Gebrauchsanweisung für eine Frankfurter Küche - Bauhaus Online
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<strong>Gebrauchsanweisung</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>Frankfurter</strong> <strong>Küche</strong><br />
Veröffentlicht auf bauhaus-online.de<br />
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<strong>Gebrauchsanweisung</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>Frankfurter</strong><br />
<strong>Küche</strong><br />
Das in die Schausammlung des Werkbundarchiv – Museum der Dinge integrierte<br />
Exemplar der "<strong>Frankfurter</strong> <strong>Küche</strong>" stammt aus <strong>eine</strong>m Zweifamilien-Reihenhaus im<br />
Heidenfeld 24 in der Römerstadt-Siedlung, die 1927/28 entstanden ist. In den<br />
<strong>Küche</strong>n der Römerstadt-Siedlung fehlten die in anderen <strong>Frankfurter</strong> <strong>Küche</strong>n<br />
vorhandene Schiebetür und die Kochkiste und sie waren mit Kombinationen aus<br />
Elektro- und Kohleherd ausgestattet. Der ursprüngliche Herd fehlt in diesem<br />
Interieur und wird durch ein vergleichbares Modell ergänzt. Die <strong>Küche</strong>nmöbel<br />
waren ursprünglich blaugrün gestrichen und wurden im Laufe ihrer Nutzung<br />
creme-weiß überstrichen.<br />
Die <strong>Küche</strong> wird unrestauriert aufgestellt, da die Nutzungs- und<br />
Veränderungsspuren sichtbar bleiben sollen; nur die Beschläge wurden von Farbe<br />
befreit und einige fehlende Teile ergänzt.<br />
Das Ensemble ist <strong>eine</strong> ideale Ergänzung der Schausammlung des Museums, da<br />
sich am Beispiel der "<strong>Frankfurter</strong> <strong>Küche</strong>" die Leitbegriffe der 1920er Jahre<br />
veranschaulichen lassen: Sachlichkeit, Funktionalität und vor allem<br />
Standardisierung. Der Begriff der Standardisierung bezog sich nicht nur auf die<br />
Produktionstechnik, sondern spiegelt auch die ideologische Überzeugung der<br />
Aktivisten von <strong>Bauhaus</strong> und Werkbund wider, durch <strong>eine</strong> gleichförmige Gestaltung<br />
der alltäglichen Dinge zur Nivellierung der Klassengegensätze beizutragen. Der<br />
künstlerische Entwurf des standardisierten Objekts diente der Veredelung und<br />
garantierte die Endgültigkeit der richtigen Form.<br />
Die "<strong>Frankfurter</strong> <strong>Küche</strong>" gehört zu den von Werkbund und <strong>Bauhaus</strong> geprägten<br />
Modellen <strong>für</strong> ein "Neues Leben" des "Neuen Menschen", die in den 1920er Jahren<br />
<strong>eine</strong> starke Konjunktur erlebten. In diesen Bestrebungen ist <strong>eine</strong> Abgrenzung von<br />
historisch bestimmten Identitätsanteilen zu erkennen. Bruno Taut lehnt in s<strong>eine</strong>r<br />
Schrift "Die neue Wohnung" die Präsenz von Erinnerungsstücken und von<br />
jeglichem 'historischen Plunder' ab. Die wissenschaftliche Haushaltsexpertin der<br />
1920er und 1930er Jahre Erna Meyer schreibt: "Jetzt geht ?s ums Ganze; der neue<br />
Mensch sucht s<strong>eine</strong> neue Haut!" (E. M., Wohnungsbau und Hausführung, 1927,<br />
S.89). Das 'sinnlose Chaos' der Welt sollte durch <strong>eine</strong> 'planvolle Ordnung' ersetzt<br />
werden. Die Vorstellung vom gesetzmäßigen Aufbau der Wirklichkeit entspricht<br />
<strong>eine</strong>r durch den industriellen Produktionsprozess bedingten prinzipiellen<br />
Funktionalität und Rationalität. In diese sollten sich sowohl die Gegenstände als<br />
auch die Menschen eingliedern.<br />
Die Folgen dieser reformatorischen Ansätze insbesondere im Siedlungsbau<br />
wurden in den 1970er und 1980er Jahren im Kontext der Debatten um den<br />
sozialen Wohnungsbau kritisch hinterfragt. Ebenso kritisch ist das Frauenbild zu<br />
betrachten, das im Konzept der <strong>Frankfurter</strong> <strong>Küche</strong> deutlich wird. Durch <strong>eine</strong> rein<br />
funktionale Arbeitsküche sollte zwar die Hausarbeit erleichtert werden, aber ohne<br />
Artikel zu finden unter<br />
http://bauhaus-online.de/magazin/artikel/gebrauchsanweisung-fuer-<strong>eine</strong>-frankfurterkueche
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<strong>Gebrauchsanweisung</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>Frankfurter</strong> <strong>Küche</strong><br />
Veröffentlicht auf bauhaus-online.de<br />
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die Zuweisung dieses Arbeitsbereichs an die Frauen in Frage zu stellen.<br />
Die eigene Anschauung der realen musealisierten <strong>Küche</strong> wird ergänzt durch <strong>eine</strong><br />
Ton-Video- Installation auf der Basis von historischem Bild- und Filmmaterial, den<br />
Äußerungen der entwerfenden Architektin Margarete Schütte-Lihotzky aus <strong>eine</strong>m<br />
Interview von 1985 und den Positionen zweier langjähriger Erforscher der<br />
"<strong>Frankfurter</strong> <strong>Küche</strong>". Dies ist Astrid Debus-Steinberg von der Gesellschaft <strong>für</strong> Kunst<br />
und Denkmalpflege in Stuttgart, die seit Ende der 1980er Jahre viele "<strong>Frankfurter</strong><br />
<strong>Küche</strong>n" gerettet, gesammelt und systematisch erforscht hat. Dr. Joachim Krausse<br />
hat als Kulturwissenschaftler in den 1980er Jahren gemeinsam mit dem<br />
Architekturtheoretiker Jonas Geist die Spannungen zwischen Idee und Wirklichkeit<br />
des Neuen Frankfurt mittels des Dokumentarfilms archäologisch untersucht.<br />
Zur <strong>Frankfurter</strong> <strong>Küche</strong> in der Schausammlung des Museums der<br />
Dinge ist 2012 als erstem Band <strong>eine</strong>r neuen Publikationsreihe des<br />
Museums ein Buch erschienen mit dem Titel: „Die <strong>Frankfurter</strong><br />
<strong>Küche</strong>. Eine museale <strong>Gebrauchsanweisung</strong>“.<br />
Der Ankauf der <strong>Frankfurter</strong> <strong>Küche</strong> wurde gefördert durch die Stiftung Preussische<br />
Seehandlung in Berlin.<br />
Der Einbau der <strong>Küche</strong> wurde maßgeblich durch die Partnerschule des Museums,<br />
die marcel- breuer-schule (OSZ) in Berlin Weißensee, unterstützt.<br />
Artikel vom 13.9.2012<br />
Artikel zu finden unter<br />
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