17.01.2013 Aufrufe

Jeder Tropfen zählt: Wasser ist Leben - Unicef

Jeder Tropfen zählt: Wasser ist Leben - Unicef

Jeder Tropfen zählt: Wasser ist Leben - Unicef

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Für Kinder bewegen wir Welten<br />

Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen<br />

<strong>Jeder</strong> <strong>Tropfen</strong> <strong>zählt</strong>:<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>ist</strong> <strong>Leben</strong><br />

Die Versorgung mit Trinkwasser und hygienischen Sanitäreinrichtungen bleibt<br />

eine der großen Herausforderungen der Menschheit. Noch immer haben rund<br />

1,1 Milliarden Menschen nicht genug sauberes <strong>Wasser</strong> zum <strong>Leben</strong>. 2,4<br />

Milliarden – mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung – müssen ohne Latrinen<br />

und ohne Abwasserentsorgung auskommen. Verunreinigtes <strong>Wasser</strong> und<br />

mangelnde Hygiene zählen zu den Hauptursachen für die in vielen Ländern<br />

noch sehr hohe Kindersterblichkeit. Denn wo sauberes <strong>Wasser</strong> und sanitäre<br />

Einrichtungen fehlen, verbreiten sich Krankheitserreger und Parasiten<br />

besonders schnell. So werden Durchfallerkrankungen, Malaria, Hepatitis A oder<br />

Wurminfektionen durch verseuchtes <strong>Wasser</strong> übertragen. Ein Viertel der<br />

Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren gehen auf diese Krankheiten zurück.<br />

Schätzungen zufolge sterben jährlich mehr als 1,6 Millionen Kinder an<br />

Krankheiten, die mit verschmutztem <strong>Wasser</strong> zusammenhängen - etwa alle 20<br />

Sekunden ein Kind.<br />

Zahlen und Fakten<br />

information<br />

• In den 90er Jahren haben 816 Millionen Menschen zusätzlich Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser erhalten, das sind 224.000 pro Tag. Im gleichen Zeitraum <strong>ist</strong> die Weltbevölkerung<br />

jedoch um 15 Prozent gestiegen.<br />

• Die Länder südlich der Sahara leiden am stärksten unter <strong>Wasser</strong>mangel. Hier verfügt<br />

im Schnitt nur jeder zweite Einwohner über ausreichend Trinkwasser. Die Bewohner<br />

Südasiens haben mit Abstand den schlechtesten Zugang zu sanitären Einrichtungen.<br />

Nur 34 Prozent von ihnen sind an ein Abwassersystem angeschlossen.<br />

• <strong>Wasser</strong>mangel trägt entscheidend dazu bei, dass Mädchen nicht zur Schule gehen<br />

können. Denn die <strong>Wasser</strong>beschaffung <strong>ist</strong> vielerorts traditionell ihre Aufgabe. Jeden<br />

Tag legen sie lange Wege zur nächsten <strong>Wasser</strong>stelle zurück, um ein paar Liter <strong>Wasser</strong><br />

zu besorgen.<br />

• Durch die Verbesserung der <strong>Wasser</strong>versorgung und der hygienischen <strong>Leben</strong>sbedingungen,<br />

insbesondere durch einfaches Händewaschen mit <strong>Wasser</strong> und Seife, ließe<br />

sich die Anzahl der Durchfallerkrankungen um 26 Prozent senken.<br />

• Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) braucht der Mensch mindestens<br />

20 Liter sauberes <strong>Wasser</strong> am Tag, um gesund leben zu können: Drei bis fünf<br />

Liter zum Trinken und Kochen, den Rest für die Hygiene. Für größere Familien<br />

kommen demnach Mindestwassermengen zusammen, die ohne einen <strong>Wasser</strong>anschluss<br />

in der Nähe unmöglich beschafft werden können.<br />

Deutsches Komitee für UNICEF e.V. • Höninger Weg 104 • 50969 Köln • Telefon: 02 21/9 36 50-0 • Telefax: 02 21/9 36 50-279<br />

E-Mail: mail@unicef.de • Internet: www.unicef.de • Spendenkonto Nr. 300 000 • Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLZ 370 205 00)


1. Die Hygienekatastrophe<br />

Sauberes Trinkwasser wie auch der Zugang zu Latrinen und Abwasserentsorgung sind<br />

Grundvoraussetzungen für Gesundheit und Entwicklung. Doch während die<br />

Weltbevölkerung weiter wächst, wird das <strong>Wasser</strong> immer knapper. Immer mehr<br />

