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Holz-Beton-Verbundbauweise in der Praxis - Dr. Rug & Partner

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Berichte<br />

W. <strong>Rug</strong>/K. Lißner · <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-<strong>Verbundbauweise</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong><br />

Bild 3. Verbunddübel <strong>der</strong> Crestawaldbrücke bei Sufers/Schweiz (Spannweite 33 m),<br />

nach [21], [23]<br />

und Balkendecken können nach [5]<br />

für zwei Verbundvarianten bis 60 M<strong>in</strong>uten<br />

Feuerwi<strong>der</strong>stand bemessen<br />

werden.<br />

Die Wirtschaftlichkeit e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundlösung wird wesentlich<br />

vom Wirkungsgrad <strong>der</strong> Verbundtragfähigkeit/-steifigkeit<br />

<strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dungsmittel<br />

zwischen dem <strong>Holz</strong>balken<br />

und <strong>der</strong> <strong>Beton</strong>platte bee<strong>in</strong>flußt.<br />

Es ist deshalb nicht<br />

verwun<strong>der</strong>lich, daß die bisherigen<br />

Forschungsarbeiten gerade die Frage<br />

nach dem erreichbaren Wirkungsgrad<br />

<strong>der</strong> möglichen Verb<strong>in</strong>dungsmittellösungen<br />

zum Gegenstand hatten.<br />

Wesentliche Voraussetzung für die<br />

Anwendung von <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbund<br />

ist deshalb e<strong>in</strong>e wirtschaftliche<br />

Verb<strong>in</strong>dungstechnik mit hohem Wirkungsgrad.<br />

Der Wirkungsgrad des<br />

Verbundes – und damit die wirksame<br />

Biegesteifigkeit des Gesamtquerschnittes<br />

– ist abhängig von <strong>der</strong> Steifigkeit<br />

(Nachgiebigkeit und Kraftaufnahme)<br />

<strong>der</strong> verwendeten Verb<strong>in</strong>dungsmittel.<br />

Grundsätzlich wird zwischen<br />

starren (unnachgiebigen) und<br />

mechanischen (nachgiebigen) Verb<strong>in</strong>dungen<br />

unterschieden. Beim starren<br />

Verbund können Relativverschiebungen<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen zu<br />

Verb<strong>in</strong>dungsmittel C [N/mm]<br />

580 <strong>Beton</strong>- und Stahlbetonbau 99 (2004), Heft 7<br />

verb<strong>in</strong>denden Querschnittsteilen vermieden<br />

werden. Starrer Verbund wird<br />

durch e<strong>in</strong>e Verklebung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berührungsfläche zwischen <strong>Holz</strong>balken<br />

und <strong>Beton</strong>platte gewährleistet<br />

[6]. Mit punkt- bzw. stabförmigen<br />

Verb<strong>in</strong>dungen, bei denen das Verb<strong>in</strong>dungsmittel<br />

durch Scher-, Biegungsund<br />

Lochleibungskräfte beansprucht<br />

wird, läßt sich h<strong>in</strong>gegen nur e<strong>in</strong> nachgiebiger<br />

Verbund erreichen. Als Folge<br />

treten zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Teilquerschnitten<br />

ger<strong>in</strong>ge Relativverschiebungen<br />

auf.<br />

Die Vielzahl <strong>der</strong> nachgiebigen<br />

Verb<strong>in</strong>dungstechniken lassen sich <strong>in</strong><br />

zwei Gruppen glie<strong>der</strong>n:<br />

–Verb<strong>in</strong>dungen mit Formschluß<br />

(Bild 2 und [7] bzw. [1])<br />

–Verb<strong>in</strong>dungen ohne Formschluß<br />

(Bild 1 und Bild 3 bzw. [1])<br />

E<strong>in</strong> Formschluß entsteht, wenn<br />

die Verbundfuge als zusätzliche<br />

Schubverb<strong>in</strong>dung ausgeformt wird,<br />

hier häufig durch e<strong>in</strong>e Kerve o<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>schnitte und Aussparungen. Bei<br />

