Ausgabe 3-2012/2013 - Altkalksburger Vereinigung
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18 <strong>Altkalksburger</strong><br />
leserbrieFe<br />
lieber <strong>Altkalksburger</strong> Freund, lieber peter!<br />
Mit Freude habe ich Deinen Leserbrief mit<br />
Grüßen aus der Provinz gelesen.<br />
1. Die Bewohner der Bundesländer wollen<br />
es normalerweise nicht, wenn man die Bundesländer<br />
als „Provinz“ bezeichnet. Degradiere<br />
St. Pölten nicht, Barockstadt und Landeshauptstadt.<br />
Und Amtssitz eines bedeutenden<br />
ÖVP-Politikers, in dessen Reich die ÖVP-<br />
Sonne noch nicht untergegangen ist. Wohl<br />
dem, der einem solchen Herren dienen darf!<br />
2. Es ist nicht so, dass dem Renegaten<br />
Schüller frenetischer Beifall entgegen gebraust<br />
wäre. Da kannst Du unbesorgt sein. Wäre es<br />
besser, solche Menschen tot zu schweigen?<br />
Vielleicht! Als ehemaliger Unternehmer muss<br />
ich sagen, dass ein Mitarbeiter, der laut zum<br />
Ungehorsam aufgerufen hätte, von mir sofort<br />
entlassen worden wäre – trotz aller christlichen<br />
Nächstenliebe. Das sagt ja auch der Arbeitsrechtler<br />
Mazal. Ich lese aber etwa auch<br />
gerne linke Zeitungen, um mich danach in<br />
meinem konservativen Politikverständnis bestärkt<br />
zu fühlen.<br />
3. Den Vortrag über die Freimaurer konnte<br />
ich leider nicht besuchen. Wie die Reaktion<br />
der <strong>Altkalksburger</strong> war, weiß ich daher nicht.<br />
4. Meiner Meinung nach wäre es gut, nach<br />
solchen Vorträgen auch die Gegenpartei zu<br />
hören. Audiatur et altera pars. Der Herr Präsident<br />
und sein Team mögen also die Priesterbruderschaft<br />
St. Petrus einladen! Als Pendant<br />
zu den Freimaurern böte sich vielleicht der<br />
CV an.<br />
Fein, dass Du nicht dem Zeitgeist verfallen<br />
bist! Alles Gute! Ciao<br />
Wolfgang Schachinger (MJ59)<br />
lieber hans,<br />
rund um die Einladungen von Pfarrer Schüller<br />
und die Freimaurer hast Du anscheinend<br />
einige Schelte einstecken müssen.<br />
Ich wollte Dir sagen, dass ich persönlich<br />
beide Einladungen sehr begrüßt habe und<br />
solche Vorträge und Diskussionen - auch hinkünftig<br />
- als sehr wichtig erachte. Erschrocken<br />
haben mich eher die erz- bzw. stockkonservativen<br />
Wortmeldungen von zwei jungen <strong>Altkalksburger</strong>n,<br />
die sich in der Diskussion mit<br />
Pfarrer Schüller zu Wort gemeldet haben.<br />
Aber vielleicht liegt das daran, dass mir<br />
von meinem unvergeßlichen Deutschlehrer<br />
Karl Srednik die Prinzipien der Aufklärung<br />
eingeimpft wurden und ich ein liberaler Protestant<br />
bin.<br />
Herzliche Grüße.<br />
Nikolai Haring (MJ92)<br />
liebe Redaktion!<br />
Danke für die Beiträge von Peter Pitzinger<br />
und Jan Ledóchowski! Ich gestehe, es hat mich<br />
auch gerissen, die beiden darin angesprochenen<br />
Referenten auf dem Programm zu lesen.<br />
Vermutlich war es aber früher Jesuiten auch<br />
gestattet, indizierte Bücher zu lesen (wobei es<br />
mir jetzt nicht um die „obrigkeitliche“ Erlaubnis<br />
geht, sondern um die gefestigte Position<br />
und das Urteilsvermögen, die damit attestiert<br />
werden), und ich nehme an, die Konfrontation<br />
mit abweichenden oder gegensätzlichen<br />
Positionen kann und sollte zum schärferen<br />
Durchdenken der eigenen führen. In diesem<br />
Sinn bin ich gespannt, wer die nächsten Gäste<br />
sein werden, die kompetent und spannend<br />
die kirchlichen Positionen aufschlüsseln werden<br />
(die ja auch nicht „auf der Nudelsuppe“<br />
vorbeigeschwommen sein werden – und, nebenbei<br />
bemerkt, wer wäre schon so verrückt,<br />
derart unpopuläre Standpunkte aufrechtzuerhalten,<br />
wenn er nicht wirklich stichhaltige<br />
Gründe dafür hätte?).<br />
In der nicht enden wollenden (inner- und<br />
auch außer-) kirchlichen Auseinandersetzung<br />
fehlen mir zwei – beide durchaus ignatianische<br />
– Elemente:<br />
Zum einen vermisse ich handwerklich<br />
sauberes, konzises Denken in der Debatte. Wir<br />
arbeiten zu viel mit ungeklärten Voraussetzungen<br />
