INSIGHTS 15 - Batten & Company
INSIGHTS 15 - Batten & Company
INSIGHTS 15 - Batten & Company
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
New Mobile Commerce<br />
Profilierung durch Eigenmarken –<br />
Wachstumspotenziale für den Handel<br />
Wie Einkaufsverantwortliche die Preisund<br />
Konditionensysteme ihrer Lieferanten<br />
beurteilen – wie sehen dann die Systeme<br />
der Zukunft aus?<br />
Erfolgsfaktor Organisation – von der<br />
Stabsaufgabe zur Gestaltungsdisziplin<br />
Der Einfluss veränderter Marktbedingungen<br />
auf den Vertrieb<br />
Die Marke im Kontext von<br />
Mergers & Acquisitions<br />
<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong>
<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> ist eine der führenden Strategieberatungen für Marketing und Vertrieb. Mit über<br />
1.000 erfolgreich durchgeführten Projekten für internationale Blue Chip-Kunden sind wir Marktführer für<br />
Beratungsleistungen rund um marktorientierte Unternehmensführung.<br />
2000 als BBDO Consulting gegründet, sind wir als Tochter der BBDO Worldwide Teil des weltweiten<br />
BBDO-Netzwerks mit über 290 Büros in 77 Ländern.<br />
Wir beraten Unternehmen zu Themen rund um profitables und nachhaltiges Wachstum. Unser Leistungsspektrum<br />
reicht von der Analyse und Strategieentwicklung bis zum Umsetzungsmanagement. Wir arbeiten<br />
mit unterschiedlichen Ansätzen, von der stark methodisch geprägten Analytik bis zur Workshop-basierten<br />
Strategiefindung mit dem Ziel, unseren Kunden zu helfen, sich konsequent auf die Bedürfnisse ihrer<br />
Kunden von heute und morgen auszurichten, und so nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben.
4<br />
6<br />
16<br />
24<br />
32<br />
40<br />
48<br />
61<br />
66<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
New Mobile Commerce<br />
Prof. Dr. Gerrit Heinemann, Udo Klein-Bölting<br />
Profilierung durch Eigenmarken –<br />
Wachstumspotenziale für den Handel<br />
Udo Klein-Bölting, Christoph Hauser, Dr. Martin Holzberg<br />
Wie Einkaufsverantwortliche die Preisund<br />
Konditionensysteme ihrer Lieferanten<br />
beurteilen – wie sehen dann die Systeme<br />
der Zukunft aus?<br />
Dr. Nicolas Nasner, Mandy Böhnstedt<br />
Erfolgsfaktor Organisation – von der<br />
Stabsaufgabe zur Gestaltungsdisziplin<br />
Björn Sander, Dr. Alexandra Illek<br />
Der Einfluss veränderter Marktbedingungen<br />
auf den Vertrieb<br />
Christoph A. Halkjaer, Janina Sasse<br />
Die Marke im Kontext von<br />
Mergers & Acquisitions<br />
Adel Gelbert, Kai Rippe<br />
Autorenverzeichnis<br />
Impressum<br />
3
4<br />
Editorial<br />
Marke, Vertrieb, Preis und Organisation – das ist die Bandbreite<br />
unserer Schwerpunktthemen dieser <strong>15</strong>. <strong>INSIGHTS</strong>-Ausgabe.<br />
Neue Chancen durch Mobile Shopping: Der Verkauf über den Online-Kanal im Handel zieht weiter an,<br />
die nächste Zündstufe des E-Commerce wird jedoch sicherlich Mobile Shopping sein. Auch wenn die<br />
Umsatzzahlen über diesen Kanal noch vergleichsweise gering sind – wer heute nicht die richtigen<br />
Weichen dafür stellt, wird es schwer haben, von der zunehmenden Dynamik des Mobile Shoppings zu<br />
profitieren. Der Schlüssel liegt in der Kombination von sozialem, lokalem und mobilem Netz.<br />
Der erste Beitrag gibt einen Überblick über Erfolgsfaktoren, wie Händler die Technologie des mobilen<br />
Internets bestmöglich für ihr Stationärgeschäft nutzen können. Der Autor des Artikels Prof. Dr. Gerrit<br />
Heinemann gründete 2010 das fachbereichsübergreifende eWeb-Research-Center der Hochschule<br />
Niederrhein HSNR, das sich auf das Thema „Multi-Channel-Handel“ spezialisiert hat. Prof. Dr. Gerrit<br />
Heinemann ist Kooperationspartner von <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong>.<br />
Differenzierungspotenzial Eigenmarken: Im deutschen Handel wird im intensiven Kampf um Marktanteile<br />
und Margen das Angebot von Eigenmarken zunehmend zu einem wesentlichen Differenzierungsfaktor<br />
und Werttreiber. Die Basis für erfolgreiches Eigenmarkenmanagement stellt dabei die Markenpositionierung<br />
in Kombination mit der richtigen Markenarchitektur dar. Dabei wird die Stärke einer Eigenmarke<br />
insbesondere durch die Markenstärke des Handelsunternehmens bestimmt.<br />
Der zweite Beitrag gibt Antworten auf wesentliche Fragen zur Entwicklung von Eigenmarkenstrategien.<br />
Welche Funktionen kann eine Eigenmarke erfüllen? In welchen Warenkategorien sind Eigenmarken sinnvoll?<br />
Auf welchem Preisniveau sollte man Eigenmarken positionieren? Gegen welche Wettbewerbsmarken<br />
sollte eine Eigenmarke eingesetzt werden? Wie sollten Eigenmarken markiert, also gebranded werden?<br />
Zu diesen und anderen wesentlichen Fragestellungen werden klare Orientierungs- und Entscheidungshilfen<br />
angeboten.<br />
Erfolgsfaktor Preismanagement: Auch in langjährig gewachsenen Beziehungen zwischen Herstellern<br />
und Händlern wird das häufig über Jahre gewachsene Preis- und Konditionensystem verstärkt auf den<br />
Prüfstand gestellt. Das liegt sicherlich nicht nur am zunehmenden Preisdruck, sondern häufig auch an<br />
der Notwendigkeit einer internationalen Harmonisierung des Preis- und Konditionengefüges.<br />
Der dritte Beitrag stellt die Ergebnisse unserer aktuellen Studie zu Preis- und Konditionensystemen<br />
(PKS) vor. Dabei wurde die Perspektive gewechselt. Händler aus unterschiedlichen Branchen wurden zu<br />
ihrer Einschätzung von Preis- und Konditionentrends befragt. Gleichzeitig gaben sie ihre Bewertung des<br />
Status quo der Systeme ihrer Lieferanten ab. Herausgekommen sind Guidelines für die Optimierung des<br />
Preis- und Konditionensystems, gegliedert nach der strategischen Ausrichtung, des Leistungsbezuges<br />
sowie der Vereinfachung und Aufwandssenkung.<br />
Organisation als Gestaltungsdisziplin: Einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Marktbearbeitung<br />
ist das kontinuierliche „Fit-Halten“ der eigenen Organisation, zumal dies der einzige Stellhebel<br />
ist, den ein Unternehmen komplett selbst und direkt in der Hand hat. Dennoch werden aufgrund<br />
interner Barrieren viele Organisationsdefizite oftmals als gegeben akzeptiert.
Der vierte Beitrag zeigt den erforderlichen Paradigmenwechsel auf, eine Organisation an den Performancezielen<br />
auszurichten, und stellt Methoden für eine entsprechende Ausgestaltung von Aufgaben,<br />
Prozessen und Ressourcenallokation vor. Schon durch wenige pragmatische, aber zielgerichtete und<br />
konsequente Weichenstellungen lassen sich signifikante Effizienzgewinne realisieren.<br />
Neuausrichtung zum Vertriebserfolg: Der Vertrieb ist die „Speerspitze“ des Unternehmens und an vorderster<br />
Front verantwortlich für den Markterfolg. In turbulenten Zeiten mit instabilen makroökonomischen<br />
Rahmenbedingungen, volatilen Märkten und sprunghaften Kunden wird die Leistungsfähigkeit<br />
der Vertriebsorganisation auf die Probe gestellt, und es trennen sich die „Schönwetterkapitäne“ von den<br />
erfahrenen Lotsen mit klarem Kurs auf das richtige Ziel.<br />
Der fünfte Beitrag stellt einen pragmatischen und zugleich hochwirksamen Ansatz zur Neuausrichtung<br />
des Vertriebs vor. Dabei geht es um den Ausbau der Vertriebsqualität und des Kundenmanagements<br />
zur Sicherung der entscheidenden Wettbewerbsvorteile. Sieben Kernfragen auf den Analyseebenen<br />
Strategie, Prozess, Struktur und Verhalten führen zu den richtigen Handlungsempfehlungen und damit<br />
zur effektiven Vertriebsoptimierung.<br />
Nachhaltige Markenintegration: Der Erfolg von Mergers & Acquisitions hängt entscheidend davon ab,<br />
wann und wie die Marke in den M&A-Prozess einbezogen wird. Letztendlich geht es darum, Marken<br />
rechtzeitig und umfassend zu analysieren, um unter Beibehaltung des Markenwertes den höchstmöglichen<br />
Synergieeffekt zu erzielen.<br />
Im letzten Beitrag werden die sieben goldenen Regeln für die Analyse von Marken bei M&As aufgezeigt.<br />
Um einer Vernachlässigung der Marke vorzubeugen, ist es unabdingbar, das Markenmanagement bei<br />
Transaktionen wie diesen in der strategischen Unternehmensführung fest zu verankern. Nur so kann<br />
neben dem Status quo auch die Zukunft einer Zielmarke sowie ihre Kompatibilität mit der Käufermarke<br />
detailliert analysiert und im Markenkaufpreis abgebildet werden. Darüber hinaus vereinfacht das die<br />
Berücksichtigung der Interessen aller relevanten Anspruchsgruppen in der Markenintegrationsstrategie<br />
und ihren frühzeitigen Einbezug in den PMI-Prozess. Dieses muss zudem rechtzeitig und überzeugend<br />
kommuniziert werden, wobei insbesondere von der Wahl des zukünftigen Markennamens eine hohe<br />
Symbolkraft ausgeht.<br />
Wir hoffen, Ihnen auch mit diesem <strong>15</strong>. <strong>INSIGHTS</strong>-Band Impulse und Anregungen für Ihre Arbeit geben<br />
zu können, und laden Sie wie immer zum Dialog mit uns ein.<br />
Herzlichst,<br />
Ihre<br />
Udo Klein-Bölting Adel Gelbert<br />
5
?<br />
Broadcasting & Blogging<br />
Bedeutung für situative & reale Lebenswelt<br />
Online-Shop<br />
!<br />
Betriebssystem &<br />
Browsertechnologie<br />
!<br />
!<br />
Best Price &<br />
Bargaining<br />
Bedienfreundlichkeit &<br />
Blockreduktion<br />
Backend-Sicherheit &<br />
Benutzerrisikoreduktion
Prof. Dr. Gerrit Heinemann, Udo Klein-Bölting<br />
New Mobile Commerce
8<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
„Die Digitalisierung der Gesellschaft trifft den Handel mit voller<br />
Wucht. Der Druck wächst und der Handel sieht sich gezwungen,<br />
Geschäftsmodelle mit hohem Tempo und enormer Radikalität laufend<br />
an die technische Entwicklung anzupassen oder ganz neu zu<br />
entwickeln. Lesen Sie hierzu einen Gastbeitrag von Prof. Dr. Gerrit<br />
Heinemann, Leiter des eWeb Research Centers der Hochschule<br />
Niederrhein HSNR zum Thema Mobile Commerce. Wir sind froh,<br />
mit Prof. Dr. Heinemann einen Partner zu haben, der in idealer Weise<br />
Theorie und Praxis miteinander zu verbinden weiß.“ Udo Klein-Bölting<br />
Die Hightech-Smartphones der vierten Generation<br />
eröffnen neue Marketinganwendungen für den stationären<br />
Handel. Diese sind geprägt durch mobile<br />
Nutzungsmöglichkeiten des Internets sowie das<br />
Mobile Nutzungsmöglichkeiten der Online-Kanäle<br />
können vor allem auch dem stationären Handel<br />
Chancen bieten und bedeuten nicht automatisch<br />
einen Verlust für die Offline-Welt. Über mobile<br />
Services wird es sogar möglich, Kunden in die<br />
Geschäfte zu locken. Diesbezüglich gibt es verschiedene<br />
Service-Funktionen, die ein Händler<br />
seinen Kunden in Form von Mobile Shopping-<br />
Apps bereitstellen kann. Die Funktion des Store<br />
Locators gehört mittlerweile schon fast zu den<br />
Grundanwendungen einer App, da sie eine große<br />
Hilfe ist, den Kunden auf einfachstem Wege ins<br />
Geschäft zu locken. Über die Ortung via GPS kann<br />
der Standort des Kunden durch die Position seines<br />
Smartphones genauestens festgelegt werden<br />
und mit den im Internet vorhandenen Informationen<br />
aus seiner Umgebung abgeglichen werden.<br />
Anhand grafischer Darstellungen kann ein Einzelhändler<br />
so auf die nächstgelegene Filiale hinweisen.<br />
H&M und ZARA nutzen zum Beispiel diese Möglichkeit<br />
bereits in ihrem Mobile-Kanal (s. Abb. 1).<br />
Beide Unternehmen stellen ihren Kunden über<br />
eine App den Store Locator zur Verfügung. Dieser<br />
Senden lokaler Informationen in Verbindung mit<br />
innovativen Services und Technologien. Ihr Einsatz<br />
fördert die Verschmelzung von Online- und<br />
Offline-Kanälen zu neuartigen „No Line“-Systemen.<br />
Neue Marketinganwendungen für<br />
den Handel<br />
macht es möglich, die nächste Filiale automatisch<br />
zu orten, egal, an welchem Standort der Welt sich<br />
der Nutzer gerade befindet. „In Store Navigation“-<br />
Anwendungen können dem Kunden im weiteren<br />
Einkaufsprozess helfen, sich in großen Geschäften<br />
mit einer hohen Anzahl an verschiedenen Produkten<br />
besser zurechtzufinden. Dies lässt sich<br />
unter anderem über RFID-Chips („Radio Frequency<br />
Identification Systems“) umsetzen. RFID-<br />
Chips werden bei dieser Anwendung an der Ware<br />
angebracht und können so vom Kunden über das<br />
mobile Internet geortet werden. Zusätzlich kann<br />
der Kunde auch Informationen über Produkteigenschaften<br />
und Verfügbarkeit abrufen, die auf<br />
dem RFID-Chip hinterlegt wurden. Dadurch wird<br />
es möglich, dass der Kunde das gesamte<br />
Sortiment im Geschäft durchsuchen und Informationen<br />
über Verfügbarkeit und Standort über die<br />
Produktseite abfragen kann. Ein Nachteil dieser<br />
Service-Funktion besteht allerdings darin, dass<br />
nur Kunden angesprochen werden, die von vornherein<br />
schon die Absicht besitzen, ein bestimmtes<br />
Geschäft aufzusuchen.
Neue Chancen für den Handel<br />
durch Location Based Services<br />
Von Vorteil ist es daher, wenn eine Service-<br />
Anwendung automatisch Hinweise und Angebote<br />
liefert, sobald sich ein Kunde in der Nähe des<br />
Geschäftes aufhält. Dieses ist auf Basis von Geo-<br />
Targeting möglich. Insbesondere die Smartphones<br />
der vierten Generation machen dabei ein völlig<br />
neues Einkaufserlebnis möglich, das sich die<br />
Anbieter zunutze machen können, indem sie beispielsweise<br />
Konsumenten gezielt mit mobilen<br />
Werbeformen in ihre Geschäfte lenken. Location<br />
Based Services (LBS) können die Kunden, die sich<br />
gerade in der Nähe des Geschäftes aufhalten und<br />
dem Dienst zugestimmt haben, gezielt per SMS<br />
oder E-Mail anschreiben und ihnen Informationen<br />
über aktuelle Angebote zustellen. Dabei kann das<br />
Mobile Couponing zusätzliche Anreize bieten.<br />
Damit ergeben sich enorme Chancen für die stationären<br />
Einzelhändler. Denn die technologischen<br />
Innovationen ermöglichen eine völlig neue Form<br />
der Kundenorientierung, die insbesondere der<br />
von den Kunden geforderten Multioptionalität<br />
Beispiele für Store Locator-Apps<br />
Quelle: iTunes Store, 2011<br />
Abbildung 1: Beispiele für Store Locator-Apps<br />
NEW MOBILE COMMERCE 9<br />
Rechnung trägt. Schon heute ist es möglich, die<br />
sich beim Einkaufsbummel befindenden Kunden<br />
gezielt mit Werbeanzeigen anzusprechen, wie<br />
bereits in den USA praktiziert. Der Elektronikhändler<br />
Best Buy, die Modekette American Eagle<br />
Outfitters und der Kaufhausbetreiber Macy’s<br />
haben Hunderte von Filialen aufgerüstet, sodass<br />
sie zentimetergenau verfolgen können, wo sich<br />
ein Konsument gerade aufhält. Die neue Ortungstechnik<br />
verbinden sie mit sofortiger Handywerbung,<br />
die auf Ort, Zeit, Person und bald sogar<br />
aufs Regal zugeschnitten ist. Die Kunden erhalten<br />
dann einen Gutschein für ein bestimmtes Geschäft<br />
oder bekommen die Verfügbarkeit des gewünschten<br />
Produkts in umliegenden Stores angezeigt. In<br />
Kombination mit ihren intuitiven Navigationsfunktionen<br />
bringen die Smartphones die Kunden<br />
dann sprichwörtlich in die Filialen. Nur so ist zu<br />
verstehen, dass E-Commerce-Experten sagen:<br />
„Die Zukunft von online ist offline“.
10<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Multi-Channel-Netzwerkarchitektur von Argos<br />
Online/<br />
Mobile<br />
Print/<br />
Catalogue<br />
Offline/<br />
Store<br />
Quelle: Heinemann, 2010<br />
Selection/Browsing Ordering/Payment Delivery/Return<br />
Catalogue numbers<br />
can be entered<br />
into website<br />
Large proportion<br />
of internet users<br />
use catalogue for<br />
browsing/idea<br />
generation<br />
Catalogue<br />
Identical<br />
catalogue<br />
is source of<br />
information<br />
in-store<br />
Website<br />
Browse – Order<br />
Store Pick-up<br />
Order online or<br />
phone store directly<br />
for reserve and<br />
pick-up (10%)<br />
Stock availability can<br />
be checked from instore<br />
browsing kiosk<br />
(www.argos.co.uk)<br />
Abbildung 2: Multi-Channel-Netzwerkarchitektur von Argos<br />
Neue „No Line“-Systeme im Handel<br />
Der britische Elektronikhändler Argos erklärt<br />
dazu treffend, dass es für ihn nicht mehr wichtig<br />
ist, in welchem Kanal seine Kunden einkaufen,<br />
sondern dass sie es überhaupt bei ihm und nicht<br />
bei den Mitbewerbern tun. Dementsprechend hat<br />
Argos Online-Shop, Mobile-Shop, Filialen und<br />
Katalog zu einem geschlossenen Gesamtsystem<br />
integriert, das den Kunden alle Möglichkeiten des<br />
Kanalwechsels erlaubt (s. Abb. 2). Bemerkenswert<br />
dabei ist, dass über 12 % der Gesamtumsätze bei<br />
Argos Online-Umsätze sind, die in den Filialen an<br />
Terminals bestellt wurden. Mehr als ein Drittel<br />
aller Verkäufe kommen bei dem britischen<br />
Paradebeispiel bereits durch Kunden zustande,<br />
die gleichzeitig mehr als einen Absatzkanal nutzen.<br />
Dies deutet auf einen wesentlichen Trend im<br />
Handel hin. Denn zukünftig wird es immer weniger<br />
möglich sein, von den reinen Online- und Offline-<br />
Welten zu sprechen, denn beide verschmelzen zu<br />
„No Line“-Systemen, in denen die Betriebsformen<br />
fließend ineinander übergehen. Dies gilt auch für<br />
die Dinosaurier unter den Betriebsformen, zumindest<br />
in den USA, wo JC Penney, Sears und auch<br />
Nordstrom als ehemalige Warenhausbetreiber zu<br />
Catalogue numbers<br />
identified for<br />
every product for<br />
noting down<br />
Phone order<br />
Order placed<br />
in-store can<br />
be delivered<br />
at home (12%)<br />
Introduction of self-pay kiosks allows<br />
payment by customers in-store without<br />
retail staff assistance<br />
Home<br />
Delivery<br />
Network<br />
Store<br />
Network<br />
Browse – Order – Pick-up<br />
(680 Stores)<br />
integrierten „No Line“-Händlern mutiert sind und<br />
dabei eine Renaissance erlebten. Und damit tut<br />
sich eine wesentliche Entwicklung auf, die McNair<br />
und auch Nieschlag mit ihren Theorien nicht voraussehen<br />
konnten, nämlich die Verschmelzung<br />
von alten und neuen Betriebsformen zu Verkaufssystemen,<br />
die veralteten Formaten zu neuem<br />
Leben verhelfen können und diese damit vom<br />
Ende des Lebenszyklus wieder an ihren Anfang<br />
katapultieren. Da nun einmal im stationären<br />
Handel die meisten Kunden zu finden sind, sehen<br />
insbesondere die „Pure Online“-Händler, die nur<br />
über einen Internetkanal verfügen, diesen Trend<br />
durchaus als besorgniserregend. Deswegen ist<br />
auch zu erwarten, dass viele der reinen Online-<br />
Händler über kurz oder lang zusätzlich offline<br />
gehen und den Trend zum integrierten Multi-<br />
Channel-System zusätzlich befeuern werden. Eine<br />
Schlüsselrolle spielt dabei zweifelsohne der<br />
„Mobile Commerce der neuen Generation“, da<br />
damit der simultane Kauf auf allen Kanälen am<br />
konsequentesten möglich wird, und zwar mit dem<br />
Smartphone im Laden.
