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weiter... Das WBS Magazin 1/2010 - WBS Training AG

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1/<strong>2010</strong><br />

ISSN 1865-150X<br />

<strong>weiter</strong>...<br />

Wettbewerbsfaktor<br />

Wissen:<br />

Effizientes Wissensmanagement<br />

Branchenreport<br />

CAD-Anwender:<br />

Bessere Chancen mit<br />

aktueller Software<br />

Job auf Zeit:<br />

Die Zukunft der<br />

Arbeitnehmer<br />

<strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong><br />

<strong>WBS</strong> Hamburg:<br />

Pflege und Business<br />

<strong>Training</strong> öffnen<br />

das Tor zur Welt<br />

ZEIT<br />

Wie die Zeit unsere Existenz prägt<br />

Die unerklärliche Macht<br />

Flexible Arbeitszeitmodelle<br />

Weniger kann mehr sein<br />

Expertengespräch:<br />

Tempo raus, Ruhe rein


Inhalt 1/<strong>2010</strong><br />

2<br />

04 Titelthema: Zeit<br />

20<br />

34<br />

<strong>WBS</strong> Hamburg:<br />

Pflege und<br />

Business <strong>Training</strong><br />

Work-Life-Balance:<br />

Mehr Mut zur Lücke!<br />

Titelthema Zeit<br />

04 Wie die Zeit unsere Existenz prägt<br />

08 Flexible Arbeitszeitmodelle: Weniger kann mehr sein<br />

29 Expertengespräch: Tempo raus, Ruhe rein<br />

10 Kurzmeldungen Wirtschaft & Arbeitsmarkt<br />

11 <strong>weiter</strong>... sehen<br />

Arbeitsmarkt für CAD-Anwender<br />

14 <strong>weiter</strong>... lernen<br />

Hauptschulabschluss nachholen bei <strong>WBS</strong> in Halle/Saale<br />

16 <strong>weiter</strong>... denken<br />

Flexibilität bestimmt in Zukunft die Arbeitswelt<br />

19 <strong>weiter</strong>... vorgestellt<br />

Ron Dietrich, <strong>WBS</strong> Beauftragter für Business Excellence<br />

20 <strong>WBS</strong> vor Ort: Hamburg<br />

Mit Pflege und Business <strong>Training</strong> das Tor zur Welt öffnen<br />

24 <strong>WBS</strong> vor Ort: Frankfurt/Main<br />

Kurzportrait<br />

25 10 Minuten Business-Workout<br />

26 <strong>weiter</strong>... denken<br />

Wettbewerbsfaktor Wissen<br />

28 Kurzmeldungen Wirtschaft & Arbeitsmarkt<br />

29 Expertengespräch mit Susanne Preiss<br />

Tempo raus, Ruhe rein<br />

30 Kurzmeldungen Wirtschaft & Arbeitsmarkt<br />

31 <strong>weiter</strong>... kommen<br />

Die Erfolgsgeschichte von Stephanie Irnstetter<br />

32 Kurzmeldungen Wirtschaft & Arbeitsmarkt<br />

33 <strong>weiter</strong>... lesen<br />

„Payback” von Frank Schirrmacher<br />

34 Work-Life-Balance<br />

Mehr Mut zur Lücke!<br />

35 <strong>weiter</strong>... aktuell<br />

Neues bei der <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong><br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

haben Sie etwas Zeit für mich? Wie oft hören wir diesen Satz und sind innerlich<br />

gespalten, ob ein beherztes und ehrliches „Ja!“ wirklich in unser Tempo passt.<br />

Ich nehme mir gerne Zeit. Für meine Familie und meine Freunde, für meine Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen und für mich selbst. Durch den bewussten Umgang<br />

mit Zeit bestimme ich meinen Tagesablauf.<br />

Zeit ist das, was in unserem Bewusstsein als Zeitempfindung, eben viel mehr als<br />

die rein physikalische Größe, das Leben prägt. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />

sind Zeitempfindungen, die uns begleiten, im Leben motivieren oder bremsen.<br />

Erfahrungen können Anschub und oft auch Hindernis für den <strong>weiter</strong>en Weg<br />

sein. Habe ich den Mut, Neues auszuprobieren, oder blicke ich stets auf die vergangene<br />

Zeit zurück und empfinde jede Veränderung als Risiko?<br />

Ich habe einen besonderen Bezug<br />

zur Zukunft. Ich male Sie mir gerne<br />

aus und setze mir Ziele, die Realität<br />

werden können. <strong>Das</strong> ist mein<br />

Weg zum Erfolg. Und wie nehme<br />

ich die Gegenwart wahr? Ich halte<br />

gerne einmal inne und (er-)lebe im<br />

Bewusstsein der Gegenwart meine<br />

Glücksmomente.<br />

Tatsächlich mehr Zeit zu haben –<br />

und sei es nur die imaginäre Verlängerung<br />

des Tages um einige Stunden – löst dabei selten das Problem des erlebten<br />

Zeitmangels. In der Umgangssprache drückt sich das subjektive Zeitempfinden<br />

in der Wertung von Ereignissen, Zuständen und der eigenen Person<br />

aus. Beispiele dafür sind: keine Zeit haben, die Zeit vergeht nicht oder jemandem<br />

Zeit schenken. Dieses menschliche Phänomen bewusst im Umgang miteinander zu<br />

nutzen, Zeitqualitäten als Ausdruck einer bevorzugten oder ungeeigneten Zeit für<br />

Tätigkeiten zu berücksichtigen, schafft Raum für Balance im Leben.<br />

Genießen Sie die warme (Jahres-)zeit und viel Vergnügen bei der Lektüre.<br />

Ihr Heinrich Kronbichler<br />

Vorstand<br />

Einladung zum Feedback<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

auch in dieser Ausgabe des <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong>s <strong>weiter</strong>...<br />

erwarten Sie Beiträge und Berichte über Personalentwicklung<br />

und Weiterbildung, über Arbeitsmarktchancen<br />

und Möglichkeiten für die persönliche<br />

Qualifizierung und über die <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong>.<br />

Über die vielen positiven Reaktionen, die uns erreicht<br />

haben, freuen wir uns und laden Sie <strong>weiter</strong>hin herzlich<br />

ein, uns Ihre Kritik, Wünsche, Anregungen und Verbesserungsvorschläge<br />

mitzuteilen.<br />

Haben Sie Fragen? Was würden Sie gerne in einer künftigen<br />

Ausgabe von <strong>weiter</strong>... lesen? Schreiben Sie uns:<br />

redaktion@wbstraining.de<br />

Impressum<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Ausgabe 1/<strong>2010</strong><br />

ISSN 1865-150X<br />

Herausgeber<br />

<strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong>,<br />

Mariendorfer Damm 1–3, 12099 Berlin<br />

www.wbstraining.de<br />

Verantwortlich für den Inhalt<br />

Maziar Arsalan, <strong>WBS</strong> Marketing<br />

Maziar.Arsalan@wbstraining.de<br />

Redaktion<br />

Barbara Maria Zollner, München – Berlin<br />

Mitarbeit Leonie Laskowski, Galina Gostrer<br />

www.zinnober-abc.com<br />

Gestaltung/Layout<br />

Ulrike Holtzem, München – Berlin<br />

www.ulrike-holtzem.de<br />

Fotos/Abbildungen<br />

creativ collection/Ulrike Holtzem (Titel), Andre Bonn/ Shotshop<br />

(2/7), André Wunstorf (2/20/21/22/23), Monkey Business/Shotshop<br />

(2/9/28/35), Die Hoffotografen (3), Andrey Zyk/Fotolia (4),<br />

Gina Sanders/Fotolia (5), Kzenon/Fotolia (6), Franz Pfluegl/<br />

Fotolia (6/17), Tina Posingis/Fotolia (6), Pixel/Fotolia (8/10/18),<br />

Monkey Business/Fotolia (9), Werner Heiber/Fotolia (9), Riess<br />

Fotodesign (11), Foto Stocker/Fotolia (12), Marzky Ragsac Jr./<br />

Fotolia (12), Sergey Shlyaev/Fotolia (13), Jörg Vollmer/Fotolia<br />

(13), styleuneed/Fotolia (14), Katharina Oeppert (15), NavTor/<br />

Fotolia (16), Edyta Pawlowska/Fotolia (16), carlosseller/Fotolia<br />

(18), Sandra Pezold (19), Borg Enders/Fotolia (20), Harald<br />

Bolten/ Fotolia (20), fotopro/Fotolia (20), johas/Fotolia (20),<br />

<strong>WBS</strong> Frankfurt (24), shenzai/Susanne Preiss (25/29), Nikoley<br />

Levitskiy/Fotolia (26), Alexander Moritz/Fotolia (27), Valentin<br />

Kolaberdin/Fotolia (29), Barbara Maria Zollner (31), iphoto/<br />

Fotolia (32), anna karkowska/Fotolia (32), Otto Durst/Fotolia<br />

(32), Alexey Klementiev/Fotolia (32), Srdjan Srdjanov/Fotolia<br />

(33), auremar/Fotolia (34), Juan Gärtner/Fotolia (34), pixhunter.com/Fotolia<br />

(34)<br />

Erscheinungsweise<br />

2 x jährlich<br />

Anzeigen<br />

Ulrike Holtzem, München – Berlin<br />

mail@ulrike-holtzem.de<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 3


Titelthema<br />

Wie die Zeit unsere Existenz prägt<br />

Die unerklärliche Macht<br />

Oft ist sie zu schnell, fast immer zu wenig – die Zeit prägt den Takt<br />

unseres Lebens, und Zeitmangel ist im Alltag Einzelner wie in Unternehmen<br />

fast die Regel. Daran gemessen beschäftigen wir uns erstaunlich<br />

wenig damit, was Zeit eigentlich ist. Noch erstaunlicher: Man weiß es<br />

nicht. Nur eines steht fest: Zeit ist kein Gut. Deshalb sind all unsere<br />

Versuche, ihrer mit den Mitteln der Warenwirtschaft habhaft zu werden,<br />

von vornherein zum Scheitern verurteilt.<br />

Von Barbara Maria Zollner<br />

Der Mensch<br />

fühlt sich<br />

der Zeit<br />

ausgeliefert.<br />

4 <strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


Wo wir gehen und stehen, sind Uhren:<br />

auf Flughäfen und Bahnhöfen, die<br />

Armbanduhr und der Wecker. Im Auto,<br />

am Computermonitor, auf dem Telefondisplay<br />

– überall Zeitanzeigen, mit<br />

deren Hilfe wir versuchen, auf der<br />

Höhe der Zeit zu sein. Wir hätten sie<br />

gern im Griff, doch sie ist flüchtig. Sie<br />

rast dahin, und wir hecheln hinterdrein.<br />

Wir erleben die Zeit als Bewegung,<br />

sie kommt und geht und<br />

vergeht – wohin? Warum hat die Zeit<br />

eine Richtung? Kommt sie aus der Zukunft<br />

und bewegt sich durch die Gegenwart<br />

in die Vergangenheit? Oder<br />

bewegen wir uns – weg von der Vergangenheit<br />

und auf die Zukunft zu?<br />

Höhere Macht<br />

Zeit ist eine existenzielle Erfahrung: Der<br />

Mensch erlebt sie als Machtinstanz außerhalb<br />

seiner selbst, der er ausgeliefert<br />

ist wie dem Wetter (das etwa in<br />

romanischen Sprachen mit demselben<br />

Wort bezeichnet wird: temps, tempo,<br />

tiempo). In den alten Kulturen Ägyptens,<br />

Griechenland oder Indiens galt<br />

die Zeit als Hervorbringung der höchsten<br />

Gottheit.<br />

<strong>Das</strong> Licht (und der Tag) ist in den vielen<br />

Schöpfungsmythen der Anfang der<br />

Welt und die erste Zeiteinheit; im<br />

rhythmischen Wechsel von Tag und<br />

Nacht, Sommer und Winter erschien<br />

die Zeit als immerwährender Kreislauf.<br />

Die altgriechische Vorstellung vom<br />

Fluss Okeanos, der die Weltscheibe<br />

umgibt, vereint die Wiederkehr des<br />

Gleichen und das Strömen der Zeit in<br />

einem Bild.<br />

Kreislauf oder Zeitstrahl<br />

<strong>Das</strong> Altern der Dinge und Menschen<br />

zeigt, dass die Zeit eine Richtung hat –<br />

doch diese Gerichtetheit der Zeit ist<br />

vielen Kulturen eingebettet im Kreislauf<br />

von Werden und Vergehen, von<br />

Geburt, Tod und Wiedergeburt, der<br />

beispielsweise im Buddhismus nur in<br />

der Erleuchtung aufgehoben wird. Erst<br />

die jüdisch-christliche Vorstellung eines<br />

geschichtlichen Gottes durchbricht<br />

diese Grundfigur des Kreises und etabliert<br />

eine lineare, auf Vollendung in<br />

der Zukunft hin ausgerichtete Zeitvorstellung:<br />

Gott steht außerhalb der Zeit,<br />

doch die Menschheitsgeschichte entfaltet sich auf einer Zeitachse, die Fortschrittsdenken<br />

und die Idee einer Evolution erst möglich macht.<br />

Philosophie und Physik in Widersprüchen<br />

Die moderne Physik ist diesem in die Zukunft gerichteten Zeitstrahl sehr nahe gerückt:<br />

Danach ist unser Universum aus einem Urknall entstanden, und alle Phänomene<br />

rühren aus diesem einen Ereignis her. Wir existieren in einem Zeitpfeil, und<br />

auch die zyklischen Prozesse der Natur ereignen sich in dieser unumkehrbaren<br />

Entwicklung des Universums. Dabei ist es nach den bekannten Naturgesetzen, die<br />

selbst keine Zeitrichtung enthalten, extrem unwahrscheinlich, dass wir und unser<br />

– physikalisch gesehen – unwahrscheinlich geordnetes Universum existieren und<br />

uns in einer klaren Zeitrichtung entwickeln. Die Physik kann sogar beziffern, wie<br />

unwahrscheinlich das ist – aber sie kann es nicht erklären. <strong>Das</strong> ist nicht alles: Seit<br />

Aristoteles gab es in der abendländischen Philosophie eine Argumentation, dass<br />

nur die Gegenwart (nicht aber Vergangenheit und Zukunft) Wirklichkeit sei. Damit<br />

Seit Einstein wissen wir, dass die Zeit<br />

keine universelle Gültigkeit hat, sondern<br />

vom Bezugssystem abhängt.<br />

hat die Physik in der Folge von Einsteins Relativitätstheorie gründlich aufgeräumt.<br />

Seither wissen wir, dass die Zeit keine universelle Gültigkeit hat, sondern abhängig<br />

ist vom Bezugssystem: Je schneller eine Materie in Bewegung ist oder je stärker<br />

das Gravitationsfeld, desto langsamer vergeht die Zeit – bei Lichtgeschwindigkeit<br />

oder am Rand eines schwarzen Loches vergeht sie gar nicht mehr. Was so<br />

abstrakt klingt, hat längst praktische Auswirkungen – so würde GPS ohne Berücksichtigung<br />

der Relativitätstheorie nicht funktionieren. Die Zeit ist als vierte Di-<br />

Titelthema<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 5


Titelthema<br />

6<br />

mension untrennbar an den Raum geknüpft; im Einstein-Minkowski-Blockuniversum<br />

sind alle Zeit und aller Raum „verschweißt“ – Gleichzeitigkeit und Gegenwart<br />

also relativ. Die Ergebnisse, zu denen die Physiker seit Einstein gekommen<br />

sind, sind zwar unterschiedlich – doch gleichermaßen irritierend: Entweder ist die<br />

Existenz relativ – oder die Zeit ist überhaupt eine Illusion.<br />

Zeitnot trotz Management<br />

<strong>Das</strong> hilft einem wenig, wenn man Kunden vertröstet, während man dringliche E-<br />

Mails beantwortet und dabei überlegt, wann man eigentlich den Bericht fertig<br />

machen soll, weil man schon seit zehn Minuten das Kind aus der Kita holen muss.<br />

Ja, man hat ein Zeitmanagementseminar besucht und notiert seither alle zu erledigenden<br />

Aufgaben in Listen, priorisiert nach ABCD und schätzt die benötigte<br />

Zeit. Und doch geraten die meisten immer wieder in Zeitnot, werden nervös – und<br />

fühlen sich auch deshalb schlecht, weil sie's nicht im Griff haben. Es ist zwar sozial<br />

hoch angesehen, viel zu tun zu haben und auch zu tun (Fitness vor dem Büro,<br />

Mitwirkung an Projekten, Shopping in Rom, der jüngste Bestseller und drei<br />

Wirtschaftstitel) – doch Zeitnot ist „unsexy“. Dabei sagt der Zeitforscher Hartmut<br />

Rosa: „Zeitstrukturen sind weder naturgegeben noch einfach durch unser individuelles<br />

Handeln bestimmbar. Sie werden kollektiv geformt und sind tief in den<br />

Strukturen der Alltagswelt verankert.“<br />

Zeit und Geld<br />

<strong>Das</strong>s Zeit kulturell definiert ist, weiß jeder Asien- oder Südamerika-Reisende. Schon<br />

am Mittelmeer vergeht sie anders, deshalb verreisen wir gerne, nach Thailand oder<br />

Havanna. Dort leben wollen die wenigsten. Anfang der 70-er Jahre konstatierte<br />

der schwedische Ökonom Staffan Linder, dass Güterwohlstand mit Zeitarmut einhergeht.<br />

Die Regel: viel Zeit, wenig Geld – wenig Zeit, viel Geld – gilt in der globalisierten<br />

Spätmoderne nur mehr bedingt: Immer mehr Menschen haben wenig<br />

Geld und wenig Zeit.<br />

Unsere Gesellschaft ist auf Vermehrung von Gütern ausgerichtet, doch Zeit lässt<br />

sich nicht vermehren. Sie lässt sich auch nicht sparen: Mit zunehmender Zahl von<br />

„Zeitsparvorrichtungen“ (Auto, Spülmaschine, Laptop, Smartphone, etc.) hat der<br />

