Lesen - Golf Dornseif
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Die Parlamentäre Captain Barker und Mr. Newlands verbrachten die Nacht vom siebten zum achten<br />
August 1914 in einem deutschen Bungalow in Lome, gastfreundlich vom Gouvernement angeboten. Am<br />
frühen Morgen des 8. August traf ein Gold Coast Telegraphist mit dem Fahrrad aus Keta ein, im Gepäck<br />
ein tragbares Gerät. Unterstützt von deutschen Postbeamten gelang es bald, eine telegrafische<br />
Verbindung mit Keta und Accra wieder herzustellen. Nur 14 britische Eingeborenen-Soldaten genügten<br />
vorübergehend, um die offizielle Besetzung Lomes zu manifestieren, und der Union Jack flatterte am<br />
Fahnenmast des Gouvernements. Zwar blieben Truppenverstärkungen aus, aber alles verlief friedlich,<br />
ohne dass den Engländern ein Haar gekrümmt wurde.<br />
Lome hatte im allgemeinen etwa 200 weisse Bewohner neben 8.000 Eingeborenen. Es gab ein<br />
Krankenhaus, viele Regierungsgebäude, eine Bahnstation und zahlreiche Werkstätten. Dr. Le Fanu traf<br />
mit ergänzenden militärischen Einheiten zur Übernahme der Klinik ein. Es standen 21 Betten für Europäer<br />
und 60 Pflegeplätze für Schwarze zur Verfügung. Das deutsche Personal blieb erhalten, und die Briten<br />
sorgten für korrekte Lohnfortzahlungen in angenehmer und respektvoller Atmosphäre.<br />
Dem Militär folgten zivile Fachleute tags darauf aus Accra unter der Obhut von Major J.J.F.<br />
O'Shaughnessy, einem Fernmelde-Techniker und seinen Assistenten, reichhaltig mit Ersatzteilen<br />
ausgestattet, um das Kommunikationswesen wieder flott zu machen. Der Major hatte Befehl, das<br />
deutsche Seekabel zwischen Monrovia und Duala zu trennen und zu versiegeln. Innerhalb von 12<br />
Stunden funktionierten die Kräne und Verlade-Hilfsmittel im Hafen. Auch die Bahngleise liessen sich<br />
rasch reparieren. Dr. O'Hara May regelte prompt die Trinkwasserversorgung und sonstige Hygiene-<br />
Probleme in der Stadt.<br />
Gegen 11 Uhr am neunten August erreichte Captain Bryant der Befehl, den Angriff auf die deutsche<br />
Grossfunkstation in die Wege zu leiten, unterstützt von den Franzosen und mit einem (vorübergehend)<br />
höheren Rang versehen. Die Franzosen hatten sofort verfügbar: acht Offiziere, 20 weisse Unteroffiziere<br />
und 450 Senegalesen mit zwei Gebirgshaubitzen. Nachdem Verstärkungskräfte per Schiff aus Accra<br />
eingetroffen waren, konnte der britische Oberbefehlshaber in Lome über folgende Truppen disponieren:<br />
Gold Coast Regiment (16 britische Offiziere, sieben britische Unteroffiziere, 535 eingeborene Schützen<br />
sowie drei Gebirgshaubitzen und vier Maschinengewehre). Zur Verstärkung zählten: 34 britische Zivilisten<br />
(Beamte, Freiwillige),50 eingeborene Polizeisoldaten, 2000 eingeborene Lastenträger und Arbeiter.<br />
Captain Bryant fungierte nunmehr als Lieutenant Colonel und rüstete sich mit seinem Stab am 12. und 13.<br />
August 1914 zum Endkampf. Bereits am 11. August war registriert worden, dass eine Eisenbahnbrücke<br />
und eine kleinere Funkstation bei Togblekove, etwa 18 km nördlich Lome, von den Deutschen gesprengt<br />
werden konnten (in Verbindung mit einem Überraschungsangriff per Bahn).<br />
Eine farbige Fernmelde-Abteilung<br />
der Royal West-African Frontier-<br />
Force (RWFF) mit ihrem technischen<br />
Gerät. Viele gehörten zu<br />
nigerianischen Volksstämmen<br />
(ähnlich wie Polizeisoldaten Togos<br />
unter deutschem Kommando).