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Lesen - Golf Dornseif

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Togos Existenzkampf in Krieg und Frieden<br />

Abenteuerliche Zeiten in einem kleinen Schutzgebiet<br />

von <strong>Golf</strong> <strong>Dornseif</strong><br />

In ihrer Beschreibung von Togo erwähnte die Deutsche Kolonialgesellschaft 1899, dass das deutsche<br />

Schutzgebiet von der Grösse Bayerns 82.300 qkm umfasste, gestützt auf das deutsch-französische<br />

Abkommen vom 28. Juli 1897, doch sei "zwecks vollständiger Abgrenzung des Terrains noch eine<br />

Auseinandersetzung mit Grossbritannien erforderlich". Man schätzte 2.500.000 Einwohner, darunter 110<br />

Europäer bzw. 102 Reichsdeutsche. Sitz des Gouverneurs: Lome mit 4.000 Bewohnern. Die Schutztruppe<br />

hatte offiziell einen Kommandeur (Etatstärke 97/98), drei Unteroffiziere und 150 farbige Soldaten. 1895<br />

schloss Dr. Gruner mit dem Sultan von Gando mehrere Verträge ab, um die Regionen Nupe sowie Ilorin<br />

"als Vasallen unter deutschen Schutz zu stellen ..."<br />

Um 1880 gründeten deutsche Kaufleute Handels-Niederlassungen an der Togo-Küste im Hafen von<br />

Klein-Popo und erwarben einige Privilegien vom Häuptling Kwadjovi bis zu dessen Tod 1883. Danach<br />

kam es zu Unruhen und Bedrohungen der Weissen, als der Sierra-Leone-Mann William Lawson intrigierte<br />

und das Land unter britischen Einfluss bringen wollte. Die Händler riefen in ihrer Not das zufällig vor<br />

Gross-Popo ankernde deutsche Kriegsschiff SOPHIE zu Hilfe und erreichten unter militärischem Druck<br />

die Festigung aller Häuptlingsverträge. Unter diesen Verhältnissen richtete eine Gruppe Chiefs an den<br />

deutschen Kaiser die Bitte um Schutz vor weiteren Unruhestiftern.<br />

Eine Gruppe eingeborener<br />

deutscher Polizeisoldaten in<br />

Togo, die eine Zwitterstellung<br />

einnahmen: Es waren keine<br />

normalen Polizisten oder Gendarmen<br />

im ländlichen Umfeld,<br />

andererseits aber auch keine<br />

Angehörigen einer regulären<br />

Kaiserlichen Schutztruppe<br />

(wie etwa in Deutsch-Ostafrika<br />

zum Vergleich).<br />

Am 2. Juli 1884 erschien das Kanonenboot MÖVE mit den entsprechenden Dokumenten, überbracht vom<br />

Kaiserlichen Kommissar Dr. Gustav Nachtigal, jetzt zuständig für die afrikanische Westküste und ehemals<br />

Generalkonsul. Neue Abmachungen kamen am 5. Juli 1884 zustande, bestätigt von Häuptling Mlapa für<br />

den Schutz des Küstengebiets zwischen Lome und Porto-Seguro. Nun flatterte in Bagida die deutsche<br />

Flagge am Mast. Provisorischer Konsul für Togoland wurde Kaufmann Heinrich Randad, während das<br />

Kriegsschiff LEIPZIG Salutschüsse abgab. Am 16. April 1885 besetzten Franzosen den Hafen Klein-<br />

Popo, zogen sich aber nach einem Protokoll vom 24. Dezember des gleichen Jahres wieder zurück. Auch<br />

die korrekte Grenzlinie an der britischen Gold Coast Colony erforderte noch einige Verhandlungen bis zur<br />

Zufriedenheit sämtlicher Parteien. Deutschland hatte demzufolge zunächst einen Küstenstreifen von 50<br />

km Tiefe abgesichert ...


Schon 1886 erwarb der erste Kommissar für Togo, Ernst Falkenthal, die der Küste benachbarten<br />

Landschaften Towe, Kewe und Agotime. Sein Sekretär Grade erweiterte den Besitz im August 1887 um<br />

Agome-Palime und Dr. Henrici im September 1887 um Liati jenseits des Togo-Gebirges. Mittlerweile<br />

konnte man mit Frankreich auf der Grundlage des Protokolls vom 24. Dezember 1885 ein Arrangement<br />

für ergänzende Grenzmarkierungen treffen. Durch das Abkommen vom 27. April 1887 sollte fortan die<br />

Grenze zwischen Togo und Dahomey bis zum neunten Grad nördlicher Breite dem Meridian folgen, der<br />

durch die Westspitze der zwischen Sebe und Agoue in der Lagune gelegenen Insel Bayol hindurchführt.<br />

Eine gemischte Kommission hatte den Auftrag, Einzelheiten von geringerer Bedeutung etwas später zu<br />

regeln, doch gab es zugleich Ärger mit den Engländern, die plötzlich das Hinterland Togos ins Visier<br />

nahmen und dort die Landschaften Adaklu, Ho, Kunja sowie Boem unter ihren Schutz stellten. Nachdem<br />

das deutsche Auswärtige Amt Mitte Dezember 1887 Hauptmann von Francois zur Erforschung des<br />

westlichen Hinterlands nach Togo entsandt hatte und Francois Anfang März 1888 bereits bis Salaga im<br />

Hinterland der britischen Goldküste vorgedrungen war, beeilte sich Grossbritannien am 12. und 14. März<br />

1888 ein Abkommen mit Deutschland zu unterzeichnen, durch das im Hinterland von Togo sowie der<br />

Gold Coast eine sogenannte "Neutrale Zone" festgelegt wurde. Neue Schutzverträge durften innerhalb<br />

dieser Zone von keiner Vertragspartei mit Eingeborenen-Stämmen abgeschlossen werden und<br />

irgendwelche Beeinflussungen mussten ebenfalls unterbleiben.<br />

Das neutrale Gebiet umfasste die Reiche Gondja mit Salaga, Karaga und Dagomba mit einem Teil von<br />

Kokomba, alles gelegen zwischen dem achten und zehnten Grad nördlicher Breite. Als Südgrenze nahm<br />

man den Breitengrad der Einmündung des Daka in den Volta an. Die Ostgrenze sollte durch eine Linie<br />

vom Ort Dutukpene in nördlicher Richtung bis zum zehnten Breitengrad und die Nordgrenze durch den<br />

Breitengrad selbst markiert werden, während die Westgrenze wiederum durch die Grenzen des Gondja-<br />

und Karaga-Reichs nach Westen gegeben war.<br />

Es folgten ergänzende Verträge zwischen Deutschland, Frankreich und Grossbritannien, die mehr<br />

Verwirrung als Klärung unterschiedlicher Ansprüche provozierten, denn jeder Partner versuchte den an-<br />

Tapferer Einsatz des Hauptmanns von Francois<br />

Am dritten Februar 1888 trat der Königlich Preussische Hauptmann im Colbergschen Grenadier-<br />

Regiment Nummer 9, Curt von Francois, von Bagida aus die erste "amtliche Forschungsreise" in<br />

das nordwestliche Hinterland Togos an. Mit wenigen Trägern und ohne Soldaten marschierte er<br />

über Lome und Kewe durch Agotime nach Agome-Palime, überschritt das Togo-Gebirge und<br />

erreichte über Kapandu und Kratschi am dritten März 1888 Salaga.<br />

Dort bemühte sich eine britische Expedition aus zwei Europäern, darunter ein Arzt, mit 50<br />

