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Alkohol und Schwangerschaft Fetales Alkoholsyndrom

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Monatsschr Kinderheilkd 2007 · 155:853–865<br />

DOI 10.1007/s00112-007-1567-9<br />

Online publiziert: 13. Juli 2007<br />

© Springer Medizin Verlag 2007<br />

Redaktion<br />

B. Koletzko · München<br />

W. Sperl · Salzburg<br />

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R. Feldmann · H. Löser † · J. Weglage<br />

Universitätskinderklinik Münster<br />

<strong>Fetales</strong> <strong>Alkohol</strong>syndrom<br />

(FAS)<br />

Zusammenfassung<br />

Durch <strong>Alkohol</strong>missbrauch während der <strong>Schwangerschaft</strong> kommt es beim Kind zu vor- <strong>und</strong> nachgeburtlichen<br />

Schäden, die es in der Gesamtheit seiner Entwicklung beeinträchtigen. Zu den Merkmalen<br />

des fetalen <strong>Alkohol</strong>syndroms (FAS) gehören kraniofaziale Veränderungen, Mikrozephalie<br />

<strong>und</strong> Minderwuchs. Die körperlichen Merkmale können teilweise oder gänzlich fehlen, dennoch<br />

haben die betroffenen Kinder hirnorganische Schäden <strong>und</strong> zeigen z. T. erhebliche kognitive<br />

Defizite (partielles FAS). Sie können Regeln <strong>und</strong> Sinnzusammenhänge nur schwer erfassen. Ihre<br />

Konzentrations- <strong>und</strong> Merkfähigkeit sind deutlich verringert. Emotionale Störungen <strong>und</strong> Verhaltensauffälligkeiten<br />

kommen hinzu. Die natürliche Angst vor Gefahren fehlt überwiegend. Auffälliges<br />

Merkmal bei der Mehrzahl der Kinder mit FAS ist ein geringes Distanzgefühl. Die betroffenen<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen sind überwiegend naiv, leichtgläubig <strong>und</strong> verleitbar. Intensive Betreuung<br />

<strong>und</strong> Anleitung bleiben auch im Jugend- <strong>und</strong> jungen Erwachsenenalter der Patienten mit<br />

FAS erforderlich.<br />

Schlüsselwörter<br />

<strong>Fetales</strong> <strong>Alkohol</strong>syndrom · Vorgeburtliche <strong>Alkohol</strong>exposition · Fehlbildungssyndrom · Kognitive<br />

<strong>und</strong> emotionale Störungen · Verhaltensauffälligkeiten<br />

Fetal alcohol syndrome (FAS)<br />

Abstract<br />

Fetal alcohol syndrome (FAS) is a set of physical and mental developmental defects that can result<br />

when a woman drinks alcohol during her pregnancy. FAS is characterized by craniofacial malformations,<br />

microcephaly, and growth deficits. ‘There may be no obvious physical features, but a<br />

child with a history of prenatal alcohol exposure have organic brain damage and some have considerable<br />

cognitive deficits (partial FAS). Affected children have difficulties with learning, attention,<br />

memory, judgement and problem solving. They show poor impulse control, lack fear and<br />

have problems dealing with risks. They fail to consider the consequences of their actions. They<br />

are naïve, credulous, and easily encouraged to follow others. As the resulting psychosocial and adjustment<br />

problems persist into adolescence and adulthood lifetime care is required to support and<br />

protect FAS patients.<br />

Keywords<br />

Fetal alcohol syndrome · Prenatal alcohol exposure · Pattern of malformations · Cognitive and emotional<br />

deficits · Behavioural problems<br />

Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007 |<br />

853


7 Mütterlicher <strong>Alkohol</strong>missbrauch<br />

<strong>Alkohol</strong>missbrauch in der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

führt beim Kind zu körperlichen,<br />

geistig-intellektuellen <strong>und</strong><br />

Verhaltensstörungen in variabler<br />

Ausprägung<br />

7 Partielles FAS<br />

7 „fetal alcohol spectrum disorders“<br />

(FASD)<br />

854 | Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007<br />

Bei mütterlichem <strong>Alkohol</strong>missbrauch während der <strong>Schwangerschaft</strong> kommt es aufgr<strong>und</strong><br />

der embryo- <strong>und</strong> fetotoxischen Wirkung des <strong>Alkohol</strong>s zu vor- <strong>und</strong> nachgeburtlichen Schäden,<br />

die das Kind in der Gesamtheit seiner körperlichen, geistigen <strong>und</strong> seelischen Entwicklung<br />

beeinträchtigen. Zu den Merkmalen des fetalen <strong>Alkohol</strong>syndroms (FAS) gehören kraniofaziale<br />

Veränderungen, Mikrozephalie <strong>und</strong> Minderwuchs. Auch wenn die körperlichen<br />

Merkmale teilweise oder gänzlich fehlen, haben die betroffenen Kinder hirnorganische<br />

Schäden <strong>und</strong> zeigen teils erhebliche kognitive Defizite (partielles FAS). Das Erfassen von<br />

Regeln <strong>und</strong> Sinnzusammenhängen ist erschwert oder misslingt ihnen ganz. Die Konzentrations-<br />

<strong>und</strong> Merkfähigkeit sind deutlich verringert. Emotionale Störungen <strong>und</strong> Verhaltensauffälligkeiten<br />

überwiegen. Die Risiken des eigenen Verhaltens können von den Kindern<br />

nicht eingeschätzt werden. Die natürliche Angst vor Gefahren fehlt den meisten Kindern<br />

mit FAS. Auffälliges Merkmal bei der Mehrzahl der Kinder ist ein geringes Distanzgefühl.<br />

Die betroffenen Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen sind überwiegend naiv, leichtgläubig <strong>und</strong><br />

verleitbar. Intensive Betreuung <strong>und</strong> Anleitung bleiben auch im Jugend- <strong>und</strong> jungen Erwachsenenalter<br />

der Patienten mit FAS erforderlich.<br />

Der Beitrag weist über die körperliche Symptomatik des FAS hinaus auf die intellektuellen, sozialen<br />

<strong>und</strong> emotionalen Auffälligkeiten der betroffenen Kinder hin <strong>und</strong> erleichtert die diagnostische Einschätzung<br />

auch bei partiellem FAS.<br />

Definition <strong>und</strong> Einteilung<br />

Das fetale <strong>Alkohol</strong>syndrom (FAS) ist ein durch 7 mütterlichen <strong>Alkohol</strong>missbrauch während der<br />

<strong>Schwangerschaft</strong> bedingtes, toxisches, polydystrophes Fehlbildungssyndrom beim Kind [8]. Embryo<br />

<strong>und</strong> Fetus werden durch das leicht plazentagängige Zell- <strong>und</strong> Mitosegift <strong>Alkohol</strong> <strong>und</strong> seinen Metaboliten<br />

Azetaldehyd direkt geschädigt. Die Zellschädigung äußert sich in Hypotrophie, Dystrophie<br />

<strong>und</strong> Hypoplasie, die bereits in der embryonalen Entwicklung der Organsysteme beginnen <strong>und</strong> sich<br />

auch auf die spätere Histo- <strong>und</strong> Fetogenese auswirken. Körperliche, geistig-intellektuelle <strong>und</strong> Verhaltensstörungen<br />

treten mit variabler Expressivität auf.<br />

Bereits 1967 gelang es Lamache [5] <strong>und</strong> Lemoine et al. [6] in Frankreich, den potenziell teratogenen<br />

Effekt des <strong>Alkohol</strong>s nachzuweisen. Letztere beschrieben erstmals die typischen Kennzeichen<br />

des FAS:<br />

F die kraniofazialen Veränderungen (Mikrozephalie, Abflachung des Mittelgesichts),<br />