Regierungen bekennen sich deshalb zu einer nachhaltigen <strong>Wasser</strong>wirtschaft. Zielvorgabe<br />

sind die UN-Millenniumserklärung und der Bericht von UN-Generalsekretär Kofi<br />

Annan zum Weltkindergipfel, nach dem bis zum Jahr 2015 die Anzahl der Menschen<br />

ohne ausreichend sauberes <strong>Wasser</strong> und ohne hygienische Sanitäreinrichtungen halbiert<br />

werden soll. Bis 2025 soll dann jeder Zugang zu sauberem Trinkwasser, Latrinen und<br />

Abwasserentsorgung haben. Dies erfordert verstärkte Anstrengungen, denn bis zum Jahr<br />

2025 wird auch die Weltbevölkerung um voraussichtlich 30 Prozent zunehmen.<br />

Trinkwasser: Einer von sechs Menschen hat nicht genug <strong>Wasser</strong> zum <strong>Leben</strong><br />

In den letzten zehn Jahren haben über 816 Millionen Menschen Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser erhalten. Prozentual gesehen hat sich die weltweite Versorgung mit sauberem<br />

<strong>Wasser</strong> in Folge des Bevölkerungswachstums jedoch kaum verbessert: Sie <strong>ist</strong> um nur drei<br />

Prozentpunkte auf 82 Prozent gestiegen.<br />

Die Mehrzahl der Menschen, die mit weniger als dem Ex<strong>ist</strong>enzminimum von 20 Litern<br />

<strong>Wasser</strong> am Tag auskommen müssen, lebt in den Ländern südlich der Sahara. In Äthiopien<br />

hat zum Beispiel nur jeder vierte Einwohner (24 Prozent) ausreichend Trinkwasser.<br />

Äthiopien führt damit die L<strong>ist</strong>e der Länder an, in denen die <strong>Wasser</strong>versorgung am wenigsten<br />

gewährle<strong>ist</strong>et <strong>ist</strong>, gefolgt von Tschad (27 Prozent) und Mauretanien (37 Prozent).<br />

Besonders benachteiligt <strong>ist</strong> die Landbevölkerung: Mehr als ein Viertel der Menschen, die<br />

auf dem Land leben, haben keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser. In Bolivien zum<br />

Beispiel sind 95 Prozent der Stadtbevölkerung an die <strong>Wasser</strong>versorgung angeschlossen,<br />

2<br />

100<br />

Prozent<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Veränderungen beim Zugang zu sauberem Trinkwasser<br />

48<br />

1990<br />

2000<br />

57<br />

Afrika<br />

südl. d.<br />

Sahara<br />

Quelle: UNICEF<br />

70<br />

76<br />

Ostasien<br />

und<br />

Pazifik<br />

91<br />

85 86 87<br />

80 81 83 83<br />

Südasien<br />

Lateinamerika<br />

und Karibik<br />

GUS- und<br />

Baltikumstaaten<br />

Naher<br />

Osten und<br />

Nordafrika<br />

100 100<br />

Industrieländer


während auf dem Land nur jeder zweite Haushalt einen <strong>Wasser</strong>anschluss oder einen<br />

Brunnen in erreichbarer Nähe hat.<br />

Hygienische Sanitäreinrichtungen: Größter Bedarf in Südasien<br />

Dass der Mensch <strong>Wasser</strong> zum <strong>Leben</strong> braucht, <strong>ist</strong> jedem verständlich. Dass aber auch der<br />

Zugang zu hygienischen Sanitäranlagen und Abwasserentsorgung für ein gesundes<br />

<strong>Leben</strong> unabdingbar <strong>ist</strong>, <strong>ist</strong> auf den ersten Blick weniger offensichtlich. Das Problem des<br />

Mangels an hygienischen Sanitäreinrichtungen wurde deshalb lange Zeit als zweitrangig<br />

angesehen. Tatsächlich liegt im Fehlen von ausreichenden Latrinen und<br />

Kanalisationssystemen jedoch eine wesentliche Ursache für zahlreiche Krankheiten.<br />

1990 hatten nur 55 Prozent der Weltbevölkerung die Möglichkeit, eine Toilette zu benutzen.<br />

Inzwischen haben weitere 747 Millionen Menschen Zugang zu Sanitäreinrichtungen<br />

erhalten. Das entspricht einer Verbesserung um fünf Prozentpunkte. Weiterhin<br />

haben jedoch zwei von fünf Menschen keine andere Wahl, als ihre Notdurft an offenen<br />

