Ausgabe Surseer Woche 15. September 2011 – Wirtschaftsbeilage
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17. MÄRZ <strong>2011</strong> • BEILAGE DER SURSEER WOCHE/SEMPACHER WOCHE/TRIENGER WOCHE<br />
<strong>15.</strong> <strong>September</strong> <strong>2011</strong> • beilage der SurSeer <strong>Woche</strong>/Sempacher <strong>Woche</strong>/trienger <strong>Woche</strong><br />
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Geschäftige Frauen<br />
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RufLanz
<strong>15.</strong> september <strong>2011</strong> • surseer <strong>Woche</strong> / sempacher <strong>Woche</strong> / trienger <strong>Woche</strong> Wirtschaft im fokus 3<br />
Architektin Martina Borner von der Baureag Architektengruppe AG in Sursee und Willisau. Foto AnA Birchler-cruz<br />
editorial<br />
Die vorliegende Sonderbeilage<br />
«Wirtschaft im Fokus» erscheint<br />
seit mehreren Jahren jeweils im<br />
Frühling und im Herbst in dieser<br />
Zeitung. Brennpunkte im regionalen<br />
Wirtschaftsleben lassen sich immer<br />
wieder finden <strong>–</strong> und so war es<br />
nie ein besonders schwieriges Unterfangen,<br />
ein spannendes Konzept<br />
für diesen redaktionellen Sondereffort<br />
auf die Beine zu stellen. Nur<br />
in einem Punkt stiess die zuständige<br />
Redaktion in Sursee jeweils an<br />
ihre Grenzen: Der GenderAspekt<br />
respektive die gewünschte Vertretung<br />
von Wirtschafts und Gewerbefrauen<br />
in den thematischen Beiträgen<br />
und Porträts war immer nur<br />
schwer zu bewerkstelligen.<br />
geschäftigen frauen<br />
ein gesicht geben<br />
Von andrea Willimann<br />
Jetzt hat die Redaktion diesen Stachel<br />
der Kritik aber gezogen und ihm<br />
eine eigene Sonderbeilage gewidmet.<br />
Die «Geschäftigen Frauen» <strong>–</strong> so der<br />
Titel der Herbstausgabe <strong>2011</strong> von<br />
«Wirtschaft im Fokus» <strong>–</strong> soll den<br />
Frauen in den Industrie und Gewerbebetrieben<br />
der Region Sursee gewidmet<br />
sein. Einerseits mit Texten, welche<br />
die Gründe beleuchten, weshalb<br />
Frauen auch heute trotz ihrer wachsenden<br />
Mehrheit, ihrer meist sehr guten<br />
und gegenüber Männern oft<br />
gleichwertigen Ausbildung im regionalen<br />
Wirtschaftsleben eine eher wenig<br />
wahrnehmbare Rolle spielen.<br />
Liegt es an Verhaltensunterschieden,<br />
an der Kommunikation, am Mythos<br />
gewisser «Männerberufe»?<br />
«Eingefangen» haben wir das Wirtschaftsleben<br />
der Frauen in der Region<br />
zudem im Bild. Profifotografin<br />
Ana Birchler-Cruz hat<br />
eindrückliche Einblicke gesammelt<br />
und zeigt damit die Vielfalt der<br />
«Geschäftigen Frauen» auf.<br />
AndreA.WilliMAnn@SurSeer<strong>Woche</strong>.ch<br />
Ganz oben wirds eng für Frauen<br />
frauenförderung Was grössere firmen der region tun, um das Weibliche element zu stärken<br />
das weibliche element in führungsfunktionen<br />
sei bereichernd,<br />
hört mann oft. betroffene<br />
aus der region bestätigen:<br />
die mischung machts aus. investiert<br />
wird in eine ausgewogene<br />
Vertretung der geschlechter. es<br />
gibt aber noch viel zu tun.<br />
Chefinnen sind bei Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern beliebt. Sie fühlen<br />
mit, hören zu und wissen alles, was<br />
Männer auch wissen. Marco Müller,<br />
Personalleiter der Trisa, beschäftigt<br />
sehr viele Frauen im Trienger Unternehmen.<br />
«53 Prozent unserer Angestellten<br />
sind weiblich», vermeldet er.<br />
Ein «schöner Teil» davon arbeite in<br />
der Produktion, viele seien auch im<br />
kaufmännischen Bereich tätig. In höheren<br />
Position jedoch vermisst Marco<br />
Müller die Frauen.<br />
das «branchenproblem»<br />
«Wir kämpfen für eine bessere Vertretung<br />
der Frauen im Kader und im<br />
technischen Bereich, sind aber weit<br />
von einem ausgewogenen Verhältnis<br />
entfernt», sagt Marco Müller. Gegenüber<br />
dem «Branchenproblem», wie er<br />
es nennt, könne man mit Details ankämpfen.<br />
«In Stelleninseraten steht<br />
bei uns immer m/w.» Lehrlingsplätze<br />
würden bei der Trisa möglichst ausgewogen<br />
besetzt. Denn: «Mit gemischten<br />
Teams im Handwerk haben wir positive<br />
Erfahrungen gemacht.»<br />
Eingestehen muss der Trisa-Personalchef<br />
aber, dass langfristig noch mehr<br />
für die Frauenförderung getan werden<br />
müsse. «In zehn bis zwanzig Jahren<br />
werden wir wahrscheinlich wie normal<br />
Jobsharing-Modelle anbieten müssen.»<br />
Interne Betreuungsplätze für<br />
Kinder von Mitarbeitern hat die Trisa<br />
bisher beispielsweise keine. «Bei Anfragen<br />
verteilen wir aber Flugblätter<br />
von Angeboten in der Nähe», entgegnet<br />
Marco Müller. Und nach Schwangerschaften<br />
schaue man mit der Mitarbeiterin<br />
aktiv, dass sie danach weiter<br />
bei der Trisa arbeiten kann. Müller: «In<br />
meinem Team habe ich eine Frau mit<br />
heute zwei Kindern, die früher hundertprozentig<br />
arbeitete und heute noch<br />
20 Prozent bei uns ist.»<br />
«Wenn immer möglich»<br />
Den Frauen näher ist das Wäscheunternehmen<br />
Calida. «Wir sind ein Busi-<br />
«Viele Frauen in höheren Positionen schauen<br />
an ihrem Wohnort, wie sie ihre Kinder<br />
tagsüber betreuen lassen können.»<br />
manuela ottiger, PerSonAlverAntWortliche cAlidA, SurSee<br />
ness, das Frauen anzieht», weiss Manuela<br />
Ottiger, Leiterin der Personal-<br />
abteilung. Rund 200 der 300 Angestellten<br />
sind weiblich. Das <strong>Surseer</strong><br />
Unternehmen mit Wurzeln im Jahre<br />
1941 legt Wert auf einen Mix der Geschlechter<br />
auf allen Stufen «wenn immer<br />
möglich», fügt Ottiger an. So sitzen<br />
vier Frauen in der achtköpfigen<br />
Geschäftsleitung. Mit allen Mitteln<br />
werde diese Verteilung aber nicht angestrebt.<br />
«Wir nehmen jeweils den<br />
oder die Beste für eine ausgeschriebene<br />
Stelle, unabhängig vom Geschlecht»,<br />
sagt Manuela Ottiger.<br />
kein bedarf an eigener krippe<br />
Ein Jobsharing ist jedoch auf Stufe Geschäftsleitung<br />
nicht vorgesehen, obwohl<br />
eine Frau ein kleines Kind hat.<br />
«Teilweise haben wir dieses Modell<br />
jedoch auf unteren Stufen», erklärt<br />
die Personalverantwortliche. Nach<br />
einer Bedarfsanalyse hat die Calida<br />
entschieden, auf den Aufbau einer<br />
eigenen Krippe zu verzichten. «Viele<br />
Frauen in höheren Positionen schauen<br />
an ihrem Wohnort, wie sie ihre<br />
Kinder tagsüber betreuen lassen können»,<br />
fasst Manuela Ottiger das Resultat<br />
der Analyse zusammen. Wenn Mitarbeiterinnen<br />
schwanger werden,<br />
werde in einem Gespräch abgeklärt,<br />
welches Pensum während der Mutterschaft<br />
noch möglich sei.<br />
Das Detailshandelsunternehmen<br />
Otto’s mit Sitz in Sursee beschäftigt<br />
1711 Personen, 63,3 Prozent davon<br />
sind weiblichen Geschlechts, wie Angela<br />
Schnyder, Direktionsassistentin<br />
von CEO Mark Ineichen, bekannt gibt.<br />
Zur Frauenförderung im Unternehmen<br />
meint sie: «Wir schauen nicht gezielt,<br />
ob sich eine Frau oder ein Mann<br />
für eine Stelle bewirbt, sondern suchen<br />
nach qualifizierten Kräften.»<br />
massiv mehr männer<br />
Die Informatik-Branche zieht Zahlen-<br />
und Technikfreunde an. Statistiker belegen,<br />
dass das Business kein Tummelfeld<br />
für Frauenherzen ist. Iris<br />
Fehlmann kann die Untervertretung<br />
der Frauen in der Informatik bestätigen.<br />
Sie ist in der Bison-Gruppe Mitglied<br />
der Unternehmensleitung und<br />
zuständig für die Kommunikation:<br />
«Wir arbeiten in einer speziellen<br />
Branche mit massiv mehr Männern als<br />
Frauen», bedauert sie. Zwar seien junge<br />
Mädchen in Informatik-Lehren am<br />
Aufholen, auf Stufe ETH mangle es jedoch<br />
an Absolventinnen. «Bei Stellenausschreibungen<br />
melden sich vor<br />
allem Männer. Es braucht wahrscheinlich<br />
noch ein paar Jahre, bis sich das<br />
Verhältnis angleicht.»<br />
Pro Jahr treten zwei neue Informatik-<br />
Lehrlinge in die Bison Gruppe ein.<br />
Das Unternehmen achtet dabei darauf,<br />
dass es je eine junge Frau und ein jun-<br />
ger Mann ist, denn Fehlmann ist überzeugt:<br />
«Dem Beruf täte es gut, wenn<br />
der weibliche Aspekt gestärkt würde.<br />
Mehr Bauchgefühl kann der Informatik<br />
nicht schaden.» In ihrer eigenen<br />
täglichen Arbeit hat sie zwar häufig<br />
«Mehr Bauchgefühl<br />
kann der Informatik<br />
nicht schaden.»<br />
iris fehlmann,<br />
unternehMenSleitunG BiSon GrouP<br />
Kontakt mit Frauen, in der erweiterten<br />
Geschäftsleitung mit zwölf Personen<br />
sitzt sie aber alleine als Frau.<br />
das ziel ist gleich, der Weg nicht<br />
«Es ist nicht immer leicht mit lauter<br />
Männern», verrät Iris Fehlmann. Ihr<br />
wäre es mehr als recht, wenn noch andere<br />
Frauen auf höchster Stufe in der<br />
Bison-Gruppe Einsitz nehmen würden.<br />
Konkret stelle sie fest, dass die<br />
Männer andere Lösungswege als Frauen<br />
wählen. «Das Ziel ist gleich, doch<br />
Frauen schauen mehr nach links und<br />
rechts. Männer gehen mehr geradeaus»,<br />
hat Iris Fehlmann festgestellt.<br />
Speziell betont sie, dass in ihrem Unternehmen<br />
die Lohngleichheit der Geschlechter<br />
gross geschrieben wird.<br />
«So fühlen sich die Frauen auch wohl<br />
bei uns.» Ein Angebot an Kinderkrippen<br />
würde nicht zum Business gehören,<br />
macht sie deutlich. «Wir schauen<br />
aber sehr wohl, dass wir Frauen mit<br />
Kindern halten können, und versuchen,<br />
die Pensen anzupassen.»<br />
Auch der Kanton Luzern beschäftigt<br />
sich übrigens mit dem Thema. Die<br />
Fachstelle Gesellschaftsfragen will in<br />
