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INSIGHTS 15 - Batten & Company

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<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

New Mobile Commerce<br />

Profilierung durch Eigenmarken –<br />

Wachstumspotenziale für den Handel<br />

Wie Einkaufsverantwortliche die Preisund<br />

Konditionensysteme ihrer Lieferanten<br />

beurteilen – wie sehen dann die Systeme<br />

der Zukunft aus?<br />

Erfolgsfaktor Organisation – von der<br />

Stabsaufgabe zur Gestaltungsdisziplin<br />

Der Einfluss veränderter Marktbedingungen<br />

auf den Vertrieb<br />

Die Marke im Kontext von<br />

Mergers & Acquisitions<br />

<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong>


<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> ist eine der führenden Strategieberatungen für Marketing und Vertrieb. Mit über<br />

1.000 erfolgreich durchgeführten Projekten für internationale Blue Chip-Kunden sind wir Marktführer für<br />

Beratungsleistungen rund um marktorientierte Unternehmensführung.<br />

2000 als BBDO Consulting gegründet, sind wir als Tochter der BBDO Worldwide Teil des weltweiten<br />

BBDO-Netzwerks mit über 290 Büros in 77 Ländern.<br />

Wir beraten Unternehmen zu Themen rund um profitables und nachhaltiges Wachstum. Unser Leistungsspektrum<br />

reicht von der Analyse und Strategieentwicklung bis zum Umsetzungsmanagement. Wir arbeiten<br />

mit unterschiedlichen Ansätzen, von der stark methodisch geprägten Analytik bis zur Workshop-basierten<br />

Strategiefindung mit dem Ziel, unseren Kunden zu helfen, sich konsequent auf die Bedürfnisse ihrer<br />

Kunden von heute und morgen auszurichten, und so nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben.


4<br />

6<br />

16<br />

24<br />

32<br />

40<br />

48<br />

61<br />

66<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

New Mobile Commerce<br />

Prof. Dr. Gerrit Heinemann, Udo Klein-Bölting<br />

Profilierung durch Eigenmarken –<br />

Wachstumspotenziale für den Handel<br />

Udo Klein-Bölting, Christoph Hauser, Dr. Martin Holzberg<br />

Wie Einkaufsverantwortliche die Preisund<br />

Konditionensysteme ihrer Lieferanten<br />

beurteilen – wie sehen dann die Systeme<br />

der Zukunft aus?<br />

Dr. Nicolas Nasner, Mandy Böhnstedt<br />

Erfolgsfaktor Organisation – von der<br />

Stabsaufgabe zur Gestaltungsdisziplin<br />

Björn Sander, Dr. Alexandra Illek<br />

Der Einfluss veränderter Marktbedingungen<br />

auf den Vertrieb<br />

Christoph A. Halkjaer, Janina Sasse<br />

Die Marke im Kontext von<br />

Mergers & Acquisitions<br />

Adel Gelbert, Kai Rippe<br />

Autorenverzeichnis<br />

Impressum<br />

3


4<br />

Editorial<br />

Marke, Vertrieb, Preis und Organisation – das ist die Bandbreite<br />

unserer Schwerpunktthemen dieser <strong>15</strong>. <strong>INSIGHTS</strong>-Ausgabe.<br />

Neue Chancen durch Mobile Shopping: Der Verkauf über den Online-Kanal im Handel zieht weiter an,<br />

die nächste Zündstufe des E-Commerce wird jedoch sicherlich Mobile Shopping sein. Auch wenn die<br />

Umsatzzahlen über diesen Kanal noch vergleichsweise gering sind – wer heute nicht die richtigen<br />

Weichen dafür stellt, wird es schwer haben, von der zunehmenden Dynamik des Mobile Shoppings zu<br />

profitieren. Der Schlüssel liegt in der Kombination von sozialem, lokalem und mobilem Netz.<br />

Der erste Beitrag gibt einen Überblick über Erfolgsfaktoren, wie Händler die Technologie des mobilen<br />

Internets bestmöglich für ihr Stationärgeschäft nutzen können. Der Autor des Artikels Prof. Dr. Gerrit<br />

Heinemann gründete 2010 das fachbereichsübergreifende eWeb-Research-Center der Hochschule<br />

Niederrhein HSNR, das sich auf das Thema „Multi-Channel-Handel“ spezialisiert hat. Prof. Dr. Gerrit<br />

Heinemann ist Kooperationspartner von <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong>.<br />

Differenzierungspotenzial Eigenmarken: Im deutschen Handel wird im intensiven Kampf um Marktanteile<br />

und Margen das Angebot von Eigenmarken zunehmend zu einem wesentlichen Differenzierungsfaktor<br />

und Werttreiber. Die Basis für erfolgreiches Eigenmarkenmanagement stellt dabei die Markenpositionierung<br />

in Kombination mit der richtigen Markenarchitektur dar. Dabei wird die Stärke einer Eigenmarke<br />

insbesondere durch die Markenstärke des Handelsunternehmens bestimmt.<br />

Der zweite Beitrag gibt Antworten auf wesentliche Fragen zur Entwicklung von Eigenmarkenstrategien.<br />

Welche Funktionen kann eine Eigenmarke erfüllen? In welchen Warenkategorien sind Eigenmarken sinnvoll?<br />

Auf welchem Preisniveau sollte man Eigenmarken positionieren? Gegen welche Wettbewerbsmarken<br />

sollte eine Eigenmarke eingesetzt werden? Wie sollten Eigenmarken markiert, also gebranded werden?<br />

Zu diesen und anderen wesentlichen Fragestellungen werden klare Orientierungs- und Entscheidungshilfen<br />

angeboten.<br />

Erfolgsfaktor Preismanagement: Auch in langjährig gewachsenen Beziehungen zwischen Herstellern<br />

und Händlern wird das häufig über Jahre gewachsene Preis- und Konditionensystem verstärkt auf den<br />

Prüfstand gestellt. Das liegt sicherlich nicht nur am zunehmenden Preisdruck, sondern häufig auch an<br />

der Notwendigkeit einer internationalen Harmonisierung des Preis- und Konditionengefüges.<br />

Der dritte Beitrag stellt die Ergebnisse unserer aktuellen Studie zu Preis- und Konditionensystemen<br />

(PKS) vor. Dabei wurde die Perspektive gewechselt. Händler aus unterschiedlichen Branchen wurden zu<br />

ihrer Einschätzung von Preis- und Konditionentrends befragt. Gleichzeitig gaben sie ihre Bewertung des<br />

Status quo der Systeme ihrer Lieferanten ab. Herausgekommen sind Guidelines für die Optimierung des<br />

Preis- und Konditionensystems, gegliedert nach der strategischen Ausrichtung, des Leistungsbezuges<br />

sowie der Vereinfachung und Aufwandssenkung.<br />

Organisation als Gestaltungsdisziplin: Einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Marktbearbeitung<br />

ist das kontinuierliche „Fit-Halten“ der eigenen Organisation, zumal dies der einzige Stellhebel<br />

ist, den ein Unternehmen komplett selbst und direkt in der Hand hat. Dennoch werden aufgrund<br />

interner Barrieren viele Organisationsdefizite oftmals als gegeben akzeptiert.


Der vierte Beitrag zeigt den erforderlichen Paradigmenwechsel auf, eine Organisation an den Performancezielen<br />

auszurichten, und stellt Methoden für eine entsprechende Ausgestaltung von Aufgaben,<br />

Prozessen und Ressourcenallokation vor. Schon durch wenige pragmatische, aber zielgerichtete und<br />

konsequente Weichenstellungen lassen sich signifikante Effizienzgewinne realisieren.<br />

Neuausrichtung zum Vertriebserfolg: Der Vertrieb ist die „Speerspitze“ des Unternehmens und an vorderster<br />

Front verantwortlich für den Markterfolg. In turbulenten Zeiten mit instabilen makroökonomischen<br />

Rahmenbedingungen, volatilen Märkten und sprunghaften Kunden wird die Leistungsfähigkeit<br />

der Vertriebsorganisation auf die Probe gestellt, und es trennen sich die „Schönwetterkapitäne“ von den<br />

erfahrenen Lotsen mit klarem Kurs auf das richtige Ziel.<br />

Der fünfte Beitrag stellt einen pragmatischen und zugleich hochwirksamen Ansatz zur Neuausrichtung<br />

des Vertriebs vor. Dabei geht es um den Ausbau der Vertriebsqualität und des Kundenmanagements<br />

zur Sicherung der entscheidenden Wettbewerbsvorteile. Sieben Kernfragen auf den Analyseebenen<br />

Strategie, Prozess, Struktur und Verhalten führen zu den richtigen Handlungsempfehlungen und damit<br />

zur effektiven Vertriebsoptimierung.<br />

Nachhaltige Markenintegration: Der Erfolg von Mergers & Acquisitions hängt entscheidend davon ab,<br />

wann und wie die Marke in den M&A-Prozess einbezogen wird. Letztendlich geht es darum, Marken<br />

rechtzeitig und umfassend zu analysieren, um unter Beibehaltung des Markenwertes den höchstmöglichen<br />

Synergieeffekt zu erzielen.<br />

Im letzten Beitrag werden die sieben goldenen Regeln für die Analyse von Marken bei M&As aufgezeigt.<br />

Um einer Vernachlässigung der Marke vorzubeugen, ist es unabdingbar, das Markenmanagement bei<br />

Transaktionen wie diesen in der strategischen Unternehmensführung fest zu verankern. Nur so kann<br />

neben dem Status quo auch die Zukunft einer Zielmarke sowie ihre Kompatibilität mit der Käufermarke<br />

detailliert analysiert und im Markenkaufpreis abgebildet werden. Darüber hinaus vereinfacht das die<br />

Berücksichtigung der Interessen aller relevanten Anspruchsgruppen in der Markenintegrationsstrategie<br />

und ihren frühzeitigen Einbezug in den PMI-Prozess. Dieses muss zudem rechtzeitig und überzeugend<br />

kommuniziert werden, wobei insbesondere von der Wahl des zukünftigen Markennamens eine hohe<br />

Symbolkraft ausgeht.<br />

Wir hoffen, Ihnen auch mit diesem <strong>15</strong>. <strong>INSIGHTS</strong>-Band Impulse und Anregungen für Ihre Arbeit geben<br />

zu können, und laden Sie wie immer zum Dialog mit uns ein.<br />

Herzlichst,<br />

Ihre<br />

Udo Klein-Bölting Adel Gelbert<br />

5


?<br />

Broadcasting & Blogging<br />

Bedeutung für situative & reale Lebenswelt<br />

Online-Shop<br />

!<br />

Betriebssystem &<br />

Browsertechnologie<br />

!<br />

!<br />

Best Price &<br />

Bargaining<br />

Bedienfreundlichkeit &<br />

Blockreduktion<br />

Backend-Sicherheit &<br />

Benutzerrisikoreduktion


Prof. Dr. Gerrit Heinemann, Udo Klein-Bölting<br />

New Mobile Commerce


8<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

„Die Digitalisierung der Gesellschaft trifft den Handel mit voller<br />

Wucht. Der Druck wächst und der Handel sieht sich gezwungen,<br />

Geschäftsmodelle mit hohem Tempo und enormer Radikalität laufend<br />

an die technische Entwicklung anzupassen oder ganz neu zu<br />

entwickeln. Lesen Sie hierzu einen Gastbeitrag von Prof. Dr. Gerrit<br />

Heinemann, Leiter des eWeb Research Centers der Hochschule<br />

Niederrhein HSNR zum Thema Mobile Commerce. Wir sind froh,<br />

mit Prof. Dr. Heinemann einen Partner zu haben, der in idealer Weise<br />

Theorie und Praxis miteinander zu verbinden weiß.“ Udo Klein-Bölting<br />

Die Hightech-Smartphones der vierten Generation<br />

eröffnen neue Marketinganwendungen für den stationären<br />

Handel. Diese sind geprägt durch mobile<br />

Nutzungsmöglichkeiten des Internets sowie das<br />

Mobile Nutzungsmöglichkeiten der Online-Kanäle<br />

können vor allem auch dem stationären Handel<br />

Chancen bieten und bedeuten nicht automatisch<br />

einen Verlust für die Offline-Welt. Über mobile<br />

Services wird es sogar möglich, Kunden in die<br />

Geschäfte zu locken. Diesbezüglich gibt es verschiedene<br />

Service-Funktionen, die ein Händler<br />

seinen Kunden in Form von Mobile Shopping-<br />

Apps bereitstellen kann. Die Funktion des Store<br />

Locators gehört mittlerweile schon fast zu den<br />

Grundanwendungen einer App, da sie eine große<br />

Hilfe ist, den Kunden auf einfachstem Wege ins<br />

Geschäft zu locken. Über die Ortung via GPS kann<br />

der Standort des Kunden durch die Position seines<br />

Smartphones genauestens festgelegt werden<br />

und mit den im Internet vorhandenen Informationen<br />

aus seiner Umgebung abgeglichen werden.<br />

Anhand grafischer Darstellungen kann ein Einzelhändler<br />

so auf die nächstgelegene Filiale hinweisen.<br />

H&M und ZARA nutzen zum Beispiel diese Möglichkeit<br />

bereits in ihrem Mobile-Kanal (s. Abb. 1).<br />

Beide Unternehmen stellen ihren Kunden über<br />

eine App den Store Locator zur Verfügung. Dieser<br />

Senden lokaler Informationen in Verbindung mit<br />

innovativen Services und Technologien. Ihr Einsatz<br />

fördert die Verschmelzung von Online- und<br />

Offline-Kanälen zu neuartigen „No Line“-Systemen.<br />

Neue Marketinganwendungen für<br />

den Handel<br />

macht es möglich, die nächste Filiale automatisch<br />

zu orten, egal, an welchem Standort der Welt sich<br />

der Nutzer gerade befindet. „In Store Navigation“-<br />

Anwendungen können dem Kunden im weiteren<br />

Einkaufsprozess helfen, sich in großen Geschäften<br />

mit einer hohen Anzahl an verschiedenen Produkten<br />

besser zurechtzufinden. Dies lässt sich<br />

unter anderem über RFID-Chips („Radio Frequency<br />

Identification Systems“) umsetzen. RFID-<br />

Chips werden bei dieser Anwendung an der Ware<br />

angebracht und können so vom Kunden über das<br />

mobile Internet geortet werden. Zusätzlich kann<br />

der Kunde auch Informationen über Produkteigenschaften<br />

und Verfügbarkeit abrufen, die auf<br />

dem RFID-Chip hinterlegt wurden. Dadurch wird<br />

es möglich, dass der Kunde das gesamte<br />

Sortiment im Geschäft durchsuchen und Informationen<br />

über Verfügbarkeit und Standort über die<br />

Produktseite abfragen kann. Ein Nachteil dieser<br />

Service-Funktion besteht allerdings darin, dass<br />

nur Kunden angesprochen werden, die von vornherein<br />

schon die Absicht besitzen, ein bestimmtes<br />

Geschäft aufzusuchen.


Neue Chancen für den Handel<br />

durch Location Based Services<br />

Von Vorteil ist es daher, wenn eine Service-<br />

Anwendung automatisch Hinweise und Angebote<br />

liefert, sobald sich ein Kunde in der Nähe des<br />

Geschäftes aufhält. Dieses ist auf Basis von Geo-<br />

Targeting möglich. Insbesondere die Smartphones<br />

der vierten Generation machen dabei ein völlig<br />

neues Einkaufserlebnis möglich, das sich die<br />

Anbieter zunutze machen können, indem sie beispielsweise<br />

Konsumenten gezielt mit mobilen<br />

Werbeformen in ihre Geschäfte lenken. Location<br />

Based Services (LBS) können die Kunden, die sich<br />

gerade in der Nähe des Geschäftes aufhalten und<br />

dem Dienst zugestimmt haben, gezielt per SMS<br />

oder E-Mail anschreiben und ihnen Informationen<br />

über aktuelle Angebote zustellen. Dabei kann das<br />

Mobile Couponing zusätzliche Anreize bieten.<br />

Damit ergeben sich enorme Chancen für die stationären<br />

Einzelhändler. Denn die technologischen<br />

Innovationen ermöglichen eine völlig neue Form<br />

der Kundenorientierung, die insbesondere der<br />

von den Kunden geforderten Multioptionalität<br />

Beispiele für Store Locator-Apps<br />

Quelle: iTunes Store, 2011<br />

Abbildung 1: Beispiele für Store Locator-Apps<br />

NEW MOBILE COMMERCE 9<br />

Rechnung trägt. Schon heute ist es möglich, die<br />

sich beim Einkaufsbummel befindenden Kunden<br />

gezielt mit Werbeanzeigen anzusprechen, wie<br />

bereits in den USA praktiziert. Der Elektronikhändler<br />

Best Buy, die Modekette American Eagle<br />

Outfitters und der Kaufhausbetreiber Macy’s<br />

haben Hunderte von Filialen aufgerüstet, sodass<br />

sie zentimetergenau verfolgen können, wo sich<br />

ein Konsument gerade aufhält. Die neue Ortungstechnik<br />

verbinden sie mit sofortiger Handywerbung,<br />

die auf Ort, Zeit, Person und bald sogar<br />

aufs Regal zugeschnitten ist. Die Kunden erhalten<br />

dann einen Gutschein für ein bestimmtes Geschäft<br />

oder bekommen die Verfügbarkeit des gewünschten<br />

Produkts in umliegenden Stores angezeigt. In<br />

Kombination mit ihren intuitiven Navigationsfunktionen<br />

bringen die Smartphones die Kunden<br />

dann sprichwörtlich in die Filialen. Nur so ist zu<br />

verstehen, dass E-Commerce-Experten sagen:<br />

„Die Zukunft von online ist offline“.


10<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Multi-Channel-Netzwerkarchitektur von Argos<br />

Online/<br />

Mobile<br />

Print/<br />

Catalogue<br />

Offline/<br />

Store<br />

Quelle: Heinemann, 2010<br />

Selection/Browsing Ordering/Payment Delivery/Return<br />

Catalogue numbers<br />

can be entered<br />

into website<br />

Large proportion<br />

of internet users<br />

use catalogue for<br />

browsing/idea<br />

generation<br />

Catalogue<br />

Identical<br />

catalogue<br />

is source of<br />

information<br />

in-store<br />

Website<br />

Browse – Order<br />

Store Pick-up<br />

Order online or<br />

phone store directly<br />

for reserve and<br />

pick-up (10%)<br />

Stock availability can<br />

be checked from instore<br />

browsing kiosk<br />

(www.argos.co.uk)<br />

Abbildung 2: Multi-Channel-Netzwerkarchitektur von Argos<br />

Neue „No Line“-Systeme im Handel<br />

Der britische Elektronikhändler Argos erklärt<br />

dazu treffend, dass es für ihn nicht mehr wichtig<br />

ist, in welchem Kanal seine Kunden einkaufen,<br />

sondern dass sie es überhaupt bei ihm und nicht<br />

bei den Mitbewerbern tun. Dementsprechend hat<br />

Argos Online-Shop, Mobile-Shop, Filialen und<br />

Katalog zu einem geschlossenen Gesamtsystem<br />

integriert, das den Kunden alle Möglichkeiten des<br />

Kanalwechsels erlaubt (s. Abb. 2). Bemerkenswert<br />

dabei ist, dass über 12 % der Gesamtumsätze bei<br />

Argos Online-Umsätze sind, die in den Filialen an<br />

Terminals bestellt wurden. Mehr als ein Drittel<br />

aller Verkäufe kommen bei dem britischen<br />

Paradebeispiel bereits durch Kunden zustande,<br />

die gleichzeitig mehr als einen Absatzkanal nutzen.<br />

Dies deutet auf einen wesentlichen Trend im<br />

Handel hin. Denn zukünftig wird es immer weniger<br />

möglich sein, von den reinen Online- und Offline-<br />

Welten zu sprechen, denn beide verschmelzen zu<br />

„No Line“-Systemen, in denen die Betriebsformen<br />

fließend ineinander übergehen. Dies gilt auch für<br />

die Dinosaurier unter den Betriebsformen, zumindest<br />

in den USA, wo JC Penney, Sears und auch<br />

Nordstrom als ehemalige Warenhausbetreiber zu<br />

Catalogue numbers<br />

identified for<br />

every product for<br />

noting down<br />

Phone order<br />

Order placed<br />

in-store can<br />

be delivered<br />

at home (12%)<br />

Introduction of self-pay kiosks allows<br />

payment by customers in-store without<br />

retail staff assistance<br />

Home<br />

Delivery<br />

Network<br />

Store<br />

Network<br />

Browse – Order – Pick-up<br />

(680 Stores)<br />

integrierten „No Line“-Händlern mutiert sind und<br />

dabei eine Renaissance erlebten. Und damit tut<br />

sich eine wesentliche Entwicklung auf, die McNair<br />

und auch Nieschlag mit ihren Theorien nicht voraussehen<br />

konnten, nämlich die Verschmelzung<br />

von alten und neuen Betriebsformen zu Verkaufssystemen,<br />

die veralteten Formaten zu neuem<br />

Leben verhelfen können und diese damit vom<br />

Ende des Lebenszyklus wieder an ihren Anfang<br />

katapultieren. Da nun einmal im stationären<br />

Handel die meisten Kunden zu finden sind, sehen<br />

insbesondere die „Pure Online“-Händler, die nur<br />

über einen Internetkanal verfügen, diesen Trend<br />

durchaus als besorgniserregend. Deswegen ist<br />

auch zu erwarten, dass viele der reinen Online-<br />

Händler über kurz oder lang zusätzlich offline<br />

gehen und den Trend zum integrierten Multi-<br />

Channel-System zusätzlich befeuern werden. Eine<br />

Schlüsselrolle spielt dabei zweifelsohne der<br />

„Mobile Commerce der neuen Generation“, da<br />

damit der simultane Kauf auf allen Kanälen am<br />

konsequentesten möglich wird, und zwar mit dem<br />

Smartphone im Laden.