Kanälen zu verrichten und ihre Abwässer in Flüsse oder andere Gewässer zu leiten.<br />

80 Prozent derjenigen, die ohne Zugang zu sanitären Einrichtungen auskommen müssen,<br />

leben in Asien. In Kambodscha zum Beispiel sind gerade einmal 17 Prozent der Bevölkerung<br />

an das Abwassersystem angeschlossen. In Indien hat nur jeder dritte Einwohner<br />

Zugang zu einer Latrine.<br />

Die Landbevölkerung <strong>ist</strong> auch im Hinblick auf die sanitären Anlagen schlechter gestellt<br />

als die Stadtbevölkerung: Nahezu zwei Drittel der Menschen, die auf dem Land leben,<br />

müssen ohne Abwasserentsorgung auskommen. Das Gesundheitsrisiko, das durch den<br />

Mangel an Latrinen entsteht, <strong>ist</strong> jedoch in großen Städten und überall dort, wo viele<br />

Menschen auf engem Raum zusammenleben, wesentlich höher. In Flüchtlingslagern<br />

breiten sich zum Beispiel Darmkrankheiten wie Durchfall und Cholera, aber auch<br />

Wurminfektionen in Windeseile aus.<br />

100<br />

Prozent<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Fortschritte bei hygienischen Sanitäreinrichtungen<br />

25<br />

1990<br />

2000<br />

34<br />

Südasien<br />

Quelle: UNICEF<br />

38<br />

48<br />

Ostasien<br />

und<br />

Pazifik<br />

55<br />

53<br />

Afrika<br />

südl. d.<br />

Sahara<br />

67<br />

77<br />

Lateinamerika<br />

und Karibik<br />

76<br />

83<br />

Naher Osten<br />

und<br />

Nordafrika<br />

91<br />

GUS- und<br />

Baltikumstaaten<br />

98 100<br />

Industrieländer<br />

3


2. Verseuchtes <strong>Wasser</strong> macht krank<br />

Im Jahr 2000 sind weltweit knapp elf Millionen Kinder unter fünf Jahren gestorben. Ihr<br />

Tod <strong>ist</strong> in den me<strong>ist</strong>en Fällen nicht auf einen einzelnen Faktor zurückzuführen, vielmehr<br />

kommen zume<strong>ist</strong> unzureichende medizinische Versorgung, Mangelernährung sowie<br />

verunreinigtes Trinkwasser, mangelnde Hygiene und die dadurch bedingten Krankheiten<br />

zusammen. Unbestritten <strong>ist</strong> jedoch, dass erheblich weniger Kinder sterben, wenn sie<br />

Zugang zu sauberem Trinkwasser und hygienischen Sanitäreinrichtungen haben.<br />

In Südasien hat sich zum Beispiel die Trinkwasserversorgung im Zeitraum von 1990 bis<br />

2000 wesentlich verbessert. Auch die Ausstattung mit sanitären Anlagen <strong>ist</strong> –<br />

wenngleich weltweit weiterhin die niedrigste – um zwölf Prozentpunkte gestiegen. Im<br />

gleichen Zeitraum <strong>ist</strong> die Kindersterblichkeit in Südasien von 128 auf 100 pro 1.000<br />

<strong>Leben</strong>dgeburten gesunken.<br />

Durchfallerkrankungen sind eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern. Durchfall<br />

entzieht dem Organismus schnell große Mengen an lebenswichtiger Flüssigkeit, so dass<br />

der Körper regelrecht austrocknet. Durchfall wird durch unsauberes <strong>Wasser</strong> und<br />

mangelnde Hygiene ausgelöst, <strong>ist</strong> aber auch Ursache und Folge von Mangelernährung:<br />

Chronisch mangelernährte Kinder sind anfälliger für Durchfallerkrankungen. Ebenso<br />

vermindern wiederholt auftretende Durchfälle den Appetit, hemmen die<br />

Nahrungsaufnahme und entziehen dem Körper wichtige Nährstoffe.<br />

Krankheit und Tod bringen nicht nur unermessliches Leid mit sich, sie verschärfen auch<br />

die Armutssituation der betroffenen Familien: Ein Mitglied der Familie muss sich um<br />

den Kranken kümmern und kann deshalb nicht zur Schule gehen oder zum<br />

Familieneinkommen beitragen. Arztbesuche und Medikamente verursachen hohe<br />

Kosten. Schätzungen zufolge entstehen zum Beispiel in Nepal, wo nur ein Viertel der<br />

