25.01.2013 Aufrufe

(PDF) Emotionen als Schlüssel zur Aufmerksamkeit - Phaydon

(PDF) Emotionen als Schlüssel zur Aufmerksamkeit - Phaydon

(PDF) Emotionen als Schlüssel zur Aufmerksamkeit - Phaydon

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

5/2007<br />

Tobias Raschka und Daniel Reza Schmeißer<br />

<strong>Emotionen</strong> <strong>als</strong> <strong>Schlüssel</strong> <strong>zur</strong> <strong>Aufmerksamkeit</strong><br />

Ergebnisse einer Re-Analyse von Anzeigen-Tests<br />

Sonderdruck


Sonderdruck<br />

<strong>Emotionen</strong> <strong>als</strong> <strong>Schlüssel</strong> <strong>zur</strong> <strong>Aufmerksamkeit</strong><br />

Ergebnisse einer Re-Analyse von Anzeigen-Tests<br />

Die Autoren<br />

Tobias Raschka, M.A.,<br />

studierte Publizistik, Soziologie<br />

und Politik in Göttingen<br />

und Mainz. Seit<br />

2000 ist er <strong>als</strong> Projektleiter<br />

in der Zentralen Marktforschung<br />

der Axel Springer<br />

AG tätig.<br />

tobias.raschka@axelspringer.de<br />

Moderne Eye-Tracking-Ansätze wecken<br />

gelegentlich den Eindruck,<br />

man müsse nur die richtige Platzierung<br />

und Form der Anzeigenelemente wählen,<br />

um aus einer schlechten Anzeige<br />

eine gute zu machen. Doch Anzeigen<br />

sind mehr <strong>als</strong> die Summe ihrer Teile. Die<br />

aktuelle Hirnforschung zeigt eindrücklich,<br />

dass <strong>Emotionen</strong> ein zentraler <strong>Schlüssel</strong><br />

zum Erfolg werblicher Kommunikation<br />

sind: Produkte und Marken, die beim<br />

Betrachter keine <strong>Emotionen</strong> auslösen,<br />

sind für das Gehirn – und damit für die<br />

Kaufentscheidung – wertlos. Andererseits<br />

reicht Gefühl allein nicht aus, wenn<br />

keine nachhaltig wirksame Botschaft vermittelt<br />

wird. Der vorliegende Aufsatz<br />

möchte zeigen, dass intelligent eingesetzte<br />

Werbemittel-Pretests einen wesentlichen<br />

Erklärungsbeitrag dazu leisten<br />

1<br />

Ablauf phaydon Anzeigen-Test<br />

Daniel Reza Schmeißer,<br />

Diplom-Psychologe,<br />

M.A., ist Gründer und<br />

geschäftsführender<br />

Gesellschafter von<br />

phaydon research+<br />

consulting, Köln.<br />

schmeisser@phaydon.de<br />

können, wie und ob <strong>Emotionen</strong> den Verbraucher<br />

in frühen Phasen des Werbemittelkontakts<br />

beeinflussen.<br />

Ausgangspunkt ist ein komplexes Wirkungsverständnis:<br />

Einerseits wirkt Werbung<br />

nachgewiesenermaßen auch ohne<br />

bewusste <strong>Aufmerksamkeit</strong> des Betrachters<br />

über tiefliegende, implizite Mechanismen<br />

und Codes (siehe aktuelle Befunde zum<br />

Neuromarketing). Hier kann die qualitative<br />

Konzeptforschung ansetzen, um über<br />

tiefenpsychologisch fundierte Verfahren<br />

relevante <strong>Emotionen</strong> zu entschlüsseln und<br />

diese auf ihre Marken- und Zielgruppenpassung<br />

hin zu überprüfen. Andererseits<br />

erzeugt – so die These dieses Aufsatzes<br />

– nachhaltig emotionalisierende Werbung<br />

nicht nur unbewusste Wirkungszusammenhänge,<br />

sondern auch eine starke <strong>Aufmerksamkeit</strong>sleistung,<br />

die der tieferen<br />

Auseinandersetzung mit dem beworbenen<br />

Produkt zugute kommt. Hier stellt<br />

die Eye-Tracking-Analyse/Blickregistrierung<br />

ein zielführendes Instrument dar,<br />

mit dem die Umsetzung des Konzepts<br />

