BESSER GRUSELN - leo-magazin.de
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KULTUR<br />
Kylie Minogue „The Abbey<br />
Road Sessions“ (EMI). www.kylie.<strong>de</strong><br />
House/Disco<br />
Hercules and<br />
Love Affair<br />
Mann muss sich Andy Butler,<br />
<strong>de</strong>n smarten schwulen DJ aus New<br />
York, wohl am besten als das ultimative<br />
queere Gedächtnis <strong>de</strong>s<br />
Dancefloors vorstellen. Ob klassischer<br />
House <strong>de</strong>r 90er, Acid o<strong>de</strong>r<br />
Discosounds <strong>de</strong>r 70er – Butler hat<br />
das alles verinnerlicht und zaubert<br />
daraus Musik für die Zukunft. Das<br />
Debütalbum seines Projekts Hercules<br />
And Love Affair (mit Anthony<br />
Hegarty als Gastsänger) schlug ein<br />
wie eine Bombe, für die DJ-Mix-<br />
Reihe „DJ Kicks“ bedient sich Butler<br />
nun <strong>de</strong>n Perlen seiner Plattensammlung,<br />
um sie stilsicher aufzumöbeln.<br />
Und weil er sich gera<strong>de</strong><br />
auf <strong>de</strong>m Yoga-Trip befin<strong>de</strong>t, hat er<br />
kurzerhand auch Vocal-Overlays<br />
von Butlers Yoga-Guru Parahamansa<br />
Yogananda mit verarbeitet.<br />
28 <strong>leo</strong> 11.2012<br />
MUSIK<br />
Hercules And<br />
Love Affair:<br />
„DJ-Kicks“<br />
(!K7/Alive)<br />
Hercules And Love Affair:<br />
DJ-Kicks (!K7/Alive)<br />
www.dj-kicks.com<br />
Auch „Gang Bang“ auf<br />
Madonnas aktuellem Album<br />
„MDNA“ stammt von Mika<br />
Pop<br />
Robbie Williams<br />
Robbie Williams<br />
„Take The<br />
Crown“<br />
Universal)<br />
Den Crashtest im Win<strong>de</strong>lwechseln<br />
hat er mit Bravour bestan<strong>de</strong>n. Nun<br />
muss sich <strong>de</strong>r frischgebackene Papa<br />
wie<strong>de</strong>r um die Karriere kümmern. „Mit<br />
diesem Album will ich die Krone zurückerobern,<br />
die ich einst hatte“ lässt<br />
er uns wissen, und gibt sich nicht nur<br />
auf <strong>de</strong>m Cover kämpferisch wie hel<strong>de</strong>nhaft.<br />
An Selbstbewusstsein mangelt<br />
es nicht in <strong>de</strong>n Texten <strong>de</strong>r elf neuen<br />
Songs. „Be A Boy“ und „Shit on the<br />
Radio“ etwa sind musikalisches Self<br />
Empowerment erster Güte. Musikalisch<br />
versucht Williams wenig anzuekken,<br />
was „Take The Crown“ einerseits<br />
durchgängig radiotauglich macht, an<strong>de</strong>rerseits<br />
aber auch etwas überraschungsarm.<br />
Ein unverwechselbarer<br />
Robbie-Williams-Hit will sich auch<br />
beim zweiten Durchhören <strong>de</strong>s von<br />
Jackknife Lee produzierten Albums<br />
noch nicht in <strong>de</strong>n Ohren einbrennen.<br />
Robbie Williams<br />
„Take The Crown“ (Universal)<br />
www.robbiewilliams.com<br />
Aus mit Disco-Maus<br />
Mit „The Abbey Road Sessions“ präsentiert sich<br />
Kylie Minogue als gereifte Entertainerin<br />
Ist das jetzt also die Zeitenwen<strong>de</strong><br />
im Leben <strong>de</strong>r Kylie Minogue? Für die<br />
Schauspielerei blieb ihr in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren nur wenig Zeit, lediglich Gastauftritte;<br />
kleine, oft belanglose Rollen<br />
in nicht wirklich wichtigen Filmen.<br />
Und dann das: <strong>de</strong>r französische<br />
Kultregisseur Leos Carax holt sie für<br />
„Holy Motors“ und manch Kritiker<br />
schwört plötzlich Abbitte: „Sie kann<br />
ja tatsächlich spielen“. Um sich ganz<br />
ihrer Rolle als lebensmü<strong>de</strong> Flugbegleiterin<br />
widmen zu können, habe sie<br />
das Popstar-Leben abstreifen müssen,<br />
gab Kylie beim Filmfest in Cannes<br />
zu Protokoll. Will die 44-Jährige<br />
etwa endgültig Abschied nehmen<br />