Der Schlüssel liegt in der Kombination von sozialem,<br />
lokalem und mobilem Netz, durch die der Mobile<br />
Commerce den gesamten Handel neu definiert.<br />
Wie allerdings ein Händler die disruptive Technologie<br />
des mobilen Internets bestmöglich für sein<br />
Stationärgeschäft nutzt, hängt von sieben Erfolgsfaktoren<br />
(„7B-Erfolgsfaktoren“) ab (s. Abb. 3):<br />
Erfolgsfaktor Nr. 1<br />
Bestehender und bereits erfolgreicher Online-<br />
Shop: Grundvoraussetzung ist die Existenz eines<br />
bereits erfolgreichen Online-Shops. Zuallererst<br />
sollte ein vorzeigbarer Online-Shop mit nennenswerter<br />
Betriebsgröße etabliert worden sein, was<br />
sicherlich kein Zuckerschlecken ist und ohne substanzielle<br />
Investitionen nicht funktionieren wird.<br />
Denn der Mobile-Shop ist quasi der „verlängerte<br />
Arm mit Zusatzfunktion“. Wer als Händler einen<br />
Bogen um das Online-Thema macht, sollte dies<br />
erst recht beim Mobile-Thema tun. Dabei gelten<br />
für den Mobile-Online-Handel die gleichen allgemeingültigen<br />
Gesetzmäßigkeiten wie für den<br />
Online-Handel, allerdings in verschärfter Form.<br />
Darüber hinaus muss eine Optimierung zu mobil-<br />
gerechten Inhalten und formatgerechter Website<br />
erfolgen. Auch ist das Angebot um Mobile-<br />
Dienste und -Anwendungen zu erweitern.<br />
Erfolgsfaktor Nr. 2<br />
NEW MOBILE COMMERCE 11<br />
Erfolgsfaktoren des New Mobile Commerce<br />
7B-Erfolgsfaktoren im Mobile Commerce<br />
Quelle: Heinemann, 2012<br />
Backend-Sicherheit und<br />
Benutzerrisikoreduktion<br />
Betriebssystem und<br />
Browsertechnologie<br />
Bedienfreundlichkeit und<br />
Blockreduktion<br />
Abbildung 3: 7B-Erfolgsfaktoren im Mobile Commerce<br />
Bestehender und bereits<br />
erfolgreicher Online-Shop<br />
6<br />
7<br />
5<br />
1<br />
Bedeutung für die situative und reale Lebenswelt:<br />
Die situative und lebensstilgerechte Anpassung<br />
der Angebote an die individuellen Einkaufsgewohnheiten<br />
der Kunden ist die hohe Schule des<br />
Mobile Commerce. Nur so lassen sich die<br />
Synergien des „SoLoMo“ ausspielen, die sich aus<br />
der sozialen, lokalen und mobilen Vernetzung<br />
ergeben. Dazu gehören auch individualisierbare<br />
virtuelle Regale und der Einsatz des Augmented<br />
Reality in allen denkbaren Facetten. Mobile 2.0,<br />
also die Mobile-orientierte Umsetzung von Social-<br />
Media-Instrumenten mit Vernetzung zu Facebook,<br />
Twitter & Co., sind bereits Standard. Twitter<br />
Accounts funktionieren dabei nicht nur als Service-<br />
Tool, um Kundenfragen zu beantworten, wie bei<br />
Best Buy mit seinem Twelpforce praktiziert. Sie<br />
können auch die anderen Verkaufskanäle nachhaltig<br />
befeuern, wie dies Whole Foods Market<br />
(WFM) zeigt.<br />
4<br />
2<br />
3<br />
Bedeutung für die situative<br />
und reale Lebenswelt<br />
Best Price und<br />
Bargaining<br />
Broadcasting und<br />
Blogging
12<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Erfolgsfaktor Nr. 3<br />
Best Price und Bargaining: Der Mobile Shopper<br />
gilt als Smart Shopper auf der Suche nach smarten<br />
Informationen und Schnäppchen. Couponing,<br />
SMS-Gutscheine und virtuelle Bonuskarten sind<br />
geeignet, diese Kunden den anderen Kanälen<br />
zuzuführen. Dabei nimmt die Lokalisierung, also<br />
das „Local Pricing“, eine Schlüsselrolle ein. Die<br />
Bestpreisgarantien müssen jedoch mit den anderen<br />
Vertriebskanälen abgestimmt sein, was angesichts<br />
immer noch fehlender valider Untersuchungen<br />
bzw. Erkenntnisse zum Multi Channel<br />
Pricing ein sensibles Vorgehen erfordert.<br />
Erfolgsfaktor Nr. 4<br />
Broadcasting und Blogging: Das Senden von Content<br />
und die Interaktion mit den Kunden gehen<br />
mit dem Trend zum Crowdsourcing einher und<br />
führen zur Einschätzung, dass sich das „Internet<br />
zum Outernet“ entwickelt. Hier wird eine völlig<br />
neue Sprache gesprochen, die von vielen Einzelhändlern<br />
erst noch gelernt werden muss: Ob „Pay<br />
with a Tweet“, „Pay with Facebook Credits“ oder<br />
„Sell around with Widgets“ – New Economy-Begriffe<br />
werden zum Sprachstandard. Auch „Group<br />
Deals“ und das „Shopping Together“ sind eine Zeiterscheinung<br />
des Mobile Commerce, die auch den<br />
Einsatz virtueller Spiele vorsieht („Gamification“).<br />
Erfolgsfaktor Nr. 5<br />
Bedienfreundlichkeit und Blockreduktion: Viel<br />
stärker als im Online-Shop ist im Mobile Commerce<br />
auf ein Höchstmaß an Mobile Navigation<br />
und Mobile Usability zu achten. Dabei hilft auch<br />
eine flexible Formatgestaltung, die den Einsatz<br />
unterschiedlicher Geräteformen bis hin zu Tablet-<br />
PCs ermöglicht. Auch Schnelligkeit im Seitenaufbau<br />
und Barrierefreiheit sind insbesondere im<br />
Hinblick auf mögliche Übertragungsprobleme<br />
bestmöglich umzusetzen. Zu schwere Websites<br />
mit minutenlangen Ladezeiten vergraulen Kunden<br />
und treiben diese den Mitbewerbern zu, die oft<br />
nur einen Klick entfernt sind.<br />
Erfolgsfaktor Nr. 6<br />
Betriebssystem und Browsertechnologie: Das<br />
(immer noch) breite Angebot an Betriebssystemen<br />
darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass<br />
bis auf das iPhone OS von Apple kein Betriebssystem<br />
die gebotenen kommerziellen Möglichkeiten<br />
auch nur ansatzweise umsetzen kann. Dieses lässt<br />
sich an der überwiegend unzureichenden Anzahl<br />
an mobilen Shopping Apps festmachen. Selbst<br />
Android ermöglicht bisher nur Applikationen von<br />
Amazon und eBay, wird dort aber auch kurzfristig<br />
radikal aufholen. Insofern spielt die Auswahl der<br />
geeigneten Betriebssysteme und Browsertechnologien<br />
in Kombination mit der passenden Geräteausstattung<br />
eine absolut erfolgskritische Rolle.<br />
Dabei sind auch die Netzabdeckungen und -verfügbarkeiten<br />
der verschiedenen Anbieter ins Kalkül<br />
mit einzubeziehen, um den Kunden die richtigen<br />
Empfehlungen für die bestmögliche Netzanbieterwahl<br />
eines Betriebssystems geben zu können.<br />
Erfolgsfaktor Nr. 7<br />
Backend-Sicherheit und Benutzerrisikoreduktion:<br />
Die steigende Sensibilität in Hinblick auf den Datenschutz<br />
erfordert eine genaue Formulierung der<br />
Sicherheitsziele und Eingrenzung der Angriffspunkte.<br />
Bei der Verwendung von W-LAN bestehen<br />
immer noch große Sicherheitsrisiken, die im GSM<br />
durch eine temporäre Teilnehmeridentität weitestgehend<br />
reduziert werden. Auch Bluetooth erreicht<br />
eine gewisse Abhörsicherheit durch Verschlüsselung,<br />
allerdings nur innerhalb verhältnismäßig<br />
kurzer Reichweite. In jedem Fall sind den Nutzern<br />
die bestehenden Risiken offen darzulegen und<br />
alternative Risikooptionen anzubieten.<br />
Im Zusammenspiel der skizzierten Erfolgsfaktoren<br />
vollzieht der Mobile Commerce in Verbindung mit<br />
der rasanten Smartphone-Penetration als disruptive<br />
Technologie einen radikalen Generationenwechsel<br />
und ist geeignet, alle Handelsbranchen nachhaltig<br />
in neue „No Line“-Welten zu transformieren, wie<br />
sich dies ja in den USA bereits abzeichnet.
Smartphone-Absatz in Deutschland<br />
Quelle: BITKOM, 2011<br />
Absatz in Deutschland (in Mio. Stück)<br />
5,4<br />
+72 %<br />
2009<br />
Abbildung 4: Smartphone-Absatz in Deutschland<br />
Zukunftsaussichten des<br />
New Mobile Commerce<br />
7,2<br />
+34 %<br />
10,0<br />
+39 %<br />
2010 2011 *<br />
Vor allem aber der Mobile Commerce selbst beinhaltet<br />
ein enormes Potenzial für die Einzelhändler.<br />
Bei dem neuen großen Herausforderer von<br />
Amazon, dem japanischen Online-Händler Rakuten,<br />
kaufen bereits 26 % der Kunden per Handy. Bei<br />
rund 20 Milliarden US-Dollar Handelsvolumen in<br />
diesem Jahr summieren sich die Mobile Commerce-Umsätze<br />
von Rakuten insofern bereits auf<br />
ein beträchtliches Volumen. Auch eBay konnte im<br />
Geschäftsjahr 2011 mit Mobile Commerce sogar<br />
über 5 Milliarden US-Dollar umsetzen und wird<br />
dieses Jahr die 8-Milliarden-Grenze überschreiten.<br />
Die Entwicklung mobiler Suchanfragen verdeutlicht,<br />
dass das mobile Web enorm wachsen und<br />
schon bald Laptops und PCs als primäre Geräte<br />
für die Internetnutzung ablösen wird. Schon jetzt<br />
haben die Notebook-Verkaufszahlen den PC-<br />
Markt überholt. Nach Prognosen der Investmentbank<br />
Morgan Stanley soll es 2014 weltweit mehr<br />
mobile Internetnutzer als Desktop-Nutzer geben<br />
mit entsprechender Mobilitätswirkung auf Kunden<br />
Umsatz in Deutschland (in Mrd. Euro)<br />
1,3<br />
+81 %<br />
2009<br />
1,6<br />
+27 %<br />
NEW MOBILE COMMERCE 13<br />
2,2<br />
+35 %<br />
2010 2011 *<br />
* Prognose<br />
und Händler. Schon heute sind mehr als 1 Milliarde<br />
UMTS-Nutzer („Universal Mobile Telecommunications<br />
System“) weltweit zu verzeichnen, und auch<br />
der Smartphone-Absatz steigt rasant (s. Abb. 4).<br />
Das weckt auch neue Erwartungen und Bedürfnisse<br />
bei den Kunden, die aus ihrer Sicht von<br />
den traditionellen Einzelhändlern auch erfüllt bzw.<br />
befriedigt werden sollten. Wie hoch allerdings das<br />
„reine“ Mobile Commerce-Umsatzpotenzial in<br />
Deutschland ist, lässt sich nur schwer abschätzen.<br />
Mit rund 300 bis 400 Millionen Euro Umsatz geschätzt,<br />
bewegt sich der Anteil am Online-Handel<br />
bisher bei gut 2 %. Neueste Umsatzprognosen<br />
schätzen je nach Nutzerkapazität das mobile<br />
Marktvolumen bis 2014 auf bis zu 1,8 Milliarden<br />
Euro im Jahr. Dabei wird im optimistischen Fall<br />
eine Shopperquote von 80 % unterstellt. Insofern<br />
ist bis 2014 bei dann mindestens rund 40 Milliarden<br />
Euro Umsatz im Online-Handel ein Mobile-<br />
Shopping-Anteil von vielleicht 4,5 % zu erwarten.
14<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Im Gegensatz zum reinen Warenumsatz ist jedoch<br />
hinsichtlich der Handyapplikationen und damit der<br />
digitalen Produkte das Mobile-Shopping schon<br />
jetzt eine Erfolgsgeschichte. Nach einer aktuellen<br />
Studie von Gartner wurden in 2010 weltweit 6,2<br />
Milliarden US-Dollar für Handyanwendungen ausgegeben,<br />
rund 60 % mehr als im Jahre 2009. Dahinter<br />
stehen rund 4,5 Milliarden heruntergeladene<br />
Miniprogramme, von denen ungefähr 80 % kostenlos<br />
sein dürften. Dabei erzielen die Anbieter solcher<br />
Anwendungen mit Werbung zu den sogenannten<br />
Apps noch einmal rund 600 Millionen<br />
US-Dollar Umsatz. Auch der aktuelle Trend der<br />
Konsumenten zu mehr Mobilität und Ubiquität<br />
belegt, dass der Mobile Commerce in Zukunft<br />
deutlich an Bedeutung gewinnen wird. Zugleich<br />
ist er dabei, alle Handelsbranchen nachhaltig zu<br />
transformieren, wie sich in den USA bereits<br />
abzeichnet. Dieses beinhaltet auch einen weitreichenden<br />
„Nebeneffekt“, denn durch den Mobile-<br />
Boom wird der ebenfalls stark wachsende Online-<br />
Handel zusätzlich befeuert.<br />
Quellen:<br />
Auch in den kommenden Jahren wird in Deutschland<br />
der Verkauf über den Online-Kanal weiter<br />
boomen, während der stationäre Einzelhandel<br />
seit Jahren nur auf der Stelle tritt. Eine weitere<br />
Steigerung der Online-Anteile an den Einzelhandelsumsätzen<br />
ist offensichtlich auch für die nächsten<br />
Jahre sichergestellt. Das „Wheel of Retailing“<br />
wird sich weiterdrehen, jedoch beschleunigt in nie<br />
da gewesener Drehzahl. In den nächsten Jahren<br />
wird der Mobile Commerce den E-Commerce<br />
nachhaltig prägen und dabei den Online-Handel<br />
in eine neue Evolutionsstufe überführen. Dieser<br />
wird dadurch geprägt sein, dass sich durch die<br />
parallele Kanalnutzung und das Channel Hopping<br />
die Umsätze in den einzelnen Kanälen immer<br />
schwerer werden abgrenzen lassen. Wenn bereits<br />
heute bis zu 50 % der Käufe in einem Kanal die<br />
Informationssuche in einem anderen Kanal vorausgeht,<br />
verschwimmen die Grenzen zwischen<br />
den Kanälen immer mehr. Insofern wird der<br />
Mobile Commerce als verlängerter Arm des<br />
Online-Kanals zur Speerspitze des Einkaufs.<br />
Heinemann, G.: Der neue Mobile-Commerce, Erfolgsfaktoren und Best Practices. 229 Seiten. Gabler Verlag, Wiesbaden 2012.<br />
Heinemann, G.: Der neue Online-Handel – Erfolgsfaktoren und Best Practices. 4., vollst. überarbeitete und erweiterte<br />
Auflage. 246 Seiten. Gabler Verlag, Wiesbaden 2012.<br />
Heinemann, G.: Cross-Channel-Management im Handel – Erfolgsfaktoren und Best Practices. 240 Seiten. Gabler Verlag,<br />
Wiesbaden 2010.<br />
Heinemann, G.; Schleusener, M.; Zaharia, S. (Hrsg.): Modernes Multi-Channeling im Fashion-Handel. 350 Seiten. Deutscher<br />
Fachverlag, Frankfurt 2011.<br />
Heinemann, G.; Schwarzl, Ch.: New Online Retailing – Innovation and Transformation. 261 Seiten. Verlage Springer<br />
Fachmedien, Wiesbaden 2010.
NEW MOBILE COMMERCE <strong>15</strong>
?<br />
Independent Brand<br />
!<br />
!<br />
Endorsed Brand<br />
Aligned Brand<br />
Corporate Brand<br />
!<br />
!
Udo Klein-Bölting, Christoph Hauser, Dr. Martin Holzberg<br />
Profilierung durch<br />
Eigenmarken –<br />
Wachstumspotenziale<br />
für den Handel
18<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Eigenmarken gehören längst zum Standardportfolio<br />
guter Handelsunternehmen. Unter Eigenmarken<br />
verstehen wir Produkte und Produktreihen,<br />
deren Markenzeichen sich im Eigentum eines Handelsunternehmens<br />
befinden und die von diesem<br />
eigenständig geführt werden und zudem funktional<br />
spezifiziert sind. Sowohl im Lebensmitteleinzelhandel,<br />
im Textilhandel als auch im Multimediahandel<br />
wurde der Ausbau von Eigenmarken in den<br />
letzten Jahren stark vorangetrieben.<br />
Zu Beginn lag der Fokus oftmals auf Eigenmarken,<br />
die entweder nur den Preiseinstiegsbereich<br />
abdeckten oder maximal noch bis ins mittlere Preissegment<br />
reichten, aber abgesehen von Qualität<br />
und Preis kein weiteres Leistungsversprechen<br />
gaben. Heute ist die Verbreitung differenzierter und<br />
diversifizierter. Im Lebensmittelbereich decken<br />
Eigenmarken inzwischen den kompletten Preislagenaufbau<br />
ab – von günstig bis teuer – und<br />
bedienen als sogenannte Zielgruppenmarken<br />
spezifische Kundenbedürfnisse und Ernährungsverhalten<br />
– sei es als Light-, Bio-, Vital-, Nahrungsergänzungs-<br />
oder Wellnessmarken.<br />
Wie ist diese Entwicklung zu erklären? Neben<br />
besseren Margen und größerer Herstellerunabhängigkeit<br />
hat der Handel vor allem das<br />
Differenzierungspotenzial des strategischen<br />
Managements von Eigenmarken erkannt. Durch<br />
attraktive Eigenmarken können Händler einen<br />
gezielten Sogeffekt beim Konsumenten auslösen,<br />
d. h., Kunden werden loyalisiert, weil sich die<br />
Eigenmarken nur bei den entsprechenden<br />
Händlern wiederfinden, da diese Marken bei keinem<br />
anderen Händler erhältlich sind. So zeigt eine<br />
von uns durchgeführte Studie, dass die beliebten<br />
Eigenmarken der Firma dm – „Balea“ und „babylove“<br />
– einen vergleichbaren emotionalen Nutzen<br />
stiften wie etablierte A-Marken. Darüber hinaus<br />
entziehen sich Händler über Eigenmarken der<br />
direkten Preisvergleichbarkeit in einer bestimmten<br />
Kategorie. Ein Portfolio starker (Produkt-)<br />
Eigenmarken zahlt dabei zusätzlich auf die<br />
Positionierung der Unternehmensmarke ein –<br />
sofern die Zugehörigkeit einer Eigenmarke zum<br />
Handelsunternehmen (z. B. durch ein Endorsement)<br />
erkennbar ist. Eigenmarken profitieren wiederum<br />
von der Bekanntheit und vom Image der<br />
Dachmarke. Während in der Lebensmittelbranche<br />
inzwischen weit ausgereifte Eigenmarkenstrategien<br />
vorzufinden sind, ist in vielen anderen<br />
Branchen die Erfahrung mit Eigenmarken noch<br />
relativ gering ausgeprägt.<br />
Bei der Entwicklung erfolgreicher Eigenmarkenstrategien<br />
sind folgende Fragestellungen zu<br />
beantworten:<br />
• Welche Funktionen kann eine Eigenmarke erfüllen?<br />
In welchen Warenkategorien sind Eigenmarken<br />
sinnvoll?<br />
• Auf welchem Preisniveau sollten wir Eigenmarken<br />
platzieren? Gegen welche Wettbewerbsmarken<br />
sollten wir eine Eigenmarke ansetzen?<br />
• Wie lassen sich die Preislagen bestimmen?<br />
• Wie sollten wir unsere Eigenmarken markieren?<br />
Sollte ein Bezug zur Unternehmensmarke (Retail<br />
Brand) erkennbar sein?<br />
• Welche Zielgruppen sollten wir adressieren?<br />
Sind Eigenmarken eher für eine undifferenzierte<br />
Marktbearbeitung geeignet oder lassen sich<br />
damit auch spezifische Zielgruppen ansprechen?<br />
• Welchen Stellenwert sollten Eigenmarken am<br />
Point of Sale erhalten? Wie sollte die Präsentation<br />
der Eigenmarke im Vergleich zu anderen<br />
Herstellermarken (der Kategorie) erfolgen?<br />
Viele dieser Fragen hängen eng miteinander zusammen<br />
und lassen sich deshalb nicht unabhängig<br />
voneinander diskutieren. Trotzdem werden wir<br />
diese Themen im Folgenden in der aufgezeigten<br />
Reihenfolge beantworten und auf gegebene<br />
Interdependenzen verweisen.