überprüft werden kann: Sie liefert Daten<br />

<strong>zur</strong> Verarbeitung und Durchsetzungsstärke<br />

werblicher Kommunikation.<br />

Im Folgenden sollen die Ergebnisse einer<br />

Re-Analyse aus zahlreichen Anzeigen-Tests<br />

skizziert werden, die das Marktforschungsunternehmen<br />

phaydon research+consulting<br />

(teils in Zusammenarbeit mit der Axel<br />

Springer AG, die mit solchen Studien ihre<br />

Anzeigenkunden unterstützt und berät)<br />

seit 2005 durchgeführt hat. Erhebungsmethoden<br />

waren neben Eye-Tracking-Verfahren<br />

auch teilstandardisierte Face-to-face-<br />

Interviews und qualitative Frage blöcke.<br />

In die Re-Analyse sind die zentralen<br />

Benchmark-Parameter von über 1.200<br />

getesteten Anzeigen eingeflossen. Dazu<br />

zählen: Stopping-Power, Adherence,<br />

Brand Performance und Erinnerungsleistung<br />

(<strong>zur</strong> Erläuterung der erhobenen<br />

Werbewirkungsdimensionen siehe Abbildung<br />

1). Im Fokus standen Anzeigen, die<br />

auf unterschiedliche Weise mit emotionalen<br />

Zuständen des Betrachters spielen<br />

bzw. diese erzeugen.<br />

Emotionale Bewegung<br />

und Printanzeigen<br />

Der Re-Analyse lag das Bewusstsein<br />

zugrunde, dass die Ursachen<br />

bzw. Auslöser für spezifische Gefühle<br />

verschiedenartig sind.<br />

<strong>Emotionen</strong> können entstehen:<br />

● <strong>als</strong> unmittelbare Reaktion auf<br />

starke Reize (zum Beispiel erotische<br />

Körper);<br />

● <strong>als</strong> Reaktion auf die persönliche<br />

Bedeutung eines Reizes und<br />

daraus resultierender Assoziationen<br />

(zum Beispiel Erinnerungen,<br />

Musik);<br />

● <strong>als</strong> Folge der Erzählung von<br />

Geschichten, die uns berühren,<br />

weil sie persönliche Relevanz<br />

haben.<br />

Dieses Spiel mit <strong>Emotionen</strong> stellt<br />

für die Printanzeige eine besondere<br />

Herausforderung dar:<br />

2 | planung & analyse 5/2007 www.planung-analyse.de


Sonderdruck<br />

Während dem TV-Spot nahezu alle Mittel<br />

für eine sinnlich-affektive Ansprache <strong>zur</strong><br />

Verfügung stehen (Bewegtbild, Musik,<br />

Ton etc.), muss gedruckte Werbung den<br />

Betrachter allein über den visuellen Kanal<br />

erreichen.<br />

Anzeigentypen<br />

Ausgehend von den verschiedenen Auslösern,<br />

die für eine emotionale Ansprache<br />

genutzt werden können, ließen sich in der<br />

Re-Analyse folgende Anzeigenformen<br />

herausarbeiten:<br />

Argument (Klassische Produktanzeige):<br />

Hier steht das Produkt im Vordergrund.<br />

Stimmung und Narration spielen keine<br />

Rolle, typische Marken-Codes sind unmittelbar<br />

erfassbar, Produktinformationen<br />

werden in der Copy geliefert. Eine Argument-Anzeige<br />

steht für das Produkt<br />

selbst und möchte eine möglichst direkte<br />

und positive Bewertung durch den<br />

Rezipienten erreichen. Ein anschauliches<br />

Beispiel liefert die erste Anzeigen-Reihe<br />

in Abbildung 2: Hier wirbt das Produkt<br />

für sich, gilt <strong>als</strong> eigenständiges Argument,<br />

Interesse am jeweiligen Auto und<br />

der Marke zu wecken. Das Potenzial der<br />

Anzeige liegt in ihrer klaren Fokussierung<br />

und den geringen Ablenkungsmöglichkeiten.<br />

Es besteht jedoch die<br />

Gefahr, dass das emotionale Involvement<br />

eher gering bleibt bzw. nicht<br />

