Die Dreiklange
Die Dreiklange
Die Dreiklange
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4. Kapitel<br />
<strong>Die</strong> <strong>Dreiklange</strong><br />
Kapitel 4<br />
Nach der Beschäftigun mit dem Verhältni zweier TÃn zueinander, wie sie in der Ein-<br />
stimmigkeit bei zwei aufeinanderfolgenden Noten vorkommt, entstehen durch die Mehr-<br />
stimmigkeit vertikale Klanggebilde, die man Akkorde nennt. Der einfachste Akkord ist<br />
der Dreiklang, der - wie der Name schon sagt - aus drei TÃne besteht. <strong>Die</strong>se drei TÃn<br />
müsse definitionsgemä im Terzabstand zueinander liegen. Anders ausgedrückt<br />
schichtet man drei TÃn in Terzen übereinander hat man auf diese Weise einen Drei-<br />
klang gebildet. Dreikläng lassen sich im Notenbild immer leicht an ihrer "Türmchen<br />
form" erkennen (Beispiel 7). Da es jedoch sowohl groß als auch kleine Terzen gibt, ent-<br />
stehen durch beliebige Terzkombinationen maximal vier verschiedene Arten von Drei-<br />
klängen<br />
<strong>Die</strong> vier "Basis1'-Dreikläng<br />
Beginnen wir mit dem Dur-Dreiklang, der von seinem Grundton aus zunächs eine<br />
große dann eine kleine Terz aufzuweisen hat. <strong>Die</strong> beiden Terzen umfassen zusammen<br />
den Intervallabstand einer Quint. <strong>Die</strong> drei TÃn eines Dur-Dreiklangs stimmen mit den er-<br />
sten 6 TÃne der Teilionreihe überei (siehe Seite 25, Beispiel 7). Ein Dur-Dreiklang be-<br />
steht also aus seinem Grundton, der große Terz und der Quint (Beispiel2).<br />
A<br />
Dur Grundton groß Terz Quint<br />
Umgekehrt verhäl es sich beim Moll-Dreiklang, der sich zuerst aus der kleinen Terz,<br />
dann aus der große Terz aufbaut und somit aus Grundton, kleiner Terz und Quint be-<br />
steht. Das Rahmenintervall bleibt eine Quint, ist also bei Dur und Moll gleich (Beispiel3).<br />
A Moll Grundton kleine Terz Quint
<strong>Die</strong> neue Harmonielehre Band 1<br />
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Der verminderte Dreiklang besteht aus zwei kleinen Terzen und hat als Rahmeninter-<br />
vall einen Tritonus (bzw. eine verminderte Quint) aufzuweisen, wohingegen der über<br />
mäßi Dreiklang aus zwei große Terzen mit dem Rahmenintervall einer übermäßi<br />
Quint aufgebaut ist (Beispiel4). <strong>Die</strong>se beiden Dreikläng werden also nach ihren jeweili-<br />
gen Rahmenintervallen benannt.<br />
Dreiklangsumkehrungen<br />
<strong>Die</strong> DreiklangstÃn kÃnne beliebig oktawerdoppelt oder auch nacheinander gespielt<br />
werden, ohne ihre Identitä als Dreiklang zu verlieren (Beispiel 5).<br />
<strong>Die</strong> DreiklangstÃn behalten ihre spezifische Qualitä als Grundton, Terz und Quint auch<br />
dann, wenn sie ihre Reihenfolge umkehren. Der unterste Ton bestimmt die jeweilige<br />
Form der Umkehrung. Einen Dreiklang kehrt man um, indem man seinen untersten Ton<br />
oktaviert. In der Grundlage liegt der Grundton des Dreiklangs wie gewohnt unten. Bei<br />
der 1. Umkehrung - liegt die Terz unten, darübe liegt im Terzabstand die Quinte des Drei-<br />
-<br />
klangs und darübe im Sextabstand der Grundton. <strong>Die</strong> erste Umkehrung wird daher<br />
auch als Sextakkord bezeichnet (Beispiel 6).<br />
Grundlage 1. Umkehrung kl. Sexte<br />
rt I I I<br />
* U CI<br />
6 4 \ / - X 1 n I i n I<br />
d<br />
Bei der 2. Umkehrung liegt die Quint des Dreiklangs unten, darübe<br />
im Quartabstand<br />
der Grundton und im Sextabstand die Terz; die 2. Umkehrung wird demnach als Quart-<br />
sextakkord bezeichnet (Beispiel 7). <strong>Die</strong>ser Quartsextakkord findet sich in der Teiltonreihe<br />
vom 3. bis 5. Ton (siehe Seite 25, Beispiel 1).
