Juni (pdf, 5.851 Kb) - Badischer Turner Bund
Juni (pdf, 5.851 Kb) - Badischer Turner Bund
Juni (pdf, 5.851 Kb) - Badischer Turner Bund
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Dominanz“ in den turnerischen Organisationen hin zu einem<br />
gleichberechtigen Miteinander der Geschlechter wandelte, daran<br />
hatte Gretel Foerster beträchtlichen Anteil.<br />
Frühe Verantwortung im Verein<br />
Der <strong>Turner</strong>bund Gaggenau war für die am 15. Januar 1914 geborene<br />
Gretel Foerster von Anbeginn mehr als ihre turnerische<br />
Heimat. Sie war eine erfolgreiche Wettkämpferin, ehe der erst<br />
21 Jahre alten <strong>Turner</strong>in 1935 die Leitung der Frauengruppe ihres<br />
Vereins übertragen wurde. Zuvor schon hatte sie sich als zuverlässige<br />
Helferin im Kinderturnen betätigt. So lange es ging, hielt<br />
sie auch in den Kriegsjahren den Vereins-Turnbetrieb aufrecht.<br />
Obwohl sie im Krieg ihren Mann verloren hatte und für zwei kleine<br />
Kinder sorgen musste, stellte sie sich bei der Wiedergründung<br />
ihres Vereins 1949 sofort als gleichermaßen tatkräftige und ideenreiche<br />
Frauenturnwartin zur Verfügung. Ein Jahr zuvor war sie<br />
bereits Mitbegründerin des Turngaues Mittelbaden-Murgtal. Es<br />
war also nicht verwunderlich, dass der 1948 für Südbaden gegründete<br />
<strong>Turner</strong>bund Baden auf diese engagierte Frau aufmerksam<br />
wurde und sie zunächst als Jugendturnwartin in den Turnausschuss<br />
berief.<br />
Nur langsam wurde in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />
das Mitspracherecht der Frauen durchgesetzt. 1958 wurde<br />
Gretel Foerster, unter Beibehaltung ihres Amtes als Jugendturnwartin,<br />
als Frauenwartin in den Vorstand des Badischen <strong>Turner</strong>bundes<br />
(Südbaden) gewählt. Mittlerweile waren mit Rosel Erbacher<br />
(Gernsbach) als Gymnastikwartin, Fanny Kupferschmitt<br />
(Markdorf, später Überlingen) als Kinderturnwartin weitere Frauen<br />
im Turnausschuss vertreten. Später kamen noch Traudel Bothor<br />
(Lahr) als Fachwartin für Frauengymnastik und Anneliese<br />
Schwarz (Villingen) als Jugendwartin in den südbadischen Landesvorstand<br />
bzw. Landesturnausschuss.<br />
Gretel Foerster hat neben ihren umfänglichen Aufgabenbereichen<br />
im heimischen <strong>Turner</strong>bund Gaggenau und im Turngau Mittelbaden-Murgtal,<br />
wo sie ebenfalls als Gaufrauenturnwartin und<br />
später als Beisitzerin im Gauvorstand amtierte, sich unermüdlich<br />
dafür eingesetzt, das Frauenturnen in den Vereinen und in den<br />
südbadischen Turngauen zu forcieren. In unzähligen Lehrgängen,<br />
durch Vorführungen bei Landes- und Gauturnfesten hat Gretel<br />
Foerster dafür gesorgt, dass einmal in den Vereinen immer mehr<br />
Frauenabteilungen entstanden und dass die Inhalte der Übungs-<br />
Der Landesvorstand des Badischen <strong>Turner</strong>-<strong>Bund</strong>es mit Gretel Foerster. V. li.: Klaus Bähr,<br />
Hans-Rudolf Müller, Herbert Schade, Hela Julier, Richard Möll, Landesvorsitzender Dr.<br />
Rolf Kiefer, Hermann Heiß, Arthur Martin, Gretel Foerster, Siegfried Michel, Helmut<br />
Frick und Landesgeschäftsführer Gernot Horn.<br />
