadurch scheint die<br />

Methodik besonders für Tiere ideal<br />

zu sein, bei denen eine Blutprobengewinnung<br />

nicht ohne Fixieren oder<br />

Anästhesieren möglich ist. Gerade selten<br />

in <strong>Zoo</strong>logischen Gärten gehaltene und<br />

schreckhafte Arten wie Okapis könnten<br />

hiervon profitieren. Bei der Blutentnahme<br />

am Okapi wurde durch das<br />

Anbringen eines weißen Bindfadens an<br />

die Raubwanzen deren Verlorengehen<br />

verhindert (Abb. 18). Sollten Raubwanzen<br />

nach der Blutaufnahme nicht<br />

wieder gefangen werden, ist dies in<br />

Nordeuropa nicht problematisch: Die<br />

Larven können einen Winter nicht<br />

überstehen, so dass eine Etablierung im<br />

Freien nicht möglich ist. Bei einem Verlust<br />

innerhalb von Gebäuden sind die<br />

Tiere durch ihre bevorzugten Habitate<br />

und die verräterischen Kotspuren an<br />

Wänden gut aufspürbar und ansonsten<br />

durch einen kurzen Insektizideinsatz<br />

(z.B. Pyrethroide) leicht abzutöten. Im<br />

5. Larvenstadium sind die zukünftigen<br />

Männchen und Weibchen erkennbar,<br />

so dass beim Einsatz „männlicher“ Larven<br />

keine Vermehrung erfolgen kann.<br />

Bei Berücksichtigung der verschiedenen<br />

Variationen ist ein Einsatz der Wanzen<br />

bei den meisten warmblütigen <strong>Zoo</strong>tieren<br />

gut möglich. Beim Einsatz der<br />

Raubwanzen bei Elefanten ist allerdings<br />

die Körperregion des Elefanten<br />

zu beachten. Erfolgreich verliefen Versuche,<br />

Blut an der Kruppe der Tiere<br />

zu saugen (Abb. 19), während das An-<br />

170<br />

setzen der Wanze auf der Rückenpartie<br />

von Afrikanischen Elefanten im <strong>Zoo</strong><br />

Wuppertal erfolglos verlief. Es konnte<br />

zwar ein Einstechen des Saugrüssels<br />

der Raubwanze auf dem Rücken der<br />

Elefanten beobachtet werden, aber<br />

zu einem Saugvorgang kam es nicht.<br />

Vermutet wird, dass die Epidermis des<br />

Elefanten in dieser Körperregion so<br />

dick ist, dass die Raubwanze mit<br />

dem Saugrüssel nicht bis in die Kapillarschlingen<br />

enthaltende Lederhaut<br />

(Corium) des Elefanten gelangt.<br />

Diskussion der Vergleichbarkeit<br />

der Blutwerte<br />

Beim Vergleich der über die Raubwanzen<br />

erhaltenen Werte aus Kapillarblut<br />

mit herkömmlich gewonnenen<br />

venösen Vergleichsproben stimmten<br />

viele Analyse-Werte gut überein, bei<br />

anderen Parametern gab es teilweise<br />

starke Schwankungen mit Abweichungen<br />

von bis zu 30 %. In der Regel lagen<br />

diese Abweichungen aber immer noch<br />

im Normbereich für diese Tierart.<br />

Hierbei muss aber jeder Blutparameter<br />

sehr individuell betrachtet werden, da<br />

es analysenbedingt schon zu starken<br />

