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Berichtsheft - Deutsche Gesellschaft für Polarforschung eV

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ARBEITSKREIS GEOLOGIE UND GEOPHYSIK DER POLARGEBIETE<br />

IN DER<br />

DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR POLARFORSCHUNG<br />

34. Arbeitstreffen in Bremen<br />

15./16. April 2011<br />

Überblick mit ausgewählten Beiträgen


Im Arbeitskreis „Geologie und Geophysik der Polargebiete“ innerhalb der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Polarforschung</strong> haben sich an der Arktis und Antarktis interessierte<br />

Geowissenschaftler zusammengeschlossen. Ihr wesentliches Ziel ist es, neben der<br />

gemeinschaftlichen Formulierung und Ausführung polarbezogener geowissenschaftlicher<br />

Forschungsprogramme einen intensiven Informationsaustausch zu pflegen.<br />

Dies geschieht durch jährlich veranstaltete Arbeitstreffen, über die in schriftlicher<br />

Form wie in vorliegendem Heft berichtet wird.<br />

Derzeitige Sprecher des Arbeitskreises sind:<br />

Prof. Dr. Martin Melles<br />

Institut <strong>für</strong> Geologie und Mineralogie<br />

Universität zu Köln<br />

Zülpicher Str. 49 a<br />

50674 Köln<br />

Dr. Solveig Estrada (Stellvertreterin)<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

Stilleweg 2<br />

30655 Hannover<br />

Köln und Hannover, im Juni 2011<br />

2


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Vorwort 5<br />

Teilnehmerliste 7<br />

Programm des Arbeitstreffens 9<br />

Kurzfassungen der Beiträge 11<br />

D. Damaske, J. Jacobs &<br />

A. Läufer<br />

V. Damm, K. Berglar &<br />

scientific party<br />

N. Dörr, F. Lisker,<br />

P.D. Clift, A. Carter,<br />

A. Schlegel, K. Schubert,<br />

D. Gee, A. Tebenkov,<br />

M. Jochmann & C. Spiegel<br />

S. Estrada, J. Schlüter,<br />

A. Läufer, F. Lisker,<br />

C. Spiegel, R. Kühn &<br />

K.N. Nitzsche<br />

Geologische und geophysikalische Untersuchungen in Sør<br />

Rondane, östliches Dronning Maud Land, Ostantarktis: GEA I und<br />

GEA II<br />

First Results of the Arctic Cruise ARK-XXV/3 with RV POLAR-<br />

STERN, 01. 08. - 09. 10. 2010<br />

Svalbard: Erosions- und Ablagerungsgeschichte seit dem späten<br />

Mesozoikum<br />

Hinweise auf die panafrikanische Sutur zwischen Ost- und West-<br />

Gondwana durch Moränengesteine im südöstlichen Teil des<br />

zentralen Dronning-Maud-Landes (Projektvorschlag <strong>für</strong> GEA II)<br />

E. Fahrbach Fahrtplan Polarstern 2011-2014<br />

K. Gohl, G. Uenzelmann-<br />

Neben, G. Kuhn,<br />

A. Lindeque, T. Kalberg,<br />

E. Weigelt & A. Denk<br />

N. John, R. Schöner & R.<br />

Gaupp<br />

A. Läufer, D. Damaske,<br />

C. Gaedicke, F. Lisker &<br />

R. Schöner<br />

Basement and sedimentary architecture of the Amundsen Sea<br />

Embayment: How close do we come to reconstructing West<br />

Antarctica’s glacial history?<br />

Fluviatile Architektur & Provenienzanalyse der Takrouna<br />

Formation in Nord-Viktoria-Land<br />

3<br />

Seite<br />

Koreanisch-deutsche Kooperation in der Rossmeer-Region 27<br />

A. Läufer & D. Damaske Planung der Expedition GANOVEX XI (2012/13): Ein erster<br />

Ausblick<br />

A. Läufer & K. Piepjohn Mittelfristige Planung der Polaraktivitäten der BGR<br />

J. Lindow, C. Spiegel,<br />

F. Lisker & K. Gohl<br />

M. Melles & El´gygytgyn<br />

Scientific Party<br />

J. D. Prenzel, F. Lisker,<br />

M.L. Balestrieri, A. Läufer<br />

& C. Spiegel<br />

F. Riefstahl, S. Estrada,<br />

W. Geissler, W. Jokat,<br />

H. Kämpf, P. Dulski,<br />

R. Naumann & C. Spiegel<br />

Erste Ergebnisse zur Hebungsgeschichte von Marie Byrd Land,<br />

West Antarktis<br />

Das El´gygytgyn-Tiefbohrprojekt in NE-Sibirien: Zweite Ergebnisse<br />

Neue thermochronologische Daten von der Eisenhower Range im<br />

Nord-Viktoria-Land<br />

Provenance of rocks from the Yermak Plateau: Geochemical and<br />

petrographic constraints<br />

11<br />

13<br />

15<br />

19<br />

21<br />

22<br />

24<br />

28<br />

29<br />

32<br />

33<br />

37<br />

39


P. Schindler, G. Jentzsch,<br />

D. Damaske & A. Läufer<br />

C. Spiegel, F. Lisker,<br />

N. Dörr & K. Piepjohn<br />

M.E. Weber, G. Kuhn,<br />

P.U. Clark & D. Sprenk<br />

Untersuchung der Krustenstruktur im Küstenbereich von Nord-<br />

Viktoria-Land, Antarktis, mittels gravimetrischer und magnetischer<br />

3D-Modellierung<br />

Erosion history of the Canadian Arctic margin: First results of the<br />

CASE-11 Expedition<br />

Southern Hemisphere Temperature and Global Sea-Level Rise<br />

Since the Last Glacial Maximum<br />

4<br />

Seite<br />

40<br />

42<br />

44


VORWORT<br />

Nach dem 33. Arbeitstreffen am 06. 09. 2010 im Rahmen der 24. Internationalen Polartagung<br />

in Obergurgl, bei dem aktuelle politische und organisatorische Fragen im Mittelpunkt<br />

standen, war das 34. Treffen des Arbeitskreises wieder von Fachvorträgen und -diskussionen<br />

geprägt.<br />

Es fand am 15. und 16. April 2011 auf Einladung der Mitarbeiter des Fachgebietes „Geodynamik<br />

der Polargebiete“ der Universität Bremen im MARUM statt. Auf dem mit über 40 Teilnehmern<br />

sehr gut besuchten Treffen wurden 24 Vorträge gehalten, bei denen neue Ergebnisse<br />

aus Forschungsprojekten in der Antarktis and Arktis sowie Planungen <strong>für</strong> zukünftige<br />

Arbeiten vorgestellt wurden. Ein interessanter Vortrag zum Vergleich von Akkretionsorogenen<br />

in Australien und der Antarktis wurde von dem australischen Gastwissenschaftler Glen<br />

Phillips gehalten. Einzelheiten sind der folgenden Tagesordnung und den alphabetisch<br />

geordneten Kurzfassungen der Beiträge zu entnehmen.<br />

In der abschließenden Diskussion ging es vor allem um die neue Strategieschrift des<br />

Arbeitskreises zu den Perspektiven der geowissenschaftlichen <strong>Polarforschung</strong>. Die Erstellung<br />

einer neuen Strategieschrift war auf dem 31. Arbeitskreistreffen 2009 in Potsdam<br />

beschlossen worden. Das damals gebildete Redaktionsteam hat sich inzwischen mehrmals<br />

getroffen, um die Struktur und den generellen Inhalt der Strategieschrift zu erarbeiten. Die<br />

letzte Zusammenkunft fand unmittelbar vor dem Arbeitstreffen in Bremen statt. Ein erster<br />

Entwurf soll voraussichtlich Ende 2011 an die Mitglieder des Arbeitskreises verschickt<br />

werden.<br />

Des weiteren wurde über das Strategiepapier „Schnelle Veränderungen in der Arktis –<br />

<strong>Polarforschung</strong> in globaler Verantwortung“ informiert, das unter Koordination von K. Lochte<br />

(AWI) erarbeitet wurde, um die Arktis stärker in den Blickpunkt des Nachhaltigkeits-Schwerpunktes<br />

des BMBF zu stellen. Darüber hinaus wird derzeit vom BMU die Broschüre<br />

„Antarktisvertrag – 30 Jahre Konsultativstatus BRD“ erstellt, die auf dem 34. ATCM in<br />

Buenos Aires im Juni 2011 präsentiert wird. Dieter Fütterer gab einen Rückblick zur ASSW<br />

2011 in Seoul (Korea), wobei er besonders auf die Rolle Russlands in der internationalen<br />

Arktis-Forschung und im IASC einging. Mirko Scheinert informierte über die Möglichkeit,<br />

dass Studenten, die an der ISAES XI in Edinburgh (Juli 2011) teilnehmen, bei der DGP eine<br />

Unterstützung <strong>für</strong> die Reisekosten beantragen können. Voraussetzung ist eine Mitgliedschaft<br />

in der DGP.<br />

5


Zum Gelingen des Arbeitstreffens hat nicht zuletzt die hervorragende Organisation sowie die<br />

leckere Verpflegung in den Pausen und beim abendlichen Büffet beigetragen, wo<strong>für</strong> wir dem<br />

Team der Universität Bremen, insbesondere Frank Lisker und Frau Haack ganz herzlich<br />

danken.<br />

Das nächste Treffen wird auf freundliche Einladung von Lothar Viereck-Goette voraussichtlich<br />

