Ausgabe 2/2012 - Evangelische Pfarrgemeinde Schladming
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annE-marIE KladE In malI BEI dEn BOSO<br />
(<strong>Schladming</strong>, 1. Mai <strong>2012</strong>)<br />
liebe Kirchenbotenleser!<br />
Für viele Jahre ist Mali durch seine vorbildliche<br />
demokratische Entwicklung,<br />
die politische Stabilität und das friedliche<br />
zusammenleben der über 40<br />
Volksgruppen ein Vorzeigeland in Westafrika<br />
gewesen. Leider hat sich das in<br />
den letzten Monaten geändert. Mali ist<br />
zu einem Land geworden, von dem<br />
man in den Schlagzeilen hört und liest.<br />
die Rebellion von aufständischen<br />
Gruppen in den nördlichen Wüstengebieten<br />
ist nach zwei Jahrzehnten wieder<br />
aufgeflammt. die unzufriedenheit<br />
über die lasche handhabe dieses Konflikts<br />
seitens des Präsidenten ist am 21.<br />
März dieses Jahres zu einem Militärputsch<br />
eskaliert. dieses vorübergehende<br />
Machtvakuum haben die Rebellen<br />
genutzt, um die hauptstädte der<br />
drei nördlichsten Bundesländer einzunehmen.<br />
Wenige Tage später haben sie<br />
dieses Gebiet, das flächenmäßig gut die<br />
hälfte des Landes ausmacht, zu einem<br />
unabhängigen Staat erklärt und haben<br />
das islamische Gesetz, die Scharia, eingeführt.<br />
Fast alle Christen und ein großer<br />
Teil der muslimischen Bevölkerung<br />
sind in den Süden geflüchtet.<br />
Am 11. April hat die gesamte Mannschaft<br />
unserer Mission das Land verlassen.<br />
Für wie lange? Wir wissen es<br />
nicht. Wiewohl ich jetzt in Österreich<br />
bin und meinen vorgezogenen urlaub<br />
genieße, ist doch ein Teil von mir in<br />
Mali bei meinen Mitarbeitern und<br />
Freunden geblieben. Über E-Mail- und<br />
Telefonkontakt versuchen meine Teamkollegen<br />
und ich, mit ihnen in Verbindung<br />
zu bleiben und die Arbeit weiterzuführen.<br />
Wir sind Gott dankbar, dass<br />
er uns Mitarbeiter geschenkt hat, auf<br />
die wir uns in unserer Abwesenheit<br />
verlassen können.<br />
unsere Alt-Testament-Boso-Sendungen<br />
werden indes weiter ausgestrahlt.<br />
Nach wie vor bekommt unser Mitarbeiter<br />
Amagana viele Anrufe von hörern,<br />
die sich freuen, klare Worte mit<br />
klaren Inhalten in ihrer Sprache zu<br />
hören. durch die unterbrechung in<br />
der Produktion haben wir uns entschlossen,<br />
die Serie von bisher 17 Sen-<br />
Fotos: Privat<br />
dungen von den 20 Radiostationen<br />
wiederholen zu lassen. das gibt uns<br />
zeit, die restlichen zehn Folgen nach<br />
und nach fertigzustellen.<br />
Als ich mich schweren herzens von<br />
meinen malischen Freunden verab-<br />
Beim letzten Besuch bei Boso-Freunden<br />
Anne-Marie erklärt anhand der Landkarte die Situation in Mali<br />
11<br />
schiedet habe, haben alle ausnahmslos<br />
– Christen wie Muslime – gesagt:<br />
„Bitte betet für uns und unser Land.“<br />
diese Bitte gebe ich hiermit an euch<br />
weiter.<br />
Eure Anne-Marie