Der Schlüssel liegt in der Kombination von sozialem,<br />

lokalem und mobilem Netz, durch die der Mobile<br />

Commerce den gesamten Handel neu definiert.<br />

Wie allerdings ein Händler die disruptive Technologie<br />

des mobilen Internets bestmöglich für sein<br />

Stationärgeschäft nutzt, hängt von sieben Erfolgsfaktoren<br />

(„7B-Erfolgsfaktoren“) ab (s. Abb. 3):<br />

Erfolgsfaktor Nr. 1<br />

Bestehender und bereits erfolgreicher Online-<br />

Shop: Grundvoraussetzung ist die Existenz eines<br />

bereits erfolgreichen Online-Shops. Zuallererst<br />

sollte ein vorzeigbarer Online-Shop mit nennenswerter<br />

Betriebsgröße etabliert worden sein, was<br />

sicherlich kein Zuckerschlecken ist und ohne substanzielle<br />

Investitionen nicht funktionieren wird.<br />

Denn der Mobile-Shop ist quasi der „verlängerte<br />

Arm mit Zusatzfunktion“. Wer als Händler einen<br />

Bogen um das Online-Thema macht, sollte dies<br />

erst recht beim Mobile-Thema tun. Dabei gelten<br />

für den Mobile-Online-Handel die gleichen allgemeingültigen<br />

Gesetzmäßigkeiten wie für den<br />

Online-Handel, allerdings in verschärfter Form.<br />

Darüber hinaus muss eine Optimierung zu mobil-<br />

gerechten Inhalten und formatgerechter Website<br />

erfolgen. Auch ist das Angebot um Mobile-<br />

Dienste und -Anwendungen zu erweitern.<br />

Erfolgsfaktor Nr. 2<br />

NEW MOBILE COMMERCE 11<br />

Erfolgsfaktoren des New Mobile Commerce<br />

7B-Erfolgsfaktoren im Mobile Commerce<br />

Quelle: Heinemann, 2012<br />

Backend-Sicherheit und<br />

Benutzerrisikoreduktion<br />

Betriebssystem und<br />

Browsertechnologie<br />

Bedienfreundlichkeit und<br />

Blockreduktion<br />

Abbildung 3: 7B-Erfolgsfaktoren im Mobile Commerce<br />

Bestehender und bereits<br />

erfolgreicher Online-Shop<br />

6<br />

7<br />

5<br />

1<br />

Bedeutung für die situative und reale Lebenswelt:<br />

Die situative und lebensstilgerechte Anpassung<br />

der Angebote an die individuellen Einkaufsgewohnheiten<br />

der Kunden ist die hohe Schule des<br />

Mobile Commerce. Nur so lassen sich die<br />

Synergien des „SoLoMo“ ausspielen, die sich aus<br />

der sozialen, lokalen und mobilen Vernetzung<br />

ergeben. Dazu gehören auch individualisierbare<br />

virtuelle Regale und der Einsatz des Augmented<br />

Reality in allen denkbaren Facetten. Mobile 2.0,<br />

also die Mobile-orientierte Umsetzung von Social-<br />

Media-Instrumenten mit Vernetzung zu Facebook,<br />

Twitter & Co., sind bereits Standard. Twitter<br />

Accounts funktionieren dabei nicht nur als Service-<br />

Tool, um Kundenfragen zu beantworten, wie bei<br />

Best Buy mit seinem Twelpforce praktiziert. Sie<br />

können auch die anderen Verkaufskanäle nachhaltig<br />

befeuern, wie dies Whole Foods Market<br />

(WFM) zeigt.<br />

4<br />

2<br />

3<br />

Bedeutung für die situative<br />

und reale Lebenswelt<br />

Best Price und<br />

Bargaining<br />

Broadcasting und<br />

Blogging


12<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Erfolgsfaktor Nr. 3<br />

Best Price und Bargaining: Der Mobile Shopper<br />

gilt als Smart Shopper auf der Suche nach smarten<br />

Informationen und Schnäppchen. Couponing,<br />

SMS-Gutscheine und virtuelle Bonuskarten sind<br />

geeignet, diese Kunden den anderen Kanälen<br />

zuzuführen. Dabei nimmt die Lokalisierung, also<br />

das „Local Pricing“, eine Schlüsselrolle ein. Die<br />

Bestpreisgarantien müssen jedoch mit den anderen<br />

Vertriebskanälen abgestimmt sein, was angesichts<br />

immer noch fehlender valider Untersuchungen<br />

bzw. Erkenntnisse zum Multi Channel<br />

Pricing ein sensibles Vorgehen erfordert.<br />

Erfolgsfaktor Nr. 4<br />

Broadcasting und Blogging: Das Senden von Content<br />

und die Interaktion mit den Kunden gehen<br />

mit dem Trend zum Crowdsourcing einher und<br />

führen zur Einschätzung, dass sich das „Internet<br />

zum Outernet“ entwickelt. Hier wird eine völlig<br />

neue Sprache gesprochen, die von vielen Einzelhändlern<br />

erst noch gelernt werden muss: Ob „Pay<br />

with a Tweet“, „Pay with Facebook Credits“ oder<br />

„Sell around with Widgets“ – New Economy-Begriffe<br />

werden zum Sprachstandard. Auch „Group<br />

Deals“ und das „Shopping Together“ sind eine Zeiterscheinung<br />

des Mobile Commerce, die auch den<br />

Einsatz virtueller Spiele vorsieht („Gamification“).<br />

Erfolgsfaktor Nr. 5<br />

Bedienfreundlichkeit und Blockreduktion: Viel<br />

stärker als im Online-Shop ist im Mobile Commerce<br />

auf ein Höchstmaß an Mobile Navigation<br />

und Mobile Usability zu achten. Dabei hilft auch<br />

eine flexible Formatgestaltung, die den Einsatz<br />

unterschiedlicher Geräteformen bis hin zu Tablet-<br />

PCs ermöglicht. Auch Schnelligkeit im Seitenaufbau<br />

und Barrierefreiheit sind insbesondere im<br />

Hinblick auf mögliche Übertragungsprobleme<br />

bestmöglich umzusetzen. Zu schwere Websites<br />

mit minutenlangen Ladezeiten vergraulen Kunden<br />

und treiben diese den Mitbewerbern zu, die oft<br />

nur einen Klick entfernt sind.<br />

Erfolgsfaktor Nr. 6<br />

Betriebssystem und Browsertechnologie: Das<br />

(immer noch) breite Angebot an Betriebssystemen<br />

darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass<br />

bis auf das iPhone OS von Apple kein Betriebssystem<br />

die gebotenen kommerziellen Möglichkeiten<br />

auch nur ansatzweise umsetzen kann. Dieses lässt<br />

sich an der überwiegend unzureichenden Anzahl<br />

an mobilen Shopping Apps festmachen. Selbst<br />

Android ermöglicht bisher nur Applikationen von<br />

Amazon und eBay, wird dort aber auch kurzfristig<br />

radikal aufholen. Insofern spielt die Auswahl der<br />

geeigneten Betriebssysteme und Browsertechnologien<br />

in Kombination mit der passenden Geräteausstattung<br />

eine absolut erfolgskritische Rolle.<br />

Dabei sind auch die Netzabdeckungen und -verfügbarkeiten<br />

der verschiedenen Anbieter ins Kalkül<br />

mit einzubeziehen, um den Kunden die richtigen<br />

Empfehlungen für die bestmögliche Netzanbieterwahl<br />

eines Betriebssystems geben zu können.<br />

Erfolgsfaktor Nr. 7<br />

Backend-Sicherheit und Benutzerrisikoreduktion:<br />

Die steigende Sensibilität in Hinblick auf den Datenschutz<br />

erfordert eine genaue Formulierung der<br />

Sicherheitsziele und Eingrenzung der Angriffspunkte.<br />

Bei der Verwendung von W-LAN bestehen<br />

immer noch große Sicherheitsrisiken, die im GSM<br />

durch eine temporäre Teilnehmeridentität weitestgehend<br />

reduziert werden. Auch Bluetooth erreicht<br />

eine gewisse Abhörsicherheit durch Verschlüsselung,<br />

allerdings nur innerhalb verhältnismäßig<br />

kurzer Reichweite. In jedem Fall sind den Nutzern<br />

die bestehenden Risiken offen darzulegen und<br />

alternative Risikooptionen anzubieten.<br />

Im Zusammenspiel der skizzierten Erfolgsfaktoren<br />

vollzieht der Mobile Commerce in Verbindung mit<br />

der rasanten Smartphone-Penetration als disruptive<br />

Technologie einen radikalen Generationenwechsel<br />

und ist geeignet, alle Handelsbranchen nachhaltig<br />

in neue „No Line“-Welten zu transformieren, wie<br />

sich dies ja in den USA bereits abzeichnet.


Smartphone-Absatz in Deutschland<br />

Quelle: BITKOM, 2011<br />

Absatz in Deutschland (in Mio. Stück)<br />

5,4<br />

+72 %<br />

2009<br />

Abbildung 4: Smartphone-Absatz in Deutschland<br />

Zukunftsaussichten des<br />

New Mobile Commerce<br />

7,2<br />

+34 %<br />

10,0<br />

+39 %<br />

2010 2011 *<br />

Vor allem aber der Mobile Commerce selbst beinhaltet<br />

ein enormes Potenzial für die Einzelhändler.<br />

Bei dem neuen großen Herausforderer von<br />

Amazon, dem japanischen Online-Händler Rakuten,<br />

kaufen bereits 26 % der Kunden per Handy. Bei<br />

rund 20 Milliarden US-Dollar Handelsvolumen in<br />

diesem Jahr summieren sich die Mobile Commerce-Umsätze<br />

von Rakuten insofern bereits auf<br />

ein beträchtliches Volumen. Auch eBay konnte im<br />

Geschäftsjahr 2011 mit Mobile Commerce sogar<br />

über 5 Milliarden US-Dollar umsetzen und wird<br />

dieses Jahr die 8-Milliarden-Grenze überschreiten.<br />

Die Entwicklung mobiler Suchanfragen verdeutlicht,<br />

dass das mobile Web enorm wachsen und<br />

schon bald Laptops und PCs als primäre Geräte<br />

für die Internetnutzung ablösen wird. Schon jetzt<br />

haben die Notebook-Verkaufszahlen den PC-<br />

Markt überholt. Nach Prognosen der Investmentbank<br />

Morgan Stanley soll es 2014 weltweit mehr<br />

mobile Internetnutzer als Desktop-Nutzer geben<br />

mit entsprechender Mobilitätswirkung auf Kunden<br />

Umsatz in Deutschland (in Mrd. Euro)<br />

1,3<br />

+81 %<br />

2009<br />

1,6<br />

+27 %<br />

NEW MOBILE COMMERCE 13<br />

2,2<br />

+35 %<br />

2010 2011 *<br />

* Prognose<br />

und Händler. Schon heute sind mehr als 1 Milliarde<br />

UMTS-Nutzer („Universal Mobile Telecommunications<br />

System“) weltweit zu verzeichnen, und auch<br />

der Smartphone-Absatz steigt rasant (s. Abb. 4).<br />

Das weckt auch neue Erwartungen und Bedürfnisse<br />

bei den Kunden, die aus ihrer Sicht von<br />

den traditionellen Einzelhändlern auch erfüllt bzw.<br />

befriedigt werden sollten. Wie hoch allerdings das<br />

„reine“ Mobile Commerce-Umsatzpotenzial in<br />

Deutschland ist, lässt sich nur schwer abschätzen.<br />

Mit rund 300 bis 400 Millionen Euro Umsatz geschätzt,<br />

bewegt sich der Anteil am Online-Handel<br />

bisher bei gut 2 %. Neueste Umsatzprognosen<br />

schätzen je nach Nutzerkapazität das mobile<br />

Marktvolumen bis 2014 auf bis zu 1,8 Milliarden<br />

Euro im Jahr. Dabei wird im optimistischen Fall<br />

eine Shopperquote von 80 % unterstellt. Insofern<br />

ist bis 2014 bei dann mindestens rund 40 Milliarden<br />

Euro Umsatz im Online-Handel ein Mobile-<br />

Shopping-Anteil von vielleicht 4,5 % zu erwarten.


14<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Im Gegensatz zum reinen Warenumsatz ist jedoch<br />

hinsichtlich der Handyapplikationen und damit der<br />

digitalen Produkte das Mobile-Shopping schon<br />

jetzt eine Erfolgsgeschichte. Nach einer aktuellen<br />

Studie von Gartner wurden in 2010 weltweit 6,2<br />

Milliarden US-Dollar für Handyanwendungen ausgegeben,<br />

rund 60 % mehr als im Jahre 2009. Dahinter<br />

stehen rund 4,5 Milliarden heruntergeladene<br />

Miniprogramme, von denen ungefähr 80 % kostenlos<br />

sein dürften. Dabei erzielen die Anbieter solcher<br />

Anwendungen mit Werbung zu den sogenannten<br />

Apps noch einmal rund 600 Millionen<br />

US-Dollar Umsatz. Auch der aktuelle Trend der<br />

Konsumenten zu mehr Mobilität und Ubiquität<br />

belegt, dass der Mobile Commerce in Zukunft<br />

deutlich an Bedeutung gewinnen wird. Zugleich<br />

ist er dabei, alle Handelsbranchen nachhaltig zu<br />

transformieren, wie sich in den USA bereits<br />

abzeichnet. Dieses beinhaltet auch einen weitreichenden<br />

„Nebeneffekt“, denn durch den Mobile-<br />

Boom wird der ebenfalls stark wachsende Online-<br />

Handel zusätzlich befeuert.<br />

Quellen:<br />

Auch in den kommenden Jahren wird in Deutschland<br />

der Verkauf über den Online-Kanal weiter<br />

boomen, während der stationäre Einzelhandel<br />

seit Jahren nur auf der Stelle tritt. Eine weitere<br />

Steigerung der Online-Anteile an den Einzelhandelsumsätzen<br />

ist offensichtlich auch für die nächsten<br />

Jahre sichergestellt. Das „Wheel of Retailing“<br />

wird sich weiterdrehen, jedoch beschleunigt in nie<br />

da gewesener Drehzahl. In den nächsten Jahren<br />

wird der Mobile Commerce den E-Commerce<br />

nachhaltig prägen und dabei den Online-Handel<br />

in eine neue Evolutionsstufe überführen. Dieser<br />

wird dadurch geprägt sein, dass sich durch die<br />

parallele Kanalnutzung und das Channel Hopping<br />

die Umsätze in den einzelnen Kanälen immer<br />

schwerer werden abgrenzen lassen. Wenn bereits<br />

heute bis zu 50 % der Käufe in einem Kanal die<br />

Informationssuche in einem anderen Kanal vorausgeht,<br />

verschwimmen die Grenzen zwischen<br />

den Kanälen immer mehr. Insofern wird der<br />

Mobile Commerce als verlängerter Arm des<br />

Online-Kanals zur Speerspitze des Einkaufs.<br />

Heinemann, G.: Der neue Mobile-Commerce, Erfolgsfaktoren und Best Practices. 229 Seiten. Gabler Verlag, Wiesbaden 2012.<br />

Heinemann, G.: Der neue Online-Handel – Erfolgsfaktoren und Best Practices. 4., vollst. überarbeitete und erweiterte<br />

Auflage. 246 Seiten. Gabler Verlag, Wiesbaden 2012.<br />

Heinemann, G.: Cross-Channel-Management im Handel – Erfolgsfaktoren und Best Practices. 240 Seiten. Gabler Verlag,<br />

Wiesbaden 2010.<br />

Heinemann, G.; Schleusener, M.; Zaharia, S. (Hrsg.): Modernes Multi-Channeling im Fashion-Handel. 350 Seiten. Deutscher<br />

Fachverlag, Frankfurt 2011.<br />

Heinemann, G.; Schwarzl, Ch.: New Online Retailing – Innovation and Transformation. 261 Seiten. Verlage Springer<br />

Fachmedien, Wiesbaden 2010.


NEW MOBILE COMMERCE <strong>15</strong>


?<br />

Independent Brand<br />

!<br />

!<br />

Endorsed Brand<br />

Aligned Brand<br />

Corporate Brand<br />

!<br />

!


Udo Klein-Bölting, Christoph Hauser, Dr. Martin Holzberg<br />

Profilierung durch<br />

Eigenmarken –<br />

Wachstumspotenziale<br />

für den Handel


18<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Eigenmarken gehören längst zum Standardportfolio<br />

guter Handelsunternehmen. Unter Eigenmarken<br />

verstehen wir Produkte und Produktreihen,<br />

deren Markenzeichen sich im Eigentum eines Handelsunternehmens<br />

befinden und die von diesem<br />

eigenständig geführt werden und zudem funktional<br />

spezifiziert sind. Sowohl im Lebensmitteleinzelhandel,<br />

im Textilhandel als auch im Multimediahandel<br />

wurde der Ausbau von Eigenmarken in den<br />

letzten Jahren stark vorangetrieben.<br />

Zu Beginn lag der Fokus oftmals auf Eigenmarken,<br />

die entweder nur den Preiseinstiegsbereich<br />

abdeckten oder maximal noch bis ins mittlere Preissegment<br />

reichten, aber abgesehen von Qualität<br />

und Preis kein weiteres Leistungsversprechen<br />

gaben. Heute ist die Verbreitung differenzierter und<br />

diversifizierter. Im Lebensmittelbereich decken<br />

Eigenmarken inzwischen den kompletten Preislagenaufbau<br />

ab – von günstig bis teuer – und<br />

bedienen als sogenannte Zielgruppenmarken<br />

spezifische Kundenbedürfnisse und Ernährungsverhalten<br />

– sei es als Light-, Bio-, Vital-, Nahrungsergänzungs-<br />

oder Wellnessmarken.<br />

Wie ist diese Entwicklung zu erklären? Neben<br />

besseren Margen und größerer Herstellerunabhängigkeit<br />

hat der Handel vor allem das<br />

Differenzierungspotenzial des strategischen<br />

Managements von Eigenmarken erkannt. Durch<br />

attraktive Eigenmarken können Händler einen<br />

gezielten Sogeffekt beim Konsumenten auslösen,<br />

d. h., Kunden werden loyalisiert, weil sich die<br />

Eigenmarken nur bei den entsprechenden<br />

Händlern wiederfinden, da diese Marken bei keinem<br />

anderen Händler erhältlich sind. So zeigt eine<br />

von uns durchgeführte Studie, dass die beliebten<br />

Eigenmarken der Firma dm – „Balea“ und „babylove“<br />

– einen vergleichbaren emotionalen Nutzen<br />

stiften wie etablierte A-Marken. Darüber hinaus<br />

entziehen sich Händler über Eigenmarken der<br />

direkten Preisvergleichbarkeit in einer bestimmten<br />

Kategorie. Ein Portfolio starker (Produkt-)<br />

Eigenmarken zahlt dabei zusätzlich auf die<br />

Positionierung der Unternehmensmarke ein –<br />

sofern die Zugehörigkeit einer Eigenmarke zum<br />

Handelsunternehmen (z. B. durch ein Endorsement)<br />

erkennbar ist. Eigenmarken profitieren wiederum<br />

von der Bekanntheit und vom Image der<br />

Dachmarke. Während in der Lebensmittelbranche<br />

inzwischen weit ausgereifte Eigenmarkenstrategien<br />

vorzufinden sind, ist in vielen anderen<br />

Branchen die Erfahrung mit Eigenmarken noch<br />

relativ gering ausgeprägt.<br />

Bei der Entwicklung erfolgreicher Eigenmarkenstrategien<br />

sind folgende Fragestellungen zu<br />

beantworten:<br />

• Welche Funktionen kann eine Eigenmarke erfüllen?<br />

In welchen Warenkategorien sind Eigenmarken<br />

sinnvoll?<br />

• Auf welchem Preisniveau sollten wir Eigenmarken<br />

platzieren? Gegen welche Wettbewerbsmarken<br />

sollten wir eine Eigenmarke ansetzen?<br />

• Wie lassen sich die Preislagen bestimmen?<br />

• Wie sollten wir unsere Eigenmarken markieren?<br />

Sollte ein Bezug zur Unternehmensmarke (Retail<br />

Brand) erkennbar sein?<br />

• Welche Zielgruppen sollten wir adressieren?<br />

Sind Eigenmarken eher für eine undifferenzierte<br />

Marktbearbeitung geeignet oder lassen sich<br />

damit auch spezifische Zielgruppen ansprechen?<br />

• Welchen Stellenwert sollten Eigenmarken am<br />

Point of Sale erhalten? Wie sollte die Präsentation<br />

der Eigenmarke im Vergleich zu anderen<br />

Herstellermarken (der Kategorie) erfolgen?<br />

Viele dieser Fragen hängen eng miteinander zusammen<br />

und lassen sich deshalb nicht unabhängig<br />

voneinander diskutieren. Trotzdem werden wir<br />

diese Themen im Folgenden in der aufgezeigten<br />

Reihenfolge beantworten und auf gegebene<br />

Interdependenzen verweisen.