Haushalte Zugang zu Latrinen und Abwasserentsorgung haben, jährliche Kosten in Höhe<br />

von rund 150 Millionen Dollar durch Krankheiten, die unter verbesserten hygienischen<br />

Bedingungen in diesem Ausmaß nicht vorkommen würden.<br />

3. <strong>Wasser</strong>mangel: Mädchen und Frauen tragen die Last<br />

In vielen Ländern <strong>ist</strong> <strong>Wasser</strong>holen traditionell Frauensache. Das <strong>Wasser</strong>holen kostet die<br />

Mädchen oft mehrere Stunden am Tag – diese Zeit fehlt häufig für den Schulbesuch.<br />

Viele Schulen verfügen zudem nicht über ausreichende sanitäre Einrichtungen für<br />

Mädchen. Nach Schätzungen von UNICEF besucht jedes zehnte Mädchen in Afrika<br />

während der Menstruation keinen Unterricht oder verlässt die Schule schließlich ganz,<br />

weil saubere und nach Geschlechtern getrennte Sanitäranlagen für Schülerinnen fehlen.<br />

Weltweit werden 65 Millionen Mädchen gar nicht erst eingeschult. In Sierra Leone, wo<br />

nur knapp drei Fünftel der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser hat, können<br />

zum Beispiel 77 Prozent der erwachsenen Frauen nicht lesen und schreiben. Über die<br />

Hälfte der Mädchen gehen nicht zur Schule.<br />

4


Die Folgen von verschmutztem <strong>Wasser</strong> und mangelnder Hygiene –<br />

und was dagegen getan werden kann<br />

Durchfallerkrankungen<br />

(einschließlich Cholera)<br />

Malaria<br />

Sch<strong>ist</strong>osomiasis<br />

(Erkrankung durch<br />

Parasiten)<br />

Typhus<br />

Hepatitis A<br />

(Leberinfektion)<br />

Trachom<br />

(leicht übertragbare<br />

Augeninfektion)<br />

Quelle: WHO, 2001<br />

• 2,2 Mio. Todesfälle pro<br />

Jahr, knapp die Hälfte<br />

davon sind Kinder unter<br />

fünf Jahren.<br />

• 1 Mio. Todesfälle pro<br />

Jahr; überwiegend Kinder<br />

unter fünf Jahren.<br />

• 300 Mio. Menschen erkranken<br />

pro Jahr, 90 Prozent<br />

davon in den Ländern<br />

südlich der Sahara.<br />

• 200 Mio. Erkrankungen<br />

pro Jahr, davon 118 Mio<br />

Kinder und Jugendliche<br />

unter 15 Jahren<br />

• 20 Mio. Menschen leiden<br />

unter schwerwiegenden<br />

Folgen (Wurmbefall<br />

der inneren Organe).<br />

• Schätzungen zufolge 17<br />

Mio. Erkrankungen pro<br />

Jahr, insbesondere in<br />

Ländern ohne flächendeckendeTrinkwasserversorgung.<br />

• 1,5 Mio. klinische Fälle<br />

pro Jahr, überwiegend<br />

ältere Kinder und<br />

Erwachsene.<br />

• Derzeit sind ca. 6 Mio.<br />

Menschen durch das<br />

Trachom erblindet.<br />

• 146 Mio. Menschen sind<br />

in Behandlung.<br />

• Zugang zu sauberem Trinkwasser<br />

und sanitärer Basisausstattung<br />

würde die<br />

Anzahl der Erkrankungen<br />

um 26 Prozent, die der<br />

Todesfälle um 65 Prozent<br />

reduzieren.<br />

• Durch besseres <strong>Wasser</strong>management<br />

ließe sich die<br />

Krankheit erheblich eindämmen<br />

(Übertragung<br />

durch Moskitos, die ihre<br />

Eier in stehendem Gewässer<br />

ablegen).<br />

• Parasiten gelangen über die<br />

Ausscheidungen von<br />

erkrankten Personen in den<br />

<strong>Wasser</strong>kreislauf. Durch<br />

sanitäre Einrichtungen<br />

ließe sich die Krankheit um<br />

77 Prozent reduzieren.<br />

• Sauberes <strong>Wasser</strong>, Hygiene<br />

und Sanitäreinrichtungen<br />

verhindern die Ausbreitung<br />

von Typhus.<br />

• Der Erreger von Hepatitis A<br />

wird im Stuhl ausgeschieden,<br />

Latrinen tragen deshalb<br />

erheblich zur Eindämmung<br />

der Krankheit bei.<br />

• Durch sauberes Trinkwasser<br />

und Hygieneerziehung<br />

kann die Anzahl der Erkrankungen<br />

um mindestens 25<br />

Prozent reduziert werden.<br />

5


Meskerem, 14 Jahre<br />

Die 14-jährige Meskerem hat Glück. Auf ihrem Schulgelände hat UNICEF eine<br />

<strong>Wasser</strong>pumpe errichtet, die von einem Windrad angetrieben wird. In Äthiopien hat<br />

nur ein Viertel der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mädchen und<br />

