Intervall - Prof. Dr. Horst-Peter Hesse
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<strong>Horst</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Hesse</strong>: „<strong>Intervall</strong>“ | Erschienen in: „Musik in Geschichte und Gegenwart“, 2. Ausgabe | Verlag: Bärenreiter.<br />
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.<br />
Grundton und Obertöne unter dem Oberbegriff Partialtöne (= Teiltöne) zusammenzufassen,<br />
der Grundton wird also als erster Partialton gezählt. Bei dieser Zählung bilden die<br />
Ordnungszahlen der Partialtöne die Frequenzverhältnisse ab. Die Tatsache, dass diese Töne<br />
einen über zweieinhalb Oktaven ausgebreiteten Durdreiklang bilden, diente dem<br />
französischen Komponisten und Musiktheoretiker Jean-Philippe Rameau (1722) als Basis für<br />
seine "auf Naturprinzipien gegründete" Theorie der musikalischen Harmonik. Durch den<br />
Bezug auf die Naturtonreihe begründete er die Lehre von der Umkehrbarkeit der Akkorde,<br />
wonach Sextakkord und Quartsextakkord als Umkehrungen eines Grundakkordes gelten,<br />
dessen tiefster Ton der Grundton, das allen drei Akkordvarianten gemeinsame centre<br />
harmonique, ist. Nach und nach setzte sich nun im musikalischen Denken ein Wandel<br />
dahingehend durch, dass man Töne und Zusammenklänge nicht mehr auf die real erklingende<br />
Stimme des basso continuo bezog sondern sie als <strong>Intervall</strong>e über einem ideellen basse<br />
fondamentale auffasste, der aus den Grundtönen derjenigen Akkorde besteht, deren<br />
Bestandteile die jeweils erklingenden Töne des Tonsatzes sind.<br />
Einen wesentlichen Beitrag zu den Versuchen, die Eigenschaften der <strong>Intervall</strong>e<br />
naturwissenschaftlich zu erklären, schuf der große Mathematiker Leonhard Euler (1739).<br />
Zusammengefasst lautet seine Argumentation: Töne sind Vibrationen der Luft. Das Ohr<br />
registriert sie als Folge von Anstößen, deren Aufeinanderfolge in bestimmter Weise zeitlich<br />
geordnet ist. Wir finden ein Objekt angenehm, in welchem sich eine Ordnung kundtut; und<br />
zwar erscheint es um so einfacher und vollkommener, je leichter die Ordnung zu erfassen ist.<br />
Wenn die Frequenzen mehrerer gleichzeitig erklingender Töne rational verwandt sind, so<br />
können sie durch einen konstanten Faktor dividiert und als ganze Zahlen dargestellt werden.<br />
Bei der Zusammenfügung von Tönen bilden die in der Luft erzeugten Stöße übergeordnete<br />
Perioden, deren Binnenstruktur allein von der Frequenzproportion der <strong>Intervall</strong>e abhängt.<br />
Daraus ergibt sich die Transponierbarkeit der <strong>Intervall</strong>e.<br />
Frequenz 2: o o o o o o o o o<br />
Frequenz 3: o o o o o o o o o o o o o<br />
Die Ordnung der Sequenz wird um so komplizierter und damit schwerer zu erfassen, je<br />
größer die am Ausdruck des Frequenzverhältnisses beteiligten Primzahlen sind. Den Grad der<br />
Komplexität bezeichnete Euler als exponens consonatiae (E). Er definierte ihn als das<br />
kleinste gemeinsame Vielfache der die Töne repräsentierenden ganzen Zahlen. Der exponens<br />
wird in Primfaktoren zerlegt und in der Form E = pm . qn ... dargestellt. Dem Ausdruck<br />
ordnete er einen Konsonanzgrad, einen gradus suavitatis s(E) zu, der wie folgt berechnet<br />
wird:<br />
s(E) = m . (p–1) + n . (q–1) + ... +1<br />
Die Berechnung ergibt für die einfachste Ordnung, den Einklang, den Wert 1, für die<br />
Oktave 2, Duodezime 3, Quinte 4, Quarte 5, gr. Dezime 6, gr.Terz und gr.Sexte 7, kl. Terz<br />
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