Zeitmangel paradoxerweise zugenommen. Mit den Möglichkeiten wächst der<br />

Wunsch (und auch der Druck), sie zu<br />

nutzen. „Die Menschen haben nicht zu<br />

wenig Zeit, sie haben zu viel zu tun“,<br />

sagt der Zeitforscher Karlheinz Geißler.<br />

Die Grauen Herren, die in Michael<br />

Endes Roman „Momo“ die Menschen<br />

überreden, Zeit zu sparen, um damit<br />

lauter Schönes zu tun, sind tatsächlich<br />

Diebe, die die gesparte Zeit in ihren Zigarren<br />

verpaffen ...<br />

Sekundentakt ist kein Rhythmus<br />

Die Wurzel unseres Zeitproblems liegt<br />

in dem Benjamin Franklin zugeschriebenen<br />

Bonmot „Zeit ist Geld“: Sie ist<br />

es eben nicht! Die auf Tempo gegrün-<br />

Mit Auto, Laptop, Smartphone hat der Zeitmangel paradoxerweise<br />

zugenommen: Zeit lässt sich weder vermehren noch sparen.<br />

dete Ökonomie reduziert die Zeit auf –<br />

quasi materielle – zählbare, immer gleiche<br />

Einheiten. „Uhren sind die Mühlen<br />

des Teufels“, sagt man in Algerien. Im<br />

Unterschied zur sekündlich getakteten<br />

Zeit beinhalten natürliche (und dem<br />

Menschen angemessene) Rhythmen<br />

kleine Abweichungen: der Herzschlag<br />

oder der Atem richten sich – wie bei<br />

der Relativitätstheorie – nach dem Bezugssystem:<br />

Ist der Mensch alt oder<br />

jung, ruht er oder ist er schnell gelaufen,<br />

ist er entspannt oder voller Angst?<br />

Auch ursprüngliche Arbeits- und Lebensrhythmen,<br />

die der Tageszeit oder<br />

dem Wetter folgten, unterliegen solchen<br />

Abweichungen.<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


<strong>Das</strong> Leiden an der Zeit(-not) beginnt<br />

da, wo der äußere Takt in Konflikt mit<br />

dem inneren Rhythmus kommt: wenn<br />

die Arbeit fertig sein muss, für die man<br />

noch Zeit gebraucht hätte, oder die<br />

Nachteule um halb acht am Arbeitsplatz<br />

sein muss. Unsere Kultur beruht<br />

auf normierter Zeit: Als Kinder lernen<br />

wir, dass äußere Zeitvorgaben wichtiger<br />

sind als unser Empfinden; die Zeit<br />

gehört uns nicht. Wir müssen sie uns<br />

nehmen – meist mit schlechtem Gewissen.<br />

Erwachsen enteignen wir uns<br />

selbst, indem wir mittlerweile den<br />

„Zeitraum“, in den man hinein treten<br />

und in dem man sich ausbreiten kann,<br />

in ein „Zeitfenster“ verwandelt haben,<br />

in das man wie am Schalter eines<br />

Bahnhofs schnell hinein greift, um sein<br />

Ticket zu nehmen, ehe es sich unbarmherzig<br />

schließt.<br />

Zeit wird subjektiv erlebt<br />

<strong>Das</strong> muss nicht so sein – nicht, wenn<br />

wir beginnen, mehr auf die Qualität<br />

der Zeit achten: Wir leben die Zeit –<br />

und Erleben hat mit der von der Uhr<br />

gemessenen Zeit viel weniger zu tun<br />

als mit unserem Bewusstsein. Im Traum<br />

erfahren wir Lebensphasen in Sekunden,<br />

Zeitreisen und Tagträume überwinden<br />

in wenigen Atemzügen Jahre.<br />

Vertieft in eine Aufgabe, vergessen wir<br />

die Zeit, um festzustellen, dass viele<br />

Stunden oder aber nur Minuten verstrichen<br />

sind, während derer wir sehr<br />

intensiv gelebt haben. Und wie lange<br />

dauert Erinnerung?<br />

Hat man viel zu tun, vergeht die Zeit<br />

im Flug. <strong>Das</strong> kann großartig und aufregend<br />

sein, doch es kann auch krank<br />

machen – wenn wir Überforderung<br />

und Kontrollverlust spüren. Psychologie<br />

und Gehirnforschung wissen heute:<br />

Zeit wird subjektiv und innerlich<br />

erlebt. Alle wesentlichen Gehirnfunktionen<br />

sind daran beteiligt: Körpergefühl,<br />

Sinneswahrnehmungen, Emotionen,<br />

Selbstbewusstsein, Erinnerung<br />

und die Gabe, Visionen für die Zukunft<br />

zu entwickeln. Und das Zeitempfinden<br />

ist sehr individuell. Der Wissenschaftsjournalist<br />

Stefan Klein zieht das Fazit:<br />

„Wir haben keine Zeit, weil wir gestresst<br />

sind – nicht umgekehrt.“ Auch<br />

der Zweifel, ob man seine Zeit „opti-<br />

mal“ nutzt, stresst. Zuletzt geht es um<br />

die Autonomie, mit der wir Dinge tun<br />

oder lassen, und ob wir unseren wahren<br />

Bedürfnissen gerecht werden.<br />

Zeitqualität<br />

Zu Zeitqualität gehört auch der äußere<br />

Rhythmus. Wir sind der Natur näher,<br />

als wir meist wahrhaben (wollen). Die<br />

kurzen Tage im Winter und die frühe<br />

Helligkeit im Sommer wirken auf uns,<br />

doch die Lebensrhythmen widersprechen<br />

teilweise der biologischen Uhr:<br />

Zur schönsten (und leistungsstärksten)<br />

Zeit des Jahres sind wir im Urlaub.<br />

Unser mechanistisches Denken würdigt<br />

kulturelle und gesellschaftliche<br />

Rhythmen kaum – doch sie sind da. Es<br />

gibt günstige Zeiten, um Aufträge anzubahnen,<br />

und ungünstige. Es gibt<br />

Phasen, wo sich Widerstände häufen,<br />

und solche, in denen alles leicht geht.<br />

Deshalb unterschieden die alten Griechen<br />

die messbare Zeit „chronos“<br />

vom „kairos“, dem glücklichen Zeitpunkt.<br />

Auch der Rhythmus als solcher<br />

gehört zur Zeitqualität: Auf schnelle,<br />

volle Tage folgen ruhigere, vielleicht<br />

von Müdigkeit bestimmte. Nach dem<br />

schwungvollen Projektstart gibt es ein<br />

Plateau, das gern als Energie-Minus erlebt<br />

wird. Wer diese Qualitäten erspürt,<br />

kann sie nutzen – und damit Zeit<br />

und Leben bewusster und befriedigender<br />

gestalten. n<br />

Lektüretipps:<br />

Stefan Klein: Zeit. Der Stoff, aus dem<br />

das Leben ist. Fischer Taschenbuch<br />

2008, ISBN 978-3-596-16955-9<br />

8,95 EUR. Mehr: www.stefanklein.de<br />

„Phänomen Zeit“. Spektrum der<br />

Wissenschaft Spezial. ISBN 978-3-<br />

938639-58-0 (im Buchhandel oder<br />

beim Verlag Spektrum der Wissenschaft<br />

in Heidelberg), 8,90 EUR<br />

www.timesandmore.com (Website<br />

von Prof. Karlheinz Geißler) mit allerlei<br />

Lesenswertem rund um die Zeit<br />

Titelthema<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 7


Titelthema<br />

8<br />

Flexible Arbeitszeitmodelle:<br />

Weniger kann mehr sein<br />

Es muss nicht Teilzeit sein: Arbeitszeit lässt sich auf ganz unterschiedlichen<br />

Wegen individuell anpassen und organisieren. <strong>Das</strong> lohnt sich für<br />

alle – ein Plus an Zufriedenheit steigert auch die Leistung.<br />

Von Gunda Achterhold<br />

Mit der Gleitzeit fing alles an. Heute gilt die Urform aller flexiblen Arbeitszeitmodelle<br />

längst als Klassiker. Arbeitszeitkonten, Jobsharing, Telearbeit oder Turnusteilzeit<br />

– also volle Arbeitstage im Wechsel mit freien – sind nur einige Beispiele für<br />

das Spektrum an Möglichkeiten. Im besten Falle profitieren beide Seiten davon:<br />

Unternehmen erlaubt ein beweglicher Personaleinsatz die gleichmäßigere Auslastung<br />

von Mitarbeitern und führt zu einer besseren Effektivität. Arbeitnehmer können<br />

sich dank individueller Lösungen besser um Familie oder Angehörige kümmern,<br />

sie sparen Fahrtzeiten und Kosten oder nutzen Auszeiten, um sich beruflich<br />

<strong>weiter</strong>zubilden.<br />

Gestaltungsspielraum bei Arbeitszeit<br />

und -ort<br />

Thomas Bastian hat einen Weg gefunden,<br />

um seine Aufgaben als Führungskraft<br />

möglichst optimal mit der zur<br />

Verfügung stehenden Zeit zu vereinbaren.<br />

„Ich bin ein Reisender“, sagt er<br />

und klingt dabei sehr zufrieden. Der<br />

Leiter des Kompetenzzentrums Health-<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


care pendelt zwischen Terminen in der Zentrale der <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> in Berlin,<br />

den Standorten im ganzen Bundesgebiet und seinem Home Office in Franken.<br />

„Meine wichtigsten Ansprechpartner befinden sich nicht an einem Ort, ich wäre<br />

deshalb in jedem Fall viel unterwegs“, so Bastian. „Dieses zeit- und ortsflexible<br />

Modell bietet mir die Möglichkeit zu arbeiten, wo und wann ich will, und Zeiträume<br />

effizient zu nutzen.“ Denk- und Routineaufgaben erledigt er am liebsten<br />

im Zug, sehr früh morgens oder in der Nacht. Für strategische oder kreative Prozesse<br />

nimmt er sich zu Hause in Bamberg Zeit – idealerweise in den Abendstunden,<br />

wenn alles schläft. „Die Tage sind zwar voll, aber ich kann Zwischenzeiten<br />

sinnvoll nutzen und mir so zeitlich Freiräume schaffen“, so der Familienvater. „Für<br />

die Kids ist es dann toll, wenn ich da bin – und freie Zeit auch wirklich mit ihnen<br />

verbringen kann.“<br />

Verdichtung bringt nicht mehr Produktivität<br />

Die Wirtschaftskrise beschleunigt ein seit Jahren zu beobachtendes Phänomen:<br />

Während in Deutschland immer weniger Menschen Vollzeit arbeiten, steigen in anderen<br />

Bereichen Pensum und Leistungsdruck extrem an. Allein im vergangenen<br />

Jahr ist die durchschnittliche Arbeitszeit um fünfzig Stunden pro Kopf gesunken.<br />

<strong>Das</strong> Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) macht eine ganze Reihe<br />

von Gründen für diese rasante Entwicklung fest: Kurzarbeit, die tarifliche Senkung<br />

der Wochenarbeitszeit, Vorziehen von Urlaubsansprüchen, mehr Teilzeit, Abbau<br />

von Überstunden. Zugleich ächzen Manager, Berater oder Banker unter einer<br />

schier nicht enden wollenden Last. Dabei könnte weniger mehr sein.<br />

Ein groß angelegtes Experiment in mehreren nordamerikanischen Büros der Boston<br />

Consulting Group zeigt, dass Führungskräfte, die regelmäßig frei nehmen, nicht<br />

nur zufriedener sind – sie leisten auch mehr. Die geplanten – und von keinem<br />

Blackberry unterbrochenen – Auszeiten stießen einen offeneren Dialog unter den<br />

Teamkollegen an und setzten neue, an Effizienz und Effektivität gesteigerte Arbeitsprozesse<br />

in Gang.<br />

„Reduzierte Vollzeit“ – pro und contra<br />

„Der Bedarf an einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist da“,<br />

betont Michel Domsch. Der Wirtschaftsprofessor vom Hamburger Management<br />

Development Center beschäftigt sich seit Jahren mit den Möglichkeiten flexibler<br />

Arbeitszeitmodelle. Er sieht jedoch auch die Grenzen: Gerade in Führungspositionen<br />

lassen sich Reduzierung der Stunden oder Auszeiten nach wie vor nur mit erheblichem<br />

Aufwand durchsetzen. „In der Praxis sind es zwei, drei Prozent der<br />

Führungskräfte, die Angebote in Anspruch nehmen – und dann auch nur lebensphasenbezogen,<br />

für eine bestimmte Zeit.“<br />

Als besonders attraktiv gilt das Modell der „reduzierten Vollzeit“. Die Arbeitszeit<br />

wird auf 80 oder 90 Prozent heruntergefahren und lässt sich zum Teil auch über<br />

Telearbeit absolvieren. Eine Blitzumfrage des Netzwerkbüros Erfolgsfaktor Familie<br />

im Auftrag des Bundesfamilienministeriums<br />

zeigt, dass „vollzeitnah“ Beschäftigte<br />

motivierter arbeiten, seltener<br />

krank werden und nach familienbedingten<br />

Auszeiten schneller an den Arbeitsplatz<br />

zurückkehren. Auch bei<br />

Führungskräften in stellvertretenden<br />

oder mittleren Positionen kommt dieses<br />

Modell gut an.<br />

Kritische Stimmen weisen jedoch auf<br />

potenzielle Gefahren hin: Wer offiziell<br />

nur geringfügig weniger arbeitet,<br />

werde häufig dennoch als voll verfügbar<br />

betrachtet – und arbeite unterm<br />

Strich wesentlich mehr als vereinbart.<br />

Auszeit ist manchmal besser<br />

Diese Erfahrung hat auch <strong>WBS</strong> Bereichsleiter<br />

Joachim Dittrich gemacht,<br />

der mit reduzierter Stundenzahl in Elternzeit<br />

gegangen ist. Ausgemacht<br />

war ein Wochentag Präsenz im Unternehmen.<br />

„Aber es wurde dann doch<br />

immer mehr“, so Dittrich. Auch von<br />

Zuhause aus hat er gearbeitet und re-<br />

Familie und Beruf<br />

lassen sich mit individuellenArbeitszeitregelungen<br />

besser<br />

vereinbaren.<br />

gelmäßig Kontakt gehalten. Was ihn<br />

im Nachhinein am meisten stört: „Ich<br />

war gedanklich nie komplett raus und<br />

konnte somit nicht richtig abschalten,<br />

das ist der Nachteil von Teilzeit.“ Sein<br />

Kollege, der Projektleiter Ron Dietrich,<br />

hat es anders gelöst. Die Verantwor-<br />

Titelthema<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 9


Titelthema<br />

10<br />

Kurzmeldungen<br />

Vorsichtiger Optimismus<br />

Die Folgen der globalen Rezession machen<br />

Deutschland nach wie vor schwer zu<br />

schaffen. Doch es geht aufwärts: <strong>Das</strong> reale<br />

Bruttoinlandsprodukt wird <strong>2010</strong> voraussichtlich<br />

um rund 1,5 Prozent steigen, vor<br />

allem die Exporte sollen wieder mehr Dynamik<br />

zeigen. Die Investitionen werden jedoch<br />

nahezu stagnieren, dem gelte es<br />

durch bessere Standortbedingungen entgegenzuwirken.<br />

Auch dem Arbeitsmarkt<br />

steht die härteste Zeit noch bevor. Während<br />

es einigen anderen Industrieländern<br />

genauso geht, dürfte vor allem der asiatische<br />

Raum wieder mit hohen Wachstumsraten<br />

glänzen. (IW Köln)<br />

Unternehmensgründungen:<br />

Finanzierungsprobleme erschweren<br />

den Start<br />

Die Zahl der Unternehmensgründungen in<br />

Deutschland ist 2009 leicht gestiegen. Die<br />

Ursache: Selbstständigkeit ist oft die letzte<br />

Rettung vor der Arbeitslosigkeit. Die Finanzierungsprobleme<br />

potenzieller Neuunternehmer<br />

haben sich jedoch in jüngster<br />

Zeit verschärft, ein Gründungsboom bleibt<br />

also höchstwahrscheinlich aus. (IW Köln)<br />

Kredit soll kleinen Firmen helfen<br />

Die Bundesregierung startet den Mikrokreditfonds<br />

Deutschland, der mit einem<br />

Volumen von 100 Millionen Euro Kredite<br />

an Klein- und Kleinstbetriebe bzw. junge<br />

Unternehmen sichert. Knapp 60 Millionen<br />

Euro stammen aus dem Europäischen Sozialfonds;<br />

etwas mehr als 40 Millionen Euro<br />

kommen aus dem Haushalt des<br />

Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.<br />

<strong>Das</strong> Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie plant, später 1,5 Millionen<br />

Euro beizusteuern. (BMAS)<br />

Internetwirtschaft: Wachstum<br />

durchs Web<br />

Die deutschen Firmen, die ihr Geld mit<br />

dem Internet verdienen, blicken einer rosigen<br />

Zukunft entgegen. Laut einer Studie<br />

des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft<br />

werden künftig vor allem die in<br />

der Online-Werbung aktiven Unternehmen<br />

kräftig wachsen. (IW Köln)<br />

tung für den Geschäftsbereich SAP hat<br />

er abgegeben und ist für ein halbes<br />

Jahr in Elternzeit gegangen. „<strong>Das</strong> war<br />

ein ganz bewusster Schritt, um mal Distanz<br />

und Abstand zu kriegen.“ Mit<br />

einer neuen Aufgabe in der Strategieentwicklung,<br />

die mehr Gestaltungsfreiraum<br />

erlaubt, ist er wieder eingestiegen<br />

und arbeitet seitdem vier<br />

Tage die Woche.<br />

Flexibilität hängt auch vom Job ab<br />

Wie aufgeschlossen sich Firmen gegenüber<br />

flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />

zeigen, hängt von der Unternehmenskultur<br />

und in hohem Maß von der Art<br />

der Aufgaben ab. In Unternehmensberatungen,<br />

wo grundsätzlich sehr projektbezogen<br />

gearbeitet wird, lässt sich<br />

leichter ein Sabbatical einschieben als<br />

in einem kleinen Team von Spezialisten.<br />

„Je homogener die Aufgaben,<br />

desto leichter lassen sich Mitarbeiter<br />

austauschen oder vertreten“, stellt Stefanie<br />

Wiebrock von der Münchner Arbeitszeitberatung<br />

Fauth-Herkner & Partner<br />

fest. Zum Beispiel beim Job-Sharing,<br />

wenn sich zwei oder mehr Beschäftigte<br />

einen Arbeitsplatz teilen.<br />

„Mittelständische Betriebe, in denen<br />

man sich persönlich kennt und wo die<br />

Wege nicht so weit sind, zeigen sich<br />

bei diesen Themen oft pragmatischer<br />

als große Unternehmen.“ n<br />

Mittelständische<br />

Betriebe mit persönlichem<br />

Kontakt und<br />

kurzen Wegen sind<br />

oft pragmatischer als<br />

große Unternehmen.<br />

Weitere Informationsquellen<br />

im Internet:<br />

www.arbeitswelt.de/Themen/<br />

Arbeitszeit/Arbeitszeit-<br />

Modelle.htm<br />

Schnelle Übersicht zu Modellen:<br />

Unternehmensberatung Fauth-Herkner<br />

& Partner: Themen / Arbeit(zeit)managementwww.arbeitszeitberatung.de/azdatenbank/az-datenbank.htm<br />

Datenbank mit 78 Fallstudien zu flexiblem<br />

Arbeitszeitmodellen, hervorgegangen<br />

aus einem Forschungsauftrag<br />

des früheren Bundesministeriums für<br />

Arbeit und Sozialordnung<br />

www.bis-handwerk.de<br />

<strong>Das</strong> Beratungs- und Informationssystem<br />

im Handwerk bietet unter dem<br />

Navigationspunkt Organisation/Organisation/Personal/Teilzeitmodelle<br />

ein<br />

Dokument mit zahlreichen Linkempfehlungen,<br />

Broschüren und Fachliteratur<br />

zum Thema<br />

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Arbeitsmarkt für CAD-Anwender<br />

Bessere Chancen mit<br />

aktueller Software<br />

Mit CAD-Software lassen sich schnell und kostengünstig komplexe<br />

Konstruktionszeichnungen erstellen. Bau- und technische Zeichner/-innen,<br />

Architekten und Ingenieur/-innen müssen die aktuellen CAD-Versionen<br />

beherrschen – etwa von CATIA V5 oder Allplan.<br />

Von Sibylla Machens<br />

Deutsche Maschinen, Werkzeuge und<br />

Autos sind auf der ganzen Welt begehrt.<br />

Nach wie vor zählt Deutschland<br />

zu den erfolgreichsten Industrienationen.<br />

In manchen Branchen suchen die<br />

Unternehmen hierzulande händeringend<br />

Fachkräfte. So können viele offene<br />

Stellen für Maschinenbau- und<br />

Fahrzeugbauingenieure nicht besetzt<br />

werden. „Im Dezember waren in diesen<br />

Berufen bundesweit 17.400 Stellen<br />

frei“, sagt Gergana Spassova vom<br />

Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in<br />

Düsseldorf, „doch es gab in diesem Bereich<br />

nur 6.200 Arbeitsuchende, so<br />

dass wir eine Fachkräftelücke von rund<br />

11.000 Maschinen- und Fahrzeugbauingenieuren<br />

haben.“<br />

Von einer Fachkräftelücke wird immer<br />

dann gesprochen, wenn für einen bestimmten<br />

Beruf die Zahl der offenen<br />

Stellen die Zahl der Arbeitslosen übersteigt.<br />

So klaffte im Dezember bei Elektroingenieuren<br />

eine Fachkräftelücke<br />

von 6.300 Stellen, bei Architekten und<br />

Bauingenieuren eine Lücke von 4.900<br />

Stellen. Kleinere Fachkräftelücken mit<br />

weniger als 1.000 Stellen gab es jeweils<br />

bei Vermessungsingenieuren, Fertigungsingenieuren<br />

sowie bei der<br />

Gruppe der Bergbau-, Hütten- und<br />

Gießerei-Ingenieure.<br />

„Voraussichtlich wird diese Fachkräftelücke<br />

noch größer werden, da in den<br />

kommenden Jahren altersbedingt sehr<br />

Die Software-Hersteller bringen<br />

jedes Jahr noch bessere, komfortablere<br />

Programme heraus.<br />

viele Ingenieure aus dem Berufsleben ausscheiden werden“, weiß Spassova. Die<br />

