BASLER SCHULBLATT - Netzwerk Bildung & Architektur
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<strong>BASLER</strong> <strong>SCHULBLATT</strong><br />
Ausgabe Nr. 5 / Mai 2011 / 72. Jahrgang<br />
ARCHITEKTUR UND BILDUNG<br />
AM SELBEN TISCH<br />
› Esskultur: Begegnung geht durch den Magen<br />
› «Der Teamgeist der OS muss weiterleben»<br />
› Das Kulturvermittlungsangebot der Kaserne<br />
1
THEMA / Basler Schulblatt 05 / 2011<br />
ARCHITEKTUR UND BILDUNG<br />
AM SELBEN TISCH<br />
Rückblick auf die «Fachtagung Baustelle Tagesstrukturen» in Basel<br />
Vertreterinnen und Vertreter aus <strong>Architektur</strong>,<br />
<strong>Bildung</strong> und Politik trafen sich am<br />
30. März 2011 in Basel zu einer Fachtagung.<br />
Im Mittelpunkt stand die Frage nach<br />
der optimalen Bauweise von Tagesschulen.<br />
bsb. Die tägliche Betreuung und Verpflegung<br />
von Kindern und Jugendlichen wird neben<br />
dem Schulunterricht immer wichtiger. Denn<br />
in vielen Familien sind beide Elternteile berufstätig,<br />
und die Kinder brauchen tagsüber<br />
einen Ort, wo sie sich zu Hause fühlen. Tagesschulen<br />
mit integrierter Betreuung ausserhalb<br />
des Unterrichts sollen deshalb nicht<br />
nur ein <strong>Bildung</strong>sraum sein, sondern sich zu<br />
einem gesunden Lebensraum entwickeln.<br />
Gemeinschaft fördern<br />
Wer ein Schulgebäude entwirft, soll mehr<br />
als nur Wände errichten. Er oder sie soll<br />
Räume formen, die das Gemeinschaftsgefühl<br />
stärken. Denn jeder Raum vermittelt<br />
eine Stimmung, die sich aufs Wohlbefinden<br />
und das Lernverhalten auswirkt.<br />
Genau diesem Thema widmete sich die<br />
«Fachtagung Baustelle Tagesstrukturen»,<br />
die vom Schweizerischen «<strong>Netzwerk</strong> Bil-<br />
dung & <strong>Architektur</strong>» in Zusammenarbeit<br />
mit dem Erziehungsdepartement Basel-<br />
Stadt veranstaltet wurde. Am 30. März<br />
2011 trafen sich in Basel Vertreterinnen<br />
und Vertreter aus <strong>Architektur</strong>, <strong>Bildung</strong><br />
und Politik zu einem Austausch über optimal<br />
mögliche Schulhausbauten. Insgesamt<br />
170 Teilnehmende aus der Schweiz<br />
und den deutschsprachigen Nachbarländern<br />
konnten vom Basler Regierungsrat<br />
Christoph Eymann begrüsst werden.<br />
Einblick in Tagesschulen<br />
Auf dem Programm standen Vorträge und<br />
Exkursionen zu 22 Tagesstrukturbetrieben<br />
im Kanton Basel-Stadt. Die Teilnehmenden<br />
teilten sich in verschiedene Gruppen auf,<br />
um auf einer Exkursion den Alltag in einer<br />
Tagesschule mitzuerleben – eine Erfahrung,<br />
die zu spannenden Diskussionen<br />
führte und in Zukunft wohl auch manches<br />
Projekt positiv beeinflussen wird.<br />
Bazar der Möglichkeiten<br />
Spannend und anschaulich war auch der<br />
«Bazar der Möglichkeiten». Hier präsen-<br />
Ein Raum zum Theaterspielen, zum<br />
Schwimmen, zum Tagträumen …<br />
Ein paar Beispiele, wie sich Kinder<br />
ihre Schule wünschen.<br />
4<br />
tierten sich Tagesschulen aus Schaan/<br />
Liechtenstein, Welsberg/Südtirol, St. Gallen,<br />
Zürich und Oberdorf/BL und boten<br />
Informationen zu verschiedensten Themen:<br />
zum Beispiel «Tagesschulen mit<br />
Partizipation planen und bauen» oder<br />
«Qualitätsmerkmale von Tagesstrukturen».<br />
Dieser «Bazar der Möglichkeiten»<br />
wird vom 22. bis 30. Juni 2011 nochmals<br />
