Alkohol und Schwangerschaft Fetales Alkoholsyndrom
Alkohol und Schwangerschaft Fetales Alkoholsyndrom
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Eine kleine Minderheit von von Kindern Kindern<br />
mit FASD verhält sich antriebslos antriebslos <strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
sehr still<br />
Kinder Kinder mit FAS zeigen zeigen kein natürliches<br />
Misstrauen <strong>und</strong> suchen spontan<br />
die Nähe auch unbekannter erwachsener<br />
Personen<br />
7 Anhänglichkeit<br />
7 Fehlendes soziales „Feingefühl“<br />
Von FAS betroffene Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
sind meist außerordentlich<br />
hilfsbereit, aber auch naiv, leichtgläubig<br />
<strong>und</strong> verleitbar<br />
Jugendliche Jugendliche mit FAS sind spontan<br />
nicht häufiger delinquent als ihre Altersgenossen,<br />
lassen sich aber leichter<br />
<strong>und</strong> stets unwissentlich für kriminelle<br />
Zwecke einspannen<br />
860 | Monatsschrift Kinderheilk<strong>und</strong>e 9 · 2007<br />
F Ungehemmtheit <strong>und</strong><br />
F Impulsivität im Sozialverhalten.<br />
Die Kinder sind leicht ablenkbar <strong>und</strong> zeigen häufig Aufmerksamkeit heischendes Verhalten. In der<br />
Schule fallen sie auf, weil sie nicht still sitzen können <strong>und</strong> ständig <strong>und</strong>iszipliniert sind. Die Affekte<br />
können vom Kind nur schwer kontrolliert werden, Frustrationen werden nicht leicht toleriert.<br />
Eine kleine Minderheit von Kindern mit FAS oder partiellem FAS verhält sich dagegen antriebslos<br />
<strong>und</strong> sehr still. Die Kinder können lange Zeit verharren, ohne Reize zu suchen oder Unzufriedenheit<br />
aufzuweisen. Sie zeigen kaum spontanes Verhalten, für fast alle Verrichtungen des Alltags brauchen<br />
sie eine Anweisung. Sie folgen dann willig, können von allein aber nicht in die gewünschte Situation<br />
finden oder sie wieder verlassen.<br />
Die Risiken des eigenen Verhaltens, beim Spielen z. B., können nicht eingeschätzt werden. Die<br />
natürliche Angst vor Gefahren fehlt im Allgemeinen. Die Kinder sind waghalsig, übermütig, geraten<br />
im Straßenverkehr oder beim Klettern in gefährliche Situationen. Im Gegensatz zu anderen Kindern<br />
scheinen die Kinder mit FAS aber selbst aus schlechten Erfahrungen nicht zu lernen. Auffälliges<br />
Merkmal bei der Mehrzahl der Kinder ist ein geringes Distanzgefühl. Sie zeigen kein natürliches<br />
Misstrauen <strong>und</strong> suchen spontan die Nähe auch unbekannter erwachsener Personen. Ihre Kontaktsuche<br />
ist meist anschmiegsam. Kinder mit FAS gehen unbefangen auch auf andere Kinder zu. Dabei<br />
sind sie distanzlos <strong>und</strong> 7 anhänglich, nicht selten halten sie sich an anderen Kindern oder deren<br />
Kleidung fest, um deren Spiel mitverfolgen zu können. Da sie also 7 kein soziales „Feingefühl“<br />
aufbringen können, werden sie nicht akzeptiert <strong>und</strong> schnell abgelehnt. Kinder <strong>und</strong> auch Jugendliche<br />
mit FAS können soziale Beziehungen nicht adäquat einschätzen. Nicht selten stellen sie eine Person,<br />
die sie soeben kennen gelernt haben, als „besten Fre<strong>und</strong>“ vor.<br />
Von gleichaltrigen Spielkameraden werden die Kinder mit FAS oft abgelehnt, weil sie die Spiele<br />
nicht verstehen, nach kurzer Zeit die Lust am Spiel verlieren oder dieses impulsiv stören. Viele ältere<br />
Kinder <strong>und</strong> auch noch Jugendliche mit FAS spielen lieber mit deutlich jüngeren Kindern, da sie<br />
der Überforderung durch den Kontakt mit Gleichaltrigen entgehen möchten. Im Verlauf der Pubertät<br />
bemühen sich die Jugendlichen mit FAS dagegen wieder um altersgerechte Kontakte <strong>und</strong> geraten<br />
hier vielfältig in Konflikte. Sie suchen die Nähe zu Gleichaltrigen, um Gefallen <strong>und</strong> Zuwendung zu<br />
finden, <strong>und</strong> nehmen dabei oft unbeirrbar Rückschläge, Ablehnung <strong>und</strong> Spott in Kauf.<br />
Die betroffenen Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen sind überwiegend außerordentlich hilfsbereit, aber auch<br />
naiv, leichtgläubig <strong>und</strong> verleitbar; sie können die Konsequenzen ihres sozialen Handelns oft nicht abschätzen.<br />
Sie begegnen anderen Kindern <strong>und</strong> selbst Fremden vertrauensselig. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Leichtgläubigkeit<br />
geraten sie immer wieder in unangenehme Situationen, deren Konsequenzen sie nicht<br />
verstehen. Auch Jugendliche mit FAS sind gefährdet, da sie Fremden arglos begegnen <strong>und</strong> nicht fähig<br />
sind, fremde Absichten zu durchschauen. Auf ein fre<strong>und</strong>liches Wort hin leisten sie gern Folge,<br />
ohne erfassen zu können, was mit ihnen geschieht, <strong>und</strong> ohne zu bemerken, dass ihr Vertrauen ausgenutzt<br />
wird. Mädchen mit FAS, die auf fremde Zuwendung gutgläubig antworten, zuweilen selbst<br />
in sexualisierter Weise Kontakt suchen, sind in besonderem Maß gefährdet. Leicht verführbar sind<br />
auch die Jungen, die sich Gleichaltrigen anschließen wollen. Jugendliche mit FAS sind spontan nicht<br />
häufiger delinquent als ihre Altersgenossen, lassen sich aber leichter <strong>und</strong> stets unwissentlich für kriminelle<br />
Zwecke einspannen. Oft reicht der Hinweis: „Wenn du mein Fre<strong>und</strong> sein willst, dann...“ Die<br />
betroffenen Jugendlichen sind dann Mitläufer, nicht Initiatoren der Handlung (überwiegend Diebstahl,<br />
Sachbeschädigung), stehen für die anderen „Schmiere“. Werden sie von Erwachsenen zur Verantwortung<br />
gezogen, können sie das eigene Handeln weder verstehen noch erklären. Entsprechend<br />
geraten sie bald erneut in vergleichbare Schwierigkeiten. Meist eskaliert ein Wechselspiel von immer<br />
empörterem Strafen der Autorität <strong>und</strong> wachsender Hilflosigkeit <strong>und</strong> Verzweiflung der betroffenen<br />
Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen.<br />
Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der intrauterinen <strong>Alkohol</strong>exposition <strong>und</strong> dem späteren<br />
<strong>Alkohol</strong>konsum von Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen mit FAS ist nicht nachzuweisen.<br />
Dass <strong>Alkohol</strong>missbrauch von ihnen häufiger berichtet wird, ist auf das fehlende Risikobewusstsein<br />
<strong>und</strong> v. a. ihre leichte Verleitbarkeit zurückzuführen, da sie Konsumangebote aus dem sozialen Umfeld<br />
nicht ablehnen können.