nachhaltig genug ist.<br />

Inszenierung (Stimmungsanzeige):<br />

Die Inszenierung lebt davon, dass das<br />

Produkt in einem möglichst ansprechenden<br />

Setting präsentiert wird, das<br />

beim Betrachter positive Gefühle zum<br />

Beispiel hinsichtlich der Produktnutzung<br />

auslöst. Dazu vermittelt die zweite Anzeigenreihe<br />

(siehe Abbildung 2) einen<br />

Eindruck: Der Betrachter kann antizipieren,<br />

in welcher Stimmung er sich bei<br />

der Nutzung des jeweiligen<br />

Autos befinden wird. Entsprechend<br />

verbinden die<br />

Befragten mit dem Peugeot<br />

ein junges, dynamisches,<br />

sportliches Lebensgefühl,<br />

während der Renault – vermittelt<br />

durch den Schiedsrichter<br />

– ein Gefühl der<br />

unabhängigen Überlegenheit<br />

in Aussicht stellt. Das<br />

Potenzial dieser Stimmungsangebote<br />

liegt in der größeren<br />

Verarbeitungstiefe <strong>als</strong><br />

bei einer klassischen Pro-<br />

duktanzeige(Auseinandersetzung mit Copy,<br />

Slogan etc.). Ihre Gefahr<br />

liegt darin, dass<br />

die erzeugte Stimmung<br />

die Produktwahrnehmung<br />

überlagert.<br />

Narration:<br />

Die Narration geht einen<br />

Schritt weiter <strong>als</strong> die Stimmungsanzeige,<br />

indem sie<br />

eine ganze Geschichte<br />

erzählt, in deren Mittelpunkt<br />

das Produkt steht.<br />

Idealerweise enthält der<br />

Plot einen Konflikt, der<br />

durch das Produkt bzw.<br />

seine spezifischen Eigenschaften<br />

gelöst werden<br />

kann. Die Anzeigen in<br />

der dritten Reihe (siehe<br />

Abbildung 2) arbeiten<br />

hier zum Beispiel mit fiktionalenGestaltungselementen,<br />

wie etwa Comicfiguren,<br />

in der Marke<br />

und Produkt spielerisch<br />

mit Bedeutung aufgeladen<br />

werden. Die Narration<br />

hat großes Potenzial hinsichtlich <strong>Aufmerksamkeit</strong>sleistung<br />

und Verarbeitungstiefe.<br />

Die Gefahr ist jedoch, dass sich bei<br />

einer schwer zu verstehenden Geschichte<br />

Marke und Botschaft schlecht im Bewusstsein<br />

der Rezipienten verankern.<br />

Nachhaltige <strong>Emotionen</strong><br />

fördern Verarbeitungstiefe<br />

Die oben genannten Potenziale und<br />

Risiken der jeweiligen Anzeigentypen<br />

lassen sich durch die Ergebnisse der<br />

Benchmark-Analyse bestätigen und en<br />

détail erklären. So zeigt sich im direkten<br />

Vergleich der ersten zwei Anzeigentypen<br />

Durchschnittswerte für Anzeigentypen (1)<br />

Anzeigentypen (exemplarische Auswahl)<br />

(Argument und Inszenierung) folgendes<br />

(siehe Abbildung 3): Beide erreichen im<br />

Durchschnitt über alle Anzeigen desselben<br />

Typs hinweg ähnlich hohe Werte für<br />

die Indikatoren Stopping-Power (=initiale<br />

<strong>Aufmerksamkeit</strong>sstärke) und Adherence<br />

(=Bindewirkung der Anzeige), das heißt,<br />

sie sind etwa gleich gut in der Lage,<br />

<strong>Aufmerksamkeit</strong> zu wecken und zu halten.<br />

Auch bei der Erinnerungsleistung<br />

liegen beide gleichauf. Die klassischen<br />

Produktanzeigen weisen in der Blickregistrierung<br />

dennoch höhere Werte für<br />

Brand Performance (Markenbeachtung)<br />

3 | planung & analyse 5/2007 www.planung-analyse.de<br />

2<br />

3


Sonderdruck<br />

Kurzfassung<br />

<strong>Emotionen</strong> sind ein zentraler <strong>Schlüssel</strong> für den Erfolg werblicher Kommunikation.<br />

