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<strong>KMU</strong>-<strong>Lehrgang</strong><br />

<strong>Outsourcing</strong><br />

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<strong>KMU</strong>-<strong>Lehrgang</strong> <strong>Outsourcing</strong><br />

Der Begriff <strong>Outsourcing</strong> (englisch für «heraus» und<br />

«Quelle») beschreibt die Auslagerung oder Vergabe von<br />

Unternehmensaufgaben resp. Produktionsschritten an<br />

spezialisierte Drittunternehmen. Verträge fi xieren die<br />

Dauer und die Art der Leistung, die outgesourced wird.<br />

Ursprünglich haben Firmen ihre IT-Infrastruktur oder<br />

IT-intensive Prozesse ausgelagert. Heute kann sich <strong>Outsourcing</strong><br />

auf jegliche Auslagerung von Funktionen oder<br />

Aktivitäten beziehen.<br />

Grundsätzliches Ziel des <strong>Outsourcing</strong>s ist, Wettbewerbsvorteile<br />

gegenüber den Konkurrenten zu erlangen oder<br />

zu sichern, indem sich die Firma auf das Wesentliche<br />

konzentriert und schwache Bereiche auslagert. Wer outsourced,<br />

folgt dem Leitsatz «Tun Sie, was Sie am besten<br />

können, outsourcen Sie den Rest».<br />

Wenn Sie feststellen möchten, ob auch in Ihrer Firma<br />

gewisse Aktivitäten ausgelagert werden könnten, sollten<br />

Sie in den nachstehenden Abschnitten die Gründe für<br />

<strong>Outsourcing</strong> studieren, sich mit den verschiedenen Formen<br />

von <strong>Outsourcing</strong> befassen und sich die Risiken vor<br />

Augen führen, vor denen Sie sich beim Auslagern in Acht<br />

nehmen sollten. Bringen Sie zum Schluss Ihr Wissen über<br />

<strong>Outsourcing</strong> mit den Komponenten der Wertschöpfungskette<br />

der Produkte oder Dienstleistungen Ihrer Firma<br />

in Verbindung, um zu beurteilen, wo es in Ihrem Unternehmen<br />

Möglichkeiten für die Auslagerung bestimmter<br />

Aktivitäten geben könnte.<br />

1. Gründe für <strong>Outsourcing</strong><br />

Als Unternehmer können Sie beispielsweise aufgrund<br />

einer strategischen Neuausrichtung Ihrer Firma vor dem<br />

Entscheid stehen, zwischen Buy (Kauf einer Firma, eines<br />

Geschäftsbereichs), Make (selber machen, also bestehende<br />

Ressourcen und Fähigkeiten intern ausbauen) oder<br />

Let Make (machen lassen, schwache Bereiche outsourcen)<br />

wählen zu müssen. Wenn Sie sich für <strong>Outsourcing</strong><br />

entscheiden, tun Sie dies wahrscheinlich aus folgenden<br />

Gründen:<br />

Hauptgründe für <strong>Outsourcing</strong><br />

• In Ihrer Firma mangelt es an einer spezifi schen<br />

Ressource, an gewissen Fähigkeiten oder an qualifi<br />

zierten Mitarbeitern. Sie übergeben die Erfüllung<br />

der fraglichen Aufgabe einem spezialisierten Dritten,<br />

der sie effektiver ausführen kann.<br />

• Sie wollen laufende Kosten reduzieren und geben<br />

gewisse Tätigkeiten an eine Drittfi rma weiter, die<br />

wirtschaftlicher arbeitet, als Sie es können.<br />

• Ihre Firma möchte Investitionskosten vermeiden,<br />

indem sie die bereits vorhandene Infrastruktur<br />

einer Drittfi rma optimal nutzt (z.B. können Investi-<br />

Powered by Seite 2<br />

tionen in Software, Hardware, neue Technologien<br />

eingespart werden).<br />

• Ihr Unternehmen ist zu klein und erreicht die kritische<br />

Grösse für eine bestimmte Tätigkeit nicht.<br />

• Ihr Unternehmen will eine hohe Mittelbindung vermeiden<br />

(bilanztechnische Gründe, Finanzierungsgründe).<br />

• Ihr Unternehmen wächst sehr schnell und will sich<br />

nicht den zeitraubenden Aufbau eigener Infrastruktur<br />

oder Prozesse zumuten.<br />