Schwankungen kommen kann. Am Beispiel<br />

der Leukozytenbestimmung kann<br />

man sehen, dass es bei wiederholter<br />

Zählung ein und derselben Probe schon<br />

zu Variationen von bis zu 11 % kommen<br />

kann (STADLER et al., in prep.).<br />

Die Auflösung der Zellkerne der weißen<br />

Blutkörperchen macht eine schnelle<br />

manuelle Zählung erforderlich, um den<br />

Abb. 19: Raubwanze, markiert mit einem<br />

weißen Bindfaden auf dem Rücken eines<br />

Afrikanischen Elefantens (Loxodonta africana).<br />

Blood-sucking bug marked with a white<br />

thread on an African Elephant (Loxodonta<br />

africana). (Foto: Arne Lawrenz)<br />

eigenen Fehlerquotienten niedrig zu<br />

halten. Hiermit wäre die geringere<br />

Leukozytenzahl beim Afrikanischen<br />

Zwergesel (Tab. 4) zu erklären. Tendenziell<br />

scheinen die Nierenwerte wie<br />

Harnstoff und Kreatinin, die Leukozytenzahlen<br />

und einige Elektrolyte aus<br />

mit Wanzen gewonnenem Kapillarblut<br />

reproduzierbar zu sein. Leberwerte<br />

und Kalium unterliegen noch stärkeren<br />

Schwankungen und scheinen nur unter<br />

bestimmten Bedingungen reproduzierbar<br />

zu sein. Wegen der beschleunigten<br />

Hämolyse des mit Enzymen versetzten<br />

Blutes im Magen der Wanzen ist eine<br />

schnelle Entnahme und Überführung<br />

des Blutes in ein gerinnungshemmendes<br />

Medium von Vorteil. Die Reproduzierbarkeit<br />

der Werte nimmt mit steigendem<br />

Maß der Hämolyse ab, wobei die<br />

Hämolyse gut am Anstieg des Kaliumwertes<br />

beobachtet werden kann. Da<br />

Triatominen das effektivste Exkretionssystem<br />

des Tierreiches besitzen und<br />

schon zum Ende der Blutaufnahme<br />

mit der Ausscheidung der wässrigen<br />

Blutbestandteile (MADRELL, 1969)<br />

beginnen, kann es durch Aufkonzentrierung<br />

– bei gleichzeitiger Hämolyse –<br />

zu einem Anstieg des Hämatokrits und<br />

somit zu stärkeren Schwankungen in<br />

der Bestimmung kommen.<br />

Kurze Saugzeiten der Wanze erhöhen<br />

damit deutlich die Genauigkeit der gewonnenen<br />

Parameter aus dem Kapillarblut<br />

(STADLER et al., in prep.).<br />

Zusätzlich verbessert sich die Übereinstimmung<br />

mit herkömmlich gewonnenem<br />

Blut, wenn die Wanze<br />

maximale Mengen an Kapillarblut<br />

aufnimmt. Erklären lässt sich diese<br />

Feststellung mit prozentual geringerer<br />

Versetzung mit Wanzenenzymen. Bei


Abb. 20: Einsatz des Gefäßes an einem jungen Baird‘s Tapir (Tapirus bairdii).<br />

Use of the pots on a juvenile Baird‘s tapir (Tapirus bairdii). (Foto: Arne Lawrenz)<br />

Abb. 21: Raubwanze während der Blutmahlzeit auf einem Schabrackentapir (Tapirus indicus).<br />

Blood-sucking bug during the blood meal on the rump of a Malayan tapir (Tapirus indicus).<br />