den nächsten vier Jahren ihr Schwergewicht<br />
auf die Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie und die Lohngleichheit<br />
von Mann und Frau setzen.<br />
thomas stillhart
<strong>15.</strong> september <strong>2011</strong> • surseer <strong>Woche</strong> / sempacher <strong>Woche</strong> / trienger <strong>Woche</strong><br />
Wirtschaft im fokus<br />
Brigitte Käch bringt im «Calory Coach Institut Sursee» Frauen in Form. Foto AnA BIrChler-Cruz<br />
Im Gewerbe stehen viele Frauen ihren Mann<br />
umfrage Vorstandsmitglieder Von geWerbeVereinen sagen, Warum frauen in Vielen betrieben eine Wichtige rolle spielen<br />
frauen sind in kmu und im gewerbe<br />
nach wie vor tragende stützen.<br />
eine grosse herausforderung<br />
liegt darin, arbeit und familie unter<br />
einen hut zu bringen, wie eine<br />
umfrage unter Vorstandsfrauen<br />
von gewerbevereinen zeigt.<br />
Während weibliche Führungskräfte in<br />
grossen Konzernen und Unternehmungen<br />
<strong>–</strong> auch in unserer Region <strong>–</strong> relativ<br />
dünn gesät sind, ziehen viele<br />
Frauen in kleineren und mittleren Unternehmen<br />
(KMU) sowie in Gewerbebetrieben<br />
«am Karren». Ob dieser Eindruck<br />
stimmt und welchen Stellenwert<br />
der Frau im Gewerbe zukommt, fragte<br />
diese Zeitung fünf weibliche Vorstandsmitglieder<br />
von Gewerbevereinen<br />
in der Region.<br />
«In KMU und im Gewerbe ist es nach<br />
wie vor die Regel, dass die Frau mitarbeitet<br />
<strong>–</strong> wenn auch oft im Hintergrund»,<br />
bestätigt Irène Häfliger, Obfrau<br />
Events im Vorstand des Vereins<br />
Gewerbe Region Sursee und Leiterin<br />
Administration der <strong>Surseer</strong> Logistikfirma<br />
Anton Häfliger AG, den eingangs<br />
erwähnten Eindruck. Auch Familienfrauen<br />
wollten neben ihrer<br />
Rolle als Mutter und Hausfrau im Betrieb<br />
tätig sein <strong>–</strong> heute vielleicht noch<br />
öfter als früher <strong>–</strong>, und vielfach sei dies<br />
«Im Gewerbe ist es<br />
die Regel, dass die<br />
Frau mitarbeitet <strong>–</strong> oft<br />
auch im Hintergrund.»<br />
irène häfliger, GewerBe reGIon SurSee<br />
zur Aufrechterhaltung der Unternehmenstätigkeit<br />
auch unerlässlich. Für<br />
Irène Häfliger lassen sich Familie und<br />
Arbeit durchaus unter einen Hut bringen.<br />
«Aber man muss sich organisieren.»<br />
Schwieriger werde es für Geschäftsfrauen,<br />
sich in Vorständen von<br />
Gewerbevereinen zu engagieren: «Viele<br />
von jenen, die auch an Abenden<br />
oder Samstagen im Betrieb arbeiten<br />
und diesen auch noch führen, haben<br />
dann schlicht nicht die Möglichkeit,<br />
Zeit für Sitzungen und Anlässe freizuschaufeln.»<br />
intakte chancen für gute frauen<br />
«KMU und Gewerbebetriebe sind<br />
meistens Familienbetriebe, in denen<br />
die Verantwortung auf viel weniger<br />
Schultern ruht und zwischen Frau<br />
und Mann aufgeteilt wird. Ohne die<br />
Mitarbeit der Frau geht da selten etwas»,<br />
ist die Präsidentin des Vereins<br />
«Gwärb Schänke» und Inhaberin der<br />
Werbeagentur Promotas, Erika Sahli,<br />
überzeugt. Oft nehme die Frau dem<br />
Mann die Buchhaltung oder die Administration<br />
ab, um diesem für das Tagesgeschäft<br />
den Rücken freizuhalten.<br />
Tendenziell sei es schon so, dass Frauen<br />
in den Führungsetagen kleinerer<br />
Unternehmen einen höheren Stellenwert<br />
haben als in grossen Firmen, be-<br />
«Oft nimmt die Frau<br />
dem Mann bestimmte<br />
Aufgaben ab, um ihm<br />
den Rücken freizuhalten.»<br />
erika sahli, GwärB SChänKe<br />
stätigt Erika Sahli. Doch sie relativiert<br />
diese Aussage auch wieder: «Meiner<br />
Ansicht nach sind für Frauen, die an<br />
Ausbildung und Erfahrung etwas vorzuweisen<br />
haben, die Chancen auch in<br />
grösseren Unternehmen intakt.» Und<br />
heute würden fachlich gute Frauen<br />
auch in der Männerwelt ernst genommen.<br />
Angesprochen auf den Zielkonflikt<br />
zwischen Arbeit und Familie<br />
räumt die Präsidentin von «Gwärb<br />
Schänke» ein, dass es durchaus zu<br />
Zerreissproben kommen könne, wenn<br />
Frauen in Kaderpositionen ihre Arbeit<br />
mit der Familienverantwortung in<br />
Einklang bringen müssten.<br />
nähe zum geschäft ist positiv<br />
Eine, die diesen Spagat erfolgreich geschafft<br />
hat, ist die Kassierin des Gewerbe-<br />
und Verkehrsvereins Nottwil,<br />
Rita Berchtold, die zusammen mit ihrem<br />
Mann das Unternehmen Berchtold<br />
Kassen führt. «Es war natürlich schon<br />
nicht einfach, denn vor 15 Jahren gabs<br />
noch kaum Kinderkrippen, und so<br />
war ich wirklich Hausfrau und für die<br />
Kinder da», blickt die gelernte Kinderkrankenschwester<br />
zurück. Da sei<br />
es ein Glücksfall gewesen, dass sich<br />
das Geschäft in nächster Nähe zur<br />
Wohnung befindet, was ihr das «Switchen»<br />
zwischen Arbeit und Familie<br />
«Oft ‘rutscht’ frau<br />
durch Heirat in die<br />
Rolle der Chefin<br />
hinein.» rita berchtold,<br />
GewerBe- und VerKehrSVereIn nottwIl<br />
enorm erleichtert habe. Zustatten gekommen<br />
sei ihr dabei auch die Flexibilität<br />
bei den Arbeitszeiten, welche<br />
ihr die Arbeitsteilung mit ihrem Mann<br />
ermöglicht habe. Auch Rita Berchtold<br />
kann die These, dass im Gewerbe viele<br />
Frauen an vorderster Front «ihren<br />
Mann stehen», bestätigen. «Meistens<br />
sucht man sich allerdings als Frau<br />
diese Rolle nicht. Man bewirbt sich<br />
selten dafür, sondern ‘rutscht’ mit der<br />
Heirat hinein», sagt sie indessen.<br />
Auch in den Vorstand des Gewerbevereins<br />
sei sie aufgrund einer Vakanz<br />
«hineingerutscht»: «Es steckte kein<br />
Karrieregedanke dahinter.»<br />
kosten konkurrenzfähig halten<br />
Dass die Frauen im Geschäft mitarbeiten,<br />
sei gerade im Detailhandel unerlässlich,<br />
sagt Renate Fries, Vorstandsmitglied<br />
des Vereins Gewerbe<br />
Triengen. «Der Grund dafür liegt in<br />
den langen Ladenöffnungszeiten», erklärt<br />
sie. Zudem könnten so die Lohnkosten<br />
auf einem gegenüber den<br />
Grossverteilern konkurrenzfähigen<br />
Niveau gehalten werden.» Während<br />
ihr Mann die Elektroinstallationen<br />
ausführt, ist Renate oft im Laden anzutreffen,<br />
wo sie Papeterieartikel und<br />
Elektrogeräte anbietet. «Gerade auf<br />
dem Land schätzt es die Kundschaft,<br />
«Die langen Ladenöffnungszeiten<br />
machen<br />
die Mitarbeit der<br />
Chefin unerlässlich.»<br />
renate fries, GewerBe trIenGen<br />
5<br />
wenn auch die Chefin oder der Chef<br />
präsent sind», so die Trienger Geschäftsfrau.<br />
Wobei dies keineswegs<br />
heisse, dass die Angestellten nicht<br />
auch alleine zurechtkommen würden,<br />
relativiert sie: «Bei uns jedenfalls<br />
klappt es auch tipptopp, wenn mein<br />
Mann oder ich mal nicht da sind.»<br />
Wirtinnen müssen «anpacken»<br />
Ähnlich wie im Detailhandel präsentiert<br />
sich die Situation im Gastgewerbe.<br />
«In unserer Branche geht kaum etwas<br />
ohne permanente Eigenleistungen<br />
der Wirtsleute», sagt die Wirtevertreterin<br />
im Vorstand des Gewerbe- und<br />
Tourismusvereins Oberer Sempachersee,<br />
Heidi Knödler. Vor sieben Jahren<br />
zog sie mit ihrem Mann von Luzern<br />
nach Sempach, wo das Paar die Wirtschaft<br />
Ochsen übernahm. Der Verdienst<br />
im Gastgwerbe sei vergleichsweise<br />
tief, und der aktuelle Eurokurs<br />
verschärfe die Situation noch. Deshalb<br />
könne Servierpersonal oft nur in Teilzeit<br />
und bisweilen auch nur bei Bedarf<br />
beschäftigt werden, so Knödler. «Erschwerend<br />
kommt hinzu, dass Arbeitszeiten<br />
an <strong>Woche</strong>nenden und Abenden<br />
immer unpopulärer werden.» Dementsprechend<br />
häufig müssen zu diesen<br />
Zeiten also die Wirtinnen und Wirte<br />
selber «anpacken». daniel Zumbühl<br />
«Im Gastgewerbe geht<br />
kaum etwas ohne die<br />
Eigenleistungen der<br />
Wirtsleute.» heidi knödler,<br />
GewerBeVereIn oBerer SempACherSee
<strong>15.</strong> september <strong>2011</strong> • surseer <strong>Woche</strong> / sempacher <strong>Woche</strong> / trienger <strong>Woche</strong> Wirtschaft im fokus 7<br />
Patricia Mirer hilft im Geburtshaus terra Alta in oberkirch neuen Erdenbürgern auf die Welt. Foto AnA BirchlEr-cruZ<br />
Männerberufe erfahren mehr Wertschätzung<br />
LohngLeichheit Der «marsch nach bern» im Jahr 1969 brannte Das VerLangen nach gerechten Löhnen ins beWusstsein<br />
in der Verfassung wurde 1981<br />
verankert, dass männer und<br />
frauen für gleichwertige tätigkeiten<br />
denselben Lohn erhalten<br />
sollen. 2008 verdienten frauen<br />
bis zu 25 prozent weniger als<br />
männer.<br />
gesine fuchs, weshalb verdienen<br />
frauen heute immer noch<br />
weniger als ihre männlichen<br />
kollegen?<br />
Ich sehe drei Faktoren, nämlich die<br />
Struktur der Erwerbstätigkeit und<br />
Ausbildung, die Minderbewertung<br />
von Frauenberufen sowie Diskriminierung.<br />
Einerseits sind Männer immer<br />
noch besser ausgebildet als Frauen,<br />
arbeiten fast nur Vollzeit und unterbrechen<br />
ihre Erwerbstätigkeit nicht.<br />
Frauen wählen kürzere Ausbildungen.<br />
Sie arbeiten zu fast 60 Prozent Teilzeit<br />
und unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit,<br />
weil ihnen die Hauptverantwortung<br />
für Kinderbetreuung zugeschrieben<br />
wird. Dadurch haben sie weniger<br />
Berufserfahrung und geringere Karrieremöglichkeiten.<br />
Ein Teil der Lohnunterschiede<br />
lässt sich so erklären. Zweitens<br />
gibt es eine systematische, aber<br />
häufig unbewusste Minderbewertung<br />
frauendominierter Berufe und von Tätigkeiten,<br />
die mit typischen Rollenerwartungen<br />
an Frauen einhergehen,<br />