Frauen werden häufig auf dem Weg zur <strong>Wasser</strong>stelle entführt oder vergewaltigt.<br />

Meskerem muss nun nicht mehr wie viele andere Mädchen im Schulalter mehrere<br />

Stunden am Tag zur nächsten <strong>Wasser</strong>stelle gehen. Außerdem muss sie keine Angst<br />

haben, überfallen zu werden. Dank der <strong>Wasser</strong>pumpe im Dorf hat Meskerem nun<br />

Zeit, in die Schule zu gehen.<br />

4. <strong>Wasser</strong>reserven schützen<br />

<strong>Wasser</strong> bedeckt zwei Drittel der Erdoberfläche. Aber nur 2,5 Prozent davon sind<br />

Süßwasservorkommen. Diese liegen allerdings zum Großteil unerreichbar unter der Erde<br />

oder sind in den polaren Eiskappen gebunden, so dass nur ein Prozent des Süßwassers<br />

(bzw. 0,007 Prozent des weltweiten <strong>Wasser</strong>vorkommens) den Menschen unmittelbar<br />

zugänglich <strong>ist</strong>.<br />

Nach der Definition von Hydrologen besteht <strong>Wasser</strong>mangel, wenn ein Land<br />

weniger als 1.000 Kubikmeter sich erneuerndes Süßwasser pro Kopf und pro Jahr<br />

zur Verfügung hat. Dies <strong>ist</strong> vor allem in Vorderasien (Kuwait, Gaza Streifen und<br />

Vereinigte Arabische Emirate) und in Nordafrika (Libyen und Algerien) der Fall.<br />

Saudi-Arabien hatte zum Beispiel im Jahr 2002 nur 118 Kubikmeter <strong>Wasser</strong> pro<br />

Kopf zur Verfügung. Es <strong>zählt</strong> damit zu den zehn wasserärmsten Ländern der Erde.<br />

Trotzdem haben 95 Prozent der Einwohner Saudi-Arabiens Zugang zu<br />

Trinkwasser. Denn das Land <strong>ist</strong> reich genug, um den <strong>Wasser</strong>mangel durch<br />

Grundwasserbohrungen, Meerwasserentsalzung und Abwasseraufbereitung<br />

auszugleichen. Äthiopien – im Vergleich – gehörte mit 1.749 Kubikmetern <strong>Wasser</strong><br />

pro Kopf im Jahr 2002 zwar noch zu den Ländern mit ausreichender<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung. Hier fehlt es jedoch an der nötigen Infrastruktur, um das<br />

vorhandene <strong>Wasser</strong> zu erschließen und gerecht zu verteilen: Drei Viertel der<br />

Einwohner Äthiopiens haben nicht genug <strong>Wasser</strong> zum <strong>Leben</strong>.<br />

Der weltweite <strong>Wasser</strong>verbrauch hat sich innerhalb der letzten 70 Jahre versechsfacht und<br />

<strong>ist</strong> damit überproportional zur Weltbevölkerung gestiegen. Durch Verunreinigung mit<br />

Schadstoffen und Übernutzung nehmen die weltweit verfügbaren <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />

immer weiter ab. Im Jahr 2015 werden voraussichtlich 2,7 Milliarden Menschen in<br />

Regionen mit großer <strong>Wasser</strong>knappheit leben. Zwischen Ländern, die ihr <strong>Wasser</strong> aus der<br />

gleichen Quelle beziehen, sind die knappen <strong>Wasser</strong>bestände immer wieder Anlass zu<br />

Konflikten. Schließlich betrifft die Erschöpfung oder Verschmutzung eines<br />

6


grenzüberschreitenden <strong>Wasser</strong>systems jeweils auch die Nachbarstaaten. Weltweit gibt es<br />

über 200 grenzüberschreitende Flüsse und Seen, in deren <strong>Wasser</strong>einzugsgebiet rund 40<br />

