DIE WIEDERVEREINIGUNG EUROPAS - EPP Group
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316 D I E W I E D E R V E R E I N I G U N G E U R O P A S D I E W I E D E R V E R E I N I G U N G E U R O P A S 317<br />
ganzen Land wurden Menschen gezwungen, sich den Partisanen anzuschließen. Die<br />
Gründe für die in dieser Zeit massiv ansteigende Gewalt lagen in der Überzeugung<br />
der Kommunistischen Partei, der Krieg würde 1942 entschieden werden. Während des<br />
Krieges wurden viertausend Zivilisten von den Partisanen getötet. Dabei handelte es sich<br />
um Personen, die die ideologischen Feinde der Partei verkörperten. So tötete der VOS in<br />
Ljubljana 1942 unter anderem den Vorsitzenden des Verbandes der Gewerbetreibenden,<br />
August Praprotnik, die Akademiemitglieder Franc Župec und Jaroslav Kikeljan sowie<br />
Professor Lambert Ehrlich. Zu den letzten Großaktionen in Ljubljana zählte die Liquidierung<br />
des Ljubljanaer Polizeibeamten Kazimir Kukovič am 8. Oktober 1942 und des ehemaligen<br />
Ban (politischer Führer) Marko Natlačen am 13. Oktober. Aber es wurden nicht nur Gegner<br />
der OF liquidiert, sondern auch Verbündete. Offensichtlich versuchte man den Boden für<br />
die spätere kommunistische Übernahme zu bereiten.<br />
IV. ERRICHTUNG DER KOMMUNISTISCHEN<br />
HERRSCHAFT IN SLOWENIEN<br />
Die Zeit der schlimmsten kommunistischen Repressionen nach dem Krieg ist in zwei<br />
Phasen zu unterteilen: Erstens muss an den blutigen Kampf gegen die slowenische<br />
Land- bzw. Heimwehr („Domobranci“) und andere Angehörige der bewaffneten<br />
antikommunistischen Einheiten, die teilweise aus Kollaborateuren bestanden, die<br />
Eliminierung einiger der bekanntesten Antikommunisten und Großunternehmer (z. B. des<br />
Kulturaktivisten Narte Velikonja oder des Industriellen Josip Benko) und den Kampf gegen<br />
die deutsche Minderheit auf slowenischem Gebiet erinnert werden. So befanden sich im<br />
Herbst 1945 über 3500 Deutsche aus der Untersteiermark und Prekmurje in Gefängnissen<br />
oder Lagern. 7400 bis 9000 „Volksdeutsche“ und Slowenen, die im Krieg auf der Seite der<br />
Deutschen gestanden hatten, wurden zwischen 1945 und 1946 von den slowenischen und<br />
jugoslawischen Behörden deportiert. An diese Phase schloss sich die Zeit von August 1945<br />
bis Mitte der 1950er Jahre an, in der der Terror nachließ.<br />
Bei Kriegsende im Mai 1945 zog sich die slowenische Heimwehr, zu jenem Zeitpunkt<br />
offizieller Teil der slowenischen Armee, gemeinsam mit vielen Zivilisten (ca. 6000) aus<br />
dem (österreichischen) Kärnten zurück. Sie begaben sich in das vom britischen 5. Korps<br />
der 8. Armee besetzte Kärnten. Der Rückzug der slowenischen Heimwehr erfolgte vom<br />
8. bis 13. Mai 1945. Die Briten internierten sie in Vetrinjsko polje (Viktring) in der Nähe<br />
von Klagenfurt in Militär- bzw. Flüchtlingslagern. Interessanterweise führten die Briten die<br />
antikommunistischen Einheiten (Tschetniks, Heimwehrangehörige aus Primorska), die<br />
sich nach Friaul zurückzogen, nicht nach Jugoslawien zurück.<br />
Die britischen Behörden begannen am 24. Mai, verschiedene Gegner der Kommunisten<br />
(Angehörige der Heimwehr, Tschetniks, Ustascha-Angehörige, kroatische Landwehr)<br />
nach Jugoslawien zu überstellen. Dies betraf 11 000 slowenische Soldaten (vor allem<br />
Angehörige der Heimwehr) und etwa 600 Zivilisten. Einige Historiker führen sogar die<br />
noch höhere Zahl von ca. 13 000 Personen an. Die Briten versicherten den betroffenen<br />
Personen, man würde sie lediglich in die Lager in Italien überstellen. Obgleich die<br />
antikommunistisch eingestellte militärische und politische Führung Sloweniens bald<br />
entdeckte, dass die Heimwehrangehörigen nach Jugoslawien überstellt worden waren,<br />
unternahm sie praktisch nichts. Man ließ sich wahrscheinlich vom fast blinden, während<br />
des Krieges gewachsenen Vertrauen in die politische und militärische Macht der Briten<br />
leiten. Man konnte sich nicht vorstellen, ein Land mit einer langen demokratischen<br />
Tradition und vornehmem Benehmen würde sie an die jugoslawischen Kommunisten<br />
ausliefern und nicht an demokratische Behörden.<br />
Bei ihrer Rückkehr nach Jugoslawien wurde die Heimwehr in drei Gruppen unterteilt:<br />
A (Jugendliche), B (mobilisiert ab 1945) und C (Übrige). Alle Personen in Gruppe C sowie<br />
die Mehrheit von Gruppe B wurden umgehend getötet. Nur aus dem Lager Teharje wurden<br />
ab September 1945 400 Jugendliche freigelassen wurden, von denen aber viele nie zu<br />
Hause ankamen, weil ihnen auf dem Weg in die Heimat verschiedene Gruppierungen und<br />
Milizen auflauerten und sie umbrachten.<br />
Unmittelbar nach der Rückkehr der Heimwehr („Domobranci“) begann der Massenmord,<br />
der von der jugoslawischen OZNA mit Hilfe des KNOJ durchgeführt wurde. Der Befehl<br />
zur Ermordung der Rückkehrer kam zweifelsohne von der höchsten Instanz der Partei.<br />
Gefangene wurden zu Erschießungsplätzen geführt und üblicherweise mit einem<br />
Nackenschuss getötet und dann in Karsthöhlen, natürliche Klüfte, Bergwerksschächte<br />
oder Panzergräben geworfen. Bislang wurden über fünfhundert Nachkriegsmassengräber<br />
in Slowenien entdeckt. Die Mehrzahl der Heimwehrangehörigen wurde in Kočevski<br />
Rog, in aufgegebenen Bergwerksgruben in der Region Zasavje (Trbovlje, Hrastnik), in<br />
Panzerabwehrgräben in der Nähe von Celje bzw. in Klüften in der Nähe von Ljubljana<br />
gefunden. Die meisten Liquidierungen erfolgten im Juni 1945.<br />
Bislang ist die genaue Zahl der von Partisanen am Ende des Kriegs liquidierten<br />
Heimwehrangehörigen nicht bekannt. Die damaligen kommunistischen Behörden erstellten<br />
eine Liste, die jedoch Mitte der 1980er Jahre auf wundersame Weise verschwand. Nach