F die prä- <strong>und</strong> postnatale Wachstumsstörung,<br />

F die Organfehlbildungen (Herzfehler, Fehlbildungen des Urogenitaltrakts) sowie<br />

F die kognitiven <strong>und</strong> emotionalen Einschränkungen der betroffenen Kinder.<br />

Jones u. Smith [4] führten 1973 den Begriff des „fetalen <strong>Alkohol</strong>syndroms“ ein.<br />

Das embryofetale Gehirn ist während der gesamten <strong>Schwangerschaft</strong> besonders empfindlich <strong>und</strong><br />

wird durch eine vorgeburtliche toxische <strong>Alkohol</strong>einwirkung in seinem Wachstum, seiner Ausdifferenzierung<br />

<strong>und</strong> seinen Funktionen besonders betroffen. <strong>Alkohol</strong>bedingte neurotoxisch-enzephalopathische<br />

Veränderungen beim Kind sind damit weit häufiger als die sichtbaren körperlichen Merkmale.<br />

Diese hirnorganischen Schädigungen, die nicht oder nur geringfügig von sichtbaren Fehlbildungen<br />

begleitet werden, werden als 7 partielles FAS oder als fetale <strong>Alkohol</strong>effekte bezeichnet [7].<br />

Sie erscheinen in der weiteren Entwicklung des Kindes als kognitive <strong>und</strong> emotionale Einschränkungen<br />

sowie Verhaltensauffälligkeiten in gleicher Ausprägung wie beim FAS. Das gesamte Spektrum<br />

der vorgeburtlichen <strong>Alkohol</strong>schädigung vom klinischen Vollbild des FAS bis hin zu dem sich<br />

überwiegend in Störungen der intellektuellen Leistung, des Erlebens <strong>und</strong> Verhaltens manifestierenden<br />

partiellen FAS wird heute unter dem Begriff 7 „fetal alcohol spectrum disorders“ (FASD)<br />

zusammengefasst.<br />

Epidemiologie<br />

<strong>Alkohol</strong>konsum in der <strong>Schwangerschaft</strong> ist die häufigste Ursache für nichtgenetisch bedingte kindliche<br />

Fehlbildungen. Jährlich werden in Deutschland etwa 2200 Kinder mit dem klinischen Vollbild<br />

des FAS geboren (Inzidenz etwa 1:300). Hinzu kommen mehr als 4500 Kinder pro Jahr mit parti-


ellem FAS, alkoholbedingten kognitiven Schädigungen sowie erheblichen Verhaltensstörungen, die<br />

überwiegend nicht erkannt oder nicht mit dem <strong>Alkohol</strong>konsum der Mutter in Bezug gebracht werden<br />

(Gesamtinzidenz für FASD etwa 1:100). Die genannten Zahlen gehen nicht auf Untersuchungen<br />

in Deutschland zurück, sondern beziehen internationale Daten [12] auf die Anzahl der Lebendgeburten<br />

in Deutschland (Stand 2005). Allerdings liegt der <strong>Alkohol</strong>konsum in Deutschland weit über<br />

dem internationalen Durchschnitt. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass sich die epidemiologischen<br />

Einschätzungen in Deutschland als zu konservativ erweisen.<br />

Ätiologie <strong>und</strong> Pathogenese<br />

Ursache des FAS ist der mütterliche Konsum von <strong>Alkohol</strong> im Sinne eines chronischen Abusus oder<br />

akuten Missbrauchs in der <strong>Schwangerschaft</strong>. Auch das partielle FAS ist Folge des <strong>Alkohol</strong>konsums<br />

der Gravida. Eine Schwellendosis der <strong>Alkohol</strong>schädigung besteht nicht [8]. Zugleich kann keine lineare<br />

Abhängigkeit des Schweregrads der <strong>Alkohol</strong>schädigung von der <strong>Alkohol</strong>menge nachgewiesen<br />

werden [11]. Auch Kinder, deren Mütter in der <strong>Schwangerschaft</strong> relativ wenig tranken, können<br />

deutliche Anzeichen des FAS aufweisen [8, 13]. Bedeutsam sind u. a. die 7 Dauer des Konsums <strong>und</strong><br />

die 7 Höhe des <strong>Alkohol</strong>spiegels, da für die Schwere der Ausprägung einer alkoholbedingten Schädigung<br />

auf Zellebene die Anpassung des Metabolismus <strong>und</strong> der Membranen gegenüber <strong>Alkohol</strong> eine<br />

gewisse Rolle spielt [1]. Gelegentlicher exzessiver <strong>Alkohol</strong>konsum kann demnach noch intensiver<br />

schädigen, als das bei regelmäßigem geringerem Konsum bereits der Fall ist.<br />

<strong>Alkohol</strong> passiert problemlos die Plazenta, das ungeborene Kind ist also den gleichen Blutalkoholspiegeln<br />

ausgesetzt wie die Mutter [9]. <strong>Alkohol</strong> wird durch die in der Leber produzierten Enzyme<br />

<strong>Alkohol</strong>dehydrogenase <strong>und</strong> Aldehyddehydrogenase abgebaut. Im ersten Stoffwechselschritt erfolgt<br />

die Dehydrierung zu Ethanal (entspricht Azetaldehyd), einem stark toxischen Metaboliten. Am Ende<br />

des Stoffwechselprozesses steht Azetyl-CoA, das in den Fettstoffwechsel eingeht. Die enzymatische<br />

Oxidation des <strong>Alkohol</strong>s ist in der unreifen Leber des Fetus nicht oder nur in geringerem Umfang<br />

möglich. Das ungeborene Kind verfügt selbst also kaum über die Möglichkeit einer <strong>Alkohol</strong>metabolisierung.<br />

Zudem wird der <strong>Alkohol</strong> aus der Amnionhöhle nur verlangsamt zurück in den mütterlichen<br />

Blutkreislauf eliminiert. Diese Faktoren verlängern die direkte, toxische Wirkung des <strong>Alkohol</strong>s<br />

auf Embryo <strong>und</strong> Fetus.<br />

Ethanol <strong>und</strong> Ethanal wirken als Mitosegifte wachstumshemmend. Dies führt prä- <strong>und</strong> postpartal<br />

zu Wachstumsstörungen <strong>und</strong> Untergewicht. Auch das reduzierte Angebot an Aminosäuren, die<br />

geringere Durchlässigkeit der Zellmembranen <strong>und</strong> eingeschränkte Enzymaktivitäten durch <strong>Alkohol</strong><br />

führen zu Hypotrophie <strong>und</strong> Hypoplasie des Ungeborenen. <strong>Alkohol</strong> wirkt zudem teratogen, meist in<br />

Form von 7 Hemmungsmissbildung in der Organogenese der Frühschwangerschaft [9]. Dies kann<br />

alle Organe gleichermaßen betreffen.<br />

Als neurotoxische Substanz führt <strong>Alkohol</strong> zu Wachstumsstörungen des gesamten Gehirns (7 Mikrozephalie<br />

<strong>und</strong> Mikroenzephalie [8]) <strong>und</strong> zu zerebralen Dysgenesien [4]. Weitere mögliche Folgen<br />

beim pränatal alkoholgeschädigten Kind sind Hydrozephalus, zerebelläre Dysmorphien, Hirnstammveränderungen<br />

sowie Agenesie des 7 Corpus callosum. Die Basalganglien <strong>und</strong> der Nucleus caudatus<br />

sind durch <strong>Alkohol</strong> besonders verw<strong>und</strong>bar. Gef<strong>und</strong>en werden Defizite in der Dendritenstruktur,<br />

mangelhafte Myelinisierung <strong>und</strong> Veränderungen in Zusammensetzung <strong>und</strong> Wirkung der 7 Neurotransmitter.<br />