• Sie wollen eine schnellere Reaktion auf interne und<br />

externe Veränderungen. Da gewisse Aktivitäten<br />

nicht erst aufgebaut werden müssen, sondern<br />

durch <strong>Outsourcing</strong> quasi sofort durchgeführt werden<br />

können, wenden Sie sich an eine Drittfi rma.<br />

• Ihre Firma will sich auf ihre Stärken und auf ihr<br />

Kerngeschäft konzentrieren und dadurch eine<br />

höhere Leistung für ihre Kunden erbringen.<br />

• Geschäftsprozesse sollen im Unternehmen rationalisiert<br />

werden.<br />

• Ihre Firma will die Qualität einer bestimmten<br />

Aktivität verbessern, indem sie sie an Spezialisten<br />

überträgt.<br />

• Sie möchten Managementkapazitäten freisetzen<br />

und geben einen gewissen «Ballast» nach aussen<br />

weiter.<br />

Bisweilen nutzen Unternehmen das <strong>Outsourcing</strong> zum<br />

gleichzeitigen Offshoring, um Arbeitsplätze von ihren<br />

ursprünglichen an kostengünstigere Standorte – in der<br />

Regel in Niedriglohnländer – zu verlegen. Ein Beispiel<br />

hierfür ist die Auslagerung der IT-Softwareentwicklung<br />

nach Indien oder Osteuropa.<br />

2. Arten des <strong>Outsourcing</strong>s<br />

Wenn Sie eine Unternehmensaktivität als potenziellen<br />

<strong>Outsourcing</strong>-Kandidaten identifi ziert haben, können Sie<br />

sich mit der geeigneten Form der Auslagerung auseinandersetzen.<br />

Hier aufgeführt fi nden Sie eine Auswahl;<br />

weitere Spielformen sind je nach Unternehmens-situation<br />

denkbar.<br />

Externes <strong>Outsourcing</strong>:<br />

Sie gliedern einen Tätigkeitsbereich aus Ihrem Unternehmen<br />

aus und vergeben die Auftragserfüllung<br />

an Dritte. Wenn Sie dabei die bisher bestehenden<br />

eigenen Kapazitäten stilllegen, spricht man von<br />

«klassischem» <strong>Outsourcing</strong>. Externes <strong>Outsourcing</strong><br />

geht jedoch häufi g auch einher mit einer Übernahme<br />

der Arbeitsverhältnisse und der betrieblichen Infrastruktur<br />

durch den Dritten.


<strong>KMU</strong>-<strong>Lehrgang</strong> <strong>Outsourcing</strong><br />

Komplett- und Modul-<strong>Outsourcing</strong>:<br />

Sie können den Umfang der Auslagerung einer Tätigkeit<br />

bestimmen. Wenn Sie sich dafür entscheiden, die<br />

Aufgabe vollständig auf einen Dritten zu übertragen<br />

(z.B. den Einkauf), spricht man von Komplett- oder<br />

totalem <strong>Outsourcing</strong>. Soll nur ein Ausschnitt eines<br />

Tätigkeitsbereiches vergeben werden (z.B. der<br />

Transport), handelt es sich um Modul- oder partielles<br />

<strong>Outsourcing</strong>.<br />

Management Buy-Out:<br />

Ein Tätigkeitsbereich des Unternehmens wird verselbstständigt,<br />

indem bisherige Mitarbeiter den<br />

Bereich aufkaufen und selbstständig weiterführen. Es<br />

handelt sich dabei um eine besondere Erscheinungsform<br />

von externem <strong>Outsourcing</strong>.<br />

Internes <strong>Outsourcing</strong>:<br />

Dieses eignet sich eher für Konzerne. Denn internes<br />

<strong>Outsourcing</strong> vollzieht sich durch eine Änderung der<br />

Organisationsstrukturen innerhalb des Unternehmens.<br />

Typischerweise wird die betroffene Aufgabe<br />

an ein anderes, rechtlich selbstständiges Unternehmen<br />

im Konzernverbund vergeben. Es kann sich zum<br />

Beispiel um die Übertragung der Datenverarbeitung<br />

und anderer übergreifender Dienstleistungen an eine<br />

Tochtergesellschaft des Konzerns handeln.<br />

Beteiligungs-<strong>Outsourcing</strong>:<br />

Es handelt sich um eine Variante des internen <strong>Outsourcing</strong>s<br />