<strong>der</strong>artigen Verbundlösungen läßt sich<br />

bei entsprechen<strong>der</strong> konstruktiver<br />

Durchbildung zur Herstellung des<br />

Formschlusses (z. B. <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dungslösung<br />

nach Natterer mit beid-<br />

Tabelle 2. Verschiebungsmodul C [N/mm] verschiedener bauaufsichtlich<br />

geregelter Verb<strong>in</strong>dungsmittel<br />

Nägel nach [12] und [13] 600 ... 3000<br />

<strong>Holz</strong>schrauben nach [12] und [13] 5000 ... 15000<br />

Schrauben nach Zulassung<br />

Z.: 9.1- 342 und 9.1- 445 für e<strong>in</strong>e Reihe,<br />

bestehend aus zwei Schrauben 8000 ... 15000<br />

wechselseitig <strong>in</strong> 45° Neigung e<strong>in</strong>gedreht [30], [31]<br />

Stabdübel nach [12] und [13] 8000 ... 25000<br />

1- Ortbeton<br />

2- Bewehrungsnetz<br />

3- BSH-Hauptträger (Lärche)<br />

4- Universalschrauben Ø7 x 260 mm<br />

seitig schräger Kerve und zugbeanspruchten<br />

e<strong>in</strong>geklebten Dübeln) e<strong>in</strong><br />

nahezu starrer Verbund herstellen.<br />

Bei Verb<strong>in</strong>dungen ohne Formschluß<br />

wirken alle<strong>in</strong> die e<strong>in</strong>gebrachten Verb<strong>in</strong>dungsmittel<br />

als Schubverb<strong>in</strong>dung.<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach den wirkungsvollsten<br />

Verb<strong>in</strong>dungslösungen<br />

wurden seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 1980er Jahre<br />

weltweit sehr viele Verb<strong>in</strong>dungstechniken<br />

erforscht, und noch immer<br />

wird experimentell nach optimalen<br />

Lösungen gesucht. Die bisher <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Praxis</strong> verwendeten Verb<strong>in</strong>dungsmittel<br />

für Verbundlösungen zwischen<br />

<strong>Holz</strong> und <strong>Beton</strong> s<strong>in</strong>d daher sehr vielfältig<br />

und reichen von Nägeln, Nagelplatten,<br />

Schrauben, e<strong>in</strong>geklebten Bewehrungsstäben<br />

o<strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>destangen,<br />

speziellen o<strong>der</strong> handelsüblichen<br />

Stahlformteilen bis zu Dübeln beson<strong>der</strong>er<br />

Bauart und Polymerbeton. Für<br />

den planenden Ingenieur ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

wichtig, ob er für die von ihm<br />

gewählte Verb<strong>in</strong>dungstechnik Rechenwerte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gültigen Norm<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bauaufsichtlichen Zulassung<br />

vorf<strong>in</strong>det. Traditionelle Verb<strong>in</strong>dungsmittel<br />

wie Nägel, <strong>Holz</strong>schrauben<br />

und Stabdübel zählen zu den <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Norm DIN 1052:1988/1996 geregelten<br />

Verb<strong>in</strong>dungsmitteln (Tabelle<br />

2). Diese wurden aber <strong>in</strong> Deutschland<br />

bisher noch nicht für Verbundkonstruktionen<br />

verwendet. In an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n wie z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Slowakei<br />

o<strong>der</strong> Polen setzt man seit 1960 Nägel<br />

für Verbundlösungen e<strong>in</strong> [8] (Bild 4).<br />

Bekannt ist dagegen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von<br />

genormten Verb<strong>in</strong>dungsmitteln (z. B.<br />

Sechskantholzschrauben) bei speziellen<br />

Schubankern (siehe Bertsche System<br />

GmbH [9]).<br />

Bauaufsichtlich zugelassen wurden<br />

bisher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland <strong>in</strong>sgesamt sechs Lösun-<br />

Bild 4. <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbund mit Nägeln<br />

nach [8]

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