Zahl der jährlich in den Ruhestand gehenden Ingenieure wird bis 2015 laut Deutscher<br />

Akademie der Technikwissenschaften (acatech) mit Sitz in München auf<br />

43.000 steigen. Zudem glaubt Spassova, dass die derzeitige Wirtschaftskrise nach<br />

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12<br />

und nach überwunden werde und<br />

dann die Jobchancen für die Ingenieurinnen<br />

und Ingenieure <strong>weiter</strong> steigen<br />

werden.<br />

In anderen Branchen sehen die Berufsaussichten<br />

nicht ganz so rosig aus. „Im<br />

Dezember standen 9.000 arbeitslosen<br />

technischen Zeichnern nur 1.260 gemeldete<br />

offene Stellen gegenüber,“<br />

sagt Heidelies Künzel von der Bundesagentur<br />

für Arbeit in Nürnberg. Bei<br />

den Bauzeichnern waren 3.330 als arbeitslos<br />

registriert, aber nur 450 offene<br />

Stellen gemeldet.<br />

Ob technische Zeichner und Bauzeichner,<br />

Konstrukteure oder Architekten,<br />

aber auch Bau- oder Maschinenbautechniker<br />

sowie -ingenieure/-innen: Sie<br />

alle benötigen, wenn sie nach einer<br />

Phase der Arbeitslosigkeit wieder in<br />

den Beruf einsteigen wollen, gute<br />

Kenntnisse der aktuellen CAD-Software.<br />

Hinter der Abkürzung CAD verbirgt<br />

sich das Computer Aided Design, die<br />

rechnerunterstützte Konstruktion. Mit<br />

spezieller Software werden Konstruktionsunterlagen<br />

für mechanische, elektrische<br />

und elektronische Erzeugnisse<br />

zwei- oder dreidimensional erstellt.<br />

Erste CAD-Programme entstanden in<br />

den 60er-Jahren, in den 80er-Jahren<br />

begann ein regelrechter CAD-Boom.<br />

Zeichnungen für Maschinenbau<br />

und Architektur<br />

„Von allen CAD-Programmen wird AutoCAD<br />

weltweit am häufigsten eingesetzt,“<br />

erklärt Georg Kronbichler, Projektleiter<br />

bei der <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> in<br />

München. Im vergangenen Jahr haben<br />

rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

bundesweit an 25 Standorten<br />

bei <strong>WBS</strong> mindestens eine CAD-Weiterbildung<br />

(siehe Kasten) absolviert; die<br />

Teilnehmerzahl pro Kurs lag meist zwischen<br />

zehn und zwanzig. „Die meisten<br />

besuchen zunächst einen AutoCAD-<br />

Kurs, um die CAD-Technologie grundsätzlich<br />

kennen zu lernen. Wir bieten<br />

hier bereits die neueste Version mit AutoCAD<br />

<strong>2010</strong> an,“ sagt Kronbichler,<br />

„im Anschluss daran wird meist ein zusätzliches<br />

branchenbezogenes Softwareprogramm<br />

gewählt.“<br />

Für CAD braucht man ein gutes räumliches Vorste<br />

Die CAD-Hersteller bringen jedes Jahr<br />

noch bessere, komfortablere Programme<br />

heraus, so dass Menschen, die aus<br />

dem Berufsleben ausgeschieden sind,<br />

oft nur veraltete Versionen kennen.<br />

„Sie müssen sich die neueste Version<br />

aneignen, um wieder in den Beruf einsteigen<br />

zu können“, sagt Kronbichler.<br />

Am <strong>WBS</strong> Standort in Hamburg wird<br />

AutoCAD in einem 10-Tages-Kurs vermittelt.<br />

„Es ist immer günstig, mit einem<br />

2D-Programm wirklich vertraut zu<br />

sein, bevor ein 3D-Programm erlernt<br />

wird“, rät Torben Ladendorf, Leiter Berufliche<br />

Bildung bei <strong>WBS</strong> in Hamburg.<br />

Je nach Berufsziel werden im Rahmen<br />

des „BildungsCenters für CAD-Anwendungen“<br />

zwei bis drei passende<br />

Weiterbildungen ausgewählt. Wer im<br />

Maschinen-, Fahrzeug- oder Flugzeugbau<br />

arbeiten möchte, entscheidet sich<br />

als zweites Modul meist für Pro/ENGI-<br />

NEER Wildfire 3.0/4.0 und danach für<br />

CATIA V5 R18/R19. CATIA steht für<br />

„Computer Aided Three-Dimensional<br />

Interactive Application”.<br />

Je nach Zusammenstellung der Kursmodule<br />

dauert die Weiterbildung zwischen<br />

zwei bis fünf Monaten. Die<br />

Kosten übernimmt in der Regel die<br />

Bundesagentur für Arbeit. Doch <strong>WBS</strong><br />

qualifiziert nicht nur Arbeitslose in CAD;<br />

es finden auch Schulungen in Auffanggesellschaften<br />

statt und beispielsweise<br />

Pro/ENGINEER Wildfire 3.0/4.0-<br />

Seminare in Unternehmen, deren Mitarbeiter<br />

Kurzarbeit angemeldet haben.<br />

Konstruktionen für den Flugzeugund<br />

Fahrzeugbau<br />

Möchte ein Teilnehmer später im Bereich<br />

Luftfahrt arbeiten, entscheidet er<br />

sich meist nach dem AutoCAD-Kurs<br />

für eine CATIA V5 R18/R19-Schulung.<br />

Diese Weiterbildung in Hamburg ist<br />

Voraussichtlich wird<br />

die Fachkräftelücke<br />

bei den Ingenieuren<br />

<strong>weiter</strong> zunehmen.<br />

unter anderem auf das Unternehmen<br />

Airbus zugeschnitten: für eine mögliche<br />

Mitarbeit im Unternehmen selbst<br />

oder derzeit vor allem bei Firmen, die<br />

im Auftrag von Airbus Zeichnungen<br />

anfertigen. Zum Abschluss gilt es die<br />

Validierung zu bestehen, eine externe<br />

Prüfung. „Da kann es vorkommen,<br />

dass ein Teilnehmer eine Aufgabe zwar<br />

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llungsvermögen und Spaß an der Computerarbeit.<br />

richtig löst, sich aber nicht an die von<br />

Airbus bestimmten Arbeitsnormen gehalten<br />

hat,“ sagt Ladendorf: Dann bekommt<br />

der Teilnehmer bei der Prüfung<br />

Punkte abgezogen. Airbus lässt nur<br />

Mitarbeiter für sich zeichnen, die die<br />

Validierung bestanden haben. „Diese<br />

Prüfung ist nicht ganz einfach“, weiß<br />

Ladendorf. Doch die Mühe des Lernens<br />

und Übens lohnt: Von allen Teilnehmer/-innen,<br />

die 2009 die Maßnahme<br />

beendet haben, bestanden 70 Prozent<br />

die Validierung.<br />

Gebäude mit CAD entwickeln<br />

Architekten und Bauzeichner, die für<br />

kleinere Planungsbüros arbeiten möchten,<br />

besuchen meist ArchiCAD-Kurse.<br />

Die Software hat als Grundlage ein virtuelles<br />

Gebäude. Wer in einem größeren<br />

Architekturbüro tätig sein möchte,<br />

benötigt häufig Kenntnisse in der CAD-<br />

Software Allplan 2009 der Firma Nemetschek.<br />

Sie zählt zu den führenden<br />

der Branche und darf – ebenso wie ArchiCAD<br />

– nur von zertifizierten Dozenten<br />

unterrichtet werden. „Viele Teilnehmer/-innen,<br />

meist Bauingenieurinnen<br />

und -ingenieure, kombinieren die Weiterbildungen<br />

und machen zunächst<br />

AutoCAD und dann Allplan“, erklärt<br />

Jörg Zillger, Leiter Berufliche Bildung<br />

bei <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> in Dresden.<br />

Sechsmal im Jahr kann in der Elbmetropole<br />

eine achtwöchige AutoCAD-<br />

Qualifizierung begonnen werden. Die<br />

ersten vier Wochen geht es um 2D,<br />

dann um 3D, wobei die Module auch<br />

einzeln besucht werden können.<br />

Zweimal im Jahr starten die Allplan-<br />

Kurse, die ebenfalls acht Wochen dauern<br />

und im Schnitt von 10 bis 15 Teilnehmern<br />

besucht werden. Nach einem<br />

Monat findet eine Zwischenprüfung<br />

statt, nach dem zweiten Monat die<br />

Abschlussprüfung. „Rund 40 bis 50<br />

Prozent der Teilnehmer/-innen finden<br />

anschließend eine Anstellung“, weiß<br />

Zillger. „Gerade im Architekturbereich<br />

haben die Jobsuchenden nur eine Chance,<br />

in den Arbeitsprozess zurückzukehren,<br />

wenn sie auf den neuesten Releases<br />

geschult sind“, ergänzt <strong>WBS</strong><br />

Kollege Kronbichler aus München.<br />

Weitere Möglichkeiten mit CAD-<br />

Programmen<br />

Wird ein Job in der Medizin- oder in<br />

der Feinwerktechnik angestrebt, kann<br />

es lohnen, die CAD-Software Solid<br />

Works zu erlernen. „Zudem planen wir,<br />

im kommenden Jahr Unigraphics in<br />

unser Weiterbildungsprogramm aufzunehmen“,<br />

sagt Ladendorf. Diese CAD-<br />

Software wird im Schiffs- und Stahlbau<br />

verwendet. Für alle, die sich ausgiebiger<br />

mit CAD befassen wollen, gilt: Ein<br />

gutes räumliches Vorstellungsvermögen<br />

ist ebenso vonnöten wie Freude an<br />

der Computerarbeit, Teamfähigkeit und<br />

der Bereitschaft, sich auf neue Techniken<br />

und Programme einzulassen. n<br />

Wichtige Qualifikationen für<br />

Architektur und Bauwesen:<br />

AutoCAD (Weiterbildungen bundesweit<br />

an 25 Standorten)<br />

ArchiCAD (u.a. im Chemnitz)<br />

ALLPLAN Nemetschek (u.a. in<br />

Hamburg, Dresden, Halle, Zwickau)<br />

Maschinen-, Fahrzeugbau,<br />

Automobilindustrie:<br />

AutoCAD (Weiterbildungen bundesweit<br />

an 25 Standorten)<br />

Inventor (u.a. München, Erfurt,<br />

Leipzig, Zwickau)<br />

Pro/ENGINEER Wildfire 3.0/4.0<br />

(u.a. in Kassel, Münster, Hamburg,<br />

Dortmund)<br />

CATIA V5 R18/R19 (u.a. in Berlin,<br />

Bremen, Hamburg, Augsburg,<br />

Dortmund)<br />

Flugzeugbau:<br />

AutoCAD (Weiterbildungen bundesweit<br />

an 25 Standorten)<br />

CATIA V5 R18/R19 (z.B. in Hamburg<br />

„zugeschnitten“ auf Airbus)<br />

Medizin- und Feinwerktechnik:<br />

AutoCAD (Weiterbildungen bundesweit<br />

an 25 Standorten)<br />

Solid Works (u.a. in München,<br />

Hamburg, Leipzig)<br />

Schiffs- und Stahlbau:<br />

AutoCAD (Weiterbildungen bundesweit<br />

an 25 Standorten)<br />

Unigraphics (in Vorbereitung)<br />

www.wbstraining.de<br />

Weitere Informationsquellen<br />

im Internet:<br />

Verein Deutscher Ingenieure (VDI),<br />

Düsseldorf<br />

www.vdi.de<br />

Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg<br />

www.arbeitsagentur.de<br />

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<strong>weiter</strong>... lernen<br />

14<br />

Der Weg zum Hauptschulabschluss bei der <strong>WBS</strong> in Halle/Saale<br />

Klappt es mit dem Satz des Pythagoras,<br />

klappt es auch im Leben!<br />

„Eh, quält mich doch nicht so!“, seufzt Michael Kurz* und liest das<br />

Gedicht dann doch vor. Gedichte sind nicht so das Ding des 21-Jährigen.<br />

Viel lieber arbeitet Michael Kurz mit seinen Händen: Fliesenleger<br />

möchte er werden oder Elektriker. Doch ob nun Kacheln oder Kabel –<br />

eine Lehre braucht er. Und für die Lehre erstmal einen Hauptschulabschluss.<br />

Von Katharina Oeppert<br />

„Ich hatte keinen Bock auf Schule, damals.<br />

Sicher ein Fehler“, gesteht Kurz<br />

ein und zuckt ein bisschen mit den<br />

Schultern. So cool und gelassen er<br />

wirkt, der Fehler wurmt ihn. Deshalb<br />

plagt er sich heute umso konzentrierter<br />

mit der Herbstlyrik von Theodor<br />

Storm. Gemeinsam mit ihm sitzen Daniela<br />

Frühauf und Annekathrin Berger<br />

Was ganz toll ist: Ich kann<br />

meiner Tochter jetzt bei<br />

den Hausaufgaben helfen.<br />

bei der <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> in Halle auf<br />

der Schulbank. Deutsch, Mathematik,<br />

Biologie, Geografie und Chemie bestimmen<br />

seit Anfang Oktober 2009<br />

ihren Tagesablauf. Täglich sieben Stunden.<br />

Sieben Stunden, die für alle drei<br />

mehr bedeuten als nur Lernen.<br />

„Ich bin – seit ich hier sitze – selbstbewusster<br />

geworden“, meint Annekathrin<br />

Berger. „Irgendwie hab ich mehr<br />

Spaß, lerne andere Leute kennen und –<br />

was ganz toll ist – ich kann meiner 11jährigen<br />

Tochter bei den Hausaufgaben<br />

helfen.“ Annekathrin Berger ist 31. Ihre<br />

Schulzeit war geprägt von der Wende,<br />

*Name von der Redaktion geändert<br />

von Umbrüchen und Umzügen der Eltern.<br />

Nach der achten Klasse ging sie<br />

von der Schule – mit guten Noten, wie<br />

sie sagt. Was folgte war ein BVJ, ein so<br />

genanntes berufsvorbereitendes Jahr.<br />

Es endete mit einem Super-Zeugnis<br />

und einem Irrtum: Der Abschluss wird<br />

nicht als solcher anerkannt. Doch das<br />

erfährt die junge Frau erst über zehn<br />

Jahre später. Als sie nach der Geburt<br />

der drei Kinder und der anschließenden<br />

Erziehungszeit endlich eine Ausbildung<br />

machen möchte.<br />

„Altenpflege, das hab ich in einem<br />

Praktikum für mich entdeckt. Eine<br />

Woche war ich auf der Schule, dann<br />

sagte man mir, dass mein Abschluss<br />

von damals keiner war. Nichts wert.<br />

Nichts taugt. Ich war total fertig.“ <strong>Das</strong><br />

war im September 2009. Annekathrin<br />

Berger steckte jedoch nicht lange den<br />

Kopf in den Sand, suchte fieberhaft<br />

nach einer Möglichkeit, ihren Hauptschulabschluss<br />

zu machen. Da kam ihr<br />

die Zeitungsanzeige von der <strong>WBS</strong> in<br />

Halle gerade recht. Die kleine, zart wirkende<br />

Frau machte Nägel mit Köpfen<br />

und holte sich innerhalb einer Woche<br />

einen Bildungsgutschein von der Arbeitsagentur.<br />

Acht Monate Büffeln, dann<br />

kommen die Prüfungen<br />

Die Agentur für Arbeit fördert seit dem<br />

1. Januar 2009 den nachträglichen Erwerb<br />

eines Schulabschlusses. Es besteht<br />

sogar ein Rechtsanspruch auf<br />

diese Förderung; so steht es im Gesetzestext.<br />

Damit soll der Jugendarbeitslosigkeit<br />

entgegengewirkt werden. Die<br />

gesetzliche Regelung ist inhaltlich<br />

offen gestaltet, so dass bei der Konzeption<br />

einzelner Maßnahmen auch<br />

besondere Bedürfnisse und Problemlagen<br />

berücksichtigt werden können.<br />

Neben beruflicher und allgemein bildender<br />

Qualifizierung sollen auch persönliche<br />

und soziale Kompetenzen<br />

gefördert werden. Die Arbeitsagentur<br />

gibt die Bildungsgutscheine für Weiterbildungen<br />

bis zu zwölf Monaten<br />

aus. Die <strong>WBS</strong> bietet einen achtmonatigen<br />

Kurs in Halle an, Hamburg wird<br />

bald folgen.<br />

In der Saalestadt in Sachsen-Anhalt ist<br />

Silvia Keydel für die drei Teilnehmer/<br />

-innen zuständig. Sie ist Lehrkraft, Motivator<br />

und Sozialpädagogin in einem.<br />

Die 41-jährige Lehrerin ist überzeugt,<br />

dass alle drei Schützlinge den Abschluss<br />

schaffen werden. <strong>Das</strong> Pensum,<br />

das zu bewältigen ist, hat es in sich:<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


Pro Woche 15 Stunden Mathematik, acht Stunden Deutsch und je vier Stunden<br />

Chemie, Biologie und Geografie. Da geht es um Bruchrechnung, negative und<br />

positive Vorzeichen bei rationalen Zahlen, Erörterungen und Rechtschreibung, um<br />

Kanada und Russland, um Formeln, um Herz und Kreislauf. Eben Schulstoff, der<br />

langsam wieder aus dem Gedächtnis gekramt werden muss. Oder neu zu erwerben<br />

ist – je nachdem. Die schriftlichen Prüfungen in Mathematik und Deutsch<br />

waren Anfang März, die drei mündlichen Prüfungen in den naturwissenschaftlichen<br />

Fächern folgen im Mai. „Geprüft wird an einer Hauptschule in Halle durch<br />

externe Prüfer, wir dürfen nur mit dabei sein“, erläutert die Dozentin. Silvia Keydel<br />

ist beeindruckt vom Fleiß ihrer Schützlinge. Es sei sicher nicht immer leicht,<br />

wenn man so lange aus der Schule raus ist. „Der Herr Kurz muss manchmal bisschen<br />

gepiesackt werden, dann rafft er sich schnell auf und macht fleißig mit.“<br />

Und als wolle er diese Aussage bestätigen, stöhnt der junge Mann mit dem Drei-<br />

Tage-Bart: „Ich steh’ total auf dem Schlauch, ich hab’s geahnt.“ Er hadert mit der<br />

Prozentrechnung. Silvia Keydel nimmt es gelassen, hilft dem 21-Jährigen und motiviert.<br />

„<strong>Das</strong> ist doch schon ganz richtig, hier die nächste Stelle. Los geht’s!“ Bei<br />

allen Teilnehmer/-innen spürt die Lehrerin den Ehrgeiz, es dieses Mal wirklich zu<br />

schaffen.<br />

„Komm Mama, lass uns zusammen lernen!“<br />

Schaffen will es auch Daniela Frühauf. Sie ist die Dritte auf der Schulbank bei der<br />

