Broschüre - Pfahlbaumuseum Unteruhldingen
Broschüre - Pfahlbaumuseum Unteruhldingen
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EXARC-VORWORT<br />
EXARC ist eine Vereinigung für die Zusammenarbeit<br />
archäologischer Freilichtmuseen<br />
und Einrichtungen, die sich mit<br />
der lebendigen Vermittlung von Archäologie<br />
und Geschichte von den Anfängen<br />
bis ins Jahr 1492 beschäftigt.<br />
Die Idee, Geschichte wieder aufleben zu<br />
lassen, ist alt. Einer der ersten, der Rekonstruktionen<br />
als Mittel der Geschichtsdarstellung<br />
eingesetzt hat, war der<br />
schwedische Museumsspezialist Arthur<br />
Hazelius, der 1891 „Skansen“ bei Stockholm<br />
gründete. Er wollte die sterbende<br />
Bauernkultur des 19. Jahrhunderts bewahren,<br />
stellte sie zugleich aber auch<br />
idealisierend dar. In den 1920er Jahren<br />
wandten sich auch deutsche Forscher<br />
dem Gedanken archäologischer Freilichtmuseen<br />
zu. In dieser Zeit wurde unter<br />
anderem das <strong>Pfahlbaumuseum</strong> <strong>Unteruhldingen</strong><br />
gegründet. Bald darauf kam das<br />
Museum in Oerlinghausen und in Biskupin<br />
dazu. Diese Unternehmungen waren<br />
erste Pionierleistungen auf diesem Gebiet.<br />
Ab den 1950er Jahren setzte vor<br />
allem das archäologisch-historische Forschungszentrum<br />
in Lejre Maßstäbe, das<br />
die Menschen in Dänemark, Skandinavien<br />
und darüber hinaus inspirierte. Die dortigen<br />
Aktivitäten, die lebendige Geschichte<br />
und experimentelle Archäologie umfassten,<br />
hatten einen innovativen Charakter.<br />
In den vergangenen 10–15 Jahren hat es<br />
eine starke Zunahme an Einrichtungen<br />
gegeben, die „lebendige Geschichte“ zu<br />
vermitteln versuchen. Zur Zeit gibt es<br />
mehr als 300 archäologische Freilichtmuseen<br />
und Nachbildungen antiker Stätten,<br />
die meisten davon im nordwestlichen Europa.<br />
Schweden kann dabei als Beispiel<br />
dienen: Dort existieren etwa 40 nachgebaute<br />
Siedlungen, in denen die Geschichte<br />
lebendig dargestellt wird. Mehr als<br />
einhundert „alter“ Häuser sind dort rekonstruiert<br />
worden. Jährlich nehmen über<br />
60.000 Schüler an Aktivitäten in Freilichtmuseen<br />
teil, das ist rund die Hälfte der<br />
schwedischen Schüler. Insgesamt zählen<br />
Museen dieser Art etwa 400.000 Besucher.<br />
Einige hundert Mitarbeiter sind in diesem<br />
Bereich beschäftigt, der einen Umsatz<br />
von über 40.000.000 € erwirtschaftet.<br />
Der Paradigmenwechsel in der sich stark<br />
verändernden musealen Landschaft<br />
Europas ist nicht zu übersehen. Die Welt<br />
der Museen steht vor ihrer größten Herausforderung.<br />
Viel von der Kraft der Archäologie,<br />
der Geschichte und der Museumswissenschaft<br />
hatte seinen Ursprung<br />
im Nationalismus. Über 150 Jahre hinweg<br />
waren diese Impulse wegweisend, aber<br />
heute stellen sie kein zukunftsfähiges<br />
Konzept mehr für Europa dar.<br />
Die jungen Menschen leben heutzutage<br />
in einer globalisierten Welt, umgeben<br />
von vielen Eindrücken. Viele der heute 15<br />
jährigen sind mehr in der Welt herum<br />
gereist als ihre Vorfahren in den letzten<br />
10.000 Jahren. Daher erstaunt es nicht,<br />
dass man ihnen mit einigen verrosteten<br />
Nägel in einer Vitrine keine geschichtlichen<br />
3<br />
Inhalte mehr vermitteln kann. Sie möchten<br />
einen engeren, persönlicheren<br />
Zugang zur Geschichte. Dies ermöglichen<br />
Freilichtmuseen mit ihren handlungsorientierten<br />
Vermittlungsformen. Daher<br />
gehört dieser Museumsform die Zukunft.<br />
Wir werden interessante Entwicklungen<br />
miterleben, wobei der Kooperation und<br />
dem Austausch von Kenntnissen große<br />
Bedeutung zukommen wird.<br />
Wir sind glücklich, in Zusammenarbeit<br />
mit dem <strong>Pfahlbaumuseum</strong> <strong>Unteruhldingen</strong><br />
diesen kleinen Überblick über archäologische<br />
Freilichtmuseen in Europa<br />
herausgeben zu können. Wir glauben,<br />
dass diese Museen eine große Zukunft<br />
vor sich haben. Mit diesem Heft möchten<br />
wir deutlich machen, worum es diesen<br />
Museen geht, wie man sie findet und welche<br />
Angebote sie haben. EXARC möchte<br />
diese Zentren und diejenigen, die sie<br />
betreiben, unterstützen. Daher bringen<br />
wir dieses Buch heraus und daher haben<br />
wir eine Internetseite aufgebaut, die Sie<br />
unter www.exarc.org finden können. Unter<br />