also etwa Pflegetätigkeiten und Einfühlungsvermögen.<br />
Drittens gibt es Diskriminierung im<br />
Betrieb, wenn nämlich Frauen bei<br />
gleicher Qualifikation und Berufserfahrung,<br />
bei gleicher Tätigkeit und<br />
Verantwortung weniger verdienen als<br />
ihre männlichen Kollegen. Auch Leistungskomponenten<br />
beim Lohn sind<br />
anfällig für Diskriminierung.<br />
sind diese unterschiede auf irgend<br />
eine Weise zu rechtfertigen?<br />
Betrachten wir das Bildungswesen,<br />
stellen wir fest, dass Kindergärtnerinnen<br />
weniger als Gymnasiallehrer verdienen.<br />
Auf den ersten Blick scheint<br />
dies nicht überraschend, da der Ausbildungsweg<br />
bei Letzteren aufwendi-<br />
ger ist. Es ist jedoch fraglich, ob die<br />
Lohnunterschiede zwischen den beiden<br />
Berufsfeldern gerechtfertigt sind.<br />
Frauen im Kindergarten kümmern<br />
sich um kleine Kinder, Lehrer am<br />
Gymnasium um grosse. Ob kleine Kinder<br />
einen kleinen Lohn und grosse<br />
einen grossen Lohn ergeben sollen, ist<br />
meines Erachtens fragwürdig.<br />
Wie sieht die rechtliche grundlage<br />
für gerechte Löhne in der<br />
schweiz aus?<br />
Der Verfassungsartikel von 1981 legte<br />
fest, dass Mann und Frau Anspruch<br />
auf gleichen Lohn für gleiche und<br />
gleichwertige Arbeit haben. Dennoch<br />
war es nicht einfach, für Lohngleichheit<br />
zu kämpfen: Lohndiskriminierung<br />
musste bewiesen werden, und es<br />
gab keinen Kündigungsschutz.<br />
Mit dem Gleichstellungsgesetz von<br />
1996 wurde der Kampf für gerechte<br />
Löhne erleichtert: Das Gesetz verbietet<br />
Diskriminierung am Arbeitsplatz, und<br />
es gibt einen Schutz vor sogenannten<br />
Rachekündigungen. Verbände können<br />
vor Gericht klagen, und die Beweislast<br />
ist erleichtert: Macht die Klägerin Diskriminierung<br />
glaubhaft, muss die Beklagte<br />
beweisen, dass sie nicht diskriminiert<br />
hat. Zudem gilt, dass bei einer<br />
Klage das Gericht den Sachverhalt<br />
aus eigener Initiative feststellen muss,<br />
etwa durch Befragungen, aber manchmal<br />
auch durch Gutachten.<br />
Während die Schweiz im internationalen<br />
Vergleich gut dasteht, fehlen<br />
anders als in vielen europäischen<br />
Ländern Antidiskriminierungs-Behörden,<br />
die auch aus eigener Initiative<br />
Untersuchungen beginnen kön-<br />
nen. Das war bei den Beratungen zum<br />
Gesetz politisch nicht durchsetzbar.<br />
seit wann ist das bedürfnis nach<br />
Lohngerechtigkeit zwischen den<br />
geschlechtern spürbar?<br />
Deutlich spürbar ist dies seit der Neuen<br />
Frauenbewegung, deren erstes Fanal<br />
wohl der «Marsch nach Bern»<br />
war: Am 1. März 1969 wurden lauthals<br />
gleiche Rechte für Mann und<br />
Frau gefordert. Nachdem politische<br />
Rechte erreicht waren, ging es mit der<br />
Politologin Gesine Fuchs. Foto ZVG<br />
Initiative zum Gleichstellungsartikel<br />
1981 auch um umfassende soziale<br />
und zivile Rechte.<br />
Wie kann der gerechte Lohn ermittelt<br />
werden?<br />
Es braucht einerseits analytische Arbeitsbewertungsverfahren,<br />
die Anforderungen,<br />
Qualifikationen und Belastungen<br />
an einem Arbeitsplatz ohne<br />
Rollenstereotype bewerten. In der<br />
Schweiz entwickelt und international<br />
eingesetzt wurde zum Beispiel Abakaba,<br />
die «analytische Bewertung von<br />
Arbeitstätigkeiten nach Katz und<br />
Baitsch».<br />
Mit Arbeitsbewertungsgutachten und<br />
Vergleichen zwischen typischen Männer-<br />
und Frauenberufen wurde vor allem<br />
bei Verbandsklagen gegen öffentliche<br />
Arbeitgeber Diskriminierung<br />
festgestellt <strong>–</strong> bisher gab es 29 solcher<br />
Klagen. Kindergärtnerinnen, Pflegefachfrauen,<br />
Handarbeitslehrerinnen<br />
oder Physiotherapeutinnen wurden<br />
wesentlich besser eingereiht.<br />
In St. Gallen gab es im August nach<br />
langem Rechtsstreit einen Vergleich<br />
zwischen Kanton und Gewerkschaften,<br />
bei dem das Pflegepersonal und<br />
die Hebammen um eine Lohnklasse<br />
höhergestuft werden, was etwa 7,5<br />
Prozent mehr Lohn bedeutet. Zudem<br />
gibt es Lohnnachzahlungen von<br />
durchschnittlich 10’000 Franken.<br />
Gegen die direkte Diskriminierung<br />
braucht es Instrumente, die prüfen, ob<br />
Frauen und Männer bei gleicher Arbeit,<br />
Erfahrung und Anforderung<br />
gleich bezahlt werden. Ein solches Instrument<br />
nennt sich Logib. Es ist relativ<br />
leicht einsetzbar. Verwendet wird<br />
es in einigen Betrieben und in der<br />
Bundesverwaltung. Es wurde sogar ins<br />
Ausland «exportiert».<br />
Wer setzt sich gegen Lohndiskriminierung<br />
ein?<br />
Historisch ist es so, dass zuerst Frauen<br />
aus der Frauenbewegung oder mit<br />
einem feministischen Bewusstsein für<br />
gerechte Löhne kämpften und versuchten,<br />
ihre Gewerkschaft zum entsprechenden<br />
Engagement zu bewegen<br />
<strong>–</strong> sei es in Gesamtarbeitsvertrags-Verhandlungen,<br />
bei Kampagnen oder<br />
eben bei der Unterstützung von Lohnklagen.<br />
Seit den 90er-Jahren ist das<br />
Thema präsenter geworden in der gewerkschaftlichen<br />
Politik.<br />
sind die gewerkschaften somit<br />
als kämpferinnen für Lohngerechtigkeit<br />
zu verstehen?<br />
Ja, aber das war ein langer Weg. Auch<br />
heute ist nur ein Viertel aller Mitglieder<br />
der 15 Gewerkschaften, die sich<br />
im Schweizerischen Gewerkschaftsbund<br />
zusammengeschlossen haben,<br />
weiblich. Gewerkschaften müssen<br />
weiterhin auch die Interessen ihrer<br />
männlichen Mitglieder vertreten, die<br />
durch Aufwertung von Frauenberufen<br />
verlieren können. Ich sehe hier ein<br />
schwer lösbares Dilemma.<br />
Wie sollte jemand reagieren, der<br />
den Verdacht hegt, diskriminiert<br />
zu werden?<br />
Wichtig ist es natürlich, einen Vergleich<br />
anzustellen. Was verdiene ich, was<br />
mein Kollege? Üben wir dieselben<br />
Tätigkeiten aus? Das sollte man dokumentieren<br />
und das Gespräch mit Vorgesetzten<br />
suchen. Die kantonalen Schlich-<br />
tungsstellen nach Gleichstellungsgesetz<br />
beraten bei Verdacht auf Diskriminierung.<br />
Schlichtungsgesuche behandeln<br />
sie kostenlos und wirken auf eine Versöhnung<br />
der Parteien hin. Auch Gewerkschaft<br />
oder Berufsverband beraten<br />
ihre Mitglieder und gewähren Rechtsschutz.<br />
Kommt keine Einigung vor der<br />
Schlichtungsstelle zustande, gilt es Vor-<br />
und Nachteile eines Prozesses sorgfältig<br />
abzuklären: Was ist zu gewinnen? Welche<br />
Risiken gehe ich ein?<br />
interVieW oLiVer huWyLer<br />
Gesine Fuchs ist Politikwissenschaftlerin und<br />
arbeitet an der Universität Zürich. Ihre Forschungsschwerpunkte<br />
umfassen gleichstellungspolitische<br />
Fragestellungen, politische<br />
Partizipation und Repräsentation, Transformation<br />
und Demokratisierung sowie soziale Bewegungen<br />
und Recht.<br />
Frauen verdienen<br />
20 Prozent weniger<br />
kanton Luzern Die Erwerbs-<br />
quote der Frauen im Kanton Luzern<br />
ist seit dem Zweiten Weltkrieg<br />
im Steigen begriffen. War 1941 nur<br />
jede dritte im Kanton Luzern lebende<br />
Frau im Alter zwischen 15 und<br />
64 Jahren erwerbstätig, so waren es<br />
im Jahr 2000 bereits sieben von<br />
zehn Frauen. Seit 1981 ist die<br />
Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern<br />
in der Verfassung verankert.<br />
Für gleichwertige Arbeit müssten<br />
Männer und Frauen dieselbe Entlöhnung<br />
erhalten. Dennoch verdienen<br />
Frauen brutto immer noch weniger<br />
als ihre männlichen Kollegen.<br />
Während Männer im Kanton Luzern<br />
im privaten Sektor 2008<br />
durchschnittlich 5848 Franken pro<br />
Monat verdienten, waren es bei<br />
den Frauen nur 4691 Franken. Mit<br />
einer Differenz von 1157 Franken<br />
erhalten Frauen fast 20 Prozent weniger<br />
Lohn. Besonders gross ist die<br />
Diskrepanz in den höheren Lohnsegmenten.<br />
oLiVer huWyLer
8<br />
WirtSchaft im fokuS<br />
SurSeer <strong>Woche</strong> / Sempacher <strong>Woche</strong> / trienger <strong>Woche</strong> • <strong>15.</strong> <strong>September</strong> <strong>2011</strong><br />
Silvia Pascarella beim Verpacken von Artikeln, die bei Lehner Versand AG in Schenkon in die ganze Schweiz verschickt werden. Foto AnA BirchLer-cruz<br />
«Die Persönlichkeit ist matchentscheidend»<br />
Stilberatung irène WüeSt häfliger führt in eich die image-agentur «Stilprofil»<br />
im geschäftsleben lauern viele<br />
fallen: bekleidung, auftreten<br />
und Sprache sind das a und o<br />
für den erfolg, sagt die eicher<br />
imageberaterin irène Wüest häfliger.<br />
und sie erklärt die unterschiede<br />
zwischen männlicher<br />
und weiblicher kommunikation.<br />
irène Wüest, in diesen krisenzeiten<br />
sind die arbeitsplätze<br />
hart umkämpft <strong>–</strong> suchen deshalb<br />
vermehrt leute bei ihnen<br />
um rat nach?<br />
Die Nachfrage hält sich in Grenzen.<br />
Das hat wohl damit zu tun, dass viele<br />
Menschen noch nicht gemerkt haben,<br />
dass die Persönlichkeit im Beruf<br />
match entscheidend ist und nicht nur<br />
das Fachwissen. Deshalb ist es gerade<br />
heute wichtig, in seine eigene Persönlichkeit<br />
zu investieren. Auffallend ist,<br />
dass gerade in Krisenzeiten viele Firmen<br />
die Weiterbildung für die Persönlichkeitsentwicklung<br />
streichen und<br />
sich nur noch auf die reine Fachebene<br />
abstützen. Das wird sich irgendwann<br />
rächen …<br />
in welcher form?<br />
Es zeigt sich immer häufiger und gerade<br />
beim Management: Viele Leute<br />
sind überfordert, überlastet, gestresst<br />
und verspannt. Damit wird der Umgang<br />
untereinander härter und das<br />