vom Image <strong>de</strong>r Disco-Maus? Untermauert<br />
wird diese Theorie nun von<br />
ihrem neuen Album „The Abbey<br />
Road Sessions“.<br />
Vor<strong>de</strong>rgründig ist es ein Best-of-Album:<br />
16 Songs aus einer phänomenalen<br />
25-jährigen Karriere, aufgenommen<br />
in <strong>de</strong>n legendären Londoner<br />
Studios, in <strong>de</strong>nen neben sämtlichen<br />
Beatles-Alben auch alle James-Bond-<br />
Chanson<br />
Sven Ratzke<br />
Sven Ratzke &<br />
Claron<br />
McFad<strong>de</strong>n:<br />
„Groschenblues“(Challenge<br />
Records)<br />
Der Deutsch-Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r steckt<br />
sich gern auch mal kleine Fe<strong>de</strong>rboabüschel<br />
auf die breiten Schulterpolster<br />
seines Paillettenshirts und gibt die<br />
rasante Rampensau. Angestaubte<br />
Chansonprogramme sind mit dieser<br />
androgynen Diva nicht zu haben; wil<strong>de</strong>s,<br />
die Genre sprengen<strong>de</strong>s Cabaret<br />
➊ Devolution – Good Love (Kat Krazy Remix)<br />
➋ Usher – Numb (Wi<strong>de</strong>boys Mix)<br />
➌ Rihanna – Diamonds (House Mix)<br />
➍ Christina Aguilera – Your Body (House Mix)<br />
➎ PSY – Gangnam Style<br />
➏ Jason Derulo – Un<strong>de</strong>feated<br />
Titelsongs eingespielt wur<strong>de</strong>n. Doch<br />
Kylie hatte sich dort nicht nur mit ihrer<br />
langjährigen Live-Band einquartiert,<br />
son<strong>de</strong>rn auch ein komplettes<br />
Orchester dazugeholt. Zu <strong>de</strong>n komplett<br />
neu instrumentierten Versionen<br />
von Dancefloor-Fegern wie „All The<br />
Lovers“ o<strong>de</strong>r „On A Night Like This“<br />
will freilich unser bisheriges Bild einer<br />
froh gelaunten Kylie in knappen Rökken<br />
nicht mehr passen. Aus <strong>de</strong>n Disco-Beats<br />
sind strenge Pizzicato gewor<strong>de</strong>n,<br />
aus <strong>de</strong>n Partyhymnen von<br />
dicken Streicherteppichen getragene<br />
Chansons. Der kleine Stilberater, <strong>de</strong>r<br />
in uns allen wohnt, möchte Kylies bisherige<br />
Bühnengar<strong>de</strong>robe im Schrank<br />
verbannen und statt<strong>de</strong>ssen bo<strong>de</strong>nlange,<br />
blutrote Klei<strong>de</strong>r empfehlen.<br />
Und wie also wird Kylies Karriere nun<br />
weitergehen? Kylie ist einfach zu fleißig,<br />
kaum liegt das neue Album in<br />
<strong>de</strong>n Lä<strong>de</strong>n, arbeitet sie auch schon<br />
am nächsten. Ob sie dann wie<strong>de</strong>r zur<br />
Tanzfläche zurückkehrt o<strong>de</strong>r ganz an<strong>de</strong>re,<br />
neue Wege bestreite? Wir wer<strong>de</strong>n<br />
uns überraschen lassen.<br />
umso mehr. Doch Sven Ratzke kann<br />
auch an<strong>de</strong>rs, ein klein wenig zumin<strong>de</strong>st.<br />
Nachzuhören nun auf einer<br />
Studioaufnahme <strong>de</strong>r Show „Groschenblues“,<br />
die er gemeinsam mit<br />
<strong>de</strong>r New Yorker Sopranistin Claron<br />
McFad<strong>de</strong>n bestreitet. Songs von Bert<br />
Brecht und Kurt Weill sind inzwischen<br />
ja schon so klassisch wie Lebkuchen<br />
zum Adventskaffee. Doch<br />
das Duo Infernale striegelt auch die<br />
Seeräuber-Jenny und <strong>de</strong>n Mackie<br />
Messer gegen <strong>de</strong>n Strich und lässt<br />
die intelligenten Gassenhauer ziemlich<br />
verrockt und sexy klingen.<br />
SCOUT<br />
DJ MARQUEZ<br />
Sven Ratzke & Claron<br />
McFad<strong>de</strong>n: „Groschenblues“.<br />
(Challenge Records)<br />
www.sven-ratzke.com<br />
Turntable Charts<br />
Im November aktuell auf <strong>de</strong>m Dancefloor<br />
Fotos: Four Artists, Universal Music