BESSER GRUSELN - leo-magazin.de
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KULTUR<br />
James Bond<br />
sagt niemals nie!<br />
Der Himmel fällt auf <strong>de</strong>n Mann<br />
im Dienste seiner Majestät<br />
Dame Judi Dench als „M“ steht in <strong>de</strong>r Schusslinie<br />
Was waren das doch für Zeiten, als<br />
man sich auf James Bonds Loyalität für<br />
seine resolute MI6-Chefin M (Judi<br />
Dench) ebenso verlassen konnte wie<br />
auf seine Vorliebe für Wodka Martini.<br />
Und nun das: in Daniel Craigs mittlerweile<br />
drittem Einsatz als Agent 007<br />
wird we<strong>de</strong>r gerüttelt noch gerührt,<br />
son<strong>de</strong>rn or<strong>de</strong>ntlich gezapft, und zwar<br />
Pils <strong>de</strong>r Marke Heineken. Warum?<br />
Weil bei James Bond das Produktplacement<br />
immer schon so wichtig<br />
war wie die wechseln<strong>de</strong>n Mä<strong>de</strong>ls, die<br />
<strong>de</strong>m weltberühmten Geheimagenten<br />
an die Wäsche durften. Wie viel Heinken<br />
für diesen Tabubruch zahlt ist<br />
nicht bekannt, immerhin dürfte die<br />
Brauerei ein or<strong>de</strong>ntliches Scherflein<br />
ALL YOU NEED IS LOVE<br />
Kinostart: 22. November<br />
Die dänische Oscar-Gewinnerin<br />
Susanne Bier („In einer an<strong>de</strong>ren<br />
Welt“) zeigt mit ihrem neuen Film,<br />
dass sie nicht nur für schwere Dramenkost<br />
zu haben ist. In ihrer bittersüßen<br />
Romanze „Love is all you<br />
need“ treffen im italienischen Sorrent<br />
zwei Familien aufeinan<strong>de</strong>r, um<br />
eigentlich eine romantische Hochzeit<br />
zu feiern. Dumm aber, wenn <strong>de</strong>r<br />
Bräutigam Patrick (Sebastian Jessen)<br />
sich eigentlich viel lieber mit einem<br />
Mann verheiraten wür<strong>de</strong> und sein<br />
Vater, gespielt vom Ex-James-Bond<br />
Pierce Brosnan, sich ständig mit <strong>de</strong>r<br />
Schwiegermutter in spe (Trine Dyrholm)<br />
in <strong>de</strong>n Haaren liegt.<br />
30 <strong>leo</strong> 11.2012<br />
FILM<br />
dazu beigetragen haben, dass <strong>de</strong>r 23.<br />
James Bond mit 145 Minuten auch<br />
zugleich <strong>de</strong>r längste Film <strong>de</strong>r Serie gewor<strong>de</strong>n<br />
ist. Die Regie übernahm Oscar-Preisträger<br />
Sam Men<strong>de</strong>s („American<br />
Beauty“), <strong>de</strong>r damit zum ersten<br />
mal Thriller- und Actionfilm inszeniert.<br />
Der komplette britische Geheimdienst<br />
ist in Gefahr geraten seit sich ausgerechnet<br />
M sensible Daten hat abluchsen<br />
lassen, mit <strong>de</strong>nen sämtliche ver<strong>de</strong>ckt<br />
in Terrorzellen ermitteln<strong>de</strong><br />
Agenten enttarnt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />
007 soll <strong>de</strong>n Schlamassel nun ausba<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>m skrupellosen Gegenspielern<br />
in Gestalt von Javier Bar<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n<br />
Garaus machen. Der geht bei einem<br />
Verhör Bond sogar unmissverständlich<br />
KINOSTARTS IM NOVEMBER<br />
FRAKTUS<br />
Kinostart: 8. November<br />
Das Hamburger Trio Studio Braun<br />
– Heinz Strunk, Rocko Schamoni und<br />
Jacques Palminger – hat wie<strong>de</strong>r zugeschlagen.<br />
Diesmal mit einer urkomischen<br />
Mockumentary über die angeblich<br />
wahren Techno-Erfin<strong>de</strong>r, die<br />
fiktive Band Fraktus. 30 Jahre nach<br />
ihrem angeblichen Meilenstein „Tut<br />
Ench Amour“ sollen sie wie<strong>de</strong>rvereint<br />
ein Comeback-Hit nachlegen. Das ist<br />
als Satire so schön blöd und komisch,<br />
durch die Interviewausschnitte unter<br />
an<strong>de</strong>rem mit H.P. Baxxter, Westbam,<br />
Blixa Bargeld, Jan Delay und Marusha<br />
zugleich aber auch so authentisch,<br />
dass man diesen Fake beinahe für<br />
bare Münze nehmen könnte.<br />
Daniel Craig zeigt sich,<br />
zu unser aller Freu<strong>de</strong>,<br />
in körperlicher Bestform<br />
an die Wäsche. Doch einen Bond<br />
