Holz-Beton-Verbundbauweise in der Praxis - Dr. Rug & Partner
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Bild 8. Wirksames Trägheitsmoment berechnet nach Gl. (35) bis Gl. (38) <strong>in</strong> [12] <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
vom Verschiebungsmodul C <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dungsmittel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verbundfuge und dem Abstand<br />
e’ <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dungsmittel (Trägheitsmoment ohne Verbund efJ H = J H = 23040 cm 4 )<br />
voller Nutzungsfähigkeit des darunterliegenden<br />
Geschosses durchzuführen<br />
ist. Zur Beurteilung vorhandener<br />
<strong>Holz</strong>balkendecken ist es deshalb<br />
unerläßlich, sich zu e<strong>in</strong>em frühen<br />
Zeitpunkt <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong> Bild über<br />
des Zustands <strong>der</strong> <strong>Holz</strong>balken zu<br />
machen. Neben <strong>der</strong> Begutachtung<br />
h<strong>in</strong>sichtlich des Schädl<strong>in</strong>gs- und Pilzbefalls<br />
und des Zustands <strong>der</strong><br />
Balkenköpfe s<strong>in</strong>d für den Tragwerksplaner<br />
selbstverständlich die Abmessungen<br />
und Abstände sowie die Altholzfestigkeit<br />
<strong>der</strong> Balken Voraussetzung.<br />
Zwischen <strong>Beton</strong>platte und<br />
<strong>Holz</strong>balken darf beim Verbundsystem<br />
nach bauaufsichtlicher Zulassung<br />
Z. 9.1-342 [30] e<strong>in</strong>e bis maximal<br />
3 cm dicke Schalung e<strong>in</strong>gebaut werden<br />
bzw. vorhanden se<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t sich dann <strong>der</strong> Verschiebungsmodul,<br />
da diese Schicht ähnlich<br />
e<strong>in</strong>er Gleitschicht die Verformungsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung erhöht.<br />
Grundsätzlich können mit diesem<br />
Verbundsystem Altbaudecken im<br />
Spannweitenbereich zwischen 4,0<br />
und 5,0 m auf e<strong>in</strong>e Verkehrslast von<br />
5,0 kN/m 2 und zwischen 5,0 und<br />
6,0 m bis auf e<strong>in</strong>e Verkehrslast von<br />
3,5 kN/m 2 ertüchtigt werden. Die<br />
<strong>Praxis</strong>tauglichkeit des <strong>in</strong> den Beispielen<br />
verwendeten Verbundsystems<br />
konnte <strong>in</strong> Deutschland anhand von<br />
bisher 180 ausgeführten Objekten mit<br />
ca. 60000 m 2 Gesamtfläche unter Beweis<br />
gestellt werden. Insgesamt liegen<br />
für dieses Verbundsystem Erfahrun-<br />
gen bei über 500 Objekten <strong>in</strong> Europa<br />
vor.<br />
4.1 Beispiel für die Ertüchtigung e<strong>in</strong>er<br />
Altbaudecke <strong>in</strong>folge Wegfalls e<strong>in</strong>es<br />
Auflagers bzw. größerer<br />
Spannweite<br />
Durch die geplanten Umbaumaßnahmen<br />
erhöhte sich die Deckenspannweite<br />
von L = 5,0 m auf L = 7,0 m bei<br />
e<strong>in</strong>em mittleren Balkenabstand von<br />
0,90 m. Der Querschnitt des Verbundträgers<br />
ist <strong>in</strong> Bild 9 dargestellt.<br />
Die Beanspruchungen <strong>der</strong> Decke resultieren<br />
aus dem Eigengewicht mit<br />
g= 1,70 kN/m 2 (ohne <strong>Beton</strong>) und e<strong>in</strong>er<br />
Verkehrslast von p = 2,0 kN/m 2 .<br />
Im Randbereich wurden die Verbundschrauben<br />
zweireihig im Abstand<br />
von 13 cm angeordnet. Im vorliegenden<br />