<strong>WBS</strong> in Halle. Aufgeschlossen, kommunikativ, mit Schwung und guter Laune<br />

dabei. Ihr Tag beginnt um 5:45 Uhr. Nicht, dass sie weit fahren müsste, nein, Daniela<br />

Frühauf ist Mutter von vier Kindern. „Vanessa ist 17, Justin elf, Michelle acht<br />

und Jamie vier“, zählt sie stolz auf. Sie selbst ist 34. Ihre Schulzeit? „Ach Gott, das<br />

war so zur Wende: Pubertät, unzählige Möglichkeiten, Freiheiten – damals konnte<br />

mir doch keiner erzählen, dass Schule wichtig ist.“ Außerdem hatte sie neun<br />

Schuljahre geschafft und in der DDR galt dies als Abschluss, wenigstens der achten<br />

Klasse. Doch die DDR wurde auf einmal Geschichte, und im Jahr 1990 galt der<br />

Schulabgang auf einmal als einer ohne Abschluss. „Nicht mal Hauptschule, veralbert<br />

hab ich mich später gefühlt.“ Die Kinder, die Familie füllten den Alltag bald<br />

aus, doch so ganz ohne Beruf, ohne Ausbildung wollte die junge Frau nicht bleiben.<br />

„Außerdem, wie steh’ ich denn vor meinen Kindern da, wenn ich denen erzähle,<br />

sie sollen lernen, das sei wichtig: Die lachen mich ja aus.“<br />

Auch Daniela Frühauf ging auf die Suche nach einer Chance, den Schulabschluss<br />

zu erwerben. Wie Annekathrin Berger<br />

fand sie die Annonce der <strong>WBS</strong> und<br />

machte über die Arbeitsagentur alles<br />

klar. „Meine Kinder sind begeistert, mit<br />

der Großen kann ich nun gemeinsam<br />

lernen“, lacht die Frau und streift sich<br />

die halblangen Haare zurück. „Nein,<br />

im Ernst. Wir vergleichen manchmal<br />

unsere Hefte, erklären uns gegenseitig<br />

den Stoff und begreifen es dann beide<br />

besser.“ Wahrscheinlich war auch der<br />

Satz des Pythagoras dabei. Mit dem<br />

stand Daniela Frühauf Anfang Februar<br />

etwas auf Kriegsfuß. „Was ist ‚a’, wo<br />

Pro Woche 15 Stunden Mathematik, acht Stunden Deutsch und je<br />

vier Stunden Chemie, Biologie und Geografie – das ist nicht immer<br />

leicht, wenn man so lange aus der Schule raus ist.<br />

ist die verflixte Hypotenuse und muss<br />

ich jetzt plus oder minus rechnen?“<br />

Der darauf folgende Dialog mit Dozentin<br />

Silvia Keydel war und ist charakteristisch<br />

für die 34-Jährige. „Soll<br />

ich helfen?“ „Nein, ich krieg das alleine<br />

raus!“ Und das schafft sie dann<br />

auch. In dieser Mathematik-Einheit<br />

prägte Daniela Frühauf auch den Satz,<br />

der dieser Reportage die Überschrift<br />

gab: „Klappt es mit dem Satz des Pythagoras,<br />

klappt es auch im Leben!“<br />

Daniela Frühauf hat noch einiges vor.<br />

Ihr Ziel: Erzieherin, vielleicht eine Arbeit<br />

mit Behinderten. Doch dafür braucht<br />

sie einen Realschulabschluss. „Kann<br />

ich nach dem Hauptschulabschluss<br />

machen, dauert noch mal ein Jahr.<br />

Wenn es die Arbeitsagentur bezahlt.<br />

Wie gesagt, wer mit dem Satz des Pythagoras<br />

zurecht kommt...“ n<br />

<strong>weiter</strong>... lernen<br />

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<strong>weiter</strong>... denken<br />

16<br />

Flexibilität bestimmt in Zukunft<br />

die Arbeitswelt<br />

Statt lebenslang in einem Unternehmen zu arbeiten, ist heute lebenslanges<br />

Lernen und flexible Projektarbeit bei unterschiedlichen<br />

Arbeitgebern gefragt. Im Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft<br />

verliert das Vollzeit-Arbeitsmodell an Bedeutung.<br />

Von Sylvia Schaab<br />

Flexibilisierung – unter diesem Begriff lässt sich der Arbeitsmarkt<br />

von Morgen zusammenfassen. Was heute schon vielerorts<br />

für die Arbeitszeiten gilt, wird künftig ebenso für den<br />

Arbeitsort wie auch für das Tätigkeitsfeld gelten. Ganz stark<br />

macht sich bereits heute die Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisse<br />

bemerkbar. Der Vollzeitarbeitsplatz war lange<br />

Zeit das normale Arbeitsverhältnis. Doch dieser wird zunehmend durch so genannte<br />

atypische Beschäftigungsverhältnisse verdrängt – also Teilzeitarbeit,<br />

geringfügige oder befristete Beschäftigung, Leiharbeit oder Selbstständigkeit.<br />

Anfang der 90er-Jahre lag der Anteil der atypisch Beschäftigten noch bei 20<br />

Prozent, 2007 bereits bei gut 37 Prozent – Tendenz steigend. Lediglich 30 bis<br />

40 Prozent der Beschäftigten, schätzt Trendforscher Matthias Horx, dürften<br />

in der Mitte des 21. Jahrhunderts noch feste Arbeitsverträge haben.<br />

Verbindung von Flexibilität und Sicherheit – „Flexicurity”-Strategien<br />

Sieht man eine sichere Vollzeitbeschäftigung als das Ideal an, hat dieser Wandel<br />

hin zu leicht und kurzfristig lösbaren Beschäftigungsverhältnissen prekäre<br />

Auswirkungen auf die Situation eines Arbeitnehmers. Vor allem geringfügig<br />

Beschäftigte und Leiharbeiter müssen Abstriche im Einkommen hinnehmen,<br />

während die Beschäftigungslage vor allem für befristet Beschäftigte besonders<br />

unsicher ist. Doch nicht jede atypische Beschäftigung ist prekär und auch<br />

ein Vollzeitjob nicht unbedingt sicher. Problematisch ist die Situation vor allem,<br />

weil die Rahmenbedingungen für die neue Art der Arbeit noch nicht geschaffen<br />

sind.<br />

Die Hausforderung besteht also darin, prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu<br />

Brücken und nicht zu Fallen werden zu lassen. Als „Flexicurity“ bezeichnet<br />

man den Versuch, die Balance zwischen Flexibilität und sozialer Sicherheit herzustellen.<br />

Länder wie die Niederlande und Dänemark haben bereits gezeigt,<br />

dass es einen gangbaren und zudem beschäftigungspolitisch Erfolg versprechenden<br />

Weg gibt. Dort hat man die Erleichterung von Kündigungen mit einer<br />

kurzfristig hohen materiellen Unterstützung für Arbeitslose und einer Unterstützung<br />

der raschen Wiedereingliederung im Kündigungsfall durch intensive<br />

Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik verknüpft.<br />

Zeitarbeit als Ausdruck eines flexiblen Arbeitsmarktes<br />

Ein wichtiger Baustein für eine flexible Arbeitswelt ist die Leiharbeit. Zeitarbeiter<br />

spielen die Feuerwehr, wenn es brennt, oder sind fester Bestandteil in<br />

der Personalpolitik von Firmen. <strong>Das</strong> ist nicht nur ein Vorteil für die Firmen,<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


sondern auch für die Leiharbeiter selbst:<br />

„Zeitarbeit ist eine hervorragende<br />

Chance, sich auf die Anforderungen<br />

der Zukunft einzustellen. Denn Beschäftigung<br />

wird nicht mehr starr verlaufen,<br />

vielmehr werden die Menschen<br />

künftig in ihrem Leben drei, vier Berufe<br />

ausüben – und die Zeitarbeit gibt ihnen<br />

die Gelegenheit, dies auszuprobieren”,<br />

sagte Zukunftsforscher Matthias Horx<br />

auf dem Arbeitgebertag Zeitarbeit im<br />

Juni 2009 in Berlin. Zudem kommen<br />

Leiharbeiter so in eine Festanstellung<br />

und zu einem relativ sicheren Arbeitsplatz<br />

ohne den Makel, den ständige,<br />

kurzfristige Jobwechsel im Lebenslauf<br />

immer noch bedeuten.<br />

Rund 600.000 Beschäftigte gibt es in<br />

der Zeitarbeitsbranche. „Eine große<br />

Säule sind nach wie vor die einfachen<br />

Tätigkeiten,“ so Michael Wehran, Pressesprecher<br />

des Bundesverbands Zeitarbeit<br />

(BZA), „doch die Nachfrage nach<br />

Akademikern nimmt mit zunehmenden<br />

Fachkräftemangel auch bei uns zu. Vor<br />

allem in der Gesundheitsbranche wird<br />

die Nachfrage in den kommenden Jahren<br />

steigen, aber auch bei kaufmännischen<br />

Tätigkeiten oder im Dienstleistungssektor.“<br />

Mit zunehmendem Fachkräftemangel<br />

werden<br />

auch Akademiker in der<br />

Zeitarbeit gesucht.<br />

Lebenslanges Lernen wird zum Muss<br />

Die Flexibilisierung der Arbeitswelt macht nicht vor dem Firmentor halt. In Anbetracht<br />

des demografischen Wandels und der damit einhergehenden Abnahme von<br />

Fachkräften müssen Unternehmen alles tun, um Mitarbeiter zu halten. <strong>Das</strong> bedeutet<br />

Arbeitszeiten flexibel auf den Auftragsbestand zu verteilen und mit Arbeitszeitkonten<br />

oder mit flexiblen Lohnmodellen, Auftragsspitzen und Flauten<br />

abzufangen. Daneben bergen flexible Arbeitszeiten auch große Vorteile für die<br />

Mitarbeiter, die eine bessere Work-Life-Balance haben und damit gesünder, zufriedener<br />

und leistungsfähiger sind.<br />

„Ein Teil der Arbeitgeber hat den Vorteil einer internen Flexibilität bereits erkannt<br />

und nutzt beispielsweise Kurzarbeitergeld, um die Mitarbeiter in schlechten Zeiten<br />

<strong>weiter</strong>zubilden,“ weiß Jutta Rump, Leiterin des Ludwigshafener Instituts für Beschäftigung<br />

und Employability (ibe). Damit leisten diese Unternehmen einen wichtigen<br />

Beitrag, um dem Fachkräftemangel von morgen entgegenzuwirken. Schon<br />

in zehn Jahren werden vielerorts 80 Prozent der Mitarbeiter über 50 Jahre alt sein.<br />

Und der Fachkräftemangel lässt sich selbst durch die Krise nicht aufhalten. Da ist<br />

es für Unternehmen wichtig vorzusorgen.<br />

Beschäftigungsfähigkeit erhalten<br />

Doch nicht nur Arbeitgeber stehen in<br />

der Verantwortung, ihre Beschäftigten<br />

fit zu halten, vielmehr ist jeder selbst<br />

dafür verantwortlich, dass seine Employability<br />

– also seine Beschäftigungsfähigkeit<br />

– erhalten bleibt. „Es gibt<br />

keine Arbeitsplatzsicherheit mehr, die<br />

mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung<br />

einhergeht“, meint die Beschäftigungsexpertin<br />

Rump: „Die Welt<br />

von Morgen ist unsicher und verändert<br />

sich schnell. Der einzige Sicherheitsanker<br />

ist, die eigene Beschäftigungsfähigkeit<br />

zu erhalten. Daher müssen wir<br />

eine gewisse Flexibilität mitbringen,<br />

unsere mentale Mobilität erhalten und<br />

eben auch für uns selbst sorgen.“<br />

<strong>weiter</strong>... denken<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 17


<strong>weiter</strong>... denken<br />

18<br />

<strong>Das</strong> predigen Arbeitsmarktforscher schon seit Jahren. Wir befinden uns im Wandel<br />

von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft und damit ist Wissen für uns<br />

das wichtigste Gut, um in der globalisierten Welt wettbewerbsfähig zu bleiben. Es<br />

gibt kaum noch Arbeitsplätze für gering Qualifizierte, denn diese Arbeit wird ins<br />

Ausland verlagert. Deswegen sieht auch Dr. Hilmar Schneider, Direktor für Arbeitsmarktpolitik<br />

beim Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA), die Herausforderung<br />

für Arbeitnehmer darin, sich rechtzeitig an die sich wandelnden<br />

Wissensanforderungen anzupassen: „Arbeitnehmer, müssen künftig in der Lage<br />

sein, Kundenwünsche eigenständig zu erkennen und zu bedienen. Streng hierarchisch<br />

organisierte Unternehmensstrukturen und strikte Handlungsanweisungen<br />

gehören einer Vergangenheit an, die durch standardisierte Massenproduktion gekennzeichnet<br />

war. Die Zukunft wird davon geprägt sein, dass Zielvereinbarungen<br />

an die Stelle von Handlungsanweisungen treten und Teamstrukturen strenge Hierarchien<br />

ersetzen.“<br />

Projektarbeit ist auf dem Vormarsch<br />

Zielvereinbarungen sind auch Kern der Projektarbeit, und schon heute setzen 74<br />

Prozent der Unternehmen ihre Mitarbeiter für betriebliche Projektwirtschaft ein.<br />

<strong>Das</strong> hat eine Studie des Personaldienstleisters Hays in Zusammenarbeit mit dem ibe<br />

herausgefunden. Immerhin 28 Prozent der befragten Unternehmen gaben an,<br />

dass bei ihnen größtenteils nur in Form von Projekten gearbeitet wird. Die betriebliche<br />

Projektarbeit scheint die Organisationsform der Zukunft zu sein: So<br />

haben ein gutes Viertel der befragten Unternehmen mehr als 50 Prozent aller Ar-<br />

Betriebliche<br />

Projektarbeit ist<br />

die Organisationsform<br />

der Zukunft.<br />

beitsabläufe auf Projektarbeit umgestellt. Dabei<br />

finden sich Mitarbeiter zusammen, die nicht<br />

mehr in die herkömmlichen Strukturen integriert<br />

sind, sondern sich nur noch um Projekte kümmern:<br />

als moderne Wissensarbeiterteams mit<br />

hohem Projektmanagement Know-how.<br />

Bei dieser Art der Arbeit ist nicht nur Fachwissen gefragt, sondern gleichermaßen<br />

„weiche“ Faktoren. Daher müssen Schulen und Universitäten immer stärker darauf<br />

achten, zu Teamarbeit, Kommunikation und Selbstlernen zu befähigen. „Studienzeiten<br />

müssen kürzer werden, um Platz zu schaffen für Weiterbildungsphasen<br />

während des Berufslebens“, meint Zukunftsforscher Horx. Doch auch der einzelne<br />

Arbeitnehmer muss lernen, unternehmerisch zu denken und zu handeln. „<strong>Das</strong><br />

schlägt sich schon heute in der zunehmenden Bedeutung von erfolgsabhängigen<br />

Gehaltsbestandteilen und einem Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und<br />

Freizeit nieder“, weiß Arbeitsexperte Schneider. Schon jetzt setzt man sich abends<br />

noch mal zu Hause an den Computer, um die E-Mails zu checken oder etwas fertigzustellen.<br />

<strong>Das</strong> Handy bleibt am Wochenende<br />

an, im Urlaub wird<br />

täglich die Mailbox abgehört.<br />

Der traditionelle<br />

Neun-bis-fünf-Uhr-Job stirbt aus, die<br />

Arbeitszeiten werden länger und vor<br />

allem flexibler. Und auch die Arbeitsumgebungen<br />

werden im flexiblen, projektgesteuertenNetzwerk-Unternehmen<br />

von morgen häufig wechseln. Arbeitsplätze<br />

verschwinden ins digitale<br />

Paralleluniversum und materialisieren<br />

sich in der realen Welt einfach da, wo<br />

man das Notebook einstöpselt. Der eigene<br />

PC verliert als Arbeitsmittel an<br />

Bedeutung: Programme laufen als<br />

reine Browser-Anwendung, Dokumente<br />

werden dezentral in Netzarchiven<br />

gespeichert, Hybrid Spaces ersetzen<br />

feste Büroparzellen, Arbeitsräume<br />

werden für unterschiedliche<br />

Zwecke genutzt. Es gibt eine Kernbelegschaft,<br />

die von einer Reihe von Zuarbeitern<br />

– der Satellitenbelegschaft –<br />

unterstützt wird.<br />

So sieht die Arbeitswelt von morgen<br />

aus, in der sich der Einzelne mit deutlich<br />

mehr unternehmerischer Verantwortung<br />

bewegt. Diese unternehmerische<br />

Selbstverantwortung – Gestaltungsmöglichkeit<br />

wie Notwendigkeit<br />

zum initiativen Handeln – macht den<br />

eigentlichen Trend aus, unabhängig<br />

davon, ob sich Arbeitsbeziehungen in<br />

Form von befristeten Arbeitsverträgen,<br />

Solo-Selbstständigkeit, Zeitarbeit oder<br />

eben dem so genannten Normalarbeitsverhältnis<br />

abspielen. n<br />

Lektüretipp:<br />

Kirsten Brühl: Creative Work<br />

Studie, Zukunftsinstitut, April 2007<br />

ISBN 978-3-938284-27-8, 170 EUR<br />

Trendletter „Schwerpunkt-<br />

Thema Arbeitswelt 2020“<br />

VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


Persönlich betrachtet<br />

Was ist für Sie Erfolg?<br />

<strong>Das</strong> Gefühl, etwas positiv beeinflusst zu haben.<br />

Was ist Ihr Antrieb, Ihre Motivation?<br />

Mein Gestaltungswille, gepaart mit Neugier und einem Quäntchen Ungeduld.<br />

Wer oder was hat Ihr Leben maßgeblich beeinflusst?<br />

Im Persönlichen: die Beziehung zu meiner Lebensgefährtin und jetzigen Frau.<br />

Im gesellschaftlichen Umfeld: der Mauerfall 1989.<br />

Was waren Wendepunkte in Ihrem Leben?<br />

Die erste bewusste Reflexion über die eigenen Werte und Ziele, ausgelöst<br />

durch die physische und geistige Distanz zum „normalen“ Alltagsumfeld<br />

während eines einjährigen Norwegenaufenthaltes.<br />

Was wollten Sie als Kind werden?<br />

Sportlehrer.<br />

Wie haben Sie Ihren Lebensweg geplant?<br />

Für mich ist das unerwartet Schöne, dass es auf diesem Weg zu entdecken gibt,<br />

viel reizvoller als die strikte Orientierung an einer festgelegten Route.<br />

Welche Ihrer Eigenschaften kommt Ihnen am meisten zu Gute?<br />

Die Fähigkeit, über mich selbst zu lachen.<br />

Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen?<br />

Offenheit und Teamgeist.<br />

Was macht Sie glücklich?<br />

Mit Menschen, die ich mag, Zeit zu verbringen.<br />

Was macht Sie unglücklich?<br />

Intoleranz, Fanatismus und Umweltzerstörung.<br />

Wie haben Sie einen Rückschlag verkraftet/bewältigt?<br />

Indem ich versucht habe, die Ursachen und meinen Einfluss darauf zu<br />

verstehen.<br />

Wie entspannen Sie?<br />

Bei Aktivitäten im Freien, mit Meditation oder einem guten Glas Wein aus den<br />