(Foto: Helmut Mägdefrau)<br />

verminderter kapillarer Durchblutung<br />

der Haut des Versuchswirts kommt es<br />

zu einer extrem verlangsamten Aufnahme<br />

von Blut, welches in der Regel<br />

zellärmer ist und mehr die Beschaffenheit<br />

von Gewebeflüssigkeit darstellt.<br />

Auffällig waren die Abweichungen<br />

vor allem bei Wanzen, welche länger als<br />

üblich gebraucht hatten (>30 min.), um<br />

sich mit Blut voll zu saugen.<br />

Ähnliche Veränderungen sieht man in<br />

der Pädiatrie, wo häufiger kapillares<br />

Blut aus Fuß oder Handballen Neugeborener<br />

gewonnen wird. Auch hier<br />

kommt es bei verminderter Durchblutung<br />

der Entnahmestelle zu stark<br />

schwankenden Ergebnissen. Die zur<br />

weiteren Validierung der mit Hilfe von<br />

Raubwanzen gewonnenen Blutproben<br />

durchgeführten Untersuchungen der<br />

Vergleichbarkeit von drei Kapillarblutproben,<br />

die gleichzeitig von verschiedenen<br />

Wanzen von einem Wirt<br />

gewonnen wurden, zeigten eine gute<br />

Übereinstimmung. Deutlich wird die<br />

gute Übereinstimmung, wenn man<br />

berücksichtigt, dass die Reproduzierbarkeit<br />

der Messergebnisse des Analysegerätes<br />

bei einem Parameter schon bei<br />

bis zu 6,4 % Abweichung vom Mittelwert<br />

lag (STADLER et al., in prep.).<br />

Ob weitere raubwanzenbedingte<br />

Modifikationen der Messparameter<br />

vorliegen, kann erst nach einer Entnahme<br />

von Blut mit einer Spritze und<br />

einem Verfüttern des Blutes an Raub-<br />

wanzen durch eine künstliche Membran<br />

(SCHAUB, 1990) festgestellt<br />

werden. Vor und nach der Injektion<br />

unter die Membran und zu verschiedenen<br />

Zeiten nach der Aufnahme durch<br />

die Raubwanzen müssen die Blutparameter<br />

bestimmt werden.<br />

Bisher bietet die Blutentnahme über<br />

die Wanze sehr viele Vorteile, so dass<br />

sie in größerem Stil im <strong>Zoo</strong>logischen<br />

Garten eingesetzt werden sollte. Schon<br />

eine Raubwanze reicht aus, um alle<br />

klinisch relevanten Parameter zu bestimmen.<br />

Diese Methode soll in Zukunft<br />

noch bei weiteren Tierarten aus<br />

verschiedensten Ordnungen getestet<br />

werden. Primär sollen dies in Zukunft<br />

Ordnungen sein, welche noch nicht<br />

ausreichend oder gar nicht getestet<br />

wurden (Primaten, Nagetiere, Wale<br />

etc.), um die Methodik noch weiter zu<br />

verifizieren. Diese Analysen werden<br />

auch weitere zusätzliche Erkenntnisse<br />

zur Validierung der Blutparameter<br />

bringen. Die Einsatzmöglichkeiten sind<br />

vor allem bei Tierarten gegeben, bei<br />

denen eine Blutprobenentnahme nicht<br />

ohne Narkose möglich wäre (Abb. 20).<br />

Zusammenfassung<br />

Raubwanzen der Gattung Reduviidae<br />

eignen sich zur Gewinnung von Blutproben<br />

von Wirbeltieren insbesondere<br />

bei <strong>Zoo</strong>tieren, bei denen eine Blutprobengewinnung<br />

sonst nicht ohne<br />

Narkose möglich ist. Die Raubwanzen<br />

saugen bis zu 3,8 ml Blut, ohne dass der<br />

Wirt durch den Saugakt gestört wird<br />

(Abb. 21). Bisher wurde diese Art<br />

der Blutentnahme an Fledermäusen<br />

(Microchiroptera), Primaten, Flussseeschwalben<br />

(Sterna hirundo) und Kaninchen<br />

(Oryctolagus cuniculus) zwecks<br />

Untersuchungen zum Energieaufwand<br />

und zur Hormonanalytik erfolgreich<br />

eingesetzt. In der vorliegenden Arbeit<br />

wurden die Einsatzmöglichkeiten von<br />

Dipetalogaster maxima (4. + 5. Larvenstadium)<br />

bei insgesamt 32 Arten, z.B.<br />

bei einem Nebelparder (Neofelis nebulosa)<br />

und einer Schwarzfußkatze (Felis<br />

nigripes), zur Bestimmung von klinisch<br />

relevanten Blutparametern erfolgreich<br />

getestet. Bei Blutaufnahmen von bis<br />

zu 1,1 ml reichte schon eine einzige<br />

Raubwanze (L4-Larve), um bis zu<br />

22 klinisch relevante Parameter photound<br />

potentiometrisch sowie durch<br />

manuelle Zellzählung zu bestimmen.<br />

Beim Vergleich der über die Raubwanzen<br />

erhaltenen Werte aus Kapillarblut<br />

mit herkömmlich gewonnenen<br />

171