am 20. und 21. April 2012 im Jena stattfinden.<br />

Solveig Estrada und Martin Melles<br />

6


T E I L N E H M E R L I S T E<br />

34. Treffen des Arbeitskreises, 15./16. 04. 2011<br />

Name Organisation E-Mail<br />

Berglar, Kai BGR Hannover Kai.Berglar@bgr.de<br />

Breitzke, Monika Uni Bremen monika.breitzke@uni-bremen.de<br />

Castex, Marion Uni Bremen marion.castex@gmail.com<br />

Damaske, Detlef BGR Hannover detlef.damaske@bgr.de<br />

de Vera, Jean-Pierre Paul<br />

DLR, Institut <strong>für</strong> Planetenforschung<br />

Berlin<br />

7<br />

jean-pierre.devera@dlr.de<br />

Dörr, Nina Uni Bremen ndoerr@uni-bremen.de<br />

Estrada, Solveig BGR Hannover solveig.estrada@bgr.de<br />

Fahrbach, Eberhardt AWI Bremerhaven eberhard.fahrbach@awi.de<br />

Falkowski, Sarah Uni Bremen sfalkowski@uni-bremen.de<br />

Fütterer, Dieter AWI Bremerhaven dieter.fuetterer@awi.de<br />

Gohl, Karsten AWI Bremerhaven karsten.gohl@awi.de<br />

Henjes-Kunst, Friedhelm BGR Hannover friedhelm.henjes-kunst@bgr.de<br />

Hofmann, Julie Uni Bremen julia.hofmann@uni-bremen.de<br />

Huch, Monika Adelheidsdorf mfgeo@t-online.de<br />

Jacobs, Joachim Uni Bergen (NORWEGEN) joachim.jacobs@geo.uib.no<br />

Jentzsch, Gerhard Uni Jena gerhard.jentzsch@uni-jena.de<br />

John, Nadine Uni Jena nadine.john@uni-jena.de<br />

Jokat, Wilfried AWI Bremerhaven wilfried.jokat@awi.de<br />

Kleinschmidt, Schorse Uni Frankfurt kleinschmidt@em.uni-frankfurt.de<br />

Kopsch, Conrad AWI Potsdam conrad.kopsch@awi.de<br />

Kothe, Jürgen BGR Hannover juergen.kothe@bgr.de<br />

Kroner, Uwe TU Bergakademie Freiberg kroner@geo.tu-freiberg.de<br />

Läufer, Andreas BGR Hannover andreas.laeufer@bgr.de<br />

Lindeque, Ansa AWI Bremerhaven ansalique@gmail.com<br />

Lindow, Julia Uni Bremen lindow.julia@uni-bremen.de<br />

Lisker, Frank Uni Bremen flisker@uni-bremen.de<br />

Marcinkowski, Vera BMWi Berlin veramarc@t-online.de<br />

Meisel, Ove Uni Bremen o.meisel@gmx.de


Name Organisation E-Mail<br />

Melles, Martin Uni Köln mmelles@uni-koeln.de<br />

Oerter, Hans AWI Bremerhaven hans.oerter@awi.de<br />

Olesch, Martin Uni Bremen olesch@geopol.uni-bremen.de<br />

Phillips, Glen<br />

The University of Newcastle<br />

(AUSTRALIEN)<br />

8<br />

Glen.Phillips@newcastle.edu.au<br />

Prenzel, Jannis Uni Bremen jprenzel@uni-bremen.de<br />

Reitmayr, Gernot Hannover, ehem. BGR geophys@ymail.com<br />

Riefstahl, Florian Uni Bremen flo_rief@uni-bremen.de<br />

Scheinert, Mirko TU Dresden scheinert@ipg.geo.tu-dresden.de<br />

Schindler, Peter Uni Jena Peter.Schindler@uni-jena.de<br />

Spiegel, Cornelia Uni Bremen cornelia.spiegel@uni-bremen.de<br />

Steinhage, Daniel AWI Bremerhaven Daniel.Steinhage@awi.de<br />

Tessensohn, Franz Adelheidsdorf, ehem. BGR ft.geopolar@t-online.de<br />

Viereck-Goette, Lothar Uni Jena lothar.viereck-goette@uni-jena.de<br />

Wagner, Bernd Uni Köln wagnerb@uni-koeln.de<br />

Weber, Michael Uni Köln michael.weber@uni-koeln.de


Programm<br />

_________________________________________________________________________________________________________________<br />

34. Treffen des Arbeitskreises<br />

"Geologie und Geophysik der Polargebiete"<br />

15./16. April 2011<br />

Ort: MARUM, Universität Bremen<br />

_________________________________________________________________________________________________________________<br />

Freitag 15. April 2011<br />

14:00 MELLES, Martin & Begrüßung, Einführung und Stand Strategieschrift<br />

ESTRADA, Solveig<br />

Generelles und Bipolares<br />

14:15 FAHRBACH, Eberhardt Aktuelle Fahrtplanung des FS "Polarstern"<br />

14:30 LÄUFER, Andreas Mittelfristige Planung der Polaraktivitäten der BGR<br />

14:45 MELLES, Martin DFG-Schwerpunktprogramm "Antarktisforschung" -<br />

aktuelle Antragsrunde<br />

15:00 HUCH, Monika Der AK in der DGP-Internetseite<br />

Arktis<br />

15:15 KRONER, Uwe Paläozoische Plattenkinematik in der Arktis<br />

15:30 DÖRR, Nina Svalbard: Erosion and Deposition seit dem späten<br />

Mesozoikum - Befunde einer gekoppelten Studie<br />

15:45 – 16:15 h K a f f e e p a u s e<br />

16:15 SPIEGEL, Cornelia, Erosionsgeschichte des kanadischen Arktisrandes –<br />

LISKER, F., DÖRR, N. erste Ergebnisse der CASE-11 Expedition<br />

16:30 BERGLAR, Kai, Ergebnisse der Arktisreise ARK-XXV/3 von FS<br />

DAMM, Volkmar Polarstern, 1.8.-9.10.2010<br />

16:45 RIEFSTAHL, Florian Provenance of rocks from the Yermak Plateau:<br />

geochemical and petrographic constrains<br />

17:00 MELLES, Martin Das El´gygytgyn-Tiefbohrprojekt in NE-Sibirien:<br />

zweite Ergebnisse<br />

Antarktis I<br />

17:15 LINDOW, Julia Erste Ergebnisse zur Hebungsgeschichte von Marie<br />

Byrd Land, West Antarktis<br />

17:30 PRENZEL, Jannis Neue thermochronologische Daten vom Nord-Viktoria-<br />

Land von einem vertikalen Profil in der Eisenhower-<br />

Range im Transantarktischen Gebirge (Antarktis)<br />

17:45 JOHN, Nadine Fluviatile Architektur und Provenienzanalyse der<br />

Takrouna Formation in Nord-Viktoria-Land<br />

ab ca. 18:30 Uhr Diskussion am Büffet<br />

_________________________________________________________________________________________________________________<br />

9


Antarktis II<br />

Samstag 16. April 2011<br />

09:00 JENTZSCH, Gerhard Mikrogravimetrische Messungen in Nord-Viktoria-Land,<br />

Antarktis - erste Ergebnisse<br />

09:15 SCHINDLER, Peter Untersuchung der Krustenstruktur im Küstenbereich<br />

von Nord-Viktoria-Land, Antarktis, mittels<br />

gravimetrischer und magnetischer 3D- Modellierung<br />

09:30 PHILLIPS, Glen Geodynamic correlation between northern Victoria<br />

Land and Australia<br />

09:45 VIERECK-GOETTE, Lothar Wie beginnt der Magmatismus einer Large Igneous<br />

Province: der neue palynologische und radiometrische<br />

(U/Pb, Rb/Sr, Ar/Ar) Altersrahmen der Ferrar LIP<br />

10:00 DAMASKE, Detlef, Geologische und geophysikalische Untersuchungen<br />

JACOBS, J., LÄUFER, A. in den Sör Rondane Mountains, Dronning Maud<br />

Land, Ostantarktis: GEA I und GEA II<br />

10:15 ESTRADA, Solveig, Hinweise auf die panafrikanische Sutur zwischen<br />

SCHLÜTER, J., LÄUFER, A., Ost- und West-Gondwana von Moränengesteinen<br />

LISKER, F., SPIEGEL, C., im südöstlichen Teil des zentralen Dronning-Maud-<br />

KÜHN, R., NITZSCHE, N. Landes (Projektvorschlag <strong>für</strong> GEA II)<br />

10:30 LÄUFER, Andreas, Koreanisch-<strong>Deutsche</strong> Kooperation in der Rossmeer-<br />

DAMASKE, D., GAEDICKE, C., Region: ein erster Bericht<br />

LISKER, F., SCHÖNER, R.<br />

10:45 – 11:15 h K a f f e e p a u s e<br />

11:15 LÄUFER, Andreas, Planung der Expedition GANOVEX XI (2012/13):<br />

DAMASKE, Detlef ein erster Ausblick<br />

11:30 GOHL, Karsten Basement- und Sedimentaufbau des Amundsen Sea<br />

Embayment: Wie kommen wir der Glazialgeschichte<br />

der Westantarktis näher?<br />

11:45 WEBER, Michael Southern hemisphere temperature and global sea- level<br />

rise since the Last Glacial Maximum<br />

12:00 WAGNER, Bernd,<br />

MELLES, M., BERG, S.,<br />

ORTLEPP, S.<br />

Paläolimnologie in den Dry Valleys<br />

Informationen und Diskussion<br />

12:15 Schwerpunkt: Die neue Strategieschrift des Arbeitskreises<br />

Sonstiges: - BMBF-Papier „Schnelle Veränderungen in der Arktis“<br />

- BMU-Broschüre „Antarktisvertrag – 30 Jahre Konsultativstatus BRD“<br />

- Rückblick ASSW 2011 (27.3.-1.4.2011 in Seoul, Korea)<br />

- Ausblick ISAES XI (10.-15.7.2011 in Edinburgh, Schottland)<br />

E n d e s p ä t e s t e s t e n s u m 13:00 Uhr<br />

_________________________________________________________________________________________________________________<br />

10


KURZFASSUNGEN DER BEITRÄGE<br />

Geologische und geophysikalische Untersuchungen in Sør Rondane, östliches<br />

Dronning Maud Land, Ostantarktis: GEA I und GEA II<br />

Detlef Damaske 1 , Joachim Jacobs 2 & Andreas Läufer 1<br />

1<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Stilleweg 2, 30655 Hannover<br />

2<br />

University of Bergen, Norway<br />

Ziel des zwischen BGR und AWI abgeschlossenenem Kooperationsprogramms „Geodynamic<br />

Evolution of East Antarctica – GEA“ ist es, die geologisch-tektonischen Strukturen in<br />

der Ostantarktis im Zusammenhang mit der grenvillischen und panafrikanischen Orogenese<br />

sowie des späteren Zerfalls von Gondwana und der nachfolgenden langfristigen Landschaftsentwicklung<br />

Dronning Maud Lands (DML) zu untersuchen. Neben geologischen Arbeiten<br />

in zugänglichen Gebieten im zentralen und östlichen DML sind es vornehmlich aerogeophysikalische<br />

Vermessungen über den vollständig von Eis bedeckten Gebieten des Hinterlandes<br />

sowie vor der Küste des DML, die zur Klärung der tektonischen Entwicklung<br />

beitragen können.<br />

Geologische Kartierungen sollen mit Strukturen des zentralen DML aerogeophysikalisch<br />

verbunden werden. Die Potenzialfeldmethoden ermöglichen eine regionale Extrapolation der<br />

gefundenen geologischen Strukturen unter dem Eis. Parallel zu den aerogeophysikalischen<br />

Vermessungen sind geologische und bodengeophysikalische Untersuchungen mit Schwerpunkt<br />

in Sør Rondane vorgesehen. Dies sind insbesondere Suszeptibilitätsmessungen,<br />

strukturgeologische Arbeiten und Probennahmen <strong>für</strong> geo- und thermochronologische Messungen.<br />

Im Südsommer 2010/2011 führte ein erstes Pilotprojekt “GEA I“ in das östliche Dronning<br />

Maud Land mit Schwerpunkt im westlichen Sør Rondane. Die Expedition wurde logistisch<br />

gemeinsam mit dem Alfred-Wegener-Institut sowie dem belgischen Antarktisprogramm<br />

BELARE durchgeführt. Sowohl <strong>für</strong> einen Teil des Flugprogramms mit der Polar 5 wie auch<br />

<strong>für</strong> die Geländetätigkeit des geologisch/bodengeophysikalischen Programms diente die belgische<br />

Sommerstation „Princess Elisabeth“ als Basis.<br />

In einem Zeitraum von etwa 4 Wochen konnten in einem Umkreis von 25-30 km von der<br />

Station mehr als 80 verschiedene Gesteinsaufschlüsse besucht werden. Es wurden etwa<br />

250 strukturgeologische Messungen vorgenommen und 113 Gesteinsproben gesammelt. An<br />

der Mehrzahl der geologischen Probenpunkte wurden Suszeptibiltätsmessungen durchgeführt,<br />

insgesamt 163 Messungen (jede bestehend aus mindestens 12 Einzelmessungen). Die<br />

11


Proben mit einem Gesamtgewicht von 400 kg wurden in der Station dokumentiert und mit<br />

der Polar 5 zur Neumayer-Station geflogen und im AWI-Container als Seefracht nach<br />

Bremerhaven verschifft. In den kommenden Monaten sollen in den Laboren in Bergen und<br />

Hannover petrologische, geochronologische und strukturgeologische Analysen durchgeführt<br />

werden. Diese Arbeiten dienen auch der Vorbereitung von GEA II, wo in der Saison 2011/12<br />

ein größeres Geologen-Team gezielt weitere Untersuchungen im Bereich von Sør Rondane<br />

vornehmen wird.<br />

Die Geländetätigkeit wurde hervorragend von der Mannschaft der belgischen Station, die<br />

eine ausgezeichnete Ausgangsbasis <strong>für</strong> geologische Arbeiten in dieser Region darstellt,<br />

unterstützt. Die bei GEA I beprobten Aufschlüsse wurden sämtlich mit Skidoo angefahren.<br />

Es wurden insgesamt etwa 800 Skidoo-Kilometer an 20 Geländetagen zurückgelegt, täglich<br />

zwischen 20 und 60 km. Weitere Arbeiten erfordern jedoch eine andere Vorgehensweise,<br />

entweder mit Außencamps als Basis <strong>für</strong> Skidoo-Unternehmungen in der weiteren Umgebung<br />

oder mit Hubschrauberunterstützung zu noch weiter entlegenen, vor allem aber aufgrund der<br />

schwierigen Zugänglichkeit sonst nicht erreichbaren Aufschlüssen. Für GEA II ist ein Einsatz<br />

von 2 Hubschraubern vorgesehen, die als Basis die Princess-Elisabeth-Station nutzen werden.<br />

Die Einrichtung eines Außencamps mit Hilfe der an der Station vorhandenen Logistik ist<br />

ebenfalls möglich.<br />

GEA II umfasst zudem ein umfangreiches Befliegungsprogramm mit der Polar 5, das von<br />

einer Basis an der Küste an der Crown Bay (200 km nördlich von „Princess Elisabeth“)<br />

operieren soll, in der zweiten Saisonhälfte auch von der belgischen Station aus.<br />

Die belgische Antarktis-Station „Princess Elisabeth“ in Sør Rondane.<br />

Im Vordergrund die Magnetik-Basisstation <strong>für</strong> die Befliegung GEA I.<br />

(Foto: Damaske)<br />

12


First Results of the Arctic Cruise ARK-XXV/3 with RV POLARSTERN,<br />

01. 08. - 09. 10. 2010<br />

Volkmar Damm, Kai Berglar and scientific party<br />

Federal Institute for Geosciences and Natural Resources, Hannover, Germany<br />

The plate boundary between the North America plate and the Greenland plate is still not well<br />

defined and the nature of the ocean-continent transition zone is widely unknown. In summer<br />

2010 a multidisciplinary marine geo-scientific expedition focussing on the Greenland part of<br />

northern Baffin Bay was performed under the direction of the Federal Institute for<br />

Geosciences and Natural Resources Hannover, Germany in cooperation with the Alfred-<br />

Wegener Institute Bremerhaven.<br />

By means of multi-channel seismic, wide-angle seismic, gravimetric and magnetic methods<br />

the structural inventory of the crust in the NW Baffin Bay was investigated. Additionally, heat<br />

flow measurements were done and sediment cores for geochemical and geomicrobiological<br />

analysis were extracted at selected positions along lines across the Greenland continental<br />

margin to be used for basin modelling and for study the on hydrocarbon generation.<br />

Aeromagnetic data were acquired covering part of the marine survey area to investigate<br />

magnetic signatures of the oceanic crust and continental margin. Geological sampling for<br />

geochronological analysis was conducted at selected onshore locations.<br />

In our presentation we give an overview of first results of the expedition with special focus on<br />

multi-channel seismic data, magnetic and gravity data. The syn-rift sediments have been<br />

deposited during two phases and were imaged along several sections of the newly acquired<br />

seismic lines. The Quaternary and late Pliocene glacial deposits are characterized by<br />

prograding sequences on the western shelf and the upper slope. Some lines are showing<br />

that the north-north-west striking Melville Ridge is a compressional structure generated by<br />

thrusting of Melville Graben sedimentary fill on the western edge of the graben, possibly<br />

caused by strike slip faulting active during the northward movement of Greenland in the<br />

second drift phase starting in the Eocene. The seismic and magnetic signatures allow<br />

identifying the continent ocean boundary. At some segments of the crustal margin the<br />

opening of the Baffin Bay could be associated with volcanic activity.<br />

13


Location of survey data during cruise ARK-XXV/3 of RV POLARSTERN<br />

14


Svalbard: Erosions- und Ablagerungsgeschichte seit dem späten Mesozoikum<br />

Dörr, N. 1 , Lisker, F. 1 , Clift, P.D. 2 , Carter, A. 3 , Schlegel, A. 1 , Schubert, K. 1 , Gee, D. 4 ,<br />