Die Syntheseleistung von Protein, RNA <strong>und</strong> DNA ist in der <strong>Schwangerschaft</strong> unter <strong>Alkohol</strong>einfluss<br />

in jeder Phase eingeschränkt. Durch die gestörte Eiweißproduktion kommt es zu einem<br />

verminderten Aufbaustoffwechsel. Trotz adäquater Ernährung <strong>und</strong> guter Förderung bleiben Kinder<br />

mit FAS daher oft zu klein <strong>und</strong> zu leicht für ihr Alter.<br />

Diagnose<br />

Diagnosehilfen<br />

FAS-Skala von Majewski<br />

In ihr werden 3 Schweregrade des FAS unterschieden [10]. Die Einteilung beruht auf 28 für die <strong>Alkohol</strong>schädigung<br />

typischen klinischen Symptomen (Minderwuchs, kraniofaziale Dysmorphien, Skelettfehlbildungen<br />

u. a.), denen Punktwerte zugeordnet sind. Die Gesamtzahl der Punkte bestimmt<br />

den Schweregrad der Schädigung.<br />

CME<br />

Die Die aus internationalen internationalen Daten für<br />

Deutschland ermittelte Gesamtinzidenz<br />

für FASD von 1:100 wird möglicherweise<br />

von den realen Zahlen<br />

übertroffen<br />

Eine Schwellendosis der <strong>Alkohol</strong>schädigung<br />

besteht nicht<br />

7 Dauer des Konsums<br />

7 Höhe des <strong>Alkohol</strong>spiegels<br />

Die Die enzymatische Oxidation des <strong>Alkohol</strong>s<br />

ist in der unreifen Leber des<br />

Fetus nicht oder nur in geringerem<br />

Umfang möglich<br />

<strong>Alkohol</strong> wirkt in der Organogenese<br />

der Frühschwangerschaft teratogen<br />

7 Hemmungsmissbildung<br />

7 Mikrozephalie<br />

7 Corpus callosum<br />

7 Neurotransmitter<br />

Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007 |<br />

855


Eine Klassifizierung nach der FAS-Skala<br />

von Majewski ist häufig nur in den<br />

ersten 3 Lebensjahren möglich<br />

Im „4-digit diagnostic code“ werden werden<br />

3 FAS-Kategorien unterschieden<br />

Auch beim „4-digit diagnostic code“<br />

wird den kraniofazialen Veränderungen<br />

höchste diagnostische Bedeutung<br />

zugemessen<br />

856 | Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007<br />

Abb. 1 9 Gesichtsfehlbildungen<br />

bei FAS<br />

Da v. a. die körperlichen Anzeichen mit zunehmendem Lebensalter abnehmen, ist eine Klassifizierung<br />

häufig nur in den ersten 3 Lebensjahren möglich [11]. Partielles FAS kann vorliegen, wenn<br />

die intrauterine <strong>Alkohol</strong>exposition zwar gesichert ist, die körperlichen Merkmale nach dem Bewertungssystem<br />

von Majewski [10, 11] aber keine FAS-Einschätzung zulassen. Das partielle FAS ist damit<br />

nicht sicher zu erfassen.<br />

“4-digit diagnostic code“<br />

Dieses der FAS-Skala von Majewski ähnliche System zur Diagnose der verschiedenen Formen der<br />

pränatalen <strong>Alkohol</strong>schädigung wurde in jüngerer Zeit im angelsächsischen Raum entwickelt [2]. Es<br />

erfasst die bekannten 4 Merkmalsbereiche des fetalen <strong>Alkohol</strong>syndroms:<br />

1. Wachstumsstörung,<br />

2. kraniofaziale Auffälligkeiten,<br />

3. ZNS-Anomalien <strong>und</strong><br />

4. vorgeburtliche <strong>Alkohol</strong>exposition.<br />

Die einzelnen Merkmale werden anhand einer 4-stufigen Likert-Skala bewertet. Es ergeben sich daraus<br />

256 mögliche Merkmalsausprägungen, die mehrheitlich nicht zu einer klaren Diagnose führen.<br />

Es verbleiben vielmehr 3 Kategorien:<br />

F FAS mit gesicherter <strong>Alkohol</strong>exposition (FAS+),<br />

F FAS ohne gesicherte <strong>Alkohol</strong>exposition (FAS−),<br />

F partielles FAS mit gesicherter <strong>Alkohol</strong>exposition (pFAS+).<br />

Die Zuordnung zu diesen Kategorien geschieht dabei in gewohnter Weise: Ist die <strong>Alkohol</strong>exposition<br />

bekannt, kann auch bei schwächeren äußerlichen Merkmalen die Diagnose gestellt werden (FAS+<br />

oder pFAS+). Ist die <strong>Alkohol</strong>exposition unbekannt, kann die Diagnose (FAS−) nur gestellt werden,<br />

wenn die äußerlichen Merkmale sehr deutlich auftreten. Dabei wird auch hier denkraniofazialen-<br />

Veränderungen höchste diagnostische Bedeutung zugemessen.<br />

Der „4-digit diagnostic code“ liefert Hinweise für eine sorgfältige körperliche Diagnostik. Wenig<br />

Beachtung finden jedoch weiterhin die kognitiven <strong>und</strong> emotionalen Beeinträchtigungen sowie die


Verhaltensstörungen der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen, die für diese selbst <strong>und</strong> ihre Umgebung besonders<br />

belastend sind.<br />

Resümee<br />

Gerade in den Fällen, in denen hirnorganische Schädigungen ohne begleitende sichtbare Fehlbildungen<br />

vorliegen, ist eine gesicherte Diagnosestellung besonders wichtig <strong>und</strong> hilfreich. Mit den bekannten<br />

Diagnosekriterien <strong>und</strong> -systemen ist sie aber nicht möglich.<br />

Merkmale<br />

Abb. 2 7 Ptosis<br />

Prä- <strong>und</strong> postnatales Wachstum<br />

Kinder mit FAS sind bei der Geburt kleiner <strong>und</strong> leichter als gleichaltrige ges<strong>und</strong>e Kinder. Das geringe<br />

Gewicht ist mitbedingt durch die Muskelhypotrophie <strong>und</strong> das schwach entwickelte subkutane<br />

Fettgewebe. Die 7 intrauterine Wachstumsverzögerung wird postnatal gelegentlich aufgeholt. Jugendliche<br />

mit dem Vollbild des FAS allerdings erreichen oft eine geringere Körperhöhe (Mädchen<br />


Abb. 3 8 Malformation der Ohrmuschel<br />

Unter einer geistigen Entwicklungsverzögerung<br />

leiden etwa 90% aller<br />

betroffenen Kinder<br />

7 Raum- <strong>und</strong> Formwahrnehmung<br />

7 Schmerzunempfindlichkeit<br />

7 Sprachentwicklungsstörung<br />

858 | Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007<br />

Abb. 4 8 Haaraufstrich<br />

Ventrikel- <strong>und</strong> Vorhofseptumdefekte finden sich bei einem Drittel der Kinder mit FAS. Ähnlich häufig<br />

sind Genitalfehlbildungen. Nierenfehlbildungen zeigt jedes 10. Kind mit FAS.<br />