Grundsätzlich bieten Marken für den Kunden drei<br />

Nutzenkategorien (vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg<br />

2008, S. 365 f.):<br />

• Sie erleichtern die Informationsverarbeitung<br />

(Informationseffizienz).<br />

• Sie mindern das Risiko, eine falsche Entscheidung<br />

zu treffen (Risikoreduktion).<br />

• Sie bieten einen emotionalen Nutzen wie z. B.<br />

Zugehörigkeitsgefühl, Anerkennung, Selbstbestätigung<br />

(ideeller Nutzen).<br />

In welchem Ausmaß Marken diese Funktionen<br />

erfüllen, hängt maßgeblich von der Warenkategorie<br />

ab: Eine Studie zur Relevanz von (Hersteller-)<br />

Marken ergab, dass bei Luxusgütern (z. B. Designersonnenbrillen)<br />

der ideelle Nutzen relativ hoch<br />

ist, während bei komplexen und kostspieligen<br />

Anschaffungen (z. B. Kauf eines PKWs) der Aspekt<br />

der Risikoreduktion die zentrale Rolle spielt. Bei<br />

Commodity-Gütern wie Strom hingegen ist der<br />

Markennutzen aller drei Funktionen verhältnismäßig<br />

niedrig ausgeprägt (vgl. Fischer/Hieronimus/<br />

Kranz 2002, S. 30).<br />

Der Lebensmitteleinzelhandel beweist seit einigen<br />

Jahren, dass Eigenmarken auch in Preissegmenten,<br />

die über dem Preiseinstieg liegen, funktionieren.<br />

So launchte REWE in 2009 die Premiummarke<br />

„REWE Feine Welt“. Der Schweizer Detailhändler<br />

Migros deckt mit seinen Eigenmarken „M-<br />

PROFILIERUNG DURCH EIGENMARKEN 19<br />

Welche Funktionen kann eine Eigenmarke erfüllen? In<br />

welchen Warenkategorien sind Eigenmarken sinnvoll?<br />

Unsere Erfahrungen im Handel zeigen, dass auch<br />

Eigenmarken in der Lage sind, die skizzierten<br />

Nutzenfunktionen „echter Marken“ zu erfüllen –<br />

jedoch nicht im gleichen Maße. Bislang treten<br />

Eigenmarken vor allem durch ihre „Informationseffizienz“<br />

und den Aspekt der „Risikoreduktion“ in<br />

Erscheinung. Neben dem zuvor erwähnten Beispiel<br />

von dm ist es bislang nur wenigen Händlern<br />

gelungen, Eigenmarken mit ideellem Nutzen auszustatten.<br />

Daher sind wir grundsätzlich der<br />

Meinung, dass Eigenmarken nie den gleichen<br />

(ideellen) Markennutzen erfüllen können wie<br />

langjährig aufgebaute und aufwendig gepflegte<br />

Herstellermarken/A-Marken.<br />

Eine von uns durchgeführte Studie zu diesem<br />

Thema hat dies implizit gezeigt, da es bislang nur<br />

dem Lebensmitteleinzelhandel und den Drogeriemärkten<br />

– beides klassische Massenmärkte –<br />

gelungen ist, starke Eigenmarken zu etablieren.<br />

Vor dem Hintergrund dieser verschiedenen Erkenntnisse<br />

sehen wir eine breite Anwendbarkeit<br />

von Eigenmarken, mit Ausnahme des absoluten<br />

Luxussegments und der Warenkategorien, die<br />

von einem starken emotionalen Premiumerlebnis<br />

leben (Parfums, hochwertiger Schmuck etc.).<br />

Auf welchem Preisniveau sollten wir Eigenmarken<br />

platzieren? Gegen welche Wettbewerbsmarken sollten<br />

wir eine Eigenmarke ansetzen?<br />

Budget“, „M-Classic“, „M-Premium“ und „Migros<br />

Sélection“ das gesamte Spektrum ab – vom Preiseinstieg<br />

bis zur High-End-Kategorie.<br />

Aber wie hoch sollte der Preis im Vergleich zu<br />

relevanten Herstellermarken im jeweiligen Preis-


20<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Preispositionierung auf der Preis-Mehrwert-Kurve<br />

Preis<br />

Abbildung 1: Preispositionierung auf der Preis-Mehrwert-Kurve<br />

A1<br />

A2<br />

segment genau sein? Generell existieren drei Optionen<br />

(s. Abb. 1), sich mit einer Eigenmarke gegenüber<br />

dem Wettbewerb preislich zu positionieren.<br />

A2: Man bietet den gleichen Wert (z. B. hinsichtlich<br />

Qualität) zu einem günstigeren Preis. Diese<br />

Option empfiehlt sich im Preiseinstiegsbereich.<br />

B2: Man bietet mehr Wert (z. B. bessere Qualität)<br />

zu einem günstigeren Preis. Diese Option ist im<br />

mittelpreisigen Segment sinnvoll.<br />

C2: Man bietet mehr Wert zum gleichen Preis.<br />

Diese Option ist im Hochpreissegment anzustreben.<br />

So viel zur Theorie. Aber wie legt man nun die<br />

Preisgrenzen im Einzelnen genau fest? In welcher<br />

Preislage sollte das Eigenmarkenshampoo im<br />

Vergleich zum Markenartikel verortet werden?<br />

Durch Berechnung des ungewichteten durchschnittlichen<br />

Verkaufspreises einer Kategorie<br />

Bei allen drei Optionen bietet die Eigenmarke<br />

(A2, B2, C2) ein attraktiveres Preis-Mehrwert-<br />

Verhältnis als die Herstellermarke (A1, B1, C1). Eine<br />

Entscheidung für eine bestimmte Preislage hängt<br />

dabei immer vom jeweiligen Kontext ab. Jede<br />

Preislage bietet für den Handel interessante<br />

Potenziale. Grundsätzlich gilt jedoch: Je höher die<br />

Positionierung auf der Preis-Mehrwert-Kurve,<br />

desto größer die Herausforderung, Mehrwert zu<br />

bieten.<br />

Wie lassen sich die Preislagen bestimmen?<br />

B1<br />

Preiseinstieg<br />

Mehrwert<br />

B2<br />

C1<br />

C2<br />

Premiumpreissegment<br />

Mittelpreissegment<br />

kann man die Grenze zwischen der mittleren und<br />

oberen Preislage definieren. Auf dieser Basis lässt<br />

sich der Raum in verschiedene Lagen aufteilen.<br />

Hierbei sollten nur Produkte zu einer Kategorie<br />

zusammengefasst werden, die auch miteinander<br />

vergleichbar sind. Weichen beispielsweise Sham


poos und Spülungen preislich stark voneinander<br />

ab oder befinden sich Soßen und Nudeln in einer<br />

Kategorie, kann dies bereits Inkonsistenzen hervorrufen<br />

– daher müssen diese Kategorien auf<br />

vergleichbare Artikel bereinigt werden. Auf Basis<br />

der ermittelten Preislagen lässt sich schlussendlich<br />

feststellen, an welchen bestimmten Herstel-<br />

Für die Ausgestaltung der Eigenmarkenarchitektur<br />

gibt es unterschiedliche Varianten, die sich durch<br />

die Nähe zur Unternehmensmarke unterscheiden:<br />

von deckungsgleich bis völlig unabhängig, ohne<br />

jeden erkennbaren Bezug zur Unternehmensmarke<br />

(s. Abb. 2).<br />

PROFILIERUNG DURCH EIGENMARKEN 21<br />

lermarken sich eine neue Eigenmarke in einer<br />

bestimmten Kategorie messen sollte.<br />

Neben der Bestimmung des Preises ist für den<br />

Erfolg der Eigenmarkenstrategie entscheidend,<br />

wie man das Produkt auf den unterschiedlichen<br />

Preislagen markiert.<br />

Wie sollten wir unsere Eigenmarken markieren?<br />

Sollte ein Bezug zur Unternehmensmarke (Retail<br />

Brand) erkennbar sein?<br />

Markenarchitekturvarianten am Beispiel von REWE und dm<br />

Architekturoptionen<br />

Produktmarke<br />

Corporate<br />

Brand<br />

Aligned<br />

Brand<br />

Endorsed<br />

Brand<br />

Independent<br />

Brand<br />

Abbildung 2: Markenarchitekturvarianten am Beispiel von REWE und dm<br />

So hat REWE fast alle Architekturvarianten im<br />

Programm: von der Independent-Variante mit „ja!“<br />

über die Aligned-Variante „REWE Feine Welt“ bis<br />

hin zur Verwendung der Unternehmensmarke<br />

„REWE“ auf Produktebene. Der Drogerist dm verwendet<br />

hingegen fast ausschließlich die Endor-<br />

Beispiel<br />

REWE<br />

Beispiel<br />

dm


22<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Markenarchitekturgestaltung in Abhängigkeit von Preispositionierung (Beispiel REWE)<br />

Preis<br />

Preiseinstieg<br />

Mehrwert<br />

Abbildung 3: Markenarchitekturgestaltung in Abhängigkeit von Preispositionierung (Beispiel REWE)<br />

sement-Variante – nur bei dem Kosmetikprodukt<br />

„p2“ bleibt der Absender (die Retail Brand) nicht<br />

erkennbar.<br />

Welches Kalkül steckt hinter den unterschiedlichen<br />

Architekturvarianten? Bei Betrachtung der REWE-<br />

Eigenmarken auf der Preis-Mehrwert-Kurve fällt<br />

auf, dass REWE auf die Verwendung der Unternehmensmarke<br />

im Preiseinstiegsbereich verzichtet.<br />

Dies lässt sich mit dem Zusammenspiel zwischen<br />

Unternehmens- und Produktmarke erklären: Unternehmens-<br />

und Produktmarke stehen in einem<br />

engen Verhältnis und beeinflussen sich gegenseitig.<br />

Starke Produktmarken können das Dach stärken;<br />

das Dach zahlt wiederum auf die Wiedererkennbarkeit<br />

bzw. Zugehörigkeit des Produkts ein.<br />

Nicht zuletzt aufgrund der exponierten Bedeutung<br />

der Unternehmensmarke bei Handelsunternehmen<br />

(im Gegensatz zu Konsumgüterunternehmen<br />

wie Procter & Gamble, bei denen Produktmarken<br />

wie „Pampers“ häufig bekannter sind als<br />

die Unternehmensmarke selbst) ist es elementar,<br />

die Positionierung des Daches so unverwässert<br />

und konsistent wie nur möglich zu halten. Deshalb<br />

Premiumpreissegment<br />

Mittelpreissegment<br />

REWE<br />

Eigenmarken<br />

Beispiel<br />

Erdbeermarmelade<br />

1,49 ¤<br />

1,19 ¤<br />

0,99 ¤<br />

muss die Positionierung der Unternehmensmarke<br />

und der Eigenmarke zueinander passen – sofern<br />

ein Bezug zwischen beiden hergestellt werden<br />

kann. REWE ist als Qualitätshändler positioniert<br />

und grenzt sich klar von Discountern wie ALDI<br />

und Lidl ab. Diese Positionierung wird auch konsequent<br />

bei der Markierung der Eigenmarken berücksichtigt<br />

(s. Abb. 3).<br />

Würde man die Zugehörigkeit der Marke „ja!“ zu<br />

REWE durch ein Endorsement oder Ähnliches<br />

offenlegen, könnte sich dies negativ auf das Qualitätsimage<br />

von REWE als Handelsmarke auswirken.<br />

Im positiven Sinne hat man durch das gezielte<br />

Management von Eigenmarken die Chance, die<br />

Positionierung der Dachmarke zu verändern.<br />

Angenommen, REWE würde das Preisimage seines<br />

Kanals verbessern wollen, so könnte dies<br />

durch eine Eigenmarke mit deutlicherem Bezug<br />

zur Retail Brand im Preiseinstiegsbereich erfolgen.<br />

REWE geht heute den entgegengesetzten<br />

Weg, d.h., die Premiummarke „REWE Feine Welt“<br />

soll als „Genussmarke von REWE“ die Unternehmensmarke<br />

entsprechend aufladen und emotionalisieren.


Aufgrund ihrer Entstehung innerhalb des Preiseinstiegsbereichs<br />

hatten Eigenmarken lange Zeit<br />

keinen besonderen Zielgruppenfokus. Der Start<br />

der ältesten Eigenmarke Deutschlands „ja!“ erfolgte<br />

vor über 25 Jahren mit einem Sortiment<br />

aus 28 „weißen“ Artikeln. Heute ist „ja!“ mit über<br />

500 Produkten in zahlreichen Produktgruppen<br />

eine breit angelegte Sortimentsmarke.<br />

Seit den Ursprüngen hat sich viel getan. Heute<br />

adressieren sogenannte Zielgruppenmarken spezifische<br />

Kundenbedürfnisse und Ernährungsverhalten<br />

– sei es als Light-, Bio-, Vital-, Nahrungsergänzungs-<br />

oder Wellnessmarken. Denn damit<br />

können spezifische Kundengruppen differenzierter<br />

angesprochen werden. Das Ernährungsverhalten<br />

der Konsumenten wird immer fragmentierter, und<br />

Kunden suchen „Spezialisten“, um ihre individuellen<br />

Bedürfnisse entsprechend zu befriedigen. Da<br />

in diesen Bereichen die Zahlungsbereitschaft der<br />

Konsumenten in der Regel höher ist, können auch<br />

höhere Umsätze und Margen realisiert werden.<br />

Der PoS ist auch im Zeitalter der Digitalisierung nach<br />

wie vor der „moment of truth“. Hier entscheidet sich,<br />

ob eine Marke Präferenz erfährt oder abgelehnt<br />

wird. Beeinflusst oder moderiert werden kann diese<br />

Entscheidung in entscheidendem Maße durch die<br />

Art und Weise der Warenpräsentation wie z. B.:<br />

• die Position im Laden/im Regal<br />

• die Gestaltung des Warenträgers<br />

• mögliche Zweit- und Drittplatzierungen<br />

PROFILIERUNG DURCH EIGENMARKEN 23<br />

Welche Zielgruppen sollten wir adressieren? Sind<br />

Eigenmarken eher für eine undifferenzierte Marktbearbeitung<br />

geeignet oder lassen sich damit auch<br />

spezifische Zielgruppen ansprechen?<br />

„babylove“ und „alverde“ von dm sind sehr gute Beispiele<br />

für attraktive Zielgruppenmarken. Insgesamt<br />

gesehen wird dieses Feld jedoch aktuell noch zu<br />

stark den etablierten Markenartiklern überlassen.<br />

Mit einem umfangreichen Eigenmarkenportfolio<br />

mit starken Marken können verschiedenste Kundenbedürfnisse<br />

adressiert, neue Zielgruppenpotenziale<br />

erschlossen, die Einkaufsstätte und<br />

damit die Dachmarke profiliert und Kunden dauerhaft<br />

loyalisiert werden.<br />

Kennzeichen von Zielgruppenmarken:<br />

• Ziel, einzigartige, qualitativ hochwertige Produkte<br />

zu schaffen, die höhere Preise mit besonderem<br />

Nutzen rechtfertigen<br />

• Anforderungen an Qualität, Verpackung und<br />

Werbung vergleichbar mit Herstellermarken<br />

• Exklusivität der Mehrwertmarken: hohe Kundenbindung<br />

aufgrund des Ausschließlichkeitsvertriebs<br />

• Angriff auf Herstellermarken<br />

Welchen Stellenwert sollten Eigenmarken am Point of<br />

Sale erhalten? Wie sollte die Präsentation der Eigenmarke<br />

im Vergleich zu anderen Herstellermarken (der<br />

Kategorie) erfolgen?<br />

• Durchsagen im Markt<br />

• attraktive Aktionen wie z. B. Verköstigungen<br />

• Empfehlungen der Service-Mitarbeiter<br />

Bei der „eigenen Marke“ hat der Händler alles in<br />

seiner Hand, maximale Aufmerksamkeit zu schaffen.<br />

Unser Plädoyer: Wer es ernst mit seiner<br />

Eigenmarke meint, sollte seine Freiheitsgrade<br />

auch konsequent nutzen. Es liegen vielfach noch<br />

ungenutzte Potenziale auf der Straße.


?<br />

Stärken-Schwächen-Profil<br />

Konditionengefüge<br />

Organisation<br />

SOLL-System<br />

!<br />

¤<br />

¤<br />

Konditionen Controlling<br />

!<br />

!


Dr. Nicolas Nasner, Mandy Böhnstedt<br />

Wie Einkaufsverantwortliche<br />

die Preis- und Konditionensysteme<br />

ihrer Lieferanten<br />

beurteilen – wie sehen dann<br />

die Systeme der Zukunft aus?


26<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Gewachsene Preis- und Konditionensysteme<br />

auf dem Prüfstand<br />

Die Ausgestaltung der Preis- und Konditionensysteme<br />

(PKS) ist ein stets aktueller „Dauerbrenner“<br />

in der Kundenbeziehung zwischen Hersteller und<br />

Handel. Gerade in den letzten Jahren ist die<br />

Optimierung der meist langjährig gewachsenen<br />

PKS immer mehr in den Fokus der Hersteller gerückt.<br />

Der zunehmende Preisdruck spielte dabei<br />

eine wichtige Rolle. Zudem ergab sich aus der<br />

weiter fortgeführten Internationalisierung der<br />

Bedarf einer globalen Harmonisierung des Preisund<br />

Konditionengefüges. Kurz ausgedrückt: Viele<br />

Hersteller haben die Reformierung ihres Preisund<br />

Konditionensystems als wesentliche Vermarktungsherausforderung<br />

erkannt.<br />

Entgegen vieler anderer Untersuchungen haben wir<br />

in unserer Studie die Betrachtungsperspektive<br />

gewechselt und die Einkaufsverantwortlichen des<br />

Handels befragt, wie sie die PKS ihrer Lieferanten<br />

beurteilen.<br />

Überblick Erkenntnisinteressen<br />

?<br />

Welche<br />

?<br />

Welche<br />

?<br />

Welche<br />

?<br />

In<br />

?<br />

Welche<br />

?<br />

Wo<br />

Abbildung 1: Erkenntnisziele der Studie<br />

Dabei ging es uns einerseits darum, aktuelle<br />

Trends und Entwicklungen aus Handelssicht zu<br />

bewerten, und andererseits konkrete Anforderungen<br />

an das PKS von morgen aufzunehmen.<br />

So möchten wir einen Beitrag für die Neugestaltung<br />

von konditionellen Systematiken leisten,<br />

die für beide Seiten werthaltig sind und als Verbesserung<br />

angenommen werden. Die detaillierten<br />

Erkenntnisziele sind in Abbildung 1 dargestellt.<br />

Zur Erreichung dieser Ziele führten wir eine strukturierte<br />

telefonische Befragung von 200 Einkaufsverantwortlichen<br />

aus den Handelsbranchen<br />

Lebensmittel, Consumer Electronics, Automotive<br />

sowie Regenerative Energien durch.<br />

So unterschiedlich die Produktbereiche von uns<br />

bewusst gewählt wurden, so einig waren sich<br />

dabei die befragten Handelsentscheider in ihren<br />

grundlegenden Bewertungen der Preis- und<br />

aktuellen Trends und Entwicklungen zeichnen sich mittelfristig im<br />

Preismanagement ab?<br />

Relevanz haben Preis- und Konditionensysteme für die Auswahl<br />

von Lieferanten?<br />

Aspekte des Preis- und Konditionensystems sind von dominierender<br />

Bedeutung für die Lieferantenauswahl und langfristige Zusammenarbeit?<br />

welcher Branche werden das Pricing und die Konditionenpolitik der<br />

Hersteller besonders kritisch gesehen?<br />

Erfolgsfaktoren können in Bezug auf die Ausgestaltung von Preis-<br />

und Konditionensystemen identifiziert werden?<br />

existieren seitens der Einkaufsverantwortlichen Optimierungsbedarfe<br />

in Bezug auf die Preis- und Konditionensysteme?