Tebenkov, A. 5 , Jochmann, M. 6 & Spiegel, C. 1<br />

1 Universität Bremen, Geodynamik der Polargebiete, Bremen, Deutschland<br />

2 University of Aberdeen, Department of Geology and Petroleum Geology, Aberdeen, UK<br />

3 University of London, School of Earth Sciences, Birkbeck College, UK<br />

4 University of Uppsala, Department of Earth Sciences, Uppsala, Schweden<br />

5 Polar Marine Geological Research Expedition, St. Petersburg, Russland<br />

6 Store Norske Spitsbergen Grubekompani, Svalbard, Norwegen<br />

Seit dem Mesozoikum befand sich Svalbard mehrfach im Bereich eines passiven Kontinentalrandes<br />

und war zudem während des Paläogens besonders durch die Bildung des West-<br />

Spitzbergen-Faltengürtels von der Eureka-Orogenese betroffen. Aus dieser Konstellation<br />

resultiert eine besondere Bedeutung Svalbards <strong>für</strong> die mesozoisch-känozoische tektonische<br />

Rekonstruktion der Arktis. Svalbard kann in drei Domänen unterteilt werden:<br />

(i) den paläogenen West-Spitzbergen-Faltengürtel;<br />

(ii) das zentrale Tertiärbecken im Vorland des Faltengürtels; und<br />

(iii) die in Nord-Svalbard aufgeschlossenen Grundgebirgseinheiten, die von großen N-S-<br />

Störungszonen durchzogen sind.<br />

West-Svalbard ist durch eine alpine Morphologie gekennzeichnet, die auf die eozänoligozäne<br />

Exhumierung des West-Spitzbergen-Faltengürtels infolge orogener Prozesse<br />

zurückzuführen ist (Blythe und Kleinspehn, 1998). Dem gegenüber ist Zentral- und Nord-<br />

Svalbard durch eine eher flache Morphologie gekennzeichnet, die auf keinen orogenen<br />

Bezug hinweist. Da jedoch keine post-devonischen Sedimente in Nord-Svalbard erhalten<br />

sind, schließt sich die Frage an, wann die Exhumierung der dortigen Grundgebirgseinheiten<br />

stattgefunden und inwieweit die Eureka-Orogenese eine Rolle gespielt hat. Ebenfalls ungeklärt<br />

ist der Einfluss der Bildung umliegender mesozoischer und känozoischer Ozeanbecken<br />

auf die Exhumierung Nord-Svalbards. Im Zentralbecken, wo paläozoische bis känozoischen<br />

Sedimentfolgen prä-devonisches Grundgebirge überlagern, gibt es Hinweise, dass Nord-<br />

Svalbard im späten Mesozoikum und Paläozän als Sedimentliefergebiet <strong>für</strong> das Zentralbecken<br />

diente. Die Präsenz eozäner kohleführender Schichten an der heutigen Erosionsoberfläche<br />

des Beckens weist auf eine signifikante känozoische Aufheizung (Versenkung)<br />

und spät-känozoische Erosion des Zentralbeckens hin. Allerdings sind sowohl Versenkungsbetrag<br />

als auch Zeit und Verlauf der Erosion kaum belegt. Aus der Exhumierungsgeschichte<br />

Nord-Svalbards können Anhaltspunkte über die bisher schlecht abgegrenzte räumliche Ausdehnung<br />

und den genauen zeitlichen Rahmen der Eureka Orogenese abgeleitet werden.<br />

Außerdem liefern Erkenntnisse über das Sedimentlieferpotential Nord-Svalbards zusammen<br />

mit der Exhumierungsgeschichte des Zentralbeckens und des West-Spitzbergen-Faltengür-<br />

15


tels wichtige Hinweise <strong>für</strong> die spät-känozoische Erosionsgeschichte des nordwestlichen<br />

Barents-Schelfs.<br />

Um die oben genannten Fragepunkte näher zu beleuchten, haben wir zum einen Apatit-<br />

Spaltspur- (AFT) und (U-Th-Sm)/He- (AHe) Analysen an Oberflächenproben aus Nord-Svalbard<br />

angewandt. Durch die Kombination beider Methoden kann die thermische Entwicklung<br />

eines Krustenblockes in etwa 1,3 bis 6 km Tiefe rekonstruiert werden. Zum anderen wurden,<br />

ergänzend zu AFT- und AHe-Analysen, Vitrinitreflektanzmessungen (VR) und tonmineralogische<br />

Analysen an den paläozän-eozänen Beckensedimenten aus Bohrkernen des Zentralbeckens<br />

durchgeführt. Anhand dieser Methoden kann die maximale Aufheizung der<br />

Beckensedimente abgeschätzt werden.<br />

Die AFT- (62 ± 5 bis 214 ± 10 Ma) und AHe- (48 ± 6 bis 135 ± 9 Ma) Alter sowie assoziierte<br />

Proxy-Daten zeigen, dass die nördlichen Svalbard-Provinzen vom Frühen Jura bis in die<br />

Späte Kreide zwar mit einem ähnlichen Muster, aber zu unterschiedlichen Zeiten und mit<br />

unterschiedlichen Raten exhumierten. Die Freilegung Nord-Svalbards fand damit im Vergleich<br />

zur eozän-oligozänen Exhumierung des West-Spitzbergen-Faltengürtels (Blythe und<br />

Kleinspehn, 1998) sehr viel früher statt. Wir schließen daraus, dass die vorwiegend mesozoische<br />

Exhumierung Nord-Svalbards mit der Bildung des Amerasischen Beckens und der<br />

einhergehenden Kontinentalrand-Tektonik zusammenhängt. Nord-Svalbard wurde seit dem<br />

Frühen Jura um maximal 6 km exhumiert, einschließlich 1,3 km seit der Späten Kreide.<br />

Durch die geringen Erosionsraten ist keine thermische Signatur der Eureka-Orogenese und/<br />

oder der känozoischen Beckenbildungen überliefert, was darauf hinweist, dass keiner dieser<br />

Prozesse zu erheblicher Erosion im Bereich Nord-Svalbards geführt hat. Unsere Studie zeigt<br />

allerdings auch, dass Teile Nord-Svalbards durch Aktivitäten entlang der N-S streichenden<br />

Störungszonen zwischen 80 und 60 Ma exhumiert wurden. Dies steht vermutlich im Zusammenhang<br />

mit der Eureka-Orogenese. Somit dürfte die eurekanische Deformation wesentlich<br />

früher eingesetzt haben als in den meisten tektonischen Modellen bislang angenommen.<br />

Zwar weist das Auftreten paläozän-eozäner Kohlelagen im Zentralbecken auf eine substantielle<br />

Aufheizung der Sedimente hin, die Apatit-Spaltspuren unserer Bohrkernproben zeigen<br />

jedoch nur eine partielle Überprägung des Systems an. Die jungen AHe-Alter von 10 ± 1 bis<br />

29 ± 3 Ma belegen aber eine komplette Überprägung des AHe-Systems. Über die Korrelation<br />

der beiden thermochronologischen Systeme lassen sich maximale Versenkungstemperaturen<br />

zwischen 80° und 120°C ableiten. Dies stimmt mit Paläo-Temperaturen aus den VR-<br />

Daten (85°–127°C) und tonmineralogischen Analysen (80°–120°C) sehr gut überein. Aus<br />

den VR-Daten wurde ein paläo-geothermischer Gradient von 47°C/km ermittelt, wodurch<br />

maximale Versenkungstiefen der obersten eozänen Schichten und der Tertiärbasis auf<br />

~1,9 km bzw. ~2,6 km begrenzt sind. Dies wiederum liegt im Rahmen der Isopachen, die<br />

16


Manum und Throndsen (1978) aus VR-Daten der heutigen Randbereiche des Zentralbeckens<br />

gewonnen haben. Da die heutige Erosionsoberfläche des Zentralbeckens durch die<br />

eozänen kohleführenden Schichten aufgebaut wird und die Deposition im Zentralbecken im<br />

Mitteloligozän geendet hat (Harland, 1997), müssen demnach die eozän-oligozänen Schichten<br />

im Becken etwa ~2 km mächtiger gewesen sein als heute.<br />

Literatur:<br />

Blythe, A.E., Kleinspehn, K.L., 1998. Tectonically versus climatically driven Cenozoic exhumation of<br />

the Eurasian plate margin, Svalbard: Fission track analyses. Tectonics 17, 621-639.<br />

Harland, W.B., 1997. The Geology of Svalbard, in: Fleet, A.J. (Ed.). The Geological Society London.<br />

Manum, S.B., Throndsen, T., 1978. Dispersed organic matter (kerogen) in the Spitsbergen Tertiary.<br />

Norsk Polarinstitutt Arbok 1977, 179-187.<br />

17


Hinweise auf die panafrikanische Sutur zwischen Ost- und West-Gondwana<br />

durch Moränengesteine im südöstlichen Teil des zentralen Dronning-Maud-<br />

Landes (Projektvorschlag <strong>für</strong> GEA II)<br />

Solveig Estrada 1 , Jochen Schlüter 2 , Andreas Läufer 1 , Frank Lisker 3 , Cornelia Spiegel 3 ,<br />

Rebecca Kühn 3 & Kai Nils Nitzsche 3<br />

1 Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover<br />

2 Mineralogisches Museum, Universität Hamburg<br />

3 Universität Bremen<br />

Während der Queenmet-Expedition der BGR in das südöstliche zentrale Dronning-Maud-<br />

Land (DML) 2007/2008 wurde neben der Meteoritensuche auch eine Beprobung der bis<br />

dahin noch unbesuchten Nunataks und Moränengesteine im Steingarden-Gebiet durchgeführt.<br />

Diese von Jochen Schlüter genommenen Gesteinsproben sind im Nationalen Polarprobenarchiv<br />

an der BGR gelagert und wurden erstmal im Rahmen von zwei Bachelor-<br />

Arbeiten der Uni Bremen (R. Kühn, K. N. Nitzsche) petrographisch untersucht. Die Nunataks<br />

werden von gebänderten Gneisen und Amphiboliten sowie untergeordnet Marmor gebildet.<br />

Orthopyroxen-Relikte zeigen eine granulitfazielle Metamorphose an. In den Moränen wurden<br />

neben Gneisen und Amphiboliten sowie spät- bis post-tektonischen Intrusiva (Granit,<br />

Charnockit, Alkali-Ganggesteine), wie sie aus dem zentralen DML und Sør Rondane bekannt<br />

sind, auch Metasedimente gefunden. Letztere umfassen Graphit- und Pyrit-reiche Schwarzschiefer<br />

und sind teilweise durch das Vorkommen von grünem, Vanadium-führenden Muskovit<br />

gekennzeichnet. Derartige Gesteine wurden bisher nicht aus dem zentralen DML beschrieben.<br />

Jedoch kommen Vanadium-reiche Minerale (wie Granat) in höher metamorphen<br />

Graphit-führenden Gesteinen in Sør Rondane sowie an anderen Stellen des panafrikanischen<br />

Ostafrikanisch-Antarktischen Orogens (Kenia/Tansania) vor (Osanai et al. 1990).<br />

Das Steingarden-Gebiet befindet sich in einem Bereich des DML, in dem die Grenze<br />

zwischen West- und Ost-Gondwana vermutet wird (Abb. 1). Die Metasedimente vom<br />

Schwarzschiefertyp in der Moräne entstammen einem Gebiet südlich von Steingarden und<br />

wurden vermutlich ursprünglich am Rande des Ostantarktischen Kratons gebildet. Die<br />

Grenze zwischen West- und Ost-Gondwana könnte somit zwischen Sør Rondane und<br />

zentralem DML, südlich von Steingarden, verlaufen (Schlüter et al., in press).<br />

Zur Verifizierung dieses Modells sind radiometrische Altersbestimmungen und geochemische<br />

Untersuchungen nötig. Dazu werden größere Mengen an Probenmaterial als die derzeit<br />

vorhandenen Belegstücke benötigt. Die geplante BGR-Expedition GEA II (2011/12) nach Sør<br />

Rondane bietet die logistische Möglichkeit, das Steingarden-Gebiet mittels Helikopter zu erreichen<br />

und eine intensive Beprobung sowohl der Moränen als auch weiterer, noch nicht<br />

besuchter Nunataks im Steingarden-Gebiet durchzuführen.<br />

18


Literatur:<br />

Grunow, A., Hanson, R. & Wilson, T. (1996): Were aspects of Pan-African deformation linked to<br />

Iapetus opening? - Geology, 24: 1063-1066.<br />

Helferich, S., Läufer, A.L., Henjes-Kunst, F. & Kleinschmidt, G. (2004): Pan-African events in southern<br />

Kirwanveggen (western Dronning Maud Land, Antarctica) – evidence from structural geology and<br />

geochronology. - Z. dt. geol. Ges., 154: 453-468.<br />

Jacobs, J., Fanning, C. M., Henjes-Kunst, F., Olesch, M. & Paech, H.-J. (1998): Continuation of the<br />