Grundsätzlich bieten Marken für den Kunden drei<br />
Nutzenkategorien (vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg<br />
2008, S. 365 f.):<br />
• Sie erleichtern die Informationsverarbeitung<br />
(Informationseffizienz).<br />
• Sie mindern das Risiko, eine falsche Entscheidung<br />
zu treffen (Risikoreduktion).<br />
• Sie bieten einen emotionalen Nutzen wie z. B.<br />
Zugehörigkeitsgefühl, Anerkennung, Selbstbestätigung<br />
(ideeller Nutzen).<br />
In welchem Ausmaß Marken diese Funktionen<br />
erfüllen, hängt maßgeblich von der Warenkategorie<br />
ab: Eine Studie zur Relevanz von (Hersteller-)<br />
Marken ergab, dass bei Luxusgütern (z. B. Designersonnenbrillen)<br />
der ideelle Nutzen relativ hoch<br />
ist, während bei komplexen und kostspieligen<br />
Anschaffungen (z. B. Kauf eines PKWs) der Aspekt<br />
der Risikoreduktion die zentrale Rolle spielt. Bei<br />
Commodity-Gütern wie Strom hingegen ist der<br />
Markennutzen aller drei Funktionen verhältnismäßig<br />
niedrig ausgeprägt (vgl. Fischer/Hieronimus/<br />
Kranz 2002, S. 30).<br />
Der Lebensmitteleinzelhandel beweist seit einigen<br />
Jahren, dass Eigenmarken auch in Preissegmenten,<br />
die über dem Preiseinstieg liegen, funktionieren.<br />
So launchte REWE in 2009 die Premiummarke<br />
„REWE Feine Welt“. Der Schweizer Detailhändler<br />
Migros deckt mit seinen Eigenmarken „M-<br />
PROFILIERUNG DURCH EIGENMARKEN 19<br />
Welche Funktionen kann eine Eigenmarke erfüllen? In<br />
welchen Warenkategorien sind Eigenmarken sinnvoll?<br />
Unsere Erfahrungen im Handel zeigen, dass auch<br />
Eigenmarken in der Lage sind, die skizzierten<br />
Nutzenfunktionen „echter Marken“ zu erfüllen –<br />
jedoch nicht im gleichen Maße. Bislang treten<br />
Eigenmarken vor allem durch ihre „Informationseffizienz“<br />
und den Aspekt der „Risikoreduktion“ in<br />
Erscheinung. Neben dem zuvor erwähnten Beispiel<br />
von dm ist es bislang nur wenigen Händlern<br />
gelungen, Eigenmarken mit ideellem Nutzen auszustatten.<br />
Daher sind wir grundsätzlich der<br />
Meinung, dass Eigenmarken nie den gleichen<br />
(ideellen) Markennutzen erfüllen können wie<br />
langjährig aufgebaute und aufwendig gepflegte<br />
Herstellermarken/A-Marken.<br />
Eine von uns durchgeführte Studie zu diesem<br />
Thema hat dies implizit gezeigt, da es bislang nur<br />
dem Lebensmitteleinzelhandel und den Drogeriemärkten<br />
– beides klassische Massenmärkte –<br />
gelungen ist, starke Eigenmarken zu etablieren.<br />
Vor dem Hintergrund dieser verschiedenen Erkenntnisse<br />
sehen wir eine breite Anwendbarkeit<br />
von Eigenmarken, mit Ausnahme des absoluten<br />
Luxussegments und der Warenkategorien, die<br />
von einem starken emotionalen Premiumerlebnis<br />
leben (Parfums, hochwertiger Schmuck etc.).<br />
Auf welchem Preisniveau sollten wir Eigenmarken<br />
platzieren? Gegen welche Wettbewerbsmarken sollten<br />
wir eine Eigenmarke ansetzen?<br />
Budget“, „M-Classic“, „M-Premium“ und „Migros<br />
Sélection“ das gesamte Spektrum ab – vom Preiseinstieg<br />
bis zur High-End-Kategorie.<br />
Aber wie hoch sollte der Preis im Vergleich zu<br />
relevanten Herstellermarken im jeweiligen Preis-
20<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Preispositionierung auf der Preis-Mehrwert-Kurve<br />
Preis<br />
Abbildung 1: Preispositionierung auf der Preis-Mehrwert-Kurve<br />
A1<br />
A2<br />
segment genau sein? Generell existieren drei Optionen<br />
(s. Abb. 1), sich mit einer Eigenmarke gegenüber<br />
dem Wettbewerb preislich zu positionieren.<br />
A2: Man bietet den gleichen Wert (z. B. hinsichtlich<br />
Qualität) zu einem günstigeren Preis. Diese<br />
Option empfiehlt sich im Preiseinstiegsbereich.<br />
B2: Man bietet mehr Wert (z. B. bessere Qualität)<br />
zu einem günstigeren Preis. Diese Option ist im<br />
mittelpreisigen Segment sinnvoll.<br />
C2: Man bietet mehr Wert zum gleichen Preis.<br />
Diese Option ist im Hochpreissegment anzustreben.<br />
So viel zur Theorie. Aber wie legt man nun die<br />
Preisgrenzen im Einzelnen genau fest? In welcher<br />
Preislage sollte das Eigenmarkenshampoo im<br />
Vergleich zum Markenartikel verortet werden?<br />
Durch Berechnung des ungewichteten durchschnittlichen<br />
Verkaufspreises einer Kategorie<br />
Bei allen drei Optionen bietet die Eigenmarke<br />
(A2, B2, C2) ein attraktiveres Preis-Mehrwert-<br />
Verhältnis als die Herstellermarke (A1, B1, C1). Eine<br />
Entscheidung für eine bestimmte Preislage hängt<br />
dabei immer vom jeweiligen Kontext ab. Jede<br />
Preislage bietet für den Handel interessante<br />
Potenziale. Grundsätzlich gilt jedoch: Je höher die<br />
Positionierung auf der Preis-Mehrwert-Kurve,<br />
desto größer die Herausforderung, Mehrwert zu<br />
bieten.<br />
Wie lassen sich die Preislagen bestimmen?<br />
B1<br />
Preiseinstieg<br />
Mehrwert<br />
B2<br />
C1<br />
C2<br />
Premiumpreissegment<br />
Mittelpreissegment<br />
kann man die Grenze zwischen der mittleren und<br />
oberen Preislage definieren. Auf dieser Basis lässt<br />
sich der Raum in verschiedene Lagen aufteilen.<br />
Hierbei sollten nur Produkte zu einer Kategorie<br />
zusammengefasst werden, die auch miteinander<br />
vergleichbar sind. Weichen beispielsweise Sham
poos und Spülungen preislich stark voneinander<br />
ab oder befinden sich Soßen und Nudeln in einer<br />
Kategorie, kann dies bereits Inkonsistenzen hervorrufen<br />
– daher müssen diese Kategorien auf<br />
vergleichbare Artikel bereinigt werden. Auf Basis<br />
der ermittelten Preislagen lässt sich schlussendlich<br />
feststellen, an welchen bestimmten Herstel-<br />
Für die Ausgestaltung der Eigenmarkenarchitektur<br />
gibt es unterschiedliche Varianten, die sich durch<br />
die Nähe zur Unternehmensmarke unterscheiden:<br />
von deckungsgleich bis völlig unabhängig, ohne<br />
jeden erkennbaren Bezug zur Unternehmensmarke<br />
(s. Abb. 2).<br />
PROFILIERUNG DURCH EIGENMARKEN 21<br />
lermarken sich eine neue Eigenmarke in einer<br />
bestimmten Kategorie messen sollte.<br />
Neben der Bestimmung des Preises ist für den<br />
Erfolg der Eigenmarkenstrategie entscheidend,<br />
wie man das Produkt auf den unterschiedlichen<br />
Preislagen markiert.<br />
Wie sollten wir unsere Eigenmarken markieren?<br />
Sollte ein Bezug zur Unternehmensmarke (Retail<br />
Brand) erkennbar sein?<br />
Markenarchitekturvarianten am Beispiel von REWE und dm<br />
Architekturoptionen<br />
Produktmarke<br />
Corporate<br />
Brand<br />
Aligned<br />
Brand<br />
Endorsed<br />
Brand<br />
Independent<br />
Brand<br />
Abbildung 2: Markenarchitekturvarianten am Beispiel von REWE und dm<br />
So hat REWE fast alle Architekturvarianten im<br />
Programm: von der Independent-Variante mit „ja!“<br />
über die Aligned-Variante „REWE Feine Welt“ bis<br />
hin zur Verwendung der Unternehmensmarke<br />
„REWE“ auf Produktebene. Der Drogerist dm verwendet<br />
hingegen fast ausschließlich die Endor-<br />
Beispiel<br />
REWE<br />
Beispiel<br />
dm
22<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Markenarchitekturgestaltung in Abhängigkeit von Preispositionierung (Beispiel REWE)<br />
Preis<br />
Preiseinstieg<br />
Mehrwert<br />
Abbildung 3: Markenarchitekturgestaltung in Abhängigkeit von Preispositionierung (Beispiel REWE)<br />
sement-Variante – nur bei dem Kosmetikprodukt<br />
„p2“ bleibt der Absender (die Retail Brand) nicht<br />
erkennbar.<br />
Welches Kalkül steckt hinter den unterschiedlichen<br />
Architekturvarianten? Bei Betrachtung der REWE-<br />
Eigenmarken auf der Preis-Mehrwert-Kurve fällt<br />
auf, dass REWE auf die Verwendung der Unternehmensmarke<br />
im Preiseinstiegsbereich verzichtet.<br />
Dies lässt sich mit dem Zusammenspiel zwischen<br />
Unternehmens- und Produktmarke erklären: Unternehmens-<br />
und Produktmarke stehen in einem<br />
engen Verhältnis und beeinflussen sich gegenseitig.<br />
Starke Produktmarken können das Dach stärken;<br />
das Dach zahlt wiederum auf die Wiedererkennbarkeit<br />
bzw. Zugehörigkeit des Produkts ein.<br />
Nicht zuletzt aufgrund der exponierten Bedeutung<br />
der Unternehmensmarke bei Handelsunternehmen<br />
(im Gegensatz zu Konsumgüterunternehmen<br />
wie Procter & Gamble, bei denen Produktmarken<br />
wie „Pampers“ häufig bekannter sind als<br />
die Unternehmensmarke selbst) ist es elementar,<br />
die Positionierung des Daches so unverwässert<br />
und konsistent wie nur möglich zu halten. Deshalb<br />
Premiumpreissegment<br />
Mittelpreissegment<br />
REWE<br />
Eigenmarken<br />
Beispiel<br />
Erdbeermarmelade<br />
1,49 ¤<br />
1,19 ¤<br />
0,99 ¤<br />
muss die Positionierung der Unternehmensmarke<br />
und der Eigenmarke zueinander passen – sofern<br />
ein Bezug zwischen beiden hergestellt werden<br />
kann. REWE ist als Qualitätshändler positioniert<br />
und grenzt sich klar von Discountern wie ALDI<br />
und Lidl ab. Diese Positionierung wird auch konsequent<br />
bei der Markierung der Eigenmarken berücksichtigt<br />
(s. Abb. 3).<br />
Würde man die Zugehörigkeit der Marke „ja!“ zu<br />
REWE durch ein Endorsement oder Ähnliches<br />
offenlegen, könnte sich dies negativ auf das Qualitätsimage<br />
von REWE als Handelsmarke auswirken.<br />
Im positiven Sinne hat man durch das gezielte<br />
Management von Eigenmarken die Chance, die<br />
Positionierung der Dachmarke zu verändern.<br />
Angenommen, REWE würde das Preisimage seines<br />
Kanals verbessern wollen, so könnte dies<br />
durch eine Eigenmarke mit deutlicherem Bezug<br />
zur Retail Brand im Preiseinstiegsbereich erfolgen.<br />
REWE geht heute den entgegengesetzten<br />
Weg, d.h., die Premiummarke „REWE Feine Welt“<br />
soll als „Genussmarke von REWE“ die Unternehmensmarke<br />
entsprechend aufladen und emotionalisieren.
Aufgrund ihrer Entstehung innerhalb des Preiseinstiegsbereichs<br />
hatten Eigenmarken lange Zeit<br />
keinen besonderen Zielgruppenfokus. Der Start<br />
der ältesten Eigenmarke Deutschlands „ja!“ erfolgte<br />
vor über 25 Jahren mit einem Sortiment<br />
aus 28 „weißen“ Artikeln. Heute ist „ja!“ mit über<br />
500 Produkten in zahlreichen Produktgruppen<br />
eine breit angelegte Sortimentsmarke.<br />
Seit den Ursprüngen hat sich viel getan. Heute<br />
adressieren sogenannte Zielgruppenmarken spezifische<br />
Kundenbedürfnisse und Ernährungsverhalten<br />
– sei es als Light-, Bio-, Vital-, Nahrungsergänzungs-<br />
oder Wellnessmarken. Denn damit<br />
können spezifische Kundengruppen differenzierter<br />
angesprochen werden. Das Ernährungsverhalten<br />
der Konsumenten wird immer fragmentierter, und<br />
Kunden suchen „Spezialisten“, um ihre individuellen<br />
Bedürfnisse entsprechend zu befriedigen. Da<br />
in diesen Bereichen die Zahlungsbereitschaft der<br />
Konsumenten in der Regel höher ist, können auch<br />
höhere Umsätze und Margen realisiert werden.<br />
Der PoS ist auch im Zeitalter der Digitalisierung nach<br />
wie vor der „moment of truth“. Hier entscheidet sich,<br />
ob eine Marke Präferenz erfährt oder abgelehnt<br />
wird. Beeinflusst oder moderiert werden kann diese<br />
Entscheidung in entscheidendem Maße durch die<br />
Art und Weise der Warenpräsentation wie z. B.:<br />
• die Position im Laden/im Regal<br />
• die Gestaltung des Warenträgers<br />
• mögliche Zweit- und Drittplatzierungen<br />
PROFILIERUNG DURCH EIGENMARKEN 23<br />
Welche Zielgruppen sollten wir adressieren? Sind<br />
Eigenmarken eher für eine undifferenzierte Marktbearbeitung<br />
geeignet oder lassen sich damit auch<br />
spezifische Zielgruppen ansprechen?<br />
„babylove“ und „alverde“ von dm sind sehr gute Beispiele<br />
für attraktive Zielgruppenmarken. Insgesamt<br />
gesehen wird dieses Feld jedoch aktuell noch zu<br />
stark den etablierten Markenartiklern überlassen.<br />
Mit einem umfangreichen Eigenmarkenportfolio<br />
mit starken Marken können verschiedenste Kundenbedürfnisse<br />
adressiert, neue Zielgruppenpotenziale<br />
erschlossen, die Einkaufsstätte und<br />
damit die Dachmarke profiliert und Kunden dauerhaft<br />
loyalisiert werden.<br />
Kennzeichen von Zielgruppenmarken:<br />
• Ziel, einzigartige, qualitativ hochwertige Produkte<br />
zu schaffen, die höhere Preise mit besonderem<br />
Nutzen rechtfertigen<br />
• Anforderungen an Qualität, Verpackung und<br />
Werbung vergleichbar mit Herstellermarken<br />
• Exklusivität der Mehrwertmarken: hohe Kundenbindung<br />
aufgrund des Ausschließlichkeitsvertriebs<br />
• Angriff auf Herstellermarken<br />
Welchen Stellenwert sollten Eigenmarken am Point of<br />
Sale erhalten? Wie sollte die Präsentation der Eigenmarke<br />
im Vergleich zu anderen Herstellermarken (der<br />
Kategorie) erfolgen?<br />
• Durchsagen im Markt<br />
• attraktive Aktionen wie z. B. Verköstigungen<br />
• Empfehlungen der Service-Mitarbeiter<br />
Bei der „eigenen Marke“ hat der Händler alles in<br />
seiner Hand, maximale Aufmerksamkeit zu schaffen.<br />
Unser Plädoyer: Wer es ernst mit seiner<br />
Eigenmarke meint, sollte seine Freiheitsgrade<br />
auch konsequent nutzen. Es liegen vielfach noch<br />
ungenutzte Potenziale auf der Straße.
?<br />
Stärken-Schwächen-Profil<br />
Konditionengefüge<br />
Organisation<br />
SOLL-System<br />
!<br />
¤<br />
¤<br />
Konditionen Controlling<br />
!<br />
!
Dr. Nicolas Nasner, Mandy Böhnstedt<br />
Wie Einkaufsverantwortliche<br />
die Preis- und Konditionensysteme<br />
ihrer Lieferanten<br />
beurteilen – wie sehen dann<br />
die Systeme der Zukunft aus?
26<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Gewachsene Preis- und Konditionensysteme<br />
auf dem Prüfstand<br />
Die Ausgestaltung der Preis- und Konditionensysteme<br />
(PKS) ist ein stets aktueller „Dauerbrenner“<br />
in der Kundenbeziehung zwischen Hersteller und<br />
Handel. Gerade in den letzten Jahren ist die<br />
Optimierung der meist langjährig gewachsenen<br />
PKS immer mehr in den Fokus der Hersteller gerückt.<br />
Der zunehmende Preisdruck spielte dabei<br />
eine wichtige Rolle. Zudem ergab sich aus der<br />
weiter fortgeführten Internationalisierung der<br />
Bedarf einer globalen Harmonisierung des Preisund<br />
Konditionengefüges. Kurz ausgedrückt: Viele<br />
Hersteller haben die Reformierung ihres Preisund<br />
Konditionensystems als wesentliche Vermarktungsherausforderung<br />
erkannt.<br />
Entgegen vieler anderer Untersuchungen haben wir<br />
in unserer Studie die Betrachtungsperspektive<br />
gewechselt und die Einkaufsverantwortlichen des<br />
Handels befragt, wie sie die PKS ihrer Lieferanten<br />
beurteilen.<br />
Überblick Erkenntnisinteressen<br />
?<br />
Welche<br />
?<br />
Welche<br />
?<br />
Welche<br />
?<br />
In<br />
?<br />
Welche<br />
?<br />
Wo<br />
Abbildung 1: Erkenntnisziele der Studie<br />
Dabei ging es uns einerseits darum, aktuelle<br />
Trends und Entwicklungen aus Handelssicht zu<br />
bewerten, und andererseits konkrete Anforderungen<br />
an das PKS von morgen aufzunehmen.<br />
So möchten wir einen Beitrag für die Neugestaltung<br />
von konditionellen Systematiken leisten,<br />
die für beide Seiten werthaltig sind und als Verbesserung<br />
angenommen werden. Die detaillierten<br />
Erkenntnisziele sind in Abbildung 1 dargestellt.<br />
Zur Erreichung dieser Ziele führten wir eine strukturierte<br />
telefonische Befragung von 200 Einkaufsverantwortlichen<br />
aus den Handelsbranchen<br />
Lebensmittel, Consumer Electronics, Automotive<br />
sowie Regenerative Energien durch.<br />
So unterschiedlich die Produktbereiche von uns<br />
bewusst gewählt wurden, so einig waren sich<br />
dabei die befragten Handelsentscheider in ihren<br />
grundlegenden Bewertungen der Preis- und<br />
aktuellen Trends und Entwicklungen zeichnen sich mittelfristig im<br />
Preismanagement ab?<br />
Relevanz haben Preis- und Konditionensysteme für die Auswahl<br />
von Lieferanten?<br />
Aspekte des Preis- und Konditionensystems sind von dominierender<br />
Bedeutung für die Lieferantenauswahl und langfristige Zusammenarbeit?<br />
welcher Branche werden das Pricing und die Konditionenpolitik der<br />
Hersteller besonders kritisch gesehen?<br />
Erfolgsfaktoren können in Bezug auf die Ausgestaltung von Preis-<br />
und Konditionensystemen identifiziert werden?<br />
existieren seitens der Einkaufsverantwortlichen Optimierungsbedarfe<br />
in Bezug auf die Preis- und Konditionensysteme?