und beurteilen Standpunkte, ohne sie<br />
auf ihre Grundlagen geprüft zu haben. Hand<br />
aufs Herz, wer von uns hat die Dokumente des<br />
II. Vatikanums gelesen – von den Beschlüssen<br />
der nachfolgenden Bischofssynoden ganz zu<br />
schweigen. Oder z. B. das (sehr kurze) apostolische<br />
Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von<br />
Johannes Paul II. (vgl. http://www.vatican.va/<br />
holy_father/john_paul_ii/apost_letters/documents/hf_jp-ii_apl_22051994_ordinatio-sacerdotalis_ge.html)?<br />
Oder wer hat seine Theologie<br />
des Leibes (als Grundlage der – angeblich<br />
so veränderungswürdigen – Sexualmoral der<br />
Kirche) studiert und verstanden? Oder wenigstens<br />
die Bibel einmal ganz gelesen? (Ein<br />
Klassenkamerad hat mir erzählt, seine Frau<br />
tut das, seit sie 17 ist, jedes Jahr – die ist aber<br />
freikirchlich.) Dabei sind wir im wirtschaftlichen,<br />
technischen oder juristischen Leben<br />
und Arbeiten selbstverständlich gewöhnt, vor<br />
dem Verhandeln die Begriffe und Ausgangslagen<br />
abzuklären, und erwarten auch von unseren<br />
Gesprächspartnern zu recht, dass sie ihre<br />
Hausaufgaben studiert haben.<br />
Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass<br />
unsere religiösen Debatten weniger hitzig und<br />
inhaltlich bereichernder würden, wenn wir<br />
davon etwas in sie mitnähmen.<br />
Als zweites fehlt mir – vgl. den Beitrag<br />
über den hl. Franz Xaver auf unserer AKVhomepage<br />
– eine vergleichbar lebhafte Beteiligung<br />
an der Erfüllung des (unseres eigentli-<br />
chen!) Auftrags, „verkündet das Evangelium<br />
allen Geschöpfen“ (Mk 16,15). Ich bin eigentlich<br />
recht zuversichtlich (um nicht zu sagen,<br />
völlig sicher), wenn wir unsere Energie hauptsächlich<br />
dazu verwendeten, wären wir fröhlicher<br />
und gelassener und könnten die Klärung<br />
mancher inneren Fragen geduldiger kommen<br />
lassen, ohne etwas um jeden Preis jetzt sofort<br />
übers Knie zu brechen.<br />
Zum Schluß doch noch ein Drittes: Wenn<br />
wir die Religion von allem Übernatürlichen<br />
frei halten und vermeiden wollten, uns Gott<br />
als Hörende zu nähern, dürften wir uns nicht<br />
wundern, wenn uns am Ende nur Ideologie<br />
übrigbliebe – je nach Temperament in harmloser<br />
oder fanatischer Ausprägung. Deshalb<br />
muss wohl, wer über die Kirche reden will,<br />
auch über Gott und seine Menschwerdung<br />
reden und, wie weise Leute immer wieder<br />
anmerken, noch viel mehr mit ihm. Sprich,<br />
vor der intellektuellen liegt die existenzielle<br />
Grundlage eines Lebens in Beziehung zu Gott,<br />
und dazu haben wir im hl. Ignatius einen der<br />
besten Lehrmeister überhaupt. – Wer kennt<br />
ihn (und seine geistlichen Übungen)?<br />
Mit Dank und lieben Grüßen.<br />
Rudi Schaffgotsch (MJ 87)<br />
Sehr geehrter herr präsident,<br />
ich bin eine protestantische Mutter einer <strong>Altkalksburger</strong>in<br />
(MJ08) und lese Ihre Nachrichten<br />
immer mit großem Interesse. Ich beziehe<br />
mich auf den Brief des Herrn Peter Pitzinger<br />
im Rundschreiben Nr. 2, Oktober <strong>2012</strong>.<br />
Kurz nur meine Meinung zu Herrn Schüller:<br />
Karrieregeil.<br />
Wäre es ihm mit seinen Wünschen ernst,<br />
müsste er schon längst evangelisch sein. Hier<br />
werden seine Forderungen gelebt. Aber, dass<br />
Herr Pitzinger Schüller zum Vorwand nimmt,<br />
Protestanten zu beleidigen, finde ich unerträglich.<br />
Martin Luther, schau herunter! Im Jahre<br />
<strong>2012</strong> gibt es immer noch welche, die meinen,<br />
Protestanten seien Ketzer, und sie deshalb der<br />
„Machenschaften gegen die Kirche bezichtigen“.<br />
Eine Reformation wäre längst überfällig.<br />
Wann hat wieder jemand den Mut, Thesen<br />
an eine Kirchtüre zu nageln. Ich dachte, wir<br />
würden in Achtung und Respekt miteinander<br />
leben.<br />
Zwölf Jahre besuchte meine Tochter —<br />
diese Schule. Dieses Gedankengut kam bei<br />
Mag. Ebners Religionsunterricht nicht vor.<br />
Hier schreibe ich, ich kann nicht anders<br />
(frei nach Martin Luther).<br />
Hochachtungsvoll,<br />
Elisabeth Toifl