Anforderungen an zukünftige Preis- und Konditionensysteme<br />

Rang Anforderung Bewertung<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Die PKS sind einfach in unseren IT-Systemen<br />

zu erfassen und abzurechnen<br />

Die PKS sind einfach und klar strukturiert<br />

Die PKS sind leistungsgerecht gestaltet<br />

Die Konditionspolitik trägt zu konstruktiven<br />

Verhandlungsgesprächen bei<br />

Die Pricing-Strategie ist klar und nachvollziehbar<br />

Die PKS zeichnen sich durch hohe Flexibilität aus<br />

Die PKS berücksichtigen die Vermarktungsqualität<br />

in angemessenem Umfang<br />

Die PKS machen die langfristige Strategie<br />

der Zusammenarbeit deutlich<br />

Die PKS unterstützen uns bei unseren<br />

Vermarktungsaktivitäten<br />

Die PKS sind (vermutlich) über alle<br />

Vertriebskanäle einheitlich<br />

Abbildung 2: Anforderungen an zukünftige Preis- und Konditionensysteme<br />

Konditionensysteme. Die Studie ergab branchenübergreifend<br />

folgende Kernergebnisse, angereichert<br />

mit vertiefenden Interpretationen aus unserem<br />

Erfahrungsschatz zu diesem Thema:<br />

1. Hersteller verändern häufig<br />

ihr PKS, allerdings meist ohne<br />

spürbare Verbesserung<br />

Mehr als zwei Drittel der befragten Einkaufsverantwortlichen<br />

sind sich in ihrer Trendeinschätzung<br />

einig, dass die Bedeutung des PKS für den Erfolg<br />

der Geschäftsbeziehung weiter steigen wird. Den<br />

kontinuierlichen Verbesserungsbemühungen der<br />

Hersteller wird allerdings von etwa dem gleichen<br />

Anteil der Befragten ein nur mäßiger Erfolg attestiert.<br />

Jede Umstellung der Herstellerpreise und<br />

Konditionen verursacht auch im Handel Anpassungskosten,<br />

häufig ohne dass dem Verbesserungseffekte<br />

gegenüberstehen. Hauptkritikpunkt<br />

ist die ständige Anpassung der Systematik an taktische<br />

Einzelmaßnahmen, anstatt ein langfristig<br />

PREIS- UND KONDITIONENSYSTEME 27<br />

11 Die PKS gelten international einheitlich<br />

sehr wichtig überhaupt nicht wichtig<br />

ausgerichtetes, konsistentes Pricing zu etablieren.<br />

So beurteilen mit 42 % der Befragten sehr viele,<br />

dass die bestehenden PKS eher zu einem Preiskrieg<br />

im Markt beitragen. Das bedeutet eine Wertvernichtung<br />

für den Handel wie für den Lieferanten.<br />

Besonders stark ausgeprägt ist die Kritik an Veränderungen<br />

ohne spürbare Verbesserung bei<br />

Autohäusern; dort bestätigen dies mehr als drei<br />

Viertel der Befragten. Bei Regenerativen Energien<br />

hingegen kritisiert dies nur knapp die Hälfte.<br />

2. Die Top-3-Anforderungen<br />

des Handels: IT-Kompatibilität,<br />

klare Struktur und Leistungsgerechtigkeit<br />

des PKS<br />

Die historisch gewachsene Vielzahl und Variabilität<br />

an Konditionenarten führt immer stärker zu einer<br />

enormen Komplexität und Unüberschaubarkeit der<br />

Systeme für den Handel. Das erklärt seine Kernanforderungen<br />

an zukünftige Systeme (s. Abb. 2),


28<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

die mehr und mehr die Auswahlentscheidung und<br />

die langfristige Zusammenarbeit des Handels mit<br />

den Lieferanten bestimmen werden: Favorisierte<br />

PKS sind in ihrer Erfassbarkeit und Abrechenbarkeit<br />

kompatibel mit den verwendeten IT-Systemen<br />

gestaltet und minimieren so den internen Pflegeaufwand.<br />

Zudem sollten sie klar strukturiert und<br />

in wenige unterschiedliche Konditionenarten<br />

gegliedert sein. Die einzelnen Konditionenarten<br />

wiederum sind eindeutig und leistungsgerecht zu<br />

definieren, indem Leistung und Gegenleistung<br />

einander klar gegenübergestellt werden. Diesen<br />

Leistungsbezug gilt es auch glaubhaft umzusetzen:<br />

Eine konkurrierende Handelsorganisation mit<br />

gleichen oder sogar geringeren Leistungen darf<br />

auf keinen Fall bessere Einkaufspreise erhalten.<br />

3. Ein strategisch ausgerichtetes<br />

Preis- und Konditionensystem<br />

ist DER Erfolgsfaktor in der<br />

Zusammenarbeit<br />

Zukunftsweisende Preis- und Konditionensysteme<br />

sind „Vermarktungsstrategien in Zahlen“ und<br />

haben einen längerfristigen Bestand als heute –<br />

das ist ein ganz wesentlicher Trend aus Handelssicht.<br />

Im Status quo kritisieren die Einkaufsverantwortlichen<br />

die „Salamitaktik“ der ständigen kleinen<br />

Änderungen durch ihre Lieferanten. Trotz anderslautenden<br />

Absichtserklärungen gibt es oftmals<br />

keine langfristig ausgerichtete und konsistente<br />

Preisstrategie und keine klaren Orientierungslinien<br />

im PKS. Umso mehr wünscht sich der<br />

Handel ein strategisch ausgerichtetes System, das<br />

ihm Planungssicherheit verschafft und so einen<br />

wesentlichen Eckpfeiler der langfristigen Zusammenarbeit<br />

bildet. Ein solches PKS veranschaulicht<br />

die Marktstrategie des Lieferanten, indem es die<br />

strategisch wichtigen Handelsleistungen zielgerichtet<br />

incentiviert. Dieses Verhältnis von Offenheit,<br />

Nachhaltigkeit und Fairness eines PKS schafft<br />

Vertrauen und ist somit als zentraler Erfolgsfaktor<br />

nicht zu unterschätzen.<br />

„Zulieferer, die ein strategisches Preismanagement<br />

verfolgen, werden nachhaltig erfolgreicher sein“ –<br />

diese Aussage bestätigen etwa drei Viertel der<br />

befragten Einkaufsverantwortlichen. Zugleich kri-<br />

tisiert die deutliche Mehrheit das Fehlen einer<br />

konsistenten Preisstrategie. Einzig in der Branche<br />

der Regenerativen Energien wird die strategische<br />

Orientierung etwas positiver eingeschätzt, dort<br />

vermissen „nur“ 48 % der Befragten eine durchgängige<br />

Preisstrategie ihrer Lieferanten.<br />

4. Erfolgreiche Konditionensysteme<br />

zielen auf die wesentlichen<br />

Vermarktungsstellhebel ab<br />

Eine weitere Forderung besteht darin, die Konditionenarten<br />

konsequent nach den zentralen Vermarktungsleistungen<br />

auszurichten. Ein O-Ton aus<br />

der Befragung: „Momentan gibt es wirklich Handlungsbedarf:<br />

Die PKS müssen den Vertrieb mehr<br />

unterstützen.“ Hiermit wird die Erwartung des<br />

Handels deutlich, durch das PKS Anreize für die<br />

eigene Verkaufsförderung und somit Steigerung<br />

des Abverkaufs zu erhalten. Das betrifft sowohl<br />

qualitative Aspekte wie die Platzierung und<br />

Präsentation der Produkte als auch quantitative<br />

Impulse wie Aktionsdurchführungen. Die Wichtigkeit<br />

des PKS für häufig quantitativ ausgerichtete<br />

Vermarktungsaktionen wird von über 70 % der<br />

Handelsentscheider bereits heute bestätigt. Die<br />

Berücksichtigung der Vermarktungsqualität hingegen<br />

gilt als ausbaufähig.<br />

5. Der Handel fordert eine<br />

deutliche Vereinfachung der<br />

bestehenden Preis- und<br />

Konditionensysteme<br />

Branchenübergreifend sind sich 71 % der Händler<br />

einig, dass eine wesentliche Verbesserung durch<br />

eine konsequente Vereinfachung der Preis- und<br />

Konditionensystematik erreicht werden kann.<br />

Derzeitige PKS sind in der Regel zu komplex und<br />

undurchsichtig.<br />

Im Detail können aus Handelssicht nicht leistungsbezogene<br />

Konditionen wegfallen, wenn der<br />

Listenpreis entsprechend angepasst wird. Zudem<br />

sehen die Einkaufsverantwortlichen ein Vereinfachungspotenzial<br />

durch die Zusammenlegung<br />

ähnlicher Konditionenarten.


6. Der Handel wünscht sich –<br />

trotz allem – faire und konstruktive<br />

Verhandlungsgespräche<br />

statt Verschleierungstaktik<br />

Neben den funktionalen Anforderungen an die<br />

PKS der Zukunft definiert der Handel auch<br />

Verbesserungswünsche im partnerschaftlichen<br />

Umgang zwischen Handel und Industrie. Insofern<br />

Resümee der Studie<br />

Die Ausgestaltung eines zukunftsweisenden Preisund<br />

Konditionensystems erfordert ein Umdenken,<br />

sowohl auf Handels- als auch auf Lieferantenseite.<br />

Insbesondere gilt dies für folgende Anforderungen:<br />

• Das PKS ist noch stärker als zentrales Umsetzungsinstrument<br />

der Vermarktungsstrategie<br />

zu verstehen. In diesem Sinne optimierte PKS<br />

brechen die Herstellerstrategie konsequent in<br />

kaufmännische Werte herunter.<br />

• Die Leistungsorientierung ist auch von der Mehrheit<br />

des Handels gewünscht und zukünftig deutlich<br />

stärker in den PKS zu verankern.<br />

• Moderne PKS zeichnen sich durch Transparenz,<br />

Einfachheit und eine klare Struktur aus.<br />

Die Studienergebnisse geben den Herstellern<br />

wichtige Orientierungslinien für die Optimierungsvorhaben<br />

von Preis- und Konditionensystemen.<br />

So ist bei der Analyse der bestehenden<br />

PKS zum einen die Strategiekonformität genau zu<br />

hinterfragen. Wie unterstützt das derzeitige<br />

Konditionensystem die aktuelle strategische Aus-<br />

PREIS- UND KONDITIONENSYSTEME 29<br />

rücken die Befragten ab von den mit divergierenden<br />

Zielen geführten Konfliktgesprächen hin zu<br />

noch offener geführten Kooperationen. Dazu<br />

kann ein faires und transparentes Preis- und Konditionensystem<br />

einen zentralen Beitrag liefern,<br />

ebenso wie die konsequente Einhaltung von<br />

getroffenen Zusagen und eine offene Informationspolitik.<br />

• Bei der Neugestaltung des PKS ist inhaltlich<br />

mehr der „große Wurf“ gefragt als die Taktik<br />

der kleinen Schritte.<br />

Die Güte des Preis- und Konditionensystems ist<br />

übrigens nicht zwangsläufig eine Frage der Marktposition<br />

und Größe. Wir wollten von den Befragten<br />

auch wissen, ob sich nach ihrer Einschätzung der<br />

marktführende Lieferant in der Regel auch durch<br />

das beste PKS auszeichnet. Das Ergebnis war<br />

indifferent: 51 % stimmten der Aussage zu, die<br />

anderen 49 % konnten sie aber nicht bestätigen.<br />

Es kann also auch ein nicht marktdominanter Anbieter<br />

die Chance, die ein einzigartiges PKS bietet,<br />

für sich nutzen.<br />

Ausblick: Guidelines für die Optimierung<br />

des Preis- und Konditionensystems<br />

richtung des Unternehmens? Welche Strategieziele<br />

werden derzeit noch gar nicht unterstützt?<br />

Zweitens sollte der Leistungsbezug des PKS auf<br />

den Prüfstand gestellt werden. Sind die wesentlichen<br />

Vermarktungsinstrumente in angemessener<br />

Form berücksichtigt? Sind sowohl Konditionen-


30<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Kernfragestellungen und zentrale Aufgaben zur Optimierung der PKS<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Kernfragestellungen Zentrale Aufgaben<br />

Inwieweit spiegelt das derzeitige PKS<br />

die strategische Ausrichtung wider?<br />

• Welche Teile des PKS unterstützen die<br />

strategische Ausrichtung?<br />

• Wird die Sortimentspolitik zielgerichtet<br />

konditioniert?<br />

• Wie gut passt das bestehende PKS zur<br />

Innovationsstrategie?<br />

Wie lässt sich der Leistungsbezug<br />

verbessern?<br />

• Welcher Konditionenanteil wird aktuell<br />

ohne Gegenleistung vergeben?<br />

• Welche Handelsleistungen werden noch<br />

nicht ausreichend berücksichtigt?<br />

Welche Möglichkeiten bestehen, den<br />

Aufwand für Handel und Lieferant zu<br />

reduzieren?<br />

• Wie lässt sich das derzeitige System<br />

vereinfachen?<br />

• An welchen Stellen lässt sich die<br />

Konditionenerfassung und Bezahlung<br />

automatisieren?<br />

Abbildung 3: Kernfragestellungen und zentrale Aufgaben zur Optimierung der PKS<br />

leistung als auch die Gegenleistung klar beschrieben?<br />

Welche Konditionenbestandteile werden<br />

zurzeit ohne wirklichen Leistungsbezug gezahlt?<br />

Drittens ist das PKS auf Vereinfachungs- und<br />

Aufwandssenkungspotenziale hin zu überprüfen.<br />

An welchen Stellen lässt sich Komplexität sinnvoll<br />

reduzieren? Sind alle Automatisierungsmöglichkeiten<br />

von der Konditionenerfassung bis zur<br />

Abrechnung ausgeschöpft, um Kosten für den<br />

Hersteller und den Handel zu minimieren?<br />

Diese Kernfragestellungen führen zu einem Grundgerüst<br />

für ein optimiertes zukünftiges PKS, wie es<br />

Abbildung 3 anschaulich zusammenfasst.<br />

Dabei sind neben der analytischen Schärfe vor<br />

allem Erfahrung und Fingerspitzengefühl gefragt,<br />

welche Optimierungsideen sich de facto in die<br />

Praxis umsetzen lassen. Unsere Erfahrung zeigt:<br />

Die meisten PKS-Projekte scheitern in der Um-<br />

Prüfung der<br />

Strategiekonformität<br />

Identifikation der<br />

entscheidenden<br />

Vermarktungsstellhebel<br />

Identifikation<br />

von Aufwandssenkungspotenzialen<br />

Konzeption und<br />

Simulation des<br />

optimierten PreisundKonditionensystems<br />

setzungsphase, weil die Konzeption „am Reißbrett“<br />

zu spät einem Praxistest unterzogen wird<br />

und in der Bewährungsprobe beim Kunden dann<br />

scheitert.<br />

Somit macht es Sinn, den Handel so früh wie<br />

möglich in die Umgestaltung der Preis- und<br />

Konditionensystematik mit einzubinden und auf<br />

diese Weise seine Akzeptanz zu sichern. Die<br />

Handelssicht auf das betreffende PKS sollte<br />

bereits in der ersten Phase der Analyse des bestehenden<br />

Systems durch persönliche Gespräche<br />

ergründet werden. Welche Bestandteile haben<br />

sich aus Sicht des Handels im operativen Geschäft<br />

bewährt, welche führen zu hohen Aufwänden<br />

oder Zielkonflikten?<br />

Ebenso ist das erarbeitete optimierte Preis- und<br />

Konditionensystem einem gründlichen Praxischeck<br />

zu unterziehen. Welche finanziellen Auswirkungen<br />

hätte das neue System, wenn es dieses bereits


heute gäbe? Eine kundengenaue Simulation ist<br />

dabei obligatorisch. Wie reagiert die Systematik<br />

auf zukünftige Einflüsse wie Fusionen auf Kundenseite<br />

und eventuelle Änderungen der Listen-<br />

Projektstruktur zur Optimierung des Preis- und Konditionensystems<br />

Projektphasen<br />

Projektschritte<br />

Hauptergebnis<br />

1<br />

Entwicklungsanalyse<br />

IST-Konditionen<br />

Stärken-<br />

Schwächenprofil<br />

Abbildung 4: Projektstruktur zur Optimierung des Preis- und Konditionensystems<br />

2<br />

PREIS- UND KONDITIONENSYSTEME 31<br />

preise? Insgesamt hat sich die in Abbildung 4 dargestellte<br />

Projektstruktur bis zur Einführung des<br />

neuen PKS bewährt.<br />

Konzeptphase Einführungsphase<br />

Konzeption<br />

optimiertes<br />

System<br />

WeiterentwickeltesKonditionengefüge<br />

3<br />

Kundensimulation<br />

Kundenfeinabgestimmtes<br />

SOLL-System<br />

4<br />

Umsetzungsvorbereitung<br />

Optimal<br />

vorbereitete<br />

und trainierte<br />

Organisation<br />

5<br />

Steuerungskonzept<br />

Aufsetzen eines<br />

effizienten<br />

Konditionen<br />

Controllings


?<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

BrandScreen<br />

Organisationsaudit<br />

IAADDR-Systematik<br />

!<br />

!<br />

!


Björn Sander, Dr. Alexandra Illek<br />

Erfolgsfaktor Organisation –<br />

von der Stabsaufgabe zur<br />

Gestaltungsdisziplin


34<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Problemstellung<br />

Unklare Aufgaben, unnötige Doppelarbeiten, verlangsamte<br />

Entscheidungswege, ungeregelte<br />

Schnittstellen, undefinierte Prozesse oder wiederholte<br />

Abstimmungsschleifen – oft tritt in konkreten<br />

Projekten zutage, dass Organisationen wertvolle<br />

Ressourcen und Zeit vergeuden. Die Folgen<br />

– beispielsweise weniger Neuentwicklungen oder<br />

längere Time-to-Market-Zeiten – wirken sich unmittelbar<br />

auf die eigene Leistungsfähigkeit und<br />

somit direkt auf den Markterfolg aus.<br />

Lösungsansatz<br />

Die maximale Performance am Markt muss das<br />

Ziel sein, unter dem alle organisatorischen Maßnahmen<br />

optimiert werden. Dieser Prämisse zufolge<br />

wird die Organisation zur Gestaltungsdisziplin<br />

und damit zu dem einen Erfolgshebel, den ein<br />

Unternehmen selbst in der Hand hat. Dies ist<br />

Herausforderung und Chance zugleich. Obwohl<br />

Paradigmenwechsel im Management<br />

ALT NEU<br />

Ressourcen – Zeit – Erfolg<br />

R<br />

Z E<br />

Abbildung 1: Paradigmenwechsel im Management<br />

Die Ursachen sind vielfältig und so komplex wie<br />

die jeweilige Organisation selbst. Denn organisatorische<br />

Fragestellungen haben immer auch<br />

etwas mit gewachsenen Strukturen und Gefügen,<br />

gewohnten Überzeugungen und Herangehensweisen<br />

sowie menschlichen Erfahrungen und<br />

Fähigkeiten zu tun. Wenn Unternehmensfunktionen<br />

gegeneinander arbeiten, Stammesfürsten ihre<br />

eigene Agenda verfolgen und Mitarbeiter keine<br />

klaren Ziele vor Augen haben, verlieren Unternehmen<br />

effektiv an Schlagkraft im Markt. Denn solange<br />

sich der Unternehmenszweck nicht faktisch über<br />

die Organisation entfalten kann, wird die Performance<br />

am Markt immer wieder verwässert.<br />

das Management immer auch an der Performance<br />

der Organisation gemessen wird, kann es diese<br />

kaum beeinflussen. Nicht selten muss mit bestehenden<br />

Ressourcen, Strukturen und Prozessen das<br />

bestmögliche Ergebnis erzielt werden. Die Marktbearbeitung<br />

erfolgt somit reaktiv und wird von<br />

vornherein limitiert.<br />

Erfolg – Zeit – Ressourcen<br />

E<br />

R Z


Vorgabe<br />

Abbildung 2<br />

Hier bedarf es eines konsequenten Paradigmenwechsels:<br />

Anstatt zu überlegen, wie mit bestehenden<br />

Ressourcen (R) und gegenwärtigen Timeto-Market-Zeiten<br />

(Z) der bestmögliche Erfolg (E)<br />

erzielt werden kann, sollte die Frage besser lauten:<br />

„Welcher Erfolg (E) wird angesteuert, und<br />

welche Time-to-Market-Zeiten (Z) und Ressourcen<br />

(R) sind hierfür erforderlich?“ (s. Abb. 1)<br />

Dies bedeutet, kapazitäre und zeitliche Ressourcen<br />

nicht länger als hemmende Nebenbedingung<br />

zu billigen, von der ein schlussendlicher Markterfolg<br />

abhängig ist. Stattdessen muss die maximale<br />

Performance am Markt das Ziel sein, unter<br />

dem alle organisatorischen Maßnahmen optimiert<br />

werden. Hierfür ist es erforderlich, alle Entscheidungen<br />

und Maßnahmen konsequent an objektiven<br />

Ziel- und Performance-Parametern auszurichten.<br />

Ausgehend von der Business Mission (z. B. „Wir<br />

wollen der Retailer Nr. 1 in Europa werden“) gilt es<br />

vor allem, konkrete Ziele (z. B. Verbesserung der<br />

Servicequalität) bzw. Teilziele (z. B. Verbesserung<br />

der Servicequalität pro Filiale und Mitarbeiter) zu<br />

formulieren. Erst wenn diese Ziele definiert sind,<br />

muss das Organisationskonzept entsprechend<br />

Mission<br />

Ziele<br />

Teilziel 1 Teilziel 2 Teilziel 3 Teilziel 4 Teilziel …<br />

Performance<br />

ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION 35<br />

Aufgabe 1 Aufgabe 2 Aufgabe 3 Aufgabe 4 Aufgabe …<br />

Prozesse<br />

Ressourcen<br />

strukturiert werden, um (1) die richtigen Aufgaben<br />

für die optimale Zielerfüllung abzuleiten, (2) die<br />

richtigen Prozesse für die effektive Aufgabenwahrnehmung<br />

zu definieren und (3) die richtigen<br />

Ressourcen für die effiziente Prozessabwicklung<br />

zu identifizieren und zu allokieren (s. Abb. 2).<br />

Ausgestaltung und Zusammenspiel dieser drei<br />

organisatorischen Stellschrauben – Aufgaben,<br />

Prozesse, Ressourcen – entscheiden letztendlich<br />

darüber, wie gut es einer Organisation gelingt, die<br />

gesteckten Performance-Ziele zu erreichen.<br />

1. Ableitung der richtigen<br />

Aufgaben<br />

Erfolg<br />

Wenn die zu erreichenden Performance-Ziele<br />

feststehen, muss im ersten Schritt geklärt werden,<br />

welche Aufgaben in welchem Grad zur Erfüllung<br />

dieser Ziele beitragen können. Die für die Zielerreichung<br />

relevanten Aufgaben gilt es dann zu<br />

identifizieren und zu priorisieren. Dies mag vielleicht<br />

selbstverständlich klingen. In der Praxis ist<br />

dies jedoch nicht immer einfach durchzusetzen.<br />

Insbesondere dann, wenn sich über die Zeit Auf-


36<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Analyseraster BrandScreen<br />