Andererseits reicht Gefühl allein nicht aus, wenn keine nachhaltig wirksame Botschaft<br />

vermittelt wird. Anhand einer branchenübergreifenden Re-Analyse von über<br />

1200 Anzeigen-Tests weisen die Autoren nach, dass emotionale Botschaften eine<br />

hohe Verarbeitungstiefe und Durchsetzungskraft erzeugen und welche Schlüsse sich<br />

daraus ziehen lassen. Am Ende stehen zentrale Kriterien, die für eine erfolgreiche<br />

emotionale Ansprache erfüllt sein müssen, und das Plädoyer für ein integratives<br />

Forschungsmodell aus qualitativen und apparativen Methoden.<br />

auf, was darauf hindeutet, dass die<br />

Dominanz der reinen Produktpräsentation<br />

(hier exemplarisch: Autos) die <strong>Aufmerksamkeit</strong><br />

besser auf die zugehörige<br />

Marke lenkt. Der zentrale Unterschied<br />

zwischen den Anzeigentypen liegt aber<br />

in ihrer Verarbeitungstiefe: Die Stimmungsanzeigen<br />

werden sehr viel aufmerksamer<br />

exploriert und weisen signifikant<br />

höhere <strong>Aufmerksamkeit</strong>swerte für<br />

die Beachtung von Key-Visual, Headline<br />

(Key-Verbal) und Copy auf <strong>als</strong> die Produktanzeigen.<br />

Die Metaanalyse des dritten Anzeigentypus<br />

zeigt, dass narrative Anzeigen initial<br />

sehr viel mehr Beachtung finden <strong>als</strong><br />

die beiden vorherigen: Die Stopping-<br />

Power liegt höher und auch die Brand<br />

Performance weist bessere Werte auf.<br />

Headline und Copy werden hingegen<br />

weniger beachtet <strong>als</strong> bei Stimmungsanzeigen.<br />

Die Gesamtwirkung der narrativen<br />

Anzeige hängt jedoch von bestimmten<br />

Kriterien ab, die im Folgenden<br />

kurz beleuchtet werden.<br />

4<br />

Durchschnittswerte für Anzeigentypen (2)<br />

Narration allein genügt nicht<br />

Als wesentlich für die Strahlkraft einer<br />

narrativen Anzeige erweist sich die Art<br />

der Erzählung. Die Re-Analyse zeigt<br />

deutlich, dass narrative Anzeigen ein<br />

weites Spektrum an Werbeeffizienz aufweisen<br />

– abhängig davon, ob die Erzählung<br />

in einer leicht nachvollziehbaren<br />

Weise auf das Produkt bzw. seine Eigenschaften<br />

Bezug nimmt oder nicht. Als<br />

ähnlich zentral erweist sich die Frage, ob<br />

in ihr ein relevantes Konsumentenbedürfnis/ein<br />

Konsumentenkonflikt aufgegriffen<br />

oder nur eine Story abgebildet<br />

wird. Dem liegt die Annahme zugrunde,<br />

dass ein Produkt bzw. eine Marke erst<br />

dann wirkliche Relevanz erlangt, wenn<br />

sie eine überzeugende Lösung für ein<br />

Konsumentenproblem offeriert.<br />

Dazu folgendes Beispiel: Die Anzeige von<br />

E.ON (siehe Abbildung 4) zeigt ein Mädchen<br />

am Klavier, ein goldener Bogen<br />

symbolisiert den Strom, in der Überschrift<br />

steht „Wachstums | Potenzial“. Eine direkte<br />

Verbindung <strong>zur</strong> Werbebotschaft<br />

wird nicht visuell transportiert, sondern<br />

muss kognitiv in Form eines Gleichnisses<br />

erschlossen werden („Wie das junge<br />

Mädchen wachsen und ihr Potenzial<br />

beim Klavierspielen entfalten wird, so<br />

bietet auch E.ON das Potenzial für weiteres<br />

Wachstum...“). Die Anzeige bzw.<br />