Anforderungen an zukünftige Preis- und Konditionensysteme<br />
Rang Anforderung Bewertung<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
Die PKS sind einfach in unseren IT-Systemen<br />
zu erfassen und abzurechnen<br />
Die PKS sind einfach und klar strukturiert<br />
Die PKS sind leistungsgerecht gestaltet<br />
Die Konditionspolitik trägt zu konstruktiven<br />
Verhandlungsgesprächen bei<br />
Die Pricing-Strategie ist klar und nachvollziehbar<br />
Die PKS zeichnen sich durch hohe Flexibilität aus<br />
Die PKS berücksichtigen die Vermarktungsqualität<br />
in angemessenem Umfang<br />
Die PKS machen die langfristige Strategie<br />
der Zusammenarbeit deutlich<br />
Die PKS unterstützen uns bei unseren<br />
Vermarktungsaktivitäten<br />
Die PKS sind (vermutlich) über alle<br />
Vertriebskanäle einheitlich<br />
Abbildung 2: Anforderungen an zukünftige Preis- und Konditionensysteme<br />
Konditionensysteme. Die Studie ergab branchenübergreifend<br />
folgende Kernergebnisse, angereichert<br />
mit vertiefenden Interpretationen aus unserem<br />
Erfahrungsschatz zu diesem Thema:<br />
1. Hersteller verändern häufig<br />
ihr PKS, allerdings meist ohne<br />
spürbare Verbesserung<br />
Mehr als zwei Drittel der befragten Einkaufsverantwortlichen<br />
sind sich in ihrer Trendeinschätzung<br />
einig, dass die Bedeutung des PKS für den Erfolg<br />
der Geschäftsbeziehung weiter steigen wird. Den<br />
kontinuierlichen Verbesserungsbemühungen der<br />
Hersteller wird allerdings von etwa dem gleichen<br />
Anteil der Befragten ein nur mäßiger Erfolg attestiert.<br />
Jede Umstellung der Herstellerpreise und<br />
Konditionen verursacht auch im Handel Anpassungskosten,<br />
häufig ohne dass dem Verbesserungseffekte<br />
gegenüberstehen. Hauptkritikpunkt<br />
ist die ständige Anpassung der Systematik an taktische<br />
Einzelmaßnahmen, anstatt ein langfristig<br />
PREIS- UND KONDITIONENSYSTEME 27<br />
11 Die PKS gelten international einheitlich<br />
sehr wichtig überhaupt nicht wichtig<br />
ausgerichtetes, konsistentes Pricing zu etablieren.<br />
So beurteilen mit 42 % der Befragten sehr viele,<br />
dass die bestehenden PKS eher zu einem Preiskrieg<br />
im Markt beitragen. Das bedeutet eine Wertvernichtung<br />
für den Handel wie für den Lieferanten.<br />
Besonders stark ausgeprägt ist die Kritik an Veränderungen<br />
ohne spürbare Verbesserung bei<br />
Autohäusern; dort bestätigen dies mehr als drei<br />
Viertel der Befragten. Bei Regenerativen Energien<br />
hingegen kritisiert dies nur knapp die Hälfte.<br />
2. Die Top-3-Anforderungen<br />
des Handels: IT-Kompatibilität,<br />
klare Struktur und Leistungsgerechtigkeit<br />
des PKS<br />
Die historisch gewachsene Vielzahl und Variabilität<br />
an Konditionenarten führt immer stärker zu einer<br />
enormen Komplexität und Unüberschaubarkeit der<br />
Systeme für den Handel. Das erklärt seine Kernanforderungen<br />
an zukünftige Systeme (s. Abb. 2),
28<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
die mehr und mehr die Auswahlentscheidung und<br />
die langfristige Zusammenarbeit des Handels mit<br />
den Lieferanten bestimmen werden: Favorisierte<br />
PKS sind in ihrer Erfassbarkeit und Abrechenbarkeit<br />
kompatibel mit den verwendeten IT-Systemen<br />
gestaltet und minimieren so den internen Pflegeaufwand.<br />
Zudem sollten sie klar strukturiert und<br />
in wenige unterschiedliche Konditionenarten<br />
gegliedert sein. Die einzelnen Konditionenarten<br />
wiederum sind eindeutig und leistungsgerecht zu<br />
definieren, indem Leistung und Gegenleistung<br />
einander klar gegenübergestellt werden. Diesen<br />
Leistungsbezug gilt es auch glaubhaft umzusetzen:<br />
Eine konkurrierende Handelsorganisation mit<br />
gleichen oder sogar geringeren Leistungen darf<br />
auf keinen Fall bessere Einkaufspreise erhalten.<br />
3. Ein strategisch ausgerichtetes<br />
Preis- und Konditionensystem<br />
ist DER Erfolgsfaktor in der<br />
Zusammenarbeit<br />
Zukunftsweisende Preis- und Konditionensysteme<br />
sind „Vermarktungsstrategien in Zahlen“ und<br />
haben einen längerfristigen Bestand als heute –<br />
das ist ein ganz wesentlicher Trend aus Handelssicht.<br />
Im Status quo kritisieren die Einkaufsverantwortlichen<br />
die „Salamitaktik“ der ständigen kleinen<br />
Änderungen durch ihre Lieferanten. Trotz anderslautenden<br />
Absichtserklärungen gibt es oftmals<br />
keine langfristig ausgerichtete und konsistente<br />
Preisstrategie und keine klaren Orientierungslinien<br />
im PKS. Umso mehr wünscht sich der<br />
Handel ein strategisch ausgerichtetes System, das<br />
ihm Planungssicherheit verschafft und so einen<br />
wesentlichen Eckpfeiler der langfristigen Zusammenarbeit<br />
bildet. Ein solches PKS veranschaulicht<br />
die Marktstrategie des Lieferanten, indem es die<br />
strategisch wichtigen Handelsleistungen zielgerichtet<br />
incentiviert. Dieses Verhältnis von Offenheit,<br />
Nachhaltigkeit und Fairness eines PKS schafft<br />
Vertrauen und ist somit als zentraler Erfolgsfaktor<br />
nicht zu unterschätzen.<br />
„Zulieferer, die ein strategisches Preismanagement<br />
verfolgen, werden nachhaltig erfolgreicher sein“ –<br />
diese Aussage bestätigen etwa drei Viertel der<br />
befragten Einkaufsverantwortlichen. Zugleich kri-<br />
tisiert die deutliche Mehrheit das Fehlen einer<br />
konsistenten Preisstrategie. Einzig in der Branche<br />
der Regenerativen Energien wird die strategische<br />
Orientierung etwas positiver eingeschätzt, dort<br />
vermissen „nur“ 48 % der Befragten eine durchgängige<br />
Preisstrategie ihrer Lieferanten.<br />
4. Erfolgreiche Konditionensysteme<br />
zielen auf die wesentlichen<br />
Vermarktungsstellhebel ab<br />
Eine weitere Forderung besteht darin, die Konditionenarten<br />
konsequent nach den zentralen Vermarktungsleistungen<br />
auszurichten. Ein O-Ton aus<br />
der Befragung: „Momentan gibt es wirklich Handlungsbedarf:<br />
Die PKS müssen den Vertrieb mehr<br />
unterstützen.“ Hiermit wird die Erwartung des<br />
Handels deutlich, durch das PKS Anreize für die<br />
eigene Verkaufsförderung und somit Steigerung<br />
des Abverkaufs zu erhalten. Das betrifft sowohl<br />
qualitative Aspekte wie die Platzierung und<br />
Präsentation der Produkte als auch quantitative<br />
Impulse wie Aktionsdurchführungen. Die Wichtigkeit<br />
des PKS für häufig quantitativ ausgerichtete<br />
Vermarktungsaktionen wird von über 70 % der<br />
Handelsentscheider bereits heute bestätigt. Die<br />
Berücksichtigung der Vermarktungsqualität hingegen<br />
gilt als ausbaufähig.<br />
5. Der Handel fordert eine<br />
deutliche Vereinfachung der<br />
bestehenden Preis- und<br />
Konditionensysteme<br />
Branchenübergreifend sind sich 71 % der Händler<br />
einig, dass eine wesentliche Verbesserung durch<br />
eine konsequente Vereinfachung der Preis- und<br />
Konditionensystematik erreicht werden kann.<br />
Derzeitige PKS sind in der Regel zu komplex und<br />
undurchsichtig.<br />
Im Detail können aus Handelssicht nicht leistungsbezogene<br />
Konditionen wegfallen, wenn der<br />
Listenpreis entsprechend angepasst wird. Zudem<br />
sehen die Einkaufsverantwortlichen ein Vereinfachungspotenzial<br />
durch die Zusammenlegung<br />
ähnlicher Konditionenarten.
6. Der Handel wünscht sich –<br />
trotz allem – faire und konstruktive<br />
Verhandlungsgespräche<br />
statt Verschleierungstaktik<br />
Neben den funktionalen Anforderungen an die<br />
PKS der Zukunft definiert der Handel auch<br />
Verbesserungswünsche im partnerschaftlichen<br />
Umgang zwischen Handel und Industrie. Insofern<br />
Resümee der Studie<br />
Die Ausgestaltung eines zukunftsweisenden Preisund<br />
Konditionensystems erfordert ein Umdenken,<br />
sowohl auf Handels- als auch auf Lieferantenseite.<br />
Insbesondere gilt dies für folgende Anforderungen:<br />
• Das PKS ist noch stärker als zentrales Umsetzungsinstrument<br />
der Vermarktungsstrategie<br />
zu verstehen. In diesem Sinne optimierte PKS<br />
brechen die Herstellerstrategie konsequent in<br />
kaufmännische Werte herunter.<br />
• Die Leistungsorientierung ist auch von der Mehrheit<br />
des Handels gewünscht und zukünftig deutlich<br />
stärker in den PKS zu verankern.<br />
• Moderne PKS zeichnen sich durch Transparenz,<br />
Einfachheit und eine klare Struktur aus.<br />
Die Studienergebnisse geben den Herstellern<br />
wichtige Orientierungslinien für die Optimierungsvorhaben<br />
von Preis- und Konditionensystemen.<br />
So ist bei der Analyse der bestehenden<br />
PKS zum einen die Strategiekonformität genau zu<br />
hinterfragen. Wie unterstützt das derzeitige<br />
Konditionensystem die aktuelle strategische Aus-<br />
PREIS- UND KONDITIONENSYSTEME 29<br />
rücken die Befragten ab von den mit divergierenden<br />
Zielen geführten Konfliktgesprächen hin zu<br />
noch offener geführten Kooperationen. Dazu<br />
kann ein faires und transparentes Preis- und Konditionensystem<br />
einen zentralen Beitrag liefern,<br />
ebenso wie die konsequente Einhaltung von<br />
getroffenen Zusagen und eine offene Informationspolitik.<br />
• Bei der Neugestaltung des PKS ist inhaltlich<br />
mehr der „große Wurf“ gefragt als die Taktik<br />
der kleinen Schritte.<br />
Die Güte des Preis- und Konditionensystems ist<br />
übrigens nicht zwangsläufig eine Frage der Marktposition<br />
und Größe. Wir wollten von den Befragten<br />
auch wissen, ob sich nach ihrer Einschätzung der<br />
marktführende Lieferant in der Regel auch durch<br />
das beste PKS auszeichnet. Das Ergebnis war<br />
indifferent: 51 % stimmten der Aussage zu, die<br />
anderen 49 % konnten sie aber nicht bestätigen.<br />
Es kann also auch ein nicht marktdominanter Anbieter<br />
die Chance, die ein einzigartiges PKS bietet,<br />
für sich nutzen.<br />
Ausblick: Guidelines für die Optimierung<br />
des Preis- und Konditionensystems<br />
richtung des Unternehmens? Welche Strategieziele<br />
werden derzeit noch gar nicht unterstützt?<br />
Zweitens sollte der Leistungsbezug des PKS auf<br />
den Prüfstand gestellt werden. Sind die wesentlichen<br />
Vermarktungsinstrumente in angemessener<br />
Form berücksichtigt? Sind sowohl Konditionen-
30<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Kernfragestellungen und zentrale Aufgaben zur Optimierung der PKS<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Kernfragestellungen Zentrale Aufgaben<br />
Inwieweit spiegelt das derzeitige PKS<br />
die strategische Ausrichtung wider?<br />
• Welche Teile des PKS unterstützen die<br />
strategische Ausrichtung?<br />
• Wird die Sortimentspolitik zielgerichtet<br />
konditioniert?<br />
• Wie gut passt das bestehende PKS zur<br />
Innovationsstrategie?<br />
Wie lässt sich der Leistungsbezug<br />
verbessern?<br />
• Welcher Konditionenanteil wird aktuell<br />
ohne Gegenleistung vergeben?<br />
• Welche Handelsleistungen werden noch<br />
nicht ausreichend berücksichtigt?<br />
Welche Möglichkeiten bestehen, den<br />
Aufwand für Handel und Lieferant zu<br />
reduzieren?<br />
• Wie lässt sich das derzeitige System<br />
vereinfachen?<br />
• An welchen Stellen lässt sich die<br />
Konditionenerfassung und Bezahlung<br />
automatisieren?<br />
Abbildung 3: Kernfragestellungen und zentrale Aufgaben zur Optimierung der PKS<br />
leistung als auch die Gegenleistung klar beschrieben?<br />
Welche Konditionenbestandteile werden<br />
zurzeit ohne wirklichen Leistungsbezug gezahlt?<br />
Drittens ist das PKS auf Vereinfachungs- und<br />
Aufwandssenkungspotenziale hin zu überprüfen.<br />
An welchen Stellen lässt sich Komplexität sinnvoll<br />
reduzieren? Sind alle Automatisierungsmöglichkeiten<br />
von der Konditionenerfassung bis zur<br />
Abrechnung ausgeschöpft, um Kosten für den<br />
Hersteller und den Handel zu minimieren?<br />
Diese Kernfragestellungen führen zu einem Grundgerüst<br />
für ein optimiertes zukünftiges PKS, wie es<br />
Abbildung 3 anschaulich zusammenfasst.<br />
Dabei sind neben der analytischen Schärfe vor<br />
allem Erfahrung und Fingerspitzengefühl gefragt,<br />
welche Optimierungsideen sich de facto in die<br />
Praxis umsetzen lassen. Unsere Erfahrung zeigt:<br />
Die meisten PKS-Projekte scheitern in der Um-<br />
Prüfung der<br />
Strategiekonformität<br />
Identifikation der<br />
entscheidenden<br />
Vermarktungsstellhebel<br />
Identifikation<br />
von Aufwandssenkungspotenzialen<br />
Konzeption und<br />
Simulation des<br />
optimierten PreisundKonditionensystems<br />
setzungsphase, weil die Konzeption „am Reißbrett“<br />
zu spät einem Praxistest unterzogen wird<br />
und in der Bewährungsprobe beim Kunden dann<br />
scheitert.<br />
Somit macht es Sinn, den Handel so früh wie<br />
möglich in die Umgestaltung der Preis- und<br />
Konditionensystematik mit einzubinden und auf<br />
diese Weise seine Akzeptanz zu sichern. Die<br />
Handelssicht auf das betreffende PKS sollte<br />
bereits in der ersten Phase der Analyse des bestehenden<br />
Systems durch persönliche Gespräche<br />
ergründet werden. Welche Bestandteile haben<br />
sich aus Sicht des Handels im operativen Geschäft<br />
bewährt, welche führen zu hohen Aufwänden<br />
oder Zielkonflikten?<br />
Ebenso ist das erarbeitete optimierte Preis- und<br />
Konditionensystem einem gründlichen Praxischeck<br />
zu unterziehen. Welche finanziellen Auswirkungen<br />
hätte das neue System, wenn es dieses bereits
heute gäbe? Eine kundengenaue Simulation ist<br />
dabei obligatorisch. Wie reagiert die Systematik<br />
auf zukünftige Einflüsse wie Fusionen auf Kundenseite<br />
und eventuelle Änderungen der Listen-<br />
Projektstruktur zur Optimierung des Preis- und Konditionensystems<br />
Projektphasen<br />
Projektschritte<br />
Hauptergebnis<br />
1<br />
Entwicklungsanalyse<br />
IST-Konditionen<br />
Stärken-<br />
Schwächenprofil<br />
Abbildung 4: Projektstruktur zur Optimierung des Preis- und Konditionensystems<br />
2<br />
PREIS- UND KONDITIONENSYSTEME 31<br />
preise? Insgesamt hat sich die in Abbildung 4 dargestellte<br />
Projektstruktur bis zur Einführung des<br />
neuen PKS bewährt.<br />
Konzeptphase Einführungsphase<br />
Konzeption<br />
optimiertes<br />
System<br />
WeiterentwickeltesKonditionengefüge<br />
3<br />
Kundensimulation<br />
Kundenfeinabgestimmtes<br />
SOLL-System<br />
4<br />
Umsetzungsvorbereitung<br />
Optimal<br />
vorbereitete<br />
und trainierte<br />
Organisation<br />
5<br />
Steuerungskonzept<br />
Aufsetzen eines<br />
effizienten<br />
Konditionen<br />
Controllings
?<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
BrandScreen<br />
Organisationsaudit<br />
IAADDR-Systematik<br />
!<br />
!<br />
!
Björn Sander, Dr. Alexandra Illek<br />
Erfolgsfaktor Organisation –<br />
von der Stabsaufgabe zur<br />
Gestaltungsdisziplin
34<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Problemstellung<br />
Unklare Aufgaben, unnötige Doppelarbeiten, verlangsamte<br />
Entscheidungswege, ungeregelte<br />
Schnittstellen, undefinierte Prozesse oder wiederholte<br />
Abstimmungsschleifen – oft tritt in konkreten<br />
Projekten zutage, dass Organisationen wertvolle<br />
Ressourcen und Zeit vergeuden. Die Folgen<br />
– beispielsweise weniger Neuentwicklungen oder<br />
längere Time-to-Market-Zeiten – wirken sich unmittelbar<br />
auf die eigene Leistungsfähigkeit und<br />
somit direkt auf den Markterfolg aus.<br />
Lösungsansatz<br />
Die maximale Performance am Markt muss das<br />
Ziel sein, unter dem alle organisatorischen Maßnahmen<br />
optimiert werden. Dieser Prämisse zufolge<br />
wird die Organisation zur Gestaltungsdisziplin<br />
und damit zu dem einen Erfolgshebel, den ein<br />
Unternehmen selbst in der Hand hat. Dies ist<br />
Herausforderung und Chance zugleich. Obwohl<br />
Paradigmenwechsel im Management<br />
ALT NEU<br />
Ressourcen – Zeit – Erfolg<br />
R<br />
Z E<br />
Abbildung 1: Paradigmenwechsel im Management<br />
Die Ursachen sind vielfältig und so komplex wie<br />
die jeweilige Organisation selbst. Denn organisatorische<br />
Fragestellungen haben immer auch<br />
etwas mit gewachsenen Strukturen und Gefügen,<br />
gewohnten Überzeugungen und Herangehensweisen<br />
sowie menschlichen Erfahrungen und<br />
Fähigkeiten zu tun. Wenn Unternehmensfunktionen<br />
gegeneinander arbeiten, Stammesfürsten ihre<br />
eigene Agenda verfolgen und Mitarbeiter keine<br />
klaren Ziele vor Augen haben, verlieren Unternehmen<br />
effektiv an Schlagkraft im Markt. Denn solange<br />
sich der Unternehmenszweck nicht faktisch über<br />
die Organisation entfalten kann, wird die Performance<br />
am Markt immer wieder verwässert.<br />
das Management immer auch an der Performance<br />
der Organisation gemessen wird, kann es diese<br />
kaum beeinflussen. Nicht selten muss mit bestehenden<br />
Ressourcen, Strukturen und Prozessen das<br />
bestmögliche Ergebnis erzielt werden. Die Marktbearbeitung<br />
erfolgt somit reaktiv und wird von<br />
vornherein limitiert.<br />
Erfolg – Zeit – Ressourcen<br />
E<br />
R Z
Vorgabe<br />
Abbildung 2<br />
Hier bedarf es eines konsequenten Paradigmenwechsels:<br />
Anstatt zu überlegen, wie mit bestehenden<br />
Ressourcen (R) und gegenwärtigen Timeto-Market-Zeiten<br />
(Z) der bestmögliche Erfolg (E)<br />
erzielt werden kann, sollte die Frage besser lauten:<br />
„Welcher Erfolg (E) wird angesteuert, und<br />
welche Time-to-Market-Zeiten (Z) und Ressourcen<br />
(R) sind hierfür erforderlich?“ (s. Abb. 1)<br />
Dies bedeutet, kapazitäre und zeitliche Ressourcen<br />
nicht länger als hemmende Nebenbedingung<br />
zu billigen, von der ein schlussendlicher Markterfolg<br />
abhängig ist. Stattdessen muss die maximale<br />
Performance am Markt das Ziel sein, unter<br />
dem alle organisatorischen Maßnahmen optimiert<br />
werden. Hierfür ist es erforderlich, alle Entscheidungen<br />
und Maßnahmen konsequent an objektiven<br />
Ziel- und Performance-Parametern auszurichten.<br />
Ausgehend von der Business Mission (z. B. „Wir<br />
wollen der Retailer Nr. 1 in Europa werden“) gilt es<br />
vor allem, konkrete Ziele (z. B. Verbesserung der<br />
Servicequalität) bzw. Teilziele (z. B. Verbesserung<br />
der Servicequalität pro Filiale und Mitarbeiter) zu<br />
formulieren. Erst wenn diese Ziele definiert sind,<br />
muss das Organisationskonzept entsprechend<br />
Mission<br />
Ziele<br />
Teilziel 1 Teilziel 2 Teilziel 3 Teilziel 4 Teilziel …<br />
Performance<br />
ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION 35<br />
Aufgabe 1 Aufgabe 2 Aufgabe 3 Aufgabe 4 Aufgabe …<br />
Prozesse<br />
Ressourcen<br />
strukturiert werden, um (1) die richtigen Aufgaben<br />