Weinbergen um Dresden.<br />

Mit welcher fiktionalen Figur (Literatur, Film, Comic) können Sie sich<br />

identifizieren?<br />

In Bezug auf meine Aufgabe bei <strong>WBS</strong> würde ich mit einem Augenzwinkern<br />

sagen, ich erkenne einige Aspekte von Kermit dem Frosch, dessen Herausforderung<br />

es ist, den Ablauf der Show zu koordinieren und alle Beteiligten bei Laune<br />

zu halten.<br />

Was würden Sie gern lernen?<br />

Geduldiger zu werden.<br />

Ihr Motto/Leitgedanke:<br />

Sei einfach du selbst.<br />

Ron Dietrich<br />

Leiter <strong>WBS</strong> Business Excellence<br />

<strong>weiter</strong>... vorgestellt<br />

geboren 1974 in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz<br />

Studium der BWL, Schwerpunkte: Organisation,<br />

Innovationsmanagement, Industrie- und<br />

Techniksoziologie<br />

Abschluss: Diplom-Kaufmann<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Bereichsleiter SAP bei <strong>WBS</strong> 2004 bis 2009<br />

verheiratet; ein Sohn<br />

seit 2001 in Dresden<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 19


<strong>WBS</strong> vor Ort<br />

20<br />

Mit Pflege und Business<br />

<strong>Training</strong> das Tor zur Welt ein<br />

Stückchen größer machen<br />

Von Wiebke Kister<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


Jeder der <strong>WBS</strong> Standorte hat seine eigene Geschichte und sein eigenes<br />

Profil; darin spiegeln sich jeweils die Besonderheiten der Stadt wider,<br />

ihre Bevölkerungsstruktur und wirtschaftliche Gegebenheiten. Zugleich<br />

trägt jeder Standort zur Entwicklung der <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> bei:<br />

Nicht selten wird, was zunächst für die Bedürfnisse vor Ort erdacht<br />

und dort erprobt wurde, zum Modell, das andere Standorte bundesweit<br />

aufgreifen. Auf diese Weise profitieren die Teilnehmer/-innen allerorten<br />

von der gesammelten Erfahrung, der hohen Kompetenz und der Angebotsvielfalt<br />

des Gesamtunternehmens.<br />

<strong>Das</strong> Tor zur Welt – das ist Hamburg. Gleitet der Zug Richtung Hauptbahnhof, lässt<br />

sich schon erahnen warum: Der Blick fällt auf Hafenanlagen und Brücken, dichter<br />

Verkehr schlängelt sich durch die Straßen. Zuckelt der Zug dann ganz langsam<br />

auf sein Ziel zu, erscheinen die Deichtorhallen, ein Fesselballon wirbt für das Hamburger<br />

Abendblatt. Er steigt auf, sinkt wieder ein wenig und schwebt lautlos in den<br />

Lüften. Auf der anderen Seite der Gleise taucht der Fruchthof auf. Am Hamburger<br />

Hauptbahnhof wuselt es. Kaum verwunderlich – 1,8 Millionen Menschen leben<br />

in Deutschlands zweitgrößter Stadt, die Touristenscharen nicht zu vergessen. Vier<br />

Millionen Besucher zog es 2008 an die Waterkant. Binnen- und Außenalster, die<br />

Elbe, vor allem aber der zweitgrößte Hafen Europas prägen die Stadt mit ihren Alleen<br />

und Parks; berühmt sind St. Pauli und die Reeperbahn, doch genauso wichtig<br />

sind Sport, Kultur und Medien. Logistik, Schiffs- und Fahrzeugbau, Luftfahrtindustrie,<br />

Maschinenbau und Elektrotechnik, Mineralölwirtschaft und Chemie sind<br />

bedeutende Wirtschaftszweige, leistungsstark zeigen sich auch Regenerative Energien<br />

und Konsumgüterindustrie, Banken, Versicherungen und Tourismus. Hamburg<br />

boomt. Mit diesem Ziel hat wohl der Senat der Hansestadt 2002 den<br />

Leitspruch entwickelt: „Metropole Hamburg – Wachsende Stadt“.<br />

360 Teilnehmer/-innen er<strong>weiter</strong>n täglich ihren Wissensschatz<br />

Der Standort der <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> am Hamburger Wandalenweg trägt mit seinem<br />

Angebot dazu bei, dass die Hafenstadt wächst – in Form von qualifizierten<br />

Arbeitskräften. Vom Hamburger Hauptbahnhof<br />

geht es mit der S-Bahn in die<br />

City Süd. Nach drei Minuten Fahrzeit<br />

ist die Haltestelle „Hammerbrook“ erreicht.<br />

Dann geht es zu Fuß <strong>weiter</strong>. Eingebettet<br />

zwischen Industriegebäuden<br />

präsentiert sich das Haus Wandalenweg<br />

14 – seit 2009 das neue Zuhause<br />

der <strong>WBS</strong>. Es ist großzügig, modern,<br />

praktisch: 23 Seminarräume verteilen<br />

sich über die dritte und vierte Etage. In<br />

jedem Raum hängt unter der Decke<br />

ein Beamer. Um dafür eine optimale<br />

Projektionsfläche zu schaffen, hat der<br />

Maler extra Leinwände aus feinem<br />

Putz an die Wände gespachtelt. 400<br />

neue Computer zieren die PC-Räume,<br />

<strong>WBS</strong> vor Ort<br />

Der neue Standort am<br />

Wandalenweg trägt dazu<br />

bei, dass Hamburg an<br />

Arbeitskräften wächst.<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 21


<strong>WBS</strong> vor Ort<br />

22<br />

und in der Lehrküche finden sich Herdplatten, Backöfen, Waschmaschinen und<br />

Co. Durch die vielen Fenster strömt das Tageslicht in die großen, hellen Räume.<br />

Bunte Sofas, Korbstühle, Ledersessel und -couches und Getränkeautomaten laden<br />

zu kleinen Pausen auf den langen Fluren ein: In kleinen Grüppchen sitzen einige<br />

Teilnehmer/-innen zusammen und besprechen den bisherigen Unterricht. Am Empfang,<br />

der einem gläsernen Zimmer gleicht, kümmern sich Organisationsassistentinnen<br />

um Anliegen von Teilnehmer/-innen, Interessenten/-innen und Referenten/-innen.<br />

Es herrscht eine zugleich ruhige und lebendige Atmosphäre.<br />

Auf den zwei Ebenen tummeln sich in der Regel 360 Teilnehmer/-innen – der Bereich<br />

Business <strong>Training</strong> mit Firmenseminaren und offenen Seminaren nicht mitgerechnet.<br />

Gegen 11 Uhr vormittags sitzen die meisten in den Kursräumen. Standortleiterin<br />

Petra Niemann ist auf dem Weg in ihr Büro; Handwerker bauen Schränke<br />

zusammen. „Kleine Restarbeiten sind immer noch zu machen“, sagt die Leiterin<br />

mit einem verschmitzten Lächeln. Seit November 2009 ist der Umzug von der<br />

Süderstraße in den Wandalenweg abgeschlossen.<br />

„Die Räume sind hier größer,<br />

es ist näher zum Hauptbahnhof,<br />

und wir haben mehr Platz“, zählt Petra<br />

Niemann Gründe für den Standortwechsel<br />

auf. Trotzdem reichen die<br />

1.200 Quadratmeter am Wandalenweg<br />

derzeit nicht aus. Deshalb hat Petra<br />

Niemann drei <strong>weiter</strong>e Räume in der<br />

Hammerbrookstraße angemietet. Dort<br />

bilden sich Frauen und Männer zu Büroassistenten mit Buchführung <strong>weiter</strong>, in drei<br />

Halbtagskursen und einem Vollzeitkurs. „Im November 2009 boomte es plötzlich“,<br />

schildert die Standortleiterin. <strong>Das</strong> Ergebnis: Mehr Räume und mehr Weiterbildungen<br />

für angehende Büroassistenten. Nach Beendigung ihrer Weiterbildung<br />

können die Teilnehmer/-innen beispielsweise MS-Office professionell einsetzen,<br />

Arbeitsabläufe effektiv organisieren, Geschäftsvorfälle buchen und beherrschen<br />

die Buchhaltungspraxis mit DATEV und Lexware. Für Petra Niemann bilden die<br />

kaufmännischen Weiterbildungen einen tragenden Pfeiler ihres <strong>WBS</strong> Standorts.<br />

Mit Pflege am Puls der Zeit<br />

Ein anderer Schwerpunkt liegt im Bereich<br />

Pflege. So bilden die Trainer/<br />

-innen praxisnah zum Alltagsbegleiter<br />

für De- menzkranke aus. Nach sechs<br />

Monaten können die Teilnehmer/-innen<br />

Demenz- kranke aktiv unterstützen: Sie<br />

eignen sich psychologische Kernkompetenzen<br />

an, sind fit in der Grundpflege,<br />

und wissen, wie sie den<br />

Tagesablauf Demenzerkrankter planen<br />

müssen. Die Theorie erproben sie während<br />

eines Praktikums. Am Ende erhalten<br />

alle ein <strong>WBS</strong> Zertifikat, das die<br />

Lerninhalte dokumentiert. Petra Nie-<br />

Ob kaufmännische Weiterbildungen, Qualifizierungen für die Ges<br />

Teilnehmer/-innen an <strong>WBS</strong> schätzen, sind Zuverläs<br />

mann ist überzeugt: Bei diesem Angebot<br />

wird der Bedarf noch <strong>weiter</strong><br />

wachsen – genau wie beim Praxismanagement<br />

für Arzt- und heilberufliche<br />

Praxen, Pflege- und Gesundheitsinstitutionen.<br />

Da ist das Ziel, Frauen und<br />

Männer aus medizinischen, heilberuflichen<br />

oder kaufmännischen Berufen für<br />

die Leitung einer Arztpraxis auszubilden.<br />

Dabei geht es unter anderem um<br />

Qualitäts- und Finanzmanagement,<br />

Marketing und Patientenkommunikation.<br />

„Management von Praxen ist ein<br />

Riesenthema“, ist sich die gelernte<br />

Krankenschwester sicher.<br />

Immer mit einem Ohr am Markt<br />

<strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> Team am Wandalenweg<br />

kennt die Bedürfnisse des Hamburger<br />

Arbeitsmarktes genau. „Wir sind immer<br />

mit einem Ohr am Markt“, skizziert<br />

Standortleiterin Niemann. Zum<br />

einen analysiert die <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong><br />

laufend den Markt, zum anderen scannen<br />

regionale Teams regelmäßig die<br />

Arbeitsmarktsituation vor Ort – mithilfe<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


von Stellenanzeigen und Gesprächen mit Arbeitgebern. <strong>Das</strong> Ergebnis: 70 Prozent<br />

der Teilnehmer/-innen finden nach einer Maßnahme in der City Süd einen Job.<br />

Die strategische Ausrichtung an der Wirtschaft, gepaart mit den eigenen Themeninteressen<br />

ihres Teams und der ganz persönlichen Teilnehmerbetreuung bilden<br />

Petra Niemanns Erfolgsrezept.<br />

Mit Business-<strong>Training</strong> auf Erfolgskurs<br />

<strong>Das</strong> kann Nadine Rosenow für ihr Tätigkeitsfeld Business <strong>Training</strong> nur unterstreichen.<br />

Seit 2007 arbeitet sie in Hamburg für <strong>WBS</strong> und baut den Bereich kontinuierlich<br />

aus. Mit Erfolg. Im Februar bekommt sie darum eine Kollegin zur Verstärkung.<br />

„Ende 2009 ist es richtig losgegangen. Deshalb kann ich im Moment nicht<br />

aktiv auf die Firmen zugehen, sondern nur noch reagieren“, beschreibt sie. Zwar<br />

merkt sie schon, dass Unternehmen<br />

aus verschiedenen Branchen in der<br />

Krise stecken – aber längst nicht alle.<br />

Zu ihren Kunden gehören überwiegend<br />

Fach- und Führungskräfte aus<br />

mittelständischen und Groß-Unternehmen;<br />

oftmals sind es inzwischen<br />

Stammkunden. Sie greifen gerne auf<br />

bereits entwickelte <strong>Training</strong>sprogramme<br />

zu, aber Nadine Rosenow schneidert<br />

ihnen auch ganz individuelle Angebot nach Maß. „Derzeit sind vor allem<br />

Seminare zu Kundenfreundlichkeit und Servicequalität gefragt“, schildert die Firmenkundenbetreuerin.<br />

Sie arbeitet auch Angebote für Kunden aus, die ihre Mitarbeiter<br />

während der Kurzarbeit <strong>weiter</strong>bilden wollen. Dabei wird die Palette von<br />

IT über Sprachen und interkulturellen <strong>Training</strong>s bis hin zur Entwicklung persönlicher<br />

und sozialer Kompetenzen sowie Marketing, Verkauf und Vertrieb abgedeckt.<br />

<strong>WBS</strong> Trainer gehen auch zu Inhouse-Schulungen in die Unternehmen; auf Wunsch<br />

geben sie den Teilnehmern/-innen vor Ort direkt Feedback beim Umsetzen von<br />

der Theorie in die Praxis. Was Auftraggeber an <strong>WBS</strong> schätzen, weiß Rosenow<br />

genau: „Unsere Zuverlässigkeit, unsere Qualität, unsere Entscheidung für die richtigen<br />

Trainer und unseren Service. Wir kümmern uns um alles, und durch den<br />

engen Kontakt zu den Unternehmen wissen wir einfach, was sie brauchen.“ <strong>Das</strong><br />

möglichst genau heraus zu arbeiten, reizt Nadine Rosenow: „Die Aufgaben sind<br />

vielfältig, kein Thema ist wie das andere, ich lerne sehr viel, erhalte Einblicke in die<br />

Unternehmen und berate sehr gerne. Mein Job macht mir total Spaß.“<br />

Von Kopf bis Fuß auf Wachstum<br />

eingestellt<br />

Petra Niemann nickt. Auch sie liebt ihren<br />

Beruf. Seit 1992 ist sie bei der <strong>WBS</strong><br />

und hat den Hamburger Standort mit<br />

aufgebaut. Sie hat die gesamte Entwicklung<br />

miterlebt und kennt deshalb<br />

die Zugpferde des aktuellen Angebots<br />

genau: Neben Pflege und dem Bereich<br />

„Kaufmännisch, Wirtschaft, Verwaltung“<br />

gehören dazu vor allem SAP in<br />

allen Variationen, Automatisierungstechnik<br />

sowie Lager und Logistik.<br />

„Aber auch Sicherheit und Wachschutz<br />

sind bei uns sehr gefragt“, ergänzt<br />

sie. Peu à peu sind die Nachfragen<br />

in diesem Bereich gewachsen –<br />

genau wie der <strong>WBS</strong> Standort in der<br />

City Süd. Angefangen hat alles vor<br />

rund 18 Jahren in Mundsburg mit zwei<br />

Mitarbeitern. 2009 waren es elf, heute<br />

sind es 22 Teammitglieder, die 40 Qualifizierungen<br />

im Jahr auf die Beine stellen.<br />

Die Teilnehmer/-innen kommen für<br />

die Fortbildungen aus einem Umkreis<br />

undheitswirtschaft oder Business <strong>Training</strong> – was Auftraggeber wie<br />

sigkeit, Qualität, die richtigen Trainer und Service.<br />

von 100 Kilometern. <strong>Das</strong> optimal auf<br />

die verschiedenen Bedürfnisse von Teilnehmern<br />

und Unternehmen abgestimmte<br />

Programm, die gute Vernetzung<br />

und das ausgeklügelte Business<br />

<strong>Training</strong> werden helfen, den <strong>WBS</strong><br />

Standort am Wandalenweg auf Wachstumskurs<br />

zu halten.<br />

Als der Zug aus Hamburg herausfährt,<br />

hat sich der Fesselballon ein Stück<br />

Richtung Himmel bewegt. Und genau<br />

das tut die <strong>WBS</strong> in der City Süd auch,<br />

sie bewegt Teilnehmer, Unternehmer<br />

und somit letztlich auch die Hafenstadt.<br />

n<br />

<strong>WBS</strong> vor Ort<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 23


<strong>WBS</strong> vor Ort<br />

24<br />

Kurzportrait <strong>WBS</strong> Frankfurt/Main<br />

<strong>WBS</strong> Standort seit September 2007<br />

Frankfurt am Main ist die Kernstadt der Rhein-Main Region und hat ca. 660.000<br />

Einwohner. Die Europäische Zentralbank hat hier ihren Sitz, und die Stadt zählt<br />

auch weltweit zu den bedeutendsten Finanzmetropolen und den führenden Unternehmensstandorten.<br />

Die Wolkenkratzer der Banken und Unternehmen brachten<br />

Frankfurt den Spitznamen „Mainhattan“ ein. Als Dreh- und Angelpunkt vieler<br />

Touristen und Geschäftsreisender verfügt Frankfurt außerdem über einen der größten<br />

Flughäfen Europas.<br />

Lage des Standorts in der Stadt<br />

Sehr zentral, gegenüber dem Frankfurter Hauptbahnhof und mit den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln ideal zu erreichen.<br />

Kapazität und Entwicklung<br />

Zwei Stockwerke mit je sieben Seminarräumen, die überwiegend mit EDV ausgestattet<br />

sind und Platz für 10–25 Teilnehmer/-innen bieten. Normalerweise laufen<br />

ca. 12–13 Lehrgänge parallel.<br />

Team<br />

Guido Schwegmann ist Diplom-<br />

Kaufmann (FH) und seit 2007 Standortleiter,<br />

sein Team besteht aus fünf<br />

Bildungsreferenten/-innen, zwei Organisationsassistentinnen<br />

sowie einem<br />

Praktikanten und einer Werkstudentin.<br />

Wer ist in der Regel als erstes<br />

am Telefon?<br />

Die erste telefonische Betreuung erfolgt<br />

durch die beiden Organisationsassistentinnen.<br />

Angebote/Leistungsschwerpunkte<br />

Projektmanager Alternative und Erneuerbare Energien, Berufsbilder der Gesundheitswirtschaft,<br />

Kaufmännisches BildungsCenter mit Englisch und EDV, Lager/Logistik/Materialwirtschaft,<br />

Qualifizierungen für Personalreferenten und Controller<br />

mit SAP, Businesstrainings, offene Seminare vor allem im Bereich SAP als Wochenendkurse.<br />

Neuheiten/Besonderheiten im Angebot<br />

Demnächst wird ein BildungsCenter für 3D- und CAD-Anwendungen ins Seminarprogramm<br />

aufgenommen. In der Weiterbildung für Arzthelfer/-innen kann ein<br />

Röntgenschein erworben werden.<br />

Ihr Motto?<br />

Für die <strong>WBS</strong> Frankfurt steht Kunden- und Mitarbeiterorientierung an oberster<br />