IpmJ 45<br />
Kapitel 4<br />
<strong>Die</strong>se Umkehrungen kommen in der Regel nur bei Dur- und Moll- Dreiklänge zur Anwendung.<br />
Versucht man eine Umkehrung eines übermäßi Dreiklangs zu bilden,<br />
kommt dabei immer wieder ein übermäßi Dreiklang heraus, dessen Grundton eine<br />
groß Terz hÃhe als der Grundton des Ausgangsdreiklangs liegt. Ein übermäßi Dreiklang<br />
kehrt sich also selbst um (Beispiels).<br />
C überm E überm G** überm Cüberm '<br />
Der klangliche Unterschied zwischen der Grundstellung und den beiden Umkehrungen<br />
des verminderten Dreiklangs häl sich in Grenzen, weshalb diese Umkehrungen<br />
nicht unbedingt so klar voneinander unterschieden werden müsse (Beispiel 9).<br />
n<br />
vermindert<br />
1. Umkehrung 2. Umkehrung<br />
<strong>Die</strong> ersten Akkordsymbole<br />
Um bei der Niederschrift von längere Passagen nicht jeden einzelnen Ton aller Drei-<br />
kläng ins Notensystem hineinschreiben zu müssen bedient man sich der Akkordsym-<br />
bole. Sie bestehen in der Regel aus einem Großbuchstabe und angehängte oder<br />
hochgestellten Buchstaben, Ziffern und Symbolen. So wird zum Beispiel ein Dur-Drei-<br />
klang einfach durch den Großbuchstabe seines Grundtons definiert (Beispiel 10). Das<br />
groß "C" steht also fü einen C-Dur-Dreiklang mit den TÃne C, e und g. Häng man einem<br />
Großbuchstabe ein kleines "m" an, so meint man damit den entsprechenden Moll-<br />
Drei klang (Beispiel 1 1).<br />
Verminderte Dreikläng werden mit einer hochgestellten "Null", übermäß - Dreiklän<br />
ge mit einem hochgestellten "Plus" versehen (Beispiel 12). Ein solches Akkordsvmbol<br />
steht also fü drei TÃne die je nach den Angaben des ~reiklan~ss~mbols vom jeweiligen<br />
Grundton aus mittels große und kleiner Terzen aufgebaut werden kÃnnen
<strong>Die</strong> neue Harmonielehre Band 1<br />
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<strong>Die</strong> Stufendreikläng einer Dur-Tonleiter<br />
Errichtet man auf dem Grundton einer Dur-Tonleiter mit den tonleitereigenen TÃne ei-<br />
nen Dreiklang, so erhäl man zwangsläufi einen Dur-Dreiklang. <strong>Die</strong>ses Verfahren läÃ<br />
sich auch auf die anderen TonleitertÃn anwenden, womit es also mÃglic ist, auf jedem<br />
Ton einer Dur-Tonleiter einen Dreiklang zu errichten (Beispiel 13).<br />
IIIm VIm<br />
<strong>Die</strong> einzelnen Tonstufen werden mit den rÃmische Ziffern von I bis V11 versehen. <strong>Die</strong>-<br />
se rÃmische Ziffern werden in der Funktionsharmonik vom Grundton der jeweiligen<br />
Tonart aus verwendet, um die Stufe des Akkords zu verdeutlichen. Man spricht in die-<br />
sem Fall von Stufenakkorden. Ein A-Moll-Dreiklang (= Am) kann in diesem Zusammen-<br />
hang als VIm bezeichnet werden, was nichts anderes besagt, als da dieser Am-Akkord<br />
auf der sechsten Stufe in der Tonart C-Dur steht.<br />
Haupt- und Nebendreikläng<br />
In der klassischen Harmonielehre werden die 3 Dur-Dreikläng auf der I., IV. und V.<br />