für die optimale Zielerfüllung abzuleiten, (2) die<br />
richtigen Prozesse für die effektive Aufgabenwahrnehmung<br />
zu definieren und (3) die richtigen<br />
Ressourcen für die effiziente Prozessabwicklung<br />
zu identifizieren und zu allokieren (s. Abb. 2).<br />
Ausgestaltung und Zusammenspiel dieser drei<br />
organisatorischen Stellschrauben – Aufgaben,<br />
Prozesse, Ressourcen – entscheiden letztendlich<br />
darüber, wie gut es einer Organisation gelingt, die<br />
gesteckten Performance-Ziele zu erreichen.<br />
1. Ableitung der richtigen<br />
Aufgaben<br />
Erfolg<br />
Wenn die zu erreichenden Performance-Ziele<br />
feststehen, muss im ersten Schritt geklärt werden,<br />
welche Aufgaben in welchem Grad zur Erfüllung<br />
dieser Ziele beitragen können. Die für die Zielerreichung<br />
relevanten Aufgaben gilt es dann zu<br />
identifizieren und zu priorisieren. Dies mag vielleicht<br />
selbstverständlich klingen. In der Praxis ist<br />
dies jedoch nicht immer einfach durchzusetzen.<br />
Insbesondere dann, wenn sich über die Zeit Auf-
36<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Analyseraster BrandScreen<br />
Leitfrage Analyseraster – BrandScreen Vorgehen<br />
Wie ist die<br />
Aufgabenverteilung<br />
entlang dem<br />
BrandScreen?<br />
Abbildung 3: Analyseraster BrandScreen<br />
gaben etabliert haben, die keinen echten Mehrwert<br />
stiften oder wenn Aufgaben aufgrund von<br />
persönlichen Befindlichkeiten doppelt wahrgenommen<br />
werden. Umso wichtiger ist es, sich hier<br />
ein objektives Bild zu machen und Verbesserungen<br />
pragmatisch und Performance-orientiert<br />
in Angriff zu nehmen.<br />
So kann beispielsweise mithilfe des Analyserasters<br />
BrandScreen die Aufgabenwahrnehmung<br />
im Marketing erfasst, geprüft und optimiert werden.<br />
Dahinter steht der Gedanke, dass sich übergeordnete<br />
Unternehmensziele im Wesentlichen<br />
auf fünf konkrete Marketingziele – Markenbekanntheit,<br />
Markenimage, Kaufbereitschaft, Kauf<br />
und Loyalität – herunterbrechen lassen. Effektiv<br />
ist die Aufgabenwahrnehmung dann, wenn einerseits<br />
alle für die Zielerreichung relevanten Aufgaben<br />
in der erforderlichen Detailtiefe erfüllt werden,<br />
andererseits keine Aufgaben umsonst (d. h.<br />
ohne auf ein definiertes Ziel einzuzahlen) wahrgenommen<br />
werden.<br />
In der Analysepraxis stellt man hier oft gravierende<br />
Lücken oder Überlappungen fest, die eine<br />
Erfassung,<br />
Prüfung und<br />
Optimierung<br />
aller Aufgaben<br />
im Hinblick<br />
auf deren<br />
Beitrag zu<br />
• Markenbekanntheit<br />
• Markenimage<br />
• Kaufbereitschaft<br />
• Kauf<br />
• Loyalität<br />
angestrebte Performance-Erreichung faktisch<br />
unmöglich machen (s. Abb. 3).<br />
2. Definition der richtigen<br />
Prozesse<br />
Wenn geeignete Aufgaben für die Erreichung der<br />
Performance-Ziele definiert sind, müssen diese im<br />
zweiten Schritt vernetzt und koordiniert werden.<br />
Anderenfalls besteht die Gefahr, dass ungeregelte<br />
Schnittstellen wertvolle Zeit und Ressourcen binden.<br />
Hier scheitert der interne Blick auf Verbesserungsmöglichkeiten<br />
manchmal. Denn das prozessuale<br />
Zusammenspiel ist oft verkrustet und<br />
von althergebrachter Routine geprägt. Und nicht<br />
selten stehen Unternehmenskultur und Gewohnheitsdenken<br />
prozessualen Neuerungen im Wege.<br />
In diesen Fällen kann es helfen, Aufgaben in einzelne<br />
Prozessphasen zu zerlegen, um eine neutrale<br />
Erfassung, Optimierung und Implementierung<br />
von einfachen und effizienten Prozessen zu<br />
ermöglichen. Das Analyseraster IAADDR sieht<br />
hierfür beispielsweise die sechs Prozessphasen
(I) Initiate/Initiieren, (A) Advise/Beraten, (A) Approve/Zustimmen,<br />
(D) Decide/Entscheiden, (D) Do/<br />
Ausführen und (R) Report/Berichten vor. Dabei<br />
gilt es, klare Rollen (Wer ist für welche Prozessphase<br />
verantwortlich?) und konkrete Verantwortlichkeiten<br />
(Was ist in welcher Prozessphase zu leisten?)<br />
festzulegen sowie relevante Schnittstellen<br />
im Detail zu definieren.<br />
Oft tritt hier eine völlige Imbalance zutage. Entweder<br />
entsteht ein „Über-Engineering“, indem zu<br />
viele Akteure in die Abstimmungsprozesse eingebunden<br />
werden (z. B. in den Phasen „Advise“ und<br />
„Approve“). Oder es werden Phasen vernachlässigt<br />
(z. B. „Do“ oder „Report“), was zu Improvisation<br />
und schlussendlich mangelnder Effektivität<br />
und Nachhaltigkeit führt (s. Abb. 4).<br />
3. Identifikation und Allokation<br />
der richtigen Ressourcen<br />
Im dritten Schritt gilt es, die Organisation durch<br />
Zuordnung und Befähigung der faktischen Ressourcen<br />
zum Leben zu bringen. Denn das effektive<br />
Analyseraster IAADDR-Systematik<br />
Abbildung 4: Analyseraster IAADDR-Systematik<br />
ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION 37<br />
und effiziente Management von Aufgaben und<br />
Prozessen steht und fällt mit der Exekution durch<br />
den einzelnen Mitarbeiter. Eine erste Einschätzung,<br />
wie effektiv die Allokation von Ressourcen<br />
im Hinblick auf die Erfüllung der relevanten Aufgaben<br />
gelingt, leistet das nachfolgend abgebildete<br />
Analyseraster. Im Sinne eines Organisationsaudits<br />
werden hierbei organisatorische Strukturen, Kompetenzen<br />
und Verantwortlichkeiten analysiert und<br />
mit relevanten Benchmarks abgeglichen. Hierdurch<br />
kann Transparenz über organisatorische Stärken<br />
und Schwächen geschaffen, ein optimiertes Zielbild<br />
abgeleitet und der Weg für die Implementierung<br />
des optimierten Zielbilds beschrieben werden.<br />
Dabei gilt es, Unternehmenskultur und gewohnheitsmäßige<br />
Überzeugungen der Organisation<br />
nicht zu unterschätzen. Damit diese nicht zum<br />
Hemmnis werden, ist nicht nur die bestmögliche<br />
Allokation von Mitarbeiterressourcen auf Qualifikationsprofile<br />
von Bedeutung. Vor allem ist die<br />
kontinuierliche und systematische Qualifikation<br />
und Weiterentwicklung der Mitarbeiter erforderlich,<br />
um die Unternehmenskultur einzubinden und<br />
diese selbst zum Taktgeber der Performance zu<br />
Leitfrage Analyseraster – IAADDR-Systematik Vorgehen<br />
Wie effizient<br />
ist das<br />
Zusammenspiel<br />
der<br />
beteiligten<br />
Akteure zur<br />
Abwicklung der<br />
relevanten<br />
Aufgaben<br />
und Aktivitäten<br />
geregelt?<br />
Erfassung,<br />
Optimierung und<br />
Implementierung<br />
einfacher und<br />
effizienter Prozesse<br />
durch<br />
klare Leads und<br />
Aufgaben pro<br />
Prozessphase<br />
• Initiate<br />
• Advise<br />
• Approve<br />
• Decide<br />
•Do<br />
• Report
38<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Analyseraster Organisationsaudit<br />
Abbildung 5: Analyseraster Organisationsaudit<br />
machen. Hier mangelt es oft an der erforderlichen<br />
Ausdauer, wenn es darum geht, die Organisation<br />
nachhaltig zu befähigen. Doch die beste Aufbau-<br />
Fazit<br />
Leitfrage Analyseraster – Organisationsaudit Vorgehen<br />
Wie effektiv ist<br />
die Allokation<br />
von Ressourcen<br />
und Kompetenzen<br />
im Hinblick<br />
auf die Erfüllung<br />
der relevanten<br />
Aufgaben?<br />
Das Meistern dieser drei Elemente verdeutlicht,<br />
wie sehr sich die Schlagkraft einer Organisation<br />
verbessert, wenn Aufgaben, Prozesse und Ressourcen<br />
auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet<br />
werden. Im Ergebnis gewinnt die Organisation<br />
deutlich an Effizienz: Fehl- und Doppelarbeiten<br />
werden reduziert, Schnittstellenprobleme verbessert<br />
und Entscheidungsprozesse beschleunigt. Dies<br />
wiederum wirkt positiv auf die Flexibilität, indem<br />
Reaktionsfähigkeit und Anpassungsgeschwindig-<br />
• Organisatorische Einzelheiten<br />
und Strukturen<br />
• Disziplinarische und<br />
fachliche Leitung<br />
• Verteilung von Verantwortlichkeiten,Kompetenzen<br />
und Ressourcen<br />
Analyse und<br />
Abgleich mit<br />
relevanten<br />
Benchmarks<br />
sowie Optimierung<br />
von<br />
organisatorischen<br />
• Strukturen<br />
• Kompetenzen<br />
• Verantwortlichkeiten<br />
und Ablauforganisation kann nicht wirkungsvoll<br />
sein, wenn sie nicht exzellent geführt, gelebt und<br />
fortlaufend weiterqualifiziert wird (s. Abb. 5).<br />
keit (z. B. an neue Nachfrage- und Auslastungssituationen)<br />
der Organisation gefördert werden.<br />
Die Organisation wird dadurch selbst zum Stellhebel<br />
für den faktischen Erfolg des Unternehmens.<br />
Verbunden mit der Tatsache, dass die Organisation<br />
in diesem einen Bereich an keine externen Faktoren<br />
– beispielsweise Kunden, Wettbewerber oder<br />
Lieferanten – gebunden ist, wird die Organisation<br />
somit zur erfolgskritischen Gestaltungsdisziplin.
ERFOLGSFAKTOR ORGANISATION 39
Zielumsatz<br />
Produktanforderungen<br />
Organisationsstruktur<br />
SWOT-Analyse<br />
Marktsituation<br />
! !<br />
Zielvereinbarungen<br />
!<br />
!<br />
?
Christoph A. Halkjaer, Janina Sasse<br />
Der Einfluss veränderter<br />
Marktbedingungen auf<br />
den Vertrieb
42<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Die aktuelle Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise<br />
belastet die Weltwirtschaft und stellt die<br />
Eurozone vor eine der größten Herausforderungen<br />
ihrer Existenz. Das Geschäftsklima ist angespannt,<br />
und aufgrund der stetigen Gefahr von Inflation, Deflation<br />
oder eines potentiellen Zusammenbruchs<br />
der Währungsunion werden womöglich noch unruhigere<br />
Zeiten folgen. Zusätzlich verstärkt werden<br />
diese ökonomischen Schreckensszenarien durch<br />
politische Verwerfungen und gesellschaftliche<br />
Unruhen, denn die Unsicherheiten der globalen<br />
Wirtschaft beschäftigen die Welt und sorgen für<br />
großes Unbehagen – privat wie auch geschäftlich.<br />
So hat die weltweite Krise inzwischen fast alle<br />
Branchen erfasst und beeinflusst Absatzzahlen<br />
für Produkte und Dienstleistungen negativ.<br />
Besonders von der Krise betroffen ist die Vertriebsorganisation,<br />
welche als Bindeglied zum Kunden<br />
Doch wie kann die Vertriebsorganisation optimiert<br />
werden, um auf der einen Seite die derzeitige<br />
Krise zu überstehen und auf der anderen Seite<br />
sogar gestärkt aus ihr hervorzugehen? In zahlreichen<br />
Projekten, Studien und Analysen hat <strong>Batten</strong> &<br />
<strong>Company</strong> grundlegende Optimierungspotenziale<br />
im Vertrieb untersucht. Hierbei kristallisieren sich<br />
sieben Kernfragen heraus, die es ermöglichen,<br />
individuell wirksame Ansatzpunkte für die eigene<br />
Vertriebsorganisation zu identifizieren (s. Abb. 1).<br />
1. Kennen die Vertriebsmitarbeiter<br />
den aktuellen Markt gut genug?<br />
Nicht selten stellt sich bei genauerem Hinsehen<br />
heraus, dass die Kenntnis einzelner Mitarbeiter<br />
über Marktpotenziale stark variiert und dadurch<br />
lukrative Absatzchancen ungenutzt bleiben.<br />
Dabei können über die strukturierte Analyse von<br />
hauptverantwortlich für den Markterfolg des Unternehmens<br />
ist. Durch die veränderten Marktbedingungen<br />
sind Unternehmen gezwungen, einen<br />
noch stärkeren Fokus auf Vertriebseffizienz und<br />
-effektivität zu legen und ihre Vertriebsziele anzupassen.<br />
Die Vertriebsorganisation sollte besonders in<br />
schwierigen Zeiten nicht nur auf Verteidigung,<br />
sondern auch auf Angriff setzen. Gerade in Krisensituationen<br />
ist es die Aufgabe des Vertriebsleiters,<br />
den Mitarbeitern ein konkretes Verständnis dafür<br />
zu vermitteln, dass um jeden einzelnen Kunden<br />
gekämpft werden muss. Hierbei ist zu beachten,<br />
dass eine Differenzierung allein über die technische<br />
Auslegung der Produkte kaum mehr möglich<br />
ist. Es muss versucht werden, durch Vertriebsqualität<br />
und Kundenmanagement einen entscheidenden<br />
Wettbewerbsvorteil zu erlangen.<br />
Sieben Kernfragen decken Optimierungspotenziale<br />
im Vertrieb auf<br />
Wettbewerbern, Kunden, Produkten und eigener<br />
Infrastruktur die Vertriebsaktivitäten mit geringem<br />
Aufwand zielführend optimiert werden. Ziel<br />
ist es, ein klares Bild des aktuell zugänglichen<br />
Marktes mit allen Chancen und Risiken zu erhalten<br />
und Maßnahmen abzuleiten, wie dieser bestmöglich<br />
ausgeschöpft werden kann.<br />
2. Konzentriert sich die Vertriebsorganisation<br />
ausreichend<br />
auf ihr Kerngeschäft?<br />
Nicht direkt kundenbezogene Tätigkeiten lenken<br />
Vertriebsmitarbeiter von ihrem Kerngeschäft ab.<br />
Um sicherzustellen, dass in Krisenzeiten alle Mitarbeiter<br />
auf das Kerngeschäft fokussiert sind, sollte<br />
sich die Vertriebsleitung einen genauen Überblick<br />
über die tatsächlichen Aufwände der einzelnen<br />
Schritte im Vertriebsprozess verschaffen. Nur so
kann gewährleistet werden, dass alle Tätigkeiten<br />
bestmöglich zur Kundengewinnung und -betreuung<br />
beitragen. Unverzichtbar sind hierfür das richtige<br />
Handwerkszeug und ein erfahrener Coach, um<br />
den Weg für eine wirklich kundenfokussierte Mannschaft<br />
mit erhöhter Vertriebsleistung zu ebnen.<br />
3. Werden konsequent alle<br />
Möglichkeiten der Auftragsgewinnung<br />
genutzt?<br />
In einer Vielzahl von Projekten zur Optimierung<br />
des Vertriebs hat <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> festgestellt,<br />
dass wichtige Möglichkeiten zur Auftragsgewinnung<br />
nicht genutzt werden. Dazu gehören<br />
beispielsweise das Durchführen von fundierten<br />
Interessenten- und Kundenanalysen, die professionelle<br />
Pflege der Kontaktbasis oder passende<br />
Ansprachekonzepte. Um die Auftragsgewinnung<br />
so effizient wie möglich zu gestalten, sollten die<br />
Möglichkeiten eines professionellen Customer<br />
Relationship Managements genutzt werden.<br />
Kernfragen zur Vertriebsoptimierung<br />
5<br />
EINFLUSS VERÄNDERTER MARKTBEDINGUNGEN AUF DEN VERTRIEB 43<br />
7<br />
6 WettbewerbsfähigeKostenstruktur?<br />
Einbindung der<br />
Mitarbeiter?<br />
Optimales<br />
Pricing?<br />
Abbildung 1: Kernfragen zur Vertriebsoptimierung<br />
Kernfragen<br />
Vertrieb<br />
4. Wird tatsächlich um jeden<br />
einzelnen Auftrag gekämpft?<br />
Um sicherzustellen, dass aus möglichst vielen Angeboten<br />
ein Auftrag wird, müssen klare Verantwortlichkeiten,<br />
zügige und passgenaue Bearbeitung<br />
sowie konsequentes Follow-up verlässlich in der Vertriebsorganisation<br />
verankert sein. Eine Analyse der<br />
Ist-Prozesse und die Sicherstellung einer hochprofessionellen<br />
Sales-to-Order-Phase erhöhen nachweislich<br />
die Conversion-Rate von Angeboten zu<br />
Aufträgen.<br />
5. Werden die Produkte zu den<br />
richtigen Preisen angeboten?<br />
Obwohl die enorme Bedeutung des Pricings für<br />
Marge, Ergebnis und letztlich für den Unternehmenswert<br />
weithin bekannt ist, geraten die<br />
Grundpfeiler erfolgreicher Preispolitik in Krisensituationen<br />
oft in Vergessenheit. Dabei ist es gerade<br />
im aktuell schwierigen Marktumfeld essenziell,<br />
Ausreichende<br />
Marktkenntnis?<br />
Effektivität<br />
und Effizienz im<br />
Angebotsprozess?<br />
4<br />
1<br />
Fokussierung<br />
auf Kerngeschäft?<br />
Ausschöpfung<br />
der Kundenpotenziale?<br />
3<br />
2
44<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
aussagekräftige Wettbewerbsanalysen zur Identifikation<br />
von Preistrends, Strategien und Verhaltensmustern<br />
der Konkurrenten durchzuführen.<br />
Basierend darauf sollte eine systematische Ermittlung<br />
der Produkteigenschaften und des Produktnutzens<br />
erfolgen, um die entsprechenden<br />
Zahlungsbereitschaften aus Kundensicht abzuleiten.<br />
Bei der internen Analyse ist die Auswertung<br />
der Produktkostenstruktur im Unternehmen als<br />
verlässliche Basis für das Preiscontrolling ein<br />
maßgeblicher Faktor. Auf Basis der Analyseergebnisse<br />
können klare preispolitische Ziele durch<br />
das Top-Management erarbeitet werden.<br />
Bei der anschließenden Preisdurchsetzung sind im<br />
Wesentlichen drei Faktoren erfolgsentscheidend:<br />
die Ausgestaltung der Rabatt- und Bonussysteme<br />
am Wertpotenzial des Kunden, die professionelle<br />
und transparente Kommunikation zum Kunden,<br />
sowie die Steuerung und Kontrolle des Mitarbeiterverhaltens<br />
durch eine passende Incentivierung.<br />
Die Berücksichtigung dieser elementaren Säulen<br />
im Pricing führt nicht nur zu nachweislich höherer<br />
Preisqualität, sondern auch zu verbesserter<br />
Kundenzufriedenheit und damit letztendlich zu<br />
erhöhter Kundenloyalität.<br />
6. Arbeitet der Vertrieb konsequent<br />
kosten-/nutzenorientiert?<br />
Ungenutzte Kostensenkungspotenziale und überstrapazierte<br />
Auftragsgewinnungskosten deuten<br />
auf Handlungsbedarf unterhalb der Top-Line hin.<br />
Eine Steigerung der Vertriebsleistung wird in<br />
erster Linie mit verbesserter Preisqualität und<br />
Mengenwachstum verbunden. Um diese Steigerung<br />
zu erzielen, sind kurzfristige Kostensenkungen<br />
und die Schaffung von Best-in-Class-Vertriebskostenstrukturen<br />
notwendig. Beides wird durch<br />
ein systematisches Vorgehen von der Analyse der<br />
Kosten über die Ableitung von Handlungsfeldern<br />
bis hin zur Konsolidierung der Kostenstruktur<br />
erreicht. Ergebnis sind sofort und mittelfristig<br />
wirksame Maßnahmen. Ein reibungsloses Zusammenspiel<br />
von Controlling und Vertrieb ist hierbei<br />
unerlässlich.<br />
7. Verfügen die Vertriebsmitarbeiter<br />
im Innen- und Außendienst<br />
über ausreichendes<br />
Verständnis für die Situation?<br />
Aufgrund der Krise muss die Führungsebene die<br />
eigene Vertriebsstrategie stetig an das veränderte<br />
Marktumfeld anpassen. Fraglich ist jedoch, wie<br />
viel von diesem Vorhaben bei den Mitarbeitern im<br />
Innen- und Außendienst tatsächlich ankommt.<br />
Wird ihr Verhalten vom Business-as-usual bestimmt,<br />
oder sind sich die Mitarbeiter der Ernsthaftigkeit<br />
der aktuellen Krisensituation bewusst<br />
und fokussieren sich auf das Wesentliche? Dafür<br />
ist es notwendig, die Vertriebsmannschaft punktgenau<br />
mit Informationen zu versorgen und damit<br />
einen durchgängig hohen Wissensstand innerhalb<br />
der gesamten Vertriebsorganisation zu erreichen.<br />
Neben dem Informationsprozess stellt die Analyse<br />
der benötigten Ressourcen und Fähigkeiten ein<br />
wichtiges Element dar. Wird eine Kompetenzlücke<br />
festgestellt, so müssen entsprechende<br />
Qualifizierungsmaßnahmen definiert und umgesetzt<br />
werden.