Soldaten bereits seit Anfang Februar vergeblich, einen soliden Schutzvertrag abzuschliessen,<br />

nachdem ihr dies vorher in Kpandu und Kratschi gelungen war. Nach zehn Tagen Aufenthalt ging<br />

von Francois weiter über Jendi, Hauptstadt des mächtigen Dagomba-Reichs, nach Gambaga in<br />

Mamprussi, durchzog das Grussi-Gebiet und erreichte am 19. April 1888 Sürma in Mossi.<br />

Hier setzten die Eingeborenen seinem Weitermarsch so hartnäckigen Widerstand entgegen, dass<br />

der Hauptmann umkehren musste, ohne dass es ihm gelang mit den Mossi freundschaftliche<br />

Beziehungen anzuknüpfen. Immerhin schaffte es von Francois neben der Erforschung des<br />

oberen Volta-Beckens mehrere schriftliche Schutzverträge abzuschliessen: am 24. März in Jendi,<br />

am achten April in Gambaga, am siebten Mai in Karaga, am 11. Mai in Nantong und am 11. Juni<br />

in Salaga. Vom 23. Dezember 1888 unternahm Hauptmann von Francois bis Ende April 1889<br />

nochmals eine Reise bis Salaga, um die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner ersten Expedition<br />

jetztzu vervollständigen ...


deren zu überlisten. Bei Kriegsausbruch 1914 konnte deshalb von eindeutig abgesprochenen<br />

Grenzziehungen kaum die Rede sein. (Zuletzt teilten Deutschland und England mit dem sogenannten<br />

Samoa-Vertrag vom 14. November 1899 die "Neutrale Zone" unter sich auf).<br />

Aufbau der Polizeitruppe mit Haussas<br />

Der zur Verwaltung des Togo-Gebietes 1885 ernannte Kommissar Ernst Falkenthal warb zunächst acht<br />

Soldaten vom Stamm der Haussa an und beantragte im August des gleichen Jahres in Berlin die<br />

Einrichtung einer soliden Polizei-Organisation für Togo. Nach dem Erlass des Reichskanzlers vom 30.<br />

Oktober 1885 sollte dieses Datum fortan als "Errichtungstag der Polizeitruppe von Togo in der vorläufigen<br />

Stärke von zehn Haussa-Soldaten unter einem weissen Unteroffizier" dokumentiert werden. Ihr Einsatz<br />

war auf den örtlichen Sicherheitsdienst beschränkt. Strafaktionen gegen unabhängige Häuptlinge im<br />

Landesinneren sind in diesem Rahmen ausgeschlossen.<br />

Die Aufgabe, das deutsche Ansehen zu festigen und die unter deutschem Schutz stehenden<br />

Eingeborenen gegen räuberische Einfälle anderer Stämme zu schützen, sollte vielmehr den zeitweise auf<br />

der Reede von Togo erscheinenden Schiffen der Kaiserlichen Kriegsmarine zufallen. Anfang 1886 wurde<br />

die Truppe um 15 Mann vermehrt. Nach der Erweiterung des Schutzgebietes um die der Küste<br />

benachbarten Landschaften im Jahr 1888 durch den Kommissar von Puttkamer, den späteren<br />

Gouverneur Kameruns, auf 50 und 1889 auf 62 Polizisten, hat man bis 1892 schliesslich weitere 30<br />

Männer vom Stamm der Haussa verpflichtet zur Neugründung von Stationen (Stützpunkten) im<br />

Landesinneren sowie zur Sicherung der Strassenverbindungen.


Giftmord während der Dschungel-Expedition?<br />

Dr. Ludwig Wolf, Königlich-Sächsischer Stabsarzt im Kolonialdienst, wollte den Nordwesten<br />

Togos erkunden (etwa zur gleichen Zeit als Hauptmann Curd von Francois im nordwestlichen<br />

Hinterland marschierte ), begleitet von Oberleutnant Kling und dem erfahrenen Zimmermann<br />

Bugslag sowie einem Dolmetscher und 36 teilweise bewaffneten Trägern. Die Expedition brach<br />

am 29. März 1888 von der Küste auf und gründete am 2. Juni die wissenschaftliche<br />

Forschungsstation Bismarckburg nahe Adele.<br />

Am 23. April 1889 zog Dr. Wolf nur mit seinem farbigen Dolmetscher und einigen bewaffneten<br />

Trägern über Blita nordostwärts, schloss dann am 7. Mai mit dem einflussreichen Oberhäuptling<br />

Djabo Bukari einen Schutzvertrag ab und wandte sich dem damals völlig unbekannten Nord-<br />

Dahomey zu.<br />

Am 5. Juni 1889 stürzte der Mediziner vom Pferd und erlitt unter anderem vermutlich eine<br />

Gehirnerschütterung. Er hatte hohes Fieber, eine Durchfall-Erkrankung und dürfte bereits<br />

erheblich geschwächt gewesen sein unter diesen Umständen. Ohnmachtsanfälle und geistige<br />

Verwirrung setzten ein. Die Diener drängten zur Umkehr, aber der Dolmetscher Hardesty<br />

schleppte den willenlosen Kranken immer tiefer in das Dschungelgebiet räuberischer Stämme.<br />

Schliesslich starb Dr. Wolf in Ndali und es tauchten Gerüchte auf, dass der Dolmetscher mit Gift<br />

nachgeholfen habe. Obwohl der Sterbende zur Umkehr aufgefordert hatte, marschierte die<br />

herrenlose Expedition noch einige Monate in der Region Borgu herum. Der Dolmetscher eignete<br />

sich alle Ecpeditionsgüter sowie Dr. Wolfs persönliches Eigentum an. Erst am 21. November<br />

1888 liess sich der treulose Kundschafter wieder mit den Trägern in der Station Bismarckburg<br />

blicken. Fazit: lebenslängliche Zwangsarbeit und Verbannung nach Kamerun.<br />

Weil der Etat für das Schutzgebiet jedoch sehr knapp bemessen war und die Verwaltungskosten ständig<br />

wuchsen, kappte der stellvertretende Kommissar Graf Pfeil im Oktober 1891 die Polizei-Einheit aus<br />

Sparsamkeitsgründen wieder auf 30 Männer. Zwei Gefreite und 30 Mannschaften wanderten nun in den<br />

Polizeidienst nach Kamerun ab und ergänzten später die dortige Schutztruppe. Ohne Zweifel hatte die<br />

falsche Sparsamkeit böse Folgen: Togo-Häuptlinge betrieben Raubzüge und Sklavenhandel,<br />

verweigerten den Gehorsam gegenüber dem Kommissar und verhöhnten ihn angesichts seiner<br />

militärischen Schwäche. Landeshauptmann von Puttkamer erkannte die grosse Gefahr und ordnete an,<br />

noch im Jahr 1893 die Polizeitruppe neu zu organisieren und 75 Soldaten aufzustellen. Polizeitruppe,<br />

Schutztruppe und Polizisten sollten sinnvoller gegliedert werden auf lange Sicht.<br />

Die neu gegründete Polizeitruppe hatte bis 1887 ihren Standort in Bagida und wurde mit der Verwaltung<br />

des Schutzgebiets nach Sebe bei Anecho verlegt. Ihre Ausbildung lag anfangs in den Händen des<br />