die hier erzählte Geschichte ist so stark<br />

verschlüsselt, dass ein schneller und unbewusster<br />

Transfer der Botschaft kaum<br />

möglich ist. Anders bei der TUI-Anzeige<br />

daneben: Hier kann auf einen Blick erfasst<br />

werden, welche Geschichte erzählt wird<br />

(„Wer mit der TUI reist, macht einen großen<br />

Fang!“). Gleichzeitig spricht die Bilderwelt<br />

positive Urlaubsgefühle an und<br />

greift durch die bildhafte Darstellung<br />

des Urlaubserlebnisses ein typisches<br />

Konsumentendilemma bei der Buchung<br />

einer Pauschalreise auf (Wunsch nach<br />

möglichst hoher Convenience bei der<br />

Reiseplanung vs. befürchtete Ent-Individualisierung<br />

des Reiseerlebnisses).<br />

Die Benchmark-Ergebnisse beider Anzeigentypen<br />

liefern dazu Belegdaten: Explizit-narrative<br />

und implizit-narrative Anzeigen<br />

werden im Durchschnitt etwa gleich<br />

intensiv betrachtet (ähnliche Werte für<br />

Stopping-Power und Adherence), wenngleich<br />

Key-Visu<strong>als</strong> bei impliziten Anzeigen<br />

<strong>zur</strong> Entschlüsselung der Botschaft etwas<br />

stärker Beachtung finden. Was auf den<br />

ersten Blick erstaunen mag: Bei den implizit-narrativen<br />

Anzeigen wird auch der<br />

Absender häufiger beachtet. Dies ist<br />

jedoch nur ein Hinweis auf die Verunsicherung<br />

des Betrachters: Wer bei einer<br />

uneindeutig kodierten Anzeige stutzig<br />

wird, schaut <strong>zur</strong> Verringerung der Unsicherheit<br />

auf den Absender. Dies führt<br />

aber nicht automatisch zu einer besseren<br />

Erinnerungsleistung oder Verankerung<br />

der Markenbotschaft, da diese nicht ausreichend<br />

mit dem Produkt und der Marke<br />

in Beziehung gebracht wird. Marke und<br />

Botschaft können sich bei Anzeigen mit<br />

leicht verständlichen Geschichten (explizitnarrativ)<br />

deutlich besser verankern.<br />

Resultate im Überblick<br />

Die zentralen Ergebnisse der Re-Analyse<br />

noch einmal im Überblick:<br />

Klassische Produktanzeigen, die das<br />

bildhafte Argument in den Vordergrund<br />

stellen, lenken den Blick unmittelbar auf<br />

das Branding. Die Verarbeitung der Anzeige<br />

erfolgt aber eher flüchtig und implizit, da<br />

keine weitergehenden Produkt- und Markenbotschaften<br />

vermutet werden. Auch<br />

4 | planung & analyse 5/2007 www.planung-analyse.de


Sonderdruck<br />

Abstract<br />

Emotions are pivotal for the successful communication of advertising messages.<br />

However, employing emotion on its own will be insufficient if it fails to communicate<br />

an effective message. Utilising a re-analysis of more than 1.200 advertisement tests,<br />

the authors demonstrate that emotional messages have strong assertive power and<br />

are able to induce deep mental processes. Based on the results of their analysis the<br />

authors are then able to draw conclusions about the practical implications in terms<br />

of key criteria that have to be satisfied if an emotional message is to be effectively<br />

transmitted. Finally, their findings make a strong case for the use of integrative<br />

research approaches that combine qualitative with apparative methodologies.<br />