Arbeitsklima entsprechend schlechter.<br />
Das sind alles Auswüchse unserer<br />
Zeit. Die Komplexität am Arbeitsplatz<br />
nimmt zu, das Tempo wird immer<br />
schneller und der Mensch bleibt dabei<br />
irgendwann einmal auf der Strecke.<br />
fragen bei ihnen bestimmte<br />
menschen um rat?<br />
Im Coaching, also in der Einzelarbeit,<br />
sind es primär Kaderleute, die ich be-<br />
rate. Häufig ist es so, dass sie von der<br />
Firma geschickt werden, weil sie das<br />
Gefühl hat, dass noch Potenzial in ihnen<br />
schlummert, das gefördert werden<br />
kann. Daneben gibt es Privatpersonen,<br />
die merken, dass sie anstehen,<br />
immer wieder über die gleichen Verhaltensmuster<br />
stolpern oder spüren,<br />
dass sie persönlich einfach nicht vom<br />
Fleck kommen.<br />
beraten Sie mehr männer oder<br />
mehr frauen?<br />
Das hält sich in<br />
etwa die Waage.<br />
Auffällig ist<br />
aber, dass Männer<br />
eher von der<br />
Firma geschickt<br />
werden, während<br />
Frauen sich<br />
meist aus eigenem<br />
Antrieb dafür<br />
interessieren.<br />
Frauen besuchen<br />
mit Vorliebe<br />
weiche Themen wie Stressbewältigung,<br />
Ausstrahlung, Körpersprache<br />
und Bekleidung, während Männer<br />
sich lieber den eher businessorientierten<br />
Themen wie Smalltalk und Rhetorik<br />
zuwenden.<br />
«Auffällig ist, dass Männer<br />
eher von der Firma<br />
in ein Training geschickt<br />
werden, während sich<br />
die Frauen meist aus<br />
eigenem Antrieb dafür<br />
interessieren.»<br />
generell wird in unserer gesellschaft<br />
der Schein, das äussere,<br />
immer wichtiger. Wo verläuft da<br />
die grenze zur Verkleidung,<br />
zum aufgesetzten?<br />
Ich denke, wir tun beides: kleiden und<br />
verkleiden. Sich kleiden erfüllt einen<br />
bestimmten Zweck, zum Beispiel,<br />
wenn wir frieren und einen Pullover<br />
anziehen. Oder mein Haar fällt mir<br />
bei der Arbeit ins Gesicht, also nehme<br />
ich eine Spange. Sich kleiden hat kein<br />
anderes Ziel, als das Leben angeneh-<br />
mer und praktischer zu machen.Verkleiden<br />
verändert hingegen den<br />
Zweck der Kleidung! Wir setzen Pullover<br />
und Haarspange systematisch und<br />
überlegt ein, um uns anders zu zeigen.<br />
Mit unserer äusseren Gestaltung lassen<br />
wir unsere Gruppenzugehörigkeiten<br />
erkennen und signalisieren Status,<br />
Rolle und Funktion.<br />
Was bedeutet das für den geschäftsalltag?<br />
Es empfiehlt sich, im Businesskontext<br />
Kleidung zu tragen,<br />
die sowohl die persönlichen<br />
Stärken<br />
unterstreicht als<br />
auch unsere Persönlichkeitvorteilhaft<br />
erscheinen<br />
lässt. Um sich überzeugenddarzustellen,<br />
ist es ratsam,<br />
einen Mittelweg zu<br />
finden zwischen<br />
dem, was gefällt<br />
und was erforderlich ist. Also eine<br />
kleine, angepasste Verkleidung! Einen<br />
aufgesetzten Eindruck macht die Kleidung<br />
erst, wenn sie der Persönlichkeit,<br />
die im Vordergrund stehen soll,<br />
die Show stiehlt. Dann lenkt Kleidung<br />
ab, wirkt aufgesetzt und hinterlässt<br />
beim Vis-à-vis eine Irritation …<br />
Wie spürt man das selber?<br />
Das zeigt sich vor allem in der Körpersprache,<br />
denn die Bekleidung kann<br />
im weitesten Sinn dazu gezählt werden.<br />
Sie verpackt unser Inneres. Das<br />
Innen manifestiert sich körperlich<br />
und schlägt sich im Verhalten <strong>–</strong> sprich<br />
unter anderem in der Körpersprache <strong>–</strong><br />
nieder. Entscheidend ist das jeweilige<br />
Verhalten: Wer sich verkleidet fühlt,<br />
wirkt nervös, wer sich wohl fühlt,<br />
wirkt souverän. Die Körpersprache ist<br />
die Gefühlssprache, sie transportiert<br />
das Innenleben einer Person nach<br />
aus sen. Das Vis-à-vis spürt schnell, ob<br />
sich jemand wohl fühlt oder nicht.<br />
also mehr Schein, als Sein …<br />
Es sollte grundsätzlich gelten: Sein<br />
gleich Schein. Denn der Schein ist<br />
ganz einfach das, was dem Sein vorausläuft.<br />
Der erste Eindruck zählt,<br />
und eine zweite Chance bekommen<br />
wir oft keine mehr. Wir sind eine sogenannte<br />
30-Sekunden-Gesellschaft<br />
und schubladisieren unser Gegenüber<br />
innert kürzester Zeit. Der Mensch<br />
funktioniert ganz einfach so <strong>–</strong> er<br />
trennt damit Wichtiges von Unwichtigem.<br />
Deshalb ist es ratsam, mit dem<br />
Aussehen Inhalte zu transportieren.<br />
Fach- und Sozialkompetenz müssen<br />
gleichermas sen vorhanden sein, sonst<br />
habe ich schon verloren. Deshalb arbeite<br />
ich mit meinen Kunden von innen<br />
nach aussen oder umgekehrt.<br />
Doch dafür muss er sich bewegen, etwas<br />
tun <strong>–</strong> und das ist für viele Menschen<br />
zu anstrengend. Wie heisst es so<br />
treffend: Erfolg ist, was erfolgt … und<br />
ist eben mit Arbeit verknüpft.<br />
Wird der Schein eher von jüngeren<br />
oder von älteren menschen<br />
aufrechterhalten?<br />
Erst wenn das «Sein» geklärt ist, kann<br />
ich über den äusseren «Schein», das<br />
Auftreten, die Kleidung und auch die<br />
Umgangsformen sprechen. Bei jüngeren<br />
Menschen ist die Selbstfindung,<br />
das «Sein», noch nicht abschliessend<br />
geklärt. Der Reifeprozess sollte zur<br />
Angleichung von Schein und Sein<br />
führen. Ich stelle fest, dass es sowohl<br />
bei den jüngeren als auch bei den älteren<br />
Menschen zwei Gruppen gibt. Erstere<br />
zeigt ein insgesamt stimmiges<br />
Auftreten, und bei der zweiten Gruppen<br />
klafft Schein und Sein auseinander.<br />
Sei dies aufgrund von Selbstüberschätzung<br />
<strong>–</strong> sprich übertriebenes<br />
Selbstbewusstsein oder sei dies aufgrund<br />
von Selbstzweifeln, vermindertem<br />
Selbstbewusstsein.<br />
das ist schwer zu ändern …<br />
Es braucht nicht riesengrosse Schritte.<br />
Das ist wie bei einem Lichtdimmer:<br />
Schon kleine Veränderungen können<br />
Grosses bewirken. Ein bisschen Licht<br />
zurücknehmen oder ein bisschen mehr<br />
Licht geben. In beiden Fällen arbeite<br />
ich sowohl am Inhalt als auch an der<br />
Verpackung. Mit (Selbst)-Wahrnehmungs-Übungen<br />
und Spiegelungen,<br />
unter anderem mittels Videoaufnahmen<br />
und Projektionen bis hin zur Körper-,<br />
Kleider- und der verbalen Sprache.<br />
(Fortsetzung auf nächster Seite.)<br />
Irène Wüest Häfliger<br />
Stilberatung Irène Wüest ist<br />
lic. phil I, Soziologin/Psychologin<br />
mit einem Nachdiplomstudium in<br />
Organisationsentwicklung.<br />
Sie ist in Nebikon geboren, besuchte<br />
die Kantonsschulen in Sursee<br />
und Beromünster und wohnt und<br />
arbeitet in Eich. Dort führt sie auch<br />
seit 2008 ihre Firma «STILprofil»<br />
(www.stilprofil.ch). Irène Wüest<br />
berät Einzelpersonen, Kaderleute,<br />
Teams und Firmen in Sachen Auftritt,<br />
Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung<br />
sowie Führung<br />
und hält zu diesen Themenbereichen<br />
auch zahlreiche öffentliche<br />
Seminare ab. rS
<strong>15.</strong> <strong>September</strong> <strong>2011</strong> • SurSeer <strong>Woche</strong> / Sempacher <strong>Woche</strong> / trienger <strong>Woche</strong> WirtSchaft im fokuS 9<br />
romina de Gregorio beim Einpressen von Komponenten an einer Kraft-Weg überwachten Pressstation in der KnF Flodos Sursee. Foto ana BIrcHlEr-cruz<br />
eingeübtes wirkt aber schnell<br />
einmal aufgesetzt. kann man<br />
Spontanität wirklich lernen?<br />
In einem gewissen Rahmen ist dies sicher<br />
möglich. Das ist wie beim Autofahren:<br />
Beim ersten Mal ist man<br />
enorm angespannt und verkrampft,<br />
aber nach einer gewissen Zeit wird es<br />
zur Routine und läuft fast automatisch.<br />
Ähnlich verhält es sich mit der<br />
Körpersprache. Die Person kann sich<br />
nicht rundum verändern, denn die<br />
Körpersprache ist die spontane, emotionale<br />
Sprache des Inneren. Es geht<br />
darum, Grundpositionen zu trainieren<br />
und die kleinen Wirkunterschiede<br />
wahrzunehmen. So kann schon eine<br />
aufrechte Haltung der Person mehr<br />
Energie geben. Dadurch wirkt sie ganz<br />
anders, als wenn sie eingeknickt dasitzt<br />
oder steht.<br />
haben Sie weitere tipps?<br />
Ja, die aufrechte Haltung hat auch<br />
Auswirkung auf unsere Stimme, die<br />
für die Stimmung verantwortlich ist.<br />
Auch grosse, weite Gesten wirken viel<br />
überzeugender. Mit einer positiven<br />
Mimik lässt sich auch viel erreichen:<br />
Nur schon ein Lächeln <strong>–</strong> ohne zu übertreiben!<br />
<strong>–</strong> macht einen ganz anderen<br />
Eindruck als ein «Lätsch» und setzt<br />
erst noch Glückshormone frei. Grundsätzlich<br />
gilt, dass die Körperhaltung<br />
mit der Geisteshaltung einhergeht<br />
oder umgekehrt. Beides kann die Person<br />
selber beeinflussen. In den Führungsetagen<br />
brauchen wir Leute, die<br />
«ich-zentriert» beziehungsweise «gemittet»<br />
und wohlwollend sind, Weitblick<br />
und einen offenen Geist haben<br />
und den Menschen vor die Sache stellen.<br />
Dann bekommt unser Leben und<br />
der Umgang unter den Menschen wieder<br />
eine ganz andere Qualität.<br />
Stimmt das klischee, dass männer<br />
zur Selbstüberschätzung<br />
neigen und frauen sich eher unter<br />
ihrem Wert verkaufen?<br />
Nein, generell kann man das sicher<br />
nicht sagen. Es gibt bei beiden Geschlechtern<br />
sogenannte Selbstverkäu-<br />
fer, also Selbstdarsteller, und andere,<br />
die über Potenzial verfügen. Für alle<br />
gilt, wer nicht stetig an sich arbeitet,<br />
wird früher oder später von rechts und<br />
links überholt. Doch leider scheuen<br />
die meisten Menschen Veränderungen,<br />
weil das mit Arbeit verbunden ist.<br />
Wo liegen die grössten unterschiede<br />
in der kommunikation<br />