Sergeanten Bilke, bis ihr am 3, Juni 1886 mit der ersten Aufstockung Polizeimeister von Piotrowski als<br />

vorzüglicher Ausbilder zur Verfügung stand. 1889 hat man 20 Soldaten nach Lome überstellt. Als der<br />

Polizeimeister im April 1894 verstarb, übernahm am 4. Mai des gleichen Jahres Heinrich Klose die<br />

Polizeitruppe, Leutnant im Zweiten Leibhusaren-Regiment KAISERIN Nummer 2. Sergeant Bilke fiel einer<br />

Tropenkrankheit zum Opfer. Nach der Versetzung Kloses zur Station Misahöhe trat im August 1894<br />

Oberleutnant a' la suite Hans Georg von Doering als neuer Chef auf den Plan, versetzt vom Infanterie-<br />

Regiment 98 und vertraut mit der Forschungsstation Bismarckburg "in besonderer Mission".<br />

Der Oberleutnant setzte sich tatkräftig ein und erzielte vorzügliche Ausbildungsergebnisse, wie wiederholt<br />

zu erfahren war. Inzwischen erreichte die Polizeitruppe eine Stärke von sechs Unteroffizieren, sechs<br />

Gefreiten sowie 144 Soldaten, zumeist in Sebe stationiert und im März 1897 nach Lome verlegt (mit der<br />

Landeshauptmannschaft). 25 Mann verblieben in Sebe, 12 bis 30 Mann verteilten sich auf die einzelnen<br />

kleinen Stützpunkte (Stationen). Daraus entstanden selbständige Bezirkstruppen, die Rekruten (bei<br />

Unruhen und Aufständen) einstellen durften.


Nach der Umstellung im Jahr 1894 gab es sogar eine Militärkapelle mit 15 bis 20 Musikern im Verband<br />

der Lome-Truppe, ausgebildet vom Materialienverwalter Sievers. Die eingeborenen Talente spielten bis<br />

Ende 1899 auf, fielen Rationalisierungsmassnahmen zum Opfer und verstummten. Gouverneur Köhler<br />

liess die Instrumente nach Kamerun verschiffen und der dortigen Schutztruppe zuteilen.<br />

1894 umfasste die Polizeitruppe in Togo einen älteren Offizier (Oberleutnant oder Hauptmann) als Führer<br />

der Lome-Einheit, einen Leutnant, sechs weisse Polizeimeister und etwa 560 farbige Soldaten mit ihren<br />

Unterführern. Stationierung in Lome: Truppenführer, Polizeimeister, farbiger Feldwebel, 11 farbige<br />

Sergeanten und Unteroffiziere, acht farbige Gefreite und 150 farbige Mannschaften. Der Leutnant und die<br />

übrigen Polizeimeister engagierten sich in den Bezirken mit selbständigen Bezirkstruppen.<br />

Kommandeure in schneller Folge<br />

An der Spitze der Polizeitruppe standen seit 1894 bis 1912 folgende zum Auswärtigen Amt oder seit 1907<br />

zum Reichs-Kolonialamt kommandierte Offiziere:<br />

1. Hans Georg von Doering, Oberleutnant à la suite des Infanterie-Regiments Nummer 98, vom 6.<br />

August 1894 mit Unterbrechungen bis 21. Juli 1899 und als Hauptmann vom 30. August 1900 bis zum<br />

1. Mai 1901.<br />

2. August Braunbeck, Oberleutnant à la suite des Feldartillerie-Regiments König Karl (Erstes<br />

Württembergisches) Nummer 13, vom 21. Juli bis 23. Dezember 1895.<br />

3. Valentin von Massow, Oberleutnant der Reserve des Kürassier-Regiments von Driesen<br />

(Westfälisches) Nummer 4, früher aktiv in diesem Regiment, mit Unterbrechungen vom 4. April 1896<br />

bis 1. Juli 1898.<br />

4. Adolf Freiherr von Seefried auf Buttenheim, Leutnant à la suite des Königlich-Bayerischen 14.<br />

Infanterie-Regiments Herzog Karl Theodor, vom 7. Juli 1898 bis 30. Mai 1899 und vom 9. August<br />

1899 bis zum 12. Februar 1900.<br />

5. Adolf Mellin, Leutnant à la suite des Dritten Niederschlesischen Infanterie-Regiments Nummer 50,<br />

vom 7. Juli bis 9. August 1899.<br />

Das letzte Gefecht der deutschen Polizeisoldaten ereignete sich nahe der bedeutenden<br />

Küstenfunkstation Kamina nördlich von Lome. Alle Sendemasten und Stationsgebäude mitsamt<br />

der Technik wurden vor der Kapitulation gesprengt und in Brand gesetzt.


Graf Zech auf Neuhofen war von 1904<br />

bis 1910 Kaiserlicher Gouverneur im<br />

Schutzgebiet Togo und führte mehrere<br />

Expeditionen im Hinterland durch.<br />

6. Johannes Wilhelm Preil, Oberleutnant à la suite des Königlich Sächsischen Pionier-Bataillons Nr.12,<br />

vom 12. Februar bis zum 1 August 1900.<br />

7. Julius Smend, Leutnant ä la suite des Infanterie-Regiments Graf Bülow von Dennewitz<br />

(6. Westfälisches) Nummer 55, vom 1. bis 30. August 1900.<br />

8. Arthur Rieck, Leutnant à la suite des Infanterie-Regiments von der Marwitz (8. Pommersches)<br />

Nummer 61, abwechselnd in der Zeit vom 1. Mai 1901 bis 27. September 1906.<br />

9. Gotthard Freude, Oberleutnant à la suite des Königlich-Sächsischen Feldartillerie-Regiments Nummer<br />

68, vom 27. September 1906 bis zum 29. April 1907.<br />

10. Friedrich von Nagel zu Aichberg, Leutnant à la suite des Königlich Bayerischen Infanterie-<br />

Leibregiments, vom 29. April bis 29. Juni 1907.<br />

11. Kurt Schlettwein, Leutnant im 5. Westpreussischen Infanterie-Regiment Nummer 148, vom 28. August<br />

1907 bis 20. Mai 1908.<br />

12. Karl Gaisser, Leutnant im Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württembergisches) Nummer 13, vom<br />

20. Mai bis 28. Dezember 1908.<br />

13. Gerhard Häring, Oberleutnant im Feldartillerie-Regiment Prinz August von Preussen (1. Litauisches)<br />

Nummer 1, vom 28. Dezember 1908 bis 18. April 1909.<br />

14. Georg Trierenberg, Oberleutnant im Dritten Magdeburgischen Infanterie-Regiment Nummer 66, vom<br />

18. April 1909 bis 12. Januar 1912.<br />

15. Walther Stockhausen, Leutnant im Infanterie-Regiment Graf Werder (4. Rheinisches) Nummer 30,<br />

vom 12. Januar bis 12. Mai 1912.