in Basel, im Lichthof des Bau- und Verkehrsdepartements<br />
am Münsterplatz 11,<br />
zu sehen sein. Ebenfalls an diesem Bazar<br />
beteiligt war der Verein «drumrum<br />
Raumschule: Baukultur sehen und gestalten»,<br />
und zwar mit dem Projekt «Zeig<br />
uns deine Tagesschule».<br />
Links und Adressen:<br />
–<strong>Netzwerk</strong> <strong>Bildung</strong> & <strong>Architektur</strong> (Tagungsdokumentation<br />
und weitere Infos):<br />
www.netzwerk-bildung-architektur.ch<br />
–Angebote des Kinderbüros Basel («Partizipation<br />
macht Schule» und «drumrum<br />
– Kinder bringen Farbe in die<br />
Schule»): http://gesundheit.edubs.ch<br />
> Themenbereiche > Lebensraum Schule<br />
Die Schulräume von einst<br />
–Jahrhundertelang fand der Unterricht<br />
da statt, wo sich der Lehrer befand. In<br />
der Antike brauchten Plato und seine<br />
Schüler nur einen Garten.<br />
–Im Mittelalter fügt sich das Klassenzimmer<br />
in ein weiträumigeres Ganzes<br />
ein: das Kloster und sein Stiftskapitel.<br />
–Mitte des 19. Jahrhunderts erscheint die<br />
«Schularchitektur»: Bis dahin fügten<br />
sich die meisten Bauten in konfessionelle<br />
Gebäude ein, die nicht eigens für<br />
die <strong>Bildung</strong> gebaut worden waren.<br />
–1832 entwickelt der Architekt Auguste<br />
Bouillon Grundschulpläne – dies ist<br />
die erste Form von Schularchitektur in<br />
Frankreich.
–1871 werden Musterpläne von César<br />
Pompée gezeichnet und im Sinne einer<br />
Standardisierung der Schularchitektur<br />
an die Landesverwaltungen ausgeteilt.<br />
–1885 werden Baunormen für die Schularchitektur<br />
definiert; 1897 dann mit<br />
der Ausführung der Goble-Normen für<br />
Mobiliar- und Unterrichtsmaterial.<br />
–1907 beginnt in der Schweiz der Bau<br />
von Schulen eines besonderen Stils,<br />
der in ganz Europa bekannt wurde:<br />
der Heimatstil. Man erkennt ihn an<br />
den schrägen Dächern, den Kaminen,<br />
den kleinen Glockentürmen, den monumentalen<br />
Treppen und den rechteckigen<br />
Klassenzimmern.<br />
–Die 20er-Jahre sind das Goldene Zeitalter<br />
der Freiluftschulen, die zuerst für<br />
tuberkulosekranke Kinder gedacht waren.<br />
Ende der 30er-Jahre gibt es mehrere<br />
Tausende von ihnen.<br />
–In den 50er- und 60er-Jahren ist die<br />
Schularchitektur infolge des explosionsartigen<br />
Wachstums der Schülerzahlen<br />
und der Bedürfnisse des Wiederaufbaus<br />
durch die Industrialisierung gezeichnet.<br />
Innerhalb von 10 Jahren werden 74000<br />
Grundschulen in Frankreich gebaut. Die<br />
Klassen sind nach einem einzigen Schema<br />
gebaut: die Fenster links und der<br />
1,75 m breite Gang rechts. Das gesamte<br />
Gebäude wird auf der Basis dieses 1,75 m-<br />
Moduls konzipiert, zum Beispiel stellt ein<br />
Klassenzimmer 5 � 4 Module dar.<br />
–In den 60er- und 70er-Jahren werden<br />
England, die Vereinigten Staaten, Australien<br />
und die Länder Nordeuropas zu<br />
den Pionieren eines neuen architektonischen<br />
Konzepts, das im Einklang mit<br />
einer neuen Pädagogik sein soll, die auf<br />
der persönlichen Entwicklung des Schülers/der<br />
Schülerin basiert. Es werden sogenannte<br />
offene Schulen gebaut (auch<br />
«Schulen des Jahrs 2000» oder «Schulen<br />
mit veränderbaren Grundrissen»<br />
genannt), deren Klassenzimmer auf<br />
eine Agora gehen, oder die weder Wände<br />