anderem finden Sie dort eine umfangreiche<br />
Bibliografie zur experimentellen<br />
Archäologie mit mehr als 5000 Einträgen.<br />
Wir sind sicher, dass Sie wertvolle Informationen<br />
daraus schöpfen können. Wir<br />
stehen erst am Anfang unserer Aufgabe,<br />
sind aber zuversichtlich, sie gemeinsam<br />
mit allen an diesem Thema Interessierten<br />
zu bewältigen.<br />
Tomas Johansson, Vorsitzender EXARC<br />
Roeland Paardekooper, Sekretär EXARC<br />
EXARC-PREFACE<br />
EXARC is an organisation for co-operation<br />
between reconstructed open air<br />
museums and institutions, which are<br />
dealing with “living history” in Europe<br />
up to the year 1492 AD.<br />
The idea of using re-enactment to illustrate<br />
history is not new. One of the first<br />
to adopt this approach was the Swedish<br />
museum specialist Arthur Hazelius, who<br />
in 1891 founded “Skansen” in Stockholm.<br />
He wanted to preserve and celebrate<br />
the vanishing farmer culture of<br />
the 19th century. In the 1920s the<br />
Germans turn to living archaeology and<br />
founded among others, the <strong>Pfahlbaumuseum</strong><br />
in <strong>Unteruhldingen</strong> and the<br />
museum in Oerlinghausen. This was<br />
pioneering work in this field. The Danish<br />
became active in the 1950s, Historisk-<br />
Arkaeologisk Forsøgscenter, in Lejre<br />
has inspired many in Denmark, Scandinavia<br />
and beyond. However, it was clear<br />
that activities concerning living and<br />
experimental archaeology had a particular<br />
character.<br />
The real expansion of living history has<br />
taken place during the last 10 – 15<br />
years. There are now over 300 existing<br />
and planned archaeological open-air<br />
centres or ancient villages in Europe,<br />
most of them in the northern part.<br />
To use Sweden as an example:<br />
There are now about 40 reconstructed<br />
living ancient villages. More than one<br />
hundred newly reconstructed old houses<br />
can be found there. Every year 60,000<br />
school children (half of a year’s draft<br />
of Swedish pupils) are involved in<br />
activities at the ancient villages. The<br />
sites attract about 400,000 visitors in<br />
total. Several hundred people are<br />
employed and the sector has a turn<br />
over of € 40,000,000.<br />
In fact we can speak about a change of<br />
paradigm. The museum world is facing<br />
its greatest change. Much of the energy<br />
in archaeology, history and museums<br />
has its origin in chauvinism. That has<br />
been important during the last 150<br />
years, but right now it is not a selling<br />
concept in Europe.<br />
The young generation is globalised,<br />
spoilt by a wealth of impressions. At the<br />
age of 15, they have travelled more than<br />
have any of their ancestors over the last<br />
10,000 years. No wonder that they are<br />
not that interested in seeing some corroded<br />
fragments in a showcase. They<br />
want the closer, more personal contact<br />
with history, which can be given by the<br />
living education available at reconstructed<br />
villages. Therefore much of the future<br />
belongs to them and we are facing an<br />
interesting period of development,<br />
where co-operation and exchange of<br />
knowledge are central.<br />
4<br />
We are very happy to be able to present,<br />
in cooperation with the <strong>Pfahlbaumuseum</strong><br />
<strong>Unteruhldingen</strong>, this short<br />
overview of a few of the archaeological<br />
open air centres in Europe, which we<br />
think have a great future ahead. With<br />
EXARC and this booklet, we want to<br />
make clear what these institutions are<br />
about, where you can visit them and<br />
what their activities are. EXARC wishes<br />
to support these centres and those interested<br />
in them. That is why we publish<br />
this booklet and also why we started<br />
up a website under www.exarc.org.<br />
Among other information on this website,<br />
one can find an on-line bibliography<br />
concerning experimental archaeology<br />
in the broadest sense of the word,<br />
containing at the moment over 5,000<br />
entries. We are sure this tool can help<br />
people in finding information. However,<br />
we are only at the beginning of our<br />
task. We hope to fulfil this in co-operation<br />
with all those interested.<br />
Tomas Johansson<br />
Chairman of EXARC<br />
Roeland Paardekooper<br />
Secretary of EXARC