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Das Leben im Internat - Blieskastel

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<strong>Das</strong> <strong>Leben</strong> <strong>im</strong> <strong>Internat</strong><br />

„<strong>Das</strong> Schülerinnenhe<strong>im</strong> … übern<strong>im</strong>mt die Sorge für gute Unterkunft und Verpflegung der<br />

Schülerinnen und für ein geregeltes Studium, aber auch für die charakterlich-religiöse<br />

Erziehung der jungen Menschen <strong>im</strong> Rahmen einer He<strong>im</strong>gemeinschaft.“ (G. Wolf)<br />

Es bestand <strong>Internat</strong>szwang. Nur alle drei Wochen durften die Seminaristinnen nach<br />

Hause fahren.<br />

Erst als die Zahl der Schülerinnen <strong>im</strong>mer mehr anwuchs, konnten die Mädchen, die dies<br />

wünschten, ab dem Schuljahr 1955/56 mit Genehmigung des Ministeriums zu Hause<br />

wohnen.<br />

Die 1952 eingeschulte Klasse schuf Platz, indem sie ab 1957 ihr Studium an der<br />

Katholischen Pädagogischen Peter-Wust-Hochschule in Saarbrücken fortsetzte.<br />

Die – besonders in den ersten <strong>Internat</strong>sjahren - einfache Kost war ausreichend und sollte<br />

kritiklos angenommen werden. Päckchen zum Namens- oder Geburtstag waren erlaubt.<br />

Obst oder Butter durften von zu Hause mitgebracht werden.<br />

Im <strong>Internat</strong> wurde sehr großer Wert auf Ordnung gelegt: Ordnung bezüglich Kleidung,<br />

Wäsche, Bett,….<br />

Die Kleider durften nicht ärmellos sein, mussten die Knie bedecken. Sandalen sollten nur<br />

mit Söckchen getragen werden.<br />

Die Wäsche <strong>im</strong> Schrank musste Kante auf Kante liegen, die Bettdecke viereckig aufgebaut<br />

sein wie ein Kasten.<br />

Hausschuhe waren Pflicht.<br />

Ordnung erwartete man auch in allen Räumen des Hauses.<br />

Sauberkeit, Glanz, Helligkeit trugen zum Wohlbefinden bei.<br />

1<br />

„<strong>Das</strong> He<strong>im</strong> bietet die erforderliche<br />

Ruhe, Ordnung und Zeit für das<br />

Studium. Die Schülerinnen<br />

müssen deshalb die in der<br />

Tagesordnung angegebene<br />

Studienzeit pünktlich einhalten und<br />

sich so verhalten, dass andere in<br />

ihrer Arbeit nicht gestört werden."<br />

(G. Wolf)<br />

Die Schwestern und eine<br />

Erzieherin passten auf, ermahnten<br />

bei Bedarf.<br />

Die Schülerinnen durften in ihrer freien Zeit am Nachmittag zum Kloster spazieren oder in<br />

der Stadt kleine Einkäufe tätigen. Nach dem Abendessen war ein kurzer Aufenthalt vor dem<br />

<strong>Internat</strong> gestattet.<br />

Familienbesuche, Arztbesuche o. ä. bedurften einer besonderen Genehmigung.<br />

Kinobesuche waren nur gemeinsam in Begleitung zweier Schwestern erlaubt.


Die Einteilung des Tages war genau festgelegt:<br />

Aufstehen<br />

Hl. Messe (freiwillig)<br />

Ordnen der Betten<br />

Frühstück<br />

Unterricht<br />

Mittagessen<br />

Freizeit<br />

Studium<br />

Kaffeepause<br />

Studium<br />

Abendessen<br />

Freizeit<br />

Nachtruhe<br />

Die Schülerinnen durften <strong>im</strong> Sprechz<strong>im</strong>mer Besuch empfangen, wenn sich dieser vorher<br />

bei der He<strong>im</strong>leiterin angemeldet hatte.<br />

Eingehende Post wurde von der He<strong>im</strong>leitung verteilt. Be<strong>im</strong> Verdacht, ein Briefwechsel<br />

verstoße gegen die Grundsätze der He<strong>im</strong>erziehung, wurde das Kuvert sogar geöffnet und<br />

der Brief ggf. an die Eltern geschickt. Postlagernder Briefverkehr oder mit verdächtigen<br />

Absendern versehene Briefe konnten - wie andere schwerwiegende Verstöße gegen die<br />

He<strong>im</strong>ordnung - zum Ausschluss aus dem <strong>Internat</strong> und damit auch aus dem Seminar führen.<br />

Jede Schülerin sollte sich in die Gemeinschaft einordnen, hilfsbereit und rücksichtsvoll<br />

sein. Sie sollte sich grundsätzlich verantwortlich für das Gemeinschaftsleben fühlen und<br />

alles vermeiden, was glückliches Zusammenleben stört, wie Unwahrhaftigkeit, Streit,<br />

Kritiksucht, Gleichgültigkeit und Ungehorsam gegenüber der He<strong>im</strong>ordnung. Sie sollte keine<br />

unerlaubten Bücher lesen, keine Freundschaften mit Jungen pflegen.<br />

Die <strong>Internat</strong>sleitung war bestrebt, die zukünftigen Lehrerinnen <strong>im</strong> christlichen Glauben zu<br />

erziehen.<br />

<strong>Internat</strong>sbeiträge<br />

„Die Seminarausbildung war kostenlos, für Verpflegung wurde ein monatlicher<br />

<strong>Internat</strong>sbeitrag erhoben, und zwar:<br />

1948 3000 Franken 1959 8000 Franken<br />

1949 3200 Franken ab 1.9.1959 75 DM<br />

1950 4000 Franken ab 1.5.1960 110 DM<br />

1956 6000 Franken ab 1.4.1961 125 DM<br />

1957 7000 Franken<br />

Der <strong>Internat</strong>sbeitrag ermäßigte sich für gut die Hälfte der Schülerinnen noch, insofern die<br />

Regierung Zuschüsse und, je nach Würdigkeit und Bedürftigkeit, gestaffelte<br />

Erziehungsbeihilfen gab.” (Dr. E. Bopp)<br />

Bedingung war, die Zeugnisnoten ließen erwarten, dass die Schülerinnen ihr Berufsziel<br />

erreichen und wenigstens einige Jahre lang als Lehrerin arbeiten würden.<br />

2


Ein kurzes Nachwort<br />

<strong>Das</strong> <strong>Internat</strong> war für uns, die ehemaligen Seminaristinnen, sehr wichtig. Dankbar erinnern<br />

wir uns an diese Zeit.<br />

Theo Schwalb, ein weit bekannter <strong>Blieskastel</strong>er Gastwirt, hat dem <strong>Internat</strong> in einem Gedicht<br />

„ein Denkmal“ gesetzt.<br />

Maria Roppenecker bewahrte das Gedicht auf:<br />

„Am Platz, wo dieses Schloss einst war,<br />

steht jetzt ein schönes Seminar,<br />

<strong>im</strong> Volksmund `Drachenburg´ genannt;<br />

da waren wir hinein verbannt<br />

und für den Lehrberuf erkoren;<br />

die Jahre waren nicht verloren -<br />

und deshalb zieht´s uns auch zurück<br />

zu ein bisschen Jugendglück!”<br />

3

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