Das Magazin 1/2011 - Evangelische Heimstiftung
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Ehrenamt<br />
Engagement aus Dankbarkeit<br />
Im Stephansheim Gäufelden bringen sich<br />
Ehrenamtliche auf ganz unterschiedliche Weise ein<br />
<strong>Das</strong> kleine Pflegeheim der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Heimstiftung</strong> (EHS) in<br />
Gäufelden ist seit April 2009 in Betrieb. 38 Bewohner leben dort,<br />
die meisten stammen aus dem Ort oder der Umgebung. Neben den<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses sind 34 Ehrenamt -<br />
liche im Stephansheim tätig.<br />
Wie kann es gelingen, dass ein neues<br />
Haus so schnell im Ort Wurzeln<br />
schlägt? „Es war ein Zusammenwirken<br />
verschiedener Faktoren“, sagt Haus-<br />
leiter Uwe Gerold. Zunächst die Lage:<br />
Mitten im Dorfkern des Teilorts<br />
Nebringen, zu Geschäften und Kirche<br />
sind es nur ein paar Schritte, man<br />
kennt sich. Die EHS legt Wert darauf,<br />
dass ihre Pfl egeheime in die örtliche<br />
Gemeinschaft eingebunden sind.<br />
Dann ist in das Gebäude die Begeg-<br />
nungsstätte integriert, die in Besitz<br />
der Gemeinde ist. Dies alles hat es<br />
be günstigt, dass sich so schnell Men-<br />
schen gefunden haben, die sich ein-<br />
bringen wollten. <strong>Das</strong> Wichtigste aber<br />
ist der Diakonieverein Gäufelden, der<br />
die Begegnungsstätte betreibt. Als das<br />
Stephansheim noch im Rohbau stand,<br />
hat er bereits dazu aufgerufen mitzu-<br />
helfen. Mehr als 30 Menschen interes-<br />
sierten sich und fast alle blieben dabei.<br />
14 „Aus der <strong>Heimstiftung</strong>“ 1/<strong>2011</strong><br />
Helga Kohler beispielsweise. Zunächst<br />
hat sie bei der Essensausgabe geholfen,<br />
mittlerweile kommt sie regelmäßig<br />
montagnachmittags ins Haus, besucht<br />
die Bewohner, liest vor, spielt mit<br />
ihnen oder geht mit ihnen spazieren.<br />
Oder Helga Schulz, die zunächst das<br />
Sonntagscafé in der Begegnungsstätte<br />
übernommen hat. Da sie sehr gerne<br />
singt, hat Helga Schulz dieses Hobby<br />
mittlerweile ebenfalls mit ihrem ehren-<br />
amtlichen Engagement verknüpft.<br />
Immer freitags singt sie mit den Be-<br />
wohnern. Bettlägerigen, die es mögen,<br />
wird im Zimmer vorgesungen. Mittler-<br />
weile ist Schulz auch Mitglied im<br />
Heimbeirat. Renate Elser hat ebenfalls<br />
ihren festen Tag, an dem sie in das<br />
Stephansheim kommt. Die Rollstuhl-<br />
ausfahrt und der Kreativtreff sind ihr<br />
Metier, oft liest sie auch einfach vor.<br />
Ursula Ullrich wollte sich sozial enga-<br />
gieren und hat zunächst ehrenamtlich<br />
im Diakonieladen geholfen. Über den<br />
Kontakt zum Ehepaar Elser kam sie<br />
zum Stephansheim. Sie hilft beim<br />
Basteln und macht ebenfalls regel-<br />
mäßig Besuchsdienst.<br />
Auf das, was sie mit ihrem Engage-<br />
ment erreichen, sind alle vier stolz.<br />
Zum Beispiel auf die Bastelarbeiten,<br />
die – je nach Jahreszeit – Wände und<br />
Tische im Haus schmücken. „Häufi g<br />
sagen die Bewohner zu mir: ‚Schau<br />
mal, das kann ich noch.‘ <strong>Das</strong> zeigt,<br />
wie viel man bewirken kann“, sagt<br />
Renate Elser. „Man bekommt eine<br />
enge Beziehung zu den Bewohnern<br />
und merkt, man wird gebraucht“,<br />
ergänzt Helga Schulz. „Man kann so<br />
viel bewirken, wenn man fünf Minu-<br />
ten Hände hält oder mit den Bewoh-<br />
nern spricht“, sagt Ursula Ullrich, die<br />
auch für ihr eigenes Leben viel profi -<br />
tiert: „Ich habe ganz neue Erkenntnisse<br />
über das Leben und Sterben gewon-<br />
nen.“ Es sei nicht nur ein Geben, es<br />
sei auch ein Nehmen: „Man schätzt<br />
es selber wieder viel mehr, dass es<br />
einem gut geht“, sagt Helga Kohler.<br />
Freude, anderen zu helfen, Mitmensch-<br />
lichkeit – das zeichnet alle Ehrenamt-<br />
lichen im Stephansheim aus. Darüber<br />
hinaus hat jede auch sein ganz persön-<br />
liches Motiv. Für Renate Elser beispiels-<br />
weise bedeutet ihr Engagement gelebtes<br />
Christentum. Sie zitiert aus Matthäus<br />
21: „Was ihr für einen meiner gerings-<br />
ten Brüder getan habt, das habt ihr<br />
mir getan.“ Allen gemeinsam ist es,<br />
eine Möglichkeit gefunden zu haben,<br />
sich ihren Interessen entsprechend<br />
einzubringen. „Deshalb macht es so<br />
Spaß“, sagen sie unisono. „Wir sehen<br />
unser Engagement als Ausdruck der<br />
Dankbarkeit, dass es einem gut geht.“<br />
Susanne Wetterich