Bei Kindern mit FAS <strong>und</strong> partiellem FAS findet sich ein hirnorganisch bedingtes komplexes, sehr<br />

variables Muster von neuropsychologischen <strong>und</strong> psychopathologischen Auffälligkeiten. Unter einer<br />

geistigen Entwicklungsverzögerung leiden etwa 90% aller betroffenen Kinder. Die neuropsychologischen<br />

<strong>und</strong> psychopathologischen Auffälligkeiten korrelieren nicht mit den sonstigen körperlichen<br />

Veränderungen <strong>und</strong> können trotz eines äußerlich unauffälligen Erscheinungsbildes stark ausgeprägt<br />

sein.<br />

Wahrnehmung, Sprache <strong>und</strong> Motorik<br />

Die Wahrnehmungsfähigkeit kann in allen Bereichen beeinträchtigt sein. Die Kinder mit FAS sind<br />

weniger aufnahmefähig. Sie zeigen eine Verminderung der 7 Raum- <strong>und</strong> Formwahrnehmung <strong>und</strong><br />

haben Schwierigkeiten bei der Wort- <strong>und</strong> der Figurenerkennung. Neben der visuellen können auch<br />

die haptische <strong>und</strong> die akustische Perzeption gestört sein. So zeigen sich viele Kinder überempfindlich<br />

gegenüber leichten Berührungen (Textilnaht, Wassertropfen). Obwohl sie selbst recht laut sein<br />

können, erschrecken sie fremde Geräusche oft übermäßig (Hyperakusis). Die meisten Kinder mit<br />

FAS sind zugleich auffallend 7 schmerzunempfindlich. Sie bemerken selbst stärkere Verletzungen<br />

nicht <strong>und</strong> können schon deshalb aus ihnen keine Verhaltensänderung oder vermehrte Vorsicht ableiten.<br />

Auch das Wärme- <strong>und</strong> das Kälteempfinden sind gestört. Die von den Kindern selbst gewählte<br />

Kleidung entspricht häufig nicht der Witterung. Hunger- oder Sättigungsgefühle fehlen oft. Nur bei<br />

einem Teil der betroffenen Kinder normalisieren sich diese Störungen im Altersverlauf.<br />

Kinder mit FAS zeigen mehrheitlich 7 Sprachentwicklungsstörungen. Verzögert ist v. a. der Erwerb<br />

F des Wortschatzes,<br />

F der Artikulation <strong>und</strong><br />

F der Syntax.


Redefluss <strong>und</strong> Sprachantrieb wirken schwach. Nur in Einzelfällen überdauert diese Störung bis in das<br />

Schulalter. Während also das Sprechen bald keine Schwierigkeiten mehr bereitet <strong>und</strong> die Kinder mit<br />

einem umfangreichen Wortschatz <strong>und</strong> einem starken Redebedürfnis verblüffen, bleiben die Grenzen<br />

beim Verstehen oft weiterhin eng.<br />

Bei einer angeborenen Muskelhypotonie <strong>und</strong> gestörten zerebellären Funktionen kann die statomotorische<br />

Entwicklung verzögert sein. In Einzelfällen nehmen die Kinder durch ihre 7 feinmotorische<br />

Ungeschicklichkeit eine Außenseiterposition ein. Sie entwickeln dagegen nicht selten besonders<br />

gute grobmotorische Fähigkeiten, wobei sie sich beim Laufen, Radfahren oder Klettern allerdings<br />

leicht überschätzen.<br />

Kognitive Störungen<br />

Zu den Merkmalen von FAS <strong>und</strong> partiellem FAS gehören die teils erheblichen kognitiven Defizite<br />

der betroffenen Kinder. Die 7 Intelligenz ist vermindert. Festzustellen ist dabei in gängigen Testverfahren<br />

eine sehr homogene Senkung von Handlungs- <strong>und</strong> Verbal-IQ. Insgesamt liegt der IQ unserer<br />

Münsteraner Stichprobe bei 75 (Normwert 100±15), was bereits den ersten Beobachtungen von Lemoine<br />

et al. [6] entspricht. Die intellektuellen Leistungseinbußen zeigen sich v. a.<br />

F im logischen Denken,<br />

F beim Lösen komplexer Aufgaben,<br />

F beim Rechnen <strong>und</strong><br />

F im kombinatorischen Denken.<br />

Abstraktionen, das Erlernen von Regeln <strong>und</strong> das Erfassen von Sinnzusammenhängen sind erschwert<br />

oder sogar ganz unmöglich. Eigene Spielideen entwickeln die Kinder meist nicht, sondern ahmen die<br />

Spiele anderer Kinder nach. Wenn Kinder oder Jugendliche mit FAS erzählen sollen, was sie erlebt<br />

haben, was andere Personen gemacht haben oder auch, wie es zu diesem Unfall oder jenem Konflikt<br />

kam, weichen sie oft aus, erzählen widersprechende oder der Fantasie entsprungene Versionen. Sie<br />

tun das nicht, um etwas zu verbergen, sondern, weil sie tatsächlich nicht verstanden haben, was geschehen<br />

ist <strong>und</strong> ihnen auch der Ablauf des Geschehens unklar blieb.<br />

Die 7 Merkfähigkeit bei Kindern mit FAS ist, Kurz- <strong>und</strong> Langzeitgedächtnis betreffend, deutlich<br />

verringert. Das schlechte Kurzzeitgedächtnis behindert die Kinder zugleich in der Lernfähigkeit, was<br />

u. a. zu den sehr häufigen Problemen beim Verstehen <strong>und</strong> Mitarbeiten in der Schule führt. Sollen die<br />

Kinder Neues lernen, vergessen sie zuvor eingeübte Lerninhalte (Interferenzeffekt). Lerninhalte bauen<br />

bei ihnen also nicht aufeinander auf, gelernte Lösungen können nicht auf andere Anwendungsgebiete<br />

übertragen werden. Auch im familiären Miteinander können die Kinder trotz häufiger Wiederholungen<br />

<strong>und</strong> Erklärungen viele alltägliche Handlungen nicht selbstständig ausführen. Sie müssen<br />

vielmehr täglich an ihre Aufgaben erinnert werden, brauchen selbst dann noch Anleitung <strong>und</strong><br />

Kontrolle. Alltagsrituale werden nur mühsam gelernt, <strong>und</strong> nach kurzer Unterbrechung, etwa nach<br />

einer Urlaubsreise, sind sie oft vergessen.<br />

<strong>Alkohol</strong>geschädigte Kinder haben ganz überwiegend eine stark 7 verminderte Konzentrationsfähigkeit.<br />

Sie sind nur kurzzeitig aufmerksam <strong>und</strong> interessiert, sie sind leicht ablenkbar <strong>und</strong> reagieren<br />

verlangsamt. Sie bringen Spiele, bei denen Geduld erforderlich ist, nicht zu Ende <strong>und</strong> lassen sich<br />

kaum lange von einer Beschäftigung einnehmen. Entsprechend können sie Verabredungen nicht einhalten<br />

<strong>und</strong> Aufträge nicht gut ausführen.<br />

Die von uns untersuchten Kinder mit FAS besuchen mehrheitlich (67%) eine Förderschule. Dagegen<br />

ist nur ein Viertel der Kinder mit partiellem FAS in einer solchen Einrichtung, obwohl beide<br />

Gruppen übereinstimmend einen Durchschnitts-IQ von 75 erreichen <strong>und</strong> somit gleicher Förderbedarf<br />

besteht.<br />

Soziale <strong>und</strong> emotionale Störungen<br />

Belastender als die mehr oder minder ausgeprägten intellektuellen Einschränkungen sind die emotionalen<br />