Stufe als Hauptdreikläng bezeichnet. <strong>Die</strong> Moll-Dreikläng auf den Stufen 11,111 und V1<br />
sind die Nebendreiklänge Der verminderte Dreiklang auf der VII. Stufe erfähr dort keine<br />
Berücksichtigung es wird allenfalls versucht, ihn als "verkürzten Dominant-Septakkord<br />
(ohne Grundton) einzuordnen (siehe Seite 65, Beispiel21).<br />
<strong>Die</strong> klassischen Funktionsbezeichnungen<br />
<strong>Die</strong> 3 Hauptdreikläng in der klassischen Harmonielehre erhielten im Jahre 1722 durch<br />
den franzÃsische Komponisten und Theoretiker Jean Philippe Rameau (1683 - 1764)<br />
gewisse Funktionsbezeichnungen. So wird seither der Akkord auf der I. Stufe Tonika (T)<br />
genannt, der Akkord auf der V. Stufe heiß Dominante (D) und der Akkord auf der IV.<br />
Stufe Subdominante (S). <strong>Die</strong>se 3 Hauptakkorde sind miteinander quintverwandt, was<br />
bedeutet, da sie zueinander im Abstand einer Quint liegen und miteinander übe den<br />
gemeinsamen Ursprung aus der Dur-Tonleiter verwandt sind (Beispiel 14).
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Kapitel 4<br />
<strong>Die</strong> 3 Nebendreikläng sind mit den Hauptdreiklänge terzverwandt. Jeder Dur-Drei-<br />
klang bekommt einen Moll-Dreiklang als Parallele zugeordnet. <strong>Die</strong> VI. Stufe ist die Toni-<br />
kaparallele (Tp), der Akkord auf der 111. Stufe heiß Dominantparallele (Dp) und die 11.<br />
Stufe wird als Subdominantparallele (Sp) bezeichnet (Beispiel 15).<br />
<strong>Die</strong> Quintverwandtschaft<br />
<strong>Die</strong> oben bereits erwähnt Quintverwandtschaft ist seit der Einführun des Dur-Moll-<br />
Systems im 17. Jahrhundert die am häufigste auftretende Verwandtschaft zwischen<br />
zwei Akkorden. Deutlich wird diese Tatsache auch bei nähere Betrachtung der klassi-<br />
schen Kadenz, die zur Festlegung einer bestimmten Tonart dient und nach der Formel<br />
1 - IV - V - 1 (fü die Stufen) bzw. T-S-D-T (fü die Funktionsbezeichnungen) gebildet<br />
wird (Beispiel 16). Eine Kadenz läà sich als Akkordfolge mit logischer Verknüpfun der<br />
einzelnen Harmonien und der AuflÃsun in einen Schlußakkor definieren.<br />
Funktionen und Schlüss<br />
<strong>Die</strong> drei quintverwandten Hauptakkorde erfülle im harmonischen Kontext bestimmte<br />
Funktionen, die sich auch beim AnhÃre sehr leicht nachvollziehen lassen. <strong>Die</strong> Tonika<br />
hat eine gewisse Schlußwirkun und wird als Ruhepunkt angesehen. Viele Kompositio-<br />
nen beginnen und enden deshalb mit dem Dur-Dreiklang auf der I. Stufe. <strong>Die</strong> Dominante<br />
beinhaltet Spannung, die sich meistens direkt in die Tonika auflÃst <strong>Die</strong>se Spannung<br />
kommt vor allem durch den im Dominant-Septakkord enthaltenen Tritonus zwischen<br />
der große Terz und der kleinen Septime dieses Vierklangs zustande. Dennoch ist auch<br />
der Dreiklang auf der V. Stufe als Dominante funktionsfähig <strong>Die</strong> AuflÃsun einer Domi-<br />
nante in die dazugehÃrig Tonika heiß authentischer Schluà (Beispiel 17).