bringt so etwas nicht aus einer Fassung.<br />
„Wer sagt, dass es das erste Mal<br />
wäre?“ kontert 007 und treibt damit<br />
auch allen schwulen Craig-Fans <strong>de</strong>n<br />
Schweiß auf die Stirn. Charmanter<br />
Neuzugang im Bond-Team ist übrigens<br />
Ben Whishaw („Cloud Atlas“,<br />
„Das Parfum“), <strong>de</strong>r uns wohl auch in<br />
<strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Bond-Abenteuern<br />
als Erfin<strong>de</strong>r „Q“ erhalten bleiben soll.<br />
„Skyfall“ USA/GB 2012.<br />
Regie Sam Men<strong>de</strong>s. Mit Daniel<br />
Craig, Kinostart: 1. November.<br />
www.skyfallfilm.<strong>de</strong><br />
DICKE MÄDCHEN<br />
Kinostart: 15. November<br />
Exakt 517,32 Euro soll die Produktion<br />
von „Dicke Mädchen“ gekostet<br />
haben und genauso sieht Axel Ranischs<br />
Tragikomödie auch aus: die<br />
weitgehend improvisierten Szenen<br />
sind bisweilen schlecht ausgeleuchtet<br />
und die MiniDV-Kamera wackelt. Und<br />
doch ist je<strong>de</strong>r Cent dieser No-Budget-<br />
Produktion bestens angelegt. „Dicke<br />
Mädchen“ über einen wohlbeleibten<br />
Bankangestellten, seine <strong>de</strong>menzkranke<br />
Mutter und <strong>de</strong>ren Pfleger ist eine<br />
anrühren<strong>de</strong> und immer wie<strong>de</strong>r überraschen<strong>de</strong><br />
Geschichte mit kru<strong>de</strong>m<br />
Charme und Humor – und einer <strong>de</strong>r<br />
ungewöhnlichsten schwulen Lovestorys<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Kinos.<br />
70 x Rosa<br />
Praunheim-Marathon<br />
Rosa von Praunheim wird 70<br />
und statt sich einfach nur feiern zu<br />
lassen, hat er erst einmal geklotzt:<br />
Nicht weniger als 70 Filme hat <strong>de</strong>r<br />
Unermüdliche als Special-Programm<br />
für sein Jubiläumsjahr gedreht<br />
– mal nur 5, mal 40 Minuten<br />
lang.<br />
Wer über entsprechen<strong>de</strong> TV-Empfangsmöglichkeiten<br />
verfügt, kann<br />
sich das Resultat <strong>de</strong>r Praunheimschen<br />
Arbeitswut am 24. November<br />
auf <strong>de</strong>m heimischen Sofa anschauen.<br />
Der rbb strahlt dann<br />
nämlich „Rosas Welt“, wie er die<br />
Kollektion aus Kurz-Spielfilmen<br />
„Kings of Porn“ mit Spencer Reed und<br />
Adam Killian<br />
und Dokumentationen betitelt ist,<br />
dann nämlich komplett aus. Tags<br />
darauf zeigt arte im Rahmen eines<br />
Themenabends eine Auswahl, ergänzt<br />
um eine neue Dokumentation<br />
über <strong>de</strong>n Berliner Filmemacher.<br />
Vorab, vom 2. bis 4. November,<br />
gibt es fürs Münchner Publikum<br />
das 20-stündige! Komplettprogramm<br />
auch auf großer Leinwand<br />
im Filmmuseum zu erleben. Am<br />
Premierentag wird Rosa von Praunheim<br />
selbst auch anwesend sein<br />
und sein facettenreiches Kaleidoskop<br />
aus Lebens- und Sittenbil<strong>de</strong>rn<br />
kommentieren. Neben Porträts<br />
starker Frauen wie <strong>de</strong>r Schauspielerin<br />
Eva Mattes, einer polnischen<br />
Putzfrau in Berlin und <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>rin<br />
eines buddhistischen Fernsehsen<strong>de</strong>rs<br />
hat Praunheim vor allem<br />
Menschen und Geschichten aus<br />
<strong>de</strong>m queeren Leben eingefangen.<br />
Herausgekommen sind Porträts<br />
und Mini-Dokumentationen beispielsweise<br />
über die Schwestern<br />
<strong>de</strong>r Perpetuellen Indulgenz, über<br />
Schwule im Alter, lesbische Witwen<br />
und sexuell missbrauchte<br />
Männer. Er porträtierte schwule<br />
Schornsteinfeger, Akrobaten und<br />
Zahnärzte, begleitet <strong>de</strong>utsche Callboys,<br />
bulgarische Stricher und<br />
amerikanische Pornodarsteller<br />
durch <strong>de</strong>n Alltag und interviewte<br />
Künstler und Prominente wie <strong>de</strong>n<br />
Dichter Mario Wirz, <strong>de</strong>n Muskelprotz-Musiker<br />
Rummelsnuff, Regisseur<br />
Werner Schroeter und <strong>de</strong>n<br />
Kirchenkritiker David Berger.<br />
www.70filme.<strong>de</strong>