noch Türen haben bzw. eine einzige<br />
Wand und grosse Fensterscheiben, die<br />
zur Aussenwelt gehen. Manche Schulen<br />
haben Orte, in denen man allein sein<br />
kann, andere hingegen sind ohne jegliche<br />
Innenwände – ausser für die Toiletten<br />
– gebaut, was besonders für die<br />
Lehrer, die traditionelle Lehrmethoden<br />
bevorzugen, ziemlich störend sein kann.<br />
–1972 schafft das Programm Parkway<br />
aus Philadelphia, das sich an Schüler<br />
und Schülerinnen richtet, die für traditionelle<br />
Lernmethoden wenig empfänglich<br />
sind, vollständig oder teilweise die<br />
Schulräume ab. Die Schüler und Schü-<br />
lerinnen nutzen urbane Einrichtungen<br />
für den Unterricht: Museen, Bibliotheken,<br />
Krankenhäuser, Büros. Der<br />
Schulraum breitet sich somit über die<br />
ganze Stadt aus.<br />
–Die Welt hat sich seitdem sehr verändert:<br />
Neue Technologien fangen an, die Lehr-<br />
Wettbewerb: Traumschule gesucht<br />
Einladung zum trinationalen Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler im Rahmen<br />
der <strong>Architektur</strong>tage<br />
Wie würde meine Traumschule aussehen? Ein Turm mit einem Schulhof, der in den<br />
Wolken liegt? Ein Schulzimmer ohne Wände? Im zweiten trinationalen Wettbewerb<br />
für Schülerinnen und Schüler, der im Rahmen der <strong>Architektur</strong>tage stattfindet, sind<br />
Visionen gesucht, wie sich der Schulalltag noch schöner gestalten liesse.<br />
Für Schülerinnen und Schüler<br />
Grundsätzlich sollte sich die <strong>Architektur</strong>, genau wie die <strong>Bildung</strong>, nach dem Kind richten<br />
und nicht umgekehrt. Deshalb wendet sich der zweite trinationale Wettbewerb im<br />
Rahmen der <strong>Architektur</strong>tage direkt an die Schülerinnen und Schüler.<br />
<strong>Architektur</strong> nach Mass<br />
Mit dem Thema «<strong>Architektur</strong> nach Mass: Traumschule – École en rêve» werden alle<br />
Kindergärten, Primar- und Sekundarklassen der Regio Basel dazu aufgerufen, eigenen<br />
Ideen, Visionen und Wünsche zu ihrer Traumschule einzubringen. Sie erhalten so die<br />
Möglichkeit, sich mit der Baukultur von Schulhäusern auseinanderzusetzen – einer<br />
<strong>Architektur</strong>form, mit der sie täglich konfrontiert sind. Den Traumschul-Modellen der<br />
Schülerinnen und Schüler werden bei der Umsetzung keine Grenzen gesetzt.<br />
Wer ist «drumrum»?<br />
Organisiert wird der Wettbewerb von der «drumrum Raumschule – Baukultur sehen<br />
und gestalten». Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Menschen für Baukultur<br />
zu sensibilisieren, ihre gebaute Umwelt kennen zu lernen und mit allen Sinnen<br />
wahrzunehmen.<br />
Anmeldeschluss: 30. Juli 2011; Modellabgabe: 28. Oktober 2011.<br />
Wettbewerbinfos: www.drumrum-raumschule.ch<br />
Kontakt: Nevena Torboski, drumrum Raumschule, Schauenburgerstrasse 33,<br />
4052 Basel, 076 384 64 94, info@drumrum-raumschule.ch<br />
5<br />
Spannende Diskussionen und Inspiration<br />
an den Info-Stellwänden im<br />
«Bazar der Möglichkeiten».<br />
Fotos: Hanspeter Stoll<br />
und Lernmethoden auf den Kopf zu stellen,<br />
und es besteht sogar das Risiko, dass<br />
der traditionelle Unterricht bald überholt<br />
sein wird. Die Flexibilität ist wieder ein<br />
Leitmotiv, aber in einem neuen Kontext,<br />
dem der modulierbaren Räume für individuelle<br />
Arbeiten und Gruppenarbeiten.