Welche Veränderungen sind nun konkret erforderlich,<br />
um die aufgezeigten Optimierungspotenziale<br />
umzusetzen und den Vertrieb auf<br />
Erfolg auszurichten? Hierzu bedarf es zunächst<br />
einer detaillierten Segmentierung, die wiederum<br />
die Grundlage für einen systematischen Produkt-<br />
Markt-Fokus schafft. Das von <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong><br />
angewendete Produkt-Markt-Konzept trägt dieser<br />
Anforderung Rechnung: Als Basis für die strategische<br />
Ausgestaltung des Marktangangs sieht<br />
dieser Ansatz eine umfassende Analyse von<br />
Markt, Wettbewerbern, Produkten und Organisationsstruktur<br />
vor (s. Abb. 2).<br />
Nach den Erfahrungen von <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong><br />
sind marktorientiertes Denken und eine entsprechende<br />
Prägung der Vertriebskultur wesentliche<br />
Erfolgsfaktoren. Im ersten Schritt wird daher eine<br />
detaillierte Marktanalyse durchgeführt. Dazu wer-<br />
EINFLUSS VERÄNDERTER MARKTBEDINGUNGEN AUF DEN VERTRIEB 45<br />
Das Produkt-Markt-Konzept als Basis für<br />
den systematischen Vertriebserfolg<br />
Produkt-Markt-Konzept<br />
Phasen<br />
Analyseebenen<br />
1<br />
Marktsituation<br />
2<br />
Produktanforderungen<br />
Zielkunden<br />
Abbildung 2: Produkt-Markt-Konzept<br />
3<br />
Organisationsstruktur<br />
• Definition der Zielkunden, -regionen und<br />
-umsätze<br />
• Analyse der Kundenbedürfnisse sowie der<br />
Anforderungen der Zielkunden an Produkte<br />
• Ableitung von Handlungsfeldern in der<br />
Marktbearbeitung<br />
Wettbewerber<br />
• Identifizierung der relevanten Wettbewerber<br />
• Analyse des Produktangebots, des Preisniveaus<br />
sowie der Vertriebsstrukturen der Wettbewerber<br />
• Ableitung von Maßnahmen, um den Stärken<br />
der Wettbewerber zu begegnen und Umsatz<br />
zurückzuholen<br />
• Festlegung eines wettbewerbsfähigen<br />
Preisniveaus im Markt<br />
den zunächst die Zielkunden, -regionen und -umsätze<br />
festgelegt. Mithilfe von Marktuntersuchungen<br />
werden anschließend die Kundenbedürfnisse und<br />
deren Wandel sowie die Anforderungen der<br />
Zielkunden an Produkte ermittelt. Darüber hinaus<br />
werden die relevanten Wettbewerber identifiziert<br />
und Informationen über sie gesammelt, systematisiert<br />
und ausgewertet. Basierend auf den<br />
Ergebnissen dieser Wettbewerbsanalyse lassen<br />
sich Maßnahmen ableiten, die eine optimale Durchsetzung<br />
gegenüber dem Wettbewerb ermöglichen<br />
und ein konkurrenzfähiges Preisniveau definieren.<br />
In einem zweiten Schritt erfolgt die detaillierte<br />
Analyse des bestehenden Produktportfolios.<br />
Basierend auf den Ergebnissen der Marktanalyse<br />
wird dazu das Marktpotenzial je Produktsegment<br />
in den Zielregionen und bei den verschiedenen<br />
Zielkunden quantifiziert. Das Ergebnis ist eine<br />
4<br />
SWOT-<br />
Analyse<br />
5<br />
Zielumsatz<br />
nach Produkten<br />
Produkte<br />
• Potenzialverifizierung der Produkte<br />
• Implementierung eines abgestimmten<br />
Produktportfolios für den Markt<br />
Organisationsstruktur<br />
6<br />
Zielvereinbarungen,<br />
Budget, etc.<br />
• Definition einer Soll-Personalstruktur<br />
• Identifizierung von Qualifizierungsbedarfen<br />
• Zielgerichtete Entwicklung der Vertriebsmitarbeiter<br />
• Implementierung von klaren Prozessen und<br />
Verantwortlichkeiten<br />
• Optimierung der Aufbau- und Ablauforganisation
46<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
detaillierte Produktstrategie zur optimalen<br />
Ausschöpfung der Marktpotenziale.<br />
Das Vertriebsteam ist der Schlüssel zur Zielerreichung.<br />
Im dritten Schritt wird daher der Organisationsstrukturbedarf<br />
von lokalen Vetriebseinheiten<br />
ermittelt. Hierzu gehören zunächst die<br />
Definition einer Soll-Personalstruktur sowie die<br />
Identifizierung der vorhandenen Ressourcen und<br />
Fähigkeiten der Vertriebsmitarbeiter. Darauf aufbauend<br />
werden die Qualifizierungsbedarfe abgeleitet<br />
und Trainings vereinbart, um das Personal<br />
gezielt entwickeln zu können. Ein weiteres wesentliches<br />
Element für den Vertriebserfolg sind klar<br />
definierte Prozesse und Verantwortlichkeiten. Dazu<br />
werden effiziente Abläufe und klare Aufgabenzuteilungen<br />
im Unternehmen installiert – mit dem<br />
Ergebnis einer optimierten Aufbau- und Ablauforganisation.<br />
Die SWOT-Analyse bietet im vierten Schritt eine<br />
sinnvolle Methode zur Definition der Unternehmensziele<br />
und der Strategie. Hierbei werden zunächst<br />
aus der externen Analyse Chancen und<br />
Risiken für das Unternehmen abgeleitet. Die Ergebnisse<br />
der internen Analyse reflektieren die eigenen<br />
Ausblick und Fazit<br />
Es ist zu erwarten, dass der Vertrieb auch in den<br />
nächsten Jahren mit den Auswirkungen der aktuellen<br />
Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise<br />
kämpfen wird. Die Märkte sind gesättigt, Produkte<br />
zunehmend uniform und Kunden werden<br />
den Unternehmen und ihren Produkten gegenüber<br />
immer kritischer. Darüber hinaus verändern<br />
Globalisierung und zunehmende Relevanz des<br />
Internets manche Branchen derart rasant, dass<br />
das Kundenverhalten immer weniger prognostizierbar<br />
wird. Den „klassischen Verkäufer“ als<br />
Anbieter einer Ware oder Dienstleistung wird es<br />
in dieser Art bald nicht mehr geben, denn der<br />
Markt braucht in Zukunft weniger, dafür aber besser<br />
qualifizierte Verkäufer.<br />
Stärken und Schwächen. Auf Basis der SWOT-Analyse<br />
werden anschließend Strategien entwickelt,<br />
um Stärken des Unternehmens und Chancen des<br />
Marktes zu nutzen und auszubauen sowie Schwächen<br />
zu reduzieren und Risiken abzuwenden.<br />
Diese Grundprinzipien der Strategieformulierung<br />
werden im fünften Schritt konsolidiert und in realistische<br />
und messbare Wachstums-, Effizienz- und<br />
Führungsziele umgewandelt. Anhand der potenziellen<br />
Zahlungsbereitschaft der Kunden und des<br />
zu erwartenden Verkaufsvolumens lässt sich daraufhin<br />
der Zielumsatz nach Produkten kalibrieren.<br />
Im letzten Schritt werden abschließend strategische<br />
Zielvereinbarungen sowie das notwendige<br />
Budget festgelegt und kommuniziert.<br />
Ergebnis dieser sechs Schritte sind konkrete Maßnahmen,<br />
wie der Zielmarkt mit den passenden<br />
Produkten und einer darauf abgestimmten Organisationsstruktur<br />
optimal ausgeschöpft werden<br />
kann. Die Produkt-Markt-Fokussierung ermöglicht<br />
es der Vertriebsorganisation des Unternehmens<br />
somit, sich langfristig auf die veränderten wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen einzustellen.<br />
Die Herausforderungen im Vertrieb werden wesentlich<br />
an Komplexität zunehmen und die Vertriebsleitung<br />
zu radikalem Umdenken zwingen.<br />
Hier unterstützt <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> Unternehmen<br />
bei der Optimierung der Vertriebsorganisation<br />
und hilft dabei, den Vertrieb angesichts der neuen<br />
Herausforderungen in Krisenzeiten zu stärken. Die<br />
Entwicklung eines ganzheitlichen Vertriebskonzeptes<br />
sowie die Schaffung tiefer Marktkenntnisse<br />
bilden dabei die Basis für den Vertriebserfolg.<br />
Neben anderen erfolgreichen Methoden<br />
nutzt <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> die hier vorgestellten<br />
sieben Kernfragen, um Optimierungspotenziale<br />
aufzudecken und alle Möglichkeiten der Auftragsgewinnung<br />
umzusetzen.
EINFLUSS VERÄNDERTER MARKTBEDINGUNGEN AUF DEN VERTRIEB 47
?<br />
Neumarkenstrategie<br />
Markenfusion<br />
!<br />
!<br />
!<br />
Monomarkenstrategie
Adel Gelbert, Kai Rippe<br />
Die Marke im Kontext von<br />
Mergers & Acquisitions
50<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Mergers & Acquisitions (im weiteren Verlauf dieses<br />
Artikels als M&A bezeichnet) gelten aufgrund<br />
ihres enormen Einflusses auf die beteiligten<br />
Organisationen sowie ihrer schwierigen Reversibilität<br />
häufig als komplexeste und risikoreichste<br />
unternehmerische Herausforderung. Trotz entsprechend<br />
hoher Aufmerksamkeit beim Management<br />
wird jedoch ihr oberstes Ziel, die nachhaltige<br />
Steigerung des Unternehmenswerts, oft verfehlt.<br />
Teilweise werden sogar Erfolgsraten von unter<br />
20 % gemessen. 1<br />
Als häufigste Ursache hierfür gilt ein überhöhter<br />
Kaufpreis für das Zielobjekt aufgrund überzogener<br />
Synergieerwartungen bzw. Unterschätzung<br />
Vor der Vertragsunterschrift:<br />
Marken innerhalb der Due<br />
Diligence und Unternehmensbewertung<br />
Marken gelten als ein wichtiges strategisches Kaufmotiv.<br />
Oftmals lösen sie eine M&A-Transaktion<br />
erst aus. Unternehmen wollen sich zunehmend<br />
über starke Marken bei immer kritischer werdenden<br />
Stakeholdern profilieren. Gleichzeitig wird<br />
der Markenneuaufbau gerade in gesättigten<br />
Märkten immer schwieriger, und exklusive Marken<br />
treffen irgendwann an ihre Wachstumsgrenzen.<br />
Dadurch werden der Wert etablierter Marken und<br />
der Anreiz, sie hinzuzukaufen, anstatt selbst zu<br />
entwickeln, erhöht. Das spart Zeit und Kosten und<br />
ist weniger risikoreich als der Aufbau einer eigenen<br />
„proprietären“ Marke. Dieser Trend wird<br />
unterstützt durch die Harmonisierung vieler<br />
Markenportfolios: Große Markenkonglomerate<br />
konzentrieren sich zunehmend auf wenige profitable<br />
Kernmarken und stoßen unpassende ab. Beispielsweise<br />
reduzierte Unilever sein Portfolio von<br />
von Integrationsproblemen. Diese resultieren in<br />
der Regel aus einer unausgereiften strategischen<br />
Transaktionsvorbereitung bzw. einer Nichtbeachtung<br />
bewertungsrelevanter Faktoren. So werden<br />
zwar alle unternehmerischen Hard Facts, wie<br />
finanzielle, steuerliche und rechtliche Daten, in<br />
umfangreichen Pre-Merger-Analysen überprüft.<br />
Selbst für einige weiche Faktoren wie Unternehmenskultur<br />
und Human Resources gibt es inzwischen<br />
eine fest institutionalisierte Due Diligence<br />
und diverse Integrationskonzepte. Das gemeinhin<br />
wertvollste Intangible Asset – die Unternehmensmarke<br />
– spielt aber immer noch eine zu geringe<br />
Rolle. Das verwundert, ist doch ihr Stellenwert<br />
gerade bei M&As erheblich gestiegen.<br />
Der Stellenwert von Marken bei M&As<br />
einst 1.600 verschiedenen Marken im Jahr 2000<br />
auf inzwischen nur noch 400. Demnach muss man<br />
insgesamt konstatieren, dass der strategische<br />
Wert von Marken bei M&As deutlich gestiegen ist.<br />
Das gilt auch für ihren Wert als Vermögensgegenstand.<br />
Nach einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
PricewaterhouseCoopers macht<br />
er durchschnittlich mehr als zwei Drittel des<br />
gesamten Unternehmenswerts aus. 2 Entsprechend<br />
stellen Marken bei M&As häufig den wesentlichen<br />
Teil des Kaufpreises für ein Zielunternehmen dar.<br />
Experten schätzen beispielsweise, dass bei der<br />
Übernahme von Kraft Foods durch Philipp Morris<br />
ca. 90 % der gezahlten 12,9 Milliarden US-$ auf die<br />
Unternehmensmarke entfielen. 3 Da erworbene<br />
Marken – im Gegensatz zu proprietären – inzwischen<br />
bilanziert werden müssen, können also<br />
schon kleinere Ungenauigkeiten bei der<br />
Ermittlung ihres Kaufpreises die Bilanz und damit<br />
den Unternehmenswert massiv belasten. An dessen<br />
Post-Merger-Entwicklung wird allerdings im<br />
Regelfall der Erfolg einer M&A-Transaktion ge-<br />
1 Marks; Mirvis (2001): Making Mergers and Acquisitions Work: Strategic and Psychological Preparation i.V.m. Grubb;<br />
Lamb (2000): Capitalize on Merger Chaos.<br />
2 PricewaterhouseCoopers (2006): Praxis von Markenbewertung und Markenmanagement in deutschen Unternehmen.<br />
3 Farquhar et al. (1992): Brands on the Balance Sheet.
messen. Demzufolge ist eine objektive („faire“),<br />
nachhaltige und stichtagsgenaue Bewertung<br />
absolut erfolgskritisch für den Käufer. Doch wie<br />
kann man diese bei einem so wertvollen, aber<br />
intangiblen Gegenstand wie einer Marke sicherstellen?<br />
Neben der Beachtung der generellen Grundsätze<br />
ordnungsgemäßer Unternehmensbewertung4 ist<br />
es vor allem wichtig, dass man sich bei der Markenevaluation<br />
nicht bloß auf die Vergangenheit<br />
reduziert. Eine rein quantitative Analyse von<br />
Bestandsdaten trägt dem Markt schon längst<br />
nicht mehr ausreichend Rechnung. Sowohl die<br />
International Financial Reporting Standards als<br />
auch mittel- und langfristig orientierte Kapitalgeber<br />
fordern, dass die zukünftige Entwicklung<br />
eines Unternehmens und seiner Marken in ihre<br />
Bewertung mit einfließt. Nur dann kann eine<br />
belastbare Prognose über ihre nachhaltige Bedeutung<br />
gemacht werden, die als Grundlage für<br />
jegliche Investitionsentscheidungen dient. So gelten<br />
Marken beispielsweise nach einem Bericht der<br />
Kreditanstalt für Wiederaufbau als der immaterielle<br />
Vermögenswert, der am ehesten als<br />
Sicherheit bei der Kreditvergabe von Banken<br />
akzeptiert wird. 5 Im Gegenzug wollen diese natürlich<br />
genauestens darüber informiert werden, wie<br />
die Marke zukünftig genutzt wird und welche<br />
Investitionen in sie getätigt werden sollen. Für die<br />
Bewertung bei M&As bedeutet das konkret, dass<br />
man sich pre-merger Gedanken machen muss,<br />
wie Zielmarken in das Käuferportfolio integriert<br />
bzw. wie diese zukünftig positioniert werden sollen<br />
und welchen Einfluss die Transaktion selbst<br />
auf sie hat.<br />
In der Praxis findet das allerdings noch viel zu selten<br />
statt. Meistens wird nur das Unternehmen<br />
pauschal bewertet und der Goodwill – also die<br />
Differenz zwischen verhandeltem Kaufpreis und<br />
errechnetem Vermögenswert des Unternehmens<br />
– einfach auf weiche Faktoren wie Marken oder<br />
Patente aufgeteilt. Diese Ignoranz gegenüber<br />
dem tatsächlichen Markenwert kann aber sehr<br />
gefährlich für Unternehmen sein. Wird dieser<br />
nicht ausgerechnet, sondern ihm nur ein „Restwert“<br />
der Kaufsumme nach Abzug aller anderen<br />
4 Moxter (1998): Grundsätze ordnungsgemäßer Unternehmensbewertung.<br />
5 KfW-Report (2007) Nr. 39: Mittelstands- und Strukturpolitik.<br />
DIE MARKE IM KONTEXT VON M&A 51<br />
Assets zugewiesen, kommt es in der Regel zu<br />
einer Unterbewertung der Marke in der Bilanz.<br />
Was zunächst danach klingt, als hätte man „ein<br />
Schnäppchen gemacht“, kann dann äußerst negative<br />
Folgen haben: Marken sind üblicherweise Teil<br />
des Anlagevermögens, bei dessen Positionen<br />
grundsätzlich von einer längeren Kapitalbindung<br />
als beim Umlaufvermögen auszugehen ist. Wird<br />
die Marke nun mit einem zu niedrigen Wert bilanziert,<br />
wird zum einen zu wenig Unternehmensvermögen<br />
ausgewiesen. Zum anderen verschiebt<br />
sich die Vermögensstruktur zugunsten des Umlaufvermögens.<br />
Daraus ergeben sich drei wesentliche<br />
Probleme:<br />
a) Durch die allgemeine Unterbewertung steigt<br />
die Gefahr, selbst übernommen zu werden.<br />
b) Es wird ein zu hoher Anteil des Fremdkapitals<br />
am Gesamtkapital des Unternehmens ausgewiesen.<br />
Dadurch kann es zu Problemen bei<br />
der Kapitalbeschaffung kommen. (Je schlechter<br />
das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital,<br />
desto geringer ist die Bonität. Das bedeutet<br />
höhere Zinsen auf zukünftige Kredite.)<br />
c) Ein zu niedriger Ausweis des Anlagevermögens<br />
suggeriert eine zu hohe Dispositionselastizität.<br />
Das Unternehmen denkt, dass es sein Vermögen<br />
viel flexibler und kurzfristiger umverteilen kann,<br />
als es real dazu in der Lage ist. Das kann bei<br />
Liquiditätsengpässen bis hin zur Insolvenz<br />
führen. Lehman Brothers ist dafür nur ein prominentes<br />
Beispiel.<br />
Diese drei Szenarien zeigen, welche Gefahren lauern,<br />
wenn man die separate Berechnung des Markenwerts<br />
bei M&As ignoriert. Das vielleicht noch<br />
größere Risiko liegt aber darin, Marken in einer<br />
Weise zu bewerten, die ihre tatsächliche Perspektive<br />
unzutreffend berücksichtigt. Das passiert<br />
zum einen oft, wenn man sich zum Zeitpunkt der<br />
Übernahme noch keine Gedanken über die zukünftige<br />
Verwendung der Zielmarke bzw. ihre Einordnung<br />
in das Käufermarkenportfolio gemacht<br />
hat. Zum anderen – und das ist leider der häufigere<br />
Fall – kommt das vor, wenn man die Stärke einer<br />
Marke beim Kunden und bei den Mitarbeitern<br />
falsch einschätzt. Die Konsequenz sind oftmals<br />
völlig überzogene Kaufpreise, die zu hohen
52<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Abschreibungen führen und den Unternehmenswert<br />
und damit den Erfolg der Transaktion belasten.<br />
Ein mahnendes Beispiel dafür ist der Kauf<br />
von Rover durch BMW im Jahr 1994 (Übernahmekosten:<br />
ca. 5 Milliarden Euro): Bei der Bewertung<br />
von Unternehmen und Marke wurde damals eine<br />
doch „recht optimistische“ Post-Merger-Loyalitätsrate<br />
von 100 % bei den Rover-Kunden angenommen.<br />
(Zum Vergleich: BMW kam damals –<br />
ohne gekauft zu werden – auf durchschnittlich<br />
69 % pro Jahr.) Entsprechend wurde der Wert der<br />
Marke Rover bei der Kaufpreisermittlung viel zu<br />
hoch angesetzt, ohne ihre damalige Negativentwicklung,<br />
die daraus resultierende Notwendigkeit<br />
immenser Investitionen und den Einfluss einer<br />
Übernahme auf ihre Stärke zu berücksichtigen.<br />
De facto blieben nur 20 % der Kunden der Marke<br />
nach dem Zusammenschluss treu, woraus sich<br />
allein Mehrkosten von über 2 Milliarden Euro ergaben.<br />
Nach insgesamt ca. 13 Milliarden Euro Investitionen<br />
und enormen Querelen innerhalb der<br />
Stammbelegschaft endete das Abenteuer Rover<br />
für BMW im Jahr 2000 nach nur sechs Jahren mit<br />
dem Verkauf der Marke Rover. Für 10 Pfund. 6<br />
Solche Negativbeispiele belegen sehr anschaulich,<br />
wie wichtig es ist, alle zum Stichtag relevanten<br />
Informationen – egal, ob in Vergangenheit oder<br />
Zukunft – in der Markenbewertung zu berücksichtigen.<br />
Das haben inzwischen auch die meisten professionellen<br />
Markenbewertungsanbieter erkannt<br />
und die Dimension „Perspektive der Marke“ in ihre<br />
Modelle integriert. Zukünftige markenspezifische<br />
Erträge werden prognostiziert und auf einen<br />
Gegenwartswert diskontiert. Doch wenn offensichtlich<br />
realistischer gemessen wird, warum verlieren<br />
laut diverser Studien immer noch mehr als<br />
die Hälfte aller Unternehmen im Anschluss an<br />
Markenkonsolidierungen an Markenwert? 7<br />
Vergleicht man die bekannten Markenbewertungsmodelle<br />
miteinander, stellt man schnell einen<br />
gemeinsamen Makel bezüglich ihrer Tauglichkeit<br />
für den Anlass M&A fest: Sie alle betrachten ausschließlich<br />
die isolierte Zielmarke. Ihre Kompatibilität<br />
mit der Käufermarke spielt kaum eine Rolle.<br />
Das „Zusammenpassen der Organisationen und<br />
ihrer Elemente“ ist aber eine der zentralen Frage-<br />
6 Focus (1999) Nr. 6: Jeder gegen Jeden.<br />
7 Knudsen et al. (1997): Brand Consolidation Makes a Lot of Economic Sense.<br />
stellungen bei M&As, und das nicht erst nach großen<br />
Integrationsdesastern wie der DaimlerChrysler AG.<br />
Seit jeher beschäftigen sich Wissenschaftler und<br />
Praktiker mit der effizienten Zusammenführung<br />
von Käufer und Ziel und lassen keine Gelegenheit<br />
aus, zu bekräftigen, wie wichtig es ist, diese auch<br />
schon in der Bewertung von Targets zu berücksichtigen.<br />
Allein das Schlagwort „Synergien“ gilt<br />
häufig schon als universale Rechtfertigung von<br />
M&A-Deals und für abnorme Kaufpreise. Folglich<br />
ist es inzwischen wesentlicher Teil der Due<br />
Diligence, zu überprüfen, wie Unternehmen und<br />
ihre Geschäftsfelder, Produkte, IT-Systeme bis hin<br />
zu ihren Unternehmenskulturen harmonieren bzw.<br />
ideal zusammengeführt werden können. Die<br />
Ergebnisse dieser Untersuchungen werden quantifiziert<br />
und bei der Ermittlung des Kaufpreises für<br />
das Ziel verrechnet. Das betrifft alle harten, aber<br />
auch fast alle weichen Unternehmensfaktoren.<br />
Nur die Markenkompatibilität wird bei der Unternehmensanalyse<br />
meistens vernachlässigt.<br />
Das ist erstaunlich, spielt diese doch insbesondere<br />
bei markenintendierten Übernahmen eine wichtige<br />
Rolle. Durch ihre Pre-Merger-Analyse könnten<br />
zum einen die Markensynergien (beispielsweise<br />
verringerte Markenführungskosten, Assoziationen,<br />
die zwischen den Unternehmensmarken übertragen<br />
werden, oder das Markenerweiterungspotenzial<br />
der Zielmarke für neue Produkte des<br />
Käufers) und -dissynergien (Verwässerungen der<br />
Marken bis hin zur gegenseitigen Kannibalisierung)<br />
identifiziert und im Kaufpreis berücksichtigt<br />
werden. Als noch wichtiger gilt aber, dass<br />
zum anderen die Markenintegrationsstrategie<br />
rechtzeitig vorbereitet und ihr Aufwand berechnet<br />
werden kann. Diese ist schließlich maßgebend<br />
für einige wichtige unternehmenspolitische<br />
Entscheidungen wie den zukünftigen Markennamen,<br />
die Markenarchitektur und die einzelnen<br />
Positionierungen. Sie alle sind enorm bedeutend<br />
für die Unternehmensanspruchsgruppen und<br />
müssen möglichst zeitnah nach der Bekanntgabe<br />
der Transaktion verkündet werden, um eine effiziente<br />
Post-Merger-Integration (PMI) zu gewährleisten<br />
(diese Notwendigkeit wird im folgenden<br />
Kapitel detailliert beschrieben).