Leitfrage Analyseraster – BrandScreen Vorgehen<br />

Wie ist die<br />

Aufgabenverteilung<br />

entlang dem<br />

BrandScreen?<br />

Abbildung 3: Analyseraster BrandScreen<br />

gaben etabliert haben, die keinen echten Mehrwert<br />

stiften oder wenn Aufgaben aufgrund von<br />

persönlichen Befindlichkeiten doppelt wahrgenommen<br />

werden. Umso wichtiger ist es, sich hier<br />

ein objektives Bild zu machen und Verbesserungen<br />

pragmatisch und Performance-orientiert<br />

in Angriff zu nehmen.<br />

So kann beispielsweise mithilfe des Analyserasters<br />

BrandScreen die Aufgabenwahrnehmung<br />

im Marketing erfasst, geprüft und optimiert werden.<br />

Dahinter steht der Gedanke, dass sich übergeordnete<br />

Unternehmensziele im Wesentlichen<br />

auf fünf konkrete Marketingziele – Markenbekanntheit,<br />

Markenimage, Kaufbereitschaft, Kauf<br />

und Loyalität – herunterbrechen lassen. Effektiv<br />

ist die Aufgabenwahrnehmung dann, wenn einerseits<br />

alle für die Zielerreichung relevanten Aufgaben<br />

in der erforderlichen Detailtiefe erfüllt werden,<br />

andererseits keine Aufgaben umsonst (d. h.<br />

ohne auf ein definiertes Ziel einzuzahlen) wahrgenommen<br />

werden.<br />

In der Analysepraxis stellt man hier oft gravierende<br />

Lücken oder Überlappungen fest, die eine<br />

Erfassung,<br />

Prüfung und<br />

Optimierung<br />

aller Aufgaben<br />

im Hinblick<br />

auf deren<br />

Beitrag zu<br />

• Markenbekanntheit<br />

• Markenimage<br />

• Kaufbereitschaft<br />

• Kauf<br />

• Loyalität<br />

angestrebte Performance-Erreichung faktisch<br />

unmöglich machen (s. Abb. 3).<br />

2. Definition der richtigen<br />

Prozesse<br />

Wenn geeignete Aufgaben für die Erreichung der<br />

Performance-Ziele definiert sind, müssen diese im<br />

zweiten Schritt vernetzt und koordiniert werden.<br />

Anderenfalls besteht die Gefahr, dass ungeregelte<br />

Schnittstellen wertvolle Zeit und Ressourcen binden.<br />

Hier scheitert der interne Blick auf Verbesserungsmöglichkeiten<br />

manchmal. Denn das prozessuale<br />

Zusammenspiel ist oft verkrustet und<br />

von althergebrachter Routine geprägt. Und nicht<br />

selten stehen Unternehmenskultur und Gewohnheitsdenken<br />

prozessualen Neuerungen im Wege.<br />

In diesen Fällen kann es helfen, Aufgaben in einzelne<br />

Prozessphasen zu zerlegen, um eine neutrale<br />

Erfassung, Optimierung und Implementierung<br />

von einfachen und effizienten Prozessen zu<br />

ermöglichen. Das Analyseraster IAADDR sieht<br />

hierfür beispielsweise die sechs Prozessphasen


(I) Initiate/Initiieren, (A) Advise/Beraten, (A) Approve/Zustimmen,<br />

(D) Decide/Entscheiden, (D) Do/<br />

Ausführen und (R) Report/Berichten vor. Dabei<br />

gilt es, klare Rollen (Wer ist für welche Prozessphase<br />

verantwortlich?) und konkrete Verantwortlichkeiten<br />

(Was ist in welcher Prozessphase zu leisten?)<br />

festzulegen sowie relevante Schnittstellen<br />

im Detail zu definieren.<br />

Oft tritt hier eine völlige Imbalance zutage. Entweder<br />

entsteht ein „Über-Engineering“, indem zu<br />

viele Akteure in die Abstimmungsprozesse eingebunden<br />

werden (z. B. in den Phasen „Advise“ und<br />

„Approve“). Oder es werden Phasen vernachlässigt<br />

(z. B. „Do“ oder „Report“), was zu Improvisation<br />

und schlussendlich mangelnder Effektivität<br />

und Nachhaltigkeit führt (s. Abb. 4).<br />

3. Identifikation und Allokation<br />

der richtigen Ressourcen<br />

Im dritten Schritt gilt es, die Organisation durch<br />

Zuordnung und Befähigung der faktischen Ressourcen<br />

zum Leben zu bringen. Denn das effektive<br />

Analyseraster IAADDR-Systematik<br />

Abbildung 4: Analyseraster IAADDR-Systematik<br />

ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION 37<br />

und effiziente Management von Aufgaben und<br />

Prozessen steht und fällt mit der Exekution durch<br />

den einzelnen Mitarbeiter. Eine erste Einschätzung,<br />

wie effektiv die Allokation von Ressourcen<br />

im Hinblick auf die Erfüllung der relevanten Aufgaben<br />

gelingt, leistet das nachfolgend abgebildete<br />

Analyseraster. Im Sinne eines Organisationsaudits<br />

werden hierbei organisatorische Strukturen, Kompetenzen<br />

und Verantwortlichkeiten analysiert und<br />

mit relevanten Benchmarks abgeglichen. Hierdurch<br />

kann Transparenz über organisatorische Stärken<br />

und Schwächen geschaffen, ein optimiertes Zielbild<br />

abgeleitet und der Weg für die Implementierung<br />

des optimierten Zielbilds beschrieben werden.<br />

Dabei gilt es, Unternehmenskultur und gewohnheitsmäßige<br />

Überzeugungen der Organisation<br />

nicht zu unterschätzen. Damit diese nicht zum<br />

Hemmnis werden, ist nicht nur die bestmögliche<br />

Allokation von Mitarbeiterressourcen auf Qualifikationsprofile<br />

von Bedeutung. Vor allem ist die<br />

kontinuierliche und systematische Qualifikation<br />

und Weiterentwicklung der Mitarbeiter erforderlich,<br />

um die Unternehmenskultur einzubinden und<br />

diese selbst zum Taktgeber der Performance zu<br />

Leitfrage Analyseraster – IAADDR-Systematik Vorgehen<br />

Wie effizient<br />

ist das<br />

Zusammenspiel<br />

der<br />

beteiligten<br />

Akteure zur<br />

Abwicklung der<br />

relevanten<br />

Aufgaben<br />

und Aktivitäten<br />

geregelt?<br />

Erfassung,<br />

Optimierung und<br />

Implementierung<br />

einfacher und<br />

effizienter Prozesse<br />

durch<br />

klare Leads und<br />

Aufgaben pro<br />

Prozessphase<br />

• Initiate<br />

• Advise<br />

• Approve<br />

• Decide<br />

•Do<br />

• Report


38<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Analyseraster Organisationsaudit<br />

Abbildung 5: Analyseraster Organisationsaudit<br />

machen. Hier mangelt es oft an der erforderlichen<br />

Ausdauer, wenn es darum geht, die Organisation<br />

nachhaltig zu befähigen. Doch die beste Aufbau-<br />

Fazit<br />

Leitfrage Analyseraster – Organisationsaudit Vorgehen<br />

Wie effektiv ist<br />

die Allokation<br />

von Ressourcen<br />

und Kompetenzen<br />

im Hinblick<br />

auf die Erfüllung<br />

der relevanten<br />

Aufgaben?<br />

Das Meistern dieser drei Elemente verdeutlicht,<br />

wie sehr sich die Schlagkraft einer Organisation<br />

verbessert, wenn Aufgaben, Prozesse und Ressourcen<br />

auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet<br />

werden. Im Ergebnis gewinnt die Organisation<br />

deutlich an Effizienz: Fehl- und Doppelarbeiten<br />

werden reduziert, Schnittstellenprobleme verbessert<br />

und Entscheidungsprozesse beschleunigt. Dies<br />

wiederum wirkt positiv auf die Flexibilität, indem<br />

Reaktionsfähigkeit und Anpassungsgeschwindig-<br />

• Organisatorische Einzelheiten<br />

und Strukturen<br />

• Disziplinarische und<br />

fachliche Leitung<br />

• Verteilung von Verantwortlichkeiten,Kompetenzen<br />

und Ressourcen<br />

Analyse und<br />

Abgleich mit<br />

relevanten<br />

Benchmarks<br />

sowie Optimierung<br />

von<br />

organisatorischen<br />

• Strukturen<br />

• Kompetenzen<br />

• Verantwortlichkeiten<br />

und Ablauforganisation kann nicht wirkungsvoll<br />

sein, wenn sie nicht exzellent geführt, gelebt und<br />

fortlaufend weiterqualifiziert wird (s. Abb. 5).<br />

keit (z. B. an neue Nachfrage- und Auslastungssituationen)<br />

der Organisation gefördert werden.<br />

Die Organisation wird dadurch selbst zum Stellhebel<br />

für den faktischen Erfolg des Unternehmens.<br />

Verbunden mit der Tatsache, dass die Organisation<br />

in diesem einen Bereich an keine externen Faktoren<br />

– beispielsweise Kunden, Wettbewerber oder<br />

Lieferanten – gebunden ist, wird die Organisation<br />

somit zur erfolgskritischen Gestaltungsdisziplin.


ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION 39


Zielumsatz<br />

Produktanforderungen<br />

Organisationsstruktur<br />

SWOT-Analyse<br />

Marktsituation<br />

! !<br />

Zielvereinbarungen<br />

!<br />

!<br />

?


Christoph A. Halkjaer, Janina Sasse<br />

Der Einfluss veränderter<br />

Marktbedingungen auf<br />

den Vertrieb


42<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Die aktuelle Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise<br />

belastet die Weltwirtschaft und stellt die<br />

Eurozone vor eine der größten Herausforderungen<br />

ihrer Existenz. Das Geschäftsklima ist angespannt,<br />

und aufgrund der stetigen Gefahr von Inflation, Deflation<br />

oder eines potentiellen Zusammenbruchs<br />

der Währungsunion werden womöglich noch unruhigere<br />

Zeiten folgen. Zusätzlich verstärkt werden<br />

diese ökonomischen Schreckensszenarien durch<br />

politische Verwerfungen und gesellschaftliche<br />

Unruhen, denn die Unsicherheiten der globalen<br />

Wirtschaft beschäftigen die Welt und sorgen für<br />

großes Unbehagen – privat wie auch geschäftlich.<br />

So hat die weltweite Krise inzwischen fast alle<br />

Branchen erfasst und beeinflusst Absatzzahlen<br />

für Produkte und Dienstleistungen negativ.<br />

Besonders von der Krise betroffen ist die Vertriebsorganisation,<br />

welche als Bindeglied zum Kunden<br />

Doch wie kann die Vertriebsorganisation optimiert<br />

werden, um auf der einen Seite die derzeitige<br />

Krise zu überstehen und auf der anderen Seite<br />

sogar gestärkt aus ihr hervorzugehen? In zahlreichen<br />

Projekten, Studien und Analysen hat <strong>Batten</strong> &<br />

<strong>Company</strong> grundlegende Optimierungspotenziale<br />

im Vertrieb untersucht. Hierbei kristallisieren sich<br />

sieben Kernfragen heraus, die es ermöglichen,<br />

individuell wirksame Ansatzpunkte für die eigene<br />

Vertriebsorganisation zu identifizieren (s. Abb. 1).<br />

1. Kennen die Vertriebsmitarbeiter<br />

den aktuellen Markt gut genug?<br />

Nicht selten stellt sich bei genauerem Hinsehen<br />

heraus, dass die Kenntnis einzelner Mitarbeiter<br />

über Marktpotenziale stark variiert und dadurch<br />

lukrative Absatzchancen ungenutzt bleiben.<br />

Dabei können über die strukturierte Analyse von<br />

hauptverantwortlich für den Markterfolg des Unternehmens<br />

ist. Durch die veränderten Marktbedingungen<br />

sind Unternehmen gezwungen, einen<br />

noch stärkeren Fokus auf Vertriebseffizienz und<br />

-effektivität zu legen und ihre Vertriebsziele anzupassen.<br />

Die Vertriebsorganisation sollte besonders in<br />

schwierigen Zeiten nicht nur auf Verteidigung,<br />

sondern auch auf Angriff setzen. Gerade in Krisensituationen<br />

ist es die Aufgabe des Vertriebsleiters,<br />

den Mitarbeitern ein konkretes Verständnis dafür<br />

zu vermitteln, dass um jeden einzelnen Kunden<br />

gekämpft werden muss. Hierbei ist zu beachten,<br />

dass eine Differenzierung allein über die technische<br />

Auslegung der Produkte kaum mehr möglich<br />

ist. Es muss versucht werden, durch Vertriebsqualität<br />

und Kundenmanagement einen entscheidenden<br />

Wettbewerbsvorteil zu erlangen.<br />

Sieben Kernfragen decken Optimierungspotenziale<br />

im Vertrieb auf<br />

Wettbewerbern, Kunden, Produkten und eigener<br />

Infrastruktur die Vertriebsaktivitäten mit geringem<br />

Aufwand zielführend optimiert werden. Ziel<br />

ist es, ein klares Bild des aktuell zugänglichen<br />

Marktes mit allen Chancen und Risiken zu erhalten<br />

und Maßnahmen abzuleiten, wie dieser bestmöglich<br />

ausgeschöpft werden kann.<br />

2. Konzentriert sich die Vertriebsorganisation<br />

ausreichend<br />

auf ihr Kerngeschäft?<br />

Nicht direkt kundenbezogene Tätigkeiten lenken<br />

Vertriebsmitarbeiter von ihrem Kerngeschäft ab.<br />

Um sicherzustellen, dass in Krisenzeiten alle Mitarbeiter<br />

auf das Kerngeschäft fokussiert sind, sollte<br />

sich die Vertriebsleitung einen genauen Überblick<br />

über die tatsächlichen Aufwände der einzelnen<br />

Schritte im Vertriebsprozess verschaffen. Nur so


kann gewährleistet werden, dass alle Tätigkeiten<br />

bestmöglich zur Kundengewinnung und -betreuung<br />

beitragen. Unverzichtbar sind hierfür das richtige<br />

Handwerkszeug und ein erfahrener Coach, um<br />

den Weg für eine wirklich kundenfokussierte Mannschaft<br />

mit erhöhter Vertriebsleistung zu ebnen.<br />

3. Werden konsequent alle<br />

Möglichkeiten der Auftragsgewinnung<br />

genutzt?<br />

In einer Vielzahl von Projekten zur Optimierung<br />

des Vertriebs hat <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> festgestellt,<br />

dass wichtige Möglichkeiten zur Auftragsgewinnung<br />

nicht genutzt werden. Dazu gehören<br />

beispielsweise das Durchführen von fundierten<br />

Interessenten- und Kundenanalysen, die professionelle<br />

Pflege der Kontaktbasis oder passende<br />

Ansprachekonzepte. Um die Auftragsgewinnung<br />

so effizient wie möglich zu gestalten, sollten die<br />

Möglichkeiten eines professionellen Customer<br />

Relationship Managements genutzt werden.<br />

Kernfragen zur Vertriebsoptimierung<br />

5<br />

EINFLUSS VERÄNDERTER MARKTBEDINGUNGEN AUF DEN VERTRIEB 43<br />

7<br />

6 WettbewerbsfähigeKostenstruktur?<br />

Einbindung der<br />

Mitarbeiter?<br />

Optimales<br />

Pricing?<br />

Abbildung 1: Kernfragen zur Vertriebsoptimierung<br />

Kernfragen<br />

Vertrieb<br />

4. Wird tatsächlich um jeden<br />

einzelnen Auftrag gekämpft?<br />

Um sicherzustellen, dass aus möglichst vielen Angeboten<br />

ein Auftrag wird, müssen klare Verantwortlichkeiten,<br />

zügige und passgenaue Bearbeitung<br />

sowie konsequentes Follow-up verlässlich in der Vertriebsorganisation<br />

verankert sein. Eine Analyse der<br />

Ist-Prozesse und die Sicherstellung einer hochprofessionellen<br />

Sales-to-Order-Phase erhöhen nachweislich<br />

die Conversion-Rate von Angeboten zu<br />

Aufträgen.<br />

5. Werden die Produkte zu den<br />

richtigen Preisen angeboten?<br />

Obwohl die enorme Bedeutung des Pricings für<br />

Marge, Ergebnis und letztlich für den Unternehmenswert<br />

weithin bekannt ist, geraten die<br />

Grundpfeiler erfolgreicher Preispolitik in Krisensituationen<br />

oft in Vergessenheit. Dabei ist es gerade<br />

im aktuell schwierigen Marktumfeld essenziell,<br />

Ausreichende<br />

Marktkenntnis?<br />

Effektivität<br />

und Effizienz im<br />

Angebotsprozess?<br />

4<br />

1<br />

Fokussierung<br />

auf Kerngeschäft?<br />

Ausschöpfung<br />

der Kundenpotenziale?<br />

3<br />

2


44<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

aussagekräftige Wettbewerbsanalysen zur Identifikation<br />

von Preistrends, Strategien und Verhaltensmustern<br />

der Konkurrenten durchzuführen.<br />

Basierend darauf sollte eine systematische Ermittlung<br />

der Produkteigenschaften und des Produktnutzens<br />

erfolgen, um die entsprechenden<br />

Zahlungsbereitschaften aus Kundensicht abzuleiten.<br />

Bei der internen Analyse ist die Auswertung<br />

der Produktkostenstruktur im Unternehmen als<br />

verlässliche Basis für das Preiscontrolling ein<br />

maßgeblicher Faktor. Auf Basis der Analyseergebnisse<br />

können klare preispolitische Ziele durch<br />

das Top-Management erarbeitet werden.<br />

Bei der anschließenden Preisdurchsetzung sind im<br />

Wesentlichen drei Faktoren erfolgsentscheidend:<br />

die Ausgestaltung der Rabatt- und Bonussysteme<br />

am Wertpotenzial des Kunden, die professionelle<br />

und transparente Kommunikation zum Kunden,<br />

sowie die Steuerung und Kontrolle des Mitarbeiterverhaltens<br />

durch eine passende Incentivierung.<br />

Die Berücksichtigung dieser elementaren Säulen<br />

im Pricing führt nicht nur zu nachweislich höherer<br />

Preisqualität, sondern auch zu verbesserter<br />

Kundenzufriedenheit und damit letztendlich zu<br />

erhöhter Kundenloyalität.<br />

6. Arbeitet der Vertrieb konsequent<br />

kosten-/nutzenorientiert?<br />

Ungenutzte Kostensenkungspotenziale und überstrapazierte<br />

Auftragsgewinnungskosten deuten<br />

auf Handlungsbedarf unterhalb der Top-Line hin.<br />

Eine Steigerung der Vertriebsleistung wird in<br />

erster Linie mit verbesserter Preisqualität und<br />

Mengenwachstum verbunden. Um diese Steigerung<br />

zu erzielen, sind kurzfristige Kostensenkungen<br />

und die Schaffung von Best-in-Class-Vertriebskostenstrukturen<br />

notwendig. Beides wird durch<br />

ein systematisches Vorgehen von der Analyse der<br />

Kosten über die Ableitung von Handlungsfeldern<br />

bis hin zur Konsolidierung der Kostenstruktur<br />

erreicht. Ergebnis sind sofort und mittelfristig<br />

wirksame Maßnahmen. Ein reibungsloses Zusammenspiel<br />

von Controlling und Vertrieb ist hierbei<br />

unerlässlich.<br />

7. Verfügen die Vertriebsmitarbeiter<br />

im Innen- und Außendienst<br />

über ausreichendes<br />

Verständnis für die Situation?<br />

Aufgrund der Krise muss die Führungsebene die<br />

eigene Vertriebsstrategie stetig an das veränderte<br />

Marktumfeld anpassen. Fraglich ist jedoch, wie<br />

viel von diesem Vorhaben bei den Mitarbeitern im<br />

Innen- und Außendienst tatsächlich ankommt.<br />

Wird ihr Verhalten vom Business-as-usual bestimmt,<br />

oder sind sich die Mitarbeiter der Ernsthaftigkeit<br />

der aktuellen Krisensituation bewusst<br />

und fokussieren sich auf das Wesentliche? Dafür<br />

ist es notwendig, die Vertriebsmannschaft punktgenau<br />

mit Informationen zu versorgen und damit<br />

einen durchgängig hohen Wissensstand innerhalb<br />

der gesamten Vertriebsorganisation zu erreichen.<br />

Neben dem Informationsprozess stellt die Analyse<br />

der benötigten Ressourcen und Fähigkeiten ein<br />

wichtiges Element dar. Wird eine Kompetenzlücke<br />

festgestellt, so müssen entsprechende<br />

Qualifizierungsmaßnahmen definiert und umgesetzt<br />

werden.