Die Polizeitruppe rekrutierte sich anfangs aus Angehörigen des Volks der Haussa, angeworben in der<br />

britischen Kolonie Nigeria bzw. in Lagos. Es handelte sich um einen muslimischen Wanderstamm, Handel<br />

treibend und über ganz Westafrika verbreitet, mit wehrhafter Gesinnung und von Grund auf soldatisch<br />

orientiert. Historisch betrachtet hatten die Haussa am mittleren Niger eigene Staaten ins Leben gerufen<br />

oder die Herrschaft über verschiedene Eingeborenen-Reiche an sich gerissen. Mit ihren militärischen<br />

Tugenden, ihrer Disziplin und Treue schienen die Haussa allen übrigen Ethnien weit überlegen. Aber<br />

auch die britischen Kolonialbehörden stellten nach und nach Haussa-Kompanien auf.<br />

Nunmehr begann das Gouvernement Haussa-Polizisten innerhalb des eigenen Schutzgebiets Togo<br />

anzuwerben. Eingeborene Agenten vermittelten interessierte Männer gegen ein Handgeld von 20 bis 30<br />

Mark in den deutschen Polizeidienst, ergänzt durch Grussi, Mossi, Dagomba, Konkomba, Tschokossi,<br />

Losso und Kabure. Angemessene Uniformierung, ordentliche Löhnung, gute Bewaffnung und<br />

Respektierung des Selbstwertgefühls durch alle Vorgesetzten stützten die Moral der Einheiten<br />

beträchtlich.<br />

Ab 1908 mussten sich die Nachwuchs-Polizisten für fünf Jahre verpflichten mit einer Löhnung von täglich<br />

einer Mark. Später erhielten sie im ersten Dienstjahr 50 Pfennige Tageslohn, ab 1910 dann 60 Pfennige,<br />

im zweiten Dienstjahr 75 Pfennige und im dritten eine Mark täglich. Den Gefreiten zahlte man täglich 1,25<br />

Mark, Unteroffizieren 1,50 Mark, Sergeanten 1,75 Mark und Feldwebeln -zwei Mark. Ab 1898 gab es<br />

Dienstalter-Zulagen wie folgt: nach drei Jahren vierteljährlich 2,50 Mark, nach sechs Jahren fünf Mark,<br />

nach neun Jahren 7,50 Mark und nach 12 Jahren 10 Mark.<br />

Für die Unterkünfte der Polizeisoldaten standen Camps zur Verfügung, in denen sie mit ihren Familien<br />

nach Stammesgewohnheiten angenehm leben konnten. An Marschtagen, also ausserhalb der Standorte,<br />

bekamen alle Polizisten einen Verpflegungszuschuss von 25 Pfennigen soweit keine Naturalverpflegung<br />

gewährt wurde.<br />

Nachdem anfangs Anzüge aus blauem Sergestoff sowie weisse Drillichanzüge mit rotem Fez, roter<br />

Leibschärpe und als Bewaffnung Seitengewehr und Kavallerie-Karabiner Modell 71 getragen worden<br />

waren, kam ab Mai 1887 folgende Ausrüstung und Uniform zur Geltung: Jacke und Pumphose aus<br />

blauem Wollstoff mit rotem Besatz oder roter Biese, leichte Matrosen-Unterjacken und leinene Militär-<br />

Unterhosen, Feldmütze aus leichtem weissem Stoff mit weissem Schirm, rote Leibbinde aus Baumwolle,<br />

eine Patronentasche, Feldflasche aus Glas oder Blech mit Filzüberzug zum Umhängen, Brotbeutel und<br />

Kochgeschirr, Pionier-Faschinen-Messer mit Koppel. Nach der Aufstockung der Truppe 1888 erhielten die<br />

neu eingestellten Männer als Schusswaffe das Gewehr Modell 71, weil die Karabiner nicht mit einer<br />

Vorrichtung zum Aufpflanzen des Seitengewehrs versehen waren.<br />

Die weissen Schirmmützen bewährten sich nicht und wurden schon 1890 durch blaue Infanterie-<br />

Feldmützen ohne Schirme ersetzt. Schliesslich entschied man sich aber für den turbanartigen roten<br />

Rollfez mit blauer Quaste und fliegendem Preussen-Adler aus weissem Metall. Diese Feze hielten sich bis<br />

1910, und es folgten Schirmmützen aus Khakistoff mit ponceau-rotem Besatzstreifen und deutscher<br />

Kokarde. Drei Trommler und drei Querpfeifer sowie drei Hornisten sollten Marschmusik ermöglichen.<br />

Bei der Umorganisierung der Truppe 1894 kam es zu weiteren Änderungen der Ausstattung: Statt der<br />

Anzüge aus blauem Wollstoff erhielten die Soldaten Khaki-Uniformen. Die vorn durch vier Metallknöpfe<br />

geschlossene Jacke hatte einen niedrigen Stehkragen, auf dem je eine Litze aus rotem Tuch an beiden<br />

Seiten aufgenäht war, und eine gleichartige Litze lief um die Rockärmel. Die zum Aufknöpfen<br />

eingerichteten Achselklappen bestanden anfangs aus rotem Tuch, wurden aber später ebenfalls aus<br />

Khakistoff hergestellt. Bei der Kniehose fielen die roten Biesen weg, ebenso verzichtete man auf die zu<br />

warmen Unterhosen. Das Pioniermesser liess sich durch den Hirschfänger Modell 71 ersetzen mit gelbem<br />

Lederkoppel, an dem zwei vordere Patronentaschen befestigt waren. Gerollte Schlafdecken,<br />

Kochgeschirre, Brotbeutel, Tornisterbeutel und Feldflaschen zählten zur Ausrüstung im Feld. Neu<br />

eingeführt: die Jägerbüchse Modell 71, tropenfest und robust auch bei mangelhafter Pflege.


Seuchen unter den Eingeborenen<br />

Den deutschen Regierungsärzten kam es darauf an, die medizinische Behandlung der Europäer, die<br />

Aufsicht über die örtliche Bekämpfung der Stechmücken, die poliklinische Behandlung der Eingeboren<br />

sowie die Durchführung regelmässiger Impfprogramme zu sichern. Es wurden farbige Heilgehilfen<br />

ausgebildet, die überall gute Dienste verrichteten. Zur Bekämpfung der Schlafkrankheit wurde seit 1908<br />

eine Kommission von drei Ärzten geschaffen: einer sorgte sich um die Kranken in einem Camp auf dem<br />

Klutoberg bei Misahöhe, während die anderen ambulant behandelten und Seuchen-Herde zu erkunden<br />

versuchten. Vielfach verweigerten jedoch die Erkrankten jede Hilfe und flohen vor den deutschen<br />

Medizinern über die nahe Grenze auf britisches Kolonialgebiet. Ein deutsch-britisches Abkommen zur<br />

gemeinsamen Bekämpfung der Schlafkrankheit schob später diesen Verhaltensweisen einen Riegel vor<br />

im Interesse aller Eingeborenen. So verpflichteten sich die britischen Gesundheitsbehörden, alle<br />

geflohenen Kranken wieder auf deutsches Gebiet zur Behandlung zu überführen. Bis zum 1. April 1910<br />

hat man im Schutzgebiet 262 Fälle von Schlafkrankheit nachgewiesen. Ende 1911 befanden sich noch<br />

195 Patienten in ärztlicher Obhut mit guten Erfolgen.<br />

Oberleutnant von Massow führte mehrere<br />

abenteuerliche Expeditionen im Hinterland<br />

Togos und erwarb sich grosse Verdienste<br />

um die kartographische Erschliessung der<br />

Regionen neben dem Abschluss von<br />

Schutzverträgen mit Häuptlingen.<br />

Ausserdem drohten den Eingeborenen die Pocken, obwohl 1909/1910 zahlreiche Aktionen zur<br />

