"Todlangweilig und berechenbar" - beim TuS Schwachhausen

"Todlangweilig und berechenbar"
Die Trainer Andreas und Thomas Laesch beklagen die Entwicklung der Bremen-Liga
Ein Bruderpaar auf den Trainerbänken der Bremen-Liga: Thomas Laesch (47) ist seit vier Jahren
beim TuS Schwachhausen, und Andreas Laesch (46) geht mit Aufsteiger OT Bremen in seine zweite
Spielzeit. Zuvor hatte der jüngere Laesch bereits den Bremer SV und den SC Weyhe gecoacht.
Stefan Freye sprach mit den beiden Fußballtrainern über die Situation in der Familie und in der
Liga.
Brüder nicht nur im Geiste: Andreas (links) und Thomas Laesch, beide als Trainer seit Jahren in
der Bremen-Liga dabei.
Sie beide sind ganz unterschiedlich in die Bremen-Liga gestartet: Während
Schwachhausen mit 4:1 in Wulsdorf gewann, verlor OT mit 1:7 gegen die SAV.
Wurde dieser durchwachsene Auftakt denn schon familienintern aufgearbeitet?
Andreas Laesch: Eigentlich reden wir ziemlich wenig über Fußball. Wir schnacken über
dies und jenes - aber auf die Spiele gehen wir nicht mehr großartig ein.
Thomas Laesch: Man kennt die Mannschaften ja eh. Ansonsten reden wir nur, bevor wir
gegeneinander spielen.
Ach, dann reden Sie?
Andreas Laesch: Ja - darüber, wie wir auf ein Unentschieden kommen (lacht).
Thomas Laesch: Es gibt doch sonst auch keine Überraschungen mehr. Der einzige
Ausreißer in den letzten Jahren war die SG Aumund-Vegesack. Werder hat immer oben
mitgespielt, der BSV und der FC Bremerhaven auch jedes Jahr das Gleiche.
Sie erwarten offenbar eine ziemlich langweilige Saison?
Andreas Laesch: Die Bremen-Liga läuft in jedem Jahr nach dem gleichen Schema ab.
Die ersten vier werden das Ding unter sich ausspielen, wobei der FC Sparta Bremerhaven
wohl mehr Punkte lassen wird als die anderen. Unten sind die üblichen Verdächtigen, da
werden wir mitspielen, dazu Türkspor, Wulsdorf, Burg, Lehe-Spaden und Vatan. Die
anderen Vereine, Brinkuni, Blumenthal und wie sie alle heißen, sind ja nicht weit weg von
unten - die sind weit weg von oben. Deshalb sage ich: Wenn es einer Mannschaft gelingt,
mit Konstanz zu punkten, dann ist sie ganz fix da unten raus. Und bei zwei Absteigern

auchst du ja nicht unbedingt viele Punkte um die Klasse zu halten. Früher war das alles
deutlich ausgeglichener. Die Bremen-Liga ist für mich todlangweilig.
Thomas Laesch: Ich sehe das genauso. Mit dem FC Oberneuland hat es in diesem Jahr
erstmals seit langer Zeit wieder einen Aufsteiger gegeben. Vorher hatte sich der Meister
eine Plakette abgeholt - und ist nicht mal aufgestiegen. Für mich ist die Bremen-Liga die
uninteressanteste Liga in Bremen.
Aus diesen Formulierungen spricht eine gewisse Sorge um, den Bremer Fußball.
Andreas Laesch: Absolut. Die Bremen-Liga ist in den letzten Jahren kontinuierlich
schwächer geworden. Ich dann mich an 2004 erinnern, als ich mit dem SC Weyhe
Meister wurde. Da waren sie alle drin in dieser Liga, da gab es noch acht oder zehn
Mannschaften, die wirklich gut waren. Jetzt guckst du abends in den Videotext und die
Frage ist nur noch: Wie hoch fällt das Ganze aus? Die Qualität hat deutlich nachgelassen,
da ist keine Breite mehr vorhanden. Ich würde mir wünschen, dass es in der Bremen-
Liga ähnlich zugehen würde wie in der Landesliga oder in der Bezirksliga. Da konnte
wirklich jeder jeden schlagen. Dagegen ist die Bremen-Liga sehr berechenbar - und das
macht sie nicht gerade attraktiv. Deshalb denke ich auch, dass die Landesligen in
Niedersachsen nicht viel schlechter sind. Das ist leider so.
Dann wird es wohl über Jahre neben dem FCO und Werder II keinen Bremer
Regionalligisten geben?
Thomas Laesch: Wahrscheinlich nicht.
Andreas Laesch: Wenn der BSV oder die SAV aufsteigen sollten, dann seien Wir doch
mal ehrlich: Mit dem Kader würden beide in der Regionalliga mit Abstand Letzter werden.
Da muss man sich deutlich verstärken. Mich wundert ganz einfach, dass es Bremen nicht
geregelt bekommt, mit eigenen Gewächsen einen Regionalligisten aufzustellen. Guck Dir
Oberneuland an: Wer ist denn da noch großartig aus Bremen dabei?
Welche Entwicklung machen Sie für die mangelnde Attraktivität der Bremen-
Liga verantwortlich?
Thomas Laesch: Früher waren die Voraussetzungen der einzelnen Vereine nicht so
gravierend unterschiedlich wie jetzt. Jetzt gibt es drei, vier Klubs, da lässt sich gutes
Geld verdienen - und beim Rest nicht mehr. Und dann gibt es im,niedersächsischen
Umland eine ganze Menge Vereine, da kannst Du selbst in die Kreisliga gehen, und die
zahlen 200 Euro im Monat. Also gibt es natürlich sehr viel gute Bremer Fußballer, die gar
nicht mehr in Bremen spielen. Heute geht es den Leuten nicht mehr unbedingt darum, in
einer attraktiven Liga zu spielen. Sie schauen, wo sie am meisten bekommen. Das war
früher nicht in dieser Häufung der Fall. Da haben die besten Leute noch der Bremen-Liga
gespielt.
Arbeits- und Ausbildungsplätze für die Spieler werden ja auch immer wichtiger.
Andreas Laesch: Ich finde das auch völlig in Ordnung. Es gibt ja viele Studenten, die
zusehen müssen, wie sie ihren Lebensunterhalt gestalten. Aber das ist eben auch ein
Grund, warum der Fußball ein bisschen nachgelassen hat. Früher war es doch mehr so,
dass die Spieler weiterkommen wollten. Aber heutzutage? Wo haben wir denn die
überragenden Spieler? Wo sind denn die Typen?
Entwickelt sich der Amateurbereich also parallel zum Profifußball? Herrschen
Gleichförmigkeit und eine an der Wertschöpfung orientierte Karriereplanung
auch in der Bremen-Liga?
Andreas Laesch: Absolut.
Thomas Laesch: Aber es ist doch auch legitim. Das würde ja jeder so machen. Wenn ich
jung bin und mein Studium finanzieren muss - dann gehe ich auch dahin, wo ich am
meisten bekomme.
Kann man die sportlichen Folgen dieser Entwicklung stoppen?
Thomas Laesch: Das ist ein gesellschaftliches Problem, das man in den nächsten Jahren
nicht ändern wird, Arbeitsplätze sind knapp, und wenn dann irgendjemand kommt und
sagt: Bei mir kannst Du ´ne Mark verdienten oder bekommst einen Ausbildungsplatz -
dann gehen die Leute dahin.