venösen Vergleichsproben stimmten<br />

viele Analyse-Werte gut überein, bei<br />

anderen Parametern gab es teilweise<br />

Schwankungen. Kurze Saugzeiten der<br />

Wanze (


VOIGT, C. C., M. FAßBENDER, M.<br />

DEHNHARDT, G. WIBBELT, K. JEWGE-<br />

NOW, H. HOFER & G. A. SCHAUB<br />

(2004): Validation of a minimally invasive<br />

blood-sampling technique for the analysis of<br />

hormones in domestic rabbits, Oryctolagus<br />

cuniculus (Lagomorpha). Gen. Comp.<br />

Endocrin. 135, 100-107.<br />

VOIGT, C. C., U. PESCHEL, G. WIB-<br />

BELT & K. FRÖLICH (2006): An alternative,<br />

less invasive blood sampling<br />

collection technique for serologic studies<br />

utilizing triatomine bugs. J. Wildl. Dis. 42,<br />

446-469.<br />

VON HELVERSEN, O. & H.-U. REYER<br />

(1984): Nectar intake and energy expenditure<br />

in a flower visiting bat. Oecologia 63,<br />

178-184<br />

VON HELVERSEN, O., M. VOLLETH<br />

& J. NÚNEZ (1986): A new method for<br />

obtaining blood from a small mammal without<br />

injuring the animal: use of triatomid<br />

bugs. Experientia 42, 809-810.<br />

Anschriften der Verfasser:<br />

Dipl.-Biol. André Stadler<br />

a.stadler@zoo-wuppertal.de<br />

Dr. Arne Lawrenz<br />

<strong>Zoo</strong>logischer Garten Wuppertal<br />

Hubertusallee 30<br />

42117 Wuppertal<br />

Prof. Dr. Günter A. Schaub<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

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Vorträge im <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong><br />

Dienstag, 8. Januar 2008, 19.30 Uhr<br />

Dr. Regina Kuntz, Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, Wien<br />

„Das Frühlingserwachen der Przewalskipferde“<br />

Dienstag, 12. Februar 2008, 19.30 Uhr<br />

Dr. Axel Kwet, Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart<br />

„Das Schweigen der Frösche – die weltweite Amphibienkrise"<br />

Dienstag, 11. März 2008, 19.30 Uhr<br />

Ingrid und Carlos Struwe, <strong>Köln</strong><br />

„Von Itoupavas nach Urubici – Vögel im Süden Brasiliens“<br />

Die Vorträge finden in der Mehrzweckhalle des Tropenhauses statt.<br />

Bitte benutzen Sie die Diensteinfahrt Boltensternstraße 31.<br />

<strong>Zoo</strong>führungen für „Freunde des <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong> e.V.“<br />

Sonntag, 6. April 2008<br />

„Erlebnis Südamerika – neue Tieranlagen im <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>“<br />

Theo Pagel<br />

Sonntag, 11. Mai 2008<br />

„Vom Greifschwanz bis zur Hangelhand – Affenpersönlichkeiten im <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>“<br />

Dr. Alex Sliwa<br />

Sonntag, 8. Juni 2008<br />

"Der Beitrag des <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>s zur Amphibienarche:<br />

Aufklärungsarbeit, Forschung und Nachzuchtprojekte zur Erhaltung der Amphibien"<br />

Dr. Thomas Ziegler<br />

Treffpunkt: Haupteingang. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine telefonische Anmeldung erforderlich.<br />

Telefon: 0221/77 85 100<br />

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Telefon (0 71 91) 8 24 39<br />

Telefax (0 71 91) 8 59 57<br />

177


Reptilien, Vögel und Säugetiere,<br />

die im <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong> gezüchtet wurden<br />

Reptiles, birds, and mammals bred at Cologne <strong>Zoo</strong><br />

Reptilien/<br />

Amphibien 08.09.<strong>2007</strong> 5 Spitzkopfschildkröten (Emydura subglobosa) Aquarium<br />

17.09.<strong>2007</strong> 3 Axolotl (Ambystoma mexicanum) Aquarium<br />

21.09.<strong>2007</strong> 1 Taggecko (Phelsuma madagascariensis) Aquarium<br />

Vögel<br />

Säugetiere<br />

178<br />

Datum: Art: Gehege:<br />

14.10.<strong>2007</strong> 22 Spitzkopfschildkröten (Emydura subglobosa) Aquarium<br />

14.10.<strong>2007</strong> 12 Prachtskinke (Riopa fernandi) Aquarium<br />

22.10.<strong>2007</strong> 70 Jemenchamäleons (Chamaeleo calyptratus) Aquarium<br />

10.11.<strong>2007</strong> 1 Wickelschwanzskink (Corucia zebrata) Aquarium<br />

21.11.<strong>2007</strong> 4 Blaugefleckte Baumwarane (Varanus macraei) Aquarium<br />