Schutzimpfung stattfanden und fast 160.000 Eingeborene versorgt werden konnten. Trotzdem verstarben<br />

1911 Tausende an den Pocken. abgesehen von Genickstarre und Gelbfieber. 1912 traf vom Hamburger<br />

Tropen-Institut ein Facharzt ein, um weitere Programme einzuführen.<br />

Nicht zuletzt spielte die Lepra eine grosse Rolle in Togo, sodass mehrere Stationen eingerichtet werden<br />

mussten. Da es einen engen Zusammenhang zwischen Stechmücken und Gelbfieber-Übertragung gab,<br />

musste auch in diesem Bereich viel unternommen werden. Vor allem Strohdächer bildeten gefährliche<br />

Unterschlupfe und durften nicht mehr für Neubauten angelegt werden.<br />

Die Sterblichkeit der Europäer lag durchschnittlich bei zwei bis vier Prozent. 1895/96 betrug sie jedoch<br />

über 11 Prozent durch den Einfluss verschiedener Seuchen.<br />

Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen<br />

Die Einnahmen und Ausgaben des ordentlichen Etats im Schutzgebiet (Rechnungsjahr 1912) betrugen<br />

3.150.610 Mark, ohne dass ein Reichszuschuss nötig erschien. So schloss das Rechnungsjahr 1911


sogar mit einem Überschuss von 672.924 Mark ab (im Vorjahr 721.000 Mark). Togo war die einzige<br />

deutsche Kolonie, die ihre Ausgaben aus eigenen Einnahmen (Steuern, Zölle) bestreiten konnte.<br />

Zur Eingeborenen-Politik äusserte sich der ehemalige Gouverneur Graf Zech auf Neuhofen in einer<br />

Denkschrift unter anderem wie folgt: "Den Eingeborenen hat die deutsche Verwaltung mancherlei<br />

Unannehmlichkeiten gebracht und tief in ihr Privatleben eingegriffen. Andererseits haben wir den<br />

Sklavenhandel unterbunden, das Halten von Sklaven erschwert und diese seit Jahrhunderten bestehende<br />

Praxis in kurzer Zeit nahezu beseitigt. Die Verwaltung hat ausserdem die Eingeborenen-Kulturen<br />

verbessert, Raub und Erpressung beseitigt, Schulen errichtet, Verkehrswege erschlossen, durch<br />

Tiefbohrungen viele Brunnen geschaffen und verheerende Seuchen wie etwa die Pocken ausgelöscht ..."<br />

Lome und Anecho besassen jeweils eine Regierungsschule. Zwei evangelische und eine katholische<br />

Missionsgesellschaften wirkten unter den Eingeborenen Togos. Die Norddeutsche Missionsgesellschaft<br />

Bremen unterhielt 1912 153 Knabenschulen, zwei Mädchenschulen, sechs Kleinkinder-Einrichtungen und<br />

eine Fortbildungsschule neben einem Lehrer-Seminar mit 4489 Schülern und 1464 Schülerinnen. Den<br />

grössten Wirkungskreis hatte jedoch die römisch-katholische Steyler Missionsgesellschaft vom Göttlichen<br />

Wort: Sie betreute 179 Knabenschulen, neun Mädchenschulen, fünf Kleinkindergärten, eine<br />

Fortbildungsschule, eine Handwerkerschule sowie ein Lehrer-Seminar mit 6571 Schülern und 1207<br />

Schülerinnen.<br />

Die deutschen protestantischen und römisch-katholischen Gesellschaften grenzten einvernehmlich ihre<br />

Einflussgebiete voneinander ab und vermieden jegliche Provokation gegenüber dem Islam in weiser<br />

Voraussicht. Dieses umsichtige Verhalten bewährte sich vorzüglich und es kam nirgendwo zu feindseligen<br />

Auseinandersetzungen.<br />

Die vielfältigen Expeditionen zur Erkundung des gesamten Schutzgebiets lassen sich am besten in drei<br />

Zeitabschnitten erläutern. Zunächst glaubte man, der Abschluss von Schutzverträgen mit einem<br />

Oberhäuptling (in einer bestimmten Region) sei ausreichend. Danach setzte sich die Auffassung der<br />

Franzosen überall durch, dass nur eine "tatsächliche Besetzung" begründbaren Rechtsanspruch auf ein<br />

fest umrissenes Territorium sichere. Schliesslich folgte noch die Epoche der sogenannten<br />

"Unterwerfungs-Expeditionen" (auf internationaler Grundlage), um eine Befriedung der betroffenen<br />

Stämme zu erreichen. Franzosen und Briten verhielten sich in diesem Rahmen ebenso listenreich wie<br />

tollkühn, sodass ein atemberaubender "Wettlauf" zur Klärung von Territorialansprüchen im Togoland und<br />

Ein gesprengter deutscher Eisenbahnzug an der Strecke bei Ekuni während des Rückzugs.<br />

Britische Pioniere setzten die unterbrochenen Gleise überraschend schnell wieder instand.


undherum einsetzte. Intrigen, Verrat und Tricks waren an der Tagesordnung während dieser<br />

Übergangsphasen. Einzelheiten dazu sind derart verwirrend, dass ihre Schilderung unverständlich bleiben<br />

würde.<br />

Ausbruch des Ersten Weltkriegs<br />

Nach Artikel 10 und 11 des Berliner Abkommens von 1885 sollten die Schutzgebiete in Ostafrika und<br />

Sansibar während eines europäischen Krieges neutralisiert werden und es herrschte allgemein die<br />

Auffassung, dass im Grunde sämtliche internationalen Kolonien oder Schutzgebiete ebenfalls Anspruch<br />

auf eine derartige Neutralisierung hätten. Im britischen Kolonial-Ministerium gab es jedoch andere<br />

Auffassungen, als im Juli und August 1914 die Spannungen zwischen den Nationen zunahmen. Bei Togo<br />

waren sich die Briten der Tatsache bewusst, dass die Küstenfunkstation Kamina für den Kontakt mit<br />

Berlin grösste Bedeutung hatte.<br />

Major von Doering streckte seine Fühler aus, gedrängt von der Reichsregierung, um auf einer<br />

Neutralisierung Togos zu beharren, allerdings vergeblich. Das Colonial Defence Committee lehnte jede<br />

Verhandlung ab. Unterdessen bereitete General Dobell bereits die Eroberung Togos und der dortigen<br />

Funkstation vor, also schon am 5. August 1914 nach der Aktenlage. Sechs Kompanien vom Gold Coast<br />

Regiment sollten zum 15. August angriffsbereit sein, um die Funkanlagen zu zerstören. Dobell verfügte<br />

über 640 Infanteristen, drei Geschütze und vier Maschinengewehre im Rahmen des Gold Coast<br />

Regiments, ergänzt durch 315 Infanteristen sowie zwei MG vom Sierra Leone Bataillon, das mit Schiffen<br />

herbeigeführt werden musste (ab Freetown). Das deutsche Militär schätzte man so ein: etwa 150<br />

ausgebildete Europäer, etwa 1.000 farbige Soldaten bzw. Polizeisoldaten und (vielleicht) schwache<br />

Artillerie.<br />

Dem General bereitete vor allem die Frage einiges Kopfzerbrechen, wie er am schnellsten ungefähr<br />

tausend eingeborene Lastenträger anheuern sollte für seine Truppen. Seine Soldaten aus Sierra Leone<br />

waren an Verpflegung mit Reis gewöhnt und würden andere Lebensmittel ablehnen. Inzwischen meldete<br />

der Geheimdienst, dass die Deutschen in Lome drei Kanonen postiert hatten und an den<br />

Landungsbrücken sowie in deren Umgebung Minen verlegten. Die französischen Kolonialbehörden in<br />

Dahomey boten Unterstützung an und drängten auf eine baldige Besetzung des deutschen<br />

Schutzgebiets.<br />

Regimental Sergant-Major ALHAJI GRUNSHI<br />

vom Gold Coast Regiment, mehrfach wegen<br />

Tapferkeit ausgezeichnet, Angehöriger der Royal<br />

West-African Frontier Force (RWAFF), gab an 12.<br />

August 1914 den ersten Schuss ab bei der<br />

Invasion Togos in der Nähe von Togblekove. Der<br />

Stabsfeldwebel gehörte zum Expeditionskorps<br />

des Generals Dobrell.