Welche Veränderungen sind nun konkret erforderlich,<br />

um die aufgezeigten Optimierungspotenziale<br />

umzusetzen und den Vertrieb auf<br />

Erfolg auszurichten? Hierzu bedarf es zunächst<br />

einer detaillierten Segmentierung, die wiederum<br />

die Grundlage für einen systematischen Produkt-<br />

Markt-Fokus schafft. Das von <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong><br />

angewendete Produkt-Markt-Konzept trägt dieser<br />

Anforderung Rechnung: Als Basis für die strategische<br />

Ausgestaltung des Marktangangs sieht<br />

dieser Ansatz eine umfassende Analyse von<br />

Markt, Wettbewerbern, Produkten und Organisationsstruktur<br />

vor (s. Abb. 2).<br />

Nach den Erfahrungen von <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong><br />

sind marktorientiertes Denken und eine entsprechende<br />

Prägung der Vertriebskultur wesentliche<br />

Erfolgsfaktoren. Im ersten Schritt wird daher eine<br />

detaillierte Marktanalyse durchgeführt. Dazu wer-<br />

EINFLUSS VERÄNDERTER MARKTBEDINGUNGEN AUF DEN VERTRIEB 45<br />

Das Produkt-Markt-Konzept als Basis für<br />

den systematischen Vertriebserfolg<br />

Produkt-Markt-Konzept<br />

Phasen<br />

Analyseebenen<br />

1<br />

Marktsituation<br />

2<br />

Produktanforderungen<br />

Zielkunden<br />

Abbildung 2: Produkt-Markt-Konzept<br />

3<br />

Organisationsstruktur<br />

• Definition der Zielkunden, -regionen und<br />

-umsätze<br />

• Analyse der Kundenbedürfnisse sowie der<br />

Anforderungen der Zielkunden an Produkte<br />

• Ableitung von Handlungsfeldern in der<br />

Marktbearbeitung<br />

Wettbewerber<br />

• Identifizierung der relevanten Wettbewerber<br />

• Analyse des Produktangebots, des Preisniveaus<br />

sowie der Vertriebsstrukturen der Wettbewerber<br />

• Ableitung von Maßnahmen, um den Stärken<br />

der Wettbewerber zu begegnen und Umsatz<br />

zurückzuholen<br />

• Festlegung eines wettbewerbsfähigen<br />

Preisniveaus im Markt<br />

den zunächst die Zielkunden, -regionen und -umsätze<br />

festgelegt. Mithilfe von Marktuntersuchungen<br />

werden anschließend die Kundenbedürfnisse und<br />

deren Wandel sowie die Anforderungen der<br />

Zielkunden an Produkte ermittelt. Darüber hinaus<br />

werden die relevanten Wettbewerber identifiziert<br />

und Informationen über sie gesammelt, systematisiert<br />

und ausgewertet. Basierend auf den<br />

Ergebnissen dieser Wettbewerbsanalyse lassen<br />

sich Maßnahmen ableiten, die eine optimale Durchsetzung<br />

gegenüber dem Wettbewerb ermöglichen<br />

und ein konkurrenzfähiges Preisniveau definieren.<br />

In einem zweiten Schritt erfolgt die detaillierte<br />

Analyse des bestehenden Produktportfolios.<br />

Basierend auf den Ergebnissen der Marktanalyse<br />

wird dazu das Marktpotenzial je Produktsegment<br />

in den Zielregionen und bei den verschiedenen<br />

Zielkunden quantifiziert. Das Ergebnis ist eine<br />

4<br />

SWOT-<br />

Analyse<br />

5<br />

Zielumsatz<br />

nach Produkten<br />

Produkte<br />

• Potenzialverifizierung der Produkte<br />

• Implementierung eines abgestimmten<br />

Produktportfolios für den Markt<br />

Organisationsstruktur<br />

6<br />

Zielvereinbarungen,<br />

Budget, etc.<br />

• Definition einer Soll-Personalstruktur<br />

• Identifizierung von Qualifizierungsbedarfen<br />

• Zielgerichtete Entwicklung der Vertriebsmitarbeiter<br />

• Implementierung von klaren Prozessen und<br />

Verantwortlichkeiten<br />

• Optimierung der Aufbau- und Ablauforganisation


46<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

detaillierte Produktstrategie zur optimalen<br />

Ausschöpfung der Marktpotenziale.<br />

Das Vertriebsteam ist der Schlüssel zur Zielerreichung.<br />

Im dritten Schritt wird daher der Organisationsstrukturbedarf<br />

von lokalen Vetriebseinheiten<br />

ermittelt. Hierzu gehören zunächst die<br />

Definition einer Soll-Personalstruktur sowie die<br />

Identifizierung der vorhandenen Ressourcen und<br />

Fähigkeiten der Vertriebsmitarbeiter. Darauf aufbauend<br />

werden die Qualifizierungsbedarfe abgeleitet<br />

und Trainings vereinbart, um das Personal<br />

gezielt entwickeln zu können. Ein weiteres wesentliches<br />

Element für den Vertriebserfolg sind klar<br />

definierte Prozesse und Verantwortlichkeiten. Dazu<br />

werden effiziente Abläufe und klare Aufgabenzuteilungen<br />

im Unternehmen installiert – mit dem<br />

Ergebnis einer optimierten Aufbau- und Ablauforganisation.<br />

Die SWOT-Analyse bietet im vierten Schritt eine<br />

sinnvolle Methode zur Definition der Unternehmensziele<br />

und der Strategie. Hierbei werden zunächst<br />

aus der externen Analyse Chancen und<br />

Risiken für das Unternehmen abgeleitet. Die Ergebnisse<br />

der internen Analyse reflektieren die eigenen<br />

Ausblick und Fazit<br />

Es ist zu erwarten, dass der Vertrieb auch in den<br />

nächsten Jahren mit den Auswirkungen der aktuellen<br />

Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise<br />

kämpfen wird. Die Märkte sind gesättigt, Produkte<br />

zunehmend uniform und Kunden werden<br />

den Unternehmen und ihren Produkten gegenüber<br />

immer kritischer. Darüber hinaus verändern<br />

Globalisierung und zunehmende Relevanz des<br />

Internets manche Branchen derart rasant, dass<br />

das Kundenverhalten immer weniger prognostizierbar<br />

wird. Den „klassischen Verkäufer“ als<br />

Anbieter einer Ware oder Dienstleistung wird es<br />

in dieser Art bald nicht mehr geben, denn der<br />

Markt braucht in Zukunft weniger, dafür aber besser<br />

qualifizierte Verkäufer.<br />

Stärken und Schwächen. Auf Basis der SWOT-Analyse<br />

werden anschließend Strategien entwickelt,<br />

um Stärken des Unternehmens und Chancen des<br />

Marktes zu nutzen und auszubauen sowie Schwächen<br />

zu reduzieren und Risiken abzuwenden.<br />

Diese Grundprinzipien der Strategieformulierung<br />

werden im fünften Schritt konsolidiert und in realistische<br />

und messbare Wachstums-, Effizienz- und<br />

Führungsziele umgewandelt. Anhand der potenziellen<br />

Zahlungsbereitschaft der Kunden und des<br />

zu erwartenden Verkaufsvolumens lässt sich daraufhin<br />

der Zielumsatz nach Produkten kalibrieren.<br />

Im letzten Schritt werden abschließend strategische<br />

Zielvereinbarungen sowie das notwendige<br />

Budget festgelegt und kommuniziert.<br />

Ergebnis dieser sechs Schritte sind konkrete Maßnahmen,<br />

wie der Zielmarkt mit den passenden<br />

Produkten und einer darauf abgestimmten Organisationsstruktur<br />

optimal ausgeschöpft werden<br />

kann. Die Produkt-Markt-Fokussierung ermöglicht<br />

es der Vertriebsorganisation des Unternehmens<br />

somit, sich langfristig auf die veränderten wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen einzustellen.<br />

Die Herausforderungen im Vertrieb werden wesentlich<br />

an Komplexität zunehmen und die Vertriebsleitung<br />

zu radikalem Umdenken zwingen.<br />

Hier unterstützt <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> Unternehmen<br />

bei der Optimierung der Vertriebsorganisation<br />

und hilft dabei, den Vertrieb angesichts der neuen<br />

Herausforderungen in Krisenzeiten zu stärken. Die<br />

Entwicklung eines ganzheitlichen Vertriebskonzeptes<br />

sowie die Schaffung tiefer Marktkenntnisse<br />

bilden dabei die Basis für den Vertriebserfolg.<br />

Neben anderen erfolgreichen Methoden<br />

nutzt <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> die hier vorgestellten<br />

sieben Kernfragen, um Optimierungspotenziale<br />

aufzudecken und alle Möglichkeiten der Auftragsgewinnung<br />

umzusetzen.


EINFLUSS VERÄNDERTER MARKTBEDINGUNGEN AUF DEN VERTRIEB 47


?<br />

Neumarkenstrategie<br />

Markenfusion<br />

!<br />

!<br />

!<br />

Monomarkenstrategie


Adel Gelbert, Kai Rippe<br />

Die Marke im Kontext von<br />

Mergers & Acquisitions


50<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Mergers & Acquisitions (im weiteren Verlauf dieses<br />

Artikels als M&A bezeichnet) gelten aufgrund<br />

ihres enormen Einflusses auf die beteiligten<br />

Organisationen sowie ihrer schwierigen Reversibilität<br />

häufig als komplexeste und risikoreichste<br />

unternehmerische Herausforderung. Trotz entsprechend<br />

hoher Aufmerksamkeit beim Management<br />

wird jedoch ihr oberstes Ziel, die nachhaltige<br />

Steigerung des Unternehmenswerts, oft verfehlt.<br />

Teilweise werden sogar Erfolgsraten von unter<br />

20 % gemessen. 1<br />

Als häufigste Ursache hierfür gilt ein überhöhter<br />

Kaufpreis für das Zielobjekt aufgrund überzogener<br />

Synergieerwartungen bzw. Unterschätzung<br />

Vor der Vertragsunterschrift:<br />

Marken innerhalb der Due<br />

Diligence und Unternehmensbewertung<br />

Marken gelten als ein wichtiges strategisches Kaufmotiv.<br />

Oftmals lösen sie eine M&A-Transaktion<br />

erst aus. Unternehmen wollen sich zunehmend<br />

über starke Marken bei immer kritischer werdenden<br />

Stakeholdern profilieren. Gleichzeitig wird<br />

der Markenneuaufbau gerade in gesättigten<br />

Märkten immer schwieriger, und exklusive Marken<br />

treffen irgendwann an ihre Wachstumsgrenzen.<br />

Dadurch werden der Wert etablierter Marken und<br />

der Anreiz, sie hinzuzukaufen, anstatt selbst zu<br />

entwickeln, erhöht. Das spart Zeit und Kosten und<br />

ist weniger risikoreich als der Aufbau einer eigenen<br />

„proprietären“ Marke. Dieser Trend wird<br />

unterstützt durch die Harmonisierung vieler<br />

Markenportfolios: Große Markenkonglomerate<br />

konzentrieren sich zunehmend auf wenige profitable<br />

Kernmarken und stoßen unpassende ab. Beispielsweise<br />

reduzierte Unilever sein Portfolio von<br />

von Integrationsproblemen. Diese resultieren in<br />

der Regel aus einer unausgereiften strategischen<br />

Transaktionsvorbereitung bzw. einer Nichtbeachtung<br />

bewertungsrelevanter Faktoren. So werden<br />

zwar alle unternehmerischen Hard Facts, wie<br />

finanzielle, steuerliche und rechtliche Daten, in<br />

umfangreichen Pre-Merger-Analysen überprüft.<br />

Selbst für einige weiche Faktoren wie Unternehmenskultur<br />

und Human Resources gibt es inzwischen<br />

eine fest institutionalisierte Due Diligence<br />

und diverse Integrationskonzepte. Das gemeinhin<br />

wertvollste Intangible Asset – die Unternehmensmarke<br />

– spielt aber immer noch eine zu geringe<br />

Rolle. Das verwundert, ist doch ihr Stellenwert<br />

gerade bei M&As erheblich gestiegen.<br />

Der Stellenwert von Marken bei M&As<br />

einst 1.600 verschiedenen Marken im Jahr 2000<br />

auf inzwischen nur noch 400. Demnach muss man<br />

insgesamt konstatieren, dass der strategische<br />

Wert von Marken bei M&As deutlich gestiegen ist.<br />

Das gilt auch für ihren Wert als Vermögensgegenstand.<br />

Nach einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

PricewaterhouseCoopers macht<br />

er durchschnittlich mehr als zwei Drittel des<br />

gesamten Unternehmenswerts aus. 2 Entsprechend<br />

stellen Marken bei M&As häufig den wesentlichen<br />

Teil des Kaufpreises für ein Zielunternehmen dar.<br />

Experten schätzen beispielsweise, dass bei der<br />

Übernahme von Kraft Foods durch Philipp Morris<br />

ca. 90 % der gezahlten 12,9 Milliarden US-$ auf die<br />

Unternehmensmarke entfielen. 3 Da erworbene<br />

Marken – im Gegensatz zu proprietären – inzwischen<br />

bilanziert werden müssen, können also<br />

schon kleinere Ungenauigkeiten bei der<br />

Ermittlung ihres Kaufpreises die Bilanz und damit<br />

den Unternehmenswert massiv belasten. An dessen<br />

Post-Merger-Entwicklung wird allerdings im<br />

Regelfall der Erfolg einer M&A-Transaktion ge-<br />

1 Marks; Mirvis (2001): Making Mergers and Acquisitions Work: Strategic and Psychological Preparation i.V.m. Grubb;<br />

Lamb (2000): Capitalize on Merger Chaos.<br />

2 PricewaterhouseCoopers (2006): Praxis von Markenbewertung und Markenmanagement in deutschen Unternehmen.<br />

3 Farquhar et al. (1992): Brands on the Balance Sheet.


messen. Demzufolge ist eine objektive („faire“),<br />

nachhaltige und stichtagsgenaue Bewertung<br />

absolut erfolgskritisch für den Käufer. Doch wie<br />

kann man diese bei einem so wertvollen, aber<br />

intangiblen Gegenstand wie einer Marke sicherstellen?<br />

Neben der Beachtung der generellen Grundsätze<br />

ordnungsgemäßer Unternehmensbewertung4 ist<br />

es vor allem wichtig, dass man sich bei der Markenevaluation<br />

nicht bloß auf die Vergangenheit<br />

reduziert. Eine rein quantitative Analyse von<br />

Bestandsdaten trägt dem Markt schon längst<br />

nicht mehr ausreichend Rechnung. Sowohl die<br />

International Financial Reporting Standards als<br />

auch mittel- und langfristig orientierte Kapitalgeber<br />

fordern, dass die zukünftige Entwicklung<br />

eines Unternehmens und seiner Marken in ihre<br />

Bewertung mit einfließt. Nur dann kann eine<br />

belastbare Prognose über ihre nachhaltige Bedeutung<br />

gemacht werden, die als Grundlage für<br />

jegliche Investitionsentscheidungen dient. So gelten<br />

Marken beispielsweise nach einem Bericht der<br />

Kreditanstalt für Wiederaufbau als der immaterielle<br />

Vermögenswert, der am ehesten als<br />

Sicherheit bei der Kreditvergabe von Banken<br />

akzeptiert wird. 5 Im Gegenzug wollen diese natürlich<br />

genauestens darüber informiert werden, wie<br />

die Marke zukünftig genutzt wird und welche<br />

Investitionen in sie getätigt werden sollen. Für die<br />

Bewertung bei M&As bedeutet das konkret, dass<br />

man sich pre-merger Gedanken machen muss,<br />

wie Zielmarken in das Käuferportfolio integriert<br />

bzw. wie diese zukünftig positioniert werden sollen<br />

und welchen Einfluss die Transaktion selbst<br />

auf sie hat.<br />

In der Praxis findet das allerdings noch viel zu selten<br />

statt. Meistens wird nur das Unternehmen<br />

pauschal bewertet und der Goodwill – also die<br />

Differenz zwischen verhandeltem Kaufpreis und<br />

errechnetem Vermögenswert des Unternehmens<br />

– einfach auf weiche Faktoren wie Marken oder<br />

Patente aufgeteilt. Diese Ignoranz gegenüber<br />

dem tatsächlichen Markenwert kann aber sehr<br />

gefährlich für Unternehmen sein. Wird dieser<br />

nicht ausgerechnet, sondern ihm nur ein „Restwert“<br />

der Kaufsumme nach Abzug aller anderen<br />

4 Moxter (1998): Grundsätze ordnungsgemäßer Unternehmensbewertung.<br />

5 KfW-Report (2007) Nr. 39: Mittelstands- und Strukturpolitik.<br />

DIE MARKE IM KONTEXT VON M&A 51<br />

Assets zugewiesen, kommt es in der Regel zu<br />

einer Unterbewertung der Marke in der Bilanz.<br />

Was zunächst danach klingt, als hätte man „ein<br />

Schnäppchen gemacht“, kann dann äußerst negative<br />

Folgen haben: Marken sind üblicherweise Teil<br />

des Anlagevermögens, bei dessen Positionen<br />

grundsätzlich von einer längeren Kapitalbindung<br />

als beim Umlaufvermögen auszugehen ist. Wird<br />

die Marke nun mit einem zu niedrigen Wert bilanziert,<br />

wird zum einen zu wenig Unternehmensvermögen<br />

ausgewiesen. Zum anderen verschiebt<br />

sich die Vermögensstruktur zugunsten des Umlaufvermögens.<br />

Daraus ergeben sich drei wesentliche<br />

Probleme:<br />

a) Durch die allgemeine Unterbewertung steigt<br />

die Gefahr, selbst übernommen zu werden.<br />

b) Es wird ein zu hoher Anteil des Fremdkapitals<br />

am Gesamtkapital des Unternehmens ausgewiesen.<br />

Dadurch kann es zu Problemen bei<br />

der Kapitalbeschaffung kommen. (Je schlechter<br />

das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital,<br />

desto geringer ist die Bonität. Das bedeutet<br />

höhere Zinsen auf zukünftige Kredite.)<br />

c) Ein zu niedriger Ausweis des Anlagevermögens<br />

suggeriert eine zu hohe Dispositionselastizität.<br />

Das Unternehmen denkt, dass es sein Vermögen<br />

viel flexibler und kurzfristiger umverteilen kann,<br />

als es real dazu in der Lage ist. Das kann bei<br />

Liquiditätsengpässen bis hin zur Insolvenz<br />

führen. Lehman Brothers ist dafür nur ein prominentes<br />

Beispiel.<br />

Diese drei Szenarien zeigen, welche Gefahren lauern,<br />

wenn man die separate Berechnung des Markenwerts<br />

bei M&As ignoriert. Das vielleicht noch<br />

größere Risiko liegt aber darin, Marken in einer<br />

Weise zu bewerten, die ihre tatsächliche Perspektive<br />

unzutreffend berücksichtigt. Das passiert<br />

zum einen oft, wenn man sich zum Zeitpunkt der<br />

Übernahme noch keine Gedanken über die zukünftige<br />

Verwendung der Zielmarke bzw. ihre Einordnung<br />

in das Käufermarkenportfolio gemacht<br />

hat. Zum anderen – und das ist leider der häufigere<br />

Fall – kommt das vor, wenn man die Stärke einer<br />

Marke beim Kunden und bei den Mitarbeitern<br />

falsch einschätzt. Die Konsequenz sind oftmals<br />

völlig überzogene Kaufpreise, die zu hohen


52<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Abschreibungen führen und den Unternehmenswert<br />

und damit den Erfolg der Transaktion belasten.<br />

Ein mahnendes Beispiel dafür ist der Kauf<br />

von Rover durch BMW im Jahr 1994 (Übernahmekosten:<br />

ca. 5 Milliarden Euro): Bei der Bewertung<br />

von Unternehmen und Marke wurde damals eine<br />

doch „recht optimistische“ Post-Merger-Loyalitätsrate<br />

von 100 % bei den Rover-Kunden angenommen.<br />

(Zum Vergleich: BMW kam damals –<br />

ohne gekauft zu werden – auf durchschnittlich<br />

69 % pro Jahr.) Entsprechend wurde der Wert der<br />

Marke Rover bei der Kaufpreisermittlung viel zu<br />

hoch angesetzt, ohne ihre damalige Negativentwicklung,<br />

die daraus resultierende Notwendigkeit<br />

immenser Investitionen und den Einfluss einer<br />

Übernahme auf ihre Stärke zu berücksichtigen.<br />

De facto blieben nur 20 % der Kunden der Marke<br />

nach dem Zusammenschluss treu, woraus sich<br />

allein Mehrkosten von über 2 Milliarden Euro ergaben.<br />

Nach insgesamt ca. 13 Milliarden Euro Investitionen<br />

und enormen Querelen innerhalb der<br />

Stammbelegschaft endete das Abenteuer Rover<br />

für BMW im Jahr 2000 nach nur sechs Jahren mit<br />

dem Verkauf der Marke Rover. Für 10 Pfund. 6<br />

Solche Negativbeispiele belegen sehr anschaulich,<br />

wie wichtig es ist, alle zum Stichtag relevanten<br />

Informationen – egal, ob in Vergangenheit oder<br />

Zukunft – in der Markenbewertung zu berücksichtigen.<br />

Das haben inzwischen auch die meisten professionellen<br />

Markenbewertungsanbieter erkannt<br />

und die Dimension „Perspektive der Marke“ in ihre<br />

Modelle integriert. Zukünftige markenspezifische<br />

Erträge werden prognostiziert und auf einen<br />

Gegenwartswert diskontiert. Doch wenn offensichtlich<br />

realistischer gemessen wird, warum verlieren<br />

laut diverser Studien immer noch mehr als<br />

die Hälfte aller Unternehmen im Anschluss an<br />

Markenkonsolidierungen an Markenwert? 7<br />

Vergleicht man die bekannten Markenbewertungsmodelle<br />

miteinander, stellt man schnell einen<br />

gemeinsamen Makel bezüglich ihrer Tauglichkeit<br />

für den Anlass M&A fest: Sie alle betrachten ausschließlich<br />

die isolierte Zielmarke. Ihre Kompatibilität<br />

mit der Käufermarke spielt kaum eine Rolle.<br />

Das „Zusammenpassen der Organisationen und<br />

ihrer Elemente“ ist aber eine der zentralen Frage-<br />

6 Focus (1999) Nr. 6: Jeder gegen Jeden.<br />

7 Knudsen et al. (1997): Brand Consolidation Makes a Lot of Economic Sense.<br />

stellungen bei M&As, und das nicht erst nach großen<br />

Integrationsdesastern wie der DaimlerChrysler AG.<br />

Seit jeher beschäftigen sich Wissenschaftler und<br />

Praktiker mit der effizienten Zusammenführung<br />

von Käufer und Ziel und lassen keine Gelegenheit<br />

aus, zu bekräftigen, wie wichtig es ist, diese auch<br />

schon in der Bewertung von Targets zu berücksichtigen.<br />

Allein das Schlagwort „Synergien“ gilt<br />

häufig schon als universale Rechtfertigung von<br />

M&A-Deals und für abnorme Kaufpreise. Folglich<br />

ist es inzwischen wesentlicher Teil der Due<br />

Diligence, zu überprüfen, wie Unternehmen und<br />

ihre Geschäftsfelder, Produkte, IT-Systeme bis hin<br />

zu ihren Unternehmenskulturen harmonieren bzw.<br />

ideal zusammengeführt werden können. Die<br />

Ergebnisse dieser Untersuchungen werden quantifiziert<br />

und bei der Ermittlung des Kaufpreises für<br />

das Ziel verrechnet. Das betrifft alle harten, aber<br />

auch fast alle weichen Unternehmensfaktoren.<br />

Nur die Markenkompatibilität wird bei der Unternehmensanalyse<br />

meistens vernachlässigt.<br />

Das ist erstaunlich, spielt diese doch insbesondere<br />

bei markenintendierten Übernahmen eine wichtige<br />

Rolle. Durch ihre Pre-Merger-Analyse könnten<br />

zum einen die Markensynergien (beispielsweise<br />

verringerte Markenführungskosten, Assoziationen,<br />

die zwischen den Unternehmensmarken übertragen<br />

werden, oder das Markenerweiterungspotenzial<br />

der Zielmarke für neue Produkte des<br />

Käufers) und -dissynergien (Verwässerungen der<br />

Marken bis hin zur gegenseitigen Kannibalisierung)<br />

identifiziert und im Kaufpreis berücksichtigt<br />

werden. Als noch wichtiger gilt aber, dass<br />

zum anderen die Markenintegrationsstrategie<br />

rechtzeitig vorbereitet und ihr Aufwand berechnet<br />

werden kann. Diese ist schließlich maßgebend<br />

für einige wichtige unternehmenspolitische<br />

Entscheidungen wie den zukünftigen Markennamen,<br />

die Markenarchitektur und die einzelnen<br />

Positionierungen. Sie alle sind enorm bedeutend<br />

für die Unternehmensanspruchsgruppen und<br />

müssen möglichst zeitnah nach der Bekanntgabe<br />

der Transaktion verkündet werden, um eine effiziente<br />

Post-Merger-Integration (PMI) zu gewährleisten<br />

(diese Notwendigkeit wird im folgenden<br />

Kapitel detailliert beschrieben).


