Gemeindebrief Nr.164 März 2012 - Evangelische Kirche Bad Saulgau
Gemeindebrief Nr.164 März 2012 - Evangelische Kirche Bad Saulgau
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Angedacht 2<br />
Liebe Gemeindeglieder,<br />
dieses Brotbrett begleitet mich<br />
schon mein ganzes Leben lang.<br />
Meine Mutter gab es mir mit, als<br />
ich nach dem Abitur von zu Hause<br />
auszog. Und sie wiederum hat es<br />
von meiner Großmutter geerbt.<br />
Damals in den Jahren nach dem<br />
Krieg ging´s knapp her, zumal bei<br />
Flüchtlingsfamilien. Da war man<br />
froh, wenn einem etwas für den<br />
Haushalt geschenkt wurde, auch<br />
wenn es etwas Gebrauchtes war.<br />
Jeden Tag ist es in Gebrauch.<br />
Manche lassen ja ihr Brot schon<br />
beim Bäcker schneiden oder<br />
haben eine Schneidemaschine in<br />
der Küche. Für mich aber ist es<br />
etwas Besonderes, das Brot<br />
selber zu schneiden, auch wenn<br />
die Scheiben dann nicht alle gleich<br />
aussehen.<br />
Vielleicht liegt´s auch an diesem<br />
Brett. Denn in ihm hat das Leben<br />
buchstäblich seine Spuren<br />
eingezeichnet. Dieses Brotbrett<br />
war einer der ersten Gegenstände<br />
in unserem gemeinsamen<br />
Hausstand. Unzählige<br />
Pausenbrote für unsere Kinder<br />
wurden darauf gefertigt. An so<br />
manchem Abend lag es neben<br />
Käse und Wein auf dem Tisch und<br />
lauschte dem Gespräch mit<br />
Freunden.<br />
Eine tiefe Kuhle hat sich gebildet<br />
in der Mitte, wo das Brot<br />
geschnitten wird. Irgendwann wird<br />
das Brett an dieser Stelle<br />
auseinanderbrechen, so wie auch<br />
wir nicht ewig leben.<br />
Mich erinnert dieser alltägliche<br />
Gegenstand daran, dass mein<br />
Leben nicht mit mir selbst beginnt.<br />
Es ist Teil einer viel älteren<br />
Geschichte.<br />
Da sind Mütter und Väter, die mir<br />
viel von dem mitgegeben haben,<br />
was ich heute bin.<br />
Ich lebe von dem, was ich<br />
empfange. Jeder Atemzug erinnert<br />
mich daran. Nicht nur unser Leib,<br />
auch Geist und Seele braucht<br />
Nahrung.<br />
Wir sind nicht etwa nur<br />
Selbstversorger. Für uns wird<br />
gesorgt.<br />
Als neulich in den frühen<br />
Morgenstunden eine Zeit lang der<br />
Strom ausfiel, wurde einem wieder<br />
mal bewusst, wie sehr wir<br />
angewiesen sind auf solche<br />
Versorgung. In einer<br />
arbeitsteiligen Gesellschaft<br />
braucht einer den anderen.<br />
Dass da ein Brot frisch und<br />
duftend auf unserem Tisch steht,<br />
ist keine Selbstverständlichkeit.<br />
Viele Hände haben dabei<br />
mitgeholfen. Und wenn Jesus uns<br />
im Vaterunser lehrt zu beten:<br />
„Unser tägliches Brot gib uns<br />
heute!“ dann erinnert er uns daran,<br />
dass da ein Vater im Himmel da<br />
ist, dem wir alles verdanken, was<br />
uns am Leben hält.<br />
Das Anschneiden des Brotes<br />
könnte der Moment sein, wo wir<br />
uns täglich daran erinnern.<br />
Auch unser Glaube braucht<br />
Nahrung. Auch da fangen wir nicht<br />
mit uns selber an. Wir glauben<br />
dem,