Mr. H.S. Newlands, Distrikt-Kommissar in Keta, sprach fliessend Deutsch und sollte Captain Barker<br />

begleiten, um die Übergabe Togos durch Verhandlungen mit dem Gouvernement einzuleiten. Beide<br />

fuhren mit Fahrrädern und Lastkraftwagen Richtung Lome und kamen dort am 6. August 1914 gegen 18<br />

Uhr an. Eine deutsche Patrouille zu Pferd eskortierte die Briten zu Major von Doering und Hauptmann<br />

Pfaeler, dem Chef der Polizeitruppe. Herr von Clausnitzer als Zivilbeamter war ebenfalls anwesend. Die<br />

Parlamentäre boten eine Bedenkzeit von 24 Stunden bis zur bedingungslosen Kapitulation an und zogen<br />

sich wieder zurück nach Keta. Tausende von eingeborenen Flüchtlingen überfluteten die Strasse<br />

zwischen Lome und Keta mit Sack und Pack voller Furcht vor Schiessereien.<br />

Früh am Morgen des 7. August 1914 registrierte man in Accra eine nicht verschlüsselte Funkmeldung in<br />

deutscher Sprache (von Togo nach Berlin bzw. Nauen). Es hiess darin, dass der Gouverneur am<br />

nächsten Tag Lome mit Polizeisoldaten verlassen wollte, um die Funkstelle Kamina zu verteidigen, und<br />

dass der Bezirks-Kommissar in Lome zur Kapitulation bereit sei (unter dem Druck der Alliierten). Auf<br />

britischer Seite fasste man die ungewöhnliche Situation so auf, dass die Deutschen indirekt ihren Gegner<br />

über Funk informieren wollten was sie planten, um Lome vor Schaden zu bewahren und eine Räumung in<br />

Gang zu setzen. Hundert Deutsche blieben in Lome zurück, meistens Missionare, Frauen und Kinder<br />

sowie andere nicht militärtaugliche Personen.<br />

Eingesammelte deutsche<br />

Feuerwaffen nach der<br />

Kapitulation bei Mora, darunter<br />

mehrere Maschinengewehre.<br />

Während britische farbige<br />

Kolonialsoldaten auch als MG-<br />

Schützen eingesetzt waren,<br />

durften innerhalb der Polizei-<br />

Truppe Togos nur deutsche<br />

Unteroffiziere ein Maschinengewehr<br />

bedienen.<br />

Die britischen Parlamentäre kamen am Tag darauf gegen 19 Uhr nach Lome wie'-verabredet und trafen<br />

nur noch auf Herrn Clausnitzer im Gouvernement, während der Major mit seinen Soldaten zur Sicherung<br />

der Funkanlagen bereits unterwegs war. Die Übergabe erfolgte jetzt umgehend. Allerdings wollten die<br />

Deutschen nur einen Küstenstreifen bis zu einer Tiefe von 120 km landeinwärts abgeben und im<br />

Landesinneren weiterhin Widerstand leisten.<br />

Nach kolonial-französischen Quellen ging am 4. August 1914 beim Gouverneur von Dahomey ebenfalls<br />

eine Nachricht aus Togo ein mit der Anfrage, ob man sich auf eine Neutralisierung der Schutzgebiete<br />

während des Kriegs in Europa verständigen könne. Diese Botschaft des Majors von Doering wurde nicht<br />

direkt beantwortet, sondern nach Dakar zum französischen General-Gouvernement weiter geleitet, wo<br />

man sich wiederum in Schweigen hüllte (aus völkerrechtlicher Verlegenheit). Die wichtige deutsche<br />

Übersee-Funkstation Kamina lag nur 60 Kilometer entfernt von der französischen Kolonialgrenze und<br />

blieb zunächst unbeachtet.<br />

Am Abend des 6. August 1914 besetzte französische Polizei den deutschen Grenzübergangsposten bei<br />

Athieme, am 7. August liess Major Maroix den anderen Grenzposten Agbanake einnehmen. Danach<br />

rückten die Franzosen auf Anekho vor und stiessen nirgendwo auf Widerstand, während die<br />

Eingeborenen überall freundlich reagierten. Französische Eisenbahn-Pioniere reparierten die Bahnstrecke<br />

zwischen Anekho und Lome. Inzwischen fragten die Briten an, ob sie beim Angriff auf Kamina mit<br />

französischer Schützenhilfe rechnen dürften und bekamen eine Zusage für etwa 500 Infanteristen mit<br />

Artillerie.


Die Parlamentäre Captain Barker und Mr. Newlands verbrachten die Nacht vom siebten zum achten<br />

August 1914 in einem deutschen Bungalow in Lome, gastfreundlich vom Gouvernement angeboten. Am<br />

frühen Morgen des 8. August traf ein Gold Coast Telegraphist mit dem Fahrrad aus Keta ein, im Gepäck<br />

ein tragbares Gerät. Unterstützt von deutschen Postbeamten gelang es bald, eine telegrafische<br />

Verbindung mit Keta und Accra wieder herzustellen. Nur 14 britische Eingeborenen-Soldaten genügten<br />

vorübergehend, um die offizielle Besetzung Lomes zu manifestieren, und der Union Jack flatterte am<br />

Fahnenmast des Gouvernements. Zwar blieben Truppenverstärkungen aus, aber alles verlief friedlich,<br />

ohne dass den Engländern ein Haar gekrümmt wurde.<br />

Lome hatte im allgemeinen etwa 200 weisse Bewohner neben 8.000 Eingeborenen. Es gab ein<br />

Krankenhaus, viele Regierungsgebäude, eine Bahnstation und zahlreiche Werkstätten. Dr. Le Fanu traf<br />

mit ergänzenden militärischen Einheiten zur Übernahme der Klinik ein. Es standen 21 Betten für Europäer<br />

und 60 Pflegeplätze für Schwarze zur Verfügung. Das deutsche Personal blieb erhalten, und die Briten<br />

sorgten für korrekte Lohnfortzahlungen in angenehmer und respektvoller Atmosphäre.<br />

Dem Militär folgten zivile Fachleute tags darauf aus Accra unter der Obhut von Major J.J.F.<br />

O'Shaughnessy, einem Fernmelde-Techniker und seinen Assistenten, reichhaltig mit Ersatzteilen<br />

ausgestattet, um das Kommunikationswesen wieder flott zu machen. Der Major hatte Befehl, das<br />

deutsche Seekabel zwischen Monrovia und Duala zu trennen und zu versiegeln. Innerhalb von 12<br />