die <strong>Aufmerksamkeit</strong> gegenüber Headline<br />

und Copy ist (unabhängig von ihrer Platzierung!)<br />

niedriger <strong>als</strong> bei inszenierenden<br />

oder narrativen Anzeigen, da kein (emotionaler)<br />

Anreiz für einen zusätzlichen<br />

kognitiven Aufwand geboten wird.<br />

Inszenierende Stimmungsanzeigen<br />

schaffen es über eine unbewusste Emotionalisierung,<br />

den Betrachter in eine positive<br />

Stimmung zu versetzen, so dass eine<br />

intensivere Auseinandersetzung mit Bedeutungselementen,<br />

wie Headline oder<br />

Copy, begünstigt wird. Die Emotionalisierung<br />

geht an dieser Stelle über ein diffuses<br />

Bekanntheitsgefühl hinaus: Der Rezipient<br />

erwartet, dass sich die in der An zeige<br />

transportierten <strong>Emotionen</strong> (Sportlichkeit,<br />

Überlegenheit etc.) auch bei der Produktnutzung<br />

einstellen werden (Antizipation).<br />

Narrative Anzeigen halten die <strong>Aufmerksamkeit</strong><br />

von Anfang an besser, initiieren<br />

eine gründlichere Verarbeitung der Bild-<br />

elemente (die zum Verständnis der Narration<br />

wichtig sind!), wirken sich aber durch<br />

den bildorientierten Rezeptionsmodus<br />

eher nachteilig auf die vertiefende Verarbeitung<br />

von Textelementen aus. Umso<br />

wichtiger ist es für diese Form der Anzeigengestaltung,<br />

alle relevanten Produktinformationen<br />

unmittelbar und bildhaft<br />

über die Story zu liefern. Zusätzlich darf<br />

die Anzeige dem Betrachter die Transferleistung<br />

bezüglich der Botschaft nicht zu<br />

schwer machen. Deutlich sollte werden:<br />

Was will mir die Anzeige sagen?<br />

Fazit und Empfehlungen<br />

Die Wirkung einer Anzeige lässt sich nicht<br />

allein dadurch optimieren, dass man einzelne<br />

Elemente anders platziert oder<br />

deren Form verändert, denn eine Anzeige<br />

ist immer mehr <strong>als</strong> die Summe ihrer<br />

Teile. Umgekehrt gilt: Emotionale Ansprache<br />

ist zwar notwendiger Bestandteil<br />

wirkungsvoller Kommunikation, in Reinform<br />

(<strong>als</strong> kurzes Feuerwerk) aber nicht<br />

hinreichend. Erst wenn die geweckte<br />

Emotion zum Produkt passt und durch<br />

eine stimmige und leicht erfassbare Narration<br />

(die relevante Konsumentenbedürfnisse<br />

und -konflikte anspricht) transportiert<br />

wird, kann das Produkt und die<br />

Marke über die antizipierte Emotion des<br />

Verbrauchers einen nachhaltigen Lerneffekt<br />

bewirken.<br />

Fazit: Der Transport von <strong>Emotionen</strong> in<br />

Printanzeigen erweist sich <strong>als</strong> komplexes<br />

Thema. Dem kann ein Vorgehen am besten<br />

gerecht werden, wenn eine Brücke<br />

zwischen tiefenpsychologischen Ansätzen,<br />

Erkenntnissen der Hirnforschung<br />

und apparativen Verfahren geschlagen<br />

wird: Die Hirnforschung befähigt uns dazu,<br />

die generelle Bedeutung von <strong>Emotionen</strong><br />

nachzuvollziehen. Die Leistung auf<br />

tiefenpsychologischer Ebene liegt darin,<br />

Konsumentenbedürfnisse und darauf abgestimmte<br />

produktadäquate emotionale<br />

Botschaften zu identifizieren. Die Stärke<br />

der vorgestellten (Eye-Tracking-) Pretest-<br />

Verfahren liegt schließlich darin, den Grad<br />

der Auseinandersetzung mit einer Anzeige<br />

zu messen. Dadurch wird ein ganzheitliches<br />

Verständnis von Kommunikation<br />

geschaffen, das die Möglichkeit bietet,<br />

Werbung und ihre Wirkung gezielt zu<br />

optimieren.<br />

5 | planung & analyse 5/2007 www.planung-analyse.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!