Markenintegrationsstrategien<br />

Integrationsstrategie Marke A<br />

Marke A<br />

fortführen<br />

Marke A<br />

divestieren<br />

Abbildung 1: Markenintegrationsstrategien<br />

Monomarkenstrategie<br />

Neumarkenstrategie<br />

Marke B<br />

divestieren<br />

Mit der Entwicklung des BEVA-Modells (Brand<br />

Equity Valuation for Accounting) konnte <strong>Batten</strong> &<br />

<strong>Company</strong> ein Verfahren zur Markenbewertung<br />

definieren, das diese Probleme löst und auf die<br />

anlassspezifischen Besonderheiten von M&As eingeht.<br />

Zum einen beachtet es durch die Quantifizierung<br />

des zukünftigen kundenseitigen Wertschöpfungspotenzials<br />

neben den Bestandsdaten<br />

auch die „Perspektive Zukunft“. Zum anderen<br />

wird der Wert für verschiedene Markenintegrationsszenarien<br />

und -pfade berechnet, wodurch<br />

die unterschiedlichen Einordnungen einer Zielmarke<br />

in das Käufermarkenportfolio auch monetär<br />

abgebildet werden können. Das ermöglicht eine<br />

strukturierte Entscheidungsfindung über die Markenintegrationsstrategie<br />

und die Berücksichtigung<br />

der Kompatibilität im Markenkaufpreis, wodurch<br />

sich BEVA von fast allen anderen gängigen Markenbewertungsmodellen<br />

unterscheidet.<br />

Nach der Vertragsunterschrift:<br />

Marken während der Post-<br />

Merger-Integration<br />

Zwar muss der Wert von Unternehmen und Marke<br />

schon vor dem Closing aus Gründen der Kaufpreisermittlung<br />

berechnet werden. Tatsächlich Wert<br />

DIE MARKE IM KONTEXT VON M&A 53<br />

Markenfusion<br />

Monomarkenstrategie<br />

Marke B<br />

fortführen<br />

Integrationsstrategie Marke B<br />

geschaffen wird allerdings erst nach der Übernahme<br />

während der Zusammenführung von Ziel<br />

und Käufer. Dafür gibt es bei Marken drei unterschiedliche<br />

Integrationsstrategien (s. Abb. 1).<br />

Bei der Monomarkenstrategie wird nur eine der<br />

beiden Marken als gemeinschaftliche Marke fortgesetzt.<br />

Das kann sowohl die Käufer- als auch die<br />

Zielmarke sein. Ein Beispiel hierfür ist die Übernahme<br />

der Dresdner Bank, bei der deren Marke<br />

gelöscht wurde und ihr gesamtes Geschäft nun<br />

unter der Commerzbank weitergeführt wird. Bei<br />

der Neumarkenstrategie wiederum werden beide<br />

alten Marken zugunsten einer völlig neuen aufgegeben<br />

(aus VIAG und VEBA wurde E.ON). Dagegen<br />

wird bei einer Markenfusion aus den beiden<br />

involvierten Marken eine gemeinsame Marke geformt<br />

(aus Thyssen und Krupp wurde ThyssenKrupp).<br />

Warum diese Entscheidung so wichtig ist und<br />

entsprechend früh vorbereitet und verkündet<br />

werden muss, zeigt sich anhand der beiden größten<br />

Anspruchsgruppen eines Unternehmens – seinen<br />

Kunden und seinen Mitarbeitern. Beide<br />

Parteien (sowohl auf Käufer- als auch auf Zielseite)<br />

stehen nach Bekanntgabe der Übernahme<br />

zunächst vor einer unklaren Zukunft. Kunden wissen<br />

nicht, ob „ihr“ Unternehmen ihnen weiterhin


54<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

denselben Nutzen liefern kann wie vor der Transaktion.<br />

Sie sind vor allem daran interessiert, inwieweit<br />

sich das Image ihrer Marke verändert. Auch<br />

Mitarbeiter können nur vage annehmen, wie die<br />

weitere Führung ihres Unternehmens nach dem<br />

Unternehmenszusammenschluss aussieht. Speziell<br />

im Falle neuer Inhaber müssen sie um ihre<br />

Karriere und im schlimmsten Fall sogar um ihren<br />

Arbeitsplatz fürchten. Entsprechend sensibel<br />

Wird „ihre“ Marke im Rahmen eines M&A gekauft,<br />

kann man davon ausgehen, dass dies Kunden erst<br />

einmal verunsichert. Diese Verunsicherung umfasst<br />

im Wesentlichen drei Facetten: die Leistungs-,<br />

Preis- und Beziehungsunsicherheit. Die<br />

Leistungsunsicherheit betrifft sowohl die Kernleistung<br />

des Produkts als auch die der Marke. Sie<br />

führt zusammen mit der Unklarheit über zukünftige<br />

Ansprechpartner beim Unternehmen und der<br />

Angst vor massiven Preisveränderungen in Bezug<br />

auf ihre Produkte (gilt sowohl für Preisanhebungen,<br />

die mehr Kosten für die Kunden<br />

bedeuten, als auch für Preissenkungen, die gegebenenfalls<br />

zu weniger Exklusivität führen) häufig<br />

dazu, dass Kunden nicht nur verärgert, ungeduldig<br />

oder verunsichert sind, sondern sich auch hilflos,<br />

ausgeliefert oder nicht berücksichtigt vorkommen.<br />

Wird ihnen dann nicht möglichst schnell<br />

die Perspektive der Marke aufgezeigt, steigen<br />

Frust und Verunsicherung, während das Vertrauen<br />

in bzw. die Identifikation mit der Marke<br />

sinkt. Das resultiert in einer geringeren Käuferbindung<br />

und einer erhöhten Wechselwilligkeit.<br />

Gerade in der Phase nach einer Übernahme verlieren<br />

viele Targets Kunden, weil ihre Zukunft und<br />

die ihrer Marken für Außenstehende häufig unklar<br />

ist – oftmals angefeuert von negativen Schlagzeilen<br />

über Rationalisierungen und Einschnitte in ihren<br />

Positionierungen. Gerne werden dann negative<br />

Szenarien analog zu anderen übernommenen<br />

Marken heraufbeschworen, wie beispielsweise das<br />

Schicksal der ehemaligen „Innovationsfabrik“<br />

Saab, die nach der Übernahme durch General<br />

Motors sukzessive auf „Otto-Normal-Niveau“<br />

werden sie auf die hierarchische Einordnung ihrer<br />

Unternehmensmarke in das neue Markenportfolio<br />

und den Umgang mit ihr während der Integration<br />

reagieren. Von beidem geht für viele Mitarbeiter<br />

oftmals eine erhebliche symbolische Wirkung für<br />

ihre eigene Zukunft und die ihres Unternehmens<br />

aus. Nachfolgend werden beide Situationen näher<br />

beschrieben.<br />

Die Unsicherheit von Kunden bei M&As<br />

reduziert wurde (der Spiegel titelte 2009 retrospektiv:<br />

„Mit dem Einstieg von GM begann der<br />

Niedergang von Saab […] und die unaufhaltsame<br />

Talfahrt einer Kultmarke“). Häufig bleiben solche<br />

Misserfolgsgeschichten eher im kollektiven<br />

Kundengedächtnis haften als positive Beispiele<br />

wie der Relaunch der Marke MINI von BMW nach<br />

deren Erwerb.<br />

Entsprechend sollten Käufer spätestens bei der<br />

Verkündung der Übernahme eines Unternehmens<br />

den Kunden auch eine Integrationsstrategie für<br />

die betroffenen Marken präsentieren. Dafür müssen<br />

sie rechtzeitig analysieren, wie diese auf eine<br />

etwaige Vermischung der involvierten Marken<br />

reagieren. So kann es beispielsweise bei ihrer<br />

Zusammenführung sowohl auf Käufer- als auch<br />

auf Zielseite durch eine undurchsichtige Namensgebung<br />

der neu entstehenden Einheit oder durch<br />

gegenseitige Widersprüche bei den jeweiligen<br />

Positionierungen zu einem verwässerten Markenversprechen<br />

bis hin zur gegenseitigen Kannibalisierung<br />

kommen. Diese Risiken und die daraus<br />

entstehenden Kundenvorbehalte müssen innerhalb<br />

der Markenintegrationsstrategie berücksichtigt<br />

bzw. durch entsprechende Kommunikation und<br />

Mitarbeiterverhalten schnellstens entkräftet werden.<br />

Das gilt vor allem für neu gebildete Marken<br />

(wie z. B. E.ON). Hier kann man davon ausgehen,<br />

dass nicht alle Kunden die Inhalte der Marke gleich<br />

von Anfang an richtig verstehen, wodurch zusätzliche<br />

Missverständnisse auftreten können, die die<br />

Post-Merger-Markenpositionierung noch einmal<br />

erschweren.


Bezeichnet man den Umgang mit einer gekauften<br />

Marke während der PMI für die Kunden als wichtig,<br />

ist er für deren Mitarbeiter ungleich wichtiger.<br />

Und dennoch bleibt diese interne Dimension<br />

immer noch vielfach unberücksichtigt. Dabei repräsentiert<br />

vor allem das Markenintegrationsvorgehen<br />

für die Mitarbeiter das Ausmaß an struktureller<br />

Veränderung auf Unternehmensebene. Es<br />

signalisiert den Grad der Gleichberechtigung zwischen<br />

Akquisitionssubjekt und -objekt und wirkt<br />

wie ein Versprechen seitens des Käufers an die<br />

zukünftige Zusammenarbeit der zusammenkommenden<br />

Unternehmen. Werden beispielsweise<br />

Kernwerte einer Zielmarke nach einem Zusammenschluss<br />

durch den Käufer beibehalten oder<br />

Das Verhalten von Mitarbeitern an den Kundenkontaktpunkten<br />

ist die wichtigste Post-Merger-<br />

Einflussgröße auf die Wahrnehmung der Marke<br />

durch den Kunden sowie seine Verunsicherung.<br />

Es legt die Basis für den Fit zwischen dem<br />

Nutzenversprechen und tatsächlichen Verhalten<br />

der Marke. Dieser wiederum ist die Grundlage für<br />

die Markenglaubwürdigkeit und -zufriedenheit<br />

des Kunden und beeinflusst maßgeblich sein<br />

Vertrauen in die Marke. Damit ist das Mitarbeiterverhalten<br />

auch die wichtigste Voraussetzung für<br />

die gewünschte Post-Merger-Markenpositionierung.<br />

Das gilt wie beschrieben insbesondere<br />

für neu gebildete Marken, über die Kunden noch<br />

kein historisches Markenwissen haben, und für<br />

alle Erfahrungen, die auf den aktuellen Entscheidungen<br />

und Handlungen der Mitarbeiter beruhen.<br />

Solange sich diese aber noch nicht markenkonform<br />

verhalten, können auch keine absatzgerichteten<br />

Positionierungsmaßnahmen ergriffen werden.<br />

Ansonsten läuft man Gefahr, die Erwartungen<br />

vieler Kunden zu enttäuschen, da zentrale<br />

DIE MARKE IM KONTEXT VON M&A 55<br />

Die Unsicherheit von Mitarbeitern bei M&As<br />

wird rechtzeitig ein genauer Plan für ihre Entwicklung<br />

verkündet, wirkt das auf die Mitarbeiter<br />

stabilisierend. Unklarheiten bezüglich der zukünftigen<br />

Markenpolitik, Ignoranz oder gar Desinvestition<br />

haben eine demotivierende Wirkung.<br />

Das erschwert die Identifikation und das markenkonforme<br />

Verhalten der Mitarbeiter, was nicht nur<br />

negative Konsequenzen für die Marken selbst,<br />

sondern auch für die Synergierealisierungen und<br />

die Integration auf Gesamtunternehmensebene<br />

hat. Nicht umsonst gilt das Post-Merger-Mitarbeiterverhalten<br />

als einer der zentralen Einflussfaktoren<br />

auf den Erfolg einer M&A-Transaktion,<br />

insbesondere in der kritischen Phase kurz nach<br />

der Übernahme.<br />

Der Einfluss des Verhaltens von Mitarbeitern<br />

auf den M&A-Erfolg aus Markensicht<br />

Versprechen – die zum Beispiel durch Fernsehwerbung<br />

gemacht werden – durch die markierten<br />

Leistungen des neuen Unternehmens bzw. dessen<br />

Mitarbeiter nicht eingehalten werden. Hier beginnt<br />

die Notwendigkeit effektiver interner Markenpolitik<br />

und -kommunikation.<br />

Fühlen sich Mitarbeiter nicht als Bestandteil der<br />

neuen Post-Merger-Markenkonstellation oder verstehen<br />

ihre Werte nicht, werden sie sich auch<br />

nicht analog zu ihnen verhalten. Die speziell in der<br />

Integration so wichtige Extra-Meile ist weit weg.<br />

Das erschwert die Kundenbindung und die Realisierung<br />

von Synergien durch Einsatz und effiziente<br />

Zusammenarbeit. Im schlimmsten Fall sinkt die<br />

eigene Bindung des Mitarbeiters an das Unternehmen<br />

so tief, dass er es verlässt. Das daraus resultierende<br />

nicht markenkonforme Verhalten kann<br />

folglich auf zwei verschiedene Ursachen zurückgeführt<br />

werden: Die Mitarbeiter können entweder<br />

nicht anders, oder aber sie wollen es nicht.


56<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Fall A: Die Mitarbeiter können sich nicht<br />

analog zur Marke verhalten<br />

Allein aus der rein formellen Verknüpfung zweier<br />

zuvor separater Organisationen resultieren meistens<br />

Inkonsistenzen im Arbeitsverhalten. Die vormals<br />

getrennten Mitarbeiter haben in der Regel<br />

unterschiedliche Vorgehensweisen, aus denen ein<br />

einheitliches Mitarbeiterverhalten erst einmal entstehen<br />

muss. Zudem „verschwimmt“ ihr bereits<br />

realisiertes Markenwissen durch eine etwaige Konsolidierung<br />

der eigenen mit einer neuen Marke. Es<br />

ist eher unwahrscheinlich, dass alle Mitarbeiter dann<br />

von vornherein ein Bewusstsein für die Inhalte<br />

und Erfolgsrelevanz der neuen Markenkonstellation<br />

entwickeln und ihr Handeln danach ausrichten.<br />

Darüber hinaus stellen M&A-Transaktionen generell<br />

außergewöhnliche und folgenreiche Ereignisse<br />

dar, die bei Mitarbeitern oftmals außerordentlichen<br />

Stress und eine große Unsicherheit bezüglich<br />

ihrer Zukunft auslösen. Zudem wirken sie sich<br />

eher negativ auf ihr Rollenverständnis und damit<br />

auch auf ihren Leistungsantrieb aus. Beides liegt<br />

Neben der Mehrbelastung kommt es für Mitarbeiter<br />

bei einer M&A-Transaktion häufig auch zu einem<br />

gefühlten Verlust an sozialer Identität und persönlichem<br />

Stolz. Ein Teil ihrer individuellen Identität<br />

findet sich immer in der organisationalen Identität<br />

und speziell in der Marke wieder. Diesen Teil sieht<br />

der Mitarbeiter häufig im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses<br />

als äußerst bedroht an.<br />

Entsprechend kann es vorkommen, dass er aus<br />

Angst vor dem Verlust bzw. aus Frust dazu neigt,<br />

sich und seine soziale Gruppe gegen „Fremde“<br />

verteidigen zu wollen, woraus häufig interne Konflikte<br />

(in der Regel mit den Mitarbeitern des anderen<br />

involvierten Unternehmens) entstehen.<br />

vor allem an veränderten Arbeitskonditionen<br />

durch neue Anforderungen, Unternehmenskulturen,<br />

soziale Strukturen und Beziehungen. Das kann<br />

dazu führen, dass Mitarbeiter nicht mehr genau<br />

wissen, welche Rolle sie wie ausfüllen sollen.<br />

Dadurch geraten sie eigentlich ungewollt in Verwirrung<br />

und Stress. Zudem werden sie meisten<br />

während der Zusammenführung neben ihrem<br />

Tagesgeschäft noch mit zusätzlichen Integrationsaufgaben<br />

und -verantwortungen belastet.<br />

Die Folgen dieses physischen und psychischen<br />

Mehraufwands sind oft eine verringerte Belastbarkeit,<br />

weniger Aufnahmefähigkeit für neues,<br />

relevantes Wissen und eine unbewusste Tendenz,<br />

eher das eigene Überleben zu sichern, anstatt<br />

proaktiv für das Unternehmen zu arbeiten. Daraus<br />

kann ein personenübergreifend unterschiedliches<br />

Markenverständnis resultieren. Vielleicht wollen<br />

Mitarbeiter einheitlich und markenkonform auftreten,<br />

aber sie können es einfach nicht.<br />

Fall B: Die Mitarbeiter wollen sich nicht<br />

analog zur Marke verhalten<br />

Diese kommen insbesondere beim Zusammenschluss<br />

von Unternehmen mit gänzlich anderen<br />

Kulturen und unterschiedlichen Marken zum<br />

Tragen. Gleiches gilt im Falle feindlicher Übernahmen<br />

oder historischer Rivalitäten. Hierbei entsteht<br />

bei Mitarbeitern oft das Gefühl, dass die<br />

eigene Unternehmensmarke die überlegene ist<br />

oder aber nicht genügend wertgeschätzt wird.<br />

Daraus können Spannungen in der Form resultieren,<br />

welche Gruppe sich wo und inwieweit der<br />

anderen anzupassen hat. Ein praktisches Beispiel<br />

hierfür ist die schwierige und von Abneigung geprägte<br />

Beziehung von Mitarbeitern der Dresdner<br />

Bank und der Allianz. Noch Jahre nach der Über-


nahme in 2001 galt es bei den Bankern als<br />

Running Gag, sich gegenseitig – in Anspielung auf<br />

die Arbeitskleidung der „Allianzler“ – weiße<br />

Socken zu schenken, wenn einer ihrer „Grünen“ zu<br />

den „Blauen“ versetzt wurde. Es erscheint nicht<br />

verwunderlich, dass der Versuch, die Vertriebsmannschaften<br />

beider Häuser zu integrieren, um<br />

damit einen umfassenden Finanzdienstleister zu<br />

schaffen, kläglich scheiterte.<br />

Weiterhin nehmen insbesondere Mitarbeiter übernommener<br />

Unternehmen M&A-Transaktionen<br />

bezüglich ihrer Job-Charakteristika eher als qualitativen<br />

Rückschritt anstatt als Fortschritt wahr.<br />

Das heißt, sie fühlen sich in ihrer Kompetenz,<br />

Perspektive, Unabhängigkeit oder Verantwortung<br />

bis hin zur Sicherheit ihrer Arbeitsstelle reduziert<br />

und reagieren sensibler auf Veränderungen. Dies<br />

findet insbesondere in ihrer Sorge Ausdruck, von<br />

der (neuen) Unternehmensleitung auch fair behandelt<br />

zu werden. Mitarbeiter achten dann sehr<br />

stark darauf, inwiefern sie in Relation zu ihrem<br />

Selbstverständnis und zu anderen Mitarbeitern<br />

gerecht bzw. sozial geführt werden. Gefühlte<br />

Unfairness resultiert dann schnell wieder in Frust<br />

und Konflikten. Gefährlich wird es insbesondere,<br />

wenn Mitarbeiter den Eindruck haben, sie müssten<br />

mehrere Rollen ausführen, diese aber für<br />

inkompatibel oder nicht sinnvoll halten.<br />

Die Folge dieser verschiedenen Restriktionen ist,<br />

dass das Vertrauen der Mitarbeiter in das neue<br />

Unternehmen und die Marke sowie gegebenenfalls<br />

in die neuen Kollegen sinkt. Mitunter fühlen<br />

sie sich nicht als Teil der neu gebildeten organisatorischen<br />

Einheit. Dadurch reduziert sich zum<br />

einen das Vertrauen der Kollegen untereinander,<br />

wodurch die gemeinsame synergetische Zusammenarbeit<br />

erschwert wird. Gerade diesbezüglich<br />

wirkt die Marke als gemeinsame Plattform enorm<br />

stabilisierend. Zum anderen haben die Mitarbeiter<br />

keinen Antrieb, sich analog zu den gewünschten<br />

Markenwerten zu verhalten: Bisherige Anstrengungen<br />

für ihre alte Marke werden als Sunk Costs<br />

wahrgenommen, und das Festhalten an ihr kann<br />

als Trotzreaktion gewertet werden und sich infolge<br />

der Selbstrechtfertigung noch einmal verstärken.<br />

Entsprechend ist kaum vorstellbar, dass<br />

Mitarbeiter unbelastet und produktiv arbeiten,<br />

DIE MARKE IM KONTEXT VON M&A 57<br />

wenn sie vom Harmonieren der involvierten<br />

Marken nicht überzeugt sind. Dasselbe gilt auch,<br />

wenn Mitarbeiter gar nicht bzw. zu spät oder unglaubwürdig<br />

über die Zukunft ihrer Marke informiert<br />

werden. Dann werden sie sich am „Flurfunk“<br />

oder an meinungsstarken Kollegen orientieren<br />

und ihre eigene Version entwickeln. Vor allem,<br />

wenn der zukünftige Name der entstehenden<br />

Einheit aus Ziel und Käufer „durchsickert“, ohne<br />

dass eine umfangreiche Erklärung dessen erfolgt<br />

ist, kann das erhebliche Vorurteile bei den Mitarbeitern<br />

hervorrufen. Spielt beispielsweise ihre<br />

Marke im neuen Namen keine Rolle, werden viele<br />

Mitarbeiter auch daraus vorschnell ableiten, dass<br />

deren Identität und Werte keine Zukunft haben.<br />

Welche negativen Konsequenzen Fehler in der<br />

Markenpolitik auf Unternehmensebene verursachen<br />

können, musste – wie schon erwähnt –<br />

Daimler bei der Fusion mit Chrysler erleben. Hier<br />

wurde u.a. durch die Markennamensgebung und<br />

die Kommunikation im Vorfeld ein Merger of<br />

Equals suggeriert, der aus Sicht der Mitarbeiter<br />

allerdings während der PMI so nie stattfand.<br />

Daimler schickte diverse Manager nach Detroit,<br />

die den Chrysler-Mitarbeitern die deutsche<br />

Arbeitsweise und Unternehmenskultur beibringen<br />

sollten. Das wurde vor Ort eher als Vertrauensbruch<br />

wahrgenommen, was zu tiefen Gräben<br />

zwischen den Belegschaften führte. Die Folge<br />

waren eine mangelnde Identifikation der<br />

Mitarbeiter mit der jeweils anderen Marke bzw.<br />

dem Markenkonglomerat selbst sowie erhebliche<br />

Probleme während der Unternehmensintegration.<br />

Nach Meinung vieler Experten war dies letztendlich<br />

der Hauptgrund für das Scheitern der<br />

Transaktion.<br />

Absolut positiv hingegen ist die Markenpolitik<br />

und -kommunikation der Commerzbank bei der<br />

Übernahme der Dresdner Bank zu bewerten: Es<br />

wurde nicht nur die markenspezifische Herausforderung<br />

rechtzeitig erkannt und ein hoher Etat<br />

für die Markenintegration bereitgestellt. Vielmehr<br />

setzte man insbesondere durch die Wahl des<br />

neuen Logos – das nach vollzogener Übernahme,<br />

allerdings noch vor deren tatsächlicher Integration<br />

bekannt gegeben wurde – ein deutliches Zeichen<br />

an die verbliebenen Mitarbeiter und Kunden der


58<br />

<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />

Markenpolitik Commerzbank<br />

=<br />

Abbildung 2: Markenpolitik Commerzbank<br />

Dresdner Bank, dass ihre bisherigen Marke im<br />

neuen Unternehmen weiterleben würde (s. Abb. 2).<br />

Ein umfassendes Toolkit für ein effektives Post-<br />

Merger-Vorgehen liefert der PMI-Markenmanagement-Radar<br />

von <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong>. Darin werden<br />