Stunden funktionierten die Kräne und Verlade-Hilfsmittel im Hafen. Auch die Bahngleise liessen sich<br />

rasch reparieren. Dr. O'Hara May regelte prompt die Trinkwasserversorgung und sonstige Hygiene-<br />

Probleme in der Stadt.<br />

Gegen 11 Uhr am neunten August erreichte Captain Bryant der Befehl, den Angriff auf die deutsche<br />

Grossfunkstation in die Wege zu leiten, unterstützt von den Franzosen und mit einem (vorübergehend)<br />

höheren Rang versehen. Die Franzosen hatten sofort verfügbar: acht Offiziere, 20 weisse Unteroffiziere<br />

und 450 Senegalesen mit zwei Gebirgshaubitzen. Nachdem Verstärkungskräfte per Schiff aus Accra<br />

eingetroffen waren, konnte der britische Oberbefehlshaber in Lome über folgende Truppen disponieren:<br />

Gold Coast Regiment (16 britische Offiziere, sieben britische Unteroffiziere, 535 eingeborene Schützen<br />

sowie drei Gebirgshaubitzen und vier Maschinengewehre). Zur Verstärkung zählten: 34 britische Zivilisten<br />

(Beamte, Freiwillige),50 eingeborene Polizeisoldaten, 2000 eingeborene Lastenträger und Arbeiter.<br />

Captain Bryant fungierte nunmehr als Lieutenant Colonel und rüstete sich mit seinem Stab am 12. und 13.<br />

August 1914 zum Endkampf. Bereits am 11. August war registriert worden, dass eine Eisenbahnbrücke<br />

und eine kleinere Funkstation bei Togblekove, etwa 18 km nördlich Lome, von den Deutschen gesprengt<br />

werden konnten (in Verbindung mit einem Überraschungsangriff per Bahn).<br />

Eine farbige Fernmelde-Abteilung<br />

der Royal West-African Frontier-<br />

Force (RWFF) mit ihrem technischen<br />

Gerät. Viele gehörten zu<br />

nigerianischen Volksstämmen<br />

(ähnlich wie Polizeisoldaten Togos<br />

unter deutschem Kommando).


Am Morgen des 14. August 1914 marschierten die Briten und Franzosen :in Richtung Grossfunkstation<br />

Kamina los, kamen aber nur langsam voran wegen der ungünstigen Wegeverhältnisse. Der Einsatz von<br />

leichten Lastkraftwagen funktionierte sporadisch, denn hohes Gras und Sümpfe bildeten viele natürliche<br />

Barrieren. Die Strasse verlief teils parallel zu einer Bahnstrecke, teils weiter entfernt von den Schienen<br />

und war lange nicht mehr instandgesetzt worden (wegen der vorteilhafteren Gleise). Eingeborene<br />

unterwegs versicherten, dass "die Deutschen dauernd mit einem Zug hin und her fahren ..."<br />

Schlüsselrolle einer Grossfunkstation<br />

Nachdem die britischen Truppen von deutschen Bewegungen auf dem Bahnkörper erfahren hatten,<br />

schickten sie Kundschafter aus, um mehr herauszufinden. Die Bahnstation Tsvie war am 15. August<br />

gegen sechs Uhr früh von deutschen Soldaten beschossen worden und zwar aus einem Militärzug, doch<br />

hielten sich zu dieser Stunde lediglich vier Männer der I-Company dort auf. Gegen acht Uhr früh rollte der<br />

Zug nordwärts davon. Lieutenant H.S. Collins erhielt den Befehl, diesem Zug an einer günstigen Position<br />

den Weg abzuschneiden. Dank eines einheimischen Haussa-Führers liess sich dies über einen<br />

abkürzenden Urwaldpfad ermöglichen. 200 Meter nördlich der Ekuni Brücke häuften die Engländer einen<br />

Hügel aus Geröll auf die Gleise und montierten Eisenplatten als Sperre.<br />

Tatsächlich tauchte bald ein neuer deutscher Eisenbahnzug auf aus nördlicher Richtung, hielt nahe der<br />

Barrikade an und dampfte sofort zurück ehe ein Angriff zustande kam. Zwar gelang es die Lokomotive mit<br />

Kugeln zu durchsieben, aber der Gegner blieb fast ungeschoren. Am 15. August gegen 15 Uhr sprengten<br />

die Deutschen weitere Eisenbahnbrücken am Lili-Fluss. Gegen sieben Uhr früh am 16. August standen<br />

zwei deutsche Kriegsgefangene in Ekuni zum Verhör zur Verfügung: Baron Codelli von Fahnenfeldt,<br />

Erbauer der Grossfunkstation Kamina, und der Sprengstoff-Experte im deutschen Pionier-Verband. Ihre<br />

Aussagen hatten indessen keinen praktischen Wert.<br />

Ohne Zweifel befanden sich alle deutschen Einheiten auf dem Rückzug. Den Briten gerieten<br />

Lokomotiven, zahlreiche Bahnwaggons, einige Maschinengewehre und zahlreiche Gewehre mit Munition<br />

in die Hände neben technischem Gerät. Mittlerweile fiel auf, dass die Deutschen offenbar Munition mit<br />

weichen Geschoss-Spitzen verwendeten, was man von den Schusswunden der eigenen Soldaten<br />

"ablesen" konnte. Mit einem Schreiben vom 18. August 1914 protestierte Colonel Bryant gegenüber Major<br />

von Doering wegen dieser mutmasslichen Praxis, denn sie war völkerrechtswidrig.<br />

(Anmerkung: Es handelte sich hierbei um sogenannte Dum-Dum-Geschosse, also entweder<br />

Halbmantelgeschosse mit frei liegendem Bleikern oder Hohlspitzgeschosse mit ummantelter Spitze und<br />

zylindrischer Bohrung. Benannt nach der indischen Munitionsfabrik Dum-Dum nahe Kalkutta:<br />

"Sprenggeschossartige Wirkung auf Körper", völkerrechtlich seit 1868 international verboten beim Militär).<br />

Der deutsche Kommandeur reagierte nicht, und die Engländer mussten zusätzliches medizinisches<br />

Personal von der Gold Coast anfordern. Eingehende Untersuchungen der Schussverletzungen und<br />

verwendeten deutschen Geschosse brachten in englischen Laboratorien folgendes Resultat: Die<br />

deutschen Maschinengewehre und Gewehre der Mannschaften verschossen durchweg völkerrechtlich<br />

zulässige Munition (bezogen auf farbige Polizeisoldaten). Zahlreiche deutsche Offiziere im Einsatz sowie<br />

zum Waffendienst einberufene weisse Reservisten (im Rang von Offizieren und Unteroffizieren)<br />

verwendeten jedoch teilweise illegale Munition (aus unbekannten Gründen). Man vermutete, dass diese<br />

völkerrechtswidrige Munition ursprünglich allein zur Jagd vorrätig gehalten wurde und versehentlich in<br />

falsche Hände geriet.<br />

Nach Aussagen eines deutschen Kriegsgefangenen gewannen die Briten den Eindruck, dass die<br />

deutschen Streitkräfte bei Akbeluvoe aus zwei Eingeborenen-Kompanien bestanden unter dem<br />

Kommando von Hauptmann Pfaeler. Es kam unter den Polizeisoldaten zur Verweigerung des<br />

Gehorsams, wobei sie plötzlich wild um sich feuerten und ihre Vorgesetzten gefährdeten. Sechs deutsche<br />

Offiziere verloren dadurch ihr Leben, unter ihnen auch Hauptmann Pfaeler, und die Truppe geriet in<br />

Auflösung. Ursprünglich sollte diese Einheit nachts einen Sperrgürtel. britischer Truppen unter Captain<br />

Potter durchbrechen, verlor jedoch das Vertrauen in die deutsche Führung.