Auffälligkeiten <strong>und</strong> Verhaltensstörungen bei fast allen Kindern mit FAS. 7 Hyperaktivität<br />

etwa findet sich bei keinem Fehlbildungssyndrom so häufig wie bei FAS [8]. Merkmale sind:<br />

F ständige motorische Unruhe,<br />

F Nervosität,<br />

F sehr kurzfristiges Interesse an einer Aufgabe oder schneller Wechsel von einem Spielzeug zum<br />

nächsten,<br />

CME<br />

7 Feinmotorische<br />

Ungeschicklichkeit<br />

7 Intelligenz<br />

Abstraktionen, das Erlernen von Regeln<br />

<strong>und</strong> das Erfassen von Sinnzusammenhängen<br />

sind erschwert oder<br />

ganz unmöglich<br />

7 Merkfähigkeit<br />

Gelernte Lösungen Lösungen können können nicht auf<br />

andere Anwendungsgebiete übertragen<br />

werden<br />

7 Verminderte<br />

Konzentrationsfähigkeit<br />

7 Hyperaktivität<br />

Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007 |<br />

859


Eine kleine Minderheit von von Kindern Kindern<br />

mit FASD verhält sich antriebslos antriebslos <strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

sehr still<br />

Kinder Kinder mit FAS zeigen zeigen kein natürliches<br />

Misstrauen <strong>und</strong> suchen spontan<br />

die Nähe auch unbekannter erwachsener<br />

Personen<br />

7 Anhänglichkeit<br />

7 Fehlendes soziales „Feingefühl“<br />

Von FAS betroffene Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

sind meist außerordentlich<br />

hilfsbereit, aber auch naiv, leichtgläubig<br />

<strong>und</strong> verleitbar<br />

Jugendliche Jugendliche mit FAS sind spontan<br />

nicht häufiger delinquent als ihre Altersgenossen,<br />

lassen sich aber leichter<br />

<strong>und</strong> stets unwissentlich für kriminelle<br />

Zwecke einspannen<br />

860 | Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007<br />

F Ungehemmtheit <strong>und</strong><br />

F Impulsivität im Sozialverhalten.<br />

Die Kinder sind leicht ablenkbar <strong>und</strong> zeigen häufig Aufmerksamkeit heischendes Verhalten. In der<br />

Schule fallen sie auf, weil sie nicht still sitzen können <strong>und</strong> ständig <strong>und</strong>iszipliniert sind. Die Affekte<br />

können vom Kind nur schwer kontrolliert werden, Frustrationen werden nicht leicht toleriert.<br />

Eine kleine Minderheit von Kindern mit FAS oder partiellem FAS verhält sich dagegen antriebslos<br />

<strong>und</strong> sehr still. Die Kinder können lange Zeit verharren, ohne Reize zu suchen oder Unzufriedenheit<br />

aufzuweisen. Sie zeigen kaum spontanes Verhalten, für fast alle Verrichtungen des Alltags brauchen<br />

sie eine Anweisung. Sie folgen dann willig, können von allein aber nicht in die gewünschte Situation<br />

finden oder sie wieder verlassen.<br />

Die Risiken des eigenen Verhaltens, beim Spielen z. B., können nicht eingeschätzt werden. Die<br />

natürliche Angst vor Gefahren fehlt im Allgemeinen. Die Kinder sind waghalsig, übermütig, geraten<br />

im Straßenverkehr oder beim Klettern in gefährliche Situationen. Im Gegensatz zu anderen Kindern<br />

scheinen die Kinder mit FAS aber selbst aus schlechten Erfahrungen nicht zu lernen. Auffälliges<br />

Merkmal bei der Mehrzahl der Kinder ist ein geringes Distanzgefühl. Sie zeigen kein natürliches<br />

Misstrauen <strong>und</strong> suchen spontan die Nähe auch unbekannter erwachsener Personen. Ihre Kontaktsuche<br />

ist meist anschmiegsam. Kinder mit FAS gehen unbefangen auch auf andere Kinder zu. Dabei<br />

sind sie distanzlos <strong>und</strong> 7 anhänglich, nicht selten halten sie sich an anderen Kindern oder deren<br />

Kleidung fest, um deren Spiel mitverfolgen zu können. Da sie also 7 kein soziales „Feingefühl“<br />

aufbringen können, werden sie nicht akzeptiert <strong>und</strong> schnell abgelehnt. Kinder <strong>und</strong> auch Jugendliche<br />

mit FAS können soziale Beziehungen nicht adäquat einschätzen. Nicht selten stellen sie eine Person,<br />

die sie soeben kennen gelernt haben, als „besten Fre<strong>und</strong>“ vor.<br />

Von gleichaltrigen Spielkameraden werden die Kinder mit FAS oft abgelehnt, weil sie die Spiele<br />

nicht verstehen, nach kurzer Zeit die Lust am Spiel verlieren oder dieses impulsiv stören. Viele ältere<br />

Kinder <strong>und</strong> auch noch Jugendliche mit FAS spielen lieber mit deutlich jüngeren Kindern, da sie<br />

der Überforderung durch den Kontakt mit Gleichaltrigen entgehen möchten. Im Verlauf der Pubertät<br />

bemühen sich die Jugendlichen mit FAS dagegen wieder um altersgerechte Kontakte <strong>und</strong> geraten<br />

hier vielfältig in Konflikte. Sie suchen die Nähe zu Gleichaltrigen, um Gefallen <strong>und</strong> Zuwendung zu<br />

finden, <strong>und</strong> nehmen dabei oft unbeirrbar Rückschläge, Ablehnung <strong>und</strong> Spott in Kauf.<br />

Die betroffenen Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen sind überwiegend außerordentlich hilfsbereit, aber auch<br />

naiv, leichtgläubig <strong>und</strong> verleitbar; sie können die Konsequenzen ihres sozialen Handelns oft nicht abschätzen.<br />

Sie begegnen anderen Kindern <strong>und</strong> selbst Fremden vertrauensselig. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Leichtgläubigkeit<br />

geraten sie immer wieder in unangenehme Situationen, deren Konsequenzen sie nicht<br />

verstehen. Auch Jugendliche mit FAS sind gefährdet, da sie Fremden arglos begegnen <strong>und</strong> nicht fähig<br />

sind, fremde Absichten zu durchschauen. Auf ein fre<strong>und</strong>liches Wort hin leisten sie gern Folge,<br />

ohne erfassen zu können, was mit ihnen geschieht, <strong>und</strong> ohne zu bemerken, dass ihr Vertrauen ausgenutzt<br />

wird. Mädchen mit FAS, die auf fremde Zuwendung gutgläubig antworten, zuweilen selbst<br />

in sexualisierter Weise Kontakt suchen, sind in besonderem Maß gefährdet. Leicht verführbar sind<br />

auch die Jungen, die sich Gleichaltrigen anschließen wollen. Jugendliche mit FAS sind spontan nicht<br />

häufiger delinquent als ihre Altersgenossen, lassen sich aber leichter <strong>und</strong> stets unwissentlich für kriminelle<br />

Zwecke einspannen. Oft reicht der Hinweis: „Wenn du mein Fre<strong>und</strong> sein willst, dann...“ Die<br />

betroffenen Jugendlichen sind dann Mitläufer, nicht Initiatoren der Handlung (überwiegend Diebstahl,<br />

Sachbeschädigung), stehen für die anderen „Schmiere“. Werden sie von Erwachsenen zur Verantwortung<br />

gezogen, können sie das eigene Handeln weder verstehen noch erklären. Entsprechend<br />

geraten sie bald erneut in vergleichbare Schwierigkeiten. Meist eskaliert ein Wechselspiel von immer<br />

empörterem Strafen der Autorität <strong>und</strong> wachsender Hilflosigkeit <strong>und</strong> Verzweiflung der betroffenen<br />

Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen.<br />

Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der intrauterinen <strong>Alkohol</strong>exposition <strong>und</strong> dem späteren<br />

<strong>Alkohol</strong>konsum von Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen mit FAS ist nicht nachzuweisen.<br />

Dass <strong>Alkohol</strong>missbrauch von ihnen häufiger berichtet wird, ist auf das fehlende Risikobewusstsein<br />

<strong>und</strong> v. a. ihre leichte Verleitbarkeit zurückzuführen, da sie Konsumangebote aus dem sozialen Umfeld<br />

nicht ablehnen können.