Markenintegrationsstrategien<br />
Integrationsstrategie Marke A<br />
Marke A<br />
fortführen<br />
Marke A<br />
divestieren<br />
Abbildung 1: Markenintegrationsstrategien<br />
Monomarkenstrategie<br />
Neumarkenstrategie<br />
Marke B<br />
divestieren<br />
Mit der Entwicklung des BEVA-Modells (Brand<br />
Equity Valuation for Accounting) konnte <strong>Batten</strong> &<br />
<strong>Company</strong> ein Verfahren zur Markenbewertung<br />
definieren, das diese Probleme löst und auf die<br />
anlassspezifischen Besonderheiten von M&As eingeht.<br />
Zum einen beachtet es durch die Quantifizierung<br />
des zukünftigen kundenseitigen Wertschöpfungspotenzials<br />
neben den Bestandsdaten<br />
auch die „Perspektive Zukunft“. Zum anderen<br />
wird der Wert für verschiedene Markenintegrationsszenarien<br />
und -pfade berechnet, wodurch<br />
die unterschiedlichen Einordnungen einer Zielmarke<br />
in das Käufermarkenportfolio auch monetär<br />
abgebildet werden können. Das ermöglicht eine<br />
strukturierte Entscheidungsfindung über die Markenintegrationsstrategie<br />
und die Berücksichtigung<br />
der Kompatibilität im Markenkaufpreis, wodurch<br />
sich BEVA von fast allen anderen gängigen Markenbewertungsmodellen<br />
unterscheidet.<br />
Nach der Vertragsunterschrift:<br />
Marken während der Post-<br />
Merger-Integration<br />
Zwar muss der Wert von Unternehmen und Marke<br />
schon vor dem Closing aus Gründen der Kaufpreisermittlung<br />
berechnet werden. Tatsächlich Wert<br />
DIE MARKE IM KONTEXT VON M&A 53<br />
Markenfusion<br />
Monomarkenstrategie<br />
Marke B<br />
fortführen<br />
Integrationsstrategie Marke B<br />
geschaffen wird allerdings erst nach der Übernahme<br />
während der Zusammenführung von Ziel<br />
und Käufer. Dafür gibt es bei Marken drei unterschiedliche<br />
Integrationsstrategien (s. Abb. 1).<br />
Bei der Monomarkenstrategie wird nur eine der<br />
beiden Marken als gemeinschaftliche Marke fortgesetzt.<br />
Das kann sowohl die Käufer- als auch die<br />
Zielmarke sein. Ein Beispiel hierfür ist die Übernahme<br />
der Dresdner Bank, bei der deren Marke<br />
gelöscht wurde und ihr gesamtes Geschäft nun<br />
unter der Commerzbank weitergeführt wird. Bei<br />
der Neumarkenstrategie wiederum werden beide<br />
alten Marken zugunsten einer völlig neuen aufgegeben<br />
(aus VIAG und VEBA wurde E.ON). Dagegen<br />
wird bei einer Markenfusion aus den beiden<br />
involvierten Marken eine gemeinsame Marke geformt<br />
(aus Thyssen und Krupp wurde ThyssenKrupp).<br />
Warum diese Entscheidung so wichtig ist und<br />
entsprechend früh vorbereitet und verkündet<br />
werden muss, zeigt sich anhand der beiden größten<br />
Anspruchsgruppen eines Unternehmens – seinen<br />
Kunden und seinen Mitarbeitern. Beide<br />
Parteien (sowohl auf Käufer- als auch auf Zielseite)<br />
stehen nach Bekanntgabe der Übernahme<br />
zunächst vor einer unklaren Zukunft. Kunden wissen<br />
nicht, ob „ihr“ Unternehmen ihnen weiterhin
54<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
denselben Nutzen liefern kann wie vor der Transaktion.<br />
Sie sind vor allem daran interessiert, inwieweit<br />
sich das Image ihrer Marke verändert. Auch<br />
Mitarbeiter können nur vage annehmen, wie die<br />
weitere Führung ihres Unternehmens nach dem<br />
Unternehmenszusammenschluss aussieht. Speziell<br />
im Falle neuer Inhaber müssen sie um ihre<br />
Karriere und im schlimmsten Fall sogar um ihren<br />
Arbeitsplatz fürchten. Entsprechend sensibel<br />
Wird „ihre“ Marke im Rahmen eines M&A gekauft,<br />
kann man davon ausgehen, dass dies Kunden erst<br />
einmal verunsichert. Diese Verunsicherung umfasst<br />
im Wesentlichen drei Facetten: die Leistungs-,<br />
Preis- und Beziehungsunsicherheit. Die<br />
Leistungsunsicherheit betrifft sowohl die Kernleistung<br />
des Produkts als auch die der Marke. Sie<br />
führt zusammen mit der Unklarheit über zukünftige<br />
Ansprechpartner beim Unternehmen und der<br />
Angst vor massiven Preisveränderungen in Bezug<br />
auf ihre Produkte (gilt sowohl für Preisanhebungen,<br />
die mehr Kosten für die Kunden<br />
bedeuten, als auch für Preissenkungen, die gegebenenfalls<br />
zu weniger Exklusivität führen) häufig<br />
dazu, dass Kunden nicht nur verärgert, ungeduldig<br />
oder verunsichert sind, sondern sich auch hilflos,<br />
ausgeliefert oder nicht berücksichtigt vorkommen.<br />
Wird ihnen dann nicht möglichst schnell<br />
die Perspektive der Marke aufgezeigt, steigen<br />
Frust und Verunsicherung, während das Vertrauen<br />
in bzw. die Identifikation mit der Marke<br />
sinkt. Das resultiert in einer geringeren Käuferbindung<br />
und einer erhöhten Wechselwilligkeit.<br />
Gerade in der Phase nach einer Übernahme verlieren<br />
viele Targets Kunden, weil ihre Zukunft und<br />
die ihrer Marken für Außenstehende häufig unklar<br />
ist – oftmals angefeuert von negativen Schlagzeilen<br />
über Rationalisierungen und Einschnitte in ihren<br />
Positionierungen. Gerne werden dann negative<br />
Szenarien analog zu anderen übernommenen<br />
Marken heraufbeschworen, wie beispielsweise das<br />
Schicksal der ehemaligen „Innovationsfabrik“<br />
Saab, die nach der Übernahme durch General<br />
Motors sukzessive auf „Otto-Normal-Niveau“<br />
werden sie auf die hierarchische Einordnung ihrer<br />
Unternehmensmarke in das neue Markenportfolio<br />
und den Umgang mit ihr während der Integration<br />
reagieren. Von beidem geht für viele Mitarbeiter<br />
oftmals eine erhebliche symbolische Wirkung für<br />
ihre eigene Zukunft und die ihres Unternehmens<br />
aus. Nachfolgend werden beide Situationen näher<br />
beschrieben.<br />
Die Unsicherheit von Kunden bei M&As<br />
reduziert wurde (der Spiegel titelte 2009 retrospektiv:<br />
„Mit dem Einstieg von GM begann der<br />
Niedergang von Saab […] und die unaufhaltsame<br />
Talfahrt einer Kultmarke“). Häufig bleiben solche<br />
Misserfolgsgeschichten eher im kollektiven<br />
Kundengedächtnis haften als positive Beispiele<br />
wie der Relaunch der Marke MINI von BMW nach<br />
deren Erwerb.<br />
Entsprechend sollten Käufer spätestens bei der<br />
Verkündung der Übernahme eines Unternehmens<br />
den Kunden auch eine Integrationsstrategie für<br />
die betroffenen Marken präsentieren. Dafür müssen<br />
sie rechtzeitig analysieren, wie diese auf eine<br />
etwaige Vermischung der involvierten Marken<br />
reagieren. So kann es beispielsweise bei ihrer<br />
Zusammenführung sowohl auf Käufer- als auch<br />
auf Zielseite durch eine undurchsichtige Namensgebung<br />
der neu entstehenden Einheit oder durch<br />
gegenseitige Widersprüche bei den jeweiligen<br />
Positionierungen zu einem verwässerten Markenversprechen<br />
bis hin zur gegenseitigen Kannibalisierung<br />
kommen. Diese Risiken und die daraus<br />
entstehenden Kundenvorbehalte müssen innerhalb<br />
der Markenintegrationsstrategie berücksichtigt<br />
bzw. durch entsprechende Kommunikation und<br />
Mitarbeiterverhalten schnellstens entkräftet werden.<br />
Das gilt vor allem für neu gebildete Marken<br />
(wie z. B. E.ON). Hier kann man davon ausgehen,<br />
dass nicht alle Kunden die Inhalte der Marke gleich<br />
von Anfang an richtig verstehen, wodurch zusätzliche<br />
Missverständnisse auftreten können, die die<br />
Post-Merger-Markenpositionierung noch einmal<br />
erschweren.
Bezeichnet man den Umgang mit einer gekauften<br />
Marke während der PMI für die Kunden als wichtig,<br />
ist er für deren Mitarbeiter ungleich wichtiger.<br />
Und dennoch bleibt diese interne Dimension<br />
immer noch vielfach unberücksichtigt. Dabei repräsentiert<br />
vor allem das Markenintegrationsvorgehen<br />
für die Mitarbeiter das Ausmaß an struktureller<br />
Veränderung auf Unternehmensebene. Es<br />
signalisiert den Grad der Gleichberechtigung zwischen<br />
Akquisitionssubjekt und -objekt und wirkt<br />
wie ein Versprechen seitens des Käufers an die<br />
zukünftige Zusammenarbeit der zusammenkommenden<br />
Unternehmen. Werden beispielsweise<br />
Kernwerte einer Zielmarke nach einem Zusammenschluss<br />
durch den Käufer beibehalten oder<br />
Das Verhalten von Mitarbeitern an den Kundenkontaktpunkten<br />
ist die wichtigste Post-Merger-<br />
Einflussgröße auf die Wahrnehmung der Marke<br />
durch den Kunden sowie seine Verunsicherung.<br />
Es legt die Basis für den Fit zwischen dem<br />
Nutzenversprechen und tatsächlichen Verhalten<br />
der Marke. Dieser wiederum ist die Grundlage für<br />
die Markenglaubwürdigkeit und -zufriedenheit<br />
des Kunden und beeinflusst maßgeblich sein<br />
Vertrauen in die Marke. Damit ist das Mitarbeiterverhalten<br />
auch die wichtigste Voraussetzung für<br />
die gewünschte Post-Merger-Markenpositionierung.<br />
Das gilt wie beschrieben insbesondere<br />
für neu gebildete Marken, über die Kunden noch<br />
kein historisches Markenwissen haben, und für<br />
alle Erfahrungen, die auf den aktuellen Entscheidungen<br />
und Handlungen der Mitarbeiter beruhen.<br />
Solange sich diese aber noch nicht markenkonform<br />
verhalten, können auch keine absatzgerichteten<br />
Positionierungsmaßnahmen ergriffen werden.<br />
Ansonsten läuft man Gefahr, die Erwartungen<br />
vieler Kunden zu enttäuschen, da zentrale<br />
DIE MARKE IM KONTEXT VON M&A 55<br />
Die Unsicherheit von Mitarbeitern bei M&As<br />
wird rechtzeitig ein genauer Plan für ihre Entwicklung<br />
verkündet, wirkt das auf die Mitarbeiter<br />
stabilisierend. Unklarheiten bezüglich der zukünftigen<br />
Markenpolitik, Ignoranz oder gar Desinvestition<br />
haben eine demotivierende Wirkung.<br />
Das erschwert die Identifikation und das markenkonforme<br />
Verhalten der Mitarbeiter, was nicht nur<br />
negative Konsequenzen für die Marken selbst,<br />
sondern auch für die Synergierealisierungen und<br />
die Integration auf Gesamtunternehmensebene<br />
hat. Nicht umsonst gilt das Post-Merger-Mitarbeiterverhalten<br />
als einer der zentralen Einflussfaktoren<br />
auf den Erfolg einer M&A-Transaktion,<br />
insbesondere in der kritischen Phase kurz nach<br />
der Übernahme.<br />
Der Einfluss des Verhaltens von Mitarbeitern<br />
auf den M&A-Erfolg aus Markensicht<br />
Versprechen – die zum Beispiel durch Fernsehwerbung<br />
gemacht werden – durch die markierten<br />
Leistungen des neuen Unternehmens bzw. dessen<br />
Mitarbeiter nicht eingehalten werden. Hier beginnt<br />
die Notwendigkeit effektiver interner Markenpolitik<br />
und -kommunikation.<br />
Fühlen sich Mitarbeiter nicht als Bestandteil der<br />
neuen Post-Merger-Markenkonstellation oder verstehen<br />
ihre Werte nicht, werden sie sich auch<br />
nicht analog zu ihnen verhalten. Die speziell in der<br />
Integration so wichtige Extra-Meile ist weit weg.<br />
Das erschwert die Kundenbindung und die Realisierung<br />
von Synergien durch Einsatz und effiziente<br />
Zusammenarbeit. Im schlimmsten Fall sinkt die<br />
eigene Bindung des Mitarbeiters an das Unternehmen<br />
so tief, dass er es verlässt. Das daraus resultierende<br />
nicht markenkonforme Verhalten kann<br />
folglich auf zwei verschiedene Ursachen zurückgeführt<br />
werden: Die Mitarbeiter können entweder<br />
nicht anders, oder aber sie wollen es nicht.
56<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Fall A: Die Mitarbeiter können sich nicht<br />
analog zur Marke verhalten<br />
Allein aus der rein formellen Verknüpfung zweier<br />
zuvor separater Organisationen resultieren meistens<br />
Inkonsistenzen im Arbeitsverhalten. Die vormals<br />
getrennten Mitarbeiter haben in der Regel<br />
unterschiedliche Vorgehensweisen, aus denen ein<br />
einheitliches Mitarbeiterverhalten erst einmal entstehen<br />
muss. Zudem „verschwimmt“ ihr bereits<br />
realisiertes Markenwissen durch eine etwaige Konsolidierung<br />
der eigenen mit einer neuen Marke. Es<br />
ist eher unwahrscheinlich, dass alle Mitarbeiter dann<br />
von vornherein ein Bewusstsein für die Inhalte<br />
und Erfolgsrelevanz der neuen Markenkonstellation<br />
entwickeln und ihr Handeln danach ausrichten.<br />
Darüber hinaus stellen M&A-Transaktionen generell<br />
außergewöhnliche und folgenreiche Ereignisse<br />
dar, die bei Mitarbeitern oftmals außerordentlichen<br />
Stress und eine große Unsicherheit bezüglich<br />
ihrer Zukunft auslösen. Zudem wirken sie sich<br />
eher negativ auf ihr Rollenverständnis und damit<br />
auch auf ihren Leistungsantrieb aus. Beides liegt<br />
Neben der Mehrbelastung kommt es für Mitarbeiter<br />
bei einer M&A-Transaktion häufig auch zu einem<br />
gefühlten Verlust an sozialer Identität und persönlichem<br />
Stolz. Ein Teil ihrer individuellen Identität<br />
findet sich immer in der organisationalen Identität<br />
und speziell in der Marke wieder. Diesen Teil sieht<br />
der Mitarbeiter häufig im Rahmen eines Unternehmenszusammenschlusses<br />
als äußerst bedroht an.<br />
Entsprechend kann es vorkommen, dass er aus<br />
Angst vor dem Verlust bzw. aus Frust dazu neigt,<br />
sich und seine soziale Gruppe gegen „Fremde“<br />
verteidigen zu wollen, woraus häufig interne Konflikte<br />
(in der Regel mit den Mitarbeitern des anderen<br />
involvierten Unternehmens) entstehen.<br />
vor allem an veränderten Arbeitskonditionen<br />
durch neue Anforderungen, Unternehmenskulturen,<br />
soziale Strukturen und Beziehungen. Das kann<br />
dazu führen, dass Mitarbeiter nicht mehr genau<br />
wissen, welche Rolle sie wie ausfüllen sollen.<br />
Dadurch geraten sie eigentlich ungewollt in Verwirrung<br />
und Stress. Zudem werden sie meisten<br />
während der Zusammenführung neben ihrem<br />
Tagesgeschäft noch mit zusätzlichen Integrationsaufgaben<br />
und -verantwortungen belastet.<br />
Die Folgen dieses physischen und psychischen<br />
Mehraufwands sind oft eine verringerte Belastbarkeit,<br />
weniger Aufnahmefähigkeit für neues,<br />
relevantes Wissen und eine unbewusste Tendenz,<br />
eher das eigene Überleben zu sichern, anstatt<br />
proaktiv für das Unternehmen zu arbeiten. Daraus<br />
kann ein personenübergreifend unterschiedliches<br />
Markenverständnis resultieren. Vielleicht wollen<br />
Mitarbeiter einheitlich und markenkonform auftreten,<br />
aber sie können es einfach nicht.<br />
Fall B: Die Mitarbeiter wollen sich nicht<br />
analog zur Marke verhalten<br />
Diese kommen insbesondere beim Zusammenschluss<br />
von Unternehmen mit gänzlich anderen<br />
Kulturen und unterschiedlichen Marken zum<br />
Tragen. Gleiches gilt im Falle feindlicher Übernahmen<br />
oder historischer Rivalitäten. Hierbei entsteht<br />
bei Mitarbeitern oft das Gefühl, dass die<br />
eigene Unternehmensmarke die überlegene ist<br />
oder aber nicht genügend wertgeschätzt wird.<br />
Daraus können Spannungen in der Form resultieren,<br />
welche Gruppe sich wo und inwieweit der<br />
anderen anzupassen hat. Ein praktisches Beispiel<br />
hierfür ist die schwierige und von Abneigung geprägte<br />
Beziehung von Mitarbeitern der Dresdner<br />
Bank und der Allianz. Noch Jahre nach der Über-
nahme in 2001 galt es bei den Bankern als<br />
Running Gag, sich gegenseitig – in Anspielung auf<br />
die Arbeitskleidung der „Allianzler“ – weiße<br />
Socken zu schenken, wenn einer ihrer „Grünen“ zu<br />
den „Blauen“ versetzt wurde. Es erscheint nicht<br />
verwunderlich, dass der Versuch, die Vertriebsmannschaften<br />
beider Häuser zu integrieren, um<br />
damit einen umfassenden Finanzdienstleister zu<br />
schaffen, kläglich scheiterte.<br />
Weiterhin nehmen insbesondere Mitarbeiter übernommener<br />
Unternehmen M&A-Transaktionen<br />
bezüglich ihrer Job-Charakteristika eher als qualitativen<br />
Rückschritt anstatt als Fortschritt wahr.<br />
Das heißt, sie fühlen sich in ihrer Kompetenz,<br />
Perspektive, Unabhängigkeit oder Verantwortung<br />
bis hin zur Sicherheit ihrer Arbeitsstelle reduziert<br />
und reagieren sensibler auf Veränderungen. Dies<br />
findet insbesondere in ihrer Sorge Ausdruck, von<br />
der (neuen) Unternehmensleitung auch fair behandelt<br />
zu werden. Mitarbeiter achten dann sehr<br />
stark darauf, inwiefern sie in Relation zu ihrem<br />
Selbstverständnis und zu anderen Mitarbeitern<br />
gerecht bzw. sozial geführt werden. Gefühlte<br />
Unfairness resultiert dann schnell wieder in Frust<br />
und Konflikten. Gefährlich wird es insbesondere,<br />
wenn Mitarbeiter den Eindruck haben, sie müssten<br />
mehrere Rollen ausführen, diese aber für<br />
inkompatibel oder nicht sinnvoll halten.<br />
Die Folge dieser verschiedenen Restriktionen ist,<br />
dass das Vertrauen der Mitarbeiter in das neue<br />
Unternehmen und die Marke sowie gegebenenfalls<br />
in die neuen Kollegen sinkt. Mitunter fühlen<br />
sie sich nicht als Teil der neu gebildeten organisatorischen<br />
Einheit. Dadurch reduziert sich zum<br />
einen das Vertrauen der Kollegen untereinander,<br />
wodurch die gemeinsame synergetische Zusammenarbeit<br />
erschwert wird. Gerade diesbezüglich<br />
wirkt die Marke als gemeinsame Plattform enorm<br />
stabilisierend. Zum anderen haben die Mitarbeiter<br />
keinen Antrieb, sich analog zu den gewünschten<br />
Markenwerten zu verhalten: Bisherige Anstrengungen<br />
für ihre alte Marke werden als Sunk Costs<br />
wahrgenommen, und das Festhalten an ihr kann<br />
als Trotzreaktion gewertet werden und sich infolge<br />
der Selbstrechtfertigung noch einmal verstärken.<br />
Entsprechend ist kaum vorstellbar, dass<br />
Mitarbeiter unbelastet und produktiv arbeiten,<br />
DIE MARKE IM KONTEXT VON M&A 57<br />
wenn sie vom Harmonieren der involvierten<br />
Marken nicht überzeugt sind. Dasselbe gilt auch,<br />
wenn Mitarbeiter gar nicht bzw. zu spät oder unglaubwürdig<br />
über die Zukunft ihrer Marke informiert<br />
werden. Dann werden sie sich am „Flurfunk“<br />
oder an meinungsstarken Kollegen orientieren<br />
und ihre eigene Version entwickeln. Vor allem,<br />
wenn der zukünftige Name der entstehenden<br />
Einheit aus Ziel und Käufer „durchsickert“, ohne<br />
dass eine umfangreiche Erklärung dessen erfolgt<br />
ist, kann das erhebliche Vorurteile bei den Mitarbeitern<br />
hervorrufen. Spielt beispielsweise ihre<br />
Marke im neuen Namen keine Rolle, werden viele<br />
Mitarbeiter auch daraus vorschnell ableiten, dass<br />
deren Identität und Werte keine Zukunft haben.<br />
Welche negativen Konsequenzen Fehler in der<br />
Markenpolitik auf Unternehmensebene verursachen<br />
können, musste – wie schon erwähnt –<br />
Daimler bei der Fusion mit Chrysler erleben. Hier<br />
wurde u.a. durch die Markennamensgebung und<br />
die Kommunikation im Vorfeld ein Merger of<br />
Equals suggeriert, der aus Sicht der Mitarbeiter<br />
allerdings während der PMI so nie stattfand.<br />
Daimler schickte diverse Manager nach Detroit,<br />
die den Chrysler-Mitarbeitern die deutsche<br />
Arbeitsweise und Unternehmenskultur beibringen<br />
sollten. Das wurde vor Ort eher als Vertrauensbruch<br />
wahrgenommen, was zu tiefen Gräben<br />
zwischen den Belegschaften führte. Die Folge<br />
waren eine mangelnde Identifikation der<br />
Mitarbeiter mit der jeweils anderen Marke bzw.<br />
dem Markenkonglomerat selbst sowie erhebliche<br />
Probleme während der Unternehmensintegration.<br />
Nach Meinung vieler Experten war dies letztendlich<br />
der Hauptgrund für das Scheitern der<br />
Transaktion.<br />
Absolut positiv hingegen ist die Markenpolitik<br />
und -kommunikation der Commerzbank bei der<br />
Übernahme der Dresdner Bank zu bewerten: Es<br />
wurde nicht nur die markenspezifische Herausforderung<br />
rechtzeitig erkannt und ein hoher Etat<br />
für die Markenintegration bereitgestellt. Vielmehr<br />
setzte man insbesondere durch die Wahl des<br />
neuen Logos – das nach vollzogener Übernahme,<br />
allerdings noch vor deren tatsächlicher Integration<br />
bekannt gegeben wurde – ein deutliches Zeichen<br />
an die verbliebenen Mitarbeiter und Kunden der
58<br />
<strong>INSIGHTS</strong> <strong>15</strong><br />
Markenpolitik Commerzbank<br />
=<br />
Abbildung 2: Markenpolitik Commerzbank<br />
Dresdner Bank, dass ihre bisherigen Marke im<br />
neuen Unternehmen weiterleben würde (s. Abb. 2).<br />
Ein umfassendes Toolkit für ein effektives Post-<br />
Merger-Vorgehen liefert der PMI-Markenmanagement-Radar<br />
von <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong>. Darin werden<br />
durch das BEVA-Modell wie eingangs beschrieben<br />
Markenintegrationsszenarien modelliert und<br />
quantifiziert, um die geeignete Integrationsstrategie<br />
zu ermitteln und diese im Kaufpreis<br />
abzubilden. Im Anschluss wird eine Integrations-<br />
Roadmap entwickelt, bei der die Positionierung<br />
1. Verankern Sie das Markenmanagement während<br />
einer M&A-Transaktion fest in der strategischen<br />
Unternehmensführung:<br />
Markenmanagement – gerade bei markenintendierten<br />
Transaktionen oder wenn die Werte der<br />
beteiligten Marken sehr hoch sind – ist inzwischen<br />
zu bedeutend geworden, als dass es nur als untergeordnete<br />
Funktion des Bereichs Marketing gesehen<br />
werden kann. Vielmehr muss es in der strategischen<br />
Führung des M&A-Deals integriert werden.<br />
+<br />
der neuen Marke(n) im Kontext der Value-Proposition-Struktur<br />
des Gesamtunternehmens festgelegt<br />
sowie ein konkreter Umsetzungsplan dafür<br />
erstellt wird. Das impliziert auch ein Kommunikationskonzept<br />
für ein effektives Brand Change<br />
Management bei allen internen und externen<br />
Stakeholdern. Dadurch wird nicht nur die rechtzeitige<br />
Berücksichtigung der Interessen aller relevanten<br />
Anspruchsgruppen sichergestellt, sondern<br />
auch eine kontinuierliche Messung des Brand<br />
Change Status und damit des PMI-Erfolgs aus<br />
Markensicht ermöglicht.<br />
Sieben goldene Regeln für die Analyse<br />
von Marken bei M&As<br />
Nur so kann eine rechtzeitige Analyse der Zielmarke<br />
in der Due Diligence gewährleistet werden,<br />
um die Marke und damit das Zielunternehmen<br />
auch analog zu ihrem „wahren“ Marktwert zu<br />
bewerten und die Markenintegration rechtzeitig<br />
vorzubereiten. Viel zu häufig werden diese<br />
Aktivitäten erst nach dem Unternehmenszusammenschluss<br />
an Werbe-/CI-Agenturen delegiert,<br />
anstatt sie entsprechend ihrer Relevanz bereits<br />
vor dem Zusammenschluss zu berücksichtigen.
