Harald Glatz - Pensionistenverband Österreichs
Harald Glatz - Pensionistenverband Österreichs
Harald Glatz - Pensionistenverband Österreichs
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Harald</strong> <strong>Glatz</strong><br />
<strong>Pensionistenverband</strong> <strong>Österreichs</strong> 23.11.2011<br />
TEUERUNG BEKÄMPFEN<br />
Inflation hausgemacht?<br />
1. Preisvergleiche<br />
Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass das Preisniveau in Österreich tendenziell<br />
höher ist, als in vergleichbaren benachbarten Staaten.<br />
� VKI (November 2011)<br />
In einer jüngsten Erhebung (November 2011) hat der VKI die Preise von<br />
Lebensmittel, Drogeriewaren, Gastronomie, Baumärkte, Elektronik, Möbel,<br />
Sportwaren etc. in Österreich und in Deutschland verglichen.<br />
Von den 74 untersuchten Produkten waren nur 4 Produkte in Österreich billiger, bei 9<br />
Produkten waren die Preise gleich, bei 61 Produkten war Deutschland billiger, im<br />
Maximalfall um 73 %!<br />
Die Arbeiterkammer Wien hat im Jahr 2011 drei internationale Preisvergleiche<br />
durchgeführt. Alle mit dem gleichen Ergebnis: Österreich ist teurer als Deutschland!<br />
� Wien München (April 2011)<br />
Die Preise von 53 identen Lebensmittel wurden erhoben (Bruttopreise). Die Preise<br />
sind in Wien um 16,3 % höher als in München. Die hohen Preise treffen fast alle<br />
Produkte, nämlich 42 von insgesamt 53.<br />
� Wien Berlin (Mai 2011)<br />
Die Preise von 40 Lebensmittel, (jeweils die preiswertesten Produkte) sind in Wien<br />
durchschnittlich um 18,9 Prozent höher als in Berlin. Wobei in Österreich seit Februar<br />
2011 die Preise um 3,5 Prozent gestiegen sind, in Berlin um 5,4 % gefallen sind.<br />
� Wien Köln Drogeriewaren (September 2011)<br />
Es wurden die Preise von 301 Drogeriewaren erhoben und verglichen. Im<br />
Gesamtdurchschnitt sind die Bruttopreise (inkl. MwSt) in Wien um 33,4 % teurer als<br />
in Köln! Netto sind die Preise in Wien im Schnitt um 32,2 % teurer als in Köln.<br />
Einzelne Produkte sind in Wien um 181,8 Prozent (netto 179,5 %) teurer.<br />
Fotoausarbeitung ist in Drogeriemärkten um 76,3 % teurer (brutto), netto um 74,9 %.
2. Analyse des Verbraucherpreisindex<br />
Besonders im Vergleich mit Deutschland zeigt sich, dass die Preise in Österreich auch<br />
in längerfristiger Betrachtung überdurchschnittlich steigen: In Österreich betrug die<br />
jährliche durchschnittliche Preissteigerung seit 2005 1,8 % während sie in Deutschland<br />
1,6 % beträgt.<br />
Hatte der harmonisierte Verbraucherpreisindex in Österreich im Oktober eine<br />
Zunahme von 3,8 % zu verzeichnen, so machen die Preissteigerungen im Schnitt im<br />
Euroraum nur 3 % aus, im Durchschnitt der gesamten EU 3,4 %.<br />
Quelle: WKO<br />
3. Untersuchung ÖNB<br />
Eine Untersuchung der österreichischen Nationalbank (Friedrich Fritzer,<br />
Inflationsdifferenzen zwischen Österreich, dem Euroraum, Deutschland und Italien)<br />
aus 2011 kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Die HVPI-Inflationsrate stieg in<br />
Österreich seit Ende 2010 stärker an als jene anderer Länder des Euroraumes.
