bautechnik bautechnik - Forum Wohnenergie
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SPÄTBAROCKES BÜRGERHAUS IN ZEILITZHEIM<br />
Ein Knackpunkt: die Fenster<br />
Natürlich ließ sich die alte Einscheibenverglasung der original erhaltenen Fenster<br />
nicht mit den heutigen Anforderungen an Wohnwärmekomfort und Energiekosten<br />
unter einen Hut bringen. Um das vertraute Bild der Fassade nicht zu beeinträchtigen,<br />
wurden neue, luftdichte Kastenfenster angefertigt, die ihren Vorgängermodellen<br />
aufs Haar gleichen und sich nahtlos in die Hausfassade einfügen. Nebenbei wirkt<br />
der Luftraum zwischen den beiden Scheiben wärmedämmend. In der Folge sank<br />
nicht nur der Wärmebedarf, auch die thermische Behaglichkeit verbesserte sich, da<br />
die unangenehme Zugluft unterblieb. Der Anschluss an das Bruchsteinmauerwerk<br />
erfolgte mit Fenstergewände aus Sandstein, bei der Fachwerkwand sind dies Blendbretter<br />
aus Holz.<br />
Problematisch war, dass die 1995 gerade in Kraft getretene Wärmeschutzverordnung<br />
(WSchVO 95) den Einbau von Kastenfenstern mit originaler Anmutung nicht zuließ.<br />
Die Berechnung nach der alten Wärmeschutzverordnung von 1984 erlaubte einen<br />
mittleren Wärmeübergangswert von 1,70 W/m²K. Die WSchVO 95 ließ aber nur 0,66<br />
zu. Nach § 14 der Verordnung kann der Bauherr allerdings bei besonderen Umständen<br />
wie dem Denkmalschutz und unvertretbar hohem Aufwand um Befreiung von dieser<br />
Vorgabe bitten. Im Fall des Zeilitzheimer Bürgerhauses kam die Behörde diesem<br />
Antrag nach, um den Einbau der Kastenfenster zu ermöglichen. Die neuen Sprossenfenster<br />
bestehen aus einfachen Rahmen mit Zweifachverbundglas. Allerdings war eine<br />
hochwertige Wärmedämmung der Glasscheiben nicht möglich. Ein weiteres Beispiel<br />
dafür, dass der Schutz der historischen Bausubstanz nur dann mit den gesetzlichen<br />
Vorgaben zur Energieeinsparung in Deckung zu bringen ist, wenn sich Bauherr und<br />
Denkmalschutzbehörde auf einen sinnvollen und praxisgerechten Kompromiss einigen<br />
können. Ebenso war ausgeschlossen, eine moderne Haustür einzubauen. Die Tür<br />
wurde original nachgeschnitzt. Auch die Straßenlaterne am Haus und die Fensterläden<br />
nebst Verankerungen sind dem Original weitgehend nachempfunden. Es bedurfte erheblicher<br />
Handwerkskunst, diese anspruchsvollen Arbeiten fachgerecht auszuführen.<br />
Die Lüftung der Räume und der hygienisch notwendige Raumluftwechsel erfolgt ausschließlich<br />
über die Fenster. Auf den Einbau einer Wohnungslüftungsanlage wurde<br />
verzichtet. Lediglich die Badezimmer und Nassbereiche (Duschen und Bäder) sind mit<br />
Abluftventilatoren ausgestattet, um die Feuchte abzuführen.<br />
6 7<br />
6, 7 Denkmalgerechte Doppelfenster für Fensterlüftung.<br />
Der Lufthohlraum wirkt als Wärmedämmung.<br />
8 Lediglich die Badezimmer und Nassbereiche (Duschen<br />
und Bäder) wurden mit Abluftventilatoren ausgestattet, um<br />
die Feuchte abzuführen.<br />
9 Der Badehandtuchheizkörper sorgt zusätzlich zur Fußbodenheizung<br />
in den Badezimmern im Erdgeschoss für individuellen<br />
Wärmekomfort.<br />
9<br />
8<br />
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