und besteht in der Gründung einer Beteiligungsgesellschaft,<br />

auf die einzelne Tätigkeitsbereiche<br />

übertragen werden. An dieser Gesellschaft können<br />

sich auch Kunden des Unternehmens wirtschaftlich<br />

beteiligen. Dadurch wird eine stärkere Kundenbindung<br />

erreicht.<br />

Projekt-<strong>Outsourcing</strong> (Outtasking):<br />

Während das <strong>Outsourcing</strong> im eigentlichen Sinne auf<br />

die dauerhafte Auslagerung einer Tätigkeit abzielt,<br />

handelt es sich um Projekt-<strong>Outsourcing</strong> oder Outtasking,<br />

wenn Sie nur ein bestimmtes, zeitlich begrenztes<br />

Projekt an Dritte vergeben wollen.<br />

Übergangs-<strong>Outsourcing</strong>:<br />

Sie entscheiden sich hierbei für eine nur kurzzeitige,<br />

vorübergehende Aufgabenauslagerung.<br />

Inhouse <strong>Outsourcing</strong>:<br />

Davon spricht man, wenn die Tätigkeit weiterhin in<br />

Ihrem Betrieb bleibt, aber nicht durch eigene Mitarbeiter,<br />

sondern durch Dritte durchgeführt wird.<br />

Powered by Seite 3<br />

3. Risiken des <strong>Outsourcing</strong>s<br />

Auch beim <strong>Outsourcing</strong> gilt: Nicht alles, was glänzt, ist<br />

Gold. Nebst den geschilderten Chancen, können auch<br />

Gefahren im <strong>Outsourcing</strong> lauern:<br />

• Nehmen Sie eine minutiöse Kostenanalyse vor,<br />

d.h. vergleichen Sie die bestehenden Kosten mit den<br />

Kosten des <strong>Outsourcing</strong>s. Dabei dürfen Sie sich nicht<br />

auf die Produktionskosten für den ausgelagerten Prozess<br />

beschränken, sondern müssen alle relevanten<br />

Kosten einbeziehen, die mit der Auslagerungsentscheidung<br />

verbunden sind. Berücksichtigen Sie z.B.<br />

Aspekte wie Qualitätsunterschiede, Unterschiede in<br />

der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter oder Auswirkungen<br />