Mozambique Belt into East Antarctica: Grenville-Age Metamorphism and Polyphase Pan-African<br />

High-Grade Events in Central Dronning Maud Land. - Journal of Geology, 106: 385-406.<br />

Moyes, A.B., Barton, J.M. & Groenewald, P.W. (1993): Late Proterozoic to Early Palaeozoic tectonism<br />

in Dronning Maud Land, Antarctica: supercontinental fragmentation and amalgamation. - J. Geol.<br />

Soc. London, 150: 833-842.<br />

Osanai, Y., Ueno, T., Tsuchiya, N. Takahashi, Y., Tainosho,Y. & Shiraishi, K. (1990): Finding of<br />

vanadium-bearing garnet from the Sør Rondane Mountains, East Antarctica. – Antarctic Record,<br />

34: 279-291.<br />

Schlüter, J., Estrada, S., Lisker, F., Läufer, A., Kühn, R., Nitzsche, K.N. & Spiegel, C. (in press): First<br />

petrographical description of rock occurrences in the Steingarden area, Dronning Maud Land,<br />

East Antarctica. – <strong>Polarforschung</strong>.<br />

Shackleton, R.M. (1996): The final collision zone between East and West Gondwana: where is it? -<br />

Pergamon, 23: 271-287.<br />

Shiraishi, K., Ellis, D.J., Hiroi, Y., Fanning, C.M., Motoyoshi, Y. & Nakai, Y. (1994): Cambrian orogenic<br />

belt in East Antarctica and Sri Lanka: implications for Gondwana assembly. - J. Geology, 102: 47-<br />

65.<br />

Abb. 1: Rekonstruktion des Superkontinents Gondwana vor ca. 500 Ma mit der Position von<br />

Steingarden. Modifiziert von Helferich et al. (2004). Verschiedene Möglichkeiten des Verlaufs<br />

der Sutur zwischen West- und Ost-Gondwana: (1) Shackleton (1996), (2) Jacobs et al. (1998),<br />

(3) Moyes et al. (1993), (4) Grunow et al. (1996) und Shiraishi et al. (1994).<br />

19


Fahrtplan Polarstern 2011-2014<br />

Eberhard Fahrbach<br />

Alfred-Wegener-Institut <strong>für</strong> Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

Messende Ozeanographie<br />

Postfach 120161, D-27515 Bremerhaven<br />

Der gegenwärtige Fahrtplan der Polarstern wurde im Rahmen des im Folgenden beschriebenen<br />

Planungsablaufs erstellt. In der ersten Phase wurde zur Abgabe von Voranträgen mit<br />

Abgabetermin vom 1. September 2009 aufgerufen. Die Voranträge überstiegen das umsetzbare<br />

Antragsvolumen etwa um das Dreifache. Daher wurden regionale Schwerpunkte <strong>für</strong> die<br />

Abgabe der Vollanträge vorgegeben. Zur Abgabe der Vollanträge wurde mit Termin vom 1.<br />

Dezember 2009 gebeten.<br />

Es wurden 25 Vollanträge <strong>für</strong> die Arktis und 39 <strong>für</strong> die Antarktis eingereicht. Die Anträge sind<br />

von stark unterschiedlichem Umfang. Zum Teil wird ein gesamter Fahrtabschnitt mit 55 Wissenschaftlerplätzen<br />

und 60 Tage Dauer beantragt, zum Teil aber auch nur die Teilnahme<br />

von einer oder zwei Personen mit wenigen Tagen Stationszeit an einem regional orientierten<br />

Fahrtabschnitt. Für jeden Antrag wurden zwei Gutachten erstellt. Bei stark abweichender<br />

Bewertung erfolgte ein drittes Gutachten. Im Ganzen waren 17 Mitglieder des Nutzerbeirats<br />

und 22 externe Gutachter beteiligt. Nur 10 Anträge wurden abgelehnt, wobei 6 aus regionalen<br />

Gründen nicht berücksichtigt werden konnten. Bei mehreren Anträgen wurden Nachbesserungen<br />

gefordert. Auf der Grundlage der begutachteten Anträge wurde ein Entwurf des<br />

Fahrtplans 2011-2014 erstellt. Durch die Zusammenfassung einzelner Projekte in Fahrtabschnitte<br />

konnten die Transferzeiten verringert und Synergien bei Doppelbeantragungen gleicher<br />

Arbeiten z.B. von CTD-Stationen im physikalischen und biologischen Antrag genutzt<br />

werden. Damit verblieben 1442 Tage beantragter Zeit im Vergleich zu 1210 Tagen verfügbarer<br />

Zeit. Der beantragte Zeitbedarf überstieg die verfügbare Schiffszeit noch um ca. 20 %.<br />

Aufgrund von Hafentagen, der Versorgung von Neumayer und Überfahrten erhöhte sich die<br />

Überbuchungsrate von 20% auf ca. 35%. Die Anpassung erfolgte durch proportionale<br />

Kürzung aller Projekte im Rahmen der logistischen Randbedingungen. Der Nutzerbeirat der<br />

der Polarstern diskutierte die Vorlage am 3. Mai 2010 und akzeptierte die Vorlage mit<br />

geringen Änderungen unter der Voraussetzung, dass die eingeforderten Nachbesserungen<br />

einiger Anträge zufriedenstellend erfolgen würden. Dies ist zwischenzeitlich erfolgt, so dass<br />

der neue Fahrtplan im Netz veröffentlicht wurde und gegenwärtig abgearbeitet wird. Nachrück-Anträge<br />

können noch abgegeben werden und werden im Rahmen der logistischen Umsetzbarkeit<br />

berücksichtigt. Ein neuer Aufruf zur Abgabe von Anträgen wird voraussichtlich im<br />

späten Winter 2011/2012 erfolgen.<br />

Der aktuelle Plan ist unter folgender Web-Adresse zu finden:<br />

http://www.awi.de/de/infrastruktur/schiffe/polarstern/<br />

20


Basement and sedimentary architecture of the Amundsen Sea Embayment:<br />

How close do we come to reconstructing West Antarctica’s glacial history?<br />

Karsten Gohl, Gabriele Uenzelmann-Neben, Gerhard Kuhn, Ansa Lindeque, Thomas<br />

Kalberg, Estella Weigelt & Astrid Denk<br />

Alfred-Wegener-Institut <strong>für</strong> Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven; karsten.gohl@awi.de<br />

Recent melt and retreat rates of glacier systems in the Amundsen Sea Embayment and, in<br />

particular, Pine Island Bay have placed this region into focus for predicting the dynamics of<br />

the West Antarctic Ice Sheet and sea-level rise (e.g. Pritchard et al., 2009). Observations of<br />

bathymetric features of the continental shelf of the Amundsen Sea Embayment and<br />

identification of tectonic lineaments from geophysical mapping indicate that erosional<br />

processes of paleo-ice stream flows across the continental shelf followed basement<br />

lineaments inherited from the tectonic history since the Cretaceous breakup between New<br />

Zealand and West Antarctica (Gohl, 2011). For instance, east-west oriented basement trends<br />

correlate with coastline trends and overlay tectonic lineaments caused by former rift<br />

activities. Directional trends in northwest-southeast orientation are observed for the glacial<br />

troughs of the western embayment outer shelf, the western Pine Island Bay coastal zones,<br />

and the inner Pine Island glacial trough and are superposed on a distributed southern plate<br />

boundary zone of the former Bellingshausen Plate. The north-south trend of the main Pine<br />

Island glacial trough and the NNE-trend of the Abbot Ice Shelf trough follow the predicted<br />

lineation trend of an eastern branch of the West Antarctic Rift System extending from the<br />

Thwaites drainage basin northward into Pine Island Bay. An understanding of this context<br />

helps constrain the geometries and sea-bed substrate conditions for regional paleo-ice sheet<br />

models (Graham et al., 2009).<br />

The sedimentary architecture of continental shelf and slope represents stages of the glacial<br />

history from early glaciation to the last glacial period (e.g. Lowe & Anderson, 2002; Weigelt et<br />

al., 2009). A new large dataset of seismic profiles collected on the shelf, slope and rise<br />

provides new insight into the glacio-marine processes. The data reveal an heterogeneous<br />

outer shelf with areas of pronounced progradation while other areas lack this deposition type<br />

almost entirely. In some parts, sediments deposited across the shelf break enlarged the<br />

outer shelf by up to 60 km oceanward. Major glacial troughs – systems of ice streams flow –<br />

have repeatedly shifted position, width and direction since early glaciation. These deep<br />

troughs are significant for incursions of Circum-Polar Deep Water onto the shelf. Observed<br />

grounding zone wedges indicate stages when grounding zones where stationary for some<br />

time. These observations show that ice sheet advances on the shelf have constantly altered<br />

throughout glacial cycles. Although chronological control of the strata is still missing, we will<br />

21


present a first seismic horizon-stratigraphic model for the Amundsen Sea Embayment, which<br />

will serve as a base for understanding processes of glacial advance and retreat.<br />

Fig. 1: Models of ice sheet extent and retreat paths in the Amundsen Sea Embayment at the last<br />

glacial maximum at about 20 k.y. and at 12 k.y., partly following with tectonic lineaments<br />

(Gohl, 2011). Retreat ages are from cosmogenic exposure dates by Johnson et al. (2008) and<br />

microfossil analyses by Lowe and Anderson (2002) and Hillenbrand et al. (2009). Arrows<br />

indicate major ice stream flow directions and are colored according to drainage basin groups.<br />

The bathymetric/topographic compilation is from Nitsche et al. (2007).<br />

References:<br />

Gohl, K. (2011). Basement tectonics and ice sheet dynamics in the Amundsen Sea Embayment, West<br />

Antarctica; Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology,<br />

doi:10.1016/j.palaeo.2011.02.022.<br />

Graham, A.G.C., Larter, R.D., Gohl, K., Hillenbrand, C.-D., Smith, J.A., Kuhn, G. (2009.) Bedform<br />

signature of a West Antarctic palaeo-ice stream reveals a multi-temporal record of flow and<br />

substrate control. Quaternary Science Reviews, 28, 2774-2793,<br />

doi:10.1016/j.quascirev.2009.07.003.<br />

Hillenbrand, C.-D., Smith, J.A., Kuhn, G., Esper, O., Gersonde, R., Larter, R.D., Maher, B., Moreton,<br />

S.G., Shimmield, T.M., Korte, M. (2009). Age assignment of a diatomaceous ooze deposited in<br />

the western Amundsen Sea Embayment after the Last Glacial Maximum. Journal of Quaternary<br />

Sciences, doi:10.1002/jqs.1308.<br />

Johnson, J.S., Bentley, M.J., Gohl, K. (2008). First exposure ages from the Amundsen Sea<br />

embayment, West Antarctica: the late Quaternary context for recent thinning of Pine Island, Smith<br />

and Pope Glaciers. Geology, 36, 223-226, doi:10.1130/G24207A.1.<br />

Lowe, A.L., Anderson, J.B. (2002). Reconstruction of the West Antarctic ice sheet in Pine Island Bay<br />

during the Last Glacial Maximum and its subsequent retreat history. Quaternary Science<br />

Reviews, 21, 1879-1897.<br />

Nitsche, F.O., Jacobs, S., Larter, R.D., Gohl, K. (2007). Bathymetry of the Amundsen Sea Continental<br />

Shelf: Implications for Geology, Oceanography, and Glaciology. Geochemistry Geophysics<br />

Geosystems, 8, Q10009, doi:10.1029/2007GC001694.<br />

Pritchard, H.D., Arthern, R.J., Vaughan, D.G., Edwards, L.A. (2009). Extensive dynamic thinning on<br />

the margins of the Greenland and Antarctic ice sheets. Nature, 461, doi:10.1038/nature08471.<br />

Weigelt, E., Gohl, K., Uenzelmann-Neben, G., Larter, R.D. (2009). Late Cenozoic ice sheet cyclicity in<br />

the western Amundsen Sea Embayment – Evidence from seismic records. Global and Planetary<br />

Change, 69, 162-169, doi:10.1016/j.gloplacha.2009.07.004.<br />

22


Fluviatile Architektur & Provenienzanalyse der Takrouna Formation in Nord-<br />

Viktoria-Land<br />

Nadine John 1 , Robert Schöner 2 & Reinhard Gaupp 1<br />

1<br />

Institut <strong>für</strong> Geowissenschaften, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Burgweg 11, D-07749<br />

Jena; Nadine.John@uni-jena.de<br />

2<br />

Geozentrum Nordbayern, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

Schlossgarten 5, D-91054 Erlangen<br />

Während der Expedition GANOVEX X, die im australischen Sommer 2009/2010 stattfand,<br />

erfolgte die gezielte Beprobung und Untersuchung der sedimentären Abfolge der Takrouna<br />

Formation im nördlichen Teil Nord-Viktoria-Landes. Dabei wurden detaillierte, sedimentologische<br />

Profile in den Helliwell Hills, der Morozumi Range, der Alamein Range und im Neall<br />

Massif bearbeitet. Außerdem konnten Aufschlüsse in den südlichen Freyberg Mountains, in<br />

der Lanterman Range und in den Retreat Hills beprobt werden, wodurch das Untersuchungsgebiet<br />

eine gesamte Ausdehnung von etwa 125 km in E-W Richtung und ca. 160 km in N-S-<br />