Stelle.<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


10 Minuten Business-Workout<br />

Meetings, Telefonanrufe, von einem Termin zum anderen hetzen.<br />

Keine Zeit für Bewegung? Kein Sportzeug dabei? Ab jetzt gibt es<br />

keine Ausreden mehr. Diese kleinen Übungen sind überall zu<br />

machen und sind ein wahrer Frischekick.<br />

Alltagsübung:<br />

Er<strong>weiter</strong>n des Brustkorbs<br />

Diese Übung macht glücklich und<br />

„öffnet das Herz“, gerade, wenn<br />

man sich erschöpft und niedergeschlagen<br />

fühlt.<br />

Löst Verspannungen in der Brust,<br />

dehnt die Hinterseite der Beine<br />

und mobilisiert die Wirbelsäule.<br />

Kräftigt die Arme.<br />

Ablauf der Übung<br />

Arme parallel mit Faust nach vorne<br />

strecken.<br />

Linken Fuß im Bogenschritt nach<br />

vorne setzen, gleichzeitig beide<br />

Arme zur Seite öffnen (zwei Mal<br />

hintereinander öffnen und wieder<br />

schließen), so dass der Brustbereich<br />

und die Innenseite der Arme<br />

gedehnt werden.<br />

Linken Fuß zurückziehen, Hände<br />

auf die Knie legen, Kniekehlen dehnen.<br />

Die Hände liegen dabei lokker<br />

auf den Kniescheiben, Ellbogen<br />

zeigen nach außen.<br />

In die Knie gehen, dabei die Fersen<br />

möglichst auf dem Boden lassen<br />

(Mogeln ist erlaubt).<br />

Susanne Preiss<br />

Shenzai – the qi gong company<br />

Work-Life-Balance<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 25


<strong>weiter</strong>... denken<br />

26<br />

Wettbewerbsfaktor Wissen<br />

In vielen Branchen entscheidet heute der Umgang mit Wissen maßgeblich<br />

über den Unternehmenserfolg. Effizientes Wissensmanagement<br />

stellt sicher, dass Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner stets<br />

wissen, was zählt.<br />

Von Kirstin von Elm<br />

Vier Millionen Bücher, 27.000 Fachzeitschriften und täglich werden es<br />

mehr – in der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften<br />

ZBW in Hamburg und Kiel lagert auf über 75 Regal-Kilometern<br />

das geballte Wirtschaftswissen dieser Welt. Dazu kommen<br />

noch unzählige digitale Dokumente verteilt auf Rechnern rund<br />

um den Globus. Die dem Kieler Institut für Weltwirtschaft angeschlossene<br />

ZBW ist damit die bestbestückte Wirtschaftsbibliothek<br />

auf diesem Planeten. Für jede ökonomische<br />

Fragestellung gibt es hier passende Antworten – vorausgesetzt<br />

man ist in der Lage, das relevante Wissen<br />

im ausufernden Informationsangebot überhaupt<br />

noch zu finden.<br />

Für jede Fragestellung<br />

die richtige Antwort –<br />

vorausgesetzt man<br />

findet sie.<br />

In der Innovationsabteilung der Bibliothek<br />

befasst sich ein interdisziplinäres Team aus<br />

Wirtschaftswissenschaftlern, Bibliothekaren<br />

und IT-Profis deshalb seit rund zwei Jahren intensiv<br />

mit dem Thema aktives Wissensmanagement.<br />

<strong>Das</strong> Ziel: Intelligente Suchmaschinen<br />

sollen künftig den Informationsbedarf des jeweiligen<br />

Nutzers bereits anhand weniger Suchkriterien<br />

genau erkennen und die passenden<br />

Quellen möglichst vollständig, aktuell und übersichtlich<br />

aufbereitet auswerfen. Außerdem experimentieren<br />

die Kieler Wissensmanager mit Web 2.0-<br />

Tools, beispielsweise einer Social-Bookmark-Funktion.<br />

Wissenschaftler und Studierende könnten dann persönliche<br />

Schlagwortkataloge anlegen und so andere<br />

an ihrem Wissen teilhaben lassen. Damit das<br />

klappt, müssen aber zunächst Unmengen von<br />

Dokumenten in den unterschiedlichsten Formaten,<br />

Medien und Sprachen digitalisiert und<br />

miteinander vernetzt werden – in der Praxis<br />

eine zeitaufwändige Herkulesaufgabe.<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


Nicht nur klassische Wissenshorte wie die großen Bibliotheken stehen heute vor<br />

der enormen Herausforderung, eine ständig wachsende, weltweit verteilte Wissensmenge<br />

zu vernetzen, zu strukturieren und den unterschiedlichsten Nutzergruppen<br />

in bedarfsgerechten Häppchen „just in time“ zur Verfügung zu stellen.<br />

Auch Unternehmen erkennen zunehmend die wirtschaftliche Bedeutung eines effizienten<br />

Wissensmanagements. „Angesichts der rasanten Ausbreitung der Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien wird Wissen zum entscheidenden<br />

Produktions- und Erfolgsfaktor“, sagt Jessica Vogts, Referentin Qualitätsmanagement<br />

bei der <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong>. <strong>Das</strong> Weiterbildungsunternehmen hat in den 30<br />

Jahren seines Bestehens einen großen Pool an Wissen erworben, der sich auf Mitarbeiter,<br />

Trainer, Partner und Teilnehmer/-innen an mittlerweile 50 Standorten bundesweit<br />

verteilt. Erfasst und veröffentlicht wird dieses Wissen derzeit über eine<br />

Vielzahl unterschiedlicher Tools wie z. B. Lotus Notes-Datenbanken, einen internen<br />

und externen Blog oder die unternehmenseigene Lernplattform e-Campus. Fehlende<br />

Verknüpfungen, Unübersichtlichkeit und zum Teil auch mangelnde Datenpflege<br />

erschweren es den Wissenshungrigen jedoch derzeit, die relevanten<br />

Informationen angesichts der Fülle an Lösungen schnell und mit vertretbarem Aufwand<br />

zu finden. Im Oktober 2009 wurde deshalb bei <strong>WBS</strong> die Projektgruppe „Wissensmanagement“<br />

gegründet. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschie-<br />

denen Unternehmensbereichen, darunter IT, Produktentwicklung, Marketing und<br />

Qualitätsmanagement, arbeiten hier gemeinsam an der Entwicklung von Tools<br />

und Strukturen, um das <strong>WBS</strong> Wissen bestmöglich zu erfassen, zu speichern und<br />

allen zugänglich zu machen. Dazu werden auch Social Network-Tools wie Wikis<br />

eingesetzt; ferner sind intensive Schulungsmaßnahmen geplant: „Die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sollen motiviert werden, ihr Wissen zu teilen und die vorhandenen<br />

Wissensressourcen optimal zu nutzen“, erklärt Jessica Vogts.<br />

In der Weiterbildungsbranche, die im Wesentlichen vom Know-how ihrer Mitarbeiter<br />

lebt, ist der effiziente Umgang mit Wissen ein schlagkräftiger Wettbewerbsvorteil.<br />

<strong>Das</strong> Gleiche gilt für forschungsintensive Industrien oder weit verzweigte<br />

Unternehmen: „Hauptberufliche Wissensmanager oder eigene Abteilungen<br />

für Wissensmanagement leisten sich heute vor allem große Unternehmen mit<br />

vielen Standorten oder aus besonders wissensintensiven Branchen”, bestätigt Peter<br />

Heisig, Leiter und Gründer des European Research Centers for Knowledge and Innovation<br />

Eureki. <strong>Das</strong> Forschungs- und Beratungsunternehmen für Wissensmanagement<br />

mit Sitz in Berlin und Cambridge ist 2005 als Spin-Off aus der Fraunhofer-Gesellschaft<br />

hervorgegangen; auf der Kundenliste stehen Banken, Behörden<br />

und große Industrieunternehmen. Siemens unterhält beispielsweise innerhalb<br />

der Zentralen Forschung ein Fachzentrum für Wissensmanagement. Die 34 Mitarbeiter<br />

– überwiegend mit naturwissenschaftlichem Hintergrund – arbeiten in<br />

München, den USA und in China. Ihr Auftrag lautet, das umfangreiche, weltweit<br />

verteilte Konzernwissen zu vernetzen und zu strukturieren, so dass Entwicklungsprojekte<br />

schneller vorangetrieben werden können. Auch der Energieversorger<br />

EnBW, der Flugzeugbauer Airbus, der Stahlkonzern Thyssen-Krupp oder der weltweit<br />

aktive Versandhändler Otto beschäftigen Vollzeit-Wissensmanager, ebenso<br />

große Beratungsgesellschaften wie Booz & Co oder Wirtschaftskanzleien.<br />

Mittelständischen Betrieben fällt es dagegen oft schwer, Zeit und Geld in den professionelleren<br />

Umgang mit Wissen zu investieren; dabei ist der Bedarf keineswegs<br />

geringer als bei international agierenden Konzernen. Gerade in inhabergeführten<br />

Betrieben konzentriert sich oft ein Großteil des erfolgsrelevanten Wissens auf den<br />

Firmenchef: Der Boss bildet eine einsame<br />

Wissensinsel – mit der Folge,<br />

dass er den Großteil aller Anfragen von<br />

Kunden und Mitarbeitern selbst beantworten<br />

muss und ständig bei wichtigen<br />

Aufgaben unterbrochen wird.<br />

Eine zentrale Zielsetzung von Wissensmanagementprojekten<br />

in KMU kann<br />

deshalb lauten, implizites Wissen aus<br />

den Köpfen des jeweiligen Experten zu<br />

explizieren, um sie zu entlasten, Doppelanfragen<br />

zu vermeiden und das<br />

Wissen im Unternehmen auf eine breitere<br />

Basis zu stellen. Andernfalls droht<br />

die Gefahr, dass der Geschäftsbetrieb<br />

komplett zusammenbricht, wenn der<br />

jeweilige Wissensträger ausfällt oder<br />

gar das Unternehmen verlässt. Zudem<br />

lassen sich durch effizientes Wissens-<br />

Eine ständig wachsende Wissensmenge zu vernetzen und zur<br />

Verfügung zu stellen, ist eine enorme Herausforderung.<br />

management zeitraubende Meetings<br />

auf ein Minimum reduzieren – ein Vorteil<br />

gerade in kleineren Betrieben mit<br />

dünner Personaldecke. Darüber hinaus<br />

beinhaltet Wissensmanagement oft<br />

das Standardisieren und Optimieren<br />

von Prozessen. So lassen sich überflüssige<br />

Arbeitsschritte einsparen, das Un-<br />

<strong>weiter</strong>... denken<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 27


<strong>weiter</strong>... denken<br />

28<br />

Kurzmeldungen<br />

Zeitarbeit baut Brücken<br />

Zeitarbeit hat in den vergangenen Jahren<br />

<strong>weiter</strong> an Bedeutung gewonnen und die<br />

Dynamik der Arbeitsmarktentwicklungen<br />

mitbestimmt. Der neue Bericht des Bundeskabinetts<br />

stellt diese Entwicklung im<br />

Zeitraum von 2005 bis 2008 dar.<br />

www.bmas.de/portal/41564/<br />

Flexible Arbeitszeit und Kurzarbeit<br />

sicherten Jobs<br />

Flexible Arbeitszeiten haben die Wirtschaftskrise<br />

2009 am deutschen Arbeitsmarkt<br />

größtenteils abgefangen, so das<br />

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

(IAB). Durch Kurzarbeit und Senkung<br />

der Überstunden etc. wurden rund<br />

1,2 Millionen Jobs gesichert, dabei ging<br />

die durchschnittliche Jahresarbeitszeit der<br />

Arbeitnehmer um 3,2 Prozent zurück.<br />

Während etwa 1 Prozent der Vollzeitstellen<br />

verloren ging, stieg die Zahl der Teilzeitbeschäftigten<br />

um 1,8 Prozent an. Die<br />

Teilzeitbeschäftigung hänge weniger von<br />

der Konjunktur ab, so die IAB-Experten.<br />

Aufschwung und Krise wirken<br />

regional unterschiedlich<br />

Aufschwung und Krise zeigen regional unterschiedliche<br />

Auswirkungen: Während<br />

der Anteil der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten im erwerbsfähigen Alter von<br />

15 bis 64 Jahren sowohl in Ost als auch<br />

in West bei rund 50 Prozent liegt, ist die<br />

Arbeitslosenquote in Ostdeutschland immer<br />

noch doppelt so hoch wie im Westen.<br />

www.iab.de/194/section.aspx/<br />

Publikation/k100202n02<br />

Lockerung befristeter<br />

Beschäftigung<br />

Arbeitnehmer, die bereits einmal im Betrieb<br />

beschäftigt waren, dürfen derzeit<br />

nicht erneut ohne Sachgrund befristet angestellt<br />

werden. Dieses beschäftigungshemmende<br />

Verbot will die Bundesregierung<br />

nun kippen. (IW Köln)<br />

ternehmen wird schneller, flexibler und<br />

effizienter. Vielen KMU bereitet es in<br />

der Praxis beispielsweise erhebliche<br />

Probleme, Angebote zeitnah und<br />

marktgerecht zu kalkulieren und Termine<br />

realistisch zu planen. Preise werden<br />

auf Basis alter Rechnungen oder<br />

überholter Einheitssätze festgelegt, Lieferzusagen<br />

nach Bauchgefühl erteilt.<br />

Die Firma Cruse Leppelmann Kognitionstechnik<br />

CLK aus Münster stieß mit<br />

diesem Verfahren im Zuge des Firmenwachstums<br />

vor einigen Jahren an ihre<br />

Grenzen. <strong>Das</strong> Unternehmen aus Münster<br />

beschäftigt 18 Mitarbeiter/-innen<br />

und entwickelt optische Prüfsysteme,<br />

die beispielsweise in der Nahrungsmittelindustrie<br />

zur automatischen Qualitätskontrolle<br />

und Produktidentifikation<br />

zum Einsatz kommen. Bei CLK entschied<br />

man sich, Projekte in möglichst<br />

viele Bausteine zu zerlegen und daraus<br />

ein flexibles Kalkulationsprogramm mit<br />

vielen Variablen zu entwickeln, in das<br />

laufend neue Ergebnisse eingepflegt<br />

werden. „Seit wir unsere Angebote<br />

mit System erstellen, können wir viel<br />

flexibler und schneller reagieren,“ freut<br />

sich Vertriebsleiter Martin Decker. CLK<br />

ist eines von 25 mittelständischen Unternehmen,<br />

die 2006 im Rahmen der<br />

Initiative „Fit für den Wissenswettbewerb“<br />

für ihre gelungene Wissensmanagement-Lösungen<br />

vom Bundeswirtschaftsministeriumausgezeichnetwurden.<br />

<strong>Das</strong>s Wissensmanagement unab-<br />

hängig von der Firmengröße erheblich<br />

zum Erfolg beiträgt, steht für Eureki-<br />

Geschäftsführer Peter Heisig außer<br />

Frage: „Es gibt den Begriff des Computer-Analphabetentums,<br />

das sich heute<br />

keiner mehr leisten kann – Analphabetentum<br />

im Umgang mit Wissen<br />

ist aber noch viel gefährlicher.“ n<br />

Informationsquellen im Internet:<br />

www.wissenmanagen.net<br />

Initiative "Fit für den Wissenswettbewerb"<br />

des BMWI<br />

Fallbeispiele, Veranstaltungen und<br />

Informationsmaterial<br />

www.wissensmanagement.net/<br />

know_how/fachliteratur/<br />

amazon.shtml<br />

Wissensmanagement: <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />

für Führungskräfte, Printausgabe<br />

8-mal pro Jahr, auf der Website unter<br />

„Fachliteratur” finden Sie aktuelle<br />

Bücher zum Thema<br />

Berufsbegleitendes Studium:<br />

www.studiumwissensmanagement.de<br />

TU Chemnitz: Master-Studium, zwei<br />

Semester (erfordert Hochschulabschluss,<br />

mindestens zwei Jahre Berufserfahrung,<br />

sicheres Englisch)<br />

www.wissensprofi.org<br />

Universität Magdeburg: zwei Semester<br />

(mit Präsenzphasen)<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


Tempo raus, Ruhe rein<br />

Denken Sie oft, dass die Zeit an Ihnen vorbei rast? Sehnen Sie sich<br />

nach Ruhe, Harmonie und Gelassenheit? Fühlen Sie sich ausgelaugt?<br />

Dann schalten Sie besser runter. Weil Tempo und Druck im Berufs- und<br />

Privatleben ständig zunehmen, sollten wir lernen zu entschleunigen.<br />

Was das genau bedeutet und wie wir unseren Alltag entspannter<br />

gestalten können, weiß Susanne Preiss (Hamburg),Trainerin für Stressmanagement<br />

und Qi Gong.<br />

Interview: Heidi Wahl<br />

Sie sind Mutter zweier Kinder, Geschäftsführerin<br />

von „SHENZAI – the qi<br />

gong company“, Trainerin, Dozentin<br />

und telefonisch schwer zu erreichen.<br />

Sind Sie im Stress?<br />

Seit ich selbstständig bin, ist die Arbeitsbelastung<br />

größer geworden und die Aufgaben<br />

sind vielfältiger im Vergleich zu früher, als ich<br />

fest angestellte Werberin war. Aber ich fühle<br />

mich nicht gestresst, weil ich gelassener mit<br />

meiner Arbeit umgehe. Beispielsweise habe<br />

ich heute morgen, nachdem die Kinder aus<br />

dem Haus waren, 45 Minuten lang verschiedene<br />

Atem- und Bewegungsübungen aus<br />

dem Qi Gong gemacht. So gehe ich ganz<br />

ruhig in einen sehr ausgefüllten Tag. Außerdem<br />

kann ich selbst bestimmen, was und wie<br />

viel ich arbeite. Manchmal lasse ich Dinge rigoros<br />

liegen. Unerledigt.<br />

In Ihren Kursen lernen die Teilnehmer<br />

Entschleunigung. Was<br />

genau bedeutet das, sich zu<br />

entschleunigen?<br />

Erst einmal, das Tempo rauszunehmen.<br />

Sich regenerieren, ausruhen,<br />

Energie tanken. Denn im Berufsleben<br />

ist der Druck heutzutage immens,<br />

auch durch Fusionen, Umstrukturierungen<br />

und Entlassungen. Manchmal muss<br />

die halbe Mannschaft das gleiche Pensum<br />

stemmen wie vorher und die gleichen<br />

Zahlen bzw. Ergebnisse liefern. Dazu<br />

kommen Globalisierung und Vernetzung<br />

durch das Internet. Gleichzeitig nehmen<br />

Tempo und Kommunikationsdichte zu, durch<br />

Mobiltelefone, Laptops und E-Mails ist man<br />

ständig erreichbar. Keine Minute darf vergeudet<br />

werden, Zeiteffizienz ist das Kriterium. Die<br />

natürlichen Ruhepausen – etwa auf der Fahrt<br />

zu Terminen – fehlen.<br />

Was tun Sie, um sich selbst und Ihren<br />

drei Mitarbeitern ein entschleunigtes<br />

Arbeiten zu ermöglichen?<br />

Zwischendurch, wenn die Konzentration<br />

nachlässt und der Kopf voll ist, werden die<br />

Fenster aufgemacht und wir bewegen uns.<br />

Möglichst alle 90 bis 120 Minuten.<br />

Woran merkt man, dass man an der<br />

„Hurry Sickness“, also an der Geschwindigkeits-<br />

oder Hetzkrankheit<br />

leidet und dringend<br />

einen Gang runterschalten<br />

sollte?<br />

Die Folgen eines beschleunigten,<br />

hektischen Lebens<br />

sind innere Unruhe, Unzufriedenheit,<br />

Gereiztheit, Nervosität,<br />

Aggressivität, Durchblutungsstörungen<br />

und klassische<br />

Befindensstörungen<br />

wie Magenschmerzen, Rückenschmerzen,Kopfschmerzen,<br />

Erschöpfungszustände,<br />

Konzentrationsstörungen<br />

oder Schlaflosigkeit.<br />

Was genau lernen Angestellte, deren<br />

Chefs ihnen einen Kurs inhouse oder<br />

an einem Tagungsort spendiert<br />

haben?<br />

Firmen, für die Entschleunigung oder Stressreduktion<br />

zur Unternehmenskultur gehören,<br />

für die haben Seminare einen Belohnungscharakter.<br />

Wenn die Teilnehmer/-innen mal<br />

zwei Tage raus aus der Firma sind, sagen sie<br />

oft, das ist wie eine Mini-Kur. Sie spüren ihren<br />

Körper wieder, erleben Ruhe, bauen eine natürliche<br />

Distanz zum Alltag auf und laden ihre<br />

Batterien auf. Viele können anfangs die Ruhe<br />

nicht ertragen, sie fühlen sich unwohl. <strong>Das</strong> ist<br />

kein Wunder, denn der Sympathikus, also ein<br />

Teil des vegetativen Nervensystems, das die<br />

Organe steuert und den Körper in hohe Leistungsbereitschaft<br />

versetzt, ist hyperaktiv. Innerhalb<br />

von zwei Tagen machen die Teilnehmer/-innen<br />

eine Entwicklung durch, die<br />

sie als wohltuend und energiespendend beschreiben.<br />

Expertengespräch<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 29


Expertengespräch<br />

30<br />

Mit welcher Methode arbeiten Sie?<br />

Mit einem Drei-Ebenen-Modell. <strong>Das</strong> besteht aus Übungen für die Atmung, aus Bewegung – also<br />