Prozent der Weltbevölkerung leben.<br />

Der „Löwenanteil“ des Süßwassers (70 Prozent) fließt in die Landwirtschaft, 20 Prozent<br />

dienen industriellen Zwecken und nur zehn Prozent werden privat genutzt. Schon jetzt<br />

werden über 40 Prozent der Nahrungsmittel weltweit mit künstlicher Bewässerung<br />

erzeugt. Um auf dem internationalen Markt zu bestehen, steigern die Länder ihre<br />

Agrarproduktion selbst dort, wo das Klima den Anbau bestimmter Pflanzen nicht<br />

zulässt. Für die Bewässerung von Tomaten in Spanien oder Baumwollplantagen in<br />

Russland werden zum Beispiel riesige <strong>Wasser</strong>mengen von den Flüssen und Seen<br />

abgezapft und umgeleitet. Die ökologischen Langzeitzeitschäden dieser Praxis nimmt<br />

man zugunsten der internationalen Konkurrenzfähigkeit in Kauf. Immer wieder<br />

gelangen auch Schädlingsbekämpfungsmittel und chemische Zusätze zur Steigung der<br />

Ernteerträge in das Grundwasser.<br />

Megastädte: Immenser <strong>Wasser</strong>bedarf, zu wenig Kläranlagen<br />

Die Zahl der Millionenstädte – gegenwärtig weltweit über 300 – wird sich in den<br />

kommenden Jahrzehnten verdoppeln. Die Städte beziehen ihr <strong>Wasser</strong> größtenteils aus<br />

Grundwasserreserven. Bangkok beispielsweise pumpt täglich eine Million Kubikmeter<br />

<strong>Wasser</strong> aus unterirdischen <strong>Wasser</strong>reservoirs, um seine Bevölkerung zu versorgen. Die<br />

Menge übersteigt bei weitem die natürliche Regeneration der Quellen. Durch die derart<br />

intensive Nutzung der <strong>Wasser</strong>reserven sinkt schon jetzt in zahlreichen Ländern, vor<br />

allem in Mexiko, Indien und China der Grundwasserspiegel jährlich um mehr als einen<br />

Meter. Meereswasser droht in die leeren Grundwasserbecken einzudringen und die<br />

Trinkwasserbrunnen zu verseuchen.<br />

Schätzungen zufolge leben in den Entwicklungsländern bereits jetzt die Hälfte aller<br />

Stadtbewohner in Armutsvierteln. Die Stadtverwaltungen überlassen die Slums oftmals<br />

sich selbst: Viele Familien sind weder an die <strong>Wasser</strong>versorgung noch an die Kanalisation<br />

und Müllentsorgung angeschlossen. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur sind Millionen<br />

Menschen auf <strong>Wasser</strong>händler oder <strong>Wasser</strong> in Flaschen angewiesen. Die Preise dafür sind<br />

wesentlich höher als bei einer Versorgung durch die <strong>Wasser</strong>werke. In Lima zahlen die<br />

Familien, die auf <strong>Wasser</strong>verkäufer angewiesen sind, beispielsweise<br />

20 Mal mehr für ihr <strong>Wasser</strong> als eine Mittelschichtfamilie, die an das Trinkwassernetz<br />

angeschlossen <strong>ist</strong>. Dabei können sie noch nicht einmal sicher sein, sauberes <strong>Wasser</strong> zu<br />

erhalten. Es kommt immer wieder vor, dass verschmutztes <strong>Wasser</strong> verkauft wird.<br />

Die ohnehin knappen Süßwasserreserven werden zudem durch die städtischen Abwässer<br />

verschmutzt. In Indien haben zum Beispiel nur zwei Drittel der Stadtbevölkerung<br />

Zugang zu hygienischen Sanitäreinrichtungen. Abwässer und Abfälle werden ungeklärt<br />

in die Kanäle und Flüsse geleitet. Der Jamuna, ein Strom, der durch Neu-Delhi fließt,<br />

besteht im Sommer zu 100 Prozent aus Abwasser. Weltweit sind die Hälfte aller Flüsse<br />

und Seen stark verschmutzt.<br />

7


Arsen: Eine unsichtbare Bedrohung<br />

Die Qualität des Trinkwassers leidet nicht nur unter der Verschmutzung durch den<br />

Menschen, sondern kann auch von Natur aus unzureichend sein. <strong>Wasser</strong>, das durch<br />

arsenhaltiges Gestein geflossen <strong>ist</strong>, we<strong>ist</strong> häufig Bestandteile dieses Gifts auf. In<br />

weiten Teilen Asiens, insbesondere in Bangladesch, Ostindien und Vietnam sind<br />

zahlreiche Brunnen mit Arsen verseucht.<br />

Arsen <strong>ist</strong> unsichtbar, geschmacklos und geruchlos. Es kann nur durch <strong>Wasser</strong>tests<br />

nachgewiesen werden. Der regelmäßige Genuss von mit Arsen verseuchtem<br />

<strong>Wasser</strong> führt zur Vergiftung. Die ersten Symptome – Hautveränderungen und<br />

dunkle Flecken auf Händen und Füßen – treten erst nach fünf bis zehn Jahren auf.<br />