Richtung umfasst.<br />

23<br />

Abb.1:<br />

Die Übersichtskarte des Nord-Viktoria-Landes<br />

zeigt die Lokation des Untersuchungsgebietes.<br />

(erstellt unter Verwendung der Sattelitenbilder<br />

von USGS-LIMA, 2009)<br />

Ein Hauptaugenmerk dieses Projektes stellt die Beschreibung der zeitlichen und räumlichen<br />

Entwicklung der fluviatilen Takrouna Formation in Nord-Viktoria-Land dar. Bisherige Vorstellungen<br />

gehen davon aus, dass die Ablagerungen Teil eines kontinentalen Beckensystems


sind, welches sich von Süd-Viktoria-Land bis nach Tasmanien erstreckte (Barrett, 1991;<br />

Collinson et al., 1994). Die Sedimente der Takrouna Formation umfassen eine etwa 300 m<br />

mächtige klastische Abfolge, die von Sandstein dominiert wird, sowie aus fein- bis mittelkiesigen<br />

Konglomeraten und kohligen Peliten besteht. Die stratigraphische Einordnung der<br />

Abfolge in das Perm wird durch das Auftreten der Glossopteris Flora bekräftigt. Messungen<br />

von Paläoströmungsrichtungen deuten einen Transport der Sedimente in Richtung West bis<br />

Nordwest an.<br />

Die fluviatile Abfolge der Takrouna Formation geht aus bis zu 60 m mächtigen Diamiktitablagerungen<br />

hervor oder überlagert diskordant prä-permisches Basement, bestehend aus<br />

schwach metamorphen Sedimentgesteinen und intrusiven Magmatiten des Wilson und<br />

Bowers Terranes. Die verschiedenen Bereiche der Abfolge lassen sich aufgrund ihrer<br />

Fazies-Assoziationen und deren Architekturlemente näher charakterisieren. Fein- bis mittelkiesige<br />

Konglomerate und grobe Sandsteine bilden die Basis der Abfolge. Diese grobklastischen<br />

Ablagerungen bestehen aus multilateral gestapelten Rinnenkörpern mit sub-horizontalen<br />

erosiven Grenzen, die als schwach sinuoses, hoch energetisches Zopfstromsystem<br />

interpretiert werden können. Die Ablagerung feinklastischer Sedimente ist nur in abgeschnittenen,<br />

schwach durchflossenen Bereichen möglich, welche in dem hoch energetischen Ablagerungsraum<br />

kaum Erhaltungspotential haben. Die weitere Abfolge wird dominiert von<br />

grob- bis mittelkörnigen Sandsteinen sowie kohligen Peliten mit vereinzelten Kohlelagen. Der<br />

Anteil an grobklastischen Komponenten nimmt in diesem Teil deutlich ab, und es entwickelt<br />

sich eine durch Mittelsand dominierte Abfolge. Eine graduelle Veränderung der Architekturelemente<br />

der fluviatilen Sedimente ist zudem zu beobachten. Feinklastischere Ablagerungen<br />

werden häufiger und großmaßstäblich schwach geneigte Schichtflächen, die als<br />

laterale Akkretion an Gleithängen ausgelegt werden kann, dominieren. Im zentralen sowie im<br />

oberen Teil sind Einheiten eingeschaltet, die aus groben Sandsteinen und feinkiesigen<br />

Konglomeraten bestehen. Ähnlich wie im basalen Teil der Abfolge sind Amalgamationen von<br />

Strominseln sowie intern erosive Grenzflächen charakteristisch.<br />

Aufgrund einer detallierten Beschreibung der Fazies und Architektur der Sedimente können<br />

die einzelnen, bis zu 30 km entfernten Profile zunächst lithostratigraphisch korreliert werden.<br />

Das Auftreten von Paläoböden und authigenem Kalzit und Gips in bestimmten Bereichen der<br />

Abfolge unterstützt zum Einen die Korrelation und lässt zum Anderen Rückschlüsse auf<br />

externe Veränderungen im Ablagerungsraum zu.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der Herkunft der Siliziklastika. Zunächst<br />

wurden die Schwermineralspektren ausgewählter Profile untersucht. Die Schwerminerale<br />

Turmalin, Rutil und Zirkon dominieren die Zusammensetzung der Helliwell Hills und der<br />

Morozumi Range. Stratigraphisch höhere Bereiche in diesen Gebieten zeigen das<br />

24


zunehmende Auftreten von Granat im Schwermineralspektrum. Im Gegensatz dazu ist über<br />

den gesamten stratigraphischen Bereich des Neall Massifs Granat, neben den Mineralen<br />

Zirkon, Turmalin und dem weniger dominanten Rutil, ein Hauptbestandteil. Bisherige<br />

Ergebnisse deuten auf eher lokale Einzugsgebiete der Sedimente zu Beginn der<br />

Sedimentation hin. Mit der Zeit scheinen sich jedoch die Herkunftsgebiete zu mischen. Um<br />

nähere Aussagen über die Herkunft der einzelnen Schwerminerale treffen zu können, sind<br />

unter anderem geochemische Varietätsanalysen, aber auch das Datieren von detritischen<br />

Zirkonen geplant.<br />

Literatur:<br />

Barrett, P.J. (1991): The Devonian to Jurassic Beacon Supergroup of the Transantarctic Mountains<br />

and correlatives in other parts of Antarctica.- In: R.J. TINGEY (ed.), The geology of Antarctica.<br />

Oxford University Press, Oxford, pp. 120-152.<br />

Collinson, J.W., Isbell, J.L., Elliot, D.H., Miller, M.F., Miller, J.M.G. & Veevers, J.J. (1994): Permian-<br />

Triassic Transantarctic basin.- In: J.J. VEEVERS & C.M. POWELL (eds.), Permian-Triassic<br />

Pangean basins and foldbelts along the Panthalassan margin of Gondwanaland, Geol. Soc.<br />

Am. Mem. 184: 173-222.<br />

USGS-LIMA (2009): http://lima.usgs.gov. Publication date 04/2009.<br />

25


Koreanisch-deutsche Kooperation in der Rossmeer-Region<br />

Andreas Läufer 1 , Detlef Damaske 1 , Christoph Gaedicke 1 , Frank Lisker 2 & Robert Schöner 3<br />

1 Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover<br />

2 FB Geowissenschaften, Universität Bremen<br />

3 Geozentrum Nordbayern, Universität Erlangen<br />

Im Rahmen des 33. Konsultativtreffens der Antarktisvertragsstaaten (ATCM 33, Punta del<br />

Este/Uruguay, 03.-14. Mai 2010) berichtete Südkorea über Indienststellung und Jungfernfahrt<br />

ihres neuen Eisbrechers „Araon“ und über Pläne, eine neue Überwinterungsstation an<br />

der Terra Nova Bucht in unmittelbarer Nachbarschaft der Gondwana-Station der BGR zu errichten.<br />

Der Bau der Station soll nach Abschluss der Umweltverträglichkeitsstudie und der<br />

Genehmigung durch die Antarktisvertragsstaatenkonferenz in der Saison 2012/13 beginnen<br />

nach derzeitiger Planung 2014/15 abgeschlossen sein.<br />

Im Rahmen eines ersten Besuchs von Vertretern des Korea Polar Research Institute<br />

(KOPRI) in der BGR im Juni 2010 wurden diese Pläne näher erläutert und das prinzipielle<br />

Interesse beider Seiten an einer engeren logistischen und wissenschaftlichen Kooperation im<br />

Rossmeergebiet der Antarktis geäußert. Basierend auf ihrer langjährigen Erfahrung in der<br />

Terra Nova Bucht bot die BGR Unterstützung an, Südkorea bei der Umsetzung der Pläne zur<br />

Errichtung einer permanenten koreanischen Station zu unterstützen. Beide Parteien kamen<br />

überein, die Kooperation zwischen KOPRI und BGR in einem gemeinsamen Memorandum<br />

of Understanding (MoU) zu regeln.<br />

Als erster wichtiger Schritt wurde beschlossen, einen Workshop durchzuführen, welcher<br />

schließlich vom 03.-05. November am KOPRI in Incheon, Südkorea, stattfand. Er sollte im<br />

Wesentlichen dazu dienen, gemeinsame wissenschaftliche und logistische Ziele zu. Dieser<br />

Workshop, der den Titel „Geology of the Ross Sea Area - Perspectives for Korean-German<br />

Research in Antarctica“ trug, hatte innerhalb des KOPRI einen relativ hohen Stellenwert.<br />

Die deutschen und koreanischen Forschungsinteressen im Bereich des Rossmeeres und im<br />

Nord-Viktoria-Land der Antarktis ergänzen sich in vielen Bereichen. Beide Seiten haben den<br />

Wunsch signalisiert, zukünftig bei wissenschaftlichen Projekten zu kooperieren, wo dies<br />

möglich und sinnvoll ist, und sich bei der Bewältigung der logistischen Herausforderungen<br />

gegenseitig zu unterstützen. Eine <strong>für</strong> alle Teilnehmer gemeinsame Folgeaktivität ist die Planung<br />

und Durchführung der von der BGR und KOPRI gemeinsam organisierten Antarktis-<br />

Expedition GANOVEX XI in der Saison 2012/13.<br />

26


Planung der Expedition GANOVEX XI (2012/13): Ein erster Ausblick<br />

Andreas Läufer & Detlef Damaske<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Stilleweg 2, 30655 Hannover<br />

Nach insgesamt zehn Expeditionen des GANOVEX-Programms seit 1979 (German Antarctic<br />

North Victoria Land Expedition) plant die BGR <strong>für</strong> den Südsommer 2012/13 mit GANOVEX<br />

XI ihre elfte Expedition in das nördliche Viktoria Land. Die Arbeiten werden wiederum ein<br />

umfangreiches, multidisziplinäres geologisches und geophysikalisches Forschungsprogramm<br />

beinhalten. Der wissenschaftliche Schwerpunkt wird wie auch während der ersten<br />

zehn Expeditionen auf den Geowissenschaften und insbesondere der Festgesteinsgeologie<br />

(„hard rock geology“) liegen. Dem Modell von GANOVEX X folgend, wird die BGR aber<br />

erneut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus anderen Disziplinen die Gelegenheit<br />

geben, Projektvorschläge einzubringen und diese dann nach Prüfung in das Gesamtprogramm<br />

integrieren. Wie auch während der beiden Vorläufer-Expeditionen wird Hauptbasis<br />

die Gondwana-Station sein. Logistischer und wissenschaftlicher Hauptkooperationspartner<br />

ist diesmal voraussichtlich das Korean Polar Research Institute (KOPRI); Südkorea wird in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft zur Gondwana Station ihre neue Überwinterungsstation „Jang<br />

Bogo“ errichten. Es ist im Augenblick geplant, dass ein größeres Basislager im Bereich des<br />

zentralen Rennick-Gletschers errichtet wird, von wo aus mit Helikopterunterstützung gearbeitet<br />

werden kann. Außerdem sind Projekte entlang der Rossmeerküste im Bereich des<br />

Mariner-Gletschers und in Richtung David-Gletscher/ Drygalski-Eiszunge im Gespräch. Die<br />

endgültige logistische „Reichweite“ von GANOVEX XI steht aber zum jetzigen Zeitpunkt noch<br />

nicht fest.<br />

27


Mittelfristige Planung der Polaraktivitäten der BGR<br />

Andreas Läufer & Karsten Piepjohn<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover<br />

Die BGR führt seit 1979 festlandsgeologische Forschung in den Polargebieten durch.<br />

Damals startete sie ihre erste Landexpedition GANOVEX I (German Antarctic North Victoria<br />

Land Expedition), der bis heute neun weitere Expeditionen folgten. Außerdem organisierte<br />

die BGR Expeditionen die Shackleton Range, in das zentrale Transantarktische Gebirge und<br />

in die Ostantarktis (Dronning Maud Land, Lambert-Gletscher, Gamburtsev Subglacial Mountains).<br />

Gemeinsames Ziel dieser Aktivitäten war und ist die Untersuchung der Kontinente und<br />

ihrer Ränder, um Aufschlüsse über die Frühgeschichte der Erde zu erhalten, insbesondere über<br />

die Bildung des Superkontinents Gondwana und dessen Vorläufer Rodinia, aber auch über<br />

deren Zerfall und die Herausbildung des heutigen antarktischen Kontinents mit seinen Schelfgebieten.<br />

Als Reaktion auf die veränderten politischen Verhältnisse nach dem Zusammenbruch<br />

der Sowjetunion führt die BGR außerdem seit 1992 das Programm CASE (Circum-<br />

Arctic Structural Events) in der bis heute noch weitgehend wenig erforschten Arktis durch.<br />

Hauptziel von CASE ist die Erfassung, Aufnahme, Interpretation und Rekonstruktion der<br />

plattentektonischen Vorgänge, die zur Bildung des Superkontinents Laurasia im Paläozoikum<br />

und seinem Zerfall seit dem jungen Mesozoikum geführt haben. Eng damit verbunden<br />

ist die Evolution großer Sedimentbecken im Zentrum Laurasias, die heute an den Rändern<br />

des Polarmeeres aufgeschlossen sind.<br />

In der Antarktis führte die BGR in der letzten Südsaison 2010/11 die Expedition GEA I<br />

(Geodynamic Evolution of East Antarctica) in Kooperation mit dem AWI und dem Belgischen<br />

Antarktisprogramm (BELARE) durch. GEA setzt die Aktivitäten der BGR im Dronning Maud<br />