Abb. 5 8 Diastemata<br />

Differenzialdiagnose<br />

Die wesentlichen pathomorphologischen Merkmale sind:<br />

F die allgemeine Hypotrophie,<br />

F die Dystrophie <strong>und</strong><br />

F die Hypoplasie.<br />

Differenzialdiagnostisch abzugrenzen sind andere Formen intrauteriner Hypotrophie, die allerdings<br />

bei weitem seltener sind als das FAS. Zu denken ist an das 7 Cornelia-de-Lange-Syndrom mit Kleinwuchs,<br />

Mikrozephalie, häufigen Herzfehlern <strong>und</strong> den FAS-ähnlichen Gesichtsfehlbildungen, das jedoch<br />

in dem viel kräftigeren Haupthaar <strong>und</strong> der starken Synophrys vom FAS abweicht.<br />

Kinder mit FAS oder partiellem FAS werden aufgr<strong>und</strong> ihrer sozialen <strong>und</strong> emotionalen Auffälligkeiten<br />

nicht selten psychiatrisch oder psychologisch diagnostiziert. Festgestellt wird dann eine – oft<br />

tatsächlich bestehende – 7 Deprivationssymptomatik, die sich allerdings nach Interventionen (Inobhutnahme,<br />

Aufnahme in eine Pflegefamilie) bessert, während die FAS-Symptomatik sistiert.<br />

Andere häufig gestellte Diagnosen sind ADHS, Bindungsstörungen, Persönlichkeitsstörungen,<br />

Autismus <strong>und</strong> kindliche Schizophrenie.<br />

Hilfen für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

Abb. 6 8 Verkürztes Fingerendglied<br />

Verlaufsstudien zufolge ist die Entwicklung der betroffenen Kinder günstiger, wenn die Diagnose FAS<br />

frühzeitig gestellt wird [14]. Vielfältige Untersuchungen <strong>und</strong> Therapieversuche können vermieden<br />

werden, geeignete Betreuungsmaßnahmen können frühzeitig angebahnt werden. Biografische Brüche<br />

<strong>und</strong> Missbrauchserfahrungen sind seltener.<br />

Systematische Erkenntnisse über das Schicksal nichtdiagnostizierter Jugendlicher <strong>und</strong> junger Erwachsener<br />

mit FAS liegen noch nicht vor. Werden in der Sprechst<strong>und</strong>e der Verfasser junge Erwachsene<br />

mit FAS oder partiellem FAS vorgestellt, berichten diese vereinzelt von bereits erfolgten Haftstrafen<br />

oder Prostitutionserfahrungen. Der Versuch, sich in den ersten Arbeitsmarkt einzugliedern,<br />

ist meist bereits mehrfach gescheitert.<br />

CME<br />

7 Cornelia-de-Lange-Syndrom<br />

7 Deprivationssymptomatik<br />

FAS wird wird oft als ADHS, ADHS, Bindungsstörung,<br />

Persönlichkeitsstörung, Autismus<br />

oder kindliche Schizophrenie<br />

fehldiagnostiziert<br />

Eine frühzeitige Diagnose <strong>und</strong> entsprechende<br />

Maßnahmen sind prognostisch<br />

wichtig<br />

Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007 |<br />

861


Nicht selten droht das Kind in der<br />

Schule <strong>und</strong> unter Spielkameraden<br />

isoliert zu werden<br />

Der Versuch einer medikamentösen<br />

Therapie, meist mit Methylphenidat®,<br />

sollte nicht hinausgezögert werden<br />

7 Risperidon<br />

FAS ist nicht heilbar<br />

7 Verhaltenstherapie<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit mit FAS sind<br />

in der Psychotherapie gutwillig <strong>und</strong><br />

kooperativ, können aber ihre Zusagen<br />

meist nicht einhalten<br />

Erfolg Erfolg verspricht das Stellen von den<br />

Fähigkeiten angemessenen Aufgaben Aufgaben<br />

7 Ritualisierte<br />

Alltagsverrichtungen<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit FAS benötigen<br />

sehr klare Strukturen <strong>und</strong><br />

einfache Verhaltensanweisungen<br />

862 | Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007<br />

Medikamentöse Behandlung<br />

Hyperaktive Kinder brauchen zur sensorischen Stimulation immer neue, schnell wechselnde Reize.<br />

Diese müssen möglichst stark sein, entsprechend sind viele Kinder mit FAS nicht nur ständig in Bewegung,<br />

sondern toben ausdauernd <strong>und</strong> gefährden sich oder andere Kinder. Aufgr<strong>und</strong> dieses Verhaltens<br />

können sich Kinder mit FAS nicht gut am meist ruhigeren Spiel anderer Kinder beteiligen.<br />

Sie stören oder unterbrechen <strong>und</strong> werden recht schnell von anderen Kindern ausgeschlossen. Nicht<br />

selten droht das Kind in der Schule <strong>und</strong> unter Spielkameraden isoliert zu werden.<br />

Der Bewegungsdrang gepaart mit dem fehlenden Risikobewusstsein bringt die Kinder in Gefahr.<br />

Verletzungen sind häufig, die Kinder müssen ständig überwacht werden. Der erhöhte Betreuungsaufwand,<br />

die vermehrte Sorge um das Kind <strong>und</strong> dessen ständiges Bemühen um die Aufmerksamkeit<br />

anderer belastet die Familie erheblich <strong>und</strong> führt nicht selten zu Konflikten zwischen den (Pflege- oder<br />

Adoptiv-)Eltern oder zu Klagen der weniger beachteten anderen Kinder. Gelegentlich müssen sich<br />

Pflegeeltern vom Kind mit FAS trennen, um den Familienzusammenhalt zu wahren.<br />

Der Versuch einer medikamentösen Therapie, zumeist mit Methylphenidat®, ist sicherlich zu<br />

rechtfertigen <strong>und</strong> sollte nicht in der Hoffnung auf eine spontane Veränderung beim Kind hinausgezögert<br />

werden. Von typischen Neuroleptika wie Promethazin (Atosil®) oder Pipamperon (Dipiperon®)<br />

scheinen Kinder mit FAS seltener zu profitieren. Aggressionen <strong>und</strong> Impulsdurchbrüche können<br />

mit 7 Risperidon (Risperdal®) deutlich abgeschwächt werden.<br />

Weitere therapeutische Hilfen<br />

Die Entwicklungsstörungen der Wahrnehmung, Sprache <strong>und</strong> Motorik bei Kindern mit FAS erfordern<br />

frühzeitige Förderung <strong>und</strong> teils auch therapeutische Maßnahmen (Ergotherapie, Logopädie).<br />

FAS ist jedoch nicht heilbar, <strong>und</strong> elterliche sowie professionelle Erwartungen bezüglich des Erfolgs<br />

der Therapiemaßnahmen sollten das berücksichtigen.<br />

Psychotherapeutische <strong>und</strong> psychiatrische Maßnahmen sollten 7 verhaltenstherapeutisch orientiert<br />

sein <strong>und</strong> v. a. das Verhalten der Kinder in Konfliktsituationen fokussieren. Sie sind in der Praxis<br />

jedoch oft wenig erfolgreich. Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit FAS sind in der Psychotherapie gutwillig<br />

