Stmk-02-2010 100426ok 72dpi - Landjugend Steiermark
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GENDER<br />
Alles „gender“ oder was?<br />
Gender – ein präsentes Thema in unserer Gesellschaft, das vor<br />
allem von der Politik geprägt ist, und größer geschrieben wird,<br />
als je zuvor. In der Schule, in der Familie oder bei der Arbeit,<br />
in den verschiedensten Organisationen, ja auch in der Freizeit,<br />
überall ist man mit „gender“ konfrontiert, denn die Chancen -<br />
gleichheit bzw. Gleichberechtigung ist und wird auch in Zukunft<br />
immer wichtiger!<br />
Was bedeutet „gender“?<br />
Der Begriff „gender“ bezeichnet zum<br />
Einen die soziale Geschlechtsrolle (gender<br />
role), also alles was in einer Kultur als<br />
typisch für ein bestimmtes Geschlecht<br />
angesehen wird (zB: Kleidung, Beruf,<br />
usw.). Es verweist nicht unmittelbar auf<br />
die körperlichen Geschlechtsmerkmale.<br />
Der Begriff „gender“ wurde in dieser<br />
Bedeutung 1955 von dem US-amerikanischen<br />
Forscher John Money eingeführt<br />
um das Fühlen und Verhalten von intersexuellen<br />
Menschen zu beschreiben, bei<br />
denen das körperliche Geschlecht nicht<br />
eindeutig war, die aber eine eindeutige<br />
Geschlechtsidentität oder eine eindeutige<br />
Geschlechtsrollenpräsentation aufwiesen.<br />
Diese wurden ursprünglich als<br />
„sex role“ oder „sex identity“ beschrieben.<br />
Zum Anderen bezeichnet „gender“ auch<br />
die Geschlechtsidentität (gender identity).<br />
Diese Bedeutung wurde 1968 von<br />
Ralph Greenson und vor allem von Robert<br />
Stoller geprägt, der sagte:<br />
„Geschlechtsidentität (gender identity)<br />
beginnt mit dem Wissen und dem<br />
Bewusstsein, ob bewusst oder unbewusst,<br />
dass man einem Geschlecht<br />
(sex) angehört und nicht dem Anderen.<br />
Geschlechtsrolle (sex role) ist das<br />
äußerliche Verhalten, welches man in<br />
der Gesellschaft zeigt, die Rolle, die man<br />
spielt, insbesondere mit anderen<br />
Menschen.“<br />
„gender“ auf allen Ebenen<br />
Innerhalb kürzester Zeit fand „gender“<br />
weltweit Eingang in das Vokabular und<br />
mittlerweile ist es ein Fachbegriff für das<br />
heute in der Wissenschaft anerkannte<br />
Verständnis von „Geschlecht“ im Zusam -<br />
menhang mit weiteren Kategorisierungen<br />
wie „Klasse“, „Alter“, „Herkunft“, „Kapa -<br />
zi tät“, also Behinderung oder Befähi -<br />
gung, „Religion“, „Beruf“ oder „sexueller<br />
Orientierung“.<br />
10 www.stmklandjugend.at<br />
All diese Ebenen, sowie die tagtäglichen<br />
gesellschaftlichen Unterscheidungen<br />
zwischen Frau und Mann sollen aber<br />
systematisch berücksichtigt werden um<br />
Diskriminierungen oder Ungleichheiten<br />
vorzubeugen. Es geht also darum,<br />
Frauen und Männer in ihren unterschiedlichen<br />
Lebenslagen gerecht zu werden<br />
und ihnen Teilhabe und echte Wahl frei -<br />
heit zu ermöglichen.<br />
Aus diesem Grund wurde das Konzept<br />
„Gender Mainstreaming“ (GM) entwickelt,<br />
welches 1985 auf der 3. Welt -<br />
frauen konferenz der Vereinten Nationen<br />
in Nairobi vorgestellt wurde und genau<br />
darauf zielt.<br />
Im Alltag ist die Zugehörigkeit zum weiblichen<br />
oder zum männlichen Geschlecht<br />
noch immer eine der bedeutsamsten<br />
gesellschaftlichen Unterscheidungen.<br />
Denn das Leben von Frauen und Männern<br />
weist in fast allen Bereichen des öffentlichen<br />
und privaten Lebens große<br />
Unterschiede auf, ohne dass dies immer<br />
bewusst ist.<br />
Geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede in der<br />
Arbeitswelt<br />
In der Arbeitswelt begreifen beispielsweise<br />
die Frauen die Berufstätigkeit<br />
lediglich als „Zuverdienst“ und sind sehr<br />
bald bereit ihren Beruf zugunsten der<br />
Familienarbeit einzuschränken, zu unterbrechen<br />
oder sogar ganz aufzugeben.<br />
Was natürlich Folgen auf ihre ökonomische<br />
Unabhängigkeit, ihre Altersvorsorge<br />
oder das Familieneinkommen hat. Gleich -<br />
zeitig erhalten Frauen hiermit die<br />
„Alleinkompetenz“ für Haushalt, Bezie -<br />
hungspflege und Kindererziehung.<br />
Für junge Männer stellt sich hingegen<br />
seltener die Frage, ob sie die Berufs -<br />
tätigkeit zugunsten der Familienarbeit<br />
einschränken. Das Bedürfnis von Män -<br />
nern nach gemeinsamer Zeit mit der<br />
Familie kommt zwangsläufig zu kurz,<br />
wenn sie ihr Leben überwiegend nach<br />
den beruflichen Anforderungen ausrichten.<br />
Teilzeitarbeit wird gesellschaftlich eher<br />
Frauen zugeschrieben, für Männer wird<br />
sie kaum akzeptiert.<br />
All dies führt zu ungleichen Bewertungen<br />
von Lebens- und Erfahrungswelten von<br />
Männern und Frauen, die auf stereotypen<br />
Vorstellungen von "weiblichem" und<br />
"männlichem" Verhalten beruhen. Die<br />
Durchsetzung einer tatsächlichen<br />
Gleich stellung hat dagegen zum Ziel,<br />
junge Menschen in ihren vielfältigen<br />
Lebenslagen zu fördern.<br />
Frau und Mann sind nicht<br />
gleich mobil<br />
Frauen nutzen in erster Linie öffentliche<br />
Verkehrsmittel, oder gehen auch häufiger<br />
zu Fuß als Männer und sind eher mit<br />
kleinen Kindern unterwegs. Zudem fühlen<br />
sie sich, häufiger als Männer, bei der<br />
Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in<br />
ihrer Sicherheit gefährdet.<br />
Frauen verfügen für den alltäglichen<br />
Gebrauch wesentlich seltender über ein<br />
Auto als Männer. Gleichzeitig haben sie<br />
aufgrund der immer noch vorherrschenden<br />
geschlechtsspezifischen Rollenver -<br />
teilung die Hauptverantwortung für die<br />
Koordinierung aller familiären Aktivitäten.<br />
Daraus ergeben sich, je nach Ge -<br />
schlecht, unterschiedliche Bedürf nisse<br />
und Anforderungen zum Beispiel an das<br />
Angebot des öffentlichen Nah verkehrs.