Muskelaufbau für Bauch und Rücken sowie Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems – und aus Entspannung.<br />

Diese Kombination ermöglicht eine optimale körperliche Erholung. Viele Übungen<br />

kommen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, dem Qi Gong. Wir zeigen den Teilnehmern/-innen<br />

nur solche Dinge, die sie später alleine, zu Hause oder im Büro, <strong>weiter</strong>hin machen<br />

können. In der Dosierung, die ihnen gut tut.<br />

Woran merken Führungskräfte und Manager, dass ihre Mitarbeiter von einem<br />

Entschleunigungs-Seminar profitieren?<br />

Sie sind motivierter, weil sie merken: Aha, mein Chef sieht, was ich mache, und kümmert sich um<br />

mich. Gleichzeitig stellt sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl der einzelnen Teilnehmer/-innen<br />

ein, also ein Effekt von klassischen Teambuildings. Die Leute agieren gemeinsam, Hierarchien<br />

lösen sich auf. Denn wenn jemand sieht, auch dem, der sonst immer der große Macker ist, gelingt<br />

die Übung auch nicht auf Anhieb, relativiert sich vieles.<br />

Worin besteht der Unterschied zwischen Stressmanagement und Entschleunigung?<br />

Es gibt eigentlich keinen. <strong>Das</strong> ist eine reine Namens- oder Bezeichnungsfrage. Ein Beispiel: Ingenieuren<br />

oder reinen Männergruppen brauchen Sie nicht mit Qi Gong zu kommen. Die denken<br />

nur, ach du grüne Neune, das hat doch meine Frau schon mal bei der Volkshochschule gemacht.<br />

Männer brauchen handfeste Fakten: Wieso machen wir das, was bringt es und wer macht das<br />

noch?<br />

Und wie tricksen Sie solch skeptische Teilnehmer/-innen aus?<br />

Ich arbeite etwa mit dem Leistungssportler und Triathlon-Europameister Hartmut Nienaber zusammen.<br />

Da hören immer alle gespannt zu und sind voll dabei. Und dann machen wir frühmorgens<br />

knackige Übungen auf der Wiese und am Ende eine Meditation in Bewegung. Erst<br />

dann verraten wird, dass das jetzt Qi Gong war.<br />

Wie reagieren die Männer dann?<br />

Sie sind die besten Multiplikatoren, die man sich vorstellen kann.<br />

Welche Rolle spielt die Zeit in der chinesischen bzw. asiatischen Kultur, wo<br />

Qi Gong ja eine 3000 Jahre lange Tradition hat?<br />

Auch Asien wandelt sich, dort ist das Leben fast noch beschleunigter als hierzulande. Allerdings<br />

ist die Traditionelle Chinesische Medizin, zu der ja neben Qi Gong auch Akupunktur und Kräutertherapien<br />

gehören, darauf bedacht, das Leben mit der Natur in Einklang zu bringen: also auf<br />

Ernährung, Bewegung, psychische und physische Gesundheit zu achten.<br />

Was können ein Selbstständiger oder eine Arbeitnehmerin tun, die sich ein zweitägiges<br />

Entschleunigungs-Seminar bei Ihnen nicht leisten können?<br />

Es gibt viele Angebote um die Ecke, bei Volkshochschulen, Ver-<br />

Verantwortung<br />

für das persön-<br />

liche Wohlbefinden<br />

übernehmen.<br />

einen oder Fitnesscentern, etwa für Qi Gong oder Yoga. Selbst<br />

das Wiedererlernen der tiefen Bauchatmung ist schon mal hilfreich.<br />

<strong>Das</strong> Wichtigste ist jedoch, dass die Verantwortung für das<br />

persönliche Wohlbefinden und die Gesundheit nicht an andere<br />

abgegeben wird.<br />

Da stimme ich Ihnen zu. <strong>Das</strong> Problem ist doch aber<br />

oft, dass die Menschen nicht die Selbstdisziplin aufbringen, sich regelmäßig zu<br />

bewegen, Pausen einzulegen oder sich gesund zu ernähren.<br />

Sie haben recht. Da helfen nur positive Erlebnisse und Erfahrungen oder ein großer Leidensdruck.<br />

Ein strammer Spaziergang um den Block in der Mittagspause ist schon mal ein guter Ansatz,<br />

genauso wie regelmäßige Pausen. Denn wer sich über seine Erschöpfungsgrenzen hinaus<br />

quält, dessen Arbeitsqualität wird nicht besser – im Gegenteil. Studien haben gezeigt, dass Menschen<br />

zwei bis fünf Jahre brauchen, um eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern. Man muss der<br />

Zeit Zeit lassen! n<br />

Kurzmeldungen<br />

Familienfreundlichkeit: Deutschland<br />

mittelprächtig<br />

Deutschland landet in puncto Familienfreundlichkeit<br />

in Europa auf einem Mittelplatz.<br />

Die besten Bedingungen für Eltern<br />

und ihren Nachwuchs bieten die skandinavischen<br />

Länder, wie eine IW-Untersuchung<br />

zeigt.<br />

Kinderbetreuung: Von der Bastelstube<br />

zur Bildungsinstitution<br />

Kinder, die für einen längeren Zeitraum<br />

eine Tageseinrichtung besuchen, erhöhen<br />

auch ihre Bildungschancen. Doch gerade<br />

der Nachwuchs aus benachteiligten Verhältnissen<br />

bleibt den Betreuungsstätten<br />

oftmals fern.<br />

Pflegerisiko: Eine Sache des Alters<br />

Die Menschen werden immer älter – und<br />

mit jedem Jahr jenseits der 65 steigt das<br />

Risiko, zum Pflegefall zu werden, überproportional<br />

an. Bis zum Alter von 54 Jahren<br />

benötigt nicht einmal jeder Hundertste<br />

professionelle Hilfe – in der Gruppe der<br />

75- bis 79-Jährigen kommt dagegen schon<br />

jeder Zehnte nicht mehr alleine zu recht.<br />

Beste Arbeitgeber kommen aus<br />

Olpe, Berlin und Altenstadt<br />

In Berlin sind die Sieger des bundesweiten<br />

Wettbewerbs „Beste Arbeitgeber im Gesundheitswesen<br />

<strong>2010</strong>” ausgezeichnet worden.<br />

Ganz vorne: der Caritasverband Olpe,<br />

das Berlin-Brandenburger Altenpflegeunternehmen<br />

domino-world und das Seniorenwohnheim<br />

Löffler aus Altenstadt in<br />

der Oberpfalz.<br />

www.bmas.de/portal/41952/<br />

Initiative für Beschäftigung<br />

Im Wettbewerb der Initiative für Beschäftigung<br />

unter dem Motto „Beschäftigung<br />

gestalten“ wurden 15 Unternehmen nominiert,<br />

die sich durch ihre Beiträge zur<br />

Nachwuchssicherung, Mitarbeiterbindung<br />

und Sicherung von Arbeitsplätzen auszeichnen.<br />

Ziel des Wettbewerbs ist es, vorbildliches<br />

unternehmerisches Engagement<br />

für Arbeit und Ausbildung öffentlich zu<br />

würdigen und andere Unternehmen zur<br />

Nachahmung anzuregen. Die Gewinner<br />

werden am 4. Mai <strong>2010</strong> ausgezeichnet.<br />

www.bmas.de/portal/33660<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


Ob Umschulung oder Aufstiegsqualifikation: Weiterbildung ist wertvoll.<br />

Entscheidend ist der konkrete Nutzen: Wie geht es danach <strong>weiter</strong>?<br />

Die Rubrik <strong>weiter</strong>... kommen stellt erfolgreiche Berufswege vor.<br />

Zum Beispiel:<br />

Stephanie Irnstetter<br />

Von Barbara Maria Zollner<br />

Wer unter Erfolg ein üppig gefülltes Bankkonto und<br />

komfortable Lebensumstände versteht, würde im<br />

ersten Moment wohl nicht an Stephanie Irnstetter<br />

denken: Seit vor wenigen Wochen ihr Mann verstarb,<br />

ist sie alleinerziehende Mutter einer vierjährigen<br />

Tochter und hat nicht genug Geld für<br />

den Führerschein, den sie für einen neuen Job<br />

braucht. Also recherchiert sie im Internet, was es<br />

an Stiftungen gibt, die in solchen Notlagen einspringen.<br />

Dabei beweist die 42-Jährige genau die<br />

Qualitäten, die erfolgreiche Menschen auszeichnen:<br />

Sie setzt sich Ziele, ist aktiv und bereit, etwas Neues<br />

auszuprobieren; sie tut, was sie auch macht, mit Engagement<br />

und Begeisterung; sie ist flexibel,<br />

sieht Probleme als Chancen und übernimmt<br />

Verantwortung.<br />

Um die Weiterbildung gekämpft<br />

Vor einem Jahr absolvierte Stephanie<br />

Irnstetter in München als eine der<br />

ersten die Qualifizierung zur Pflegehelferin.<br />

Ihr Elan und ihre offene,<br />

freundliche Art, mit anderen<br />

Menschen in Kontakt zu treten,<br />

fallen auf; sie weiß, wo sie hin<br />

will, sie kümmert sich um andere<br />

und reflektiert dabei ihre<br />

Rolle in der Gruppe. „Ich habe<br />

um diese Weiterbildung gekämpft“,<br />

erklärt sie, denn als<br />

Bürokauffrau mit abgeschlossener<br />

Ausbildung und vielfältiger<br />

Berufserfahrung wurde<br />

ihr Antrag auf Qualifizierung<br />

zuerst abgelehnt. Gelernt<br />

hatte Irnstetter bei einem<br />

Unternehmen für Optikgerätebau<br />

in München; nachdem<br />

der Betriebsteil in München<br />

wegen Insolvenz aufgelöst<br />

wurde, arbeitete sie erstmals in<br />

einem sozialen Betrieb, bei der Drogenberatungsstelle<br />

Condrops. Nach einem<br />

Jahr wechselte sie in eine Zeitarbeitsfirma:<br />

„<strong>Das</strong> war ein bewusster<br />

Schritt“, erklärt sie. „Ich bin von Natur<br />

aus neugierig, ich wollte mich<br />

orientieren und konnte so Verschiedenes<br />

ausprobieren.“<br />

Mit Leib und Seele Bürokauffrau<br />

Sie arbeitete unter anderem in<br />

einer kroatischen Im- und Exportfirma,<br />

bei Banken und Versicherungen,<br />

im Krankenhaus – in<br />

allen möglichen Tätigkeitsfeldern,<br />

von der „Tippse“<br />

über die Teamassistentin<br />

bis ins Chefsekretariat.<br />

„Ich konnte dadurch<br />

viel lernen; es<br />

gab immer neue Computerprogramme,<br />

und ich habe jede<br />

Weiterbildung mitgemacht,<br />

die mir angeboten<br />

wurde.“<br />

Darüber hinaus bescherten<br />

ihr diese<br />

Jahre einen Erfahrungsschatz:<br />

immer<br />

wieder neue Branchen,<br />

neue Kollegen<br />

und neue Konstellationen,<br />

in die<br />

sie sich hinein finden<br />

musste. „Damals<br />

war ich mit<br />

Leib und Seele Bürokauffrau.“<br />

<strong>weiter</strong>... kommen<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 31


<strong>weiter</strong>... kommen<br />

32<br />

Mit dem Kriseninterventionszentrum des Bezirkskrankenhauses Haar kam Stephanie<br />

Irnstetter abermals zu einem Arbeitgeber im Sozialbereich und war dort abwechselnd<br />

Chefsekretärin und Mädchen für alles: Sie half Patienten beim Ausfüllen<br />

von Anträgen, übernahm Behördengänge für Ältere, organisierte Mittagstreff und<br />

Schülerhilfe – und entdeckte wieder ihre Gabe, andere zu unterstützen und Verantwortung<br />

zu übernehmen. Als die Partnerin ihres Vaters, eines selbstständigen<br />

Leasingmaklers, starb, kümmerte sich Stephanie Irnstetter drei Jahre lang um dessen<br />

Büro. Nach der Geburt ihrer Tochter Emily suchte Irnstetter wieder eine Festanstellung<br />

– und machte die Erfahrung, dass sie mit 38 zu alt und aufgrund ihrer<br />

vielfältigen Berufserfahrung als überqualifiziert galt. In klassischen Bewerbungsverfahren<br />

auf Ausbildungsberufe gilt informelles Lernen immer noch wenig, stattdessen<br />

wurde die Erfahrung mit hohem Gehalt gleichgesetzt und zum Einstellungshindernis.<br />

Nach 120 Bewerbungen und über 100 Absagen besinnt sich Stephanie Irnstetter,<br />

was sie sonst noch kann und was ihr liegt: Als Schulbusbegleiterin und ehrenamtliche<br />

Pflegehilfe hatte sie sich während des Erziehungsurlaubs im Wohnumfeld<br />

engagiert; nun informiert sie sich, absolviert ein sechswöchiges<br />

Praktikum in einem Verein für integriertes Woh-<br />

Man muss um<br />

seine Sache<br />

kämpfen und darf<br />

nicht aufgeben.<br />

nen. Einen Job in Aussicht gelingt es ihr, die Weiterbildung<br />

bewilligt zu bekommen. Ihr Rezept: „Man muss<br />

um seine Sache kämpfen: argumentieren, immer wieder<br />

Alternativen vorschlagen, mit Arbeitsgebern reden, Vorschläge<br />

machen.” Für einen Pflegedienst betreute Irnstetter<br />

nun ein Jahr lang alte Menschen in einem Haus<br />

mit Seniorenappartements im Schichtdienst; um die kleine<br />

Tochter kümmerte sich derweil ihr kranker Mann, der als Frührentner zu Hause<br />

war. Nun, nach seinem plötzlichen Tod, scheidet Schichtdienst in einer Einrichtung<br />

am anderen Ende der Stadt aus: Sie muss sich um die kleine Emily kümmern. Eine<br />

Lösung dafür hat Stephanie Irnstetter schon gefunden: Wenn sie ambulante Hauspflege<br />

übernimmt, kann sie das Kind vor und nach dem Kindergarten im Auto<br />

mitnehmen. Den Job hat sie schon, nun fehlt noch der Führerschein – und das<br />

nötige Geld dafür. Doch Stephanie Irnstetter wäre nicht sie, fände sie hier keine<br />

Lösung: Nett und beharrlich ist sie, und sie weiß, was sie will. n<br />

Kurzmeldungen<br />

Regionaler Arbeitsmarktmonitor<br />

Die Landesregierung von Baden-Württemberg<br />

und die Bundesagentur für Arbeit<br />

stellten am 22. Januar <strong>2010</strong> ein neues<br />

Analyse-Instrument der Arbeitsagenturen<br />

vor: den Regionalen Arbeitsmarktmonitor.<br />

Dieser ermöglicht durch exakte regionale<br />

Daten maßgeschneiderte Hilfestellungen.<br />

Während bundesweite Einheitskonzepte<br />

oft nur stellenweise Wirkung zeigten, geht<br />

der Arbeitsmarktmonitor auf Chancen und<br />

Risiken jeder einzelnen Region ein. Er zeigt<br />

beispielsweise, wie hoch das Risiko in einer<br />

Region ist, die Arbeit zu verlieren (Beschäftigungsrisiko)<br />

oder wie gut oder<br />

schlecht die Region strukturell aufgestellt<br />

ist (zum Beispiel soziale Lage, Schulabbrecherquote,<br />

Bildungsschnitt).<br />

Auf diese Weise entsteht ein differenziertes<br />

Bild, das hilft, die Arbeitswelt besser<br />

zu verstehen: Künftige Entwicklungen können<br />

eingeschätzt und rechtzeitig berücksichtigt<br />

werden. Die Arbeitsmarktpolitik<br />

kann besser mit Bildungsstrategien und<br />

Wirtschaftsförderung vernetzt werden.<br />

In drei Regionen Deutschlands ist der Arbeitsmarktmonitor<br />

bereits im Testlauf: in<br />

der Ortenau (Offenburg), Wetzlar und Lüneburg.<br />

Stellvertretend für viele Regionen<br />

im Südwesten stellt sich in der Ortenau die<br />

Frage, wie qualifizierter Nachwuchs für<br />

Unternehmen gesichert werden kann. So<br />

soll Akademikern die Rückkehr nach einem<br />

Studium in Karlsruhe, Freiburg, Straßburg<br />

oder Basel mit mehr Arbeitsplatzangeboten<br />

für Hochqualifizierte und durch<br />

familienfreundliche Wohn- und Arbeitsorte<br />

schmackhaft gemacht werden.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.arbeitsagentur.de/nn_27044/<br />

zentralerContent/Pressemeldungen/<br />

<strong>2010</strong>/Presse-10-004.html<br />

Zukunftsbranche Sozialwirtschaft<br />

Die Sozialwirtschaft als Zukunftsbranche<br />

in Deutschland stärken und ihre Personalentwicklung<br />

verbessern – dies sind die<br />

Ziele des Programms „rückenwind – Für<br />

die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft”,<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


das durch das Bundesministerium für Arbeit<br />

und Soziales (BMAS) und die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Freien Wohlfahrtspflege<br />

