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Ein Leitbild für das Rotwild- Management in Deutschland - Institut für ...

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<strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Leitbild</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Rotwild</strong>-<strong>Management</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – Februar 2004<br />

Zentral- und Südalpen überdauert <strong>Rotwild</strong> den W<strong>in</strong>ter aber auch <strong>in</strong> den Hochlagen, vor<br />

allem <strong>in</strong> sonnigen, schneearmen Steilhängen oder freigeblasenen Hochflächen (SCHMIDT<br />

1992).<br />

Jäger haben früh erkannt, wie gut sich <strong>Rotwild</strong> im W<strong>in</strong>ter durch Futter räumlich steuern und<br />

im eigenen Revier halten lässt. Lange bevor der Verlust natürlicher W<strong>in</strong>tergebiete (besonders<br />

<strong>in</strong> den Alpen) die Frage nach e<strong>in</strong>er Ersatzlösung aufkommen ließ, hatte sich die Fütterung<br />

als fester Bestandteil im Jagdbetrieb etabliert.<br />

Unter den Bed<strong>in</strong>gungen der Kahlschlagswirtschaft mit Zäunung der nahrungsreichen Kulturflächen<br />

und ausgedehnten Nadelholzbeständen mit kaum Bodenvegetation erschien W<strong>in</strong><br />

terfütterung als Ersatz <strong>für</strong> vorenthaltene natürliche Nahrung und als Mittel gegen Wildschä<br />

den ebenfalls logisch. Es gibt aber zu denken, <strong>das</strong>s Perioden <strong>in</strong>tensiver Fütterung mit solchen<br />

hoher Waldwildschäden zusammen fielen. Fütterung war von je her mit hohen Wilddichten<br />

verbunden (BERBERICH & RIECHERT 1994; WEISSWANGE 1928). In der Rückschau<br />

muss festgestellt werden, <strong>das</strong>s die W<strong>in</strong>terfütterung zur Verhütung von Waldwildschäden<br />

weitgehend versagt hat. Fütterungen s<strong>in</strong>d immer auch Krisenherde.<br />

Mit der Absenkung der <strong>Rotwild</strong>bestände hat die Intensität der W<strong>in</strong>terfütterung <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren allgeme<strong>in</strong> nachgelassen. In schneereichen Mittelgebirgen wird sie nach wie vor <strong>für</strong><br />

unverzichtbar gehalten. Im Alpenraum und im Bayerischen Wald wird <strong>Rotwild</strong> über sechs<br />

von zwölf Monaten sogar <strong>in</strong> sogenannten W<strong>in</strong>tergattern gehalten. Die Tendenz zur Errichtung<br />

weiterer W<strong>in</strong>tergatter hält an.<br />

Heute gibt es überzeugende Beispiele da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s <strong>Rotwild</strong> ungefüttert überw<strong>in</strong>tern kann,<br />

ohne übermäßige Schäden zu verursachen. Wichtige Voraussetzungen da<strong>für</strong> sche<strong>in</strong>t neben<br />

e<strong>in</strong>er angemessenen Bestandshöhe e<strong>in</strong> naturnah aufgebauter Wald zu se<strong>in</strong> (siehe <strong>Rotwild</strong><br />

und Waldwirtschaft). Durch die Extensivierung der Landwirtschaft, gerade <strong>in</strong> Mittelgebirgslagen,<br />

ergeben sich weitere Möglichkeiten. Aus der Nutzung genommene Flächen können<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em künftigen Überw<strong>in</strong>terungskonzept ohne Fütterung spielen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs können diese Verbesserungen der Lebensbed<strong>in</strong>gungen im Wald und <strong>in</strong> der Feldflur<br />

nur dann zur Wirkung kommen, wenn der Rothirsch nicht am Aufsuchen solcher Habitate<br />

geh<strong>in</strong>dert wird. Deshalb muss die Bejagung auf e<strong>in</strong> Überw<strong>in</strong>terungskonzept abgestimmt<br />

se<strong>in</strong>. Denn der Jagddruck kann zu entscheidenden Veränderungen <strong>in</strong> der w<strong>in</strong>terlichen<br />

Raumnutzung führen (SCHMIDT 1992; VÖLK 1998).<br />

Ruhe vor Störungen jeglicher Art ist e<strong>in</strong> entscheidendes, vielleicht <strong>das</strong> wichtigste Kriterium<br />

bei der Vorbeugung gegen Schälschäden <strong>in</strong> der nahrungsarmen Zeit (ARNOLD 2002). Ob<br />

gefüttert wird oder nicht: Ruhe <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ständen ist e<strong>in</strong> Kernproblem. Deshalb muss<br />

da<strong>für</strong> gesorgt werden, <strong>das</strong>s Störungen <strong>in</strong> Fütterungsbereichen oder <strong>in</strong> attraktiven W<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ständen<br />

auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum reduziert werden.<br />

In den Nordalpen sche<strong>in</strong>t die Erhaltung von <strong>Rotwild</strong>beständen ohne W<strong>in</strong>terfütterung besonders<br />

schwierig, weil die traditionellen W<strong>in</strong>tergebiete weitgehend verloren gegangen s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>e <strong>E<strong>in</strong></strong>stellung der Fütterung hätte weit reichende Konsequenzen und wäre mit großen<br />

Risiken <strong>für</strong> die Wälder im Voralpenland verbunden. Ob e<strong>in</strong>e Überw<strong>in</strong>terung von <strong>Rotwild</strong> im<br />

Bergwald ohne Fütterung möglich ist, wurde noch nicht untersucht.<br />

Seit etwa dreißig Jahren wird e<strong>in</strong> immer größerer Teil des <strong>Rotwild</strong>es <strong>in</strong> den Nordalpen <strong>in</strong><br />

gezäunten Fütterungsbereichen bis zum Vegetationsbeg<strong>in</strong>n festgehalten. Diese W<strong>in</strong>tergatter<br />

haben sich als e<strong>in</strong>e geschickte Lösung erwiesen, Waldschäden auf sehr kle<strong>in</strong>e Flächen<br />

zu beschränken oder sogar völlig zu verh<strong>in</strong>dern. Dem <strong>Rotwild</strong> kommt ferner zugute, <strong>das</strong>s es<br />

durch den Zaun vor Störungen durch Menschen geschützt ist. Erfolgreich betriebene W<strong>in</strong>-<br />

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