Land (GEOMAUD 1995/96) fort. In der kommenden Südsaison 2011/12 wird ebenfalls in<br />

Kooperation mit dem AWI und BELARE die Expedition GEA II folgen. Außerdem sind die<br />

Universitäten Bremen, Bergen (Norwegen) und Ghent (Belgien) beteiligt. Zielgebiet beider<br />

Expeditionen ist Sør Rondane im östlichen Dronning Maud Land. Eine weitere Option <strong>für</strong><br />

eine dritte Kampagne GEA III ist im Augenblick noch offen, könnte aber in der Saison 2013/<br />

14 folgen. In der Südsaison 2012/13 wird Südkorea - vorbehaltlich der Zustimmung der Antarktisvertragsstaaten<br />

in Buenos Aires 2011 - mit dem Bau der Jang-Bogo-Überwinterungsstation<br />

an der Terra Nova Bay im Rossmeer beginnen. Aus diesem Grund haben KOPRI und<br />

BGR die Durchführung einer gemeinsamen GANOVEX XI vereinbart. Gleichzeitig mit dieser<br />

Expedition werden notwendige Renovierungsarbeiten an der Gondwana-Station der BGR<br />

durchgeführt. Die BGR wird sich außerdem in Kostenteilung mit dem AWI nach der<br />

Teilnahme an den Bohrungen ANDRILL-MIS und -SMS auch an dem in Vorbereitung<br />

befindlichen Projekt ANDRILL-Coulman High im Rossmeer beteiligen. Diese Bohrungen<br />

28


werden voraussichtlich 2014/15 und 2015/16 (eventuell auch jeweils eine Saison früher)<br />

durchgeführt werden.<br />

In der Arktis befinden sich <strong>für</strong> 2011 mehrere Expeditionen in Vorbereitung. Im Juni/Juli wird<br />

in Kooperation mit dem AWI das Projekt NOGRAM II (Northern Gravity and Aeromagnetics)<br />

geflogen werden. Es soll eine detaillierte Kartierung (Magnetik, Gravimetrie) der Nordküste<br />

Grönlands durchgeführt werden, um diese Daten direkt mit den Erkenntnissen der CASE-<br />

Landexpeditionen zu vergleichen. Hauptaufgabe ist die wissenschaftliche Deutung und Interpretation<br />

des Morris Jessup Plateaus und die Aufnahme der Struktur des passiven Kontinentalrandes<br />

im Übergangsgebiet Land/See (Fortsetzung der Kap-Washington-Vulkanite).<br />

Im Juli/August wird mit CASE 12/Vendom Fiord eine aerogeophysikalische und geologische<br />

Expedition nach Ellesmere Island folgen. Hauptziel wird die mögliche südliche Fortsetzung<br />

der entlang der Nares-Straße verlaufenden Wegener-Störung zwischen Ellesmere Island<br />

und Grönland sein. Ebenfalls im Juli/August soll mit CASE 13 eine schiffs- und helikoptergestützte<br />

Expedition zu den Neusibirischen Inseln in enger Kooperation mit VSEGEI in St.<br />

Petersburg durchgeführt werden. Hierzu werden im Augenblick noch Genehmigungen<br />

eingeholt und Vertragsverhandlungen durchgeführt. Seit einigen Jahren führt die BGR in<br />

Kooperation mit anderen Institutionen kleinere Expeditionen in die arktischen Landgebiete<br />

unter der Bezeichnung Little CASE durch. In diesem Zusammenhang ist <strong>für</strong> den arktischen<br />

Sommer 2012 eine Expedition nach Spitzbergen geplant. Zielgebiet wird das Grundgebirge<br />

südlich von Longyearbyen sein. Zusammen mit dem Geological Survey of Canada wird<br />

entweder 2013 oder 2014 mit CASE 14/Pearya II eine Fortsetzung der CASE 11-Expedition<br />

in das nördlichste Ellesmerere Island (Pearya) erfolgen. Diese Expedition wird in Kooperation<br />

mit dem GSC durchgeführt werden. In der ferneren Zukunft, d.h. im Zeitraum 2015 bis<br />

2016/17 laufen im Augenblick Gespräche mit dem GSC und dem Yukon Geological Survey,<br />

im Rahmen von CASE Expeditionen in die Richardson Mountains im Grenzbereich<br />

USA/Canada bzw. in die Brooks Range durchzuführen. Ebenfalls finden Überlegungen<br />

innerhalb der BGR statt, nach CASE 2 1994 wieder im Norden Grönlands aktiv zu werden.<br />

Ein genauer Zeitrahmen <strong>für</strong> diese Expeditionen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht<br />

bekannt.<br />

29


Erste Ergebnisse zur Hebungsgeschichte von Marie Byrd Land, West Antarktis<br />

J. Lindow 1* , C. Spiegel 1 , F. Lisker 1 & K. Gohl 2<br />

1 Department of Geosciences, University of Bremen<br />

2 Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven<br />

*Corresponding Author: lindow.julia@uni-bremen.de<br />

Die Westantarktis ist eines der größten aktiven kontinentalen Rift-Systeme weltweit, in der<br />

Größe vergleichbar mit dem ostafrikanischen Rift. Seit dem späten Mesozoikum trennt die<br />

Spreizung die Ostantarktis vom westantarktischen Terran. Das führte zur Bildung einer geodynamisch<br />

aktiven Region, die seit dem späten Oligozän geprägt ist von Magmatismus,<br />

erhöhten Wärmeströmen und einer relativ dünnen Lithosphäre.<br />

Nichtsdestotrotz ist nur wenig bekannt über die letzte Phase der Exhumierung in der Westantarktis.<br />

Zu diesem Zweck nutzen wir Niedrigtemperatur-Thermochronologie, im Speziellen<br />

Apatitspaltspurenuntersuchungen (AFT) und Apatit (U-Th-Sm)/He (AHe). Diese Methoden<br />

sind ein nützliches Werkzeug, um Prozesse in den oberen 5 km der Kruste zu rekonstruieren<br />

und deren thermische Geschichte zu verstehen. Die ersten Abkühlungsalter <strong>für</strong> die Walgreen<br />

Coast (Marie Byrd Land) deuten auf eine langsame Exhumierung in der Kohler Range hin,<br />

mit nicht mehr als 2 km Erosion seit der Kreidezeit. Im Gegensatz dazu ist die Dorrel Rock<br />

Intrusion, welche an der östlichen Flanke des Marie Byrd Land Domes liegt, gekennzeichnet<br />

durch eine schnelle Exhumierung von ca. 0,5 mm / Jahr (Rocchi et al., 2006) zwischen ~34<br />

Ma und 30 Ma, gefolgt von einer Phase langsamer Erosion, die ebenfalls über die<br />

Abkühlungsalter zu sehen ist und zuvor durch geomorphologische Analysen von Rocchi et<br />

al. (2006) postuliert wurde. Die unterschiedliche thermische Prägung des Mount Murphy<br />

Gebietes und der benachbarten Kohler Range deutet stark auf eine Verwerfung zwischen<br />

diesen beiden Regionen hin.<br />

Die Pine-Island-Bay, weiter im Osten, scheint hauptsächlich die letzte Phase des<br />

Gondwanazerfalls zu dokumentieren, wie auch in der Kohler Range zu sehen. Jedoch die<br />

Kombination des kreidezeitlichen AFT-Alters und der Feldspat-Ar-Ar-Daten (Reinhard<br />

Werner, Pers. Komm.) mit den spät-kreidezeitlichen AHe-Daten impliziert eine sehr schnelle<br />

Exhumierung um 97 Ma, gefolgt von nicht mehr als 0,02 mm/a Erosion seit 70 Ma.<br />

Literatur:<br />

Rocchi, S., LeMasurier, W., Di Vicenzo, G., 2006: Oligocene to Holocene erosion and glacial history in<br />

Marie Byrd Land, West Antarctica, inferred from exhumation of the Dorrel rock intrusive complex and<br />

from volcanomorphologies. Geological Society of America Bulletin, 118, 991-1005.<br />

31


Das El´gygytgyn-Tiefbohrprojekt in NE-Sibirien: Zweite Ergebnisse<br />

Martin Melles & El´gygytgyn Scientific Party<br />

Im Rahmen des internationalen “El´gygytgyn Drilling Project” wurden im Winter 2008/09<br />

Bohrungen in den Elgygytgyn-Krater abgeteuft, der vor 3,6 Mio. Jahren durch einen Meteoriteneinschlag<br />

im nordöstlichen Sibirien entstanden ist. An der Lokation 5011-3, im<br />

westlichen Einzugsgebiet des Elgygytgynsees, wurde ein 142 m langer Kern aus den gefrorenen<br />

alluvialen Sedimenten gewonnen (Abb. 1). Die anschließenden Bohrungen an<br />

der Lokation 5011-1 im Seezentrum wurden von der künstlich verdickten Eisdecke abgeteuft.<br />

Sie erreichten die Seesedimentbasis in ca. 315 m Tiefe und stießen weitere ca.<br />

200 m in die unterlagernden Impakt-Gesteine vor. Gemeinsam mit einem im Jahr 2003<br />

erbohrten Kurzkern (Lz1024) konnten die drei Tiefbohrkerne in den obersten 150 m der<br />

Seesedimentabfolge zu einem vollständigen Kernkomposit verschnitten werden. Die<br />

unterlagernden Sedimente wurden dagegen aufgrund technischer Probleme und einmaliger<br />

Durchteufung nur unvollständig gekernt.<br />

Abb. 1: Schematischer Schnitt durch den Elgygytgyn-Krater mit den erbohrten Sedimenten<br />

und Impakt-Gesteinen an den Lokationen 5011-1 und 5011-3 (Melles et al. 2011).<br />

Die ersten Ergebnisse von den Tiefbohrkernen sind in Melles et al. (2011) dargestellt.<br />

Paläomagnetische Daten von den Seesedimentkernen belegen, dass die obersten 150 m<br />

der Abfolge das ausgehende Pliozän und das gesamte Quartär repräsentieren. Die Sedimentationsraten<br />

nehmen vom Pliozän in das Quartär deutlich ab. Die höheren Sedimentationsraten<br />

im Pliozän sind die Folge eines stärkeren klastischen Eintrages. Dieser ist zumindest<br />

in der frühen Seephase auf fehlende Vegetation im Einzugsgebiet des Sees zurückzu-<br />

32


führen. Erste Pollen treten erst mehrere Meter oberhalb der Impakt-Gesteine auf. Sie belegen<br />

die allmähliche Kolonisierung des Kraters. Die anschließenden Vegetationswechsel<br />

spiegeln eine erhebliche Variabilität der Temperaturen und Niederschläge im Verlauf des<br />

Pliozäns wider. Der Übergang in das Quartär ist durch einen deutlichen Vegetationswechsel<br />

gekennzeichnet, der jedoch nicht sehr plötzlich sondern eher graduell verlaufen ist.<br />

Die quartären Sedimente im Elgygytgynsee sind bemerkenswert heterogen. Deutliche lithologische<br />

Wechsel treten im Zentimeter- bis Dezimeterbereich auf. Nach den Kernbeschreibungen,<br />

einschließlich der Auswertung von Röntgenaufnahmen, sowie Messungen der chemischen<br />

Zusammensetzung (RFA-Scanner) und magnetischen Suszeptibilität (1 mm<br />

Punktsensor), können zwei Arten von Ereignislagen und vier pelagische Sedimentfazies<br />

unterschieden werden. Zu den kurzfristigen sedimentären Ereignissen zählen Ablagerungen<br />

vulkanischer Aschen, die bis zu 7,4 cm dicke Tephralagen in den Sedimenten ausgebildet<br />

haben. Es konnten bisher sieben Tephralagen identifiziert werden, die derzeit über Ihre<br />

chemischen Signaturen datiert werden und damit zu einer Verbesserung des Altersmodells<br />

beitragen können. Daneben treten wiederholt Ablagerungen aus Massenbewegungen auf.<br />

Dabei handelt es sich überwiegend um Turbidite, die durch eine meist scharfe basale<br />

Begrenzung und eine Gradierung von Sand bis Ton gekennzeichnet sind. Nach Juschus et<br />

al. (2009) werden die Turbidite im Elgygytgynsee durch Trübewolken abgelagert, die durch<br />

Rutschungen am Hang entstehen und aufgrund des flachen Seebodens in der Regel nicht<br />

erosiv sind. Mit den Rutschungen, die in Ausnahmefällen die Kernposition erreicht haben,<br />

können dagegen Erosionsprozesse in der Größenordnung von einem Meter verbunden sein.<br />

Die vier pelagischen Sedimentfazies in den quartären Seesedimenten können unterschiedlichen<br />

Klima- und Umweltszenarien zugeordnet werden, wobei die ersten drei Fazies<br />

bereits in den kurzen Kernen von den Pilotstudien identifiziert und interpretiert worden waren<br />

(Melles et al. 2007). Die erste Fazies ist durch dunkelgraue bis schwarze, fein laminierte (< 5<br />

mm) Silte und Tone gekennzeichnet. Sie spiegelt Glazialzeiten wieder, in denen eine ganzjährige<br />

Eisbedeckung eine Stratifizierung der Wassersäule und anoxische Bodenwasserbedingungen<br />

bewirkt. Eine daraus resultierende Magnetit-Lösung bewirkt geringe Suszeptibilitäten<br />

der Sedimente. Von dieser Fazies unterscheidet sich die zweite Fazies durch das<br />