Fall wurde aufgrund <strong>der</strong> zu<br />
großen Differenzen im Fußbodenbelag<br />
entschieden, die Dielung aufzunehmen<br />
und zwischen den Deckenbalken<br />
mit bündiger Oberkante e<strong>in</strong>zubauen<br />
(Bild 9).<br />
Um den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DIN<br />
1052:1988/1996 h<strong>in</strong>sichtlich Tragfähigkeit<br />
und zulässiger Durchbiegung<br />
zu genügen, wäre e<strong>in</strong> äquivalenter<br />
Deckenbalken b/h = 20/34 cm<br />
erfor<strong>der</strong>lich (statt vorh. b/h =<br />
16/23,5 cm!). Ab e<strong>in</strong>er Dicke <strong>der</strong> <strong>Beton</strong>platte<br />
von d > 10 cm und bei <strong>Beton</strong>fertigteilen<br />
ist nach Zulassung<br />
Z. 9.1.-342 e<strong>in</strong>e Bügelbewehrung gefor<strong>der</strong>t.<br />
Die Ausführung dieser Bügel-<br />
W. <strong>Rug</strong>/K. Lißner · <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-<strong>Verbundbauweise</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong><br />
<strong>Beton</strong>- und Stahlbetonbau 99 (2004), Heft 7<br />
Berichte<br />
Bild 9. Verbundquerschnitt, Spannweite<br />
7,0 m<br />
bewehrung erwies sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung<br />
als beson<strong>der</strong>s aufwendig und<br />
zeit<strong>in</strong>tensiv. E<strong>in</strong>e wirtschaftliche Ausführung<br />
<strong>der</strong> Schubbewehrung ersche<strong>in</strong>t<br />
nur mit Bügelmatten möglich.<br />
4.2 Erhöhung <strong>der</strong> Tragfähigkeit von<br />
Altbaudecken auf e<strong>in</strong>e Verkehrslast<br />
von p = 5,0 kN/m 2 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Mehrfamilienhaus<br />
Aufgrund <strong>der</strong> exponierten Lage im<br />
Stadtzentrum war e<strong>in</strong>e hochwertige<br />
Sanierung des Bauwerks aus <strong>der</strong><br />
Grün<strong>der</strong>zeit gefor<strong>der</strong>t. Die vorhandenen<br />
Decken haben Spannweiten<br />
zwischen L = 4,60 und 5,70 m bei<br />
e<strong>in</strong>em mittleren Balkenabstand von<br />
a=1,00 m. Ziel <strong>der</strong> Sanierung<br />
sollte neben e<strong>in</strong>er Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Gebrauchstauglichkeit und <strong>der</strong><br />
Schalldämmung vor allem auch e<strong>in</strong>e<br />
Ertüchtigung aller Geschoßdecken<br />
für e<strong>in</strong>e zulässige Verkehrslast von<br />
p= 5,00 kN/m 2 se<strong>in</strong>. Das Eigengewicht<br />
<strong>der</strong> Decke wurde mit g = 2,0 kN/m 2<br />
(ohne <strong>Beton</strong>platte) angenommen.<br />
Die Ertüchtigung aller Decken<br />
des Gebäudes mittels <strong>der</strong> <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundlösung<br />
bedeutete im<br />
konkreten Fall, daß die Tragfähigkeit<br />
e<strong>in</strong>es äquivalenten Deckenbalkens<br />
mit e<strong>in</strong>em Querschnitt von b/h =<br />
20/32 cm erreicht wird. Für den Verbund<br />
erfor<strong>der</strong>lich waren zwei Reihen<br />
von Verbundschrauben, die an den<br />
Balkenenden e<strong>in</strong>en Abstand von<br />
120 mm hatten (Bild 10). Alternativ<br />
zur realisierten Verbundlösung hätte<br />
man jeden Balken (Querschnitt<br />
20/24 cm) mit jeweils zwei Stahlprofilen<br />
U160 verstärken müssen. Diese<br />
vergleichsweise aufwendige Alterna-<br />
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