Besonders wird in dieser Studie auf die Dynamik der Inflationsentwicklung im<br />
österreichischen Nahrungsmittelsektor hingewiesen. Die im Jahr 2011 wirksam<br />
gewordene Tabaksteuererhöhung erklärt ÖNB nur einen Teil dieser Entwicklung:<br />
„Zusätzlich könnte die Marktstruktur im österreichischen Lebensmittelhandel dazu<br />
beigetragen haben, dass globale Kostenschocks schneller und stärker auf die<br />
österreichischen Endverbraucherpreise übertragen wurden.“ Auch am Energiesektor<br />
verzeichnete Österreich einen schnelleren Anstieg der Inflationsrate als andere<br />
Euroraumländer.<br />
Im März 2011 lag die Inflationsrate für Energie in Österreich bei 12,6 % und damit<br />
mehr als 2 Prozentpunkte über jener von Deutschland. Die ÖNB deutet an, dass die<br />
Preisanstiege „auch durch die Struktur des österreichischen Treibstoffmarktes<br />
verursacht sei, der durch eine hohe Konzentration gekennzeichnet ist.“<br />
Was die Ursachen der Preisunterschiede sein könnten, darüber gibt es<br />
bedauerlicherweise nur Vermutungen. „Ohne umfassende Untersuchung, die alle diese<br />
Aspekte einbezieht, kann keine gesicherte Beurteilung vorgenommen werden.“<br />
4. Bundeswettbewerbsbehörde<br />
Die Bundeswettbewerbsbehörde hat im Jahr 2007 eine Branchenuntersuchung zum<br />
österreichischen Lebensmittelhandel durchgeführt. In dieser Untersuchung wurde auf<br />
die teilweise große Nachfragemacht der einzelnen Nahrungsmittelsektoren<br />
hingewiesen.<br />
5. Bundeswettbewerbskommission<br />
Die Wettbewerbskommission hat sich wiederholt zu der Notwendigkeit von<br />
Untersuchungen und Maßnahmen ausgesprochen, zuletzt in ihren Vorschlägen an die<br />
Bundeswettbewerbsbehörde (26.9.2011):<br />
„Die WBK regt daher auch in dieser Empfehlung an, dass die<br />
Bundeswettbewebsbehörde (BWB) ehest möglich für ein kontinuierliches<br />
Wettbewerbsmonitoring sorgen möge.<br />
Da sich ein funktionierender Wettbewerb auf den Märkten für<br />
leitungsgebundene Energie trotz der laufenden Arbeiten von BWB und E-<br />
Control und der erreichten Weiterentwicklung noch immer nicht eingestellt<br />
hat, empfiehlt die WBK neuerlich eine Vertiefung der<br />
Branchenuntersuchungen Strom und Gas und erinnert an die vorjährige<br />
Empfehlung betreffend den Fernwärmebereich.<br />
Mehrfach hat die WBK Empfehlungen für Untersuchungen in diesem<br />
Bereich besonders ausgeprägter Konzentration gegeben. Die BWB hat im
Jahre 2007 eine Branchenuntersuchung vorgenommen. Die WBK regt auch<br />
in diesem Jahr die Aktualisierung der seinerzeitigen Branchenuntersuchung<br />
mit einem besonderen Schwerpunkt der Entwicklungen entlang der<br />
Wertschöpfungskette an.<br />
Ein besonderes Thema ist die Entwicklung der LEH-Spannen bei<br />
Grundnahrungsmitteln in einer mehrjährigen Betrachtung und im<br />
internationalen Vergleich. Im Bereich des LEH ist über einen längeren<br />
Zeitraum hinweg die Tendenz zu einer erheblichen Erhöhung der<br />
Handelsspannen festzustellen. Als Beispiel sei hiefür die Spanne bei<br />
Trinkmilch genannt, die Anfang 1990 noch bei 14 % gelegen war und bis<br />
heute auf etwa 28 % verdoppelt wurde. Es gibt Informationen, wonach<br />
diese LEH-Spanne in Deutschland wesentlich geringer ist.<br />
Die Entwicklung auf dem österreichischen Zuckermarkt ist umfassend im<br />
europäischen und internationalen Zusammenhang und Vergleich zu<br />
beurteilen – und dies entlang der Wertschöpfungskette. Dazu kommt noch<br />
der Aspekt, dass ein großes LEH-Unternehmen in Österreich vor kurzer<br />
Zeit eine deutliche Anhebung der Verbraucherpreise vorgenommen hat.“