von frauen und männern?<br />
Männer kommunizieren anders. Frauen<br />
auch. Männer lassen in der Regel<br />
ihre Gefühle bei der Kommunikation<br />
mit den Mitmenschen eher aussen vor<br />
und sind weniger kompromissbereit,<br />
da sie dies als Schwäche werten. Sie<br />
bleiben lieber sachlich und haben den<br />
Drang, sich zu beweisen. Frauen empfinden<br />
dieses Verhalten dann oft als<br />
dominant und rechthaberisch. Die<br />
meisten Frauen sind dagegen feinfühliger,<br />
handeln emotionaler und fühlen<br />
sich bei Kritik schneller persönlich<br />
angegriffen. Ihr Streben gilt der Harmonie,<br />
und deshalb gehen sie Konflikten<br />
lieber aus dem Weg. Das hat zur<br />
Folge, dass sie von Männern gerne als<br />
unsicher, zu gefühlsbetont und inkompetent<br />
eingestuft werden. Hier<br />
würde es sich für Berufsfrauen lohnen,<br />
eine Fremdsprache zu lernen,<br />
und zwar die Sprache der Männer.<br />
Das heisst aber nicht, dass die Frauen<br />
in den Führungsetagen ihre Weiblichkeit<br />
verleugnen und sich vermännlichen<br />
sollen. Die weibliche Qualität<br />
hat Platz und bereichert das Management.<br />
Was empfehlen Sie männern hinsichtlich<br />
kommunikation ?<br />
Ich empfehle, ihre Aussenwirkung von<br />
Zeit zu Zeit zu überprüfen. Nur wenn<br />
ich mich selber besser wahrnehme, gelingt<br />
es mir <strong>–</strong> insbesondere im berufli-<br />
chen Umfeld <strong>–</strong> die anderen besser<br />
wahrzunehmen. Das Lebensgefühl <strong>–</strong><br />
sprich Gedanken und Gefühle <strong>–</strong> prägen<br />
das Erscheinungsbild. Gehe ich besser<br />
mit Stress, Abhängigkeiten etc. um, gewinne<br />
ich mehr Lebensqualität, bin lockerer,<br />
kreativer und kann ein feineres<br />
Gespür für Menschen und Situationen<br />
entwickeln. Ein Gewinn für alle!<br />
und bei der bekleidung?<br />
Die Bekleidung darf gepflegt, situationsgerecht<br />
und klar sein, damit sie<br />
nicht von der Person ablenkt. Trägt jemand<br />
eine Mickey-Mouse-Krawatte,<br />
schaut man darauf, statt ins Gesicht.<br />
Das Gleiche gilt für Frauen mit verspielten,<br />
verschnörkelten Mustern.<br />
Das hat in einer Karriere keinen Platz.<br />
Ins Geschäft gehört Gradlinigkeit, die<br />
strahlt Dynamik aus. Bekleidung muss<br />
zudem «wertig» sein, was nicht heisst<br />
teuer, sondern von guter Qualität und<br />
Stilberaterin Irène Wüest Häfliger. Foto roland StIrnImann<br />
mit einem möglichst hohen Anteil an<br />
natürlichen Materialien. Gerade im<br />
Sommer riechen Naturfasern weniger<br />
schnell unangenehm. Stil kann leider<br />
nicht erkauft, sondern muss erlernt<br />
oder antrainiert werden.<br />
und hinsichtlich der Sprache?<br />
Bei der Sprache gilt für Frauen wie<br />
Männer: Klar, schnörkellos, ohne<br />
Wort hülsen, Füllwörter, Weichspüler,<br />
Konditional und Marotten wie eeehh<br />
oder ähhh, um nicht die Wirkung der<br />
Botschaft zu schwächen.<br />
und die umgangsformen?<br />
Das ist der sogenannte gesellschaftliche<br />
Schliff, die Parkettsicherheit, die<br />
sich über das Verhalten in der Öffentlichkeit<br />
zeigt. Es lohnt sich, einerseits<br />
die Regeln zu kennen und andererseits<br />
ein Gespür zu entwickeln, wie<br />
ich mich am Stammtisch, aber auch<br />
im noblen Konzertsaal zu verhalten<br />
habe. Das bedingt, dass ich die Sprache,<br />
Kleidung etc. anpasse. Die Devise<br />
lautet: Mit seinem Gegenüber im Takt<br />
sein, wie beim Tanzen. Sonst steht<br />
man sich gegenseitig auf die Füsse<br />
und es macht keinen Spass. Wir wirken<br />
immer und überall. Folglich lohnt<br />
es sich, situationsabhängig zu überlegen,<br />
wie ich wirken und was ich bewirken<br />
will.<br />
Was empfehlen Sie spezifisch<br />
den geschäftsfrauen?<br />
Mehr Selbstvertrauen haben und<br />
Selbstbewusstsein zeigen. Viele Frauen<br />
sind heutzutage sehr gut qualifiziert.<br />
Dies allein genügt jedoch nicht.<br />
Das persönliche Image bestimmt zu 90<br />
Prozent, wie wir eingeschätzt werden.<br />
Frauen müssen in der positiven Selbstdarstellung<br />
zulegen, um auch als Führungskraft<br />
wahrgenommen zu werden.<br />
Nur wenn wir persönlich wirken, können<br />
wir was bewirken. Und dies gelingt<br />
uns, wenn wir im Innen und Aussen<br />
ein klares Profil haben. Eine<br />
Investition in die persönliche Entwicklung<br />
lohnt sich auf jeden Fall.<br />
interview roland Stirnimann
<strong>15.</strong> september <strong>2011</strong> • surseer <strong>Woche</strong> / sempacher <strong>Woche</strong> / trienger <strong>Woche</strong> Wirtschaft im fokus 11<br />
Nina Schurtenberger aus Nottwil hat im Sommer bei der Metzgerei Jakob Aerne ihre dreijährige Ausbildung zur Fleischveredlerin in Angriff genommen. Foto ANA Birchler-cruz<br />
Dem Mythos Männerberuf auf der Spur<br />
berufsWahl frauen, die in typischen männerberufen arbeiten, gelten immer noch als exotinnen<br />
Was veranlasst frauen einen für<br />
sie untypischen beruf zu lernen?<br />
und warum brauchen sie mut,<br />
wenn sie einen etwas anderen<br />
Weg als die norm einschlagen? beate<br />
kleiss budry, berufs- und laufbahnberaterin<br />
am biZ sursee, hat<br />
antworten auf diese fragen.<br />
beate kleiss budry, gibt es typische<br />
männerberufe, in denen<br />
der frauenanteil in den letzten<br />
Jahren gestiegen ist?<br />
Eine Zunahme ist bei den Malern zu<br />
beobachten. Und wenn ich die Zahlen<br />
vom letzten Jahr vergleiche, sind es<br />
sogar mehr Frauen als Männer, die<br />
eine Lehre als Malerin begonnen haben.<br />
können sie sich erklären, warum<br />
ausgerechnet beim beruf<br />
maler der frauenanteil steigt?<br />
Möglicherweise liegen den Frauen bei<br />
der Ausübung dieser Tätigkeit weniger<br />
Stolpersteine im Weg als in anderen<br />
Berufen, die früher eine typische<br />
Männerdomäne waren.<br />
Was genau können denn solche<br />
stolpersteine sein?<br />
Frauen, die atypische Berufe ausüben,<br />
gelten oft als Exotinnen. Es ist für sie<br />
deshalb nicht einfach, sich im Arbeitsalltag<br />
zu behaupten. Denn Betriebe,<br />
die fast ausschliesslich Männer beschäftigen,<br />
haben meist ihre eigene<br />
Kultur. Eine Kultur, in der die Schwierigkeiten<br />
bereits beim WC für Frauen<br />
beginnen können.<br />
also gibt es berufe, die noch<br />
eine reine männerdomäne sind.<br />
100 Prozent ist wahrscheinlich eine zu<br />
absolute Zahl. Aber in den Sparten<br />
Technik oder Handwerk, die mit Kraft<br />
verbunden werden oder viel grobmotorische<br />
Tätigkeiten beinhalten, sind<br />
Frauen sicher stark untervertreten.<br />
und in welchen berufen haben<br />
die frauen das sagen?<br />
Eine typische Frauendomäne ist die<br />
Sparte Gesundheit. In diesem Bereich<br />
liegt der Männeranteil schon seit längerer<br />
Zeit um zehn Prozent herum.<br />
Praktisch keine Männer gibt es zudem<br />
bei den Assistenzberufen. Oder kennen<br />
Sie einen Dentalassistenten, einen<br />
medizinischen Praxisassistenten<br />
oder einen Pharmaassistenten? Und<br />
auch der Bereich Schönheit ist fest in<br />
Frauenhand. Ich denke dabei an Kosmetik-<br />
oder Nagelstudios.<br />
können sie sich erklären, warum<br />
in manchen berufen eher<br />
frauen, in anderen eher männer<br />
geeignet sind?<br />
Man kann vielleicht sagen, dass die<br />
körperliche Konstitution bei gewissen<br />
Berufen als Vorteil gilt. Es lässt sich<br />
jedoch darüber streiten, ob sich dies<br />
nur am Geschlecht festmacht.<br />
Schliesslich gibt es auch schmächtige<br />
Männer und kräftige Frauen.<br />
und trotzdem wird es eine frau<br />
nicht einfach haben, eine lehrstelle<br />
zu erhalten, wenn bei der<br />
arbeit vor allem kraft oder ausdauer<br />
verlangt werden ...<br />
Ich denke nicht, dass sich eine Frau<br />
für eine Stelle bewerben würde, wenn<br />
sie Angst hätte zu scheitern. Zudem<br />
kann man fehlende Kraft häufig durch<br />
bessere Technik kompensieren.<br />
man hört es heraus, sie führen<br />
die berufsberatung geschlechtsneutral<br />
durch ...<br />
Grundlegend sind für mich bei Beratungsgesprächen<br />
die Interessen und<br />
nicht das Geschlecht. Ich setze mich<br />
aber dafür ein, dass sich gerade die<br />
Frauen bei der Berufswahl öffnen und<br />
ein breiteres Spektrum in Betracht ziehen.<br />
dann stimmt es, dass frauen<br />
aus einem kleineren spektrum<br />
von berufen auswählen als männer?<br />
Ja. Aktuelle Zahlen bestätigen, dass 50<br />
Prozent der Frauen nur unter fünf Berufen<br />
auswählen. Bei 50 Prozent der<br />
Männer sind es immerhin 13 Berufe.<br />
Was veranlasst frauen, einen<br />
für sie untypischen beruf zu<br />
wählen?<br />
Ich denke, viel hat mit der Prägung zu<br />
tun, beziehungsweise in welchem Umfeld<br />
eine junge Frau aufwächst. Auch<br />
Beate Kleiss Budry, Berufs- und laufbahnberaterin<br />
am Biz Sursee. Foto zVG<br />
Vorbilder können den Werdegang beeinflussen.<br />
Es braucht eine gehörige<br />
Portion Selbstvertrauen, Mut, Neugier<br />
und Humor im Umgang mit Situationen<br />
ausserhalb der Norm. Und deshalb<br />
entscheiden sich Frauen manchmal<br />
erst in einer Zweitausbildung für<br />
einen untypischen Beruf.<br />
Warum ist das so?<br />
Sie sagen sich, jetzt habe ich eine Basis<br />
und mache nun, was ich eigentlich<br />
schon immer machen wollte. Auf der<br />
anderen Seite ist es wünschenswert,<br />
dass sich Männer vermehrt mit dem<br />
Thema Beruf und Familie auseinandersetzen.<br />
gibt es eltern, die einfluss auf<br />
ihre tochter nehmen, wenn sie<br />
automechanikerin oder maurerin<br />
werden möchte?<br />
Dass Eltern ihre Kinder bei der Berufswahl<br />
bremsen, ist heute eher selten.<br />