durch das BEVA-Modell wie eingangs beschrieben<br />

Markenintegrationsszenarien modelliert und<br />

quantifiziert, um die geeignete Integrationsstrategie<br />

zu ermitteln und diese im Kaufpreis<br />

abzubilden. Im Anschluss wird eine Integrations-<br />

Roadmap entwickelt, bei der die Positionierung<br />

1. Verankern Sie das Markenmanagement während<br />

einer M&A-Transaktion fest in der strategischen<br />

Unternehmensführung:<br />

Markenmanagement – gerade bei markenintendierten<br />

Transaktionen oder wenn die Werte der<br />

beteiligten Marken sehr hoch sind – ist inzwischen<br />

zu bedeutend geworden, als dass es nur als untergeordnete<br />

Funktion des Bereichs Marketing gesehen<br />

werden kann. Vielmehr muss es in der strategischen<br />

Führung des M&A-Deals integriert werden.<br />

+<br />

der neuen Marke(n) im Kontext der Value-Proposition-Struktur<br />

des Gesamtunternehmens festgelegt<br />

sowie ein konkreter Umsetzungsplan dafür<br />

erstellt wird. Das impliziert auch ein Kommunikationskonzept<br />

für ein effektives Brand Change<br />

Management bei allen internen und externen<br />

Stakeholdern. Dadurch wird nicht nur die rechtzeitige<br />

Berücksichtigung der Interessen aller relevanten<br />

Anspruchsgruppen sichergestellt, sondern<br />

auch eine kontinuierliche Messung des Brand<br />

Change Status und damit des PMI-Erfolgs aus<br />

Markensicht ermöglicht.<br />

Sieben goldene Regeln für die Analyse<br />

von Marken bei M&As<br />

Nur so kann eine rechtzeitige Analyse der Zielmarke<br />

in der Due Diligence gewährleistet werden,<br />

um die Marke und damit das Zielunternehmen<br />

auch analog zu ihrem „wahren“ Marktwert zu<br />

bewerten und die Markenintegration rechtzeitig<br />

vorzubereiten. Viel zu häufig werden diese<br />

Aktivitäten erst nach dem Unternehmenszusammenschluss<br />

an Werbe-/CI-Agenturen delegiert,<br />

anstatt sie entsprechend ihrer Relevanz bereits<br />

vor dem Zusammenschluss zu berücksichtigen.


2. Schauen Sie bei der Bewertung der Marke<br />

auch in die Zukunft:<br />

Die Berechnung des Markenwertes darf nicht nur<br />

auf vergangenheitsorientierten Daten bestehen,<br />

sondern muss auch die zukünftige Entwicklung<br />

bzw. Nutzung der Marke berücksichtigen.<br />

3. Berücksichtigen Sie die Kompatibilität:<br />

Zielmarken dürfen nicht nur isoliert („stand alone“)<br />

analysiert werden. Vielmehr muss man auch die<br />

Qualität des Zusammenspiels mit der Käufermarke<br />

und den Aufwand für ihre Integration rechtzeitig<br />

ermitteln, um das synergetische Potenzial<br />

mit einzupreisen.<br />

4. Marken haben eine externe und interne<br />

Perspektive:<br />

Die Marke spielt nicht nur für externe Stakeholder<br />

wie Kunden, sondern auch für Interne wie Mitarbeiter<br />

eine große Rolle. Deshalb muss ihr Einfluss auf<br />

beide Anspruchsgruppen bei der Markenanalyse,<br />

-bewertung und -integration berücksichtigt werden.<br />

5. Definieren Sie die Marken-Post-Merger-<br />

Positionierungsstrategie rechtzeitig:<br />

Die Markenintegrationsstrategie muss so früh wie<br />

möglich vorbereitet werden und sollte idealerweise<br />

zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses bereits<br />

feststehen. Nur dadurch kann eine Zielmarke analog<br />

zu ihrer zukünftigen Nutzung fair bewertet<br />

werden. Zudem können so etwaige Probleme von<br />

Fazit<br />

Trotz ihres oftmals hohen Vermögenswertes und<br />

Einflusses bei den Unternehmensstakeholdern<br />

werden Marken bei M&As in der Regel immer<br />

noch vernachlässigt. Die Folgen sind vielfach ineffiziente<br />

Post-Merger-Positionierungen, verunsicherte<br />

Kunden und verärgerte Mitarbeiter.<br />

Dadurch kommt es zu weniger Synergierealisierungen<br />

auf Unternehmensebene und der<br />

Vernichtung von Markenwert, wodurch die Aussichten,<br />

den Unternehmenswert durch die Trans-<br />

DIE MARKE IM KONTEXT VON M&A 59<br />

beispielsweise Mitarbeitern und Kunden, die mit<br />

der Eingliederung der Zielmarke in das Käufermarkenportfolio<br />

unweigerlich einhergehen, rechtzeitig<br />

identifiziert und Strategien zu ihrer Bewältigung<br />

gefunden werden.<br />

6. Kommunizieren Sie diese Strategie rechtzeitig<br />

und überzeugend:<br />

Eine frühzeitige, verständliche und glaubwürdige<br />

Kommunikation, wie es nach der Übernahme für<br />

die beteiligten Firmen und ihre Mitarbeiter weitergeht,<br />

ist das Erfolgsgeheimnis für M&As. Das gilt<br />

auch insbesondere für die involvierten Marken.<br />

Ansonsten läuft man Gefahr, dass sich Kunden<br />

und Mitarbeiter an Gerüchten und externen Informationsquellen<br />

orientieren. Durch eine effektive<br />

Kommunikation steigen Vertrauen, Identifikation<br />

und Motivation in die Marke und das Unternehmen,<br />

während die Gefahr der Verunsicherung und<br />

der gegebenenfalls daraus resultierenden Abwanderung<br />

von Mitarbeitern sowie die Sorge um<br />

ausbleibende Verbundeffekte minimiert werden.<br />

7. Unterschätzen Sie nicht die Kraft des Namens:<br />

Im Zusammenhang mit der Integration geht speziell<br />

von der Gestaltung des Namens der zukünftigen<br />

Markenkonstellation eine enorme Symbolkraft<br />

aus. Alle relevanten Anspruchsgruppen<br />

assoziieren daraus, wie viel von „ihrer“ alten<br />

Marke erhalten bleibt und inwieweit sie der anderen<br />

involvierten Marke gleichgestellt ist.<br />

aktion zu steigern, rapide sinken. Durch die<br />

Anwendung des BEVA-Modells und des PMI-Markenmanagement-Radars<br />

von <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong><br />

werden alle bewertungsrelevanten Faktoren in<br />

der Pre-Merger-Markenbewertung berücksichtigt<br />

und die Markenintegration rechtzeitig und umfangreich<br />

vorbereitet. Das gewährleistet eine<br />

adäquate Behandlung von Marken im Kontext von<br />

M&As und erhöht die Chance auf einen nachhaltigen<br />

Erfolg der Transaktion.


Autorenverzeichnis<br />

Mandy Böhnstedt<br />

Mandy Böhnstedt studierte Betriebswirtschaftslehre (Schwerpunkt Marketing und Wirtschaftspsychologie)<br />

an der Universität Rostock. Nach ihrem Studium arbeitete sie zunächst in einer australischen<br />

Unternehmensberatung, bevor sie 2010 als Consultant bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> einstieg, wo sie<br />

seither insbesondere in den Bereichen Brand Management und strategisches Marketing tätig ist. Zu<br />

ihren Beratungsschwerpunkten gehören u. a. Fragestellungen zur Entwicklung von Markenpositionierungen<br />

sowie Erarbeitung von Kommunikations- und Markteintrittsstrategien.<br />

Adel Gelbert<br />

Adel Gelbert studierte Betriebswirtschaftslehre an der European Business School, Oestrich-Winkel. 1995<br />

begann er seine Karriere im Markenmanagement von Procter & Gamble, Schwalbach, wo er mit der strategischen<br />

und operativen Führung von Kernmarken aus den Bereichen Lebensmittel und Papierprodukte<br />

betraut war. 1998 wechselte Adel Gelbert auf die Beratungsseite zu A. T. Kearney in Frankfurt, wo er sich<br />

auf Marken- und Kundenwertmanagement spezialisierte. Seit 2000 ist er bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong>, zunächst<br />

als Manager und Leiter der Practice Group Strategic Brand Management, seit 2002 als Managing<br />

Partner und Leiter des Münchener Büros sowie des Competence Centers Employer Brand Management.<br />

Zudem publiziert er regelmäßig zu Themen der marktorientierten Unternehmensführung und lehrt<br />

Strategic und Corporate Management an der International School of Management (ISM) in München.<br />

Christoph A. Halkjaer<br />

Christoph A. Halkjaer schloss ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Münster als<br />

Diplom-Kaufmann ab. Anschließend war er zunächst ein Jahr als Bezirksleiter mit Personal- und<br />

Ergebnisverantwortung bei Aldi Süd tätig. Von 1998 bis 2007 hatte er bei Ford und Toyota verschiedene<br />

Controlling- und Vertriebsfunktionen in unterschiedlichen europäischen Märkten. Dabei lag sein<br />

Schwerpunkt auf der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur Optimierung des Vertriebsprozesses<br />

und zur Erhöhung der Marktausschöpfung im Rahmen der konzerninternen Beratung des<br />

markenverbundenen Automobilvertriebs. 2007 wechselte Christoph A. Halkjaer zu Management Engineers,<br />

wo er – zuletzt als Principal – seine Mandanten aus der Automobilindustrie und dem Maschinenbau insbesondere<br />

bei anspruchsvollen Fragestellungen in Marketing und Vertrieb begleitete. Seit 2012 ist<br />

Christoph A. Halkjaer Partner bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> als anerkannter Experte für Vertriebsexzellenz.<br />

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Christoph Hauser<br />

Christoph Hauser studierte Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing und Unternehmensführung/Organisation<br />

an der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg und der Napier<br />

University in Edinburgh (Schottland). Nach seinem Studium arbeitete er fünf Jahre als Marketing<br />

Manager bei E-Plus Mobilfunk in Düsseldorf in den Bereichen Offer- und Brand-Management mit Fokus<br />

auf Zielgruppenmarketing. 2008 stieg er bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> ein und betreut als Manager Projekte<br />

für namhafte nationale und internationale Unternehmen aus den Bereichen Handel und Automotive.<br />

Themenschwerpunkte waren dabei u. a. strategische Positionierungen, Eigenmarkenmanagement,<br />

Marketingplanung, Kommunikationsstrategie und CRM.<br />

Prof. Dr. Gerrit Heinemann<br />

Prof. Dr. rer. pol. Gerrit Heinemann, Dipl.-Kfm. ist Leiter des eWeb-Research-Centers und Professor für<br />

BWL, Management und Handel der Hochschule Niederrhein HSNR, Mönchengladbach. Er studierte BWL<br />

mit Schwerpunkt Marketing und Handel an der Universität in Münster und promovierte als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter bei Prof. Dr. Dr. hc. mult. Heribert Meffert. Danach begann er seine außeruniversitäre<br />

Laufbahn als Assistent des Vorstandsvorsitzenden und später als Zentralbereichsleiter Marketing der<br />

Douglas Holding AG, bevor er ein Traineeprogramm bei der Kaufhof Warenhaus AG nachholte und dann<br />

Warenhausgeschäftsführer war. 1995 kehrte Prof. Dr. Heinemann zurück zur Douglas-Gruppe, wo er als<br />

Zentralgeschäftsführer der Drospa Holding tätig wurde und danach als Leiter „Competence Center<br />

Handel und Konsumgüter“ zur internationalen Unternehmensberatung Droege&Comp. wechselte. Dort<br />

war er auch in zahlreichen Interimsfunktionen tätig, u.a. als Leiter der E-Plus-Shops und als CEO der<br />

Kettner-Gruppe. 2004 begann er seine wissenschaftliche Laufbahn und erhielt 2005 einen Ruf zum<br />

Professor für BWL, Management und Handel an die Hochschule Niederrhein.<br />

Dr. Martin Holzberg<br />

Dr. Martin Holzberg studierte Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing und Internationales<br />

Management an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der University of Sydney<br />

(Australien). Anschließend promovierte er bei Prof. Dr. Dr. hc. mult. Heribert Meffert am Marketing<br />

Centrum Münster über die Erfolgsfaktoren sektorenübergreifender Kooperationen. 2009 stieg er bei<br />

<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> ein und betreut als Manager Projekte für namhafte nationale und internationale<br />

Unternehmen aus den Bereichen Automotive und Handel. Themenschwerpunkte waren dabei u. a. strategische<br />

Positionierungen, Markenmanagement, Employer Branding, Marketingplanung und Kommunikationsstrategie.


Dr. Alexandra Illek<br />

Dr. Alexandra Illek studierte Amerikanistik und Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München und war im Anschluss an ihr Doppelstudium als wissenschaftliche Mitarbeiterin am<br />

Institut für Marketing an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Im Anschluss an ihre<br />

Promotion im Bereich der Strategischen Markenführung 2008 war Dr. Alexandra Illek für die Serviceplan<br />

Gruppe für innovative Kommunikation tätig. 2010 stieg sie bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> ein und betreut heute<br />

als Manager Projekte für namhafte nationale und internationale Unternehmen u. a. aus den Bereichen<br />

Technologie, Automotive und Lifestyle. Themenschwerpunkte sind u. a. Entwicklung und Implementierung<br />

von Marketing-Kommunikationsstrategien, strategische Markenpositionierungen, Neuausrichtung<br />

von Marketingorganisationen und Change Management.<br />

Udo Klein-Bölting<br />

Udo Klein-Bölting studierte nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann in der Automobilindustrie<br />

Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster mit den Schwerpunkten<br />

Marketing und Statistik. 1990 begann er bei BBDO in Düsseldorf als Trainee. Nach Stationen als<br />

Account-Manager und Account-Director wurde er 1994 Management Supervisor und Mitglied der<br />

Geschäftsleitung. 1996 wechselte er als Managing Director und Geschäftsführer zu J. Walter Thompson<br />

nach Frankfurt. Im Jahre 2000 gründete Udo Klein-Bölting zusammen mit Dr. Olaf Goettgens und<br />

BBDO die Management- und Strategieberatung BBDO Consulting – heute <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> –, die er<br />

als CEO führt. Darüber hinaus ist er Gesellschafter der BBDO Germany. Udo Klein-Bölting ist Herausgeber<br />

und Verfasser einer Vielzahl von Studien und Publikationen zu den Themenbereichen Marketing<br />

und Sales. Eine seiner letzten Buch-Veröffentlichungen ist die Co-Produktion von „FERN-SEHER oder<br />

LAUT-SPRECHER - Was die Chefetage aus der Krise lernt?“ aus dem Carl Hanser Verlag.<br />

Dr. Nicolas Nasner<br />

Dr. Nicolas Nasner studierte Wirtschaftswissenschaften und promovierte berufsbegleitend an der Universität<br />

Hannover. Seine Beraterkarriere begann er im Jahr 1996 bei der Marketing- und Vertriebsberatung<br />

IVM Consulting in Hamburg. 2004 wurde er Geschäftsführender Gesellschafter bei MSU<br />

Consulting. Nach einer Station bei der Putz & Partner Unternehmensberatung ist Dr. Nicolas Nasner seit<br />

Januar 2012 Associate Partner bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> und verantwortet den Kompetenzbereich Pricing.<br />

Seit mehr als 12 Jahren beschäftigt er sich mit der Konzeption und Umsetzung von Pricingstrategien<br />

und Konditionssystemen. Rund um aktuelle Marketing- und Vertriebsthemen ist er gefragter Sparringspartner<br />

von renommierten Unternehmen, insbesondere aus den Branchen Konsumgüter, Handel und<br />

technischer Gebrauchsgüter.<br />

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Kai Rippe<br />

Kai Rippe studierte Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Bamberg und Antwerpen mit den<br />

Schwerpunkten Marketing und Finanzwissenschaft. Während dessen konnte er bereits erste praktische<br />

Erfahrungen im Marketing und Consulting u. a. bei Adidas, der Dresdner Bank sowie der Commerzbank<br />

sammeln. Nach seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann im Jahr 2007 begann er als Unternehmensberater<br />

bei Deloitte Consulting, wo er mit allen strategischen und prozessualen Fragestellungen für<br />

Banken und Versicherungen betraut war. Darüber hinaus war er Mitglied der Competence Center Brand<br />

Management und Capital Markets sowie beteiligt am Aufbau der Organisationsinitiative M&A. Seit 2011<br />

ist Kai Rippe Senior Consultant bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> und arbeitet hauptsächlich auf CRM-Projekten in<br />

den Bereichen Handel und Automotive. Daneben promoviert er an der Universität Bremen am Lehrstuhl<br />

für innovatives Markenmanagement über die „strategische Analyse von Marken bei M&As“.<br />

Björn Sander<br />

Björn Sander studierte Betriebswirtschaftslehre (Schwerpunkt Marketing und Internationales Management)<br />

an der Universität Saarbrücken und begann seine Karriere bei Procter & Gamble, wo er sechs<br />

Jahre als nationaler und internationaler Brand Manager tätig war. Anfang 2000 stieß Björn Sander zu<br />

<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong>. Hier betreut er als Partner Projekte des strategischen Marketings für Blue Chip-<br />

Klienten verschiedenster Industrien. Sein Beratungsspektrum erstreckt sich von Markenportfolio- und<br />

Positionierungsstrategien über Organisations- und Controllingfragestellungen bis hin zur ganzheitlichen<br />

operativen Implementierung. Zuletzt leitete er die Brand Management Practice Group und war für die<br />

Entwicklung und Publikation von Methoden, Instrumenten und Studien des strategischen Markenmanagements<br />

verantwortlich. Seit 2010 baut er das Competence Center Energie auf. Björn Sander<br />

publiziert regelmäßig zu Themen der strategischen Markenführung.<br />

Janina Sasse<br />

Janina Sasse absolvierte ein Bachelorstudium der Europäischen Medienwissenschaften an der Universität<br />

Potsdam sowie ein Masterstudium der Kommunikationswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität München. Seit 2010 ist sie für <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> als Senior Consultant tätig, insbesondere<br />

in den Bereichen Brand Management und strategisches Marketing. Zu ihren Beratungsschwerpunkten<br />

gehören Fragestellungen zur Entwicklung von Markenpositionierungen, Erarbeitung und ganzheitlichen<br />

Implementierung von Markenportfoliostrategien sowie die Konzeption von Marketingprogrammen.<br />

Janina Sasse ist Mitglied im Competence Center Employer Brand Management.


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Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> GmbH<br />

Udo Klein-Bölting<br />

Königsallee 92<br />

40212 Düsseldorf<br />

T +49.211.1379-8291<br />

F +49.211.1379-8742<br />

Gestaltung<br />

Patrick Koch<br />

ISSN 1614-09<strong>15</strong><br />

April 2012


<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> Düsseldorf<br />

<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> GmbH<br />

Königsallee 92<br />

40212 Düsseldorf<br />

T +49.211.1379-8291<br />

F +49.211.1379-8742<br />

www.batten-company.com<br />

<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> München<br />

<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> GmbH<br />

Theresienhöhe 12<br />

Gebäude A<br />

80339 München<br />

T +49.89.54243-2<strong>15</strong>4<br />

F +49.89.54243-2259<br />

www.batten-company.com

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