Auftreten von Sedimentklasten und höhere Si/Ti-Verhältnisse. Diese Charakteristika werden<br />

auf trockenere Glazialzeiten zurückgeführt, bei denen durch die geringere Schneeauflage<br />

eine höhere Primärproduktion durch Diatomeen unter dem Eis möglich ist, und die Sedimentklasten<br />

durch den Eintrag von agglomerierten äolischen Sedimenten über Schmelzkanäle im<br />

Eis entstehen. Die dritte Fazies ist durch bräunliche, homogene bis schwach stratifizierte<br />

Silte gekennzeichnet. Sie spiegelt relativ warme Bedingungen wider, bei denen eine semipermanente<br />

Eisdecke und die Erwärmung des Wassers eine Durchmischung des<br />

Wasserkörpers ermöglichen. Als Folge davon ist das Bodenwasser sauerstoffführend, was<br />

33


sich in hohen Suszeptibilitäten und auftretende Bioturbation in den Sedimenten ausdrückt.<br />

Die vierte Fazies unterscheidet sich von der dritten Fazies durch das Auftreten einer feinen<br />

Lamination und deutlich höhere Si/Ti-Verhältnisse. Diese Charakteristika lassen sich mit<br />

ungewöhnlich warmen Klimabedingungen erklären, bei denen eine längere eisfreie Periode<br />

und ein höherer Nährstoffeintrag aus dem Liefergebiet eine sehr hohe Primärproduktion<br />

ermöglichen, die trotz der Durchmischung des Wasserkörpers zu einer zeitweiligen Zehrung<br />

des Sauerstoffs im Bodenwasser führt. Diese Interpretation der vierten Fazies wird durch<br />

erste, noch nicht veröffentlichte palynologische Ergebnisse von den Sedimenten aus den<br />

Marinen Isotopenstadien (MIS) 11 und 31 gestützt. Die aus den Pollen- und Sporen-Vergesellschaftung<br />

abgeleiteten Sommertemperaturen lagen zu den entsprechenden Zeiten bis zu<br />

10°C über den heutigen Sommertemperaturen in der Region.<br />

Die Impakt-Gesteine, die in den untersten 200 m an der Lokation 5011-1 erbohrt wurden,<br />

sind noch nicht detailliert bearbeitet. Die Verteilung der Proben an die beteiligten Wissenschaftler<br />

wurde erst im Mai 2010 auf einer Veranstaltung in Berlin, auf der Grundlage der<br />

ausgelegten Kerne, festgelegt. Der Elgygytgyn-Krater stellt die einzige bisher bekannte<br />

Impakt-Struktur auf der Erde dar, die in sauren vulkanischen Gesteinen angelegt ist. Die<br />

Untersuchung der Ausgangsgesteine und Impakt-Schmelzen bietet daher einzigartige<br />

Möglichkeiten, die Schock-Metamorphose von diesen Gesteinen zu untersuchen. Damit<br />

eröffnen sich wichtige Vergleichsmöglichkeiten mit extraterrestrischen Sytemen. Darüber<br />

hinaus werden aus der Bearbeitung des Kernmaterials Informationen zu Größe und<br />

Zusammensetzung des Asteroiden erwartet, der den Krater geschaffen hat, sowie zur<br />

Energiemenge, die bei dem Einschlag freigesetzt wurde. Nach den bisher vorliegenden<br />

Ergebnissen bestehen die obersten etwa 100 m der Impakt-Kerne aus einer suevitischen<br />

Brekzie. Diese ist durch das Auftreten von Schmelzgläsern sowie Gesteinsfragmenten aus<br />

unterschiedlichen Niveaus der Ausgangsgesteine gekennzeichnet. Die suevitische Brekzie<br />

überlagert geschockte und lokal brekzierte Ausgangsgesteine, die während des Impaktereignisses<br />

gehoben wurden.<br />

Der Permafrost-Kern 5011-3 aus dem westlichen Einzugsgebiet des Elgygytgynsees besteht<br />

überwiegend aus sandigen Kiesen. Er ist durchgehend gefroren, mit Grundeisgehalten von<br />

etwa 10 bis 20 %. Das bestätigt Modellierungsergebnisse, nach denen sich die Grenze zum<br />

ungefrorenen Talik unter dem See etwa senkrecht in die Tiefe erstreckt, bis die Permafrosttiefe<br />

in einigen hundert Metern Tiefe erreicht ist (Abb. 1). In den obersten 10 m der Sedimentabfolge<br />

spiegeln die Pollenvergesellschaftungen und Isoptopenverhältnisse des Grundeises<br />

die Klimageschichte seit dem Allerød-Interstadial vor etwa 13.000 Jahren recht gut<br />

wider. Unterhalb dieser Tiefe treten Pollen nur noch vereinzelt auf. Die wenigen Funde deuten<br />

darauf hin, dass die Sedimentabfolge sehr diskontinuierlich ist, und dass die Grenze zum<br />

Pliozän oberhalb von 62 m Sedimenttiefe liegen könnte. Auch die Variationen in den Sauer-<br />

34


stoff-Isotopenverhältnissen nehmen in der Tiefe von 10 m deutlich ab. Sie tendieren zu<br />

negativeren Werten, jedoch nicht so negativ, wie es <strong>für</strong> glazialzeitliche Bildungen zu erwarten<br />

wäre. Daher wird angenommen, dass das Grundeis oberhalb von 10 m durch<br />

meteorischen Niederschlag gespeist wurde, während es unterhalb von 10 m gefrorene<br />

Porenwässer von Seesedimenten darstellt. Das impliziert eine beckenwärtige Verlagerung<br />

der Permafrostgrenze als Folge einer Seespiegelabsenkung sowie ein jüngeres Alter dieses<br />

Grundeises im Vergleich zu den umschließenden Sedimenten.<br />

Zitierte Literatur:<br />

Juschus O., Melles M., Gebhardt A.C. & Niessen F. (2009): Late Quaternary mass movement events<br />

in Lake El´gygytgyn, NE Siberia. - Sedimentology, 56: 2155-2174.<br />

Melles M., Brigham-Grette J., Glushkova O.Y., Minyuk P.S., Nowaczyk N.R. & Hubberten H.W.<br />

(2007): Sedimentary geochemistry of core PG1351 from Lake El'gygytgyn - a sensitive record of<br />

climate variability in the East Siberian Arctic during the past three glacial-interglacial cycles. -<br />

Journal of Paleolimnology, 37: 89-104.<br />

Melles M., Brigham-Grette J., Minyuk P., Koeberl C., Andreev A., Cook, T., Fedorov G., Gebhardt C.,<br />

Haltia-Hovi E., Kukkonen M., Nowaczyk N., Schwamborn G., Wennrich V. & El´gygytgyn<br />

Scientific Party (2011): The El´gygytgyn Scientific Drilling Project – conquering Arctic challenges<br />

through continental drilling. - Scientific Drilling, 11: 29-40.<br />

35


Neue thermochronologische Daten von der Eisenhower Range im Nord-<br />

Viktoria-Land<br />

J. D. Prenzel 1* , F. Lisker 1 , M.L. Balestrieri 2 , A. Läufer 3 & C. Spiegel 1<br />

1<br />

Universität Bremen, FB5 Geowissenschaften – Geodynamik der Polargebiete, Klagenfurter<br />

Straße, 28359 Bremen, Deutschland<br />

2<br />

CNR, Institute of Earth Sciences and Earth Resources, Via La Pira 4, 50121 Florenz, Italien<br />

3<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe, Stilleweg 2, 30655 Hannover,<br />

Deutschland<br />

*E-Mail: jprenzel@uni-bremen.de<br />

Das Transantarktische Gebirge repräsentiert die höchste riftbezogene Gebirgskette der<br />

Erde. Durch das weitgehende Fehlen von Sedimentgesteinen beruht die regionale Hebungsund<br />

Exhumierungsgeschichte hauptsächlich auf thermochronologischen Untersuchungen.<br />

Apatit-Spaltspurdaten entlang des Transantarktischen Gebirges wurden bisher in Form von<br />

drei Hebungsphasen, in der frühen Kreide, der späten Kreide und dem Känozoikum,<br />

interpretiert [1]. Dieses Konzept steht allerdings im Widerspruch zu der oberflächennahen<br />

Intrusion jurassischer Gesteine, der stratigraphischen Position der jüngsten mesozoischen<br />

Schichten innerhalb des Transantarktischen Gebirges sowie thermischen Randbedingungen.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Beobachtungen wurde ein neues Modell eingeführt, welches<br />

die Existenz eines Sedimentbeckens im Jura und Paläozän auf der kontinentalen Kruste<br />

zwischen Australien und dem westlichen Rossmeer annimmt, und in der Eisenhower Range<br />

getestet wird.<br />

Die Eisenhower Range bildet einen ~70 km langen und bis zu 3000 m hohen Gebirgszug in<br />

Nord-Viktoria-Land. Die Datensätze von drei vertikalen Profilen in dieser Region in Höhen<br />

zwischen 430 und 2620 m zeigen eine deutliche Korrelation zwischen Spaltspurenalter und<br />

topographischer Höhe. Die Altersverteilung und die damit verbundenen Paläotemperatur-<br />

Proxies deuten den Beginn einer plötzlichen Abkühlung im frühen Paläozän an, und<br />

bestätigen die postulierte känozoische Exhumierungsphase des Transantarktischen Gebirges<br />

[2]. Die Anwesenheit von vor ~180 Ma oberflächennah intrudierten subvulkanischen<br />

Gesteinen unmittelbar über dem beprobten und analysierten Basement, erfordert eine<br />

Versenkung der Eisenhower Range zwischen Jura und frühem Paläozän. Wir vermuten,<br />

dass die Eisenhower Range innerhalb eines umfangreichen Intra-Gondwana Beckens lag<br />

und heute durch den Zerfall Gondwanas und dem fortschreitenden Auseinanderdriften der<br />

Antarktis und Australien das Escarpment eines zurückgezogenen passiven Kontinentalrandes<br />

bildet. Thermische Modellierungen der regionalen thermochronologischen Datensätze<br />

werden es ermöglichen, den Zeitpunkt der Beckenentstehung zu quantifizieren sowie<br />

die Tiefe, Ausdehnung und Geometrie des Beckens zu rekonstruieren.<br />

36


Referenzen<br />

[1] Fitzgerald P.G. (2002). Tectonics and landscape evolution of the Antarctic plate since the breakup<br />

of Gondwana, with an emphasis on the West Antarctic Rift System and the Transantarctic Mountains.<br />

Royal Society of New Zealand Bulletin. 35. 453-469.<br />

[2] Fitzgerald P.G. and Gleadow A.J.W. (1988). Fission track geochronology, tectonics and structure<br />

of the Transantarctic Mountains in Northern Victoria Land, Antarctica, Isotope Geoscience, 73, 169-<br />

198.<br />

37


Provenance of rocks from the Yermak Plateau: Geochemical and petrographic<br />

constraints<br />

F. Riefstahl 1* , S. Estrada 2 , W. Geissler 3 , W. Jokat 3 , H. Kämpf 4 , P. Dulski 4 , R. Naumann 4 &<br />

C. Spiegel 1<br />

1 Department 5 Geosciences, University of Bremen.<br />

2 Federal Institute for Geosciences and Natural Resources, Hannover.<br />

3 Alfred- Wegener Institute for Polar and Marine Research, Bremerhaven.<br />

4 <strong>Deutsche</strong>s GeoForschungszentrum Potsdam, Potsdam.<br />

*E-Mail: flo_rief@uni-bremen.de<br />

23 rock samples of two dredges from the Yermak Plateau taken during Polarstern Expedition<br />

ARK-XX/3 in 2004 are studied for their petrography and geochemistry. The aim of the study<br />

is to gain insight into the provenance of those rocks. This may also provide indications on the<br />

origin of the Yermak Plateau, which may be composed of stretched continental crust, of<br />

oceanic crust, or both. The rock types vary in both dredges. Magmatic rocks are abundant in<br />

both dredges. Additionally, the northern dredge contains more metamorphic rocks and the<br />

southern dredge contains red sandstones.<br />

For the metamorphic rocks from the northern dredge a clear distinction between in-situ rocks<br />

or ice-rafted debris is not possible. The chlorite-bearing quartzofeldspathic red sandstones<br />

from the southern dredge seem to originate from the Yermak Plateau. Most of the magmatic<br />

rocks from both dredges (mainly basaltic rocks including an evolved peralkaline trachyte) are<br />

highly enriched in REE and enriched in incompatible elements normalized to primitive<br />

mantle. They show within-plate alkaline basaltic character. The geochemical and geotectonic<br />

similarities to the Hansen Point volcanics (northern Ellesmere Island) indicate an ice-rafted<br />

transport. However, a 40 Ar- 39 Ar age obtained on biotite of alkaline basalt provides an<br />

emplacement age of 51.4 ± 0.5 Ma, significantly younger than the formation age of the<br />

Hansen Point volcanics. This age is in agreement with the oldest magnetic anomalies in the<br />

Eurasia Basin. These alkaline magmatic rocks seem to originate from the Plateau. In contrast,<br />

a tholeiitic basalt sample from the southern dredge is interpreted as ice-rafted debris<br />

from the continental flood basalts of Franz Josef Land. A quartz porphyry sample from the<br />

northern dredge is probably ice-rafted from Nordaustlandet, Svalbard. The red sandstones<br />

together with the alkaline basalts in the southern dredge indicate that this part of the Yermak<br />

Plateau (Sverdrup Bank) consists of continental crust affected by rift-related magmatism.<br />