Ich bin mir aber sicher, dass sie immer<br />
auf irgendeine Art und Weise Einfluss<br />
auf ihre Kinder nehmen. Eine Aussage,<br />
die ich häufig höre, ist, sie soll machen,<br />
was ihr gefällt. Wie weit aber in<br />
diesen Worten unausgesprochene Erwartungen<br />
wirken, da bin ich mir<br />
nicht so sicher. Es gibt auch Situationen,<br />
in denen ich mir denke, dass Eltern<br />
mehr Reibungsfläche geben sollten.<br />
Denn der Dialog zwischen Eltern<br />
und Kindern scheint mir wichtig zu<br />
sein.<br />
lernt eine frau einen typischen<br />
männerberuf, wird sie schnell<br />
einmal als lesbisch abgestempelt.<br />
umgekehrt werden Jungs<br />
als Weichei oder gar pädophil<br />
bezeichnet, wenn sie sich zum<br />
kindergärtner ausbilden lassen?<br />
Welchen einfluss kann das<br />
soziale umfeld auf die berufswahl<br />
haben?<br />
In einer Sekundarstufe wird es eher<br />
die Ausnahme sein, dass es die Kollegen<br />
cool finden, wenn ein Junge Fachmann<br />
Betreuung oder ein Mädchen<br />
Maurerin werden möchten. Da braucht<br />
es natürlich schon ein starkes Selbstbewusstsein,<br />
um den Berufswunsch<br />
trotz Nebengeräuschen zu verwirklichen.<br />
An einem Gymnasium kann dies<br />
schon wieder anders aussehen. Ich<br />
denke, dass ein ungewöhnlicher Berufswunsch<br />
auf dieser Schulstufe und<br />
dem damit verbundenen reiferen Alter<br />
nicht für so grosses Aufsehen sorgt.<br />
haben es frauen, die in einem<br />
typischen männerberuf arbeiten<br />
wollen, schwerer eine lehrstelle<br />
zu finden als ihre männlichen<br />
altersgenossen?<br />
Das ist von den Führungspersönlichkeiten<br />
und den Verantwortlichen abhängig,<br />
welche die Dossiers prüfen<br />
und die Einstellungsgespräche mit<br />
den Jugendlichen führen. Zum einen<br />
gibt es Betriebe, in denen die Frauen<br />
immer noch besser als ihre männlichen<br />
Mitbewerber sein müssen, um<br />
die Stelle zu erhalten. Anderseits belegen<br />
Studien, dass Unternehmen an<br />
jungen Frauen interessiert sind und<br />
sie gute Erfahrungen mit ihnen machen.<br />
Unter anderem, weil sie Fähigkeiten<br />
in den Betrieb bringen, die bei<br />
ihren männlichen Kollegen vielleicht<br />
nicht so ausgeprägt sind. Teams, die<br />
aus beiden Geschlechtern bestehen,<br />
können also zum Erfolgsfaktor eines<br />
Unternehmens werden. Aber, es<br />
braucht einen Frauenanteil von mindestens<br />
einem Drittel.<br />
Warum?<br />
Damit die Stärken und Ideen der<br />
Frauen Gewicht erhalten und sie sich<br />
nicht zu stark den Männern anpassen.<br />
intervieW christian berner<br />
Absage, weil ein<br />
Frauen-WC fehlt<br />
frauen in männerberufen<br />
Feuerwehrmann oder Krankenschwester<br />
<strong>–</strong> zwei Berufsbezeichnungen, die<br />
deutlich machen, dass es sie gibt, die<br />
klassischen Männer- und Frauenberufe.<br />
Doch immer mehr hält die Gleichberechtigung<br />
auch im Berufsleben Einzug.<br />
So gibt es heute Männer, die<br />
Fachmann Betreuung oder Gesundheit<br />
lernen und Frauen, die Maurerin werden.<br />
Eine von ihnen ist Miranda Birrer<br />
aus Eich. In diesem Sommer hat sie<br />
ihre Lehre erfolgreich abgeschlossen.<br />
Den Beruf kennengelernt habe sie im elterlichen<br />
Betrieb. «Immer in den Ferien<br />
habe ich meinem Vater auf der Baustelle<br />
geholfen», so Birrer. Trotzdem sei es<br />
ihr nicht einfach gefallen, sich als Frau<br />
für eine Lehrstelle als Maurerin zu bewerben.<br />
Weil sie sich vor dummen<br />
Sprüchen ihrer Freunde gefürchtet<br />
habe. «Doch mein Umfeld hat super reagiert,<br />
als ich ihm von meinem Berufswunsch<br />
erzählte.» Auch Detailhandelsfachfrau<br />
habe sie geschnuppert <strong>–</strong> und<br />
schnell gemerkt, dass dies kein Beruf<br />
für sie sei. «Ich will draussen mit Materialien<br />
arbeiten und am Abend sehen,<br />
was ich geleistet habe», begründet sie.<br />
Vor allem in der Berufsschule hat Miranda<br />
Birrer zu spüren bekommen, dass<br />
sie auf dem Bau eine Exotin ist und in<br />
diesem Gewerbe etwas härtere Umgangsformen<br />
herrschen, als sie gewohnt<br />
ist. «Dumme Sprüche waren keine Seltenheit.»<br />
Ein Jahr dauerte es, bis die Berufskollegen<br />
akzeptieren konnten, dass<br />
eine Frau in eine Männerdomäne eingedrungen<br />
ist.<br />
geschlecht nicht entscheidend<br />
Gut aufgenommen von ihren Berufsschulkollegen<br />
wurde hingegen die<br />
Nottwilerin Nina Schurtenberger (Bild<br />
oben), die im Sommer eine Ausbildung<br />
zur Fleischveredlerin in der Metzgerei<br />
Jakob Aerne in Sursee begonnen hat.<br />
Und auch im Betrieb ist sie als Frau<br />
voll akzeptiert. Geschäftsinhaber Jakob<br />
Aerne stellt seine Mitarbeiter ein, ohne<br />
auf das Geschlecht zu achten: «Entscheidend<br />
für mich ist, dass die Person<br />
für den Beruf geeignet ist, motiviert ist<br />
und Freude an ihrer Arbeit hat.»<br />
Ihre Eignung und Motivation nicht<br />
einmal unter Beweis stellen konnte<br />
Inka Cibula aus Sursee. Ihre Bewerbung<br />
für einen Ausbildungsplatz zur<br />
Schreinerin wurde abgewiesen <strong>–</strong> weil<br />
im Betrieb ein Frauen-WC fehlt ... be
<strong>15.</strong> september <strong>2011</strong> • surseer <strong>Woche</strong> / sempacher <strong>Woche</strong> / trienger <strong>Woche</strong><br />
Wirtschaft im fokus<br />
«Ich merkte, was es heisst, Frau zu sein»<br />
coiffeurmeisterin elisabeth Wüthrich leitet den salon «haircare & styling» an der centralstrasse 35 in sursee<br />
der Weg in die selbstständigkeit<br />
war für elisabeth Wüthrich steiniger<br />
als erwartet. doch um ihr<br />
Ziel zu erreichen, war die coiffeurmeisterin<br />
auch einmal bereit,<br />
die ellbogen auszufahren.<br />
Vor rund 15 Jahren hat Elisabeth<br />
Wüth rich den Schritt in die Selbstständigkeit<br />
gewagt. Einen Coiffeursalon<br />
in Schenkon habe sie damals<br />
übernommen. Nicht, weil sie es unbedingt<br />
gewollt habe, sondern weil sie<br />
vom damaligen Besitzer angefragt<br />
wurde, weil dieser keinen Nachfolger<br />
fand. Obwohl sich Elisabeth Wüthrich<br />
bewusst war, dass der Coiffeurmarkt<br />
in der Region eigentlich gesättigt ist,<br />
hat sie das Risiko auf sich genommen<br />
und wurde stolze Besitzerin eines<br />
Salons.<br />
neue herausforderung gesucht<br />
Zehn Jahre arbeitete sie zuvor im<br />
ArbeitnehmerStatus bei einem Coiffeur<br />
in Sursee. «Eigentlich war ich<br />
mit meiner Stelle sehr zufrieden. Ich<br />
konnte selbstständig arbeiten und war<br />
Teil eines super Teams», erzählt Elisabeth<br />
Wüthrich und fügt an: «Weil ich<br />
aber keine Aufstiegsmöglichkeit sah<br />
und auf der Suche nach einer neuen<br />
Herausforderung war, kam das Angebot<br />
aus Schenkon gerade richtig.»<br />
ernüchterung<br />
Als sie bei der Bank einen Termin<br />
wegen der Finanzierung ihres eigenen,<br />
neuen Geschäftes hatte, musste<br />
Elisabeth Wüthrich zum ersten Mal<br />
merken, dass es einem bei der Gründung<br />
einer Firma nicht einfach gemacht<br />
wird. Gut vorbereitet und<br />
mit einem umfassenden Dossier unter<br />
dem Arm sprach sie bei der Bank<br />
vor. Die Ernüchterung war gross.<br />
«Ohne einen Blick in das Dossier<br />
geworfen zu haben, teilte mir der<br />
Mann mit, dass es wenig Sinn macht,<br />
sich als Coiffeuse selbstständig zu<br />
machen.» So schnell liess sich Elisabeth<br />
Wüthrich allerdings nicht abwimmeln.<br />
«Wer alles daran setzt, seine Träume<br />
zu verwirklichen, der schafft es auch.»<br />
Dieses Motto begleite sie schon durch<br />
ihr ganzes Leben und habe sich oft bewährt.<br />
Und tatsächlich: «Als ich mich<br />
zu erkennen gab und dem Bankangestellten<br />
erzählt habe, dass mein Ehemann<br />
ein Arbeitskollege von ihm ist,<br />
habe ich das nötige Kapital erhalten»,<br />
berichtet Elisabeth Wüthrich. Sie habe<br />
aber feststellen müssen, was es heisst<br />
«Frau zu sein». Schliesslich habe sie<br />
einen Mann ins Gespräch bringen<br />
müssen, um als Frau an das nötige<br />
Geld zu kommen.<br />
Ängste waren unbegründet<br />
Die grösste Hürde war damit überwunden<br />
und der Schritt in die Selbstständigkeit<br />
nicht mehr sehr gross. Elisabeth<br />
Wüthrich profitierte von der<br />
Ausbildung zur Coiffeurmeisterin, wo<br />
sie viel über das Führen von Personal,<br />
Buchhaltung oder Marketing lernte.<br />
Zudem konnte sie einen fertig eingerichteten<br />
Salon sowie einen Kundenstamm<br />
und das Personal übernehmen.<br />
Doch das Personal habe ihr vor dem<br />
Antritt ihrer neuen Tätigkeit einige<br />
schlaflose Nächte bereitet. «Ich fürchtete,<br />
dass alle Mitarbeiter kündigen<br />
könnten, weil sie mich nicht mögen<br />
oder sich mit meiner Philosophie<br />
Elisabeth Wüthrich hat sich vor rund 15 Jahre selbstständig gemacht. Diesen Schritt<br />
hat sie bis heute noch nie bereut. Foto ChriStian BErnEr<br />
nicht identifizieren können.» Doch<br />
die Ängste erwiesen sich als völlig unbegründet.<br />
Von Beginn weg sei sie von<br />
den Mitarbeiterinnen getragen und<br />
unterstützt worden, sagt Elisabeth<br />
Wüthrich mit einem Leuchten in den<br />
Augen.<br />
15 Jahre später beschäftigt sie Personal,<br />
das bereits die Ausbildung bei ihr<br />
gemacht hat oder nach anderen Anstellungen<br />
zu ihr zurückgekehrt ist.<br />
«Für mich ein Beweis, dass ich vieles<br />
richtig gemacht habe», sagt Elisabeth<br />
Wüthrich und freut sich.<br />
Mit Leib und Seele im Dienst der Gäste<br />
sursee seit 25 Jahren leitet uschi Winiker das traditionsreiche Wirtshaus Wilder mann mit 20 angestellten<br />
Zusammen mit 20 angestellten<br />
führt uschi Winiker erfolgreich<br />
das altstadtlokal. sie ist stolz<br />