Am 15. August 1914 erfuhr Colonel Bryant, dass die Deutschen hastig eingeborene Hilfstruppen<br />

zusammenstellten und sie mit Mauser-Gewehren ausrüsteten, sodass die Briten ebenfalls neue Kräfte<br />

unter den Ashantis und Awunas an der Gold Coast zu rekrutieren versuchten. Dies war kaum noch<br />

möglich unter Zeitdruck und mangels brauchbarer Reserven in den Kolonien.<br />

Im nördlichen Togoland hatten britische und französische Abteilungen inzwischen Yendi und Sansane<br />

Mangu eingenommen (ohne Gegenwehr). Etwa die Hälfte der 400 deutschen Eingeborenen-Soldaten<br />

warfen ihre Gewehre weg und flohen heimwärts, während immer mehr Häuptlinge sich auf die Seite der<br />

Westmächte schlugen und Beute erhofften. Captain Bouchez legte mit seinen Männer 600 Kilometer in 20<br />

Tagen zurück: 130 Senegalesen mit straffer Disziplin.<br />

Hat sich Togo jemals weiter entwickelt?<br />

Nach der deutschen Kapitulation im Jahr 1914 gegenüber Frankreich und Grossbritannien<br />

erklärte später der Völkerbund das Territorium zu Mandatsgebieten der Siegermächte, während<br />

die Vereinten Nationen ab 1946 ebenfalls Mandate an Frankreich (Ost-Togo) und<br />

Grossbritannien (West-Togo) vergaben. Eine Volksabstimmung im britischen Mandatsgebiet<br />

führte 1956 zum Anschluss an "Gold Coast-Ghana" und das französische Territorium<br />

verwandelte sich in eine "Autonome Republik Togo" (bis in die Gegenwart).<br />

Es schlossen sich viele Jahre mit wechselhaften Regimes an: vornehmlich Militär-Diktaturen,<br />

Tyrannen-Morde, Putsche, Wahlbetrügereien, Staatsstreiche, schwere Verletzungen von<br />

Menschenrechten, Sanktionen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union sowie der<br />

USA, Stop der Entwicklungshilfe, blutige Unruhen usw.<br />

Die sogenannte Republik mit fast fünf Millionen Bewohnern und etwa 40 unterschiedlichen<br />

Völkern zählt zu den ärmsten Ländern der Erde mit 150.000 AIDS-Kranken und 65.000 AIDS-<br />

Waisenkindern. Schätzungsweise 50 Prozent der Mädchen und Frauen sind nach wie vor Opfer<br />

von rituellen Beschneidungen. Jährlich kommen 2.000 deutsche und 10.000 französische<br />

Touristen ins Land (im Durchschnitt). Die deutsche Schmalspur-Eisenbahn von 1905 verkehrt<br />

nach einer Modernisierung in drei Richtungen (276 km, 161 km, 44 km).<br />

Die gegenwärtige Militär-Diktatur verfügt über 100 leichte Panzerfahrzeuge, 16 Flugzeuge und<br />

zwei Patrouillen-Boote. Ein Euro hat einen Kurswert von 655.957 FCFA. Nachbarländer sind zur<br />

Zeit Ghana, Benin und Burkina nach den letzten Grenzkorrekturen.<br />

In der FRANKFURTER RUNDSCHAU vom 14. April 2003 berichtet der Reisejournalist Bernd<br />

Ludermann unter anderem: "Das kleine Land ist wirtschaftlich im Niedergang. Togos öffentliche<br />

Dienste wie Schulen und Kliniken verfallen, Lehrer und Mediziner erhalten zeitweise kein Gehalt.<br />

Der Präsident nutzt Staatseinnahmen, um persönliche Gefolgschaft zu kaufen, seine Gegner zu<br />

spalten und seine Parteigänger von seinem Wohlwollen abhängig zu machen ... Notfalls setzt er<br />

Sicherheitskräfte gegen seine Kritiker ein und fälscht Wahlen ... Der Preis ist Korruption,<br />

Aushöhlung des Rechts und Diskreditierung der Politiker".<br />

Die Hälfte der Bevölkerung Togos kann nicht lesen und schreiben. Es gibt einige mutige und<br />

oppositionelle Wochenzeitungen mit spärlichem Inhalt und geringer Verbreitung im Hinterland<br />

wie LE REPORTER in Lome (durch Spenden von Exil-Togolesen aus Deutschland unterstützt).<br />

(MUNZINGER ARCHIV)


Sendemasten flogen in die Luft<br />

In der Nacht vom 24. zum 25. August 1914 hörten die Alliierten laute Explosionen aus Richtung Kamina<br />

und die Sendemasten der Funkstation verschwanden am Horizont. Gegen 10.30 Uhr besetzte Colonel<br />

Bryant den Ort Glei mit seiner Hauptmacht und gegen 16 Uhr tauchten zwei Deutsche mit einer<br />

Parlamentärflagge auf: Major von Roebern sowie ein deutscher Unteroffizier als Dolmetscher. Bryant<br />

forderte eine bedingungslose Kapitulation. Es dauerte bis zum 26. August 1914 gegen 11 Uhr ehe zwei<br />

deutsche Offiziere eine schriftliche Bestätigung der Übergabe vorlegten (in Amuchu).<br />

Am Tag darauf stellten die Engländer fest, dass die deutschen Funkanlagen gründlich zerstört worden<br />

waren. Alle neun Masten lagen zerbrochen am Boden und die Schaltvorrichtungen im Betriebsgebäude<br />

durchweg in Scherben. Obendrein hatte man Dieselkraftstoff ausgegossen und alles in Brand gesetzt. Nur<br />

eine rauchende Ruine blieb übrig. Mehr als 200 Deutsche ergaben sich mit drei Maschinengewehren,<br />

tausend Gewehren und 320.000 Patronen.<br />

Eine rührende Begebenheit sei zum Schluss nicht verschwiegen: Nachdem die deutschen Offiziere<br />

kapituliert hatten, versicherten sie ihren farbigen Polizeisoldaten, dass man nach sechs Monaten "ganz<br />

bestimmt zurückkehren würde ..." Tatsächlich meldeten sich im Februar 1915 eine Reihe von Farbigen bei<br />

den britischen Behörden und klagten darüber, dass die Deutschen immer noch auf sich warten liessen<br />

und dass man sie erinnern sollte!<br />

Quellen<br />

Deutsches Kolonialblatt<br />

Brigadier-General F.J. Moberly: Military Operations in Togoland and the Cameroons<br />

(His Majesty's Stationery Office, London 1931)<br />

Kolonial-Bildarchive<br />

Hauptmann Georg Trierenberg: TOGO - Die Aufrichtung der deutschen Schutzherrschaft und die<br />

Erschliessung des Landes<br />

(E.S. Mittler und Sohn Hofbuchhandlung, Berlin 1914)<br />

MUNZINGER ARCHIV<br />

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