Foerster Gretel (3. v. li.), frühes Sportbild (noch vor dem Zweiten Weltkrieg).<br />
stunden stets weiterentwickelt und den jeweiligen Bedürfnissen<br />
und Interessen der Frauen angepasst wurden. Die liebenswerte,<br />
offene, mütterliche und fürsorgliche Wesensart von Gretel Foers -<br />
ter führte, ohne dass sie dies nach außen dokumentieren musste,<br />
zu einem gleichermaßen harmonischen und kameradschaftlichen<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl der <strong>Turner</strong>frauen in den Vereinen<br />
und Turngauen und folgerichtig auch auf der Landesebene.<br />
Erste Frauenwartin im wiedervereinigten BTB<br />
Als 1967 der Zusammenschluss der beiden ehemals getrennten<br />
<strong>Turner</strong>bünde in Baden bevorstand, gab es, im Gegensatz zu den<br />
anderen Positionen, keine Diskussionen über die Besetzung des<br />
Amtes der Frauenwartin im Vorstand des neuen <strong>Bund</strong>es. Die<br />
Verhandlungsführer von Süd- und Nordbaden waren sich einig,<br />
dass als Frauenwartin im neuen<br />
Badischen <strong>Turner</strong>-<strong>Bund</strong> nur<br />
Gretel Foerster in Frage kam.<br />
Beim Vereinigungsturntag am<br />
9. April 1967 in Offenburg<br />
wurde sie dann einstimmig<br />
zur ersten Frauenwartin des<br />
neugegründeten Badischen<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Bund</strong>es gewählt.<br />
In ihrer gewohnt engagierten,<br />
aber dennoch stets auf Aus-<br />
Foerster Gretel (vorne re.), 1972 – Gremienfoto<br />
gleich bedachten Art widme-<br />
zum Festbuch 90 Jahre TB Gaggenau.<br />
te sie sich fortan im nunmehr<br />
wesentlich größeren Verbandsgebiet der vielfältigen Frauenarbeit.<br />
Sie sah es als ihre wesentliche Aufgabe an, das Bewusstsein<br />
der Frauen dafür zu wecken, dass sich die Arbeit der Frauen nicht<br />
im rein Fachlichen erschöpfen dürfe, sondern dass Frauen in den<br />
Führungsgremien mitarbeiten müssen, um die Gleichberechtigung<br />
durchzusetzen und die vielerorts praktizierte<br />
Gewohnheit, Leitungspositionen stets an Männer zu<br />
vergeben, dadurch zwangsläufig als nicht mehr zeitgemäß<br />
abgebaut wird. Viel Verständnis für dieses Anliegen<br />
fand Gretel Foerster seinerzeit beim Landesvorsitzenden<br />
Dr. Rolf Kiefer und dessen Nachfolger<br />
Hermann Meinzer.<br />
Die Wahl von Hanna Stobbe zur Vorsitzenden des<br />
Großverein TSV 1846 Mannheim und von Lislott Will<br />
(Wiesloch) im Turngau Heidelberg zur ersten Gauvorsitzenden<br />
im BTB, mag Gretel Foerster als Bestätigung<br />
ihres Bemühens angesehen haben. Dass die Frauenarbeit<br />
im BTB immer mehr an Bedeutung gewann,<br />
wurde vor allem durch diverse Frauentagungen und<br />
auch durch Präsentationen bei Landesturnfesten öffentlichkeitswirksam<br />
dokumentiert. Besonderes Augenmerk<br />
richtete Gretel Foerster auf die Förderung<br />
der heute nahezu vergessenen Tanzspiele von Hermann<br />
Grauerholz In diesen Vorführungen sah sie ein<br />
Spezifikum, das nur in der turnerischen Frauenarbeit<br />
möglich war.<br />
Badische Turnzeitung 6/2012______________________________________________________________________________________________ 5<br />
Fotos: Archiv TB Gaggenau & BTB