2. Schauen Sie bei der Bewertung der Marke<br />
auch in die Zukunft:<br />
Die Berechnung des Markenwertes darf nicht nur<br />
auf vergangenheitsorientierten Daten bestehen,<br />
sondern muss auch die zukünftige Entwicklung<br />
bzw. Nutzung der Marke berücksichtigen.<br />
3. Berücksichtigen Sie die Kompatibilität:<br />
Zielmarken dürfen nicht nur isoliert („stand alone“)<br />
analysiert werden. Vielmehr muss man auch die<br />
Qualität des Zusammenspiels mit der Käufermarke<br />
und den Aufwand für ihre Integration rechtzeitig<br />
ermitteln, um das synergetische Potenzial<br />
mit einzupreisen.<br />
4. Marken haben eine externe und interne<br />
Perspektive:<br />
Die Marke spielt nicht nur für externe Stakeholder<br />
wie Kunden, sondern auch für Interne wie Mitarbeiter<br />
eine große Rolle. Deshalb muss ihr Einfluss auf<br />
beide Anspruchsgruppen bei der Markenanalyse,<br />
-bewertung und -integration berücksichtigt werden.<br />
5. Definieren Sie die Marken-Post-Merger-<br />
Positionierungsstrategie rechtzeitig:<br />
Die Markenintegrationsstrategie muss so früh wie<br />
möglich vorbereitet werden und sollte idealerweise<br />
zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses bereits<br />
feststehen. Nur dadurch kann eine Zielmarke analog<br />
zu ihrer zukünftigen Nutzung fair bewertet<br />
werden. Zudem können so etwaige Probleme von<br />
Fazit<br />
Trotz ihres oftmals hohen Vermögenswertes und<br />
Einflusses bei den Unternehmensstakeholdern<br />
werden Marken bei M&As in der Regel immer<br />
noch vernachlässigt. Die Folgen sind vielfach ineffiziente<br />
Post-Merger-Positionierungen, verunsicherte<br />
Kunden und verärgerte Mitarbeiter.<br />
Dadurch kommt es zu weniger Synergierealisierungen<br />
auf Unternehmensebene und der<br />
Vernichtung von Markenwert, wodurch die Aussichten,<br />
den Unternehmenswert durch die Trans-<br />
DIE MARKE IM KONTEXT VON M&A 59<br />
beispielsweise Mitarbeitern und Kunden, die mit<br />
der Eingliederung der Zielmarke in das Käufermarkenportfolio<br />
unweigerlich einhergehen, rechtzeitig<br />
identifiziert und Strategien zu ihrer Bewältigung<br />
gefunden werden.<br />
6. Kommunizieren Sie diese Strategie rechtzeitig<br />
und überzeugend:<br />
Eine frühzeitige, verständliche und glaubwürdige<br />
Kommunikation, wie es nach der Übernahme für<br />
die beteiligten Firmen und ihre Mitarbeiter weitergeht,<br />
ist das Erfolgsgeheimnis für M&As. Das gilt<br />
auch insbesondere für die involvierten Marken.<br />
Ansonsten läuft man Gefahr, dass sich Kunden<br />
und Mitarbeiter an Gerüchten und externen Informationsquellen<br />
orientieren. Durch eine effektive<br />
Kommunikation steigen Vertrauen, Identifikation<br />
und Motivation in die Marke und das Unternehmen,<br />
während die Gefahr der Verunsicherung und<br />
der gegebenenfalls daraus resultierenden Abwanderung<br />
von Mitarbeitern sowie die Sorge um<br />
ausbleibende Verbundeffekte minimiert werden.<br />
7. Unterschätzen Sie nicht die Kraft des Namens:<br />
Im Zusammenhang mit der Integration geht speziell<br />
von der Gestaltung des Namens der zukünftigen<br />
Markenkonstellation eine enorme Symbolkraft<br />
aus. Alle relevanten Anspruchsgruppen<br />
assoziieren daraus, wie viel von „ihrer“ alten<br />
Marke erhalten bleibt und inwieweit sie der anderen<br />
involvierten Marke gleichgestellt ist.<br />
aktion zu steigern, rapide sinken. Durch die<br />
Anwendung des BEVA-Modells und des PMI-Markenmanagement-Radars<br />
von <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong><br />
werden alle bewertungsrelevanten Faktoren in<br />
der Pre-Merger-Markenbewertung berücksichtigt<br />
und die Markenintegration rechtzeitig und umfangreich<br />
vorbereitet. Das gewährleistet eine<br />
adäquate Behandlung von Marken im Kontext von<br />
M&As und erhöht die Chance auf einen nachhaltigen<br />
Erfolg der Transaktion.
Autorenverzeichnis<br />
Mandy Böhnstedt<br />
Mandy Böhnstedt studierte Betriebswirtschaftslehre (Schwerpunkt Marketing und Wirtschaftspsychologie)<br />
an der Universität Rostock. Nach ihrem Studium arbeitete sie zunächst in einer australischen<br />
Unternehmensberatung, bevor sie 2010 als Consultant bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> einstieg, wo sie<br />
seither insbesondere in den Bereichen Brand Management und strategisches Marketing tätig ist. Zu<br />
ihren Beratungsschwerpunkten gehören u. a. Fragestellungen zur Entwicklung von Markenpositionierungen<br />
sowie Erarbeitung von Kommunikations- und Markteintrittsstrategien.<br />
Adel Gelbert<br />
Adel Gelbert studierte Betriebswirtschaftslehre an der European Business School, Oestrich-Winkel. 1995<br />
begann er seine Karriere im Markenmanagement von Procter & Gamble, Schwalbach, wo er mit der strategischen<br />
und operativen Führung von Kernmarken aus den Bereichen Lebensmittel und Papierprodukte<br />
betraut war. 1998 wechselte Adel Gelbert auf die Beratungsseite zu A. T. Kearney in Frankfurt, wo er sich<br />
auf Marken- und Kundenwertmanagement spezialisierte. Seit 2000 ist er bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong>, zunächst<br />
als Manager und Leiter der Practice Group Strategic Brand Management, seit 2002 als Managing<br />
Partner und Leiter des Münchener Büros sowie des Competence Centers Employer Brand Management.<br />
Zudem publiziert er regelmäßig zu Themen der marktorientierten Unternehmensführung und lehrt<br />
Strategic und Corporate Management an der International School of Management (ISM) in München.<br />
Christoph A. Halkjaer<br />
Christoph A. Halkjaer schloss ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Münster als<br />
Diplom-Kaufmann ab. Anschließend war er zunächst ein Jahr als Bezirksleiter mit Personal- und<br />
Ergebnisverantwortung bei Aldi Süd tätig. Von 1998 bis 2007 hatte er bei Ford und Toyota verschiedene<br />
Controlling- und Vertriebsfunktionen in unterschiedlichen europäischen Märkten. Dabei lag sein<br />
Schwerpunkt auf der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur Optimierung des Vertriebsprozesses<br />
und zur Erhöhung der Marktausschöpfung im Rahmen der konzerninternen Beratung des<br />
markenverbundenen Automobilvertriebs. 2007 wechselte Christoph A. Halkjaer zu Management Engineers,<br />
wo er – zuletzt als Principal – seine Mandanten aus der Automobilindustrie und dem Maschinenbau insbesondere<br />
bei anspruchsvollen Fragestellungen in Marketing und Vertrieb begleitete. Seit 2012 ist<br />
Christoph A. Halkjaer Partner bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> als anerkannter Experte für Vertriebsexzellenz.<br />
61
62<br />
Christoph Hauser<br />
Christoph Hauser studierte Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing und Unternehmensführung/Organisation<br />
an der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg und der Napier<br />
University in Edinburgh (Schottland). Nach seinem Studium arbeitete er fünf Jahre als Marketing<br />
Manager bei E-Plus Mobilfunk in Düsseldorf in den Bereichen Offer- und Brand-Management mit Fokus<br />
auf Zielgruppenmarketing. 2008 stieg er bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> ein und betreut als Manager Projekte<br />
für namhafte nationale und internationale Unternehmen aus den Bereichen Handel und Automotive.<br />
Themenschwerpunkte waren dabei u. a. strategische Positionierungen, Eigenmarkenmanagement,<br />
Marketingplanung, Kommunikationsstrategie und CRM.<br />
Prof. Dr. Gerrit Heinemann<br />
Prof. Dr. rer. pol. Gerrit Heinemann, Dipl.-Kfm. ist Leiter des eWeb-Research-Centers und Professor für<br />
BWL, Management und Handel der Hochschule Niederrhein HSNR, Mönchengladbach. Er studierte BWL<br />
mit Schwerpunkt Marketing und Handel an der Universität in Münster und promovierte als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter bei Prof. Dr. Dr. hc. mult. Heribert Meffert. Danach begann er seine außeruniversitäre<br />
Laufbahn als Assistent des Vorstandsvorsitzenden und später als Zentralbereichsleiter Marketing der<br />
Douglas Holding AG, bevor er ein Traineeprogramm bei der Kaufhof Warenhaus AG nachholte und dann<br />
Warenhausgeschäftsführer war. 1995 kehrte Prof. Dr. Heinemann zurück zur Douglas-Gruppe, wo er als<br />
Zentralgeschäftsführer der Drospa Holding tätig wurde und danach als Leiter „Competence Center<br />
Handel und Konsumgüter“ zur internationalen Unternehmensberatung Droege&Comp. wechselte. Dort<br />
war er auch in zahlreichen Interimsfunktionen tätig, u.a. als Leiter der E-Plus-Shops und als CEO der<br />
Kettner-Gruppe. 2004 begann er seine wissenschaftliche Laufbahn und erhielt 2005 einen Ruf zum<br />
Professor für BWL, Management und Handel an die Hochschule Niederrhein.<br />
Dr. Martin Holzberg<br />
Dr. Martin Holzberg studierte Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing und Internationales<br />
Management an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der University of Sydney<br />
(Australien). Anschließend promovierte er bei Prof. Dr. Dr. hc. mult. Heribert Meffert am Marketing<br />
Centrum Münster über die Erfolgsfaktoren sektorenübergreifender Kooperationen. 2009 stieg er bei<br />
<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> ein und betreut als Manager Projekte für namhafte nationale und internationale<br />
Unternehmen aus den Bereichen Automotive und Handel. Themenschwerpunkte waren dabei u. a. strategische<br />
Positionierungen, Markenmanagement, Employer Branding, Marketingplanung und Kommunikationsstrategie.
Dr. Alexandra Illek<br />
Dr. Alexandra Illek studierte Amerikanistik und Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München und war im Anschluss an ihr Doppelstudium als wissenschaftliche Mitarbeiterin am<br />
Institut für Marketing an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Im Anschluss an ihre<br />
Promotion im Bereich der Strategischen Markenführung 2008 war Dr. Alexandra Illek für die Serviceplan<br />
Gruppe für innovative Kommunikation tätig. 2010 stieg sie bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> ein und betreut heute<br />
als Manager Projekte für namhafte nationale und internationale Unternehmen u. a. aus den Bereichen<br />
Technologie, Automotive und Lifestyle. Themenschwerpunkte sind u. a. Entwicklung und Implementierung<br />
von Marketing-Kommunikationsstrategien, strategische Markenpositionierungen, Neuausrichtung<br />
von Marketingorganisationen und Change Management.<br />
Udo Klein-Bölting<br />
Udo Klein-Bölting studierte nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann in der Automobilindustrie<br />
Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster mit den Schwerpunkten<br />
Marketing und Statistik. 1990 begann er bei BBDO in Düsseldorf als Trainee. Nach Stationen als<br />
Account-Manager und Account-Director wurde er 1994 Management Supervisor und Mitglied der<br />
Geschäftsleitung. 1996 wechselte er als Managing Director und Geschäftsführer zu J. Walter Thompson<br />
nach Frankfurt. Im Jahre 2000 gründete Udo Klein-Bölting zusammen mit Dr. Olaf Goettgens und<br />
BBDO die Management- und Strategieberatung BBDO Consulting – heute <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> –, die er<br />
als CEO führt. Darüber hinaus ist er Gesellschafter der BBDO Germany. Udo Klein-Bölting ist Herausgeber<br />
und Verfasser einer Vielzahl von Studien und Publikationen zu den Themenbereichen Marketing<br />
und Sales. Eine seiner letzten Buch-Veröffentlichungen ist die Co-Produktion von „FERN-SEHER oder<br />
LAUT-SPRECHER - Was die Chefetage aus der Krise lernt?“ aus dem Carl Hanser Verlag.<br />
Dr. Nicolas Nasner<br />
Dr. Nicolas Nasner studierte Wirtschaftswissenschaften und promovierte berufsbegleitend an der Universität<br />
Hannover. Seine Beraterkarriere begann er im Jahr 1996 bei der Marketing- und Vertriebsberatung<br />
IVM Consulting in Hamburg. 2004 wurde er Geschäftsführender Gesellschafter bei MSU<br />
Consulting. Nach einer Station bei der Putz & Partner Unternehmensberatung ist Dr. Nicolas Nasner seit<br />
Januar 2012 Associate Partner bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> und verantwortet den Kompetenzbereich Pricing.<br />
Seit mehr als 12 Jahren beschäftigt er sich mit der Konzeption und Umsetzung von Pricingstrategien<br />
und Konditionssystemen. Rund um aktuelle Marketing- und Vertriebsthemen ist er gefragter Sparringspartner<br />
von renommierten Unternehmen, insbesondere aus den Branchen Konsumgüter, Handel und<br />
technischer Gebrauchsgüter.<br />
63
64<br />
Kai Rippe<br />
Kai Rippe studierte Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Bamberg und Antwerpen mit den<br />
Schwerpunkten Marketing und Finanzwissenschaft. Während dessen konnte er bereits erste praktische<br />
Erfahrungen im Marketing und Consulting u. a. bei Adidas, der Dresdner Bank sowie der Commerzbank<br />
sammeln. Nach seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann im Jahr 2007 begann er als Unternehmensberater<br />
bei Deloitte Consulting, wo er mit allen strategischen und prozessualen Fragestellungen für<br />
Banken und Versicherungen betraut war. Darüber hinaus war er Mitglied der Competence Center Brand<br />
Management und Capital Markets sowie beteiligt am Aufbau der Organisationsinitiative M&A. Seit 2011<br />
ist Kai Rippe Senior Consultant bei <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> und arbeitet hauptsächlich auf CRM-Projekten in<br />
den Bereichen Handel und Automotive. Daneben promoviert er an der Universität Bremen am Lehrstuhl<br />
für innovatives Markenmanagement über die „strategische Analyse von Marken bei M&As“.<br />
Björn Sander<br />
Björn Sander studierte Betriebswirtschaftslehre (Schwerpunkt Marketing und Internationales Management)<br />
an der Universität Saarbrücken und begann seine Karriere bei Procter & Gamble, wo er sechs<br />
Jahre als nationaler und internationaler Brand Manager tätig war. Anfang 2000 stieß Björn Sander zu<br />
<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong>. Hier betreut er als Partner Projekte des strategischen Marketings für Blue Chip-<br />
Klienten verschiedenster Industrien. Sein Beratungsspektrum erstreckt sich von Markenportfolio- und<br />
Positionierungsstrategien über Organisations- und Controllingfragestellungen bis hin zur ganzheitlichen<br />
operativen Implementierung. Zuletzt leitete er die Brand Management Practice Group und war für die<br />
Entwicklung und Publikation von Methoden, Instrumenten und Studien des strategischen Markenmanagements<br />
verantwortlich. Seit 2010 baut er das Competence Center Energie auf. Björn Sander<br />
publiziert regelmäßig zu Themen der strategischen Markenführung.<br />
Janina Sasse<br />
Janina Sasse absolvierte ein Bachelorstudium der Europäischen Medienwissenschaften an der Universität<br />
Potsdam sowie ein Masterstudium der Kommunikationswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-<br />
Universität München. Seit 2010 ist sie für <strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> als Senior Consultant tätig, insbesondere<br />
in den Bereichen Brand Management und strategisches Marketing. Zu ihren Beratungsschwerpunkten<br />
gehören Fragestellungen zur Entwicklung von Markenpositionierungen, Erarbeitung und ganzheitlichen<br />
Implementierung von Markenportfoliostrategien sowie die Konzeption von Marketingprogrammen.<br />
Janina Sasse ist Mitglied im Competence Center Employer Brand Management.
66<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> GmbH<br />
Udo Klein-Bölting<br />
Königsallee 92<br />
40212 Düsseldorf<br />
T +49.211.1379-8291<br />
F +49.211.1379-8742<br />
Gestaltung<br />
Patrick Koch<br />
ISSN 1614-09<strong>15</strong><br />
April 2012
<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> Düsseldorf<br />
<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> GmbH<br />
Königsallee 92<br />
40212 Düsseldorf<br />
T +49.211.1379-8291<br />
F +49.211.1379-8742<br />
www.batten-company.com<br />
<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> München<br />
<strong>Batten</strong> & <strong>Company</strong> GmbH<br />
Theresienhöhe 12<br />
Gebäude A<br />
80339 München<br />
T +49.89.54243-2<strong>15</strong>4<br />
F +49.89.54243-2259<br />
www.batten-company.com