KJL im DU - Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
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<strong>KJL</strong> <strong>im</strong> Deutschunterricht<br />
nach Hurrelmann in Bogdal/Korte:<br />
<strong>KJL</strong>: Teil des <strong>Literatur</strong>systems<br />
Sitz <strong>im</strong> Leben <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen, nicht in institutionalisierten<br />
Lernzusammenhängen (Schule partizipiert an Lebensbedeutsamkeit <strong>der</strong><br />
<strong>KJL</strong>: verwandelt sie in Bildungsbedeutsamkeit)<br />
1. <strong>KJL</strong> <strong>und</strong> <strong>Literatur</strong>unterricht:<br />
2. faktischer Gebrauch <strong>der</strong> <strong>KJL</strong> in <strong>der</strong> Schule<br />
3. didaktisches Potenzial <strong>der</strong> <strong>KJL</strong><br />
Ad 1: Historisches: 3 PHASEN<br />
a) Aufklärung, pädagogische Motivation/Philantrophie<br />
Campe: Robinson <strong>der</strong> Jüngere<br />
Rochow: Lesebuch für die Landschulen<br />
b) 1830er Jahre bis 20. JHD: <strong>KJL</strong>-Markt etabliert sich/Ablehnung <strong>der</strong> Päd.<br />
Wolgast: Vom Elend unserer Jugendliteratur<br />
Helmers: <strong>Didaktik</strong> <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Sprache</strong><br />
c) 70er Jahre: <strong>KJL</strong> in d. Schule: Funktionalisierung vs<br />
Leseför<strong>der</strong>ung/lit.Leben<br />
Krüger: Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendbücher als Klassenlektüre<br />
d) heute: Rezeptionsästhetik/Leserorientierung:<br />
<strong>und</strong> rezeptionsorientierte <strong>Didaktik</strong>: Schüler-Leser ernst nehmen<br />
− Bedeutung <strong>der</strong> lebensweltl. Motivation <strong>und</strong> Erfahrung <strong>der</strong> jugendlichen<br />
Rezipienten: Nutzen <strong>der</strong> Gratifikationen, die das Lesen von <strong>KJL</strong> bringt,<br />
− Bedeutung <strong>der</strong> literarischen Sozialisation außerhalb <strong>der</strong> Schule<br />
− Bedeutung empirischer kulturwissenschaftlicher Untersuchungen<br />
− Bedeutung <strong>der</strong> <strong>KJL</strong> für Leseför<strong>der</strong>ung als Teil <strong>der</strong> literarischen Bildung<br />
DEFINITION: <strong>KJL</strong> seit Kindheit als eigenwertige Lebensphase<br />
eigenes literarisches Subsystem/Handlungssystem/Symbolsystem<br />
Dennoch: <strong>KJL</strong> bleibt untergeordnet <strong>im</strong> schulischen Kanonwissen/Wertbewusstsein<br />
<strong>KJL</strong> aber unabhängig von Schule lebendig <strong>und</strong> präsent
Bedeutung <strong>der</strong> <strong>KJL</strong>:<br />
− lebensweltliche Präsenz<br />
− global funktionieren<strong>der</strong> Medienverb<strong>und</strong><br />
− Sachbuch oft mit Fiktion vermischt in <strong>KJL</strong>: Boom des <strong>KJL</strong>-Sachbuchs<br />
− <strong>KJL</strong> kann mit literaturwissenschaftlichem Poetikset untersucht werden<br />
− <strong>KJL</strong> als gratifikationsreiches Lesen vor dem Schritt <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />
Alteritä t <strong>und</strong> komplexer <strong>Literatur</strong>: Genuss <strong>der</strong> Überwindung von Wi<strong>der</strong>ständen<br />
erst, wenn Lesegratifikation vorher erfahren wurden<br />
Ad 2.: realer Gebrauch <strong>der</strong> <strong>KJL</strong> <strong>im</strong> <strong>DU</strong>:<br />
3 Nutzungsbereiche/Fel<strong>der</strong>:<br />
a) Themen- <strong>und</strong> Problemorientierter Einsatz<br />
b) Literarische Bildung<br />
c) Leseför<strong>der</strong>ung<br />
Untersuchungen <strong>der</strong> 1990er Jahre (Runge 1997):<br />
− Bücher <strong>der</strong> 70er <strong>und</strong> 80er bevorzugt gewählt <strong>und</strong> in Lehrplänen empfohlen<br />
− Problemorientierte <strong>und</strong> realistische <strong>KJL</strong> bevorzugt (bis zu 97% in Sek. I)<br />
− Gymnasium: ab 8. Klasse fast keine <strong>KJL</strong> mehr<br />
− Qualifizierte Interpretation von <strong>KJL</strong> in didaktischen Unterrichtsmodellen<br />
vernachlässigt<br />
− he<strong>im</strong>licher Kanon: wenige Autoren <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Texte: Unterrichtshilfen <strong>der</strong><br />
Verlage!<br />
− <strong>Literatur</strong> <strong>der</strong> 90er <strong>und</strong> später mit wenigen Ausnahmen kaum wahrgenommen<br />
Ad 3.: didaktisches Potential:<br />
1. Kontroversen: Haas-Hurrelmann<br />
„Das Elend <strong>der</strong> didaktisch ausgebeuteten KLJ“ (PD/1988): künstlerischer Anspruch<br />
<strong>der</strong> <strong>KJL</strong><br />
Hurrelmann: Neue Eind<strong>im</strong>ensionalität, wenn pädagogisches Signum durch<br />
ästhetisches Signum ersetzt werde<br />
2. Notwendigkeit einer eigenen <strong>Didaktik</strong> <strong>der</strong> <strong>KJL</strong>:<br />
Pro<br />
− eigener Rezipientenkreis<br />
− Polyvalenz <strong>und</strong> ästhet. Qualität <strong>der</strong> EWL nicht erreicht<br />
− Reduktion <strong>der</strong> Probleme <strong>und</strong> Alltagsnähe<br />
− didaktische <strong>und</strong> pädagogische Orientierung <strong>im</strong>manent<br />
− vorpoetisch (Dahrendorf): didaktische Funktion nicht durch<br />
Verwissenschaftlichung verdrängen<br />
Contra:<br />
− (Kliewer/Haas): literaturwissenschaftliche Analyse durch ästhetische Qualität<br />
gerechtfertigt<br />
− EWL ist auch Zielgruppenliteratur
− Imaginations- <strong>und</strong> Verstehensleistung des Lesers wie bei EWL gefor<strong>der</strong>t<br />
− Nicht nur HPU, son<strong>der</strong>n auch analytisch-rezeptionsorientierte Verfahren möglich