ESSEN SIND WIR - Biergarten Altenessen
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36 essen sind Wir<br />
AlTenessen, KArnAP, VOGelHeiM 37<br />
HIGHLIGHT<br />
Was der Boden verrät: Archäologische Funde im stadtbezirk V<br />
wichtige Fundstelle der Archäologen: der stadthafen<br />
es ist fast paradox: ausgerechnet<br />
die modernen Bauten der industrie<br />
erlauben uns den Blick weit<br />
zurück in die Vergangenheit. die<br />
Ausschachtungsarbeiten für tiefe<br />
Fundamente, das Ausbaggern<br />
eines Kanals, das Freiräumen von<br />
eisenbahntrassen – all das bringt<br />
archäologische Funde zutage.<br />
Wenn die Baustellen von geschulten<br />
Fachleuten begleitet<br />
werden, eröffnen sich oft neue<br />
Perspektiven auf die Geschichte<br />
eines Ortes.<br />
es waren die Arbeiten am stadthafen<br />
in Vogelheim, die 1926 einen<br />
sensationsfund hervorbrachten,<br />
die ältesten spuren<br />
menschlicher Besiedelung in essen,<br />
die wir kennen. ein angekohlter<br />
Fußknochen eines löwen,<br />
weitere Knochenreste und,<br />
ganz in deren nähe, eine 8,3 cm<br />
lange Feuersteinklinge. diese<br />
Funde kann man interpretieren:<br />
sie lagen an einem alten Bachbett,<br />
vermutlich hat unser Vorfahr<br />
an dessen Ufer gerastet. die<br />
Klinge war sein Werkzeug. Wir<br />
wissen nicht, ob die Menschen<br />
den löwen selbst erlegt haben<br />
oder nur dessen Überreste fanden.<br />
Bedeutsam sind aber die<br />
spuren von Feuer an den Knochen:<br />
Wahrscheinlich hat man<br />
den löwen gegessen. das Alter<br />
dieser Fundstelle wird auf etwa<br />
300.000 Jahre geschätzt.<br />
die Untersuchung der Gebrauchsspuren<br />
auf der Feuersteinklinge<br />
lässt erkennen, dass<br />
mit ihr ein hartes Material, vielleicht<br />
Knochen oder Geweih,<br />
„bearbeitet“ wurde. nach ihrer<br />
Benutzung blieb die Klinge als<br />
Abfall an dem rastplatz zurück.<br />
solche Funde sind selten, umso<br />
wichtiger sind sie als Zeugnisse<br />
für die Anwesenheit des Menschen<br />
auf essener Boden zu Beginn<br />
der vorletzten eiszeit. Bei<br />
den menschlichen Vorfahren, die<br />
zu dieser Zeit lebten, handelt es<br />
sich bereits um frühe neander-<br />
taler, Prä - oder Anteneandertaler<br />
genannt. sie sind älter als<br />
der klassische neandertaler, der<br />
bis vor etwa 40.000 Jahren lebte.<br />
der moderne Mensch (homo sapiens<br />
sapiens) erschien erst etwa<br />
zu der Zeit, als der neandertaler<br />
verschwand.<br />
Von der ursprünglichen situation<br />
ist am stadthafen heute natürlich<br />
nichts mehr zu sehen, die<br />
Klinge wird im ruhr Museum<br />
aufbewahrt. der name Vogelheim<br />
ist aber durch die „Vogelheimer<br />
Klinge“ in der regionalen<br />
Fachwissenschaft bekannt.<br />
leider sind viele Funde nicht erhalten.<br />
Bei Bauarbeiten am<br />
rhein-Herne-Kanal wurden am<br />
4. Mai 1928 auch bronze- oder<br />
eisenzeitliche Tonscherben gefunden,<br />
die heute verschollen<br />
sind. Auch soll eine römische<br />
Münze unter dem Hafen geborgen<br />
worden sein, die heute ebenfalls<br />
nicht mehr aufzufinden ist.<br />
Besonders mysteriös sind die<br />
Hinweise auf mindestens ein<br />
Grab aus der römischen Kaiserzeit<br />
und eines aus der fränkischen<br />
Zeit, die um 1910 ebenfalls<br />
in Vogelheim, möglicherweise im<br />
Bereich des später angelegten<br />
Hafen entdeckt worden sein sollen.<br />
Funde, die diesen Gräbern<br />
zuzuweisen wären, existieren<br />
heute nicht mehr.<br />
weitere Funde im essener<br />
Norden:<br />
– nach einer alten notiz vom<br />
2.12.1937 wurden bei Bauarbeiten<br />
zwischen der Bottroper<br />
straße und der Heegstraße in<br />
einer Tiefe von 8 m Mammutknochen<br />
gefunden. Auch diese<br />
Funde gelangten nicht in das<br />
damalige ruhrlandmuseum,<br />
ihr Verbleib ist nicht bekannt.<br />
– eine Feuersteinklinge aus <strong>Altenessen</strong><br />
gibt Auskunft über<br />
den jüngeren Abschnitt der<br />
Altsteinzeit.<br />
– in Karnap wurde vor dem<br />
Zweite Weltkrieg am „Friedhof“<br />
eine über 10.000 Jahre<br />
alte Geweihhacke gefunden.<br />
der genaue Fundort lässt sich<br />
aber nicht mehr ermitteln.<br />
– im Bereich der Kreuzung Glad-<br />
die Vogelheimer klinge<br />
becker straße und Johanneskirchstraße<br />
in <strong>Altenessen</strong> wurden<br />
1927 jungsteinzeitliche<br />
Funde geborgen.<br />
– 1875 wurden bei den Ausschachtungsarbeiten<br />
für die<br />
Koksofenanlage der Zeche Helene<br />
in <strong>Altenessen</strong> auch Gräber<br />
aus der Merowingerzeit gefunden.<br />
die ältesten Funde<br />
lassen sich möglicherweise an<br />
das ende des 6. oder den Anfang<br />
des 7. Jahrhunderts datieren,<br />
das Gros der Funde gehört<br />
ins 7. Jahrhundert. einzig<br />
zwei schwerter aus dem <strong>Altenessen</strong>er<br />
Gräberfeld können<br />
in das 8. Jahrhundert gehören.<br />
die Originale sind verloren, Kopien<br />
sind im ruhrmuseum zu<br />
sehen.<br />
Keinerlei spuren gibt es von der<br />
ehemaligen Wasserburg Haus<br />
Heck. sie stand an der heutigen<br />
Bottroper straße im Bereich der<br />
Aluminiumhütte und wurde bereits<br />
um 1300 erwähnt. noch<br />
1803/06 ist sie auf der so genannten<br />
Honigmann´schen Karte<br />
zu finden. Von ihr blieb ebenso<br />
wenig erhalten wie von dem<br />
adeligen mittelalterlichen rittersitz<br />
Haus Horl, der erstmals<br />
1467 als sitz eines raubritters<br />
erwähnt wird, der mit dem damals<br />
berüchtigten lappe von der<br />
ruhr befreundet war.