38


Untersuchung der Krustenstruktur im Küstenbereich von Nord-Viktoria-Land,<br />

Antarktis, mittels gravimetrischer und magnetischer 3D-Modellierung<br />

Schindler, Peter; Jentzsch, Gerhard<br />

(Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut <strong>für</strong> Geowissenschaften)<br />

Damaske, Detlef; Läufer, Andreas<br />

(Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover)<br />

Die heutigen Kontinente Australien und Antarktika begannen vor ca. 95 Ma, auseinander zu<br />

driften. In Verbindung mit den Rift-Vorgängen entlang des heutigen südöstlichen Indisch-<br />

Australischen Rückens entstanden dabei große Störungs- bzw. Bruchzonen-Systeme.<br />

Entlang großer Gletscher, insbesondere des Rennick- und des Matusevich-Gletschers, sind<br />

solche Störungssysteme auch an Land zu finden (Abb. 1). Ob die Störungssysteme an Land<br />

und vor der Küste miteinander in Verbindung<br />

stehen, ist jedoch unklar.<br />

39<br />

Abb. 1:<br />

Die Karte zeigt eine Skizze der geologischen<br />

Struktur der Region zwischen Australien und<br />

Antarktika. Von besonderem Interesse ist die<br />

Region zwischen 150°E und 180°E. Dort ist<br />

eine mögliche Verbindung der Störungen an<br />

Land (Matusevich- und Rennick-Gletscher, M<br />

bzw. R) und vor der Küste angedeutet (Kleinschmidt<br />

& Läufer, 2006).<br />

Anhand von kombinierten 3d-Modellierungen gravimetrischer und magnetischer Anomalien<br />

soll ein Beitrag zur Klärung des strukturgeologischen Aufbaus dieser Region geleistet werden.<br />

Als Datengrundlage dient dabei einerseits das aktuelle Freiluftschwere-Grid des Danish<br />

National Space Center (Andersen et al., 2008b), ergänzt durch topographische und bathymetrische<br />

Daten (Andersen et al., 2008a) sowie Informationen zur Eisbedeckung. Andererseits<br />

finden die Ergebnisse terrestrischer Schwere- und aeromagnetischer Messungen<br />

Verwendung, die im Rahmen mehrerer Expeditionen der Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften<br />

und Rohstoffe (BGR) im Rahmen des seit 1979 laufenden GANOVEX-Programms<br />

(German Antarctic North Victoria Land Expedition) erfolgten (Reitmayr, 2003; Damaske et<br />

al., 2003).<br />

Um eine geeignete Datenbasis <strong>für</strong> die Modellierung zu erhalten, ist es notwendig, vorab die<br />

Daten aufzubereiten und Datensätze aus verschiedenen Quellen zu vereinheitlichen. Dies<br />

umfasst im Falle der Gravimetrie vor allem die Berechnung der verschiedenen Korrekturen,<br />

um aus der Freiluftanomalie die vollständige Bouguer-Anomalie zu ermitteln; dazu ist es


auch nötig, die Schwerewirkung der Eismassen auf dem antarktischen Festland zu berücksichtigen.<br />

In einem ersten Schritt ist bereits eine Karte der einfachen Bouguer-Anomalie erstellt<br />

worden, d.h. es wurde eine ebene Bouguer-Platte mit der Standard-Dichte von 2,67 g/cm³<br />

abgezogen (Abb. 2). Vor allem an Land wurde damit teils deutlich zu viel abgezogen, da<br />

Gletschereis nur eine Dichte von 0,87 g/cm³ aufweist. Entsprechend erscheint die Anomalie<br />

an Land auch deutlich negativ, während sie vor der Küste mit zunehmender Wassertiefe immer<br />

höhere Werte annimmt.<br />

Literatur:<br />

40<br />

Abb. 2:<br />

Einfache Bouguer-Anomalie,<br />

berechnet aus der Freiluftschwere<br />

des DNSC<br />

(Andersen et al., 2008b).<br />

Die Anomalien an Land<br />

sind aufgrund der verwendeten<br />

Reduktionsdichte,<br />

die die Dichte von Gletschereis<br />

deutlich übersteigt,<br />

zu extrem. Die Konturlinien<br />

geben die Topographie<br />

bzw. Bathymetrie<br />

wieder (Andersen et al.,<br />

2008a).<br />

Andersen, O. et al. (2008a). The DNSC08 global Mean Sea Surface and Bathymetry. EGU 2008,<br />

Wien.<br />

Andersen, O. et al. (2008b). The DNSC08 Ocean wide altimetry-derived Gravity Field. EGU 2008,<br />

Wien.<br />

Damaske, D., F. Ferraccioli & E. Bozzo (2003). Aeromagnetic Anomaly Investigations along the<br />

Antarctic Coast between Yule Bay and Mertz Glacier. Terra Antartica 10(3), 85-96.<br />

Kleinschmidt, G. & A. Läufer (2006). Antarktis und Australien, die nahezu Unzertrennlichen. In: Wefer,<br />

G. (Hg.), Expedition Erde, 2. Aufl., 44-55.<br />

Reitmayr, G. (2003). Continuation of Gravity Measurements in Victoria Land and at the Oates Coast,<br />

Antarctica, during GANOVEX VII. Geol. Jb. B95, 209-235.<br />

Wessel, P. & W. Smith (1991). Free Software Helps Map and Display Data. EOS Trans. 72(41), 441.


Erosion history of the Canadian Arctic margin: First results of the CASE-11<br />

Expedition<br />

Cornelia Spiegel 1 , Frank Lisker 1 , Nina Dörr 1 & Karsten Piepjohn 2<br />

1 Universität Bremen, Fachbereich 5 – Geowissenschaften<br />

2 Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover<br />

The tectonic history of the Canadian Arctic is mainly influenced by the opening of the Arctic<br />

ocean during the Mesozoic, and by northward movements of Greenland resulting from<br />

spreading of the North Atlantic and Baffin Bay during the Cretaceous to Eocene (Eurekan<br />

orogeny). Its detailed evolution, however, is still poorly constrained. For this study we<br />

collected samples from the Pearya terrane for apatite fission track (AFT) and (U-Th-Sm)/He<br />

(AHe) analysis during the CASE-11 expedition in 2008. Peary is situated at the northern rim<br />

of Ellesmere Island (Canadian Arctic) and thus forms the northern margin of the American<br />

continent. AFT and AHe thermochronology records cooling of rocks through the upper ~5 to<br />

1 km of the continental crust and is thus capable of monitoring vertical movements related to<br />

erosion and exhumation, subsidence, and fault activities. The goal of our study is (i)<br />

reconstructing the erosion history of Pearya in response to tectonic and / or climatic<br />

processes, and (ii) understanding the relation between structural evolution and long-term<br />

geomorphic evolution. First AFT ages cluster exclusively around 40 Ma, regardless whether<br />

they are derived from crystalline exposures or from modern sand samples taken from glacial<br />

outlets. All AHe ages measured so far cluster around 30 Ma. These ages are in marked<br />

contrast to the mainly Jurassic to Cretaceous AFT and AHe ages of NW-Svalbard, although<br />

NW Svalbard is assumed to have formed the eastern continuation of Pearya during the<br />

Eocene. However, Eocene AFT ages are also reported from central Ellesmere Island and<br />

Axel Heiberg Island (e.g., Arne et al., 2002, Zentilli et al., 2008). Here, these ages are clearly<br />

related to structural lineaments and associated vertical movements during the Eurekan<br />

Orogeny. In Pearya, by contrast, brittle tectonic activity mainly involves dextral strike-slip<br />

movements with no indications for significant vertical offset. An alternative, non-tectonic<br />

explanation for the AFT and AHe age pattern of Pearya would be erosion due to glacial<br />

activity. It was long assumed that northern hemisphere glaciation only started during the<br />

middle Miocene. However, a recent publication by Tripati et al. (2008) reports the occurrence<br />

of ice rafted debris in Eocene sediments from the Greenland Sea, suggesting glaciation<br />

since at least 44 Ma. The two maxima of drop stone occurrences in these sediments are at<br />

~40 and 30 Ma, in agreement with the AFT and AHe age clusters from Pearya. Furthermore,<br />

AFT ages from East Greenland are also similar to those from Pearya, but only in the vicinity<br />

of large geomorphic features such as fiord systems (Hansen et al., 2001). If our hypothesis is<br />

correct and the ages from Pearya reflect glacial erosion rather than Eurekan tectonics, then<br />

this would mean that northern Ellesmere Island and probably parts of North and East<br />

41


Greenland would have experienced glaciation already during the Eocene, whereas the<br />

northern margin of Svalbard would have remained largely unglaciated.<br />

References:<br />

Arne, D., Grist, A., Zentilli, M., Collins, M., Embry, A., Gentzis, T., 2002: Cooling of the Sverdrup<br />

Basin during Tertiary basin inversion: implications for hydrocarbon exploration. Basin Research<br />

14, 183-205.<br />

Hansen, K., Bergmann, S., Henk, B., 2001: The Jameson Land Basin (east Greenland): a fission track<br />

study of the tectonic and thermal evolution in the Cenozoic north Atlantic spreading regime.<br />

Tectonophysics 331, 307-339.<br />

Tripati, A., Eagle, R., Morton, A., Dowdeswell, J, Atkinson, K., Bahé, Y., Dawber, C., Khadun, E.,<br />

Shaw, R., Shorttle, O., Thanabalasundaram, L., 2008: Evidence for glaciation in the northern<br />

hemisphere back to 44 Ma from ice-rafted debris in the Greenland Sea. Earth and Planetary<br />

Science Letters 265, 112-122.<br />

Zentilli, M., Grist, A., Williamson, M., 2008. The Stolz Thrust and its connection with the Eocene<br />

Metasequoia fossil forest of Axel Heiberg Island, Canadian Arctic Archipelago: apatite fission<br />

track evidence. Abstract Volume of the International Thermochronology Meeting in Anchorage,<br />

Alaska.<br />

42


Southern Hemisphere Temperature and Global Sea-Level Rise Since the Last<br />

Glacial Maximum<br />

M. E. Weber 1 , G. Kuhn 2 , P. U. Clark 3 , D. Sprenk 1<br />

1<br />

Institute of Geology and Mineralogy, Zuelpicher Str. 49a, 50935 Cologne, Germany,<br />

michael.weber@uni-koeln.de<br />

2<br />

Alfred-Wegener-Institute for Polar and Marine Research, Am Alten Hafen 26, 27568<br />

Bremerhaven, Germany<br />

3<br />

Oregon State University, 104 Wilkinson Hall, Corvallis, OR 97331-5506, USA.<br />

Reconstruction of the last global sea level rise faces uncertainties because only a few robust<br />

results are available for Antarctic ice sheets. Modeling studies reconstruct a late ice-sheet<br />

retreat starting around 12 ka BP and ending around 7 ka BP with a large impact of an<br />

unstable West Antarctic Ice Sheet (WAIS) and a small impact of a stable East Antarctic Ice<br />

Sheet (EAIS). However, two regions in the Atlantic sector of the Southern Ocean provide<br />

evidence that Antarctica responded much earlier and possibly provided a significant<br />

contribution to the last sea-level rise.<br />

On the continental slope of the southeastern Weddell Sea, varved sediment preserverd<br />

during the Last Glacial Maximum (LGM), indicative for intense, seasonally variable bottomwater<br />

production, presumably caused by brine injection in polynias and shelf-ice plowing in<br />

front of the ice shelf, which had advanced toward the shelf edge. The following postglacial<br />

bioturbated mud favors at least partially open surface water and occasionally intensified<br />

iceberg calving. The termination of varvation marked the retreat of the EAIS from the shelf<br />

edge around 19 ka BP. The timing coincides with Meltwater Pulse 19 ka from the Northern<br />

Hemisphere (NH) and with the initiation of the temperature increase over East Antarctica.<br />

After a short ice re-advance, a second retreat occurred around 16 ka – also a time of<br />

enhanced global sea-level rise and a period when glaciers rapidly retreated in Patagonia.<br />

Sediments from the central Scotia Sea are located in the prolongation of the “iceberg alley”,<br />

where icebergs exit the Weddell Sea to the north. Accordingly, this is an excellent location to<br />

trace ice-sheet dynamics. Sites MD07-3134 and MD07-3133 document four phases of<br />

enhanced iceberg activity as indicated by the amount of small ice-rafted debris (IRD) at 19.5,<br />

16.5,14.5, and 12 ka. The first two are most likely related to the two ice-sheet retreat signals<br />

documented by the Weddell Sea sites. The third phase relates to Meltwater Pulse 1A; the<br />

fourth phase falls roughly into period of the Younger Dryas.<br />

Since all four phases manifested at times when atmospheric temperature rise over East<br />

Antarctica accelerated, we interpret all phases as ice-sheet retreat signals. Since models can<br />

43


only produce a fraction of the required global meltwater from NH ice sheets, and most<br />

phases relate to prominent global meltwater pulses, there is also indication that Antarctica<br />

contributed a substantial amount of meltwater to global sea-level rise during the four phases,<br />

with the EAIS as a major contributor during the first three phases, and the WAIS contributing<br />

mainly to the last phase when the Antarctic Cold Reversal had ended. In any case, our study<br />

shows that the oceanic record in the Weddell and Scotia Seas, the atmospheric temperature<br />

development over East Antarctica, and global sea-level rise are closely related, with possibly<br />

severe impacts on future climate and ice-sheet modeling studies.<br />

44

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