<strong>und</strong> kooperativ. Sie können allerdings ihre Zusagen meist nicht einhalten, weil sie diese nach<br />

kurzer Zeit vergessen oder nicht verstanden haben, was von ihnen gewünscht wird. Obwohl anderes<br />

„besprochen“ oder „erarbeitet“ war, reagieren die Kinder oder Jugendlichen in der nächsten Situation<br />

– unabsichtlich – wieder in der unerwünschten Weise <strong>und</strong> enttäuschen die anfänglichen Erwartungen.<br />

Ist auf therapeutischer Seite nicht bekannt, dass eine hirnorganische Störung vorliegt, wird<br />

dem Kind oder Jugendlichen mit FAS bisweilen unterstellt, therapieunwillig zu sein oder den Therapeuten<br />

verspotten zu wollen. Die Therapie wird von professioneller Seite dann abgebrochen <strong>und</strong><br />

gerät so für das betroffene Kind nur zu einer weiteren Erfahrung des eigenen Scheiterns <strong>und</strong> fremder<br />

Ablehnung.<br />

Hilfen im Alltag<br />

Viele starke emotionale Reaktionen des Kindes oder Jugendlichen auf gestellte Aufgaben geschehen<br />

nicht aus Unwillen oder Trägheit. Die Betroffenen spüren vielmehr selbst, dass sie den Anforderungen<br />

nicht gewachsen sind. Wird die Überforderung beendet, werden den Fähigkeiten angemessene<br />

Aufgaben gestellt <strong>und</strong> etwa eine geeignete Form der Beschulung gef<strong>und</strong>en, leben die Kinder auf,<br />

werden gelassener <strong>und</strong> verträglicher.<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit FAS benötigen sehr klare Strukturen <strong>und</strong> einfache Verhaltensanweisungen.<br />

Eine vorgegebene Alltagsstruktur mit 7 ritualisierten Alltagsverrichtungen <strong>und</strong> gleichförmigem<br />

Verlauf sollte überdauernd <strong>und</strong> ohne spontane Änderung gewährleistet werden. Sie wird von<br />

den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit FAS als sehr hilfreich erfahren <strong>und</strong> führt zu Verbesserungen im<br />

Sozialverhalten. Die Betroffenen fühlen sich darin sicher <strong>und</strong> vor Überforderungen geschützt. Auch<br />

bei den alltäglichen Aufgaben brauchen sie allerdings weiterhin Anleitung <strong>und</strong> Kontrolle. Dagegen<br />

reagieren Kinder mit FAS auf Veränderungen des Alltagsablaufs <strong>und</strong> der Umgebung oft mit Unruhe<br />

<strong>und</strong> Angst. Meist bleiben vorgegebene Strukturen <strong>und</strong> Anleitung auch im Jugend- <strong>und</strong> jungen Erwachsenenalter<br />

notwendig, damit die jungen Erwachsenen vor fremdem Missbrauch <strong>und</strong> Gesetzes-


konflikten beschützt bleiben. Jugendliche mit FAS benötigen also in vielen Fällen dauerhafte Betreuung,<br />

so z. B. in einer 7 vollstationären Einrichtung der Behindertenhilfe.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. R. Feldmann<br />

Universitätskinderklinik Münster<br />

Albert-Schweitzer-Straße 33, 48149 Münster<br />

reinhold.feldmann@ukmuenster.de<br />

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.<br />

Literatur<br />

1. Abel EL (1998) Fetal alcohol abuse<br />

syndrome. Plenum Press, New York<br />

London<br />

2. Astley SJ (2004) Diagnostic guide<br />

for fetal alcohol spectrum disorders:<br />

the 4-digit diagnostic code, 3rd edn.<br />

University of Washington Publication<br />

Services, Seattle<br />

3. Hanson JW, Streissguth AP, Smith<br />

DW (1978) The effects of moderate<br />

alcohol consumption during pregnancy<br />

on foetal growth and morphogenesis.<br />

J Paediatr 92: 457–460<br />

4. Jones KL, Smith DW (1973) Recognition<br />

of the fetal alcohol syndrome in<br />

early infancy. Lancet 2: 999–1001<br />

5. Lamache AM (1967) Réflexions sur la<br />

descendance alcooliques. Bull Acad<br />

Natl Med 151: 517–524<br />

6. Lemoine P, Harousseau H, Borteyru<br />

JP et al. (1968) Les enfants de parents<br />

alcooliques. Anomalies observeés<br />

à propos de 127 cas. Quest Med<br />

25: 476–482<br />

7. Löser H (1991) <strong>Alkohol</strong>effekte <strong>und</strong><br />

Schwachformen der <strong>Alkohol</strong>embryopathie.<br />

Dtsch Ärztebl 88: 1921–1929<br />

8. Löser H (1995) <strong>Alkohol</strong>embryopathie<br />

<strong>und</strong> <strong>Alkohol</strong>effekte. Fischer, Stuttgart<br />

CME.springer.de<br />

Zertifizierte Fortbildung fur Ärzte<br />

Aktuelle CME-Beiträge für Sie zusammengestellt<br />

Im CME.Center auf CME.springer.de stehen online über 250 aktuelle <strong>und</strong> mit jeweils 3 Punkten<br />

zertifizierte Fortbildungseinheiten zur Verfügung. Aus dem Bereich Pädiatrie haben wir für Sie<br />

eine Auswahl aktueller CME-Beiträge zusammengestellt:<br />

F Übergewicht <strong>und</strong> Adipositas im Kindes-<br />

<strong>und</strong> Jugendalter<br />

von: A. Rauh-Pfeiffer <strong>und</strong> B. Koletzko<br />

F Impfungen gegen humanes Papillomvirus<br />

bei Jugendlichen<br />

von: P. Hillemanns <strong>und</strong> M. Dürst<br />

F Lysosomale Speicherkrankheiten<br />

von: M. Beck<br />

F Tuberkulose bei Kindern erkennen <strong>und</strong><br />

behandeln<br />

von: K. Magdorf<br />

F Lebertransplantation im Säuglingsalter<br />

von: E. Grabhorn, M. Burdelski <strong>und</strong><br />

R. Ganschow<br />

Haben Sie Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e<br />

bereits abonniert? In diesem Fall ist die<br />

Teilnahme an den Fortbildungseinheiten<br />

Ihrer Zeitschrift für Sie bereits im<br />

Abonnementpreis enthalten.<br />

9. Löser H (1999) <strong>Alkohol</strong> <strong>und</strong> <strong>Schwangerschaft</strong><br />

– <strong>Alkohol</strong>effekte bei Embryonen,<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen.<br />

In: Singer MV, Teyssen S (Hrsg) <strong>Alkohol</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Alkohol</strong>folgekrankheiten –<br />