(B<strong>AG</strong>FW) ins Leben gerufen<br />

wurde.<br />

www.bmas.de/portal/41634/<br />

Gleiche Chancen für Frauen<br />

Mehr Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />

zu schaffen – diese Idee steht<br />

hinter der neuen Bundesinitiative "Gleichstellung<br />

von Frauen in der Wirtschaft", einem<br />

Programm des Bundesministeriums<br />

für Arbeit und Soziales (BMAS), das gemeinsam<br />

mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund<br />

(DGB) und der Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

(BDA) entwickelt wurde. Die gemeinsame<br />

Initiative soll dazu beitragen,<br />

die Beschäftigungssituation von Frauen in<br />

der Wirtschaft zu verbessern.<br />

infosys.iab.de/chronik/chrTab.asp?T<br />

ab=Links&Selektor=26#Ebene<br />

Ausbildungspakt wirkt<br />

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt<br />

ist besser, als man angesichts der Finanzund<br />

Wirtschaftskrise erwarten konnte. So<br />

kann auch für 2009 eine positive Bilanz<br />

der gemeinsamen Paktbemühungen gezogen<br />

werden: Die Paktzusagen wurden<br />

trotz schwierigster wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

erneut erfüllt – dank<br />

des großen Engagements der ausbildenden<br />

Unternehmen, der Paktpartner und<br />

der Bundesagentur für Arbeit.<br />

www.bmas.de/portal/42130/<br />

Leitfaden der Stiftung Warentest<br />

mit neuen Förderprogrammen<br />

Weiterbildung wird gefördert – dabei hilft<br />

der Leitfaden "Weiterbildung finanzieren<br />

<strong>2010</strong>" der Stiftung Warentest, das geeignete<br />

Förderprogramm zu finden. Die wichtigsten<br />

Förderungen zur individuellen<br />

Weiterbildungsfinanzierung, die neuen –<br />

erhöhten! – Einkommensgrenzen beim<br />

Prämiengutschein und das neue Weiterbildungsstipendium<br />

u.a. sind Inhalte des<br />

achtseitigen Leitfadens. Er kann im Internet<br />

kostenlos heruntergeladen werden:<br />

www.test.de/wbinfodok<br />

<strong>weiter</strong>... lesen<br />

Skeptischer Blick auf die Internet-Welt<br />

Zweifellos hat der digitale Fortschritt die<br />

Arbeitswelt verändert. Vorbei sind die<br />

Zeiten der Korrespondenzabteilung, die<br />

diktierte Briefe, Telexsendungen und Faxe<br />

getippt und die klassische „Schneckenpost“<br />

auf den Weg gebracht hat. Mit E-<br />

Mail, SMS oder Twitter haben sich nicht<br />

nur äußerst schnelle Informationsmedien<br />

durchgesetzt, sondern auch eine Informationswelt<br />

etabliert, die in einer Art<br />

Fremdbestimmung die Kontrolle über<br />

unser Mitteilungsbedürfnis und Informationsverhalten<br />

übernommen hat.<br />

In seinem Buch „Payback“<br />

zeichnet Frank Schirrmacher<br />

ein graues Bild der digitalen<br />

Gegenwart – mit dieser<br />

Einschätzung dürfte er<br />

vielen Menschen aus der<br />

Seele sprechen.<br />

Die Bürger als „leidende<br />

Mehrheit“ seien in der Internet-Gesellschaft<br />

einer<br />

enormen Datenflut ausgesetzt.<br />

Die „Fleisch-Maschine“,<br />

wie Schirrmacher das<br />

Hirn nennt, hat sich in die<br />

langsamere Version eines<br />

Web-Browsers verwandelt.<br />

Die Angst, Informationen<br />

nicht mitzubekommen und<br />

vom Stand der Dinge abgehängt<br />

zu werden, sei ein ständiger Begleiter.<br />

Der Zwang, ständig wichtige und unwichtige Informationen<br />

sortieren zu müssen, führe zur Erschöpfung.<br />

Schirrmacher bringt die Ängste auf den Punkt,<br />

so zum Beispiel bei dem Thema „Multitasking“:<br />

Nicht nur von Computern, sondern auch von<br />

Menschen zu verlangen, mehrere Probleme<br />

gleichzeitig zu lösen, sei schlicht „Körperverletzung“.<br />

Multitasker seien zerstreut, reagierten<br />

auf falsche Signale und würden langsamer bei<br />

allen Aktivitäten, die keinen Aufgabenwechsel<br />

erlauben.<br />

Die Menschen seien somit im Begriff, „ihre Leistungen,<br />

ihre Gefühle, ihre ganze Lebensbahn<br />

immer stärker wie Informationen abzurufen“.<br />

Viele Erfahrungen würden nur noch dazu gemacht,<br />

um sie auf Bild festzuhalten und danach<br />

ins Netz zu stellen. Die Suchmaschine Google<br />

bestimme mit ihren Algorithmen, was wichtig<br />

und was unwichtig sei, entscheide über die Existenz<br />

von Menschen, Dingen und Gedanken.<br />

Doch der Autor sieht Rettung<br />

– in der Rückgewinnung<br />

von Aufmerksamkeit<br />

und Bewusstsein: Wir dürfen<br />

das Netz nicht zu unserem<br />

zweiten (oder gar eigentlichen)<br />

Ich machen.<br />

Wir sollten nicht nur lernen,<br />

wie wir auf unsere Fragen<br />

schnell die richtige<br />

Antwort finden, sondern<br />

auch wie wir uns (und anderen)<br />

die richtigen Fragen<br />

stellen.<br />

Schirrmachers „Payback“<br />

will vor der Verschmelzung<br />

der Persönlichkeit mit elektronischen<br />

Medien warnen.<br />

Dazu setzt er auf unsere Eigenständigkeit,<br />

unsere Selbstkontrolle und unsere<br />

Entscheidungsfähigkeit.<br />

Frank Schirrmacher: Payback.<br />

Warum wir im Informationszeitalter gezwungen<br />

sind, zu tun, was wir nicht tun wollen,<br />

und wie wir die Kontrolle über unser Denken<br />

zurückgewinnen.<br />

Blessing (München) 2009<br />

239 Seiten. ISBN 978-3-89667-336-7<br />

17,95 EUR<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 33


Work-Life-Balance<br />

34<br />

Süßes Nichtstun<br />

Mehr Mut zur Lücke!<br />

Unser Leben wird immer schneller. Dabei wären mehr Langsamkeit und<br />

Langeweile ganz gut für uns. Denn beim Nichtstun ordnet unser Gehirn<br />

das Chaos im Kopf, sortiert Informationen und entsorgt Datenmüll. So<br />

entsteht wieder Platz für Neues und vor allem Kreatives.<br />

Bianca Lorenz<br />

<strong>Das</strong> Jahr ist noch jung, doch die Zeit ist schon jetzt bis in den Sommer durchgeplant.<br />

Randvolle Kalender, schmale Zeitfenster und wenig Freizeit – sie prägen das<br />

Leben des Erfolgsmenschen im 21. Jahrhundert. Statt dass wir dank Auto, Handy<br />

und Internet über mehr Zeit verfügen, zerrinnt sie uns schneller denn je zwischen<br />

den Fingern. Und selbst die wenigen unverplanten Stunden geraten immer unter<br />

Stress: Da hetzt man zum Fitnessstudio, besucht einen Tanzkurs oder macht bis<br />

spät in die Nacht Sudoku. Kaum einer legt sich einfach mal auf das Sofa und starrt<br />

Löcher in die Wand. Dabei wäre ein solcher Leerlauf für unser Gehirn ein echter<br />

Kurzurlaub.<br />

Neue Netzwerke knüpfen<br />

Neurowissenschaftler wie Professor Dr. Jan Born, Direktor des Instituts für Neuroendokrinologie<br />

an der Universität zu Lübeck, wissen, dass mentale Ruhephasen für<br />

die Schaltzentrale in unserem Kopf enorm wichtig sind: „Unser Gehirn verarbeitet<br />

beim Schlafen die immense Reiz- und Informationsflut des Tages und knüpft<br />

aus Milliarden Nervenzellen neue Netzwerke, und dadurch können neue Ideen<br />

quasi im Schlaf entstehen. Ähnliches passiert möglicherweise auch, wenn wir uns<br />

sinnfreier Tagträumerei hingeben, vielerlei Erlebtes vor unserem geistigen Auge<br />

auftaucht und dabei neue Assoziationen, Verknüpfungen und kreative Einfälle<br />

entstehen.“ Die Müdigkeit, die einen im Laufe eines langen Tages immer mal wie-<br />

<strong>Das</strong> Gehirn braucht Ruhe,<br />

um die Reiz- und Informationsflut<br />

des Tages zu<br />

verarbeiten.<br />

der überfällt, mag verschiedene Ursachen<br />

haben, doch liegt es nahe, dass<br />

sie auch Ausdruck einer Überfrachtung<br />

mit Informationen ist, die das Gehirn<br />

in regelmäßigen Abständen ordnen<br />

möchte und muss. „Diese Aufräumarbeit<br />

ist geradezu lebensnotwendig.<br />

Andernfalls droht ein Ungleichgewicht,<br />

das für unsere Gesundheit gefährlich<br />

werden kann.“<br />

Leben auf der Überholspur<br />

<strong>Das</strong> Problem: Auf der faulen Haut zu<br />

liegen und ziellos in den Tag zu träu-<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong>


men, hat ein schlechtes Image; gestresst<br />

zu sein, dagegen steht bei den<br />

meisten hoch im Kurs. „Wer keine Zeit<br />

hat, zeigt damit seinem Gegenüber,<br />

dass er gefragt und erfolgreich ist“,<br />

weiß der Soziologe und Beschleunigungsforscher<br />

Professor Dr. Hartmut<br />

Rosa von der Universität Jena. „Hinzu<br />

kommt, dass wir tatsächlich heute in<br />

der gleichen Zeit mehr Informationen<br />

bewältigen und schneller auf E-Mails<br />

und Anrufe reagieren müssen als noch<br />

vor 20 Jahren. Gleichzeitig werden unsere<br />

sozialen Bindungen lockerer. Lebenspartner,<br />

Jobs und Wohnorte sind<br />

heute selten von Dauer. <strong>Das</strong> führt<br />

dazu, dass wir uns selbst in der Freizeit<br />

gehetzt fühlen.“<br />

Auch nehmen wir die Dinge um uns<br />

herum nicht mehr bewusst wahr, die<br />

Zeit vergeht so tatsächlich wie im<br />

Fluge. <strong>Das</strong> kostet nicht nur jede Menge<br />

Nerven, sondern auch Lebensqualität<br />

und Kreativität.<br />

Faulenzen ohne schlechtes<br />

Gewissen<br />

Denn Kreativität kann sich nur in der<br />

Muße entfalten. Und für Muße braucht<br />

man Zeit. Doch das Arbeitspensum herunterzufahren,<br />

nicht auf alles sofort<br />

zu reagieren, ist nicht leicht zu erlernen.<br />

„Wenn alle um einen herum im<br />

Hamsterrad laufen, ist es für den Einzelnen<br />

sehr schwer, einfach auszusteigen.<br />

Wer es trotzdem wagt, fühlt sich<br />

sozial oft schnell abgehängt“, erklärt<br />

Rosa. „Hinzu kommt, dass man sich<br />

selbst schon viel zu sehr mit dem Prin-<br />

zip Leistung identifiziert hat, als dass<br />

man im Alltag mal die Zügel locker lassen<br />

könnte. Zeit Haben zu genießen<br />

und nichts Zielführendes zu tun, fällt<br />

den meisten Menschen zunehmend<br />

schwerer, weil wir verlernt haben, auf<br />

unsere innere Stimme zu hören.“<br />

Den eigenen Rhythmus finden<br />

Der Trick ist, scheinbar sinnlose Tätigkeiten<br />

bewusst in etwas Positives umzudeuten.<br />

„Wenn es für mich ein Wert<br />

ist, ein Mittagsschläfchen abhalten zu<br />

können oder abends bei Musik zu dösen,<br />

dann werde ich diesen Dingen<br />

auch eher Zeit einräumen als anderen“,<br />

ist der Experte überzeugt.<br />

Auf diese Art kann man sogar nervigen<br />

Situationen noch etwas Besinnlichkeit<br />

abringen. Etwa, wenn man im Supermarkt<br />

mal wieder in der langsamsten<br />

Schlange steht, ein Stromausfall den<br />

Computer lahm legt oder man einen<br />

Zug verpasst. Wer es schafft, diese Din-<br />

ge stoisch zu ertragen und für einen<br />

Mini-Leerlauf inmitten großen Stresses<br />

nutzt, kann sich glücklich schätzen.<br />

Wie genau dieser „Offline-Modus“ des<br />

Gehirns aussehen könnte, ist dabei<br />

jedem selbst überlassen. Die Lücken,<br />

die das Nichtstun in unsere durchorganisierte<br />

Welt reißt, werden jedenfalls<br />

schnell geschlossen sein, von dem Gefühl<br />

tiefer Zufriedenheit, sich selbst<br />

und seinen wirklichen Zielen ein Stück<br />

näher gekommen zu sein. n<br />

Neues bei <strong>WBS</strong><br />

<strong>WBS</strong> Distance Learning<br />

Neun Standorte der <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong><br />

sind bereits in das neue Distance Learning<br />

Netzwerk der <strong>WBS</strong> integriert. Weitere<br />

Standorte starten demnächst oder planen<br />

die Einführung. Hochkarätige Qualifizierungen<br />

zum Microsoft Certified IT Professional<br />

(MCITP) Enterprise Administrator<br />

oder zum Administrator Linux sowie zum<br />

Web-Developer können somit erstmals<br />

auch für eine kleinere Teilnehmerzahl an<br />

den Standorten der <strong>WBS</strong> realisiert werden.<br />

Passgenaue und zeitlich optimierte Weiterbildungsangebote<br />

in der Region ermöglichen<br />

so den Wiedereinstieg in den<br />

Jobmarkt und erhöhen die individuelle Zufriedenheit,<br />

da sich Interessierte ohne lange<br />

Wege qualifizieren können.<br />

Die Besonderheit dieses Lernportals besteht<br />

darin, dass die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer alle Dienste unabhängig vom<br />

jeweiligen Standort nutzen können. So ermöglicht<br />

der <strong>WBS</strong> e-Campus den Zugriff<br />

auf alle unterrichtsbegleitenden Lernmaterialien<br />

und die neue Kommunikationsplattform<br />

den direkten Austausch zwischen<br />

den Teilnehmer/-innen sowie den<br />

Dozentinnen und Dozenten. Die Kommunikation<br />

erfolgt über Sprachübertragung,<br />

Chat, das Schreiben auf virtuellen Tafeln<br />

und Videostreaming. Mit Hilfe des virtualisierten<br />

Übungsportals können Aufgaben<br />

direkt auf dem persönlichen Rechner bearbeitet<br />

werden. Inzwischen haben Teilnehmer/-innen<br />

die ersten Microsoft-Zertifizierungen<br />

auf diesem Wege erfolgreich<br />

abgelegt.<br />

Weitere Informationen:<br />

Jörg Ahrens, Fon 0385-20841995<br />

Ankündigung:<br />

<strong>WBS</strong> Stellenmarktanalyse <strong>2010</strong><br />

Die <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> wertet auch in diesem<br />

Jahr wieder die Stellenangebote in<br />

den 40 wichtigsten Printmedien Deutschlands<br />

aus. Grundlage der Analyse bilden<br />

Daten aus dem ersten Quartal des Jahres;<br />

betrachtet werden dabei u. a. die Anzahl<br />

der Stellenangebote je Branche, die ausgeschriebenen<br />

Positionen bzw. Funktionen<br />

sowie Aussagen zu geforderten Qualifikationsvoraussetzungen.<br />

Eine Auswertung<br />

auf regionaler Ebene liefert hilfreiche Zusatzinformationen.<br />

Die Stellenmarktanalyse<br />

erscheint im Juni <strong>2010</strong>.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.wbstraining.de/unternehmen/<br />

media-center/publikationen/<br />

<strong>weiter</strong>... aktuell<br />

<strong>weiter</strong>... <strong>Das</strong> <strong>WBS</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2010</strong> 35


<strong>weiter</strong>... aktuell<br />

Neues bei der <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong><br />

<strong>WBS</strong> Hannover macht Frauen fit<br />

in Führung<br />

Welche Herausforderungen bietet eine<br />

Führungsposition im Personalbereich?<br />

Die <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> Hannover trainiert<br />

ab 28. Mai <strong>2010</strong> angehende weibliche<br />

Führungskräfte und bereitet sie so<br />

optimal auf ihren neuen Einsatz vor.<br />

Die <strong>Training</strong>sreihe wurde direkt für die<br />

Praxis konzipiert und auf den aktuellen<br />

Bedarf verschiedener Personalentwickler<br />

der Region abgestimmt. <strong>Das</strong> Programm<br />

besteht aus sechs Modulen.<br />

Die Teilnehmerinnen lernen unterschiedliche<br />

Gesprächstechniken und reflektieren<br />

in praktischen Übungen ihr eigenes<br />

Kommunikationsverhalten. Sie<br />

entwickeln einen eigenen Führungsstil<br />

und trainieren Techniken im Umgang<br />

mit Konflikten. <strong>Das</strong> „PEP – Personal-<br />

Entwicklungs-Programm: Modulare <strong>Training</strong>sreihe<br />

für angehende weibliche<br />

Fach- und Führungskräfte im Personalbereich“<br />

setzt auf einen Methoden-<br />

Mix einschließlich Outdoortraining. Im<br />

Seminarraum „Natur“ können die erlernten<br />

Fähigkeiten in alltagsfremden<br />

Situationen angewendet und verankert<br />

werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

Kathrin Petersen,<br />

Fon 0511 646811-14<br />

Hauptschulabschluss mit beruflicher<br />

Qualifizierung<br />

Der Schulabschluss ist eine wichtige<br />

Grundlage für berufliches Weiterkommen.<br />

<strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> bietet Personen,<br />

die beruflich durchstarten wollen,<br />

seit kurzem auch die Möglichkeit, ihren<br />

Hauptschulabschluss auf dem zweiten<br />

Bildungsweg nachzuholen. Im Rahmen<br />

einer rund 9-monatigen beruflichen<br />

Weiterbildung werden die Teilnehmer/<br />

-innen auf die externe Hauptschulprüfung<br />

vorbereitet. Parallel erwerben sie<br />

berufspraktische Kenntnisse. Mit der<br />

Kombination von allgemeinbildenden<br />

Kenntnissen und einer beruflichen Zusatzqualifikation<br />

sind die Chancen auf<br />

dem Arbeitsmarkt deutlich höher.<br />

Die ersten Teilnehmer/-innen am Standort<br />

Halle erwerben berufsfachliche<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten für Tätigkeiten<br />

im Pflegebereich. Neben diesem<br />

Fokus bietet der Standort Hamburg<br />

Hammerbrook den Schwerpunkt Hotel-<br />

und Gastgewerbe an. Die Einführung<br />

des Hauptschulabschlusses mit<br />

beruflicher Zusatzqualifikation ist für<br />

<strong>weiter</strong>e <strong>WBS</strong> Standorte geplant. Zukünftig<br />

wird dann auch eine Spezialisierung<br />

für den Berufszweig Lager und<br />

Logistik zur Wahl stehen.<br />

Weitere Informationen:<br />

Susanne Peisker,<br />

Fon 030 6954504-24<br />

Alternative Energien mit SAP ®<br />

Die Energiebranche boomt. Und damit<br />

steigt auch der Bedarf an qualifizierten<br />

Mitarbeiter/-innen. Besonders gute Vermittlungschancen<br />

haben Bewerber/innen,<br />

die neben Kenntnissen im Bereich<br />

der Energiewirtschaft auch Anwenderkenntnisse<br />

in SAP ® -Software<br />

speziell für die Versorgungsindustrie<br />

mitbringen. Die <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> reagiert<br />

auf den gestiegenen Bedarf an<br />

Spezialisten für SAP ® -Software in der<br />

Energiebranche mit der Er<strong>weiter</strong>ung<br />

des Qualifizierungsangebotes um die<br />

branchenspezifische Komponente für<br />

die Versorgungsindustrie (IS-U).<br />

Im Rahmen einer spezifischen Weiterbildung<br />

werden beispielsweise Kundenbetreuer/-innen<br />

für die Energiewirtschaft<br />

qualifiziert, die die relevanten<br />

Tools der Business Software SAP ®<br />

beherrschen. Chemnitz und Leipzig<br />

konnten das Angebot bereits erfolgreich<br />

einführen. Weitere Standorte<br />

bundesweit sowie Angebote im Bereich<br />

Anwendungsberatung wie auch<br />

Kundenservice und Energieabrechnung<br />

mit SAP ® IS-U sind geplant.<br />

Weitere Informationen:<br />

Evelyn Villing, Fon 089 894578-33<br />

<strong>WBS</strong> eröffnet neue Schulungszentren<br />

und für mehr Service exklusive<br />

Beratungsstandorte<br />

Um noch mehr Nähe zu den Teilnehmer/-innen<br />

zu gewährleisten, hat die<br />

<strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong> Ende 2009 und zu<br />

Beginn des Jahres <strong>2010</strong> <strong>weiter</strong>e Standorte<br />

in Lüneburg, Sangerhausen, Potsdam,<br />

Bielefeld, Saarbrücken und Augsburg<br />

eröffnet. Die zentral gelegenen<br />

Schulungszentren bieten ausgerichtet<br />

an den regionalen Erfordernissen des<br />

Arbeitsmarktes passende Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

an und ermöglichen<br />

somit Bildungsinteressierten optimierte<br />

Weiterbildungen in ihrer Region.<br />

Für mehr Service direkt vor Ort wurden<br />

in Gera, Hagen und Gelsenkirchen exklusive<br />

Beratungsbüros eingerichtet.<br />

Hier erhalten Arbeitsuchende ohne<br />

lange Wege und Wartezeiten ausführliche,<br />

persönliche Beratung zu den vielfältigen<br />

Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

der <strong>WBS</strong> TRAINING <strong>AG</strong>. Bildungsinteressierte<br />

gelangen so noch schneller an<br />

die wichtigsten Informationen.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.wbstraining.de/standorte

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