darauf, ihre gäste im 500 Jahre<br />
alten haus bewirten und verwöhnen<br />
zu dürfen.<br />
«Nein», winkt Uschi Winiker ab. Ein<br />
Leben ausschliesslich als Hausfrau<br />
wäre für sie nicht in Frage gekommen.<br />
«Einzig Bäuerin zu werden, wäre für<br />
mich noch vorstellbar gewesen»,<br />
meint sie. Ihre Arbeit als Wirtin gefällt<br />
ihr sehr. «Meine Tätigkeiten sind<br />
äusserst abwechslungsreich und vielseitig.»<br />
Zu ihren Aufgaben gehört<br />
nebst der Führung des Personals sowie<br />
der Erledigung der Administration<br />
insbesondere auch die Pflege des<br />
persönlichen Kontakts mit ihren Gästen.<br />
Falls Not am Mann oder an der<br />
Frau ist, springt sie ein und unterstützt<br />
ihre Angestellten in ihrer Arbeit.<br />
«Meine Arbeitstage sind zwar<br />
sehr lang.» Viele erfreuliche Ereignisse<br />
mit Gästen und dem Personal entschädigten<br />
sie jedoch für ihre langen<br />
Arbeitszeiten.<br />
kinder: kein hindernis für beruf<br />
Ihre ersten Schritte im Gastgewerbe<br />
unternahm Uschi Winiker während<br />
ihrer Schulzeit. Die gebürtige Buttisholzerin<br />
sammelte im Rahmen von<br />
Ferienjobs erste Erfahrungen im Service.<br />
Im Jahr 1986 übernahm sie gemeinsam<br />
mit ihrem Ehemann Jürg die<br />
Leitung des Wirtshauses Wilder<br />
Mann. Zuvor hatte die gelernte Floristin<br />
in der Hotelfachschule den Servicekurs<br />
absolviert und durch ihren<br />
zweijährigen Einsatz im schwiegerelterlichen<br />
Betrieb die erforderliche<br />
Praxis erworben. Trotz der Berufstätigkeit<br />
beider Eheleute zogen Uschi<br />
Winiker und ihr Gatte drei Töchter<br />
auf. «Diese weilten häufig bei meiner<br />
Schwiegermutter, die sich jeweils um<br />
die Kinder kümmerte. Da sie im selben<br />
Haus wohnt, musste ich nie lange<br />
Stolz zeigt Uschi Winiker den ersten Stock des Wirtshauses Wilder Mann in Sursee. Foto olivEr hUWylEr<br />
nach ihnen suchen», scherzt sie. An<br />
einigen Nachmittagen jedoch waren<br />
die Kinder unter der Obhut eines Kindermädchens.<br />
sechs tage pro <strong>Woche</strong> offen<br />
Als Frauendomäne möchte Uschi Winiker<br />
das Gastgewerbe nicht bezeichnen.<br />
«Gerade für berufstätige Ehepaare<br />
ist die Gastronomie gut geeignet»,<br />
erklärt sie. «Ich beschäftige sieben<br />
Vollzeitangestellte und 13 Aushilfen.»<br />
Der einzige Mann im Betrieb ist der<br />
Küchenchef. Obwohl das Team 20<br />
Mitarbeitende umfasst, kennt die Wirtin<br />
nicht viel Freizeit. «Wir haben nur<br />
an einem Tag in der <strong>Woche</strong> geschlossen.»<br />
Viel Zeit für ein Hobby oder eine<br />
aktive Vereinsmitgliedschaft bleibt<br />
daher nicht. «Es ist mir wichtig, wenigstens<br />
die noch verbleibende freie<br />
Zeit mit meinen Kindern zu verbringen»,<br />
hält sie fest.<br />
ein haus voller leben<br />
Das Wirtshaus Wilder Mann wird<br />
schon seit über 500 Jahren als Wirtebetrieb<br />
geführt. In einem solchen<br />
alten Gebäude zu leben und zu arbeiten,<br />
ist für die Wirtsfrau keine Belastung,<br />
im Gegenteil: «Das Haus lebt.»<br />
Viele der Gäste wüssten über Geschehnisse<br />
zu berichten, die sich in<br />
früheren Zeiten in der Gastwirtschaft<br />
neben dem Untertor abgespielt hätten.<br />
Zudem hat die 1495 zum ersten Mal<br />
urkundlich erwähnte Gaststätte für<br />
Uschi Winiker einen gewissen<br />
Charme. «Es ist ein schönes und<br />
wohnliches Haus», meint sie. Um diesen<br />
Zustand zu erhalten, hat sie in<br />
den letzten Jahren aufwendige Renovationen<br />
innen und aussen vornehmen<br />
lassen. «Im Jahr 2004 wurden das<br />
Dach sowie die Fassade erneuert.» Im<br />
letzten Herbst sei die Küche modernisiert<br />
worden.<br />
hotelzimmer für englische gäste<br />
In den letzten Jahrzehnten hat sich<br />
das Gasthaus in der <strong>Surseer</strong> Altstadt<br />
auf den Restaurationsbetrieb beschränkt.<br />
«Wir haben insgesamt zirka<br />
120 Sitzplätze im Gebäude und 50 im<br />
13<br />
keine Zickenkriege<br />
Acht Mitarbeiterinnen, davon zwei<br />
Lehrlinge, beschäftigt die Coiffeurmeisterin<br />
heute. Obwohl es ausschliesslich<br />
Frauen sind, die im Salon<br />
arbeiten, kommt es nie zu Zickenkriegen.<br />
«Wir sind alle sehr offen zueinander<br />
und führen regelmässig Teamsitzungen<br />
durch, wo auch Persönliches<br />
zur Sprache kommt», erzählt die Geschäftsführerin.<br />
Trotz der Harmonie wünscht sich<br />
Elisabeth Wüthrich, einen Mann im<br />
Team zu haben. «Weil er<br />
andere Ideen, Ansichten und Gesprächsthemen<br />
einbringen würde»,<br />
begründet sie. Es sei halt schon so,<br />
dass ein Mann anders denkt als eine<br />
Frau.<br />
traum verwirklicht<br />
Während die Mitarbeiterinnen zum<br />
Teil dieselben geblieben sind, hat der<br />
Standort des Geschäftes mittlerweilen<br />
gewechselt. Vor zweieinhalb Jahren<br />
hat die Coiffeurmeisterin an der Centralstrasse<br />
35 in Sursee den Salon<br />
«HairCare and Styling» eröffnet. «Es<br />
war mein Traum, einmal ein Geschäft<br />
genau nach meinen eigenen Wünschen<br />
und Vorstellungen einzurichten»,<br />
erzählt die Geschäftsfrau.<br />
Entstanden ist eine Wellnessoase, mit<br />
der Ruhe und Entspannung assoziiert<br />
werden. Die Einrichtung hat viel mit<br />
der Philosophie von Elisabeth Wüthrich<br />
zu tun. «Der Kunde soll sich wohlfühlen<br />
und verwöhnt werden», erläutert<br />
die Coiffeurmeisterin. Darum<br />
erhalten die «HairCare»Kunden neben<br />
einer neuen Frisur auch einmal eine<br />
Handmassage, ein Gipfeli oder ein<br />
Feierabendbier. christian berner<br />
Freien», rechnet sie vor. Früher setzte<br />
der Betrieb jedoch noch auf ein weiteres<br />
Standbein. «Bis in die Siebzigerjahre<br />
kamen regelmässig englische<br />
Carreisende, die im Wilden Mann logierten.»<br />
Ähnlich den Touristen, die<br />
heutzutage von Luzern aus Ausflüge<br />
auf die Berge in der Innerschweiz unternehmen,<br />
hätten die englischen Gäste<br />
von Sursee aus Tagesreisen in verschiedenste<br />
Regionen der Schweiz<br />
unternommen. Eine Krise in den Siebziegerjahren<br />
brachte den Touristenstrom<br />
von den britischen Inseln zum<br />
Erliegen. «Der Hotelleriebereich wurde<br />
deshalb aufgelöst.» Wo sich früher<br />
die Gästezimmer befanden, sei eine<br />
Wohnung eingerichtet worden. «Wieder<br />
Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten,<br />
ist für uns kein Thema», so<br />
Winiker.<br />
Zukunft noch nicht entschieden<br />
Vereine und Gruppen sind für das traditionelle<br />
Restaurant sehr bedeutend.<br />
Schätzungsweise ein Dutzend Vereinigungen<br />
treffen sich regelmässig im<br />
Wirtshaus Wilder Mann. Wichtiger Erfolgsfaktor<br />
ist aber auch die treue<br />
Kundschaft, die bei ihr regelmässig zu<br />
Mittag oder zu Abend isst. Dass sich<br />
die Kundschaft im «Wöude» wohlfühlt,<br />
trägt neben dem guten Essen<br />
und dem freundlichen Service auch<br />
der kreative, stets frische Blumenschmuck<br />
bei, der von der Wirtin eigenhändig<br />
arrangiert wird. Sie hofft,<br />
den Betrieb noch einige Jahre im heutigen<br />
Stil weiterführen zu können.<br />
«Ich will bewährte Konzepte für die<br />
Fasnacht und die New Orleans Night<br />
bestehen lassen, gleichzeitig aber<br />
auch für neue Ideen offen bleiben.»<br />
Ob die Gaststätte in der Familie bleibt,<br />
ist noch ungewiss. «Meine mittlere<br />
Tochter ist mit Freude und Herzblut<br />
im Gastgewerbe tätig», merkt sie an.<br />
Ob diese den elterlichen Betrieb dereinst<br />
übernehmen wird, sei noch offen.<br />
oliver huWyler
<strong>15.</strong> <strong>September</strong> <strong>2011</strong> • SurSeer <strong>Woche</strong> / Sempacher <strong>Woche</strong> / trienger <strong>Woche</strong> WirtSchaft im fokuS 15<br />
«Wenn man will, dann klappt das auch»<br />
immobilien-maklerin brigitte röllin leitet die «re/max»-filiale an der unterStadt 3 in SurSee<br />
brigitte röllin ist ein Verkaufstalent.<br />
bewiesen hat sie dies<br />
früher in der computer- und aktuell<br />
in der immobilienbranche.<br />
Steine in den Weg gelegt worden<br />
seien ihr in diesen männerdomänen<br />
aber keine.<br />
Ende August gab es in Sursee ein grosses<br />
Fest mit über 160 Gästen. Eingeladen<br />
hatte Brigitte Röllin, Inhaberin<br />
und Chefin der «RE/MAX»Filiale an<br />
der Unterstadt 3, mit ihrem Team. Gefeiert<br />
wurden die ersten fünf erfolgreichen<br />
Jahre RE/MAX Sursee.<br />
Beim weltweit tätigen Franchiseunternehmen<br />
(siehe Kasten) hat die Geschäftsfrau<br />
einen steilen Start hingelegt.<br />
Erste Erfahrungen sammelte sie<br />
vor neun Jahren in Lenzburg, wurde<br />
bereits 2004 mit dem begehrten «Platinum<br />
Award» ausgezeichnet, und<br />
2006 gründete sie zusammen mit ihrem<br />
Mann die «RE/MAX»Filialen in<br />
Luzern und Sursee. Vor zwei Jahren<br />
wechselte Marco Röllin zu «RE/MAX»<br />
Schweiz, die Filiale in Luzern wurde<br />
verkauft.<br />
Viel vom Vater gelernt<br />
«Den Umgang mit verschiedensten<br />
Menschen habe ich von meinem Vater<br />
gelernt», sagt Brigitte Röllin. Sie begleitete<br />
ihn oft, wenn er als Heizungsfachmann<br />
unterwegs war. Hatte deshalb<br />
bereits in ihren Jugendjahren<br />
Einblick in die Baubranche und erhielt<br />
ein Gespür für das Technische.<br />
Und sie lernte ebenfalls mit der Sprache<br />
auf dem Bau und auch am Stammtisch<br />
umzugehen. «Ein grosser Vorteil»,<br />
wie sie heute sagt. Zugute<br />
Brigitte Röllin im Empfangsraum ihres Re/Max-Büros in der <strong>Surseer</strong> Altstadt. Foto RolAnd StiRniMAnn<br />
kommt ihr als Emmentalerin auch<br />
ihre Bodenständigkeit. Und die Erfahrung.<br />
«Mit 18 Jahren zog ich weg von<br />