auf Ihre langfristige Unternehmensstrategie.<br />

Eine Auslagerung aufgrund kurzfristiger Kosteneinsparungen<br />

oder vorübergehender Kapazitätsengpässen<br />

könnte sich als sehr teure Übung herausstellen.<br />

• Durch <strong>Outsourcing</strong> können neue, auch versteckte<br />

Kosten entstehen, wie Planungs-, Anpassungs- und<br />

Kontrollkosten. Planungskosten beinhalten die im<br />

Vorfeld der <strong>Outsourcing</strong>-Massnahme entstehenden<br />

Kosten für die Suche nach möglichen Partnern und<br />

die Vertragsanbahnung. Anpassungskosten umfassen<br />

alle Kosten für die Einbindung des externen Anbieters<br />

in die bestehenden Betriebsabläufe. Die Überwachung<br />

der ordnungsgemässen Aufgabenerfüllung<br />

durch den externen Anbieter verursacht schliesslich<br />

Kontrollkosten.<br />

• Wenn Sie Schlüsseltätigkeiten auslagern, begeben<br />

Sie sich in eine bedeutende Abhängigkeit von einem<br />

Drittunternehmen.<br />

• Der Schutz Ihres Know-hows bei der Vergabe von<br />

Leistungen an Dritte könnte eventuell gefährdet sein.<br />

• Sie können die Qualität der ausgelagerten Tätigkeiten<br />

nur indirekt beeinfl ussen.<br />

• Gegenüber den Mitarbeitern externer Anbieter<br />

können Sie in der Regel keinen direkten Einfl uss als<br />

Chef nehmen.<br />

• Der informelle Kontakt, der oftmals zwischen verschiedenen<br />

Bereichen eines Betriebes besteht und<br />

der eine wichtige Quelle für neue Ideen für Verbesserungen<br />

sein kann, wird beim <strong>Outsourcing</strong> gekappt.<br />

• Der Aufwand für die Kommunikation und Abstimmung<br />

zwischen Ihnen und Ihrer <strong>Outsourcing</strong>-Firma<br />

kann sehr gross sein. Vor allem wenn keine sorgfältige,<br />

langfristige Konzeption mit klar defi nierten<br />

Prozessen und Aufgabenteilung mit dem Partner<br />

besteht.<br />

• Externe Dienstleister stehen prinzipiell auch Ihren<br />

Konkurrenten zur Verfügung. Dadurch kann es<br />

gerade in einem zentralen Tätigkeitsgebiet schwer<br />

werden, sich im Wettbewerb zu differenzieren.


<strong>KMU</strong>-<strong>Lehrgang</strong> <strong>Outsourcing</strong><br />

4. Die Wertschöpfungskette<br />

Mit Wertschöpfungskette wird der Weg bezeichnet,<br />

den ein Rohstoff, der in Ihre Firma gelangt, zurücklegt,<br />

bis er als Produkt oder Dienstleistung bei Ihrem Kunden<br />

anlangt. Dabei erfolgt mit jeder Aktivität, die im Zusammenhang<br />

mit der Erstellung des Produktes oder der<br />

Dienstleistung durchgeführt wird, eine Wertsteigerung,<br />

d.h. ein Mehrwert wird geschaffen.<br />

Die unten aufgeführte Grafi k kann Ihnen als Grundlage<br />

für die Wertschöpfungskette Ihrer eigenen Produkte<br />

dienen.<br />

Wertschöpfungskette<br />

Unterstützende<br />

Aktivitäten<br />

Eingangslogistik<br />

Unternehmensinfrastruktur<br />

Personalwirtschaft<br />

Forschung & Entwicklung<br />

Beschaffung<br />

Operationen<br />

Marketing<br />

und<br />

Vertrieb<br />

Ausgangslogistik<br />

Primäre Aktivitäten<br />

Kundendienst<br />

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Gewinnspanne<br />

Unterteilen Sie bei Ihrer Suche nach <strong>Outsourcing</strong>-<br />

Bereichen die Leistung, die Ihre Firma erbringt, in primäre<br />

und in unterstützende Aktivitäten. Primäre Aktivitäten<br />

beziehen sich auf die Herstellung des Produktes<br />

oder der Dienstleistung sowie den Kontakt mit den Kunden.<br />

Unterstützende Aktivitäten beschaffen und erzeugen<br />

die erforderlichen Bedingungen, damit die primären<br />

Aktivitäten überhaupt durchgeführt werden können.<br />

Jede Aktivität fügt dem Produkt einen Mehrwert zu.<br />

Prüfen Sie nun, ob die weiter oben beschriebenen <strong>Outsourcing</strong>-Gründe<br />

auf eine oder vielleicht mehrere Ihrer<br />

Wertschöpfungsaktivitäten zutreffen könnten. Zerlegen<br />

Sie dabei die einzelnen Stationen der Wertschöpfungskette,<br />

damit Sie ein detailliertes Bild Ihrer Situation<br />

erhalten. Sollten Sie feststellen, dass Ihre Firma einen<br />

Wettbewerbsvorteil durch das <strong>Outsourcing</strong> einer Aktivität<br />

erlangen könnte, bleibt Ihnen noch die Aufgabe,<br />

die geeignete Form der Auslagerung zu wählen und die<br />

damit verbundenen Geschäftsrisiken minutiös abzuschätzen.

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