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[flickr.com/Curnen]<br />
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Unerhört. Ein Zwischenruf<br />
Von Jule Böttner<br />
Es wird Regen geben<br />
Dass es auch am 10. November 2010<br />
nass vom Himmel kommt, unterstützt<br />
unweigerlich die Gesamtatmosphäre.<br />
Ausgerufen ist <strong>de</strong>r Bildungsstreik – in<br />
Bonn. Diejenigen, die in alter Manier<br />
– und inzwischen mit triefend nassem<br />
Haar, einer roten Nase und (wenn vorhan<strong>de</strong>n)<br />
verlaufener Wimperntusche irgendwo<br />
zwischen einem kleinen roten<br />
Pkw und einem kleinen, aber laut tönen<strong>de</strong>n<br />
Lkw ihr Schritttempo gefun<strong>de</strong>n<br />
haben, gehen ihren Weg. Wenn es sein<br />
muss, treten sie auch in Pfützen, je mehr<br />
Wind aufkommt, <strong>de</strong>sto fester wird ihr<br />
Griff um <strong>de</strong>n Holzstab, an <strong>de</strong>ssen En<strong>de</strong><br />
eine Fahne weht.<br />
Ignoriert man die Vertreter <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Sicherheit, könnte man sagen,<br />
dass die Stadt, abgesehen von unserer<br />
tapferen Gruppe, fast leer ist. Man fragt<br />
sich, ob die Bonner nur Angst vor einer<br />
Herbstgrippe haben o<strong>de</strong>r ob sie sich einer<br />
Haltung anschließen, die auch <strong>de</strong>r<br />
weitaus größte Teil <strong>de</strong>r Bonner Studieren<strong>de</strong>nschaft<br />
einnimmt: Ignoranz.<br />
Das Bild, das hier gezeichnet wird,<br />
ist <strong>de</strong>mütigend. Es korrespondiert mit<br />
einem Hohn, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Zuhörer ergreift,<br />
<strong>akut</strong><br />
wenn er „Dies ist erst <strong>de</strong>r Anfang!“ aus<br />
<strong>de</strong>n Lautsprechern <strong>de</strong>r Entschlossenen<br />
vernimmt und für sich ergänzt „…vom<br />
En<strong>de</strong>“.<br />
Hier entsteht eine Lächerlichkeit. Und<br />
das, obgleich we<strong>de</strong>r das Mittel <strong>de</strong>r Demonstration<br />
noch <strong>de</strong>ssen Motivation<br />
– Protest gegen die Bildungspolitik – lächerlich<br />
sind.<br />
Muss nicht je<strong>de</strong> und je<strong>de</strong>r unabhängig<br />
vom eigenen politischen Standpunkt (sofern<br />
dieser innerhalb <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mokratischen<br />
Parteienlandschaft liegt) <strong>de</strong>njenigen, die<br />
sich aktiv in die Politik einbringen und zu<br />
bestimmten Themen konkrete Kritik und<br />
eigene Än<strong>de</strong>rungsvorschläge äußern,<br />
Respekt zollen?! Muss <strong>de</strong>r konsequent<br />
<strong>de</strong>mokratische Studieren<strong>de</strong> nicht in Abhängigkeit<br />
von <strong>de</strong>m eigenen politischen<br />
Standpunkt entwe<strong>de</strong>r – im Falle einer Zustimmung<br />
– <strong>de</strong>n Bildungsstreik bejahen<br />
o<strong>de</strong>r – im Falle einer Ablehnung – mit<br />
<strong>de</strong>n Streiken<strong>de</strong>n in einen Dialog treten?<br />
Kann es sein, dass im Falle einer<br />
schlichten Ignoranz Spott und Hohn nur<br />
<strong>de</strong>njenigen gebührt, die von ihrer vermeintlichen<br />
politischen Unberührtheit<br />
durch die Gänge <strong>de</strong>r Bonner Universität<br />
getragen wer<strong>de</strong>n?<br />
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