Zeitschrift für Innovationsmanagement in Forschung ... - Alfred Mack
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DIE QUELLE DES NEUEN<br />
der Adaption an externe Veränderungen braucht die <strong>in</strong>nere Veränderung Energie <strong>für</strong> den damit<br />
verbundenen Anpassungsprozess.<br />
Neues <strong>in</strong> Beziehung zum Außen braucht dabei e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Redundanz als Quelle der Energie.<br />
Grundvoraussetzung da<strong>für</strong> ist, dass wir <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d das Neue zu denken. Dies setzt Modelle<br />
bei den beteiligten Menschen voraus, die mehr umfassen als die Erklärung des momentan<br />
Vorhandenen. Um über „den Tellerrand h<strong>in</strong>aus“ denken zu können braucht es Freiräume, die wir<br />
bei den allseits vorzufi ndenden E<strong>in</strong>sparungsbestrebungen oft nicht mehr zulassen. Wir sollten<br />
anerkennen, dass es eben auch <strong>für</strong> Optimierungen und Belastungen Grenzen gibt, die nicht erst<br />
auftreten wenn die Betroffenen an ihre Leistungsgrenze kommen. Die Organisation wird sonst<br />
ihrer Überlebensfähigkeit beraubt. Die Fähigkeit <strong>für</strong> das Neue muss im System vorhanden se<strong>in</strong> bevor<br />
das Neue zum Vorsche<strong>in</strong> kommt. Bei e<strong>in</strong>em Innovationsteam oder im Unternehmen müssen<br />
wir zuerst die Fähigkeit dazu entwickeln und schaffen, bevor wir mit Berechtigung auf e<strong>in</strong> entsprechendes<br />
Ergebnis hoffen können.<br />
Gleichzeitig braucht Neues im Inneren e<strong>in</strong>e Redundanz im Außen. Wenn ich als Kunde die Abhängigkeit<br />
me<strong>in</strong>es Lieferanten zu Preiskürzungen ausnutze, werde ich irgendwann, oft relativ zeitnah,<br />
nach e<strong>in</strong>em neuen Lieferanten Ausschau halten müssen. Nur wenn wir dem Lieferanten dieses<br />
Potential <strong>in</strong> Form von reduzierter Ausnutzung der Preisschraube zugestehen, bleibt er uns erhalten.<br />
Unser Beispielteam braucht hier Freiräume die eigene Teamidentität zu pfl egen und das<br />
übergeordnete System sollte dies im S<strong>in</strong>ne der Ressourcenpfl ege ermöglichen.<br />
Das Neue im Außen setzt Überschuss im Inneren voraus, welcher nur durch e<strong>in</strong>en Überschuss<br />
im Außen zu bekommen ist. Dieser äußere Überschuss wird vor allem durch Neues im Außen<br />
zugänglich. Wir haben hier e<strong>in</strong>e Rekursion transparent, die sich mit e<strong>in</strong>er deutlichen Verzögerung<br />
auf die Überlebensfähigkeit e<strong>in</strong>es Unternehmens auswirkt. „Wir hätten das Geld <strong>für</strong> neue Entwicklungen,<br />
aber ke<strong>in</strong>en Renditedruck die da<strong>für</strong> notwendige Zeit auch bereit zu stellen.“ E<strong>in</strong>e Aussage,<br />
die signalisiert, dass das Realitätsmodell Rekursionen eher ausblendet. „Jetzt hätten wir die Zeit<br />
da<strong>für</strong>, aber nicht mehr das Geld“: kennzeichnet dann den möglichen Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er schmerzhaften<br />
Lernphase.<br />
„Neu“ als Eigenschaft alle<strong>in</strong> reicht nicht aus, damit etwas lebensfähig wird. Im Außen fi ndet e<strong>in</strong><br />
Selektionsprozess statt. Nur wenn das Neue über das Außen auf das Emergenz erzeugende System<br />
e<strong>in</strong>e stützende Rückwirkung erzeugt, ist es lebensfähig. Konkret auf Unternehmen bezogen:<br />
Wenn die neuen Produkte <strong>für</strong> das Unternehmen ke<strong>in</strong>en Nutzen erzeugen, sollten wir sie auch nicht<br />
produzieren! E<strong>in</strong> System ist eben nur überlebensfähig, wenn es <strong>für</strong> den Nutzen, den es im Außen<br />
erzeugt, mehr Ressourcen bekommt, als es <strong>für</strong> die Nutzenerstellung e<strong>in</strong>gesetzt hat. Dieses Mehr<br />
brauchen wir <strong>für</strong> die Selbstorganisation und eben <strong>für</strong> die Aufrechterhaltung der Emergenzfähigkeit,<br />
der Fähigkeit Innovationen zu erzeugen. Verweigern wir e<strong>in</strong>em Unternehmen diese Anteile, so<br />
verhält sich dieses wie e<strong>in</strong>e Zimmerpfl anze, die wir nicht mehr mit Wasser versorgen. Halterungen<br />
<strong>für</strong> die welken Blätter und Zweige mögen das Aussehen etwas verbessern, im Unternehmen entspräche<br />
dies der Kunst des Schönredens, können aber den Prozess des Verwelkens nicht aufhalten.<br />
Der Selektionsdruck im Außen gibt <strong>für</strong> das System als Rückwirkung die Entwicklungsrichtung vor.<br />
Nur wenn es <strong>für</strong> die Bäume hilfreich ist e<strong>in</strong>en Wald zu bilden oder nur wenn die Zugvögel im<br />
zifp 1/ 2010 » 19