05.12.<strong>2007</strong> 5 Spitzkopfschildkröten (Emydura subglobosa) Aquarium<br />

05.12.<strong>2007</strong> 49 Jemenchamäleons (Chamaeleo calyptratus) Aquarium<br />

05.09.<strong>2007</strong> 0,1 Goliathreiher (Ardea goliath) Fasanerie<br />

07.09.<strong>2007</strong> 1,0 Goliathreiher (Ardea goliath) Fasanerie<br />

10.09.<strong>2007</strong> 1,0 Kongopfau (Afropavo congensis) Fasanerie<br />

26.09.<strong>2007</strong> 0,1 Rotbrustkrontaube (Goura scheepmakeri) Tropenhaus<br />

02.10.<strong>2007</strong> 1,0 Reichenowweber (Ploceus baglafecht reichenowi) Fasanerie<br />

18.10.<strong>2007</strong> 1,0 Balistar (Leucopsar rothschildi) Fasanerie<br />

20.10.<strong>2007</strong> 2,0 Balistare (Leucopsar rothschildi) Fasanerie<br />

02.11.<strong>2007</strong> 1,0 Hagedasch (Hagedashia hagedash) Geflügel<br />

03.09.<strong>2007</strong> 1,0 Bunte Holländische Ziege (Capra hircus) Haustieranlage<br />

14.10.<strong>2007</strong> 1,0 Felsenmeerschweinchen (Kerodon rupestris) Südamerikahaus<br />

25.10.<strong>2007</strong> 0,1 Bunte Holländische Ziege (Capra hircus) Haustieranlage<br />

26.10.<strong>2007</strong> 0,1 Hirschziegenantilope (Antilope cervicapra) Indien-Anlage<br />

03.11.<strong>2007</strong> 2,0 Hirschziegenantilopen (Antilope cervicapra) Indien-Anlage<br />

20.11.<strong>2007</strong> 1,0 Bartaffe (Macaca silenus) Madagaskarhaus<br />

19.11.<strong>2007</strong> 0,1 Westliche Sitatunga (Tragelaphus spekii gratus) Nashornhaus<br />

In der Sprache der Tiergärtner gibt die Ziffer vor dem Komma die Anzahl der männlichen Tiere und die Ziffer<br />

hinter dem Komma die Anzahl der weiblichen Tiere an.


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Werden Sie Mitglied<br />

des Fördervereins<br />

„Freunde des <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>s e.V.“<br />

Postanschrift:<br />

<strong>Zoo</strong>logischer Garten<br />

Riehler Straße 173, 50735 <strong>Köln</strong><br />

Spenden bitte auf die Konten<br />

Stadtsparkasse <strong>Köln</strong> 11 112 208<br />

Kreissparkasse <strong>Köln</strong> 24 222<br />

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seit 1860<br />

Freunde des<br />

<strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong>s e.V.<br />

MITGLIED<br />

… dass Sie als Mitglied Anspruch auf eine verbilligte Jahreskarte haben?<br />

… dass wir von den Beiträgen unserer Mitglieder die Errichtung von<br />

Tierhäusern, Gehegen und <strong>Zoo</strong>anlagen planen?<br />

… dass unsere Mitgliedsbeiträge als Spenden steuerlich abgesetzt<br />

werden können?<br />

… dass unsere Vereinsmitglieder die Möglichkeit haben, an den im<br />

Winterhalbjahr stattfindenden zoologischen Dia- oder Filmvorträgen<br />

teilzunehmen?<br />

… dass unsere Mitglieder viermal jährlich die „ZEITSCHRIFT DES<br />

KÖLNER ZOO“ erhalten?<br />

… dass die Mitgliedschaft zu Sonderführungen durch den <strong>Köln</strong>er <strong>Zoo</strong><br />

berechtigt?<br />

Aufnahmeformulare können auf dem Postweg angefordert werden und<br />

sind auch an den Kassen des <strong>Zoo</strong>s erhältlich.<br />

Für den Mitgliedsbeitrag (Jahresmindestbeitrag 33,– €) werden auf Wunsch steuerwirksame<br />

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Ganz abgesehen davon, dass Ihrem Hab und Gut etwas zustoßen kann, müssen Sie vor allem<br />

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