Gr<strong>und</strong>lagen – Diagnostik – Therapie.<br />

Springer, Berlin Heidelberg New<br />

York, S 431–451<br />

10. Majewski F (1980) Untersuchungen<br />

zur <strong>Alkohol</strong>embryopathie. Thieme,<br />

Stuttgart New York.<br />

11. Majewski F (1987) <strong>Alkohol</strong>: Wieviel<br />

ist schädlich? Gynäkologie 20: 106–<br />

113<br />

Unabhängig von einem Zeitschriftenabonnement<br />

ermöglichen Ihnen CME.Tickets<br />

die Teilnahme an allen CME-Beiträgen auf<br />

CME.springer.de<br />

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punkten Sie online!<br />

Bei Fragen hilft Ihnen unser Helpdesk<br />

unter CME@springer.com gerne weiter.<br />

CME.springer.de<br />

CME<br />

7 Vollstationäre Einrichtung der<br />

Behindertenhilfe<br />

Infobox: Internetadressen<br />

F http://www.fasworld.de<br />

F http://www.faskinder.de<br />

12. May PA, Gossage JP (2001) Estimating<br />

the prevalence of fetal alcohol<br />

syndrome: a summary. Alcohol Res<br />

Health 25: 153–158<br />

13. Streissguth AP, Hase JM, Clarren SK<br />

et al. (1991) Fetal alcohol syndrome<br />

in adolescents and adults. J Am Med<br />

Assoc 265: 1961–1967<br />

14. Streissguth AP, Bookstein FL, Barr HM<br />

et al. (2004) Risk factors for adverse<br />

life outcomes in fetal alcohol syndrome<br />

and fetal alcohol effects. Dev<br />

Behav Pediatr 25: 228–238


CME-Fragebogen<br />

Bitte beachten Sie:<br />

F Antwortmöglichkeit nur online unter: CME.springer.de<br />

F Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online individuell zusammengestellt.<br />

F Es ist immer nur eine Antwort möglich.<br />

Wie hoch ist die Inzidenz des<br />

FAS nach aktuellen Schätzungen?<br />

1:200.<br />

1:300.<br />

1:500.<br />

1:650.<br />

1:1000.<br />

Welcher <strong>Alkohol</strong>konsum der<br />

Schwangeren kann dem Kind<br />

schaden?<br />

Nur abhängiger Konsum.<br />

Nur exzessive Trinkereignisse,<br />

Rausch.<br />

Jeder Konsum, eine Schwellendosis<br />

besteht nicht.<br />

Nur hochprozentige <strong>Alkohol</strong>ika<br />

schaden.<br />

Ein abendliches Glas Wein ist<br />

eher förderlich.<br />

Welche der nachfolgenden<br />

Schädigungen wird durch <strong>Alkohol</strong>konsum<br />

in der <strong>Schwangerschaft</strong><br />

nicht bewirkt?<br />

Minderwuchs.<br />

Mikrozephalie.<br />

Faziale Veränderungen, auch<br />

Augen <strong>und</strong> Ohren betreffend.<br />

Pigmentanomalien.<br />

Kognitive Defizite.<br />

Welches kindliche Organ wird<br />

durch den <strong>Alkohol</strong>konsum in<br />

der <strong>Schwangerschaft</strong> am häufigsten<br />

geschädigt?<br />

Herz.<br />

Gehirn.<br />

Nieren.<br />

Wirbelsäule.<br />

Haut.<br />

Der durchschnittliche Intelligenzquotient<br />

von Kindern mit<br />

FAS liegt bei...<br />

65.<br />

75.<br />

95.<br />

105.<br />

115.<br />

Welche Verhaltensweise des<br />

Kindes unterscheidet FAS von<br />

ADHS?<br />

Hyperaktivität.<br />

Impulsivität.<br />

Leichte Ablenkbarkeit.<br />

Leichtgläubigkeit.<br />

Lernprobleme.<br />

Welche Antwort trifft zu?<br />

Kinder mit FAS sind vorsichtig<br />

<strong>und</strong> meiden Gefahren.<br />

Kinder mit FAS lernen aus Erfahrung<br />

nicht <strong>und</strong> wiederholen<br />

deshalb gefährliche Handlungen.<br />

Kinder mit FAS neigen vermehrt<br />

zu Delinquenz.<br />

Kinder mit FAS sind eher distanziert<br />

<strong>und</strong> gehen kaum auf<br />

fremde Menschen zu.<br />

Kinder mit FAS vertrauen anderen<br />

nicht leicht <strong>und</strong> sind<br />

eher feindselig eingestellt.<br />

Welche Hilfe für Kinder mit FAS<br />

ist im Alltag unbedingt notwendig?<br />

Gründliche Erklärung, warum<br />

ein Verhalten nicht erwünscht<br />

ist.<br />

Vertrauen in die Lernfähigkeit<br />

der Kinder.<br />

Häufig wechselndes Angebot<br />

an Beschäftigungen.<br />

Anregende Änderungen in der<br />

Tagesstruktur.<br />

Wiederholte Anleitung <strong>und</strong><br />

Aufsicht auch bei alltäglichen<br />

Aufgaben.<br />

Die Pflegeeltern eines 8-jährigen<br />

Mädchens mit FAS beklagen<br />

die unermüdliche Hyperaktivität<br />

des Kindes, die in der<br />

Schule <strong>und</strong> in der Familie zu erheblichen<br />

Einschränkungen<br />

führt. Die Eltern fragen nach<br />

„dem Medikament gegen Hyperaktivität“.<br />

Sie antworten:<br />

Eine entsprechende Medikation<br />

ist meist hilfreich <strong>und</strong> soll<br />

aufgr<strong>und</strong> der aktuellen Belastung<br />

versucht werden.<br />

Methylphenidat <strong>und</strong> Atomoxetin<br />

eignen sich nur bei Kindern<br />

mit ADHS.<br />

FAS-Kinder beruhigen sich bei<br />

liebevoller Zuwendung.<br />

Eine entsprechende Medikation<br />

ist sinnvoll, wenn nach Zuwarten<br />

eine spontane Besserung<br />

ausbleibt.<br />

FAS ist eine hirnorganische<br />

Schädigung. Eine Medikation<br />

ist nicht sinnvoll.<br />

Die Adoptiveltern eines 10jährigen<br />

Jungen mit FAS berichten<br />

von großen Schwierigkeiten<br />

bei der Erziehung des<br />

Kindes. Zu Hause ist der Junge<br />

ungehemmt <strong>und</strong> impulsiv, beschimpft<br />

die Eltern <strong>und</strong> seine<br />

jüngere Schwester. In der Schule<br />

<strong>und</strong> bei Fre<strong>und</strong>en ist er dagegen<br />

angepasst <strong>und</strong> folgsam.<br />

Wie reagieren Sie?<br />

Das Verhalten des Jungen<br />

weist auf Erziehungsdefizite<br />

der Eltern hin. Ich empfehle<br />

vorsichtig eine Erziehungsberatung.<br />

Paarberatung erscheint sinnvoller,<br />

denn das Kind reagiert<br />

aggressiv auf Partnerschaftsprobleme<br />

der Eltern.<br />

Auch in der Sprechst<strong>und</strong>e ist<br />

der Junge fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> zugewandt.<br />

Die Eltern sind offenbar<br />

zu empfindlich gegenüber<br />

normalem Verhalten<br />

eines Jungen. Ich empfehle<br />

Gelassenheit.<br />

Auch in fremder Umgebung<br />

angepasste Kinder mit FAS<br />

neigen in vertrauter Umgebung<br />

meist zu ungehemmtem<br />

Verhalten <strong>und</strong> Impulsivität. Ich<br />

gehe zunächst nicht von Erziehungsfehlern<br />

aus.<br />

Offensichtlich fühlt sich das Adoptivkind<br />

in der Familie nicht<br />

angenommen. Ich empfehle<br />

mehr Zuwendung <strong>und</strong> Aufmerksamkeit<br />

für den Jungen.<br />

Diese Fortbildungseinheit ist<br />

12 Monate auf<br />

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864 | Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007<br />

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Gemäß dem Diplom-Fortbildungs-Programm (DFP) der Österreichischen<br />

Ärztekammer werden die auf CME.springer.de erworbenen CME-Punkte<br />

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