Bleibt dem Menschen keine andere Wahl, als das verseuchte <strong>Wasser</strong> dennoch<br />

weiter zu trinken, kommt es wenige Jahre später zu schwerwiegenden<br />

Erkrankungen, insbesondere dem so genannten Arsenkrebs.<br />

UNICEF hat in den siebziger Jahren Hunderttausende Brunnen in Bangladesch<br />

gebaut. Als 1993 entdeckt wurde, dass große Teile des Grundwassers mit Arsen<br />

verseucht sind, hat UNICEF sofort Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung vor<br />

dem verseuchten Brunnenwasser zu schützen: UNICEF unterstützt die Regierung<br />

bei der flächendeckenden Prüfung der <strong>Wasser</strong>qualität und klärt die Dorfbewohner<br />

über die Symptome einer Arsenvergiftung auf. Inzwischen sind 1,2 Millionen<br />

Brunnen getestet worden: 30 % der getesteten Brunnen sind mit Arsen verseucht.<br />

Hier müssen neue <strong>Wasser</strong>quellen gefunden werden.<br />

5. <strong>Wasser</strong> – Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung<br />

<strong>Wasser</strong> <strong>ist</strong> seit jeher ein zentrales Thema der Entwicklungszusammenarbeit. Während<br />

die <strong>Wasser</strong>knappheit anfänglich jedoch eher als technisches Problem gesehen wurde, das<br />

auf bestimmte Länder begrenzt <strong>ist</strong>, sucht man inzwischen zunehmend nach globalen<br />

Lösungen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass ohne einen sinnvollen Umgang mit der<br />

Ressource <strong>Wasser</strong> alle anderen Ansätze der Entwicklungspolitik zum Scheitern verurteilt<br />

sind. Dementsprechend waren die Themen <strong>Wasser</strong> und Hygiene auch<br />

Schwerpunktthemen des Weltumweltgipfels 2002 in Johannesburg. Es müssen Wege<br />

gefunden werden, wie <strong>Wasser</strong> gewonnen und genutzt werden kann, ohne die Ressourcen<br />

zu erschöpfen. Dazu gehören die Abwasseraufbereitung, das Auffangen von<br />

Regenwasser oder die Meerwasserentsalzung.<br />

Anlässlich des Internationalen Jahres des Süßwassers 2003 fand in Kyoto das<br />

Weltwasserforum statt. Der Zusammenhang zwischen <strong>Wasser</strong>versorgung und Armut war<br />

dort ein wichtiges Thema.<br />

Beim Weltwasserforum hat UNICEF seine neue „WASH In Schools“-Kampagne<br />

vorgestellt. UNICEF setzt sich damit dafür ein, weltweit jede Grundschule mit<br />

Trinkwasseranschluss und nach Geschlechtern getrennten Sanitäranlagen auszustatten.<br />

Darüber hinaus sollen <strong>Wasser</strong>- und Hygieneerziehung in die Lehrpläne aufgenommen<br />

werden. „WASH in Schools“ startet zunächst in 25 Ländern, in denen besonders wenige<br />

Mädchen zur Schule gehen. Die Abkürzung WASH steht für „Water, Sanitation and<br />

Hygiene for All“. Anlässlich des Weltwasserforums haben die Vereinten Nationen zudem<br />

erstmals einen Weltwasserentwicklungsbericht veröffentlicht, der künftig alle drei Jahre<br />

erscheinen soll.<br />

8


Trinkwasserversorgung im Haushalt 2000<br />

Durchschnittswerte bezogen auf die <strong>Wasser</strong>abgabe an Haushalte und<br />

Kleingewerbe; insgesamt 129 Liter pro Einwohner pro Tag in Deutschland<br />

Baden/Duschen<br />

/Körperpflege<br />

36%<br />

Essen<br />

und<br />

Trinken<br />

4%<br />

Raumreinigung,<br />

Autopflege,<br />

Garten<br />

6%<br />

Toilettenspülung<br />

27%<br />

Geschirrspülen<br />

6%<br />

Quelle: BGW<br />

Wäschewaschen<br />

12%<br />

Kleingewerbeanteil<br />

9%<br />

Wie viel <strong>Wasser</strong> brauchen wir im Alltag?<br />

Der private <strong>Wasser</strong>verbrauch liegt in Deutschland derzeit bei durchschnittlich<br />