Langnau, um die ’Welt’ zu erforschen»,<br />
erzählt die 42Jährige. Sie arbeitete<br />
in Basel, Zürich und Zug in<br />
der Computerbranche, war dort vor allem<br />
im Verkauf, im Marketing und im<br />
WebPublishing tätig, bevor sie in<br />
Lenzburg ihre Karriere als ImmobilienMaklerin<br />
begann.<br />
«Der Start mit gleich zwei Filialen<br />
war hart», gibt Brigitte Röllin offen zu.<br />
Happig sei der doppelte Aufbau gewesen,<br />
es brauchte viel Zeit und vor allem<br />
den Mut zum Risiko. «Der Aufwand<br />
hat sich gelohnt, heute läuft es<br />
sehr gut», stellt sie zufrieden fest.<br />
Sehr bedeutend sind auch ihre beiden<br />
Kinder, die heute 17 und 14 Jahre alt<br />
sind. «Mich nur ihnen zu widmen,<br />
kam für mich nie in Frage», sagt Röl<br />
lin mit Überzeugung. Wichtig war ihr<br />
deshalb, dass ihre Kinder gut von einem<br />
Deutschschweizer Aupair betreut<br />
wurden und dass sie mit Nachbarinnen<br />
einen privaten Mittagstisch<br />
organisieren konnte. «Das alles ist<br />
zwar anstrengend und braucht einiges<br />
an Organisationstalent, doch wenn<br />
man will, dann klappt das», sagt die<br />
umtriebige Geschäftsfrau. Das gefiel<br />
auch den Kindern: Ihre Tochter mein<br />
«RE/MAX»<br />
franchiSe Das USFranchisesystem<br />
von «RE/MAX» (RealEstate<br />
MaximumKonzept) wurde 1973<br />
gegründet und ist heute weltweit in<br />
über 60 Ländern mit gegen 120’000<br />
Maklern tätig. Jeder Makler ist zwar<br />
selbstständig tätig, aber mit allen<br />
anderen eng vernetzt. rS<br />
te einmal mit zwölf Jahren, dass sie<br />
froh sei, dass ihre Mutter arbeite, denn<br />
dann sei sie selbstständiger und werde<br />
weniger kontrolliert. «Rabenmutter»<br />
musste sie sich aber auch schon<br />
gefallen lassen. «Das war mir Wurst»,<br />
lacht Röllin, «denn meist war da auch<br />
etwas Neid mit im Spiel.»<br />
frauen sollen karriere machen<br />
Ohnehin findet sie, dass viel mehr<br />
Frauen das Selbstvertrauen haben<br />
sollten, im Geschäftsleben Karriere zu<br />
machen. «Steine wurden mir keine in<br />
den Weg gelegt. Wenn, dann war ich<br />
es selber mit meinem Perfektionismus<br />
und den hohen Ansprüchen», sagt<br />
Röllin. Hinderlich seien höchstens<br />
Männer, die ihre Frauen lieber nur am<br />
Herd sehen. «Und in Sachen Kinderbetreuung<br />
und Mittagstische sind viele<br />
Gemeinden noch schwach», bemängelt<br />
Brigitte Röllin. Doch auch<br />
hier gelte: Je mehr Frauen mit Kindern<br />
in der Geschäftswelt bleiben, desto<br />
eher könne man auch nach privaten<br />
Lösungen suchen und sich selber<br />
organisieren. roland Stirnimann<br />
«In der Medizin zählt vorab die Kompetenz»<br />
SchönheitSexpertin liS VettoVaglia führt in eich daS beautymedcenter, eine praxiS für natürliche Schönheit<br />
lis Vettovaglias praxis ist das<br />
einzige medizinische kompetenz-center<br />
für durchwegs skalpellfreie<br />
natürliche Schönheit<br />
und anti aging in der Zentralschweiz.<br />
die fachärztin hat<br />
sich mit ihrer kompetenz und<br />
erfahrung in einer nach wie vor<br />
von männern dominierten medizinsparte<br />
einen namen gemacht.<br />
Die ästhetische Medizin ist ein eher<br />
junges Fachgebiet und war lange fest<br />
in Männerhand. Jetzt beginnen die<br />
Frauen jedoch aufzuholen <strong>–</strong> eine von<br />
ihnen ist Lis Vettovaglia. Vor zwei Jahren<br />
hat sie sich in Eich mit ihrer Praxis<br />
selbstständig gemacht. Sie sei eher<br />
eine spätberufene Unternehmerin,<br />
sagt Vettovaglia über sich selbst. Den<br />
Schritt in die Selbstständigkeit und<br />
die damit verbundenen Investitionen<br />
und Risiken habe sie erst gewagt, als<br />
die Kinder erwachsen, ausgebildet<br />
und längst selbstständig waren. «Frauen<br />
mit einer Familie sind wahrscheinlich<br />
nie gleich frei wie Männer mit Familie»,<br />
sieht Lis Vettovaglia einen<br />
wesentlichen Unterschied zwischen<br />
unternehmerisch tätigen Männern<br />
und Frauen. Frauen seien auch heute<br />
noch stärker engagiert und übernehmen<br />
immer noch mehr zusätzliche<br />
Aufgaben in der Familie als Männer.<br />
in der medizin zählt kompetenz<br />
Es gibt Branchen, in denen der Geschlechterunterschied<br />
eine nicht unwesentliche<br />
Rolle spielt <strong>–</strong> nicht so in<br />
der Medizinbranche. «In der Medizin<br />
zählt vor allem die Kompetenz, da ist<br />
es egal, ob man Frau oder Mann ist»,<br />
weiss Vettovaglia aus Erfahrung. Als<br />
Frau werde sie genau gleich ernst genommen<br />
wie ihre männlichen Berufskollegen.<br />
Auch jetzt spüre sie kein<br />
Konkurrenzdenken, was sie unter anderem<br />
aber der Tatsache zuschreibt,<br />
dass sie in Eich mit ihrer Spezialpraxis<br />
aus dem möglichen Schussfeld der<br />
Konkurrenz ist. Und doch ist laut Vet<br />
lis Vettovaglia fühlt sich genau gleich ernst genommen wie ihre männlichen Berufskollegen. Foto VREni MAttMAnn<br />
tovaglia auch in der Medizinbranche<br />
ein Geschlechterunterschied auszumachen.<br />
Frauen sind, je höher man<br />
auf der Karriereleiter klettert, immer<br />
schwächer vertreten. Auf Stufe Professorinnen<br />
gebe es immer noch sehr<br />
wenige Frauen, obwohl inzwischen<br />
mehr als die Hälfte der Studienplätze<br />
an Hochschulen von Frauen belegt<br />
werden. Vettovaglia schreibt dies<br />
nicht zuletzt auch der schon vorher<br />
erwähnten Doppelbelastung mit Haushalt<br />
und Familie zu.<br />
frauenförderungsbonus erfahren<br />
Nach wie vor gibt es auch deutlich<br />
weniger Frauen, die eine eigene Firma<br />
führen als Männer. Um Frauen in unternehmerischer<br />
Position zu fördern,<br />
können sie von besonderen Dienstleistungen<br />
und Beratungen profitieren.<br />
Diesen Frauenförderungsbonus<br />
hat auch Lis Vettovaglia erfahren.<br />
«Kaum hatte ich meine Firma eingetragen,<br />
wurde ich von Banken, Orga<br />
nisationen und Verbänden angeschrieben.<br />
Man bemüht sich um uns Frauen<br />
und will uns mit speziellen Beratungsangeboten<br />
helfen und unterstützen,<br />
den Schritt in die Selbstständigkeit<br />
unfallfrei zu machen.» Vielleicht<br />
traue man den Frauen einfach noch<br />
weniger zu, dass sie ihre Aufgaben<br />
mit genauso viel Selbstvertrauen lösen<br />
wie Männer, sinniert Lis Vettovaglia.<br />
Möglich ist aber auch, dass man<br />
die Frauenquote auch in der Firmengründung<br />
steigern will.<br />
Sie bezweifelt, ob man Männern mit<br />
der gleichen Fürsorge und Hilfsbereitschaft<br />
entgegentreten würde. Sie habe<br />
im Lauf der Jahre immer wieder erfahren,<br />
dass Frauen, die frauenuntypische<br />
Aufgaben selbstständig und ohne<br />
Hilfe von Männern lösen, oftmals<br />
noch mit einem gewissen Staunen in<br />
der Männerwelt wahrgenommen werden<br />
(z.B. Physikerinnen, Ingenieurinnen,<br />
etc ). Sie ist überzeugt, dass unternehmerisch<br />
tätige Frauen ihre<br />
Aufgaben genauso kompetent und<br />
selbstsicher anpacken und lösen wie<br />
ihre männlichen Kollegen. «Aber die<br />
wirklich grossen Unternehmen sind<br />
fast ausschliesslich von Männern aufgebaut<br />
worden <strong>–</strong> Frauen in unternehmerischen<br />
Spitzenpositionen sind<br />
meist in der 2. oder 3. Generation<br />
nachgerückt und haben, von wenigen<br />
Ausnahmen abgesehen, die Firma, die<br />
sie führen, nicht selber aufgebaut.<br />
Dies wird sich im Wandel der Zeit sicher<br />
ändern.»<br />
Nach einem kurzen Nachdenken findet<br />
sie noch einen Unterschied: «Die<br />
Frauen posaunen ihre Erfolge weniger<br />
heraus, Frauen sind diesbezüglich<br />
eher bescheiden, auch ich bin da keine<br />
Ausnahme.» «Vielleicht machen<br />
mehr Männer Karriere oder gründen<br />
eine eigene Firma weil sie zielstrebiger<br />
sind», sinniert Lis Vettovaglia weiter.<br />
«Männer verfolgen, anders als<br />
Frauen, ein gestecktes Ziel eher ohne<br />
Rücksicht auf Verlust.» Und merken<br />
nicht, dass sie am meisten sich selbst<br />
schaden. BurnOut kommt bei Männern<br />
auch häufiger vor als bei Frauen.<br />
«Frauen erkennen ihre Grenzen in der<br />
Regel früher und haben weniger<br />
Mühe, sie dann auch einzuhalten.»<br />
Sei es etwa beim Bergsteigen, wo es<br />
weniger Unfälle mit Frauen gibt, weil<br />
sie früher umkehren.<br />
frauen suchen beste lösung<br />
Frauen schreibt Lis Vettovaglia auch<br />
mehr Umsicht und Empathie zu. In<br />
der Schönheitsbranche sei dies besonders<br />
auffällig. Während Männer primär<br />
ein möglichst perfektes Resultat<br />
aus ihrer Sicht in den Vordergrund<br />
stellen, versuchen Frauen vielmehr<br />
für ihre Patienten die beste Lösung zu<br />
finden <strong>–</strong> auch in finanzieller Hinsicht.<br />
«Ich möchte, dass meine Patienten für<br />
ihr Geld den für sie bestmöglichen Gegenwert<br />
erhalten, ihnen meine Behandlungen<br />
einfach gut tun und sie<br />
sich rundum wohl fühlen.»<br />
Vreni mattmann<br />
BeautyMedCenter<br />
kompetenZcenter Dr. med.<br />
Lis Vettovaglia führt in Eich das<br />
BeautyMedCenter, das einzige medizinische<br />
KompetenzCenter mit<br />
ärztlicher Fachperson in der Zentralschweiz,<br />
das natürliche Schönheit<br />
durchwegs ohne Skalpell anbietet.<br />
Lis Vettovaglia nutzt die<br />
jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
mit neuster Laser, Ultraschall<br />
und RadiofrequenzTechnologie<br />
zur Beseitigung oder<br />
Verminderung von Falten und<br />
schlaffer Haut, Fettpölsterchen,<br />
Cellulitis, lästigen Haaren, Flecken<br />
und Äderchen aller Art, Schwangerschaftsstreifen,<br />
Narben, vorab<br />
AkneNarben und vieles mehr.<br />
Lis Vettovaglia ist Mutter von zwei<br />
erwachsenen Kindern. maV