129 Litern pro Tag. Er <strong>ist</strong> damit gegenüber 1990 um knapp 20 Liter gesunken,<br />

was auf die verbesserte Technologie, aber auch auf den zunehmend bewussten<br />

Umgang mit der Ressource <strong>Wasser</strong> zurückzuführen <strong>ist</strong>. Ein US-Bürger<br />

verbraucht im Schnitt 295 Liter am Tag.<br />

(Angaben in Litern)<br />

Essen und Trinken<br />

Kaffeekochen (4 Personen) 1<br />

Kartoffeln kochen (4 Personen) 1<br />

Gemüse waschen 3-5<br />

Obst waschen 2-5<br />

Körperpflege und Hygiene<br />

Vollbad 120-180<br />

Duschen 30-90<br />

Zahnpflege 0,5<br />

Händewaschen 2-3<br />

Morgenwäsche 3-5<br />

Toilette<br />

Spülen mit Spartaste 6<br />

Normalspülkasten 9<br />

Wäsche waschen<br />

Normalprogramm 60-100<br />

Sparprogramm 40-80<br />

Geschirrspülen<br />

Normalprogramm 20-30<br />

Sparprogramm 15-25<br />

Handwäsche 20-40<br />

Quelle: UNICEF/Deutsche <strong>Wasser</strong>werke 1998<br />

9


6. Was tut UNICEF?<br />

• Zugang zu sauberem Trinkwasser: UNICEF fördert den Bau von Brunnen, Leitungen<br />

und <strong>Wasser</strong>reservoirs. Dabei greift UNICEF auf einfache Mittel zurück. Brunnen<br />

werden mit leicht zu wartenden Handpumpen ausgestattet.<br />

• Hygienische Basisausstattung: UNICEF unterstützt den Bau einfacher Latrinen und<br />

öffentlicher Toiletten ebenso wie die Einrichtung von Abwassersystemen und die<br />

regelmäßige Müllbeseitigung. In den großen Städten bringt UNICEF die Bewohner<br />

von Slums und die Stadtverwaltung an einen Tisch, um gemeinsame Lösungen zu finden.<br />

• Beteiligung: UNICEF legt besonderen Wert darauf, die Bevölkerung vor Ort am Bau<br />

und an der Wartung der Brunnen und <strong>Wasser</strong>leitungen zu beteiligen, so dass die Menschen<br />

die Anlagen auch selbst reparieren können.<br />

• Information: Brunnen und Latrinen allein reichen nicht aus. Nur wer weiß, welche<br />

hygienischen Regeln einzuhalten sind und wie Gewässer sauber gehalten werden können,<br />

kann sich wirksam gegen Krankheiten schützen. UNICEF vermittelt dieses Basiswissen<br />

in den Gemeinden und Schulen.<br />

• Nothilfe: Die Bereitstellung von sauberem <strong>Wasser</strong> und einfachen Latrinen <strong>ist</strong> fester<br />

Bestandteil der UNICEF-Nothilfeprogramme, denn gerade in Flüchtlingslagern breiten<br />

sich Krankheiten besonders schnell aus.<br />

Mark II<br />

Klassiker und Symbol für die Einfachheit der UNICEF-<strong>Wasser</strong>programme <strong>ist</strong> die<br />

Mark II, eine Handpumpe aus Schweißstahl, die UNICEF in den siebziger Jahren<br />

in Indien entwickelte. Bis dahin hatte man für das Bohren der Brunnen die neuesten<br />

und modernsten Bohrtürme eingesetzt, als Handpumpen aber schlechte Kopien von<br />

europäischen oder amerikanischen Modellen installiert. Ursprünglich für den<br />

Gebrauch durch eine einzige Familie bestimmt, haben die wenigsten dieser<br />

Pumpen dem Gebrauch durch ein ganzes Dorf standgehalten. Abhilfe schaffte die<br />

Pumpe Mark II, die ausgesprochen stabil, aber dennoch leicht zu bedienen <strong>ist</strong>. Zum<br />

Schutz vor der Abenteuerlust spielender Kinder besitzt sie sogar eine<br />

„Kindersicherung“. Allein in Indien wurden 600.000 dieser Pumpen installiert.<br />

Bereich Grundsatz und Information<br />

I-0086-5.000-01/04

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!